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Full text of "Jahresbericht über die Leistungen und Fortschritte auf dem Gebiete der Neurologie und Psychiatrie"

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JAHRESBERICHT 

ÜBER  DIE 

LEISTUNGEN  UND  FORTSCHRITTE 

AUF  DEM  GEBIETE  DER 

NEUROLOGIE  und  PSYCHIATRIE 


IN  VERBINDUNG  MIT 

Dr.  ALBRECHT-Berlin,  Dr.  M.  A&NDT-Wannsee.  Dr.  B.  ASGHEB-Berlln,  Dr.  W.  BAÜKANN-Breslaa,  Geheimrat 

Prof.  Dr.  BBKNHARDT-Berlio,  Dr.  M.  BLOCH-fierliD,  Oberanet  Dr.  B.  BBATZ-Wuhlgarten,  Dr.  BBBGMANN- 

Waraohau,  Dr.  ERICH  BBUCK-Breslaa,  Prof.  Dr.  L.  BRÜNS-Hannover,  Priv.-Doz.  Dr.  B.  GASSIRER-Berlin, 

Prof.  Dr.  A.  GRAMER-  GÖUingen,  Dr.  F.  DAYIDSOHN-BerUn,  Priy.-Dos.  Dr.  DETERMAKN-Freibnrg  i.  B., 

Dr.  GEORG  DRETFÜSS-Heidelberg,  Pref .  Dr.  REN£  DU  BOIS-RETMOND-Berlin,  Dr.  G.  FLATAU-Berlin. 

Dr.  ERNST  FLÖRSHEIM-BerUn,  Dr.  H.  G.  HAENEL-Dresden,  Prof.  Dr.  FRITZ  HARTMANN-Gras, 

Prof.  Dr.  RENKEBERG-Berlin,  Dr.  HÜDOYERNIG-KAROLT-Bndapest,  Priv.-Doz.  Dr.  F.  W.  JAMIN-Erlangen, 

Dr.  0.  KAUSGHER-Berlin,  Dr.  S.  KALISGHEB-Berlin-SohlaohteiiBee,  Dr.  KARPLUS-Berlin,  Medizinalrat 

Dr.  KOBNIG-DaUdorf,  Dr.  L.  M.  KOBTSGHER-Habertasbarg,  Dr.  F.  KRAMER-Breslau,  Dr.  KRON-Moskan, 

Priv.-Doz.  Dr.  PAUL  LAZARUS-Berlin,  Geheiwrat  Prof.  Dr.  B.  vom  LEYDEN-Berlin,  Prof.  Dr.  H.  LORENZ- 

Graz,  Dr.  0.  MAAS-Berlin,  Priv.-Doz.  Dr.  MANN-Breslau,  Dr.  KURT  MENDEL-BerUn,  Dr.  MERZBAGHER- 

Heidelberg,  Priv.-Doz.  Dr.  MINOR-Moskaii,  Priv.-Doz.  Dr.  BD.  MÜLLER-Breslau,  Direktor  Dr.  NEISSER- 

Bonzlan,  Prof.  Dr.  OBERSTEINER-Wieii,  Dr.  GEORG  PERITZ-Berlin,  Prof.  Dr.  A.  PIGK-Prag,  Dr.  B.  POLLAGK- 

BarUn,  Priv.-Doz.  Dr.  M.  REIGHARDT-Wirzburg,  Dr.  RIGHTER-Hamm,  Dr.  A.  SAENGER-Hamburg,  Prof. 

Dr.  SEIFFER-Berlin,  Prof.  Dr.  SILEX-Berlin,  Prof.  Dr.  WEYGANDT-Würzbuig,  Priv.-Doz.  Dr.  H.  WIENEB- 

Prag,  Prof.  Dr.  WOLLENBERG-Strafibnrg,  Oberarzt  Dr.  ZIERTMANN-Banzlan, 

kerausgegeben  und  unter  Mitwirkung  von 
Dr.  ED.  FLATAU  in  Warschau  und  Dr.  S.  BENDIX  in  Berlin 

Redigiert  von 

Professor  Dr.  B.  Mendel         Frivatdozent  Dr.  L.  Jacobsohn 

in  Berlin.  in  Berlin. 

IX.  JAHRGANG: 

Berlcbt  Ober  das  Jahr  1905. 


BERLIN  1906 

VERLAG  VON  S.  KARGER 

KARLSTBASSE  16. 


-^F^-r^.^T 


^_'-— ^-'-.  ■  *  -'^■ 


KV  '  ^'<^'-l 


Alle  Hechte  yorbehalten. 


Druck  von  ▲.  Hopfer  in  Burg  b.  M . 


Die  Sedaktion  des  Jahresberichts  far  Neurologie  n.  Psychiatrie 
richtet  an  die  Herren  Fachgeoossen  und  Forscher,  welche  zu  den 
Gebieten  Gehöriges  und  Verwandtes  publizieren,  die  dringende  Bitte,  sie 
durch  rasche  Übersendung  von  Separat- Abdrücken  ihrer  Veröffentlichungen 
unterstützen   zu  wollen. 

Zusendungen  wolle  man  an  die  Verlagsbuchhandlnng  von 
S.  IBLSkTger  in   Berlin,  Karlstraße  15,  „für  den  Jahresbericht^  richten. 


INHALTS-VERZEICHNIS. 
A.  Neurologie. 

Seite 
I.  Anatomische    Untersuchungstnethoden    des    Nervensystems. 

Ref.:  Dr.  B.  PoUaok-Berlin 1—7 

II.  Anatomie  des  Nervensystems.  Ref. :  Priv.-Doz.  Dr.  L.  Jaoobsohn- 

Berlin  (s.  auch  Ergänzungsreferate  p.  1218) 7 — 69 

in.  Physiologie. 

a)  Allgemeine  Physiologie 

1.  des  Nerrensystems.     Ref.:  Prir.-Do2.  Dr.  Hugo  Wiener- 
Prag    70—100 

2.  des  Stoffwechsels  in  bezug  auf  das  Nervensystem.    Ref.:  Dr. 

Georg  Peritz-Berlin ...      101—115 

b)  Spezielle  Physiologie 

1.  des  Gehirns.     Ref.:  Dr.  O.  Kalischer- Berlin      116—135 

2.  des   Rückenmarks.      Ref.:    Priv.-Doz.   Dr.   Hugo  Wiener- 
Prag    135—147 

3.  der  peripherischen   Nerven   und   Muskeln.     Ref.:    Prof.    Dr. 

B.  du  Bois-Beymond-Berlin 147—182 

lY.  Pathologische  Anatomie. 

a)  allgemeine:   der   Elemente   des   Nervensystems.     Ref.:   Prof.  Dr. 

H.  Obersteiner- Wien 182—204 

b)  spezielle: 

1.  des  Gehirns,   Rückenmarks    und   der  peripherischen  Nerven. 

Ref.:  Dr.  Bd.  Piatau- Warschau 204—247 

2.  Das  Knochensystem   in   seineu  Beziehungen   zu   den  Krank- 
heiten des  Nervensystems.   Reif. :  Prof.  Dr.  Fritz  Hartmann- 

Graz 247—278 

V.  Pathologie  des  Nervensystems. 

1.  Allgemeiner  Teil  (Ätiologie,  Symptomatologie,  Diagnostik). 
Ref.:  Priv.-Doz.  Dr.  L.  Mann-Breslau,  Dr.  Franz  Krämer- 
Breslau,  Dr.  Erich  Bruck-Breslau  und  Dr.  Walter  Baumann- 

Breslau 278—356 

Anhang,     a)  Aphasie.     Ref.:  Dr.  S.  Kalischer-Schlachtensee   .      355—370 
b)  Die  Beziehungen  der  Augenstörungen  zu  den  Nerven- 
krankheiten.    Ref.:  Prof.  Dr.  P.  Süex-Berlin     .    .      370—390 

2.  Erkrankungen  des  Zentralnervensystems. 

a)  Multiple  Sklerose  und  amyotrophische  Lateralsklerose.    Ref.: 

Dr.  Bregmann- Warschau 391—405 

b)  Tabes.    Referenten :  Geh.-Rat  Prof.  Dr.  E.  V.  Leyden  und 
Priv.-Doz.  Dr.  Paul  Lazarus-Berlin 405—426 

c)  Friedreichsche  Ataxie.     Ref. :  Dr.  G-.  Flatau-Berlin  ....      427—430 

d)  Syphiüs.    Referent:  Prof.  Dr.  W.  SeiflPer-Berlin 430—437 


Inhalts- Verzeichnis.  V 

86iU 

e)  Meningitis  cerebroBpinalifl.  Bei. :  Priy.-Doz.  Dr.  Fr.  Jamin- 
ErUngen 487—461 

f)  Durch  Intoxikationen  und  Infektionen  bedingte  Erkrankungen 

des  ^erwoimfaiamß,    Ref.:  Dr.  Gfreorg  Forits-Barlin    .   .   •     461—485 

g)  faralysis    agitans    und    Tremor    seaüis.      Ref.:   Prof.   Jh. 

K.  Wollenberg-Straßburg 486—488 

3.  Erkrankungen  des  Großhirns. 

a)  Diffuse: 

Meningitis  tuberculosa,  Meningitis  purulenta,  Fachynienin- 

gitis  etc.    Ref.:  Priv.-Doa.  Dr.  Fr.  Jamin-Erlangen      488—502 

Encephalitis,  Polioencephalitis,  Hydrocephalua,  Er- 
krankungen der  Himgefaße.  Ref.:  Priv.-Doz.  Dr. 
Beiohsrdt-Würzburg 502—511 

b)  Herderkrankungen: 

Himgeschwülste.    Ref.:  Prof.  Dr.  L.  Brons-Hannover  .  511—580 
Hämorrhagie,  Embolie,  Thrombose,  Abszeß.    Ref. :  Priv.- 

Doz.  Dr.  Ed.  MÜller-3reslau 581—545 

Anhang:    Zerebrale    Kinderlähmung.      Ref.:     Prof.    Dr. 

Henneberg-Berlin 545—550 

Augenmuskellähmungen.   Ref. :  Dr.  Kiohter-Hamm  i.  W.  550 — 556 

4.  Erkrankungen  des  Kleinhirns.     Ref.:  Prof.  Dr.  L.  Bnuis- 
Hannover 556 — 559 

5.  Erkrankungen   der   Brücke   und   der  Medulla   oblongata. 

Ref.:  Dr.  S.  KaliBCher-S^Uaehtensee 559—567 

6.  Erkrankungen  des  Rückenmarks. 

a)  Diffuse  Formen: 

Myelitis.      Myelomalaeie,    Myelitis    gonorrhoica,    Caiies. 

Referent:    Dr.  S.  Flatau- Warschau 567^574 

Traumatische  Erkrankungen  des  Rückenmarks  (Hamato* 

rhachis,  Hämatomyelie.    Fraktur  usw.).    Erkrankungen 

des  Epiconus,  Conus  und  der  Cauda.     Malum  Potii. 

Ref.:  PriT..Doz.  Dr.  L.  Minor-Moskau 574—587 

Syringomyelie  und  Morvaoseher  Bymptomenkomplex.  Raf. : 

Dr.  H.  Q.  Hftenel-Drasden 587—595 

b)  Herderkrankuogen : 

Rückenmarks-  und  Wirbelgeschwülste.     Ref.:   Prof.  Dp. 

It.  Bvuni'Hannoyer 595 — 598 

c)  Strang-  und  Systemerkranknngen.     Ref. :  Prof.  Dr.  ▲.  Plok- 

Prag 598—59» 

d)  Poliomyelitis.     Ref.:  Dr.  8.  Bendbc-Berlin 599—610 

e)  Progressive  Muskelatrophie.  (Dystrophia  musculorum  pro- 
gressiva. Spinale  und  neurotische  Muskelatrophie.)  Arthri- 
tische  Muskelatrophie.  Myatonie,  Muskelhypertrophie,  Muskel- 
defekte.   Myositis.    Ref.:  Prof.  Dr.  H.  Lorenz-Graa     .    .    .      610—624 

7.  Krankheiten    der  peripherischen   Nerven.     Ref.:   Geh.-Rat 

Prof.  Dr.  Bernhardt-Berlin 624—652 

8.  Funktionelle  Erkrankungen  des  Nervensystems: 

Hysterie,  Neurasthenie,  Hypochondrie.  Ref :  Dr.  E.  Flörsheim- 
Berlin     652—671 

Epilepsie,  £klampsie,  Tetanus.    Ref.:   Oberarzt  Dr.  E.  Bratz- 

Wuhlgarten 672—700 

Chorea,  Tetanie.    Ref.:  Prof.  Dr.  B.  Wollenberg-Straßburg  .      700— 7ia 
Lokalisierte  MuskelkrSmpfe.     Ref.:  Dr.  Baumann-Breslau   .    .      718—722: 
Morbus  Basedowii,  Myxödem,  Raynaudsche    Krankheit,  Angio- 
Trophoneurosen,   Akroparästhesien,  Er>'thromelalgie,  Sklero- 


VI  Inhalts  -Verzeichnis. 

Seite 
dermie,  Akromegalie,  Gigantismus  und  verw^andte  Zustände. 
Ref. :  Priv.-Doz.  Dr.  K.  Cassirer-Berlin  und  Dr.  O.  Maas- 

BerUn 722—747 

Hemiatrophia  faciei.     Ref.:  Prof.  Dr.  £.  Mendel-Berlin  .    .    .  747 — 749 
Oephalea,  Migräne,  Neuralgieen  osw.    Ref.:   Dr.  A«  Saenger- 

Hamburg 749—752 

9.  Trauma  und  ^Nervenkrankheiten.    Ref.:  Dr.  Kron-Moskau    .      763 — 766 

YI.  Therapie  der  Nervenkrankheiten. 

a)  Allgemeine  Therapie. 

1.  Medikamentöse  Therapie.     Ref.:  Dr.  M.  Bloch-Berlin  .    .    .      767—780 

2.  Hydrotherapie   und    Balneotherapie.      Ref.:    Priv.-Doz.    Dr. 
Determann-St.  Blasien 780—808 

3.  £lektrodiagno8tik  und  Elektrotherapie.    Ref. :  Dr.  G-.  Flatau- 

Berlin 809-818 

4.  Massage,  Heilgymnastik,  Übungstherapie,  Sport,  Orthopädie. 

Ref.:  Dr.  G.  Platau-Berlin 818—825 

5.  Organotherapie.     Ref.:  Dr.  Dreyfuss-Heidelberg   .....      825—840 

6.  Chirurgische  Behandlung.     Referenten:  Dr.  F.  DavidflOhn 

und  Dr.  JuL  Herafeld-Berlin 840—877 

b)  Spezielle  Therapie 

1.  der  Krankheiten  des  G«hims,  Ruckenmarks  und  der  periph. 

Nerven.     Ref.:  Dr.  M.  Blooh-Berlin 877—908 

B.  Psychiatrie. 

1.  Psychologie.    Ref.:  Prof.  Dr.  Weygandt- Würzburg 908—933 

II.  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und   Diagnostik  der 

Geisteskrankheiten.    Ref.:  Dr.  Arndt-Wannsee-Berlio 938—1016 

III.  Spezieller  Teil: 

1.  Idiotie,     Imbezillität.     Kretinismus.       Ref.:    Med.-Rat   Dr. 

W.  Könlg-Dalldorf 1016—1033 

2.  Funktionelle    Psychosen.     Referent:    Direktor  Dr.   Clemens 

Neisser  und  Oberarzt  Dr.  Ziertmann-Bunzlau 1033 — 1046 

3.  Psychosen  und  Neurosen.     Ref.:  Dr.  S.  Bendix-Berlin    .    .    .    1046—1049 

4.  Intoxikations-    und  Infektions-Psychosen.     Ref.:  Prof.  Dr. 

A.  Cramer-Göttingen 1049-1062 

5.  Organische  Psychosen..  Ref.:.  Prof.  Dr.  E.  Mendel  und  Dr. 

Kurt  Mendel-Berlin 1062—1090 

IV.  Kriminelle  Anthropologie.   Ref.:  Dr.  Max  Kötscher-^Hubertusburg  1090—1158 

V.  Gerichtliche  Psychiatrie.    Ref.:  Prof.  Dr.  A.  Cramer-Göttingen     .    1158—1182 

VI.  Therapie    der    Geisteskrankheiten,    Anstaltswesen,    Wärter- 

ffrage  etc.    Ref.:  Dr.  B.  Asoher-Berlin 1182—1218 

Anhang:  Ergänzungsrefferate 1218—1228 


Sach-  und  Namenregister.     Dr.  M.  Karger-Berlin 1229 — 1291 


Tärlieteeluiik  lud  aiatomische  Vntersnchnngsmethoden 
des  Herrensystems. 

Refö-ent:  Dn  Bernhard  Pollack-Berlin. 

1.  Agababow,A.,  Ueber  die  Färbung  der  Neuroglia  nach  Weigert.    Rusakij  Wratsch« 

No.  34. 
:2.  Arbeit,  E.,    Der  Leitzsche  Universal-Projektions- Apparat.     Zeitschr.  f.  wissensoh. 

Mikroskopie.     Bd.  XXII,  p.  363. 

3.  B  a  y  o  n ,  P.  Gk,  Die  histologischen  Untersuchungsmethoden  des  Nervensystems. 
Würzburg.    A.  Stubers  Verlag. 

4.  Derselbe,  Die  Anwendung  neuer  Impragnationsyerfahren  in  der  pathologisch  •  histo* 
logiflchein  Analyse  des  ^ntralnervensystems.  Centralblatt  für  aUgem.  Pathologie. 
No.  2.  p.  52. 

■5.  Bielachowsky,  Max,  Die  Darstellung  der  Axenzylinder  peripherischer  Nerven- 
fasern und  der  Axenzylinder  zentraler  markhaltieer  Nervenfasern.  Ein  Nachtrag 
zu  der  von  mir  angegebenen  Imprägnationsmethock  der  NeurofibriUen.  Journal  für 
Psychologie  und  Neurologie.     Bd.  IV,  p.  227. 

^.  Cagnetto,  Giovanni,  Per  la  colorazione  delle  cellule  cromofile  deir  Hypophysis 
cerebri.  Nota  di  tecnica  istologica.  Zeitschrift  für  wissenschaftliche  Mikroskopie. 
Band  XXD,  p.  539. 

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^9.  Caullery,  M.  et  Chappellier,  A.,  Un  procMd  commode  pour  inclure  dans 
la  paraffine  des  objets  mioroscopiques.  Compt.  rend.  Soc.  de  Biologie.  Vol.  LVIU. 
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9a.  D  i  m  m  e  r ,  F..  De  Pho'ojraphi^  des  Augenhintergrund  ^^s.  Sitzungaberichte  der 
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10.  ¥  a  r  r  a  r ,  C.  B.,  The  Growth  of  Histologie  Technique  During  the  Nineteenth  Century. 
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11.  Heidenhain,  M.,  Über  die  Massenfärbung  mikroskopischer  Schnitte  auf  Glimmer- 
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14.  Homburger,  August,  Ueber  die  Gründe  der  mangelhaften  Haltbarkeit  und  der 
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15.  Hülst,  J.  P.  L.,  Methode  ter  kleuming  der  neuroglia.  Psychiat.  en  Neurol.  Bl. 
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15a.  K  a  r  p  1  u  s  und  Spitzer,  Methode  zur  Freilegung  der  Brücke.  Vorlauf ii?e  Mit- 
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17.  Leontowitsch,  A.,  Zur  Frage  nach  der  intra vitalen  Färbung  der  Nerven.  Le 
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Jahreaberifiht  f.  I^enrologie  and  Psychiatrie  1906,  1 


2  Färbetechnik  und 

18.  L  u  g  a  r  o  ,  E.,  En  metodo  di  colorazione  delle  neurofibrille  mediante  Targento  cof' 
loidale.     Monitore  Zolog.  ItaL  Anno  15.     No.  11,  p.  350—356. 

19.  Derselbe,  Sui  metodi .  di  demonstrazione  delle  neurofibrille.  Annali  di  Neurologia. 
Anno  22.  fasc.  5,  p.  495-^96.     (cf.  Kapitel:  Anatomie,    p.  16). 

20.  Derselbe,  Sulla tecnica  del  metodo  di  Nissl.  Monit.  Zool.  Ital.,  Anno  16.    No.  l,  p.lll— 16^ 

21.  Mar  oh  and,  L.,  Nouvelle  m^tiiode  de  Ramon  y  Cajal  pour  les  terminaisons  des 
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22.  Derselbe,  Nouvelle  m^thode  de  Ramon  y  Cajal  pour  la  coloration  des  fibres  k  myeline. 
ibidem.     Tome    X,  p.  127. 

23.  Mayon,M.  S.,A  method  of  Differential  Staining  for  Retinal  and  other  Nerve  Gang- 
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24.  M  e  d  e  a ,  E.,  L'applieazione  del  nuovo  metodo  di  Ramon  y  Cajal  allo  studio  del  sistema 
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25.  Melia,  Sections  nerveuses.     Arch.  de  Neurol.     XIX,  p.  251.     (Sitzungsbericht.) 

26.  M  0  1  i  s  s  i  n  o  s  ,  Konst.,  Vorrichtung  zur  gleichzeitigen  schnellen  Färbung  der  auf 
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Mikroskopie.     Bd.  XXII,  p.  130. 

27.  Metz,  C,  Die  Leitzsche  Dunkelfeldbeleuchtung  bei  Ven^'endung  der  homogenen 
Oellmmarsion.     ibidem.     Bd.  XXII,  p.   114. 

28.  Moll,  Alfred,  Zur  Darstellung  der  Neuroglia  und  der  Achsenzylinder  im  Sehnerven. 
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29.  N  a  k  a  i  z  u  m  i ,  Ueber  Chromsilberimprägnation  bei  Netzhautgliom.  Verelnsbeil. 
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30.  N  e  u  m  a  y  e  r ,  L.,  Objektträgergestell  zur  Massenfärbung  von  aufgeklebten  Paraffin - 
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31.  Passek,  Wladimir,  Neue  Methoden  zur  Färbung  der  Nervenzellen  (zu  der  Frage^ 
der  Saft  kanälchen).     Neurolog.  Centralblatt.     No.  13,  p.  606. 

32.  Pawel,  Demonstration  von  Achsenzyünderimprägnationen.  Allgem.  Zeitsclir.  L 
Psychiatrie.     Bd.  62,  p.  815     (Sitzungsberieht.) 

33.  P I  r  e  z  ,  Ch.  et  G  e  n  d  r  e  ,  E.,  Proc^6  de  coloration  de  la  n^vralgie  chez  les  Ichthyo- 
bdeles.     Compt.  rend.   Soc.  de  Biologie.     Tome  LVIU.     No.   14,  p.  675. 

34.  P 1  e  h  n ,  A.,  Zu  meiner  Mitteilung  über  „Schnellfärbung  und  Schnittfärbung  nach 
Romano wsky'*  in  Bd.  VIII,  Heft  11.  dieser  Zeitschrift.  Arch.  f.  Schiffs-  und  Tropen- 
hygiene IX.     No.  1,  p.   17. 

35.  P  u  s  a  t  e  r  i ,  E.,  II  tachiolo  Paternö  nelF  impregnazione  delle  neuro-fibriUe.  Arch, 
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36.  Reicherts,  New  Microsrope  for  Brain  Sections.  Joum.  of  the  R.  Microscop.  Soc. 
Part.   3,  p.  368—369. 

37.  R  e  n  a  u  d  ,  Maurice,  Methode  d'examen  du  Systeme  nerveux.  Nouvelle  Iconographie- 
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38.  R  u  z  i  c  k  a  ,  Vladislav.  Zur  Theorie  der  vitalen  Färbung.  Zeitschr.  für  Wissenschaft!. 
Mikroskopie.    Bd.  XXII,  p.  91. 

39.  Sabraz6s,J.  etLetessier,E.,  Proc6d6  de  coloration  de  la  n^vroglie.  Archives 
g6n.  de  M6decine.     No.  51,  p.  3219. 

39a.  San  zo,  L.,  Impic^o  c'eU*  elettrolisi  nella  impregnazione  metallica  e  nella  colora- 

zxr.io  dei  t-siti.     An\t.  An^.eiger.     Bl.  27.  S.  269. 
39b.  S  k  u  k  o  w  s  k  i ,  M.,   Die  neue  Methode  Ramon  y  Cajals  und  ihre  Beziehung  zur 

Lehre  von  den  Neuroien.     Obosrcnje  p^chiatrii.     No.  5 

40.  S  i  d  i  n  g  ,  A.,  Ein  Beitrag  zur  Paraffinschneidetechnik.  Zeitschr.  f.  wissensoh.  Mi- 
kroskopie.    Bd.   XXII,  p.    177. 

41.  Sternberg,  Carl,  Eine  Schnittfärbung  nach  der  Romanowskischen  Methode. 
Central!  latt  für  allgem.  Pathol.  und  pathol.  Anatomie.     No.  8,  p.  293. 

42.  S  t  r  o  u  d  ,  Bert  B.,  An  Improved  Hcad-Holder  for  the  Removal  of  the  Human  Brain. 
Medical  News.     Vol.  87,  No.  24,  p.  1125. 

43.  T  r  i  e  p  e  1 ,  H.,  Ein  Zylinder-Rotations-Mikrotom.  Zeitschr.  f.  wissenschaftl.  Mikro- 
skope und  mikroskop.  Technik.     Bd.   XXII,  p.   118. 

44.  V  a  s  o  i  n  ,  B.,  Ueber  die  Veränderungen  des  Rückenmarkes  bei  der  Fixierung,  ibidem. 
Bd.  21,  H.  4,  p.  420—431. 

45.  Vo  g  t ,  Oskar,  Das  Pantomikrotom  des  Neurobiologischen  Laboratoriums.  Journal 
für  Psy  hologie  und  Neurologie.     Bd.   VI,  p.   121. 

46.  W  i  m  m  e  r  ,  A.,  Ora  Neurofibril  farving  og  Neuro-fibrillemcs  Forhold  i  Cortex  cerebri 
ved  patologsk-  Tilstande.     Hospitaltidende.     No.  30 — 31. 

Bayon  (3)  hat  in  seinem  Buche  über  clie  histologischen  Untersticlmngs- 
Methoden   des  Nervensystems  folgende   Einteilung  gewählt:   Laboratoriums- 


aDatomische  üntersuchungsmethoden  des  Nervensystems.  g 

einrichtungen,  Sektionstechnik,  Konservierung  in  natürlichen  Farben  zu 
SammluDgs-  und  Demonstrationszwecken,  Fixation,  Schneiden,  Einschließen, 
dann  die  eigentliche  Färbetechuik  (Kern  nnd  Kollektiv-Färbungen,  Neuroglia^ 
Ganglienzellen,  Achsenzylinder,  Markscheiden,  Hautnerven,  ferner  besonders 
Marchis  Methode,  sowie  vitale  Färbungen,  Golgis  Methoden  und  die  neueren 
Fibrillenfarbungen.  Betreffs  der  letzteren  wäre  zu  bemerken,  daß  Bayon 
noch  die  älteren  komplizierteren  Anweisungen  Bielschowkys  mitteilt,  die  ja 
neuerdings  durch  wesentlich  vereinfachtere  ersetzt  wurden. 

Am  Schlüsse  widmet  B.  auch  der  Mikrophotographie  und  der  Unter- 
suchung der  Cerebrospinalflüssigkeit  ein  kurzes  Kapitel.  Es  sei  dem  Refe- 
renten an  dieser  Stelle  noch  die  Bemerkung  gestattet,  daß  selbst  so  spezielle 
Werke,  wie  das  von  Bayon  und  dem  Referenten  (dessen  III.  Auflage 
etw^a  gleichzeitig  mit  dem  vorigen  erschien)  immer  gewisse  Mängel  auf- 
weisen müssen,  die  sich  naturgemäß  aus  den  oft  ganz  plötzlichen  und 
schnellen  Fortschritten  der  Technik  ergeben.  Der  Mikroskopiker  kann  aus 
solchen  und  ähnlichen  Techniken  meist  wohl  nur  gewisse  Anleitungen  ent- 
nehmen und  bedarf  im  übrigen  weiterer  eigener  Studien,  eigener  Erfahrung, 
eigener  Kritik. 

Bayon  (4)  faßt  die  Resultate  seiner  Untersuchungen  in  folgenden 
zwei  Schlußthesen  zusammen: 

1.  Die  Cajalschen  Fibrillen-  und  Achsenzylinder-  Imprägnatiousver- 
fahren  sind  in  der  pathologischen  Anatomie  des  menschlichen  Zentralnerven- 
systems leicht  anwendbar. 

2.  Sie  können  uns  einen  erweiterten  Einblick  in  die  akuten  Erkran- 
kungen der  Nervenzelle  gewähren,  indem  sie  uns  mit  zwei  neuen  Befunden 
bekannt  machen:  a)  körniger  Zerfall,  b)  Verdickung  der  Neurofibrillen. 

Bielschowsky  (5)  gibt  eine  Modifikation  seiner  Silberimprägnations- 
methode  an,  welche  eine  Differenzierung  des  fibrillären  Bindegewebes  und 
elastischer  Fasern  gegenüber  den  Achsenzylindern  und  intracellulären  Fi- 
brillen der  Ganglienzellen   am   peripherischen  Nervensystem  möglich  macht. 

Als  Fixierungsflüssigkeit  dient  10 — 15  7o  Fonnalinlösung;  die  Schnitte 
kommen  in  2  '7o  Höllensteinlösung.  Darauf  gelangen  sie  in  das  Gemisch 
von  ammoniakalischer  Silberlösung,  bis  sie  eine  dunkelbraune  Färbung  an- 
genommen haben.  Von  hier  überträgt  man  die  Schnitte  in  eine  schwache 
wässerige  Lösung  von  Essigsäure,  bis  sie  eine  gelbliche  Farbennuance  an- 
nehmen. Dann  kommen  sie  in  die  reduzierende  wässerige  Formollösung, 
solange  als  noch  weißliche  Wolken  sich  aus  ihnen  entfernen.  Jetzt  werden 
die  Schnitte  einer  Vergoldung  unterzogen  und  kommen  in  ein  neutrales 
Goldbad  (5  Tropfen  einer  1  ^1^  Goldchloridlösung  auf  10  ccm  Wasser),  bis 
der  Grundton  des  Gewebes  ein  rötlich  violetter  wird. 

Schließlich  werden  die  Schnitte,  um  ungenügend  reduziertes  Silber  zu 
entfernen,  in  eine  5  ^:q  Lösung  von  Natriumthiosulfat  gebracht.  In  den 
fertigen  Präparaten  sind  die  Achsenzylinder  homogen  scinvarz  tingiert, 
während  die  Fasern  der  Bindegewebssubstanz  eine  violette  oder  blauviolette 
Färbung  aufweisen.  -Die  Markscheiden  sind  häufig  mitgefärbt  und  umgeben 
dann  den  zentralen  Achsenstrang  als  ein  rötlich  gefärbter  Mantel.  In  diesem 
Falle  läßt  sich  feststellen,  an  welcher  Stelle  die  Nervenfasern  marklos 
werden.  (Ihndiv.) 

Das  Verfahren  Henke  und  Zeller's  (12),  bei  welchem  Fixation  des 
Gewebes  und  Vorbereitung  zur  Durchtränkung  mit  Paraffin  in  einen  Akt 
zusammengezogen  ist,  basiert  auf  den  Eigenschaften  des  Acetons,  protoplasma- 
fallend  zu  wirken  und  sich  in  geschmolzenem  Paraffin  leicht  zu  lösen. 
Die    Gewebsteile   kommen   in   Aceton,   bis   sie  etwa  die  Konsistenz  von  in 


4  Färbetechoik  und 

Alkohol  gehärteten  Objekten  haben.  Dann  gelangen  sie  in  flüssiges  Paraffin 
vom  Schmelzpunkt  52 — 63®,  worin  das  Aceton  mit  seinem  Siedepunkt 
von  56*  sich  leicht  löst,  teils  verdampft.  Wenn  die  Blasenbildung,  die 
diesen  Vorgang  anzeigt,  beendigt  ist,  so  kann  das  Objekt  herausgenommen 
und  ein  Block  gegossen  werden.  Die  Dauer  der  einzelnen  Prozeduren 
richtet  sich  nach  der  Größe  des  verwandten  Stückes.  Das  Verfahren  ist 
zunächst  nur  als  Schnellmethode  ausgearbeitet,  doch  kann  durch  Mischung 
mit  Alkohol  die  wasserentziehende  Eigenschaft  des  Acetons  abgestuft  und 
80  auch  die  Vorbereitung  diffizilerer  Objekte,  mit  entsprechendem  Mehr- 
aufwand von  Zeit,  erzielt  werden.  Die  Färbbarkeit  für  alle  Farbstoffe 
bleibt  nach  unseren  Versuchen  erhalten,  auch  können  dem  Aceton  Anilin- 
farben beim  Fixieren  zugesetzt  werden,  um  Vorfärbungen  zu  bekommen. 
Die  Vorzüge  der  Methode  sind:  Die  geringe  Anzahl  der  verwandten  Medien  — 
Aceton,  Paraffin  —  weiter  der  Umstand,  daß  kein  öfterer  Wechsel  derselben 
nötig  ist,  endlich  die  Schnelligkeit;  sie  stellt  also  die  geringsten  Anforde- 
rungen an  die  Aufmerksamkeit  insbesondere  des  Praktikers.      (Autoreferai.) 

Hoinblirg6r(14)  weist  kurz  und  mitRechtdarauf  hin,  daßWeigertsche 
Neurogliapräparate  allmählich  teils  verwaschen  erscheinen,  teils  abgeblaßt. 
Als  Gründe  hierfür  gibt  er  an,  daß  das  Celloidin  bei  der  Differenzierung 
mit  Anilinxylol  den  Farbstoff  ziemlich  zäh  zurückhält,  so  daß  im  Präpa- 
rate Methylviolettreste  bleiben,  die  nicht  an  die  Faser  gebunden  sind.  Eest- 
liches  Anilin  löst  dieses  Methyl  violett  allmählich,  dieser  gelöste  Farbstoff 
verwischt  dann  die  Struktur  im  Schnitt,  besonders  am  Rande  und  an  den 
Gefäßen,  wo  das  meiste  Celloidin  ist.  Es  empfiehlt  sich  daher  die  Ent- 
fernung des  Celloidins  aus  dem  Präparat.  Aber  selbst  dann  verblassen  die 
Präparate  und  zwar  wohl  hauptsächlich  durch  Einwirkung  reduzierender 
Gase  im  Laboratorium.  (Reduktion  des  Methylvioletts  zu  seiner  Leukobase.) 
Also   möge  man  Methylviolettpräparate  nicht  im  Laboratorium  aufbewahren. 

Eine  Wiederauffärbung  der  Neurogliapräparate  erreicht  H.  folgender- 
maßen: Anwärmen  des  Präparates  und  Balsams  über  der  Spiritusflamme, 
bis  man  das  Deckglas  leicht  abziehen  kann,  entfernen  des  Balsams  mittels 
Xylol,  sowie  der  Farbreste  mittels  Oxalsäurealkohol  und  erneutes  Färben 
des  Schnittes. 

Bei  Anwendung  des  Schädel -Fixators  nach  Koda  (lob)  ist  zur 
Schädelsektion  Assistenz  unnötig,  und  Verletzungen  sind  ausgeschlossen.  Der 
Apparat  besteht  aus  4  an  den  Enden  scharf  zugespitzten  Stahlteilen,  2  Hand- 
haben und  einem  Konus.  Die  4  Teile  werden  zum  Gebrauch  zu  einem 
Rahmen  zusammengefugt,  indem  man  zunächst  den  mit  glatten  Bohrungen 
versehenen  flachen  Stahlteil  über  die  Gewinde  der  runden  Stäbe  schiebt 
und  dann  den  flachen  Stahlteil  mit  Muttergewinden  auf  die  runden  Stäbe 
schraubt.  Mittels  des  Konus,  welcher  in  die  seitlichen  Löcher  der  Wulste 
an  den  runden  Stäben  paßt,  wird  der  Rahmen  fest  angezogen  und  der 
Schädel  darin  fixiert.  Den  so  eingespannten  Kopf  läßt  man  mit  einem 
Ruck  auf  die  Holzunterlage  fallen,  so  daß  die  Spitzen  der  Seitenteile  sich 
tief  in  dieselbe  einbohren.  Lidem  nun  der  Obduzent  eine  Handhabe  auf 
die  nach  oben  gerichtete  Spitze  des  ihm  zugewendeten  Seitenteiles  auf- 
gesteckt, hat  er  nicht  nur  diese  Spitze  unschädlich  gemacht,  sondern  auch 
für  die  linke  Hand  einen  sicheren  Anhaltspunkt  gewonnen  und  kann  mit 
der  Rechten  nun  mit  Leichtigkeit  in  gerader  Richtung  sägen,  wobei  der 
Apparat  selbst  der  Säge  als  Führung  dient. 

Durch  Drehen  des  Kopfes  samt  dem  Rahmen  nach  rechts  und  links 
kommen  nach  und  nach  alle  Teile  des  Schädels  unter  die  Säge,  und  es  wird 
dieser  in  einigen  Minuten  symmetrisch  eröffnet,  ohne  die  gefährlichen  Ecken 


anatomiflche  UnteiBnchungsmethoden  des  Nervensystems.  5 

und  Zacken.  Jede  Säge  ist  brauchbar,  eine  Blattsäge  ist  jedoch  einer 
Bogensäge  vorzuziehen.  Vorteile  dieses  Fixators  sind:  Zeitersparnis,  präzise 
Arbeit,  Sicherheit  gegen  Verletzungen  und  Unabhängigkeit  von  fremder  Hilfe. 

Marchand  (21,  22)  teilt  neben  Cajals  bereits  genügend  verbreiteten 
neuen  Methoden  auch  eine  neue  van  Gieson- Methode  mit,  für  Stücke, 
die  in  Formol,  Alkohol  oder  Kalichromat  fixiert  sind. 

Man  bereitet  folgende  Lösungen: 

a)  Ferrum  sesquichlorat.  4,0 
Acidum  muriat.  1,0 
Aq.  dest,                                                   95,0 

b)  Alkohol  {9ßX)  100,0 
Hämatoxylin  1,0 

c)  Gesättigte  Fikrinsäurelösung  150,0 

Säure-Fuchsin  1,5 

Färbung:    1.  a   und  b  zu  gleichen  Teilen  gemengt.     Die  Schnitte  bleiben 
hierin  3  Minuten. 

2.  Auswaschen  (5  Minuten), 

3.  Schnitte  bleiben  einige  Sekunden  in  einigen  ccm  von  Lösung 
a,  werden  darin  blaßgelblich. 

4.  Auswaschen  (6  Minuten). 

5.  Mischen  von  Lösung  c  mit  gesättigter  Fikrinsäurelösung  im 
Verhältnis  1,0:10,0  (diese  Mischung  darf  auch  älter  sein) 
und  Färben  darin  einige  Sekunden. 

6.  Kurzes  Auswaschen. 

7.  Entwässern,  Alcohol  absol..  Einbetten. 

Moll's  (28)  Darstellung  der  Neuroglia  und  Achsenzylinder  im  Sehnerven 
ist  bereits  im  letzten  Jahresbericht  referiert. 

Fassek  (31)  schlägt  zwei  neue  Methoden  vor,  deren  eine  den  Bau 
der  Saftkanälchen  der  Nervenzellen  darstellt,  deren  andere  die  Chromato- 
philsubstanz  betrifit. 

I.  Man  taucht  Stückchen  von  Vs  <^cm  in  15  ccm  folgender  Mischung: 
1  g  Osmiumsäure  gelöst  in  100  ccm  gesättigter  wässeriger  Sublimatlösung 
(ohne  Natr.  chlor.)  =  5  ccm;  5,6  %  wässeriger  Acid.  acet.  glac.  Lösung  ^ 
10  ccm.  Hierin  bleiben  die  Stückchen  6 — 7  Stunden;  man  läßt  sie  in 
Chloraethyl  gefrieren,  das  Rasiermesser  feuchtet  man  mit  Ol.  cedri  oder 
Bergamotti;  die  Schnitte  überträgt  man  in  Ol.  cedri  (Bergamotti),  aus  dem 
Öl  in  Aceton  pur.  oder  95^0  Alkohol  (3 — 4  Min.),  dann  in  Aceton  80  ^/^ 
oder  Alkohol  90%,  mit  Tinct.  jod.  auf  6  Min.,  um  das  Hg  zu  entfernen. 
Aceton  30%  oder  Alkohol  30  7o  ^^^  2  Min.,  um  das  Jodquecksilber  zu 
entfernen;  in  20%  Aceton  auf  2  Minuten,  dann  Aq.  dest.  Im  Wasser 
glätten  sich  die  Schnitte  und  werden  weiterer  Bearbeitung  unterzogen:  auf 
den  Bandschnitten  des  Präparates  färben  sich  die  Nervenzellen  sehr  intensiv 
mittels  Osmiumsäure,  nachher  muß  man  sie  der  Wirkung  von  Tannin  oder 
dem  Entwickler  von  Kolossow  unterziehen;  auf  die  weiter  vom  Rand  des 
Präparates  entfernten  Schichten  ist  die  Osmiumwirkung  nicht  so  intensiv, 
sodaß  sich  hier  deutlich  die  Struktur  der  Nervenzellen  ofifenbart;  diese 
können  auch  noch  mit  Hämatoxylin  (Gren)  gefärbt  werden. 

U.  Methode:  Stückchen  des  Zentralnervensystems  von  V« — 'V4  ccm 
bleiben  24 — 36  Stunden  in  20  ccm  folgender  Mischung  liegen :  1  g  Osmium- 
säure verflüssigt  man  in  100  ccm  gesättigter  wässeriger  Sublimatlösung  = 
10  com,  Müllersche  Flüssigkeit  =  10  ccm.  Abspülen  der  fixierten  Stück- 
chen in  Wasser  (24  Stunden,  mehrfach  zu  wechseln),  dann  Aq.  dest.,  Al- 
kohol    70 — 90%?    ^^Vo*      Besser:    Aceton   statt   Alkohol   und   zwar   erst 


Q  Eärbeteohnik  und  anatomische  Untersuchangamethoden  des  Nervensystems. 

Aceton  20  7«?  ini  Laufe  von  48  Stunden  allmählich  alle  3 — 4  Stunden  um 
10  ^/ft  verstärken  bis  zum  Aceton  pur.  absol.  Cedernöl  (24 — 36  Stunden) 
im  Thermostat  bei  37  ^;  dann  auf  36 — 48  Stunden  in  folgende  Mischung: 
Spermacetis  40.0,  gelbes  Wachs  1,5,  Ol.  ricini  10,0  (24  Stunden  bei  45 — 48  «!). 

Färben  mit  Hämatoxylin  (Heidenhain)  und  Weigerts  Resorcin- 
fuchsin  mit  vorhergehender  Beize  1  %  is®r  wässer.  Ferr.  sulf.  —  ammoniak. 
Lösung.     Zuletzt  DiiBferenzierung  in  salzsaur.  Spirit. 

Hierbei  fixiert  man  ganze  Mengen  kleiner  Granula,  die  den  Helda- 
Neurosomen  ähnlich  sind  und  im  Protoplasma  der  Zellen  sowie  im  Zentral- 
kanale  verstreut  sind. 

Perez  u.  Oendre  (33)  färben  die  Neuroglia  folgendermaßen: 

1.  Fixation  in  Chrom-Platin-Osmiumsäure  nach  Borrel. 

2.  Färben  mit  Magenta. 

3.  Differenzieren  mit  Pikro-Indigo-Carmin. 

Im  allgemeinen  bleiben  die  Schnitte  in  der  1  prozcnt.  Magentalösung 
eine  halbe  Stunde,  ebensolange  in  der  Differenzierungsflüssigkeit.  Es  zeigt 
sich  die  Neuroglia  elektiv  gefärbt.  Die  Methode  erinnert  in  ihren  Prinzipien 
an  diejenigen  von  Anglade  für  die  Vertebraten. 

Renand  (37)  empfiehlt  eine  Methode,  mittels  welcher  man  innerhalb 
3  Tagen  Schnitte  erhalten  und  zwar  an  demselben  Stück  die  Methoden  von 
Pal -(Weigert),  Nissl  anwenden  kann,  sowie  die  Neurogliafasern  und  die 
Achsenzyünderfihrillen  darzustellen  vermag. 

Fixation: 

A:  Sublimat  70,0 

Acid.  acet.  cry stall.  10,0 

Aq.  dest.         "  1000,0 

B:  Formol  (40^^) 

C:  Kai.  bicLrom.  50,0 

Acid.  chrom.  2,0 

Aq.  dest.  1000,0 

Zum  Gebrauch  werden  alle  3  Lösungen  ää  gemischt;  wo  es  möglich 
ist,  werden  250,0  dieser  Mischung  mittels  Lumbalpunktion  in  die  Spina 
injiziert.  Letztere  sowie  die  Basis  cerebri  sind  nach  einigen  Stunden  fixiert; 
das  Gehini  im  ganzen  läßt  sich  aber  auf  diese  Weise  nicht  völlig  fixieren. 
Nach  der  Fixation  wird  die  Spina  resp.  die  Nerven  ausgewaschen  (nach 
1 — 2 Tagen) und  eingebettet:  Alkohol  (90%)  1 — 2 Stunden,  danach  in  Collodium 
bei  37*7o  im  geschlossenen  Glasgefäß.  Nach  24  Stunden  läßt  man  das 
Collodium  unbedeckt  etwas  verdunsten  und  konzentrierter  werden.  Ist  es 
härter,  so  wird  es  mit  etwas  Alkohol  (90%)  übergössen  und  erstarrt  darin 
in  einigen  Stunden. 

Die  Schnitte  kommen  dann  in  Jodalkohol,  Alkohol  (90%)  und  Aq.  dest. 

Färbung:  Alle  Färbungen  sind  möglich.  Renaud  benutzt  gern 
Hämatein  und  Pikrofuchsin. 

Man  kann  auch  dünne  Stückchen  und  die  Nerven  vor  der  Einbettung 
mit  Osmiumsäure  (1,0:200,0)  behandeln. 

Differenzierung  des  Markes:  Schnitte  kommen  in  Eisenalaun 
(1,0:200,0)  für  einige  Stunden,  dann  in  1  prozent.  wässrige  Hämatoxylin- 
lösung  (in  der  Wärme,  bis  Dämpfe  aufsteigen). 

Auswaschen,  Differenzieren  in  Kai.  permangan.,  Acid  oxalic,  Aus- 
waschen und  dann  in  sehr  schwache  Ammoniaklösung.  Resultat:  Wie  bei 
Weigert-Pal. 

Die  besten  Resultate  erhält  man  mit  Polychromblau  (Unna)  nach 
mehrstündiger  Beizung  in  Eisenalaun.     (15 — 30  Minuten  färben.) 


Anatomie  des  Nervensystems.  7 

Dann  Differenzieren  in  Alcohol  absol.  u.  Xylol  ää,  Aufhellen  in 
Xylol,  Einschließen. 

Sabrazes  und  Letessier  (39)  geben  als  ziemlich  zuverlässige  Neuro- 
gliafärbung  folgenden  Modus  an:  Fixation  von  Gehirn  und  Rückenmark 
•mittels  orbitalis-  resp.  spinaler  Injektion  von  etwa  ^/^  Liter  Formol  (10: 100,0). 
Härtung  in  Alkohol  (95  %)  Alcohol  absol.,  Aceton,  Paraffineinbettung.  Schnitte 
mit  Glycerin- Albumin  auf  dem  Objekträger  fixiert.  Färbung  auf  dem  Objekt- 
träger mit  Karbolfuchsin  (Fuchsin  1,0  Acid.  carbol.  5,0  Alcoh.  abs.  10,0), 
mischen  und  auflösen  lassen,  mit  85,0 — 90,0  Aq.  dest.  verdiinnen. 

Hiervon  einige  Tropfen  auf  dem  entparaffinierten  Schnitt  tröpfeln, 
Jeicht  erwärmen,  bis  Dämpfe  aufsteigen.  Dann  abfließen  lassen,  der  rot- 
violette Schnitt  wird  rasch  auf  Alcoh.  absol.  abgewaschen,  aufgehellt  mit 
Anilin,  pur.  und  Xylol,  wiederum  Alcohol  absol.  für  einen  Augenblick, 
Anilin-xylol,  Xylol. 

Ali  diese  Manipulationen  sollen  bei  möglichst  hellem  Licht  erfolgen. 
Einbetten  in  Xylolbalsam. 

Das  Fasernetz  und  die  Zellen  der  Glia  sind  kirschrot  gefärbt,  die 
Achsenzylinder  rosa.  Mittels  Anglades  Fixation  zeigt  sich  die  Neuroglia 
am  besten  aliein  gefärbt. 

Sanzo  (39  a)  schlägt  zwei  Verfahren  vor,  um  mit  Hilfe  der  Elektro- 
lyse eine  Metallimprägnation  des  Gewebes  in  ausgiebiger  Weise  zu  ermög- 
lichen. £r  scheint  allerdings  selbst  seine  Methoden  praktisch  noch  nicht 
-erprobt  zu  haben.  Bei  dem  ersten  Verfahren  werden  die  mit  dem  Metall- 
«alz  bereits  imprägnierten  Stücke  schwachen  Strömen  ausgesetzt,  sodaß  das 
Metall  am  negativen  Pole  frei  wird  und  in  statu  nascendi  Gelegenheit  hat, 
seine  besondere  Elektivität  für  gewisse  Bestandteile  des  Gewebes  zu  äußern; 
beim  zweiten  Verfahren  werden  vor  der  Imprägnation  im  Gewebe  durch  die 
Elektrolyse  Basen  und  Säuren  getrennt  und  für  die  dann  hinzutretende 
"Wirkung  des  metallischen  Salzes  besonders  zugänglich  gemacht. 

(Merzbacher,) 

Stroud's  (42)  Apparat  zur  leichteren  Entfernung  des  Gehirns  aus 
der  Schädelhöhle  besteht  aus  einem  Eisengestell,  auf  dem  ein  bügeiförmiger 
Kopfhalter  beweglich  befestigt  ist,  sodaß  der  Bügel  unter  dem  KJnn  bis  an 
beide  Ohren  reicht  und  hier  durch  Schrauben  befestigt  werden  kann. 

Zur  Aufbewahrung  des  Gehinis  gibt  St.  eine  Formaldehyd -Alkohol- 
lösung an.  (Bendix.) 


Anatomie  des  Nervensystems. 

Referent:  Privatdozent  Dr.  L.  Jacobsohn-Berlin. 

1.  Abelsdorff,G.,  Notiz  über  die  Pigmentierung  des  Sehnerven  bei  Tieren.  Archiv 
für  Augenheilk.     Bd.  51,  p.  185. 

2.  Derselbe,  Bemerkungen  über  das  Auge  der  neugeborenen  Katze,  im  Besonderen  die 
retinale  Sehzellenschicht,     ibidem.     Bd.  LIII,  p.  257. 

'3.  A  d  a  m  ,  A.,  De  la  signification  du  poids  du  cerveau  chez  l'homme  ses  rapports  avec 
la  profeasion  d*apr^  les  travaux  du  Dr.  Matiegka,  de  Prague.  Annalea  med. -psycho!. 
Jan./F6vr.     p.  78. 

A.  Alexander,  G.,  Zur  Frage  der  phylogenetischen,  vikariierenden  Ausbildung  der 
Sinnesorgane.  Ueber  das  statische  und  das  Gehörorgan  von  Tieren  mit  kongenital 
defektem  Sehapparat:  Maulwurf  (Talpa  europaea)  und  Blindmaus  (Spalax  typhlus). 
Zeitschr.  für  PsychoL  iL  PhysioL  der  Sinnesorgane.     Bd.  38.     Heft  1,  p.  24. 


Q  Anatomie  des  Neryensystems» 

6.  Alfewsky,  Nicolas,  Les  noyaux  sensibles  et  moteurs  du  nerf  vague  chez  le  lapin 
(Communication  pr^liminaire).     Le  N^vraxe.     Vol.  VII,  p.  21. 

6.  Allen,  Bennet  Mills,  The  Eye  of  Bdellostoma  Stout«.  Anatom.  Anzeiger.  Bd.  XXVI^ 
p.  208. 

7.  Ansalone,  G.,  I  calici  di  Held  nel  nucleo  del  corpo  trapezoide.  Ann.  di  Nevrolog. 
Anno  23.     fasc.  4/5.     p.  371—378. 

8.  Archambault,  Le  Faisceau  longitudinal  inf^rieur  et  le  faisceau  optique  centrale 
Revue  neurol.  No.  22.   s.  No.  234. 

8a.  A  8  a  i ,  Untersuchung  über  die  Struktur  der  Nervenzellen,  insbesondere  der  Proto- 
plasmasubstanz.    Mitt.  der  Med.  Geselsch.  zu  Tokyo.     XIX.   849—871. 

9.  Asohoff,L.,  Bericht  über  die  Untersuchungen  des  Herrn  Dr.  Tawara,  die  „Brücken- 
fasern"  betreffend  und  Demonstration  der  zugehörigen  mikroskopischen  Präparate. 
Münch.  Mediz.  Wochenschr.  p.  1904.     (Sltzangsberieht.) 

10.  A  t  h  i  a  s  ,  M.,  La  vacuahsation  des  cellules  des  ganglions  spinaux  chez  les  animaux 
k  r^tat  normal     Anatom.  Anzeiger.     Bd.  27,     No.   1,  p.  9. 

11.  Derselbe,  Anatomia  da  cellula  nervosa.  Lisboa.  Centro  t3rpografico  colonial.  Tra- 
balho  do  laboratorio  de  histologia  e  physiologia  da  Escola  medico-chirurgica  de  Lisboa). 

12.  Auerbach,  Elias,  Die  Innervation  der  Hirngefässe.  Inaug.-Diss.  Berlin.  (Kritisches 
Referat.) 

13.  A  z  o  u  1  a  y ,  L.,  Les  Neurofibrilles  d'apr^  la  möthode  et  tes  travaux  de  S.  Ramon  y 
Cajal.     La  Presse  m^cale.     No.  2,  p.  9;  No.   10,  p.  75. 

14.  B  a  1 1  u  8  ,  E.,  Expos^  critique  des  principalee  objections  616v^es  contre  la  th6orie  du 
neurone.     Revue  de  Philosophie  und  Joum.  d.  Sc.  m6d.  de  Lalle.     I,  145,  169. 

15.  B  a  n  c  h  i ,  Artiux),  Di  un  cervello  umano  senza  commessure  e  con  funzioni  apparente- 
mente  normall.     Arch.  fisiol.     Vol.  1.     faso.  5.  p.  614 — ^618. 

16.  Derselbe,  Di  un  nucleo  non  descritto  del  Rombencefalo.  (Nucleo  superiore  del  corpa 
restiforme).    Riv.  di  Patol.  nerv,  e  ment.    Vol.  X,    fasc.  9,  p.  423. 

17.  Derselbe,  Fascio  accessorio  del  m.  pronator  teres  e  spostamento  del  nervo  mediano- 
e  della  arteria  omerale  alla  regione  del  gomito.    Monitore  zool.  ital    XVI,  134 — 137. 

18.  Derselbe,  Studio  anatomico  di  un  cerveUo  senza  corpo  calloso.  Archivio  ital.  di  Ana- 
tomia.    Vol.  III,  p.  668—749. 

19.  Barbieri,  C,  Süll'  Importanza  degli  strati  granulari  profondi  nei  lobi  olfattori  ed 
rttici  dei  vertebrati  inferiori.  Monit.  Zool.  Ital.  .£mo  16,  No.  7/8,  p.  238 — ^240.  (Rendic. 
5.     Assemblea  Unione  Zool.  Ital.) 

20.  Derselbe,  Ricerche  sullo  sviluppo  del  midoUo  spinale  negli  Anfibi.  Archivio  zoolog. 
Vol.  2.     fasc.   1.,  pag.  79—106. 

21.  Derselbe,  Ricerche  intomo  al  differenziamento  istologico  del  cervello  negli  Anfibi  anuri. 
Atti  Soc.  Ital.  Sc.  nat.  e  Museo  civico  St.  nat.  Milano.    Vol.  44.    fasc.  1,  p.  48 — 70. 

22.  Derselbe,  Note  sulla  struttura  e  funzioni  del  cervello  nei  vertebrati  inferiori.  ibidem. 
Vol.  44.     fasc.  2,  p.  86—96. 

23.  Bardeen,  Charles  R.,  The  Development  of  the  Cutaneous  Nerves  of  the  Posterior 
limb  in  Man.    The  Amer.  Journal  of  Anatomy.    Vol.  IV,  p.  X.     (Sltzungsberlclit.} 

24.  Barfurth,  Dietrich,  Die  Regeneration  peripherer  Nerven.  Anatom.  Anzeiga:. 
Bd.  XXVII.     Ergänzungsheft  p.   160—176. 

24a.  B  a  r  n  a  b  6 ,  V.,  Sopra  un  ganglio  nervoso  di  senso  specifico  nella  papilla  foliata 
del  BUS  scropha.     BoU.  d.  Soc.  zool.  ital.  2.  s.    Vf.    215—^26. 

25.  B  a  s  c  h  o  ,  Paula,  Beobachtung  eines  Restes  des  Hau  trumpf  muskels  beim  Menschen, 
Pars  thoracalis  lateralis  desselben.  Gegenbauers  Morphologisches  Jahrbuch.  Bd.  33, 
p.  374. 

26.  B  a  t  h ,  W.,  Ueber  das  Vorkommen  von  Geschmacksorganen  in  der  Mundhöhle  von 
Crocodilus  niloticus  Laur.     Zoolog.  Anz.     Bd.  29.     No.  11,  p.  352 — 353. 

27.  B  e  a  n  ,  Robert  Bennett,  On  a  Racial  Peculiarity  in  the  Brain  of  the  Negro.  The  Amer. 
Journal  of  Anatomy.     Vol.  IV,  p.  IV.     (Sitzungsberleht.) 

28.  Beauchamp,P.  Marais  de,  pr^nt^e  par  M.  Yves  Dolage,  Sur  Torgane  retro-cer^- 
bral  de  certains  Rotifdres.  Compt.  rend.  hebdom.  des  S^ances  de  T Acad^mie  des  Sciences. 
T.  CXLT.     No.  23,  p.  961. 

29.  B  e  d  d  a  r  d ,  Frank  E.,  Note  on  the  Brain  of  the  Black  Ape,  Cynopithecus  niger. 
Proc.  Zool.  Soc.    London.    Vol.  I.    Pt.  1,  p.  22—26. 

30.  Derselbe,  A  Contribution  to  the  knowlegde  of  the  Arteries  of  the  Biain  in  the  Class  Aves. 
ibidem.     Vol.  I.     Pt.   1,  p.   102—107. 

31.  Beevor,C.  E.,  Injected  Brains  Showing  the  Vascular  Supply  of  the  Anterior,  Middle,. 
and  Posterior  Cerebral,  and  of  the  Anterior  Choroid  and  Posterior  Communicating 
Arteries.     Brain.     Part.  II,  p.  365.     (Sitzungsberieht.) 

32.  B  e  n  d  a ,  C,  Ueber  die  Fhmmenellen  dis»  Ependjms  nach  Untersuchungen  von  Dr. 
Salamon  (London)  und  Hans  Richter  (Berlin)  mit  Demonstrationen.    Archiv  f.  Anat* 

[        u.  Physiol.     Phys.  Abt.,  p.  227.     ( Sitzungsbericht. > 


Anatomie  des  Nervensystems.  9* 

33.  Bergen,  Frederik  v.,  Golgische  Nervenapparate  (Binnennetze  von  Kopeoh)  in 
einigen  verschie  ienen  Zellenarten,  besonders  aus  aerMesenchymgruppe.  ( Demonstrfttloii.) 
Anatom.  Anzeiger.    Bd.  XXVII,  p.  225. 

34.  B  e  r  g  e  r  ,  Demonstration  von  Gehimvolumcurven.  Neurolog.  Centralblatt,  p.  1072. 
(Sltenngsberlelit) 

35.  Berliner,  Kurt,  Beiträge  zur  Histologie  und  Entwickelungsgeschichte  des  Klein- 
hirns, nebst  Bemerkungen  über  die  Entwickelung  der  Funktionstüchtigkeit  desselben. 
Archiv  für  mikroekop.  Anatomie.     Bd.  66,  p.  220. 

36.  B  e  s  t  a  ,  Carlo,  SuUa  struttura  della  guaina  mielinica  delle  fibre  nervöse  periferiche. 
Rivista  sperim.  di  Freniatria.     Vol.  XXXI.     fasc.  3/4,  p.  569. 

37.  Derselbe,  Rapporti  mutui  degli  elementi  nervosi  embrionali  e  formazione  della  cellula 
nervosa.     Annali  di  Nevrologia.     Ann.  22.     fasc.  5,  p.  496. 

38.  B  e  t  h  e  ,  Ueber  die  Beziehungen  der  „Fibrillensaure"  zu  den  Neurofibrillen.  Münch. 
Mediz.   Wochenschrift,     p.   1954.     (Sltenngsberlcht.) 

39.  Beyer,  H.  Ein  Modell  des  Cortischen  Organs.  Monatsschrift  für  Ohrenheilkunde. 
No.  5,  p.  206. 

39a.  Bianchi.  A.,  Studio  anatomico  di  un  cer\rcllo  senza  corpo  calloso.  Archivio 
di  Anat.  e  di  Embriol.     Vol.  III,  f.  3. 

40.  Bianchi,  Vincenzo,  H  mantello  cerebrale  del  Delfino  (Delphinus  Delphis).  Ricerche 
istologiche.     Ann.  di  Nevrol.     Anno  22.     fasc,  6,  p.  521--542.  J^ 

41.  Bielschowsky,  Max,  Die  histologische  Seite  der  Neuronenlehre.  Journal  für 
PsychoL  und  Neurol.     Bd.  V,  p.  128. 

42.  Biomatrics,  The  —  of  Brain  Weights.     Nature  LXXIII.    200—203. 

43.  Blakeman,J.,  Lee,  Alice  and  P e a r s o n ,  Karl,  On  the  Biometrie  Constant» 
of  English  Brainweights.     Biometrika.     Vol.  IV,  p.  124. 

44.  Blumenau,  L.  und  Nielsen,  E.,  Ueber  die  motorischen  Zellgruppen  der  Hals- 
anschwellung beim  Menschen  (auf  Grund  eines  Amputationsfalles).  Neurolog.  Gen- 
tralbl.     No.  12,  p.  556. 

45.  Bochenek,  M.  A.,  Untersuchungen  über  das  zentrale  Nervensystem  der  Wirbel- 
losen. (Anodonta,  Distalpia,  Synapta).  Anz.  d.  Akad.  Wissensch.  Krakau.  Math.- 
nat.  a.     No.  2,  p.  205—220. 

46.  Bolk,  Louis,  Das  Gehirn  eines  Papua  von  Neu-Guinea.    Petrus  Camper.    3^  Deel. 

2«  AfL,  p.  347. 

47.  Derselbe,  I)as  Cerebellum  der  Säugetiere.  Eine  vergleichend  anatomische  Unter- 
suchung,   ibidem.    3«  Eeel.    4«  en  5«  Aflevering.    p.  485.  s.  Bd.  VI,  VII  u.  VjII. 

48.  Borchert,  Max,  Ueber  eine  bisher  unbekannte  Gesetzmäßigkeit  im  Nervensystem 
von  Torpedo.     Anatomischer  Anzeiger.     Bd.  XXVI.     No.  11—12,  p.  289—292. 

49.  Derselbe,  Ueber  die  Hirnrinde  der  ^lachier.  Archiv  f.  Anat.  u.  Physiol.  Phys.  Abt. 
SuppL-Band.    11.  Hälfte,    p.  434.    (Slteungsberlcht.) 

50.  Brächet,  A.,  Sur  Thistogen^e  et  la  signification  morphologique  des  f ihres  ner- 
veuses  p^riph^riques.    Soc.  roy.  d.  Sc.  m6d.  et  nat.  de  Brux.    LXIII.    216 — 229. 

61.  Bradley,  O.  Chamock,  On  the  Development  of  the  Hind-Brain  of  the  Pig.  The 
Journal  of  Anatomy  and  Physiology.     Vol.  XL.     p.  1. 

52.  Brauer,  A.,  Die  Leuchtorgane  der  Tiefseefische.  Ber.  d.  Senckenberg.  Naturf. 
Gesellsch.    Frankfurt  a.  M.    p.  7—9. 

53.  Braus,  Hermann,  Experimentelle  Beiträge  zur  Frage  nach  der  Entwickelung  peri- 
pherer Nerven.     Anatomischer  Anzeiger.     Bd.  XX VI.     No.  17  u.  18,  p.  433 — 479. 

54.  Brock,  Gustav,  Untersuchungen  über  die  Entwicklung  der  Neurotibrillen  des 
Schweinefötus.  Monatsschrift  für  Psychiatrie  und  Neurologie.  Bd.  XVIII.  Heft  5, 
p.  467. 

55.  Brodmann,  K.,  Beitrage  zur  histologischen  Lokalisation  der  Großhirnrinde.  Vierte 
Mitteilung.  Der  Riesenpyramident3rpus  und  sein  Verhalten  zu  den  Furchen  bei  den 
Kamivoren.    Journal  für  Psychologie  und  Neurologie.     Bd.  VT,  p.  108. 

56.  Derselbe,  Beiträge  zur  histologischen  Lokalisation  der  Großhirnrinde.  Dritte  Mit' 
teilnng:  Die  Rindenfelder  der  niederen  ^ffen.     ibidem.     Bd.  IV.,  p.  177. 

57.  Derselbe,  Demonstration  von  Fibrillenpräparaten  und  Histogenese  des  Centralnerven- 
systems.    Neurol.  Centralbl.    p.  669.    (Siteungsberlcht) 

58.  Bruandet,  L.  et  Humbert,  M.,  De  la  texture  des  nerfs.  Apphcation  k  Tana- 
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(Slliiuigsberielit,) 

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61.  Derselbe,  Berichtigung  zu  der  Arbeit:  Ueber  die  Verlagerung  von  Pyramidenfasem 
in  die  Hinterstränge  beim  Menschen,     ibidem.     No.  21,  p.  993. 


10  Anatomie  des  Nervensystems. 

62.  Derselbe,  üeber  die  secundären  Degenerationen  nach  Verletzungen  der  ersten  Hals- 
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Anatomie  des  Nervensystems.  11 

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12  Anatomie  des  Nervensystems. 

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124.  Ferrarini,  Guido  e  Ventura,  Claudio,  Sul  modo  di  comportarsi  delle  ter- 
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pedia.     Anno  22.     fasc.  1,  p.  32—59. 

125.  Ferrata,  Adolf o,  Sul  nucleolo  della  cellula  nervosa.  Monit.  Zool.  Ital.  Anno  16, 
No.  6,  p.  170—171. 

126.  Finocchiaro,  Gaetano,  Contributo  allo  studio  delle  terminazioni  nervöse  nelle 
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127.  Fischer,  Johannes,  üeber  den  Bau  der  Nerven  des  sympathischen  Nervensjrstems. 
Anatomischer  Anzeiger.     Bd.  XXVI.     No.  13  u.   14,  p.  388—399. 

128.  Derselbe,  Vergleichend  anatomische  Untersuchungen  über  den  Nervus  sympathicua 
einiger  Tiere,  insbesondere  der  Katze.  Archiv  für  wissenschaftl.  u.  prakt.  Tierheil- 
kunde.    Bd.  32,  p.  89. 

129.  Fischer,  Oscar,  Ueber  die  Lage  der  für  die  Innervation  der  unteren  Extremitäten 
bestimmten  Fasern  der  Pyramiden  bahn.  Monatsschrift  für  Psychiatrie.  Bd.  XVII. 
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130.  Flechsig,  Paul,  Einige  Bemerkungen  über  die  Untersuchungsmethoden  der  Groß- 
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131.  Fl  int,  Joseph  Marshall,  The  Framework  of  the  Glandula  Parathyroidea.  The 
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132.  F  o  r  e  1 ,  A.,  Einige  Worte  zur  Neuronenlehre.  Journal  für  Psychologie  und  Neurologie. 
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135.  Fox,  Henrv,  Notes  on  the  Origin  of  the  Carotid  Gland  and  the  Morphological  Com- 
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Lunds  Universitets  Aersskrift.     Bd.  40.     Afdeln.  2.     No.  5. 

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Sitzungsber.  Kais.  Akad.  Wiss.    Wien   Math.-naturw.  Kl.    Bd.  113.    H.  7,  p.  273—283. 

142.  Fröhlich,  Alfred,  Schnitte  eines  Affenrückens  mit  Durchschneidung  mehrerer 
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Anatomie  des  Nervensystems.  13 

Wickelung  der  Augengefäße  des  Kaninchens.    Anatomische  Hefte.    Heft  84.    (Bd.  28, 
Heft  1.)     p.  1. 

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148.  G  a  m  b  1  e ,  W.  E.,  A  Statement  of  our  Present  Knowledge  of  the  Architecture  of  the 
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149.  Ganfini,  C,  Ricerche  istologiche  sulla  struttura  della  muccosa  della  cassa  del 
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150.  G  a  n  g  i ,  Salvatore,  Sullo  sviluppo  della  cellula  nervosa  nel  midoUo  e  negli  gangli 
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voor  Geneesk.     Berste  Heft.     No.  26,  p.  1812—1846. 

153.  Derselbe,  Le  faisceau  en  crochet  de  RusseU  ou  faisceau  c^r^bello-bulbaire.    Le  N6vraxe. 

Vol.  VIL    fasc.  2.  p.  117. 

154.  Derselbe,  Les  pMoncules  c^r6belleux  superieurs.    ibidem.     Vol.  VII,  p.  29. 

155.  Gemelli,  Agostino,  Sopra  le  neurofibrille  delle  cellule  nervöse  dei  vermi  secondo 
un  nuovo  metoio  di  dimostrazione.  Anatom.  Anzeiger.  Bd.  XXVII.  No.  18 — 19, 
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Compt.  rend.  de  Soc.  de  Biologie.     Tome  LIX,  p.  309. 

157.  Derselbe,  Sur  la  structure  des  plaques  motrices  chez  les  reptiles.  Le  N6vraxe.  Vol.  VII. 
fasc.  2,  p.  105. 

158.  Derselbe,  Contributo  alla  struttura  dell'infundibulo  nei  pesci.  Riv.  di  Fis.,  Mat.  e  Sc. 
nat.  Pavia.     Anno  5.     No.  70. 

159.  Derselbe,  Su  di  una  fine  particolariUi  di  struttura  delle  cellule  nervöse  dei  vermi.  Nota 
preventiva.     ibidem.     Anno  6.     No.  66,  p.  518 — 632. 

160.  Derselbe,  Nuovo  contributo  alla  conoscenza  della  struttura  dell'ipofisi  dei  mammiferi: 
nota  riass.     ibidem.     Anno  6.     No.  69,  p.  235—247. 

161.  Gentes,  L.,  Nerfs  de  la  Prostate.  Fibres  k  my61ine  directes.  Compt.  rend.  de  la 
Soc.  de  Biologie.     Vol.  LVII. 

162.  Genuardi,G.  eLoMonaco,D.,  SuUe  degenerazioni  consecutive  alFasportazione 
della  superficie  interna  del  cervello:  richerche  sperimentali.  Ann.  Med.  navale.  Anno  10. 
Vol.  2,  fasc.  1/2,  p.  63—76. 

163.  G  ö  r  a  r  d ,  G.,  Consid^rations  sur  les  anomalies  de  l'artöre  du  nerf  median  k  propoe 
de  trois  cas  nouveaux.     Bibhographie  anatomique.     Vol.  XIV,  p.   156. 

164.  Geronzi,  G.,  Sulla  presenza  di  gangli  nervosi  intramuscolari  in  alcuni  muscoli 
intrinseci  deUa  laringe.    Bull.  Soc.  Lancisiana  Ospedah.    Anno  24.    Fasc.  1,  p.  256 — ^259. 

165.  Giannelli,  Luigi,  Contributo  allo  studio  comparativo  delle  formazioni  del  tetto  del 
cervello  intermedio  in  base  a  richerche  praticate  sul  loro  sviluppo  in  embrioni  di  Rettili 
(Seps  chalcides)  e  di  mammiferi  (Sus  scrofa  domesticus  e  Lepus  cuniculus).  Arch. 
ital.  di  Anat.  e  di  Embriol.     IV,  p.  551. 

166.  Derselbe,  Di  un  nuovo  fascio  commissurale  trovato  nel  Diencephalon  di  embrioni  di 
Seps  chalcides.     Ferrara.  tip.  Bresciani. 

167.  G  i  1 1  e  8  p  i  e  ,  R.  L.,  The  Neurone  Theory,  by  the  Latest  Authorities.  Med.  Sentinel. 
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168.  Gladstone,  Reginald  J.,  A  Study  of  the  Relations  of  the  Brain  to  the  Size  of  the 
Head.     Biometrika.     Vol.  IV.  p.  105. 

169.  Goldstein,  Kurt,  Untersuchungen  über  das  Vorderhim  und  Zwischenhim  einiger 
Knochenfische,  nebst  einigen  Beiträgen  über  I^Cttelhim  und  Kleinhirn  derselben. 
Archiv  für  Mikroskop.    Anatomie.     B±  66,  p.  135. 

170.  Gräfenberg,  Ernst,  Die  Entwickelung  der  Knochen,  Muskeln  und  Nerven  der 
Hand  und  der  für  die  Bewegungen  der  Hand  bestimmten  Muskeln  des  Unterarms. 
Anatomische  Hefte.     Heft  90.     (Bd.  30.     Heft  1),  p.  1. 

171.  Groenouw,  Intraaklerale  Nervenschleifen.  Klin.  Monatsbl.  für  Augenheilk. 
Mai.     p.  637. 

172.  G  u  r  e  w  i  t  s  c  h  ,  M.  J.,  Ueber  die  Form  der  Nervenelemente  der  Kleinhimrinde 
verschiedener  Vertebraten.     Neurol.  Centralbl.     No.  2,  p.  54. 

173.  H  a  1 1  e  r ,  B.,  Ueber  den  allgemeinen  Bauplan  des  Trachea tensyncerebrums.  Archiv 
f.  mikroskop.  Anat.  u.  Entwickelungsgesch.     Bd.  65,  p.  181. 

174.  Handmann,  Ernst,  Ueber  das  Himgewicht  des  Menschen  auf  Grund  von  1414 


14  Anatomie  des  Neirensystems. 

im  pathologischen  Institut  zu  Leipzig  vorgenommenen  Himwägungen.     Inaug.-Diss. 
Leipzig. 

175.  Hardesty,  Irving,  Observations  on  the  Spinal  Cord  of  the  Emu  and  its  Segmentation. 
The  Journal  of  Comparative  Neurology  and  Psychology.    Vol.  XV.    No.  2,  p.  81. 

176.  Derselbe,  On  the  Occurrenoe  of  Sheath  Cells  and  the  Nature  of  the  Axone  Sheath» 
in  the  Central  Nervous  System.  The  Amer.  Journal  of  Anatomy.  Vol.  IV.  Xo.  3. 
p.  329. 

177.  Derselbe,  On  the  Number  and  Relations  of  the  Ganglion  Cells  and  MeduUated  Nerve 
Fibers  in  the  Spinal  Nerves  of  Frogs  of  Different  Ages.  The  Journal  of  Comparative 
Neurology.    Vol.  XV.     Heft  1,  p.  17. 

178.  Harrison,  Ross  G.,  Karyokinetic  Division  in  the  Spinal  Ganglion  Cells  of  Triton 
Larvae.     Amer.  Journal  of  Anatomy.     Vol.  IV,  p.  XIII.     (Sitzungsbericht.) 

179.  Hartmann,  Fritz,  Die  Neurofibrillenlehre  und  ihre  Bedeutimg  für  die  klinische 
Neuropathologie  und  Psychiatrie.  Nach  einem  Vortrage.  Wien- Leipzig.  Wilhelm 
Braumüller. 

180.  H  e  a  d ,  Henry  and  H  a  m ,  C.  E.,  The  process  of  regeneration  in  an  afferent  nerve. 
The  Journal  of  Physiology.     Vol.  XXXII,  p.  IX.     (Sitzungsbericht.) 

181.  Heath,  Harold,  The  Nervous  System  and  Subradular  Organ  in  two  Genera  of  Sole- 
nogastres.     Zolcg.  Jahrbücher.     Bd.  20. 

182.  Heine,  L.,  Notiz,  betreffend  die  Querschnittsform  der  Netzhautstäbchen.  Archiv 
für  Ophthalmol.     Bd.  40,  p.  451. 

183.  Held,  Hans,  Die  Entstehung  der  Neurofibrillen.    Neurolog.  (3entralbl.    No.  15,  p.  706. 

184.  Derselbe,  Zur  Kenntnis  einer  neurofibrillären  Continuität  im  Centralnervensystem 
der  Wirbeltiere.     Archiv  für  Anat.  u.  Physiol.     Anat.  Abt.     H.  1,  p.  55. 

185.  Henneberg,  B.,  Beitrag  zur  Kenntnis  der  lateralen  Schilddrüse.  Anatomische 
Hefte.     Heft  84.     (Bd.  28.     Heft  1),  p.  287. 

186.  H  e  r  r  i  c  k  ,  C.  Judson,  The  Central  Gustatory  Paths  in  the  Brains  of  Bony  Fishes. 
The  Journal  of  Compar.  Neurol.     XV,  p.  375. 

187.  Hirsch,  Untersuchungen  über  die  Pigmentirung  der  Netzhaut.    Berlin.    S.  Karger. 

188.  H  o  1 1  a  n  d  e  r ,  F.  G.  d',  Contribution  k  l'^tude  du  faisceau  vestibulo-spinal.  Archives 
d' Anatomie  microscopique.     T.  VII,  p.  199. 

189.  Holmgren,  Emil,  Über  die  sogenannten  Nervendrüsen  (Held).  Jahrbücher  für 
Psychiatrie.     Bd.  26,  p.  1. 

190.  Horsley,  Victor  and  C 1  a  r  k  e ,  D.  R.  H.,  On  the  Relation  between  the  Cortex 
and  Nuclei  of  the  Cerebellum  Respectively,  and  the  Rest  of  the  Nervous  System,  with 
Special  Reference  to  a  Fresh  Method  of  Investigation.  Brain.  Part.  II,  p.  364. 
(Sitzungsbericht.) 

191.  Hotta,G.,  Das  Auge  des  anthropoiden  Affen.  Beiträge  zur  vergleichenden  Anatomie 
mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Irismuskulatur.  Archiv  für  Ophthalmologie. 
Bd.  LXII,  p.  250. 

192.  I  m  h  o  f ,  Gottlieb,  Anatomie  und  Entwackelungsgeschichte  des  Lumbaimarkes  bei 
den  Vögeln.     Archiv  für  Mikroskopische  Anatomie.     Bd.  65,  p.  498. 

193.  Irimesco,  S.  etParhon,  C,  Recherches  sur  la  locaUsation  spinale  des  muscles 
du  p^rin^e  et  du  rectum  (chez  Thomme).    Journal  de  Neurologie.    No.  4,  p.  61. 

194.  Jacobsohn,  L.,  Ueber  Fibrae  areif ormes  meduUae  spinalis.  Neurologisches  Cen- 
tralblatt.     No.  7,  p.  295. 

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196.  J  ä  d  e  r  h  o  1  m  ,  G.  A.,  Endocelluläre  Netze  oder  durchlaufende  Fibrillen  in  den  Gang- 
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197.  Jelgersma,  Demonstration  des  Nervensystems  der  Cetaceen.  Centralbl.  für 
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198.  J  o  h  n  s  t  o  n  ,  J.  B.,  The  Morphology  of  the  Verte brate  Head  from  the  Viewpoint 
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199.  Derselbe,  The  Radix  mesencephalica  trigemini.  The  Ganglion  isthmi.  Anatom.  An- 
zeiger.    Bd.   XXVII,  p.  364. 

200.  Derselbe,  The  C'ranial  Nervo  Components  of  Petromyzon.  Gegenbauers  Morphologisches 
Jahrbuch.     Bd.  34,  p.   149. 

201.  Derselbe,  The  Cranial  and  Spinal  (ianglia  and  the  Viscero-Motor  Roots  in  Amphioxus. 
Biol.  Bull.  Woods  Holl.  Mass.     IX.     112—127. 

202.  Jones,  Walter  C,  Notes  on  the  Development  of  the  Sympathetic  Nervous  S^'stem 
in  the  Common  Toad.  The  Journal  of  (.'omparativo  Neurology  and  Psychology.  Vol.  XV. 
H.  2,  p.   111. 

203.  Jung,  Ph.,  Untersuchungen  über  die  Innervation  der  wei buchen  Genitalorgane. 
Monatsschr.  f.  Geburtshülfe.     Bd.  XXI.     H.  1,  p.  1. 


Anatomie  des  Nervensystems.  X5 

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No.  30.      *      . 

205.  K  a  e  s ,  Theodor.  Die  Rindenbreite  als  wesentlicher  Faktor  zur  Beurteilung  der  Ent- 
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No.  22. 

206.  K  a  1  i  s  c  h  e  r ,  Otto,  Das  Grosshim  der  Papageien  in  anatomischer  und  physiologischer 
Beziehung.     Abhandl.  d.  Pr.  Akad.  d.   Wissensch.     Anhang.     Berlin.     Reimer. 

•207.  K  a  1 1  i  u  s  ,  E.,  Sinnesorgane.  Erste  Abteilung.  Geruchsorgane  (Organon  olfactus) 
und  Geschmacksorgan.  >Iit  Benutzung  einiger  Vorarbeiten  von  M.  v.  Brunn.  Handb. 
der  Anatomie  des  Menschen.  Prof.  Dr.  Karl  v.  Bardeleben.  Bd.  V.  Abt.  1.  Teil  II. 
Jena.     G.  Fischer. 

2l>8.  Karplus,  J.  P.,  Ueber  Familienähnlichkeiten  an  den  Großhimfurchen  des  Menschen. 
Arbeiten  aus  dem  Neurolog.  Institut  an  der  Wiener  Universität.  XII.  Bd.  Leipzig- 
Wien.     Franz  Deuticke. 

209.  Klinkhardt,  Werner,  Beiträge  zur  Entwickelungsgeschichte  der  KopfgangHen 
und  Sinneslinien  der  Selachier.  Jenaische  Zeitschrift  f.  Naturw.  Bd.  40.  N.  F.  Bd.  30. 
H.  3,  p.  423—486. 

210.  K  o  h  n ,  Alfred,  Ueber  die  Entwicklung  des  peripheren  Nervensystems.  Anatom. 
Anzeiger.     Bd.    XXVII.     Ergänzungsheft.     p.    145—150. 

211.  Kohnstamm,  Oskar,  Vom  Ursprung  des  prädorsalen  Längsbündels  und  des 
Trigeminus;  ein  Beitrag  zur  topischen  Diagnostik  der  Oblongata.  Psychiatr.-neurol. 
Wochenschr.     VII.  Jahrg.     No.  24,  p.  228. 

212.  K  o  1  m  e  r  ,  Walther,  Zur  Kenntnis  des  Rückenmarks  von  Ammocoetes.  Anatomische 
Hefte.     Heft  88.     (Bd.  29.     Heft  2),  p.  163. 

213.  Dersjelbe,  Ueber  die  Endigungsweise  des  Nervus  octavus.  Centralbl.  f.  Physiologie. 
Bd.  XVTIL  p.  6-20. 

214.  Derselbe,  Uebr^r  das  Verhalten  der  Neurofibrillen  an  der  Peripherie.  Anatomischer 
Anzeiger.     Bd.  XXVI.     No.  20—21,  p.  560—569. 

215.  Derselbe,  Zur  Kenntnis  des  Verhaltens  der  Neurofibrillen  an  der  Peripherie.  (Weitere 
Mitteilung.)     ibidem.     Bd.  XXVII,  p.  416. 

216-  K  Ö  1  p  i  n  ,  Präparate  von  Fibrillenfärbung  nach  Bielschowsky.    Centralbl.  für  Nerven- 

heilk.     p.  676.     (Sitzungsberieht.) 
217.  Koppen,  M.  und  Loewenstein,  S.,  Studien  über  den  Zellenbau  der  Gross- 

himrinde  bei  den  Ungulaten  und  Camivoren  und  über  die  Bedeutung  einiger  Furchen. 

Monatsschrift  für  Psychiatrie  u.  Neurologie.     Bd.  XVIII.     Heft  6,  p.  481. 

218.  K  o  .s  a  k  a  ,  K.  und  Y  a  g  i  t  a  ,  K.,  Experimentelle  Untersuchungen  über  den  Ursprung 
des  N.  vagus  und  die  centrale  Endigimg  der  dem  Plexus  nodosus  entstammenden 
sensiblen  Vagusfasem,  sowie  über  den  Verlauf  ihrer  sekundären  Bahn.  (Vorläufige 
Mitteilung.)     Neurologia.     Bd.  IV.     (japanisch.) 

219.  Krause,  Rudolf,  Die  Endigung  des  Nervus  acusticus  im  Gehörorgan  des  Fluss- 
neunauges. Sitzungsberichte  der  Königl.  Preuss.  Akademie  der  Wissenschaften  zu 
Berlin,     p.   1015. 

220.  Derselbe  und  Klempner,  S.,  Untersuchungen  über  den  Bau  des  Zentralnerven- 
systems der  Affen.    Zeitschrift  für  Morphologie  und  Anthropologie.    Bd.  IX,  p.  59 — 102. 

•221.  Krawany,  J.,  Untersuchungen  über  das  Zentralnervensystem  des  Rogenwurms. 
Wien.    Alfred  Holder. 

222.  Krebs,  Paul,  Die  Nervenendigungen  im  Musculus  stapedius  mit  besonderer  Berück- 
sichtigung der  bei  der  Färbung  angewandten  Technik.  Archiv  für  Mikroskopische 
Anatomie.     Bd.  65,  p.  704. 

223.  Kuppfer,  K.  von,  Die  Morphogenie  des  Centralnervensystems.  Handb.  d.  vergl. 
u.  experim.  Entwickelungsgesch.  d.  Wirbeltiere.    Jena.    II.  Abt.    3.    241—272. 

224.  Küster,  Ernst,  Die  Innervation  und  Entwickelung  der  Tastfeder,  (iegenbauers 
Morphologisches  Jahrbuch.     Bd.  34,  p.  126. 

225.  Lache,  Jon.  G.,  Sur  la  structure  de  la  neuro-fibrille  (au  moyen  de  la  nouvelle  methode 
de  Cajal).     Compt.  rend.  Soc.  de  Biologie.     Tome  LVIII.     No.  22,  p.   1(K)2. 

226.  Derselbe,   Sur  les  neurosomes  de  Hans  Held,    ibidem.    Tome  LVIII.    No.  22,  p.  1(M)4. 

227.  I>er8elbe,  Sur  le  nucl^ole  de  la  cellule  nerveuse.  —  Morphologie.  Jounial  de  Neurologie. 
No.  22,  p.  501. 

228.  Laignel-Lavastine,  Contribution  k  Tetude  anatomo-pathologique  du  sym- 
pathique  abdominal  dans  les  infoctions.     Revue  de  Medecine.     p.  389. 

229.  Derselbe,  Application  de  Timpr^gnation  argi'utique  de  Uajal  ä  Tetude  histo-chimique 
de  la  cellule  m6dullo-surr6naIe.  Compt.  rend.  Soc.  de  Biologie.  Tome  LVIII.  No.  14, 
p.  661. 

230.  Lang,  P.,  Über  den  Bau  der  Hydrachnidenaiigen.  Zoolog.  Jahrbücher.  Abt.  für 
Anatomie  und  Ontogenie  der  Tiere.     Bd.  21.     Heft  3,  p.  453. 


16  Anatomie  des  Nervensystems. 

^1.  La  Pegna,  Sulla formazione delle radici  spinali e suUa prima comparsa  deUe  fibrilie 
nelle  cellule  nervöse  del  midolio.    Ann.  di  Nevrologia.    Ann.  22.    fasc.  5,  p.  494 — 495. 

232.  Derselbe,  Su  la  genesi  ed  i  rapporti  reciproci  degli  elementi  nervosi  nel  midolio  spinale 
di  pollo.     ibidem.     Anno  22.     fasc.  6,  p.  543 — 556. 

233.  L  a  p  i  n  8  k  y ,  Michael,  Xyber  die  Gefäßinnervation  der  Hundepfote.  Archiv  für 
Mikroskopische  Anatomie  und  Entwickelungsgeschichte.    Bd.  65,  p.  623. 

^34.  LaSalleArchambault,  Le  faisceau  longitudinal  inf^rieur  et  le  faisceau  op- 
tique  central.     Revue  neurologique.     No.  22,  p.   1053. 

235.  L  e  c  h  e ,  Wilhelm,  Ein  eigenartiges  Säugetierhim,  nebst  Bemerkungen  über  den  Hirn- 
bau  der  Insectivora.    Anatomischer  Anzeiger.    Bd.  XXVI.    No.  22 — ^23,  p.  577 — 589. 

236.  Legendre,  R.,  Sur  la  pr6sence  de  granulations  dans  les  cellules  nerveuses  d'Heliz 
aspersa  et  leur  cylindraxe.    Compt.  ren<L  Soc.  de  Biologie.    Vol.  LVTII.    No.  11,  p.  494. 

237.  Derselbe,  Sur  la  nature  du  Trophospongium  des  cellules  nerveuses  d'Helix.  ibidem. 
T.  LVIII.     No.  18,  p.  841. 

238.  Lenhossök,  Michael,  Die  Entwickelung  der  peripheren  Nervenfasern.  Pester 
Mediz.-Chir.  Presse,     p.   1067.     (Sitzungsberleht.) 

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Anatomie  des  Nervensystems.  ],7 

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des  neurenterischen  Stranges  und  des  Schwanzdarmes,  sowie  über  Mastdarmdrüsen). 

I  Virchows  Archiv  für  pathol.  Anatomie.     Bd.  180,  p.  334. 

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Dissert.  med.  Tübingen. 

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Jahresbericht  f.  Neurologie  n.  Psychiatrie  1906.  2 


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(Sitzungsber.  K.  Akad.  Wissensch.  Wien.) 

325.  Q  u  e  s  t ,  Robert,  Über  den  Kalkgehalt  des  Säuglingsgehims  und  seine  Bedeutung. 
Jahrbuch  f.  Kinderheilk.     Bd.  61,  p.  114. 

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der.  vorderen  Bauch  wand.    Anatomische  Hefte.    Heft  89.    (Bd.  29.    Heft  3.)    p.  349. 

327.  R  e  b  i  z  z  i ,  R.,  Sulla  struttura  della  guaina  mielinica.  Lo  Sperimentale.  Anno  58. 
fasc.  6,  p.  1088—1089. 

328.  Derselbe,  Sulla  struttura  della  retina.    Riv,  di  patol.  nerv,  e  mentale.    X.    219 — 232. 

329.  Redikorzew,  W.,  Über  das  Sehorgan  der  Salpen.  Gegenbauers  Morphologisches 
Jahrbuch.    Eine  Zeitschrift  für  Anatomie  u.  Entwickelungsgeschichte.    Bd.  34,  p.  204. 

330.  Redlich,  Emil,  Zur  vergleichenden  Anatomie  der  Assoziationssysteme  des  Gehirns 
der  Saugetiere.  IL  Der  fasciculus  longitudinalis  inferior.  (Stratum  sagittale  occipitale 
laterale  s.  extemum).  Arbeiten  aus  dem  Neurologischen  Institut  an  der  Wiener  Uni- 
versität (Prf.  Obersteiner).     Bd.  XII. 

331.  R  e  g  a  u  d ,  Ol.  et  Favre,  M.,  Recherches  sur  les  fuseaux  neuromusculaires  des 
Orphidiens.     Bibliographie  anatomique.     p.  298. 

332.  Dieselben,  Les  terminaisons  nerveuses  et  les  organes  nerveux  sensitifs  de  l'appareil 
locomoteur.  (Dipositifs  nerveux  kinesth^siques).  Lyon  et  Paris.  1904.  A.  Storck 
et  Cie. 

333.  Reich,  üeber  die  feinere  Struktur  der  Zelle  der  peripheren  Nerven.  Neurolog. 
Centralbl.     p.  488.     (Sitzungsbericht.) 

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chiatrie.    Bd.  62,  p.  181.    (Sitzungsbericht.) 

335.  Reitzenstein,  W.  v.  Frhr.,  Untersuchungen  über  die  Ent Wickelung  der  Stirn- 
augen von  Periplaneta  orientalis  und  Cloeon.  Zoolog.  Jahrbücher.  Abt.  f.  Anat. 
u.  Ontogenese  d.  Tiere.     Bd.  21.    No.  2,  p.  161. 

336.  R  e  t  z  i  u  s ,  Gustaf,  Das  Gehirn  des  Histologen  und  Physiologen  Christian  Loven. 
Retzius,  Biol.  Untersuch.    N.  F.    Bd.  12,  p.  33—48. 

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phibien,    ibidem,     p.  61 — 64. 

338.  Derselbe,  Punktsubstanz,  „Nervöses  Grau"  und  Neuronenlehre.     ibidem,     p.  1 — 20. 

339.  Derselbe,  Das  sensible  Nervensystem  der  Bryozoen.     ibidem,     p.  49 — 54. 

340.  Derselbe,  Zur  Kenntnis  vom  Bau  der  Selachier-Retina.     ibidem,     p.  55 — 60. 

341.  Derselbe,  üeber  die  Endigungsweise  des  Gehörnerven  in  den  maculae  und  cristae 
acusticae  im  Gehörlabj^nth  der  Wirbeltiere.  Eine  historisch-kritische  Uebersicht. 
ibidem,     p    21—32. 

342.  R  e  n  s  z ,  Friedrich,  Beiträge  zur  Anatomie  und  Physiologie  des  Taubenkleinhims. 
Pester  Mediz.-Ghir.  Presse,     p.  612.     (Sitzungsbericht.) 

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Medical  Age.     Vol.  XXUI.     No.  14.     p.  521. 

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Compend.     XXI.     167. 

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2* 


20  Anatomie  des  Nervensystems. 

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Physician  and  Surgeon.     August. 

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XIII.    309—318. 

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Jahrbücher.     Abt.  f.  Anatomie  u.  Ontogenie  der  Tiere.     Bd.  22,  p.  226. 

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europaea.  L.  (Comm.  prelim.)  BoU.  Soc.  Zool.  Ital.  Anno  13.  (Ser.  2.  Vol.  5.) 
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cerebrale.    Archivio  di  Psichiatria.    Vol.  XXVT.    fasc.  6,  p.  603. 

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e  nell'uomo.    ibidem.     Vol.  XXVI,  p.  416. 

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366.  R  o  s  s  i ,  Enrico.  Fina  istologia  deUe  cellule  nervöse  giganti  della  corteccia  cerebrale 
umana.     Le  N6vraxe.     Vol.  VII,  p.  87. 

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between  the  Occurrence  of  White  Rami  Fibers  and  the  Spinal  Accessory  Nerve.  The 
Journal  of  Comparative  Neurology  and  Psychology.    Vol.  XV.    No.  6,  p.  482. 

368    Rubinato,  Giovanni,  Sulla  struttura  istologica  dei  gangli  nervosi  dello  stomaco. 

Anatom.  Anzeiger.     Vol.  XXVII.     No.  22/23,  p.  647—651. 
369.  R  u  f  f  i  n  i ,  Angelo,    Di  una  nuova  guaina  (Guaina  sussidiaria)  nel  tratto  terminale 

deUe  fibre  nervöse  di  senso  nell'  uomo.    Zeitschr.  f.  wissensch.  Zoologie.    Bd.  79.    H.  1, 

p.  160. 

360.  Derselbe,  Les  dispositifs  anatomiques  de  la  sensibilit^  cutan6e;  sur  les  expansions  ner- 
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361.  Sabin,  Florence  R.,  On  Flechsigs  Investigations  on  the  Brain.  Bulletin  of  the 
Johns  Hopkins  Hospital.     Vol.   XVI,  p.  46. 

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deir  istmo.  Mem.  del  R.  Istit.  Lombardo  di  Sc.  e  Lett.,  Gl.  di  Sc.  mat.  e  nat.,  Vol.  20, 
(Ser.  3,  Vol.   11),  fasc.  5.  p.   157—162. 

363.  Derselbe,  Nuove  ricerche  sulla  fina  struttura  della  retina.  Communicaz.  alla  Soc.  med.- 
chir.  di  Pavia.     7.   Luglio. 

364.  S  a  n  o  F.,  Beitrag  zur  Kenntnis  der  motorischen  Kerne  im  Rückenmark  der  Wirbel- 
tiere.    Anatom.  Anzeiger.     Bd.  XXVII.     Ergänzungsheft,  p.  9 — 15. 

366.  S  a  V  a  g  e  ,  G.  C,  Visual  and  Oculomotor  Neurons.    OphthaLoiic  Record.    Jan. 

366.  S  c  a  f  f  i  d  i ,  Vittorio,  Sulla  presenza  di  fibre  efferenti  nelle  radizi  posteriori  e  sulla 
origine  delle  fibre  vasomotorie  che  si  trovano  in  esse.  Arch.  fisiol.  Vol.  1.  fasc.  6, 
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367.  Schaff  er,  Karl,  Recherches  sur  la  structure  dite  fibrillaire  de  la  cellule  nerveuse. 
Revue  Neurologique.     No.  21,  p.  1021. 

368.  Derselbe,  X}ber  die  Neuronenlehre  vom  histologischen  und  pathologischen  Standpunkte. 
Neurolog.  Centralbl.     p.  183.     (Sitzungsberieht) 

369.  Derselbe,  Neurofibrillenpräparate  nach  der  Bielschowskyschen  Methode,  ibidem, 
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370.  Schiefferdecker,  P.,  Nerven-  und  Muskelfibrillen,  das  Neuron  und  der  Zu- 
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(Sitzungsbericht.) 

371.  Schiffone,  Orazio,  Degli  effetti  sulla  struttura  e  sulla  funzione  della  corteccia 
cerebrale  consecutivi  alle  estese  resezioni  craniche  e  durah  (Mammiferi).  Policl.  Anno 
12.  Vol.  12— C.  fasc.  1.  p.  39-48;  fasc.  3,  p.  128—140;  fasc.  4,  p.  106—188.  fasc.  6, 
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372.  Schläpfer,  V.,  üeber  den  Bau  und  die  Funktion  der  Epithelzellen  des  Plexus 
choroideus,  in  Beziehung  zur  Granulalehre  und  mit  besonderer  Berücksichtigung  der 
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373.  Schlater,  Gustav,  Histologische  Untersuchungen  über  das  Muskelgewebe.  1.  Die 
Myofibrille  des  Hühnerembryos.     Archiv  f.  Mikroskop.  Anatomie.     Bd.  66,  p.  440. 


Anatomie  des  Nervensystems.  21 

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Anzeiger.     Bd.  XXVH.  p.  337—345. 

375.  Schneider, K.C.,  Histologische  Mitteilungen.  2.  Sehzellen  von  Rana.  Arb.  a.  d. 
Zool.  Inst.  d.  Univ.     Wien.     T.  16,  H.  1. 

376.  Schröder,  Olaw,  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Bauchsinnesorgane.  (Bauchaugen) 
von  £unice  viridis  Gray  sp.  (Palolo).  Zeitschr.  für  wissensch.  Zoologie.  Bd.  79.  H.  1, 
p.   132. 

377.  Schüller,  A.,  Hundehim  mit  Zerstörung  des  Schweifkems  unter  Röntgen-Be- 
leuchtung.     Neurol.  Gentralbl.     p.  781.     (Sitzungsbericht.) 

378.  Schultze,  Oskar,  Beiträge  zur  Histogeneee  des  Nervensystems.  1.  Über  die  multi- 
zelluläre Entstehung  der  peripheren  sensiblen  Nervenfaser  und  das  Vorhandensein 
eines  allgemeinen  Endnetzes  sensibler  Neuroblasten  bei  Amphibienlarven.  Archiv  für 
Mikroskopische  Anatomie.     Bd.  66,  p.  41. 

379.  Derselbe,  Ein  die  sogenannten  Schwannschen  Zellen  betreffender  Vorschlag.  Anatom. 
Anzeiger.     Bd.  XXVII.     No.  22/23,  p.  541. 

380.  Schumacher,  Siegmimd  v.,  Über  die  Nerven  des  Schwanzes  der  Säugetiere  und 
des  Menschen,  mit  besonderer  Berücksichtigung  des  sympathischen  Grenzstranges. 
Sitzungsber.  d.  Kais.  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Wien.  Math.-naturwiss.  Kl.  Bd.  CXIV. 
Abt.  III.    Juni. 

381.  Derselbe,  Der  Nervus  mylohyoideus  des  Menschen  und  der  Säugetiere,  ibidem.  Math.- 
naturw.  Kl.     Bd.   113.     H.  7,  p.  241—272. 

382.  Schupbach,  P.,  Beiträge  zur  Anatomie  und  Physiologie  der  Ganglienzellen  im 
Zentrahiervensystem  der  Taube.  Zeit«chr.  f.  Biologie.  Bd.  47.  N.  F.  Bd.  29.  H.  3, 
p.  439—474. 

383.  S  c  i  u  t  i ,  Sülle  vie  linfatiche  del  sistema  nervoso.  Ann.  di  Nevrologia.  Ann.  22. 
fasc.  5,  p.  498. 

384.  Derselbe,  SuUe  alterazioni  degli  elementi  nervosi  in  seguito  ad  alcune  iniezioni  nei 
ventricoli  cerebral!.  Riv.  sperim.  di  Freniatria.  Vol.  31,  p.  99 — 100.  (Sitznng*- 
bericht) 

385.  S  c  o  1 1 ,  F.  H.,    On  the  Metabolism  and  Action  of  Nerve  Oells.    Brain.    p.  506. 

386.  Selenew,J.  F.,  Über  einen  histologischen  Fund  in  der  Haut  (anscheinend  ein  neuer 
epidermoidaler  Nerv?)    Monatshefte  für  prakt.  Dermatologie.     Bd.  40,  p.  537. 

387.  Sergi,  Sergio,  Un  cervello  di  Giavanese:  nota  descrittiva.  Atti  Soc.  Romana  An- 
tropol.     Vol.   10.     fasc.   1/3,  p.  214—230. 

388.  Derselbe,  Le  variazioni  dei  solchi  cerebrah  e  la  loro  origine  segmentale  neir  Hylobates. 
Ricerche  Laborat.  Anat.  norm.     Univ.  Roma.    Vol.  10.     1904,    fasc.  3,  p.  189 — 255. 

389.  Sfameni,  P.,  Sur  les  terminaisons  nerveuses  dans  les  organes  g^nitaux  femelles- 
extemes  et  sur  leur  signification  morphologique  et  fönctionnelle.  Archives  ital.  de  Bi- 
ologie.    Tome  LVIII,  p.  75. 

390.  S  h  i  r  r  e  s  ,  David  Alexander,  Regeneration  of  the  Axones  of  Spinal  Neurones  in  Man. 
The  Montreal  Med.  Journal.     Vol.  XXXIV.     No.  4,  p.  239. 

391.  Simon,  P.  et  Hoche,  L.,  Les  ganglions  nerveux  des  racines  post^rieures  appar« 
tiennent-ils  au  Systeme  du  grand  sympathique  ?  Autopsie  d'un  cas  de  Neurofibromatose. 
Compt.  rend.  de  la  Soci^t^  de  Biologie.     Vol.  LIX.     No.  33,  p.  487. 

392.  S  j  ö  V  a  1 1 ,  E.,    Striden  om  neuron-läran.    AUm.  sven.  Läkardidn.    II.  609,  625;  r41. 

393.  Smith,  G.  Elliot,  Studies  in  the  Morphology  of  the  Human  Body  with  Special  Refe- 
rence  to  that  of  the  Egyptians.  No.  1.  The  Occipital  Region.  2  Taf.  Records  of  the 
Egyptian  Govem.  School  of  Med.  Vol.  2,  S.  125—172.    Sep.  Cairo,  Nat.  Print.  Depart. 

394.  Derselbe,  The  Persistence  in  the  Human  Brain  of  certain  Features  usually  supposed 
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1904.     p.  715. 

395.  S  o  u  1  i  e  ,  A.,  Sur  les  premiers  Stades  du  d6velopment  de  Toeil  de  la  taupe.  (Talpa 
europaea).     Bibliographie  anatomique.     Vol.  XIV,  p.   146. 

396.  Spallitta,  F.,  Sur  le  cours  des  f  ihres  centripetes  du  grand  sympathique.  Archives 
italiennes  de  Biologie.     T.  XLIV,  p.   160. 

397.  S  p  i  t  z  k  a  ,  Anthony,  Report  of  a  Study  of  the  Brains  of  Six  Eminent  Scientists  and 
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p.  ni  (Referat.) 

398.  S  t  a  d  e  r  i  n  i ,  R.,  Sopra  l'esistenza  dei  lobi  laterali  deir  ipofisi  e  sopra  alcune  parti- 
colaritik  anatomiche  della  regione  ipofisaria  nel  Gongylus  ocellatus  adulto.  Arch.  ital. 
di  Anat.  e  di  Embriol.     Anno  4,  p.  427 — i33. 

399.  S  t  a  i  g  e  r  ,  Eberhard,  Ueber  die  Zentralgefässe  im  Sehnerven  unserer  einheimischen 
Ungulaten.     Inaug.-Diss.     Tübingen.     Mai. 

400.  S  t  e  i  n  i  t  z  ,  Ernst,    Ueber  den  Einfluß  der  Elimination  der  embryonalen  Augen- 


22  Anatomie  des  Nervensystems. 

blasen  auf  die  Entwickelung  des  gesamten  Organismus  und  im  besonderen  der  Kopf- 
region und  des  Gehirns  bei  Rana  fusca.    Inaug.-Diss.    Breslau.    Dez.     1904. 

401.  S  t  e  i  n  i  t  z  ,  Walter,  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Nervenendigungen  in  den  querge- 
streiften Muskeln  der  Säugetiere.     Inaug.-Diss.     Rostock. 

402.  S  t  e  r  z  i ,  G  iuseppe,  Sulla  regio  parietalis  dei  ciclostomi,  dei  selacii  ed  degli  olocefaU. 
Anatom.  Anzeiger.     Bd.   XXVII,  p.  346;  412. 

403.  Derselbe,  Morfologia  e  sviluppo  della  Regione  infundibolare  e  dell'  Ipofisi  nei  Petromi- 
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404.  Derselbe,    Die  Blutgefäße  des  Rückenmarkes.     Wiesbaden  1904.     J.  F.  Bei^gmann. 

.   Jahresbericht  Bd.  VIII,  p.  30 

405.  StÖltzner,  Präparat  von  Gehimarterien,  durch  ein  eigenartiges  Verfahren  ge- 
wonnen.    Münch.  Mediz.  Wochenschr.     p.   1225.     (Sitzangsbericht.) 

406.  Streeter,  George  L.,  The  development  of  the  Cranial  and  Spinal  Nerves  in  the  Occi- 
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407.  Derselbe,  Conceming  the  Development  of  the  Acoustic  Ganglion  in  the  Human  Embryo. 
Anatom.   Anzeiger.     Bd.   XXVII.     Ergänzungsheft,  p.   16. 

408.  Derselbe,  On  the  Histogenesis  of  Spinal  Ganglia  in  Mammals.  Proc.  Ass.  Am.  Anat. 
Balt.     p.  XIII. 

409.  Sund,  Oscar,  Die  Entwickelung  des  Geruchsorgans  bei  Spinax  niger.  Ein  Beitrag  zur 
Frage  von  Monorhinie  und  Arophirhinie.     Zoologische  Jahrbücher.     Bd.  22,  p.  157. 

410.  S  y  m  m  e  r  s ,  St.  C,  Pigmentation  of  the  Pia  Mater,  with  Special  Reference  to  the 
Brain  of  Modern  Egyptians.  The  Journal  of  Anatomy  and  Physiology.  Vol.  XL, 
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411.  Tagliani,  Giulio,  Le  fibre  dei  Mauthner  nel  midoUo  spinale  dei  Vertebrati  inferiori 
(anamni).     Archivio  zoologico.     Vol.  II,  p.  385. 

412.  T  a  k  a  s  u  ,  K.,  Zur  Entwickelung  der  Ganglienzellen  der  Kleinhimrinde  des  Schweines. 
Anatomischer  Anzeiger.     Bd.  XXVI.     Heft  9  u.  10,  p.  225—322. 

413.  Tal  bot,  E.  S.,  Evolution  of  the  Central  Nervous  System.  Dental  Digest.  XI. 
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414.  T  a  w  a  r  a  ,  Suano,  .  Die  Topographie  und  Histologie  der  Brückenfasem.  Ein  Beitrag 
zur  Lehre  von  der  Bedeutung  der  Purkinjeschen  Fäden.  Zentralblatt  für  Physiologie. 
Bd.  XIX.     Heft  3,  p.  70. 

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415.  Taylor,  Gordon  and  B  o  n  n  e  y  ,  Victor,  On  the  Homology  and  Morphology  of  the 
Pophteus  Muscle:  A  Contribution  to  Comparative  Myology.  The  Journal  of  Anatomy 
and  Physiology.     Vol.  XL.  p.  34. 

416.  T  e  1 1  o  ,  Francisco,  Ueber  das  Vorkommen  colossaler  Neurofibrillen  in  den  Neiuronen 
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417.  Derselbe,  Terminaciones  sensitivas  en  los  peloe.  Terminaciones  en  los  musculos  escridos. 
ibidem.     T.  4.     fasc.   1/2. 

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der  zentralen  Nervenzellen.  Vorläufige  Mitteilung.  Anatomischer  Anzeiger.  Bd.  XXVI 
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419.  Thomas,  Andr^,  Des  rapports  anatomiques  du  bulbe  et  du  cervelet.  Compt.  rend. 
Soc.  de  Biologie.     1904. 

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delPapparecchio  tiroparatiroideo.  Nuovo  Ercolani.  Anno  9.  1904.  No.  24,  p.  461  — 
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421.  Tricomi-Allegra,  Giuseppe,  Breve  risposta  alla  nota  critica  dei  Prf.  L.  Vin- 
cenzi  „Sui  calici  di  Held."    Anatom.  Anzeiger.    Bd.  XXVI.    H.  9  u.  10,  p.  286. 

422.  Derselbe,  Sul  peso  dell'encefalo  umano.     Atti  Accad.  Peloritana.     Vol.  19.     fasc.  1. 

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gehim.  Sitzungsber.  d.  Kais.  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Wien.  Bd.  CXIII, 
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Anatomie  des  Nervensystems.  23 

429.  Vareladela  Iglesia,  R.,  Contribution  a  T^tude  de  la  moelle  ^pini^re  Madrid. 

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441.  Volz,  Walter,  Zur  Kenntnis  des  Auges  von  Periophthalmus  und  Boleophthalmus 
(Reise  von  Dr.  Walter  Volz).     Zoolog.  Jahrbücher.     Bd.  22,  p.  331. 

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443.  Dieselbe,  Recherches  sur  la  morphologie  de  Tartere  basilaire.     Inaug.-Diss.    Gand. 

444.  W  a  e  1  e ,  IL  de,  Notes  sur  F^mbryologie  de  Toeil  des  üroddles.  Internat.  Monats- 
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445.  Wallenberg,  Adolf,  Sekundäre  Bahnen  aus  dem  frontalen  sensiblen  Trigeminus- 
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446.  W  a  r  r  e  n ,  John,  The  Development  of  the  Paraphysis  and  the  Pineal  Regions  in 
Necturus  Maculatus.    The  Amer.  Journal  of  Anatomy.    Vol.  V.    No.  1,  p.  1 — ^27. 

447-  W  a  t  s  o  n ,  John  B.,  The  Effect  of  the  Bearing  of  Young  Upon  the  Body-Weight  and 
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medicale  de  la  Suisse  Romande.     No.  3,  p.  200.     (Sltznngsberleht.) 

449.  W  e  b  e  r  ,  A.  et  C  o  1 1  i  n  ,  R.,  Observation  de  chefs  accessoires  des  interosseuz  dorsaux 
de  la  main  chez  Thomme.     Bibliographie  anatomique.     Tome  XIV.     No.  3,  p.  183. 

450.  Dieselben,  ün  muscle  humero-transversaire  observ^  chez  l'homme.  ibidem.  Tome  XIV. 
No.  3,  p.  190. 

451.  Weber,  Jsaak,  Regeneration  des  exstirpirten  Fühlers  und  Auges  beim  Mehlkäfer 
(Tenebrio  molitor).  Archiv  für  Entwickelungsmechanik  der  Organismen.  Bd.  19, 
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452.  Weigner,  K.,  Über  den  Verlauf  des  Nervus  intermedius.  Anatomische  Hefte. 
Heft  87.     (Bd.  29.     Heft  1),  p.  97. 

453.  W  e  i  1 1  e  r ,  Max,  Die  Innervation  des  Musculus  levator  ani.  Anatom.  Anzeiger.  Bd.  27. 
Heft  1,  p.  1—8. 

454.  Weinberg,  Richard,  Zur  Lehre  von  den  Varietäten  der  Gehirnwindungen.  Monats- 
schrift für  Psychiatrie  und  Neurologie.     Bd.   XVIII,  p.  4. 

455.  Derselbe,  Die  Gehimform  der  Polen.  Eine  rassenanatomische  Untersuchung.  Ein- 
geführt durch  eine  kurze  Darstellung  dieses  Volksstammes.  Zeitschrift  für  Morphologie 
und  Anthropologie.     Bd.  VIII.     Heft  2,  p.  123. 

466.  Widakowich,  Victor,  Ueber  Nematoden  an  der  Hypophysis  cerebri  von  Felis 
domestica.    Centralblatt  für  Bacteriologie.    Bd.  XXXVIII.    H.  4,  p.  447.   (Originale.) 

457.  Wilbrand,  H.  und  Saenger,  A.,  Anatomie  und  Physiologie  der  optischen 
Bahnen  und  Centren.  Mit  zahlreichen  Abbildungen  im  Text.  Bd.  III.  I.  Abteilung 
der  „Neurologie  des  Auges."  Wiesbaden.  J.  F.  Bergmann,  f.  Jahresbericlit  Bd. 
VIII,  p.  28. 

458.  Wilder,  Burt  G.,  A  New  Form  of  Brain  Bequest.  The  Amer.  Journal  of  Anatomy. 
Vol.  IV.    p.  Iir.  (Referat.) 

459.  Derselbe,  Mesencephalic  paradoxes.     Ophth.  Record.     XIV.     442 — 444. 

4Ö0.  W  i  1  m  a  r  t ,  L.,  De  la  masse  psychique  de  l'enc^phale  humain.  Essai  de  psychom^trie 
approximative.    Joum.  med.  de  Bruxelles.     1904.     No.  43. 


34  Anatomie  des  Nervensystems. 

461.  Wilson,  John  Gordon,  The  Structure  and  Function  of  the  Taste-Buds  of  the  Larynx. 
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462.  W  o  1  f  f ,  Max,  Ueber  ausserembryonale  nervöse  Elemente.  Vorläufige  Mitteilung. 
Anatom.  Anzeiger.     Bd.  26.     Heft  24,  p.  658—663. 

463.  Derselbe,  Zur  Kenntnis  der  Heldschen  Nervenendfüsse.  Journal  für  Psychologie  und 
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464.  Derselbe,  Neue  Beiträge  zur  Kenntnis  des  Neurons.  Biologisches  Centralblatt.  No.  20,. 
p.  679. 

465.  Derselbe,  Ueber  die  fibrillären  Strukturen  in  der  Leber  des  Frosches,  zugleich  als  ein 
Beitrag  zur  Differentialdiagnose  nervöser  und  nicht  nervöser  fibrillärer  Elemente. 
Anatomischer  Anzeiger.     Bd.  XXVI.     No.  4/5,  p.  135. 

466.  Derselbe,  Ueber  den  Ursprung  des  Neurons  und  seine  primitive  Anordnung  im  Metazoen- 
Organismus.     Naturwiss.  Wochenschr.     XX.     641 — 653. 

467.  Worthing  ton,  Julia,  The  Descriptive  Anatomy  of  the  Brain  and  Cranial  Nerves 
of  Bdellostoma  Dombeyi.  The  Quart.  Joum.  of  Microscopical  Science.  Vol.  49.  Part.  1, 
p.  137. 

468.  W  r  e  d  e  n  ,  J.,  Die  Nervenendigungen  in  der  harten  Hirnhaut  des  Rückenmarks  von 
Säugetieren.     Archiv  für  mikroskopische  Anatomie.     Bd.  66,  p.  128. 

469.  Z  a  n  c  i  a ,  Aurelio,  Sopra  un  caso  di  eterotopia  del  midollo  spinale.  Pisani.  Giorn. 
di  Patol.  nerv,  e  ment.     Vol.  26.     fasc.  2,  p.  117—140. 

470.  Derselbe,  Contributo  alla  conoscenza  della  fina  struttura  dell'elemento  nervoso  nei 
vertebrati  e  negli  invertebrati.     Pisani.     Palermo.     1904. 

471.  Ziehen,  Th.,  Das  Centralnervensystem  der  Monotremen  und  Marsupialier.  III.  Teil: 
Zur  Entwickelungsgeschichte  des  Centralnervensjrstems  vom  Echidna  hystrix.    Jena. 

472.  Zietzschmann,  Otto,  Die  Traubenkömer  unserer  Haussäugetiere.  Arch.  f.  mikrosk. 
Anat.  u.  Entwickelungsgesch.     Bd.  65.     H.  3,  p.  611. 

473.  Zuckerkandl,  £.,  Ueber  die  Collateralfurhe.  Arbeiten  aus  dem  Neurologischen 
Institut  an  der  Wiener  Universität.     Bd.  XII,  p.  407. 

474.  Derselbe,  Über  die  Affenspalte  und  das  Operculum  occipitale  des  menschlichen  Gehirns, 
ibidem.     Bd.  XII,  p.  207. 

475.  Derselbe,  Zur  Morphologie  des  Af fengehims.  ( Vierter  Beitrag. )  Das  Gehirn  der  Cebiden. 
Zeitschrift  für  Morphologie  und  Anthropologie.     Bd.  VIII.     p.  100 — 122. 

476.  Derselbe,  Zur  vergleichenden  Anatomie  des  menschlichen  Hinterhauptlappens^ 
Neurol.  Centralbl.     p.  920.     (Sitzungsbericht) 

Gewicbt-  ond  Massvefbaitnisse  des  Gehirns  resp.  einzelner  Teile 
desselben  und  Gebalt  an  cbemisclien  Bestandteilen. 

PearVs  (308)  Studie  besteht  in  einer  vergleichenden  Zusammen- 
stellung von  Hirngewichtsuntersuchungen  verschiedener  Autoren.  Die  Ver- 
gleichungen  beziehen  sich  auf  das  Hirngewichtsverhältnis  zur  Rasse,  zum 
Alter,  Geschlecht,  Statur,  Körpergewicht,  Schädelunifang  usw.  Bemerkens- 
wert ist,  daß  die  Verhältnisse  bei  den  verschiedenen  Rassen  ziemlich  die 
gleichen  sind.  Es  hat  sich  ferner  nicht  sicher  herausgestellt,  daß  die  geistige 
Begabung  in  besonderer  Beziehung  zum  Hirngewicht  steht.  Infolge  der 
noch  etwas  spärlichen  Ergebnisse,  die  sich  bei  diesen  Yergleichungen  heraus- 
gestellt haben,  macht  der  Autor  zum  Schluß  Angaben,  welche  Punkte  bei 
Gehirn  wägungen  in  Zukunft  zu  berücksichtigen  wären. 

Watson's  (447)  Resultate  über  den  Einfluß  der  Gravidität  auf 
Körpergewicht  und  Gewicht  des  Zentralnervensystems  bei  Ratten  sind 
folgende:  Das  Körpergewicht  steigt  bei  trächtigen  Ratten  (abgesehen  natür- 
lich von  den  Föten)  mehr,  als  bei  nicht  trächtigen.  Erstere  haben  nicht 
nur  absolut,  sondern  auch  proportional  ein  schwereres  Zentralnervensystem. 
Hierbei  zeigt  weniger  das  Geliirn,  als  das  Rückenmark  eine  Gewichts- 
zunahme. Ferner  zeigte  das  Zentralnervensystem  der  trächtigen  Ratten  einen 
etwas  höheren  Prozentgehalt  an  Wasser. 

Roncoroni  (354)  hat  sich  der  mühsamen  Arbeit  unterzogen,  aii 
Gehirnen  von  Tieren,  die  verschiedenen  Klassen  augehören,  und  an  kranken 
und  pathologischen  Menschenhirnen  das  Verhältnis  der  Breite  der  Molekular- 
schicht (Kleinhirn,   Großhirn^  Ammonshorn,  Bulbus  olf.,   Corpus  dent.)   zu 


Anatomie  des  Nervensystems.  25- 

den  übrigen  Schichten  der  Hirnrinde  zu  bestimmen.  Das  Verhältnis  drückt 
er  in  Ponn  eines  Index  aus,  indem  er  die  nicht  molekulare  Schicht  der 
grauen  Substanz  =  100  setzt.  —  Die  angewandte  Technik,  Fehlerquellen 
osw.  sind  im  Original  nachzusehen.  Aus  den  gewonnenen  Zahlenyerhält- 
nissen  seien  hier  nur  einige  Schlußfolgerungen  wiedergegeben:  Der  höhere 
Index  des  strat.  molec.  ist  höher  in  jenen  Gehirnteilen,  welchen  höher» 
psychische  Funktionen  nicht  zukommen,  während  er  in  der  Großhirnrinde 
am  niedrigsten  erscheint.  —  Die  Entwicklung  der  Molekularschicht  steht 
nicht  im  Verhältnis  zur  Größe  der  Zahl  der  Zellen,  deren  Protoplasma- 
fortsätze sich  in  diese  Schicht  verbreiten.  In  der  Großhirnrinde  wächst  die 
Dicke  der  Molekularschicht  in  direkter  Proportion  mit  der  Ausdehnung  der 
unter  ihr  liegenden  Schichten.  Bei  den  höheren  Vertebraten  ist  der  Index 
der  Molekularschicht  weniger  groß  als  bei  den  niedrigeren  —  dies  für  das 
Großhirn  —  im  Kleinhirn  sind  die  Unterschiede  unbedeutend.  In  patho- 
logischen Gehirnen  sind  hohe  Indices  der  Molekularschicht  häufig.  —  (Ref. 
erscheint  „es  sehr  gewagt,  zwei  anatomische  Gebilde,  die  nur  auf  Grund 
äoßerer  Älmlichkeiten  den  nämlichen  Namen  erhalten  haben  (Molekular- 
schicht der  Großhirnrinde  (Meynert)  und  der  Kleinhirnrinde),  in  Bezug 
auf  Funktion  auch  zueinander  in  Analogie  setzen  zu  wollen.  Unseres  Er- 
achtens  nach  sind  die  Molekularschicht  hier  und  die  Molekularschicht  dort 
zwei  grundverschiedene  Gebilde,  die  gar  nicht  zueinander  in  Beziehung 
gesetzt  werden  können.)  (Merzbacher.) 

Die  Untersuchungen  von  Qnest  (326)  führten  zu  dem  Resultat,  daß 
der  Kalkgehalt  im  Gehirne  der  Neugeborenen  relativ  hoch  ist  und  in  der 
weiteren  Entwicklung  in  gesetzmäßiger  Weise  abnimmt  und  zwar  in  den 
ersten  Lebensmonaten  rapider,  dann  allmählicher.  Das  zweite  Ergebnis 
(welches  allerdings  nur  auf  wenigen  Beobachtungen  beruht)  ist,  daß  die 
Gehirne  von  tetaniekrankeu  Kindern  im  Vergleiche  mit  den  von  tetanie- 
freien  einen  auffallend  geringen  Kalkgehalt  aufweisen. 

Hirn-  ond  RDckenmarksbaate  and  -Befasse. 

Lesein  (240)  hat  an  fötalen  und  erwachsenen  menschliclien  Gehirnen, 
ebenso  an  Affen-  und  Hundegehirnen  die  Varietäten  der  Verzweigungen 
der  A.  cerebri  anterior  untersucht.  Sehr  anschaulich  sind  besonders  die 
farbigen  Tafeln  von  Hemisphären,  auf  welchen  die  Ausbreitungsbezirke  der 
A  cerebri  anterior,  media  und  posterior  durch  verschiedene  Farben  dar- 
gestellt sind.  Aus  ihnen  ergibt  sich,  daß  die  A.  cerebri  anterior  an  der 
basalen  Himfläche  die  mediale  Abteilung  der  pars  orbitalis  bis  hinten  zum 
Chiasma,  daß  sie  ferner  die  ganze  oberhalb  des  Balkens  gelegene  Fläche 
vom  vorderen  Pol  bis  hinten  zur  Fissura  calcarina,  und  daß  sie  an  der 
konvexen  Fläche  eine  der  Medianspalte  anliegende  breite  Randzone  ver- 
sorgt, welche  nach  lateral  von  den  Sulc.  frontalis  superior  und  Sulc.  inter- 
parietalis  begrenzt  wird.  Der  Hinterhauptslappen  sowohl  an  der  konvexen 
wie  medialen  und  basalen  Fläche  wird  von  der  A.  cerebri  posterior  ver- 
sorgt, deren  Gebiet  noch  die  hinteren  zwei  Drittel  der  basalen  Occipito- 
Temporalfläche  einnimmt.  Das  Ausbreitungsgebiet  der  mittleren  Hirnarterien 
umfaßt  die  Gebiete,  die  oberhalb  und  unterhalb  der  Fissura  Sylvii  liegen, 
oben  reicht  es  bis  an  den  Sulcus  frontalis  sup.  und  Sulcus  interparietalis 
heran,  und  nach  unten  nimmt  es  die  ganze  konvexe  Fläche  des  Teniporal- 
lappens  bis  fast  zum  unteren  ßande  desselben  ein. 

Lapinsky  (233)  injizierte  in  die  A.  femoralis  eines  Hundes  warme 
Methylenblaulösung  nach  Ehrlich,  um  die  Gefäßuerven  und  deren  Endigung 


"26  Auatomio  des  Nervensystems. 

ZU  studieren.  Er  fand  in  den  Gefäßwänden  sowohl  maxkhaltige,  wie  mark- 
lose  Pasern.  Letztere  präsentieren  sich  entweder  als  solche,  die  durch  eine 
nicht  näher  bestimmbare  (kolloide  oder  protoplasmatische)  Masse  zusammen- 
gehalten werden  und  als  solche,  denen  diese  einhüllende  Masse  fehlt.  Gleich- 
zeitig fanden  sich  in  den  Gefäßen  Endigungen  der  Nerven  von  sehr  ver- 
schiedener Form,  in  Endplättchen,  in  Pinselform,  epheuartig,  knospen- 
ähnlich, netzförmig  usw.  Die  Gefäßnerven  verlaufen  entweder  einzeln  oder 
zu  Bündeln  vereinigt,  und  zwar  herrschen  in  den  kleinen  Gefäßen  die  ein- 
zelnen Nervenfäden  vor,  während  in  den  dickeren  Gefäßen  Nervenbündel 
und  Nervennetze  überwiegend  angetroffen  werden.  Bezüglich  der  Netz- 
bildung fand  der  Autor,  daß  die  Netze,  die  tief  in  der  Gefäßwand  liegen, 
schmale  Maschen  haben,  deren  Fäden  sehr  dünn  sind  und  größtenteils  aus 
einzelnen  Fasern  bestehen,  während  die  oberflächlichen  Netze  sich  durch 
breite  Maschen  auszeichnen,  deren  Fäden  aus  Bündeln  bestehen.  Nerven- 
zellen konnten  an  den  Nerven  der  Gefäße  nicht  gefunden  werden,  ebenso 
keine  speziellen  sensiblen  Endapparate,  wie  Meissnersche,  Pacinische  Körper 
usw.  Der  größte  Teil  der  vasomotorischen  Pasern  der  Hundepfote  verläuft 
im  N.  ischiadicus. 

Cuiieo  und  Marc  Andre  (90)  injizierten  die  Lymphbahnen  der 
Meningen  in  der  Nachbarschaft  des  Bulbus  olfactorius  bei  Hunden,  Ka- 
ninchen und  beim  Menschen.  Sie  erhielten  ein  lymphatisches  System,  welches 
sich  noch  durch  die  Lamina  cribrosa  auf  die  oberen  Teile  des  Nasen- 
septums  und  der  seitlichen  Nasenwand  erstreckte.  Dieses  Netz  war  in  sich 
geschlossen  und  stand  mit  den  Lymphbahnen  der  anderen  Partien  der 
Nasenschleimhaut  nicht  in  Verbindung. 

Darstellung  des  ganzen  Nervensystems  oder  grosserer  Abscbnltte 

desselben. 

Krause  und  Klempner  (220)  beschreiben  die  Formationen  des 
Zwischen-  und  Vorderhirns  vom  Orang-Utan  und  vergleichen  dieselben  mit 
den  analogen  Gebilden  beim  Schimpansen,  Macacus  cynomolgus  und  beim 
Menschen.  Der  Schimpanse  weist  in  allen  diesen  Gebilden  eine  größere 
Ähnlichkeit  mit  dem  Menschen  auf  als  der  Orang.  Diese  Ähnlichkeit  be- 
trifft die  äußere  Form  des  Hirnstammes,  das  Verhalten  der  Corpora 
mamillaria,  die  Lage  des  Corpus  subthalamicum,  die  Stärke  der  vorderen 
Kommissur  und  der  Hirnschenkelschlinge,  die  Form  der  inneren  Kapsel  und  die 
Winkelstellung  der  beiderseitigen  Kapseln,  das  Größen  Verhältnis  vom  Fornix- 
querschnitt zum  Querschnitt  des  Vicq  d'Azyrschen  Bündels,  die  Lagebeziehungen 
der  Insel.  Der  Macacus  soll  einen  von  den  beiden  Anthropomorphen 
durchaus  abweichenden  Typus  repräsentieren  (?  ßef.).  Der  Orang  zeigt 
bezüglich  des  Vorderhirns  in  mancher  Beziehung  Verhältnisse,  welche  man 
in  dem  Gehirn  von  Neugeborenen  oder  ganz  jungen  Kindern  vorfindet. 
Dagegen  nähert  sich  das  Schimpansenhirn  in  den  meisten  Punkten  vielmehr 
dem  Gehirn  des  erwachsenen  Menschen.  Die  Menschenähnlichkeit  des 
Schimpansenhirns  offenbart  sich  in  der  Querschnittsform,  in  der  Stellung 
des  Dorsoventraldurchmessers  des  Hemisphärenquerschnitts  zum  Transversal- 
durchmesser resp.  zur  Medianlinie,  in  der  Breite  und  Tiefe  der  Fiss.  cal- 
carina,  in  der  reicheren  Gliederung  der  Windungen  und  Markstrahlen,  in 
der  Gestalt  und  Lage  des  Unterhorns,  im  Hervortreten  des  Stirnscheitel- 
lappens gegenüber  dem  Schläfenlappen,  in  der  besseren  Ausbildung  der 
Inselanlage,  in  der  geringeren  Entwicklung  des  Septum  pellucidum,  in  der 
schwächeren    Ausbildung    des    Balkens    und    in    der   geringeren    Abnahme, 


Anatomie  des  Kervensystems.  27 

welche  derselbe  frontalwärts  erleidet,  in  der  geringeren  Mächtigkeit  der 
tiefen  Marklager  des  Stimhirns  bei  gleichzeitiger  besserer  Differenzierung 
«einer  Faserzüge,  in  der  geringeren  Differenzierung  der  Pasersysteme  des 
Rhinencephidons.  Der  Macacns  zeigt  Anklänge  an  die  Verhältnisse  beim 
Orang  in  der  medianen  Konkavität  der  Hemisphären,  in  der  Form  des 
Hinterhorns  und  der  Lage  des  Unterhoms,  im  Übergreifen  des  Gyrus  forni- 
catus  aaf  die  ünterfläche  des  Balken spleniums,  in  der  Ausbildung  des 
Forceps  longus,  im  überwiegen  des  Schläfenlappens  über  den  Stirnscheitel- 
lappen, in  der  starken  Ausbildung  des  Septum  pellucidum,  in  der  besseren 
Ausbildung  der  den  Sulcus  olfactorius  umgebenden,  in  den  Gyrus  rectus  ein- 
strahlenden Faserzüge. 

Leche  (235)  untersuchte  eine  Anzahl  Insektivorengehirne  und  stellt 
einerseits  die  gemeinsamen  Charaktere  im  Bau  ihrer  Gehirne,  andererseits 
die  Unterschiede  fest.  Chrysochloris  weicht  im  Hirnbau  von  allen  Insekti- 
voren  ab.  Corpora  quadrigemina,  Cerebellum  und  Med.  obl.  sollen  vom 
Cerebrum  verdeckt  sein.  L.  hält  es  für  zweifellos,  daß  die  durch  die 
Lebensweise  bedingte  eigenartige  Form  des  Hirnschädels  Einfluß  auf  die 
Lagerungsverhältnisse  des  Gehirns  hat.  Die  Großhirnhemisphären  sind 
relativ  stärker  bei  Chrysochloris  ausgebildet.  Das  Beuteltier  Notoryctes  hat 
mit  Chrysochloris  im  Hirnbau  große  Ähnlichkeit.  Die  Form  und  Größe 
des  Cerebrum  ist  bei  beiden  dieselbe.  Bei  beiden  tritt  die  Eminentia  nati- 
formis  stark  hervor,  beiden  soll  eine  Fiss.  rhiualis  fehlen.  Das  Corpus 
callosum  ist  gut  entwickelt,  das  Cerebellum  ist  klein. 

Die  an  einem  großen  Material  unter  Edingers  Leitung  vorgenommene 
Untersuchung  Ooldstein's  (169)  erstreckt  sich  im  wesentlichen  auf  das 
Vorderhirn  und  Zwischenhirn  einiger  besonders  charakteristischer  Knochen- 
fische. Der  Bearbeitung  liegen  Präparate  zu  Grunde,  die  mit  verschiedenen 
Zell-  und  Fasernfärbungeu  (auch  der  neuen  Ramön  y  Cajalschen  Achsen- 
zylindermethode)  behandelt  wurden.  —  Besondere  Sorgfalt  ist  auf  das  Studium 
des  Thalamus  verwandt  worden,  der  bisher  bei  den  Knochenfischen  immer 
noch  einen  sehr  dunklen  Hirnteil  darstellte,  jetzt  aber  in  den  Hauptzügen 
seines  Aufbaues  klar  sein  dürfte.  Es  ließ  sich  eine  weitgehende  Homologie 
mit  dem  Thalamus  höherer  Vertebraten  nachweisen  und  besonders,  abgesehen  von 
den  schon  bekannten  Verbindungen  mit  dem  Vorderhirn,  ließen  sich  auch  solche 
mit  der  MeduUa  oblongata  darstellen,  die  zum  Teil  wahrscheinlich  der  Schleife 
höherer  Vertebraten  entsprechen.  Es  konnte  dann  ein  Kern  als  Nucleus 
ruber  tegmenti  abgegrenzt  werden,  der  in  gekreuzter  Verbindung  mit  dem 
Kleinhirn  steht,  das  auch  außerdem  durch  zahlreiche  Faserzüge  mit  dem 
Thalamus  in  Beziehung  tritt.  Ausführlich  sind  ferner  die  komplizierten 
Verhältnisse  des  Hypothalamus  behandelt.  Mittelhirn  und  Kleinhirn  sind 
soweit  in  den  Rahmen  der  Untersuchung  gezogen  worden,  als  sie  als  Aus- 
gangspunkt langer  Bahnen  dienen,  die  von  ihnen  zum  vorderen  Hirnabschnitt 
ziehen.  —  Wegen  der  zahlreichen  Einzelheiten,  die  durch  eine  große  Anzahl 
Text-  und  Tafelfiguren  illustriert  sind,  muß  auf  das  Original  verwiesen 
werden.     Sie  eignen  sich  nicht  zur  Wiedergabe  in  einem  Referat. 

(Autoreferat) 

Krawany  (221)  beschreibt  den  Charakter  und  die  Gruppierung  der 
Ganglienzellen  des  Zentralnervensystems  von  Eisenia  foetida  nach  Bildern, 
welche  er  mittels  der  vitalen  Methylenblaumethode  erhalten  hat.  Zusammen- 
fassend kommt  der  Autor  zu  dem  Resultat,  daß  das  Bauchmark  einer  Seite 
sowohl  nach  rechts  wie  nach  links  efi'ektorische  Axone  entsendet.  Die  sen- 
siblen, zentripetalen  Nervenfasern  scheinen  auf  derselben  Seite  zu  verbleiben 
mit  Ausnahme  jener   des   oberflächlichen  Plexus.     Die    Schaltzellen    setzen 


28  Anatomie  des  Nervensystems. 

die  aufeinanderfolgenden  Segmente  des  Banchmarkos  miteinander  in  Be- 
ziehung und  zwar  sowohl  die  Elemente  der  gleichen  Seite  durch  nicht  über- 
kreuzende, als  auch  die  der  Gegenseite  durch  überkreuzende  Axone.  Im 
sehr  dichten  Neuropil  des  Oberschlundganglions  endigen  Längsbahnen,  welche 
Yom  Bauchmark  kommen  und  wahrscheinlich  aus  Axonen  von  Schaltzellen 
und  vielleicht  auch  aus  solchen  von  sensiblen  Zellen,  die  auf  zentripetalem 
Wege  das  Gehirn  erreicht  haben,  bestehen.  In  diesem  Neuropil  endigen 
auch  jene  sensiblen  Fasern,  welche  direkt  von  der  Peripherie  in  das  Gehirn 
eintreten.  Dieses  Neuropil  steht  ferner  noch  in  Verbindung  mit  dem  zen- 
tralen Ganglienapparat  des  Gehirns,  der  vor  allem  aus  der  sehr  großen 
Anzahl  der  kleinen  Rindenzellen  besteht,  deren  Fasern  merkwürdigerweise 
durchwegs  überkreuzen,  bevor  sie  in  das  Neuropil  eintreten.  Eine  sekundäre 
Rolle  scheinen  die  großen  Zellen  des  Gehirns  zu  spielen. 

JolULStoil  (201)  gibt  eine  Darstellung  der  in  das  Zentralnervensystem 
von  Amphioxus  einstrahlenden  Nervenwurzeln  und  der  Zellen,  mit  welchen 
dieselben  in  Verbindung  stehen.  Er  meint,  daß  Amphioxus  mehr,  als 
gewöhnlich  angenommen  wird,  eine  Brücke  schlägt  zwischen  dem  Nerven- 
system der  Wirbellosen  und  der  Wirbeltiere.  Es  hat  mit  dem  Nervensystem 
niederer  Fische  folgende  Punkte  gemein :  Es  ist  an  der  dorsalen  Fläche  hohl 
und  hat  getrennte  dorsale  und  ventrale  Wurzeln.  Der  Zentralkanal  hat 
vorne  eine  Erweiterung,  den  Hirnventrikel.  Die  dorsalen  Wurzeln  bestehen 
aus  Hautfasern,  aus  sensorischen  und  motorischen  Visceralfasern,  sie  ent- 
halten in  der  Hirnregion  spezifisch  sensorische  Bahnen  (zu  Riech-  oder 
Geschmackszentren?).  Beide  Arten  von  sensorischen  Fa'sem  besitzen  Gang- 
lienzellen, welche  entweder  im  Rückenmark  oder  innerhalb  der  Nervenwurzel 
liegen,  ungefähr  ebenso  gelagert  wie  die  Spinalganglien  der  Vertebraten. 
Die  beiden  Arten  von  sensorischen  Fasern  bilden  nach  dem  Eintritt  ins 
Rückenmark  Dorsalstränge,  welche  denen  der  Vertebraten  ähnlich  sind.  Die 
Zellen  der  viscero-motorischen  Fasern  liegen  wie  bei  den  Vertebraten  dorsal 
von  den  somatisch  motorischen  Zellen  und  lateral  inbezug  auf  den  ventralen 
Teil  des  Kanales.  Die  Nervenzellen  haben  eine  Struktur,  welche  für  die 
Zellen  der  Vertebratenembryonen  charakteristisch  sind,  und  welche  man  in 
einzelnen  Hirnteilen  der  Fische  sehen  kann.  Die  ventralen  Wurzeln  entspringen 
für  sich  getrennt  und  bleiben  unabhängig.  An  das  Nervensystem  niederer 
Tiere  mahnt  das  Fehlen  jeder  spezialisierten  Sinneszelle,  die  Anwesenheit 
ganz  einfacher  Licht  perzipierender  Organe  im  Zentralnervensystem,  die  ganz 
geringe  Entwicklung  des  Gehirns. 

Heath  (181)  beschreibt  das  Nervensystem  der  Gattung  Solenogastres. 
Das  Gehirn  ist  von  mittlerer  Größe  und  liegt  vor  der  unpaarigen  Speichel- 
drüse in  einer  Vertiefung  zwischen  Mund  und  Pharynx.  Vom  vorderen  und 
seitlichen  Rand  desselben  entspringen  drei  Nervenpaare.  Von  diesen  gehen 
Fasern  zu  sensorischen  hypodermalen  Organen,  welche  vor  der  hinteren 
Mundgrenze  gelegen  sind.  Die  übrigen  laufen  mit  dem  Verdauungstraktus 
und  vereinigen  sich  mit  Gruppen  von  Ganglienzellen,  welche  zerstreut  an 
diesem  Traktus  liegen.  Diese  Ganglien  bilden  Nervenplexus,  deren  Fasern 
zur  Körperperipherie  gehen.  Die  weitere  Beschreibung  geht  näher  auf  die 
Einzelheiten  in  der  Ausbreitung  dieser  Fasern  ein. 

Enwicklong  des  Nervensystems. 

Charnock  Bradley  (51;  gibt  eine  eingehende  Darstellung  der 
Entwicklung  des  Hinterhirns  vom  Schwein  und  illustriert  dieselbe  durch 
eine   Anzahl   von    aus   Serienschnitten    rekonstruierten  Wachsmodellen    und 


Anatomie  des  Nervensystems.  29 

durch   viele  Schnitte    aus    allen  Abschnitten    des  Hinterhirns  selbst.     Die 
Einzelheiten  der  trefflichen  Studie  müssen  im  Original  nachgesehen  werden. 

Die  Paraphysis  erscheint  nach  neueren  Untersuchungen  von  Warren 
(446)  an  Necturus  maculatus  zuerst  bei  einem  Embryo  von  12  mm  Länge. 
Sie  entwickelt  sich  vom  Telencephalon  und  zwar  unmittelbar  kopfwäxts  vom 
Velum  transversum  als  ein  schmales  Divertikel,  welches  allmählich  zu  einer 
komplizierten  vaskulären  Drüse  wird.  Die  Epiphyse  erscheint  zuerst  bei 
einem  Embryo  von  9 — 10  mm  und  entwickelt  sich  vom  Diencepbalon,  sie 
ist  durch  einen  kurzen,  soliden  Stiel  verbunden.  Das  Velum  transversum 
entsteht  zuerst  ventral  und  kaudal  zum  Hinterhim  und  bildet  so  den  dien- 
cephalen  Teil  des  Plexus  chorioideus.  Der  Plexus  telencephalicus  entsteht 
vom  Dache  des  Telencephalon  und  füllt  die  Höhlung  des  3.  Ventrikels. 
Die  Off'nung  der  Paraphysis  ist  von  diesen  beiden  Plexus  umgeben.  Der 
Hemisphärenplexus  entsteht  im  rechten  Winkel  von  Plexus  telencephalicus 
grade  kopfwärts  und  ventral  zur  Öffnung  der  Paraphysis.  Die  Commissura 
superior  erscheint  zuerst  beim  Embryo  von  16 — 17  mm,  sie  liegt  unmittelbar 
vor  dem  Epiphysenstiel  und  ist  verhältnismäßig  kurz.  Die  Commissura 
posterior  erscheint  zuerst  beim  Embryo  von  15  mm  Länge,  und  zwischen 
ihr  und  der  Epiphysis  bildet  sich  im  Dach  des  Diencepbalon  eine  scharf 
sich  heraushebende  Grenzscheide. 

Takasu  (412)  studierte  die  Entwicklung  der  Kleinhimrinde  an 
Schweineembryonen  mittels  der  Nissischen  Methode.  Seine  Befunde  sind 
folgende:  Die  Entwicklung  der  Kleinhirnrinde  ist  bei  ein  und  demselben 
Stadium  nach  Ort  und  Stelle  sehr  verschieden,  und  zwar  entwickelt  sich  — 
wenigstens  in  früheren  Stadien  —  die  Rinde  der  Wurmgegend  immer  rascher 
als  die  der  Hemisphären.  Die  äußere  Körnerschicht  ist  in  den  früheren 
Stadien  des  Embryonallebens  noch  schmal;  sie  verbreitert  sich  erst  bei  einem 
Embryo  von  195  mm  N.  L.  bis  zu  30  ^  und  ist  dann  überall  in  zwei  typische 
Schichten  zerlegbar;  danach  verschmälert  sie  sich  wieder  nach  und  nach  bis 
zu  10  ^,  indem  die  Zellen  ihrer  tieferen  Schicht  allmählich  verschwinden, 
während  die  ihrer  oberflächlichen  dagegen  bis  zum  Ende  des  Embryonal- 
lebens zurückbleiben.  Die  Molekularschicht  bleibt  in  früheren  Stadien  immer 
stationär  und  sehr  schmal,  erst  in  späteren  Stadien  verbreitert  sie  sich  sehr 
rasch  bis  zu  100  jli-  Die  innere  Körnerschicht  beginnt  schon  früher,  doch 
ganz  allmählich  sich  zu  differenzieren,  indem  sie  immer  zahlreicher  wird. 
Erst  am  Ende  des  Embryonallebens  ist  sie  überall  scharf  abzugrenzen,  wobei 
ihre  Dicke  70 — 140  ^  beträgt.  Die  G olgischen  Zellen  und  die  Korbzellen 
treten  erst  bei  einem  Embryo  von  195  mm  N.  L.  deutlich  hervor  und  wachsen 
dann  stetig  bis  zum  Ende  des  Embryonallebens.  Die  Purkinjeschen 
Zellen  unterscheiden  sich  in  den  frühesten  Stadien  nur  durch  die  Helligkeit 
ihres  verhältnismäßig  großen  Kernes  und  erst  bei  einem  Embryo  von  76  mm 
N.  L.  auch  durch  ihre  überwiegende  Größe  (5 — 7  ^i)  von  allen  übrigen  Zellen. 
Erst  bei  Embryonen  von  132  und  150  mmN.  L.  sind  sie  mit  ansehnlichem 
Protoplasma  versehen,  dann  wachsen  sie  sehr  rasch,  so  daß  sie  schon  bei 
einem  Embryo  von  220  mm  N.  L.  12  \x  breit  und  17  m  lang,  bei  einem  von 
300  mm  N.  L.  18  ^  breit  und  28  |i  lang  sind.  In  letzteren  Stadien  ent- 
wickeln sich  auch  ihre  verästelten  Fortsätze  und  eine  feinstreifige  Tigroid- 
substanz.  Die  Entwicklung  der  Ganglienzellen  im  Innern  der  Markmasse 
ist  immer  weiter  vorgeschritten  als  die  der  Purkinjeschen  Zellen.  Die 
markhaltigen  Nervenfasern  im  Marklager  und  in  der  inneren  Körnerschicht 
(Färbung  nach  Pal)  sind  erst  bei  Embryonen  von  220  mm  N.  L.  nachzu- 
weisen. 


30  Anatomie  des  Nervensystems. 

Pighini  (317)  hat  die  Bildung  und  Entwicklung  der  Nervenelemente* 
bei  Knorpelfischen  zum  Gegenstand  seiner  Untersuchung  gemacht  Zunächst 
erscheint  das  Nervensystem  aus  Ketten  bipolarer  Zellen  zusammengesetzt; 
außerhalb  des  Rückenmarkes  setzen  sich  die  Wurzeln  kontinuierlich  fort  ia 
andere  Kettenreihen,  den  peripheren  Nerven.  In  einem  weiteren  Stadium 
sieht  man  im  Rückenmark  andere  Zellenreihen,  die  quer  die  zuerst  genannten 
Reihen  durchkreuzen.  Indem  mehrere  Zellen  aus  diesen  Ketten  sich  eng 
aneinander  lagern  und  schließlich  miteinander  verschmelzen,  entstehen  aus 
diesen  quergelagerten  Ketten  die  Ganglienzellen  der  Vorder-  und  Hinter- 
hörner.  (Merzbacher.) 

Klinkhardt's  (209)  Untersuchungsergebnisse  über  die  Entwicklung, 
der  Kopfganglien  und  Sinneslinien  der  Selachier  sind  folgende:  Die 
Ektodermfelder  (Verdickungen)  am  Selachierkopfe  geben  den  Kopfsinnes- 
linien (Seitenlinien)  und  vermutlich  auch  den  Lorenzinischen  Ampullen  den 
Ursprung.  Aus  einem  Teil  der  Ektodermverdickungen  der  Kiemenbogen 
entstehen  die  Kiemenfäden.  Man  kann  vier  Ektodermfelder,  Kiemen-, 
Supraorbital-,  Infraorbital-  und  Ciliarfeld  unterscheiden.  Kiemen-  und 
Supraorbitalfeld  hängen  von  Anfang  an  zusammen ;  Ciliar-  und  Infraorbital- 
feld  vereinigen  sich  im  Laufe  der  Entwicklung.  Zum  Supraorbital-  und 
Infraorbitalfeld  gehören  Zweige  des  Facialis,  zu  jenem  der  Ramus  ophthal- 
micus  superficialis,  zu  diesem  der  Ramus  buccalis.  Die  beiden  zuletzt  ge- 
nannten Ektodermfelder  schließen  die  ersten  Anlagen  der  gleichnamigen 
Sinneslinien  in  sich  ein.  Somit  entstehen  die  Sinnesüuien  am  Kopfe  eher 
als  am  Rumpfe.  Sämtliche  Ganglien,  die  zum  Bereich  der  Kiemenregion 
gehören,  nämlich  Acustico-facialis,  Glossopharyugeus  und  Vagus,  gehen  im 
Bereich  jedes  Kiemenbogens  je  eine  doppelte  Verbindung  mit  dem  Ekto- 
derm  ein,  eine  laterale  und  eine  epibranchiale.  Die  Lateralverbindungen 
liegen  ungefähr  auf  der  Höhe  der  Chorda  oder  etwas  ventral  davon.  Aus 
den  Verbindungsstellen  bildet  sich  später  der  betreffende  Teil  der  Sinnes- 
linien. Die  Epibranchialverbindungen  liegen  au  der  dorso-kaudalen  Wand 
jeder  Kiemenspalte.  Sie  werden  erst  nach  den  Lateralverbindungen  ge- 
bildet. Aus  diesen  Verbindungsstellen  gehen  später  verschiedene  Nerven 
hervor.  Durch  beide  Verbindungsstellen  sieht  man  Kerne  aus  dem  Ekto- 
derm  in  die  Ganglienanlage  einwandern.  Diese  Einwanderung  ist  schwach 
an  den  Ijateralverbindungen,  dagegen  enorm  stark  an  den  Epibranchial- 
verbindungen. Es  ist  nicht  unzweifelhaft  festgestellt,  ob  sich  der  Trige- 
minus  ebenso  verhält,  wie  die  Ganghenanlagen  der  Kiemenregion. 

Olmer  und  Stephan  (304)  berichten  über  die  ersten  Fibrillen- 
bildungen  bei  Schafembryonen.  Im  frühesten  Stadium  (Embryo  von  1  cm 
Länge)  sind  die  Zellen  des  Vorderhorns  spindelförmig,  mau  sieht  einzelne 
dicke  Fibrillen,  welche  die  Zelle  von  einem  zum  anderen  Fortsatze  passieren. 
In  der  weiteren  Entwicklung  bildet  sich  außer  den  ebengenannten 
Fibrillen  ein  feines,  anastomosierendes  Netz  in  der  Zelle,  welches  den  Kern 
nur  von  einer  Seite  umgibt,  da  er  zunächst  ganz  exzentrisch  liegt.  Dieses 
Fibrillennetz  wird  in  der  weiteren  Entwicklung  immer  stärker,  ebenso  über- 
kreuzen sich  auch  die  einzelnen  Fibrillen  in  immer  mehr  komplizierter  Art 
und  umgeben  jetzt  auch  den  Kern  von  der  anderen  Seite.  Gleichzeitig 
treten  auch  in  den  Fortsätzen  die  Fibrillen  dichter  zusammen  und  laufen 
als  parallele  Bündel  in  ihnen  hin.  In  den  Spinalganglien  tritt  das  Fibrillen- 
netz schon  früher  auf  als  in  den  Zellen  der  Vorderhörner  und  ist  viel 
feiner  und  viel  regulärer  als  in  diesen;  es  setzt  sich  beiderseits  etwas  in 
die  Fortsätze  fort.     Die  Autoren  sind  entgegen  der  Ansicht  von  Cajal  der 


Anatomie  des  Nervensystems.  3X 

Meinung,  daß  die  ersten  Fibrillen  in  den  Zellen  entstehen  und  dann  erst  in 
den  Fortsätzen. 

La  Feg^a  (232)  hat  die  pluricelluläre  Anlage  nicht  nur  in  dem  extra- 
medullären Achsenzylinder,  sondern  auch  an  dem  Protoplasmafortsatz  der 
Ganglienzelle  des  Hülmchens  beobachtet.  Zur  Zeit  des  4.  Bebrütungstages, 
während  noch  jene  Zellen,  aus  denen  später  die  definitiven  Ganglienzellen  durch 
Verschmelzung  mehrerer  Zellen  (nach  Fragnito)  entstehen  sollen,  noch  das 
primitive  Bild  der  Neuroblasten  zeigen,  strömen  den  Vorderhörnern  Fasern 
zu,  die  zum  größten  Teile  aus  Ketten  spindliger  Zellen  gebildet  erscheinen, 
und  die  mit  den  Neuroblasteu  noch  keine  Beziehungen  eingehen.  Neben 
diesen  feinfaserigen  Gebilden  sieht  man  andere,  die  jedoch  das  Neuro- 
spongium  darstellen,  und  die  weder  mit  den  Neuroblasten  noch  mit  den 
zuerst  genannten  Zellketten  in  irgendwelche  Beziehung  treten.  Erst  am 
10.  Tage  beginnen  die  pluricellulär  entstandenen  Faserzüge  mit  den  Neuro- 
blasten in  innigen  Konnex  zu  treten.  Die  Tatsache,  daß  die  Zellenreihen, 
die  auch  als  Bildner  der  peripheren  Nerven  gelten,  nicht  nur  extramedullär, 
sondern  auch  intramedullär  angetroffen  werden,  spricht  dafür,  daß  diese 
Zellen  ausschließlich  der  Genese  des  Achsenzylinders  vorstehen,  nicht  auch 
der  übrigen  den  peripheren  Nerven  konstituierenden  Teile,  wie  Dohrn  be- 
hauptet Was  endlich  das  erste  Auftreten  der  Neurofibrillen  in  den 
Ganglienzellen  anbetrifft,  so  wendet  sich  Pegna  gegen  ßesta,  der  eine 
frühzeitige  Bildung  derselben  beobachtet  haben  will;  P.  will  dieselben  nie 
vor  dem  10.  Bebrütungstage  gefunden  haben.  —  Untersucht  wurde  mit  dem 
von  R.  y  Cajal  angegebenen  Verfahren.  2  Tafeln  sind  der  Mitteilung  bei- 
gefügt. (Merzhacher,) 

Capobianco  (72)  versucht  neuerdings,  die  pluricelluläre  Entstehung 
der  Ganglienzellen  an  der  Hand  neuer  Untersuchungen  zu  demonstrieren. 
Als  Versuchsmaterial  dienen  das  Rückenmark  und  die  Spinalganglien  von 
Katzenföten  (jüngste  Stadien:  2  cm).  Der  Abhandlung  sind  auf  2  Tafeln 
21  Abbildungen  beigefugt,  auf  denen  man  recht  deutlich  zwei  Stadien  der 
Bildung  verfolgen  kann:  die  Syncytiumbildung,  bei  der  das  Protoplasma 
mehrerer  Neuroblasten  auf  verschiedener  Weise  miteinander  zu  verschmelzen 
scheint,  und  regressive  Prozesse  am  Kerne,  die  zu  Abnahme  der  Färbbar- 
keit  bis  zu  vollkommenem  Mangel  derselben  führen.  Der  Autor  hat  sich 
schließlich  der  mühsamen  Arbeit  unterzogen,  die  zelligen  Elemente  in  der 
fötalen  Entwicklung  und  im  erwachsenen  Tiere  miteinander  zu  vergleichen. 
Es  zeigte  sich,  daß  im  Spinalganglion  während  der  Entwicklung  zwei-  bis 
dreimal  soviel  zellige  Elemente  vorkommen  als  im  ausgewachsenen. 

(Merzbacher,) 

Fragnito  (136)  hat  die  pluricelluläre  Entstehung  der  Achsenzylinder 
und  Protoplasmafortsätze  verfolgen  können.  Kerntragende  Fortsätze  können 
bis  in  das  Innere  der  Zelle  selbst  deutlich  verfolgt  werden.  So  entwickelt 
sich  der  GanglienzelUeib  und  seine  Fortsätze  für  sich  selbständig  aus  Zellen- 
koionien  bezw.  Zellenketten,  die  erst  in  späteren  Stadien  zueinander  in  Be- 
ziehung treten.  Die  Kerne  sind  deutlich  als  spindelförmige  Auftreibungeu 
und  färberisch  von  ihrer  Umgebung  verschieden  zu  verfolgen.  Die  Unter- 
suchungen sind  mit  Hilfe  der  Donaggioschen  Methode  an  Hühnclion- 
embr}^oneu  —  vom  16.  Bebrütuugsiagr  an  —  gewonnen  worden. 

Das  Ergebnis  dieser  Untersuchungen  scheint  gegen  die  Auffassung  zu 
sprechen,  die  von  anderer  Seite  vertreten  wird,  und  die  dahin  lautet,  daß 
die  beobachteten  Zellenketten  als  Bildner  lediglich  der  Schwannschen  und 
der   Markscheiden    zu    betrachten    sind,    werden    doch    hier    diese    zelligen 


32  Anatomie  des  Nervensystems. 

Elemente  an  Stellen  demonstriert,  an  denen  diese  Bestandteile  des  Achsen- 
Zylinderfortsatzes  vermißt  werden.  (Merzbacher.) 

Eohn  (210)  tritt  auf  Grund  seiner  Untersuchungen  für  die  ekto- 
dennale  Natur  der  sogen.  Schwann  sehen  Zellen  ein.  Sie  entstehen  nach 
seiner  Ansicht  aus  embryonalen  Ganglienzellen,  z.  B.  bei  den  hinteren 
Wurzeln  aus  Zellen,  welche  ganz  und  gar  identisch  sind  mit  den  embryo- 
nalen Spinaiganglienzellen.  Dieselben  Zellen,  also  die  Vorläufer  derSchwann- 
schen  Zellen,  sind  nach  K.s  Ansicht  auch  die  Quelle  der  Ganglien  des  sym- 
pathischen Nervensystems. 

Bei  der  Kröte  entsteht  nach  Untersuchungen  von  Jones  (202)  der 
Sympathikus  in  verhältnismäßig  einfacher  Art  in  der  Gegend  zwischen  Vagus- 
Ganglion  und  zweitem  Spinalnerv.  Es  sammeln  sich  hier  allmählich  Zellen 
von  epiblastischem  Ursprung  im  Mesoblast  und  bilden  einen  Zellstrang.  In 
der  Gegend  hinter  dem  zweiten  Spinalnerven  erscheint  zuerst  ein  schmaler 
Zellhügel,  welcher  der  Aorta  dicht  anliegt  und  sich  an  ihr  entlang  zieht. 
Die  Zellen  an  der  Spitze  des  Hügels  differenzieren  sich  zum  Sympathikus- 
Strange.  Später  verschwindet  der  Hügel,  und  der  Strang  wird  frei,  nur  mit 
"den  seitlichen  sympathischen  und  Spinalnerven  verbunden  bleibend.  Die 
sympathischen  Ganglien  und  Kommissuren  entstehen  direkt  aus  dem  sym- 
pathischen Strange.  Die  Rami  communicantes  bilden  sich  bei  der  Kröte 
in  derselben  Art  wie  bei  den  Elasmobranchiern. 

Bei  jungen  Embryonen  der  Ente  und  der  Maus  sollen  nach  Unter- 
suchungen von  Held  (183)  als  BiJdungszellen  der  Neurofibrillen  die- 
jenigen Zellen  erscheinen,  welche  His  als  Neuroblasten  bezeichnet  hat.  Be- 
merkenswert erscheint,  daß  zuerst  im  basalen  Teil  dieser  Zellen  ein  feines 
Fibrillennetz  auftritt.  Von  dieser  Zellenregion  wachsen  dann  inmier  länger 
werdende  Fibrillen  aus,  welche  teils  zum  primären  Nervenfortsatz  jener  Zellen 
konvergieren,  teils  den  Kern  umgreifen  und  dann  bald  in  divergente  Proto- 
plasmafortsätze ausstrahlen.  Auch  im  sympathischen  Nervensystem  gilt  das 
gleiche  Prinzip.  Bevor  noch  fibrUlenhaltige  Nn.  communicantes  existieren,  zeigen 
bereits  die  einzelnen  Zellen  oder  Zellgruppen,  welche  zu  Ganglienzellen 
werden,  selbständig  einsetzende  Pibrillationsprozesse.  Außerdem  fand  Held 
noch  in  einzelnen  zerstreut  in  peripherischen  sensiblen  Nerven  liegenden 
Zellen  Fibrillen,  ebenso  im  Ektoderm.  Der  vorschreitende  Prozeß  der 
Neurofibrillation,  der  die  Länge  einer  Nervenleitung  bedingen  würde,  erscheint 
dem  Autor  in  der  Hauptsache  als  ein  von  jener  Stelle  der  Neuroblasten 
beherrschtes  Längenwachstum  der  einzelnen  Fibrillen.  Der  Axolotl  z.  B., 
der  auf  dem  Stadium  der  ersten  Gefäßprozesse  steht,  zeigt  grobe  und  weit 
verzweigte  Nervennetze,  die  von  dem  dorsalen  Umfange  des  MeduUarrohres 
her  bis  zur  Haut  ausgespannt  sind  und  erst  später  kernhaltig  werden. 

Brock  (54)  hat  mit  der  Ramon  y  Cajalschen  Methode  die  Pibrillen- 
entwicklung  bei  Schweineembryonen  untersucht.  DieSchweineembrj'onen  hatten 
eine  Länge  von  14  bis  280  mm  Steiß  -  Scheitellänge.  Es  ergab  sich 
folgendes:  Eine  Faserbahn,  welche  sich  in  irgend  einem  fötalen  Stadium 
imprägniert  dargestellt  hat,  erscheint  in  jedem  folgenden  Stadium  ebenfalls 
imprägniert.  Eine  Ausnahme  machte  nur  die  Pyramidenbahn.  Die  Im- 
prägnation der  Fibrillen  tritt  bedeutend  früher  als  die  Reifung  der  Mark- 
scheiden auf.  Die  Reihenfolge  der  Imprägnation  der  einzelnen 
Bahnen  entspricht  im  ganzen  wohl  der  Reihenfolge  der  Mark- 
scheidenreifung. Die  Imprägnationsfähigkeit  der  Fibrillen  schreitet 
von  dem  im  anatomischen  Sinne  peripherischen  Ende  nach  dem 
zentralen  fort.  Dem  entspricht  auch  die  Tatsache,  daß  die  Bahnen 
gewöhnlich   vor   den  Zellen     der    zugehörigen   Kerne    imprägniert    werden. 


Anatomie  des  Nervensystems.  88 

Einzelne  Bahnen  treten  sogleich  in  der  Fonn  der  feinfibrillären  Bahnen  auf 
^Lobus  olfact),  andere  erscheinen  erst  grobfibrillär  und  werden  in  späteren 
Stadien  erst  feinfibrillär  (Himnervenwurzeln),  wobei  eine  Vermehrung  der 
Fibrillen  eintritt.  Bemerkenswert  ist,  daß  der  Autor  der  von  anderen 
Forschern  behaupteten  Tatsache,  daß  Fibrillen  durch  den  Zellleib  von  einem 
Fortsätze  zum  anderen  hindurchgehen  sollen  (Bethe,  Bielschowsky  u.  a.) 
5ehr  skeptisch  gegenüber  steht.  Er  hält  solche  Bilder  für  Trugbilder,  welche 
dadurch  entstehen,  daß  sich  Fibrillen  oder  Fibrillenbündel  so  dicht  anein- 
ander legen,  daß  sie  den  Eindruck  einer  kontinuierlich  Terlaufenden  dicken 
Fibrille  heryorrufen.  (Kef.  kann  nur  seiner  Genugtuung  Ausdruck  geben,  daß 
damit  die  von  ihm  energisch  bekämpfte  und  von  vielen  Autoren  kritiklos 
nachgesprochene  Angabe  des  Durchgehens  der  Fibrillen  durch  die  Nervenzelle 
•eine  weitere,   gewichtige  Stütze  erfahren  hat.) 

Braus  (53)  transplantierte  bei  Amphibien  (Bombinatorlarven)  in  einigen 
Entwicklungsstadien,  in  welchen  an  den  Gliedern  histologisch  noch  nichts 
von  einem  peripheren  Nervensystem  zu  erkennen  war,  Gliedmaßen  eines 
Tieres  auf  irgend  eine  Stelle  eines  anderen.  Es  entwickelte  sich  an  der  im- 
-plantierten  Extremität  im  Laufe  der  weiteren  Entwicklung  ein  für  diese 
Extremität  typisches  peripherisches  Nervensystem.  Hierbei  konnte  nach- 
gewiesen werden,  daß  die  Nerven  dieser  Extremität  nicht  etwa  durch  Hinein- 
wachsen von  Nerven  des  Stumpfes,  auf  welchen  die  Extremität  implantiert 
war,  sich  gebildet  hatten,  sondern  daß  sie  selbständig  in  ihr  entstanden 
waren.  Wurde  dagegen  ein  Extremitätenblastem  von  einem  Tier  transplan- 
tiert,  dem  in  frühem  Stadium  die  Rückenmarksanlage  entfernt  war,  so  ent- 
wickelten sich  nach  der  Transplantation  auf  ein  anderes  Tier  an  dieser  Ex- 
tremität zwar  Knochen-,  Gefäß-  und  Muskelsystem  wie  gewöhnlich,  aber 
nichts  von  einem  peripherischen  Nervensystem.  Derselbe  Mangel  war  vor- 
handen in  akzessorischen  Gliedern,  die  sich  öfters  an  transplantierten  Ex- 
tremitäten ausbilden.  Ein  Blastem  also,  welches  an  dem  gewöhnlichen  Ort 
seiner  Entwicklung  Nerven  in  späteren  Stadien  erhält,  besitzt  die  Potenz 
antogeuer  Nervenproduktion  auch  nach  seiner  Verpflanzung  an  beliebige  an- 
dere Stellen  des  embryonalen  Körpers.  Bleibt  es  in  loco,  so  ist  es  imstande, 
einer  durch  irgend  welche  Regulationen  ausgelösten  Verdoppelung  die  Fähig- 
keit der  Nervenproduktion  mitzuteilen,  wird  es  dagegen  verpflanzt,  so  erlischt 
diese  Fähigkeit  der  Mitteilung  an  einen  derartigen  Adnex.  Daraus  schließt 
Jer  Autor:  Blasteme,  welche  niemals  in  normaler  Verbindung  mit  den  ihnen 
-zugehörigen  Teilen  des  Zentralnervensystems  gestanden  haben,  sind  bei 
Bombinatorlarven  nicht  imstande,  Nerven  autogen  zu  reproduzieren.  Da  sich 
ferner  ergeben  hat,  daß  Blasteme,  welche  einmal  in  normaler  Verbindung 
mit  ihrer  Umgebung  gestanden  haben,  wenn  es  auch  nur  in  frühen,  vor  der 
sichtbaren  Differenzierung  des  peripheren  Nervengewebes  gelegenen  Etappen 
des  Entwicklungsganges  war,  doch  die  Potenz  der  autogenen  Nervenbildung 
behalten,  so  ist  der  Schluß  gerechtfertigt,  daß  schon  zur  Zeit  der  Trans- 
plantation, ehe  also  Nerven  sichtbar  differenziert  sind,  Verbindungen  zwischen 
spezifischen  Teilen  des  Zentralnervensystems  und  dem  Blastem  der  zuge- 
hörigen Extremität  vorhanden  sein  müssen,  und  daß  von  deren  Vorhandensein 
die  spätere  Entfaltung  eines  typischen  Nervensystems  abhängig  ist.  Es 
muß  also  ein  „Etwas"  vom  Zentralnervensystem  aus  auf  die  zugehörigen 
peripheren  Blasteme  in  frühen  Stadien  einwirken,  um  die  Entstehung  von 
ilerven  zu  ermöglichen,  und  sich  dies  wahrscheinlich  der  He nsen sehen 
Theorie  entsprechend,  auf  dem  Wege  morphologisch  ausgebildeter  Verbin- 
dungen, Protoplasmabrücken  vollziehen.  Wenn  auch  nach  Harrisons 
Experimenten  die  Schwann  sehen  Zellen  keine  primären  und  ausschließlich 

Jahresberieht  f.  Neuroloi^e  und  Psjchiatrie  1906«  ^ 


34  Auatomie  des  Nervensystems. 

Nervenbildner  sind,  wie  die  Anhänger  der  Zellenkettenhypothese  annehmen^ 
so  können  sie  doch  sehr  wichtige  Faktoren  zweiter  Ordnung  für  die- 
Entstehung  und  Bildung  peripherer  Nerven  sein,  indem  sie  die  primäre» 
Protoplasmabrücken  schützen,  ernähren  oder  eventuell  direkt  die  Entstehung 
von  Fibrillen  in  denselben  anregen. 

Die  Entwicklung  des  Auges  nimmt,  wie  Proriep  (144)  in  der  Einleitung 
seiner  umfassenden  und  vortrefflichen  Studie  sagt,  innerhalb  der  Bildungs- 
geschichte der  Sinnesorgane  der  Vertebraten  eine  Sonderstellung  ein.  Alle 
anderen  Sinnesorgane  entstehen  durch  Differenzierung  der  embryonalen 
Epidermis,  d.  h.  desjenigen  Teiles  des  Ektoderms,  der  nach  Absonderung 
des  Medullarrohres  übrig  bleibt,  und  sie  treten  mit  den  Produkten  des  letzteren^ 
den  Zentralorganen  des  Nervensystems,  erst  sekundär  in  Verbindung.  Hier 
dagegen  schnürt  sich  ein  Teil  der  Wand  des  Medullarrohres  selbst  von 
diesem  ab  und  wird  zur  Retina,  dem  lichtrezipierenden  Endorgan.  Ebenso 
merkwürdig  ist  der  Umstand,  daß  an  der  Stelle,  wo  jenes  zentrale  oder 
encephalogene  Sinnesorgan  an  die  Peripherie  tritt,  die  Epidermis  einen  Hilfs- 
apparat produziert,  der  zwar  bei  seinem  Auftreten  Ähnlichkeit  mit  der  An- 
lage peripherischer  oder  epidermogener  Sinnesorgane  darbietet,  jedoch  nie- 
mals nervöse  Funktionen  gewinnt,  sondern  in  eigentümlicher  Weise  sich  zu 
einem  dioptrischen  Instrument,  der  Kristalllinse,  ausgestaltet.  Im  Hinblicke  auf 
die  Kompliziertheit  dieses  ganzen  Sinnesorganes  ist  es  staunenswert,  daß  in 
der  ganzen  Reihe  der  Wirbeltiere  keine  niederen  Zustände  desselben  er- 
kennbar sind.  Von  den  Cyclostomen  angefangen,  deren  Augen  hauptsächlich 
infolge  von  Rückbildung  einige  Abweichungen  darbieten,  zeigt  iu  der  Reihe 
der  Kranioten  kein  anderes  Organ  eine  solche  Gleichförmigkeit  der  wesent- 
lichen Organisationsverhältnisse.  Dies  wird  sodann  im  einzelnen  durch  ge- 
naue Darstellung  der  Entwicklung  des  Sehorganes  bei  Wirbellosen,  und 
bei  allen  Wirbeltierklassen  gezeigt  und  durch  viele  Photogramme  und  Zeich- 
nungen illustriert. 

Allgemeine  Histologie  des  Nervensystems. 

a)  Nervenzellen. 

Die  Monographie  von  Athias  (11)  bringt  eine  fleißige  und  erschöpfende 
Zusammenstellung  der  Arbeiten,  die  über  die  normale  Anatomie  der  Ganglien- 
zelle  erschienen  sind.  Besondere  Berücksichtigung  finden  die  neuesten  histo- 
logischen Arbeiten.  Es  hat  den  Wert  eines  Nachschlagebuches,  da  der 
Autor  selbst  nichts  neues  bringt  (freilich  ist  das  Fehlen  eines  Sachregisters 
dabei  mißlich!).  Eine  kurze  (vielleicht  zu  kurze!)  historische  Übersicht  leitet 
das  Buch  ein.  Im  ersten  Teil  wird  die  Morphologie  der  Zelle  gewürdigt  — 
dieser  Teil  schließt  mit  einer  ganz  netten  vergleichenden  Morphologie  der 
Ganglienzelle  ab.  Der  zweite  Teil  ist  den  einzelnen  Bestandteilen  der 
Ganglienzelle  gewidmet,  wobei  den  Neurofibrillen  ein  breiter  Rahmen  zu- 
gewiesen wird.  Im  3.  Teile  werden  die  Beziehungen  der  einzelnen  Zellen 
zu  einander  behandelt.  Hier  findet  die  Besprechung  der  Neuronenlehre 
ihren  Platz,  der  der  Autor  in  ihrer  modernen  Form  sich  nicht  anzuschließen 
vermag.  Er  meint,  es  seien  noch  keine  genügend  überzeugende  neue  Momente 
aufgebracht  worden,  welche  der  Auffassung  entgegengehalten  werden  könnten. 
Das  Neuron  —  in  seiner  alten  Form  und  Auffassung  —  stelle  anatomisch 
wie  funktionell  eine  Einheit  dar.  Im  letzten  Kapitel  dieses  Abschnittes 
beschäftigt  sich  Verf.,  immer  wieder  rein  referierend,  mit  der  Lehre  von 
der  Autoregeneratioi) ;  die  bis  jetzt  gesammelten  Erfahrungen  genügen  ihm 
hier  auch  nicht,  um  ein  abschließendes  Urteil  fällen  zu  können. 


Anatomie  des  Nervensystems.  35 

Dürftig  sind  die  wenigen  einfarbigen  Abbildungen,  die  sich  auf  8  Tafeln 
beschranken.  (Darstellung  einiger  Zellen  nach  der  Golgi  und  Caja Ischen 
Methode;  nur  auf  der  letzten  Tafel  2  Photogramme  von  SpinalgangÖenzellen 
nach  Heidenhain.)  Wertvoll  ist  die  Literatur  übersieht,  die  577  Arbeiten 
umtaßt  (Merzbacher,) 

Schnitze  (378)  bespricht  in  seiner  Arbeit  zwei  Hauptfragen  aus  dem 
Gebiete  des  feineren  Baues  des  Nervensystems,  nämlich  erstens  die^  ob 
die  periphere  Faser  als  ein  einfacher  Zellfortsatz  oder  als  ein  multicelluläres, 
syncytiales  Gebilde  aufzufassen  ist,  und  zweitens  die,  ob  die  sogenannten 
Neurone  in  der  Peripherie  nur  freie  Endigungen  tragen,  oder  ob  netzförmige 
Vereinigungen,  Zellennetze,  vorkommen.  Als  Objekt  dienten  vorwiegend  die 
wegen  der  Größe  ihrer  Elemente  günstigen  Amphibienlarven.  Nach  Kon- 
serrierung  mit  Osmiumsäure  oder  Kaliumbichromatosmiumsäure,  Entfernung 
des  Epithels  und  Färbung  mit  Hämatein  und  Alaunkarmin  findet  Schnitze 
allenthalben  bei  jungen  Salamanderlarven  dicht  unter  der  Coriumanlage 
zahllose  teils  bipolare,  teils  multipolare,  von  den  Bindegewebszellen  auf  das 
deutlichste  unterschiedene  Zellen,  die  mit  ihren  Ausläufern  zusammenhängen 
und  ein  kontinuierliches  einschichtiges  Netz  bilden.  Die  Zellen  und 
alle  ihre  Ausläufer  zeigen  einen  feinfibrillären  Bau,  und  der  Zusammenhang 
mit  marklosen  oder  bereits  markhaltigen  Nervenfasern  ist  leicht  zu  erweisen. 
Es  handelt  sich  um  typische  Neuroblastennetze,  Netze  von  nervenfaserbilden- 
den Zellen.  Von  anfangs  nackten  Fasern  oder  Netzen,  denen  sich  sekundär 
Schwann  sehe  Zellen  auflagern  sollen,  ist  nichts  vorhanden.  Die  Bildimg 
der  Nervenfasern  erfolgt  nach  dem  bereits  vor  60  Jahren  von  Kölliker 
beschriebenen  Modus  aus  Zellketten  bipolarer  Zellen,  deren  Zellgrenzen  in 
der  fertigen  Faser  durch  die  Ranvierschen  Einschnürungen  angegeben  sind, 
deren  Kerne  zu  den  Neurilemmkemen  werden.  Das  Neurilemm  ist  die 
Zellmembran  und  verhält  sich  zur  Faser  wie  das  Sarkolemm  zur  Muskelfaser. 
Die  fibrilläre  Substanz  der  aufbauenden  Elemente  bleibt  vom  Beginn  der 
Entwicklung  an  kontinuierlich,  indem  mit  dem  Längenwachstum  der  Faser 
alle  Neuroblasten  nach  der  Teilung  und  dem  Auseinanderweichen  der  Kerne 
durch  breite  Verbindungen  verbunden  bleiben.  Es  bleibt  wie  bei  der  mitotischen 
Teilung  der  durch  Intercellarbrücken  verbundenen  Epithelzellen  die  Kontinuität 
der  Zellen  fortwährend  bestehen.  Der  Autor  verfolgte  nun  weiter  das  Wachs- 
tum der  auffallenden  kontinuierlichen  subcorialen  Neuroblastennetze.  Zu- 
nächst nimmt  das  Netz  mit  dem  Wachstum  der  Larve  nach  dem  gleichen 
Prinzip  der  Zellteilung  mit  Erhaltung  der  Kontinuität  der  Elemente  durch 
Intercellularen  flächenhaft  zu,  wobei  es  auch  zur  Ausbildung  größerer  Bezirke 
kernloser  Netzregionen  kommt.  Der  Modus  dieser  Bildung  wird  genau 
in  der  Arbeit  verfolgt  und  beschrieben.  Es  dürfte  wenig  Objekte  geben, 
an  denen  so  leicht  und  so  überzeugend  diese  Netze  nervöser  Zellen,  deren 
Dendriten  in  kernlosen  Netzregionen  ineinander  übergehen,  demonstriert 
werden  können,  sodaß  unwillkürlich  der  Vergleich  mit  dem  hypothetischen 
zentralen  Dendritennetz  sich  aufdrängt.  Bei  dem  Flächeuwachstum  des 
Netzes  spielt  die  Spaltbildung  bezw.  Vakuolisation  des  Neuroplasmas  von 
den  Knotenpunkten  aus  die  wesentliche  Rolle;  hierdurch  wird  die  Zahl  der 
Maschen  vermehrt.  Die  Zahl  der  Fasern  vermehrt  sich  gleichfalls  durch 
Spaltbildung,  solange  noch  keine  Markbildung  eingetreten  ist  Das  Zellen- 
netz selbst  bildet  sich  zu  dem  markhaltigen  Plexus  nervosus  profundus  der 
Amphibienhaut  um  (s.  genaueres  hierüber  in  der  folgenden  Arbeit  des  Autors). 

(Autoi'eferat.) 

Schüpbach  (382)  gibt  eine  genaue  Beschreibung  der  im  Zentral- 
nerren^stem  der  Taube  vorkommenden  Ganglienzellen  (Färbung  nach  Held 

3* 


36  Anatomie  des  NervensyBtems. 

mit  Methylenblau-Erythrosin)  und  deren  regionäre  Anordnung.  Motorische 
Zellen  im  Sinne  Nissls  hat  er  im  Großhirn  und  Mittelhirn  nicht  gefunden. 
Die  von  Birch-Hirschf  eld  an  den  Zellen  der  Kaninchennetzhaut  gefundenen 
Unterschiede  zwischen  hell-  und  dunkeladaptierten  Zustand  konnten  für  die 
Retinazellen  verschiedener  Vögel,  speziell  der  Taube,  nicht  bestätigt  werden. 
Es  zeigten  sich  ebenfalls  keine  konstanten  funktionellen  Unterschiede  in 
den  Ganglienzellen  verschiedener  Hirnteile. 

Levi  (242)  hat  vergleichende  Messungen  von  Zellen  angestellt,  um  zu  sehen, 
ob  die  Körpergröße  der  betreffenden  Tierart  in  Beziehungen  zu  den  Größen- 
schwankungen der  Zellen  stehe.  Neben  anderen  Zellarten  wurden  auch  Ganglien- 
zellen gemessen  und  zwar  Spinalganglienzellen,  Purkinjesche  Zellen  des 
Kleinhirns  und  die  Granula  des  Cerebellura.  Bei  den  Spinalganglienzellen 
besonders  war  das  Verhältnis  ihrer  Größe  zu  derjenigen  des  betreffenden 
Tieres  sehr  augenscheinlich.  Beim  Ochsen  erreichen  die  größten  Zellen 
der  Spinalganglien  im  Durchschnitt  104,3  |li,  beim  Schweine  84,2  ji,  beim 
Hunde  72,42  ji,  beim  Kaninchen  54,2  |Li,  bei  Mus  37,25  |Li,  bei  Pachiura 
etmsca  26,5  ili.  Auch  bei  kleineren  Ganglienzellen  ergaben  sich  analoge 
Verhältnisse,  wenn  auch  der  Unterschied  nicht  so  prägnant  war,  wie  bei 
den  vorhererwähnten  Zellen. 

Marinesco  (271)  gibt  eine  kritische  Übersicht  über  unsere  bisherigen 
Kenntnisse  vom  Pigment  der  Nervenzellen  und  fügt  neue  Tatsachen  hinzu, 
die  er  besonders  bei  Färbung  mit  Sudan  und  mit  der  Caja Ischen  Methode 
erhalten  hat.  Er  beschreibt  ausführlich  die  verschiedene  Form  und  Größe 
der  Pigmentkörner  und  ihre  Lage  innerhalb  des  Zellleibes.  Er  konnte  bei 
Sudanfärbung  auch  Pigment  in  den  Purkinj eschen  Zellen  nachweisen  und 
außerdem  schwarzes  Pigment  in  Spinalganglienzellen  und  auch  noch  an  anderen 
Stellen  des  Zentralnervensystems.  Besonders  fand  er  es  bei  sehr  alten 
Leuten.  Auch  in  Präparaten,  die  nach  der  Cajalschen  Fibrillenmethode 
hergestellt  sind,  ist  das  Pigment  deutlich  erkennbar,  besonders  stark  ist  es 
im  Ursprungshügel  des  Achsenzylinders  angehäuft  und  macht  hier  das 
Fibrillennetz  dichter.  Die  Pigmentbildung  auf  Kosten  des  Cytoplasmas 
geschieht  immer  langsam  im  Gegensatz  zur  fettigen  Entartung  (z.  B.  bei 
Phosphorintoxikation),  die  sich  akut  ausbildet.  Es  sei  deshalb  zweifelhaft, 
ob  es  als  ein  rein  fettartiger  regressiver  Körper  (Lipochrom)  anzusehen  sei; 
M.  glaubt,  daß  es  lecithinhaltig  wäre.  Das  Pigment  bleibt  auch  nicht 
unabänderlich  in  den  Nervenzellen,  sondern  es  wird  zeitweise  eliminiert  und 
geht  in  die  Gefäße  über. 

Legendre  (237)  hat  den  Bau  der  Nervenzellen  von  Helix  pomatia, 
an  welchen  Holmgren  u.  a.  am  besten  die  Saftkauälchen  der  Nervenzellen 
sich  zur  Anschauung  gebracht  haben,  mit  besonderen  Methoden  studiert. 
Nach  den  Bildern,  welche  er  von  diesen  Zellen  erhielt,  ist  er  der  Meinung, 
daß  das  Protoplasma  der  Nervenzellen  von  Helix  aus  zwei  Zonen  besteht, 
einer  inneren,  perinukleären,  in  welcher  sich  die  Hauptmasse  der  Neuro- 
fibrillen und  der  chromophilen  Substanz  befindet,  und  einer  äußeren,  weniger 
dichten,  wo  die  Neurogliafaden  und  die  Lakunen  vorhanden  sind.  Zwischen 
beiden  Zonen  liegt  eine  körnige  Zone.  Zwischen  den  Lakunen,  die  ziem- 
lich unregelmäßig  sind,  und  den  Neurogliafaden  bestehen  keine  Beziehungen. 
L.  hält  die  Vakuolen  für  Ablagerungsstätten  von  Produkten^  die  von  der 
Zelle  verbraucht  sind.  Die  Neurogliafaden  aber  sollen  nur  dazu  dienen, 
diese  außerordentlich  großen  Ganglienzellen  in  ihrem  Bau  zu  stützen. 

Marinesco  (272)  gibt  eine  erschöpfende  Beschreibung  der  histo- 
logischen  und   chemischen   Eigenschaften   des  Kerns  und  Kernkörperchens 


Anatomie  des  Nervensystems.  37 

der  Nerrenzefle  und  der  Veränderungen,  welche  diese  Gebilde  in  patho- 
logischen Zuständen  erfahren  (s.  darüber  das  Kap.  über  Allg.  pathol.  Anat. 
der  Elemente  des  Nervensystems). 

Lache  (227)  gibt  eine  nähere  Beschreibung  des  Nucleolus  der 
NerTenzellen.  Der  Durchmesser  des  Nucleolus  beträgt  annähernd  den 
sechsten  Teil  des  Nucleus;  beim  Menschen  zeigt  er  die  stärkste  Entwicklung, 
besonders  in  den  motorischen  Zellen  des  Kückenmarks  und  in  den  Pur- 
kinj eschen  Zellen;  die  kleinsten  Kernkörperchen  enthalten  die  kleinen 
Hirnrindenzellen.  Die  Lage  des  Nucleolus  ist  meistens  exzentrisch.  Man 
kann  im  Kernkörperchen  eine  Grundsubstanz  und  eine  zweite  unter- 
scheiden, die  besonders  färberisch  hervorragt  Besonders  in  patholo- 
gischen Zuständen  kommt  die  eine  resp.  die  andere  gut  zur  Anschauung. 
Ist  die  zweite  reduziert,  wie  bei  Winterfröschen,  so  erscheint  das  Kern- 
körperchen wie  ein  helles  Bläschen.  Sowohl  in  der  Grundsubstanz  wie  im 
Chromatin  kann  man  noch  mannigfache  Einzelheiten  beobachten,  so  z.  B. 
in  der  Grundsubstanz  Vakuolen,  in  der  anderen  Substanz  hyperchromatische 
Körner.  Das  Kernköi-perchen  ist  neutrophiL  Das  beste  Färbemittel  für 
das  Kernkörperchen  sei  das  Safranin.  In  vergleichend  anatomischer  Hin- 
sicht hebt  der  Autor  das  Bestehen  von  zwei  Kernkörperchen,  besonders  bei 
Vögeln,  hervor.  Von  diesen  beiden  ist  das  eine  fast  achromatisch,  während 
das  andere  chromatisch  ist.  Das  Kernkörperchen  bildet  sich  aus  einer 
Differenzierung  von  Kömern  des  Nucleus.  Die  ersten  Nucleoli  erscheinen 
in  den  motorischen  Zellen,  sie  lagern  sich  erst  später  exzentrisch. 

Scott  (385)  ist  der  Ansicht,  daß  eine  gleiche  Substanz,  wie  sie  in 
den  Nissischen  Granula  enthalten  ist,  nur  noch  in  den  Zellen  des  Pankreas 
und  in  den  Hauptzellen  der  Magendrüsen  sich  findet.  Die  Neurosome  von 
Held  sollen  morphologisch  homolog  den  Zymogenkörnern  von  Drüsenzellen 
sein,  und  es  besteht  ein  gleiches  Abhängigkeitsverhältnis  zwischen  der  Masse 
der  Niss Ischen  Substanz  und  der  Zahl  der  Neurosome,  wie  zwischen  dem 
Prozymogen  von  Macallum  und  der  Zahl  der  Zymogenkörner.  Die  Kerne 
der  drei  genannten  Zellarten  gleichen  auch  einander.  Es  findet  sich  schließ- 
lich eine  Ähnlichkeit  in  der  Wirkungsweise  dieser  drei  Zellarten,  insofern 
sie  alle  dazu  dienen,  die  Veränderungen  in  Proteide  zu  kontrollieren.  Dieser 
Ähnlichkeit  wegen  kann  die  Hypothese  aufgestellt  werden,  daß  Nervenzellen 
durch  eine  Art  von  proteolytischem  Ferment  wirken. 

V.  Thanhoffer  (418)  erhält  mit  der  Eisenlack-Hämatoxylinfärbung 
Ton  Heidenhain  Bilder  von  Nervenzellen,  in  welchen  die  Fibrillen  lilablau 
gefärbt,  während  der  Kern  schwach  oder  gar  nicht  gefärbt  ist.  In  der  Mitte 
des  Kerns  liegt  das  dunkel  gefärbte  Kernkörperchen.  Vom  Kernkörperchen 
geht  der  Achsenzylinderfortsatz  von  ebensolcher  Farbe  aus  und  auch  mehrere 
feine  Fäden,  die  in  radiärer  Richtung  zur  Kernhülle  ziehen.  Letztere  durch- 
setzen die  Hülle  und  verlieren  sich  zwischen  den  Fibrillen  des  Zellkörpers. 
Einige  von  diesen  Fäden  verlassen  sogar  den  Zellkörper.  Sie  alle  sind,  wie 
der  Achsenzylinderfortsatz  dunkel  gefärbt,  und  einzelne  von  ihnen  können 
mit  einer  knotenartigen  Anschwellung  auch  vom  Zellkörper  selbst  entspringen. 
Die  Rückenmarkszelle  besitzt  nach  Ansicht  des  Autors  zwei  Hauptachsen- 
zyhnderfortsätze,  einen,  der  vom  Nucleus  und  einer,  der  vom  Zellkörper 
(Deiterssche)  entspringt. 

Schaffer's  (367)  Ergebnisse  seiner  Untersuchung  des  Nervensystems 
mittels  der  Bielschowskyschen  Methode  sind  folgende.  In  den  Nerven- 
zellen kann  man  zwei  netzartige  Bildungen  unterscheiden.  1.  Die  Nerven- 
zelle und  ihre  Protoplasmafortsätze  enthalten  in  ihrer  äußeren  Rindenschicht 


38  Anatomie  des  Nervensystems. 

ein  starkes  Netzwerk,  das  äußere  oder  pericelluläre  Netz,  welches  identisch 
ist  dem  Golgischen  Netze.  Es  besteht  aus  starken  und  parallel  laufenden 
JPibrillen,  welche  durch  feine  und  schräg  laufende  mit  einander  verbunden 
sind.  Je  nachdem  die  starken  Fibrillen  dicht  zusammen  oder  entfernt  von 
einander  liegen,  erhält  man  ein  fibrilläres  oder  netzartiges  Aussehen.  Das 
fibrilläre  Aussehen  ist  also  in  Wirklichkeit  nur  pseudofibrillär.  2.  Nach 
dem  Zellinneren  zu  besteht  dieses  pericelluläre  Netz  aus  feinen  Fibrillen, 
welche  ein  polygonales  Netz  bilden.  Die  Vereinigungsstellon  der  Fibrillen 
zeigen  dreieckige  Anschwellungen.  Dieses  innere  oder  intracelluläre  Netz 
ist  lockerer  an  der  Peripherie  und  dichter  um  den  Kern  herum.  Zahlreiche 
Fibrillen  des  intracellulären  Netzes  entspringen  von  den  dreieckigen  An- 
schwellungen des  äußeren  Netzes.  Dies  innere  Netz  setzt  sich  auch  fort 
in  das  Innere  der  Protoplasmafortsätze.  Die  extracellulären  Fibrillen 
tauchen  in  das  pericelluläre  Netz  ein. 

Marinesco  (273)  gibt  eine  genauere  Darstellung  der  speziellen  Netz- 
struktur, welche  sich  an  denjenigen  Stellen  der  Nervenzelle  findet,  an  welcher 
das  Pigment  lagert.  Die  Maschen  des  Netzes  sind  dichter  und  die  Tra- 
bekeln von  dunkelerer  Farbe,  als  diejenigen  der  pigmentfreien  Zellregioneu. 
Je  älter  eine  Nervenzelle  ist,  umsomehr  ist  sie  von  dieser  veränderten 
Netzstruktur  erfüllt. 

Mahaim  (263)  kommt  auf  Grund  von  Untersuchungen  mittelst  der 
neuen  Cajalschen  Methode  zu  Ansichten,  die  denjenigen  entsprechen,  welche 
Held  entwickelt  hat.  Er  leugnet  das  Bestehen  von  pericellulären  Netzen 
und  meint,  daß  derartige  Bildungen,  wie  sie  mit  der  Bielschowskyschen 
Methode  erzielt  werden,  entweder  Kunstprodukte  sind,  oder  Neuroglianetze. 

Lugaro  (256)  hat  die  verschiedenen  bis  jetzt  bekannten  Methoden 
durchversucht,  die  eine  Darstellung  der  Neurofibrillen  gestatten.  Er  glaubt 
sich  davon  überzeugt  zu  haben,  daß  keine  Methode  ausschließlich  freiver- 
laufende Fibrillen  darstellt,  und  daß  die  Netzbildung  der  Fibrillen  als  eine 
durchgehend  ausgebildete  Struktur  aufzufassen  ist.  Selbst  bei  Anwendung 
der  Bethe -Methode  lassen  sich  fast  immer  die  sogenannten  freilaufenden 
Fibrillen  in  solche,  die  Anastomosen  bilden,  auflösen.  Die  verschiedenen 
Methoden  unterscheiden  sich  dadurch  von  einander,  daß  sich  mit  ihrer  Hilfe 
verschieden  feine  Strukturen  aufdecken  lassen.  Die  feinsten  Details  gibt 
nach  Ansicht  des  Autors,  die  Chlor-Molybdänmethode,  die  zur  Zeit  vom 
Autor  noch  weiter  ausgebildet  wird,  und  die  Methode  mit  dem  coUoidalen 
Silber  (Joris-Lugaro),  aber  gerade  diese  leistungsfähigsten  Methoden  stellen 
nur  Netzstrukturen  dar.  —  Keines  der  gewonnenen  Bilder  entspreche  den 
Verhältnissen  am  lebenden  Gewebe  genau,  doch  würde  die  Annahme  eines 
retikulären  Baues  auch  vom  physiologischen  Standpunkte  aus  unseren  Vor- 
stellungen mehr  entsprechen.  (Merzhacher,) 

London  (250)  untersuchte  teils  mit  der  Methode  von  Apathy,  teils 
mit  der  von  Cajal  den  Bau  des  Nervensystems  beim  Blutegel  und  einzelner 
Säugetiere.  Beim  Blutegel  bestätigt  L.  das  Vorhandensein  eines  Elementar- 
gitters in  der  Ganglienzelle,  in  welches  die  Fibrillen  übergehen,  in  den 
Muskelzellen  des  Tieres  ein  perinukleäres  Gitter  mit  einer  eintretenden  und 
einer  austretenden  Fibrille.  Nach  dem  Verlauf  der  Fibrillen  in  Ganglien- 
zellen von  Säugetieren  teilt  er  diese  Zellen  in  drei  Gruppen,  in  büschel- 
förmige (motor.  Zellen  des  Rückenmarks  und  des  Bulbus,  pyramidale  Zellen 
der  Hirnrinde  usw.),  in  netzförmige  (im  Kerne  der  Gehörsnerven,  im  Corpus 
trapezoides,  Olive,  kernigen  Schicht  des  Kleinhirns  und  sympathischen 
Ganglien).     Die   übrigen   Zellen   gehören   dem  gemischten  Typus   an.     Er 


Anatomie  dee  Nervensystems.  39 

finteTSclieidet   ferner  kontinuierliche   und  verzweigte  Fibrillen.     Die  ersteren 

verlaufen  ungeteilt  durch  den  Zellkörper  (?  Die  Figuren  lassen   dies   nicht 

erkennen.     Ref.),  die  zweite  Art  entsteht  durch  dichotomische  Teilung.    Der 

Antor  plaidiert  dafür,  den  Ausdruck  Neurontheorie  fallen  zu  lassen  und  an 

seiner  Stelle  die  Bezeichnung  Fibrillentheorie  zu  gebrauchen. 

Wolff  (463)  kommt  auf  Grund  von  Untersuchungen  mittels  der 
€ajalschen  und  Bielsehowskjrschen  Methode  zu  dem  Ergebnis,  daß  die 
sog.  Endfiiße  in  keiner  "Weise  als  Endstationen  spezifisch-nervöser  Differen- 
zierungen angesehen  werden  dürfen,  gleichviel,  ob  man,  wie  die  meisten 
Neurologea  es  tun,  in  den  Neurofibrillen  das  leitende  Element  sieht  oder, 
wie  er  selbst  der  Ansicht  ist,  das  dendritische  und  neuritische  Hyaloplasma 
sowie  das  hyaloplasmatische  Ektoplasma  der  Nervenzelle  als  das  wahre 
Substrat  der  Reizleitung  und  Umleitung  auffaßt.  Die  Präparate  lassen 
deutlich  erkennen,  daß  sowohl  die  fibrillären  Strukturen,  wie  die  plasmatischen 
an  der  Endfußbasis  keinerlei  morphologische  Abgrenzung  von  Zellkörper- 
Ektoplasma  und  Endfuß  im  Sinne  einer  Diskontinuität  jener  Elemente 
erkennen  lassen.  Der  Autor  vertritt  ferner  die  Anschauung,  daß  die  Fibrillen 
einen  isolierten  Verlauf  haben,  daß  also  eine  gabelige  Teilung  derselben  nicht 
vorkommt.  In  der  Vertebratenganglienzelle  laufen  im  allgemeinen  die  Neuro- 
fibrillen gesondert  als  Elemeutarfibrillen,  täuschen  darum  also  auch  weniger 
leicht  Netze  vor.  In  der  Evertebratenganglienzelle  verlaufen  die  Neuro- 
fibrillen streckenweise  ganz  besonders  eng  zu  Bündeln,  den  sog.  Primitiv- 
fibrillen  (Apathy)  vereinigt.  "Wo  sie  auseinanderweichen,  wie  z.  B.  in  den 
perinukleären  Netzen,  täuschen  sie  dann  außerordentlich  leicht  ein  in  Wahr- 
heit gar  nicht  existierendes  Netz  vor. 

Lache  (225)  unterscheidet  in  der  Nervenfibrille  eine  Grundsubstanz, 
in  welcher  der  mit  Silbernitrat  sich  niederschlagende  Stoff  besonders  stark 
angehäuft  ist,  und  rundliche  Kömer  von  verschiedener  Größe ;  letztere  seien 
identisch  den  von  Held  beschriebenen  Neurosomen  (Lache,  Sur  les  neuro- 
somes  de  Hans  Held;  ibidem). 

Gtomelli  (155)  wendet  eine  neue  Silberimprägnationsmethode  an  (die 
komplizierten  technischen  Manipulationen  sind  auf  Seite  454  nachzulesen), 
um  endocelluläre  fibrilläre  Netzstrukturen  in  den  Ganglienzellen  der  Wirbel- 
losen und  Wirbeltiere  darzustellen.  Die  Zuverlässigkeit  und  Leistungsfähig- 
keit der  Methode  wird  gelobt  und  durch  einige  Abbildungen  bestätigt.  — 
In  der  vorliegenden  Arbeit  finden  die  bei  Würmern  erhobenen  Befunde 
Erwähnung.  Nach  dieser  Methode  —  deren  Ergebnisse  noch  durch  eine 
zweite  Methode,  einer  Modifikation  der  Kap  lauschen  Methode  (Färbung 
mit  Schwelel-Alizarin)  bestätigt  werden  (vgl.  S.  468)  —  könnten  die  Be- 
funde Apathys  im  allgemeinen  bestätigt  werden:  2 — 10  Fibrillen  treten  in 
den  Zellleib  ein,  anastomosieren  miteinander,  bilden  ein  mehr  oder  minder 
weitmaschiges  Netz,  das  zum  Kerne  in  keine  bestimmte  Beziehung  tritt. 
Daß  es  sich  hier  um  ein  endocelluläres  nervöses  Netz  handle,  hält  Autor 
für  sicher.  Die  Konturen  der  einzelnen,  die  Maschen  bildenden  Fibrillen 
erscheinen  glatt.  (Merzbacher.) 

b)  Neurontheorie. 

Turner  (426)  glaubt  auf  Grund  von  Präparaten,  die  er  mit  seiner 
psendovitalen  Methylenblaumethode  und  mit  der  Cajalschen  Fibrillenmethode 
hergestellt  hat,  daß  es  in  der  Groß-  und  Kleinhirnrinde  sogen.  Schaltzellen 
gibt  (die  nach  des  Autors  Methode  sich  dunkel  färben),  aus  deren  mit 
Knoten  versehenen  Fortsätzen  das  pericelluläre  Netzwerk  sich  bildet.  Dieses 
Netzwerk  soll  einmal  eine  Kontinuität  bilden,  und  außerdem  sollen  von  ihm 


40  Anatomie  des  Ner?«nsystems. 

Fortsätze  entspringen,  welche  mit  den  Pyramiden zellen  in  Verbindung  stehen, 
(Erstaunlich  ist  alles  das,  was  einzelne  Autoren  in  ihren  Präparaten  sehen 
können.    Ref.) 

Die  Beziehungen,  in  denen  zwei  nervöse  Elemente  im  Erwachsenen 
zu  einander  treten,  sind  nach  Fragnito  (137)  noch  unklar.  Analogie- 
schlüsse, gezogen  aus  der  Betrachtung  der  Verhältnisse  bei  Wirbellosen, 
lassen  zwar  einen  kontinuierlichen  Zusammenhang  der  Elemente  annehmen* 
Verschiedenes  spricht  dafür,  daß  die  Fortsätze,  welche  den  extracellulären 
Verbindungen  dienen,  nicht  als  Anhängsel  der  Ganglienzelle  zu  betrachten, 
sind,  sondern  autonom  aus  selbständigen  Zellenketten  entstehen.  Beweise 
für  die  Existenz  des  Neuropils  im  Sinne  Nissls  stehen  noch  aus,  soweit 
66  die  Wirbeltiere  betrifiFt;  ebenso  sind  Fibrillen,  die  mit  keiner  Zelle  direkt 
in  Verbindung  stehen,  noch  nicht  nachgewiesen.  (Mei^zhacher.) 

Retzdus  (338)  kommt  auf  Grund  von  Untersuchungen  mittelst  der 
Ehrlichschen  Methylenblaumethode  bei  Crustaceen  und  Würmern  zur  An- 
schauung, daß  intercelluläre  Anastomosen  bei  keinem  dieser  Tiere  existieren, 
daß  also  auch  bei  ihnen  die  nervösen  Elemente  eine  anatomische  Einheit 
bilden.  (Referiert  in  der  Arbeit  von  van  Gebuchten  über  die  Neurontheorie.) 

Hartmann  (179)  gibt  eine  Übersicht  der  Forschungsresultate,  welche 
in  den  letzten  Jahren  durch  die  Methoden  von  Apathy,  Bethe,  Cajal^ 
Bielschowsky  u.  a.  bezüglich  der  feineren  Struktur  der  Nervenelemente 
erzielt  wurden.  Diese  führen  ihn  zu  der  Anschauung,  daß  die  Neuron- 
theorie von  His,  Waldeyer  nicht  mehr  haltbar  ist.  H.  meint,  „daß  man 
nicht  mehr  von  einem  Aufbaue  aus  cellulär  abgegrenzten  Einheiten  de» 
Nervensystems  sprechen,  wohl  aber  von  einer  gewissen  Einheitlichkeit  des- 
Aufbaues und  der  Anordnung  der  spezifisch  nervösen  Substanz.  Sie  prägt 
sich  aus  in  der  einheitlichen  Anordnung  von  Bündeln,  von  Aufsplitteruugen^ 
von  Austausch  und  netzartiger  Verknüpfung  der  Fibrillen  in  den  Komplexen 
der  Ganglienzellen,  deren  Dendriten,  der  Achsenzylinder,  Endbäumchen  usw.^ 
einer  Einheitlichkeit  des  Aufbaues  und  der  Beziehungen  also  des  Zell- 
produktes als  Träger  der  leitenden  Funktion'*. 

van  G^hnchten  (152),  einer  der  Hauptverfechter  der  Neurontheorie,, 
hat  in  den  letzten  Jahren  wiederholt  seinen  alten  Standpunkt  verteidigt^ 
indem  er  die  sogen.  Beweismittel  der  Gegner  der  Neurontheorie  Revue 
passieren  ließ  und  den  Wert  der  von  ihnen  gebrachten  Beweismittel  einer 
scharfen  Kritik  unterzog.  So  auch  diesmal.  Die  Gegner  liefern  entweder 
nur  Theorien,  ohne  sich  auf  Tatsachen  zu  stützen  (Nissl)  oder  die  inter- 
cellulären  Netze,  welche  sie  in  ihren  Präparaten  darstellen,  wären  teils 
Kunstprodukte,  teils  Neuroglianetze.  Die  Methode  von  Cajal  beweise,  daß 
wenigstens  bei  den  Vertebraten  nur  intracelluläre  Fibrilleiinetze  existierten^ 
und  daß  an  der  Peripherie  der  Nervenzelle  der  Achsenzylinder  einer  andere» 
mittelst  einer  Endkeule  sich  anlege.  Die  anatomische  Unabhängigkeit  der 
Nervenelemente  bleibe  also  trotz  aller  Kontroversen  bestehen,  und  das 
Neuron  bleibt,  was  es  gewesen  ist,  nämlich  eine  wahre,  anatomische 
Einheit.  Diese  Einheit  würde  auch  dann  nicht  erschüttert  werden,  wenn 
die  Nervenfasern  nicht  eine  unicelluläre,  sondern  pluricelluläre  Entstehung 
hätten,  da  die  pluricellulären  Teile  sich  beim  erwachsenen  Individuum  zu 
einer  Einheit  verbinden. 

Forel  (132)  will  das  Verdienst^  den  Begriff  des  Neurons  seinem 
Wesen  nach  zuerst  erkannt  zu  haben,  His  zuschreiben.  Man  solle  recht- 
mäßig diese  Lehre  als  „Hissche  Neuronentheorie"  bezeichnen.  Die 
Entscheidung  über  die  Richtigkeit  dieser  Theorie  könne  nicht  durch,,  eine 
Methode  allein  erbracht  werden^  sondern  sie  könne  sich  nur  aus  der  Über* 


Anatomie  des  Nervensystems.  4.I 

eiDSthnmuDg  verschiedener  ergeben.  Er  resümiert  sich  folgendermaßen:  Die 
Frage  steht  heute  so:  Ist  die  Hissche  Neuronentheorie,  welche  die  cyto- 
genetische  Einheit  des  Nervensystems  und  zugleich  die  Matrix  der  Nerven- 
fibrillen in  der  Ganglienzelle  erblickt,  oder  ist  die  Apathysche  Theorie, 
welche  hypothetische  fibrillogene  Nervenzellen  als  wahre  cytologische  Ein- 
heit des  Nervensystems  annimmt,  die  richtige?  Wenn  Apathy  Recht  hat, 
gehört  die  Ganglienzelle  überhaupt  kaum  mehr  zum  Nervensystem  im 
engeren  Sinne. 

Dnrailte  (112)  negiert  die  Neurontheorie,  da  sie  sowohl  nach  der 
anatomischen,  wie  physiologischen,  wie  pathologischen  Seite  nicht  genügend 
gestützt  ist.  Er  glaubt,  daß  das  Nervensystem  aus  einzelnen  Territorien, 
ähnlich  den  Drüsen,  besteht  und  schlägt  für  ein  solches  Territorium  den 
Namen  Neurula-Nervenläppchen  vor.  Die  verschiedenen  Zellen,  welche 
Fibrillen  in  den  A  chsenzylinder  entsenden,  vergleicht  er  mit  den  Acini  der  Drüsen. 

BaltxiS  (14)  gibt  ein  Referat  der  größtenteils  hypothetischen  Argumente, 

welche  gegen  die  Neurontheorie  ins  Feld  geführt  werden  und  kommt  zu  dem 

Schlüsse,  daß  sie  alle  nicht  stark  genug  sind,  um  die  Theorie  zu  erschüttern. 

Siehe  auch  Athias  p.  34  und  Dogiel  p.  67. 

* 

c)  Nervenfasern. 

Lngaro  (267)  resezierte  an  jungen  Hunden  und  Katzen  die  lumbo- 
sakralen  Nerven  an  ihrer  Austrittsstelle  an  der  Dura  und  außerdem  die 
dazugehörigen  Ganglienzellen.  Selbst  4  Monate  nach  diesem  Eingriffe  wurden 
regenerierte  markhaltige  Fasern  im  N.  ischiadicus  nicht  gefunden.  L.  ist 
auf  Grund  dieser  Resultate  der  Ansicht,  daß  eine  autogene  Regeneration 
peripherischer  Fasern  nicht  stattfindet.  Er  meint,  daß  bei  den  Versuchen 
anderer  Autoren  immer  nur  ein  Teil  dieser  Wurzeln  resp.  des  unteren 
Rückenmarks  (Raimann)  fortgenommen  worden  ist,  und  daß  die  Regeneration 
der  Nerven  dann  von  den  gesunden  des  Cruralisgebietes  oder  anderen  durch, 
chemotaktische  Wirkung  erfolgt  ist 

Besta  (36)  gibt  eine  neue  Methode  an  zur  Darstellung  der  Mark- 
scheiden der  peripheren  Nerven.  Auch  der  Achsenzylinder  und  die  Schwann- 
sche  Scheide  kommen  bei  dieser  Methode  gleichzeitig  zur  Ansicht.  In  den 
gelungenen  Präparaten  findet  man  die  Markscheide  ausgefüllt  von  einem 
feinmaschigen  Netz,  nach  der  Ansicht  des  Autors  die  Zwischenwände  eines 
alveolären  Baues.  Laut  ermann  sehe  Segmente  lassen  sich  nicht  zur  Dar- 
stellung bringen,  dann,  wenn  die  Nerven  mit  Vermeidung  aller  gröberen 
Eingriffe  behandelt  worden  sind.  Diese  alveoläre  Stützsubstanz  der  Mark- 
scheide, läßt  sich  sowohl  vom  Achsenzylinder,  wie  von  der  Seh  wann  sehen 
Scheide  deutlich  trennen.  Der  Annahme,  es  handle  sich  um  ein  Kunst- 
produkt, begegnet  B.  mit  dem  Hinweis  auf  die  äußerst  schonende  Art  des 
verwendeten  Fixierungsmittels  und  ferner  mit  der  Tatsache,  daß  die  Ent- 
wicklung des  Gebildes,  soweit  dieselbe  durch  Beobachtung  von  embryonalem 
Material  verfolgt  werden  kann,  aus  relativ  einfachen  Verhältnissen  heraus 
erst  allmählich  die  definitive  komplizierte  Gestaltung  erfälirt.  Das  Studium 
von  embryonalem  Material  zeigt  auch,  daß  die  Bildung  der  Seh  wann  sehen 
Scheide  erst  der  Anlage  der  Markscheide  nachfolgt. 

Die  Methode  ist  folgende: 

Fixierung  in  chlor-ammoniakalischem  Zinn  (Merk)  4,0 
Formalin  25,0 
Aq.  destill.  100.0 
für   feine    und    embryonale  Nerven    20 — 24   Stunden,    für  größere  Nerven 
2—3  Tage.      Spülen   in  Wasser   2—3  Minuten,   Härten   in   Alkohol   70  ^^^ 


42  Anatomie  des  Nervensystems. 

und  absolutem  je  12  Stunden.  Einschluß  in  Paraffin.  Schnittdicke  6 — 7  ^. 
Eärben  kann  man  nach  verschiedenen  Methoden.  Am  besten  bewährt  sich 
Hämatoxylin  Mallory  24  Stunden  lang  mit  nachfolgender  Differenzierung  in 
Jod- Jodkali  bis  die  Schnitte  eine  leichte  blaugrüne  Färbung  annehmen. 
Unterbrechung  der  Differenzierung  durch  70%  Alkohol.  Dann  reichliches 
Auswaschen  in  demselben.  Eine  zweite  Methode  der  Färbung  besteht  in 
der  Anw^endung  von  sehr  verdünntem  Hämatoxylin  Delafield  (2 — 3  Tropfen 
in  50  ccm  Wasser),  kurzes  Spülen  in  Wasser  und  Nachfärbung  in  essig- 
saurem Erytrosin  (Held)  1  Minute  lang,  Waschen  in  70%  Alkohol.  Will 
man  die  Schwannsche  Scheide  elektiv  färben,  so  fügt  man  dieser  Färbung 
noch  die  Behandlung  in  folgender  Lösung  bei:  1  %  Hämatoxylinlösung 
25  ccm,  Ammoniummolybdat  4  %  25  ccm,  Eisessig  3  Tropfen.  Die  Schnitte  ver- 
bleiben mehrere  Stunden  in  dieser  Lösung.     Auswaschen  in  90  7o  Alkohol. 

(Merzbacltm',) 

Durch  ein  eigenes  Verfahren,  dessen  Wiedergabe  uns  aber  der  Verf. 
schuldig  bleibt,  will  Capparelli  (73)  die  feinere  Struktur  der  markhaltigen 
Nervenfasern  beobachtet  haben.  Der  nervöse  Achsenzylinder  ist  in  einer 
Flüssigkeit  suspendiert,  die  in  einem  soliden  Neurokeratinrohr  enthalten  ist. 
Dieses  Rohr  setzt  sich  aus  einzelnen  Stücken  zusammen,  die  in  der  Höhe 
der  ßan  vi  er  sehen  Einschnürung  zusammengeschweißt  sind.  Dieses  „peri- 
achsiale  Rohr'*  wird  durch  dünne  Fäden  bindegewebiger  Natur  an  die 
eigentliche  Markscheide  fixiert  und  suspendiert  gehalten.  Die  Fäden  laufen 
von  innen  unten  nach  oben  außen;  sie  sind  es,  welche  die  Trichter  der 
Lautermannschen  Gebilde  darstellen.  Schließlich  wird  das  Ganze  durch 
die  eigentliche  myelinhaltige  Markscheide  eingeschlossen,  die  eine  solidere 
Lanen-  und  Außenmembran  enthält;  die  Membran  ist  durch  Verdichtung 
des  Myelins  und  Eiweißes  der  Markscheide  gebildet.  Eine  netzige 
Struktur  ist  nicht  vorhanden.  Markscheide  und  peiiachsiales  Rohr  haben 
lediglich  den  nervösen  Achsenzylinder  zu  schützen,  die  Ernährung  wird  aus- 
schließlich durch  die  periachsiale  Flüssigkeit  vermittelt.  (Merzbacher.) 

Auf  Grund  von  Versuchen  an  verschiedenen  Tieren  (Axolotl,  Frosch, 
Hund,  Katze)  über  Regeneration  von  peripherischen  Nerven  tritt  Barfarth. 
(24)  dafür  ein,  daß  eine  Regeneration  von  Nervenfasern  in  einem  peripheri- 
schen, von  seinem  Zentrum  getrennten  Nervenstumpf  möglich  ist,  die 
in  günstigsten  Fällen  bis  zur  Bildung  aller  wesentlichen  Bestandteile  (Achsen- 
zylinder, Markscheide,  Neurilemm)  fortschreitet.  Die  Art,  wie  die  Regene- 
ration vor  sich  geht,  schildert  B.  folgendermaßen:  Je  mehr  die  Marktrümmer 
des  degenerierten  Nervenstückes  verschwinden,  um  so  deutlicher  treten  die 
Kerne  der  Schwann  sehen  Scheide  hervor.  Man  sieht  dann  Fasern,  die 
neben  einigen  Markresten  aus  nahe  aneinander  liegenden  ovalen  Kernen 
bestehen,  die  durch  dünne  Brücken  miteinander  verbunden  sind.  Sind  die 
Marktrümmer  vollkommen  geschwunden,  so  hat  man  die  sogen.  Büngn er- 
sehen „Bandfasern"  vor  sich.  Alsdann  beginnen  die  Kerne  ihre  zentrale 
Lage  aufzugeben  und  sich  an  die  Peripherie  zu  begeben.  Zugleich  tritt 
nun  eine  manchmal  mehr,  manchmal  weniger  deutliche  Differenzierung  der 
Fasern  in  einen  zentralen  Zylinder  und  einen  ihn  umgebenden  Mantel  auf, 
der  jedoch  noch  nicht  die  Fähigkeit  besitzt,  sich  durch  Osmium  zu  schwärzen. 
Schon  an  den  Bandfasern  kann  man  zuweilen  eine  Andeutung  von  Fibrillen- 
bildung  beobachten.  Deutlich  sind  dieselben  jedoch  erst  nach  Ausbildung 
der  Markscheiden  darzustellen.  Bis  zur  Bildung  von  Bandfasern  konnte  B. 
die  Neubildung  von  Nervenfasern  in  einem  peripherischen  Stumpf  verfolgen, 
der  in    einen   Abszeß   eingekapselt   lag    und   mit   der  Umgebung  resp.  mit 


Anatomie  des  NerreDsystems.  4S 

anderen   in    der  Umgebung   liegenden   Nerven    nicht  in    Verbindimg   hatte 
kommen  können. 

Schnitze  (379),  welcher  die  Existenz  der  sogen.  Schwan nschen 
Zellen  leugnet,  welcher  die  Neurilemmkerne  der  peripherischen  Nervenfasern, 
deu  Sarkolemmkernen  der  Muskelfasern  gleich  setzt^  erstere  also  als  Bildner 
der  peripherischen  Nervenfasern  ansieht,  fordert  die  anders  denkenden  Fach- 
genossen auf,  die  von  ihnen  supponierten  Schwan  nschen  Zellen  doch  auf 
dem  nächsten  Anatomenkongreß  zu  demonstrieren. 

Sehr  großes  Interesse  verdient  der  Krankheitsfall,  über  welchen 
Shirres  (390)  berichtet.  Es  handelt  sich  um  einen  48  Jahre  alten  Matrosen, 
der  im  Frühjahr  1902  einen  Wirbelbruch  in  der  Gegend  zwischen  9.  und 
10.  Dorsalsegment  erlitten  hatte.  Es  war  nach  dem  Bruch  schlaffe  Lähmung, 
vollständiger  Verlust  der  Bewegungsmöglichkeit  und  des  Gefühls,  ferner 
Verlust  aller  oberflächlichen  und  tiefen  Reflexe  der  unteren  Extremitäten, 
der  Blase  und  des  Rektums  eingetreten.  Bei  der  operativen  Entfernung  des 
gebrochenen  und  dislozierten  Wirbels  wurde  nach  Öffnung  der  Dura  mater 
Yollkommene  Spaltung  des  Rückenmarks  gefunden;  es  war  zwischen  den 
beiden  abgetrennten  Rückenmarksstücken  eine  klaffende  Spalte  von  etwa 
^5  Zoll  Länge.  Auf  Reizung  der  Wurzeln  des  ersten  und  zweiten  Lumbai- 
segments erzielte  man  Muskelkontraktionen  im  Bein.  Dies  sei  nach  des 
Autors  Ansicht  ein  Beweis,  daß  die  unterhalb  der  Verletzungsstelle  gelegenen 
motorischen  Zentren  intakt  waren.  Patient  wurde  sehr  sorgsam  monatelang 
abgewartet,  viel  mit  Elektrizität  und  Massage  behandelt,  ohne  daß  nach 
6  Monate  langem  Verlauf  irgend  eine  Veränderung  in  dem  Zustande  ein- 
getreten war.  Die  Reflexe  blieben  erloschen,  und  die  Lähmung  blieb  schlaff. 
Elf  Monate  nach  stattgehabtem  Trauma  wurde  die  Wirbelsäule  noch  einmal 
geöffnet  und  nun  ein  Stück  vom  Rückenmark  eines  kräftigen  Hundes  zwischen 
die  beiden  Enden  des  durchtrennten  Rückenmarks  bei  dem  Patienten  hinein- 
gebracht und  mit  der  Dura  vernäht.  Patient  überstand  auch  diese  zweite 
Operation  ohne  jede  besondere  Reaktion.  Er  wurde  wieder  aufs  sorgfältigste 
abgewartet,  ohne  daß  sich  zunächst  in  den  nächsten  Wochen  eine  Veränderung 
im  Symptomenkomplex  zeigte.  Fünf  Wochen  nach  der  Operation  gab  Patient 
ED,  daß  er  den  Abgang  von  Blähungen  fühle,  und  einige  Tage  darauf  spürte 
er,  wenn  er  katheterisiert  wurde,  und  wenn  die  Fäkalien  die  Analgegend 
passierten,  femer  spürte  Patient  Kribbeln  vom  Fuß  bis  zum  Knie.  Wieder 
einige  Zeit  darauf  wurde  leichter  Muskeltonus  bei  Beklopfen  der  Schenkel- 
moskeln  beobachtet.  Leider  ging  Patient  einige  Zeit  darauf  an  Nierenabszeß 
zu  Grunde.  Bei  der  Untersuchung  des  Rückenmarks  wurden,  außer  den 
gewöhnlichen  auf-  und  absteigenden  Degenerationen,  an  dem  Teil  der  Dura 
mater,  welcher  zwischen  den  durchtrennten  Abschnitten  der  Medulla  lag, 
eine  Menge  von  zarten  markhaltigen  Nervenfasern  gefunden.  Diese  Fasern 
bildeten  eine  Brücke  zwischen  dem  oberen  und  unteren  Rückenmarkstück 
und  beweisen,  daß  eine  Regeneration  von  Nervenfasern  in  beschränktem 
Umfange  stattgefunden  hatte. 


Meuroglia  und  Hesoglla. 

Tumer(427)  beschreibt  die  zuerst  von  Robertson  erwähnten  Mesoglia- 
xellen,  welche  Abkömmlinge  des  Meso blast  sind.  Sie  liegen  um  die  Nerven- 
zellen und  um  Gefäße  herum,  erfüllen  die  pericellulären  und  perivaskulären 
Bäume  und  sollen  mittels  ihrer  Fortsätze  das  sogen.  Grolginetz  bilden. 


44  Anatomie  des  Nervensystems. 

Spezielle  Darstellong  einzelner  Teile  des  Zentralnervensystemes  (resp. 
der  In  diesen  Teilen  vorliandenen  Zellgroppen  nnd  Faserbabnen). 

a)  Telencephalon. 

Weinberg  (454)  hat  die  Oberflächen  von  78  Hemisphären  mensch- 
licher Gehirne  (hauptsächlich  von  Esthen  nnd  Letten)  untersucht  und  fuhrt 
die  einzelnen  Varietäten  auf,  welche  sich  bei  ihnen  im  Verlaufe,  in  der 
Verästelung  und  Länge  der  Furchen  und  Windungen  finden.  Es  ist  sicher 
ein  großes  Verdienst  daß  der  Autor  diese  dem  Hirnanatomen  bekannten 
Tatsachen  an  einem  etwas  größeren  Material  zusammengestellt  hat.  Die 
Einzelheiten  sind  in  der  Arbeit  selbst  nachzulesen. 

Bianchi  (40)  hat  die  Rinde  des  Delphins  (Delphinus  delphis)  makro- 
skopisch wie  mikroskopisch  untersucht.  Der  Stimlappen  zeigt  sich  sehr 
wenig  entwickelt,  hingegen  stark  der  Parietooccipitallappen.  Die  Furchen 
sind  in  anterio-posteriorem  Sinne  gerichtet,  die  ßiechlappen  mangeln  voll- 
kommen, lobus  temporalis  und  Gyrus  hippocampi  haben  eine  nur  mangel- 
hafte Ausbildung  erfahren.  B.  meint,  daß  die  ganze  Anlage  der  Windungen 
dem  Typus  der  Carnivoren  entspricht. 

Die  Zellenrinde  erscheint  morphologisch  recht  einförmig;  große  Pyra- 
midenzellen sind  recht  selten;  das  Stirnhirn  zeichnet  sich  besonders  durch 
Zellenarmut  aus  (ist  bei  den  übrigen  Gehirnen  doch  auch  der  Fall!  Ref.). 
Breite  Anastomose  zwischen  zwei  Ganglienzellen  will  Verf.  häufig  beobachtet 
haben  (nach  der  Zeichnung  erscheint  es  Ref.  nicht  ganz  sicher,  ob  die 
betreffenden  Gebilde  Ganglienzellen  darstellen!).  Der  Autor  hat  sich  die 
Mühe  genommen,  aus  den  einzelnen  Cortexgegenden  und  in  den  einzelnen 
Schichten  Ganglien-  und  Gliazellen  zu  zählen.  (Merzbacher.) 

In  den  Riesenzellen  der  Hirnrinde  (Betzsche  Zellen),  deren  aus- 
schließlich motorische  Natur  nebenbei  bestritten  wird,  beschreibt  Rossi 
(356)  durchwegs  eine  retikuläre  Anordnung  der  Neurofibrillen.  Es  gibt 
Zellen,  die  nur  aus  großmaschigen  Netzen  bestehen,  und  solche,  bei  denen 
scheinbar  auch  durchgehende  Fibrillen,  im  Sinne  von  Joris  und  Bethe, 
vorkommen.  Macht  man  recht  dünne  Schnitte,  so  kann  man  auch  hier 
Netzstrukturen  beobachten,  sodaß  durchgehends  dieses  Strukturprinzip  be- 
wahrt erscheint.  Um  die  Kerne  herum  sind  die  weitmaschigen  Netze  die 
Regel,  mehr  nach  der  Peripherie  zu  die  engmaschigen,  lang  gestreckten  Ge- 
bilde. Die  Netze  lassen  sich  auch  in  die  Protoplasmafortsätze  hinein  ver- 
folgen. (Merzbai:he7\) 

Die  Frage,  ob  am  Petromyzongehirn  schon  eine  Palliumanlage  existiert^ 
oder  nicht,  will  Gdinger  (114)  jetzt  nach  Untersuchungen  mit  der  Biel- 
schowskyschen  und  Cajal sehen  Fibrillenraethode  entschieden  haben.  Hier- 
nach ist  der  frontale  Tumor  des  Vorderhirns  mit  seinem  engen  Ventrikel 
der  Bulbus  olfactorius.  Aus  den  Mitralzellen  des  letzteren  entspringt  ein 
starkes  Bündel,  der  Tractus  bulbo  corticalis,  welcher  mit  der  basalen  Riech- 
strahlung der  Säuger  identisch  ist.  Alle  Fasern  dieses  Bündels  enden  fein 
aufgezweigt  um  die  Zellen  des  hinteren  Tumors  des  Vorderhirns.  Letzterer 
ist  also  ein  echter  Lobus  olfactorius.  Aus  dem  kaudalen  Abschnitt  dieses 
hinteren  Tumors  läßt  sich  ein  Faserzug  bis  ins  Unterhirn  und  bis  in  die 
Basis  des  Mittelhirns  verfolgen;  dieser  Zug  ist  identisch  mit  dem  Tractus 
strio-thalamicus;  sein  Ursprungsgebiet  ist  demnach  das  Striatum.  Aus  dem 
basal-kaudalen  Abschnitte  stammt  das  mächtigste  Bündel  des  Petromyzon- 
vorderhirns,  ein  Tractus  zum  Ganglion  habenulae,  identisch  der  Taenia. 
thalami.  Sein  Ursprungsgebiet  muß  als  Nucleus  taeniae  bezeichnet  werden. 
Für  den   in    der  ganzen  Vertebratenreihe   wiederkehrenden   Komplex  von: 


Anatomie  des  NerveDsystems.  45 

Lohns  olfactorius,  Nucleus  taeniae  und  Stammganglion  schlägt  Edinger 
die  Bezeichnung  Hyposphaeri um  vor.  Dieses  Hyposphaerium  würde  dem 
Episphaerium  (Pallium)  gegeuüberstehen.  Zwischen  beiden  liegt  eine  Furche, 
die  Fovea  limbica.  Bei  Petromyzon  und  den  Teleostiern  entwickelt  sich 
nur  das  Hyposphaerium  kräftig;  da  wo  das  Episphaerium  bei  höheren 
Tieren  (zuerst  bei  den  Selachiern)  entsteht,  ist  nnr  eine  Epitheldecke,  die 
man  entweder  mit  Rabl-Rückhard  membranöses  Pallium  oder  mit  Stud- 
nicka  Tela  chorioidea  nennen  könnte. 

Trolard  (425)  schätzt  die  Größe  des  Claustrum,  vertikaler  und  hori- 
zontaler Abschnitt  zusammengenommen,  auf  ungerähr  22 — 25  qcm.  Vom 
Tertikaien  Abschnitt  der  Vormauer  kommen  radienartig  Fasern,  von  denen 
eine  Anzahl  sich  in  die  Corona  radiata  ergießt,  während  andere  sich  in  die 
dritte  Stirn-,  in  die  beiden  Zentral-  und  in  die  obere  Parietalwindung  be- 
geben, wobei  sie  die  Capsula  externa  et  extrema  passieren.  Von  diesen 
Fasern  stehen  die  vorderen  mit  dem  fasciculus  uncinatus  in  Beziehung,  die 
hinteren  mit  dem  fasciculus  longitudinalis  inferior. 

Redlich  (330)  untersuchte  an  nach  P^l  gefärbten  Serienschnitten 
den  Verlauf  des  sog.  Fasciculus  longitudinalis  inferior.  Diese  Untersuchung 
wurde  an  Gehirnen  von  Tieren  fast  sämtlicher  Säugetierklassen,  einschließ- 
lich des  Menschen,  durchgeführt.  Nach  einer  ausführlichen  Beschreibung 
dieses  Faserzuges,  wie  er  sich  an  Frontal-,  Horizontal-  und  Sagittalschnitten 
darbietet,  kommt  der  Autor  zu  folgender  Ansicht  über  den  Charakter 
dieses  Faserzuges:  Der  Fasciculus  longitudinalis  inferior  resp.  das  Stratum 
sagittale  laterale  ist  um  so  komplizierter  entwickelt,  je  höher  man  in  der 
Tierreihe  aufsteigt  (im  Gegensatz  zum  Cingulum).  Der  Fasciculus  strahlt 
einmal  in  die  mediale  Occipitalrinde  um  die  Fissura  calcarina,  dann  in  den 
Occipitalpol,  in  die  basale  Occipitabrinde  und  in  die  konvexe  Oberfläche 
des  Occipitalhirns  und  des  Scheitellappens  ein.  Verbindungen  dieses  Bündels 
dagegen  zum  konvexen  Anteile  des  Schläfenlappens  sind  nicht  leicht  ersicht- 
lich. Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  daß  wenigstens  der  dorsale  Anteil  des 
Bündels  zum  allergrößten  Teile  in  die  Projektionsfaserung  übergeht.  Dieser 
Anteil  durchsetzt  das  Putamen  des  Linsenkerns  und  strahlt  in  die  Lamina 
meduU.  ext  des  Thalamus  ein;  auch  zum  Corpus  geniculat.  ext.  bestehen 
Beziehungen.  Ein  kleiner  Rest  des  Bündels  geht  in  die  äußere  Kapsel 
über.  Während  der  dorsale  Teil  dieses  Bündels  beim  Menschen  und  den 
Säugetieren  in  seinem  dorsalen  Anteil  unzweifelhaft  Projektionsfasem  ent- 
hält (Sehstrahlung),  ist  für  den  kleineren  basalen  Teil  des  Bündels,  der  im 
Gyrus  hippocampi  und  an  der  lateralen  Umgrenzung  des  Unterhorns  ver- 
läuft, die  Bedeutung  als  Assoziationsbündel  nicht  erwiesen,  ja  nicht  einmal 
wahrscheinlich. 

Archambault  (8  u.  234)  beobachtete  8  Fälle  von  Erweichungsherden 
der  hinteren  Partie  der  Großhirnhemisphäre.  In  einem  Falle  war  nur  die 
Hirnrinde  allein  erweicht.  Auf  Grund  der  sekundären  Degenerationen,  die 
in  diesen  Fällen  sich  ausgebildet  hatten,  kommt  der  Autor  bezüglich  der 
Zusammensetzung,  des  Ursprunges  und  Verlaufes  des  sog.  unteren  Längs- 
bündels zu  folgenden  Ergebnissen:  Es  existiert  ein  Bündel,  welches  im 
Temporallappen  zum  Teil  das  Stratum  sagittale  ext,  zum  Teil  das  Stratum 
sagittale  intemum  einnimmt,  und  welches  im  Hinterhauptslappen  fast  das 
ganze  Stratum  sagittale  externum  ausmacht.  Dieses  Bündel,  welches  die 
kortikopetale  Faserstrahlung  des  Occipitallappens  darstellt,  nimmt  seinen 
Ursprung  aus  dem  Corpus  geniculatum  externum  nnd  endigt  an  den  beiden 
Lippen  der  Fissura  calcarina,  besonders  der  unteren.  Der  Autor  schlägt 
für  dieses  Bündel    „zentrales   optisches  Faserbündel"  oder  „fasciculus  geni- 


46  Anatomie  des  Nervensystems. 

culo-calcarineus"  vor.  Dieses  Bündel  muß  von  allen  denjenigen  Faserziige» 
herausgeschält  werden,  welche  fortwährend  seinen  Bezirk  durchkreuzen^ 
Das,  was  die  Autoren  als  fasciculus  longitudinalis  inferior  bezeichnen, 
besteht  aus  dem  zentralen  optischen  Bündel  und  außerdem  aus  einer  Anzahl 
von  Assoziationsfasern.  Zwischen  Occipital-  und  Temporallappen  gibt  es 
keine  langen  Assoziationsbahnen.  Das  Cingulum  hat  nicht  die  Bedeutung, 
den  Gyrus  fornicatus  mit  dem  Gyrus  hippocampi  zu  verbinden,  sondern 
jede  der  genannten  Windungen  mit  den  Windungen  der  inneren  und  äußeren 
Hemisphärenflächen.  Die  beiden  Teile  des  Cingulum  setzen  sich  in  den 
Occipitallappen  fort  und  bilden  dort  das  Sachssche  und  Vialetsche 
Bündel.  Letztere  beiden  Bündel  sind  nicht  allein  dem  Occipitallappen 
eigentümlich,  sondern  sind  auch  im  Parieto-temporallappen  vorhanden. 

Locy  (246)  beschreibt  am  Selachiergehim  einen  neuen  am  vorderea 
Kande  des  Prosencephalon  verlaufenden  Hirnnerven,  welcher  peripherwärts 
mit  dem  Olfaktoriusepithel  in  Verbindung  steht,  und  welcher  zentral  in  einer 
Erhabenheit  des  Septum  medianum  endigt.  Die  Fasern  dieses  Nerven 
sollen  keinen  Zusammenhang  mit  den  Glomeruli  olfactorii  haben.  Ihre 
Funktion  wäre  unbestimmt 

Koppen  und  Loewenstein  (217)  stellten  sich  die  Aufgabe,  die 
Untersuchungen  über  den  Bau  der  Hirnrinde  auf  die  Gehirne  der  Ungulaten 
und  der  Karnivoren  auszudehnen.  Die  Ergebnisse  dieser  Untersuchungea 
fassen  die  Autoren  in  folgenden  Schlußsätzen  zusammen.  Bei  den  unter- 
suchten Karnivoren  (Hund,  Katze)  und  Ungulaten  (Schwein,  Hammel,  Ziege) 
ist  über  die  ganze  Konvexität  ein  indifferenter  vierschichtiger  Bindentypus^ 
verbreitet.  (1.  Molekularschicht,  2.  Schicht  kleiner  Pyramiden,  3.  Schicht 
großer  Pyramiden,  4.  Schicht  polymorpher  Zellen.)  Von  diesem  Typus 
finden  sich  bei  beiden  Tiergruppen  zwei  Ausnahmen,  deren  eine  dem  moto- 
rischen, deren  zweite  dem  visuellen  Bindentypus  des  Menschen  nahe  kommt. 
Der  motorische  Typus  liegt  bei  allen  untersuchten  Tieren  medial  von  der 
Fissura  coronalis  und  ist  nach  hinten  durch  den  Processus  transversus  der 
Coronalis  begrenzt.  Seine  Ausdehnung,  sowie  die  Ausbildung  seiner  3.  Schicht 
ist  am  geringsten  beim  Schwein,  stärker  bei  der  Ziege  und  am  weitestea 
beim  Hammel.  Am  ausgeprägtesten  und  ausgedehntesten  aber  findet  sich 
der  Typus  bei  den  Karnivoren  und  hier  bei  der  Katze  mehr  als  beim  Hund. 
Der  visuelle  Typus  der  Ungulaten  findet  sich  in  einer  bogenförmigen  Windung 
zwischen  Balken  und  Splenialfurche ;  er  ist  durch  das  Auftreten  einer  Stern- 
Zellenschicht,  sowie  eines  dieser  Schicht  entsprechenden  Markfasei-streifens 
charakterisiert.  Bei  den  Karnivoren  findet  sich  in  der  entsprechenden  Region 
nicht  die  Kömerschicht,  wohl  aber  der  stark  reduzierte  Markfaserstreifen. 
Oberhalb  der  Splenialis,  etwa  dem  Mu  nkschen  Sehfelde  entsprechend,  findet 
sich  bei  ihnen  eine  wohl  ausgeprägte  Kömerschicht,  die  breiter  und  tiefer 
gelegen  ist  als  die  der  Ungulaten.  Es  fehlt  hier  der  Markfaserstreifen,  da- 
gegen findet  sich  ein  dichtes  Geflecht  markhaltiger  Fasern  in  der  ganzen 
Binde.  Eine  durch  Spindelzellen  charakterisierte  Rinde  (Hörrinde)  findet 
sich  bei  den  Ungulaten  in  einem  Teil  der  Insel,  bei  den  Karnivoren  hinter 
der  Fissura  Sylvii.  Huf-  und  Raubtiere  unterscheiden  sich  von  den  Liss- 
encephalen  dui  ch  die  weite  Verbreitung  der  indifferenten  Rinde,  sowie  durch 
die  stärkere  Ausbildung  des  motorischen  Typus.  Die  Primaten  unterscheiden 
sich  von  den  Ungulaten  und  Karnivoren  durch  den  komplizierten  Bau  der 
typischen  Rinde,  sowie  der  Sehrinde.  Je  höher  ein  Tier  steht,  desto  grösser 
ist  auch  der  Reichtum  an  Körnerzellen,  sowohl  an  solchen,  die  durch  die 
ganze  Rinde  zerstreut  sind,  als  auch  an  solchen,  die  in  Schichten  gelagert 
sind.     Bei   den  Lissencephalen   haben  wir  nur  an  einer  Stelle  Köruerzellen 


Anatomie  des  Nerveosysteins.  47 

in  wohl  ausgebildeter  Schicht,  bei  den  Ungulaten  außerdem  noch  diffus  ver- 
strente  Körnerzellen  sehr  reichlich  am  Occipitalpol  des  Gehirns,  bei  den 
EanuYoren  sind  fast  überall  in  der  indifferenten  Binde  Sternzellen  zer- 
streut, und  bei  den  Primaten  enthält  auch  die  indifferente  Rinde  über- 
all eine  gut  ausgebildete  Stemzellenschicht.  Die  Furchen  sind  keine 
gleichwertigen  Gebilde;  es  gibt  Hauptfurchen,  welche  die  Grenzen  von 
Gebieten  verschiedener  Punktionen  darstellen,  sowie  Nebenfurchen,  deren 
Bedeutung  noch  nicht  ganz  aufgeklärt  ist.  Die  Hauptfurchen  sind  nicht 
alle  absolut  konstant,  in  der  ganzen  Säugetierreihe  finden  wir  nur  die  Fissura 
liüoalis  und  centralis  (?  Ref.).  Die  Grenzfurche,  die  das  Sehgebiet  bei  den 
niederen  Gyrencephalen  umgibt,  findet  sich  beim  Menschen  nicht,  Fissura 
centralis  und  coronalis  sind  homologe  Gebilde.  Als  Stirulappen  kann  nur 
die  Windung  vor  der  Fissura  praesylvia  angesprochen  werden. 

Das  Großhirn  der  Papageien,  welches  Kalischer  (206)  auf  das  ein- 
gehendste   studiert   hat,    läBt   äußerlich   betrachtet,    einen  Stirn-,    Scheitel-, 
Hinterhaupt-  und  Schläfenteil  erkennen.    Der  Scheitelteil   hebt  sich  wulst- 
artig hervor  und  wird  von   zwei   im  wesentlichen   sagittal    laufenden,    nach 
hinten  zu   etwas  divergierenden  flachen  Furchen  begrenzt.     Zwischen  Stirn- 
ond  Schläfenteil  findet  sich  eine  Andeutung  einer  Fossa  Sylvii.     Das  Groß- 
hirn bedeckt  beim  Papageien  den  Lobus   opticus   vollständig;    nach   hinten 
ragt  das  Kleinhirn  hervor,  welches  im  wesentlichen  aus  dem  Wurme  besteht. 
An  der  Btisis  ist  der  vordere  Abschnitt  des  Großhirns  vom  hinteren  durch  die 
hier  tiefer  ausgeprägte  Sylvische  Furche  getrennt.     Der  vordere  Abschnitt 
besteht  aus  Stimteil  mit  rudimentären  Riechlappen.  Zwischen  Stirnteil  einerseits 
and  Schläfenteil,    resp.  Chiasma   andrerseits   breitet  sich   das  Mesostriatum 
aus.    Der  Schläfenteil  hat  bei  den  Papageien  eine  sehr  starke  Entwicklung. 
Fast   das    ganze   Großhirn  des  Papageien  besteht  aus   dem   Striatum,   das 
Pallium  ist  überall   nur  sehr  gering   entwickelt.     Das  Striatum   zerfällt    in 
folgende  Abschnitte,   1.  das  Mesostriatum;  dieses  liegt  zu  innerst,  bildet  die 
direkte  Fortsetzung  des  Thalamus  und  tritt  vorn  an  die  Basis  des  Gehirns. 
2.  das  Hvperstriatum,  hegt  oberhalb  des  vorigen  und  erstreckt  sich  über  die 
ganze  Länge   des   Großhirns.     Oberhalb   des  Hyperstriatum,    zwischen   ihm 
und  dem  Wulste  findet  sich  eine  schmale  gut  abgegrenzte  Lage  von  Gang- 
lienzellen ;  der  Autor  bezeichnet  sie  als  ünterwulstregion.    3.  Das  Epistriatum ; 
dies  Ganglion   liegt  teils   lateral wärts,    teils   nach  hinten  vom  Mesostriatum. 
4.  Ectostriatum,    ein   kleineres,   dem  hinteren  Teile   des  Mesostriatum   auf- 
sitzendes Ganglion.    Diejenigen  Teile  des  Striatum,  welche  nichts  besonders 
Charakteristisches   zeigen,   bezeichnet  K.  einfach  „als  Striatum"  und  unter- 
scheidet   dabei  vier  Regionen,    ein   Str.   frontale,    parietale,    occipitale   und 
temporale.     Es  folgt  nun  eine  genaue  Schilderung  der  einzelnen  Zellschichten 
und   der    Nervenfaserzüge    des   Großhirns,   wie   sie    sich   auf  Frontal-    und 
Horinzontalschnitten  des  Gehirns,  die  teils  nach  Nissl,  teils  nach  "Weigert- 
Pal  gefärbt   sind,   erkennen  ^jassen.     Vorzügliche   Abbildungen    illustrieren 
die  Darstellung  aufs  beste,     über  den  physiologischen  Teil  dieser  gediegenen 
und  grundlegenden  Arbeit  siehe   das  Kapitel:     Physiologie    des  Großiiirns. 
Kaes  (205)  bestinmite  die  Breitenverbältnisse  der  Rinde   und   deren 
Paserschichten  an  der  konvexen  Fläche  von  32  meist  männlichen  Gehirnen 
der  verschiedensten   Altersstufen,    unter    denen   sich   keine    Geisteskranken, 
wohl  aber  drei   Angehörige   niederer  Rassen    und   vier  Verbrecher    finden. 
Seine  Schlußfolgerungen  sind  folgende:  Die  Natur  bedient  sich  in  den  ersten 
Monaten  der  geistigen  Entwicklung  des  Kindes  neben  den  Meynert sehen 
fibrae  propriae  in  hervorragender,  ja  fast  ausschHeßlicherweise  der  Leitungs- 
bahnen  der  inneren  Hauptschicht,   da   der   Hauptteil  der   äußeren   Haupt- 


48  Anatomie  des  Nervensysteins. 

Schicht  um  diese  Zeit  noch  völlig  faserleer  erscheint.  Es  ist  deshalb  wahr- 
scheinlich, daß  die  psychischen  Regungen  in  den  ersten  Lebensmonatea 
durch  die  Assoziationsfasem  der  inneren  Hauptschicht  vermittelt  werden, 
da  auch  die  von  der  Peripherie  zuleitenden  Projektionsfaserbündel  noch 
nicht  über  diese  Schicht  hinausgewachsen  sind.  Vom  8.  Monat  an  findet 
man  die  beiden  Baillargerschen  Streifen  und  auch  schon  etwas  die  äußere 
Hauptschicht  in  die  Leitungsbahnen  mit  eingeschlossen.  Man  kann  somit 
wohl  annehmen,  daß  die  höhere  geistige  Entwicklung  des  Kindes  der  Bahnen 
<ler  äußeren  Hauptschicht  nicht  entraten  kann,  während  die  niedrigere, 
primitive  mit  den  Bahnen  der  inneren  Hauptschicht  allein  auszukommen 
scheint.  Die  innere  Hauptschicht  erreicht  ihren  Maßen  nach  bereits  im 
19.  Lebensjahr  ihren  Höhepunkt,  während  die  äußere  noch  über  das 
46.  Lebensjahr  hinaus  in  ihrer  Entwicklung  fortschreitet.  Die  äußere  und 
innere  Hauptschicht  sind  in  ihrer  vollen  Entwicklung  bei  Angehörigen  des 
Arbeiterstandes  ungefähr  gleich,  bei  niederen  Rassen  überwiegt  die  innere 
Schicht  die  äußere,  bei  geistig  hochstehenden  Menschen  vermutet  Verfasser 
das  umgekelirte  Verhältnis.  Zwischen  beiden  Hemisphären  finden  sich  keine 
großen  Unterschiede. 

In  einer  sehr  ausführlichen  und  lesenswerten  Arbeit  gibt  Banchi  (39  a) 
eine  minutiöse  Beschreibung  eines  Gehirnes,  bei  dem  sämtliche  Kommissuren 
fehlen;  nämlich  corpus  callosum,  das  corpus  des  Fornix,  die  commissura 
anterior  und  das  corpus  des  Septum  pellucidum.  Das  Grehirn  entstammte 
•einer  73jährigen  Frau,  die  sich  zu  ihren  Lebzeiten  körperlich  wie  geistig 
absolut  normal  gezeigt  hatte. 

Am  Schädeldache  waren  belanglose  Asymmetrien  zu  beobachten.  Das 
Oehirngewicht  erwies  sich  normal,  die  einzelnen  Hirnwindungen  waren  sehr 
gut  ausgeprägt,  zum  Teil  stärker  als  in  der  Norm,  zeigten  keine  auffallenden 
Abweichungen  bis  auf  solche  der  Medialseite.  Die  Rinde  des  Gynis  forni- 
catus  erscheint  in  einer  großen  Anzahl  radiär  gerichteter  Windungen  ge- 
faltet, die  diesem  Teü  des  Gehirnes  ein  ganz  eigentümliches  Aussehen  ver- 
leihen.    Ihre  Entstehung  versucht   der  Autor  rein  mechanisch  zu  erklären. 

Der  bemerkenswerteste  Teil  der  Arbeit  ist  in  der  Beschreibung  des 
langen  Fasersystemes  zu  suchen,  das  in  den  einzelnen  Hemisphären  die 
einzelnen  Teile  derselben  mit  einander  verbindend  angetroffen  worden  ist. 
Es  ist  dies  ein  großer  Faserzug  meist  sagittal  verlaufender  Fasern,  der  in 
drei  einzelne  Komponente  sich  zerlegen  läßt.  Er  verläuft  an  der  medialen 
Seite  einer  jeden  Hemisphäre  und  wird  vom  Autor  fascio  mediale-longitudi- 
nale  genannt.  In  dem  Teile,  der  dem  Gyrus  cinguli  entspricht,  sieht  man 
Fasern  die  Rinde  von  oben  nach  unten  durchziehen,  um  dann  eine  sagittale 
Richtung  anzunehmen  und  den  Fornix  zu  begleiten.  In  der  gesamten  For- 
mation erblickt  der  Autor  ein  großes  Assoziationsbündel  zwischen  lob.  front, 
und  occipit.  pariet.  und  front,  und  wahrscheinlich  auch  zwischen  pariet.  und 
occipit.  B.  bekämpft  des  weiteren  die  Hypothese,  die  in  diesem  Gebilde 
eine  Heterotopie  des  Balkens  erblicken  will;  nach  seiner  Ansicht  kann  nur 
von  einer  gewissen  Hypertrophie  eines  sonst  normaliter  bereits  vorhandenen, 
aber  durch  die  Balkenformation  verdeckten  Gebildes  gesprochen  werden. 
Ein  Teil  des  Fase,  mediale  longitud.  entspricht  dem  Fornix  sup.  des 
Kaninchens  und  dem  Fornix  longus  der  anderen  Autoren. 

Banchi  wagt  es  nicht,  irgend  eine  Hypothese  auszusprechen,  um  eine 
bestimmte  Noxe  als  Ursache  der  Mißbildung  zu  nennen.  Die  von  den 
anderen  Autoren  aufgezählten  Schädigungen  werden  als  zum  Teil  nicht  zu- 
treffend, als  zum  Teile  nicht  zureichend  erwähnt.  Die  Schädigung  muß 
nach  Ansicht   des  Autors   in  einem  sehr  frühen  Entwicklungsstadium  (etwa 


Antitomie  des  Nerrensyatems.  49 

im  4.  Monat)  das  fötale  Hirn  in  einer  sehr  kleinen,  scharf  umschriebenen 
Stelle  treffen:   in  der  medialen  Region  der  embryonalen  Lamina  terminalis. 

Der  Arbeit  sind  eine  große  Anzahl  gut  gelungener  Tafeln  und  Text- 
abbildungen beigegeben.  Sämtliche  analogen  in  der  Literatur  vorhandenen 
Fälle  sind  ausführlich  mit  herangezogen. 

Der  Autor  hebt  hervor,  daß  sein  Fall  sich  besonders  dadurch  aus- 
zeichnet, daß  jegliche  Kommissur  fehlte,  es  sich  also  nicht  imi  bloßen 
Balkenmangel  mit  Kompensationserscheinungen  in  anderen  Kommissuren 
handelte.  (Merzbacher.) 

b)  Diencephalon,  Hypophysis. 

Probst  (323)  untersuchte  in  einem  Falle,  in  welchem  eine  76jähiige 
Frau  30  Jahre  lang  wegen  Bulbusatrophie  blind  gewesen  war,  auf  iVontal- 
schnitten  durch  das  Gehirn  das  Chiasma,  Tractus  opticus  und  die  ihnen 
auüegenden  Fasersysteme  und  schließlich  die  gesamten  Sehbahnen  überhaupt 
Die  Meynertsche  Kommissur  trat  in  diesem  Falle  dorsal  vom  Sehnerven- 
chiasma  (welches  noch  einige  sich  kreuzende  gesunde  Fasern  enthielt)  als 
ein  deutliches,  ziemlich  starkes  Bündel  hervor,  welches  P.  beiderseits  bis  an 
die  Basis  des  Linsenkerns  verfolgen  konnte.  Das  Bündel  verläuft  parallel 
mit  dem  Tractus  opticus  bis  an  die  ventrale  Seite  der  Linsenkeraschlinge, 
wo  diese  den  Fuß  der  inneren  Kapsel  umgibt  und  durchbricht.  In  der  an 
der  Basis  des  Linsenkerns  gelegenen  Faserung  verschwinden  dann  die  Fasern 
der  Meynertschen  Kommissur.  Ein  Teil  derselben  läßt  sich  an  der  medial- 
dorsalen  Seite  des  Tractus  opticus  bis  zum  äußeren  Kniehöcker  verfolgen, 
von  wo  aus  die  Fasern  gegen  den  ventralen  Sehhügelkern  zuzulaufen 
scheinen.  Dieser  letztgenannte  Anteil  der  Meynertschen  Kommissur  ge- 
hört aber  nicht  allein  dem  Fasersystem  der  Meynertschen  Kommissur  als 
solcher  an,  sondern  diese  Fasern  kommen  zum  Teil  aus  der  Ganserschen 
Kreuzung  Coramissura  hypothalamica  anterior  (resp.  des  gekreuzten  Hauben- 
Sehhügelbündels  von  Probst)  und  legen  sich  aus  dem  sog.  Fasciculus  tuberis 
dnerei  der  Meynertschen  Kommissur  an.  Als  Guddensche  Kommissur 
scheinen  nach  Ansicht  von  Probst  bisher  irrtümlich  Teile  der  Meynert- 
schen Kommissur  oder  der  dorsal  gelegenen  Fasern  der  Sehuervenkreuzung 
angesehen  worden  zu  sein.  Die  Sebstrahlung,  ebenso  die  Rinde  der  Fissura 
calcarina  war  hier  (also  trotz  Bestehens  einer  30jährigen  vollkommenen 
Blindheit)  von  normalem  Aussehen. 

Moell  (290)  fand  bei  einseitiger  vollständiger  Atrophie  des  Sehnerven 
auf  der  Seite  des  atrophischen  Nerven  eine  gewisse  Abnahme  eines  Teils 
der  Faserang  der  grauen  Substanz  über  dem  dorsalen  Rande  des  Chiasma 
uüd  zwar  vorzugsweise  medial  gelegen.  Diese  Verminderung  in  der  Dichte 
der  Faserung  begrenzt  sich  auf  die  medialen,  dem  Ventrikelwinkel  zunächst 
liegenden  Abschnitte  der  grauen  Substanz.  In  den  lateralen  Abschnitten 
der  Ventrikelwand  ist  sie  nicht  vorhanden.  Aber  auch  in  dem  medialen 
Teile  des  Querschnitte  der  grauen  Substanz,  nahe  dem  basalen  Winkel  des 
dritten  Ventrikels  fehlt  die  Faserung  auf  der  befallenen  Seite  nie  vollständig. 
M.  fand  ferner  einen  Faserzug  zwischen  basalen  Opticusganglien  und  Tractus 
opticus  erhalten,  den  er  als  „Winkelbündel"  bezeichnet,  und  in  welchem  er 
einen  sich  aus  dem  Zwischenhirn  zum  Tractus  opticus  gesellenden  Zug 
erbückt,  der  bei  Atrophie  der  mit  der  Retina  zusammenhängenden  Fasern 
besonders  deutlich  hervortritt,  und  der  mit  dem  Gudden sehen  Bündel  nicht 
identisch  ist 

Marie  and  Leri  (270)  fanden  in  mehreren  Fällen  von  Tabes  und 
multipler  Sklerose,  in   denen   die  Nn.  optici  vollkommen  atrophiert  waren, 

Jahresbericht  f.  Neurologie  und  Psychiatrie  i»06.  ^ 


50  Anatomie  4es  NerveDsystems. 

im  Tractus  opticus  ein  Faserbüjadel  erhalten.  Sie  neonen  es  ^.faisceau  r^si- 
duaire  de  la  bandelette  optique".  Dieses  Bündel  liegt  in  der  äußeren  Ab- 
teilung des  Tractus  und  ist  dadurch  schon  yollkoinmen  verschieden  von  der 
Gudden sehen  Kommissur.  Nach  hinten  endigt  das  Bündel  oberhalb  der 
Meynertschen  Kommissur  im  Faserareal,  welches  den  unteren  Teil  de* 
Linsenkerns  begrenzt,  nach  vorn  erstreckt  es  sich  bis  zum  Ganglion  opti- 
cum  basale  von  Meynert  und  steht  mit  den  Zellen  dieses  Ganglion  in 
Verbindung.  Die  Autoren  besprechen  alsdann  noch  die  Faserareale,  die  in 
diesem  Ganglion  basale  zusammentreffen. 

Gemelli  (lÖO)  bringt  eine  ausführliche  Studie  über  die  Histologie 
der  Hypophysis.  Besondere  Aufmerksamkeit  wendet  er  den  sogen,  chromo- 
philen  Zellen  zu,  die  er  drei  verschiedenen  Typen  zuteilt:  große  Zellen  mit 
zahlreichen,  sich  stark  färbenden  Körnchen,  Zellen  mit  zahlreichen,  sich 
wenig  färbenden  Körnchen,  endlich  Zellen  mit  wenig  stark  sich  färbenden 
Körnern.  Die  Färbetechnik  zur  Darstellung  der  Elemente  findet  ein- 
gehendste Besprechung.  (Merzbaciiei\J 

c)  Mesencephalon. 

Sala  (362)  gibt  hier  die  erste  Mitteilung  eines  großen  Werkes  über 
die  optischen  Zentren  der  Vögel,  das  er  in  Vorbereitung  hat.  Er  beschreibt 
die  Struktur  des  Ganglion  des  Isthmus.  Zu  seinen  Untersuchungen  hat  er 
sich  vorzüglich  der  Cajal  sehen  Methode  bedient.  Das  Ganglion  läßt  aidb. 
in  zwei  Teile  gliedern  —  ein  oberes  und  ein  unteres,  das  von  einem  kom- 
pakten Faserzug  voneinander  getrennt  wird.  Die  dem  tectum  opt.  näher 
liegende  Portion  erhält  den  Namen  der  Portion  mit  den  großen  Zellen,  der 
andere  Teil  Portion  der  kleineren  Zellen,  das  trennende  Faserbündel  ent- 
stammt vorzüglich  aus  dem  tiefen  Markfaserlager  des  Tect.  opt.  Es  folgt 
eine  detaiUerte  Beschreibung  der  Verlaufsrichtung  dieser  Fasern  und  ihr^ 
Beziehung  zu  den  Zellen  der  beiden  Portionen.  Diesen  Fasern  gesell^:^ 
sich  auch  Fortsätze  aus  den  Zellen  des  Gangl.  Isthmi  selbst  bei.  Die  Arbeit 
wird  abgeschlossen  mit  einer  minutiösen  Beschreibung  der  Zellen  selbst,  die 
er  7  Typen  zuweist,  je  nach  der  Verlaufsrichtung  und  dem  Verhalten  des 
Aehsenzylinders.  (AlerzbacJier.) 

Mahaim  (262)  hat  bei  einem  Affen  einen  Teil  des  Corpus  genicu- 
latum  internimi  und  den  hinteren  Vierhügelschenkel  an  seiner  Einmündungs- 
stelle  in  dieses  Ganglion  zerstört.  Er  fand  darauf  keine  Veränderungen  in 
den  Zellen  des  hinteren  Zweihügels  und  schließt  daraus,  daß  die  letzteren 
ihre  Achsenzylinder  nicht  in  den  inneren  Kniehöcker  entsenden.  Dieselbe 
Tatsache  wurde  auch  bei  der  Katze  festgestellt.  Daraus  zieht  M.  den  vor- 
läufigen Schluß,  daß  der  hintere  Zweihügel  weder  Fasern  zum  inneren  Knier 
höcker  sendet,  noch  auch  zur  Hirnrinde.  Letzteres  deshalb,  weil  auch  nach 
Zerstörung  der  medial  vom  Corpus  geniculatum  internura  gelegenen  Fase- 
rung die  Zellen  des  Kniehöckers  keine  Veränderungen  aufweisen. 

d)  Metencephalon. 

Nach  einseitiger  Zerstörung  des  sensiblen  Trigeminuskerns  beim 
Kaninchen  erhielt  Wallenberg  (445)  folgende  zwei  sekundär  entartete 
zentrale  Bahnen:  1.  eine  dorsale  Bahn,  welche  aus  dicken  Fasern  besteht, 
ungefähr  den  gleichen  Verlauf  besitzt,  wie  die  aus  dem  bulbären  Endkeme 
der  spinalen  Quintuswurzel  stammende,  aber  zum  Unterschiede  von  dieser 
auch  beim  Kaninchen  einen  ungekreuzten  Anteil  besitzt,  sich  durch  Abgabe 


Anatomie  des  NerveDsystems.  52 

Ton  Fasem  an  beide  motorische  Quintuskeme,  an  beide  Kerne  der  cere- 
bialen  Quintuskeme,  an  beide  Okulomotoriuskeme,  besonders  den  gekreuzten, 
an  die  Kerne  der  Formatio  reticularis  schon  während  des  Verlaufs  durch 
frontale  Brückenebenen  und  durch  das  Mittelhim  dermaßen  erschöpft,  daß 
nar  Tereinzelte  Elemente  die  Endstation  der  bulbären  Quintusbahn,  das 
centre  H^edian  und  das  zentrale  Grau  des  3.  Ventrikels  erreicht.  2.  eine 
ans  dünnsten  Fasem  bestehende  ventrale  Bahn,  die  erst  am  frontalen  Pole 
des  sensiblen  Trigeminuskemes  austritt  und  sich  der  gekreuzten  medialen 
Schleife  medial  und  dorsal  eng  anschließt  Nach  unbedeutender  Faserabgabe 
an  die  Umgebung  endigt  diese  Trigeminusschleife  in  ventralen  Thalamus- 
kernen  und  im  centre  median. 

Johnston  (199)  beschreibt  den  Verlaui  der  Badix  mesencephalica 
bei  Scyllium.  Das  Wichtigste  ist,  daß  sie  nach  des  Autors  Ansicht  mit  der 
sensiblen  Trigenünuswurzel  das  Gehirn  verläßt,  und  daß  sie  selbst  sensibler 
(nnd  nicht,  wie  von  anderen  Autoren  behauptet  worden  ist,  motorischer) 
Narur  ist.  Für  den  als  Ganglion  isthmi  von  Edinger  bezeichneten  Kern 
halt  J.  zweckmäßiger  die  Bezeichnung  nucleus  visceralis  cerebelii,  weil  damit 
mgleich  seine  Lage  und  funktionelle  Bedeutung  ausgedrückt  ist. 

Kohnstamm  (211)  hat,  um  einen  Einwurf  Lewandowskys  zu 
entkräften,  noch  einmal  eine  Halbseitenläsion  des  oberen  Halsmarkes  ]>ei 
einem  Hunde  ausgeführt  und  hat  ebenso  wie  früher  beim  Kaninchen  den 
Ton  ihm  als  Nucleus  intratrigeminalis  bezeichneten  Kern  degeneriert  gefunden. 
Dieser  Kern  muß  demnach  seiner  Ansicht  nach  als  Ursprung  des  prädorsalen 
Langsbündels  angesprochen  werden.  K.  beschreibt  ferner,  daß  sich  in 
frontaleren  Höben  der  Oblongata  an  den  Kern  der  spiniden  V.  Wurzel 
ventral  ein  Zipfel  grauer  Substanz  anschließt,  der  mit  dem  Hauptteil  des 
V.  Kernes  durch  eine  schmälere  oder  breitere  Brücke  verbunden  ist.  Dieser 
Kern  entsendet  ein  Analogen  der  Kieinhimseitenstrangbahn.  Der  sensible 
Qnintuskern  der  Brücke  sei  das  Analogen  der  Hinterstrangskerne.  Die 
Axone  des  dorsalen  Vaguskernes  treten  am  ventralen  Pol  der  spinalen 
Qointuswurzel  aus  und  werden  durch  Läsionen  dieser  Gegend  zerstört. 

Thomas  (419)  fand  in  einem  Falle  von  Zerstörung  einer  Kleiuhirn- 
hemisphäre  Zellatrophie  der  gekreuzten  Olive  außerdem  eine  Atrophie  der 
ZeUen  des  gleichseitigen  Monakowschen  Kernes,  d.  h.  des  Zellterritoriums, 
welches  im  Bulbus  nach  außen  vom  eigentlichen  Burd  ach  sehen  Kerne 
gelegen  ist  nnd  schließlich  eine  Atrophie  des  gleichseitigen  Nucleus  lateralis. 
Von  letzteren  beiden  Kernen  müssen  also  Fasern  in  das  Kleinhirn  verlaufen. 

Parhon  und  Papinian  (307)  haben  auf  Grund  der  Beobachtung 
▼on  drei  Fällen,  bei  denen  infolge  von  Tumoren  verschiedene  vom  Facialis 
innerrierte  Muskeln  außer  Funktion  gesetzt  waren,  verfolgen  können,  von 
welchem  Teil  des  Facialiskernes  die  Nerven  entspringen,  die  zu  den  einzelnen 
Muskeln  ziehen.  Sie  können  so  genau  die  Beziehungen  präzisieren,  die 
zwischen  einem  Teil  der  peripheren  Gesichtsmuskeln  und  den  einzelnen  Zell- 
gruppen  des  Facialiskernes  bestehen.  (Met*zbac/iei\) 

van  Gehncllten  (153)  konnte  beim  Kaninchen  nach  Medianspaltung  des 
Kleinhirnwurms  ohne  Verletzung  der  Kleinhirnkerne  mittelst  sekundärer 
Degeneration  den  Verlauf  des  zuerst  von  Rüssel,  dann  von  Thomas,  Probst, 
Lewandowsky  beschriebenen  Hakenbündels,  faisceau  en  chrochet  verfolgen. 
Er  beobachtete  auf  Marchipräparaten  eine  Kreuzung  von  Nervenfasern  im 
Medianlappen  des  Kleinhirns;  diese  Fasem  verlassen  alsdann  den  Median- 
I&ppen  und  winden  sich  um  den  oberen  Kleinhirnstiel  herum,  indem  sie 
dabei  eine  schmale  weiße  Lamelle  um  ihn  bilden.  Über  dieser  Lamelle 
liegt  im  Niveau  des  oberen  Kleinhirnstieles  eine  zweite,  welche  die  cerebello- 

4* 


52  Anatomie  des  Nervensystems. 

petalen  Fasern  des  Gowers sehen  Stranges  enthält.  Nachdem  die  genannten 
Fasern  um  den  oberen  Kleinhirnschenkel  herum  gegangen  sind,  vereinigen 
sie  sich  zu  einem  kompakten  Bündel,  welches  ungefähr  im  Niveau  des  aus- 
tretenden Facialisschenkels  im  Winkel  zwischen  Corpus  restiforme  und  ab- 
steigender V.  Wurzel  gelegen  ist.  Hier  spaltet  sich  das  Bündel  in  zwei 
schlankere  Fascikel,  und  zwar  in  ein  vorderes,  welches  den  austretenden 
Facialisschenkel  intramedullär  durchquert  und  dann  in  der  Mitte  der  Sub- 
stantia  reticularis  bis  in  das  Halsmark  absteigt,  und  in  ein  hinteres,  welches 
an  der  inneren  Abteihing  des  Corpus  restiforme  abwärts  zieht  und  sich  bis 
in  das  Niveau  des  ersten  Cervikaluerven  verfolgen  läßt,  van  Gebuchten 
hält  den  faisceau  en  chrochet,  wie  er  von  ihm  beschrieben,  für  ein  cerebello- 
fiigales,  das  einzige  vom  Kleinhirn  absteigende  Bündel,  welches  bis  jetzt 
festgestellt  worden  ist.  Es  hat  seine  Ursprungszellen  im  Kleinhirn.  Auf 
Grund  früherer  Forschungen  nimmt  er  an  (sicher  ließ  es  sich  nicht  fest- 
stellen), daß  das  Bündel  aus  dem  Dachkern  entspringt.  Noch  weniger  kann 
er  sagen,  wo  die  beiden  aus  dem  Gesamtbündel  sich  spaltenden  Fascikel 
endigen.  Zum  Teil,  nimmt  er  an,  endigen  die  Fasern  in  den  Kernen  des 
N.  vestibularis  (Deitersscher  und  Bechterewscher  Kern)  und  finden  ibre 
Fortsetzung  im  fasciculus  vestibulo-spinalis  und  in  den  hinteren  Längs- 
bündeln, zum  anderen  Teil  in  der  Formatio  reticularis,  wo  sie  mit  Zellen 
motorischer  Kerne  in  Verbindung  treten.  Was  die  direkte  und  indirekte 
sensorische  Kleinhirnseitenstrangbahu  betrifft,  so  ist  ein  direktes  Einlaufen 
von  sensorischen  Hirnnervenfasern  nur  für  den  N.  vestibularis  bewiesen,  und 
was  die  indirekte  Bahn  anbetrifft,  wird  es  nach  van  Gehuchtens  Ansicht 
sich  um  die  vorher  von  ihm  beschriebenen  Faserbündel  handeln,  von  denen 
es  sich  nun  herausgestellt  hätte,  daß  sie  nicht  cerebellopetal  sondern  cere- 
bellofugal  verlaufen.  Das  Bündel,  welches  Edinger  als  fasciculus  nucleo- 
cerebellaris  bezeichnet  hat,  ist  daher  besser  als  fasciculus  cerebello-bulbaris 
zu  benennen. 

van  Gehnchten  (154)  hat  bei  Kaninchen  teils  größere  Stücke  der 
Kleinhirnrinde  allein,  teils  Kinde  und  Ganglien  einer  Kleinliirnhemisphäre 
exstirpiert,  um  den  Verlauf  der  Fasern  des  oberen  Kleinhirnschenkels  zu 
studieren.  Bei  bloßer  Exstirpation  von  Stücken  der  Rinde  bekam  er 
niemals  Veränderungen  im  Crus  cerebelli  superior,  aus  welcher  Tatsache  er 
folgert,  daß  die  Fasern  des  oberen  Kleinhirnschenkels  mit  der  Kieinhirn- 
rinde  direkt  nicht  in  Verbindung  stehen  können.  Sekundäre  Degeneration 
wies  der  obere  Schenkel  hingegen  immer  auf,  sobald  Dachkern  oder  Oliven- 
kern des  Kleinhirns  verletzt  waren.  Die  degenerierten  Fasern  des  oberen 
Kleinhirnschenkels  laufen  gemeinsam  bis  zu  ihrer  Kreuzung  in  der  sog. 
Wernickeschen  Kommissur.  Nach  der  Kreuzung  trennen  sie  sich  in 
einen  mächtigeren  aufsteigenden  und  in  einen  kleineren  absteigenden  Teil. 
Die  Fasern  des  aufsteigenden  Teiles  endigen  im  Ursprungskern  des  Okulo- 
motorius  und  im  distalen  Teil  des  roten  Kerns. 

Gurewitsch  (172)  untersuchte  die  Kleinhirnrinde  des  Menschen, 
verschiedener  Säugetiere  und  verschiedener  Vögel  mittelst  der  Golgi sehen 
Methode.  Als  Grundlage  der  Beschreibung  der  Kleinhirnrindenelemente 
wählte  er  das  Kaninchen  und  fügt  die  Besonderheiten  an,  die  die  anderen 
Tiere  in  dem  Bau  der  fraglichen  Zellelemente  zeigen.  Bezüglich  dieser 
Besonderheiten  erwähnt  der  Autor,  daß  nur  die  Purkinjeschen  Zellen 
wesentliche  Unterschiede  darstellen,  während  dies  bei  den  anderen  Zellen 
nicht  der  Fall  sein  soll.  Am  schärfsten  ausgeprägt  sind  die  Besonderheiten 
der  Purkinjeschen  Zellen  beim  Menschen,  und  je  höher  das  Tier  in  der 
Säugetierreihe    steht,    desto   entwickelter  sind    die   Purkinjeschen   Zellen, 


Anatomie  des  Nervensystems.  53 

i  h.  desto  größer  ist  der  Reichtam  der  Dendriten.  Die  Verzweigung  der 
Dendriten  der  genannten  Zellen  geht  bei  den  Vögeln  nach  einem  etwas 
anderen  Typus  von  statten.  Vom  Zeilkörper  geht  bei  den  Vögeln  stets  nur 
ein  Dendrit  ab,  der  sehr  bald  in  lange  Aste  zerfallt;  welche  den  Charakter 
der  Endäste  besitzen.  Bei  gut  fliegenden  Vögeln  —  Taube,  Krähe  usw.  — 
ist  die  Verzweigung  der  Dendriten  der  Purkinj eschen  Zellen  reicher,  als 
bei  schlecht  fliegenden,  wie  Huhn,  Ente.  Je  höher  das  Tier  organisiert 
ist,  am  so  größer  ist  auch  der  Unterschied  zwischen  der  Form  der  Elemente 
TOD  einem  jungen  und  erwachsenen  Individuum.  Beim  Menschen  macht  die 
Zelle  eine  viel  längere  Evolution  durch  als  beim  Kaninchen,  bis  sie  ihre 
Tollständig  entwickelte  Form  annimmt.  Die  Besonderheiten  der  entwickelten 
jungen  Zelle  sind  mehr  oder  weniger  auch  erwachsenen  Tieren  niederer 
Arten  eigen,  das  sind:  die  verhältnismäßig  arme  Verzweigung  der  Dendriten, 
die  schwache  Entwicklung  der  glatten  Zwischenäste,  die  unbedeutende  Länge 
der  Enddendriten,  die  Grobheit  und  Unregelmäßigkeit  der  Seitenspitzen  und 
im  allgemeinen  die  minder  komplizierte  Form,  der  geringere  Umfang  und 
die  kleinere  Oberfläche  der  Nervenzelle.  Die  Purkinjesche  Zelle  eines 
einmonatlichen  Kindes  ähnelt  mehr  der  Zelle  eines  Meerschweinchens  als 
der  eines  erwachsenen  Menschen.  Aus  diesen  Abstufungen,  welche  die  er- 
wachsenen Tiere  verschiedener  Klassen  und  verschieden  jungen  Tiere  einer 
Klasse  im  Bau  einer  bestimmten  Zelltypus  zeigen,  glaubt  der  Autor  den 
Schluß  ziehen  zu  können,  daß  die  Besonderheiten  der  äußeren  Form  der 
Xervenelemente  den  funktionellen  Besonderheiten  entsprechen,  daß  die  Kom- 
pliziertheit der  Form  als  Abspiegelung  und  zu  gleicher  Zeit  als  Bedingung 
der  Kompliziertheit  der  funktionellen  Tätigkeit  erscheint 

Clarke  und  Horsley  (82)  untersuchten  mittelst  der  Marchischen 
Methode  die  sekundären  Degenerationen,  welche  nach  Exstirpation  verschie- 
dener Teile   der  Kleinhirnrinde   bei  der  Katze,  Hund  und  Affen  eintraten. 
Nur  diejenigen  Experimente  benutzten   sie   zur  Verfolgung  der  sekundären 
Degeneration,    bei   welchen    eine   Verletzung    der   Kleinhirnkerne   oder   der 
Eleinhirnschenkel  nicht  erfolgt  war,  bei  welchen  die  Heilung  ohne  entzünd- 
liche Reaktion  erfolgte,  und  nach  welchen  das  Tier  drei  Wochen   nach  der 
Operation  am  Leben  blieb.    Sie  kamen  zu  folgenden  Resultaten:  Es  existieren 
keine  Fasern,   die  von  Zellen  der  Kleinhirnrinde  entspringen  und  direkt  in 
die  Kleinhirnschenkel   gehen.     Alle   Fasern,   welche   das  Kleinhirn   mittelst 
seiner  Schenkel  verlassen,  entspringen  von  einem  oder  dem  anderen  Klein- 
hinikern.     Was  die  Beziehungen  der  Kleinhirnrinde  zu  den  Kleinhirnkernen 
betrifft,  so  ergab  sich,  daß  irgend  ein  Teil  der  Kleinhirnrinde  nur  mit  einem 
oder  mehreren  Kernen  der  homolateralen  Seite  in  Verbindung  steht;  Kreu- 
zungen nach   der  anderen  Seite   finden  nicht  statt.     Die   Verbindungen   der 
einzelnen  Abschnitte   der  Kleinhirnrinde   mit  den  Kernen   werden  von   den 
Autoren  in  einer  Tabelle  wiedergegeben.     Es  ergibt  sich  daraus,  daß  unter 
allen  Kernen    der  Dachkem   die   größte   Bedeutung   hat,    da   er   mit    allen 
Teilen  der  Hirnrinde  in  Verbindung  steht.     Er  steht  ferner  in  Verbindung 
mit  den  Vestibularkernen,  und  es  lühren  Faserzüge  über  den  vorderen  Klein- 
himschenkel  zur  Gegend  der  Locus  coeruleus.     Der  Nucleus  globosus  steht 
ausschließlich  mit  der  Rinde  des  Wurmes  in  Beziehung.     Der  Nucleus  den- 
tatus  steht  in  naher  Beziehung   zu  den  seitlichen  Teilen   des  Mittellappens, 
hat  aber  keine   Verbindung   mit   dem   Flocculus   und   Parafiocculus;    diese 
beiden  haben  Verbindungen  mit  dem  Dachkern.     Der  Nucleus  dentatus  hat 
keine  Beziehungen  zur  Lingula,  Lobus  centralis,  Culmen,  Uvula  und  Nodulus, 
sondern  nur  Verbindungen  zum  Mittellappen  des  Vermis,  und  auch  mit  diesem 
ist  die  Faserverbindung  eine  geringe.     Was  die  Bogen  fasern  der  Kleinhirn- 


54  Anatomie  des  Nervensystems. 

rinde  selbst  anbetrifft,  so  kamen  die  Autoren  über  letztere  zu  folgenden 
Schlußfolgerungen:  Recht  wenige  Fasern  gehen  vom  Wurm  zu  den  Seiten- 
lappen, und  diejenigen,  welche  man  verfolgen  kann,  gehen  nie  über  den 
Lobus  paramedianus  hinaus.  Bogenfasern  lassen  sich  vom  Rande  der  gesetzten 
Verletzung  gewöhnlich  nur  zwei  Rindenblätter  entfernt  verifolgeu,  sehr  selten 
noch  eines  weiter.  Ausgedehnte  Verietzungen  des  Wurmes,  besonders  des 
Mittellappens,  sind  von  ausgedehnter  Degeneration  von  Bogenfasern  in  antero- 
posteriorer  Richtung  gefolgt.  Ungemein  wenige  Fasern  gehen  zum  Nodulus. 
Zuletzt  machen  die  Autoren  noch  nähere  Angaben  über  die  Dicke  der 
Fasern  in  den  verschiedenen  Systemen  der  erwähnten  Eleinhirnfaserung. 

Ansalone  (7)  stellt  neuerdings  fest,  daß  die  dicke  (zuführende) 
Faser,  die  an  die  einzelne  Zelle  im  Kerne  des  Corpus  trapez.  tritt,  in 
einzelne  Fibrillen  sich  auflöst,  von  denen  ein  Teil  in  die  Zelle  selbst  ein- 
dringt und  in  das  endocelluläre  Netz  übergeht,  d.  h.  in  kontinuierlichen 
Zusammenhang  sich  mit  der  Zelle  setzt.  Ein  anderer  Teil  der  Fibrillen 
zieht  an  der  Zelle  vorbei,  um  mit  dem  endocellulären  Netze  benachbarter 
Zellen  in  Beziehung  zu  treten.  Bei  dieser  Anordnung  können  die  Held- 
sohen  Kelche  nicht  mehr  die  Bezeichnung  von  Eudorganen  beibehalten. 
Der  Arbeit  ist  eine  Tafel  mit  drei  übersichtlichen  Figuren  beigefügt. 

(Merzhacher.) 

Vincenzi  (435)  bedient  sich  der  Oajalschen  Silbermethode,  um  die 
Beziehung  der  Heldschen  Becher  zu  den  Körpern  der  Zellen  im  Nucleus 
des  Corpus  trapezoides  zu  untersuchen.  Nie  will  er  eine  direkte  Verbindung 
der  an  die  Zelle  herantretenden  Zellfortsätze  („große  Faser**)  mit  dem  aus 
derselben  tretenden  Achsenzylinder  beobachtet  haben;  ein  kontinuierliches 
Verhältnis  zwischen  diesen  beiden  Nervenelementen  bestehe  nicht.  Die 
Fortsätze  gelangen  an  die  Peripherie  der  Zelle  ohne  in  ihrer  Lage  durch 
die  Austrittsstelle  des  Achsenzylinders  bestimmt  zu  werden,  sie  schmiegen 
sich  eng  der  Peripherie  an,  bleiben  aber  an  der  Außenfläche  der  Zelle, 
ohne  mit  dem  endocellulären  Netze  derselben  zu  verschmelzen,  wie  es  bei 
oberflächlicher  Betrachtung  zunächst  erscheint.  Mit  dieser  Beschreibung 
stellt  sich  V.  in  Gegensatz  zu  den  Anschauungen  von  Donaggio  und 
Ve  r  a  1 1  i.  (M^'rzbacliev.) 

e)  Myelencephalon. 

Banchi  (16)  beschreibt  im  corpus  restiforme  des  Menschen  einen 
Kern  grauer  Substanz,  der  wieder  aus  drei  Teilen  sich  zusammensetzt;  zwei 
dieser  Teile  liegen  unterhalb  des  VIII,,  der  eine  über  dem  Kern  des  V. 
Man  findet  diesen  Kern  beim  Menschen  in  allen  Lebensaltern,  sein  erstes 
Auftreten  wurde  am  Ende  des  4.  Monats  beobachtet.  Die  Zellen  dieses 
Kernes  scheinen  in  die  cerebello-bulbären  Bahnen  der  Nerven  der  MeduUa 
obl.  eingeschobene  Elemente  darzustellen.  ..  (Merzbacher,) 

Um  die  Endstätten  der  einzelnen  Aste  des  Vagus  in  der  MeduIIa 
oblongata  und  in  den  Ganglien  zu  eruieren,  untersuchte  Alfewsky  (5)  diese 
Teile  mittelst  der  Nissischen  Methode  bei  Kaninchen,  denen  er  wechselnd 
die  Rami  pharyngei,  laryngei  und  cardiaci  ausgerissen  hatte.  Er  kam  zu 
folgenden  Resultaten:  Das  Zentrum  der  motorischen  Fasern  des  Ramus 
pharyngous  liegt  im  oberen  Abschnitt  des  Nucleus  ambiguus  derselben  Seite, 
die  sensiblen  Fasern  dieses  Astes  gehen  in  das  Ganglion  jugulare.  Die 
motorischen  Fasern  des  N.  laryngeus  superior  haben  ihr  Zentrum  in  der 
oberen  Partie  des  dorsalen  Vaguskerns  dcTselben  Seite,  die  sensiblen  Fasern 
dieses  Astes  kommen  alle  aus  dem  Ganglion  noueux.  Der  Ramus  cardiacus 
ist    ein    ausschließlich   sensibler  Nerv.     Nach   Durchschneiduug    oder  Aus- 


Anatomie  des  Nervensystems.  6*5 

telBung  dieses  Nerven  finden  sich  mehrere  Zellen  im  Ganglion  noueux  in 
Reaktion.  Der  Bamns  laryngens  inferior  ist  ein  ausschließlich  motorischer 
Nerv,  sein  Zentrum  bildet  die  untere  Hälfte  des  gleichseitigen  dorsalen 
Yagnskems. 

Kosaka  und  Yagita  (218)  fanden  Veränderungen  des  unteren  Teiles 
des  dorsalen  Vaguskemes  nach  Durchschneidung  der  Er.  gastrici  N.  vagi 
und  Veränderungen  auch  des  oberen  Teils  nach  Durchschneidung  des  Vagus 
unterhalb  der  Abgangsstelle  des  untersten  R.  pulmonalis  u.  vagi.  Der  dorsale 
Vaguskern  ist  danach  der  motorische  Kern  für  die  Magen-  und  Speiseröhren- 
muskulatur, vielleicht  auch  der  Luftröhre  und  der  Bronchien.  Vagusfasern  einer 
Seite  entspringen  nicht  aus  dem  Kern  der  gekreuzten  Seite ;  der  N.  depressor, 
laryngeus  superior  und  die  Rr.  pharyngei  n.  vagi  stehen '  mit  dem  dorsalen 
Kern  nicht  in  Zusammenhang.  Was  den  Nucleus  ambiguus  N.  vagi  betrifft, 
so  unterscheiden  die  Autoren  auch  einen  distaleren  Abschnitt  desselben  mit 
lockeren  Zellen  und  einen  mehr  kompakten  proximalen  Abschnitt.  Sie 
45chließen  sich  ferner  der  Ansicht  von  Bunzl-Federn  an,  daß  die  lose 
Formation  das  wichtigste  Zentrum  für  die  Innervation  der  Kehlkopfinuskeln 
darstellt.  Die  dichte  Formation  des  Nucleus  ambiguus  soll  vor  allem  mit 
den  quergestreiften  Muskeln  des  Schlundkopfes  und  der  Speiseröhre  in  Ver- 
bindung stehen;  ein  Ursprung  von  Vaguswurzeln  aus  dem  gekreuzten  Nucleus 
ambiguus  findet  nicht  statt.  Die  Autoren  halten  es  f&r  wahrscheinlich,  daß 
eine  Anzahl  Zellen  des  Plexus  nodosus  mit  der  Lunge  in  Verbindung  steht; 
beim  Kaninchen  waren  die  Nervenzellen  des  Ganglion  nach  Vagusdurch- 
schneidung  am  Halse  unterhalb  des  Abganges  des  N.  laryngeus  sup.  und 
N.  depressor  fast  gänzlich  degeneriert.  Die  Sensibilität  des  Schlundkopfes 
ist  beim  Kaninchen  vom  Plexus  nodosus  ganz  unabhängig.  Erwähnenswert 
ist  noch,  daß  die  Autoren  noch  experimentell  eine  Bahn  feststellen  konnten, 
welche  von  der  Umgebung  des  solitären  Bändels  entspringt  und  zu  den 
doppelseitigen  dorsalen  und  prädorsalen  Längsbündeln  gelangt,  um  dann  in 
die  Vorderstränge  abzusteigen.  Diesen  Tr actus  solitariospinalis  halten 
die  Autoren  für  eine  wichtige  Bahn,  welche  den  sensiblen  Vagus  mit  den 
Vorderhörnern  des  Rückenmarks  verbindet.  Die  glatten  Muskeln  der  Lunge 
werden  nicht  vom  Vagus,  sondern  vom  Sympathikus  innerviert. 

Herrick  (186)  beschreibt  ausführlich  das  peripherische  und  zentrale 
System  der  Geschmacksfaserleitung  bei  Fischen.  Die  Teleostier  besitzen 
allgemein  Geschniacksknospen,  welche  zerstreut  in  der  Schleimhaut  des 
Mundes,  der  Spalten  und  Lippen  liegen.  Die  Nerven,  welche  von  den 
Knospen  der  äußeren  Haut  ausgehen,  sammeln  sich  alle  im  Facialis,  die- 
jenigen der  Mundschleimhaut  im  Facialis,  Glossopharyngeus  und  Vagus,  in 
letzterem  vornehmlich.  Ein  besonderes  Ganglion,  der  lobus  vagi,  dient  bei 
Fischen  allgemein  als  das  primäre  Hirnzentmm  für  alle  Geschmacksfasern; 
außerdem  besteht  bei  den  Cyprinoiden  und  Siluroiden  der  Lobus  facialis, 
welcher  die  primäre  Endstätte  aller  Geschmacksfasern  der  äußeren  Haut 
darstellt.  Der  Autor  hat  sich  nun  die  Aufgabe  gestellt,  den  weiteren  Verlauf 
dieser  Geschmacksfasern  im  Gehirn  festzustellen  und  besonders  auch  die 
Reflexwege  zu  finden,  mit  welchen  die  Geschmacksfasern  in  Verbindung 
stehen.     Die  Einzelheiten  dieser  Studie  sind  im  Original  nachzusehen. 

Volpi-GMrardlni  (440)  faßt  die  Resultate  seiner  Untersuchung  über 
die  Nuclei  arciformes  in  fol«^enden  Sätzen  zusammen;  1.  Die  Nuclei  arci- 
formes  medullae  oblongatae  dehnen  sich  zuweilen  über  die  Gegend  der 
Pyramiden  hinaus  bis  in  die  Nähe  der  spinalen  V.  Wurzel.  Der  von  Köl- 
liker  gebrauchte  Name  „ventraler  Pyramidenkern"  ist  deswegen  unzweck- 
mäßig.    2.  Manchmal  findet  man  im  Seitenstrange   der  Medulla   oblongata 


^Q  Anatomie  des  Nervensystems. 

an  der  Peripherie  Kerne,  die  nicht  mit  dem  Niicl.  lateralis  zu  verwechselü 
sind.  Wegen  ihrer  Beziehungen  zu  den  fibrae  arciformes  externae  anteriore» 
gehören  sie  zu  den  Nuclei  arciformes.  B.  Die  zu  den  Nucl.  arciformes 
gehörenden  Formationen  sind  auf  Nissl-Präparaten  durch  das  Vorhanden- 
sein einer  gemeinsamen  hellblau  gefärbten  Grundsubstanz  ausgezeichnet. 
4.  Die  sehr  wechselnde  Größe  der  Nucl.  areif,  findet  vielleicht  ihre  Erklä- 
rung dadurch,  daß  diese  Kerne  eine  fast  exklusive  Bildung  des  Genus  homo 
sind.  5.  Nicht  immer  stoßen  die  Nucl.  areif,  mit  den  Brückenkernen  zusammen- 
Ob  diese  Formationen  homolog  sind,  ist  zweifelhaft.  6.  Die  abnorme  starke 
Entwicklung  des  Nucleus  areif,  verbindet  sich  häufig,  wie  es  scheint,  mit 
anderen  Anomalien  in  der  MeduUa  oblongata  (Picksches  Bündel,  überzählige 
Nebenoliven  usw.). 

f)  Medulla  spinalis. 

Hardesty  (175)  beschreibt  das  Rückenmark  von  Emu  (Dromaeus 
novae  hollandiae)  und  vergleicht  es  mit  demjenigen  der  Vogelart  Strauß. 
Das  Rückenmark  von  Emu  besteht  aus  48  Segmenten.  Der  Sinus  rhom- 
boidalis  tritt  in  der  Lendenanschwellung  sehr  deutlich  heraus;  die  Länge 
des  Rückenmarks  beträgt  ca,  90  cm.  Eine  deutliche  Halsanschwellung  war 
nicht  zu  finden.  Die  Länge  der  Segmeute  ist  am  oberen  und  unteren  Ende 
kleiner,  als  im  mittleren  Teil.  Die  Wurzeln  breiten  sich  an  jedem  Segment 
an  der  Peripherie  nach  aufwärts  und  abwärts  aus.  Die  graue  Substanz  ist 
im  Verhältnis  zur  weißen  Substanz  klein  und  nimmt  auch  in  den  Anschwel- 
lungen nicht  bedeutend  zu.  Der  Autor  macht  dann  nähere  Angaben  über 
die  Zellgruppen,  die  sich  in  der  grauen  Substanz  finden. 

Das  Rückenmark  der  Cyklostomen  erlaubt  nach  Untersuchungen  vo» 
Kolmer  (212)  keine  Unterscheidung  von  grauer  und  weißer  Substanz;  es 
enthält  keine  echten  markhaltigen  Fasern.  Die  Nervenzellen  sind  wahr- 
scheinlich alle  multipolar,  die  nach  den  verschiedenen  Regionen  zu  benennen 
sind.  Besonders  erwähnenswert  sind  Kolossalzellen,  welche  über  die  ganze 
Breite  des  Rückenmarks  mit  Körper  und  Fortsätzen  reichen.  Alle  Nerven- 
zellen enthalten  sehr  spärliche  Nisslkörper  und  Neurofibrillen.  Letztere 
bilden  in  der  Nähe  des  Kerns  ein  echtes  Gitterwerk.  Die  Nervenzellen  ent- 
halten ein  System  von  zusammenhängenden  Kauälchen,  deren  Wand  von 
einer  wenig  differenzierten  Schicht  des  Zellplasmas  gebildet  wird.  Eiiae 
Kommunikation  des  Kanälchensystems  mit  äußeren  Hohlräumen  ließ  sick 
nicht  deutlich  feststellen.  Die  Fortsätze  der  Nervenzellen  erreichen  die 
Oberfläche  des  Rückenmarks,  um  höchst  wahrscheinlich  in  einem  unter  der 
Limitans  externa  gelegenen  Netzwerk  zu  anastomosieren.  Der  Autor  bespricht 
dann  den  histologischen  Bau  der  Fasern  und  eine  Einteilung  derselben  nach 
ihrer  Verlaufsrichtung  und  nach  ihrem  Zusammenhange  mit  Zellen.  Der 
Zentralkanal  enthält  konstant  den  Achsenfaden  (Reissnerschen  Faden), 
Dieser  Faden  ist  nach  des  Autors  Ansicht  sicher  kein  nervöses  Gebilde,  wahr- 
scheinlich ein  Sekretionsprodukt  der  Ependymzellen.  Die  Glia  entspricht  m 
ihrem  Bau  den  bisherigen  Darstellungen.  Das  Rückenmark  ist  in  seinem 
ganzen  Verlauf  bis  zur  Oblongata  gefäßlos.  Das  Rückenmark  zeigt,  ab- 
gesehen von  der  allmählichen  Verschmälerung  des  ganzen  Organs  und  dem 
langsamen  Verschwinden  der  dicksten  Fasern,  große  Gleichförmigkeit  im 
Bau  und  in  seinem  ganzen  Verlauf  Eine  Segmentierung  ist,  abgesehen  voa 
den  Wurzelfasern,  nicht  deutlich  ausgepräp;t. 

Blumenan  und  Nielsen  (44)  untersuchten  das  Hals-  und  das  obere 
Dorsalmark  eines  Patienten,  dem  wegen  Caries  humeri  der  eine  Oberarm 
im   oberen  Drittel   amputiert  worden   war;    Fat.  war  dann  4  Monate  nach 


Anatomie  des  XerTensystems.  57 

dieser  Amputation  gestorben.  Sie  fanden  in  dem  der  Amputationsseite  ent- 
sprecheDdeu  Vorderhorn  Veränderungen  der  motorischen  Zellen.  Diese  Ver- 
änderungen waren  in  den  vier  unteren  Hals-  und  im  ersten  Dorsalsegment 
zu  konstatieren.  Die  einzelnen  veränderten  Zellgruppen  werden  sodann 
genauer  beschrieben  und  in  Hinsicht  auf  ähnliche  Untersnchungen  früherer 
Aatoren  angegeben,  für  welche  Muskeln  die  einzelnen  als  Zentren  zn  gelten 
haben.  Im  allgemeinen  kommen  die  Autoren  zu  dem  Schluß,  daß  die 
Zentren  der  oberen  Extremität  in  der  Halsanschwellnng  des  Menschen  die- 
selbe Lage  einnehmen,  wie  sie  bei  Tieren  festgestellt  sind. 

Sano  (364)  untersuchte  auf  Serienschnitten,  die  nach  Nissl  gefärbt 
waren,  das  Rückenmark  einer  Eana  temporaria,  welchem  ein  Teil  der  Vorder- 
pfote und  Unterschenkel  und  Fuß  fehlte.  Das  Fehlen  der  Vorderpfote  war 
älteren  Datums,  dasjenige  des  Unterschenkels  und  Fußes  18  Tage  alt.  S. 
fand  nun  im  entsprechenden  Vorderhorn  des  Halsmarkes  eine  bedeutende 
Verminderung  der  Ganglienzellen  und  eine  Atrophie  von  bestimmten  Zell- 
gnippen.  Indessen  wäre  es  schwer  gewesen,  den  Platz  der  verschwundeoen 
Zellen  nachzuweisen,  wenn  nicht  eine  Serie  vorgelegen  hätte,  durch  welche 
ein  Fehlen  überhaupt  konstatiert  werden  konnte.  Besser  waren  die  der 
Muskulatur  des  Unterschenkels  und  Fußes  entsprechenden  zentralen  Zellen 
an  der  Chromatolyse  zu  erkennen.  Die  getroffenen  Zellgruppen  breiten  sich 
im  Gebiete  der  Myelotome  aus,  aus  welchem  der  N.  ischiadicus  seinen  Ur- 
sprang hat.  S.  hat  ferner  bei  2  Affen  den  Musculus  biceps  entfernt  und 
die  Tiere  nach  19  resp.  21  Tagen  getötet.  In  beiden  Rückenmarken  fand 
sich  konstant  eine  Zellenveränderung  in  einem  bestimmten  Kerne,  und  zwar 
posterolateral  im  V.  Myelotom.  Es  waren  aber  nicht  alle  Zellen  dieser 
Gruppe  von  der  Chromolyse  ergriffen.  Schließlich  konnte  S.  bei  Cercopitliecus 
mona  das  Zentrum  für  den  Musculus  extensor  digitorum  brevis  an  der  api- 
kalen Außenseite  des  Nucleus  postposterolateralis  im  VII.  Lumbalmyelotom 
in  direkter  Nähe  des  Nucleus  der  Extensoren  feststellen. 

Ininesco  und  Parhon  (193)  fanden  in  zwei  Fällen  von  Vereiterungen 
derPerineabnuskeln  im  Sakralmark  und  zwar  im  dritten  Segment  Veränderungen 
in  einer  Zellgruppe,  welche  etwas  nach  hinten  und  etwas  nach  innen  von 
der  Onufschen  X.  Gruppe  liegt.  Die  Zellen  sind  etwas  kleiner  als  die 
gewöhnlich  motorischen.  Die  Autoren  schließen  aus  ihrem  Befunde,  daß 
diese  Gruppe  das  Zentrum  für  die  Perinealmuskeln  darstellt. 

Fischer  (129)  konnte  in  einem  Falle,  wo  durch  einen  zirkumskripten 
tuberkulösen  Herd  im  Lobnlns  paracentralis  eine  Lähmung  eines  Beines 
bedingt  war  und  der  Patient  kurze  Zeit  nach  Eintritt  der  Monoplegie  starb, 
die  Untersuchung  des  Himstammes  und  Rückenmarkes  mittelst  derMarchi- 
schen  Methode  ausführen.  Auf  Grund  der  erhaltenen  Präparate  kommt  er- 
zu  der  Schlußfolgerung,  daß  die  für  die  Fußbewegungen  bestimmten  Pyra- 
midenfasem  vom  Hirnschenkel  nach  abwärts  überall  über  das  ganze  Gebiet 
des  Pyramidenareals  verstreut  sind  und  nirgends  ein  selbständiges,  von  den 
anderen  Fasern  abgegrenztes  Feld  einnehmen.  (Die  vom  Hirnschenkel  ge- 
gebenen Abbildungen  der  Degeneration  lassen  eip;entlich  nicht  recht  diesen 
Schluß  zu,  da  das  gesamte  P^amidenfeld  doch  ein  bei  weitem  größeres  ist, 
als  es  die  Abbildung  zeigt.     Ref.). 

Rosenzweig  (355)  studierte  mit  der  Bielschowskyschen  Methode 
die  Substantia  gelatinosa  Rolandi  einzelner  Säugetiere,  hauptsächlich  vom 
Rfickenmarke  des  Kalbes.  Er  kam  zu  folgenden  Resultaten:  Die  S.  R.  ist 
quantitativ  die  an  Nervenzellen  reichste  Partie  der  grauen  Substanz  des 
Rückenmarks,  in  Bezug  auf  den  Besitz  von  Gliazellen  und  Glianetzen  steht 
sie  der  Substantia    gelatinosa   centralis   am   nächsten.     Der   Reichtum   an 


58  Anatomie  des  Nerveos^ystems. 

lubilen,  kleinen  Nervenzellen  und  marklosen  Nervenfasern  stellt  eine  spezi- 
fische Eigentümlichkeit  der  eigentlichen  S.  R.  vor.  Das  Geflecht  der  mark- 
losen Fasern  hat  sich  in  der  Grenzschicht  als  zu  einer  longitudinalen  Leitungs- 
bahn differenziert  Ein  Teil  dieser  marklosen  Fasern  ist  eine  extracelluläre 
Fortsetzung  der  intracellulären  Fibrillen  der  Zellen  der  S.  R.  Die  beim 
erwachsenen  Säugetier  mikroskopisch  sichtbaren  Haufen  von  Zwischenmasse 
sind  wahrscheinlich  postmortal  zerfallenes  Nerven-  und  Gliaprotophisma, 
also  Kunstprodukte.  Das  gelatinöse  Aussehen  der  ungefärbten  8.  R.  ist 
auf  Fehlen  von  markhaltigen  Fasern  zurückzuführen.  Die  allgemeine  Affinität 
der  S.  R  zum  Karmin,  Nigrosin  und  ähnlichen  FarbstoflFen  ist  auf  den 
Reichtum  an  protoplasmatischen,  sehr  labilen  Elementen  zurückzuführen. 

Jacobsohn  (194)  beschreibt  Bogenfasern  im  Sakralmark  des  Menschen. 
Diese  Bogenfasern  verlaufen  teils  an  der  Peripherie  des  Rückenmarks  (fibrae 
arciformes  superficiales)  teils  im  Innern  der  weißen  Substanz  (fibrae 
arciformes  profundae).  Von  den  oberflächlichen  kommt  ein  Teil  (fibrae 
arciformes  superficiales  ventrales)  aus  der  vorderen  Kommissur,  ver- 
läuft zunächst  dicht  am  medialen  Rande  des  Vorderstranges  entlang,  biegt 
dann  am  medialen  vorderen  Winkel  des  Vorderstrauges  seitwärts  ab  und 
verläuft  nun  am  ventralen  Rande  des  Rückenmarkes  bis  fast  zur  Mitte  des 
Seitenstranges.  Die  Fasern  verlieren  sich  im  Vorderseitenstrang.  Diese 
Fasern  scheinen  sich  konstant  in  der  Tierreihe  zu  finden.  J.  hat  sie  beim 
Affen,  beim  Hunde,  Kaninchen  beobachtet,  von  anderen  Autoren  sind  sie 
bei  niederen  Tieren  (Vögel,  Ajnphibien)  beschrieben  worden.  Ein  zweiter 
Teil  der  oberflächlichen  Bogenfasern  scheint  aus  der  lateralen  Abteilung 
der  hinteren  Wurzel  herzurühren.  Wenigstens  sieht  man  einzelne  Fasern 
dieser  Wurzel  am  Rande  der  Lissauerschen  Zone  entlang  laufen  und  sich 
von  hier  immer  an  der  Peripherie  entlang  bis  ungefähr  zur  Mitte  des  Seiten- 
stranges fortsetzen.  Diese  fibrae  arciformes  superficiales  laterales 
sind  sehr  spärlich  und  mit  Sicherheit  wohl  nur  auf  Serienschuitten  zu  er- 
halten. Die  dritte  Abteilung  der  oberflächlichen  Bogenfasern  (fibrae 
arciformes  superficiales  dorsales)  kommt  vom  medialen  Teil  der 
hinteren  Wurzel  und  geht  am  dorsalen  Rande  des  Hinterstrangs  nicht  ganz 
bis  zum  Septum  medianum  posterius.  Von  den  tiefen  Bogenfasern  findet 
sich  in  der  unteren  Lendengegend  ein  mächtiger  Faserzug,  der  breit  aus 
der  intermediären  Zone  zwischen  Vorder-  und  Hinterhorn  entspringt,  sodann 
seitwärts  in  den  Seitenstrang  einstrahlt  und  nun  in  einem  großen  Bogen  um 
das  ganze  Vorderhorn  herumgeht  und  sich  schließlich  im  Vorderstrang  ver- 
liert. Dieser  mächtige  Faserzug,  den  J.  am  Schimpanserückenmark  ungemein 
deutlich  ausgeprägt  fand  (auch  am  Hunderückenmark  war  er  gut  nachweis- 
bar), während  er  am  menschlichen  Rückenmark  nicht  so  stark  und  so  scliarf 
heraustrat,  entspringt,  wie  erwähnt,  breit  im  Winkel  zwischen  Vorder-  und 
Hinterhorn,  hält  sich  vom  lateralen  Rande  des  Vorderhoms  immer  etw^as 
entfernt  und  verschmälert  sich  umsomehr,  je  weiter  man  ihn  nach  dem 
Vorderstrang  zu  verfolgt.  Er  stellt  Assoziationsfasern  dar,  die  im  unteren 
Abschnitt  des  Rückenmarkes  besonders  zahlreich  sind. 

Bnmke  (62)  konnte  in  einem  Falle  die  Degeneration  der  ersten 
Cervikalwurzel  nach  dem  verlängerten  Marke  zu  verfolgen.  Bei  ihrem  Ein- 
tritt ins  Rückenmark  liegen  die  Fasern  dieser  Wurzel  dicht  an  der  Substantia 
gelatinosa  Rolandi.  In  der  Höhe  der  Schleifenkreuzung  liegen  sie  etwas 
dorsaler  als  die  V.  Wurzel  am  inneren  Ra.nde  des  Corpus  restiforme  lateral 
von  der  Vestibulariswurzel.  Lange  im  Hinterstrang  absteigende  Fasern 
konnten  nicht  verfolgt  werden. 


Anatomie  des  Nervensystems.  59 

Bumke  (60)  beschreibt  zwei  Fälle  von  Pyramidenverlagerung,  die 
mittels  der  Marchischen  Methode  nachgewiesen  werden  konnte.  In  dem 
einen  Falle  waren  ein  kleiner  Teil  der  Pyramidenfasern  bei  der  Kreuzung 
in  die  Kuppe  der  Hinterstränge  gegangen,  um  nach  kurzem  senkrechtem 
Verlaufe  in  diesen  Strängen  das  Hinterhorn  wieder  zu  passieren  und  sich 
mit  der  Haiiptmasse  der  Pyramidenfasern  im  Seitenstrang  zu  vereinigen. 
In  einem  anderen  Falle  waren  ein  paar  Bündel  des  Pyramidenstranges  bei 
der  Kreuzung  sehr  stark  medial  dicht  am  Zentralkanal  nach  dorsal  bis  fast 
zur  Grenze  der  Hinterstrangskuppe  gekommen,  waren  in  letztere  aber  nicht 
Mneingegangen,  sondern  waren  dicht  ventral  davor  nach  seitwärts  in  den 
Seitenstrang  abgebogen,  um  sich  hier  auch  wieder  mit  der  Hauptmasse  der 
Pyramidenfasem  zu  verbinden. 

Piiriphtriscbes.  csrebrospinalns  Nervensystem  and  Spinalganglien. 

Atllias  (10)  fand  in  den  Zellen  der  Spinalganglien  von  gesunden 
Säugetieren  und  Vögeln  Vakuolen,  wie  sie  schon  von  vielen  Autoren  be- 
schrieben worden  sind.  Diese  Vakuolen  sind  von  verschiedener  Größe,  sie 
finden  sich  ziemlich  selten.  Sie  haben  keine  Membran,  und  A.  glaubt,  daß 
sie  durch  Verdichtung  des  Cytoplasma  zu  stände  kommen;  sie  sind  mit 
nnfärbbarer  Flüssigkeit  gefüllt.  Ist  die  Vakuole  sehr  groß,  so  wird  der 
Kern  gegen  einen  Pol  der  Zelle  gedrängt  und  ist  mitunter  etwas  abgeplattet 
Die  meisten  Vakuolen  sind  leer,  einzelne  enthalten  einige  feine  Granulationen. 
Selten  trifft  man  eine,  die  einen  Lymphocyten  enthält. 

Cajal»  S.  (65)  fand  mit  Hilfe  seiner  Methode  in  den  Spinalganglien  des 
Menschen  und  der  Säugetiere  folgende  Zelltypen.  Außer  der  klassischen 
unipolaren  Zelle  findet  sich  1.  ein  multipolarer  Zelltypus  mit  kurzem  und  an 
der  Kapsel  mit  einer  Anschwellung  aufhörendem  Ende,  2.  ein  unipolarer 
Zelltypus,  welcher  mit  sehr  feinen  Dendriten  versehen  ist.  Diese  Dendriten 
entspringen  entweder  am  Zellleib  oder  am  Ursprung  des  Achsenzylinders, 
▼erdicken  sich  und  endigen  mit  enormen  Kugeln.  3.  Ein  Zelltypus  (gefenstert), 
bei  welchen  die  Zelle  am  Ursprung  des  Achsenzylinders  zwei,  drei  oder 
noch  mehr  Durchlöcherungen  zeigt.  4.  Ein  Typus,  bei  welchem  die  Zellen 
mit  Grübchen  bedeckt  sind  und  zahllose  kurze,  etwas  verästelte  stachelartige 
Ansätze  haben. 

Die  Bifurkation  des  Nervenfortsatzes  der  Spinalgan glienzelle  geschieht 
nach  Untersuchungen  von  Michotte  (287)  an  der  Ranvierschen  Ein- 
schnürungsstelle. Hier  endet  die  von  der  Zelle  kommende  Faser  mit  einer 
kuppelartigen  Bildung  der  Markscheide.  Dieser  Kuppel  liegen  dann  eben- 
falls mit  einer  kuppelartigen  Bildung  die  beiden  nach  peripher  weiter  laufen- 
den Zweige  an.  Während  demnach  die  Markscheide  an  dieser  Teijungsstelle 
unterbrochen  wird,  geht  der  Achsenzylinder  ununterbrochen  weiter,  in  der 
Weise,  daß  ein  Teil  der  in  ihm  laufenden  Fibrillen  in  den  einen  Teilungs- 
ast, der  andere  Teil  in  den  anderen  Teilungsast  abbiegt  und  in  ihnen  weiter- 
läuft. Die  Teilungsstelle  des  Achsenzylinders  hat  die  Gestalt  eines  Y,  wobei 
die  beiden  gewöhnlich  ungleich  starken  Teilungsäste  zusammen  das  Kaliber 
des  ungeteilten  Achsenzylinders  ausmachen.  Ein  anastomosierendes  Netz 
findet  sich  nicht  zvrischen  den  Fibrillen  der  Teilungsäste,  auch  geht  niemals 
eine  Fibrille  eines  Teilungsastes  in  den  anderen  Ast  über,  sondern  jede 
Fibrille  muß  bis  zur  Spinalganglienzelle  verlaufen.  Die  Fibrillen  des  einen 
Nerrenfortsatzes  der  Spinalganglienzelle  verhalten  sich  ebenso,  wie  die  einer 
bipolaren  Zelle,  nur  mit  dem  Unterschiede,  daß  bei  ersterer  in  dem  von 
•der  Zelle  unmittelbar  ausgehenden  Stück   des  Nervenfortsatzes   die   zentri- 


60  Anatomie  des  Nervensystems. 

petalen  und  zentrifugalen  Fibrillen  in  einer  Markscheide  zusammenliegeu 
und  sich  erst  an  der  Bifurkationsstelle  trennen. 

Levi  (241)  konnte  in  Spinalganglien  Ton  Taubenembryonen  mittels 
der  Cajalschen  Methode  multipolare  Zellen  nachweisen  und  andere  bipolare, 
deren  peripherischer  Fortsatz  im  Ganglion  selbst  endigte.  Ferner  konnte 
er  in  Spinalganglien  von  Schildkröten  beulenföimige  Fortsätze  erkennen,  die 
in  einigen  sehr  zahlreich  sind,  sich  teilen  und  anastomosieren,  so  daß  die  Zelle 
von  einem  echten  Netze  mit  beulenförmigen  Verdickungen  umsponnen  wird. 

Die  Untersuchungen  Franceschi's  (138)  gelten  der  Frage  nach  der 
Verteilung  der  motorischen  und  sensiblen  Nervenfasern  im  gemischten  Nerven. 
Er  durchschneidet  jungen  Hunden  bald  die  vorderen  Wurzeln,  bald  exstirpiert 
er  die  Spinalganglien  und  hinteren  Wurzeln,  die  an  der  Konstitution  des 
gemischten  peripheren  Nerven  beteiligt  sind;  die  Tiere  werden  nach  einiger 
Zeit  getötet  (Maximum  24  Tage  nach  der  Operation).  Die  Nerven  werden 
mit  Hilfe  der  Marchi-Methode  untersucht.  Die  mikroskopische  Unter- 
suchung ergab,  daß  die  sensiblen  wie  die  motorischen  Fasern  nicht  zu  Bündeln 
vereint  im  Nervenstamm  lokalisiert  sind,  daß  überhaupt  keine  bestimmte 
Lokalisation  derselben  wahrgenommen  werden  kann.  Das  Verhältnis  der 
Zahl  der  motorischen  Fasern  zu  den  sensiblen  variiert  in  den  verschiedenen 
Nervenbündeln.  (Merz  bacher,) 

Aus  anatomischen  und  experimentellen  Untersuchungen  von  Bruandet 
und  Humbert  (58)  geht  hervor,  daß  die  Fasern  verschiedener  Nervenäste, 
wenn  sie  in  einen  Nervenstamm  übergehen,  sich  in  letzterem  durch  einander 
mischen,  so  daß,  wenn  man  „diesen  Stamm  hemiseziert,  einmal  die  sekundäre 
Degeneration  sich  in  aUe  Aste  ausbreitet  und  ferner  nach  einer  solchen 
Hemisektion  niemals  vollkommene  Lähmung  einer  Muskelpartie  eintritt. 

Donaldson  und  Hoke  (106)  stellten  Messungen  über  die  Areale 
der  Markscheiden  und  die  in  letzteren  enthaltenen  Achsenzylinder  im  Spinal- 
nerven bei  den  verschiedenen  Tierklassen  an  und  wollen  gefunden  haben, 
daß  in  einem  Nerven  das  Volumen,  welches  die  Substanz  der  Achsenzylinder 
ausmacht,  ungefähr  gleich  ist  dem  Volumen  der  sie  umhüllenden  Markscheiden. 

Groenonw  (171)  beschreibt  eine  intrasklerale  Nerveuschlinge,  die 
ungefähr  im  vertikalen  Meridian  gelegen  war  und  zwischen  sich  ein  Blut- 
gefäß enthielt. 

Borchert  (48)  fand  bei  der  Verfolgung  der  Gehirnnerveu  von  Torpedo 
eine  Gesetzmäßigkeit  ihres  Verlaufes,  die  darin  besteht,  daß  bei  denjenigen 
Nerven,  welche  aus  deutlich  gesonderten,  frontal  (vorn)  und  kaudal  (hinten), 
das  Gehirn  verlassenden  Wurzeln  bestehen,  die  frontalen  Wurzeln  bei  ihrem 
Austritt  aus  dem  Gehirn  stets  an  die  ventrale  Seite 'der  kaudalen  Wurzeln 
treten.  Bei  den  Lateralnerven  des  Trigeminus-Facialis-Akustikus-Komplexes 
sowie  beim  Trigeminus  imd  Facialis  zeigt  es  sich,  daß  die  frontale  Wurzel 
erst  an  die  mediale,  dann  an  die  ventrale  Seite  der  kaudalen  Wurzel  tritt. 

Nach  Untersuchungen  von  Weigner  (452)  bilden  die  Ganglienzellen 
des  Ganglion  geniculi  den  Ursprung  für  den  Nervus  intermedius.  In  seiner 
ganzen  peripherischen  Ausbreitung  enthält  der  Nerv  sehr  zahlreiche  Kerne, 
er  hat  vorwiegend  feine  markhaltige,  aber  auch  marklose  Nervenfasern,  und 
es  begleiten  ihn  zahlreiche  Blutkapillare.  In  seinen  Verlauf  sind  einzelne 
oder  kleinere  Gruppen  von  Ganglienzellen  eingeschaltet,  die  ihrer  Form  und 
Größe  denjenigen  des  Ggl.  geniculi  entsprechen.  Von  den  im  Meatus  acusticus 
internus  verlaufenden  Bündeln  des  Nerven  lassen  sich  einige  direkt  ohne 
Unterbrechung  im  Ggl.  geniculi  in  den  Nervus  petrosus  superficialis  major 
und  in  die  periphere  Fortsetzung  des  Nerven  distal  vom  Ganglion  verfolgen; 
für  diese  direkten  Nervenfasern  können  als  Zentren  die  zerstreuten  vorhin- 


Anatomie  des  Nerve nsyatems.  61 

erwähnten  Ganglienzellen  angesehen  werden.  Die  anderen  Pasern,  die  im 
Ggl.  geniculi  endigen,  setzen  sich  dann  peripherwärts  in  den  N.  petrosus 
superficialis  und  in  die  Peripherie  des  N.  facialis  fort.  Die  letzteren  gehen 
in  die  Chorda  tympani  und  in  die  Endverzweigungen  des  N.  facialis. 

Schumacher  (381)  beschreibt  den  Verlauf  und  die  Verästelung  des 
N.  mylohyoideus  nach  anatomischer  Präparation  am  Menschen  und  ver- 
schiedenen Säugetieren.  Bemerkenswert  ist,  daß  der  N.  mylohyoideus  in  der 
Mehrzahl  der  Fälle  nicht  auf  beiden  Seiten  einen  Hautast  entsendet,  sondern 
nur  auf  einer  Seite ;  er  findet  also  in  vielen  Fällen  nicht  nur  auf  der  Ur- 
sprungsseite, sondern  auch  auf  der  gegenüberliegenden  sein  Ende.  Wenn 
ein  Hautast  des  N.  mylohyoideus  vorhanden  ist,  so  findet  das  Trigeminus- 
gebiet  nicht  am  Kinn  sein  Ende,  sondern  reicht  bis  in  die  Unterkinngegend 
Mn.  Dieser  Hautast  fand  sich  beim  Menschen  unter  20  Fällen  15  Mal,  so 
daB  man  den  N.  mylohyoideus  als  einen  gemischten  Nerven  auffassen  muß. 
Der  Autor  fand  außerdem  mehrmals  ein  vom  N.  mylohyoideus  abgehendes 
Nervenfädchen,  das  unterhalb  der  Spina  mentalis  in  den  Unterkieferknochen 
eindringt  Der  Autor  beschreibt  alsdann  den  Verlauf  des  N.  mylohyoideus 
bei  vielen  höheren  und  niederen  Säugetieren.  Außer  dem  motorischen  Anteil 
des  Nerven  fand  er  auch  sensible,  •  von  denen  er  einen  medialen  und  lateralen 
Ast  unterscheidet.  Der  mediale  Hautast  versorgt  die  Haut  der  Kinn-  und 
Uaterkinngegend.  Der  laterale  Ast  verbindet  sich  oft  und  in  verschiedener 
Starke  mit  einem  Zweige  des  N.  facialis. 

Nach  Untersuchungen  von  Hardesty  (177)  beim  Frosch  ist  die  Anzahl 
der  Nervenfasern  eines  Spinalnerven,  wie  der  gesamten  Nerven  bei  einem 
größeren  Tier  größer  als  bei  einem  kleineren.  Im  Mittel  sind  in  der  dorsalen 
Wurzel  ungefähr  2mal  so  viel  Nervenfasern  wie  in  der  ventralen.  In  den 
Spinalganglien  sind  ungefähr  dreimal  so  viele  Ganglienzellen  als  Fasern  in 
den  dorsalen  Wurzeln.  Mit  der  Gewichtszunahme  des  Tieres  nehmen  die 
Fasern  am  distalen  Ende  des  Spinalganglion  schneller  zu,  als  die  dorsale 
und  ventrale  Wurzel  zusammengenommen.  Das  distale  Überwiegen  von 
Nerven  wird  erklärt  durch  die  zentripetalen  sympathischen  Markfasern,  welche 
in  das  Spinalganglion  eintreten  und  an  den  Zellen  hier  enden,  durch  die 
Biftirkation  der  Fasern  der  ventralen  Wurzeln  am  distalen  Pol  des  Spinal- 
ganglion und  durch  die  Bifurkation  des  peripherischen  Fortsatzes  der 
Spinalganglienzellen. 

Nach  Untersuchungen  von  Weiller  (453)  erfolgt  die  Innervation  des 
M.  levator  ani  des  Menschen  in  57  Proz.  der  Fälle  aus  dem  dritten,  in 
43  Proz.  der  Fälle  aus  dem  vierten  Sakralnerven.  Hieraus  darf  man  wohl 
scWießen,  daß  der  M.  levator  ani  bald  aus  dem  dritten,  bald  aus  dem  vierten 
sakralen  Myotom  hervorgeht,  mit  anderen  Worten  bald  dem  28.,  bald  dem 
29.  Myotom  seine  Herkunft  verdankt.  Die  Sexualmuskulatur  des  Menschen 
erhält  ihre  Innervation  aus  dem  Nervus  pudendus.  Dieser  Nerv  ist  aus 
einem  Teile  des  2.,  3.  und  4.  Sakralnerven  gebildet.  Diesem  Innervations- 
veihältnis  zufolge  kann  man  annehmen,  daß  die  Sexualmuskulatur  aus  Be- 
standteilen des  27.,  28.  und  29.  Myotoms  sich  aufbaut. 

Die  Markfasern  zu  den  Beckenorganen  und  speziell  zur  Prostata 
kommen  nach  Untersuchungen  von  Gentes  (161)  aus  der  dritten  und 
vierten  Sakralwurzeln.  Die  meisten  treffen  mit  marklosen  Fasern  zusammen, 
)»elche  sich  im  Plexus  hypogastricus  fortsetzen;  einige  aber  bleiben  gesondert, 
verlaufen  zwischen  den  fibrae  vesicales  und  rectales  und  senken  sich  am 
Hilus  in  die  Prostata  ein.  So  erhält  die  Prostata  sowohl  indirekt  vom 
Plexus  hypogastricus,  als  auch  direkt  durch  die  eben  genannten  Fasern 
Nervenzufltisse. 


52  Anatomie  des  Xerveosystems. 

Jnng  (203)  hat  an  Serienschnitten  durch  Becken  neugeborener 
Mädchen  und  verschieden  altriger  Föten  die  Innervation  der  weiblichen 
Genitalorgane  studiert  und  kam  zu  folgenden  Resultaten :  1.  Bei  neugebornen 
menschlichen  Früchten  liegt  in  der  Höhe  des  Scheidengewöibes  und  der 
Cervix  uteri  im  parametranen  Bindegewebe,  und  zwar  in  der  Hauptsache 
noch  ziemlich  weit  seitlich  von  Uterus  und  Scheide,  ein  größeres  Ganglion^ 
in  dem  sich  massenhaft  Nerven  mit  eingestreuten  größeren  und  kleineren 
Ganglien  kaudalwärts  bis  auf  den  Beckenboden  (unteres  Drittel  und  Scheide) 
und  kranialwärts  nach  dem  Ureter  bis  in  die  Blase,  unter  das  Peritoneum, 
der  Plica  vesico-uterina  vorn  und  des  Cavum  Douglasii  hinten,  sowie  von 
letzteren  bis  in  die  Rückwand  des  Uterus  selbst  reichend,  vereinigen.  Ver- 
bindungen bestehen  ferner  nach  hinten  zum  Rektum  und  durch  die  Ala^ 
vespertilionis  bis  zum  Ovarium  als  Anastomose  nach  dem  Ganglion  renale. 
Auch  im  Uterus  selbst  finden  sich  subperitoneal  größere  Ganglien  eingefügt. 
2.  Das  Ganglion  cervicale  uteri  stellt  nicht  einen  Plexus  sondern  eine 
größere  Masse  dar,  in  der  schließlich  alle  die  Zweige  der  Genitalnerven 
zusammenlaufen.  3.  Dieses  Ganglion  hat  nicht  die  große  Ausdehnung  wie 
sie  Frankenhäuser  beschreibt,  es  ist  vielfach  von  Bindegewebszügen  durch- 
zogen oder  eingekerbt,  sodaß  dadurch  die  eigentliche  Nervensubstanz  reduziert 
wird.  4.  Die  ganze  Scheide  an  ihrer  vordem  und  hintern  Wand  bis  zum 
muskulösen  Beckenboden  ist  von  einem  dichten  Netz  von  Nervenfasern  mit 
eingestreuten  Ganglien  umsponnen,  welche  teils  hart  an  der  Muscularis  im 
paravaginalen  Bindegewebe,  teils  auch  weiter  seitlich  im  Beckenbindegewebe 
liegen  in  einer  bisher  an  menschlichem  Material  noch  nicht  beschriebenen. 
Ausdehnung.  Dieses  peri-  und  paravaginale  Geflecht  steht  gleichfalls  mit 
dem  großen  Ganglion  in  Verbindung  und  wird  nach  der  Mitte  von  Uterus 
und  Scheide  hin  immer  spärlicher;  es  verhält  sich  also  in  dieser  Beziehung: 
analog  dem  Blut-  und  Ljmphgefäßsystem. 

Eine  eingehende  Studie  Ducceschrs  (108a),  die  der  Innervation  des 
Magens  gewidmet  ist.  Vagus  und  Sympathikus  versorgen  den  Magen  mit 
zentripetalen  (sensiblen)  Fasern.  Die  Verteilung  an  der  Oberfläche  des 
Organes  ist  eine  derartige,  daß  die  dem  rechten  wie  dem  linken  Nerven 
zugehörigen  Fasern  ganz  gleichmäßig  untereinander  verteilt  sind,  d.  h.  jeder 
Nerv  versorgt  das  Organ  in  totaler  bilateraler  Weise.  Dies  Verhalten 
konnte  sowohl  für  den  Vagus,  wie  fiir  den  Splanchnikus  durch  Reizungs- 
und Durchschneidungsversuche  festgestellt  werden.  Experimentell  konnten 
nur  in  dem  Vagus  mit  Sicherheit  motorische  Fasern  aufgefunden  werden,, 
die  mit  der  Magenmuskulatur  in  Beziehung  treten.  Die  topographischen 
Verhältnisse  der  motorischen  Nerven  scheinen  sich  ähnlich  zu  verhalten  wie 
die  der  zentripetalen.  Auf  den  Nachweis  der  totalen  bilateralen  Inner- 
vation des  Magens  legt  D.  besonderen  Nachdruck.  Dieser  Innervations- 
modus  scheint  sich  gesetzmäßig  bei  allen  unpaarigen  Eingeweideorganen  zu 
wiederholen,  die  ursprünglich  während  der  fötalen  Entwicklung  median  ge- 
legen sind.  Die  Bedeutung  dieser  Anordnung  scheint  vorzüglich  eine 
physiologische  zu  sein:  sie  schützt  das  Organ  vor  Ermüdung  und  ermöglicht 
in  hohem  Grade  eine  kontinuierliche  Tätigkeit;  das  eine  nervöse  Zentrum 
kann  zeitweise  mit  dem  anderen  alternieren,  ohne  eine  Störung  der  Gesamt- 
funktion während  der  Ruhepause  zu  veranlassen.  ( Merzbaclier.) 

Rubinato  (358)  hat  bei  Vertretern  verschiedener  Wirbeltierarten^ 
wie  auch  beim  Menschen,  die  Ganglien  des  Magens  untersucht.  Beim  Meer- 
schweinchen, Maus  und  Kaninchen  linden  sich  dieselben  zwischen  den  ein- 
zelnen Muskel  bündeln  der  äußeren  Muscularis,  meist  einzeln  verstreut,  von 
keiner  bindegewebigen  Hülle  umgeben,    den  jeweiligen  vorhandenen  äußeren 


Anatomie  de«  Xenrensystems.  ß$. 

StxakturyerhältnisseD  ihrer  Umgebung  sich  anpasseud.  Id  den  tieferen 
Schichten  drängen  sie  sich  mehr  aneinander  und  sind  von  einer  Art  binde- 
gewebiger Kapsei  eingeschlossen.  Man  kann  zwei  Typen  von  Zellen  unter- 
scheiden, in  dem  der  eine  mehr  an  die  Zellen  der  Hinterhömer,  der  andere 
an  die  der  Spinalganglien  erinnert.  Meist  sind  die  einzelnen  Zellen  sehr 
klein,  die  chromatophile  Substanz  ist  schwer  erkennbar. 

Beim  Menschen  sind  die  Zellen  weit  größer,  stehen  dichter  aneinander- 
gedrängty  sind  von  einer  deutlichen  Kapsel  umgeben.  Die  ganze  Formation 
der  nervösen  Elemente  erinnert  hier  an  die  Verhältnisse  der  Spinalgauglien. 
Die  Beziehungen  zu  Nervenstämmen  sind  deutlich,  häufig  sieht  man  mark- 
haltige  Nervenfasern  aus  dem  Vagus,  die  Mitte  des  Ganglions  durchqueren. 

(  Merzbac/iei'.) 

Die  Verteilung  der  Nervenfasern  im  Pankreas  erfolgt  nach  Pensa  (312) 
in  ähnlicher  Weise  wie  bei  den  Speicheldrüsen.  Der  Autor  hat  bei  zahl- 
reichen  Vertretern  verschiedener  Wirbeltierklassen  die  Verhältnisse  an  den 
Blutgefäßen  und  Nerven  verfolgt.  Zwischen  den  einzelnen  Drüsentubuli 
bilden  die  Nerven  ein  dichtes  Fasergewirr,  aus  dem  einzelne  Fasern  heraus- 
treten und  zwischen  die  Zellen  eindringen,  bei  einzelnen  Tieren,  besonders 
bei  Bund  und  Katze,  besteht  noch  zwischen  den  einzelnen  Zellen  ein  dichtes, 
äußerst  feines  Fasei^ewirr.  Besonders  reichlich  sind  die  Langerhans  sehen 
Inseln  mit  Gefäßen  und  Nerven  versorgt^  zwischen  den  Zellen  ist  der  Reich- 
tnni  an  diesen  Elementen  größer  als  zwischen  den  tubuli;  diese  Tatsache 
spricht  für  die  hohe  funktionelle  Bedeutung  der  Langerhansschen  Inseln. 
Bei  den  Vögeln  und  einzelnen  kleinen  Wirbeltieren  wurden  sympathische 
Ganglien  beobachtet,  vereinzelte  Ganglienzellen  wurden  niemals  angetroffen. 
Das  Eindringen  einer  Nervenfaser  in  die  Zellen  oder  eine  Kontinuität  von 
£^aser  und  Zelle  konnte  nicht  beobachtet  werden,  auch  erscheint  Verfasser 
das  Vorkommen  freier  Endknöpfe  unsicher.  Zahlreiche  Abbildungen  sind 
der  Arbeit  beigefügt.  (Merzbacher,) 

Wolff  (462)  konnte  im  Amnion  der  Katze  mittels  der  Bielschowsky- 
sehen  Methode  nervöse  Geflechte  darstellen,  die  im  Zusammenhang  mit  sinnes- 
körperähnlichen  Gebilden  standen. 

Sympathisches  Nerrensystem. 

Fischer  (127)  unterscheidet  am  sympathischen  Nervensystem  der 
Katze  vier  Faserarten:  a)  starke  Nervenfasern  mit  dicker  Markscheide^ 
b)  mittelstarke  markhaltige,  c)  dünne  markhaltige  und  d)  marklose  Fasern. 
Im  folgenden  beschreibt  er  dann^  aus  welchen  Faserarten  die  einzelnen 
Abschnitte  der  sympathischen  Nerven  und  ihrer  Ganglien  zusammengesetzt 
sind.  Die  dicken  und  mittelstarken  Nervenfaseru  stammen  teils  vom  Vagus, 
teils  von  den  Rami  communicantes ;  die  feinen  markhaltigen  Fasern  haben 
zum  großen  Teil  ihren  Ursprung  aus  den  sympathischen  Ganglien ;  ob  sie 
aber  sämtlich  aus  den  Ganglien  kommen,  bleibt  vorläufig  ungewiß.  Die 
marklosen  Fasern  des  Sympathikus  sollen  sämtlich  Nervenzellen  sympathi- 
scher Ganglien  entstammen  und  wesentlich  die  Bedeutung  nackter  Achsen- 
zylinder haben. 

Roth  (367)  zählte  bei  der  Ratte  und  bei  der  Katze  den  Gehalt  an 
feinen,  marklosen  und  marklialtigen  Fasern  in  den  oberen  Cervikalwurzeln 
und  fand,  daß  unterhalb  der  letzten  für  den  N.  accessorius  abgehenden 
Wurzel  der  Gehalt  an  solchen  Fasern  plötzlich  außerordentlich  stark  zu- 
nimmt. Er  schließt  sich  der  Ansicht  derjenigen  an,  welche  im  Akzessorius- 
kem    eine   Fortsetzung    des    motorischen  Vaguskernes    sehen;    diese  Fort- 


.^4  Anatomie  des  Nei*vensystems. 

Setzung  verdränge  in  den  oberen  Cervikalsegmenten  die  für  die  Kami  com- 
municantes  bestimmten  Zellgruppen  etwas  nach  abwärts,  dort  häufen  sie 
sich  dann  in  um  so  größererer  Menge  an  und  geben  einer  großen  Anzahl 
von  feinen  Fasern  den  Ursprung. 

Simon  und  Hoche  (391)  beobachteten  in  einem  Falle  von  Neuro- 
fibromatose, daß  die  Knotenbildungen  im  Gebiete  des  sympathischen  Systems 
prädominierten,  sich  allerdings  auf  das  ganze  peripherische  Nervensystem 
erstreckten,  daß  aber  die  Zentralorgane  und  die  hinteren  Wurzeln  frei- 
gelassen, während  die  Spinalganglien  befallen  waren.  Die  Autoren  werfen 
die  Frage  auf,  ob  event  die  Spinalganglien  zum  sympathischen  System  gehören. 

Sehr  eingehende  anatomische  Untersuchungen  über  die  Nerven  des 
Schwanzes  der  Säugetiere  und  des  Menschen  hat  Schmnacher  (380)  an- 
gestellt. Er  beschreibt  sowohl  die  Anzahl  der  Nn.  coccygei  bei  sehr  vielen 
Säugetierarten,  als  auch  die  Verhältnisse  des  Grenzstranges  in  diesem 
distalsten  Körperabschnitt.  Bei  allen  untersuchten  Tieren  war  ein  Schwanz- 
teil des  Sympathikus  vorhanden,  und  es  handelt  sich  dabei  nicht  etwa  um 
periphere  Ausstrahlungen  des  Grenzstranges  in  den  Schwanz  hinein,  sondern 
es  finden  sich  segmental  angeordnete  Ganglien,  die  durch  Rr.  communi- 
cantes  mit  den  Rr.  ventrales  der  betreffenden  Schwanznerven  entweder  direkt 
oder  indirekt  —  durch  Einmündung  in  den  aus  der  Vereinigung  sämtlicher 
Rr.  ventrales  der  Steißnerven  hervorgehenden  N.  caudalis  ventralis  —  in 
Verbindung  stehen.  Die  Ganglien  können  auch  mehrfach  miteinander  ver- 
schmelzen. Was  die  Lage  der  Spinalganglien  der  Nn.  coccygei  anbetrifft, 
so  fand  Seh.  ein  vollständiges  Eingelagertsein  sämtlicher  Ganglien  in  die 
Zwischenwirbellöcher,  nur  bei  den  Beuteltieren,  beim  Kaninchen  liegen  die 
Verhältnisse  ähnlich;  bei  allen  übrigen  untersuchten  Tieren  liegen  sämtliche 
Spinalganglien  der  Steißnerven  —  manchmal  auch  der  Kreuznerven  — 
proximal  von  den  entsprechenden  Zwischenwirbellöchern.  Bezüglich  der 
Verhältnisse  beim  Menschen  hebt  der  Autor  hervor,  daß  die  aus  dem  Plexus 
coccygeus  hervorgehenden  Fasern  als  rein  sensible  aufzufassen  sind.  Ihr 
Versorgungsgebiet  fällt  im  wesentlichen  mit  dem  das  Steißbein  bedeckenden 
Hautbezirk  zusammen.  Auch  beim  Menschen  kann  man  ebensogut  wie  bei 
den  Tieren  einen  N.  caudalis  ventralis  und  dorsalis,  hervorgegangen  aus 
dem  entsprechenden  Aste  des  Steißnerven  und  einem  Anteile  des  Kreuz- 
nerven unterscheiden.  Die  Endigung  der  beiden  Grenzstränge  des  N.  sym- 
pathicus  geschieht  in  der  Regel  in  einem  Ggl.  impar.  Es  liegt  dieses 
Ganglion  meistens  zwischen  erstem  und  zweitem  Steißwirbel,  mitunter  auch 
etwas  weiter  distal.  Entsprechend  dem  einen  Steißnervenpaar  findet  sich 
beim  Menschen  auch  nur  ein  Ggl.  coccygeum,  dessen  Rr.  communicantes 
mit  den  entsprechenden  ventralen  Ästen  oder  dem  N.  caudalis  ventralis  in 
Verbindung  stehen. 

Laignel-Lavastine  (229)  imprägnierte  die  großen  Zylinderzellen  der 
medullären  Schicht  der  Nebennieren  mit  Argent  nitricum- Lösung  nach  der 
Methode  von  Cajal.  Bei  dieser  Methode  zeigen  sich  die  Zellen  vollgepfropft 
mit  braunschwarzen  Körnern,  was  ihnen  ein  charakteristisches  Aussehen 
verleiht. 

Freidenfelt  (140)  beschreibt  den  feineren  Bau  des  Visceralganglions 
von  Anodonta  (Muschel)  und  zwar  zuerst  die  Fasern  des  Nervus  palliatis 
posterior,  wie  sie  in  das  Ganglion  einstrahlen  und  sich  in  letzterem  ver- 
teilen, sodann  die  Kommissur,  die  sich  im  oberen  Abschnitt  zwischen  den 
beiden  Hälften  des  Ganglions  findet,  und  schließlich  die  Fasern  des  Cerebral- 
konnektivs  und  dessen  Riesenfasern.  Von  den  Zellen  im  Ganglion  unter- 
scheidet er  Zellen  mit  langem  Nervenfortsatz  und  Zellen  mit  rein  zentraler 


Anatomie  des  Nervensystems«  55 

Verzweigung.  Verwachsungen  von  Nervenzellen,  wie  sie  von  anderen  Autoren 
angenommen  wurden,  konnte  F.  nicht  finden.  Das  zentrale  Nervensystem 
-schließt  sich  den  allgemeinen  Bauprinzipien  an,  d.  h.  es  besteht  aus  einer 
Rinde  von  Ganglienzellen,  die  plasmatisch  miteinander  nur  in  Kontakt- 
verbindung  stehen,  und  einem  zentralen  Neuropil,  das  kein  wirkliches  Netz 
ist,  sondern  ein  verflochtenes  Gewirr  von  den  blind  endigenden  Dendriten 
and  Telodendrien  wie  von  den  dasselbe  durchsetzenden,  stets  direkt  nach 
der  Peripherie  sich  begebenden  Nervenfasern,  nebst  den  Seitenzweigen 
4er  Fasern. 

SiBBesopgane  oml  NerTeneBdigongeii. 

Bebizzi  (328)  hat  versucht,  die  nervösen  Elemente  der  Ketina  bei 
verschiedenen  Tieren  mit  Hilfe  der  von  Lugaro  angegebenen  Methode 
-(Imprägnation  mit  kolloidalem  Silber)  darzustellen.  Obwohl  zunächst  die 
Technik  für  alle  Tierarten  dieselbe  blieb,  zeigte  es  sich,  daß  nur  in  der 
Hetina  des  Meerschweinchens  eine  Darstellung  nervöser  Elemente  gelang. 
Auch  hier  wieder  konnten  nur  ganz  bestimmte  Zellen  angesprochen  werden 
und  zwar  in  einer,  wie  der  Autor  meint,  vollkommen  elektiven  Weise  — ; 
und  zwar  nur  die  horizontalen  Zellen.  Verfasser  hat  allerlei  Versuche  an- 
gestellt, um  zu  demonstrieren,  daß  nicht  Verschiedenheit  technischer  Be- 
<üngungeD,  auch  nicht  Verschiedenheiten  in  der  Größe  des  Präparates  diese 
Anffallende  Elektivität  zur  Folge  hat,  sondern  daß  es  sich  hier  wirklich  um 
bestimmte  chemische  Affinitäten  der  betreffenden  Zellen  handelt.  Die 
^Fibrillen  in  den  untersuchten  Zellen  kommen  sehr  gut  zur  Darstellung;  sie 
bilden  engmaschige  endocelluläre  Netze,  die  in  verschiedenen  Ebenen  der 
Zellen  versehiedeue  Größe  besitzen.  Eine  extracelluläre  Anastomose  zwischen 
•den  Protoplasmafortsätzen  verschiedener  Zellen,  wie  sie  von  anderen  Autoren 
beschrieben  worden  sind,  konnte  R.  nirgends  beobachten,  obwohl  er  mit 
besonderer  Aufmerksamkeit  danach  fahndete.  Ein  solches  Vorkommnis  be- 
frachtet R.,  wenn  es  tatsächlich  existieren  sollte,  als  eine  Abnormität. 

(  Merzhacher,) 

Jacoby  (195)  hat  die  normalen  Sehnerven  und  spez.  die  Papille  mit  Hilfe 
4ier  Weigertschen  Neuroglia-Methode  untersucht.  Während  sich  für  den 
Stamm  nichts  wesentlich  neues  ergab,  zeigte  sich,  daß  die  Neuroglia  am 
Aufbau  der  Papille  in  reicherem  Maße  beteiligt  sei,  als  bisher  angenommen 
wurde.  So  besteht  das  intermediäre  Gewebe  aus  einem  mehr  oder  weniger 
-vollkommenen  Gliaringe. 

Ferner  fanden  sich  reichliche  Gliafasem  auch  in  der  physiologischen 
Exkavation,  die  sie  mit  den  Resten  der  Arteria  Hyaloidea,  die  gleichfalls 
«inen  Gliaraantel  besitzt,  auskleiden  und  in  geringerer  Menge  auch  im  Grenz- 
^ewebe.  In  der  übrigen  Papille  haben  die  Gliafasern  z.  Zt.  eine  Anordnung 
wie  im  Stamm.  Nach  der  Umbiegung  der  Nervenfasern  aber  ordnen  sie 
sich  senkrecht  zu  deren  Verlauf  an.  Die  Gliasammlung  am  Boden  der 
physiologischen  Exkavation  dürfte  im  stände  sein,  den  hellen  Reflex  der 
Exkavation  zu  erzeugen,  und  vielleicht  läßt  sich  in  gleicher  Weise  der 
schmale,  ophthalmoskopisch  sichtbare  Streifen  an  der  Papille  auf  stärkeren 
Oberflächen-Reflex  von  selten  des  intermediären  Gewebes  zurückführen. 

(AvioreferaU) 

Vennes  (431)  schildert  eingehend  den  fibrillären  Bau  der  bipolaren 
Zellen  und  der  Nervenfaserschicht  der  Retina,  hauptsächlich  von  Säugetieren. 
Wenn  man  den  noch  unvollkommen  dargestellten  fibrillären  Bau  der  Stäbchen 
ond  Zapfen   akzeptiert,   so  kann   man   die  fibrilläre  Struktur  in  der  Retina 

Jahresbericht  f.  Neurologie  u.  Psychiatrie  1906.  «> 


gg  Anatomie  des  Nerrensystems. 

für  festgestellt  betrachten.      Die    Kontinuität  in   der    ganzen   Retina   hält 
Verf.  auf  Grundlage  seiner  Untersuchungen  für  nicht  bewiesen. 

Im  Stroma  der  Iris  fand  Münch  (295)  kleine  Zellen,  welche  er  für 
Ganglienzellen  Ton  kleinerem  Typus  nach  R.  y  Cajal  hält.  Ein  Padennetz, 
das  einem  Nervennetz  entsprechen  soU^  steht  mit  den  genannten  Zellen  in 
Verbindung  und  zwar  in  Form  eines  einfachen  Kontaktes  oder  in  Form 
von  Apparaten,  die  den  motorischen  Endplatten  Ranviers  entsprechen,  oder 
indem  eine  Ganglienzelle  selbst  einen  Endhügel  bildet. 

Wilson  (461)  hat  mittelst  der  Ehrlichschen  Methylenblaumethode 
die  Geschmacksknospen  des  Larynx  beim  Menschen  und  einigen  Säugetieren 
dargestellt.  Sie  liegen  in  tellerartigen  Vertiefungen  und  bestehen  aus  spindel- 
förmigen Zellen  und  aus  Stützzellen.  Von  Nervenfasern,  die  in  Beziehung 
zu  den  Geschmacksknospeu  stehen,  unterscheidet  der  Autor  solche,  die  an 
der  Basis  der  Knospe  einen  Plexus  bilden  und  solche,  welche  mehr  oder 
weniger  sich  in  ihrer  Umgebung  verteilen.  Die  Zellen  der  Knospe  und  die 
Nervenverteilung  wird  sodann  näher  beschrieben.  Was  die  Funktion  der 
Knospen  betriflEt,  so  schließt  sich  der  Autor  derjenigen  Theorie  an,  welche 
besagt,  daß  es  sich  um  phylogenetische  Residuen  handelt;  im  oberen  Teil 
des  Larynx  werden  sicher  Geschmacksempfindungen  ausgelöst. 

Krebs  (222)  untersuchte  die  Nervenendigungen  im  Musculus  stapediu» 
mehrerer  Säugetiere  mit  Modifikationen  der  Ehrlichschen  Methylenblau- 
methode und  der  Goldchloridmethode.  Die  Nervenendigungen,  sowohl 
motorische  wie  sensible  zeigten  bezüglich  ihrer  histologischen  Struktur  keinen 
Unterschied  von  derjenigen  in  andern  Muskeln ;  sie  liegen  auch  hypolemiial^ 
Nur  die  Größe  derselben  steht  hinter  derjenigen  anderer  kleiner  Muskeln 
beträchtlich  zurück. 

Wolff  (465)  polemisiert  gegen  die  Deutung  von  nervösen  Endapparateu  i» 
der  Leber  der  Katze,  welche  AUegra  in  einer  kürzlich  erschienenen  Arbeit 
gegeben  hat.  Letzterer  hätte  in  seiner  Mitteilung  nirgends  einen  Beweis^ 
(Zusammenhang  von  markhaltigen  Fasern  mit  Ganglienzellen  usw.)  für  die 
nervöse  Natur  der  von  ihm  gesehenen  Gebilde  erbracht,  außerdem  wäre  e» 
Wolff  mittelst  der  Bielschowskyschen  Methode  gelungen,  genau  die 
Allegraschen  Bilder  an  Gefrierschnitten  von  der  Froschleber  zu  erhalten,, 
die  aber  ausschließlich  eine  prachtvolle  Imprägnation  fast  sämtlicher  Binde- 
gewebsfibrillen  und  stellenweise  auch  der  Gallenkapillaren  zeigten. 

Sfameni  (389)  untersuchte  die  Nervenendigungen  in  den  äußeren, 
weiblichen  Genital  Organen  vom  Menschen  und  von  verschiedenen  Säugetieren. 
Alle  diese  Endorgnae  haben  folgenden  gemeinsamen  Charakter:  sie  stellenr 
Nervenorgane  dar,  welche  entweder  eine  bindegewebige  Hülle  besitzen  oder 
nicht,  welche  aus  einer  oder  mehreren  Nervenfasern  bestehen,  die,  n<achdena 
sie  die  Markscheide  verlassen  haben  (wenn  sie  überhaupt  eine  solche  be- 
saßen),  sich  in  mitten  oder  um  eine  körnige  und  kernhaltige  Substanz  aus- 
breiten. Er  klassifiziert  die  Endigungen  nur  nach  dem  Organ  und  nach  der 
Gewebslage,  in  welcher  sie  sitzen.  Die  markhaltigen  Nervenfasern  präsen- 
tieren sich  als  grobe  und  feine.  Letztere  und  die  marklosen  Fasern  ge- 
hören dem  sympathischen  System.  Der  Autor  beschreibt  nun  den  Verlauf,, 
die  Plexusbildung  und  die  Endigung  aller  dieser  Fasern,  nachdem  sie  ent- 
weder die  Nervenkörperchen  (die  er  für  modifizierte  Zellen  hält)  pussiert  haben 
oder  frei  zu  den  einzelnen  Schichten  verlaufen  und  sich  hier  zu  Endnetzen 
verbinden.  Die  Nervenkörperchen  stellen  nach  Ansicht  des  Autors  nicht 
die  Endkörper  der  sensiblen  Nerven  dar,  sondern  es  sind  Gruppen  von 
Nervenzellen,  welche  in  ihrer  anatomischen  Verteilung  den  Spinalganglien 
entsprechen.     Die  wahren  Endigungen    der  Nerven  bilden  verschiedenartige 


Anatomie  des  Xervenaystems.  ßj 

ektodermale  Zellen,  welche  io  der  Haut  zerstreut  liegen,  und  mit 
welchen  das  schließliche  Ende  der  sensiblen  Nervenfasern  in  Verbindung  steht. 

Rüffini  (359)  hat  in  den  Endstücken  sensibler  Nerven  eine  Scheide 
mit  Hilfe  einer  besonderen  Darstellungsmethode  (Vergoldung)  beobachten 
können.  Sie  liegt  zwischen  Henlescher  und  Schwannscher  Scheide,  hat 
einen  Durchmesser  von  etwa  20 — 30  ^i,  nimmt  vom  Endoneurium  ihren 
Ursprung  und  begleitet  die  Endfaser  bis  in  die  Endorgaue  hinein;  sie  ist 
bindegewebiger  Natur;  mit  der  Ernährung  der  Faser  scheint  sie  in  Zu- 
sammenhang zu  stehen,  ihre  Hauptaufgabe  soll  die  eines  Schutzorganes  sein. 
In  den  motorischen  Fasern  wird  sie  vermißt.  Die  Arbeit  enthält  außerdem 
noch  einige  Bemerkungen  über  die  Henlesche  Scheide  und  über  das  Endo- 
neoriom  in  den  feineren  sich  abzweigenden  Nervenstämmen.  Der  Arbeit 
sind  auf  2  bunten  Tafeln  16  Abbildungen  beigegeben.  (Merzbar/ier,) 

Eolmer  (214)  untersuchte  die  Haut  von  Lumbricus,  die  Maculae 
acQsticae  von  Rana,  die  Riechhaut  der  Fische  mit  der  Caja Ischen  Fibrillen- 
methode  und  fand  überall,  daß  die  sensiblen  Nerven  resp.  deren  Neurofibrillen 
dort,  wo  man  bisher  Nervenendigungen  annahm,  nicht  frei  endigen,  sondern 
entweder  in  einfacher  Form  als  schmale  Schleifen  oder  verschieden  gestaltete 
Binge  oder  in  kompliziert  aufgebauten  Gittern,  ohne  Unterbrechung  der 
Kontinuität  wieder  zu  den  Fibrillen  der  leitenden  Bahnen  zurückkehren. 

Hangold  (265)  beschreibt  den  Bau  der  marklosen  Nervenfasern  der 
Arthropodenmuskeln  und  den  Verlauf  und  die  Verzweigung  der  marklosen 
Muskelnerven.  Erwähnenswert  ist,  daß  sich  auch  aus  seinen  mit  der  vitalen 
Methylenblaumethode  hergestellten  Präparaten  mit  Deutlichkeit  ergibt,  wie 
der  oder  die  Achsenzylinder  unter  der  eigentlichen  Sarkolemmembran  sich 
ein  oder  mehrmals  teilen  und  mit  ihren  letzten  nachweisbaren  Fasern  der 
Oberfläche  der  quergestreiften  Substanz  der  Muskelfasern  meist  in  deren 
Längsrichtung  aufliegen.  Im  Inneren  der  quergestreiften  Substanz  selbst 
ließ  sich  mit  der  Methylenblaumethode  keine  Spur  von  Nervenelementen 
nachweisen.  Auch  die  innerhalb  des  Sarkolemms  den  kontraktilen  Inhalt 
der  Muskelfaser  umspinnenden  Fibrillen  bilden  keine  eigentlichen  Netze. 
Schließlich  glaubt  M.  es  als  Regel  für  die  Arthropoden  aufstellen  zu  können, 
daß  die  Innervation  der  Muskelfasern  durch  zwei  Nervenelemente  getrennten 
Ursprungs  geschieht. 

Oemelli  (156)  studierte  den  histologischen  Bau  der  motorischen 
£ndplatten  bei  Lacerta  viridis  et  agilis  mit  einer  von  ihm  angegebenen 
Methode.  Er  konnte  in  dem  Achsenzylinder,  welcher  zu  der  Endplatte  ver* 
läuft,  zahlreiche,  gewöhnlich  parallel  laufende  Fibrillen  erkennen.  Im  Innern 
der  motorischen  Platte  teilen  sich  diese  Fibrillen,  anastoniosieren  miteinander 
nnd  bilden  im  Innern  der  motorischen  Platte  ein  Netz.  Übereinstimmend 
mit  Angaben  von  Perron  cito  konnte  der  Autor  noch  andere  ungemein 
«ttte  Fibrillen  an  der  Endplatte  sehen,  welche  innerhalb  der  Hen leschen 
Scheide  der  Nervenfaser  laufen,  und  welche  sich  an  der  Oberfläche  der  End- 
platte aufsplittern  und  sich  mit  den  Aufsplitterungen  des  Achsenzylinders 
vereinigen. 

Dogiel  (100)  untersuchte  ganz  frische  Hautstückchen  vom  Menschen 
und  einigen  Säugetieren,  ferner  das  Peritoneum  der  Katze  mittels  der 
Cajalschen  FibriUenmethode.  Er  beschreibt  dann  den  Bau  der  Tastscheiben 
im  Epithel,  in  den  typischen  und  modifizierten  Vater-Pacini  sehen  Körper- 
chen, in  den  typischen  und  modifizierten  Meissner  scheu  Körperchen  und 
schließlich  in  den  papillären  Büscheln  von  Ruffini.  Nach  den  gewonnenen 
Bildern  ist  Dogiel  der  Ansicht,  daß  sämtliche  Endverzweigungen  sensibler 
Nerven  aus  mehr  oder  weniger  engmaschigen,  jedoch  vollkommen  geschlossenen 

5* 


gg  Anatomie  des  Neryensystems. 

Neurofibrillennetzen  bestehen,  welche  in  einer  bald  größeren,  bald  geringereu 
Menge  perifibrillärer  Substanz  gelegen  sind.     Die  Neurofibrillen  netze  weisen 
zusammen  mit  der  perifibrillären  Substanz  eine  verschiedene  Form  auf.     Ein 
Teil  derselben  stellt  sich  in  Gestalt  runder,   ovaler  oder  eckiger,   bisweilen 
mehr  oder  weniger  gebogener  Scheiben  von  verschiedenem  Durchmesser  dar, 
so  die  Tastscheiben  im  Hautepithel,  in  den  Gandryschen  Körperchen  und 
dergl.     Andere   Netze   erscheinen   in  Form  von   kleinen   eckigen  Blättchen, 
wie  sie  Dogiel  in  der  Haut,  Schleimhaut,  serösen  Häuten,  Muskeln,  Sehnen 
usw.  des   Menschen   beschrieben   bat.     Noch   andere   stellen   spindelförmige, 
keulenförmige,  runde   oder  ovale,   zuweilen   mehr  oder  weniger  abgeplattete 
Gebilde  dar,  wie  in  den  Herbstscheu,  in  den  Vater-Pacinischen  Körper- 
chen usw.     Der  wesentlichste  Unterschied  zwischen  den  mannigfaltigen  Arten 
von  Endapparaten  ist  nach  des  Autors  Ansicht  nicht  in  der  äußeren  Form, 
nicht  in  dem  Bau,   sondern  in  der  Gesamtmenge  der  Neurofibrillen,  welche 
in  den  Bestand  sämtlicher  Netze  eingehen,  in  denen  alle  Verzweigungen  des 
peripherischen  Portsatzes  einer  sensiblen  Zelle  endigen,  sowie  in  der  Gesamt- 
menge der  zwischen   den  Fibrillen  vorhandenen  perifibrillären  Substanz  ge- 
legen.    Aus  einer  verhältnismäßig  geringen  Neurofibrillenanzahl   eines  peri- 
pherischen Fortsatzes  jeder  sensiblen  Zelle  entsteht  infolge  der  allmähliclien 
Verzweigung   des   Fortsatzes   und   einer   gleichzeitigen    Teilung   der  Jn    ihm 
enthaltenen  Neurofibrillen,  schließlich  an  der  Endiguugsstelle  dieser  Astchen 
eine  unzählbare  Menge  von  Neurofibrillen.     Letztere  bilden  eine  große  Anzahl 
von    untereinander    verbundenen,    vollkommen    geschlossenen    Netzen    ver- 
schiedener Form,   wobei  jedes  Netz  bald   eine  größere,  bald   eine  geringere 
Fläche  einnimmt,  während  sie  in  ihrer  Gesammtheit  eine  ungeheure  Fläche 
darstellen  müssen.     Die  Nervenapparate  in  welchen  die  zentralen  Fortsätze 
der   sensiblen  Zellen  z.  B.  einer  motorischen  Zelle   im  Zentralnervensystem 
gegenüber   endigen,   sollen   relativ   gleichförmig   gebaut   sein    und    sehr   den 
einfachen  Formen  von  sensiblen  Apparaten  gleichen,  welche  im  Bindegewebe 
yerschiedener  Organe   sehr   verbreitet   sind.     In  Anbetracht  dessen,   daß*  in 
dem   zentralen,   verhältnismäßig   dünnen    Fortsatz    sensibler   Zellen    weniger 
Neurofibrillen    enthalten   sind   als  in  dem  dickeren  peripherischen,   und  daß 
jedes  Netz,   in   welchem  die  Verzweigungen  des  ersteren  endigen,   eine  sehr 
beschränkte  Fläche  einnimmt,   kann   angenommen   werden,    daß  sowohl  die 
Gesamtmenge  der  Neurofibrillen,  als  auch  der  perifibrillären  Substanz,  welche 
in   den  Verzweigungen   des   zentralen  Fortsatzes  einer  Zelle  mitsamt  dessen 
Endnetzen  enthalten  ist,  geringer  ist  als  in  den  Verzweigungen  des  peripheren 
Fortsatzes   derselben   Zelle.     Jede   sensible  Zelle   muß   somit   als  eine  voll- 
kommen abgesonderte  Einheit  angesehen  werden,  welche  weder  mit  anderen 
Einheiten  noch  mit  Zellen  des  Zentralnervensystems  verbunden  ist,  d.  h.  sie 
stellt   ein   Neuron    dar.      Die   in    den   Bestand   eines  Neurons   eingehenden 
Neurofibrillen   bilden   mindestens   drei  vollkommen  geschlossene  und  gleich- 
zeitig eng  miteinander  verbundene  Netze:  das  intracelluläre,  das  peripherische 
und  das  zentrale  Netz.     Der  in  Fibrillen  nicht  diflferenzierte  Protoplasmateü 
des   Neurons,   die   perifibrilläre    Substanz,    setzt   sich   unmittelbar  von    dem 
Zellkörper   auf  dessen  Fortsätze   und   deren   sämtliche  Verzweigungen    fort. 
D.  glaubt,  daß  im  Zentralnervensystem  einzelne  Zellen  sich  durch  Verbindung 
ihrer  feinsten  Dendritenverzweigungen  zu  einzelnen  Komplexen,  Zellkolonien, 
vereinigen.     Eine  Kolonie  soll  nur  von  Zellen   eines  bestimmten  Typus  ge- 
bildet werden,  welche  einen   bestimmten  Platz  im  Nervensystem  einnehmen 
und  eine  bestimmte  Funktion   ausüben.     D.  teilt  alle  Nervenzellen   in  zwei 
Hauptkategorien:  in  typische,  organisch  miteinander  nicht  verbundene  Neurone 
und  in  Neuronenkolonien,  welche  vermittels  der  Verzweigungen  ihrer  Dendriten 


Anatomie  des  Nerveiuystems.  5^ 

eng  miteinander  verbunden  sind.  Den  ersteren  gehören  die  sensiblen  Zellen, 
den  zweiten  wahrscheinlich  viele  Zellgmppen  des  Zentralnervensystems  und 
der  Retina  an.  Die  Funktion  der  Neurofibrillen  ist  noch  nicht  sicher  gestellt 
Sie  stellen  mit  dem  undifferenzierten  Protoplasma  (dazu  gehört  auch  die 
perifibrilläre  Substanz)  und  dem  Kern  ein  untrennbares  Oanze  dar  und 
stehen  mit  derselben  in  engem  genetischen,  trophischen  und  funktionellen 
Zusammenhang,  ihr  Leben  ist  von  demjenigen  der  Zelle  abhängig. 

Cavalie  (76)  fand  bei  Hühnerembryonen  von  14 — 17  Tagen  in  den 
Maskeln  Zellreihen,  welche  an  preterminale  motorische  Nerven  resp.  an 
motorische  Nervenendigungen  erinnern.  Achsenzylinder  konnte  er  in  diesen 
Zeilreihen  mit  der  Goldchloridmethode  nicht  nachweisen. 

Alexander  (4)  faßt  die  Ergebnisse  über  das  Gehörorgan  von  Talpa 
europaea  und  Spalax  typhlus  wie  folgt,  zusammen:  1.  Die  vorzügliche  Aus- 
bildung des  Gehörorgans  bei  Talpa  europaea  und  Spalax  typhlus  ist  in  der 
relativen  QuerschnittgröBe  des  Schneckenkanals,  der  reichen  Zahl  der  Sinnes- 
zellen und  der  Größe  des  N.  YIII  ausgeprägt.  2.  Die  Sinneszellen  des 
Cortischen  Organs  formieren  stellenweise  vier  lateral  von  den  Cortischen 
Pfeilern  gelegene  Haarzellreihen,  hierzu  kommt  noch  eine  achsial  von  den 
Keilern  gelegene  Haarzelle,  sodaß  im  Radius  fünf  Haarzellen  stehen. 
3.  Eine  ausgezeichnete  Aquilibrieruug  ist  anatomisch  bei  beiden  untersuchten 
Spezies  ausgedrückt  durch  die  besondere  Größe  der  Nervenendstellen,  beim 
Maulwurf  außerdem  durch  die  relative  Zunahme  der  Anzahl  der  Sinneszellen 
and  eine  Faltung  bezw.  Furchenbildung  an  der  endolymphatischen  Fläche 
des  Neuroepithels.  4.  Bei  Talpa  europaea  findet  sich  in  der  Nähe  der 
unteren  Ampulle  und  zwar  im  Sinus  utricularis  inferior  eine  Macula  neglecta, 
die  den  übrigen  Säugetieren  fehlt,  die  hiermit  zum  ersten  Mal  an  einem' 
höheren  (?)  Säuger  nachgewiesen  ist  und  von  den  Vögehi  und  Reptilien 
abgesehen,  nur  an  einem  anderen  niederen  Säuger,  Echidna  aculeata,  ge- 
funden worden  ist.  Dem  Typus  nach  entspricht  die  Macula  neglecta  des 
Maulwarfes  der  gleichgenannten  Nervenendstelle  der  Reptilien  und  Vögel, 
sowie  derjenigen  der  Echidna.  5.  Durch  den  oben  genannten  Befund  ist 
der  morphologische  Übergang  des  Labyrinths  der  niederen  Säuger  in  das 
der  höheren  illustriert. 

Das  von  Beyer  (39)  in  Gips  hergestellte  Modell  des  Cortischen 
Organs  soll  als  Hilfsmittel  für  Lernende  und  Lehrer  dienen.  Der  Vorteil 
der  plastischen  Darstellung  gegenüber  den  in  einer  Ebene  gegebenen 
Zeichnungen  der  mikroskopischen  Bilder  beruht  in  der  viel  leichteren  Über- 
sicht über  die  verschiedenartigen  Formen  der  einzelnen  Zellen,  ihre  Stellung 
und  Angliederung  aneinander  und  die  dadurch  ermöglichte  schnelle  Orien- 
tierung. So  veranschaulicht  dasselbe  deutlich  die  Stellung  und  Konstruktion 
der  Cortischen  Pfeiler,  die  Anlagerung  der  inneren  und  äußeren  Haarzellen, 
die  Gestalt  der  Deiters  sehen  Zellen  und  ihre  Einfügung  als  Stützzellen  in 
dem  komplizierten  Bau  der  Oberflächenzeichnung,  die  lamina  reticularis, 
Ser¥enversorgung  und  Nervenendigung.  (Beyer.) 

Mnskeln. 

MÜnch  (294)  sucht  nachzuweisen,  daß  das  Stromazellennetz  der  Iris 
ein  Netz  von  glatten  Muskelzellen  darstellt,  und  daß  dieses  Netz  nichts 
anderes  ist,  als  der  wahre,  so  lange  und  so  vergeblich  gesuchte  Diktator 
impfllae. 

Siehe  weitere  Referate  im  Kapitel:  Ergänzungsreferate. 


70  Allgemeine  Physiologie  des  Nervensystems. 

AllgemBlne  Physiologie  des  NerTonsystems. 

Referent:  Privatdozent  Dr.  Hugo  Wiener-Prag-, 

1.  A  1  r  u  t  z,    Sydney,    Untersuchungen  über  Druckpunkte  und  ihre  Analgesie.     Skan- 
dinavisches Archiv  für  Physiologie.     Bd.  XVII,  H.  1.  u.  2,  p.  86. 

2.  Derselbe,    Untersuchungen  über  Schmerzpunkte  und  doppelte  Schmerzempfindungen, 
ibidem.     Bd.  XVH,  p.  414. 

3.  Andriezen,  W.  Lloyd,    The  Problem  of  Heredity  with  Special  Reference  to  the 
Pre-Embryonic  Life.     The  Journal  of  Mental  Science.     Vol.  LI.     No.  212,  p.  1. 

4.  B  a  b  a  k ,  Edward,    Über  die  Beziehung  des  Nervensystems  zu  den  Gestaltungsvor- 
gängen der  Metamorphose  des  Frosches.    Archiv  für  die  ges.  Physiol.    Band  109,  p.  78. 

5.  B  a  c  u  1  o  ,  B.,    Sulla  resistenza  dei  fasci  nervosi  alle  gittate  epiteliali.     Gier.  d.  Ass. 
Napolit.  di  med.  e  nat.     XIV.     296—310. 

6.  B  a  g  1  i  o  n  i ,  S.,    Sind  die  tätigen  Ganglienzellen  des  Zentralnervensjrstenis  der  Sitz 
elektromotorischer  Kräfte?     Zentralblatt  für  Physiologie.     Bd.  IX,  No.  11,  p.  345. 

7.  Derselbe,     Physiologische    Differenzierung    verschiedener   Mechanismen    des    Zentral- 
ner vens3r8tems.     Zeitschrift  für  allgemeine  Physiologie.     Bd.  V,  Heft  1,  p.  43. 

8.  Derselbe,    Über  das  Sauerstoffbediirfnis  des  Zentralnervensystems  bei  Seetieren.     Ein 
Beitrag  zur  vergleichenden  Physiologie,     ibidem.     Bd.  V,  p.  415. 

9.  Derselbe  e  C  u  r  c  i  o ,   S.,    Ricerche  sperimentali    suH*   azione  polare  della  corrente 
constante  sui  centri  nervosi.     ibidem.    Bd.  V,  p.  613.     . 

10.  Beaurieux,  Ex^cution  de  Languille ;  Observation  prise  immediat^ment  apr^ 
d^apitation.     Arch.  d'Anthrop.  crim.    XX,  643 — 648. 

11.  Beneck,  Influence  de  la  fatigue  g6n6rale  sur  la  pröcision  du  ti  .  Revue  med.  de 
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14.  Derselbe,  Die  historis?he  Entwicklung  der  Ganglienzellenhypothese.  Ergebn.  d. 
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16.  B  i  n  e  t ,  A.,  Recherches  sur  la  fatigue  intellectuelle  scolaire  et  la  mesure  qui  peut 
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19.  Derselbe,  L'eclairement  des  yeux  et  les  mouvements  rotatoires.  ibidem.  T.  LIX 
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21.  B  o  u  r  d  o  n  ,  Influence  de  la  force  centrifugale  sur  la  perception  de  la  verticale.  Gaz- 
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24.  Derselbe,  Von  den  Beziehungen  zwischen  geistigen  und  materiellen  Vorgängen  beim 
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Allgemeine  Physiologie  des  NeryensystemSf  71 

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33.  Derselbe,   Note  sur  i'^tendue  de  la  rougeur.    ibidem.    Vol.  LVIII,  No.  13,  p.  59ö. 

34.  Derselbe,   Note  sur  le  ChatouiUement.     ibidem.    Vol.  LVIII,  No.  13,  p.  696. 

33.  Derselbe,   Deuxidme  Note  sur  le  chatouillement.    ibidem.    T.  LVIII,  No.  20,  p.  778. 

36.  Derselbe,  Note  sur  Tinfluence  de  quelques  ezcitations  sensorielles  successives  sur  le 
travail.     ibidem.    Bd.  58,  No.  17,  p.  809. 

37.  Derselbe,  Note  sur  la  dur6e  de  Vinfluence  de  la  reprösentation  mentale  d'un  mouve- 
ment  sur  le  travail.     ibidem.    Vol.  LVIII,  No.  17,  p.  812. 

38.  Derselbe,  Note  sur  Tinfluence  de  quelques  ezcitations  sensorielles  simultan^  sur 
le  travail     ibidem.    Tome  LVIII,  No.  21,  p.  979. 

39.  Derselbe,  Note  sur  Tinfluence  de  substances  toziques  et  m^dicamenteuses  au  repos 
et  aprte  le  travail.     ibidem.    Tome  LVIII,  No.  21,  p.  981. 

40.  Derselbe,   Douleur  et  fatigue.     ibidem.    T.  LIX,  No.  24,  p.  11. 

41.  Derselbe,    Note  sur  le  baiement.     ibidem.    T.  LIX,  p.  11. 

42.  Derselbe,  Note  sur  la  valeur  m6canique  de  la  repr^sentation  mentale  du  mouvement 
et  representation  du  poids.     ibidem.    T.  LIX,  p.  287. 

43.  Derselbe,  Quelques  illusions  du  repos  dans  le  travail  ergographique.  ibidem.  T.  LIX, 
p.  285. 

44.  Derselbe,  Note  sur  la  valeur  m6canique  de  la  representation  mentale  du  mouvement 
et  la  repr^ntation  du  poids.     ibidem.    T.  IIX,  p.  287. 

4ö.  Derselbe,    Note  sur  la  dur6e  de  r^ucabiüt^.     ibidem.    T.  UX,  p.  289. 

46.  Derselbe,  Quelques  illusions  de  repos  dans  le  travail  ergographique.  ibidem.  T.  LIX, 
p.  407. 

47.  Derselbe,  Deuxidme  note  sur  Tinfluence  de  Torientation  sur  Factivit^.  (Observations 
sur  Tobscurit^  et  sur  le  rythme.)    ibidem.     T.  LIX,  No.  35,  p.  560. 

48.  Derselbe,  Le  travail  ergographique  dans  la  Station  ( 1 ).  ibidem.  T.  LIX,  No.  36,  p.  604.* 

49.  Derselbe,  L'influence  de  Timmobilit^  pr^alable  sur  le  travail.  ibidem.  T.  LIX,  No.  36, 
p.  607. 

50.  Derselbe,  L'economie  de  Teffort  et  le  travail  attrayant.  ibidem.  T.  LIX,  No.  36, 
p.  609. 

51.  Derselbe,  L'influence  variable  du  ralentissement  du  rythme  sur  le  travail.  ibidem. 
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52.  Derselbe,  Note  sur  Tincontinence  sexuelle  pendant  la  gestation  sur  la  descendance. 
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53.  Fo  n  t  a n  a  ,  A.,  Essai  d'une  6tude  sur  la  sensibilit^  dolorifique  cutan^e  avec  la  m6- 
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122.  Wintrebert,  P.,  Nouvelles  recherches  sur  la  sensibilit^  primitive  des  Batraciens. 
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123.  Derselbe,  Sur  le  d^veloppement  des  larves  d'anoures  apr^  ablation  nerveuse  totale, 
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124.  Derselbe,  Sur  la  m^tamorphose  de  Salamandra  maculosa,  Laur.  dans  les  regions  priv^ 
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125.  Derselbe,  Sur  la  r^gression  de  la  queue  en  Tabsence  des  centres  medullaires  chez  Rana 
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126.  Derselbe,  Sur  l'ind^pendence  de  la  m6tamorphose  vi8-ä,-vis  du  Systeme  nerveux  chez 
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Centralblatt.    p.  430.     (Sitzungsbericht.) 

128.  Z  u  n  t  z  ,  N.,  üeber  den  Winterschlaf  der  Tiere.  Naturwiss.  Wochenschrift.  No.  10, 
p.  145. 


74  Allgemeine  Physiologie  des  Nervensystems. 

Alrutz  (1)  bestimmte  nach  der  Methode  von  Thunberg  mittels 
Glasfäden  die  Druckpunkte  auf  der  Haut.  Er  fand,  daß  gewöhnlich  die 
Dinickpunkte  größer  sind,  als  die  Fläche  an  dem  eben  wahrnehmbaren  Glas- 
faden. Sie  werden  stets  „luvwärts"  von  den  Haaren,  d.  h.  auf  der  Seite, 
nach  der  das  Haar  sich  biegt,  gefunden.  Wendet  man  einen  Reiz  an,  der 
den  Schwellenwert  für  den  fraglichen  Druckpunkt  etwas  übersteigt,  so  wird 
zunächst  die  Haut  seitwärts  vom  Follikel  empfindlich.  Bei  stärkerem  Reize 
wird  sozusagen  auch  der  Raum  zwischen  dem  eigentlichen  Druckpunkt  und 
dem  Haare  ausgefüllt,  und  bei  noch  stärkerem  Reize  erhält  man  eine  noch 
größere  empfindliche  Fläche.  Immer  kann  man  jedoch  bei  Anwendung  des 
Schwellenwertes  bloß  eine  ganz  kleine  empfindliche  Fläche  oder  einen  Punkt 
luvwärts  vom  Haare  erhalten  und  immer  kann  man  finden,  daß  dieser  Punkt 
eine  spezifische  Druckempfindung  auslöst.  Auf  anderen  Stellen,  als  luvwärts 
von  Haaren,  kann  man  nicht  mit  Sicherheit  Druckpunkte  nachweisen.  Be- 
züglich der  Zahl  der  Druckpunkte  schließt  sich  der  Autor  den  Angaben 
von  Frey  und  Kiesow  an,  die  eine  viel  geringere  Zahl  fanden,  als  Gold- 
scheider,  der  eine  Anzahl  von  Schmerzpunkten  für  Druckpunkte  gehalten 
haben  dürfte. 

Die  Druckpunkte  haben  eine  spezifische  Energie,  von  ihnen  können 
weder  Kälte-  noch  Wärmeempfindungen  ausgelöst  werden.  Auch  sind  die 
Druckpunkte  analgetisch. 

Auf  Grund  seiner  Untersuchungen  kommt  Alrutz  (2)  zu  folgenden 
Schlüssen. 

1.  Es  gibt  Hautpunkte,  welche  bei  punktueller  Reizung  einzig  und 
allein  Schmerzempfindungen  geben. 

2.  Es  gibt  sowohl  primäre,  augenblickliclie,  als  auch  sekundäre,  ver- 
zögerte Schmerzempfindungen. 

3.  Die  primären  haben  einen  stechenden  und  punktförmigen  Charakter, 
während  die  sekundären  im  allgemeinen  juckend  und  irradiierend  sind. 

4.  Die  verschiedenen  Hautpunkte  können  entweder  die  eine  oder  die 
andere  Schmerzempfindung,  oder  beide  oder  keine  auslösen.  Auch  seheinen 
die  Versuche  dafür  zu  sprechen,  daß  die  Hautpunkte,  an  denen  man  am 
leichtesten  die  juckenden  Empfindungen  erhält,  mit  den  Punkten  für  die 
stechenden  Empfindungen  nicht  zusammenfallen. 

6.  Verschiedene  Hautstellen  verhalten  sich  den  beiden  Empfindungen 
gegenüber  sehr  ungleich.  Auf  gewissen  Stellen  löst  man  die  sekundäre 
Empfindung  sehr  leicht  und  charakteristisch,  auf  anderen  gar  nicht  aus. 

Auf  Grund  seiner  Untersuchungen  und  Überlegungen  erklärt  An- 
driezen  (3)  alle  früheren  Theorien  über  Heredität  für  einseitig,  da  sie  nur 
die  Samenzellen  berücksichtigen.  Die  neueren  Ansichten  gehen  dahin,  daß 
sowohl  die  männlichen  als  auch  die  weiblichen  Keimzellen  in  gleicher  Weise 
zur  Konstitution  des  Embryo  beitragen,  und  daß  die  intrauterine  Umschließung 
und  Ernährung  des  befrucliteten  Eies  einen  dritten  wichtigen  Faktor  dar- 
stellen. Zu  diesen  kann  noch  gelegentlich  ein  vierter  Faktor,  ein  krank- 
hafter, als  Komplikation  hinzukommen. 

Im  Laufe  der  tierischen  Entwicklung  zeigt  die  Natur  in  den  höheren 
Stadien  eine  zunehmende  Vervollkommnung  des  Mechanismus,  welcher  das 
befruchtete  Ei  umschließt.  Bei  den  niederen  Wirbeltieren,  welche  die  Eier 
ins  Wasser  ausstoßen,  finden  wir  schützende  Hüllen,  um  die  Eier  zusammen- 
zuhalten. Bei  höheren  Tieren  sind  die  Eier  von  Membranen  eingeschlossen, 
welche  auch  Nährmaterial  enthalten.  Bei  den  Wamiblütlern  ist  ein  thermo- 
statischer Mechanismus  vorgesehen,  und  bei  den  Säugern  kommt  noch  dazu 
ein  Plazentarkreislauf,   der   das  Medium,  in  dem  sich  der  Embryo  befindet, 


Allgemeine  Physiologie  des  Nerveasystems.  75 

merkwürdig  konstant  erhält.  Überall  sieht  man  also  in  der  Natur  den  Ver- 
erbungszweck, indem  das  befruchtete  Ei  eine  immer  vollkommenere  und 
konstantere  Einhüllung  erhält.  Der  einzige  Faktor,  welcher  geeignet  ist, 
dies  zu  stören,  ist  der  pathogenetische,  der  speziell  beim  Menschen  in  Be- 
tracht kommt. 

Heredität  und  die  verschiedenen  Kräfte  der  organischen  Welt  müssen 
mitwirken,  um  die  Entwicklung  immer  höherer  Lebensformen  möglich  zu 
machen.  Die  Heredität  sorgt  für  die  Erhaltung  der  Gattungs-  und  spezi- 
fischen Typen,  die  äußeren  Kräfte  für  die  Variationen,  die  für  die  fort- 
schreitende Entwicklung  neuer  und  komplizierterer  Arten  nötig  sind.  Beim 
Menschen  kommen  dann  noch  die  Einwirkungen  der  Zivilisation,  Degene- 
ration und  Pathogenesis  hinzu. 

Zoologen  und  Palaeontologen  glauben,  daß  die  Variationen  in  früheren 
phylogenetischen  Stadien  viel  größer  gewesen  sein  müssen,  als  jetzt.  Eigen- 
schaften, die  in  den  ersten  Stadien  der  Entwicklung  wahrscheinlich  um- 
bildungsfahig  waren,  sind  starr  geworden.  Ersterer  Umstand  war  auch  nötig, 
solange  eine  Anpassung  an  äußere  Verhältnisse  für  die  Erhaltung  der  Art 
erforderlich  war.  Sobald  aber  eine  solche  Adaptation  an  spezielle  äußere 
Verhältnisse  ausgebildet  war,  wurde  gerade  die  Fixierung  der  Eigenschaften 
für  die  Erhaltung  der  Art  zweckmäßig. 

In  einem  gewissen  Gegensatze  zu  den  Variationen,  die  allmählich  vor 
sich  gehen,  stehen  die  Mutationen,  bei  denen  durch  eine  kumulative  Wirkung 
von  physiologischen  und  pathologischen  Kräften  eine  plötzliche  Veränderung 
hervorgerufen  wird. 

Wichtig  für  die  Lehre  der  Heredität  ist  die  Tatsache,  daß  die  Ent- 
wicklung des  Embryos,  die  Autogenese,  einen  Abschnitt  der  Phylogenese 
darstellt,  und  daß  die  Keimanlage,  welche  dem  Auftreten  der  Keimzellen 
vorangeht,  in  den  Körperzellen  bereits  vorhanden  ist.  Die  eigentlichen 
Keimzellen  entstehen  erst,  wenn  schon  Tausende  oder  Millionen  von  Zellen 
gebildet  sind. 

Schließlich  beschäftigt  sich  der  Autor  mit  den  pathologischen  Ein- 
flüssen, speziell  zunächst  mit  dem  Alkoholismus  der  Eltern,  und  führt  an, 
daß  62  "/„  der  Idioten  von  alkoholischen  Eltern  stammen,  und  wenn  man 
Idiotie  und  Imbezillität  zusammennimmt,  41%  der  Fälle  alkoholische  Ab- 
stammung zeigen,  daß  5^0  "/^  der  Insassen  von  Irrenhäusern,  46  %  von 
gewohnheitsmäßigen  und  45  %  von  jugendlichen  Verbrechern,  schließlich 
82  ^  Q  der  Prostituierten  von  Säufern  abstammen,  und  auch  die  Kinder- 
sterblichkeit durct  den  Alkoholismus  der  Eltern  wesentlich  erhöht  wird. 
Aber  auch  andere  Gifte,  wie  z.  B.  Blei  und  das  syphilitische  Gift  wirken 
in  ähnlichem  Sinne. 

Babäk  (4)  entfernte  bei  Froschlarven  das  Gehirn  und  konstatierte 
nach  dieser  Operation  folgende  Verhältnisse  in  Bezug  auf  den  Ablaut*  der 
Metamorphose: 

1.  Vor  allem  läßt  sich  eine  Abhängigkeit  der  Versuchsresultate  von 
den  zeitlichen  Verhältnissen  der  Entwicklung  der  Larven  feststellen.  Am 
häufigsten,  ja  fast  regelmäßig  wird  die  Reduktion  der  Kiemen  und  des 
Schwanzes  gehemmt,  wenn  die  Gehirnoperation  einige  Tage  vor  dem  nach 
äußeren  Merkmalen  leicht  bestimmbaren  Hervorbrechen  der  Vorderextremi- 
täten durchgeführt  wird. 

2.  Es  ist  wahrscheinlich,  daß  alle  Gehirnabschnitte  nicht  in  gleichem 
Maße  mit  den  morphogeuetischen  Vorgängen,  welche  die  Reduktion  von 
Schwanz  und  Kjemen  bedingen,   in  Beziehung   treten.     Je  distaler  gelegene 


76  Allgemeine  Physiologie  des  Nervensystems. 

Grehirnabschnitte  beseitigt  werden,  um  so  sicherer  gelingt  es,  die  Meta- 
morphose zu  hemmen. 

Auf  welche  Weise  das  Gehirn  die  Gestaltungsverhäitnisse  beeinflußt^ 
ist  Torläufig  nicht  sicher  zu  sagen. 

Die  im  Titel  der  Arbeit  enthaltene  Frage  glaubt  Baglioni  (6)  auf 
Grund  seiner  Versuche  in  positivem  Sinne  erledigt  zu  haben.  Er  legte  das 
Froschrückenmark  bloß,  schnitt  es  an  der  MeduUa  oblongata  durch  und  legte 
eine  Elektrode  auf  den  Querschnitt,  eine  zweite  an  die  Lumbaianschwellung. 
Auf  diese  Weise  erhielt  er  einen  kräftigen  Demarkationsstrom,  der  bei 
Reizung  der  Fußhaut  eine  starke  negative  Schwankung  zeigte.  Vergiftet© 
er  lokal  das  Rückenmark  mit  Strychnin,  so  stieg  der  Wert  des  Demarkatious- 
stromes  auf  das  Doppelte  und  noch  mehr.  Da  das  Strychnin  ausschließlich 
die  Ganglienzellen  affiziert,  so  ist  der  Schluß  gestattet,  daß  die  vom  De- 
markationsstrom wahrgenommene  Veränderung  ausschließlich  mit  den  intimen 
Vergiftungsvorgängen  der  Ganglienzellen  einhergeht,  was  ein  indirekter 
Beweis  dafür  ist,  daß  die  Tätigkeit  der  Ganglienzellen  doch  mit  Entwicklung 
elektromotorischer  Kräfte  verbunden  ist. 

Die  Ergebnisse  der  Arbeit  Baglioni's  (7)  gipfeln  in  folgenden  Sätzen : 

1.  Die  an  Wirbeltieren  nachgewiesene  elektive  Wirkung  des  Phenols 
auf  einige  bestimmte  Teile  des  Zentralnervensystems  erstreckt  sich  auch  in 
vollem  Umfange  auf  das  Zentralnervensystem  der  Wirbellosen  (Eledone 
moschata,  Carcinus  maenas,  Sipunculus  nudus).  Dasselbe  gilt  für  die  elektive 
physiologische  Wirkung  des  Strychnins. 

2.  Wir  besitzen  im  Phenol  und  Strychnin  zwei  wertvolle  Mittel,  um 
rein  physiologische  Teile  des  Zentralnervensystems  aller  Tiere  von  einander 
zu  unterscheiden.  Es  gibt  Teile,  welche  spezifisch  nur  auf  Phenolwirkung 
reagieren  (Erhöhung  der  Erregbarkeit,  klonische  Krämpfe),  welche  man  als 
motorische  Mechanismen  des  Zentralnervensystems  bexeichnen  kann  (Vorder- 
hörner,  Ganglion  stellatum  der  Eledone),  und  es  gibt  Teile,  welche  spezifisch 
nur  auf  Strychninwirkung  reagieren  (Erhöhung  der  Erregbarkeit,  tetanische 
Krämpfe),  welche  man  als  sensible  Mechanismen  des  Zentralnervensystems 
bezeichnen  kann  (Hinterhörner). 

3.  Das  Ganglion  stellatum  der  Eledone  moschata  stellt  ein  nervöses 
Zentralorgan  dar,  welches  lediglich  motorische  Mechanismen  (Ganglienzellen) 
enthält;  es  reagiert  allein  nur  auf  die  Phenolvergiftung  mit  klonischen 
Krämpfen,  während  es  für  Strychnin  völlig  unempfänglich  ist. 

Baglioni  (8)  untersuchte  das  Zentralnervensystem  von  Medusen, 
Echinodermen,  Würmern,  Mollusken,  Vertebraten  und  fand,  daß  dasselbe 
ein  spezifisch  größeres  Sauerstoffbedürfnis  hat,  als  die  übrigen  Körperorgane 
und  Körpergewebe.  Demzufolge  sind  bei  allen  Tieren  besondere  Mechanismen 
vorhanden,  welche  das  Zentralnervensystem  immer  reichlich  mit  Sauerstoff  ver- 
sorgen. Bei  den  Tieren  (Wirbeltieren,  Weichtieren,  Würmern),  bei  denen  die 
Ganglienzellen  weit  von  ihrem  ursprünglichen  Orte,  von  der  Berührung  mit 
der  äußeren  Umgebung,  zu  Anhäufungen  im  Innern  des  Körpers  zusanmien- 
getreten  sind,  treten  Sauerstoffüberträger  (Blutfarbstoffe)  und  Blutgefäße  auf, 
die  das  Zentralnervensystem  reichlich  mit  Sauerstoff  zu  versorgen  haben.  Bei 
den  Tieren  (Echinodermen,  Medusen),  bei  denen  die  Ganglienzellen  noch  ihre 
ursprüngliche  Lage  im  Ektoderm  aufweisen,  besteht  eine  solche  Vorrichtung 
nicht,  da  dem  Zentralnervensystem  der  nötige  Sauerstoff  immer  zur  Ver- 
fügung steht.  Dadurch  leiden  aber  letztere  Tiere  rasch  unter  dem  Sauerstoff- 
mangel des  Mediums. 

Bethe  (13)  tritt  der  von  Harnack  gemachten  Annahme,  daß  der 
menschliche  Körper  eine   physiologische  Elektrizität  besitze,    entgegen  und 


Allgemeine  Physiologie  des  Nervensystems.  77 

wendet  sich  gegen  die  Behauptung,  welche  Harnack  zur  Stütze  seiner 
Anschauung  anführte,  daß  nämlich  die  Pingerspitze  geeigneter  Personen 
Glas  und  Hartgummi  stärker  und  mit  geringerem  Kraftaufwande  elektrisch 
zu  laden  vermag,  als  leblose  Materialien.  B.  wiederholte  diese  Versuche, 
konnte  aber  Harnacks  Resultate  nicht  bestätigen. 

Bickel  (15)  berichtet  über  Versuche  von  Sasaki,  die  den  Einfluß 
von  AflFekten  auf  die  Magensaftabsonderung  erweisen.  Derselbe  konstatierte 
bei  einem  Hunde,  der  durch  den  Anblick  einer  Katze,  durch  den  er  in 
große  Aufregung  geriet,  gereizt  wurde,  daß  die  Magensaftabsonderung,  die 
durch  eine  Scheinfutterung  hervorgerufen  wurde,  plötzlich  sistierte,  sowie, 
daß  nach  dieser  Beizung  in  einem  zweiten  Versuche  durch  eine  nach- 
trägliche Scheinfutterung  keine  Magensaftabsonderung  erzeugt  werden  konnte. 
Durch  starke  Affekte  können  also  die  nervösen  Apparate  des  Magens  so 
nachdrücklich  verstimmt  werden,  daß  die  mit  der  Aufnahme  von  Speisen 
Hand  in  Hand  gehenden  nervösen  Erregungen  nicht  mehr  genügen,  um  die 
normale  Saftbildung  auszulösen. 

Bohn  (18)  beschäftigt  sich  im  Ansclilusse  an  seine  früheren  Unter- 
suchungen mit  den  Rotationsbewegungen  der  Hummern larven.  Bei  denselben 
sind  3  Arten  zu  unterscheiden. 

1.  Die  Rotationsbewegungen  um  die  Längsachse  des  Köi*pers.  Die- 
selben sind  sehr  frequent.  Es  handelt  sich  aber  dabei  nicht  um  ein  Rollung, 
sondern  um  eine  Reihe  von  Oszillationen  auf  beide  Seiten  der  Gleich- 
gewichtslänge. Unter  gewissen  Bedingungen,  speziell,  wenn  die  Larve  an 
eine  Seitenwand  anstößt,  ändert  sich  die  Bewegung.  Während  der  Oszilla- 
tionen stellt  sich  die  Köiperachse  in  eine  Kegelfläche,  deren  Scheitel  am 
Kopfe  der  Larve  liegt.  Diese  Bewegung  kann  sich  weiter  ändern.  Indem 
sich  der  Winkel  des  Kegels  allmählich  öffnet,  endet  die  Ortsveränderung 
in  einer  Ebene,  der  Körper  lagert  sich  wie  die  Speiche  eines  Rades,  das 
sich  dreht.  Das  ist  dann  die  zweite  Art  der  Bewegung,  die  Rotation  in 
der  Speiche  eines  Rades.  Drittens  kommt  beim  Schwimmen  noch  eine 
Manegebewegung  hinzu.  Bei  diesen  Wirbelbewegungen  suchen  sich  aber 
die  Larven  in  einer  bestimmten  Richtung  zu  orientieren  und  sich  in  dieser 
fortzubewegen.  Auf  diese  Weise  resultiert  beim  Schwimmen  eine  krumme 
Bahn,  die  gerade  für  die  Hummernhirve  charakteristisch  ist. 

Bohn  (19)  unternahm  eine  Reihe  von  Versuchen,  welche  bewiesen, 
daß  sich  die  Arthropoden  nach  der  Verteilung  von  Licht  und  Schatten, 
die  ihre  Augen  treffen,  orientieren,  und  daß  häufig  die  Rotationsbewegungen 
derselben  durch  diese  Momente  bedingt  sind. 

Bohn  (17)  gibt  zunächst  eine  Einteilung  der  Rotationsbewegungen. 
Dieselben  zerfallen  1.  in  Reitbahnbewegungen,  2.  in  Rotationsbewegungen 
im  Kreisdurchmesser,  3.  in  Rollbewegungen. 

Dieselben  werden  durch  einseitige  Verletzungen  und  asymmetrische 
Reizungen  des  Tegmentes  und  der  Sinnesorgane  bei  Insekten  leicht  erzeugt. 
Bethe,  Holmes,  Axenfeld  und  Rädl  studierten  die  Manegebewegungen, 
die  durch  eine  ungleiche  Beleuchtung  beider  Augen  erzeugt  werden,  und 
Axenfeld  konstatierte  eine  Beziehung  zwischen  dem  Phototropismus  und 
dem  Sinne  der  Manegebewegungen.  Rädl  stellte  fest,  daß  die  Beleuchtung 
eines  Auges  einen  Einfluß  auf  den  Tonus  der  Muskeln  derselben  Seite  hat. 
Der  Verfasser  selbst  will  nun  zeigen,  welchen  Standpunkt  man  zum  Ver- 
ständnis des  Phototropismus  einnehmen  muß.  Er  beobachtete  Rotations- 
bewegungen okulären  Ursprungs  nicht  nur  bei  den  Anneliden  und  Gastro- 
poden, sondern  auch  bei  den  Crustaceen  und  Fischen  und  fand:  1.  Bei  den 
am  Strande  lebenden  Anneliden  ändert  sich  bei  den  Manegebewegungen  der 


78  Allgemeine  Physiologie  des  Nervensystems. 

Durchmesser  der  KrümmuDg  der  Bahn  im  entgegeugesetzten  Sinne  wie  der 
Unterschied  der  Beleuchtung  zwischen  beiden  Augen.  Der  Sinn  der  Orts- 
veränderung macht  periodische  Änderungen,  synchron  mit  der  Ebbe  und 
Flut,  und  dieselben  persistieren  noch  eine  Zeitlang  im  Aquarium.  Man  kana 
sie  in  gewissen  Fällen  durch  plötzliche  Herabsetzung  der  Beleuchtung  ändern. 

2.  Bei  den  am  Strande  lebenden  Gastropoden  bestehen  dieselben  Tat- 
sachen. Der  Sinn  der  Ortsveränderungen  kehrt  sich  um,  wenn  das  Tier  an 
der  unteren  Fläche  eines  Gegenstandes  kriecht.  3.  Bei  den  Lungen- Gastro- 
poden sind  dieselben  Verhältnisse  vorhanden.  Der  Sinn  der  Orts  Verände- 
rungen hängt  von  ihrem  Ursprungsorte  und  der  Tageszeit  ab. 

4.  Unter  den  Strandcrustaceen  zeigen  die  Seesterne  Manegebewegungeu, 
aber  bei  den  meisten  Crustaceen  ruft  die  Entfernung  eines  Auges  ver- 
schiedene Rotationsbewegungen,  nicht  nur  Manegebewegungen,  sondern  auch 
Rotationsbewegungen  im  Kreisdurchmesser,  Rollbewegungen  oder  eine  mehr 
oder  weniger  permanente  Neigung  gegen  die  Vertikalebene  hervor.  Bei  den 
Krabben  (carcinus  maenas)  treten  nach  Entfernung  eines  Auges  häufig  Be- 
wegungen auf,  die  einer  vertikalen  Linie  oder  Fläche  folgen  und  eine  auf 
die  vorige  senkrechte  Richtung  zeigen.  Ja,  es  genügt  beim  Carcinus  das 
Passieren  einer  beschatteten  Fläche,  die  momentan  eines  seiner  Augen  ver- 
dunkelt, um  eine  Rotationsbewegung  um  seine  Achse  zu  erzeugen.  Beim 
Platyonichus  latipes  treten  nach  einer  ungleichen  Beleuchtung  beider  Augen 
sehr  häufige  Rotationsbewegungen  im  Kreisdurchmesser  auf. 

Diese  Tatsachen,  die  sich  in  gleicher  Weise  bei  den  Anneliden  und 
den  Mollusken  finden,  gestatten  in  einem  gewissen  Maße  die  Anziehung  und 
Abstoßung  durch  das  Licht,  die  Phototaxis  zu  verstehen. 

Auch  bei  Fischen  kanu  man  analoge  Erscheinungen  wie  bei  den 
Crustaceen  beobachten.  Wenn  man  ihnen  ein  Auge  entfernt,  so  krümmt 
sich  ihr  Köi-per  in  der  Achse  mit  der  Konkavität  nach  der  Seite  des 
erhaltenen  Auges,  und  die  Sagittalebene  ist  ebenfalls  nach  dieser  Seite  ge- 
neigt. Häufig  finden  sich  unmittelbar  nach  der  Verletzung  Rollbewegungen, 
die  kürzere  oder  längere  Zeit  persistieren. 

Camer^r  (23)  machte  verschiedene  willkürliche  Bewegungen  mit 
seinem  rechten  Arme  und  registrierte  dieselben  auf  einer  SchreibtrommeK 
Bei  der  Ausmessung  der  so  gewonnenen  Zeitkurven  zeigte  es  sich,  daß  bei 
einer  gewollten  gleichmäßigen  Bewegung  tatsächlich  eine  solche  zustande 
kam,  nur  daß  zu  Beginn  eine  leichte  Beschleunigung,  am  Ende  eine  leichte 
Verzögerung  zu  konstatieren  war.  Eine  gewollte  beschleunigte  Bewegung 
erwies  sich  nach  der  Kurve  als  eine  gleichförmig  beschleunigte.  Letztere 
ist  die  sparsamste  Art  der  Hirn-  und  Muskelarbeit. 

Camerer  (24)  legt  in  dieser  populär  gehaltenen  Schrift  seine  An- 
schauungen über  diesen  Gegenstand  nieder  und  bespricht  zunächst  den 
Dualismus  und  Monismus,  den  Willen  und  die  Bewegung,  den  Sinnesreiz 
und  die  Empfindung,  die  Entwicklungsstufen  von  Körper  und  Geist  und 
zwar  in  der  Zeit  vor  der  Geburt,  dann  von  der  Geburt  bis  zur  Zeit  der 
Reife,  den  Einfluß  des  Geschlechtsunterschiedes  im  Alter  der  Reife,  die 
Erziehung  der  Mädchen,  die  Ehe  und  nimmt  hier  speziell  Stellung  gegen 
das  Frauenstudium. 

Dubois  (28)  polemisiert  gegen  Giesbrecht,  der  dessen  Anschauung, 
die  Leuchtsubstanz  sei  lebendes  Protoplasma,  als  nicht  mehr  gültig,  ihn 
aber  selbst  als  einen  JS^eovitalisten  bezeichnete,  und  behauptet,  daß,  wenn 
sein  Gegner  alle  seine  Arbeiten  gelesen  hätte,  er  nicht  in  dieser  Weise 
gegen  ihn  aufgetreten  wäre.  Er  gibt  zu,  daß  mitunter  die  Erklärung  beob- 
achteter Tatsachen  mit  der  Entdeckung  neuer  in  Widerspruch   stehe,   aber 


Aligremeine  Physiologie  des  Nervensystems.  79* 

dies  komme  in  der  Entwicklung  der  Wissenschaft  stet«  vor.  Er  schreibt 
sich  das  Verdienst  zu,  die  Präge  der  Biophotogenese  aufgerollt  zu  haben. 
Seine  Untersuchungen  wurden  die  Grundlage  einer  Reihe  von  Arbeiten. 

Zum  Schlüsse  verteidigt  er  sich  gegen  den  Vorwurf,  als  Neovitalist 
angesehen  zu  werden. 

Dnbois  (29)  knüpft  an  eine  Äußerung  Giards  an,  der  von  einer 
alten  Schule  der  Physiologie  sprach,  woraus  auf  die  Existenz  einer  neuen 
Schale  geschlossen  werden  muß.  Er  wünscht  im  Interesse  der  Wissenschaft, 
daß  6iard  diese  neuen  Prinzipien  und  Methoden,  sowie  das  neue  Material 
bekannt  gebe,  und  erklärt  sich  zu  der  neuen  Richtung  bekehren  zu  lassen,, 
wenn  dieselbe  sich  als  vorteilhaft  erweisen  sollte. 

Fore  (41)  gibt  zunächst  eine  Definition  des  Gähnens.  Dasselbe  ist 
eine  lange  und  tiefe,  vom  Willen  unabhängige  Inspiration  mit  mehr  oder 
weniger  starker  Öffnung  der  Kiefer  und  gefolgt  von  einer  verlängerten 
Exspiration.  Es  handelt  sich  um  eine  krampfhafte  Kontraktion  aller 
Inspirationsmuskeln,  welche  durch  eine  vorhergehende  Periode  oberfläch- 
licher Atmung  erzeugt  ist 

Das  Gähnen  kann  verschiedene  Ursachen  haben:  Ermüdung,  Schlaf- 
bedürfnis, Langeweile,  Hunger,  schwierige  Verdauung,  Eintönigkeit  der 
Empfindungen.  Es  ist  ansteckend  und  kann  durch  den  Anblick  oder  durch 
das  Gehör  oder  durch  ein  Erinnerungsbild  hervorgerufen  werden. 

Nach  der  Besprechung  der  Ursachen  des  Gähnens  wendet  sich  der 
Autor  zum  Studium  der  Wirkung  des  Gähnens  auf  die  ergographische 
Arbeit.  Bei  seinen  Versuchen  trat  das  Gähnen  nie  während  der  ergo- 
graphischen  Arbeit,  sondern  immer  nur  während  der  Buhepausen  ein.  Zeigte 
sich  das  Gähnen  in  der  zweiten  Hälfte  der  Ruhepause,  so  war  es  von  einer 
deutlichen  Erniedrigung  der  Arbeit  gefolgt.  War  durch  die  Ermüdung 
bereits  an  und  für  sich  eine  Herabsetzung  der  Arbeit  erfolgt,  so  wurde  sie 
durch  das  Gähnen  noch  weiter  herabgedrückt.  In  allen  Fällen  folgte  dann 
auf  die  Verminderung  eine  Erhöhung  der  Arbeit,  außer  daß  sich  das  Gähnen 
wiederholte  und  dadurch  die  Herabsetzung  verlängerte. 

Pere  (40)  bezieht  sich  auf  seine  früheren  Untersuchungen,  in  denen 
er  nachwies,  daß  angenehme  Reize  eine  Steigerung,  unangenehme  eine  Herab* 
Setzung  der  willkürlichen  Tätigkeit  erzeugen.  Aus  dieser  Tatsache  kann 
man  erschließen,  daß  unangenehme  Reize  viel  stärker  sind,  zumal  man 
beobachtet,  daß  die  Summierung  mehrerer  angenehmer  Reize  genau  dieselbe 
Arbeitsherabsetzung  hervorruft,  wie  ein  unangenehmer  Reiz.  Man  kann  daher 
Toraussetzen,  daß  auch  der  Schmerz  eine  solche  Herabsetzung  erzeugt.  Die 
Versuche,  die  der  Autor  in  dieser  Richtung  unternahm,  bestätigten  diese 
Annahme. 

Zu  den  Versuchen  bediente  er  sich  des  Bloch  sehen  Sphygmometers, 
dessen  Pelotte  sehr  gut  dazu  dienen  kann,  einen  schmerzhaften  Druck  zu 
erzeugen.  Zunächst  wurde  der  Druck  auf  den  rechten  Vorderarm  studiert. 
Es  zeigte  sich  nun,  daß  bei  geringem  und  kurzem  Drucke  eine  ganz  leichte 
Steigerung  der  ergographischen  Arbeit  eintrat,  die  wieder  in  normaler  Zeit 
zurückging.  Dauerte  der  leichte  Druck  längere  Zeit,  wurde  die  Arbeit  ver- 
mindert und  die  Ermüdung  blieb  bestehen.  Wurde  der  Druck  stärker,  so 
steigerte  sich  das  Unvermögen  in  dem  Maße,  als  die  Dauer  zunahm.  Wenn 
aber  nach  einer  kurzen  Ruhepause  der  Druck  abermals  angewendet  wurde, 
so  wurde  die  Arbeitsleistung  verstärkt. 

Es  verhalten  sich  demnach  schmerzhafte  Reize  genau  so,  wie  unan- 
genehme oder  wie  häufige  oder  andauernde.  Wenn  aber  ein  schmerzhafter, 
herabsetzender  Reiz   seine  Wirkung   auf  die  Arbeit  verliert,    dann  steigert 


:80  Allgemeine  Physiologie  des  Nervensystems. 

•er  dieselbe.  Diese  Eigenschaft  yermindert  sich  mit  der  Zunahme  der  Dauer 
der  Reizung.  Man  kann  annehmen,  daß  der  Schmerz  unzertrennlich  mit 
der  Ermüdung  verbunden  ist,  letztere  also  eine  Vorbedingung  für  denselben 
darstellt. 

Pere  (52)  bringt  die  Krankengeschichte  eines  epileptischen  Knaben, 
der  von  gesunden  Eltern  abstammt  und  macht  fiir  die  Erkrankung  sexuelle 
Exzesse  der  Eltern  während  der  Schwangerschaft  verantwortlich.  Er  erwähnt, 
daß  die  sexuelle  Unenthaltsamkeit  während  der  Schwangerschaft  erfahrungs- 
gemäß nicht  nur  Frühgeburt  erzeugt,  sondern  auch  zu  Erkrankungen  und 
Degeneration  der  Frucht  führen  kann.  Man  kann  daher  den  im  Beginne  der 
Schwangerschaft  auftretenden  unbezwinglichen  Abscheu  des  Weibes  gegen 
den  Mann  als  eine  natürliche  Schutzvorrichtung  betrachten,  die  im  ganzen 
Tierreiche  zu  finden  ist. 

Fere  (43)  studierte  den  Einfluß  der  Ermüdung  auf  die  ergographische 
Arbeit  und  fand,  daß  willkürliche  Bewegungen,  mögen  sie  noch  so  gering 
sein,  eine  lange  Zeit  latente,  schließlich  manifest  werdende  Ermüdung  setzen. 
Letztere  ist  desto  stärker,  je  geringer  die  Arbeitsleistung  ist,  durch  die  sie 
erzeugt  wurde,  wenn  dieselbe  langdauernder  war.  Die  Zahl  der  Hebungen 
nahm  in  dem  Maße  ab,  als  die  Größe  des  Gewichtes  zunahm,  die  Arbeit 
stieg  aber  dabei  bis  zu  4  kg  und  nahm  von  da  wieder  ab.  Die  Dauer 
der  Arbeit  wirkte  in  geringerem  Grade  herabsetzend,  als  die  Größe  des 
Gewichtes  steigernd. 

Fere  (42)  untersuchte  den  Einfluß  einer  vorangehenden  geistigen  Vor- 
stellung einer  Bewegung  auf  die  nachfolgende  ergographische  Arbeit  Der 
Effekt  war  verschieden,  je  nach  der  Schwere  des  Gewichtes,  das  man  sich 
bei  der  fiktiven  Hebung  vorstellte. 

Zunächst  stellte  er  sich  vor,  während  einer  Minute  jede  Sekunde  ein 
Gewicht  von  3  kg  zu  heben.  In  der  darauffolgenden  Sekunde  wurde  dann 
das  wirkliche  Gewicht  hoch  gehoben^  aber  in  der  nächsten  Sekunde  war 
schon  die  Hubhöhe  eine  unbedeutende.  Nach  einer  Pause  von  18  Minuten 
war  die  Arbeitsleistung  wieder  normal  geworden. 

Die  Vorstellung  von  5  kg  mußte  wegen  der  Unmöglichkeit,  dieselbe 
weiter  fortzusetzen,  schon  nach  25  Sekunden  abgebrochen  werden.  Die 
darauffolgende  wirkliche  Hebung  des  Gewichtes  von  3  kg,  die  erst  nach 
Ablauf  der  ersten  Minute  versucht  wurde,  ergab  trotz  der  Ruhepause  von 
35  Sekunden  eine  sehr  geringe  Hubhöhe,  und  auch  nach  einer  Pause  von 
18  Minuten  zeigte  sich  noch  eine  Ermüdung  in  Form  eines  sehr  schwachen 
Ergogramms. 

Auch  die  Vorstellung  der  Hebung  eines  Gewichtes  von  4  kg  mußte 
nach  30  Sekunden  abgebrochen  werden.  Nach  einer  Pause  von  30. Sekunden 
wurde  die  wirkliche  Hebung  versucht.  Dieselbe  fiel  sehr  schwach  aus,  und 
ebenso  w^ar  noch  nach  einer  Pause  von  18  Minuten  die  Ermüdung  deutlich. 

Die  Vorstellung  der  Hebung  von  2  und  1  kg  hatte  eine  Steigerung  der 
Arbeitsleistung  bei  der  nachfolgenden  wirklichen  Hebung  zur  Folge. 

Es  zeigte  sich  demnach,  daß  die  durch  die  fiktive  Hebung  erzeugte 
Ermüdung  nicht  proportional  der  Größe  des  Gewichtes  verläuft,  sondern  sehr 
wechselnd  ist.  Die  Vorstellung  der  Hebung  schwerer  Gewichte  setzt  eine 
bis  zur  völligen  Erschöpfung  gehende  Ermüdung  voraus. 

Fere  (45)  untersuchte  die  Reaktionszeit  an  den  Fingern  beider  Hände 
bei  einem  67jährigen  Klavierlehrer,  der  behufs  weiterer  Vervollkommnung 
im  Klavierspiele  nach  Paris  gekommen  war.  Er  konstatierte  zunächst,  daß 
die  Reaktionszeit  an  den  Fingern  der  linken  Hand  kleiner  war,  als  an  denen 
der  rechten,   eine  Beobachtung,   die  er  übrigens  häufig  bei  Klavierspielern 


Allgemeine  Physiologie  des  NerveDsystems.  81 

gemacht  hatte,  —  femer  stellte  er  fest,  daß  die  Reaktionszeit  mit  der  Zu- 
nahme der  Schnelligkeit  und  der  Größe  der  Bewegungen  und  der  zu- 
nehmenden Kenntnis  Ton  der  Stellung  der  Finger,  abnahm,  d.  h.  die  Senaibi- 
lität  wuchs. 

Er  sieht  in  dieser  Beobachtung  den  Beweis,  daß  die  Erziehung  in 
gewissem  Sinne  auch  in  späterem  Alter  noch  etwas  leisten  kann. 

Pere  (32)  studierte  die  Rolle  der  Blickbewegungen  bei  der  Arbeit 
am  Ergographen,  indem  er  einige  gut  gekannte  Illusionen  untersuchte. 

Von  zwei  geraden,  parallelen,  gleichlangen  Linien,  Ton  denen  die  eine 
durch  kurze  senkrechte  Linien  geteilt  ist,  erscheint  letztere  viel  länger.  Den 
Einfluß  dieser  Illusion  studierte  der  Autor,  indem  er  diese  Linien  in  der 
Entfernung  Ton  5  m  von  der  Versuchsperson  anbringen  ließ.  Letztere  hatte 
den  Auftrag,  mit  dem  rechten  Mittelfinger  jede  Sekunde  3  kg  bis  zum  voll- 
standigen  Unvermögen  zu  heben  und  nach  einer  Ruhepause  von  18  Minuten 
wieder  eine  Hebung  zu  machen. 

Wenn  der  Versuch  ohne  Vorbereitung  gemacht  wurde,  war  das  erste 
Ergogramm  konstant  und  das  zweite  nach  der  Ruhepause  gleich  dem  ersten. 
Wenn  aber  der  ergographischen  Arbeit  unmittelbar  ein  Hin-  und  Herpendeln 
der  Blickrichtung  längs  der  ungeteilten  Linie  während  20  Sekunden  voran- 
gegangen war,  stieg  die  Arbeit,  und  wenn  das  Auge  über  die  geteilte  Linie 
hinschweifte,  nahm  noch  die  Arbeit  im  ersten  Ergogramm  zu. 

Wenn  die  vorhergehenden  Augenbewegungen  nuj:  eine  leichte  Reizung 
setzten,  so  daß  die  Arbeitsleistung  unter  10  kg  blieb,  genügte  die  Ruhepause 
Ton  18  Minuten,  um  das  zweite  Ergogramm  dem  ersten  wieder  gleich  zu 
machen.  War  aber  die  Reizung  eine  stärkere,  blieb  auch  nach  einer  Ruhe- 
pause von  18  Minuten  die  Ermüdung  bestehen.  Wenn  aber  die  Blickbe- 
weguDgen  längs  der  geteilten  Linie  längere  Zeit  fortgesetzt  wurden,  riefen 
sie  sofort  eine  Ermüdung  hervor. 

Weitere  Versuche  wurden  mit  geraden  Linien  unternommen,  deren 
beide  Enden  durch  je  zwei  im  Winkel  aneinanderstoßende  kurze  Linien 
begrenzt  waren.  Die  Winkel  waren  einmal  gegen  die  Mitte,  ein  andermal 
in  der  Richtung  der  Verlängerung  der  Geraden  offen.  Die  Bewegung  der 
Blickrichtung  längs  der  zweiten  Linie  wirkte  zwar  viel  stärker  erregend, 
andererseits  aber  auch  viel  stärker  hemmend. 

Interessant  waren  auch  die  Resultate,  die  er  erhielt,  wenn  er  den  Blick 
längs  der  Schenkel  eines  Winkels  gleiten  ließ.  Je  mehr  sich  der  Winkel 
öffiiete,  desto  stärker  äußerte  sich  die  Ermüdung,  und  zwar  war  dies  in  den 
Fällen,  in  den  der  Scheitel  des  Winkels  nach  unten  sah,  viel  ausgesprochener, 
als  in  den  entgegengesetzten  Fällen. 

Pere  (47)  wiederholte  zunächst  seine  früheren  Versuche  über  den 
Einfluß  der  Stellung  nach  verschiedenen  Himmelsrichtungen  auf  .die  ergo- 
graphische  Arbeit  und  konnte  seine  früheren  Angaben  bestätigen.  Beim 
Schauen  nach  Süden  ist  die  Arbeit  gering,  nach  Norden  größer,  noch  größer 
nach  West  oder  Ost.  Genau  dasselbe  relative  Verhalten  zeigte  sich  bei 
Terdeckung  der  Augen,  nur  daß  in  letzterem  Falle  die  Anfangsarbeit  eine 
nel  geringere  war. 

Weitere  Untersuchungen  waren  dem  Studium  des  Einflusses  partieller 
Sonnenfinsternis  auf  die  ergographische  Arbeit  gewidmet. 

Schließlich  untersuchte  der  Autor  den  Einfluß  des  Rhythmus  der 
Hebungen  auf  die  ergographische  Arbeit  bei  verschiedener  Orientation. 

Pere  (33)  hatte  Gelegenheit,  bei  einem  Knaben,  den  er  behufs  Unter- 
suchung entkleiden  ließ,  die  Ausdehnung  einer  zufällig  eingetretenen  Scham- 
röte zu  beobachten.      Dieselbe   erstreckte   sich   rasch   über   Gesicht,    Hals, 

Jahresbericht  f.  Neurologie  und  Psychiatrie  I90ö.  ^ 


S2  AUgemeiue  Physiologie  des  Nerveosystems. 

Brust,  Bauch  und  Extremitäten,  sowohl  vorne  als  hinten.  Sie  bedeckte 
gleichmiäßig  den  ganzen  Körper  mit  Ausnahme  der  Hände  bis  zum  Daumen 
und  der  Füße  bis  zum  Knöchel  und  verschwand  nach  einigen  Sekunden  bis 
auf  das  Gesicht,  das  rot  blieb. 

Fere  (34)  erwähnt  eigene  Beobachtungen,  wo  nach  Kitzeln  schwere 
Störungen  auftreten,  bei  einem  Knaben  ein  epileptischer  Anfall,  bei  einem 
Mädchen  eine  Chorea,  in  einem  anderen  Falle  neurasthenische  Beschwerden. 
Im  Anschluß  daran  zitiert  er  auch  fremde  Beobachtungen,  nach  denen  Herz* 
Störungen,  ja  sogar  der  Tod  eingetreten  sein  soll.  Dies  alles  selbst  bloß 
nach  einer  Androhung  des  Kitzeins. 

Verf.  sucht  dann  das  Kitzeln  zu  analysieren.  Nur  eine  leichte  Be- 
rührung ohne  Druck  ruft  die  Wirkung  hervor.  Letztere  hängt  auch  davon 
ab,  ob  das  Individuum  überrascht  wird  oder  nicht.  Ermüdung  steigert  die 
Erregbarkeit.  Rhythmische,  rasche  Bewegungen  sind  weniger  wirksam,  als 
irreguläre.  Erstere  erzeugen  eine  angenehme  Eknpfindung,  wie  eine  Lieb* 
kosung,  letztere  mehr  eine  Qual.  Die  Intensität  der  Wirkung  steigt  bei 
erregbareren  Personen  und  an  erregbareren  Stellen.  Bei  verschiedeneu 
Individuen  sind  gleiche  Stellen  mehr  oder  weniger  erregbar.  Die  erreg- 
barsten sind  meist  die  mit  Nerven  am  stärksten  versorgten,  die  Nasenlöcher, 
die  Gehörgänge,  die  Lippen,  die  Fußsohlen,  die  Handflächen,  die  vordere 
Fläche  des  Halses,  die  Hüften  usw.  Bei  manchen  Individuen  sind  aber  die 
weniger  sensiblen  Zonen  stärker  erregbar,  wie  z.  B.  die  Seiten,  der  Bauch, 
der  Kücken  oder  die  Hinterflächen  der  Extremitäten. 

Die  Erregbarkeit  nimmt  mit  dem  Alter  ab. 

Während  das  psychische  Lachen  in  einer,  ursprünglich  im  Gesichte 
lokalisierten  Zusammenziehung  besteht,  folgt  das  mechanische  Lachen  beim 
Kitzeln  krampfhaften  Bewegungen,  die  sich  verallgemeinern  und  oft  auf  das 
Gesicht  übergreifen. 

Um  sich  über  die  Wirkung  des  Kitzeins  Rechenschaft  zu  geben,  prüfte 
der  Autor  dessen  Reaktion  auf  die  ergographische  Arbeit.  Der  Kitzel 
wurde  dabei  durch  Hin-  und  Herfahren  mit  einem  Borstenpinsel  erzeugt. 
War  die  Reizung  kurzdauernd,  so  vergrößerte  sie  die  Arbeit.  Überstieg  ihre 
Dauer  20  Minuten,  so  rief  sie  eine  Herabsetzung  hervor.  Je  empfindlicher 
die  gekitzelte  Regiou  war,  desto  stärker  war  die  Steigerung,  aber  auch  die 
nachträgliche  ErniedriguDg. 

Fere  (51)  fand,  daß  eine  Arbeitsleistung  von  immer  langsamerem 
Rhythmus  eine  immer  größere  Arbeit  liefert,  und  zwar  bis  zu  einem  Rhythmus 
von  10  Sekunden.  Man  sollte  nun  glauben,  daß  bei  diesem  Rhythmus  eine 
unbegrenzte  Arbeit  möglich  ist.  Dem  ist  aber  nicht  so.  Es  tritt  nämlich 
auch  da  eine  Ermüdung  ein,  die  aber  zu  gering  ist,  um  manifest  zu  werden, 
bis  sie  nach  einiger  Zeit  plötzlich  in  Erscheinung  tritt. 

Fere  (48)  verglich  die  Arbeitsleistung  am  Ergographen  beim  Sitzen 
und  beim  Stehen.  Er  konstatierte,  daß  im  ersten  Falle  die  Arbeit  zu  Beginn 
geringer  war,  dann  aber  bloß  wenig  abnahm  und  zum  Sclüusse  noch  genug 
groß  war,  w^ährend  im  zweiten  Falle  anfangs  die  Arbeit  sehr  groß  war,  bis 
zum  16.  Ergograram  in  dieser  Höhe  anhielt,  dann  aber  rasch  sank,  daß  also 
durch  das  Stehen  während  einer  kurzen  Periode  die  Arbeit  begünstigt  wurde, 
dann  aber  eine  starke  Ermüdung  eiutrat. 

Fere  (49)  unternahm  Versuche,  um  den  Einfluß  vorangehender  Im- 
mobilisierung auf  die  ergographische  Arbeit  festzustellen.  Dabei  muß  man 
zweierlei  Arten  von  Inmiobilisierung  unterscheiden:  Eine  tonische,  wie  z.  B. 
die  Habt-Acht-Stellung  beim  Soldaten,  die  in  Wirklichkeit  eine  starke 
Tätigkeit   darstellt.     Sie   ist,   wenn  sie  nicht  lange  dauert,   im  stände,   eine 


Allgemeine  Physiologie  des  NerveDsystems.  83 

sehr  rasche,  energische  und  präzise  Bewegung  vorzubereiten.  Dauert  sie 
aber  lange,  erzeugt  sie  eine  Ermüdung,  die  die  Größe  der  Arbeit  herabsetzt. 

Die  zweite  Art  ist  die  atonische  oder  schlaffe  Immobilisierung,  die  den 
Schlaf  and  die  Ruhe  charakterisiert.  Auch  sie  kann,  wenn  sie  länger  dauert, 
die  Arbeitskapazität  vermindern. 

Den  Einfluß  der  letzteren  wählte  der  Autor  als  Untersuchungsobjekt 
und  fand,  daß  die  Immobilisierung,  wenn  sie  sehr  kurz  war,  die  Arbeit  nicht 
beeinflußte.  Dauerte  aber  die  Immobilisierung  fünf  Minuten,  so  zeigte  sich 
zunächst  ein  Anschwellen  der  Arbeit,  dem  bei  weiterer  Verlängerung  der 
Immobilisiemngszeit  wieder  ein  Abschwellen  folgte.  Im  weiteren  Verlaufe 
der  Arbeit  konstatierte  er  aber  bei  kurzdauernder  Immobilisierung  eine 
allmählich  zunehmende  Ermüdung,  während  bei  länger  dauernder  Immobili- 
derong  nach  der  ursprünglichen  Herabsetzung  wieder  eine  starke  Steigerung 
der  Arbeit  erfolgte. 

Pere  (50)  knüpft  an  seine  früheren  Versuche  an,  welche  zeigten,  daß 
sowohl  durch  sensible,  als  auch  durch  toxische  Reize  eine  vorübergehende 
Steigerung  der  Arbeit  erzeugt  wird,  der  eine  um  so  schnellere  und  tiefere 
Ermüdung  folgt,  je  größer  die  ursprüngliche  Steigerung  war.  Die  schwachen 
Reize  zeigten  sich  am  geeignetsten,  die  Arbeit  zu  verlängern,  während  die 
starken  Ermüdung,  begleitet  von  Schmerz,  erzeugten.  Im  allgemeinen  be« 
Bchleanigten  die  Reize  die  Ermüdung,  nur  daß  die  schwachen  weniger  rasch 
wirkten.  Auf  Grund  dieser  Tatsachen  sucht  der  Autor  jene  Methode  zu 
ergründen,  welche  die  Arbeit  am  dauerndsten  und  angenehmsten  macht,  die 
Ermüdung  am  meisten  hinausschiebt. 

Eine  Art  besteht  darin,  daß  man  den  Rhythmus  der  Hebungen  ver- 
laQgsamt  Auf  diese  Weise  wird  die  Arbeitsdauer  verlängert,  aber  plötzlich 
tritt  Ermüdung  ein.  Eine  andere  Art  beruht  darauf,  daß  man  vor  Eintritt 
der  vollständigen  Ermüdung  die  Arbeit  abbricht,  um  sie  nach  einer  Ruhe- 
pause wieder  aufzunehmen.  Dieses  Haushalten  mit  der  Arbeitsleistung  be- 
günstigt nicht  nur  eine  Vergrößerung  des  Arbeitseffektes,  sondern  hält  auch 
die  Amplitude  der  Bewegungen  lange  Zeit  auf  gleicher  Höhe,  ebenso  deren 
Schnelligkeit  und  Exaktheit. 

Pere  (36)  untersuchte  weiter,  inwiefern  die  Art  des  Kitzeins  Einfluß 
auf  die  ergographische  Arbeit  hat,  indem  er  das  einemal  mit  dem  Borsten- 
pinsel an  verschiedenen  Stellen  in  querer  Richtung,  das  anderem al  in  der 
Quer-  und  Längsrichtung  hin  und  her  strich. 

In  den  ersten  Fällen  zeigte  es  sich,  wie  in  früheren  Versuchen,  daß 
sich  die  Steigerung  der  Arbeit  nicht  proportional  der  Reizungsdauer  erhob, 
und  daß,  wenn  die  Reizung  so  lange  dauerte,  daß  die  Arbeit  bedeutend  ab- 
geschwächt wurde,  die  Ermüdung  nicht  mehr  gleichmäßig  zunahm.  Die 
Monotonie  schwächte  die  steigernde  Wirkung  ab. 

Wenn  die  Reizung  in  einer  weniger  monotonen  Weise  erfolgte  (Streichen 
in  der  Quer-  und  Längsrichtung),  erhielt  man  in  einer  kürzeren  Zeit  eine 
viel  stärkere  Ermüdung. 

Pere  (36)  beobachtete,  daß,  wenn  eine  Tätigkeit  infolge  irgend  eines 
Beizes  erschöpft  war,  dieser  selbe  Reiz  weiter  nur  eine  minimale  und  schnell 
Toröbergehende  Wirkung  hatte,  während  andere  Reize,  namentlich  auf  dem 
Gebiete  anderer  Sinne,  eine  bedeutende  und  langdauernde  Steigerung  der 
Arbeit  erzeugten.  Der  unmittelbare  Effekt  dieser  wechselnden,  aufeinander 
folgenden  Reize  zeigte  oft  eine  desto  größere  Arbeitssteigerung,  je  größer 
die  Ermüdung  war.  Unangenehme  Reize  setzten  die  Arbeit  herab,  wenn 
«ie  während  der  Ruhepause  appliziert  wurden,  und  steigerten  sie,  wenn  sie 

6* 


84  Allgemeine  Physiologie  des  Nervensystems. 

während  der  Ermüdung  einwirkten.  Angenehme  Reize  gaben  eine  geringere 
Steigerang  der  Arbeit  nach  der  Ruhepause  als  während  der  Ermüdung. 

Wenn  nach  der  ersten  Arbeitsleistung  eine  bestimmte  Ruhepause  ge- 
nügte, um  die  Höhe  der  normalen  Arbeit  wieder  herzustellen,  zeigte  eine 
neue  Reizung  nach  derselben  Pause  eine  gesteigerte  Erregbarkeit.  Die 
Pause  also,  die  genügte,  ,um  die  Größe  der  Arbeit  wieder  herzustellen, 
reichte  nicht  aus,  um  die  Übererregbarkeit  zu  unterdrücken. 

Aufeinander  folgende  Reize  ohne  Arbeit  dazwischen  gaben  ganz  ver- 
schiedene Resultate.  Die  Erfahrung  lehrte,  daß  zwei  verschiedene  Reize 
sich  summieren  und  Ermüdung  erzeugen.  Ein  unangenehmer  herabstimmen- 
der Reiz  wirkte  noch  herabstimmender,  wenn  ihm  ein  angenehmer,  arbeit- 
steigeruder  Reiz  vorangegangen  war  oder  folgte.  Zwei  aufeinander  folgende 
angenehme  Reize  setzten  die  Arbeitsgröße  herab,  obwohl  sie  jeder  für  sich 
dieselbe  steigerten. 

Der  Autor  prüfte  nun  die  Reaktion  auf  einige  Reize  mit  dem  Ergo- 
graphen. 

Als  Reize  wurden  angewendet:  Riechen  an  einem  Fläschchen  mk  einer 
riechenden  Flüssigkeit,  Absinthessenz,  mit  der  ein  Filtrierpapierstückchen 
befeuchtet  und  auf  die  Zunge  gelegt  wurde.  Streichen  mit  einem  Borsten- 
pinsel am  Vorderarm,  Drack  auf  die  Augen. 

Es  zeigte  sich,  daß  die  Wirkung  einer  unangenehmen  Reizung  durch 
eine  angenehme  nicht  aufgehoben  wurde.    Das  Resultat  war  eine  Depression. 

Pere  (37)  studierte  die  Dauer  der  Einwirkung  der  geistigen  Vor- 
stellung einer  Bewegung  auf  die  durch  diese  Bewegung  erzeugte  Arbeits- 
leistung. Der  Versuch  bestand  darin,  sich  die  Beugebewegung  des  rechten 
Mittelfingers,  der  3  kg  hebt,  jede  Sekunde  vorzustellen  und  nach  der 
20.  Vorstellung  diese  Bewegung  mehrere  Minuten  hindurch  auszuführen. 

Die  vorhergehende  Vorstellung  vermehrte  die  Arbeit.  Diese  Wirkung 
war  am  deutlichsten,  wenn  die  wirkliche  Arbeit  nicht  früher  als  nach  einer 
oder  zwei  Minuten  nach  der  imaginären  Arbeit  begann.  Wartete  man 
länger,  bis  zu  7  Minuten,  nahm  die  Arbeit  ab,  und  wurde  die  Wartezeit 
noch  verlängert,  wurde  die  Arbeit  wieder  normal. 

Nachdem  Fere  (38)  die  Wirkung  zweier  aufeinander  folgender  Reize 
auf  die  ergographische  Arbeit  studiert  hatte,  versuchte  er  die  Wirkung 
zweier  gleichzeitig  einwirkender  Reize  zu  ermitteln. 

Als  Reiz  wurde  eine  ganz  kleine  Zinkplatte  verwendet,  die  in  Wasser 
auf  60®  erwärmt  und  auf  den  Vorderarm  gelegt  wurde.  Dieser  Reiz  allein 
war  so  schwach,  daß  er  kaum  eine  größere  als  die  normale  Arbeitsleistung 
erzeugte  und  die  Ermüdung  in  der  normalen  Zeit  wieder  rückgängig  machte. 
Wenn  aber  dieser  Reiz  mit  einem  anderen  schwachen  (Streichen  mit  einem 
Borstenpinsel)  kombiniert  wurde,  erhielt  man  eine  Steigerang  der  Arbeit, 
die  freilich  auch  gering  war.  Wenn  aber  beide  Reize  stark  waren,  erhielt 
man  eine  Herabsetzung  der  Arbeit  nicht  nur  unmittelbar  nach  der  Reizung, 
sondern  auch  nach  einer  Ruhepause,  die  hinreichend  war,  die  normale 
Arbeitsleistung  wieder  herzustellen. 

Pere  (39)  beschäftigte  sich  mit  der  Wirkung  von  Giften  auf  die 
ergographische  Arbeit.  Es  ist  bekannt,  daß,  wenn  ein  Mensch  unter  dem 
Einflüsse  eines  Giftes  arbeitet,  eine  neuerliche  gleiche  Dosis  eine  neuerliche 
und  stärkere  Wirkung  hat  als  die  erste.  Diese  Steigerang  könnte  als  Aus- 
druck einer  Kumulation  des  Giftes  aufgefaßt  werden.  Wenn  man  aber  die 
Wirkung  der  gleichen  Dosis  der  gleichen  Substanz  vergleicht,  wenn  man 
sie   einmal  während  der  Ruhepause,   das  andere  Mal  nach  der  Arbeit  dax- 


Allgemeine  Physiologie  des  Nervensystems.  35 

reicht,  so  sieht  man,  daß  in  letzterem  Falle  eine  viel  stärkere  Wirkung 
eneugt  wird.     Diese  Reaktion  maß  der  Autor  am  Ergographen. 

5  Minuten  nach  Darreichung  von  1  g  Bromkalium  (in  einer  Kapsel^ 
am  den  Geschmack  zu  vermeiden)  wurde  eine  normale  Arbeitsleistung 
erzielt  5  Minuten  später  zeigte  ein  zweiter  Versuch  eine  deutliche  Steige- 
roDg  der  Arbeitsleistung.  Einige  Tage  später  zeigte  nach  einer  Arbeit 
unter  dem  Einflüsse  zweier  gleichzeitiger  sensorischer  Reize  schon  die  erste 
Leistung  5  Minuten  nach  Darreichung  derselben  Dosis  eine  bedeutende 
Steigerung.  Diese  Unschädlichkeit  des  Bromkaliums  war  auch  bei  höheren 
Dosen  zu  konstatieren.  Wenn  aber  5  Minuten  nach  Darreichung  von  6  g 
Bromkalium  die  Arbeit  begonnen  wurde,  ergab  die  Arbeitsleistung  eine  be- 
deutende Herabsetzung,  die  nach  8  Minuten  noch  stärker  wurde.  Aber 
nach  einer  Arbeit  unter  dem  Einflüsse  von  zwei  gleichzeitigen  sensiblen 
Reizen  zeigte  die  erste  Arbeitsleistung  6  Minuten  nach  Darreichung  der- 
selben Dosis  eine  deutliche  Steigerung.  Die  Steigerung  hatte  die  Herab- 
setzung, die  in  den  Versuchen  mit  Darreichung  der  toxischen  Substanz  in 
der  Ruhepause  erzielt  wurde,  überkompensiert. 

Auch  das  Veronal  wirkte  verschieden,  je  nachdem  das  Individuum  in 
Ruhe  ist  oder  gearbeitet  hat. 

In  einem  Versuche  ließ  der  Autor  nach  einer  unter  dem  Einfluß  von 
drei  gleichzeitigen  sensiblen  Reizen  ausgeführten  Arbeit  und  zwar  5  Minuten 
nach  dem  zweiten  Ergogramm  0,25  g  Veronal  in  einer  Kapsel  nehmen. 
5  Minuten  später  stieg  die  Arbeit  mäßig  an.  Einige  Tage  später  wurde  in 
der  Ruhe  5  Minuten  vor  der  Arbeit  dieselbe  Dosis  genommen.  Hierauf 
sank  die  Arbeit  bedeutend  herab. 

Ganz  analoge  Resultate  gab  ein  Valeriana- Extrakt. 

Die  Versuche  lehrten  demnach,  daß  beruhigende  Mittel  in  kleinen 
Dosen  anfangs  eine  mehr  oder  weniger  erregende  Wirkung  haben,  die  stärker 
ist,  wenn  die  betreffende  Substanz  nach  der  Arbeit  dargereicht  wird. 

Die  Methode  von  Frey,  welche  Fontana  (53)  zur  Feststellung  der 
kutanen  Schmerzempflndlichkeit  anwendet,  besteht  darin,  daß  mit  verschieden 
laugen  Tierhaaren  von  verschiedenem  Querschnitt  gearbeitet  wird.  Das  freie 
Ende  des  Haares  ist  mit  einem  kleinen  Holzstückchen  versehen  und  mit 
einer  Präzisionswage  senkrecht  verbunden  und  hebt,  je  nach  seiner  Länge 
und  dem  Querschnitt,  ein  Gewicht  verschiedener  Größe,  bis  es  sich  zu  biegen 
beginnt.  Das  Maximum  des  gehobenen  Gewichtes  wird  in  g  ausgedrückt, 
und  der  Qaotient  aus  diesem  und  der  transversalen  Durchschnittsfläche  des 
Haares  gibt  in  g/mm*  die  Größe  des  Druckes  an.  Frey  suchte  durch  seine 
Methode  zu  erweisen,  daß  den  Schmerzpunkten  der  Hautoberfläche  ebenso- 
Tiele  spezifische  Organe  für  Schmerzempfindung  entsprechen  müssen  und  auf 
1  cm*  etwa  100 — 200  konmien.  Wenn  ihr  Schwellwert  an  bestimmten 
Gegenden,  etwa  der  Cornea,  0,2  gr/mm*  ist,  so  erreicht  er  an  den  Finger- 
spitzen 300  g/mm*.  F.  fand  nun  durch  Vergleiche  bei  verschiedenen  Indi- 
Tidnen  an  ein  und  derselben  Hautstelle,  speziell  der  regio  frontalis  sinistra 
anterior  den  Schwellwert  37 — 40  g/mm^,  im  allgemeinen  jedoch  zwischen 
28—55  schwankend,  was  er  damit  erklärt,  daß  überhaupt  normalerweise 
die  Schmerzempfindung  bei  den  verschiedenen  Individuen  zu  schwanken 
pflegt.  (Bendix.) 

Als  neugewählter  Präsident  der  New- Yorker  neurologischen  Gesellschaft 
tritt  Fraenkel  (54)  in  seiner  Antrittsrede  dem  jetzt  in  der  Neurologie 
temchenden  Pessimissmus  entgegen  und  versucht  weitgehende  Ausblicke 
fc  die  Zukunft  dieses  Zweiges   der  Medizin  zu  eröffnen.     Als  passendstes 


86  Allgemeine  Physiologie  des  NerrensvBtems. 

Thema   für  diesen  Zweck  wäMt  er   die  Beziehungen   des   somatischen  und 
autonomen  Nervensystems  zur  Pathologie  der  vegetativen  Funktionen. 

Er  gibt  eine  übersichtliche  Darstellung  aller  bekannten  trophischen 
sekretorischen  und  vasomotorischen  Störungen  und  zieht  in  den  Bereich 
seiner  Betrachtungen  die  Störungen  der  Drüsen  mit  innerer  Sekretion  und 
ihre  Folgen,  deren  Beziehung  zum  Nervensystem  er  zu  beweisen  sucht 

Gelle  (55)  vertritt  die  Anschauung,  daß  bei  der  Reform  der  Ortho- 
graphie physiologische  Argumente  geltend  zu  machen  seien,  da  die  Sprache 
in  das  Gebiet  der  Physiologie  gehört  und  die  Orthographie  eine  getreue 
Reproduktion  der  gesprochenen  Laute  sein  soll. 

Nun  hatte  man  das  Bestreben,  die  Orthographie  durch  Weglassen  von 
Schriftzeichen,  die  man  für  überflüssig  hielt,  zu  vereinfachen.  Dabei  besteht 
aber  die  Gefahr  der  Eintönigkeit,  der  Einförmigkeit,  d.  h.  des  Fehlens  des 
Charakters,  der  der  Sprache  Leben  gibt.  Die  heutigen  Mittel  der  Ortho- 
graphie reichen  bei  weitem  nicht  heran  an  die  Sprache;  wozu  dieselben 
noch  einschränken? 

Die  artikulierte  Sprache  ist  eine  Aufeinanderfolge  von  Lauten  und 
Ruhepausen.  Letztere  stellen  die  Zeit  dar,  innerhalb  welcher  der  phonie- 
repde  Luftstrom  unterbrochen  oder  abgeschwächt  ist  durch  Verschluß  oder 
Verengerung  des  Lautkanals.  In  diesem  Momente  bilden  sich  die  zur 
Phonation  nötigen  Muskelkontraktionen  aus.  Dieselben  brauchen  eine  gewisse 
Zeit,  und  die  Lautstille  markiert  diese  Zeit,  die  verschieden  ist,  je  nachdem 
der  motorische  Effekt  einfach  oder  zusammengesetzt,  schnell  oder  verlangsamt 
ist.  Die  artikulatorischen  Bewegungen  sind,  wie  jede  motorische  Aktion, 
durch  den  Willen  beeinflußbar. 

Diese  physiologische  Analyse  zeigt  also,  daß  auch  die  durch  die  ortho- 
graphischen Zeichen  umgebildeten  Konsonanten  eine  Bewegung  darstellen, 
und  die  Orthographie  sollte  so  gut  als  möglich  diese  Zeiten  und  diese  arti- 
kulatorischen Bewegungen  kenntlich  machen. 

An  der  Hand  von  einigen  Beispielen  zeigt  der  Autor  mittelst  graphi- 
scher Verzeichnung,  wie  wichtig  die  Anwendung  von  Doppelkonsonanten 
oder  von  zwei  nicht  verschmelzbaren  Konsonanten  ist,  daß  durch  dieselben 
angezeigt  wird,  mit  größerer  Ausdruckskraft  zu  sprechen.  Er  erwähnt  ferner, 
daß  das  aspirierte  h  den  Charakter  des  Durchdringenden  und  des  Rauhen 
aufprägt  und  der  Leser  sich  von  den  orthographischen  Zeichen  leiten  lassen 
soll,  wenn  er  Geschriebenes  lesen  will,  um  das  Leben  dem  wiederzugeben, 
was  er  dem  Papier  anvertraut  hat.  Die  Orthographie  soll  eben  eine  beschei- 
dene Dienerin  der  Sprache  sein  und  hat  daher  die  Pflicht,  die  Übertragung 
zu  sichern. 

Die  Lautartikulationen  sind  die  Manifestationen  der  motorischen  Energie 
und  der  Lebendigkeit  der  Sprache.  Deshalb  sollte  man  eher  bestrebt  sein, 
die  Schriftzeichen,  die  ein  besseres  Bild  der  Laute  geben  können,  zu  ver- 
mehren, als  einzuschränken. 

Giesbrecht  (56)  polemisiert  gegen  Dubois,  der  in  widerspruchsvoller 
Weise  die  Leuchtkraft  der  Lebewesen  bald  für  eine  physikalisch-chemische 
Eigenschaft,  bald  für  einen  physischen,  vitalen  Vorgang  nachzuweisen  suchte. 
In  seiner  letzten  Arbeit  über  die  Vakuoliden  führte  D.  aus,  daß  die  Leucht- 
kraft derselben  auf  einem  Atmungsprozeß,  respektive  Sauerstoffbedürfnis 
beruhe.  (Bendia.) 

Haberlandt  (58)  verteidigt  gegenüber  Bütschli  den  von  ihm  in 
einem  Vortrage  gebrauchten  Ausdruck  von  Sinnesorganen  von  Pflanzen  fiir 
deren  Perzeptionsorgane  und   rechtfertigt   diese  Nomenklatur  dadurch,   daß 


Allgemeine  Physiologie  des  Nervensystems.  37 

Sinnesorgane  physiologisch  betrachtet  zur  Anslösnng  von  Reizbewegangen, 
p^chologisch  betrachtet  zur  Auslösung  von  Bewuftseinsvorgängen  dienen. 

In  England  hat  sich  eine  Gesellschaft  gebildet,  die  es  sich  zur  Auf- 
gabe machte,  eine  gleichmäßige  Einübung  beider  Hände  bei  den  täglichen 
Verrichtungen  zu  propagieren.  Harman  (61)  nimmt  zu  derselben  Stellung. 
Bevor  er  aber  ein  Urteil  über  die  Berechtigung  solcher  Bestrebungen  ab- 
gibt, entwickelt  er  seine  Anschauung,  wie  wir  zu  der  sog.  Eechtshändigkeit 
gekommen  sind,  und  ob  eine  solche  überhaupt  besteht. 

"Wenn  wir  die  phylogenetische  Entwicklung  überblicken,  so  sehen  wir, 
daß  alle  Extremitäten  zunächst  in  gleicher  Weise  als  bilaterale  Knospen 
an  der  Körperwand  entstanden  sind  und  übereinstimmende  Bewegungen 
zeigen,  wie  z.  B.  bei  den  "Wassertieren.  Beim  Fortschreiten  zu  den  Land- 
tieren sehen  wir  dann,  daß  eine  Differenzierung  zwischen  den  Vorder-  und 
Hintergliedem  eintritt.  Erstere  sind  dazu  bestimmt,  das  Gewicht  des 
Kopfes  und  des  Thorax  zu  tragen,  letztere  den  Körper  nach  vorwärts  zu 
treiben,  und  entsprechend  der  verschiedenen  Funktion  tritt  auch  eine  ver- 
schiedene Gestaltung  der  Extremitäten  ein.  Mit  dem  Auftreten  der  auf- 
rechten Körperhaltung  bei  den  anthropoiden  Affen  tritt  eine  Umgestaltung 
des  Thorax  ein.  Derselbe  wird  breiter  und  weniger  tief,  und  die  Vorder- 
extremitäten rücken  nach  außen.  Sie  brauchen  auch  nicht  mehr  als  Stützen 
zu  dienen  und  werden  für  den  Dienst  des  Kopfes  frei. 

Durch  die  Form  Veränderung  des  Rumpfes  ist  aber  eine  Umlagerung 
der  Eingeweide  notwendig  geworden.  Während  sich  früher  die  unpaaren 
Organe  in  der  Mitte  befanden,  werden  sie  jetzt  in  die  Seiten  gedrängt,  die 
Leber  in  die  linke,  Milz  und  Magen  in  die  rechte,  und  das  Herz  nimmt 
jene  Seite,  die  am  entferntesten  von  der  Leber  liegt  und  daher  am 
geräumigsten  ist,  ein.  Die  Lage  der  Leber  bestimmt  somit  die  La^e  der 
anderen  Organe.  Daß  aber  die  Leber  gerade  in  die  rechte  Seite  rückt, 
hat  wieder  seinen  Grund  in  der  Lagerung  des  Coecums.  Dieses  ist  bei 
den  Pflanzenfressern  mächtig  entwickelt.  Es  entsteht  durch  Auswachsen 
des  unteren  in  der  rechten  Seite  der  Bauchhöhle  gelegenen  Dickdarms. 
Beim  Weiterwachsen  schlägt  es  sich  nach  oben  über  den  Dünndarm  und 
wächst  gegen  rechts  hin,  die  Leber  nach  rechts  verdrängend. 

Wie  kommt  es  nun  bei  den  bestehenden  Verhältnissen  zur  Rechts- 
händigkeit? Hier  spielt  der  Kampf  ums  Dasein  bei  den  Urmenschen  eine 
Rolle.  Wenn  zwei  solche  Individuen  in  Streit  gerieten,  so  versetzte  der 
eine  dem  anderen  einen  Schlag  mit  dem  rechten  Arm  in  die  Herzgegend, 
die  gefahrlichste  Stelle  des  Körpers.  Der  Angegriffene  schützte  die  ge- 
troffene Stelle  mit  dem  nächstliegenden,  also  dem  linken  Arm  und  holte 
mit  dem  rechten  zu  einem  Schlage  in  dieselbe  Gegend  des  Feindes  aus. 
Der  rechte  Arm  wurde  so  zum  Fechtarm,  der  linke  zum  Verteidigungsarm. 
Die  Urmenschen,  die  ihre  Arme  in  dieser  Weise  gebrauchten,  blieben 
Sieger  über  die  anderen,  und  so  resultierte  durch  natürliche  Zuchtwahl  ein 
rechtshändiges  Geschlecht. 

Genauer  betrachtet  gibt  es  aber  keine  eigentliche  Rechtshändigkeit, 
sondern  es  besteht  nur  eine  Arbeitsteilung  zwischen  beiden  Händen.  Verf. 
bringt  nun  eine  Heihe  von  Beispielen  von  Handleistungen  bei  der  Toilette, 
beim  Essen,  bei  Handwerken  und  beim  Violinspielen,  die  beweisen  sollen, 
daß  tatsächlich  beide  Hände  in  Tätigkeit  sind.  Nur  beim  Schreiben  scheint 
eine  Ausnahme  zu  bestehen.  Dieselbe  ist  aber  nur  scheinbar,  da  erstens 
beim  Maschinenschreiben  und  ferner  beim  Einmeißeln  oder  Malen  von  In- 
schriften wieder  beide  Hände  beteiligt  sind. 


gg  Allgemeine  Physiologie  des  Nervensystems. 

Es  besteht  demnach  eine  Ambidexterität,  oder  besser  gesagt  eine 
Koordination  bimanaeller  Tätigkeit,  und  die  Bestrebungen  der  oben  erwähnten 
Gesellschaft  sind  daher  überflüssig,  da  die  Natur  ihnen  bereits  vorgegriffen  hat. 

Holmes  (63)  wendet  sich  gegen  die  Verallgemeinerung  der  Deutung 
der  phototaktischen  Bewegungen,  als  einfache  Reflexbewegungen.  Zur  Unter- 
suchung dieser  Frage  stellte  er  Beobachtungen  an  Regenwürmern,  Blutegeln 
und  Fliegenlarven  an,  Tieren,  die  eine  sogen,  negative  Phototasis  zeigen, 
die  sich  also  einem  Lichtreize  nicht  nähern,  sondern  von  demselben  ent- 
fernen. Es  zeigte  sich  dabei,  daß  es  sich  keineswegs  um  eine  gezwungene 
Orientierung  handelte,  sondern  daß  die  Tiere  gleichsam  suchend  den  Kopf 
oder  den  ganzen  Körper  gegen  das  Licht  oder  vom  Licht  wegbewegen,  um 
erst  dann  nach  dieser  Austastung  sich  definitiv  vom  Lichte  abzuwenden. 
Die  negative  Phototaxis  äußerte  sich  also,  wie  die  genaue  Beobachtung  ergab, 
als  ein  Vorgehen,  wie  man  es  auch  bei  höheren  Tieren  findet  und  als 
Versuchs-  und  Lrrtumsmethode  bezeichnen  könnte.  Nur  kommt  bei  den 
höheren  Tieren  dann  noch  die  Erfahrung  hinzu. 

Dieser  Reaktionstypus  ist  bei  niederen  Tieren  sehr  verbreitet  und  bildet 
gewiß  einen  Teil  vieler  Tropismen,  weshalb  der  Autor  gegen  die  Versuche 
Stellung  nimmt,  dieselben  rein  physikalisch  zu  erklären.  Bei  manchen  In- 
fusorien findet  sich  aber  eine  Phototaxis,  die  tatsächlich  durch  einen  direkten 
Reflex  zustande  kommt.  Zwischen  diesen  beiden  Formen  gibt  es  nun  all- 
mähliche Übergänge,  so  daß  es  eigentlich  schwer  wird,  eine  strenge  Grenze 
zu  ziehen.  Alle  Tiere  machen  mitunter  fehlerhafte  Bewegungen.  Diese 
werden  in  dem  einen  Falle  durch  einen  geeigneten  Reflex,  in  dem  andern 
Falle  durch  einen  Zufallserfolg  einer  zufälligen  Bewegung  berichtigt.  Es 
gibt  nun  gewiß  viele  Fälle,  bei  welchen  diese  Bewegungen  nicht  ganz  zu- 
fällig sind,  sondern  der  einwirkende  Reiz  eine  gewisse  direktive  Wirkung 
haben  dürfte.     Das  sind  eben  die  Übergangsformen. 

Die  Arbeit  Jordan's  (69)  ist  die  erste  aus  einer  größeren  Serie,  welche 
die  Ausarbeitung  der  vom  Verf.  früher  publizierten  Resultate^)  zum  Gegen- 
stande hat.  Das  Thema  lautet  etwa  wie  folgt :  Niedere  Tiere  z.  B.  Medusen, 
die  an  „zentralen"  nervösen  Elementen  lediglich  ein  Nerven  netz  besitzen, 
erscheinen  mit  dieser  einfachen  Vorrichtung  den  Bedürfnissen  ihres  Daseins 
hinlänglich  angepaßt,  und  zwar  durch  3  Hauptreflexfunktionen :  1.  durch  den 
einfachen  Reflex,  2.  den  rhythmischen  Reflex,  3.  die  (bei  Medusen  nicht 
studierte)  tonische  Funktion.  Die  Schnecken  besitzen  in  ihrem  Hautmuskel- 
schlauche gleichfalls  ein  Nervennetz,  welches  —  mit  Hautmuskelschlauch 
und  Rezeptionsorgan  —  ein,  den  Medusen  vergleichbares,  Nervenmuskel- 
system  darstellt  („System  erster  Ordnung")  und  welches,  gleich  den  Medusen 
den  3  Hauptfunktiouen  obzuliegen  vermag.  Welchen  Einfluß  üben  nun  auf 
diese  Funktionen  die  Zentralganglien  aus?  Die  vorliegende  Mitteilung  bringt 
einen  Teil  des  auf  den  Tonus  sich  beziehenden  Materials.  Unter  tonischer 
Funktion  der  Muskulatur  wird  die  Fähigkeit  dieser  letzteren  verstanden,  die 
einmal  angenommene  Verkürzung  dauernd  beizubehalten;  und  zwar  höchst- 
wahrscheinlich als  „Ruhestand"  (Bethe),  d.  h.  ohne  Energieverbrauch.  Der 
Tonus  drückt  sich  am  lebenden  Tiere  aus  durch  die  Verkürzung 
unter  bestimmtem  Drucke  (Innendruck)  oder  aber  durch  den 
maximalen  Druck,  der  an  einer  bestimmten  Verkürzung  nichts  zu 
ändern  vermag.  Gemessen  wird  der  Tonus  vorläufig  durch  einen  Apparat 
(die   Beschreibung   würde   hier   zu   weit   führen),   der  etwa  die  Verhältnisse 

*)  Die  Physiologie  der  Lokomotion  bei  Aplysia  limacina.  Zeitschr.  Biol.  Bd.  41. 
1901.     p.  196—2.58.     1  Taf.,  1  Fig. 


Allgemeine  Physiologie  des  Nervensystems.  89 

innerhalb  des  Tieres  nachahmt.  Verkürzung  bedingt  Mehrbelastung  und 
umgekehrt.  Abgelesen  wird  die  Belastung  (entsprechend  dem  Innendruck). 
Da  der  Apparat  nur  Vergleichswerte  zu  liefern  vermag  (nämlich  unter  gleichen 
Bedingangen)  aber  auch  normaliter  absolute  Manometerzahlen  nicht  zu  er- 
halten sind,  des  schwankenden  Wassergehaltes  wegen,  so  darf  sich  dieses 
Aeferat  auf  die  Wiedergabe  der  eigentlichen  Kesultate  beschränken. 

I.  Wie  verhält  sich  die  Schneckenmuskulatur  bei  abnormer  Belastung 
(abnormem  Wassergehalt,  der  in  Wirklichkeit  leicht  eintreten  kann)? 

Ist  die  Belastung  gering  (5  g  am  ganzen  Schneckenfuß  arbeitend), 
so  entlastet  sich  das  „normale  Tier"  —  im  Besitze  seiner  Ganglien  — 
wesentlich  schneller  (Tonusfall!)  als  das  Ganglienlose,  welches  letztere  sich 
schließUch  höher  einstellt. 

Ist  die  Belastung  eine  hohe  (etwa  15  g  und  mehr),  so  zeigt  sich 
Torab  gleiches  Verhalten  bis  zu  einer  gewissen  Dehnung  des  normalen 
Muskels;  dann  beginnt  dieser  langsamer  sich  zu  dehnen,  wird  vom  andern 
überholt  und  stellt  sich   schließlich  höher   ein  als   der  ganglienlose  Muskel. 

n.  Entlastet  man  nach  höherer  Belastung,  so  steigt  der  Tonus  im 
Mnskel. 

Ein  normaler  Muskel  mit  20 — 40  g  belastet,  wird  auf  5  g  entlastet. 
Zu  Beginn  des  Versuches  steigt  der  Tonus  wenig;  je  mehr  die  Belastung 
aber,  und  im  Laufe  der  Versuche  die  Gesamtdehnung  steigt,  desto  mehr 
wächst  jener  Anstieg.     (Extreme:  0,2  g — 6,6  g.) 

Im  abnormen  Muskel  steigt,  unter  gleichen  Bedingungen,  der  Tonus 
Ton  Tom  herein  etwas  mehr,  auch  hier  läßt  sich  im  Verlaufe  des  Versuches 
eine  Zunahme  nachweisen,  allein  diese  beträgt  sehr  viel  weniger  als  im 
normalen  Muskel  (Extreme:  0,9  g — 2,0  g),  so  daß  wiederum  die  Werte 
des  normalen  Tieres  diejenigen  des  abnormalen  umfassen. 

in.  Die  Tiere  werden  median  der  Länge  nach  in  zwei  symmetrische 
Teile  geteilt,  die  einmal  nur  durch  das  Zentralnervensystem,  ein  zweites  mal 
nur  durch  eine  schmale  Brücke  Fußmuskelsubstanz  kommunizieren.  Die 
eine  Hälfte  wird  abnormer  Belastung  ausgesetzt,  an  der  andern  Tonus- 
schwankungen abgelesen:  Es  läßt  sich  —  unter  Beobachtung  einer  Reihe 
Ton  Eautelen  —  unter  allen  Umständen  ein  Tonusfall  im  registrierenden 
Teile  nachweisen,  der  jedoch  wesentlich  höher  ist,  wenn  das  Zentralnerven- 
system die  Kommunikation  darstellt,  als  im  andern  Falle.  Entlastung  bedingt 
entsprechend  Tonussteigerung. 

Kurz:  Das  System  erster  Ordnung  beantwortet  anormalen  Innendruck 
dorch  Toniisfall,  demzufolge  eben  dieser  Innendruck  sinkt.  Allein,  erst  in 
Verbindung  mit  den  Ganglien  wird  diese  Funktion  im  richtigen  Maße  aus- 
geführt, d.  h.  schnell  und  energisch  bis  zu  einer  gewissen  Dehnung.  Dann 
aber  bedingen  die  Ganglien  Inhibition  der  Anpassung,  offenbar  würde  eine 
weitergehende  Dehnung  schädlich  sein.  Die  definitiv  erreichte  Dehnung  ist 
abhängig  von  der  Ausgangsbelastung. 

Eine  ähnliche  Anpassung  findet  nach  Entlastung  statt.  Auch  hier  wird 
der  normale  Innendruck  im  Tiere  mit  GangHen  schneller  erreicht  als  im 
Ganglienlosen,  und  zwar  von  selten  jenes  minder  ausgiebig,  wenn  die  durch 
die  Belastung  bedingte  Dehnung  eine  geringe,  ausgiebiger,  wenn  diese 
Dehnung  eine  starke  war.     Der  Zweck  dürfte  einleuchten. 

Die  dritte  Versuchsreihe  macht  uns  hauptsächlich  mit  der  Vorrichtung 
bekannt,  der  die  Gleichförmigkeit  des  Tonus  innerhalb  der  gesamten  Mus- 
kulatur des  Tieres  zuzuschreiben  ist.  Daß  ein  solcher  Leitungsvorgang  durch 
das  Zentralnervensystem  besser  vermittelt  wird  als  durch  das  Netz,  ist  nach 
Bekanntem  selbstverständlich. 


90  Allgememe  Physiologie  des  Nervensystems. 

Zn  erwähnen  sind  noch  einige  pharmakologische  Yersnche,  die  nicht 
eigentlich  in  diese  Mitteilung  gehören,  deren  Resultate  aber  im  hypothetischen 
Teile  Verwertung  finden:  schwache  Kokainisierung  der  Ganglien  oder  der 
einen  Tierhälfte  bedingt  Tonusfall  in  den  registrierenden  Muskelpartien. 

Im  letzten  Teile  der  Arbeit  wird  der  Versuch  gemacht,  von  den  Er- 
scheinungen auf  die  Vorgänge  zu  schließen,  welche  sie  bedingen.  Da« 
eigentliche  Problem  ist  die  Lösung  derjenigen  Form  des  Tonus,  den  Schultz 
Substanztönus  nennt,  also  des  Zustandes,  in  dem  der  Muskel  ohne  Energie- 
verbrauch dauernd  verkürzt  bleibt,  und  der  für  die  Schnecken  die  größte 
Bedeutung  hat.  Es  lassen  sich  zwei  Hypothesen  aufstellen,  die  —  etwa 
einander  entgegengesetzt  —  sich  ausschließen. 

I.  (Biedermann).  Der  ganz  unabhängig  vom  Nervensystem  ver- 
harrende Sperrtonus  (Substanztonus)  wird  durch  einen  zentrifugalen  Impuls 
gelöst,  der  seine  eigne  Bahn  haben  muß.     „Unipolarhypothese." 

II.  Der  Sperrtonus,  eine  Folge  des  (statischen)  Potentials  des  „Nerven- 
prinzips'*  im  motorischen  Nervenende,  wird  dadurch  gelöst,  daß  durch  ein 
zentripetales  Gefalle  jenes  Potential  vermindert  wird  und  zwar  nach  dem 
universellen  Gesetze  vom  Energieausgleiche.  (Der  Tonus  würde  nach  dieser 
Auffassung  den  Schwankungen  des  „Potentials"  -r-  im  allgemeinsten  Sinne 
—  folgen,  nur  Tonusänderungen  würden  als  ein  Stoffwechselvorgang  anzu- 
sehen sein.)  Diese  „Bipolarhypothese"  ist  eine  Weiterbildung  der  v.  Uex- 
k  Uli  sehen  Tonushypothese. 

Es  wird  im  weitem  versucht,  die  obenstehenden  Tatsachen  durch  beide 
Hypothesen  zu  erklären,  eine  Entscheidung  für  eine  derselben  wird  ver- 
mieden. Immerhin  erklärt  sich  alles  durch  Hypothese  II  ohne  weiteres, 
während  Hypothese  I  einer  größeren  Zahl  Hilfshypothesen  bedarf.  Hier 
muß  ein  Beispiel  genügen: 

Vergleichen  wir  normales  und  ganglienloses  Tier  unter  hoher  Belastung, 
so  finden  wir,  daß  bei  einer  gewissen  Dehnung  die  Ganglien  im  normalen 
Tier  einen  vermehrten  Tonus  bedingen.  Nach  Hyp.  I  würden  wir  einen 
entsprechenden  Reflex,  bedingt  durch  die  Dehnung,  anzunehmen  haben. 

Teilen  wir  ein  Tier  in  zwei  Hälften  und  dehnen  nur  die  eine,  so  sinkt 
der  Tonus  in  der  andern.  Also,  es  wird  hier  (nach  Hyp.  I)  unter  gleichen 
Bedingungen,  d.  h.  also  durch  die  nämlichen  Ursachen,  ein  Reflex  ausgelöst, 
demzufolge  —  wenigstens  je  in  der  andern  Hälfte  —  der  Tonus  herab- 
gesetzt wird.  Beide  Reflexe  müssen  sich  entgegenarbeiten  und  sich  in  der 
Norm  wenigstens  teilweise  aufheben.  Das  Ausgleichgesetz-  der  Hypothese  II 
erklärt  alles  ohne  weiteres:  Dehnung  bedingt  Tonusminderung,  demnach  Gefalle 
in  der  Richtung  nach  der  gedehnten  Muskelpartie,  demzufolge  im  ersten 
Falle  mehr  Tonus  im  normalen  als  im  unnormalen  Muskel,  im  zweiten  Falle 
Tonusfall  in  der  registrierenden  Hälfte.  (Autoreferat) 

Kelling  (71)  behandelt  zwei  große  Prinzipien,  den  Satz  von  der  Er- 
haltung der  Kraft  und  den  Satz  von  der  kontinuierlichen  Entwicklung  in 
seiner  Bedeutung  für  den  tierischen  Organismus. 

Lapicqne  und  Girard  (78)  haben  das  Verhältnis  des  Gehirngewichtes 
bei  Vögeln  zu  dem  Körpergewicht  festzustellen  versucht.  Sie  haben  das 
Gehirn  von  112  Vögeln  gewogen,  welche  58  verschiedenen  Arten  ange- 
hörten. Aus  den  von  ihnen  erhaltenen  Zahlen  schließen  sie,  daß  die  Formel, 
welche  Dubois  bei  Säugetieren  für  das  Verhältnis  von  Himgewicht  zum 
Körper  gefunden  hat,  auch  für  die  Vögel  zutrifft.  Es  beträgt  bei  Vögeln 
durchschnittlich  0,56.  Das  Hirngewicht  schwankt  bei  den  einzelnen  Tier- 
arten beträchtlich,  je  nach  der  intellektuellen  Beschaffenheit  der  Vögel.  Im 
Vergleich  zu  den  Säugetieren  ergeben  die  Hühnerarten  den  gleichen  Koe£fi- 


Allgfemeine  Physiologie  des  Nervensystems.  91 

lienten  wie  die  Ratte  und  der  Ige).  Die  Ente  steht  etwas  höher  als  das 
Kaninchen  und  die  Papageien  gruppieren  zwischen  dem  Affen  und  der 
Meerkatze,  bezüglich  des  Gehimgewichts  der  einzelnen  Vogelarten  und  des 
Gewichtes  der  einzelnen  Abschnitte  des  Gehirns  fanden  sie,  daß  die  guten 
Segler,  wie  die  Möven  und  Raubvögel,  ein  höheres  Gehirngewicht  haben  als 
die  nur  flatternden  Vögel.  Für  die  Haustiere  gilt  aber  das  Duboissche 
Gesetz  für  die  Beziehungen  des  Gehimgewichtes  zum  Körpergewicht  nicht. 

(Bendia.) 

Nach  Le  Damany  (79)  ist  die  Fähigkeit  des  Menschen,  sich  auf- 
recht zu  halten  und  zu  gehen,  das  Resultat  intellektueller  Arbeit;  das  Kind 
lerne  in  derselben  Weise  stehen  und  geben,  wie  es  schwimmen,  sprechen 
und  schreiben  lernt.  Bei  bestimmten  Gehirnkrankheiten  gehe  die  Kontrolle 
der  hierzu  nötigen  Assoziationen  verloren  und  die  Kranken,  welche  lange 
zu  Bett  gelegen  haben  oder  an  Astasie-Abasie  leiden,  verlernen  zu  gehen 
and  zu  stehen.  Es  fehlt  ihnen  weniger  die  Muskelkraft  hierzu  als  die  Fähig- 
keit, die  koordinierten  Muskelbewegungen  richtig  auszuführen.      (BendLr,) 

Lerda  (80)  kommt  auf  Gmnd  seiner  Beobachtungen  zu  dem  Schlüsse, 
dafi  das  Granulationsgewebe  gegen  jede  Art  des  Reizes  insensibel  ist.  Nach 
oberflächlicher  Entfernung  der  Hautfläche  tritt  nur  eine  leichte  Störung  der 
spezifischen  Gefühlsquaiitäten  auf,  die  sich  aber  innerhalb  kurzer  Zeit  wieder 
herstellen.  Die  Narben  schrumpfen  nicht,  wie  häufig  angenommen  wird, 
sondern  organisieren  sich  in  gewisser  Hinsicht  und  gewinnen  langsam  einen 
ziemlichen  Grad  von  Empfindlichkeit.  Die  Wiederherstellung  der  Empfin- 
dung in  den  Narben  und  den  Thierschen  Trausplantationsstellen  geht  meisten- 
teils von  den  Rändern  aus.  Bei  der  Wiederkehr  des  Gefühls  kann  man 
sehr  häafig  eine  Dissoziation  bemerken  und  zwar  in  der  Weise,  daß  die 
taktile  Sensibilität  die  Schmerzempfindung  übersteigt  und  diese  wiederum 
die  Wärmeempfindung.  In  einigen  Fällen  schien  eine  gewisse  Dissoziation 
zwischen  dem  Wärme-  und  Kältegefühl  zu  bestehen.  Die  Wiederherstellung 
des  Gefühls  erreicht  erst  nach  langer  Zeit  den  ursprünglichen  Grad  der 
Vollendung.  Gewöhnlich  vergehen  einige  Jahre;  doch  übt  der  funktionelle 
fieiz  einen  wohltätigen  Einfluß  auf  den  Regenerationsprozeß  aus.  Ahnlich 
wie  im  Narbengewebe  stellt  sich  das  Gefühl  in  transplantierten  Hautstellen 
wieder  ein.  (Bendix.) 

In  Ei^änzung  der  früheren  Arbeiten  über  den  Mechanismus  des  Hungers 
and  über  das  Hungerzentrum  teilt  Levi  (81)  die  Störungen  des  Hungers, 
wie  sie  die  menschliche  Pathologie  lehrt,  ein.  Die  quantitativen  Störungen 
bezeichnet  er  als  Aphagie  und  Polyphagie,  die  qualitativen  als  Paraphagie. 

Die  Aphagie  zeigt  sich  z.  B.  bei  tuberkulösen  oder  carcinomatösen 
Individuen,  die  zwar  das  Bedürfnis  nach  Nahrungsaufnahme  bewahrt  haben, 
aber  absolut  nicht  imstande  sind,  Nahrung  aufzunehmen.  Hier  versagt  das 
bnlbäre  Hungerzentrum  seinen  Dienst.  Auch  eine  Vergiftung  dieses  Zentrums 
dürfte  bei  gewissen  Formen  von  Aphagie  im  Verlaufe  von  akuten  Affek- 
tionen mit  bulbären  Symptomen,  z.  B.  im  Typhus  abdom.  eine  Rolle  spielen. 

Die  Polyphagie  findet  sich,  meist  vergesellschaftet  mit  Polydipsie,  bei 
Verletzungen  des  Bulbus,  femer  bei  bulbärer  Syphilis,  bei  Morbus  Basedowii, 
bei  perniziöser  Anämie  und  häufig  bei  allgemeiner  Paralyse,  in  deren  Ver- 
laufe eine  Ependymitis  im  vierten  Ventrikel  auftritt.  Ferner  beobachtet 
man  sie  bei  Reizung  eines  Kernes  am  Boden  des  vierten  Ventrikels,  außer- 
dem häufig  als  Vorläufer  einer  Migräne  und  beim  Heu- Asthma.  Bei  Reflex- 
neurosen gehen  häufig  die  Anfälle  von  Beklemmung,  von  Angina  pectoris, 
▼on  Herzklopfen  mit  starkem  Hungergefühl  einher.  Auch  bei  der  Poly- 
phagie im  Diabetes  dürfte  das  Hungerzentrum  beteiligt  sein. 


92  Allgemeine  Physiologie  des  Nervensystems. 

Was  die  Paraphagie  betrifft,  so  ist  die  häufigste  Form  derselben  der 
Ekel,  wie  man  ihn  bei  Carcinomatösen,  oder  der  elektive  Ekel,  wie  man 
ihn  bei  Magen-,  Leber-  oder  PankreasafEektionen  beobachtet.  Im  ersten  Falle 
hat  das  bulbäre  Hungerzentrum  seine  Funktion  eingestellt.  Die  Reize,  die 
von  der  Peripherie  oder  vom  Gehirn  kommen  und  auf  dieses  Zentrum 
treffen,  summieren  sich  und  erzeugen  den  Ekel.  Im  zweiten  Falle  muß  man 
eine  Intervention  der  vom  Gehirn  empfangenen  Eiiadrücke  von  der  fehler- 
haften Funktion  der  Verdauungsorgane  annehmen.  Aber  nicht  nur  letztere, 
sondern  auch  ihre  Erinnerungsbilder  vermögen  Ekel  zu  erzeugen.  Dieselben 
sind  entweder  erworben  oder  angeboren. 

Wenn  sich  diese  starken  und  andauernden  Reize  noch  steigern,  dann 
kommt  es  zur  Nausea  und  bei  höheren  Graden  zum  Erbrechen. 

Es  handelt  sich  in  diesen  Fällen  gleichsam  um  eine  forme  fruste  des 
Hungers,  die  man  bei  Nervösen,  Chlorotischen,  Schwangeren  und  bei  durch 
ungenügende  Ernährung  im  Stadium  der  Inanition  befindlichen  Individuen  sieht. 

Außer  diesen  Störungen  des  bulbären  Hungers  gibt  es  Fälle,  wo  man 
von  einem  nervösen  Hunger  spricht,  ohne  etwas  näheres  darüber  sagen  zu 
können.  Hierher  gehören  allgemeine  Verletzungen  und  diffuse  Läsionen  des 
Nervensystems.  In  diesen  Fällen  hat  der  Hunger  einen  impulsiven  Charakter 
und  verdient  den  Namen  Sitolepsie.  Schließlich  kann  es  wegen  der  mannig- 
fachen Beziehungen  zwischen  Bulbus  und  Gehirn  zu  einer  wahren  Manie, 
der  sogen.  Sitomanie  kommen. 

Die  Arbeit  Levi's  (83)  stellt  eine  erschöpfende  Monographie  über 
den  Hunger  dar,  in  der  er  die  Resultate  sämtlicher  Untersuchungen,  darunter 
auch  der  seinigen,  bereits  anderwärts  veröffentlichten,  über  diesen  Gegen- 
stand zusammenträgt. 

Das  erste  Kapitel  beschäftigt  sich  mit  der  inneren  Ernährung  und 
ihrer  Abhängigkeit  von  einem  nervösen  Regulationszentrum,  das  zweite  mit 
dem  Auftreten  des  Hungergefühls.  Das  dritte  ist  der  Besprechung  der 
einzelnen  Formen  des  Hungers,  dem  cellulären,  dem  Magenhunger  und  dem 
zentralen  Hunger,  welch  letzterer  wieder  in  den  bulbären  und  zerebralen 
Hunger  zerfällt,  gewidmet.  Im  vierten  Kapitel  bespricht  der  Autor  den 
Mechanismus  des  Auftretens  des  Sättigungsgefühles,  im  fünften  die  physio- 
logischen Veränderungen  des  Hungers,  im  sechsten  schließlich  die  Störungen 
des  Hungers,  die  er  in  solche  des  peripheren  Hungers  und  in  die  nervösen 
Störungen,  darunter  in  die  Störungen  des  bulbären  und  andererseits  des 
zerebralen  Hungers  einteilt. 

Die  Arbeit  enthält  nicht  nur  wichtige  physiologische  Daten,  sondern 
auch  wertvolle  Anhaltspunkte  für  die  klinische  Beurteilung  der  verschiedenen 
Störungen  und  gipfelt  in  folgenden  Sätzen: 

Die  Perzeption  des  Hungers  ist  bei  den  höheren  Tieren  nichts  anderes 
als  die  Umwandlung  der  chemischen  Vorgänge,  die  sich  in  den  einzelneu 
Zellen  abspielen,  in  eine  bewußte  Empfindung,  die,  um  einen  bestimmten 
Zweck  zu  erreichen,  die  Intervention  eines  Leitungs-  und  Aufsichtssystems 
bedarf.  Dieses  System  funktioniert  in  einer  ununterbrochenen  Kette  und 
besteht  aus  den  mannigfachsten  Reflexbogen.  Immer  sind  es  die  Fermente, 
deren  Tätigkeit  die  Zellernährung  sichert,  die  das  Nervensystem,  das  dazu 
bestimmt  ist,  den  Einklang  zu  erhalten,  in  Aktion  setzen. 

Während  sich  nun  das  ursprünglich  in  den  isolierten  Zellen  mangel- 
hafte Bedürfnis  durch  die  wenig  gegliederten  Erregungen  der  Gesamtheit 
der  Zellen  nur  nach  und  nach  vervollkommnet,  kommen  dann  der  Digestions- 
apparat und  der  Geschmack  hinzu  und  tragen  dazu  bei,  das  Bedürfnis 
spezifischer  zu  machen. 


Allgemeine  Physiologie  des  Nervensytteras.  93 

In  dem  Maße  als  die  Zahl  der  Elemente,  die  sich  zur  Sicherung  des 
richtigen  Fanktionierens  des  Hungers  rereinigen,  steigt,  mehren  sich  die 
Möglichkeiten  Ton  Stömngen.  In  einem  gewissen  Ausmaße  besteht  eine 
Ausgleichung  zwischen  den  Aufnahms-  und  den  Übertragungsapparaten, 
welche  die  physiologischen  Variationen  gestatten.  Wenn  aber  diese  Grenze 
überschritten  wird,  entsteht  ein  pathologischer  Zustand. 

Levi  (82)  beschäftigt  sich  in  dieser  Arbeit  mit  dem  nervösen  Regulations- 
mechanismus der  inneren  Ernährung.  Es  handelt  sich  um  einen  Reflex- 
mechanismus.  dessen  peripheren  Ursprung  bis  zu  einem  gewissen  Grade  alle 
Zellen  darstellen.  Der  Reiz  wird  auf  dem  Wege  der  zentripetalen  Nerven 
zunächst  regionären,  untergeordneten  Zentren  zugeführt,  von  denen  man  nach 
Analogie  der  vasomotorischen  und  sekretorischen  Systeme  annehmen  kann, 
daß  sie  längs  des  Rückenmarks  in  den  sympathischen  Ganglien  oder  im 
Inneren  des  Rückenmarks  reihenförmig  angeordnet  sind.  Von  diesen  geht 
der  zentrifugale  Teil  des  Reflexbogens  wieder  zu  den  Zellen.  Außerdem 
muB  man  aber  eine  lange  Bahn  von  diesen  Zentren  zu  dem  großen  Regulations- 
zentrum in  der  Medulla  oblongata  annehmen. 

Dieser  nervöse  Regulationsmechanismus  funktioniert  automatisch,  aber 
seine  Tätigkeit  ist  nicht  kontinuierlich.  Nur  wenn  die  diastatische  Tätigkeit 
der  Gresamtheit  der  Zellen  ihren  größten  Wert  erreicht  hat,  sind  die  von 
den  Nervenendigungen  erzeugten  Reize  so  stark,  daß  sie  bis  zum  bulbären 
Eegdationszentrum  fortgeleitet  werden.  Von  hier  aus  können  sie  bis  ins 
Gehirn  gelangen,  wo  sie  in  eine  bewußte  Empfindung  umgewandelt  werden. 
Auf  diese  Weise  entsteht  das  Gefühl  des  Hungers. 

Der  Beiz,  der  das  Hungergefühl  erzeugt,  ist  in  dem  Momente  am 
stärksten,  in  dem  die  Zellen  im  Begriffe  sind,  die  Reserven  in  den  Geweben 
anzugreifen. 

Daß  das  Hungerzentrum  in  der  Medulla  oblongata  liegt,  beweist  der 
Umstand,  daß  dasselbe  auch  bei  den  Föten  der  Anencephalen,  den  Embryonen 
der  Beuteltiere,  bei  enthimten  Fröschen,  Hunden  usw.  auch  funktioniert. 
Es  liegt,  wie  die  Erfahrungen  bei  traumatischen  Nervenerkrankungen,  bei 
denen  neben  Polyphagie  meist  Polydipsie  besteht,  beweisen,  in  unmittelbarer 
Nachbarschaft  des  Durstzentrums  und  steht  in  Verbindung  mit  dem  Saug- 
zentrum, dem  Schluckzentrum,  dem  Magenzentrum  und  in  Beziehung  zum 
Geschmackszentrum.  Man  kann  annehmen,  daß  das  Hungerzentrum  uupaar 
in  der  Medianlinie  neben  dem  Vasomotoren-  und  sekretorischen  Zentrum  liegt. 

Das  zerebrale  Zentrum  liegt  vielleicht  am  vorderen  Ende  des  Lobus 
temporosphenoidalis,  nicht  weit  vom  Gyrus  uncinnatus  und  hat  Beziehungen 
zum  Geschmacks-  und  Geruchszentrum,  sowie  zum  Rindengebiete  der 
Schlingbewegungen. 

Von  dem  cellulären  Hunger  muß  man  den  Magenhungor  trennen.  Im 
Gegensatz  zu  den  erwähnten  peripher  ausgelösten  Formen  des  Hungers  muß 
man  auch  einen  zentral  ausgelösten  unterscheiden. 

Das  Gehirn  meistert  und  verändert  den  Hunger,  es  verwandelt  das 
Bedürfnis  in  Verlangen,  es  macht  aus  dem  Hunger  den  Appetit.  Hierbei 
spielen  die  Erinnerungsbilder  des  Geschmackes  eine  Rolle  und  geben  dem 
Hunger  verschiedenen  Charakter.    Auch  der  Geruch  ist  dabei  beteiligt. 

Bei  den  Störungen  des  Hungers  muß  man  somit  eine  wichtige  Rolle 
dem  Nervensystem  zuschreiben  und  unterscheiden  zwischen  Störungen  des 
bulbären  Hungers  (Aphagie,  Polyphagie,  Paraphagie)  und  denen  des  zerebralen 
Hungers  (Anorexie,  Hyperorexie,  Dysorexie). 

Die  Monographie  Loewenfeld's  (85)  zerfällt  in  zwei  Teile.  In  dem 
ersten  beschäftigt  er  sich  mit  der  geistigen  Arbeitskraft,  ihren  physiologischen 


94  AllgemeiDe  Physiologie  des  Nervensystems. 

und  pathologischen  Schwankungen  und  bespricht  zunächst  die  qualitaüve  und 
quantitative  Seite  derselben,  das  Verhältnis  der  Begabung  zur  geistigen 
Arbeitskraft,  die  Bedeutung  der  staatlichen  Prüfungen,  die  er  im  allgemeinen 
vei-wirft  und  die  Faktoren,  welche  die  quantitative  Seite  der  geistigen  Arbeits- 
kraft konstituieren,  nämlich  die  Arbeitsschnelligkeit  und  Andauer  der  Arbeits- 
fähigkeit. Hierauf  geht  er  auf  die  Momente  ein,  welche  die  individuellen 
Unterschiede  dieser  beiden  Faktoren  bedingen,  auf  die  angeborene  Gehim- 
veranlagung,  auf  die  Massenentwicklung,  die  Organisationsverhältnisse  und 
die  Schwankungen  in  der  Blutzufuhr  des  Gehirns. 

Nun  wendet  er  sich  den  physiologischen  Schwankungen  zu,  deren  be- 
dingende Momente  —  Lebensalter,  Geschlecht,  Kasse,  klimatische  Verhältnisse^ 
Höhenlage,  Jahreszeit,  äußere  Eindrücke,  Unterbrechung  der  Arbeit,  Gemüts- 
stimmung, Affekte,  andere  emotionelle  Momente,  Lebenslage,  Zwang  äußerer 
Verhältnisse,  körperliche  Zustände,  Ernälirungsvorgänge,  Genußmittel,  Leibes- 
übungen, Schlaf,  sexuelles  Verhalten  —  er  einzeln  erörtert. 

Unter  den  Momenten,  die  pathologische  Schwankungen  erzeugen,  be- 
handelt er  chronische  organische  Erkrankungen  des  Nervensystems,  Neurosen, 
psychopathische  Zustände  und  Geisteskrankheiten,  chronische  Erkrankungen 
der  Lungen,  des  Herzens,  des  Verdauungsapparates  und  der  Nieren. 

Der  zweite  Teil  des  Buches  ist  der  Hygiene  der  geistigen  Arbeitskraft 
gewidmet.  Hier  behandelt  er  zunächst  die  Hygiene  des  jugendlichen  Alters,, 
nimmt  Stellung  zur  Frage  der  Schulüberbürdung  und  den  Mängeln  unseres 
Mittelschulsystems,  zur  fehlerhaften  häuslichen  Erziehung  und  zur  Masturbation. 
Dann  bespricht  er  die  Hygiene  der  geistigen  Arbeitskraft  des  Erwachsenen 
und  zieht  dabei  in  den  Rahmen  seiner  Erörterungen  die  Regulierung  der 
Ernährung,  die  Genußmittel,  Tag-  und  Nachtarbeit,  die  Arbeitspausen,  die 
abendlichen  Erholungen,  die  Zerstreuung,  die  hygienische  Bedeutung  körper- 
licher Übungen,  des  Schlafes,  der  Ferien  und  deren  zweckmäßige  Ausnützung, 
der  Größe  und  Beleuchtung  der  Arbeitsräume,  der  Einteilung  der  Arbeit^ 
des  Arbeitswechsels  usw. 

Loisel  (86)  beschäftigt  sich  mit  der  Telegonie,  der  Übertragung  von 
Charakteren  des  ersten  Mannes  durch  die  Mutter  auf  ein  Kind  aus  zweiter  Ehe, 

Man  weiß,  daß  gewisse  Krankheiten  und  Ernährungszustände  vom 
Vater  auf  die  Mutter  durch  das  bloße  Beisammensein  oder  durch  den  Koitus 
übertragen  werden.  Ln  Tierreiche  ist  die  Wirkung  der  Begattung  auf  den 
weiblichen  Organismus  manchmal  so  gewaltig,  daß  nicht  nur  die  Geschlechts- 
organe, sondern  häufig  auch  das  Leben  des  weiblichen  Individuums  ganz 
verändert  wird  Es  ist  daher  wahrscheinlich,  daß  der  Einfluß  des  Männchens 
auf  das  Weibchen  eine  gewisse  Zeit  hindurch  nach  der  Begattung  bestehen 
bleibt.  Warum  aber  manchmal  dieser  Einfluß  so  dauernd  und  gewaltig 
wird,  daß  er  sich  auf  die  Kinder  eines  anderen  Vaters  überträgt,  zu  erforschen, 
und  die  Bedingungen  hierfür  kennen  zu  lernen,  hat  sich  der  Autor  zur 
Aufgabe  gemacht. 

In  erster  Linie  kommt  die  Schwängerung  der  Mutter  durch  den  Samen 
des  Männchens  in  Betracht.  Die  flüssigen  und  festen  Bestandteile  des  Samens 
werden  von  den  Eileitern  aufgenommen  und  gelangen  in  das  Innere  des 
Körpers.  Man  kann  behaupten,  daß  der  Samen  mehrere  Monate  oder 
mehrere  Jahre  in  den  Organen  des  Weibchens  verbleibt,  z.  B.  bei  der 
Fledermaus  oder  der  Biene,  oder  wie  z.  B.  bei  der  Hündin  oder  der  Kuh, 
wo  die  Spermatozoen  die  durch  Austritt  des  Eies  im  Eierstock  entstehenden 
Lücken  ausfüllen. 

Diese  Aufnahme  der  geformten  Produkte  des  Männchens  von  Seite 
des  Weibchens   gehört  in   das  Gebiet  der   inneren  Sekretion.     Wir  wissen^ 


Allgemeine  Physiologie  des  Nervensystems.  95 

-welche  Bolle  die  inneren  Sekretionen  der  Geschlechtsdrüsen  bei  der  Bildung 
gewisser  somatischer  Charaktere  spielen.  Wir  wissen  auch,  daß  ein  Weibchen 
durch  Vererbung  manche  ihrer  Charaktere  an  das  Junge  abgibt,  und  so 
können  sich  unter  diesen  auch  solche  finden,  welche  das  Weibchen  erst 
durch  den  Verkehr  mit  dem  ersten  Männchen  erhalten  hat. 

Das  zweite  Moment,  das  bei  der  Telegonie  in  Betracht  kommt,  ist  die 
Imprägnierung  noch  nicht  reifer  Keime  mit  Samen.  Wenn  z.  B.  bei  der 
Hündin  oder  der  Kuh  die  Spermatozoen  durch  die  Lücken,  die  durch  die 
Ovulation  entstehen,  in  das  Innere  des  Ovariums  eindringen,  können  sie  auch 
in  junge  Eier  gelangen,  die  die  Bestimmung  haben,  sich  erst  später  unter 
dem  Einflüsse  eines  anderen  Männchens  weiter  zu  entwickeln.  Das  Junge, 
das  auf  diese  Weise  entsteht,  ist  aus  dem  Chromatin  des  zweiten  Vaters 
gebildet,  aber  durch  die  Substanz  des  ersten  Männchens,  die  in  Reserve- 
material  des  Eies  umgewandelt  ist,  ernährt. 

Eine  dritte  Bedingung  der  Telegonie  ist  speziell  bei  den  Säugetieren 
Torhanden,  wo  der  Fötus  so  enge  Beziehungen  zur  Mutter  hat.  Man  kann 
annehmen,  daß  letztere  durch  die  löslichen  Stoffe  des  Eötus  des  ersten 
Mannes  imprägniert  wird  und  sie  diese  erworbenen  Charaktere  auf  das  Kind 
aus  zweiter  Ehe  überträgt.  Mau  weiß,  daß  der  Embryo  von  der  Mutter  her 
gegen  verschiedene  Krankheiten  immunisiert  werden  kann  und  andererseits, 
daß  die  Plazenta  in  den  ersten  Monaten  vom  Fötus  losgerissen  und  durch 
die  mütterlichen  Gefäße  in  verschiedene  Regionen  verschleppt  werden  kann, 
wo  sie  resorbiert  wird.  Andererseits  wird  bei  den  Maulwürfen  und  den 
Beuteltieren  die  Plazenta  nach  der  Geburt  nicht  ausgestoßen,  sondern  in 
situ  resorbiert. 

Als  letztes  Moment,  welches  von  älteren  Autoren  hervorgehoben  wird, 
ist  die  Einbildungskraft  der  Mutter  anzusehen.  Der  erste  Mann,  dessen 
Bild  der  Mutter  bei  dem  Koitus  vorschwebt,  soll  einen  Einfluß  auf  die  nach- 
herige Befruchtung  ausüben.  Diese  Hypothese ,  ist  zum  größten  Teile  ver- 
lassen, da  man  nicht  versteht,  daß  eine  erbliche  Übertragung  ohne  materielle 
Substanz  zu  stände  kommen  kann. 

Nenstatter  (97)  studierte  das  von  Sommer  mitgeteilte  Phänomen, 
welches  in  dem  Aufleuchten  von  Glühlampen  bei  Berührung  mit  der  Hand 
besteht,  und  welches  Sommer  als  durch  eine  physiologische  Elektrizität  des 
menschlichen  Körpers  entstanden  erklärte. 

Durch  mannigfache  Variierung  der  Versuchsauordnung  konnte  N.  zu- 
nächst ausschließen,  daß  es  sich  um  menschliche  Elektrizität  handelt,  viel- 
mehr nachweisen,  daß  die  Erscheinung  eine  rein  physikalische  Ursache  hat, 
d.  h.  durch  statische  Elektrizität  erzeugt  sei. 

Radi  (100)  versucht  den  Nachweis  zu  erbringen,  daß  zwischen  unserer 
Orientierung  zur  Schwerkraft  und  derjenigen  zimi  Lichtstralile  mehrfache 
Analogien  aufzufinden  sind  und  zwar: 

1.  Wie  sich  durch  eine  auf  unser  inneres  Ohr  wirkende  Centrifugal- 
kraft  infolge  der  veränderten  Orientierung  zur  Schwerkraft  auch  unsere 
Orientierung  im  optischen  Räume  verändert,  so  verändert  sich  auch  um- 
gekehrt unsere  Orientierung  zur  Schwerkraft  infolge  einer  primären  Ver- 
änderung der  optischen  Orientierung.  Wir  halten  unseren  Kopf  nur  dann 
in  (subjektiv  gewählter)  vertikaler  Stellung,  wenn  unsere  Augen  geschlossen 
sind,  oder  wenn  sie  einen  symmetrisch  zu  den  Augen  und  etwas  über  den- 
selben liegenden  Punkt  fixieren,  sonst  neigt  unser  Kopf  unbewußt  in  der 
Sichtung,  wohin  die  Augen  gerichtet  sind.  Auch  wenn  sich  ein  fixierter 
Gegenstand  von  uns  entfernt,  folgt  ihm  der  Kopf  nach. 


96  Allgemeine  Physiologie  des  Nervensystems. 

2.  Das  Aubertsche  Phänomen,  wo  bei  geneigtem  Kopfe  eine  objek- 
tive Vertikale  im  sonst  dunklen  Räume  im  entgegengesetzten  Sinne  geneigt 
erscheint,  kann  ebenfalls  umgekehrt  werden:  eine  geneigte  Linie  im  Gesichts- 
felde bewirkt,  daß  die  Vertikale  ebenfalls  geneigt  zu  sein  scheint. 

3.  Als  eine  Störung  der  optischen  Orientierung  lassen  sich  alle  geo- 
metrisch-optischen Täuschungen  auffassen,  indem  für  alle  der  Satz  gilt,  dafi 
der  subjektive  Raum  um  einen  optisch  gegebenen  Punkt  oder  um  eine 
Linie  zusammenschrumpft. 

4.  Die  Plateau-Oppelsche  Erscheinung  ist  eine  lokale  Schwindel- 
erscheinung im  Gesichtsfeld  und  ist  in  allem  den  „wahren"  Schwindel- 
erscheinungen ähnlich.  Also  gibt  die  Tatsache  des  Schwindels  eine  weitere 
Analogie  zwischen  der  Orientierung  zur  Schwerkraft  und  derjenigen  zum 
Licht. 

5.  Eine  fernere  Analogie  liegt  vielleicht  darin,  daß  wie  wir  uns  nur 
schritt-  und  sprungweise  von  einem  Pimkt  zu  einem  anderen  willkürlich  be- 
wegen können,  wir  auch  nur  sprungweise  von  der  Fixierung  eines  Punktes 
zu  der  eines  benachbarten  tibergehen  können. 

Die  Ergebnisse  der  Untersuchungen  Ronse's  (102)  ergeben  folgendes: 

1.  Die  normale  Atmungskurve  der  Tauben  ist  der  des  Menschen  sehr 
ähnlich,  nur  daß  sie  viel  frequenter  ist.  Die  Atmung  ist  verschiedenen 
Arten  von  Reizen  zugänglich  und  antwortet  auf  dieselben  mit  Beschleuni- 
gung, Abflachung,  Vertiefung,  Pausen  und  Unregelmäßigkeiten. 

2.  Mechanische  Reize,  Töne,  vielleicht  auch  Gerüche,  beeinflussen  in 
hohem  Maße  die  Atmung.  Am  stärksten  wirken  mechanische  Reize,  die 
oft  einen  plötzlichen  Stillstand  und  viele  Unregelmäßigkeiten  erzeugen. 

3.  Reizung  durch  Licht  stört  auch  die  Atmung,  wenn  auch  viel  weniger 
als  mechanische  Reizung.  Es  tritt  meist  unmittelbar  eine  Beschleunigung 
ein,  die  mit  der  Farbe  des  Lichts  wechselt,  manchmal  auch  eine  Verflachung 
und  Unregelmäßigkeit. 

4.  Nach  der  verschiedenen  Wirkung  der  einzelnen  Reize  zu  schließen, 
hat  es  den  Anschein,  daß  angenehme  Gefühle  von  Atmungsbeschleunigung 
begleitet  sind. 

5.  Wiederholung  der  verschiedenen  Einwirkungen  ruft  eine  Art  Ge- 
wöhnung hervor,  sodaß  die  Atmung  dann  nicht  mehr  beeinflußt  wird. 

Schneider  (104)  kommt  auf  Grund  eingehender  Versuche  an  Brief- 
tauben zu  dem  Schlüsse,  daß  dieselben  keinen  angeborenen  Richtsinn  haben, 
sondern  daß  die  Entwicklung  von  Erinnerungsbildern  und  somit  das  Gedächt- 
nis die  Hauptrolle  beim  Aufsuchen  der  Heimat  spielt.  Die  Beweise  für 
diese  Anschauung  sieht  der  Autor  in  dem  Unistande,  daß  erstens  junge 
Tauben  nicht  gleich  ihren  Weg  finden,  daß  sich  forner  junge  Tauben,  wenn 
sie  von  einem  Orte  aufgelassen  werden,  von  dem  aus  sie  einen  weiten  Über- 
blick haben,  leichter  orientieren,  als  wenn  sie  von  einem  tiefliegenden  Tale 
abfliegen,  und  daß  klare  Luft  und  Sonnenschein  den  Tauben  ihre  Orientierung 
erleichtern. 

Schnpbach  (105)  gibt  zunäclist  (^ine  Beschreibung  der  wichtigsten 
im  Zentralnervensystem  der  Taube  vorkommenden  Ganglienzellen  und  deren 
regionäre  Anordnung.  Nach  Feststellung  dieser  anatomischen  Verhältnisse 
ging  er  daran,  zu  untersuchen,  ob  histologische  Veränderungen  entsprechend 
der  Funktion  in  den  einzelnen  Zellen  auftreten.  Dabei  vermißte  er  die  von 
Birch-Hirschfeld  an  den  Zellen  der  Kaninchennetzhaut  gefundenen 
Unterschiede  zwischen  hell-  und  dunkeladaptiertem  Zustande.  Auch  in  den 
Ganglienzellen  verschiedener  Hirnteile  zeigten  sich  keine  konstanten  funk- 
tionellen Unterschiede. 


Allgemeine  Physiologie  de«  Neirensystems.  97 

Sommer  (108)  wendet  sich  gegen  die  Harnackscbe  Annahme,  daß 
bei  der  Ablenkung  der  Magnetnadel  eines  Kompasses  durch  Beiben  an  der 
Glasdecke  mit  den  Fingern  neben  dem  physikalischen  Vorgänge  noch  be- 
sondere physiologische  Bedingungen  mitspielen  sollen.  Er  machte  zunächst 
eine  Reihe  von  Versuchen  am  Elektroskop,  die  im  ersten  Moment  für  die 
Harnackscbe  Anschauung  sprachen,  deren  Ergebnisse  sich  aber  bei  genauerer 
Prüfung  als  durch  rein  physikalische  Vorgänge  bedingt  erwiesen. 

Wenn  ein  Elektroskop  mit  Elektrizität  geladen  wird,  sodaß  die  Blatt* 
eben  auseinanderweichen,  so  bemerkt  man  bei  Annäherung  eines  Fingers  au 
das  Glasgefäß  eine  Anziehung  des  Blättchens,  manchmal  eine  Abstoßung. 
Dies  schien  zunächst  für  eine  elektrische  Ladung  des  Fingers  zu  sprechen. 
Allein  es  zeigte  sich,  daß,  wenn  das  Elektroskop  nicht  geladen  war,  bei 
Annäherung  der  Finger  kein  Ausschlag  erfolgte.  Es  handelte  sich  dabei 
also  nicht  um  eine  dem  Finger  dauernd  innewohnende  elektromotorische 
Kraft,  sondern  nur  um  eine  influenzierende  Wirkung  der  im  Elektroskop 
vorhandenen  Elektrizität.  Die  manchmal  beobachtete  Abstoßung  des  Blatt* 
chens  bei  Annäherung  der  Finger  erklärte  sich  wiederum  dadurch,  daß  in 
diesen  Fällen  durch  zufällige  Beibung  des  Qlasgefäßes  auch  an  diesem 
Elektrizität  entstand,  das  Instrument  also  zwei  Ladungen  besaß.  Bei  An* 
näherung  der  Finger  wurden  diese  vom  G-lasgefäß  influenziert  und  erhielten 
die  gleichnamige  Ladung,  wie  die  Blättchen,  sodaß  sie  letztere  abstießen. 
Somit  ist  auch  jenes,  scheinbar  auf  tierischen  Magnetismus  deutende  Phänomen, 
experimentell  als  indirekte  Folge  von  Beibungselektrizität  nachgewiesen. 

Spirtoff  (109)  hat  die  Wirkung  der  farbigen  Beleuchtung  auf  die 
geistige  Arbeit  experimentell  geprüft.  Er  ließ  eine  Anzahl  Individuen  bei 
verschiedener  und  verschiedenfarbiger  Beleuchtung  Multiplikationen  und 
Additionen  ausfuhren  und  bestimmte  die  Leistungsfähigkeit  vor  und  nach 
den  Buhepausen.  Er  konnte  unter  anderem  feststellen,  daß  eine  Zunahme 
der  Arbeitsmenge  bei  blauem  Licht  nach  längeren  Buhepausen  statthat, 
was  mit  der  Beobachtung  übereinstimme,  daß  das  blaue  Licht  eine  be- 
ruhigende Wirkung  ausübe.  (Bendix.) 

Talbot  (112)  sucht  die  verschiedenen  Abnormitäten  der  Zahnbildung 
in  entwicklungsgeschichtlicher  Beziehung  zu  erklären. 

Bei  der  Entwicklung  der  einzelnen  Organe  spielen  mehrere  Momente 
eine  Bolle.  Zunächst  die  direkte  Heredität  von  den  unmittelbaren  Vor- 
fahren, dann  der  unmittelbare  und  entfenite  Atavismus;  ferner  der  Kampf 
ums  Dasein  und  schließlich  mehr  äußerliche  Momente,  wie  z.  B.  Nahrung, 
Klima,  Blutsverwandtschaft,  Intoxikationen  und  Infektionen,  nervöse  Er- 
schöpfung der  Eltern. 

Der  Autor  sucht  nun  den  Einfluß  dieser  Momente  auf  die  Zahn-  und 
Kieferentwicklung  darzulegen.  Die  Entwicklung  des  Menschen  durchläuft 
die  ganze  Beihe  der  Phylogenese,  und  jede  Entwicklungshemmung  führt 
daher  zu  atavistischen  Erscheinungen.  In  der  .  aufsteigenden  Tierreihe  ist 
zunächst  die  Kieferentwicklung  sehr  ausgeprägt,  nimmt  aber,  wie  die  ganze 
Oesichtsentwicklung,  mit  der  zunehmenden  Entwicklung  des  Himschädels 
ab.  Während  ursprünglich  der  letztere  hinter  den  Kiefern  lag,  überdacht 
er  beim  Menschen  die  Kiefer.  Je  stärker  die  Entwicklungshemmung  ist, 
desto  mehr  treten  die  Kiefer  vor  und  der  Hirnschädel  zurück,  desto  größer 
wird  der  Gesichtswinkel. 

Andrerseits  kann  aber  durch  nervöse  Erschöpfung  des  elterlichen 
Organismus  zu  wenig  Bildungsmaterial  für  die  Kiefer  des  Kindes  vorhanden 
sein,  die  Zähne  haben  dann  nicht  genügend  Baum  und  formen,  je  nachdem 
welche  Zähne  zuerst  durchbrechen,  den  Kiefer  in  verschiedener  Weise  um. 

Jahresbericht  f.  Neurologie  and  Psychiatrie  1905.  7 


98  Allgemeine  Physiologfie  des  Nervensystems. 

Brechen  zuerst  die  Backenzähne  durch ,  dann  erhält  der  Zahubogen  mehr 
eine  spitzwinklige  Form  und  nähert  sich  dem  Reptilientypus;  wenn  die 
Schneidezähne  zuerst  durchbrechen,  wird  der  Bogen  mehr  flachgestreckt  und 
nähert  sich  dem  Raubtiertypus. 

Was  die  Form  der  Zähne  betrifft,  so  leiten  sie  sich  von  den  primi- 
tiven konischen  Zähnen  niederer  Tiere  ab,  und  die  Entstehung  der  Backen- 
zähne erklärt  man  entweder  aus  dem  Zusammenwachsen  mehrerer  solcher 
konischer  Zähne  oder  durch  seitliche  Sprossung  der  einfachen  Wurzel  des 
primitiven  Zahnes.  Der  Autor  bringt  eine  Reihe  von  Abbildungen  von 
Zähnen  verschiedener  fossiler  Affen,  die  die  allmähliche  Entwicklung  der  koni- 
schen Zähne,  wie  sie  bei  Reptilien  gefunden  werden,  zu  den  Backenzähnen 
des  Menschen  illustrieren. 

Der  Mensch  hat  ferner  eine  bestimmte  Zahl  von  Zähnen,  eine  Ab- 
nahme derselben  bedeutet  eine  Weiterentwicklung  des  Menschen,  eine  Zu- 
nahme einen  Atavismus,  eine  Rückkehr  zu  den  Halbaffen.  Die  überzähligen 
Zähne  gleichen  entweder  den  angrenzenden  Zähnen,  oder  sie  sind  konisch 
geformt.  Die  Zahl  der  Zähne  ist  noch  immer  in  Abnahme  begriffen.  Am 
häufigsten  fehlt  der  dritte  Backenzahn,  der  durch  die  immer  weiter  fort- 
schreitende Verkürzung  der  Kiefer  keinen  Platz  findet.  Häufig  ist  er  nur 
abortiv  entwickelt.  Ein  weiterer  Zahn,  der  zum  Verschwinden  bestimmt  isty 
ist  der  seitliche  Schneidezahn. 

Schließlich  findet  man  häufig  Mißgestaltung  von  Zähnen.  Dieselbe 
resultiert  aus  trophischen  Störungen  während  der  Zahnentwicklung  vor  der 
Geburt.  Auch  hier  kann  die  trophische  Störung  atavistische,  konisch  geformte 
Zähne  erzeugen. 

Den  Abschluß  dieser  Monographie  bildet  die  Aufzählung  einer  großen 
Reihe  von  in  der  Literatur  niedergelegten  Fällen  von  Zahnanomalien  und 
deren  Klarlegung. 

V.  Uexküll  (114)  gibt  zunächst  auf  Grund  chromophotographischer 
Aufnahmen  eine  genaue  Beschreibung  des  Gehens,  des  ümdrehens,  des 
Fressens  und  des  Vorganges  bei  der  Selbstverstümmelung,  sowie  der  Ab- 
wehrbewegungen der  Schlangensterne.  Hierauf  folgt  eine  genaue  Darstellung 
der  Anatomie  dieser  Tiere,  und  schließlich  bespricht  er  die  Bewegungsgesetze 
im  Nervensystem  und  kommt  zu  der  Anschauung,  daß  sich  die  Erregung 
im  Nervensystem  der  Schlangensterne  wie  eine  materielle  Flüssigkeit  benimmt. 
Das  letzte  Kapitel  der  Arbeit  ist  dem  Ausbau  dieses  Analogiebildes  ge- 
widmet. Nach  des  Autors  Anschauung  ist  der  Muskel  ein  Endorgan,  das 
mit  seinen  Nerven  und  seinem  Zentrum  eine  höhere  Einheit  darstellt.  Das 
Zentrum  des  Muskels  nennt  er  seinen  Repräsentanten.  Die  Repräsentanten 
tauschen  unter  sich  auf  intrazentralen  Bahnen  das  Fluidum,  den  Tonus,  aus 
und  senden  Druckwellen  durch  die  Muskelnerven.  Wird  an  einer  peripheren 
Stelle  gereizt,  so  geht  von  dort  eine  Welle  neuentstandenen  Tonus  in  den 
Nerveuring  über,  teilt  sich  daselbst,  und  die  beiden  Zweige  prallen  gerade 
gegenüber  ihrem  Eintrittsorte  in  den  Nervenring  gegeneinander  und  faliren 
wieder  auseinander.  Diesen  Punkt  nennt  der  Autor  Pulsationspunkt.  Der- 
selbe kann  wandern.  Auf  diese  Wanderung  lassen  sich  alle  Gehbewegungen 
der  Schlangensterne,  wie  der  Autor  zeigt,  leicht  zurückführen.  Auch  die 
Selbstverstümmelung  läßt  sich  auf  diese  Weise  leicht  verständlich  machen. 
Bei  Reizung  einer  beliebigen  Stelle  des  Armes  tritt  zentrifugal  Tonus- 
steigeruug,  zentripetal  Tonusfall  ein.  Letzterer  kann  die  Muskeln  derartig 
zum  Erschlaffen  bringen,  daß  sie  beim  geringsten  Knick  durchreißen. 

Vaschide  (115)  gibt  einen  Überblick  über  die  bisherigen  Forschungs- 
ergebnisse hinsichtlich  des  Zusammenhanges  von  geistiger  und  Muskelarbeit. 


Allgemeine  Physiologie  des  Nerrensystems.  99 

Er  halt  die  gewonnenen  Resultate  für  unzureichend  und  anfechtbar;  denn 
Dach  den  experimentellen  Versuchen  scheine  intensive  und  längere  Geistes- 
arbeit den  Muskeltonus  herabzusetzen,  und  hingegen  sei  die  Muskelkraft  eine 
Bedingung  für  geistige  Arbeit.  Es  müßten  also  die  geistigen  Fähigkeiten 
7on  den  körperlichen  abhängen.  Dagegen  sei  es  verständlich,  nach  Mosso, 
nur  eine  Art  der  Ermüdung,  nämlich  eine  geistige,  anzunehmen. 

(Bendix,) 

Wamer  (118)  beschäftigt  sich  in  einem  kurzen  Aufsatze  mit  der 
Frage,  in  v^elcher  Weise  im  normalen  kindlichen  Gehirne  sich  Vorstellungen 
entwickeln  und  ausbilden,  und  wie  die  geistige  Entwicklung  angeregt  werden 
kann.  Nach  Warners  Meinung  ist  der  Nachahmungstrieb  das  Mittel, 
nm  Torstellungen  und  neue  geistige  Eindrücke  zu  gewinnen.        (Bendia.) 

Im  Anschlüsse  an  die  Versuche  Hougardys,  der  nach  intravenöser 
Injektion  einer  bestimmten  Menge  von  Soda  einen  plötzlichen  Stillstand  der 
Atembewegungen  beobachtet  und  diese  Apnoe  auf  eine  verminderte  Kohlen- 
säurespannung  des  Blutes  zurückgeführt  hatte,  untersuchte  Wertheimer 
(119),  ob  das  gleiche  Verhalten  auch  bei  Tieren  eintritt,  deren  Atembe- 
wegnngen  nach  Durchschneidung  des  Cervikalmarkes  sich  wieder  eingestellt 
hatten.  Er  fand  nun  tatsächlich  dasselbe  Verhalten  in  vielen  Fällen.  In 
anderen  trat  nur  eine  Abschwächung  der  Respirationsbewegungen,  in  wieder 
anderen  Cheyne-Stokes  Atmen  vorübergehend  ein. 

Daraus  geht  hervor,  daß  der  physiologische  Atmungsreiz,  die  Kohlen- 
säurespannung im  Blute,  nicht  an  einem  umschriebenen  Punkte  im  Bulbus 
angreift,  von  wo  aus  die  Erregung  auf  die  Eückenmarkszentren  übertragen 
Tird,  sondern  die  ganze  graue  Vordersäule  den  Atmungsmechanismus  lenkt. 

Die  Untersuchungen  Winterstein's  (121)  führten  zu  folgenden 
Resultaten: 

1.  Die  Wärmelähmung  ist  eine  in  allen  Klassen  des  Tierreiches  zu 
beobachtende  Erscheinung. 

2.  Mit  steigender  Temperatur  steigt  der  Sauerstoffverbrauch  und  ist 
auch  während  der  Wärmelähmung  nach  Eintritt  vollkommener  Reaktions- 
losigkeit  maximal  gesteigert.  Der  Sauerstoffverbrauch  ist  daher  kein  unbe- 
dingtes Maß  der  funktionellen  Tätigkeit  und  umgekehrt. 

3.  Die  Wärme  steigert  den  Sauerstoffverbrauch  nicht  einfach  durch 
Erleichterung  der  Sauerstoffübertragung,  sondern  durch  Erhöhung  des  Sauer- 
stoffbedarfes. 

4.  Die  Narkose  vermindert  den  Sauerstoffverbrauch  nach  Maßgabe 
ihrer  Konzentration  und  zwar  nicht  einfach  durch  Herabsetzung  des  Sauerstoff- 
bedarfes, sondern  durch  direkte  Behinderung  der  Sauerstoffatmung. 

5.  Die  Wärmelähmung  tritt  in  der  Narkose  bei  niedrigerer  Temperatur 
ein,  als  beim  unvergifteten  Organismus.  Eine  bei  gewöhnlicher  Temperatur 
unvollständige  Narkose  wird  durch  Erhöhung  der  Temperatur  über  eine 
gewisse  Grenze  in  eine  vollständige  verwandelt.  Die  Intensität  der  Narkose 
ist  also  nicht  bloß  eine  Funktion  der  Konzentration  des  Narkotikums,  sondern 
auch  eine  Funktion  der  Temperatur. 

6.  Mit  der  Dauer  der  Einwirkung  verstärkt  sich  die  Narkose.  Ihre 
Intensität  ist  also  auch  eine  Funktion  der  Zeit. 

7.  Die  Wärmelähmung  ist  aufzufassen  als  eine  Erstickung,  bedingt  da- 
durch, daß  die  Sauerstoffatmung  für  den  gesteigerten  Sauerstoffbedarf  unzu- 
reichend ist. 

8.  Die  Narkose  aerober  Organismen  ist  aufzufassen  als  eine  Erstickung, 
bedingt  dadurch,  daß  die  durch  die  Narkotica  herabgesetzte  Sauerstoffatmung 

7* 


XOO  AUgemeioe  Physiologie  des  Nervensystems. 

für  den  Sauerstoffbedarf  nicht  ausreicht.  Die  Narkotica  sind  vielleicht  Anti- 
katalysatoren  der  Oxydationsprozesse. 

9.  Die  Erregungsstadien  der  Narkose  und  der  Wännewirkung  beruhen 
auf  derselben  Ursache  wie  jene  der  Erstickung,  vermutlich  auf  einer  An- 
sammlung erregend  wirkender  Produkte  unvollkommener  Oxydation. 

Wintrebert  (122)  untersuchte  die  sogen,  primitive  Sensibilität  bei 
Siredon  pisciformis  und  Bana  temporaria  und  kam  zu  folgenden  Resultaten: 
Die  primitive  Sensibilität  ist  keine  Fortsetzung  einer  embryonalen  Erschei- 
nung, die  durch  das  Auftreten  einer  muskulären  Kontraktion  hervorgerufen 
ist.  Ihre  gut  gekennzeichneten  Charaktere  weisen  ihr  eine  bestimmte  Stellung 
im  Laufe  der  Ontogenese  an.  Sie  geht  der  Etablierung  der  nervösen  Sensi- 
bilität voran.  Manchmal  fällt  sie  vor  ihrem  Verschwinden  im  Bereiche  des 
Bumpfes  mit  letzterer  zusammen.  -Die  beiden  Arten  der  Sensibilität  sind 
dann  einander  superponiert  und  schließen  einander  nicht  aus.  Die  Haut- 
decke ist  gleichzeitig  das  Aufnahms-  und  auch  das  oberflächliche  Erfolgs- 
organ. Die  Übertragung  in  die  Tiefe  ist  keine  diflFuse,  sondern  scheint  ner- 
vösen Bahnen  zu  folgen,  die  für  die  vorderen  Metameren  des  Bumpfes 
bereits  ausgebildet  sind,  und  die  Beflexbeantwortung,  welche  sich  in  ihuen 
bereits  lokalisiert  findet,  scheint  von  den  nervösen  Zentren  auszugehen  und 
zentrifiigale  nervöse  Bahnen  zu  benützen. 

Wintrebert  (123)  entfernte  an  verschiedenen  Amphibienlarven  das 
Nervensystem  in  verscliiedener  Ausdehnung  und  fand,  daß  deren  Entw^ick- 
lung  nach  Abtragung  der  nervösen  Zentren  nur  wenig  verlangsamt  ist.  Die 
Möglichkeit  einer  vom  Nervensystem  unabhängigen  Muskelerregung  gibt  er 
aber  nicht  zu.  Es  besteht  zwar  ein  zentripetaler,  wahrscheinlich  ekto- 
dermaler  Weg  für  die  primitive  Sensibilität,  allein  die  muskuläre  Beaktion 
folgt  immer  nervösen  Bahnen. 

Wintrebert  (124)  entfernte  bei  Salamandern  .Teile  des  Bücken- 
marks und  beobachtete,  daß  trotzdem  die  Metamorphose  in  den  des  Bücken- 
marks beraubten  Begionen  unter  denselben  Erscheinungen  verlief  wie  in 
anderen,  noch  unter  nervösem  Einflüsse  stehenden.  Auch  trat  eine  Begene- 
ration  des  Bückenmarks  ein,  die  nicht  nur  im  Auswachsen  von  Nerven- 
fasern, sondern  auch  in  einer  wahren  Knospung  des  Zentralkanals  bestand, 
dessen  anatomische  Kontinuität  zwischen  den  getrennten  Stümpfen  noch  vor 
der  Vereinung  des  zentralen  und  peripheren  Stumpfes  und,  ohne  daß  noch 
die  Sensibilität  in  der  gelähmten  Zone  zurückgekehrt  war,  wieder  her- 
gestellt wurde. 

Wintrebert  (125)  entfernte  das  Bückenmarkszentrum  des  Schwanzes 
bei  Froschlarven,  das  an  der  Schwanzwurzel  gelegen  ist,  und  beobachtete, 
ob  bei  so  operierten  Larven  die  Bückbildung  des  Schwanzes  längere  Zeit 
beansprucht  als  bei  normalen.  Er  fand,  daß  kein  Unterschied  besteht. 
Daß  wirklich  die  entsprechenden  Zentren  abgetragen  waren,  wurde  dann 
physiologisch  und  histologisch  festgestellt. 

Zuntz  (128)  hielt  in  der  Gesellschaft  für  volkstümliche  Naturkunde 
einen  zum  Teil  populären  Vortrag  über  den  Winterschlaf  der  Tiere,  indem 
er  die  Vorlangsamung  des  Stoffwechsels  sowie  die  verschiedenen  Schutz- 
einrichtungen gegen  die  Gefahren  des  Winterschlafes  besprach.  Als  solche 
sind  das  Erwachen  der  Fische  bei  großem  Sauerstoffmangel,  sowie  das  Er- 
wachen der  Säugetiere  bei  allzu  niedrigen  Temperaturen  anzusehen. 


Physiologie  des  Stoflfwechsels.  XOl 

Physiologie  des  Stoffwechsels. 

Referent:  Dr.  Georg  Peritz-Berlin. 

1.  Aeschb acher,  Siegfried,  Ueber  den  Einfluß  krankhafter  Zustände  auf  den  Jod- 
aod  Fhosphoi^ehalt  der  normalen  Schilddrüse.  Mitteilungen  aus  den  Grenzgebieten 
der  Medizin  und  Chirurgie.    Bd.  XV,  p.  269. 

2.  A Ilaria,  G.-B.,  Essai  sur  les  propriet4s  physicochimiques  et  sur  la  physiogen^e  du 
liquide  cerebro-spinale.    Arch.  de  med.  des  enf.     VIII.    214;  257. 

3.  Derselbe.  Ricerche  sull'azione  del  liquido  cefalorachideo  sopra  alcuni  mikroorganismi 
patogeni.    II  Morgagni.    No.  11,  p.  676. 

4.  Ambard,  L.,  Begime  hypochlorure  obsenre  cinquante  et  un  jours.  Equilibre  chlornre. 
Effets  de  radjonetion  de  SO*  Na^  et  de  AzO*K  k  ce  regime  sur  Temination  de  Na  Gl. 
Compt.  rend.  Soc.  de  Biologie.     T.  LVIIl,  No.  8,  p.  875. 

5.  fiabel,  Alex.,  Ueber  das  Verhalten  des  Morphiums  und  seiner  DeriTate  im  Tierkörper. 
Archiv  t  experim.  Pathologie.    Bd.  52,  H.  3—4,  p.  262. 

6.  Bsrbieri,  N.  A.,  Les  cerebrines  et  Tacide  cerebrique  preexistant  dans  le  tissu  nerveux 
a  l'exclosion  du  protagon.    Compt.  read.  Acad.  des  Sciences.   Vol.  140,  No.  23,  p.  1551. 

7.  Battelli,  F.,  Kecherches  sur  les  vasoconstrictines  des  serums  sanguins  (l®r  memoire). 
Journal  de  Physiologie  et  de  Pathol.  gen.     No.  4,  p.  625. 

8.  Derselbe,  Becherches  sur  la  nature  des  yaso-constrictines  (2b  memoire),  ibidem. 
Ko.  4,  p.  651. 

9.  Derselbe,  Les  Vaso-constrictines  dans  les  Serums  sanguins  normaux.  Compt.  rend. 
See.  de  Biol.    T.  LVm,  No.  2,  p.  47. 

10.  Baum,  Julius,  Die  örtliche  Einwirkung  von  Nebennierensubstanz,  Brenzkatechin  und 
Spermin  auf  die  Zirkulation.    Berl.  klin.  Wochenschr.     No.  4,  p.  86. 

IL  Camus,  L.,  Greffes  parathyroidiennes  chez  l'animal  normal  et  chez  l'animal  partielle- 
ment  ethyroide.     Compt.  rend.  Sog.  de  Biologie.     Vol.  LVIII,  No.  10,  p.  439. 

12.  Capobianco,  F.,  II  A  del  stemo  di  sangue  dopo  la  estirpazione  completa  e  parziale 
del  sistema  paratiroideo.    Ann.  di  nevrol.    XXIII.     126—180. 

13.  Carlgren,  Oskar,  Der  Galvanotropismus  und  die  innere  Kataphorese.  Einige  Be- 
merkungen.   Zeitschrift  für  Allgemeine  Physiologie.    Bd.  V,  H.  1,  p.  123. 

U.  Carnot,  P.  et  Chassevant,  A.,  Modifications  subies,  dans  l'estomac  et  le  duodenum 
par  les  Solutions  salines,  suivant  leur  concentration  moleculaire.  Le  reflexe  A-Kegu- 
lateur  du  sphincter  pylorique.     Compt.  rend.  Soc.  de  Biologie.     T.  LVIII,  p.  173. 

15.  Ceni,  Carlo,  Ueber  das  Wesen  und  die  Spezifizität  der  im  Blutserum  der  Epileptiker 
enthaltenen  toxischen  Stoffe.     Centralblatt  für  Nervenheilkunde.    p.  213. 

16.  Derselbe,  Effets  de  la  thyrio'idectomie  sur  le  pouvoir  de  procreer  et  sur  les  descendants. 
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102  Physiologie  des  Stoffwechsels. 

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Physiologie  des  StofiFwechsels.  103 

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80.  Dieselben,  Action  de  la  thyroi'dectomie  et  de  ceite  Operation  combinee  avec  la 
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81.  Dieselben,  Remarques  sur  la  tete  ossense  de  lapins  adults  castres  dans  le  jeune  age. 
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94.  Tiberti,  N.,  lieber  den  Transport  des  Tetanusgiftes  zu  den  Rücke nmarkszentren 
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95.  Tonello,  A.,  Sul  potere  nduttore  del  liquido  cerebro-splnale.  Gazz.  d.  osped. 
1904.    XXV.     1638—1635. 

96.  Tribondeau  et  Recamier,  Alterations  des  yeux  et  du  sqaelette  faclal  d'un  chat 
nouveau-ne  par  Roentgenisation.  Compt.  rend.  Soc.  de  Biologie.  Vol.  LVIÜ, 
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97.  Valenti,  A.,  Contribution  experimentale  &  l'etude  de  Tinfluence  des  lesions  nerveuses 
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98.  Vassale,  G.,  Le  traitement  de  l'eclampsie  gravidique  par  la  parathyreoi'dine  et  con- 
siderations  sur  la  Physiopathologie  des  glandes  parathyreoi'des.  ibidem.  Vol.  XLUI, 
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99.  Derselbe,  Physiopathologie  de  l'appareil  des  capsules  surrenales.  ibidem.  Tome 
XLIII,  p.  256. 

100.  Villaret,  Maurice  et  Tixier,  Leon,  Les  elements  clairs  et  les  transformations 
cellulaires  dans  le  liquide  cephalo-rachidien.    Journal  de  Physiologie.    Bd.  VU,  p.  841. 

101.  Vincent,  Swale  and  JoUy,  W.  A.,  Some  observations  upon  the  function  of  the 
thyroid  and  Parathyroid  Glands.    The  Journ.  of  Physiology.    Vol.  XXXII,  No.  1,  p.  65. 

102.  Weichardt,  Wolfgang,  lieber  das  Ermüdungstoxin  und  dessen  Antitoxin.  (Dritte 
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103.  Wessely,  Karl,  Zur  Wirkung  des  Adrenalins  auf  Pupille  und  Augendruck.  Zeit- 
schrift für  Augenheilkunde.     Bd.  XIII,  H.  4,  p.  310. 

104.  Weygandt,  W.,  Demonstration  thyreoidektomierter  Tiere.  Vereins bsIUge  der  Deutsch. 
Medizin.  Wochenschrift,     p.  2038. 

105.  Wiggers,  Carl  J.,  On  the  Action  of  Adrenalin  on  the  Cerebral  Vessels.  The 
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106.  Zalackas,  C,  Sur  l'antidote  de  la  nicotine.  Compt.  rend.  Acad.  des  Sciences. 
Vol.  CXL,  No.  11,  p.  741. 

Ambard  (4)  hat  einen  Stoffwechselversuch  mit  sich  während  51  Tage 
angestellt.  In  dieser  Zeit  nahm  er  eine  chlorarme  Nahrung  zu  sich.  Er 
fand  eine  erhebliche  Abnahme  des  Durstgefühls.  Ferner  konstatierte  er, 
daß  sich  sehr  bald  eine  gewisse  gleichmäßige  Chlorausscheidung  von  durch- 
schnittlich 2,20  g  einstellte.  Die  Einnahme  von  Natriumsulfat  wirkte  ver- 
mindernd auf  die  Chlorausscheidung,  dagegen  hatte  die  Aufnahme  von 
Kaliumnitrat  keine  Wirkung. 

Battelli  (7,  8)  wies  nach,  daß  mehrere  normale  Sera  eine  vaso- 
konstriktorische  Wirkung  bei  Tieren  einer  anderen  Gattung  ausüben.  Die 
vasokonstriktorische  Wirkung  ist  abhängig  von  Yasokonstriktinen,  die  sich 
zusammensetzen  aus  zwei  Substanzen,  der  vasokonstriktorischen  Substanz 
und  dem  Alexin.  Die  Vasokonstriktine  wirken  direkt  auf  die  Muskeln  der 
Gefäßwand.  (Bendix,) 

Battelli  (9)  und  Mioni  fanden,  daß  man  beim  Meerschweinchen  eine 
energische  Vasokonstriktion  erhält,  wenn  man  Binderserum  in  den' Blutkreis- 
lauf einführt  Serum  von  Pferden  dagegen  übt  keinen  vasokonstriktorischen 
Einfluß  aus.  Weitere  Versuche  B.'s  zeigten,  daß  auch  Hammelserum  vaso- 
konstriktorisch  wirkt.  Ebenso  übt  Kaninchenserum  bei  Meerschweinchen 
eine  Vasokonstriktion  aus,  trotzdem  es  nicht  hämolytisch  wirkt.    B.  fand  im 


Physiologie  des  StofEwecfaflels.  105 

aUgemeinen,  daß  das  Serum  norm^üer  Tiere  in  der  Mehrzahl  eine  parallel 
gehende  "Wirkung  auf  die  Blutkörperchen  und  die  Gefäßwände  der  Meer- 
schweinchen besitzt;  nur  das  Kaninchenserum  bildet  eine  Ausnahme,  indem 
es  eine  bedeutende  Menge  Ton  Yasokonstriktin  und  sehr  wenig  Hämolysin 
enthält  Die  Tasokonstriktorische  Kraft  ist  an  die  Elemente  der  Gefäßwände 
gebunden  und  nicht  durch  Salzlösung  aufzuheben.  Die  derartig  empfindlich 
gemachten  Gefäße  kontrahieren  sich  unter  der  Einwirkung  von  Alexine. 

(Bendix.) 

Baum  (10)  hat  die  Einwirkung  Ton  Nebennierenextrakt,  Brenzkatechin 
und  Spermin  auf  die  Zirkulation  untersucht  und  gefunden,  daß  Spermin  und 
Nebennierensubstanz  hinsichtlich  ihrer  lokalen  Wirkung  deutlich  Antagonisten 
sind.  Bei  lokaler  Wirkung  auf  die  normale  Haut  tritt  eine  deutliche  Anämie 
der  Stelle  ein.  Ahnlich  ¥drkt  das  Brenzkatechin.  Dagegen  trat  bei  Be- 
pinselung  der  Zunge  oder  Schwimmhaut  von  kurarisierten  Fröschen  mit 
Spermin  fast  plötzlich  eine  starke  Beschleunigung  der  Zirkulation  und  Er- 
veiterung der  Arterien  und  Kapillaren  ein.  (Bendix,) 

Ceni  (15)  kommt  auf  Grund  seiner  Untersuchungen  über  das  Wesen 
nnd  die  Spezifizität  der  im  Blutserum  der  Epileptiker  enthaltenen  toxischen 
Stoffe  zu  dem  Schluß,  daß  das  Blutserum  der  Epileptiker,  das,  während  des 
regulären  Verlaufs  der  Krankheit  in  akzessualen  oder  in  interakzessualen 
Phasen  entzogen,  in  einer  Dosis  yon  10  kcm  anderen  Epileptikern  injiziert 
irird,  von  diesen  gewöhnlich  vertragen  wird  und  kein  unmittelbar  akutes 
Phänomen  erzeugt.  In  den  schweren  Fällen  und  mehr  noch  im  Status  epi- 
lepticus  wird  das  Blutserum  der  Epileptiker  sehr  oft  ganz  bedeutend  hyper- 
toxisch und  ist,  bei  Epileptikern  angewandt,  fähig,  auch  in  kleinen  Dosen, 
bei  jeglichem  Epileptiker  Phänomene  akuter  Vergiftung  mit  lokaler  und  all- 
gemeiner Reaktion  zu  erzeugen.  Diese  zeichnen  sich  besonders  durch  Kopf- 
schwere,  geistige  Verworrenheit,  fieberhaften  Zustand  und  Verschlimmerung 
der  epileptischen  Symptome  aus.  Der  Toxitätsgrad  im  Blutserum  der  Epi- 
leptiker steht  nicht  in  direkter  Beziehung  zur  Kraukheitsschwere.  Die  Epi- 
leptiker reagieren  auch  sehr  verschieden  auf  das  hypertoxische  Serum.  Die 
Epileptiker,  w^elche  große  Dosen  von  hypertoxischem  Serum  vertragen,  sind 
anch  weniger  sensibel  auf  die  Injektionen  mit  spezifischem  Antiserum  und 
umgekehrt. 

Epileptiker  reagieren  im  Verschlimmerungsstadium  auf  ihr  eigenes 
hypertoxisches  Serum  nicht,  dagegen  stellen  sich  Phänomene  akuter  Ver- 
giftung ein,  wenn  ihnen  das  eigene  hypertoxische  Serum  einige  Tage  später, 
wenn  sie  in  ihren  normalen  Zustand  zurückgekehrt  sind,  injiziert  wird.  Die 
Hypertoxität  des  Serums  eines  Epileptikers  kann  auch  einige  Tage  dem 
Ausbruch  der  Verschlimmerungsphasen  vorausgehen  und  kann  deshalb  zur 
Ursache  der  Verschlimmerung  in  Beziehung  gebracht  werden.  Bei  nicht 
Epileptischen  kann  das  hypertoxische  Serum  eine  akute  toxische  Wirkung 
hervorrufen,  aber  gewöhnlich  nicht  heftig  und  ohne  spezifische  Symptome 
der  Epilepsie.  Die  epileptogenen  toxischen  Prinzipien  scheinen  nur  bei 
Menschen  spezifisch  zu  wirken,  nicht  aber  bei  Tieren  (Hund,  Katze,  Kaninchen, 
Meerschweinchen,  weiße  Maus  und  Huhn).  Die  Hypertoxität  des  Serums 
Epileptischer  wird  man  dem  übermäßigen  Vorhandensein  der  beiden  Elemente, 
die  das  epileptogene  Gift  bilden,  und  zwar  der  sensiblen  Substanz  zuschreiben 
können.  (Benduc.) 

Chlistens  (19)  beobachtete  bei  drei  Ziegen,  denen  er  die  Thyreoidea 
und  Parathyreoidea  entfernt  hatte,  Tetanie,  in  einem  Fall  erst  265  Tage 
nach  der  Operation.  Verfasser  bezieht  die  beobachteten  Störungen  auf  die 
Entfernung  der  Parathyreoidea. 


X06  Physiologie  des  Stoffwechsels. 

Christiani  (20)  entfernte  bei  vier  Ratten  gleichen  Alters  Teile  der 
Thyreoidea  und  pflanzte  sie  auf  der  entgegengesetzten  Seite  ein.  Zwei  von 
den  Tieren  erhielten  gewöhnliche  Nahrung,  die  beiden  anderen  erhielten 
daneben  noch  reichliche  Dosen  von  Schilddrüsenextrakt.  Die  zwei  aormal 
ernährten  blieben  gesund,  bei  ihnen  hatte  sich  die  Überpflanzung  vollkommen 
regeneriert,  bei  den  beiden  anderen  trat  nach  25 — 27  Tagen  der  Tod  ein, 
die  Überpflanzung  war  sichtbar,  klein  und  blaß.  Verf.  schließt  daraus,  daß 
Thyreoideaextrakt  in  hohen  Dosen  einer  Überpflanzung  schädlich  ist.  Die 
überpflanzten  Drüsen,,  verfallen  einer  rapiden  Degeneration,  gefolgt  von 
Atrophie.  Bei  der  Überpflanzung  kann  man  zwei  gleich  unangenehmen 
Situationen  gegenüberstehen:  es  kann  einmal  der  Körper  ein  großes  Bedürfnis 
nach  der  Funktion  der  überpflanzten  Teile  haben.  Unter  diesen  Umständen 
liegt  die  Gefahr  vor,  daß  sich  die  schädlichen  Folgen  einer  oberarbeit 
geltend  machen,  die  schließlich  zu  einer  Thyreoiditis  mit  nachfolgender 
Sklerose  führt.  Auf  der  andern  Seite  kann  der  Körper  künstlich  mit 
Thyreoidin  gesättigt  sein,  in  diesem  Fall  kann  sich  die  überpflanzte 
Thyreoidea  aus  Mangel  an  Bedürfnis  nicht  entwickeln. 

Citron  (22)  hat  eine  große  Anzahl  von  Kaninchen  mit  Suprarenin 
behandelt  und  dann  die  Organe  dieser  Tiere  untersucht.  Er  fand  in  der 
Leber  ausgedehnte  Veränderungen,  die  entweder  vom  interstitiellen  Binde- 
gewebe oder  vom  Parenchym  ausgehen.  Er  erklärt  die  Wirkungsweise  des 
Adrenalins  auf  die  Leber  in  der  Weise,  daß  in  ihm  die  Kombination  der 
giftigen  und  der  blutdrucksteigernden  Gruppe  den  starken  Eff^ekt  bedingt. 
Die  plötzliche  Blutdrucksteigerung  setzt  kleine  mechanische  Läsionen  der 
Arterienwandung,  und  dann  wirkt  das  speziflsche  Protoplasmagift  de- 
struierend  ein. 

Coiiat  (25)  gibt  ein  ganz  kritikloses  Referat  über  einige  neuere 
Arbeiten  auf  dem  Gebiete  der  chemischen  Gehimforschung. 

Dixon's  (27)  Untersuchungen  über  die  selektive  Einwirkung  des 
Kokains  auf  die  Nervenfasern  ergaben,  daß  Kokain,  lokal  angewandt, 
einzelne  Nervenfasern  vor  anderen  auswählt  und  lähmt,  die  sensorischen 
Fasern  vor  den  motorischen  bevorzugt,  die  zentripetalen  Vagusfasem  vor 
den  zentrifugalen,  die  vasokonstriktorischen  Fasern  vor  den  Vasodilatatoren, 
die  bronchokonstriktorischen  Nerven  vor  den  Bronchbdilatatoren.  Die  lokale 
Anwendung  des  Kokains  auf  die  Vagi  kann  dazu  dienen,  Todesfälle  im 
Beginne  der  Chloroformnarkose  zu  verhüten.  Medikamente,  die  auf  das 
Zentralnervensystem,  Gehirn,  Kückenmark  oder  die  Nervenfasern  einwirken, 
üben  ihren  Einfluß  fast  regelmäßig  auf  die  sensiblen  Zellen  und  Fasern 
früher  aus  als  auf  die  motorischen.  Es  liege  keine  Veranlassung  vor  zur 
Annahme,  daß  Kokain  auf  die  sensiblen  Nervenendigungen  eine  spezifische 
Wirkung  ausübe.  (Bendix.) 

Bekanntlich  bildet  es  eine  große  Schwierigkeit,  das  Cholin  in  dem 
alkoholischen  Auszug  der  Cerebrospinalflüssigkeit  für  sich  zu  gewinnen  — 
und  dies  gilt  auch  für  das  Blut  — ,  weil  die  Alkalichloride  in  geringer 
Menge  auch  in  den  absoluten  Alkohol  übergehen.  Donath  (28,  29)  be- 
gegnet dieser  Schwierigkeit  dadurch,  daß  er  nach  Abscheidung  aller  sonstigen 
in  der  Cerebrospinalflüssigkeit  bisher  bekannt  gewordenen  und  zum  Teil 
doppelbrechenden  Substanzen  in  dem  alkoholischen  Auszug  nur  Cholin  nebst 
Alkalichloriden  erhält,  aus  welchem  mittelst  Platinchlorids  nur  Kalium-, 
Ammonium-  und  Cholinchlorid  gefällt  werden.  In  diesem  Salzgemenge  ist 
nur  das  Cholinplatiuchlorid  doppelbrechend,  welches  unter  dem  Polarisations- 
mikroskop die  bekannten  Erscheinungen  der  chromatischen  Polarisation  zeigt, 
während  das  zum  regulären  Kristallsystem  gehörende  Kalium-  und  Ammonium- 


Physiologie  des  Stoffwechsels.  107 

platinchlorid  diese  Erscheinungen  nicht  zeigt.  Mittelst  dieser  äußerst  empünd- 
liehen  Methode  kann  das  kleinste  mikroskopische  Fragment  eines  Cholin- 
platinchloridkriställchens  erkannt  werden,  ohne  daß  das  in  beliebiger  Menge 
Torhandene  Kalium-  und  Ammoniumplatinchlorid  stören  würde,  ja,  nach 
dieser  Methode  wird  Ealiumchlorid  direkt  hinzugefugt,  um  einen  etwaigen 
Überschuß  des  doppelbrechenden  Platinchlorids  in  das  einfach  brechende 
Ealiumplatinchlorid  zu  verwandeln.  Die  näheren  Details  müssen  im  Ori- 
ginal nachgesehen  werden.  Die  Abbildungen  zeigen  das  Cholinplatinchlorid 
in  der  Gestalt  von  Plättchen,  Stäbchen,  geraden  und  gebogenen  Nadeln, 
zuweUen  in  büschelgarben-  oder  rosettenförmiger  Anordnung,  ferner  als 
prismatische  Formen  oder  gezähnte  Fasern.  Entsprechend  seinen  früheren 
Untersuchungen  fand  er  das  Cholin  in  der  Cerebrospinalflüssigkeit  bei  rapid 
fortschreitenden  organischen  Erkrankungen  des  Nervensystems  (progressiver 
Paralyse,  chronischer  Myelitis,  tuberkulöser  Meningitis,  Tabes  dorsalis,  syphi- 
litischer Cephalalgie),  aber  auch  nach  einer  Reihe  von  schweren  Krampf- 
anfällen bei  Epilepsie  und  Hysteroepilepsie,  wenngleich  bei  letzteren  meist 
io  geringerer  Menge.  Nicht  gefunden  wurde  es  bei  Neurasthenie  und  Para- 
lysis  spinalis  spastica,    (Von  letzterer  wurde  ein  Fall  untersucht.) 

Die  Jodreaktion,  durch  welche  auch  Allen  in  letzterer  Zeit  zur  Sicher- 
heit des  Cholinnachweises  beigetragen  hat,  wurde  von  D.  für  weit  weniger 
empfindlich  befunden  als  die  Polarisationsmethode.  Während  Allen  das 
Cholin  an  dem  dunkelbraunen  Niederschlag  erkennt,  der  durch  30  ^/^  igen, 
mit  Jod  gesättigtem  Weingeist  in  der  Eprouvette  entsteht,  benutzt  D.  Jod- 
baryumjodid,  welches  unter  dem  Mikroskop  das  in  Nadeln  und  dickeren 
Prismen  kristallisierende  Cholinjodid  zeigt.  (AiUoreferat) 

Dopter  (30)  brachte  Kaninchen  Kulturen  von  Dyssenteriebakterien 
unter  die  Haut.  Er  sah  danach  Lähmungen  auftreten,  die  manchmal  den 
Charakter  der  L an dry sehen  Paralyse  zeigten.  Die  peripheren  Nerven 
zeigten  mikroskopisch  keinerlei  Veränderungen.  Dagegen  fanden  sich  im 
Rückenmark  die  typischen  Veränderungen  der  Poliomyelitis  anterior  acuta. 
Verf.  konnte  im  Rückenmark  keinerlei  Bakterien  nachweisen,  ebenso  blieben 
bei  allen  Kulturversuchen  die  Platten  steril.  Verf.  schließt  daraus,  daß  die 
beobachteten  Veränderungen  im  Rückenmark  auf  die  Toxinwirkung  der  ein- 
geimpften Bakterien  zurückzuführen  sei. 

Dor,  Maisonnave  und  Monziols  (31)  wollen  bei  Kaninchen 
mittelst  Einspritzungen  von  Hodensaft  eine  Wachstumshemmung  des  Skelettes 
beobachtet  haben,  dagegen  konnten  sie  eine  solche  nicht  feststellen  nach 
Einspritzungen  von  Lezithin  und  Spermin.     (Poehl). 

Dreyfass  (32)  findet,  daß  das  Chinin  ebenso  lähmend  auf  das  Tonus- 
labyrinth wirkt,  wie  auf  das  Hörlabyrinth,  ja  daß  am  Versuchstier  die  Er- 
scheinungen von  Seiten  des  Tonuslabyrinths  viel  frühzeitiger  und  aus- 
gesprochener sind,  als  man  mit  Hilfe  unserer  Untersuchungsmethoden 
Störungen  des  Hörlabyrinths  nachweisen  kann.  Verf.  nimmt  an,  daß  durch 
das  Chinin  in  der  Hauptsache  die  Nervenkerne  und  der  Ramus  vestibularis 
selbst  affizieri;  werden.  Denn  peripher  eingeträufelt  nach  Durchbohrung  des 
Trommelfells  wirkt  das  Chinin  nicht,  während  es  doch  beim  Chloroform 
nicht  einmal  der  Durchlöcherung  des  Trommelfells  bedarf,  um  seine  lokale 
Wirkung  auf  das  Tonuslabyrinth  zur  Geltung  zu  bringen. 

Dnbos  (33)  stellt  fest,  daß  die  Cerebrospinalflüssigkeit  meist  eine 
reduzierende  Substanz  enthält,  welche  aber  kein  Zucker  ist.  Er  hält  diesen 
reduzierenden  Körper  aber  nicht  für  Pyrocatechine  (Gautier),  sondern  für 
Xanthin,  respektive  für  die  letzten  Produkte  der  Zellenaktivität  (Kroatin, 
Kreatinin,  Xanthin  und  Hypoxanthin).  (Bendix,) 


108  Physiologie  des  Stoffwechsels. 

Ducrot  und  Gantrelet's  (34)  Versuche  bei  ikterisch  gemachteo 
Hunden  und  Kaninchen  (Exzision  des  ductus  choledochus  oder  Injektion 
von  Rindergalle  in  die  Vena  femoralis)  ergaben,  daß  in  die  Cerebrospinal- 
fltissigkeit  kein  Gallenfarbstoflf  übergeht.  (Bendix,) 

Ducrot  und  Gantrelet  (35)  stellen  fest,  daß  nach  Verlegung  des 
Plexus  chorioides  auch  beim  normalen  Hunde  sich  in  der  Duralflüssigkeit 
Pigmente  finden,  welche  dem  normalen  Blutserum  entstammen:  Lutein  oder 
Serochrom  oder  Urobilin.  Diese  Färbung  der  Duralflüssigkeit  war  voraus 
zu  sehen.  Die  physiologische  Barriere  der  Plexus  war  unterdrückt.  Als 
Folge  davon  mußten  die  normalen  und  anormalen  Pigmente  des  Blutes  in 
die  Duralflüssigkeit  gelangen. 

Ducrot  und  Gautrelet  (36)  verstopften  mittelst  Methylviolett  die 
Plexus  chorioides  bei  3  an  Ikterus  leidenden  Hunden.  Sie  sahen  danach 
Gallenfarbstoff  in  großer  Menge  in  der  Duralflüssigkeit  auftreten,  nach  dem 
Freiwerden  der  Plexus  verschwand  der  Gallenfarbstoff  wieder.  Die  Verf. 
schließen  daraus,  daß  die  Plexus  chorioides  die  Bolle  einer  wirklichen  Drüse 
spielen,  sie  sezemieren  die  Duralflüssigkeit,  nach  ihrer  physiologischen  Unter- 
drückung verhält  sich  diese  Flüssigkeit  wie  ein  gewöhnliches  Transsudat. 

Fere  (38)  hat  am  Mos  soschen  £rgographen  den  Einfluß  von  Bouillon 
auf  die  Arbeitsleistung  geprüft  und  einmal  die  Wirkung  des  Vorschluckens, 
andrerseits  das  bloße  Schmecken  der  Bouillon  zum  Gegenstande  seiner 
Beobachtungen  gemacht.  Aus  seinen  Untersuchungen  geht  hervor,  daß  die 
exzitierende  Wirkung  der  Bouillon  hauptsächlich  oder  einzig  auf  einer 
Reizung  der  sensiblen  Nervenfasern  beruht.  (Bendix,) 

Forssman  (41)  beschäftigt  sich  mit  der  Frage,  ob  die  Antitoxin- 
Neutralisation  zwischen  Toxin  und  Antitoxin  im  Organismus  und  in  vitro 
in  derselben  Weise  vor  sich  geht.  Er  ist  im  Gegensatz  zu  Dziersgowski 
der  Ansicht,  daß  dies  nicht  der  Fall  sei. 

Gulewitsch  und  Krimberg  (48)  stellten  aus  Fleischextrakt  einen 
Körper  von  der  Zusammensetzung  Ci^Hg^NjOeCl^jPt  dar,  welcher  das 
Chlorplatinat  einer  noch  unbekannten  Base  ist,  für  welche  sie  den  Namen 
Karnitin  vorschlagen.  In  der  Voraussetzung,  daß  diese  Substanz  ein 
Monoamin  und  kein  Diamin  ist,  und  daß  hier  keine  quartäre  Ammonium- 
base vorliegt,  kann  die  Zusammensetzung  des  Karnitins  durch  die  Formel 
C^H^jNOg  ausgedrückt  werden.  Die  freie  Base  reagiert  stark  alkalisch 
und  ist,  wie  auch  ihr  salz-  und  salpetersaures  Salz,  im  Wasser  äußerst 
leicht  löslich.  Die  lange  Reihe  der  Extraktivstoffe  des  Muskelgewebes  hat 
sich  somit  noch  um  ein  neues  Glied  bereichert.  Das  Karnitin,  der  neu 
entdeckte  stickstoffhaltige  Bestandteil  des  Fleischextraktes,  unterscheidet 
sich  von  den  übrigen  Extraktivstoffen  des  Muskelgewebes  dadurch,  daß  im 
Karnitin  auf  ein  Atom  Stickstoff  3  Atome  Sauerstoff  kommen.  Seinen 
stark  alkalischen  Eigenschaften  nach,  kann  das  Karnitin  nicht  eine  Oxyamino- 
säure  sein,  und  seiner  chemischen  Struktur  nach  nimmt  es  eine  besondere 
Stellung  unter  den  bekannten  Bestandteilen  des  tierischen  Organismus  ein. 

Huchard  (49)  bestätigt  die  Angaben  von  Clement,  daß  die  Ameisen- 
säure und  ihre  Verbindungen,  von  denen  er  besonders  das  ameisensanre 
Natrium  verwendet,  eine  Wirkung  auf  die  Muskulatur  ausübt.  Diese  soll 
darin  bestehen,  daß  das  Ermüdungsgefühl  weniger  schnell  und  weniger  stark 
auftritt.  Die  Muskelleistungen  sollen  zunehmen.  Am  Mosso sehen  Ergo- 
graphen  gemessen,  wuchs  seine  Arbeitskraft  von  9  Kilogrammetern  auf  30 
in  6  Tagen  bei  täglicher  Einnahme  von  2 — 4  g  ameisensaurem  Natrium, 
Verf.  hat  es  bei  Neurasthenien,  Asthenien  und  in  der  Bekonvaleszenz  mit 
gutem  Erfolg  angewandt     Ferner  haben  diese  Substanzen  auch  eine  diure- 


Physiologie  des  Stoffwechsels.  109 

tische  Wirkung.  Dagegen  wurden  keine  schädlichen  Wirkungen  auf  die 
Nieren  beobachtet.  Die  Giftwirkung  ist  sehr  gering.  Verf.  gibt  4  g  pro 
Tag  in  wässeriger  Lösung.  Den  physiologischen  Effekt  erklärt  er  als  eiue 
gewisse  Muskelaaästhesie,  wodurch  das  Ermüdungsgefühl  in  den  Muskeln 
schwindet 

Kocher  (52)  hat  die  Ausscheidung  des  Jods  im  Urin  einer  Anzahl 
normaler  und  solcher,  welche  an  einer  Struma  litten,  untersucht.  Er  fand, 
daß  bei  normalen  Menschen  unter  ganz  gleichen  Bedingungen  das  Aus- 
scheidungsqoantum  des  per  os  gegebenen  Jodes  im  Urin  keinen  merklichen 
Schwankungen  unterwori'en  ist.  Das  Mittel  der  Quantität  des  im  Urin  aus- 
geschiedenen Jods  beträgt  74,3  7o  ^^^  eingeführten  Menge.  In  allen  Fällen 
wurde  auch  der  größte  Teil  des  Jodes  in  den  ersten  12  Stunden  nach  der 
Einnahme  ansgeschieden.  Verfasser  untersuchte  danach  Kranke  mit  Strumen 
in  derselben  Weise.  Er  unterscheidet  drei  Arten  von  Kröpfen:  Die  erste 
Gruppe  wird  dargestellt  Ton  den  sogenannten  parenchymatösen  Strumen  und 
femer  von  den  nodösen  Strumen  mit  wenig  oder  gar  keinen  regressiven 
Veränderungen.  In  der  zweiten  Gruppe  finden  sich  einmal  Struma  nodosa 
mit  regressiven  Metamorphosen  und  ferner  Mischformen  der  ersten  und  dritten 
Kategorie.  In  die  dritte  Gruppe  gehören  die  festen  Kolloidkröpfe.  Die 
erste  Gruppe  zeichnet  sich  dadurch  aus,  daß  einmal  eine  erhebliche  Ver- 
mehrung der  Jodausscheidung  stattfindet  und  ferner,  daß  mit  ihr  eine  Ver- 
kleinerung der  Struma  Hand  in  Hand  geht.  Bei  wiederholten  Jodver- 
abfolgungen  in  diesen  Fällen  fanden  Jodausscheidungen  und  weitere  Rück- 
bildungen der  Struma  in  ganz  gleicher  Weise  statt,  wie  bei  der  ersten  Jod- 
einnahme,  falls  eine  weitere  Rückbildung  möglich  war.  Ist  dies  nicht  der 
FaU,  so  sind  die  Ausscheidungsquanten  wie  bei  den  Individuen  mit  normaler 
Schilddrüse.  Bei  der  zweiten  Kategorie  fanden  sich  ziemlich  normale  Jod- 
qoanta  im  Urin.  Die  Strumen  dieser  Individuen  zeigten  keine  wesentlichen 
Veränderungen  durch  die  Jodverabfolgung.  Die  dritte  Gruppe  zeigte  ver- 
minderte Jodausscheidung.  Die  Kranken  zeigten  keine  Symptome,  welche 
die  verminderte  Ausscheidung  hätten  erklären  können,  wie  Verdauungs- 
störungen, Schnupfen,  erheblichen  Schweiß  oder  Fieber.  Bei  dieser  Gruppe 
ist  auch  die  zeitliche  Ausscheidung  verändert,  sie  ist  protrahierter.  Verfasser 
ist  daher  der  Ansicht,  daß  die  quantitative  Jodausscheidung  an  den  histo- 
logischen Bau  der  Struma  gebunden  ist,  und  daß  es  vom  histologischen  Bau 
abhängt,  ob  eine  Struma  zurückgeht  oder  nicht.  Es  wirkt  das  Jod  nur 
dann  auf  die  Schilddrüse  resp.  Struma  ein,  wenn  es  in  derselben  funktions- 
fähiges Parenchjm  vorfindet.  Eine  solche  Art  der  Einwirkung  ließ  übrigens 
unsere  Kenntnis  der  physiologischen  Bedeutung  des  Jodes  für  die  Scliild- 
drüse  voraussetzen.  Die  Funktionstüchtigkeit  des  Schilddrüsenparenchyms 
ist  abhängig  einesteils  von  der  Blut-  und  Lymphzirkulation,  anderenteils  von 
der  Integrität  des  FoUikelepithels,  und  ebenso  ist  der  Grad  der  Einwirkung 
des  Jodes  abhängig  von  Grad  und  Menge  der  funktionstüchtigen  Drüson- 
substanz.  Der  Jodgehalt  der  Strumen  scheint  sich  umgekehrt  zu  verhalten, 
wie  die  Ausscheidung  des  Jodes  durch  den  ITrin.  Die  Strumen,  die  unter 
der  Jodverabfolgung  an  Volumen  abgenommen  hatten,  wiesen  einen  geringeren 
Jodgehalt  auf,  gemäß  der  vermehrten  Jodausscheidung;  umgekehrt  zeigt  sich 
in  den  Kröpfen,  die  unter  der  Jodverabfolgung  nicht  abnahmen,  und  wo  die 
Ausscheidung  vermindert  war,  ein  hoher  «lodgehalt.  In  einigen  Fällen  wurde 
ein  Jodismus  beobachtet.  Verfasser  meint,  daß  dieser  dann  auftrete,  wenn 
Strumen  und  Jodzufuhr  mit  Rückbildung  und  vennehrter  Ausscheidung 
reagieren,  abnorm  viel  Jod  aufnehmen,  welches  dann  allem  Anschein  nach 
abnorm  verarbeitet  wird  und  in  die  Zirkulation  gelangt  und  die  chronischen 


210  Physiologie  des  Stoffwechsels. 

oder  bei  neuer  Jodzufuhr  die  akuten  Thyreoidismussymptome  hervorrufL 
Physiologisch  glaubt  Verfasser  annehmen  zu  müssen,  daß  das  Kolloid 
imstande  ist,  wechselnde  Mengen  von  Jod  zu  binden,  daß  die  zu  gering 
jodierten  Eiweißmengeu  in  der  Drüse  als  Reservestoffe  bleiben,  wenn  aber 
normale  Jodierung^  stattfindet,  würde  Thyreoalbumin  ausgeschieden  werden. 
Wenn  nun  die  Zufuhr  von  Jod  oder  auch  von  anderem  schilddrüsenfahigen 
Material  sich  aus  irgend  einem  Grunde  verändert,  so  muß  dies  eine  quan* 
titative  Veränderung  des  Bläscheninhaltes  und  dementsprechend  des  Jod- 
gehaltes der  Struma  zur  Folge  haben,  und  diese  histologische  und  chemische 
Veränderung  der  Drüse  wird  am  so  größer  sein,  je  größer  oder  geringer  die 
Quantität  des  zugeführten  schilddrüsenfähigen  Materials  ist  und  je  länger 
sie  andauert.  Aus  dieser  Überlegung  läßt  es  sich  verstehen,  daß  die  Schild- 
drüse befähigt  ist,  sich  verschiedenen  Ansprüchen  anzupassen,  und  daß  wir 
ein  verschiedenes  Verhalten  in  bezug  auf  Alter,  Nahrung,  Wohnort  usw^ 
antreffen. 

Lafitte-Dnpont  und  Manpetit  (54)  finden,  daß  die  Druckänderungen 
der  Labyrinthflüssigkeit  und  der  Duralflüssigkeit  begleitet  sind  von  einer 
gleichgerichteten  Bewegung  des  arteriellen  Druckes.  Beim  Menschen  ruft 
die  Lumbalpunktion  eine  Erniedrigung  des  arteriellen  Druckes  von  4 — 8  cm 
Hg  hervor.    Diese  arterielle  Druckverminderung  kann  mehrere  Tage  anhalten. 

Livon  und  Briot  (58)  finden,  daß  der  Speichel  der  Cephalopoden 
giftig  auf  das  Nervensystem  der  Cnistaceen  wirkt.  Es  bleibt  die  elektrische 
Erregbarkeit  der  Muskeln  erhalten.  Dagegen  ist  es  nicht  sicher,  ob  das 
Gift  auf  das  zentrale  Nervensystem  oder  das  periphere  motorische  System 
wirkt. 

Die  Versuche  von  Lortat-Jacob  und  Sabareann  (59)  ergeben, 
daß  die  Exstirpation  der  Hoden  einen  großen  Einfluß  hat  auf  die  inten- 
sivere Ausbildung  des  Aortenatheroms,  das  man  durch  Injektion  von  Adre- 
nalin erhält. 

Lncksch  (60)  versucht  festzustellen,  inwieweit  vorübergehende  oder 
andauernde  Zirkulationsstörungen,  Fieber,  Hunger,  Blutzerfall,  Intoxikation 
und  Infektion  die  Nebennieren  in  ihrer  Funktion  schädigen.  Diese  Schä- 
digung wurde  in  einer  Blutdruck  vermindernden  Kraft  des  Nebennieren- 
extraktes von  Tieren  gesehen,  welche  in  einer  der  obengenannten  Weise 
geschädigt  waren  und  dann  getötet  wurden.  Durchschneidung  des  Rücken- 
marks, Hunger,  Fieber,  d.  h.  Hyperthermie,  Zerstörung  der  roten  Blut- 
körperchen, waren  ohne  jeden  Effekt  der  Nebennierenfunktion.  Während 
Pilokarpin  in  keiner  Weise  auf  die  Funktion  der  Nebenniere  Einfluß  hat> 
findet  man  eine  vollkommene  Störung  derselben  nach  Phosphorvergiftung, 
ferner  infolge  des  urämischen  Giftes,  schließlich  durch  das  Diphtherietoxio 
und  nach  Injektion  von  Bacterium  coli  commune.  Auch  der  Hunger  macht 
den  Nebennierenextrakt  unwirksam. 

Durch  ein  besonderes  Verfahren  hcaben  Marino  Lnco  und  Onorato- 
(61)  aus  dem  Urin  von  Menschen,  Hunden  und  Ochsen  eine  Substanz, 
isolieren  können,  die  starke  toxisclie  Eigenschaften  besitzt  und  Meerschwein- 
chen injiziert,  dieselben  in  kürzester  Zeit  tötet.  Diese  Substanz,  die  von 
den  Autoren  Biotoxin  genannt  wird,  findet  sich  im  Urin  in  einer  Menge 
von  0,3 — 0,5  %().  Dieselbe  konnte  in  ungefähr  gleicher  Menge  aus  den 
Nieren  und  in  relativ  geringerer  aus  dem  Blute  (nicht  dem  Serum !)  von 
Ochsen  gewonnen  werden. 

Nach  Injektion  von  20  cgr  dieser  Substanz  starben  Meerschweinchen 
nach  12  ^  unter  Temperaturabfall  und  schweren  Collapserscheinungen.  Bei 
geringeren  Dosen  gingen  die  Tiere  nach  längerer  Zeit  (bei  Injektion  eines 


Physiologie  des  Stoffwechsels.  HX 

mgr  nach  durchschnittlich  30  Tagen)  unter  ähnlichen  Erscheinungen  ein, 
zu  denen  sich  noch  klonisch-tonische  Zuckungen  zugesellten.  Bei  der 
Autopsie  waren  Hämorrhagieen  in  der  Marksubstanz  der  Nebennieren  am 
auffallendsten,  ferner  parenchymatös-nephritische  Prozesse.  Das  Krankheits- 
bild entsprach  ungefähr  dem  bei  Urämie  beobachteten.  Diese  Beobachtung 
führte  zur  Bestimmung  der  Biotoxinmenge  bei  urämischen  Menschen,  und  die 
Autoren  wollen  tatsächlich  gefunden  haben,  daß  bei  diesen  die  Menge  des- 
selben bedeutend  herabgesetzt  erscheint.  (Merzbacher,) 

Marie  (63)  sah  bei  20  Überimpfungen  mit  dem  Blut  von  wutkranken 
Tieren  nur  zwei  positive  Resultate. 

Mac  Callnm  und  Davidson's  (64),,Versuche  an  einer  größeren 
Anzahl  von  Hunden  brachten  sie  zu  der  Überzeugung,  daß  die  Tetanie 
nicht  eine  Folge  der  Schilddrüsenfunktion  ist,  hervorgerufen  durch  den  Verlust 
der  Einwirkung  der  Parathyreoidea,  sondern  die  direkte  Folge  des  Ver- 
lustes der  Funktion  der  Parathyreoidea  sei.  Dafür  spricht,  daß  die  Tetanie 
direkt  durch  Injektion  von  einer  Emulsion  der  Nebenschilddrüse  bei  man- 
gelnder Schilddrüse  geheilt  werden  könne.  (Bendix.) 

A 

Mayer  (65)  untersucht  das  Verhältnis  -s^pp   er  findet,  daß  es  nicht 

konstant  ist  beim  gesunden  Menschen.  Es  hängt  einmal  ab  von  der  chlor- 
natriumreichen  Nahrung,  oder  wenn  diese  feststehend  ist,  von  dem  sonstigen 
Reichtum  an  anderen  Salzen.     Er  ist  der  Ansicht,  daß  alle  physiologischen 

Schlüsse,   die   man   aus   der  Konstanz   des  Verhältnisses   ^^  ^,    hat   ziehen 

NaCl 

wollen,  nur  mit  der  größten  Vorsicht  aufgenommen  werden  dürfen. 

Meltzer  und  Aner  (66)  kommen  auf  Grund  ihrer  Untersuchungen 
z\i  der  Annahme,  daß  das  Nebennierenextrakt  eine  Verstärkung  des  Kon- 
traktionszustandes des  Protoplasmas  der  Kapillare ndothelien  veranlaßt;  da- 
durch werden  die  Lumina  der  Poren  verkleinert.  So  wird  die  Beschränkung 
des  Austausches,  die  Herabsetzung  der  Resorption  und  der  Transsudation 
erklärt. 

Mongonr  (68)  stellte  fest,  daß  sich  in  der  Cerebrospinalflüssigkeit 
Ikterischer  keine  Spur  von  Gallenpigment  nachweisen  läßt.  Dagegen  ist  die 
Reaktion  auf  Gallensalze  eine  deutliche.  (Bendix.) 

Die  interessanten  Studien  Monery's  (67)  über  den  Jodgehalt  der 
Schilddrüsen  in  den  verschiedenen  Gegenden  und  bei  verschiedenen  Er- 
krankungen des  Organismus  ergaben  bei  Geisteskranken  das  Resultat,  daß 
der  Jodgehalt  bei  Erregungszuständen  erhöht  ist  und  bei  Depressionszuständen 
am  geringsten  ist.  Der  Umstand  ist  insofern  bemerkenswert,  weil  auch  bei 
geistiger  Schwäche,  speziell  bei  dem  kongenitalen  Kretinismus  die  Funktion 
der  Schilddrüse  alteriert  ist  und  mit  der  geistigen  und  somatischen  Hemmung 
in  Verbindung  gebracht  wird.  (Bendix,) 

Parhon  und  Goldstein  (70)  nehmen  einen  Antagonismus  zwischen 
den  I\inktionen  der  Thyreoidea  und  den  Ovarien  an.  Derselbe  soll  sich 
nicht  bloß  auf  das  Wachstum  der  Knochen  beziehen,  sondern  auch  auf  die 
Fettentwicklung,  auf  die  Haare,  auf  das  Herzgefäßsystem  und  auf  die  Vaso- 
motoren, auf  die  Sekretion  der  Milch,  femer  auf  den  StofiFwechsel.  Es 
werden  sogar  die  einzelnen  Stoffwechselprodukte  unter  diesem  Gesichtspunkt 
betrachtet,  ohne  daß  ein  wirklicher  Beweis  erbracht  wird. 

Pisani  und  Paladino  (72)  haben  mit  Jodtinktur  oder  Lösungen 
von  Jodsalzen  imbibierte  Elektroden  Menschen  und  Hunden  auf  die  Haut 
s^pliziert,   um   zu  untersuchen,   in  welcher  Art   durch   den   elektrolytischen 


212  Physiologfie  des  Stoffwechsels. 

Prozeß  die  Absorption  des  Jods  begünstigt  wird.  Während  bei  Hunden 
nur  von  der  Kathode  aus  das  Jod  eingeführt  werden  konnte,  konnte  es  beim 
Menschen  von  beiden  Polen  aus  in  den  Organismus  gelangen.  Mit  zu- 
nehmender Stromintensität  nimmt  die  Zeitdauer  bis  zum  Beginne  der  Re- 
sorption ab,  die  Intensität  muß  proportional  sein  dem  Gewichte  des  Tieres. 
So  sind  z.  B.  bei  5  M.-A.  beim  Hunde  3  Minuten,  bei  30  M.-A.  nur  eine 
Minute  notwendig,  bis  das  Tier  zur  Absorption  kommt  (im  Urine  nachweis- 
bar!). Auf  der  Haut  zeigen  sich  an  der  Stelle,  an  der  die  Elektrolyse  statt- 
findet, typische  Veränderungen,  die  aber  nur  auf  den  Einfluß  durch  das 
passierende  Jod  zurückgeführt  werden  können.  Metallisches  Jod  wird  bei 
dem  elektrolytischen  Prozeß  intensiver  aufgenommen  als  solches  aus  Salz- 
lösungen. —  Was  den  praktischen  Wert  der  Untersuchungen  anbetrifft,  so 
ergibt  sich,  daß  vom  Magen  aus  die  Resorption  eine  ausgiebigere  ist  als 
von  der  Haut  aus  bei  dem  elektrolytischen  Verfahren;  letzteres  kann  dann 
mit  Vorteil  in  Anw^endung  kommen,  wenn  zirkumskripte,  lokalisierte  Wir- 
kungen gewünscht  werden.  (Merzbacher,) 

Prevost  und  Mioni  (74)  haben  bei  jungen  thyreoidektomierten 
Hunden  durch  Elektrisieren  mit  dem  faradischen  Strom  wochenlang  an- 
haltende klonische  Krämpfe  hervorgerufen.  Durch  die  Thyreoidinbehandlung 
konnte  das  operative  Myxödem  gebessert  werden,  und  die  Elektrisierung  rief 
Konvulsionen  hervor,  währenddessen  die  klonischen  Zustände  noch  verstärkt 
waren.  Die  ThyreodektomiB  bewirkt  bei  jungen  Tieren  eine  Entwicklungs- 
hemmung und  verändert  die  Punktionen  der  kortikalen  motorischen  Zone, 
die  Verff.  als  das  Zentrum  der  klonischen  Krämpfe  ansehen. 

Richon  und  Jeandelize  (78)  finden,  daß  die  Kastration  eine  all- 
gemeine Verlängerung  der  langen  Skelettknochen  mit  Gewichtszunahme  be- 
dingt. Diese  Verlängerung  betrifft  aber  nicht  vor  allem  die  Knochen  der 
unteren  Extremität.  Es  besteht  ferner  auch  kein  Verhältnis  zwischen  der 
Längenzunahme  und  der  absoluten  Länge  der  Knochen. 

Richon  und  Jeandelize  (80)  stellen  fest,  daß  die  Wirkung  der 
Thyreodektomie  eine  der  Kastration  entgegengesetzte  in  bezug  auf  die  langen 
Knochen  ist.  Diese  Tatsache  könnte  vielleicht  als  ein  Beweisstück  für  die 
Annahme  gelten,  daß  die  Genitaldrüsen  und  die  Thyreoidea  antagonistische 
Funktionen  haben. 

Rosenheim  (83)  hat  an  Stelle  der  nicht  ganz  zuverlässigen  Platin- 
chloridmethode zum  Nachweise  von  Cholin  im  Blut  und  in  der  Cerebro- 
spinalflüssigkeit  drei  neue  Untersuchungsmethoden  gefunden. 

Es  sind  dieses:  die  Per-jodide-Eeaktiou,  eine  mikroskopische  Methode; 
die  Alloxan-Reaktion,  eine  Farbenreaktion;  und  die  Wismuth-ßeaktion,  welche 
auf  der  Bildung  charakteristischer  Präzipitate  beruht.  (Bendix.) 

Snchowa-Ossipowa  (88)  berichtet:  Einer  17 jähr.  Patientin  wurde 
aus  kosmetischen  Gründen  der  Kropf  entfernt.  Vier  Tage  nach  der  Ope- 
ration traten  Krämpfe  auf,  welche  sich  mehrmals  täglich  wiederholten, 
anfangs  ohne,  dann  mit  Bewußtseinsverlust  einhergingen.  Die  Menstruation 
hörte  nach  der  Operation  auf.  Im  Laufe  der  nächsten  vier  Monate  führt 
die  Eiterung  der  Operationswunde  zum  Schwunde  der  übrig  gebliebenen 
Schilddrüsensubstanz.  Patientin  wird  elend,  die  Muskeln  werden  schlaff,  die 
geistigen  Fähigkeiten,  besonders  das  Gedächtnis,  nehmen  ab.  Während  des 
2jährigeu  Aufenthaltes  der  Patientin  in  der  Prof.  v.  Bechterewschen  Klinik 
wird  insofern  eine  Besserung  beobachtet,  als  die  Anfälle  und  Gliederschmerzen 
seltener  werden.  Die  Transplantation  der  Schilddrüse  von  einer  am  Kropf 
leidenden  Patientin  brachte  bloß  kurzdauernden  Erfolg.  Desgleichen  die 
Behandlung  mit  Thyreoidintabletten.  (Kran.) 


Physiologie  des  Stoffwechsels.  JX3 

Thierfelder  (92)  setzt  seine  Arbeiten  über  das  Cerebron  fort  und 
kommt  zu  der  Anschauung,  daß  die  für  das  Cerebron  gefundene  prozentische 
Zusammensetzung  am  besten  zu  der  Annahme  paßt,  daß  dem  Cerebron  die 
Formel  C^g  H^,  NO,  zukommt,  und  daß  es  bei  der  hydrolytischen  Spaltung 
unter  Aufnahme  von  2  Molekülen  Walser  in  je  ein  Molekül  Cerebronsäure, 
Sphingosin  und  Galaktose  zerfällt 

Thierfelder  (93)  verwahrt  sich  gegen  Posner  und  Gies,  daß  das 
Ton  ihm  hergestellte  Cerebron  und  das  Yon  Thudichum  gefundene  Phreno* 
sin  identisch  seien,  und  daß  daher  der  Körper  als  Phrenosin  zu  bezeichnen 
sei,  da  Thudichum  diesen  seinen  Körper  schon  im  Jahre  1874  entdeckt 
habe.  Mit  Recht  weist  Thierfelder  darauf  hin,  daß  die  Zahlen,  die  Thudi- 
chum angibt,  nicht  für  Cerebron  stimmen.  Es  gibt  zwei  Möglichkeiten:. 
Entweder  hat  Thudichum  eine  reine  Säure  in  Händen  gehabt  und  analy- 
sier^ dann  sind  Phrenosin  und  Cerebron  yerschiedene  Körper.  Oder  er  hat 
unreines  Material  untersucht,  dann  sind  seine  Angaben  über  die  Zusammen- 
setzung der  Säure  und  damit  auch  über  das  Phrenosin  unrichtig,  und  das 
Phrenosin  wäre  yielleicht  als  unreines  Cerebron  zu  bezeichnen,  aber  nicht 
das  Cerebron  als  Phrenosin.  Allerdings  sprechen  die  Darstellungsweise 
beider  Substanzen,  die  für  beide  Substanzen  angegebenen  Eigenschaften  und 
Tor  allem  der  für  Thudichums  Arbeiten  charakteristische  Mangel  an  Exakt- 
heit für  die  letztere  Annahme.  Thudichum  hat  das  Verdienst,  zuerst  mit 
Nachdruck  das  Vorkommen  phosphorfreier  Atomkomplexe  im  Gehirn  be- 
hauptet zu  haben,  die  Reindarstellung  eines  solchen  Körpers  ist  ihm  aber 
nicht  gelungen,  und  ebensowenig  hat  er  seine  Zusammensetzung  und  seinen 
ehemischen  Aufbau  richtig  erkannt.  Diese  Feststellungen  sind  erst  durch 
die  Untersuchungen  von  Gamgee,  Wörner  und  Thierfelder  geliefert 
worden.  Alle  Angaben  von  Thudichum  müssen  so  lange  mit  Mißtrauen 
betrachtet  werden,  bis  ihre  Bestätigung  von  anderer  Seite  erfolgt.  Diese 
Ansicht  wird  jeder  bei  der  Beschäftigung  mit  den  Arbeiten  dieses  Autors 
gewinnen.  Die  Tatsache,  daß  so  viele  seiner  Angaben  keine  Berücksichtigung 
in  der  Literatur  und  keine  Aufnahme  in  die  Lehrbücher  gefunden  haben, 
laßt  sich  nicht  aus  persönlicher  Animosität,  sondern  nur  aus  einem  sehr  be- 
rechtigten Mangel  an  Vertrauen  an  der  Exaktheit  seines  Arbeitens  erklären. 
Ergeben  weitere  Untersuchungen  die  Richtigkeit  seiner  Befunde,  so  soll  ihm 
gewiß  die  Anerkennung  nicht  versagt  werden.  Das  Cerebron  aber  zeigt  eine 
andere  Zusammensetzung  und  einen  anderen  chemischen  Aufbau  als  Thudi- 
chum für  das  Phrenosin  angegeben  hat. 

Tlberti  (94)  ist  der  Ansicht,  daß  es  sich  bei  der  Tetanuswirkung  bei 
den  Wannblütem  um  zwei  in  Bezug  auf  Zeit  und  Ort  verschiedene  Vor- 
gänge im  Rückenmark  handelt:  der  erste  ist  eine  lokale  motorische  Intoxi- 
kation, welche  die  lokale  Kontraktur  der  Muskeln  bewirkt,  der  zweite  ist 
eine  lokale  sensible  Vergiftung,  der  reflexive  Tetanus.  Über  die  Art  der 
Ausbreitung  des  Tetanusgiftes  zum  Rückenmark  kommt  Verf.  zu  folgenden 
Schlußfolgerungen : 

L  Injiziert  man  Tetanustoxin  subkutan  bei  einem  empfänglichen  Tier, 
so  geht  ersteres  größtenteils  in  die  Lymphgefäße  über  und  von  diesen  aus 
in  das  Blut;  zum  geringeren  Teil  wird  es  von  den  Nervenendigungen  resor- 
biert und  wird  durch  diese  zu  den  Nervenzentren  weiter  geleitet.  Nach 
hypodermatischer  Injektion  von  Tetanustoxin  in  ein  Glied  ist  das  Toxin 
konstant  in  den  Nervenstämmen  des  Gliedes  selbst  nachweisbar. 

2.  Der  Transport  des  Tetanustoxins  zu  den  Nervenzentren  durch  die 
Nerven  findet  statt  nicht  durch  die  Lymphwege  der  Nerven  selbst,  sondern 
im  Plasma  der  Nervenfasern,  aus  denen  der  Achsenzylinder  besteht.    Damit 

Jahresbericht  f.  Neurologie  und  Psychiatrie  1906.  8 


114  Physiologie  des  Stoffwechsels. 

die  Nervenfasern  imstande  sind,  das  Tetanustoxin  aufzunehmen  und  es  zu 
den  Nervenzentren  weiterzuleiten,  ist  es  nötig,  daß  der  Achsenzylinder  ihre 
normale  Integrität  besitzt. 

8.  Dem  Achsenzylinder  entlang  läuft  der  Strom  des  Giftes  nur  in 
cellulopetaler  Richtung.  Das  Tetanustoxin  verschiebt  sich  nach  der  Nerven- 
zelle hin,  wahrscheinlich,  weil  letztere  auf  das  Tetanusgift,  mit  dem  die 
Nervenfasern  durchtränkt  werden,  eine  Anziehung  ausübt. 

4.  Injiziert  man  in  einen  Muskel  Tetanustoxin,  so  breitet  es  sich  in 
der  den  Muskel  selbst  umspülenden  serösen  Flüssigkeit  aus  und  wird,  nach- 
dem es  von  den  Endigungen  der  in  den  Muskeln  befindlichen  Nerven  resor- 
biert worden  ist,  vermittelst  der  Nerven  zu  den  Zentren  weiter  geleitet. 

5.  Das  in  die  Wadenmuskeln  eines  Meerschweinchens  inokulierte  Tetanus- 
toxin trifft  man  im  entsprechenden  Ischiadikus  in  beträchtlichen  Dosen  erst 
1^/j  Stunde  nach  der  Injektion  an,  während  man  es  viel  schneller  im  Blute 
antri£Et  (schon  nach  10  Minuten). 

6.  Es  genügen  minimale  Dosen  von  Tetanustoxin,  um  schwere  Tetanus- 
erscheinungen hervorzurufen,  wenn  die  Injektion  direkt  in  das  Parenchym 
der  Nerven  erfolgt.  Dieselben  Dosen  rufen,  wenn  sie  unter  die  Haut  oder 
in  den  Kreislauf  injiziert  werden,  keine  Tetanuserscheinungen  hervor. 

7.  Injiziert  man  Tetanusantitoxin  in  einen  Nervenstamm  und  inokuliert 
hierauf  Tetanustoxin  in  die  durch  den  erwähnten  Stamm  innervierten  Muskeln, 
so  gelingt  es,  den  Zutritt  des  Toxins  zu  den  entsprechenden  Nervenzentren 
zu  verhindern,  und  man  bemerkt  deshalb  keine  Tetanuserscheinungen  irgend 
welcher  Art  in  dem  bezüglichen  Muskelgebiet. 

8.  Das  direkt,  in  einen  Nerven  inokulierte  Tetanustoxin  hat  keinen 
anderen  Weg  der  Übertragung  auf  die  Nervenzentren  als  die  Substanz  des 
Nerven  selbst,  wie  dies  die  Tatsache  beweist,  daß  man  durch  Unterbrechung 
des  Rückenmarkes  an  einem  bestimmten  Punkte  die  Wirkungen  des  Toxins 
auf  den  in  Verbindung  mit  dem  Sitz  der  Einimpfung  stehenden  Abschnitt 
des  Rückenmarkes  selbst  verhindern  kann. 

9.  In  den  durch  Durchschneidung  der  entsprechenden  Nervenstämme 
ihrer  Innervation  vollständig  beraubten  Muskeln  zeigen  sich  keine  Tetanus- 
erscheinungen infolge  subkutaner  Inokulation  von  Tetanustoxin. 

10.  Wenn  man  Tetanustoxin  direkt  in  die  Substanz  des  Rückenmarks 
injiziert,  so  erhält  man  eine  beträchtliche  Abkürzung  des  Inkubationsstadiums, 
und  es  zeigt  sich  ein  besonderes,  durch  den  Namen  Tetanus  dolorosns 
charakterisiertes  Krankheitsbild. 

11.  Injiziert  man  Tetanustoxin  in  den  Kreislauf,  so  werden  nach  einem 
mehr  oder  weniger  langen  Inkubationsstadium,  je  nach  der  betreffenden  Tier- 
gattung, alle  Muskeln  gleichzeitig  von  tetanischen  Kontrakturen  ergriffen, 
weil  das  Toxin  des  Tetanus  von  aUen  Nervenstämmen  gleichzeitig  resorbiert 
und  zu  den  Nervenzentren  weiter  geleitet  wird. 

In  diesem  Falle  fehlt  der  sogenannte  lokale  Tetanus,  den  man 
beobachtet,  wenn  das  Toxin  unter  die  Haut  oder  in  das  Parenchym  eines 
Nerven  injiziert  wird.  Es  ist  eine  viel  stärkere  Dosis  von  Toxin  erforderlich, 
um  bei  einem  Tiere  Tetanuserscheinungen  hervorzurufen,  wenn  man  die  In- 
jektion in  den  Kreislauf  macht,  als  nötig  ist,  wenn  man  sie  subkutan  oder 
direkt  in  die  Nervenstränge  vornimmt. 

12.  Das  in  die  Blutbahn  injizierte  Tetanustoxin  geht  schnell  in  die 
Lymphe  über.  In  der  cerebrospinalen  Flüssigkeit  kann  das  Tetanusgift  mit 
Sicherheit  nachgewiesen  werden. 

Tribondeau  und  Recamier  (96)  haben  auf  das  Auge  und  die 
Gesichtsknochen   einer  neugeborenen  Katze   Röntgenstrahlen  wirken  lassen. 


Physiologie  des  SioflFwechsels.  115 

Sie  fanden  zwar  keine  Entwicklungshemmung  am  Auge,  dagegen  Verände- 
ningen;  Stäbchen  und  Zapfen  waren  vorhanden,  aber  es  fanden  sich  Struktur- 
anomalien  der  Ketina  und  ferner  Blindheit  infolge  Katarakt.  Die  Entwick- 
Incg  der  Gesichtsknochen  war  verlangsamt,  nicht  aber  gehemmt  worden. 

Yillaret  und  Tixier  (100)  geben  eine  nähere  Beschreibung  von 
eigeDtnmlichen  Zellkörpem,  sogen.  ,,cellules  claires",  die  sich  in  der  patho* 
logischen  Cerebrospinalfiüssigkeit  bei  meningitischen  Manifestationen  vor- 
fanden. Es  handelt  sich  um  durchsichtige,  transparente  Elemente  ver- 
schiedener Dimensionen,  die  ein  feines  Netzwerk  erkennen  lassen  und  ein- 
kernig sind.  Sie  sind  der  Überzeugung,  daß  die  Mehrzahl  der  transparenten 
Elemente  degenerierte  Leukocyten  repräsentieren.  (Bendix.) 

Vincent  und  JoUy  (101)  sprechen  sich  auf  Grund  ihrer  Experi- 
mente dahin  aus,  daß  es  nicht  bewiesen  sei,  ob  die  Thyreoidea  und  Para- 
thyreoidea  unbedingt  für  das  Leben  notwendig  sind,  da  eine  oder  beide 
Drüsen  sich  bisweilen,  ohne  das  Leben  zu  gefährden,  entfernen  lassen.  Die 
Terschiedenen  Tiere  reagieren  sehr  verschieden  auf  die  Exstirpation  dieser 
Drüsen,  aber  bei  keinem  Tier,  auch  nicht  bei  Affen,  Hunden  und  Katzen, 
entwickelte  sich  je  ein  dem  Myxödem  ähnlicher  Zustand.  Wenn  auch 
junge  Tiere  nach  Exstirpation  der  Schilddrüse  langsamer  wachsen,  so  zeigen 
sie  doch  nie  Erscheinungen  von  Kretinismus.  Myxödem  und  Kretinismus 
müssen  wohl  weitgehendere  Ursachen  haben  als  die  einer  bloßen  Insuffizienz 
der  Schilddrüse.  Die  Parathyreoidea  scheint  für  die  exstirpierte  Schilddrüse 
funktionell  einzutreten  und  dann  histologische  Veränderungen   zu   erfahren. 

(Bendix,) 

Weichardt  (102)  kommt  im  Verlauf  seiner  weiteren  Untersuchungen 
über  Ermüdungstoxine  zu  folgenden  Schlußsätzen: 

1.  Durch  anhaltende  Muskelbewegung  im  luftverdünnten  Räume,  also  bei 
Saaerstoffinangel,  wird  aus  dem  Muskeleiweiß  reichlich  Ermüdungstoxin  gebildet. 

2.  Die  Ausbeute  an  Ermüdungstoxin  wird  durch  Behandlung  des 
Ermüdungsmuskelpreßsaftes  mit  Reduktionsmitteln,  z.  B.  mit  schweflig-saurem 
Natron,  gesteigert. 

3.  Auch  aus  Muskelpreßsaft  nicht  ermüdeter  Tiere  werden  mittelst 
Behandeln  mit  Reduktionsmitteln  toxische  Substanzen  ausgebildet. 

4.  Femer  gelingt  die  Herstellung  derartiger  Eiweißreduktionstoxine 
auch  aus  anderen  Eiweißarten,  z.  B.  aus  dem  Eiweiß  Abt  Plazenta,  dem 
des  Gehirns,  der  Pollen,  ja  sogar  aus  einfachem  Hühnerklar. 

Mit  diesen  Eiweißreduktionstoxinen  zeigt  das  mittelst  wiederholter  In- 
jektion von  Ermüdungstoxin  gewonnene  antitoxinhaltige  Serum  insofern  eine 
Gruppenreaktion,  als  es  dieselben  bis  zu  einem  gewissen  Grade  absättigt. 

5.  Die  Simultanimmunisierung  (Einverleiben  von  Ermüdungsantitoxin 
ond  -toxin)  zeitigt  bei  den  Versuchstieren  eine  hochgradige  Steigerung  der 
Leistungsfähigkeit. 

Wessely  (103)  untersuchte  die  verschiedenen  im  Handel  sich  be- 
findenden Adrenalinpräparate.  Er  findet,  daß  die  alten  Präparate  außer- 
ordentlich schwach  an  wirksamer  Substanz  sind.  Sie  stellten  alle  nur  eine 
etwa  5*/^  ige  Lösung  dar,  mit  Ausnahme  des  nicht  kristallisierten  Supra- 
renins, welches  etwa  50  ^^  Adrenalin  enthielt.  Die  neuen  kristallinischen 
Substanzen  sind  in  ihrer  Wirkung  gleich-  und  vollwertig.  Die  Untersuchung 
ergibt  dann  auch,  daß  es  sich  in  allen  Nebennierenpräparaten  in  ihrer  Be- 
ziehnng  zum  Auge  stets  um  ein  und  dasselbe  wirksame  Prinzip  handelt, 
welches  druckherabsetzend  und  pupillenerweiternd  wirkt,  und  daß  die  beob- 
achteten Differenzen  in  der  Wirkung  nur  durch  die  jeweils  zur  Anwendung 
gelangten  größeren  oder  geringeren  Dosen  bedingt  sind. 

8* 


216  Spezielle  Physiologie  des  Gehirns. 

Spezielle  Physiologie  des  Gehirns. 

Referent:  Dr.  Otto  Kalischer-Berlin. 

1.  Adamkiewicz,  Albert,  Mit  welchen  Teilen  des  Gehirns  verrichtet  der  Mensch  die 
Arbeit  des  Denkens?    Neurolog.  Centralbl.    No.  15,  p.  690. 

2.  Derselbe,  Die  wahren  Zentren  der  Bewegung  und  der  Akt  des  Willens.     Wien  and 
Leipzig.    W.  Braumüller. 

3.  Alessi,    U.,    Gontributo   alla  fisio-patologia  dei  lobi.     Giorn.  ital.  d.  Sc.  med.  Pisa. 
1904.    IL    289-292. 

4.  Bach,   L.f   lieber   Pupillenreflexzentren   und   Pupillenreflexbahnen.      Zeitschrift  für 
Augenheilkunde.    Bd.  XIII,  Heft  3,  p.  260. 

5.  Baer,  Arthur,  lieber  gleichzeitige  elektrische  Reizung  zweier  Großhimstellen  am  an- 
gehemmten  Hunde.    Archiv  für  die  gesamte  Physiologie.    Bd.  106,  p.  523. 

6.  Bechterew,  W.  v.,  lieber  die  sensible  und  motorische  Rolle  des  Sehhügels.    Monats- 
schrift für  Psychiatrie  und  Neurologie.     Bd.  XVII,  Heft  3,  p.  224. 

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f.  Anat.  u.  Physiol.,  Phys.  Abt.     H.  1—2,  p.  53. 

8.  Derselbe,  Der  Einfluß  der  Gehirnrinde  auf  die  Geschlechtsorgane,  die  Prostata  und 
die  Milchdrüse,    ibidem.     Physiol.  Abteilung.    H.  5—6,  p.  524. 

9.  Derselbe,  Der  Einfluß  der  Hirnrinde  auf  die  Tränen-,  Schweiß-  und  Hamabsonderang. 
ibidem.    Physiol.  Abt.     p.  297. 

10.  Beitzke,  Hermann  und  Biokel,  Adolf,  Zur  pathologischen  Physiologie  des  Klein- 
hirns im  Anschluß  an  die  Beobachtung  eines  Patienten  mit  Konglomerattuberkel  in 
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11.  Bonnier,  Pierre,  Troubles  scopostheniques,  hypniques  et  tonostatiques  associes  an 
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12.  Boruttau,  H.,  Das  Atemzentrum  und  seine  Tätigkeit.  Ergebn.  d.  Physiol.  Wies- 
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15.  Derselbe,  Studies  on  Regulation:  IX.  The  Positions  and  Proportions  of  Parts  Döring 
Regulation  in  Cestoplana  in  the  Presence  of  the  Cephalic  Gtinglia.  Archiv  f.  Eot- 
Wicklungsmechanik  der  Organismen.    Bd.  26,  p.  48. 

16.  Derselbe,  Studies  of  Regulation:  X.  The  Positions  and  Proportions  of  Parts  Döring 
Regulation  in  Cestoplana  in  the  Absence  of  the  Cephalic  Ganglia.  ibidem.  Bd.  20,  p.  157. 

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18.  Dieselben,  Sur  un  reflexe  conjonctivo-respiratoire.  (Deuxifeme  note.)  ibidem.  Vol.  LVUI, 
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20.  Donaldson,  H.  H.,  Changes  in  the  Percentage  of  Water  in  te  Central  Nervous 
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21.  Danilewsky,  B.,  Ein  Versuch  über  künstliche  Erzeugung  von  Mkrokephalie  bei 
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28.  Foueart,  Leon.  L'activite  cerebrale  au  point  de  vue  psycho -physiologfique  et  les 
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Spezielle  Fhysiolog^ie  des  Gehirns.  117 

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81.  Geigel,  B.,  Die  Rolle  des  Liquor  cerebralis  bei  der  Circnlation  im  Schädel.    Archiv 

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37.  Derselbe,  Di  alcune  recenti  ricerche  suUa  funzione  della  ipofisi.  Arch.  di  fisiol.  II. 
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38.  Jensen,  Paul,  Zur  Mechanik  des  Gehimkreislaufes.  Archiv  für  die  gesamte  Physiologie. 
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39.  Ingegnieros,  J.,  La  fisiologia  del  cerebelo;  algunos  puntos  controvertidos.  Semana 
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40.  Katzenstein,  J.,  lieber  ein  neues  Himrindenfeld  und  einen  neuen  Beflex  des  Kehl- 
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118  Spezielle  Physiologie  des  Gehirns. 

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68.  Kies,  Julius,  Ueber  die  Erschöpfung  und  Erholung  des  centralen  Nervensystems.  (V^i'* 

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66.  Spanbock,  Adolf,  Ueber  die  Erregbarkeitsschwankungen  der  motorischen  Gehirn- 
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Sherrington.     The  Joum.  of  Physiology.     Vol.  89,  p.  858. 

70.  Tourigny,  J.,  Un  cas  d'hemiplegie  droite  avec  aphasie.  Union  med.  du  Cansda. 
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71.  Tschermak,  A.,  Ueber  die  Lokalisation  der  Sehsphäre  des  Hundes.  Müneh.  Med. 
Wochenschrift,    p.  1954.    (Sitzungsberleht.) 

72.  Wehrli,  Eugen,  Ueber  die  anatomisch-histologische  Grundlage  der  sog.  Rinden- 
blindheit  und  über  die  Lokalisation  der  corticalen  Sehsphäre,  der  Macula  lutea  und 
die  Projektion  der  Retina  auf  die  Rinde  des  Occipitallappens.  Archiv  f.  Ophthal- 
mologie.   Band  LXLI,  p.  286. 

78.  Weinberg,  R.,  Gehirnform  und  Geistesentwickelung.    Polit-Anthrop.  Rev.    Leipzig. 

m.    686—698. 
74.  Wiechowski,  Wilhelm,  Ueber  experimentelle  Beeinflussung  des  Kontraktionszustandes 

der  Gefäße  des  Schädelinnern.     (Beiträge  zur  Analyse  der  analgetischen  Wirkung.) 

Archiv  für  experimentelle  Pathologie.     Bd.  52,  H.  5,  p.  889. 

Das  Denken  ist  nach  Adamkiewicz  (1)  eine  Funktion  der  Groß- 
hirnrinde und  als  solche  von  der  Physiologie  des  Organes  abhängig.  Physio- 
logisch fehlerhaft  sei  es,  von  „Zentren  der  Assoziation"  zu  sprechen,  weil 
der  Begriff  eines  Zentrums  eine  physiologische  Eigenartigkeit  und  Spezifizi- 
tÄt  eines  Zentrums  voraussetze,  die  Assoziation  aber  nichts  Eigenartiges  und 
Spezifisches  an  sich  habe.  Die  Rinde  des  Großhirns  sei  nicht,  wie  man 
glaubte,  in  den  Stirnlappen  „motorisch"  und  in  den  hinter  der  Zentral- 
furche liegenden  Abschnitten  „sensorisch",  sondern  sie  sei  das  überall 
physiologisch  gleichwertige  Seelenorgan  für  die  einzelnen  —  durch  eigene 
und  an  verschiedenen  Stellen  der  Großhirnrinde  gelegene  Abschnitte  dieser 
Äinde  vertretenen  —  großen  Organsysteme,  welches  sich  nicht  aus  „Sinnes- 
zentren" sondern  aus  „Seelenfeldern"  zusammensetze,  worunter  A.  die 
seelischen  Substrate  für  die  Gesamtinnervation  der  einzelnen  Organgruppen 
—  also  Organseelengebiete  —  versteht. 

Beim  entwickelten  Menschen  sind  die  Seelenfelder  mehr  oder  weniger 
über  die  ganze  Großhirnrinde  verbreitet;  daher  denkt  der  Mensch  mit  der 
ganzen  Rinde  des  Großhirns  und  nicht  mit  begrenzten  Teilen  derselben,  also 
auch  nicht  mit  irgend  welchen  Plechsigschen  „neutralen  Gebieten". 

(Bendix.) 

Nach  Adamkiewicz  (2)  ist  die  Großhirnrinde  ausschließlich 
Organ  der  höheren  Seelenfunktionen.  Als  solches  erzeugt  sie  Begriffe 
und  Vorstellungen.  Aus  beiden  resultiert  der  psychische  Akt  des  Willens. 
Der  Wille  ist  ebenso  wie  die  ihm  kongruente  Intelligenz  das  Produkt  der 
gesamten  Großhirnrinde,  hat  aber  für  die  einzelnen,  den  Gesamtorganismus 


Spezielle  Physiologie  dea  Gehirns.  119 

ZQsammensetzendea  Organkomplexe  bestimmte,  auf  der  Rinde  gelegene,  zwar 
lokal  getrennte,  aber  physiologisch  vollkommen  gleichwertige  Felder  —  die 
Seelenfelder.  Das  Seelenfeld  der  Körperbewegungen  umfaßt  die  vorderen 
Partien  der  Großhirnhemisphären  und  vor  allem  die  Zentralwindungen.  Von 
hieraus  bhngt  der  Wille  die  Körpermuskulatur  in  Bewegung.  Um  das  zu 
tuD,  muß  der  Wille  Zentren  erregen,  die  der  groben  Bewegung  vor- 
stehen. Letztere  Zentren  befinden  sich  hauptsächlich  im  Kleinhirn,  welches 
der  eigentliche  Herd  der  Körperbewegungen  ist.  Außerdem  befinden  sich 
noch  Bewegungszentren  in  den  Ganglien  des  Großhirns,  im  Linsenkern,  Seh- 
bägel  und  im  Schweifkern.  Das  Kleinhirn  enthält  zwar  die  physiologischen 
Zentren  der  einzelnen  Bewegungen,  nicht  aber  die  Kraftquelle  für  die 
Muskelfunktionen.  Diese  Kraftquelle  der  Muskeln  —  die  grobe  mecha- 
nische Kraft  —  muß  den  Muskeln  von  den  unterhalb  des  Kleinhirns  ge- 
legenen Stationen  der  Willensimpulse  zufließen  —  aus  den  großen  multi- 
polaren Ganglienzellen  der  Yorderhömer  der  grauen  Rückenmarksubstanz, 
wofem  diese  Kraft  nicht  aus  den  Ganglien  der  Großhirnrinde  auf  dem  Wege 
der  Pyramidenbahnen  in  Form   elektrischer  Ladung   den   Muskeln   zufließt. 

Im  Kleinhirn,  in  welchem  alle  Zentren  aller  willkürlichen  Bewegungen 
enthalten  sind,  hat  jedes  Zentrum  seine  besondere  Lage.*  Die  Loka- 
üsation  dieser  Zentren  hat  Verf.  durch  seine  Versuche  beim  Kaninchen  fest- 
gestellt: Auf  minimale  Läsionen  verschiedener  Teile  des  Kleinhirns  folgten 
regelmäßig  von  dem  Ort  der  Verletzungen  abhängige  isolierte  Funktions- 
störungen im  Bereiche  der,  Motilität. 

BaGh  (4)  gibt  eine  Übersicht  der  neueren  Arbeiten  über  die  Pupillen- 
leflex-Zentreu  und  -Bahnen  als  Fortsetzung  einer  bereits  im  Bd.  XI  der 
Zeitschrift  für  Augenheilkunde  erschienenen  Mitteilung.  Die  neueren  Ar- 
beiten, mit  denen  Verf.  sich  kritisch  zum  Teil  auf  Grund  eigener  Unter- 
SQchungen  beschäftigt,  stammen  von  Anderson,  Braunstein,  Panegrossi, 
Römer  und  Stein,  Bernheimer  und  von  Lewinsohn. 

Baer  (5)  verwendete  bei  seinen  Versuchen  an  Hunden,  bei  denen  es 
ihm  auf  die  gleichzeitige  Keizung  zweier  Gehirnstellen  ankam,  die 
von  Ewald  eingeführte  Mäthode  der  Dauer  -  Elektroden.  Verf.  beschreibt 
genau  die  Technik,  die  einige  Modifikationen  durch  ihn  erfahren  hat.  Zu- 
nächst nahm  Verf.  Vorversuche  mit  nur  einem  Elektrodenpaar  vor;  speziell 
suchte  er  zu  ermitteln,  in  wie  weit  voü  der  Sehsphäre  aus  Reizerfolge  zu 
erzielen  waren.  Die  Erregbarkeit  der  Binde  erwies  sich  schon  bei  ein- 
facher Beizung  als  eine  sehr  schwankende.-  Verf.  gibt  hier  eine  größere 
Anzahl  von  Einzelbeobachtungen,  die  zum  größten  Teil  schon  von  anderen 
Aatoren  erwähnt  worden  sind.  Was  die  Reizung  der  Sehsphäre  betrifft,  so 
war  die  Reizung  in  vielen  Fallen  von  negativem  Erfolge,  in  anderen  Fällen 
wurden  deutliche,  denjenigen  der  motorischen  Zone  konforme  Zuckungen  er- 
zielt; eine  Gesetzmäßigkeit  ließ  sich  hier  ebensowenig,  wie  in  der  motorischen 
Zone  feststellen.  Meist  war  bei  den  positiven  Reizungen  der  Seh- 
sphäre eine  große  Stromstärke  notwendig. 

Bei  gleichzeitiger  oder  in  kurzem  Zwischenraum  aufeinanderfolgender 
Dorchschneidung  zweier  nahe  oder  entfernt  gelegener  Stellen  ist  eine  gegen- 
seitige Beeinflussung  wahrzunehmen,  die  aber  recht  verschiedener  Art 
sein  kann;  so  kann  ein  konstanter  Bestandstrom  hemmend  oder  fördernd 
wirken,  wenn  an  einer  anderen  Stelle  des  Gehirns  gereizt  wird. 

Das  auffälligste  sämtlicher  Ergebnisse  war  für  Verf.,  daß  es 
gelang,  eine  der  „unerregbaren"  Zone  (der  Sehsphäre)  zugehörige  Gehirn- 
steile  dadurch  erregbar  zu  machen,  daß  man  auf  eine  zweite  an  und  für  sich 
erregbare   Stelle   (motorische   Sphäre)   gleichzeitig  oder  kurz   vorher   einen 


220  Spezielle  Physiologie  des  Gehirns. 

kurzen  Dauerstrom  einwirken  ließ.  Verf.  schließt  daraus,  daß  eine  Trennung 
in  erregbares  und  unerregbares  Gebiet  nicht  in  zu  strengem 
Sinne  eingehalten  werden  darf.  Es  wurden  dabei  von  der  Sehsphäxe 
aus  nicht  nur  Muskelgebilde  in  Tätigkeit  gesetzt,  die  mit  der  betreffenden 
Sinnesregion  in  direkter  Beziehung  stehen,  wie  z.  B.  die  Lid-  und  Kopf- 
bewegungen,  sondern  es  kam  auch  zu  Bewegungen  der  Extremitätenmuskeln 
in  genau  der  gleichen  Weise  wie  bei  Beizung  der  eigentlichen  motorischen  Zone. 

Alle  die  Schwankungen  im  Erfolge  der  Oberflächenreizung,  die  bei 
allen  Versuchen  klar  hervortreten,  offenbaren  aufs  deutlichste,  daß  der  je- 
weilige Reizeffekt  fortwährend  wechselnden  Bedingungen  unterworfen  ist, 
deren  Natur  uns  noch  unbekannt  ist 

Auf  Grund  der  erwähnten  Beobachtung,  daß  von  allen  Teilen  der 
Gehimoberfläche  alle  willkürlichen  Muskeln  in  Erregung  versetzt  werden 
können,  muß  nach  Verf.  angenommen  werden,  daß  alle  Teile  der  Gehim- 
oberfläche durch  eine  ausgedehnte  netzförmige  Verbindung  untereinander 
in  Beziehung  stehen. 

Entsprechend  den  klinischen  Ermittelungen,  die  für  den  Menschen 
die  Kegion^  der  Fissura  calcarina  als  Sehzentrumgebiet  bezeichnen,  nahm 
V.  Bechterew  (7)  an,  daß  das  wirkliche  Sehzentrum  der  Säuger 
sich  auf  der  Innenfläche  des  Hinterhauptslappens  befinde.  Die 
Versuche,  die  Verf.  daraufhin  bei  Hunden  vornahm,  bestätigten  seine 
Annahme.  Nach  Zerstörung  allein  der  Innenfläche  des  Occipital- 
lappens  vom  Hunde  beobachtete  Verf.  bei  den  Versuchstieren  konstant 
andauernde  Hemianopsie  beider  Augen  auf  der  dem  Eingriff  abgewendeten 
Seite.  Ferner  befindet  sich  nach  Verfassers  Untersuchungen  ein  weiteres 
Sehzentrum  auf  der  äußeren  Oberfläche  des  Hinterhauptslappens,  in  welchem 
Zentrum  die  Produkte  optischer  Perzeption,  die  im  obengenannten  Seh- 
zentrum zunächst  entstanden,  zur  Ablagerung  und  weiteren  Verarbeituog 
konmien.  Diese  weitere  Verarbeitung  besteht  in  der  Assoziation  des  Er- 
innerungsbildes qualitativer  Sehperzeption  mit  Muskel-  und  anderen  Em- 
pfindungen, und  hieraus  ergibt  sich  die  Möglichkeit  der  Erzeugung  voller 
optischer  Vorstellungen,  sowie  das  Orientierungsvermögen.  Es  ist  dieses 
zweite,  psycho-sensorische  Sehzentrum  eine  unmittelbare  Ergänzung  zu 
dem  sensiblen  Sehzentrum  au  der  Medianfläche  des  Occipitallappens.  Ist 
das  mediale  sensible  Sehzentrum  vernichtet,  so  restituiert  sich  das  Sehen 
nicht  trotz  des  dorsolateralen  psycho-sensorischen  Zentrums,  das  sich  nicht 
auf  das  Gebiet  des  Munkschen  Zentrums  A.  beschränkt,  sondern  eine 
größere  Ausdehnung  besitzt. 

Im  Gebiet  des  Zentrums  der  optischen  Vorstellungen,  im  psycho-sen- 
sorischen Zentrum,  befinden  sich  auch  Zentra  für  die  Augenbewegungen, 
für  die  Pupillenbewegungen  und  für  die  Akkommodation,  die  reflektorisch 
unter  dem  Einfluß  optischer  Bilder  wirksam  werden  und  als  wirkliche  Werk- 
zeuge der  ßaumorientierung  dienen.  Beim  Hunde  finden  sich  die  Zentren 
für  die  Willkürbewegungen  der  Augen  im  Gebiet  des  Gyrus  sig- 
moideus.  Eine  Sehstörung  im  Anschluß  an  Beschädigungen  der  motorischen 
Rindenfelder  kann  Erklärung  finden  im  Ausfall  motorischer  Beize  und 
mangelhafter  Bildung  entsprechender  optischer  Vorstellungen,  die  eine 
Assoziation  motorischer  und  optischer  Empfindungen  zur  Voraussetzung 
haben.  So  kommt  es,  daß  bei  einem  Hunde,  dem  man  den  Gyrus  sigmoideus 
fortnahm,  Erscheinungen  zur  Beobachtung  gelangten,  die  jenen  analog  sind, 
die  für  Zerstörung  der  lateralen  Occipitalrinde  charakteristisch  sind. 

V.  Bechterew  (8)  berichtet  über  Versuche  an  Kaninchen,  die  den 
Einfluß  der  Gehirnrinde  auf  die  Bewegungen  des  Uterus  verfolgen  sollten. 


spezielle  Physiologie  des  Gehirns.  121 

Es  stellte  sich  dabei  heraus,  daß  der  mediale  Teil  des  hinteren  Abschnittes 
des  Gyrus  sigmoideus  bezw.  des  motorischen  Rindenfeldes  das  Gebiet  ist, 
Ton  dem  ans  Kontraktionen  des  Uterus  erhalten  werden  können.  Manchmal 
fand  sich  diese  Stelle  im  hinteren  Teil  der  motorischen  Zone  am  inneren 
Hemisphäxenrande,  manchmal  lag  sie  mehr  nach  außen.  Von  jeder  Hemisphäre 
bekommt  man  den  gleichen  Reizeffekt.  Auch  flemmungswirkungen  aiä  die 
Ctemsrhythmik  konnten  erzielt  werden. 

Bei  den  Hunden  waren  die  Erscheinungen  weniger  deutlich  wie  bei 
den  Kaninchen. 

Reizung  des  hinteren  Teiles  des  Gyrus  sigmoideus  ruft  beim  Hunde 
deuthche  Spannung  und  Größenzunahme  des  Penis  hervor.  Auch  hier 
ließen  sich  außer  den  Reizwirkungen  auf  das  Glied  Hemmungswirkungen 
feststellen.  Das  Zentrum  der  Gliederektion  ist  zweiseitig.  Wurden  beim 
Honde  die  Erektionszentra  an  beiden  Hemisphären  abgetragen,  so  zeigte  er 
keine  Neigung  mehr,  sich  der  Hündin  zu  nähern,  nicht  einmal  während  der 
Brunstzeit,  obwohl  die  mechanische  Erregbarkeit  des  Penis  bei  solchen 
Hunden  sogar  gesteigert  ist. 

Reizung  eines  Rindenfeldes,  das  dem  Erregungszentrum  der  Erektion 
benachbart  Uegt  und  mit  ihm  teilweise  identisch  ist,  hat  gesteigerte  Samen- 
ausscheidung  zur  Folge.  Auch  ein  kortikales  Zentrum  für  die  Sekretion 
der  Prostata  wurde  aufgefunden.  Die  Reizstelle  liegt  fast  Va  cm  hinter 
dem  Sulcus  cruciatus  und  ungefähr  1  cm  vom  großen  Längsspalt  des  Gehinis 
entfernt 

Femer  wurden  in  der  sensitiv-motorischen  Zone  durch  Reizung  der 
Großhirnrinde  in  der  Nachbarschaft  des  Facialiszentrums  (Zitzengebiet), 
deutliche  Veränderungen  der  Milchsekretion  bei  Schafen  in  der  Laktations- 
periode wahrgenommen. 

Nach  V.  Bechterew  (9)  ruft  elektrische  Reizung  der  Gehirnrinde  im 
medialen  Teil  des  vorderen  und  hinteren  Abschnittes  des  Gyrus  sigmoideus 
(Gjms  prae-  und  postcruciatus)  deutliche  Tränenabsonderung  hervor 
Die  Tränensekretion  erscheint  demnach  als  streng  lokalisierte  Rindenfunktiou ; 
in  allen  Fällen  gelangte  die  Sekretion  auf  beiden  Seiten  zur  Beobachtung, 
doch  war  sie  auf  der  der  Reizung  entgegengesetzten  Seite  fast  immer  stärker 
ausgesprochen. 

Von  der  inneren  Hälfte  des  vorderen  Abschnittes  des  Gyrus  sigmoideus 
s.  antecruciatus  ließ  sich  durch  Reizung  gesteigertes  Schwitzen,  vor- 
wiegend auf  der  entgegengesetzten  Seite  erzielen,  das  manchmal  noch  mehrere 
Minuten  nach  dem  Aussetzen  des  Reizes  anhielt.  Doch  wies  das  Schwitzen 
bei  Rindenreizung  ein  recht  unbeständiges  Verhalten  auf. 

Ferner  vermochte  Verf.  durch  Reizung  bestimmter  Abschnitte  der 
Großhirnrinde  eine  lebhafte  Steigerung  der  Hamsekretion  auszulösen,  be- 
sonders war  diese  Wirkung  vorhanden  bei  Reizung  des  inneren  Teiles  des 
vorderen  Abschnittes  des  Gyrus  sigmoideus  bezw.  des  Gyrus  praecruciatus, 
weniger  konstant  und  lebhaft  bei  Reizung  des  äußeren  Abschnittes  desselben 
Gyrus.  Der  Einfluß  der  Rinde  erwies  sich  dabei  als  ein  gekreuzter.  Ob 
diese  diuretische  Wirkung  in  Abhängigkeit  steht  von  einer  allgemeinen  Blut- 
drucksteigerung,  oder  ob  sie  bedingt  wird  durch  Erweiterung  der  Nieren- 
gefaße,  unabhängig  von  dem  Zustand  des  Blutdruckes,  das  bleibt  noch  fest- 
zustellen. Doch  hält  Verfasser  eine  topographische  Koinzidenz  der  blut- 
drucksteigemden  Rindengebiete  mit  den  Rindenfeldern  der  Nierensekretion 
nicht  für  wahrscheinlich. 

Nach  V.  Bechterew  (6)  ist  es  zweifellos,  daß  der  Thalamus  außer 
den  bekannten   sensiblen  Funktionen   auch   Beziehungen   zur  Motilität 


222  Spezielle  Physiologie  des  Gehirns. 

besitzt.  Nach  Abtragung  einzelner  motoriscber  Kindenzentra,  so 
des  Atmungszentrums,  des  Schluckzentrums,  des  Zentrums  der  Milz- 
bewegungen,  des  Erektionszentrums,  konnte  außer  Degeneration  der  Pyra- 
midenbahn durch  die  innere  Kapsel  bis  hinab  in  den  Hirnschenkelfuß  auch 
eine  absteigende  Degeneration  bis  zur  Gegend  des  Thalamus  nach- 
gewiesen werden.  Und  zwar  wird  die  Bolle  eines  motorischen  Ganglions 
im  Thalamus  hauptsächlich  von  seinem  medialen  Kern  übernommen.  Die 
aus  dem  Thalamus  absteigenden  zentrifugalen  Bahnen  lassen  sich  bis  zu 
dem  Nucleus  reticularis  tegmenti  pontis  (Bechterew),  zu  den  zentralen 
Kernen  der  Formatio  reticularis  und  zum  roten  Kern  verfolgen. 

Beitzke  und  Bickel  (10)  berichten  über  die  Krankengeschichte  und 
den  Sektionsbefund  eines  4  jährigen  Knaben,  welcher  an  Konglomerattuberkeln 
in  beiden  Kleinhirnhemisphären  litt.  Die  klinische  Diagnose  war  auf 
Tumor  des  Cerebellum  „unter  dem  Bilde  der  multiplen  Sklerose  verlaufend" 
gestellt  worden.  Die  Kleinhirnerkrankung  betraf  beide  Hemisphären  in  einer 
beiderseits  ungefähr  gleichen  Ausdehnung.  Die  tuberkulösen  Massen  saßen 
auf  Frontalschnitten  in  den  mittleren  und  unteren  Teilen  beider  Hemi- 
sphären. Der  interpedunkuläre  Teil  der  Kleinhirubasis,  sowie  der  ganze 
Wurm  und  die  Kleinhirnkerne  waren  intakt.  Mit  der  Weigertschen 
Methode  wurde  ein  irgendwie  erheblicher  Faserausfall  in  den  zu-  und  ab- 
leitenden Bahnen  des  Kleinhirns  nicht  gefunden.  Bei  diesem  letzteren 
Befunde  ist  es  ganz  besonders  heryorzuheben,  daß  bei  dem  Knaben  wahrend 
des  Lebens  eine  hochgradige  Ataxie  bestand  und  zwar  sowohl  statische,  wie 
Bewegungsataxie. 

YerSL  führen  diese  hochgradige  Ataxie  darauf  zurück,  daß  neben  den 
Kleinhimtuberkeln  eine  Meningeal-  und  Ependymtuberkulose  und  ein  Hydro- 
cephalus  internus  vorhanden  war.  Dadurch  war  die  Möglichkeit  genommen, 
daß  die  Kleinhimstörungen  durch  die  Tätigkeit  der  Großhirnrinde  kom- 
pensiert wurden.  Die  kortiko-muskuläre  Bahn,  insbesondere  die  Pyramiden- 
fasem,  wiesen  eine  Lichtung  ihrer  Faserareale  auf. 

Auf  das  Ausbleiben  der  Kompensation  der  Kleinhirnstörungen  von 
selten  der  Großhirnrinde  führen  Verff.  auch  die  Hypertonie  der  Muskulatur 
und  die  Steigerung  der  Sehnen-  und  Periostreflexe  zurück,  welche  bei  dem 
Knaben  bestanden. 

Verff.  nehmen  an,  daß  beim  Tiere  Kleinhirnmangel  als  Ausfalls- 
symptom eine  Hypertonie  der  Muskulatur  zur  Folge  hat,  sodaß  dem  Klein- 
hirn demnach  analog  dem  Großhirn  bewegungshemmende  Funktionen  zu- 
kommen. Wenn  beim  Menschen  die  Hypertonie  der  Muskulatur  bei  Klein- 
hirnläsionen  nicht  zum  Ausdruck  kommt,  so  liegt  das  daran,  daß  der 
gewaltige  hemmende  Einfluß  des  Großhirns  den  Ausfall  der  Hemmungs- 
wirkung des  Kleinhirns  meist  nicht  hervortreten  lasse. 

Convrenr  und  Chevrotier  (17,  18)  hatten  festgestellt,  daß  die 
Instillation  einer  reizenden  Flüssigkeit  (iither)  in  den  Konjunktivalsack  eines 
Auges  im  Falle  des  Atmungsstillstandes  bei  Asphyxie  oder  Synkope  die 
Atmung  wieder  herbeifuhren  kann.  Bei  ihren  weiteren  Versuchen  an 
Hunden,  Kaninchen  und  Meerschweinchen  ermittelten  Verff.,  daß  dieser 
Konjunktival-Atmungsreflex  als  zentripetale  Bahn  den  Augenast  des  Trige- 
minus  als  zentrifugale  Bahn  den  Phrenikus  benutzt,  während  das  Zentrum 
des  Reflexes  in  der  Gegend  der  hinteren  Vierhügel  gelegen  ist.  Der 
Reflex  läßt  sich  bei  Atemstillstand  noch  erzielen,  wenn  auf  der  einen  Seite 
die  Vierhügel  exstirpiert  sind  nach  Instillation  einiger  Tropfen  Äther  in  das 
der  Exstirpation  gegenüberliegende  Auge.  Nach  einseitiger  Phrenikusdurch- 
schneidung   läßt   sich   der  Reflex  auch  von   dem  der  Durchschneidung  ent- 


Spezielle  Physiolog^ie  des  Oehirofl.  123 

sprechenden  Auge  heirorrafen;  die  Überleitung  des  Reizes  erfolgt  dabei  in 
dem  Ni?eau  der  Vierhügel. 

Danilewsky  (21)  teilt  seine  experimentellen  Versuche,  bei  Hunden 
künstlich  Mikrocephsdie  zu  erzeugen,  .;mit  Er  bediente  sich  zu  diesem 
Zwecke  gut  zugepaßter  Metallhelme,  die  er  sehr  jungen  Hunden  auf  den 
Kopf  setzte,  sodafi  der  Schädel  yon  allen  Seiten  fest  umfaßt  wurde.  Die 
!nere  gewöhnten  sich  allmählich  an  den  Helm,  waren  aber  niedergedrückt, 
bellten  weniger,  wurden  apathisch,  wenig  beweglich  und  mehr  oder  weniger 
indifferent  gegen  die  Umgebung.  Eines  der  Tiere  wurde  mürrisch  und  bos- 
haft, sein  Gebell  war  rauh,  heiser  und  kurz. 

Der  Himschädel  blieb  im  Wachstum  stark  zurück,  wurde  flach  und 
niedrig,  während  der  Gesichtsschädel  unverhältnismäßig  zunahm.  Das  ganze 
Eoiperwachstum  blieb  gegen  die  Eontrolltiere  zurück,  die  Muskulatur  war 
mangelhaft  entwickelt.  Nach  Ablauf  von  zwei  bis  3  Monaten  stellten  sich 
gewöhnlich  Anfalle  von  Eonyulsionen  ein;  namentlich  stellten  sich  während 
des  Schlafes  klonische  Zuckungen  ein.  Bei  einigen  kam  es  zu  echten  An- 
fallen Ton  Epilepsie  mit  Tremor,  Trismus,  Zuckungen  der  Extremitäten, 
Schaum  vor  dem  Maule,  Bewußtlosigkeit  und  Reaktionslosigkeit  der  Pupillen. 
Länger  als  S^g  bis  4  Monate  blieben  diese  Tiere  nicht  am  Leben. 

Die  Oberfläche  des  Gehirns  zeigte  einen  gewissen  Grad  von  Abflachung 
der  Windungen.  Das  Gewicht  des  Gehirns  zeigte  keine  Abweichungen 
gegenüber  den  Kontrolltieren.  Die  Konfiguration  der  Gyn  und  Sulci  der 
Großhirnhemisphären  bot  keine  Abweichung  vom  normalen  Typus.  Die 
Kanmuskulatur,  besonders  die  Mm.  temporales  waren  mangelhaft  entwickelt, 
der  Magen  war  klein,  das  Herz  in  der  Entwicklung  zurückgeblieben. 

(Bendix.) 

Bei  einem  Menschen,  dem  vor  15  Jahren  wegen  einer  Neubildung 
Bindensubstanz  in  der  Gegend  der  rechten  Zentralfurche  in  ausgiebiger 
Weise  entfernt  wurde  (wieviel?)  konnte  Doniselli  (22)  die  Reaktionszeit 
auf  elektrische  Reizung  der  Unterarmshaut  hin  messen.  Das  betreffende 
Indiyiduum  reagierte  mit  dem  sensorischen  Reaktionstypus.  Wurde  links 
gereizt,  so  erwies  sich  die  Reaktionszeit  fast  dreimal  so  lang  wie  bei  Prüfung 
TOD  der  rechten  Seite  aus.  Diese  Verzögerung  führt  D.  zurück  auf  Vor- 
gange jener  Teile,  die  kompensatorische  Funktionen  übernommen  haben,  und 
die  seiner  Ansicht  nach  auf  Grund  komplizierter  Deduktionen  in  höheren 
Assoziationszentren  gesucht  werden.  (Merzbachtr.) 

Xach  der  Exstirpation  eines  Cysticerkus  im  Bereich  der  rechten 
ArmregioD  war  es  zu  einer  Störung  der  linken  Hand  gekommen,  welche 
sowohl  die  Motilität  als  auch  die  Sensibilität  betraf.  Die  Sensibilitätsstörung 
erwies  sich  als  hysterische.  Die  Motilitätsstörung  fand  sich  vornehmlich 
in  den  ulnaren  Fingern,  welche  auch  für  die  Dauer  schwer  beweglich 
blieben.  Zu  bemerken  ist,  daß  vor  der  Operation  verschiedene,  der 
Jackson  sehen  Rindenepilepsie  ähnliche  Krampfanfälle  in  den  zwei  ulnaren 
Fingern  der  linken  Hand  begonnen  hatten;  nach  der  Operation  hörte 
dieser  Typus  der  Anfälle  auf  (es  begannen  jetzt  die  Anfälle  an  einer  anderen 
Stelle,  wegen  deren,  weil  man  auch  hier  einen  Cysticerkus  vermutete,  eine 
zweite  Operation  versucht  wurde). 

Die  erwähnte  Art  der  Lähmung  in  den  zwei  ulnaren  Fingern  zeigte 
och  weniger  in  der  Herabsetzung  der  groben  Kraft,  als  vielmehr  in  der 
Einbuße  der  Geschicklichkeit;  diese  Einbuße  blieb,  als  die  begleiten- 
den hysterischen  Symptome  der  Sensibilitätsstörung  zum  Verschwinden  ge- 
bracht waren. 


ZJ 


124  Spezielle  Physiologie  des  Gehirns. 

Fischer  (27)  folgert  aus  diesem  Fall,  daß  ein  Zentrum  für  die 
isolierten  Bewegungen  der  zwei  ulnaren  Pinger  existiert.  Dafür  spricht 
auch  der  auf  diese  Finger  lokalisierte  Initialkrampf  in  den  Paroxysmen  tof 
der  Operation.  Der  Cysticerkus  befand  sich  zwischen  dem  Zentrum  für  die 
Bewegung  der  Vorderarmmuskeln  und  dem  Zentrum  für  die  Abduktion  des 
Daumens.  (Die  Krankengeschichte  dieses  Falles  wurde  bereits  von  Maydl 
in  der  Wiener  klin.  Rundschau  1901  Nr.  16  publiziert.) 

Nach  Verfasser  lehrt  dieser  Fall  mithin j  daß  die  einzelnen  Ab- 
schnitte der  Hand,  vielleicht  auch  die  einzelnen  Finger  selb- 
ständige Bewegungszentren  besitzen,  daß  weiter  nicht  nur  durch 
Reizung  dieser  Zentren  die  betreffenden  einzelnen  Finger  bewegt,  sondern 
daß  auch  durch  Schädigung  dieser  Zentren  die  einzelnen  Finger  vornehm- 
lich oder  auch  ausschließlich  in  ihrer  Beweglichkeit  gestört  werden  können. 
Auf  Grund  dieser  Momente  können  wir  nach  Verfasser  die  Erklärung  des 
Umstandes,  daß  bei  der  gewöhnlichen  zerebralen  Monoplegie  der  oberen 
Extremität  die  Hand  am  stärksten  affiziert  ist,  nicht  in  einer  über  die  ganze 
Armregion  verstreuten  Vertretung  der  kortikalen  Innervationselemente  der 
Handmuskeln  suchen,  welcher  Standpunkt  in  neuester  Zeit  besonders  von 
Bonhoeffer  vertreten  wird.  Die  Ursache  für  das  Überwiegen  der  Lähmung 
der  Hand  und  Finger  möchte  Verfasser  vielmehr  darin  sehen,  daß  die  gleich- 
zeitig und  gleich  starke,  zu  Anfang  aufgetretene  Lähmung  der  Schulter  und 
des  Ellenbogens,  als  der  funktionell  weniger  differenzierten  Teile, 
eher  und  leichter  sich  restituiert  als  die  Lähmung  der  Finger.  Die  höher 
differenzierten  Körperteile  —  Hand  und  Finger  —  sind  mehr  von  der 
motorischen  Hiuirinde  abhängig  als  die  proximalen  Partien  der  oberen 
Extremität,  als  Schulter  und  Ellenbogen. 

Oeigel  (31)  erörtert  die  Rolle  des  Liquor  cerebralis  bei  der  Zirkula- 
tion im  Schädel.  Er  fand,  daß  der  Gesamtwiderstand  in  der  zerebralen 
Blutbahn  dann  am  geringsten  ist,  wenn  gleichzeitig  gar  kein  Liquor  cerebralis 
vorhanden  ist  und  der  Widerstand  im  arteriellen  Abschnitt  zu  dem  im 
venösen  sich  verhält  wie  die  Volumina  der  beiden  Abschnitte  direkt  und 
umgekehrt  wie  die  Exponenten,  welche  das  Abnehmen  des  Widerstandes 
bei  wachsendem  Querschnitt  bestimmen.  Bis  zu  diesem  Punkte  nimmt  der 
Gesamtwiderstand  durch  Erweiterung  des  arteriellen  Teiles  ab,  darüber  hin- 
:  aus  zu.     Jede  Vermehrung   des   Liquor    cerebralis   vermehrt  den  Gesamt- 

I  widerstand  für  sich.  (Bendia,) 

I  Nach  G^igel  (32)  hat  im  Gehirn  innerhalb  von   ihm  genau  formu- 

lierter Grenzen  eine  spastische  Verengerung  der  Arterien  eine  Verbesserung 
der  Durchströmung  (Hyperdiämorrhysis),  paralytische  Erweiterung  eine  Ver- 
schlechterung der  Durchströmung  (Adiämorrhysis)  zur  Folge.  Dieser  Satz 
hat  Geltung,  ^wenn,  wie  Verfasser  annimmt,  das  Volumen  der  Gesamtstrom- 
bahn im  Gehirn  ein  konstantes  ist  Die  Versuche,  durch  welche  neuerdings 
Jensen  jene  Annahme  zu  erschüttern  sucht,  werden  von  Verfasser  als  jeder 
Beweiskraft  entbehrend  zurückgewiesen. 

Gnerrini  (34)  kommt  auf  Grund  seiner  Untersuchungen  zu  den 
Schlußfolgerungen,  daß  es  unrichtig  ist,  die  Hypophyse  für  ein  rudimentäres 
Organ  ohne  Funktion  zu  halten.  Die  Hypophyse  habe  eine  Punktion,  die 
sich  darin  ausspreche,  daß  sie  ein  Sekret  von  zweierlei  Art  bereitet.  Das 
Sekret  scheint  keinen  Einfluß  auf  den  Trophismus  auszuüben  und  besitze 
eine  allgemeine  antitoxische  Funktion.  (Bendiv.) 

Jensen  (38)  hält  in  einer  Polemik  gegen  G  ei  gel  u.  a.  an  der  in 
einer  früheren  Arbeit  aufgestellten  Behauptung  fest,  daß  die  Sympathikus- 


Spezielle  Physiologie  des  Gehirns.  125 

dnrchschoeidtiDg  keine  Änderung  des  Stromyolnmens  der  Carotis  interna 
bewirkt 

Durch  die  Einschränkungen,  welche  Greigel  mache,  werde  das  Geltungs- 
bereich der  Hypothese  dieses  Forschers,  daß  das  Volumen  der  Gesamtstrom- 
bahn  im  Gehirn  ein  konstantes  ist,  derartig  eingeengt,  daß  der  von  Geigel 
angenommene  Mechanismus  im  Leben  des  Tieres  kaum  eine  nennenswerte 
fiolle  spielen  und  daher  nur  ein  ideelles  Interesse  in  Anspruch  nehmen  könne. 

Aus  den  Ergebnissen  des  physiologischen  Teiles  der  Arbeit  Kalisoher's 
(39a)  geht  hervor,  daß  den  verschiedenen  Teilen  des  Großhirns  der 
Papageien  ganz  distinkte  Funktionen  zukommen.  Die  elektrischen  Beizungen, 
die  Verfasser  bei  den  Papageien  vornahm,  hatten  an  verschiedenen  Stellen 
des  Großhirns  verschiedene  Reizerfolge  ergeben.  Unter  diesen  Reiz- 
erfolgen ist  besonders  erwähnenswert  die  von  einem  bestimmten  Punkte  des 
Schläfent«iles  hervorgerufene  „Phonation^.  Im  Anschluß  an  die  Ex- 
stirpationen  verschiedener  Bezirke  des  Großhirns  traten  Störungen 
des  Sehens,  des  Sprechens,  des  Fressens,  der  Bewegung  und  Empfindung, 
und  der  Orientierung  hervor. 

Die  doppelseitige  vollständige  Großhirnexstirpation  läßt  sich  bei  den 
Papageien  nicht  ausführen;  auch  gelang  es  nicht,  Tiere  nach  vollständiger 
einseitiger  Großhirnexstirpation  für  längere  Zeit  am  Leben  zu  erhalten. 

Es  ist  besonders  hervorzuheben,  daß  die  Papageien,  obwohl  ihnen  eine 
Großhirnrinde  fast  ganz  fehlt,  doch  auf  einer  so  hohen  Stufe 
psychischer  Entwicklung  stehen.  Nach  doppelseitiger  Exstirpation  ober- 
flächUcher  Himpartien,  speziell  des  Wulstes  und  des  freien  Palliums,  fanden 
sich  nur  rorübergehend  geringe  Störungen  in  der  Bewegungssphäre;  das 
psychische  Verhalten  erlitt  dabei  keine  wesentliche  Veränderung.  Dauernde 
Störungen  der  Intelligenz  traten  erst  nach  ausgedehnten  tiefen  Verletzungen 
beider  Hemisphären  hervor. 

Tritt  bei  den  Papageien  die  Bedeutung  der  „Riude^  fast  ganz  zurück, 
80  spielt  das  Striatum  mit  seinen  verschiedenen  Abteilungen  eine  umso 
wichtigere  Bolle.  Das  Mesostriatum,  welches  die  direkte  Fortsetzung 
der  tieferen  Gehirnteile  (Thalamus)  bildet,  stellt  das  wichtigste  Großhirn- 
zentrum für  die  Funktionen  der  Bewegung  und  Empfindung  dar.  Nach 
seiner  Exstirpation  gehen  die  Hauptganglien  des  Thalamus  auf  der  gleichen 
Seite  zu  Gründe. 

Nach  doppelseitiger  leichter  Schädigung  einer  bestimmten  Stelle  des 
Kopfes  des  Mesostriatums  traten  dauernde,  schwere  motorische  Sprech- 
Störungen  ein,  wobei  kaum  noch  Worttrümmer  zurückbliebeu,  während 
nach  einseitiger  Schädigung  derselben  Stelle,  gleichviel  welcher  Seite,  das 
Sprechen  nur  vorübergehend  gestört  war. 

Ebenso  wie  die  Sprechbewegungen  zeigten  sich  auch  die  Freßbe- 
wegungen  vollkommen  an  das  Großhirn  gebunden.  Nach  starker, 
doppelseitiger  Schädigung  einer  bestimmten  Partie  des  Kopfes  des  Mesostria- 
tums kam  es  zu  schweren  Freßstörungen,  die  unter  verschiedenen  Symp- 
tomen, wie  Kopfnickbewegung,  Luxation  des  Unterkiefers,  Krämpfen  der 
Kaumuskulatur,  zum  Tode  der  Tiere  führten.  Diesen  Reizerscheinungen 
stand  die  vollständige  Lähmung  der  Freßbewegungen  gegenüber,  welche 
nach  umfangreicher  doppelseitiger  Verletzung  des  Mesostriatums  bei  gleich- 
zeitiger Schädigung  des  hinteren  Teiles  dieses  Großhirnabschnittes  zu  beob- 
achten war,  und  welcher  die  Tiere  in  kürzester  Zeit  erlagen. 

Nach  stärkeren  Schädigungen  besonders  des  hinteren  Teiles  des  Meso- 
striatums kam  es  nicht  zu  einer  Aufhebung,  wohl  aber  zu  einer  Herab- 
setzung der   Sensibilität    (Druck,    Schmerz,   Berührungsempfindung)   in 


126  Spezielle  Physiologie  des  Gebims. 

der  gegenseitigen  Körperhälfte.    Die  Sensibilität  zeigte  sich  nur  znm  Teil 
an  das  Großhirn  gebunden. 

Die  erheblichen  Lagegefühlsstörungen,  die  anfangs  nach  den 
Exstirpationen  zu  beobachten  sind,  stellen  keine  wahren  Ausfallerscheinungen 
dar,  sondern  sind  von  indirekten  Störungen,  besonders  von  den  „nervösen 
Fernwirkungen"  auf  die  tieferen  Gehirnteile  abhängig;  sie  gleichen  sich 
zum  größten  Teile  aus  und  bleiben  erst  dauernd  nach  der  Schädigung 
tieferer  Gehirnteile  bestehen. 

Nach  der  Verletzung  des  als  isoliertes  Ganglion  scharf  abgrenzbareu 
Hyperstriatums  standen  die  Drehstörungen  im  Vordergrunde.  Diese 
Störungen  waren  allein  sensorischer  Natur,  während  der  motorische  Teil 
der  Umdrehung  Torm  Mesostriatum  abhängig  ist.  Ohne  das  Hyperstriatum 
fuhren  die  Tiere  die  Umdrehungen  ausschließlich  auf  direkte  äußere  Sinnes- 
reize hin  aus,  während  bei  erhaltenem  Hyperstriatum  die  Erinnerungsreize 
des  Sehens  und  Fühlens  die  Drehungen  beeinflussen.  Das  Hyperstriatum 
erscheint  demnach  als  ein-sensomotorisches  Zentrum  höherer  Ordnung. 

Das  gleichfalls  gegen  die  Umgebung  deutlich  sich  abgrenzende  Epi- 
striatum  steht  zum  Sehen  in  Beziehung  und  ist  (durch  Vermittlung  de& 
gleichseitigen  Thalamus)  bestimmten  Teilen  der  gegenseitigen  Retina  zu- 
geordnet. Verfasser  hat  beim  Papagei  zwei  physiologisch  verschiedene 
Sehakte  feststellen  können,  einen  Großhirnsehakt  und  einen  Mittelhirn- 
sehakt,  die  beide  nebeneinander  funktionieren.  Die  Fovea  centralis  der 
Retina  stellt  den  Hauptpunkt  des  Großhirnsehens,  die  lateralste,  dem  bino- 
kularen Sehen  dienende  Partie  der  Retina  den  Hauptpunkt  des  Mittelhim- 
sehens  dar.  Aber  auch  das  Großhimsehen  erwies  sich  nicht  als  „Rin- 
densehen", sondern  als  Striatumsehen. 

Verfasser  hält  es  nach  seinen  Untersuchungen  für  möglich,  daß  das 
Epistriatum  mit  bestimmten  Abschnitten  auch  zu  anderen  Sinnesfunktionen, 
wie  zum  Hören  und  Riechen,  in  Beziehung  steht,  so  daß  dasselbe  damit  das 
sensorische  Hauptzentrum  des  Großhirns  darstellen  würde. 

Levinsohn  (42)  hält  es  für  unmöglich,  die  reflektorische  Pupillen- 
starre auf  eine  Erkrankung  des  Okulomotorius  zurückzuführen,  auch  wenn 
die  Erkrankung  jenseits  des  Ganglion  ciliare  läge.  Auch  gegen  die  Annahme 
einer  Herderkrankung  im  Rückenmarck  erhebt  L.  schwere  Bedenken.  Da- 
gegen konnte  er  experimentell  bestätigen,  daß  die  zwischen  den  Okulomo- 
toriushauptkernen  medial  gelegenen  kleinzelligen  Edinger-Westphalschen 
Zellgruppen  die  Zentren  der  gleichseitigen  Sphinkteren  darstellen;  und  e& 
sind  auch  verschiedentlich  bei  reflektorischer  Pupillenstarre  in  diesen  Edin- 
ger-Westphalschen Kernen  Degenerationen  gefanden  worden. 

Um  den  Verlauf  der  zentripetalen  Pupillenbahn  bis  zum  Edinger- 
Westphalschen  Kern  genauer  zu  analysieren,  suchte  L.  das  Verhalten  der 
vorderen  Vierhügel  zu  diesem  Reflex  klarzulegen.  Unter  der  Voraussetzung, 
daß  auch  bei  Kaninchen  wie  bei  Affen  und  der  Katze  die  zentrifugale  Reflex- 
bahn von  den  kleinzelligen  Mediankernen  der  gleichen  Seite  ihren  Aus- 
gang nimmt,  muß  nach  L.  die  zentripetale  Pupillenbahn,  die  im  Chiasma 
ihre  erste  Kreuzung  erfahrt,  bevor  sie  die  kleinzelligen  Mediankerne  erreicht, 
eine  nochmalige  Kreuzung  durchmachen.  Diese  zweite  Kreuzung  müsse 
unterhalb  des  Aquaeductus  Sylvii,  etwa  entsprechend  der  Mitte  des  vorderen 
Vierhügels,  gelegen  sein.  ^^  (Bendiv,) 

Liepmann  (43)  fand,  daß  die  Überlegenheit  der  linken  Hemi- 
sphäre mit  dem  Vollzug  der  symbolischen  Funktionen  nicht  erschöpft 
ist,  daß  der  linken  Hemisphäre  vielmehr  beim  Handeln,,  überhaupt,, 
wenn  auch  nicht  in  demselben  Maße  wie  beim  Sprechen,  das  Übergewicht 


Spezielle  Physiologie  des  Gehirns.  127 

znkommt.  Etwa  die  Hälfte  der  rechts  gelähmten  Patienten,  die  er 
tmtersuchte  —  im  ganzen  nahm  Verfasser  bei  über  90  Hirnkranken 
in  der  Siechenanstalt  der  Stadt  Berlin  Untersuchungen  ror  — ,  zeigten 
StöruDgen  der  Gebrauchsfahigkeit  der  nicht  gelähmten  linken  Hand; 
fast  zwei  Drittel  dieser  linksseitig  Dyspraktischen  zeigten  ferner  neben  der 
Lähmung  eine  motorische  Aphasie.  Auch  bei  einigen  Nichtgelähmten, 
welche  im  linken  Stirnhim  resp.  Balken  große  Herde  hatten,  trat  dieselbe 
Erscheinung  einmal  vorwiegend  links,  einmal  beiderseitig  auf.  Was  Art 
nnd  Grad  der  Bewegungsstörung  in  der  linken  Hand  bei  den  Rechtsgelähmten 
betrifft,  so  handelte  es  sich  nicht  etwa  um  eine  gröbere  motorische  Störung, 
nicht  um  eine  Parese.  Die  Störung  zeigte  sich  vielmehr  1.  in  einer 
schweren  Beeinträchtigung  des  Nachmachens,  2.  in  einer  Unfähigkeit,  wohl- 
bekannte Bewegungsformen,  wie  die  Ausdrucksbewegungen  und  Objekt- 
bewegnngen,  aus  der  Erinnerung  zu  produzieren;  letztere  also,  wenn  die 
Objekte  selbst  nicht  oder  nur  teilweise  gegeben  sind.  Es  gelang  den  Kranken 
z.  B.  nicht,  zu  zeigen,  wie  man  anklopft,  Geld  aufzählt,  eine  Fliege  fängt 
nsw.  3.  Bis  zur  Beeinträchtigung  der  Fähigkeit,  mit  Objekten  zu  manipu- 
lieren, erstreckte  sich  die  Störung  in  höchstens  einem  Viertel  der  überhaupt 
dyspraktischen  Fälle.  Ein  Kranker  z.  B.,  der  ohne  sonstige  aphasische 
Störung  vollkommen  apraktisch  in  der  linken  Hand  war,  setzte  einen  Kneifer 
statt  auf  die  Nase  auf  die  Zunge. 

Aus  der  Tatsache,  daß  unter  den  rechts  Gelähmten,  welche  Apraxie 
der  linken  Hand  zeigten,  die  große  Mehrzahl  schwere  Sprachstörungen  und 
zwar  motorische  Aphasie  aufwiesen,  zieht  Verfasser  den  Schluß,  daß  die 
linksseitige  Apraxie  vorwiegend  bei  kortikalen,  nahe  der  Kinde  gelegenen 
(suprakapsulären  =  oberhalb  der  inneren  Kapsel  gelegenen)  Herden,  welche 
die  rechte  Hand  lähmen,  auftritt. 

Bei  den  aphasischen,  rechts  Gelähmten  konnte  Verfasser  mit  Sicherheit 
nachweisen,  daß  nicht  etwa  fehlendes  Wortverständnis  die  Fehlreaktionen 
der  linken  Hand  bedingte,  ja  es  ließ  sich  zeigen,  daß  umgekehrt  durch  die 
Apraxie  der  linken  Hand  Worttaubheit  vorgetäuscht  werden  kann.  Die 
Aphasie  steht  in  gar  keiner  Beziehung  zur  Apraxie  der  linken  Hand,  wenn 
auch  beide  Störungen  häufig  vergesellschaftet  vorkommen. 

XJber  die  anatomischen  Verhältnisse,  die  die  neu  gefundenen  Tatsachen 
erklaren  könnten,  gibt  Verfasser  folgende  Vorstellung;  Das  rechte  Senso- 
motorium  bleibt  zeitlebens  in  einer  gewissen  Abhängigkeit  vom  linken;  beim 
Handeln  der  linken  Hand  geht  der  Hauptstrom  der  Erregungen  aus  dem 
Gesamtgehirn  über  das  linke  Sensomotorium  durch  den  Balken  in  das  rechte 
Sensomotorium,  während  nur  ein  Nebenstrom  direkt  in  das  letztere  über- 
fährt wird;  dieser  Nebenstrom  ist  es,  der  nach  Fortfall  des  Einflusses  des 
linken  Sensomotoriums  die  doch  immer  noch  erheblich  vorhandene,  wenn 
anch  in  ihrer  Vollkommenheit  beeinträchtigte  Aktionsfähigkeit  der  linken 
Hand  sichert. 

Lnciani's  (46)  Arbeit  über  das  Kleinhirn,  welcher  eine  Zu- 
sammenstellung der  Literatur  vorausgeschickt  ist,  enthält  zunächst  ana- 
tomische Vorbemerkungen  über  die  Morphologie  des  Hinterhirns  und  über 
die  Bahnen,  welche  die  drei  Kleinhimstiele  zusammensetzen. 

Die  unmittelbaren  Folgen  der  Abtragung  des  Kleinhirns  bezeichnet 
L  als  dynamische  Erscheinungen.  Der  Schwindel  nach  der  Operation 
büdet  die^Ursache  derselben.  Es  stellen  dieselben  weder  einen  Gegensatz 
noch  ein  Übermaß  der  cerebellaren  »Ausfallserscheinungen  der  zweiten  post- 
operativen Periode  dar.  Woher  sie  kommen,  bleibt  noch  dunkel.  Es  ist 
sehr  zweifelhaft,  bis  zu  welchem  Grade  sie  nach  der  Exstirpation  von  Klein- 


V 


128  Spezielle  Physiologie  des  Gehirns. 

hirnteilen  auf  den  Beizzustand  oder  auf  die  Lähmung  der  Faserbündei  der 
Kleinhimstiele  zurückzufuhren  sind.  Jedenfalls  kann  mau  nicht  aus  diesen 
dynamischen  Erscheinungen  auf  die  normale  Funktion  des  Kleinhirns  einen 
Schluß  machen. 

L.  wendet  sich  alsdann  zu  den  cerebellaren  Ausfallserscheinungen, 
die  er  nach  Exstirpation  einer  Hälfte  und  des  ganzen  Kleinhirns  in  Form  der 
cerebellaren  Ataxie  bei  seinen  Versuchen  an  Hunden  und  Affen  beobachtet 
hat,  und  bespricht  weiter  die  klinischen  Fälle  von  cerebellarer  Ataxie  beim 
Menschen.  L.  stimmt  den  Theorien  nicht  zu,  welche  das  Kleinhirn 
zum  Organ  der  Erhaltung  des  Gleichgewichts  und  der  Orientierung  des 
Körpers  gegen  die  Umgebung  machen.  Das  Kleinhirn  trägt  wohl  mit  den 
anderen  Zentren  des  Nervensystems  dazu  bei,  besitzt  aber  nicht  allein  für 
sich  diese  besondere  Funktion.  Ebensowenig  stimmt  er  den  Theorien  zu, 
welche  das  Kleinhirn  als  das  Orgab  der  Koordination  der  willkürlichen 
Bewegungen  betrachten.  Gegenüber. Lussana  und  Lewandowsky  betont 
er,  daß  bei  den  am  Kleinhirn  operierten  Tieren,  wie  in  den  klinischen 
Fällen  von  Erkrankungen  des  Kleinhirns,  der  Muskelsinn  sich  in  keiner 
Weise  geschädigt  zeigt. 

Man  muß  bei  Betrachtung  der  cerebellaren  Ataxie  nach  L.  vor  allem 
die  eigentlichen  cerebellaren  Ausfallserscheinungen  von  den  funktionellen 
Kompensationsvorgängen  trennen,  durch  welche  letztere  das  Tier  die 
Folgen  des  Ausfalls  der  Kleinhirninnervation  auszugleichen  vermag.  Man 
braucht  nur  die  sogenannte  motorische  Sphäre  des  Großhirns  einer  oder 
beider  Seiten  zu  zerstören,  und  z.  B.  ein  Tier  mit  halbem  Kleinhirn  verliert 
von  neuem  für  lange  Zeit  die  nach  der  Kleinhirnoperation  bereits  wieder- 
gewonnene Fähigkeit,  sich  aufrecht  zu  halten  und  zu  gehen,  ohne  nach  der 
geschädigten  Seite  des  Kleinhirns  zu  fallen.  Diese  Kompensationen  sind 
es,  die  der  cerebellaren  Ataxie  das  charakteristische  Merkmal  aufprägen, 
nämlich  den  unzusammenhängenden  und  schwankenden  Gang,  wie  er  den 
Trunkenen  eigen  ist,  und  der  durch  übermäßig  willkürliche  Abduktion  und 
Adduktion  der  Glieder  hervorgerufen  wird. 

Tiefgehende  Schädigungen  und  absolutes  Fehlen  des  Kleinhirns  er- 
zeugen weder  eine  Lähmung  der  sensorischen,  noch  eine  solche  der  will- 
kürlichen motorischen  Funktionen.  Die  Kleinhirndefekte  äußern  sich 
einfach  in  atonischen,  asthenischen  und  astatischen  neuromusku- 
lären Erscheinungen;  sie  zusammen  bilden  das  Syndrom,  das  man  als 
cerebellare  Ataxie  bezeichnet.  Das  Kleinhirn  stellt  kein  eigentliches 
Sinneszentrum  dar;  die  Sinneseindrücke,  die  zu  ihm  auf  besonderen 
Bahnen  gelangen,  erwecken  keine  bewußten  Empfindungen.  Das  Kleinhirn 
bildet  ein  kleines  Hilfs-  oder  Verstärkungssystem  des  großen  Cerebrospinal- 
systems.  Seine  einzelnen  Abschnitte  haben  die  gleiche  Funktion  wie  das 
ganze ;  der  Ausfall  des  Wurmes  kann  von  den  Seitenlappen  organisch  kom- 
pensiert werden.  Die  einseitigen  Läsionen  üben  einen  vorwiegend  homo- 
lateralen Einfluß  aus.  Mit  der  komplizierten  tonischen,  sthenischen  und 
statischen  Wirkung  —  kurz  gesagt:  mit  der  Verstärkungswirkung  —  ist 
innig  eine  direkte  oder  indirekte  ,.trophische"  Wirkung  verknüpft,  die  das 
Kleinhirn  normalerweise  auf  die  Organe  ausübt,  mit  denen  es  in  Verbindung 
stellt.  Die  direkte  trophische  Wirkung  zeigt  sich  in  den  Degenerationen 
und  Sklerosen,  die  auf  die  Abtragung  des  Kleinhirns  folgen;  (üe  indirekte 
trophische  Wirkung  ergibt  sich  aus  den  Muskeldegenerationen '  und  anderen 
Schädigungen,  die  man  im  Verlauf  der  Kleinhiruataxie  auftreten  sieht. 

Gegen  Lewandowsky,  welcher  die  sich  u.  a.  in  der  Gangart  des 
Hahnes    äußernde    Dysmetrie    der   Bewegungen    für    ein    Zeichen    von 


spezielle  Physiologie  des  Gehirns.  129 

Koordinationsstörung  hält,  hebt  L.  hervor,  daß  die  Djsmetrie  keine  kon- 
stante nnd  darum  keine  wesentliche  und  notwendige  Erscheinung  des  Aus- 
falls des  Kleinhirns  darstelle.  Sie  werde  durch  die  im  Anschluß  an  die 
Kleinhimoperationen  auftretenden  Eompensationserscheinungen  bedingt  und 
sei  eine  natürliche  Folge  der  Atonie  und  Astasie.  Das  richtige  Ausmaß 
der  Bewegungen  ergebe  sich  aus  dem  richtigen  Ausmaß  der  tonischen, 
sthenischen  und  statischen  Wirkung.  Die  „anpassende^  Wirkung  sei  in 
diesem  Trinom  mit  eingeschlossen. 

Marassini  (49)  stellt  experimentell  fest,  daß  Verletzungen  der 
medialen  Teile  des  Kleinhirnes  Störungen  in  der  Haltung  des  Gleich- 
gewichtes bedingen,  so  daß  die  Tiere  nach  vorne  bezw.  nach  rückwärts 
fallen,  während  Substanzverluste  der  lateralen  Teile  motorische  Schwäche 
und  Lähmungen  der  verschiedenen  Extremitäten  und  Körperteile  bedingen. 
Es  gelang  ihm,  die  Funktionen  für  die  einzelnen  Körperteile  (auch  Zunge, 
Augen,  Kopf)  streng  zu  lokalisieren.  —  Der  Widerspruch,  der  zwischen 
klinischen  Erfahrungen  und  Beobachtung  nach  experimentellen  Läsionen 
besteht,  und  der  dahin  geht,  daß  auf  Grund  ersterer  im  allgemeinen  nur 
den  medialen  Teilen  des  Kleinhirnes  motorische  Funktionen  zugesprochen 
werden,  erklärt  sich  nach  Ansicht  des  Autors  dadurch,  daß  die  durch 
Substanzverluste  der  medialen  Teile  bedingten  Störungen  beim  Menschen 
mit  seinem  aufrechten  Gange  weit  stärker  in  die  Erscheinung  treten  müssen 
als  die  Störungen,  bedingt  durch  Erkrankung  der  lateralen  Teile  —  Störungen, 
die  sehr  leicht  einer  Kompensation  fähig  sind.  (Merzbac/ier.) 

Nach  Mavrakis  und  Dontas  (50)  existiert  eine  Stelle  im  oberen 
Teile  der  vorderen  Zentralwindung,  deren  Reizung  bestimmte  und 
reine  (d.  h.  von  keiner  anderen  Bewegung  begleitete)  Atembewegungen 
herrorruft.  Die  von  dieser  Stelle  ausgehenden  zentrifugalen  Fasern  gehen 
dorch  die  Capsula  interna,  den  Schenkelfuß  und  die  basalen  Ganglien  zum 
Mittelhirn,  in  welchem  sie  ganz  nahe  an  der  Mittellinie  auf  der  entsprechen- 
den Seite  bis  zu  ihrer  Endigung  in  der  Medulla  oblongata  zu  den  in  der- 
selben liegenden  Atemzentren  verlaufen.  Diese  Fasern  gehen  also  wenigstens 
bis  zum  Mittelhim  in  gleichseitigen  und  nicht  in  gekreuzten  Bahnen. 

Niessl  V.  Mayendorf  (61)  untersuchte  anatomisch  das  Gehirn  eines 
Mannes,  der  an  doppelseitiger  homonymer  Hemianopsie  mit  Orien- 
tierungsstörungen gelitten  hatte  (die  Krankengeschichte  ist  von  O.  Meyer 
in  der  Monatsschr.  f.  Psychiatr.  u.  Neurol.  VIII,  6.  Dez.  1900,  veröffentlicht) 
und  kommt  dabei  unter  Berücksichtigung  der  Literatur  zu  folgenden  Schlüssen: 
1.  Der  Eintritt  der  zentralen  Sehbahn  in  die  Hinrinde  des  Occipitallappens 
erfolgt  ausschließlich  in  kompakten  Bündelformationen.  Der  ganze  Sehbezirk 
ist  schon  dem  makroskopischen  Anblick  durch  die  Anwesenheit  des  Vicq- 
d'Azyrschen  Marksstreifens  kenntlich  und  abgrenzbar.  2.  Die  kortikale 
Sehsphäre  ist  nicht  ihrer  spezifischen  Struktur  zufolge  ein  sinnliches  Organ. 
Sie  ist  gleich  der  übrigen  Hirnrinde  ein  Assoziationsmechanismus,  welcher 
optische  Wahrnehmungen  gestaltet,  wenn  ihr  präformierte  Erregungsfonnen 
von  der  Peripherie  zugeleitet  werden.  Derselbe  Zellkomplex,  durch  die 
Assoziationsbündel  von  anderer  Seite  her  erregt,  produziert  unsinnlich  optische 
Vorstellungen.  3.  Unter  optischen  Erinnerungsbildern  sind  die  Funktionen 
gebahnter  Zellkomplexe  in  der  Sehrinde  zu  verstehen,  sobald  sie  ein  Bestaud- 
teU  unseres  Bewußtseins  geworden  sind.  Wird  ein  gebahnter  Zellkomplex 
durch  die  Projektionsbündel  erregt,  dann  kommt  durch  den  Vorgang  der 
primären  Identifikation  (Wernicke)  das  Wiedererkennen  eines  Dinges  zu 
Stande.  Bei  Erregung  desselben  Zellkomplexes  durch  die  Assoziationssysteme 
werden  optische  Erinnerungen  lebendig.  4.  Das  makuläre  Bündel  des  Seh- 
Mresbericht  f.  Neurologie  und  Psychiatrie  1906.  ^ 


Vi 


130  Spezielle  Physiologie  des  Gehirns. 

nerven  hat  auch  in  der  Sehstrahlung  eine  isolierte  Vertretung,  und  diejenigen 
Bindengebiete,  welche  mit  demselben  in  Verbindung  stehen,  sind  als  maku- 
läre  Sehrinde  zu  betrachten.  Da  sich  das  makuläre  Bündel  an  die  zentrale 
Bahn  der  peripheren  Netzhaut  nach  außen,  untea  sowie  nach  oben  zu  an- 
gliedert, so  sind  auch  diejenigen  Bindenstücke,  w^elche  sich  nach  außen, 
unten  und  nach  oben  zu  der  Rinde  des  peripheren  Sehens  anreihen,  als 
kortikale  Vertretungen  der  Makula  zu  betrachten. 

Nikolaides  (54)  faßt  seine  Untersuchungen  über  die  zentrale  Atem- 
innervation  folgendermaßen  zusammen.  In  der  Medulla  obl.  liegt  ein  Zentrum, 
Ton  welchem  die  normale  Atmung,  d.  h.  der  rhythmische  Wechsel  von 
Spannung  (Inspiration)  und  Entspannung  (passive  Exspiration)  derselben 
Muskelgruppe,  der  Inspiratoren,  geleitet  wird.  Ebenfalls  in  der  Med.  obl. 
muß  ein  Zentrum  der  aktiven  Exspiration  angenommen  werden.  Das- Zentrum 
der  normalen  Atmung  wird  beeinflußt  von  einem  Inspirationshemmmungs- 
zentrum,  welches  in  den  hinteren  Vierhügeln  liegt,  und  dessen  Fortnahme 
Veränderungen  der  Inspiration  zur  Folge  hat,  auch  bei  Integrität  des  Vagi. 
Das  Zentrum  der  aktiven  Exspiration  wird  bei  der  normalen  Atmung  ge- 
hemmt von  einem  Exspirationshemmungszentrum,  welches  in  den  vorderen 
Vierhügeln  oder  in  den  unter  denselben  gelegenen  Teilen  existiert.  Die  in 
verschiedenen  Teilen  des  Hirnstammes  oberhalb  der  Med.  obl.  beschriebenen 
inspiratorischen  Zentra  sind  wahrscheinlich  inspiratorische  Bahnen,  deren 
Zentra  in  der  Großhirnrinde  liegen. 

Pagano  (67)  suchte  durch  Injektionen  von  Kurarelösungen  in  ver- 
schiedene Teile  des  Kleinhirns  bei  nicht  narkotisierten  Hunden  die 
Funktionen  des  Kleinhirns  zu  ermitteln.  Die  Resultate,  zu  denen  er  gelangt, 
sind  folgende :  Das  Kleinhirn  ist  kein  funktionell  einheitliches  Organ, 
sondern  entsprechend  den  Verhältnissen  der  andern  nervösen  Zentren  sind 
auch  beim  Kleinhirn  die  verschiedenen  Formen  seiner  Tätigkeit  an  be- 
stimmte, wohl  unterscheidbare  Regionen  gebunden.  Die  verschiedenen, 
von  ihm  abhängigen  motorischen  Funktionen  lassen  sich  genau  lokalisieren. 
Die  bisher  feststellbaren  Zentren  sind  nicht  die  einzigen;  durch  weitere 
Untersuchungen  sind  die  noch  fehlenden  Muskelzentren  festzustellen.  Die 
motorischen,  reizbaren  Elemente  sind  wahrscheinlich  nicht  an  der  Oberfläche, 
sondern  mehr  in  der  Tiefe  gelegen.  Von  bestimmten  Stellen  des  Kleinhirns 
aus   wurden   nach   den  Injektionen  psychische  Aufregungszustände  erhalten. 

Prevost  (61)  hat  bei  Hunden  und  Katzen  künstlich  eine  Blutleere 
des  Gehirns  hervorgerufen  durch  Unterbindung  respektive  Kompression  des 
Truncus  communis  und  der  A.  subclavia  sinistra  nach  Eröffnung  der  Brust- 
höhle. Wenn  er  dann  bei  diesen  Tieren  einen  epileptiformen  Anfall  mit 
Hilfe  des  alternierenden  elektrischen  Stromes,  den  er  von  der  Schnauze 
nach  dem  Nacken  leitete,  hervorrief,  so  zeigte  sich,  daß  bei  dem  epilep- 
tischen Anfall  die  klonische  Phase  ausblieb  und  nur  tonische  Krämpfe  auf- 
traten, der  Art,  wie  sie  sich  bei  der  Applikation  des  Stromes  vom  Kopf 
bis  zum  Anus  mit  dem  Effekt  der  Herzparalyse  einstellen.  P.  schließt  aus 
seinen  Versuchen,  daß  die  Blutleere  des  Gehirns  infolge  Lähmung  der 
kortikalen  motorischen  Sphäre  den  epileptiformen  Anfall,  der  durch  Appli- 
kation eines  alternierenden,  vom  Mund  nach  dem  Nacken  wirkenden  Stromes 
auftritt,  ändert,  und  zwar  der  Art,  daß  nur  eine  tonische  konvulsive  Phase 
auftritt  und  die  klonischen  Zuckungen  ausbleiben. 

Diese  bei  zerebraler  Blutleere  modifizierten  epileptiformen  Anfalle  sind 
den  epileptiformen  Anfällen  ähnlich,  die  man  durch  Leitung  des  alternierenden 
Stromes   vom  Kopf   zum  Anus  erhält:  Hierbei  tritt  Herzparalyse  auf,  und 


Spezielle  Physiologie  des  Gehirns.  131 

der  epileptiforme  Anfall  offenbart  sich  nur  durch  eine  tonische  Phase  oder 
darauf  folgende  klonische  Erscheinungen.  (Bendix.) 

Rethi  (62)  berichtet  über  die  sekretorischen  Fasern  der  Gaumen- 
driiseo,  ihren  peripheren  Verlauf  und  die  Kerne  derselben  nach  den 
experimentellen  Untersuchungen  bei  Katzen,  Hunden,  Kaninchen  und  Affen. 
Sekretion  der  Gaumendrüsen  ließ  sich  erhalten  1.  bei  lokaler  Reizung  des 
weichen  Gaumens  mittelst  des  faradischen  Stromes,  wobei  es  sich  nicht  etwa  um 
ein  mechanisches  Herauspressen  des  in  den  Drüsen  vorhandenen  Sekretes  durch 
Kontraktion  der  Gaumenmuskulatur  handelte.  2.  Bei  Reizung  des  Hals- 
svfflpathikus  in  der  ganzen  Ausdehnung  rom  obersten  bis  zum  untersten 
Halsganglion  und  eine  kurze  Strecke  über  dasselbe  hinaus.  3.  Bei  Reizung 
des  Facialisstammes  bei  seinem  Eintritt  in  den  Meatus  acust.  internus. 

Bei  Reizung  beider  Nerven  ist  die  Sekretion  halbseitig  und  scharf 
g^en  die  andere  Gaumenhälfte  in  der  Mittellinie  abgesetzt.  Die.  Sekret- 
tröpfchen erscheinen  bei  Sympathikusreizung  etwa  nach  15  Sekunden,  bei 
Facialisreizung  schon  nach  1 — 2  Sekunden. 

Die  im  Sympathikus  enthaltenen  sekretorischen  Nerven  ziehen  mit 
dem  X.  petrosus  profundus  major  und  dem  N.  vidianus  zum  G.  spheno- 
palatinum.  Die  im  Eacialisstamm  enthaltene^Sekretionsnerven  ziehen  dagegen 
mit  dem  N.  petrosus  superf.  major  zum  N.  vidianus  und  in  diesem  ebenfalls 
zum  G.  spheno-palatinum,  von  wo  sie  dann  zugleich  mit  den  Sympathikus- 
fasem  durch  die  Nn.  palatini,  weiterhin  durch  den  N.  palatinus  post.  dem 
Endziel  zugeführt  werden. 

Der  Kern  der  im  Halssympathikus  enthaltenen  Nerven  liegt  im 
Brustmark  in  der  Höhe  des  fünften  bis  sechsten  Brustwirbels,  während 
der  Kern  der  im  Pacialisstamm  enthaltenen  Sekretionsnerven  unter  der 
Rautengrube  vor  dem  Calamus  scriptorius  gelegen  ist. 

Manche  klinische  Beobachtungen  sprechen  dafür,  daß  beim  Menschen 
ähnliche  Verhältnisse  vorliegen. 

Ries  (63)  hat  im  Hallerianum  zu  Bern  die  Funktionen  des  zentralen 
Nervensystems  untersucht,  während  das  Gefäßsystem  blutleer  gemacht  wurde. 
Marcius  hatte  schon  1882  Frösche  durch  Salzwasserperfiision  paralysiert 
und  dabei  3  Stadien  unterschieden.  Im  ersten  wurde  der  Frosch  zu  einem 
Golzschen  Quaktiere,  im  zweiten  atmete  er  nach  Cheyne-Stokeschem  Typus, 
im  dritten  stieg  die  Reflexerregbarkeit  und  das  Tier  ging  zu  Grunde. 

Gies  setzte  diese  Versuche  1899  in  Bern  fort  und  sah  die  Haupt- 
funktionen in  folgender  Ordnung  verschwinden:  1.  Respiration.  2.  Haut- 
reflexe. 3.  Lidreflex.  4.  Nasenreflex.  6.  Herzschlag.  Anämisierte  Kaninchen 
und  Hunde  verhielten  sich  ähnlich. 

^Bei  akuter  Hirnanämie  infolge  Ligatur  der  Arterien  oder  Durch- 
spülung mit  indifferenten  Flüssigkeiten  —  physiologischer  Kochsalzlösung, 
Ringerscher  oder  ähnlicher  Lösung  —  bleiben  die  Funktionen  des  Hirns 
nicht  erhalten. 

Ries  perfundierte  mit  rhythmischem  Drucke  (nach  Krön  eckers 
Methode)  vom  Bulbus  aortae  durch  das  Gefäßsystem  von  Fröschen 
anorganische  oder  organische  Flüssigkeiten,  welche  durch  den  angeschnittenen 
Herzventrikel  erkennbar  rhythmisch  ausflössen. 

Nach  1%  bis  2  stündiger  Perfusion  mit  physiologischer  Kochsalzlösung 
reagieren  die  Frösche  auf  Säurehautreize  nicht  mehr,  ebenso  nicht  auf 
mechanische  Reize  der  Hornhaut  und  der  Nasenschleimhaut. 

Strychninlösungen  von  0,0005  ^oo  ruf^ii  schon  Krämpfe  hervor,  nachdem 
biüm  1  ccm  in  die  Blutbahn  gelangt  ist. 

9* 


// 


132  Spezielle  Physiologie  des  Gehirns. 

Nach  16  bis  20  Minuten  fortgesetzter  Perfusion  von  Strychninsalz- 
wasserlösungen,  gleichviel  welcher  Zusammensetzung,  sind  die  Krämpfe 
erloschen.  Strychnin  mit  Serum  unterhielt  für  40  Minuten  Krämpfe,  deren 
anfangs  hohe  Intensität  immer  mehr  abnahm. 

Wenn  durch  Kochsalzlösung  die  Reflexerregbarkeit  erloschen  war,  so 
konnte  sie  nach  15  Minuten  durch  Kaninchenserum  wieder  hergestellt  werden; 
schon  früher  begann  das  Tier,  sich  spontan  zu  bewegen.  Diese  wieder- 
gewonnene Erregbarkeit  wurde  durch  Perfusion  Ringer  scher  Lösung  nach 
12  Minuten  aufgehoben. 

Cushings-Salzlösung  mußte  2^/^  Stunden  lang  durch  den  Frosch  geleitet 
werden,  bevor  der  Säurereflex  erlosch.  Kalbsserum  hiemach  perfundiert, 
ermöglichte  dem  Frosche  schon  nach  10  Minuten  Maulbewegungen;  5  Minuten 
später  Kornealreflex  und  spontane  Pfotenbewegungen.  Hohe  Reflexerreg- 
barkeit  nach  30  Minuten.  Der  Frosch  hockte.  Cushings-Lösung  hebt  die 
durch  Serum  ermöglichten  Sensibilitätserscheinungen  wieder  auf.  Nach 
weniger  als  15  Minuten  war  der  Kornealreflex  erloschen. 

Wenn  2  Stunden  währende  Perfusion  von  Kochsalzlösung  den  Frosch 
reflexlos  gemacht  hatte,  so  konnten  schon  wenige  Tropfen  von  strychnin- 
haltigem  Serum  Krämpfe  hervorrufen.  Dieselben  erloschen  erst  nach  vierzig 
Minuten  währender  Durchleitung.  Verdünntes,  giftfreies  Pferdeserum  rief 
bei  erschöpften  Fröschen  die  Krämpfe  wieder  hervor,  die  mit  Auswaschung 
des  zurückgebliebenen  Strychnins  nach  15  Minuten  erloschen. 

Auch  entkalktes  Serum  ermöglichte,  ähnlich  wie  kalkhaltiges,  die  durch 
kalkhaltige  Salzlösungen  aufgehobenen  Reflexe  wieder. 

Keine  Salzlösung  vermag  die  Erregbarkeit  des  zentralen  wie 
des  peripheren  Nervensystems  sowie  die  Leistungsfähigkeit  der 
Muskeln  von  Fröschen  zu  erhalten,  wohl  aber  sind  dazu  serum- 
eiweißhaltige Perfusionsflüssigkeiten  befähigt. 

Ries  konnte  nicht  finden,  daß  der  Sauerstoff  bei  der  Erholung  eine 
Rolle  spielt.  (Autoreferat) 

Aus  der  Monopraphie  von  Sachs  (64)  seien  einige  der  wichtigsten 
die  Sprache  betreflfenden  Streitpunkte  herausgegriffen  und  der  Standpunkt 
kurz  skizziert,  den  Verf.  ihnen  gegenüber  einnimmt.  Obwohl  in  der  Arbeit, 
welche  für  die  „Gebildeten  aller  Stände"  geschrieben  ist,  vorwiegend  die 
normalen  Beziehungen  zwischen  Hirn  und  Sprache  besprochen  und  die 
krankhaften  Störungen  wesentlich  nur  zur  Erläuterung  herangezogen  werden, 
so  bieten  sich  doch  auch  für  den  mit  dem  Gegenstand  Vertrauteren  der 
Anregungen    und   des  Wissenswerten  genug. 

Verf.  erkennt  die  vier  eigentlichen  Sprachzentren  im  Großhirn  nicht 
an;  die  Sprachzentren  decken  sich  nach  ihm  mit  den  gemeinen  Sinneszentren. 
Das  Lesezentrum  ist  für  ihn  nichts  anderes  als  das  Sehzentrum;  daa  Sprach- 
zentrum ist  nichts  anderes  als  das  Zentrum  für  die  Bewegungen  der  zum 
Sprechen  dienenden  Muskeln  der  Lippen,  der  Zunge  und  des  Gaumens. 
Dabei  ist  zu  bemerken,  daß  der  Unterschied  zwischen  den  Sprechbewegungen 
und  den  sonstigen  Bewegungen  der  gleichen  Muskulatur,  wie  beim  Mund- 
spitzen, Kauen,  Niesen  u.  dergl.  darin  liegt,  daß  die  gesprochenen  Wörter 
eine  komplizierte  und  schwer  zu  erlernende  Bewegungsübung  sind. 

Das  Schreibzentrum  ist  identisch  mit  dem  Zentrum  der  rechten  Hand. 
Ein  besonderes  Rindenfeld  innerhalb  oder  neben  demjenigen  für  die  rechte 
Hand,  welches  noch  als  besonderes  Zentrum  für  die  Schreibbewegungen 
diente,  existiert  für  Verf.  nicht. 

Auch  ein  besonderes  Begriffszentrum  erkennt  Verf.  nicht  an; 
die    verschiedenen    Sinneszentren    mit    ihren    Sinneserinnerungsbildern    sind 


Spezielle  Physiologie  des  Gehirns.  133 

durch  Assoziationsbahnen  untereinander  yerbunden;  die  Summe  dieser 
Assoziationsbabnen  stellen  das  „Begriffszentrum^  dar.  Auf  die  Asso- 
ziatioBsfaserung  legt  Verf.  den  Hauptnachdruck:  Nicht  die  Zentren  als 
solche,  sondern  erst  ihre  Verbindung  führt  zum  Verständnis  der  Sprache. 
Die  durch  die  Tätigkeit  der  Assoziationsfaserung  hervorgerufene  „Spannung" 
in  bestimmten  Formen  bildet  die  Erinnerungsbilder.  Hier  versucht  Verf. 
die  verschiedenen  Formen  der  Assoziationen  der  Erinnerungsbilder  dem 
Verständnis  näher  zu  bringen. 

Nicht  im  Kiangzentrum,  sondern  in  der  Verbindung  desselben  mit 
den  anderen  Zentren,  die  Verf.  unter  dem  Sammelnamen  „BegriSszentrum" 
zusammenfaßt,  liegt  das  Wesentliche  des  „sensorischen  Sprachzentrums^. 
Nicht  auf  die  Zellen  im  Gehörzentrum  kommt  es  an,  bei  deren  Tätigkeit 
die  subjektive  Erscheinung  des  Klanges  auftritt,  sondern  auf  die  Fasern, 
die  das  Klangzentrum  mit  dem  „BegriflEszentrum**  verbinden.  Auch  erst 
die  Einübung  der  Assoziationsfasern,  die  zu  anderen  Zentren  führen, 
macht  das  Bewegungszentrum  der  Lippen,  Zunge  usw.  zum  motorischen 
Sprachzentrum. 

Nach  Verfassers  Meinung  geht  die  Bahn  vom  Begriffszentrum  zum 
Sprachzentrum  über  das  ^sensorische  Sprachzentrum".  Wie  das  Lesezentrum, 
hat  auch  das  Sprachzentrum  keine  unmittelbaren  Beziehungen  zum  „ Begriff s- 
zentrum". 

Verfasser  unterscheidet  zwei  voneinander  verschiedene  Gesichtswahr- 
nehmungszentren (auch  zwei  Zentren  für  den  Tastsinn).  In  dem  einen  — 
dem  optisch-sensorischen  Zentrum  —  kommen  die  Licht-  und  Farbenein- 
drücke  zur  Wahrnehmung;  in  dem  anderen  —  dem  optisch-motorischen 
Zentrum  —  dagegen  die  Kombination  der  einzelnen  Augenbewegungen, 
welche  uns  die  gesehenen  Formen  vermitteln.  Durch  die  assoziative  Ver- 
bindung beider  Zentren  kommt  es  zu  der  vollständigen  Sinneswahrnehmung, 
dem  Lichteindrucke  in  bestimmter  Form  und  Lage. 

Die  gewöhnlichen  Aphasieschemata  bieten  nach  Verf.  viele  Fehler; 
besonders  findet  Verf.  bei  der  Beurteilung  der  Krankheitsbilder  den  Punkt 
nicht  genügend  berücksichtigt,  daß  bei  den  pathologischen  Prozessen  im 
G«hirn  neben  der  völligen  auch  die  teilweise  Zerstörung  und  die 
bloße  Herabsetzung  der  Tätigkeit  eines  Zentrums  oder  einer  Bahn  in  Frage 
kommt.  Teilweise  Zerstörungen  gehen  neben  teilweiser  Tätigkeitsherab- 
setzungen nebenher.  Verf.  stimmt  in  dieser  Beziehung  Bastian  zu,  welcher 
zwischen  einer  anatomischen  Zerstörung  und  einer  funktionellen  Herab- 
setzung der  einzelnen  Zentren  unterscheidet  und  daran  seine  Schlußfolgerungen 
knüpft. 

Sabli  (65)  faßt  das  Resultat  seiner  Untersuchungen  folgender- 
maßen zusammen: 

1.  Beim  Menschen  liegt  das  gemeinsame  kortikale  Zentrum  der  kon- 
jugierten Augenbewegung  und  der  Drehung  des  Kopfes  nach  der  entgegen- 
gesetzten Seite  in  dem  Fuß  (dem  den  Zentralwindungen  benachbarten  Teil) 
der  mittleren  Stirn win  düng. 

2.  Gründe,  innerhalb  dieses  Zentrums  beim  Menschen  eine  anatomische 
Trennung  einer  Kopfregion  und  einer  Augenregion  vorzunehmen,  liegen 
nicht  vor,  obschon  funktionell  natürlich  innerhalb  dieses  Zentnims  eine  solche 
Trennung  vorhanden  sein  muß,  da  man  Kopf  und  Augen  unabhängig  von 
einander  seitwärts  wenden  kann. 

3.  Für  die  Annahme,  daß  beim*  Menschen  neben  der  erwähnten  Zentral- 
stelle für  die  in  Frage  stehende  Funktion  noch  andere  kortikale  Zentren 
existieren,  sei   es  ein  weiteres  gemeinsames  Zentrum   im  Gyrus  centr.  ant. 


J34  Spezielle  Physiologie  des  Gehirns. 

wie  beim  Orang-Utan,  sei  es  zwei  getrennte  Zentren  wie  beim  Macacus  für 
die  Seitwärtsbewegung  bloß  der  Augen  einerseits  und  für  die  Seitwärts- 
bewegung bloß  des  Kopfes  andererseits  im  Gyrus  frontal,  sup.  u.  inf.,  für 
diese  Annahme  spricht  vorläufig  nichts. 

4.  Der  Gyrus  angularis  resp.  das  Unterscheitelläppchen,  resp.  die 
darunter  liegende  weiße  Substanz  spielt  in  der  Frage  der  Seitwärtswendung 
des  Kopfes  und  der  Augen  bloß  die  Rolle  einer  Durchgangsstelle  für  sen- 
sorische Erregungen,  welche  auf  die  Stellung  des  Kopfes  und  der  Augen 
einen  zentripetalen  Einfluß  haben. 

Spanbock  (66)  berücksichtigt  in  seiner  Mitteilung  über  die  Erreg- 
barkeitschwankungen der  motorischen  Gehirnzellen  alle  die  Untersuchungen, 
aus  welchen  zu  ersehen  ist,  daß  die  Erhöhung  respektive  Herabsetzung  der 
Erregbarkeit  der  genannten  Zentren  hervorgerufen  werden  kann.  Es  wurde 
die  Erregbarkeit  mit  Hilfe  von  physikalischen,  chemischen,  physiologischen 
und  pathologischen  Reizen  gepriift. 

Der  Einfluß  der  verschiedenen  Agentien  wurde  auf  Grund  der  minimalen 
Bewegungen  bestimmt,  welche  durch  Reize  mittels  des  elektrischen  Stromes 
hervorgerufen  werden,  welche  Bewegungen  entweder  durch  unmittelbare 
Beobachtungen  am  ganzen  Tiere  festgestellt  worden  sind  oder  mit  Hilfe  von 
Kurven,  die  durch  einen  fixierten  Muskel  vorgezeichnet  wurden,  auf  Grund 
der  Zeit,  nach  welcher  die  Kontraktion  eintrat,  der  Dauer  und  des  Charakters 
der  Muskelkontraktionen.  (Bendia:.) 

Die  Ergebnisse  von  Wiechowski's  (74)  Untersuchungen  zur  Er- 
forschung der  analgetischen  Wirkung  haben  zu  folgenden  Resultaten  geführt: 

1.  Die  Hürthlesche  Methode  läßt  mit  Sicherheit  Tonusschwankungen  der 
inneren  Schädelgefäße  erkennen,  und  ihre  Ergebnisse  werden  durch  gleich- 
zeitige vasomotorische  Vorgänge  in   anderen  Gefäßgebieten  nicht  beeinflußt. 

2.  Es  ergibt  sich  mit  großer  Wahrscheinlichkeit,  daß  die  intrakraniellen 
Gefäße  auf  peripher  angreifende  vasomotorische  Agentien  prinzipiell,  wenn 
auch  in  verschiedenem  Maße,^  ebenso  reagieren,  wie  die  übrigen  Körper- 
gefäße, daß  sie  jedoch  vom  allgemeinen  vasomotorischen  Zentrum  aus  weder 
reflektorisch  noch  direkt  durch  Gifte,  welche  dort  angreifen,  beeinflußt 
werden.  3.  Die  analgotische  Wirkung  der  verschiedenen  Analgetica  sei  in 
letzter  Linie  Ausdruck  einer  Lähmung.  Ob  die  beobachtete  Tonusabnahme 
der  inneren  Schädelgefäße  unter  dem  Einfluß  der  symptomatischen  Analgetica 
durch  periphere  Gefäßlähmung  oder  durch  Lähmung  eines  vom  allgemeinen 
Vasomotorenzentrum  unabhängigen  Gehirngefäßnervenzentrums  erfolgt,  ist 
unentschieden.  Die  eigentümliche  Wirkung  der  Verletzung  des  Corpus 
striatum  macht  es  nicht  unwahrscheinlich,  daß  dort  ein  Gefäßnervenzentrum 
für  das  Gehirn  gelegen  ist,  welches  in  Beziehung  zum  Wärmeregulations- 
zentrum steht.  (Bmdix.) 

Nach  den  experimentellen  Untersuchungen  von  Thiele  (69)  enthält 
der  Thalamus  in  seinem  hinteren  Abschnitte  jederseits  ein  Zentrum  für  die 
Kontrolle  der  koordinatorischen  Bewegungen  beim  Gehen.  Möglicherweise 
reicht  das  Zentrum  bis  zu  den  Corpora  quadrigemina.  Der  Thalamus 
opticus  übt  eine  hemmende  Wirkung  auf  die  Vorderhornzellen  der  anderen 
Seite  aus.  Er  scheine  keine  Kontrollfunktion  auf  die  entgegengesetzte 
Cerebellarhemisphäre  in  der  Bahn  der  thalamo-pontilen,  ponto-cerebellaren 
Fasern  auszuüben.  Das  Cerebellum  habe  keine  Kontrollfunktion  für  den 
entgegengesetzten  Thalamus  opticus  auf  dem  Wege  des  oberen  Pedunculus. 
Die  cerebellaren  kortikalen  Zellen  scheinen  eine  hemmende  Wirkung  auf 
den  Deitersschen  Kern  beiderseits  zu  haben;  doch  ist  die  Wirkung  meist 
homolateral.     Der  Deiterssche  Kern  scheine  eine  dauernde  unterstützende 


Spezielle  Physiologie  des  Afickenmarks.  135 

WirküDg  auf  die  homolateralen  Zellen  der  flömer  auszuüben  längs  des 
Deitersschen  Kückenmarkstraktus.  Das  Cerebellum  beeinflusse  mittels 
seiner  Pedunkuli  die  Skelettmuskulatur  und  könne  Bewegungen  hervorrufen. 
Die  Eontrollwirkung  erstrecke  sich  auf  beide  Seiten  des  Körpers,  doch  sei 
die  homolaterale  Kontrolle  überwiegend.  Am  meisten  beeinflusse  es  die 
Büinpf-  und  Gürtelmuskeln.  Für  das  Vorhandensein  des  Muskeltonus  sei 
der  £eflexbogen  notwendig.  Die  aufsteigenden  Rückenmarksstränge  scheinen 
aber  hierfür  nicht  notwendig  zu  sein.  (Bendia.) 


Spezielle  Physiologie  des  Rnckenmarks. 

Referent:  Privatdozent  Dr.  Hugo  Wiener-Prag. 

1.  Bikeles,  G.,  Zur  Lokaliaation  im  Rückenmark.  Weiterer  Beitrag.  Deutsche  Zeit- 
schrift für  Nervenheilk.    Bd.  29,  p.  180. 

2.  Derselbe  und  Franke,  Marjan,  Die  Lokalisation  im  Rückenmark  für  motorische 
Nerren  der  vorderen  und  hinteren  Extremität,  vorzüglich  bei  Affen  (Cercopithecus) 
(im  Vergeich  mit  Befunden  am  Hund  und  teilweise  auch  an  der  Katze),  ibidem. 
Bd.  29,    p.  171. 

3.  B  r  u  n  i ,  A.  C,  Contributo  allo  studio  degli  intimi  rapporti  fra  gli  elementi  nervoei 
dell'  aase  cerebro-spinale.    Gior.  d.  r.  Accad.  di  med.  di  Torino.    4.  s.,  XI,  440 — 444. 

4.  Chidichimo,  F.,  Contraction  ut^iine  et  centres  moteurs  de  Tufe^rus.  Archivee 
italiennes  de  Biologie.    Bd.  XUI,  p.  323. 

5.  Deganello,  U.,  Exportation  des  canaux demi-circulaires  chez  les  pigeons.  D^^ne- 
lescences  cons^cutives  dans  Taxe  c6r6bro0pinal.  —  Nouvelle  contribution  k  la  connaissance 
des  voies  vestibulaires  centrales  chez  les  oiseaux  et  k  la  physiologie  des  canaux  demi- 
ciiculaires.     ibidem.    T.  XLIV,  p.  201. 

6.  Dreyfus-Rose,  F61ix,  Du  tonus  et  des  r^flexes  dans  les  sections  et  les  com- 
prteioDS  sup^rieures  de  la  moelle.     Th^ee  de  Paris. 

7.  Irimesco,  S.  et  Parhon,  C,  Recherches  sur  la  localisation  spinale  des  musclea 
du  p6rin^  et  du  rectum  (chez  Fhomme).    Journal  de  Neurologie.   No.  4,  p.  61. 

8.  Kopczy^ski,  Ueber  die  Physiologie  und  Anatomie  der  hinteren  Rückenmarks- 
woneln.    Pamietnik  towarzystwa  lekarakiego  (polnisch). 

9.  Lazarus,  Paul,  Ueber  die  spinale  LokaUsatlon  der  motorischen  Funktionen.  Zeit- 
schrift für  klin.  Medizin.    Bd.  67,  p.  91. 

10.  Macken zie ,  J.,  A  Suggestion  for  the  Observation  of  New  Paths  in  the  Spinal 
Cord    Caledon.  M.  Joum.  Gla^ow.    VT,  134—136. 

11.  Marburg,  Die  physiologische  Funktion  der  Kleinhimseitenstrangbahn.  Ein  Bei- 
trag zur  Ataxiefrage.     Wiener  klin.  Wochenschr.    p.  21.    (Sltsnngsberieht) 

12.  Hicho t te,  A.,  Les  signes  r^onaux.  Nouvelles  recherches  exp6rimentales  sur  la 
r^parition  de  la  sensibilit6  tactile.     Paris. 

12a.  MortonPrince,  The  CJourse  of  the  Sensory  Fibers  in  the  Spinal  CJord  and  Some 
Points  in  Spinal  Localisation  Based  on  a  Oase  of  Section  of  the  Cord.  Journal  of  Ner 
vous  and  Mental  Disease.    Febr. 

13.  M  ü  8  k  e  n  s ,  L.  J.  J.,  On  four  Fixed  Vertebral  Points  and  the  Variations  in  the  Sub 
jacent  spinal  Segments  in  twenty-two  Autopsies.  Rev.  of  Neurology  and  Psychiatry. 
ni,  381-^388. 

14.  Nageotte-Wilbouch^witch,  Mme,  Raideur  juvenile.  Revue  de  M^decine. 
Ko.  5,  p  313. 

15.  P a r h o n ,  C.  und  Goldstein,  M.,  Untersuchungen  über  die  motorische  Locali 
sation  der  unteren  Extremität  im  Rückenmark  des  Menschen.  Neurolog.  Centralbl. 
No.  11,  p.  498. 

16.  P  a  r  i ,  G.  A..  Sur  Texcitabilit^  normale,  sur  la  fatigue  et  sur  la  restauration  des  centres 
de  r^flexion  de  la  moelle  ^pini^re.     Archives  italiennes  de  Biologie.    T.  XLII,  p.  229. 

17.  R  o  g  e  r ,  H.,  Le  role  du  r^flexe  oesophago-saUvaire  dans  la  d^glutination.  La  Presse 
in^cale.    No.  19,  p.  145. 

18.  Rothmann,  Max,  Ueber  combinierte  Ausschaltung  centripetaler  Leitungsbahnen 
ün  Rückenmark.  Archiv  f.  Anat.  u.  Physiol.  Physiol.  Abt.  Suppl.-Band.  Heft  II, 
p.  452.    (SttEimgsberieht) 


][36  Spezielle  Physiologie  des  EUokenmarks. 

19.  Derselbe,  Ueber  die  Leitung  der  Sensibilität  im  Rückenmark.  VereinsbelL  der  Deutsch. 
Med.  Wochenschr.    p.  2084. 

20.  Rynberk,  van  G.,  Sur  les  dessins  cutan^  des  vert^br^s  par  rapport  a  la  doctrine 
segmentaire.     Arch.  ital.  de  Biologie.    T.  XLIV,  p.  65. 

21.  Sano,  Les  localisations  des  fonctions  motrices  de  la  moelle  ^piniöre.  XIV«  Congr. 
des  m^.  ali^nistes.    Pau.    Garet. 

22.  S  c  h  ü  1 1  e  r  ,  A.,  Ueber  die  Funktion  der  Pyramidenbahn.  Neurolog.  Centralblatt. 
p.  1022.    (Sltsnngsbericht.) 

23.  S  i  m  p  s  o  n ,  S.  and  H  e  r  r  i  n  g ,  P.  T.,  The  Effect  of  Cold  Narcosis  on  Reflex  Action 
in  Warm-Blooded  Animals.     The  Journal  of  Physiology.    Vol.  32,  p.  305. 

24.  Spearman,  C,  Analysis  of  Localisation,  lUustrated  by  a  Brown-S^quard  Oase. 
Brit.  Joum.  Psychol.    1904—6.    I,  286—314. 

25.  Spiller,  WiÜiam  G.,  The  Localisation  within  the  Spinal  Cord  of  the  Fibers  for 
Temperature  and  Pain  Sensations.  The  Joum.  of  Nervous  and  Mental  Disease.  Vol.  32, 
p.  318. 

26.  Trendelenburg,  W.,  Ueber  das  Beweffungs vermögen  der  Vögel  nach  Hinter- 
wurzeldurchschneidungen.    Münch.  Med.  Wochenschr.    p.  1905.     (Sitzungsbericht.) 

27.  T  r  z  e  c  i  e  s  k  i ,  A.  v.,  Zur  Lehre  von  den  Sehnenreflexen.  (Koordination  der  Be- 
wegungen und  zweifache  MuBkelinnervation.  Archiv  für  Anat.  u.  Physiol.  Physiol. 
Abt.    p.  380. 

28.  T  w  i  t  m  y  r  ,  E.  B.,  Knee-jerks  without  Stimulation  of  the  Patellar  Tendon.  Joum. 
Philos.  Psychol.    11,  63. 

29.  W  i  n  t  r  e  b  e  r  t ,  P.,  Sur  F^tablissement  des  fonctions  nerveuses  chez  les  Uroddlee. 
Compt.  rend.  de  la  Soci6te  de  Biologie.    Vol.  LIX,  p.  168. 

30.  Derselbe,  Sur  le  developpement  de  la  moelle  caudale  chez  les  larves  d'Anoures.  ibi- 
dem.   Tome  LIX,  p.  170. 

Angesichts  der  Widersprüche  in  den  Resultaten  verschiedener  Autoren 
bezüglich  der  Verteilung  der  Zellveränderungen  im  Rückenmarke  nach 
Resektion  yon  Nerven,  Muskeln,  nach  Ezartikulationen  oder  Amputationen, 
nahmen  Bikeles  und  Franke  (2)  solche  Untersuchungen  am  Affen  vor, 
um  eine  Entscheidung  in  dieser  Frage  herbeizufuhren.  Die  Versuche  be- 
trafen die  Nerven  Radialis,  Medianus,  Cruralis,  Ischiadikus,  Peroneus. 

Sie  fanden,  daß  bezüglich  der  vorderen  Extremität  das  Verhältnis  in 
der  Lagerung  der  Zellen  für  das  Innervationsgebiet  des  (dorsalen)  Radialis 
einerseits  und  der  (ventralen)  Nerven  Medianus  und  Ulnaris  andererseits 
beim  Affen  und  Hund  ganz  analog  sind.  Bei  beiden  Tieren  liegen  nämlich 
am  Querschnitte  die  Zellen  für  den  Radialis  lateral  von  dem  von  hinten 
nach  vorne  sich  verschmälernden  Gebiet  des  Medianus  und  Ulnaris.  Be- 
züglich der  hinteren  Extremität  ist  die  Lagerung  der  Zellen  für  den 
(dorsalen)  Peroneus  bei  Affe,  Hund  und  Katze  ebenfalls  eine  ziemlich  über- 
einstimmende. Bei  allen  diesen  Tieren  ist  das  Gebiet  des  Peroneus  ähnlich 
gelagert,  wie  das  Gebiet  des  Radialis,  das  ist  im  lateralen  Teile  der  dorso- 
lateralen  Gruppe,  lateral  vom  Zellengebiete  für  den  Tibialis. 

Nach  Resektion  des  (dorsalen)  Cruralis  betrafen  die  pathologischen 
Veränderungen  im  Rücken marksquerschnitte  sowohl  beim  Affen,  als  beim 
Hunde  und  bei  der  Katze  ausschließlich  die  lateralen  Gruppen,  während  die 
zentrale  Gruppe  ausnahmslos  frei  blieb.  Nach  Resektion  des  Ischiadikns 
fanden  sich  bei  allen  diesen  Tieren  Veränderungen  in  den  lateralen  Gruppen 
und  ebenfalls  in  der  zentralen,  nach  Resektion  des  Obturatorius  ausschließlich 
in  der  zentralen. 

Auf  Grund  dieser  Tatsachen  verwerfen  die  Autoren  die  Angaben 
Lapinskys,  nach  welchen  nach  Nervenresektionen  diffuse  Veränderungen 
in  den  Gangliengruppen  des  Rückenmarks  vorhanden  sein  sollen,  und  schließen 
sich  denjenigen  Forschem  an,  die  lokalisierte  Veränderungen  annehmen. 

Sie  stellen  daher  folgende  These  auf.  Sind  motorische  Zellen  für 
dorsale  und  ventrale  Teile  des  Myotomö  in  einer  frontalen  Linie  aneinander- 


Spezielle  Physiologie  des  Edckenmarks.  137 

gdagertf  dann  korrespondieren  die  lateralen  den  dorsalen,  die  medialen 
hing^en  den  rentralen. 

Bikeles  (1)  snchte  durch  Versuche  am  Hunde  die  gegenseitige 
Lagerung  verschiedener  Zellgruppen  zu  eruieren  und  für  diese  relative 
Aniagenrngsweise  einen  möglichst  objektiven,  in  Zahlen  faßbaren  Ausdruck 
zu  gewinnen.  Zu  diesem  Zwecke  wurden  auf  der  einen  Seite  dorsale,  auf 
der  anderen  ventrale  Muskeln  oder  Nerven  reseziert  und  die  nach  Nissl 
gefärbten  Bückenmarksquerschnitte  mit  einem  Okularmikrometer  ausgemessen. 

Bezüglich  der  vorderen  Extremität  wurde  versucht,  das  Verhältnis  für 
die  relative  Lokalisation  zu  bestimmen:  1.  für  die  (ventralen)  Mm.  pectorales 
im  Vergleich  zum  (dorsalen)  M.  latissimus  dorsi,  2.  fiir  die  (ventralen) 
N.  olnaris  et  medianus  im  Vergleiche  zu  dem  (dorsalen)  N.  radialis,  3.  für 
den  (ventralen)  N.  musculocutaneus  im  Vergleiche  zu  dem  (dorsalen) 
N.  radialis. 

Bezüglich  der  hinteren  Extremitäten  wurde  das  Verhältnis  bestimmt: 
1.  einerseits  für  sämtliche  ventrale  (N.  tibialis,  obturatorius,  Rami  muscul. 
ad  semi-membran.  tendin.)  und  andrerseits  für  fast  sämtliche  dorsale 
(N.  peroneus,  cruralis,  glutaei)  Nervenäste  der  hinteren  Extremität,  2.  für 
den  (ventralen)  Tibialis  im  Vergleiche  zu  dem  (dorsalen)  Peroneus,  dann 
3.  für  den  (ventralen)  N.  obturatorius  im  Vergleiche  zu  dem  (dorsalen) 
N.  cruralis. 

Aas  den  zahlenmäßigen  Gegeneinanderstellungen  ergaben  sich  folgende 
SchloBfolgerungen : 

1.  Der  Satz,  wonach  bei  Aneinanderlegung  von  motorischen  Zellen 
fo  dorsale  and  ventrale  Teile  des  Myotoms  in  einer  frontalen  Linie  die 
lateralen  Zellen  den  dorsalen,  die  medialen  hingegen  den  ventralen  Teilen 
des  Myotoms  korrespondieren,  gewinnt  an  weiterer  Beweiskraft. 

2.  Die  Zellen  für  den  dorsalen  und  ventralen  Längsstreifen  desselben 
Myotoms  sind  nicht  immer  strikte  in  einer  und  derselben  frontalen  Linie 
nebeneinandergelagert,  sondern  es  macht  sich  eine  fast  konstante  Ver- 
schiebung in  sagittaler  Richtung  geltend.  Die  motorischen  Zellen  für  den 
ventralen  Abschnitt  des  Extremitätenmyotoms  sind  etwas  nach  hinten,  die 
fiir  den  dorsalen  Abschnitt  ebenso  mehr  nach  vorne  geschoben. 

3.  Die  Zellgmppen  für  Muskeln  mehr  proximal  gelegener  Körper- 
abschnitte  sind  in  sagittaler  Richtung  stets  die  vorderen  unter  den  Zellen 
for  ein  und  dasselbe  Myotom. 

4.  Der  Umstand,  daß  die  Lageruugsweise  der  motorischen  Zellen  am 
Bückenmarksquerschnitt  sowohl  in  frontaler  als  auch  in  sagittaler  Richtung 
nach  einem  morphologischen  Typus  statt  hat,  zeugt,  daß  das  Prinzip  für 
die  Lokalisation  motorischer  Zellen  im  Rückenmark  überhaupt  ein  morpho- 
logisches ist. 

5.  Die  verschiedene  Lagerung  der  motorischen  Zellen^  je  nachdem 
dieselben  dorsalen  oder  ventralen,  proximalen  oder  distalen  Muskeln  ent- 
sprechen, ist  Ursache,  daß  bei  einer  Reihe  spinaler  Nerven  nach  deren 
Besektion  das  Bild  einer  rein  nervösen  Lokalisation  erzeugt  wird,  trotzdem 
der  Grundtypus  kein  nervöser  ist.  Aus  demselben  Grunde  hat  es  häufig 
am  Querschnitte  den  Anschein  einer  Lokalisation  nach  Körperabschnitten. 
Tatsächlich  aber  versehen  alle  dem  Gebiete  des  Ramus  anterior  augehörenden 
motorischen  Zellgruppen  des  Rückenmarksquerschnittes  je  einen  muskulären 
Langsstreifen  der  Extremität  oder  ein  Myotom. 

Deganello  (5)  hat  seine  Untersuchungen  über  die  Physiologie  der 
Canales  semicirculares  und  die  Bahnen  der  vestibulären  Zentren  an  sechs 
Tauben  angestellt,   denen   die  halbzirkelförmigen  Kanäle  entfernt   wurden. 


]^38  Spezielle  Physiologie  des  Rückenmarks. 

Die  Tiere  wurden  nach  einem  Monat  getötet  und  ihr  Zentralnervensystem 
einer  histologischen  Untersuchung  unterzogen. 

D.  fand,  daß  die  einseitige  Entfernung  der  Bogengänge,  eine  beider- 
seitige Degeneration  —  die  allerdings  an  der  operierten  Seite  am  stärksten 
ist  —  von  Fasern  des  Akustikus,  des  Brandisschen  Bogenstranges,  der 
hinteren  Längsbündel,  der  lateralen  Region  des  Bulbus  ventral  des  Seh- 
nerven, der  intrabulbären  Wurzeln  des  III.,  IV.,  VII.  und  XII.  Nerven, 
des  kaudalen  Pedunculus  cerebelli,  des  Vorderstranges  des  Rückenmarks 
bis  zur  Lendenanschwellung  und  der  spinalen  Vorderwurzeln  zur  Folge  hat 
Demnach  bestehe  die  Ansicht  von  Stefani  zu  Recht,  daß  das  vestibuläre 
Labyrinth  seine  tonische  Wirkung  auf  die  quergestreiften  Muskeln  nicht 
nur  indirekt  durch  Vermittelung  des  Kleinhirns  ausübt,  sondern  auf  direktem 
Wege  längs  des  Bulbus  und  Rückenmarkes. 

Es  bestehe  eine  enge  Beziehung,  sowohl  physiologisch  als  auch  ana- 
tomisch, zwischen  den  Botengängen  und  dem  Kleinhirn.  Die  fortschreitende 
Muskelatrophie,  die  im  Gefolge  der  Exstirpation  der  Bogengänge  auftritt, 
ist  höchstwahrscheinlich  spinaler  Natur  und  eine  Folge  der  Degeneration 
der  spinalen  vorderen  Wurzeln,  (Bendix.) 

Kopczyiiski  (8)  kam  auf  Grund  seiner  experimentellen  Untersuchungen 
an  Affen  zu  folgenden  Schlußfolgerungen:  1.  Durchschneidung  einer  ein- 
zigen hinteren  Wurzel,  welche  eine  der  Extremitäten  versorgt,  bedingt  keine 
Störung  der  Mobilität  dieser  Extremität.  2.  Durchschneidung  mehrerer,  aber 
nicht  sämtlicher  hinteren  Wurzeln,  die  zu  einer  Extremität  gehören,  fuhrt 
zu  einer  gewissen  Bewegungsataxie,  besonders  in  den  Zehen;  diese  Störungen 
schwinden  aber  nach  einigen  Tagen.  3.  Die  Rolle  der  VIII.  hinteren  Halswurzel, 
welche  einen  großen  Teil  der  Handfläche  versorgt,  sei  keine  bedeutende. 
Das  Intaktbleiben  der  1.  dorsalen  Wurzel  gleicht  diejenigen  motorischen 
Störungen  aus,  die  nach  Durchschneidung  der  übrigen  der  oberen  Extremität 
gehörenden  Wurzeln  entstanden  sind.  4.  Durchschneidung  sämtlicher  Wurzeln, 
welche  eine  Extremität  versorgen,  bedingt  keine  Lähmung  derselben,  sondern 
führt  zu  einer  Störung  der  Motilität.  Bei  diesem  Experiment  kommt  es 
femer  zu  einer  deutlichen  Erschlaffung  und  Atrophie  der  Muskeln.  In 
anatomischer  Beziehung  ließ  sich  folgendes  konstatieren:  L  Das  absteigende 
Schultzesche  Bündel  besteht  fast  ausschließlich  aus  absteigenden  Asten  der 
hinteren  Wurzeln;  die  endogenen  Fasern  bilden  einen  unwesentlichen 
Bestandteil  dieses  Bündels.  Je  niedriger  (distaler)  man  die  Hals-  resp. 
Dorsalwurzeln  durchschneidet,  desto  weiter  nach  unten  reicht  die  entsprechende 
Degeneration.  2.  Einzelne  hintere  Wurzeln  werden  nach  ihrem  Eintritt  in 
das  Rückenmark  immermehr  nach  der  Mittellinie  verschoben,  sie  bilden 
aber  nirgends  kompakte  Felder,  sondern  werden  mit  andern  Wurzelfasern  ver- 
mischt. 3.  Nacii  Durchschneidung  der  hinteren  Wurzeln  einer  Seite  kommt 
es  niemals  zu  einer  Degeneration  der  heterolateralen  Hinterstränge.  4.  Die 
Trennung  der  Hinterstränge  in  Go  11  sehe,  Bur  dach  sehe  Stränge  kann  sich 
nur  auf  die  oberen  Halssegmente  beziehen.  Das  Septum  paramedianum 
bildet  keine  Grenzlinie  für  diese  Stränge  weder  im  unteren  Halsmark,  noch 
im  oberen  Dorsalmark.  5.  Ein  Teil  der  Hinterstrangfasern  geht  in  einigen 
Fällen  direkt  durch  die  Hinterstrangiskerne  in  die  mediale  Schleife  über 
und  zieht  kortikalwärts  weiter.  6.  Nach  Durchschneidung  hinterer  Wurzeln 
treten  keine  Alterationen  in  den  Vorderhornzellen  auf  und  fast  keine  in 
den  anderen  Wurzeln.  7.  Nach  Durchschneidung  der  hinteren  Wurzeln 
zwischen  den  Spinalganglien  und  dem  Rückenmark  tritt  völlige  Entartung  nur 
der  zentralen  Teile  der  Wurzeln  ein,  die  peripherischen  Abschnitte  bleiben 


Spezielle  Physiologie  des  Eückenmarks.  139 

dagegen  intakt.  8.  Die  Spinalganglien  zeigen  keine  Zeichen  der  retrograden 
Degeneration^  auch  30  Tage  nach  Darchschneidung  der  hinteren  Wurzeln. 

(Edward  Flatau,) 

Lazams  (9)  legte  das  Rückenmark  frei  und  reizte  die  Markober* 
fläche  Segment  auf  Segment  direkt  mittelst  Nadelelektroden.  Die  Resultate 
seiner  Untersuchungen  waren  folgende: 

Das  Rückenmark  ist  bereits  fiir  sehr  schwache  galvanische  und  fara- 
dische Ströme  erregbar.  Sowohl  die  Reizung  der  grauen,  als  auch  der 
weißen  Substanz  führt  zu  Bewegungen.  Die  galvanische  und  faradische 
Erregbarkeit  der  Rückenmarkssubstanz  überdauert  um  ungefähr  zehn  Minuten 
deo  Tod.  Durchschicken  starker  Ströme,  Verblutung  und  namentlich  Ab- 
kühlung beschleunigen  das  Erlöschen  der  elektrischen  Reizbarkeit.  Diese 
verschwindet  zuerst  in  der  Rückenmarkssubstanz,  dann  in  den  Wurzelnerven, 
weiterhin  in  den  peripheren  Nerven  und  schließlich  in  der  Muskulatur. 

Die  bipolare  Nadelreizung  der  Rückenmarksoberfläche  oder  des  Rücken- 
marksquerschnittes  führt  je  nach  dem  erregten  Segmente  zu  bestimmten 
koordinierten,  annähernd  symmetrischen  Bewegungen,  die  den  willkürlichen 
ihneln.  Bei  Verstärkung  des  Stromes  werden  die  Bewegungen  tetaniform; 
es  läfit  sich  aber  selbst  bei  maximaler  Reizung  eines  Segmentes  kein 
Wandern  der  Erregung  auslösen.  Die  motorischen  Zentren  sind  somit  im 
Backenmark,  ebenso  wie  im  Gehirn  genau  lokalisiert.  Auch  der  Leitungswider- 
stand  scheint  im  Rückenmark  ein  erheblicher  zu  sein.  Bei  schwacher 
Reizung  beschränkt  sich  der  Bewegungseffekt  auf  das  Innervationsgebiet 
des  erregten  Segmentes  und  tritt  in  der  gleichen  Stärke  auf,  selbst  nach 
vollständiger  oberer  und  unterer  Abtrennung  des  Segmentes,  sofern  nur 
dessen  vordere  Wurzeln  erhalten  bleiben.  Das  motorische  Funktionsgebiet 
der  vorderen  Wurzeln  ist  somit  identisch  mit  jenem  ihres  Segmentes. 

Diese  Versuche  erweisen  somit,  daß  die  Rückenmarkssegmente  als 
medulläre  Zentren  für  bestimmte  kombinierte  Muskelfunktionen,  nicht  aber 
für  Einzelmuskeln  oder  Einzelnerven  aufzufassen  sind.  Jede  vordere  Wurzel 
verwaltet  eine  Anzahl  funktionell  zusammenhängender,  synergisch  mit  ein- 
ander arbeitender  Muskelabschnitte. 

Für  diese  Auffassung  spricht  femer  die  längst  anerkannte  Annahme 
eigener  Rückenmarkskoordinationszentra  für  die  automatischen  Bewegungs- 
mechanismen, z.  B.  für  die  Atmung,  weiter  die  bekannten  Beobachtungen 
über  die  Fortdauer  der  koordinierten  Bewegungsmechanik  enthirnter  Tiere 
imd  das  Erhaltenbieiben  wohlgeordneter  Reflexbewegungen  nach  hohen  Quer- 
trennungen  des  Rückenmarks. 

Es  sind  somit  im  Rückenmark  vorgebildete  Zentra  für  bestimmte 
funktionell  aneinander  gekettete  Muskelabschnitte  vorhanden,  die  vom  Gehirn 
durch  den  VVillensimpuls  und  von  der  Peripherie  her  durch  sensible  Reize 
selbständig  erregt  werden  können. 

Von  der  Hirnrinde  geht  der  Bewegungsimpuls  aus,  welcher  durch  die 
Pyramidenbahn  in  das  Rückenmark  absteigt  und  hier  in  die  Vorderhörner 
geleitet  wird.  Jeder  Pyramidenzelle  der  Zentralwindungen  entsprechen  eine 
eder  einige  bestimmte  Ganglienzellen  des  Vorderhorns,  so  daß  die  Erregung 
einer  bestimmten  Auslese  von  Pyramidenzellen  eine  korrespondierende  Mit- 
erregung der  zugehörigen  kontralateralen,  durch  die  Pyramidenfasern  um- 
sponnenen Yorderhomzellen  bewirkt.  Jede  Zelle  des  Rückenmarks  kann 
dann  mittelst  der  vielfachen  Anastomosen  mit  allen  anderen  Ganglienzellen 
des  Bückenmarks  in  Verbindung  treten. 

Auf  Grund  dieser  Anschauungen  legt  der  Autor  dar,  wie  man  sich 
das  Erlernen   einer   neuen  Bewegungsart  vorstellen   kann,    sowie   die  Vor- 


140  Spezielle  Physiologie  des  Rückenmarks. 

gänge,  die  sich  im  Zentralnervensystem  bei  der  Überpflanzung  eines  ge- 
sunden Muskels  in  seinen  gelähmten  Antagonisten  abspielen«  Zum  Schluße 
gibt  er  eine  tabellarische  Übersicht  der  spinalen  Lokalisation  der  motori- 
schen Funktionen. 

Prince  (12  a)  hatte  Gelegenheit,  einen  Fall  von  Rückenmarksläsion 
in  der  Höhe  zwischen  5.  und  6.  Cervikalsegment  zu  beobachten.  In  dieser 
Höhe  war  die  MeduUa  von  rechts  oben  nach  links  unten  durch  einen 
Messerstich  im  dorsalen  Umfang  durchschnitten  worden.  Die  Grenze 
zwischen  vorderer  unverletzter  und  hinterer  zerschnittener  Zone  bildete 
auf  dem  Querschnitt  eine  schräg  transversal  laufende  Linie,  welche  rechts 
ungefähr  durch  die  Mitte  des  Seitenstrangs  ging,  dann  in  der  Medianlinie 
die  vordere  weiße  Kommissur  passierte  und  auf  der  linken  Hälfte  schräg 
durch  die  Mitte  des  Vorderhorns  nach  der  linken  Peripherie  zustrebte.  Die 
Verletzung  ging  also  links  im  Seitenstrang  weiter  nach  vorn  als  rechts. 
Es  waren  zerstört  beide  Hinterstränge,  rechts  PyS  und  zum  größten  Teil 
KS,  links  PS,  KS,  ein  Teil  des  Gowersschen  Stranges  und  ein  Teil  der 
Seitenstranggrundbündel.  Klinisch  wurde  Lähmung  beider  Beine,  Lähmung 
sämtlicher  Finger,  Unfähigkeit  den  Unterarm  zu  strecken  (Lähmung  desTriceps), 
normale  Kraft  im  Deltoideus  und  in  den  Flexoren  des  Unterarms  konstatiert. 
Berührungsempfindung  und  wahrscheinlich  auch  Schmerzempfindung  waren 
rechts  erloschen,  links  vorhanden.  Rechts  war  die  ulnare  Hälfte  des  Unter- 
armes und  der  Hand  anästhetisch,  die  radiale  empfindungsfähig.  Aus  dieser 
Beobachtung  zieht  der  Autor  folgende  Schlüsse  bezüglich  der  Sensibilitäts- 
leitung im  Rückenmark.  Da  beide  Hinterstränge  vollkommen  zerstört  waren, 
die  Berührungsempfindung  aber  auf  einer  Seite  erhalten  war,  so  ist  das 
ein  Beweis  dafür,  daß  die  Berührungsempfindung  auf  anderen  Bahnen,  als 
denen  des  Hinterstranges  geleitet  werden  muß,  indessen  kann  daraus  nicht 
gefolgert  werden,  daß  die  Hinterstränge  überhaupt  nicht  Gefühlseindrücke 
leiten.  Dieselben  Schlußfolgerungen  sind  wahrscheinlich  auch  für  die 
Schmerzempfindungen  gültig.  Da  die  Verletzung  auf  beiden  Hälften  des 
Rückenmarks  hinten  gleich,  dagegen  links  noch  weiter  nach  vorne  gegangen 
ist,  so  kann  nur  die  Zerstörung  dieser  am  vorderen  Teil  des  linken  Seiten- 
stranges gelegenen  Fasern  der  Grund  fiir  die  rechtsseitige  Anästhesie  sein. 
Da  vollständige  Paraplegie  bestand,  so  können  durch  den  PyV  nicht  nennens- 
werte Impulse  zu  motorischen  Zellen  gelangen.  (Jacobsohn.) 

Parhon  und  Goldstein  (15)  berichten  über  die  Resultate  der  histo- 
logischen Untersuchung  des  Rückenmarks  von  zwei  Fällen,  die  sie  intra 
vitam  zu  beobachten  Gelegenheit  hatten. 

In  dem  ersten  Falle  handelte  es  sich  um  eine  senile  Gangrän,  derent- 
halben  zuerst  eine  Amputation  der  einen  unteren  Extremität,  etwa  in  der 
Mitte  des  Oberschenkels  gemacht  wurde,  und  nach  einem  Jahre  wegen 
desselben  Prozesses  eine  Exartikulation  des  Kniegelenkes  des  anderen  Heines 
vorgenommen  werden  mußte.  3  Wochen  nach  der  zweiten  Operation  starb 
der  Patient. 

Die  Untersuchung  des  Rükenmarkes  ergab  folgendes:  Die  Ver- 
änderungen begannen  im  3.  Lendensegment.  Hier  traten  auf  der  Seite  der 
Amputation  spärliche  veränderte  Zellen  in  der  externen  Zellgruppe  auf,  so 
daß  es  keinem  Zweifel  unterliegt,  daß  diese  Gruppe  mit  der  Innervation 
der  Oberschenkelmuskeln  in  Verbindung  ist,  und  zwar  repräsentiert  sie,  wie 
frühere  Untersuchungen  zeigten,  das  Zentrum  des  M.  quadriceps. 

Weiter  nach  unten  nahmen  die  Veränderungen  zu.  Die  antero-exteme 
Gruppe,  das  Zentrum  des  Sartorius,,  war  reduziert  und  ebenso  weiter  nach 
hinten   die  postero-intermediäre  Gruppe.     Weiter   nach   hinten  konstatierte 


\ 


Spezielle  Physiologie  des  Bückenmarks.  14  t 

man  Veränderungen  in  der  hinteren  Gmppe,  dem  Zentrum  des  M.  tibialis 
anticus.  Das  Zentrum  des  M.  gastrocnemius  war  unverändert,  während 
das  des  Tibialis  und  der  Ektensoren  ganz  geschwunden  war.  Im  ersten 
Erenzsegment  befand  sich  die  post-posterolaterale  Gruppe,  das  Zentrum 
der  Pkntarmuskeln  in  Reaktion.  Im  4.  Sakralsegment  war  keine  Gruppe 
mehr  in  Reaktion. 

Im  zweiten  Falle  handelte  es  sich  um  einen  Mann,  dem  4  Jahre 
Torher  der  linke  Oberschenkel  in  der  Mitte  amputiert .  wurde. 

Auch  hier  begannen  die  Läsionen  im  3.  Lumbaisegment,  wo  die  Zellen 
anf  der  amputierten  Seite  etwas  kleiner  und  tieffärbiger  waren.  Im  yierten 
Lumbalsegment  fanden  sich  nur  wenige  Zellen  in  Ohromatolyse  in  der 
externen  und  postero-intermediären  Gruppe.  Auch  die  Zellen  der  hinteren 
Grippe  waren  in  Reaktion. 

Pari  (16)  hat  zu  seinen  Untersuchungen  über  die  Ermüdbarkeit  der 
Rückenmarksreflexzentren  eine  Methode  angewandt,  die  er  für  besser  und 
sicherer  hält,  als  die  bisherigen  Methoden,  um  zu  bestimmen,  von  welchem 
Organe  die  fortschreitende  Abnahme  und  das  Aufhören  der  Reflexkontraktionen 
herrührt,  wenn  man  wiederholt  einen  zentripetalen  Nerven  gereizt  hat. 
Nach  Durchschneidung  des  Rückenmarks  eines  Frosches  rief  er  eine  oder 
mehrere  Zuckungen  durch  Reizung  eines  Muskels  oder  seines  motorischen 
Nerven  hervor.  Hierauf  reizte  er  mit  demselben  Strom  den  Ischiadikus  der 
anderen  Seite  und  zeichnete  die  reflektorischen  Zuckungen  des  Muskels  bis 
za  seiner  völligen  Ermüdung  auf;  dann  reizte  er  von  neuem  den  Muskel 
oder  seinen  motorischen  Nerven.  Vor  dem  Eintreten  der  Ermüdung  bei 
den  reflektorischen  Zuckungen  und  im  Anschluß  daran  ließen  die  peri- 
pherischen Organe  fast  immer,  bis  auf  geringe  Ausnahmen,  dieselbe  Erreg- 
barkeit wahrnehmen,  und  zwar  eine  Verminderung  der  Reizbarkeit,  welche 
nomöglich  das  Aufhören  der  reflektorischen  Erregbarkeit  erklären  konnte. 
Demnach  müssen  die  Organe,  denen  dieses  Zessieren  zugeschrieben  werden 
kann,  die  Rückenmarkszentren  sein.  Dieses  kann  noch  deutlicher  bewiesen 
werden,  wenn  man  die  Ermüdung  mit  Hilfe  von  längeren  tetanischen 
Reizungen  hervorgerufen  hat.  Die  Reflexzentren  restaurieren  sich  nach 
ihrer  Ermüdung  leicht.  Die  Zeit,  innerhalb  deren  es  geschieht,  variiert 
sehr,  jedoch  erholt  sich  ein  Rückenniarkszentrum  viel  schneller,  als  ein 
ennüdeter  Muskel,  und  einige  Sekunden  Ruhe  genügen  oft  zur  völligen 
Erholung.  Oft  aber  genügt  wiederum  eine  so  kurze  Ruhe  nur  zur  teilweisen 
Erholung,  je  nachdem  die  vorangegangene  Ermüdung  geringer  und  die  Ruhe 
länger  war.  Das  Ergebnis  der  Versuche  über  die  Ermüdung  und  Erholung 
der  Rückenmarkszentren  stimmt  durchaus  mit  dem  physiologischen  Verhalten 
der  Gehimzentreu  überein.  (Betiduv.) 

Boger  (17)  untersuchte  den  sog.  Speiseröhren-Speichelreflex. 

Jede  Reizung  der  Ösophagusschleimhaut  ruft  auf  reflektorischem  Wege 
eine  reichliche  Speichelsekretion  hervor.  Wenn  ein  Fremdkörper  im  Öso- 
phagus stecken  bleibt,  entsteht  ein  Flüssigkeitsstrom,  welcher  das  Herunter- 
gleiten erleichtert.  Die  Reizung  des  Ösophagus  ist  aber  nie  von  peristal- 
tischen  Bewegungen  gefolgt.  Wenn  man  eine  Elektrode,  auf  die  Ösophagus- 
schleimhaut aufsetzt  oder  einen  Fremdkörper  in  den  Ösophagus  einfuhrt, 
beobachtet  man  nur  eine  lokale  Kontraktion,  es  entsteht  aber  keine  musku- 
läre Welle,  ^die  den  Fremdkörper  weiter  zu  treiben  strebt.  Letztere  Be- 
wegung des  Ösophagus  hat  ihren  Ursprung  in  einer  Kontraktion  des  Pharynx. 
Bin  Fremdkörper,  der  durch  eine  Osophagusfistel  eingeführt  wird,  bleibt 
unbeweglich  bis  zu  dem  Momente,  wo  das  Individuum  Schluckbewegungen 
macht.    Der  Ösophagus,   der  sich   nicht   von  selbst  zusammenziehen  kann. 


142  Spezielle  Physiologie  des  Rückenmarks. 

erzeugt  eine  Speichelsekretion.  Diese  ruft  eine  Reihe  von  Scbluckbewegungen 
hervor,  die  von  einer  großen  peristaltischen  Bewegung  gefolgt  sind. 

Der  Autor  nahm  graphische  Verzeichnungen  der  Bewegungen  des 
Ösophagus  vor.  Bei  einem  Kaninchen  wurde  der  Ösophagus  in  der  Hals* 
gegend  freigelegt  und  durch  eine  seitliche  Wunde  ein  kleiner  Konus  aus  Guttar 
percha  eingeführt  mit  der  Spitze  gegen  den  Magen  gerichtet,  an  der  Basis 
mit  einer  Schreibtrommel  verbunden,  um  die  Schluckbewegungen  zu 
registrieren,  wurde  in  den  Larynx  ein  mit  einer  zweiten  Schreibtrommel 
verbundenes  Häkchen  eingehakt.  Die  Schreibhebel  beider  Trommeln  schrieben 
ihre  Kurven  auf  eine  berußte  Trommel. 

Man  sieht  nun  an  den  Kurven,  daß  der  Fremdkörper  zunächst  ruhig 
in  der  Speiseröhre  liegen  bleibt.  Nach  kurzer  Zeit  treten,  durch  die  sieb 
einstellende  Speichelsekretion  erzeugt,  Schluckbewegungen  auf,  die  zunächst 
zu  schwach  sind,  um  sich  auf  die  tiefer  liegenden  Teile  zu  übertragen. 
Mit  dem  Momente,  wo  aber  eine  energischere  Schluckbewegung  eintritt, 
zieht  sich  der  Ösophagus  zusammen,  was  man  an  der  Kurve  aus  einer  Ver^ 
Schiebung  des  Fremdkörpers  erschließen  kann. 

Ganz  ähnliches  sieht  man,  wenn  man  den  Pharynx  direkt  reizt,  sei 
es  indem  man  einige  Tropfen  Wasser  einführt,  oder  ihn  mit  einem  festen 
Gegenstande  berührt.  Es  entstehen  auf  diese  Weise  Schlingbewegungen 
und,  wenn  die  Reizung  genügend  stark  ist,  eine  Kontraktion  des  Ösophagus. 

Alle  diese  Phänomene  sind  vom  Vagus  abhängig.  Doppelte  Yagotomie 
hebt  diesen  Beflex  auf,  ebenso  eine  größere  Atropindosis,  die  den  Vagus 
lähmt. 

Trotzdem  die  Speicheldrüsen  beim  Zustandekommen  dieser  Phänomene 
eine  große  Rolle  spielen,  sind  sie  nicht  unbedingt  notwendig.  Auch  Dach 
Exstirpation  aller  3  Paare  derselben  trat  reichliche  Speichelabsonderung 
aus  den  Drüsen  der  Mundschleimhaut  auf  und  löste  genau  in  derselben 
Weise,  wie  früher,  die  Pharynxkontraktionen  aus,  die  ihrerseits  wieder  die 
Osophaguskontraktionen  veranlaßten. 

Rothmann  (18)  nahm  verschiedene  Operationen  am  Rückenmark 
vor  und  zwar:  1.  isolierte  Vorderstrangsausschaltung,  2.  isolierte  Hinter- 
strangsausschaltung, 3.  kombinierte  Ausschaltung  von  beiden  Vordersträngen 
und  beiden  Hintersträngen,  4.  kombinierte  Ausschaltung  beider  Vorder-  und 
beider  Hinterstränge  mit  Ausschaltung  eines  Seitenstrangs,  5,  kombinierte 
Ausschaltung  beider  Vorder-  und  beider  Hinterstränge  und  doppelte  Seiten- 
strangsausschaltung.    Diese  Versuche  ergaben: 

1.  Die  Berührungsempfindung  ist  vom  allgemeinen  Drucksinn  za 
sondern  und  wird-  durch  den  gleichseitigen  Hinterstrang  und  gekreuzten 
Vorderstrang  geleitet.  Der  Drucksinn  hat  seine  Leitung  vorwiegend  im 
Seitenstrang. 

2.  Die  Schmerzempfindung  wird  vorwiegend  durch  den  Seitenstrang 
geleitet.  Die  Hinterstränge  sind  gar  nicht  beteiligt,  obwohl  sie  selbst  äußerst 
schmerzempfindlich  sind.  Eine  geringe  Nebenleitung  geht  durch  den  Vorder- 
strang. Völlige  Zerstörung  des  Querschnittes  der  grauen  Substanz  hebt 
die  Schmerzleitung  nicht  auf.  Im  Seitenstrang  scheint  die  Leitung  dea 
langen  endogenen  Rückenmarksbahnen  zuzukommen,  die  Gowerssche  Bahn 
scheint  nicht  beteiligt  zu  sein.  Jede  Körperhälfte  besitzt  Leitung  in  beiden- 
Rückenmarkshälften  mit  reichlicherer  Vertretung  in  der  gekreuzten. 

3.  Ort  sinn,  Lagegefühl  und  Muskelsinn  sind  komplizierte  Symptomen- 
komplexe.- Das  Umlegenlassen  der  Pfote  restituiert  sich  selbst  bei  nur 
partiellem  Erhaltensein  der  Vorderseitenstränge  und  Zerstörung  aller  übrigeu 
Leitungsbahnen.      Der  Versenkungs versuch   der  Extremitäten   ist  dauernd 


Spezielle  Physiologie  des  Rückenmarks.  143 

positi?,  wenn  lediglich  die  ventralen  Reste  der  Seitenstränge  erhalten  sind, 
zeigt  sonst  fast  immer  Restitution.  Das  Verstellen  der  Glieder  nach  den 
Seiten  ist  bei  Fort&ll  der  ELleinhirnseitenstrangbahnen  und  der  Vorder- 
strange  zusammen  besonders  stark  ausgebildet.  Störung  der  Gleichgewichts* 
haltQDg  tritt  vorübergehend  bei  Vorderstrangausschaltungen  auf,  fehlt  im 
übrigen,  so  lange  noch  Reste  der  Gowersschen  Stränge  vorhanden  sind. 
Die  physiologische  Leitung  der  Sensibilität  durch  das  Rückenmark  ist 
nicht  ausschließlich  an  die  langen  Bahnen  geknüpft,  sondern  kann  durch 
kürzere  Bahnen  mit  ümschaltungen  in  der  grauen  Substanz  von  statten 
gehen. 

Ausgehend  von  den  im  obigen  Referate  besprochenen  Resultaten 
kombinierter  Ausschaltung  von  Rückenmarksbahnen  bei  Tieren  bespricht 
Bothmann  (19)  in  der  Berliner  medizinischen  Gesellschaft  die  Verhältnisse 
beim  Menschen.  Aus  den  Beobachtungen  von  Fällen  von  Brown- 
Sequardscher  Lähmung  geht  hervor,  daß  beim  Menschen  die  gekreuzte 
Leitung  für  Schmerz-  und  Temperatursinn  von  größerer  Bedeutung  ist,  als 
bei  den  höheren  Säugetieren,  aber  allmählich  durch  gleichseitige  Leitung 
ersetzt  werden  kann.  Die  Berührungsempfindung  verfügt  auch  beim  Menschen 
über  zwei  feste  Bahnen,  im  gleichseitigen  Hinterstrange  und  im  gekreuzten 
Vorderstrange. 

In  dem  Referat,  welches  Sano  (21)  am  14.  Kongreß  der  französischen 
Neurologen  über  diesen  Gegenstand  hielt,  erwähnte  er  zunächst  die  ver- 
schiedenen Arbeiten,  die  mit  der  Nissischen  Methode  zur  Erforschung  der 
liokaUsation  der  motorischen  Funktionen  im  Rückenmark  gemacht  wurden 
und  fährt  die  verschiedenen  Theorien  an,  die  auf  Grund  der  verschiedenen 
Resultate  aufgestellt  wurden.  Diese  sind  1.  die  radikuläre  von  Dejerine, 
2.  die  fascikuläre  von  Krauß  und  Philippson,  3.  die  nervöse,  4.  die 
segmentäre  von  van  Gebuchten  und  Brissaud,  5.  die  muskuläre,  6.  die 
funktionelle  von  Parhon  und  7.  die  teleologische  von  Marinesco. 

Er  weist  ferner  nach,  daß  trotz  des  scheinbaren  Widerspruches  die 
einzelnen  Theorien  einander  nicht  ausschließen,  sondern  einander  vielmehr 
ergänzen.  Weiter  polemisiert  er  speziell  gegen  Marinesco,  führt  dessen 
Befunde  und  Schlüsse  an  und  verteidigt  sich  gegen  die  von  diesem  Autor 
gegen  ihn  gemachten  Einwürfe.  Marinesco  hatte  sich  z.  B.,  wie  aus  der 
Stelle,  die  S.  zitiert,  hervorgeht,  damit  einverstanden  erklärt,  wenn  S.  die 
Behauptung  aufstellt,  daß  jeder  Muskel  sein  eigenes  Innervationszentrum  im 
Vorderhorn  hat,  hingegen  aber  gegen  die  Annahme  Stellung  genommen,  daß 
jeder  Muskel  seinen  umschriebenen  Kern  im  Rückenmark  hat.  S.  führt 
nun  aus,  daß  „muskuläres  Innervationszentrum^  und  „Kern  der  MuskeU 
innervation"  eigentlich  nur  zwei  Ausdrücke  für  ein  und  dieselbe  Sache  seien. 
Er  zeigt  somit  an  diesem  Beispiele,  daß  viele  Differenzen  einfach  nur  darin 
ibre  Ursache  haben,  daß  die  einzelnen  Ausdrücke  von  verschiedenen  Autoren 
in  Terschiedenem  Sinne  gebraucht  werden.  Er  hält  es  daher  für  notwendig, 
endgültig  die  Bedeutung  der  einzelnen  verwendeten  Termini  zu  fixieren  und 
schlägt  folgende  Terminologie  vor: 

Metameren.  —  Jeder  Teil  eines  noch  fragmentierten  Tieres,  der  die 
Gesamtheit  der  Eigenschaften  und  Merkmale  des  fertigen  Tieres  besitzt. 
Die  Metameren  sind  gleichwertige  und  ursprünglich  identische  Segmente, 
deren  Serie  in  einer  gewissen  Periode  den  ganzen  Körper  des  Embryo  dar- 
Bi«llt.  Innerhalb  einer  Metamere  des  menschlichen  Körpers  sind  die 
wichtigsten  Teile,  die  entweder  segmentiert  sind  oder  noch  Zeichen  der 
Segmentation  an   sich  tragen,   folgende:   a)  die  Neurotome,   Segmente   des 


144  Spezielle  Physiologie  des  Bückenmarks. 

Mednllarrohrs,  b)  die  Ganglien,  Segmente  der  Ganglienkette,  c)  die  Myotome, 
Primordialsegmente. 

^  Außer  diesen  verschiedenen  Elementen  muß  man  neue  Einheiten  fest- 
halten, die  man  aber  mit  den  früheren  nicht  zusammenwerfen  darf.  Diese 
sind:  d)  die  Myomeren,  Muskelgruppen,  die  von  der  motorischen  Portion 
eines  und  desselben  Neurotoms  abhängig  sind,  e)  die  Rhizomeren,  von  den 
Ganglien  abhängige  Hautbezirke,  f)  die  Myelomeren,  Hautbezirke,  abhängig 
von  den  spinalen  Segmenten,  den  sogenannten  Neurotomen.  Man  kann 
daher  eine  Metamere  als  einen  durch  Anpassung  an  verschiedene  Funktionen 
umgebildeten,  ursprünglich  aber  aus  einem  Primitivsegment  des  Embryo 
stammenden  Teil  definieren. 

Segment  —  allgemeiner  Ausdruck  für  jeden  durch  Segmentation  ent- 
standenen Teil. 

Innervationszentrum  —  physiologischer  Ausdruck,  der  beiläufig  den 
Punkt  des  Ursprunges  des  nervösen  Einflusses  angibt. 

Zellgruppe.  —  Gesamtheit  der  Zellen,  die  auf  einem  Rückenmarks- 
schnitte zu  sehen  sind. 

Kern  —  eine  kompakte  Gruppe  von  Zellen  in  ihrer  ganzen  Höhe  und 
Breite  betrachtet.  Der  Kern  kann  die  hauptsächlichste  motorische  Inner- 
vation eines  Nerven  darstellen,  er  kann  einen  oder  mehrere  Muskeln  inner- 
vieren und  in  sekundäre  Kerne  zerfallen. 

Kolonne  —  Vereinigung  mehrerer  übereinander  liegender  Kerne  von 
konstanter  Lagerung. 

Zone  —  Innervationsgebiet,  das  mehrere  Kerne  umfaßt  und  sich  durch 
mehrere  Kolonnen  in  bestimmter  Höhe  erstreckt. 

Das  Referat  des  Autors  schließt  dann  mit  folgenden  Sätzen: 

a)  Die  Lokalisation  der  motorischen  Funktionen  des  Rückenmarks  des 
Menschen  entspricht  der  morphologischen  und  funktionellen  Difi'erenzierung 
des  Muskelsystems.  Jedem  quergestreiften  Muskel  entspricht  ein  Kücken- 
markskern, jeder  Muskelgruppe  eine  Kerngnippe,  jedem  Gliedsegment  eine 
Zone,  jedem  Gliede  drei  Zonen.  Genau  wie  die  quergestreiften  haben  auch 
die  glatten  Muskeln  ihre  Innervationszentren  in  Kernen  von  bestimmter  Lage. 

b)  Unsere  Kenntnisse  über  die  gut  abgegrenzten  Gebiete  sind  aus- 
reichend,  um  eine  topographische  Darstellung  ihrer  Gesamtheit  zu  geben. 

Die  pathologisch-anatomischen  Daten  beim  Menschen  sind  noch  nicht 
genug  zahlreich,  um  mit  Bestimmtheit  die  Funktion  jedes  Kernes  bestimmen 
zu  können. 

c)  Es  wäre  verfrüht,  über  das  menschliche  Rückenmark  mehr  aus- 
zusagen; aber  für  den  Hund  erscheint  es  klar,  daß  die  allgemeinen  Ideen 
von  Parhon,  Brissaud  und  Marinesco  über  die  funktionelle  Bestimmung, 
die  Embryogenie  und  Teleologie  sehr  exakt  sind. 

In  der  Diskussion  zu  diesem  Referate  führt  Grasset  die  von  Sano 
erwähnte  Tatsache,  daß  die  verschiedenen  Theorien  über  die  motorische 
Lokalisation  einander  nicht  ausschließen,  sondern  ergänzen,  weiter  aus.  Man 
muß  im  Rückenmark  3  Typen  von  Zeniren  unterscheiden.  Der  erste  Typus 
mit  segmentärer  Verteilung,  dessen  Läsion  sich  in  Störungen  manifestiert, 
die  Gebiete  an  den  Extremitäten  einnehmen,  welche  von  einander  durch  auf 
die  Achse  der  Glieder  senkrechte  Linien  getrennt  sind;  der  zweite  Typus 
mit  radikulärer  Verteilung,  dessen  Läsion  sich  in  Störungen  zeigt,  die  durch 
zur  Längsachse  der  Glieder  parallele  Linien  von  einander  getrennte  Ge- 
biete umfassen ;  der  dritte  Typus  mit  muskulärer  Verteilung. 

Diese  verschiedenen  Zentren  sind  zueinander  nicht  gegensätzlich, 
sondern  folgen  aufeinander  im  senso-motorischen  Apparate. 


Spezielle  Physiologie  des  Rückenmarks.  245 

um  diese  Yerhältnisse  besser  verständlich  zu  machen  und  um  zu 
zeigen,  daß  diese  Verteilung  die  einheitliche  Anwendung  eines  allgemeinen 
Gesetzes  ist,  zieht  Orasset  einen  Vergleich  zwischen  den  medullären 
Zentren  einerseits   und   den   bulbären   und   mesencephalischen  andererseits. 

So  ist  z.  B.  der  Okulomotoriusstamm  analog  einer  vorderen  Wurzel, 
sein  Zentrum  ist  ein  radikuläres.  Jeder  von  ihm  innervierte  Muskel  hat 
seinen  speziellen  Kern,  ein  muskuläres  Zentrum.  Außer  diesen  beiden 
Zentren  gibt  es  noch  supranukleäre  Zentren.  Wenn  eines  der  letzteren 
lädiert  ist,  so  tritt  eine  assozierte  Augenmuskellähmung  mit  Deviation 
coDJngee  beider  Augen  auf. 

Die  supranukleären  Zentren  haben  daher  eine  segmentäre  Anordnung, 
denn  die  Medianlinie,  die  den  Körper  in  eine  rechte  und  linke  Hälfte  teilt, 
schneidet  jedes  beider  Augen  in  der  Mitte.  Der  sensomotorische  Seh- 
apparat ist  in  eine  rechte  Hälfte,  gebildet  von  den  rechten  Hälften  beider 
Augen  und  in  eine  linke,  gebildet  von  den  linken  Hälften  beider  Augen, 
geteilt  Jede  Hemisphäre  blickt  mit  beiden  Augen  auf  die  entgegen- 
gesetzte Seite. 

Der  Okulomotorius  hat  demnach  3  Arten  von  Kernen  übereinander. 
Ganz  dasselbe  gilt  vom  Rückenmark. 

An  der  Diskussion  beteiligten  sich  dann  weiter  noch  Parhon, 
Cabannes  und  Brissaud,  die  sich  im  wesentlichen  dem  Referenten 
anschlössen. 

Spiller  (25)  berichtet  über  einen  Fall,  der  den  strikten  Beweis  er- 
brachte, daß  die  Temperatur-  und  Schmerzempfindung  durch  Fasern  ge- 
leitet wird,  die  im  Gow er s sehen  Bündel  verlaufen. 

Es  handelte  sich  um  einen  23jährigen  Mann,  der  4  Monate,  bevor  er 
in  die  Beobachtung  des  Autors  trat,  Schmerzen  in  der  Lendengegend  und 
im  Abdomen  bekommen  hatte.  Bald  darauf  stellte  sich  Steifheit  in  den 
Füßen  und  später  in  den  Unterschenkeln  ein.  Berührungsempfindlichkeit 
war  an  den  unteren  Extremitäten  normal,  Schmerzempfindung  beinahe  auf- 
gehoben, ebenso  die  Temperaturempfindung  an  den  unteren  Rumpfpartien 
und  den  Oberschenkeln.  Es  bestand  femer  eine  leichte  Kyphose  entsprechend 
dein  10.  Brustwirbel.     Obere  Extremitäten  und  Gesicht  waren  normal. 

Nach  einem  Sturze  über  die  Treppen  trat  vollständige  Lähmung  der 
unteren  Extremitäten,  vorübergehender  Verlust  der  Berührungsempfindung 
an  der  rechten  unteren  Extremität  und  Verlust  der  Temperatur-  und 
Schinerzempfindung  an  dem  rechten  Unterschenkel  und  beiden  Füßen  ein, 
Patellarreflexe  waren  stark  gesteigert,  B  ab  in  skisches  Phänomen  vorhanden. 

Bei  der  Obduktion  fand  man:  Tuberkulöse  Meningitis,  Wirbelkaries 
und  einen  Tuberkel  im  rechten  Seitenstrange  am  unteren  Ende  des  Brust- 
markes,  die  Gegend  des  Gowersschen  Stranges  einnehmend.  Ungefähr 
1  Zoll  höher  wurde  ein  zweiter  Tuberkel  im  linken  Gowersschen  Traktus 
Sauden. 

Die  Frage  nach  der  reflektorischen  Natur  der  Sehnenphänomene  schien 
durch  die  Arbeiten  der  letzten  Jahre  endgültig  in  positivem  Sinne  erledigt 
zu  sein.  Trzecieski  (27)  tritt  aber  dieser  Anschauung  auf  Grund  von 
Versuchen  und  Überlegungen  entgegen. 

Zunächst  überzeugte  er  sich,  daß  Durchschneidung  der  hinteren 
Wurzeln  den  Verlust  der  entsprechenden  Sehnenphänomene  nach  sich  zieht, 
Äaß  dieser  Effekt  gleich  nach  der  Operation  eintritt,  aber  auch  weiter  un- 
verändert bestehen  bleibt,  daß  es  sich  also  dabei  nicht  um  eine  Hemmungs- 
^^irinmg  durch  den  bei  der  Operation  gesetzten  Beiz  handelt.  Trotzdem 
i^t  er  es  nicht  für  gestattet,   aus   dieser  Tatsache  auf  die   reflektorische 

Jabnslwziebt  f.  Kearologie  n.  Psychiatrie  1906.  10 


146  Spezielle  Physiologie  des  Rückenmarks. 

Natur  des  Phänomens  zu  schließen,  sondern  man  kann  mit  demselben  Hechte 
annehmen,  daß  durch  die  Durchschneidung  die  hinteren  Wurzeln  in  diesen 
zentrifugal  gehende  Impulse  ausgeschaltet  wurden,  welche  fttr  eine  normale 
Funktion  des  Muskelgewebes  überhaupt,  darunter  auch  ftir  das  Sehneu- 
phänomen unerläßlich  sind.  Diese  Anschauung  sucht  der  Autor  durch 
weitere  Versuche  zu  stützen. 

El-  bespricht  zunächst  die  Physiologie  der  Bewegungen  und  ihre 
Koordination  und  sieht  das  Zustandekommen  letzterer  hauptsächlich  in  der 
Fähigkeit  der  Muskeln,  mehr  oder  weniger  lange  Zeit  in  ihrem  Kontraktions- 
zustande zu  verharren.  Dadurch  eben  werden  die  einzelnen  Bewegungen 
genau  abgestuft,  nicht  schleudernd,  gleitend.  Durchschneidet  man  aber  die 
hinteren  Wurzeln,  dann  verlieren  die  Muskeln  die  obenerwähnte  Fähigkeit; 
sie  können  sich  zwar  noch  eben  so  kräftig,  ja  noch  kräftiger  kontrahieren, 
die  Kontraktion  hält  aber  nicht  an,  die  Muskeln  erschlaffen  sofort  wieder, 
die  Bewegungen  werden  ausfahrend,  ataktisch.  Daß  diese  Änderung  in  der 
Kontraktionsweise  der  Muskeln  nicht  auf  den  Wegfall  zentripetaler  Er- 
regungen zurückzuführen  ist,  beweist  der  Umstand,  daß  eine  ganz  gleiche 
Veränderung  in  der  elekti-ischen  Reaktion  bei  Reizung  der  vorderen  Wurzeln 
nach  Durchschneidung  der  hinteren  beobachtet  wird. 

Normalerweise  tragen  die  Muskelkontraktionen  bei  KathodenschloB 
nur  bei  minimaler  Stromstärke  einen  rein  klonischen  Charakter.  Bei  ver- 
hältnismäßig unbedeutender  Verstärkung  des  Stromes  kontrahiert  sich  aber 
der  Muskel  nicht  nur  im  Momente  der  Stromschließung  allein,  sondern 
bleibt  während  der  ganzen  Zeit  der  Stromdauer  zusammengezogen,  er  ver- 
fallt in  einen  Galvanotonus.  Läßt  man  den  Strom  einschleichen^  so  verfällt 
der  Muskel  gleich,  ohne  vorangehende  Zuckung  in  den  tonischen  Kon- 
traktionszustand. Diese  tonischen  Kontraktionen  verschwinden  nach  Durch- 
schneidung der  hinteren  Wurzeln.  Diese  Veränderung  in  der  Reaktion 
bezeichnet  der  Autor  als  „atonische  Reaktion".  Bei  unvollständiger  Durch- 
schneidung der  hinteren  Wurzeln  tritt  eine  sog.  partielle  atonische  Reaktion 
ein,  die  entweder  darin  besteht,  daß  die  tonische  Kontraktion  nicht  ganz 
geschwunden,  sondern  nur  sehr  stark  herabgesetzt  ist,  oder  aber  daß  nur 
eine  diskontinuierliche  tonische  Kontraktion  bestehen  bleibt.  Aus  allen 
diesen  Tatsachen  geht  mit  großer  Wahrscheinlichkeit  hervor,  daß  die  hinteren 
Wurzeln  einen  zentrifugalen  Einfluß  auf  den  Muskel  besitzen.  Dieser  Ein- 
fluß wäre  kein  direkt  motorischer,  sondern  ein  hemmender,  letzterer  aber 
auch  nicht  in  dem  gewöhnlichen  Sinne.  Es  müssen  durch  die  hinteren 
Wurzeln  Impulse  gehen,  welche  nicht  den  Kontraktionsakt  selbst  unter- 
drücken, sondern  umgekehrt  Impulse,  welche  den  Akt  der  Muskelerschlaffung 
hemmen,  somit  Impulse  der  tonischen  und  statischen  Innervation. 

Wintrebert's  (29)  Untersuchungen  über  das  Nervensystem  der 
ürodelen  führten  ihn  zu  folgenden  Resultaten:  Im  Schwänze  der  ürodelen 
sind  alle  nervösen  Metameren  anfangs  Endorgane.  Zu  dieser  Zeit  liefern 
sie  für  die  Spitze  die  Gefühlsempfindung,  aber  sie  haben  noch  keine  Ver- 
bindung mit  der  Muskulatur.  Der  Reflexbogen  bildet  sich  erst  später,  wenn 
sich  das  sensible  Gebiet  nach  vorn  ausgebreitet  hat,  durch  Ansatz  neuer 
Segmente.  Der  schräge  Verlauf  der  sensiblen  Geflechte  ist  sehr  ausge- 
sprochen, wenn  das  Metamer  nahe  dem  Ende  ist,  und  wird  geringer,  wenn 
es  sich  durch  das  Wachsen  der  Spitze  vom  Ende  entfernt.  Das  sehr 
schnelle  Entstehen  der  sensiblen  Funktion  rührt  vielleicht  von  der  großen 
Einfachheit  der  Organisation  der  freien  Nervenendigungen  her,  im  Gegensatz 
zu  der  verwickeiteren  Einrichtung  der  motorischeo  Platten.  Im  Bereiche 
der  Regeneration  tritt  nach  der  Durchschneidung  der  Nerven  die  Rückkehr 


Spezielle  Physiologie  der  peripherischen  Nerven  und  Muskeln.  147 

der  Empfindung  schneller  wieder,  und  zwar  wohl  aus  demselben  Grunde. 
Das  längere  Ausbleiben  der  motorischen  Funktionen  kann  nicht  allein  den 
begleitenden  Maskelatrophien  zugeschrieben  werden.  (Bendix,) 

Wintrebert  (30)  fand,  daß  bei  den  Änuren,  deren  Schwanz  ein  nur 
Yorübergehender  Körperteil  ist,  die  Entwicklung  der  nervösen  Metameren 
nnd  des  kaudalen  Rückenmarkes  vor  der  Mitte  des  Schwanzes  halt  macht; 
mehr  als  die  Hälfte  desselben  entbehrt  demnach  der  Reflexzentren  und 
bildet  einen  unscharfen  Bezirk,  in  dem  sich  die  sensiblen  Geflechte  fächer- 
artig ausbreiten.  In  dieser  Zone  besteht,  auf  Grund  des  Fehlens  von  ent- 
sprechenden Nervenzentren,  eine  echte  Trennung  derjenigen  Elemente,  die 
ursprünglich  die  Metameren  zusammensetzen.  (Bendix,) 


Spezielle  Physiologie  der  peripheriseben  Nerven  und  Maskeln. 

Referent:  Prof.  Dr.  R.  du  Bois-Reymond- Berlin. 

1.  Achelis,  Wilhelm,  Ueber  tripolare  Nerveoreizung  und  über  die  Entartangsreaktion 
bei  ennüdeten  NervmuskelpräparateD.  Archiv  für  die  gesamte  Physiologie.  Band  106, 
p.  329.  und  Inaug.  Dias.  Marburg. 

2.  Ale  eck,  N.  H.  and  Seemann,  John,  Ueber  die  negative  Schwankung  in  den 
Langenfasern  des  Vagus,     ibidem.     Band  108,  p.  426. 

3.  Anderson,  H.  K.,  The  Paralysis  of  Involuntary  Muscle.  Part  IL  On  paralysis  of 
the  sphincter  of  the  pupil  with  special  reference  to  paradoxical  constriction  and  the 
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4.  Derselbe,  The  Paralysis  of  Involuntary  Muscle.  Part  Ul,  On  the  Action  of  Pilo- 
carpine, Physostigmine,  and  Atropine  upou  the  Paralvsed  Iris,  ibidem.  Vol.  XXXUI, 
Ko.  4—5,  p.  414. 

5.  Angier,  Roswell  P.,  Die  Schätzung  von  ßewegungsgrößen  bei  Vorderarmbewegungen. 
Zeitschrift  für  Psychol.  und  Physiol.  der  Sinnesorgane.     Band  39,  p.  429. 

6.  Derselbe,  Vergleichende  Bestimmungen  der  Peripheriewerte  des  tri  chromatischen  und 
des  deuteranop tischen  Auges,     ibidem.     Bd.  37,  H.  6,  p.  401. 

7.  Asher,  Leon,  Studien  über  antagonistische  Kerven.  No.  I.  Vorbemerkungen  zur 
Theorie  der  antagonistischen  Nerven  und  über  Int^rferenzversuche  am  Gefäßzentrum. 
Zeitschr.  für  Biologie.    Band  XL VII.    N.  F.  Band  XXIX,  Heft  1,  p.  87. 

8.  Bach,  L.  und  Meyer,  H.,  Ueber  die  Beziehungen  des  Trigeminus  zur  Pupille  und 
zum  Ganglion  ciliare.     Zeitschrift  für  Augenheilkunde.     Bd.  XIII,  p.  197. 

9.  Bainbridge,  F.  A.  and  Dale,  H.  H.,  The  Contractile  Mechanism  of  the  Gall-Bladder 
and  its  Extnnsic  Xervous  Control.     The  Journal  of  Physiology.     Vol.  XXXIU,  p.  138. 

10.  Baird,  John  Wallace,  The  Color  Sensitivity  of  the  Peripheral  Retina.     Washington. 

Carnegie  Instit.  Publication  No.  29. 
IL  Bard,   B.,   L'orientation   auditive   angulaire.     Ses  Clements  peripheriques  et  sa  per- 

ception  centrale.     Arch.  gen.  de  Medecine.     T.  I,  No.  5,  p.  257. 

12.  Derselbe,  De  la  perception  acoustiqne  des  sources  sonores.  Journal  de  Physiologie 
et  de  Pathologie  generale.     Vol.  VII,  No.  2,  p.  282. 

13.  Barth,  Zur  Physiologie  der  Stimme.  Archiv  f.  Anat.  u.  Physiol.  Phys.  Abt.  p.  233. 
(Sttnngsberieht) 

U.  Basler,  Adolf,  Üeber  die  Pupillenreaktion  bei  verschiedenfarbiger  Belichtung.  Nach 
gemeinsam  mit  Frau  S.  Hof  er  (Leipzig)  ausgeführten  Untersuchungen.  Archiv  für 
die  gesamte  Physiologie.     Band  108,  p.  87. 

15.  Beck,  G.,  üeber  die  Wirkung  des  Atropins  und  einiger  anderer  Alkaloide  auf  die 
spontanen  Bewegungen  der  glatten  Muskeln.  Centralblatt  für  Physiologie.  Band  XIX, 
No.  15,  p.  497. 

16.  Benedict,  Stanley  ß.,  The  Role  of  Certain  Jons  in  Khythmic  Heart  Activity.  The 
Amer.  Journal  of  Physiology.     Vol.  XITI,  p.  192. 

17.  Bernstein,  J.,  Zur  Theorie  der  Muskelkontraktion.  Kann  die  Muskelkraft  durch 
osmotischen  Druck  oder  Quellungsdruck  erzeugt  werden?  Archiv  für  die  gesamte 
Physiologie.    Bd.  109,  p.  323—336, 

10* 


X48  Spezielle  Physiologie  der  peripherischen  Nerven  und  Muskeln. 

18.  Berthelot,  M.,  On  the  Limits  of  the  Sensibility  to  Odours  and  of  the  Methods  of 
Detecting  Emanations.     The  Journ.  of  Anatomy  and  Physiol.     Vol.  39,  p.  492. 

19.  Bertin-Sans,  H.  et  Gagni^re.  J.,  Du  mecanisme  de  Taccomodation.  Compt. 
rend.  Soc.  de  Biologie.     T.  LVIlt  No.  6,  p.  24Ö. 

20.  Bessmertny,  Oh.,  Studien  über  antagonistische  Nerven.  No.  III.  Ueber  die  Be- 
ziehungen zwischen  V^agus  und  Accelerans.  Zeitschr.  f.  Biologie.  Band  XLYII. 
N.  F.  Band  XXIX,  p.  400. 

21.  Bethe,  Ueber  Ner\'enheilung  und  polare  Wachstumserscheinungen  am  Nen-en. 
Münch.  Mediz.  Wochenschr.    p.  1228.    (Sitzungsbericht.) 

22.  Beyne,  J.,  Recherches  sur  l'origine  musculaire  ou  nerveuse  de  quelques  reactions 
du  coenr  aux  variations  de  temperature.  Journal  de  Physiologie  et  de  Pathol.  gen. 
T.  VII,  p.  973. 

23.  Biedermann,  W.,  Studien  zur  vergleichenden  Physiologie  der  peristaltischen  Be- 
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gesamte  Physiologie.     Bd.  107,  p.  1. 

24.  Billard,  Ct.  et  Bellet,  F.,  Influence  de  l'irritation  du  nerf  sciatique  sur  le  deve- 
loppement  des  os  des  membres  posteriei^rs  chez  le  lapin.  Compt.  reudus  hebd.  de  la 
Soc.  de  Biologie.     T.  LVHI,  No.  5,  p.  208. 

25.  Dieselben,  Influence  de  l'elongation  du  nerf  sciatique  sur  le  developpement  des  os 
du  membre  posterieur  chez  le  lapin.     ibidem.     T.  LVIII,  p.  86. 

26.  Dieselben  und  Maltet,  Influence  de  Tarrachement  et  de  l'elongation  du  nerf  sciatique 
sur  le  developpement  des  os  du  membre  posterieur  chez  le  lajiin.  ibidem.  Vol.  LVIU, 
No.  10,  p.  445. 

27.  Boruttau,  H.,  Elektropathologische  Untersuchungen.  II.  Zur  Elektropathologie 
der  marklosen  Kephalopodennerven.  Archiv  für  die  gesamte  Physiologie.  Band  107, 
Heft  5—6,  p.  193. 

28.  Derselbe,  Neuere  Ergebnisse  auf  dem  Gebiete  der  Nervenphysiologie.  Fortschritte 
der  Medizin.     No.  19—20  und  29—30. 

29.  Derselbe,  Ueber  die  elektrischen  Erscheinungen  am  Herzen  bei  Vagusreizung.  Münch. 
Mediz.  Wochenschr.     p.  1904.     (Sitiungsbericht.) 

30.  Bottazzi,  Phil.,  Recherches  sur  la  genese  du  tetanos  musculaire.  Archives  ital.  de 
Biologie.     Bd.  XLII,  p.  169. 

31.  Botti,  Luigi,  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  der  variablen  geometrisch-optischen  Strecken- 
täuscbungen.     Archiv  für  die  gesamte  Psychologie.     Band  VI,  p.  306, 

32.  Bouman,  X.  H.,  Experimenteele  onderzoekingen  over  het  cerebrale  optische  st'ClseL 
Groningen.     J.  B.  Wolters. 

33.  Brücke,  E.  Th.  v.  Zur  Physiologie  der  Kropfmuskulatur  von  Aplysia  depilans. 
Archiv  für  die  gesamte  Physiologie.     Band  108,  p.  192. 

34.  Brückner,  A.  und  Brücke,  E.  Th.  v.,  Nochmals  zur  Frage  der  Unterscheidbarkeit 
rechts-  und  linksäugiger  Eindrücke,     ibidem,     Bd.  107,  H.  5  u.  6,  p.  263, 

35.  Bühler,  Karl,  Ueber  den  Einfluß  tiefer  Temperaturen  auf  die  Leitfähigkeit  des 
motorischen   Froschnerven.     Archiv   für   Anat.   und   Physiol.     Physiol.  Abt.     p.  239. 

36.  Bürker,  K.,  Experimentelle  Untersuchungen  über  Muskelwärme.  Vierte  Abhandlung. 
Methodik.  Vorversuche.  Einfluß  der  Jahreszeit  auf  die  Wärmeproduktion.  Wirkungs- 
grad des  Muskels.     Archiv  für  die  gesamte  Physiologie.     Bd.  109,  p.  217. 

37.  Cannon,  Walter  B.,  Recent  Advances  in  the  Knowledge  of  the  Movements  and 
Innervation  of  the  Alimeutary  Canal.     3Iedical  News.     Vol.  86,  No.  20,  p.  923. 

38.  Carlson,  A.  J.,  Furt  her  Evidence  of  the  Fluidit>'  of  the  Conducting  Substance  in 
Nerve.     The  Amer.  Journ.  of  Physiol.     Vol.  XIII,  No.  5,  p.  351. 

39.  Derselbe,  Further  Evidence  of  the  Nervous  Origin  of  the  Heart-Beat  in  Limulus. 
ibidem.     Vol.  XH,  p.  471. 

40.  Derselbe,  La  vitesse  du  courant  moteur  du  coeur.  Compt.  rend.  de  la  Societe  de 
Biologie.    T.  LIX,  No.  35,  p.  558. 

41.  Derselbe,  The  Nature  of  Cardiac  Inhibition  with  Special  Reference  to  the  Heart  of 
Limulus.     The  Amer.  Journal  of  Physiolog>\     Vol.  XIII,  p.  217. 

42.  Derselbe,  Comparative  Physiol ogy  of  the  Invertebrate  Heart.  IL  The  Function  of 
the  Cardiac  Nerves  in  Mollusces.     ibidem.     Vol.  XIII,  No.  5,  p.  396. 

43.  Derselbe,  Comparative  Physiology  of  the  Invertebrate  Heart.  —  Part  III.  Physiology 
of  the  Cardiac  Nerves  in  Mollusces.     ibidem.     Vol.  XIV,  p.  16. 

44.  Derselbe,  Die  Ganglienzellen  des  Bulbus  arteriosus  und  der  Kammerspitze  beim 
Salamander  (Necturus  maculatus).     Archiv  für  die  ges.  Physiol.     Band  109,  p.  5L 

45.  Cavalie,  Sur  quelques  points  de  la  structure  de  l'organe  electrique  (Torpedo  Galyani). 
Compt.  rend.  Soc.  de  Biologie.     P.  I,  p.  158. 

46.  Derselbe,  Les  expansions  nerveuses  motrices  dans  les  muscles  stries  de  U  torpille. 
Congr.  Internat,  des  Anatom.     Geneve.     aoüt. 


Spezielle  Physiologie  der  peripherischen  Nerven  und  Muskeln.  149 

47.  GsTazzani,  £.,  Intorno  all'esistenza  di  fibri  yasomotorict  pel  circolo  cerebrale  nel 
simpatico  cervicale.     Arch.  di  iisiol.     II.     387. 

48.  Geccherelli,  G..  SuUe  espansioni  nervöse  di  senso  nella  mncosa  linguale  dell'  uomo. 
Ätti  Accad.  Fisiocrit.  Siena.    Vol.  19,  No.  3/4,  p.  33—34. 

49.  Cecconi,  Beitrag  zum  Studium  des  Empfindungsvermögens  gesunder  Zähne.  Deutsche 
Monatschr.  für  Zalmheilk.    No.  1,  p.  58.     (Ref.)     Stomatologie  I,  No.  3. 

50.  Ohaine,  J.,  Sur  une  cause  de  Variation  d'orientation  des  muscles  polygastriques. 
Compt.  rend.  Soc.  de  Biologie.     T.  LVIII,  No.  16,  p.  787. 

5L  Derselbe,  Sur  l'orientation  des  muscles  polygastriques.  ibidem.  Vol.  LVIII,  No.  11,  p.  517. 

52.  Derselbe,  Observations  sur  les  intersections  tendineuses  des  muscles  polygastriques. 
Compt.  rend.  Acad.  des  Sciences.     Vol.  140,  No.  21,  p.  1419. 

53.  Chanoz,  M.,  Contributions  ä  l'etude  des  phenom^nes  electriques  presentes  par  la 
peaa  recente  de  grenouille  au  contact  des  dissolutions  acides.  Journal  de  Physiol. 
Band  VII,  p.  805. 

bi.  Chiarini,  F.,  Changements  morphologiques  que  Ton  observe  dans  la  retine  des 
vertebres  par  l'action  de  la  lumi^re  et  de  l'obscurite.  Archives  italiennes  de  Biologie. 
T.  XLK,  p.  303. 

55.  Cluzet,  J.,  Sur  la  loi  d'ezcitation  des  nerfs  par  decharges  de  condensateurs  (Reponse 
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56.  Derselbe,  Sur  Texcitation  des  nerfs  par  le  minimum  d'energie;  application  ä  l'electro- 
diagnostique.     Compt.  rend.  Acad.  des  Sciences.    Band  CXL,  No.  16,  p.  1116. 

67.  Court  ade,  D.,  Rapport  entre  la  contraction  volontaire  et  les  r^actions  Electriques 
Deoromusculaires.     Ann.  d'electrobiol.     Paris.     1904.     VII.     15 — 17. 

56.  Crem  er,  Max,  Das  Saitengalvanometer  von  Einthoven  und  seine  Leistungen.  Münch. 
Mediz.  Wochenschr.    p.  1074.    (Sitiungsberieht.) 

59.  Daddi,  G.,  Di  alcune  questioni  riguardanti  la  fisiopatologia  del  vago.  Riv.  crit.  di 
Clin.  med.     Firenze.     VI.     521—526. 

60.  Danilewsky,  B.,  Weitere  Untersuchungen  über  die  unipolare  elektroki netische 
Reizung  der  Nerven.    Archiv  für  die  gesamte  Physiologie.   Band  107,  Heft  7—9,  p.  452. 

61.  Derselbe,  Ueber  tetanische  Contraktion  des  Herzens  des  Warmblüters  bei  elektrischer 
Reizung,    ibidem.    Band  109,  p.  596. 

68.  Derselbe,  Versuche  über  die  elektrische  Pseudoreizbarkeit  toter  Substanzen.  Wrat- 
schebnaja  Gazeta.     1904.    No.  23  u.  34. 

63.  Derselbe,  Versuche  über  die  postmortale  Reizbarkeit  der  hemmenden  Nervenapparate 
im  Herzen  der  Säugetiere.  Archiv  ftlr  Anat.  u.  Physiol.  Physiol.  Abt.  Suppl.-Band 
n.  Hälfte,  p.  193. 

61  Derselbe,  Beobachtungen  über  eine  subjektive  Lichtempfindung  im  variablen  magneti- 
schen Felde,     ibidem.    Physiol.  Abt.    Heft  V— VI,  p.  -513. 

65.  Dawson,  B.  E.,  The  Sympathetic  Nervous  System.  Kansas  City  Med.  Rec.  XXII. 
203—207. 

66.  Delage,  Y.,  Sur  d'orientation  auditive  laterale.  Archives  de  Zoologie  exper.  et 
generale.    No.  3, 

67.  Des  tot,  Illusion  stereoseopique.  Lyon  medical.  Vol.  CIV,  No.  14,  p.  726.  (Sitiungsber.) 

68.  da  Bois-Reymond,  R.,  Zur  Physiologie  des  Springens.  Archiv  für  Anat.  u.  Physiol. 
Physiol.  Abt.     SuppL-Band.     II.  Hälfte,  p.  329. 

69.  Derselbe.  Die  Beweglichkeit  eines  total  resezierten  Handgelenkes.  Vereinsbeil,  der 
Deutsch.  Mediz.  Wochenschr.    p.  85.     (Sitiungsberieht.) 

70.  Ducceschi,  V.,  Sui  nervi  deUo  stomaco;  contributo  alla  conoscenza  della  inner- 
vBQone  viscerale.    Arch.  di  üsiol.    II.     521 — 548. 

71.  Edridge- Green,  P.  W.,  The  Perception  of  Light  and  Colour.  Brit.  Med.  Journal. 
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72.  Emanuel,  Gustav,  Ueber  die  Wirkung  des  Ammoniaks  auf  den  Nerven.  Archiv  f. 
Anat  u.  Physiol.    Physiol.  Abt.    Heft  V— VI,  p.  482. 

73.  Engelhardt,  R.  v.,  Zum  Sympathicusproblem.  St.  Petersb.  Mediz.  Wochenschr. 
1904.    No.  51,  p.  563. 

74.  Erlanger,  Joseph,  On  the  Union  of  a  Spinal  Nerve  with  the  Vagus  Nerve.  The 
Amer.  Journal  of  Physiology.     Vol.  XIII,  No.  5,  p.  372. 

75.  Exner,  Sigm.,  Ueber  plötzlichen  Farbenwechsel  an  der  gesunden  Regenbogenhaut 
des  Menschen.  Verhandl.  Gesellsch.  Deutsch.  Naturforsch,  u.  Aerzte.  1904.  2.  Teil, 
n.  Hälfte,    p.  482—483. 

76.  Fere,  Gh.,  L'influence  sur  le  travail  d'un  groupe  musculaire,  du  travail  prealable 
d'autres  groupes  musculaires.     Compt,  rend.  Soc.  de  Biol.     T.  LVIU,  No.  2,  p.  60. 

77.  Derselbe,  Note  sur  la  duree  de  l'influence  des  ezcitations  sensorielles  sur  les  mouve- 
mentB  volontaires.    ibidem.    Vol.  LVIII,  No.  10,  p.  436. 

78.  Ferrari,  P.,  Comment  se  modifie  la  sensibilite  gustative  pour  les  tr^s  petites  doses 
des  anesthesiques  locaux.     Archives  italiennes  de  Biologie.     Tome  XLII,  p.  411. 


150  Spezielle  Physiologie  der  peripherischen  Nerven  und  Muskeln. 

79.  Feuerbach,  Joh.  Ludw.,  Die  Muskulatur  der  Kammerostien.  Zur  Tätigkeit,  Lage 
und  Bewegung  des  Herzens.  Nach  einem  Herzschusse  und  Trockenpräparaten.  Arcluv 
für  die  gesamte  Physiologie.    Band  108,  p.  237. 

80.  Fiel  de,  Adele  M.,  The  Sense  of  Smell  in  Ants.  Scient.  Amer.  N.  Y.  Suppl.  LK. 
24;  820. 

81.  Fleig,  C,  L'acide  formique  a-t-il  une  action  toni-musculaire.^  Archives  generales 
de  Medecine.     Tome  U,  No.  44 — 45. 

82.  Freese,  J.  A.,  The  Force  of  Contraction  of  the  Oall-Bladder  and  the  Course  of  its 
Motor  and  Inhibitory  Nerve  Fibers.  Bull,  of  the  Johns  Hopkins  Hospital.  Vol.  XVI,  p.  235. 

83.  Frey,  v.,  1.  Einige  Bemerkungen  über  den  physiologischen  Querschnitt  des  Muskek. 
2.  Beobachtungen  über  den  Vorgang  der  Wärmestarre.  Münch.  Mediz.  Wochenschr. 
p.  2250.    (Sitiangsbericht.) 

84.  Derselbe,  Beobachtungen  über  den  Vorgang  der  Wärmestarre.  Vereinsbeilage  der 
Deutschen  Mediz.  Wochenschr.    p.  1780. 

85.  Friedenthal,  Hans,  Beiträge  zur  physiologischen  Chirurgie  der  vom  Sympathicus 
innervierten  Organe.     Archiv  f.  Anat.  u.  Physiol.     Physiol.  Abt.     Heft  1 — 2,  p.  127. 

86.  Fröhlich,  Friedrich  W.,  Ein  Beitrag  zur  allgemeinen  Muskelphysiologie.  (Vorläufige 
Mitteilung.)    Zentralblatt  für  Physiologie.    Bd.  XIX,  Heft  3,  p.  67. 

87.  Derselbe,  Anmerkung  zu  meiner  Mitteilung  „Ein  Beitrag  zur  allgemeinen  Muskel- 
physiologie",   ibidem.    Bd.  XIX,  No.  4,  p.  100. 

88.  Derselbe,  Ueber  die  scheinbare  Steigerung  der  Leistungsfähigkeit  des  quergestreiften 
Muskels  im  Beginn  der  Ermüdung  (Muskeltreppe),  der  Kohlensäurewirkung  und  der 
Wirkung  anderer  Narkotika  (Aether,  Alkohol).  Zeitschr.  f.  allg.  Physiol.  V.  p.  288—316. 

89.  Derselbe,  Ueber  die  Abhängigkeit  der  maximalen  Zuckungshöhe  des  ausgeschnittenen 
Muskels  von  der  Lage  der  Reizstelle,    ibidem.    V.    p.  317 — 322. 

90.  Galeotti,  H.,  Sui  fenomeni  elettrici  dei  muscoli  degenerati.  Ann.  di  elett.  med. 
Napoli.    IV.    201—216. 

91.  Gallerani,  G.,  Influence  des  oscillations  hertziennes  sur  le  Systeme  neuro-musculaire. 
Arch.  ital.  de  Biologie.     Tome  LVIII,  p.  159. 

92.  Garrelon,  L.  et  Langlois,  J.  P.,  Polypnoe  thermique  et  pneumogastrique.  Compt. 
rend.  de  la  Soc.  de  Biologie.    P.  IL  p.  83. 

93.  Garrey,  Walter  E.,  Twitchings  of  Skeletal  Muscles  Produced  by  Salt-Solutions  with 
Special  Reference  to  Twitchings  of  Mammalian  Muscles.  The  Amer.  Journal  of 
Physiology.     Vol.  XHI,  p.  186. 

94.  Garten,  S.,  Zur  Definition  von  physiologischem  und  physikalischem  Elektrotonus. 
Archiv  für  die  gesamte  Physiologie.    Band  108,  p.  338. 

95.  Gertz,  Hans,  Ueber  entoptische  Wahrnehmung  des  Aktionsstroms  der  Netzhaut- 
fasern.     Zentralbl.  für  Physiologie.    Band  XIX,  No.  8,  p.  229. 

96.  Gotch,  F.,  Photo -electric  Changes  in  the  Frogs  Eyeball  caused  by  Diflferent  Regions 
of  the  Spectrum.     The  Journal  of  Physiol.     Band  32,  p.  XLII.     (Sitiungsberleht.) 

97.  Graden witz,  A.,  On  a  Process  of  Measuring  Nervous  Susceptibility.  Scient.  Am. 
N.  Y.    XCU.    481. 

98.  Green e,  G.  W.,  Vasodilators  and  Contractors.    New  York  Med.  Jounv,    Jan. 

99.  Grijns,  G.  und  Noyons,  A.  K.,  Ueber  die  absolute  Empfindlichkeit  des  Auges  für 
Licht.    Archiv  für  Anat.  u.  Physiol.     Physiol.  Abt.     H.  1 — 2,  p.  25. 

100.  Griunell,  A.  P.,  Electrical  Action  of  the  Organs  of  the  Human  Body.  Med.-Leg. 
J.    N.  Y.    XXIIL    81—85. 

101.  Guerrini,  G.,  Sur  la  fonction  des  muscles  degeneres.  Iw  Communication  (Tetanos, 
Fatigue,  Seuil  de  l'excitation).     Archives  italiennes  de  Biologie.    Vol.  XLIII,  p.  483. 

102.  Guillery,  Weitere  Beiträge  zur  Physiologie  des  Formensinnes.  Archiv  für  Augen- 
heilkunde.    Bd.  51,  p.  209. 

103.  Gutzmann,  Zur  Physiologie  und  Pathologie  der  Atmungsbewegungen.  Vereinsbeilage 
d.  Deutsch.  Mediz.  Wochenschr.    p,  649.    (Sitzangsbericht.) 

104.  Haemelinck,  Etüde  sur  l'asymmetrie  du  sens  gustatif.  L'annee  psychologique. 
Tome  XI. 

105.  Hascovec,  Lad.,  Note  sur  la  r^sistance  galvanique  de  la  tete.  Revue  neurol.  tch&que. 
T.  U,  No.  12. 

106.  Hatschek,  Rudolf,  Ueber  die  Beeinflussung  der  die  Herztätigkeit  regulierenden 
Nerven  durch  Abkühlung  und  Erwärmung  der  Herzoberfläche.  Archiv  für  die  ges. 
Physiologie.    Band  109,  p.  199. 

107.  Hay,  P.  J.,  Studies  in  Light  Sense.    Archives  of  Ophthalmol.    March. 

108.  He  ad,  Henry,  Rivers,  W.  H.  R.  and  Sherren,  James,  The  Afferent  Nervous 
System  from  a  New  Aspect.     Brain.    Part.  CX. 

109.  Derselbe  and  Sherren,  James,  The  Consequences  of  Injury  to  the  Peripheral  Nerves 
in  Man.     ibidem.     Part.  CX. 


Spezielle  Physiologie  der  peripherischen  Nerven  und  Muskeln.  151 

110.  Heine,  L.,  Üeber  Wahrnehmang  und  Yorstellnng  von  Entfern ungsunterschieden 
Graefes  Archiv  für  Ophthahnologie.    Bd.  LXl,  Heft  3,  p.  484. 

111.  Heoderson,  V.  E.  und  Loewi,  O.,  Ueber  die  Wirkung  der  Vasodilatatorenreizung. 
Archiv  für  experim.  Pathologie.     Band  52,  p.  56. 

112.  Henze,  M.,  Beitrage  zur  Muskelchemie  der  Octopoden.  Hoppe-Seylers  Zeitschr.  für 
Physiol.  Chemie.     Bd.  XLIIl,  p.  477. 

113.  Hering,  H.  £.,  Ueber  die  Erregnngsleitung  zwischen  Vorkammer  und  Kammer  des 
SsDgetierherzens.     Archiv  für  die  gesamte  Physiologie.    Bd.  107,  p.  97. 

114.  Derselbe,  üer  Accelerans  oordis  beschleunigt  die  unabhängig  von  den  Vorhöfen 
schlagenden  Kammern  des  Sängetierherzens.    ibidem.    Bd.  107,  p.  125. 

115.  Denelbe,  Ueber  die  unmittelbare  Wirkung  des  Accelerans  und  Vagus  auf  automatisch 
schlagende  Abschnitte  des  Saugetierherzens.  II.  Mitteilung,  zugleich  UI.  Mitteilung 
über  die  Erregungsleitung  im  Säugetierherzen,     ibidem.    Band  108,  p.  281. 

lld.  Derselbe,  Einiges  über  die  Ursprungsreize  des  Säugetierherzens  und  ihre  Beziehung 
zum  Accelerans.     Zentralblatt  f&r  Physiologie.    Band  XIX,  No.  5,  p.  129. 

117.  Derselbe,  Wiederbelebung  eines  menschlichen  Herzens.  Vereinsbeilage  der  Deutsch. 
Mediz.  Wochenschr.    p.  692.    (Sitiungsberleht.) 

118.  Hering.  E.,  Grnndzuge  der  Lehre  vom  Lichtsinn.  (Gh*aefe-Saemisch,  Handbuch  der 
ges.  Augenheilk.)  Herausgegeben  von  Prof.  Dr.  Theodor  Saemisch  in  Bonn.  II.  um- 
gearbeitete Auflage.     Leipzig.    Wilhelm  Engelmann. 

119.  Hermann,  L.,  Beiträge  zur  Physiologie  und  Physik  des  Nerven.  Archiv  für  die 
ges.  Physiologie.     Band  109,  p.  95. 

120.  Derselbe,  Berichtigungen  zu  der  Abhandlung  von  L.  Hermann :  „Beiträge  zur  Physio- 
logie and  Physik  des  Nerven*'  dieses  Archiv  Bd.  109,  p.  95.     ibidem.    Bd.  110,  p.  264. 

121.  fleraman,  C.  C,  The  Sympathetic  Nervous  System.  N.  Albany  M.  Herald.  XXII. 
125—127. 

122.  Herzog,  H.,  Experimentelle  Untersuchungen  zur  Physiologie  der  Bewegungsvorgänge 
in  der  Netzhaut.    Archiv  f.  Anat.  u.  Physiol.     Physiol.  Abt.     Heft  V— VI,  p.  413. 

123.  Hess,  C,  Zur  Lehre  vom  Erregungsvorgange  im  Sehorgan.  Archiv  für  die  gesamte 
Physiologie  des  Menschen  und  der  Tiere.    Bd.  107,  H.  5  u.  6,  p.  290. 

124.  Denelbe,  Beiträge  zur  Physiologie  und  Anatomie  des  Cephalopodenauges.  ibidem. 
Band  109,  p.  393. 

125.  Höber,  Hudolf,  Ceber  den  Einfluß  der  Salze  auf  den  Buhestrom  des  Froschmuskels, 
ibidem.     Bd.  106,  p.  599. 

126.  Derselbe  (nach  Versuchen  von  cand.  med.  Adeline  Grünspan).  Ueber  den  Einfluß 
neutraler  Alkalisalze  auf  die  Erregbarkeit  und  Färbbarkeit  der  peripheren  Nerven- 
fasern vom  Frosch.     Centralbl.  für  Physiologie.     Bd.  XIX,  No.  12,  p.  390. 

127.  Holmes,  S.  J.,  The  Reactions  of  Ranatra  to  Light.  The  Journal  of  comparative 
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223.  Romero  Brest,  E.,  Influencia  del  ejercicio  sobre  el  desarollo  muscular.  Semana 
med.     1904.     XL     1187—1194. 


Spezielle  Physiologie  der  peripherischen  Nerven  und  Muskeln.  155 

823ft.  Rothmann,  £.,  Die  Physiologie  der  Hamblaseninnervation.     Obosrenje  psichiatrii. 

No.  1. 
8ä4.  finge,  Georg,  Zusammenhang  des  M.  stemalis  mit  der  Pars  abdominalis  des  M.  pec- 

toralis  major  und  mittelst  dieser  mit  dem  Achselbogen.     Gegenbauers  Morphologisches 

Jahrbuch.     Bd.  33,  p.  348. 
Sä5.  Derselbe,  Der  Hautrnmpfmuskel  der  Säugetiere,     ibidem.    Bd.  33,  p.  379. 
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280.  Derselbe,  Riechend  schmecken.  Zeitschrift  für  Psychologie  und  Physiol.  der  Sinnes- 
organe.    Bd.  38,  p.  189. 


Spezielle  Physiologie  der  peripherischen  Nerven  und  Muskeln.  157 

£81.  Derselbe,  On  the  Ability  of  Disüngnishing  Intensities  of  Tones.   Koninklijke  Akademie 

Tao  Wetenschappen  te  Amsterdam,     p.  421. 
2S2.  Derselbe,   On  the  Belative  Sensitiveness  of  the  Human  £ar  for  Tones   of  Different 

PitcL  Measured  by  lleans  of  Organ  Pipes.    ibidem,     .p  549. 

A.  Arbeiten  aus  dem  Gebiete  der  Mnsiceiphyslologie. 

1.  Beizung  und  Erregung  betreffend. 

Gktrrey  (93)  untersucht  die  Eigenschaft  von  Salzlösungen,  eingetauchte 
Muskeln  in  Zuckungen  zu  versetzen,  ohne  daß  es  gelingt,  allgemeine  Gesichts- 
punkte zu  finden. 

Fröhlich  (89)  findet  die  maximale  Zuckungshöhe  des  Muskels  von 
der  Stelle  der  Reizung  abhängig,  sie  ist  am  größten,  wenn  in  der  Mitte, 
kleiner,  wenn  am  proximalen,  am  kleinsten,  wenn  am  distalen  Ende  gereizt 
wird.  Reizt  man  die  ganze  Strecke,  so  erhält  man  dieselbe  Zuckung  wie 
bei  Reizung  in  der  Mitte. 

Herr  und  Frau  Lapicque  (162,  164)  haben  ihre  Studien  über  das 
ErreguDgsgesetz  an  einer  Reihe  verschiedener  Arten  träger  Muskeln  fort- 
gesetzt und  finden,  daß  die  Stromintensität,  die  zur  Erreichung  einer 
Minimalzuckung  erforderlich  ist,   von   der  Dauer  der  Einwirkung  abhängt. 

a 
Die  Formel  von  Weiss  J  =— -|- b   drückt   diese   Abhängigkeit    nicht    mit 

Tollkommener  Genauigkeit  aus,  sondern  Verff.  ergänzen  sie  zu  J  =  — ^ — . 

Diese  Korrektion  ist  nur  in  manchen  Fällen  von  Belang.  Verflf.  zeigen 
durch  berechnete  Beispiele,  welche  Bedeutung  den  einzelnen  Gliedern  zu- 
konunt  Aus  einer  Tabelle  der  Versuchsergebnisse  wird  ersichtlich,  daß  für 
den  Froschmuskel  3  Tausendstel  Sekunden,  für  den  Mantel  von  Aplysia 
800  Tausendstel  Sekunden  die  Grenze  darstellen,  über  die  hinaus  eine  Ver- 
längerung des  Reizes  keine  Verstärkung  mehr  bedeutet.  Aus  diesem  Unter- 
schied erklären  sich  zum  Teil  die  entgegengesetzten  Anschauungen  der  Autoren. 

Nicolai  (195)  kommt  auf  Grund  von  ausführlich  beschriebenen  und 
sorgfaltig  kritisch  erörterten  Versuchen  zu  dem  Schluß,  daß  die  Spannung 
beim  Froschmuskel  auf  die  Anspruchsfähigkeit  keinen  Einfluß  hat. 

Fröhlich  (86)  hat  den  kurarisierten  Sartorius  so  im  Hering  sehen 
Doppelmjographion  eingespannt,  daß  bei  von  einem  Ende  zugeleiteter  Reizung 
die  Kontraktion  zweier  Strecken  des  Muskels,  die  sich  wie  1 : 3  verhielten, 
aufgezeichnet  werden  kann.  Die  Kurve  der  kurzen  Strecke,  die  das  Reiz- 
ende bildet,  hebt  sich  zuerst  und  fällt  ab,  ehe  die  Kurve  der  großen  Strecke 
ihr  Maximum  erreicht.  Zeitverhältnisse  werden  nicht  angegeben.  Verf.  leitet 
aus  diesen  Kurven  den  Schluß  ab,  daß  im  Muskel  Restitution  schon  während 
der  Kontraktion  einsetzt 

Fröhlich  (87)  macht  noch  eine  Anmerkung  betreffend  die  Stellung 
der  Schreibspitzen  seines  Apparates. 

Eipiaul  (138)  gibt  ein  ausführliches  Referat  über  die  in  den  Arbeiten 
Ton  Joteyko  ausgesprochenen  Anschauungen  über  die  Zusammensetzung 
des  Muskels  aus  zweierlei  verschiedenen  kontraktilen  Substanzen  und  über 
deren  Anwendung  auf  die  pathologischen  Zustände  des  Muskels. 

2.  Kontraktionsvorgang  und  Ermüdung  betreffend. 

Enant  (140)  stellt  eine  Hypothese  für  die  Bewegungen  des  Proto- 
plasmas auf,  die  auf  Kohleusäureentwicklung  und  Absorption  beruht. 


158  Spezielle  Physiologie  der  peripherischen  Nerven  und  Muskeln. 

MeigS  (181)  hat  gefunden,  daß  die  Muskelfasern  im  kontrahierten 
Zustand  gefärbt  auf  dem  Querschnitt  eine  gefärbte  lunenzone  und  eine  un- 
gefärbte Bandzone  zeigen^  im  Ruhezustand  umgekehrt.  Hieraus  und  aus 
knotigen  Schwellungen  der  Muskelfasern  bei  Glycerinbehandlung  leitet  Yerf. 
eine  völlig  unhaltbare  Auftreibungstheorie  für  die  Kontraktion  ab,  die  in 
der  Auftreibung  der  Muskelfasern  als  Ganzes  die  Ursache  der  Verkürzung 
erkennen  will. 

Keith  (136)  findet,  daß  vereinzelte  Muskelfasern  keine  gleichmäßige 
Steigerung  der  Leistung  mit  steigender  Reizintensität  aufweisen,  sondern 
daß  die  Tätigkeit  sprungweise  zunimmt.  Es  ist  daher  anzunehmen,  daß  jede 
einzelne  Faser  nur  maximale  Kontraktionen  macht,  und  daß  die  Steigerungen 
der  Tätigkeit  ganzer  Muskeln  auf  Reizung  mehr  oder  weniger  zahlreicher 
Fasern  beruhen. 

Müller  (187,  188)  hat  unternommen,  die  Beziehungen  zwischen 
Einzelzuckungen  mit  verschieden  hoher  Unterstützung  und  der  tetanischen 
Muskelkurve  zu  erforschen.  Hierzu  bedurfte  es  zunächst  einer  Untersuchung 
über  die  Höhe  der  Zuckung  bei  wechselnder  Unterstützungshöhe,  weil  in 
den  älteren  Arbeiten,  insbesondere  v.  Freys  (Festschr.  f.  C.Ludwig),  keine 
Gesetzmäßigkeit  gefunden  worden  war.  Verf.  stellt  fest,  daß  bei  Berück- 
sichtigung der  Temperatur  der  Muskel  ein  gesetzmäßiges  Verhalten  zeigt, 
indem  die  Unterstützung  bei  niedriger  Temperatur  die  Zuckungshöhe  (Er- 
hebung über  die  der  Ruhelänge  entsprechende  Abszisse)  vermehrt,  bei 
höheren  vermindert.  Das  Ergebnis  ist  außerdem  abhängig  von  der  Be- 
lastung. Ahnliche  Kurven  wie  die  durch  wechselnde  Unterstützungshöhe 
gewonnenen  lassen  sich  nun  auch  durch  w^echselnde  Frequenz  des  Reizes 
erzeugen,  indem  offenbar  zwischen  der  Zuckung  bei  unterstützter  Last  und 
der  bei  noch  nicht  bis  zur  Anfangslage  herabgesunkenen  Last  eine  Ana- 
logie besteht. 

Ferner  hat  derselbe  Ermüdungsversuche  am  Muskel  ausgeführt,  die 
wegen  der  Mannigfaltigkeit  der  Bedingungen  und  der  Ergebnisse  im  Bericht 
nicht  wohl  wiedergegeben  werden  können. 

Bernstein  (17)  hat  vor  einigen  Jahren  eine  Theorie  der  Muskel- 
kontraktionen aufgestellt,  nach  welcher  die  bewegende  Kraft  im  Muskel  auf 
eine  Oberflächenspannung  der  kontraktilen  Elemente  der  Faser  gegen  das 
Sarkoplasma  zurückgeführt  w^urde.^)  Jetzt  erhebt  er  die  Frage,  ob  man  nicht 
einen  osmotischen  Druck  oder  auch  einen  Quellungsdruck  als  Ursache  der 
Muskelkraft  ansehen  könne,  und  erörtert  die  Bedingungen,  unter  denen  eine 
solche  Möglichkeit  denkbar  wäre. 

Da  der  osmotische  Druck  in  den  Zellen  der  Pflanzen  und  Tiere  eine 
wichtige  Rolle  bei  der  Erzeugung  des  Turgors  spielt,  so  kann  er  in  denselben 
auch  mechanische  Energie  liefern. 

Bei  der  Tätigkeit  muß  offenbar  durch  die  Dissimilieruug  der  lebenden 
Substanz  in  der  Muskelfaser  der  osmotische  Dnick  steigen,  weil  aus. 
komplexen  Verbindungen  einfache  entstehen  und  daher  die  Zahl  der 
Moleküle  in  den  kontraktilen  Elementen  der  Faser  zunimmt.  Der  osmotische 
Druck  ist  aber  proportional  der  in  einer  Lösung  vorhandenen  molekularen 
Konzentration. 

Verf.  berechnet  nun  die  Steigerung  des  osmotischen  Druckes  in  der 
Faser  bei  der  Kontraktion  unter  der  Annahme,  daß  der  Zucker  (Dextrose) 
das  Brennmaterial  des  Muskels  bildet,  aus  welchem  die  Muskelenergie  erzeugt 


>)    Die    Energie    des    Muskels    als    Oberflächenenergie.     Arch.   f.   d,   ges.  PhysioL 
fi    071       loni 


Bd.  58.     S.  271.     1901. 


Spezielle  Physiologie  der  peripherisclien  Nerven  und  Haskeln.  159 

wird,  und  dehnt  diese  BerechnuDg  auch  auf  die  Annahme  aus,  daß  statt 
des  Zuckers  hierzu  Fett  und  Eiweiß  verwendet  werden  könne.  Es  ergibt 
sich  hieraus  das  Resultat,  daß  der  hierdurch  erzeugte  osmotische  Druck 
(auf  1  cm*)  höchstens  2,14  g  beträgt,  während  die  gemessene  absolute 
Muskelkraft  (auf  1  cm^)  zu  ungefähr  600  g  bei  einer  Zuckung  (Frosch- 
moskel)  anzunehmen  ist.  Sehr  viel  größere  Kräfte  als  durch  Osmose  können 
bekanntlich  durch  Quellung  entstehen,  und  es  unterliegt  keinem  Zweifel,  daß 
der  Quellungsdruck  die  Muskelkraft  erreichen  könnte.  Aber  in  beiden 
Fällen  wäre,  um  die  Kontraktion  zu  erklären,  eine  besondere  Mechanik 
erforderlich,  welche  in  der  Struktur  der  Faser  gegeben  sein  müßte.  Diese 
Bedingung  bestände  nun  nach  Verf.  darin,  daß  die  Muskelfasern  aus  einer  großen 
Zahl  in  Längs-  und  Querreihen  angeordneten  länglichen  Bläschen  zusammen- 
gesetzt wäre,  deren  Wandungen  in  der  Längsrichtung  gefaltet  sein  müßten. 

Verf.  beobachtet  an  einem  aufgehängten  und  belasteten  Kautschuk- 
balleu,  dessen  Wandungen  in  leerem  Zustande  Längsfalten  bilden,  daß 
derselbe  sich  beim  Aufblasen  verkürzt  und  die  angehängten  Gewichte  hebt. 
Einige  Experimente  und  Berechnungen  ergaben,  daß  wenn  die  Muskelfaser 
die  angegebene  Struktur  besäße,  durch  eine  solche  Mechanik  die  Muskelkraft 
erreicht  werden  könnte.  Da  aber  die  bisherigen  mikroskopischen  Unter- 
suchungen keinen  Anhalt  für  eine  solche  Struktur  geben,  so  besitzt  eine 
darauf  gegründete  Theorie  der  Kontraktion  wenig  Wahrscheinlichkeit,  und 
die  Entscheidung  würde  demnach  zu  Gunsten  der  Oberflächenspannuugstheorie 
ausfallen.  (AiUoreferat.) 

Fröhlich  (88)  erklärt  die  „Muskeltreppe**  auf  Grund  der  obigen 
Untersuchung  als  durch  Verlangsamung  des  Restitutionsprozesses  bedingt. 
Die  scheinbare  Steigerung  der  Leistungsfähigkeit  des  Muskels  bei  Doppel- 
reizen und  im  Tetanus  ist  auf  dieselbe  Erscheinung  zurückzuführen. 

Seemann  (233,  234)  findet  durch  Versuche  mit  elektromagnetischer 
Dehnung  oder  Entlastung  des  isometrisch  zuckenden  Muskels,  daß  in  beiden 
Fällen  die  entwickelte  Spannung  vom  Augenblick  der  Zustandaänderung 
an  beträchtlich  vermindert  wird,  und  zwar  umsomehr,  je  plötzlicher  die  Änderung 
eintritt.  Diese  Versuche  werden  in  einer  weiteren  Mitteilung  ergänzt  und 
die  Schlußfolgerung  erweitert. 

Lee  (168)  hat  die  Ermüdongsverändening  der  Muskelkurve  bei  ver- 
schiedenen Kalt-  und  Warmblütern  untersucht  und  findet  einen  Unterschied 
darin,  daß  die  Kaltblüterkurve  mit  steigender  Ermüdung  einen  immer  lang- 
sameren Verlauf  zeigt,  die  der  Warmblüter  nicht.  Bei  hoher  Temperatur 
ist  die  Verlangsamung  weniger  deutlich.  Warmblütermuskeln  bei  niedriger 
Temperatur  zeigen  Andeutungen  von  Verlangsamung. 

Bürker  (36)  hat  eine  thermoelektrische  Vorrichtung  hergestellt,  die 
bei  einer  einzigen  Muskelzuckung  Galvanometerausschläge  von  über 
50  Skalenteilen  gibt,  und  millionste!  Grade  abzulesen  gestattet.  Der  Vergleich 
zwischen  Erwärmung  und  Arbeitsleistung  läßt  einen  Schluß  auf  den  Wirkungs- 
grad der  Muskeln  zu.  Winter-  und  Sommerfrösche  verhalten  sich  ver- 
schieden, indem  bei  Winterfröschen  von  Anfang  an  ein  Zustand  besteht,  der 
l)ei  Sommerfröschen  erst  in  der  Ermüdung  auftritt.  In  diesem  Zustande 
arbeiten  die  Muskeln  bei  außerordentlich  geringer  Wärmeproduktion. 

Wintrebert  (275)  berichtet  über  Beobachtungen  und  Versuche  an 
Jngendstadien  vom  Grasfrosch  und  Axolotl,  bei  denen  die  hinteren  Extremi- 
täten schon  entwickelt  sind,  aber  keine  Nerven  haben,  und  am  Siredon. 
Es  erfolgt  lokalisierte  Reaktion  auf  Reiz  auch  ohne  Beteiligung  von  Nerven. 
Mackenzie  (176)  erörtert  Venenpuls,  Herzgeräusche  u.  a.  m.  auf 
Grund  der  Lehre  vom  Herztonus. 


X60  Spezielle  Physiologie  der  peripherisch en  Nerven  und  Muskeln. 

3.   Muskelströme  und  Verschiedenes. 

Tchiriev  (256)  hat  die  Ströme  von  Muskeln  und  Herz  bei  der  Tätig- 
keit kapillarelektrometrisch  aufgenommen  und  zieht  aus  den  Kurven  Schlüsse, 
die  mit  denen  aller  anderen  üntersucher  im  Widerspruch  stehen.  (Dies  ist 
daraus  zu  erklären,  daß  Verf.  seine  Kurven  als  getreue  Abbilder  der  Strom- 
kurven ansieht.     Ref.) 

Overton  (199)  zeigt,  daß  durch  Imprägnieren  von  Muskeln  mit  ver- 
schiedenen Lösungen  die  Stärke  des  Ruhestroms  und  sogar  seine  Richtung 
beliebig  geändert  werden  kann,  und  daß  sie  nach  Auswaschen  der  betreffenden 
Lösung  wieder  normal  wird. 

Höber  (125)  hat  die  Beziehungen  der  Jonenpermeabilität  der  Muskeln 
zu  ihren  elektrischen  Eigenschaften  untersucht  und  ist  zu  Ergebnissen  ge- 
langt, die  wegen  der  Mannigfaltigkeit  der  verwendeten  Substanzen  und  ihrer 
Wirkungen  nicht  in  Kürze  wiederzugeben  sind,  weshalb  auf  die  Original- 
arbeit verwiesen  werden  muß. 

Carlson  (40)  geht  davon  aus,  daß  die  Leitungsgeschwindigkeit  der 
Nerven  der  Zuckungsdauer  der  zugehörigen  Muskeln  proportional  ist,  und 
hat  für  Simulus  festgestellt,  daß  die  Leitung  durch  das  kardiale  NeiTennetz 
nur  40  cm  in  der  Sekunde,  also  nur  den  zehnten  Teil  der  Geschwindigkeit 
der  motorischen  Muskelnerven  von  Simulus  beträgt. 

Henze  (112)  hat  in  Oktopodenmuskeln  nur  einen  Teil  der  in  Wirbel- 
tiermuskeln vorkommenden  organischen  Substanzen  gefunden.  An  anorganischen 
Salzen  und  insbesondere  an  Schwefel  sind  sie  besonders  reich. 

Fleig  (81)  widerlegt  ausführlich  auf  Grund  sorgfältiger  Nachprüfungen 
die  Anpreisungen  des  therapeutischen  Wertes  der  Ameisensäure,  die  von 
Clement  ausgegangen  sind. 

Igersheimer  (129)  hat  die  Wirkung  von  Strychnin  auf  das  Frosch- 
herz untersucht,  und  gibt  an,  daß  sich  das  Kauincheuherz  ähnlich  verhalte. 
Kleine  Dosen  wirken  hauptsächlich  verlangsamend.  Große  Dosen  lähmen 
vor  allem  die  nervösen  Zentren  des  Herzens  und  können  diastolischen 
Stillstand  erzeugen,  den  Kampher  wieder  zu  heben  vermag. 

Rohde  (222)  findet,  daß  durch  Chloralvergiftung  zwei  Gruppen  von 
Funktionen  des  Herzens  getrennt  werden  können,  deren  eine  neiurogener, 
die  andere  myogener  Art  ist.  Rhythmizität  auf  Dauerreiz  und  refraktäre 
Periode  gehören  der  ersten,  Reizbarkeit,  Leitung  und  Kontraktilität  der 
zweiten.  Diese  Auffassung  stützt  sich  auf  die  Analogie  mit  dein  Herzen 
von  Simulus,  dessen  nervöser  Apparat  anatomisch  vom  Herzmuskel  getrennt 
werden  kann. 

Link  (170)  hat  sich  bemüht,  den  Muskelton  diagnostisch  verwertbar 
zu  machen.  Die  Höhe  des  Tones  ist  bei  willkürlich  kontrahiertem  Muskel 
stets  gleich,  bei  faradischer  Reizung  dagegen  von  der  Stromfrequenz  ab- 
hängig. Bei  organischer  Kontraktur  und  bei  nutritiven  chronischen  Ver- 
kürzungen  ist  kein  Ton  vorhanden. 

Prenant  (209)  macht  darauf  aufmerksam,  daß  alte  Präparate  von 
Renaut  Einzelheiten  im  Bau  der  quergestreiften  Muskelfasern  anders  er- 
scheinen lassen,  als  kurz  nach  ihrer  Herstellung,  und  erörtert  ihre  Deutung. 

Renaut  und  Dubreuü  (217)  haben  in  einem  Schlundmuskel  von 
Ammocoetes  branchialis  ein  geeignetes  Material  gefunden,  um  ein  nach  ihrer 
Annahme  für  den  Bau  der  gestreiften  Fasern  im  allgemeinen  sehr  bedeut- 
sames Gebilde  zu  untersuchen,  dem  sie  den  in  der  Überschrift  ihrer  Arbeit 
angegebenen  Namen  beilegen. 


spezielle  Physiologie  der  peripherischen  Xerven  und  Muskeln.  161 

Tribot  (258,  259)  weist  Änderungen  in  der  Verbrennungswärme  der 
Korpergewebe  des  Meerschweinchens  nach,  die  vom  Alter  abhängig  sind  und 
auf  die  Größe  des  relativen  Fettgehaltes  zurückgeführt  werden  können. 

Smitmans  (239)  geht  von  der  von  Lehmann  entdeckten  Tatsache 
ans,  daß  nach  Vergiftung  mit  Dinitrophenol  die  Totenstarre  in  wenigen 
Minuten  eintritt,  und  benutzt  sie,  um  einige  Punkte  in  der  Lehre  von  der 
Totenstarre  aufzuklären.  Die  roten  Muskeln  erstarren  auch  bei  normalen 
Tieren  schneller  als  die  weißen.  Alkalische  Lösung  von  Dinitrophenol  be- 
wirkte, daß  die  starren  Muskeln  alkalisch  reagierten.  Die  zuerst  erstarrten 
Muskehl  lösten  sich  zuletzt  Durchschneidung  des  Ischiadikus  bei  vorge- 
schrittener Vergiftung  hatte  keinen  Einfluß  auf  die  Starre. 

Heltzer  und  Aner  (182,  183)  haben  gefunden,  daß  Injektionen, 
die  Subkutan  wirkungslos  sein  würden,  intramuskulär  eingespritzt  fast  wie 
intravenöse  Injektionen  wirken.  Insbesondere  Adrenalin  und  Kurare  zeigen 
bei  intramuskulärer  Injektion  in  ganz  schwacher  Dosis  alle  die  Wirkungen, 
die  sabkutan  nur  durch  die  stärksten  Dosen  hervorgebracht  werden.  (Ein 
gelegentlicher  Versuch  bestätigte  die  Angabe  nicht.     Ref.) 

Beck  (15)  hat  im  Gegensatz  zu  den  Angaben  von  Paul  Schultz 
gefunden,  daß  Atropin  die  spontanen  Bew^egungen  der  Froschmagenmuskulatur 
nicht  aufhebt  im  Gegenteil  treten  sie  nach  Atropinbehandlung  nicht  selten 
erst  ein,  wenn  nicht  die  Lösung  so  stark  war,  5  Prozent,  daß  sie  den  Muskel 
schädigte.  Kokain  wirkt  stärker  hemmend,  ähnlich  so  Apocodein,  dagegen 
rief  Äpocodeinlösung,  die  längere  Zeit  der  Luft  und  dem  Licht  ausgesetzt 
gewesen  war,  Bewegung  hervor.  Codein  wirkt  stark  erregend.  Nach  Mor- 
phium treten  die  spontanen  Bewegungen  erst  sehr  spät  auf,  24  Stunden  und 
mehr  nach  der  Behandlung. 

4.  Besondere  Formen   die  Muskelbewegung  betreffend. 

Cbaine  (51)  hält  seinen  Satz,  daß  alle  mehrbauchigen  Muskeln  der 
Längsachse  des  Körpers  parallel  laufen,  aufrecht,  indem  er  für  diejenigen 
Muskeln,  die  wie  der  Biventer  und  Omohyoideus,  von  dieser  Richtung  Ab- 
weichungen zeigen,  angibt,  daß  sie  nur  bei  den  höchststehenden  Tieren  diese 
abweichende  Richtung  hätten. 

Chaine  (50)  stützt  seine  Anschauung  von  der  Bedeutung  der  Richtung 
des  Digastricus  durch  die  Betrachtung,  daß  sie  von  dem  Winkel  zwischen 
der  Richtung  der  Achse  des  Kopfes  und  der  Wirbelsäule  herkomme. 

Sergl  (236)  hat  festgestellt,  daß  ein  bis  auf  die  Nervenverbindung 
Tom  Köq)er  getrennter  Schildkrötenmuskel  abwechselnde  Perioden  der  Ruhe 
und  Tätigkeit  zeigt  Diese  Muskeltäligkeit  ist  der  Ausdruck  der  willkürlichen 
Innervationen  des  Versuchstieres. 

I.  Im  Anschluß  an  frühere  Mitteilungen  beschreibt  Sheirington  (237) 
nun  aucli  beim  Hund  mit  durchschnittenem  Rückenmark  die  Verstärkung 
des  Streckreflexes  nach  vorhergegangenem  Beugereflex.  Nadelstiche  am  Fuß- 
ballen bringen  bekanntlich  Beugereflex  hervor,  dagegen  Drücken  gegen  den 
Ballen  Streckreflex.  Dieser  erweist  sich  als  viel  lebhafter,  wenn  vorher  der 
Bengereflex  hervorgerufen  worden  war.  Ahnlich  verhalten  sich  die  entgegen- 
gesetzten Reflexbewegungen  beider  Seiten.  Da  die  beiden  Reflexe  anta- 
gonistisch sind  und  mithin  nach  des  Verfassers  Versuchen  einander  gegen- 
seitig hemmen,  kommt  Verf.  zu  dem  Ergebnis,  daß  die  Tätigkeit  eines 
^notorischen  Reflexapparates  den  antagonistischen  Apparat  primär  hemmt 
^nd  sekundär  eine  Phase  stärkerer  Erregbarkeit  in  ihm  „induziert".  Diese 
Wirkung  kann  so  stark  sein,  daß  ohne  äußeren  Reiz   „spontan"   die  anta- 

^abresbericht  f.  Neurologie  und  Psychiatrie  i»06.  11^ 


162  Spezielle  Physiologie  der  peripherischeD  Nerven  und  Muskeln. 

gonistische  Bewegung  zustande  kommt.  Verf.  weist  auf  die  Analogie  zwischen 
diesen  Erscheinungen  und  den  Konstrastphänomenen  im  Auge  hin.  Die 
durch  diese  Art  der  „Induktion"  gegebene  Verknüpfung  von  Reflexen  dürfte 
besondere  Beziehungen  zu  den  Punktionen  der  betrefifenden  Teile  haben. 
Vor  allem  erscheinen  die  oben  erwähnten  Reflexe  der  hinteren  Extremitäten 
als  zweckmäßig  im  Sinne  der  Lauf-  und  Gehbewegung. 

II.  Verf.  beschreibt  sehr  ansführlich  seine  Folgerungen  aus  seinen  früher 
mitgeteilten  und  seitdem  erweiterten  Grundversuchen  über  „gekreuzte  Inner- 
vation" und  gibt  Kurvenbilder,  die  die  „Hemmung"  der  Antagonisten  ver- 
anschaulichen. Der  Versuch  gelingt  in  beiden  Richtungen,  d.  h.  es  ist  gleich, 
welche  Muskelgruppe  als  Agonist,  welche  als  Antagonist  betrachtet  wird. 
In  allen  Fällen  handelt  es  sich  um  zentrale  Hemmung.  Verf.  betrachtet 
diese  als  einen  „aktiven"  Prozeß  sui  generis  und  hebt  zur  Begründung  dieser 
Ansicht  hervor,  daß  die  Erschlaffung  plötzlich  eintritt.  Obschon  willkürliche 
Innervation  antagonistischer  Gruppen  möglich  ist,  ist  es  Verf.  nur  in  einem 
Falle  gelungen,  durch  Reizung  im  Gebiete  der  einen  Gruppe  Erregung  in  der 
anderen  hervorzurufen.  Dieser  Fall  betrifft  die  Planta  pedis,  von  der  aus 
man  Kontraktion  des  Extensors  auslösen  kann.  Nach  Strychninvergiftung  tritt 
stets  Erregung  statt  der  „Hemmung"  auf.  Verf.  gibt  ein  Schema  der  Nerven- 
bahnen, die  die  reflektorische  Erregung  und  „Hemmung"  vermitteln  sollen. 
In  einem  Zusatz  erörtert  Verf.  eine  Reihe  weiterer  Versuche,  zum  Teil  mit 
Tetanustoxin,  das  ähnlich,  aber  langsamer  wirkt  wie  Strychnin,  zum  Teil 
andere  Bewegungsformen  betreffend,  wie  Offnen  und  Schließen  der  Kiefer. 

Wameboldt  (267)  beschreibt  die  Befunde  an  16  Präparaten  vom 
Fuß,  betreffend  Zusammenhang  der  Sehnen  und  Muskeln  untereinander  und 
mit  dem  Bandapparat,  vom  rein  anatomischen  Standpunkt. 

Krome  (145)  beschreibt  die  Befunde  an  15  Präparaten  von  Unter- 
arm und  Hand,  betreffend  Zusammenhang  der  Sehnen  und  Muskeln  unter- 
einander und  mit  dem  Bandapparat,  von  rein  anatomischem  Standpunkt  aus. 

Rüge  (224  und  225)  weist  nach,  wie  gewisse  Abnormitäten  der  Mus- 
kulatur aus  dem  Hautmuskelsystem  der  Wirbeltiere  abzuleiten  sind. 

Chaine  (52)  stellt  eine  phylogenetische  Hypothese  über  die  Inscrip- 
tiones  tendineae  der  Muskeln  auf. 

Mtiscat  (190)  erörtert  im  Anschluß  an  die  Demonstration  eines 
Mannes,  der  sich  auf  Einzelinnervation  bestimmter  Muskeln,  Muskelteile  und 
Muskelgruppen  geübt  hat,  die  Möglichkeiten  willkürlicher  Muskelinnervation. 

Pere  (76)  konnte  18  Min.,  nachdem  er  am  Ergographen  9,51  mk 
Arbeit  geleistet  hatte,  wieder  9,44  mk  Arbeit  verrichten.  Führte  er  vorher 
eine  Anzahl  Bewegungen  mit  irgend  einer  beliebigen  Muskelgruppe  aus,  so 
fiel  der  Wert  der  ersten  Leistung  größer,  der  der  zweiten  aber  kleiner  aus, 
beispielsweise  nach  Bewegung  des  linken  Daumens  8,75  mk  und  9,33  mk. 
Der  Wert  der  Versuche  soll  darin  bestehen,  daß  sie  zeigen,  daß  nach  einer 
absolut  höheren  Anfangsleistung  die  Erholung  mehr  Zeit  erfordert,  als  nach 
einer  niedrigeren  Anfangsleistung. 

Nach  einer  Einleitung,  die  historisch  die  französischen  Arbeiten  be- 
rücksichtigt, erörtert  Lamy  (153)  einige  wundervoll  plastische  Photogramme 
eines  gehenden  Mannes  von  hinten  und  weist  daran  die  Beteiligung  der 
ßückenmuskeln  nach.  Sacro-lumbalis  und  Erector  trunci  kontrahieren  sich 
abwechselnd  periodisch  bei  jedem  Schritte,  und  zwar  auf  der  Seite  des 
schwingenden  Beines.  Die  Zusammenziehung  beginnt  in  dem  Augenblick, 
wenn  das  Bein  der  Gegenseite  den  Boden  berührt,  und  währt  über  die 
ganze  Schwingungsperiode.  Zweck  dieser  Kontraktion  ist  offenbar  die  Er- 
haltung des  seitlichen  Gleichgewichts. 


Spezielle  Physiologie  der  peripheriBchen  Nerven  und  Muskeln.  253 

dn  Bois-Beymond  (68)-  bespricht  die  mechanischen  Bedingungen 
d»  Springens  des  Menschen  und  zeigt,  wie  gering  die  wirkliche  Hebung 
des  Schwerpunktes  ist,  und  wie  sich  aus  der  Bahn  des  Schwerpunktes  einige 
Ergebnisse  ableiten  lassen,  beispielsweise,  daß  die  Geschwindigkeit  der  Be« 
wegung  beim  Sprunge  kleiner  ist,  als  bei  schnellstem  Laufen. 


B.  Arbeiten  aus  dem  Gebiete  der  Allgemeinen  NerTenphysiologle. 

1.  Reizung  und  Erregung  betreffend. 

Kronecker  (146)  tadelt  die  Art,  wie  vielfach  Reizversuche  mit  un- 
zureichend bekannter  Reizstärke  ausgeführt  werden,  und  empfiehlt  die  An- 
wendung der  Gülcherschen  Thermosäule  und  graduierter  luduktorien. 

Danilewsky's  (60)  Versuche  über  Reizung  des  Nerven  im  elektrischen 
Felde  sind  wegen  der  erforderlichen  genauen  Beschreibung  der  Versuchs- 
bedinguDgen  im  Auszug  nicht  wiederzugeben. 

Hoorweg  (128)  geht  von  älteren  Versuchen  über  Nervenreizung 
durch  Konsendatorentladung  aus  und  zeigt,  daß  deren  Ergebnisse  mit  dem 
du  Bois-Reymondschen  Erregungsgesetz  unvereinbar  sind«  Hermanns 
Versuchsreihe,  die,  nach  Hermann,  dessen  Auffassung  des  Erregungs- 
gesetzes bestätigen  soll,  sieht  Verf.  seinerseits  als  vollkommene  Bestätigung 
von  des  Verf.  Anschauungen  an. 

Höber  (126)  geht  von  Bethes  Angabe  aus,  daß  im  Nerven  Er- 
regbarkeitsunterschiede sich  durch  Unterschiede  der  Färbbarkeit  erkennen 
lassen,  und  prüft  sie,  indem  mit  verschiedenen  Salzlösungen  behandelte 
Xerven  auf  ihre  Erregbarkeit  und  ihre  Färbbarkeit  mit  Toluidinblau  unter- 
sucht werden.  Es  zeigte  sich,  daß  die  Unterschiede  der  Erregbarkeit  und 
der  Färbbarkeit  tatsächlich  gleich  laufen. 

Wertheimer  (273)  weist  darauf  hin,  daß  die  Veröffentlichung 
Popielskis,  auf  die  angeblich  Bargliss  und  Starling  die  Lehre  von  der 
selbsttätigen  Reaktion  des  Pankreas  auf  Säure  zurückführen,  im  Gegenteil 
die  Mitwirkung  von  Nerven  zu  Grunde  legt.  Dagegen  will  der  Verf.  selbst 
schon  1899  durch  Exstirpation  des  Ganglion  coeliacum  die  Unabhängigkeit 
des  Pankreas  vom  Nervensystem  bewiesen  haben. 

Bomttau  (28)  gibt  eine  ganz  kurze  Übersicht  über  die  neueren 
Lehren  auf  dem  Gebiete  der  Nervenphysiologie,  in  der  Fibrillen-  und 
Xeuronenlehre,  Erregung  und  Leitung,  Ermüdung  und  Erstickung  kurz  be- 
handelt werden. 

Obersteiner  (197)  äußert  sich  in  populärer  Form  über  die  Er- 
nährung der  Nerven,  deren  Erkrankung  u.  a.  m. 

Ladd  (150)  berichtet  über  einen  von  Cushing  operierten  Fall  von 
Facialisruptur  durch  Schußverletzung,  der  durch  Annähen  des  in  toto  durch- 
trennten Akzessoriusstammes  an  den  peripherischen  Facialisstumpf  geheilt 
worden  ist,  nachdem  schon  eine  ausgebildete  Gesichtslähmung  bestand.  An- 
fifflglich  war  nur  die  Schulterbewegung  von  Gesichtsverzerrung  begleitet, 
allmählich  wurde  die  normale  Beherrschung  der  Gesichtsmuskulatur  er- 
worben.    Verf.   erörtert  die  Möglichkeiten   zentraler  ümschaltungsvorgänge. 

Die  Arbeit  von  Head  (108,  109)  bringt  auf  Grund  umfassenden 
Beobachtungsmaterials  ganz  neue  Anschauungen  über  die  Funktionen  der 
Hautnerven.  Verf.  weist  auf  die  Widersprüche  hin,  die  zwischen  den  ana- 
tomischen Angaben  über  die  Ausbreitung  der  Nerven  und  den  klinischen 
firfahningen  über  die  Folgen  von  Nervenverletzung  bestehen.  Die  Gebiete, 
in  denen   bei    ein    und   derselben   Verletzung    die   verschiedeneu    Gefühls- 

11* 


X64  Spezielle  Physiologie  der  peripherischen  Nerven  und  Muskehi. 

qualitäten  ausfallen,  unterscheiden  sich  erheblich,  und  diese  Unterschiede 
ändern  sich  im  Laufe  der  Wiederherstellung  in  typischer  Weise.  Verf.  be- 
schreibt diesen  Vorgang  für  die  Verletzung  der  einzelnen  Arm-  und  Bein- 
nerven, soweit  die  große  Zahl  von  ihm  beobachteter  Fälle  es  zuläßt.  Weitere 
Kapitel  behandeln  im  einzelnen  die  Ergebnisse,  die  mit  den  verschiedenen 
Untersuch ungsmethoden:  Prüfung  des  Temperatursinns,  der  Berührungs-, 
Druck-,  Schmerzempfindlichkeit  usw.  gewonnen  wurden,  ferner  die  Hyper- 
algesie  und  die  trophischen  Polgen  der  Nervenverletzung,  endlich  die  Be- 
ziehungen zur  elektrischen  Reizung.  Verf.  geht  dann  zur  theoretischen  Dar- 
stellung über,  der  ein  Versuch  mit  Nervendurchschneidung  an  seinem  eigenen 
Arm  zu  Grunde  liegt.  Verf.  unterscheidet  mehrere  verschiedene  Punktions- 
weisen der  Nerven,  die  nach  den  Stadien  der  Heilung,  in  denen  sie  einzeln 
auftreten,  als  ^^protopathische"  und  ,,epikritische"  Sensibilität  bezeichnet 
werden.  Die  Gebiete,  auf  denen  diese  verschiedenen  Zustände  nachzuweisen 
sind,  lassen  sich  genau  abgrenzen,  stimmen  nicht  mit  den  anatomischen 
Ausbreitungen  und  überragen  zum  Teil  einander  an  den  Grenzen.  Es 
lassen  sich  nach  allen  diesen  Beobachtungen  drei  Arten  Nervenfasern  unter- 
scheiden: 1.  Die  der  tiefergelegenen  Empfindungen  und  der  Druckempfindung. 

2.  Die  „protopathischen",    die  Schmerz  und  Temperaturschmerz  vermitteln. 

3.  Die    „epikritischen",   die   die   Berührungsempfindlichkeit    und   das    Tast- 
vermögen vermitteln. 

"Weiß  (270)  erörtert  im  Anschluß  an  die  neueren  Veröffentlichungen 
den  Plan,  nach  dem  er  seine  Untersuchung  über  das  Erregungsgesetz  an- 
gestellt hat,  und  kommt  zu  dem  Ergebnis,  daß  seine  Pormel  sich  aus  der 
Hoor wegsehen  Pormel  nicht  ableiten  läßt,  und  daß  sie,  wie  alle  Natur- 
gesetze, nur  eine  Aunähening  an  den  tatsächlichen  Befund  darstellt.  JBHir 
manche  Pälle  müßten  Korrektionen  eingeführt  werden,  für  die  Verf.,  nach 
seiner  Auffassung  von  den  Eigentümlichkeiten  des  Erregungsvorganges, 
Glieder  mit  steigenden  Potenzen  der  Zeit  vorschlagen  möchte. 

Lapicqne  (158)  bespricht  aus  Anlaß  der  Äußerung  von  Weiß  die 
Perm  der  Korrektionen  der  "Weiß sehen  Pormel,  die  Verf.  bei  seinen  Ver- 
suchen nötig  gefunden  hat. 

Lapicque  (159)  beweist,  daß  das  Gesetz  der  Nervenerregung  von 
du  Bois-ßeymond  für  kurzdauernde  Beize  nicht  gilt.  Nach  diesem  Ge- 
setze müßte  das  Ansteigen  des  Stromes  als  Reiz  wirken  und  ebenso  das 
Abfallen.  Verf.  zeigt  aber,  erstens,  daß  die  Reizung  unter  diesen  Umständen 
wie  bei  einfacher  nur  au  der  Kathode  auftritt,  und  daß  es  für  den  Erfolg 
gleich  ist,  wenn  man  den  Reizstrom  überhaupt  nicht  abfallen,  sondern  konstant 
fortbestehen  läßt. 

Lapicqne  (160)  faßt  Hoorweg  gegenüber  seine  Ansicht  über  das 
Erregungsgesetz  so  zusammen,  daß  die  zur  Minimalerregung  erforderliche 
Elektrizitätsmenge  für  wachsende  Reizdauer  eine  gegen  die  Abszisse  konkave 
Kurve  darstellt,  die  sich  für  längere  Reize  einer  Asymptote  nähert,  die  der 
linearen  Gleichung  von  Weiß  entspricht,  während  sie  für  kurze  Reize  von 
der  Graden  im  bezeichneten  Sinne  abweicht. 

Clnzet  (66)  zeigt,  daß  die  Reizung  durch  Kondensatorentladungen 
mit  minimaler  Energiemenge  für  verschiedene  Nerven  Werte  erzielt,  die 
nur  von  der  Erregbarkeit  des  Nerven  abhängen  und  durch  die  Zeitdauer 
anzugeben  sind.  Verf.  empfiehlt,  diese  Art  der  Prüfung  zu  elektro* 
diagnostischen  Zwecken  anzuwenden. 

Herr  und  Prau  Lapioque  (161)  besprechen  kritisch  die  Angaben 
Cluzet's  (56),  der  die  Weiß  sehe  Pormel  bei  Kondensatorentladungen  als 


Spezielle  Physiologie  der  peripherischen  Nerven  und  Muskeln.  165 

genau  zutreffend  bezeichnet  hat,  und  erklären,  daß  die  Versuche  nicht  hin« 
reichend  genau  waren,  um  eine  solche  Behauptung  zu  rechtfertigen. 

duset  (56)  verwahrt  sich  und  seine  Methoden  gegen  die  Darstellung 
TOD  Herrn  und  Frau  Lapicque. 

Langelaan  (154)  wendet  sich  gegen  den  Versuch  Wertheim - 
Salomonsons,  den  Zusanunenhang  zwischen  Reiz  und  Effekt  mit  dem 
Massenwirkungsgesetz  von  Guldberg  und  Waage  in  Beziehung  zu  bringen, 
und  weist  femer  einen  Fehler  in  der  Ableitung  der  Wertheim-Salomon- 
SOQ sehen  Formel  nach. 

Wertheim-Salomonson  (272)  weist  die  Einwendungen  Lange- 
la&Ds  zurück. 

Achelis  (1)  unternimmt,  die  Verhältnisse  der  Nervenreizung  beim 
lebenden  Menschen  durch  eine  tripolare  Anordnung  der  Reizelektroden  am 
Froschpräparat  nachzuahmen.  Ferner  wird  am  durchschnittenen  und  einige 
Zeit  der  Degeneration  überlassenen  Nerv,  wie  an  dem  mit  Kurare  in  ver- 
schiedenem Grade  behandelten  Präparat  vergeblich  versucht,  die  Entartungs- 
reaktion experimentell  wiederzugeben.  Dies  gelingt  beim  ermüdeten  Präparat. 
Die  nähere  Erörterung  der  Versuche  enthält  Aufschlüsse  über  die  Ent- 
stehungsursachen  der  Entartungsreaktion. 

Schenck  (227)  bespricht  weitere  Einzelheiten  betreffend  die  methodi- 
schen Eigentümlichkeiten  der  tripolareu  Reizung. 

Langley  (156)  kommt  auf  Grund  von  Versuchen  mit  verschiedenen 
Mitteln,  insbesondere  Nikotin  und  Karare,  zu  der  Anschauung,  daß  im 
Huskel  bestimmte  Übergangsorgane  zwischen  Nerv  und  kontraktiler  Substanz 
eingeschaltet  sind,  auf  die  die  betreffenden  Gifte  wirken. 


2.  Leitung  und  Elektrizität  betreffend. 

Hermann  (119,  120)  hält  daran  fest,  daß  die  elektrischen  Erschei- 
nungen am  Nerven  ein  wichtiger  Faktor  ihrer  Organisation  sind,  und  sucht 
die  physikalische  Theorie  der  Nervenleitung  zu  begründen. 

Sntlierland  (252)  stellt  eine  rein  mechanische  Hypothese  der  Nerven- 
leitung auf,  die  sich  unter  dem  Bilde  der  Torsion  eines  elastischen  Stabes 
Teranschaulichen  läßt.  Im  allgemeinsten  physikalischen  Sinne  sei  diese  Hypo- 
these, da  sie  molekulare  Verhältnisse  betrifft,  auch  als  elektrische  zu  be- 
trachten, da  alle  Bewegung  mit  elektrischen  Veränderungen  einhergehe. 

Carlson  (38)  findet,  daß  sich  die  Latenzzeit  des  Nervmuskel- 
präparats durch  Dehnung  des  Nerven  nicht  ändert,  und  schließt  daraus,  daß 
der  leitende  Teil  der  Nervenfaser  flüssig  sein  müsse. 

Bühler  (35)  findet,  daß  Abkühlung  bis  zum  Gefrieren  die  Leitfäliig- 
keit  des  Froschnerven  nicht  beeinträchtigt,  und  daß  nur  der  Gefrierungs- 
Yorgang  selbst  sie  zum  Sinken  bringt. 

Nicolai  (194)  kommt  auf  seine  Mitteilung  über  die  Leituugsgeschwindig- 
keit  im  Nerven  zurück,  um  zunächst  gegenüber  Hermann  die  Richtigkeit 
seines  theoretischen  Einwandes  gegen  die  Bestimmung  der  Geschwindigkeit 
ans  der  Differenz  der  Leitungszeiten  festzuhalten.  Verf.  berichtet  dann  über 
neue  Versuche  mit  einer  neuen  Anordnung  („Gabelmethode"),  in  denen  eine 
ganze  Reihe  neuer  Ergebnisse  gewonnen  ist.  Die  Leitung  ist  in  auf-  und 
absteigender  Richtung  gleichmäßig  und  gleich  schnell.  Die  Ausbreitung  des 
Äeizes  als  solcher  ist  gleichförmig.  Die  'Geschwindigkeit  ist  abhängig  von 
der  Temperatur,  unabhängig  von  Leistungsfähigkeit  und  Reizstärke.  Die 
Latenz  ist  für  Induktionsschläge  null,  für  den  konstanten  Strom  beträgt  sie 


Xgg  Spezielle  Physiologie  der  peripherischen  Nerven  und  Muskeln. 

bis  zn  1  Zwanzigstel  Sekunde,   die  Leitungsgeschwindigkeit  ist  aber  dann 
größer  als  bei  Reizung  mit  Induktionsschlägen. 

Emanuel  (72)  untersucht  die  Wirkung  von  Ammoniak  auf  den  Ner? 
und  findet,  daß  bei  Warm-  und  Kaltblütern  weder  Reizung  noch  erhöhte 
Erregbarkeit,  sondern  reizlose  Abtötung  eintritt. 

Kohnstamm  (141)  bespricht  die  Annahme,  daß  in  den  sensibeln 
Nerven,  insbesondere  den  hinteren  Wurzeln,  trophische  und  yasomotorische 
Erregungen  in  zentrifugaler  Richtung  laufen. 

Kohnstamm  (142)  sucht  den  Nachweis  zu  bringen,  daß  in  den 
sensiblen  und  rezeptorischen  Endneuronen  außer  der  zentripetalen  eine 
zentrifugale  Strömung  fließt,  die  höchstwahrscheinlich  im  Zusammenhang 
mit  der  Trophik  und  der  Gefäßerweiterung  des  Hautorgans  steht 

(Bendix.) 

Baether  (216)  prüft  die  Wirkung  verschioden  konzentrierter  Lösungen 
fünf  verschiedener  Alkohole  auf  den  Nervus  ischiadicus  des  Frosches  als 
sensibeln  Nerv,  ferner  auf  die  Cornea,  wobei  Schließen  des  Auges  als  Reiz- 
erfolg gilt,  endlich  auf  die  Haut  des  herabhängenden  Beines  und  stellt  die 
Schwellenwerte  der  Konzentration  fest.  Die  Giftigkeit  steigt  mit  dem  Koblen- 
stoffgehalt,  und  zwar  in  sehr  schneller  Progression:  Methyl;.  =  1,  Aethyl-  ==  3, 
Propyl-  =  30,  Butyl-  =  90,  Amyl- Alkohol  =  225.  Ähnlich  fielen  die 
Schwellungswerte  fiir  Schmeck- Versuche  aus.  Verf.  schließt  noch  eine  Ver- 
suchsreihe über  Amylalkohol  in  verschiedener  Konzentration  an,  bei  der  sich 
ergibt,  daß  die  Reaktionszeit  sich  viel  stärker  ändert,  als  die  Konzentration, 
also  ungefähr  in  geometrischer  Progression,  bei  arithmetischer  Progression 
der  Lösungsstärke. 

Bornttau  (27)  hat  Untersuchungen  an  verschiedenen  Arten  Nerven, 
Mantelnerv  der  Kephalopoden,  elektrischen  Nerv  vom  Torpedo,  Olfaktorius 
vom  Seeaal  augestellt,  de/en  mannigfache  Einzelergebnisse  sich  nicht  in 
Kürze  aufzählen  lassen. 

Weiss  (269)  hat  den  Axialstrom  am  Nerven  künstlich  verändern 
können,  indem  an  einem  Ende  des  Nerven  indifferentes  Gewebe  angehäuft 
wurde.  Auch  eine  beliebige  Flüssigkeitsmenge  zeigt  Ströme,  wenn  von  zwei 
Stellen  mit  verschiedener  Querschnittsgröße  abgeleitet  wird.  Verfasser  sieht 
deshalb  die  Ursache  des  Axialstromes  in  den  Unterschieden  der  Quer- 
schnitte im  Gebiete  indifferenter  Gewebe. 

Sosnowski  (243)  wendet  sich  gegen  die  Polarisationstheorie  der 
elektrotonischen  Ströme  auf  Grund  von  Versuchen  an  Kernleitermodellen 
ohne  Elektrolyte  aus  trockener  Kohle  mit  Metallkern.  Ausführlichere  Mit- 
teilung soll  folgen. 

Qarten  (94)  setzt  gegenüber  Boruttau  auseinander,  wie  er  die  Aus- 
drücke physikalischer  und  physiologischer  Elektrotouus  verstanden  wissen 
will.  Beide  sind  von  Stromschleifenwirkung  verschieden,  der  zweite  unter- 
scheidet sich  vom  ersten  dadurch,  daß  er  ein  physiologisches,  das  heißt  mit 
Stofiwechselvorgängen  verbundenes  Phänomen  ist. 

Schnitz  (229)  setzt  gegenüber  Boruttau  auseinander,  daß  der  Streit 
über  Aktionsströme  ohne  Aktion  darauf  beruhe,  daß  unter  Aktion  ver- 
schiedene Begriffe  verstanden  würden.  Herzen  und  Radzikowski  fassen 
den  Aktionsstrom  als  einen  Nebenumstand  auf,  ohne  den  Aktion  möglich 
ist,  Boruttau,  Waller,  Schultz  sehen  ihn  als  Ausdruck  der  Aktion  selbst 
an,  ohne  die  er  undenkbar  ist. 

In  dieser  dritten  kürzeren  Abhandlung  bespricht  Schtlltse  (230)  seine 
morphologischen  Resultate  von  physiologischem  Gesichtspunkte  aus.  In 
Übereinstimmung  mit  der  Auffassung  von  A.  Pick  und  E.  Pflüger  stellt  sich 


Spezielle  Physiologie  der  peripherischen  Xer^'en  und  Muskeln.  167 

heraas,  dafi  bei  dem  fortBchreitenden  Wachstum  der  schon  sehr  früh  neuro- 
fibrillär  gebauten  erregungsleitenden  Materie  —  wenigstens  in  dem  peri- 
pheren Nervensystem  —  die  fortwährende  Wahrung  der  Kontinuität  der 
fiausteine,  wir  mögen  sie  nun  Zellen,  Energiden  oder  Organisationseinheiten 
oennen,  das  herrschende  Prinzip  ist.  Noch  niemand  hat  das  freiaus  wachsende 
£ode  einer  Nerrenfaser  mit  der  erforderlichen  EJarheit  bewiesen  (s.  oben). 
Soweit  die  Tatsache  des  multicellulären  Aufbaues  der  peripheren  Faser  die 
allgemeine  Nervenphysiologie  überhaupt  berührt,  tritt  sie  mit  dieser  nirgends 
in  Widerspruch.  Im  Gegenteil  lassen  sich  eine  Reihe  von  Tatsachen  der 
allgemeinen  Nervenphysiologie  auf  Grund  des  multicellulären  Aufbaues  der 
Faser  nach  der  Ansicht  des  Verfassers  noch  besser  verstehen,  als  wenn  wir 
die  Faser  fälschlich  als  einen  Zellfortsatz  auffassen.  In  dieser  Beziehung 
wird  auf  das  Original  verwiesen.  (Aiäareferat.) 

6.  Arbeiten  aus  dem  Gebiete  der  speziellen  Merrenphyslologie. 

Asher  (7)  erörtert  die  Möglichkeiten ^  den  Antagonismus  zwischen 
hemmender  und  erregender  Nerventätigkeit  zu  erklären,  und  kommt  zu  dem 
Ergebnis,  da  nach  Langley  Yerheilung  verschiedener  Nerven  möglich  ist, 
können  die  Nerven  nicht  selbst  verschiedener  Art  sein,  sondern  es  kann 
nor  der  in  ihnen  ablaufende  Vorgang  oder  die  Angriffsstelle  verschieden 
sein.  Verf.  zeigt,  daß  der  Depressor  auf  das  vasomotorische  Zentrum  ent- 
gegengesetzt wirkt  wie  Asphyxie,  daß  gleichzeitige  Depressorreizung  die 
Wirkung  der  Asphyxie  auf  den  Blutdruck  aufhebt,  und  weist  auf  die  Ana- 
logie dieses  Vorgangs  mit  gleichzeitiger  Vagus-  und  Acceleransreizung  hin. 
Bessmertny  (20)  teilt  unter  ausführlicher  Erörterung  der  in  Betracht 
konunenden  Hypothesen  und  Versuchsbedingungen  Ergebnisse  über  die  Ein- 
virbmg verschiedener  Bedingungen  auf  die  Wirksamkeit  von  Vagus-  und 
Acceleransreizung  mit.  Da  der  Grad  der  Wirksamkeit  durch  die  Stärke 
der  angewendeten  Reizung  gemessen  wird,  bezeichnet  Verfasser  ihn  kurzweg 
als  „Erregbarkeit^^  des  Nerven  und  kommt  dadurch  in  die  Lage,  anzugeben, 
daB  Adrenalininjektion  die  Erregbarkeit  des  Vagus  aufhebe.  Atropin- 
vergifhing,  die  die  Vaguswirkung  verhindert,   ändert  die  Acceleranswirkung 

I       nicht.    Zwischen  Atropin  und  Jodothyrin  besteht  Antagonismus,  aber  nur 

I  partieller.  Adrenalin  kann  die  Vaguswirkung  aufheben  und  schwächt  auch 
die  des  Accelerans.  Im  ganzen  sprechen  die  Versuche  dafür,  daß  beide 
Nerven,  der  Ludwigschen  Hypothese  entsprechend,  an  verschiedenen  Stellen 
eines  peripherischen  nervösen  Apparates  angreifen. 

Fagano  (199a)  hat  gefunden,  daß  bei  Hunden,  denen  Blausäure- 
lösnng  in  den  Lendenwirbelkanal  eingespritzt  worden  war,  außer  vorüber- 
gehenden Lähmungszuständen,  lokal  begrenzter  Haarausfall  eintrat,  den  Verf. 
als  Beweis  ansieht,  daß  eine  trophische  Nervenwirkung  ausgefallen  ist, 
während  die  sensible  und  motorische  Funktion  restituiert  wurde. 

Okada  (197a)  teilt  die  Befunde  an  Nervenstämmen  im  Gebiet  ex- 
perimentell unterbundener  Gefäße  mit.  Es  trat  partielle  oder  totale  De- 
generation ein,  doch  war  Restitution  leicht  möglich. 

Langley  (155)  trägt  seine  Anschauungen  über  den  Bauplan  des 
Zentralnervensystems  der  Säugetiere  vor. 

Prestschistenskaja  (210)  hat  am  durchspülten  suspendierten  Frosch- 
herz den  Einfluß   der  Vaguswirkung   bei  hoher  und   niedriger  Temperatur 

j        geprüft  (die  auch  hier  als  „Erregbarkeit  des  Vagus"  bezeichnet  wird,  Ref.). 

I        Erwämmng  wie  Abkühlung   des  Herzens    setzt    die  Vaguswirkung    herab, 


]^58  Spezielle  Physiologie  der  peripheriachen  Nervea  und  Muskeln. 

plötzliche  Erwärmung  des  abgekühlten  Herzens  kann  sie  ganz  aufheben. 
Verf.  verwirft  auf  Grund  der  Ergebnisse  die  Gas  kell  sehe  Theorie  der 
Vaguswirkung. 

Winterberg  (274)  hat  bei  Versuchen  am  absterbenden  Schildkröten- 
herz Fälle  beobachtet,  in  denen  auf  Vagusreiz  die  Kammersystole  fortfiel, 
obschon  der  Vorhof  schlug  und  erörtert  die  Bedingungen,  unter  denen  auf 
diese  Weise  die  Reizleitung  zwischen  Vorhof  und  Ventrikel  unterbrochen 
wird.  Nach  Verf.  ist  weder  für  noch  gegen  die  myogeue  Theorie  aus  seinem 
Befunde  beweisendes  Material  zu  schöpfen. 

Kronecker  (147)  hat  Versuche  über  Erregungsleitung  im  Herzen 
mit  Abquetschung  und  Durchschneidung  der  extrakardialen  Nerven  angestellt, 
die  nervöse  Leitung  nachweisen  sollen.  (Es  sind  in  einigen  der  Versuche 
Fehler  nachgewiesen,  vgl.  Zentralbl.  f.  Physiol.     XIX.     S.  329.     Ref.) 

Beyne  (22)  gibt  an,  daß  bei  Fröschen  und  Schnecken  das  Herz  mit 
steigender  Temperatur  bis  an  eine  gewisse  Grenze  schneller  schlägt,  bei  der 
Verlangsamung  und  Stillstand  folgt.  Die  Dauer  der  Systole  verhält  sich 
umgekehrt.  Ihre  Amplitude  wächst  von  Null  bei  0^  erst  an,  hält  sich  dann  auf 
gleicher  Höhe  und  fällt  mit  weiter  zunehmender  Temperatur  wieder  ab. 
Da  das  Schneckenherz  von  nervösen  Elementen  frei  ist,  müssen  die  Er- 
scheinungen am  Froschherz  auf  Grund  der  myogenen  Theorie  erklärt  werden. 

Benedict  (16)  sucht  nachzuweisen,  daß  die  Erregung  rhythmischer 
Herztätigkeit  durch  gewisse  Salze  auf  die  Wirkung  der  Aniouen  zurück- 
zuführen ist. 

Carlson  (39 — 44)  hat  umfassende  Studien  zur  Lehre  von  der  Automatie 
des  Herzens  au  Mollusken  vorgenommen.  Verf.  bekämpft  die  myogene 
Theorie  und  will  auch  in  der  Kammerspitze  des  Salamanderherzens  mit 
vitaler  Methylenblau  -  Färbung  Ganglienzellen  nachgewiesen  haben. 

Hering  (116)  gibt  zunächst  an,  daß  Reizung  des  Accelerans  die  voll- 
ständig ruhenden  Vorhöfe  zum  automatischen  Schlagen  bringen  kann,  gleich- 
viel ob  die  Tätigkeit  des  Herzens  durch  Gifte  oder  durch  Absperrung  der 
Speisungsflüssigkeit  hervorgerufen  ist.  Hieraus  ist  zu  schließen,  daß  diese 
Herzteile  noch  eine  gewisse  Reaktionsfähigkeit  haben,  obgleich  sie  die 
Fähigkeit  zur  Reizbildung  schon  verloren  hatten.  Verf.  erörtert  weiter  die 
Art,  wie  der  Accelerans  wirkt  und  kommt  aus  Beobachtungen  über  die 
Folge  der  Vorhof-  und  Ventrikelkontraktionen  zu  dem  Schluß,  daß  durch 
die  Acceleransreizung  die  Ursprungsstelle  des  Herzreizes  verlegt  werden 
kann,  indem  nämlich  die  Reizbildungsfähigkeit  einer  Stelle,  die  vorher  nur 
zugeleitete  Reize  empfing,  soweit  gesteigert  wird,  daß  sie  vielmehr  selbst  die 
Reizbildung  übernimmt. 

Hering  (113—115)  zeigt  ferner,  daß  der  Vorhof  durch  Schnitt  so 
isoliert  werden  kann,  daß  er  seine  Erregung  nicht  auf  die  Kammer  über- 
trägt, daß  aber  eine  kleine  Muskelbrücke,  die  man  stehen  läßt,  die  Leitung 
aufrecht  erhält.  Die  solchergestalt  vom  Vorhof  unabhängig  gemachten 
Kammern  werden  in  dem  Rhythmus,  den  sie  automatisch  einhalten,  durch 
Accelleransreizung  beschleunigt. 

Knliabko  (149)  hat  gefunden,  daß  die  an  Kaltblüterherzen  beobachteten 
periodischen  Tonusschwankungen  auch  an  Warmblüterherzen  unter  gewissen 
Bedingungen,  insbesondere  bei  Veratrinvergiftung  auftreten.  Je  nach  der 
Dosis  wirkt  Veratrin  sehr  verschieden.  Starke  Dosen  (0,01  g)  erzeugen 
systolischen  Stillstand  mit  fibrillären  Kontraktionen.  Bei  schwächeren  Gaben 
ist  der  Stillstand  kürzer,  und  die  nachfolgende  Tätigkeitssteigerung  tritt  mehr 
hervor.  Diese  nimmt  bei  minimalen  Dosen  (0,1  ccm  einprozentiger  Lösung) 
die  Form  von  Delirium  cordis  an.    Bei  Wiederholung  der  Versuche  ist  der 


Spezielle  Physiologie  der  peripherischen  Nerven  und  Muskeln.  169 

Ablauf  besser  im  einzelnen  zu  erkennen.    Verf.  erörtert  die  Ergebnisse  vom 
ffloskelphjäiologischen  Standpunkt  im  Sinne  der  Bottazzischen  Theorie. 

Bhodius  und  Straub  (218)  haben  die  Einwirkung  you  Mascarin 
aof  das  Froschherz  untersucht  und  kamen  zu  dem  Ergebnis,  daß  das  Mittel 
auf  die  Muskulatur  selbst  einwirkt.  Ob  die  Verlangsamung  auf  unmittelbarer 
Wirkung  oder  auf  Vaguswirkung  beruht,  bleibt  unentschieden.  Bezüglich 
zahlreicher  Einzelangaben  ist  die  Originalarbeit  einzusehen. 

Hatschek  (106)  hat  bei  Abkühlung  und  Erwärmung  des  Herzens 
bald  Steigerung,  bald  Abnahme  der  Vaguswirkung  beobachtet.  Bei  gleich- 
zeitiger Reizung  des  Accelerans  bedarf  es  stärkerer  Vagusreize  um  eine 
hemmende  Wirkung  zu  erhalten.  Verf.  bespricht  die  praktische  Frage  nach 
der  Wirkung  der  „Herzkühler^  und  glaubt  diese  auf  reflektorische  Vorgänge 
zurückführen  zu  dürfen. 

Danilewsky  (61)  beschreibt  eine  Versuchsanordnung,  bei  der  das 
aberlebende  Säugetierherz  auf  faradische  Reizung  wahren  Tetanus  zeigen  soll. 

Danilewsky  (63)  findet  ferner,  daß  noch  24  Stunden  nach  dem  Tode 
die  Hemmungswirkung  in  kühl  aufbewahrten  Warmblüterherzen  nachgewiesen 
werden  kann. 

Fenerbacll  (79)  bespricht  im  Anschluß  an  die  Untersuchnng  eines 
im  Momente  der  Kontraktion  durchschosseneu  Herzens  die  Lage  und  gegen- 
seitige Bewegung  der  einzelnen  Teile  des  Herzens,  sowie  die  Funktionen 
einzelner  Muskelzüge  der  Herzwandung  und  stellt  am  Schlüsse  seiner  durch 
sehr  schöne  Abbildungen  anschaulich  gemachten  Auseinandersetzung  24  Sätze 
auf,  die  sich  namentlich  auf  die  Muskelwirkung  beim  Verschluß  der  Kammern, 
anf  die  Drehung  des  Herzens,  die  nach  Verf.  die  Entleerung  der  Vorhöfe 
begünstigt  und  zum  Teil  pathologische  Einzelheiten  der  Herzbeweguug 
bezieht.  Die  Kontraktion  des  Vorhofs  soll  beim  Beginn  der  Kammersystole 
noch  andauern.  Die  krampfhafte  Form  der  Hemisystolie  soll  durch  einen 
Krampf  des  Ringmuskels  der  Ostien  bedingt  sein,  der  die  AtrioYentrikular- 
grenze  stranguliert.      Auch  die  Theorie  des  Herzstromes  wird   besprochen. 

Schenck  (226)  verwahrt  sich  gegen  Einwände  Wolfs  gegen  seine 
Angaben  über  die  Wirkung  des  Vagus  bei  der  Selbststeuerung  und  kritisiert 
die  Auffassimg  Boruttaus. 

Alcock  und  Seemann  (2)  bestätigen  den  seinerzeit  von  Lewan- 
dowsky  ausgeführten  Versuch,  daß  sich  bei  Aufblasung  der  Lungen  eine 
negative  Schwankung  im  Nervenstrom  des  Vagus  nachweisen  läßt.  Beim 
Zusammenfallen  der  Lungen  war  sie  nicht  deutlich  zu  erkennen.  Ferner 
aber  gelang  es  den  Verff.,  auch  bei  ruhiger  Atmung  periodische  Schwankungen 
im  Vagustrom  zu  zeigen. 

Pflücker  (203)  hat  das  Verfahren,  den  Vagus  durch  Anelektrotonus 
auszuschalten,  ausgearbeitet  und  durch  sorgfältige  Versuche  erprobt. 

IsMIiara  (130)  hat  die  Tatsache,  daß  Vagusausschaltung  unter 
gewöhnlichen  Bedingungen  Inspirationsbewegung  auslöst,  dazu  benutzt,  um 
diejenige  Stellung  des  Atemapparats  zu  bestimmen,  bei  der  weder  expira- 
torische noch  iuspiratorische  Selbststeuerungsreize  im  Vagus  verlaufen.  Die 
Ausschaltung  wurde  an  Kaninchen  auf  elektrischem  Wege  nach  Pflücker 
▼orgenommen  und  bei  verschiedenen  Graden  künstlicher  Aussaugung  der 
LuDgen  so  oft  wiederholt,  bis  der  Indifferenzpunkt  aufgefunden  war.  Dieser 
Punkt  liegt  bei  etwas  kleinerem  Volum,  als  der  gewöhnlichen  Exspiration 
entspricht.  Schenck  hatte  schon  gefunden,  daß  normalerweise  nur  die 
cxspiratorische  Erregung  des  Vagus  vorkommt.  In  einer  weiteren  Versuchs- 
reihe zeigt  Verf.,  daß  unter  Umständen  der  neutrale  Punkt  auf  ein  etwas 
größeres  Lungenvolum  fäUt. 


i[70  Spezielle  Physiologie  der  peripherischen  Nerven  und  Muskeln. 

Schulz  (231,  232)  hat  den  Blutdruck  bei  Fröschen  gemessen  und 
dabei  gefunden,  daß  im  Oktober  und  November  die  Frösche  auf  Keize,  ins- 
besondere optische  Reize  mit  sehr  starker  Blutdrucksenkung  durch  Vagus- 
wirkung  reagierten.     Atropin  hob  die  Reaktion  auf. 

Qarrelon  und  Langlois  (92)  haben  eine  Angabe  Richets  von 
1888  nachgeprüft  und  festgestellt,  daß  bei  Hunden,  die  mit  Choral  betäubt 
und  durch  Erwärmen  im  Brutofen  in  Polypnoe  gebracht  waren,  doppel- 
seitiger Yagusschnitt  ein  augenblickliches  Ansteigen  der  Atemfrequenz  bis 
auf  daa  Doppelte,  in  einem  Falle  Yon  160  auf  330,  zur  Folge  hat. 

Erlanger  (74)  hat  den  Vagus  mit  verschiedenen  anderen  Nerven 
verheilt  und  Reizversuche  angestellt,  deren  Ergebnis  jedoch  nur  bei  ein- 
gehender Erörterung  gewürdigt  werden  kann. 

Mlslawsky  und  Bystrenine  (185)  haben  die  Wirkung  von  Wärme- 
reiz auf  die  vasodilatatorische  Fasern  führenden  Nervenstämme  an  ver- 
schiedenen Punkten,  insbesondere  an  der  Zunge,  nachgewiesen.  Vasodilata- 
torische Fasern  für  die  hintere  Extremität  finden  sich  nicht  im  Sympathikus, 
sondern  in  dem  V. — VII.  Lendennerven. 

Chanoz  (53)  findet,  daß  die  Froschhaut  bei  Behandlung  mit  ver- 
dünnten Säuren  in  ihrer  elektromotorischen  Wirksamkeit  ähnlich  beeinflußt 
wird,  wie  durch  Nervenreizung.  Wegen  weiterer  Einzelangaben  ist  das 
Original  einzusehen. 

Billard  und  Bellet  (25)  haben  bei  Kaninchen  den  Einfluß  der 
Nervendehnung  auf  das  Knochenwachstum  geprüft  und  finden,  daß  die 
Knochen  des  Hinterbeines  einige  Wochen  nach  der  Dehnung  des  Ischiadikos 
an  Länge  und  an  Gewicht  die  der  nichtoperierten  Seite  übertreffen.  Ursache 
soll  ein  vasomotorischer  Reflex  sein. 

Billard  und  Bellet  (24)  haben  ferner  den  Ischiadikus  bei  Kaninchen 
durch  Betupfen  mit  Alkohol  oder  Umbinden  eines  Haares  chronisch  gereizt, 
und  finden,  daß  nach  einigen  Wochen  die  Knochen  der  operierten  Seite  die 
der  andern  an  Länge  und  Gewicht  übertrefiien.  Eine  Erklärung  wagen  Verft 
nicht  zu  geben. 

Billard,  Bellet  und  Maltet  (26)  fanden  die  Knochen  des  Hinter- 
beins beim  Kaninchen  an  derjenigen  Seite  schwerer,  an  der  der  Ischiadikus 
durchschnitten  oder  gedehnt  worden  war.  Wäguugen  nach  Trocknung  und 
Veraschung  beweisen,  daß  es  sich  um  eine  Lähmungskongestion  gehandelt 
haben  muß. 

Friedenthal  (85)  gibt  nur  einen  Überblick  über  seine  in  dem  Arch. 
d.  Sc.  biol.  de  St.  Feterbourg  mitgeteilten  Operationsmethoden:  Entfernung 
eines  unteren  Abschnittes  des  Rückenmarks,  indem  die  Wirbelsäule  an  zwei 
Stellen  eröffnet  und  der  ganze  unterhalb  der  oberen  Öffnung  gelegene 
Teil  durch  das  untere  Loch  herausgezogen  wird,  Teilung  der  Harnblase, 
sodaß  das  Sekret  jeder  Niere  in  einer  getrennten  Blasenhälfte  gesammelt 
oder  durch  Bauchkanäle  entleert  werden  kann,  Anlegung  einer  Lymphfistel 
mit  Zuhilfenahme  der  Vena  jugularis  als  Ausführungsgang. 

Auf  Grund  seiner  Versuche  glaubt  De  Marchis  (179)  bestreiten  zu 
müssen,  daß  der  cervikale  Anteil  des  Sympathikus  die  vasomotorische  Inner- 
vation für  das  Gehirn  besorgt.  Der  Widerspruch  mit  den  Versuchen 
Cavazzanis,  der  nach  Unterbindung  beider  Carotiden  und  Durchschneidung 
der  Sympathici  die  Tiere  unter  dem  Symptomenbild  der  Gehimanämie  zu 
zu  Grunde  gehen  sah,  erklärt  sich  dahin,  daß  die  Blutgefäße  der  Ohren  der 
Tiere  sich  im  Übermaß  mit  Blut  füllten,  und  daß  auf  diese  Weise  indirekt 
eine  Gehirnanämie  hervorgerufen  wurde.  Entfernt  man  den  Kaninchen,  bevor 
man  Oarotidenunterbindung  und  Sympathikusdurchschneidung  vornimmt,  beide 


Spezielle  Physiologie  der  peripherischen  Nerven  und  Muskeln.  171 

Ohrlöffel  und  wartet  die  Heilung  ab,  so  bleibt  nachfolgende  Carotisunter- 
biodaDg  und  Nervendurchschneidung  ohne  jeden  sichtlichen  Einfluß  auf  die 
Blutzirkulation  im  Gehirne.  (Merzbacher.) 

Cavazzani  (47)  behält  sich  in  einer  Erwiderung  auf  vorstehende  Ar- 
beit vor,  selbst  experimentell  die  Beweiskraft  obiger  Versuche  nachzuprüfen, 
gegen  die  er  einige  —  freilich  nicht  allzu  stichhaltige  —  Einwände  vorläufig 
erhebt.  (Merzbacher.) 

Spratling  und  Park  (244)  haben  trotz  der  von  ihnen  angegebenen 
änBerst  ungünstigen  Statistik  an  drei  Epileptikern  den  Sympathikus  beider- 
seits durchschnitten.  Über  den  Heilerfolg  wird  nicht  berichtet.  Die  Ergeb- 
nisse des  histologischen  Befundes  an  den  Nerven  werden  als  zweifelhaft 
Mngestellt,  da  die  Methoden  der  Präparation  unzureichend  seien. 

Lodato  (172)  hat  den  Halssympathikus  oder  das  Ganglion  cervicale 
snperins  durch  Betupfen  mit  Essigsäure,  Terpentin,  Crotonöl  oder  durch 
einen  hindurchgezogenen  Faden  in  chronischen  Reizzustand  versetzt  und 
findet,  daß  die  Filtrationsmenge  im  Leb  ersehen  Apparat  dadurch  vermindert 
wird,  die  Spannung  des  Bulbus  erhöht,  die  Pupille  erweitert.  Die  Ergeb- 
nisse waren  in  Bezug  auf  Intensität  und  Dauer  inkonstant. 

Langley  und  Magnns  (157)  haben  die  Angabe  von  Bagliss  und 
Starling  nachgeprüft,  daß  der  peristaltischen  Kontraktion  des  Darms  Er- 
schlaffung vorausgeht,  und  haben  sie  bestätigt.  Nervendurchschneidung  im 
(rebiet  des  Sympathikus  hat  keinen  Einfluß. 

Henderson  und  Loewi  (Hl)  haben  den  schon  von  Loewi  an  der 
Niere  ausgeführten  Versuch  auch  an  der  Speicheldrüse  angestellt,  die  Durch- 
blutung des  in  Gips  fest  eingeschlossenen  Organs  durch  Nervenreizung  zu 
beeinflussen.  Da  die  Eingipsung  auf  die  Wirkung  der  Vasodilatatoren  gar 
keinen  Einfluß  hat,  schließen  Verfasser,  daß  eine  Erweiterung  des  Gefäß- 
Inmens  ohne  Vergrößerung  des  Gesamtquerschnittes  möglich  sein  müsse. 

Im  Anschluß  an  Friedländers  Arbeit;  Vagus  und  Peritonitis,  be- 
richtet Strehl  (250)  nach  ausführlicher  Erörterung  dieser  Arbeit  sowie  der 
übrigen  Literatur  über  Versuche  an  Kaninchen  und  Katzen,  bei  denen  ex- 
perimentell Peritonitis  hervorgerufen  war,  über  den  Einfluß  der  Vago- 
tomie  und  der  Exstirpation  des  Ganglion  coeliacum  auf  Temperatur  und 
Pulszahl,  ohne  indessen  Friedländers  Angaben  bestätigen,  oder  selbst 
positive  Ergebnisse  aufstellen  zu  können.  Abbindung  des  Netzes,  die 
nach  Friedländer  stets  tödliche  Entzündung  zur  Folge  hat,  ist  nach  Verf. 
unschädlich.  Aufklärung  über  den  Zusammenhang  der  peritonitischen  Symp- 
tome „kann  man  erst  erwarten,  wenn  man  sich  über  die  Sensibilitätsverhält- 
nisse der  Bauchhöhle  völlig  im  klaren  ist^^ 

Della  Vedova  (264)  verteidigt  seine  Angaben  gegen  Einwendungen 
?on  Donati. 

Bainbridge  und  Dale  (9)  berichten  über  verschiedene  Versuchs- 
reihen, betreffend  die  Innervation  der  Gallenblase.  Unter  den  Ergebnissen 
ist  hervorzuheben,  daß  durch  Reizung  der  sympathischen  Nerven  Erschlaffung, 
dnrch  Reizung  des  Vagus  Kontraktion  hervorgerufen  wurde.  Reflektorische 
Erregung  vom  Darm  aus  ließ  sich  nicht  nachweisen. 

Freese  (82)  hat  bei  Hunden  in  Morphium- Athernarkose  in  den  Gallen- 
gang eine  Kanüle  eingeführt,  die  durch  Bleirohr  mit  einem  Wassermano- 
meter  voll  Ringer  scher  Lösung  verbunden  wurde.  Auf  das  Wasser  wurde 
ein  in  sinnreicher  Weise  aus  Galatinekapseln  verfertigter  Schwimmer  gesetzt, 
nnd  der  erreichte  Druck  in  Kurvenform  geschrieben.  Bei  direkter  elektrischer 
Heizung  oder  bei  Reizung  der  Splanchnici  und  der  Rückenmarksnerven  stieg 
das  Manometer  um  10 — 20  mm   bei  einem  vorhandenen  Druck  von  bis   zu 


X72  Spezielle  Physiologie  der  peripherischen  Nerven  and  Muskeln. 

300  min.  Über  die  Menge  der  in  der  Blase  vorhandenen  Flüssigkeit  wird 
nichts  angegeben.  Der  Splanchnikus  enthielt  dilatatorische  Fasern,  die  ans 
dem  6. — 3.  Brustnerven  stammen. 

Nagel  (191)  zeigt,  daß  der  Samenleiter  des  Kaninchens  ein  geeignetes 
Präparat  darstellt,  um  Zuckung  glatter  Muskulatur  zu  untersuchen.  Es  findet 
keine  wahrnehmbare  Peristaltik,  sondern  nur  starke  Längskontraktion  statt, 
die  nach  der  Mündung  zuläuft. 

Cavalie  (45)  hat  seine  Untersuchungen  über  die  Nerven  des  elek- 
trischen Organs  von  Torpedo  fortgesetzt  und  hat  gefunden,  daß  die  von 
ihm  beschriebenen  Fibrillen  der  Faserscheiden  sich  auch  in  der  ventralen 
Schicht  jedes  Organelements  vorfinden  und  sich  zum  Teil  in  die  mittlere 
Schicht  fortsetzen;  ob  aber  ein  Zusammenhang  zwischen  den  Fibrillen  des 
Organs  und  denen  der  Scheiden  besteht,  war  nicht  zu  erkennen. 

Biedermann  (23)  hat  den  Mechanismus  der  Bewegungen  des 
Schneckenfußes  untersucht  und  gefunden,  daß  er  auf  einer  Art  Peristaltik 
der  Muskulatur  beruht,  deren  Ablauf  von  der  Integrität  des  Nervensystems 
abhängt.  Als  Zentralorgan  fungiert  das  Pedalganglion.  Das  peripherische 
Gangliennetz  dient  nur  der  Koordination.  Vom  Pedalganglion  getrennte 
Muskelabschnitte  geraten  in  maximale  Kontraktion. 

Brücke  (33)  geht  auf  Grund  seiner  Versuche  an  Aplysia  auf  die 
neueren  Theorien  der  Muskelrhjthmik,  Peristaltik  u.  s.  f.  ein. 

Jordan  (134)  erörtert  auf  Grund  einer  umfassenden  Untersuchung 
des  Nervensystems  der  Schnecken  die  Lehre  von  der  Hemmung  und  vom 
Tonus.  Die  Ausführungen  des  Verfassers  greifen  auf  zu  viel  verschiedene 
Gebiete  über,  als  daß  sie  in  Kürze  wiedergegeben  werden  könnten.  Ver- 
fasser betont  zum  Schluß,  daß  seine  Arbeit  gegen  die  Anschauung  gerichtet 
sei,  als  wären  die  nervösen  Centra  nur  Kreuzungspunkte  von  Leitungsbahnen. 


D.  Arbeiten  aus  dem  Gebiete  der  Sinnesphysiologie. 

1.  Geschmacksinn. 

Stembei^g  (247)  verfolgt  durch  eine  große  Zahl  von  Verbindungs- 
gruppen die  Beziehung  der  Konstitution  zu  der  Wirkung  auf  das  Geschmacks- 
organ, indem  er  eine  Reihe  von  irrtümlichen  Angaben  namentlich  über  süß 
schmeckende  Verbindungen  widerlegt. 

Zwaardemaker  (280)  untersucht,  ob  die  auf  der  Geruchsschleim- 
haut vorkommenden  „Schmeckbecher"  eine  echte  Geschmacksempfindung 
beim  Riechen  vermitteln  können.  Nach  vergeblichen  Versuchen  kam  Verf. 
auf  eine  Anordnung,  die  gestattete,  intermittierende  Luftströme  durch  die 
Nasenhöhle  zu  blasen.  Gleichzeitig  wird  phoniert,  um  den  Abschluß  der 
Mundhöhle  zu  sichern.  Dabei  tritt,  wenn  der  Luft  Chloroformdampf  bei- 
gemengt ist,  süßer  Geschmack  ein  und  zwar  bei  einer  Reizschwelle,  die 
zweimal  höher  ist  als  die  der  Geruchsempfindung,  während  beim  gewöhn- 
lichen Riechakt  die  beigemischte  Schmeckempfindung  dreieinhalbmal  höher 
liegt  als  die  Riechschwelle.  Verf.  sieht  in  diesen  Ergebnissen  einen  Beweis, 
daß  tatsächlich  mit  der  Geruchsschleimhaut  geschmeckt  werden  kann. 

Nagel  (192)  erhebt  gegen  die  Anschauung  Zwaardemakers  Ein- 
spnich,  da  die  angeblichen  Geschmacksknospen  der  Schleimhaut  als  solche 
nicht  mehr  angesehen  würden.  Eher  wäre  anzunehmen,  daß  die  Geschmacks- 
empfindung von  der  oberen '  Fläche  des  Gaumensegels  ausgelöst  werde. 
Übrigens  sei  das  ^Schmecken"  von  Chloroform  beim  Riechen  durchaus 
nicht  allgemein.     Verf.  teilt  weiter   einen   einfachen  Versuch  mit,   der  deu 


Spezielle  Physiologie  der  peripherischen  Nerven  und  Muskeln.  173 

Verschluß  des  Gaumensegels  bei  Phonieren  beweist  und  dessen  Stärke  zu 
messen  gestattet.  Beim  I  ist  der  Verschluß  am  stärksten,  bei  A  verträgt 
er  10—15  cm  Wasserdruck  von  der  Nasenhöhle  aus. 

2.  Gehörsinn. 

Qnix  (212)  hat  durch  neue  Versuche  mit  anderer  Methode  seine 
früheren  Befunde  bestätigt  und  erhält  sie  Wien  gegenüber  aufrecht. 

Quix  und  Minkema  (213)  ziehen  aus  ihren  Versuchen  über  die 
Empfindlichkeit  des  Ohres  folgende  Schlüsse: 

Die  Empfindlichkeit  steigt  rasch  mit  der  Tonänderuug  von  C — g*, 
bleibt  dann  bis  g^  nahezu  gleich  und  fällt  dann  rasch  ab.  Das  Maximum 
der  Empfindlichkeit  liegt  bei  g*  und  hat  einen  Energiewert  von  Imal  10—® 
bis  Imal  10"^^  Erg. 

Marage  (177)  gibt  das  Energieminimum  an^  bei  dem  das  Ohr  die 
einzelnen  Vokale  in  verschiedener  Tonhöhe  vernehmen  kann.  Die  Höhen 
sind  für  die  verschiedenen  Vokale  beträchtlich  verschieden. 

Bard  (12)  führt  einen  Vergleich  zwischen  der  Wahrnehmung  körper- 
licher Formen  durch  das  Auge  und  der  Wahrnehmung  der  akustischen 
Eigeuschaften  tönender  Körper  durch  das  Ohr  aus.  Die  Form  der  Mund- 
höhle verändert  den  Klang  der  im  Kehlkopf  gebildeten  Töne,  das  Ohr  ver- 
mag also  die  Form  der  Mundhöhle  aufzufassen.  Verfasser  erörtert  weit- 
laaftig,  aber  ohne  physikalische  Analyse  die  Art  und  Weise,  in  der  die  Ver- 
änderung der  Schalleitung  durch  die  Luft  zustande  kommen  könne,  so  daß 
sie  sich  auf  das  aufnehmende  Trommelfell  überträgt,  und  sucht  durch  eine 
Schilderung  der  Kette  der  Gehörknöchelchen  zu  zeigen,  daß  die  Über- 
tragung von  TrommelfeUschwingungen  unendlich  feiner  Modifikationen  fähig 
ist.  Man  braucht  nur  anzunehmen,  daß  das  Cortische  Organ  auch  alle 
diese  feinen  Modifikationen  aufzufassen  und  in  verschiedene  Arten  der 
Reizung  zu  übersetzen  vermag,  so  ist  die  Wahrnehmung  der  Formen  durch 
das  Ohr  erklärt.  Für  Geräusche  verschiedener  Herkunft  besteht  in  gewissen 
Grenzen  auch  eine  „Akkommodation"  durch  verschiedene  Spannung  des 
Trommelfells. 

Bard  (11)  stellt  eine  Theorie  der  Schallbewegung  der  Luft  auf,  nach 
der  die  Bewegung  der  einzelnen  Teilchen  von  der  Kichtung  der  Schall- 
quelle abhängig  ist  und  daher  auch  auf  ein  Aufnahmeorgan  je  nach  der 
Richtung  der  Schallquelle  vers^ieden  wirken  kann.  Verf.  nimmt  an,  daß 
die  seitlichen  Komponenten  der  Bewegung,  die  bei  verschiedenem  Einfalls- 
winkel der  Schallwellen  in  den  Gehörgang  entstehen,  auf  den  gesamten 
Schalleitungsapparat  des  Ohres  übergehen  und  die  Gnindlage  für  die 
Schätzung  der  Kichtung  des  Schalles  bilden,  die  bekanntlich  ziemlich 
sicher  ist. 

Passow  (202)  gibt  eine  Übersicht  über  die  Bestrebungen,  die  klini- 
schen Beobachtungen  über  Ausfallserscheinungen  nach  Verlust  des  Ohr- 
labyrinthes mit  den  physiologischen  Hypothesen  zu  vereinigen,  und  fühii; 
dann  6  von  ihm  selbst  untersuchte  Fälle  an,  deren  Symptome,  insbesondere 
beireffend  Nystagmus,  Schwindelgefühl  und  Gleichgewichtsstörungen,  unter- 
einander und  mit  den  früheren  Beobachtungen  im  Gegensatz  stehen.  Bei 
einseitigem  Defekt  sind  Ausfallserscheinungen  überhaupt  nicht  mit  Bestimmt- 
heit nachzuweisen,  auch  bei  doppelseitigem  müssen  sie  gesucht  w^erden  und 
bestehen  eigentlich  nur  im  Fehlen  der  beim  Normalen  nach  Drehen  auf- 
tretenden Störungen.  Demnach  darf  man  den  Bogengangapparat  nicht  als 
ein  den  übrigen  Sinnesorganen  gleichwertiges  Organ  betrachten. 


174  Spezielle  Physiologie  der  peripherischen  Nerven  und  Muskeln. 

Eretschmann  (144)  beschreibt  zunächst  eine  Reihe  von  Versuchen 
über  Verstärkung  von  Stimmgabeltönen  durch  Mitschwingen  anderer  fester 
Körper  und  geht  dann  zum  Mitschwingen  von  Resonator-ähnlichen  Hohl- 
körpern über.  Die  Paukenhöhle  soll  einen  derartigen  Resonator  darstellen. 
Die  Gliederung  verhindert  die  Entstehung  von  Eigentönen.  Weitere  Ver- 
suche an  Modellen  ergeben,  daß  durch  Membranen  verschlossene  Resona- 
toren eine  erhebliche  Verstärkung  des  Tones  hervorrufen,  wenn  die  Mem- 
branen geeignete  Spannung  haben.  Die  Kette  der  Gehörknöchelchen,  die 
Verf.  mit  dem  Stimmstock  in  der  Geige  vergleicht,  hat  zugleich  die  Auf- 
gabe, die  Spannung  der  Membranen  zu  regulieren.  Der  Einfluß  dieser  Re- 
gulierung wird  durch  weitere  Versuche  an  Modellen  bestätigt. 

Zwaardemaker  (279)  stellt  auf  Grund  von  Untersuchungen  an 
Modellen  und  am  Gehörorgan  selbst  die  Hypothese  auf,  daß  nicht  die  Schall- 
schwingungen, wie  bisher  angenommen,  sondern  der  daraus  resultierende 
Schalldruck  das  Wesentliche  für  das  Zustandekommen  der  Gehörserregung  sei 

Aus  Zwaardemaker's  (281)  Versuchen  mit  Stimmgabeln  ergibt 
sich,  daß  das  Web  ersehe  Gesetz  für  mittelstarke  und  schwache  Töne  nicht 
streng  gilt.  Die-  Unterschiedsschwelle  für  Töne  ist  am  niedrigsten  etwa  bei 
c*,  und  nimmt  nach  beiden  Seiten  der  Skala  annähernd  gleichförmig  zu. 

Zwaardemaker  (282)  berichtet  über  Versuche  von  Quix  und  Min- 
kama  (s.  d.)  über  die  Empfindlichkeit  des  Ohres,  die  im  Freien  mit  Orgel- 
pfeifen gemacht  wurden.  Das  Ergebnis  stimmt  mit  den  früheren  Angaben 
der  Verff.  gut  überein  und  steht  im  Gegensatz  zu  den  Angaben  von  Wien. 

Stenger  (246)  führt  eine  Reihe  von  fremden  und  eigenen  Beobachtungen 
an,  aus  denen  hervorgeht,  daß  gleichzeitige  verschiedene  Töne  von  beiden 
Ohren  getrennt  wahrgenommen  werden,  daß  aber  gleiche  Töne  zweier  vor 
beiden  Ohren  befindlichen  Schallquellen  unter  Umständen  vereinigt  als  ein 
Schall  wirken.  Hält  man  zwei  gleiche  Stimmgabeln  in  verschiedener  Ent- 
fernung vor  beide  Ohren,  so  wird  nur  die  nähere  gehört.  Dieser  Versuch 
ist  ein  sicheres  Mittel,  die  Hörfähigkeit  des  einzelnen  Ohres  nachzuweisen, 
denn  wenn  ein  Ohr  nicht  hört,  kann  die  davor  gehaltene  Stimmgabel  die 
Wahrnehmung  der  andern  nicht  verändern.  Aus  demselben  Versuch  erklärt 
Verf.  auch  den  Web  ersehen  Versuch. 

Bei  der  Prüfung  der  Funktion  der  semizirkulären  Kanäle  benützte  Mari- 
kovszky  (180)  als  Versuchstiere  Tauben,  Raben,  Krähen  und  Kaninchen. 
In  folgendem  seien  bloß  jene  Erfahrungen  erwähnt,  welche  sich  nach  halb- 
oder  doppelseitiger  totaler  Labyrinthzerstörung  ergaben.  Bei  den  V^ögeln 
wurde  die  Zerstörung  nach  der  Ew aidschen  Methode  durchgeführt,  doch 
wurde  nach  Entfernung  des  senkrechten  und  horizontalen  Bogenganges  der 
vordere  angebohrt  und  daraus  der  häutige  Kanal  mit  einer  Donaldson sehen 
Nadel  extrahiert.  Bei  Tauben  wurde  nach  der  Entfernung  des  Labyrinthes 
Ewalds  Plombierungsverfahren  wiederholt.  Bei  Kaninchen  hat  Verf.  im 
Sinne  der  klassischen  Högy  es  sehen  Methode  das  Dach  des  Vestibulum  er- 
öffnet und  die  Weichteile  mit  einer  konzentrierten  Säure  oder  galvanokaustich 
zerstört.  Bei  Tauben  mit  vollständig  entferntem  linken  Labyrinthe  konnte 
Verf.  folgende  Erscheinungen  beobachten:  1.  Vom  3.  bis  zum  14.  Tage 
nach  der  Operation  war  der  Kopf  des  Tieres  derart  verdreht,  daß  die  Schädel- 
decke nach  unten,  das  rechte  Auge  nach  vorne  und  das  linke  nach  rück- 
wärts gedreht  blieb.  2.  Dreht  man  das  Tier  um  seine  senkrechte  Achse  nach 
rechts,  so  wird  der  Kopf  erst  nach  Aufhören  dieser  Bewegung  nach  rechts 
und  links  geschwungen.  3.  Während  des  Gehens  neigt  das  Tier  zum  Fallen 
nach  links,  infolge  Einknicken  des  schwächeren  linken  Beines.  4.  Linka 
operierte  Tauben  machen  während  des  Gehens  oft  eine  ganze  Wendung  nach 


Spezielle  Physiologie  der  peripherischezi  Nerven  und  Muskeln.  175 

linls,  da  mit  dem  rechten  Beiue  zu  große  Schritte  unternommen  werden. 

5.  Beim  Stehen   auf  einem  Beine  wird  meist  das  stärkere  rechte  benützt. 

6.  Wird  hierzu  ausnahmsweise  das  linke  schwächere  benützt,  dann  knickt 
daraelbe  ein.  7.  Wird  der  Kopf  der  Taube  mit  einer  Kappe  bedeckt,  so 
trachtet  sie  stet-s  auf  dem  rechten  Beine  stehend,  mit  dem  linken  die  Kappe 
abzustreifen.  8.  Angehängtes  Gewicht  wird  mit  dem  rechten  Beine  stets 
höher  gehoben.  9.  Auf  einen  Finger  gesetzt,  krallt  sie  sich  mit  dem  rechten 
BeiDe  fester  an.  10.  Bei  den  Beinen  aufgehängt,  kann  die  Taube  nicht 
fliegen.  Infolge  des  stärkeren  Flügelschlages  rechts,  dreht  sich  das  Tier 
stehts  nach  links.  11.  Die  links  operierte  Taube  vollführt  noch  nach  Wochen 
Zwangsbewegungen,  überschlägt  und  wälzt  sich,  usw.  Diese  Zwangsbewegungen 
werden  mit  der  Zeit  wohl  milder,  doch  treten  sie  nach  jeder  Reizung  von 
neuem  auf.    - 

Bei  Kaninchen,  welchen  das  linke  Labyrinth  zerstört  oder  entfernt 
wurde,  konnte  Verf.  folgendes  beobachten:  1.  Unmittelbar  nach  Entfernung 
des  1.  Labyrinthes  dreht  sich  der  Kopf  um  die  senkrechte  und  horizontale 
Achse  nach  links.  2.  Beide  vordere  Extremitäten  werden  nach  rechts  gestreckt. 
3.  Freigelassen,  wälzt  sich  das  Tier  nach  links.  4.  Es  entsteht  eine  Ver- 
krümmung der  Wirbelsäule,  dadurch,  daß  die  rechtsseitigen  Muskel  stärker 
kontrahiert,  die  linken  schlaff  sind.  5.  Wird  das  links  operierte  Tier  nach 
rechts  gedreht,  so  entsteht  erst  nach  Aufhören  dieser  Bewegung  ein  Kopf- 
nystagmus,  doch  besteht  dieser  bei  Drehung  nach  links  bereits  während  der 
Bewegung. 

Bei  Tauben  mit  beiderseits  entferntem  oder  zerstörtem  Labyrinthe  er- 
gaben sich  folgende  Erscheinungen:  1.  Unregelmäßige  Bewegungen  des  Kopfes 
um  irgend  eine  Achse.  2.  Wird  das  Tier  gedreht,  so  erfolgen  keine  oder  kaum 
merkbare  kompensatorische  Kopfbewegungen  (Kopfnystagmus).  3.  Der  Kopf- 
nystagmus  zeigt  sich  gar  nicht,  wenn  die  Sehfähigkeit  des  Tieres  durch  eine 
Kappe  aufgehoben  wird.  4.  Selbst  aus  voller  Schale  kann  das  Tier  nur 
mit  Mühe  einzelne  Kömer  nehmen.  5.  Wird  das  Tier  geschwungen,  schwebt 
der  Kopf  kraftlos  mit.  6.  Infolge  Einknickens  der  Beine  ist  der  Gang  der 
Tiere  unsicher.  7.  Das  Tier  vermag  nicht  gerade  zu  gehen,  macht  mit 
einem  oder  dem  anderen  Beine  zu  große  Schritte;  diese  Unsicherheit  ist 
umso  stärker,  je  unruhiger  das  Tier,  und  zeigte  sich  bei  zwei  Tauben  selbst 
37,  resp.  40  Monate  nach  der  Operation.  8.  Auf  einen  Stab  gesetzt,  kann 
sich  die  Taube  nur  mit  Mühe  darauf  erhalten.  9.  Aus  der  Rückenlage  erfolgt 
das  Aufstehen  mit  besonderer  Mühe.  10.  Unregelmäßige  Zwangsbewegungen  um 
eine  Achse  des  Körpers,  auch  noch  längere  Zeit  nach  erfolgter  Operation. 

11.  Ausruhen  nach  diesen  Zwangsbewegungen  in  den  unbequemsten  Situationen. 

12.  Wird  das  Tier  bei  den  Beinen  aufgehängt,  hängen  beide  Flügel  kraftlos 
hinab.  13.  Im  Anfange  vermag  die  Taube  nicht  zu  fliegen,  erlernt  dies 
jedoch  später  in  mangelhafter  Weise;  (hierin  unterscheiden  sich  M.'s  Er- 
fahrungen von  jenen  Flourens).  14.  Bei  Fluchtversuchen  nähert  sich  das 
Eer  dem  Verfolger  statt  sich  zu  entfernen. 

Bei  Kaninchen  mit  doppelseitig  zerstörtem  oder  entferntem  Labyrinthe 
ergab  sich:  1.  Wird  das  Tier  freigelassen,  bleibt  der  Kopf  zwar  in  der 
Mittellinie,  liegt  jedoch  schlaff  und  kraftlos  auf  der  Unterlage.  2.  Bei 
beliebigen  Drehbewegungen  zeigt  der  Kopf  keinen  Kopfnystagmus  oder  nach- 
traghchen  Kopfnystagmus,  sondern  folgt  bloB  den  Gravitätsgesetzen.  3. 
Die  Extremitäten  bleiben  ebenfalls  in  der  Mittellinie,  jedoch  kraft-  und  wider- 
standslos. 4.  Die  gesamte  Muskulatur  ist  schlaff.  5.  Das  Tier  ist  unfähig 
zu  stehen,  da  sämtliche  Extremitäten  einknicken.     6.  Das  Tier  kann  keine 


176  Spezielle  Physiologie  der  peripherischen  Nerven  und  Muskeln. 

Schlingbewegungen  machen  und  muß  mit  der  Sonde  oder  per  rectum  er- 
nährt werden. 

Auf  Grund  seiner  Erfahrungen  und  der  Literaturangaben  weist  Verf. 
nach,  daß  zwischen  Labyrinth  und  Muskulatur  ein  Zusammenhang  besteht, 
und  detailliert  diesen  folgenderweise:  Das  linke  Labyrinth  steht  in  Verbindung 
mit  den  rechtsdrehenden  Muskeln  des  Halses,  und  umgekehrt;  hier  besteht 
demnach  eine  gekreuzte  Verbindung.  Beim  Kaninchen  steht  das  linke 
Labyrinth  in  Verbindung  mit  den  Adduktoren  der  rechten  und  den  Abduk- 
toren  der  linken  vorderen  Extremität  und  umgekehrt.  Abduktoren,  Extensoren 
und  Pronatoren  der  vorderen  Extremität  stehen  mit  dem  homolateralen, 
Adduktoren,  Flexoren  und  Supinatoren  stehen  mit  dem  heterolateralen 
Labyrinthe  in  Verbindung.  Muskulatur  des  Rumpfes,  resp.  der  Wirbelsäule 
ist  mit  dem  homolateralen  Labyrinthe  in  Verbindung.  Bei  der  Taube  steht 
das  linke  Labyrinth  in  Verbindung  mit  den  Muskehi  der  rechten  Halsseite. 
Bei  der  Taube  steht  das  linke  Labyrinth  in  Verbindung  mit  der  reflexhemmenden 
Einrichtung  des  rechten  und  mit  der  Muskulatur  des  linken  Beines.  Analog 
ist  die  bewegende  und  hemmende  Verbindung  der  Flügel.  Die  Schweifmuskulatur 
ist  in  Verbindung  mit  dem  homolateralen  Labyrinthe.  Bezüglich  der  hinteren 
Extremitäten  des  Kaninchens  läßt  Verf.  die  Frage  der  Verbindung  oflPen. 
—  Es  ist  somit  nachgewiesen,  daß  beide  Labyrinthe  die  Reflexin nervatiou 
der  Muskeln  beider  Körperhälften  regulieren. 

Schließlich  hat  Verf.  noch  das  Verhalten  der  operierten  Tiere  gegen- 
über dem  induzierten  Strome  geprüft.  Bei  operierten  Tauben  und  Kaninchen 
war  die  Erregbarkeit  der  Extremitäten  gegenüber  dem  induzierten  Strome 
bedeutend  herabgesetzt;  war  das  Tier  bloß  kokainisiert,  so  war  die  Erregbar- 
keit nach  Schwinden  der  Kokain  Wirkung  wieder  normal;  erfolgte  die  Operation 
bloß  durch  Plombierung,  so  erlitt  die  Erregbarkeit  keine  nennenswerte  Verände- 
rung. Bei  halbseitig  operierten  Tauben  und  Kaninchen  war  die  Erregbarkeit  der 
heterolateralen  Extremitäten  (bei  Hasen  auch  des  heterolateralen  Ohres) 
herabgesetzt.  —  Dies  beweist,  daß  die  Labyrinthe  auch  mit  der  reflektorischen 
Erregbarkeit  der  anderen  Körperhälfte  in  Verbindung  stehen. 

Nachdem  Schiff  ähnliche  Resultate  mit  der  einseitigen  Durchschneidung 
der  sensiblen  Wurzeln  erzielt  hat,  glaubt  Verf.  folgern  zu  können,  daß  die 
von  ihm  erwähnte  Reflex-hemmende  Einrichtung  bei  halbseitig  operierten  Tieren 
mit  der  Funktion  der  sensiblen  Bahnen  zusammenfällt.  Wenn  eine  links 
operierte  Taube  mit  dem  rechten  Beine  zu  große  Schritte  unternimmt,  so 
beweist  dies,  daß  die  sensiblen  Bahnen  dieser  Extremität  gelitten  haben; 
die  gleichzeitig  bestehende  Schwäche  des  rechten  Beines  spricht  für  eine 
motorische  Schädigung  desselben.  (Hudwernig  ) 

Terkes  (277)  untersucht  den  Gehörsinn  des  Frosches,  als  eines  Tieres, 
das  zwischen  den  Fischen,  deren  Hören  bezweifelt  wird,  und  den  Säugern 
in  der  Mitte  steht.  Das  Trommelfell  ist  bei  den  männlichen  Fröschen  um 
ein  Drittel  breiter  als  bei  den  weibUchen.  Am  freilebenden  Frosch  kann 
man  mit  Sicherheit  beobachten,  daß  Schall  wahrgenommen  wird,  obgleich 
Reaktionen  meist  erst  eintreten,  wenn  optische  oder  taktile  Reize  hinzu- 
kommen. Daher  wendet  Verf.  bei  seinen  Versuchen  die  Schallreize  nur  in 
Verbindung  mit  einem  stets  genau  gleich  gehaltenen  mechanischen  R^iz  an. 
Die  reflektorische  Hebung  des  freihängenden  Hinterfußes  bei  Berührung  des 
Rückens  ist  höher,  wenn  in  weniger  als  0,35  Sekunden  Zeitabstaud  vorher 
ein  Schallreiz,  fallender  Hammer  oder  Läutewerk,  eingewirkt  hat.  Ist  der 
Zeitabstand  größer,  so  ist  die  Reaktion  gegen  die  Norm  abgeschwächt,  über- 
steigt er  1  Sekunde,  so  ist  der  Schallreiz  unwirksam.     Es  wurden  auch  Ver- 


Spezielle  Physiologie  der  peripherischen  Nerven  und  Muskeln.  177 

Sache  unter  Wasser  und  bei  zerstörtem  Trommelfell  mit  positivem  Erfolge 
ausgeffihrt 

Yerkes  (278)  hat  die  Reaktion  an  Fröschen  auf  Berührung  bei  gleich- 
zeitiger Einwirkung  an  Schallreizen  geprüft  und  findet  sie  am  stärksten  bei 
genau  gleichzeitigem  Reiz,  am  schwächsten,  wenn  der  Schallreiz  von  etwa 
7,  Sekunde  zu  früh  kommt,  0,9  Sekunden  zu  früh  ist  der  Schallreiz 
wirkungslos.  Die  Verstärkung  ist  deutlicher  bei  männlichen  Fröschen.  Verf. 
deutet  und  bezeichnet  seine  Ergebnisse  als  Erscheinungen  der  Bahnung  und 
Hemmung. 

Badl  (214:)  deutet  auf  Grund  seiner  Beobachtungen  die  Chordonotal- 
organe  der  Insekten.  Das  Gehör  der  Insekten  scheint  aus  Sinnesorganen 
henorgegangen,  die  dem  Muskelsinn  dienten. 

3.   Gesichtssinn. 

Bach  und  Meyer  (8)  fußen  auf  früheren  Versuchen,  in  denen 
BeizuDg  des  Trigeminus  ^hinter  dem  Ganglion  Gasseri  beim  Kaninchen  auch 
nach  Abtrennung  der  Medulla  oblongata  vom  Gehirn"  Verengerung  der 
gleichseitigen  Pupille  hervorruft.  Nach  Einspritzung  von  Nikotin  in  die 
Jügnlaris  reizten  Verf.  nun  mechanisch  „die  lateralen  Partien  der  Medulla 
oblongata  und  den  Trigeminus"  und  erhielten  stets  Pupillenverengerung,  aus- 
genommen, wenn  die  Nikotinvergiftung  so  stark  war,  daß  der  Trigeminus 
unerregbar  geworden  war,  oder  wenn  zugleich  Eserinmiosis  bestand,  die  nicht 
mehr  verstärkt  werden  konnte.  Verf.  schließen,  daß  die  Trigeminusreizung 
nicht  durch  Vermittlung  des  Ganglion  ciliare  wirkt,  sondern  daß  der  Trige- 
minus motorische  Fasern  für  den  Sphincter  pupillae  enthält. 

Anderson  (3,  4)  fand,  daß  nach  Durchschneidung  des  Okulomotorius 
oder  Exstirpation  des  Ganglion  ciliare  einer  Seite,  bei  Asphyxie  die  be- 
treffende Pupille  enger  wird  als  die  andere.  Sind  nur  einige  Ciliarnerven 
durchschnitten,  so  ist  die  betreffende  Stelle  der  Pupille  verengt.  Dies  ist  die 
paradoxe  Verengung,  die,  wie  Verfassers  Untersuchung  lehrt,  auf  erhöhter 
Erregbarkeit  der  betreffenden  Sphinkterfasern  beruht.  Vom  Ganglion  ciliare 
Msgehende  Reize  sind  nicht  nachzuweisen.  Im  3. — 6.  Spinalnerv  tritt  nach 
Exstirpation  des  Ganglion  ciliare  keine  Degeneration  ein.  Nach  Exstirpation 
des  Ganglion  ciliare  bleibt  die  Hornhaut  normal. 

Roch  (221)  gibt  eine  Reihe  geschichtlicher  Daten,  aus  denen  hervor- 
ff^ht,  daß  ursprünglich  die  Zusammenziehung  der  Iris  durch  Zunahme  der 
Blutfällung  erklärt  worden  ist.  Auch  nach  der  Entdeckung  des  Sphinkter 
haben  viele  Forscher  den  Einfluß  der  Blutfülle  nachgewiesen.  Verf.  hat  an 
einer  größeren  Zahl  Patienten  den  Blutdruck  und  die  Pupillenweite  ver- 
glichen und  gefunden,  daß  dem  höheren  Blutdruck  stets  engere  Pupillen 
entsprechen.  Dadurch,  daß  im  Alter  die  Pupillen  weniger  erweiterungsfähig 
sind,  wie  Verf.  aus  derselben  Beobachtungsreihe  nachweist,  wird  das  Ergebnis 
beeinflußt 

über  den  Mechanismus  der  Akkommodation  geben  Bertin-Sans  und 
ÖÄgniöre  (19)  an,  daß  der  Krümmungsradius  der  Vorderfläche  der  Linse, 
den  sie  nach  einem  nicht  weiter  beschriebenen  Verfahren  bei  Kaninchen 
bestimmten,  nach  dem  Tode  und  vor  dem  Tode  nur  um  ein  Zehntel  Milli- 
meter verschieden  gefunden  wurde,  bei  dem  Akkonamodationsvorgang  da- 
gegen sich  um  volle  zwei  Millimeter  änderte.  Verff.  schließen  hieraus,  daß 
^  Linse  in  Akkommodationsruhe  ihre  Ruhelage  habe  und  bei  der  Ak- 
kommodation  deformiert  werde,   und   folgen   daher  der   Tscherningschen 


^•luuberieht  f.  Neurologie  a.  Psychiatrie  1009.  12 


178  Spezielle  Physiologie  der  peripherischen  Nerven  und  Muskeln. 

Wlotzka  (276)  hat  bei  geringer  Konvergenz  und  sehr  großen  At 
kommodationsänderungen  festgestellt,  daß  die  Pupillenweite  gleich  blieb. 
Die  Pupillenreaktion  ist  also  zwar  von  der  Konvergenz  abhängig,  von  der 
Akkommodation  aber  unabhängig.  Das  Ergebnis  war  erst  nach  einiger 
Übung  der  Versuchsperson  konstant. 

Die  Mitteilung  von  Figeon  (205)  setzt  die  Kenntnis  des  von  ihm  an- 
gewendeten Stereoskops  voraus,  das  darin  nicht  beschrieben  ist. 

Danilewsky  (64)  hat  die  Beobachtung  von  Frankenhäuser  u.  a. 
bestätigen  können,  daß  in  dem  durch  den  von  Conrad  Müller  zu  thera- 
peutischen Zwecken  angegebenen  Apparat  erzeugten  variabeln  magnetischen 
Felde  Lichtflimmer  vor  den  Augen  wahrgenommen  wird. 

Stigler  (249)  beschreibt  eine  subjektive  Gesichtserscheinung,  die 
morgens  bei  ausgeruhten  Augen  bei  plötzlicher  Verdunkelung  wahrzunehmen 
ist,  und  für  die  Verf.  eine  funktionelle  Hyperämie  der  Augengefaße  als  Ur- 
sache annimmt. 

Gertz  (95)  beschreibt  eine  subjektive  Wahrnehmung  bei  Betrachtung 
eines  rot  beleuchteten  Spaltes  im  Dunkelzimmor,  deren  Form  eine  Beziehung 
zum  Verlauf  der  Sehnervenfaserbündel  erkennen  läßt  Verf.  stellt  die 
Hypothese  auf,  daß  die  Erscheinung  auf  der  Stromschwankung  der  erregten 
Nervenfasern  beruhe. 

Grijns  und  Noyons  (99)  haben  die  minimale  Energiemenge  bestimmt, 
die  in  Gestalt  auf  die  Hornhaut  fallenden  Lichtes  die  menschliche  Netzhaut 
zu  erregen  vermag. 

Waller  (266)  zeigt,  daß  die  galvanische  Lichtreaktion  des  Frosch- 
auges nach  Einwirkung  eines  Induktionsstromes  von  1000  Einheiten  der 
Kroneckerschen  Skala  verstärkt  ist,  nach  Einwirkung  von  10000  Einheiten 
dagegen  vermindert  ist  und  durch  100000  Einheiten  fast  ganz  verschwindet. 
Verf.  leitet  daraus  ab,  daß  die  Retina,  als  zartes,  nervöses  Gebilde,  nicht 
ausschließlich  Quelle  des  Reaktionsstromes  sein  kann. 

Herzog  (122)  weist  in  einer  umfassenden  Arbeit  Zustandsänderungen 
in  der  Retina  bei  Belichtung  nach,  die  auf  Grund  der  Duplizitätstheorie  zu 
deuten  sind. 

In  einer  Arbeit,  die  ihres  reichen  Inhalts  wegen  hier  nur  andeutungs- 
weise besprochen  werden  kann,  stellt  Siven  (238)  die  Theorie  auf,  daß  die 
Stäbchen  und  Zapfen  zwei  Systeme  von  farbenempfindlichen  Apparaten  dar- 
stellen, von  denen  der  eine  Rot  und  Grün,  der  andere  Blau  und  Gelb  als 
Komplementärfarben,  die  einander  zu  Weiß  ergänzen,  empfindet.  Dadurch 
werden  die  Heringsche  und  die  Helmholtzsche  Theorie  gewissermaßen 
mit  einander  verschmolzen. 

Lohmann  (174)  bespricht  auf  Grund  einfacher  Versuche  die  Theorie 
der  stereoskopischen  Auffassung,  die  auch  bei  momentaner  Belichtung  statt- 
finden kann,  weil  im  Nachbild  durch  den  Wettstreit  der  Sehfelder  bald  eine 
bald  die  andere  Seite  des  Gegenstandes  erscheint. 

Heine  (HO)  bespricht  eine  Reihe  von  Versuchen  über  stereoskopisches 
Sehen  unter  verschiedenen  Bedingungen  und  zieht  die  Grenze  zwischen 
objektiver  Tiefen  Wahrnehmung  und  der  subjektiven  Vorstellung  solcher 
Tiefeneindrücke. 

Müller  (186)  lehnt  die  Auffassung  Reimanns  über  das  Problem 
der  Gestalt  des  Himmelsgewölbes  ab,  weil  seine  Beobachtungen  unzureichend 
und  subjektiv  beeinflußt  seien.  Im  Anschluß  an  Deichmtillers  und  Gntt- 
manns  Versuche  unternimmt  Verf.  neue  Beobachtungen  über  den  Einfluß 
der  Blickrichtung  auf  die  Schätzung  der  Länge  von  Funkenabständen  im 
verdunkelten   Räume.     Die  Versuche   zeichnen   sich   dadurch   aus,  daß  der 


Spezielle  Physiologie  der  peripherischen  Nerven  und  Muskeln.  179 

ErhebuDgswinkel  nur  26®  betrug,  und  daß  die  Versuchspersonen  in  Un- 
kenntnis über  Zweck  des  Versuchs  und  Entfernung  des  Objekts  waren.  Das 
Eiigebnis  war  dem  von  Mirobaut  entgegengesetzt,  indem  scheinbare  Ver- 
kürzung der  Strecke  gegen  den  Zenit  hin  auftrat.  Verf.  erörtert  dann  aus- 
führlich die  Verwertung  der  Ergebnisse  für  die  Theorie,  ohne  indessen  die 
Aufstellung  einer  bestimmten  Kurve  für  die  Form  des  Himmels  für  berechtigt 
ZQ  erkennen.  Jedenfalls  ist  die  Blickrichtung  ein  wesentlicher  Umstand, 
daneben  dürfte  der  Farbe  Bedeutung  zukommen. 

Pdlack  (208)  hat  gefunden,  daß  ein  dunkeladaptierter  Beobachter, 
der  ein  schwach  monochromatisch  erleuchtetes  Feld  im  Dunkeln  betrachtet, 
dessen  Farbe  eben  deutlich  erkennbar  ist,  die  Empfindung  einer  plötzlichen 
Zunahme  der  Färbung  erhielt,  wenn  der  Raum,  nicht  zu  hell,  erleuchtet  wird. 

Verf.  nimmt  an,  daß  durch  die  plötzliche  Erleuchtung  des  Eaumes 
die  Lichtempfindlichkeit  des  Auges  soweit  herabgesetzt  wird,  daß  die  Licht- 
wirkung des  monochromatisch  erleuchteten  Feldes  gegenüber  der  Farb- 
wirkung  verschwindet. 

Basler  und  Höfer  (14)  haben  mit  Licht,  das  durch  Farbfiüssigkeiten 
gegangen  war,  Pupillenreaktion  hervorgerufen  und  gefunden,  daß,  wenn 
beim  Übergang  von  einer  Farbe  zur  andern  Verengerung  auftritt,  bei  dem 
umgekehrten  Vorgang  nicht  immer  Erweiterung,  sondern  unter  Umständen 
auch  Verengerung  auftritt.  Verff.  haben  ferner  die  pupillomotorische  Wir- 
kung der  verschiedenen  Farben  verglichen.  Grün  und  Blau  wirken  stärker 
und  nachhaltiger  als  ein  anscheinend  viel  helleres  Rot.  Verff.  erörtern  die 
Ergebnisse  auf  Grund  der  Heringschen  Lehre. 

Die  Untersuchungen  von  Hess  (124)  am  Cephalopodenauge  betreffen 
Terschiedene  Spezies,  bei  denen  die  anatomischen  Verhältnisse  unter  Berück- 
sichtigung der  Lichtwirkung  auf  die  Betina  geschildert  sind.  Wichtig  ist 
vor  allem  der  Nachweis  eines  dem  Sehpurpur  der  Wirbeltiere  entsprechen- 
den Farbstoffs. 

Heß  (123)  widerlegt  Einwände  Exners  gegen  seine  Angaben  über 
das  „Anklingen"  der  Erregung  des  Gesichtssinnes   mit  bewegtem  Keizlicht. 

Piper  (206)  hat  die  elektromotorische  Reaktion  des  Auges  von  Vögeln 
und  Säugetieren  auf  Belichtung  mit  Strahlen  von  verschiedener  Wellenlänge 
bestimmt.  Die  Tagvogelaugen  reagierten  am  stärksten  auf  gelbes  und  rotes 
Licht,  die  Nachtvögel  auf  grünes.  Die  Kurve  der  ßeizwerte  fällt  bei  den 
Xacht?ögeln  mit  der  Absorptionskurve  des  Sehpurpurs  zusammen.  Die 
Sängeraugen  verhielten  sich  wie  die  der  Nachtvögel,  was  sich  nach  Verf. 
daraus  erklärt,  daß  nur  der  Stäbchenapparat  für  das  Versuchsergebnis  maß- 
gebend war. 

Piper  (207)  gibt  eine  Übersicht  über  die  von  Kriessche  Duplizitäts- 
theorie und  über  die  sie  stützenden  Untersuchungen  über  die  getrennten 
Funktionen  des  Stäbchen-  und  Zapfenapparates. 

Brückner  und  Brücke  (34)  kommen  auf  ihre  frühere  Mitteilung 
zurück,  um  sie  teils  literarisch,  teils  experimentell  zu  ergänzen  und  sich 
gegen  Heine,  der  die  Ansichten  der  Verff.  angefochten  hat,  zu  rechtfertigen. 
Verff.  bleiben  dabei,  daß  Unterscheidung  rechts-  und  linksäugiger  Gesichts- 
eindrücke  stets  durch  äußere  Bedingungen  bedingt  sein  muß.  zu  denen  auch 
zentrale  Empfindungen  zu  rechnen  seien. 

Harbe  (178)  beschreibt  eine  Vorrichtung,  um  Lichtreize  bestimmter 
Art  hervorzubringen,  mit  deren  Hilfe  die  nachfolgende  Untersuchung  von 
Watt  (268)  ausgeführt  worden  ist.  Es  wurde  ein  Feld  mit  so  schneller 
Periode  belichtet,  daß  durch  Verschmelzung  der  Einzelreize  eine  gleich- 
förmige Helligkeit  entstand,  und  diese  Helligkeit  mit  der  eines  gleichen  nur 

12* 


280  Spezielle  Physiologie  der  peripherischen  Nerven  und  Muskeln. 

einmal  belichteten  Feldes  verglichen.  Gegenüber  der  Annahme  von  Martins, 
daß  die  Helligkeit  in  beiden  Fällen  gleich  erscheinen  werde,  wurde  fest- 
gestellt, daß  unter  mehreren  Beobachtern  das  Urteil  wechselnd  ausfiel. 

Eldridge- Green  (71)  hat  eine  eigene  Theorie  der  Farbenempfindung 
aufgestellt  und  verwirft  die  Hypothese  der  Grundfarben.  Das  Licht  soll 
erstens  als  solches  infolge  des  Bleichungsvorganges  des  Netzhautpurpurs 
wahrgenommen  werden  und  zweitens  je  nach  der  Wellenlänge  verschiedene 
Empfindungen  in  einem  besonderen  Farbenempfindungszentrum  auslösen. 
Entwicklungsgeschichtlich  soll  dies  zweite  Zentrum  später  entstehen  als  das 
Lichtempfindungszentrum,  sodaß  alle  Grade  der  Farbenblindheit  (es  gibt 
nach  Verf.  deren  sechs,  die  je  eine  Farbe  des  Spektrums  mehr  erkennen 
können)  im  Lauf  der  Entwicklung  durchgemacht  werden.  Es  folgen  Er- 
örterungen über  die  Tatsachen  der  Farbenmischung,  des  peripherischen 
Farbensehens,  des  Kontrastes  und  der  Adaptation,  die  mit  des  Verf.  An- 
schauungen in  Einklang  gebracht  werden. 

Angler  (6)  hat  die  von  v.  Kries  am  Protanopen  ausgeführte  Ver- 
gleichung  der  Helligkeitswerte  peripherisch  gesehener  farbiger  Lichter  für 
das  deuteranopische  Auge  angestellt.  Hier  ist  das  Maximum  nach  dem 
roten  Ende  des  Spektrums  verschoben,  während  es  beim  Protanopen  nach 
dem  Grün  zu  liegt. 

S[leill  (139)  faßt  die  Änderung  des  herrschenden  Zustandes  als  das 
wesentliche  beim  Vorgang  der  Reizung  auf,  und  zwar  ganz  allgemein  bei 
jeder  physiologischen  Reizung.  Ein  völlig  gleichmäßig  belichtetes  Auge 
würde  also  ungereizt  „ruheblind"  sein.  Dies  ist  jedoch  nicht  der  Fall,  weil 
im  Auge  jeder  Reiz  „vervielfältigt"  werden  kann,  wobei  das  „Selbstleuchtend- 
werden" der  Netzhaut  eine  Rolle  spielt.  Eine  große  Zahl  subjektiver  Beob- 
achtungen, die  durch  hypothetische  Schemata  in  Zusammenhang  stehen, 
stützen  die  Ausführungen  des  Verf.,  die  sich  auch  auf  willkürlich  hervor- 
gerufene „Phantasiebilder"  und  die  Nachwirkungen  von  Gehörsempfindungen 
erstrecken. 

In  einer  umfangreichen  Arbeit,  die  nach  einem  historischen  Vorbericht 
zahlreiche  eigene  Beobachtungen  und  kritische  Erörterung  älterer  Versuche 
und  Hypothesen  enthält,  hat  Sziljr  (254)  die  Lehre  von  den  Bewegungs- 
nachbildern dargestellt  Die  Mannigfaltigkeit  der  Versuchsanordnungen,  die 
sich  auf  monokulares  und  binokulares  Sehen  beziehen,  und  der  entsprechende 
Umfang  der  Ergebnisse  schließt  einen  abkürzenden  Bericht  aus,  doch  ist 
anzuführen,  daß  Verf.  jegliches  Übergehen  auf  das  psychologische  Gebiet 
zur  Erklärung  der   von   ihm   untersuchten  Erscheinungen   für  unnötig  hält 

Janet  (131)  beschreibt  die  Konstruktion  eines  Apparats,  mit  dem  die 
zur  Gesichtsperzeption  erforderliche  Zeit  bestimmt  werden  soll,  im  wesent- 
lichen eines  Farbenkreisels  von  regulierbarem  Gang.  Bei  40  Sektoren- 
wechseln (zwei  Farben)  entstand  Flimmern,  bei  1.30 — 160  verlor  sich  die 
Farbenempfindung,  und  es  wurde  farbloses  Flimmern  wahrgenommen,  bei 
210 — 250  homogene  Mischung.  Viele  Kranke  geben  ganz  normale  Zahlen 
an,  aber  eine  Gruppe,  die  Verf.  als  „Psychasthenische"  bezeichnet  (Delire 
du  doute,  phobies,  obsessions  etc.),  gaben  viel  niedrigere  Zahlen  für  die 
Mischung  an,  aber  nur  im  Zustande  der  Depression,  nach  entsprechender 
Behandlung  machten  sie  normale  Angaben.  Verf.  erörtert  die  Bedeutung 
dieser  Beobachtung  und  erwähnt  Fälle,  in  denen  angeblich  alle  bewegten 
Gegenstände  verzerrt  gesehen  werden. 

Quillery  (102)  berichtet  über  Messungen  der  Entfernungen  oder 
der  Größen,  bei  denen  verschiedene  Formen  von  Sehprüfungsfiguren  erkannt 
werden,   und  kritisiert  im  Anschluß  daran   die  Snellensche  und   die  ver- 


Spezielle  Physiologie  der  peripherischen  Nerven  und  Muskeln.  Ißl 

wandten  Methoden  zur  Prüfung  der  Sehschärfe.  Aus  der  Untersuchung  geht 
herror,  daß  die  Erkennbarkeit  einer  Figur  keineswegs  der  Größe  oder  der 
Annäherung  proportional  ist. 

Die  Darstellung,  die  Lipps  (171)  von  seiner  Theorie  der  geometrisch- 
optischen Täuschungen  gibt,  liegt  mehr  auf  psychologischem  als  auf  physio- 
logischem Gebiet,  wesentlich  ist  dem  Verf.  die  Auffassung  des  unmittelbaren 
fündmcks.  Was  sich  ausdehnt,  ausweitet  oder  sich  begrenzt,  einengt,  erscheint 
in  onmittelbarem  Eindruck  ausgedehnter  oder  eingeengter  als  anderes,  für  das 
diese  Beschreibung  nicht  zutrifft.  Dies  Sichausdehnen  usw.  ist  eine  Tätigkeit,  und 
diese  Tätigkeit  ist  zweifellos  eine  Tätigkeit  des  Beobachters.  Die  Ausführungen 
des  Verf.  beziehen  sich  zum  Teil  auf  frühere  Mitteilung  und  Einwendungen 
die  You  Wundt,  Schumann  u.  a.  dagegen  erhoben  worden  sind.  Das 
Hereinziehen  von  Augenbewegungen  in  die  Betrachtung  weist  Verf.  zurück. 

Parker  (201)  berichtet  über  Versuche,  aus  denen  hervorgeht,  daß  Fische 
(Ammocoetes),  die  sich  in  den  Sand  einwühlen,  eine  gegen  Licht  empfindliche 
Hantoberfläche  haben.  Die  Empfindlichkeit  ist  am  größten  gegen  das 
Schwänzende  zu. 

Holmes  (127)  hat  die  Reaktionen  der  Wasserspinne  (Ranatra)  auf 
Lichteinfall  durch  eine  große  Reihe  verschiedener  Ursachen  geprüft,  über 
deren  Einzelheiten  hier  nicht  berichtet  werden  kann,  und  kommt  zu  dem 
Eigebnis,  daß  Zwischenformen  zwischen  reinem  Reflex  und  Einwirkung  von 
Lost-  und  Unlustgefühlen  vorliegen. 

Lahy  (152)  erörtert  eine  frühere  Veröffentlichung  über  die  physio- 
logische Bedeutung  von  Lust  und  [Inlust  nach  Untersuchungen  an  Idioten 
and  verwirft  die  in  dieser  Arbeit  gezogenen  Schlüsse  und  warnt  vor  vor- 
eiügen  Annahmen  über  Vorgänge,  die  auf  psychologischem  Gebiet  verlaufen. 
Die  Beaktiosszeit  des  vasomotorischen  Systems  ist  vielleicht  durch  die 
Versachsanordnung  zu  erklären,  sie  fehlt  für  den  Atmungsapparat.  Die 
Idioten  sind  kein  besonders  geeignetes  Material  für  Untersuchungen  dieser 
Art,  denn  sie  zeigen  individuelle  Unterschiede   ebenso   häufig  wie  Normale. 

Angler  (5)  faßt  das  Ergebnis  seiner  Versuche  über  Schätzung  von 
ßewegungsgrößen  bei  Vorderarmbewegungen  wie  folgt  zusammen:  Es  handelte 
sich  um  Winkelbewegungen  des  Vorderarms  im  Ellenbogengelenk,  die  stets 
in  gleicher  Richtung  innerhalb  objektiv  festgelegter.  Grenzen  ausgeführt 
wurden.  Die  Genauigkeit  der  Schätzung  war  von  der  Größe  des  von  voller 
Passivität  bis  zu  schwerer  Belastung  der  Strecker  oder  Beuger  variierten 
Widerstandes  unabhängig.  Bei  Steigerung  der  Bewegungsgeschwindigkeit 
vnrde  dagegen  ausnahmslos  die  Bewegungsgröße  beträchtlich  überschätzt,  und 
xwar  ebensowohl  bei  passiver  wie  bei  aktiver  Bewegung. 

Pere  (77)  geht  davon  aus,  daß  sensible  Reize  angenehmer  Art  die 
Leistung  am  Ergographen  erhöhen,  und  untersucht,  auf  wie  große  Zeiträume 
sich  diese  Wirkung  erstreckt.  Es  wurde  mit  Geruchsreiz  (Riechen  an  einem 
Riechfläschchen  mit  Nelkenöl),  Geschmacksreiz  (Zuckerwasser),  Gehörreiz 
(Sümmgabelklang)  täglich  nur  ein  Versuch  gemacht  und  die  Reihenfolge 
der  Versuche  in  jeder  Beziehung  unregelmäßig  gestaltet.  Die  Versuche 
bestanden  darin,  daß  eine  gemessene  Zahl  Minuten  nach  dem  Reiz  ein 
Ergogramm  (jede  Sekunde  3  K)  und  nach  einer  Pause  von  18  Minuten 
wiederum  ein  Ergogramm  aufgenommen  wurde.  Normalerweise  wurden  auf 
diese  Weise  je  gegen  9,5  Meterkilogramm  Arbeit  geleistet.  Je  stärker  der 
Reiz,  desto  größer  wurde  die  erste  Leistung,  auf  Kosten  der  zweiten.  Die 
Wirkung  verlor  sich  schneller  bei  den  stärkeren  Reizen  und  hielt  höchstens 
12  Minuten  an.     Verf.  meint,  daß  Geräusche   und  Gerüche   offenbar  einen 


132  Allgemeine  pathologische  Anatomie  der  Elemente  des  Nervensystems. 

stark  schädigenden  Einfluß   auf  die  Leistungsfähigkeit  des  Menschen  über- 
haupt ausüben. 

4.    Geruchsinn. 

Berthelot  (18)  geht  auf  seine  Messungen  der  Geruchsempfindlichkeit 
zurück,  die  in  den  Annales  de  Chimie  et  de  Physique  7.  serie,  T.  XXII, 
p.  4()0,  1901,  veröffentlicht  sind,  um  zu  zeigen,  welcher  Wirkungen  ganz 
minimale  Spuren  gewisser  Stoffe  fähig  sind. 

Urbantschitsch  (261)  hat  über  die  subjektiven  Nachempfindungen 
und  Äusbreitungsempfindungen  nach  Einwirkung  von  Reizen  auf  Temperatur-, 
Tast-,  Geschmacks-  und  Farbensinn  Beobachtungen  gemacht  und  zu  einer 
umfangreichen  Darstellung  vereinigt.  Während  viele  Angaben,  insbesondere 
die  über  Ausbreitungsrichtung  und  konträre  Empfindungsqualität,  physio- 
logische Deutung  zulassen,  geht  Verf.  im  dritten  Abschnitt  auf  das  psycho- 
logische Gebiet  über,  indem  die  Erinnerungsbilder  in  ihrer  Beziehung  zu 
unter  der  Bewußtseins- Schwelle  bleibenden  Sinneseindrücken  zu  den  oben 
bezeichneten  Erscheinungen  in  Analogie  gesetzt  werden. 

Von  NageVs  (193)  Handbuch  ist  inzwischen  weiter  erschienen:  Fort- 
setzung und  Schluß  des  dritten  Bandes:  Physiologie  der  Sinne  und  die  erste 
Hälfte  des  ersten  Bandes,  enthaltend  Kreislauf,  Atmung,  Stoffwechsel. 
Durch  den  Verzicht  auf  die  Vollständigkeit  der  Literatur  und  durch  die 
individuelle  Richtung  der  einzelnen  Bearbeiter  hat  das  Werk  mehr  den 
Charakter  einer  Sammlung  von  „Essays"  nach  Art  der  „Ergebnisse"  an- 
genommen, als  den  eines  Handbuches.  Doch  wird  dadurch  der  im  Vorwort 
angegebene  Zweck,  ein  Nachschlagebuch  zu  schaffen,  aus  dem  eine  gründ- 
liche Einführung  in  die  einzelnen  Gebiete,  nach  dem  heutigen  Stande  der 
Wissenschaft  geschöpft  werden  kann,  dadurch  nicht  vereitelt. 


Allgemeine  pathologisclie  Anatomie  der  Elemente 
des  Nervensystems. 

Referent:  Prof.  H.  Obersteiner-Wien. 

1.  Alexander,  Alfred,  Zur  Kenntnis  der  Rückenmarks  Veränderungen  nach  Ver- 
schluss der  Aorta  abdominalis.     Zeitschr.  f.  klin.  Medizin.    Bd.  58,  p.  247. 

2.  A  1  q  u  i  e  r  ,  Sur  T^tat  des  neurofibrilles  dans  l'epilepsie.    Revue  neurologique.   p.  146. 

3.  A  m  a  t  o ,  A.,  SuUe  fine  alterazioni  e  sul  processo  di  restitutio  ad  integrum  delle 
cellule  nervöse  nelF  anemia  sperimentAle.  Arch.  di  Anat.  patol.  e  Sc.  af&ii.  Vol.  I. 
fasc.  1. 

4.  Amato,  d'  und  Macri,  Pietro,  Die  sympathischen  Ganglien  des  Magens  bei 
einigen  experimentellen  und  spontanen  Magenkrankheiten.  Virchows  Archiv  für 
pathol.  Anatomie.    Bd.   180,  p.  246. 

5.  A  n  g  1  a  d  e  ,  D.,  La  r^action  n^vrologique  dans  Tenc^phalomalacie.  Compt.  rend. 
Soc.  de  Biologie.    T.  LVni,  No.  7,  p.  319. 

6.  Battaglia,  M.,  Alterazioni  traumatiche  primitive  della  cellula  nervosa.  2.  Al- 
terazioni per  caduta.  3.  Alterazioni  per  scarica  elettrica.  Ann.  Med.  navale.  Anno  11. 
Vol.   1,  fasc.  3,  p.  241—257. 

7.  B  e  1 1  o  t ,  Les  neurofibrilles.  Morphologie  normale.  Leurs  alt^rations  pathologiques 
dans  Tan^mie  exp^riment^le  et  dans  Themiplegie.     Th^se  de  Bordeaux. 

8.  Bertarelli,  E.,  Die  neueren  Erfahrungen  und  Fortschritte  auf  dem  Gebiete 
der  Pathologie  der  Wutkrankheit.     Wiener  klinische  Rundschau.    No.  9,  p.  145. 

9.  B  e  s  t  a ,  Carlo,  Sulla  degenerazione  e  rigenerazione  delle  fibre  nervöse  periferiche. 
Nota  preventiva.     Rivista  sperim.  di  Freniatria.     Vol.  XXXI,  fasc.  3 — 4,  p.  645. 


Allgemeine  pathologische  Anatomie  der  Elemente  des  Nervensystems.  X83 

10.  Bielschowsky,  M.  und  Brodmann,  K.,  Zur  feineren  Histologie  und  Histo- 
Pathologie  der  Groeshimrinde  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Dementia  para- 
lytica,  Dementia  senilis  und  Idiotie.  Journal  für  Psychologie  und  Neurologie.  Bd.  V, 
Heft  5,  p.  173. 

11.  Bietti  Amilcare,  Ricerche  sperimentali  suUa  rigenerazione  dei  nervi  ciliari  dopo 
la  neurectomia  ottico-ciliare.  (Mammiferi.)  Ann.  Oftalmol.  Anno  34.  fasc.  3/4, 
p.  250—285. 

lU.  Blomenaa,  L.,  Der  Zerfall  der  Neurofibrillen  bei  Atrophie  der  Yorderhömer  des 
Rückenmarks.     Obosrenje  psichiatrii.    No.  4. 

12.  B  0  n  g  i  o  V  a  n  n  i ,  A.,  I  corpi  dl  Negri  e  Tinfezione  rabida  da  virus  fisso  a  lento 
decoiso.     Riforma  med.    XXI,  1149—1152. 

13.  B  u  c  k ,  D.  De,  Les  ceUules  plasmatiques  de  la  paraljrsie  g^n^rale.  Journal  de  Neuro- 
logie.  No.  6,  p.  101. 

14.  Derselbe  et  Deroubaix,  Contribution  k  Thistopathologie  de  certaines  formes  de 
psychoses  appartenant  k  la  d^mence  pr6coce  (Ejraepelin).  Le  N6vraxe.  Vol.  VII, 
fasc.  2,  p.  161. 

lo.  C  a  j  a  1 ,  S.  R.,  M6canisme  de  la  r^^^ration  des  nerfs.  Compt.  rend.  de  la  Soc.  de 
Biologie.    Tome  UX,  p.  420. 

16.  Derselbe,    Critique  de  la  throne  de  Tautor^^n^ration  des  nerfs.    ibidem.    Vol.  LIX, 
^  p.  422. 

17.  C  a  m  i  n  i  t  i ,  Rocco,  Beitrag  zur  pathologischen  Histologie  des  Gasserschen  Gang- 
lions.   Archiv  f.  klin.  Chirurgie.    Bd.  77,  p.  901. 

15.  C  e  r  1  e  1 1  i ,  Ügo,  Sopra  alcimi  rapporti  tra  le  „cellule  a  bastoncello"  (Stäbchen- 
zellen) e  gli  elementi  nervosi  nella  paralisi  progressiva.  Rivista  sperim.  di  Freniatria. 
Vol.  XXXI,  fasc.  3--4,  p.  483. 

19.  Derselbe  and  Sambalino,L.,  On  the  Pathology  of  the  Neurofibrils.  The  Journal 
of  Mental  Pathology.    Vol.  VII,  No.  3,  p.  113. 

20.  C  i  a  c  c  i  o  ,  Carmelo,  Sur  la  formation  de  nouvelles  cellules  nerveuses  dans  le  sym- 
pathique  des  oiseauz.   Compt.  rend.  de  la  Soci^t^  de  Biologie.   T.  lÄX,  No.  36,  p.  597. 

21.  D  a  g  o  n  e  t  y  J.,  Sur  la  persistance  des  neuro-fibrilles  dans  la  paralysie  g6n6rale.  An- 
nales m^-psychol.    Jan./F6vr.    p.  26. 

22.  D  i  n  k  1  e  r ,  M.,  Ein  Beitrag  zur  Lehre  von  den  feineren  Gehimveränderungen  nach 
Schadeltraumen.     Archiv  für  Psvchiatrie.    Bd.  39,  p.  445. 

23.  Donaggio,  Aspetto  delle  degenerazioni  delle  fibre  nervöse,  colorate  positiva- 
mente,  nel  midollo  spinale  di  alienati  e  di  animali  intossicati  sperimentalmente.  Riv. 
sperim.  di  Freniatria.    Vol.  31,  p.  223.    (Sitzungsbericht.) 

24.  Derselbe,  etFragnito,  O.,  Leeioni  del  reticolo  fibrillare  endocellulare  nelle  cellule 
midollari  per  lo  strappo  dello  sciatico  e  delle  relative  radici  spinali.  ibidem.  Vol.  31, 
p.  383.    (Sitzungsborieht.) 

25.  D  0  n  1  e  y ,  J.  E.,  A  Case  of  Toxic  Degeneration  of  the  Lower  Neurons.  Boston  Med. 
and  Surg.  Joum.    CHI,  796—749. 

2<L  D  0  p  t  e  r ,  Ch.,  Effets  ezp6rimentaux  de  la  toxine  dysent^rique  sur  le  Systeme  Her- 
veux  central.     Compt.  rend.  Soc.  de  Biol.    Vol.  LVIII,  No.  9,  p.  400. 

27.  Derselbe,  Etüde  des  alt^rations  histologiques  des  nerfs  p^riph^riques  dans  les  oeddmes 
chioniques.     Gaz.  des  hopitaux.    No.  4,  p.  39. 

28.  Drago,  Salvatore,  Alterazioni  degli  elementi  nervosi  nella  encefalite  sperimentale. 
Amt  di  Nevrol.    Anno  23.    fasc.  1/2,  p.  24—49. 

29.  F  a  b  i  n  y  i ,  Rud.,  Ueber  die  syphilitische  Erkrankung  der  Basilararterien  des  Ge- 
hirns.   Deutsche  Zeitschr.  f.  Nervenheilk.    Bd.  30,  p.  44. 

30.  Fleming,  Robert  A.,  Optic  Neuritis  in  Cases  of  Intracranial  Tumori  with  Special 
Reference  to  the  NeurogUal  Changes  Present.  Review  of  Neurol.  and  Psychiatry. 
August. 

31.  F  r  a  n  9  a ,  Carlos,  La  rage  chez  les  Muridae  (Murinae  et  Microtinae).  Compt.  rend. 
de  la  Soc.  de  Biologie.    T.  LVIII,  No.  9,  p.  410. 

^2.  Derselbe,  La  rage  chez  le  Renard  (Vulpes  Melanogaster).  Note  pr^liminaire.  ibidem. 
Vol.  LVm,  No.  14,  p.  652. 

33.  G  a  8  p  a  r  i  n  i ,  E.,  Delle  alterazioni  successive  alla  estirpatione  del  ganglio  simpa- 
tico  cervicale  superiore.     Amiali  di  Oftalmologia.    Anno  XXXIII.    1904. 

34.  Gebuchten,  A.  van,   La  Loi  de  Waller.    Le  N^vraxe.    Vol.  VII.  fasc.  2,  p.  203. 

35.  Derselbe,  La  Loi  de  WaUer.  Nederl.  Tijdschr.  v.  Geneesk.  2.  r.  XII.  d.  1.  1387—1405. 

36.  Gentes  et  Bellot,  Alt^rations  des  Neurofibrilles  des  cellules  pyramidales  de 
l'ecorce  c^r^brale  dans  l'h^mipl^e.    Compt.  rend.  Soc.  de  Biologie.    T.  LVIII,  p.  153. 

37.  G  i  1  j  a  r  o  w  8  k  i ,  W.,  Üeber  Veränderungen  des  Centralnervensystems  bei  alko- 
holischer Polyneuritis.     Centralbl.  für  Nervenheilk.     p.  684.     (Sitzungsbericht) 

38.  H  a  u  8  h  a  1 1  e  r ,  P.  et  C  o  1 1  i  n  ,  R.-,  Modifications  structurales  des  cellules  pyra- 
midales de  r^corce  rolandique  dans  un  cas  de  parapl^gie  spasmodique  cong6nitale 


184  Allgemeine  pathologische  Anatomie  der  Elemente  des  Nervensystems. 

chez  un  enfant  de  trois  mois  n^  k  terme.    Compt.  rend.  Soc.  de  Biologie.    Tome  UX, 
p.  223. 

39.  Dieselben,  L^sions  histologiques  du  cerveau  et  de  la  moelle  6pini^re  dans  im  cas  de 
rigidit^  spasmodique  g^n^ralis^.     ibidem.     T.  LVIII,  No.  7,  p.  337. 

40.  H  u  n  t  e  r ,  Walter  K.,  On  the  Action  of  Venoms  of  Different  Species  of  Poisonous 
Snakes  on  the  Nervous  System.     The  Lancet.     II.     p.  883. 

41.  J  e  1 1  i  n  e  k ,  S.,  Über  die  durch  elektrischen  Starkstrom  hervorgerufenen  pathologisch- 
anatomischen Gewebsveränderungen,  besonders  des  Zentralnervensystems.  Wiener 
Medizin.  Presse.     No.  45,  p.  2169. 

42.  J  an  e  s ,  A.,  Lesiones  del  alcoolismo  sobre  los  centres  nerviosos.  Semana  m6d.  Buenos 
Aires.     XII.     97-101. 

43.  Kilvington,  Basil,  An  Investigation  on  the  Regeneration  of  Nerves.  With  a 
View  to  the  Surgical  Treatment  of  (^rtain  Paralyses.  The  British  Med.  Journal.  I 
p.  935. 

44.  Derselbe,  An  Investigation  on  the  Regeneration  of  Nerves,  with  Regard  to  the  Treat- 
ment of  Certain  Paralyses.     ibidem.     II.     p.  625. 

45.  Krückmann,  E.,  Ueber  Pigmentierung  und  Wucherung  der  Netzhautneuroglia 
Graefes  Archiv.     Bd.  60. 

46.  Lache,  Jon  G.,  Sur  la  r^sistance  du  nucl6ole  neuronique  (intra  vitam  et  post  mortem). 
Ck)mpt.  rend.  Soc.  de  Biol.    Tome  UX,  p.  90. 

47.  Laignel-Lavastine,  Le  plexus  solaire  dans  les  p^ritonites.  Archives  de 
M^decine  expörimentale.     No.  1,  p.  54. 

48.  Derselbe,  Contribution  k  Tetude  anatomo-pathologique  du  sympathique  abdominal 
dans  les  infections.     Revue  de  M^cine.     XXV.     p.  389. 

49.  Derselbe,  Histologische  Bemerkungen  über  die  Hirnrinde  der  Tuberkulösen.  Münch. 
Mediz.  Wochensc^.    p.  2294.    ( Sitzungsbericht.) 

50.  Lapinsky,  JViichael,  Ueber  Degeneration  und  Regeneration  peripherischer  NerveiL 
Virchows  Archiv  f.  pathol.  Anatomie.     Bd.  181,  Heft  3,  p.  452. 

51.  L  e  g  e  n  d  r  e  ,  R.,  De  la  nature  pathologique  des  canahcules  de  Holmgren  des  oeUules 
nerveuses.  Compt.  rend.  hebd.  des  S^ances  de  la  Soc.  de  Biologie.  T.  UX,  p.  687 
u.  C.  r.  Acad.  des  Sciences.     T.  CXLI,  No.  26,  p.  1263. 

52.  L  u  d  1  u  m ,  S.  D.,  A  Preliminary  Report  of  the  Possible  Relationship  of  Neuro-Fi- 
brillar  Changes  to  Insanity.  The  Journal  of  Nervous  and  Mental  Disease.  Vol.  32, 
Heft  1,  p.  16. 

53.  Derselbe,  An  Experimental  Study  on  the  Regeneration  of  Peripheral  Nerves,  ibidem. 
Vol.  32,  No.  8,  p.  491. 

54.  L  u  g  a  r  o  ,  E.,  Zur  Frage  der  autogenen  Regeneration  der  Nervenfasern.  Neuro- 
logisches Centralblatt.     No.  24,  p.  1143.     (cf.  Kapitel:  Anatomie  p.  41). 

55.  M  a  c  D  o  n  a  1  d  ,  J.  S.,  Basophil  granules  in  nerve  f ihres.  The  Journal  of  Physiology. 
Bd.  XXXII,  p.  VII.    (Sitzungsbericht.) 

56.  Derselbe,  Basophil  Granules  and  the  Injury  Current  of  Nerve.  Proc.  PhysioL  Soc. 
London.     1904-5.     p.  XXXVII. 

57.  Malatesta,  Ramberto,  Etüde  sur  les  alterations  des  ganglions  nerveux  du  coeur 
dans  la  chol6mie  exp^rimentale.    Archives  de  m^decine  ex^rim.    Tome  XVII,  p.  492. 

58.  Marburg,  Otto,  Zur  Pathologie  des  Achsencylinders  in  Tumoren  und  Narben 
des  Gehirnes.  Untersuchungen  mit  der  Silberaldenydmethode  Bielschowskys.  Jahr- 
bücher für  Psychiatrie  u.  Neurologie.     Bd.  26,  p.  270. 

59.  M  a  r  c  h  a  n  d  ,  L.,  L^sions  du  cortex  sousjacentes  k  des  ^paississements  m^ning6s 
chez  certains  aliönes  chroniques.  Ck)mpt.  rend.  Soc.  de  Biologie.  T.  LVIII,  No.  16, 
p.  749. 

60.  M  a  r  e  s  c  h ,  Rudolf,  Ueber  die  feinere  Struktur  der  Negrisc^hen  Körper.  Wiener 
kün.  Wochenschrift.     No.  25,  p.  659. 

61.  Marguli^s,  Über  die  Vorgänge  in  einem  dauernd  von  einem  Centrum  losgelösten 
Stumpf  eines  peripheren  Nerven.     Neurolog.  Centralbl.     p.  1014.     (Sitzungsberieht) 

62.  M  a  r  i  n  e  s  c  o  ,  G.,  Du  role  des  excitations  centrip^tales  et  centrifugales  dans  le 
fonctionnement  et  la  nutrition  des  cellules  nerveuses.  Revue  Neurologique.  No.  13, 
p.  657. 

63.  Derselbe,  Lesions  des  neurofibrilles  dans  certains  ^tats  pathologiques.  Comptes  rendus 
hebdomadaires  des  S^ances  de  la  Soci6t4  de  Biologie.    Vol.  LVIII,  No.  12,  p.  536. 

64.  Derselbe,  L^ions  des  neurofibrilles  dans  certains  6tats  pathologiques.  Journal  de 
Neurologie.     No.  12,  p.  221. 

65.  Derselbe,  Recherches  sur  les  changements  de  structure  que  les  variations  de  temp^ra- 
ture  impriment  k  la  cellule  nerveuse.    Bucuresti.    Inst,  de  arte  grafica.    „Carol  Göbl." 


Allgemeine  pathologische  Anatomie  der  Elemente  des  Nervensystems.  185 

66.  Derselbe,  Sur  la  reparation  des  neurofibrilles  aprte  la  section  du  nerf  hypogloasus. 
Revue  neurologique.     No.  1,  p.  1. 

67.  Derselbe,    Recherches  sur  la  r^g^n^resceuce  autogene,     ibidem.     No.  23,  p.  1125. 

68.  Derselbe  et  M  i  n  e  a ,  J.,  La  loi  de  Waller  et  la  r^g^n^rescence  autogene.  Bucarest. 
Carol  Gobi. 

69.  Merzbacher,  L.,  Zur  Biologie  der  Nervendegeneration  (Ergebnisse  von  Trans- 
plantationsversuchen).     Neurolog.  Centralbl.     No.  7,  p.  150. 

70.  Mills,  Wesley,  On  Certain  Problems  of  the  Nervous  System,  more  Especially  Nerve 
Grafting  and  the  Neurone  Concept.    The  Montreal  Med.  Journal.    Vol.  XXXIV,  p.  185. 

71.  M  o  d  e  n  a ,  Gustav,  Die  Degeneration  und  Regeneration  des  peripherischen  Nerven 
nach  Läsion  desselben.     Arb.  aus  d.  Neurol.  Inst.  a.  d.  Wiener  Univ.     XII. 

72.  Derselbe,  La  degenerazione  e  la  rigenerazione  del  nervo  periferico  in  seguito  a  lesione. 
Xn.  Congr.  d.  Soc.  fren.  ital.  zu  Genua.    Riv.  sperim.  di  freniati.    Vol.  XXXI,  fasc.  1. 

73.  Mott,  On  the  Brain  and  Nervous  System  in  Trypanosome  Infections,  Including 
Sleeping  Sickness,  and  the  Part  Played  by  Diplo-streptococci.  Brain.  Part.  II,  p.  364. 
(SltEungsbericht.) 

74.  M  o  u  r  r  e ,  Charles,  Sur  les  modifications  des  cellules  nerveuses  6tudi^  au  moyen 
de  la  methode  de  Nissl.    Archives  gen^rales  de  MMecine.    T.  II,  No.  50,  p.  3135. 

75.  M  ü  n  z  e  r ,  E.,  Giebt  es  eine  autogene  Regeneration  der  Nervenfasern  ?  Neurolog. 
Cen^lbL    p.  1013.    (Sltzongsberieht.) 

76.  Obersteiner,  Heinrich,  Über  die  Wirkungen  der  Radiumbestrahlung  auf  das 
Centralnervensystem.  Arbeiten  aus  dem  Neurologischen  Institut  an  der  Wiener  Uni- 
versität.    Bd.  xn,  p.  86  u.  Wiener  klin.  Wochenschr.     No.  40. 

77.  O  k  a  d  a  ,  Eikischi,  Über  den  Einfluß  der  Radiumbestrahlung  auf  Muskeln  und  periphe- 
rische Nerven,     ibidem.     Bd.  XII,  p.   105. 

78.  Derselbe,  Experimentelle  Untersuchungen  über  die  vaskuläre  Trophik  der  peripheren 
Nerven,     ibidem,     p.  59. 

78a.  0  d  i  e  r ,  R.,  R^g^n^ration  des  terminaisons  motrices  des  nerfs  coupes.  Arch.  de 
m^  exp^r.  et  d'anat.  path.     XVII,  503—505. 

79.  Parhon,  C.  et  Goldstein,  M.,  Recherches  sur  Tinfluence  exerc^e  par  la  section 
transversale  de  la  moelle  sur  les  l^ions  secondaires  des  cellules  motrices  sous-jacentes 
et  leur  reparation.    Revue  Neurologique.    No.  4,  p.  205. 

80.  Derselbe  et  Papinian,  Jean,  Note  sur  les  alt^rations  des  neurofibrilles  dans  la 
pellagre.     Compt.  rend.  Soc.  de  Biologie.     T.  LVIII,  No.  8,  p.  360. 

81.  Peroncito,  Aldo,  La  rigenerazione  delle  fibre  nervöse.  Bull,  de  Soc.  m6d.  chir. 
di  Pavia.    seduta  d.  3.  Nov. 

fö.  Perthes,  G.,  Ueber  Nervenregeneration  nach  Extraction  von  Nerven  wegen  Tri- 
geminusneuralgie.     Deutsche  Zeitschrift  für  Chirurgie.     Bd.  77,  p.  401. 

83.  Pick,  G.,  Calciücation  of  the  Einer  Cerebral  Vessels  with  Remarks  upon  its  CUnical 
Significance.     The  Amer.  Joum.  of  Insanity.     Bd.  61,  No.  3. 

84.  R  a  i  m  a  n  n  ,  Emil,  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Markscheidenregeneration  in  peripheren 
Nerven.     Jahrbücher  f.  Psychiatrie  u,  Neurologie.     Bd.  26,  p.  311. 

85.  Razzaboni,  Giovanni,  Ricerche  sperimentali  sui  processi  degenerativi  e  rige- 
nerativi  delle  fibre  nervöse  midoUate  penferiche  in  seguito  a  ferite.  (Rendic.  Accad. 
Soc.  med..chir.  Bologna).  Bull.  Sc.  med.  Ann,  75.  (Ser.  8,  Vol.  4.)  1904.  fasc.  1, 
p.  461-462. 

86.  Riva,  Emilio,  Sulla  presenza  di  corpuscoli  air  intemo  delle  cellule  nervöse  spinali 
nell'  inanizione  sperimentale.     Riv.  sperim.  di  Freniatria.     Vol.  31,  p.  251. 

87.  Derselbe,  Lesioni  del  reticolo  neurofibrillare  della  cellula  nervosa  nell' inanizione 
sperimentale  studiate  con  i  metodi  del  Donaggio.     ibidem.     Vol.  31,  p.  245. 

88.  R  0  u  X ,  Jean-Ch.  et  H  e  i  t  z ,  Jean,  Deuxidme  note  sur  les  d6g6n6rescence8  des  nerfs 
cutanfe  observ^  chez  le  chat  k  la  suite  de  la  section  des  racines  posterieurs  correspon- 
dantes.    Compt.  rend.  Soc.  de  Biologie.     Tome  LIX,  p.  133. 

89.  S  a  1 1  y  k  o  w ,  S.,  Versuche  über  Gehimreplantation  zugleich  ein  Beitrag  zur  Kenntnis 
reaktiver  Vorgänge  an  den  zelligen  Gehimelementen.  Archiv  für  Psychiatrie.  Bd.  40, 
p.  329. 

90.  Derselbe,  Ueber  Heilungsvorgänge  an  Erweichungen,  Lichtungsbezirken  und  Cysten 
des  Gehirns.     Verhandlungen  der  Deutschen  Pathol.  Gesellschaft  zu  Meran.     p.  299. 

91.  Scarpini,  Vincenzo,  Su  alcune  alterazioni  primitive  del  reticolo  fibrillare  endo 
cellulare  e  delle  fibrille  lunghe  nelle  cellule  del  midollo  spinale.  Ricerche  sperimentali 
«»U'  avellenamento  da  cloruro  d'etile  e  sulla  compressione  dell'  aorta  abdominale  ese 
guitecol  metodo  di  Donaggio.  Rivista  sperim.  di  Freniatria.  Vol.  XXXI,  fasc.  3/4,  p.  584 

92.  Derselbe,  Le  alterazioni  cadaveriche  delle  cellule  nervöse  studiate  col  metodo  di  Do 
öÄggio.    Ricerche.     ibidem.     Vol.  XXXI,  fasc.  3-^,  p.  640. 


186  Allgemeine  pathologpische  Anatomie  der  Elemente  des  Nervensystems. 

93.  Derselbe,  Le  cellule  del  sistema  nervoeo  centrale  nell*  awelenamento  e  narcosi  da 
clorure  d' etile.  Atti  Accad.  Fisiocritici  Siena.  Anno  accad.  214,  Ser.  4,  Vol.  17,  No.  3, 
p.  99--104. 

94.  ScavonettoMaterazzi,C.,  Importanza  dei  corpi  di  Negri  nella  rabia.  Gazz. 
degU  ospedali.     XXVI.     1393. 

95.  Schiffmann,  Josef,  Zur  Kenntnis  der  Negrischen  Körperchen  bei  der  Wut- 
krankheit.    Wiener  klin.  Wochenschr.     No.  25,  p.  657. 

96.  Schimamura,  Beitrag  zur  patologischen  Anatomie  der  sogenannten  Katayama- 
krankheit.     Kyoto  Igaku  Zassi. 

97.  Schröder,  Über  neuere  Fortschritte  in  der  pathologischen  Anatomie  der  Hirn- 
rinde.    Allgem.  Zeitechr.  f.  Psychiatrie.     Bd.  62,  p.  809.     (Sitsangsberieht) 

97a.  Schnitze,  Oskar,  Weiteres  zur  Entwickelung  der  peripheren  Nerven  mit  Berück- 
sichtigung der  Regenerationsfrage  nach  Nervenverletzungen.  Verhandlungen  der 
physikaL-mediz.  Gesellschaft  zu  Würzburg.     N.  F.     Bd.  27,  No.  7,  p.  267. 

98.  S  i  m  m  o  n  d  s  ,  M.,  Ueber  das  Angioma  racemosum  und  serpentinum  des  Gehirns. 
Archiv  f.  pathol.  Anatomie.     Bd.  180,  p.  280. 

99.  S  o  u  t  h  a  r  d  ,  E.  E.,  The  Neuroglia  Framework  of  the  Cerebellum  in  Gases  of  Marginal 
Sklerosis.     Joum.  of  Med.  Research,     p.  487. 

100.  Stransky,  E.,  Präparate  zum  Studium  der  Markzerfallprozesse  im  Rückenmark. 
Wiener  klin.  Wochenschr.     p.  1397.     (SItsungsberieht.) 

101.  Tagliani,  G.,  Per  la  rigenerazione  delle  cellule  nervöse  dorsali  (Hinterzellen) 
nel  midoUo  caudale  di  Triton  cristatus.    Monitore  zool.  Firenze.    1904.    XV.    345 — ^350. 

102.  Thomas-Andr6,  Atrophie  lamellaire  des  cellules  de  Purkinje.  Revue  Neuro- 
logique.     No.  18,  p.  917. 

103.  T  u  c  k  e  1 1 ,  Ivor,  Degeneration  of  Nerve-Cells  of  the  Rabbits  Superior  Cervical 
Sympathetic  Ganglion  as  the  Result  of  Interfering  with  their  Blood  Supply.  The 
Journal  of  Physiology.     Bd.  33,  p.  77. 

104.  W  a  k  i  i ,  Ueber  das  Verhalten  von  Hirn-  und  Rückenmarkszellen  beim  chronischen 
Morphinismus.     Mitt.   d.   med.   Gesellsch.   zu  Tokyo.     XIX.     39 — 54.     (japanisch.) 

105.  W  a  y ,  C.,  The  Negri  Bodies  and  the  Diagnosis  of  Rabies.  Am.  Vet.  Rev.  N.  Y. 
XXIX.     937—942. 

106.  Z  a  b  r  i  8  k  i  e  ,  Edwin  C.,  A  Study  of  Some  of  the  Changes  Found  in  the  Cord  after 
Amputation.     The  Post-Graduate.     Vol.  XX,  p.  542. 

I.  Nervenzellen. 

Wir  haben  unsern  vorjährigen  Bericht  mit  der  Bemerkung  eingeleitet,  daß 
voraussichtlich  die  neuen  Methoden  der  Fibrillenfärbung  in  gleicher  Weise  eine 
überaus  große  Anzahl  von  Arbeiten  auf  pathologisch-anatomischem  Gebiete  ver- 
anlassen würden,  wie  seinerzeit  die  Niss Ische  Schollenfärbung,  was  tatsächlich 
auch  eingetroffen  ist.  In  erster  Linie  gilt  dies  für  die  von  Cajal  angegebenen 
„photographischen"  Methoden  und  auch  für  die  von  Bielschowsky.  Die 
Färbung  nach  Donaggio  ist  schwieriger  und  noch  nicht  viel  verbreitet, 
noch  unsicherer  und  daher  auch  praktisch  wenig  verbreitet  ist  die  von  Bethe. 

Cerletti  und  Sambalino  (19)  haben  nun  die  verschiedenen  neuen 
Fibrillenfärbungsmethoden  nach  ihrem  Werte  für  die  pathologisch-anatomischen 
Forschungen  durchgeprüft  und  machen  in  einer  sehr  beherzigenswerten  Mit- 
teilung darauf  aufmerksam,  daß  diesen  Methoden,  trotz  der  schönen  Resultate 
die  sie  bereits  geliefert  haben,  doch  gegenwärtig  noch  eine  gewisse  Unsicher- 
heit in  der  Konstanz  des  Erfolges  anhafte,  so  daß  sie  auf  pathologisch-anatomi- 
schem Gebiete  nur  mit  der  nötigen  Reserve  verwendet  werden  dürften. 

Schon  unter  dem  Einflüsse  von  relativ  geringen  Temperaturschwankungen, 
wie  sie  in  unseren  Klimaten  gewöhnlich  sind,  können  nach  Marinesco  (65), 
der  sich  nicht  ganz  der  Auffassung  Cajals  und  Teiles  anzuschließen  ver- 
mag, deutliche  Unterschiede  in  der  Struktur  der  Nervenzellen  eintreten;  es 
müssen  also  wenigstens  diejenigen  Zellbestandteile,  welche  solche  Ver- 
änderungen erkennen  lassen  —  die  chromatophile  Substanz  und  die  Neuro- 
fibrillen —  auch  unter  den  gewöhnlichen  Lebensbedingungen  einem  fort- 
währenden strukturellen  Wechsel  unterworfen  sein.  Allerdings  sind  diese 
Variationen   deutlich   nur   an   neugeborenen  Tieren  nachzuweisen,   doch  be- 


Allgemeine  pathologische  Anatomie  der  Elemente  des  Nervensystems.  187 

Stehen  sie  aller  WahrscheiDlichkeit  nach,  wenn  auch  yielleicht  weniger  aus- 
geprägty  in  gleicher  Weise  bei  den  ausgewachsenen.     Bezüglich  der  Tigroid- 
Substanz  wäre  zu  bemerken,  daß  die  Zellen  bei  niederer  Temperatur  (10**) 
pjknomorph  erscheinen,  die  gedrängt  stehenden  Nissl körperchen  sind  dunkel, 
groß,  besonders  an  der  Peripherie,  während  bei  Tieren,  welche  einige  Stunden 
in  höherer  Temperatur  (15  ®,  30  **)  gehalten  worden  waren,  die  Nisslkörper- 
chen  weit  voneinander  abstehen,  granuliert,   selbst  yakuolisiert  sind.     Die 
Veränderungen  an  den  Neurofibrillen  sind  besonders  deutlich  in  den  Wurzel- 
zellen des  Vorderhoms  (mit  roten  Fibrillen);  bei  den  in  der  Kälte  gehaltenen 
Tieren  finden  sich  hier  die  hypertrophischen,  spindelförmig  angeschwollenen 
Neurofibrillen;  es  handelt  sich  um  eine  durch  die  Kälte  verursachte  Aggre- 
gation der  Neurofibrillen,  die  sich  zu  gleichmäßig  dicken  oder  spindelförmig 
Terdickten  Strängen  vereinigen,  während  die  hohen  Temperaturen  deren  Disso- 
ziation veranlassen.     Es    sind  molekulare   Modifikationen,    Konzentrations- 
schwankungen des  interfibrillären  Plasmas  unter  dem  Einflüsse  der  Temperatur- 
schwankungen, welche  die  Alteration  und  Kepulsion  der  Neurofibrillen  ver- 
anlassen.   Es  ist  dies   aber  keineswegs   eine   der  Temperaturwirkung  aus- 
schließlich zukommende  Erscheinung,  da  ja  ähnliche  Aneinanderlagerungen 
der  Neurofibrillen  zu  monströsen  Fasern  auch  bei  Vergiftung  mit  Strychnin 
und  Morphium  beobachtet  werden  können.  —  Geht  man  auf  Temperaturen 
über,  welche  höher  als  die  gewöhnlichen  Lufttemperaturen  sind,  so  werden 
allerdings  die  Veränderungen  an  den  Neurofibrillen  schwerer,  sie  fragmentieren 
und  schwinden  endlich  gänzlich.     Besonders  empfindlich  sind  die  Zellen  mit 
sehr  feinem   Fibrillennetz,   z.  B.    die   Purkinj eschen  Zellen    und    die    der 
Spinalganglien.     Immerhin   ist   auch  bei   ziemlich  starken  Alterationen  der 
Neurofibrillen   noch   eine  Reparation   nicht   ausgeschlossen.     Um   auch   die 
Wirkung    der   Insolation    zu    untersuchen,    wurden   junge    Hunde    durch 
'/^  Stunden    bei    42®    der    Sonne    ausgesetzt;    die   Wurzelzellen    erschienen 
gleichmäßig  gefärbt,  glasig,  keine  deutlich  erkennbaren  Nisslkörperchen,  mit 
Sprängen  und  Vakuolen,  Kern  undeutlich,   die  Fortsätze  schienen  teilweise 
geschwunden  zu  sein. 

Harinesco  (63)  konnte  seine  Anschauung,  daß  das  Zugrundegehen 
der  Neurofibrillen  in  den  Nervenzellen  Hand  in  Hand  mit  der  Läsion  der 
Tigroidsubstanz  geht,  durch  weitere  Untersuchungen  befestigen,  so  in  einem 
Pdle  akuter  Myelitis  (Landryscher  Typus).  Bemerkenswert  war,  daß  trotz 
der  Desintegration  der  Neurofibrillen  die  Endknötchen  an  den  Wurzel-  und 
Strangzellen  viel  weniger  alteriert  schienen;  ja  manche  Zellen  zeichneten 
sich  geradezu  durch  ihren  Keichtum  an  Endknötchen  aus,  die  sich  auch 
sonst  durch  ihre  Resistenzfähigkeit  bemerkbar  machen  (Anaemie,  Tetanus, 
PäuLois).  In  einem  Falle  von  akuter  Meningitis  waren  allerdings  die 
Läsionen  an  den  Neurofibrillen  auffallend  weniger  ausgesprochen  als  an  den 
Nisslkörperchen.  In  atrophischen  und  in  erweichten  Rindenpartien  fanden 
sich  sehr  verschiedenartige  Veränderungen  an  den  Neurofibrillen.  Im  Laufe 
Yon  hemiplegischen  und  paraplegischen  Zuständen  ist  der  Zustand  der  Neuro- 
fibrillen in  den  Rindenzellen  abhängig  von  der  Raschheit,  mit  welcher  die 
Nervenfasern  zerfallen  und  vom  Sitze  der  Läsion.  Jedenfalls  kann  man 
sagen,  daß  alle  Zellen  im  Zustande  kompletter  Achromatose  keine  Neuro- 
fibrillen besitzen  (Pellagra),  während  man  an  pyknomorpheu  Zellen  hyper- 
trophische Fibrillen  antrifft. 

Die  oben  geschilderten  Tatsachen  bringt  Marinesco  (64)  ausführlicher 
und  erweitert  in  einer  anderen  Arbeit.  Es  sei  auch  bemerkt,  daß  das  Faser- 
netz in  der  Gegend  des  Pigmenthäufchens  sich  merklich  resistenter  zeigt. 
Er  geht  hier   auch  näher  auf  das   erwähnte  und  seiner  Anschauung   nach 


Ig8  Allgemeine  pathologisohe  Anatomie  der  Elemente  des  Nervensystems. 

anscheinend  der  Eegel  widersprechende  Mißverhältnis  zwischen  der  Alteration 
der  Fibrillen  nnd  der  der  Tigroidsubstanz  ein.  Der  Umstand,  daß  die  Neuro- 
fibrillen der  Fortsätze  noch  gut  erhalten  sein  können,  während  sie  im  Zell- 
körper zu  Grunde  gegangen  sind,  könnte  gegen  die  trophische  Bedeutung 
der  Zelle  sprechen. 

Marinesco  (66)  studierte  ferner  auch  noch  den  Reparationsvorgang 
der  Neurofibrillen  in  den  Zellen  des  Hypoglossuskernes  nach  Durchschneidung 
dieses  Nerven,  ein  Vorgang,  der  mehrere  Monate  in  Anspruch  nimmt.  Es 
muß  bemerkt  werden,  daß  sich  die  einzelnen  Zellen  dieses  Kernes  durchaus 
nicht  gleichen;  es  wurden  hauptsächlich  die  Zellen  der  antero-extenien 
Gruppe  untersucht,  die  eine  deutlich  retikulierte  Struktur  besitzen.  Übrigens 
ist  auch  der  Reparationsprozeß  ein  ziemlich  variabler.  Im  wesentlichen 
erscheinen  die  Zellen  anfänglich  streifig,  die  Neurofibrillen  sind  verdickt 
und  intensiver  gefärbt.  Die  Wiederherstellung  der  Netzstruktur  geschieht 
vom  Kerne  gegen  die  Peripherie  zu,  doch  unterscheidet  sich  das  neue  Netz- 
werk von  dem  ursprünglichen  noch  merklich,  seine  Balken  sind  gröber  und 
weniger  regelmäßig.  Besonders  bemerkenswert  für  die  Reparation  ist  die 
Hypertrophie  der  Fibrillen  in  den  Dendriten.  Im  Anschlüsse  hieran  werden , 
auch  die  Reparationsvorgänge  an  den  Fibrillen  in  den  Spinalganglienzellen 
geschildert;  hervorzuheben  wäre  hier  die  Verdichtung  und  Verdickung  des 
perinukleären  Netzes. 

Dagonet(21)hatin3FällenvonprogressiverParalyse  dieHirnrinde 
aus  verschiedenen  Gegenden  mittelst  der  Ramonschen  Silbermethode  unter- 
sucht und  immer  ein  sehr  reiches  extracelluläres  Fibrillennetz  gesehen;  aber 
auch  das  intracelluläre  Netz  der  Großhimriudenzellen,  gleich  dem  in  den 
Purkinjeschen  Zellen  und  im  Rückenmark  war  in  jeder  Beziehung  unver- 
ändeit:  diese  sehr  auffallende  Integrität  der  Neurofibrillen  neben  den  be- 
kannten schweren  sonstiged  Alterationen  der  Pyramidenzellen  bei  der  pro- 
gressiven Paralyse  beweist,  daß  die  Nervenzellen  nicht  als  trophische  Zentren 
für  die  Neurofibrillen  aufzufassen  sind ;  diese  sind  vielmehr  von  der  Nerven- 
zelle unabhängig,  und  die  Einwände,  die  gegen  die  Neurontheorie  erhoben 
wurden,  sind  begründet. 

Hingegen  waren  Bielschowsky  und  Brodmann  (10)  imstande, 
mittelst  der  Methode  des  ersteren  in  der  Großhirnrinde  charakteristische 
Kennzeichen  der  progressiven  Paralyse  aufzufinden;  als  solche  sind  hervor- 
zuheben auffallend  starke  Veränderungen  an  allen  Zellen  bis  zum  Ver- 
schwinden ganzer  Zellschichten  bei  verhältnismäßig  gutem  Erhaltenbleiben 
der  faserigen  Bestandteile.  Die  paralytische  Zelle  ist  im  allgemeinen  charak- 
terisiert durch  einen  frühzeitigen  und  hochgradigen  Untergang  der  Fortsätze 
und  durch  Auflösung  der  Fibrillen  bei  zeitweiligem  Persistieren  von  einzelnen 
Fibrillen  im  Zelbnimpf.  Der  intercelluläre  Faserfilz  ist  besonders  in  seinen 
feinsten  Elementen  stark  gelichtet.  —  Bei  der  senilen  Demenz  bleibt  im 
Gegensatz  zur  Paralyse  die  äußere  Form  der  Zellen  mit  ihren  Dendriten 
gut  und  auch  die  Rindenschichtung  leidlich  gut  erhalten;  die  Zellstruktnr 
zeichnet  sich  durch  Vergröberung  und  Verklumpung  der  Fibrillen  aus.  Der 
intercelluläre  Faserausfall  ist  weniger  hochgradig  als  bei  der  Paralyse  und 
betrifft  gröbere  und  feinere  Bestandteile  gleichmäßiger.  In  einem  Idioten- 
gehirne waren  ganz  abweichende  Befunde,  was  Schichtengliedemng,  Zell- 
formen und  Fasern  anlangt,  zu  konstatieren ;  die  Zahl  der  Fasern  und  Zellen 
war  stark  vermindert.  Distinkte,  über  weite  Strecken  zu  verfolgende  Fibrillen 
sind  nur  selten  sichtbar,  am  ehesten  in  den  gröberen  Dendriten.  Dagegen 
ist  das  Zellinnere  von  dunklen  Körnern  und  Körnerreihen  angefüllt 


Allgemdne  pathologische  Anatomie  der  Elemente  des  Nenrensystems.  189 

CSerletti  (18)  hat  die  Stäbchenzellen  (Nissl,  Alzheimer)  in  ihrer 
Beziehung  zu  den  erkrankten  Pyramidenzellen  beobachtet  Er  findet  sie  den 
apikalen  Fortsätzen  aufs  engste  angeschmiegt  und  in  der  Nähe  des  Zellleibes 
selbst  im  pericellulären  Baume,  in  dem  sie  eine  den  Trabantzellen  ähnliche 
Stellung  einnehmen.  Von  diesen  Beobachtungen  ausgehend,  unterwirft  der 
Autor  die  Momente,  die  von  Nissl  und  Alzheimer  aufgezählt  worden 
sind,  um  diese  Elemente  als  Gebilde  mesodermalen  Ursprunges  hinzustellen, 
eioer  Kritik  und  führt  seinerseits  einige  Sätze  auf,  um  für  die  Zugehörig- 
keit der  Stäbchenzellen  zum  Ektoderm  zu  plädieren.  Die  Stäbchenzellen 
seien  selbst  als  eine  krankhafte  Modifikation  der  Neurogliazellen  zu  be- 
trachten, als  solche  könnten  sie  nicht  jenen  charakteristischen  regressiven 
und  progressiven  Prozessen  unterliegen,  die  die  erkrankten  Neurogliazellen 
Tor  den  gesunden  auszeichnen.  Bekanntlich  hat  Nissl  selbst  ursprünglich 
&Q  dem  ektodermalen  Ursprung  der  Stäbchenzellen  festgehalten. 

(Merzhache)\) 
Donaggio  und  Fragnito  (24)  beschreiben  die  Veränderungen, 
welche  die  motorischen  Zellen  des  Rückenmarkes  zeigen  nach  Ausreißung 
des  Ischiadicus  der  einen  Seite  beim  Kaninchen.  Die  Beaktion  des 
Fibrilleoapparates  auf  diese  Schädigung  hin  läßt  verschiedene  Stadien  er- 
keauen:  das  erste  Stadium  ist  durch  Verdichtung  des  endocellulären  Netzes 
ausgezeichnet  (2. — 5.  Taf.),  das  zweite  Stadium  (10.  Taf.)  durch  Unordnung 
in  der  Anordnung  der  Fibrillenzüge,  in  einem  dritten  Stadium  (15.  Taf.) 
zeigt  sich  Atrophie  der  Fibrillen  gleichzeitig  mit  einer  Inversion  der  Färb- 
barkeit,  sodaß  die  Kerne  der  Entfärbung  trotzen,  während  die  Fibrillen  sehr 
schnell  ihren  Farbstoff  abgeben.  Die  endocellulären  Netze  scheinen  sehr 
resistent  zu  sein  und  verschwinden  vielleicht  nie  gänzlich.  Während  sie 
mit  der  Gajalschen  Methode  nicht  mehr  zur  Darstellung  gebracht  werden 
können,  bleiben  sie,  mit  der  Donaggio  sehen  Methode  behandelt  (deren 
sich  die  Verfasser  bei  ihren  Versuchen  bedienen),  deutlich  nachweisbar. 

(Merzbacher.) 
DragO  (28)  hat  seine  Aufmerksamkeit  speziell  dem  Verhalten  der 
Ganghenzellen  im  Verlaufe  der  Encephalitis  zugewendet,  die  er  bei  Hunden 
durch  Trauma,  Infektion  oder  auf  chemischem  Wege  experimentell  erzeugte. 
Er  kommt  zu  folgenden  Schlüssen:  Ganglien-  wie  Gliazellen  gehen  beim 
encephahtischen  Prozesse  zugrunde  und  können  deshalb  an  den  Reparations- 
prozessen keinen  Anteil  haben  (!?  Ref.).  Sowohl  im  encephalitischen  Herde 
wie  in  den  zunächst  benachbarten  Teilen  w^erden  die  Ganglienzellen  am 
stärbten  in  Mitleidenschaft  gezogen,  während  die  Neuroglia  und  die  Fasern 
veniger  leiden.  Die  Veränderungen  an  den  Ganglienzellen  sind  folgende: 
Tariköse  Atrophie  der  .Protoplasmafortsätze,  Zerfall  derselben  wie  des  Zell- 
leibes, Schwellung  des  Achsenzylinders,  Hyperchromatose  des  Nukleolus; 
progressive  Chromatolyse,  Kariolyse  und  Zerstörung  der  Zelle.  —  Die  Glia- 
zelieo  im  Herde  selbst  gehen  zugrunde  oder  verlieren  ihre  Fortsätze  (Glia- 
fasem?  Ref.),  während  die  Gliazellen  in  den  dem  Herde  angrenzenden 
Teilan  veränderte.  Fortsätze  zeigen.  —  Bei  der  Encephalitis  nach  Infektion 
und  chemischer  Reizung  kommt  es  zur  Heilung  nach  Bildung  eines  Granu- 
lationsgewebes, das  aus  Leukocyten  entsteht;  dieselben  sollen  sich  durch 
Karyokinesen  vermehren  und  endlich  zu  Fibroblasten  sich  umgestalten. 

(Merzbadter,) 

2 — i  Tage  nach  einer  hämorrhagischen  Läsion  in  der  inneren  Kapsel 

fanden  Oentes  und  Bellet  (36)  einen  Teil  der  Pyramidenzellen  alteriert 

und  zwar  sind  die  Neurofibrillen  an  Zahl  geringer  und  verdickt,   manchmal 

"iöd  sie,  besonders  in  den  peripheren  Anteilen  der  Zelle,  fragmentiert  oder 


190  Allgemeine  pathologische  ADatomie  der  Elemente  des  Nervensystems. 

sie  sind  ganz  geschwunden,  höchstens  durch  eine  Körnchenreihe  angedeutet 
In  den  Fortsätzen  bleiben  sie  dabei  erhalten. 

Bei  vier  Epileptikern,  welche  Alqnier  (2)  untersuchte,  waren  sowohl 
in  den  Zellen  der  Hirnrinde  als  auch  in  denen  des  Ammonshoms  und  des 
Kleinhirns  keinerlei  Veränderungen  au  den  Neurofibrillen  zu  erkennen  mit 
Ausnahme  zirkumskripter  Stellen,  an  denen  sich  alte  oberflächliche  Sklerosen 
und  Erosionen  vorfanden. 

In  einem  Falle  von  Pellagra  mit  ausgesprochenen  cerebro-spinalen 
Erscheinungen  fanden  Parhon  und  Papinian  (80)  in  den  Betzschen 
Rindenzellen  die  Fibrillen  fast  ganz  verschwunden,  nur  an  der  Peripherie 
und  in  den  Fortsätzen  waren  sie  manchmal  erkennbar:  der  Kern  wird 
undeutlich,  schwindet.  Im  Rückenmark  waren  die  Veränderungen  am  aus- 
gesprochensten an  den  Vorderhornzellen  des  Cervikalmarkes  in  ähnlicher 
Art,  wie  in  der  Hirnrinde.  Auch  in  diesem  Falle  gingen  die  Veränderungen 
der  Fibrillen  parallel  mit  denen  der  Nisslkörperchen. 

Es  ist  Franpa  (31)  gelungen,  bei  verschiedenen  Mäusearten  durch 
Injektion  von  Wutgift  die  Erscheinungen  der  Rabies  hervorzurufen.  Die 
meist  beschriebenen  anatomisch -pathologischen  Befunde,  insbesondre  die 
bekannten  Rabiesknötchen  konnten  aber  nicht  aufgefunden  werden,  wohl  aber 
die  vonCajal  angegebene  Hypertrophie  der  Neurofibrillen,  sodaß  man  wohl 
diese  Läsionen  des  Neurofibrillennetzes  als  das  Wesentliche  in  der  Patho- 
genese der  Wutlähmungen  bezeichnen  muß. 

FranQa  (32)  hat  zwei  Füchsen  Straßen  virus  in  Oberschenkelmuskeln 
injiziert  und  bei  dem  einen  die  Symptome  der  paralytischen,  bei  dem  anderen 
der  furibunden  Rabies  entstehen  sehen.  Er  fand  die  van  Gehuchten- 
schen  Knötchen  in  den  Ganglien  des  Vagus  und  pericelluläre  Knötchen 
von  Bab^s  im  Bulbus.  Die  sogenannten  Mastzelleu  waren  äußerst  verändert. 
Mit  Hilfe  der  Cajalschen  Methode  fand  er  eine  deutliche  Hypertrophie 
des  neurofibrillären  Netzes  im  Bulbus,  Rückenmark,  Ammonshorn,  den 
spinalen  Ganglien  und  Vagus.  Außerdem  beobachtete  er  interessante  Ver- 
änderungen an  den  Ganglienzellen,  vorzüglich  denen  des  Pneumogastricus; 
ein  Teil  der  Zelle  erscheint  in  ein  Netz  eines  mehr  oder  weniger  engen 
Maschenwerks  verwandelt  zu  sein,  dessen  Geflecht  von  Fibrillenbündeln 
gebildet  und  von  Elementen  ausgefüllt  wird,  die  den  Rabiesknoten  bilden. 
Diese  Alteration  findet  sich  gewöhnlich  nur  au  der  Seite  der  Zelle,  wo  sich 
die  Ausbuchtung  befindet;  sie  kann  aber  an  beiden  Polen  oder  sogar  im 
ganzen  Umkreis  der  Zelle  vorhanden  sein.  In  vorgeschritteneren  Stadien  sind 
die  Maschen  von  Neuronophagen  angefüllt,  und  endlich  löst  sich  die  Zelle 
ganz  auf  und  der  Rabiesknoten  besteht  dann  nur  noch  aus  den  einge- 
drungenen Zellen.  (BendLv,) 

Hunter  (40)  hat  seine  Versuche  über  die  Einwirkung  des  Giftes  von 
Daboia  Russellii  auf  das  Nervensystem  an  Tauben,  Ratten,  Kaninchen,  Affen, 
Eseln  und  Pferden  angestellt.  H.  konnte  keinerlei  degenerative  Verände- 
rungen an  den  Ganglienzellen  des  Cortex,  Pons,  der  MeduUa  oder  des 
Rückenmarkes  finden.  Auch  die  Nissischen  Granulationen  waren  unver- 
ändert und  keine  Chromatolyse  nachweisbar.  Die  peripherischen  Nerven 
waren  intakt  und  nur  die  feinen  Kapillaren  der  grauen  Nervensubstanz 
dilatiert.  In  den  vasomotorischen  Zentren  ließ  sich  keine  Chromatolyse 
nachweisen.  (Bendix.) 

Malatesta  (67)  fand  bei  Kaninchen,  welche  durch  Unterbindung  des 
Ductus  choledochus  ikterisch  gemacht  worden  waren,  eine  Chromatolyse  an 
der  Peripherie   der   Ganglienzellen   des  Herzens,   die   nach   und  nach   sicU 


AllgemeiDe  pathologische  Anatomie  der  Elemente  des  Nervensystems.  191 

über  die  ganze  Zelle  ausbreitet,  Pärbbarkeit  der  achromatischen  Substanz, 
Yaknolisation  des  Zellleibes  und  Homogenisierung  des  Kernes. 

Diese  Veränderungen  an  den  Herzganglien  scheinen  keinen  Einfluß 
auf  die  bei  Ikterus  oft  auftretende  Bradykardie  zu  haben.  (Bendia.) 

An  den  Kückenmarkszellen  von  Hunden  und  Kaninchen  fand  Riva 
(87)  bei  Anwendung  verschiedener  von  Donaggio  angegebenen  Pärbungs- 
methoden,  wenn  er  die  Tiere  längere  Zeit  hungern  gelassen  hatte,  auffallige 
Veränderungen  des  Fibrillennetzes.  Wenn  auch  im  großen  und  ganzen 
die  f^brillen  eine  sehr  große  Resistenz  selbst  bis  ins  agonale  Stadium  des 
Verhungems  darbieten,  so  wird  doch  ihre  Anordnung  wesentlich  alteriert; 
sie  weichen,  im  Gegensatze  zu  ihrer  sonst  besonders  beim  Hunde  so  deutlich 
regehnäßigen  Lagerung,  nach  den  verschiedensten  Seiten  ab,  bilden  Spiralen, 
legen  sich  zu  Bändern  aneinander,  lassen  größere  Hohlräume,  Vakuolen 
zwischen  sich ;  besonders  in  den  Zellen  der  Hinterhörner  bilden  sie  manch- 
mal rosenkranzartige  Stränge;  ein  zu  Grunde  gehen,  einen  wirklichen  Zerfall 
der  Fibrillen  findet  man  nur  äußerst  selten. 

Bei  Anwendung  der  5.  Methode  von  Donaggio  konnte  Riva (86)  ferner 
in  den  Kückenmarkszellen  eines  48  Tage  lang  fastenden  Hundes  eigentüm- 
liche rundliche,  stark  gefärbte  Körperchen  verschiedener  Größe  autfinden, 
entweder  einzeln  oder  in  Gruppen,  manchmal  auch  in  den  ersten  Stämmen 
der  Dendriten  liegend.  Wahrscheinlich  sind  die  früher  beschriebenen  Va- 
kuolen ihr  Sitz.  Es  kann  aber  nicht  behauptet  werden,  daß  sie  eine  für 
die  Inanition  charakteristische  Bildung  darstellen. 

Bellot  (7)  untersuchte  das  Verhalten  der  Neurofibrillen  in  den  Pyra- 
midenzellen  der  Hirnrinde  bei  künstlicher  Anämie  und  bei  Hemiplegischen. 
Wenn  er  einem  Hunde  eine  oder  beide  Carotiden  unterband,  so  fand  er 
nach  21  Stunden  auf  der  Seite  der  Unterbindung  resp.  beiderseits  einen  Teil 
der  Pyramidenzellen  (Silberfärbung  nach  Ramon)  mehr  oder  minder  alteriert. 
Die  Veränderung  ging  immer  von  der  perinukleären  Zone  aus  und  ergriff 
den  Anfang  der  Dendriten  erst,  wenn  der  ganze  Zellkörper  gelitten  hatte. 
Die  Fibrillen  werden  dichter,  fragmentieren  und  zerfallen  schließlich  in  feine 
Granula.  In  mehreren  Fällen  frischer  zerebraler  Hemiplegie  beim  Menschen 
fanden  sich  ähnliche  Veränderungen  an  den  Neurofibrillen  der  motorischen 
Rindenzellen.  Zwischen  normalen  Zellen  liegen  auf  der  Läsionsseite  solche, 
die  vor  allem  durch  die  starke  Färbung  und  Dicke  ihrer  Neurofibrillen  auf- 
fallen und  nur  in  geringer  Anzahl  vorhanden  sind;  manchmal  zeigen  sie 
auch  ungleiche  Dicke.  In  späteren  Stadien  zerfallen  sie  zu  gröberen  Frag- 
menten, die  sich  schließlich  in  feine  Granula  auflösen.  Auch  hier  beginnt 
der  Prozeß  in  der  perinukleären  Zone.  Wahrscheinlich  können  diese  Ver- 
änderungen (in  der  Anämie)  früher  auftreten,  als  die  Lähmung,  und  es  darf 
auch  angenommen  werden,  daß  diese  Beaktionserscheinimg  nichts  spezifisches 
für  die  betreffenden  Ursachen  hat;  sie  gestattet  auch  eine  Restitutio  ad  in- 
tegrum. 

Bei  einer  Batte,  die  durch  stundenlanges  Laufenlassen  erschöpft  war, 
fand  Ludliun  (52)  die  Zeichen  einer  beginnenden  Fibrillendegeneratiou ; 
starker  war  diese  nach  4^2  tägigem  Fasten.  Erschöpfung  und  Ernährungs- 
störung  spielen  aber  in  der  Pathogenese  der  Psychosen  eine  wichtige  Rolle; 
es  stand  daher  zu  erwarten,  daß  auch  in  manchen  Psychosen  sich  ähnliche 
Zellveränderungen  finden  werden;  die  wenigen  bisher  in  dieser  Beziehung 
von  dem  Autor  angestellten  Versuche  bestätigten  diese  Annahme. 

In  den  acht  Fällen  von  Dementia  praecox,  in  welchen  De  Buck  und 
Derotlbaix  (14)  die  Hirnrinde  mittelst  der  yerschiedenen  neueren  Methoden 
w  untersuchen   Gelegenheit  hatten,   konnten   pathologische   Veränderungen 


192  Allgemeine  pathologische  Anatomie  der  Elemente  des  Nervensystems. 

aufgefunden  werden,  welche  als  im  Wesen  gleichartig  anzusehen  sind,  wenn 
sie  auch  ihrer  Intensität  nach,  d.  h.  dem  Fortgeschrittensein  des  Prozesses 
nach,  differieren.  In  erster  Linie  sind  es  die  Nervenzellen,  welche  ange- 
griffen werden,  die  einer  chronischen  Atrophie  anheimfallen.  Dabei  machen 
sie  eine  Periode  der  chromolytischen  Reaktion  durch,  zunächst  zentral,  mit 
Verlagerung  des  Kernes.  Diese  Periode,  die  weiterhin  in  die  der  Achroma- 
tose  oder  der  Pyknomorphie  übergeht,  kann  von  verschieden  langer  Dauer 
sein.  Auch  ein  gewisser  Grad  von  Pigmentdegeneration  ist  zu  beobachten. 
Der  Kern  verändert  seine  Gestalt  erst  spät,  er  wird  unregelmäßig,  schrumpft. 
In  den  letzten  Graden  der  Atrophie  zerlällt  der  Zellkörper,  zuletzt  schwinden 
Kern  und  Kernkörperchen.  Gleichzeitig  werden  auch  die  intracellulären 
Fibrillen  ergriffen;  sie  werden  völlig  fragmentiert,  zerfallen  körnig  —  früher 
im  ^ellleib,  später  in  den  Dendriten.  Immerhin  ist  die  Zerstörung  der 
intracellulären  Fibrillen  eine  langsamere  und  weniger  intensive  als  in  der 
progressiven  Paralyse.  Die  intercellulären  Fibrillen  erweisen  sich  als  sehr 
resistent;  lediglich  in  den  letzten  Stadien  beginnen  sie  sich  zu  rarefiziereq, 
zu  fragmentieren.  Die  Markfasern  bleiben  lange  intakt,  hingegen  lassen  sich 
im  Bereiche  der  Neuroglia  ausgesprochene  Veränderungen  nachweisen;  man 
kann  an  ihr  die  Zeichen  einer  Hyperaktivität,  einer  deutlichen  Proliferation 
erkennen,  welche  gleichen  Schritt  hält  mit  den  regressiven  Vorgängen  in  den 
Nervenzellen.  Auch  die  intrazerebraleu  Gefäße  erwiesen  sich,  mit  Ausnahme 
eines  Falles,  als  nahezu  intakt.  Diese  geschilderten  Veränderungen  pflegen 
besonders  ausgesprochen  im  unteren  Teile  der  Schichte  der  großen  Pyra- 
miden und  in  der  der  polymorphen  Zellen  zu  sein.  Da  diese  Befunde  in 
den  verschiedenen  Formen  der  Dementia  praecox  identische  sind,  ergibt  sich 
die  Richtigkeit  der  Kraepelinschen  Auffassung,  sie  in  eine  Krankheits- 
gruppe zu  vereinigen.  Es  handelt  sich  wohl  um  einen  chronischen  Prozeß 
von  Autointoxikation. 

Monrre  (74)  liefert  eine  kritische  Übersicht  der  Besultate,  welche 
die  Ni  SS  Ische  Zellfärbung  ergeben  hat;  am  Schlüsse  folgt  auch  eine  reiche 
Zusammenstellung  der  Literatur  (423  Nummern).  Er  macht  aufmerksam 
auf  die  zahlreichen  Widersprüche  in  den  Angaben  der  verschiedenen 
Autoren  und  sucht  dieselben  mit  Zuhilfenahme  eigener  Versuche  aufzuklären. 
Es  darf  vor  allem  nicht  außer  Acht  gelassen  werden,  daß  innerhalb  der 
Breite  des  Normalen  sehr  große  Schwankungen  vorkommen,  sodaß  dadurch 
die  Erkennung  leichterer  Läsionen  wesentlich  erschwert  wird.  Die  mit 
dieser  Methode  darzustellenden  Zellveränderungen  sind  weder  für  ein  be- 
sonderes Gift,  noch  für  einen  bestimmten  pathologischen  Zustand  spezifisch« 

Bei  einem  drei  Monate  alten  Kinde,  das  von  seiner  Geburt  an  die 
Symptome  einer  spastischen  Paraplegie  dargeboten  hatte,  fanden  HatlS- 
halter  und  CoUin  (38)  in  den  Pyramidenzellen  der  Zentralwindungen  (im 
Gegensatz  zu  dem  Verhalten  bei  anderen  Kindern  dieses  Alters)  keine 
Nissl schollen;  ihr  Protoplasma  war  diffus  gefärbt,  dunkler  an  der  Peripherie; 
mit  Eisenhämatoxylin  waren  zerstreute  siderophile  Granula  nachzuweisen. 
Es  kann  nicht  entschieden  werden,  ob  die  Schollen  im  Protoplasma  der 
Pyramidenzellen  überhaupt  nie  zur  Entwicklung  gelangten,  oder  ob  eine 
intrauterine  Chromatolyse  vorlag. 

Scarpini  (92)  hat  dem  getöteten  Tiere  verschieden  lange  Zeit  nach 
dem  Tode  entnommene  Stücke  aus  dem  Zentralnervensystem,  die  in  der 
feuchten  Kammer  bei  15^  aufgehoben  gewesen  waren,  untersucht.  Erst 
24  Stunden  nach  dem  Tode  sollen  die  kadaverösen  Erscheinungen  das 
Fibrillenbild  stören.  Die  Zellbilder,  die  man  von  diesem  Zeitpunkt  ab 
gewinnt,   tragen   wesentliche  Unterscheidungsmerkmale   von  denen,  die  man 


Allgemeine  pathologische  Anatomie  der  Elemente  des  NeiTensystems.  193 

nach  Unterbindung  der  Aorta  auftreten  sieht.  Die  Tatsache,  daß  die 
Methode  Donaggios  erst  relativ  spät  durch  das  Einsetzen  kadaveröser  Er- 
scheinungen beeinträchtigt  wird,  wird  vom  Autor  als  ein  Vorzug  der  Methode 
hingestellt;  dies  wie  uns  dünkt  zu  Unrecht;  mau  kann  aus  dieser  Tatsache 
vielmehr  schließen,  daß  erst  relativ  grobe  Veränderungen  von  der  Methode 
angezeigt  werden,  dieselbe  also  als  kein  besonders  empfindliches  Eeagens 
zu  betracDten  ist  (Merzhacher.) 

Die  bekannte  Erfahrung,  daß  bei  der  Fäulnis  der  Nukleolus  der 
Nerrenzellen  am  längsten  sichtbar  bleibt,  konnte  auch  Lache  (46)  be- 
stätigen. Er  fand  ihn  aber  auch  gegen  alle  anderen  die  Zelle  schädigenden 
Einflüsse  auffallend  resistent.  Am  häufigsten  kann  man  noch  eine  Hyper- 
trophie des  Nukleolus  antreffen  und  zwar  in  Zellen,  die  im  Begriffe  sind, 
zu  Grunde  zu  gehen.  Gelegentlich,  aber  selten,  trifft  man  auf  eine  ex- 
zentrische Lagerung  des  Nukleolus,  auch  mehr  ausgesprochene  Vakuolisierung 
(etat  vasculaire ?),  schwächere  Färbbarkeit.  Die  von  Marinesco  beschrie- 
bene Desintegration  des  Nukleolus,  bis  zu  dessen  völligem  Schwinden  nach 
Ausreißen  der  betreffenden  Nerven,  konnte  nicht  bestätigt  werden. 

Die  zuerst  von  Negri  beschriebenen  Eiuschlüsse  in  den  Nervenzellen 
lyssakranker  Tiere  (vgl  d.  Ber.  1903,  p.  249)  hat  Schiffmann  (95) 
unter  verschiedenen  Bedingungen  eingehender  studiert.  Er  kann  drei  Ab- 
arten unterscheiden:  1.  große  polymorphe  Körper,  die  in  ihrem  Inneren 
eine  größere  Anzahl  scharfumgrenzter,  riugfönniger  Gebilde  enthalten, 
2.  Formen,  welche  einem  einzigen  solchen  Innengebilde  entsprechen,  3.  ganz 
homogene  bis  zu  den  kleinsten,  eben  noch  wahrnehmbaren.  Es  läßt  sich 
bezüglich  dieser  Formen  eine  Abhängigkeit  von  der  Tierart  nachweiseu ;  bei 
Hunden  mit  Straßenwut  und  bei  Menschen  fanden  sich  alle  drei  Formen; 
nach  Uberimpfen  auf  eine  Ratte  konnte  nur  die  dritte  Form  nachgewiesen 
werden.  Femer  besteht  das  Gesetz,  daß  die  kompliziert  gebauten  Formen 
bei  Passagen  durch  Kaninchen  an  Zahl  sich  verringern  und  schließlich  bei 
vielen  Passagen  selbst  die  kleinen  Körper  zu  schwinden  scheinen.  Die  Be- 
deutung dieser  Gebilde  läßt  sich  noch  nicht  sicher  präzisieren,  es  kann 
nicht  einmal  sicher  behauptet  werden,  daß  sie  dort,  wo  sie  nicht  nachweis- 
bar sind,  wirklich  fehlen,  da  ja  dann  ihre  minimale  Größe  möglicherweise 
sie  mit  den  zur  Verfügung  stehenden  Methoden  nicht  zur  Darstellung 
bringen  läßt.  Man  kann  morphologisch  weder  sichere  Beweise  für  ihre 
parasitäre  Natur  vorbringen,  noch  dafür,  daß  es  sich  um  Degenerations- 
produkte handle. 

Die  feinere  Struktur  dieser  Negri  sehen  Körper  hat  Maresch  (60) 
mittelst  der  Bielschowskyschen  Silberfärbung  untersucht.  Die  meisten 
lassen  eine  gewisse  Regelmäßigkeit  des  Aufbaus  erkennen;  es  zeigen 
nämlich  die  runden  Formen  fast  durchwegs  ein  größeres  schwarzes  Korn  in 
der  Mitte,  welches  von  zahlreichen  kleinsten  schwarzen  Körnchen  umgeben 
ist;  diese  Anordnung  ist  auch  an  den  sehr  kleinen  runden  Einschlüssen 
wieder  zu  erkennen.  Hingegen  ist  dieser  Typus  der  Struktur  an  den  größeren, 
▼on  der  Kugelf orm  abweichenden  Einschlüssen  mehr  oder  minder  vermischt; 
sie  enthalten  oft  mehrere  in  unregelmäßiger  Weise  angeordnete  größere 
Körnchen,  welche  aber  auch  mehr  eine  zentrale  Lage  haben,  während  die 
kleineren  Elemente  in  der  Peripherie  lokalisiert  sind.  Wenn  auch  diese 
Befunde  geeignet  sind,  den  Gedanken  an  die  parasitäre  Natur  der  Negrischen 
Körper  nahezulegen,  so  bilden  sie  doch  andrerseits  noch  keinen  ausreichenden 
Beweis  für  eine  solche  Annahme. 

Bertarelli  (8)  ist  der  Ansicht,  daß  die  Anwesenheit  der  Negrischen 
Körperchen  mit  Sicherheit  den  Schluß  gestattet,  das  Tier  sei  wutkrank  ge- 

Jahrabericht  f.  Neurologie  u.  Psychiatrie  1906.  13 


194  Allgemeine  pathologische  Anatomie  der  Elemente  des  Nervensystems. 

wesen,  während  bei  deren  Fehlen  mit  größter  Wahrscheinlichkeit  Wnt  aus- 
geschlossen werden  kann.  Es  genügt,  die  Pyramidenzellen  des  Ammonshoms 
zu  untersuchen,  wo  sie  am  konstantesten  auftreten;  die  Negrischen 
Körperchen  sind  acidophil  und  färben  sich  mit  Eosin  tief;  sie  werden  aber 
auch  durch  Osmiumsäure  schwarz  gefärbt.  Über  ihre  Bedeutung  kann  man  ' 
noch  nichts  sicheres  aussagen;  es  ist  wenigstens  nicht  möglich,  den  parasitären 
Charakter  dieser  Gebilde  (Protozoen),  wie  er  von  manchem  angenommen 
wird,  festzustellen. 

Saltykow   (89)   hat   Stückchen   des   Großhirns   bei  Kaninchen   uni' 
schnitten,    herausgehoben    und    alsbald   wieder   reponiert,    also    nicht    eine 
Transplantation,     sondern    eine    Replantation    ausgeführt;     dabei    fiel    das 
replantierte  Stück  nicht  etwa  einer  Erweichung  anheim,   sondern  heilte  ein^ 
und  dessen  zellige  Elemente  blieben  eine  größere  Zeit  erhalten;  sie  zeigten 
erst    progressive   Veränderungen    und    gingen    später,    was    die    spezifischen 
Elemente  anlangt,  zu  Grunde.     Einzelne  gut  erhaltene  Ganglienzellen  konnten 
bis  zum  achten  Tage  aufgefunden  werden.     Manche  aber  fallen  bereits  acht 
Stunden  nach  der  Operation  durch   ihre  Größe   auf,   ihr  Protoplasma   wird 
blasser,  kömig,  angeschwollen.    Bald  zeigen  sich  auch  besonders  große  und 
chromatinreiche    Kerne    mit    mehreren    Kernkörperchen,    und    gelegentlich 
gelingt  es   auch,   Übergänge   von   diesen  Kernformen  zu  den  sich  mitotisch 
teilenden  Kernen  anzutreffen.     Solche  Mitosen  in  den  Ganglienzellen  waren 
durchaus   nichts    seltenes    und    konnten   namentlich  in   der   Umgebung    der 
Operationsstelle   schon   vom   zweiten  Tage  an  in  reichlicher  Menge  gesehen 
werden;   dabei   sind  es    sowohl   Knäuelformen    als    Monaster,    nicht    selten 
auch  Metakinese  und  Bildung  von  Tochterzellen.     Solche  Mitosen   wurden^ 
meist  in  großer  Menge,  bis  zum  sechsten  Tage  nach  der  Operation  angetroffen, 
um  vom  siebenten  Tage  an  zu  verschwinden.    Auch  direkte  Kernteilung  in 
den  Ganglienzellen  wurde  nicht  selten  wahrgenommen.     Der  Autor  will  auch 
die  Umwandlung  hyalin  degenerierender  Ganglienzellen  in  Amyloidkörperchen 
beobachtet   haben.     Die   schrumpfenden  Zellen   geben   in   ihrem   Verhältnis 
zur   umgebenden   Substanz    den   Beweis    für    die   Präexistenz    pericellulärer 
Räume.     Vom  achten  Tage  an  verkalken  auch  manche  Ganglienzellen.     Die 
Nervenfasern  degenerieren  und  verschwinden  bald  in  dem  replantierten  Stück. 
An  den  Gliazellen  zeigen  sich  vom  siebenten  Tage   an   zahlreiche  Mitosen» 
die  bis  zum  20.  Tage  wiederzufinden  sind.     Die  Gefäße  lassen  vom  zweiten 
bis   dritten  Tage   eine   üppige   mitotische  Wucherung  der  Endothelien    und 
der  perivaskulären  Zellen  erkennen. 

Nach  Saltykow's  (90)  Erfahrungen  bieten  die  Heilungsvorgänge  bei 
Erweichungen,  Lichtungsbezirken  und  Cysten  des  Gehirns  sowohl  ihrem 
Wesen  nach,  als  vor  allem  in  bezug  auf  die  Heilungsvorgänge  an  demselben 
eine  gewisse  Verwandtschaft.  S.  stimmt  mit  Weigert  darin  überein,  daß 
bei  reparatorischen  Prozessen  des  Zentralnervensystems  die  Glia  sich  analog 
dem  Bindegewebe  verhält. 

Bei  den  Hirnerweichungen  variieren  die  Vorgänge  je  nach  der  Gestalt^ 
Größe  und  Lokalisation  der  Erweichung  ganz  beträchtlich.  Am  häufigsten 
besteht  nach  einer  gewissen  Zeit  das  Innere  des  Herdes  aus  einem  Balken- 
werke, von  Blutgefäßen,  nach  außen  von  diesem  zentralen  Teil  befindet  sich 
eine  Schicht  von  meist  konzentrisch  verlaufenden  Gliafasem  und  Gliazellen. 
Je  nach  dem  Alter  der  Erweichung  handelt  es  sich  entweder  um  Spinnen- 
zellen und  Pinselzellen  oder  um  dichtere  faserige  Massen.  Die  zentralwärts 
gelegenen  Schichten  sind  vorwiegend  faserig,  die  peripheren  zellig.  Die 
Gefäße   des   zentralen  Balkenwerkes   sind    oft  van  faserigem  Bindegewebe 


Allgemeine  pathologische  Anatomie  der  Elemente  des  Nervensystems.  195 

umgeben,  doch  strahlen  nicht  selten  Gliafasern  von  der  Gliaschicht  in  die 
peripheren  Balken  hinein. 

Ferner  kommen  solide  Narben  vor,  die  aus  den  größeren  Herden 
henrorgegangen  sind  und  zentral  aus  eiuer  bindegewebigen,  peripher  aus 
Gliagewebe  bestehen.  Bei  den  sogenannten  Erweichungscysten  ist  das  zen- 
trale Balkenwerk  besonders  weitmaschig  und  von  einer  dichten,  peripheren, 
gliösen  Zone  umgeben.  In  weiteren  Fällen  ist  das  bindegewebige  Netzwerk 
nur  an  der  Grenze  mit  Gliagewebe  vorhanden,  der  zentrale  Teil  stellt  eine 
einfache  Höhle  dar.  Die  Lichtungsbezirke  unterscheiden  sich  von  den  Er- 
weichungen im  wesentlichen  hinsichtlich  ihrer  Heilung  dadurch,  daß  sie  be- 
deutend kleiner  sind  und  der  Zerstörungsherd  ganz  besonders  elektiv  um 
sich  greift,  —  es  degenerieren  zunächst  fast  ausschließlich  die  Markscheiden 
und  Ganglienzellen.    Die  Gliazellen  bleiben  gut  erhalten. 

Bei  den  Gehirncysten  konnte  S.  sich  davon  überzeugen,  daß  die 
meisten,  vital  entstandenen  Cysten  durch  die  Erweiterung  der  perivaskulären 
Bäume  zustande  kommen,  die  adventitiellen  Bäume  kommen  nur  in  zweiter 
Linie  in  Betracht.  Schon  bei  verhältnismäßig  geringer  Erweiterung  jener 
Säume  findet  man  oft  eine  Wucherung  der  Gliazellen  um  diese  herum  und 
später  die  Bildung  einer  verschieden  dichten,  faserigen  Gliaschicht.  Die 
Gliose  schreitet  immer  weiter  fort.  Durch  die  Schrumpfung  der  Glia  ver- 
kleinem sich  die  Cysten  ganz  beträchtlich.  (Bendia:.) 

Zu  weiterer  Ausfühnmg  seiner  bereits  im  vorigen  Jahre  (vgl.  d.  Ber. 
1904  S.  225)  kurz  mitgeteilten  Versuche  gibt  Obersteiner  (76)  eine  ein- 
gehende Beschreibung  der  Veränderungen,  welche  sich  nach  Bestrahlung 
mit  Eadium  an  den  Elementen  des  Nervensystems  von  Mäusen  auffinden 
ließen.  Wenn  dieselben  auch  recht  bedeutend  sein  können,  so  sind  sie  doch 
nicht  so  sehr  auf  eine  direkte  Schädigung  der  Nervenelemente  zurückzu- 
führen, sondern  vielmehr  der  Ausdruck  einer,  durch  die  Radiumstrahlen  er- 
zeugten allgemeinen  Störung  der  Zirkulation  und  des  Stoffwechsels. 

Jellinek  (41)  fand  bei  einem  durch  elektrischen  Starkstrom  getöteten 
Mann,  außer  Blutungen  in  der  grauen  Substanz  des  Rückenmarkes,  in  einigen 
Vorderhornganglien  deutliche  Veränderungen,  die  sich  auf  die  Form  der 
Zelle  und  des  Kernes  bezogen.  Außerdem  waren  oftmals  die  Protoplasma- 
lortsätze  nnd  die  Achsenzylinder  verquollen  und  Chromatolyse,  Tigrolyse 
Dachweisbar.  (Bendia,) 

Um  den  Einfluß  der  zerebralen  Erregungen  auf  motorische  Vorderhorn- 
zellen,  deren  Nerv  durchschnitten  war,  auszuschließen,  haben  Parhon  nnd 
Groldstein  (79)  au  Kaninchen,  Katzen  und  Hunden  den  N.  ischiadicus 
und  auch  die  Medulla  in  der  oberen  Lendengegend  durchtrennt.  Bereits 
nach  3  Tagen  waren  die  entsprechenden  Vorderhornzellen  geschwellt,  mit 
konvexen  Konturen,  der  Kern  leicht  vergrößert;  der  Zellleib  zerfiel  in  zwei 
Zonen,  eine  perinnkleäre,  anscheinend  wenig  veränderte  und  eine  periphere, 
die  manchmal  breiter  als  jene  und  nahezu  ohne  Achromatinkörper  war. 
Ibnchmal  konnte  man  protoplasmatische,  schollenreiche  Fortsätze  von  der 
perinukleären  Schicht  bis  an  die  Peripherie  herantreten  sehen;  andrerseits 
wd  gelegentlich  die  innere  Zone  dnrch  ein  Band  in  Achromatolyse  durch- 
bogen. An  einem  Kontrolltiere,  dem  bloß  der  N.  ischiadieus  durchschnitten 
worden  war,  fanden  sich  nur  geringe  Veränderungen,  leichte  Zellschwellungen, 
sehmale  und  partielle  periphere  Chromatolyse.  An  einem  Kaninchen,  welches 
<üe  doppelte  Operation  23  Tage  überstanden  hatte,  war  die  periphere 
Achromatolyse  ungemein  vorgeschritten,  der  perinukleäre  Teil  der  Zelle 
manchmal  pyknomorph ;  in  manchen  Zellen  fehlten  die  Schollen  fast  gänzlich. 
Bei  dem  Kontrolltiere  mit  einfacher  Ischiadikusdurchschneidung  war  die 

13* 


X96  Allgemeine  pathologische  Anatomie  der  Elemente  des  Nervensystems. 

Reparation  der  Zellen  beinahe  vollendet,  aodaß  sie  oft  von  normalen  nur 
schwer  unterschieden  werden  konnten.  Man  darf  daher  aus  diesen  Ver- 
suchen schließen,  daß  die  Durchschueiduug  des  Rückenmarks  einen  gewissen 
Einfluß  auf  die  motorischen  Zellen,  deren  peripherer  Nerv  durchtrennt  ist, 
hat,  daß  die  von  den  höheren  Zentren  kommende  Nerveneregung  die  Zellen- 
veränderung beschleunigt,  andererseits  wird  durch  die  Ausschaltung  dieser 
zerebralen  Erregungen  der  Eintritt  der  Reparation  verhindert.  —  Bemerkens- 
wert erscheint  übrigens,  daß  nach  Durchschneidung  des  Markes  nicht  bloß 
die  mit  dem  durchtrennten  N.  ischiadicus  in  Verbindung  stehenden  Zellen 
Veränderungen  zeigten ;  die  Verfasser  sind  geneigt,  diese  Erscheinung  durch 
nutritive  Störungen  der  Zellen  infolge  Unterdrückung  der  zerebralen  Er- 
regungen zu  erklären. 

Eine  ähnliche  Versuchsanordnung  hat  auch  Marinesco  (62)  benützt. 
Er  ist  der  Ansicht,  daß  die  zu  beobachtenden  Veränderungen  in  erster 
Linie  auf  die  Durchschneidung  des  Rückenmarkes,  d.  h.  auf  den  Ausfall 
der  zerebralen  Reize  zurückzuführen  sind,  und  daß  ihr  Auftreten  durch  die 
gleichzeitige  Durchtrennung  der  entsprechenden  peripheren  Nervenfasern 
(Achsenzylinder)  lediglich  begünstigt  w^erde;  es  handelt  sich  dabei  um  nutritive 
Störungen,  welche  zu  Strukturveränderungen  in  der  Zelle  führen,  die  sich 
wesentlich  von  denen  nach  einfacher  Nervendurchschneidung  unterscheiden. 

Beim  Kaninchen  zeigen  sich  diese  Veränderungen  früher  als  beim 
Hunde  und  auch  intensiver.  Bereits  nach  3  Tagen  bemerkt  man  bei  jenem 
Tiere  eine  beträchtliche  Anschwellung  des  Zellkörpers,  des  Kerns  und  des 
Kernkörperchens  mit  Chromatolyse  und  selbst  Achromatose  an  der  ganzen 
Peripherie  oder  nur  an  einem  Teile  derselben.  Später  verkleinert  sich  die 
Zelle  wieder,  und  es  beginnt  die  Neubildung  der  Tigroidkörperchen ;  bei 
manchen  Zellen  aber  führt  die  Schrumpfung  zur  Atrophie.  Immer  ist  die 
Reparation  eine  verspätete  und  inkomplette.  Manchmal  sind  die  aktiven 
Vorgänge  im  Nukleolus  der  betreffenden  Zelle  ausgebildeter;  es  findet  sich 
dann  eine  Vermehrung  oder  Hypertrophie  der  Granulationen  im  Nukleolus, 
die  zu  einer  Emission  di§ser  Granula  und  einer  Neubildung  von  Keni- 
körperchen  führen  kann.  Auch  diese  Vorgänge  sind  auf  die  durch  die 
doppelte  Läsion  erzeugte  Ernährungsstörung  zurückzuführen,  doch  dürfte  noch 
ein  anderer  Paktor,  z.  B.  das  Alter  der  Tiere  dabei  auch  eine  Rolle  spielen. 

In  dem  Gehirne  eines  10jährigen  Knaben,  der  zwei  Tage  nach  einem 
Schädeltrauma  gestorben  war,  konnte  Dinkler  (22)  schwere  Veränderungen 
an  den  Nervenzellen  der  Hirnrinde  auffinden.  Oft  ist  die  färbl)are  Substanz 
zu  einer  feinkörnigen,  das  Methylenblau  intensiv  aufnehmenden  Maße  zer- 
fallen, in  welcher  der  diffus  gefärbte  Kern  mit  den  Kernkörperchen  ge- 
radezu aufgeht.  Die  Färbung  setzt  sich  eine  Strecke  weit  in  den  Achsen- 
fortsatz hinein  fort.  In  anderen  Zellen  ist  der  feinkörnige  Detritus  zum 
großen  Teil  schon  resorbiert,  der  Rest  ist  bald  an  dieseni,  bald  an  jenen 
Teil  des  Zellleibs  angehäuft;  die  Zellen  erscheinen  infolgedessen  einmal  von 
einem  Streifen  dicht  aneinander  gelagerter  Tigroidkörper  durchzogen,  ein 
andermal  findet  sich  eine  besonders  dichte  Anhäufung  der  Zerfallsprodukte 
an  der  Abgangsstelle  eines  Fortsatzes.  Der  diffus  gefärbte  Kern  erscheint 
oft  in  die  Länge  gezogen  und  aufgebläht.  Manchmal  sieht  man  eine  ziem- 
lich breite,  tigroidfreie  Perinuklearzone.  Endlich  ist  öfter  von  der  Zelle  fast 
nur  mehr  der  dunkel  gefärbte  Kern  sichtbar,  die  Tigroidsubstanz  vollkommen 
geschwunden,  der  Zellkontur  kaum  mehr  zu  erkennen.  In  einem  andern 
Falle,  der  noch  V;^  Jahre  nach  dem  Trauma  gelebt  hatte,  waren  die  Qefäß- 
veränderungen    besonders    in    die    Augen    springend,    teils   Verdickung   der 


Allgemeine  pathologische  Anatomie  der  Elemente  des  Nervensystems.  197 

Wandnngen  durch  sklerotisches  oder  hyalin  entartetes  Bindegewebe  mit  nur 
Tereinzelten  Kernen,  teils  starke,  zellige  Infiltration  aller  Gefäßschichten. 

Gasparini  (33)  findet,  daß  nach  Exzision  des  Ganglion  cervicale  der 

einen  Seite   sowohl    beim  Hunde    wie  beim  Affen    nach   Verlauf    weniger 

Wochen  weitgehende  Veränderungen  an  den  Zellen  des  Ganglion  der  anderen 

Seite  sich  einstellen.     Auch   am  lebenden  Tiere   zeigt   sich  bereits  aus  der 

fieaktioü  der  Pupille   der   Seite,   auf   der  die   Exstirpatiou   des   Ganglions 

nicht  ausgeführt  worden  ist,  daß  funktionelle  Veränderungen  im  Gebiete  des 

Sympathikus  vorhanden    sein    müssen.     Bleiben    die  Tiere    nach   einseitiger 

Exzision  lange  genug   am  Leben   (bis   zu   2  Monaten),    so   fallen   sie   einem 

eigentümlichen  Marasmus    anheim,    an  dem    sie  ziemlich  schnell   unter   den 

Erscheinungen  großer  Erschöpfung  zu  Grunde  gehen.  —  Sechs  Mikro-Photo- 

graphien  sind  der  Publikation  beigegeben,  aus  denen  der  Unterschied  zwischen 

den  normalen  Ganglien  und  den  erkrankten  (den  krankhaften  Prozeß  nennt 

der  Autor  einen  sklerotischen)  deutlich  hervorgeht.  (Merzbacher,) 

In  dem  Kleinhirne  einer  54jährigen  Frau,  welche  neben  anderen  Er- 
scheinungen auch  ausgesprochene  cerebellare  Ataxie  gezeigt  hatte,  fand 
Thomas  (102)  an  verschiedenen  Stellen  zahlreiche  Läppchen,  in  denen  die 
Pnrkinjescheu  Zellen  bis  zum  völligen  Schwunde  atrophiert  waren;  an  ihrer 
Stelle  bestand  ein  dichtes  Gewirre  von  Gliafasern  nebst  zahlreichen  Glia- 
kernen.  Die  anderen  Schichten  der  Kleinhirnrinde  in  den  betreffenden 
Läppchen  zeigten  ebenfalls,  wenn  auch  leichtere  Veränderungen.  Im 
geringeren  Grad  konnte  eine  solche  Atrophie  der  Purkinj eschen  Zellen 
auch  in  der  Tabes  und  der  disseminierten  Sklerose  konstatiert  werden. 

Zabriskie  (106)  hat  den  unteren  Teil  des  Rückenmarkes  eines 
Mädchens  untersucht,  dem  2  Jahre  vorher  ein  Unterschenkel  amputiert 
worden  war.  Das  Ergebnis  war  ein  vollkommen  negatives,  was  das  Verhalten 
der  verschiedenen  Arten  von  Nervenzellen  betrifft;  genaue  Zählungen  auf 
beiden  Seiten  ergaben  nahezu  gleiche  Zahlen,  nur  einzelne  leicht  veränderte 
Zellen  fanden  sich  in  allen  Höhen  und  auf  beiden  Seiten  (wahrscheinlich 
Folge  des  Typhus). 

Für  die  viel  diskutierte  Frage  nach  einer  eventuellen  Neubildung  oder 
Regeneration  von  Nervenzellen  könnten  die  Angaben  von'  Ciaccio  (20) 
herangezogen  werden,  welcher  im  Bauchsympathikus  von  Vögeln  Neubildung 
von  Xervenzellen  beobachtete;  sie  stammen  aus  kleinen  Zellkolonien,  die 
durch  direkte  Teilung  von  „Keimzellen"  entstanden  sind. 

Laignel-Lavastine  (47  und  48)  hat  seine  Untersuchungen  über  den 
abdominalen  Sympathikus  fortgesetzt  (vgl.  bes.  d.  Ber.  1903  S.  251).  Die 
Ganglien  des  Plexus  solaris  zeigten  in  akuten  Infektions-Krankheiten  (Typhus, 
Peritonitis  u.  a.)  parenchymatöse  und  degenerative  Alterationen,  in  lang- 
sameren Prozessen  mehr  Infiltrationen.  Es  ist  darauf  zu  achten,  daß  solche 
Prozesse  dauernde  Schädigungen  der  Ganglien  nach  sich  ziehen  können,  die 
im  Stande  sind,  in  der  Folge  Veranlassung  zum  Auftreten  visceraler  Neu- 
rosen zu  geben. 

d'AmatO  und  Macri  (4)  haben  an  Hunden,  denen  sie  durch  Alkohol- 
einflöBen  Gastritis  erzeugten,  und  bei  Menschen,  die  an  Magenkrankheiten 
gelitten  hatten,  die  Ganglien  der  Magenwand  untersucht:  Bei  der  experi- 
mentellen Gastritis  fanden  sich  immer  Zellveränderungen  (Achromatolyse, 
A  akuolenbildung,  Karyolysis,  Atrophie).  Bemerkenswert  erscheint,  daß  sich 
derartige  Veränderungen  der  Ganglienzellen  auch  an  Stellen  finden,  wo  die 
Entzündungserscheinnugen  auf  die  Mukosa  beschränkt  blieben;  sie  sind  als 
Ausdruck  einer  die  Ganglien  schädigenden  Wirkung  der  in  den  Magen  ein- 
geführten oder  dort  gebildeten  Substanzen  anzusehen. 


X98  Allgemeine  pathologische  Anatomie  der  Elemente  des  Xenrensystems. 

II.  Nervenfasern. 

Die  Frage  nach  der  zentralen  oder  autochthonen  Regeneration  der 
Nervenfasern  hat  auch  im  Berichtsjahr  eine  Reihe  von  einschlägigen  Arbeiten 
angeregt.  Der  Umstand,  daß  die  Anschauung  einer  autochthonen  Regene- 
ration erst  in  jüngerer  Zeit  wieder  mehr  gegenüber  der  zentralen  zur  Geltung 
kommt,  mag  die  Ursache  sein,  daß  die  Vertreter  jeuer  umso  häufiger  und 
lauter  ihre  Stimme  erheben.  Immer  mehr  macht  sich  aber  auch  eine  ver- 
mittelnde Auffassung  geltend,  wonach  eine  autochthone  Nervenbildung  im 
gewissen  Sinne  und  Grade  zwar  angenommen  werden  muß,  aber  nur  unter 
dem  Einflüsse  des  Zentrums  zu  anatomischer  und  funktioneller  YoUwertig- 
keit  führen  kann. 

Mittels  Durchschneidungen  und  anderen  Läsionen  der  Nerven  hatModena 
(71)  die  Degenerations-  und  Regeuerationsvorgänge  studiert.  Fibrillen  und 
Perifibrillensubstanz  fallen  bei  der  Degeneration  einem  typischen  kömigen 
Zerfall  anheim,  welcher  von  einem  vakuolären  Zustand  und  einer  Fragmen- 
tierung des  ganzen  Achsenzylinders  begleitet  ist;  dieser  Zerfall  ist  bei  jeder 
Art  von  Verletzung  vollkommen  im  peripheren  Abschnitt,  befällt  aber  nur 
einzelne  Fasern  des  zentralen  Abschnittes  und  macht  an  diesem  für  gewöhn- 
lich in  geringerer  Entfernung  von  der  Läsion  Halt.  Die  ersten  Verände- 
rungen des  Myelins  treten  gleichzeitig  mit  denen  des  Achsenzylinders  auf. 
Die  Kerne  der  interannullären  Segmente  zeigen  bereits  24  Stunden  nach 
der  Operation  karyokinetische  Bilder  und  bilden  nach  10 — 15  Tagen  die 
bekannten  Bandstreifen,  welche  als  Anfänge  der  neuen  Achsenzylinder  an- 
gesehen werden  müssen.  Nach  18 — 28  Tagen  treten  Fadenbildungen  seit- 
lich der  Kerne  der  interannullären  Segmente  auf.  Gleichzeitig  beginnt  die 
Neubildung  der  Markscheide,  die  wenigstens  zum  Teile  von  den  Neuro- 
blasteu,  vielleicht  unter  Verwendung  von  Resten  der  früheren,  zerfallenen 
Scheide,  aufgebaut  wird.  An  ausgewachsenen  Tieren  ist  eine  Regeneration 
ohne  Vereinigung  der  Stümpfe  unmöglich ;  doch  kommt  es  im  peripheren 
Stumpfe  zum  Versuche  einer  beginnenden  Regeneration.  Es  muß  also  ein 
Einfluß  der  Zentren  auf  den  Regenerationsvorgang  angenommen  werden; 
ohne  diesen  Anreiz  vom  Zentrum  aus  ist  eine  komplette  oder  dauerhafte 
Differenzierung  der  verschiedenen  Bestandteile  der  Nervenfasern  nicht  mög- 
lich, wenn  auch  die  Regeneration  durch  die  Tätigkeit  peripher  befindlicher 
zelliger  Elemente  zustande  kommt. 

Aus  den  Versuchsergebnissen  Laplnsky's  (50)  über  Degeneration  und 
Regeneration  peripherer  Nerven  heben  wir  folgendes  hervor:  Im  Anfangs- 
stadium der  Degeneration  verflüciitigt  sich  die  Achsenzylinderfärbung  an 
einzelnen  Stellen,  während  sie  sich  in  den  Zwischenstücken  konzentriert;  es 
beruht  dies  wahrscheinlich  auf  ungleichen  Dichtigkeitsveränderungen  des 
Achsenzylinders,  Zerfaserung,  Flüssigkeitsimbibierung,  Verflüssigung,  wodurch 
der  Aclisenzylinder  ein  gekörntes  Aussehen  annimmt,  vakuolisiert  wird  und 
endlich  in  einzelne  Stücke  zerfällt,  die  sich  ihrerseits  auch  noch  in  der 
Längsrichtung  zerspalten  können.  Einzelne  Achsenzylinder,  besonders  solche 
der  marklosen  Fasern,  zeichnen  sich  durch  besondere  Widerstandskraft  aus. 
Die  Fasern  des  peripheren  Stumpfes  können  sich  auch  autochthon  regene- 
rieren, doch  kommt  diese  Fähigkeit  den  einzelnen  Fasern  in  verschiedenem 
Grade  zu,  manchen  fehlt  sie.  Die  autochthon  regenerierten  Fasern  schwinden 
nach  und  nach  zum  Teile  wieder.  Die  Regeneration  geht  nicht  bloß  inner- 
halb der  alten  Schwann  sehen  Scheiden  vor  sich,  sondern  sie  kann  sogar 
außerhalb  der  Hüllen  des  betreffenden  Nerven,  in  dem  umhüllenden  Gewebe 
stattfinden.      Autochthon   entwickelte   Fasern    erscheinen    unvollständig,    der 


Allgemeine  patiiologische  Anatomie  der  Elemente  des  Nervensystems.  199 

fibrilläre  Bau  des  Achsenzylinders,  die  Markscheide  und  die  Schwann  sehe 
Scheide  sind  entweder  gar  nicht  entwickelt  oder  in  einem  embryonalen 
Stadium  geblieben. 

Auch  Marinesoo  und  Minea  (68)  nehmen  einen  ähnlichen  ver- 
mittelnden  Standpunkt  ein  gleichwie  Moden a,  Sie  haben  sich  bei  ihren 
Untersuchungen  über  die  Regeneration  peripherer  Nerven  der  Cajalschen 
Silbermethode  bedient  Es  finden  sich  im  peripheren  Stumpfe,  der  dauernd 
von  seinem  Zentrum  getrennt  ist,  jene  Vorgänge,  die  für  eine  autochthone 
Regeneration  charakteristisch  sind,  solche  sind  aber  auch  im  zentralen 
Stumpfe  nachweisbar ;  während  aber  in  letzterem  die  Regeneration  eine 
vollständige  ist  infolge  der  funktionellen  und  nutritiven  Beeinflussung  von 
Seiten  der  Ursprungszellen,  geht  sie  im  peripheren  Stumpfe  langsamer  vor 
sich  und  bleibt  unvollständig,  beschränkt  sich  auf  die  formative  Tätigkeit 
der  aus  der  Proliferation  der  Schwannschen  Kerne  hervorgegangenen 
spindelförmigen  Zellen.  Es  erscheint  daher  der  Einfluß  vom  Zentrum  her 
unbedingt  notwendig  zu  einer  vollständigen  und  dauernden  Regeneration  der 
Nervenfasern. 

In  einer  späteren  Arbeit  gibt  Marinesco  (67)  ausführlichere  Mit- 
teilungen über  seine  Regenerationsversache  an  Nerven.  Er  legt  wieder 
großen  Wert  auf  die  wesentliche  Bedeutung,  welche  den  hyperplastischen 
Kernen  der  Schwannschen  Scheide  bei  der  Regeneration  zukommt.  Alte 
und  junge  Tiere  verhalten  sich  gleich,  nur  geht  bei  letzteren  der  ganze 
Prozeß  viel  rascher  vor  sich.  —  Die  neuen  Fibrillen  bilden  sich  aus  einer 
Sukzession  von  Granulis,  die  sich  erst  nach  und  nach  aneinander  lagern. 
Bemerkenswert  erscheint  es,  daß  M.  auch  ähnliche  Bilder  beobachten  konnte, 
wie  die  gleich  zu  erwähnenden  von  Peroncito  —  beide  bedienten  sich  der 
gleichen  Methode  (Silber  nach  Cajal).  Nur  sind  dieser  sowie  Cajal  selbst 
zu  dem  Schlüsse  gelangt,  daß  die  Regeneration  vom  Zentrum  her  stattfinde. 

Durch  Anwendung  seiner  neuen  Silbermethode  konnte  Cajal  (15,  16) 
sich  davon  überzeugen,  daß  die  jetzt  von  vielen  Seiten  verfochtene  Auto- 
regeneration der  Nerven  nicht  bestehe,  sondern  nur  auf  Grund  falscher  und 
falsch  gedeuteter  Beobachtungen  angenommen  wurde.  Man  kann  sich  leicht 
an  jungen  Tieren  davon  überzeugen,  daß  mit  dem  Beginne  der  zweiten 
Woche  nach  der  Durchschneiduug  des  Nerven  aus  dem  zentralen  Stumpfe 
marklose  Fasern  durch  die  Narbe  in  den  peripheren  Stumpf  einwachsen 
und  den  letzteren  auch  trotz  aller  Hindernisse  erreichen.  Unter  gewöhn- 
licheli  Verhältnissen  geschieht  dies  sehr  rasch,  bei  Vorhandensein  erschweren- 
der Umstände  erst  nach  3,  4  Monaten  oder  noch  später.  In  diesem  letzteren 
Falle  ist  auch  die  im  peripheren  Stumpfe  vorhandene  Anzahl  der  neuen 
Fasern  eine  geringe.  Sie  finden  sich  hier  sowohl  innerhalb  der  alten 
Scheiden,  als  auch  zwischen  diesen.  Das  freie  Ende  der  wachsenden  Faser 
zeigt  eine  Anschwellung  (masse  oder  olive  terminal),  dem  embryonalen 
Wachstumkonus  vergleichbar.  Häufig  findet  man  aucli  diese  EndkoIi)eu 
hochgradig  hypertrophiert ;  wahrscheinhch  handelt  es  sich  dann  um  eine 
Anhäufung  der  Achsenzylindersubstanz  in  solchen  Fasern,  die  aus  irgend 
einem  Grunde  ihr  Ziel  nicht  erreichen  können.  Manchmal  siebt  man  auch 
in  der  Narbe  oder  im  peripheren  Stumpfe  sehr  reiche,  freie  Endveräste- 
lungen (etat  d'amoeboidisme  divis6);  es  dürfte  hier  eine  überrasche 
Wachstumsperiode  vorliegen,  und  man  kann  annehmen,  daß,  wenn  einmal 
die  Fasern  den  richtigen  Weg  gefunden  haben,  die  überflüssigen  Zweige 
»chvinden  und  die  restierenden  sich  mit  ihrer  Endanschwellung  versehen. 
Eine  Vermehrung.,  der  jungen  Fasern  durch  Bifurkation  in  gleich  starke 
oder  ungleiche    Aste  findet    fast    ausschließlich    in    der   Narbe,    und    zwar 


200  Allgemeine  pathologische  Anatomie  der  Elemente  des  Nervensystems. 

besonders  in  der  Nähe  des  peripheren  Stumpfes  nnd  auch  noch  in  diesem 
letzteren  statt,  sie  fehlen  aber  bereits  nach  einigen  Millimetern. 

Gleichfalls  mit  Hilfe  der  Cajalschen  Fibrillenfärbung  konnte 
PeroncitO  (81)  an  den  sich  regenerierenden  Nerven  eine  Reihe  neuer 
Tatsachen  beobachten.  Die  Regeneration  beginnt  bedeutend  früher  als  ge- 
wöhnlich angenommen  wird,  sodaß  sie  48  Stunden  nach  der  Durchschneidung 
bereits  in  deutlicher  Weise  erkennbar  ist.  Nach  zehn  Tagen  ist  das  ganze 
Narbengewebe  von  neu  gebildeten  Nervenfasern  durchzogen,  und  es  scheint, 
daß  sie  in  dieser  Periode  in  den  peripheren  Stumpf  einzuwandern  beginnen. 
Jetzt  sind  auch  die  Endkolben  der  wachsenden  Fasern  am  besten  aus- 
gebildet; sie  zeigen  in  ihrem  Innern  ein  dichtes  Netzwerk  feinster  oder  auch 
stärkerer  Fibrillen,  und  an  ihrem  freien  Pole  eine  Zelle  mit  wenig  Proto- 
plasma und  einem  meist  abgeplatteten  Kern.  Eine  besonders  eigentümliche 
Bildung  kann  man  oft  im  Bereiche  der  Narbe  beobachten.  Es  handelt  sich 
um  Nervenfasern,  die  um  eine  oder  mehrere  dickere  Fasern  eine  große  An- 
zahl von  manchmal  äußerst  dicht  liegenden  Schrauben  Windungen  ausführen. 
Nach  20  Tagen  sind  die  neugebildeten  Fasern  im  peripheren  Stumpf  bereits 
in  großer  Anzahl  vorhanden.  Bemerkenswert  ist  auch,  daß  die  marklosen 
Fasern  im  peripheren  Stumpf  sich  sehr  lange  (bis  zu  zehn  Tagen  und  seihst 
länger)  intakt  erhalten  können. 

Nach  den  Ergebnissen  seiner  an  21  Kaninchen  angestellten  Versuche 
muß  auch  Lndlnm  (53)  sich  gegen  eine  autochthone  Regeneration  der 
Nerven  aussprechen. 

Auf  Gruud  einer  reichen  und  sorgfältig  durchgeführten  Versuchsreihe 
vermag  RaimanH  (84)  bemerkenswerte  Beiträge  zur  ßegenerationsfrage  za 
bringen,  ohne  freilich  die  strittigen  Fragen  abschließend  beantworten  zu 
können.  Der  Verf.  hat  zunächst  die  Bethesche  Neuentdeckung  der  auto- 
genen Nervenregeneratiou  nachgepiüft,  beschreibt  diese,  sowie  zahlreiche 
Kontroliversuche  in  extenso,  vermeidet  es  aber,  alle  Nervenbilder  und  Be- 
funde deuten  zu  wollen;  er  beschränkt  sich  vielmehr  auf  die  Feststellung,  daß 
die  Nervendegeneration  wie  -regeneration  beim  Neugeborenen  ungemein 
viel  schneller  von  statten  geht  und  viel  weiter  führt  als  beim  älteren  Tiere; 
daß  jene  Protoplasmafasern,  welche  eine  Läsionsstelle  überbrücken,  ver- 
schieden weit  und  in  verschiedener  Weise  Mark  bekommen,  daß  aber  jeden- 
falls der  Regenerationsvorgang  im  Nerven  etwas  Einheitliches  darstellt  und 
mit  I'berwinclung  bedeutender  Schwierigkeiten  ein  geschlossenes  Fasersystem 
sich  wieder  ausbildet.  • 

Schnitze  (97  a),  ein  strenger  Gegner  der  Neuronlehre,  kommt  haupt- 
sächlich auf  Grund  seiner  Untersuchungen  über  die  Entwicklung  der  peii- 
pheren  Nerven  zu  dem  Schlüsse,  daß  der  aus  eigenen  Energiden  entstandene 
periphere  Nerv  die  Fähigkeit  besitze,  aus  diesen  nämlichen  Elementen  — 
den  peripheren  Neuroblasten,  deren  Kerne  die  Seh  wann  scheu  Kerne  sind 
—  den  entstandenen  Defekt  zu  decken;  die  Regeneration  des  Nerven  ist 
nicht  bloß  autogen,  sondern  auch  isogen.  Die  periphere  Faser  ist  kein  Zell- 
fortsatz mit  aufgelagerten  Scheidenzellen,  sondern  ein  Syncytium  mit  zahl- 
losen eigenen  „trophischen"  und  regenerationsfäliigen  Zentren.  — 

Die  periphere  Nervenfaser  besitzt  nach  den  Untersuchungen  von 
Okada  (78)  zwei  Faktoren  der  Trophik,  den  einen  weit  von  ihren  Gang- 
lienzellen her,  den  anderen,  lokalen  von  den  Nervenarterien.  Diese  beiden 
Ernährungsquellen  müssen  zur  Erhaltung  der  anatomischen  und  physiologischen 
Integrität  der  Nervenfasern  zusammenwirken;  keine  von  diesen  beiden  Er- 
nährungsquellen steht  in  der  Konkurrenz  wesentlich  hinter  der  anderen  ziurück, 
keine  allein  ist  ausreichend.    Wenn  der  N.  ischiadicus  des  Kaninchens  durch 


Allgemeine  pathologische  Anatomie  der  Elemente  des  Nervensystems.  201 

Unterbindung  der  Art  glutaea  inf.  seiner  wichtigsten  vaskulären  Ernährungs- 
queile  beranbt  worden  war,  so  entsteht  in  den  Nerven  eine  Faserdegeneration^ 
welche  übrigens  sich  von  der  Ponn  der  Wallerschen  nicht  wesentlich  unter- 
scheidet Ferner  ist  die  Eegenerationsfähigkeit  der  anämisierten  Nerven- 
fasern eine  große. 

Zunächst  macht  Merzbacher  (69)  darauf  aufmerksam,  daß  die 
Nervenfasern  unter  gewissen  Umständen  einem  regressiven  Prozesse  (Nekrose) 
aoheimfallen  können,  der  sich  von  der  gewöhnlichen  Degeneration  (Wallerscher 
Typns)  wesentlich  unterscheidet  —  Dieser  nekrobiotische  Prozeß  charak- 
terisiert sich  ganz  besonders  dadurch,  daß  der  Zerfall  der  Markscheiden  in 
größereu  oder  kleineren  Myelintropfen,  die  Rosenkranz-  und  Elipsoidbildung 
entweder  nur  angedeutet  sind  oder  ganz  fehlen.  Die  Markscheiden  sind 
meist  leicht  verbreitert,  werden  durch  Osmium  nur  mangelhaft  geschwärzt^ 
erhalten  ein  starres  Aussehen  und  erscheinen  aus  unregelmäßigen  Schollen 
und  Platten  zusammengesetzt,  die  konzentrisch  angeordnete  Schichten  er- 
kennen lassen.  In  anderen  Fälleu  erscheint  der  Markmantel  wie  fein  bestäubt 
Wenn  nun  kleine  Stücke  des  Ischiadicus  entweder  demselben  Tiere  (Warm- 
blüter) oder  einem  anderen  derselben  Spezies  zwischen  die  Muskeln  implan- 
tiert wurden^  so  fanden  sich  nach  4  Tagen  daselbst  bereits  an  den  meisten 
Nervenfasern  (später  noch  ausgebildeter)  die  Zeichen  der  Degeneration,  an  nur 
wenigen  die  der  Nekrose.  Auch  bei  Kaltblütern  wurden  Auto-  und  Homo- 
transplantationen vorgenommen ;  hier  kann  das  transplantierte  Nervenstück 
tagelang  (bis  10  Tage)  ganz  intakt  bleiben,  degeneriert  aber  in  2 — 3  Tagen, 
wenn  man  das  Tier  dann  in  den  Brutofen  (27  —  30  ^)  bringt.  Nur  das  lebende 
Gewebe  scheint  die  Fähigkeit  zu  besitzen,  die  transplantierten  Nerven  zur 
Degeneration  zu  bringen  oder  unter  Umständen  lebend  zu  erhalten.  Im 
toten  Tiere  transplantierte  Nervenstückchen  zeigten  ausschließlich  Nekrose. 
Wurden  Nervenstückchen  einem  Tiere  anderer  Gattung  implantiert,  so  wurden 
sie  als  Fremdkörper  behandelt  und  vei-fielen  der  Nekrose. 

Aus  den  Versuchen  von  Okada  (77)  geht  hervor,  daß  die  Nerven 
durch  Radiumbestrahlung  im  wesentlichen  nicht  geschädigt  werden;  bei 
Mäusen  fand  sich  manchmal  fettige  Degeneration  von  Muskelfasern. 

Roux  und  Heitz  (88)  haben  ihre  Versuche  über  die  Degeneration 
der  Hautnerven  nach  Durchschneidung  hinterer  Wurzeln  (vgl.  d.  Ber.  1904 
p.  230)  fortgesetzt.  Während  nach  240  Tagen  zahlreiche  Hautnerven  im 
Zustande  der  Degeneration  gefunden  wurden,  fehlten  sie  aber  nach  338 
resp.  382  Tagen;  dafür  konnten  zahlreiche  leere  Nervenscheiden  angetroffen 
werden.  Es  muß  also  angenommen  werden,  daß  zwischen  diesen  beiden 
Perioden  der  Degenerationsprozeß  in  den  Hautnerven  seinen  Abschluß  findet. 

Dopter  (27)  hat  die  histologischen  Veränderungen  der  peripherischen 
Nervenfasern  bei  chronischem  Hautödem  einer  Prüfung  unterzogen  und  ge- 
fanden, daß  die  sensorischen  und  motorischen  Störungen  bei  chronischem 
Bautödem  von  Alterationen  der  Hautnerven  bedingt  sind.  Die  Degene- 
ration der  Nerven  kann  in  zweierlei  Weise  sich  dokumentieren,  als  Wal  1er- 
sche  Degeneration  und  als  segmentäre  periachsiale.  Letztere  entstehe  direkt 
durch  Eindringen  der  ödematösen  Flüssigkeit,  wobei  nach  und  nach  alle 
Nervenelemente  zu  Grunde  gehen,  mit  relativem  Verschontbleiben  des  Achsen- 
zrlinders.  Sobald  aber  auch  der  Achsenzylinder  zerstört  oder  derart  affiziert 
sei,  daß  die  Leitungsfähigkeit  des  Nerven  gelitten  habe,  so  komme  die  Type 
der  Wallerschen  Degeneration  zu  stände.  (Bmdioc,) 

Marburg  (58)  macht  darauf  aufmerksam,  daß  mittels  der  Biel- 
schowsky  sehen  Methode  in  pathologischen  Geweben  neben  dem  Achsen- 
zylinder  auch  die  Glia  mitgefärbt  werden  kann,  so  daß  es  unter  Umständen 


^02  Allgemeine  pathologische  Anatomie  der  Elemente  des  Nervensystems. 

kaum  möglich  sein  wird,  zu  entscheiden,  oh  man  erhaltene  Achsenzylinder 
oder  Gliafasern  vor  sich  hat.  In  3  Tuberkeln  fanden  sich  noch  in  den 
Randpartien  sichere  Achsenzylinder,  allein  bereits  verändert;  ähnlich  in  den 
Gliomen. 

In  einer  zusammenfassenden  Darstellung  der  Lehre  vom  WallerscKen 
Gesetze  kommt  van  Oehuchten  (34,  35)  zu  dem  Schlüsse,  daß  es  am 
besten  in  folgender  Weise  zu  modifizieren  wäre:  "Wenn  ein  peripherer  oder 
zentraler  Nervenstrang  in  seiner  Kontinuität  unterbrochen  wird,  so  degeneriert 
der  periphere  Stumpf  immer.  Der  zentrale  Stumpf  verhält  sich  aber  ver- 
schieden je  nach  der  Intensität  der  Reaktionserscheinungen,  die  die  Läsion 
in  den  Ursprungszellen  hervorruft;  sind  diese  nur  leichten  Grades  und  führen 
sie  nicht  zum  Absterben  der  Zelle,  so  bleiben  auch  die  Fasern  des  zentralen 
Stumpfes  erhalten,  kommt  es  aber  zur  Atrophie  der  Zelle,  dann  erfolgt 
dessen  Degeneration.  Bemerkenswert  erscheint  auch,  daß  van  Gebuchten, 
der  sich  bezüglich  der  autochthonen  Regenerationen  ganz  auf  Seite  Bethes 
gestellt  hatte  (s.  d.  Ber.  1904  p.  231),  sich  diesmal  etwas  vorsichtiger  über 
diesen  Punkt  äußert. 

Die  enorme  Tendenz  der  Nerven  zur  Regeneration  zeigt  sich  nach  den 
Erfahrungen  von  Perthes  (82)  in  solchen  Fällen,  in  denen  wegen  Trigeminns- 
neuralgie  wiederholte  und  verschiedenartige  chirurgische  Eingriffe  vorgenommen 
worden  waren  (Extraktion  des  peripheren  Nerven  nach  Thiersch,  partielle 
Exstirpation  des  Ganglion  Gassen  u.  a.).  Ein  Versuch  an  einem  Hunde 
hat  gezeigt,  daß  der  durchschnittene  N.  infraorbitalis  nach  Plombierung  des 
Canalis  infraorbitalis  mit  Gold  nicht  mehr  im  stände  war,  auszuwachsen. 

Odier  (78  a)  kommt  wieder  auf  die  Regeneration  der  motorischen 
Endapparate  zurück  (vgl.  d.  Ber.  1904  p.  231).  Dieser  Prozeß  kann  in 
dreifacher  Weise  stattfinden,  durch  partielle  Degeneration  und  Regeneration 
an  Ort  und  Stelle,  durch  Neubildung  dieser  Apparate  au  Stellen,  wo  sie 
wahrscheinlich  primär  nicht  bestanden  und  endlich  durch  Knospung  vom 
Nerven  aus.  Letztere  Regenerationsform  findet  sich  nur  in  der  Nähe  der 
Durchschnittsstelle  des  Nerven. 

Eilvington  (43,  44)  hat  an  Hunden  eine  große  Reihe  von  Trans- 
plantationsversuchen von  Nerven  ausgeführt  und  seine  Beobachtungen  haupt- 
sächlich an  den  Nd.  peronei  und  tibiales  gemacht.  Es  gelang  ihm,  anta- 
gonistische Muskelgruppen  von  einem  Nerven  aus  zu  innervieren.  Er  fand, 
daß  bei  der  Verbindung  eines  Nervenstumpfes  mit  zwei  Nerven  die  Nerven- 
fasern im  proximalen  Nervenstumpfe  sich  teilen,  und  daß  der  Verlauf  der 
neugebildeten  peripherischen  Fasern  kein  regulärer,  sondern  ein  unregel- 
mäßiger war.  Er  vereinigte  nicht  nur  mit  gutem  Resultate  querdurch schnittene 
Nervenstürapfe  verschiedener  Nerven,  sondern  spaltete  auch  einen  Nerven  und 
vereinigte  die  beiden  Teile  mit  zwei  zentralen  Nervenstiimpfen.     (Bmdlx.) 

III.  Neoroglia. 

Nach  der  Meinung  von  Anglade  (5)  ist  die  Gehirnerweichung  keine 
reine,  einfache  Nekrose,  sondern  immer  von  einer  umschriebenen,  gelegentlich 
aber  auch  ausgebreiteten  Encephalitis  begleitet.  Der  encephalo-malacische 
Prozeß  spielt  sich  aber  wohl  nur  im  Bereiche  der  Neuroglia  ab.  Es  treten 
große  Astrocyten  mit  zahlreichen  Fortsätzen  auf,  die  sich  später  aneinander 
legen;  dabei  lösen  sich  die  Kerne  ab  und  geben  wahrscheinlich  Veranlassung 
zur  Entstehung  der  Körncheuzellen,  die  demnach  auch  gliöseu  Ursprungs 
wären. 


Allgemeine  pftihologische  Anatomie  der  Elemente  des  Nerrensystems.  203 

Bei  chroDisch  Geisteskranken  trifft  man  nach  Marchand  (69)  nicht 
selten  leichte,  aber  ausgedehnte  meningeale  Verdickungen,  welche  auf  eine 
Tor  längerer  Zeit  überstandene  Meningitis  zurückzuführen  sind.  An  solchen 
Stellen  sieht  man  dann  Veränderungen  in  der  Hirnrinde,  die  in  erster  Linie 
die  oberflächliche  Glia  betreffen;  diese  Schicht  ist  auffallig  verdickt  und 
sendet  unzählige  Neurogliafäden  in  die  Moleculärschichte  hinab,  die  davon 
schließlich  ganz  erfüllt  wird.  Das  sklerotische  Gewebe  ist  arm  an  Kernen. 
Die  daneben  vorhandenen  Veränderungen  an  den  Tangentialfasern  (Ver- 
mindernng)  und  an  den  Nervenzellen  (Raretizierung  der  Fibrillen,  Fehleu 
der  Seitenäste  an  dem  Spitzenfortsatz,  starke  Pigmentierung)  pflegen  über 
das  Grebiet  der  verdickten  Pia  hinauszureichen.  Die  Gefäße  behalten  ihr 
oonnales  Aussehen. 

Krückmann  (45)  hat  sich  eingehender  mit  dem  Verhalten  der 
Gliabestandteile  der  Retina  abgegeben.  Neben  den  Wucherungsprozessen 
der  Glia  beschäftigt  er  sich  auch  mit  dem  Vorkommen  von  Pigmentkörnchen 
in  Gliazellen  und  Fasern,  das  außerordentlich  häufig  ist  und  auf  einen 
phagocjtären  Vorgang  zurückzuführen  wäre;  die  Pigmentkörnchen  können 
«US  den  Pigmentepithelzellen,  den  Chromatophoren  der  Aderhaut  oder  aus 
den  roten  Blutkörperchen  stammen. 

IV.  Gensse. 

Die  syphilitische  Erkrankung  der  Basalarterien  (der  Autor  gebraucht 
den  zu  Mißverständnissen  führenden  Ausdruck  „Basilararterien")  hat  Fabinyi 
(29)  in  drei  Fällen  untersucht.  Bezüglich  des  Ausgangspunktes  des  Prozeßes 
nimmt  er  einen  vermittelnden  Standpunkt  ein,  indem  er  annimmt,  daß  das 
Virus  der  Syphilis  jede  der  drei  Arterienschichten  primär  ergreifen  kann, 
besonders  Adventitia  und  Intima,  seltener  die  Muscularis.  Namentlich  ist 
festzuhalten,  daß  die  Erkrankung  der  Intima  und  der  Adventitia  von  ein- 
ander unabhängig  erfolgen,  während  die  der  Media  mit  der  Entzündung  der 
Adventia  in  Zusammenhang  zu  stehen  scheint.  In  der  Intima  findet  sich 
eine  intensive  Proliferation,  die  zur  Obliteration  führen  kann;  bei  chronischen 
Prozessen  besteht  das  neu  gebildete  Gewebe  aus  zerstreut  liegenden,  manch- 
mal konzentrisch  geordneten,  fortsatzreichen  Zellen,  die  in  eine  gallertartige, 
homogene  Grundsubstanz  eingebettet  sind  mit  sehr  spärlicher  Infiltration, 
während  bei  akutem  Verlaufe  die  Intima  die  Struktur  eines  gewöhnlichen 
Granulationsgewebes  darbietet,  aus  dicht  nebeneinander  liegenden,  großen 
Bindegewebszellen  besteht,  zwischen  denen  auch  frische  Kapillaren  und  eine 
starke  Infiltration  zu  finden  sind.  Besonders  resistent  erweist  sich  die 
Membrana  fenestrata;  der  Autor  schließt  sich  der  Anschauung  Heubners 
an,  daß  es  bei  diesem  Prozesse,  und  zwar  in  einer  Periode  des  Stillstandes 
zu  einer  Neubildung  von  elastischen  Fasern  komme,  doch  ist  dies  keines- 
wegs für  die  Syphilis  charakteristisch.  In  der  Media  und  in  der  Adventitia 
erzeugt  die  Syphilis  dififuse  Entzündungen  und  umschriebene  miliare  Herde, 
wobei  auch  Riesenzellen  vorkommen,  die  als  spezifische  Produkte  der  Syphilis 
anzusehen  sind.  In  den  späteren  Stadien  wird  das  Gewebe  aller  drei 
Schichten  durch  ein  gleichförmiges,  dem  Granulationsgt^webo  mehr  oder 
minder  ähnliches  Gewebe  ersetzt;  manchmal  deutet  nur  die  noch  erhaltene 
Elastica  darauf  hin,  daß  hier  einst  eine  Arterie  bestand. 

Neuere  Untersuchungen  haben  de  Bnck  (13)  veranlaßt,  seine  Auf- 
fassung der  für  die  Binde  der  Paralytiker  charakteristischen  Plasmazellen 
zu  ändern;  während  er  früher  meinte,  daß  sie  hämatogenen  Ursprungs  seien, 
muß  er  sich  jetzt  der  Anschauung   derer   anschließen,    welche   ihre  fibro- 


204  Spezielle  pathologische  Anatomie  des  Gehirns, 

plastische  Natur  behaupten  und  sie  hier  aus  den  Elementen  der  Gefaßwände 
entstehen  lassen.  Auch  die  ebenfalls  libroplastischen  Stäbcheuzellen  Xissls 
tragen  in  Gemeinschaft  mit  der  Neuroglia  bei  zur  Sklerosierung  der  atrophi- 
schen Paralytikerrinde. 

Nach  dem  Vorgange  Virchows  unterscheidet  Simmoilds  (98)  das 
eigentliche  Angioma  raceniosum  von  dem  Aneur}'sma  serpentinum  o8er  cir- 
soideum,  welch  letzteres  nicht  so  sehr  eine  Geschwulstbildung  darstellt, 
sondern  lediglich  auf  Gefäßektasie  und  Schlängelung  des  Stammes  einer 
Arterie  zurückzuführen  ist.  Es  finden  sich  aber  gelegentlich  Zwischenglieder, 
die  man  als  Angioma  arteriale  serpentinum  bezeichnen  könnte.  Von  diesen 
im  Gehirne  recht  seltenen  Bildungen  werden  zwei  beschrieben.  Im  ersten 
Falle  handelt  es  sich  um  ein  echtes  arterielles  Angiom  des  Occipitallappens, 
das  nicht  als  Effekt  einer  Gefaßwanderkrankung  aufzufassen  ist,  sondern  auf 
einer  Neubildung  von  Gefäßelementen  beruht.  Die  Media  erwies  sich  meist 
als  ganz  normal,  die  Intima  war  mäßig  verdickt,  nur  die  Elastika  war  an 
manchen  Stellen  stark  aufgefasert  oder  schwer,  selbst  gar  nicht  mehr  dar- 
zustellen. Im  zweiten  Falle  saß  die  Geschwulst  in  der  Gegend  der  rechten 
Zentralwindungen  und  erwies  sich  als  eine  aueurysmatisch  erweiterte,  stark 
geschläugelte  Arterie.  In  dem  ektasierten  Gebiete  dieses  Gefäßes  fand  sich 
eine  vorgeschrittene  Alteration  der  Wände;  Intima  und  Elastika  sind  nicht 
erkennbar.  Die  Media  fehlt  auch  stellenweise.  Aber  auch  hier  liegt  nicht 
bloß  eine  einfache  Verlängening  und  Erweiterung  der  Arterie  vor,  sondern 
eine  wirkliche  Neubildung  (Angioma  serpentinum). 

In  zwei  Fällen  mit  hochgradiger,  bis  zum  Verschluß  des  Lumens 
führender  Verkalkung  der  Hirngefäße  hat  Pick  (83)  diesen  Prozeß  genauer 
studiert.  Er  ist  der  Meinung,  daß  zuerst  die  in  der  Muscularis  verlaufenden 
elastischen  Pasern  kolloid  entarten  und  dann  verkalken.  In  zweiter  Linie 
werden  die  Muskelfasern  (vielleicht  auch  nach  vorhergegangener  Kolloid- 
degeneration) von  der  Verkalkung  ergriffen,  wobei  die  Kerne  relativ  lang 
sichtbar  bleiben  können.  Die  Adventitia  widersteht  am  längsten.  Vorher 
kann  bereits  eine  Wucherung  der  Intima  stattgefunden  haben.  Eigentüm- 
liche rundliche  Gebilde  mit  sich  dunkelfärbendem  Kerne,  die  sich  gelegentlich 
fanden,  wären  am  besten  als  Calcospheriten  (Härtung)  anzusprechen. 

Als  weiterer  Beitrag  zur  Parasitologi<3  des  Gehirns  sind  die  Mitteilungen 
von  Schimamura  (96)  zu  erwähnen,  welcher  im  Gehirn,  speziell  in  den 
kleinen  Gefäßen,  zahlreiche  Eier  von  Schistosomum  japonicum  auffand,  die 
stellenweise  zur  Embolisierung  der  feineren  Gefäße  führten. 


Spezielle  pathologische  Anatomie  des  Gehirns,  Rückenmarks 
nnd  der  peripherischen  Nerven. 

Referent:  Dr.  Edward  Fla  tau -Warschau. 

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3.  Alexander,  G.,  Zur  Anatomie  der  kongenitalen  Taubheit.  (2.  Lieferung  von: 
Alfred  Denker.  (Erlangen.)  Die  Anatomie  der  Taubstummheit.)  Wiesbaden.  J.  F. 
Bergmann. 

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RückeDDiarks  und  der  peripherischen  Xerven.  £05 

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48.  Doutrebente  et  Marchan^  »  L^sions  de  m6ningite  chronique  chez  un  d^- 
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49.  D  u  f  i  1  s  ,    Actinomycoee  primitive  des  centres  nerveux.    Th^  de  Lyon. 

50.  D  u  f  o  u  r  ,  N^vrodermite  k  forme  de  liehen  au  cours  d'une  my61ite.  Gazette  des 
hopitaux.    p.  1615.    (Sitzungsbericht.) 

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52.  Ebmeister,  Karl,  Ein  Spindelzellensarkom  des  Oberschenkels  mit  Metastasen 
in  Lunge,  Gehirn,  Nebenniere,  Schilddrüse,  Darm,  Zahnfleisch,  Pankreas  und  mit 
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53.  Erb,  W.  jun..  Über  Gehirnblutungen  beim  Kaninchen  nach  Adrenalininjektionen* 
Beiträge  zur  jmthologischen  Anatomie,  p.  500.  Festschrift  für  Prof.  Julius  Arnold. 
VII.  Supplement. 

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(Sitzungsbericht.) 

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59.  Fischer,  Bernhard,  Vollständiger  Defekt  des  Olfactorius  bei  einer  58jährigen 
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61.  Frankl -Hochwart,  v.,  Fall  von  Glioma  medullae  spinaUß.  (Präparate.) 
Wiener  klin.  Wochenschr.    p.  1397.    (Sitzungsbericht) 


Räckenmarks  und  der  peripherischen  Nerven.  207 

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83.  Derselbe,  Fall  von  Neurofibrom,    ibidem,    p.  923.    (Sitzungsbericht) 
64.  Gauckler,  £.  et  Rouss-y»    Un  cas  de  parapl^gie  spasmodique    avec    l^ions 

medaUaires  en  foyers  sans  degen^reecences  apparentes  dans  la  moelle  ni  au-dessus 

ni  au-deasous  de  la  lesion.     Revue  neurologique.    No.  8,  p.  409. 
63.  Goldberg,  Isidor,    Ein  Fall  von  Balkenmangel  im  menschlichen  Grosshim. .  In- 

aug.-Diss.  Königsberg. 

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67.  IJeraelbe,  Ueber  Heterotopien  im  Kleinhirn  in  einem  Falle  von  Spina  bifida  lumbo- 
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89.  Langdon,  F.  W.,  Myelomalacia,  with  Special  Reference  to  Diagnoeis  and  Treat- 
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90.  Leonpacher,  Nachtrag  zu  meiner  Mitteilung  über  epiduralen  Bluiaustritt  in 
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91.  Lerou  X,  Robert,  Recherches  anatomiques  et  cliniques  sur  les  alt^rations  du  spinal 
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synptomes  peeado-addisoniens,  termin^  par  hydropsie  ventriculaire.  Lyon  medical. 
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208  Spezielle  pathologische  Anatomie  des  Gehirns, 

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99.  Lochte,    Obdukftionsbefunde  bei  Erhängten.    Vierteljahrsschrift  für  gerichtliche 
Medizin  und  öffentl.  Sanitätswesen.    3.  F.    Bd.  XXIX,  Heft  2,  p.  257. 

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103.  Derselbe,  RamoUissements  sym^triques  des  couches  optiques;  consid^ration  de  l'^pi- 
th^lium  ventriculaire  comme  paroi  des  foyers  de  ramollissement.  ibidem.  Tome  VII, 
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103a.  Derselbe  et  0  H  v  i  e  r  ,  Sarcome  latent  du  nerf  moteur  oculaire  commun.  Bull 
et  mem.  de  la  Soc.  anat.  de  Paris.     T.  VII,  No.  8,  p.  764. 

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105.  Marie,  Pierre,  Les  maladies  pouvant  simuler  la  Neurofibromatose.  Joum.  de  Med. 
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106.  Derselbe,    La  c^r^bro-scl^rose  lacunaire.     ibidem.     IX.     13. 

106a.  Marie,  Ren^,  Plaie  du  cerveau  par  balle.  Bull,  et  m^m.  de  la  Soc.  anat.  de  Paris. 
T.  VII,  No.  9,  p.  832. 

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LXXIII,  p.  139. 

112.  Meyer,  Adolf,  Diffuse  Cauliflower-Like  Tuckering  of  the  Cortex  in  Arteriosclerotic 
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113.  Meyer,  Leo,  üeber  einen  Fall  von  Myelomeningocele  lumbosacralis.  Inaug.  Diss. 
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eines  Ciliamerven  mit  Tuberkelbacillen.  Vereinsbeil.  d.  Deutsch.  Mediz.  Wochenschr. 
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115.  Derselbe,    Eine  Geschwulst  der  Sehnervenpapille.     ibidem,     p.  85.     (Sitzungsbericht) 

116.  Müller,  Helmut,  Beitrag  zur  pathologischen  Anatomie  der  Pseudobulbärparalyse. 
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Biologie.     T.  LVIII,  p.  849. 

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119.  N  a  r  d  e  1 1  i ,  G.,  Azione  di  alcune  sostanze  iniettate  sotto  la  dura  madre  cerebrale. 
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fiäokenmarks  und  der  peripheriBchen  Nerven.  209 

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133.  P  e  r  u  8  i  n  i ,  Gaetano,    Ueber  einen  Fall  von  Scleroeis  tuberosa  h3rpertrophica  (Istio- 

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Bd.  XVII,  H.  2,  p.  169,  255. 
131  P e t z a  1  i 8 ,   Nicolas- Alex  et  Cosmettatos,   George,    Quelques  consid^rations 

sur  les  aneno^phaUens:  ätude  histologique  du  Systeme  nerveux  d'un  foetus  anence- 

phalien.     Annales  de  Gyn^ologie.     II,  p.  596. 
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136l  Pi  c  k e  1 1 ,  William  and  P  e  t  e  r ,  L.  C,    A  Case  of  Cervical  Hypertrophie  Pachy- 

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berieht) 

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Mediz.  Wochenschr.     p.  1751.     (Sitzungsbericht.) 

138.  P  0 1 1  a  k ,  Ueber  zwei  für  die  Pathologie  wichtige  Entwickelungsanomalien  des  Cen- 
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140.  R  a  b  a  u  d ,  Etienne,  Pathogenie  de  la  Pseudenc^phalie  et  de  T  Anenc^phalie  (Mönin- 
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141.  Ranke,  Ueber  eine  besondere  Form  von  Entwickelungsstörung  der  menschliehen 
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H3.  Raubitschek,  Hugo,  Zur  Histologie  des  Plexus  choroides  bei  den  akuten  Me« 
ningitiden.  Zeitschrift  für  Heilkunde.  Bd.  XXVI.  N.  F.  Bd.  VI,  Heft  IV.  Abt. 
f.  path.  Anat.  u.  verw.  Diszipl.     Heft  ü,  p.  219. 

144.  R  a  V  m  o  n  d ,  F.,  La  fibro-sarcomatose  du  cerveau.  Rev.  g6n.  de  cHn.  et  de  th^rap. 
Paris.    XIX.     325. 

145.  Re bi z  z  i ,  R.,  La  malattia  di  Westphal-Strümpell,  tipo  Westphal,  cioö  la  cosi  detta 
psendoeclerosi,  e  tipo  Strümpell,  la  cosi  detta  sclerosi  diffusa.  Riv.  d.  patol.  nerv, 
e  ment.    Vol.  X,  fasc.  2—3. 

l4ß.Reü8z,  Friedrich  v.,  Ueber  eine  eigenartige  Degeneration  der  Marksubstanz  bei 
Taberkuloee  des  Rückenmarkes.    Jahrbuch  für  Kinderheilk.     Bd.  62,  p.  370. 

147.  Derselbe,  Die  Symptomatologie  der  Rückenmarkstuberkulose.  Jahrbuch  f.  Kinder- 
heilk.   Bd.  62,  p.  359. 

148.  Richter,  Demonstration  eines  Kleinhimtumors.  Neurolog.  Centralblatt.  p.  334. 
(SltNingiberieht) 

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1^1.  Rehmer,  EncSphaloc^e  double  de  T angle  interne  de  Torbite  k  tvpe  facial.    Archive» 
d^OphthahnoL    Bd.  25,  No.  6,  p.  329. 
JahnilMriclit  f.  Neurologie  and  Psychiatrie  I90ö,  1-^ 


210  Spezielle  pathologische  Anatomie  des  Gehirns, 

152.  R  o  n  c  a  1  i ,  D.  B.,  Osservazioni-anatomo-patologiche  e  cliniche  sopra  due  casi  di 
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153.  R  o  t  h  m  a  n  n  ,  M.,  Demonstration  von  Präparaten:  Tumorbildungen  an  der  Schadel- 
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se  röv^lant  deux  ans  apr^  Tablation  des  carcinomes  du  sein  oper^  chirurgicalement 
Sans  r^cidive  locale.  Communication  au  Congres  fran9ais  des  m^ecins  ali^nistes  et 
neurol.     XV«.  Session  tenue  k  Rennes  du  1"  au  7.  aoüt. 

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157.  Sauerbeck,  Ernst,  Eine  Gehimmissbildung  bei  Hatteria  punctata.  (Sphenodon 
punctatus).  Kritische  Monographie  als  Beitrag  zu  einer  rationellen  Teratologie  des 
Gehirns.)    Nova  Acta  Acad.  Caes.  Leopold. -Carol.    T.  86,  No.  1. 

158.  Schmaus,  H.,  Ueber  sogenannte  „Lichtungsbezirke"  im  Zentralnervensystem, 
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multipler  Hirn-  und  Rückenmarkssklerose.  Neurolog.  Centralbl.  p.  921.  (Sitxungs- 
bericht.) 

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tralnervensystems.    Centralbl.  für  Nervenheilk.     p.  354.     (Sitznngsberleht.) 

163.  S  i  e  m  e  r  1  i  n  g  ,  E.,  Beitrag  zur  pathologischen  Anatomie  der  früh  entstandenen, 
isolirt  verlaufenden  Augenmuskellähmung.  Archiv  für  Psychiartrie  und  Nervenkrank- 
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164.  Simmonds,  M.,  Ueber  das  Angioma  racemosum  und  serpentinum  des  Gehirns. 
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177.  Steimann,  Wilh.,  Ein  Fall  von  Sakralteratom  mit  besonderer  Berücksichtigung 
seiner  Beziehungen  zu  Primitivstreifenresten,  zugleich  ein  Beitrag  zur  Frage  der  mono- 
und   bigerminalen   Mischgeschwülste.     Inaug.    Diss.     Marburg. 

178.  Steiner,  Michael,  Ein  Fall  von  Neurofibromatose.  (Recklinghausenscher  Krank- 
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179.  Sterling,  W.,  Beitrag  zur  Lehre  von  der  Morvanschen  Krankheit  und  der  Ent- 
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180.  S  t  o  e  c  k  e  1 ,  Hans,  Ueber  einen  Fall  von  Anencephalie  mit  KryptorchismuB.  Inaug. 
Diss.  München. 


Rückenmarks  und  der  peripherischen  Nerven.  211 

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1^  Derselbe,  Über  die  Anatomie,  das  Wesen  und  die  Entstehung  mikrocephaler  Missbil- 
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199.  Derselbe  etPapadaki,A.,  De  quelques  alt^rations  du  tissu  cerebral  dues  k  la 
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^.  W  e  h  r  1  i ,  Eugen,  Ueber  der  Mikro-  und  Makrogyrie  des  Gehirns  analoge  Entwicke- 
lungsstörungen der  Retina;  mit  Besprechung  der  Epithelrosetten  der  Pathogenese 
des  Glioms.     Archiv  für  Ophthalmologie.    Bd.  LX,  Heft  2,  p.  302. 

201.  White,  R.  G.,  Note  on  a  Gase  of  Hypertrophie  Nodular  Gliosis.  Review  of  Neuro- 
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202.  Wiesel,  Josef,  Bemerkungen  zu  der  Arbeit  H.  Küsters  „Ueber  Gliome  der  Neben- 
nieren."   Virchows  Archiv  für  pathol.  Anatomie.    Bd.  180,  p.  553. 

203.  W  i  1 1  i  a  m  s  o  n  ,  R.  T.,  Forms  of  Degeneration  in  the  Posterior  Columns  of  the 
Spinal  Cord.    Med.  Chron.    XLIII,  14—23. 

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Roots  in  Tabes  dorsalis,  Diabetes  mellitus,  and  intracranial  Tumors.  II.  Changes  in 
the  Spinal  Cord  Associated  with  Severe  Anaemia.  Brain.  Part.  II,  p.  365.  (Sitzungs- 
berieht.) 

205.  W^  i  1  s  o  n ,  A.  S.,  Meningo-myelocele.  Operation ;  Recovery.  Indian  Med.  Gaz.  Cal- 
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206.  Winkelhausen,  üeber  Neurome.  Mitteilung  der  in  der  chirurgischen  Uni- 
versitätsklinik zu  Jena  beobachteten  Stamm-  imd  Rankenneurome.  Inaug.-Diss. 
Jena. 

207.  Z  a  m  b  o  n  i ,  Florinda,  ün  caso  di  meningoencefalocele.    Arte  ostet.   XIX,  219 — 222. 

208.  Zeliony,  G.  P.,  Pathologisch-anatomische  Veränderungen  der  quergestreiften 
Alufikeln  an  der  Injektionsstelle  des  Schlangengiftes.  Virchows  Archiv  f.  pathol.  Anat. 
Bd.  179,  p.  36. 

14* 


212  Spezielle  pathologische  Anatomie  des  Gehirns, 

I.  Pathologiscbs  Anatom!«  des  Gehirns. 

Mißbildungen  und  Entwicklungsstörungen  im  Gehirn. 

Vogt's  (194)  Arbeit  über  die  Mikrocepbalien  bildet  das  erste  Heft  der 
Arbeiten  aus  dem  unter  der  Leitung  v.  Monakows  stehenden  himana- 
tomischen  Institut  in  Zürich.  Nur  derjenige,  der  mit  den  Schwierigkeiten 
solcher  Studien  und  speziell  mit  den  Untersuchungen  auf  Grund  von  Him- 
serienschnitten  vertraut  ist,  kann  sich  eine  Vorstellung  über  den  enormen 
Fleiß  bilden,  welcher  vom  Verfasser  bei  dieser  Arbeit  ver^^audt  werden 
mußte.  Es  ist  unmöglich,  in  einem  Eeferat  auf  viele  interessante  anato- 
mische Einzelheiten  einzugehen,  es  mögen  hier  nur  kurz  die  allgemeinen 
Schlußfolgerungen  des  Verfassers  hervorgehoben  werden.  Es  wurden  im 
ganzen  drei  Fälle  von  Mikrocephalie  genau  untersucht.  Im  Fall  I  fand 
Verfasser  folgendes:  1.  Gewicht  (Pormol)  126  g,  Vergrößerung  betrifft  zu- 
meist das  Großhirn.  Stumpfer  Prontalpol.  Lappung  kaum  angedeutet.  Keine 
eigentliche  Furchenbildung.  Grübchentypus.  Insel  liegt  frei.  Bilaterale 
Symmetrie  erhalten. 

2.  Der  Frontallappen  zeigt  noch  die  der  Norm  ähnlichsten  Verhält- 
nisse. Das  flächenhafte  Grau  überall  wenig  oder  gar  nicht  gegliedert. 
Makrogyrie.  Rindendicke  sehr  variabel.  Einstülpung  eines  ganzen  Wendungs- 
weges in  die  Tiefe  des  Marks  an  der  Basalseite  beider  Hemisphären  (Temporal- 
teü).  Stammganglien  selbständig,  der  Norm  entsprechend  entwickelt.  Ihre 
Größe  entspricht  absolut  dem  Alter  (zwei  Jahre),  also  relative  Hypertrophie. 
Massenhafte  Heterotopien,  besonders  im  parietalen,  temporalen  und  nament- 
lich occipitalen  Teil  der  Hemisphäre.  Bildung  einer  areomeduUovaskulosa- 
artigen  Platte  an  der  Basis  der  Hemisphäre. 

3.  Balkenmangel.  Ein  Teil  (der  aus  dem  Frontalhirn  stammende) 
der  Balkenstrahlung  nimmt  den  Weg  durch  die  Commissura  anterior.  Der 
übrige  Teil  der  Balkenfasern  wendet  sich  in  sagittaler  Bichtung  und  wird 
zum  Aufbau  des  Marks  der  gleichseitigen  Hemisphäre  verwendet  (Balken- 
längsbündel). Ein  Teil  endlich  tritt  dem  Fornix  bei.  Das  Fornix-System 
erhält  Fasern  aus  dem  dem  Septum  pellucidum  entsprechenden  Teil  der 
medialen  Hemisphäreuwaud  (Pedunculus  sept.  pellucidi  der  Beutler).  Die 
Randwindung  ist  vollständig  erhalten  wie  beim  balkenlosen  Marsupialier- 
gehirn.  Psalterium  fehlt.  Ein  Teil  der  medialen  Hemisphärenwand  (occipital) 
bleibt  in  embryonalem  Zustand,  d.  h.  epithelial.  Der  Seitenventrikel  ist  im 
Frontalteil  ein  kapillarer  Spalt,  er  wird  nach  vorn  von  den  Stammganglien 
überragt,  nach  rückwärts  ist  er  enorm  weit  unter  Persistenz  eines  großen, 
blutgefäßreichen  Plexus. 

4.  Das  Mark  ist  nur  im  Frontalteil  in  deutliche  Strata  gegliedert.  Die 
nachweisbaren  Strata  botreflfen  die  langen  Assoziationsbahuen.  Die  kurzen 
Fibrae  propriae  der  Rinde  sind  reichlich.  In  manchen  Teilen  ist  eine  hyper- 
trophische Tangentialfaserschicht  (bis  1  mm  dick)  vorhanden. 

6.  Das  Kleinhirn  ist  weniger  stark  an  Größe  reduziert.  Infolge  der 
Verkürzung  der  Großhirnhemisphäre  liegt  seine  dorsale  Oberfläche  teilweise 
frei.  Mark  und  Rinde  sind  gleichmäßig  vermindeit.  Die  Rinde  ist  plump, 
relativ  breit,  zeigt  wenig  reiche  Gliederung.  Graue  Kerne  erhalten.  Von 
den  Armen  zeichnet  sich  das  Corpus  restiforme  durch  Stärke  und  Faserreich- 
tum aus. 

6.  Die  tieferen  Hirnteile  zeigten  absolut  etwa  die  Größenverhältnisse 
des  Neugeborenen.  Sie  sind  ungleichmäßig  reduziert,  insofern  die  Großhirn- 
teile stark  reduziert  sind,  die  übrigen  Teile  der  Norm  relativ  entsprechend. 
Im  Thalamus  zeigt  entsprechend  der  Ausbildung  des  Frontalteils  des  Groß- 


Käckenmarks  und  der  peripherischen  Nerven.  213 

hirns  der  Nucleus  anterior  die  beste  Beschaffenheit,  er  ist  relativ  am  größten, 
auch  histologisch  fast  normal.  Die  hinteren  und  ventralen  Kerngruppen 
leigea  (der  Atypie  des  Temporal-  und  besonders  des  Occipitalteils  der 
Hemisphäre  entsprechend)  Verkleinerung,  Zellschwund  und  Zellmangel. 
Taenia,  Ganglion  habenulae  usw.,  hypertrophisch.  Mittelhimdach  hat  Größen- 
Terhältnisse  des  Neugeborenen,  ebenso  der  durchweg  normale  Dorsalteil  der 
Mednlla  oblongata  mit  den  Nervenendkemen.  Brücke  sehr  verkleinert, 
namentlich  Brückengrau  vermindert.  Corpus  trapezoides  liegt  ventral  frei. 
Pyramide  sehr  klein.     Olivensubstanz   und  Olivenzwischenschicht  verringert. 

7.  Eackenmark  mikromyelitisch,  embryonaler  Typus,  runder  Querschnitt 
in  allen  Höhen.  Markdichte  relativ  dem  7.  Pötalmonat  entsprechend.  Graue 
Substanz  normal  konfiguriert,     Pyramidenseitenstrang  fast  ohne  Mark. 

8.  Die  Rinde  zeigt  sehr  variables  Verhalten.  Teilweise  normale  Schich- 
tig, meist  große  Unordnung  in  Zahl,  Verteilung,  Anordnung  und  Einstellung 
der  Ganglienzellen.  Die  Anordnung  (Längsreihenbildung,  Wucherungszone) 
hat  teilweise  embryonalen  Typus.  Viele  Elemente  (Kömer,  Neuroblasten, 
Gangüeozellen  in  Teilung,  Ganglienzellen  mit  zwei  Kernen  usw.)  haben  un- 
fertigen Charakter.  Die  Tigroidsabstanz  ist  spärlich  oder  fehlt  völlig. 
Zwischensubstanz  und  Glia  ohne  Besonderheit.  Die  Kleinhirnrinde  zeigt 
Termehranj?  der  Kömerzellen.  Purkinje  sehe  Zellen  nicht  zahlreich,  Pig- 
mentatropliisch. 

Im  Thalamus  zeigen  die  reduzierten  Partien  Zellenmangel  und  atro- 
pliische  Zellformen.  Letzteres  gilt  auch  für  das  Brückengrau.  Die  Zellen 
des  Ganglion  habenulae,  der  Vierhügel,  der  Nervenkerne,  der  Medulla  oblon- 
gata, der  Bückenmarkszellsäulen  sind  normal. 

In  Anlehnung  an  diesen  Fall  bespricht  Verfasser  einiges  über  den 
Atavismus.  Im  vorliegenden  Fall  lagen  nun  folgende  atavistische  Erschei- 
nungen vor:  1.  Das  Verhalten  des  Stammteils  am  Pallium  und  die  allge- 
meine Konfiguration  in  Anlehnung  an  das  Ungulatengehim;  2.  die  Einstül- 
pung g^liederter  Rinden  von  der  Dorsalseite  her  in  das  Innere  des  Tem- 
poral- und  Occipitallappens,  die  zur  Verlagerung  größerer  Rindenkomplexe 
geführt  hat,  bietet  Analogie  mit  der  Anlage  einer  Furche,  die  bei  allen 
tierischen  Gehirnen  höherer  Gliederung  sich  mit  großer  Konstanz  nachweisen 
läßt  Es  ist  das  die  sog.  fissura  rhinalis  posterior,  die  fast  bei  allen  Karni- 
voren  und  Ungulaten  zu  beobachten  ist.  Die  genannte  Figur  stellt  also  eine 
mit  großer  Konstanz  in  der  Bildung  der  Oberfläche  wiederkehrende  Erschei- 
nung dar  und  ist  als  atypisches  Vorkommnis  auch  im  vorliegenden  Fall  als 
Anlehnung  an  eine  niedrigere  Konfigurationsstufe  zu  beobachten;  3.  die 
Lage  und  die  topographische  Beziehung  des  corpus  genicul.  ext.  bietet 
mancherlei  phylogenetische  Beziehungen  dar;  4.  das  Verhalten  der  Randwin- 
dung,  gyrus  dentatus,  Fornix  und  Ammonshorn;  5.  Faserverbindungen  atypische 
{phylogenetisch  niedriger  Art)  und  zwar:  a)  ein  Teil  der  Balkenfasern  nimmt 
durch  die  Commissura  anterior  ihren  Weg.  ein  Verhalten  das  für  Marsupialier 
(Ziehen)  die  Regel  ist;  b)  das  septum  pellucidum  fehlt,  der  betreffende 
Teil  der  medialen  Hemisphären  wand  hat  wohlentwickelte  Rinde;  Fasern  aus 
diesen  Teilen  (pedunculus  sept  pellucid.)  vereinigen  sich  mit  dem  Fornix 
(Omithorhynchus-Typus);  c)  nur  verhältnismäßig  großer  Fornix  lougus.  Ver- 
fasser sieht  im  Atavismus  selbst  eine  Erscheinung  rein  sekundärer,  nicht 
primärer  Natur.  Es  handelt  sich  dabei  um  eine  Erscheinung,  die  rein  nur 
«Be  symptomatische  Bedeutung  besitzt,  die  aber  in  ihrer  Genese  für  die 
Beurteilung  phylogenetischer  und  ontogenetischer  Entwicklung  interessant 
'St.  Die  Ursache  für  die  Entstehung  der  Ausbildung  liegt  weder  in  dem 
spontanen  Rückschlag  noch  in  der  Neigung  zur  Wiederauflebung  atavistischer 


2X4  Spezielle  pathologische  Anatomie  des  Gehirns, 

Entwicklungstendenz;  sondern  in  primären  pathologischen,  die  normale  Eeim- 
entwicklung  hemmenden  Momenten.  Unter  den  verschiedenen  anatomischen 
Bildern,  welche  durch  Fixation  bestimmter  Entwicklungsphasen  auftreten 
können  infolge  des  Weiterwachsens  des  Keimes  in  einer  falschen  Bichtung, 
können  Anlehnungen  an  tierische,  niedrigere  Formen  durch  das  Prinzip  der 
phylogenetischen  Vererbung  zustande  kommen. 

Im  Fall  II  fand  Verf.  im  wesentlichen  folgendes:  1.  Gewicht  (frisch) 
von  Gehirn  und  Rückenmark  265  g.  Die  Großhirnhemisphären  sind  nur 
dünne  Säcke.  Seitenventrikel  enorm  weit.  Dicke  der  Hemisphärenwand 
1 — 10  mm.  Rechte  Hemisphäre  stärker  mißbildet.  Hirnmasse  derb.  Mikro- 
gyrischer  Windungstypus.     Hirngefäße  sehr  eng,  zart. 

Hydrocephalus  ex  vacuo.  Keine  entzündlichen  Veränderungen  an 
Ependym  oder  Plexus.     Keine  Drucksymptome.     Plexus  klein. 

2.  In  der  Hemisphären  wand  überwiegt  die  Masse  des  Grau.  Rinde 
außen,  Markkörper  innen.  Rinde  fein  gefaltet,  teilweise  Ansatz  zu  sekun- 
därer Gliederung.  Teilweise  embryonaler  Schichten  typ  us  (Wucherungszone, 
Körnerschicht).  Einstellung  der  Elemente  fehlt,  embryonale  Längsreihen, 
Ganglienzellen  sind  nur  teilweise  wohl  gebildet.  Wenig  Protoplasma.  Tigroid- 
mangel.  Viel  unfertige  Formen,  Körner,  Neuroblasten,  auch  atrophische 
Zellformen.  Rindentypus  in  den  einzelneu  Abschnitten  der  Hemisphäre 
sehr  different.  Rinde  durchsetzt  die  Markkämme  vielfach  bis  an  das  tiefe 
Markstratum  hin ;    makrogyrische  Rinde  bei  niikrogyrischem  Windungstypus. 

Stammganglien  der  Norm  (2  jähriges  Kind)  entsprechend  in  Größe 
und  Bau. 

Heterotopien  (im  frontalen  Abschnitt  der  Hemisphäre),  welche  stets 
an  der  Basis  der  Markkämme  liegen.  In  der  Umgebung  zeigt  das  Mark 
die  Figur  der  zerzausten  Haare.  Heterotopie  der  Olive.  Bildung  der 
,.basalen  Platte",  einer  indifferenten,  mit  der  Basis  des  Zwischenhirns  und 
der  Hemisphären  zusammenhängenden  Masse,  die  Neuroblasten,  Ganglien- 
zellen, indifferente  Elemente  und  einzelne  Markfasem  enthält.  Sie  besitzt 
weite,  dünnwandige  Gefäße.  Sie  hängt  mit  der  Pia  zusammen.  Wahr- 
scheinlich stellt  sie  einen  undifferenzierten  Rest  der  MeduUarplatte  dar. 

3.  Der  Balken  ist  sehr  verkürzt  (7  mm  lang).  Knie  und  Splenium 
fehlen.  Psalterium  und  Commissura  anterior  fehlen.  Fornixsystem  sonst 
vorhanden.  Randwindung  ohne  Besonderheit.  Im  Markkörper  deutliche 
Gliederung  des  tiefen  Marks  in  strata  (lange  Assoziationsbahnen).  Dieser 
Teil  bildet  den  Hauptbestandteil  des  gesamten  Marks.  Centrum  ovale  fehlt. 
Tangen tialfaserschicht   und  Fibrae  propriae  fehlen.     Markkämme  sehr  dünn. 

4.  Das  Zwisclienhirn  ist  allgemein  reduziert,  am  meisten  sind  die 
kaudalen  Teile  (Pulvinar  und  Corpus  geniculatum  externum)  betroffen.  In 
den  Kernen  des  Thalamus  ist  die  Zwischensubstanz  vermindert,  die  Zellen 
lagern  unregelmäßig,  sind  ohne  nonnale  Gruppierung.  Die  Zellindividuen 
sind  teils  von  normaler  Struktur,  teils  atrophisch.  Besonders  im  Coq)U8 
geniculatum  externum  pigmeutatrophische  Ganglienzellen.  Das  Zwischen- 
hirn ist  markarm.  Im  Mittelhirn  ist  in  der  Haube  Markarmut  vorhanden 
(Schleife  klein);  Hinterstrangkerne  teilweise  atropliisch.  Brückengrau  zeigt 
starke  Verminderung  und  Verdichtung  der  Zwischensubstanz.  Pigment- 
atrophie der  Zellen.  Pedunkulus  klein.  Von  den  Xervenkernen  zeigt  be- 
sonders der  Okulomotorius,  die  aufsteigende  Quintuswurzel,  der  Facialis  teils 
Verminderung,  teils  pigmeutatrophische  Form  der  Zellen.  Die  Akustikus- 
kerne  sind  klein  (außer  dem  Tuberculum  acusticum),  Olivenheterotopie  (s.  o.), 
Rückenmark  mikromyelitisch.  Ganglienzellen  zum  Teil  verkleinert,  sonst 
wohlgebildet.      Spaltung   des   Zentralkanals.     Kleinhirnrinde    reich  gefaltet. 


Rückenmarks  und  der  peripherischen  Nerven.  2j[5 

Parkinjesche  Zellen  zum  Teil  pigmentatrophisch.  Rechtes  Corpus  den- 
tatum  und  übrige  Kerne  rechts  atrophisch.  Die  Atrophie  der  tieferen  Him- 
teile  beschränkt  sich  hier  also  nicht  wie  im  Falle  I  auf  die  Großhirnanteile. 
Verfasser  schließt  an  diesen  Fall  eine  allgemeine  Betrachtung  über  die 
restierende  (trotz  des  mangelhaften  Entwicklungsgrades  des  Gehirns)  Funktions- 
fähigkeit. Alle  anatomischen  Merkmale  dokumentieren  in  allen  Teilen  ein 
ziemlich  gleichmäßig  zurückgebliebenes  Gehirn.  In  den  tieferen  Teilen  sind 
nicht  allein  die  Großhimanteile  reduziert.  Kein  Teil  ist  von  selbständigen 
Momenten  mangelhafter  Bildung  und  Entwicklung  frei.  Dementsprechend 
im  klinischen  Bild  eine  niedrige  Stufe  der  nervösen  und  psychischen  Funk- 
tionen. Ebenso  wie  für  die  Bewegungsvorgäuge  im  speziellen  die  mikro- 
c^phale  Bildung  des  Gehirns  einen  Ausfall  der  feineren  Vorgänge  bei 
Erhaltung  der  Grundbewegungen  bedingt,  so  scheinen  die  mikrocephalen 
Gehirne  im  allgemeinen  klinisch  einen  Ausdruck  in  der  Weise  zu  linden, 
daß  ein  Rest  der  Funktion,  eine  Grundkomponente  derselben,  erhalten  bleibt. 
Wie  es  sich  anatomisch  um  eine  allgemeine  und  allseitige  Verbildung  des 
Gehirns  handelt,  in  welchem  ein  geringes  Maß  von  Differenzierungen  doch 
Doch  Tor  sich  gegangen  ist,  so  scheint  dieser  noch  gebliebene  Rest  von 
funktionsfähigem  Nervengewebe  die  Ausbildung  rudimentärer  Punktionen 
noch  Zuzulassen. 

Speziell  interessiert  im  vorliegenden  Falle  noch  die  Tatsache,  daß  das 
Kind  niemals  saugen  lernte,  obwohl  der  Facialiskern  beiderseits  wohlgebildet 
ond  groß  war.  Die  Gesichtsmuskeln  waren  dabei  zu  anderen  Zwecken, 
z.  B.  zum  Weinen,  auch  willkürlich  innervierbar  geblieben ;  auch  konnte  die 
Sangbewegung  (Zuspitzung  des  Mundes)  durch  elektrische  Reizung  in  nor- 
maler Weise  hervorgebracht  werden.  Vielleicht  kommt  das  Fehlen  der 
kortikalen  Bogenfasem  zum  Facialis  in  Betracht.  Dieselben  waren  nur  sehr 
spärlich.  Auch  zum  Saugakt  scheint  eine  kortikale  Komponente  not- 
wendig zu  sein. 

Im  UL  Fall  fand  man  folgendes:  1.  Das  Gehirn  stellt  die  Miniatur- 
ausgabe eines  normalen  Gehirns  dar.  Gewicht  (Formol)  156  g.  Die  Größe 
entspricht  etwa  der  des  siebenmonatlichen  Fötus.  Die  linke  Hemisphäre  ist 
ein  wenig  kleiner.  Die  Lappen  sind  deutlich.  Occipital-  und  Temporal- 
lappen sind  am  meisten  verkürzt.  Die  Insel  liegt  zum  Teil  frei.  Die 
Furchen  zeigen  deutliche  Konfluenz  aus  hintereinander  gereihten  Grübchen 
(embryonaler  Typus).  Sie  lassen  sich  identifizieren.  Die  Abweichungen 
vom  Typus  fallen  in  den  Bereich  der  Norm.  Es  sind  nur  die  Hauptfurcheu 
angelegt  (primäre  Gliederung).     Die  sekundären  Furchen  fehlen. 

2.  Die  grobe  Architektonik,  Verteilung  von  grauer  und  weißer  Sub- 
stanz entspricht  der  Norm. 

3.  Die  Rinde  ist  ungewöhnlich  dick,  die  Dicke  derselben  entspricht 
ungefähr  der  des  Erwachsenen,  die  feinere  Gliederung  der  Rinde  fehlt  aber. 
Die  Kinde  zeigt  durch  den  Reichtum  an  Neuroblasten  und  Körnern,  durch 
die  Einstellung  der  Elemente  in  Längsreihen  und  durch  die  Breite  der  Ependym- 
schicht  exquisit  embryonale  Verhältnisse.  In  der  vierten  Schicht  ist  stellen- 
weise die  Grundsubstanz  erheblich  vermindert.  Der  Markkörper  ist  grob 
entwickelt,  massig  gebaut,  gleichfalls  ohne  feinere  Differenzierung.  Es  ergibt 
»ich  also,  auf  diese  Weise  betrachtet,  der  Schluß:  das  Gehirn  hat  sich  nach 
nonnalem  Typus  bis  zu  einer  gewnssen  Stufe  gegliedert,  etwa  bis  ins  zweite 
Drittel  der  Fötalzeit.  Von  dieser  Zeit  an  ist  die  feinere  Gliederung  und 
^ansion  ausgeblieben,  das  Gehirn  ist  im  ganzen  nur  dem  Volumen  nach, 
aber  nur  wenig  gewachsen.     Die  Faltung  des  Rindengraus  ist  ausgeblieben, 


216  Spezielle  pathologische  Anatomie  des  Grehims, 

dagegen  ist  die  Rinde  der  Dicke  nach  gewachsen,   die   einzelnen  Elemente 
derselben  sind  zum  Teil  ausgereift. 

4.  Der  Markteil  zeigt  enormen  Kernreichtum.  Die  Verdichtung  des 
ganzen  Gewebes  erinnert  an  Zustände  beginnender  diffuser  Sklerosierung. 

5.  Das  ganze  Gehirn  ist  in  Mark  und  Rinde  gleichmäßig,  außerdem 
ohne  Unterschied  in  allen  Teilen  des  Gehirns  vom  Rückenmark  bis  znr 
Großhirnrinde  von  kleinen  Hohlräumen  durchsetzt,  die  einen  Durchmesser 
von  0,1  bis  0,5  mm  haben  und  ziemlich  gleichmäßig  verteilt  sind.  Sie  sind 
im  Markteil  etwas  anders  gestellt  als  in  der  Rinde: 

a)  in  der  Rinde  stellen  sie  sich  als  kleine  kreisförmige  oder  ovale 
Hohlräume  dar; 

b)  im  Mark  sind  sie  gelegentlich  mehr  längs  oval  und  in  trauben- 
förmigen  Anhäufungen  aneinandergelagert  oder  perlschnurartig  hintereinander 
gereiht. 

Alle  diese  Hohlräume  zeigen  eine  scharf  konturierte,  von  Endothel  aus- 
gekleidete Wand.  An  einzelnen  Stellen  ist  der  Übergang  in  ein  erweitertes 
Kapillargefäß  direkt  zu  sehen.  Die  Hohlräume  stellen  cystös  erweiterte 
Kapillaren  dar,  deren  Lumen  verstopft  ist.  Der  Inhalt  besteht  aus  hyalin- 
artig  geronnener  Masse. 

Als  ursächliches  Momente  der  Mißbildungen  in  diesem  Fall  könne  gelten: 
1.  Die  krankhafte  Anlage  des  Keimes  vor  seiner  Entwicklung,  die  Keim- 
vergiftnng;  2.  die  Erkrankung  des  Keimes  während  seiner  Entwicklung, 
a)  in  Form  einer  diffusen  Schädigung,  b)  in  Form  einer  lokalen  Erkrankung. 

Im  Anschluß  daran  bespricht  Verf.  noch  den  Aufbau  und  Gliederung 
des  Markkörpers,  die  Heterotopieen  und  andere  Formen  atypischer  Gestaltung 
der  grauen  Substanz  und  schließt  mit  der  Besprechung  des  Wesens  der 
Mißbildung.  Speziell  über  das  letzte  Thema  äußert  sich  Verf.  folgender- 
weise. Die  wesentlichen  Momente  für  die  Mißbildung  sind  folgende:  1.  Das 
primäre  pathologische  Moment  (anatomisch  nicht  immer  nachweisbar)  z.  ß. 
Gefäßerkrankungen,  deren  Folge  die  Mißbildung  darstellt;  2.  die  Fixation 
einer  bestimmten  Entwicklungsphase  des  Keimes  im  ganzen  oder  an  einem 
seiner  Teile,  Zurückbleiben  eines  Teiles  hinter  den  anderen;  3.  die  Modi- 
fikation dieser  Phase  durch  das  Weiter^'irken  des  Restes  der  nicht  zerstörten 
Entwicklungsfaktoren.  Diese  Modifikation  erfolgt  entweder  im  Sinne  der 
normalen  Entwicklung,  oder  es  kommt  infolge  der  veränderten  Bedingungeu 
zu  den  4.  Korrektiirbildungen.  Als  solche  sind  zu  betrachten:  a)  unegales 
Größenwachstum  mehrerer  Teile,  zuweilen  im  Sinne  einer  kompensatorischen 
Hypertrophie  z.  B.  der  phylogenetisch  alten  Teile  bis  Atrophie  der  phylo- 
genetisch jungen;  b)  Einhalten  einer  phylogenetisch  niedrigen  Stufe 
(Atavismus);  c)  Paradoxe  Korrekturbildungen.  Da  das  Material  zum 
normalen  Aufbau  nicht  zur  Verwendung  gelangt,  so  kommt  es  zu  Ver- 
bindungen und  zu  Bildungen  in  gänzlich  atypischer  Architektonik;  6.  die 
sekundären  pathologischen  Veränderungen  des  mißbildeten  Keimes. 

Die  Arbeit  ist  mit  sehr  anschaulichen  Bildern  versehen  und  enthält 
ein  erschöpfendes  Literaturverzeichnis. 

Wehrli  (200)  berichtet  über  die  der  Mikro-  und  Makrogyrie  des 
Gehirns  analogen  Entwicklungsstörungen  der  Retina.  Die  wesentlichsten 
Resultate  der  vorliegenden  Arbeit  ließen  sich  in  folgenden  Schlußsätzen  zu- 
sammenfassen: 

1.  Ätiologisch  ist  die  Mißbildung  des  Gehirns  und  der  Retina  zurück- 
zuführen auf  langdauernde  Unterernährung  durch  Stauung  in  den  großen 
Halsgefäßen  des  infolge  Raumbeengung  bei  geringer  Fruchtwassermenge  und 
Zwillingsschwangerschaft  zusammengepreßten  Fötus,  wobei  der  Kopf  auf  die 


Rückenmarks  und  der  peripherischen  Nerven.  217 

Brust  niedergedrückt  wurde.     Die   Existenz   eines   gesunden,  jetzt  sieben- 
jährigen Zwillingskindes  sohließt  allgemeine  UrsHchen  ans. 

2.  Die  im  linken  Auge  des  1^^^  jährigen  Knaben  ophthalmoskopisch 
sichtbare,  zufällig  entdeckte  Anschwellung  der  Netzhaut  unterscheidet  sich 
▼on  kleinen  Gliomen  im  ophthalmoskopiacheu  Bild  durch  die  Farbe,  die 
Prominenz,  das  Verhalten  der  Gefäße  und  fehlendes  Wachstum. 

3.  Nach  der  histologischen  Untersuchung  ist  im  Bulbus  normaler  Größe 
mit  normalem  Optikus  und  normal  dicker  Sklera  in  der  NorTenfaserschicht 
der  abnorm  dünnen  Netzhaut,  entsprechend  dem  ophthalmoskopischen  Bilde, 
Dach  unten  von  der  Papille  eine,  hauptsächlich  aus  wohl  erhaltenen  Achsen- 
zylindern und  vielen,  der  Form  nach  der  normalen  Retina  fremden,  läng- 
liehen,  auch  in  der  übrigen  Netzhaut  zerstreut  vorkommenden  Zellen  zu- 
sammengesetzte Anschwellung,  deren  Bau  von  demjenigen  des  Glioms  wesent* 
lieh  differiert,  und  unter  welcher  die  bis  fast  zur  Papille  reichende,  wohl- 
erhaltene Netzhaut  in  verschiedenen  Schichten  Entwicklungsstömngen,  wie 
Persistenz  zahlreicher,  zum  Teil  heterotaktischer,  nicht  endgültig  differenzierter 
Zellen  und  Verdoppelung  der  inneren  Körperschicht,  Heterotopie,  aufweist. 
Rosetten  fehlen. 

4.  In  dem  nicht  hydrocephalen  Gehirn,  entsprechend  der  Hypoplasie 
der  Retina,  mikrogyrische  Windungen,  deren  Schichtung  und  Konfiguration 
in  verkleiueitem  Maßstäbe  sich  der  Norm  nähert,  mit  massenhafter  Hetero- 
topie einzelner  2iellen  und  ganzer  Verbände;  ähnlich  der  Anschwellung  der 
Nervenfaserscliicht  einzelne  Windungen  betreffende,  primitive,  makrogyrische, 
prominent«  Teile,  in  welchen  Heterotopien,  sekundäre  Degeneration,  Ersatz 
durch  Gliagewebe  (kein  Gliom!)  das  Bild  beherrschen.  Diffus  überall  per- 
sistierende, embryonale  Zellformen.  Ferner  heterotopische  graue  Substanz 
in  Gestalt  kleiner  Tumoren  des  Ependyms. 

o.  Die  JMikroretina,  auf  Rechnung  namentlich  der  äußern  Schichten 
Vi  der  normalen  Dicke  erreichend,  zeichnet  sich  durch  abnorme  Kleinheit 
ihrer  Elemente  ans;  durch  relativ  erhöhte  Zahl  derselben  wird  etwelche 
Kompensation  der  zu  geringen  Dicke  bewirkt. 

6.  Die  heterotopischen  Partien  der  innern  Körnerschicht  werden  durch 
faseriges  Gewebe  nach  Art  der  plexiformen  Schichten  getrennt. 

7.  Die  Anschwellung  der  Nervenfaserschicht  ist  in  Berücksichtigung 
der  Gehirnbefunde,  des  klinischen  und  histologischen  Verhaltens,  kompliziert 
mit  unzweifelhaften  Mißbildungen,  als  eine,  aus  Eutwicklungsstörungen  hervor- 
gegangene Anomalie  aufzufassen,  besonders  in  Hinsicht  auf  das  sehr  reich- 
Bche  Zwischengewebe  (Nervenfasern)  und  die  eigentümliche  Zellform. 

8.  Die  Kosetten  des  Mikrophthalmus  und  der  Colobome  verdanken 
ihre  Entstehung  der  Faltung  der  Netzhaut  und  ungleichem  Wachstum 
einzelner  Schichten;  sie  treten  erst  gegen  Ende  der  Fötalzeit  auf  und  können 
weder  „Keime"  genannt  werden,  noch  sind  sie,  infolge  pathologischer  Vor- 
gänge entstanden,  der  Heterotopie  grauer  Substanz  zu  vergleichen. 

9.  Typische  Epithelrosetten  bilden  sich  auch  nach  der  Geburt  durch 
pathologische  Prozesse,  z.  B.  Netzhau tabhebung,  Retinitis  proliferans  und 
Chorio-Retinitis. 

10.  Ein  Teil  der  Gliomrosetten  ist  mit  den  Mikrophthalmusrosetten 
identisch  und  stellt  mehr  oder  weniger  gut  erhaltene  Reste  des  endgültig 
differenzierten,  zerrissenen  und  überwucherten  Neuroepithels  der  Netz- 
baat  dar. 

11.  Ein  anderer  Teil  der  Gliomzellringe  kommt  dadurch  zu  stände, 
daß  Gliomzellen,  besonders  wo  sie  dicht  liegen,  wieder  epitheliale  Eigen- 
schaften annehmen,  wie  dies  im  Gehirn  durch  viele  Beobachtungen  an  Glia- 


218  Spezielle  pathologische  Anatomie  des  Gehirns, 

und  Gliomzellen  bewiesen  wird.     Anwesenheit  von  Rosetten  läßt  also  nicht 
auf  epitheliale  Abstammung  einer  61ia   enthaltenden  Geschwulst  schließen. 

12.  Von  Epithel  des  Ependyms  formierte  Einschlüsse  kommen  im 
Gehirn  auch  bei  gutartigen  Prozessen  durch  sekundäre  Abschnürung  vor. 

13.  Die  Entwicklungsstörungen,  von  welchen  das  Gliom  sich  ableitet, 
sind  wohl  meist  gehäufte,  nicht  endgültig  differenzierte,  verlagerte  oder  an 
normaler  Stelle  befindliche  Glia-  und  Ganglienzellen  nach  Art  der  von 
Cajal,  Dogiel,  Lenhossek,  Stöhr,  Greeff  beschriebenen  und  derjenigen 
im  vorliegenden  Falle  gefundenen  Formen.  Indiflferente  Epithelzellen  oder 
Keimzellen  sind  in  der  Retina  normal  großer  Augen  nach  der  Geburt  bisher 
nicht  nachgewiesen. 

14.  Die  Netzhaut  neigt  infolge  des  komplizierten  Baues  und  der  sehr 
spät  vollendeten  Differenzierung  mehr   zu  Mißbildungen   als   andere  Organe. 

15.  Die  Anwesenheit  dieser  Entwicklungsstörungen  genügt  zur  Er- 
zeugung des  Glioms  nicht,  sondern  es  muß  noch  eine,  die  Proliferation  jener 
Zellen  anregende  Schädigung  hinzukommen,  und  als  solche  sind  die  bisher 
total  unbeachteten,  durch  den  Geburtsakt  verursachten  Blutungen  und  Zer- 
reißungen der  Retina  Neugeborener  hauptsächlich  anzusehen,  welche,  wie 
das  Gliom,  fast  ausschließlich  auf  die  Netzhaut  beschränkt  und  histologisch 
und  ophthalmoskopisch  als  sehr  häufig  nachgewiesen  sind. 

16.  Die  Annahme  einer  ätiologischen  Bedeutung  der  Geburtstraumen 
erklärt  ungezwungen  das  Vorkommen  der  Geschwulst  vorwiegend  im  ersten 
Lebensjahre,  das  familiäre  Auftreten,  die  doppelseitige  Erkrankung  und  den 
Beginn  im  gleichseitigen  Auge  bei  mehreren  Kindern  derselben  Mutter. 

17.  Die  Zerreißungen  der  Retina  durch  Blutung  rufen  eine  reparative 
Zeilproliferation  hervor,  die,  wenn  fertige  Zellen  getroffen  werden,  mit  der 
Heilung  abgeschlossen  ist,  wenn  aber  unfertige,  unentwickelte  Zellen  in 
Wucherung  geraten,  weit  über  das  Ziel  hinausgehen  und  zur  Tumorbildung 
Anlaß  geben  kann. 

18.  Da  bei  frühgeborenen  Kindern  von  Naumoff  keine  Blutextravasate 
konstatiert  wurden,  so  ist  die,  bisher  unbekannte,  Möglichkeit  einer  Prophylaxe 
des  Glioms  für  folgende  Geburten  bei  drohendem  familiären  Auftreten 
gegeben. 

19.  Der  Markschwamm  der  Netzhaut  würde  den  Namen  Neuroglioraa 
traumaticum  erhalten,  welcher  sowohl  .den  histologischen  Bau  wie  die 
Ätiologie  bezeichnet. 

Tambroni  und  d'Onnea  (181)  beschreiben  das  Gehirn  einer 
Mikrocephalin,  die  das  66.  Jahr  in  voller  Gesundheit  erreichte.  Residuen 
einer  alten  Erkrankung  ließen  sich  am  Gehirne  nicht  wahrnehmen,  das 
Stirnhirn  ist  leidlich  entwickelt,  während  Schläfe-  und  Hinterhauptslappen 
sehr  dürftige  Gliederung  erfahren  haben.  Das  Kleinhirn  liegt  fast  ganz 
frei.  —  Gewicht  des  frischen  Gehirnes:  427,  nach  Alkoholhärtung  321  g, 
größter  Umfang  des  Schädels  420  cm,  front.  Durchmesser  90,  bipariet. 
111  cm.  —  Starkes  Vorwiegen  des  Gesichtsschädels  vor  dem  Gehirnschädel. 
Länge  der  ganzen  Person  165  cm.  Gewicht  58  kg.  —  Die  psychischen 
Leistungen  waren  gering,  doch  reinlich,  anhänglich,  kann  deutlich  Lust-  und 
Unlustgefühle  zur  Darstellung  bringen,  spricht  einiges,  lernt  dazu.  Sonstige 
Abnormitäten  fehlen  vollkommen.  (Die  Hauptsache:  die  histologische  Unter- 
suchung des  Gehirnes  fehlt  leider  vollkommen.)  (.\Jerzbachet\) 

In  seinem  Falle  von  Mikrogyrie  fand  Page  May  (127)  die  rechte 
Gehirnhälfte  um  ^/g  kleiner  als  die  linke  und  die  Gehirnwindungen  halb  so 
dick  in  ihrer  weißen  und  grauen  Substanz,  jedoch  von  unveränderter  Form. 
Die  großen  motorischen  und  Pyramidenzellen  waren  degeneriert  oder  fehlten 


Rückenmarks  und  der  peripherischen  Nerven.  219 

ganz  an  der  kranken  Seite,  besonders  in  den  Pyramidenbahuen.  Die  basalen 
Ganglien  waren  größtenteils  verändert.  Im  Kleinhirn  war  der  rechte  Lappen 
besonders  stark  degeneriert,  und  die  Pur kinj eschen  Zellen  fehlten  ganz 
oder  waren  stark  verändert  Außerdem  waren  der  Nucleus  dentatus  und  der 
Fednuculus  cerebelli  superior  atrophisch. 

Im  Rückenmark  fand  sich  Degeneration  in  den  Pyramidensträngeu 
und  in  dem  anterolateralen  Strang,  auch  waren  die  Yorderhornzellen 
degeneriert.  (Bendia.) 

Hanshalter  und  Collin  (74)  berichten  über  einen  Fall  von  all- 
gemeiner spastischer  Rigidität,  welche  bei  dem  6jährigen  Kinde  seit  seiner 
Geburt  bestand.  Das  Kind  war  idiotisch.  Die  Sektion  ergab  makroskopisch 
eine  geringe  Entwicklung  des  Gehirns.  Die  linke  Hemisphäre  wog  46  g 
weniger  als  die  rechte.  Man  fand  an  der  Hemisphäre  Mikrogyrie  und 
Polygyrie.  Rechts  waren  diese  Verunstaltungen  hauptsächlich  nach  vorn  von 
der  tiss.  Sylvii  und  fiss.  Rolando  entwickelt.  Links  waren  diese  Verändei-ungeu 
umfangreicher  als  rechts.  Es  ließ  sich  ferner  ein  vollständiger  Mangel  des 
Balkens  und  der  Pyramiden  feststellen.  Die  mikroskopische  Untersuchung 
zeigte  in  der  Hirnrinde  keine  größeren  Alterationen.  Die  Pyramidenzellen 
zeigten  nur  eine  unregelmäßige  Anordnung  und  eine  gewisse  Verminderung 
ihrer  Zahl.     Im  Rückenmark  fehlte  die  PyS  bei  vorhandener  PyV. 

Oeconomakis  (123)  untersucht  2  Fälle,  in  welchen  er  mikrogyrische 
Verbildungen  vorfand  (der  eine  Fall  bezog  sich  auf  einen  Epileptiker  mit 
einseitiger  Hemiparese,  der  andere  stellt  eine  zerebrale  Kinderlähmung  mit 
Epilepsie  und  Schwachsinn  dar).  Die  Schlüsse,  zu  welchen  Verf.  kommt, 
sind  folgende:  1.  Mikrogyrie  und  PorencephaUe  können  als  Folgen  derselben 
krankhaften  Einwirkung  zustande  kommen ;  ja  wahrscheinlich  stellen  sie  zwei 
Terschiedene  Grade  der  Intensität  des  ihnen  zu  Grunde  liegenden  gemein- 
sameu  (arteriellen)  Prozesses  dar;  2.  bei  krankhafter  Zerstörung,  welche  die 
eine  Hemisphäre  in  einer  fötalen  Zeit  der  Entwicklung  befällt,  kann  die  ge- 
sunde Hemisphäre  für  die  befallene  kompensatorisch  eintreten  und  durch 
stärkere  Ausbildung  ihrer  Elemente  einen  Ausgleich  der  funtionellen  Ausfalls- 
erscheinungen bewirken;  3.  die  Taenia  pontis  ist  als  aberrierendes  pedunku- 
läres  Bündel  zu  betrachten.  Sie  kann  kompensatorisch  hypertrophisch  werden 
nnd  an  der  Stelle  der  atrophischen  Pyramide  für  die  Versorgung  der  Motilität 
in  der  homolateralen  Körperhälfte  eintreten:  4.  daß  ein  solcher  kompen- 
satorischer Vorgang  sich  durch  Hypertrophie  der  Taenia  pontis  an  der 
homolateralen  Körperhälfte  entwickelt  hat,  kann  man  auch  aus  dem  Ver- 
balten der  fibrae  arciformes  externae  anteriores  schließen.  Es  ist  nämlich 
derjenige  Teil  dieser  Fasern  hypertrophisch,  der  zu  den  homolateralen  Ver- 
bindung (nach  den  Angaben  von  Mingazzini)  dient.  Das  heißt  also,  es 
müßte  nach  dem  Einsetzen  der  Motilität  auch  die  Bewerkstelligung  der  er- 
forderlichen Koordination  durch  diese  Hypertrophie  zustande  kommen. 

Bieii  (16)  berichtet  über  die  Anatomie  des  Zentralnervensystems  einer 
Doppelmißbildung  einer  Ziege.  Es  handelt  sich  um  eine  neugeborene  Ziege, 
welche  einige  Stunden  gelebt  haben  soll.  Sie  besaß  einen  Kopf,  einen  ein- 
fachen Hals,  drei  vordere  Extremitäten  und  einen  bis  :in  die  Nabelhöhe 
einfachen  Rumpf.  In  der  Nabelhöhe  spaltete  sich  das  Tier  in  zwei  hintere 
Tiere:  zwei  deutliche  Wirbelsäulen.  Makroskopisch  waren  keine  Abnormi- 
täten weder  im  Groß-  noch  im  Kleinhirn  konstatiert.  Es  bestand  eine 
doppelte  Hypophyse.  MedüUa  oblongata  verbreitert.  Es  waren  drei  n.  n.  vagi 
feststellbar.  Das  Kückenmark  verbreiterte  sich  nach  abwärts  allmählich  und 
spaltete  sich  am  5.  Halssegment  in  das  Kückenmark  des  rechten  und  linken 
unteren   Tieres    unter   einem   Winkel   von   ca.   45®.     Die    5   Segmeute   des 


220  Spezielle  pathologische  Anatomie  des  Gehirns, 

noch  einheitlichen  Rückenmarks  waren  äußerlich  normal.  Verf.  gibt  dann 
eine  genaue  Schilderung  der  Rückenmarksverhältnisse  und  verweist  am 
Schlüsse  der  Arbeit  auf  die  wichtige  Tatsache,  die  er  im  Zentralnerven- 
system dieser  Mißbildung  konstatieren  konnte.  Es  ließ  sich  nämlich  im 
Gehirn  eine  Zweiteilung  des  Neuralrohres  an  seiner  Basis  (doppelte  Hypo- 
physis,  dritter  Vagus)  feststellen,  während  der  dorsale  Abschnitt  sowohl  des 
Groß-  wie  auch  des  Kleinhirns  einfach  geblieben  ist.  Diese  Tatsache  merkt 
man  ebenfalls  am  Rückenmark.  Auch  hier  konnte  konstatiert  werden,  daß 
die  Teilung  veutralwärts  viel  weitergehend  war,  als  an  der  dorsalen  Seite. 
Dies  findet  seine  Bestätigung,  abgesehen  von  den  Befunden  der  grauen 
und  weißen  Substanz,  auch  darin,  daß  es  wohl  gelungen  ist,  bis  weit  hinauf 
ventrale,  aus  den  beiden  verwachsenen  Vorderhömem  stammende  Nerven- 
wurzeln aufzufinden,  während  die  analogen  dorsalen  Wurzeln  völlig  mangeln. 
Diese  ventralwärts  viel  weiter  vorgeschrittene  Duplizität  war  auch  im  Be- 
reiche der  Wirbelsäule  nachweisbar,  da  die  Halswirbelsäule  bis  zum  6.  Hals- 
wirbel aus  2  symmetrischen  Wirbelkörperhälften  und  einem  Paar  zugehöriger 
Bogen  besteht. 

Rabaud  (140)  vertritt  in  dieser  Fortsetzung  seiner  Arbeiten  über  die 
Anencephalie  die  Ansicht,  daß  es  sich  hierbei  um  eine  fötale  Meningitis 
und  deren  Folgen  handelt.  Seine  Untersuchungen  haben  gezeigt,  daß  die 
Entzündung  zunächst  in  demjenigen  Gebiet  der  Pia  mater  einsetzt^  welches 
dem  hinteren  Sulcus  entspricht  (convexitas  cerebri).  Von  da  aus  verbreitet 
sich  der  Prozeß  nach  allen  Richtungen  und  geht  sowohl  auf  die  lateralen 
und  unteren  Partien  der  Hirnhäute,  wie  auch  auf  die  Rückenmarkshäute  über. 
Von  der  Pia  mater  verbreitet  sich  der  Prozeß  nach  außen  (auf  die  binde- 
gewebigen und  Knochenhüllen)  und  nach  innen  (auf  die  Nervenachse  selbst). 
Im  Nervensystem  entsteht  dadurch  eine  bindegewebig-vaskuläre  Substanz, 
welclie  allmählich  die  nervöse  Substanz  substituiert.  Die  Intensität  der  Ver- 
änderungen, die  man  im  Nervensystem  antrifft,  hängt  von  der  Frühzeitigkeit 
des  Einsetzens  des  Prozesses  und  von  der  Rapidität  dessen  Verbreitung  ab. 
Verf.  nimmt  an,  daß  die  Meningitis  foetalis  zwischen  dem  lU.  und  VI.  Monat 
des  Fötallebens  beginnt.  \'erf.  bespricht  dann  die  klinischen  Erscheinungen 
bei  den  Anencephalen  und  den  Parallelismus  zwischen  denselben  und  den 
pathologisch-anatomischen  Veränderungen.  Auch  findet  man  in  der  Arbeit 
eine  detaillierte  Schilderung  der  pathologisch-anatomischen  Alterationen  selbst. 
(Die  Arbeit  ist  noch  nicht  abgeschlossen!) 

Petzalis  und  CosmettatOS  (134)  untersuchten  einen  Fall  von  An- 
encephalie und  kamen  dabei  zu  der  Überzeugung,  daß,  wie  es  bereits  von 
Morgagni  behauptet  wurde,  die  Anencephalie  durch  Hydrocephalie  ver- 
ursacht wäre.  Der  Hydrocephalus  selbst  sei  aber  keine  primäre  Erscheinung, 
sondern  das  Resultat  einer  Meningitis  oder  Ependvmitis.  Diese  letzteren 
können  ihrerseits  durch  verschiedene  Faktoren  venirsacht  werden.  In  der 
eigenen  Beobachtung  ließ  sich  überall  eine  Verdickung  der  Häute  und  ent- 
zündliche Veränderung  in  der  Umgebung  des  gesamten  ependymären  Kanals 
feststellen.  Verff.  meinen  somit,  daß  die  Anencephalie  keine  Monstruosität 
(Saint  Hilaire),  sondern  eine  Abnormität  (Davaine)  darstellt,  welche 
meistens  in  der  Mitte  des  intrauterinen  Lebens  sich  entwickelt 

CosmettatOS  (37)  untersuchte  das  Auge  bei  einem  Anencephalen 
und  fand  folgendes:  In  der  Retina  sind  die  Ganglienzellen  unvollständig 
entwickelt,  und  man  sieht  an  deren  Stelle  kleine  Kerne  ohne  Protoplasma. 
Es  fehlen  hier  völlig  die  Sehfasern.  Im  n.  opticus  findet  man  keine  Nerven- 
fasern (Bindegewebe  und  Gefäße).  Es  war  überhaupt  eine  starke  Vaskulari- 
sation in  allen  Partien  des  Auges  konstatiert,  besonders  aber  in  der  Sklera^ 


Kückeimiarks  und  der  peripherischen  Nerven.  221 

Choroidea  und  im  Sehnerv.  Verf.  bespricht  dann  die  Details  der  vorgefundenen 
Veränderung  und  vergleicht  seine  Befunde  mit  denjenigen  anderer  Forscher. 

Nageotte  (118)  beschreibt  bei  einem  35  jährigen  Epileptiker  eine  ganz 
eigentümliche  Heterotopie  des  Kleinhirns.  Man  fand  nämlich  im  Halsmark 
im  Subarachnoidalraum  eine  graue  und  unregelmäßig  granulierte  Masse, 
welche  durch  Fortsätze  mit  einer  ähnlichen  Masse  verbunden  war,  die  an 
der  vorderen  Rückenmarksfläche  lag.  Auch  im  oberen  und  mittleren  Dorsal- 
mark fand  man  ähnliche  isoliert  liegende  Massen.  Nach  oben  zu  vereinigen 
sich  die  Elalsmassen  an  der  unteren  Fläche  des  Kleinhirns.  Im  Kleinhirn 
selbst  fand  man  eine  Ektopie  eines  Teils  der  linken  Kleinhirnhälfte  in  der 
Richtung  nach  dem  Foramen  occipitale  (an  Stelle  der  ektopierten  Teile  fand 
man  eine  Höhle).  Die  mikroskopische  Untersuchung  der  Tumormassen 
zeigte,  daß  dieselben  aus  Lamellen  bestehen,  die  den  Bau  der  Kleinhirnrinde 
zeigen.  Verf.  meint,  daß  es  sich  wahrscheinlich  um  einen  hypertrophischen 
Prozeß  im  Frühstadium  der  Kleinhirnentwicklung  handelt  Dieser  Prozeß 
führte  alsdann  zur  Ektopie  der  Kleinhirnmassen  mit  nachfolgender  Atrophie 
und  Resorption.  Alles  dies  wurde  wahrscheinlich  durch  eine  lokalisierte 
Beizung  oder  Entzündung  eines  Teils  der  Kleinhirnrinde  im  embryonalen 
Leben  verursacht 

Oredig  (66)  fand  in  einem  Fall  von  Spina  bifida  lumbosacralis  folgende 
Entwicklungsstörung  im  Kleinhirn.  (Es  handelte  sich  um  ein  atrophisches 
Kind  von  10  Tagen  mit  Myelomeningocele  sacralis.  Kein  Hydrocephalus.) 
Das  Kleinhirn  erschien  schon  makroskopisch  durch  eine  tiefe  Furche  an  der 
oberen  Fläche  in  die  beiden  Hemisphären  geteilt  Der  Monticulus  war  nicht 
vorhanden.  Die  Furche  setzte  sich  auf  die  untere  Fläche  fort  Bei  der 
mikroskopischen  Untersuchung,  deren  zahlreiche  Details  in  der  Arbeit  selbst 
nachzulesen  sind,  fand  Verf.  Störungen  im  Wurm,  im  hinteren  Teil  des 
Ventrikeldachs  und  in  seiner  Nachbarschaft  Dagegen  war  der  Hirnstamm 
so  gut  wie  normal.  Der  Mangel  an  markhaltigen  Fasern,  der  sich  überall 
kundgab,  weist  auf  eine  Entwicklungshemmung  der  betreffenden  Bahnen,  die 
zum  Kleinhirn  führen  hin,  doch  ist  er  nicht  bewei$end  für  ihre  Abwesenheit. 
Eine  Beeinträchtigung  der  Funktion  des  Kleinhirns,  namentlich  des  Wurms, 
wäre  demnach  mit  Vorsicht  anzunehmen,  umsomehr.  als  Ernst  sogar  beim 
Erwachsenen  keine  nennenswerten  Störungen  trotz  des  mißbiideten  Kleinhirns 
konstatieren  konnte. 

Goldberg  (65)  beschreibt  folgenden  Fall  von  Balkenmangel  im 
menschlichen  Großhirn.  Es  handelt  sich  um  ein  4  jähriges  etwas  zu  früh 
geborenes  Kind,  bei  welchem  man  unmittelbar  nach  der  Geburt  eine  Vor- 
treibung des  rechten  Auges  und  eine  Spaltung  der  Iris  an  demselben  wahr- 
genommen hat  Das  Kind  war  nur  etwa  8  Tage  lang  normal,  dann  begannen 
Krämpfe,  welche  durch  das  ganze  Ijeben  fortbestanden.  Keine  Halbseiten- 
erscheinungen,  dagegen  war  die  Gesamtmuskelkraft  offenbar  sehr  gering. 
Das  Kind  vermochte  niemals,  den  Kopf  selbständig  zu  halten  und  hat  nicht 
laufen  gelernt  Es  hat  immer  nur  unartikulierte  Laute  von  sich  gegeben. 
Der  rechte  Exophthalmus  nahm  langsam  zu.  Status.  Gesicht  asymmetrisch. 
Angenbefund:  links:  großes  Maculacolobom;  chorioiditische  Herde,  Myopia 
excessiva,  Staphyloma  posticum.  Rechts:  Bulbus  bis  zum  Äquator  vor- 
getrieben, Iriscolobom,  persistierende  Pupillarmembran.  Steifigkeit  der  Kau- 
muskulatur. Kind  kann  weder  stehen  noch  sitzen.  Opistothonusstellung. 
Kolossale  Muskelrigidität  der  Extremitäten.  Ungewollte  Bewegungen.  Die 
Sektion  zeigte  folgendes:  Gehimgewicht  750  g.  Die  rechte  Großhirn-  und 
Kleinhimhemisphäre  etwas  kleiner  als  die  linke.  Balkenmangel.  Mikrogyrie 
eines  Teils  der  L  Frontalwindung. 


222  Spezielle  pathologische  Auatomie  des  Gehirns^ 

Die  abnormen  Befunde  waren  folgende: 

I.  Eine  gliomatöse  Cyste  in  der  rechten  Orbitalhöhle  und  ein  Coloboma 
iridis  derselben  Seite. 

IL  Eine  Neigung  der  Arachnoidea  zur  cystoiden  Degeneration,  deren 
Haupteffekt  durch  die  an  der  Ealx  cerebri  befindliche,  walnußgroße  Cyste 
repräsentiert  wird. 

lU.  Folgende  Veränderungen  im  Gehirn:  a)  Anomalien  in  der  Größe, 
Form  und  Zahl  der  Windungen  bis  zur  Ausbildung  auffallender  Mikrogyrie; 
b)  Defekte  und  Verkümmerungen  einzelner  Hirnteile,  1.  totaler  Balkenmangel; 
2.  Fehlen  des  Gyr.  rectus  links,  rechts  nur  angedeutet;  3.  Fehlen  des  rechten 
Lob.  lingualis;  4.  Fehlen  der  Commissura  moUis;  5.  Fehlen  des  Gyr.  fornicatus; 
6.  Verkümmerungen  der  Corpora  quadrigemina;  7.  Verkümmerung  des  Ober- 
und  Unterwurms  und  der  rechten  Kleinhirnhemisphäre,  c)  Deformierung  der 
Ventrikel,  die  sich  kundgibt  1.  in  einer  Erweiterung  des  3.  Ventrikels;  2.  in 
einer  Verwachsung  des  Fornix  mit  dem  Ependym  des  rechten  Seiten  Ventrikels, 
während  der  linke  bis  auf  das  erweiterte  und  mißstaltete  Hinterhom  durch- 
aus der  Norm  entspricht;  3.  in  einer  Erweiterung  des  IV.  Ventrikels, 
d)  Größenabuahme  des  Geliirns  und  Differenz  zwischen  beiden  Hirnhälften. 
Verf.  nimmt  an,  daß  die  an  der  Falx  sitzende  und  in  den  großen  Him- 
spalt  hineinhängende  Cyste  im  4.  Fötalmonat  die  Vereinigung  der  Hirn- 
hemisphären durch  den  Balken  verhindert  hat.  Zum  Schluß  bespricht  Verf. 
noch  die  Ursachen  der  Mikrogyrie. 

Douglas -Crawford  (47)  beschreibt  einen  der  seltenen  Fälle  von 
fehlendem  Corpus  callosum.  Das  Präparat  stammt  von  einem  älteren  männlichen 
Individuum,  dessen  Krankengeschichte  unbekannt  ist.  Das  Corpus  callosum  war 
durch  ein  rundliches  Bündel  von  Fasern  ersetzt,  welches  7«  Zoll  im  Durch- 
messer maß  und  sich  vorn  an  die  vordere  Wand  des  Fornix  und  dorsalwärts 
an  die  normale  commissura  ansetzte.  Beide  Hemisphären  zeigten  reichliche 
Windungen,  die  aber  etwas  unregelmäßig  verliefen.  Die  linke  Fissura 
Rolando  war  nach  oben  gegabelt  und  setzte  sich  in  die  aufsteigende  Front^l- 
wiudung  fort.  Die  obere  und  mittlere  Frontalwindung  waren  gleichfalls  durch 
abnorme  Sulci  in  mehrere  Teile  getrennt. 

Es  fanden  sich  überhaupt  im  allgemeinen  große  Veränderungen  fast 
aller  Windungen  und  Sulci,  insbesondere  an  der  Außenfläche  des  Gehirns. 

An  der  medialen  Gehirnfläche  waren  rechts  besonders  auffällig:  der 
sehr  kurze  Gyrus  fornicatus,  die  vollkommene  Trennung  der  vorderen  und 
hinteren  Teile  der  Fissura  calcarina  durch  den  Gyrus  cuneo-lingualis  und  die 
radiäre  Anordnung  der  Sulci.  Einige  Schnitte  durch  das  rudimentäre 
Corpus  callosum  zeigen,  daß  dessen  Fasern  in  der  Mittellinie  nur  mit  den 
vorderen  Abschnitten  der  Froutallappen  kommunizieren,  aber  mit  den  hinteren 
Portionen  der  aufsteigenden  Stirnwindungen  nicht  in  Verbindung  stehen. 
Die  Fasern  der  commissura  anterior  scheinen  normal  zu  verlaufen. 

(Bendix.) 

Vogt  (193)  bespricht  in  seiner  Arbeit  die  Frage  des  Balkenmangels  ini 
menschlichen  Großhirn  und  faßte  das  bis  jetzt  bekannte  folgendermaJSen 
zusammen:  1.  Fälle  von  Balkenmangel,  die  hochgradige  anderweitige  Auf bau- 
störungen  zeigen  (Mikrocephalie  und  Heterotopie  usw.).  Der  Balkendefekt 
ist  ein  Symptom  in  einer  Reihe  und  koordiniert  mit  den  übrigen,  er  ist  eine 
Folge  der  allgemeinen  Mißbildung  des  Keims.  Es  liegt  ein  totaler  Defekt 
des  Systems  vor  (echte  Agenesie).  Die  Randwindung  dieser  Fälle  zeigt  infolge 
der  ausgebliebenen  Balkenentwicklung  meist  einen  kreisförmigen  Zustand, 
sie  ist  in  allen  Teilen  gleichmässig  gebildet  (fötaler  Zustand,  Zustand  des 
Marsupialiergehirns).    2.  Die  Balkenfasern  sind  angelegt,  können  aber  nicht 


Rüekenmarks  und  der  peripherischen  Nerven.  223 

aastreten  und  sammeln  sich  am  Balkenlängsbündel.    Diese  Fälle  zeigen  meist 
radiären  Windnngstypus  der  Medialseite  mit  Fehlen  der  Randwindung.    Das 
Gerebrum  zeigt  keine  Defekte  der  Anlage.    Die  Störung  des  Balkendefekts 
kt  den  Charakter  einer  umschriebenen  Störung,  die  übrigen  Erscheinungen 
erklären  sich  in  unmittelbarem  Zusammenhang  mit  derselben  meist  als  deren 
Folge.    3.  Der  bereits   angelegte  Balken   geht  durch   einen   fötalen  Hydro- 
cephalasdruck   atrophisch  zu  Grunde.     Meist  handelt  es  sich  um  Fälle  von 
partiellem  Balkendefekt.   Die  Gehirne  dieser  Gruppe  zeigen  weder  Störungen 
der  Anlage,   noch  im  BalkenlängsbüudeL    4.  Partieller  Balkendefekt  kann 
im  allgemeinen  ebenso  durch  partiellen  Mangel  der  Anlage  wie  durch  lokale 
Momente  entstehen.    Dieselben  Momente,  welche  zu  totalem  Mangel  fuhren^ 
können  natürlich  bei  geringerer  £2xtensität   und  Intensität  einen   partiellen 
Mangel  hervorrufen.       5.   Primär  mißbildete   Gehirne   bieten   oft  Zustände 
sekundärer  endzündlicher  Erkrankung.  Die  Grenzen  der  Gruppen  können  daher 
in  mannigfacher  Weise  ineinander  übergehen.     Der  Charakter  des  Balken- 
defekts als  Symptom  wird  sich  aber  meist  nach  den  begleitenden  Umständen 
entscheiden   lassen.     Besonders  ist  das  Verhalten   des   septum  pellucidum, 
das  bei  Mangel  der  Balkenbildung  stets  fehlen  muß,  der  Zustand  der  Band- 
windung und   das  Fehlen   oder  Vorhandensein    des  Balkenlängsbündels  zu 
beobachten. 

Paramore  (129)  beschreibt  einen  Anencephalus,  dessen  Schädeldecke 
fehlte  und  von  einer  dunklen,  weichen  Maße  ersetzt  war,  die  aus  zwei  bis 
drei  Knoten  bestand  und  mit  der  Kopfhaut  und  der  Schädelbasis  verwachsen 
war.  Die  Augäpfel  waren  stark  hervorgetreten  und  die  Augenlider  über  die 
Bulbi  gewölbt.  Die  ossa  frontalia  bis  zum  Augenrand  fehlten  vollständig. 
Der  Defekt  des  Schädeldaches  umfaßte  den  Teil  oberhalb  der  Linea  semi- 
circularis  superior,  der  ossa  zygomatici  und  des  margo  supraorbitalis. 

(Bmdlx,) 
Durlacher  (51)  teilt  einen  Fall  von  Anencephalie  mit,  der  sich 
dnrch  vollständigen  Defekt  des  Schädeldaches  und  des  obersten  Teiles  der 
Wirbelsäule  auszeichnete.  Die  von  Bender  unternommene  mikroskopische 
Untersuchung  der  abpräparierten  dorsalen  Wand  der  Hirnblase  zeigte  in 
ihrem  äußeren  Teile  maßenhafte  stark  erweiterte  Venen  und  Bindegewebe. 
An  einer  Stelle  fanden  sich  verstreut  einzelne  Nervenbündel  mit  an  Riesen- 
zellen erinnernden  Zellformen.  Ganglienzellen  schienen  nicht  vorhanden 
zn  sein.  (Bendix.) 

Hirngeschwülste  und  Cysten. 

Weber  und  Papadaki  (199)  untersuchten  das  Nervengewebe  in 
bezug  auf  die  Alterationen,  welche  dasselbe  durch  die  Wirkung  der  Tumoren 
erfährt.  Auf  Grund  einer  genauen  Durchmusterung  von  fünf  Sektionsfälleu 
Ton  Tumor  cerebri  kommen  Verff.  zu  folgenden  Schlüssen:  Es  scheint  ein 
Lymphstrom  von  der  Peripherie  des  Gehirns  nach  dessen  Ventrikeln  vor- 
handen zu  sein.  Dieser  Strom  scheint  dann  durch  den  Aquaeductus  Sylvii 
nach  dem  subduralen  Raum  des  Rückenmarkes  seinen  Weg  zu  nehmen.  Die 
Folgen  der  Tumorwirkung  fallen  ganz  anders  aus,  je  nachdem  dieser  Lymph- 
strom  unterbrochen  wird  oder  nicht  Im  letzteren  Fall  entstehen  sogar  bei 
großen  Tumoren  geringe  Alterationen.  Im  ersten  Fall  können  sogar  kleine 
Tnmoren  große  Veränderungen  verursachen.  Das  kommt  zustande  durch 
die  Einwirkung  des  vermehrten  Druckes  der  Ventrikelflüssigkeit  auf  das 
ganze  Gehirn.  Aus  diesem  Grunde  führen  die  Tumoren  des  Tentorium 
cerebelli  in  der  Gegend  des  Foramen  occipitale  zu  den  schwersten  Folgen, 
Will  man  den  Grad  des  intrazerebralen  Drucks  durch  die  Gewebsalterationen 


224  Spezielle  pathologische  Anatomie  des  Gehirns, 

messen,  so  ist  ersichtlich,  daß  dieser  nicht  üherall  gleichmäßig  verteilt  ist. 
Derselbe  ist  am  intensivsten  in  der  Umgebung  des  Tumors  und  —  falls 
die  Ventrikel  erweitert  sind  —  in  deren  Nachbarschaft.  Unter  dem  Ein- 
fluß  des  vermehrten  intrakraniellen  Druckes  nähern  sich  die  Windungen 
einander,  dann  wird  das  Gewebe  zusammengedrängt  und  zeigt  eine  ver- 
waschene Zeichnung  (I.  Stadium).  Weiterhin  macht  sich  der  Liquor  cerebro- 
spinalis Platz  und  führt  zur  Atrophie  der  Nervenfasern  (11.  Stadium).  Da- 
bei erfährt  die  weiße  Substanz  viel  größere  Störungen  als  die  graue.  Aus 
diesem  Grunde  ist  die  Demenz,  die  bei  Tumoren  auftritt,  von  derjenigen 
bei  Paralyse  grundverschieden  (bei  der  letzteren  ist  wohl  die  Hirnrinde  am 
meisten 'alteriert).  In  der  weißen  Substanz  scheinen  die  Assoziationsfasem 
mehr  verändert  als  die  Projektionsfasern.  Im  Falle,  wenn  der  unilaterale 
Tumor  die  Ventrikelzirkulation  stört,  tritt  regelmäßig  eine  größere  Erweite- 
rung der  entgegengesetzten  Kammer  ein.  Die  perivaskuläre  Erweiterung 
mit  Bildung  von  Hämorrhagien  in  derselben  begleiten  regelmäßig  die  Ent- 
wicklung der  Tumoren.  Verff.  fanden  dagegen  weder  Nekrosen  (durch 
Entzündung)  noch  Stillstand  der  Zirkulation.  Obgleich  die  Lymphzirkulation 
sehr  eng  mit  derjenigen  der  Venen  verbunden  ist,  so  sei  dennoch  die 
Lymphstauung  keineswegs  eine  einfache  Folge  der  Venenkompression.  VerfiE. 
meinen,  daß  es  im  Gehirn  einen  speziellen  nutritiven  Mechanismus  gibt,  der 
uns  bisher  näher  unbekannt  geblieben  sei.  Verff.  verwerfen  die  Meinung 
von  Brissaud  und  Souques,  welche  eine  Reihe  von  Erscheinungen  durch 
die  Toxinwirkung  der  Tumoren  selbst  erklären  wollen.  Will  man  durchaus 
den  Faktor  der  Autointoxikation  hierher  einführen,  so  sei  richtiger  anzu- 
nehmen, daß  dieselbe  durch  den  erschwerten  Abfluß  verschiedener  Produkte 
zustande  kommt.  Die  Produkte  selbst  können  Residuen  der  Hirntrophik 
oder  der  Faserdegeneration  darstellen. 

Bartel  (11)  berichtet  über  zwei  Fälle  von  multiplen  primären  Tumor- 
foilduugen  an  den  Meningen  des  Gehirns  und  des  Rückenmarkes,  wobei  der 
eine  Fall  noch  die  Besonderheit  einer  gleichseitigen  multiplen  Bildung  von 
Neurofibromen  an  den  basalen  Hirnnerven,  den  Spinalnerven,  wie  auch  an 
den  peripherischen  Nerven,  darbot.  Im  einen  Fall  handelte  es  sich  um  eine 
über  die  inneren  Hirn-  und  Rückenmarkshäute  ausgedehnte  Bildung  zahl- 
loser als  Angiosarkome  zu  bezeichnender  Tumoren,  im  zweiten  um  in  gleicher 
Ausdehnung  auftretende  Endotheliome  der  Dura  mater,  in  welchem  letzteren 
Falle  auch  die  obenerwähnte  multiple  Neurofibrombildung  vorhanden  wm. 
In  beiden  Fällen  zeigten  Gehirn  und  Rückenmark  makroskopisch  deutliche 
KompressioDserscheinungen.  Trotzdem  waren  die  histologischen  Verände- 
rungen am  Rückenmark  des  ersten  Falles  recht  geringfügig.  Die  Erschei- 
nungen am  Knochensystem  des  Schädels  und  des  Wirbelkanals  waren  im 
ersten  Fall  sehr  ausgeprägt,  im  zweiten  Fall  wenig  in  die  Augen  springend. 
Von  benachbarten  Organen  erlitt  im  ersten  Fall  die  Hypophysis  starke  Ver- 
änderungen im  Sinne  einer  Druckatrophie. 

Fischer  (60)  berichtet  über  folgenden  Fall  von  multipler  metastati- 
scher Carcinomatose  des  Zentralnervensystems.  Es  handelt  sich  um  einen 
66  jährigen  Mann,  welcher  vor  drei  Wochen  an  aligemeiner  Mattigkeit  und 
zunehmender  Stumpfheit  erkrankte.  Linksseitige  Hemianopsie,  partielle 
sensoriscbe  Aphasie,  Rindenkrämpfe  (bis  über  30  am  Tage).  Tod  in  einem 
solchen  Anfall.  Die  Sektion  zeigte  multiples  Carcinom  des  Gehirns  (pri- 
märes Carcinom  im  linken  Stammbronchus).  Makroskopisch  war  keine 
Volumenzunahme  des  Gehirns  zu  konstatieren  (keine  Drucksymptome).  Aus 
den  mikroskopischen  Bildern  ließ  sich  folgendes  hervorheben.  In  den 
kleinsten  Tumorknötchen,  die  in  der  weißen  Substanz  lagen,  sah  man,  daß 


Rückenmarks  und  der  peripherischen  Nerven.  225 

an  der  betreffenden  Stelle  um  die  erweiterten  Gefäße  herum  in  deren  Lymph- 
scheiden eine  Ansammlung  von  Tumorzellen  sich  findet.  Dabei  ist  die  Zell- 
lage um  die  gröSeren  Gefäße  dicker  und  nimmt  mit  der  Gefäßweite  schnell 
ab.  An  den  Gefäßverzweigungen  kommunizieren  auch  die  Tumorausgüsse 
der  perivaskulären  Spalträume  miteinander,  was  zu  der  Annahme  berechtigt, 
daB  der  ganze  Knoten  durch  ein  Fortwuchem  des  Carcinoms  in  den  Lymph- 
wegen je  eines  Blutgefäßes  gebildet  ist.  Die  Knoten  in  der  grauen  Sub- 
stanz sind  den  geschilderten  ähnlich,  nur  mit  dem  Unterschiede,  daß  die 
Tnmorzellen  nicht  bloß  um  die  Gefäße,  sondern  auch  infiltrierend  im  Gewebe 
Terstreut  sind;  dadurch  sind  diese  Knoten  zellreicher  und  zeigen  in  diesem 
infiltrierenden  Wachstum  eine  den  Carcinomen  sonst  nicht  zukommende 
Eigentümlichkeit,  während  die  Knoten  in  der  weißen  Substanz  dem  gewöhn- 
lichen Typus  des  Wachstums  in  präformierte  Lymphbahnen  entsprechen. 
Es  handelt  sich  aber  nur  um  ein  scheinbares  Infiltrieren.  Es  finden  sich 
nämlich  darin,  genau  so  wie  um  die  kleinsten  Blutgefäße,  auch  um  die 
einzelnen  Ganglienzellen  Ansammlungen  von  Tumorzellen,  welche  dieselben 
in  1— 2  f acher  Lage  wie  ein  Mantel  umgeben  und  sich  noch  um  die  größeren 
Fortsätze  herum  weiter  erstrecken;  der  Umstand,  daß  man  aber  in  einem 
Schnitte  nur  wenige  dieser  Fortsätze  mit  der  Zelle  im  Zusammenhang 
sehen  kann,  gilt  in  gleicher  Weise  auch  für  viele  von  den  um  dieselben 
hemm  wuchernden  Zellsträngen,  welche  dann,  isoliert  getrofifen,  den  Ein- 
dnick  machen,  als  ob  das  Carcinom  das  Nervengewebe  direkt  infiltrieren 
vürde,  während  es  nur,  genau  so  wie  um  die  Blutgefäße,  auch  in  den 
Zwischenräumen  zwischen  den  Ganglienzellen  und  der  übrigen  Hirnsubstanz 
weiter  gewuchert  ist.  Die  etwas  größeren  Carcinomknoten  repräsentieren 
sich  als  aus  einzelnen  dichten  Carcinomsträngen  aufgebaut,  die  durchwegs 
die  Blatgefaße  umgeben.  Die  größeren  Tumorknoten  haben  gegenüber  den 
geschUderten  kleineren  Knoten  ein  viel  dichteres  Gefüge;  dabei  wuchert 
hier  das  Neoplasma  nur  in  den  perivaskulären  Lymphräumen,  nirgends  in- 
filtriert es  das  Gewebe  oder  umschließt  es  die  Ganglienzellen;  der  Knoten 
ist  solide,  ganz  aus  Carcinom  aufgebaut.  Das  Fehleu  der  Volumszunahme 
ließe  sich  damit  erklären,  daß  die  Tumoren  (multiples  Carcinom),  vermöge 
ihrer  besonders  vergrößerten  Oberfläche  gerade  oder  annähernd  soviel  Hirn- 
masse zu  zerstören  im  stände  sind,  als  ihrem  wachsenden  Volumen  ent- 
spricht Verf.  beschreibt  dann  die  Alteration  des  Nervengewebes  (speziell 
der  Ganglienzellen)  selbst  und  hebt  das  Fehlen  markanter  klinischer  Er- 
scheinungen hervor.  Er  hebt  hervor,  daß  eine  gewisse  klinische  Ähnlich- 
keit mit  der  progressiven  Paralyse  nicht  zu  verkennen  sei. 

Wätzold  (197)  beschreibt  einen  Fall  von  Peritheliom  des  Plexus 
chorioideus  des  ünken  Seitenventrikels.  Der  Fall  betraf  ein  -i^/^  jähriges 
Madchen,  bei  welchem  neun  Monate  vor  dem  Tode  die  ersten  Krankheits- 
^mptome  auftraten.  Die  Geschwulst  stammt  aus  der  hinteren  Hälfte  der 
linken  Hemisphäre.  Ihr  Gewicht  beträgt  (Alkoholhärtung)  160  g.  Die 
Farbe  rotgelb  —  rotbraun,  namentlich  in  den  locker  gebauten  Teilen,  mit 
zottiger  Oberfläche,  teils  graugelb  in  den  festeren  Partien.  Auf  dem 
Diurehscbjütt  sieht  man  schwammig  gebaute  und  dichtere  Partien;  in  diesen 
letzteren  mit  Blut  gefüllte  Gefäßlumina,  die  besonders  reichlich  in  den 
schwammigen  Partien  vorhanden  sind.  Die  mikroskopische  Untersuchung 
zeigte,  daß  die  Geschwulst  vom  Plexus  chorioideus  des  linken  Seiteu- 
ventrikels  ihren  Ursprung  genommen  hat.  Sie  hat  sich  dadurch  entwickelt, 
daß  die  in  der  Umgebung  der  Blutgefäße  des  Plexus  gelegenen  Zellen  in 
Vacherung  gerieten  und  einen  dicken  Zellmantel  um  die  Blutgefäße 
bildeten.    Man  kann  danach  die  Geschwulst  den  als  Peritheliom  bezeichneten 

JaiiztMbeiichi  f.  Neurologie  und  Psychiatrie  i»06.  15 


226  Spezielle  pathologische  Anatomie  des  Gehirns, 

Geschwülsten  zuzählen.  Auch  die  Bezeichnung  plexiformes  Hämangio- 
sarkom  (Waldeyer,  Ziegler)  ist  für  sie  zutrefiFend.  Verf.  zitiert  vier 
analoge  Fälle  aus  der  Literatur. 

Erdheim  (54)  gibt  in  seiner  umfangreichen  Arbeit  eine  ausführliche 
Schilderung    der    Hypophysenganggeschwülste    und    der    Hirncholesteatome. 
Die  Arbeit  zerfällt  in   folgende  6  Kapitel:    1.  Zur  normalen  Anatomie  der 
Hypophyse  und  ihrer  Umgebung.   2.  Über  das  Vorkommen  von  Plattenepithel- 
haufen  in  der  Hypophyse  (aus  den  nicht  involvierten  Resten  jenes  Anteils 
des  Hypophysenganges,  der  an  Vorderlappen  der  Hypophyse  inseriert,   ent- 
stehen Plattenepithelhaufen,   die   infolgedessen  innerhalb  eines  beschränkten 
Bezirkes   des  Hypophysenvorderlappens   anzutreffen  sind  und  daselbst  nicht 
nur  als   isolierte  Haufen,    sondern   auch   innerhalb   eines   von  Bindegewebe 
begrenzten  Alveolus  mit  Hypophysenzellen  oder  indifferenten  Bläschen  ver- 
mischt vorkommen).     3.  Intrafaanielle  Epidermoide   und  Dermoide   (Unter- 
suchung einer  Reihe  von  16  Cholesteatomen  führte  zu  dem  Resultate,  daß 
dieselben    nicht    aus    dem    Platten  epithel   in    der   Hypophysis    hervorgehen, 
sondern    epidermoidaler   Herkunft   sind).     4.    Plattenepithelgeschwülste    des 
Hypophysenganges   (genaue  Untersuchung  von   7  Fällen   zeigte,   daß    diese 
Geschwülste    aus    den   Pflasterepithelresten    des  Hypophysenganges   hervor- 
gehen und  in  Bezug  auf  Topographie  und  Histologie  ein  von  den  Cholestea- 
tomen  ganz   abweichendes  Verhalten  zeigen).     6.  Trophische  Störungen  bei 
Hypophysentumoren.     (Es  sei  in  hohem  Grade  wahrscheinlich,  daß  die  bei 
Hypophysentumoren   ohne   und  mit  Akromegalie   vorkommende  Adipositas 
nicht  auf  eine  fehlerhafte  Blutdrüsenfunktion  der  Hypophyse,  sondern  darauf 
zurückzuführen   sei,   daß  in   solchen  Fällen  eine  uns  unbekannte  Stelle  der 
Hirnbasis   durch   den   Tumor  direkt  beeinflußt  wird   (gereizt  oder  lädiert). 
Hierbei  kommt  es  weder  auf  die  Natur  der  Neubildung,  noch  auf  das  Ver- 
halten  der  Hypophyse   selbst  an.     Ferner  scheint  es  für  die  Hypophysen- 
ganggeschwülste   charakteristisch   zu   sein,    daß   sie   nicht  mit  Akromegalie 
einhergehen).     6.  Über  die  Sella  turcica  bei  Hypophysentumoren  (beschränkt 
sich   der  Hypophysentumor  auf   die   Sella,   so  ist  dieselbe  vergrößert,    aber 
ihr  Zugang  von  oben  nicht  erweitert.     Liegt  ein  infundibularer  Tumor  Tor, 
so  kann  derselbe  den  Zugang   zum  Türkensattel  erweitern,  die  Sella  bleibt 
aber  annähernd   normal   groß.     Ahnliche  Verhältnisse    können    aber    durch 
allgemeine  Hirndruckerscheinungen  bedingt  sein,  und  darum  ist  bei  der  Be- 
urteilung solcher  Fälle  einige  Vorsicht  am  Platze.     Entsteht  ein  Hypophysen- 
tumor in  der  Sella  und  wuchert  aus  dieser  nach  oben  gegen  die  Himbasis 
oder  wölbt  sich  nur  sehr  stark  gegen  dieselbe  vor,  so  ist  die  Sella  vergrößert 
und  öffnet  sich  weit  nach  oben.     In  allen  diesen  Fällen  gibt  die  Röntgen- 
aufnahme ein  charakteristisches  Bild,  aus  dem  mit  einiger  Sicherheit  schon 
am  Lebenden  ein  Schluß  auf  die  Wachstumsrichtung  der  Neubildung  möglich 
sein   dürfte).  —  Der  Arbeit  sind   zahlreiche  Abbildungen  und  ein  ausführ- 
liches Literaturverzeichnis  beigegeben. 

Simmonds  (164)  beschreibt  Fälle  von  angioma  racemosum  und  ser- 
pentinum  des  Gehirns.  Nach  dem  Vorgang  Virchows  pflegt  man  unter 
der  Bezeichnung  Angioma  racemosum  eine  Gefäßneubildung  zu  verstehen, 
bei  welcher  größere  Strecken  einer  Arterie  oder  mehrerer  benachbarten  bis 
in  ihre  Verästelungen  hinein  eine  hochgradige  Schlängelung  und  Erweite- 
rung, bisweilen  unter  Bildung  sackiger  Ausstülpungen  erfahren.  Der  Prozeß 
kann  bis  auf  die  Kapillaren  und  sogar  Venen  übergehen.  Von  diesen  echten 
Angiomen  findet  man  eine  Gruppe,  in  welcher  nur  der  Stamm  einer  Arterie 
die  Schlängelung  zeigt  —  aneur.  serpentinum  oder  cirsoides. 


Rückenmarks  und  der  peripherischen  Nerven.  227 

Fall  I:  Die  45  jährige  Frau  litt  seit  ihrer  Kindheit  an  Krämpfen,  die 
seit  20  Jahren  häufiger  wurden.  Zuletzt  Kopfschmerzen,  lallende  Sprache, 
Parese  des  linken  Facialis.  Tod  nach  einem  epileptischen  Anfall.  Die 
Sektion  zeigte  Schlängelung  und  Blutüberfüllung  sämtlicher  Piagefäße.  Der 
rechte  Hinterhauptlappen  war  an  der  Unterfläche  mit  der  Dura  verwachsen ; 
die  Ra  war  verdickt  und  mit  enorm  geschlängelten,  stark  erweiterten,  viel- 
fach Yon  Ampullen  unterbrochenen  Gefäßen  besetzt.  Die  Gefäße  der  übrigen 
Hirnoberfläche  waren  normal. 

Fall  II:  Der  53jährige  Mann  erlitt  im  30.  Jahre  einen  Schlaganfall 
(rechtsseitige  Hemiparese).  Bei  der  Autopsie  fand  man  Verwachsung  der 
Pia  mit  der  Dura  im  Gebiete  des  rechten  Scheitellappens.  Nach  Aus- 
räumung alter  Coagula  fand  sich  in  der  Gegend  der  rechten  Zentralwindung, 
dicht  unter  der  Pia  sitzend  und  einem  größeren  Gefäß  derselben  anhaftend, 
ein  haselnußgroßer,  dünnwandiger,  an  der  frei  in  den  Blutungsherd  ragenden 
Kuppe  mit  einem  kleinen  Riß  versehener  Sack.  Das  Gefäß,  an  welchem 
der  Blutsack  sitzt,  ist  stark  geschlängelt  und  zeigt  in  seinem  weiteren  Ver- 
lauf noch  mehrere  kleine  Ausbuchtungen.  Dann  folgt  ein  walnußgroßes 
Packet  stark  gevrundener,  ektaüscher,  mit  bohnengroßen  und  etwas  kleineren 
Sacken  versehener  Gefäße,  deren  Wandung  stark  verdünnt,  stellenweise  auch 
verdickt  erscheint.  Die  mikroskopische  Untersuchung  zeigte,  daß  es  sich 
nicht  um  ein  Aneurysma,  sondern  um  ein  angioma  serpentinum  handelte. 

Haggard  (71)  berichtet  über  einen  Fall  von  Encephalomeningocele. 
Es  handelte  sich  um  ein  viermonatliohes  Kind,  bei  welchem  man  gleich  bei 
der  Geburt  einen  im  Hinterteil  des  Schädels  sitzenden  Tumor  konstatieren 
konnte.  Der  Tumor  wuchs  allmähh'ch  und  nahm  schließlich  enorme  Dimen- 
sionen an  (wurde  viel  größer  als  der  Kopf  des  Kindes).  Der  Tumor  ent- 
hielt gelbliche,  etwas  alkalische  und  albumenreiche  Flüssigkeit.  Am  Boden 
des  Sackes  fand  man  eine  geringe  Ansammlung  von  Gehirnmasse. 

Saltykow  (156)  konnte  eine  besonders  ausgedehnte,  postmortale 
flöhlenbildung  im  Gehirn  beobachten.  Es  handelte  sich  um  das  Gehirn 
eines  50 jährigen  Paralytikers;  die  Sektion  wurde  15  Stunden  nach  dem 
Tode  vorgenommen.  Von  Fäulniserscheinungen  wurde  Imbibition  des  Endo- 
kards und  der  Intima  aortae  und  Gasblasen  gefunden.  Das  Gehirn  zeigte 
außer  den  der  progressiven  Paralyse  eigenen  Veränderungen  ein  walnuß- 
großes Gliom  des  linken  Frontallappens.  Bei  der  drei  Wochen  später  vor- 
genommenen Sektion  des  in  Formol  eingelegten  Gehirns  sah  man  in  beiden 
horizontal  durchschnittenen  Großhirnhemisphären  eine  ausgedehnte  Zer- 
störung. Beide  Hemisphären  enthielten  je  eine  große,  symmetrisch  gelagerte 
Höhle.  Die  Höhle  reichte  rechts  bis  an  die  Rinde  der  Insel  und  nahm 
den  größten  Teil  des  Linsenkems  ein;  links  reichte  sie  bis  an  die  Rinde 
des  Parietallappens.  Die  Umgebung  der  großen  Höhlen  war  von  etwa  erbsen- 
großen, glattwandigen,  kugelförmigen  und  ovalen  Lücken  dicht  besetzt,  so 
daß  stellenweise  nur  ein  Balkenwerk  von  blaßem  Hirngewebe  erhalten  blieb. 
Auch  das  Gliom  war  von  Gasblasen  durchsetzt.  Alle  Gefäße  in  der  Um- 
gehung der  Höhlen  waren  von  plumpen.  Gram  -  beständigen  Bazillen  vom 
Aussehen  der  Gasbazillen  vollgepfropft.  Von  Bazillen  waren  auch  die  Ränder 
der  Hohlräume  durchsetzt. 

Eine  bestimmte  Eingangspforte  für  die  Gasbazillen  konnte  nicht  nach- 
gewiesen werden.  (Bmdix,) 

Cholestearinkonkremente  im  Gehirn. 
Sonthard  (169)  beschreibt  einen  Fall  von  Bildung  von  Cholestearin- 
konkrementen    im   Gehirn    und    im   Rückenmark.     Der  Fall   betraf    einen 

15* 


228  Spezielle  pathologische  Anatomie  des  Gehirna, 

56  jährigen  Mann.  Hochgradige  allgemeine  Arteriosklerose,  besonders  in 
den  Gefäßen  des  circulus  arter,  Willisii.  Cholestearinkonkremente  in  ver- 
schiedenen Teilen  der  Hirnrinde,  der  zentralen  Ganglien  und  in  der  weißea 
Substanz  des  Rückenmarks.  Das  größte  Konkrement  von  2  cm  im  Durch- 
messer lag  im  linken  nucl.  lenticularis.  Die  Konkremente  waren  von  einer 
dünnwandigen  Neurogliakapsel  umgeben. 

Erweichungen,  Abszeßbildung  und   Entzündungen 
im  Gehirn. 

EÖlpin  (86)  berichtet  über  einen  Fall  von  retrograder  Degeneration 
der  Pyramidenbahn  und  der  Schleife  infolge  eines  Erweichungsherdes  in  der 
medulla  oblongata.  Bei  einem  66  jährigen  Potator  mit  Glykosurie  trat 
doppelseitige  Ptosis  auf.  Nach  einigen  Wochen  schkganfallähnliche  Er- 
scheinungen, motorische  und  sensible  Lähmung  der  linken  Seite,  Erschwerung 
der  Sprache  und  Atrophie  der  rechten  Zungenhälfte.  Nach  neun  Moiia4;en 
Exitus.  Die  mikroskopische  Untersuchung  ergab  in  der  rechten  Hälfte  der 
medulla  oblongata  mehrere  Erweichungsherde,  von  denen  einer  die  Pyra^ 
midenbahn  total,  andere  die  mediale  Schleife  zum  größten  Teil  zerstört  und 
den  XIL  Kern  ebenfalls  stark  lädiert  haben.  Die  Pyramidenbahn  zeigt 
unterhalb  des  Herdes  die  typische  absteigende  Degeneration,  oberhalb  des 
Herdes  läßt  sich  eine  retrograde  Degeneration  dieser  Bahn  in  aUmählich 
abnehmender  Intensität  bis  ans  proximale  Ende  der  Brücke  verfolgen.  Dia 
mediale  Schleife  zeigt  aufsteigend  die  bekannte  Degeneration,  retrograd  ist 
eine  Degeneration  der  zu  den  gekreuzten  Hinterstrangkernen  ziehenden 
inneren  Bogenfasem  festzustellen.  Auch  die  Zellen  dieser  Hinterstrang- 
kerne sind  vielleicht  etwas  affiziert.  Nach  der  Zusammenstellung  von  Hunt 
wären  bis  jetzt  9  Fälle  von  retrograder  Pyramidendegeneration  veröffentlicht. 

Weber  (198)  berichtet  über  einen  genau  mikroskopisch  imtersuchten 
Pall  von  sekundärer  Degeneration  nach  einer  Erweichung  des  Galcarinagebiets. 
Er  kam  dabei  zu  folgenden  Schlüßen:  1.  Die  sagittalen  Bündel  waren  dabei 
ebenfalls  direkt  getroffen.  2.  Die  sekundäre  Degeneration  war  zunächst  im 
unteren  Abschnitt  der  Gratioletschen  Sehstrahlung  (Rth)  und  des  fiascic 
longitud.  inf.  (Fli)  lokalisiert.  3.  Diese  Degeneration  zerfallt  dann  in 
frontaler  Richtung  in  a)  eine  untere,  sich  nach  dem  lob.  tempor.  begebende 
Zone  und  b)  in  eine  obere  nach  dem  corp.  genicul,  und  pulvinar  laufende 
Zone.  4.  Die  Degeneration  ist  viel  intensiver  in  Fli  als  in  Bfii,  Verf.  betont, 
daß  diese  Ergebnisse  mit  denjenigen  Monakows  übereinstimmen.  Er  hebt  be- 
sonders in  Bezug  auf  den  fascic.  longitud.  inf.  hervor,  daß  der  untere  Teil 
desselben  im  lobus  occiptalis  verwischte  Assoziations-  und  Projektionsfasem 
enthält.  Nach  vorn  gehen  diese  beiden  Arten  von  Fasern  auseinander,  und 
während  die  Projektionsfasern  in  oberer  Etage  nach  dem  corp.  genicul.  ext., 
pulvinar  u.  a.  verlaufen,  ziehen  die  Assoziationsfasern  in  der  unteren  Eta^e 
nach  dem  lob.  temporalis. 

LobenhofEer  (98)  untersuchte  mikroskopisch  einen  Fall  von  Hirnabszeß 
und  speziell  die  Abszeßmembran.  Er  fand  in  der  Wand  des  Abszeßes 
3  Schichten.  Die  innerste  war  nicht  überall  gleichmäßig  erhalten  und  zeig^ 
einen  bindegewebigen  Bau.  Die  einzelnen  Zellen  oder  kleineren  Verbände 
waren  vielfach  aus  dem  Zusammenhang  gelöst,  sodaß  sie  wie  feine  Fäden 
gegen  das  Limien  vorragten.  Die  nächste  Schicht  bestand  hauptsächlich 
aus  Rundzellen.  In  der  nächstfolgenden  Schicht,  die  den  Hauptteil  der 
Membran  darstellt,  nahm  das  Bindegewebe  den  Vordergrund  ein.  Ganz 
anders  war  der  Aufbau  der  Kapsel  des  kleineren  Abszeßes,  in  welchem  e3 


Rückenmarks  und  der  peripherischen  Nerven.  229 

sich  nm  eine  richtige  Abkapselung  des  Eiters  handelte.  Zu  innerst  lag  ein 
Wall  sehr  kern  reichen  Gewebes  (dichte  Lenkocytenmassen  waren  um  die  Gefäße). 
Die  nächste  Schicht  bestand  aus  kernreichem  Bindegewebe  und  trug  viele 
GefSSe.  Nach  der  Peripherie  hin  wurden  die  Bindegewebsbündel  immer 
massiger.  Der  Befund  am  großen  Abszeß  bestätigte  die  Ansicht,  daß  das 
Veiterwachsen  des  Abszeßes  unter  Einschmelzen  und  Neubildung  der  Kapsel 
Tor  sich  gehe.  Bei  dem  kleinen  Abszeß  kam  es  gleich  zu  einer  Abkapselung 
dw  Eiters,  und  man  fand  hier  weder  degenerative  Vorgänge,  noch  Ein- 
schmelzung  der  Kapsel. 

Harcband,  Petit  und  Coqnot  (104)  beschreiben  einen  2 Vt  jährigen 
Hund,  bei  welchem  man  progressive  Demenz,  Schwund  der  speziellen  Sinne 
des  Sehvermögens,  des  Gehörs,  des  Geschmacks  und  des  Geruchs,  Parese 
der  Extremitäten  und  manegenartige  Bewegungen  von  links  nach  rechts  kon- 
statiereo  konnte.  Die  Sektion  ergab  Atrophie,  eine  linksseitige  Hemiatrophia 
ccrebeUi  und  meningo-encephalitis  diffusa  subacuta  (hauptsächlich  im  Gebiete 
der  Frontallappen).  Die  histologische  Untersuchung  zeigte,  daß  die  gefundenen 
Läflionen  denjenigen  bei  paraljsis  progressiva  des  Menschen  ähnlich  erschienen. 

Kattwinkel  (83)  teilt  den  Befund  eines  Falles  mit,  der  klinisch 
üDter  dem  Bilde  einer  multiplen  Sklerose  verlaufen  war.  Die  Autopsie 
ergab  im  Gehirn  ganz  eigenartige  ependymäre  Flecken,  die  an  der  Ober- 
fläche saßen  und  die  Form  von  Knötchen  hatten.  Sie  waren  am  zahl- 
reichsten im  Hinterhom  des  linken  Ventrikels.  Das  Vorderhorn  und  der 
dritte  und  vierte  Ventrikel  waren  von  ihnen  frei.  Es  handelte  sich  histolo- 
gisch um  eine  einfache  Sklerose  des  Ependymgewebes,  eine  Proliferation 
der  Neuroglia  mit  mäßiger  Vermehrung  der  Neurogliazellen,  die  als  Epen- 
djinitis  grantüaris  in  Form  von  Plaques  bezeichnet  werden  kann.  Der  Kranke 
war  ein  30  jähriger  Arbeiter,  der  seit  zwei  Jahren  Unsicherheit  in  den  Beinen 
bemerkte  und  Blasenstöruugen  bekam  mit  heftigen  Schmerzen  in  den  Beinen. 
Er  hatte  sehr  lebhafte  Patellarreflexe,  keine  Sensibilitätsstörungen,  leichten 
Faßklonus  beiderseits  und  Babinskisches  Zeichen.  Reflektorische  Pupillen- 
starre,  Sprache  nicht  skandierend.  Außer  einer  Dilatation  der  Seiten- 
ventrikel, besonders  links  mit  fleckenförmiger  Ependymitis  und  Verdünnung 
des  corpus  callosum,  waren  weder  am  Gehirn,  noch  am  Rückenmark  und 
der  Medulla  oblongata  irgendwelche  Veränderungen  nachweisbar. 

(Bendix.) 
Banbitschek  (143)  fand  bei  der  histologischen  Untersuchung  des 
Hexns  chorioideus  von  früh  zur  Obduktion  gekommenen  Fällen  bei  allen 
akuten  Meningitiden,  besonders  in  den  Zotten  des  Plexus,  zwischen  den 
papillären  Blutgefäßen  und  dem  Plexusepithel  eigentümliche  Zellen.  Bei  allen 
eitrigen  Meningitiden  fand  er  ganz  typische  polynukleäre  Leukocyten  in 
allen  Stadien,  vom  Austritt  aus  dem  Blutgefäß  bis  zum  Durchtritt  durch 
4ö  Epithel  des  Plexus  chorioideus.  Bei  der  tuberkulösen  Meningitis  sah 
«  ganz  allgemein  Zellen,  die  auch  zwischen  Blutgefäß  und  Plexusepithel 
iin  losen  Bindegewebe  lagen,  aber  nur  einen  Kern  hatten.  R.  glaubt,  daß 
*e  bei  den  Meningitiden  in  der  Cerebrospinalflüssigkeit  gefundenen  Zellen 
aiis  den  Grefäßen  des  Plexus  chorioideus  in  den  Liquor  cerebrospinalis  aus- 
wandern. (Bendix.) 

Porencephalie. 

Spielmeyer  (173)  beschreibt  ein  hydranencephales  Zwillingspaar: 
Bei  einem  Zwillingspaare,  von  dem  das  eine  Kind  am  2.,  das  andere 
*ffl  7.  Tage  nach  der  Geburt  starb,   ohne  bei  Lebzeiten  Hirnsymptome  ge- 
boten zu  haben,  lag  ein  bei  beiden  Kindern  verschieden  ausgedehnter  Hirn- 


230  Spezielle  pathologische  Anatomie  des  Gehirns, 

defekt  vor;  irgendwelche  rachitische  Hemmuugsbildungen  fehlen.  In  Fall  I 
ist  außer  dem  Großhirn  auch  das  Stammhirn  bis  zur  hinteren  Grenze  des 
Diencephalon  in  den  Substanzverlust  einbezogen,  bei  II  sind  noch  Reste  vom 
Thalamus  und  vom  Hippocampus  ihrer  Lage  und  Konfiguration  nach  kenntlich; 
das  übrige  Stammhirn  mit  dem  Cerebellum  ohne  makroskopische  Veränderung. 
Der  Hirndefekt  ist  größtenteils  durch  seröse  Flüssigkeit  ersetzt,  in  der  bei 
II  noch  Spuren  alter  Blutungen  nachgewiesen  werden  konnten ;  ein  Flüssig- 
keitsbinnendruck (gegen  die  Schädelwandungen)  fehlt.  Die  Meningen  sind 
bei  I  größtenteils  zerstört,  bei  II  bilden  sie  einen  stark  vaskularisierten  Sack. 
An  der  Defektperipherie,  speziell  auch  an  der  Innenfläche  der  weichen  Hirn- 
haut, zahlreiche  uekrobiotische  und  hämorrhagische  Residuen  neben  Re- 
sorptions-  und  Reparationsvorgängen.  Überall  erhebliche  Gefäßfüllung  — 
auch  an  makroskopisch  nicht  veränderten  Stellen  (Kleinhirn!)  —  und 
kavernöse  Erweiterung  der  meningealen  Blutbahnen. 

Schon  auf  Grund  des  makroskopischen  Befundes  erweisen  diese  Fälle 
ihre  Zugehörigkeit  zu  jenen  Formen  seltener  Hirndefekte,  die  Cruveilier 
unter  dem  Namen  der  „Hydranencephalie"  beschrieben  hat. 

Verf.  nimmt  an,  daß  es  sich  hier  um  einen  speziellen  Fall  von  Por- 
encephalie  handelt,  der  sich  rein  quantitativ  von  den  üblichen  Bildern  „der 
trichterförmigen  Substanzverlust  in  Mantelhirn"  unterschiede.  Es  werden 
dann  die  Ursachen  der  Porencephalie  besprochen,  und  schließlich  kommt 
Verf.  zu  folgender  Ansicht  über  seinen  eigenen  Fall: 

Unsere  pathogenetischen  Untersuchungen  ergaben  somit,  daß  die  Hydran- 
encephalien  bei  unserem  Zwillingspaare  ihre  Ursache  in  einem  hämorr- 
hagischen Zerstörungsprozeß  haben,  der  teils  durch  direkte  Zertrümmerung 
des  nervösen  Gewebes,  teils  durch  die  aus  der  Zirkulationsstörung  resultierende 
Nekrose  den  Substanzverlust  bewirkte.  Spuren  dieser  Vorgänge  finden  sich 
in  der  blut-  und  blutpigmentreichen  Proliferationszone  an  der  Peripherie 
des  Defektes,  ebenso  an  den  den  Plexus  und  den  Meningen  anliegenden, 
noch  erhaltenen  Hirnteilen.  Der  hämorrh%ische  Prozeß  hat  mit  einem 
artoriitischen,  thrombotischen  oder  embolischen  Gefäßverschluß  nichts  zu  tun ; 
er  stellt  sich  auch  nicht  als  Begleiterscheinung  einer  Encephalitis  dar.  Seine 
Entstehungsbedingungen  sind  vielmehr  in  der  enorm  dünnen  Gefäßwandung 
zu  suchen  und  vor  allem  in  der  ausgesprochenen  Tendenz  der  Blutgefäße, 
zu  kavernösen  Hohlräumen  zusammenzufließen.  Ihre  Ausbreitung  hat,  resp. 
hatte  diese  Gefäßanomalie  in  den  Blutleitern,  die  dem  Plexus  angehören, 
und  besonders  in  denen,  die  ihren  Weg  auf  mehr  weniger  lange  Strecken 
in  den  meningealen  Maschenräumen  nehmen. 

Tuberkulose  der  Hypophysis. 

Hueter  (78)  betont  die  Seltenheit  der  Tuberkulose  der  Hypophysis 
und  führt  eine  eigene  Beobachtung  an.  Der  Fall  betraf  eine  42jährige 
Zwergin,  die  seit  drei  Wochen  an  Magenerscheinuugen,  Kopfschmerzen  er- 
krankte. Status:  Sensorium  nicht  frei,  Strabismus  convergens,  Pupillen- 
reaktion erhalten,  rechter  Patellarreflex  erhöht,  Bewegungen  des  Kopfes 
schmerzhaft,  Milz  vergrößert,  Tod.  Die  Sektion  ergab  ein  sulziges,  graues 
Exsudat  der  Meningen  an  der  Basis,  auch  akute  Miliartuberkulose  der  Lungen, 
Tuberkulose  der  Leber,  der  Nebennieren  und  des  Utenis.  Man  fand  femer 
tuberkulöse  Entartung  der  Hypophysis,  wobei  die  mikroskopische  Unter- 
suchung eine  schon  in  Nekrose  übergegangene  Tuberkulose  des  vorderen 
Lappens  des  Organes  ergab  mit  auffälliger  Lokalisation  der  Erkrankung 
um  den  Hinterlappen  herum,   diesen   vollkommen   freilassend.     Der  Prozeß 


Rückenmarks  und  der  peripherischen  Nerven.  231 

war  jedoch   nicht    auf   eine   Umfassung    des   Hinterlappens   beschränkt,    er 
setzte  sich  auch  entlang  der  bindegewebigen  Begrenzung  des  Infundibulums 
fort.    Verf.  ventiliert«   nur  die  Frage   über  die   eventuelle  Alteration   der 
fljpophysis  bei  meningitis   tuberculosa  und   untersuchte   zu   diesem  Zweck 
7  Fälle.  In  allen  Fällen  fand  sich  der  meningeale  Überzug  des  Clüasmas  und  des 
Infundibulums    schwer    erkrankt    (Infiltration    mit    epitheloiden    Zellen    und 
Ljmphocyten,  beginnende  Gewebsnekrose,  mächtige  fibrinöse  Exsudation  im 
Sobarachnoidalraum).     Überraschend    w^ar   in    einigen   Fällen   die   sehr   be- 
trächtliche  Anzahl   von  Tuberkelbazillen.     Das    unter    der   bindegewebigen 
Membran  in  dünner  Schicht  auf  der  oberen  Fläche  des  Trichters  befindliche 
Hrpophysisgewebe,  das  den  Chiasmafortsatz   der  Hypophysis  darstellt,  fand 
sich  fast  in  allen  Fällen  wohl  erhalten,  häufig  waren  die  obersten  Schichten 
iofiltriert,   und   nur  in  zwei  Fällen  ließen  sich  miliare  Tuberkel  nachweisen. 
Niemals  warde   dagegen   tuberkulöse  Erkrankung   der  Hypophysis  auf  dem 
Blut-  oder  Lymphwege  beobachtet.     Es   erscheint  soweit  unwahrscheinlich, 
daß  sich  in   dem    obigen  Fall  die  Hypophysistuberkulose  an  die  meningitis 
tuberculosa  anschloß.     Vielmehr  spricht  der  ganze  Befund  dafür,  daß   der 
tuberkulöse  Prozeß  in  der  Drüse  unabhängig  von  der  Meningitis  entstanden 
und  sehr  chronisch  yerlaufen  ist. 

Sclerosis  tuberosa  hypertrophica. 

Pemsilli  (133)  gibt  eine  äußerst  ausführliche  Schilderung  eines 
Falles  von  sclerosis  tuberosa  hypertrophica  (istioatipia  corticale  disseminata 
Ton  Pellizzi).  Die  am  meisten  charakteristischen  Merkmale  der  Krankheit 
sind  die  anatomischen  Degenerationserscheinungen,  die  Epilepsie  und  die 
Idiotie.  Hinzufügen  darf  man  wohl  noch  die  schwere  erbliche  neuro- 
psTchopathische  Belastung,  die  fast  niemals  zu  fehlen  scheint.  Im  Falle 
des  Verf.  traten  femer  richtige  Paresen  und  Lähmungen  mit  Kontrakturen 
ein,  was  bei  dieser  Krankheit  ziemlich  selten  vorzukommen  pflegt.  Was 
die  pathologisch-anatomischen  Veränderungen  betrifft,  so  fand  man  makro- 
skopisch bei  normalen  Meningen  Hypertrophie  der  erkrankten  (tuberöse 
SÜerose)  Windungen.  Bezüglich  der  Herde  selbst  unterscheidet  Pellizzi 
zwei  Typen:  1.  große  rundliche  hypertrophische  Stellen  mit  unregelmäßigen 
Konturen  und  einer  deutlichen  Einsenkung  im  Zentrum,  die  Furchen  dritter 
Ordnung  einschließen;  2.  die  soeben  beschriebenen  ähnlichen  Stellen,  die  jedoch 
keine  Furchen  dritter  Ordnung  einschließen  und  keine  Einsenkung  in  der 
Mitte  aufweisen;  sie  entsprechen  nur  mehr  oder  weniger  ausgedehnten 
Windungsabschnitten,  ohne  tief  in  die  Furchen  einzudringen.  Die  sklero- 
tbchen  Stellen  findet  man  nicht  nur  in  der  Rinde,  sondern  auch  außerhalb 
derselben,  so  in  der  darunter  liegenden  weißen  Substanz,  in  den  Seiten- 
ventiikeln,  an  der  Oberfläche  der  Ganglien.  Was  die  mikroskopischen 
Alterationen  betrifft,  so  fand  Verf.  im  wesentlichen  folgendes.  Zunächst 
bemerkt  Verf.,  daß  wir  hier  vor  einem  Prozeß  stehen,  der  deutlich  eine 
Tendenz  zur  Ausbreitung  zeigt,  daß  ferner  die  Unterschiede  zwischen  den 
erkrankten  und  den  gesunden  Partien  zwar  deutlich  sind,  aber  nicht  das 
Wesen  des  Prozesses  betreffen,  schließlich  finden  sich  zwischen,,  den  ver- 
schiedenen, in  verschiedenem  Grade  betroffenen  Teilen  deutliche  Übergänge. 
Verf.  behauptet  nun  mit  großer  ßeserve,  daß  der  Befund,  der  sich  in  den 
gesunden  Partien  der  Kinde  bot,  dem  entspricht,  was  unter  dem  Namen  der 
epileptischen  Gliose  beschrieben  worden  ist.  Anders  liegt  die  Sache  bei 
den  erkrankten  Teilen  oder  richtiger  bei  den  sklerotischen  Flecken  in  den 
Windungen;  hier  kann  kein  Zweifel  an  der  sklerotischen  Xatur  des  Prozesses 


232  Spezielle  pathologische  ADatomie  des  Gehirns, 

und  an  der  pathologischen  Natur  der  dabei  beteiligten  Glia  sein.  yerf.  hat 
jedoch  den  Eindruck  gewonnen,  daß  zwischen  den  Veränderungen  bei  der 
Epilepsie,  bei  den  diffusen  hypertrophischen  Zerebralsklerosen  und  bei  der 
tuberösen  Sklerose  die  histologischen  Ähnlichkeiten  sicher  zahlreich  und 
bedeutsam,  die  Unterschiede  aber  nur  gering  und  unwesentlich  sind.  In 
Bezug  auf  die  Pathogenese  der  Krankheit,  lehnt  sich  Verf.  an  die 
Theorie  you  Pellizzi.  Die  tuberöse  Sklerose  stellt  eine  Anomalie  in  der 
histogenetischen  Entwicklung  der  Hirnrinde  dar,  die  auf  einen  Mangel  in  der 
ersten  Anlage  der  histologischen  Elemente  zurückzuführen  sein  soll.  Es 
fehlen  yöilig  alle  pathologischen  Prozesse  im  engeren  Sinne,  weder  finden 
sich  Entzündungserscheinuugen  noch  Gefäßyeränderungen.  Die  histologischen 
Anomalien  bestehen  häuptsächlich  in  Unregelmäßigkeiten  der  Gestalt  der 
Verteilung  der  nervösen  Elemente  in  der  Hirnrinde  und  stellen  einen 
degenerativen  histologischen  Charakter,  eine  atavistische,  hauptsächlich  tera- 
tologische  physische  Entwicklungsanomalie  dar.  Die  ursprüngliche  Ver- 
änderung hat  ihren  Sitz  nach  Pellizzi  in  den  nervösen  Elementen;  die 
Beteiligung  der  NeurogUa  sei  durchaus  sekundärer  Natur,  so  daß  die 
Sklerose  nur  den  Endausgang  bedeutet.  (Der  Arbeit  sind  vortreffliche 
Abbildungen  beigegeben.) 

Bebizzi  0^5)  bringt  eine  eingehende  Studie  über  die  Pseudosklerose 
und  die  diffuse  oklerose.  Er  hatte  Gelegenheit,  einen  klassischen  Fall  von 
diffuser  Sklerose  klinisch  wie  anatomisch  genau  zu  verfolgen.  Auf  Grund 
eines  vergleichenden  Studiums  kommt  er  zu  dem  Schlüsse,  daß  beide  Er- 
krankungen einer  einzigen  Krankheitsgruppe  angehören.  Die  Pseudosklerose 
sei  als  die  leichtere  Form  der  diffusen  Sklerose  zu  betrachten.  Die  schwerere 
Form  der  Pseudosklerose  und  die  leichtere  Form  der  diffusen  Skerose  gehen 
in  einander  über,  und  so  stellt  sich  ein  kontinuierlicher  Zusammenhang 
zwischen  beiden  Erkrankungen  dar.  Rebizzi  sucht  diesen  Satz  unter  Zu- 
grundelegung klinischer  Symptome  wie  anatomischer  Untersuchungen  zu 
beweisen.  Als  das  wesentlichste  Merkmal  sei  beiden  Erkrankungen  ge- 
meinsam die  diffuse  primäre  Erkrankung  der  nervösen  zelligen  Elemente, 
der  sekundär  eine  Vermehrung  der  Gliaelemente  folge.  Der  Prozeß  sei  ein 
schwerer,  schnell  fortschreitender,  und  auf  diese  Weise  erkläre  es  sich,  daß 
auf  der  einen  Seite  die  ersten  Stadien  der  Zellalteration  nicht  zu  verfolgen 
seien,  auf  der  anderen  Seite  sekundäre  Schrumpfungsprozesse  nicht  zur  Beob- 
achtung kämen.  Bei  dieser  Auffassung  würde  die  Erkrankung  in  der 
Mitte  stehen  zwischen  der  multiplen  Sklerose  und  der  progressiven  Paralyse. 
Klinisch  hätten  die  beiden  in  Betracht  kommenden  Erkrankungen  viel  ge- 
meinsames, verwandtes,  das  gehe  deutlich  daraus  hervor,  daß  eine  Anzahl 
von  Fällen  juveniler  Paralyse  und  Fälle,  die  klinisch  als  Kombinatien  von 
progressiver  Paralyse  mit  multipler  Sklerose  beschrieben  worden  sind  — 
bei  denen  aber  die  anatomische  Nachuntersuchung  fehlt  —  ihrem  ganzen 
Symptomenbild  und  Verlaufe  nach  mit  aller  Wahrscheinlichkeit  der  Pseudo- 
sklerose und  der  diffusen  Sklerose  zugerechnet  werden  müssen.  Achte  man 
in  Zukunft  darauf,  so  werde  man  weit  mehr  einschlägige  Fälle  aufzuzählen 
haben,  als  es  bisher  der  Fall  war.  —  Bei  der  Pathogenese  kämen  aller 
Wahrscheinlichkeit  nach  toxische  Prozesse  in  Betracht,  die  zu  einer  diffusen 
degenerativen  Erkrankung  der  nervösen  Elemente  führen;  die  Erkrankung 
muß  als  eine  metasyphilitische  betrachtet  werden.  Auch  anatomisch  würden 
sich  eine  Anzahl  von  Analogien  zur  progressiven  Paralyse  finden  lassen^ 
wenn  man  den  primären  Prozeß  bei  der  Paralyse  nicht  als  einen  entzündlichen 
auffasse.  —  In  dem  Falle,  von  dem  Eebizza  ausgeht,  fehlten  alle  ent- 
zündlichen Erscheinungen    —   keine  Infiltrationen,   keine  Gefaßalterationen, 


HaekeDinarks  und  der  peripherischen  Nerven.  883 

iAgegen  starke  Qliawuchernngen.  Merkwürdig  war  der  Befund  in  den 
Spinalganglien:  es  wnrde  hier  das  Auftreten  ron  Ganglienzelleninseln  beob- 
achtet —  ein  Stehenbleiben  anf  embryonalen  Vorstufen  nach  Ansicht  des 
Verfassers.  Um  die  Einheitlichkeit  der  Erkrankung  zum  Ausdruck  zu 
bringen,  schlägt  Rebizzi  vor,  die  diflfuse  Sklerose  und  die  Pseudosklerose 
unter  einem  Namen  zusammenzufassen  und  beide  Erkrankungen  unter  dem 
Namen  der  Westphal-Strümpellschen  Krankheit  zu  vereinigen. 

(Merzbcusher.) 

Die  Lichtungsbezirke  im  Zentralnervensystem. 

SchmailS  (158)  bespricht  die  Entwicklung  der  sog.  „Lichtungsbezirke^ 
im  Zentralnervensystem,  welche  eingehend  von  Borst  beschrieben  worden 
sind.  Verfasser  selbst  berichtet  über  einen  entsprechenden  Fall,  dessen 
klinische  Geschichte  sehr  mangelhaft  ausfiel  (57jährige  Frau,  die  seit  meh- 
reren Monaten  über  Schmerzen  in  den  Beinen  und  in  den  Armen  klagte: 
Behinderung  der  Koptbewegungen,  heftige  Schmerzen  bei  jeder  Bewegung, 
einige  Wochen  vor  dem  Tode  schlaffe  Lähmung  zuerst  des  linken  Armes, 
bald  darauf  des  rechten,  schließlich  Parese  der  Beine).  Die  Sektion 
ergab  Lungentuberkulose,  Erweichuug  des  Halsmarkes  (besonders  der  V. — VI. 
Segmente).  Die  mikroskopische  Untersuchung  zeigte  nun  im  Halsmark 
nindliche,  scharf  begrenzte,  wie  ausgeschnitten  aussehende  Flecken  (Lich- 
tungsbezirke). Bei  Karminfärbung  erkannte  man  innerhalb  der  Herde  deut- 
liche Achenzylinder,  bei  Weigert  —  nur  hier  und  da  eine  Markfaser,  an 
Gieson sehen  Präparaten  —  Gliafasem.  Verfasser  meint  nun,  daß,  wenn 
auch  eine  leichte  Knickung  der  Wirbelsäule  vorhanden  war,  so  deutet  doch 
das  Fehlen  jeder  merklichen  Verengung  des  Wirbelkanals,  das  Fehlen  von 
Verdickungen  und  Verwachsungen  der  weichen  Häute  und  von  Veränderungen 
der  meningealen  und  intramedullären  Blutgefäße  darauf  hin,  daß  die  vor- 
liegenden Lichtungsbezirke  nicht  auf  eine  durch  Binderung  des  Lymph- 
abflusses bedingte  Hyperlymphose  lokalen  Charakters  bedingt  werden  dürfte» 
Es  handelt  sich  vielmehr  um  die  Wirkung  eines  an  bestimmten  Stellen  aus 
einem  Kapillargebiet  austretenden,  mit  irgendwelchen  Schädlichkeiten  be- 
ladenen  Transsudaten.  Verfasser  macht  femer  darauf  aufmerksam,  daß  in 
solchen  Fällen  zunächst  die  Myelinscheide  betroffen  wird,  während  die  Achsen- 
KTÜnder  noch  gut  erhalten  bleiben,  daß  dagegen  bei  rein  mechanischer 
Lymphstauung  gerade  die  Achsenzylinder  zuerst  Quellung,  Zerreißung  und 
Segmentierung  aufweisen.  Verfasser  bespricht  noch  die  von  Ferrard  be- 
schriebene Encephalite  chronique  sclerosique  des  vieillards  und  die  Kunst- 
prodokte,  die  aber  mit  den  „Lichtungsbezirken"  nichts  gemeinsames  haben. 


Atrophische  Hirnsklerose. 

BonmÖTille  und  Mangeret  (18)  geben  in  ihrer  Arbeit  eine  aus- 
fuhrliche Krankengeschichte  eines  13jährigen  epileptischen  Mädchens,  bei 
welchem  man  bei  der  Sektion  atrophische  Sklerose  der  linken  Hemi- 
sphäre vorfand.  Die  Konvulsionen  begannen  bei  dem  Kinde  im  6.  Monate. 
Dieselben  beschränkten  sich  auf  die  rechte  Körperseite,  dauerten  8  Stunden 
lang  und  waren  von  einer  rechtsseitigen  Hemiplegie  begleitet.  Die  zweite 
Attacke  im  10.  Monate,  dann  traten  die  Krämpfe  jeden  6.  Monat  bis  zum 
t  Lebensjahre  auf.  Vom  3.  Lebensjahre  und  2  Monaten  Wiederkehr  der 
Krämpfe  in  jedem  Monate  bis  zum  7.  Lebensjahre.  Athetose.  Vom  7. 
Lebensjahre  bis  zum  Eintritt  in  das  Krankenhaus  2 — 3  Krämpfe  jeden  Tag. 


234  Spezielle  pathologische  Anatomie  des  Gehirns, 

Autopsie :  Tuberkulose  der  Lungen  und  der  Nieren.  Verdickung  des  Schädels 
links.  Meningitis  chronica  (links  intensiver  ausgesprochen).  In  der  gesamten 
linken  Hirnhemisphäre  ließ  sich  eine  Atrophie  der  Windungen  konstatieren 
(hauptsächlich  im  lob.  frontalis  und  lob.  occipitalis).  Linke  Pyramide  grau. 
Gekreuzte  Atrophie  des  Kleinhirns. 

Pseudobulbärparalyse. 

Müller  (116)  gibt  einen  Beitrag  zur  pathologischen  Anatomie  der 
Pseudobulbärparalyse,  indem  er  einen  Fall  einer  genauen  Durchmusterung 
unterzog.  In  diesem  Fall  fanden  sich  außer  mehreren  größeren  Erweichungs- 
herden im  Großhirn  noch  sechs  Herde  in  der  Brücke,  die  teils  älteren,  teils 
frischen  Datums  sind.  Im  zerebralen  Abschnitt  der  Oblongata  keine  Herde, 
dagegen  eine  größere  Anzahl  derselben  im  unteren  Oblongatateil  und  im 
Rückenmark.  Es  zeigte  sich  nun,  daß  die  Pyramidenbahnen,  die  oberhalb 
der  Brücke  nur  ganz  geringfügig  degeneriert  waren,  in  der  Brücke  eine 
Zunahme  der  Entartung  zeigten;  und  aus  der  Brücke  kamen  diese  Bahnen 
schwer  geschädigt  heraus.  Die  zentrale  motorische  Bahn  erlitt  somit  ihre 
hauptsächlichste  Schädigung  durch  die  Entwicklungsherde  in  der  Brücke. 
Der  Symptomenkomplex  der  Bulbärparalyse  war  allerdings  durch  die  Groß- 
hirnherde bedingt  (Herde  im  Bereiche  der  Zentren  für  Mund,  Sprache,  Schluck- 
akt), obgleich  es  nicht  unwahrscheinlich  ist,  daß  eine  weitere  Schädigung 
der  bulbären  Funktionen  durch  die  Brückenherde  veranlaßt  worden  ist 
Verfasser  bespricht  noch  die  Seltenheit  der  Bückenmarksherde,  welche  in 
seinem  Fall,  wenigstens  teilweise,  große  Ähnlichkeit  mit  denen  der  mul- 
tiplen Sklerose  zeigten. 

Augen  muskellähm  ung. 

Siemerling  (163)  gibt  folgenden  Beitrag  zur  pathologischen  Anatomie 
der  früh  entstandenen,  isoliert  verlaufenden  Augenmuskellähmung.  Bei  einer 
55jährigen,  an  Morphinismus  leidenden  Frau  wurde  eine  Ophthalmoplegia 
tolalis  externa  dextra  mit  vollkommener  Ptosis  konstatiert.  Beweglichkeits- 
beschränkung des  linken  Auges  im  Gebiete  des  Okulomotorius,  besonders 
nach  oben,  etwas  weniger  nach  innen  und  unten.  Beweglichkeit  nach  außen 
gut.  Ptosis  mittleren  Grades,  welche  sich  bei  forcierter  Anstrengung  etwas 
mindert.  Kein  Nystagmus;  ophthalmoskopisch  normaler  Befund.  Während 
der  3jährigen  Beobachtung  bleibt  die  Aufhebung  der  Bewegungen  recht 
konstant;  links  zuweilen  eine  etwas  ausgiebigere  Bewegung  nach  innen  und 
unten.  Die  Pupillen  sind  infolge  des  dauernden  Gebrauchs  von  Morphium 
verengt.  Dieser  Beweglichkeitsdefekt  datiert  vom  dritten  Lebensjahre. 
In  dieser  Zeit  stellte  sich  das  rechte  Auge  nach  außen,  und  sank  das  rechte 
Lid  etwas  herab.  Wann  sich  die  Beweglichkeitsbeschränkung  links  eingestellt 
hat,  ist  nicht  besonders  beobachtet  (wahrscheinlich  existiert  auch  diese  seit 
der  frühesten  Jugend,  gleichzeitig  mit  der  rechtsseitigen  Lähmung). 

Die  Sektion  und  mikroskopische  Untersuchung  ergibt  als  Erklärung 
für  diese  beiderseitige  Augenmuskellähmung  eine  Vernichtung  resp. 
Schädigung  der  Trochlearis-  und  Okulomotoriuskerne.  Die  dort 
beschriebenen  Veränderungen  sind  aufzufassen  als  der  Ausdruck  einer  ab- 
gelaufenen Hämorrhagie  in  das  Kerngebiet,  wesentlich  auf  dieses 
beschränkt.  Man  fand  die  Reste  einer  Blutung  in  Gestalt  einer  apoplek- 
tischen  Cyste  mit  Überresten  von  Blutpigment.  Der  Trochleariskem  rechts 
ist  ganz  zerstört,  vom  Trochleariskem  links  vielleicht  ein  minimaler  Rest 
erhalten,  wenn  wir  den  beginnenden  Okulomotoriuskem  als  gemeinschaftliche 


Rückenmarks  und  der  peripherischen  Nerven.  235 

Ursprungsstätte  des  Trochlearis  und  des  Anfangsteils  des  Okulomotorius  auf- 
fassen. Nach  früheren  Beobachtungen  ist  als  feststehend  anzunehmen,  daß 
der  proximale  Teil  des  im  hinteren  Längsbündel  gelegenen  Kernes  in  enger 
Beziehung  mit  dem  Okulomotoriuskern  steht.  Die  zentrale  Verbindung 
zwischen  beiden  Trochleariskernen  in  Form  einer  Kreuzung  zeigte  in 
dem  vorliegenden  Falle  eine  Abnahme  ihrer  Fasern.  DerOkulomotorius- 
kern  der  rechten  Seite  ist  fast  völlig  zu  Grunde  gegangen.  Nur  im  proxi- 
malen Teil  findet  sich  ein  ganz  kleiner  Überrest,  welcher  der  Lage  nach 
dem  ventralen  Teil  des  proximalen  großzelligen  Okulomotoriuskernes  ent- 
spricht. 

Es  ist  eine  kleine  Gruppe  aus  wenigen  Ganglienzellen  mit  gut  entwickeltem 
Fasemetz.  Vom  linken  Okulomotoriuskern  sehen  wir  erhalten  das  distale 
und  proximale  Ende,  aber  auch  nicht  in  der  Ausbildung,  wie  unter  normalen 
Verhältnissen;  im  distalen  Ende  nimmt  der  Kern  eine  weit  kleinere  Aus- 
dehnung an,  ist  wie  zusammengedrängt  in  zwei  Gruppen.  Vom  Zentralkern 
ist  in  der  Mitte  der  Gesamtlänge  des  Okulomotoriuskernes  nur  ein  minimales 
Stück  nachzuweisen.  Der  eigentliche  großzellige  Hauptkem  ist  in  seiner 
mittleren  Partie  gleichfalls  bis  auf  einen  ganz  geringen  Rest  des  dorsalen 
Abschnittes  zerstört.  Erst  proximal  ist  wieder  ein  größeres  Stück  des 
Haaptkernes  sichtbar. 

Die  austretenden  Okulomotoriuswurzeln  zeigen  rechts  eine  hoch- 
gradige Degeneration,  links  sind  sie  etwas  besser  erhalten. 

Die  von  Okulomotorius  und  Trochlearis  versorgten  Muskeln  lassen  die 
für  Kemerkrankung  charakteristischen  degenerativen  Vorgänge  deutlich 
erkennen. 

Das  hintere  Längsbündel,  welches  im  proximalen  Teil  des  Kernes 
in  wenigen  Bündeln  hervortritt,  zeigt  beiderseits  in  seiner  ganzen  Ausdehnung 
einen  hochgradigen  Ausfall  an  Fasern,  besonders  auf  der  rechten  Seite. 
Dieser  Fasernausfall  ist  im  distalen  Ende  in  der  Höhe  des  Abduzenskern 
nicht  mehr  so  erheblich,  aber  auch  noch  hier  ist  es  kleiner. 

Seiner  ganzen  Verlaufsweise  nach  stellt  sich  der  Fall  dar  als  eine 
in  frühester  Jugend  entstandene  Ophthalmoplegia  externa  ohne 
anderweitige  Begleiterscheinungen  des  Nervensystems. 

Veränderungen  im  Gehirn  bei  Intoxikationen. 

Erb  jun.  (53)  stellte  Untersuchungen  über  die  Hirnveränderungen 
bei  Adrenalininjektionen  an  und  fand  dabei  folgendes  (bei  Kaninchen). 
Sowohl  vom  Verf.,  wie  auch  von  einer  Reihe  anderer  Forscher  wurde  bereits 
festgestellt,  daß  es  nach  Adrenalininjektionen  zu  einer  Erkrankung  der 
Gefäßwände  (speziell  in  der  Aorta)  kommt.  Verf.  fand  nämlich,  daß  dabei 
eine  zur  völligen  Nekrose  führende  Degeneration  der  Muskelzellen  der 
Gefäßwand  zu  stände  kommt,  die  von  ausgedehnter  Verkalkung  und  Aneu- 
rysmenbildung  gefolgt  ist.  Bei  einem  der  Versuchstiere,  das  innerhalb  von 
2  Monaten  60  Adrenalininjektionen  erhalten  hatte,  fanden  sich  2  große 
apoplektische  Narben  und  zahlreiche  kleine  hämorrhagische  Herde  im  Gehirn. 
Verf.  beschreibt  eingehend  die  Veränderungen  der  Hirnsubstanz  und  zieht 
dann  folgendes  Fazit:  Die  gefundenen  Alterationen  des  Gehirns  seien  sämtlich 
als  direkte  oder  indirekte  Folgeerscheinungen  der  multiplen  Blutungen  an- 
zusehen. An  dem  größten  Herd  in  der  Rinde  seien  einige  Besonderheiten 
zu  konstatieren.  Es  wäre  hier  nämlich  auf  die  ausgedehnte  Nekrose  der 
Gitterzellen,  auf  den  großen  abgekapselten  Kalkherd  und  die  eigenartige 
fibröshjaline  Umwandlung  des  Gewebes  liinzuweisen.     Auch  die  starke  An- 


236  Spezielle  pathologische  Anatomie  des  Gehirn^, 

Sammlung  von  Plasmazellen  ohne  sonstige  entzündliche  Erscheinungen  ist- 
ungewöhnlich.  Dazu  kommt  noch  das  Auftreten  von  massenhaften  Glia- 
zellen  mit  stark  basophilem  Protoplasma,  besonders  in  der  Umgebung  de» 
großen  Thalamusherdes.  Es  sei  möglich,  daß  die  Eigentümlichkeiten  dieser 
Befunde  durch  die  Wirkung  der  dauernden  Vergiftung  mit  Adrenalin  herror* 
gerufen  werden.  Die  Ursache  der  Blutungen  bliebe  noch  dunkel.  Die 
spärlichen  Befunde  an  den  Gefäßen  rechtfertigen  nur  den  Verdacht  einet 
Arterienerkrankung,  der  strikte  Nachweis  einer  primären  Gefäßläsion  konnte 
jedoch  nicht  erbracht  werden. 

Hirnveränderungen  bei  Erhängten. 

Lochte  (99)  beschreibt  die  Obduktionsbefunde  bei  Erhängten,  wobei 
er  hauptsächlich  über  die  Strangfurchen  und  die  Veränderungen  in  den 
Lungen  berichtet.  Was  das  Nervensystem  betriflft,  so  findet  man  in  der 
Arbeit  eine  Vermerknng,  daß  es  auch  im  Gehirn  (wie  in  den  Lungen,  der 
Schleimhaut  des  Magendarmkanals)  während  des  Erhängens  zu  größeren 
Blutungen  kommen  kann.  Die  Bedingungen  dazu  seien  in  Blutstauung  und 
krankhafter  Veränderung  der  Gefäßwände  gegeben. 


IL  Pathologische  Anatomie  des  ROckenfflarks. 

De-  und  Begeneration  des  Bückenmarks. 

Fickler  (58)  stellte  experimentelle  Untersuchungen  an,  einmal  um 
einen  Beitrag  zur  Klärung  des  Zustandekommens  der  mannigfachen  Ver- 
änderungen zu  liefern,  welche  sich  im  Rückenmark  infolge  von  Tranmen  der 
Wirbelsäule  mit  oder  ohne  Verletzung  derselben  finden,  sodann  um  die 
Regenerationsfähigkeit  des  Rückenmarks  zu  studieren.  Zum  Studium  der 
traumatischen  Rückenmarkserkrankungen  ohne  Verletzung  der  Wirbelsäule 
hat  Verfasser  ein  einmaliges  heftiges  Trauma  (mit  Hammer)  einwirken  lassen, 
zum  Studium  der  Rückenmarkserkrankung  mit  Verletzung  der  Wirbelsäule 
wurde  der  Wirbelkanal  geöffnet  und  mit  Sonden  einmalige  Stöße  auf  das 
fieigelegte  Rückenmark  ausgeübt.  Verfasser  gibt  nun  folgende  Einteilung 
der  verschiedenen  Rückenmarkserkrankungen  nach  Trauma: 

I.  Traumatische  Rückenmarkserkrankungen  ohne  wesentliche  Verände- 
rung der  äußeren  Form  (Kontusion  des  Rückenmarks);  A.  ohne  gleichzeitige 
Verletzung  der  Wirbelsäule  (indirekte  Kontusion  des  Rückenmarks),  B.  mit 
Verletzung  der  Wirbelsäule  (direkte  Kontusion  des  Rückenmarks). 

II.  Traumatische  Rückenmarkserkrankungen  mit  Veränderung  der 
äußeren  Form  (partielle  und  totale  Querläsion  des  Rückenmarks). 

m.  Posttraumatische  Rückenmarkserkrankungen. 

Was  zunächst  die  Gruppe  lA  anbetrifft,  so  kam  Verf.  zu  folgenden 
Schlüssen:  1.  Das  Vorkommen  einer  vorübergehenden  Lähmung  des  Rücken- 
marks durch  Trauma  ohne  Wirbelsäuleverletzung  und  ohne  gröbere  Verände- 
rungen im  Rückenmark  ist  nicht  zu  bezweifeln,  wenn  auch  der  durch  Muskeln, 
Wirbelsäule,  Venen  und  Fettgewebe  außerhalb  der  Dura  gewährte  Schutz 
ein  bedeutender  ist.  2.  Das  gleiche  Krankheitsbild  kann  in  ganz  analoger 
Weise  wie  beim  Menschen  auch  bei  Tieren  erzeugt  werden.  3.  Die  durch  das 
Trauma  verursachte  Bewegung  des  Rückenmarks  ist  eine  Schleuderbewegung, 
welche  von  der  Gewalteinwirkungsstelle  aus  in  der  Richtung  des  Traumas 
erfolgt.  4.  Die  Marklähmung  hat  ihre  Ursache  nicht  in  einer  Erschütterung 
des  Rückenmarks,  sondern  sie  ist  die  leichteste  Form  der  Quetschung  des 


Eäckenmarks  und  der  peripherischen  Nerven.  237 

Bückenmarks ;  die  sofortige  totale  Funktionslähmung  und  der  rasche  Bück* 
gaog  derselben  sind  durch  Schwankungen  des  Axoplasmas  zu  erklären,  nicht 
dorcii  eine  molekulare  Alteration.  5.  Die  Läsion  des  Rückenmarks  ist  eine 
zirkumskripte;  sie  ist  am  stärksten  an  der  Stelle  des  Kontrecoups,  etwas 
weniger  stark  an  der  Einwirkungsstelle  des  Traumas.  Fällt  die  Stelle  des 
EoQtrecoups  mit  dem  Foramen  magnum  zusammen,  so  bleibt  daselbst  eine 
LasioB  des  Rückenmarks  aus.  6.  Abgesehen  von  Coup  uod  Kontrecoup 
bedingen  in  den  übrigen  Teilen  des  Rückenmarks  die  irerscbiedene  Konsi- 
stenz der  Gewebselemente  und  ihr  yerschiedenes  Beharrungsvermögen  die 
Terschiedene  Schwere  der  Quetschung.  £ine  zweite  Unterabteilung  der  oben- 
genannten Gruppe  lA  bildet  die  Kontusion  des  Rückenmarks  ohne  Ver- 
letzung der  "Wirbelsäule,  welche  herdförmige  Nekrose  des  Nerven-  und  Glia- 
gevebes  (Erweichungsherde)  und  Zerreißung  der  Gefäße  zur  Folge  hat.  Das 
Studium  der  Wirkung  des  Traumas  hat  gezeigt,  daß  das  Nervengewebe  am 
wenigsten  widerstandsfähig  erscheint,  dagegen  die  Blutgefäße  am  resistentesten 
sind.  Lvmphergüsse  scheinen  nur  bei  Eröffnung  des  Zentralkanals  eine 
wesentliche  destruierende  Rolle  zu  spielen.  Zentrale  Blutergüsse  kommen 
nie  ohne  Schädigung  des  Nervengewebes  und  nur  dann  zustande,  w^enn  die 
Zeotralveneu  in  der  Bichtungslinie  des  Traumas  liegen.  Thrombenbildungen 
sind  meist  unerheblich  für  die  Genese  der  traumatischen  Rückenmarks- 
Teränderungen.  Die  Gefäßveränderungen  scheinen  zur  spinalen  Spätapoplexie 
führen  zu  können. 

IL.  Partielle  und  totale  Querläsionen  des  Rückenmarks  mit  Blutungen 
und  Erweichungsherden  bilden  den  häufigsten  Befund  der  zur  Sektion 
kommenden  Fälle  von  traumatischer  Rückenmarkserkrankung.  Hierbei  be- 
spricht Verfasser  das  Zustandekommen  der  sogen.  Röhreublutungen  und 
meint^  daß  die  Blutung  gleichzeitig  aus  mehreren  Gefäßen  verschiedener 
Höhen  erfolgt. 

HL  Zu  den  posttraumatischen  Rückenmarkserkrankungen  bemerkt  Ver- 
fasser, daß  die  Gewebe,  die  durch  ein  Traunm  zu  regressiven  oder  pro- 
gressiven Veränderungen  angeregt  werden,  das  Gliagewebe  und  die  Blut- 
gefäße wären.  Es  kann  hierbei  zur  Tumorbildung  der  Glia,  andererseits  zu 
Ernährungsstörungen  durch  Verdickung  und  Obliteration  der  Gefäße  kommen. 

Im  zweiten  Teil  der  Ai-beit  bespricht  Verfasser  die  Regeneratious- 
fähigkeit  des  Rückenmarks  nach  Trauma.  Verfasser  macht  auf  die  den 
peripherischen  Nervenfasern  analeren  Gebilde  auftnerksam,  die  von  ver- 
schiedenen Autoren  im  Rückenmark  des  Menschen  gefunden  worden  sind. 
Dazu  gehören  die  Neurome,  femer  Nervenfasern  vom  peripherischen  Bau, 
die  man  in  alten  Fällen  von  traumatischen  Rückenmarkserkrankungen  inner- 
halb des  Rückenmarks  an  der  verletzten  Stelle  vorfand  (Nicolaier, 
Stroebe,  Eichhorst -Naunyn  u.  a.).  Verfasser  hält  diese  Fasern  (die 
im  perivaskulären  Lymphraum  der  Rückenmarksgefäße  verlaufen)  für  Regene- 
rationsfasern. (Auch  die  bei  Syringomyelie  öfter  gefundeneu  Neurome  • 
rechnet  Verfasser  ebenfalls  zu  Regenerationserscheinungen.)  Die  Versuche 
an  Tieren  zeigten,  daß  bei  Durchschneidung  der  weißen  Substanz  zwischen 
Vorderhorn  und  vorderer  Peripherie  aus  den  Vorderhörnern  ober-  und  unter- 
halb der  Läsionsstelle  Nervenfasern  hervorsprossen  und  mit  den  Vorder- 
wurzelgefäßen in  die  Pia  gelangen  können.  Resume:  Regenerationserschei- 
DHngen  treten  im  Rückenmark  nur  an  den  Nervenfasern  auf;  eine  Neu- 
bildung von  Ganglienzellen  ist  bis  jetzt  noch  nicht  beobachtet  worden.  Die 
«nte  Bedingung  für  das  Entstehen  der  Regeneration  ist,  daß  die  Ganglien- 
zeüe  der  durch  Druck,  Zerreißung,  Odem  u.  a.  geschädigten  Nervenfaser 
intakt  geblieben  iat.    Die  Sprossung  der  jungen  Faser  scheint  aus  der  alten 


238  Spezielle  pathologische  Anatomie  des  Gehirns, 

Nervenfaser  zu  erfolgen  (Stroebe),  jedoch  nicht  an  der  Stelle  der  Unter- 
brechung, sondern  in  der  Nähe  der  Ganglienzelle.  Zu  einem  ausgedehnteren 
Längenwachstum  bedürfen  die  Nervenfasern  stets  einer  Leitbahn,  wozu  ihnen 
die  Blutgefäße  bezw.  deren  perivaskuläre  Lymphräume  dienen.  Während 
ihres  Verlaufes  an  den  Gefäßen  zeigen  sie  auch  im  Rückenmark  den  Bau 
peripherischer  Nervenfasern,  nehmen  dagegen  den  Bau  zentraler  an,  wenn 
sie  in  das  nervöse  Gewebe  übertreten.  Die  Orte,  von  denen  Fasemeubil- 
dungen  ausgehen,  sind  die  graue  Substanz  des  Rückenmarks  und  die  Spinal- 
ganglien nächst  der  Herderkrankung.  Ein  solcher  Faserersatz  erstreckt  sich 
somit  auf  die  sensiblen  Fasern  aus  den  nächsten  Spinalganglien  unterhalb 
der  Herderkrankung  und  auf  Faserbahnen,  welche  verschiedene  Rücken- 
markshöhen untereinander  verbinden.  Das  funktionelle  Resultat,  was  durch 
die  Regeneration  im  günstigsten  Fall  erreicht  werden  kann,  ist  kein  sehr 
bedeutendes.  Hauptsächlich  sind  es  Assoziationsvorgänge  im  Rückenmark, 
die  hergestellt  werden  können.  Dazu  kann  es  noch  zur  Wiederherstellung 
der  Sensibilität  und  der  Koordination  in  den  Körpergegenden  kommen,  die 
von  den  nächsten  Spinalganglien  unterhalb  der  Herderkrankung  versorgt 
werden.  Die  Ausdehnung  der  Regeneration  hängt  auch  von  der  Art  des 
Krankheitsprozesses  selbst  ab.  Die  besten  Chancen  für  die  Restitution  gibt 
die  traumatische  Erkrankung  besonders,  wenn  nur  eine  Kontusion,  dagegen 
keine  partielle  oder  totale  Querläsion  stattgefunden  hat. 

Verschiedene  Formen  der  Hinterstrangsentartung. 

WiUiamson  (203)  bespricht  in  seiner  Arbeit  die  verschiedenen 
Formen  der  Degeneration  der  Hinterstränge.  Er  unterscheidet  hauptsächlich 
zwei  Kategorien:  L  Veränderungen  der  Hinterstränge,  welche  direkt  an  der 
Durchtrittstelle  der  hinteren  Wurzel  durch  die  pia  mater  einsetzen,  2.  Ver- 
änderungen, welche  an  diesem  Orte  nicht  beginnen.  Was  die  erste  Kate- 
gorie betrifft,  so  bemerkt  Verfasser  vor  allem,  daß  die  Hinterwurzelfasem 
an  der  genannten  Durchtrittstelle  nicht  nur  ihre  Schwannsche  Scheide, 
sondern  auch  auf  einer  kurzen  Strecke  ihre  Myelinscheide  verlieren,  so  daß 
der  Achsenzylinder  hier  nackt  bleibt.  Nachdem  aber  die  Wurzelfaser  die 
pia  mater  passierte,  erhält  sie  wiedenim  ihre  Myelinscheide.  An  dieser 
Durchtrittstelle  setzen  nun  häufig  die  Alterationen  der  Hinterstränge  an. 
Solche  Veränderungen  findet  man  bei  Tabes,  ferner  fand  Verfasser  dieselben 
in  einigen  Fällen  von  Diabetes  mellitus,  bei  Hirntumoren,  bei  Rückeumarks- 
tumoren.  Man  fand  sie  ferner  in  einigen  Fällen  von  Paralyse,  bei  Ergo- 
tismus, bei  Carcinomatose  anderer  Organe,  bei  Polyneuritis  u.  a.  Zu  der 
anderen  Gruppe  von  Hinterstrangserkrankungen  gehören  die  Fälle,  in  welchen 
die  Erkrankung  nicht  an  der  Durchgangsstelle  durch  die  pia  mater  beginnt 
Die  Hinterwurzelzone  zeigt  somit  gar  keine  oder  nur  geringe  Veränderungen. 
Man  kann  hier  einige  Varietäten  unterscheiden,  nämlich:  Veränderungen  in 
den  Hinter-  (und  Seiteusträngen)  bei  Anämie  hängen  oft  mit  Gefäßalteration 
zusammen,  bei  Pellagra  verdanken  die  entsprechenden  Veränderungen  der 
Degeneration  der  endogenen  Fasern  ihre  Entstehung,  bei  Syringomyelie  der 
Gliose,  bei  seniler  Paraplegie  den  Gefäß  Veränderungen  usw. 

Lie  (96)  entwirft  ein  Bild  der  Lepra  in  den  peripheren  Nerven  und 
im  Rückenmark  auf  Grund  seiner  eingehenden  pathologisch -anatomischen 
und  bakteriologischen  Untersuchungen  an  14  Leprakranken.  L.  fand,  daß 
die  Leprabazillen  in  den  peripheren  Teilen  der  Nerven  auftreten  und  die 
zentral  gelegenen  Teile  frei  lassen.  Sie  greifen  zuerst  die  Endäste  in  der 
Haut  an.    Die  Hauptform  der  peripherischen  Erkrankung  bildete  die  auf- 


Rückenmarks  and  der  peripherischen  Nerven.  239 

Steigende  Neuritis,    während   die    absteigende    Neuritis    eine    seltene   Aus- 
oahme  bildete. 

Die  an  den  Nerven  durch  die  Leprabazillen  verursachten  Verände- 
rnngen  sind  entweder  parenchymatös-degenerativer  Natur  mit  Veränderungen 
am  Achsenzylinder  und  an  der  Myelin-  und  Schwannschen  Scheide,  oder 
es  kommt  zu  interstitiellen  Alterationen  mit  Kernvermehrung  und  Ver- 
dickangen  des  Perineuriums.  Die  dritte  Form  der  peripherischen  Nerven- 
störungen scheint  von  den  Nervenfasern  selbst,  von  ihrem  Bindegewebe,  den 
Schwannschen  Scheiden  auszugehen  und  weist  zahlreiche,  gerade,  parallele 
Bindegewebsfasern  auf.  An  den  Spinalganglien  fand  L.  meist  exzentrische 
Lage  des  Kerns  oder  Fehlen  desselben,  femer  Yakuolenbildungen  und 
weehselndes  Verhalten  des  Chromatins.  Auffallend  war  die  starke  Pigment- 
ablagerung in  den  Kernen.  In  den  Zellen  der  Spinalganglien  wurden  immer 
LeprabaziUen  gefunden,  wenn  sie  in  den  peripherischen  Nerven  nachweisbar 
gewesen  waren.  Im  JKückenmark  waren  die  Veränderungen  in  der  grauen 
Substanz  nur  gering  und  unsicherer  Natur,  dagegen  konnte  L.  mit  Sicher- 
heit ausgedehnte  Degenerationen  in  den  Hintersträngen  nachweisen,  so  daß 
er  es  als  festgestellt  hält,  daß  bei  Lyssa  in  einem  bestimmten  Grade  der 
Entwicklung  stets  Degeneration  der  Hinterstränge  auftritt.  Die  Degene- 
ration der  Hinterstränge  stehe  im  Zusammenhange  mit  der  Degeneration  an 
den  peripheren  Nervenfasern.  (Bendix,) 

Primäre  Pyramiden-Degeneration. 

Spiller  (174)  untersuchte  11  Fälle  von  primärer  Degeneration  der 
Pyramidenbahnen  und  stellte  in  derselben  mikroskopische  Untersuchungen 
auf.  In  sechs  Fällen  waren  außerdem  die  motorischen  Vorderhomzellen 
afBziert,  so  daß  man  diese  Fälle  als  amyotrophische  Lateralsklerose  auffassen 
durfte.  Zwei  weitere  Fälle  können  als  reine  Fälle  von  primärer  Entartung 
der  Pyramidenbahnen  betrachtet  werden  (Freibleiben  der  Vorderhomzellen, 
keine  Mnskelatrophieen).  Was  die  Ausdehnung  des  pathologischen  Prozesses 
in  proximaler  Richtung  betrifft,  so  ließ  sich  die  Degeneration  nur  in  einem 
Falle  bis  zur  motorischen  Binde  verfolgen;  in  2  bis  zur  Capsula  interna; 
in  2  bis  zum  pedunculus  cerebri,  in  3  bis  zum  Pons.  Da  Verf.  diese 
11  Fälle  im  Verlaufe  von  6  Jahren  zu  Gesicht  bekam,  so  zieht  er  daraus 
den  Schluß,  daß  diese  Krankheit  und  speziell  die  amyotrophische  Lateral- 
sklerose (6  Fälle)  keine  so  seltene  Krankheit  darstellt,  wie  man  es  anzu- 
nehmen gewohnt  ist.  Verf.  bespricht  dann  eingehend  die  einzelnen  Fälle 
nnd  die  Ergebnisse  der  bisher  veröffentlichten  Fälle  anderer  Forscher. 

Tabes. 

Nageotta  (117)  berichtet  über  einen  Fall  von  amyotrophischer  Tabes, 
in  welchem  er  vermittelst  der  Bamon  y  Cajalschen  Methode  eine  Re- 
generation der  myelinhaltigen  vorderen  Wuzeln  und  der  myelinlosen  hinteren 
Wurzeln  nachweisen  konnte.  Auf  Grund  des  Vergleichs  der  mikroskopischen 
Bilder  der  nach  der  Weigertsc hen  und  der  Cajalschen  Methoden  gefärbten 
Rttckenmarksqaerschnitte  (inklusive  vordere  und  hintere  Wurzeln)  kommt 
Verf.  zum  Schluß,  daß  es  sich  in  den  erhaltenen  Achsenzylindern  dieser 
Wurzel  nicht  um  erhalten  gebliebene  atrophische  Axone,  sondern  um  re- 
generierte Achsenzylinder  handelt.  Warum  aber  diese  nach  Verfassers 
Meinung  regenerierten  Achsenzylinder  sich  in  den  vorderen  Wurzeln  mit 
Myelin  bedeckten,  während  dieselben  in  den  hinteren  Wurzeln  myelinloa 
geblieben  sind,  blieb  unerklärt. 


^40  Spezielle  pathologische  Anatomie  des  Gehirns, 

HöhlenbilduDg  und  Mißbildungen. 

Bittorf  (16)  gibt  folgenden  Beitrag  zur  Lehre  von  der  Entstehung 
der  Rüokenmarkshöhlen.  Ein  12 jähriger  Knabe  erkrankte  8  Wochen  vor 
seinem  Tode  an  diabetes  mellitus.  Keine  Zeichen  einer  Rückenmarkskrank- 
heit.  Man  fand  nur  im  Rückenmark  vom  unteren  Halsmark  bis  zum  oberen 
Lumbaimark  eine  wechselnd  hochgradige  Erweiterung  des  ZenfaralkaoaU. 
Die  mikroskopische  Untersuchung  zeigte,  daß  die  Hydromyelie  größtenteils 
mit  Epithel  bekleidet  war,  wobei  der  dieselbe  umgebende  Gliamantel  dünn 
gewesen  war.  Es  handelte  sich  also  um  eine  typisch  angeborene  Hydro- 
myelie, die  am  Leben  symptomlos  verlief.  Der  Fall  erhält  ferner  Interesse 
durch  eine  Höhle,  die  sich  im  obersten  Brustmark  fand,  und  die  nirgends 
mit  dem  Zentralkanal  in  oflFener  Verbindung  stand.  Aus  der  ausfuhrlichen 
Schilderung  geht  hervor,  daß  es  sich  um  eine  angeborene  Höhle  handelt, 
(das  Verhalten  des  Zentralkanals;  der  angeboren  abnorme  Bau  des  Rückenmarks 
speziell  in  dieser  Höhe;  die  Lage,  Form  und  WandbeschafFenheit  der  Höhle; 
-der  gleichzeitige  angeborene  Hydromyelus;  der  Mangel  einer  anderen  Ätiologie 
—  Fehlen  von  Gliose  oder  Gefäßveränderungen,  Fehlen  von  Stauungen  usw.). 

Sterling  (179)  hatte  Gelegenheit,  das  Rückenmark  eines  Kranken, 
der  an  Morv  an  scher  Krankheit  verstorben  war,  mikroskopisch  zu  untersuchen. 

Er  konnte  das  Vorhandensein  von  zwei  ganz  selbständigen  Kategorien 
von  Spalten  im  Rückenmark  nachweisen.  Namentlich  eine  im  Halsteile  des 
Rückenmarkes  befindliche,  mit  EpendymzeUen  ausgekleidete  Höhle  erinnerte 
an  die  typischen  syringomyelitischen  Höhlen. 

Ganz  anders  stellten  sich  in  histopathologischer  Hinsicht  die  Höhlen  dar, 
welche  sich  in  anderen  Rückenmarksteilen  (dorsaler  und  lumbaler  Abschnitt) 
darboten.  Auf  keinem  einzigen  entsprechenden  Schnitte  konnte  man  einen 
Zusammenhang  mit  dem  zentralen  Kanäle  weder  in  topographischer,  noch 
in  histologischer  Hinsicht  feststellen.  Die  Höhlen,  respektive  Spalten,  hatten 
sich  in  der  Mitte  von  verdickten  bindegewebigen  Scheidewänden  gebildet, 
welche  von  der  Peripherie  stammten  und  durch  ihre  Struktur  an  die  Pia 
mater  erinnerten.  Die  Wände  der  Höhlen  bestanden  aus  Bindegewebsfasern 
und  waren  nie  mit  EpendymzeUen  ausgekleidet.  Selbst  in  den  Fällen,  wo 
die  Verzweigungen  dieser  Höhlen  neben  dem  zentralen  Kanäle  verliefen, 
konnte  nie  irgendwelcher  Zusammenhang  zwischen  der  Höhle  und  dem 
Kanäle  festgestellt  werden.  Diese  Höhlenbildungen  konnten  mit  dem  zentralen 
Kanal  und  den  EpendymzeUen  oder  mit  dem  embryonal  mit  dem  Kanäle 
verbundenen  Septum  longitudinale  posterius  nichts  zu  tun  haben.  St.  ver- 
mutet, daß  aus  uns  unbekannten  Ursachen  eine  Retraktion  einzelner  Schichten 
der  verdickten  bindegewebigen  Scheidewände  zustande  kam  und  von  der 
Intensität  dieser  Retraktion  die  Bildung  kleinster  Spalten  oder  großer  Höhlen 
und  Spalten  abhängig  war.  (Bendia,) 

Braoe,  M'Donald  und  Pirie  (22)  beschreiben  eine  Doppelbildung 
des  Lumbosakralmarkes,  welche  bei  einer  31jährigen  Frau,  ohne  irgend 
welche  Erscheinungen  intra  vitam  zu  machen,  zufällig  entdeckt  wurde.  Die 
Patientin  war  im  Coma  diabeticum  zu  Grunde  gegangen  und  hat  weder  sen- 
sorische noch  motorische  Störungen  an  den  unteren  Extremitäten  gezeigt 
Das  Lumbosakralmark  bestand  aus  zwei  Teilen,  die  vou  einer  einzigen  Dura 
umgeben  waren,  welche  aber  an  der  Stelle  fehlte,  wo  beide  Hälften  völlig 
getrennt  waren.  Die  Zweiteilung  des  Rückenmarks  ist  etwa  zwei  Zoll  lang. 
Makroskopisch  erschien  die  rechte  Hälfte  auf  dem  Querschnitt  von  nonualer 
Beschaffenheit,  dagegen  war  in  der  linken  die  graue  Substanz  unregelmäßig 
geformt.    Der  Wirbelkanal  war  von  normaler  BeschaSeüoheit. 


Böckenmarks  und  der  peripherischen  Nerven.  241 

Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  war  auf  einem  Schnitte  im 
unteren  Teile  des  elften  Dorsalsegementes  eine  Abplattung  des  Rückenmarks 
zn  erkennen.  Etwas  tiefer  zeigte  sich  der  Zentralkanal  unregelmäßig  er- 
weitert, endete  aber  an  der  Stelle  blind,  wo  sich  das  Rückenmark  teilte. 
Beide  Teile  waren  durch  eine  Bindegewebsmasse  getrennt.  In  den  oberen 
Schnitten  machte  es  den  Eindruck,  als  sei  das  Rückenmark  nur  in  zwei 
symmetrische  Hälften  mit  je  einem  Vorder-  und  Hinterhorne  geteilt.  Doch 
war  rechts  im  dritten  Lumbaisegment  deutlich  die  Bildung  beider  Vorder- 
and  Hinterhömer  zu  erkennen,  während  links  nur  das  Vorder-  und  Hinter- 
honi  an  Starke  zunahmen.  In  der  Gegend  des  fünften  Lumbaisegmentes 
schienen  beide  Teile  fast  normalen  Rückenmarksquerschnitten  zu  entsprechen. 
Im  ersten  und  zweiten  Sakralsegment  kann  man  die  Wiederverschmelzung 
beider  Teile  wahrnehmen. 

Ans  den  guten  Abbildungen,  welche  der  Arbeit  beigefügt  sind,  geht 
herror,  daß  es  sich  um  kein  Kunstprodukt,  sondern  um  wirkliche  lokale 
Verdoppelung  des  Lumbosakralmarkes  gehandelt  hat,  welche  nicht  auf  einer 
neuen  Eeimanlage  zu  beruhen  scheint,  sondern  in  einem  frühen  Entwick- 
hingsstadium  durch  einen  auf  das  Rückenmark  einwirkenden  Reiz  zustande 
gekommen  ist.  (Bendir,) 

Rückenmarkstumoren. 

Bames  (10)  beschreibt  zwei  Fälle  von  diffuser  sarkomatöser  Infil- 
tration der  Pia  mater  des  Rückenmarks.  Im  ersten  Fall  handelte  es  sich 
bei  einem  13  jährigen  Knaben  um  einen  primären  Tumor  im  linken  Frontal- 
iappen.  Die  Spitze  des  Tumors  lag  in  der  Nähe  des  Foramen  Monroi. 
Der  Tumor  entsprang  ans  dem  Ependym  des  Vorderhorns  des  Seiten- 
Tentrikels.  Man  fand  ferner  Tumormassen  im  III.  Ventrikel,  Aquaed. 
Sylvii,  im  JTV.  Ventrikel,  femer  in  den  weichen  Häuten  der  Himbasis  und 
des  Rückenmarks.  In  diesen  letzteren  waren  auch  die  Interyertebralganglien 
infiltriert.  Im  zweiten  Fall  handelte  es  sich  um  einen  retroperitonealen 
Tumor  bei  einem  50jährigen  Manne,  bei  welchem  man  bei  der  Sektion 
Tomormassen  im  Gehirn  fand,  und  von  da  aus  (auf  dem  Wege  der  Cerebro- 
spinalflüssigkeit)  kam  es  zu  einer  sarkomatösen  Infiltration  der  Interverte- 
bralganglien  der  Cauda  equiua  und  einiger  Dorsalwurzeln.  Das  Rücken- 
mark selbst  und  die  Häute  erschienen  normal.  Verf.  bespricht  dann  die 
Fälle  aus  der  Literatur  und  meint,  daß  bei  Infiltration  der  Rückenmarks- 
hänte  meistenteils,  wenn  nicht  immer  der  primäre  Tumor  höher  im  Zentral- 
nervensystem (Gehirn)  zu  liegen  pflegt.  Die  Fortpflanzung  der  sarkomatösen 
Tomormassen  kann  durch  Vermittlung  der  Cerebrospinalflüssigkeit  auf  dem 
Vege  des  Ventrikularsystems  und  der  subarachnoidealen  Räume  des  Gehirns 
und  Rückenmarks  geschehen. 

V.  SexiSZ  (146)  beschreibt  einen  interessanten  Fall  von  Rückenmarks- 
toberkulose,  der  sich  durch  die  außergewöhnliche  Ausdehnung  der  Zer- 
störung und  die  dadurch  verursachten  Symptome  auszeichnete.  Es  handelte 
sich  um  ein  Tuberkel  des  Lendenmarkes,  welcher  vom  untersten  Teile  der 
Lendenanschwellung  ausgegangen,  in  allmählichem  Fortschreiten  die  ganze 
llarksnbstanz  bis  zum  XII.  Dorsalsegment  total  zerstörte  und  so  das  Bild 
einer  aszendierenden  Myelitis  vortäuschte  und  die  Symptome  eines  zu- 
gleich bestehenden  Gehirntuberkels  verdeckte.  Es  handelte  sich  um  einen 
6  jährigen  Knaben,  der  zuerst  in  der  linken  unteren  Extremität  Schmerzen 
bekam,  worauf  sich  Parese  und  Atrophie  erst  des  linken,  dann  beider  Beine 
entwickelte.  Bald  trat  völlige  Lähmung  der  Beine  ein  und  Unfähigkeit  der 
Hände,  Gegenstände   festzuhalten.     Auch   die  Sprache   und   das  Schlucken 

J>ltre8b«richt  f.  Neurologie  und  Psychiatrie  1906.  16 


242  Spezielle  pathologische  Anatomie  des  Gehirns, 

waxen  erschwert.  Urin  und  Stuhl  läßt  der  Beranke  unter  sich.  Kein  Er- 
brechen. Außer  schlaffer  Lähmung  und  Atrophie  der  Beine  besteht  Parese 
des  rechten  Facialis,  Schwäche  der  Arme,  Anästhesie  der  unteren  Extremi- 
täten bis  zum  Nabel  und  hinten  bis  zum  VUI.  Brustwirbel.  Erhöhte 
Sehnenreflexe  der  oberen  Extremitäten.  Cremasterreflex,  Bauchdecken-  und 
Sehnenreflexe  der  unteren  Extremitäten  erloschen.  Neuritis  optica.  In  der 
linken  Zentralwindung  lag  ein  ungefähr  nußgroßer  Tuberkel  in  der  korti- 
kalen Substanz.  Im  mittleren  Teile  der  linken  Zentralwindung  befand  sich 
ein  weiterer,  kleinapfelgroßer  Tuberkel  in  der  Hirnsubstanz  selbst,  und  ein 
pflaumengroßer  Tuberkel  lag  noch  im  zentralen  Teil  des  Linsenkerns,  vom 
Kopfteile  des  Nucleus  caudatus  bis  zum  kaudalen  Ende  des  Thalamus 
reichend. 

Im  Kleinhirn  war  noch  in  der  linken  Hälfte  des  Vermis  inferior  ein 
kleinerer  Tuberkel.  Der  ganze  lumbale  Teil  des  Rückenmarks  war  ungefähr 
auf  das  doppelte  Volumen  verdickt,  gelblich  gefärbt,  anämisch  und  hart 
Die  mikroskopische  Untersuchung  ergibt,  daß  der  Lendenteil  durch  den 
Tuberkel  vollkommen  zerstört  und  durch  feinkörnige  Detritusmassen  sub- 
stituiert ist.  (Bendix.) 

V.  BeUBZ  (147)  beobachtete  einen  Fall  von  Rückenmarkstuberkulose, 
der  in  seinem  Verlaufe  außer  den  Symptomen  einer  Kompressionsmjelitis 
und  Gehirn  tuberkulöse  klinisch  nichts  besonderes  darbot.  Bei  der  Sektion 
fand  sich  außer  einem  kleinen  Tuberkel  im  Gehirne  ein  zirka  6,5  cm  langer 
Tuberkel  im  oberen  Dorsalmarke  vor.  Der  Tumor  reichte  bis  zum  VIL 
Dorsalsegmente.  Im  Bereiche  des  VII. — IX.  Segmentes  war  in  der  zen- 
tralen grauen  Substanz  ein  scharfbegrenzter  FaserausfaU  zu  bemerken. 
Hieran  schlössen  sich  vom  IX. — ^XI.  Segment  eigenartige  Veränderungen, 
der  Marksubstanz.  Bei  mikroskopischer  Untersuchung  sah  mau,  daß  die 
normale  spongiöse  Struktur  der  grauen  Substanz  stellenweise  vollkommen 
verschwunden  war  und  durch  strukturlose,  stark  lichtbrechende  Exsudat- 
elemente ersetzt  war,  in  denen  zumeist  ovale,  20 — 50  ]ui  große,  mehr  minder 
gefärbte  Gebilde  eingebettet  lagen.  Diese  ovalen  Körperchen,  welche  in 
großer  Menge  vorhanden  waren,  scheinen  durch  eine  degenerative  Schwellung 
der  kleinkemigen  Gliazellen  oder  aus  eingewanderten  Leukocyten  entstanden 
zu  sein.  (Bendix.) 

Bückenmarksveränderungen  bei  Paralyse. 

Vigonronx  und  Laignel-Lavastine  (191)  studierten  die  Frage 
des  Auftretens  der  kombinierten  Systemerkrankungen  bei  Paralytikern  auf 
Grund  von  mikroskopischer  Untersuchung  12  Fälle  (Fälle  von  Sclerosis 
lateralis,  Sclerosis  posterior  und  kombinierte  Sklerose).  Verff.  finden  nun 
ganz  verschiedene  Ursachen  der  Seitenstrangsklerosen.  In  einzelnen  Fällen 
wurde  die  Rarefikation  der  Pyramidenbahnen  durch  eine  Encephalitis  diffusa 
verursacht.  In  anderen  wiederum  entsprach  das  Bild  der  lateralen  Sklerose 
demjenigen  von  Westphal.  Verff.  meinen  aber  nicht,  daß  es  sich  hier  um 
ein  primäres  Leiden  handelt,  sondern  um  ein  sekundäres,  welches  durch  die 
Leukomyelitis,  Meningomyelitis  oder  Läsion  der  Ganglienzellen  des  Rücken- 
marks bedingt  worden  war.  Was  nun  die  Sclerosis  posterior  (der  Hinter- 
stränge) betriflft,  so  fanden  Verff.  bald  die  gewöhnlichen  Fälle  von  Tabes 
ohne  andere  medulläre  Veränderungen,  bald  Fälle  mit  Meningitis  und  Ent- 
zündung der  hinteren  Partie  der  Seitenstränge  oder  mit  Meningomyelitis  xmd 
absteigender  Sklerose  der  Pyramidenbahn  auf  Grund  einer  Erweichung  im 
Gehirn.  Verff.  fanden,  daß  die  frischen  tabetischen  und  die  frischen  para- 
lytischen Alterationen   nur  zwei   Ausdrücke   eines   und  desselben  meningo- 


Rückenmarks  und  der  peripherischen  Nerven.  243 

myelitisch-encephalitischen  Prozesses  darstellen,  d.  h.  eine  einheitliche  Krank- 
heit der  Nervenachse  im  Sinne  von  Raymond  undNageotte.  In  anderen 
Fällen  führte  derselbe  Prozeß  im  Rückenmark  und  speziell  in  den  flinter- 
strängen  zu  pseudosystematischen  Läsionen  usw.  Verff.  betonen  besonders 
die  Tatsache,  daß  die  verschiedensten  klinischen  Bilder,  die  man  in  be- 
stimmte Krankheitsformen  gruppiert,  nur  verschiedene  Stadien  einer  und 
derselben  Evolution  darstellen,  die  man  abgesondert  von  einander  beschreibt 
daok  ihrer  langen  Dauer  und  unabhängig  von  der  Krankheitsursache.  Die 
genaue  Erforschung  der  Rolle,  welche  dabei  die  Syphilis  spielt,  führte  zu 
einer  präziseren  Erkenntnis  der  verschiedensten  komplizierten  klinischen 
Bilder  einer  in  pathogenetischer  Hinsicht  einheitlichen  Krankheit. 

Orr  und  RoWB  (126)  berichten  in  ihrer  Arbeit  über  die  systematische 
Läsion  der  Hinterstränge  bei  Paralyse.  Sie  fanden  hauptsächlich  folgendes : 
1.  Entartung  der  inneren  Wurzelzone  in  ihrem  intramedullären  Verlauf,  be- 
ginnend an  der  Eintrittsstelle  in  das  Rückenmark  und  folgendem  üblichen 
Verlauf  in  den  Hintersträngen;  2.  Freibleiben  der  äußeren  Wurzekone.  die 
ans  schmalen  Fasern  besteht  (Lissauersche  Zone);  3.  Degeneration  der 
Kollatcralen  und  der  Terminalfasem,  die  nach  der  grauen  Substanz  hinziehen; 
4.  die  in  den  distalen  Abschnitten  degenerierten  langen  Fasern  findet  man 
dann  im  Halsmark  im  Gebiet  der  GoUschen  Stränge  entartet;  5.  der 
extramedulläre  Abschnitt  der  hinteren  Wurzeln  blieb  normal.  Aus  diesem 
Grunde  nebmen  VerfiF.  an,  daß  die  Läsion  der  hinteren  Wurzeln  bei  Paralyse 
ähnlich  wie  bei  Tabes  an  der  Eintrittstelle  in  das  Rückenmark  beginnt. 
Sie  kommt  dadurch  zu  stände,  daß  gerade  an  diesem  Orte  die  Vulnerabilität 
dieser  Fasern  am  größten  ist  (Verlust  des  Neurillemms  und  ebenfalls  — 
auf  einer  kurzen  Strecke  —  der  Myelinscheide).  An  dieser  Stelle  setzt 
dann  die  Noxe,  die  in  der  Lymphe  zirkuliert,  ihre  Wirkung  und  bedingt  die 
entsprechende  Degeneration.    Die  Meningen  bleiben  dabei  intakt. 

Rückenmarksveränderungen  bei  Anämie  und  Kachexie. 

Clarke  (35)  beschreibt  5  Fälle  von  Degeneration  des  Rückenmarks 
im  Verlaufe  der  Anämie.  In  aUen  diesen  Fällen  ging  die  Anämie  der 
Rückenmarkskrankheit  voran;  d.  h.  die  Rückenmarksveränderungen  ent- 
standen sekundär  infolge  der  schweren  Anämie.  Aus  diesen  Untersuchungen 
folgt,  daß  die  Entartung  dabei  in  den  Hintersträngen  beginnt  und  zwar  zu- 
nächst im  Halsmark  und  im  oberen  Dorsalmark.  In  den  Fällen,  in  welchen 
der  Tod  aus  anderer  Ursache  firühzeitig  eintritt,  kann  diese  Rückenmarks- 
affektion im  Leben  unbemerkt  verlaufen.  In  den  weiter  fortgeschrittenen 
Fällen  befällt  die  Degeneration  die  Hinterstränge  des  gesamten  Rückenmarks; 
sie  ist  aber  in  den  zunächst  erkrankten  Gebieten  am  stärksten  entwickelt 
(hier  sind  die  ganzen  Hinterstränge  befallen  mit  Ausnahme  der  dorsalen 
Peripherie  und  der  der  grauen  Kommissur  und  den  Hinterhörnern  an- 
liegenden Partien).  Obgleich  diese  Entartung  vielleicht  die  längsten  Hinter- 
strangsbahnen zunächst  betrifft,  zeigt  sie  doch  einen  fleckartigen  Charakter. 
Die  hinteren  Wurzeln  scheinen  nicht  zu  erkranken.  An  manchen  Stellen 
erweckt  es  den  Anschein,  als  ob  die  Degeneration  mit  den  Gefäßen  zusammen- 
hängen. In  den  mehr  fortgeschrittenen  Fällen  von  Hinterstrangserkrankung 
waren  auch  Herde  in  einem  oder  in  beiden  Seitensträngen  (im  Gebiete  der 
PyS)  konstatiert.  In  den  degenerierten  Gebieten  fand  man  Neuroglia- 
wucherung,  Verdickung  und  zum  Teil  hyaline  Veränderung  der  Gefaßwände. 
Verf.  nimmt  aber  an,  daß  primär  die  Nervenfasern  erkranken  und  die 
topographische  Abhängigkeit  derselben  von  der  Gefäßaffektion  nur  den  Weg 

16* 


1 


244  Spezielle  pathologische  Anatomie  des  Gehirns, 

markiert,  auf  welchem  etwa  die  Toxine  aus  den  Gefäßen  austreten.  Daß 
die  Gefäße  selbst  sekundär  erkranken,  zeigt  die  Tatsache,  daß  dieselben  in 
den  frischen  oder  schwach  entwickelten  Degenerationsherden  keine  Ver- 
änderungen zeigen.  In  bezug  auf  die  klinischen  Erscheinungen  bemerkt 
Verf.,  daß  dieselben  überhaupt  fehlen  können.  Das  Hauptsymptom  bilden 
die  verschiedenartigen  Parästhesien,  zunächst  in  den  unteren,  dann  in  den 
oberen  Extremitäten.  Im  weiteren  Verlauf  Schwäche  der  Extremitäten. 
Keine  Statik,  keine  Störungen  beim  Urinlassen.  Verf.  bespricht  zum  Schloß 
die  Veränderungen  des  Rückenmarks  bei  perniziöser  Anämie  und  die  Be- 
ziehungen der  oben  beschriebenen  Degenerationen  zu  den  sogenannten 
„subakuten  kombinierten  Sklerosen^  und  zu  den  „diffusen  Degenerationen 
des  Rückenmarks". 

Tauber  und  v.  Bernd  (182)  haben  zum  Gegenstand  ihrer  Unter- 
suchung das  Verhalten  des  Rückenmarkes  in  Fällen  Ton  Polyneuritis  auf 
kachektischer  Grundlage  gemacht.  Sie  wählten  ihr  Clntersuchungsmaterial 
aus  dem  Material  der  multiplen  Neuritisfälle  bei  Lungentuberkulose.  Es 
gelangten  dreizehn  Fälle  zur  Untersuchung;  von  diesen  wiesen  acht  aus- 
gesprochene Veränderungen  im  Rückenmark  auf,  die  übrigen  aber  nur  ge- 
ringere Alterationen.  Die  Autoren  kamen  zu  dem  Resultat,  daß  sich  bei 
der  multiplen  Neuritis  der  Tuberkulösen  häufig  degeneratiye  Veränderungen 
im  Rückenmarke  finden,  die  meist  parenchymatöser  Natur  sind  und  in  den 
untersuchten  Fällen  den  Charakter  von  systematischen  Degenerationen  trugen. 
Sie  waren  fast  stets  auf  beide  Rückeumarkshälften  symmetrisch  verteilt 
und  beschränkten  sich  nicht  immer  auf  ein  einziges  Fasersystem. 

Die  Degeneration  betraf  verwiegend  den  Hinterstrang  und  die  hinteren 
Wurzeln,  jedoch  auch  andere  Bahnen,  wie  den  Fyramidenseitenstrang,  die 
Kleinhirnseitenstrangbahn,  das  Schultzesche  Komma.  Die  Veränderungen 
an  den  Rückenmarkswurzeln  sind  meist  ausgedehnter  als  das  Ursprungsgebiet 
der  klinisch  als  erkrankt  bezeichneten  peripheren  Nerven. 

Die  Hinterstrangveränderungen  stehen  zu  denen  der  hinteren  Wurzeln 
nicht  nur  im  Verhältnisse  aufsteigender  Hinterstrangsdegenerationen.  Die 
Rückenmarksveränderungen  sind  den  Veränderungen  an  den  pheripheren 
Nerven  vollkommen  koordiniert.  (Bendüe.) 

IIL  Pathologische  Anatomie  der  peripherischen  Nenren. 

Geschwülste. 

Brault  und  Tanton  (20)  beschreiben  einen  Fall  von  generalisierter 
Neurofibromatose  bei  einem  43  jährigen  Mann,  bei  welchem  der  erste  Tumor 
sich  im  20.  Lebensjahre  am  rechten  Ellenbogen  zeigte.  Bei  Aufnahme  in 
die  Klinik  sah  man  Hunderte  von  Geschwülsten  und  Hautflecken  am  ganzen 
Körper.  Da  speziell  die  Schmerzen  in  der  rechten  oberen  Extremität  sehr 
quälend  waren,  so  wurden  hier  2  Tumoren  entfernt.  Die  histologische  Unter- 
suchung zeigte  folgende  Schichten:  Eine  oberflächliche,  bindegewebige  Schicht 
Eine  Zone  von  Nervenfasern,  die  durch  das  Bindegewebe  auseinander  ge- 
drängt sind.  Eine  Schichte  vom  Bindegewebe,  dessen  Bau  eine  verschiedene 
ist  (an  manchen  Stellen  findet  man  hier  hauptsächlich  zellige,  an  anderen 
wiederum  faserige  Gebilde).  Eine  zentrale  gefäßreiche  Zone,  die  ausschließlich 
aus  Zellen  besteht,  welche  ein  sarkomatöses  Aussehen  zeigten  (maligne  De- 
generation des  Tumors). 

Llttlewood,  Telling  und  Scott  (97)  beschreiben  folgenden  Fall 
von  multipler  Neurofibromatose.  Der  47  jährige  Mann  erlo-ankte  seit 
17  Jahren  an  der  genannten  Krankheit,  indem  in  ganz  verschiedenen  Q^genden 


Rückenmarks  und  der  peripherischen  Nerven.  246 

des  ganzen  Körpers  sich  Geschwülste  zeigten,  welche  Schmerzen  uud 
kachektische  Erscheiirnngeu  verursachten.  Infolge  einer  Operation  behufs 
Entfernung  eines  Abdominaltumors  starb  der  Kranke.  £s  wurden  zur 
mikroskopischen  Untersuchung  drei  Tumoren  verwandt,  und  es  zeigte  sich, 
daß  dieselben  sarkomatöser  Natur  waren.  Die  Tumoren  besaßen  eine  binde- 
gewebige Kapsel,  in  welcher  man  myelinhaltige  Fasern  nachweisen  konnte. 
Auch  dieser  Fall  zeigt  nach  Ansicht  der  Verff.,  daß  die  Tumoren  aus  dem 
Eodoneurium  entstehen. 

Fuchs  (62)  fand  bei  einem  48  jährigen  Mann,  welcher  seit  sechs  Jahren 
über  heftige  Schmerzen  unterhalb  des  linken  Rippenbogens  klagte,  ein  hirsen- 
großes Grebüde  unterhalb  des  Kippenbogens  in  der  Axillarlinie.  Die  leiseste 
Berührung  dieses  Knötchens  verursachte  Schmerzen.  Extirpation.  Die 
mikroskopische  Untersuchung  des  Knötchens  führte  zum  Schluß,  daß  der 
kleine  Tumor  eine  Drüse  ohne  Ausführungsgang  darstelle  und  zwar  am 
ehestem  ein  Epithelkörperchen  oder  ein  einem  Nebenrierenadenom  ähnliches 
Gebilde. 

Clark  (34)  beobachtete  zwei  Fälle  von  Gliom  der  Nase  (bei  einem 
2jährigen  und  bei  einem  10  wöchentlichen  Knaben).  Die  mikroskopische 
Untersuchung  zeigte,  daß  der  Tumor  hauptsächlich  aus  feinen  Fasern  und 
Zellen  bestand,  deren  histologische  Struktur  und  die  Funktionseigenschaften 
die  gliöse  Natur  der  Geschwulst  zeigten.  Die  beiden  Fälle  hatten  somit 
augenscheinlich  pränatale  Entwicklung  von  gliomatiösen  Geschwülsten  außer- 
halb des  zentralen  Nervensystems.  In  beiden  Fällen  war  die  Geschwulst 
eine  gutartige. 

Küster  (88)  fand  in  zwei  Fällen  in  den  Nebennieren  bösartige 
Geschwülste  von  bisher  nicht  bekanntem,  aber  übereinstimmendem  Bau. 
Charakteristisch  war  der  Reichtum  an  rundlichen,  chromatinreichen  Kernen, 
das  Fehlen  von  Protoplasma,  welches  durch  ein  Filzwerk  feiner  Fäserchen 
ersetzt  ist,  und  durch  die  Neigung  der  Kerne  zur  Rosettenstellung.  Diese 
Tumoren  konnten  nicht  zu  den  in  Frage  kommenden  zellreichen  Geschwülsten, 
Carciuom  oder  Sarkom  gerechnet  werden  und  besaßen  Merkmale  des  Baues 
entsprechend  dem  des  Gliagewebes  bezw.  der  Tumoren  der  Neuroepithelzellen. 
K.  hält  sich  daher  für  berechtigt,  die  Wahrscheinlichkeitsdiagnose  auf  einen 
den  Ghomen  nahestehenden  Tumor  zu  stellen.  (Dendia.) 

Mark  (111)  beschreibt  zwei  Fälle  von  multipler  Neurofibromatose 
respektive  Fibroma  moUuscum.  Der  eine  Befund  ist  rein  klinischer  Natur 
nnd  betrifft  unter  dem  Bilde  der  Atrophie  einhergehende  Hautyeränderungen 
bei  einem  34jährigen  Manne.  Die  Nerventumoren  waren  sehr  ausgebildet 
und  hatten  besonders  am  rechten  Arme  zu  schmerzhaften  Neuromen  ge- 
führt. Es  wurde  Amputation  des  Armes  ausgefülirt.  Allein  im  Stumpfe  ent- 
standen wiederum  Neurombildungeh. 

Der  zweite  Befund  betraf  einen  Mann  mit  Hautneurofibronien  und 
Pigmentation  der  Haut.  Es  war  ein  schwachsinniger  Mann,  dessen  linke 
2sebenniere  auffällige  Veränderungen  darbot.  (Bendia,) 

Steiner's  (178)  Fall  von  Neurofibromatose  zeigte  an  der  ganzen 
Korperoberfläche  eine  Unmenge  weicher  Knötchen  von  Stecknadelkopf-  bis 
zar  Kleinkinderkopfgröße.  Die  Geschwülste  sind  meist  gestielt,  einer  der 
größten  hängt  sackartig  links  oberhalb  des  Darmbeinraudes  herab.  Der 
Patient  ist  fast  stumpfsinnig  und  war  stets  arbeitsscheu. 

Der  Kopf,  speziell  Stirn,  Nacken,  Oberkörper  und  die  mittlere  Partie 
ies  Kückens  sind  am  meisten  mit  Tumoren  besät.  Die  Zahl  der  Tumoren 
soll  seit  der  Geburt  immer  zugenommen  haben,  ebenso  ihr  Wachstum. 

(Bendia;,) 


246  Spezielle  patholog^che  Anatomie  des  Gehirns,  Rückenmarks  usw. 

Erkrankungen  im  Gebiete  des  Hörnerven. 

Manasse  (100)  untersuchte  einige  Fälle  von  akuter  eitriger  Mittelohr- 
entzündung, um  die  von  dieser  fortgeleiteten  Erkrankungen  des  Labyrinths 
und  des  Hörnerven  zu  studieren,  und  fand  dabei  folgendes:  Was  zunächst 
die  Wege  betriflft,  auf  denen  der  entzündliche  Prozeß  vom  Mittelohr  auf  das 
innere  Ohr  geleitet  wird,  so  scheinen  liier  in  erster  Linie  die  häutigen 
Abgrenzungen,  also  membrana  fenestrae  rotundae  und  ligamentum  annulare 
im  Gegensatz  zu  den  knöchernen  bevorzugt  zu  werden.  Was  die  Verände- 
rungen des  Labyrinths  betrifft,  so  nennt  Verfasser  im  wesentlichen  3  Stadien 
der  Entzündung,  die  akute,  die  subakute  und  die  chronische  Otitis  media. 
Für  die  ganz  akute  Form  scheint  charakteristisch  zu  sein:  kurze  Dauer  der 
Erkrankung  und  anatomisch:  von  entzündlichen  Veränderungen  Ansammlung 
von  Eiter,  Fibrin  und  Hyalin  in  sämtlichen  Hohlräumen  des  Labyrinths, 
nichts  von  organisiertem  Gewebe;  degenerative  Alterationen  in  der  Schnecke 
fast  gleich  Null,  im  Vestibulum  dagegen  stärkere  degenerative  Veränderungen. 
Bei  länger  dauernder  akuter  Entzündung  kommt  es  dann  zu  größerer  De- 
generation. In  der  subakuten  Form  findet  man  Granulationsgewebe,  Fibro- ' 
blasten,  Kapillarsprossen,  eventuell  schon  zartes,  hyalines  Bindegewebe.  Das 
letztere  findet  sich  dann  reichlicher  bei  der  chronischen  Form.  Verfasser 
bespricht  näher  die  Bildung  der  hyalinen  Substanz. 

Brühl  (23)  untersuchte  mikroskopisch  die  Gehörorgane  in  5  Fällen 
von  nervöser  Schwerhörigkeit  bei  Geisteskranken.  Von  diesen  6  Fällen 
wurde  in  3  zu  Lebzeiten  auf  Grund  der  Punktionsprüfung  die  Diagnose 
auf  „nervöse  Schwerhörigkeit"  gestellt,  und  in  allem  bestätigte  die  ana- 
tomische Untersuchung  die  Diagnose.  Einer  dieser  Fälle  verdient  eine  be- 
sondere Beachtung,  weil  in  ihm  eine  Entwicklungsstörung  im  Labyrinthe 
als  Ursache  der  Schwerhörigkeit  erkannt  wurde.  Es  können  also  auch 
geringgradige  Entwicklungsstörungen  im  Labyrinth  ebenso  „nervöse  Schwer- 
hörigkeit" erzeugen,  wie  solche  hohen  Grades  Taubstummheit  verursachen. 
Dieser  Fall  stellt  nach  Verfassers  Meinung  den  ersten  anatomisch  unter- 
suchten Fall  von  kongenitaler  nervöser  Schwerhörigkeit  dar.  In  2  anderen 
Fällen  stellte  der  Hörnerv  die  primäre  Erkrankungsstelle  dar  (die  laby- 
rinthären  Veränderungen  sekundär).  In  4  Fällen  sollte  man  die  Ursache 
der  Erkrankung  in  dem  Greisenalter  und  in  der  Arteriosklerose  suchen.  Es 
handelte  sich  dabei  nicht  um  neuritische,  sondern  um  einfache  degenerative 
Vorgänge  im  Parenchym  der  Nerven. 

Brühl  (24)  berichtet  über  2  Fälle  von  Stapesankylose  mit  Beteiligung 
des  Hörnerven,  davon  einer  im  Leben  diagnostiziert.  Die  histologische 
Untersuchung  der  Fälle  zeigte,  daß  es  sich  bei  Steigbügelankylose  um  eine 
reine  Knochenerkrankung  handelt.  Dieselbe  schreitet  besonders  an  der 
Grenze  des  bindegewebig  vorgebildeten  Anteils  der  Labyrinthwand  selbst 
vorwärts  und  besteht  gleichzeitig  aus  zerstörenden  (Osteoklasten)  wie  aus 
neubildenden  Prozessen  (Osteoblasten);  angeregt  wird  dieselbe  durch  einen 
zirkumskripten  periostitischen  Vorgang  in  der  vor  dem  Fensterrand  ge- 
legenen Labyrinthwand. 

Netzhautveränderungen. 

Krückmann  (87)  gibt  eine  sehr  ausführliche,  mit  zahlreichen  Ab- 
bildungen versehene  Arbeit  über  die  Pigmentierung  und  Wucherung  der 
Netzhautneuroglia.  Seine  Hauptschlüsse  sind  folgende:  Verfasser  betont  in 
erster  Linie,  daß  es  ilim  nicht  gelungen  ist,  solche  Neurogliafasern  aufzu- 
finden,  welche   als   freie,   d.  h.  vollkommen   entbündelte    angesehen   .werden 


Du  KnocheDsystem  in  seinen  Beziehungen  zu  den  Krankheiten  des  Nervensystems.     247 

konnten.  Entweder  bestand  irgend  ein  unmittelbarer  Zusammenhang  mit 
den  anderen  Fasern  oder  mit  den  Protoplasmafortsätzen  oder  sogar  mit 
dem  Zelleib  selbst.  War  dies  nicht  der  Fall,  so  verriet  zuweilen  seitlich 
gelagertes  Pigment  den  imgefärbt  gebliebenen  Protoplasmafortsatz.  Andern- 
falls waren  die  Fasern  entweder  an  einem  oder  an  beiden  Enden  abge- 
schnitten. Verfasser  konnte  sich  daher  nicht  ohne  weiteres  entschließen, 
freie  Fasern  als  Bestandteil  des  Neurogliagewebes  zu  proklamieren,  möchte 
viebnehr  annehmen,  daß  die  scheinbar  entbündelten  Gliafasern  nicht  eine 
völlige  Entblößung,  sondern  eine  starke  Reduktion  von  Protoplasma  erfahren. 
Über  die  Pigmentierung  der  Neuroglia  der  Netzhaut  bemerkt  Verfasser,  daß 
dieselbe  sich  innerhalb  weiter  Grenzen  von  einem  einfachen,  isoliert  liegen- 
den Korn  bis  zur  Anhäufung  geballter  Massen  nachweisen  läßt.  Es  fällt 
somit  die  firühere  Behauptung  vom  freien  Pigment.  Ein  solches  gibt  es  in 
den  ektodermalen  Netzhautbestandteilen  nicht;  denn  stets  ist  das  Pigment 
entweder  an  den  Gefäßapparat  oder  an  das  Gliazellenprotoplasma  bezw.  an 
ein  diesem  Protoplasma  ähnliches  Xonstituens  gebunden. 

Hess  (76)  fand  bei  einem  Macacus  auf  der  temporalen  Seite  des 
rechten  Auges  eine  zarte,  grauweiße  Masse,  die  das  Bild  einer  Betinitis 
proliferans  darbot  Mikroskopisch  fiel  eine  sehr  beträchtliche  Vermehrung 
der  Neurogliakeme  auf.  Da  die  Versorgung  der  Fovea  beim  menschlichen 
Auge  ähnlich  wie  beim  Affen  ist,  so  ist  der  Befund  geeignet,  Aufklärung 
über  die  Natur  gewisser  partieller  Sehnervenerkrankungen  zu  geben,  die  als 
schleierartige  Auflagerungen  auf  die  Netzhaut  öfters  imponieren.     (Bendix,) 


Das  Knoehensystem  in  seinen  Bezielinngen  zn  den  KranUielten 

des  Rerrensystems. 

Referent:  Priv.-Doz.  Dr.  Fritz  Hartmann-Graz. 

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218.  Ranzi,  Fall  von  Osteom  des  Schädels.    Wiener  klin.  Wochenschr.   p.  317.   (Sltzings- 

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214.  Ilawitz,  Bernhard,   Bemerkung  zu  der  Mitteilung  des  Herrn  G.  Alexander:  Weitere 

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254  ^^  Knochensystem  in  seinen  Beziehungen  zu  den 

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Krankheiten  des  Nervensystems.  255 

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(Sttinnssbericht) 
W.  Stsarenghif    C,    Coinmanicazione   preventiva   di   craniolog^a   comparata;   processi 

dorso-postsfenoidei  delle  ossa  petrose  e  loro  sutura  (sutora  interpetrosa  dorso-sfenoidea) 

nelle  prosimiae.     Qazz.  med.  lomb.    LXIV.     221. 

250.  Denelbe,  Communicazione  preventiva  di  craniologia  comparata.  Processi  petrosi 
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277.  Waltershöfer,  Georg,  Zur  Kenntnis  der  Spina  bifida  im  Anschluss  an  einen  Fall 
von  Myelomeningocele  lumbo-sacralis,  kombiniert  mit  Prolapsus  ani  et  uteri.  Inaug. 
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278.  Weber,  A.,  Variations  de  la  region  pterygoide  du  crane  humain.  Compt.  rend.  Soc. 
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256  I^&s  Knochensystem  in  seinen  Beziehungen  zn  den 

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286.  Wolkenstein,  G.,  Ein  Fall  von  Knochenschmerzen  (Ostealgie  epiphysaire  de  cro- 

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286.  Wolters,  M.,  Eigentümliche  Veränderungen  in  der  Haut  über  einer  Meningocele. 
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287.  WuUstein,  Ueber  Pathologie  und  Therapie  der  Wirbelentzündung.  Münch.  Mediz. 
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288.  Zaborowski,  Deux  cränes  neanderthaloi'des.  Eev.  de  l'ecole  d'Anthropol.  de  Paris. 
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289.  Derselbe,  Un  crane  lithuanien  du  quinzifeme  sifecle.  Rev.  de  Tecole  d'Anthrop.  de 
Paris.    No.  5,  p.  127—128. 

290.  Ziegra,  Werner,  Ueber  isolierte  akute  Osteomyelitis  der  Processus  spinosi.  Inaug. 
Diss.    Rostock. 

291.  Zuccarelli,  Angelo,  II  terzo  trocantere  nell'uomo.  Sue  forme,  sue  dimensioni,  suc 
valore  onto-filogenetico.    Arch.  di  Psichiatria.     Bd.  26,  fasc.  1 — 2,  p.  166. 

292.  Derselbe,  Deuti  canini  animaleschi  in  un  cranio  umano.     ibidem.     Vol.  XXVI,  p.  503. 

293.  Derselbe,  Intorno  alla  sutura  metopica  e  al  suo  valore  nella  specie  umaua.  Riv. 
sperim.  di  Freniatria.     Vol.  31,  p.  882.     (Sitinngsberieht) 

I.  ScbSdel. 

A.  Anatomie,  vergleichende  Anatomie,  Entwicklungsgeschichte 
und  Mechanik,  Kraniotopographie. 

Eyeiich  und  Loewenfeld  (64)  besprechen  die  bislierigen  Unter- 
suchungen über  die  Beziehungen  zwischen  Körperlänge  und  Hirngewicht 
und  zwischen  Körperlänge  und  Kopfumfang  (Bischoff,  Moebius,  Ober- 
flteiner,  Broca,  La  Bon,  Pfleger,  Marshall  u.  a.).  Diese  Unter- 
suchungen Bprechen  fiir  das  Bestehen  gewisser  Beziehungen  zwischen 
Körpergröße  und  Gehirnmasse  resp.  Körperumfang  und  zwar  derart,  daß 
dem  Anwachsen  der  Körpergröße  ein  solches  der  Gehimmasse  resp.  des 
Kopfumfanges  innerhalb  gewisser  Grenzen  parallel  geht.  Marchands  Be- 
funde weichen  davon  ab. 

E.  und  L.  bezeichnen  diese  Untersuchungen  als  unzureichend;  die 
Fälle,  welche  sehr  große  und  sehr  kleine  Individuen  betreffen,  sind  so  ge- 
ring, daß  sich  aus  denselben  kein  allgemein  verwertbarer  Schluß  ziehen  läßt. 

Ihre  eigenen  Untersuchungen  an  936  Soldaten  und  300  Einjährig- 
Freiwilligen  ergaben,  daß  weder  Körperlänge  noch  Brustumfang  eine  kon- 
stante Proportion  zum  Kopfumfange  aufweisen.  Bei  einem  Körperlängen- 
unterschiede von  20  cm  findet  sich  der  gleiche  mittlere  Kopfumfang  von 
56,25  cm ;  anderseits,  daß  die  Schwankungen  des  Kopfumfanges  bei  gleicher 
Körperlänge  bis  nahezu  10  cm  betragen  können;  bei  der  Gruppierung  der 
verschiedenen  Körperlängen  von  je  10  cm  zeigt  sich,  daß  der  Kopfumfang 
der  Gruppe  von  160 — 170  cm  gegenüber  der  von  154—160  etwas  ab- 
nimmt, von  170—190  dagegen  etwas  zunimmt,  am  erheblichsten  in  der 
Gruppe  170—180. 

Der  Umstand,  daß  ein  Unterschied  des  Kopfumfanges  zwischen  Ein- 
jährig-Freiwilligen und  den  übrigen  Soldaten  nicht  besteht,  spriclit  dafür, 


Krankheiten  des  Nerve asystems.  257 

daB  das  Maß  der  geistigen  Bildung  und  die  Beschäftigung  für  die  Gehirn« 
entwicUung  von  keiner  sicheren  Bedeutung  sind. 

Femer  bestehen  auch  zwischen  der  Masse  des  Gehirns  und  den  intellek- 
taellen  Leistungen  keine  bestimmten  Beziehungen.  Bei  53  cm  Kopfumfang 
i8t  fast  der  gleiche  Prozentsatz  der  Individuen  von  durchschnittlicher  Intelli- 
genz wie  bei  58  cm.  Die  Untersuchung  an  Kindern  bestätigt  die  obigen 
Besultate. 

Die  Ansicht  der  meisten  Autoren  über  die  Beziehungen  zwischen 
Körpergröße  und  Gehirnmasse  resp.  Körperumfang  erscheinen  daher  fraglich 
Qjid  laufen  auf  eine  Überschätzung  hinaus.  Nicht  im  Volumen,  sondern 
fielmebr  in  der  Organisation  des  Gehirnes  sei  das  Haupterklärungsmoment 
für  die  Unterschiede  in  der  geistigen  Qualität  der  Einzelindividuen  zu  suchen. 

Ellerbroek  (60)  veröffentlicht  eine  Arbeit  über  „Skaphokephalie**. 
Er  bespricht  zuerst  die  einschlägige  Literatur  über  die  vor  ihm  unter- 
suchten Schädel,  insbesonders  die  Untersuchungen  Welkers,  von  Baers; 
DaTis  beschreibt  einen  Skaphokephalus  eines  7  Monate  alten  Kindes.  Die 
Greifswalder  anatomische  Sammlung  enthält  den  besonders  lehrreichen 
Schädel  eines  Stettiner  Webers,  der  vom  Einsender  Dr.  Braunmüller  be- 
schrieben worden  ist,  ebenso  von  Schade,  Bonnet  und  Davis. 

E.  selbst  untersuchte  fünf  Schädel  der  Göttinger  Sammlung  und  kam 
dabei  zu  folgenden  Resultaten: 

Alle  fünf  Schädel  zeigen  dolichocephalen  Typus ;  bei  den  vier  Schädeln 
?0D  Erwachsenen  fehlt  die  Sagittalnaht  vollkommen,  bei  dem  einen  kind- 
lichen ist  sie  teilweise  vorhanden. 

Bei  allen  Schädeln  finden  sich  Foramina  parietalia. 

In  der  Gestalt  stimmen  die  Schädel  nicht  überein. 

Das  Längenwachstum  aller  vier  Schädel  von  Erwachsenen  scheint  von 
der  Sntara  coronaria  auszugehen. 

fihachitis  kann  in  schwerer  oder  leichter  Form  auftreten  (3  Schädel 
weisen  rhachitische  Veränderungen  auf);  ob  sie  als  Ursache  verantwortlich 
gemacht  werden  kann,  muß  dahin  gestellt  bleiben. 

Bei  zwei  Schädeln  ist  die  Neigung  zu  orthognater  Gesichtsstellung 
vorhanden. 

Bonnet  hat  die  Kahnschädel  in  2  Abarten  eingeteilt,  in  solche  ohne 
pathologische  Veränderungen,  mit  einfacher  Synostose  der  Pfeilnaht  und 
glattem  Kiel,  und  in  solche  mit  pathologischen  Formen. 

Die  Bildung  von  Kahnschädeln  muß  auch  anderen  Ursachen  zuge- 
trieben werden,  nach  denen  erst  gefahndet  werden  muß. 

Fischel  (68)  untersuchte  einen  weiblichen  Schädel  ohne  Intermaxillare 
QAd  fand,  daß  da  unverkennbar  ein  Fall  einer  interessanten  Regulation 
eines  abnormen  Entwicklungsganges  vorliegt.  Die  Regulation  besteht  darin, 
<iaß  die  Oberkieferfortsätze  des  ersten  Kiemenbogens  viel  weiter  als  normaler- 
weise aufeinander  zurückten  und  auf  diese  Weise  den  sonst  unausbleiblich 
gewesenen  Defekt  in  der  Medianregion  zu  decken  suchten  und  eine  Schädel- 
forin  erzielt  wurde,  die  sich  der  normalen  sehr  nähert. 

Vielleicht  durch  einfache  mechanische  Bedingungen,  durch  den  Fort- 
»«1  des  Zwischenkiefers  wuchsen  die  Oberkieferfortsätze  in  der  Richtung 
i^  geringeren  Widerstandes  medianwärts  vor  und  haben  naturgemäß  eine 
«^aa  andere  räamliche  Anordnung  erfahren,  indem  sie  sich  an  der  Bil- 
w^g  des  Canalis  incisivus  beteiligen,  der  normalerweise  von  den  Zwischen- 
kfefern  umwandet  wird.  Daß  der  Kanal  sich  trotz  der  geänderten  Ver- 
liiltnisse  gebildet  hat,   spricht  dafür,   daß  die  in  ihm  enthaltenen  Gebilde 

^•hwibeiiclit  f.  Neurologie  u.  Psychiatrie  i»06.  17 


258  ^^s  Knochensystem  in  seinen  Beziehungen  zu  den 

die  Ursache   zu   seiner  Entstehung  bilden,    und   für  diese   eventuell  auch 
andersartiges  Material  als  de  norma  verwertet  werden  kann. 

Wie  das  Foramen  incis.,  so  sind  auch  der  Gaumen  und  der  Boden 
der  Nasenhöhle  nicht  von  den  de  norma  sie  bildenden  Knochen  zusammen- 
gefügt, trotzdem  aber  nahezu  normal  gestaltet.  Von  ganz  besonderem 
Interesse  war  das  Verhalten  der  Zähne.  Aus  dem,  sowie  aus  der  Bildung 
des  Foramen  incis.  ließen  sich  Schlußfolgerungen  ziehen,  die  auch  für  die 
normale  Ontogenese  Geltung  besitzen  und  schon  aus  diesem  Grunde  die 
geschilderte  Bildungsanomalie  wertvoll  erscheinen  lassen. 

Friedemann  (76)  bespricht  die  verschiedenen  Ansichten  über  die 
Ausbildung  des  Gesichtsskelettes  in  seiner  Beziehung  zur  Prognathie. 
Froriep  suchte  nachzuweisen,  daß  die  Entwicklung  der  Zähne  und  des 
Kespirationsapparates  für  die  Ausbildung  des  Gesichtsschädels  von  großer 
Bedeutung  sei.  Engel  bringt  sie  in  Zusammenhang  mit  der  Wirkung  der 
Kaumuskeln.  Wieder  andere  Autoren  weisen  auf  die  Bedeutung  der 
Schädelbasis  für  die  Entstehung  des  Gesichtsskelettes  und  speziell  der 
Prognathie  hin  und  stellen  die  Drehungstheorie  auf. 

Dieser  Überblick  über  die  Literatur  zeigt,  daß  beim  Zustandekommen 
der  Pjognathie  offenbar  eine  große  Anzahl  bestimmender  Momente  in  Frage 
kommt,  und  daß  es  schwer  ist,  bestimmte  Korrelationen  des  Gesichtsskelettes 
mit  dem  übrigen  Schädel  nachzuweisen. 

Fr.  versucht,  ein  genaueres  Bild  von  den  Beziehungen  der  Oberkiefer- 
form zur  Prognathie  zu  geben;  er  wählte  eine  etwas  andere  Art  der 
Messung  der  Prognathie,  indem  er  an  den  in  geometrischer  Projektion  an- 
gefertigten Zeichnungen  Messungen  vorgenommen  hat.  Er  bediente  sich 
dabei  hauptsächlich  des  von  Klaatsch  verbesserten  Li  s  sau  ersehen  Schädel- 
diagraphen. Die  Diagramme  zeigen  Mannigfaltigkeiten  der  Formen  des 
Gesichtsfünfeckes;  einige  Haupttypen  lassen  sich  herausgreifen.  Der  Kanaken- 
und  der  Türkenschädel  zeigen  ein  Vorstehen  des  ganzen  Gesichtes,  der 
Negerschädel  hingegen  erscheint  im  Gesichtsskelett  sowohl  nach. vorne  wie 
nach  hinten  ausgedehnt;  es  finden  sich  natürlich  alle  möglichen  Übergänge; 
an  einem  Schema  veranschaulicht  er  die  Tatsachen  noch  besser;  es  ergibt 
sich  aus  allem,  daß  der  sagittale  Durchschnitt  des  Gesichtsskelettes  die 
mannigfachsten  Formen  annehmen  kann.  Die  allgemeine  Prognathie 
resultiert  aus  einer  Menge  von  Komponenten,  von  denen  jede  eine  große 
Variationsbreite  besitzt. 

Gaupp  (83)  handelt  über  die  Schädelentwicklung  von  Echidna  und 
beschreibt  ausführlich  1.  Die  Deckkuochen  am  Ethmoidalskelett  von  Echidna 
und  ihre  vergleichend- anatomische  Bedeutung;  hernach  folgt  die  Geschichte 
des  Septomaxillare.     2.  Das  Parasphenoid  und  Pterygoid  der  Säuger. 

Die  Pterygoide  von  Echidna  zeigen  in  ihrer  ganzen  Anordnung  weit- 
gehende Übereinstimmung  mit  denen  der  Reptilien. 

Von  den  auf  Echidna  bezüglichen  Tatsachen  ist  neu  eigentlich  nur 
die,  daß  hier  außer  dem  bisher  für  das  Pterygoid  gehaltenen  Knochen  noch 
ein  zweiter  in  der  typischen  Lage  des  „Säugerpterygoids"  vorkommt. 

Hilzheimer  (110)  untersuchte  chinesische  und  indische  Tigerschädel 
und  fand  dabei  Unterschiede  in  der  Schädelformation  und  zwar  in  der 
Lage  des  höchsten  Punktes  des  Schädels,  dem  Hinterhauptsdreieck  und 
Gesichtsteil;  bei  den  indischen  ist  der  Gesichtsteil  flacher,  mit  mehr  ab- 
gerundeten Seitenwänden.  Die  chinesischen  haben  dagegen  einen  spitzeren 
Gesichtsteil  mit  steilen,  abfallenden  Seitenwänden;  femer  Unterschiede  in 
der  Bildung  des  Gaumens,  der  bei  den  indischen  fast  eben,  bei  den  chine* 


Krankheiten  des  Nervensystems.  259 

gischen   im   Hinterteil    stark    aufgerichtet   ist,    des    Unterkiefers    und   der 
Scheitelkämme,  und  ganz  besonders  auch  in  der  Zahnformation. 

Zweck  der  Arbeit  sei  zu  zeigen,  daß  jene  kleinen  und  kleinsten  Ver- 
änderungen, wie  sie  die  Deszendenztheorie  voraussetzt,  wirklich  vorhanden  sind. 

von  Kämpen  (124)  untersuchte  die  Tympanalgegend  des  Säugetier- 
schadeis.  Die  letzte  ausfuhrliche  Arbeit  über  die  Paukenhöhle  datiert  vom 
Jahre  1845.  E.  teilt  die  Arbeit  in  einen  allgemeinen  und  einen  systematischen 
Teil  ein. 

Der  allgemeine  Teil  enthält  eine  allgemeine  Übersicht  über  die  Wand 
der  Paukenhöhle  der  Säugetiere  und  ihre  Umgebung,  insofern  die  Kenntnis 
derselben  fiir  das  Verständnis  des  systematischen  Teiles  notwendig  ist  und 
schon  zum  größten  Teil  die  allgemeinen  Resultate,  welche  sich  aus  den 
im  2.  Abschnitte  genannten  Tatsachen  ergeben. 

Der  allgemeine  Teil   ist  gegliedert  nach  mehreren  Gesichtspunkten: 

I.  Die  Anlage  von  Paukenhöhle,  äußerem  (xehörgang  und  Trommelfell, 
n.  Die  postembryonale  Entwicklung  der  Paukenhöhle.  III.  Die  Wände 
der  Paukenhöhle  und  des  äußeren  Gehörganges.  IV.  Die  Bulla  ossea, 
V.  Kiefer  und  Zungenbein.    VI.  Gehörgänge  und  -Öffnungen.    VII.  Nerven. 

Der  systematische  Teil  behandelt  die  Tympanalgegend  der  einzelnen 
Säugetierklassen  und  enthält  anschließend  eine  allgemeine  Zusammenfassung. 

Aus  dieser  Übersicht  geht  hervor,  daß  besonders  durch  die  Bestand- 
teile, aus  welchen  die  Wand  der  Paukenhöhle  sich  zusammensetzt,  große 
Gruppen  von  Säugetieren  charakterisiert  sein  können.  So  kommt  eine  haupt- 
aächhch  durch  das  Alisphenoid  gebildete  Bulla  nirgend  anders  vor  als  bei 
tfarsupiala,  eine  aus  dem  Basisphenoid  bestehende  ausschließlich  bei  In- 
sektivora,  K.  ist  der  Meinung,  daß  darum  die  Kenntnis  der  Wand  der 
Paukenhöhle  in  vielen  Fällen  Anweisungen  geben  kann,  welche  für  die 
Systematik  von  Nutzen  sind. 

Auch  für  die  Paläontologie  werden  diese  Eigenschaften  von  Bedeutung  sein. 

Die  meisten  anderen  Eigenschaften  sind  mehr  variabel  und  darum 
nur  für  die  Systematik  von  kleineren  Gruppen  zu  gebrauchen. 

Kazzander  (127)  handelt  über  die  Pneumatisation  des  Schläfebeins 
beim  Menschen.  Von  verschiedenen  Autoren  sei  nur  in  ganz  unbestimmter 
Weise  angegeben  worden,  daß  bei  weitgehender  Pneumatisation  die  pneu- 
matischen Zellen  noch  in  den  Schuppenteil  sich  ausdehnen.  E.  traf  im 
Schlafebein  eines  erwachsenen  Mannes  nach  stattgehabter  Maceration  eine 
ungewöhnliche  Entwicklung  der  pneumatischen  Räume  an;  fast  der  ganze 
horizontale  und  der  untere  Teil  der  vertikalen  pneumatisierten  Portion  der 
Schuppe  wird  von  einem  einzigen  großen  buchtigen  Luftraum  eingenommen, 
der  die  innere  Knochentafel  der  Schuppe  gegen  die  Schädelhöhle  hin  vortreibt 
und  auch  die  äußere  Knochentafel  von  der  vorderen  Wurzel  des  Proc, 
2ygom.  über  die  Int.  squamoso-sphenoidalis  blasenförmig  lateralwärts  hervor- 
wölbt, über  den  Meatus  aud.  ext.  war  die  äußere  Knochen tafel  gleichfalls 
hervorgebuchtet.  Im  oberen  Teile  der  pneumatisierten  vertikalen  Portion  der 
Schuppe  sind  die  Luftzellen  durch  knöcherne  Scheidewände  getrennt.  Diese 
pneumat.  Bäume  kommunizieren  mit  denjenigen  der  Pars  mastoidea. 

Bei  vielen  Vertebraten  erreicht  die  Pneumaticität  des  Schädels  normal 
einen  hohen  Grad ;  beim  Menschen  wurde  eine  Zunahme  der  Pneumaticität 
des  Schädels  infolge  einer  größeren  Entwicklung  der  Nebenräume  des 
Mittelohrs  konstatiert. 

Diese  Fälle  beim  Menschen  wiederholen  Zustände,  welche  bei  niedriger 
stehenden  Vertebraten  normal  vorzukommen  pflegen,  und  müssen  deshalb  als 
atavistisch  angesehen  werden. 

17* 


260  ^^  Knochensystem  in  seinen  Beziehungen  zu  den 

In  derselben  Weise  sei  auch  der  Befund  Kazzanderszu  interpretieren. 

KoUmann  (131)  handelt  über  Varianten  am  Os  occipitale,  besonders 
in  der  Umgebung  des  Foramen  occipitale  magnum: 

Angeborene  Assimilation  des  Atlas  kann  auf  Druckwirkungen  in  utero 
zurückgeführt  werden,  ebenso  viele  Varianten  des  Atlas  für  sich.  Ob  alle, 
bleibt  noch  zu  untersuchen. 

Kaudales  Vorrücken  des  Occiput  ist  wohl  in  allen  Fällen  auszuschließen. 

Viele  Varianten  des  Os  occipitale  in  der  nächsten  Umgebung  des  Poramen 
magnum  können  als  Manifestation  des  Occipitalwirbels  aufgefaßt  werden, 
80  die  Labia  foraminis  magni,  der  Condylus  tertius,  der  Proc.  paracondy- 
loideus  (paramastoideus),  die  Verdoppelung  des  Canalis  hypoglossi,  die  In- 
cissura  marginalis  und  Reste  von  Massae  laterales  neben  und  mit  den  nor- 
malen Condyli  occipitales. 

Nachdem  in  Ungarn  verschiedene  Nationalitäten  mit  yerschiedeuen 
Schädelformationen  leben,  ist  es  nach  Konräd  (132)  nötig,  vorerst  für 
jede  Nationalität  einen  Typus  zu  bestimmen,  und  erst  auf  dieser  Basis 
können  Vergleiche  der  Gesunden  und  Geisteskranken  erfolgen.  Als  „Typus" 
bezeichnet  K.  die  bei  der  überwiegenden  Zahl  der  Gesunden  geftmdenen 
Maßgrenzen;  jene  Schädel,  bei  welchem  zwei  Hauptmaße  vom  Typus  ab- 
weichen, werden  als  atypisch  bezeichnet.  Nach  K.'s  Statistik  kommt  bei 
den  Geisteskranken  die  Atypie  häufiger  vor  als  der  Typus.  Positiv  läßt 
sich  dies  nicht  begründen,  doch  wäre  daran  zu  denken,  daß  hierbei  bio- 
logische formative  Einflüsse  mitwirken,  und  daß  diese  gewisse  disponierende 
Momente  involvieren.  Den  Schädeldeformitäten  kommt  nach  E.  eine  klarere 
disponierende  Rolle  zu  als  den  Atypien,  wenn  auch  jene  Erankheitsformen 
in  Betracht  gezogen  werden,  bei  welchen  sie  vorkommen.  In  diesen  Fällen 
kommen  die  Vererbungs-  und  Evolutionseinflüsse  —  vielleicht  im  Wege  eines 
gestörten  Chemismus  —  intensiver  zum  Ausdrucke.  Sowohl  atypische  als 
auch  deformierte  Schädel  erscheinen  als  Stigna  einer  neuropsychopathischen 
Disposition,  erstere  in  leichterem,  letztere  in  größerem  Grade.  In  einer 
früheren  Arbeit  hat  Verfasser  nachgewiesen,  daß  Kinder  mit  deformiertem 
Schädel  leichter  ermüden.  (Hudovemig,) 

Das  Vorkommen  von  hochgradiger  Kurzköpfigkeit  bei  blonden  Menschen 
(unter  den  Halligfriesen  und  jüdischen  Taubstummen)  ist  in  neuester  Zeit 
als  ein  Zeichen  von  Entartung  gedeutet  worden.  Meisner  (160)  führt 
einige  Punkte  an,  die  gegen  diese  Ansicht  Waldenburgs  sprechen. 

Zunächst  erscheint  es  verfehlt,  die  Zeichen  der  Entartung  ausschließ- 
lich oder  vorzugsweise  mit  dem  Kopfmesser  zu  suchen. 

Ferner  entspricht  es  nicht  der  vergleichenden  Statistik,  so  niedrige 
und  so  ungleiche  Werte  zu  einer  Vergleichung  zu  benutzen  wie  die  vor^ 
liegenden. 

M.  gibt  an,  daß  in  Schleswig-Holstein  zwei  durchaus  verschiedene 
Typen  menschlicher  Gestalten  vorkommen:  Der  eine  ist  lang,  schmal^  mit 
kleinem,  langem  Kopf,  schmalem  Gesicht  usw.,  der  andere  kurz  und  breit, 
mit  großem,  rundem  Kopf,  breitem  Gesicht,  kurzer  geräumiger  Brust. 

Das  Auftreten  des  blonden  isocephalen  Rassenelementes  auf  den 
Halligen  erklärt  M.  auf  ethnologischem  Wege,  welches  durch  Kreuzung 
und  Eückschlag  entstanden  sein  kann,  und  ist  überzeugt,  daß  gewisse 
somatische  Eigenschaften  der  Vorfahren,  wie  die  Größe  und  Gestalt  des 
Schädels,  des  Rumpfes  und  der  Gliedmaßen  bei  einem  Nachkommen  zu- 
sammenwirken und  gewissermaßen  sich  aufsummieren  und  gelegentlich  zu 
einer  ausgesprochenen  Isocephalie  Veranlassung  geben  können. 


E^rankheiten  des  NerreDsystems.  261 

Bezüglich  der  Juden,  die  er  iu  2  Typen,  ähnlich  wie  oben  teilt,  führt 
IL  das  Vorkommen  von  Isocephalie  in  den  meisten  Fällen  ebenfalls  auf 
ethnologische  Einflüsse  zurück.  Die  Annahme,  daß  die  Isocephalie  aus- 
schließlich oder  auch  nur  vorzugsweise  ein  Symptom  der  Degeneration  dar- 
stellt, weist  er  als  unhaltbar  zurück,  da  der  ziffernmäßige  Nachweis  der 
Erscheinungen  von  Degeneration  versagt,  und  die  Bedingungen,  unter  welchen 
diese  Erscheinungen  der  Degeneration  zustande  kommen  (Alkoholismus  und 
Sjphilis),  nicht  häufiger  sind,  als  man  sie  auch  anderweitig  trifft. 

Parhon  und  Nadjede  (195)  teilen  einen  weiteren  Fall  von  Hemi- 
craniosis  mit,    welcher  für  die  Frage  der  Genese   von  duralen  Knochen- 
ueabüdungen  von  großer  Bedeutung  ist.    Es  handelte  sich  um  eine  63jähr. 
Frau,  die  nach  einer  Schenkelhalsfraktur,  ohne  sonstige  auffallende  Störungen 
Ton  Seiten  des  Nervensystems  dargeboten  zu  haben,  eine  linksseitige  Hemi- 
plegie unter  Verlust  des  Bewußtseins  erlitt.     Seitdem  war  sie  nicht  mehr 
TöUig  orientiert   und    wurde   unsauber,    hatte    aber   Krankheitsbewußtsein; 
keine  Krämpfe,  kein  Kopfschmerz,  keine  Sehstörungen.    Sie  erlag  erneuten 
Schlaganfallen.     Bei  der  Eröffnung  des  Schädels  war  die  Dura  mater  an 
dem  vorderen  Teile  der  Schädeldecke  adhärent;  nach  Ablösung  der  Dura 
fand  sich  in  dem  mittleren  und  hinteren  Abschnitt  des  os  frontale  dextrum 
eine  nußgroße   Knochenverdickung    mit   unregelmäßiger   Oberfläche.     Die 
rechte  Hälfte  der  Schädeldecke  war  viel  dicker  als  links,  jedoch  war  die 
Außenseite  glatt  und  ließ   auf  keine  Knochenverdickung   schließen.     Kun 
&nd  sich   aber  noch   auf  dem  rechten  Frontallappen  ein  Tumor  von  der 
Größe  einer  kleinen  halben  Orange,  der  nicht  mit  dem  Gehirn  zusammen- 
hing, sondern  von  der  medialen  Fläche  der  Dura  ausging.     Dieser  Tumor, 
der  den  größten  Teil  des  Lobus  praefrontalis  dexter  einnahm,  hatte  etwa  in 
der  Mitte  eine  Vertiefung,  in  welche  der  Knochentumor  hineinpaßte.     Der 
Tumor  war  hart  und  von  rötlich-grauer  Farbe.     Die   Hirnwindungen   in 
seiner  Nähe  waren  abgeflacht  und  zum  Teil  erweicht.     Histologisch  erwies 
er  sich  als  ein   angiolitisches  Sarkom  (Psammom).     Es  muß   angenommen 
werden,  daß  die  Exostosenbildung  am  Schädel,  resp.  die  extradurale  Peri- 
ostitis das  Primäre   gewesen  ist  und   erst  als  ihre  Folge  von   der  Dura 
zentralwärts  die  angiolitische  Neubildung  erfolgt  ist.  (Bendia:,) 

Beichardt  (219)  bespricht  die  Methoden  der  Schädelkapazitäts- 
bestimmung. Die  idealste  Methode  sei  die  Bestimmung  am  mazerierten 
Schädel.  Man  bedient  sich  dabei  des  Wassers  oder  eines  trockenen  Füll- 
materials  (gleichgroße  Glasperlen  usw.). 

Besondere  Wichtigkeit  erlangen  diese  Bestimmungen,  wenn  man  die 
Kapazitätszahl  zu  dem  dazu  gehörigen  Hirngewicht  in  Beziehung  bringt; 
es  hat  sich  ergeben,  daß  die  Schädelkapazität  in  ccm  meist  12 — 14%  größer 
ist  als  das  zugehörige  Hirngewicht  in  Gramm. 

B.  beschreibt  eine  praktische  Methode,  welche  es  ermöglicht,  bei  allen 
wichtigeren  Autopsien  außer  der  Hirnwägung  auch  eine  einfache  exakte 
Bestimmung  der  Schädelkapazität  zu  machen,  und  zwar  folgendermaßen: 

Nach  Abtrennen  von  Haut,  Galea,  Periost  wird  ein  Metallband  um 
den  Schädel  in  einer  Horizontalen  festgeschraubt,  welche  2  cm  oberhalb  der 
Nasenwurzel  und  durch  die,  beziehungsweise  etwas  oberhalb  der  Protube- 
rantia  externa  verläuft.  Dann  Anzeichnen  der  Sägelinie  längs  des  unteren 
Bandes;  hierauf  Entfernung  des  Bandes,  sorgfältiges  Aufsägen  und  Ent- 
nahme des  Gehirns.  Entfernen  der  Dura  aus  dem  Schädeldach  und  samt 
dem  Sinns  aus  der  hinteren  Grube  der  Schädelbasis.  Am  Foramen  magnum 
und  im  Wirbelkanal  soll  die  Dura  möglichst  unverletzt  bleiben.  Dann 
wd  die  Schädelbasis  horizontal  eingestellt.     Man   gießt   den  Wirbelkanal 


262  ^^  Knochensystem  in  seinen  Beziehungen  zu  den 

voll  Wasser  und  überzeugt  sich,  daß  nach  mehrmaligem  Eingießen  der 
Wasserspiegel  im  Foramen  magnum  zum  Stehen  kommt,  und  gießt  dann 
die  ganze  Basis  voll  Wasser  aus  einem  graduierten  Meßzylinder.  Zur 
Sicherheit  soll  mau  gegen  zehnmal  ausmessen.  Nachträglich  die  Messung 
der  Schädelkalotte. 

Die  konsequente  Kapazitätsl^estimmung  ist  wichtig  bei  Krankheiten, 
die  zu  einer  Himverkleinerung  oder  Vergrößerung  fuhren. 

RÖrig  (225)  untersuchte  240  Schädel  von  Cervidenarten  (131  von 
Capreolus,  65  von  Elaphus,  44  von  Dama),  teilte  sie  nach  5  Lebensperioden 
ein  und  kam  zu  dem  Ergebnis,  daß  die  Indices  des  Hirnschädels  eine  im 
Betrage  sinkende,  die  des  Gresichtsschädels  eine  steigende  Tendenz  zeigen, 
daß  ferner  in  den  ersten  Lebensperioden  der  Gesichtsschädel  gegen  den 
Hirnschädel  in  seinen  Dimensionsverhältnissen  zurücksteht,  daß  dann  aber 
bis  in  das  höhere  Lebensalter  hinein  der  Qesichtsschädel  im  Vergleiche 
zum  Hirnschädel  prävaliert. 

In  diesen  Verhältnissen  kommen  die  Wirkungen  funktioneller  Selbst- 
regulierung deutlich  zum  Ausdruck.  Am  Gesichtsschädel  des  Kalbes  setzen 
sich  nach  der  Geburt  desselben  neue  Funktionen  durch  und  zwar  zunächst 
in  der  Säugetätigkeit,  und  nach  Ablauf  der  Laktationsperiode  tritt  mit  der 
Aufnahme  und  Zerkleinerung  pflanzlicher  Nahrungsstoffe  eine  Funktion 
neuer  Art  ein;  nachdem  die  Milchnahrung  in  den  ersten  Lebensperiodea 
ausgiebiges  Wachstum  sowohl  am  Schädel  wie  am  gesamten  Organismus 
eingeleitet  hatte,  vervollständigt  sich  das  Gebiß,  um  die  vegetabilischen 
Nahrungsstoffe  der  Ernährung  dienstbar  zu  machen;  danach  verursacht  der 
Zahnwechsel  eine  starke  Reduktion  des  Schädelwachstums. 

Török  (261)  bezeichnet  die  von  Retzius  angegebene  Klassifikation 
der  Schädelformen  (in  dolicho-  und  brachycephale)  als  nicht  zureichend, 
weil  dabei  die  Höhe  des  Hirnschädels  nicht  berücksichtigt  werde  und  die 
Klassifikation  sämtlicher  Schädelformen  der  Menschheit  nicht  auf  diese 
Weise  systematisch  durchgeführt  werden  könnte. 

Trotz  der  langen  Dauer  (60  J.)  der  kraniologischen  Forschungsmethode 
sei  man  noch  bedeutend  im  Rückstand  geblieben. 

T.  kam  bei  seinen  langjährigen  Forschungen  zu  folgenden  wichtigen 
Ergebnissen: 

1.  Daß  einzelne  Dimensionsmaße  verschiedentlich  variieren. 

2.  Daß  innerhalb  der  Variationsextensität  (Variationsbreite)  die  Einzel- 
fälle der  Variation  in  verschiedentlicher  Anzahl  auftreten. 

3.  Daß  infolge  der  allgem.  Gesetzmäßigkeit  der  Variationsintensität 
die  Gruppe  der  mittelgroßen  Werte  in  der  dominierenden  Mehrheit  einer 
Vertretung  aufzufinden  ist. 

4.  Daß,  weil  die  mittelgroßen  Maßwerte  stets  den  ausschlaggebenden 
Typus  ausdrücken,  wir  schon  mit  Gewißheit  aussagen  können,  daß  weder 
die  wirkliche  Langschädeligkeit,  noch  die  wirkliche  Kurz-,  sondern  die  Mittel- 
langschädeligkeit  auf  Erden  vorherrschen  muß. 

T.  hat  zum  Studium  der  Dolichocephalie  die  Maßangaben  von  ins- 
gesamt 652  Schädeln  für  7  dolichocephale  Rassen  der  Literatur  entnommen. 

Ergebnisse  aus  den  3  Variationsextensitäts-Tabellen  zusammengezählt 
und  die  dem  Indexwert  nach  als  dolichocephal  benannten  Menschenrassen 
weisen  unter  sich  verschiedenartige  Schädelformen  auf  und  sind  nicht  durch- 
weg wirklich  dolichocephal. 

Pürderhin  müßten  bei  den  bisher  sogenannten  dolichocephalen  Rassen, 
vor  allem  die  kurzen,  mittellangen  und  langen  dolichocephalen  Schädelformen 
unterschieden   werden,    sollten    unsere   Forschungen    auch    verläßliche  Auf- 


Krankheiten  des  Nervensystems.  2g  3 

klanmg  hiDsichtlich  der  Ähnlichkeiten  und  Verschiedenheiten  der  einzelnen 
dolichocephalen  Menschengruppen  behufs  einer  Klassifizierung  liefern. 

Auch  in  Bezug  auf  die  Variationsintensität  ihrer  3  Dimensionsmaße 
des  Himschädels  könnten  keine  solchen  dolichocephalen  Kassen  ausfindig 
gemacht  werden,  innerhalb  welcher  die  wirklich  langen  Schädel  in  der  do- 
minierenden Mehrheit  auftreten  würden. 

Daß  diese  Tatsachen  solange  unbemerkt  bleiben  konnten,  führt  T.  auf 
die  Einseitigkeit  der  bisherigen  Forschungsmethode  mit  den  Indexzahlen 
Zurück. 

Weber  (278)  handelt  über  die  Variationen  der  regio  pterygoidea  des 
menschlichen  Schädels,  die  vornehmlich  mit  der  Insertion  und  der  Richtung 
des  Muse,  pterygoideus  internus  zusammenhängen. 

B.   Mißbildungen. 

Beckhard  (16)  teilt  einen  Fall  von  Encephalocele  bei  einem  Kalbe 
mit  einer  dritten  Augenspalte  in  der  Kopfhaut  mit.  Die  Schädelhöhle  war 
froutalwärts  ofifen,  und  das  Gehirn  war  an  dieser  Stelle  nur  von  Hirnhäuten 
bedeckt. 

Blumentlial  und  Hirsch  (27)  behandeln  einen  Fall  von  angeborner 
Mißbildung  der  vier  Extremitäten  bei  einer  46  jährigen  Patientin.  Linke 
obere  Extremität:  Nur  ein  Oberarm  und  an  der  medianen  Seite  desselben 
ein  Pinger  vorhanden,     Gesamtlänge  30  cm,  endigt  konisch  zugespitzt. 

Rechte  obere  Extremität  weist  nur  einen  Humerus  auf,  28  cm  lang, 
die  Gesäßgegend  zeigt  sich  stark  ausgebildet. 

Untere  linke  Extremität:  Ein  einem  Unterschenkel  ähnliches  und  ent- 
sprechendes Stück,  welches  mit  einem  Knick  in  ein  breites  kugeliges  Ge- 
bilde übergeht,  das  die  Stelle  des  Oberschenkels  einnimmt.  Ein  mit  drei 
normal  gebildeten  Zehen  versehener  Fuß  vorhanden. 

Fibula  fehlt  vollständig.  Kniegelenk  vorhanden,  Patella  fehlt.  Femur 
16  cm,  Tibia  22  cm  lang. 

Rechte  untere  Extremität  an  Stelle  des  Oberschenkels  ein  kugeliges, 
mannskopfgroßes  Gebilde  mit  einem  nach  unten  gerichteten  fußähnlichen 
Anbang.     Fußsohlen  und  zwei  Zehen. 

Die  Röntgenbilder  gewähren  einen  deutlichen  Einblick  in  den  Knochen- 
befund. 

Zunächst  folgen  einige  Bemerkungen  über  die  Terminologie.  Für  den 
Ton  Bl.  und  H.  beobachteten  Fall  sei  eine  einheitliche  Bezeichnung  nicht 
zu  finden. 

Hierauf  werden  die  Veränderungen  der  Reihe  nach  kritisch  behandelt 
imd  mit  den  Beobachtungen  anderer  Autoren  (St.  Hilaire,  Marchand, 
Kümmel)  verglichen. 

Aus  der  Literatur  werden  vor  allem  die  Ergebnisse  Blenckes  er- 
wähnt Von  66  Fällen  von  kongenitalen  Femurdefekten  sind  Defekte  llmal 
auf  den  Femur  beschränkt,  31  mal  finden  sich  außer  dem  Femurdefekt  De- 
fekte der  Fibula,  der  Patella  und  des  Fußes.  In  12  Fällen  Femur-  und 
Tibia  knöchern  verwachsen.  Ehrlich  erklärt  diese  Ankylose  aus  der  Ent- 
wicklungsgeschichte, indem  die  allen  Gelenken  in  einer  früheren  Zeit  der 
Entwicklung  zukommende  Synostose  hier  noch  fortbesteht.  Becken  gut 
ausgebildet 

BL  und  H.  erscheinen  für  diese  verschiedenen  Verbildungen  eine 
exogene  Entstehungsursache  wahrscheinlich. 


264  ^As  Knochensyatem  in  seinen  BezielxaDgen  zu  den 

Patientin  erhielt  für  die  rechte  untere  Extremität  eine  Federprothe«e 
mit  einem  Unterschenkel  und  künstlichen  Fuß. 

Hax  (157)  macht  auf  das  topographische  Verhalten  der  Carotis  in- 
terna und  V.  jugularis  int.  zur  Paukenhöhle  und  auf  die  dadurch  bedingten 
lebensgefahrlichen  Blutungen  aufmerksam.  Zwei  Beobachtungen  dieser  Art, 
von  denen  die  eine  die  Carotis,  die  andere  die  V.  jug.  betrifft,  konnte  er 
in  der  Ambulanz  machen:  Bei  einer  17  jährigen  Patientin  war  nach  einer 
eitrigen  rechtsseitigen  Mittelohrentzündung  die  Mukosa  der  Paukenhöhle 
geschwollen  und  bot  im  vorderen  unteren  Quadranten  eine  starke  pulsatorische 
Bewegung,  die  von  der  Carotis  herrührte  und  als  angeborener  Defekt  der 
vorderen  Wand  der  Paukenhöhle  betrachtet  werden  muß. 

Häufiger  und  mannigfacher  finden  sich  Anomalien  der  unteren  Paaken- 
höhlenwand,  von  praktischer  Wichtigkeit  durch  die  Anlagerung  der  Vena 
jugularis.  Es  ist  das  der  sechste  der  in  der  Literatur  verzeichneten 
derartigen  Fälle.  Bei  einer  vorgenommenen  Paracentese  am  linken  Ohr 
quoll  eine  beträchtliche  Menge  Blut  hervor,  welche  Blutung  durch  Tamponade 
entstand. 

Diese  Anomalien  sind  bedingt  durch  Caries,  Usur,  einen  angebornen 
Defekt. 

Villaret  und  Francoz  (271)  stellen  eine  ausführliche  Betrachtung 
über  die  Dysostose  cleidocranienne  h^reditaire  an.  Sie  beobachteten  diese 
Erkrankung  an  einer  Frau  und  deren  drei  Kindern.  Ferner  stellte  ihnen 
Convelaire  eine  interessante  Beobachtung  zur  Verfugung.  Hierauf  be- 
sprechen sie  die  einschlägige  Literatur.  M.  M.  P.  Marie  und  Santon 
seien  die  ersten  gewesen,  welche  diese  Anomalie  in  ihrer  Gänze  beschrieben 
und  die  vier  Symptome  (vermehrter  Parietal-Durchmesser,  verzögerte  Ver- 
knöcherung der  Fontanellen,  mehr  oder  minder  ausgesprochene  Aplasie  der 
Clavikel  und  die  Vererbung)  aufgestellt  haben. 

Das  eine  oder  das  andere  Symptom,  oder  mehrere  derselben  seien 
schon  von  mehreren  Autoren  beobachtet  und  beschrieben,  jedoch  nicht  in 
ihrer  Gesamtheit  erkannt  worden. 

Was  die  Ätiologie  anlangt,  so  seien  verschiedene  Theorien  aufgestellt 
worden;  eine  genügende  Erklärung  dieser  angeborenen  Erkrankung  aber 
vermag  keine  zu  geben. 

C.  Deformitäten,  Verletzungen,  Entzündungen,  Tuberkulose, 

Syphilis,  Tumoren. 

Erdheim  (63)  berichtet  über  zwei  Fälle  von  Schädelcholesteatomen 
(Epidermoide).  Was  die  Ätiologie  der  Cholesteatome  überhaupt  anlangt,  so 
gewinnt  die  Annahme  Bostroems  immer  mehr  Boden,  Danach  entstehen 
die  Cholesteatome  aus  embryonalen  Epidermiskeimen  der  Kopfregion,  die 
bis  in  die  Pia  mater  versprengt  werden.  Schädelcholesteatome  kommen 
hauptsächlich  vor  am  Schläfenbein,  aber  auch  an  anderen  Stellen,  wie 
Hinterhauptsbein,  Scheitel-  und  Stirnbein;  er  zeigt  das  in  der  folgenden 
Literaturzusammenstellung. 

Dermoide  des  Schläfenbeins  gehen  aus  versprengten  Ektodermkeimen 
hervor;  in  Bezug  auf  die  viel  häufigeren  Epidermoide  (Cholesteatome)  des 
Schläfenbeins  gehen  die  Ansichten  der  Autoren  jedoch  ganz  auseinander, 
und  ist  die  Literatur  enorm  angewachsen. 

In  Anbetracht  der  so  geringen  Zahl  anatomisch  erwiesener  echter 
Schläfenbeincholesteatome  teilt  E.  zwei  weitere  Fälle  mit. 


Ejrankhehen  des  Nervensystems.  365 

L  Fall.  Zuerst  gibt  E.  den  Befund  des  Trommelfells  imd  Mittelohrs 
an  und  beschreibt  hierauf  das  Cholesteatom  der  Gestalt,  Lage  und  dem 
Inhalt  nach.  Die  Böntgen&ufnahme  ergab  einen  sehr  klaren  Befund :  Defekt 
in  der  Tabula  int.  größer,  in  der  Tab.  ext.  kleiner.  Sitz  dort,  wo  Hinter- 
haupts-, Scheitel-  und  Schläfenbein  zusammenstoßen.  Dieses  Cholesteatom 
hat  genetisch  nichts  mit  dem  Mittelohr  zu  tun.  Mikroskopisch  besteht  im 
histologischen  Aufbau  die  weitgehendste  Übereinstimmung  zwischen  diesem 
Schädelcholesteatom  und  den  Hirncholesteatomen  überhaupt. 

n.  FalL  Das  Präparat  stammte  von  einer  36  jährigen  Frau.  Die 
Untersuchung  ergab  ein  vollkommen  normales  Mittelohr  und  nicht  den 
mindesten  Verdacht  einer  je  vorhanden  gewesenen  Eiterung.  Das  Chole- 
steatom wieder  genau  beschrieben.  Halbkugelförmig,  der  Gegend  des  Sulc. 
sigmoid.  aufsitzend.  Der  Sitz  derselbe  wie  im  Falle  I,  jedoch  viel  weiter 
nach  vorne  und  etwas  tiefer. 

Processus  mast.  wurde  aufgesägt  und  durch  einen  der  kleinen  Defekte 
TOD  außen  sondiert.  Es  war  eine  offene  Verbindung  des  Cholesteatoms  mit 
den  pneumatischen  Mittelohrräumen  erwiesen.  Mikroskopischer  Befund  an- 
geschlossen. ' 

Ergebnisse  dieser  Untersuchung:  In  den  Fällen  von  Scliwartze, 
Korner  und  in  diesen  zwei  angeführten  handelt  es  sich  um  ganz  ähnlich 
gelegene  Cholesteatome;  sie  nehmen  alle  jene  Stelle  ein,  wo  das  Schläfen-, 
Scheitel-  und  Hinterhauptsbein  zusammenstoßen. 

Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  daß  in  unseren  Fällen  das  Cholesteatom 
mit  einer  Ohreiterung  nichts  zu  tun  hatte. 

Der  zweite  Fall  erscheint  von  besonderer  Bedeutung,  weil  er  gerade 
das  sekundäre  Inverbindungtreten  des  Cholesteatoms  mit  dem  Mittelohr  in 
vollkommen  einwandfreier  Weise  zu  einer  Zeit  demonstriert,  bevor  Infektion 
und  Vereiterung  des  Cholesteatoms  erfolgt  war. 

Ferner  ist  diesen  Fällen  auch  das  gemeinsam,  daß  sie  mit  ihrem 
vordersten  Anteil  die  Pars  mastoidea  des  Schläfenbeins  einnehmen.  In 
dieser  Weise  lokalisierte  Cholesteatome  eignen  sich  am  besten,  das  Vor- 
kommen echter  Cholesteatome  zu  veranschaulichen. 

Entwickelt  sich  hingegen  das  Cholesteatom  nicht  in  der  Peripherie, 
sondern  mitten  im  Gebiete  der  pneumatischen  Bäume,  so  muß  die  Perfo- 
ration desselben  ins  Mittelohr  schon  in  einem  sehr  frühen  Stadium  erfolgen 
mit  konsekutiver  Mittelohrentzündung  und  Vereiterung  des  Cholesteatoms. 
Alle  solche  Fälle  verfallen  dann  der  sekundären  Theorie. 

E.  ist  der  Meinung,  daß  primäre  Cholesteatome  nicht  nur  an  der 
Grenze  der  oben  erwähnten  Knochen,  sondern  auch  an  den  zahlreichen 
anderen  Stellen  vorkommen,  wo  sie  als  sekundäre  beschrieben  werden;  nur 
werden  sie  hier  infolge  der  oben  erwähnten  ungünstigen  Umstände  nicht 
als  primäre  erkannt,  sondern  für  sekundäre  gehalten. 

Bemerkenswert  ist  der  Umstand,  daß  in  allen  vier  Fällen  der  Tumor 
vorwiegend  gegen  das  Schädelinnere,  viel  weniger  nach  außen  seine  Ent- 
wicklung nahm. 

Diese  Untersuchung  gestattet  keinen  Schluß,  um  wieviel  und  ob  über- 
haupt das  primäre  Cholesteatom  des  Schläfenbeins  häufiger  als  das  sekun- 
däre sei. 

Für  zwei  Fälle  hatte  E.  also  den  Beweis  eines  echten  Cholesteatoms 
der  Schläfenbeingegend  erbracht  und  es  wahrscheinlich  gemacht,  daß  ein 
primäres  Cholesteatom  leicht  für  ein  sekundäres  gehalten  werden  kann. 

Neisser  (180)  demonstriert  Bilder  eines  exquisiten  Turmschädels  bei 
einem  44jährigen  Mann  mit  totaler  Amaurose  des  linken  Auges  von  Kind- 


^56  Das  Knochensystein  in  seinen  BeziehuDgen  zu  den 

heit  auf  und  einer  allmählicli  fortgeschrittenen,  jetzt  schon  beträchtlichen 
Sehschwäche  des  rechten  Auges;  neuritische  Atrophie  nachweisbar.  Seit 
dem  14.  Lebensjahr  Epilepsie  und  Intelligenzabnahme,  während  andere 
Autoren  bei  ihren  Patienten  intakte  Intelligenz  beobachteten. 

Interessante  Besonderheiten:  Patient  hatte  keine  klare  Vorstellung  von 
der  Situation  des  Augapfels  und  der  umgebenden  Partien  an  dem  amau- 
rotischen Auge;  er  wußte  nicht,  ob  das  Auge  im  Moment  oflfen  oder  ge- 
schlossen gehalten  wurde. 

Es  ist  dies  etwas  analoges  wie  die  bei  Fällen  mit  alten  zerebralen 
Kinderlähmungen  nicht  selten  zu  beobachtende  Unfähigkeit,  durch  Tasten 
mit  der  gelähmten  Hand  Gegenstände  zu  erkennen,  eine  Tastlähmung, 
welche  sich  bei  Übung  schnell  ausgleicht.  So  dürfte  es  sich  hier  um  eine 
Folge  des  Nichtgebrauchs  handeln. 

Oberwarth  (186)  hatte  Gelegenheit,  innerhalb  weniger  Monate  acht 
Fälle  von  sog.  Turmschädel  zu  beobachten.  Die  Besitzer  sind  geistig  nor- 
male Menschen;  jedoch  findet  sich  in  einer  großen  Zahl  dieser  Fälle  eine 
Atrophie  des  Sehnerven:  von  diesen  acht  besaßen  fünf  kranke  Sehnerven: 
einmal  völlige,  einmal  fast  völlige  Amaurose  infolge  beiderseitiger  Atrophie 
nerv,  opt.,  einmal  Neuritis  beider  nervi  optici  bei  guter,  einmal  bei  zweifel- 
hafter Sehschärfe,  einmal  rechtsseitige  Stauungspapille  bei  linksseitigen  an- 
geborenen Netzhautflecken.  Das  männliche  Geschlecht  bevorzugt  (sechs 
Knaben  und  nur  zwei  Mädchen).  Neuritis  bei  drei  Knaben  und  zwei 
Mädchen.  Die  Sehnervenerkrankung  kann  sich  schon  in  der  ersten  Kind- 
heit entwickeln.  Spiro  fand  dieselbe  bei  einem  2jähr.  Kinde.  Rhachitis 
und  meningitische  Prozesse  werden  als  Entstehungsursache  angegeben,  doch 
ohne  überzeugende  tatsächliche  Feststellungen. 

Schliz  (234)  bespricht  die  künstlich  deformierten  Schädel  in  ger- 
manischen Reihengräbern  und  zwar  a)  die  westgermanischen  (Heilbronner, 
Wiener,  Niederolmer  .  .  .)  Schädel ;  b)  die  ungarischen  künstlich  verbildeten 
Schädel;  c)  die  niederösterreichischen  künstlich  verbildeten  Schädel. 

Die  Ursache  der  künstlichen  Vorbildung  ist  bei  sämtlichen  dieselbe: 
Es  läuft  eine  ringförmige  Furche  als  Abdruck  eines  Bandes  um  den  Kopf 
vom  oberen  Teile  der  Stirnschuppe  bis  zum  Hinterhaupt  oberhalb  des 
Inions;  die  dadurch  hervorgebrachten  Anomalien  des  Schädels  stimmen  in 
den  Grundzügen  ebenfalls  überein ;  sie  sind  nur  etwas  verschieden  je  nach 
der  ursprünglichen  dolichocephalen  oder  brachycephalen  Anlage  des  um- 
schnürten Kopfes. 

Die  in  germanischen  ßeihengräbern  gefundenen  künstlich  deformierten 
Schädel  sind  germanische;  die  niederösterreichischen  schließen  sich  ihnen 
an,  die  ungarischen  tragen  aber  einen  anderen  Rassentypus. 

Von  den  ersten  sind  alle,  deren  Geschlecht  sich  bestimmt  nachweisen 
läßt,  weibliche.  Die  Veränderungen  haben  sich  langsam  durch  gleichmäßigen, 
dauernden  Druck  in  den  ersten  Lebensjahren  vollzogen.  Bei  Frauen  ent- 
spricht der  Schnürfurche  der  Sitz  des  Haarbandes. 

Walcher  (276):  Die  Tatsache,  daß  die  bei  Kraniotabes  im  ersten 
Lebensjahre  durch  die  Lage  des  Kopfes  erworbene  Umbildung  des  Schädels 
dem  Träger  desselben  bis  ans  Ende  seiner  Tage  bleibt,  brachte  W.  auf 
den  Gedanken,  Untersuchungen  darüber  anzustellen,  ob  nicht  auch  die  Form 
eines  normalen  Kindes-Schädels  durch  eine  bestimmte  Lagerung  des  Kopfes 
beeinflußt  werden  könnte.  Seine  Beobachtungen  an  Zwillingen  ergaben 
nach  den  ersten  zehn  Tagen,  daß  das  auf  dem  Hinterkopf  liegende  Kind 
brachycephal ,    das   auf  der   Seite    liegende   dolichocephal   wurde.      Zuletzt 


Krankheiten  des  Nervensystems.  267 

fordert  W.  die  Kollegen    auf,    weitere  Untersuchungeu    auf   dem    gleichen 
Felde  zn  machen. 

II.  Wirbelsaale. 

A.  Entwicklungsanomalien. 

Cuneo  (49)  handelt  über  Spina  bifida  und  deren  Abarten :  Myeloschisis 
(Myelo-meningocele  v.  Eecklingshausen),  Myelocystocele  und  Meningocele. 
Nachdem  C.  die  pathologischen  Veränderungen  der  drei  Abarten  und  deren 
ünterabarten  erörtert  hat,  macht  er  auf  die  Schwierigkeiten  der  Diagnose 
aufmerksam:  Myeloschisis  ist  charakterisiert  durch  das  Hervortreten  des 
Tumors  mit  den  drei  konzentrischen  Zonen  und  ist  noch  leicht  zu  erkennen. 
Weit  größere  Schwierigkeiten  bieten  Myelocystocele  und  Meningocele.  Die 
Schwierigkeiten  beruhen  auf  dem  mannigfachen  Aussehen  der  Decke  der 
Spina  bifida;  diese  kann  nämlich  von  normaler  Haut  gebildet  sein,  bald 
zeigt  sie  geringe,  bald  beträchtliche  Modifikationen.  Bei  aufmerksamer 
Untersuchung  gestatten  auch  diese  eine  richtige-  Diagnose. 

Von  den  die  Myelocystocele  begleitenden  Mißbildungen  und  Anomalien 
haben  einige  diagnostischen  Wert.  Nach  Recklingshausen  sei  die  Myelo- 
cystocele begleitet  von  Anomalien  in  der  Zahl  und  Form  der  Wirbelkörper. 
Bei  normaler  Haut  des  Tumors  handelt  es  sich  entweder  um  eine  Myelo- 
cystocele oder  Meningocele.  Beine  Meningocele  ist  selten;  in  zweifelhaften 
Fällen  müsse  man  immer  an  eine  Myelocystocele  denken. 

Die  Prognose  ist  bei  Myeloschisis  ungünstig  wegen  der  großen  Gefahr 
einer  Meningitis.  Auch  auf  operativem  Wege  wurden  keine  guten  Resultate 
erzielt.  Meningocele  ist  dagegen  sehr  günstig.  Myelocystocele  stehe  zwischen 
beiden.  Myelocystocele  dors.  ist  leicht  operabel,  ventrale  und  totale  M. 
weitaus  schwieriger;  leider  sei  bei  diesen  drei  Unterarten  nur  eine  wahr- 
scheinliche Diagnose  möglich. 

Neugebaner  (181)  teilt  eine  höchst  seltene  Beobachtung,  einen  Fall 
von  Hydromeningocele  sacralis  anterior,  bei  einem  22jährigen  jüdischen 
Mädchen  mit.  Im  kleinen  Becken  ein  prall  gefüllter,  über  doppelfaustgroßer 
flnctuierender  Tumor,  hinter  dem  Mastdarm,  der  Vorderfläche  des  Os  sacrum 
auflagernd ;  bedeutende  Dislokation ;  doppelte  Scheide  mit  Duplicität  des  Uterus. 

Pat.  trat  in  die  chirurgische  Klinik  ein,  verließ  dieselbe  nach  einem 
Tag  und  soll  3  Wochen  nach  der  Heimkehr  eines  plötzlichen  Todes  gestorben 
sein.  Die  Gesamtzahl  derartiger  Fälle  von  Meningocele  sacr.  ant.  u.  post. 
sind  sehr  gering  und  sind  deren  in  der  Literatur  22  bekannt. 

Die  älteste  Beobachtung  stammt  von  Virchow,  weitere  Fälle  wurden 
Ton  Wegner,  Kroner  und  Marchand,  von  Braune,  Emmet  u.  a. 
Löhlein  hat  einen  äußerst  interessanten  Fall  beschrieben  bei  einer 
28jährigen  III.  Gebärenden. 

Femer  noch  Kettler  und  Beneke. 

Derartige  Meningocelen  sind  der  bisherigen  Erfahrung  nach  stets  an- 
geboren. 

Eine  Reihe  von  Fällen  erwies  einen  teilweisen  Mangel  an  Wirbel- 
körpem  oder  Wirbelbögen. 

Wie  ist  eine  solche  Rachischisis  anterior  zu  erklären?  Es  bestehen 
verschiedene  Ansichten  von  Seiten  der  Autoren,  z.  B.  die  Annahme  einer 
einheitlichen  Anlage  des  medianen  Knochenkernes  für  die  Wirbelkörper 
(Rambaud  u.  Renault),  die  Annahme  der  bilateralen  Anlage  (Natorp, 
Vrolik).  Virchow  hält  die  angeborene  Wirbelspaltung  für  eine  besondere 
Entwicklungsstörung. 


268  ^^  Knochensystem  in  seinen  Beziehungen  zu  den 

Neugebauer  hält  für  die  vordere  Wirbelspaltung  ätiologisch  nur  einen 
spinalen  Hydrops  als  Ursache  plausibel. 

Eine  Reihe  von  Autoren  gaben  beim  Vorhandensein  einer  Meningocele 
sacr.  ant.  entsprechende  Knochendefekte,  eine  sog.  vordere  Wirbelspaltung  an. 

Diagnose  ist  nicht  schwierig  und  durch  deutliche  Merkmale  charak- 
terisiert. Die  Kasuistik  mit  so  großem  Letalitätsprozent  erweist  zur 
Genüge,  wie  ungemein  wichtig  gerade  bei  den  Becken -Meningocelen  eine 
richtige  Diagnose  ist. 

Betreffs  Behandlung  seien  die  Meningocelen  als  Noli  me  tangere  anzusehen. 
Die  bisherigen  Ergebnisse  der  Paracenthese  sind  hier  nichts  weniger  als 
ermutigend. 

Dieser  Tumor  hat  ernste  Bedeutung  für  den  Geburtshelfer. 

Angesichts  der  Schicksale  dieser  Frauen  scheint  es  N.  festzustehen, 
sobald  eine  Meningocele  sacr.  ant.  das  Becken  nur  einigermaßen  verengt, 
daß  keine  Paracentese  der  Cyste  oder  Einschnitt  behufs  Ermöglichung  der 
Geburt  per  vias  naturales  vorzunehmen,  noch  Wendung  oder  Zange  zur  Be- 
endigung zu  versuchen  sei,  sondern  man  von  vornherein  zur  Sectio  caesarea 
greifen  und  die  Cyste  unberührt  lassen  soll. 

Zusammenfassend  gibt  N.  an,  daß  er  in  der  vorliegenden  Arbeit  die 
Bedeutung  der  Mening.  sacr.  ant.  flüchtig  für  den  Chirurgen  gestreift  hat, 
hauptsächlich  die  Symptomatologie,  Diagnose,  Ätiologie,  pathol.  Anatomie, 
klinischen  Verlauf,  Prognose  und  Bedeutung  für  den  Geburtshelfer  erörtert, 
und  das  anatom.  Material  bezüglich  der  medianen  Wirbelkörperspalten 
zusammengestellt  und  die  sich  daran  knüpfenden  Hypothesen  und  die 
Beziehungen  der  medianen  Wirbelkörperspalten  zur  Meningocele  sacr.  ant. 
besprochen  hat. 

N.  sieht  mit  Interesse  einer  Diskussion  der  geburtshilflichen  Indikations- 
stellung für  solche  Fälle  entgegen. 

Möge  diese  Arbeit  die  Aufmerksamkeit  der  Fachgenossen  auf  diese 
ernste  Geburtserscheinung  lenken  und  für  den  Einzelfall  die  Diagnose 
erleichtern. 

Petersen  (201)  macht  aufmerksam,  daß  nicht  Luschka  u.  Schwegel 
die  ersten  waren,  die  Artikulationsflächen  an  der  Hinterseite  des  Os  sacrum 
gefunden  haben ;  denn  die  Kenntnis  derselben  datiert  aus  viel  früherer  Zeit. 
Albinus  hat  eine  deutliche  kleine  Gelenkfläche  an  der  1.  Seite  des  Os  sacrum 
abgebildet,  die  an  der  rechten  Seite  einem  kleinen  Trabekel  Raum  gibt. 
P.  fand  unter  63  Becken,  die  er  auf  diese  Gelenkfläche  untersucht  hatte, 
10  derartige,  mit  Gelenkflächen  versehene.  Diese  Gelenkflächen  liegen  in 
allen  Fällen  seitwärts  von  einem  Foramen  sacr.  posterius,  sind  häufig 
doppelseitig  und  zwar  entweder  vor  dem  2.  oder  vor  dem  1.  Foramen  sacr. 
post.,  dementsprechend  findet  sich  an  der  medialen  Fläche  der  Spina  il. 
sup.  eine  kleine  Gelenkfläche,  wenn  am  Os  sacrum  die  Gelenkfläche  vor 
dem  2.  Foramen  liegt;  ist  letztere  vor  dem  1.  For.  gelegen,  so  findet  sich 
die  korrespondierende  Gelenkfläche  am  Os  ileum  oberhalb  der  Sp.  il.  post 
sup.  Die  Gelenkflächen  erheben  sich  nur  wenig  über  das  Niveau;  in  einem 
einzelnen  Fall  hatte  sich  indes  gleichsam  ein  Proc.  artic.  gebildet. 

Bei  Betrachtung  einer  Reihe  normaler  Becken  gewahrt  man,  daß  bald 
ein  relativ  großer  Abstand  zwischen  den  Tuberositäten  des  Os  ileum  und 
denen  des  Os  sacr.  besteht,  bald  nur  ganz  geringe  Entfernungen  bestehen, 
und  in  den  Fällen,  wo  man  Gelenkflächen  antrifft  ist  gewissermaßen  eine 
„Einfalzung"  sehr  ausgeprägt. 

Die  Gelenkflächen  waren  in  allen  beobachteten  Fällen  glatt,  und  wo 
die   Lig.   an    der    umgebenden    rauhen    Knochensubstanz    gesessen   hatten, 


Krankheiten  des  Nervensystems.  269 

scharf  und  deutlich  von  dieser  abgegrenzt  In  den  meisten  Fällen  fanden 
sich  nur  Spuren  einer  Enorpelbildung  an  den  macerierten  Knochen^  und 
zwar  hyaliener  Knorpel. 

Der  Zweck  der  Arbeit  Reohe's  (215)  ist,  in  das  Verständnis  der 
Form  und  der  Funktion  der  Halswirbelsäule  der  Wale  einzudringen.  An 
Material  standen  hauptsächlich  Skelette  zur  Verfügung.  In  der  Arbeit  wird 
gezeigt,  daß  trotz  der  großen  Unterschiede,  die  die  Halswirbel  der  Cetaceen 
in  ihren  Formen  aufweisen,  ihnen  allen  doch  ein  Erscheinungskomplex  ge- 
meinsam ist:  die  Reduktionserscheinungen,  die  sich  hauptsächlich  in  einer 
Verkürzung  dieser  Wirbel,  und  zwar  besonders  der  5  letzten  äußern. 

Die  Ursache  dieser  Veränderungen  der  ursprünglich  normalen  Hals- 
wirbelsaule ist  das  Wasserleben,  besonders  der  durch  das  dichtere  Medium 
bedingte  größere  Widerstand.  Dazu  kamen  noch  andere  sekundäre  Ein- 
flüsse, wie  Größe,  Schnelligkeit,  Art  der  Nahrung  usw.,  die  modifizierend 
eingriffen  und  allerhand  andere  Erscheinungen,  wie  Verschmelzungen,  Ver- 
steifungen und  dergl.  hervorbrachten.  Zwischen  den  beiden  nicht  direkt 
miteinander  verwandten  Ordnungen  der  Barten-  und  Zahnwale  treten  dabei 
keinerlei  prinzipielle  Unterschiede  auf;  das  Wasserleben  hat  solange  auf  sie 
eingewirkt,  daß  die  Umgestaltung  der  Halswirbel  in  beiden  Gruppen  zu 
einem  gewissen,  in  diesem  Falle  gleichartigen  Abschluß  gelangt  ist. 

(Autoreferat) 

Wolters  (286)  untersuchte  die  Haut  über  einer  Meningocele  und 
fand  mehrfache  Veränderungen.  Die  Haut  sehr  dünn,  in  der  Mitte  Deku- 
bitus;  das  epithelbedeckte  Gewebe  von  normaler  Dicke.  Unter  dem  Mikroskop: 

Keine  Atrophie  des  Epithels.  An  der  Dekubitusstelle  granulierendes 
Gewebe,  bedeckt  von  nekrotischen  Massen.  Das  ganze  Corium  breiter  als 
normal.  Gefäße  reichlich  entwickelt,  die  Intiroa  derselben  intakt,  Media 
starker  entwickelt.  Subkutis  spärlich.  Im  Corium  große  Zahl  von  glatten 
Mnakelfasem,  im  mittleren  und  unteren  Teil  so  mächtig,  wie  bei  Myomen 
der  Haut.     Elastische  Elemente  normal. 

Die  Herkunft  dieser  abnormen  Muskelmassen  ist  nicht  ohne  weiteres 
klar.  W.  konnte  beobachten,  daß  ein  Teil  mit  den  Arrectores  pilorum  in 
Verbindung  steht;  der  größere  Teil  dieser  Muskelmassen  ist  durch  zarte 
Fasern  mit  der  Media  der  Gefäße  verbunden  und  ist  aller  Wahrscheinlich- 
keit nach  von  ihnen  ausgegangen.  W.  nimmt  an,  daß  die  Entwicklung 
dieser  Muskelmassen  auf  den  permanent  pulsierenden  Druck,  der  durch  den 
Inhalt  der  Meningocele  bedingt  sei,  zurückzuführen  sei,  während  ein  konstanter 
Druck  zur  Hypertrophie  der  bindegewebigen  Elemente  geführt  hätte.  Nur 
konnte  er  nicht  feststellen,  ob  das  zufallig  vorkommende  oder  konstante 
Befände  seien. 

B.  Verletzungen. 

Lndloff  (149)  teilt  die  Resultate  der  oft  recht  mühsamen  Unter- 
suchungen bei  Verletzungen  der  Lendenwirbelsäule  und  des  Kreuzbeins  an 
der  Hand  von  Röntgenogrammen  mit  und  beschränkt  sich  dabei  auf  6  Fälle, 
bei  denen  die  Patienten  über  Schmerzen  gerade  im  untersten  Teil  der 
Lendenwirbelsäule  und  am  oberen  Ende  des  Kreuzbeins  klagten  und  ein 
schweres  Trauma,  nachdem  sich  die  Beschwerden  entwickelt  haben,  vor- 
gelegen hat 

L.  gibt  die  Art,  wie  die  Patienten  zu  Schaden  gekommen  sind,  die 
subjektiven  und  objektiven  Symptome  an,  bespricht  die  einzelnen  Rönt- 
genogramme  ausführlich  und  zeigt  eine  ganze  Reihe  von  Formveränderungen 
ün  Vergleich  mit  dem  normalen  Skelett.     L.  teilt  letztere  in  wirkliche  und 


270  ^^s  Knochensystem  in  seinen  Beziehungen  zu  den 

scheinbare  Veränderungen.  Er  bringt  den  Beweis  für  einen  Bruch  des 
einen  Gelenkfortsatzes,  Verschiebung  und  Neigung  des  Wirbelkörpers  auf 
dem  Promontorium  nach  rechts  und  osteoarthritische  Auflagerung  an  der 
rechten  Kante  des  Promontoriums.,^  Diese  Art  von  Brüchen  komme  verhältnis- 
mäßig häufig  durch  gewaltsame  Überbeugung  oder  Überstreckung  vor,  und 
es  liegt  demnach  eine  typische  Fraktur  vor. 

L.  gibt  der  wohlberechtigten  Hoffnung  Raum,  daß  mit  Hilfe  eingehender 
Röntgenuntersuchung  und  mehrfacher  Röntgenographien  des  betreffenden 
Patienten  künftig  noch  manchen  Unfallbetroffenen  sein  Recht  wird,  der  jahre- 
lang mißtrauisch  als  Simulant  betrachtet  wurde. 

Romm  (224)  berichtet  über  einen  Fall  von  Atlasluxation  mit  Ab- 
bruch des  Zahnfortsatzes  des  Epistropheus. 

Eine  26  jährige  Frau  fiel  vor  einem  halben  Jahre  von  einem  Heu- 
schuppen aus  einer  Höhe  von  5  m  auf  ausgestampften  Lehmboden;  fiel  mit 
der  linken  Hälfte  des  Hinterhauptes  und  Scheitels  auf  und  war  sofort  be- 
wußtlos. 

Angeblich  befand  sich  der  Kopf  sofort  nach  dem  Unfall  in  der  ab- 
normen Stellung,  die  er  zur  Zeit  der  Aufnahme  in  die  cliirurgische  Klinik 
noch  einnimmt,  die  sie  wegen  aufgetretener  Schluckbeschwerden  aufsuchte, 
aber  nach  14  Tagen  wieder  verließ. 

Im  Anschluß  daran  führt  R.  die  in  der  Literatur  gesammelten  Fälle 
von  Atlasluxationen  aller  Art  an  und  behandelt  den  von  ihm  selbst  beob- 
achteten Fall  ausführlicher. 

Bespricht  die  Ätiologie  im  allgemeinen,  die  Symptome,  Verlauf  und 
Prognose;  die  reinen  Atlasluxationen  ohne  Bruch  scheinen  günstiger  zu  ver- 
laufen. (Bei  älteren  Individuen  war  der  Tod  vorwiegend  sofort  eingetreten.) 

Bei  mit  Bruch  einhergehenden  Luxationen  ist  die  Prognose  entschieden 
eine  in  fauste. 

Nach  Gurlt  ist  die  Prognose  umso  ungünstiger,  je  höher  oben  die 
Läsion  der  Medulla  erfolgt  ist. 

In  ebenso  ungünstigem  Sinne  äußert  sich  Blasius. 

Therapie  ist  so  gut  wie  machtlos.  In  den  frisch  zu  behandelnden 
Fällen  wird  man  unter  möglichster  Berücksichtigung  der  Verhältnisse  im 
Röntgenbild  zu  dem  Versuche  einer  Reposition  schreiten,  der  nach  positivem 
Resultate  eine  Fixation  durch  Verband  anzuschließen  ist. 

Extensionsbehandlung  sei  mit  großer  Vorsicht  anzuwenden. 

Ankylose. 

Ehrhardt  (58)  beschreibt  ein  Skelett  mit  chronisch  ankylosierender 
Entzündung  der  Wirbelsäule  und  zwar  einen  Typus  der  Strümpellschen 
Form,  den  höchsten  denkbaren  Grad  des  Krankheitsprozesses.  Die  Wirbel- 
säule bildet  von  der  Schädelbasis  bis  zur  äußersten  Spitze  des  Steißbeines 
einen  einheitlichen  ununterbrochenen  knöchernen  Stab  mit  hochgradiger 
arkuärer  Kyphose  im  Gebiet  der  Brust-  und  Lendenwirbelsäule.  Halsteil 
leicht  lordotisch  und  leicht  rechts  konvex  skoliotisch.  Die  Kyphose  so 
hochgradig,  daß  die  Längsachsen  der  Oberschenkel  senkrecht  zur  Wirbel- 
säule stehen.  Das  Becken  ist  auch  durch  knöcherne  Ankylose  mit  dem 
Kreuzbein  verbunden,  ebenso  Oberschenkel  im  Hüftgelenk  knöchern  fixiert 

E.  betrachtet  diesen  Grad  als  Endstadium  der  chron.  Wirbelsäulen- 
ankylose.  Der  ganze  Prozeß  stellt  sich  dar  als  syndesmogene  Synostose  sämt- 
licher Wirbelgelenke  mit  Verknöcherung  der  Längsbänder  und  Zwischen- 
wirbelscheiben, begleitet  von  knöcherner  Ankylose  der  Wirbel-Rippengelenke 
und  der  Hüftgelenke,  und  zwar  reine  Synostose  ohne  Exostosenbildung. 


Krankheiten  des  Nervensystems.  271 

An  der  Hand  dieses  Skelettes  Tersucht  E.  die  Unterschiede  zwischen 
einer  Spondylitis  deformans  und  einer  reinen  Wirbelsäulenankylose  fest- 
zustellen : 

Spondylitis  deformans  zeigt  ausgedehnte  Exostosenbildung,  zunächst 
nur  im  Sereich  der  Zwischenwirbelscheiben,  im  späteren  Stadium  durch  das 
Zusanunenfließen  dieser  Osteophjten,  die  dann  als  breite  Knochenmassea 
seitlich  den  Wirbelkörpem  aufliegen.  Chronische  ankylosierende  Wirbel- 
säulenversteifung  geht  mit  Versteifung  der  kleinen  Gelenke  und  Bandver- 
knöcherung  einher.  Die  mitgeteilten  Befunde  zeigen,  daß  es  sich  bei  diesen 
beiden  Fällen  um  zwei  nach  Pathogenese  und  anatomischer  Beschaffenheit 
durchaus  verschiedene  Prozesse  handelt.  In  dem  beschriebenen  Falle  handelt 
es  sich  zweifellos  um  Infektion,  die  alle  Wirbel  ergrifif.  Die  Ätiologie  ist 
immer  noch  etwas  unklar. 

Mingazzini  (165)  beschreibt  einen  Fall  von  Spondylose  rhizomglique, 
wobei  er  auf  einige  besondere  Umstände  aufmerksam  macht.  Der  ganze 
Komplex  von  Symptomen  der  9  Jahre  dauernden  Kiankheit  nötige  ihn  zu 
dieser  Diagnose. 

Differentialdiagnostisch  sei  in  Erwägung  zu  ziehen: 

a)  Die  chronische  Steifigkeit  der  Wirbelsäule  (Bechterew),  dagegen 
spricht  die  Tendenz  der  Krankheit,  sich  von  unten  nach  oben  auszubreiten. 

h)  Myogene  Wirbelsteifigkeit  nach  Cassirer.  Gegen  dieselbe  spricht 
das  Fehlen  von  Kontrakturen  bei  Schmerzen. 

c)  Die  lange  Dauer  schließt  auch  Pachymeningitis  cerv.  hypertrophica 
und  die  Krankheit  von  Pott  aus. 

Vor  4  Jahren  war  jedoch  eine  sichere  Diagnose  außerordentlich 
schwierig.  Das  ganze  Krankheitsbild  sprach  für  eine  radikuläre  Neuritis, 
welche  Annahme  durch  das  Ergebnis  einer  intraduralen  Kokainisierung  be- 
kräftigt wurde.  M.  macht  noch  darauf  aufmerksam,  daß  eine  teilweise 
Besserung  der  Ankylose  der  Beine  eingetreten  ist.  Es  handelte  sich  offen- 
bar um  eine  Pseudoankylose,  weil  bei  der  Chloroformierung  die  Oberschenkel 
beweglich  wurden;  nach  Askoli  sei  die  ankylosierende  Tendenz  eines  der 
lebhaftesten  Kennzeichen  der  Spondylose  rhizomSlique. 

C.   Entzündung  der  Knochen  und  Gelenke. 

Böger  (28)  beschreibt  einen  Fall  von  Malum  suboccipitale  rheu- 
maticum  bei  einem  IT^/^  Jahre  alten  Ackerer  aus  Poll.  Im  Verlauf  einer 
rheumatischen  Polyarthritis  treten  Schmerzen  und  Infiltration  des  Nackens 
anf ;  allmählich  hochgradiges  Caput  obstip.  dextrum,  das  mit  der  Infiltration 
zurückgeht;  Patient  hat  femer  Schluckbeschwerden  und  Schmerzen  im 
Hinterkopf.  Untersuchung  per  os  und  Eöntgenbild  zeigt  den  zweiten  Hals- 
wirbel gegen  den  ersten  zurück  und  den  Zahnfortsatz  nach  links  abgewichen ; 
dementsprechende  Bewegungsstörungen;  besonders  Drehbewegung,  verloren 
gegangen.  Endlich  Besserung  der  subjektiven  Beschwerden,  der  Beweglich- 
keit and  des  Herzfehlers. 

Das  Fehlen  jeder  Druckempfindlichkeit,  das  Ergebnis  der  Röntgen- 
durchleuchtung und  unleugbare  Besserung  sprechen  gegen  eine  tuberkulöse 
Erkrankung. 

Labejrrie  (136)  liefert  eine  umfangreiche  Arbeit  über  die  nicht  tuber- 
kulösen Ostitiden  der  Wirbelsäule  bei  Erwachsenen;  er  macht  vor  allem 
aufmerksam  auf  die  Resultate  Fraenkels,  der  im  Mark  der  Wirbel  (Brust- 
ünd  Lendenwirbel)  den  Eberthschen  Bazillus,  Pneumokokken,  Strepto- 
kokken und  Staphylokokken  gefunden  hat.    Die  Wirbelsäule  verhalte   sich 


272  ^^  Knochensystem  in  seinen  Beziehungen  zu  den 

infektiösen  Keimen  gegenüber  wie  ein  langer  Knochen,  dessen  Epiphysen 
Hals-  und  Lendenwirbel  und  Diaphyse  die  Brustwirbel  darstellen;  und  da 
die  Lendenwirbel  die  voluminösesten  sind,  sei  auch  die  Infektion  fast  ge- 
wöhnlich daselbst  lokalisiert! 

Er  unterscheidet  vier  Formen  dieser  Erkrankungen:  1,  Die  eigentliche 
Osteomyelitis.  2.  Eine  subakute  sehr  beschränkte  Form  mit  schließlicher 
Abszeßbildung.  3.  Eine  akute  oder  subakute  Form,  eher  eine  Osteoperi- 
ostitis, die  mit  Resorption  endigt.  4.  Eine  chronische  Form,  ankylosierende 
Osteoarthritis. 

Ad  1.  Osteomyelitis  der  Wirbelsäule  ist  eine  seltene  Affeküon. 
Bisher  sind  55  Fälle  in  der  Literatur  bekannt.  Ätiologie  dieselbe,  wie  bei 
Osteomyelitis  überhaupt;  pathogene  Keime  gelangen  durch  die  Blutbahn, 
ausgehend  von  einem  Panaritium  oder  Furunkel  usw.,  wobei  prädisponierende 
Momente  auch  in  Betracht  kommen,  in  die  Wirbelsäule.  Femer  beschreibt 
er  im  weiteren  die  Erkrankung  und  deren  Komplikationen  von  Seiten  des 
Rückenmarkes.  Die  Symptome  sind  äußerst  schwere.  Die  Katastrophe  er- 
folgt plötzlich.  Diagnose  schwierig.  Prognose  sehr  ungünstig;  Behandlang: 
Ohirurgischer  Eingriff. 

Ad  2.  Zwei  Fälle  bekannt.  Erster  Fall  von  Professor  Eichler 
(Münchener  Wochenschrift).  Den  zweiten  Fall  beobachtete  L.  selbst  und 
Äwar  einen  Abszeß  in  der  Höhe  des  7.  Hals-  und  der  ersten  2  Brustwirbel, 
faustgroß,  wenig  schmerzhaft.  Haut  kaum  gerötet.  Punktion,  Entfernung 
«ines  Sequesters.  Jodbehandlung.  Heilung  schnell  und  vollkommen. 
Eichels  Fall  ganz  analog. 

Ad  3.  Seit  15  Jahren  bekannt;  zuerst  im  Anschluß  an  Typhus  beob- 
achtet worden.  Quincke  berichtet  zwei  Fälle.  Alle  möglichen  Keime 
können  vorhanden  sein.  Diese  Spondylitis  typhosa  betrifft  vorzugsweise  die 
Lendenwirbel.  Symptome  bestehen  charakteristische.  Prognose  günstig. 
Ätiologie  unaufgeklärt.  Auffallende  Vorliebe  für  Männer  (24  Männer,  vier 
Frauen)  Pathogenese  (Eberth  Bazillus).     Behandlung  symptomatisch. 

Ad  4.  Ankylose  betrifft  Knochen  und  Bänder.  Bald  besteht  Infil- 
tration mit  Volumsvergrößerung  und  Verlust  der  Elastizität,  bald  und  zwar 
sehr  oft  eine  Verkalkung  und  wahre  Verknöcherung.  Das  Periost  beteiligt 
sich  am  Prozeß.  Das  Knochengewebe  kann  einerseits  erweicht,  anderseits 
härter  als  normal  sein. 

Anschließend  bespricht  er  die  pathologisch-anatomischen  Veränderungen. 
Die  Ankylose  kann  eine  partielle  oder  totale  sein.  Die  partielle  ihrerseits 
kann  eine  cervikale,  dorsale  oder  lumbale  sein.  Totale  Ankylose  hat  zwei 
Typen  (Bechterew  und  Pierre  Marie).  L.  ist  der  Ansicht,  daß  es  sich 
in  beiden  Fällen  eigentlich  um  eine  und  dieselbe  Affektion  handelt;  vielleicht 
ist  bei  Bechterew  dieselbe  noch  nicht  soweit  vorgeschritten,  wie  beim  Pierre 
Mari  eschen  Typus.  Prognosis  nicht  besonders  schlecht.  Diagnosis,  be- 
sonders in  nicht  typischen  Fällen  sehr  schwer. 

Nicht  ohne  Erfolg  wurde  physikalische  Behandlung  angewendet. 

Zum  Schlüsse  bemerkt  er,  daß  die  Affektionen  des  Rückgrates  noch 
schlecht  bekannt  sind.  Diese  Ostitiden  seien  viel  häufiger,  als  man  glaubt, 
und  wurden  nur  zu  oft  mit  mal  de  Pott  verwechselt. 

D.   Tuberkulose,  Syphilis,  Tumoren. 

Petren  (202)  wirft  die  beiden  Fragen  auf,  ob  1. .  nicht  schon  vor 
■dem  Auftreten  der  groben,  von  den  Chirurgen  angegebenen  Symptome 
(spontane  Frakturen,  Difformitäten,  Folgen  einer  Kompression  des  Rücken* 


Krankheiten  des  Neirenaystemi.  273 

iDtfkes)  andere  Erscheinmigen  der  Carcinose  vorhanden  sind,  und  2.  ob  es 
Camnose  gibt,  wo  diese  gröberen  Symptome  überhaupt  niemals  auftreten. 

Die  Symptome  der  Carcinose  der  Wirbelsäule  seien  zwar  schon  ein- 
gehend studiert  worden,  nicht  aber  so  die  der  übrigen  Teile  des  Skelettes. 
An  Tier  Fällen  zeigt  P.,  daß  Carcinose  des  Rumpfskelettes  nach  Ca.  mam- 
mae  bestanden  hat,  wo  die  gewöhnlichen  auffallenden  Symptome  fehlten  und 
Schmerzen  von  unbestimmter  Lokalisation,  welche  in  der  Ruhe  weniger,  bei 
Bewegung  und  Lageveränderung  stärker  auftraten  und  die  Gehfahigkeit  ver- 
minderten, die  einzigen  Symptome  waren.  Auffallend  sei  auch  die  lange 
Latenzzeit  zwischen  Operation  eines  Brustkrebses  und  dem  Auftreten  von 
Skelettmetastasen.  Diagnostische  Bedeutung  scheint  auch  der  Eindruck  zu 
haben,  daß  die  Konturen  des  Knochens  (os  üeum)  für  die  Palpation  weniger 
distinkt  hervortreten,  als  normal. 

Bezüglich  der  zweiten  Frage  sagt  Petren,  daß  die  Skelettcarcinose 
bei  Prostatakrebs  im  allgemeinen  oder  immer  nur  Knochensymptome  (von 
Difformitaten  und  spontanen  Frakturen  abgesehen),  nicht  aber  Wurzel-  oder 
fiückenmarkssymptome  gibt,  während  die  Skelettcarcinose  nach  Brustkrebs 
znweilen  (oder  oft?)  nur  dasselbe  gibt. 

Wir  hätten  also  Grund,  beim  Auftreten  von  schweren  und  lange  be- 
stehenden Schmerzen,  ohne  bestinunte  Lokalisation,  nach  Brust-  und  bei 
Proelatakrebs  den  Verdacht  auf  Skelettcarcinose  zu  lenken,  ohne  daß  es  zu 
objektiven  Veränderungen  des  Skelettes  oder  bestimmten  Kompressions- 
erscheinungen seitens  der  Wurzeln  oder  des  Rückenmarkes  kommt,  auch 
wenn  der  Verlauf  dieser  Symptome  sehr  wechselnd  ist. 

E.  Skoliose. 

Meyerowitz  (162)  sagt  in  seiner  Arbeit  über  Skoliose  bei  Hals- 
rippen, daß  in  2^/^  aller  Skoliosen  das  Zusammentreffen  von  Skoliose  und 
Halsrippen  zu  beobachten  sei.  M.  betrachtet  die  Existenz  der  „Qar raschen 
Skoliose'',  d.  h.  einer  durch  größere  einseitige  Halsrippen  mechanisch  be- 
dingten Skoliose  als  feststehend. 

Zweitens  sei  die  gleiche  Erklärung  auch  f&r  die  bei  ein-  und 
doppelseitigen  Halsrippen  von  geringerer  Länge  beobachtete  Skoliose  wahr- 
scheinlich anzunehmen,  während  er  die  Erklärung  als  „reflektorische  Skoliose'* 
nach  Helbing  bei  doppelseitigen  Halsrippen  zurückweist  und  eine  ganze 
Beihe  von  Einwänden  macht. 

Schmidt  (235)  bezeichnet  in  seiner  Abhandlung  über  die  Skoliose 
die  bisherigen  Theorien  in  Bezug  auf  Rotation  und  Torsion  als  unvollständig 
und  einseitig.  Seiner  Ansicht  nach  müsse  man  nicht  vom  pathologischen, 
»ndem  vom  physiologischen  Standpunkte  aus  das  Wesen  der  Skoliose  zu 
Spunden  versuchen.  Seh.  betrachtet  die  sich  abspielenden  Vorgänge  bei 
Entwicklung  reiner  Skoliose  und  führt  im  weiteren  aus,  wie  durch  das  Aus- 
gleichsbestreben der  beiden  Scheitelwirbel  die  skoliotischen  Umformungen 
entstehen  müssen. 

Therapeutisch  erscheint  ihm  die  operative  Entfernung  des  Domfort- 
satzes des  oberen  Scheitelwirbels  von  praktischer  Bedeutung  zu  sein. 

IILErtaraiikimgeB  des  Dbrlgen  Knocbensystemes  (und  Gesamterkrankungen 

des  Skelettes). 

Deycke-Pascha  (55)  veröffentlicht  eine  ziemlich  lückenlose  Serie  der 
hei  der  mutilierenden  Lepra  nervorum  erscheinenden  Knochenveränderungen 

JabieMMxiclit  f.  Neurologie  und  Piyoliiatrie  i»06.  18 


274  ^^  EDOchensystem  in  seinen  Beziehungen  zu  den 

an  Händen  und  Füßen  von  ihren  ersten  Anfangen  bis  zu  den  hochgradigsten 
Verunstaltungen  und  bezeichnet  dieselben  als  indirekte  oder  passive  Ver- 
änderungen, im  Gegensatz  zu  den  als  aktive  bezeichneten.  An  10  beobach- 
teten  Fällen  beschreibt  er  in  aufsteigender  Progression  diese  Knocben- 
veränderungen. 

Es  handelt  sich  in  diesen  Fallen  um  rein  resorptive  Vorgänge,  jede 
produlctive  Bildung  fehlt  vollständig.  Lepröse  Spontanfrakturen  zeigen  nicht 
die  geringste  Spur  einer  Kallusbildung.  Leichte  periostale  Auflagerungen, 
scheinbare  Ausnahmen,  sind  durcb  sekundäre  Infektion  hervorgerufen. 

D.-P.  sieht  in  diesem  Prozeß  ein  auf  Kalkresorption  hinzielendes 
Prinzip;  diese  Resorption  wird  geschaflfen  durch  Funktionsparesen  oder 
-Paralysen  der  entsprechenden,  im  physiologischen  Sinne  trophischen  Neu- 
ronen.  Er  vermutet,  daß  es  am  nächsten  liege,  sich  den  Prozeß  als  eine 
durcb  Säure  oder  saure  Salze  bedingte  Entkalkung  vorzustellen,  wobei  ent- 
weder die  Bildung  oder  mangelhafte  Entfernung,  resp.  Neutralisierung  des 
sauren  Prinzipes  durch  die  gestörte  Innervation  ausgelöst  würde. 

Lanz  (138)  bekam  bei  seinen  Untersuchungen  über  die  Progenitur 
Thyreopriver,  die  er  an  Kaninchen,  Katzen  und  Hunden  und  hauptsächlich 
an  Ziegen  anstellte,  folgende  Ergebnisse: 

1.  Junge,  unter  7«  jährige  thyreodektomierte  Zicklein  gehen  gewöhnlich 
schon  innerhalb  des  ersten  Lebensjahres  an  subakuter  Kachexie  zu  Grunde. 

2.  1 — i  jährige  Ziegen  reagieren  auf  den  Schilddrüsenausfall  weniger  akut 

3.  Bei  alten  5-  und  mehrjährigen  Tieren  sind  die  Ausfallserscheinungen 
weniger  deutlich. 

Bezüglich  der  Fortpflanzungsfähigkeit  und  Progenitur  thyreodektomierter 
Ziegen:  1.  Thyreodektomiert  man  junge,  einige  Wochen  alte  Böcklein,  so 
sind  sie,  wenn  sie  überhaupt  das  fortpflanzungsfähige  Alter  erreichen,  ab- 
solut impotent;  auch  weibliche  Tiere  büßen  ihre  Fortpflanzungsiähigkeit  ein. 

2.  Bei  im  fortpflanzungsfahigen  Alter  thyreodekt.  Ziegen,  männliche  wie 
weibliche,  bleibt  dieselbe  öfters  im  beschränkten  Maße  erhalten. 

3.  Thyreodektomierte  Muttertiere  haben  £ast  ausschließlich  männliche 
Junge  geworfen;  Geburtsakt  immer  mühselig.  Bei  Kachexie  der  Mutter 
zeigten  die  Jungen  Merkmale  Ton  Elretinen.  Milchsekretion  geht  rasch  anf 
die  Hälfte  oder  das  Drittel  zurück  und  zessiert  nach  einigen  Wochen  oder 
Monaten. 

Die  Frage  nach  der  Progenitur  totalexstirpierter  Menschen  ist  nicht 
direkt  zu  beantworten,  weil  seit  1883  (Kocher)  die  Totalextirpation  der 
Schilddrüse  nicht  mehr  ausgeführt  wird.  B.  beobachtete  ein  männliches  und 
weibliches  Individuum,  an  welchen  vor  1883  die  totale  Thyreodektomie  gemacht 
worden  war.  1.  Der  Mann  ist  nach  10  Jahren  der  Typus  eines  Kretins; 
nach  ^/^  jähriger  Schilddrüsenkur  verschwinden  aUmählich  die  pathologischen 
Erscheinungen ;  Geschlechtstrieb  erwacht  wieder.  2.  Bei  einer  totalextirpierten 
Frau  stellen  sich  nach  mehrmonatlicher  Schilddrüsenkur  die  Menses  ein. 
Die  Schamhaare  beginnen  zu  wachsen. 

Aus  dem  Umstände,  daß  Kinder,  deren  Mütter  hypothyreotisch,  —  L  e. 
einerseits  durch  kolloide  Entartung,  andererseits  durch  Strumitis  kretinoides 
Aussehen  erhalten,  —  lädiert  sind,  ferner,  daß  die  Natur  durch  Reduktion,  resp. 
Aufhebung  der  Fortpflanzungsfähigkeit  die  Thyreopriven  vor  Nachkommen- 
schaft bewahrt,  kann  man  gewisse  Rückschlüsse  auf  die  Progenitur  Thyreo- 
priver machen. 

Lannois  und  Tremolidres  (141)  teilen  einen  Fall  von  multiplen 
Exostosen  von  seltener  Größe  und  Zahl  mit,  die  bei  einem  phthisischen 
35  jährigen  Mann  seit  frühester  Jugend  sich  entwickelt  hatten. 


Krankheiten  des  Nerjrensystems.  275 

Aach  Simonilli  (246)  hat  eine  Reihe  von  Fällen  mit  epiphysären 
Exostosen  beobachtet  zum  Teil  bei  verschiedenen  Mitgliedern  derselben 
Familie. 

Matignon  (155)  teilt  einen  Fall  von  einer  Thorazdeformation  nach 
einer  akuten  Pleuritis  bei  einem  23  jährigen  Soldaten  mit,  die^  nachdem  der 
PaL  im  Erholung  in  die  Heimat  geschickt  worden  war  und  ein  Rezidiv 
bekam,  lon  ihm  bemerkt  wurde,  als  er  nach  14  Tagen  das  erste  Mal  das 
Bett  TerlieB.  Der  Fat  bot  folgende  Besonderheiten:  Rechts  konkave  Skoliose 
Dod  zuerst  Schmerzen  auf  der  ganzen  rechten  Seite,  die  bei  Bewegungen 
und  Hasten  beträchtlicher  wurden;  femer  das  frühzeitige  Auftreten  (2  Monate 
nach  der  1.  Pleuritis)  der  fehlerhaften  Haltung. 

IL  weist  die  Annahme  einer  chronischen  Pleuritis,  die  durch  eine 
Skoliose  charakterisiert  ist,  zurück  und  konnte  feststellen,  daß  die  Defor- 
mation nur  eine  scheinbare  ist,  was  sowohl  die  gleichen  Maße  der  beiden 
Brosthälften,  als  auch  das  Fehlen  der  geringsten  Einziehung  der  Inter- 
eostahäume  ergeben.  Es  besteht  nur  eine  Wirbelsäulenbiegung  mit  deut- 
licher Senkung  der  rechten  Schulter,  welcher  Zustand  nur  als  „reaction  de 
defeDce**  zur  Verminderung  der  Schmerzen  entstanden  sei.  Eine  entsprechende 
Gymnastik  hätte  nach  Matignons  Ansicht  den  Fehler  beheben  lassen.  Erst 
allmählich  sei  die  Verdickung  der  Pleura  die  Ursache  dieser  Haltung  ge- 
worden, sodaß  auf  eine  dynamische  Ursache  eine  körperliche  Schädigung 
folgte.  Bezeichnend  ist  auch  die  ähnliche  Erscheinung  beim  Großvater 
mütterUcherseitSy   der  ebenfalls  nach  einer  Pleuritis  eine  Skoliose  bekam. 

Mocqnot  und  Montier  (170)  beschreiben  Veränderungen  des  Skelettes, 
Teiche  in  ihrem  Verhalten  an  die  Pagetsche  Krankheit  erinnern,  und  nennen 
daher  dieses  Syndrom  „Pseudo-Paget^.  Die  klinischen  Symptome  eines 
typischen  Falles  sind  Deformationen,  welche  vornehmlich  den  Bumpf  und  die 
onteren  Extremitäten  betreffen.  Thorax  und  Abdomen  zeigen  charakteristische 
Formen,  ebenso  die  Wirbelsäule.  Gebückte  Haltung.  Die  unteren  Extre- 
mitäten zeigen  bei  geschlossenen  Fersen  einen  beträchtlichen  Abstand  der 
beiden  f emurcondylen ;  auch  der  Kopf  bietet  Veränderungen;  es  gibt  auch 
Variationen;  meist  von  Abmagerung  begleitet;  Altersschwäche  konstant. 

M.  u.  M.  stellten  Messungen  an,  welche  sie  mit  den,  von  den  Pat  an- 
gegebenen Maßen  zur  Zeit  ihres  Militärdienstes  vergleichen  konnten.  Vor 
allem  zeigten  £ückgrat,  Thorax,  Femur  und  das  Becken  Deformationen, 
während  tibia,  clavicula,  Schulterblatt  und  Humerus  keine  Veränderungen  boten. 

Differentialdiagnostisch  ist  hervorzuheben,  daß  „  Paget ^  auftritt  im 
weniger  vorgerückten  Alter  und  mit  Schmerzen  einsetzt,  während  Pseudo- 
Paget erst  gegen  das  60.  Lebensjahr  die  ersten  Erscheinungen  ohne  voraus- 
gehende Schmerzen  zeigt.  Die  Haltung  ist  beiden  gemeinsam.  Bei  Pseudo- 
Paget hat  der  Thorax  eine  mediane  Einsenkung,  chondrokostalen  Bosenkranz 
imd  gesenkten  Bippenbogen.  Wenn  der  Aspectus  keine  sichere  Diagnose 
gewahrt,  so  kann  es  die  Palpation,  da  bei  Pseudo- Paget  die  Knochen- 
Terdickungen  fehlen.  Auch  mit  anderen  Erkrankungen,  vor  allem  mit 
solchen  des  Bückgrats  sind  Verwechslungen  möglich.  Pseudo-Paget  ist  die 
Gesamtheit  von  Deformationen,  hervorgerufen  durch  senile  Veränderung 
d^  Skelettes,  wobei  der  Beruf  eine  prädisponierende  Bolle  spielen  kann. 
Die  einzige  wahre  Ursache  ist  die  senile  £[nochenatrophie.  Der  Knochen 
wird  gebrechlich.  Mikroskopisch  zeigen  sich  die  Ha vers sehen  Kanälchen 
erweitert,  die  Substantia  compacta  vermindert.  Die  chemische  Analyse  er- 
gibt eine  Vermehrung  des  Fettes  und  Verminderung  der  anorganischen 
SiLhsttmz. 

18* 


276  -^^  Knochensystem^in  seinen  Beziehungen  zu  den 

Einzelne  Veränderungen  seien  zum  größten  Teil  schon  genau  beschrieben 
worden,  aber  die  Gesamtheit  der  Veränderungen  hat  die  Aufmerksamkeit 
der  Autoren  nicht  auf  sich  gelenkt. 

Oettinger  und  Agasse-Lafont  (187)  besprechen  die  Fagetsche 
Krankheit  bei  zwei  Brüdern  und  deren  Vater;  alle  waren  Wäscher.  Die 
Symptome  sind  im  vorgerückten  Alter  aufgetreten.  Die  Skelettveränderungen 
zeigten  sich  an  der  Krümmung  der  Beine,  welcher  Schmerzen  vorangegangen 
waren,  Zunahme  des  Kopfumfanges  und  der  Glavicula« 

Die  Beobachtung  derselben  Krankheit  an  Verwandten  sei  noch  kein 
Anhaltspunkt  für  die  Annahme  einer  hereditären  ^affection  familiale^;  auch 
Syphilis  sei  auszuschließen,  gegen  die  mehrere  Umstände  sprechen. 

Die  wahre  Ursache  sei  chronische  Intoxikation  durch  Mineralsäuren. 
Darüber  zusammengestellte  Statistiken  bekräftigen  diese  Annahme. 

Oettinger  und  Agasse-Lafont  nennen  diese  Krankheit  „Rachitis 
des  Alters'';  wie  die  Eachitis  der  Kinder  eine  Autointoxikation  (Milch- 
säure) ist,  so  sei  die  Fagetsche  Krankheit  eine  Berufsintoxikation  durch 
Mineralsäuren,  welche  indirekt  wirken,  indem  sie  eine  große  Menge  von 
Milchsäure  in  Freiheit  setzen  können,  die  den  Knochen  zerstört. 

Rosenhaupt  (226)  teilt  einen  Fall  von  doppelseitiger  Halsrippe  mit; 
zufälliger  Befund.  Daraus  gehe  hervor,  daß  die  Halsrippe  sicher  viel 
häufiger  vorkommt,  als  sie  beobachtet  wird.  Bezüglich  der  Ätiologie  be- 
zeichnet R.  die  Abstammung  von  kranken  und  belasteten  Eltern  als  min- 
destens prädisponierendes  Moment.  Aus  allem  gehe  hervor,  daß  die  Hals- 
rippe, auch  wenn  sie  zunächst  symptomlos  ist,  immer  weiterer  ärztlicher 
Beobachtung  bedar£ 

Femlich  detaillierte  Untersuchungen  Znccarelli's  (291)  über  Vor- 
kommen und  Form  des  Trochanter  tertius  auf  Grund  einer  großen  Samm- 
lung alter  und  moderner  Oberschenkelknochen.  Die  Entwicklung  dieser 
Knochenabnormität  soll  bei  Degenerierten  („Briganten'*)  besonders  häufig 
auftreten.  (Merzbacher.) 

Anbang. 

Schädel  und  Sinnesorgane. 

Alexander  und  Tandler  (4)  stellten  Untersuchungen  an  kongenital 
tauben  Hunden,  Katzen  und  an  Jungen  kongenital  tauber  Katzen  an.  Die- 
selben ergaben:  Die  Hunde  I  und  II  zeigen  im  wesentlichen  übereinstimmende 
Defekte  der  knöchernen  Skalensepten,  femer  finden  sich  übereinstimmende 
degenerative  Veränderungen  der  Papilla  basilaris  Cochleae  und  umschriebene 
Verödung  des  häutigen  Schneckenkanals.  Schneckennerv  und  Ganglion 
Spirale  nur  wenig  verkleinert.  Die  defekte  Entwicklung  der  Schnecken- 
kapsel repräsentiert  sich  als  Hemmungsbildung. 

Bei  Hund  III  ist  die  Pars  inf  labyrinthi  degeneriert,  wie  sie  bei 
tauben  Menschen  von  mehreren  Autoren  beschrieben  wurde.  Die  Ver- 
änderungen sind  lediglich  geringeren  Grades.  Besonders  der  regionäre 
Blutgefäßmangel  wird  hervorgehoben. 

Die  Resultate  an  den  drei  Hunden  zeigen,  daß  die  kongenitale  Taub- 
heit der  Hunde  pathologisch-anatomisch  nicht  ein  und  derselben  Taubheits- 
form entspricht. 

Bei  Katzen:  Aus  der  Untersuchung  aller  dieser  Tiere  ergibt  sich,  daß 
die  anatomischen  Veränderungen  bei  kongenitaler  Taubheit  der  Katzen  nur 
geringe  individuelle  Verschiedenheiten  zeigen. 


Krankheiten  des  Neryensystems.  277 

Die  kongenitale  Taubheit  unyoUkominen  albinotischer  Katzen  entspricht 
einem  einheitlichen  pathologisch-anatomischen  Typus. 

Die  erste  Veränderung  bei  kongenitaler  Taubheit  der  Katze  wurde 
dnrch  ungenügende  Blutversorgung  herbeigeführt,  welche  Meinung  auch 
schon  Siebenmann  für  den  Menschen  vermutungsweise  ausspricht. 

Die  untersuchten  £[atzenjungen  bieten  wichtige  Aufschlüsse:  Hier 
zeigte  sich  Hypoplasie  des  Schnecken-  und  Sacculamerven  und  des  Schnecken- 
gangliotts,  sowie  mangelhafte  Entwicklung  der  Stria  vascularis. 

Denmach  seien  die  degenerativen  Veränderungen  an  der  Macula 
sftccnli  und  der  ganzen  Papilla  basilaris  und  die  Veränderungen  der  endo- 
lymphatischen Pars  inferior  als  sekundäre  Veränderungen  zu  betrachten. 

Antonin  (7)  hatte  Gelegenheit,  eine  cystische  Schädelgeschwulst  zu 
beobachten.  Derartige  Fälle  sind  sehr  selten;  bis  jetzt  sind  7  Fälle  in  der 
Literatur  bekannt;  dazu  kommt  dieser  8.  Fall. 

Es  handelt  sich  um  einen  Soldaten,  der  plötzlich  während  der  Nacht 
g^torben  war.  Die  Autopsie  ergab  einen  cystischen  Tumor,  ausgehend  yom 
rechten  Parietale,  zwischen  diesem  und  der  Dura  gelegen.  Derselbe  hatte 
die  Größe  eines  Granseies,  klaren,  gelblichen  flüssigen  Inhalt;  an  der  Innen- 
seite waren  kleine  Bläschen,  an  der  Außenseite  eine  größere  Blase  gelagert; 
es  war  dies  eine  typische  unilokuläre  Cyste.  Unter  dem  Mikroskop  zeigte 
der  Inhalt  Echinokokken  und  Köpfchen  mit  Hackenkranz  versehen. 

Die  pathologischen  Veränderungen  des  rechten  Parietale  an  der  In- 
sertionsstelle  des  cystischen  Tumors  bestanden  in  einer  deutlichen  Leiste 
TOQ  zirkulärer  Form;  an  deren  Innenseite  waren  kleine  Knochen vorsprünge, 
wie  kleine  Stalaktiten  zu  sehen,  zwischen  welchen  das  Parietale  sehr  dünn 
und  auf  die  äußere  Tafel  reduziert  war. 

Das  Gehirn  zeigte  normale  Konsistenz  und  Farbe.  Die  rechte  Hemi- 
sphäre hatte  eine  dem  cystischen  Tumor. entsprechende  Aushöhlung,  durch 
Dnick  hervorgerufen,  in  der  Gegend  der  Fissura  Kolando.  Die  Gyri  sind 
Terbreitert.  Die  Hirnhäute  hyperämisch.  Das  Gehirn  war  also  einem 
mechanischen  Druck  ausgesetzt.    Ätiologie  ist  außer  Zweifel. 

Symptomatologie  und  Diagnostik:  Die  Entwicklung  derartiger  Cysten 
ist  eine  langsame;  es  besteht  eine  prolongierte  latente  Periode,  bis  zum  Auf- 
treten von  Schwellung  des  Knochens  und  der  zerebralen  Erscheinungen. 

Dieser  Soldat  hatte  Epilepsie  von  Kindheit  auf  und  starb  auch  in 
einem  epileptiformen  Anfall. 

In  derartigen  Fällen,  wie  dieser,  sei  eine  Diagnose  unmöglich. 

Beyer  (22)  untersuchte  die  Schläfenbeine  zweier  albinotischer  Katzen 
und  ein^  albinotischen  Dalmatinerhundes.  Die  Hörprüfung  ergab,  daß  die 
Tiere,  wenn  überhaupt,  so  nur  ein  minimales  Hörvermögen  besaßen.  Die 
Tiere  wurden  mittels  Chloroform  getötet,  die  Gehörorgane  auspräpariert, 
fixiert  und  konserviert. 

Bei  der  äußeren  Betrachtung  der  Präparate  konnten  keine  besonderen 
Abweichungen  gefunden  werden.  Der  rechte  äußere  Qehörgang  der  ersten 
Katze  war  durch  einen  Oeruminalpfropf  völlig  ausgefüllt.  Beim  Präparat  11 
bestand  hochgradige  Gefaßentwicklung  innerhalb  der  Schneckenspindel,  und 
zwar  ganz  besonders  in  der  Zwischenknocbensubstanz. 

In  den  Windungen  der  Skala  vest.  und  tymp.  bei  Katze  I  starke  Ge- 
rinnsel mit  wenig  Zelleinschlüssen  (noch  reichlicher  beim  Hund  fast  innerhalb 
der  ganzen  Schnecke  und  dem  Yorhof). 

Die  Membran  des  runden  Fensters  war  nach  dem  Insertionsrande 
verdickt,  gefaltet  und  eingesunken. 


278  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

Im  oberen  vertikalen  Bogengang  der  linken  Seite  eine  kleine  Exostose 
vorhanden. 

Die  membranösen  Teile  zeigten  nur  teilweise  das  gleiche  Verhalten, 
wie  bei  Alexander. 

Bogengänge  und  ütrikulus  haben  ihr  normales  Lumen  beibehalten. 
Oupula  ternünalis  beim  Hunde  besonders  lang. 

An  den  Querschnitten  des  häutigen  unteren  Bogenganges  der  I.  Katze 
größere  und  kleinere^  halbkreisförmige,  papillenartige  Vorwölbungen,  die 
sich  nicht  als  die  von  Lucae  an  den  häutigen  Bogengängen  erwachsener 
Menschen  beobachteten  Gebilde  (corpuscula  amylacea)  erwiesen,  sondern 
in  der  Hauptsache  aus  einem  Konglomerat  polygonaler  Epithelzellen  be- 
stehen. 

Pars  superior  normal,  Pars  inf.  verändert  sowohl  in  ihrer  Form, 
wie  an  ihren  Nervenendstellen.  Auch  hier  Übereinstimmung  mit  den 
Alexanderschen  Angaben. 

Sinus  utricularis  sacculi  und  Ductus  reuniens  nur  als  dünne  feine 
Spalträume  vorhanden. 

Duct.  cochlearis  mit  seinem  Epithelgebilde  (Cor tische  Org.)  zeigt  die 
schwersten  Veränderungen: 

Am  Lig.  Spirale  fehlte  die  Stria  vascularis  durchaus;  von  der  Papilla 
spiralis  nur  mehr  ein  Trümmerhaufen  von  Zellen  übriggeblieben.  In  der 
BasalwinduDg  ist  die  Veränderung  am  weitesten  vorgeschritten. 

Beim  Hunde  fehlt  jede  Spur  von  Corti-,  Hensen-,  Haar-  und 
Deiter'zellen. 

Ganglion  spirale  ist  hochgradig  verändert,  die  Ganglienzellen  bedeutend 
reduziert. 

Es  handelt  sich  hier  um  einen  ausgedehnten  Degenerationsprozeß,  den 
B.,  wie  Alexander  und  Oppikofer,  für  eine  intraembryonale  primäre 
mangelhafte  Anlage  des  Ganglion  spirale  und  der  daraus  resultierenden 
Destruktion  des  Cortischen  Organes  hält. 


Allgemeine  Ätiologie^  Spiptomatologie  nnd  Diagnostik  der 
KranlLheiten  des  Nervensystems. 

Referenten:  Privatdozent  Dr.  L.  Mann -Breslau. 

Dr.  Franz   Kramer-Breslau.    Dr.  Erich  Brück -Breslau. 

Dr.  Walter  Baumann-Breslau. 

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280  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

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60.  Bleib  treu,  Leopold,  Zwei  seltene  Beobachtungen  bei  Scharlach.  Münch.  Med. 
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60a.  Boinet  et  Audibert,  Les  Paralysies  des  scaphandriers.  Archives  genirales  de 
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63.  Derselbe,  L'Urhvdrie  cephalo-rachidienne  et  labyrinthique.  Revue  Neurologiqae. 
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524.  Thunberg,  Forsten,  Ein  neuer  Algesimeter  nebst  einer  kritischen  Darstellung  der 
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525.  Török,  Bela.  Die  Caries  des  horizontalen  Bogenganges  mit  ungewöhnlichen  klinischen 
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526.  Tr eitel,   Das  Vibrationsgefühl  der  Haut.     Archiv  für  Psychiatrie.     Bd.  40,   p.  419. 

527.  Trombert,  Contribution  ä  l'etude  des  troubles  de  la  sensibilite  objectives  dans 
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528.  Turton,  Edward,  The  ('ytodiagnosis  of  Pleural  and  Cerebro-Spiual  Fluids.  The 
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531.  Urbach,  Emil,  Zur  Kasuistik  des  Intentionstremor«  bei  Kindern.  Deutsche  Mediz. 
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532.  Vali,  Ernö,  Ueber  objektive  Ohrentöne.     Archiv  f.  Ohrenheilkunde.    Bd.  66,  p.  104. 
633.  Valobra,  J.  und  Bertolotti,   M.,   Ueber  einige   neue  Knochenreflexe   der  unteren 

(rlicdmaassen  im  gesunden  und  im  pathologischen  Zustande.  Neurolog.  Centralblatt. 
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534.  Velich,  A.,  Studien  über  die  Wirkung  des  Nervensystems  auf  den  Puls.  —  Etudes 
conccrnant  Tinfluencc  du  Systeme  nerveux  sur  le  pouls.  Causes  du  changemeut  de 
la  frequence  du  pouls  dans  la  respiration,  leur  explication.  Revue  tch^que  de  Neu- 
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536.  Veraguth,  Otto,  Zur  Prüfung  der  Lichtreaction  der  Pupillen.  Neurolog.  Central- 
blatt.    No.  8.  p.  338. 

536.  Villaret,  Maurice  et  Tixier,  Leon,  Sur  la  nature  de  certains  ölements  clairs  du 
li(]uide  cephalo-rachidien  pathologique.  Comj)t.  rend.  de  la  Soc.  de  Biologie.  LIX,  p.  115. 

537.  Vires,  lutroduction  a  l'etude  de  la  neuropathologie  generale.  3Iontpell.  niM.  XX. 
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538.  Vitek,  Ein  neuer  Reflex  auf  der  Planta  pedis.  (Vorläufige  31itteilung.)  Neurolog. 
Centralblatt.     N.  9,  p.  402. 

539.  Voelcker,  A.  F.,  Case  of  Acute  Ataxy.     Brain.    Part  II,  p.  360.    (SltiunffSbirieht.) 

540.  Vogel,  J.,  Zum  Kapitel  der  nervösen  Blasenstörungen.  Berliner  klin.  Wochenschr. 
No.  43,  p.  1.S72. 


DUgnofltik  der  KrankheiteD  des  Nerrentyitems.  395 

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Nenrenerkraakangen.  Zeitschrift  für  ärztliche  Fortbildung.  L  Teil.  1.  Jahrg.  1904. 
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542.  ¥arriDgton,  W.  B.,  Two  Cerebral  Gases.  Liyerpool  Med.-Ghir.  Joum.  1904. 
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Medical  News.     Vol.  86,  Ko.  2,  p.  56. 

544.  Weber,  Brost,  Ursachen  und  Folgen  der  Rechtshändigkeit.  Halle  a./S.  Carl  Mmrhold. 

515.  Weiler,  Demonstration  eines  neuen  Pupillenmessapparates.  All  gem.  Zeitschr.  f. 
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516.  Weber,  F.  Parkes,  Remarks  on  Localised  Flushing  and  Sweating  of  the  Cheek  on 
Eating,  also  on  „Striae  patellares''.    Med.  Press  and  Oircular.     March. 

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(atXBBfsberteht.) 

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549.  Derselbe,  A  Study  of  the  Contraetures  in  Organic  Nervo us  IMseases,  and  their  Treatment. 
UniTersity  of  Pennsylvania  Medical  Bulletin.     Vol.  XVIII,  p.  159. 

550.  Derselbe,  The  Pathology  of  Cerebral  Tumors.    N.  Y.  A.  R.  Elliott. 

551.  Weiss,  Julius,  Zur  Kenntnis  neuer  Kraukheitstypen  der  Neuralgien,  Neurosen  und 
des  Rheumatismus.     Neurolog.  Centralblatt.    p.  491.    (Sitiüngsberieht.) 

652.  Wells,  Walter  A.,   Two   Gases   of  Objective   Aural-Tinnitus  Due  to  the  Action  of 

Tubo-pslaUl  Muscles.     The  Journal  of  the  Amer.  Bled.  Assoc.    Vol.  XLIV,  No.  3, 

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553.  Wenig,  Emil,    Ueber  einen   Fall  von   Adams-Stokescher   Krankheit.      Inaug.-Dlss. 

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554  Wernicke,   Diagnostische    Bemerkungen   zur   zerebralen    Hemiplegie.      Münchener 

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Bomstein  in  No.  15  u.  16  d.  Centralbl.  veröffentlichten  Arbeit.  Neurol.  Centralblatt. 
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Plantar  Reflex,  and  its  Spinal  Localisation.     Medical  Record,  Vol.  68,  No.  2,  p.  57. 

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(Si(zingib«ieht.) 

560.  Whiting,  A.,  Lecture  on  the  Diagnosis  of  Funktional  Nervous  Disease.  Med. 
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561.  Wichmann,  Rolf,  Geistige  Leistungsfähigkeit  und  Nervosität  bei  Lehrern  und 
Lehrerinnen.     Eine  statistische  Untersuchung.     Halle  a/S.     Marhold. 

562.  Wigdortschik,  N.,  Gibt  es  ein  nervöses  Fieber.  Wratsehebnaja  Gazeta.  1904. 
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563.  Wildermuth,  Schule  und  Nervenkrankheiten.  Zeitschr.  für  die  Behandl.  Schwachs. 
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565.  Winter,  Fr.  W.,  Die  Drehkrankheit  der  Regenbogenforelle.  Naturwiss.  Wochenschr. 
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566.  Wittmaack,  K.,  Versuch  einer  Differentialdiagnose  der  Labyrinth-  und  Akustikus- 
erkrankungen  und  seine  Bedeutung  für  die  innere  Medizin.     3ledizin.  Klinik.    No.  bÜ, 

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567.  Derselbe,  Ueber  Schwindel  und  Gleichgewichtsstörunpfen  bei  nicht  durch  eitrige  Ent- 
zündungen bedingten  Erkrankungen  des  inneren  Ohres  und  ihre  differentiai-diagnostische 
Bedeutung.     Zeitschr.  f.  Ohrenheilk.     Band  50,  p.  127. 

568.  Wojatschek,  W.,  Gehörfunktion  bei  einseitiger  Labyrinthnckrose.  Woenno-Medi- 
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569.  Zappert,  Julius,  LFeber  Störungen  des  kindlichen  Schlafes.  Wiener  klinische  Rund- 
schau.   No.  41,  p.  721. 

570.  Derselbe,  Ueber  nächtliche  Kopf bewegun gen  bei  Kindern  (Jactatio  capitis  nocturna). 
Jahrbuch  für  Kinderheilk.    Band  62,  p.  70. 

571.  Zenner,  Philip,  School  Life  in  Relation  to  Health.    The  Lancet-Clinic.    October  21. 
578,  Zentmayer,  Wm.  and  Weisenburg.  T.  H.,  A  Gase  with  Unilateral  Exophthalmos 

and  Extensive  Involvement  of  the  Cranial  Nerves.     The  Journal  of  Nerv-  and  Meut. 
Disease.    Vol.  39,  p.  800.     (Sltiungsbarleht.) 


296  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

573.  Zesas,  Denis  Gr.,  Ueber  das  intermittierende  Hinken.  (Claadication  intermitte&te 
Charcota;  Dysbasia  angiosclerotica  intermittens  Erbs.)  Fortschritte  der  Medizin.  No.  7, 
p.  185. 

574.  Zimmermann,  iL  F.,  Progress  in  Diseases  of  Nervous  System.  Kentucky  Med. 
Journal.     July. 

575.  Derselbe,  An  Obscure  Oase  of  Nerrous  Disease,     ibidem.     III.     574. 

576.  Zinninger,  G.  F.,  Intermittent  Claudication.     Golumbus  Med.  Journ.     May. 

577.  Zuccala,  Francesco,  Ueber  einen  Fall  von  reflektorischer  Anurie.  Wiener  Medis. 
Blätter.     No.  7,  p.  87. 

I.  Allgemeines,  LehrbOclierp  Itlologlsches  nsw. 

•  Von  Toby  Cohn  (106)  ist  der  erste  Teil  eines  groß  angelegten  Buches 
erschienen,  betitelt  „Die  palpablen  Gebiete  des  normalen  menschlichen 
Körpers  und  deren  methodische  Palpation".  Cohn  geht  von  dem  Gesichts- 
punkte aus,  daß  zwar  in  allen  Gebieten  der  Medizin  die  Palpation  als  dia- 
gnostische Methode  verwendet  wird,  daß  aber  sehr  häufig  dem  üntersucher 
genügende  systematische  Kenntnisse  darüber  fehlen,  wie  sich  der  Palpations- 
befund  am  normalen  menschlichen  Körper  verhält.  Der  Verf.  will  also  eine 
systematische  Bearbeitung  der  Frage  geben :  „Was  kann  man  alles  am  normalen 
menschlichen  Körper  palpieren?"  Zu  diesen  Studien  ist  der  Verf.  hingedrängt 
worden  durch  seine  jahrelange  eingehende  Beschäftigung  mit  der  Massage, 
bei  welcher  fortwährend  eine  „gleichsam  unabsichtliche  Palpation^  stattfindet. 
Er  hat  die  dabei  gewonnenen  Erfahrungen  durch  eingehende  Beschäftigung 
mit  der  topographischen  und  plastischen  Anatomie  und  durch  zahlreiche 
eigene  Leichenuntersuchungen  in  dem  Berliner  anatomischen  Institut  ergänzt. 

Auf  Grund  seiner  außerordentlich  eingehenden  mühevollen  Studien  ist 
es  dem  Verf.  gelungen,  die  gestellte  Aufgabe  in  vollkommener  Weise  zu 
lösen  und  ein  Werk  zu  schaffen,  welches  als  ein  dauernder  Gewinn  für  die 
Diagnostik  bezeichnet  werden  muß. 

In  dem  vorliegenden  Bande  von  216  Seiten  wird  nur  die  Palpation 
der  oberen  Extremität  behandelt.  An  der  Hand  der  in  der  topographischen 
Anatomie  üblichen  Einteilung  nach  Regionen  wird  jedes  Gebiet  auf  das 
genaueste,  mit  Unterstützung  durch  21  Abbildungen  zur  Darstellung  gebracht 
Auf  den  Inhalt  kann  natürlich  nicht  eingegangen  werden.  Wer  das  Buch 
gründlich  unter  gleichzeitiger  Benutzung  von  lebenden  Modellen  durchstudiert, 
der  wird  sicherlich  eine  erhebliche  Erweiterung  seiner  anatomischen  Kennt- 
nisse und  diagnostischen  Fähigkeiten  erfahren.  (Mann.) 

Frankl- Hochwart  (171)  gibt  eine  zusammenfassende  Darstellung 
der  Lehre  von  der  Athethose.  Bezüglich  der  Theorie  dieser  Krankheit  und 
der  anatomischen  Lokalisation  kommt  er  zu  dem  Schlüsse,  daß  eine  einheit- 
liche Auffassung  des  Krankheitsbildes  noch  nicht  möglich  ist.        (Mann,) 

Edinger  (142)  gibt  seine  bereits  vor  10  Jahren  ausgesprochene 
Theorie  der  Aufbrauchskrankheiten  des  Nervensystems  in  ausführlicher  und 
weiterentwickelter  Darstellung.  Die  Theorie  sagt,  daß  es  Nervenkrankheiten 
gibt,  welche  dadurch  entstehen,  daß  für  den  Verbrauch,  der  durch  die 
Funktion  geschieht,  kein  genügender  Ersatz  stattfindet.  Durch  Zuhilfenahme 
dieses  ätiologischen  Faktors  läßt  sich  eine  Reihe  von  sonst  unerklärbaren 
Erscheinungen  deuten,  so  insbesondere  die  Tatsache,  daß  dieselbe  Noxe 
qualitativ  und  quantitativ  so  sehr  verschiedene  Bilder  erzeugen  kann,  sowie 
daß  bei  verschiedenen  Ursachen  das  gleiche  Krankheitsbild  entsteht.  Das 
fehlende  Bindeglied  zwischen  Noxe  und  Krankheitsbild  ist  hier  die  gleiche 
oder  verschiedenartige  Funktion,  welche  den  Ort  des  stärksten  Aufbrauches 
und  damit  auch  die  Lokalisation  des  Krankheitsbildes  bestimmt.  Wenn  auch 
den  Giften  eine  gewisse  elektive  Wirkung  zugesprochen  werden  muß,  so  kann 


Diagnostik  der  Krankheiten  des  Nervensystems.  297 

doch  die  Gifttheorie  alle  diese  Tatsachen  nicht  ausreichend  erklären.  Die 
Aufbranchskrankheiten  entstehen  einmal,  wenn  an  die  normalen  nervösen 
Apparate  übermäßige  Anforderungen  gestellt  werden  (z.  B,  Arbeitsneuritiden); 
ferner  wenn  infolge  irgend  einer  Giftwirkung  bei  normaler  Funktion  kein 
genügender  Ersatz  stattfindet  (toxische  Polyneuritis,  Tabes,  Paralyse  usw.); 
drittens  wenn  einzelne  Bahnen  von  vornherein  nicht  stark  genug  augelegt 
sind,  nm  auf  die  Dauer  die  normale  Funktion  zu  ertragen  (hereditäre 
Nervenkrankheiten,  spinale  Muskelatrophie  usw.).  Auf  Grund  dieser  An- 
schauungen werden  dann  die  in  Betracht  kommenden  Krankheiten  vor  allem 
Neuhtis,  Tabes,  Paralyse  und  hereditäre  Nervenkrankheiten  einer  eingehenden 
Besprechung  unterzogen.  Es  wird  gezeigt,  wie  sich  viele  Besonderheiten 
der  Krankheitsbilder,  dann  auch  vor  allem  einzelne  .atypische  Fälle  durch 
Aofeigewöhnlichkeiten  der  Funktion  durch  spezielle  Überanstrengungen  er- 
klären. So  wird,  um  nur  ein  Beispiel  anzufiüiren,  die  Tatsache  besprochen, 
daß  die  Armlähmung  bei  Bleivergiftung  bei  Lackierern  meist  das  Badialis- 
gebiet,  bei  Schriftsetzern  das  Ulnari^gebiet  betrifft.  Dies  wird  dadurch 
eridärt*  daß  die  Lackierer  bei  ihrer  Arbeit  hauptsächlich  die  Handstrecker, 
die  Schriftsetzer  die  kleinen  Handmuskeln  gebrauchen.  In  ähnlicher  Weise 
werden  auch  die  so  sehr  wechselnden  Lokalisationen  des  tabischen  Prozesses, 
das  Vorkommen  der  Optikusatrophie  usw.  erklärt.  Verf.  meint  zum  Schluß, 
daß  diese  Betrachtungsweise  für  die  Therapie  sehr  richtig  sei  und  ihm  auch 
bereits  z.  B.  bei  Behandlung  der  Tabes,  große  Dienste  geleistet  habe. 

(Kramer,) 

Masing  (338)  gibt  eine  kurze  Darstellung  der  von  Edinger  begründeten 

Theorie  der  Aufbrauchskrankheiten  des  Nervensystems  und  hält  sie  für  eine 

große  Bereicherung   und  Klärung  der  Ätiologie  vieler  Nervenkrankheiten. 

Anch  für  die  Prophylaxe  sei  die  Edingersche  Theorie  von  großer  Bedeutung. 

(BernMx.) 
Schwab  (480)  gibt  ein  ausführliches  Sammelreferat  über  all  das,  was 
künisch,  pathologisch-anatomisch  und  schriftstellerisch  (Lehrbücher,  Mono- 
graphien usw.)  im  vergangenen  Jahre  auf  dem  Gebiete  der  Neurologie  ge- 
leistet worden  ist.  Insbesondere  unterzieht  er  einer  Besprechung  die  neuesten 
Arbeiten  über  Tabes  dorsalis  und  ihr  Verhältnis  zur  Syphilis,  ferner  Arbeiten 
über  Epilepsie,  Myasthenie,  Hirntumoren,  den  Ganserschen  Symptomen- 
komplex, die  Dementia  praecox  Kraepelins  usw.  Von  experimentellen  Arbeiten 
werden  vornehmlich  die  neueren  Ansichten  über  die  Neurofibrillen  und  deren 
Pärbemethoden,  femer  die  Ergebnisse  der  Lumbalpunktion  und  der  Cyto- 
diagDose  besprochen.  (Banmann,) 

Das  mir  rorliegende  Referat  über  die  maladies  nerveuses  par  Comby, 
Babinski»  Dupre,  Mery  et  Armand-DeliUe  usw.  (111)  enthält  nur 
eise  Aufzählung  des  Ldhalts  des  Buches  zugleich  mit  den  Namen  der 
Autoren  der  einzelnen  Abschnitte.  Ich  erwähne  nur,  daß  außer  namhaften 
französischen  Autoren  sich  auch  deutsche,  z.  B.  Soltmann,  Schlossmann 
nsw.,  an  dem  Gelingen  des  Werkes  beteiligt  haben.  (Banmann,) 

HeyeT  (350)  kommt  in  seinem  Vortrag  zu  dem  Schluß,  daß  die 
Nervenkrankheiten  der  Schulkinder  zum  großen  Teil  auf  dem  Boden  einer 
ererbten  nervösen  Disposition  entstünden.  Die  nervösen  Affektionen  werden 
aosgelöst  bei  derartig  veranlagten  Kindern  durch  die  geistigen  Anstrengungen 
nod  die  seelischen  Erregungen,  sowie  durch  die  körperlichen  Unzuträglichkeiten, 
welche  das  Schulleben  mit  sich  bringt.  Verf.  will  die  Schulpflicht  auf  das 
7.  Lebensjahr  heraufgesetzt  wissen.  Von  sämtlichen  untersuchten  Schul- 
kindern wurden   1%  Epilepsie   und  1%   allgemeine  Nervosität   festgestellt. 

(Baumann,) 


298  Allgerndne  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

Krohne  (302)  hat  540  Kinder,  die  Dorfschulen  besnchten,  auf  ihren 
körperlichen  und  geistigen  Zustand  untersucht  und  teilt  seine  Beobachtungen 
statistisch  geordnet  mit.  Sein  besonderes  Augenmerk  hat  er  bei  seinen 
Untersuchungen  dem  Vorkommen  von  Gesichtsasymmetrien  zugewendet.  Er 
fand,  daß  nicht  nur  die  sehr  unbegabten  und  ausgesprochen  schwachsinnigen 
Kinder  in  hohen  Prozentsätzen  diese  Anomalien  aufwiesen,  sondern  daß  sich 
ganz  besonders  auch  bei  Kindern  mit  ungleichmäßiger  Begabung  ein  ähnliches 
Verhalten  konstatieren  ließ;  daß  also  auch  Kinder,  die  außer  einem  Durch- 
schnittsmaß  von  Verstandeskräften  für  bestimmte  Gebiete  einen  kleinen  Vor- 
rat recht  guter  geistiger  Kräfte  besaßen,  in  relativ  höherer  Zahl  Gesichts- 
asymmetrien darboten,  als  Kinder  mit  gleichmäßiger  mittlerer  Veranlagung. 

(Bruek.) 

Zappert  (669)  bespricht  die  Störungen  des  kindlichen  Schlafes,  von 
denen  viele  nie  Gegenstand  einer  ärztlichen  Konsultation  bilden.  Zu  dieser 
letzteren  Gruppe  gehören  namentlich  rasche,  zusammenzuckende  Bewegungen, 
ferner  rollende  Augenbewegungen  unter  den  geschlossenen  Lidern,  Zähne- 
knirschen usw.  Andere  Störungen  sind  mehr  koordinierter  Art,  die  unter 
das  Kapitel  der  Stereotypien  eingereiht  werden  können.  Die  häufigste  davon 
ist  das  Ludein  (Fingerlutschen  oder  nur  Saugbewegungen),  ferner  die  Kopf- 
wackelbewegungeu.  Von  Traumbewegungen  ängstlicher  Art  gibt  es  zwei 
Formen :  das  nächtliche  Aufschreien  und  der  Pavor  noctumus.  Der  psychische 
Mechanismus  des  Pavoranfalles  erinnert  lebhaft  an  die  Art,  wie  nach  Breuer 
und  Freud  hysterische  Anfälle  zustande  kommen,  womit  nicht  gesagt  sein 
soll,  daß  der  Pavoranfall  ein  Ausdruck  kindlicher  Hysterie  sei.  Ein  dem 
Pavor  ähnlicher  Zustand  ist  der  Somnambulismus.  Beide  sind  meist  selb- 
ständige Neurosen,  oft  genug  jedoch  auch  Symptome  einer  Hysterie.  Eine 
weitere  Schlafstörung  bilden  die  Schluckkrämpfe  der  Säuglinge  und  die 
Enuresis  nocturna.  Letztere  teilt  man  am  besten  ein  in  angeborene  und 
erworbene  Fälle  des  Leidens.  Pfister  hält  die  Enuresis  für  ein  neuro- 
pathisches  Stigma  hereditatis.  Die  Incontinentia  alvi  ist  selten.  Häufig 
dagegen  ist  die  Schlaflosigkeit  der  Kinder;  letztere  hat  ilire  Ursache  bei 
Säuglingen  in  Bauchkolik,  Hunger,  Hautausschlägen,  Ohrenschmerzen  usw., 
bei  älteren  Kindern  in  Juckausschlägen,  Verstopfung  der  Nase,  ungenügende 
Ventilation  des  Schlafzimmers  usw.  In  der  überwiegenden  Mehrzahl  der 
Fälle  spielen  psychische  bezw.  erziehliche  Momente  eine  große  Rolle.  Zum 
Schluß  bespricht  Verf.  noch  eingehend  die  Therapie  dieser  vielseitigen 
Störungen.  (Bauffiaruu) 

Asohby  (14)  spricht  in  seinem  Vortrag  über  die  Neurosen  des  frühen 
Kindesalters  zunächst  über  die  Schwierigkeit  der  Abgrenzung  des  Begriffs 
,,Neurose".  Zu  den  charakteristischen  Anzeichen  rechnet  er:  1.  Mangel  an 
Koordination  sowohl  der  reflektorischen  als  der  gewollten  Muskelbewegungen, 
2.  Hyperästhesie  der  motorischen  und  seusorischen  Zentren,  3.  Mangel  einer 
Hemmungskontrolle  über  gewollte  und  Beflexbewegungen,  4.  übergroße  Ge- 
wissenhaftigkeit und  Widerspruchsgeist,  5.  gewisse  krankhafte  Angewohnheiten, 
6.  Neigung  zu  petit  mal  und  hysterischen  Anfällen.  —  Ein  kongenitaler 
Stridor  besteht  offenbar  in  einem  Mangel  von  Hemmung  oder  aktivem  An- 
trieb der  in-  bezw.  exspiratorischen  Muskeln.  Die  Schwierigkeit  zu  schlucken 
ist  in  manchen  Fällen  bedingt  durch  eine  Nasen  Verstopfung,  in  den  meisten 
sicher  durch  einen  Mangel  an  Bewegungskoordination  hervorgerufen.  Ebenso 
steht  OS  mit  dem  nervösen  Erbrechen,  dem  Bettnässen,  dem  Kopfschütteln 
und  -nicken.  Letztere  Bewegungen  werden  meistens  bei  Kindern  mit  ge- 
ringer Lebensfähigkeit  oder  mit  Rhachitis  gesehen,  nie  aber  bei  sehr  starker 
Rhachitis.     Eine   andere  Gruppe   von  Neurosen   schließt  Erscheinungen  ^ie 


Diagnostik  der  Krankkeiteo  des  Nervensystems.  299 

Astlima,  Rückf&llfieber,  Rückfallerbrechen  und  yielleicht  auch  Diabetes  ein. 
Alle  diese  Erscheinungen  kommen  meist  in  nervösen  Familien  vor.  Die 
aaslösende  Ursache  ist  oft  eine  ganz  verschiedene. 

Darauf  geht  Verf.  näher  ein  auf  das  allgemein  nervöse  Kind  und 
schildert  dessen  Eigenarten  und  Symptome,  ohne  wesentlich  Neues  zu  bringen. 
Bei  manchen  Kindern  finden  wir  nicht  nur  eine  Übersensitivität,  sondern 
auch  einen  Widerspruchsgeist,  welcher  die  Erziehung  sehr  erschwert.  Bei 
andern  Kindern  wieder  ist  mehr  ein  Kontrollmangel  über  die  eigenen  Wünsche 
und  das  Gewissen  zu  finden,  und  bei  einer  dritten  Art  zeigt  sich  eine  aus- 
gesprochene Hemmung  betreffs  des  Handelns  und  der  Wünsche.  Die 
Prognose  ist  bei  Annahme  einer  sorgsamen  Erziehung  gut.  Erscheinungen, 
welche  auf  das  eventl.  Vorhandensein  einer  Neurose  aufmerksam  machen, 
sind  die  Masturbatien,  das  Essen  von  Schmutz  und  die  Angewohnheit 
mancher  Kinder,  ihre  Nägel  in  die  Hände  oder  das  Gesicht  ihrer  Erzieher 
za  bohren.  Bezüglich  der  Masturbation  ist  besonders  auch  auf  das  Ludein 
zu  achten.  Femer  muß  man  die  Aufmerksamkeit  auf  die  Unterschiede 
zwischen  kindlichen  Konvulsionen,  Hysterie  und  Epilepsie  richten.  Die 
kleinen  plötzlichen  Bewußtseinstrübungen  beim  Spieleu  gehören  nicht  zur 
Epilepsie  und  können  durch  energische  Ermahnungen  eventl.  bintangebalten 
werdeü.  Die  Prognose  ist  besser  als  bei  typischer  Epilepsie.  Bezüglich  der 
Therapie  meint  Verf.,  daß  eine  sorgfältige  und  vernünftige  Erziehung  unter 
ärztlicher  Kontrolle  die  besten  Resultate  zu  zeitigen  vermag.  „Much  depends 
npon  heredity  and  much  on  parents."  (Baumann.) 

Cheinisse  (99)  veröffentlicht  eine  Anzahl  von  Fällen  sowohl  aus  der 
Literatur  als  auch  selbst  beobachtete,  welche  beweisen  sollen,  daß  ein 
psychischer  Choc  fähig  sei,  eine  anatomische  Läsion  der  Nervenzentren  zu 
setzen,  in  derselben  Weise,  wie  er  eine  Epilepsie,  eine  Hysterie  oder  eine 
andere  Neurose  auszulösen  vermag.  Von  praktischer  Wichtigkeit  sei  die 
Kenntnis  dieser  Tatsache  deswegen,  weil  die  Störungen  möglicherweise  für 
funktionelle  gehalten  werden  können  und  die  Prognose  aus  diesem  Grunde 
günstig  gesteUt  werde.  Ein  wichtiger  Faktor  dabei  sei  nach  Leyden  die 
Prädisposition.  Die  gleichen  psychischen  Ursachen  vermöchten  bei  dem 
einen  Individuum  keine  Spur  zu  hinterlassen,  während  sie  bei  anderen  zu 
organischen  Läsionen,  namentlich  zerebraler  Blutung  oder  Myelitis,  führten. 
Ein  wichtiges  prädisponierendes  Moment  seien  die  Pubertätszeit,  besonders 
bei  Mädchen,  und  Kreislaufsstörungen,  welche  eine  Brüchigkeit  der  Gefäße 
bedingen.  (Banmann.) 

Wiohmann  (561)  behandelt  in  einem  80  Seiten  starken  Bändcheii 
die  Frage  der  geistigen  Leistungsiähigkeit  und  Nervosität  bei  Lehrern  und 
Lehrerinnen.  Er  will  untersuchen,  ob  die  geistige  Leistungsfähigkeit  der 
Frauen  in  demjenigen  wissenschaftlichen  Berufe,  in  dem  sie  am  längsten 
tätig  sind,  in  der  Tat  derjenigen  der  Männer  gleichkommt,  wie  es  von  den 
Frauenrechtlerinnen  behauptet  wird,  und  ob  beide  Geschlechter  sich  bezüglich 
ihrer  Neigung,  an  Neurasthenie  zu  erkranken,  verschieden  verhalten.  Zu 
diesem  Zwecke  hat  Verf.  einen  Fragebogen  verschickt,  der  ihm  von  344 
Lehrern  und  780  Lehrerinnen  beantwordet  worden  ist.  Bezüglich  der  vielen 
interessanten  Einzelresultate  muß  auf  das  Original  verwiesen  werden.  Im 
allgemeinen  hat  sich  das  Resultat  ergeben,  daß  die  geistige  Leistungsfähig- 
keit der  Lehrerinnen  hinter  derjenigen  der  Lehrer  merklich  zurückbleibt, 
obgleich  die  Belastung  der  Lehrerinnen,  was  Anzahl  der  zu  unterrichtenden 
Kinder,  Privatunterricht,  Sorge  für  Angehörige  usw.  angelangt,  eine  geringere 
ist,  als  die  der  Lehrer.  Die  Lehrerinnen  haben  bei  Beantwortung  der  Frage, 
wie  viele  Stunden  Arbeit  sie  leisten  könnten,    ohne   zu  ermüden,    durchweg 


300  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

ihre  Leistungsfähigkeit  selbst  geringer  eingeschätzt  als  die  Lehrer.  Bezüg- 
lich der  Nervosität  sind  die  erhaltenen  Zahlen  schlecht  vergleichbar,  weil 
die  Lehrer,  von  denen  Antworten  erhalten  wurden,  in  viel  höheren  Prozent- 
zahlen erblich  nervös  belastet  waren,  als  die  Lehrerinnen.  Damm  war  auch 
ein  größerer  Prozentsatz  von  ihnen  nervös  erkrankt  als  von  diesen.  Trotz 
dieses  Unterschiedes  wurde  aber  von  den  Lehrerinnen  der  Unterricht  häufiger 
ausgesetzt  als  von  den  Lehrern.  Bei  der  Unterscheidung  zwischen  wissen- 
schaftliohen  und  technischen  Lehrerinnen  ergab  sich  ein  Unterschied  za 
gunsten  der  letzteren.  {Kramer,) 

Die  japanische  Zeitschrift  „Neurolog^a**  (3^4)  bringt  neben  ihrem 
hauptsächlichen,  in  japanischer  Sprache  geschriebenen  Inhalt  einzelne  Auf- 
sätze in  deutscher  Sprache.  Das  vorliegende  Märzheft  enthält  eine  Über- 
sicht der  japanischen  neurologischen  Literatur  im  Jahre  1903  von  Dr. 
Ishikawa.  Man  ersieht  daraus,  daß  auch  in  Japan  recht  rege  auf  unserem 
Gebiete  gearbeitet  wird.  .  (Mann.) 

Im  ersten  Jahresbericht  über  die  Tätigkeit  des  Henry  Phipps-In- 
stituts,  dessen  Bestimmung  die  Prophylaxe,  Erkennung  und  Behandlung  der 
Tuberkulose  ist,  gibt  McCarthy  (342)  eine  Statistik  und  Kasuistik  der 
neurologisch  bemerkenswerten  Fälle,  die  er  in  diesem  Jahr  unter  dem 
Krankenmaterial  der  Anstalt  genau  zu  untersuchen,  zu  beobachten  und  zu 
einem  großen  Teil  autoptisch  zu  kontrollieren  Gelegenheit  hatte.  Er  unter- 
scheidet zwischen  den  organischen  Läsionen :  direktem  Übergreifen  des  tuber- 
kulösen Prozesses  auf  Nervengewebe,  sowie  Veränderungen  des  Nerven- 
gewebes durch  Toxine  einerseits  und  den  funktionellen  Störungen  des  Nerven- 
systems andrerseits,  die  entweder  durch  direkte  Toxinwirkung  zu  erklären 
sind  oder  auf  einer  Unterernährung  des  Nervensystems  als  Folge  der  all- 
gemeinen Vitalitätsverminderung  beruhen. 

•Nach  einigen  z.  T.  recht  interessanten  Mitteilungen  über  Leptomenin- 
gitis-Fälle,  die  größtenteils  in  vivo  nicht  diagnostizierbar  waren,  werden 
weiter  u.  a.  7  Fälle  von  Tuberkulose  des  Plexus  chorioideus,  23  Fälle  von 
Hydrocephalus  internus,  41  von  Hydrocephalus  externus  geschildert,  darauf 
folgen  Berichte  über  einen  Fall  von  Bechterewscher  Wirbelsteifigkeit,  über 
Affektionen  des  Rückenmarks  und  der  Spinalmeningen  und  über  tuberkulöse 
Neuritis. 

Von  Interesse  sind  Mitteilungen  über  den  ,.Ulnarreflex",  einen  Haut- 
reflex, der  nach  den  Beobachtungen  des  Autors  in  fast  allen  Fällen  von 
vorgeschrittener,  oft  aber  auch  bei  ganz  beginnender  Tuberkulose  sich  findet 
und  nur  selten  bei  andern  Krankheiten  (spez.  Carcinom),  wie  bei  Gesunden 
konstatierbar  ist.  Carthy  löste  ihn  durch  Streichen  der  Ulnarseite  auf  der 
Vorderfläche  der  Unterarms  mit  einer  Federspitze  aus  und  beobachtete  dann 
eine  Kontraktion  des  Abductor  pollicis  minimi,  d.  h.  in  wenig  ausgesprochenen 
Fällen  eine  Faltenbildung  an  der  Außenseite  des  Hypothenar,  bei  stärkeren 
Graden  eine  Abduktion  des  kleinen  Fingers,  mitunter  sogar  Klonus  desselben. 

Ein  ähnliches  Phänomen  konnte  er,  etwas  seltener,  an  der  Daumen- 
basis konstatieren.  Bemerkungen  über -Störungen  im  Gebiet  des  Sympathi- 
kus bei  der  Tuberkulose  beschließen  den  Bericht.  (Brack,) 

S[lail88lier  (290)  spricht  in  einer  kleinen  Monographie  über  Beob- 
achtungen und  Erfahrungen  bezüglich  des  psychischen  Verhaltens  des  Patienten 
vor,  während  und  nach  chirurgischen  Operationen  und  gibt  allgemeine  Ver- 
haltungsmaßregeln für  den  Arzt.     Keine  neuen  Gesichtspunkte.       (Brück.) 

Hess  (236)  zeichnet  das  Bild  der  Examensnervosität  Er  unterscheidet 
zwischen  einer  physiologischen  Form,  der  in  höherem  oder  geringerem  Grade 
außer  Imbezillen  und  Psychopathen   auf  moralischem  Gebiet  jeder  anheim- 


Diagnostik  der  Krankheiten  des  Nervensystems.  301 

fallt,  und  einer  pathologischen  Form,  die  schwerere  psychische  Erscheinungen 
macht,  deren  Symptome  noch  lange  nach  überstandenem  Examen  weiter 
dauern,  und  die  eine  richtige  Neurose  ist.  Der  Angstaffekt  gibt  dem  ganzen 
Krankheitsbilde  die  Grundfarbe;  Insuffizienzgefiihl,  Unfähigkeit  zur  Konzen* 
tration,  erhöhte  Ablenkbarkeit,  Unlust  zur  Arbeit  und  rasche  Ermüdung  bei 
dieser  sind  sekundäre  Erscheinungen.  Hess  teilt  ausführlich  einen  Fall  mit, 
in  dem  ein  48jähriger  Beamter  das  vollentwickelte  Krankheitsbild  vor  einem 
Examen  seines  Sohnes  darbot.  —  Besprechung  der  Therapie,  die  zunächst 
das  quälendste  Symptom,  die  so  häufige  Schlaflosigkeit  zu  berücksichtigen 
hat;  hierfür  empfiehlt  der  Autor  vor  allem  Paraldehyd  in  größeren  Dosen 
und  Alkohol.  (Brück.) 

Die  Arbeit  Schreibers  (476)  enthält  keinerlei   neue  Gesichtspunkte 
oder  differential-diagnostische  Momente.  (Baumann.) 

0.  Allgemelns  Zerebralsymptoms  (CsrsbrospinalflOssigksit  nsw.) 

Bing  (57)  beschreibt  einen  Fall  von  Friedreichscher  Ataxie,  der 
außer  den  gewöhnlichen  Symptomen  dieser  Krankheit  ausgeprägte  Muskel- 
atrophien und  Pseudohypertrophien  zeigte.  Die  elektrische  Untersuchung 
ergab  einfache  Herabsetzung.  Der  klinische  Befund  entsprach  also  einer 
Korabination  von  Friedreichscher  Ataxie  mit  Muskeldystrophie.  Dieser 
Fall  liefert  wieder  einen  neuen  Beitrag  zu  der  Tatsache,  daß  gerade  die 
hereditären  Krankheiten  vielfache  Übergänge  und  Kombinationen  aufweisen. 
Die  anatomische  Untersuchung  ergab  in  den  Muskeln  den  gewöhnlichen 
Befund  der  Muskeldystrophie.  Das  Rückenmark  zeigte  die  für  Friedreich - 
sehe  Ataxie  charakteristische  Veränderung  an  den  Hinter-  und  Seitensträngen ; 
außerdem  fand  sich  aber  eine  exzessive  Hypoplasie  des  Kleinhirns  nebst 
histologischen  Veränderungen  in  der  Rinde  desselben  (speziell  Verarmung 
an  Purkinje-Zellen).  Dieser  anatomische  Befund  veranlaßt  den  Verf ,  auf 
die  Beziehungen  zwischen  Friedreichscher  Ataxie  und  der  Heredo-Ataxie 
cerebelleose  von  Marie  einzugehen.  Er  kommt  auf  Grund  der  bisherigen 
anatomischen  Befunde  und  der  klinischen  Bilder  zu  dem  Resultate,  daß  ein 
prinzipieller  Unterschied  zwischen  beiden  nicht  existiert  und  beide  nur 
Varietäten  eines  und  desselben  Krankheitsbildes  sind.  (Kramer.) 

Besprechung  Kron's  (303)  der  für  die  Zahnheilkunde  wichtigen 
Neirenstörungen :  lokaler  und  reflektorischer  Schmerz,  Trigeminusaffektionen, 
Beteiligung  benachbarter  Nerven,  Epilepsie,  Hysterie,  Neurasthenie,  gewisse 
Psychosen  (Hypochondrie),  Tabes,  Diabetes,  Intoxikationen  (Blei,  Queck- 
silber, Syphilis)  usw.  (Autoreferat) 

Nach  dem  Berichte  von  Jelliffe  (270)  wurden  in  der  Vanderbilt- 
Klinik  im  Jahre  1904  2138  Nervenkranke  behandelt.  Geisteskranke  waren 
darunter  gegen  10 '^/j^.  Davon  litten  26  an  progressiver  Paralyse,  6  an 
Paranoia,  4  Fälle  von  manisch-depressivem  Irresein,  Melancholie  in  31  Fällen, 
Dementia  praecox  12  mal,  Idiotie  und  Imbezillität  in  ()8  Fällen. 

Neurasthenie  wurde  bei  326  Patienten,  Hysterie  bei  77  beobachtet. 
Femer  173  Epileptiker,  221  Kranke  mit  Sydenha rascher  Chorea,  1  Fall 
▼on  Paramyoklonus  multiplex,  16  Paralysis  agitans.  Peripherische  Nerven- 
leiden kamen  323  mal  zur  Beobachtung,  ferner  33  Patienten  mit  Poliomyelitis 
ant.  acuta,  9  mal  multiple  Sklerose,  6  Fälle  von  amyotrophischer  Lateral- 
sklerose, 5  mal  Syringomyelie  und  einige  Fälle  von  Tumor,  Hämorrhagie  und 
Pottscher  Erkrankung  der  Spina  dorsalis.  Organische  Hirnkrankheiten 
traten  in  111  Fällen   auf.    Von  Trophoneurosen   wurde    Basedow   16   mal, 


302  Allgemeiae  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

Myxödem  1  mal,    Meralgia  paraesthetica,    Erythromelalgie  und  Raynaud  je 
einmal  diaguostiziert.  (Bendix.) 

Van  Wart  (543)  beobachtete  bei  einem  Falle  von  perniziöser  Anämie 
folgende  nervösen  Symptome:  Erhöhung  der  Sehnenreflexe,  Patellarkloniu 
rechts,  Babinski  beiderseits.  TaubheitsgefUhl  beider  Hände  und  Füße  mit 
Herabsetzung  des  Schmerz-  und  Temperaturgefühls,  Ataxie  beider  oberen 
und  unteren  Extremitäten.  Ferner  traten  an  falls  weise  Krämpfe  in  deu 
Muskeln  der  Arme,  Beine  und  des  Rumpfes  auf.    Urinlasseu  war  erschwert 

(Benduc,) 

Auerbach  (15)  konnte  bei  10  Radrennfahrern  eine  erhebliche  Ver- 
minderung oder  ein  Erloscheusein  der  Patellarsehnenreflexe  konstatieren  und 
zwar  bei  8  auf  beiden  Seiten,  bei  2  auf  einer  Seite.  Zwei  dieser  Leute  zeigten 
vor  dem  Rennen  und  einige  Tage  nachher  durchaus  normales  Verhalten  der 
Patellarreflexe. 

Von  subjektiven  Störungen  wurden  stärkere  Parästhesien  in  den  Händen, 
besonders  an  der  Volarseite  der  Finger  angegeben,  femer  Krampfgefühl  in 
den  Oberschenkeln;  auch  wurde  Tremor  der  Hände  und  deutliche  Beein- 
trächtigung der  Lichtreaktion  gefunden.  A.  stellt  fest,  daß  seine  Beobach- 
tungen an  Radrennfahrern  Beweise  für  die  Richtigkeit  der  Aufbrauch-  und 
Ersatztheorie  E dingers  sind  und  für  dessen  Lehre  über  das  Wesen  und 
die  Pathogenese  der  konstitutionellen  und  erworbenen  Neurasthenie  und 
für  die  Beziehungen  dieses  Leidens  zu  den  organischen  Gehirn-  und  Rücken- 
markskrankheiten von  hervorragender  Bedeutung  sind.  (Bendix.) 

Cassirer  (86)  hat  in  klarer  Weise  die  diagnostischen  Prühsymptome 
der  Rückenmarksleiden  einer  kurzen  Besprechung  unterzogen  und  die  Bedeutung 
des  Babinski  sehen  Zehenreflexes,  der  Erhöhung  oder  Herabsetzung  der 
Sehnenreflexe,  der  Gefühls-  respektive  Temperaturstörungen  und  der 
lokalisierten  neuralgischen  Schmerzen  für  die  Erkennung  der  verschiedenen 
Rückeumarksafifektionen  erläutert.  (Bendix,) 

Marburg  (332)  gibt  eine  kritische  Auseinandersetzung  der  für  die 
Diagnostik  der  Mittelhirnerkrankungen  verwertbaren  Symptome.  Bisher 
wurden  drei  Arten  von  Syndromen  für  die  topische  Diagnostik  der  Mittel- 
hirnerkrankungen verwertet;  das  Webersche  Syndrom,  die  gleichzeitige 
Okulomotoriuslähmung  mit  kontralateraler  Hemiplegie  fiir  einen  Herd  im 
Pedunkulus,  das  Syndrome  de  Benedict,  wobei  die  Okulomotoriuslähmung 
mit  kontralateraler  Athetose,  Chorea  respektive  Tremor  bestand  bei  Herden 
in  der  Hirnschenkelhaube  und  das  Syndrome  de  Nothnagel,  welches  sich  ans 
ein-  oder  beiderseitiger  Okulomotoriuslähmung  mit  Ataxie  cerebellarer  Art 
zusammensetzte  und  auf  eine  Schädigung  der  eigentlichen  Vierhügelganglien 
hinwies.  Nur  gleichzeitiges  Einsetzen  der  Okulomotoriuslähmung  mit  kontra- 
lateraler Hemiplegie  oder  Hemiathetose  gewährt  aber  die  sichere  Annahme 
des  Ergriffenseins  jener  Partien.  Auf  Grund  seines  Beobachtungsniaterial« 
hält  M.  das  Nothnagelsche  Syndrom,  besonders  wenn  es  mit  Hör-  und 
Sehstörungen  verbunden  ist,  für  ein  Zeichen  der  Vierhügelaffektion,  wenn 
auch  dieselben  Erscheinungen  von  Affektionen  der  nächsten  Nachbarschaft 
bedingt  sein  können,  besonders  aus  der  Gegend  des  Aquaeduktus.  Auch 
können    analoge  Erscheinungen  von  Tumoren  des  Wurms  ausgelöst  werden. 

(Beudix.) 

Reichardt  (433)  untersucht  die  Frage  der  Entstehung  des  Hirndruckes 
bei  Tumoren.  Wenn  auch  oft  die  Größe  der  Geschwulst,  der  Sitz  derselben 
usw.  die  Drucksteigerung  ausreichend  erklären,  so  gibt  es  doch  nicht  selten 
Fälle,  in  welchen  alle  diese  Kriterien  nicht  ausreichen  und  dann  die  Ursache 
des   Hirndruckes   in   einer   spezifischen   Reaktion  des   Gehirns   auf  den   an 


Diagnostik  der  Krankheiten  des  Nervensystems.  303 

sich  oft  kleinen  Tamor  zu   suchen   ist.     Die  Größe   des  Druckes  ist  dann 

oft  Tielmehr  abhängig  yon   der  Fähigkeit  des  Gehirns  zu  dieser  Beaktion, 

als  TOD  Natur  und   Sitz  des  Tumors.    Bei   alten   Patienten  besteht   diese 

Miigkeit  oft  nicht  mehr,   und  man  findet   dann  gelegentlich  im  Gegenteil 

Atrophie  des  Gehirns.     Verf.  schildert  ausführlich  Krankheitsverlauf    und 

Obduktionsbefund  bei  einer  Anzahl  yon  Patienten  mit  Tumoren  resp.  Hirn- 

drnck  und  analysiert  bei  diesen  eingehend  die  Entstehungsweise  des  Druckes 

im  einzelnen.    Er  Terwendet  vor  allem  die  yon  Rieger  angegebene  Methode 

der  Vergleichnng    yon    Schädelkapizität    mit   Hirngewicht;    das    Verhältnis 

zwischen  beiden  ist  beim  normalen  ein  relatiy  konstantes,  sodaß  man  hieraus 

erkeDoen  kann,    ob   im   einzelnen    Fall   das   Gehirn    fiir    den    betreffenden 

Schädelraam  zu   groß  gewesen  ist.     Wenn  sich  auch  auf  diese  Weise  das 

Gehirn  als  zu  groß  erweist,  so  ist  damit  noch  nicht  erwiesen,  daß  intra  yitam 

gesteigerter  Hirndruck    bestanden   hat,     da  die    Himschweliung  auch    sub 

inem  entstanden  sein  kann.     Entscheidend  sind  dann  die  änderen  Zeichen 

dfö  Himdruckes  (Stauungspapille,  Veränderungen  an  den  Schädelknochen). 

Verf.  hat  in  einigen  seiner  Fälle  sowohl  bei  Hirntumor,  als  auch  bei  Psychosen 

aod  bei  Paralyse  eine  eigentümliche  Art  der  Hirnschwellung  als  Ursache  der 

Drucksteigerung    gesehen.       Die    Gehirnmasse    war    dabei    trocken,    nicht 

odematös;  histologisch  ließ  sich  nichts  abnormes  nachweisen.     Durch  diese 

Beobachtung  wird  erklärt,  wieso  bei  kleinen  Tumoren  gelegentlich  schwerer 

Himdnick  auftreten  kann ;  auch  die  Todesfälle  unter  Himdruckerscheinungen 

bei  funktionellen  Psychosen   können   hierin  ihre  Begründung  haben.     Zum 

Schluß  geht  Verf.   auch  auf  die   Frage   der  Beziehung  zwischen  Psychose 

und  Himdruck  ein.  (Kramer.) 

Franceschi  (169)  hat  das  Gehirn  einer  Frau  untersucht,  bei  der 
oach  2  apoplektischen  Insulten  Aphasie  eingetreten  war,  und  die  außerdem 
Äfl  spastischen  Wein-  und  Lachkrämpfen  litt.  Die  anatomische  Untersuchung 
des  Gehirnes  zeigte  weitgehende  Zerstörung  des  yorderen  Segmentes  und 
des  Kniees  der  inneren  Kapsel  des  Pntamens  und  des  Globus  paliidus,  des 
Xucleos  caudatus  und  der  Capsula  interna  auf  der  rechten  Seite.  Ein 
kleinerer  zweiter  Herd  fand  sich  auf  der  linken  Seite,  der  die  hintere  Hälfte 
des  Putamens  und  in  geringer  Ausdehnung  das  hintere  Segment  der  Caps, 
int.  in  Mitleidenschaft  zieht.  Diesen  Befund  benützt  der  Autor,  um  die 
verschiedenen  Theorien  über  den  Mechanismus  des  spastischen  Lachens  und 
Weinens  in  ihrer  Verwertbarkeit  für  den  yorliegenden  Fall  zu  prüfen.  Die 
Intaktheit  des  Thalamus  opt.  stimmt  mit  all  den  Theorien,  die  hier  das 
Koordinationszentrum  für  die  mimischen  Ausdrucksbewegungen  suchen.  Die 
kortiko-thalamischen  Bahnen,  deren  Zerstörung  das  spastische  Lachen  und 
Weinen  bedingen  soll,  wird  von  den  verschiedenen  Autoreu  in  verschiedenen 
Faserzügen  gesucht.  Die  Lokalisation,  die  denselben  von  Mingazzini  ge- 
geben wird,  scheint  dem  Autor  am  meisten  mit  dem  anatomischen  Befiuide 
seines  Falles  übereinzustimmen.  Die  Fasern  sollen  im  Putamen  verlaufen, 
lAsion  derselben  soU  das  spastische  Weinen  und  Lachen  in  die  Er- 
scheinung treten  lassen.  Eine  eben  solche  Wirkung  komme  den  kortiko- 
bolbären  Bahnen  des  Facialis  zu.  Tatsächlich  findet  sich  im  Falle  von  Fr. 
das  Putamen  beiderseits  fast  ganz  zerstört  und  die  Facialisbahn  in  Mitleiden- 
schaft gezogen  an  der  Stelle,  wo  sie  auf  der  rechten  Seite  durch  das  Knie 
der  Caps,  interna  tritt.  (Merzbacher.) 

Bonnier  (63)  schlägt  vor,  statt  des  Ausdrucks  Urämie  die  weitere 
Benennung  ürhydrie  zu  brauchen,  da  sich  die  betreffenden  Veränderungen 
ücht  auf  das  Blut  beschränkten,  sondern  auch  in  den  andern  Körperflüssig- 
keiten, namentlich  dem  Liquor  cerebrospinalis  sich  nachweisen  ließen. 


304  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

Er  erörtert  danach  die  physiologischen  und  pathologischen  Verhält- 
nisse des  Liquor  cerebrospinalis  und  der  Labyrinthflüssigkeit,  besonders  auch 
in  ihrem  Verhältnis  zu  einander.  Er  ist  der  Ansicht,  daß  zur  Aufrecht- 
erhaltung des  normalen  Gehörs  und  Gleichgewichts  Liquor  cerebrospinalis, 
Perilymphe,  Endolymphe  und  Paukenhöhlenluft  unter  gleichem  Druck 
stehen  müßten,  der  gleich  dem  atmosphärischen  Druck  sei,  und  begründet 
dies  mit  der  Notwendigkeit,  daß  auf  beiden  Seiten  des  runden  und  des 
ovalen  Fensters,  sowie  des  Trommelfells  gleicher  Druck  herrschen  müsse, 
um  diesen  Membranen  ihr  Funktionsoptimum  zu  ermöglichen,  schließlich 
weist  er  auf  die  offene  Verbindung  des  Liquor  cerebrospinalis  mit  der  La- 
byrinthflüssigkeit durch  die  Siebenmannschen  Kanäle  und  den  Schnecken- 
aquädukt hin.  Er  erklärt  Schwindel,  Schwerhörigkeit  und  subjektive  Ohr- 
geräusche durch  Störungen  dieses  Druckgleichgewichts  und  macht  auf  die 
„druckregistrierenden  Fähigkeiten"  des  inneren  Ohres  aufmerksam,  die  auf 
reflektorischem  Wege  Kompensation  und  Regulation  normalerweise  bewirkten. 

Endlich  bespricht  er  die  chemisch-pathologischen  Verhältnisse  der 
Cerebrospinal-  und  der  Lumbaiflüssigkeit,  speziell  bei  der  Nephritis  und  er- 
klärt die  Pathogenese  der  liierbei  auftretenden  Gleichgewichts-  und  Hör- 
störungen durch  die  Toxizität  dieser  Flüssigkeiten.  Eigene  Beobachtungen 
oder  Versuche  werden  nicht  mitgeteilt.  (Brück,) 

Orünberger  (211)  hat  in  der  Lumbaiflüssigkeit  einer  16jährigen 
Patientin  mit  Coma  diabeticum  neben  Traubenzucker  und  Aceton  mit  der 
Gerhardtschen  Eisenchloridprobe  auch  die  Anwesenheit  von  Acetessig- 
säure  festgestellt,  —  ein  Befund,  der  seines  Wissens  noch  nicht  beschrieben 
worden  ist.  (BnuL) 

Balogh's  (28)  Untersuchungen  bezweckten  die  Ermittelung,  ob  zwischen 
vorausgegangener  Lues  und  bestehender  lymphocytärer  Reaktion  ein  Zu- 
sammenhang nachweisbar  ist.  B.  fand  die  von  deutschen  Autoren  be- 
schriebenen drei  Formen  zelliger  Elemente,  und  zwar  schreibt  er  bloß  den 
polynukleären  einen  diagnostischen  Wert  zu,  denn  ihre  Anwesenheit  beweise 
immer  einen  akuten  Krankheitsprozeß.  Die  Untersuchungen  bezogen 
sich  auf  Fälle  von  Tabes,  genuiner  Epilepsie,  Paralyse,  Tabesparalyse, 
Tumor  cerebri,  Melancholie,  seniler  Demenz  und  Eucephalomalacie  teils  mit, 
teils  ohne  vorangegangene  Lues.  Schlußfolgerungen:  1.  Der  Lymphocyten- 
gehalt  der  Cerebrospinalflüssigkeit  hängt  nicht  ab  von  vorangegangener  Lues. 

2.  Bloß  den  polynukleären  zelligen  Gebiklen  kommt  diagnostischer  Wert  zu. 

3.  In  Übereinstimmung  mit  allen  Autoren  fand  B.  bloß  bei  der  progressiven 
Paralyse  stets  positive  Ergebnisse,  was  von  differentiell-diagnostischem  Werte 
sein  kann.  4.  Lymphocytose  war  auch  bei  Tumor  cerebri  und  Melancholie 
nachweisbar.  (Hudovernig.) 

Hnguenin  (258)  gibt  einige  interessante  Auseinandersetzungen  über 
den.  Schwindel  als  Krankheitssymptom.  Nach  einer  Darstellung  der  ana- 
tomischen Verhältnisse  der  zum  Kleinhirn  in  Beziehung  stehenden  Bahnen 
kommt  er  zu  dem  Schluß,  daß  unter  dem  Kleinhirnsch^indel  ein  zerebrales, 
also  ein  Großhirnrindensymptom  zu  verstehen  sei.  Er  sei  zu  vergleichen 
mit  einer  Halluzination,  bei  der  wir  den  Weg  der  Auslösung  ausnahmsweise 
einmal  kennen.  Es  ist  nämlich  die  zerebrale  Bahn  des  Nervus  vestibularis. 
Er  begründet  diese  Anschauung  folgendermaßen:  Der  experimentell  erzeugte 
Schwindel,  den  jeder  in  seiner  Jugend  (auf  der  Schaukel  oder  dgl.)  einmal 
durchgemacht  hat,  hinterläßt  ein  gewisses  Erinnerungsbild,  welches  sich  aus 
kinästhetischen,  optischen,  akustischen  und  taktilen  Komponenten  zusammen- 
setzt Diese  Erinnerungsbilder  vereinigen  sich  zu  einem  festen  G^samt- 
eindruck,   den  wir   das  Gefühl   des  Drehscliwindels  nennen.     Wenn  nun  in 


Diagnostik  der  Krankheiten  des  Nervensystems.  305 

einem  Krankheitsfalle  eine  Beizong  der  Peripherie  des  Vestibularis  oder 
irgend  eines  Punktes  seiner  Bahn  stattfindet^  so  wird  die  ganze  Kette  der 
Empfindungen  wieder  lebendig,  und  es  tritt  dieselbe  Empfindung  ein,  wie 
wenn  damit  auf  der  Drehscheibe  gedreht  würde.  Es  handelt  sich  also  um 
die  pathologische  Erweckung  eines  bewußten  Erinnerungsbildes,  also  um  ein 
Großhirnsymptom,  dessen  Sitz  wir  im  Frontalhirn  annehmen  müssen.  Die 
weiteren  interessanten  Auseinandersetzungen,  besonders  über  das  Verhältnis 
des  Schwindels  zu  Gleichgewichtsstörungen,  zu  Zwangsbewegungen  usw. 
können  hier  nicht  wiedergegeben  werden.  (Mann.) 

Thomas  (518)  teilt  ausfuhrlich  einen  Fall  mit,  in  welchem  cerebellare 
Gleichgewichtsstörungen  in  Verbindung  mit  alternierender  Hemiplegie  in 
langsam  progressivem  Verlauf  beobachtet  wurden.  Die  Sektion  ergab 
maltiple  luetische  Herde,  insbesondere  einen  bulbären  Herd  mit  sekundären 
Degenerationen  im  Kleinhirn.  Die  kasuistischen  Einzelheiten  können  hier 
im  allgemeinen  Teil  nicht  wiedergegeben  werden.  (Mann.) 

Carriere  (85)  hat  an  8  Fällen  von  Urämie  mit  Erscheinungen  von- 
seiten des  Nervensystems  den  Liquor  cerebrospinalis  genau  untersucht.  Er 
fand  den  Druck  bei  der  Lxmibalpunktion  fast  stets  erhöht,  einigemale  erheb- 
lich, den  Gefrierpunkt  der  Flüssigkeit  immer  abnorm  hoch  (statt  der  normalen 
0,72—0,78®  stets  über  0,60®,  einmal  bei  0,48®),  ohne  regelmäßige  Beziehung 
wr  Schwere  des  Falls.  Der  Trockenrückstand  wurde  stets  vermindert 
gefunden,  der  Harnstoffgehalt  war,  entsprechend  den  Befunden  anderer 
Autoren,  in  allen  Fällen  erhöht,  bis  2,12  7od'  ^^^  Gehalt  an  Chloriden  war 
in  allen  untersuchten  Fällen  unter  der  Norm,  am  niedrigsten  bei  den  schweren 
Fällen.  Sulfate  und  Phosphate  waren  vermehrt,  dreimal  wurden  reduzierende 
Substanzen  gefunden,  dreinial  Globulin  und  Serin.  Cholin  war  nie  nach- 
zuweisen. Die  Toxizität  des  Liquor  war  in  sämtlichen  Fällen  erhöht,  zum 
Teil  erheblieh.  (Brück.) 

Frank  C«  Eve  (154)  beschreibt  ein  einfaches  Manometer  zur  Druck- 
messung bei  Lumbalpunktionen.  Der  Griff  der  Punktionsnadel  ist  mit  zwei 
Ausfloßöffnungen  versehen,  von  denen  die  eine  durch  einen  dünnen  Schlauch 
EU  einem  Steigrohr  führt,  die  andere  als  Abflußöffnung  dient  und  ebenfalls 
mit  einem  Gammischlauch  versehen  ist.  An  beiden  Schläuchen  befinden 
sich  Klemmen.  Bei  der  Punktion  bleibt  zunächst  die  Schlauchklemme  an 
der  Abflußöffnung  verschlossen;  am  Steigrohr  wird  der  Druck  abgelesen, 
dann  wird  die  Manometerklemme  geschlossen,  die  andere  geöffnet  und  die 
erforderUche  Flüssigkeitsmenge  abgelassen.  Im  Anschluß  daran  berichtet 
der  Autor  über  eine  Anzahl  von  Druckmessungen,  die  er  mit  diesem  Instru- 
ment vorgenommen  hat,  und  welche  die  von  früheren  Untersuchungen 
gefundenen  Resultate  im   wesentlichen  bestätigen.  (Brück) 

Niedner  (379)  glaubt,  daß  die  üblichen  Methoden  der  Cytodiagnostik 
Ton  Lumbalflüssigkeit  zu  ungenau  sind,  um  bei  nicht  sehr  großen  Differenzen 
diagnostische  Schlüsse  zu  gestatten.  Von  seinen  eigenen  zusammen  mit 
Manilock  angestellten  Untersuchungen  ist  zu  erwähnen,  daß  von  9  unter- 
suchten Tabikern  nur  5  das  Symptom  der  Lymphocytose  darboten ;  in  einem 
dieser  Fälle,  einer  ganz  alten  Tabes,  fand  sich  bei  der  ersten  Untersuchung 
keine  Hyperlymphocytose,  einige  Wochen  später  Hyperlymphocytose  mäßigen 
Grades,  nach  einem  weiteren  Monat,  bei  Gelegenheit  sehr  schwerer  gastrischer 
Krisen,  eine  enorme  Lymphocytose. 

Weiterhin  berichtet  Niedner  über  Experimente  an  Kaninchen,  denen 
er  durch  aseptische  Einführung  von  Tampons  in  die  Schädelhöhle  einen 
kunstlichen  Tumor  beibrachte.     Bei   diesen  Tieren   fand  sich  eine  Vermeh- 

Jahiesbericht  f.  Neurologie  and  Psychiatrie  1906.  20 


306  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

niDg  der  zelligen  Elemente  des  Liquor  cerebrospinalis,  speziell  der  Lympho- 
cyten,  obwohl  keinerlei  entzündliche  Veränderungen  in  der  Umgebung  de» 
„Tumors"  konstatiert  werden  konnten.  (Brudc,) 

Villaret  und  Tixier  (536)  haben  bei  der  Untersuchung  einer  großen 
Anzahl  von  Cerebrospinalflüssigkeiten  ihr  besonderes  Augenmerk  auf  die 
Anwesenheit  von  transparenten  hellen  Zellen  gerichtet.  Sie  unterscheiden 
drei  verschiedene  Formen,  die  sich  im  wesentlichen  durch  ihre  Größe  und 
die  bessere  oder  schlechtere  Erkennbarkeit  des  Kerns  unterscheiden.  Der- 
artige Zellen  finden  sich  oft  in  großer  Zahl  vor;  sie  könnten  teilweise  fiir 
Endothelien  gehalten  resp.  mit  solchen  verwechselt  werden.  Dagegen  scheint 
den  Autoren  aber  der  Umstand  zu  sprechen,  daß  diese  Zellen  zum  Teil 
sicher  veränderte  Lymphocyten  sind  und  sich  zwischen  den  drei  verschiedenen 
Formen  alle  Übergänge,  nicht  aber  Übergänge  zu  sicheren  Endothelien  finden 
lassen,  femer  der  Umstand,  daß  die  bei  starker  Endotbelabschilferung  zu 
erwartende  Undurchlässigkeit  der  Meningen  z.  B.  für  Jodkalium  sich  nicht 
nachweisen  läßt.  Sie  nehmen  also  an,  daß  es  sich  hierbei  stets  um  Destruk- 
tionsformen der  verschiedenen  Leukocytenarteu  handelt.  Für  letztere  Auf- 
fassung spricht,  daß  sich  ganz  ähnliche  Formen  auch  bei  Blutpräparateo 
von  Röntgen -behandelten  Leukämiefälleu  konstatieren  lassen.       (Brück.) 

Gross  (210)  teilt  einen  Fall  von  Großhirntumor  mit,  der  unter  dem 
Bilde  einer  Meningitis  serosa  verlief.  27jähriger  Mann,  der  im  Anschluß 
an  Influenza  schwere  Hirnerscheiuungen  bekam;  besonders  Kopfschmerz, 
Erbrechen,  Pulsverlangsamung,  Stauungspapille,  Exophthalmus,  Beeinflussung 
des  Pulses  und  Steigerung  der  Hirndruckerscheinungen  durch  La^ewechsel. 
Vorübergehende  rechtsseitige  Abduzens-,  später  Trochlearisparese.  Es  fand 
sich  ein  Tumor  des  mediobasalen  Abschnittes  des  linken  Schläfenlappens, 
des  Gyrus  fusiformis  und  Hippocampi,  mit  Zerstörung  des  linken  Gyrus 
lingualis.  (Bendir,) 

Reiche  (434)  fand  bei  einem  26jährigen  Kranken  eine  pulsierende, 
walnußgroße  Geschwulst,  die  in  der  Ruhe  verschwand,  bei  Erregungen  und 
beim  Senken  des  Kopfes  wieder  hervortrat.  Die  Sektion  stellte  fest,  daß 
ein  dicker  Knäuel  dilatierter  Venen  in  der  Galea  aponeurotica  und  dem 
Musculus  frontalis  der  rechten  Stirnseite  durch  ein  breites  Ejmissarium  direkt 
mit  einem  venösen  Hirnsinus  in  Verblödung  stand,  und  daß  es  sich  um 
einen  abnormen,  überzähligen  Blutleiter  in  diesem  Falle  handelte. 

(Bendix.) 

V.  Bechterew  (39)  teilt  einen  Fall  von  Pseudomelia  paraesthetica 
bei  einem  38jährigen  Trinker  mit,  der  besonders  wertvoll  wegen  des  Sektions- 
befundos  ist.  Der  halluzinierende  Kranke,  welcher  plötzlich  eine  Lähmung 
des  rechten  oberen  Augenlids,  Abweichung  der  Zunge  nach  links,  erschwerte 
Sprache  und  tonische  Kontraktur  der  linken  oberen  und  unteren  Extremi- 
täten bekam,  hatte  eine  besonders  falsche  Empfindung  linker  Armbewegungen. 
Obwohl  beide  Extremitäten  stark  atrophiert  und  gelähmt  waren,  hatte  er 
doch  die  Empfindung,  daß  der  linke  Arm  sich  bewege  und  bald  auf  der 
Brust  oder  auf  seinem  Rücken  liege.  Er  weiß  aber,  daß  der  Arm  sich 
nicht  bewegen  kann.  Die  Obduktion  stellte  eine  Erweichung  des  größten 
Teils  des  Linsenkernes  fest,  verschont  war  der  Thalamus  opticus  und  der 
Nucleus  caudatus.  v.  Bechterew  ist  der  Überzeugung,  daß  das  Symptom 
der  Pseudomelia  paraesthetica  in  nächster  Beziehung  zu  einer  Affektion  des 
Linsenkernes  stehe  und  zu  den  Leitungen  des  Muskelgefuhles,  auf  welches 
die  Empfindungen  von  der  Lage  der  Teile  und  Glieder  des  Köi-pers  sich 
gründen.  (Bendix,) 


Diagnostik  der  Krankheiten  des  Nervensystems.  307 

DL  Motorlselie  Synptone  <Ulimiui|eii,  Trenor  dsw.). 

CorschlXiailll  (122)  bat  an  einem  größeren  Ej-ankenmaterial  Unter- 
suchungen über  die  idiomusknläre  Uberregbarkeit  angestellt,  um  zu  einer 
genaueren  Vorstellung  über  Genese  und  Natur  dieser  Erscheinungen  zu  ge- 
langen. Er  kam  dabei  zu  folgenden  Resultaten:  Idiomusknläre  Übererreg- 
barkeit und  Schi  ff  sehe  Wellen  treten  beim  Menschen  ausschließlich  auf 
mechanische  Reize  hin  auf,  vorzugsweise  bei  pathologisch  bedingter  Ab- 
magerung, können  aber  auch  bei  starker  Magerkeit  fehlen.  Sie  sind  kein 
reines  Abmagerungssymptom,  sondern  der  Ausdnick  einer  im  Muskel  selbst 
liegenden  spezifischen  Irritabilität,  die  myogenen  Ursprunges,  wahrscheinlich 
toxischer  Genese  ist.  Störungen  im  Nervensystem  i^irken  eher  ungünstig 
als  befördernd  auf  das  Phänomen.  Der  Grad  der  idiomuskulären  Kontraktion 
ist  proportional  dem  der  allgemeinen  Muskelerregbarkeit.  Bei  höheren 
Graden  des  Phänomens  findet  sich  auch  meist  eine  Störung  der  mechanischen 
und  elektrischen  Nervenerregbarkeit.  Die  idiomuskuläre  Uberregbarkeit 
and  die  Schiff  sehen  Wellen  gehen  einander  proportional  und  sind  darum 
wohl  als  der  Ausdruck  einer  Erregbarkeitsveränderung  aufzufassen.  Krank- 
heiten, die  eine  sekundäre  Tetanie  hervorbringen  können,  produzieren  auch 
die  größte  Disposition  zur  idiomuskulären  Uberregbarkeit.  Zu  der  Stärke 
der  Sehnenreflexe,  der  vasomotorischen  Erregbarkeit,  zur  Erregbarkeit  d(»r 
erectores  pili  ließ  sich  keine  Beziehung  auffinden.  (Kramer,) 

Weisenbnrg  (549)  bringt  eine  klinische  Studie  über  die  Kontrakturen 
bei  organischen  Nervenerkrankungen.  Nach  ausführlicher  Besprechung  der 
hemiplegischen  Kontraktur  unter  kritischer  Würdigung  der  Literatur  geht 
Verf.  über  zur  Erörterung  der  Kontrakturen  bei  Rückenmarkserkrankungeu, 
Krankheiten  der  peripheren  Nerven  und  der  Muskeln.  Er  teilt  die  Kon- 
trakturen ein  in  passive  und  aktive.  Unter  passiven  versteht  er  Kontrakturen 
infolge  von  Gelenkerkrankungen,  Muskelkrankheiten  usw.  und  infolge  von 
Lähmung  der  Antagonisten,  während  eine  aktive  Kontraktur  eine  direkte 
Folge  einer  Erkrankung  des  Zentralnervensystems  sei.  (Baumann.) 

Bechterew  (35)  beschreibt  2  Fälle  mit  Gebirnaffektion,  bei  denen 
gewisse  Bewegungen  vorkamen,  die  nicht  mit  Mitbewegimgen  zu  verwechseln 
sind,  und  die  Verf.  als  „Kompensationsbewegungen"*  bezeichnet.  Anstatt 
auf  Verlangen  mit  der  gelähmten  Hand  eine  Bewegung  auszuführen,  reichen 
die  Kranken  in  diesen  Fällen  stets  die  andere  Hand,  und  anstatt  auf  der 
gelähmten  Seite  djis  Auge  zu  schließen  oder  ihre  Wangenmuskeln  zu 
kontrahieren,  vollführen  sie  diese  Bewegungen  auf  der  gesunden  Seite,  ohne 
selbst  den  eigenen  Fehler  zu  bemerken.  Bezüglich  der  Mitbewegungen 
referiert  Verf.  die  Erklärungsversuche  Westphals  und  Hitzigs;  bezüglich 
der  Kompensationsbewegungen  meint  Verf.,  daß  es  sich  um  Übertragung  des 
fieizes  auf  die  andere  Hemisphäre  handle.  Man  müsse  annehmen,  daß  bei 
jeder  Willensanstrengimg  die  Erregung  infolge  von  Störung  der  Leitungs- 
funktionen den  Zentren  der  andern  Hemisphäre  zugeführt  wird  und  nun 
den  Muskeln   der  dieser  Hemisphäre   entsprechenden  Körperhälfte   zufließt. 

(Baumann.) 

Bei  3  von  Bechterew  (36)  beobachteten  Krankheitsfällen  führte  jede 
mehr  oder  weniger  starke  Anspannung  der  Arm-,  Bein-  und  Bauchmuskeln 
zu  längeren  sehmerzhaften  Krämpfen  bei  den  Muskelkontraktionen,  die  erst 
Mch  einiger  Zeit  aufhörten.  Die  Kranken  konnten  z.  B.  nicht  ihre  Stiefel 
anxiehen  oder  sich  Tom  Boden  erheben,  ohne  einen  dauernden  schmerzhaft- 
tonischen  Krampf  in  den  Bauchmuskeln  zu  bekommen.  Das  gleiche  war 
bei  einem  der  Patienten  audi  bei  stärkerer  elektrischer  Reizung  und  Kon- 

20* 


308  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

traktion  der  Muskeln  zu  beobachten,  falls  die  Kontraktion  eine  größere 
Ausdauer  hatte.  Im  allgemeinen  erinnerte  der  Zustand  bis  zu  einem  gewissen 
Grade  an  Myotonie,  unterschied  sich  aber  davon  durch  das  Fehlen  der 
myotonischen  Reaktion,  vielmehr  trat  unter  dem  Einfluß  elektrischer  oder 
mechanischer  Beizung  ein  längerer  schmerzhaft-tonischer  Krampf  nicht 
einzelner  Bündel,  sondern  des  ganzen  Muskels  auf  und  ging  sodann  mehr 
oder  weniger  schnell,  anstatt  allmählich,  zurück.  Die  Fälle  erinnern  an 
einen  von  Wernicke  beschriebenen  Fall  von  Crampusneurose,  von  dem 
sich  erstere  ätiologisch  durch  mangelnden  starken  Alkoholismus  unter- 
scheiden. Verf.  ist  der  Ansicht,  zumal  mit  Rücksicht  auf  den  Befund  der 
Harnuntersuchung  bei  einem  der  Patienten,  daß  es  sich  bei  dem  Prozeß  um 
eine  Störung  des  Stoffwechsels  handeln  mag.  (Baumami.) 

Saxl  (465)  beobachtete  eine  besondere  Art  von  Mitbewegung  an  der 
oberen  Extremität  eines  gelähmten  Kindes.  Es  handelte  sich  um  ein 
15  jähriges  Mädchen,  daß  mit  drei  Jahren  an  Encephalitis  erkrankt  war 
(Sprachlähmung  und  Lähmung  der  rechten  Körperhälfte).  Es  bestand  in 
der  ersten  Zeit  eine  rechtsseitige  Hemiparese.  Ließ  er  nun  das  Kind,  dessen 
Arm  in  der  typischen  Hemiplegikerstellung  stand,  den  Unterarm  strecken,  so 
machte  gleichzeitig  die  sonst  in  Palmar-  und  Ulnarflexion  stehende  Hand 
eine  Streckbewegung,  wobei  auch  die  ulnare  Stellung  aufgegeben  wurde. 
Dagegen  konnte  Patientin  für  gewöhnlich  bei  Kontrakturstellung  des  Unter- 
armes, die  gebeugte  Hand  nicht  strecken.  Diese  synergische  Streckbewegung 
der  Hand  bezeichnet  S.  mit  „Streckphänomen". 

Bei  dieser  Art  von  Mitbewegungen  handelt  es  sich  um  ein  Zusammen- 
arbeiten von  Muskeleinheiten  oder  -Gruppen,  die  durch  die  Läsion  der 
Pyramidenbahn  nicht  mehr  isoliert  innerviert  werden  können.       (Bendix.) 

Bonchand  (69)  beschreibt  einen  Fall,  bei  dem  im  Anschluß  an  2 
leichte  Schwindelanfälle  von  kurzer  Dauer  sich  nach  einigen  Tagen  ein 
Intentionstremor  lediglich  der  rechten  oberen  Extremität  einstellte.  Sonstige 
nervöse  Störungen  fehlten.  Die  Autopsie  ergab  eine  Neubildung  im  hinteren 
Teile  der  inneren  Kapsel.  Bisher  sind  bei  Herden  dieser  Art  nur  choreatische, 
athetotische  oder  ataktische  Störungen  beobachtet  worden.        (Baumann,) 

Schmaltz  (474)  berichtet  über  drei  Familien,  in  denen  eine  Anzahl 
von  Personen  (in  der  ersten  13  in  4  Generationen,  in  der  zweiten  4  in 
2  Generationen,  in  der  dritten  3  in  der  gleichen  Generation)  an  Tremor 
litten,  ohne  daß,  abgesehen  von  leichter  psychischer  Erregbarkeit  und  in 
einem  Falle  von  aufallsweise  auftretenden  Angstzuständen,  von  selten  des 
Nervensystems  oder  der  inneren  Organe  etwas  pathologisches  nachzuweisen 
war.  Das  Zittern  zeigte  bezüglich  der  Schnelligkeit  und  der  Exkursions- 
weite der  Einzelschläge,  sowie  der  Lokalisation  große  ünterscliiede ;  am 
stärksten  w^aren  meist  die  Hände  betroffen,  außerdem  öfters  die  Beine, 
Gesichtsmuskulatur,  Zunge,  zweimal  die  Bulbi.  Oft  entsprach  die  Art  des 
Zitterns  dem  Intentionstremor  bei  der  multiplen  Sklerose.  —  Schmaltz 
zieht  den  Ausdruck  „familiärer  Tremor"  dem  zumeist  gebrauchten  „essentieller 
hereditärer  Tremor"  vor,  weil  in  einer  der  erwähnten  Familien  eine  Ver- 
erbung des  Tremors  überhaupt  nicht  nachzuweisen  war,  der  familiäre  Charakter 
des  Leidens  sich  jedoch  durch  sein  Auftreten  bei  zwei  Schwestern  und  einem 
Sohn  ihrer  Mutter-Schwester  kund  gab.  (Bnick.) 

Spiller  (492)  berichtet  über  einen  Fall  von  Tremor,  den  er  als 
erblichen  essentiellen  anspricht,  bei  einem  Rekruten,  der  seit  seiner  Schulzeit 
an  einem  feinschlägigen  Zittern  litt,  und  bei  dessen  Vater  genau  die  gleiche 
Störung  zu  verzeichnen  war.  Es  wurden  9 — 11  Einzelschläge  in  der  Sekunde 
festgestellt;    das  Zittern  betraf  die  ausgestreckte  Zunge,    Arme  und  Beine 


Diagnostik  der  Krankheiten  des  Nervensystems.  309 

nnd  nalim  bei  Aufregang,   starken  Abkiihlungeü   und  anstrengender  Arbeit 
SQ.   Brom  hatte  nicht  den  geringsten  Einfluß.  (Brück.) 

PÜrbringer  (182)  gibt  an  der  Hand  eines  eigenen,  500  Fälle 
betreffenden  Materials  Anskunft  über  des  Maß  des  diagnostischen  Wertes 
des  fländezittarns  für  den  Alkoholmißbrauch.  F.  gelangt  zu  dem  Schlüsse, 
daß  auch  richtige  Potatoren  den  Tremor  oft  vermissen  lassen ;  doch  dürfte 
diese  Zahl  kaum  den  zehnten  Teil  ausmachen.  —  In  mäßiger  Ausprägung 
berechtigt  das  Händezittern  an  sich  zu  keinerlei  Schluß  auf  Alkoholismus. 
Es  boten  nahezu  dreimal  mehr  Nichttrinker  das  Phänomen.  —  Auch  der 
starke  und  stärkste  Tremor  ist  an  sich  nicht  mit  hoher,  wohl  aber  mit  einer 
an  das  Doppelte  grenzenden  Wahrscheinlichkeit  für  die  Diagnose  des 
Potatoriums  zu  verwerten.  (Bendix.) 

ürbach  (531)  beobachtete  vier  Fälle  von  Intentionstremor  bei  Kindern, 
TOD  denen  die  beiden  ersten  Fälle  als  Bleitremor  aufzufassen  waren;  auch 
der  dritte  Fall  war  auf  Bleiintoxikation  verdächtig.  Der  letzte  Fall  wird 
als  familiäres  oder  hereditäres  Zittern  erklärt,  zumal  Symptome  von  Minder- 
wertigkeit nachweisbar  waren  und  der  Zustand  sich  seit  Jahren  gleich 
geblieben  war.  ^,  (Bendix.) 

Nach  einem  kurzen  Überblick  über  die  Literatur  der  schmerzhaften 
Paralyse  der  Kinder  (paralysie  douloureuse  des  enfants)  geht  Galatti 
(184)  zu  einer  Schilderung  des  Krankheitsbildes  über,  wie  es  von  ihm  im 
Anschluß  an  mehrere  Fälle  beobachtet  wurde.  Nachdem  Verf.  die 
Differenzialdiagnose  namentlich  gegenüber  der  „Entorse  juxtaepiphysaire" 
(Ollier)  und  der  Poliomyelitis  anterior  acuta  klar  gestellt  hat,  schildert 
Verf.  die  verschiedenen  Erklärungsmöglichkeiten  und  faßt  zum  Schluß  seine 
sehr  interessanten  Ansführungen  folgendermaßen  zusammen:  Die  paralysie 
douloureuse  des  enfants  gibt  ein  charakteristisches  Krankheitsbild.  Das 
initiale  Trauma,  der  initiale  Schmerz,  die  Bewegungsstörung  einer  Extremität, 
die  Schmerzhaftigkeit,  die  kurze  Dauer  mit  Ausgang  in  Heilung  kommen 
keiner  anderen  uns  bekannten  Krankheit  in  dieser  Zusammensetzung  zu. 
So  charakteristisch  aber  auch  das  Kjrankheitsbild  ist,  so  wenig  haben  wir 
es  mit  einer  Krankheit  sui  generis  zu  tun,  wenn  wir  unter  ihr  ein  anatomisch 
oder  physiologisch  begründetes  Leiden  verstehen.  Dieses  charakteristische 
Krankheitsbild  bedeutet  eine  auf  traumatischer  Grundlage  sich  ausbildende 
psychische  Hemmungserscheinuug,  also  eine  spezielle  Lokalisation  eines 
psychischen  Vorganges.  Von  diesem  Standpunkt  aus  sind  auch  die  deutschen 
Autoren  im  Rechte,  indem  sie  diesen  Symptomenkomplex  nicht  als  selb- 
ständige Krankheit  anerkennen.  (Baumann,) 

Fuchs  (178)  beschreibt  einen  Fall  von  periodischer  Extremitäten- 
lähmuDg,  bei  dem,  wie  schon  der  Name  besagt,  der  hauptsächlichste  Moment 
in  der  periodisch  wiederkehrenden  schlaffen  Lähmung  der  Muskulatur  bei 
—  io  schweren  Fällen  aufgehobenen  —  in  leichteren  herabgesetzten  Reflexen 
and  m  einzelnen  Muskelgebieten  erloschener,  in  anderen  (zur  Zeit  der  Läsion) 
schwer  geschädigter  elektrischer  Erregbarkeit  mit  nachfolgender  allmählicher 
Bestitution  besteht  Was  die  Ätiologie  anlangt,  so  suchten  Westphal  und 
Oppenheim,  später  auch  Goldflam  die  Ursache  der  Krankheit  in  Muskel- 
veräDderungen,  Oddo  in  einer  Entwicklungsanomalie  des  Muskelgewebes. 
Die  periodische  Wiederkehr  der  Anfälle  und  das  Zustandsbild  legt  den 
Gedanken  einer  Autointoxikation  sehr  nahe.  (Baumann,) 

Schlesillger  (471)  beschreibt  einen  Fall  von  periodisch  auftretender 
paroxysmaler  Lähmung.  Von  dieser  zuerst  von  Westphal  beschriebenen 
seltenen  Krankheit  sind  bisher  erst  68  Fälle  bekannt  geworden,  von  denen 
nur  ein   verhältnismäßig   kleiner  Teil,   etwa  ^b»    ärztlich  beobachtet  wurde. 


310  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

Im  Yorliegenden  Falle  handelt  es  sich  um  einen  26  jährigen,  in  keiner  Weise 
erblich  belasteten  Mann,  der  seit  seinem  16.  Lebensjahre  an  periodischen 
Anfällen  von  zumeist  schlafifer  Lähmung  des  größten  Teils  der  wiUkürlicheD 
Körpermuskulatur  litt.  Bei  einzelnen  Anfällen  wurden  leicht  spastische 
Symptome  an  einzelnen  Teilen  der  Muskulatur  mit  gleichzeitigen  Schmenen 
beobachtet.  Von  der  Lähmung  verschont  blieben  regelmäßig  die  Muskeln 
des  Kopfes.  Die  Sehnenreflexe  sind  in  den  Anfällen  herabgesetzt  oder 
sogar  erloschen.  Die  faradische  Erregbarkeit  der  Muskulatur  ist  sehr  stark 
herabgesetzt.  Die  mechanische  Erregbarkeit  derselben  ist  gesteigert  und 
durch  lange  bestehenbleibende  Dellenbildungen  ausgezeichnet  Während  der 
Anfälle  wurde  bisweilen  Pulsverlangsamung  und  Arhythmie  beobachtet,  sowie 
im  Urin  mehrmals  Aceton  und  einige  Male  Albumen  und  hyaline  Zylinder 
gefunden.  Diese  Erscheinungen  verschvdnden  nach  den  Anfällen.  Das 
Sensorium  bleibt  stets  frei.  Der  Anfall  beginnt  meist  am  Montag  oder  an 
einem  auf  einen  Feiertag  folgenden  Tag,  gewöhnlich  während  des  Schlafes 
unt«r  starken  Schweißausbrüchen.  Verf.  vergleicht  den  beobachteten  Fall 
mit  den  von  anderen  Autoren  beschriebenen  und  bespricht  die  zur  Er- 
klärung des  eigenartigen  Krankheitsbildes  aufgestellten  Theorien,  von  denen 
die  eine  Inhibitionsvorgänge,  eine  zweite  Entwicklungsstörungen  in  der 
Muskulatur,  die  dritte  toxische  Einflüsse  annimmt.  Verf.  hält  die  toxische 
Theorie  für  die  wahrscheinlichste  und  meint,  daß  besonders  das  Auftreten 
von  Acetonurie  und  Albuminurie  für  diese  Auffassung  spräche.      (Kramer,) 

Infeld  (262)  teilt  seine  an  einem  Falle  von  periodischer  Lähmung 
gemachten  Beobachtungen,  den  Schlesinger  eingehend  beschrieben  hat,  mit 

Der  Patient  erkrankte  im  Alter  von  17  Jahren  im  Schlafe  an  Anfallen 
von  Lähmungen,  welche  ihn  der  Bewegungsfähigkeit  seiner  Extremitäten  für 
kürzere  oder  längere  Zeit  beraubten.  Das  zeitweilige  Versagen  der  Funktion, 
die  „Myatonie",  bescliränkte  sich  auf  das  spinale  Gebiet,  aber  nicht  bloß 
auf  die  Extremitäten.  Die  Sensibilität  war  dabei  nicht  betroffen.  Es  bestand 
eine  Alteration  von  Haut-  und  Sehnenreflexen  bis  zur  Aufhebung.  Die 
elektrische  Erregbarkeit,  besonders  der  Muskulatur,  war  stark  herabgesetzt, 
indem  sowohl  bedeutend  stärkere  Ströme  als  im  normalen  Zustande  erforder- 
lich waren,  als  auch  nur  schwache  Zuckungen,  auch  bei  beträchtlicher 
Steigerung  der  Stromstärke,  zu  erzielen  waren.  (Bendix.) 

Boinet  und  Andibert  (60a)  machen  interessante  Mitteilungen  über 
die  bei  Taucheni  auftretenden  Lähmungserscheinungen.  Nicht  selten  werden 
Todesfälle  bei  den  unter  Wasser  nach  Korallen  und  Schwämmen  Fischenden 
beobachtet.  Von  den  Lähmungserscheinungen  werden  relativ  seltener  Hemi- 
plegien zerebralen  Ursprungs  wahrgenommen;  am  häufigsten  aber  sind  Para- 
plegien  spinalen  Ursprungs,  die  um  so  häufiger  auftreten,  in  je  größerer 
Tiefe  die  Fischer  unter  Wasser  arbeiten.  Die  Paraplegien  leichterer  Art 
sind  meist  transitorisch,  die  schweren  Paraplegien  bleiben  gewöhnlich  be- 
stehen und  sind  anfangs  schlaffer  Natur,  später  spastisch  und  gehen  mit 
Störungen  der  Sphinkteren  einher.  Gewöhnlich  ist  die  Folge  des  zu  plötz- 
lichen Wechsels  zwischen  hohen  und  niederem  Druck  eine  HämatomyeUe, 
durch  Entweichen  von  übermäßig  aufgespeichertem  Stickstoff  in  das  um- 
gebende Gewebe.  Prophylaktisch  ist  bei  Tauchern  vor  allem  das  zu  schnelle 
Emportauchen  zu  verhüten  und  eine  streng  geregelte  Lebensweise  innezu- 
halten. (Bendix.) 

Withe  und  Bainbridge  (558)  publizieren  einen  von  ihnen  beobach- 
teten Fall  von  Taucherlähmung.  Der  betreffende  Patient  bekam  öfter,  wenn 
er  aus  einer  Tiefe  von  150  Fuß  emporkam,  Parästhesieen  in  den  Beinen 
und  hatte  Schwierigkeiten  beim  Laufen;  zweimal  erlitt  er  eine  langdauemde 


Dim^ostik  der  Kranklieiten  des  Nervensystems.  31 X 

Lähmung  ?on  ca.  12  Wochen.  Der  ins  Krankenhaus  eingelieferte  Patient 
starb  hier  an  einer  Langenphthise,  an  der  er  außerdem  litt.  Der  Sektions- 
befand  des  Aüid^enniarks  war  ein  interessanter:  Die  Zellen  waren  im  Lumbal- 
nuurk  ?iel  spärlicher  als  gewöhnlich,  und  zwar  fehlten  die  Zellen  namentlich 
io  den  Vorderhömern.  Die  perivaskulären  Bäume  waren  im  Lumbaimark 
Tiel  weiter  als  im  Cerrikal-  und  DorsalmarL  Die  Verfasser  stellen  den 
Fall  nun  in  Analogie  zu  den  Tierversuchen  von  Leonard  Hill,  welcher 
nachwies,  daß,  wenn  die  Tiere  unter  einen  größeren  Druck  als  eine  Atmo- 
sphjire  gebracht  werden,  eine  große  Menge  von  Stickstoff  im  Blut  gelöst  sei 
nach  dem  Gesetze  von  der  Löslichkeit  der  Gase.  Wird  dieser  Druck 
plötzlich  zur  Norm  erniedrigt,  so  wird  das  Gas  frei  in  den  Gefäßen  und 
entweicht  in  die  perivaskulären  Bäume.  Auf  ähnliche  Weise  erklärt  Verfasser 
das  Zastandekommen  der  Symptome  der  Taucherlähmung.        (Bawnann.) 

Gegenüber  M.  Bornstein,  der  die  Abgrenzung  und  Schilderung  der 
charakteristischen  Symptome  der  periodischen  Extremitätenlähmungen  Gold- 
flani  zuschreibt  und  dieses  seltene  Krankheitsbild  kurzweg  als  Goldflam- 
sche  Krankheit  bezeichnet,  nimmt  Westplial  (556)  die  Priorität  hierbei 
in  erster  Linie  für  C.  Westphal  und  in  zweiter  für  H.  Oppenheim  in 
Ansprach.  (Brück.) 

Heilbronner  (230)  stellt  folgendes  Schema  der  asymbolischen 
Störungen  auf;  die  kortikale  Apraxie  (=  kortikale  motorische  Asymbolie), 
welche  charakteristisch  ist  durch  Schädigung  der  Eigenleistungen  des  Senso- 
motoriams  und  das  Überwiegen  der  parakinetischen  Erscheinungen  bei  allen 
Bewegungsformen.  Die  transkortikale  Apraxie  (transkortikale  motorische 
Asymbolie)  charakterisiert  sich  durch  die  Intaktheit  der  Eigeoleistuugen  des 
Sensomotoriums;  komplizierte  Willkürbewegungen  gelingen  überhaupt  nicht, 
atatt  dieser  erfolgen  vertrakte  Bewegungen  (Parakinesen).  Ferner  Leitungs- 
asymbolien.  Sie  bieten  die  variabelsten  Bilder.  Charakteristisch  sind  die 
zahlreichen  geordneten  Bewegungsverwechslungen,  häufig  im  Sinne  des 
Haftenbleibens.  Parakinetische  Erscheinungen  sind  spärlich  und  fehlen 
ganz.  Endlich  die  Agnosie  (=  sensorische  Asymbolie),  die  Summe  von 
Seelenblindheit,  Seelentaubheit  usw.;  die  Bewegungsstönmgen  (Verwechse- 
lungen) können  als  sekundär  betrachtet  werden.  (Bmdix.) 

Budler  und  JRondot  (454)  beobachteten  einen  Fall  von  Scapulae 
alatae  bei  einem  25jährigeu  kräftigen  i^Ianne.  Da  weder  Atrophieen  noch 
Funktionsstörungen  in  der  Muskulatur  der  Schultern  und  Schulterblätter, 
vorhanden  waren,  noch  irgend  welche  Abweichungen  der  elektrischen  Reaktion 
der  Muskeln  bestanden,  so  schließen  die  Autoren  jede  myopatlüsche  oder 
nervöse  Erkrankung  aus  und  halten  die  abnorme  Beweglichkeit  der  Schulter- 
blätter in  diesem  Falle  für  physiologisch.  Sie  glauben  die  fiügelförmige 
BewegUchkeit  der  Scapulae  physiologisch  erklären  zu  können  aus  der  Stö- 
rang  des  Antagonismus,  der  normalerweise  zwischen  den  skapulo-humeralen 
und  skapulo-thorakalen  Muskeln  besteht.  Diese  Disharmonie  beruhe  wahr- 
scheinlich auf  einer  zu  großen  Schlaffheit  der  skapulo-humeralen  Ligamente, 
auf  der  Erschlaffung  der  Muskeln  uod  auf  einer  zu  starken  Entwicklung  der 
skapulo-humeralen  Muskeln  im  Gegensatz  zu  den  skapulo-thorakalen,  infolge 
ihrer  jahrelangen  übermäßigen  Funktion. 

Unter  diesen  veränderten  Umständen  kehre  sich  das  Verhältnis  von 
Muakelansatz  und  -Ursprung  um,  sodaß  die  Skapula  die  Rolle  der  Muskel- 
nrsprünge  und  der  Humerus  die  feste  Insertion  übernehme. 

Bei  den  Bewegungen  des  Schultergürtels  bleibe  der  Humerus  fixiert 
und  nach  vorn  gerichtet,  und  das  Schulterblatt  führe  flügelartige  Bewegungen 


312  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

aas.     Bei  herabhängendem  Arme  kehren  die  Scapulae  in  ihre  normale  Lage 
wieder  zurück.  (Bendia,) 

Billard  und  Bellet  (54)  beobachteten  bei  Kaninchen,  bei  denen  sie 
eine  Dehnung  oder  Ausreißung  des  N.  ischiadicus  vorgenommen  hatten,  eine 
Deformation  der  Gelenkenden  des  femur  und  der  tibia  am  Kniegelenk. 
Die  Deformität  in  Form  einer  Rotation  der  Condylen  des  Femur  kommt 
dadurch  zustande,  daß  die  Tiere  nach  der  Zerrung  oder  Ausreißung  des 
N.  ischiadicus  gezwungen  sind,  auf  drei  Beinen  zu  laufen  und  die  Knochen 
sich  den  neuen  statischen  Verhältnissen  anpassen.  (Bendix,) 

Nageotte-Wilbrouchewitch  (370)  schreibt:  Die  Ausgiebigkeit  der 
Bewegungen    ist    schon  physiologischerweise   sehr  variabel;    pathologischer- 
Weise  kann  die  Bewegungsamplitude  bemerkenswerte  Variationen  aufweisen, 
sei  es  durch  starke  Steigerung  der  Starre  (wie  z.  B.  bei  der  Parkinsonschen 
Krankheit)  oder  sei  es  durch  Steigerung  der  Bewegungsausgiebigkeit.    Außer 
diesen   pathologischen   oder  physiologischen   Zuständen    gibt    es   noch   eine 
klinische  Form  von  mehr   oder  weniger  allgemeiner  Starrheit,   welche  nicht 
unter  dem  Einfluß   einer  Krankheit   des  Nervensystems,   der  Muskeln  oder 
der  Gelenke  zu  stehen  scheint,  und  die  doch  als  ein  anormaler,  noch  nicht 
beschriebener  Zustand  imponiert.     Es  handelt  sich   um  Kinder   mit  kypho- 
tischem    Rücken,    geneigtem    Haupt,    vorgewölbtem    Bauch.      Jede    Be- 
wegung, die  man  ausführen  läßt,  erfolgt  in  einer  ganz  geringen  Ausdehnung, 
und   die  Nachbargelenke   müssen    oft  helfend  mitwirken.     Die  Starrheit  ist 
nicht  immer  allgemein,  sondern  beschränkt  sich  oft  nur  auf  einzelne  Extre- 
mitäten.    Den  Mechanismus   erklärt  Verf.   so,   daß   diese  Starre   auf  einem 
abnormen  Zustand   der  Muskeln  beruhe,   welche   zu  kurz   im  Verhältnis  zu 
den  knöchernen  Hebeln   oder  zu  wenig  ausdehnbar  sind.     Ob    es   sich  um 
eine  Verkürzung  durch  muskuläre  Hypotonie  handelt,  oder  ob  die  Muskeln 
anatomisch    zu   kurz    sind   durch   Substanzmangel,    läßt'  Verf.   dahingestellt 
Ätiologisch  scheinen  die  Kinder  wohlhabender  Eltern  mehr  von    der  Starre 
befallen  zu  werden  als  ärmere.     In  der  Familienanamnese  finden  sich  haupt- 
sächlich   nervöse   Erkrankungen   und   Arthritis  deformans.      Die    Starre  ist 
therapeutisch  allen  mechanischen  Behandlungsweisen  zugänglich. 

(Baumann,) 

Fuchs  (180)  stellt  2  Fälle  von  Mitbewegungen  der  2.  Hand  vor, 
wenn  die  1.  Bewegungen  machte.  Beide  Mädchen  waren  dadurch  bei  der 
Vornahme  von  Handarbeiten  wesentlich  behindert.  Im  übrigen  war  das 
Nervensystem  vollständig  intakt.  Eine  Erklärung  läßt  sich  mangels  genauer 
anatomischer  Befunde  nicht  geben.  Während  Oppenheim  gewissen  Formen 
der  Mitbewegungen  die  Bedeutung  eines  Stigma  degenerationis  zuschreibt, 
erklärt  Otfried  Förster  das  Zustandekommen  derselben  an  der  Hand  der 
von  Storch  aufgestellten  Schemen  der  stereopsychischen  Felder.  In  den 
beiden  beschriebenen  Anfällen  bestanden  in  der  Kindheit  Fraiseuanfälle. 
Möglicherweise  lag  dem  konvulsiven  Anfalle  eine,  wenn  auch  geringe,  Herd- 
erkrankuug  zu  Grunde,  deren  Folgen  sich  bis  auf  die  bestehenden  Mitbewegungen 
verwischt  haben.  (Bauniamu) 

Zappert  (570)  beschreibt  einen  Zustand  während  des  kindlichen 
Schlafes,  bei  dem  das  Wesentliche  beruht  in  dem  Vorhandensein  rhythmischer 
kräftiger  Kopfbewegungen  während  des  Schlafes,  welche  mit  kurzen  Pausen 
die  ganze  Nacht  oder  einen  großen  Teil  derselben  andauern,  allnächtlich 
wiederkehren  und  viele  Jahre  hindurch  unverändert  fortbestehen  können. 
Die  Kinder  wissen  von  ihrer  nächtlichen  Unruhe  nichts;  die  Bewegungen 
sind  völlig  regelmäßig,  „wie  der  Pendel  einer  Uhr".  Bestimmte  Körperlagen 
während    des  Schlafes   scheinen   das  Wackeln    zu   begünstigen.     Nicht  ganz 


Diagnostik  der  Krankheiten  des  Nerrensystema.  3x3 

übereinstimmend  sind  die  Angaben,  ob  die  Bewegungen  schon  beim  Ein- 
schlafen vorhanden  sind,  und  ob  sie  auch  den  tiefen  Schlaf  begleiten.  Die 
Auffassung  der  meisten  Beobachter  schwankt  zwischen  Tic  und  Spasmus 
natans.  Beides  glaubt  Verf.  ablehnen  zu  müssen  und  ist  geneigt,  diese 
nächtlichen  Kopfwackelbewegungen  in  die  Gruppe  der  bei  Geisteskranken 
genauer  studierten  motorischen  Stereotypien  oder  Gewohnheitsbewegungen 
einzureihen.  Sie  gleichen  diesen  in  Bezug  auf  die  stets  gleichmäßige  Wieder- 
holung derselben  koordinierten  Bewegungsform  und  in  Bezug  auf  die  jahre- 
lange ununterbrochene  Fortdauer  der  motorischen  Aktion.  Auch  ein  Gefühl 
des  Wohlbehagens  scheint  damit  verbunden  zu  sein.  Die  Schwierigkeit  ihrer 
Gleichstellung  mit  den  Stereotypien  liegt  einzig  und  allein  in  dem  aus- 
schheßüch  an  den  Schlaf  gebundenen  Auftreten  dieser  Kopfbewegungen; 
Vert  glaubt  jedoch,  auf  Grund  seiner  klinischen  Beobachtungen  diese 
Schwierigkeiten  als  beseitigt  betrachten  zu  dürfen.  (Daumann.) 

Zesas  (573)  gibt  einen  Überblick  über  die  bisher  bekannten  Tatsachen 
in  bezug  auf  Ätiologie  und  pathologische  Anatomie  des  intermittierenden 
Hinkens.  Er  hebt  hervor,  daß  neben  der  organisch,  durch  Arteriosklerose, 
bedingten  Form  eine  lediglich  funktionell  neurotische  existiere,  und  führt 
als  Beispiel  dafür  einen  Mann  an,  der  aus  einer  neryÖ3  stark  belasteten 
Familie  stammte,  selbst  eine  Keihe  neurasthenischer  Symptome  darbot,  außer- 
dem allerdings  einige  Jahre  vor  Beginn  der  Erkrankung  eine  Lues  akquiriert 
hatte.  Dieser  Patient  bot  das  ausgesprochene  Krankheitsbild  der  Claudication 
intermittente  mit  vasomotorischen  Symptomen  (Schwitzen  des  erkrankten 
Beins  nach  dem  Anfall)  dar,  ohne  daß  sich  irgendwo  die  Erscheinungen  von 
Arteriosklerose  nachweisen  ließen;  sämtliche  Fußpulse  waren  vorhanden. 
Durch  Massage  und  Tragen  eines  Gummistrumpfs  ließen  die  Anfälle  etwas  nach. 

Z.  weist  darauf  hin,  daß  auch  bei  der  organische  Veränderungen  dar- 
bietenden Form  dem  funktionellen  Moment  der  wechselnden  physiologischen 
Funktion  der  Gefäßwandungen  ein  ganz  hervorragender  Anteil  an  dem  Zu- 
standekommen des  intermittierenden  Hinken s  zufällt.  (BmcL) 

Simon  (486)  macht  auf  die  atypischen  Fälle  von  intermittierendem 
Hinken  aufmerksam,  wo  das  Symptom  des  Hinkens  sogar  völlig  fehlen  kann, 
während  hauptsächlich  Schmerzen  in  verschiedenen  Gebieten  des  Hirns, 
Parasthesieen  usw.  auftreten,  und  wo  man  die  bekannten  Erscheinungen  an 
den  Arterien  feststellen  kann.  Auch  zeigen  in  diesen  Fällen  (wenn  auch 
nicht  immer)  die  Röntgenogramme  die  entsprechenden  Bilder  der  verkalkten 
Gefäße.  Verf.  bespricht  u.  a.  folgende  Fälle:  Fall  III.  Der  56jährige 
Mann  spürte  seit  vielen  Jahren  ein  fortwährendes  Kältegefühl  in  den  Beinen 
nnd  Schwitzen  der  Füße.  Seit  1  Jahre  heftiger  Schmerz  im  linken  Bein 
(Unterschenkel)  und  in  der  1.  Inguinalfalte  beim  Gehen.  Keine  typischen 
Zeichen  des  intermittierenden  Hinkens.  Der  Puls  in  der  rechten  Art.  dorsalis 
pedis  und  Tibialis  post.  deutlicher  als  in  der  linken.  Arteriosklerose  in 
anderen  Gefäßen.  Fall  JV.  Der  72jährige  Briefträger  klagt  seit  7«  Ja'^r 
über  Schmerzen  im  r.  Oberschenkel,  welche  nur  beim  Auftreten  und  beim 
Gehen  auftreten.  Beim  Liegen  oder  Sitzen  keine  Schmerzen.  Der  Gang 
ist  im  Anfang  durch  die  Schmerzen  gestört  (Hinken),  allmählich  wird  dem 
Kranken  leichter  zu  gehen.  Allgemeine  Arteriosklerose  und  Verdickung  der 
Gefäße  der  unteren  Extremitäten  (besonders  rechts).  Im  weiteren  Verlauf 
verschUnmierte  sich  der  Zustand,  sodaß  der  Kranke  nicht  mehr  laufen 
konnte.  Gleichzeitig  traten  auch  Schmerzen  in  den  oberen  Extremitäten 
und  im  Rücken,  von  der  Kreuz-  nach  der  Halsgegend,  auf.  Fall  V.  Der 
BGjährige  Mann  merkte  vor  einigen  Monaten,  daß  beim  Verlassen  seiner 
Wohnung  (im  Winter)   die   linken  Zehen  und   der  vordere  Fußteil  eiskalt, 


314  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

wie  abgestorben,  waren.  Gleichzeitig  tritt  hier  Anästhesie  ein.  Keine  Bi- 
gidität  in  der  Wade.  Kein  Pulsieren  der  Art.  dorsalis  pedis  sin.  bei 
schwachem  Puls  in  der  Art  tibialis  post.  sin.  Verf.  meint,  daß  es  sich  hier 
um  eine  Embolie  in  die  Art.  tibialis  ant.  handelte.  Verf.  fuhrt  noch  andere, 
ähnliche  atypische  Fälle  der  Klaudikation  an  und  bespricht  zum  Schluß  die 
Differentialdiagnose  dieser  Krankheit  mit  anderen  organischen  Nervenkrank- 
heiten und  besonders  mit  denjenigen  Erkrankungen,  bei  welchen  das  Symptom 
der  Tarsalgie  im  Vordergrund  tritt  (Plattfuß,  subkutane  Geschwülste  der 
Planta  pedis,  fascitis  plantaris  Franke,  Entzündungen  der  Fußknochen, 
neuralgia  plantaris,  arthritische  Erscheinungen  im  Fuß).     (Edward  Fiatau.) 

Bei  dem  Falle  von  „intermittierendem  Hinken"  eines  Armes,  der 
Zunge  und  der  Beine,  den  Determann  (131)  mitteilt,  handelt  es  sich  um 
einen  51jährigen  Kaufmann,  in  dessen  Familie  Arteriosklerose  häufig  war. 
Wegen  eintretender  Gangrän  mußte  ihm  die  linke  große  Zehe  amputiert 
werden.  Nach  der  Operation  bemerkte  er  beim  vielen  Sprechen  ein  Ver- 
sagen des  mechanischen  Sprechaktes,  dann  ermüdeten  ihm  auch  beim  Gehen 
die  Beine  leichter,  sodaß  seine  Schritte  kürzer,  langsamer  und  schleppend 
wurden.  Auch  Schmerzen  stellten  sich  dann  in  den  Beinen  ein.  Der  Puls 
fehlte  an  der  Art  dorsalis  ped.  und  Tib.  post.  Endlich  konnte  beobachtet 
werden,  daß  Bewegungen  des  rechten  Armes  anfangs  schnell  und  leicht  aus- 
führbar waren,  nach  und  nach  aber  langsamer  wurden  und  versagten.  Auch 
die  Zungenbewegungen  ließen   sehr  bald   an  Schnelligkeit   und  Kraft   nach. 

(Bendix.) 

V.  Prankl-Hocliwart's  (170)  umfangreichen  Arbeit  über  den 
M e nie r eschen  Symptomenkomplex  liegen  eine  große  Anzahl  gut  beobachteter 
und  geprüfter  Krankengeschichten  zu  Grunde.  Seine  Besprechung  bezieht 
sich  auf  die  apoplektischen  Formen  mit  oder  ohne  Trauma  und  auf  die 
Schwindelerscheinungen  bei  chronischen  Mittelohr-  und  Labyrintherkrankungen 
mit  ihren  bisweilen  differentialdiagnostisch,  besonders  gegenüber  den  pseudo- 
meniöreschen  Formen  schwierigen  Fragen.  Im  Anschluß  an  eine  große 
Zahl  von  Krankengeschichten  bespricht  Verf.  die  Prognose  und  Therapie 
des  M6ni Preschen  Symptomenkomplexes.  (Bendix,) 

Srb  (147)  beschreibt  einen  Fall  von  intermittierender  Bewegungs- 
störung bei  einem  32  jährigen  Mann,  der  (Lues  vor  3  Jahren  und  reichliches 
Zigarettenrauchen  in  der  Anamnese)  ihn  zuerst  1902  wegen  typischen  inter- 
mittierenden Hinkens  des  linken  Beines  konsultierte,  und  bei  dem  1905 
gleiche  Erscheinungen  auch  im  rechten  Bein  und  außerdem  ähnliche  Anfangs- 
symptome im  linken  Arm  auftraten.  Am  Arm  subjektiv:  Schmerzen  an  der 
Innenseite,  Prickeln  in  den  Fingerspitzen;  objektiv:  linker  Kadialpuls 
schwächer,  als  der  rechte.  Die  Palpation  der  Arterien  ergibt  keine  Ver- 
kalkung, auch  die  pulslosen  Arterien  des  linken  Fußes  nicht  als  harte 
Stränge  fühlbar. 

Erb  nimmt  eine  durch  zellige  Wuchenmg  der  Gefäßwandungen, 
speziell  der  Jntima  bedingte  Verengerung  des  Lumens  auf  luetischer  Grund- 
lage als  Substrat  in  diesem  Falle  an.  (Bmck) 

Nach  einer  ausführlichen  Darlegung  unserer  bisherigen  Kenntnisse  über 
das  intermittierende  Hinken  nnd  verwandte  Krankheitsformen  gibt  Hnnt 
(259)  genaue  Krankengeschichten  von  4  Fällen  seiner  eigenen  Beobachtung. 

In  Bezug  auf  die  ätiologisch  in  Betracht  kommenden  Faktoren  ist 
bemerkenswert  Fall  I  (68jährige  Frau  aus  einer  Gichtikerfamilie,  die  seit 
ihrer  Jugend  an  somnambulen  Zuständen  litt  und  die  Tee-Abusus  trieb),  sowie 
Fall  £V,   bei   dem   eine   Kombination   von   Syphilis,   Tabak-   und   Alkohol- 


Diagnostik  der  Krankheiten  des  Nerrensysiems.  315 

exzessen  mit  konstanter  Kälteeinwirkung  auf  die  Fuße  vorlag,  und  bei  dem 
dorch  eine  Fesselung  im  Alkoholdelirium  das  Erankheitsbild  ausgelöst  wurde. 

Abnormitäten  an  den  Fußpulsen  sind  in  sämtlichen  Fällen  notiert,  in 
Fall  I[,  dem  leichtesten,  allerdings  eigentümlicherweise  nur  ein  Schwächer- 
sein  eines  Tibialispolses  an  der  gesunden  Seite. 

Ans  der  Symptomatologie  ist  femer  herrorzuheben,  daß  in  dem  einen 
Falle  außer  den  bekannten  Erscheinungen  an  den  Beinen  auch  gleiche 
SUiroDgen  (Schmerzen,  Parästhesien,  Rigidität)  im  Gebiete  des  einen  ßlutaeus 
auftraten,  und  zwar  nur  beim  Sitzen,  während  sie  beim  Stehen  und  in 
Rückenlage  alsbald  verschwanden. 

In  allen  Fällen  wurde  durch  therapeutische  Maßnahmen  (Jodpräparate 
in  steigenden  Dosen,  Nitroglycerin,  diätetische  Vorschriften,  warme  Salz- 
bader, sowie  vor  allem  periodische  Ruhekuren)  wesentliche  Besserung  oder 
wenigstens  ein  Stillstand  des  Leidens  erzielt.  Besonderes, Gewicht  legt  Verf. 
auch  darauf,  daß  sich  die  Patienten  dauernd  vor  der  Überschreitung  der 
jeweiligen  „Grenzzeit"*,  bei  welcher  ihr  Anfall  aufzutreten  pflegt,  in  Acht 
nehmen. 

Zum  Schluß  betont  Ramsay  Hunt,  daß  zu  der  organischen  Gefäß- 
erkrankung immer  noch  eine  abnorm  starke  vasomotorische  Erregbarkeit 
sich  gesellen  müsse,  um  das  Krankheitsbild  der  intermittierenden  Dysbasie 
resp.  Dyspragie  hervorzurufen.  (Brtick,) 

Goldscheider  (202)  bespricht  einen  Fall  von  spastischer  Kontraktur 
beider  Beine  im  Knie  und  Hüftgelenk  bei  einem  Mann,  der  Lues  gehabt 
hatte.  Ausgehend  von  der  Vermutung,  daß  es  weniger  die  Lähmung  als 
vielmehr  die  spastischen  Kontrakturen  waren,  welche  die  Bewegungsfreiheit 
anfhoben,  injizierte  Verf.  0,4 — 0,6  ccm  einer  10^/^^igen  Stovainlösung  sub- 
dural,  worauf  nach  wenigen  Minuten  Patient  die  Beine  ziemlich  ausgiebig  zu 
strecken  und  beugen  vermochte.  Bald  jedoch  kehrte  die  Kontraktur  zurück. 
Hierdurch  war  der  Beweis  erbracht,  daß  tatsächlich  die  aktive  Bewegungs- 
fähigkeit in  so  großem  Umfange  erhalten  war,  daß  die  Aufhebung  der  Ge- 
braachsfähigkeit  lediglich   durch  die  spastischen  Kontrakturen  bedingt  war. 

(Baumann.) 

Kaposi  (283)  beschreibt  einen  Fall,  bei  welchem  sich  im  unmittel- 
baren Anschluß  an  ein  schweres  Kopftrauma  eine  allgemeine  pseudospastische 
Parese  mit  Schütteltremor  und  epileptiformeu  Konvulsionen  vorfanden.  Nach 
Verf.  eigenen  Angaben  wurde  der  Fall  von  einem  der  erfahrensten  Neuro- 
logen (Erb?  Ref.)  als  typischer  Fall  von  traumatischer  Hysterie  erklärt. 
Trotzdem  erscheint  es  dem  Verf.  mit  Rücksicht  auf  die  Entstehung  als 
dnrchaus  wahrscheinlich,  daß  das  Gehirn  an  der  Erschütterung  des  Schädels 
teilgenommen  hatte,  und  daß  dabei  gerade  das  Krampfzentrum  in  der 
Mednlla  oblongata  am  stärksten  getroffen  wurde.  Dem  Ref.  erscheint  die 
Erklärung  des  Verf.  äußerst  gezwungen,  und  er  möchte  sich  lieber  auf  die 
Seite  des  erfahrenen  Neurologen  stellen.  (Baumann,) 

Sabrazes  und  Bonsquet  (458)  beschreiben  einen  Fall  von  Allochirie. 
Das  Grundleiden  war  mit  großer  Wahrscheinlichkeit  als  multiple  Sklerose 
anzusehen  und  zeigte  kombinierte  hemiplegische  und  cerebellare  Symptome. 
Außerdem  bestand  eine  an  Intensität  und  Ausbreitung  schwankende  Hemi- 
anästhesie.  Sehr  häufig  aber  nicht  konstant  fand  sich  in  ausgesprochener 
Weise  das  Symptom  der  Allochirie  und  zwar  in  gleicher  Weise  für  alle 
Qualitäten.  Die  Empfindungen  wurden  auf  den  genau  symmetrischen  Punkt 
der  anderen  Seite  verlegt  Die  Erscheinung  verschwand  meist,  wenn  die 
Empfiudungsprüfungen   sehr  gehäuft  wurden.     Zum  Schluß  geben  die  Verff. 


316  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

eine  Übersicht  über   das  Vorkommen   der  AUochirie,   und  über  die  dafür 
gegebenen  Erklärungen.  (Kramer.) 

Weber  (544)  untersucht  in  einer  112  Seiten  starken  Schrift  die  Ur- 
sachen und  Folgen  der  Rechtshändigkeit.     Die  ersten  Kapitel  beschäftigen 
sich  mit  der  Erscheinungsweise  der  Rechtshändigkeit;  hier  wird  festgestellt, 
daß  beim  Kinde   in   der  ersten  Lebenszeit  und  beim  Tiere  ein  Unterschied 
zwischen  den  Funktionen  der  beiderseitigen  Extremitäten  nicht  besteht,  daß 
beim  Urmenschen  zwar  die  rechte  Seite  schon  bevorzugt  wurde,  aber  durch- 
aus nicht  so  allgemein  wie  heutzutage.    Dagegen   läßt  sich  in   historischen 
Zeiten  kein  Unterschied  gegenüber  den   heutigen  Verhältnissen   nachweisen. 
In  der  Gegenwart  finden  wir  die  Linkshändigkeit  bei  der  Frau  häufiger  als 
beim  Manne ;  ferner  auch  beim  Verbrecher  auffallend  häufig.     Dann  werden 
die   Theorien  über  die  Entstehung   der  Rechtshändigkeit  besprochen.    Die 
Hypothesen,  welche   diese  Erscheinung  als  Folge   der  Blutversorgung,  als 
direkte  Folge   der  asymmetrischen  Lage   der  Organe  im  Körper  usw.  be- 
trachten, werden  ausführlich  widerlegt.     Verf.  schließt  sich   dann   folgender 
Theorie  an:   als  die  Urmenschen  zum  aufrechten  Gange  übergingen,  eraies 
sich  die  Bevorzugung  einer  Extremität   zum  Zwecke   schnellerer  Übung  als 
zweckmäßig.    Bei  Verwendung  einer  Extremität  im  Kampfe  waren  diejenigen, 
die   links  kämpften,   wegen   der  exponierteren  Lage  des  Herzens  im  Nach- 
teile.    Dies    fiihrte    ganz    allmählich    zur   Bevorzugung    der   rechten    Seite. 
Doch  war  diese  Bevorzugung  keine  so  zwingende,   daß   sich   nicht  noch  bis 
heute  das  Vorkommen  linkshändiger  Individuen  erhalten  hätte.     Im  zweiten 
Teile   werden   die  Folgen    der  Rechtshändigkeit  besprochen;   und   zwar  vor 
allem   die   linksseitige  Lage   des   Sprachzentrums.     Verf.   meint,   daß  diese 
einseitige  Lagerung  sich  erst  im  Verlaufe  des  individuellen  Lebens  ausbildet. 
Durch  das  rechtshändige  Schreiben  werden  alle  zu  dem  Gebiete  der  Sprache 
gehörigen  Assoziationen  au  die  linke  Hemisphäre  geknüpft  und  so  das  ent- 
sprechende Zentrum   der  rechten  Seite  vernachlässigt.     Daher  kommen  bei 
Kindern,    ehe    sie    schreiben,    keine    dauernden    Aphasien    bei   linkseitigen 
Herden  zu  stände.     Bei  Linkshändern  sollen  rechtsseitige  Herde  auch  nur 
dann  Aphasie  bewirken,   wenn  dieselben  links  schrieben.     Verf.  meint,  daß 
infolge  der  Bevorzugung  der  rechten  Hand  zum  Schreiben   eine   mangelnde 
Ausnutzung  des  Gehirns  bewirkt  werde,  der  man  durch  Verwendung  beider 
Hände  entgegenarbeiten  müsse.  (Kramer.) 

Batten  (33)  weist  darauf  hin,  daß  im  kindlichen  Alter  ataktische 
Erkrankungen  vorkonmien,  die  sich  in  die  gewöhnlichen  Krankheitsbilder 
(Friedreichsche  Ataxie  usw.)  nicht  einordnen  lassen.  Es  werden  eine 
Anzahl  diesbezüglicher  Fälle  mitgeteilt.  Verfasser  versucht  auf  Grund  dieser 
und  der  aus  der  Literatur  zusammengestellten  Fälle  eine  Klassifikation  dieser 
Erkrankungen  zu  geben  und  teilt  diese  ein  1.  in  Fälle,  bei  denen  die  Ataxie 
von  frühester  Kindlieit  an  besteht  und  Neigung  zu  allmählicher  Besserung 
zeigt  (kongenitale  cerebellare  Ataxie),  2.  Fälle,  in  denen  die  Ataxie  sich 
plötzlich  entwickelt  während  oder  nach  einer  akuten  Krankheit  bei  einem 
vorher  gesunden  Kinde  (akute  Ataxie;  encephalitis  cerebelli),  3.  Fälle,  in 
welchen  sich  die  Ataxie  allmählich  entwickelt  bei  einem  vorher  gesunden 
und  bis  dahin  normal  entwickelten  Kinde  (progressive  cerebellare  Ataxie). 
Die  letztere  Form  steht  der  Friedreichschen  und  der  Marieschen  Ataxie 
verhältnismäßig  nahe,  ist  aber  doch  von  dieser  deutlich  unterschieden. 

(Kranw,) 

Preobraschensky  (411)  berichtet  über  vier  männliche  Patienten  im 
Alter  von  18 — 23  Jahren,  bei  denen  im  Anschluß  an  eine  akute  Infektions- 
krankheit  eine   akute  Ataxie   auftrat.     In    zwei   Fällen   war   eine  Lungen- 


Diagnostik  der  Krankheiten  des  Nervensystems.  3X7 

entzündung  vorausgegangen,  in  den  beiden  anderen  blieb  der  Charakter  der 
Infektion  unaufgeklärt.  Das  wesentlichste  Symptom  bildete  die  Ataxie  der 
Sprach-,  Rumpf-  und  Extremitätenmuskeln.  Beim  Versuch  zu  sprechen 
macht  Patient  eine  Keihe  zweckloser,  grimassierender  Bewegungen  mit  der 
Zunge,  den  Lippen-  und  Gesichtsmuskeln,  stößt  unartikulierte  Laute  aus; 
gleichzeitig  wirf  der  Atmungstypus  unregelmäßig.  Trotz  guter  Kraft  in 
den  Extremitäten  Bewegungen  unmöglich,  die  Schrift  ist  äußerst  unleserlich. 
EÜDige  Schriftproben  illustrieren  diese  Störung  und  die  allmähliche  Besserung 
der  Schrift.  Sensibilität^  Reflexe,  Psyche  normal.  Li  manchen  Fällen  bestand 
Nystagmus,  sonst  waren  die  Hirnnerven  a.  D.  Der  Verlauf  war  günstig, 
nur  in  einem  Falle  trotz  viermonatlicher  Behandlung  keine  Besserung.  Ver- 
fasser nimmt  an,  daß  dem  Leiden  zerstreute  encephale  myelitische  Herde, 
Tieileicht  auch  hämorrhagischen  Charakters,  zu  Grunde  liegen.  Verfasser 
gibt  eine  kritische  Übersicht  der  vorhandenen  Literatur.  (Krön.) 

Herz  (235)  fand,  daß  das  Geräusch  beim  Quinquaudschen  Phänomen 
nur  dann  auftritt,  wenn  die  Beagesehnen  der  Fiugerbeuger  gespannt  sind. 
Er  glaubt,  daß  die  Phalangealkrepitation  durch  sehi'  geringe  Verschiebungen 
zwischen  den  Beugesehnen  und  ihren  Scheiden  zustande  kommt,  und  nicht, 
wie  Fürbringer  annahm,  durch  kleine  Verschiebungen  der  Gelenkflächen 
aneinander.  Dieses  „Sehnenschwirren"  soll  durch  unwillkürliche  Muskel- 
kontraktionen hervorgerufen  werden  und  daher  durch  die  bei  Alkoholikern 
Torhandene  Muskelunruhe  begünstigt  werden.  (Brück.) 

HofCmaniL  und  Marx  (244)  haben  an  1018  Insassen  des  Unter- 
snchnngsgefängnisses  in  Moabit  Untersuchungen  über  das  Vorkommen  des 
Quinquaudschen  Zeichens  gemacht  und  haben  dabei  gefunden,  daß  Fehleu 
oder  ein  mäßiger  Grad  des  Phänomens  sichere  Schlüsse  auf  Abstinenz  oder 
Alkoholmißbrauch  nicht  zuläßt,  daß  das  Fehlen  höchstens  mit  einer  Wahr- 
scheinlichkeit von  3:2  Abstinenz  anzunehmen  erlaubt,  daß  dagegen  ein 
intensiver  Grad  des  Phänomens  mit  einer  Wahrscheinlichkeit  von  nahezu 
3:1  den  Potator  strenuus,  mit  einer  Wahrscheinlichkeit  von  2:1  den  Trinker 
anzeigt. 

Die  Autoren  sind  der  Ansicht,  daß  der  BewegungsefiFekt  beim  Quin- 
quaud  durch  Kontraktion  einzelner  Muskelbündel  zustande  kommt,  während 
im  Gegensatz  hierzu  der  Tremor  auf  Zusammenspiel  ganzer  Muskeln  beniht. 
Hoffmann  und  Marx  konnten  das  Phänomen  bei  Personen,  die  in  der 
Ruhe  davon  frei  waren,  dadurch  erzeugen,  daß  sie  die  Versuchsperson  auf- 
forderten, 60 — 80  Sekunden  lang  einen  Arm  mit  Anspannung  aller  Muskeln 
auszustrecken;  sie  fanden  bei  unmittelbar  darauffolgender  Prüfung  in  allen 
Fällen  das  Zeichen.  Bei  Personen,  die  es  schon  in  Ruhe  darboten,  wurde 
es  dadurch  verstärkt  (Brück.) 

Perazzolo  (398)  hat  Untersuchungen  über  die  Häufigkeit  des  Quin- 
quaudschens  Zeichens  (Krepitieren  der  auf  die  Hand  des  Untersuchers 
senkrecht  aufgestellten  mittleren  Finger)  bei  Alkoholisten  angestellt.  Bei 
30  chronischen  Alkoholisten,  die  außerdem  noch  Zeichen  einer  geistigen 
Störung  zeigten  und  längere  Zeit  dem  Alkoholgenuß  entzogen  waren,  konnte 
er  dieses  Symptom  20  mal  deutlich,  5  mal  nur  angedeutet  finden,  während 
^  in  fünf  weiteren  Fällen  vollkommen  fehlte.  In  einer  zweiten  Unter- 
suchungsreihe wurden  chronische,  nicht  weiter  geisteskranke  Potatoren  ver- 
glichen mit  mäßigen  Gelegenheitstrinkern  und  mit  abstinenten  Individuen. 
Von  den  ersteren  fehlte  das  Zeichen  unter  10  Fällen  nur  2  mal  ganz,  in 
der  zweiten  Gruppe  hatte  nur  einer  das  Zeichen,  während  von  den  Absti- 
nenzlern kein  einziger  das  Quinquaudsche  Zeichen  erkennen  ließ.  Das 
Quinquaudsche  Zeichen   muß  nach  den  Untersuchungen  Perazzolo s  als 


318  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  imd 

ein  Frühsymptom  des  chronischen  Alkoholismus  aufgefaßt  werden,  das  alleu 
anderen  Zeichen  auf  somatischem  Gebiete  voraneilen  kann.  Über  die  Geuese 
dieses  Symptomes  läßt  sich  nichts  bestimmtes  aussagen;  ob  es  als  eine  Teii- 
erscheinung  des  Tremors  aufzufassen  ist,  ist  unsicher;  in  zwei  Fällen  bestand 
es  neben  dem  Tremor,  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  hingegen  allein. 

(Merzbaelier,) 

IV.  Sensibilität. 

Claparede  (103)  schreibt  über  die  klinische  Prüfung  des  „sens  mus- 
culaire".  Unter  diesem  Namen  werden  eine  Anzahl  sehr  verschiedener, 
mehr  oder  minder  komplizierter  Wahrnehmungsakte  zusammengefaßt.  Die 
klinische  Prüfung  der  verschiedenen  Modalitäten  dieses  Sinnesgebietes  macht 
erhebliche  Schwierigkeiten.  Verfasser  empfiehlt,  zur  Anwendung  bei  der 
klinischen  Untersuchung  zur  Gewichts-  und  Volumenschätzung  die  Ver- 
gleichung  zwischen  beiden  Händen  zu  benutzen.  Es  werden  dem  Patienten 
gleiche  oder  verschiedene  Gewichte  resp.  Würfel  gleicher  oder  verschiedener 
Größe  in  beide  Hände  gegeben  und  dann  ein  Urteil  verlangt,  in  welcher 
Hand  das  schwerere  Gewicht  resp.  der  größere  Würfel  sei.  Eine  bestehende 
Neigung  zur  Über-  oder  Unterschätzung  prägt  sich  dann  mit  großer  Evidenz 
und  Konstanz  aus.  Die  bisher  vom  Verfasser  mit  dieser  Methode  ange- 
stellten Untersuchungen  zeigen,  daß  die  Fehler  der  Gewichts-  und  der 
Volumenschätzung  miteinander  durchaus  nicht  parallel  gehen,  auch  bei  Sen- 
sibilitätsstörungen gleiclien  Ursprunges.  Auch  mit  der  sonstigen  Sensibilität 
oder  Motilität  ist  kein  Parallelismus  zu  erkennen.  In  einem  Falle  von 
Verlust  des  stereognostischen  Perzeptionsvermögens  zeigte  sich  die  A^olunaen- 
schätzung  intakt.  (Kmmer,) 

Curschmann  (123)  gibt  eine  neue  Methode  zur  Bestimmung  der 
Muskel-  und  Gelenksensibilität  an.  Er  bestimmt  mit  dem  galvanischen  Strom 
die  Minimalzuckung  eines  Muskels  und  die  Stromstärke,  bei  welcher  dius 
Kontraktionsgefühl  des  Muskels  eintritt.  Bei  normaler  Muskelsensibilität 
tritt  beides  zu  gleicher  Zeit  ein.  Die  Differenzzahl  zwischen  beiden  gibt 
den  Herabsetzungsgrad  der  Kontraktionssensibilität  an.  Verf.  hat  solche 
Herabsetzung  beobachtet  bei  peripheren  Lähmungen  mit  Ea  R,  eine  geringe 
Herabsetzung  bei  multipler  Sklerose,  ebenso  bei  Syringomyelie  im  Bereiche 
der  Empfindungslälmmng.  Die  Gelenksensibilität  bestimmt  Verf.  dadurch, 
daß  er  durch  galvanomuskuläre  Beizung  eine  minimale  Bewegung  im  Gelenk 
hervorruft.  Bei  normalen  Menschen  fällt  die  Empfindungsschwelle  mit  der 
minimalen  Bewegung  zusammen.  Differenzen  zwischen  beiden  zeigen  eine 
Herabsetzung  an.  Eine  solche  hat  Verf.  auch  bei  nicht  ataktischen  Tabikeru 
beobachtet.  (Kramer.) 

Piltz  (406)  macht  auf  Grund  von  drei  von  ihm  beobachteten  FäUen 
von  Rückenmarkserkrankungen  (Stichverletzung,  Meningomyelitis  cervicalis, 
Malum  Pottii)  eingehende  Angaben  der  dabei  auftretenden  Dissoziation  der 
Temperatiu-  und  Schmerzempfindung.  P.  gibt  eine  besondere  Bahn  für 
die  Leitung  der  Temperatur-  und  Schmerzeindrücke  im  Rückenmarke  an, 
die  von  den  Bahnen,  die  zur  Leitung  der  taktilen  Sensibilität  und  des 
Muskelsinnes  dienen,  anatomisch  getrennt  ist.  Die  Lokalisation  und  der 
Verlauf  dieser  zur  Leitung  der  Temperatur-  und  Schmerzeindrücke  be- 
stimmten Bahn  ist  nach  P.  folgender:  hintere  Wurzel,  Hinterhom,  Com- 
missur  der  grauen  Substanz,  Vorderseitenstrang  und  schließlich  seitliche 
Peripherie  desselben,  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  das  Gowersche  BündeL 

(BendU) 


Diagnostik  der  KrankheiteD  des  Nervensystems.  3X9 

Harinesco  (337)  gruppiert  die  Sensifoilitätsstörungen  bei  Erkrankungen 
desNerreDsystems  klinisch  folgendermaßen  :  Störungen  aller  Gefühlsqualitäteu. 
—  Störung  für  die  Empfindung  des  Druckes  oder  der  Stimmgabel  — 
TJelmehr  eines  dieser  Gefühle  —  mit  Erhaltensein  aller  anderen  Gefühls- 
qaalitäten.  —  Aufgehobensein  der  Wärmeempfindung  und  des  Schmerzgefühls 
mit  normalen  sonstigen  Empfindungen  (Syringomyelie).  —  Störung  der 
Wänneempfindung,  des  Bertihmngs-  und  Schmerzgefühls,  mit  intaktem 
Gefühl  für  Druck  und  Stimmgabel.  (Bendia.) 

Buch  (80)  kommt  in  seiner  Arbeit  über  Globusgefühl  und  Aura  zu 
dem  Schluß,  daß  das  Globusgefühl  seinem  Wesen  nach  eine  innerhalb  des 
Sympathikus,  wahrscheinlich  der  Grenzstränge,  vielleicht  mit  Einschluß  der 
prirertebralen  Geflechte,  sich  abspielende  Mitempfindung  sei,  die  wahrscheinlich 
so  zustande  kommt,  daß  ein  den  hyperalgischen  Sympathikus,  meist  den 
Lendensynipathikus,  treffender  Reiz  sich  auf  die  ebenfalls  hyperalgischen 
Ganglien  des  Grenzstranges  ausbreitet  und  zwar  in  der  Art,  daß  von  der 
Beizstelle  aufwärts  sukzessive  in  einem  Ganglion  nach  dem  andern  die  vorher 
latente  Empfindung  über  die  Bewußtseinsschwelle  hinauf  geschnellt  wird. 
B.  wendet  sich  gegen  die  allgemein  geläufige  Ansicht,  daß  Globus  nur  für 
Hysterie  charakteristisch  sei,  und  möchte  den  Begriff  der  Hysterie  mehr 
abgegrenzt  sehen.     In  seinen  Fällen  lag  meist  Anämie  vor.  (Bemlur.) 

Thnnbarg  (524)  bezweckt  mit  seinem*  neuen  Algesimeter  ein  in 
Zahlen  ausgedrücktes  Maß  für  die  Stärke  eines  Nadelstiches  zu  erhalten' 
Sein  Algesimeter  besteht  aus  einem  zweiarmigen  Hebel,  dessen  kurzer 
Hebel  um  eine  Achse  drehbar  ist.  Von  der  Spitze  des  längeren  Hebel- 
annes geht  die  Nadel  aus.  Der  Abstand  von  dem  Befestigungspunkt  der 
Nadel  bis  zur  Achse  ist  in  zehn  Teile  graduiert.  Der  kürzere  Hebelai-m 
hat  ein  Schraubengewinde;  au  ihm  kann  ein  mit  entsprechendem  Gewinde 
Tersehenes  Gewicht  durch  Schrauben  auf  verschiedene  Abstände  von  der 
Achse  eingesteUt  werden.  Mittelst  des  Gewichtes  kann  der  andere  Hebelami 
mit  dazu  gehöriger  Nadel  genau  äquilibriert  werden.  Mit  Hilfe  dieses 
Apparates  kann  sehr  genau  die  Reizschwelle  des  Schmerzes  festgestellt 
werden.  (Bendix,) 

Onszinan  (214)  hat  Untersuchungen  angestellt  über  die  Fähigkeit, 
Rauhes  und  Glattes  mit  Hilfe  des  Tastsinnes  zu  unterscheiden.  Er  benutzte  dazu 
das  Ästhesiometer  von  Graham  Brown.  Dieses  besteht  aus  einer  glatten 
gewölbten  Fläche,  die  auf  die  Haut  aufgesetzt  wird,  und  aus  welcher  durch 
eine  Mikrometerschraube  G  feine  Stifte  hervorgeschoben  werden  können.  Die 
Stifte  werden  soweit  vorgeschoben,  bis  an  der  betreffenden  Hautstelle  das 
Gefühl  der  Rauhigkeit  auftritt.  Die  dazu  nötigen  Umdrehungen  der  Mikro- 
meterschraube geben  ein  Maß  für  die  Feinheit  der  untersuchten  Empfindungsart.  * 
Verf.  hat  mit  diesem  Instrument  die  gesamte  Körperoberfläche  untersucht, 
und  stellt  die  Resultate  in  einer  Tabelle  zusammen.  Die  Werte  gehen 
ziemlich  genau  den  Weberschen  Tasterzirkelschwellen  parallel.  Einstreichen 
der  Haut  mit  anästhesierenden  Substanzen  ergibt  keine  wesentliche  Ver- 
änderung der  Schwellenwerte.  (Kramer,) 

Joteyko  (280)  gibt  in  einem  Vortrage  auf  dem  belgischen  Kongreß 
ftr  Psychiatrie  und  Neurologie  zu  Lüttich  ein  ausführliche  Übersicht  über 
unsere  Kenntnisse  bezüglich  des  Schmerzsinnes.  Die  Verf.  ist  eine  An- 
hängerin  des  durchaus  konsequent  durchgeführten  Gesetzes  der  spezifischen 
Sinnesenergien;  und  so  ist  das  Hauptinteresse  des  Vortrages  darauf  gerichtet, 
nachzuweisen,  daß  der  Schmerzempfindung  besondere  nervöse  Apparate  von 
der  Peripherie  bis  zum  Zentrum  zukommen.  Bezüglich  der  besonderen  peri- 
pheren Sinnesorgane  bezieht    sich   die  Verf.    auf    die  Untersuchungen    von 


320  Allji^emeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

Goldscheider,  Blix  und  von  Frey,  aus  denen  die  Existenz  von  besonderen 
Schmerzpunkten  folgt.  Auch  an  der  Hirnrinde  nimmt  Verf.  ein  besonderes 
Schmerzzentrum  an,  das  in  der  Nähe  der  Zentralwindungen  liegt.  Als 
Beweis  für  die  Existenz  desselben  wird  unter  anderem  angeführt,  daß  das 
Verhalten  der  Schmerzempfindung  in  manchen  von  der  Großhirnrinde  ab- 
hängigen Beziehungen  den  anderen  Empfindungsqualitäten  nicht  parallel  geht 
So  z.  B.  bei  den  Unterschieden  zwischen  rechts  und  links.  Während  die 
anderen  Sinnesfunktionen  bei  Rechtshändigen  auf  der  rechten,  bei  Links- 
händigen auf  der  linken  Seite  besser  ausgestaltet  sind,  ist  für  die  Schmerz- 
empfindung, wie  Verf.  im  Verein  mit  Stefanowska  nachgewiesen  hat,  stets 
die  linke  Seite  die  empfindlichere.  Auch  die  Dissoziationen,  wie  sie  z.  B. 
in  der  Narkose  zwischen  den  verschiedenen  Empfindungaarten  sich  zeigen, 
sprechen  in  demselben  Sinne,  ebenso  die  Dissoziationen  unter  pathologischen 
Verhältnissen.  In  den  letzten  Kapiteln  werden  die  Einflüsse  des  Schmerzes 
auf  den  übrigen  Organismus,  das  verschiedene  Verhalten  der  Schmen- 
empfindung  nach  Alter,  Basse, ,  Geschlecht  und  bei  Tieren  besprochen.  Den 
Schluß  bildet  ein  allgemeiner  Überblick  auf  die  teleologisch  prophylaktische 
Rolle  der  Schmerzempfindung.  (Kramer.) 

WiUiamson  (564:)  hat  ein  großes  Krankenmaterial  bezüglich  der 
Vibrationsempfindungen  untersucht.  Außer  bei  einer  Anzahl  von  Nerven- 
erkrankungen (Tabes,  myelitische  Prozesse  usw.)  fand  er  auch  Herabsetzung 
resp.  Aufhebung  der  Vibrationsempfindung  in  15  Fällen  von  Diabetes,  ohne 
daß  sonstige  Sensibilitätsstörungen  vorhanden  waren.  (Kranwr,) 

Porli  und  Barrovecchio  (165)  haben  einige  Patienten  mit  Sensi- 
bilitätsstörung (Syringomyelie  und  Polyneuritis)  bezüglich  des  Verhaltens  der 
Vibrationsempfindung  untersucht.  Sie  fanden,  daß  die  Störungen  dieser  Em- 
pfindungsart durchaus  den  Störungen  der  Berührungsempfindung  parallel 
gehen  und  dieselben  Grenzen  wie  diese  innehalten.  Bei  Intaktheit  der  Be- 
rührungsempfindung erwies  sich  auch  die  Vibrationsempfindung  als  intakt 
Hieraus  schließen  die  Verf.,  daß  Berührungsempfindung  und  Vibrationsgefuhl 
Äußerungen  einer  einzigen  Sensibilitätsart  sind,  die  sich  nur  dadurch  unter- 
scheiden, daß  bei  der  Prüfung  der  einen  ausschließlich  die  Hautoberfläche, 
bei  der  anderen  auch  die  tiefen  Teile  mit  in  Betracht  kommen.  Zu  dieser 
Ansicht  waren  die  Verf.  schon  durch  ihre  früheren  Untersuchungen  ge- 
kommen, in  welchen  sie  das  Verhalten  des  Vibrationsgefuhls  bei  Bierscher 
spinaler  Anästhesie  untersucht  hatten.  (Kramer,) 

Treitel  (526)  stellte  durch  seine  an  Nervenfällen  vorgenommenen 
Untersuchungen  über  das  Vibrationsgefühl  fest,  daß  Störungen  der  Vibrations- 
empfindung z.  B.  bei  Tabikern  viel  früher  beobachtet  werden  können,  als 
solche  des  Tast-  und  Schmerzgefühls.  Auch  glaubt  T.,  daß  die  Störungen 
des  Lagegefühls  und  der  Ataxie  mit  den  Alterationen  des  Vibrationsgefühls 
enger  zusammenhängen,  als  mit  denen  der  Hautsensibilitätsstörungen. 

(Bmdix,) 

Sterling's  (499)  ausgedehnte  Untersuchungen  über  das  Vibrations- 
gefuhl bei  Tabes  und  speziell  im  Initialstadium  der  Tabes  führten  zu  dem 
Resultat,  daß  in  den  frühesten  Stadien  dieser  Krankheit  die  Vibrations- 
störungen oft  völlig  fehlen.  Auch  bestehe  kein  Zusammenhang  zwischen 
Ataxie  und  Vibrationsstörungen.  Bei  anderen  organischen  Rückenmarks- 
erkrankungen  stellten  sich  sehr  wichtige  Abweichungen  des  Vibrationsgefuhls 
gegenüber  den  übrigen  Geftihlsstörungen  heraus. 

Bei  der  Läsion  der  peripheren  Nerven,  entzündlicher  oder  neuralgischer 


Diagnostik  der  Krankheiten  des  Nervensystems.  321 

Natur,  scheint  aber  die  Unte;*suchung  des  Vibrationsgefühls  keine  deutliche 
klinische  Bedeutung   zu   haben  und  keine  konstanten  Ergebnisse  zu  liefern. 

(Bendix.) 

Bing  (56)  ist  durch  seine  Untersuchung  der  Knochensensibilität  zu 
einer  Bestätigung  der  Eggerschen  Ansicht  gelangt,  daß  die  Stimmgabel- 
Methode  in  der  Tat  zur  Prüfung  dieser  Empfindungsart  geeignet  sei.  Die 
abweichenden  Resultate  von  Kydel  und  Seif f er  seien  auf  die  Verschiedenheit 
der  Methode  zurückzuführen.  Bei  der  von  Egger  angewandten  großen 
Stimmgabel  mit  kleinem  Fuße  ist  die,  durch  die  Haut  und  die  Muskeln 
vennittelte  Yibrationsempfindung  eine  im  Verhältnis  zu  der  des  Knochens 
so  geringfügige,  daß  sie  nicht  wesentlich  in  Betracht  komimt ;  und  so  können 
wir  tatsächlich  mit  der  Stimmgabel  die  Knochensensibilität  prüfen.  Verf. 
bestätigt  auch  die  Eggerschen  Angaben,  daß  für  das  Resultat  der  Prüfung 
nur  die  Sensibilität  an  der  Stelle  des  Aufsetzens  der  Stimmgabel  in  Frage 
kommt,  und  daß  eine  Erregung  durch  fortgeleitete  Schwingungen  nicht  statt- 
findet. Er  erklärt  dieses  Verhalten  dadurch,  daß  die  periostalen  Nerven 
nur  durch  Wellen,  die  das  Periost  senkrecht  treffen,  und  nicht  durch  solche, 
die  parallel  gehen,  erregt  werden.  (Krämer.) 

Neutra  (376)  hat  Untersuchungen  angestellt  über  das  Hören  des 
Stimmgabeltones  von  peripheren  Körperstellen  aus  (Osteoakusie),  und  die 
Beziehungen  dieser  Fähigkeit  zur  Vibrationsempfindnng.  Die  Resultate,  zu 
denen  er  gelangt,  sind  folgende:  Es  handelt  sich  bei  der  Osteoakusie  aus- 
schließlich um  das  Fortleiten  des  Stimmgabeltones  von  der  Applikationsstelle 
bis  zum  Gehörorgan.  Es  ist  also  ein  Phänomen,  das  der  Knochenleitung 
vom  Schädel  aus  durchaus  analog  ist  und  daher  ähnliche  Eigenschaften 
zeigt  wie  diese  bezüglich  der  Verstärkung  bei  Ohrverschluß  und  der 
Lateralisation  im  Web  ersehen  Versuch.  Die  Osteoakusie  ist  etwas  prinzipiell 
verschiedenes  von  der  Vibrationsempfindung,  indem  die  letztere,  die  Verf. 
für  einen  modifizierten  Drucksinn  auffaßt,  eine  Wirkung  der  Stimmgabel- 
schwingungen auf  die  lokal  befindlichen  sensiblen  Nervenendigungen  darstellt. 
Für  sie  spielt  der  Knochen  nur  die  Rolle  eines  die  Schwingungen  ver- 
stärkenden Momentes.  Infolge  dieses  Unterschiedes  wird  das  Knochenhören 
durch  lokale,  organische  Anästhesien,  welche  die  Vibrationsempfindung  auf- 
heben, nicht  beeinflußt.  Dagegen  wird  es  erheblich  modifiziert  durch  den 
Zustand  des  fortleitenden  Knochengerüstes,  indem  Extension  einer  Extremität, 
verschiedene  Krümmung  der  Wirbelsäule,  Skeletterkrankungen  einen  deut- 
lichen Einfluß  ausüben.  Aus  den  Differenzziffern  der  Osteoakusie  und  der 
Vibrationsemptindung  an  einer  Stelle,  d.  h.  der  Sekundenzahl  vom  Ende  der 
einen  bis  zum  Ende  der  anderen  Empfindung  lassen  sich  eine  Reihe  von 
diagnostischen  Schlüssen  ziehen.  Aus  der  verschiedenen  Genese  beider 
Empfindungsarten  folgt,  daß  ein  gleichzeitiges  Fehlen  beider  an  einer  Stelle 
infolge  einer  organischen  Erkrankung  durchaus  unwahrscheinlich  ist  und 
darum,  wenn  es  zur  Beobachtung*  kommt,  durchaus  für  Hysterie  oder 
Simulation  spricht.  (Kramer.) 

Nentra  (375)  hat  die  bei  der  Vibrationsempfindung  zu  beobachtenden 
Ermüdungsphänomene  einer  genauen  Untersuchung  unterzogen.  Das  Studium 
dieser  Ermüdungserscheinungen  ist  darum  auch  wichtig,  weil  dieselben  bei 
der  Feststellung  der  Dauer  der  Vibratiousempfindung  von  außerordentlichem 
Einflüsse  sind.  Stellt  man  die  Stimmgabel  auf  irgend  einen  Knochenpunkt 
und  läßt  sie  abklingen,  bis  ihre  Vibration  nicht  mehr  wahrgenommen  wird 
und  stellt  sie  dann  auf  den  symmetrischen  Punkt,  so  wird  dieselbe  hier  noch 
eine  bestimmte  Zeit  wahrgenommen,  eine  Zeit,  die  als  Ermüdungsziffer  be- 
zeichnet wird.    Bei  gleichempfindlichen  Stellen  ist  naturgemäß  die  Ermüdungs- 

Jahresberieht  f.  Kearologie  und  Psychiatrie  1906.  .        21 


322  Allg^emeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

Ziffer  von  der  einen  Stelle  zur  andern  gleich  der  in  umgekehrter  Reihenfolge 
erhalteneu.     Gleichheit    der   Ermüdungsziffer   beweist    also    Gleichheit  iler 
Empfindlichkeit  zweier  Stellen,  während  man  aus  der  Verschiedenheit  der 
Ziffern  eine  verschiedene  Empfindlichkeit  schließen  kann.    Aus  diesen  Gründ»»ü 
eignet  sich  die  Bestimmung  der  Ermüdungsziffer  einmal  für  die  Feststellen*,' 
der  Topographie  der  Vibrationsempfindung  am  normalen  Körper,  sowie  für 
die  Feststellung  pathologischer  über-  oder  Unterempfindlichkeit.     Verf.  gihr 
die  Zahlen,  die  er  für  die  Verteilung  der  Vibrationsempfindlichkeit  am  Körper 
erhalten  hat  an;  dieselben  zeigen  Abweichungen  von  den  Angaben  der  anderen 
Autoren.     Diese  Ermüdungsphänomene  sind  durchaus  physiologischer  Natiir. 
Unter  pathologischen  Bedingungen  können  jedoch  die  Ermüdungserscheinungen 
noch  andere  Formen  annehmen.     So  hat  Verf.  das  Vorkommen  folgender 
Erscheinung  beobachtet.     Wenn   man   nach  Aufliören   der  Empfindung  an 
der  zweiten  Stelle  die  Stimmgabel  noch  einmal  an  die  erste  zurückbringt, 
so  wird  hier  die  Vibration  wieder  wahrgenommen,  und  dieses  Spiel  kann  sich 
mehrere  Male  hin  und  her  wiederholen  oder,  wenn  man  an  einer  und  derselben 
Stelle  die  Stimmgabel  nach  Aufhören  der  Empfindung  eine  kurze  Zeit  abnimmt 
und   dann  wieder   aufsetzt,   so   setzt   auch   hier  die  Empfindung   eine  oder 
mehrere  Male  wieder  ein.     Diese  Erscheinungen  sind  besonders  bei  Neur- 
asthenie zur  Beobachtung  gekommen.    Verf.  geht  dann  noch  auf  die  allgemeine 
Theorie  der  Ermüdungserscheinungen  ein.     Er  glaubt  nicht,  daß  dieselben 
auf  allen  Gebieten  nach  einem  Schema  zu  erklären  seien.    Die  physiologischen 
Ermüdungserscheinungen  auf  dem  Gebiete   der  Vibrationsempfindung  sieht 
Verf.  als  Ermüdung  des  peripheren  Nerven  an,  während  bei  den  geschilderten 
pathologischen  Erscheinungen  außerdem  Einflüsse  des  Zentralnervensystems 
sich  geltend  machen.  (Kramer.) 

Schaffer  (467)  schreibt  über  die  klinische  und  anotomische  Erscheinungs- 
weise der  zerebralen  Sensibilitätsstörungen.  Er  berichtet  über  einen  Fall, 
in  welchem  nach  zwei  Insulten  eine  sehr  starke  Störung  des  gesamten  Em- 
pfindungsvermögens bestand.  Es  fand  sich  Anästhesie  für  Berührungs-,  Schmerz- 
und  Temperaturreize  am  ganzen  Körper,  nur  das  Gesicht  war  im  wesentlichen 
frei.  Bei  gröberen  Reizen  war  am  Körper  noch  eine  Empfindung  zu  erzielen, 
doch  mit  sehr  falscher  Lokalisation  und  falschen  Qualitätsbezeichnungen  der 
Temperaturreize.  Außerdem  bestand  auch  eine  starke  Herabsetzung  der  tiefen 
Sensibilität.  Im  Anschluß  daran  bespricht  Verf.  die  Frage  der  anatomischen 
Basis  der  zerebralen  Sensibilitätsstörungen  und  berichtet  auch  noch  über 
einen  Fall  von  zerebral  bedingter  hochgradiger  Beeinträchtigung  des  Loka- 
lisationsvennögens.  Er  kommt  zu  folgenden  Schlüßen:  Eine  vollkommene 
Aufhebung  der  Sensibilität  bei  zerebralen  Herden  ist  nur  dann  zu  finden, 
wenn  (»ine  sehr  hochgradige  und  ausgedehnte  Markerweichung  vorliegt.  Meist 
sind  die  Ausfallserscheinungen  bei  geringerer  Ausdehnung  der  Läsion  nur 
partiell  und  best(»hen  in  fehlerhafter  Perzeption.  Alle  zerebralen  Empfindungs- 
störungen sind  sehr  variabel  und  auch  von  der  Aufmerksamkeit  beeinflußbar. 
Die  Ausdehnung  der  Empfindungsstörung  kann  polyinsulär  oder  von  voll- 
kommen hemianästhetischer  Form  ähnlich  den  hysterischen  Störungen  sein; 
dann  auch,  was  das  häufigste  ist,  hemianästhetisch,  nach  den  Extremitätenenden 
hin  zunehmend,  oder  bei  Diplegien  kann  eine  doppelseitige  Anästhesie  bestehen. 
Die  Hemianästhesie  läßt  oft  das  Gesicht  ganz  oder  teilweise  frei.  Die  Hemi- 
anästhesie  ist  entweder  bedingt  durch  Zerstörung  der  thalamokortikalee 
Bahnen  im  Marklager  oder  im  Thalamus  selbst  bei  Herden  im  hintere« 
Teil  der  inneren  Kapsel.  Läsionen  im  vorderen  Abschnitte  der  inneren 
Kapsel  können  auch  ohne  Sehhügelläsionen  Hemianästhesie  bedingen. 

(Krämer.) 


Diagnostik  der  Krankheiten  des  Nervensystems.  323 

Bei  Besprechung  der  zerebralen  Sensibilitätsstörungen  bei  Hemiplegie 
liebt  Schaffer  (^ö8)  folgende  Merkmale  derselben  hervor:   Topoanästhesie 
(ist  für  cerebrale  Sensibilitätsstörungen  nahezu  charakteristisch),  Stereoagnosie, 
artikulare  und  überhaupt  tiefere  Störungen  der  Sensibilität,   auch  Analgesie 
kommt  Yor.    Dissoziation  der  Temperaturempfindung  ist  häufig.     Die  klini- 
schen Pormen  der  zerebralen  Sensibilitätsstörungen   teilt  Schaffer  in  drei 
Gruppen:  I.  polyinsuläre  Form;  U,  hemianästhetische  Form,  1.  gleichmäßig 
aaf  der  ganzen  Körperhälfte,    2.  totale  Anästhesie  distal,  Hypästhesie  pro- 
ximal; in.  doppelte  Hemianästhesie,    d.  i.  Hemianästhesie    beider  Körper- 
hälften.   Bezüglich  anatomischer  Lokalisation  akzeptiert  S.  den  Dejerine- 
Longschen  Standpunkt,   daß  sensible  und  motorische  Fasern  in  der  Caps, 
int  vermengt  vorkommen,   was  S.    auf  Grund  zweier  anatomischer  Befunde 
bestätigt.    Ist  nur  ein  Teil  des  hinteren  Astes  des   Caps.  int.  zerstört,   so 
ist  die  Hemianästhesie   nicht  yollkommen;   ist  die  Zerstörung  total,   so  ist 
auch  die  motorische  und  sensible  Störung  vollkommen.     Das  dritte  Neuron 
der  sensiblen  Bahn,   welches  von    der  ventro-lateralen  Krone    des  Sehfeldes 
in  der  ganzen  Breite  des  hinteren  Astes   der   Caps.  int.  ausgeht,   ist  einer 
Garbe  ähnlich,   welche  sich   über   der  Kapsel   fächerartig  ausbreitet,    somit 
müssen  Hemisphäralherde   sehr    ausgebreitet    sein,    wenn   sie    vollkommene 
Anästhesie  hervorrufen  sollen. 

In  einem  Nachtragsvortrage  erwähnt  S.  noch  folgendes  interessante 
klinische  Verhalten:  Wird  bei  erhobenem  Arme  des  Patienten  dessen  Arm 
erhoben,  so  verbleibt  dieser  ca.  5  Minuten  (manchmal  auch  länger)  erhoben 
und  sinkt  dann  erst  langsam  und  sukkessive  hinab ;  ähnliches,  aber  weniger 
ausgeprägtes  Verhalten  der  unteren  Extremität.  S.  nennt  die  Erscheinung 
Pseodokatalepsie,  deren  Ursache  darin  liegt,  daß  der  Kranke  wegen  einer 
Sensibilitätsstörung  nicht  zur  Kenntnis  der  Lageveränderung  gelangt,  und 
Beinen  Arm  quasi  in  der  gegebenen  Lage  vergißt.  Das  nachträgliche  Sinken 
ist  einer  spät  eintretenden  Ermüdung,  eventuell  aktiven  Innervation  zuzu- 
schreiben. (Uudovertdg,) 

Hatschek  (226)  beschreibt  einen  Fall  von  zerebral  bedingter  disso- 
ziierter  Störung  der  tiefen  Sensibilität.  Die  Störung  war  bei  der  Patientin 
plötzlich  ohne  schwerere  Insulterscheinungen  mit  häufigen  Kopfschmerzen 
eingetreten.  Es  bestand  an  dem  rechten  Arme  eine  Aufhebung  der  Lage- 
und  Bewegungsempfindung,  eine  sehr  starke  Störung  der  Lokalisation  und 
des  Drucksinnes,  während  die  Oberflächenqualitäten  intakt  waren.  Die 
Motilität  war  nur  in  den  ersten  Tagen  leicht  gestört.  Alle  Bewegungen 
geschahen  aber,  besonders  bei  geschlossenen  Augen,  in  hohem  Maße  ataktisch. 
Sogar  die  FaustschluBkoordination  war  gestört.  Unter  antiluetischer  Behand- 
lung allmähliche  Besserung.  Bemerkenswert  ist  hierbei,  daß  die  Besserung 
äes  Lokalisationsvermögens  mit  derjenigen  der  Bewegungsempfindung  nicht 
parallel  ging  Verfasser  vermutet  einen  zerebralen  Sitz  der  Affektion;  der 
Fall  weist  seiner  Ansicht  nach  auch  darauf  hin,  daß  die  Lokalisation  der 
tiefen  Sensibilität  in  der  Hirnrinde  nicht  mit  derjenigen  der  Motilität  identisch 
sei  (Krämer,) 

Schlesinger  (472)  berichtet  über  das  Veriialten  der  Sensibilität  bei 
akuter  lokaler  Ischämie.  Verfasser  hatte  Gelegenheit,  in  fünf  Fällen  plötz- 
lichen embolischen  Gefaßverschluß  an  den  unteren  Extremitäten  zu  sehen. 
Unmittelbar  nach  dem  Eintreten  desselben  ist  neben  vollständigen  schlaffen 
Mnskellähmungen,  dem  Erlöschen  der  Keflexe  auch  eine  komplette  Aufhebung 
der  Sensibihtät  zu  beobachten,  und  zwar  sind  in  gleicher  Weise  die  ober- 
flächlichen, wie  die  tiefen  Qualitäten  betroffen.  Die  Ausbreitung  der  Sensi- 
hihtätsstörung  war  in  allen  Fällen   die  gleiche,  was   wohl  mit  dem  Prädi- 

21* 


324  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

lektionssitz  der  Embolie  zusammeuhängt.  Und  zwar  war  anästhetisch  eiae 
Zoue  am  Fuß  und  Unterschenkel,  die  vorn  das  untere  Viertel,  hinten  das 
untere  Drittel  des  Unterschenkels  einnimmt.  Diese  Begrenzung,  die  auch 
immer  von  der  später  einsetzenden  Gangrän  inne  gehalten  wird,  entspricht 
weder  den  peripheren,  noch  den  radikulären  Nervengebieten.  Hieraus  schließt 
Verfasser,  daß  die  Anästhesie  nicht  durch  Schädigung  der  peripheren  Nerven, 
sondern  durch  eine  solche  der  Nervenendigungen  bedingt  ist.  Hierfür  spricht 
auch  der  Umstand,  daß  die  peripheren  Nerven  gegen  Blutleere  ziemlich 
resistent  sind.  Auf  die  Schädigung  der  peripheren  Nervenstämme  will 
dagegen  Verfasser  den  immer  sehr  heftigen  Schmerz  zurückführen.  Die 
Schädigung  der  Nervenendigungen  ist  zunächst  keine  sehr  schwerwiegende, 
da  Restitutionen  auch  noch  nach  Stunden  möglich  sind.  Die  Sensibilitäte- 
störungen  sind  immer  nur  bei  völligem  Verschluß  zu  beobachten,  ein  Umstand, 
der  eventuell  dififerentialdiagnostisch  wichtig  sein  kann.  (Kramer.) 

Bonnier  (65)  bezeichnet  mit  Aschematie  (bezw.  mit  Hyper-,  Hypo- 
und  Paraschematie)  die  Störung  der  räumlichen  Orientierung.  In  jeder 
Wahrnehmung,  mag  dieselbe  sich  auf  ein  äußeres  Objekt  oder  den  eigenen 
Körper  beziehen,  müssen  wir  unterscheiden  einen  sensoriellen  Faktor  und 
eine  räumliche  Komponente.  Diese  letztere  ist  überhaupt  das  Vergleich- 
bare an  den  verschiedenen  Sinneswahrnehmungen,  dasjenige,  was  die  Grund- 
lage der  Objektbildung  ist.  Diese  Raumkomponente  darf  nicht,  wie  es  von 
vielen  Autoren  geschieht,  mit  der  Bewegungsempfindung,  dem  „Muskelsinne'^f 
identifiziert  werden.  (Irrtümlicherweise  wirft  Verfasser  diese  Vermengiing 
der  beiden  Begriffe  auch  Storch  vor,  der  im  Gegenteil  eben  diese  Ansicht 
bekämpft,  und  dessen  Standpunkt  dem  des  Verfassers  sehr  ähnlich  ist) 
Verfasser  teilt  dann  eine  Anzahl  von  Fällen  zum  Teil  aus  seinen  früheren 
Arbeiten  mit,  die  eine  isolierte  Störung  dieser  räumlichen  Komponente  der 
Wahrnehmung,  also  Aschematie,  zeigen.  Es  handelt  sich  meist  um  anfalls- 
weise Störungen,  die  mit  dem  vestibulären  resp.  cerebellaren  Apparate 
zusammenhängen.  (Kramer.) 

Nach  den  Erfahrungen  Erons  (304)  ist  der  reflektierte  Ohrschmera 
am  häufigsten.  Er  weist,  wenn  andere  Affektionen  fehlen,  auf  den  zweiten, 
seltener  auf  den  ersten  unteren  Molaren  hin;  er  verbindet  sich  aber,  was 
der  reinen  Hyoidzone  nicht  entspricht,  gern  mit  Schläfenschmerz.  In  der 
Häufigkeitsskala  folgen  dann  die  dem  Maxillartypus  angehörigen  Fälle. 
Weiter  ist  der  Schlundschmerz  eine  bekanntere"  Reflexerscheinung.  Die 
anderen  Neuralgieen  hat  Verfasser  seltener  und  auch  nicht  immer  in  der 
typischen  Ausbreitung  gefunden.  Bestätigt  wird,  daß  der  lokale  Schmerz 
auch  bei  Pulparverrenkung  angetroffen  werden  kann.  (KroTu) 

Sternberg  (501)  gibt  zur  genauen  Prüfung  des  Geschmackssinnes 
ein  Gustometer  an,  welches  auf  dem  Prinzip  beruht,  die  schmeckenden 
Substanzen  in  gasförmiger  Beschaffenheit  einwirken  zu  lassen.  Es  besteht 
aus  einem  Gebläse,  zwei  Gefäßen  mit  gegenüberliegenden  Offnungen  und 
den  Ansätzen.  Das  Glasgefäß,  zur  Aufnahme  des  Siißstoffes  bestimmt,  und 
ein  anderes  Gefäß  zur  Aufnahme  des  Bitterstoffes,  sind  durch  einen  Zu- 
führungsschlauch auf  der  einen  Seite  mit  einem  Gebläse  verbunden.  Ein 
Zweiwegehahn  gestattet,  nach  Belieben  die  Luft  in  das  eine  oder  in  das 
andere  Gefäß  zu  treiben.  Die  gegenüberliegende  Seite  der  Geföße  ist 
wiederum  mit  Hähnen  verseilen,  welche  schließlich  in  ein  zugespitztes 
Röhrchen  auslaufen.  Zur  Vergrößerung  der  Verdampfungsfläche  dienen 
Schwammstückchen  am  Boden  der  Gefäße.  (Bendix.) 

Ein  anderer  Apparat  Stemberg's  (502)  ermöglicht  es,  die  Geschraacks- 
untersuchung  auf  beiden  Seiten  der  Zunge  gleichzeitig  vorzunehmen  und  sich 


Diagnostik  der  Krankheiten  des  Nervensystems.  325 

über  die  Ausdehnung  des  gesamten  Geschmacksfeldes  zu  orientieren  und  die 
Intensität  der  Geschmacksempfindung  zu  bestimmen.  Der  Apparat  wird  am 
Oberkiefer  befestigt  und  trägt  zwei  bewegliche  Kanäle,  deren  Abstand  an 
einer  Skala  abgelesen  werden  kann,  und  deren  Entfernung  von  der  Zunge 
leicht  zu  bestimmen  ist.  (Bendix.) 

Menzel  (347)  teilt  einen  Fall  mit,  bei  dem  eine  paradoxe  Schmerz- 
empfindlichkeit  im  Kachen  vorhanden  war.  Der  Kranke  lokalisierte  den 
Schmerz  auf  die  der  erkrankten,  entzündeten  Pharynxpartie  entgegengesetzten 
Seite.  Auch  beim  Ätzen  der  kranken .  linken  Rachenseite  gab  der  Patient 
an,  nur  rechts  Schmerzen  zu  spüren.  (Betidix.) 

V.  Reflexe. 

Müller  und  Seidelmann  (365)  untersuchten  den  Bauchdeckenreflex 
an  1000  gesunden  Soldaten,  femer  an  2000  nervengesunden  Patienten  des 
Ambulatoriums.  Es  ergab  sich,  daß  der  Reflex  nur  in  einem  verschwindenden 
Bnichteil  (etwa  0,5  ^1^)  fehlte.  Das  Fehlen  des  Bauchdeckenreflexes  beweist 
also  mit  allergrößter  Wahrscheinlichkeit  eine  Erkrankung  des  Nervensystems 
oder  eine  Affektion  der  Bauchorgane. 

Von  großer  diagnostischer  Wichtigkeit  ist  das  doppelseitige  Fehlen  der 
Bauchdeckenreflexe  bei  der  multiplen  Sklerose  (Strümpell).  Es  sichert 
häufig  die  Differentialdiagnose  gegenüber  einer  echten  spastischen  Spinal- 
paralyse.  (Bei  letzterer  kann  allerdings  bisweilen  durch  die  hochgradige 
Bvpertonie   der  Bauchmuskeln  der  Reflex  vorübergehend  verdeckt  werden.) 

Im  Gegensatz  zur  multiplen  Sklerose  sind  die  Bauchdeckenreflexe  bei 
der  Tabes  gewöhnlich  vorhanden  oder  gesteigert,  abgesehen  von  Spätstadien 
mit  sehr  ausgebreiteter  Anästhesie  der  Bauchhaut.  Bei  funktionellen 
Empfindungsstörungen  verschwindet  im  allgemeinen  der  Reflex  nicht. 

Das  Fehlen  der  Bauchdeckenreflexe  ist  ferner  von  Wichtigkeit  bei 
Affektionen  der  Bauchorgane:  Alle  krankhaften  Prozesse,  die  sich  im  Ab- 
domen abspielen  und  den  Spannungszustand  der  Bauchmuskulatur  steigern, 
können  die  Auslösbarkeit  der  Bauchdeckenreflexe  verhindern  oder  erschweren. 
Chronisch  sich  entwickelnde  Prozesse  hindern  zwar  im  allgemeinen  das  Auf- 
treten der  Reflexe  nicht,  dagegen  gehen  sie  bei  rascher  sich  entwickelnden 
Auftreibungen,  die  zur  Spannung  des  schmerzhaften  Abdomen  führen,  in 
der  Kegel  verloren.  Halbseitiges  Verschwinden  sieht  man  ganz  gewöhnlich 
hei  akut -entzündlichen  Lokalaffektionen,  die  bei  gleichzeitiger,  mehr  um- 
schriebener Druckempfindlichkeit  des  Abdomens  ungefähr  über  der  Stelle 
des  erkrankten  Organs  eine  erhöhte  Muskelspannung  verursachen.  Ein 
typisches  Beispiel  ist  dafür  die  akute  Perityphlitis,  bei  welcher  in  ürenzfällen 
das  Fehlen  des  rechten  unteren  Bauchreflexes  für  die  Diagnose  von  Wichtig- 
keit sein  kann. 

Zum  Schluß  werden  einige  Kautelen  der  Untersuchung  besprochen. 
Die  störende  Anspannung  der  Bauchmuskeln  wird  am  besten  durch  ableitende 
Tnterhaltung  mit  dem  Patienten  überwunden.  Das  Streichen  darf  nicht  zu 
langsam  und  nicht  mit  einem  zu  stumpfen  Instrument  geschehen.  Bisweilen 
ist  eine  stumpfe  Nadel  zweckmäßig.  Eine  Untersuchung  im  Stehen  ist  in 
zweifelhaften  Fällen  der  im  Liegen  hinzuzufügen.  (Mann,) 

Sicard  (484)  hat  bei  größeren  Kindern,  die  an  Typhus  und  an  Appen- 
dicitis  erkrankt  waren,  täglich  die  Bauchreflexe  untersucht  und  macht  über 
seine  Ergebnisse  folgende  Mitteilungen: 

In  26  Typhusfällen  fand  er  22  mal  beiderseitige  Verminderung  oder 
Fehlen  der  Bauchreflexe;  rasches  Schwächen^erden  der  Reflexe  im  Anstieg 


326  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

der  Erkrankung,  Rückkehr  der  nonnalen  Reflexerregbarkeit  zugleich  mit  der 
Entfieberung  oder  kurz  zuvor.  Beim  Wiedererscheinen  der  Reflexe  ließ  sich 
im  allgemeinen  zuerst  der  obere  Reflex  wieder  auslösen. 

Bei  der  Appendicitis  konstatierte  der  Autor  häufig  rechtsseitiges  Fehlen 
oder  Verminderung  der  Reflexe,  zumal  der  unteren,  bei  normalen  linksseitigen 
Bauchdeckenreflexen;  zugleich  mit  der  Rekonvaleszenz  stellte  sich  auch  hier 
die  Reflexerregbarkeit  wieder  rasch  her. 

Diese  Verminderung  der  Reflexe  ging  teilweise  mit  gesteigertem,  patho- 
logischem Kontraktionszustand  der  Muskulatur,  teils  mit  abnormer  Mnskel- 
schlaflFheit  einher;  sie  fand  sich  auch  in  Fällen,  bei  denen  keine  Schmerzen 
vorhanden  waren.  (Brück,) 

Horsley  (250)  beschreibt  «inen  vom  Trigeminus  auslösbaren  Ohrreflex 
beim  Kaninchen.  Wenn  man  im  Bereiche  des  2.  Trigeminusastes  vor  allem 
an  dem  Foramen  infraorbitale  einen  Reiz  ausübt,  so  erfolgt  eine  Erhebung 
des  gleichseitigen  Ohres;  dieselbe  Bewegung,  die  doppelseitig  erfolgt,  wenn 
das  Tier  in  Furcht  geraten  flüchtet.  Durch  andere  Reize  ist  es  dem  Verf. 
nicht  gelungen,  dieselbe  Bewegung  auszulösen,  ausgenommen  durch  Gehörreize. 
Die  Reflexbewegung  ist  eine  durchaus  zweckmäßige,  indem  sie  beim  Heran- 
nahen von  Gefahr  die  Gehörswahmehmuug  verschärft.  Nach  experimentellen 
Untersuchungen  vermutet  Verf.,  daß  der  Reflex  über  die  hinteren  Vierhügel 
geht.  (Kramer.) 

IVtirallie  und  Gendron  (365)  untersuchten  den  diagnostischen  Wert 
des  Supraorbitalreflexes  in  Bezug  auf  die  Unterscheidung  zwischen  zentraler 
und  peripherer  Facialislähmung.  Sie  fanden  in  16  Fällen  von  zentraler 
Lähmung  den  Reflex  stets  deutlich  vorhanden.  8  mal  war  er  auf  der  gelähmten 
Seite  stärker,  wie  auf  der  gesunden  7  mal  beiderseits  gleich,  und  1  mal  auf 
der  gelähmten  Seite  schwächer.  Dagegen  war  jn  6  Fällen  von  peripherer 
Facialislähmung  der  Reflex  allemal  aufgehoben.  Über  die  Frage  der  Wieder- 
kehr des  Reflexes  im  Stadium  der  Heilung  und  über  die  prognostische  Be- 
deutung bezüglich  der  Heilungsdauer  der  peripheren  Facialislähmungen  stellen 
die  Verfasser  noch  nähere  Beobachtungen  in  Aussicht.  (Mann) 

Hndovemig  (255)  vertritt  seine,  schon  früher  ausgesprochene  Ansicht, 
daß  der  sogenannte  Supraorbitalreflex  kein  Reflex  sei.  Er  sieht  das  Phänomen 
ausschließlich  als  den  Ausdruck  einer  unmittelbaren  Ausbreitung  des  mecha- 
nischen Reizes  an  und  führt  dafür  besonders  4  Fälle  von  Exstirpation  des 
Ganglion  gasseri  an,  in  welchen  jede  Leitung  im  Trigeminus  ausgeschlossen 
war,  trotzdem  aber  der  Reflex  in  derselben  Stärke  wie  auf  der  gesunden 
Seite  nachweisbar  war.  (Mann.) 

Bei  einem  Paralytiker  mit  allgemeiner  Reflexsteigerung  konnte  Reuter 
(439)  bei  Reizung  der  Handfläche  neben  dem  gewohnten  Palmarreflex  (Finger- 
beugung) nach  Reizung  der  Handfläche  noch  folgenden  Vorgang  bemerken: 
Bei  leichter  Abduktionsbewegung  des  Unterarmes  wird  derselbe  nach  vorne 
gestoßen  und  gehoben,  macht  eine  leichte  Extensionsbewegung;  gleichzeitig 
erfolgt  leichte  Kontraktion  der  Schulter-  und  Clavikularpartie  des  Deltoideus 
und  des  Triceps.  Das  Phänomen  war  nur  bei  diesem  einen  Kranken  nach- 
weisbar. (Hudovemig.) 

Porli  und  Quidi  (166)  haben  das  Verhalten  des  Rachenreflexes  bei 
zahlreichen  gesunden  Personen  und  in  Fällen  von  funktionellen  und  organischen 
Gehirn erkrankungen  untersucht.  Bei  jüngeren  gesunden  Personen  wurde 
der  Reflex  in  15,8  7o  der  Fälle  vermißt,  während  er  bei  gesunden  Personen, 
die  älter  als  60  Jahre  waren  in  31,4^0  ^^r  Fälle  nicht  ausgelöst  werden 
konnte.  Bei  den  Hysterikern  fand  sich  die  Alteration  des  Reflexes  ver- 
schieden  stark  ausgeprägt,  je  nachdem  es  sich  um  schwerere  Formen  mit 


Diagnostik  der  Kr&Dkheitea  des  Nervensystems.  327 

£rampfeisclieinimgen  oder  um  melir  reine  psychische  Eormen  handelte 
(ibwesend  bei  den  ersteren  in  65,5  7o9  ^^i  ^^^  letzteren  in  31,35  %  der 
¥$üey  Bei  den  Epflq>tikern  wurde  der  Reflex  relativ  häufig  verändert 
geioodeD.  Bei  der  Paralyse  scheinen  die  Kranken  mit  fortgeschrittenen 
Foimen  weit  häufiger  eine  Abschwächung  oder  das  Fehlen  des  Reflexes  zu 
mgm  als  die  Kranken,  die  im  Beginne  der  Erkrankung  stehen.  Nach 
ebbender  Besprechung  der  an  diesem  Reflexe  beteiligten  anatomischen 
Bahoeo  and  sich  stützend  auf  die  klinischen  Erfahrungen  —  speziell  in 
Fallen  von  Hemiplegien  —  kommen  die  Autoren  zu  dem  Schlüsse,  daß  wir 
in  dem  Rachenreflex  einen  kortiko-nukleären  Reflex  erblicken  müssen,  und 
dafi  die  Absohwächuug  oder  Aufhebung  des  Reflexes  vorzüglich  durch 
Leitungsunterbrechungen  seines  zentripetalen  Schenkels  bedingt  sei.  Diese 
zeBtiipetale  Bahn  ist  sensorischer,  nicdit  sensibler  Natur.         (Merzbacher.) 

WMte  (557)  gibt  eine  neue  Methode  zur  Auslösung  der  Dorsalflexion 
der  großen  Zehe  bei  Läsion  der  Pyramidenbalinen  an.  Während  Oppenheim 
darch  Bestreichen  der  inneren  Seite  des  Unterschenkels  undGordon  durch 
festes  Kneten  der  Wadenmuskulatur  die  Dorsalflexion  erzielen,  will  Verf. 
durch  Bestreichen  der  medialen  Teile  der  Vorderseite  des  Obersdienkels 
mit  dem  Perkussionshammerstiel  eine  Dorsalflexion  der  großen  Zehe  erreichen 
aach  in  Fällen,  wo  zwar  die  Babinskische  Methode  den  Reflex  erzielte, 
aber  bei  der  Oppenheimschen  und  Gordonschen  Methode  eine  Wirkung 
aisblieb.  Da  die  Hautgebiete,  von  denen  Verf.  den  Reflex  auslöst,  dem 
1.  uüd  2.  Lumbaisegment  angehören,  das  spinale  Zentrum  des  ext.  hallucis 
lougas  aber  in  dem  Vorderhom  des  V.  Lumbaisegmentes  zu  suchen  ist,  so 
maß  das  zentripet^e  Neuron  dieses  V.  Lumbaisegment  erreichen.  Das  tat- 
sächliche Eintreffen  dieses  Postulates  glaubt  Verf.  histologisch  auch  nach- 
gewiesen zu  haben.  ^  (Baumann.) 

Morselli  (360)  bringt  Beobachtungen  über  den  von  Sciamanna 
(cfr.diesen  Jahresber.  1904)  beschriebenen  Unterarmreflex  bei  normalen  und 
kranken  Individuen.  (Meizbacher.) 

Lannois  und  Clement  (312)  kommen  in  ihrer  Arbeit  zu  folgenden 
fiesttltaten : 

1.  In  der  Narkose  findet  zuerst  ein  Verschwinden  der  Erregbarkeit  der 
flaat-  und  Augenreflexe  statt.  Die  Patellarreflexe  hingegen  erfahren  eine 
Steigerung  vor  dem  Verschwinden. 

2.  Der  Fußklonus  verhält  sich  nicht  wie  der  Patellarreflex ;  er  beginnt 
einige  Augenblicke  nacli  dem  Verschwinden  der  Augenreflexe  stärker  zu 
werden,  aber  anstatt  sich  im  Verlaufe  der  Narkose  abzuschwächen,  wächst 
er  and  besteht  selbst  noch,  wenn  der  Patient  aufwacht. 

3.  Diese  Steigerung  des  epileptiformen  Zittaus  ist  völlig  unabhängig 
von  dem  Tonus  der  Muskulatur;  sie  scheint  ihr  Maximum  während  der  voll- 
ständigen Lösung  zu  haben. 

4.  Das  Zentrum  des  Klonus  liegt  wahrscheinlich  zwischen  den  Zentren 
der  Sehnenreflexe  und  den  Zentren  der  organischen  Reflexe  der  Zirkulation 
nnd  der  Atmung;  daher  ist  es  von  Wichtigkeit,  das  epileptiforme  Zittern 
während  der  Narkose  zu  überwachen.  (Uamtuimu) 

Nach  CllAddock  (91)  gibt  es  4  Arten  von  Fußklonus:  1.  Wirklicher 
pathologischer  Fußklonus  als  ein  unzweideutiges  Zeichen  organischer  Nerven- 
erkrankung, ausgezeichnet  durch  die  Schnelligkeit  und  Regelmäßigkeit  der 
UoRiscben  Bewegungen  mit  Erschlaffung  der  Unterschenkelmuskeln.  2.  Wirk- 
licher physiologischer  Fußklonus,  bei  gesunden  Personen  vorkommend,  aus- 
gezeichnet durch  die  Spannung  der  Unterschenkelmuskeln.  3.  Wirklicher 
Reflexfufiklonus,    vorkommend   in  Venbindung   mit    chron.  Erkrankung    des 


328  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

Fußgelenkes.  4.  Falscher  Fußklonus,  bei  funktionellen  nervösen  Erkrankungen, 
ausgezeichnet  durch  die  Unregelmäßigkeit  der  Bewegungen  oder  durch  die 
Kontinuierlichkeit  der  vibrierenden  Bewegungen  nach  Beseitigung  des  aus- 
lösenden Aufwärtsdruckes,  derart,  daß  die  Vibration  zum  spontanen  Tremor 
wird.  Auf  Grund  seiner  Untersuchungen  kommt  Verf.  zu  folgendem  Schlüsse: 
Verlust  der  tiefen  Reflexe  beweist  das  Bestehen  einer  organischen  Erkrankung 
des  Reflexbogens;  Steigerung  der  tiefen  Reflexe  beweist  eine  organische 
Erkrankung  der  dazu  gehörigen  cerebro-spinalen  Bahnen.         (Baumarm.) 

Rolleston  (447)  hat  bei  einer  großen  Zahl  von  Diphtheriefällen  die 
Achillessehnenreflexe  untersucht  und  fand  diese  in  einer  erheblichen  Zahl 
der  Fälle  fehlend  oder  herabgesetzt,  wenn  auch  weniger  häufig,  als  dies 
beim  Patellarreflex  der  Fall  ist.  Es  sind  vor  allem  die  schweren  Fälle  von 
Diphtherie,  in  denen  die  Achillesreflexe  fehlen,  und  zwar  besonders  die, 
welche  mit  Lähmungen  einhergehen.  Die  Reflexverminderung  tritt  oft  schon 
am  Beginn  der  Krankheit  ein  und  kann  diese,  sowie  auch  die  Lähmungen 
überdauern,  Ungleichheit  der  beiden  Reflexe  kommt  auch  vor,  besonders 
zur  Zeit  der  Besserung.  (Kramer,) 

Als  Reflexe  der  distalen  Abschnitte  der  oberen  Extremität  werden  von 
V.  Bechterew  (3 7) folgende  aufgeführt:  Der  Palmarreflex,  der  in  einer  Kon- 
traktion des  M.  palmaris  brevis  besteht,  der  Metacarpophalangealreflex,  der 
sich  als  Flexion  der  Fingerphalangeu  bei  Reizung  der  dorsalen  Fläche  des 
Metacarpus  äußert,  der  Handreflex,  hervorrufbar  durch  Perkussion  der  SeRne 
des  M.  ulnaris  externus  dicht  über  dem  unteren  Ende  der  Ulna.  Der 
letztere  führt  zur  Extension  und  Abduktion  der  Hand.  Schließlich  sind  noch 
von  besonderer  Bedeutung  die  Reflexe  von  den  Sehnen  der  Hand-  und 
Fingerflexoren,  sowie  ein  Pronatorenreflex,  der  von  einer  Kontraktion  des 
M.  Pronator  quadratus  abhängt  und  durch  Perkussion  auf  den  Rand  der 
Ulna  erhalten  wird. 

Diese  Reflexe  können  einmal  in  dem  Falle  diagnostische  Bedeutung 
gewinnen,  wenn  sie  normale  oder  gesteigerte  Erregbarkeit  zeigen.  Aber 
auch  im  Falle  des  Fehlens  können  sie  trotz  ihrer  nicht  unbedingten  Konstanz 
verwendet  werden,  nämlich  dann,  wenn  sich  ein  ungleiches  Verhalten  auf 
beiden  Seiten  herausstellt.  Eigene  Untersuchungen  haben  nämlich  gezeigt, 
daß  eine  bilaterale  Ungleiclimäßigkeit,  resp.  einseitige  Entwicklung  dieser 
Reflexe  ein  relativ  seltenes  Vorkommnis  darstellt.  (Mann.) 

V.  Bechterew  (38)  äußert  sich  über  die  Natur  des  von  ihm  früher 
beschriebenen  Lumbofemoralreflexes.  Derselbe  ist  nach  McCarthy  nur  der 
Ausdruck  einer  mechanischen  Reizung,  die  durch  das  Knochengewebe  in  der 
Wirbelsäule  hindurch  das  Rückenmark  und  die  vorderen  Wurzeln  erreichen 
soll.  V.  Bechterew  hält  demgegenüber  die  reflektorische  Natur  der  Er- 
scheinung aufrecht  und  fuhrt  dafür  an,  daß  der  Reflex  nicht  nur  auftritt, 
bei  Beklopfen  der  Lendenwirbelsäule,  am  Orte  der  Wirbel  selbst,  sondern 
auch  in  ihrer  nächsten  Umgebung.  Ferner,  daß  bei  allgemeiner  Steigerung 
der  Sehnenreflexe  der  Lumbofemoralreflex  gleichzeitig  eine  Steigerung  zeigt, 
und  sogar  häufig  in  klonische  Form  übergeht.  (Mann.) 

Vitek  (538)  konnte  feststellen,  daß  bei  der  Perkussion  mit  dem 
Hammer  in  der  Gegend  des  1.  und  2.  Metatarsus  eine  leichte  Plantarflexion 
des  Fußes  zutage  trat. 

Nur  bei  pathologischen  Fällen  mit  spastischen  Erscheinungen  (spastische 
Parese  eines  Beines  luetischen  Ursprungs  und  bei  einer  spastischen  Para- 
parese)  stellte  sich  bei  seinen  Untersuchungen  eine^  dorsale  Extension  ein. 
Bei  der  Untersuchung  muß  der  Fuß  vertikal  auf  der  Unterlage  ruhen,  am 
besten  unter  leichter  dorsaler  Extension  aller  Zehen.  (Bendir.) 


Diagnostik  der  Krankheiten  des  Nervensystems.  329 

Engsfler  (146)  hat  an  einem  großen  Kindermaterial,  das  sich  aus 
1000  cerebrospinal  gesunden  Kindern  zusammensetzte,  den  Babinski sehen 
FuBsohlenreflex  untersucht,  um  festzustellen,  wie  lange  bei  den  jüngsten 
Kindern  normalerweise  an  Stelle  der  Beugung  eine  Streckung  der  Zehen 
erfolgt,  uod  zu  welchem  Zeitpunkt  der  Umschlag  von  normaler  Streckung 
znr  Beugung,  eintritt.  Er  fand,  daß  bei  neugeborenen  und  insbesondere 
frühgeborenen  Kindern  die  Dorsalflexion  die  Regel  bildet,  bei  Kindern  im 
dritten  Lebensjahre  die  Plantarflexion  fast  ausnahmslos  zu  beobachten  ist. 
Im  Laufe  des  ersten  und  zweiten  Lebensjahres  nimmt  die  relative  Häutig- 
keit der  Dorsalflexion  zu  Gunsten  der  Plantarflexion  ziemlich  gleichmäßig 
ab,  Ende  des  ersten  Lebensjahres  beträgt  sie  ungefähr  50  ^/^,  In  der  Periode 
des  Umschlages  der  Dorsalflexion  in  die  Plantarflexion  kommt  es  häutig, 
namentlich  im  zweiten  Lebensjahre  verhältnismäßig  oft  zum  Ausbleiben  des 
Reflexes.  (Bendix,) 

Valobra  und  Bertolotti  (533)  haben  einige  neue  Knochenreflexe 
der  unteren  Extremitäten  beobachtet.  Ihre  Untersuchungen  betrafen  500 
gesunde  Individuen.  Beim  Beklopfen  des  inneren  Fußknöchels  eines  auf 
dem  Bücken  liegenden,  mit  dem  Fuß  etwas  nach  außen  gerichteten  Indivi- 
dnams  entstand  in  35  "/o  ©iae  Kontraktion  der  Adduktoren  des  Schenkels 
derselben  Seite. 

Beim  Beklopfen  der  flachen  Unterseite  der  Ferse  bei  ausgestreckt  ge- 
haltenem und  ein  wenig  über  die  Bettfläche  erhobenem  Glied,  entsteht  in 
40  '/o  eine  Kontraktion  der  Abduktoren  des  Schenkels  der  entgegengesetzten 
Seite.  Beim  Beklopfen  des  inneren  Gelenkkopfes  des  Schenkelknochens 
oder  der  Anschwellung  des  Schienbeins  oder  der  Kante  desselben,  bei 
Bäckenlage  mit  angezogenen  Beinen  und  ein  wenig  geöffneten  Knieen  ent- 
steht in  60  \  eine  Kontraktion  der  Adduktoren  der  gleichen  Seite,  in  on% 
eine  Kontraktion  der  Adduktoren  beider  Seiten,  Beklopft  man  die  Knie- 
scheibe bei  Rückenlage  und  angezogenem  Beine,  so  macht  sich  in  50  7o 
der  Fälle  eine  Kontraktion  der  Adduktoren  der  entgegengesetzten  Seite 
bemerkbar.     Diese  Reflexe  verhalten  sich  fast  völlig  wie  die  Patellarreflexe. 

(Bendix.) 

Rothmann  (451)  hebt  in  seiner  Arbeit  die  Bedeutung  der  Haut- 
ond  Sehnenreflexe  für  die  Diagnose  der  verschiedensten  Affektionen  des 
Xerrensystems  hervor.  Er  begründet  die  Lehre  von  dem  spinalen  Ursprung 
der  Sehnenreflexe  und  geht  auf  die  viel  diskutierte  Frage  nach  dem  Ver- 
halten der  Sehnenreflexe  bei  völliger  Querdurchtrennung  des  Rückenmarks 
näher  ein. 

Besonders  hebt  er  die  diagnostische  Bedeutung  des  Babinskischen 
Zebenreflexes  hervor,  der  wie  alle  Hautreflexe  einen  komplizierten  Aufbau 
darstellt,  seinen  Sitz  in  der  Großhirnrinde  hat  und  sich  aus  den  Leistungen 
einer  Reihe  einander  übergeordneter  Zentren  zusammensetzt.  Die  Wichtig- 
keit des  Babinskischen  Zehenreflexes  geht  auch  aus  seiner  funktionellen 
Bedeutung  hervor,  die  sich  darin  offenbart,  daß,  wie  von  Kalischer  betont 
wurde,  normalerweise  die  Plantarreizung  bei  aufrecht  gehenden  Menschen 
sich  durch  Plantarflexion  der  Zehen,  respektive  durch  Andrücken  der  Zehen 
an  den  Fußboden  äußert.  Hierdurch  wird  die  Sicherheit  des  Ganges  erhöht. 
Bei  Hunden  und  neugeborenen  Kindern  mit  unentwickeltem  Gehirn  flndet 
sich  normalerweise  Dorsalflexion  der  Zehen.  Bei  ausgeprägtem  Babinski- 
schen Phänomen  kann  man  sehr  deutlich  beobachten,  daß  bereits  das  ein- 
lache Aufsetzen  des  Fußes  auf  den  Boden  beim  Gehen  die  dorsale  Flexion 
des  Ziehen,  vor  allem  des  Hallux  auslöst,  ein  Auto-Babinskisches  Zehen- 
phänomen.    Auch    der   Fußreflex  (Oppenheim),    der    harte  Gaumenreflex 


330  All^meme  Ätiologie,  Symptomatologie  uod 

(Henneberg)  und  der  r^flexe  buocale  (Toulouse  und  Yurpas)  sind  Eeflexe, 
die  iü  phylogenetisoh  alter  form  auftreten,  wenn  der  übermächtige  Einfluß 
der  G^ehimrinde  abgeschwächt  oder  aufgehoben  wird.  (Bendia.) 

Tl.  Hemiplegie. 

Orasset  und  Ganssel  (208)  beschreiben  als  ein  neues  Symptom 
der  organischen  Hemiplegie  die  Fähigkeit,  in  Bettlage  das  paretische  Bein 
isoliert  zu  erheben  neben  der  Unfähigkeit,  beide  Beine  gleichzeitig  zu  er- 
heben. Das  Symptom  steht  scheinbar  in  Widerspruch  mit  andern  bei 
Hemiplegikeru  beobachteten  Erscheinungen,  bei  denen  bekannterma&en  die 
bilateralen  assoziierten  Bewegungen  leichter  vor  sich  gehen,  wie  die  isolierten 
des  paretischeu  Gliedes,  die  Autoren  geben  aber  eine  vollkommea  be- 
friedigende Erklärung:  das  Symptom  beruht  auf  einer  Schwäche  derjenigen 
Eumpfmuskeln,  die  den  Oberkörper  während  der  Erhebung  der  Beine 
stabilisieren,  d.  h.  auf  der  Unterl€Lge  fixieren.  Wird  nur  ein  B^n  erhoben, 
so  hilft  das  andere  bei  der  Stabilisierung  des  Rumpfes  mit,  bei  Erbebung 
beider  Beine  gleichzeitig  müssen  die  Rumpf muskeln  die  gesamte  Arbeit 
leisten.  Wenn  man  die  Tätigkeit  dieser  Muskeln  dadurch  ersetzt,  daß  man 
durch  Druck  mit  den  Händen  auf  das  Becken  den  Rumpf  fixiert,  so  ist  die 
Hebung  beider  Beine  gleichzeitig  möglich.  (Mann.) 

Mirallier  und  G^endron  (354)  haben  6  Fälle  von  Apoplexie  beob- 
achtet, in  denen  sie  unmittelbar  nach  der  Attaque  die  Reflexe  untersuchen 
konnten,  sie  fanden  die  Sehnenreflexe  an  den  unteren  Extremitäten  un- 
mittelbar nach  dem  Anfall  stets  gesteigert,  das  Babinskische  Zeichen  war 
in  einem  Falle  schon  10  Minuten  nach  Eintritt  der  Apoplexie  nachweisbar, 
in  anderen  15 — 20  Minuten.  Die  spastischen  Erscheinungen  können  also 
nicht  auf  eine  sekundäre  Degeneration  der  Pyramidenbahn  zurückgeführt 
werden,  sondern  sind  ein  Ausdruck  der  Funktionsstörung  in  derselben.  Das 
Babinskische  Zeichen  ist  ebenso  wie  die  Reflexsteigerung  ein  Phänomen, 
welches  sofort  eintritt  und  die  Unterscheidung  von  hysterischer  Apoplexie 
gestattet.  Es  bleibt  während  der  ganzen  Krankheitsdauer  bestehen  und 
konnte  noch  wenige  Minuten  vor  dem  Tode  nachgewiesen  werden.  An  den 
oberen  Extremitäten  fand  sich  in  den  untersuchten  Fällen  teils  Aufhebung, 
teils  Steigerung  der  Sehnenreflexe.  (Mann,) 

Redlich  (428)  macht  darauf  aufmerksam,  daß  in  manchen  Fällen 
von  Hemiplegie  die  Hautreflexe  entgegen  der  bekannten  Regel  nicht  herab- 
gesetzt, sondern  parallel  mit  den  Sehnenreflexen  gesteigert  sind.  Zur  Er- 
klärung dieser  Erscheinung  geht  der  Verf.  aus  von  der  Annahme  eines 
kortikalen  Reflexbogens  für  die  Hautreflexe.  Er  stellt  sich  vor,  daß  unter 
Umständen  Reizzustände  im  Cortex,  vielleicht  auch  der  zu-  und  abführenden 
Bahnen,  die  bei  der  Natur  der  Läsion  doch  im  stände  sind,  hemipiuretische 
Erscheinungen  auszulösen,  eine  Erhöhung  der  Hautreflexe  bedingen  können, 
gleicli  wie  wir  bei  Reizzuständen  der  spinalen  Reflexzentren  mit  einer 
Erhöhung  der  Sehnenreflexe  seit  langem  rechnen.  Zwei  Tatsachen  sprechen 
besonders  für  diesen  Erklärungsversuch:  einerseits  der  Umstand,  daß 
in  der  Mehrzahl  der  Fälle,  wo  sich  eine  solche  Steigerung  der  Hautreflexe 
fand,  die  Lähmungserscheinuugen  relativ  wenig  ausgesprochen  waren  und 
zweitens,  daß  eine  relativ  große  Zahl  (5  von  7  Fällen)  Jacksonsche 
Epilepsie  zeigte.  (Mam.) 

Babinski  (18)  behandelt  in  einem  Vortrage  die  Difierentialdiagiioae 
zwischen  organischer  und  hysterischer  Hemiplegie.  Er  gibt  im  wesentlichen 
eine  Zussammenstellung  der  bekannten  und  zu  einem  großen  Teile  in  seinen 


Diagnostik  der  Krankheit«n  des  Nervensystems.  ggX 

Mheren  Arbeiten  geschilderten  Merkmale.  Unter  anderem  hebt  Verf.  be- 
sonders das  Platysmasymptom  hervor  (Ansbleiben  der  PlatysmAontraktion 
frei  Ofihen  des  Mnndes  usw.  auf  der  Seite  der  organischen  Hemiplegie), 
ferner  die  kombinierte  Bengong  Ton  Rumpf  und  Bein  beim  Aufrichten  aus 
der  Roekenlage,  die  ebenfalls  nur  bei  organischer  Hemiplegie  vorkommt. 
Bezüglich  der  Sehnenreflexe  betont  Verf.,  daß  bei  Hysterie  eine  Veränderung 
derselben  verhältnismäßig  selten  sei,  und  daß  echter  Fußktemis  hier  fast  nie 
zur  Beobachtung  komme.  Bei  den  Hautrefiexen  wird  hesonders  das  Zehen- 
pfaänomen  hervorgehoben.  Die  Ausführungen  beKuglich  der  aktiven  und 
pasaren  Beweglichkeit  enthalten  nur  allgemeine  bekannte  Tatsachen. 

(Krwner,) 

Koerber  (295)  teilt  folgenden  Fall  mit:  Ein  kräftiger  junger  Mann 
hat  Ton  11  Jahren  eine  Hemiplegie  im  Anschluß  an  Gelenkrheumatismus 
aqninert.  Die  Läfamungserscheinungen  gingen  so  weit  zurück,  daß  er  ohne 
wesentliche  Beeinträchtigung  wieder  schwere  Tagelöhnerarbeit  verrichten 
konnte,  nur  machte  sich  mit  der  Zeit  eine  hochgradige  Dorsalflexion  der 
Großzehe  des  ehedem  gelähmten,  jetzt  nur  noch  leicht  spastisch-paretischen 
rechten  Beines  geltend.  Bei  jeder  intendierten  Verkürzung  dieses  Beines 
wurde  der  Hallux  auf  das  stärkste  dorsalwärts  flektiert,  sodaß  er  sich  fast 
seniorecht  zur  Achse  des  Fußes  stellte.  Äußerst  heftige  Schmerzen,  hervor- 
gerufen durch  die  starke  Schwielenbildung  an  der  Strecksehne  dieser  Zehe, 
zwangen  den  Kranken  die  Arbeit  niederzulegen  und  ärztliche  Hilfe  auf- 
2a6Qchen.  Die  Tenotomie  des  Extensor  hallucis  longus  brachte  für  einige 
Monate  Besserung,  dann  aber  stellten  sich  die  alten  Beschwerden,  wenu  auch 
nicht  in  so  hohem  Grade  wie  vordem,  wieder  ein.  (Mann.) 

Löwy  (328)  schildert  ausführlich  einen  Fall  von  Mikrographie,  der 
im  Anschluß  an  einen  hemiplegischen  Anfall  entstanden  war.  Die  genaue 
Analyse  der  Schreibstörung  führt  den  Verf.  zu  der  Auffassung,  daß  die 
Ursache  der  Schreibstörung,  der  Mikrographie  und  des  Steckenbleibens,  des 
Festgehaltenwerdens  beim  Schreiben  unseres  Pat.  ein  Spannungszustand, 
ein  Rigor  ist,  der  mit  der  Aktion  zunimmt,  aber  auch  schon  mit  dem  Beginn 
derselben  gegeben  und  wirksam  ist.  (Schon  der  erste  Buchstabe  ist  ver- 
kleinert und  die  Schrift  von  Beginn  an  verlangsamt.)  Merkwürdigerweise 
ist  dieser  Rigor  nicht  etwa  ein  Ausdruck  einer  allgemeinen  Steigerung  des 
Tonns  der  betreffenden  Muskeln.  (Alle  anderen  Funktionen  der  Hand-  und 
Rngeraraskeln  sind  unbehindert.)  Er  trifft  nur  das  Schreiben,  also  nur 
pine  einzige  bestimmte  Koordination,  wodurch  dieser  Fall  bisher  einzig  da- 
steht Sonach  stellt  diese,  die  Mikrographie  verursachende  Rigidität  keine 
Muskelrigidität  im  gewöhnlichen  Sinne  dar,  sondern  ist  ein  eigenartiger,  ein 
anf  die  Schreibkoordination  beschränkter  Rigor,  der  während  der  Aktion, 
i  h.  Andauer  der  Inanspruchnahme  der  koordinatorischen  Tätigkeit  für 
das  Schreiben,  noch  zunimmt.  Ja,  selbst  ein  Aussetzen  der  Aktion  des 
Schreibens,  an  welche  dieser  Rigor  gebunden  ist,  ist  ohne  Einfluß,  wenn 
nicht  auch  gleichzeitig  eine  Änderung  des  Innervationsverhältnisses  der 
Muskeln,  eine  Unterbrechung  der  dauernden  Inanspruchnahme  „der  koordi- 
natorischen Einstellung  für  das  Schreiben"  erfolgt.  Denn  ein  Aussetzen, 
ohne  die  Feder  vom  Papier  abzuheben,  also  ohne  die  Koordinations- 
▼erhältnisse  zu  ändern,  erwies  sich  wirkungslos  für  die  Vollendung  der 
Buchstaben,  in  denen  der  Patient  stecken  geblieben  war,  —  Der  Rigor 
unseres  Patienten  ist  also  an  die  koordinatorische  Einstellung  für  das 
Schreiben  gebunden.  Verf.  bespricht  ausführlich  die  bisherige  Literatur 
äer  Mikrographie   und  findet,    daß   in    den   bisher   geschilderten  Fällen   ein 


332  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

allgemeiuer  Bigor  vorgelegen  hat,    im   Gegensatz   zu   der  Beschränkung 
desselben  im  vorliegenden  Falle  auf  eine  isolierte  Koordination. 

Bezüglich  der  Lokalisation  vermutet  er,  daß  die  Nachbarschaft  der 
Willkürbahnen,  insbesondere  vielleicht  der  Streifenhügel  eine  Region  der 
Tonusregulierung  im  Sinne  der  Herabsetzung  des  Tonus  sei.  Bei  Läsiooen 
dieser  Gegend  könne  es  zu  Rigor  kommen.  (Mann,) 

Weisenbnrg  (548)  beschäftigt  sich  in  seiner  interessanten  klinischen 
Studie  über  die  Hemiplegie  beim  Erwachsenen  hauptsächlich  mit  der  Here- 
dität, den  prä-  und  posthemiplegischen  Schmerzen,  der  Atmung,  dem  Odem, 
den  vasomotorischen  Störungen,  der  posthemiplegischen  Chorea  der  zerebralen 
Muskelatrophie  und  den  Arthropathieen.  Bezüglich  der  Heredität  hat  Verf. 
in  gewissen  Familien  eine  besondere  Prädisposition  für  Hemiplegie  beob- 
achtet, und  zwar  beruht  dies  wohl  auf  einer  Vererbung  eines  krankhaften  Zu- 
standes  der  Blutgefäße.  In  17  von  109  Fällen  bestanden  prähemiplegische 
Schmerzen  2  Monate  bis  2  Jahre  vor  dem  Anfall.  Die  Sclimerzen  sind 
zweifellos  kortikalen  Ursprungs.  Die  Ursache  ist  entweder  in  der  Blutkon- 
gestion oder  in  Ernährungsstörungen  zu  suchen.  Die  posthemiplegischen 
Schmerzen  teilt  Verf.  ein  in  leichte  unbedeutende,  ferner  in  parästhetische 
und  in  sehr  heftige  Schmerzen.  30  von  seinen  Fällen  zeigten  Sensibilitäts- 
störungen. Bezüglich  der  Atmung  wird  Jacksons  Ansicht  bestätigt,  daß 
die  oberen  luterkostalmuskeln  der  gelähmten  Seite  eine  größere  Ausdehnungs- 
amplitude bei  ruhiger  Atmung  haben  wie  auf  der  gesunden  Seite,  daß  aber 
bei  forcierter  Atmung  das  Verhältnis  umgekehrt  ist.  Starkes  Odem  fand 
Verf.  nur  in  2  Fällen.  Die  Tendenz  zu  Ödem  bei  Hemiplegie  wird  stärker 
bei  gleichzeitiger  Nephritis.  Vasomotorische  Störungen  kamen  sehr  häufig 
vor.  Die  sogen,  posthemiplegische  Chorea  ist  ungemein  selten.  Von  den 
Erklärungsversuchen  sagt  dem  Verf.  die  Ansicht,  daß  die  Bewegungsstörun/?en 
bei  Läsion  der  vorderen  Kleinhirnschenkel  in  ihrem  Verlauf  zu  den  sub- 
kortikalen Ganglien  entstehe,  am  meisten  zu.  Die  zerebrale  Muskelatrophie 
fand  sich  in  sämtlichen  beobachteten  160  Fällen,  in  einer  beträchtlichen 
Anzahl  sogar  auf  der  gesunden  Seite.  Über  die  Entstehung  bestehen  die 
verschiedensten  Theorieen.  Unter  Arthropathieen  bei  Hemiplegie  versteht 
Verf.  mit  Marie  die  Funktionsstörung  der  Gelenke  auf  dor  gelähmten  Seite, 
besonders  in  der  Schulter,  unter  starker  Beschränkung  der  willkürlichen  Be- 
wegungen. (Baumann.) 

Oansel  und  Massabnau  (194)  publizieren  einen  Fall,  bei  dem  nach 
einem  Trauma  der  1.  Parietalgegend  eine  rechtsseitige  Hemiplegie  mit  Henii- 
ataxie  entstand.  Diese  Ataxie  unterschied  sich  von  der  spinalen  durch  Er- 
haltensein der  Sensibilität  und  des  Muskelsinnes,  durch  Abw^esenheit  von 
Hypotonie,  Abwesenheit  von  Romberg  usw.  Es  bestand  eine  Einsenkung  des 
Schädelgewölbes  mit  Vorspringen  eines  Knochensplitters,  der  die  Hirnsub- 
stanz komprimierte.  Die  Beseitigung  dieses  Splitters  genügte,  um  eine  be- 
trächtliche Besserung  der  Hemiplegie  und  der  Hemiataxie  herbeizuführen. 
Dieser  Fall  ist  nach  Ansicht  der  Verff.  der  einzige  von  traumatischer  Hemi- 
plegie, bei  dem  die  posthemiplegischen  Bewegungsstörungen  ataktischer  Art 
waren.  Die  interessanteste  Seite  ihrer  Beobachtung  ist  nach  den  Verflf.  die 
ausgezeichnete  Wirkung  der  chirurgischen  Behandlung.  (Baumatm,) 

Müller  (363)  beobachtete  bei  zerebraler  Hemiplegie  leichte  Fonnen 
von  Blasenstörungen  nach  der  Art  derjenigen,  die  bei  der  multiplen  Sklerose 
kaum  jemals  ganz  vermißt  werden.  Natürlich  dürfen  bei  der  Bewertung 
dieses  Symptoms  gelegentliche  Fehlerquellen  (Prostatahypertrophieen,  Ver- 
blödimgsprozesse  usw.)  nicht  übersehen  werden.  Diese  Beeinträchtigung  der 
Blasenfunktion  fand  sich  vornehmlich   bei  einseitigen  Großhirn erkrankungen 


Diagnostik  der  Krankheiten  des  Nervensystems.  333 

in  Verbindung  mit  ausgeprägten  motorischen  Störungen  der  Extremitäten. 
Eine  ausführliche  Besprechung  seiner  Kasuistik  wird  Verf.  später  veröffent- 
lichen. (Baumann.) 

Erben  (148)  teilt  ausführlich  den  Befund  bei  einer  simulierten  Hemi- 
plegie mit  Der  betreffende  Patient  führte  sein  Leiden  auf  einen  Unfall 
zurück.  Es  bestand  eine  schlaffe  Lähmung  des  Armes  und  eine  Beinlähmung 
mit  hochgradiger  Kontraktur,  die  nicht  überwunden  werden  konnte.  Daneben 
fand  sich  eine  komplette  Hemianästhesie,  die  allen  Versuchen  standhielt,  nur 
im  Gesicht  war  die  Sensibilität  noch  etwas  erhalten.  Verfasser  hat  mit  dem 
Patienten  eine  Anzahl  Versuche  angestellt,  die  alle  darauf  hinzielen,  den 
Nachweis  zu  führen,  daß  bei  Ablenkung  der  Aufmerksamkeit  die  gelähmten 
Aimmuskeln  funktionieren  und  die  Kontraktur  des  Beines  ebenfalls  über- 
wunden wird.  Während  es  unmöglich  war,  das  Bein  gegen  den  Rumpf  zu 
beugen,  gelang  es  umgekehrt,  den  Rumpf  gegen  das  Bein  zu  beugen.  Wäh- 
rend der  Arm  nach  passivem  Erheben  schlaff  herunterfiel,  so  wurde  er,  wenn 
die  Aufmerksamkeit  durch  Untersuchung  an  den  Fingern  abgelenkt  wurde, 
für  einen  Augenblick  hochgehalten.  Beim  Gehen  traten  Pendelbewegungen 
der  Anne  ein  usw.  Durch  alle  diese  Versuche  hält  Verfasser  den  Beweis 
der  Simulation  für  erbracht.  Referent  kann  dem  nicht  unbedingt  beipflichten, 
da  alle  diese  Erscheinungen  auch  bei  hysterischen  Lähmungen  zu  beobachten 
sind.  (Kramer.) 

Dejerine  und  Roussy  (128)  teilen  ihre  Beobachtungen  bei  einem 
Blindgeborenen  mit,  welche  im  Anschluß  an  eine  Hemiplegie  eine  konjugierte 
Deviation  des  Kopfes  und  der  Augen  darbot.  Es  handelte  sich  um  eine 
71jährige  Frau  mit  linksseitiger  Hemiplegie,  deren  Kopf  und  Augen  nach 
rechts  gerichtet  waren.  Es  wurden  bei  der  Autopsie  in  der  rechten  Hemi- 
sphäre drei  Erweichungsherde  gefunden,  von  denen  der  größte,  im  Lobus 
fusiformis,.  die  beiden  kleineren  in  der  dritten  Temporalwindung,  respektive 
an  der  Grenze  der  dritten  Occipitalwindung  und  des  Lobus  lingualis  lagen. 
Aus  den  Beobachtungen  an  diesem  Falle  ziehen  die  Autoren  den  Schluß, 
daß  die  Hemianopsie  nicht  die  Ursache  der  Deviation  zu  sein  braucht,  wenn 
auch  Hemianopsie  und  Deviation  häufig  zugleich  bei  demselben  Kranken 
vorkommen,  da  bei  dem  mitgeteilten  Falle  die  konjugierte  Deviation  der 
Augen  und  des  Kopfes  bei  der  Blinden  auftreten  konnte,  bei  der  das  korti- 
kale Schzentrum  keinesfalls  ausgebildet  sein  konnte.  Auch  könne  die 
Deviation  nicht  immer  eine  Lähmungserscheinung  sein,  wogegen  die  Mög- 
lichkeit, diese  zu  korrigieren,  spreche  und  die  bei  der  Kranken  von  ihnen 
beobachtete  Kontraktur  der  Nackenmuskulatur  an  der  gesunden  Seite. 

Das  kortikale  Innervationszentrum  der  Kopf-  und  Augenbewegungen 
könne  bezüglich  seiner  Lokalisation  oder  seiner  Projektionsbahnen  kein  ein- 
heitliches sein,  da  auch  dissoziierte  Kopf-  und  Augenbewegungen  verschiedent- 
lich beobachtet  worden  sind.  (Bendir.) 

Der  Fall,  welchen  Dlipre  und  Camus  (140)  mitteilen,  bietet  höchst 
bemerkenswerte  Eigentümlichkeiten  dar  und  zwar  beruhen  die  krankhaften 
Störungen  auf  einer  Entwicklungsstörung  der  motorischen  Bahnen  infolge 
mangelhafter  Kreuzung  der  Pyramiden  sowie  der  homolateralen  Bahnen 
beider  Seiten.  Ganz  besonders  interessant  ist  in  dem  Falle  noch  das  Be- 
stehen einer  doppelten  Hemiplegie  bei  demselben  Individuum,  die  Deutung, 
welche  jeder  dieser  Hemiplegien  gegeben  werden  muß,  und  die  Frage,  welchen 
Einflnß  eine  infantile  Hemiplegie  auf  eine  spätere  Hemiplegie  des  Kranken 
ausgeübt  hat.  Es  handelte  sich  um  einen  43  Jahre  alten  Potator,  welcher 
in  früher  Jugend  eine  rechtsseitige  Hemiplegie  erlitten  hatte  und  in  einem 
Zustande  von  Demenz  und  Aufgeregtheit  mit  dysarthrischer  Sprachstörung 


334  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

zur  Beobachtung  kam.  Einige  Zeit  darauf  eutwickelte  sich  bei  ihm  eiue 
linksseitige  Hemiplegie,  welche  zum  Exitus  führte.  Die  zum  Tode  fiihreude 
linksseitige  Hemiplegie  hatte  ihren  Grund  in  einem  Erweichungsherde  des 
linken  Frontallobus  infolge  Embolie  der  Arteria  fossae  Sylvii.  Die  Hemi- 
plegia  dextra  rührte  von  einer  infantilen  Eucepbalopathie,  welche  fast  aus- 
nahmslos die  rechte  Gehirn hemisphäre  einnahm  und  zur  Agenesie  der  rechten 
Pyramide nbahneu  geführt  hatte.  Die  Dekussatio  pyramidum  war  nur  eiue 
teilweise  und  asymmetrisch;  die  rechte  Pyramide  war  kleiner  als  die  linke 
infolge  von  Agenesie.  Die  geistige  Schwäche  rührte  von  den  Defekten 
infolge  der  infantilen  Meningoeucephalitis  her.  Für  die  in  der  Entwicklung 
gehemmte  rechte  Gehirnhälfte  war  die  homolaterale  linke  Hemisphäre  ein- 
getreten und  hatte  die  Innervation  der  linken  Körperhälfte  übemonmien. 

Die  Aphasie  bei  der  termin^üen  motorischen  Sprachstörung  hing  mit  den 
Zerstörungen  des  linken  Frontallappens  und  der  Insel  zusamiuen.     (Beiidix.) 

Raymond  (424)  erörtert  den  Fall  einer  urämischen  Hemiplegie  bei 
einer  41jährigen  Frau.  Sie  litt  an  chronischer  Nephritis  und  bot  Erschei- 
nungen dar,  wie  Kopfschmerz,  Erbrechen  und  Sehstörungen,  welche  als 
urämische  gedeutet  werden  müssen  und  in  Zusammenhang  zu  bringen  sind 
mit  einer  rechtsseitigen  Hemiplegie,  welche  die  auf  Hysterie  verdächtige 
Patientin  erkennen  ließ.  Wahrscheinlich  handelt  es  sich  um  eiue  auf  urä- 
mischer Intoxikation  beruhenden  Encephalitis.  (Bendia.) 

Heilbronner  (229)  macht  auf  eine  bei  frischer  Hemiplegie  auffallende 
Erscheinung  aufmerksam.  Es  erscheint  die  Außen-  wie  die  Innenkontur 
des  Oberschenkels  von  der  Achse  des  Beines  abgerückt,  letztere  zuweilen  die 
Medianlinie  überschreitend,  der  ganze  Oberschenkel  verbreitert,  oft  ..aus- 
einandergeflossen", der  antero-posteriore  Durchmesser  entsprechend  verändert. 
Wälirend  die  Zirkumferenz  des  gesunden  Oberschenkels  eine  annähernde 
Kreislinie  darstellt,  macht  der  gelähmte  den  Eindruck  eines  platten  Ovds. 
Das  „breite  Bein"  gehört  zu  den  konstauten  Erscheinungen  der  frischen 
Hemiplegien  und  ist  ein  Ausdruck  derselben  Hypotonie,  wie  wir  sie  bei  den 
Gelenken  infolge  von  vermindertem  Gefühl  des  Widerstandes  bei  passiven 
Bewegungen  und  der  Möglichkeit  extremer  Exkursionen  in  den  Gelenken 
wahrnehmen.  Mit  dem  Wiedereintritt  des  reflektorischen  Tonus  der  Ober- 
schenkelmuskulatur verschwindet  das  „breite  Bein".  (Bendix.) 

Frey  (176)  teilt  einen  Fall  von  Blutung  im  linken  Thalamus  opticus 
mit,  welche  auch  gleichzeitig  die  innere  Kapsel  leicht  lädierte  und  eine 
rechtsseitige.  Hemiplegie  verursachte.  In  der  gelähmten  oberen  Extremität 
sowie  auch  im  unteren  Eacialis  bestand  eine  ziemlich  große  Kontraktur,  in  der 
unteren  Extremität  nur  Hypotonie.  Später  wird  an  der  kontrakturierten 
oberen  Extremität  Athetose  bemerkt,  welche  dann  beständig  wird.  In  diesem 
Fall  schien  aus  einem  inveterierten  Thalamusherd  die  Hemiathetose  zu  ent- 
stehen. F.  folgert  aus  seinen  Untersuchungen,  daß  die  hemiplegischen 
Bewegungsstörungen  wahrscheinlich  durch  Läsionen  des  Sehhügels  oder  der 
Regio  hypothalamica  verursacht  werden,  und  daß  der  Sehbügel  ein  Koordi- 
nationszentrum ist.  (Bendix,) 

Jones  (278)  hat  die  Ursachen  der  hemiplegischen  Stönmgen  auf 
Gri;nd  von  Gefäßveränderungen  eingehend  studiert  und  gefunden,  daß  Bett- 
ruhe und  Schlaf  gegen  die  zerebrale  Blutung  wirken;  die  Tageszeit  hat 
keinen  besonderen  Einfluß.  Bewußtlosigkeit  tritt  zum  Beginn  in  der  Hälfte 
der  Fälle  ein  bei  Thrombosen  und' in  ^/^  der  Fälle  von  Blutungen.  Intra- 
ventrikuläre Blutung  ruft  gewöhnlich  keine  Bewußtlosigkeit  hervor.  Am 
meisten  treten  Todesfälle  am  ersten  Tage  bei  jüngeren  Leuten  ein;  ältere 
Personen  pflegen  erst  nach  Wochen  zu  sterben.  (Bendix.) 


Diagnostik  der  Krankheiten  des  Xervensystems.  335 

YII.  Vasanotoritelit  Symfttm. 

Haskovec  (223)  teilt  nach  eingehender  Besprechung  der  bisherigen 
das  Verhalten  des  Bhitdruckes  betreffenden  Untersuchungen,  seine  eigenen 
Versuche  mit,  die  er  an  Gesunden  sowie  an  Nervenkranken,  besonders  bei 
Neurasthenie  und  traumatischer  Neurose,  gemacht  hat.  Die  normalen  Durch- 
schnittszahlen (mit  dem  Gärt n ersehen  Tonometer  gemessen)  betrugen  bei 
Männern  100 — 110  mm,  bei  Frauen  90  mm.  Potatoren  und  starke  Raucher, 
sowie  intensiv  geistig  Arbeitende  zeigen  einen  etwas  höheren  Blutdruck, 
ebenso  reizbare  Individuen.  Abends  ist  der  Druck  gewöhnlich  etwas  höher 
wie  am  Tage,  die  Gravidität  hat  keinen  Einfluß,  psychische  Erregung  steigert 
den  Druck  um  20  mm  und  mehr. 

Die    eingehenden    tabellarisch    dargestellten    Untersuchungen    an   105 
Kranken   ergaben,   daß  dem  Blutdruckbefund    vorläufig   nicht   ein   so   hoher 
diagnostischer  Wert  beigelegt  werden  kann,  wie  manche  Autoren  (besonders 
Strauß    für    die    traumatischen    Neurosen)    es    wollen.       In    den    gleichen 
klinischen  Formen  der  Neurasthenie  zeigt  der  Blutdruck  durchaus  nicht  ein 
konstantes   Verhalten;   bei   denselben   Formen   kann   sich   ein   sub-  und  ein 
supranormaler  Druck  finden.     Es  findet  sich  auch  kein  konstanter  Parallelis- 
I      mus  zu    den    Beschwerden    des   Kranken,    Kopfschmerzen,    Schlaflosigkeit. 
Ein  erhöhter  Druck  bis  etwa  zu  130  mm  kann  nicht  immer  als  pathologisch 
I      angesehen   werden,   er  kann  auch   durch  psychische  Erregung  bedingt  sein. 
j      Immerhin  ist  aus  der  Tabelle  ersichtlich,  daß  das  Bestehen  erhöhten  Blut- 
i      druckes   bei   nervösen   Erregungszuständen    ein  recht   häufiges   Vorkommnis 
!      ist.    H.  meint,    daß  diese  Untersuchungen  bei  traumatischen  Neurosen   be- 
sonderen Wert  bekommen   würden,    wenn   es  möglich  wäre,    als  Grundlage 
unserer  Beurteilung   die  Durchschnittszahlen   zu  verwerten,   welche  aus  den 
Messungen  vor  dem  Unfälle  und  in  verschiedenen  Zeiten  nach  dem  Unfälle 
gewonnen    wurden.       Manche    interessante    Einzelbeobachtung,    welche    die 
Arbeit  noch  enthält,  muß  hier  übergangen  werden.  (Mann.) 

Jossilewsky  (279)  untersuchte  den  Einfluß  verschiedener  Körper- 
Stellungen  und  körperlicher  Anstrengungen  auf  die  Pulsfrequenz.  Alle  unter- 
suchten normalen  Personen,  mit  Ausnahme  von  3  Patienten,  zeigten 
Differenzen  zwischen  der  Pulsfrequens  im  Stehen  und  im  Liegen,  und  zwar 
fanden  sich  2  Typen  der  Pulsdifferenz  in  den  beiden  Körperstellungen  (große 
und  geringe  Diflferenzen),  die  bei  wiederholten  Untersuchungen  ihren  Charakter 
beibehalten.  Die  Pulsfrequenz  im  Liegen  ist  konstanter  als  die  im  Stehen. 
Sie  kann  in  seltenen  Fällen  selbst  bei  Kranken,  die  kein  vitium  cordis 
haben,  gelegentlich  auch  höher  sein  als  wie  im  Stehen.  Das  psychische 
Wesen,  sei  es  in  Form  einer  Depression,  oder  starker  Labilität,  kann  sich 
in  einer  Verringerung  oder  einer  Steigerung  der  Pulsfrequenz  ausdrücken, 
psychische  Momente,  wie  Schreck,  plötzliche  Erregung  usw.  nifen  eine  Be- 
schleunigung des  Pulses  hervor. 

Wichtig  sind  einige  Beobachtungen  über  die  traumatische  Neurose. 
J.  macht  darauf  aufmerksam,  daß  hohe  Pulszahlen,  die  durchaus  nicht 
pathognomonisch  seien,  auch  bei  Gesunden  vorkommen,  besonders  im  Stehen. 
Außerdem  hat  er  festgestellt,  daß  traumatische  Neurosen,  die  im  Stehen 
hohe  Pulszahlen  aufweisen,  im  Liegen  vollkommene  normale,  ja  sogar  oft 
eine  Bradykardie  zeigen  können.  Große  Schwankungen  in  aufrechter  nud 
Gleichmäßigkeit  in  horizontaler  Haltung  wurde  regelmäßig  beobachtet.  Diese 
Erscheinungen  können  jedoch  nicht  als  spezifisch  für  die  traumatische  Neu- 
rose angesehen  werden,  sondern  kommen  überall  da  vor,  wo  die  psychischen 
Punktionen  mehr  oder  weniger  labil  sind.    Die  Hysterischen  zeigen  im  Liegen 


33(3  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  and 

höhere  Worte  wie  die.Neurasthenischen.  Bei  den  .letzteren  dagegen  zeigen 
sich  entsprechend  dem  Grade  des  Erschöpfungszustandes,  die  Unterschiede 
zwischen  der  Pulsfrequenz  im  Liegen  und  Stehen  höher,  d.  h.  je  stärker 
der  Erschöpfungszustand,  desto  höher  ist  die  Frequenz  im  Stehen. 

Jede  Muskelanstrengung  verursacht  eine  Erhöhung  der  Pulsfrequenz, 
die  gleich  nach  dem  Aufhöhren  der  Anstrengung  sukzessive  abnimmt  Diese 
Abnahme  vollzieht  sich  nach  relativ  leichter  Anstrengung  (ömaligem  Klettern) 
schon  im  Verlauf  von  einer  Minute.  Ist  dies  nicht  der  Fall,  so  haben  wir 
es  mit  einem  starken  Erschöpfungszustand  zu  tun. 

Nach  einer  Muskelanstrengung  tritt  im  Liegen  zunächst  Verlangsamung 
und  erst  nach  etwa  2  Minuten  eine  normale  Pulsfrequenz  ein.       (Mann,) 

Um  einen  Einblick  in  die  Häufigkeit  und  die  Art  des  Vorkommens 
der  Dermographie  zu  bekommen,  stellte  Stursberg  (507)  an  90  Männern, 
84  Frauen  und  70,  meist  nur  poliklinisch  beobachteten,  Kindern  Unter- 
suchungen über  die  Reaktion  der  Haut  auf  mechanische  Reize  in  der  Weise 
an,  daß  er  mit  dem  abgerundeten  Ende  einer  metallenen  Bleistifthülse  mit 
mäßigem  Druck  und  mäßiger  Schnelligkeit  Striche  über  die  Brust,  den 
oberen  Teil  des  Rückens  und  gelegentlich  anderer  Körperteile  ausführte. 
Er  fand,  daß  sich  dadurch  Rötung  der  Haut  bei  der  großen  Mehrzahl  aller 
Untersuchten  nachweisen  ließ,  und  daß  völliges  Fehlen  dieser  „Reizrötung** 
sehr  selten  war.  Stärkere  Grade  fanden  sich  bei  Berücksichtigung  der 
Durchschnittszahlen  allerdings  besondei-s  häufig  bei  Neurosen,  indes  zuweilen 
auch  bei  Personen  ohne  jede  nervöse  Störung.  Wesentliche  diagnostische 
Bedeutung  kommt  demnach  der  Dermographie  nicht  zu.  (Brück,) 

Kern  (288)  hat  bei  100  Soldaten  des  zweiten  Jahrgangs,  die  obne 
jede  Beschwerde  den  Anforderungen  des  militärischen  Dienstes  genügten, 
Untersuchungen  über  das  Verhalten  des  Pulses  in  Ruhe  und  bei  mäßigen 
Anstrengungen  gemacht,  um  aus  den  hierbei  etwa  zu  konstatierenden 
Anomalieen  rückwärts  zu  schließen,  welche  Herzstörungen  wohl  mit  dem 
Ertragen  aller  Strapazen  des  Militärdienstes  vereinbar  seien.  Er  fand  in 
24  ^/o  der  untersuchten  Fälle  Abweichungen  von  der  Norm,  die  im  wesent- 
lichen in  besonders  starker  Erhöhung  der  Pulsfrequenz  beim  Treppensteigen 
und  in  erheblich  verlängerter  Zeit  bis  zur  Rückkehr  auf  die  normale  Puls- 
zahl bestanden.  (Bruch,) 

Kress  (300)  berichtet  über  zwei  Fälle,  bei  denen  im  Anschluß  an 
psychische  Erregungen  ganz  bestimmter  Art  anfallsweise  Zustände  tou  Angst, 
bchmerzen  in  der  Herzgegend,  allgemeiner  Unruhe  und  starker  Reizbarkeit 
auftraten ;  während  dieser  Anfälle  war  zweifellose  Verbreiterung  des  Herzens 
nach  rechts  und  nach  links  perkutorisch  nachzuweisen.  Zugleich  bestand  stark 
beschleunigte  und  inäquale  Herztätigkeit.  Nach  einer  halben  Stunde  bei 
dem  einen  Patienten,  2 — 48  Stunden  bei  dem  andern,  trat  Beruhigung  und 
Rückkehr  des  Herzens  zu  normaler  Größe  und  Tätigkeit  ein.  In  beiden 
Fällen  handelte  es  sich  um  neuropathische  und  nervös  belastete  Individuen 
im  Alter  zwischen  20  und  30  Jahren.  (Brück.) 

Fried  (176)  erörtert  die  Pathogenese  der  Bradykardie  im  allgemeinen 
und  des  Stokes-Adamsschen  Symptomenkomplexes  im  speziellen;  für 
letzteren  nimmt  er  als  die  wahrscheinlichste  Erklärung  eine  Erregung  der 
Hirnrinde  und  der  medullären  Zentren  an  und  lehnt  die  anderen  Theorieen 
ab.  Er  berichtet  über  einen  Fall  von  starker  Bradykardie  mit  epileptoiden 
Anfällen  (Bewußtseinsverlust,  klonisch-tonische  Krämpfe,  Erbrechen),  bei 
einem  19jährigen  Jüngling  vorübergehend  beobachtet,  den  er  dem  genannten 
Symptomenkomplex  zurechnet.  (Brück.) 


Diagnostik  der  Krankheiten  des  Nerrensystems.  337 

Eemper  (287)  gibt  die  Krankengeschichte  eines  5jährigeD  Knaben, 
der  während  einer  längeren  Beobachtnngszeit  dauernd  sehr  erhebliche  Herab- 
setzung der  Pulsfrequenz  darbot,  außerdem  in  längeren  Intervallen  an  Ohn- 
mächten und  Krämpfen  litt;  bei  physikalischer  Untersuchung  fand  sich  Herz- 
hjpertrophie  und  mitunter  Bigeminie.  Die  Sektion  bestätigt  die  Herzhyper- 
trophie, zeigte  das  Endokard  an  der  Hinterwand  des  linken  Ventrikels  in 
mäßiger  Ausdehnung  weißlich  getrübt  und  teilweise  schwielig  verdickt; 
außerdem  ergab  sich  eine  starke  Vergrößerung  der  rechtsseitigen  Bronchial- 
drüsen, geringere  der  linken.  Diese  können  nach  des  Autors  Ansicht  durch 
periphere  Vagusreizung  als  ursächliches  Moment  für  die  Pulsverlangsamung 
und  Bigeminie  in  Betracht  kommen.  Kemper  sieht  den  Fall  als  zugehörig 
zum  Stokes-Adamsschen  Symptomenkomplex  an.  (Brück,) 

IdChtheim  (319)  publiziert  einen  bereits  früher  von  ihm  vorgestellten 
Fall  von  Adams-Stokesscher  Krankheit.  Bei  genauerer  Analyse  der 
Spbjgmogramme  und  im  Verlaufe  der  Beobachtung  ergab  sich  die  Tatsache, 
daß  die  Arterienpulse  nicht,  wie  ursprünglich  angenommen  wurde,  einen 
aliqaoten  Teil  der  Venenpulse  darstellen,  sondern  daß  Kammer  und  Vorhof 
rollständig  unabhängig  von  einander  arbeiteten,  daß  also  nicht  ein  Herz- 
block im  engeren  und  ursprünglich  von  His  angenommenen  Sinne  des 
Wortes  vorhanden  war,  sondern  „atrioventrikuläre  Arhythmie"  bestand.  In 
diesem  Falle  konnte  durch  Registrierung  von  Extrasystolen,  die  nach  dem 
Typus  der  von  den  Venenmündungen  ausgelösten  verliefen  (bei  vollständig 
anderer  Vorhofsschlagf olge !),  zum  ersten  Male  am  lebenden  Menschen  die 
TOD  Hering  am  Tier  bewiesene  automatische  Kontraktion  der  Ventrikel 
»chergestellt  werden. 

Als  wahrscheinlichste  Ursache  dieser  Störung  nimmt  Lichtheim  eine 
Erkrankung  des  His  sehen  Bündels  an.  (Brück,) 

Medea  (343)  teilt  nach  kurzer  historischer  Einleitung  (in  der  er 
darauf  aufmerksam  macht,  daß  schon,  lange  vor  Adams,  Morgagni  das 
Krankheitsbild  der  sogenannten  Stokes-Adamsschen  Krankheit  treu  ge- 
zeichnet hat)  eine  Anzahl  von  Krankengeschichten  mit,  von  denen  sich  die 
ersten  auf  Fälle  von  Bradykardie  beziehen,  die  zum  Teil  mit  anderen 
Störungen  des  Kreislaufsapparates  und  des  Nervensystems  einhergehen,  zum 
Teil  die  einzige  nachweisbare  Veränderung  darstellen,  die  aber  jedenfalls  die 
andern  Komponenten  des  Symptomenkomplexes  Stokes-Adams  vermissen 
lassen. 

Darauf  folgt  der  Bericht  über  3  Fälle  von  wahrer  Adams-Stokesscher 
Kiaokheit,  von  denen  zwei  zur  Autopsie  gekommen  sind.  Die  Fälle  selbst 
bieten  klinisch  keine  besonderen  Abweichungen  vom  typischen  Krankheits- 
Mi  Die  Autopsie  ergab  beim  ersten:  Schlaffheit  und  Verfettung  des 
Myokards,  Stauungsniere,  Atherom  der  Aorta,  des  Truncus  basilaris  und  des 
Circidas  Willisii;  beim  zweiten  Fall:  Hyperämie  des  Bulbus,  Atherom  des 
Circulus  Willisii,  des  Truncus  basilaris  und  der  Vertebralarterien,  leichte 
chronische  Nephritis  mit  Hypertropliie  des  linken  Ventrikels.  Keine  er- 
heblichen Veränderungen  der  Vaguskerne  und  -wurzeln  (nicht  mit  feineren 
Methoden  untersucht!),  keine  Arteriosklerose  im  Bulbus. 

Im  Anschluß  an  diese  Fälle  erörtert  Medea  die  Pathogenese  der 
Krankheit.  Von  den  früheren  Theorieen  weist  er  sowohl  diejenige,  welche 
die  Herzveränderungen  in  den  Vordergrund  stellt,  wie  die,  welche  Läsionen 
an  den  nervösen  Zentren  durch  Gefäßveränderungen  im  Bulbus  verantwort- 
lich macht,  zurück.  Er  glaubt  auch,  daß  die  Theorie  einer  chronischen 
Urämie  (Huchard)  durchaus  nicht  zutreffend  sein  könne,  und  lehnt  ebenso 
die  Hypothese,   welche  Reizung  des  Vagus  (Cardarelli)  oder  Läsionen  an 

JihRsberieiit  f.  Neurologie  und  Psychiatrie  1906.  22 


338  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

dessen  Wurzeln  und  Kernen  (Brissaud)  pathogenetisch  Terantwortlich  macht, 
ab.  Allerdings  glaubt  er  die  Ta;tsache,  daB  die  Atropininjektionen,  die  bei 
allen  andern  Fällen  Ton  Bradykardie  eine  Pulsbeschleunigung  erzeugten,  in 
den  3  Fällen  von  Stokes-Adams  ohne  Erfolg  blieben,  kaum  anders  er- 
klären zu  können,  als  durch  eine  bulbäre  Vagusreizung  (?),  doch  kann  er 
sich  andrerseits  nicht  vorstellen,  daß  eine  solche  Vaguskemreizung  so  lange, 
wie  in  seinen  Fällen  bestehen  könne,  ohne  Störungen  in  den  anderen,  vom 
Vagus  versorgten  Organen  hervorzurufen. 

Medea  glaubt,  unter  Hinweis  auf  Beobachtungen  und  Experimente  toa 
Fran<;ois  Franck,  der  bei  tonischen  Krämpfen  der  Epilepsie  Polsrer- 
langsamung  fand,  und  auf  die  zweifellose  Existenz  einer  Epilepsie  auf  GiuihI 
von  arteriosklerotischen  Veränderungen  der  Hamrinde  eine  kortikale  Störaag 
auf  arteriosklerotischer  Basis  als  wahrscheinlichstes  Substrat  für  das  Krank- 
heitsbild  annehmen  zu  dürfen.  Störungen  der  Funktion  des  Bulbus  wiren 
sekundärer  Natur.  (Brudc) 

Nach  einleitenden  Bemerkungen  über  die  allgemeine  Symptomatologie 
der  Stokes-Adamsscfaen  Krankheit  und  nach  Erwähnung  einiger  froherer 
Sektionsbefunde  (sklerotische  und  myokarditische  Veränderungen  am  Henen, 
Läsionen   des  Vagus   und   des   Plexus  cardiacus)   beiq>richt  Stengel  (497) 
zunächst  an   der  Hand   der  ausführlich   dargelegten  myogenen  Herztheorie 
und    der    anatomischen    und    physiologischen    Verhältnisse     des    Hissdien 
Bündels  die  Erscheinungen  des  Herzblocks.    Er  berichtet  weiterhin  über  den 
experimentellen  Herzblock,   wie   er  namentlich  durch   die  Experimente  tob 
His  jr.  selbst  und  Erlanger  hervorgerufen  werden  konnte  und   teilt  dann 
die  Krankengeschichte  eines  Mannes  mit,   der  alle  Symptome  der  Stokes- 
Adamsschen  Krankheit  bot  und  in   sehr  ausgesprochener  Weise   die  Er- 
scheinungen  des  Herzblocks   (Dissoziation   von   Kammer-  und  Vorfaofskc»- 
traktion)  zeigte.     Bei  16 — 18  Pulsschlägen  in  der  Minute  wurden  80—100 
Venenpulse  gezählt;   während  Aussetzen   des   arteriellen  Pulses   bis   zu  2*/^ 
Minute  ließen  sich  120 — 140  Venenpulse  feststellen.     Die   am  Herzen   hör- 
baren Töne  entsprachen  stets  ausschließlich  den   an  den  Arterien  fühlbaren 
Pulsen.    Der  Tod  erfolgte  nach  Häufung  der  charakteristischen  Ohnmacht«- 
anfalle  und   nach  vorangegangener  Cheyne-Stokesscher  Atmung.   —  Zu 
bemerken  ist,  daß  Atropindarreichung  ohne  Einwirkung  auf  die  Herscfrequenz 
geblieben  war. 

Die  Autopsie  ergab  in  diesem  Fall  mäßige  Arteriosklerose,  Herzhyper- 
trophie, die  namentlich  die  linke  Kammer  betraf,  Aortenatherom,  Verdickung 
der  Koronararterien  mit  Atherom  an  den  Urspmngsstellen,  aber  ohne  Ver- 
engerung des  Lumens.     Die  Herzmuskulatur  und  die  Klappen  intakt. 

Als  wichtigster  und  interessantester  Befund  ergab  sich,  daß  ein  FleA 
von  atheromatösem  Charakter,  sklerotisch  und  weiß,  sich  gerade  an  der 
Stelle  des  Endokards,  nahe  dem  vorderen  Mitralzipfel,  fand,  wo  das  Hissdie 
Muskelbündel  vom  Vorhof  zum  Ventrikel  sich  hinzieht.  Durch  Abpräpa- 
rierung  des  Endokards  an  dieser  Stelle  ließ  sich  die  Veränderung  noch 
deutlicher  darstellen,  und  es  ließ  sich  zweifellos  machen,  daß  das  Hissche 
Bündel  in  den  atheromatösen  Herd  einbezogen  war.  Die  histologisdie 
Untersuchung  war  zur  Zeit  der  Publikation  dieses  Befundes  noch  nicht  ab- 
geschlossen. (ßrueL) 

Robinson  (444)  teilt  eine  große  Anzahl  von  Krankengeschichten  mit^ 
die  nervöse  Herzstörnngen  betreffen.  Es  handelt  sich  in  diesen  Fällen  znu 
Teil  um  reine  Herzneurosen,  zum  Teil  aber  auch  um  Störungen  bei  organisdiei) 
Herzveränderungen,  die  als  superponiert  auf  die  wesentlichen,  organisch  be- 
dingten, Krankheitserscheinungen  aufzufassen  sind,  und  schließlich  kommen  ii 


Diagnostik  der  Krankheiten  des  Nervensystems.  339 

Betracht  Fälle  von  anderen  Organerkrankungen  (Magen,  Beckeaorganen  usw.)^ 
bei  denen  sich  Herzstörungen  geltend  machen. 

Die  Symptome,  die  äußerst  mannigfaltig  bezüglich  ihrer  Art  und  Stärke 
sind,  eignen  sich  nicht  für  ein  kurzes  Referat;  es  erscheint  jedoch  hier  er- 
vähDenswert,  daß  nach  des  Autors  Ansicht  nicht  nur  Herzdilatation,  sondern 
auch  gewisse  Grade  von  Herzhypertrophie  auf  rein  nervöser  Basis  sich  aus- 
bilden können,  und  daß  bestimmte  blasende  Herzgeräusche,  die  meist  als 
aoämische  angesprochen  werden,  ungenügender  oder  irregulärer  Muskelaktion 
des  Myokards  ihre  Entstehung  verdanken. 

Betrefiis  der  Therapie  äußert  sich  Robinson  dahin,  daß  Erfolge,  falls 
sie  erzielt  würden,  allzuhäufig  Augenblickserfolge  seien,  daß  in  ausgesprochenen 
Fällen  meist  Rezidive  erfolgen,  daß  dann  Schlaflosigkeit,  geistige  und  körper- 
liehe Depression,  hypochondrische  Ideen  und  eine  ganze  Fülle  von  anderen 
Störungen  sich  zu  den  reinen  Herzbesdiwerden  addieren.  Er  bespricht  dann 
die  Therapie,  die  immerbin  in  allen  Fällen  versucht  werden  müsse,  die 
medikamentöse  Seite  sowohl  wie  die  physikalische  und  diätetische  Therapie. 
Von  Medikamenten  empfiehlt  er  außer  den  allgemein  üblichen  Mitteln 
namentlich  die  Glycerophosphate  mit  Kola  und  Ealisaya;  ganz  besonders 
redet  er  aber  der  temporären  Anwendung  von  Coca  (Schwierigkeit,  gute 
Piaparate  zu  bekommen!),  speziell  bei  Herzstörungen  nach  vorausgegangenen 
Infektionskrankheiten,  das  Wort.  Bei  erniedrigtem  Blutdruck,  wie  er  bis- 
weilen auch  bei  Herzneurosen  vorkommt,  empfiehlt  er  u.  a.  die  Darreichung 
TOD  Adrenalin.  Zum  Schluß  weist  R.  auf  die  sehr  große  diagnostische 
Schwierigkeit  hin,  die  die  Unterscheidung  von  organischen  und  rein  nervösen 
Störungen  oft  unmöglich  mache.  (Brück.) 

Franze  (173)  teilt  fünf  Fälle  von  sexueller  Neurasthenie  mit,  welche 
mit  Herz-  und  (xefkßneurosen  kompliziert  waren  und  eine  Diiatatio  cordis 
erkennen  ließen.  F.  nimmt  an,  daß  die  Mehrzahl  aller  Herzneurosen  ihre 
Wurzel  im  Verbreitungsbezirk  des  Sympathikus  haben.  Infolge  der  Schwäche 
der  Systole  über  ein  gewisses  Maß  hinaus  entsteht  auf  die  Dauer  eine  Er- 
veiterung der  Kammern.  (Uendia.) 

Den  ersten  Teil  dieser  nennenswerten  Untersuchungen  von  Velich 
(.534)  bildet  die  experimentelle  Erklärung  der  Ursachen,  welche  eine  Aende- 
nuig  der  Frequenz  des  Pulses  während  der  Atmung  verursachen.  Die 
Erscheinung,  daß  sich  nämlich  der  Puls  wahrend  einer  ausgiebigeren  Atmung 
ändert,  was  die  Zahl  der  Pulsschläge  anbelangt,  ist  seit  längerer  Zeit  bekannt. 
In  der  letzten  Zeit  hat  sie  aber  die  Aufmerksamkeit  der  Kliniker  einge- 
nommen, da  sie  sich  besonders  auffallend  bei  schwächlichen  Individuen 
(Rekonvaleszenten,  Neurasthenikern  usw.)  manifestiert.  Die  Variabilität  des 
Polses  besteht  besonders  darin,  daß  bei  Inspirium  eine  Beschleunigung  der 
Folaschläge  sich  einstellt,  während  bei  Exspirium  eine  auffallende  Yerminde- 
rang  derselben  eintritt  Eine  befriedigende  Erklärung  dieser  Erscheinung 
liai  y.  in  der  Literatur  nicht  gefunden  und  bemüht  sich  deswegen  auf  Grund 
seiner  eigenen  experimentellen  und  klinischen  Untersuchungen,  das  Problem 
za  lösen.  Nach  V.  verursacht  die  genannte  Beschleunigung  des  Pulses 
während  der  Inspiration  eine  Irradiation  auf  die  Fasern  des  N.  acce- 
lerans.  Am  Ende  einer  tiefen  Inspiration  und  während  der  Exspiration 
tiitt  dann  ein  verkehrtes  Benehmen  des  Pulses  ein  infolge  einer  Beizung  der 
aeasitiven  intramuskulären  Fasern,  die  mit  dem  Yaguszentrum  in  inniger 
SeziehuDg  stehen,  woraus  reflektorisch  eine  Betardation  des  Pulses  resultiert 
(ein  Analogon  des  Erbschen  Symptoms).  Einen  Beweis  für  diese  An- 
schaonng  sieht  V.  in  dem  Umstände,  daß  bei  einer  starken  Kontraktion 
mehrerer  Muskeln,  sowie  bei  forziertem  Exspirium  zuerst  eine  Beschleunigung. 

22* 


340  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

dann  aber  eine  Venninderung  der  Pulsschläge,  infolge  desselben  reflekto- 
rischer Mechanismus  sich  einstellt.  Die  Erklärung,  nach  der  die  oben- 
genannten Erscheinungen  durch  eine  Abschwächung  des  Zentrums  von  Nerv, 
vagus  entstehen,  ist  nach  V.  nicht  zulässig.  Der  Umstand,  daß  nach  Ent- 
fernung der  Wirkung  des  N.  vagus  der  Puls  regelmäßig  beschleunigt  ist, 
läßt  sich  nach  V.  so  begreifen,  daß  bei  einem  so  beschleunigten  Pulse  eine 
noch  größere  Acceleration  desselben  schwer  zu  konstatieren  wäre,  wenn  sie 
sich  überhaupt  bei  der  Inspiration  einstellt. 

..Im  zweiten  Teile  dieser  Abhandlung  bemüht  sich  V.,  die  Ursachen 
der  Änderung  des  Pulses  in  verschiedenen  Körperlagen  klarzustellen.  Er 
verwirft  die  frühere  Anschauung,  daß  es  sich  hier  um  eine  Wirkung  von 
Seiten  des  Vagus  handelt  und  zwar  auf  Grund  seiner  sowie  der  vorhergehenden 
experimentellen  Beobachtungen,  nach  welchen  auch  nach  Entfernung  der 
Wirkung  von  selten  des  N.  vagus  (Durchschneidung,  Injektion  von  Atropin 
usw.)  die  orthostatische  Tachykardie  unverändert  sich  einstellt  (Dehio,  Zybulebi 
u.  a.).  Verfasser  erblickt  die  Ursache  dieser  Erscheinung  in  einem  anderen 
Momente  und  zwar  in  einer  Irradiation  des  nervösen  Impulses  bei 
einer  stärkeren  Muskelarbeit  auf  das  Zentrum  des  N.  accelerans. 
Diese  Irradiation  stellt  sich  auch  in  dem  Falle  ein,  wenn  die  Muskeln^  die 
der  betreffende  innervieren  will,  gelähmt  sind  (bei  kurarisierten  Tieren,  bei 
den  Hemiplegikern  usw.)  und  erklärt  sie  nach  V.  durch  einen  Impuls  des 
Willens,  der  einer  wirklichen  Innervation  gleicht  und  ebenso  auf  das  Zentrum 
des  Accelerans  irradiiert.  Je  mehr  das  Individuum  dann  durch  verschiedene 
Einflüsse  abgeschwächt  wird  (in  der  Rekonvaleszenz,  bei  Neurasthenie. 
Kachexie  usw.),  desto  leichter  kommt  die  erwähnte  Irradiation  zu  stände. 

(SchuU.) 

In  einer  sehr  interessanten  Monographie  bespricht  Pal  (389)  die 
pathologische  Physiologie  und  die  Klinik  der  „ Gefäßkrisen ".  Er  versteht 
unter  diesem  Begriff  alle  die  Zustände,  bei  denen  die  Grefaße  in  paroxys- 
maler Weise  in  den  Gang  der  Ereignisse  eingreifen  und  dadurch  charak- 
teristische Erscheinungskomplexe  zu  Wege  bringen,  die  durch  Aufhebung 
der  Gefäßvorgänge  wieder  verschwinden.  Die  Krisen  können  hervorgerufen 
w^erden  durch  Konstriktion  und  durch  Dilatation  von  Arterien,  und  zwar 
durch  lokale  und  allgemeine,  rein  muskulär  (Nebennierenextrakt-Wirkung) 
und  durch  Vermittlung  des  Nervensystems  bedingte. 

Nach  pathologisch-physiologischen  Vorbemerkungen  über  Vasomotoren- 
tätigkeit, speziell  über  Splanchnikuswirkung  und  über  das  Gesetz  des 
Antagonismus  der  Blutverteilung  bespricht  der  Autor  die  Analyse  der 
vasomotorischen  Erscheinungen  und  die  Bedeutung  und  Methodik  der  Blut- 
druckmessung; (er  selbst  hat  mit  dem  Gärtn ersehen  Tonometer  seine 
Untersuchungen  angestellt).  Alsdann  geht  er  auf  Theorie  und  Symptoma- 
tologie der  verschiedenen  Gefäßkrisenein,  zunächst  der  durch  Vasokonstriktion 
bedingten,  von  denen  er  auf  Grund  seiner  Beobachtungen  einen  abdominellen 
Typus,  einen  pektoralen  Typus,  zerebrale  Formen,  Extremitätenkrisen  und 
die  allgemeine  große  Gefäßkrise  unterscheidet;  er  weist  dabei  darauf  hin, 
daß  Kombinationen  vorkommen  können  und  die  verschiedenen  Formen  ins- 
besondere durch  Herbeiführung  einer  erhöhten  Gefäßspannung  einander 
ursächlich  bedingen  können.  Er  erörtert  ausführlich  die  arterielle  Hoch- 
spannung, ihre  Konsequenzen  für  den  Betrieb  des  ganzen  Organismus,  dann 
speziell  auch  das  Verhältnis  von  Schmerz  und  Blutdrucksteigerung  —  alles 
unter  reichlicher  Heranziehung  eigener  und  fremder  Experimente. 

Darauf  spricht  er  sich  im  einzelnen  über  das  Zustandekommen  der 
Erscheinungen,  die  bei  kritischer  Konstriktion  im  Splanchnikusgebiet  zu  Tage 


Diagnostik  der  Krankheiten  des  Nervensystems.  341 

treten,  aus;  weiterhin  erörtert  er  die  Pathologie  der  Lungen-  und  Herz- 
krisen,  speziell  der  Angina  pectoris  und  das  Asthma  cardiale,  dann  geht  er 
kurz  auf  die  zerebralen  Krisen  ein  (Retinalkrisen,  transitorische  Ausfalls- 
ersebeinongen,  eklamptische  Anfälle);  über  Epilepsie  und  Migräne  und  ihr 
Verhältnis  zu  Gefäßkrisen  will  er  sich  nicht  bestimmt  äußern.  Schließlich 
macht  er  kurze  Bemerkungen  über  Extreuiitätenkrisen  ( Vasomotor.  Neurosen, 
gewisse  Stadien  des  Raynaud,  Claudicatio  intermittens  usw.)  und  über  die 
allgemeine  große  Gefäßkrise  (Urämie,  Eklampsie). 

Über  die  Pathologie  der  Krisen  durch  Gefäßerweiterung  (Synkope, 
Infektionskrankheiten,  Intoxikationen,  paroxysmale  Tachykardie,  Störungen 
der  Nebennierenfunktion)  äußert  er  sich  kürzer,  ebenso  über  die  allgemeine 
Therapie  dieser  Störungen. 

In  einem  speziellen  Teile  bespricht  der  Autor  die  Pathologie  der 
Geßßkrisen  bei  den  verschiedenen  Krankheitsformen,  ohne  aus  dem  Gebiet, 
das  unter  einem  großen  Gesichtspunkt  äußerst  verschiedenartige  Affektionen 
zusanunenfaßt,  mehr  als  „ausgewählte  Kapitel"  zu  geben. 

Die  Gefäßkrisen  bei  Bleikranken  und  bei  Arteriosklerotikern,   die  bei 

Xephrolithiasis,  Cholelithiasis,  Nephritis  und  bei  Eklampsie  vorkommenden, 

die  in  ihrer  Pathologie  ausführlich  erörtert  und  in  Krankengeschichten  mit 

:    zahkeichen   Blutdruckbestimmungen   klinisch   dargestellt   sind,    können   hier 

!    öbergangen  werden. 

Sehr  interessant  sind  seine  Ausführungen  über  die  Tabes,  deren  vaso- 
I    motorischen  Symptome  noch  nicht  ausreichend  bekannt  und  gewürdigt  sind. 
Seine  Untersuchungen    beziehen    sich   hauptsächlich   auf  gastrische   Krisen 
und  stützen  sich  auf  19  Fälle,    ganz   besonders   aber  auf  einen  sehr  lange 
und  genau  beobachteten  Fall  von  Tabes ;  es  ergab  sich,  daß  bei  diesen  Zu- 
ständen sich   ganz   enorme  Blutdruckschwankungen   feststellen    lassen,    daß 
dem  Eintritt  von  Schmerzanfällen  und  dem  Erbrechen  in  den  meisten  Fällen 
sehr  hohe  Blutdrucksteigerungen  vorangehen,  daß  mit  der  Erniedrigung  des 
Blutdruckes  z.  B.  durch  Einatmung  von  Amylnitrit  die  Schmerzkrisen  meist 
prompt  beseitigt  sind.    Der  Verf.  ist  deshalb  geneigt,  in  der  Vasomotoren- 
tatigkeit  auch  hierbei  das  primäre  auslösende  Moment  zu  sehen,   besonders 
im  Gegensatz  zu  neueren  französischen  Autoren,  die  Reizzustände  des  Plexus 
'   solaris  in  erster  Linie  verantwortlich  machen  wollen.  —  In  Bezug  auf  Einzel- 
!   heiten  muß  auf  die  Originalarbeit  verwiesen  werden.  (Brück,) 

'  Weber   (546)  berichtet  über   einen  von  ihm  beobachteten  Patienten, 

bei  dem  immer,  wenn  er  feste  Nahrung  zu  sich  nahm,  auf  der  linken  Ge- 
sicbtsseite  ein  roter  heißer  Fleck  entstand,  der  auch  Schweißtropfen  sezer- 
nierte;  der  Fleck  verschwand  2 — 3  Minuten  nach  dem  Essen.  Patient  hatte 
eine  beiderseitige  eitrige  Parotitis,  die  auch  inzidiert  wurde,  durchgemacht. 
Verfasser  glaubt  nun  das  Phänomen  so  erklären  zu  können,  daß  in  dem 
operierten  Narbengewebe  sympathische  Nervenfasern  eingebettet  waren,  die 
durch  die  physiologische  Schwellung  der  Speicheldrüsen  während  des  Essens 
gezerrt  wurden.  Derselbe  Patient  hatte  auch  die  sogen.  Striae  patellares  am 
Knie.  Verfasser  glaubt,  daß  diese  die  gleiche  Ätiologie  wie  die  Striae  gravi- 
darum (Zerreißung  der  tieferen  Gewebeschichten)  haben,  und  sucht  die 
Ursache  dieser  Zerreißung  in  zu  schnellem  Wachstum  der  Röhrenknochen 
^nd,  soweit  die  Erscheinung  bei  Typhuskranken  und  starker  Diarrhoe 
beobachtet  wurde,  in  der  starken  Trockenheit  der  Haut  bezw.  in  der  dauernden 
Flexionsstellung  der  Knie,  welche  den  Patienten  einnahmen.     (Baumann,) 

Jassinowsky  (268)  teilt  einen  Fall  von  übermäßiger  Speichelsekretion 
bei  einer  12  Jahre  alten  hysterischen  Patientin  mit,  welche  nach  einer  Auf- 


342  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

regung  öfters  hystero-epileptische  Anfälle   bekommeD  hatte.     Während  des 
Schlafes  sistierte  die  Speichelsekretion.  (Bendix.) 

VIII.  Ange. 

VersgUth  (535)  bedient  sich  zur  Papillenprüfung  eines  kleinen  von 
ihm  angegebenen  Apparates,  der  aus  einem  kleinen  Trockenelement  nebst 
darauf  befindlicher  Glühlampe  besteht.  Vor  der  Glühlampe  befindet  sich 
eine  Konvexlinse  und  eine  verstellbare  Irisblende.  Ist  eine  bestimmte  Rich- 
tung des  Lichtkegels  notwendig,  wie  etwa  bei  Prüfung  auf  hemiopische 
Beaktion,  so  kann  dem  Apparate  ein  Metallkegel  angeschraubt  werden,  der 
nur  einen  schmalen  Strahl  von  genau  zu  fixierender  Richtung  hinausläßt.  Die 
Vorzüge  des  Apparates  sind  seine  leichte  Handlichkeit^  ferner  Unabhängigkeit 
von  der  äußeren  Umgebung  und  der  Adaptation  des  Patienten,  sowie  das 
Vermeiden  von  sensiblen  Reizen  durch  Berührung  der  Gesichtshaut 

(Kramer,) 

ChaufTard  und  Laederioh  (95)  haben  unter  17  Fällen  von  Pleuritis 
7  mal  Ungleichheit  der  Pupillen  beobachtet.  Auf  der  erkrankten  Seite  war 
stets  die  weitere  Pupille.  Die  Ungleichheit  ist  mäßig  und  wechselt  sehr  an 
Intensität.  Bei  starker  Kontraktion  der  Pupillen  durch  intensive  Beleuchtung 
und  durch  Konvergenz  verschwindet  die  Ungleichheit.  Die  Art  der  Pleu- 
ritis, sowie  ihre  Intensität  ist  für  das  Aufteten  des  Symptoms  ziemlich  gleich- 
gültig, ebenso  das  Stadium,  in  welchem  die  Krankheit  sich  befindet.  Die 
Thorakozenthese  ist  ohne  Einfluß.  Beim  Verschwinden  des  pleuritischen  Er- 
gusses verschwindet  auch  die  Pupillendifferenz.  Verf.  glaubt  nicht,  daß  zur 
Erklärung  des  Symptoms  organische  Ursachen,  wie  Lymphdrüsenschwellungeu, 
Druck  des  Exsudates  usw.  herangezogen  werden  dürfen,  sondern  er  nimmt 
eine  durch  den  peripheren  Reiz  reflektorisch  bedingte  Abschwächung  des 
Sphinkterreflexes  der  Pupille  an.  (Krämer,) 

Spiller  (493)  bespricht  die  Frage  der  Blicklähmung  unter  Mitteilung 
von  neun  eigenen  Fällen  und  eingehender  Berücksichtigung  der  in  der  Lit4?- 
ratur  mitgeteilten  Beobachtungen.  Er  kommt  zu  folgenden  Schlüssen:  Dauernde 
Blicklähmung  nach  der  Seite  deutet  auf  eine  Läsion  des  hinteren  Längs* 
bündeis  hin;  dauernde  Blicklähmung  nach  oben  oder  unten  spricht  für  eine 
Läsion  in  der  Nähe  des  Kerns  des  Okulomotorius.  Bei  Erkrankungen 
der  peripheren  Nerven  gibt  es  keine  Blicklähmungen.  Läsionen  der  Hirn- 
rinde können  Blicklähmung  nach  der  Seite  verursachen  und  wahrscheinlich 
auch  solche  nach  oben  oder  unten ;  aber  diese  Blicklähmungen  sind  vorüber- 
gehend. Endlich  kann  Blicklähmung  bei  Hysterie  vorkommen.  Organische 
Läsiouen,  welche  Blicklähmung  machen,  eignen  sich  nicht  zur*  Operation, 
höchstens  zu  palliativen  Eingriffen.  Die  Affektionen,  welche  Blicklähmungen 
bedingen,  sind  entweder  entzündlicher  Natur,  oder  durch  Alkohol,  Syphilis 
oder  Tumor  hervorgerufen.  (Krainrr,) 

Oaussel  (191)  behandelt  ausführlich  die  anatomische  Genese  der  seit- 
lichen Blicklähmungen  und  zwar  insbesondere  die  Beziehungen  derselben 
zum  Kleinhirn,  den  Vierhügeln  und  der  Brücke.  Er  kommt  dabei  zu  dem 
Resultat,  daß  bei  akuten  Kleinhirnaffektionen  gelegentlich  konjugierte  Deviation 
der  Augen  vorkommt,  aber  dann  immer  imr  eine  vorübergehende  Erscheinung 
ist.  Dauernde  Abweichung  oder  Blicklähmung  kommt  bei  auf  das  Klein- 
hirn beschränkten  Affektionen  nicht  vor,  ebensowenig  kommt  Blicklälimuug 
bei  Läsionen  der  Vierhügel  vor.  Ein  Zentrum  für  die  seitlichen  Augen- 
bewegungen  existiert  hier  nicht.  Dagegen  sind  die  seitlichen  Blicklähmungen 
durchaus  charakteristisch  für  die  Ponsherde,  und  zwar  handelt  es  sich  danB 


Diftgnottik  dar  Knmkbeiten  des  NerveiwysteBis.  343 

QU  Mektionen  dea  Abducenskerns.  In  selteneren  Fällen  liegt  eine  Läsion 
Toor,  welche  die  Wuizelfasern  des  Abducens  und  gleichzeitig  die  von  dem 
Abdieeißkeni  zmn  Oknlomotorinskern  yerlaufenden  Fasern  affiziert  Die 
BBeklähmnng  kann  beiderseitig  sein  bei  medial  gelegenen  Herden. 

(Kramer.) 
Blischek  (59)  beobachtete  in  zwei  Fällen  von  Lues  cerebri  folgende 
Mitbewegangen  zwischen  Lid  und  Ange:  während  die  Ptosis  im  Eückgange 
ist.  tritt  bei  Adduktion  des  gelähmten  Auges  auffallende  Erweiterung  der 
Lidspalte  und  bei  Abduktion  Verengung  derselben  ein.  Weiter  tritt  bei 
Hebirog  der  Blickebene  nur  eine  Spur  von  Erweiterung  derselben  zu  Tage, 
wäkrend  bei  Senkung  der  Blickebene  die  Lidspalte  weit  geöffnet  erscheint. 
Bei  der  Erklärung  ^eser  Mitbewegungen  geht  der  Verf.  von  einer  anderen 
Gruppe  Yon  Mitbewegungen  aus,  welche  von  Terschiedenen  Autoren  be- 
sdinebeD  worden  sind,  neulich  jenen  zwischen  Lid^  Unterkiefer  und  Schlund- 
niBskulatur. 

Er  kommt  zu  folgenden  Resultaten; 

1.  Da  man  annehmen  kann,  daß  die  paradoxen  Lidbewegungen  bei 
KoDtraktion  des  Unterkiefers  und  der  Scblundmuskulatur  darauf  beruhen, 
daß  hier  a  priori  eine  physiologische  Mitbewegung  besteht,  welche  auf  vor- 
iumdene  Bahnen  deutet,  die  unter  Umständen  stärker  zur  Entwicklung 
kommen,  sei  es  nun,  daß  Kematrophie  vorhanden  ist  oder  diese  erst 
sekondär  (Fuchs)  nach  peripheren  Läsionen  eintritt,  so  liegt  es  nahe,  an- 
znnehmen,  daß  auch  die  zweite  Gruppe  der  paradoxen  Mitbewegungen,  d.  i. 
7  Bulbus    und  Lider^   aus  physiologischen   Mitbewegungen   abzuleiten   sind. 

2.  Es  ist  zu  bemerken,  daß  ein  anderer  Teil  von  solchen  paradoxen 
Mitbewegungen  aus  neu  geschaffenen  Bahnen  stammen  kann,  die  aus  patho- 
logischen Prozessen  entstanden  sind. 

3.  Ein  anderer  Teil  (angeboren)  solcher  Mitbewegungen  ist  wahrschein- 
lich dadurch  zustande  gekommen,  daß  solche  Bahnen,  die  sonst  nur  funktionell 
benutzt  werden,  von  vornherein  benutzbare  Wege  sind  (also  Abnormitäten). 

4.  Die  Hypothese  von  Drooglever  Fortuyn  vom  Übergreifen  des 
iBDervationsreizes,  welche  er  für  beide  Gruppen  angewendet  wissen  will, 
bekommt  nur  dann  einen  Haltpunkt,  wenn  wirkliche  Bahnen  zu  diesem 
tbergreifen  vorhanden  sind;  und  diese  können  nach  Punkt  1  vorhanden  sein. 

6.  Da  ich  fand,  daß  bei  Adduktion  meist  eine  Hebung  und  bei  Ab- 
duktion eine  Senkung  des  Lides  stattfindet  (oft  auch  umgekehrt),  so  ist 
dieses  Phänomen  bei  Lähmungen,  die  im  Bückgange  begriffen  sind,  nur 
eine  Steigerung  des  physiologischen  Vorganges. 

6.  Die  sonderbare  Erscheinung,  daß  bei  Senkung  der  Blickebene  das 
ptotische  Auge  klafft,  erklärt  sich  aus  dem  Spasmus  des  Levators  und  zum 
großen  Teil  aus  der  Senkung  des  unteren  Lides.  Der  Levator  kann  nicht 
entspannt  werden. 

7.  Aus  den  Kernen  und  aus  den  kortikalen  Zentren  läßt  sich  bis  jetzt 
kein  Anhaltspunkt  für  paradoxe  Lidbewegungen  gewinnen.  (Mann,) 

SchxtltS-Zehden  (478)  teilt  einen  Fall  mit,  in  dem  neben  sonstigen 
zerebralen  Symptomen  auf  dem  rechten  Auge  einfache  Sehuervenatrophie, 
auf  dem  linken  Stauungspapille  bestand.  Es  wurde  vermutet  ein  Tumor, 
der  den  rechten  Optikus  direkt  geschädigt  hat,  während  die  Veränderung 
auf  dem  linken  Auge  als  Folge  des  allgemeinen  Hirudrucks  aufgefaßt  wurde. 
Die  Sektion  ergab  ein  Cholesteatom  in  der  rechten  Hirnhälfte,  das  in  der 
Tat  den  rechten  Optikus  neben   dem  Chiasma  fast  ganz  zerquetscht  hatte. 

(Kramer,) 


344  -  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  and 

Schöller  (477)  gibt  in  der  vorliegenden  Arbeit  eine  allgemeine 
Übersicht  der  multiplen  und  kombinierten  organischen  Erkrankungen  des 
Nervensystems  und  hebt  einige  allgemeine  Gesichtspunkte  als  Ergebnisse 
seiner  Forschungen  hervor.  Er  fand,  daß  multiple,  ätiologisch  einheithche 
Affektionen  des  Nervensystems  am  häufigsten  durch  Infektionen,  ziunal 
Syphilis,  dann  durch  Gefaßveränderungen  verursacht  werden.  Bei  Kom- 
bination verschiedener  organischer  Nervenkrankheiten  sind  diejenigen  am 
häufigsten  vertreten,  welche  auch  sonst  sehr  häufig  vorkommen,  z.  B.  Tabes, 
multiple  Sklerose,  Syringomyelie.  Immerhin  zeigt  die  letzte  Aflfektion  eine 
ganz  besondere  Neigung,  sich  mit  anderen  zu  kombinieren.  Aber  gewisse 
seltener  vorkommende  Affektionen  kombinieren  sich  relativ  häufig  miteinander; 
es  kann  dies  als  ein  Hinweis  auf  die  pathogenetische  Zusammengehörigkeit 
der  in  Rede  stehenden  Affektionen  angesehen  werden. 

Ein  anhangsweise  mitgeteilter,  anatomisch  ausführlich  beschriebener 
Fall  von  Kombination  von  Mikrogyria  vera,  Syringomyelia  gliosa  und 
Sclerosis  multiplex  beansprucht  ein  besonderes  Interesse  nicht  nur  der 
Seltenheit  wegen,  sondern  auch  wegen  der  theoretischen  Erwägungen,  die 
sich  bezüglich  der  Pathogenese  der  miteinander  kombinierten  Krankheits- 
formen daran  knüpfen  lassen.  (Bendiv,) 

Babinski  (24)  machte  bei  einer  Epileptischen  die  sonderbare  Beobach- 
tung, daß  die  Pupillen,  während  sich  die  Kranke  in  einem  dunklen  Räume 
befand,  erweitert  waren  und  auf  Licht  nicht  reagierten.  Nach  einem  kurzen 
Verweilen  in  dem  dunklen  Räume  konnte  jedoch  eine  schwache,  aber  deutliche 
Reaktion  auf  Licht  erzielt  werden.  Diese  pseudo-reflektorische  Pupillenstarre 
kann  ihren  Grund  in  der  Brommedikation  bei  Epileptikern  haben  und  spricht 
auch  für  die  Tatsache,  daß  die  Dunkelheit  —  wahrscheinlich  durch  Regene- 
ration des  Sehpurpurs  —  den  Lichtreflex  verstärkt  und  die  Helligkeit  ihn 
herabsetzt,  sodaß  man  auch  bei  Normalen  imstande  ist,  eine  Ungleichheit 
der  Pupillen  hervorzurufen.  Diese  pseudoreflektorische  Pupillenstarre  ist 
daran  zu  erkennen,  daß  der  konsensuelle  Reflex  erhalten  bleibt  und  der  Licht- 
reflex bei  langem  Verweilen  im  Dunklen  wiederkehrt.  (Bendiix.) 

IX.  Ohr  und  Labyrinth.   Nase. 

Brühl  (79)  betont  die  Wichtigkeit  einer  genauen  Hörprüfung  bei 
progressiver  Schwerhörigkeit.  Durch  eine  genaue  Hörprüfung  kann  trotz 
mangelnden  otoskopischen  Befundes  der  Sitz  der  Erkrankung  festgestellt 
und  dadurch  auch  gelegentlich  therapeutische  Maßnahmen  angezeigt  werden. 
Verf.  setzt  die  hierzu  nötigen  Prüfungen  auseinander  und  gibt  einen  kurzen 
XJberblick  über  die  anatomischen  Substrate  der  progessiven  Schwerhörigkeit. 
Es  gelang  dem  Verf.,  in  einer  Anzahl  von  Fällen  die  intra  vitam  mit  Hilfe 
der  Funktionsprüfungen  gestellten  anatomischen  Diagnosen  post  mortem  zu 
verifizieren .  (  Kramer. j 

Hammerschlag  (220)  schreibt  über  die  Diagnose  der  funktionellen 
(rehörsstörungen.  Die  Erscheinungsweise  derselben  ähnelt  zunächst  sehr  der- 
jenigen der  Erkrankungen  des  schallperzipierenden  Organes;  doch  fällt  meist 
die  starke  Inkongruenz  zwischen  den  Ergebnissen  der  Prüfungen  mittelst  der 
Stimmgabel  und  der  Sprache  auf.  Als  ein  besonders  charakteristisches 
Symptom  für  funktionelle  Ohrerkrankung  sieht  Verfasser  das  Ermündungs- 
phänomen  an.  Wenn  der  Patient  angibt,  die  Stimmgabel  nicht  mehr  zu 
hören,  wird  dieselbe  vom  Ohre  fortgenommen  und  nach  kurzer  Zeit,  ohne 
von  neuem  angeschlagen  zu  werden,  wieder  vor  das  Ohr  gehalten.  Dann 
wird  die  Stimmgabel  wieder  wahrgenommen.     Dies  kann  sich  zwei  bis  drei 


Diagnostik  der  Krankheiten  des  Nervensystems.  345 

M&I  wiederholen.  Verf.  gibt  als  Beispiele  einen  Fall  Ton  Hysterie  und  zwei 
Ton  traumatischer  Neurose,  in  welchen  dieses  Symptom  sich  fand  und  von 
diagnostischer  Bedeutung  war.  In  angedeuteter  Weise  findet  sich  das  Er- 
müdoDgsphänomen  auch  bei  Gesunden;  deshalb  ist  bei  Verwertung  des  nicht 
ausgesprochenen  Symptoms  Vorsicht  geboten.  (Krämer,) 

Lannois  (311)  schreibt  über  die  im  Verlaufe  des  Herpes  zoster 
TOi^ommenden  Hörstörungen.  Diese  können  besonders  beobachtet  werden 
bei  Zostereruptionen  im  Bereiche  des  Trigeminus  oder  des  Plexus  cerricalis. 
Dieselben  kommen  auch  Tor,  ohne  daß  gleichzeitig  Facialislähmuug  vorhanden 
ist.  In  den  ersten  beiden  der  mitgeteilten  Fälle  traten  gleichzeitig  mit  der 
Herpeserkrankuug  Ohrgeräusche  und  Herabsetzung  des  Hörvermögens  auf, 
die  im  zweiten  Falle  zur  völligen  einseitigen  Ertaubung  führten.  Die  letzten 
beiden  Fälle  litten  bereits  vorher  an  einer  alten  Ohrerkrankung,  die  sich 
im  Anschluß  an  den  Herpes  zoster,  der  sich  auch  auf  den  äußeren  Gehör- 
gaug  erstreckte,  wieder  verschlimmerte.  Verf.  faßt  die  Ohrerscheinuug  als 
eine  neuritische  Erkrankung  des  Akustikus  auf,  die  auf  dieselbe  infektiöse 
Ursache  zurückzuführen  ist,  wie  das  Grundleiden.  (Kramer.) 

Wells  (552)  beschreibt  zwei  Fälle  von  objektiven  Ohrgeräuschen,  die 
in  dem  einen  Falle  unwillkürlich  auftraten,  in  dem  anderen  willkürlich  hervor- 
gebracht werden  konnten.  Verf.  hat  in  beiden  Fällen  Zuckungen  in  der 
Gaumenmuskulatur  festgestellt,  während  die  Trommelfelle  sich  nicht  bewegten. 
Auf  Grund  dieses  Befundes  und  auf  Grund  einer  Betrachtung  des  Mechanismus 
der  Öffnung  und  Schließung  des  Tubenostiums  kommt  Verf.  zu  dem  Resultate, 
daß  die  objektiven  Ohrgeräusche  bedingt  sind  durch  Zuckungen  des  tensor 
Teli  palatini  und  des  salpingo-pharyngeus.  (Kramei\) 

Wittmaack  (566)  führt  aus,  daß  die  Erkrankungen  des  inneren  Ohres 
sich  zwar  schon  seit  längerer  Zeit  diagnostisch  gut  abgrenzen  lassen  von  denen 
des  Mittelohres,  daß  aber  eine  weitere  DiflFerenzierung  der  ersteren  in  solche 
der  Hörnerven  und  solche  des  häutigen  Labyrinthes  noch  auf  Schwierigkeiten 
stößt.    Als  solche  differenzial- diagnostische  Momente  gibt  er  nun  drei  an: 

1.  Bei  den  Akustikuserkrankungen,  bei  denen  in  elektiver  Weise  der 
Schneckenast  des  Akustikus  betroffen  wird,  fehlen  die  labyrinthären  Symptome 
(Schwindelgefühl,  Nystagmus,  Gleichgewichtsstörungen  usw.)  vollkommen. 
Dagegen  sind  sie  regelmäßig  bei  den  Erkrankungen  des  Labyrinthes  vorhanden 
und  zwar  teils  als  Reiz-  teils  als  Ausfallssymptome.  Letztere  präsentieren 
sich  als  ein  Ausbleiben  von  Schwindelerscheinungen  bei  Drehungen  des 
Körpers  um  die  Längsachse  und  bei  Einwirkung  starker  galvanischer  Ströme. 

2.  Ist  der  Vergleich  des  Hörreliefs  von  Wichtigkeit.  Bei  den  Akustikus- 
erkrankungen findet  sich  ein  Abfallen  des  Hörvermögens  mit  zunehmender 
Tonlage,  bei  den  Labyrintherkraukungen  dagegen  findet  sich  der  stärkste  Abfall 
in  der  mittleren  Tonlage. 

3.  Ist  der  Verlauf  der  Akustikuserkrankungen  durch  ein  gleichmäßiges 
Portschreiten  charakterisiert,  während  bei  den  Labyrinthaffektionen  deutliche 
Krankheitsanfalle  mit  Remissionen  zu  beobachten  sind. 

Diese  differentialdiagnostischen  Beobachtungen  sind  auch  für  die  all- 
gemeine Diagnose  von  Wichtigkeit.  Die  Akustikuserkrankungen  sind  ziemlich 
häafig  Teilerscheinungen  eines  allgemeinen  Nervenleidens  (Tabes,  Lues  cerebri, 
degenerative  Neuritis  usw.),  während  für  die  Labyrintherkrankung  Allgemein- 
leiden wie  Nephritis,  Lues,  Anämie,  Leukämie  usw.  in  Betracht  kommen. 
Durch  den  Ohrbefund  kann  bisweilen  der  erste  Hinweis  auf  das  Vorliegen 
eines  derartigen  Leidens  gewonnen  werden.  (Mann,) 


346  Allgemeine  Ätiologfie,  Symptomatologie  und 

In  einer  zweiten  ansführlichen  Arbeit,  führt  Wittmaack  (567)  diese 
Anschaaungen  weiter  aus  und  belegt  sie  dnrch  zahlreiche  Erankengeschichten. 

(Marm.) 

B^nosp  (293)  beschreibt  einen  Fall  von  apoplektiformem  Mfeniörescheii 
Symptomenkomplex.  Bei  einer  60  jährigen  Frau  trat  im  Anschluß  an  eine 
ErkiUtung  der  M6ni^resche  Symptomenkomplex  ganz  plötzlich  auf.  Es 
blieb  bei  diesem  einzigen  Anfalle.  Allmähliche  Besserung  sowohl  der  Schwindel- 
erscheinungen,  sowie  des  Hörvermögens.  (Kramer.) 

Bonnier  (63)  beschreibt  einen  Symptomenkomplex,  den  er  bei  einem 
Patienten  mit  Meui Drescher  Krankheit  in  den  Anfällen  beobachtet  hat,  und 
der  eine  große  Ähnlichkeit  zeigt  mit  den  Erscheinungen,  die  er  in  früheren 
Arbeiten  als  charakteristisch  für  Reizung  des  D  ei  t  er  Sachen  Kerns  beschrieben 
hat.  Außer  Ertaubung,  Schwindel,  Ohrgeräuschen,  plötzlichem  Zusammen- 
stürzen, Schlafneigung  usw.  zeigte  der  Patient  auch  besonders  eigenartige 
Störungen  im  Bereiche  der  Augenmuskeln.  Es  war  ihm  während  der  Anfälle 
nicht  möglich,  seinen  Blick  auf  irgend  einen  Punkt  dauernd  zu  richten. 
Die  Augen  machten  ununterbrochen  ungeordnete  Bewegungen,  sodaß  der 
Patient  fortwährend  Doppelbilder  in  den  verschiedensten  Richtungen  hatte. 
Diese  Augenbewegungen  dauerten  auch  bei  Augenschluß  in  störender  Weise 
fort.  (Kramer,) 

Raymond  und  Egger  (425)  beschreiben  einen  Fall,  in  welchem 
außer  einer  Störung  des  rechten  V.,  VI.,  VII.,  VIII.  und  IX.  Gehirnnerven 
sich  Gleichgewichtsstöningen  fanden.  Die  Patientin  zeigte  beim  Gehen  eine 
Unregelmäßigkeit  der  Schritte,  sowie  eine  Neigung,  nach  rechts  abzuweichen, 
die  sich  bei  geschlossenen  Augen  verstärkte.  Auch  beim  Stehen  mit  ge- 
schlossenen Augen  bestand  Schwanken  mit  Neigung,  nach  rechts  zu  fallen. 
Bei  den  Versuchen  auf  der  Drehscheibe  fehlte  die  Wahrnehmung  der  Drehung 
nach  rechts,  sowie  die  Wahrnehmung  der  scheinbaren  Nachdrehung  nach 
rechts  bei  Sistierung  der  Drehung  nach  links.  Aus  diesen  Versuchen  geht 
hervor,  daß  auch  der  vestibuläre  Teil  des  Akustikus  durch  den  vorliegenden 
biilbären  Prozeß  mitgeschädigt  worden  ist.  (Kramer,) 

Royet  (452)  bespricht  die  Genese  des  Schwindels.  Derselbe  kommt 
zustande,  wenn  die  sensiblen  Nachrichten,  die  in  ihrer  Gesamtheit  dazu  dienen, 
die  Gleichgewichtsbewegungen  zu  regulieren,  mit  einander  nicht  übereinstimmen. 
Der  bei  weitem  überwiegende  Ausgangspunkt  des  Schwindels  ist  jedoch  immer 
das  Ohr.  In  einem  großen  Teil  der  Fälle  hat  Verf.  als  Ursache  des  Schwindels 
eine  Verwachsung  zwischen  dem  Tubenostium  und  der  hinteren  Rachenwand 
j^efunden.  Durch  Beseitigung  dieser  Affektion  ließ  sich  dann  der  Schwindel 
fast  immer  günstig  beeinflussen.  Diese  Ursache  fand  sich  auch  oft  dann, 
wenn  andere  den  Schwindel  begünstigende  Faktoren  gleichzeitig  vorhanden 
waren;  auch  dann  war  der  therapeutische  Effekt  ein  guter.         (Krämer.) 

Ooldschmidt  (203)  beschreibt  eine  Methode,  mit  deren  Hilfe  es  ihm 
gelungen  ist,  für  einen  erblindeten  und  ertaubten  Patienten  eine  Verstän- 
digungsmöglichkeit zu  finden.  Es  wurde  die  Tast-  und  Bewegungswahr- 
nehmung herangezogen  und  mit  dem  Zeigefinger  des  Patienten  die  Buch- 
staben auf  den  Tisch  geschrieben.  Zur  Erleichterung  des  Verkehrs  wurde 
ein  leicht  erlernbares  einfaches  Abkürzungssystem  angewandt.     {Kramer.) 

Kintaro  Ishii  (263)  hat  in  dem  japanischen  Bezirk  Tokushima  eine 
Krankheit  beobachtet,  die  in  Japan  bisher  nur  im  Bezirke  Aomori  beobachtet 
und  als  Kubisagari  bezeichnet  wird.  Die  Krankheit  soll  identisch  sein  mit 
der  von  Gerlier  in  der  Nähe  von  Genf  beobachteten  und  als  vertige  para- 
lysant  beschriebenen.  (Kramer.) 


Diagnostik  der  Krankheiten  des  Nervensystems.  347 

Harris  (222)  gibt  einen  historischen  ÜberbBck  über  die  Frage  der 
Synästhesien  speziell  dos  Farbenhörens  (audition  color^e)  und  beschreibt  dann 
Ae  Beobachtong,  die  er  an  sich  selbst  und  seinem  Bruder  über  dieses 
Phänomen  gemacht  hat.  Bei  beiden  fand  sich  eine  Verbindung  der  Wort- 
Torsteilung  mit  Farben,  während  bei  einfachen  Tönen  keine  Synästhesien 
aasgelöst  wurden.  Verf.  selbst  hatte  das  Phänomen  auch  bei  einzelnen 
Buchstaben,  sein  Bruder  hierbei  nicht.  Entsprechend  den  anderweitigen 
Beobachtungen  war  auch  hier  keine  Übereinstimmung  in  der  Art  der  Farben- 
erscheinungen bei  den  beiden  Brüdern  zu  yerzeichnen.  Was  die  Erklärung 
des  Phänomens  anbelangt,  so  hält  es  Verf.  für  möglich,  daß  für  die  Art 
der  Farben  Verknüpfung  assoziative,  in  früher  Jugend  geschaffene  Verbindungen, 
deren  Bindeglieder  vergessen  wurden,  wirksam  sein  können.  Die  Grundlage 
der  Erscheinung  hält  aber  Verf.  auf  jeden  Fall  für  eine  angeborene,  der 
Beeinflussung  durchaus  unzugängliche  Anlage.  (Kramer,) 

Iiennoyess  (316)  betont  die  Bedeutung  der  Geruchsmessung  für  die 
Praxis  und  beschreibt  ausführlich  die  bekannten  olfaktometrischen  Methoden 
von  Zwaardemaker  und  Reuter.  (Kramer,) 

X.  Atmongsargane. 

Iiibensky  (318)  macht  auf  die  seltenen  Fälle  aufmerksam,  in  denen 
dem  Eintreten  des  Cheyne-Stokesschen  Atmungsphänomens  nicht  in  kurzer 
Zeit  der  Exitus  folgt.  Er  berichtet  über  einen  Fall,  in  dem  eine  Patientin 
ungefähr  zwei  Monate  lang  im  Xrankenhause  und  nach  glaubwürdiger  Angabe 
schon  vier  Monate  lang  vorher  zu  Haus  diesen  Atmungstypus  dargeboten  hat. 

Im  Anschluß  an  diesen  Fall  erörtert  er  die  bekannten  Theorien  des 
Cheyne-Stokesschen  Atmens,  die  Traubesche,  die  Filehnesche  und  die 
Rosenbachsche;  hierbei  weist  er  besonders  auf  das  Unbefriedigende  hin, 
das  bezüglich  der  Dekreszendoperiode  des  Phänomens  die  beiden  ersteren 
Erklärungen  an  sich  hätten. 

Außerdem  berichtet  er  über  Versuche,  die  er  mit  verschiedenen  Mitteln 
bei  seinem  Falle  angestellt  hat;  hierbei  erscheint  besonders  erwähnenswert, 
daß  unter  Sauerstoffeinatmung  sich  der  Atmungstypus  total  änderte,  die 
Pausen  immer  kürzer  wurden,  sodaß  die  Kranke  schließlich  ununterbrochen 
ohne  Pause  atmete.  (Brück) 

Hof  baner  (242)  warnt  davor,  jede  Tachypnoe  bei  Patienten,  deren 
Herz  und  Lungen  keinen  pathologischen  Befund  darbieten,  als  hysterisch 
anzusprechen.  Er  lenkt  die  Aufmerksamkeit  auf  die  Unterschiede  des  Atem- 
typus, wie  sie  durch  pneumographische  Aufnahmen  sich  feststellen  lassen, 
z.  B.  Hysterie:  geringe  Tiefe  der  einzelnen  Atemzüge  ohne  Formveränderung 
des  einzelnen  Atemzugs;  Typus  ähnlich,  wie  beim  Kind.  Im  Gegensatz 
hierzu  z.  B.  Morbus  Basedowii:  hier  Inspiration  und  Exspiration  verlängert, 
Ausbleiben  der  normalen  Atempause,  Differenzen  der  einzelnen  Atemzüge 
bezüglich  ihrer  Tiefe.  (Bruch) 

QibsOU  (197)  hat  interessante  Beobachtungen  bei  einem  im  übrigen 
typischen  Falle  von  Angina  pectoris  gemacht. 

Der  Patient  klagte  über  konstante  Schmerzen,  die  sich  genau  lokali- 
sieren ließen,  links  den  Rücken  bis  zum  9.  Interkostalraum,  den  größten 
Teil  der  linken  Brustseite,  die  Schulter  und  die  radiale  Hälfte  des  ganzen 
Armes  einnahmen.  Während  der  Anginaanfälle  reichten  die  Schmerzen 
über  dieses  Gebiet  hinaus,  schlössen  u.  a.  das  Cranium  mit  ein.  Bei 
Prüfung  der  Sensibilität  ergab  sich  eine  starke  Hyperästhesie  in  dem  ganzen 
schmerzhaften  Gebiete,  peripher  bis  in  die  Gegend  des  Handgelenks  reichend. 


348  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

ein  komplett  anästhetisches  und  analgetisches  Gebiet,  das  den  Daumenballen, 
Daumen,  Zeigefinger  und  die  radiale  Hälfte  des  Mittelfingers  außer  dessen  letzter 
Phalanx,  sowie  die  entsprechenden  Teile  der  Mittelhand,  einschloß,  endlich 
eine  analgetische  Zone,  die  streifenförmig  von  der  Rückseite  des  Handgelenks 
ausgehend,  am  Daumenballen  vorbei  zum  3.  Metakarpophalangealgelenk  zog. 
Eine  kleine  Stelle  am  Daumenballen  zeigte  vollkommen  erhaltene  Sensibilität. 
Auf  Segmente  bezogen,  ergibt  dies  also:  7.  und  8.  Cervikalsegment  und 
1.  Dorsalsegment  sind  frei,  die  Gebiete  darüber  und  darunter  weisen  Stö- 
rungen auf  —  während  für  gewöhnlich  ein  umgekehrtes  Verhalten  der  Sensi- 
bilitätsstörung vorliegt. 

Von  weiteren  besonderen  Symptomen  war  bei  diesem  Fall  zu  bemerken 
außer  einer  Erweiterung  der  linken  Pupille  Prominenz  des  linken  Bulbus; 
femer  Schwäche  und  Atrophie  im  Deltoides,  Biceps,  Supinator  longus  und 
Flexor  digitorum  sublimis  mit  Steigerung  der  faradischen  Erregbarkeit.  Aus 
letzterer  Tatsache  schließt  der  Autor,  daß  es  sich  hierbei  wahrscheinlich 
nicht  um  einen  Vorgang  reflektorischer  Natur  handelt,  wie  bei  der  Atrophie 
nach  Gelenkerkrankungen,  da  bei  letzterer  die  faradische  Erregbarkeit  durch- 
weg herabgesetzt  ist. 

Gibson  nimmt,  besonders  mit  Rücksicht  auf  die  okulo-pupillären 
Störungen,  an,  daß  eine  Affektion  des  Halssympathikus  in  seinem  Falle 
mitspiele. 

Am  Schluß  erwähnt  er,  daß  einige  Monate  später  die  beschriebene 
Hyperästhesie  zum  großen  Teil,  die  Anästhesie  vollständig  verschwunden  war. 

(BmcL) 

XI.  Magen  und  Darm. 

Journeault  (281)'  beschreibt  zwei  plötzliche  Todesfälle  bei  Frauen, 
die  an  leichter  und  mittelschwerer  Colica  muco-membranosa  litten.  Bei  der 
einen  Patientin  war  seit  langem  unregelmäßiger  Puls  konstatiert  (der  übrigens 
kurz  vor  dem  Exitus  nicht  schlechter  war  als  sonst);  hier  trat  der  Exitus 
plötzlich  im  Anschluß  an  die  Einnahme  eines  salinischen  Purgans  ein;  im 
andern  Falle  ging  dem  Tode  ein  heftiger  Kolikanfall  mit  Entleerung  pseudo- 
membranöser Pakete  voraus.  Obduktionen  wurden  in  beiden  Fällen  nicht 
ausgeführt. 

Im  Anschluß  an  diese  Krankengeschichten  wirft  der  Verf.  die  Frage 
auf,  ob  es  einen  Angor  ventris,  entsprechend  dem  Angor  pectoris  gäbe,  der 
wie  dieser,  plötzliche  Todesfälle  im  Gefolge  haben  könne  —  eine  Frage, 
die  ja  bereite  von  anderen  Autoren  bejahend  beantwortet  worden  sei. 

(Brück.) 

Hnghes  (256)  setzt  weitläufig  und  mit  zahlreichen  historischeu  Be- 
merkungen auseinander,  wie  häufig  Aifektionen,  die  von  Patienten  und  oft 
auch  von  Ärzten  auf  den  Magen  bezogen  werden,  durch  psychische  Einflüsse 
oder  durch  organische  Himkrankheiten  bedingt  sind,  und  daß  das  um- 
gekehrte Verhältnis,  psychische  Depression  usw.  infolge  von  Magenleiden 
das  weit  Seltenere  sei.  Er  gibt  allerdings  zu,  daß  dann,  wenn  infolge  der 
zerebralen  Einflüsse  die  sekretorischen  und  sonstigen  funktionellen  Ver- 
hältnisse des  Magens  eine  Störung  erlitten  hätten,  sich  eine  ungünstige 
Wechselwirkung,  ein  Circulus  vitiosus  ausbilden  könne.  Therapeutische 
Vorschläge  im  Sinne  dieser  Auffassung.  (Brück.) 

Cohnheim  (107)  hält  die  Enteritis  membranacea  oder  Colica  mucosa 
lediglich  für  einen  sekundären  Katarrh  im  Verlauf  der  habituellen  Obsti- 
pation, meist  bei  nenropathischen  Individuen  auftretend,  welche  ja  das 
Hauptkontingent   zur   großen  Gruppe   der  Obstipatiker   stellen.     Die  Colica 


Diagnostik  der  Krankheiten  des  Nervensystems.  349 

mneosa,  für  die  Ewald  den  Namen  Myxoneurosis  intestinalis  gebraucht^ 
wenn  ihm  der  Fall  nervöser  Natur  zu  sein  scheint,  ist  lediglich  eine  akute 
ExazerbatioD  dieses  chronischen  Katarrhs,  grade  wie  die  Gallensteinkolik  die 
akut«  £xazerbation  des  chronischen  Gallenblasenkatarrhs  mit  Steinbildung. 
Von  einer  rein  nervösen  Natur  der  Colica  mucosa  kann  nach  Cohnheim 
keine  Rede  sein,  wenn  sie  auch  sehr  häufig  bei  Hysterischen  und  Neur- 
asthenikern  vorkommt.  (Brück.) 

Oefele  (385)  zeichnet  das  klinische  Bild  des  „nervösen  Schlingers 
seiner  Nahrung".  Er  führt  aus,  wie  namentlich  bei  vielbeschäftigten  und 
nervösen  Männern  durch  schlecht  angebrachte  Übung  die  reflektorische 
flemmang  im  Schlund  verringert  wird,  und  so  ungenügend  eingespeichelte 
and  zu  große  Bissen  in  den  Magen  gelangen.  Die  Konsequenzen  dieser 
Gewohnheit  sind  einmal  die  gleichen,  wie  bei  Sondenfütterung:  Die  Ein- 
speichelung  fällt  zum  großen  Teile  aus,  außerdem  hemmt  die  Ausschaltung 
der  Geschmackswahrnehmung  im  Munde  oder  Unterbrechung  des  Reflex- 
bogens  vom  Mund  durch  das  Zentrum  zu  den  beteiligten  Drüsen  die  reflek- 
tori8che  Tätigkeit  aller  Verdauungsdrüsen;  die  Nahrung  wird  also  un- 
genügend ausgenützt,  im  Kot  ist  die  Menge  der  unverdauten  Nahrungsstoffe 
stets  ?ermehrt.  Ferner  sind  Durchfälle,  zum  Teil  mitunter  mit  Erbrechen 
einhergehend,  oft  mit  Obstipation  wechselnd,  ein  häufiges  Symptom  der 
-Devoratio".  Die  Diagnose  läßt  sich  im  allgemeinen  durch  die  Untersuchung 
der  Faeces  führen.  (Bmck,) 

Eemp  (286)  hat  zum  Gegenstande  seiner  Betrachtungen  die  Be- 
ziehungen der  Unterleibsorgane  zu  den  Nerven-  und  Geisteskrankheiten 
gemacht.  Er  führt  namentlich  die  epileptischen  Erscheinungen  und  Kon- 
vulsionen häufig  auf  Sekretionsstörungen  der  Leber  (Cholin)  und  des  Magens 
(flvperazidität)  zurück,  welche  die  Bildung  von  Toxinen  im  Organismus 
befördern.  (Bendia,) 

XII.  Harnorgane. 

V.  Frankl-Hochwart  (172)  behandelt  in  dem  von  v.  Frisch  und 
Znckerkandl  herausgegebenen  Handbuche  der  Urologie  die  nervösen  Er- 
kraDkuDgen  der  Harnröhre  und  der  Blase  (S.  771 — 871).  Es  wird  hier  in 
sehr  klarer  und  übersichtlicher  Weise  uns  ein  Überblick  über  dieses  schwierige 
nnd  in  vielen  Punkten  noch  strittige  Gebiet  gegeben.  In  dem  physiologischen 
Teile  wird  ausführlich  Stellung  genommen  zur  Frage  der  Entstehung  des 
Harndranges  (Verfasser  nimmt  an,  daß  derselbe  dem  Kontraktionsgefühl 
der  Blase  seinen  Ursprung  verdankt);  ferner  werden  die  Inuervationsf ragen 
der  verschiedenen  Muskeln  eingehend  behandelt.  Dann  folgt  die  allgemeine 
Symptomatologie,  bei  welcher  vor  allem  die  nervöse  Inkontinenz  in  aus- 
führlicher Weise  besprochen  wird.  In  der  speziellen  Symptomatologie  nehmen 
oatorgemäß  die  spinalen  Blasenstörungen  den  größten  Baum  ein;  doch  finden 
wir  hier  auch  eine  sehr  interessante  Zusammenstellung  alles  dessen,  was  über 
»rebrale  Blasenanomalien  bekannt  ist,  ein  Gebiet,  das  ja  erst  in  den  letzten 
Jahren  etwas  größere  Bearbeitung  gefunden  hat  und  noch  vieles  Unklare 
enthalt.  Den  Schluß  dieses  Kapitels  bilden  die  Neurosen,  bei  denen 
die  Enuresis  nocturna  infantum  die  ihr  gebührende  Berücksichtigung  findet. 
Das  Schlußkapitel  behandelt  die  Therapie  mit  Beschränkung  auf  die  vom 
neurologischen  Standpunkte  aus  indizierten  Maßnahmen.  (Kramer,) 

Lange  (310)  bestreitet  auf  Grund  seiner  vielfachen  Beobachtungen, 
daß  die  Enuresis  der  Kinder  in  irgend  welche  ätiologische  Beziehung  zu  den 
adenoiden  Vegetationen  des  Nasen-Rachenraums  zu  bringen  sei,  und  stellt 
die  neue  (sie!)  Lehre  auf,  daß  die  Enuresis  am  besten  als  ein  neuropathisches 


350  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

Leiden  zu  betrachten  und  am  geeignetsten  durch  interne  Therapie  mit 
Arsen,  Jod  und  Eisen  zu  behandeln  sei.  Referent  ist  der  Ansicht,  daß  die 
,,neue"  Lehre  des  Verfassers  doch  nicht  so  ganz  neu  ist,  und  yerweist  ia 
dieser  Beziehung  namentlich  auf  die  ausgezeichnete  Arbeit  Pfisters  (Mooate- 
schrift  f.  Neur.  u.  Psychiatrie,  Jahrgang  1904).  (Baumann,) 

Stern  (500)  berichtet  über  eine  Ton  ihm  beobachtete  Familie,  bei  d^r 
Mutter  und  sämtliche  fünf  Kinder  an  Enuresis  nocturna  litten.  Die  zwei 
MÄdchen  zeigten  das  Bild  der  echten  Neurose,  d.  h.  die  enuretischen  Be- 
schwerden begannen  um  das  zehnte  Jahr  hemm;  die  drei  Knaben  dagegen 
zeigten  seit  Geburt  Enurese.  Ein  ähnlicher  Fall  ist  nur  noch  einmal  in  der 
Literatur  von  Monro  beschrieben  worden.  Die  geschilderten  Fälle  erscheiuea 
dem  Verfasser  ala  Vorstufen  bezw.  Übergangsformen  zu  jenen  seltenen  Auo- 
malieen,  wo  infolge  angeborenen  Mangels  des  Sphinkterenversdilusses  die 
kongenitale  Enurese  dauernd  bestehen  bleibt.  Von  Interesse  wird  die  weitere 
Beobachtung  und  der  Effekt  der  therapeut.  Maßnahmen  sein,  da  möglicber- 
weise  die  im  allgemeinen  durchaus  günstige  Prognose  der  Enuresis  nocturoÄ 
für  solche  Fälle  eine  gewisse  Verschlechterung  erleidet.  (BawnaxuL) 

Zuccala  (577)  berichtet  über  einen  Fall  von  reflektorischer  Auurie. 
Es  handelte  sich  um  einen  38jährigen  gesunden  Bauern,  der  im  Anschlul 
an  eine  schwere  Gemütsdepression  über  eine  Woche  hindurch  keinen  Tropfen 
Urin  entleeren  konnte.  Die  Blase  war  dauernd  leer.  Am  7.  Tage  stellten 
sich  urämische  Symptome  ein,  am  8.  Tage  wurde  eine  Kochsalzinfusioa 
gemacht,  am  9.  Tage  begann  Urin  zu  fließen,  am  11.  war  die  ürinmenge 
normal,  die  urämischen  Zeichen  verschwanden  rasch.  Der  Harn  enthielt 
1^/(^0  Albumen  und  hyaline  Zylinder,  das  spezifi.sche  Gewicht  betrug  1012. 
Z.  führt  die  Auurie  auf  eine  durch  Nervenchok  hervorgerufene  VasomotoreU' 
lähmung  und  dadurch  bedingte  starke  Herabsetzung  des  arteriellen  Blutdrucks 
zurück.  (Brück,) 

Ostheimer  (388)  behandelte  drei  Kinder,  bei  denen  Incontinentia 
der  Faeces  und  des  Urins  als  einzige  Krankheitssymptome  vorhanden  waren. 
O.  macht  auf  den  Zusammenhang  dieser  Symptome  mit  Epilepsie  und  andereu 
allgemeinen  Krankheiten  oder  mit  Lokalerkrankungen  aufmerksam  und 
empfiehlt  gute  Pflege,  tonisierende  Behandlung  und  frische  Luft  als  zweck- 
mäßige Mittel  zur  Beseitigung  dieser  bei  Kindern  nicht  allzuhäufig  vor- 
kommenden Störungen.  (Baidis.) 

Vogel  (540)  weist  darauf  hin,  daß  nervöse  Blasenstörungen  ohne 
anatomische  Grundlage  zu  den  Seltenheiten  gehören.  Für  gewöhnlich  lieg«» 
den  nervösen  Blasenstörungen  bestimmte  Ursachen  zur  Grunde,  wie  Erkra»- 
kungen  der  Blase  selbst  oder  ihrer  Nachbarorgane,  Rückenmarksleidea, 
Blasensteine,  Nierentuberkulose  und  Intoxikationen.  Auch  bei  Neurasthe- 
nikern  liegt  häufig  den  nervösen  Blasenbeschwerden  eine  Erkrankung  des  Dro- 
genitalapparates  zugrunde.  (Bendix.) 

XIII.  Sexnalorgane. 

Schaeffer  (466)  teilt  seine  Untersuchungen  mit  über  die  Lokalisation 
der  von  den  einzelnen  weiblichen  Genitalabschnitten  erregbaren  Schmert- 
und  Druckempfindungen.  Dieselben  sind  an  3000  Frauen  angestellt  worden 
und  sollen  im  wesentlichen  eine  Ergänzung  und  kritische  Begrenzung  der 
bisherigen  Kenntnisse  in  teilweiser  Analogie  mit  den  Headschen  Unter- 
suchungen darstellen.  Es  werden  die  Erregungsgebiete  für  die  verschiedenen 
Teile  des  Genitalapparates  einzeln  besprochen.  Verfasser  naeint,  daß  die 
Deutung  und  Abgrenzung  der  Lokalisation   der   Sensibüitätsregionen  nickt 


Diagnostik  der  Krankheiten  des  Nervensystems.  35  X 

aof  die  kompliziert  Yerlanfeüden  NervenbabneQ,  sondern  auf  den  Verlauf  der 
Tersorgenden  Blutgefäße  zurückzuführen  seien.  (Kramer.) 

Strasser  (505)  teilt  die  Geschichte  eines  Falles  von  exzessiver  Mastur- 
bfttioD  mit  schweren  Folgezuständen  mit.  Es  handelte  sich  um  ein  Mädchen, 
das  selbst  ursprünglich  gesund  und  hereditär  keineswegs  belastet,  seit  ihrem 
vierten  Lebensjahre  Onanie  getrieben  hatte,  und  das  mit  neun  Jahren  in 
extremster  Weise  zu  masturbieren  begann.  Alle  Maßregeln  pädagogischer 
ODd  ärztlicher  Art,  auch  Zwangsmaßregeln,  blieben  vollkommen  eriblglos^ 
besonders  da  die  Patientin  mit  der  Zeit  auf  geringste  körperliche  Irritationen 
hin,  £ut  aUrin  durch  Vorstellungen,  den  Orgasmus  hervorrufen  lernte.  In 
knrser  Zeit  traten  neben  schweren  körperlichen  Erscheinungen  (starker  Ab- 
magening,  Schwäche,  vasomotorischen  Störungen,  schließlich  ausgesprochener 
Arteriosklerose)  auch  psychische  Störungen  hervor,  die  ein  Ejrankheitsbild 
mmlich  der  Dementia  senilis  ergaben.  Im  Alter  tou  10  Jahren  trat  der 
Exitas  eiQ:  die  unmittelbare  Ursache  dazu  gab  eine  Zehengangrän,  die  zur 
Prämie  führte,  und  die  dadurch  entstanden  war,  daß  das  Kind  an  einen 
zwischen  beide  Beine  (zur  Verhinderung  der  Adduktion  und  sensuellen 
Beizung)  gelegten  Gegenstand  seine  Beine  so  fest  anpreßte,  daß  die  periphere 
Zirkulation  not  litt. 

Im   Anschluß  an  diesen  Fall  bespricht  der  Autor  die  ganze  Pathologie 

'      and  Therapie  der  Masturbation.  (Brück) 

I  Bei  den  zwei  von  Seiffer  (481)  publizierten  Fällen  handelte  es  sich 

{      1.  um  eine  Komplikation   einer  organischen   Gehirnerkrankung  mit  einem 

I      genitalen  Entwicklungsfehler  (rudimentäre  Entwicklungshemmung  des  Utenis 

nnd  der  Ovarien).    Verfasser  läßt  ^s  dahingestellt,  ob  bei  der  Patientin  eine 

Entwicklungshemmung    der    Genitalien,  kompliziert  mit  einer  leicht  hydro- 

cephalischen  Erkrankung,  vorlag,   welche  nicht  direkt  in  einem  ursächlichen 

Zusammenhang  mit  der  ersteren  stand,  oder  aber,  ob  die  zerebralen  Krank- 

1     heitssjmptome   eine  direkte  Folge   der  Uterus-  und    Ovarial-Anomalie   war. 

j      Wahrscheinlicher  erscheint  dem  Verfasser  die  erstere  Annahme.    2.  handelte 

es  sich  um  einen  Fall  von  Menstruatio  praecox,  welcher  schon  bald  nach  der 

Gebart  Zeichen    Yon    Epilepsie    dargeboten    hat.      Aus    den    zuverlässigen 

anamnestischen  Angaben  der  Eltern  und  der  klinischen  Beobachtung  ist  zu 

sehiießen,  daß  es  sich  in  diesem  Falle  um  eine  zufällige  Komplikation  von 

Epilepsie  und  Menstruatio   praecox   handelte   —  und  doch  wiederum  nicht 

ganz  zufällig  insofern,    als  diese  Komplikation,   wie  auch  beim  1.  Fall,   die 

Teilnahme   des  Nervensystems   an  anderweitigen  körperlichen  Entwicklungs- 

störangen,  speziell  des  Uterus,  in  der  Form  eines  angeborenen  pathologischen 

Zustandes  des  Gehirns  illustriert.  (Bawmnn.) 

Müller  (362)  publiziert  fünf  Fälle,  welche  beweisen,  das  dauernde 
Amenorrhoe  das  früheste  Symptom  einer  Erkrankung  an  Tumor  cerebri, 
auch  bei  Lokalisation  der  Geschwulst  im  Kleinhirn  und  im  Occipitallappen, 
darstellen  und  dadurch  gelegentlich  eine  beginnende  Schwangerschaft  vor- 
taaschea  kann.  Es  sind  im  wesentlichen  drei  Möglichkeiten  einer  gegen- 
seitigen Beeinflussung  zerebraler  Erkrankungen  und  Menstruationsstörungen 
gegeben:  1.  das  Gehirnleiden  als  eine  Folge  der  Menstruationsstörung  (ältere 
Anschauung),  2.  ein  mehr  koordiniertes  Verhältnis  derart,  daß  eine  gemein- 
same Schädlichkeit  die  Grundursache  der  Geschwulst  ist  und  gleichzeitig 
mittelbar  oder  unmittelbar  auch  Menstruationsstöruugen  verursacht,  3.  Ab- 
kangigkeit  der  Amenorrhoe  von  der  zerebralen  Herderkrankung.  Nach 
Verfassers  Anacht  scheint  es,  daß  mit  besonderer  Vorliebe  die  Geschwülste 
dfir  Hypophysis  und  der  ihr  benachbarten  basalen  Bezirke,  sowie  solche 
Tumoren  verschiedenen  Sitzes,  die  mit  frühzeitiger  Entwicklung  eines  starken 


352  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

Hydrocephalus  und  raschem  Verfall  des  Sehvermögens  einhergehen,  durch 
eine  initiale  Amenorrhoe  sich  ankündigen.  —  Eine  zerebrale  Beeinflussung 
der  Menstruation  ist  bei  Hirntumoren  mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  nur 
dann  anzunehmen,  wenn  man  sich  durch  sorgfältige  Untersuchung  des  All- 
gemeinzustandes und  der  innern  Organe  (einschließlich  des  Geschlechts- 
apparates) überzeugt  hat,  daß  sonstige  erklärende  Ursachen  fehlen. 

(Bautmmn,) 
Hoppe  (248)  bespricht  die  Störungen  des  Nervensystems,  welche  beim 
Manne  Impotenz   erzeugen,   ohne  im   wesentlichen    neue  Gesichtspunkte  zu 
berühren.  (Baumann.) 

Kisch  (289)  nimmt  an,  daß  gleich  wie  bei  den  allgemein  physiologi- 
schen Funktionen  des  weiblichen  Organismus  eine  gewisse  Periodizität  oder 
Wellenbewegung,  die  mit  dem  Vorgang  der  Ovulation  in  Zusammenhang 
steht,  auch  bei  gewissen  pathologischen  Prozessen  sich  eine  derartige  Wellen- 
bewegung kundgibt,  welche  den  drei  großen  Epochen  des  weiblichen  Sexual- 
lebens: Geschlechtsreife  (Menarche),  Geschlechtshöhe  (Menakme)  und  Ge- 
schlechtsrückgang (Menopause)  parallel  geht.  Diese  Wellenbewegung  gestaltet 
sich  so,  daß  gewisse  pathologische  Symptome  in  der  Menarche  eintreten,  in 
der  Menakme  mehr  oder  weniger  verschwinden  und  in  der  Menopause  wieder- 
kehren. Die  Symptome  bestehen  von  seiten  des  Herzens  in  Herzpalpitationen, 
Kurzatmigkeit,  Präkordialangst,  Druckgefühl  auf  der  Brust,  Blutwallung  nach 
dem  Kopf,  von  seiten  des  Nervensystems  in  nervöser  Dyspepsie,  in  mehr 
oder  weniger  ausgesprocheneu  Psychoneurosen,  die  als  Pubertäts-  bezw. 
klimakterielle  Psychosen  bezeichnet  werden,  ferner  in  Chlorose,  die  auch  zur 
Zeit  der  Menopause  häufig  beobachtet  wird,  in  Albuminurie  und  in  Haut- 
erkrankungen (Erytliem,  Akne,  Hyperhidrosis).  Bezüglich  der  EJntstehung 
dieser  Symptome  bringt  Verfasser  nichts  Neues.  (Baumann.) 

Reko  (435)  bringt  ein  Sammelreferat  über  die  Wechselbeziehungen 
zwischen  Nase  und  Geschlechtsapparat  spez.  dem  weiblichen.  Die  Fließ- 
sche  Erklärung  des  nasogenitalen  Konnexes  (periodische  Anschwellung  be- 
stimmter Stellen  der  Nasenschleimhaut  zur  Zeit  der  Menstruation,  Schmerz- 
haftigkeit  dieser  Stelleu  bei  Dysmenorrhöe  usw.),  wonach  die  Visceral- 
schmerzen  ins  Rückenmark  übergeleitet  und  von  da  auf  analoge  Zonen  im 
Innern  der  Nase  projiziert  würden,  sei  von  den  verschiedenen  Autoren  an- 
gegriffen worden.  Verfasser  geht  dann  noch  auf  zwei  Arbeiten  von  Traut- 
mann bezw.  Freund  ein,  von  denen  ersterer  das  Zustandekommen  dieser 
Wechselbeziehungen  drei  näher  bestimmten  anatomischen  Nervenbahnen 
supponiert,  während  letzterer  der  Ansicht  ist,  daß  die  nasogenitalen  Be- 
ziehungen in  der  Hauptsache  auf  Veränderungen  des  Stoffwechsels  beruhen. 
Verfasser  entscheidet  sich  für  Trautmanns  Auffassung.  (Baumann.) 

Im  Anschlüsse  an  5  Beobachtungen,  bei  welchen  verschiedenartiger 
sexueller  Mißbrauch  vorkam,  und  teils  entzündliche  Veränderungen,  teils 
nervöse  Erscheinungen  entstanden  sind,  kommt  Emödi  (144)  zur  Konklusion, 
daß  Onanie,  Coitus  interruptus  oder  condommatus  gleich  dem  normalen 
Sexualakte  mit  einer  Hyperämie  verbunden  sind,  ohne  jedoch  den  normalen 
Ausgleich  derselben  hervorzurufen,  somit  eine  ständige  Hyperämie  des 
XJrogenitalsystems  hervorrufen.  Bei  längerer  Dauer  vermag  diese  chronisch 
entzündliche  Veränderungen  hervorzurufen,  welche  mit  der  Zeit  zu  ver- 
schiedenen Neurosen  des  Urogenitalsystems  führen.  In  den  Fällen  E.'s  war 
keine  gonorrhoische  oder  andere  Infektion  nachweisbar.  Die  Therapie  hat 
in  erster  Reihe  die  Ursache  zu  beseitigen,  sodann  die  Krankheitserscheinungen 
symptomatisch  zu  beeinflussen.  (Hudovermg,) 


DiAgnosfcik  der  Krankheiten  dee  NerrensyiteiDt.  353 

XIT.  Halt 

Bonch  (82)  veröffentlicht  2  Fälle  von  Striae  patellares  nach  Typhus 
bezw.  Pleuritis  und  Endocarditis.  Die  beigegebenen  Abbildungen  zeigen 
die  Striae  recht  gut.  Verf.  macht  zunächst  Literaturangaben  über  die 
neneren  Arbeiten  der  Striae  pat  und  geht  dann  näher  auf  die  Pathogenese 
der  Erscheinung  ein.  Die  Striae  pat.  sollen  entstehen  durch  Zerreißung  der 
tiefereu  Gewebsschichten,  die  ihre  Ursache  in  einem  übermäßig  großen 
Waciistum  der  Epiphysen  der  Röhrenknochen  habe;  letzteres  sei  wohl  ent- 
zündlichen Ursprungs.  Manche  Autoren  hielten  jedoch  die  Striae  für  den 
Ausdruck  einer  zentralen  nervösen  Affektion.  An  anderen  Stellen  als  gerade 
am  Knie  würden  Striae  sehr  häufig  beschrieben.  Zum  Schluß  bringt  Verf. 
noch  das  Ergebnis  der  histologischen  Untersuchung  eines  exzidierten  Stückes, 
das  vorwiegend  eine  Alteration  der  elastischen  Elemente  darbot 

(Baumann.) 

Howard  (253)  berichtet  über  6  Fälle,  welche  einen  erneuten  Beweis 
liefern  für  den  Satz,  daß  der  gewöhnliche  Herpes  zoster,  ebensogut  wie  der 
Herpes  bei  Pneumonie  und  Cerebrospinalmeningitis  ein  pathologischer  Zu- 
stand ist,  der  von  der  Läsion  bestimmter  Ganglien  abhängt,  welche  ihrer- 
seits durch  verschiedene  Ursachen,  die  auf  verschiedenen  Wegen  wirken, 
bedingt  wird.  Der  Herpes  hängt  ab  von  der  Läsion  der  Ganglien,  und 
offenbar  variiert  er  nicht  mit  den  Ursachen  der  Läsion,  sei  es,  daß  diese 
durch  Embolie,  Thrombose,  Hämorrhagie,  Tumordurchwachsung,  Mikro- 
organismen oder  durch  Toxine  oder  andere  Gifte  hervorgerufen  sei.  Bei 
dem  Herpes  bei  Meningitis  sind  die  ganglionären  Veränderungen  wahr- 
scheinlich bedingt  durch  eine  Ausbreitung  des  entzündlichen  Prozesses  ent- 
lang den  Nervenbahnen  der  Ganglien;  bei  der  Pneumonie  wird  das  wirk- 
same Agens  dem  Ganglion  wahrscheinlich  durch  die  Zirkulation  übermittelt. 

(Bamtiann.) 

Dnbrenilh  (139)  teilt  nach  kurzer  Rekapitulation  der  bisher  be- 
kannten Fälle  3  neue  Krankengeschichten  von  rezidivierendem  Herpes  der 
GesäBgegend  mit. 

Der  eine  Fall  betrifft  einen  54jährigen  gichtkranken  Offizier,  der  seit 
12  Jahren  ungefähr  jeden  Monat  einmal  eine  Herpeseruption  in  der  Gegend 
des  rechten  Trochanter  major,  ohne  Schmerzen  oder  sonstige  Störungen 
bekonunt;  der  zweite  Fall  ist  ein  36 jähriger  neurasthenischer  Offizier  aus 
einer  nervös  und  mit  Stoffwechselanomalien  belasteten  Familie,  der  früher 
einige  Jahre  lang  an  Herpes  praeputialis  litt  und  neuerdings  ohne  irgend 
welche  sonstige  Veränderungen  (keine  Drüsenschwellungen,  keine  Sensibilitäts- 
stomngen)  alle  drei  bis  vier  Monate  in  der  oberen  Gesäßgegend  Herpes- 
^niptionen  bekommt;  im  dritten  Fall,  bei  einem  Luetiker,  war  die  Eruption 
am  linken  Gesäß  von  heftigen  Schmerzen  begleitet.  Keine  Sensibilitäts- 
?eningen;  im  Lumbaisediment  geringe  Lymphoc}1;ose.  Hinweis  auf  die 
Ahnüchkeit  dieser  Affektion  mit  Antipyrineruptionen.  (Bi'uck.) 

In  einem  klinischen  Vortrage  über  Zona  oder  fiövre  zost6rienne  be- 
tont Jeanselme  (269),  daß  diese  Affektion  (=  Herpes  zoster)  nicht  auf 
cioer  Erkrankung  der  peripheren  Nerven  beruht,  sondern  daß  sie  höchst- 
wahrscheinlich weiter  zentral  gelegenen  Ursprungs  ist.  Als  Stütze  für  diese 
Annahme  weist  er  einmal  auf  die  Lokalisation  der  Sensibilitätsstörung  hin, 
die  durchaus  nicht  dem  Verbreitungsgebiete  des  betreffenden  peripheren 
Nerven,  sondern  einem  radikulären  Gebiet  entspricht,  femer  auf  frühere 
Sektionsbefunde  von  Campbell,  bei  denen  in  frischen  Fällen  Blutungen 
und  Infiltrate,   bei   älteren  Fällen  Narbenbildungen  in   den   SpinalgangUen 

Jaliresberieht  f.  Neurologie  nnd  Psychiatrie  I90ft.  23 


354.     Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und  Diagnostik  der  Krankheiten  nsw. 

gefunden  wurden;  schließlich  führt  er  die  Ergebnisse  der  Lumbalpunktion 
an,  bei  der  schon  frühere  Autoren  Lymphocytose  in  frischen  FäUeu  nach- 
gewiesen hatten.  Ihm  selbst  gelang  es  auch,  in  einem  Falle  Lymphocytose 
und  vermehrten  Albumengehalt  in  der  Lumbaiflüssigkeit  eines  Patienten 
nachzuweisen,  bei  dem  der  Herpes  zoster  3  Jahre  zurücklag  und  keinerlei 
Störungen  der  Sensibilität  oder  sonstige  Veränderungen  mehr  zu  finden 
waren.  (Brück.) 

Nobl  (380)  bespricht  die  Veränderungen  an  den  Nägeln,  wie  sie  als 
Teilerscheinungen  von  Hautkrankheiten  und  im  Zusammenhang  mit  Allgemein- 
leiden, sowie  idiopathisch  auftreten,  und  lenkt  die  Aufmerksamkeit  u.  a.  auf 
die  trophoneurotische  Beeinflussung  des  Wachstums,  der  Form  und  struk- 
turellen Beschaffenheit  der  Nägel  bei  einer  Reihe  von  Krankheiten  des 
Hirns,  des  Rückenmarks  und  der  peripheren  Nerven  (Syringomyeüe,  Tabes, 
Paralyse,  Raynaud,  Entwicklungsstörungen  bei  Verletzung  peripherer  Nerven); 
hierbei  erwähnt  er  besonders  einen  Fall  von  M.  Joseph,  bei  dem  ein 
(nach  Kongestionsattacke  der  Vorderarme  auftretendes)  gangränöses  Absterben 
aller  Nägel  als  selbständige  Teilerscheinung  des  Symptomenbildes  Raynaud 
aufzufassen  war.  (BmcL) 

Koch  (294)  beschreibt  einen  Fall  von  diflfiiser  symmetrischer  Fett- 
gewebswucherung,  dessen  erste  Symptome  sich  etwa  ein  Jahr  nach  einem 
schweren  Trauma  (Fall  aus  dem  dritten  Stockwerk)  einstellten.  Nach 
diesem  Trauma  war  u.  a.  eine  starke  Schmerzhaftigkeit  der  Wirbelsäule  zu 
konstatieren,  die  andauernd  bestehen  blieb.  Trotz  des  Fehlens  irgendwelcher 
anderweitiger  Erscheinungen  von  Seiten  des  Nervensystems,  abgesehen  von 
einer  Abnahme  der  Kraft  in  den  große  Fettmassen  enthaltenden  Extremi- 
täten, glaubt  Verf.  eine  Rückenmarksverletzung  durch  den  Fall  als  Ursache 
der  pathologischen  Fettgewebsentwicklung  ansprechen  zu  müssen,  wie  dies 
in  einem  früheren  Falle  von  Buchterkirch  und  Bumke  schon  angenommen 
worden  ist.  (Brück,) 

Holterbach  (246)  beschreibt  das  Auftreten  einer  oberflächüchen 
Hautwunde  am  rechten  Vorderfuß  eines  Pferdes,  die  dem  Tier  offenbar 
einen  unerträglichen  Juckreiz  verursachte,  da  es  sich  auf  alle  nur  erdenkliche 
Weise  am  Kripprand  zu  scheuem  suchte  oder  die  Wunde  mit  den  Zähnen 
bearbeitete.  Die  Affektion  trotzte  jeglichem  Therapieversuch.  Später  kam 
noch  hochgradiges  Lungenemphysem  hinzu.  Warum  es  sich  aber  bei  diesem 
Prozeß  gerade  um  eine  „Hautneurose"  handeln  soll,  wie  Verf.  meint,  ist 
meiner  Ansicht  nach  durchaus  nicht  ohne  weiteres  aus  der  Arbeit  zu  er- 
kennen. (Baumanru) 

Bleibtreu  (60)  hat  in  einem  Falle  von  Scharlach  das  symmetrische 
Auftreten  von  Striae,  ähnlich  den  Schwangerschaftsstriae,  oberhalb  beider 
Kniescheiben  und  in  beiden  Glutaealgegenden  beobachtet.  Bisher  sind  der- 
artige Veränderungen  hauptsächlich  bei  Typhus  beschrieben  worden.  Neu- 
ritische Störungen  im  Gebiet  des  Cruralis,  wie  sie  in  solchen  Fällen  bei 
Typhus  wiederholt  sich  konstatieren  ließen,  und  aus  denen  manche  Autoren 
auf  eine  nervöse  Entstehung  dieser  Erscheinung  geschlossen  hatten,  fehlten 
vollständig.  Ferner  unterschied  sich  dieser  Fall  von  den  bisher  beschriebenen 
durch  das  Fehlen  jeglicher  Darmerscheinungen,  jedes  langdauemden  er- 
schöpfenden Fiebers,  es  fehlte  auch  das  langdauernde  Liegen  mit  angezogenen 
Beinen.  Daher  haben  nach  Bleibtreu  alle  bisherigen  Erklärungsversuche, 
nach  denen  man  sich  die  Striae,  sei  es  durch  mechanische  (H.  Köbner), 
sei  es  durch  trophoneurotische  Einflüsse  (G.  Fischer),  entstanden  dachte, 
für  diesen  Fall  etwas  unbefriedigendes,  und  die  Pathogenese  erscheint  voll- 
kommen dunkel.  (Brück.) 


Aphaaie.  355 

Plant  (408)  beobachtete  bei  einem  Ikteriachen  einen  sehr  starken 
Dennographismus.  Es  handelte '  sich  um  einen  unzweifelhaft  nervösen 
Menscheo,  der  auch  schon  vielfach  an. Kopfweh  und  Schwindelanfällen  ge- 
litten hatte.  (BendÜB,) 


Aphasie. 

Referent:  Dr.  S.  Kalis cher-Schlachtensee  b.  Berlin. 

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100.  Schuster,  P.,  Fall  von  Alexie.    Verelnsbsll.  d.  Deutsch.  Mediz.  Wochenschr.  p.l857. 

101.  Simon,  L.  G.  et  Crouzon,  0.,  Hemiplegie  complöte,  suivie  de  contracture,  avec 
aphasie,  au  cours  de  la  Choree,    Bev.  mens,  des  mal.  de  l'enfance.    1904.    XXII. 

102.  Spiller,  W.  G.  and  Allyn,  H.  B.,  A  Case  in  which  the  First  Left  Temporal  Con- 
volution  was  Destroyed  in  an  Adult  Without  Causing  Word  Deafness.  The  Journal 
of  Nervous  and  Ment.  Disease,    p.  184.    (Sitzungsberieht.) 

103.  Stone,  W.  Gream,  A  Note  on  a  Case  of  Hereditary  Aphasia.    The  Lancet.  I.  p.  423. 

104.  Stransky,  Erwin,  Über  Sprachverwirrtheit.  Sammlung  zwangloser  Abhandlungen 
aus  dem  Gebiete  der  Nerven-  und  Geisteskrankheiten.     Halle.    C.  Marhold. 

105.  Derselbe,  Zur  Lehre  von  den  aphasischen,  asymbolischen  und  katatonischen  Erschei- 
nungen bei  Atrophie  des  Gehirnes.     Monatsschr.  f.  Psych,  u.  Neurol.    Bd.  XJII. 

106.  Derselbe,  Präparate  eines  Falles  von  aphasischen,  asymbolischen,  katatonischen 
Störungen.    Neurol.  Centralbl.   p.  781.    (Sitzungsbericht.) 

107.  Strobel,  Ueber  Aphasie  und  andere  Sprachstörungen.  31ünch.  Mediz.  Wochenschr. 
p.  1704.   (Sitzungsbericht.) 

108.  Syme,  W.  S.,  A  Case  of  Congenital  Word  Blindness.  Journal  of  Laryng.  London. 
XX.    159—162. 

109.  Taubstummheit:  Die  Auatomie  der  Taubstummheit.  Deutsche  otologische  Ge3e11- 
sohaft.    1.  Lief.   Wiesbaden.    J.  F.  Bergmann. 

110.  Thibault,  Un  cas  d' Aphasie  motrice  avec  integrite  de  la  III*  circon volution,  Anjoa 
medical.    p.  295. 

111.  Thomas,  C.  J.,  Cecite  verbale  congenitale.     The  Ophtalmoscöpe.   p.  380. 

112.  Treitel,  Ueber  die  Beziehungen  von  Imbecillitat  und  Taubstummheit.  Archiv  f. 
Psych,  u.  Nervenkrankh.    Bd.  39,  p.  799. 

113.  Trömmer,  E.,  Zur  Pathogenese  und  Therapie  des  Stotterns.  Berliner  klin.-therap. 
Wochenschr.    No.  8. 

114.  üch ermann,  V.,  Bemerkungen  anläßlich  einiger  neueren  deutschen  statistischeD 
Abhandlungen  über  Taubstummheit.     Zeitschr.  f.  Ohrenheilk.    Bd.  50,  p.  58. 

115.  Vigouroux,  A.  et  Pascal,  Mlle.,  Un  cas  d'aphasie  totale  chez  un  paralytique 
general  par  predominance  des  lesions  diffuses  au  niveau  de  la  zone  du  langage.  — 
Un  cas  de  lesion  circonstrite  du  cerveau  survenue  au  cours  d'une  paralysie  generale. 
Bull,  et  mem.  de.  la  See.  anat.  de  Paris.   Vol.  VII,  No.  1,  p.  85. 

116.  Vleuten.  van,  Über  transitorische  Aphasie  bei  Alkoholdelirien.  AUgem.  Zeitschr.  f. 
Psych.   Bd.  62,  p.  431.    (Sitzungsbericht.) 

117.  Wanner,  Friedrich,  Ein  Fall  von  doppelseitiger  Taubheit  für  Sprache  nach  Schädel- 
trauma (Verschüttung).     Monatsschr.  f.  Unfallheilk.    No.  9,  p.  261. 

118.  Work,  H.  C,   Defective,  or  Fettered  Speech.     Mass.  Med.  Journ.    XXV.   369—375. 

119.  AVray,  Charles,   The  Treatment  of  Word  Blindness.     The  Lancet.    11.    p.  885. 

120.  Zahn,  Th.,  Bemerkungen  über  die  Prognose  und  Behandlung  des  Stotterns.  Med. 
Corresp.-Bl.  d.  Württemb.  ärztl.  Landesver.    Bd.  LXXV,  No.  23,  p.  459. 

121.  Derselbe,   Bemerkungen   über  die  Prognose  und  Behandlung  des  Stotterns.     ibidem. 

122.  Zapp  eil  i,  I.'.,  Un  caso  di  meningite  con  afasia  amnesica  venuto  a  guarigione.  Gan. 
d.  osp.    XXVL    551. 

123.  Zeri,   Agenore,  Afasia  da  malaria.    Bolletino  delle  cliniche.    No.  10,  p.  440. 


Apliasi«.  359 

a)  Allgemeines  imd  Ätlologlselies. 

Ontzmann  (38)  gibt  hier  einen  kurzen  historischen  Überblick  über 
die  Entwicklung  der  Lehre  von  den  Sprachstörungen.  Erst  mit  der  Be- 
grandnng  und  dem  Ausbau  der  Aphasielehre  wurde  das  Gebiet  der  Sprach- 
stonmgen  klinisch  verwertet  und  auch  die  rein  funktionellen  Störungen, 
Stottern  usw.,  exakt  untersucht.  Die  Entwicklung  der  Sprachphysiologie 
hatte  eine  rationelle  Sprachtherapie  zur  Folge,  die  bei  den  Taubstummen 
schon  lange  angewandt  wurde.  Die  einzelnen  üntersuchungsmethoden  der 
Sprachfehler,  die  Therapie,  die  Beziehungen  mit  anderen  klinischen  Er- 
scheinungen wurden  eingehend  gewürdigt. 

Ontzmann  (36)  erörtert  hier  die  Beziehungen  der  Affekte  zu  den 
Sprachstörungen.  Diese  Kenntnis  ist  von  großem  Werte  für  die  medizinisch- 
pädagogische Behandlung  der  Sprachstörungen. 

Sachs  (96)   gibt  hier  zunächst  eine  Anleitung  himanatomischer  und 
physiologischer  Natur,  um  dann  die  älteren  Anschauungen  über  die  Sprach- 
störungen und  die  Unzulänglichkeiten   der  verschiedenen  Schemata  klar  zu 
legen.    Die  Begriffe   der  eigentlichen  Sprachzentren  usw.  sollen  zusammen 
mit  den  gemeinen  Sinneszentren   und  ihre  Verbindungsweise  untereinander 
and  mit  anderen  Hirngebieten  gekennzeichnet  sein.    Das  Wesentliche  bleibt 
die  Form  und   Art  der  Tätigkeit   der  Assoziationsbahnen    zwischen   den 
einzelnen  Zentren.    In  dem  Wort  haben  wir  nicht  das  Symbol  eines  geistigen 
Inhalts  zu  suchen,  sondern  einen  Teil  dieses  Inhalts  selbst.    Unsere  Sprache 
besteht  mehr  aus  Sätzen  als  aus  Worten,   die  wir  nicht  Objekte,  sondern 
Situationen  nennen.     Bei  der  Lokalisation  der  Sprache  wird  ebenso  wie  auf 
die  Zerstörung  bestimmter  Stellen  auf  die  Art  der  Verbindungen  und  ihrer 
Entstehung  zu  achten  sein.    Die  Teilungsaphasie  im  Wernicke sehen  Sinne 
erkennt  S.  nicht  an.    Auch  ein  besonderes  Bahnzentrum  nimmt  er  nicht  an. 
Stransky  (104)   versteht  unter  Sprach  Verwirrtheit  jede  nicht  durch 
bloße  aphasische  oder  artikulatorische   Störungen  bedingte   Anomalie  der 
sprachlichen  Ausdrucksform.     S.   stellte  Versuche   bei  normalen  Menschen 
an,  die  er  unter  Fortfall  der  Aufmerksamkeit  reden  ließ,  was  ihnen  einfiel. 
Üabei  ließ  sich  ein  Gemisch  von  Ideenflucht,  Perseveration  in  regellosem 
Durcheinander  mit  vielen  Kontrastassoziationen  usw.  feststellen.    Aehnliche 
Gemische  fand  er  bei  Hebephrenen  und  Katatouikern.    Die  erhaltene  Nei- 
gong  zu  grammatikalischen  Verknüpfungen  ließ  die  Sprachverwirrtheit  hier 
besonders  hervortreten.    Auch  bei  den  Kranken  schien  demnach  die  Sprach- 
verwirrtheit mehr  im  Mangel  der  Aufmerksamkeit  begründet  zu  sein.    Auch 
auf  die  eigenartige  Sprachverwirrtheit  bei  Paranoia  geht  S.  näher  ein. 

Huyghe  (48)  beobachtete  drei  Fälle,  in  denen  einer  späteren  Hirn- 
oweichung  Monate  lang  vorher  eine  dysarthrische  Sprachstörung  voraus- 
ging, die  intermittierend  auftrat  und  als  prämonitorisches  Symptom  zu  ver- 
werten ist,  das  der  Erweichung  in  der  Gegend  der  Rol an  doschen  Win- 
dungen vorausgeht. 

Hahn  (39)  beobachtete  bei  einem  72jährigen  Mann  eine  vorübergehende 
Benommenheit  mit  leichter  Verwirrtheit  und  aphasischen  resp.  paraphasischen 
Störungen,  die  als  Ursache  dieser  Zirkulationsstörungen  bei  Arteriosklerose 
angesehen  werden  müssen. 

Heilbronner  (42)  beschäftigt  sich  mit  den  aphasischen  Störungen, 
die  sich  bei  Epileptikern  finden.  Dieselben  treten  am  häufigsten  in  der 
Form  der  amnestischen  Aphasie  auf  und  nur  in  Ausnahmefällen  unter  dem 
Bilde  der  sensorischen  Aphasie.  Er  führt  dieselben  zurück  auf  lokale 
Exazerbationen    des  spezifischen -epileptischen   Prozesses.     Gegenüber    der 


360  Aphasie. 

diagnostischen  Bedeutimg  der  amnestisch -aphasischen  Störungen  fiir  die 
Erkennung  der  epileptischen  Erkrankung  rät  H.  zu  einer  gewissen  Vorsicht. 
Ein  Zustand  amnestischer  Aphasie  kann  als  Residuum  einer  fiberstandenen 
epileptischen  Psychose  bestehen,  doch  auch  als  langdauernde  Folge  von 
Anfallen  auftreten,  ohne  daß  schwerere  psychische  Störungen  oder  ein  Stupor 
vorausgingen.  Oft  tritt  sie  als  isoliertes  Symptom  sprachlicher  Störung  auf. 
Das  Haftenbleiben  in  den  Verben  ist  dann  eine  sekundäre  Erscheinung. 

Im  Verlaufe  einer  schweren  Chorea  beobachteten  Simon  et  Crouzon 
(101)  bei  einem  13jährigen  Mädchen  eine  spastische  Lähmung  mit  Aphasie. 
Es  lag  anscheinend  eine  organische  Erkrankung  (Embolie  mit  Erweichung) 
vor,  obwohl  das  Herz  beim  Eintritt  der  Lähmung  intakt  erschien.  Erst 
später  zeigten  sich  Erscheinungen  der  Mitralstenose. 

Stone  (103)  beschreibt  einen  Kranken,  von  dem  ca.  fünf  Verwandte 
(Mutter  und  Geschwister)  in  vorgeschrittenem  Lebensalter  an  demselben 
Leiden  litten  und  starben.  Es  handelt  sich  um  Anfälle  vorübergehender 
Aphasie  mit  Schwäche  an  der  rechten  Körperhälfte,  Incontinentia  der 
Blase,  Trübung  des  Glaskörpers  am  Auge,  Verlust  und  Verminderung  des 
Schmerz-  und  Temperaturgefühls,  epileptiforme  Krämpfe;  plötzlicher  Tod 
bei  völliger  Bewußtlosigkeit.  In  einem  Falle,  der  zur  Sektion  kam,  bestand 
eine  cerebrospinale  Leptomeningitis;  die  Hinterstränge  des  Rückenmarks 
und  die  hinteren  Wurzeln  waren  degeneriert.  —  Der  hier  beschriebene  Fall 
betriflft  eine  37jährige  Frau,  die  seit  zehn  Jahren  an  Glaskörpertrübungen 
litt  und  zuletzt  erblindet  war.  Ihre  vier  Brüder,  die  an  derselben  Krankheit 
litten,  starben  im  Alter  von  23 — 27  Jahren. 

Ein  Bergmann  war  vor  14  Jahren  verschüttet  worden,  wodurch  er 
neben  einer  Verletzung  der  unteren  Extremitäten  völlig  taub  geworden  war. 
Trotz  fortwährender  Begutachtungen  wurde  auf  die  von  ihm  auf  den  Unfall 
zurückgeführte  Taubheit  keine  Rücksicht  genommen;  obwohl  er  immer 
wieder  Berufung  ergriff,  wurde  nie  eine  spezialärztliche  Untersuchung  an- 
geordnet. Dadurch,  daß  das  Kubrum  nicht  zu  seinem  Rechte  kam,  ent- 
wickelte sich  allmählich  eine  schwere  Neurasthenie.  Erst  als  auf  Ver- 
anlassung des  Reichsversicherungsamtes  ein  Obergutachten  eingeholt  wurde, 
wurde  eine  genaue  Untersuchung  der  Gehörorgane  veranlaßt.  Diese,  mit 
der  Bezold-Ertelmannschen  kontinuierlichen  Tonreihe  von  Wanner  (117) 
ausgeführt,  ergab  rechts  eine  einfache,  links  eine  dreifache  Lücke  inner- 
halb der  Skala;  außerdem  fehlte  ganz  resp.  teilweise  die  für  die  Sprache 
unbedingt  notwendige  Tonstrecke  (b' — g"),  sodaß  die  Taubheit  wohl  erklär- 
lich war.  Der  Sitz  der  Erkrankung  war  somit  in  der  Schnecke  zu  suchen; 
nach  Art  der  Zerstörungen  in  der  Schnecke  ist  irgend  welche  Einwirkung, 
wahrscheinlich  Blutung,  anzunehmen,  wodurch  einzelne  Strecken  der  schaU- 
aufnehmenden  Teile  vernichtet  wurden.  Verf.  benutzt  diesen  Fall,  um 
darauf  hinzuweisen,  wie  notwendig  es  ist,  daß  jeder  Verletzte,  welcher  ein 
Schädeltrauma  erlitten,  sei  es,  daß  Blutung  aus  dem  Ohre  eingetreten  ist 
oder  nicht,  sofort  auch  hinsichtlich  seiner  Gehörorgane  untersucht  wird. 
Die  Untersuchung  soll  womöglich  von  einem  Spezialarzt  ausgeführt  werden; 
da  aber  auch  jeder  praktische  Arzt  in  die  Lage  kommen  kann,  solche 
Kranke  untersuchen  zu  müssen,  ist  es  notwendig,  daß  jeder  Arzt  mit  der 
Untersuchung  des  Ohres  vertraut  ist  und  in  Zukunft  im  Examen  seine 
Kenntnisse  in  der  Ohrenheilkunde  vor  einem  Fachlehrer  dartut 

(Ardoreferat) 

b)  Therapie  der  Aphasie. 

In  dem  Fall,  den  M cConnell  (70)  beschreibt,  litt  ein  28jähriger  Mann 
mehrere  Jahre  an  epileptischen  Anfällen.  Dazu  traten  Jackson  sehe  Krämpfe, 


Aphasie.  361 

die  mit  Erhaltensein  des  Bewußtseins  einhergingen,  in  der  rechten  Gesichts- 
luUfts  begannen  und  eine  Sprachstomng  von  Dauer  mehrerer  Minuten  ver- 
orsachteD.  Es  bestand  eine  Parese  des  rechten  oberen  und  unteren  Facialis^ 
artiknlatorische  Sprachstörung  und  motorische  Agraphie.  Wegen  zu- 
nehmender Krämpfe  und  Gedächtnisschwäche  wurde  die  Trepanation  vor- 
genommen und  ein  Tumor  entfernt,  der  oberflächlich  auf  dem  Fuß  der 
ersten  und  zweiten  Stirnwindung  auflag,  doch  auch  die  dritte  Stimwindung 
und  die  yordere  Zentralwindung  komprimierte.  Nach  der  Operation  besserte 
sieh  die  Sprache  schnell,  die  Schrift  allmählich  auch.  Die  Parese  des 
rechten  Facialisgebietes  war  stärker,  und  die  rechte  Hand  war  paretisch. 
—  Der  Fall  spricht  zu  Gunsten  der  Annahme  eines  motorischen  Schrift- 
zentrnms  in  der  linken  zweiten  Stirnwindung. 

In  Mygind's  (81)  Falle  bekam  eine  52jährige  Frau,  die  seit  ihrer 
Kindheit  an  einem  übelriechenden  Ausfluß  aus  dem  linken  Ohre  litt,  die 
Erscheinungen  der  amnestischen  Aphasie,  ohne  daß  sonst  Allgemeinsymp- 
tome Ton  selten  des  Gehirns  aufgetreten  waren.  Die  Trepanation  erwies 
eine  Abszeßbildung  in  der  linken  dritten  Temporalwindung.  Eine  direkte 
Portpflanzung  zwischen  dem  Mittelohr-  und  Hirnleiden  war  nicht  nach- 
weisbar; es  handelte  sich  nicht  um  eine  direkte  sichtbare  Portpflanzung 
der  Entzündung  durch  die  Dura,,mater,  deren  äußere  Fläche  nur  eine  leichte 
diffttse  Trübung  zeigte.  Eine  Öffnung  war  nicht  vorhanden.  Der  Abszeß 
lag  mehr  zentral  in  der  Temporalwindung.  Die  sensorische  Aphasie  war 
Ton  Agraphie  und  Paraphasie  begleitet;  die  letztere  trat  erst  hervor,  als 
die  Aphasie  nach  der  Operation  sich  allmählich  besserte. 

Wray  (119)  beschreibt  hier  seine  Behandlungsmethode  der  Wort- 
blindheit speziell  bei  Kindern.  Er  findet  die  echte  Wortblindheit  selten 
bei  Kindern;  bei  dieser  versteht  der  Beranke  die  Wortbilder  nicht,  die  sonst 
in  seinem  geistigen  Besitz  existieren.  Bei  der  Pseudo- Wortblindheit,  die 
bei  Kindern  häufig  ist,  werden  die  Worte  nicht  begriffen,  weil  sie  in  dem 
Wortschatz  noch  gar  nicht  existieren,  und  weil  das  Verständnis  ihrer  Be- 
griffe noch  fehlt.  Hier  muß  man  zunächst  das  Begriffsvermögen  und  den 
Wortschatz  erweitern,  ehe  man  zu  detaillierten  Übungen  übergeht. 

Mohr  (79)  weißt  darauf  hin,  daß  bei  der  Behandlung  zentraler 
Sprachstörungen  die  außerordentliche  Kompliziertheit  selbst  des  einfachsten 
Sprachaktes  eine  weit  größere  Berücksichtigung  verdient,  als  es  noch  viel- 
fach der  Fall  zu  sein  scheint,  daß  also  Sprechen  und  Auffassung  des  Ge- 
sprochenen als  eine  mit  dem  ganzen  psychischen  Geschehen  unlöslich  ver- 
knüpfte Funktion  angesehen  werden  muß.  Daraus  folgt,  wie  notwendig 
eine  Berücksichtigung  der  Gesamtpsyche  des  Aphasischen  ist.  Man  wird 
daher  beim  Unterricht  möglichst  so  vorgehen,  daß  der  Kranke  Fortschritte 
und  keine  Defekte  sieht,  d.  h.  man  muß  mit  leichten  Übungen  anfangen. 
AuBerdem  ist  die  Leistungsfähigkeit  den  Schwankungen  des  AUgemein- 
ZQstandes  anzupassen.  Ferner  soll  man  das  Gefühl  und  den  Affekt  des 
Kranken  in  den  Dienst  der  Sprachunterweisung  zu  stellen  suchen.  Worte 
and  Sätze  sind  zu  wählen,  die  bei  dem  Kranken  eine  besondere  Gefühls- 
betonung hervorrufen.  An  bekannte  Tatsachen  und  Fehler  der  Unterhaltung 
iind  Anweisungen  anzuknüpfen.  Überhaupt  soll  man  dem  Aphasischen 
möglichst  viel  Anregung  bieten,  ohne  ihn  anzustrengen,  um  ihm  das  Interesse 
für  die  Außenwelt,  von  der  er  abgeschnitten  ist,  zu  wecken  und  das  Auf- 
Bsfamen  neuer  Eindrücke,  wie  den  Drang,  seine  Gefühle,  Ansichten,  Be- 
strebungen nach  außen  kund  zu  geben,  in  ihm  zu  erhalten.  Am  besten 
soll  der  Arzt  solche  Kranke  bis  zum  Ende  selbst  behandeln  und  belehren. 


362  Aphasie. 

Sonst  eignen  sich  auch  Lehrer  für  Schwachsinnige   and  Taubstumme  zum 
Übernehmen  dieser  Aufgabe,  die  besondere  Sorgfalt  und  Ausdauer  erfordert. 

c)  Symptomatologie  der  Aphasie  und  der  einzelnen  Formen. 

Holden  (46)  beschreibt  einen  Fall  von  Seelenblindheit,  in  welchem 
die  medialen  Flächen  der  Occipitallappen  »owie  beide  Sehstrahlungen  unver- 
sehrt waren.  Verletzt  waren  symmetrisch  beide  äußeren  Flächen  des  Gehirns 
und  besonders  die  6yri  angul.  und  supramarginales.  Außer  der  Seelenblind- 
heit bestand  Hemiplegie,  Aphasie  und  Demenz  sowie  verbreitete  Arterio- 
sklerose. 

Mills  und  Weisenburg  (76)  beobachteten  bei  einem  rechtshändigen 
Manne  neben  linksseitiger  Hemiplegie  eine  sensorische  Aphasie,  die  dauernd 
war  und  besonders  in  Wort-  und  Buchstabenblindheit  bestand.  Es  mußte 
ein  rechtsseitiger  Herd  angenommen  werden,  der  in  Embolie  der  rechten 
mittleren  Hirnarterie  bestand  oder  in  einer  subkortikalen  Läsion,  welche 
die  weiße  Substanz  unterhalb  der  Zentralwiuduugen,  der  Parietal-  und 
Angularwindung  betraf  und  vielleicht  auch  einen  Teil  der  ersten  Temporal- 
windung. Die  gekreuzte  Aphasie  bei  rechtsseitigen  Herden  ist  sehr  selten. 
Der  Fall  scheint  zu  lehren,  daß  mitunter  das  Zentrum  für  das  Sehen  der 
Buchstaben  und  Wörter  auf  der  rechten  Seite  gelegen  sein  kann,  und  daß 
einseitige  Herde  mitunter  auch  dauernde  Wortblindheit  erzeugen  können. 
In  der  Therapie  wandten  die  Verfasser  die  beiden  üblichen  Methoden  an, 
um  die  Worte  und  Buchstaben  wieder  erkennen  zu  lernen;  die  durch  Bei- 
bringen der  ganzen  Worte  en  bloc  und  die  durch  Lehren  der  einzelnen 
Buchstaben  und  Silben. 

Faterson  (84)  beschreibt  drei  Fälle  von  Wortblindheit.  Im  ersten 
bestand  rechtsseitige  Hemianopsie  und  partielle  Hemiplegie,  komplette  Buch- 
staben- und  Wortblindheit  mit  Störung  des  Schreibens.  Intelligenz  und 
Sprache  waren  sonst  intakt.  Im  zweiten  Falle  bestand  rechtsseitige  Hemi- 
anopsie, Aphasie  und  partielle  Agraphie  mit  Wortblindheit.  Im  dritten  lag 
eine  Dyslexie  (Berlin)  vor  mit  Hemianopsie  rechts,  ohne  motorische  Lähmung. 

Bouchaild  (12)  beobachtete  bei  einem  68jährigen  Mann  die  Symptome 
der  Worttaubheit,  der  völligen  Blindheit  mit  rechtsseitiger  Hemiplegie- 
Dieser  Zustand  war  nach  mehrfachen  apoplektischen  Insulten  und  allge- 
meinen Krampfanfällen  im  Laufe  von  zwei  Jahren  eingetreten.  Auch  hatten 
die  geistigen  Fähigkeiten  abgenommen.  Als  Grund  der  Worttaubheit 
erwies  die  Sektion  eine  Zerstörung  der  zweiten  linken  Schläfenwindung  und 
eines  Teiles  der  dritten,  während  die  erste  Schläfenwindung,  in  derem  hinteren 
Drittel  der  Sitz  der  Läsion  (Worttaubheit)  erwartet  wurde,  unversehrt  war. 
Außerdem  waren  die  subkortikalen  Fasern  der  ersten  Schläfenwindung  ver- 
ändert, atrophiert,  ohne  daß  die  reine  Worttaubheit  (Dejerine)  bestand. 
Die  Blindheit  beruhte  auf  doppelseitiger  Hemianopsie  durch  Zerstörung  der 
Sehstrahlungen. 

In  dem  von  BoenninghatlS  (9)  beschriebenen  Fall  handelte  es  sich 
um  eine  Herderkrankung  beider  Schläfelappen.  Der  Kranke  litt  an  senso- 
rischer Aphasie  resp.  Seelentaubheit  mit  Paraphasie,  nachdem  ein  Schlag- 
anfall aufgetreten  war,  der  vollkommene  Taubheit  und  diese  Aphasie  er- 
zeugt hatte.  Lähmungen  lagen  nicht  vor.  Das  Gehör  trat  nach  2  Monatea 
wieder  ein,  doch  fehlte  jedes  Verständnis  des  Gehörten;  Klingel,  Hunde- 
beilen, Musik  war  für  den  Kranken  nur  ein  Geräusch.  Die  völlige  Er- 
taubung nach  dem  zweiten  Schlaganfall  in  den  linken  Schläfenlappen  war 
nur  dadurch  zu  erklären,   daß   bei   einem  7  Jahre  zuvor  erlittenen  Schlag- 


Aphasie.  363 

anfall  mit  zeitweiliger  linksseitiger  Halbseitenlähmung  und  dauernder  Ge- 
fohlsstöruDg  links  die  rechte  akustische  Bahn  zerstört  sein  mußte.  Der 
ganze  Verlauf  stützt  die  Anschauung,  daß  der  Akustikus  jeder  Seite  mit 
beiden  Schläfelappen  in  Verbindung  stehe,  daß  also  der  Akustikus  nach 
Art  des  Optikus  sich  nur  teilweise  kreuze.  So  ist  es  auch  zu  erklären, 
daß  ein  wichtiges  Zentrum  des  Gehirnes  einseitig  vollkommen  funktionslos 
werden  kann,  ohne  daß  die  Folgen  des  Ausfalles  auf  die  Dauer  bemerkbar 
werden. 

Bonvicini  (11)  geht  die  bisher  beschriebenen  Fälle  von  subkortikaler 
sensorischer  Aphasie  kritisch  durch.  Zur  Unterscheidung  der  Pseudo- 
sprachtaubheit  und  der  reinen  Worttaubheit  sind  die  von  ßezold  bei 
Taubstummen  gewonnenen  Beobachtungen  und  üntersuchungsmethoden  maß- 
gebend. Er  fand  keinen  Fall  in  der  Literatur,  bei  dem  infolge  Läsion  in 
einem  der  beiden  Schläfenlappei^  Tonlücken,  wie  z.  B.  bei  Labyrinth-  und 
AkustiknsafiFektionen  festzustellen  waren.  Seine  zwei  Fälle,  in  denen  die 
Sektion  noch  nicht  vorgenommen  war,  scheinen  zu  lehren,  daß  nicht  nur 
die  Worttaubheit  infolge  linksseitiger  mit,  sondern  auch  infolge  linksseitiger 
Schläfelappenläsion  ohne  Ausfall  von  Tongehör  speziell  für  die  Sprach- 
seite  (b' — g")  auftreten  kann.  Daher  ist  auch  der  letztere  Fall  zur  reinen 
Worttaubheit  und  nicht  zur  Pseudosprachtaubheit  Liepmanns  zu  rechnen. 
Die  in  der  Literatur  vorhandenen  Fälle  sog.  subkortikaler  sensorischer 
Aphasie  mit  linksseitiger  Läsion  gehören  durchwegs  zur  Pseudosprach- 
taubheit und  weisen  allgemeine  Hörstörungen  auf.  Das  Krankheitsbild  in 
reiner  Form  ist  nur  sehr  selten  und  gehört  zu  den  klinischen  Baritäten. 
Zwei  Fälle,  die  der  Verf.  mitteilt,  zeigten  keinen  Ausfall  des  Hörvermögens 
bis  auf  eine  geringe  gleichmäßige  Herabsetzung  der  Perzeptionsdauer  für 
alle  Töne,  eine  Erscheinung,  die  auch  der  Kranke  Liepmanns  aufwies. 
Als  Sitz  der  Affektion  nimmt  Bonvicini  nicht  eine  funktionelle  Schwäche 
des  Hörzentrums  im  ganzen  an  infolge  beiderseitiger  diffuser  Läsion  mit 
vorwiegender  Beteiligung  des  Hörzentrums  (Pick,  Dej6rine-Serieux, 
Hohmayer  usw.),  sondern  er  nimmt  mit  Sachs  zwei  Entstehungsursachen 
der  reinen  Worttaubheit  an.  Bei  einseitiger  Läsion:  subkortikale  Unter- 
brechung der  zur  linken  Schläfenrinde  ziehenden  Hörbahn  mit  gleichzeitiger 
Lasion  der  die  beiden  Hörfelder  verbindenden  Balkenbahn,  bei  beiderseitiger 
Affektion:  Läsion  der  Hörbahn  im  Marklager  des  linken  Schläfenlappens 
und  der  Balkenbahn  der  rechten  Hemisphäre. 

Li  einem  Falle  von  Embolie  mit  rechtsseitiger  Hemiplegie  konnte 
Kleist  (53)  folgenden  aphasischen  Symptomenkomplex  feststellen:  Geringe 
Störung  des  Sprachverständnisses,  eine  Herabsetzung  der  Merkfähigkeit  für 
Sprachklänge,  eine  erhebliche  Störung  des  Nachsprechens  mit  amnestisch- 
paraphasischer  Natur.  Gestört  waren  ferner  die  Zerlegung  der  Laut- 
komplexe und  das  Lesen  und  Schreiben.  Das  Spontansprecheu  war  im 
Verhältnis  wenig  gestört.  Im  großen  ganzen  waren  die  verbalen  und 
literalen  Assoziationen  mehr  gestört  als  die  Sprachartikulation  und  das 
Sprachverständnis  selbst.  Es  handelt  sich  um  eine  Leitungsaphasie  nach 
Wernicke.  —  Die  subkortikalen  Aphasien  zeigen  nach  K.  drei  Funda- 
mentalsjmptome:  1.  die  Aufhebung  des  Sprachvermögens,  2.  die  Auf- 
hebung des  Sprachverständnisses,  3.  die  Dissoziation  des  Wortbegriffs.  Je 
nachdem  eines  dieser  Symptome  hervortritt,  unterscheidet  er:  L  die  reine 
WortsUimmheit  (subk.  mot.  Aphasie),  2.  die  reine  Worttaubheit  (subk.  sens. 
Aphasie),  3.  die  reine  Wortbegriffaphasie  (Leitungsaphasie). 

Rotlimami    (94)    teilt    zunächst    einen    Fall    von    transkortikaler 
motorischer  Aphasie  mit  Sektionsbefund  mit.    Nach  einem  Schlaganfall  mit 


364  Aphasie. 

rechtsseitiger  Hemiplegie  und  fast  totaler  motorischer  Aphasie  trat  der 
Verlust  der  spontanen  Sprache  ein  bei  erhaltenem  Wortverständnis,  er- 
haltenem Nachsprechen,  Lesen  usw.  Die  Sektion  erwies  eine  kleine  Cyste 
am  Seitenventrikel  im  Gyrus  angularis  mit  einem  röhrenförmigen  Er- 
weichungsherd, der  unter  den  Zentral  Windungen  bis  ins  Mark  der  3.  Stiru- 
windung  eindrang.  Der  Fall  stützt  die  Anschauungen  Lichtheims  und 
Wernickes  von  der  transkortikalen  motorischen  Aphasie.  Die  genauere 
mikroskopische  Untersuchung  der  Hirnrinde,  die  intakt  erschien,  steht  noch 
aus.  Im  zweiten  Fall  handelt  es  sich  um  einen  komplizierten  Fall  von 
partieller  motorischer  und  totaler  sensorischer  Aphasie.  Die  Sektion  erwies 
eine  Atrophie  der  linken  ersten  Schläfenwindung  und  eine  ausgedehnte  Er- 
weichung im  vorderen  Teil  der  linken  dritten  Stimwindung  bei  Freibleiben 
der  eigentlichen  Brocaschen  Windung.  Elrweicht  war  ferner  links  die 
Insel  und  das  Mark  der  1.  Schläfenwindung. 

V.  Bechterew  (5)  teilt  einige  Fälle  von  transkortikaler  Aphasie 
oder  „Dissjmbolie^  mit,  die  teils  die  transkortikale  Aphasie  begleitete, 
teils  auch  selbständig  auftrat.  Durch  Störung  der  Leitungen  ist  hier  der 
Sprachapparat  der  Kontrolle  der  Begriffe  entzogen.  Die  Kranken  merken 
nicht,  wenn  sie  Worte  verwechseln,  und  daß  ihre  Worte  den  Begriffen  nicht 
entsprechen  und  andere  nicht  verständlich  sind.  Im  zweiten  Falle  bestand 
gleichzeitig  eine  transkortikale  Paralexie. 

HaUipre  (40)  beobachtete  bei  einem  71jährigen  Manne  die  Er- 
scheinungen der  amnestischen  Aphasie.  Bei  der  Sektion  fand  sich  ein  Herd 
in  der  Regio  occipito-temporalis  vom  Hinterhorn  des  Seitenventrikels  bis 
zur  IL  Parietalwindung;  derselbe  nahm  die  IL  Occipitalwindung  des 
Gyrus  angularis,  die  I.  Parietotemporalwindung  bis  nach  vom  zur  Fissura 
Sylvii  ein.  Die  innere  und  untere  Fläche  des  Lobus  occipitalis  war  frei. 
Hallipro  erwähnt  Fälle  amnestischer  Aphasie  von  Bianchi,  S^rieux, 
Trenel,  in  denen  die  Herde  ebenfalls  am  Gyrus  angularis,  Occipitalhirn 
und  Fasciculus  occipitofrontalis  (subkortikal)  saßen.  In  allen  Fällen,  auch 
in  den  oben  beschriebenen,  hatte  sich  die  amnestische  Aphasie  erhebUch 
gebessert,  so  daß  diese  Prognose  als  günstig  bezeichnet  wird. 

Mann  (65)  beobachtete  ein  12 jähriges  Mädchen,  d:is  bereits  5  Tage 
nach  einer  doppelseitigen  Mittelohrentzündung  mit  Spontanperforation  links 
zerebrale  Störungen  (wie  Beschwerden  beim  Wasserlassen  usw.)  zeigte. 
14  Tage  darauf  folgten  Konvulsionen,  Kopfschmerzen,  Bewußtlosigkeit, 
Nackenstarre,  Doppeltsehen,  Parese  im  rechten  Arm  und  Facialis.  Die 
Operation  erwies  einen  großen  Abszeß  im  Schläfenlappen,  der  in  4  Wochen 
gut  verheilte.  Nach  der  Operation  machte  sich  eine  eigenartige  Sprach- 
störung geltend,  indem  die  Patientin  neben  allgemeiner  Gedächtnisschwäche 
die  Dinge,  die  sie  kannte  und  erkannte,  nicht  benennen  konnte;  die  Körper- 
teile konnte  sie  jedoch  wohl  benennen.  Die  Namen  von  Dingen  fand  sie 
mitunter  von  selbst  oder  oft  erst  durch  das  Schreiben.  Insofern  erinnert 
der  Fall  an  den  Kranken  Voit,  der  zuletzt  von  Gustav  Wolff  „Über 
krankhafte  Dissoziation  der  Vorstellungen"  beschrieben  ist 

Reich  (92)  beobachtete  bei  einem  Manne  von  58  Jahren  im  An- 
schluß an  einen  Unfall  aphasische  Symptome,  die  darin  bestanden,  daß  der 
Patient  nachsprechen  kann,  nicht  versteht,  wenig  spontan  sprechen  kann; 
dabei  bestand  Gedächtnisschwäche,  Apraxie,  asymbolische  Symptome. 
Lähmungserscheinungen  fehlten.  IL  nimmt  hier  eine  Störung  des  Begriffs- 
zentrums an,  vielleicht  auf  der  Basis  kapillärer  Blutungen  oder  einer 
Pachymeningitis  haemorrhagica.  Möglicherweise  handelt  es  sich  auch  um 
eine  Korsakoffsche  Psychose. 


Aphasie.  365 

Stransky  (105)  berichtet  über  einen  Fall  von  Arteriosklerose  mit 
seniler  EQmatropbie,  die  an  einzelnen  Stellen  und  besonders  über  dem 
linken  Gyros  snpramarginalis  einen  ausgesprochenen  Schwund  aufwies^ 
ohne  besondere  Herdaffektion.  Klinisch  bestanden  neben  den  Erscheinungen 
einer  transkortikalen  Aphasie,  sensorische  Asymbolie  und  katatonische  Er- 
scheinungen; ähnliche  Fälle  sind  von  Pick  beschrieben. 

Aach  für  die  gemischte  Apraxie  konnte  Pick  (90)  ähnlich  wie  für 
die  Aphasie  eine  stärkere,  lokalisierte  Atrophie  bei  allgemeiner  seniler 
Himatrophie  erweisen.  In  diesem  Falle  von  gemischter  Apraxie  betraf  die 
Atrophie  beide  Stirnlappen  und  ganz  besonders  das  linke  untere  Scheitel- 
läppcben,  während  Zentral-  und  Ocdpitalwindungen  kaum  betroffen  waren. 

Piok  (87)  geht  auf  das  Symptomenbild  der  Apraxie  näher  ein,  das 
hei  Terschiedenartigen  Krankheitszuständen  vorkommen  kann.  So  beschreibt 
er  es  in  einem  postepileptischen  Delirium,  bei  organischen  Eirkrankungen, 
wie  bei  HimtumcMren,  Herden.  In  diesen  Fällen  lagen  Störungen  des 
Handelns  ror  und  nicht  nur  Störungen  des  Erkennens  der  Gegenstände 
oder  fehlerhafte  Beaktionen  infolge  von  Perseyeration.  Das  durch  Perseve- 
ration  bedingte  yerkehrte  Handeln  bezeichnet  er  als  Pseudoapraxie.  Außer 
diesen  gibt  es  eine  Reihe  von  motorischen  Apraxien,  so  das  von  Liep- 
mann  beschriebene,  femer  ein  Danebenhandeln  (wie  ein  Danebenreden), 
dann  eine  ideomotorische  Apraxie,  d.  h.  ein  verkehrtes  Handeln  infolge 
von  gestörter  Aufmerksamkeit.  Namentlich  auf  die  Bedeutung  und  den 
Grad  der  Aufmerksamkeit  f&r  das  Zustandekommen  komplizierter  Hand- 
langen und  Ausfallserscheinungen  wies  Pick  besonders  hin. 

BramwellB  (14)  Fall  von  motorischer  Aphasie  zeichnete  sich  be- 
sonders durch  das  Fehlen  einer  Agraphie  aus.  Anfangs  bestand  eine 
Schreibstörung,  aber  mehr  auf  Ghrund  der  Unfähigkeit,  die  Feder  zu  halten. 
Die  27  Jahre  alte  Kranke  hatte  eine  rechtsseitige  Hemiplegie  mit  Verlust 
des  Spracbvermögens  und  mit  Schmerzen  in  der  linken  Kopf  hälfte  erlitten. 
Sie  hatte  eine  Mitralstenose,  welche  wahrscheinlich  eine  Embolie  herbei- 
geführt hatte,  mit  einem  Erweichungsherde  am  unteren  Ende  der  motorischen 
Zone  der  linken  Seite.  (Bendix.) 

Maas  (62)  berichtet  über  eine  eigenartige  Artikulationsstömng  bei 
einer  64jährigen  Hemiplegischen  mit  Beteiligung  der  rechten  Körperhälfte. 
Patientin  verstand  alle  an  sie  gerichteten  Fragen,  hatte  keine  Schwierig- 
keiten der  Wortfindung  und  Satzbildung  und  sprach  mit  normalem  Wort- 
schatz. Sie  sprach  aber  stets  an  Stelle  von  g  ein  d  und  für  k  ein  t. 
Außerdem  bestand  Sigmatismus.  Besonders  auffallig  war  es,  daß  die  Störung 
nur  beim  Spontansprechen  bestand,  nicht  beim  Nachsprechen.     (Bendix,) 

Eine  56jährige  Frau,  die,  wie  BUTT  (19)  mitteilt,  seit  ihrer  Jugend 
taubstumm  war  und  sich  durch  Zeichensprache  verständigte,  verlor  nach 
mehr&chen  SchlaganföUen  die  Fähigkeit,  sich  durch  Gesten  und  Panto- 
mimen zu  verständigen.  Auch  konnte  sie  die  Zeichensprache  anderer 
Taubstummer  nicht  mehr  verstehen.  Sie  war  rechts  völlig  gelähmt  und 
anästhetisch,  verlor  auch  die  Fähigkeit  zu  lesen  und  zu  schreiben,  die  sie 
Torher  besaß.  Die  Sektion  erwies  ein  gefäßreiches,  erweichtes  Gliom  in 
der  linken  Hemisphäre  der  Stirn-  und  Zentralwindnngen ;  auch  die  Basal- 
ganglien  waren  links  beteiligt.  —  Eine  reine  motorische  Amimie  bei  Nicht- 
tanbstnmmen  ohne  Aphasie  ist  bisher  nicht  beobachtet. 

In  dem  von  y.  Mayendorf  (69)  beschriebenen  Falle  lag  klinisch 
SeelenbUndheit  und  Alexie  vor  neben  Worttaubheit  usw.  In  anatomischer 
Beziehung  erwiesen  sich  der  Gyrus  angularis  sowie  die  beiden  Hinterhaupts- 
lappen und  deren  Windungen  als  völlig  normal.    Der  Herd  saß  durchwegs 


366  Aphasie. 

subkortikal  (Abszeß)  an  der  Spitze  des  linken  Schläfenlappens  mit  fistel- 
artigen Fortsetzungen  nach  dem  Gyrus  Hippocamp.  und  fusiform.  und 
unterhalb  der  ersten  Schläfenwindung,  die  subkortikal  abgeschnitten  war. 
Der  Verf.  deutet  die  Alexie  und  Seelenblindheit  als  subkortikale  Störungen 
des  zentralen  Sehens.  Die  optischen  Erinnerungsbilder,  die  durch  das 
binoculare  Sehen  gewonnen  werden,  sind  in  die  linke  Sehsphäre  zu  verlegen. 
Eine  Unterbrechung  der  linken  Sehstrahlung  muß  alsdann  eine  Erregung 
dieser  Erinnerungsbilder  von  der  Peripherie,  so  auch  der  Wort-  und  Buch- 
stabenbilder unmöglich  machen.  Der  Kranke  wird  sehen,  weil  die  rechte 
Sehstrahlung  intakt  ist  usw. 

Katz  (50)  beschreibt  zwei  Fälle  echter  und  larvierter  Wort-  und 
Buchfitabenblindheit  bei  Kindern.  Die  Pseudo-Alexie  kann  durch  an- 
geborene Augenstörungen  entstehen,  die  echte  nur  durch  angeborene 
zentrale  Störungen. 

49 jähriger  Potator,  Patient  von  Margnlies  (65 a)^  klagte  3  Tage 
vor  der  Aufnahme  ins  Krankenhaus  über  schlechtes  Sehvermögen  und  bald 
darauf  über  Schwäche  im  r.  Arme.  Obj.:  träge  Lichtreaktion,  hemianopsia 
d.,  sc.  atr.,  Paresis  im  Ylld.,  XII d.,  hemiparesis-anaesthesia  D.  Amnestische 
und  geringe  motorische  Aphasie.  Totale  Alexie  bei  erhaltenem  Schreib- 
vermögen und  Sprachverständnis.  Bis  auf  die  Hemianopsie,  amnetische 
Aphasie  und  Alexie  Besserung  der  Symptome.  M.  nimmt  eine  durch 
Thrombose  der  Aste  der  art.  fossae  Sylvii  bedingte  Läsion  der 
Gratioletschen  Sehstrahlung  des  Gyrus  angularis  und  der  Assoziations- 
fasern an,  welche  die  Sehzentren  des  Occipitallappens  mit  anderen  korti- 
kalen Zentren  verbinden.  Hemiplegie  und  Hemianaesthesie  waren  dadurch 
bedingt,  daß  auch  die  Capsula  interna  betroffen  war.  (Kwn.) 

In  dem  von  Bramwell  (15)  beschriebenen  Fall  bestand  Wort- 
blindheit mit  fast  reiner  Alexie;  gleichzeitig  war  rechtsseitige  Hemianopsie 
ohne  Hemiplegie  oder  Hemianästhesie  vorhanden.  Die  Sektion  erwies  eine 
Erweichung  im  Gebiete  der  linken  Arteria  cerebri  posterior;  beteiligt  waren 
der  linke  Hinterhauptslappen,  der  Gyrus  hippocampus,  die  3.  und  4 
temporo-sphenoidale  Windung.  Der  Gyrus  angularis  und  supramarginalis 
resp.  deren  Rinde  schienen  noch  unversehrt  zu  sein;  nur  der  hintere  untere 
Teil  des  Gyrus  angularis  war  mit  lädiert. 

Bei  einem  40jährigen  Musiker  beobachtete  Marinesco  (67)  nach 
einem  apoplektischen  Insult  neben  rechtsseitiger  Hemiparese  eine  partielle 
motorische  Amusie  und  inkomplette  musikalische  Agraphie.  Apbasische 
Störungen  fehlten. 

Pick  (89)  sucht  bei  der  Analyse  der  Elemente  der  Amusie  nach- 
zuweisen, daß  die  aphasischen  Störungen  einer  noch  viel  weiter  gehenden 
Analyse  zugänglich  sind,  als  sie  bisher  gepflogen  wurden,  und  daß  die  Ver- 
wertung der  dadurch  nachgewiesenen  Einzelsymptome  eine  weitere  theoretische 
und  praktische  Vertiefung  des  Studiums  erhoffen  läßt.  Hier  weist  er  haupt- 
sächlich auf  Störungen  der  Intonation,  des  Rhythmus,  der  Intensität  resp. 
Stärke  der  Sprache,  der  feineren  Nuancierung  und  Klangfarbe  des  Sprechens 
bei  den  aphasischen  Kranken  hin.  —  Wie  bei  den  Tönen  unterscheidet  er 
bei  der  Sprache  1.  die  Qualität,  Stellung  in  der  Tonreihe,  Höhe,  Melodie, 
2.  die  Intensität,  Stärke,  3.  Klangfarbe  und  4.  den  Rhythmus. 

Löwy  (61)  beschreibt  einen  Kranken,  der  das  Bild  von  Hysterie 
und  Arteriosklerose  bot  und  im  Anschluß  an  eine  rechtsseitige  Hemiplegie 
organischer  Natur  das  Bild  der  Mikrographie  bot  ohne  agraphische  und 
paragraphische  Erscheinungen.  Die  Schrift  wurde  während  des  Schreibens 
immer  kleiner,  bis  zuletzt  nur  Striche  übrig  blieben.    Er  mußte  erst  all- 


Aphasie.  367 

mähHch  wieder  wie  ein  Kind  schreiben  lernen,  zeigte  aber  immer  noch 
BückMe.  Außerdem  bestand  eine  leichte  Artikulationsstörung.  Die  Hand 
zeigte  keinen  Kraftverlust,  aber  wohl  eine  schwere  und  mangelhafte  Beweg- 
lidikeit.  Die  Störung  machte  sich  am  meisten  beim  Schreiben  geltend, 
wobei  Spannungen  auftraten,  die  zunahmen;  es  handelt  sich  um  einen  leichten 
Spasmus  bei  einer  bestimmten  Koordinationsfahigkeit  (Schreiben),  ebenso 
schien  die  Artikulationsstörung  durch  zunehmende  Rigiditäten  bedingt  zu 
sein.  Ahnliche  Eälle  von  Mikrographie  infolge  abnormer  Muskelspannungs- 
zQstande  sind  von  Pick  und  anderen  beschrieben.  Diese  Rigidität  ohne 
Lahmung  scheint  durch  Läsion  der  Nachbarschaft  der  Willkürbahnen  etwa 
des  Streifenhtigels  bedingt  zu  werden. 

Nachdem  Pick  (88)  früher  zwei  Fälle  von  stationärer  oder  chronischer 
organischer  Hiraerkrankung  mit  dem  Symptomenbild  der  Mikrographie  mit- 
geteilt hatte,  beschreibt  er  nun  einen  Fall,  in  welchem  diese  Schreibstörung 
Torübergehend  und  funktionell  bei  einer  Hysterie  auftrat.  Eine  gleichzeitig 
Torhandene  Makropsie  konnte  die  Schriftstörung  nicht  voUkominen,  aber  doch 
Zürn  Teil  begründen.  Die  Störung  der  Unterschätzung  der  Bewegung 
(Kinästhesie)  war  hier  lediglich  auf  das  Schreiben  beschränkt. 

d)  Fnnktlonelle  Sprachstfiningeo. 

In  einem  Falle  typischer  traumatischer  Neurose  mit  vorwiegend  vaso- 
motorischen Symptomen  beobachtete  Auerbach  (4)  eine  Sprachstörung, 
die  als  funktionelle  resp.  hysterische  gedeutet  werden  mußte.  Die  Sprache 
erinnert  an  die  pseudospastische  Parese  mit  Tremor,  wie  sie  an  den  Extre- 
mitäten bei  der  traumatischen  Neurose  oft  beschrieben  ist.  Die  Stimm- 
bänder zeigten  eine  gewisse  Parese  mit  Tremor.    Zeitweilig  bestand  Stottern. 

Haas  (63)  beobachtete  bei  einer  hysterischen  Frau  drei  eigenartige 
Störungen  der  Sprache.  Zunächst  bestand  Stammeln  und  zwar  so,  daß  fUr 
swei  Laute  1  und  m  das  Nachsprechen  außer  in  der  Mitte  von  Worten 
nicht  möglich  war.  Das  Stammeln  trat  beim  Spontansprechen  mehr  hervor 
als  beim  Nachsprechen  und  ließ  im  Laufe  längerer  Unterhaltung  nach. 
Außerdem  bestand  hysterisches  Stottern,  das  intermittierend  war  und  durch 
psychische  Einflüsse  leicht  zu  erzeugen  war;  es  wich  von  dem  gewöhnlichen 
Stottern  auch  sonst  nicht  ab.  Endlich  lag  Agrammatismus  vor.  Alle  drei 
Störungen  gingen  zurück,  ohne  speziell  behandelt  zu  werden. 

Von  den  beiden  Fällen  kindlicher  Aphasie,  die  Heller  (43)  mitteilt, 
betrifft  der  eine  eine  Hörstummheit  (vorher  Aphasie),  die  durch  langen 
gründlichen  Unterricht  wesentlich  gebessert  wurde.  Im  zweiten  Falle  lag 
onsorische  Aphasie  resp.  psychische  Taubheit  vor.  Hier  konnte  erst  durch 
den  Umweg  des  Lesen-  und  Schreibenlernens  das  Sprachverständnis  geweckt 
nnd  das  Sprechen  beigebracht  werden.  Dieser  Knabe  gehörte  zweifellos 
zu  dem  Typus  mit  optisch-motorischem  Sprachgedächtnis;  er  war  sonst 
geschickt  und  intelligent  —  Die  kindlich-aphasischen  Zustände  sind  von 
den  idiotischen  zu  scheiden  und  gesondert  zu  behandeln. 

Heller  (44)  schildert  den  Stufengang  der  Übungen,  die  er  beim 
Sprachunterricht  hörstummer  Kindheit  anwendet.  Gegenstandsnennen,  Orts- 
Teränderungen,  Eigenschaftsbegrifife,  Tätigkeiten  werden  allmählich  bei- 
gebracht. Sprechübungen  werden  mit  Hilfe  von  Bilderbüchern  vorgenommen, 
das  Wortgedächtnis  besonders  geübt... 

Oltoszewski  (83)  gibt  einen  Überblick  über  die  bekannten  Stigmata 
der  Entartung,  zu  denen  er  die  Mehrzahl  der  Fälle  von  Neurasthenie,  Hysterie 
und  der  ünequilibrierten  rechnet,    unter  348  Kranken  mit  Sprachstörungen 


368  Aphasie. 

aller  Art  spielte  die  Entartung  eine  sehr  wichtige  Rolle ;  sie  disponiert  am 
meisten  zu  Sprachstörungen,  und  diese  wiederum  sind  häufig  ein  Zeichen 
der  Entartung.  Diese  Anschauung  sucht  er  in  diagnostischer,  progno* 
stischer,  therapeutischer  und  prophylaktischer  Beziehung  zu  verwerten. 

Conmiont  (24)  teilt  einen  Fall  von  hysterischer  Aphasie  mit  und 
präzisiert  eingehend  die  Merkmale  der  hysterischen  Aphasien  und  des 
hysterischen  Mutismus.  Der  Fall  selbst  betraf  eine  äSjäbrige  Schneiderin, 
die  seit  ihrer  Jugend  nervös  und  Potatrix  war.  Sie  bekam  nach  einer 
starken  Gemütsbewegung  eine  rechtsseitige  Hemiparese  mit  Hemianftstbesie 
und  wurde  aphasisch.  Die  Aphasie  äußerte  sich  nicht  nur  in  Apbemie, 
sondern  auch  in  Agraphie,  Worttaubheit  und  Wortblindheit,  aber  ohne 
Seelenblindheit  mit  mäßiger  Amnesie.  Auffallend  war  eine  dissoziierte 
Sprachstörung  für  das  Französische  und  Deutsche.  C.  unterscheidet  echte 
hysterische  Aphasien,  welche  völlig  mit  denen  organischer  Erkrankungen 
zusammenhängen,  und  hysterischen  Mutismus.  Bei  den  Aphasien  können 
die  Kranken  nicht  sprechen,  entweder,  wie  in  dem  mitgeteilten  Falle,  in 
Verbindung  mit  Agraphie,  Worttaubheit  und  Wortblindheit  oder  in  Form 
eines  Mutismus  oder  besser  einer  Aphemie  (Charcot^). 

Dagegen  beruht  der  hysterische  Mutismus  darauf,  daß  die  Kranken 
nicht  sprechen  wollen,  und  dieses  dürfte  demnach  richtiger  als  voluntärer 
hysterischer  Mutismus  zu  bezeichnen  sein.  (Bendix.) 

Bei  zwei  Kranken  Albrecht's  (1),  welche  nach  apoplektischen  Insulten 
die  Symptome  sensorischer  Aphasie  zeigten,  entwickelten  sich  im  weiteren 
Verlaufe  der  Erkrankung  dauernde  Stimmungsveränderungen,  Halluzinationen 
und  Wahnideen,  welche  zum  Teil  systematisch  ausgebaut  wurden.  Die 
klinische  Beobachtung,  welche  sich  durch  längere  Zeit  fortsetzen  ließ,  weist 
darauf  hin,  daß  der  in  beiden  Fällen  vorausgegangene  zeitweise  Alkohol- 
mißbrauch nicht  als  ätiologisches  Moment  der  paranoischen  Psychose  auf- 
zufassen ist,  sondern  daß  er  nur  allgemein  prädisponierend  gewirkt  hat. 
Verfasser  glaubt  vielmehr  die  Entstehung  dieser  Paranoia  der  Aphatiker 
aus  der  ßeizwirkung  der  Herderkrankung  und  den  durch  die  Selbstwahr- 
nehmung des  Sprachdefektes  entstandenen  anhaltenden  Stimmungsanonyahen 
erklären  zu  können.  (AtitoreferaJt.) 

In  18  Fällen  von  Chorea  beschreibt  Cizler  (20)  allerlei  Störungen 
und  Unregelmäßigkeiten  des  Rhythmus  und  Tonus  bis  zu  komplettem  Mutismus 
und  absoluter  Aphonie.  In  vier  Fällen  fanden  sich  choreatische  Bewegungen 
der  Stimmbänder. 

Maas  (64)  gibt  hier  einen  kurzen  Abriß  über  die  Entwicklung  der 
Sprache  des  Kindes  und  ihre  Störungen. 

Unter  6000  Volksschülern  zeigten  bei  den  Untersuchungen  von  SchleiSB* 
ner  (97)  13,6  %  Knaben  und  7,4  V^  Mädchen  Sprechgebrechen  und  zwar 
überwiegend  Stammeln.    Auch  in  den  Bürgerschulen  tiberwiegten  die  Knaben. 

Zahn  (120)  rät,  das  Stottern  recht  fiiih  durch  Unterricht  zu  bekämpfen 
und  in  Schulen  dauernd  Kurse  mit  8—10  Teilnehmern  einzurichten. 

Zahn  (121)  hält  die  Aussicht  des  Stotterns  auf  eine  Selbstheilung 
seines  Leidens  für  sehr  unsicher.  Die  Kur  ist  so  bald  wie  möglich  anzu- 
fangen. 

Mehnert's  (71)  Vortrag  über  Stammeln  und  Stottern  bei  Schul- 
kindern enthält  nichts  wesentlich  Neues. 

Trömner  (113)  kommt  nach  seinen  Betrachtungen  und  Erfahrungen 
zu  dem  Schlüsse,  daß  es  viele  Stotterer  gibt,  welche  sich  durch  Übungs^ 
therapie  eher  verschlimmern  als  verbessern,  und  daß  Hypnose  ein  in  allen 
Fällen  vorteilhaftes,  in  vielen  Fällen  ausschließliches  Mittel  darstellt.     Der 


Aphasie.  359 

Vorteil,  den  die  hypnotische  Suggestivbehandlung  selbst  bringt,  sind 
psychische  Beruhigung  und  Minderung  der  Sprachangst.  In  einigen  Fällen 
kann  eine  Kombination  mit  der  Übungstherapie  am  Platze  sein.  Die  Sugge- 
stionen im  wachen  Zustande  schienen  Tromner  bei  Stotterern  nicht  so  zu 
wirken  und  zu  haften,  als  solche  im  Zustande  eingeschränkten  Bewußtseins 
und  mit  reduzierter  Afifektlage. 

Mehnert  (72)  weist  auf  die  leichte  Übertragung  des  Lispeins  in  den 
Schulen  hin  und  rät  seine  Bekämpfung  durch  methodische  Sprechübungen  an. 

Von  200  Waisen  und  95  Taubstummen  konnte  Deutsch  (25)  in  14 
Fällen  bei  den  ersteren  und  in  19  bei  den  letzteren  Spiegelschrift  der  linken 
Hand  feststellen.  Bei  den  14  Waisen  fanden  sich  gleichzeitig  andere  Ano- 
malien, wie  Anämie,  Hypertrophie  der  Bachentonsillen  usw.  Von  den  19 
Taubstummen  waren  einige  idiotisch,  andere  schwach  begabt.  D.  hält  die 
Spiegelschrift  für  einen  pathologischen  Zug;  innerhalb  physiologischer  Grenzen 
kommt  sie  nur  vereinzelt  vor  und  weist  auf  eine  Lockerung  der  psychischen 
Hemmung  hin. 

e)  TaubstDDifflbelt. 

Gntzmann  (37)  weist  hier  darauf  hin,  wie  gut  die  Hörreste  bei 
taubstummen  Bändern  für  die  sprachliche  Entwicklung  der  Kinder  verwandt 
werden  können.  Angeborene  Taubstumme  zeigten  bei  der  Untersuchung 
an  den  von  6.  ausgeführten  Atmungskurven  andere  Linien  als  die  Kinder, 
die  erst  später  ihre  Taubstummheit  erworben  hatten.  Aber  selbst  bei 
angeborenen  Taubstummen  ließ  sich  der  Typus  der  Atmung  durch  geeignete 
Atmungsübungen  verändern  und  dadurch  eine  günstige  Regulation  der 
übrigen  Vorgänge  der  Sprache  herbeifuhren.  Diese  Atmungsübungen  sind 
jedoch  nicht  nur  zu  Anfang  der  Artikulationszeit  vorzunehmen,  sondern 
auch  in  späterer  Zeit  sind  sie  systematisch  aufzunehmen,  wenn  das  Kind 
bereits  sprachlich  weiter  vorgeschritten  ist. 

Grelle  (30)  macht  der  Bezoldschen  Methode  der  Prüfung,  um  die 
hörfähigen  und  bildungsfähigen  Taubstummen  auszuwählen,  zum  Vorwurf, 
daß  sie  nur  das  Gehör  der  Töne  berücksichtige,  während  andere  Natur- 
geräusche nicht  geprüft  werden,  die  oft  von  den  Taubstummen  noch  vor 
den  musikalischen  Tönen  wahrgenommen  und  gehört  werden.  Auch  andere 
Instnimententöne  werden  oft  schneller  wahrgenommen,  als  die  Stimmgabel- 
töne. Die  tonale  Prüfungsmethode  erscheint  dem  Verfasser  nicht  genügend 
zur  Prüfung  und  Auswahl  der  hör-  und  bildungsfähigen  Taubstummen.  Die 
Prüfung  mit  der  Königschen  Sirene  scheint  ihr  vorzuziehen  zu  sein. 

Die  weiteren  Untersuchungen  von  Hammersclllag  (41)  lehren,  daß 
die  große  Mehrzahl  der  hereditär  Taubstummen  sowohl  dem  Drehversuche 
als  der  galvanischen  Durchströmung  gegenüber  sich  normal  verhalten  und 
daher  abweichen  von  der  Wirkung  bei  Tanzmäusen.  Ein  geringer  Bruchteil 
der  hereditär  Taubsturamen  reagiert  auf  den  Drehversuch  negativ,  auf  die 
galvanische  Durchströmung  positiv  gleich  den  Tanzmäusen.  Eine  weitere 
kleinere  Zahl  erweist  sich  bei  beiden  Versuchen  refraktär. 

unter  43  taubstummen  Kindern  fand  Treitel  (112)  7  Imbezille,  und 
0  der  Taubstummen  hatten  imbezille  Geschwister.  Andere  gaben  den 
Prozentsatz  der  Imbezillen  unter  den  Taubstummen  auf  6 — 10%  an.  Als 
Ursache  kamen  in  Betracht:  Alkoholismus,  Lues,  Kretinismus,  Erblichkeit, 
Konsanguinität.  Verwandten -Ehen  scheinen  schon  zur  Erzeugung  von 
Kindern  mit  Imbezillität  wie  mit  Taubstummheit  zu  disponieren,  auch  wenn 
in  ihnen  keine  erbliche  Belastung  oder  Degeneration  vorliegt. 

Jaluresbericht  f.  Neurologie  u.  Psychiatrie  1906.  24 


370  ^^®  BeziehuDgfen  der  Augenstorungen 

Lindt  (59)  fand  in  einem  Falle  angeborener  Taubstummheit  neben 
einem  normalen  äußeren,  mittleren  Ohr  und  Labyrintbkapsel  eine  Atrophie 
des  Ganglion  spirale,  des  Nervus  cochlaris,  des  Bamus  saccularis,  Degene- 
ration des  Epithelbelages  und  des  Neuroepithels,  der  Pars  inferior  des 
häutigen  Labyrinths  der  Cochlea  und  des  Sacculus.  Der  Fall  reiht  sich  an 
die  Fälle,  die  Siebenmann  als  ausgedehnte  Epithelmetaplasie  mit  fehlender 
oder  mangelhafter  Entwicklung  des  Sinnesepithels  und  Ektasie  der  Laby- 
rintfawand  beschrieb.  Auffallend  in  dem  hier  beschriebenen  Falle  ist  das 
vollständige  Fehlen  einer  Papilla  basilaris  in  allen  Windungen  rechts  und 
links.  Die  Entwicklungsstörong  im  Labyrinth  muß  in  die  frühe  Zeit  des 
Embryolebens  verlegt  werden. 


Die  Beziehnngen  der  Aogenstönrngen  zd  den  NerrenkranklieiteiL 

Referent:  Prof.  Dr.  Silex-Berlin. 

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und  Stauungspapille.     Beitr.  z.  pathol.  Anat.  n.  allgem.  Pathol.    Bd.  37,  p.  568. 

Marenghi  hatte  gefunden,  claB  intrakranielle  Durchschneidung  des 
Optikus  die  Lichtreaktion  der  betreffenden  Pupille  nicht  aufhebt.  Abels- 
dorff  (1)  wiederholte  diese  Experimente,  konnte  den  Befund  jedoch  nicht 
bestätigen.  Intaktheit  des  Optikus  ist  nach  wie  Tor  zur  Erzielung  einer 
Lichtreaktion  des  Optikus  erforderlich. 

Es  wird  von  Abelsdorff  und  Piper  (2)  mit  Hilfe  eines  eigens 
konstruierten  Apparates  der  exakte  Nachweis  geführt,  daß  die  konsensuell 
reagierende  Pupille  bei  Lichteinfall  meist  sich  in  geringerem  Grade  verengt 
als  die  direkt  getroffene. 

Es  handelt  sich  bei  dem  Fall  von  Abraham  (3)  um  eine  rechts- 
seitige Hemianopsie.  In  der  linken  Gesichtsfeldhälfte  war  Rotgrünblindheit 
Yorhanden.  Die  Diagnose  lautet  auf  einen  Herd  im  linken  Temporal-  und 
Occipitallappen,  der  eine  Erblindung  der  gleichseitigen  Netzhauthälften 
herbeigeführt  hat  Außerdem  mußte  in  der  rechten  Hemisphäre  ziemlich 
symmetrisch  eine  Zirkulationsstörung  vorliegen,  welche  zwar  keine  Erblindung 
aber  eine  Störung  im  Farbsinn  hervorrief. 

Adamkiewicz  (4)  verteidigt  seine  Ansicht,  daß  die  Stauungspapille 
nicht  in  Stauungsvorgängen  am  Sehnerven,  sondern  in  entzündlichen  Prozessen 
im  Sehnervenapparat  zu  suchen  sei.  Er  stellte  die  sogenannte  Stauungs- 
papille in  Abrede;  denn  es  gäbe  keinen  „Himdruck**.  Eine  wirkliche 
Steigerung  des  Liquor  finde  nie  aus  mechanischen  Gründen,  sondern  nur 
dann  statt,  wenn  mit  dem  Liquor  Entzündungsprodukte  sich  mischen, 
da  diese  unter  eigenem  und  immer  erhöhtem  Druck  stehen.  Wäre  die 
Stauungspapille  mechanischen  Ursprungs,  dann  müßte  sie  durch  reine,  auf 
mechanischem  Wege  hervorgerufene  Drucksteigerungen  im  Schädel  künstlich 
hervorgerufen  werden  können.  (Bendir,) 

I.  Die  Zeitdauer  der  ophthalmoskopischen  Leichenuntersuchung  wird 
nach  Albrand  (6)  durch  die  postmortale  Pupillenerweiterung  begünstigt; 
von  dieser  zu  unterscheiden  ist  die  agonale  Dilatation,  welche  vielleicht  mit 
dem  0-Mangel  des  Blutes  zusammenhängt;  jedoch  hebt  Sympathikusdurch- 
schneidnng  beim  Tier  diese  Erweiterung  sub  finem  auf;  wahrscheinlich  ist 
sie  Dur  Folge  der  Blntentleerung  der  Iris  und  ist  Zeichen  des  unmittelbaren 


378  ^^®  Beziehungen  der  AugeiutöruDgeii 

Todes.  Wenn  für  die  Sphinktermnskulatur  Totenstarre  auftritt^  eifdgt 
Pupillenverengerung.  Lagerveränderungen,  Kammer wasser -Verlust  usw.  rufen 
Differenzen  in  den  Pupillen  weiten  hervor.  Weitere  Verengerungen,  nach 
24  Stunden,  hängen  nüt  der  abnehmenden  Tension  zusammen,  forzierte 
Injektion  von  Flüssigkeiten  bewirkt  wieder  Dilatation.  Ausführliche 
Tabellen  erläutern  die  Verhältnisse  des  näheren.  —  Forensisch  wichtig  ist 
die  Konstatierung,  daß  alle  Angaben  über  ein  charakteristisches  Verhalten 
der  Pupille  für  gewisse  Vergiftungen  unhaltbar  sind,  da  das  prä-  und 
postmortale  PupiUen-Phänomen  unabhängig  von  der  Todesart  ist;  aus- 
genommen scheint  nur  die  Adrenalinwirknng. 

IL  Im  zweiten  Teil  seiner  Arbeit  erwähnt  A.  einen  interessanten 
Fall  von  Skleralberstung,  entstanden  durch  Kochsalzinjektion  in  den  Glas- 
körper; der  Riß  verlief  halbmondförmig,  nahe  dem  Limbus  corneae,  also 
einer  Stelle,  wo  die  Sklera  die  geringste  Resistenz  besitzt;  parallel  zu  diesem 
Falle  gibt  A.  ein  Bild  eines  glaukomatösen  Bulbus,  wo  an  gleicher  Stelle 
schon  intra  vitam  eine  deutliche  Skleralverdünnung  sichtbar  war.  —  Im 
Anschluß  hieran  teilt ,  er  einige  weitere  Beobachtungen  über  die  Leichen- 
verändeningen  des  inneren  Auges  mit;  vor  allem  Gefäß  Veränderungen.  — 
Kleine  Stückchen  der  Augenhäute,  mikroskopisch  untersucht,  zeigten  schon 
sogleich  nach  dem  Tode  das  charakteristische  der  feinkörnigen  Trübung. 
Die  Linsen  geben  mikroskopisch  und  makroskopisch  ein  der  Katarakt- 
bildung am  lebenden  Auge  sehr  ähnliches  Bild,  und  zwar  scheint  sich  zueist 
die  Corticalis  zu  trüben.  —  Die  im  Tode  ophthalmoskopisch  bald  abblassende 
Chorioidea  zeigt  auch  makroskopisch  teilweise  Blutentleerung  der  Gefäße. 
Zum  Schluß  der  Arbeit  folgen  noch  einige  Beobachtungen  an  tierischen 
Leichenaugen,  vornehmlich  bezüglich  der  Pupillarveränderungen. 

Die  ersten  Augenstudien  an  menschlichen  Leichen  unternahm  nach 
Albrand's  (6)  Ausführungen  Bouchut;  diese  Studien  dienen  nicht  nur 
zur  Beobachtung  des  allmählichen  Umsichgreifens  der  letalen  Eiweißgerinnung 
der  Retina,  sondern  sind  auch  praktisch  wichtig,  um  Todeskonstatieningen 
vorzunehmen  und  den  ungefähren  Zeitpunkt  des  Todes  festzustellen. 

Der  Augenspiegelbefund  auf  beiden  Augen  bei  einer  Leiche  pflegt  der 
gleiche  zu  sein,  dagegen  verschieden  bei  verschiedenen  Leichen  zu  gleichen 
Zeiten  nach  dem  Tode,  je  nachdem  ein  plötzlicher  Exitus  oder  ein  lang- 
sames Absterben  vorliegt. 

Zunächst  ist  regelmäßig  eine  papierweiße  Abblassung  der  Papille  zu 
konstatieren  und  Schwinden  des  Arterienlumens,  während  die  Venen  länger 
sichtbar  bleiben  und  in  einzelne  Segmente  zerfallen.  Übrigens  ist  das  Aus- 
sehen der  Gefäße  wesentlich  abhängig  von  der  Kopfhaltung  der  Sterbenden. 

Die  kadaverösen  Trübungen  der  Retina  treten  zuerst  an  der  Macula 
und  in  der  Papillengegend  ein,  auch  schwinden  gleichzeitig  die  Reflexstreifen 
der  Gefäße.  Bis  8  Stunden  post  mortem  lassen  sich  gewöhnlich  ophthalmo- 
skopisch alle  Einzelheiten  erkennen,  während  später  die  zunehmende 
Trübung  der  Augenmedien  das  Bild  zu  sehr  verschleiert.  Vor  allem  tritt 
eine  starke  Trübung  der  Cornea  mit  Substanzdefekten  auf,  besonders  in  den 
von  den  Lidern  nicht  geschützten  Teilen.  Immerhin  kann  man  die  Iris, 
Vorderkammer  usw.  noch  ca.  50  Stunden  nach  dem  Tode  deutlich  beob- 
achten, —  Sehr  bald  sinkt  auch  die  Tension  des  Bulbus,  in  ca.  24  Stunden 
auf  — 2.  Hiermit  Hand  in  Hand  geht  ein  Pupillar-Phänomen,  darin  be- 
stehend, daß  die  Pupille  auf  Pingerdruck  eine  die  Richtung  desselben 
korrespondierende  Verzerrung  erfährt. 

Auffallend  ist  bei  älteren  Individuen,  daß  die  Vorderkammer  mit  fort- 
schreitender  Abnahme   des   intraokularen   Druckes    flacher   wird.    —    Eine 


sa  den  Neirenkrankheiten.  379 

Folge  der  Totenstarre    in   der  Irismnskulatur  ist  neben   der  postmortalen 
PapilleDerweiterang  die  unregelmäßige  Form  derselben. 

Das  Kammerwasser  reagiert  anfangs  alkalisch,  später  amphor.  Die 
Linse  bleibt  ca.  6 — 8  Stunden  unverändert,  um  dann  in  Form  von  Pünktchen 
und  Strichelchen  sich  zu  trüben,  häufig  aber  ganz  nach  Art  des  Aitersstars, 
trotidem  findet  man  nach  24  Stunden  immer  noch  freie  Lücken,  die  eine 
Besichtigung  des  Fundus  gestatten. 

Die  Konjunktiva  wird  kurze  Zeit  post  mortem  schmutzig  gelblich, 
schließlich  mehr  oder  weniger  schwarz  und  marmoriert. 

Azenfeld  (14)  bespricht  die  Eigentümlichkeiten  angeborener  Augen- 
muäkellähmuugen.  Die  Abduzenslähmungen  treten  viel  häufiger  links  als 
rechts  anf,  und  es  tritt  bei  ihnen  fast  nie  sekundäres  Schielen  ein.  Letzteres 
bangt  von  der  Beschaffenheit  des  gelähmten  Muskels  resp.  des  ihn  er- 
setzenden Gewebes  ab.  Häufig  ist  der  gelähmte  Muskel  vollkommen  wohl 
gebildet,  ohne  die  erwartete  Atrophie  zu  zeigen.  In  manchen  Fällen  tritt 
Setraktion  des  Bulbus  bei  Innervation  des  Internus  ein.  Besonders 
interessant  ist  ein  Fall  von  angeborener  linksseitiger  Okulomotorius-Paralyse, 
bei  dem  alle  3 — 5  Minuten,  auch  im  Schlafe,  eine  krampfartige  Kontraktion 
der  gelahmten  Muskeln  eintritt.  Dieselbe  wird  als  eine  athetotische  aufgefaßt. 
Babinski  und  Toufesco  (16)  teilen  2  Fälle  von  Cyanose  der 
Retina  mit;  der  erste  betraf  ein  Kind  mit  angeborener  Pulmonalstenose 
and  allgemeinen  Stauungserscheinungen.  Der  zweite  Fall  ist  deshalb  be- 
merkenswert, weil  es  sich  um  einen  35jährigen  Menschen  handelte,  der  an 
einer  Verengerung  der  Pulmonalis  litt,  bei  dem  sich  aber  die  Cyanose  auf 
die  Retina  beschränkte. 

Bard  (16)  sucht  an  3  Fällen  von  homonymer  Hemianopsie  zu  be- 
weisen, daß  auf  der  blinden  Seite  noch  Helligkeitsunterschiede  wahrgenommen 
werden,  und  führt  auf  diese  Fähigkeit  die  Tatsache  zurück,  daß  viele 
Patienten  erst  bei  der  ärztlichen  Untersuchung  auf  den  Gesichtsfelddefekt 
aufinerksam  werden. 

Es  werden  von  Berger  (22)  6  Fälle  isolierter  Verletzungen  der  äußeren 
Angenmuskeln  angeführt.  Die  Diagnose  des  Grades  der  Verletzung  ist  häutig 
schwierig,  die  Prognose  der  unvollständigen  Zerreißung  günstig,  die  der 
Tollständigen  ungünstig.  Die  Therapie  ist  zuerst  besser  abwartend,  nach 
einiger  Zeit  eventl.  operativ. 

Birch-Hirschfeld  und  Inonye  (27)  haben  an  Hunden,  denen 
Schilddrüsenextrakt  gegeben  wurde,  die  Pathogenese  der  Thyreoidinamblyopie 
studiert.  Bei  drei  von  vier  Versuchstieren  konnten  sie  nicht  nur  bei  der 
ophthalmoskopischen  Untersuchung  Zeichen  einer  Sehnervenatrophie  fest- 
stellen, sondern  auch  bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  der  Netzhaut 
ttfld  des  Sehnerven  ausgesprochene  Degeuerationserscheinungcn  nachweisen. 
Das  Thyreoidin  schädigt  am  intensivsten  die  Netzhautganglienzellen  und 
ffihrt  zu  einer  sekundären  Degeneration  im  Sehnerven.  Die  Verf.  fanden 
am  Sehnerven  das  Bild  partieller  diffuser  Faserdegeneration,  ohne  Ver- 
änderungen der  Grlia,  des  Bindegewebes,  der  Septen  oder  der  Gefäße.  Die 
Ganglienzellen  zeigten  Chromatolyse,  Vakuolisation  mit  Schwellung  der  Zelle, 
Kemschrumpfung  und  -zerfall.  Die  Thyreoidinfütterung  geschah  täglich 
(bis  zu  8 — 10  g  steigend)  und  rief  nach  mehreren  Monaten  bei  Hunden  die 
Erscheinungen  der  Sehnervenatrophie  hervor,  ohne  daß  Symptome  von 
Gefaßstörungen  der  Papille  oder  der  Netzhaut  vorausgingen.        (BencUx.) 

Brausohweig  (30)  verweist  betreffs  der  Diagnose  auf  die  Wichtigkeit 
der  Auskultation  in  zweifelhaften  Fällen  von  Exophthalmus.  Es  folgt  die 
Mitteilung   eines    Falles,    hervorgerufen    durch    einen    Teschinschuß    in    die 


380  ^^^  Beziehangen  der  Aagenstörangen 

Orbita,  wo  durch  das  Röntgenbild  das  Projektil  ini  Sulcns  caroticus  nach- 
gewiesen wurde.  Außerdem  enthält  die  Arbeit  sphygmographische  Kurren 
der  Geschwulst 

Nach  einem  Schlag  auf  das  rechte  Auge  tritt,  wie  CosmettatOB  (38) 
mitteilt,  Ausfall  der  Pupillarreaktion  auf  Licht  ein,  während  sich  die 
Pupille  bei  Akkommodation  verengert.  Die  Pupille  ist  rund,  ohne  Einrisse 
und  erweitert.  Verfasser  nimmt  an,  daß  in  der  Iris  gesonderte  Fasern  für 
den  Licht-  und  den  Akkommodationsreflex  vorhanden  sind. 

Dnronx  und  Grandclement  (48)  beobachteten  eine  27  jährige 
Patientin,  bei  der  sich  unter  anfallsweisen  Kopfschmerzen,  besonders  links, 
Exophthalmus  entwickelte  und  ein  intraokularer  Tumor  des  linken  N.  opticus 
(Sarkom)  entfernt  werden  mußte.  Nach  drei  Jahren  trat  wiederum  Kopf- 
schmerzen auf  und  Anfalle  von  epileptoiden  Krämpfen  mit  Lokalisation  im 
rechten  Arm  und  in  der  rechten  Gesichtshälfte.  Erbrechen.  Von  der 
Orbitalhöhle  aus  wurde  ein  Teil  des  auf  die  Gehirnbasis  weiter  gew^ucherfcen 
Sarkoms  entfernt  mit  dem  Erfolge,  daß  der  Kopfschmerz  sich  besserte  und 
die  Jackson  sehen  Anfälle  fortblieben.  (Bendix.) 

Evans  (52)  teilt  fünf  Fälle  von  indirekter  Verletzung  des  Sehnerven 
infolge  von  Stoß  oder  Schlag  gegen  den  äußeren  proc.  angularis  des  Stirn- 
beins mit.  Der  Grund  ist  dafür  entweder  eine  Fraktur  durch  das  Foramen  opti- 
cum,  eine  Zerreißung  des  Nerven,  eine  Blutung  um  oder  in  den  N.  opticus, 
oder  eine  indirekte  Quetschung  des  Nerven.  Meist  tritt  nach  der  Verletzung 
eine  starke  Abnahme  der  Sehkraft  an  der  getrofifenen  Seite  ein  und  zwar 
temporalwärts.  Anfangs  kein  ophthalmoskopischer  Befund,  später  Optikus- 
atrophie.    Meist  Wiederherstellung  des  zentralen  Gesichtsfeldes. 

(Bendix.) 

Ein  39jähriger  Tabiker  Feilchenfeld's  (53)  bewegt  die  Augen  nach 
allen  Richtungen  normal,  wenn  er  Gegenstände  fixiert,  verfällt  aber  sofort 
in  Konvergenzkrampf,  wenn  er  sie  nach  einer  beliebigen  Richtung  bewegeu 
soll,  ohne  daß  ein  bestimmtes  Fixationsobjekt  zur  Betrachtung  gegeben  ist 
Also  müssen  1.  die  Zentren  des  bewußten  Willens,  von  welchen  die  Absicht, 
eine  bestimmte  Augenbewegunj»  auszuführen,  ausgeht,  2.  die  Bahnen,  welche 
von  diesen  zu  den  niederen  Koordinationszentren  führen,  3.  die  Verbindungen 
der  letzteren  mit  den  Augenmuskeln,  kurz  der  ganze  zentrifugale  Weg 
intakt  sein.  Die  Störung  liegt  demnach  in  der  zentripetalen  Bahn,  die 
sich  aus  sinnlicher  und  sensibler  Zuleitung  zusammensetzt,  und  zwar, 
da  erstere  —  Sehschärfe,  Gesichtsfeld  usw.  —  normal  ist,  in  der  letzteren,  und 
beruht  auf  einem  Ausfall  der  kinästhetischen  Empfindungen  der  Bewegungs- 
organe des  Auges,  einer  Ataxie  im  Sinne  der  Ley  den  sehen  Theorie.  So- 
lange Fixationsobjekte  gegeben  sind,  ist  die  Bewegung,  die  sich  auf  die 
normale  sinnliche  Zuleitung  stützt,  normal;  eine  Verirrung  erfolgt,  sobald 
sich  die  Augen  allein  auf  die  nicht  mehr  intakten  kinästhetischen  Empfin- 
dungen verlassen  müssen.  (AtUoreferaL) 

Frachtman  (60)  beschreibt  den  seltenen  Fall  eines  einseitigen 
Nystagmus  horizontalis  an  einem  Auge  mit  Sehschärfe  =  V«o»  ^^  andere 
Auge  ist  vollkommen  sehtüchtig. 

Bei  einem  19  jährigen  Mädchen  beobachteten  Glegg  und  Hay  (ö6) 
eine  Paralyse  der  Assoziationsbewegungen  und  bitemporale  Gesichtsfeld- 
einengung infolge  von  Empyem  der  hinteren  Siebbeinzellen.  Die  Kranke 
bemerkte  nach  einem  Influenzaanfall  eine  Störung  ihrer  Sehkraft;  sie  konnte 
die  Augen  nach  rechts  nicht  über  die  Mittellinie  bringen  und  hatte  bi- 
temporale Gesichtsfeldeinengung.     Nach  Abfluß  von  Eiter  aus  dem  rechten 


zu  den  Nenrenkrankheiten.  3g  X 

hinteren  Siebbeinlabyrinth,   das    operativ   eröffnet   wurde,    gingen    die   Seh- 
störnngen  gänzlich  zurück.  (Bendix.) 

Die  Erkrankungen  des  Mittelohres  sind  nach  OradenigO  (70)  öfters  mit 
ErkrankuDgen  des  Auges  kompliziert.  Letztere  kommen  vor  als  Nystagmus 
und  Aügenmnskellähmungen,  speziell  der  Abduzens,  als  Ungleichheiten  der 
Popillenweite  und  Entzündungen  der  Sehnerven.  Sie  werden  meist  durch 
die  zerebralen  Komplikationen  vermittelt.     Verfasser  führt  zwei  Fälle  an. 

Graf  (71)  gibt  ein  exaktes  Bild  von  dem  Symptomenkomplex  der 
sympath.  Ophthalmie,  von  dem  derjenige  der  sympath.  Beizung  streng  zu 
unterscheiden  ist.  Letztere  kann  lange  bestehen,  ohne  daß  erstere  hinzu- 
tritt, andrerseits  kann  die  sympath.  Entzündung  auch  ohne  sympath.  Reizung 
anftreten.  Nach  einigen  histologischen  Betrachtungen  geht  Graf  auf  die 
Trsache  der  sympath.  Ophthalmie  ein,  als  welche  ziemlich  allgemein  ein 
allerdings  noch  unbekannter  Mikroorganismus  angenommen  werde,  ebenso 
wie  die  Art  der  Übertragung  von  einem  Auge  auf  das  andere  noch  strittiges 
Gebiet  sei.  Die  Prognose  der  Krankheit  sei  immer  zweifelhaft,  da  noch 
nach  mehr  als  einjähriger  Ruhe  Rezidive  auftreten  könnten.  Therapeutiscli 
käme  es  darauf  an,  dem  Leiden  die  Existenzbedingungen  abzuschneiden,  bei 
Verletzungen,  die  keine  Sehfähigkeit  erwarten  lassen,  die  Exenteration  vor- 
zunehmen, sonst  konservativ  vorzugehen,  solange  keine  Reizerscheinungen 
die  glatte  Heilung  vereiteln.  Nebenbei  Anwendung  von  Quecksilber,  Jod, 
Salicyl,  Mydriatica,  subkonjunktivale  Injektionen  und  ableitende  bezw.  die 
Zirkulation  anregende  Maßnahmen.  Bei  Verschlimmerung  des  Zustaudes  ist 
die  prophylaktische  Enukleation  geboten,  und  falls  die  Untersuchung  des 
Bulbus  Verdacht  erregt,  für  das  zweite  Auge  absolute  Schonung  für  zirka 
6  Wochen  zu  veranlassen.  Im  Anschluß  an  diese  allgemeinen  Schilderungen 
fährt  Graf  mehrere  Fälle  von  sympath.  Ophthalmie  mit  gutem  Ausgang  für 
beide  Augen  an  und  zwei  Fälle  von  Netzhautablösung  als  Anfangssymptom 
der  sympath.  Ophthalmie. 

Grossmaim  (75)  berichtet  über  ein  5%  jähriges  Mädchen,  das  sonst 
ganz  gesund  ist.  In  beiden  Augen  ist  die  Pupille  nach  innen  und  oben 
exzentrisch  verlagert  und  bildet  ein  kleines  schräges  Oval.  Bei  jeder  schnellen 
Augenbewegung  Tremor  der  Iris.  Die  größere  äußere  untere  Partie  der 
Iris  zeigt  parallel  dem  Hornhautrande  konzentrische  Fältelungen.  Linse 
fehlt;  Atropin  ruft  nur  minimale  Erweiterung  hervor;  Eserin,  welches  schmerz- 
haft ist,  produziert  einen  ganz  engen  Spalt.  Autor  fand  bisher  keinen  ähn- 
lichen Fall  in  der  Literatur. 

Nach  Ansicht  Gnllstrands  (76)  ist  die  gelbe  Farbe  des  sogenannten 
gelben  Flecks  im  Auge  eine  Leichenerscheinung  und  rührt  nicht  von  einem 
auch  im  lebenden  Auge  in  den  vor  der  Membrana  limitans  interna  gelegenen 
Schichten  der  Netzhaut  befindlichen  Pigment  her.  Als  Beweis  werden 
aogeführt:  Ophthalmoskopische  Untersuchungen  bei  Tageslicht,  bei  stark 
pigmentierten  Augen,  wo  die  Netzhaut  spiegelnd  grau  erscheint,  bei  frischen 
Fällen  mit  akuter  Ischämie  der  Netzhaut,  ferner  Untersuchungen  beim  Licht 
der  Quecksilberbogenlampe,  die  gelben  Farbstoffen  gegenüber  ein  besonders 
scharfer  Indikator  ist.  Für  die  Erklärung  gewisser  entoptischer  Erschei- 
nungen, des  Maxwellschen  Fleckes  und  des  Hädingerschen  Polarisations- 
bündel ist  die  Annahme  eines  Pigmentes  der  Makula  durchaus  überflüssig 
Auch  das  von  Hering  nachgewiesene  makuläre  Gefälle  eines  terminalen 
homogenen  Lichts  steht  in  keinem  Zusammenhang  mit  dem  vermeintlichen 
Hakularpigment.  Geschieht  bei  in  vivo  enukleierten  Augen  die  Loslösung 
der  Netzhaut  ohne  jede  Gewalt,  so  ist  keine  Spur  von  der  Farbe  der 
typischen  Leichenmakula  zu  entdecken. 


382  ^^®  Beziehungen  der  Augenstörungen 

Hamburger  (83)  fuhrt  eine  Beihe  tod  BeobachtuDgen  und  iDter- 
essanten  Versuchen  an,  die  dafür  sprechen,  daß  entgegen  der  Keplerschen 
Theorie  des  Anfrecfatsehens  die  Stellung  der  Netzhautbilder  für  das  Zustande- 
kommen des  Aufrechtsehens  nebensächlich  ist. 

Hanke  (84)  sprach  einem  Danipfkesselputzer,  der  eine  retrobulbäre 
Neuritis  niit  darauf  folgender  neuritischer  Atrophie  akquirierte,  die  voDe 
ünfallrente  zu,  indem  er  den  außerordentlichen  Temperaturwechsel  als  ur- 
sächliches Moment  beschuldigte.  Das  Bichterkollegium  stimmte  diesem  Urteil 
zu.  —  Nach  kurzer  Zeit  erschien  in  der  Fuchsschen  Klinik  ein  Bruder 
des  ersten  mit  ganz  den  gleichen  Symptomen.  Es  wurde  bald  evident,  daß 
es  sich  in  beiden  Fällen  um  eine  hereditäre  Neuritis  optica  (Leber)  handelt 
Hanke  nimmt  aber  an,  daß  im  ersten  Falle  die  starke  TemperaturdiSereni 
das  latente  Leiden  zum  Ausbruch  brachte. 

Der  von  Hansell  (85)  publizierte  Fall  Ton  Exophthalmus  pukans 
betrifft  ein  22  jähriges  Mädchen,  das  am  30.  September  links  operiert  vurde; 
am  10.  Oktober  Entlassung.  Wiederaufnahme  am  8.  November  wegen 
Wiederkehr  der  Symptome,  sowie  retinale  Hämorrhagieen.  Am  11.  November 
Ligatur  auch  der  rechten  Carotis  in  Lokalanästhesie.  Exitus  am  15.  November. 
—  Keine  Sektion. 

Heine  (89)  sieht  es  als  allgemein  erwiesen  an,  daß  der  intraocolare 
Dmck  unabhängig  von  der  Akkommodation  ist,  und  glaubt  durch  seinen 
Versuch  den  Nachweis  erbracht  zu  haben,  daß  das  Akkommodationsspiel  auch 
bei  aufgehobenem  Intraoculardruck  in  natürlichem  Umfang  möglich  ist,  und 
daß  auch  unter  diesen  Verhältnissen  der  Glaskörper  durch  die  Kontraktion 
des  Giliarmuskels  keine  Kompression  erhält. 

Die  Miosis  bei  reflektorischer  Pupillenstarre  ist  Heddaeus  (88)  geneigt 
auf  abnorme  Akkommodations-  und  Konvergenzbewegungen  zurückzuführ^. 

Das  Violettsehen,  eine  sehr  seltene  pathologische  Farbenempiindung, 
wurde  nur  fünfmal  bis  jetzt  beobachtet.  Hubert  (91)  teilt  einen  neuen 
Fall  mit.  Derselbe  betrifft  einen  neurasthenischen  Gutsbesitzer,  der  an 
Influenza  litt.  Die  Janthinopie  verschwand  unter  Gebrauch  von  Salipyrin 
nach  36  Stunden.  H.  nimmt  zentralen  Ursprung  dieser  Farbenempfindung  an. 

Den  15  Fällen  der  Literatur,  in  denen  Patienten  farbige  Flecke  im 
Gesichtsfeld  sehen,  fügt  Hubert  (92)  2  weitere  hinzu.  Beidemal  handelt 
es  sich  um  Augen  mit  normaler  Sehschärfe.  Eine  einigermaßen  sicher- 
gestellte Ursache  für  diese  pathologische  Farben empfindung  ist  bisher  nicbt 
möglich  gewesen  zu  ermitteln. 

Die  Arbeit  Kampherstein's  (97)  enthält  eine  Zusammenstellung  von 
200  durch  ühthoff  beobachtete  Fälle  von  Stauungspapille.  Die  denselben 
zu  Grunde  liegenden  Erkrankungen  verteilten  sich  wie  folgt:  Hirn-Tumor  134, 
Lues  cerebri  27,  Tuberkulose  9,  Hirn-Abszeß  7,  Hydrocephalus  3,  Meningitis  2, 
Nephritis  3,  Nephritis  mit  Bleivergiftung  1,  Anämie  2,  Cysticercus  2,  Sinus 
Thrombose  2,  Knochennarbe  1,  Turmschädel  3,  unsichere  Diagnose  4:iiud. 
Es  folgt  eine  ausführliche  Besprechung  der  klinischen  Erscheinungen  und 
der  anatomischen  Befunde.  Von  51  untersuchten  Stauungspapillen  war  der 
Sehnervenscheidenraum  erweitert  31  mal,  nicht  erweitert  19  mal,  entzündet 
38  mal,,,  nicht  entzündet  13  mal.  Der  Optikus  -  Stamm  war  normal  5  mal, 
zeigte  Ödem  49  mal,  Entzünduugserscheinungen  28  mal,  Ödem  mit  Ent- 
zündungserscheiuungen  19  mal.  Von  42  Stauungspapillen  war  die  Lamina 
cribrosa  vorgebuckelt  33  mal,  nicht  vorgebuckelt  9  mal,  zeigte  die 
PapiUe  Entzündungserscheinungen  27  mal,  keine  Entzündungserscheinongen 
15  mal.  Auf  Grund  dieser  anatomischen  Untersuchungen  kann,  „soweit 
anatomische    Präparate    für    die    Erklärung    eines    so    komplizierten   Vor- 


sa  den  Nerrenkranklieiten.  383 

ganges  dionen  könDen'*,  weder  die  Schmidt  -  Man z sehe,  noch  die 
eotzüDdücbe  Theorie  allgemeine  Geltung  haben.  Dazu  sei  einerseits 
der  Prozentsatz  der  Stanangspapille  ohne  Scheiden  -  Hydrops  zu  groß, 
andererseits  fehlten  zu  oft  fintzündnngserscheinungen.  K.  erklärt  daher  die 
Steanngspapille  durch  ein  Tom  Gehirn  aus  fortgesetztes  Ödem.  „Das  Ödem 
dringt  Tom  Gehirn  aus  in  den  Optikus,  durch  die  Lamina  cribrosa  in  die 
Papüle  und  ruft  hier  als  eine  Art  Inkarzerationserscheinung  des  intraokularen 
Sehnerrenendes^  in  dem  starren  Skleralring  eine  Schwellung  hervor."  In 
60  7e  sei  das  Ödem  des  Optikus  nachweisbar. 

Koller  (104)  beschreibt  einen  Fall  von  völliger  (vorübergehender) 
Erblindoog  bei  einem  42jährigen  russischen  Juden.  Ätiologie  anfangs  un- 
bekanat  Man  erfuhr  aber  dann,  daß  er  eine  geringe  Quantität  Whisky 
eines  Morgens  genommen  hatte,  sich  abends  unwohl  fühlte,  nach  1  Tag 
schlechter  zu  sehen  begann,  nach  2  Tagen  Amaurose.  —  Pupillen  weit, 
lichtstarr.  Neuroretinitis  optica,  in  der  Macula  beiderseits  feine  Herdchen 
irie  bei  Chorioiditis  guttata.  —  In  dem  Whisky  wurde  Methylalkohol  nach- 
gewiesen. —  Therapie:  IK  und  heiße  Bäder.  Im  Laufe  von  9  Monaten 
Besserang.    (8=  >%o  resp.  "/,J. 

EoB  (106)  teilt  einen  Fall  von  akuter  Entzündung  beider  Sehnerven 
alt,  nach  übermäßigem  Q^nuB  von  Alkohol  und  Tabakrauchen.  Es  trat 
▼ollstandige  Heilung  unter  Pilokarpin-Gebrauch  ein.  (ßendix.) 

Es  handelt  sich  um  einen  44jährigen  Patienten  Landmailll's  (111), 
der  8eit  frühester  Jugend  eine  mangelhafte  Sehkraft  besaß.  Die  Unter- 
sadiang  der  Augen  stellte  fest,  daß  beiderseits  die  Retina  und  Chorioidea 
bis  auf  die  Maculae  luteae  fehlten.  L.  nimmt  eine  Entwicklungshemmung  der 
Betioa  und  Chorioidea  an,  beruhend  auf  einer  embr^'onalen  Obliteration  der 
ganzen  Gnippe  der  Arteriae  ciliares  posteriores  longae  und  fast  völliger 
Obliteration  der  kurzen  Aa.  ciliares  post.  mit  Ausnahme  der  Versorgungs- 
iste  der  Maculargeflechte.  (Bendix.) 

Es  wird  von  Lenoble  und  Anbinean  (113)  ein  Fall  von  angeborenem 
Nystagmus  beschrieben,  der  verbunden  ist  mit  allgemeiner  Steigerung  der 
Sehnen-  und  Hantreflexe,  Muskelzuckungen  im  Gebiet  der  gesamten  Körper- 
mußkolatur.  Zittern  der  Hände  und  der  Pinger,  vasomotorischen  Störungen, 
nad  faradischer  Übererregbarkeit  der  Muskulatur. 

Auf  Grund  jfrüherer  Beobachtungen  sehen  die  Verfasser  in  diesem 
Symptomenkomplex  ein  bestimmtes  Krankheitsbild,  dessen  Natur  zur  Zeit 
Doch  anbekannt  ist. 

Lens  (114)  gibt  eine  Übersicht  über  92  Fälle  von  Hemianopsie,  von 
deoen  16  bitemporal  und  76  homonym  waren,  einschließlich  von  Fällen 
doppelseitiger  homonymer  Hemianopsie.  Eine  binasale  Hemianopsie  kam 
weht  zur  Beobachtung. 

Die  bitemporale  Hemianopsie  verteilte  sich  ziemlich  gleichmäßig  auf 
die  Teischiedenen  Lebensalter;  nur  im  Alter  ist  ein  leichtes  Zunehmen  zu 
bemerken.  Bei  der  homonymen  Hemianopsie  beobachtete  er  aber  ein  An- 
steigen der  Häufigkeitskurve  nach  dem  höheren  Lebensalter  hin,  am  steilsten 
zwischen  dem  5.  und  6.  Jahrzehnt.  Erkrankungen  der  Hypophysis  und  Tu- 
BH>ren  verursachten  meist  die  bitemporalen  Hemianopsien.  Bei  der  homo- 
Dymen  Hemianopsie  wurde  ätiologisch  besonders  Arteriosklerose  gefunden, 
die  zu  Embolien,  Thrombosen  oder  Gefäßrupturen  in  den  verschiedenen 
Gegenden  des  Verlaufs  der  Sehbahnen  geführt  hatte.  (Bendix,) 

Bei  einem  auf  die  Augenhöhle  übergreifenden  Carcinom  des  rechten 
Oberkiefers  einer  58  jährigen  Frau  zeigt,  wie  Manch  (119)  mitteilt,  das 
enukleierte  Auge   eine   enorme  Hypertrophie  sämtlicher  Augenmuskeln,   die 


384  ^^^  Beziehungen  der  Augenstörangea 

zum  Teil  das  Vierfache  der  normalen  Dicke  aufweisen.  Dieselbe  mid  durch 
die  infolge  des  Wachstums  des  Carcinoms  erschwerte  Beweglichkeit  des  Aug- 
apfels nur  dadurch  notwendige  stärkere  Arbeitsleistung  der  Augenmuskeln 
erklärt,  mithin  als  eine  kompensatorische  aufgefaßt. 

Manch  (120)  beschreibt  und  bringt  die  Abbildung  eines  tumorartigen 
Gebildes  des  Augenhintergrundes,  das  in  den  7  Jahren,  in  denen  er  es  zu 
beobachten  Gelegenheit  hatte,  ziemlich  stationär  geblieben  ist.  Er  hofft,  daß 
einer  der  Fachgenossen  bereits  ähnliches  gesehen  hat  oder  sonst  zur  Klärung 
des  Falles  beitragen  kann. 

V.  Michel  (J23)  teilt  an  der  Hand  zweier  Abbildungen  seine  Unter- 
suchungen über  die  Art  des  Auftretens  sowie  über  die  Anordnung  der  mark- 
haltigen  Nervenfasern  mit.     Figur  1  stellt  einen  Schnitt  durch  die  Mitte  des 
temporalen  markhaltigen  Nerrenfasergeflechtes  und  durch  den  Sehnerven  dar. 
Die  markhaltigen  Nervenfasern  hören  haarscharf  an  der  hinteren  Begreazung 
der  Lamina  cribrosa  auf,  beim  Durchschneiden  derselben  bleiben  die  Nerven- 
fasern marklos   bis  auf  eine  einzige  Stelle,   die  ungefähr   in   der  Mitte  und 
nahe   dem   chorioidealen   Abschnitt   der  Lamina  cribrosa   liegt.     Die  Ober- 
fläche  der  Papille  zeigte   in    ihrer  ganzen  Ausdelinung  markhaltige  Nerven- 
fasern, die  scharf  gegen  den  marklosen  Teil  der  Papille  begrenzt  sind.    Auf 
der  temporalen  Seite  war  die  markhaltige  Nervenfaserschicht  durch  eine  be- 
sondere Dicke  ausgezeichnet  und  reichte  weit  in  die  Peripherie.     Die  mark- 
haltigen Nervenfasern  waren  mehr   oder  weniger  miteinander  verflochten  in- 
folge der  von  v.  Michel  bereits  festgestellten  plexusartigen  Ausbreitung  der 
Nervenfasern  in  der  Netzhaut.    Auch  auf  der  nasalen  Seite,  wo  ophthalmo- 
skopisch keine   markhaltigen  Nervenfasern   walirgenommen   werden  konnten, 
fanden  sich  solche,  allerdings  nur  in  kurzer  Entfernung  vom  Papilleurande. 
Wo  aber  überhaupt  noch  markhaltige  Nervenfasern  in  der  Retina  vorhanden 
waren,  lagen  sie  der  Ganglienzellenschiclit  der  Netzhaut  dicht  an.     In  dem 
zweiten   Schnitt  (Figur  2)   zeigten   sich   die    Sehnervenfasern   innerhalb  der 
Lamina  cribrosa  marklos,  ebenso  die  Oberfläche  der  Papille.    (Dieser  Schnitt 
wurde   durch   den  Sehnerven   und   den  Rand   des   temporalen,   markhaltigen 
Nervenfasergeflechtes  geführt.)    Temporal  war  noch  ein  dichtes  Büscliel  mark- 
haltiger  Nervenfasern  entsprechend  dem  Rande  der  Sehnervenpapille  sichtbar, 
nasal  waren  am  Rande  der  Papille  nur  noch  wenige  schwachkalibrige  Nerren- 
fasern  direkt  der  Ganglienzellenschiclit  anliegend  zu  bemerken. 

Mintz  (124)  sah  im  Anschluß  an  eine  Paraffinplastik  einer  Sattel- 
nase im  linken  Auge  Optikusatrophie  mit  Amaurose  auftreten.  Wahrschein- 
lich war  eine  von  den  Venae  nasales  auf  die  Vena  ophthalmica  inferior 
sich  ausbreitende  Thrombose  entstanden,  die  zur  Thrombose  der  A^eua  cen- 
tralis retinae  geführt  hatte.  (Beudix,) 

Nagel  (130)  beobachtete  bei  einem  15jährigen  Mädchen  "mit  retro- 
bulbärer Neuritis  Farbensinnstörungen,  die  mit  den  gewöhnlichen  nicht  über- 
einstimmten und  unter  die  drei  dichromatischen  Symptome  nicht  rubriziert 
werden  konnten.  Es  war  auffällig,  das  der  Verlust  der  Rot-  und  Grün- 
empfinduug  nicht  einander  parallel  gingen,  sondern  daß  die  Rotempfindung 
in  allen  Nuancen  vom  Blaurot  bis  zum  Gelbrot  erhalten  war,  wogegen  die 
Grünempfindung  in  allen  Abstufungen  vom  Gelbgrün  bis  zum  Blaugrüu  aus- 
gelöscht war.  (BejidLt.j 

Ogawa  (131)  stellte  fest,  daß  bei  Tieren  eine  normale  Pigmentierung 
der  Papille  und  des  Sehnerven  häufig  ist.  Beim  Menschen  kommen  histo- 
logisch im  Gewebe  der  Lamina  cribrosa  vereinzelte  pigmentierte  Binde- 
gewebszellen vor.  Es  finden  sich  in  sonst  normalen  Augen  auch  gröbere 
Pigmentflecken    auf   der    Sehnervenpapille,    die    als    angeborene  Anomalien 


zu  den  Nervenkrankheiten.  335 

(Yersprengte  Pigmenthaufen  chorioidalen  Pigmentes)  zu  deuten  sind.  Die 
pathologischen  Pigmentierungen  des  Sehnerven  treten  nach  Blutungen  auf 
und  bestehen  ans  Blutpigment.  (Bendia,) 

Onodi  (133)  ist  auf  Grund  seiner  Forschungen  der  Ansicht,  daß  die 
Sehstoniogen  bei  nasalen  Erkrankungen  auch  von  den  hinteren  Siebbein- 
zellen  her  ihren  Ursprung  nehmen  können  und  nicht  allein  von  den  Keil- 
beinhöhlen  ausgehen.  (Hendix.) 

Mitteilung  Pankstat's  (139)  von  3  Fällen  von  bitemporaler  Hemi- 
anopsie, von  denen  zwei  durch  Tumoren  der  Schädelbasis  verursacht  waren, 
einer  mit  Diabetes  insipidus  kompliziert  war.  Die  Tumoren  hatten,  wie  die 
Sektion  erwies,  zu  einer  Kompression  des  Chiasma  geführt;  von  dem  dritten 
Fall  liegt  kein  Sektionsbefnnd  vor.  P.  macht  besonders  auf  die  häufigen 
Schwankungen  der  Sehschärfe  aufmerksam,  die  stets  mit  gleichzeitigen 
Schwankungen  der  Gesichtsfeldsgrenzen  verbunden  sind.  Uemianopische 
Papillen.    Reaktion  wurde  in  einem  Falle  mit  Sicherheit  beobachtet. 

Es  handelte  sich  um  einen  14  jährigen  Knaben  von  Panl  (141),   der 
mit  dem  rechten  Auge  direkt  auf  einen  stumpfen  Pfahl  gestürzt  war.     Der 
ophthalmoskopische  Befund,  der  sich  mehrere  Tage  hindurch  gut  beobachten 
ließj  bestand  in  zahlreichen  Hämorrhagieen   in  der  Retina  und  in  der  Pa- 
I    pillengegend,    in    einer  ischämischen   Netzhauttriibung  und    dem   bekannten 
I    kirschroten  Fleck  in  der  Makula,  und  in  einer  scharf  begrenzten,  kompletten 
I    Losreißung  der  Retina  und   sämtlicher  Retinagefaße   rings   um   die    Papille 
I    hemm.    Die  Mechanik   der  Verletzung  war  wahrscheinlich  derart,   daß  der 
^   Bulbus  im  Verletzungsmoment  über  den  Sehnerven  weggestülpt  worden   war 
und  dabei  die    Retina,   die   vom  Glaskörper   an   die  Bulbuswandungen   an- 
gedruckt wurde,    au   ihrer  Insertionsstelle  von  dem   sich  einstülpenden  Seh- 
nerven losgerissen  wurde.  (Autoreferat) 

Pichler  (145)  beschreibt  4  Fälle  von  sog.  Augenmuskelrheumatismus 
und  will  damit  die  Annahme  A.  Pichlers,  Wrights  und  einiger  anderer 
stützen,  die  einen  Zusammenhang  zwischen  gewissen  episkleritischen  Knoten 
und  akutem  Gelenkrheumatismus  konstruiert  haben.  Diese  „Episkleritis"  soll 
sich  durch  ihre  Lokalisation  am  Ansatz  der  Augenmuskelsehnen  und  durch 
besonders  starke  Schmerzen  auszeichnen  im  Vergleich  zu  der  gewöhnlichen. 
I  Im  Gegensatz  dazu  bemerkt  allerdings  Verf.,  sie  werde  ihrer  geringen  Be- 
schwerden wegen  häufig  übersehen. 

Pick  (146)  lenkt  die  Aufmerksamkeit  auf  eine  eigentümliche  Er- 
sdieinong,  die  in  Fällen  von  Paralyse  nach  einem  paralytischen  Anfalle 
gemacht  werden  kann  und  zwar  im  Stadium  des  Abklingens  einer  typischen 
homonymen  Hemianopsie,  die  einige  Tage  hindurch  bestanden  hatte.  Die 
Erecheinung  besteht  darin,  daß  —  unter  der  Annahme  einer  linksseitigen 
Hemianopsie  —  sovrie  das  Objekt  dem  Patienten  von  der  Außenseite  des 
Gesichtsfelddefektes,  also  von  links  her  genähert  wird,  er  melir  oder  weniger 
•chnell,  sofort  nach  demselben  hinblickt;  wird  aber  das  Objekt  durch  die 
gesehenen  Gesichtsfeldhälften  hindurch  in  die  hemianopischen  übergeführt, 
so  folgt  der  Kranke  dem  Objekt  bis  zur  Mittellinie,  sowie  er  aber  über 
iese  hinausgeht,  hört  er  damit  auf,  respektive  verliert  er  es.  Für  diese 
BückbUdung  der  hemianopischen  Stömngen  nach  paralytischen  Anfällen 
könnte  der  Umstand  von  Bedeutung  sein,  daß  bei  der  Paralyse  vor  allem 
die  Hirnrinde,  in  dem  vorliegenden  Falle  das  in  diesem  gelegene  Sehzentrum, 
ausgeschaltet  war  und  bei  der  Funktionswiederherstellung  der  reflektorische 
{subkortikale?)  Mechanismus  dem  willkürlichen  (kortikalen)  im  Tempo  der 
Kestitution  vorangeht.  (Bendiv,) 

Jahresbericht  f.  Nearologie  und  Psychiatrie  1905.  25 


386  Die  Beziehungen  der  Augenstörungen 

Pihl  (147)  weist  auf  deu  nicht  seltenen  Zusammenhang  zwischen 
Nasenleiden  und  Augenerkrankungen  hin.  Es  handelte  sich  um  eine  ein- 
seitige Neuritis  retrobulbaris,  die  in  Ermangelung  andrer  Ursachen  auf  eine 
gleichzeitig  bestehende  Kieferhöhleneiterung  derselben  Seite  zurückgeführt 
wurde.  Die  Behandlung  und  Heilung  derselben  führte  auch  auf  dem  er- 
krankten Auge  wieder  volle  Sehschärfe  herbei. 

Enthält  die  Befunde  Piper's  (149),  die  sich  ergaben  bei  der  Unter- 
suchung mittelst  der  Nagelschen,  der  Holmgreenschen  Probe,  mit 
Stillings  pseudoisochromatischeu  Tafeln,  ferner  bei  der  Untersuchung  am 
objektiyen  Spektrum,  mittelst  Farbenbezeichnungen,  DunkeladaptatioD  und 
des  Helmholtschen  Farbeimiischapparates;  daran  anschließend  Bemerkungen, 
über  die  Theorie  dieser  seltsamen  Anomalien. 

Nach  einem  Trauma  der  linken  Schädelgegeud  trat  bei  dem  Fall  von 
Fleuk  (150)  links  starker  Exophthalmus,  Fulsation  des  Bulbus  verbunden 
mit  eigenartigen  über  der  Orbita  und  der  linken  Schädelseite  hörbaren  Ge- 
räuschen auf;  die  Sehschärfe  war  auf  Fingerzählen  herabgesetzt,  bei  oph- 
thalmoskopisch stark  geschlängelten  Venen  und  verwaschenen  PapiUengrenzen. 
Bei  Kompression  der  linken  Carotis  conununis  geht  der  Exophthalmus  zurück 
und  die  Pulsation  verschwindet.  Als  Ursache  ist  eine  Basisfraktur  aufzu- 
fassen, durch  die  eine  Verletzung  einer  Kommunikation  der  Carotis  interna 
und  des  Sinus  cavernosus  geschaffen  wurde.  Nach  Verlauf  von  2  Monaten 
trat  eine  geringe  Besserung  ein.  Spontanheilung  erscheint  nicht  aus- 
geschlossen. 

Follak  (151)  hatte  Gelegenheit,  4  Fälle  von  Schläfenschüssen  (Selbst- 
mordversuche) mit  Verletzungen  der  Augen  zu  beobachten.  In  drei  Fällen 
war  das  rechte  Auge  sofort  blind,  das  linke  hochgradig  amblyopisch;  im 
vierten  war  das  Sehvermögen  links  erhalten,  das  rechte  Auge  amblyopisch. 
In  dem  ersten  trat  rechts  nach  60  Tagen  auch  Blindheit  ein,  im 
zweiten  und  dritten  blieb  ein  Kest  vom  Sehvermögen  erhalten,  im  vierten 
trat  nach  8  Tagen  rechts  vollkommene  Blindheit  ein,  während  das  linke 
Auge  normal  blieb.  Verf.  legt  Wert  auf  die  Untersuchung  der  Gesichts- 
felder, die  unter  Umständen  Aufschluß  über  die  Art  der  Sehnervenverletzung 
gibt  und  prognostische  Schlüsse  gestattet.  Konzentrische  Einengungen  geben 
fast  in  allen  Fällen  eine  ungünstige  Prognose. 

Unter  Mitteilung  von  14  Fällen  weist  Pronger  (157)  darauf  hin,  wie 
wichtig  bei  Neurasthenie  gerade  es  ist,  daß  vorhandene  Fehler  der  Refraktion 
voll  und  richtig  korrigiert  werden. 

Redslob  (159)  beobachtete  einen  Fall  von  bitemporaler  Hemianopsie 
und  Diabetes  insipidus  bei  einem  14jährigen  Mädchen,  das  ein  Kopftrauma, 
wahrscheinlich  mit  Schädelbasisfraktur  erlitten  hatte.  Das  Kind  war  fünf 
Stunden  bewußtlos  gewesen  und  hatte  seit  dem  Unfall  unstillbaren  Durst 
und  häufigen  Harndrang.  R.  ist  gegen  die  Annahme  einer  Herderkrankung 
bei  dem  Diabetes  insipidus  und  glaubt,  daß  nur  eine  Störung  in  der  hinteren 
Schädelgrube  zu  den  Erscheinungen  der  Polyurie  und  Polydipsie  fuhren 
könne.  Er  sieht  in  seinem  Falle  die  bitemporale  Hemianopsie  und  den 
Diabetes  insipidus  als  rein  zufällig  nebeneinander  vorkommende  Folgezustände 
der  gleichen  Verletzung  an.  (Bendix,) 

Es  werden  von  Reichmann  (160)  zwei  Fälle  von  direkten  Sehnerven- 
verletzuugen  angeführt,  von  denen  die  erstere  durch  den  Stoß  einer  Ofen- 
gabel gegen  die  Orbita  des  andern  Auges,  die  zweite  durch  einen  Schirm 
zustande  kam.  Bei  beiden  ließ  sich  aus  dem  Verhalten  der  Pupille  erkennen, 
ob  es  sich  um  eine  Verletzung  des  gefäßhaltigen  oder  gefaßlosen  Teils  des 
Sehnerven  handelte. 


zu  den  NervenkraukheiteD.  337 

y.  Reuss  (161)  glaubt  auf  Grund  einer  Beihe  yon  Beobachtungen, 
I.  T.  an  sich  selber,  das  Flimmerskotom  in  vier  Typen  teilen  zu  können, 
bei  denen  Übergänge  der  einen  Gruppe  in  die  andere  stattfinden.  Ver- 
schiedene Typen  können  bei  ein  und  derselben  Person  vorkommen.  Auch 
über  das  Verhalten  des  Flimmerskotoms  im  farbigen  Lichte  hat  er  Beob- 
achtungen angestellt,  zu  deren  Vergleich  er  die  Erscheinungen  bei  den 
physiologischen  Phosphenen  wie  dem  Druckphosphen  heranzieht. 

Bosenbach  (166)  hebt  hervor,  daß  mit  funktionellen  Störungen  im 
Gebiete  der  Augen  wesentliche  funktionelle  Störungen  im  ganzen  Bereiche 
de^  Vagus  einhergehen  können  (also  von  Seiten  der  Atmung,  des  Herzens, 
des  liagens  und  Darms),  und  daß  diese  und  namentlich  die  Unlustempfin- 
dnngen  und  Angstgefühle  durch  Behandlung  der  Augenstörungen  oft  beseitigt 
werden  können.  R.  fand,  daß  häufig  das  Flimmerskotom  mit  einer  Kon- 
junktivitis verbunden  ist  und  sich  Schmerzpunkte  in  der  Nase  nachweisen 
lassen,  von  denen  aus  der  Migräneanfall  und  das  Flimmerskotom  hervor- 
gerufen werde.  (Bendix.) 

Sachsalber  (170)  behandelte  einen  Fall  von  Schußverletzung  beider 
Xenri  optici,  welcher  dadurch  mitteilenswert  ist,  daß  ein  ganz  peripher 
gelegener  Gesichtsfeldanteil  wieder  zur  Funktion  gelangte,  nachdem  drei 
Monate  lang  komplette  Amaurose  bestanden  hatte.  Das  erhaltene  Seh- 
TennÖgen  des  linken  Auges  besteht  aus  einem  Gesichtsfeldrest,  der  oben 
gelegen  ist  und  sich  aus  beiden  durch  die  mediane  Linie  getrennten 
ßesichtsfeldhälften  entstammenden  Anteilen  zusammensetzt,  mit  geringem 
Überwiegen  des  nasalen.  Es  ist  wahrscheinlich,  daß  das  Projektil  den 
Optflnis  von  oben  her  getroffen  und  nur  teilweise  zerstört  hatte.       (Bendix,) 

Sachsalber  (171)  teilt  die  Ergebnisse  der  Untersuchung  der  Augen 
samt  Orbitalinhalt  mit,  die  er  an  dem  Kadaver  eines  neugeborenen  Kindes 
mit  Encephalocele  occipitalis  gemacht  hat.  Die  interessanten,  auch  ent- 
wicklnngsgeschichtlich  bedeutsamen  Ausführungen  entziehen  sich  der  Wieder- 
gabe durch  ein  kurzes  Referat. 

Sachsalber  (172)  hat  das  Verhalten  der  markhaltigen  Nervenfasern 
bei  entzündlichem  deszendierenden  Schwund  des  Sehnerven  beobachtet, 
fierrorgerafen  war  diese  Atrophie  durch  einen  hauptsächlich  in  der  mitt- 
leren Schädelgrube  sitzenden,  langsam  von  vorne  nach  hinten  wachsenden 
Tumor.  Es  wurden  nacheinander  Geruch,  Gesicht  und  Gehör  betroffen. 
Im  Gregensatz  zu  Wagenmann,  der  ähnliche  Beobachtungen  bei  tabischer 
Atrophie  machte,  konstatierte  S.  den  Schwund  der  markhaltigen  Nerven- 
fasern erst  nach  der  Erblindung,  während  in  dem  Falle  Wage nma uns 
dieser  Schwund  der  Erblindung  vorausging. 

Saenger  (173)  referiert  die  seit  Graefes  grundlegender  Arbeit 
-Über  Komplikationen  von  Sehnervenentzündungen  mit  Hirnkrankheiten" 
erschienenen  hauptsächlichsten  Veröffentlichungen  über  diesen  Gegenstand. 
Aach  heute  ist  die  Frage  noch  nicht  geklärt.  Die  mechanische  und  die 
entzündliche  Theorie  oder  Kombinationen  beider  stehen  sich  noch  immer 
gegenüber.  Trotz  der  noch  auseinandergehenden  Ansichten  betont  S.,  daß 
auch  heute  noch  dem  erhöhten  Hirndruck  die  Hauptrolle  bei  der  Entstehung 
der  Stauungspapille  zugeschrieben  werden  müsse.  Nur  dadurch  läßt  sich 
trater  anderem  der  günstige  Einfluß  der  Trepanation  auf  die  Kückbildung 
der  Stauungspapille  erklären. 

Als  eine  häufig  erprobte  und  selten  versagende,  einfache  Methode  zur 
Feststellung  einseitig  simulierter  Schwachsichtigkeit  oder  Blindheit  sowie  zur 
Erkennung  der  tatsächlich  vorhandenen  Sehschärfe  wird  das  schon  bekannte 
Verfahren  ausführlicher  von  Schmeiclller  (176)  besprochen.    Vor  Einzel- 

25* 


388  Die  Beziehungen  der  Augenstörungen 

priifung    der   Augen   ist    vor    das  gesunde   ein   starkes   Konvergenzglas  zu 
setzen. 

Schreiber  (179)  berichtet  über  einen  eigentümlichen  „Ohr-PupUleu- 
Reflex".  Dieser  wurde  an  Kaninchen  beobachtet,  denen  teils  intrakraniell, 
teils  intraorbital  der  Sehnerv  durchtrennt  war.  Er  besteht  darin,  daß  beim 
energischen  Anfassen  der  Ohrwurzeln  nach  einigen  Sekunden  bis  einer 
Minute  eine  allmähliche  Zusammenziehung  der  Pupille  eintritt.  Gibt  man 
die  Ohren  wieder  frei,  so  verharrt  die  Pupille  noch  sehr  lange  in  verengtem 
Zustande,  bis  sie  sich  auf  irgend  einen  Reiz  hin  plötzlich  erweitert.  An 
allen  Augen,  die  diesen  Reflex  aufweisen,  tritt  eine  allerdings  sehr  viel 
geringere  Kontraktion  des  Sphincter  iridis  ein  bei  mechanischer  Reizung 
der  Cornea,  der  Nasenschleimhaut  und  beim  passiven  Schließen  und  Offnen 
der  Lider.  Auf  derartige  Reflexe  lassen  sich  vielleicht  die  Beobachtungen 
Marenghis  zurückführen,  der  bei  Kaninchen  mit  intrakraniell  durch- 
schnittenem Sehnerven  eine  Pupillenreaktion  gesehen  hat.  Mit  einer  Licht- 
reaktion dürfte  dieselbe  keineswegs  identifiziert  werden. 

Schwab  und  Green  (182)  berichten  über  einen  interessanten  Fall 
von  Ausfluß  von  cerebrospinaler  Flüssigkeit  aus  der  Nase,  von  welchen  bis- 
her nur  20  Fälle  beobachtet  sind;  in  8  Fällen  waren  auch  retinale  AfEektionen 
vorhanden.  Im  vorliegenden  Falle  (32  jährige  Frau  mit  Ausfluß  aus  der 
rechten  Nase  bei  gesunder  Nase  und  Hals)  war  fast  normales  Sehvermögen 
trotz  entzündlicher  Atrophie  beider  Papillen  bemerkenswert.  Die  Flüssig- 
keit erwies  sich  bei  der  Untersuchung  als  cerebrospinal  (frei  von  Geruch, 
Geschmack  und  Sediment,  sowie  von  Schleim  und  Eiweiß,  positive  Reaktion 
auf  Fehlingsche  Lösung). 

Schwabe  (183)  berichtet:  Bei  einem  Fall  von  Chinin-Amaurose,  die 
bereits  nach  1,25  g  Chinin  eintrat,  mit  jahrelang  dauernder  konzentrischer 
Gesichtsfeldeinengung,  Hemeralopie,  starker  Verengerung  der  Retinalarterien, 
trat  nach  Genuß  von  coff'einhaltigen  Getränken  eine  weitere  hochgradige  Ter- 
engerung  des  Gesichtsfeldes  auf,  infolge  weiterer  Kontraktion  der  peripheren 
Retinalgefäße,  ohne  eine  nachweisbare  dauernde  Schädigung  herbeizuführen. 

Schwabe  (184)  stellt  in  seinem  Bericht  die  Augenerkrankungen  und 
-Operationen,  die  sich  ihm  in  diesen  Zeiträumen  darboten,  statistisch  zu- 
sammen und  knüpft  kritische  Bemerkungen  daran.  In  dem  20jährigen 
Zeitraum  wurden  112  856  Augenkranke  neu  in  Behandlung  genommen,  an 
denen  147  418  Augenkrankheiten  konstatiert  wurden.  Die  Zahl  aller  aus- 
geführten Operationen  betrug  24809,  von  denen  7  285,  d.  h.  29,36  ®/o,  als 
größere,  17  524,  d.h.  70,64^0?  s^ls  kleinere  Operationen  zu  bezeichnen  sind. 
Verfasser  hatte  die  gewiß  nicht  häufige  Gelegenheit,  in  einer  Familie  (^'ater 
und  3  Töchter)  das  Zusammentreffen  von  Ptosis  congenita  mit  Epicanthus 
zu  beobachten.     Vier  trefflich  gelungene  Abbildungen  illustrieren  die  Fälle. 

A"on  einem  20jährigen  Mann  berichtet  ShaW  (190),  daß  er  ihn  am 
10.  Februar  1905  wegen  rapiden  Sehverlustes  konsultierte;  fünf  Tage  vorher 
Influenza.  R  S  =  Finger.  LS  =  0;  Bettruhe;  am  22.  März  Finger  in 
12  resp.  18  Zoll  gezählt,  Farben  erkannt.  Anfang  Mai  weitere  Besserung, 
Anfang  Juni  R  ^24?  L  ^j^;  im  übrigen  gesund. 

Ein  pflaumeugroßes,  in  der  Gegend  des  Chiasmas  sitzendes  Endo- 
theliom  der  Dura.  Der  Tumor  hatte  im  Chiasma  zu  einer  Atrophie,  be- 
sonders der  mittleren  Teile  geführt,  während  in  den  Sehnerven  die  zentralen 
und  medialen  Bündel  betroffen  waren.  Der  Fall  von  Silfast  (193)  bietet 
somit  eine  klinische  Bestätigung  der  jetzt  allgemein  gültigen  Ansichten 
über  die  Kreuzung  der  Optikusfasem  im  Chiasma. 


zu  den  Nervenkrankheiten.  339 

Enthält  den  makro-  und  mikroskopischen  Befund  eines  Gummas  des 
Sebeiren  und  eines  solchen  der  Chorioidea  sowie  eine  Zusammenstellung 
Stock's  (198)  der  Literatur  über  diesen  Gegenstand. 

Stookmayer  (199)  kann  durch  seine  Untersuchungen,  die  er  an 
Hund,  Fuchs  und  Katze  anstellte,  die  Angaben  Hoffmanns  bestätigen, 
wonach  bei  den  Kamivoren  Zeutralgefäße  zirka  1^« — 2  mm  hinter  der 
Sklera  von  unten  her  in  annähernd  rechtem  Winkel  von  einem  Bindegewebs- 
mantel  umhüllt  in  den  Sehnerven  eintreten  und  in  die  Retina  übergehen. 
Im  Gegensatz  zu  anderen  Autoren  findet  er,  daß  bei  der  Katze  die  cilio- 
retinalen  Gefäße  besonders  stark  sind,  sodaß  die  Blutversorgung  der  Retina 
hier  im  wesentlichen  durch  diese  erfolgt. 

Stölting  '(200)  bringt  die  Krankengeschichten  Ton  4  Fällen,  die  er 
durch  eine  atheromatöse  Erkrankung  in  der  Karotis  resp.  der  Ophthalmika 
oder  den  Gefäßen  des  Optikus  erklären  zu  müssen  glaubt.  Er  meint,  mit 
großer  Wahrscheinlichkeit  die  Diagnose  auf  Atheromatöse  in  den  Gefäßen, 
welche  durch  ihre  Lage  zum  Optikus  oder  wegen  der  Ernährung  des  Nerven 
für  ihn  nichtig  sind,  stellen  zu  dürfen,  wenn  sich  folgende  Symptome  finden : 
Es  besteht  eine  Neuritis  optica  mit  vielleicht  starker  Schwellung,  die  nur 
sehr  langsam  fortschreitet,  das  zentrale  Sehvermögen  bleibt  relativ  lauge 
erträglich,  konzentrische  Verengerung  des  Gesichtsfeldes  tritt  erst  spät  ein, 
es  kommen  Schwankungen  im  Sehvermögen  vor,  die  durch  den  Augenspiegel- 
befand nicht  zu  erklären  sind.  Es  handelt  sich  um  Personen,  die  eine 
spezifische  Infektion  durchgemacht  oder  reichlichem  Alkoholgenuß  ergeben 
waren,  und  die  Kranken  geben  häufig  an,  durch  körperliche  Anstrengung 
eine  direkte  Verschlechterung  zu  spüren.  Wahrscheinlicher  noch  wird  die 
Diapose,  wenn  auch  an  den  Gefäßen  des  Optikus  selbst  die  charakteristische 
Störung  hervortritt,  und  wenn  sich  eine  Abduzensparese  einstellt,  die  durch 
sehr  langsame  Zunahme  der  Symptome  ausgezeichnet  ist,  und  bei  welcher 
große  Tendenz  zur  Fusion  der  Doppelbilder  besteht. 

Ullthoff's  (211)  Mitteilung  betrifft  drei  Fälle  von  hochgradigem 
Exophthahnus  bei  Schädeldeformität  und  zwar  einmal  bei  hochgradigem 
Torraschädel  mit  nenritischer  Sehnervenatrophie  und  Erblindung,  einmal  bei 
Hjdrocephalus  extemus  mit  Pachymeningitis  und  Neuritis  optica  und  ein- 
mal bei  hochgradigem  flydrocephaJus  internus.  In  allen  drei  Fällen  ist  es 
jedenfalls  die  Knochendislokation  und  damit  Veränderung  in  der  Gestalt  der 
Orbita,  welche  die  Vordrängung  der  Bulbi  in  erster  Linie  bewirkt  und  venöse 
Steuung  infolge  von  intrakranieller  Drucksteigerung  mit  Kompression  verursacht. 
Der  Hirnsinus  dürfte  in  diesen  Fällen  wenig  als  ätiologischer  Faktor  für 
den  hochgradigen  Exophthalmus  in  Betracht  kommen.  (Bemlix.) 

Veasey  (214)  berichtet  über  einen  34jährigen  Mann,  der  ein  halbes 
Jahr  vor  der  ersten  Untersuchung  temporale  Gesichtsfeldbeschränkung  be- 
merkte. V  ==  •/so  ^^'^P-  ^lih'i  öioige  Monate  später  R  ^/i„„,  dann  wiederum 
'•2;  in  der  temporalen  Hälfte  schwankte  der  Anfall  des  Gesichtsfelds  dem- 
entsprechend. Später  RS  =  */,g  L  =  %  Röntgenbild  zeigt  einen  aus- 
gesprochenen Schatten  in  der  Chiasmagegend,  wo  wahrscheinlich  ein  kleiner 
Tomor  vaskulärer  Natur  sitzt,  der  öfters  seinen  Ort  wechseln  dürfte. 

Velhagen  (216)  hatte  Gelegenheit,  ein  unter  dem  Bild  der  Embolia 
arteiiae  centralis  retinae  erkranktes  Auge,  bei  dem  infolge  eines  cilio-retinalen 
Gefäßes  ein  rautenförmiger  Teil  der  Netzhaut  neben  der  Papille  intakt  ge- 
blieben war,  drei  Monate  später  histologisch  zu  untersuchen.  Es  fand  sich 
tiefgehende  Zerstörung  der  inneren  Netzhautschichten  der  gesamten  Netz- 
haut, sowie  ausgedehnte  Zerstörung  der  Neuroepithelschicht  in  der  Makular- 
gegend.    Von  Defektbildung  war  keine  Spur  vorlianden.     Der  Optikus  war 


390  ^ie  Beziehuugen  der  Augfenstörangen  zu  den  Nervenkrankheiten. 

bis  auf  eine  keilförmige,  an  der  lateralen  Seite  gelegene  periphere  Partie 
atrophisch.  Der  Embolus  lag  im  Lumen  der  Arteria  centralis  vor  ihrem 
Eintritt  in  den  Sehnervenstamm.  Verf.  zieht  aus  dem  Bilde  des  Optikus 
den  Schluß,  daß  die  makularen  Fasern  in  der  Spitze  des  temporalwärts 
gelegenen  Teils  dicht  neben  den  Zentralgefäßen  liegen. 

Die  einmalige  Verabreichung  geringer  Alkoholdosen  ruft  nach  Vogt 
(217)  bei  geistig  Minderwertigen  eine  beträchtliche  Herabsetzung  der  Pupillen- 
reaktion hervor,  während  bei  geistig  vollwertigen  selbst  in  schweren  Rausch- 
zuständen die  Pupillenreaktion  unbeeinflußt  bleibt.  Dieses  Symptom  läßt 
sich  nicht  in  allen  dazu  geeignet  erscheinenden  Fällen  konstatieren,  ein 
positiver  Ausfall  aber  gibt  einen  wesentlichen  Anhaltspunkt  für  die  Annahme 
einer  allgemeinen  großen  Vulnerabilität  des  Nervensystems. 

In  dem  Falle  von  Waterman  und  Follack  (220a)  handelt  es  sich 
um  einen  Eisenbahnarbeiter,  der  eine  Verletzung  am  oberen  linken  Orbital- 
rande davontrug.  Es  ergab  sich,  daß  durch  Contrecoup  eine  Basisfraktur 
erfolgt  war.  Die  begleitenden  Hämorrhagien  aus  Mund  und  Nase  lassen 
den  Verlauf  der  Fraktur  deutlich  erkennen  und  zwar,  beginnend  an  der 
Sella  turcica,  erstreckte  sie  sich  durch  die  Lamina  cribrosa  und  horizontale 
Platte  des  Siebbeins,  involvierte  resp.  brach  den  kleinen  linken  Keilbein- 
flügel und  den  Canalis  opticus.  Sechs  Tage  nach  dem  Unfall  ergab  die 
Sehprüfung:  0.  D.V.  =  ^/j^.  O.  S.V.  =«  Fingerbewegungen  direkt  vor  dem 
Auge  erkannt.  Gesichtsfeld  rechts  zeigt  starke  konzentrische  Einschränkung. 
Links  =  0.  Augenbewegungen  frei,  Examination  12.  Dezember.  Sechs 
Monate  nach  dem  Unfall  ergab  rechts  %jj.  Gesichtsfeld  wie  früher,  links 
=  0.  Examination  11.  Februar  darauf  und  20.  März  ergaben  */a6  rechts. 
Ophthalmoskopisch  zeigt  sich  nun  links  weiße  Atrophie  des  Optikus,  rechts 
temporäre  Abblassung,  Die  weitere  Eigentümlichkeit  des  FaUes  besteht  in 
der  Kombination  der  Schädelfraktur  mit  stark  ausgesprochenen  nervösen 
Symptomen,  wie  Hemianästhesie  und  psychischen  Störungen  hemmender 
Natur.  Auffällig  erscheint  ferner  der  lange  Zwischenraum  (9  Monate),  der 
zwischen  dem  Unfall  und  der  nachweisbaren  Optikusatrophie  lag.  In  den 
in  der  Literatur  verzeichneten  Fällen  entwickelte  sich  die  Atrophie  in 
wenigen  Wochen.  (Autot^eferat) 

Als  ätiologisch  wichtig  zur  Genese  des  Glioms  hält  Wehrli  (222) 
Retinalblutungen,  wie  sie  beim  Neugeborenen,  besonders  bei  langem  Geburts- 
akt auftreten.  Diese  Blutungen  sollen  das  persistierende  Embryonalgewebe 
in  Wucherung  versetzen.  Enges  Becken  wird  als  Ursache  des  langen 
Geburtsaktes  imd  der  Retinalblutungen  angesehen  und  auf  diese  Weise 
auch  erklärt,  wieso  das  Gliom  so  häufig  Geschwister  befällt. 

In  dem  Fall  von  Zade  (228)  war  bei  einem  33jährigen  Mann  mit 
nicht  diagnostiziertem  Magenkarzinom  und  Druckschmerzen  des  St^mums 
Stauungspapille  aufgetreten:  Exitus  2  Monate  danach.  Sektion  ergab  Magen- 
karzinom und  zahlreiche  Knochenmetastasen  (Wirbelsäule,  Kippen,  Sternum, 
Schädelknochen).  Am  Optikus  ist  der  Scheidenraum  deutlich  erweitert. 
Mikroskopisch  stellt  sich  diese  Erweiterung  als  eine  subdurale  dar.  Optikus 
selbst  bis  zur  Lamina  cribrosa  nicht  verändert.  Die  makroskopisch  fest- 
gestellte Papillitis  beruht  auf  ödematöser  Durchtränkung;  zellige  Infiltration 
fehlt  gänzlich;  die  Papillitis  ist  hier  auf  rein  mechanische  Vorgänge  (Ver- 
dickung der  Knochen)  zurückzuführen. 


Sclerosifl  multiplex.    Amyotrophische  Lateralsklerose.  39  X 

Selerosis  mnltiplex.   Amyotrophiselie  LateralsUerose. 

Referent:  Dr.  med.  L.  B  regmann -Warschau. 

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Sclerosis  multiplex.     Amyotrophische  Lateralsklerose.  393 

I.  Sklerosis  multiplex. 

Pathologisch- Anatomisches. 

Änf  Grund  einer  genauen  Untersuchung  Ton  4  Fällen  multipler 
Sklerose  kommt  Bomstein  (4)  zu  folgenden  Schlüssen  über  die  patho- 
logisch -anatomischen  Veräuderungen.  An  der  Grenze  der  Herde 
fiodet  sich  manchmal  ein  allmählicher  Übergang  des  normalen  Gewebes  zur 
pathologischen  Schwellung  der  Markscheiden  und  Achsenzylinder,  Mark- 
Bchollen  und  Kömchenzellen.  Innerhalb  der  Herde  selbst  findet  man  bei 
frischen  Herden  Myelinreste  ergriffen  von  Kömchenzellen,  deren  Zahl  ver- 
mehrt ist.  In  älteren  Herden  gar  keine  Markfasem  oder  kleine  Inseln 
persistierender  Fasern,  welche  sich  schwach  färben  mit  Körnchenzellen  bloß 
aa  der  Grenze  der  Herde.  Die  Achsenzylinder  sind  an  der  Peripherie  der 
Herde  meist  erhalten,  manchmal  verdickt  oder  verdünnt  oder  färben  sich 
lugleichmäfiig.  Innerhalb  der  Herde  (namentlich  der  älteren)  erkennt  man 
anf  Längsschnitten  persistierende  Achsenzylinder,  jedoch  in  wechselnder 
Menge.  Dabei  sind  sie  verändert:  die  einen  sind  in  toto  geschwollen,  die 
anderen  verdünnt,  noch  andere  zeigen  partielle  Schwellungen  in  ihrem 
Verlaufe.  Meist  färben  sie  sich  schwächer  in  ihrer  ganzen  Länge  oder  auf 
kürzere  Strecken.  Ihre  Konturen  verwischen  sich,  und  es  wird  schwierig, 
sie  von  den  Gliafasern  zu  unterscheiden.  Die  Glia  ist  in  der  Umgebung 
der  Herde  verdickt,  ihre  Kerne  vermehrt.  In  den  frischen  Herden  sind  die 
Kerne  gleichfalls  vermehrt,  das  Glianetz  jedoch  nicht  sehr  verengt,  häufig 
finden  sich  leere  Maschen  nach  Zerfall  der  nervösen  Elemente.  In  den 
älteren  Herden  bilden  die  Gliafasern  ein  dichtes,  intensiv  sich  färbendes 
Qewebe.  Häufig  finden  sich  darin  Deiterssche  Zellen.  Die  Gefäße  sind 
tahlreich  in  den  frischen  Herden,  Gefaßwände  verdickt,  kleinzellig  infiltriert; 
die  gleiche  Infiltration  um  die  Gefäße  herum,  Erweiterung  der  perivaskulären 
Ljmphräume.  Um  die  Gefäße  häufig  zahlreiche  Körnchenzellen.  Ahnliche 
Gefäßveranderangen  auch  in  den  älteren  Herden  und  Wucherung  der  Glia 
in  die  perivaskulären  Lymphräume.  Ganglienzellen  bleiben  vorerst  unver- 
ändert, keine  sekundäre  Degenerationen. 

In  Bezug  auf  die  Pathogenese  glaubt  Verf.,  daß  man  sich  nament- 
Ueh  auf  die  chronisch  verlaufenden  Fälle  stützen  müsse,  und  wendet  sich 
gegen  diejenigen,  welche  die  Ergebnisse  der  Untersuchung  akuter  und  sub- 
aknter  Falle  auf  das  ganze  Gebiet  der  multiplen  Sklerose  verallgemeinern. 
Je  nach  der  Ätiologie  der  Fälle  könnte  auch  ihre  spezielle  Pathogenese 
Terschieden  sein.  Für  die  auf  dem  Boden  einer  Infektionskrankheit 
entstandenen  paßt  am  besten  die  Theorie  der  primären  Gefäßentzündurg. 
Die  Gliawucherung  dagegen  dürfte  primär  sein  in  den  hereditär  bedingten 
Kllen,  wo  die  Gefaßveränderungen  eine  untergeordnete  und  sekundäre  Rolle 
spielen.  In  einer  dritten  Gruppe  beginnt  der  Prozeß  mit  einem  Untergang 
der  Markscheiden,  worauf  sekundär  die  Gliawucherung  folgt:  diese  Fälle 
werden  vielleicht  hervorgrafen  durch  gewisse  uns  bisher  noch  unbekannte 
Toxine.  Die  von  B.  untersuchten  Fälle  betreflfen:  1.  Eine  62 jährige 
Arbeiterfrau,  ehemals  gesund,  nach  einer  Erkältung  Schmerzen  in  den 
Beinen,  dann  Paraplegie.  Objektiv  das  Bild  einer  Myelitis  transversa.  In 
diesem  Falle  glaubt  Verf.  einen  vaskulären  Ursprung  der  multiplen  Sklerose 
annehmen  zu  dürfen:  die  Gefäße  waren  stark  vermehrt,  ihre  Wandungen 
kleinzellig  infiltriert,  um  die  Gefäße  zahlreiche  Körnchenzellen. 

2.  Eine  36jährige  Arbeiterin,  im  23.  Lebensjahre  anfallsweise  eine 
linksseitige  Hemiplegie  von  kurzer  Dauer.  Die  Anfälle  wiederholten  sich 
mehrmals  im  Laufe  von  Jahren.     Klinisch:    typisches  Bild  einer  multiplen 


394  Scierosis  multiplex.    Amyotrophische  Lateralsklerose. 

Sklerose.  Hier  ist  nach  den  Ergebnissen  der  mikroskopischen  Untersuchung 
die  Wucherung  der  Glia  primär:  an  vielen  Stellen  sah  man  das  Anfanga- 
stadium  der  Grliawucherung  mit  gar  keiner  oder  bloß  minimaler  Beteilipng 
der  G-efaße;  dagegen  an  anderen  Stellen,  wo  bereits  das  Glianetz  stark 
gewuchert  ist,  findet  sich  eine  Vermehrung  und  Infiltration  der  Gefäße. 

3.  Ein  52  jähriger  Mann.  Vor  13  Jahren  Schwäche  der  rechten  unteren 
Extremität,  kurz  darauf  der  linken  unteren  Extremität.  Später  wurde  auch 
die  rechte  obere  schwächer,  alle  Extremitäten  magerten  stark  ab.  Seit  einem 
Jahre  Lungenschwindsucht.  Objektiy  fast  vollständige  Lähmung  der  rechten 
unteren  Extremität,  Parese  der  linken  unteren  Extremität  und  rechten 
oberen  Extremität.  Muskeltonus  erhöht,  Reflexe  gesteigert.  Babinaki: 
Herabsetzung  der  Schmerz-  und  Temperaturempfindung  in  den  unteren 
Extremitäten  und  am  Rumpfe  bis  zur  Clavikula.  Kein  Intentionszittem, 
kein  Nystagmus.     Es  wurde  eine  Syringomyelie  diagnostiziert. 

In  diesem  Falle  war  nach  B.  der  Zerfall  der  Markscheiden  das 
primäre,  die  Glia  Wucherung  sekundär.  Mit  Marchi  fand  sich  eine  Rarifi- 
kation  des  Gewebes  und  Degeneration  der  Myeliufasem  an  Stellen,  wo  mit 
Hilfe  der  Methode  van  Gieson  u.  a.  fast  gar  keine  Gliawucheruog  zu 
sehen  war.  Dagegen  war  letztere  sehr  ausgesprochen,  wo  auch  nach  Marchi 
die  Herde  zu  den  älteren  gezählt  werden  mußten  (heller  Grund,  Kömchen- 
zellen an  der  Peripherie). 

Die  Gefäße  waren  vermehrt  bloß  in  den  Herden,  wo  auch  die  6Iia 
stark  gewuchert  war. 

4.  Eine  29  jährige  Arbeiterin  bekam  im  Wochenbett  Zittern  der  Hände, 
später  erstreckte  sich  dasselbe  auch  auf  die  unteren  Extremitäten.  Nach 
einigen  Wochen  waren  bereits  die  Hauptsymptome  einer  multiplen  Sklerose 
nachweisbar.  Exitus  nach  6  Jahren  an  Abdominaltyphus.  Es  finden  sich 
zahlreiche  Herde  im  Großhirn  und  Hirnstamm,  keine  im  RückenmarL 
Auch  mikroskopisch  war  das  Rückenmark  unverändert.  Für  diesen  Fall 
läßt  B.  unentschieden,  ob  die  Degeneration  der  Myelinfasern  oder  die  Glia- 
Wucherung  primär  auftrat.  Die  Gefäße  waren  zwar  stark  vermehrt,  aber 
zeigten  keine  Verdickung  ihrer  Wandungen  und  nur  schwache,  kleinzellige 
Infiltration.  In  einem  frischen  Herde  der  Varorschen  Brücke  waren  gar 
keine  Gefäße  zu  sehen. 

DercTun  und  Gordon  (16)  berichten  über  folgenden  Fall  mit 
Sektionsbefund.  Eine  29  jährige  Frau,  verheiratet,  kinderlos.  3  Aborte. 
Schmerzen  in  der  Beckengegend.  Ovarialcyste.  Allgemeine  Inanition 
Atrophie  besonderer  Muskelgruppen,  namentlich  des  Tbenar  und  Hypo- 
thenar.  Parese  beider  unteren  Extremitäten.  Fußklonus,  Babinski 
beiderseits.  Hyperalgesie  am  ganzen  Körper,  Schmerzen  in  den  Gelenken. 
Inten tionstremor.  Skandierende  Sprache.  Pupillen  ungleich,  rechte  weiter; 
reagieren  auf  Licht,  wenn  überhaupt,  sehr  träge;  am  linken  Auge  Ptosis. 
Harn-  und  Stuhlinkontinenz.  Dekubitus.  Allmählich  Schwinden  der 
früher  gesteigerten  Patellarreflexe.  Die  Untersuchung  des  Zentral- 
nervensystems ergab  im  Rückenmark:  die  graue  Substanz,  im  Sakralmark 
vollkommen  geschwunden,  im  Lendenmark  erhalten,  im  Dorsal-  und  Halsteil 
im  Schwinden  begrifiPen.  Die  weiße  Substanz  im  unteren  Rückenmarkstefl 
relativ  besser  erhalten.  Die  Vorder-  und  Vorderseitenstränge  sind  von  oben 
nach  abwärts  degeneriert.  In  den  Hinter-  und  Hinterseitensträngen  ist 
kein  reguläres  Verhalten  zu  bemerken.  Noch  irregulärer  ist  der  Prozeß 
in  der  Medulla  oblongata,  während  auf  den  einen  Schnitten  sich  sehr  zahl- 
reiche Herde  finden,  ist  auf  anderen  bloß  eine  Volumsabnahme  festzustellen. 
Die  grauen  Kerne  haben  stärker  gelitten.  Mit  Marchi  können  Degenerationen 


Sclerosu  multiplex.    Amyotrophische  Lateralsklerose.  395 

auch  in  den  scheinbar  gut  erhaltenen  Strängen  nachgewiesen  werden.  Blut- 
gelaBe  erweitert,  ihre  Wand  verdickt.  Kleinzellige  Infiltration  um  die 
Gefäße.  In  manchen  Herden  mit  weit  vorgeschrittener  Sklerose  und  Zer- 
stomng  des  nervösen  Gewebes  finden  sich  mehrere  ganz  intakte  Zellen. 
Andererseits  wurden  Ganglienzellen  mit  deutlicher  Chromatolyse  beobachtet. 
Auch  erhaltene  Achsenzylinder  wurden  innerhalb  der  total  degenerierten 
Herde  gefanden.  Auf  Querschnitten  zeigten  sich  nackte  Achsenzylinder 
Ton  irregnlärer  Form,  eckig,  breit  oder  ungewöhnlich  schmal.  Verf.  machen 
darauf  aufmerksam,  daß  die  Oef&ßveränderungen  sehr  ausgesprochen  waren, 
wo  die  nervösen  Störungen  gering  blieben  (Lendenmark).  Dasselbe  Agens 
könne  die  beiden  Gewebe  —  nervöses  und  Gefäfie  —  gleichzeitig  und 
selbständig  affizieren  in  verschiedenem  Grade.  In  der  Pyramidenbahn 
wurde  eine  sekundäre  Degeneration  festgestellt,  beginnend  von  der  motori- 
schen Zone,  durch  die  Capsula  interna  und  bis  zu  den  distaleren  Partien 
des  Rückenmarks.  Die  tracti  optici,  der  3.,  4.  und  6.  Himnerven  mit  ihren 
Kernen  waren  gleichfalls  zerstört. 

Webber  (62)  berichtet  Qber  zwei  Fälle  von  multipler  Sklerose  mit 
Autopsie.  Die  Klinische  Diagnose  bot  große  Schwierigkeiten.  In  dem 
ersten  Fall  wurde  zuerst  Hirntumor  diagnostiziert,  später  erst  die  multiple 
Sklerose  erkannt.  Patientin  war  ein  23jähriges  Ladenmädchen.  Zuerst 
Schwindelanfälle,  dann  Sausen  im  rechten  Ohr.  Kopfschmerzen  und  Schwindel. 
Abgestorbensein  und  Schwäche  der  linksseitigen  Extremitäten.  Vorüber- 
gehende Ptosis  am  rechten  Auge.  Objektiv  linke  Pupille  weiter.  Strabis- 
mus  oonvergens  am  linken  Auge,  Parese  des  linken  Abduzens,  Doppelsehen. 
Sehkraft  am  linken  Auge  herabgesetzt.  Facialis  links  schwächer  innerviert. 
Gang  unsicher,  Romberg  positiv,  fallt  nach  rechts.  Sensibilität  auf  linker 
Gesichtshälfte  und  linker  Hand  herabgesetzt.  Ophthalmoskopisch  rechter 
Sehnerv  gerötet,  Venen  beiderseits  erweitert.  Die  Diagnose  lautete :  Hirn- 
geschwulst 18  Monate  später  war  das  Krankheitsbild  total  verändert. 
Patientin  konnte  auf  der  Straße  nicht  mehr  gehen.  Die  Kopfschmerzen 
sind  geschwunden,  es  bestand  bloß  Kopfdruck.  Zittern  der  Hände  und  des 
Kopfes,  auch  in  der  Buhe,  bei  Bewegungen  stärker.  Sprachstörung.  Deut- 
licher Nystagmus.  Vorübergehend  Schluckbeschwerden.  Schwachsinn.  Zu- 
stand veränderlich,  Bemissionen  und  Exazerbationen.  Zuletzt  Haminkon- 
tiuenz,  Dekubitus.  Die  Autopsie  ergab  sehr  zahlreiche  sklerotische  Herde 
im  Großhirn  (namentlich  auf  der  rechten  Seite),  Brücke  und  Bückenmark. 

Im  zweiten  Fall  wurde  Tabes  diagnostiziert.  Ein  44jähriger  Bau- 
arbeiter bekam  Parästhesieen  zuerst  in  den  unteren  Extremitäten^  später 
auch  im  Abdomen.  Schwierigkeit  gerade  zu  gehen,  leichte  Ataxie.  Ver- 
minderung der  Sehkraft,  vorübergehend  Blindheit.  Leichte  Inkoordination 
der  linken  Hand.  Geringer  Nystagmus.  Patientin  starb  an  Appendicitis. 
Die  Autopsie  zeigte  einen  sklerotischen  Herd  im  Dorsalmark  und  zwar  im 
linken  ffinterstrang  (daher  Ähnlichkeit  mit  Tabes)  und  spärliche  Herde 
im  Himstamm  und  Großhirn. 

Catola  (13)  berichtet  über  folgenden  Fall:  38jähriger  Arbeiter 
erkrankte  vor  11  Jahren  an  Cholera.  Nach  5—6  Tagen  Zittern  beider 
Arme.  Nach  einigen  Monaten  auch  Sprachstörungen.  Objektiv  Intentions- 
tremor,  skandierende  Sprache,  Nystagmus,  spastisch-cerebellarer  Gang, 
linksseitige  Abduzensparese,  „  Babinski,  Fußklonus.  Später  Unmöglich- 
keit sich  aufrecht  zu  halten,  Ödeme,  Dispnoe^  Exitus.  Makroskopisch  fallt 
auf  die  Kleinheit  des  Kleinhirns.  Mikroskopiscli  zwei  kleine  Plaques  in 
der  Substantia  nigra  Soemmeringii,  rarifizierte  Zonen  ohne  sekundäre  De- 
generationen im  Kleinhirn,   Brücke  und  meduUa  oblongata;  Verminderung 


396  Sclerosis  multiplex.    Amyotrophische  Lateralsklerose. 

der  Purkinj eschen  Zellen  und  Vermehrung  der  Neuroglia  in  der  be- 
treffenden Schicht;  Degeneration  einiger  Rückenmarkstränge,  namentlich  der 
Pyramidenbahnen.  Verdickung  der  Pia  und  des  subpialen  Gewebes,  Ver- 
dickung, Degeneration  und  Infiltration  der  Gefaßwände. 

Ceni  und  Besta  (14)  haben  bei  einem  Hunde  nach  Einführung  von 
Maisteilen,  die  mit  Aspergillus  affumigatus  infiziert  waren,  ein  Symptomen- 
bild erhalten,  das  dem  der  multiplen  Sklerose  entspricht.  Die  Sektion 
ergab  einen  merkwürdigen  Befund,  aus  dem  die  Autoren  weitgehende  Schlüsse 
zu  ziehen  sich  berechtigt  fühlen.  Das  Rückenmark  zeigte  sich  nämlich 
durchsetzt  von  einer  Unmenge  kleiner  Herde.  In  diesen  Herden  fanden 
sich  entzündlich  veränderte  Gefäße,  Markscheidenzerfall  in  allen  Stadien, 
während  der  Achsenzylinder,  wenn  auch  ab  und  zu  gequollen,  nirgends  eine 
Kontinuitätstrennung  (daher  auch  Fehlen  von  sekundä.ren  Degenerationen) 
aufwies.  Es  kombinierten  sich  also  hier  die  Veränderungen  der  Myelitis 
mit  denen  der  multiplen  Sklerose;  von  der  ersten  AfiFektion  ist  vorhanden 
die  entzündliche  Gefilßveränderung  mit  Exsudatbildung,  von  der  an  zweiter 
Stelle  genannten  die  Schädigung  der  Markscheide,  ohne  Läsiou  des  Achsen- 
zylinders. In  diesem  Befund  erblicken  die  Autoren  eine  Bestätigung  jener 
Theorie,  die  die  Pathogenese  der  multiplen  Sklerose  zurückfuhrt  auf  primäre 
entzündliche  Prozesse,  die  zunächst  an  den  Gefäßen  sich  abspielen  sollen. 
Der  Befund  wurde  als  Nebenbefund  erhoben  bei  den  zahlreichen  Versuchen, 
die  die  Autoren  bereits  über  die  Wirksamkeit  der  Toxine  des  Aspergillus 
fumig.  erhoben  haben;  systematisierte  Schädigung  der  Markscheiden  infolge 
der  genannten  Toxine  hatten  die  Autoren  wiederholt  beobachtet,  bis  jetzt 
jedoch  stets  ohne  Begleitung  entzündlicher  Veränderungen  an  den  Gefäßen. 

(Merzbache^\) 

Klinisches. 

Müller  (38)  betont  zunächst  die  große  Wichtigkeit  der  Optikus- 
affektionen  für  die  Diagnose  der  multiplen  Sklerose.  Wenn  man  danach 
sucht,  findet  man  sie  in  mindestens  der  Hälfte  der  Fälle.  Die  von  allen 
Untersuchern  betonte  Inkongruenz  zwischen  anatomischen  und  ophthalmo- 
skopischen Veränderungen  einerseits  und  dem  Verhalten  der  Sehschärfe  und 
des  Gesichtsfeldes  andererseits  läßt  einen  Rückschluß  zu  auf  den  wichtigsten 
Grundzug  der  multiplen  Sklerose  —  die  relative  Integrität  der  Achsen- 
zylinder bei  Zerfall  der  Markscheiden. 

Das  doppelseitige  Fehlen  des  Bauchreflexes  ist  in  Übereinstimmung 
mit  Strümpell  ein  wichtiges  diagnostisches  Symptom.  Müller  untersuchte 
1000  Soldaten  und  fand  nur  einmal  Fehlen  der  Bauchreflexe.  Nur  bei 
sehr  schlafifen  Bauchdecken  und  mächtigem  Panniculus  adiposus  schwinden 
diese  Reflexe  manchmal.  Tonische  Spasmen  der  Bauchmuskulatur  —  bei 
ängstlichen  Patienten,  bei  akutentzündlichen  und  schmerzhaften  Bauch- 
affektionen, bei  Steigerung  des  Muskeltonus  —  können  den  Reflex  verdecken. 
Empfehlenswert  ist  Ablenkung  der  Aufmerksamkeit,  schnelle  und  lange 
Striche  über  die  Bauchhaut  (am  besten  mit  der  nicht  sehr  scharfen  Spitze 
eines  Bleistiftes  oder  einer  stumpfen  Nadel),  wiederholte  Untersuchung  im 
Stehen.  Einseitiges  Fehlen  hat  geringe  Bedeutung.  Auch  die  Kremaster- 
reflexe schwinden  meist  früh. 

Unter  den  weniger  bekannten  Verlaufsarten  der  multiplen  Sklerose 
stellt  Müller  an  erste  Stelle  diejenige,  welche  mit  hochgradigen,  bis 
zur  vorübergehenden  Erblindung  sich  steigernden  Sehstörungen 
einsetzt.  Beide  Augen  werden  meist  nacheinander  ergriffen.  Rückgang 
gleichfalls    rapid    spurlos    oder    meist    Hinterlassung     einer    temporalen 


Sclerosis  maltiplex.    Amjotrophische  Lateralsklerose.  397 

AbblassuDg  der  Papillen  und  kleinen  zentralen  Skotomen.  Die  Fälle 
werden  gewöhnlich  als  Neuritis  retrobulbaris  aufgefaßt;  die  neurologische 
Untersuchung  kann  völlig  negativ  ausfallen,  bis  zum  Auftreten  deutlicher 
Symptome  können  viele  Jahre  (in  einem  Falle  sechs)  vergehen.  Die  ersten 
Stigmata,  die  an  multiple  Sklerose  mahnen,  sind  außer  den  temporalen  Ab- 
biassuDgen  der  Papillen  namentlich  in  ihren  charakteristischen  Beziehungen 
zum  Verhalten  des  Sehvermögen  und  zum  Gesichtsfelde,  das  Fehlen  der 
Bauefadeckenreflexe,  das  Babinskiphänomen  und  ein  leichtes  Wackeln  der 
Arme  bei  feineren  Zielbewegungen. 

Eine  zweite  Verlaufsart  zeichnet  sich  aus  durch  eine  fast  unbeachtete, 
aber  ebenso  häufige  wie  bedeutsame  Form  des  Beginnes,  nämlich  mit  ab- 
normer lokaler  Ermüdbarkeit.  Ein  Arzt  verspürte  als  Frühsymptom 
einer  multiplen  Sklerose  nach  längeren  Märschen  eine  hochgradige  Müdig- 
keit in  den  unteren  Extremitäten,  die  sich  nach  kurzer  Ruhe  wieder  verlor. 
Ein  ISjähriges  Mädchen  klagte  über  abnorme  Ermüdbarkeit  im  linken 
Beine  und  rechten  Arme,  femer,  daß  nach  körperlichen  Anstrengungen  der 
am  Morgen  normale  Arm  zu  zittern  begann.  Patientin  wurde  wochenlang 
wegen  Anämie  und  Neurasthenie  behandelt.  Die  genaue  Untersuchung 
ergab  temporale  Abblassung,  nystagmusartige  Zuckungen  in  den  Endstel- 
Inngen,  Fehlen  der  Bauchreflexe,  lebhafte  Sehnenphänomene  an  den  unteren 
Extremitäten  (besonders  links),  Andeutung  von  Babinski,  Andeutung  einer 
Schwäche  der  Knie  und  Hüftbeuger  links,  Spur  von  Wackeln  bei  Ziel- 
bewegungen namentlich  rechts,  gewisse  abnorme  psychische  Erregbarkeit. 
Dieser  Fall  veranlaßt  Verfasser  zu  der  interessanten  Bemerkung,  daß  trotz 
des  frühen  Krankheitsstadiums  bereits  das  ganze  Bild  der  multiplen  Sklerose 
fertig  sein  kann.  Er  vermutet  daher,  daß  zu  dieser  Zeit  bereits  keimende 
Herde  im  ganzen  Zentralnervensystem  zerstreut  sind,  und  daß  das  Fort- 
schreiten der  Erkrankung  weniger  auf  einer  weiteren  Aussaat,  als  auf  zu- 
nehmendem Wachstum  der  Herde  beruht.  Die  lokalisierte  abnorme  Ermüd- 
barkeit fuhrt  Müller  darauf  zurück,  daß  die  Entmarkung  in  den  Herden 
sunächst  noch  ein  mittleres  Maß  funktioneller  Leistung  zuläßt,  das  aber 
bei  gesteigerten  Ansprüchen  die  Nervenleitung  versagt.  Die  längsten  Bahnen 
leiden  vielleicht  unter  solchen  Umständen  am  ehesten,  daher  die  Pyramiden - 
bahnen  der  Unterextremitäten,  daher  die  Ermüdbarkeit  zuerst  an  den  Beinen 
bemerkbar.  Sensibilitätsstörungen  —  subjektive  und  objektive  —  gehören 
ZQ  den  fast  regelmäßigen  Begleiterscheinungen  der  multiplen  Sklerose. 
Objektiv  sind  es  Hypästhesieen  mit  vorzüglicher  Lokalisatioü  an  den  distalsten 
Teüen  der  Elxtremitäten,  mit  erheblichen  Schwankungen  in  Ausbreitung 
und  Intensität.  Subjektiv  —  meist  Parästhesieen,  sehr  selten  Schmerzen. 
Im  ersten  Falle  hatte  der  45jährige  Patient  vor  10  Jahren  eine  starke, 
hartnäckige  Ischialgie,  welche  die  Entwicklung  einer  multiplen  Sklerose  von 
hemiplegischem  Typus  einleitete.  Die  Ursache  solcher  Schmerzen  dürfte  in 
der  Entwicklung  von  Herden  innerhalb  der  Nervenwurzeln  zu  suchen  sein. 

Zum  Schlüsse  folgen  einige  allgemein- diagnostische  Bemerkungen, 
wobei  namentlich  auf  die  Bedeutung  einiger  allgemeiner  Gesichtspunkte  — 
jugendliches  Alter,  Fehlen  äußerer  Krankheitsursachen  und  familiär-here- 
ditären Vorkommens,  schmerzfreies,  gutes  Allgemeinbefinden,  sprungweise 
Entwicklung  des  Leidens  —  und  ganz  besonders  einer  genauen  Anamnese' 
(flüchtige  Seh-  und  Sprachstörungen,  Diplopie,  Augenmuskelparesen,  Dreh- 
ßchwindelanfalle,   Blasenanomalien)   hingewiesen   w^ird.     Manche   Symptome 

—  leichte  Erschwerungen   der  Sprache,   ersten  Anfänge  der  Zwangsaffekte 

—  werden  früher  subjektiv  erkannt,   ehe  sie   objektiv  mit  Sicherheit   nach- 
weisbar werden. 


398  Sclerosis  multiplex.     Amyotrophische  Lateralsklerose. 

In  einer  zweiten,  mit  großer  Klarheit  geschriebenen  Arbeit  bespricht 
Müller  (39)  zuerst  die  allgemeine  Ätiologie  der  multiplen  Sklerose. 
Zunächst  müssen  davon  alle  Fälle  getrennt  werden,  in  welchen  sklerotische 
Herde  (Glianarben)  sekundär  infolge  zerstreuter  Herddegenerationen  und 
Herdentzündungen  entstehen,  und  welche  klinisch  wie  anatomisch  von  der 
„primären^'  multiplen  Sklerose  verschieden  sind.  Diese  letztere  kann  kaum 
als  exogene  Krankheit  aufgefaßt  werden,  äußere  Schädlichkeiten  ver- 
schlimmern nur  die  Krankheit  oder  spielen  die  Rolle  von  Agents  provo- 
cateurs.  Dagegen  ist  es  möglich,  daß  eine  exogene  Schädlichkeit  im 
frühen  Kindesalter  einwirkte  und  die  anfangs  latente  Krankheit  im 
jugendlichen  Alter  ausbreche.  Das  typische  Bild  sowohl  wie  die  Einförmig- 
keit der  anatomischen  Veränderungen  sprechen  für  ein  identisches  AgeDS 
in  den  einzelnen  Fällen.  Auffallend  ist  femer,  das  trotz  der  durchaus  ?er- 
schiedenen  Art  des  Beginnes  und  des  Verlaufes  man  bei  genauer  Unter- 
suchung alle  typischen  Symptome  schon  früh  nachweisen  kann.  Die  Yer- 
schlimmerungen  des  Leidens  und  häufig  das  erste  Auftreten  desselben  be- 
ruhen nicht  auf  dem  Auftauchen  neuer  Herde,  sondern  auf  einem  plötzlichen 
Versagen  der  Nervenleitung. 

Die  multiple  Sklerose  ist  die  häufigste  organische  Erkrankung  der 
Nervenzentra  der  Landbevölkerung.  Die  Fälle  können  getrennt  werden  in 
zwei  Gruppen,  Fälle  mit  gewöhnlichem  und  ungewöhnlichem  Beginn. 
Die  Krankheit  kann  eingeleitet  werden  (klinisch)  durch  Gehirnsymptome, 
oder  Augen-  oder  spinale  Symptome.  Subjektive  oder  objektive  Er- 
scheinungen können  zuerst  auf  die  Erkrankung  aufmerksam  machen.  Wenn 
nach  dem  Zusammenhang  einer  multiplen  Sklerose  mit  Trauma  gefahndet 
wird,  so  darf  ein  subjektives  Wohlbefinden  vor  dem  Trauma  keineswegs 
eine  schon  vorhandene,  aber  beginnende  multiple  Sklerose  ausschließen. 

Es  werden  dann  die  einzelne  Frühsymptome  der  multiplen  Sklerose 
besprochen.  Die  Differentialdiagnose  zwischen  der  Optikusaffektion  der 
multiplen  Sklerose  und  der  syphilitischen  bietet  manchmal  Schwierigkeiten. 
Maßgebend  für  Lues  ist,  wenn  die  prompte  Besserung  nach  spezifischer  Be- 
handlung bei  späteren  Schüben  stets  wiederkehrt.  Andererseits  entscheidet 
für  multiple  Sklerose  der  positive  Augenspiegelbefund  (temporale  Abblassang, 
Mißverhältnis  zur  Funktionsstörung)  nach  Besserung  der  Sehstörungen. 

Wichtig  sind  die  initialen  Augenmuskellähmungen,  meist  unvoll- 
kommene, flüchtige  Paresen  des  Abduzens  oder  des  Okulomotorius  (Ptosis). 
Flüchtiges  Doppelsehen.  Die  nystagmusartigen  Zuckungen,  zu  unterscheiden 
vom  klassischen  Nystagmus,  hängen  auch  mit  Augenmuskelparesen  zusammen. 
Sie  sind  viel  häufiger  als  der  eigentliche  Nystagmus. 

Initiale  Gehirnsymptome  sind  selten.  Manchmal  ist  es  eine  zerebrale 
Hemiplegie;  in  anderen  Fällen  treten  psychische  Störungen  auf,  welche  zur 
Verwechslung  mit  progressiver  Paralyse  fähren  können;  ausnahmsweise 
ähneln  die  Erscheinungen  denen  eines  Gehirntumors  (namentlich  des  Kleinhirns) ; 
in  seltenen  Fällen  drängt  sich  die  Fehldiagnose  einer  progressiven  Bulbär- 
paralyse  auf.  Zahlreicher  sind  die  Fälle,  in  denen  das  Leiden  mit  Krank- 
heitserscheinungen einsetzt,  die  zunächst  auf  eine  akut-entzündliche  Läsion 
im  Bereich  der  Brücke,  des  verlängerten  Marks  und  des  oberen  Halsmarks 
hinweisen. 

Es  folgt  eine  Besprechung  der  spinalen  Symptome  und  der  spinalen  Formen 
der  multiplen  Sklerose,  in  denen  systematische,  diffuse  und  disseminierte  Bücken- 
markskrankheiten nachgeahmt  sein  können.  Die  Differentialdiagnose  gegen- 
über Hysterie,  Lues  cerebrospinalis  und  Encephalitis  wird  genauer  erörtert, 
ferner  die  Beziehung  zur  Pseudosklerose.    An  letztere  muß  man  denken,  wenn 


Selerosifi  multiplex.    Amyotrophische  Lateralsklerose.  399 

sich  in  den  Armen  oder  sogar  auch  in  den  Beinen  ein  oszillatorischer  Zitter- 
klonas  einstellt  von  größerer  Ausgiebigkeit  und  längerer  Schwingungsdauer, 
und  wenn  eine  temporale  Abblassung  der  Papillen  fehlt  und  die  Bauch- 
deckenreflexe auslösbar  sind. 

Die  frühzeitige  Diagnose  ist  auch  insofern  wichtig,  als  bei  Yerwechs- 
Inng  mit  Hysterie  eventuelle  heroische  Behandlungsmethoden  wesentliche 
Verschlimmerungen  zur  Folge  haben  können  (Oppenheim). 

Cassirer  (11)  bespricht  diejenige  Yerlaufsform  der  multiplen  Sklerose, 
welche  mit  Erscheinungen  einer  akut-entzündlichen  Affektion  des 
oberen  Halsmarks  resp.  des  Halsmarks  und  der  Medulla  oblongata 
einsetzt.  Eine  35jährige  Frau  gibt  an^  daß  sie  vor  6  Monaten  die  Fähig- 
keit verloren  hatte,  mit  der  rechten  Hand  feinere  Bewegungen  auszufuhren ;  die 
Sensibilität  war  abgestumpft,  namentlich  das  Erkennen  der  Gegenstände  durch 
Betastung  stark  gestört.  Die  Störungen  besserten  sich  sehr  erheblich,  es 
traten  aber  Optikusstörungen  auf  und  1^/^  Jahr  später  eine  spastische 
Paraparese. 

In  einem  zweiten  Falle  klagt  ein  33jähriger  Modelltischler  über  Gefühl- 
losigkeit in  der  rechten  Hand.  Er  könne  mit  derselben  keine  Gegenstände 
erkennen.  Vor  5  Jahren  Parästhesien  und  Schwäche  des  rechten  Arms, 
letztere  von  einjähriger  Dauer.  Darauf  1^^^  Ja>hr  gesund.  Dann  erneuter 
Anfall,  jedoch  nicht  so  schlimm  wie  der  erste.  Doppelsehen.  Die  Schwäche 
des  Armes  schwand  nicht  mehr  vollständig,  zeigte  jedoch  erhebliche  Schwan- 
kungen. Schwäche  des  rechten  Beines.  Objektiv  Parese  des  Rectus  superior 
sin.  Nystagmusartige  Zuckungen.  Temporale  Abblassung  der  Papillen. 
Zentrale  Skotome  für  Weiß  und  Farben.  Bewegungsataxie  der  rechten 
Hand,  statische  Ataxie  der  Finger  dieser  Hand.  Störung  des  Lagegefühls. 
Geringe  Bewegungsataxie  links.  Rechter  Patellarreflex  schwächer,  Qua- 
driceps  abgemagert.  Achillessehnenreflex  erhöht,  Babinski-  und  Oppen- 
heimsches  Symptom  beiderseits,  rechts  stärker.  Leichte  Unsicherheit  beim 
Gehen.  An  der  rechten  Hand  Supinatorphänomen  abgeschwächt,  im  Gegen- 
satz zum  erhöhten  Tricepsreflex;  das  läßt  auf  den  viarmutlichen  Sitz  des 
Herdes  in  der  Höhe  des  5.-6.  Cervikalsegmentes  schließen.  Es  folgen 
zwei  bereits  früher  von  Oppenheim  beschriebene  hierhergehörige  Fälle. 

Ganz  ähnlich  war  das  Bild  im  5.  Fall.  Die  Symptome  wiesen  auf 
einen  Herd  hin,  der  die  sensible  Bahn  der  linken  Hand  beschädigte  mit 
geringer  Beteiligung  der  Motilität.  Zugleich  leichte  Muskelatrophie. 
Spastische  Parese  des  linken  Beines.  Andeutung  von  Brown-S6quard. 
Die  Lage  des  Herdes  konnte  ziemlich  genau  bestimmt  werden,  nicht  ober- 
halb des  5. — 6.  Cervikalsegmentes  (Herabsetzung  des  Supinatorphänomens). 
Alle  Symptome  besserten  sich  allmählich,  nach  1  Jahre  jedoch  entwickelte 
sich  Nystagmus,  Andeutungen  von  Augenmuskellähmungen,  geringe  Facialis- 
scbwäche,  geringer  Grad  von  cerebellarer  Unsicherheit.  Bauchdeckenreflexe 
fehlen...    Keine  Ätiologie  zu  finden.    Patient  war  25  Jahre  alt. 

Ahnlich  sind  die  Erscheinungen  im  6.  Falle.  Die  Diagnose  lautete: 
inkofflplete  rechtsseitige  cervikale  Myelitis  als  erster  Schub  einer  multiplen 
Sklerose.  Später  traten  Nystagmus  und  temporale  Abblassung  der  linken 
Papille  hinzu,  welche  die  Diagnose  bestätigten.  Die  auf  den  ersten  Herd 
zu  beziehenden  Symptome  waren  geschwunden  bis  auf  das  Fehlen  des 
Supinatorphänomens. 

Das  wesentlichste  Symptom  aller  beschriebenen  Fälle  ist  die  akute 
spinale  Ataxie  mit  groben  sensiblen  Störungen.  Demgegenüber 
möchte  C.  die  von  Müller  angegebene  „Ataxie  ohne  Alteration  der  be- 
wußten Empfindungen"  vielmehr   zum  Wackeln  (sup.  Intentionstremor)   der 


400  Sclerosis  multiplex.     Amyotrophische  Lateralsklerose. 

Sklerosis  multiplex  zählen.  Manche  als  akute  spinale  Ataxie  beschriebene 
Fälle  (Gowers,  Thomsen,  Dona,  Olmsted)  weisen  große  Ähnlichkeit 
mit  Cassirers  Fällen  auf. 

Als  anatomische  Grundlage  der  klinischen  Symptome  nimmt  Verfasser 
einen  echt- entzündlichen  Herd  mit  Blutfüllung  der  Gefäße,  Aastritt 
von  Blut  und  einem  entzündlichen,  amorphen  Exsudat  in  die  Gewebe  und 
einer  kleinzelligen,  perivaskulären  Infiltration  an.  Charakteristisch  ist  die 
Beschränkung  der  Krankheitserscheinungen  und  ihre  Tendenz  zum  Rück- 
gang. Unterstützend  für  die  Diagnose  ist  das  Fehlen  irgend  einer  Ätiologie. 
Bei  der  disseminierten  Myeloencephalitis,  die  ätiologisch  engere  Beziehung 
zu  vorausgegangener  Infektion  aufweist,  sind  die  Symptome  von  vornherein 
zahlreicher  und  die  event.  eintretende  Besserung  weniger  rasch  und  weniger 
vollständig  vorschreitend.  Entscheidend  kann  die  Beobachtung  des  Y erlaufis  sein, 
indem  bei  der  multiplen  Sklerose  neue  Schübe  kommen  und  neue  Störungen  hinzu- 
fügen. Andererseits  glaubt  Cassirer  in  Übereinstimmung  mit  Oppenheim, 
daß  auch  aus  einer  echt  entzündlichen,  exogen  bedingten  multiplen  Myelitis 
eine  echte,  progressiv  fortschreitende  multiple  Sklerose  sich  entwickeln  kann. 

Eine  sehr  interessante  Bearbeitung  der  psychischen  Störungen  bei 
multipler  Sklerose  finden  wir  in  der  Arbeit  von  Seiffer  (55)  aus  der 
Ziehen  sehen  Klinik.  Verf.  stellte  sich  die  Aufgabe,  an  einer  größeren 
Reihe  von  Fällen  (10)  die  psychischen  Leistungen  der  Patienten  mit  An- 
wendung der  genauen  psychophysiologischen  Methoden  genau  zu  prüfen. 
Es  wurde  geprüft:  1.  auf  einfache  konkrete  Erinnerungsbilder  oder  Vor- 
stellungen und  Erinnerung  für  jüngst  vergangene  Empfindungen  bezw.  Em- 
pfindungskomplexe, 2.  auf  zusammengesetzte  und  abstrakte  Vorstellungen, 
3.  die  Aufmerksamkeit,  4.  die  einfache  Reaktionszeit,  5.  Ideenassoziationen. 
Das  Ergebnis  war,  daß  in  allen  Fällen  mit  Ausnahme  eines  einzigen  mehr 
oder  weniger  erhebliche  Störungen  gefunden  wurden.  Am  häufigsten  waren 
gestört  (8 mal):  längsterworbene  konkrete  Erinnerungsbilder  aus  dem  All- 
gemeinwissen, jüngst  vergangene  Empfindungen  für  Wollproben,  rückläufige 
Assoziationen;  7  mal  waren  defekt:  Merkfähigkeit  für  Zahlen,  für  Paarworte, 
zusammengesetzte  und  abstrakte  Vorstellungen  bei  Unterschiedsfragen;  6 mal: 
Assoziationstätigkeit  bei  Additionen,  bei  Textergänzungen  (außerdem  waren 
einige  Fälle  wegen  motorischer  Störungen  zu  dieser  Probe  unfähig),  Asso- 
ziationstätigkeit bei  grammatikalischen  Fragen,  einfache  Erinnerungsbilder 
aus  dem  Schulwissen,  Merkfähigkeit  für  eine  Erzählung.  Das  Tempo  der 
intellektuellen  Leistungen  war  in  einem  großen  Teile  der  Fälle  verlangsamt, 
namentlich  das  Tempo  der  Ideenassoziationen. 

Ein  durchgreifender  qualitativer  Unterschied  zwischen  der  Demenz 
der  multiplen  Sklerose  und  anderen  Formen  von  Schwachsinn  besteht  nicht. 
Das  unterscheidende  Merkmal  bieten  die  psychischen  Begleitsymptome: 
krankhaft  gehobene  Stimmung,  Euphorie  oder  häufige  Labilität  mit  plötz- 
lichem Wechsel  der  Stimmung,  wobei  diese  Stimmungsanomalien  quantitativ 
lange  Zeit  hindurch  in  keinem  Verhältnis  stehen  zu  dem  meist  nur  geringen 
Grade  der  Demenz  (im  Gegensatz  zu  den  Stimmungsanomalien  der  Dementia 
paralytica). 

Merkwürdigerweise  hatte  die  einzige  Patientin,  bei  welcher  keinerlei 
Störungen  der  intellektuellen  Fähigkeiten  gefunden  wurden,  innerhalb  der 
multiplen  Sklerose  eine  schwere  Psychose  von  funktionellem  Charakter  durch- 
gemacht, welche  aber  ohne  Defekt  abgeheilt  ist.  Es  handelte  sich  um  eine 
halluzinatorische  Verwirrtheit  (Amentia).  Verf.  hält  es  för  wahr- 
scheinlicher, daß  die  Psychose  trotz  vollständiger  Heilung  und  trotz  der 
jetzt  geringfügigen  zerebralen  Symptome  auf  organischer,  sklerotischer 


Scle^osis  multiplex.     Amyotrophische  Lateralsklerose.  4()1; 

Grundlage  entstanden  ist,  wie  auch  die  temporären,  körperlichen  Symp* 
tome  (Hemiplegien,  Ophthalmoplegien  usw.)  organischer  Natur  sind.  Dies 
um  80  mehr,  als  zur  Zeit  des  Auftretens  der  Psychose  auch  körperliche  Symp- 
tome „schubweise"  mid  in  viel  größerer  Zahl  und  stärkerer  Intensität  auf- 
getreten sind,  als  das  später  der  Fall  war. 

Ein  anderer  Fall  ist  interessant  durch  das  Auftreten  „paranoider" 
Ideen  bei  multipler  Sklerose.  Es  handelte  sich  um  Erfinder-  und  Ver- 
folgungsideen, ähnlich  den  Selbstüberschätzungsideen  der  Paralytiker.  Daher 
war  der  Schwachsinn  des  Patienten  ein  ganz  zirkumskripter  auf  inhaltliche 
Stornogen  der  Ideenassoziation  und  den  Mangel  ethischer  Gefühlstöne  be- 
schränkt; alle  übrigen  Intelligenzleistungen  waren  fast  normal. 

Ein  strikter  Zusammenhang  zwischen  dem  Intelligenzdefekt  der  mul- 
tiplen Sklerose  und  dem  Bildungsgrade  der  Patienten  besteht  nicht.  Auch 
zwischen  der  Dauer  der  Krankheit  und  dem  Grade  der  Intelligenzstörung  be- 
steht kein  direktes  Verhältnis.  Immerhin  gibt  Verf.  eine  gewisse  Beziehung  der 
Erankheitsdauer  zu  den  gefundenen  Störungen  zu.  Ausschlaggebend  ist  die 
initiale  Lokalisation  des  sklerotischen  Prozesses:  vorwiegend  spinale 
formen  zeigen  wenig  oder  gar  keine  psychischen  Störungen;  zerebrale, 
cerebrospinale  und  bulbäre  Formen  sind  dagegen  auch  in  psychischer  Hin- 
sicht häufiger  betroffen. 

Hobhonse  (27)  betont,  wie  wichtig  für  den  praktischen  Arzt 
die  Kenntnis  der  multiplen  Sklerose  ist.  1.  Es  ist  die  häufigste  unter  allen 
organischen  Krankheiten  des  Zentralnervensystems.  Unter  5000  Kranken  des 
aligemeiuen  Ambulatoriums  waren  neun  Fälle  von  multipler  Sklerose,  dagegen 
bloß  6  Eälle  Paralysis  agitans,  5  Tabes,  2 — 3  Paralysis  progressiva  usw. 
2.  Die  Früh  Symptome  der  multiplen  Sklerose  sind  so  verschieden,  daß 
dk  Patienten  im  Frühstadium  alle  möglichen  Spezialisten  konsultieren 
können.  Hobhouse  gibt  eine  Zusammenstellung  der  16  von  ihm  beobachteten 
Falle.  In  drei  Fällen  begann  die  Krankheit  mit  Augensymptomen,  die 
Kranken  wandten  sich  zuerst  an  einen  Augenarzt.  In  einem  dieser  Fälle 
war  das  nächstfolgende  Symptom  ein  sehr  starkes  Ohrensausen,  Patient 
wurde  an  einen  Ohrenarzt  adressiert.  In  einem  Falle  begann  die  Krankheit 
mit  Brechanfallen,  ähnlich  den  gastrischen  Krisen  der  Tabiker.  Sehr  häufig 
fand  H.  bei  seinen  weiblichen  Patienten  Menorrhagien,  welclie  er  geneigt 
ist,  mit  der  Erkrankung  der  Rückenmarkszentren  in  Zusammenhang  zu 
bringen.  Eine  Kranke  wandte  sich  deshalb  zuerst  an  einen  Frauenarzt. 
Manche  Kranke  gehen  wegen  Aphonie  zum  Laryngologeu,  andere  wegen 
Blasenstörungen  zum  Chirurgen,  einer  war  längere  Zeit  in  chirurgischer 
Behandlung  wegen  einer  Kontraktur  der  Füße  in  Equinovarusstellung.  3. 
B^onders  wichtig  für  den  Praktiker  ist  die  Unterscheidung  frischer  multipler 
Sklerose  und  Hysterie.  Die  Diagnose  wird  erschwert  durch  die  bekannte 
Inbeständigkeit  der  Symptome  im  Frühstadium  der  multiplen  Sklerose. 
Femer  haben  viele  Patienten  einen  echt  hysterischen  Habitus;  sie  sind 
emotiv,  sind  leicht  zum  Lachen  und  Weinen  zu  bringen  usw. 

In  einem  Falle  des  Verfassers  gingen  hysterische  Symptome  —  Kon- 
trakturen der  Füße,  Selbstverletzung  und  Wunde  am  Abdomen  —  dem 
Ausbruche  der  multiplen  Sklerose  lange  Jahre  voraus.  In  einem  anderen 
begann  die  Krankheit  mit  Anästhesie  und  Erbrechen,  später  stellten  sich 
vorabergehende  Erblindung,  Schwäche  der  Beine  ein,  und  allmählich  ent- 
wickelte sich  das  volle  Bild  einer  multiplen  Sklerose.  Ätiologisch  wurde 
in  mehreren  Fällen  Schrecken,  schwere  Arbeit  notiert.  In  einem  Falle  lag 
ein  Kopftrauma  vor;  die  Narbe  entsprach  der  rechtsseitigen  Zona  motoria^ 
die  Symptome    begannen  im    linken    Bein.      Die   Krankheit    machte    sehr 

Jahresberictt  f.  Nenrologie  und  Psychiatrie  lOOB  26 


402  Sclerosis  multiplex.    Amyotrophische  Lftteralaklerose. 

rasche  Fortschritte,  nach  drei  Monaten   wurde  bereits  das  klassische  Bild 
einer  multiplen  Sklerose  festgestellt. 

Aus  seinen  Beobachtungen  schließt  der  Verfasser,  daß  1.  je  langsamer 
die  Entwicklung  der  Symptome,  um  so  besser  die  Prognose  des  Falles, 
2.  daß  der  Beginn  der  Erkrankung  mit  zerebralen  Symptomen  kein  Beweis 
dafür  ist,  daß  sie  auch  im  späteren  Verlauf  vorherrschend  sein  werden. 

Einen  lehrreichen  Beitrag  zum  Kapitel  der  Ätiologie  gibt  Orossmaoil 
(24)  aus  der  Sternberg  sehen  Abteilung  in  Wien.    Ein  28jähriger  Arbeiter 
zeigt  das  ausgeprägte  Bild  einer  multiplen  Sklerose.     Patient  erlitt  vor  ca. 
1%  Jahren  ein  Trauma,  indem  er  beim  Fensterputzen  aus  mäßiger  Höhe 
auf  eine   Feilbank  herabfiel.     Vor  der  Trauma  hat  er  schwere  Arbeiten 
verrichtet;  eine  Anfrage  bei  seinen  Kameraden  ergab,  daß  er  von  allen  fdr 
vollkommen   gesund  gehalten  wurde.     Ein  Jahr  vor  seinem  Trauma  hatte 
er  eine  vierwöchentliche  Waffenübung  mitgemacht.     Nun  wurde  bereits  zwei 
Tage  nach  seinem  Trauma  eine  vollentwickelte  multiple  Sklerose  mit  beider- 
seitiger Atrophia  n.  optici,  Intentionstremor,  Nystagmus  festgestellt.    Später 
kam  noch  eine  allgemeine  Schwäche  hinzu  und  Schwierigkeit,  sich  aufrecht 
zu  halten.     Bemerkenswert  ist  noch,   daß  Patient  bei  mehrmaligem  Spital- 
aufenthalt des  Traumas  gar  nicht  erwähnte,  und   daß  dies  Moment  in  den 
betreffenden  Krankengeschichten  gar  nicht   berücksichtigt  wurde.     Da  es 
unmöglich  ist,  daß  solche  Symptome  in  zwei  Tagen  zur  Entwicklung  kommen, 
so   ist  es  sicher,    daß  Patient  schon   vorher   an  multipler  Sklerose 
erkrankt  war.     Das  Leiden  war  latent,  und  Patient  konnte   trotz  seiner 
Elrankheit  schwerste  Arbeiten  verrichten.     Das   Trauma  führte  eine  akute 
Verschlimmerung  herbei.     Für  etwaige  Entschädigungsansprüche  wird 
freilich   durch  solche  Sachlage   nichts  geändert,   wenigstens  nicht  nach  der 
Spruchpraxis  im  Deutschen  Reiche  und  in  Osterreich;  es  ist   ganz  gleich- 
gültig, ob  die  Krankheit  vor  dem  Trauma  latent  war  oder  gar  nicht  existierte. 
Bei   privaten   Versicherungsgesellschaften  wird   es  vom  Wortlaut   des  Ver- 
sicherungsvertrages abhängig  sein. 

Cassirer's  (12)  kleine  Monographie  über  die  multiple  Sklerose  ist 
eine  wertvolle  Darstellung  dieser  Krankheit  hinsichtlich  ihrer  Ätiologie, 
Symptomatologie  und  pathologischen  Anatomie. 

In  der  Ätiologie  weist  0.  auf  die  neuerdings  zweifellos  festgesteUte 
Tatsache  des  Zusammenhanges  von  multipler  Sklerose  und  Trauma  liin, 
und  zwar  könne  ein  Trauma  die  Krankheit  hervorrufen  oder  zu  einer  Ver- 
schlimmerung des  Leidens  fuhren. 

Bei  der  Differenzialdiagnose  hebt  0.  die  zweifellosen  Symptome  gegen- 
über den  unbestimmten,  auch  der  Hysterie  unter  Umständen  angehorigen 
Zeichen  hin,  von  denen  Optikuserkrankungen  und  das  Babinskische  Symptom 
besonders  betont  werden.  Auch  pathologisch-anatomisch  hebt  0.  die  charakte- 
ristischen Merkmale  der  multiplen  Sklerose  in  leicht  verständlicher  Weisi 
hervor  und  bringt  auch  die  Abbildungen  einiger  Schnitte  aus  dem  Pens, 
der  Medulla  oblongata,  dem  Hals-  und  Dorsalmark,  welche  die  sklerotischer 
Herde  deutlich  erkennen  lassen.  (JBendüe.) 

Berger's  (3)  Statistik  über  multiple  Sklerose  liegen  206  Fälle  zi 
Grunde.  Nur  in  9  Proz.  der  Fälle  konnte  Trauma  als  auslösende  Ursach« 
angesehen  werden.  Am  öftesten  begann  die  Krankheit  mit  Störungen  ii 
den  unteren  Extremitäten.  38  mal  wurde  einfache  Optikusatrophie  (11  %) 
10  mal  deutliche  Abblassung  der  temporalen  Papillenhälften  (5  ^j^,  Ima 
neuritische  Veränderungen  gefunden.  Nystagmus  war  93  mal  vorhandei 
(45  %). 


Scierosis  maltiplex.     Amyotrophische  Lateralsklerose.  403 

Von  FaciaUsstöruiig  war  meist  eine  Parese  des  Mundastes  (bei  44 
Patienten)  zu  beobachten.  Totale  einseitige  Pacialislähmung  wurde  4  mal 
konstatiert.  2  mal  trat  Facialislähmung  als  Initialsymptom  der  multiplen 
Sklerose  auf. 

Sehr  häufig  fanden  sich  Lähmungen  und  Paresen  der  Extremitäten. 
Halbseitig  waren  sie  17  mal.  Diplegien  fanden  sich  an  den  oberen  Ex- 
tremitäten 16  mal,  an  den  unteren  81  mal.  Monoplegien  an  den  oberen 
Extremitäten  20  mal,  an  den  unteren  32  mal.  Meist  waren  sie  spastischer 
Natur. 

Bei  23  Patienten  fand  sich  Zwangslachen  resp.  -weinen.  Ungemein 
häufig  sind  hysterische  Assoziationen  im  Bilde  der  multiplen  Sklerose. 
Muskelatropbien  fanden  sich  8  mal.  Eine  ganze  Extremität  war  in  7  Fällen 
ei^riffen,  einmal  wurden  die  Interossei  der  Hand  atrophisch  gefunden-  Bei 
Tielen  Patienten  bestand  die  multiple  Sklerose  lange  Jahre,  im  Maximum 
28  Jahre.  (Bemlix.) 

Morawitz  (37)  teilt  zwei  Fälle  mit,  die  anfangs  durchaus  den 
Symptomenkomplex  einer  transversalen  Myelitis  darboten.  Erst  der  weitere 
Verlauf  und  die  Autopsie  ließen  erkennen,  daß  es  sich  um  multiple  Sklerose 
bandelte.  Für  die  wichtige  Diagnosenstellung  ist  die  Anamnese  in  zweifei- 
iaften  Fällen  von  Wichtigkeit;  denn  wenn  lange  Zeit  vor  Beginn  der 
Sjmptome  einer  Querschnittserkrankung  Paraesthesien ,  leichte  Paresen, 
flächtige  Blasenstörungen  oder  rasch  vorübergehende  leichte  hemiplegische 
Erscheinungen,  besonders  bei  jungen  Leuten  aufgetreten  waren,  so  ist  an 
eine  multiple  Sklerose  zu  denken,  die  das  Bild  einer  Myelitis  transversa 
Tortäuschen  kann.  (Bemlix.) 

Nespor's  (40)  Fall  betraf  einen  19jährigen  Mann,  der  unter 
gastrischen  Erscheinungen,  Schwindel,  Schwäche  der  unteren  Extremitäten 
imd  mit  erhöhten  Patellarreflexen  erkrankte.  Deutlich  wurde  das  Bild  der 
multiplen  Sklerose  nach  einigen  Monaten  durch  das  Auftreten  apoplektischer 
Anfalle  mit  Lähmung  der  rechten  unteren  und  auch  der  rechten  oberen 
Extremität,  Hypaesthesie  der  rechten  unteren  Extremität,  erhöhter  Patellar- 
refiexe,  Babinski,  Fußklonus,  Litentionszittem,  Incontinentia  urinae  et  alvi. 

In  ätiologischer  Hinsicht  glaubt  N.  die  Malaria  (tertiana)  in  seinem 
Falle  beschuldigen  zu  müssen  und  führt  die  auffallende  Besserung  des 
Fall^  und  das  Verschwinden  fast  aller  objektiven  Symptome  (bis  auf 
Nj^tagmus,  Bomberg  und  gesteigerte  Patellarreäexe)  auf  die  therapeutischen 
l^nahmen  medikamentöser,   elektrischer  und  mechanischer  Natur  zurück, 

(Bendix,) 

Scherb  (53)  hat  einen  von  Jaccaut  als  beginnende  multiple  Sklerose 
l>e8chriebenen  Fall  nachuntersucht  und  möchte  ihn  auf  Grund  seiner  Be- 
fände eher  für  eine  cerebellare  Erkrankung  nach  Babinskischem  Typus 
deuten.  Der  45  jährige  Patient,  ein  starker  Potator,  erkrankte  an  Pneumonie 
und  im  Verlauf  dieser  Krankheit  an  Motilitätsstörungen  der  Beine 
(Schwächegefühl),  Störungen  der  Sprache  (skandierend)  und  spastisch- 
ataktischem  Gang.  Kein  Nystagmus,  Patellarreflex  schwach,  kein  Inten- 
tionstremor. 

Bei  der  Nachuntersuchung  fiel  auf,  daß  er  weder  stehen  noch  gehen 
konnte,  ohne  in  starkes  Schwanken  zu  geraten.  Dabei  war  kein  Schwindel- 
gefuhl  vorhanden.  Im  Liegen  konnte  er  alle  Bewegungen  ausfuhren.  Auch 
VI  den  Armen  hatte  er  Schwäche  und  Koordinationsstörung,  sodaß  er  nicht 
allein  essen  konnte.  Beim  Gehen  sucht  er  mit  den  Armen  das  Gleich- 
gewicht des  Körpers  wiederherzustellen,  dabei  gerät  der  ganze  Körper  in 
Zittern.    Sein  Körper  folgt  beim  Gehen   nur  mangelhaft  den  Bewegungen 

26* 


404  Sclerosis  multiplex.     Amyotrophische  Lateralsklerose. 

der  Beine,  sodaß  man  ihn  oft  festhalten  muß.  Beim  Stehen  bleiben  seine 
Beine  unbeweglich,  wenn  man  ihn  nach  hinten  zieht.  Beim  Aufrichten  im 
Bett  aus  der  horizontalen  Lage  beugt  er  die  Knie  und  hebt  die  Fersen. 
Er  kann  seine  Beine  nicht  heben  und  auf  den  Boden  stellen. 

Auch  kann  er  dieselbe  Bewegung  nicht  schnell  wiederholen  und  e^ 
müdet  sehr  bald,  wenn  er  Pronation  und  Supination  wiederholen  soll.  Die 
Störungen  der  Koordination  in  Verbindung  mit  der  Muskelschwäche 
(Asthenie)  und  der  Muskelatonie  deuten  auf  eine  cerebellare  Erkrankung  bin. 

Seh.  nimmt  an,  daß  bei  dem  Potator  während  der  Pneumonie  eine 
Arteriosklerose  die  Zirkulation  im  Wunn  unterbrochen  hat.  Die  Aa.  cere- 
bellares  superiores  geben,  nachdem  sie  die  Pedunculi..versorgt  haben,  an 
den  Corpp.  quadrigemina  aus  einer  A.  communicans  Äste  an  den  oberen 
Wurm  ab.  Durch  eine  Thrombose  dieser  A.  communicans  kann  es  zu  einem 
Erweichungsherd  im  oberen  Wurm  gekommen  sein.  (Bendix.) 

Brush  (8)  macht  kurze  Mitteilungen  über  fünf  zur  Obduktion  gelangte 
Fälle  von  traumatischer  multipler  Sklerose.  Dem  Auftreten  der  charakte- 
ristischen Krankheitssymptome  war  regelmäßig  eine  Kontusion  der  Wirbel- 
säule durch  Fall  auf  den  Rücken  vorangegangen.  Bei  allen  5  Fällen 
fanden  sich  ausgesprochene  sklerotische  Herde  im  Gehirn  und  Rückenmark 
neben  muitiplen  kleinen  Hämorrhagien  im  Gehirn.  (Bendix.) 

Nach  einem  im  neunten  Lebensjahre  erlittenen  Blitzschlag  bestand, 
wie  Podelne  (45)  mitteilt,  bei  dem  21  jährigen  Kranken  Zittern  der 
Hände,  Nystagmus,  Bradylalie,  Intentionszittern,  Steigerung  der  Patellar- 
reflexe  sowie  der  Reflexe  der  rechten  Hand  und  Ataxie  der  Oberextremitaten. 
—  Die  geistige  Entwicklung  ist  zurückgeblieben.  (Antoreferat) 

IL  Amyotropbiscbe  Lateralsklerose. 

Mally  u.  Miramont  de  Laroquette  (33)  berichten  über  3  Fälle 
von  amyotrophischer  Lateralskerose.  1.  Typischer  Fall  eines  41jährigen 
Buchhalters.  Beginn  in  der  rechten  oberen  Extremität,  zuerst  Parese, 
Parästhesien,  später  hochgradige  Atrophie.  Entwicklung  sehr  langsam. 
Erst  nach  3  Jahren  Verschlimmerung.  Rasche  Entwicklung  bulbärer 
Symptome,  Exitus  vor  Ende  des  4.  Jahres.  2.  40  jähriger  Friseur,  Beginn 
mit  Parese  und  Atrophie  der  linken  oberen  Extremität  nach  einem  leichten 
Trauma  der  linken  Hand,  rasche  Entwicklung  aller  klassischen  Symptome, 
Exitus  nach  2  Jahren.  3.  Der  3.  Fall  ist  in  mehrfacher  Hinsicht  inter- 
essant, er  betrifft  einen  38jährigen  Modellierer.  Die  Entwicklung  der  Krank- 
heit ist  sehr  langsam,  Beginn  vor  15  Jahren.  Zuerst  Parese  der  rechten 
unteren  Extremität,  nach  einem  halben  Jahre  der  rechten  oberen  Extremität, 
nach  4  Jahren  des  linken  Beines,  nach  weiteren  4  Jahren  des  linken  Armes. 
Die  Entwicklung  ist  also  eine  hemiplegische  mit  langen  Intervallen  in 
der  Ausbreitung  der  Krankheit.  Trotz  der  langen  Dauer  keine  bulbäre 
Erscheinungen.  Die  Parese  ist  sehr  hochgradig,  desgleichen  die  spastischen 
Phänomene,  die  Amyotrophie  dagegen  relativ  gering.  Dieser  Fall  spricht 
also  gegen  die  Auffassung  mancher  Autoren,  daß  bei  vorherrschender 
Amyotrophie  der  Verlauf  der  amyotrophischen  Lateralsklerose  relativ  lang- 
sam ist,  bei  vorherrschenden  spastischen  Symptomen  dagegen  rasch. 

Potts  (46)  berichtet  über  folgenden  Fall  von  amyotrophischer  Lateral- 
sklerose; 42  Jahre  alter  Mann,  Zimmermann,  der  seit  anderthalb  Jahren  mit 
Blei  zu  tun  hatte  uud  Bleikolik  durchgemacht  hatte,  bekam  zuerst  eine 
Schwäche  im  linken  Bein  und  in  den  Zehen  ein  Lähmungsgefuhl.  Darauf 
trat  Schwäche  im  linken  Arm  und  bald  darauf  auch  Störung  des  Schluckeas 


Tabes.  405 

und  der  Sprache  auf.  Die  Faciales  waren  intakt,  aber  die  Zunge  atrophisch 
and  konnte  schwer  hervorgestreckt  werden.  Schluckstörung  besonders  von 
festen  Speisen,  Uvula  weicht  nach  links  ab.  Sprache  undeutlich»  stockend. 
Linker  Arm  schwächer  als  rechts^  Atrophie  des  M.  adductor  poUicis  und 
der  Interossei,  Klauenhand,  auch  rechte  Hand,  aber  etwas  weniger  atrophisch. 
Gfang  steif,  den  linken  Fuß  nachschleifend.  Linkes  Bein  atrophisch.  Leb- 
hafte Patellarreflexe,  Fußklonus  besonders  links.  Babinski  beiderseits.  In- 
continentia urinae.  Fibrilläre  Muskelzuckungen,  besonders  links.  Sensibilität 
intakt.  (Bendix.) 

Baymond  und  Cestan  (50)  haben  achtzehn  Fälle  von  amyotrophischer 
Lateraisklerose  pathologisch-anatomisch  untersucht.  Unter  den  Kranken 
waren  13  Manner  und  6  Frauen,  das  Alter  schwankt  zwischen  36  und 
68  Jahren.  Ätiologisch  war  nichts  einheitliches  zu  eruieren.  Sie  konnten 
Tier  Formen  sjmptomatologisch  unterscheiden;  die  gewöhnliche  spinale  Form 
mit  spastischer  Paraplegie  und  Ajnyotrophie,  die  bulbäre  Form,  die  amyo- 
trophische Form  und  den  spastischen  Typus.  Intellektuelle  Störungen 
hatten  sich  in  keinem  der  Fälle  entwickelt,  auch  keine  geistigen  AflFektionen. 
Die  Dauer  der  Elrankheit  betrug  26  Monate  etwa,  aber  in  vier  Fällen  nur 
6—10  Monate.  Die  Hinterstränge  waren  stets  intakt  bis  auf  zwei  Fälle 
mit  leichter  Sklerose  der  Gollschen  Stränge  im  Halsmark  bei  zwei"*Greisen, 
Von  den  Seitensträngen  waren  der  antero-laterale  Strang  hauptsächlich  er- 
krankt unter  Freibleiben  der  cerebellaren  Stränge  und  stärkerer  Beteiligung 
der  direkten  und  gekreuzten  Pyramidenbahnen. 

An  den  Zellen  der  Vorderhörner  wurde  Chromatolyse,  starke  Pigmen- 
äemng,  Schrumpfung  aller  zelligen  Bestandteile  und  Umwandlung  in  einen 
Pigmentrest  mit  kleinem  noch  farbbarem  Kern  beobachtet. 

(Bendix.) 
Testi.  (59)  hat  2  Fälle  von  amyotrophiscber  Lateralsklerose  (Typus 
Charcot)  beobachtet,  die  durch  zwei  Umstände  besonders  interessant  er- 
scheinen. Die  Kranken  sind  zwei  Brüder,  bei  denen  die  Erkrankung  im 
jugendlichen  Alter  (der  eine  starb  mit  18,  der  andere  mit  13  Jahren)  be- 
gann, und  die  außerdem  noch  den  nervösen  Symptomenkomplex  der  Pellagra 
zeigten.  Testi  nimmt  an,  daß  hier  die  amyotrophische  Lateralsklerose  an 
einem  Rückenmark  sich  abspielt,  das  durch  erbliche  Veranlagung  zur 
STstomatisierten  Erkrankung  prädisponiert  war,  und  auf  das  noch  außerdem 
das  Pellagratoxin  einzuwirken  Gelegenheit  hatte.  Die  Pellagra  kann  fttr 
sich  die  I^ramidenseitenstränge  und  Vorderhörner  treffen,  doch  geschieht 
das  nie  in  dieser  rein  systematisierten  Weise  wie  in  diesen  Fällen  ohne 
Mitbeteiligung  anderer  Systeme.  (Ma-zbacher.) 


Tabes. 

Referenten:  Geh.-Rat  Prof.  Dr.  E.  v.  Leyden  und 
Privatdozent  Dr.  Paul  Lazarus -Berlin. 

1.  Abadie,  J..   Crises  dooloureuses  de  faux  accouchement  chez  une  tabetique.     Revue 
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2.  Dersebe,  L'aoalgesie  tendineuse  k  la  pression  et  en  particulier  l'analgesie  achilleenne 
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de  Bordeaux.     XXXV.     165. 


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Tabes.  407 

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157.  Severino.  G.,  Intomo  ad  un  caso  di  piede  tabico  studiato  specialmente  con  raiuto 
dei  raggi  Roentgen,  storia,  varieta  cliniche  e  patologiche  delle  osteo-atropatie  tabe- 
tiche  del  piede.     Glin.  mod.    XI.    265—274. 

158.  Derselbe,  Intomo  alla  diagnosi  iniziale  della  tabe  dorsale  ed  al  valore  diagnostico 
dell'esame  citologico  del  liquido  cefalorachidiano  in  tabe  malattia.  Rifonna  med. 
Palermo  —  Napoli.    XXI.    459—464. 

159.  Smithwick,  M.  P.,  Study  of  the  Gastric  Contents  in  Twenty-one  Gases  of  Tabes; 
in  Three  Gases  During  Gastric  Crises.     Boston  Med.  and  Surg.  Journ.   Dec.  1. 

160.  Souques  et  Vincent,  Tabes  superieur  et  m^ningite  syphilitique  basilaire.  Arch.de 
Xeurol.  Vol.  XX,  p.  53.   (Sliiangsborietat.) 

161.  Spielmeyer,  W.,  Ein  Beitrag  zur  Pathologie  der  Tabes  dorsalis.  (Vorläufige  Mit- 
teilung.)   Gentralbl.  f.  Nervenheilk.    N.  F.    Bd.  XVI,  p.  187. 

162.  Derselbe,  Ein  Beitrag  zur  Pathologie  der  Tabes.     Arch.  f.  Psych.    Bd.  40,  p.  889. 

163.  Derselbe,  Projektionsbilder  und  mikroskopische  Präparate  von  Tabes  dorsalis.  Vereins- 
beilage d.  Deutsch.  Mediz.  Wochenschr.   p.  526.    (Sltsnngs berieht.) 

164.  Spiller,  William  G.,  Tabetic  Facial  Palsy.  The  Journ.  of  Nerv,  and  Mental  Disease. 
Vol.  32,  p.  586.   (Sliznngsbdrieht.) 

165.  Stein  er  t,  Fall  von  typischer  Tabes  mit  vorwiegend  halbseitiger  Atrophie  der  Zunge. 
Verelnsbell.  d.  Deutsch.  Med.  Wochenschr.   p.  1527. 

166.  Stembo,  L.,  Zwei  Fälle  von  Singultuskrisen  bei  Tabes.  Neurol.  Gentralbl.  No.  21, 
p.  985. 

167.  Strisower,  Sophie,  Die  Beziehung  der  trophischen  Störungen  bei  Tabes  zu  den 
Sensibilitätsstörungen.     Inaug.-Diss.    Berlin. 

168.  Sujowski,  Johann,  lieber  einen  Fall  von  Tabes  im  Jugendalter.  Inaug.-Dissert. 
Leipzig. 

169.  Terrien,  F.,  De  Tatrophie  optique  tabetique.     La  Presse  m^dicale.   No.  22,  p.  172. 

170.  Thomas,  Andre  et  Bing,  Robert,  Examen  anatomique  d'un  tabes  a  debut  sphinc- 
terien.     Gompt.  rend.  de  la  Soc.  de  Biologie  de  Paris.    12.  Janvier. 

171.  Thomson,  H.  G.,  Atrophy  of  the  Small  Muscles  of  on  Hand  Followed  by  Symp- 
toms Suggesting  Tabes  dorsalis.     Polyclin.  London.    XXVI.    135 — 138. 

172.  Trevelyan,  E.  F.,  Family  Tabes  dorsalis.  Tabes  in  Husband,  Wife  an  Daaghter. 
The  Lancet.    II.    p.  755. 


Tabea.  411 

178.  Veit,  Ein  Fall  too  Tabes  dorsalis  bei  einem  epileptischen  Knaben.    Allgem.  Zeitachr. 
f.  PsycIl   Bd.  62,  p.  430.   (Sltionssbarieht.) 

174.  Vitek,  Adalbeii,    Ein  Decubitasgeschwür  am  Penis  bei  Tabes  dorsalis.    Neorolog. 
Gentralbl.   No.  1,  p.  17. 

175.  Waijncop,  Mme.,   Des  crises  gastriqaes  tabetiques  et  essentielles.    Th^se  de  Paris. 

176.  Weiss,    Tabes   dorsalis   nnd   Adipositas   dolorosa.     Varelmbeil«  d.  Deutsch.  Mediz. 
Wochenschr.    p.  896. 

177.  Wert heim-Salomonson,   Haematomyelie  bij  tabes  dorsalis.     Nederl.  Tijdschr.  v. 
Oeneesk.   2.  r.   XLI.   d.i.   359—868. 

178.  Whiteside,  G.  S.,  The  Gare  and  Treatment  of  the  Urinary  Fanction  in  Locomotor 
Ataxy.    Med.  Sentinel.    XUI.   367—370. 

179.  Williamson,  R.  T.,  Hereditary  syphilitic  tabes  (jayenile  Tabes).    Review  of  Neuro- 
logy.   1904.   Juni. 

180.  Ziegenweidt,  von,  Eenige  onderzoekingen  over  eenige  yerschijnselen  bij  tabes  dor- 
salis.   Med.  Rev.  Haarlem.   V.   119—121. 

181.  Derselbe,  Stilstand  der  ademhaling  bij  tabes.    ibidem.   V.    117. 

Bittorf  (20)  vertritt  in  geistreicher  Weise  die  Anschauung,  daß  die 
Tabes  nur  bei  einem  angeboren  abnormen,  minderwertigen 
£ückenmark  entstehe.  Als  Beweis  hierfür  dienten  ihm  Beobachtungs- 
tätsachen  an  31  Tabikern,  bei  denen  sich  relativ  häufig  neuropathische 
Belastung  und  deutliche  Degenerationszeichen  vorfanden.  Als  be- 
lastend wurden  alle  Geistes-  und  Nervenkrankheiten,  sowie  Trunksucht  in 
der  Aszendenz  angesehen.  Von  16  tabischen  Männern  waren  13  =  81  % 
erblicfi  "belastet^  unter  den  15  tabischen  Frauen  waren  bei  12  =  80  ^j^ 
Geisteskrankheiten  in  der  Aszendenz  vorhanden.  Die  Vergleichswerte  bei 
anderen  chronisch  Kranken  von  gleichem  Alter  und  Stand  wie  die  unter- 
suchten Tabiker  ergaben  die  umgekehrten  Zahlen,  d.  h.  es  fand  sich 
höchstens  in  10%  nervöse  Belastung  vor.  Direkte  Heredität  fand  sich  nicht 
in  den  Bittorfschen  Fällen;  dieselben  entstammten  am  häufigsten  aus- 
gesprochenen Trinkerfamilien,  in  denen  —  ein  weiteres  Zeichen  der  Ent- 
artung —  die  Kindersterblichkeit  (namentlich  an  „Ejämpfen")  eine  außer- 
ordentlich große  war.  Die  Bittorfschen  Tabiker  zeigten  femer  nervöse 
bezw.  psychische  Stigmata  und  körperliche  Entartungszeicheu.  So  fanden 
sich  häufig  als  Zeichen  der  neuropathischen  Konstitution  Neurasthenie  und 
Hysterie,  seltener  Imbezillität  neben  der  Tabes;  bei  zirka  30  7o  der  Tabiker 
fand  sich  Alkoholismus. 

Als  noch  bedeutungsvoller  für  seine  Auffassung  sieht  Bittorf  das 
häufige  Vorkommen  von  Degenerationsmerkmalen  der  Haut,  was  Verf. 
als  direktes  Schwächezeichen  des  ektodermalen  Keimblattes  ansieht,  aus 
dem  sich  bekanntlich  die  äußere  Bedeckung  und  das  Zentralnervensystem 
entwickeln.  So  fand  Bittorf  bei  seinen  Tabikern  häufig  Anomalien 
der  Haarbildung  und  stets  Hautdegenerationszeichen  (fissurale  Angiome, 
Warzen,  Fibrome,  Pigmentnaevi,  Atherome  usw.),  außerdem  in  67  7o  Ano- 
malien an  Gaumen  und  Zähnen,  in  32  7o  Hemmungsbüdungen,  in  84  %  Asym- 
metrien des  Gesichtsschädels,  schließlich  abnorme  Genitalien  bei  32  ^/q.  Fast 
kein  Tabiker  war  ohne  Degenerationszeichen,  52^0  ^^r  Tabiker 
hatten  mindestens  5  Degenerationsstigmata,  die  übrigen  48^0 
mindestens  3.  Von  den  Vergleichspersonen  hatte  keine  mehr  als  3  Ent- 
artungszeichen und  nur  26  ^1^  mehr  als  2  Entartungszeichen. 

Für  die  angeborene  Kückenmarksschwäche  des  Tabikers  sprechen 
außerdem  noch  anatomische  Tatsachen  z.  B.  die  Heterotopie  grauer 
Substanz  und  der  abnorme  Faserverlauf  im  Rückenmark,  die  in  den 
meisten  Fällen  von  Tabes  oder  Paralyse  mit  Hinterstrangserkrankung 
beschrieben  wurden,  desgL  die  nicht  seltene  Kombination  mit  Syringo- 
myelie.     Für  die   elektive   Affektion    der  Hinterstränge   verwertet    B.    den 


<^22  Tabes. 

Umstand,  daß  das  ganze  sensible  Neuron  einen  anderen  Entwicklungs- 
gang nimmt,  als  das  übrige  Nervensystem.  Die  Spinalganglien  werden  ge- 
trennt vom  Rückenmarke  angelegt  und  sind  deswegen  beim  Schluß  des 
MeduUarrohrs  leicht  Störungen  ausgesetzt;  ferner  führen  die  Hintersträuge 
die  ersten  markhaltigen  Fasern,  die  funktionell  am  frühesten  und  am  meisten 
in  Anspruch  genommen  werden  und  daher  zuerst  erkranken.  Die  Tabes 
entsteht  somit  nur  bei  einem  angeboren  abnormen,  minderwertigen 
Rückenmark.  Die  übrigen  angegebenen  Schädigungen  (vor  allem  Syphilis) 
wirken  auslösend,  die  Überanstrengung  und  funktionelle  Inanspruchnahme 
wirken  lokalisierend  und  das  klinische  Bild  bestimmend. 

V.  Malaise  (103)  berichtet  aus  der  Oppenheimschen  Poliklinik 
über  die  Prognose  der  Tabes  dorsalis.  Seiner  Studie  liegen  90  Fälle 
zu  Grunde,  deren  erste  Untersuchung  zirka  8 — 10  Jahre  zurückliegt,  und 
die  er  je  nach  der  Art  des  Verlaufs  in  4  Gruppen  einteilt. 

Die  ersten  beiden  Gruppen  zeichnen  sich  durch  ihre  Benignität  aus. 
Die  erste  Gruppe  (regressiver  Verlauf)  bilden  2  Fälle  von  ausgeprägter 
Tabes,  die  nach  8  bezw.  9  Jahren  einen  objektiv  unveränderten,  subjektiv 
derart  gebesserten  Zustand  darboten,  daß  die  beiden  Kranken  als  gesund 
und  völlig  erwerbsfähig  anzusehen  sind. 

Der  zweiten  Gnippe  (stationäres  Stadium)  gehören  30  Patienten  mit 
sehr  langsamen,  meist  über  Jahre  verteilten,  in.  Schüben  verlaufenden 
Krankheitsformen  an,  sodaß  die  Kranken  ganz  oder  nur  wenig  in  ihrer  Er- 
werbsfähigkeit beschränkt  sind.  Dieses  Stadium  kann  ein  Jahrzehnt  und 
länger  andauern,  bis  durch  einen  Nachschub  oder  eine  interkurrente  Krank- 
heit eine  Verschlimmerung  erfolgt.  Die  Durchschnittsdauer  dieser  Form 
beträgt  ca.  15  Jahre,  ohne  daß  einer  dieser  Kranken  mit  einer  schweren 
Ataxie  verfiel  oder  bettlägerig  wurde. 

Die  dritte  und  vierte  Gruppe  zeichnen  sich  durch  das  stetige 
Fortschreiten  der  Krankheitssymptome  aus;  bei  der  ersteren  (30  Kranke) 
ist  die  Progredienz  der  Krankheit  langsamer,  sodaß  die  Tabiker  die  ersten 
3  oder  4  «Jahre  noch  leidlich  arbeitsfähig  bleiben,  dann  erheblicher  ataktisch 
werden. 

Bei  der  vierten  Gruppe  (18  Kranke)  besteht  vom  Beginne  an  ein 
derart  schwerer  und  rasch  fortschreitender  Krankheitszustand,  daß  die 
Arbeitsfähigkeit  v()llig  ausgeschaltet  ist.  Nach  ein-  oder  zweijährigem  Ver- 
lauf setzt  meist  eine  schwere  Ataxie  ein;  nach  Verlauf  von  4  oder  6  Jahren 
sind  die  Kranken  völlig  gehunfähig  und  in  ihrem  Allgemeinbefinden  hoch- 
gradig gest()it,  sodaß  sie  der  völligen  Konsumption  anheimfallen.  Diese 
Tabiker  erkranken  meist  in  jugendlichem  Alter,  bald  nach  erfolgter  luetischer 
Infektion,  sie  magern  rasch  ab  und  zeigen  eine  Rigidität  der  peripheren 
Arterien. 

Weiterhin  bespricht  Malais^  in  klarer  und  erschöpfender  Art  die 
prognostische  Bedeutung  der  einzelnen  Krankheitszeichen  und  Komplikationen. 

Je  rascher  und  je  vielgestaltiger  die  Tabes  einsetzt,  desto  schwerer  ist 
im  allgemeinen  der  Verlauf.  Die  günstig  verlaufenden  Fälle  waren  größten- 
teils schleichend  und  oligosymptomatisch.  Bezüglich  der  prognostischen 
Wertigkeit  der  einzelnen  Symptome  hat  Autor  folgende  Erfahrungen. 

Die  gastrischen  Krisen  sind  für  den  Tabiker  mit  krankem  Gefäß- 
system sehr  gefährlich;  für  die  anderen  Tabiker  ist  die  prognostische  Be- 
deutung der  Krisen  keine  so  schwerwiegende,  wenn  die  Anfälle  kurz  und  die 
Erholungspausen  lang  sind.  Morphinismus  ist  relativ  selten  (3  mal)  zur 
Beobachtung  de?  Verf.  gelangt. 


Tabes.  413 

Bedenklicher  ist  die  frühzeitige  Blaseuinkontinenz, .  welche  meist 
eiuen  progredienteu  Verlauf  anzeigt;  dazu  gesellen  sich  die  Gefaliren  der 
flaminkontinenz  au  sich  (Cystitis,  Pyelitis  usw.).  —  Die  Optikusatrophie 
trat  in  73  %  der  Fälle  als  Prühsymptom  auf;  in  ^/^  dieser  Fälle  blieb  die 
Tabes  vom  Moment  der  Erblindung  stationär,  in  manchen  Fällen  trat  sogar 
ein  Rückgang  einzelner  Symptome  auf;  nur  in  15^/^  der  Fälle  nahm  die 
Tabes  trotz  frühzeitig  einsetzender  Sehnervenatrophie  einen  progredienten 
Verlauf.  Relativ  selten  (nur  4 mal)  beobachtete  M.  trophische  Störungen 
(Ärtropathien,  Mal  perforant,  Spontanfraktur);  sämtliche  Fälle  nahmen 
einen  sehr  chronischen  Verlauf. 

Für  die  Prognose  kommen  weiterhin  in  Betracht  das  Auftreten 
paralytischer  Anfälle  sowie  der  Hauptsitz  des  Leidens.  Je  höher 
der  Sitz  des  Leidens  ist  (zerebral,  bulbär,  cervikal),  desto  schlechter  ist  die 
Prognose.  Einen  schweren  Verlauf  nehmen  gewöhnlich  die  post- 
traumatischen,  desgl.  die  mit  Neurasthenie  komplizierten  Fälle.  Hin- 
gegen ist  ein  Unterschied  in  dem  Verlaufscharakter  der  Fälle  mit  und  ohne 
Torangegangene  Lues  nicht  zu  erkennen.  Je  kürzer  der  Zeitraum  zwischen 
der  luetischen  Infektion  und  dem  Krankkeitsausbruch  ist,  desto  ungünstiger 
ist  der  Verlauf.  Die  günstig  verlaufenen  Fälle  wiesen  in  der  Mehrzahl 
der  Fälle  ein  Intervall  von  15  Jahren  auf,  während  der  Verlauf  ein  rascher 
war,  wenn  die  Krankheit  innerhalb  der  ersten  6  Jahre  post  infectionem  er- 
folgte. In  Bezug  auf  das  Alter  und  Geschlecht  sah  Autor  beim  weiblichen 
Geschlechte  häutiger  einen  günstigeren  Verlauf,  ebenso  beim  Auftreten  der 
Tabes  nach  dem  45.  Jahre.  Schwächliche  Konstitution,  hereditäre  neuro- 
paihische  Belastung,  Alkoholabusus,  sexuelle  Exzesse,  psychische  und  selbst 
geringfügige  körperliche  Traumen,  Überanstrengungen,  ungünstige  soziale 
Verhältnisse  rerschlimmern  selbstverständlich  die  Prognose.  Die  Prognose 
der  lauzinierenden  Schmerzen  hängt  gnißtenteils  von  dem  Verlaufscharakter 
der  Tabes  ab;  bei  den  Fällen  der  Gruppe  1  und  II  war  fast  ausnahmslos 
ein  Rückgang  der  Schmerzattacken  zu  beobachten,  ausnahmsweise  verloren 
sich  die  lanzinierenden  Schmerzen  auch  bei  im  übrigen  progredienten  Fällen. 
Dies  erfolgt  meist  dann,  wenn  das  Leiden  die  Höhe  seiner  Entwicklung 
erreicht  hat  (totale  Unterbrechung  der  Schmerzleitung  durch  den  tabischen 
Prozeß). 

Blasenstörungen  fanden  sich  in  85®/<,  der  Fälle;  sie  bessern  sich 
relativ  selten,  häufiger  ist  der  Ausgang  in  Inkontinenz.  Letztere  ist  häutig 
mit  Impotenz  verbunden.  Impotenz  ist  als  Frühsyraptom  selten,  wenn  dann 
von  schlechter  Vorbedeutung. 

Augenmuskellähmungen  kamen  in  ca.  18^  ^  der  beobachteten  Fälle 
vor:  der  Rückgang  derselben  innerhalb  der  ersten  Jahre  ist  häufiger  als  das 
Andauern  der  Lähmung.  Bezüglich  der  Prognose  (juoad  vitam  stimmten 
die  Beobachtungen  des  Autors  mit  jenen  P.  Marie^s  überein,  daß  die  Lebens- 
zeit durch  die  Tabes  nicht  oder  nicht  wesentlich  verkürzt  zu  werden  pflegt. 
Bing  (18)  gibt  eine  lesenswerte  kritische  Ilbersicht  über  die  Patho- 
genese der  Tabes.  Er  nimmt  einen  vermittelnden  Standpunkt  ein  und 
führt  die  Disposition  des  einzelnen  lletasyphilitikers  zur  Tabes  auf  das 
Zusammenwirken  dreier  Hauptfaktoren:  Gift,  Substrat  und  Funktion 
zurück.  Im  Mittelpunkte  des  pathologisch-anatomischen  Bildes  der  Tabes 
steht  die  primäre  Erkrankung  des  peripheren  sensiblen  Neurons.  Dabei 
bleiben  die  Zellen  selbst  am  längsten  intakt,  während  deren  beide  Ausläufer, 
sowohl  die  peripheren  (sensible  Nerven)  als  auch  die  zentralen  (Hinter- 
wuTzeln  und  Hinterstränge)  zunächst  degenerieren.  Das  gesamte  sensible 
Protoneuron    dürfte    durch    den    ihm    eigentümlichen    Entwicklungsgang    zu 


414  Tabes. 

einem  besonders  vulnerablen  Teile  des  Zentralnervensystems  geworden  sein. 
Ein  spezifische  Aflinität  metasyphilitischer  Toxine  für  dieses  Fasersystem 
ist  wahrscheinlich  vorhanden;  ebenso  wahrscheinlich,  daß  nach  der  ur- 
sprünglichen toxischen  Schädigung  dieser  Bahnen  die  völlige  anatomische 
und  physiologische  Entartung  derselben  erst  allmählich  durch  die  mit  der 
normalen  Funktion  verbundene  Abnützung  im  Sinne  Edingers  herbei- 
geführt wird. 

KÖSter  (94)  bringt  einen  wertvollen  Beitrag  zur  Klinik  und  patho- 
logischen Anatomie  der  Tabes  und  Taboparalyse  des  Kiodes- 
alters.  Im  Prinzip  ist  die  Tabes  des  Kindes  und  des  Erwachsenen  wohl 
dieselbe  Krankheit,  hingegen  bietet  der  Krankheitsverlauf  der  relativ  sel- 
tenen Kindertabes  eine  Reihe  abweichender  Momente.  Das  häutigste  und 
wichtigste  ätiologische  Moment  für  die  Entwicklung  der  Tabes  im  Kindes- 
alter ist  in  Verbindung  mit  einer  vererbten  Disposition  die  hereditäre  Lues. 
Unter  den  kindlichen  Tabikern  überwiegen  die  Mädchen.  Die  Kinder- 
tabes nimmt  ihren  Anfang  meist  in  der  ersten  Zeit  der  beginnenden  Ge- 
schlechtsreife. Auffallend  häutige  Frühsymptome  sind  die  Erblindung 
(Optikusatrophie)  und  Blasenstörungen.  Im  Gegensatze  zum  Erwachsenen 
sind  lanziuierende  Schmerzen,  Krisen,  Parästhesien,  Ataxien,  Arthropathien 
und  Lähmungen  der  peripheren  Nerven  oder  Augenmuskeln  bei  der  Kinder- 
tabes selten.  Hingegen  finden  sich  bei  der  letzteren,  bereits  im  Beginne 
Anisokorie,  reflektorische  oder  absolute  Pupillenstarre,  Are- 
flexie  und  das  Rombergsche  Zeichen.  Der  Gesamtverlauf  der  Kinder- 
tabes ist,  sofern  keine  progrediente  Paralyse  hinzutritt,  sehr  langsam  und 
milde.  Verf.  bringt  ferner  einen  sorgfältig  anatomisch  untersuchten  Fall 
von  Kindertabes  mit  progressiver  Paralyse.  Er  betraf  ein  ISjähriges  Mäd- 
chen, hereditär  luetisch  belastet.  Die  Erkrankung  begann  vor  8  Jahren 
mit  reißenden  Schmerzen  in  fast  allen  Gliedern.  Mit  13  Jahren  trat  Er- 
blindung auf  (Optikusatrophie).  Absolute  Pupillenstarre  des  einen  Auges, 
nach  drei  Jahren  auch  des  anderen  Auges.  Dazu  Verlust  der  Patellarreflexe 
und  eine  angeborene  Imbezillität.  Keine  objektiven  Gefühlsstörungen;  auch 
die  Schmerzen  in  den  Gliedern  verloren  sich  völlig  mit  dem  Eintritte  der 
Erblindung.  Mit  15  Jahren  traten  psychische  Störungen  (Halluzinationen, 
literale  Ataxie,  läppische  Handlungen,  Schimpfen,  Unreinlichkeit,  Intellekt- 
verfall) auf,  die  in  völliger  Verblödung  endeten.  Dazu  gesellte  sich  eine 
spastische  Lähmung  mit  Kontrakturen  aller  4  Gliedmaßen.  Die  ana- 
tomische Untersuchung  des  Gehirns  ergab  eine  hämorrhagische  Pachy- 
meningitis,  eine  chronische  Leptomeningitis  und  Ependymitis 
granulosa,  eine  Atrophie  und  Hyperämie  des  Gehirns.  Am  Rücken- 
mark fand  sich  eine  ältere  Degeneration  der  Hinterstränge  und  eine 
jüngere  Degeneration  der  Pyramiden-Seitenstränge  und  der  Vorder- 
stränge, desgl.  derKleinhirnseitenstränge  und  derGowerschenBündel. 

Lapinsky  (100)  unterscheidet  zwei  Formen  von  amyotrophischer 
Tabes;  die  eine  ist  neuritischen  Ursprunges  und  führt  erst  sekundär  zu 
Zellveränderungen  im  Rückenmarke  (Dejerine),  die  andere  Form  verdankt 
ihre  Entstehung  einer  primären  Veränderung  der  Vorderhornzellen. 
Beide  Formen  unterscheiden  sich  sowohl  klinisch  wie  anatomisch  voneinander. 
Bei  der  amyotrophischen  Tabes  mit  Affektion  der  Vorderhörner  trägt  die 
Verteilung  der  Lähmungen  segmentalen  Charakter,  während  sie  sich  bei 
der  neuritischen  Form  auf  das  Ausbreitungsgebiet  des  betreffenden  er- 
krankten Nerven  beschränkt.  Außerdem  entwickeln  sich  bei  der  primären 
Vorderhom  -  Mitbeteiligung  die  Muskelatrophien  zuerst  und  erst  später  die 
Paresen,  beide  sind  asymmetrisch  und   erinnern   in   ihrer  Auswahl   an   den 


Tabes.  4X5 

Typus  Duchenne -Aran.  Bei  der  neuritischen  Form  tritt  im  Gegensatze 
hierzu  Torerst  die  Parese  auf,  hierauf  folgt  die  Atrophie;  außerdem  fehlt 
das  für  den  spinalen  Ursprung  sprechende  fibrilläre  Zittern,  hingegen  besteht  die 
für  eine  periphere  Erkrankung  sprechende  elektrische  Entartungs-Reaktion, 
Bei  beiden  Formen  wird  die  Muskulatur  elektiv  befallen.  Die  Erkrankung 
der  Vorderhömer  bei  der  Tabes  tritt  entweder  diffus  auf  beiden  Seiten  und 
in  mehreren  Segmenten  oder  herdweise,  namentlich  in  den  zentralen  und 
hinteren  äußeren  Gruppen  eines  Segments,  häutig  nur  einseitig  auf.  In  den 
flerdaffektionen  lassen  sich  hiatologisch  Verengerungen  der  kleinen  Gefäße 
oder  Kapillaren,  Degenerationen  der  Kollateralen  der  hinteren  Wurzeln, 
atrophierte  Vorderhomzellen  und  schließlich  zerfallende  Pyramidenfasern  nach- 
weisen. Auf  die  Verengerungen  der  kleinön  Gefäße  bezw.  die  ungenügende 
Blutzufuhr  sind  die  anämischen  Ernährungsstörungen  sowie  die  sekundäre 
Atrophie  in  den  zugehörigen  Vorderhornzellgruppen  zu  beziehen.  Die  dege- 
nerierenden langen  Kollateralen  und  Pjramidenbahnen  können  zur  Schädigung 
der  Vorderhomzellen  führen,  teils  durch  Verringerung  der  Impulsleitung, 
teils  durch  Kompression  der  Vorderhornzelldendriten  seitens  der  quellenden, 
degenerierten  Fasern.  Charakteristisch  für  die  etagenförmige  Erkrankung 
der  grauen  Substanz  des  Rückenmarks  ist  die  gleichzeitige  Affektiou  der 
motorischen  und  sensiblen  Funktionen  eines  Segments,  während  die  be- 
nachbarten Gebiete  keine  Veränderung  darbieten. 

Donath  (49)  berichtet  über  einen  Fall  von  Wiederkehr  des  Knie- 
phänomens bei  einem  33  jähr.,  nie  luetisch  gewesenen  Tabiker.  Derselbe 
bot  folgenden  Symptomenkomplex:  Lanzinierende  Schmerzen,  Hypalgesie  der 
Beine,  träge  Harnentleerung,  Abnahme  der  Potenz,  am  linken  Auge 
Ophthalmoplegia  intenia  mit  Ptosis,  am  rechten  Auge  Unregelmäßigkeit  der 
Pupille  und  herabgesetzter  Lichtreflex.  5  Monate  später  Westphalsches 
Zeichen,  welches  nach  3  Monaten  abermals  konstatiert  wurde,  gleichwie  das 
Fehlen  der  Achillessehnenreflexe.  Der  Kranke  wurde  mit  Jodnatrium, 
Quecksilberjodid,  Elektrizität  und  roborierend  behandelt.  22  Monaten  nach 
dem  ersten  konstatierten  Verschwinden  traten  die  Patellar-  und  Achilles- 
sehnenreflexe wieder  auf,  nach  weiteren  fünf  Monaten  waren  die  Kniereflexe 
sogar  lebhaft.  Gleichzeitig  gingen  auch  die  anderen  Erscheinungen  zurück; 
die  linke  Pupille  zeigte  wieder  Akkommodations-  und  Konvergenzreaktion. 
Nach  2  weiteren  Jahren  waren  jedoch  beide  Pupillen  lichtstarr  und  ungleich. 
Donath  führt  die  allmähliche  "Wiederkehr  und  Erstarkung  des  Knie- 
phänomens, welche  ohne  Hinzutreten  von  Hemiplegie,  aber  parallel 
mit  der  allgemeinen  Besserung  der  Krankheitserscheinungen  erfolgte,  auf  eine 
reparable  Läsion  des  spinalen  Reflexzentrums  zurück. 

Gancher  und  Dobrovici  (67)  beschreiben  einen  Fall  von  tro- 
phischer  Störung  des  Oberkiefers  und  von  tiefgreifenden  Ge- 
schwüren an  beiden  Sohlen.  Einer  48jährigen  Frau  ohne  luetische 
Antezedentien  fielen  innerhalb  weniger  Wochen  spontan  und  schmerzlos  die 
Oberzähne  aus;  der  Alveolarfortsatz  des  Oberkiefers  wurde  ohne  entzünd- 
liche Begleiterscheinungen  total  resorbiert.  An  beiden  Fußsohlen  entwickelten 
sich  tiefe  schmerzlose  Geschwüre.  Romberg,  Westphal  und  Argyll  Robertson 
waren  positiv,  es  bestanden  außerdem  lanzinierende  Schmerzen  und  Magen- 
krisen. Beide  Füße  bis  zu  den  Knöcheln,  desgleichen  die  Schleimhaut  der 
Oberkiefer  und  der  entsprechenden  Wangenteile  waren  total  anästhetisch 
und  analgetisch;  die  Zunge  und  die  übrige  Mundhöhle  waren  normal  em- 
pfindlich. 

Über  den  Zusammenhang  zwischen  Tabes  und  Psychose  herrschen 
▼erschiedene  Anschauungen.     Die  einen  Autoren  führen  die  Psychosen  bei 


416  Tabes. 

der  Tabes  auf  den  Übergang  des  tabischen  Prozesses  auf  das  Gehirn  zurück. 
Andere  Autoren  verneinen  irgend  welchen  pathogenetischen  Zusammenhang 
zwischen  beiden  Kranklieitsformen  und  seilen  in  dem  Auftreten  der  Psychose 
bei  der  Tabes  nur  eine  bei  der  Häufigkeit  beider  Krankheiten  nicht  seltene 
Komplikation.  Eine  dritte  Gruppe  von  Autoren  nimmt  einen  vermittelnden 
Standpunkt  ein;  danach  soll  die  Tabes  als  solche  durch  die  Rückwirkung 
verschiedener  Symptome  wie  Schmerzen,  Blindheit,  Ataxie,  langdauerndo  Auf- 
regung infolge  von  Schmerzen,  Schlaflosigkeit,  allgemeine  ErnährungsstörungeD, 
zu  Wahnideen  führen  können.  Der  letzteren  Ansicht  pflichtet  auch  Born- 
stein  (22)  bei.  Nach  ihm  ist  das  häufigste  psychopathische  Symptom  bei 
der  Tabes  die  Halluzination;  aiß  hat  ihren  Ursprung  entweder  in  der  Seh- 
nervenatrophie oder  in  den  schmerzhaften  Sensationen  der  Tabiker.  Bei 
Kranken  ohne  tiefere  psychopathische  Disposition  können  auf  dem  Boden 
starker  sensibler  Überreizung  nur  Halluzinationen  ohne  eigentliche  Psychose 
entstehen;  nur  bei  hereditär  psychopathisch  Belasteten  können  sich  unter 
denselben  Umständen  wirkliche  Psychosen,  vorzugsweise  Paranoia,  Melancholie, 
Hypochondrie  entwickeln. 

Dubossarsky  (51)  betont  das  familiäre  bezw.  hereditäre 
Moment  bei  der  Entstehung  der  Tabes  und  führt  7  Fälle  ohne  luetische 
Antezedentien  an.  Er  vertritt  die  Theorie  vom  „geborenen  Tabiker"  und 
führt  die  Seltenheit  der  Tabes  bei  den  Juden  nicht  auf  die  Seltenheit  der 
Syphilis  bei  denselben  zurück,  sondern  darauf,  daß  sie  sich  wenig  physischen 
Ueberanstrengungen  und  Exzessen  aussetzen. 

Sophie  Strisower  (167)  kommt  in  ihrer  Dissertation  zu  dem 
Schluß,  daß  die  trophischen  Störungen  bei  Tabes  in  keiner  Beziehung  zu 
Sensibilitätsstörungen  stehen. 

Kuhn  (96)  betont  die  ungenügende  Quecksilberbehandlung  der  Lues 
bei  der  Tabes  und  Paralyse.  Er  eruierte  bei  122  in  einem  Jahre  in  der 
Aufnahme  der  Königlichen  Charite  zur  Beobachtung  gelangten  Tabikem  bezw. 
Paralytikern  bei  88  Syphilis,  von  denen  nur  3  Fälle  mehr  als  2  Hg-K 
durchgemacht  hatten.  59  hatten  höchstens  eine,  dazu  oft  ungenügende 
und  unsachgemäße  Kur  und  15  überhaupt  keine  Kuren  durchgemacht. 

Curschmann  (40)  fand  bei  einem  39jähriger  Tabiker  (mit  Ver- 
dacht auf  Paralyse)  folgende  Störungen  der  Augenbewegung,  eine  doppel- 
seitige Abduzensparese,  Nystagmus,  Konvergenzkränipfe  sowohl  bei  inten- 
dierter Konvergenz  als  auch  bei  lateraler  Blickrichtung  des  jeweilig  abdu- 
zierten  Auges,  desgl.  beim  Blick  nach  oben.  Die  Pupillen  waren  difierent 
und  verengerten  sich  während  des  Konvergenzkrampfes,  der  Fundus  war 
normal.  Verf.  bespricht  ferner  die  difl'erentielle  Unterscheidung  der  tabischen 
von  den  hysterischen  Konvergenzkrämpfen.  Die  letzteren  sind  meist  nicht 
isoliert,  sondern  oft  mit  Blepharospasmus  schwerster  Fonn,  desgleichen  mit 
Nystagmus  und  Ptosis  verbunden;  sie  dauern  meist  länger  als  die  nur 
sekundenlang  andauernden  tabischen  Krämpfe  und  treten  auch  in  der  Ruhe, 
rein  psychogen  —  bei  der  Tabes  nur  bei  Fixationsbewegungen  —  auf.  Die 
tabisch  paralytischen  Konvergenzkrämpfe  pflegten  ohne  Schmerzen  oder 
wesentliche  Stöningen  des  Sehvermögens  einherzugehen. 

Feilchenfeld  (59)  beschreibt  einen  Fall  von  sensorischer  Ataxie  der 
Augenmuskeln  bei  einem  Tabiker,  der  wohl  nach  jeder  Richtung  hin  fixieren 
konnte,  aber  auf  die  Aufforderung,  seitlich  oder  nach  oben  bezw.  unten  zu 
blicken,  einen  maximalen  Konvergenzkrampf  bekommt.  F.  führt  diese  Er- 
scheinung auf  den  Ausfall  der  „Binnenemptindungen"  zurück,  die  normaler- 
weise im  Bulbus  und  der  ganzen  Orbita  gefühlt^  werden  und  die  Koordina- 
tion der  Augenbewegungen  regulieren. 


Tabes.  41 7 

Catdla  (29)  berichtet  aus  dem  Laboratorium  toq  Pierre  Marie  über 
den  Banchdeckenreflex  bei  der  Tabes  dorsalis.  Er  hat  bei  38,  fast  durch- 
wegs Torgeschrittenen  Fällen  von  Tabes  in  15  Fällen  (42  \)  die  Bauch- 
deckpDreflexe  normal  gefunden.  Fehlen  des  Bauchdeckenreflexes  fand  sich 
Dar  in  48%  der  Fälle.  Auf  Grund  dieser  statistischen  Beobachtungen 
Begiert  er  die  Annahme,  daß  bei  der  Tabes  die  Abdominalreflexe  ver- 
sehwinden;  sie  blieben  selbst  in  der  dritten  Periode  der  Tabes  fast  in  der 
Hälfte  der  Fälle  bestehen. 

Trevelyan  (172)  berichtet  über  eine  tabische  Familie.  Die  Fitem 
uod  deren  älteste  Tochter  sind  tabisch;  erworbene  Syphilis  ist  nicht  nach- 
ireisbar. 

GrOWera  (73)  bekennt  sich  als  Anhänger  der  Tabes-Syphilislehre.  Er 
ahn  das  Verschwinden  der  Sehnenreflexe  und  des  Muskeltonus  auf  die 
Muskelanästhesie  zurück. 

Abadie  (1)  berichtet  über  eine  41jährige  Tabika,  die  seit  der  letzten 
Entbindimg  (vor  2  Jahren)  an  periodischen,  einmal  monatlich  auftretenden 
Weheokiisen  leidet,  die  mehrere  Stunden  andauern  und  schmerzhafter  waren 
iis  die  Wehen  bei  einer  wirklichen  Entbindung. 

Nach  Bauer  und  Dobrovitch  (Ha)  werden  die  Magenkrisen  bei 
morphinistisctien  Tabikern  derart  prolongiert,  daß  oft  die  freien  Interralle 
ganz  aufhören.  Morphiumentziehungsknren  sind  in  diesen  Fällen  durch* 
zuführen. 

Bernhardt  (16)  beschreibt  eine  39jährige  Tabika  mit  isolierter  Läh- 
mung des  rechten  N.  suprascapularis. 

Collon  (34  a)  betont  auf  Grund  von  12  Beobachtungen  und  9  ana* 
UHnisehen  Untersuchungen  die  klinische  und  anatomische  Kongruenz  zwischen 
der  Tabes  und  der  progressiven  Paralyse. 

Fanre  (68)  beschreibt  die  Ataxie  der  Atemmuskeln,  namentlich  des 
Zwerchfells  bei  Tabikern. 

Knaoliew  (98)  berichtet  über  zwei  Fälle  Ton  Tabes  mit  Wirbel* 
rerkrümmangen. 

Parhon  und  Papinian  (120)  berichten  über  die  Komplikation  der 
Tabes  mit  Seitenstrangerkrankung  und  Glykosurie. 

Sabraxes  (145)  beschreibt  unwillkürliche  athetoide  Fingerbewegungen 
bei  5  Tabikern. 

Crouzcm  (39)  hat  bei  3  Tabikern  Höhlenbildungen  im  Rückenmark 
gefaDden,  zweimal  im  Halsmark,  einmal  im  Lendenmark.  Er  führt  dieselben 
gleich  Marie  auf  Lymphstauungen  im  Gefolge  des  tabischen  Prozesses 
zurück. 

Sonqnes  und  Vincent  (160)  berichten  über  einen  Fall  von  Tabes 
aperior  mit  luetischer  Basilarmeningitis.  Klinisch  bestanden  spastische 
Parese  and  multiple  Himnervenlähmungen  (Vagus,  Hypoglossus,  Okulomo- 
torios),  reflektorische  Pupillenstarre. 

Köster  (96)  gibt  in  seinem  Buche  zur  Physiologie  der  Spinal- 
ganglien  und  der  trophischen  Nerven,  sowie  zur  Pathogenese  der  Tabes 
«ioTKÜis  eine  B«ihe  wichtiger  experimenteller  Untersuchungen.  Nach  Durch- 
schneidung der  hinteren  Wurzeln  traten  bei  seinen  Versuchstieren  tabesartige 
VemderuDgen  in  den  Spinalganglien  auf.  Die  Wurzelerkrankung  bei  der 
Tabes  dürfte  demnach  das  Primäre  sein. 

Eeiehhardt  (136)  hat  in  einem  Falle  von  Paralyse,  bei  dem  reflek- 
torische Pnpillenstaxre  das  einzige  objektive  Symptom  war,  eine  zirkumskripte 
Degeneration  in  der  Bechterewschen  Zwischenzone  (zwischen  Gollschen 
wd  Burdachschen  Strängea)  geAmden  und  zwar  in  der  Höhe  des  2.  und 

Jahresbericht  f.  Neurologie  und  Psychiatrie  i»06.  27 


418  Tabes. 

3.  Halsnerven.  Die  Entartung  dieser  Fasern  fand  er  konstant  bei  zahl- 
reichen Fällen  von  Tabikern  und  Paralytikern,  die  reflektorische  Pupillen- 
starre  dargeboten  hatten. 

Spielmeyer  (161,  162)  kommt  auf  Grund  exakter  histologischer 
Untersuchungen  (oach  Cajals  Achsenzylindermethode  und  Weigerts 
Neurogliafärbung)  zu  folgenden  Schlußfolgerungen: 

Das  Achsenzylinderpräparat  Cajals  ergänzt  das  Markscheidenbild, 
das  auch  über  das  Verhalten  des  marklosen  Nervengewebes  Aufschluß  gibt; 
es  zeigt  in  den  zentralen  Fndstätten  des  erkrankten  sensiblen  ProtooeuroDS 
die  Ausfälle  der  pericellulären  Neuritenausläufer  an.  Besonders  markant 
sind  die  Bilder  aus  der  Clarkeschen  Säule  und  aus  den  Hinterstrangs- 
kernen.  Das  Gliapräparat  gibt  das  Positiv  zu  diesen  Befunden,  nämlich 
eine  Wucherung  der  gliösen  Begleitfasern  an  Stelle  der  atrophierten  Hinter- 
wurzelfasern, eine  diffuse  Vermehrung  der  Stützsubstanz  (Gollscher  Kern) 
und  eine  exquisite  pericelluläre  Gliawucherung  (Clarkesche  Säulen).  Die 
Anordnung  des  Stützgewebes  in  den  tabischen  Hintersträngen  scheint  nicht 
allein  von  der  Richtung  der  atrophierten  Nervenfasern,  sondern  auch  von 
statischen  Momenten  für  die  Anordnung  der  Neurogliafasern  abzuhängen. 
Die  Glia  dürfte  sich  ähnlich  verhalten  wie  die  eigentlichen  Bindcsubstauzen. 
Entsprechend  der  Gliavermehrung  in  der  Kleinhirnrinde  (Weigert)  lassen 
sich  im  Caja Ischen  Achsenzylinderpräparat  deutliche  Faserausfälle  in  der 
molekularen  Schicht,  namentlich  in  den  Dendriten  der  Purkinj eschen  Zellen, 
nachweisen. 

Erb  (56)  gibt  in  der  „Deutschen  Klinik"  eine  monographische 
Darstellung  der  Tabes  dorsalis;  der  berühmte  Meister  faßt  in  dieser 
126  Seiten  starken  Arbeit  seine  30jährigen  Erfahrungen  über  dieses  an 
Streitfragen  überreiche  Krankheitsgebiet  zusammen.  In  eingehender 
und  klarer  Art  werden  die  Geschichte,  die  Ursachen,  Symptome,  ana- 
tomischen Befunde,  desgl.  die  verschiedenen  Verlaufsarten  und  die  diffe- 
rentielle  Diagnose,  die  Prognose  und  Therapie  besprochen.  Ein  glänzendes 
Kapitel  bildet  die  pathologische  Physiologie  der  Tabes,  desgl.  die  Pathogenese 
der  einzelnen  Symptome.  In  ätiologischer  Beziehung  betont  Verf.  eindringlich 
seinen  Standpunkt  von  der  syphilogenen  Entstehung  der  Tabes  (vgl.  den 
vorigen  Jahresbericht),  Auch  in  therapeutischer  Beziehung  empfiehlt  Erb 
nachdrücklich  die  antiluetische  Kur.  Bezüglich  der  Pathogenese  der  Ataxie 
erkennt  Erb  auch  heute  noch  nicht  die  sensorische  Theorie  als  vollkommen 
sicher  an,  wenn  sie  auch  besser  fundiert  zu  sein  scheint  als  die  motorische; 
die  Möglichkeit  von  Störungen  in  zentrifugalen,  koordinatorischen  Bahnen 
ist  nicht  ausgeschlossen,  wenn  auch  deren  Sitz  im  Rückenmarke  noch  hypo- 
thetisch ist.  Es  ist  unmöglich,  in  einem  kurzen  Keferate  einen  genügenden 
Überblick  über  die  auf  reichster  eigener  Forschung  und  nmfassendei 
Kenntnis  der  älteren  und  neuesten  Literatur  beruhende  Arbeit  zu  geben. 
Es  sei  daher  das  Studium  des  Originals  eindringlich  empfohlen. 

Goldflam  (71)  berichtet  über  die  Todesursachen  der  Tabischen. 
Nur  selten  erfolgt  der  Tod  durch  tabische  Symptome,  meist  handelt  es  sich 
um  Komplikationen,  z.  B.  Dekubitus,  Cystitis^  Pyelitis  oder  interkurrente 
Erkrankungen.  In  seltenen  Fällen  kann  der  Exitus  frühzeitig  und  plötz- 
lich erfolgen,  z.  ß.  durch  Larynxkrisen  oder  auch  durch  sehr  heftige 
Magenkrisen  mit  profusem  Blutverlust,  durch  Schluckpneumonie,  durch  Fett- 
embolie  bei  den  Spontanfrakturen,  durch  Herzlähmung  bei  bulbärer  Tabes: 
weiterhin  durch  die  bei  Tabikern  relativ  häufigen  Apoplexien  oder  Herz- 
fehler (Aneurysma,  Aorteninsuffizienz),  desgleichen  im  Gefolge  stenokardischei 
Anfälle.    Letztere  sind  entweder  auf  eine  Vagusneuralgie  (Herzkrise)  oda 


Tabes.  419 

aufErkranklingeD  der  CoroDaraxterien  zurückzuführen.  Viele  der  genauntea 
gefahrfollen  Komplikationen,  Gehimapoplexie,  Aneurysma  aortae  und  Coronar- 
skleroae  fuhrt   der  Autor  auf  die  syphilitische  Ätiologie   der  Tabes  zurück. 

Stembo  (166)  beschreibt  zwei  Fälle  von  Singultuskrisen  bei  Tabes, 
Es  handelte  sich  um  sehr  heftige,  oft  über  Tag  und  Nacht  ausgedehnte 
Anfälle  TOB  Schluchzkrämpfen.  Die  Zahl  der  Schluchzstöße  betrug  80  bis 
100  in  der  Minute.  Verf.  empfiehlt  dagegen  Magenspülungen  und  rektale 
Ernährung. 

Pur  jene  Tabesfälle,  wo  die  Prodromalerscheinung  der  Rückenmarks- 
erkrankung eine  scheinbar  selbständige  Nervenkrankheit  sein  kann,  schildert 
HadOYemig  (91)  swei  Fälle:  1.  46 jähriger  Mann,  mit  ungewisser  Lues, 
litt  6  Jahre  an  Neuralgie  des  rechten  Trigeminus,  welche  jeder  Behandlung, 
aoch  chirurgischer,  trotzte;  nach  6  Jahren  Blasenstörungen,  bei  unverändertem 
Fortbestande  der  Neuralgie;  derzeit  typische  Tabes.  2.  38jährige  Frau,  mit 
wahrscheinlicher  Lues,  litt  3  Jahre  an  hemikranischen  Schmerzanfällen,  in 
derem  Verlaufe  sich  nach  3  Jahren  Gürtelgefühl,  später  Inkontinenz  zeigte. 
Derzeit  PnpillendiSerenz,  rechts  lichtstarr,  verminderter  Achillessehnenreflex. 
Für  diese  Art  von  Prodromalerscheinungen  betont  Verf.  als  charakteristisch 
die  Isoliertheit  und  das  unveränderte  Bestehen  derselben,  wie  von 
Horavcsik  für  die  Prodromalerscheinungen  der  Paralyse  betont  wurde. 
Verf.  erwähnt  noch  kurz  einen  Fall  von  Tabes,  bei  welchem  während  eines 
Jahres  als  erstes  Zeichen   der  Krankheit  Klitoriskrisen  nachweisbar  waren. 

(Htidovemig,) 

Hudovemig  (90)  fand  das  gleichzeitige  Bestehen  von  Tabes  und 
Basedowscher  Krankheit  bei  einer  53jährigen,  nicht  belasteten  Frau,  mit 
wahrscheinlicher  Lues.  Vollkommene  Amaurose,  heftige  Lauzinationen, 
tiürtelgefühl  und  Ataxie  seit  6,  subjektive  Basedow-Symptome  seit  1  Jahr. 
Status:  Exophthalmus,  Pupillen difl*erenz,  Lichtreaktion  links  träge,  rechts 
fehlend;  beiderseits  Amaurose  und  Sehnervenatrophie.  Rectus  ext.  rechts 
gelähmt;  Stellwagsches  Zeichen.  Struma.  Westphal.  Achillessehnenreflexe 
fehlend.  Ataktischer  Gang.  Puls  120.  Tremor  der  Hände.  Systolisches 
Herzgeräusch.  Keine  Verschlimmerung  der  Ataxie  seit  Bestand  der  Amau- 
rose. (Hudcveimig.) 

Frey  (61)  beobachtete  bei  einem  Tabiker  (Lues,  lanziuierende 
Schmerzen,  Argyll-Robertson,  lebhafte  Kniephänomene,  links  geschwächter 
Achillessehnenreflex,  beginnende  Optikusatrophie)  eine  Drucklähmung  des 
Radialis  mit  partieller  EaR.  Frey  bezeichnet  dieselbe  als  selbständige  Er- 
krankung, deren  Zustandekommen  durch  die  Tabes  erleichtert  wurde  (Dis- 
position zu  organischer  Lähmung  durch  die  Tabes)  und  hält  die  Prognose 
wegen  des  Grundleidens  und  der  EaR.  für  eine  ungünstige.  Li  der  Diskussion 
bezweifelt  Salg 6  die  Tabes  und  hält  das  ganze  Bild  für  multiple  luetische 
Erkrankung,  Sarbo  hält  die  Diagnose  Tabes  für  unzweifelhaft,  kann  sich 
aber  der  Annahme  einer  luetischen  Neuritis  des  Radialis  nicht  ganz  ver- 
schließen, Schaff  er  stellt  sich  auf  den  Standpunkt  des  Vortragenden  und  sieht 
keinen  Grund  für  eine  antiluetische  Behandlung.  Gelegentlich  einer  neuer- 
Uchen  Vorstellung  nach  einem  Monate  war  die  Radialislähmung  ohne  anti- 
luetische Behandlung  geheilt,  bei  unverändertem  Bestände  der  Tabessymp- 
tome. Vortragender  betont,  das  trotz  bestehender  Tabes  und  EaR.  die  Heilung 
unerwartet  rasch  erfolgt  war,  und  folgert  daraus,  daß  die  Tabes  wohl  zum 
Zustandekommen  von  organischen  Lähmungen  disponiert;  die  Prognose  solcher 
Fälle  kann  nicht  a  priori  als  schlecht  bezeichnet  werden;  auch  deutet  die 
EaR.  nicht  immer  auf  schlechte  Prognose.  (Hudovemig,) 

27* 


420  Tabes. 

Die  mannigfaltigen  Störungen  auf  motorischem  Gebiete  —  mit  Aus- 
schluß der  Ataxie  —  die  bei  Tabes  zur  Ausbildung  gelangen,  werden  von 
Oiannuli  (70)  besprochen  unter  Heranziehung  persönlicher  Beobachtungen, 
die  an  200  Fällen  gesammelt  werden  konnten.  Die  Störungen  auf  diesem 
Gebiete  werden  als  Symptome  der  Tabes  angesehen,  verursacht  durch  die^ 
selben  ätiologischen  Momente,  die  die  übrigen  tabischen  Symptome  auslösen, 
nicht  als  akzidentelle  etwa  syphilitische  Erkrankungszeichen.  Es  können 
gleichzeitig  verschiedene  motorische  Gebiete  in  Mitleidenschaft  gezogen  sein, 
selten  sind  Lähmungen  der  Extremitäten.  Als  allgemein  motorische  Störungen 
werden  Anfälle,   Tremor,   vorübergehende  Hemi-  ulid  Monoplegien  erwähnt. 

G.  zählt  weiterhin  die  Gründe  auf,  die  ihm  für  die  Identität  des 
tabischen  und  paralytischen  Prozesses  zu  sprechen  scheinen.  Bei  dieser 
Aufzählung  kommt  unseres  Erachtens  die  pathologische  Anatomie  viel  zu 
kurz  weg.  Besonders  wichtig  scheint  G.  die  Konstatierung  der  Tatsache  zu 
sein,  daß  sowohl  bei  der  Tabes  wie  bei  der  Paralyse  Systeme  getroffen 
werden,  die  funktionell  große  Analogien  zu  einander  besitzen,  nämlich  die 
spinalen  sensiblen  Bahnen,  resp.  die  kortikalen  psycho-sensorischen  Bahnen, 
die  nach  Ansicht  des  G.  vielleicht  gerade  deshalb  getroffen  werden,  weil 
dieselben  physiologisch  am  meisten  in  Anspruch  genommen  werden  sollen. 
Die  letztgenannte  Hypothese  soll  auch  Geltung  haben  bei  der  Erklärung, 
warum  gerade  vorzüglich  bestimmte  motorische  Leistungen  bei  der  Tabes 
durch  die  tabische  Erkrankung  ausgeschaltet  zu  werden  pflegen. 

(Merzbachei\) 

V.  Bechterew  (15)  betont  abermals  die  Bedeutung  der  Muskel- 
sensibilitätsprüfung für  die  Frühdiagnose  der  Tabes.  Die  herab- 
gesetzte Druckempfindlichkeit  der  Muskeln  (namentlich  an  den  Beinen,  be- 
sonders au  der  Wade,  oft  mit  Analgesie  des  Nervus  popliteus  verbunden) 
gehört  zu  den  konstanten  Erscheinungen  bei  der  Tabes.  Dieses  Symptom 
ist  differentialdiagnostisch  zu  verwerten  gegenüber  der  tabischen  Form  der 
multiplen  Neuritis,  bei  welcher  in  der  Regel  eine  gesteigerte  Druckempfind- 
lichkeit  der  Nervenstämme  und  Muskeln  besteht.  Zur  Untersuchung  auf 
Muskelempfindung  hat  V.Bechterew  einen  Zirkel  konstruiert,  dessen  Enden 
durch  dosierbare  Spiralfederkraft  gegeneinander  gepreßt  werden  können  und 
dadurch  einen  regulierbaren  Druck  auf  die  interponierten  Muskeln  und  Nerven 
ausüben  können.     Der  Apparat  führt  den  Namen  Myosthosiometer. 

Hirtz  und  Lemaire  (87)  geben  eine  Übersicht  über  46  in  der 
Literatur  als  infantile  bezw.  juvenile  Tabes  beschriebene  Fälle  und  reihen 
daran  eine  »eigene  Beobachtung.  Die  Verff.  betonen  gleich  anderen  Autoren 
das  häufige  Vorkommen  initialer  Amaurose  und  Harninkontiueuz  bei  der 
Kindertabes.  In  ätiologischer  Beziehung  spielte  nebst  der  in  der  Regel 
hereditären  Lues  noch  die  neuropathische  Belastung  eine  große  Rolle. 

Bei  der  14  jährigen  Patientin  DobrochotofTs  (48)  waren  die  ersten 
Tabes-Symptome  in  ihrem  12.  Jahre,  bei  dem  21  jährigen  Patienten  in  seinem 
16.  Jahre  aufgetreten.  Die  Mutter  der  Patientin  starb  an  progressiver 
Paralyse,  der  Vater  leidet  an  Tabes.  (Krön.) 

Gatöla  und  Lewandowsky  (30)  haben  an  dem  reichen  Tabiker- 
material  der  Hospico  de  Bicetre  (P.  Marie)  die  Angabe  O.  Fo erster s 
nachgeprüft,  wonach  bei  der  tabischen  Ataxie  die  Synergie  z.  B.  zwischen 
den  Handgelenksstreckern  und  Fingerbeugern  bei  Faustschluß  verloren  gehen 
kann.  Die  Vei-ff.  haben  hingegen  selbst  bei  sehr  schweren  Fällen  mit  fast 
totaler  Vernichtung  der  Sensibilität  die  Synergie  intakt  gefunden;  daher  die 
Schlußfolgerung,   daß   die  Synergie   von    der  Sensibilität  unabhängig 


Tabei.  421 

imd  im  ZentralnerTensystem  besonders  präformiert  ist,   sowie   daß   die  sen- 
soriscbe  Ataxie  nicht  als  Störung  der  Synergie  aufzufassen  *  ist. 

Cursclimanil  (40  a)  bringt  einen  wertrollen  Beitrag  zur  lUethodik 
der  Muskel-  und  Gelenksensibilitätsbestimmung.  Er  empfiehlt  als 
beste  Methode  zur  Prüfung  des  Kontraktionsgefühls  die  galvanomuskuläre 
BeizQDg  des  einzelnen  Muskels.  Die  Kontraktionsempfindung  beim  Gesunden 
tritt  stets  bereits  bei  der  Minimalzuckung  des  Muskels  auf.  Beim  Krauken 
z.  B.  bei  einem  hemihypästhetischen  Hemiplegiker  fand  C.  eine  Herabsetzung 
des  KoDtraktionsgefühls  am  Bein,  welche  distalwärts  zunahm.  In  ähnlicher 
Alt  läßt  sich  auch  galvanomuskulärreizend  die  Minimalbewegung  in  einem 
Gelenk  angeben.  Beim  Gesunden  beginnt  die  Bewegungsempfindung  mit  der 
geiiogsteDy  eben  sichtbaren  Minimalbewegung  des  Gelenks,  zuweilen  sogar 
schon  vor  dieser.  Bei  Tabikeni,  selbst  bei  anscheinend  gar  nicht  ataktischen, 
k(»nte  Curschmann  mittelst  dieser  Methoden  Störungen  des  Gelenksinns 
nachweisen,  die  distalwärts  stärker  wurden.  Selbst  bei  Formes  frustes  von 
Tabes,  bei  denen  nach  den  gewöhnlichen  Methoden  der  Nachweis  einer 
Störung  der  Tiefengefühle  nicht  gelang,  ermöglicht  die  galvanomuskuläre 
fieiznng  den  zahlenmäßigen  Nachweis  einer  Abschwächung  des  Muskel- 
kootraktionsgefühls  und  der  Geleukbewegungsempfindung. 

FrieiÜaender  (62)  hat  bei  27  Tabikern,  darunter  4 'schweren,  sechs 
mittleren  und  17  leichten  Ataxien,  die  Störungen  der  Gelenkempfindung 
studiert  Fast  alle  zeigten  Störungen  der  Bewegungsempfindung,  die  sich 
wem  in  den  Zehengelenken  einstellten  und  mit  dem  Fortschreiten  der 
Ataxie  immer  mehr  proximalwärts  aufstiegen.  Lagestörungen  fanden  sich 
in  den  Zehengelenken  in  100  7o  ^^r  Fälle,  in  den  Fußgelenken  in  62  %, 
io  den  Kniegelenken  in  46  ^^  und  in  den  Hüftgelenken  in  29  "/o-  Die 
primäre  Störung  beim  Tabischen  betrifft  das  Lagegefühl,  während  die  Be- 
wegungsempfindung im  Beginne  der  Erkrankung  noch  erhalten  sein  kann. 
Trotz  vöUig  aufgehobener  Lageempfindung  können  noch  Reste  von  Bewegungs- 
empfindung persistieren.  Die  Ausbreitung  der  Störungen  der  Bewegungs- 
empfindung entspricht  der  Ausbreitung  der  Ataxie  und  schreitet  systematisch 
TOD  den  distalen  Enden  der  Extremität  proximalwärts  fort.  Die  Lokalisation 
und  der  Grad  der  Bewegungsempfindungsstörung  gehen  bei  demselben 
Kranken  der  Ataxie  parallel;  auf  der  Seite  der  stärkeren  Ataxie  besteht  auch 
die  erheblichere  Störung  der  Bewegungsempfindung.  Hingegen  verhalten  sich 
der  Grad  der  Störungen  der  Bewegungsempfindungen  und  die  Intensität  der 
Ataxie  bei  den  einzelnen  Tabikern  nicht  proportional.  Es  gibt  Fälle  von 
geringer  Ataxie  und  erheblicher  Störung  der  Bewegungsempfindung,  und 
amgekehrt.  Diese  Inkongruenz  tritt  namentlich  im  Stehen  und  Gehen  auf, 
weniger  im  Liegen.  Verf.  macht  für  dieses  Mißverhältnis  folgende  Umstände 
Terantwortlich:  individuelle  Verhältnisse  (geringere  oder  höhere  Geschick- 
lichkeit und  Einübung),  Störungen  der  Hautempfindung  (namentlich  An- 
ästhesie der  Fußsohlen),  femer  der  Grad  der  Hypotonie,  der  durchaus  nicht 
in  bestimmten  Beziehungen  zur  bewußten,  oberflächlichen  und  tieferen  Sensi- 
büität  steht  Bei  der  Entstehung  der  Ataxie  spielt  der  Ausfall  von  un- 
bewußten subkortikalen,  cerebellaren  und  spinalen  sensiblen  Eindrücken  eine 
Rolle  (Förster). 

Bei  einem  58jährigen  Tabiker,  der  an  einer  starken  Incontinentia 
urinae  litt,  entwickelte  sich  am  Frenulum  des  Gliedes  ein  indolentes  Ge- 
schwür, das  erst  nach  monatelanger  Dauer  heilte.  Der  Penis  war  gänz- 
lich anästhetisch.  Als  ätiologisches  Moment  bezeichnet  Vitek  (174)  den 
Druck  von  selten  der  harten  gläsernen  Unterlage  der  Urinflasche. 

(Bendix,) 


4^3  Tabes. 

Etienne  (57)  führt  zum  Beweise,  daß  die  tabische  Arthropathie  keine 
gewöhnliche  Artliritis  deformaas  ist,  zwei  Fälle  an,  bei  denen  sich  im  An- 
schluß an  subakuten  Gelenkrheumatismus  bei  Tabikern  plötzlich  starke 
Gelenkdeformitäten  entwickelten.  Der  erste  Fall  betraf  eine  etwa  70  Jahre 
alte  Frau,  die  40  Jahre  vorher  unter  heftigen  Schmerzen  in  den  Beinen  zu 
leiden  hatte  und  später  verschiedene  Attacken  von  subakutem  Gelenkrheuma- 
tismus  durchmachte,  die  zu  leichten  Gelenkveränderuugen  führten^  bis  vor 
etwa  sechs  Jahren  plötzlich  Arthropathien  von  extremster  Stärke  auftraten, 
die  E.  zweifellos  als  vasomotorische,  von  der  latent  verlaufenen  Tabes  her- 
rührende Stöi*ungen  deutet.  Im  anderen  Falle  hat  ein  55  jähriger  Zimmer- 
mann ein  Trauma  beider  Kniee  erlitten,  welches  leichte  arthritische  Ver- 
änderungen derselben  zurückgelassen  hatte.  Fünf  Jahre  später  entwickelten 
sich  bei  ihm  die  Symptome  einer  Tabes,  und  gleichzeitig  trat  ganz  rapide 
eine  enorme  Arthropathie  beider  Kniegelenke  auf.  Dieser  Fall  scheint 
die  Annahme  zu  bestätigen,  daß  die  vasomotorisch  -  trophischen  Gelenk- 
störungen  bei  Tabikern  in  einer  bestimmten  Abhängigkeit  von  Traumen 
stehen.  (Bendix.) 

Sabrazes    (144)    beobachtete    bei    Tabikern    unwillkürliche   Finger- 
bewegungen, abwechselnd    Adduktionen   und  Abduktionen,  Opposition  und 
Friktion   der  Finger,    nach  Art   der  Zangenbewegungen,    welche    besonders 
beim  Sprechen  auftraten.     Diese  Stereotypien   haben  mit  der  Ataxie  nichts 
zu  tun.     Geht  man  dem  Ursprung  dieser  Stereotypien  nach,  so  findet  man, 
daß  sie  im  Gefolge  von  Beschwerden  in  den  Händen,  und  zwar  infolge  von 
abnormen  Gefühlsempfindungen  aufgetreten  sind;  ein  Gefühl  von  Parästhesie 
und  Starrheit  der  Finger  veranlaßt  den  Kranken,  die  Finger  gegen  einander 
zu  reiben,  wie  um  sie  wieder  zu  beleben.     Diese  motorische  Reaktion  gegen 
die  Gefühlsstörungen  wiederholt  sich,  wird  zur  Gewohnheit  und  stellt  sich 
ein,    sobald  die  Überwachung  der  Finger,  wie  beim  Sprechen,   dem  Willen 
entzogen    ist.     Die    Stereotypien    erinnern    an    die    professionellen    Finger- 
bewegungen (Befühlen  von  Stoffen  zwischen  Daumen  und  Zeigefinger,  Zupfen 
von  Werg).     Diese  Art  von  Zangenbewegungen  belästigen  die  Kranken,  die 
sie   lächerlich  finden   und   zu  unterdrücken  versuchen,   wenn   sie  sich  beob- 
achtet glauben ;  sie  halten  dann  die  Finger  hinter  dem  Kücken,  überkrenzen 
sie  gewaltsam,  stemmen  sie  gegen  die  Knie,  schließen  sie  krampfhaft,  machen 
heftige  Fingerbewegungen,  vergraben   sie  in   den  Kleidern   und  Bettdecken 
usw.    Diese  Stereotypien  sind  überraschend  häufig,   sodaß   sie  S.   innerhalb 
kurzer  Zeit  bei  fünf  Kranken  beobachten  konnte;  sie  sind  bei  Tabikern  oft 
nur  angedeutet,  sodaß  man  auf  sie  fahnden  muß  und  bei  ihrem  Vorhanden- 
sein ohne  weiteres  Verdacht  auf  Tabes  schöpfen  kann, 

(Bendix.)^ 

Die  mastikatorischen  Geräusche  bei  Tabikern  sind  nach  Sabrazos 
(143)  abhängig  von  Rauhigkeiten  und  Veränderungen  der  Artikulations- 
flächen der  Kiefergelenke  (Arthropathie  der  Kiefergelenke  mit  abnormer 
Beweglichkeit,  die  sich  bis  zur  Subluxation  nach  vorn  steigern  kann). 

(BenSx,) 

Bhein  (138)  hatte  Gelegenheit,  einen  mit  Paralysis  agitans  kompli- 
zierten Tabesfall  zu  obduzieren.  Es  handelte  sich  um  einen  57jährigen 
Mann,  der  mit  den  ersten  Tabessymptomen  zugleich  einen  rhythmischen 
Tremor  beider  Hände  erkennen  ließ.  R  war  nicht  imstande,  außer  den 
charakteristischen  Veränderungen  an  den  Hintersträngen,  einen  Befund  zu 
erheben,  der  die  Paralysis  agitans  erklären  könnte.  (Bendix.) 

Schmey  (154)  beschreibt  einen  Fall  von  isolierter  Ataxie  eines 
Armes  nach   Trauma.      Bei  einem  45  jährigen  Hauer  entwickelte  sich  all- 


Tabes.  423 

mählich  nach  einem  Brach  der  rechten  Speiche  oberhalb  des  Handgelenkes 
eine  Atrophie  des  rechten  Oberarmes,  verbunden  mit  Verlust  des  Trizeps- 
uod  Radiusreflexes  und  Ataxie  des  rechten  Armes. 

Enlschenko  (97)  beschreibt  zwei  Fälle  von  Tabes,  bei  denen 
frühzeitig  ataktische  Bewegungsstörungen  der  Augäpfel  bestanden,  die 
io  einem  Falle  abklangen  und  einer  Parese  der  Augenmuskeln  Platz 
machten. 

HndOTemig  nnd  Oussman  (92)  fanden  bei  50  tertiär  syphi- 
listischen Ejanken,  bei  denen  seit  der  Infektion  mindestens  drei  Jahre 
Teistrichen  waren,  nur  in  44  Prozent  ein  gesundes  Nervensystem,  in  allen 
übrigen  Fallen  Tabes  dorsalis,  progressive  Paralyse  und  Taboparalyse.  Verf. 
lassen  hierbei  die  Frage  offen,  wieviel  Syphilitiker  überhaupt  in  das  tertiäre 
Stadiom  gelangen.  46  Prozent  dieser  Kranken  sind  überhaupt  nicht  anti- 
luetisch behandelt  worden,  bloß  6  Ejranke  (12  Prozent)  sind  hinreichend 
behandelt  worden.  Ein  gesundes  Nervensystem  fand  sich  bei  22  Tertiär- 
Sjphihtikern;  kombinierte  Systemerkrankungen  und  verdächtige  Fälle  be- 
standen 5  mal,  Tabes  ließ  sich  12  mal,  Paralyse  7  mal  und  Taboparalyse 
4mal  nachweisen.  Bei  64  Prozent  der  an  Tabes  oder  progressiver 
Paralyse  Erkrankten  bestand  außerdem  hereditäre  Belastung  (Psychosen, 
schwere  Nervenkrankheiten,  Alkoholismus  in  der  Aszendenz  usw.),  hiervon 
Terteilen  sich  75  Prozent  auf  das  männliche  und  57  Prozent  auf  das  weib- 
liche Geschlecht.  Es  kommt  somit  dem  hereditären  Momente  eine  ent- 
schieden prädisponierende  Kolle  zu.  Auffallend  ist,  daß  nach  den 
Uatersuchungen  der  Verf.  eine  vorangegangene  antiluetische  Be- 
handlung keinen  Einfluß  auf  die  etwaige  Entwicklung  der  Tabes 
hatte;  im  Gegenteile,  die  hinreichend  behandelten  Syphilitiker  haben  nach 
der  Zusammenstellung  der  V.  noch  mehr  Chancen  zu  Nervensystem- 
erkrankungen als  die  minder  ausgiebig  behandelten  Fälle.  So  fand  sich 
das  kürzeste  Intervall,  (1  Jahr)  zwischen  Infektion  und  Tabesbeginn  gerade 
hei  einem  hinreichend  behandelten  Luetiker,  während  sich  das  größte 
IntervaU  (27  Jahre)  bei  einem  vorher  kaum  antiluetisch  behandelten  vor- 
fand. Ebensowenig  ließen  sich  einheitliche  Befunde  über  den  Erfolg  der 
antilaetischen  Behandlung  bei  tertiären  Syphilitikern  nachweisen;  in  einigen 
Fallen  schritten  die  objektiven  Krankheitszeichen,  Pupillen-  und  Keflex- 
störungen,  trotz  der  gleichzeitigen  antiluetischen  Kur*  weiter. 

RaUBChke  (130)  demonstriert  einen  Fall  von  Herpes  zoster  bei 
Tabes  dorsalis.  Die  erste  Zostereruption  stellte  sich  gleichzeitig  mit  der 
ersten  gastrischen  Krise  ein  und  zog  sich  vom  6.  und  7.  Brustwirbeldorn 
Khräg  nach  links  unten  außen.  Eine  andere  Zostereruption  erfolgte  gleich- 
tmüg  mit  einer  Blasenkrise  und  erstreckte  sich  vom  2.  und  3.  Lendeudorn 
nach  Ünks  aus.  Dieser  Zusammenhang  zwischen  beiden  Herpeseruptionen 
nnd  den  Magen-  bezw.  Blasenkrisen  bestätigt  die  Head'schen  Angaben  über 
die  Beziehung  zwischen  den  inneren  Organen  und  bestimmten  Hautbezirken. 
In  der  Diskussion  berichtete  Seiffer  über  einen  Tabiker,  der  seit  Jahren 
jedesmal,  wenn  er  lanzinierende  Schmerzen  bekam,  einen  Herpesausbruch 
im  Gebiete  des  ersten  Lumbaisegments  bekam. 

Bregman  (24)  berichtet  über  den  Zusammenhang  zwischen  Sehnen- 
reflexen und  Sensibilitätsstörungen;  er  beschreibt  3  Frühfälle  von  Tabes,  bei 
denen  die  Achillessehnenreflexe  geschwunden  und  die  Patellarreflexe, 
wenn  auch  ungleich  stark  erhalten  waren.  Ins  Anatomische  übersetzt  be- 
deutet dies,  daß  das  Sakralmark  früher  und  stärker  erkrankt  als  das  Lenden- 
majrk.  In  einem  Falle  waren  die  Kniereflexe  bei  der  ersten  Untersuchung 
ungleich,  der  rechte  lebhaft,  der  linke  schwach;    nach   zwei  Wochen  waren 


424  Tabes. 

beide  Kniereflexe  schwer  aaslösbar  und  nach  drei  Wochen  Töllig  eriosclieo. 
In  einem  anderen  Falle  bestand  eine  Kongraenz  zwischen  dem  BeflexTerlost 
und  den  Sensibilitätsstörongen;  es  bestanden  nämlich  in  dem  Innervations- 
gebiete  des  I.  Sakralsegments  und  des  Y.  Lnmbalsegments,  welehe  dem 
Zentrum  des  Achillessehnenreflexes  entsprechen,  erhebliche  Seosibilitäts- 
stömngen. 

Lazarews  (lOl)  Fall  von  Tabes  im  jugendlichen  Alter  betraf  eise 
19  jährige  Dienstmagd ,  deren  Krankheit  drei  Jahre  rorber  mit  Eiflschlafen 
der  rechten  Faßsohle  in  der  Nähe  der  Zehen  begann.  Ein  Jahr  später  trat 
diese  Erscheinung  auch  in  der  linken  Fußsohle  aul  Zu  dieser  Zeit  bemerkte 
sie  zuerst,  daß  die  Bewegungen  des  rechten  Beines  ihr  Schwierigkeiten 
machten.  Nach  einem  Jahre  sind  dieselben  auch  am  linken  Bein  erschwert 
Vor  einem  Jahre  trat  Stechen  in  den  Knien  und  Hacken  auf.  Das 
Westphalsche,  Rombergsche^  Argyll-Robertsonsche  Symptom  und  die 
stechenden  Schmerzen  in  den  Beinen,  ebenso  wie  der  Wurzeltypus  der 
SensibilitätSRtörungen  sprachen  für  die  Annahme  einer  Tabes.  Hereditäre 
Lues  schien  in  dem  Falle  nicht  vorhanden  zu  sein.  (Bendü.) 

Croner  (38)  polemisiert  gegen  die  theoretischen  Bedenken  Bosen- 
bachs  gegen  die  Angaben  Yon  C.  über  die  syphilitische  Ätiologie  seiner 
publizierten  Fälle  Ton  Tabes.  (Bendix,) 

Nemnann  (117)  teilt  einen  Fall  von  typischen  tabischen  Magenkiisen 
bei  einem  37  jährigen  Postexpedienten  mit^  bei  dem  sich  die  Magenkrisen 
mit  Blutbrechen  komplizierten.  N.  hält  es  für  nicht  bewiesen^  daß  die» 
Blutungen  mit  trophischen  Störungen  in  der  Magenschleimhaut  zusammen- 
hängen, sondern  erklärt  sie  durch  einfache  mechanische  Vorgänge  beim  Er- 
brechen. 

Er  hält  ätiologisch  für  die  Hämatomese  bei  Tabikern  die  enorme  Blat- 
drucksteigerung  für  verantwortlich,  wodurch  Zerreißungen  in  kleineren  oder 
größeren  Gefäßen  zu  stände  kommen.  (Bendix,) 

Determann  (44)  betont,  daß  die  Edingersche  Theorie  von  den 
Aufbrauchkrankheiten  auch  für  uns  in  frühdiagnostischer  Beziehung  der 
Tabes  von  großer  Wichtigkeit  ist.  Vor  allem  sei  es  notwendig,  nach  Früh- 
symptomen der  Tabes  zu  forschen,  um  in  umfassendster  Weise  die  Behand- 
lung einzuleiten.  Dabei  seien  drei  Indikationen  zu  erfüllen:  1.  müsse  der 
geschädigte  oder  vergiftete  Boden  durch  Beseitigung  der  &mndursaeheni 
also  meistens  die  Entfernung  des  Giftes,  wieder  zu  einem  möglichst 
normalen  gemacht  werden.  2.  Müsse  jede  Überfunktion,  aber  auch  teilweise 
die  gewohnte  Funktion  ausgeschaltet  werden,  um  den  anatomischen  Herd  zo 
lokalisieren.  3.  Müsse  das  Verhältnis  von  Verbrauch  und  Ersatz,  also 
Funktions-  und  Nahrungszufuhr,  dem  Einzelfall  angepaßt  und  geregelt  werden, 
um  auch  von  dem  erkrankten  G-ewebe  einiges  wieder  in  normale  JBmährungs- 
Verhältnisse  zu  bringen  und  manche  schon  schwer  erschöpften  Zellen  unc 
Nerven  der  normalen  Funktion  zurück  zu  erobern.  (Bendix.) 

Hochsinger  (89)  teilt  die  Krankengeschichte  eines  20  jährigen  Mannei 
mit,  der  kongenitalluetisch  war  und  im  5.  Lebensjahre  an  Lebersyphilis  unc 
paroxysmaler  Hämoglobinurie  gelitten  hatte.  Im  10.  Lebensjahre  erkrankt! 
er  an  einer  partiellen  Okulomotorius-Lähmung  und  an  Erscheinnngen  voi 
Hirnlues.  Im  12.  Jahre  hatte  er  Enuresis,  eine  Aortenaifektion  and  neur- 
asthenische  Beschwerden  gehabt,  und  im  17.  Lebensjahre  stellten  sich  be 
ihm  die  ersten  Erscheinungen  der  Tabes  in  Verbindung  mit  Infantilismui 
heredolueticus  ein.  (Bendis.) 

Von  den  drei  Tabesfällen,  die  Hawthome  (79)  mitteilt,  bot  dei 
erste   als  Frühsymptome   neuralgiforme   Schmerzen   dar.     Bei   dem  zweitei 


Tabes.  425 

begann  die  Tabes  mit  Sefastörungea  und  Optikusatrophie  und  bei  dem 
dritten  Falle  leiteten  Augenmuskelparesen  resp.  Doppelsehen  die  Krankheit 
ein.  (Bendiv.) 

von  Baits  (129)  kommt  auf  Grund  seiner  Erfahrungen  zu  dem 
Schloß,  daß  verschiedene  Faktoren  bei  der  Ätiologie  der  Tabes  mitsprechen, 
und  es  nicht  bewiesen  ist,  daß  Syphilis  die  Ursache  der  Tabes  ist  Wenn 
auch  Lues  in  der  Anamnese  vieler  Tabiker  vorkomme,  so  sei  damit  doch 
nicht  die  syphilitische  Natur  des  Leidens  bewiesen.  (Bendix.) 

Soy  (141)  beobachtete  bei  einem  nicht  bettlägerigen  Tabiker  einen 
trpischeo  Dekubitus  am  os  sacmm,  der  ohne  irgend  eine  äußere  Ursache 
entstanden  war.  Es  handelte  sich  um  eine  50  jährige  Frau,  die  seit  10  Jahren 
an  Tabes  litt.  R.  vergleicht  diese  Schorfbildung  mit  dem  Mal  perforant 
and  bringt  sie  in  direkte  Beziehung  zu  trophischen,  von  den  erkrankten 
Nerren  herrührenden  Alterationen.  (Bendix.) 

Hrttz  (81)  hat  den  Einfluß  der  Kohlensäurebädei:  auf  die  Sensibilitäts- 
storungen  der  Tabiker  studiert.  Er  will  beobachtet  haben,  daß  durch  die 
kohlensauren  Bäder  die  kutanen  und  tiefen  Sensibilitätsstörungen  zur  Norm 
inriickkehrten.  Das  Urinlassen  besserte  sich,  die  Analgesien  schwanden. 
Sehr  häufig  besserte  sich  das  stereognostische  Gefühl  und  das  Gefühl  für 
passive  Bewegungen.  (Bendix.) 

Milift.li  (112)  fand,  daß  bei  den  meisten  Tabikem  die  Potenz  erhalten 
bleibt.  Impotenz  tritt  meist  auf  bei  den  an  Blasenstörungen  Leidenden.  Die 
Prnchtbarkeit  der  Tabes  scheint  vermindert  und  auf  die  überstandene  Lues 
xorück  zu  führen  zu  sein.  Auch  die  Sterblichkeit  der  Kinder  von  Tabikem 
hängt  mit  der  Syphilis  zusammen.  Die  meisten  hereditären  Tabesfälle  offen- 
baren sich  als  Priedreichsche  Krankheit,  doch  kommen  auch  echte  here- 
ditäre vererbte  Tabes  vor.  Auch  hier  spielt  die  Erbsyphilis  ätiologisch  eine 
Bolle.  Die  Kinder  von  Tabikem  disponieren  sehr  zu  Nervenleiden,  allein 
nieht  anders,  wie  alle  an  Erbsyphilis  Leidenden.  Vor  allem  haben  sie  die 
Prädisposition  zu  Rückenmarkskrankheiten  von  ihren  tabischen  Eltern  geerbt. 

(BeTidix) 
Benon  (137)  teilt  einen  Fall  von  Tabes  bei  einer  syphilitischen  Erau 
mit,  die  an  Mitralinsufficienz,  Aortitis  und  Endarteriitis  der  Arteriae  coro- 
uariae  gelitten  hatte  und  tritt  für  die  antilnetische  Behandlung  derartiger 
Falle  ein.  (Bendix,) 

Babinski  und  Natgeotte  fS)  beobachteten  eine  besondere  Fomi  der 
systematischen  Sklerose  bei  einem  36  jährigen  Tabiker.  Es  waren  bei  dem 
Alle  die  hinteren  Wurzelzonen  stärker  erkrankt  als  die  mittleren  Wurzel- 
Mnen;  das  Centrum  ovale  von  Flechsig,  das  die  langen  Fasern  der  Sakral- 
wurzeln  enthält,  und  die  Gollschen  Stränge  waren  ebenso  intensiv  erkrankt, 
»ie  die  hinteren  Wurzelzonen,  während  die  kollateralen  zurücklaufenden  und 
die  vertikalen  Bündel  des  Hinterhoraes  relativ  erhalten  waren  in  Überein- 
stiinmung  mit  dem  Erhaltensein  der  Patellarreflexe.  Es  waren  demnach  im 
Gegensatz  zu  dem  gewöhnlichen  Verlauf,  die  langen  Bahnen  stärker  erkrankt, 
als  die  kurzen.  Die  Verff.  glauben,  daß  die  Art  des  syphilitischen  Vims 
auf  die  Entstehung  dieser  abweichenden  Degeneration  von  Einfluß  war  und 
in  elektiver  Weise  die  hinteren  Wurzelzonen  vor  den  mittleren  bevorzugte. 

(Bmdix,) 


426  Friedreichsche  Ataxie. 

Friedreichsche  Ataxie. 

Referent:  Dr.  G.  Fl atau- Berlin. 

1.  Aussei,   E.,   Absence   da   caractöre  familial,  dans   un  cas  de  maladie  de  FriedreicL 
Echo  med.  du  Nord.    Lille.     1904.    VIK.     545-648. 

2.  Bouche,    G.,    Contribution    k    Tetude    de    l'etiologie    de    la  maladie   de  FriedreicL 
(Memoire  couronnee.)    Bruxelles.     Impr.  scient.     L.  Severeyns. 

8.  Broglio,   0.,   La  malattia  di  Friedreich;   considerazioni   sulla  diagnosi  diSSorenziale. 
Ann.  di  freniat.     XV.    97—112. 

4.  Dum olard,  Maladie  de  Friedreioh  chez  un  Arabe.    Bull.  med.  de  l'Algerie.    XVI.  121. 

5.  Fairbanki,  Arthur  Willard,  Ataxia  of  Central  Origin  Appearing  in  Ohildhood.    Th« 
Journal  of  the  American  Medical  Association.    Vol.  XLV,  p.  1075 

6.  Ferenczi,  A.,   Fall  von   Friedreichscher  Krankheit.     Neurol.   Centralblatt.     p.  587. 
(SitzjnjsbeTicht.) 

7.  Fernandez  Sanz,  Enfermedad  de  Friedreich.    Rev.  de  med.  y  cirurg.  pract.   Madrid. 
LXVn.    356. 

8.  Fo erster,   0.,   Fall  von  Friedreichscher  Krankheit.     VereinsbeiL  d.  Deutsch.  Medix. 
Wochenschr.     p.  1172. 

9.  Guenot,  Fernand,  Contribution  ä  Tetude  clinique,  anatomo-pathologique  et  etiologiqne 
de  la  maladie  de  Friedreich.     Lyon.     1904w 

10.  Guthrie,    Leonard,    Two    Cases    of    Early    Friedreichs    Disease.      Brain.      p.  588. 
(Sitiangsb)richt) 

11.  Jacod,  Maurice,  Maladie  de  Friedreich.     Lyon  medical.    T.  CIV,  p.  341.    (Sitmip- 
bar^cht.) 

12.  Jelgersma,  G.,  De  ziekte  van  Friedreich.  Nederl.  Tijdschr.  v.  Geneesk.  Amst 
2.  r.  XLL  d.  1.     1161—1184. 

13.  Lannois,  M.  et  Forot,  A.,  Le  coeur  dans  la  maladie  de  Friedreich.  B«vue  de 
3Iedecine.     No.  11,  p.  853. 

14.  Marie  et  Leri,  Beredo-ataxie  cer^belleuse.  Archives  de  Neurologie.  Vol.  XX,  p.  491. 
(Si  Kun^berieht.) 

15.  Mendel,  Kurt,  Zwei  Geschwisterpaare  mit  Friedreichscher  Ataxie.  Berliner  klin. 
Wochenschrift.    No.  41,  p.  1308. 

16.  Derselbe,  Drei  Fälle  von  Friedreichscher  Krankheit.  Neurol.  Centralblatt.  p.  670. 
(Sitzanfsberleht.) 

17.  Mingazzini,  G.  and  Perusini,  G.,  Two  Cases  of  Familial  Heredo-Spinal  Atrophy 
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No.  10,  p.  176. 

Mendel  (15)  hatte  Gelegenheit,  4  Fälle  von  Friedreichscher  Krank- 
heit zu  beobachten;  21  jähriges  Mädchen,  schon  mit  6  Jahren  steifer  Oang, 


Friedreichflclie  Ataxie.  427 

init  15  Jahren  starke  Unsicherheit  aller  Extremitäten.  P.  B.  prompt.  Kein 
Njstagmas,  keine  Sprachstörung.  Ataxie  bei  Finger-Nasenversuch.  Gang 
Btampfendy  schwankend  spastisch.  Sehnenphänomene  an  den  unteren  Extre- 
mitäten rechts  fehlend,  links  eben  noch  angedeutet.  Babinski  positiv. 
Bomberg.    Ataxie  bei  Kniehackenversuch. 

In  der  Familie  keine  Nervenleiden  außer  bei  der  19  jährigen  Schwester. 
Bei  dieser  erst  mit  14  Jahren  Krankheitserscheinungen,  nach  starkem 
Schreck  starkes  Zittern  der  Hände,  schlechter  G-ang,  bis  zum  Alter  von 
17  Jahren  zunehmender  Schwindel,  schlechter  Gang,  Verschlechterung  der 
Sprache.  P.  B.  prompt  Andeutung  von  Nystagmus.  Ataxie  der  Hände. 
Unsicherheit  der  Beine  beim  Stehen  und  in  der  Bückenlage.  Füße  in 
Varo-equinussteUung.  Babinskisches  Zeichen,  Oppenheim.  Kniephänomen 
fehlt.    Achilles  üiiks  schwach. 

£in  zweites  Geschwisterpaar  zeigte  folgendes: 

1.  ISjähriger  Mann.  Großmutter,  Mutter,  eine  Schwester  an  gleichem 
Leiden  krank.  Patient  zeigte  erst  mit  14  Jahren  die  ersten  Krankheits- 
erscheinungen.   Zunehmende  Unsicherheit  der  Arme  und  Beine. 

P.  B.  prompt.  Augenbewegungen  eingeschränkt.  Kein  Nystagmus. 
Sprache  undeutlich,  lallend,  näselnd.  Fehlen  der  Patellar-  und  Achilles- 
sehneoreflexe.  Ataxie  der  oberen  und  unteren  Extremitäten  und  der 
Bnmpfmuskeln. 

2.  14jährige  Schwester  des  vorigen.  Erst  im  14.  Lebensjahr  Zittern 
des  Kopfes  bemerkt,  zunehmende  Unsicherheit  der  Extremitäten,  schlechter 
Gang.  Im  Status  fallt  die  große  äußere  Ähnlichkeit  mit  dem  Bruder  auf, 
hoher  steiler  Gaumen^  große  Ohren.  Keine  Sprachstörung,  P.  B.  prompt. 
Fehlen  der  Kjnie-Achillesphänomen,  cerebellare  Ataxie  usw.  An  der  Diagnose 
Friedreichsche  Krankheit  kann  bei  der  Symptomatologie  und  dem  familiären 
Auftreten  kein  Zweifel  sein.  Auffallend  ist  der  ganz  akute  Anfang  im  Falle 
II  des  ersten  Paares,  der  akute  Beginn;  aus  dem  Verhalten  des  Babinski- 
Zeichens  ist  zu  schließen,  daß  Beteiligung  der  Pyramiden  am  Erkrankungs- 
prozeB  häufig,  aber  nicht  konstant  ist. 

Baymond  (24)  bespricht  die  Gesichtspunkte,  unter  denen  Familiarität 
und  Erblichkeit  eines  Leidens  beurteilt  werden  sollen,  und  stellt  alsdann 
einen  klassischen  Fall  Friedreich  scher  Krankheit  vor:  Bei  einem  jungen 
Mädchen  hat  sich  schnell  eine  schwere  Ataxie  entwickelt,  Fehlen  der  Beflexe, 
skandierende  Sprache,  Nystagmus;  Sensibilität  intakt,  ebenso  Blase  und 
Mastdarm,  Hohlfußbildung.  Skoliose  fehlt  noch,  über  Heredität  nichts 
Bedeutendes. 

Raymond  bespricht  sodann  die  Differentialdiagnose  gegenüber 
der  Hysterie  (Astasie  —  Abasie),  der  Polyneuritis,  der  Tabes  und  die  patholo- 
gische Anatomie.  Die  Frage,  ob  es  sich  um  eine  primäre  echte  Gliosis  in 
den  Hintersträngen  handelt,  an  die  sich  ein  sekundärer  Prozeß  sklerotischer 
Art  (bindegewebig)  anschließt,  der  auch  die  Pyramidenstränge  ergreift,  oder 
ob,  wie  namentlich  Dejerine  und  Letullier  meinen,  die  Gefäße  und 
Sepia  intakt  bleiben  oder  nach  Switalski  zuerst  sich  eine  Atrophie  auf 
Grnüd  von  Gefaßprozessen  dystrophischer  Art  entwickelt,  an  die  sich  eine 
spätere  Degeneration  in  den  weniger  widerstandsfähigen  Teilen  des  Bücken- 
niÄrks  anschließt,  darüber  ist  noch  keine  Einigkeit  erzielt.  Ebensowenig 
darüber,  ob  und  inwieweit  die  Pyramiden  beteiligt  sind. 

Raymond  hat  schon  1896  formes  frustes  beschrieben,  und  solche, 
die  über  das  Bild  hinausgehen,  so  Fehlen  des  Nystagmus  und  des  defor- 
mierten Fußes,  andere  wieder  mit  Pupillenstarre  und  Sensibilitätsstörungen. 


^28  Fhedreichsche  Ataxie. 

Ehe  man  sich  entschließt,  besondere  Formen  abzugrenzen,  wie  die 
Heredoataxie  cerebelleuse  und  andere,  muß  man  die  Übergang&fomeü 
betrachten.  Raymond  stellt  einen  weiteren  Fall  vor:  cerebellar-atakÜBcher 
Gang,  statische  Ataxie,  Abschwächung  der  Sehnenphänomene,  langsame 
skandierende  Sprache,  nachher  starke  Zunahme  der  Erscheinungen.  Ein 
Mutterschwestersohn  leidet  an  gleichem  Leiden,  unter  Hinweis  auf  früher 
beschriebene  Fälle  und  Demonstration  von  Präparaten  kommt  Raymond  za 
dem  Schluß,  daß  es  nicht  möglich  ist,  für  die  Marie-Loudesche  Abart 
eine  isolierte  Erkrankung  des  Kleinhirns  nachzuweisen. 

Man  kann  zwar  verschiedene  Typen  klinisch  feststellen,  die  anatomische 
Forschung  zeigt  aber,  daß  es  sich  lediglich  um  Formen  handelt,  die  sich 
von  den  reinen  Fällen  unterscheiden  durch  Verknüpfung  von  LäsioDen  in 
den  Systemen,  die  mit  dem  Cerebellum  mehr  oder  weniger  direkt  ver- 
bunden  sind. 

Bezüglich  der  Krankengeschichten  Mingazzini's  und  FertLSini's  (17) 
muß  auf  den  Jahresbericht  für  1904,  S.  441  verwiesen  werden,  in  welchem 
Teil  I  der  in  Rede  stehenden  Arbeit  besprochen  wurde.  Die  Autoren 
betonen  die  Schwierigkeit  der  Diagnose  von  formes  frustes  der  Friedreich- 
schen  Ej-ankheit.  Wenn  die  Familiarität  nicht  deutlich  ist,  nur  Ataxie 
cerebelleuse  besteht,  und  eine  Hyperextension  der  großen  Zehe  mit  Hohl- 
fußbildung, nystagmnsartige  Zuckungen,  Neigung  zu  Skoliose,  kann  die 
Diagnose  Friedreich  gestellt  werden,  Tabes  juvenilis  und  Sklerose  en 
plagues  war  auszuschließen,  freilich  ist  eine  Unterscheidung  zwischen  er- 
worbener cerebellarer  Ataxie  und  familiärer  cerebellarer  Ataxie  klinisch 
nicht  zu  machen,  ganz  besonders,  wenn  einfache  Ataxie  cerebrospinalen 
Charakters  das  Hanptsymptom  bildete.  Was  die  anatomische  Seite  des 
zur  Sektion  gekommenen  Falles  anbetrifft  (vgl.  Jahresbericht  1904,  S.  441), 
so  entspricht  der  Befund  im  allgemeinen  den  konstanten  Befunden  in  der 
Literatur,  Richtig  ist,  daß  eine  Degeneration  der  Pyramidenfasem  im 
Lumbaimark  wenigstens  gefunden  wurde.  Die  Störung  der  Clarkeschen 
Säulen  ist  von  Bedeutung  für  die  Degeneration  einer  direkten  cerebellaren 
Bahn.  Die  Kleinhimrinde  war  intakt.  Über  die  Natur  des  Prozesses 
ist  noch  keine  Einigkeit  erzielt,  auch  reichen  unsere  Kenntnisse  der  Physio- 
logie des  Kleinhirns  zur  Zeit  noch  nicht  aus.  Die  Autoren  klassifizieren 
ihre  3  Fälle  wie  folgt. 

Fall  I  und  II  stellen  die  heredofamiliale  Gruppe  mit  Spinalatrophie 
dar.  (Friedreichsche  Type.)  Fall  III  einen  isolierten  Fall  aus  der 
G-ruppe  der  cerebello  -  spinalen  Atrophien  (heredofamilialen  Charakter). 
Anatomisch  stellt  die  Friedreichsche  Krankheit  eine  kombinierte 
Sklerose  dar. 

V.  Strümpell  (26)  demonstrierte  eine  Kranke  mit  ausgesprochener 
Ataxie  der  oberen  und  unteren  Extremitäten  ohne  besondere  Sensibilitätsr 
Störungen.  Für  ätiologisch  bedeutsam  hält  Strümpell  die  Erkrankung 
gewisser  zum  Kleinhirn  aufsteigender  Fasern. 

Bosenberg  (25)  zeigte  im  Verein  für  Psychiatrie  und  Neurologie 
zu  Berlin  drei  Fälle  von  Friedreichscher  Krankheit,  die  in  der  Poliklinik 
Oppenheims  beobachtet  worden  waren. 

Ein  vierjähriges  Mädchen,  ein  siebenjähriger  Knabe,  ein  zwölQähriges 
Mädchen,  drei  ältere  Geschwister,  die  sonst  gesund  waren,  zeigten  Nystagmus. 
Nach  den  Krankengeschichten  scheint  es,  als  ob  die  später  geborenen  die 
Krankheitszeichen  früher  und  deutlicher  zeigten,  als  die  älteren  Geschwister. 
Der  Nystagmus  der  sonst  Gesunden  möchte  ein  Kudiment  der  Friedreich- 
schen  Erkrankung  darstellen. 


Friedreichsehe  Ataxie.  429 

FoerBter^s  (8)  Fälle  betrafen  zwei  Brüder,  die  von  Jugend  an  schlecht 
gehen  and  stehen  konnten.  Es  findet  sich  hochgradige  Ataxie  der  Arme 
und  Beine,  Gang  schwankend,  breitbeinig  stampfend,  Schrift  zitterig.  Sensi- 
bilität wenig  verändert.  Patellarreflex  gesteigert,  Babinski.  Förster 
rechnet  beide  Fälle  zu  den  kombinierten  familiär-kongenitalen  System- 
erkrankimgen,   sie  weichen  von  dem  gewöhnlichen  Typus  Friedreichs  ab. 

Fefenczi  (6)  demonstriert  einen  Fall  von  Fried  reichscher  Krank- 
heit bei  einem  19jälirigen  Schneider,  der  seit  seinem  16.  Lebensjahre  an 
Parasthesien  in  den  Armen  leidet  und  gegenwärtig  folgende  Symptome  zeigt : 
Fortschreitende  Ataxie,  Vorbildung  des  Fußes,  Kyphoskoliose.  Tremor  des 
Kopfes,  Fehlen  der  Knie-  und  Achillesphänomene,  Intelligenzschwäche.  Eine 
Schwester  leidet  an  tabesähnlichen  Symptomen;  Vater  und  Großvater  sind 
Alkoholiker. 

Peiper  (22)  zeigte  zwei  Kranke.  1.  Mädchen  von  8  Jahren,  2.  deren 
Mutter,  die  z.  Z.  35  Jahre  alt  ist,  erkrankte  im  21.  Lebensjahr  bei  dem 
ersten  Wochenbett;  das  diesem  entstammende  Kind  ist  gesund;  vier  Jahre 
später  Geburt  des  hier  demonstrierten  Kindes,  welches  ebenso  wie  die 
Matter  an  Friedreich  scher  Ataxie  leidet;  das  Wochenbett  wirkte  deutlich 
verschlechternd.  Auch  eine  Schwester  der  Mutter  erkrankte  im  Anschluß 
an  ein  Wochenbett  in  ähnlicher  Weise. 

Fairbanks  (5)  macht  auf  die  klinischen  Eigentümlichkeiten  der  als 
hereditäre  oder  cerebellare  Ataxie  bezeichneten  Krankheit  aufmerksam, 
welche  in  mancher  Beziehung  der  Friedreich  sehen  Ataxie  sehr  ähnlich 
ist  Klinisch  charakterisiert  sich  die  Krankheit  durch  Muskel-Inkoordination, 
welche  gewöhnlich  in  früher  Jugend  beginnt  und  in  der  Kegel  zuerst  die 
Muskeln  der  unteren,  später  der  oberen  Extremitäten  und  des  Rumpfes, 
Kopfes,  Larynx,  der  Zunge  und  Augen  befällt.  Der  Gang  ist  schwankend 
nnd  imsicher.  Die  Muskeln  reagieren  nur  träge  auf  den  Willensimpuls. 
Sprache  stockend  und  langsam,  bisweilen  nasal.  Nystagmus,  Zittern  des 
Kopfes,  Rumpfes  und  der  Extremitäten  und  eigentümliche  unwillkürliche 
Bewegungen  choreiformen  Charakters,  oft  gleichzeitig  mit  willkürlichen 
MoskdbewegQngen.  Laterale  Verbiegung  der  Wirbelsäule,  Unfähigkeit, 
willkürliche  Bewegungen  auszuführen  und,  in  einer  vorgeschrittenen  Periode 
der  Krankheit,  Lähmung,  Muskelspasmen  und  Kontrakturen. 

Als  pathologisch-anatomischer  Befund  ergab  sich  in  diesen  Fällen  eine 
starke  Degeneration  der  Hinterstränge  mit  Beteiligung  des  direkten  cere- 
beUaren  Traktus  und  der  Clarkeschen  Säule.  Auch  die  Hinterstränge  fand 
P.  mehr  oder  weniger  degeneriert.  (Bendix ) 

LannoiB  und  Porot  (13)  hatten  Gelegenheit,  die  Obduktion  eines 
lojährigen  Mädchens  zu  machen,  welches  an  Friedreichscher  Krankheit 
gelitten  hatte  und  an  Myokarditis  zu  Grunde  ging.  Ihre  Krankheit  begann 
plöWich  im  vierten  Jahre  mit  Fieber  und  meningitischen  Erscheinungen. 
Im  neunten  Jahre  traten  die  ersten  Gehstörungen  auf;  sie  bot  im  zehnten 
Jahre  alle  Symptome  der  Friedreichschen  Krankheit  dar.  Am  Herzen  fiel 
eine  Verstärkung  des  ersten  Tones  auf.  Bei  der  Obduktion  wurde  eine 
starke  Myokarditis  gefunden.  Die  Autoren  weisen  zum  Schluß  darauf  hin, 
daß  sich  bei  Friedreichscher  Krankheit  oft  Herzstörungen  finden,  besonders 
Herzschwäche,  der  die  Patienten  häufig  erliegen.  Meist  handelt  es  sich  um 
Myokarditis,  seltener  um  Endokarditis.  Die  bulbären  Herzzentren  ergaben 
bisweilen  Alterattoneo.  Die  Herzstörungen  entwickeln  sich  latent  und 
parallel  den  nervösen  Symptomen  und  sind  auf  dieselbe  infektiöse  Ursache 
zurückzuführen,  wie  die  Friedreichsche  Krankheit.  (Bendix,) 


430  S^'philis  des  NerveDsystems. 

Bei  dem  3  ^g jährigen  Kinde,  über  welches  Zappert  (29)  berichte^ 
entwickelte  sich  im  Verlaufe  von  mehr  als  einem  Jahre  ein  charakteristisch 
taumelnder  Gang.  Es  bestand  Rombergsches  Zeichen,  die  Patellar-  und 
Achillessehnenreflexe  waren  beiderseits  gesteigert.  Babinski  anfangs  beider* 
seits.  Später  trat  noch  Ataxie  an  den  Armen  im  Sinne  eines  Intentioiis- 
tremors  hinzu.  Keine  Augenhintergrundstörungen ;  erbliche  Belastung  fehlt 
Der  Fall  hat  etwas  Ähnlichkeit  mit  der  Marieschen  HerSdoataxie  c£re- 
belleuse;  nur  fehlt  die  Optikusneuritis  und  der  Strabismus.  Auch  spricht 
der  frühe  Beginn  im  zweiten  Lebensjahre  gegen  die  Mariesche  Erkrankung 
und  für  eine  ganz  besonders  seltene  Form  der  hereditären  Ataxie. 

(BendU,) 


Syphilis  des  Nervensystems. 

Referent:  Prof.  Dr.  W.  Seiffer-Berlin. 

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51.  Rodrigues,  J.,  Syphilis  cerebral;  prognostico  e  tratamento.  Movimento  med.  Coimbra. 
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68.  Starr,  M.  Alten,  Syphilis  of  the  Nervous  System.  Medical  Record.  Vol.  68,  p.  363. 
(Sttxaagsbsrleht.) 


4:32  Syphilis  des  Nenrensystems; 

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klio.  Wochenschrift,    p.  737.    (Sltzuagsberleht.) 

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OD  the  Treatment  and  Frognosis  of  Syphilis  as  Attacking  the  Nervous  System. 
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61.  Thirion,  G.,  Syphilis  a  evolution  rapide,  malgre  un  traitement  regulier;  mort  par 
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62.  Toussaint,  M.,  Un  padecimiento  raro  del  sistema  nenriosa  de  origen  sifilitico  probable. 
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63.  Trevisanello,  C,  Sifilide  cerebrale  e  emorragia  cerebrale  in  soggetto  sifilitica 
alcoolista;  nota  differenziale.     Oron.  d.  clin.  med.  di  Genova.    XI.    323,  329. 

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69.  Zapp  er  t,  2Vs  jähriges  Kind  mit  auf  hereditär-luetischer  Basis  beruhender  Hemiplegie. 
Mitteilungen  der .  Gesellschaft  für  innere  Medizin  und  Kinderheilkunde  in  Wien. 
Xo.  8,  p.  123. 

Eine  der  wichtigsten  Arbeiten  über  den  Zusammenhang  zwischen 
Syphilis  mid  Erkrankungen  des  Nervensystems  verdanken  wir  wieder  der 
Erbschen  Schule.  Mit  einer  Einleitung  Erbs  versehen,  stellt  die  Arbeit 
Fischler's  (18)  umfangreiche  Untersuchungen  an  über  die  syphilogeneo 
Erkrankungen  des  Zentralnervensystems  und  über  die  Frage  der 
„Syphilis  k  virus  nerveux",  d.h.  über  die  Frage,  ob  es  nicht  eine  ganz 
besondere  Form  der  Syphilis  oder  ihrer  Produkte  ist,  welche  gerade  auf 
die  nervösen  Elemente  eine  spezifisch  schädliche  Wirkung  ausübt  und  so 
die  syphilogenen  Erkrankungen  (Tabes,  Paralyse  usw.)  hervorruft.  Jeden- 
falls erscheint  der  ursächliche  Zusammenhang  der  letzteren  Erkrankungen 
mit  der  Syphilis  auch  nach  diesen  Untersuchungen  gesichert,  welche  im 
übrigen  —  für  ein  kurzes  Referat  zu  umfangreich  —  im  Original  zu 
studieren  sind. 

K.  Mendel  (35)  teilt  drei  Fälle  mit,  welche  evident  für  den  Zusammen- 
hang der  Paralyse  und  Tabes  mit  der  Syphilis  sprechen.  Der  erste 
Fall  betraf  einen  10jährigen  Knaben  mit  zweifelloser  juveniler  Paralyse, 
dessen  früher  syphilitischer  Vater  jetzt  an  Tabes  leidet  und  seinerzeit  audi 
seine  Frau  syphilitisch  infiziert  hatte.  Auch  im  zweiten  Fall  handelte 
es  sich  um  eine  juvenile  Paralyse  (und  Tabes),  deren  Zusammenhang  mit 
hereditärer  Lues  sichergestellt  erscheint,  während  der  dritte  Fall  sich 
dadurch  auszeichnet,  daß  ein  Mann  im  Alter  von  67  Jahren  an  Tabes 
dorsalis  erkrankte,  also  in  ungewöhnlich  spätem  Alter,  was  der  anderen 
ungewöhnlichen  Tatsache  entspricht,  daß  er  sich  erst  im  52.  Lebensjahre 
syphilitisch  infiziert  hatte.  Dies  führt  zu  dem  Schlüsse  eines  ursächlichen 
Zusammenhangs  zvrischen  den  beiden  Spätakquisitionen. 

Hndovernig  und  Onszman  (31)  beschreiten  einen  andern  Weg 
zur  Lösung  der  Tabes-Syphilis  frage.  Ausgehend  von  den  anerkaDnt 
schwachen  Seiten  der  Tabes-Syphilis-Statistik,  von  der  häufigen  Unzuver- 
lässigkeit  nachträglicher  anamnestischer  Erhebungen,  von  der  scbraffeu 
Negation  der  Gegner  der  luetischen  Tabes-Ätiologie  und  ihrer  Forderimi^ 
einer  Tabes-Statistik  der  Syphilitischen,  d.  h.  also  einer  Umkehrung  der 
Fourni  er -Erbschen    statistischen    Methode,    untersuchten    die    Verfasser 


Syphilis  des  Nervensystems.  433 

50  Syphilitische,  deren  Infektion  mindestens  drei  Jahre  zurücklag,  auf 
begiDnende  Symptome  von  Tabes  und  Paralyse.  Das  Material  war  z.  T. 
absichtlich  so  klein  gewählt,  um  eine  möglichst  einheitliche,  genaue  und 
sichere  ÜDtersnchung  zu  garantieren.  Die  hauptsächlichen  Ergebnisse  waren 
folgende :  Bei  den  tertiär  Syphilitischen,  welche  sich  Yor  mindestens  3  Jahren 
infiziert  hatten,  fand  sich  ein  gesundes  Nervensystem  nur  in  44  ^/^^  der 
Fälle,  hingegen  Tabes  dorsalis,  progressive  Paralyse  und  Taboparalyse  in 
46  ^^,  mit  Hinzurechnung  der  verdächtigen  Fälle  54  %. 

Der  Zusammenhang  der  genannten  Erkrankungen  mit  der  Syphilis  ist 
also  auch  nach  diesem  Untersuchungsmodus  ein  zweifelloser.  Bedeutungs- 
voll ist  daneben  die  Rolle  der  hereditären  Belastung :  von  den  neuropathisch 
belasteten  Syphilitikern  erkrankten  64  %,  von  den  nicht  belasteten  nur 
41  %  an  eioer  der  in  Betracht  kommenden  Nervenkrankheiten. 

Der  kurze  Aufsatz  Gläser's  (23),  eines  leidenschaftlichen  G-egners 
der  Erbschen  Tabes-Syphilis-Theorie,  richtet  sich  gegen  die  bekannte,  früher 
(1904)  referierte  Arbeit  von  Brosius  in  fast  nur  persönlicher  Polemik,  die 
nicht  Gegenstand  der  Berichterstattung  sein  kann. 

V.  Bebm  (2)  beschreibt  einen  Fall  von  Syphilis  hereditaria  tarda 
beider  Ohrlabyrinthe  bei  einem  19jährigen  Mädchen.  Der  Beginn  war 
links  ein  plötzlicher  (Ertaubung  über  Nacht!),  rechts  ein  allmählicher. 
Andere  Zeichen  hereditärer  Lues,  außer  Perforation  des  Nasenseptums  und 
narbiger  Verwachsung  der  Uvula  mit  dem  Gaumensegel,  bestanden  nicht. 
Nach  Schmierkur  trat  so  gut  wie  völlige  Heilung  ein.  Sechs  Wochen  nach 
der  Entlassung  bekam  Patient  heftige  Schmerzen  im  linken  Ohr  durch 
narbige  Retraktion  des  Hammergriflfs  infolge  einer  (außer  der  Labyrinth- 
affektion bestehenden)  luetischen  Erkrankung  der  Paukenhöhle,  welche  durch 
die  frühere  Schmierkur  zur  Heilung  mit  Narbenbildung  gebracht  war. 
Beseitigung  der  Schmerzen  durch  Extraktion  des  Hammers  und  Lösung 
der  Narbenstränge.  Nach  einem  Jahr  Rezidiv  der  Ertanbung  auf  dem 
linken  Ohr,  wieder  ganz  plötzlich,  mit  Schmerzen  durch  Ulcus  am  Tuben- 
yniht.    Nach  Schmierkur  abermalige,  fast  völlige,  definitive  Heilung. 

Bemerkenswert  ist  die  sonst  selten  erzielbare  Heilung  nach  schon  sehr 
lange  bestehender  Schwerhörigkeit  und  bei  der  im  allgemeinen  schlechten 
Prognose  der  hereditären  Labyrinthsyphilis. 

Die  Betrachtungen  Ravogli's  (46)  über  hereditäre  Syphilis  sind 
allgemeiner  Natur,  ohne  speziell  auf  das  Nervensystem  Bezug  zu  nehmen 
oder  etwas  Neues  zu  bringen. 

Als  Beitrag  zn  der  Lues  hereditaria  infantum  publiziert  Rheiner  (49) 
einen  Fall  von  Parrotscher  Pseudoparalyse.     Ein  7  Wochen  altes  Kind 
bekam  seit   der  4.  Lebenswoche   eine  sich   langsam   entwickelnde,   schwere 
Pseudoparalyse  dreier  Gliedmaßen;  beide  Arme  und  das  linke  Bein  waren 
schließlich  vollkommen  unbeweglich,  bei  passiven  Bewegungen  schmerzhaft, 
ohne  charakteristische  Symptome  von  seiten  des  Nervensystems.     Es  wurde 
eine  Quecksilberkur   (Calomel)    eingeleitet,   worauf  schon   nach   vier  Tagen 
Besserung  und  nach  drei  Wochen  vollständige  und  dauernde  Heilung  eintrat. 
Verfasser  bespricht  die  Pathologie  dieser  Pseudoparalysen,  ihre  Diffe- 
rentialdiagnose  mit  wirklichen  neurogenen  Lähmungen  infolge  von  Erkrankung 
des  Nervensystems,    mit   Muskelerkrankungen    und   rachitischen   Störungen 
sowie  schließlich   die  Differentialdiagnose  mit  den   Epiphysen-Schwellungen, 
welche  bei  nicht  luetischen  Knochenerkrankungen  vorkommen,    nämlich  bei 
der  Rachitis  und  der  Tuberkulose.     Auch   die  Therapie   und  die  Prognose 
der  Pseudoparalyse  erfahren  eine  kurze  Besprechung, 

Jübresbericht  f.  Xearologie  11.  Fsyoliiatrie  1906.  28 


1 


434  Syphilis  des  Nervensystems. 

Zappert  (69)  berichtet  über  ein  2^/^jährige8  Kind,  welches  nach 
geringen  Prodromalerscheinungen  während  einer  Nacht,  am  nächsten  Morgen 
eine  Hemiparesis  sinistra  darbot  mit  Devation  conjugee  der  Augen.  Schon 
nach  wenigen  Tagen  besserten  sich  die  Lähmungserscheinungen.  Da  das 
Kind  ein  eigentümliches  speckiges  Greschwür  am  Naseneingange,  sowie  zwei 
kondylomverdächtige  Geschwüre  am  Anus  hatte,  so  lag  die  Annahme  einer 
Erbsyphilis  und  einer  Hemiplegie  infolge  von  Meningo-Encephalomalacie  in 
in  der  Gegend  der  rechten  Zentralwindung  nahe.  (Bendtjs.) 

de  Sanctis  und  Lucangeli  (55)  besprechen  an  der  Hand  von  drei 
Fällen  infantiler,  familialer,  multipler  Sklerose  die  Literatur  und  die  Patho- 
logie der  durch  hereditäre  Syphilis  des  Nervensystems  vorgetäuschten 
Formen  der  kindlichen  multiplen  Sklerose.  Sie  gelangen  u.  a.  zu  nach- 
stehenden Schlußfolgerungen:  Es  ist  notwendig,  sklerotiforme  Erkrankungen 
des  Nervensystems  und  die  echte  multiple  Sklerose   auseinander  zu  halten. 

—  Zweifellos  gibt  es  eine  sklerotische  Form  der  hereditären  Lues  cerebro- 
spinalis, welche  in  der  Kindheit  häufig  vorkommt.  Diese  Form  sollte  nie 
mit  echter  multipler  Sklerose  verwechselt  werden.  —  Unterscheidungs- 
merkmale zwischen  beiden  lassen  sich  stets  nachweisen,  wenn  man  genügend 
danach  forscht;  besonders  der  Verlauf  der  Erkrankung  und  der  ophthalmo- 
skopische  Befund    ist    von    größter   differentialdiagnostischer    Wichtigkeit. 

—  Fälle  von  infantiler  multipler  Sklerose  mit  familialem  Typus,  in  welchen 
nicht  eine  genaue  Augenuntersuchung  und  eine  hinreichend  lange  Beobachtung 
vorliegt,  haben  keinen  statistischen   Wert. 

Barrett  (1)  beschreibt  mit  großer  Genauigkeit  einen  Fall  von  disse- 
minierter Encephalitis  syphilitica,  welche  bereits  6  Monate  nach  der 
Infektion  zum  Ausbruch  gekommen  war.  Besonders  ausführlich  ist  der 
pathologisch-anatomische  Befund  wiedergegeben.  Es  handelte  sich  um  i. 
T.  schwere  spezifische  Veränderungen  der  Gefäße,  der  Meningen  und  ence- 
phalitische  Herde. 

Dongherty  (15)  berichtet  über  2  Fälle  von  syphilitischer  Spinal- 
Paralyse  mit  besonderer  Beziehung  auf  den  von  Erb  beschriebenen  Typus 
dieser  Erkrankung.  Im  Gegensatz  zu  den  reinen  Erbschen  Fällen,  welche 
dieser  Autor  als  System erkrankung  nach  weit  zurückliegender  syphilitischer 
Infektion  auffaßt,  faßt  der  Verfasser  Frühformen  der  spinalen  Syphilis  ins 
Auge,  und  seine  beiden  Fälle,  welche  er  keineswegs  für  vereinzelt  hält, 
scheinen  ihm  zu  beweisen,  daß  die  sog.  Erbsche  syphilistische  Spinal- 
Paralyse  nicht,  wie  Erb  annimmt,  notwendigerweise  auf  einer  System- 
erkrankung des  Rückenmarks  zu  beruhen  braucht.  In  seinem  ersten  Falle 
ergab  die  anatomische  Untersuchung  eine  Meningomyelitis  mit  großer  Längs- 
ausdehnung einer  Randsklerose  des  Rückenmarks,  welch  letztere  stellenweise 
die  ganze  Zirkumferenz  einnimmt,  im  ganzen  aber  die  Gowersschen-, 
Flechsigschen-  und  die  Pyramidenstränge  befällt.  Daneben  besteht  eine 
spezifische  Verdickung  der  Pia  mater.  Der  zweite  Fall  bot  anatomisch 
mehr  den  Charakter  einer  lokalisierten  Querläsion,  einer  subakuten  oder 
chronischen  Myelitis  transversa  mit  auf-  und  absteigender  Degeneration, 
sowie  starken  Gefäßveränderungen  in  der  Höhe  der  Querläsion. 

Guillain  und  Thaon  (28)  beobachteten  bei  verschiedenen  Kranken 
eine  „besondere  klinische  Form  der  Nervensyphilis",  welche  nach 
ihrer  Meinung  im  Rahmen  der  nervösen  Erkrankungen^isoliert  zu  beschreiben 
ist.  Die  Fälle  haben  auf  den  ersten  Blick  große  Ähnlichkeit  mit  Tabes, 
progressiver  Paralyse  oder  Lues  spinalis,  ohne  jedoch  bei  genauerer  Be- 
trachtung das  echte  Krankheitsbild  dieser  Formen  darzustellen.  Die 
Krankheitserscheinungen    sind    durch    Quecksilberbehandlung    beeinflußbar 


Syphilis  des  Nerven  Systems.  435 

resp.  heilbar^  auch  konnte  in  einem  Falle  anatomisch  die  spezifische,  von 
Tabes  verschiedene  Grundlage  konstatiert  werden.  Die  Verfasser  halten 
diese  Formen  für  häufig  und  betrachten  sie  als  einen  Übergang  zwischen 
Syphilis  des  Nervensystems  einerseits,  Tabes  und  Paralyse  andererseits. 
Darin  liege  ein  anatomisch-klinischer  Beweis  für  die  kausalen  Beziehungen 
der  Syphilis  zur  Tabes  und  progressiven  Paralyse. 

Pry  (21)  gibt  lediglich  die  Krankengeschichte  zweier  Fälle  von 
syphilitischer  Erkrankung  der  Cervikalgegend,  welche  an  Pachy- 
memDgitis  cervicalis  hypertrophica  erinnerten,  indessen  fast  ausschließlich 
sensible  Reizerscheinungen,  nicht  aber  das  charakteristische  Bild  der  echten 
cerritalen  hypertrophischen  Pachymeningitis  darboten. 

Dercum  (13)  teilt  3  Fälle  von  spastischer  Spinalparalyse  auf 
syphilitischer  Grundlage  mit  —  i.  Fall:  38 jähriger  Mann.  Plötzliche 
Parese  des  rechten  Beins,  dann  des  linken  Arms  und  in  geringerem  Grade 
des  linken  Beins.  Basche  Besserung  des  rechten  Beins  aber  bleibende 
&hwäche  des  linken  Arms  und  Beins.  Dann  Rezidiv  der  Parese  im  rechten 
Beiu  mit  Beteiligung  des  rechten  Arms.  Zunächst  keine  Rigidität,  erst 
spateres  Auftreten  derselben.  Atrophie  des  Thenar  und  der  Interossei 
beiderseits,  besonders  links.  Geringe  Abmagerung  des  linken  Beins. 
Sehnenreflexe  erhalten,  Fußklonus,  Babinski  vorhanden.  Blase  zuerst 
intakt,  später  Inkontinenz.  Keine  Sensibilitätsstörung.  Allmählicher  geistiger 
Böckgang.  Exitus.  —  2.  Fall:  38 jähriger  Matrose.  Parese  des  linken 
Arms,  ausgesprochene  Lähmung  des  rechten,  etwas  weniger  auch  des  linken 
Beins,  Armreflexe,  besonders  links,  gesteigert,  Kniereflexe  erhalten,  links 
schwacher  Fußklonus,  beiderseits  Babinskisches  Phänomen,  Rigidität, 
spater  Schlaffheit  der  Muskulatur,  Inkontinenz,  keine  Sensibilitätsstörung. 
Eiitus  durch  Pleuritis  und  Nephritis.  —  3.  Fall:  66 jähriger  Hutmacher, 
^hmerzen  in  den  Beinen  und  in  der  unteren  Dorsalgegend,  Schwäche  der 
Beine,  spastischer  Gang,  Kniereflexe  gesteigert,  beiderseits  Babinski,  obere 
Extremitäten  frei,  keine  Sensibilitäts3törung,  erschwerte  Urinentleerung, 
später  leichte  Atrophien  an  Armen  und  Beinen.     Tod  durch  Nephritis. 

In  allen  3  Fällen  fand  sich  anatomisch  eine  Meningomyelitis  syphilitica. 
Die  meningitischen  Erscheinungen  waren  nur  mäßig  im  1.  Fall,  sehr  aus- 
gesprochen dagegen  im  2.  und  3.  Fall.  In  allen  3  Fällen  waren  die 
f^ramidenstränge  stark  affiziert,  stärker  als  irgend  eins  der  andern  Systeme.' 
Besonders  war  dies  im  Fall  1  ausgesprochen,  während  im  Fall  3  der  Unter- 
schied der  Läsion-  der  Pyramide  und  der  peripheren  Markteile  weniger  auf- 
fiUig  war.  Es  hatte  den  Anschein,  als  ob  eine  selektive  Wirkung  auf  die 
Pyramidenstränge  stattgefunden  hätte.  Die  Läsion  war  stets  entzündlichen 
Charakters  und  offenbar  sekundärer  Art,  im  Gefolge  der  syphilitischen 
Gtfaß-  und  Meningealerkrankung.  Die  im  Fall  1  und  2  beobachteten 
Atrophien  beruhten  offenbar  auf  einer  Erkrankung  der  motorischen  Wurzeln. 
Der  3.  Fall  zeigte  klinisch  eine  Ähnlichkeit  mit  der  Erbschen 
STpilitischen  Spinalparalyse,  was  von  Fall  1  und  2  nicht  behauptet  werden 
kann.  Verf.  glaubt  an  die  Berechtigung  der  Erbschen  Aufstellung  einer 
bestimmten  Symptomengruppe,  gibt  aber  zu,  daß  ein  dieser  Gruppe  ent- 
sprechender und  konstanter  anatomischer  Befund  noch  nicht  nachgewiesen  ist. 
Rosenstein  (54)  lieferte  in  einer  verdienstlichen  Arbeit  einen  sehr 
brauchbaren  Beitrag  zur  Kenntnis  der  sypilitischen  Erkrankungen  des 
N.  acusticus.  Nachdem  er  u.  a.  betont  hat,  daß  die  Neurologen,  welche 
doch  die  meisten  Fälle  von  Gehirn-  und  Akustikus-Syphilis  zu  Gesicht  be- 
kommen, den  Hörstörungen  im  Gegensatz  zu  denjenigen  anderer  Gehirnnerven 
immer  noch  eine  viel  zu  stiefmütterliche  Behandlung  zu  Teil  werden  lassen, 

28* 


436  Syphilis  des  Nerveasystems. 

sammelt  er  aus  dem  bezüglichen  Material  der  neurologischen,  dermatologi- 
schen und  otologischen  Literatur  diejenigen  Fälle,  in  denen  eine  syphilitische 
Erkrankung  des  Hörnervenstammes  vorlag,  und  bespricht  dabei  die  Patho- 
genese, die  pathologische  Anatomie,  die  Symptomatologie  und  besonders  die 
klinischen  Eigentümlichkeiten  dieser  spezifischen  peripheren  Nervenerkrankung. 
Wegen  der  besonderen  Wichtigkeit  seien  einige  seiner  Resultate  hier  wieder- 
gegeben : 

Die  syphilitischen  Erkrankungen  der  Hörnerven  sind  viel  häufiger  ab 
bisher  angenommen  wurde.  Ein  sehr  großer  Teil  der  Fälle  von  Akustikus- 
Syphilis  ist  bislang  unerkannt  geblieben.  Dies  hat  einerseits  seinen  Grund 
in  der  geringen  Beachtung,  die  dem  Hörnerven  immer  noch  geschenkt  wird. 
Bei  der  bisher  geübten  Methode,  das  Ohr  nur  im  Falle  grober  Hörstörungen 
zu  untersuchen,  mußte  ein  großer  Teil  der  Fälle  von  syphilitischen  Er- 
krankungen des  Akustikus  der  Beobachtung  um  so  sicherer  entgehen,  als 
die  luetische  Neuritis  acuslica  nicht  nur  nicht  zu  bedeutenderen  Beschwerden 
zu  führen  braucht,  sondern  sogar  ohne  jedes  subjektive  Symptom  bestellen 
kann.  Eine  zweite  kleinere  Gruppe  von  Fällen  von  Hörnervensyphilis  ver- 
birgt sich  in  der  otologischen  Literatur,  die  mangels  Untersuchung  der 
übrigen  Hirnnerven  als  Labyrinthaffektionen  gedeutet  werden.  Beiden 
Gruppen  gegenüber  steht  eine  geringere  Anzahl  von  luetischen  Taubheiten, 
die  mit  Unrecht  auf  Hörnervenstammerkrankungeu  zurückgeführt  wurden, 
während  nachträgliche  Untersuchungen  oder  zufällige  Befunde  Mittelohr- 
leiden aufdeckten. 

Der  Hörnerv  ist  an  Häufigkeit  der  Erkrankungen  durch  Syphilis  nicht 
dem  Olfaktorius  an  die  Seite  zu  stellen,  sondern  rangiert  weit  vor  diesem. 
Ein  genaues  Bild  von  dieser  Frequenz  ist  heut  noch  nicht  zu  gewinnen, 
sondern  erst  dann,  wenn  die  Untersuchung  des  Hörnerven  i.  e.  otologische 
Untersuchung  in  jedem  Falle  von  Hirnsyphilis  genau  so  systematisch  durch- 
geführt werden  wird  wie  die  der  übrigen  Hirnnerven. 

Der  Hörnerv  erkrankt  an  Syphilis  meist  nicht  d*irch  Fortleitung 
gummöser  Prozesse  des  Felsenbeins  noch  durch  Kompression  infolge  perio- 
stistischer  Verengerung  des  inneren  Gehörganges.  Diese  Entstehungsarten 
kommen  vor.  Jedoch  kommen  die  weitaus  meisten  Fälle  von  Akustikus- 
Syphilis  auf  dem  Wege  der  basalen  gummösen  Meningitis  zu  stände,  geuai 
wie  die  syphilitischen  Erkrankungen  der  anderen  Gehirnnerven.  Während 
diese  Erkrankungsform  in  dem  größeren  Teil  der  Fälle  doch  erst  Jahn 
nach  der  Infektion  auftritt,  führt  in  selteneren  Fällen .  die  Syphilis  schoi 
in  ganz  früher  Periode  zur  Hörnervenlähmung  und  zwar  auf  dem  Weg« 
einer  selbständigen  Perineuritis  resp.  Neuritis  gummosa.  Hierbei  wirc 
meist  der  Facialis  früher  oder  später  beteiligt;  doch  ist  es  denkbar,  dal 
diese  Affektion  sich  auch  gelegentlich  auf  den  Akustikus  beschränkt.  All 
anderen  Modi  des  Zustandekommens  luetischer  Hörnervenlähmungen  komme! 
erst  in  dritter  Linie. 

Kerne  und  Wurzeln  des  Hörnerven  werden  von  der  basalen  gummöse 
Meningitis  oft  gleichzeitig  mit  dem  Stamm  ergriffen,  was  sowohl  a  prioi 
anzunehmen  war,  als  aus  den  Krankengeschichten  hervorgeht.  Deshalb  wir 
eine  klinische  Differenzierung  zwischen  syphilitischen  Erkrankungen  de 
Hörnervenstammes  einerseits  und  seiner  Kerne  und  Wurzeln  andererseiti 
kaum  je  möglich  sein. 

Syphilitische  Hörnervenlähmungen  können  bei  sonst  bestehende 
gummöser  Meningitis  außer  auf  neuritisclien  Veränderungen  auch  auf  eil 
fachen  Degenerationsvorgängen  im  Kern-  und  Wurzelgebiet  beruhen,  wi 
sie  sonst  bei  der  Tabes  beobachtet  werden. 


Meningitis  cerebro-spinalis  epidemica.  437 

Die  Widerstandstähigkeit  des  Hörnerven  gegen  die  syphilitischen  Pro- 
dukte scheint  ceteris  paribus  geringer  zu  sein,  wie  die  des  Zwillingsnerven, 
des  facialis. 

Die  Erkrankung  des  Hörnerven  an  Syphilis  ist  immer  ernst  zu  nehmen, 
wie  bereits  Hutchinson  für  die  Aflfektionen  des  inneren  Ohres  überhaupt 
herTorhob.  Degenerationsprozesse  nach  der  Schnecke  scheinen  sich  hier 
schnell,  eventuell  rapide  anschließen  zu  können.  So  bleibt  der  Hörnerv, 
während  die  anderen  mitbetroffenen  Nerven  z.  B.  der  Facialis  durch  ent- 
sprechende Kur  ihre  Funktion  wieder  aufnehmen,  eventuell  dauernd  ge- 
schädigt Jedenfalls  also  erfordert  die  geringste  Hörstörung  bei  zerebraler 
Syphilis  sorgfaltige  Untersuchung  und  eventuell  sofortige  energische  Therapie, 
will  man  nicht  dauernden  Verlust  des  Gehörs  riskieren. 

Einer  rechtzeitigen  Thörapie  gegenüber  scheint  die  Akustikussyphilis 
aber  eine  im  ganzen  günstige  Prognose  zu  geben.  Hörstörungen  und  sub- 
jektive Geräusche  schwinden  unter  der  Kur;  besonders  gut  beeinflußbar 
scheint  die  Kopfknochenleitung  zu  sein. 

Merzbacher  (36)  fand,  daß  die  luetische  Infektion  in  fast  allen 
TOü  ihm  untersuchten  Fällen  zu  einer  Vermehrung  der  zelligen  Elemente 
io  der  Cerebrospinalfiüssigkeit  geführt  hatte,  bereits  auch  dann,  wenn  am 
Zentralnervensystem  und  seinen  Hüllen  keine  klinisch  wahrnehmbaren 
krankhaften  Veränderungen  aufzufinden  waren.  (Bendix,) 


Meningitis  cereliro^spinalis  epidemica. 

Referent:  Privatdozent  Dr.  Ja  min -Erlangen. 

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93.  L'homme  qui  lit,  Eine  Epidemie  von  Gerebrospinalmeningitis.  Woenno-Medicinskij 
Shurnal.     No.  5. 

94.  Lingelsheim,  v.,  Berichte  über  die  in  der  Hygienischen  Station  zu  Beathen  O.-S. 
vorgenommenen  bakteriologischen  Untersuchungen  bei  epidemischer  Genickstarre. 
Deutsche  Medizin.  Wochenschrift.     No.  16,  p.  1017. 

95.  Derselbe,  Berichte  über  die  in  der  Hygienischen  Station  zu  Beutheu  O.-S.  vor- 
genommenen bakteriologischen  Untersuchungen  bei  epidemischer  Genickstarre,  ibidem. 
No.  31,  p.  1217. 

96.  Loeper,  M.  et  Gouraud,  F.  X.,  Polyurie  et  eliminations  urinaires  dans  la  meningite 
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97.  Mäckel,  Th.,  Beitrag  zur  Epidemiologie  und  Bakteriologie  der  Meningitis  cerebro- 
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98.  Mäher,  Stephen  J.,  The  Cause  of  Cerebrospinal  Meningitis.  Medical  Record. 
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Ohrenheilk.     Bd.  XLIX,  ]).  357.     (Sitzungsbericht.) 

111.  Pickardt,  Max,  Die  epidemische  Genickstarre.    Die  ärztliche  Praxis.    No.  12,  p.  188. 

112.  Pinneo,  F.  W.,  Study  of  the  Present  Epidemie  of  Cerebrospinal  Meningitis.     Journal 
of  3Iedical  Soc.  of  New  Jersey.     Dec. 

113.  Porter,    William   Henry.   Epidemie   C-erebrospinal   Meningitis.     The   Post-Graduate. 
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Meningitis  cerebro-spioalis  epidemica.  44X 

116.  Derselbe,  Weitere  Bemerkuugen  über  die  epidemische  Genickstarre,    ibidem.    Ko.  26, 
p.  1020. 

117.  Report  on  an  Outbreak  of  Epidemie  Cerebro- spinal  Meningitis  in  Zungera  During 
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119.  Komme,  R.,   L'epidemie  actuelle  de  meningite   cerebro-spinale  en  Allem agne.     La 
Presse  medicale.     No.  40,  p.  315. 

120.  Derselbe,  Le  phar\'nx  comme  porte  d^entree  de  la  meningite  cerebro-spinale  ^pideniique. 
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122.  Sachs,   W.,    Zur    Geschichte    der   epidemischen    Genickstarre.      Strassbnrger  Mediz. 
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12B.  Ssno  et  Helporn,  La  meningite  cerebro-spinale  epidemiqae.    Joamal  de  Neurologie, 
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Iä6.  Schrakamp,  Fälle  von  Meningitis  cerebrospinalis  epidemica.    Verelnsbell.  d.  Deutsch. 
Mediz.  Wochenschr.     p.  1413. 

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praktischen  Arzt.     Wiener  Medizinische  Blatter.     No.  30,  p.  351. 

130.  Sorgente,   F.,  Weitere  Untersuchungen   über  den  Meningococcus.     Centralblatt  für 
Bacteriologie.     Bd.  29,  p.  1. 

131.  Speer,  Grant  Gould,  Cerebrospinal  Meningitis  —  Epidemie  and  Sporadic.     3Iedical 
Record.    Vol.  67,  No.  15,  p.  561. 

132.  Spill,  Bruno,    lieber  die  Meningitis  cerebrospinalis  nach  60  im  Knappschaftslazarett 
zn  Zabrze  während  der  Epidemie  1904/05  beobachteten  Fällen.    Inaug.  Diss.    Breslau. 

133.  Stockton,  Charles  G.,  Treatment  of  Cerebro-Spinal  Fever.    Albany  Medical  Annais. 
Vol.  XXVL,  No.  3,  p.  167. 

l^  Stüssels,  Der  Jäger- Weichselbaumsche  Meningococcus.     Vereinsbeil.  d.  Deutschen 

Mediz.  Wochenschr.     p.  1413. 
136.  Streit,  Hans,   Zwei   Fälle  von    „Genickstarre**   durch  Bac.  necrophorus   verursacht. 

ßerl.  tierärztl-  Wochenschr.     No.  22,  p.  385. 

136.  Strube,  Zwei  eigenartige  Fälle  von  Genickstarre.    Prakt.  Arzt.     XLV,  p.  145. 

137.  Torday,   Arjmd,   Die  epidemische   Genickstarre.     Budapesti  Orvosi  Ujsag.     No.  42. 

138.  Tourgoutes,   M(a  ircpdrrujffiq  ^irK^cp<i^ovuiTia(a<;  |üiTiviTiriTibo<;  iv  KujvaTavTivouTröXei. 
'kiTpii^  irpoobo^.    'Ev  lupuj.     X.    235—237. 

139.  Tsutsumi,   N.,   The   prevalence  of  Cerebro-spinal  Meningitis.     Iji  Shinbun.     Tokio. 
253— 3ä6. 

140.  Chthoff,   üeber  die  Augensymptome   bei  epidemischer  Genickstarre.     Wochensi'hr. 
f.  Therap.  u.  Hyg.  d.  Auges.     VIIL     394. 

Ul.  Vaccaro,  P.,  SuU  epidemia  di  meningite  cerebro-spinale  in  Lungro  nal  1905,    Med. 

ital.    IlL    418—421. 
1^2.  Vansteenberghe  und  Greysez.    Le  meningocoque  et  la  meningite  cercbro-spinalo 

experiment4ile.     Echo  med.  du  Nord.     IX.     253—256. 
143.  Wassermann,    A.,     Über     epidemische    Meningitis     cerebrospinalis    (Genickstarre). 

Zeiiachr.  f.  ärztl.  FoHbildung.     Jena.     II.     225—227. 
1-^1.  Weichselbaum,  A.,  Immunität  bei  den  durch  den  Micrococcus  meningitidis  corebro- 

spioalis  (Diplococcus  intracellularis  meningitidis)  verursachten  Erkrankungen.    Haiidh. 
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145.  Derselbe.  Zur  Frage   der  Ätiologie  und  Pathogenese  der  epidemischen  Genickstarre. 
Wiener  klin.  Wochenschrift.     No.  38,  p.  992. 

146.  Derselbe  und  Ghon,   A.,   Der  Micrococcus  meningitidis  cerebrospinalis   als   Erreger 
von  Endocarditis  sowie  sein  Vorkommen   in  der  Nasenhöhle  Gesunder  und  Kranker. 

^  ibidem.    No.  24,  p...625. 

147.  Westenhoeffer,  Über  die  Rachenerkrankung  bei  der  Genickstarre.    Fortschritte  der 
Medizin.    No.  29,  p.  841. 

148.  Derselbe,  Pathologische   Anatomie   und  Infektionswejre   bei   der  Genickstarre.     Berl. 
klin.  Wochenschr.    No.  24,  p.  737. 


442  Mening^itis  cerebro-spinalis  epidemica. 

149.  Weyl,  B.,  Zusatzbein erkung  von  O.  Heubner,   Beitrag  zur  Kenntnis  des  Meningo- 
coccus  intracellularis.     Jahrbuch  für  Kinderheilk.     Bd.  61,  p.  385  u.  399. 

150.  Wilson,  J.  C,  Cerebrospinal  Fever.    Epidemie  Cerebrospinal  Meningitis.   The  Journal 
of  the  Amer.  Medical  Assoc.     Vol.  XLIV.     No.  17,  p.  1334. 

151.  AVittiugton,  C.  F.,  Report  of  Recent  Cases  of  Cerebrospinal  Äleningitis.   Med.  and 
Surg.  Reporter.     8 — 18. 

152.  Wright,  H.,   Cerebrospinal   Meningitis   at   Zungern    and  Yola  in  Northern  Nigeria. 
Joum.  of  Tropical  Med.     July  15. 

153.  Zaquelmann,  Contribution  ä  l'epidemiologie  et  k  la  bacteriologie  de  la  meoingite 
cerebro-spinale  epidemique.     Thfese  de  Paris. 

Sachs  (122)  macht  auf  eine  Publikation  von  Tourdes  über  die 
schwere  Genickstarre-Epidemie  in  Straßburg  im  Jahre  1840/41  aufmerksam, 
deren  „Schilderung  der  klinischen  Erscheinungen,  der  Krankengeschichten, 
der  ganzen  Symptomatologie  und  pathologischen  Anatomie,  BetrachtuDgen 
über  den  Sitz  der  Erkrankung,  über  den  Parallelismus  z^dschen  anatomischem 
Befund  und  klinischem  Bild  von  einer  auch  für  unsere  erweiterte  Erfahrung 
erschöpfenden  Vollständigkeit  und  von  einer  so  imponierenden  Gründlichkeit 
sind,  daß  sie  durch  die  modernen  Darstellungen  der  jetzt  so  aktuellen  Er- 
krankung nicht  übertroffen  w^ird." 

V.  Leyden's  (92)  Vortrag  über  seine  gelegentlich  früherer  Epidemien 
und  an  sporadischen  Fällen  gemachten  Erfahrungen  am  Krankenbett  und 
bei  der  Autopsie  Meningitiskranker  hebt  die  Notwendigkeit  einer  sorgfältigen 
Ernährungstherapie  bei  den  infolge  des  Erbrechens  von  der  Gefahr  der 
Inanition  bedrohten  Kranken  hervor.  Ferner  weist  v.  L.  auf  seine  im  Jahr 
1883  schon  gemachte  Beobachtung  eines  pneumokokkeuähnlichen  Diplo- 
kokkus  im  Exsudat   der  Pia  bei   epidemischer  Gerebrospinalmeningitis  hin. 

Die  Berichte  V.  Lingelsheim's  (94,  95)  über  die  in  der  hygienischen 
Station  zu  ßeuthen  in  Oberschlesien  vorgenommenen  bakteriologischen  Unter- 
suchungen bei  epidemischer  Genickstarre  umfassen  die  Zeit  vom  3.  Dezember 
1904  bis  zum  15.  Juni  1906.  Es  würde  zu  weit  fuhren,  hier  die  Ergeb- 
nisse der  Forschungen  im  einzelnen  anzuführen  und  muß  darum  auf  die 
Originalarbeiten  verwiesen  werden.  Diese  enthalten  genaue  Angaben  über 
den  bakteriologischen  Befand  in  den  Punktionsflüssigkeiten  von  Kranken, 
vom  eingesandten  Leichenmaterial,  den  Ausfall  der  Blutprüfungen  auf  agglu- 
tinierende Substanzen,  die  Ergebnisse  der  Untersuchungen  von  Nasen-  und 
Rachensekreten  und  von  Tierversuchen.  Es  ist  u.  a.  gelungen,  wenigstens 
bei  einer  Affenart  durch  intraspinale  Injektion  Krankheitszustände  zu  er- 
zeugen, die  der  menschlichen  Genickstarre  im  wesentlichen  entsprachen.  Bei 
der  Obduktion  eines  derart  infizierten  Tieres  wurde  deutliche  Trübung  der 
Pia  gefunden  und  stellenweise  etwas  Eiter,  der  ebenso  wie  das  Blut,  zahl- 
reiche Meningokokken  enthielt.  Mit  dem  Fortschreiten  der  Untersuchungen 
trat  die  ätiologische  Bedeutung  des  Meningokokkus,  der  sich  im  Beginn  der 
Erkrankung  in  erheblicher  Menge  in  und  auf  der  entzündeten  Nasenrachen- 
schleimhaut  vorfindet,  nachher  in  der  überwiegenden  Mehrzahl  der  Fälle 
auch  in  den  entzündeten  Gehirnhäuten  nachgewiesen  werden  kann,  immer 
deutlicher  hervor.  Die  negativen  Befunde  erklären  sich  daher,  daß  Aus- 
striche von  Gehirnhäuten,  die  unmittelbar  nach  dem  Tode  positive  Resultate 
ergeben  hatten,  schon  nach  24  Stunden  bisweilen  keine  Kulturen  mehr  auf- 
gehen lassen.  Es  kann  also,  wenn  nur  einen  Tag  mit  der  Obduktion  gewartet 
wird,  das  Ergebnis  der  bakteriologischen  Untersuchung  schon  ein  fehlerhaftes 
werden. 

Jacobltz  (76)  beschreibt  einen  Fall  von  Genickstarre  bei  einem 
Soldaten,  dessen  Sektion  den  seltenen  Befund  einer  Kombination  von 
Miliartuberkulose    mit  tuberkulöser  Basilarmeningitis   und   echter  Meningo- 


Meningitis  cerebro-spinalis  epidemica.  443 

kokkenmeDingitis  zeigte.    Weichselbaum  sehe  Diplokokken  waren  im  Nasen - 
ofld  Bacheoschleim  mikroskopisch,  in  dem  intra  vitam  entnommenen  eiterigen 
Exsadat  der  Meningen,  in  den  Auflagerangen  auf  der  Konvexität  des  Gehirns 
nnd  zwischen  den  Rückenmarkshäuten  in  Reinkultur  durch  Züchtung  nach- 
zQweisen  und  auch  durch  die  Agglutinationsprobe  zu  identifizieren.     Aus  dem 
Blute  konnte  gleichfalls  nach  Anreicherung  mit  Traubenzuckerbouillon  24  h 
im  Brutofen  bei  37**  durch  Ausstriche  auf  Löfflerschem  Blutserum  eine  Rein- 
kultur Yon  Meningokokken  gewonnen  werden.    In  ähnlicher  Weise  gelang  es, 
TOD  einem  zweiten  Falle  epidemischer  Meningitis,  der  geheilt  wurde,  aus  dem 
Blute  echte  Meningokokken  zu  züchten.     Das  Blut   dieses  Kranken   agglu- 
tinierte  die  eigenen  Kokken  in  einer  Verdünnung  von  1 :  500.  einen  Labora- 
toriumsstamm   von   Meningokokken   in   einer  Verdünnung  von    1 :  100.      Im 
^laseoschleim  wurden  auch  hier  nur  mikroskopisch   typisch   geformte  intra- 
celloläre    Diplokokken    gefunden.      Gleiche    Blutuntersuchungen    bei    einer 
größeren  Zahl  von  gesunden  Personen  hatten  negatives  Ergebnis.    Dagegen 
zeigte  sich,  daß   das  Blut   leicht  oder   kaum   Erkrankter  Meningokokken  in 
einzelnen  Fällen   in   ziemlich   hohen  Verdünnungen    agglutiniert.     Von   190 
Leuten,    die    mit    den    Meningitiskranken    in    Berührung   gekommen  waren, 
zeigten  62  im  Nasen-  oder  Rachenschleim  mikroskopisch  iutracelluläre  Diplo- 
kokken.   Die  Reinzüchtung  von  Meningokokken  gelang  nur  in   einem  Fall. 
Von  30  zur  Kontrolle  in  gleicher  Weise  aus  einer  anderen  Garnison  Unter- 
suchten boten    12   im  Rachen-  und  einer  im  Nasenschleim  einen  positiven 
Befund.    Danach  hat  die  mikroskopische  Untersuchung  des  Rachenschleims 
an  und  für  sich  wenig  Wert.     Der  mikroskopische  Nachweis  von  intracellu- 
lirea  kaffeebohnenförmigen,   gramnegativen    Doppelkokken    im  Nasen-   und 
Eachenschleim  allein  spricht  nicht  für  das  Vorhandensein  von  Meningokokken. 
Nur  Kultur  und  Agglutination,  letztere  auch  nur  in  höheren  Verdünnungen 
geben  allein  einen  sicheren  Anhalt  über  die  Art  der  vorgefundenen  Mikro- 
organismen. 

Jaeger  (77)  teilt  unter  Beigabe  anschaulicher  graphischer  Darstellungen 
ein  reiches  statistisches  Material  über  die  Ausbreitung  und  das  epidemische 
Auftreten  der  Cerebrospinalmeningitis  mit,  deren  Epidemien  in  den  Früh- 
jahrsmonat^n  in  Deutschland  und  in  Amerika  in  gleicher  Weise  und  über 
viele  Jahre  hin  ihren  Höhepunkt  erreichen.  Die  östlichen  Großstädte  Amerikas 
sind  als  ein  endemischer  Krankheitsherd  zu  betrachten,  in  dem  der  Infektions- 
stoff sich  in  voller  Virulenz  erhält,  und  von  wo  aus  er  mit  dem  raschen  Ver- 
kehr zu  uns  gebracht  wird.  Indes  hat  sich  auch  in  Deutschland  schon  in 
verschiedenen  Gebieten,  in  Elsaß-Lothringen,  in  den  Industriezentren  am 
Rhein  und  in  Oberschlesien  und  anderwärts  seit  der  Mitte  des  vorigen  Jahr- 
hunderts die  Seuche  eingenistet.  Die  Fähigkeit,  Meningitisepidemien  zu  ver- 
nnachen,  kommt  nur  dem  spezifischen  Erreger  der  epidemisclien  Genick- 
starre, dem  Diplococcus  intracellularis  meningitidis  i.  e.  Meningococcus  zu, 
iii  sehr  viel  geringerem  Grade  dem  Pneumokokkus.  Da  die  klinischen 
Symptome  häufig  nicht  ausreichen,  die  Meningitisformen  verschiedenen  ätio- 
logischen Ursprungs  von  einander  zu  unterscheiden,  so  gibt  die  bakterio- 
logische Untersuchung  des  Leichenmaterials  oder  des  durch  Punktion, ge- 
wonnene^ Liquor  cerebrospinalis  den  einzig  zuverlässigen  Aufschluß.  Über 
die  Technik  der  bakteriologischen  Untersuchung  und  die  Differenzialdiagnose 
der  Meningokokken  von  anderen  Erregern  werden  wertvolle  Anweisungen 
gegeben.  Zweifel  an  der  Echtheit  der  Meningokokken  lassen  sich  durch  die 
Agglutination  mit  dem  Serum  von  Kaninchen,  welche  durch  intravenöse 
Injektionen  von  echten  Meningokokkenkulturen  vorbehandelt  sind,  oder  mit 
dem  Blutserum   von   an   epidemischer   Genickstarre   Erkrankten   beseitigen. 


444  Meningitis  cercbro-spinalis  epidemica. 

Agglutination  in  Verdünnung  von  mindestens  1  :  100  ist  ausschlaggebend, 
wenn  die  Kontrolle  mit  physiologischer  Kochsalzlösung  sich  negativ  verhält. 
Für  die  Prophylaxe  kommt  der  Untersuchung  des  Nasenschleims  auf  Meningo- 
kokken große  Bedeutung  zu:  J.  konnte  in  allen  Fällen  von  Genickstarreim 
Nasenschleim  charakteristische  Meningokokken  mikroskopisch  nachweisen, 
häufig  sie  auch  durch  Kulturverfahren  und  Agglutination  als  solche  identi- 
fizieren. Solche  Befunde  waren,  wie  Kontrolluntersuchungen  lehrten,  nienaals 
bei  solchen  Leuten  zu  erheben,  die  nicht  mit  Genickstarre-Kranken  ver- 
kehrten, dagegen  fanden  sich  bei  Leuten  aus  der  Umgebung  der  Kranken 
solche  intracelluläre  Diplokokken  bei  30 — 50^/^,  der  Untersuchten.  Der 
damit  erbrachte  Beweis,  daß  es  auch  bei  dieser  Krankheit  gesunde  Infektions- 
träger gibt,  vermag  die  überraschenden  Sprünge  zu  erklären,  welche  die 
Epidemien  machen,  und  ebenso  die  sporadischen  Fälle. 

Die  Widerstandsfähigkeit  der  Meningokokken  ist  gegen  Eintrocknen, 
Hitze  und  chemische  Desinfektionsmittel  nur  eine  geringe,  wenn  sie  frisch 
dui-ch  Niesen  oder  Husten  entleert  werden.  Dagegen  können  sie  sich  iu 
dickeren  Schleimschichten  getrocknet  Monate  lang  lebensfähig  erhalten. 

V,  Drigalski  (41)  konnte  bei  einem  klinisch  und  bakteriologisch 
sicher  diagnostizierten  Falle  von  Meningokokken-Meningitis  aus  dem  Inhalt 
der  Herpesbläschen  in  Reinkultur  die  Weich  sei  bäum  sehen  Diplokokken 
züchten,  und  zwar  gingen  die  Kokken  aus  Herpesbläschen  auf,  die  durch 
Abreibungen  der  Haut  mit  Seifen  Spiritus  hervorgerufen  werden  konnten. 
Der  Auswurf  dieses  Kranken  enthielt  Pneumokokken,  im  mikroskopischen 
Bilde  auch  stark  an  Meningokokken  erinnernde  Formen,  die  sich  aber  nicht 
weiterzüchten  ließen.  Das  nur  in  geringer  Menge  entnommene  Blut  enthielt 
keine  nachweisbaren  Keime.  Ein  zweiter  Patient  starb  nach  38 stündiger 
Krankheitsdauer  unter  zerebralen  Erscheinungen.  Die  Obduktion  ergab  nur 
im  hinteren  unteren  Drittel  des  rechten  oberen  Lungenlappens  einen  kleinen 
pneumonischen  Herd,  keine  Anzeichen  von  Meningitis,  keine  Vermehrung 
des  Liquor  cerebrospinalis.  In  dem  Lungenherd  fanden  sich  kulturell  und 
durch  Tierversuch  identifiziert  Fraenke Ische  Pneumokokken,  daneben 
Streptokokken.  Ferner  wurden  aber  sowohl  aus  dem  Lungenherd,  wie  aus 
dem  Halsmark  und  von  dem  glatten  spiegelnden  Ependym  der  Seitenventrikel 
Weichselbaumsche  Meningokokken  gezüchtet,  die  auch  durch  die  Agglu- 
tinationsproben als  solche  bestätigt  wurden. 

Lenhartz  (90)  hat  im  Lauf  der  letzten  10  Jahre  im  ganzen  46  Fälle 
von  epidemischer  Genickstarre  sammeln  können,  von  denen  40  mit  Sicherheit 
als  Infektionen  durch  den  Weichselbaumschen  Diplokokkus  mit  einer  Aus- 
nahme schon  intra  vitam  erkannt  werden  konnten.  In  drei  Fällen  sicherer 
Meningokokkeninfektion  kamen  eitrige  Gelenkmetastasen  zur  Beobachtung, 
in  einem  Falle  auch  gleichzeitig  eitrige  Perikarditis. 

Aus  den  tabellarischen  Übersichten  geht  hervor,  daß  die  Fälle  von 
Meningokokken-Meningitis  bei  einer  Mortalität  von  zirka  49  %  ^i^e  ver- 
hältnismäßig lange  Krankheitsdauer  hatten,  während  die  durch  den 
Fränkelschen  Diplokokkus  verursachten  eitrigen  Meningitisfälle  stets  in 
wenigen  Tagen  tödlich  endeten.  Zum  bakteriologischen  Nachweis  der 
Meningokokken  empfiehlt  L.,  Kulturen  auf  Schottmüllerschen  Menschen- 
blutagarplatten  anzulegen. 

Bei  genauer  Blutzählung  zeigt  sich,  daß  wohl  in  jedem  Fall  von 
Genickstarre,  sowohl  bei  Geheilten  wie  bei  Gestorbenen  eine  beträchtüche 
akute  Leukocytose  auftritt.  Es  wurden  Leukocytenzahlen  bis  zu  40000  fest- 
gestellt. Für  die  Behandlung  befürwortet  L.  angelegentlich  die  häufige  und 
regelmäßige   Entlastung   der  Hirn-   und  Kückenmarkshöhle   durch  Lumbal- 


Meningitis  cerebro-spinalis  epidemica.  445 

punktioneu.  Wird  die  Entleerung  durch  diese  trotz  drohenden  Hydio- 
cephalus  infolge  Verschluß  der  Kommunikationen  mangelhaft,  so  kommt  die 
Yentrikelpunktion  in  Betracht.  Mit  einer  Lumbalpunktion  sollen  nicht  mehr 
als  25 — 40  ccm  Liquor  entleert  und  der  Druck  soll  nicht  unter  100  mm 
Wasser  erniedrigt  werden.  Gegen  die  als  Nachkraukheit  auftretende  Taub- 
heit ist  keine  Hilfe  möglich.  In  einem  Falle  von  Erblindung  mit  Augen- 
maskelstörungen  und  Verblödung  konnte  durch  ableitende  Behandlung 
(Eiterung  im  Nacken  und  Inunktionskur)  eine  Wiederherstellung  der  In- 
telligenz und  aller  Sinnesfunktionen  erzielt  werden. 

Eine  erschöpfende  Darstellung  der  Lehre  von  der  epidemischen 
Cerebrospinalmeningitis  gibt  SchottmÜUer  (125).  Leider  ist  es  nicht 
möglich,  die  kritische  und  umfaßende  Darstellung  der  gesamten  einschlägigen 
Literatur  in  kurzem  zu  referieren,  der  ausgedehnte  eigene  bakteriologische 
ÜDtersachungen  und  die  klinische  Vei-wertung  eines  Materials  von  insgesamt 
49  Fällen  aus  dem  Eppendorfer  Krankenhause  zur  Seite  stehen.  Die 
ätiologischen  Streitfragen  werden  eingehend  besprochen.  Weitaus  die  meisten 
großen  Meningitis-Epidemieen  werden  durch  den  Weichselbaumschen  Me- 
ningokokkus hervorgerufen.  Verfasser  macht  daher  den  Vorschlag,  statt  des 
unzutreffenden  Namens  der  „epidemischen  Genickstarre-*  die  Bezeichnung 
der  „Weichselbaumschen  Meningitis*'  einzuführen.  In  therapeutischer 
Hinsicht  empfiehlt  er  einen  Versuch  mit  dem  Serum  von  Meningitis-Rekon- 
valeszenten, da  Tiere  sich  bisher  zu  wenig  empfänglich  für  eine  Infektion 
mit  Meningokokken  erwiesen  haben. 

Mantenfel  (101)  hat  am  hygienischen  Institut  zu  Halle  in  vier  von 
17  Fällen  in  dem  durch  Lumbalpunktion  gewonnenen  Liquor  von  Kindern 
aus  Kattowitz  die  von  Weichselbaum  beschriebenen  gramnegativen  intra- 
cellulären  Diplokokken  mikroskopisch  und  kulturell  nachweisen  können,  die 
er  als  die  Erreger  der  oberschlesichen  Epidemie  anspricht.  Kontrollunter- 
siichnngen  mit  den  von  Jäger  und  Weichselbaum  ihm  zur  Verfügung  ge- 
stellten Meningitiskokken  sowie  Agglutinationsversuche  haben  ihm  gezeigt, 
daß  der  T}*pus  Jäger  und  der  Typus  Weichselbaum  neben  wenigen  Ver- 
gleichspunkten im  mikroskopischen  und  kulturellen  Verhalten  so  viele  Unter- 
scheidungsmerkmale bieten,  daß  sie  als  zwei  verschiedene  Arten  von  Diplo- 
kokken zu  betrachten  sind.  Die  noch  vielfach  vertretene  Annahme,  daß  die 
Verschiedenheit  des  Weichselbaumschen  und  Jägerschen  Diplokokkus  im 
wesentlichen  auf  der  Gram  sehen  Färbung  beruht,  entspricht  nicht  den  Tat- 
sachen. Außerdem  glaubt  der  Verfasser,  daß  andere  Forscher,  die  sich  zur 
Meningokokkenfrage  geäußert  haben,  nicht  nur  diese  beiden,  sondern 
außerdem  noch  andere  mehr  oder  weniger  verwandte  Formen  vor  sich  gehabt 
haben.  Die  von  ihm  selbst  gefundenen  grampositiven  Diplokokken  hält  er 
mit  Wahrscheinlichkeit  für  Verunreinigungen. 

Ealberlah  (82)  konnte  bei  einem  typischen  Fall  von  Genickstarre 
in  der  wiederholt  durch  Lumbalpunktion  gewonnenen  Cerebrospinalflüssigkeit 
die  Meningokokken  kulturell  nur  sofort  nach  der  Entnahme  nachweisen, 
während  die  Flüssigkeit  durch  Stehen  im  Eisschrank  (14  Stunden)  oder  bei 
Zimmertemperatur  (20  Stunden)  steril  wurde.  Auch  durch  Stehen  im  Brüt- 
schrank bei  37  ^  wurde  der  kulturelle  Nachweis  vereitelt,  dagegen  konnten 
•  hiernach  die  frisch  mikroskopisch  nicht  nachweisbaren  intracellulären  Diplo- 
kokken im  Präparat  reichlich  gefunden  werden.  Verfasser  empfiehlt  daher 
für  den  bakteriologischen  Nachweis  der  Weichselbaumschen  Meningokokken, 
die  Spinalflüssigkeit  sofort  in  Löfflerserumröhren  auf/Aifangen  und  vor  weiterer 
Abkühlung   nach  Möglichkeit   zu  schützen  und  mikroskopisch   sowohl   frisch 


446  Meningitis  cerebro-spinalis  epidemica. 

als  auch  vor  allem  nach  12 — 14stündigpr  AnreicheruDg  im  Brutschrank  zu 
untersuchen. 

Weichselbanm  (146)  tritt  den  von  manchen  Seiten  geäußerten  Be- 
denken über  die  Kolle  des  Micrococcus  meningitidis  cerebrospinalis  Weichsel- 
baum als  Krankheitsen'eger  bei  der  diesjälirigen  Epidemie  in  PreuBisch- 
Schlesien  unter  Hinweis  auf  die  Arbeiten  anderer  Autoren  und  die  Unter- 
suchungen in  seinem  Institut  entgegen  und  betont,  daß  man  aus  den  Beob- 
achtungen während  dieser  Genickstarreepidemie  mit  Sicherheit  folgende 
Schlüsse  ziehen  kann:  1.  Der  EiTeger  dieser  Epidemie  war  ausschHeßlich 
der  Micrococcus  mening.  cer.  W.  2.  Der  genannte  Kokkus  kam  sehr  häufig 
schon  zu  Beginn  der  Krankheit  im  Xasenrachensekret  vor,  weshalb  anzu- 
nehmen ist,  daß  die  Nasenhöhle  bezw.  der  Nasenrachenraum,  wenigstens  für 
viele  Fälle  als  Eintrittspforte  dieses  EiTegers  gedient  hatte.  3.  In  einer, 
wenn  auch  beschränkten  Zahl  von  Fällen  konnte  er  auch  im  Nasenrachen- 
sekret  von  Gesunden,  aber  im  Verkehr  mit  Meningitiskranken  gewesenen 
Personen  nachgewiesen  werden,  weshalb  die  Annahme  gerechtfertigt  ist,  daß 
auch  durch  solche  gesunde  Personen  der  Krankheitserreger  auf  andere  In- 
dividuen übertragen  wurde.  Weiterhin  wird  über  bakteriologische  Unter- 
suchungen berichtet,  die  von  Ghon  und  dem  Verfasser  in  58  Fällen  an 
meniugitischeni  Exsudat  und  in  30  Fällen  an  Lumbalpunktioustlüssigkeit  an- 
gestellt wurden.  Im  Exsudate  wurde  39 mal  der  Weichselbaumsche  Mikro- 
kokkus,  36  mal  ausschließlich  mikroskopisch  nachgewiesen.  Der  kulturelle 
Nachweis  gelaug  bei  dem  meist  aus  größerer  Entfernung  eingesandten 
Material  nur  selten  und  wurde  darum  später  in  solchen  Fällen  nicht  mehr 
versucht.  In  der  Lumbalpunktionsflüssigkeit  konnte  18  mal  der  Micrococcus 
men.  cer.  W.  miki'oskopisch,  darunter  viermal  auch  kulturell  nachgewiesen 
werden.  In  den  übrigen  Fällen  handelte  es  sich  teils  um  solche  von 
sekundärer  Meningitis  (Staphylokokken  und  Streptokokken),  teils  um  solche 
von  primärer  Meningitis,  die  durch  den  Tuberkelbazillus  oder  den  Diplo- 
coccus  pneumoniae  heiTorgerufen  war.  Letzterer  konnte  neunmal  in  Eein- 
kulturen  nachgewiesen  werden.  In  anderen  Fällen,  bei  denen  das  Material 
nicht  aseptisch  entnommen  worden  war,  wurde  ein  Bakteriengemenge  ge- 
funden. Gerade  die  Pneumokokkenbefunde  lehren,  daß  man  bezüglich  der 
Ätiologie  einer  Meningitisepidemie  zu  einem  Fehlschuß  kommen  kann,  wenn 
man  nur  einzelne  Fälle  untersucht,  weil  diese,  wie  es  sich  bei  der  letzten 
Epidemie  ereignete,  zufällig  einer  anderen  Form  von  Meningitis  cerebro- 
spinalis angehören  können,  als  die  epidemischen  Fälle.  Doch  kann  man 
jetjft  schon  mit  Sicherheit  annehmen,  daß  die  großen  oder  langdauernden 
Epidemien  von  Genickstarre  immer  durch  den  Micrococcus  meningitidis 
cerebrospinalis  verursacht  werden. 

Weichselbanm  (144)  berichtet  über  die  Versuche  Lepierres, 
Tiere  gegen  die  Meningokokken-Infektion,  sowie  gegen  die  von  diesen 
Krankheitserregern  produzierten  Toxine  zu  immunisieren,  die  noch  nach 
keiner  Richtung  hin  zu  abgeschlossenen  Ergebnissön  geführt  haben.  Es  ge- 
lang immerhin,  durch  subkutane  oder  intraperitoneale  Injektion  steigender 
Mengen  abgetöteter  Meningokokkenkulturen  Kaninchen  und  Meerschweinchen 
im  Laufe  von  2 — 3  Monaten  so  weit  zu  immunisieren,  daß  sie  das  zwanzig- 
bis  dreißigfache  der  tödlichen  Dosis  von  gewöhnlichen  Meningokokken  ver- 
tragen konnten.  Gegen  das  Toxin  des  gewöhnlichen  Kokkus  ließ  sich  nur 
schwer  und  unter  großen  Verlusten  unter  den  Versuchstieren  ein  höherer 
(4rad  von  Immunität  erzielen.  Die  Immunisierung  gegen  Meningokokken 
mit  durch  wiederholte  Tierpassj^ge  gesteigerter  Virulenz  wurde  teils  mit 
lobenden,  teils  mit  abgetöteten  Kulturen,  teilweise  mit  gutem  Erfolg  versucht. 


Meningitis  cerebro-spinalis  Epidemica.  447 

Das  Blutsemm  der  gegen  den  gewöhnlichen  Meningokokkus  mit  Kulturen 
immamsierten  Tiere  zeigte  sowohl  eine  antitoxische  als  auch  eine  präventive 
Wirkung  in  geringem  Grade.  Beide  Wirkungsarten  waren  bei  dem  Serum 
der  gegen  des  Toxin  immunisierten  Tiere  deutlich  ausgesprochen;  auch  eine 
kurative  Wirksamkeit  konnte  beobachtet  werden.  In  mäßigem  Grade  waren 
diese  drei  Wirkungsarten  auch  an  dem  Serum  der  gegen  den  hyperviruleuten 
Meningokokkus  immunisierten  Tieren  festzustellen. 

Weyl  (149)  hat  in  einem  Falle  von  typischer  epidemischer  Cere- 
brospinalmeningitis  bei  einem  3  jährigen  Kinde  den  durch  viermalige  Lumbal- 
punktion gewonnenen  Liquor  cerebrospinalis  (zuletzt  post  mortem  entnommen) 
genau  bakteriologisch  untersucht  und  jedesmal  den  gleichen  Diplokokkus 
als  Krankheitserreger  gefunden,  dessen  Identität  mit  dem  Meningococcus 
intracellularis  durch  das  mikroskopische  Bild,  das  Verhalten  der  Kulturen 
und  durch  den  Tierversuch  erwiesen  wurde.  Diese  Diplokokken  verhielten 
sich  jedoch  bei  der  ersten,  dritten  und  vierten  Punktion  gramnegativ,  bei 
der  zweiten  sowohl  im  direkten  Präparat  wie  in  der  Agarkultur  grampositiv. 
Die  bei  der  vierten  Punktion  gewonnenen  Meningokokken  zeigten  zunächst 
reJQ  gramnegatives  Verhalten,  behielten  dieses  aber  bei  der  Fortzüchtung 
nicht  durchwegs  bei.  Eine  Ziege,  der  mehrfach  gramnegative  Meningokokken 
in  den  Durasack  eingebracht  wurden,  erkrankte  chronisch  mit  spinalen 
Krankheitszeichen  und  nach  der  dritten  Injektion  mit  schweren  Allgemein- 
erscheinungen. Die  histologische  Untersuchung  des  Rückenmarks  mit  den 
Häuten  ergab  den  Befund  einer  spinalen  Meningitis.  Es  konnten  nur 
wenige  Diplokokken  mikroskopisch  nachgewiesen  werden,  deren  Weiter- 
züchtiing  nicht  gelang,    andere  Mikroorganismen   waren   nicht   nachzuweisen. 

In  einer  Zusatzbemerkung  zu  dieser  Arbeit  envähnt  Heubner,  daß 
er  in  einem  weitereu  Falle  von  epidemischer  Cerebrospinaimeningitis  das 
gleiche  wechselnde  Verhalten  der  bei  den  einzelnen  Punktionen  gewonnenen 
Kokken  gegenüber  der  Gramfärbung  wieder  hat  beobachten  können  und 
bei  einer  großen  Reihe  von  Fällen,  in  denen  es  sich  nicht  um  epidemische 
Cerebrospinaimeningitis  handelte,  niemals  aus  der  Spinalflüssigkeit  Ahnliches 
gezüchtet  werden  konnte.  — 

Die  Meningitis  epidemica  ist  in  den  letzten  20  Jahren  in  vielen 
Gegenden  West-Europas  und  Nord-Amerikas  epidemisch.  Die  Epidemie 
wird  durch  das  Aufflackern  einzelner  epidemischer  Fälle  verursacht,  be- 
günstigend wirken  antisanitäre  Verhältnisse.  Die  Meningitis  kommt  aus- 
schließlich in  den  Gegenden  mit  gemäßigtem  Klima  vor.  Der  Krankheits- 
erreger ist  der  Meningococcus  intracellularis  Weichselbaumii.  Die  Infektion 
findet  sowohl  direkt,  als  auch  indirekt  statt.  Der  geringe  Prozentsatz  der 
Erkrankung  liegt  an  der  relativen  Immunität  diesem  Leiden  gegenüber.  Die 
m  Erilesch  (87)  vorgeschlagenen  Maßregeln  beruhen  auf  der  Beseitigung 
rfer  begünstigenden  Momente.  (Krön.) 

Kob  (83)  hat  in  einem  Falle  von  Genickstarre  bei  einem  Säugling 
^on  5  Monaten  mit  Ausgang  in  Heilung,  kompliziert  mit  Keuchhusten,  6  mal 
die  Lumbalpunktion  gemacht  und  die  Spinalflüssigkeit  bakteriologisch  unter- 
sucht. Bei  den  ersten  5  Punktionen  enthielt  die  eitrig  getrübte  Flüssigkeit, 
im  Anfang  mehr,  später  weniger  typische  intra-  und  oxtracellulär  gelegene, 
im  Ausstrich  stets  gramnegative  Meningokokken.  Die  aus  den  ersten  drei 
Lnmhalpunktionen  gewonnenen  Kokken  behielten  dies(*s  Verhalten  auch  bei 
der  Portzüchtung  bei.  Die  aus  der  4.  und  5.  Punktion  kultivierten  Kokken 
▼eränderten  aber  ihr  Verhalten  gegenüber  der  Gramfärbung:  von  den  aus 
der  5.  Punktion  gewonnenen  Kokken  hielt  der  auf  Aszitesagar  wachsende 
Stamm  die  Gramfärbung,  während  von  der  auf  Agar  angelegten  Kultur  erst 


448  Meningitis  cerebro-spinalis  epidemica. 

nach  längerem  Umzüchten  ein  Teil  der  Kokken  entfärbt  wurde,  etwa  die 
Hälfte  deutlich  dunkelviolett  blieb.  Von  den  Kokken  aus  der  4.  Punktion 
hielt  gleichfalls  ein  Teil  nach  5 — 6  Wochen  Umzüchtens  die  Gram  sehe 
Färbung  fest. 

Göppert  (59)  teilt   seine   in  Kattowitz   gewonnenen  Erfahrungen  an 
44  Fällen  von  Genickstarre  mit,  unter  Beigabe  instruktiver  kurzer  Kranken- 
geschichten.    20   Fälle   boten    bei    der  Untersuchung   die   typische  Nacken- 
steifigkeit;   bei  12  Kindern  unter  3  Jahren,    darunter  7  unter  einem  Jahre, 
stand  sie  aber  im  Vordergrunde  der  Erscheinungen.     Von  den  Fällen  ohne 
Nackensteifigkeit    unterscheidet    G.    zu    diagnostischen    Zw^ecken    drei  ver- 
schiedene Typen.     1.  Fälle,  in  denen  die  Auftreibung  des  Kopfes  vor  allem 
auffällt;    die  Nähte  des  Schädels  klaffen  weit.     Der  Verlauf  ist  ein  absolut 
bösartiger.     2.  Fälle   ohne  Steifigkeit  und   Fontanellenspannung,   bei  denen 
nur  die  Schmerzhaftigkeit   bei   passiven  Bewegungen,    besonders   beim  Auf- 
setzen   bemerkbar    wird.     3.    Kinder    mit    wachsgelber   Blässe    und   hohem 
Fieber,   die   leicht   zu    Verwechslungen   mit   den   in   Oberschlesien   häufigen 
eitrigen    Blasenkatarrhen    der   Säuglinge  Anlaß   geben.    —   Bei  3  innerhalb 
1^2 — 8    Tagen    tödlich    verlaufenden    Fällen    wurde    beobachtet,    daß   der 
schweren  Attacke   ein   wenige  Stunden   anhaltendes  Unwohlsein   mit  Fieber 
und    Kopfschmerz    voranging,    danach    waren    die    Kinder    noch    10 — 24 
Stunden    lang    vollständig    wohl.      Schnupfen     wurde     als    vorhergehendes 
Symptom    in    jedem    einzelnen    Fall    bestritten,    doch    kamen    nicht    selten 
bronchitische  und  andere  Erkrankungen  der  Atmungsorgane  im  Beginn  des 
Leidens    nebenher    zur    Beobachtung.     Die    übergroße    Empfindlichkeit   bei 
passiven  Bewegungen  zeigte  sich  bei  diagnostisch  schwierigen  Fällen  als  das 
zuverlässigste  Symptom,  das  nur  bei  5  schwer  benommenen  Kindern  fehlte» 
Das  Kernigsche  Zeichen  half  nirgends,  w^o  nicht  andere  deutliche  Krankheits- 
erscheinungen  vorhanden   waren.     Die  Spinalpunktion   hatte   wesentlich  für 
die   ätiologische   Diagnose  Bedeutung.     Als    ein   wichtiges   Symptom   wurde 
bei  6  schwer  verlaufenden  Fällen  eine  Verengerung  der  Pupillen    im  Sopor 
mit  maximaler   Erw^eiterung   beim   Kneifen    bemerkt.     Im   wachen   Zustand 
war  die  Schmerzreaktion   an   den   dann   weiteren  Pupillen  nicht  auszulösen. 
Das  Charakteristische  liegt  weniger  in  der  Schmerzreaktion  selbst  als  in  der 
schnell  wieder  eintretenden  Schlafverengerung.     In  der  Hälfte  der  Fälle  war 
das  Bewußtsein  ein  klares,  zum  Teil  während  des  ganzen  Krankheitsverlaufs. 
Die  Nahrungsaufnahme  war  oft  bis  zum  Tode  eine  ausgezeichnete. 

Altmann  (3)  berichtet  über  seine  im  Knappschaftslazarett  in  Zabrze 
während  der  letzten  Cerebrospinalmeningitis-Epidemie  an  einem  Material  von 
mehr  als  IGO  Fällen  gesammelten  Erfahrungen.  Unter  den  im  Regierungs- 
bezirk Oppeln  seit  November  1904  gemeldeten  über  2200  Erkrankungsfället 
war  eine  Sterblichkeitsziffer  von  mindestens  70%  aufzustellen.  Etwa  7*/, 
der  Fälle  betrafen  Erwachsene  im  Alter  von  über  16  Jahren. 

Bezüglich  der  Dauer  des  Inkubationstadiums  ist  anzunehmen,  daß  voi 
der  Zeit  des  Eindringens  des  Meningokokkus  bis  zum  Ausbruch  der  Krank 
heit  eine  Zeit  von  2 — 4  Tagen  vergeht.  In  12  Familien  wurden  Gruppen 
infektionen  beobachtet,  welche  meist  zu  rasch  aufeinander  führenden  Er 
krankungen  führten.  Die  näheren  Ursachen  der  Infektionen  konnten  nich 
sicher  ermittelt  w^erden. 

Symptomatologie  und  Krankheitsverlauf  werden  eingehend  gescfaildei 
und  durch  die  Beschreibung  der  entsprechenden  anatomischen  Befunde  he 
leuchtet.  Verf.  unterscheidet  von  den  Fällen  mit  letalem  Ausgang  dr€ 
Gruppen :  solche  Erkrankungen,  die  sehr  stürmisch  in  wenigen  Stunden  bi 
zu    3   Tagen   verlaufen,    solche,   die   sich   über   eine    Woche   hinziehen    un« 


Meningitis  cerebro-spinalis  epidemica.  449 

eiidlicli  Wochen  und  Monate  lang  sich  ausdehnende  Fälle.  In  ähnlicher  Weise 
lasseD  sich  auch  die  zur  Genesung  kommenden  Erkrankungen  gliedern  in 
solche,  die  schon  nach  wenigen  Tagen  kaum  mehr  Spuren  einer  Krankheit 
zeigen,  solche  die  nach  1 — 2  Wochen  lang  anhaltenden  schweren  Krankheits- 
erscheiüungen  sich  erholen  und  solche,  die  bis  zu  40  Tagen  Fieber  und 
meningitische  Symptome  haben.  Bei  letzteren  wurde  oft  das  Kernigsche 
Zeichen  vermißt.  Häufig  war  eine  Rötung  und  Schwellung  der  Mandeln 
zu  sehen.  Abortiv  verlaufende  Erkrankungen  und  zweifelhafte  Anginafälle 
aus  der  Umgebung  von  Meningitiskranken  wurden  nicht  beobachtet.  Fälle 
von  scheinbarer  Genesung  mit  plötzlichem  tödlichen  Ausgang  kommen  vor 
(Hydrocephalus,  Autoreinfektionen).  Scheinbar  kann  man  nur  dann  auf 
dauernde  Genesung  rechnen,  wenn  mindestens  5  Tage  fieberfrei  verlaufen 
und  die  Pulsfrequenz  unter  100  herabgegangen  ist,  vorausgesetzt,  daß  die 
schleichende  Entwicklung  eines  Hydrocephalus  ausbleibt.  Die  Behandlung 
bestand  in  erster  Linie  in  sorgfältigster  körperlicher  Pflege,  sodann  wurde 
die  Lumbalpunktion  wiederholt  ausgiebig  angewandt.  Außerdem  wurden  zur 
Unterstützung  der  Resorption  des  zurückgebliebenen  Ergusses  besonders 
Jodoatrium  und  warme  Bäder  gegeben. 

\^on  den  genesenen  18 — 20^0  der  Kranken  ist  etwa  der  fünfte  Teil 
taub.  Doch  waren  bei  Abschluß  der  Arbeit  erst  wenige  Wochen  seit  der 
Entlassung  der  Kranken  verstrichen,  sodaß  abzuwarten  bleibt,  ob  sich  noch 
weitere  Nachkrankheiten  einstellen  werden. 

Cartins    (30)   hatte   im  Knappschaftslazarett  Königshütte  unter  200 
Fällen  von  Genickstarre  eine  Mortalität  von  70^1^  zu  verzeichnen,    doch  ist 
dabei  zu   berücksichtigen,   daß  meist   schwere  Fälle   zur  Aufnahme   kamen, 
viele  im  Koma  oder  in  schweren  Delirien,  nur  75  ohne  Störungen  des  Be- 
wußtseins.    Die   Behandlung  mit  Lumbalpunktionen   wird   sehr   empfohlen, 
nnd  zwar  derart,   daß  bei  jeder  Verschlimmerung  punktiert  wird,  besonders 
bei  Temperatursteigerungen    mit    Kopfschmerzen,    bei  Erbrechen,    bei   Be- 
wußtseinsstörungen,   schlechter  Nahrungsaufnahme.     Die  Einspritzungen  mit 
KoUargollösung  in  den  Duralsack  hat  der  Autor  nach  einem  ungünstig  ver- 
laufenden Falle   wieder  unterlassen.     Auch   größere   operative  Eingriffe  am 
Schädel  haben  sich  nicht  bewährt.     Die  Beseitigung  der  Rachenmandel  übt 
keinen  Einfluß    auf   den  Verlauf  der  Erkrankung   aus.     Stauung  der  Hals- 
Tenen   schien    zuweilen    die    Beschwerden    zu    mildern,    hatte    aber   keinen 
wesentlichen    Einfluß   auf   den   Krankheitsverlauf,    soweit    die   bisher   damit 
:  gemachten   Erfahrungen    ein   Urteil    erlauben.      Die    Anamnese    gibt   keine 
Anhaltspunkte    für    eine    Infektion    durch    den    Rachen    (Rachentonsillen !). 
Xasenkatarrhe  sind  in  den  ersten  Tagen  der  Erkrankung  sogar  selten.    Von 
welcher  Seite  nun  auch  die  Infektion  erfolgen  mag,   so  ist  festgestellt,   daß 
fie  Meningokokken  bei  verhältnismäßig  frischen  Fällen  schon  sich  im  Blute 
finden.    Verf.   konnte   sie   in    drei  Fällen   auf  flüssigem   Agar  durch   Blut- 
aussaat am  3.  Krankheitstage   züchten.     In  18  Fällen  von  den  200  wurden 
Petechien   an   Brust   und  Abdomen   beobachtet.     Außerdem   kam   noch   ein 
anderes  masernähnliches   Exanthem   vor,    das    zusammen    mit  den   bei   der 
Meningitis   nicht   seltenen   Erscheinungen    von   Konjunktivitis   und   Lungen- 
katarrh   mit    Fieber    zu  Verwechslungen    Anlaß    geben    könnte.     Von    den 
nervösen    Störungen    ist    die    Beobachtung    von    Flexibilitas    cerea    in    den 
komatösen  Zuständen  hervorzuheben. 

Radmann  (115,  116)  erstattet  in  zwei  Mitteilungen  Bericht  über  die 
im  Knappschaftslazarett  Laurahütte  beobachteten  61  Fälle  von  Genickstarre. 
Bemerkenswert  ist  das  relativ  häufige  Vorkommen  von  Exanthemen  besonders 
ro.seolaähnlichen   Flecken.     In    zwei  Fällen    dieser  Art  war  der  Krankheits- 

Jahresbericht  f.  Neurologie  and  Psychiatrie  19U5.  29 


450  Meningitis  cerebro-spinalis  epidemica. 

verlauf  ein  ungewöhnlich  leichter,  und  doch  konnten  in  dem  einen  Meningo- 
kokken bakteriologisch  nachgewiesen  werden.  Solche  Fälle  beweisen  nach 
des  Verfassers  Ansicht,  daß  abortive  Fälle  von  Genickstarre  vorkommen,  und 
machen  es  wahrscheinlich,  daß  nicht  der  lokale  Prozeß  in  den  Meningen, 
sondern  die  Aligemeininfektion  das  Primäre  ist.  In  dieser  Hinsicht  ist  auch 
bemerkenswert,  daß  in  allen  Fällen,  in  denen  besonders  darauf  geachtet 
wurde,  in  den  Leichen  teils  schnell  verstorbener  teils  wochenlang  behandelter 
Meningitiskranker  regelmäßig  Veränderungen  am  Verdauungstraktus  gefunden 
wurden.  Es  waren  dies  Schwellungen  der  Peyerschen  Plaques  und  der 
Mesenterialdriisen.  Meningokokken  konnten  aus  den  Drüsen  nicht  gezüchtet 
w^erden.  Es  ist  daher  anzunehmen,  daß  die  Infektion  der  Meningen  nicht 
direkt,  sondern  erst  durch  die  Blutbahn  nach  einer  vorausgegangenen  All- 
gemeininfektion stattfindet,  die  auch  ohne  Meningitis  ausheilen  kann.  Der 
Beweis  dafür,  daß  die  Meningokokken  von  der  Nase  oder  vom  Rachen  her 
in  die  Hirnhäute  einwandern,  ist  noch  nicht  erbracht  worden.  Gleichzeitig 
mit  den  Hirnhäuten  findet  wahrscheinlich  die  Infektion  der  Augen  statt;  aus 
drei  der  Iridochorioiditis  bei  Meningitis  entsprechenden  Erkrankungen  ohne 
Meningitis  glaubt  Verf.  entnehmen  zu  können,  daß  unter  Umständen  die 
Infektion  auch  lediglich  am  Auge  Platz  greift.  Weitere  interessante  Details 
betreffen  die  einzelnen  Krankheitszeichen,  die  Beurteilung  der  beiden  das 
Leben  der  Meningitiskranken  bedrohenden  Hauptgefahren:  die  schwere  In- 
toxikation im  Beginn  der  Krankheit  und  die  Hydrocephalusbildung  im 
späteren  Verlauf,  sowie  die  Behandlungsmethoden. 

Heine  (67)  hat  unter  100  Erkankungen  an  epidemischer  Genickstarre 
in  den  verschiedensten  Krankenhäusern  Oberschlesiens  mindestens  20  Augeu- 
kranke  mit  wenigstens  30  krankhaften  Augensymptomen  gefunden,  von  denen 
15  den  Bewegungsapparat,  10  die  optischen  Leitungsbahnen  und  5  das  Augen- 
innere betreffen.  In  der  Retina  werden  ausgedehnte  Blutungen  getroffen. 
Am  Sehnerven  findet  sich  am  häufigsten  das  Bild  der  einfachen  Neuritis 
optica  ohne  wesentliche  Prominenz,  ein  Ausdruck  der  Fortleitung  der  basalen 
Meningitis  auf  die  Sehnervenscheiden,  eine  Neuritis  descendens.  Eigentliche 
Stauungspapille  scheint  selten  zu  sein.  Der  häufige  Hydrocephalus  internus 
scheint  eher  zum  Exitus  zu  führen,  als  zur  Entwickelung  einer  Stauungs- 
papille. Häufiger  kommen  die  entzündlichen  Stammaffektionen  des  Optikus 
infolge  basilärmeningitischer  Prozesse  —  auch  ohne  ophthalmoskopisch 
erkennbare  Neuritis  optica  — '■  vor  und  bedingen  das  Bild  der  basilären 
Amaurose  oder  hochgradigen  Amblyopie.  Sie  ist  fast  stets  doppelseitig  und 
durch  die  reflektorische  Pupillenstarre  erkennbar.  Die  Häufigkeit  einer  Er- 
blindung durch  sekundäre  Optikusatrophie  nach  diesen  Erkrankungen  läßt 
sich  noch  nicht  feststellen.  Kortikale  Sehstörungen  sind  selten.  Meta- 
statische Prozesse  kommen  bei  den  Erkrankungen  des  Augeninneren  in 
Betracht,  mit  Lokalisation  in  der  Iris  und  noch  häufiger  in  Uvea  und  Retina. 
Sehr  charakteristisch  sind  Grlaskörpertrübungen,  die  auf  eine  starke  Beteiligung 
der  Aderhaut,  insbesondere  des  Ciliarkörpers  schließen  lassen.  Diese  Prozesse 
führen  nicht  zur  Vereiterung  des  Auges,  das  Sehvermögen  geht  aber  verioren 
durch  die  Bildung  des  sogenannten  Pseudoglioms  oder  amaurotischen  Katzen- 
auges. Das  typische  Endbild  der  schweren  metastatischen  Ophthalmie,  eine 
Atrophie  des  Bulbus,  die  wenig  entstellt  und  operative  Ein^iffe  nicht  er- 
fordert und  nie  zu  sympathischer  Ophthalmie  Veranlassung  gibt,  ist  besonders 
charakteristisch  für  die  Genickstarre.  Die  Eigenart  des  Meningokokkus 
macht  sich  auch  hier  geltend.  Häufig  kommen  Lähmungen  der  Augen- 
muskelneiTen  vor,  besonders  isolierte  Abduzenslähmungen,  aber  auch  komplette 
Lähmungen  des  Bewegungsapparates  der  Augen.     Sie  sind  als  ein  basiläres 


Meningitis  cerebro-spinalis  epidemica.  45 X 

Symptom  za  betrachten.  Ein  praktisch  wichtiges,  diiFerentialdiagnostisch 
brauchbares  Symptom  ist  die  Seltenheit  des  Lidschlags  besonders  im  Beginn 
der  Erkrankung.  Nystagmus  und  Pupillenstörungen  kommen  mehrfach  zur 
Beobachtung,  scheinen  aber  keine  sehr  erhebliche  Bedeutung  für  die  Sympto- 
matologie der  Genickstarre  zu  haben. 

Bloch  (10)  gibt  nach  einem  kurzen  Rückblick  auf  die  früher  in 
Deutschland  und  anderweitig  aufgetretenen  Epidemien  von  Cerebrospinal- 
meningitis  nach  seinen  nunmehr  in  zwei  großen  Epidemien  in  Beuthen  ge- 
sammelten Erfahrungen  eine  Übersicht  über  die  Art  der  Ausbreitung,  die 
Symptome  und  den  Krankheitsverlauf  sowie  die  Behandlungsmethoden  dieser 
Krankheit.  90%  der  Erkrankungen  betrafen  Kinder  unter  15  Jahren, 
10%  Erwachsene  von  15 — 30  Jahren,  darüber  hinaus  kamen  nur  vereinzelte 
Fälle  zur  Beobachtung.  Die  Mortalität  erreichte  über  60  7o  der  Fälle.  Zur 
Behandlung  werden  lauwarme  Bäder  empfohlen,  im  Beginn  der  Krankheit 
Kalomel,  wiederholte  Lumbalpunktionen  bei  drohenden  Erscheinungen  von 
Hirndnick.  Begünstigend  für  die  Erwerbung  der  Krankheit  scheint  eine 
lymphatische  und  skrofulöse  Konstitution  zu  sein.  Die  Genickstarre  ist  nicht 
als  eine  Erkrankung  der  Armen,  der  Massenquartiere  und  des  Proletariats 
zu  betrachten,  sie  betrifft,  wenn  auch  ungünstige  hygienische  Verhältnisse 
ihrer  Verbreitung  förderlich  sein  können,  doch  auch  und  in  der  letzten  Epi- 
demie vorwiegend  wirtschaftlich  günstig  situierte  Bevölkerungskreise. 

Eine  statistische  Darstellung  von  der  Verbreitung  der  letzten  großen 
Genickstarre-Epidemie  bis  Anfang  Mai  1905  gibt  Eggebrecht  (43)  auf 
Grund  des  amtlich  publizierten  Materials  und  der  kritisch  gesichteten  Mit- 
teilungen der  Presse.  Dabei  ist  die  Verteilung  der  Erkrankungen  auf  Land 
und  Stadt,  auf  die  verschiedenen  Bevölkerungsklassen  und  Berufszweige, 
auf  Alter  und  Geschlecht,  das  Auftreten  der  sporadischen  Fälle  sowie  die 
Mortalität  berücksichtigt,  welch  letztere  im  Durchschnitt  auf  40 — 50  ^/^  be- 
rechnet wird.  An  einzelnen  Orten  war  sie  beträchtlich  höher  bis  zu  96  ^/„, 
an  anderen  geringer  mit  21^1^. 

Jochmanil  (80)  erwähnt  gelegentlich  einer  Besprechung  des  Krank- 
heiisbildes  der  Cerebrospinalmeningitis,  daß  es  ihm  gelungen  ist,  in  einem 
Falle  von  Komplikation  mit  Gelenkschwellung  in  dem  dicken  eitrigen  Exsudat 
des  prall  geschwollenen  Kniegelenkes  die  charakteristischen  Meningokokken 
im  Aasstrichpräparat  nachzuweisen.  Von  den  Verlaufsformen  der  Genick- 
starre unterscheidet  J.  1.  die  foudroyante  Form  oder  Meningitis  siderans, 
2.  die  gewöhnlichen  akuten  oder  subakuten  Formen  (hierzu  gehört  auch  die 
abortive  'Form,  die  nach  ganz  kurzer  Fieberperiode  kritisch  entliebert  und  in 
Heilung  ausgeht)  und  3.  die  Meningitis  levis. 

Die  Differenzialdiagnose  der  verschiedenen  Meningitisformen  bespricht 
Krause  (86)  in  einem  klinischen  Vortrag,  der  in  knapper  klarer  Fassung 
alles  Wichtige  und  nur  Wesentliches  enthält  und  besonders  die  tuberkulöse 
sowie  die  epidemische  und  sporadische  Meningitis  berücksichtigt. 

Domblüth  (39)  empfiehlt  als  prophylaktische  Maßregel  gegen  die 
Meningokokkeninvasion  die  möglichst  frühzeitige  Entfernung  der  als  Bakterien- 
herde dienenden  Rachenvegetationen  der  Kinder.  Für  die  Behandlung  der 
Genickstarre  rät  er  nach  seinen  Erfahrungen  zu  den  von  Aufrecht  empfohlenen 
heißen  Bädern  (38 — 40®)  und  zu  Lumbalpunktionen. 

Singer  (129)  schildert  die  differentialdiagnostischeu  Merkmale  der 
epidemischen  Cerebrospinalmeningitis  und  der  tuberkulösen  Meningitis,  so- 
weit sie  sich  aus  der  Krankenbeobachtung  ohne  bakteriologische  ünter- 
suchungsmethoden  ergeben,  und  gibt  eine  Anleitung  für  die  Ausfühning  der 

29* 


452  Meningitis  cerebro-spinalis  epidemica. 

Lumbalpuuktiou  und  die  Beurteilung  der  damit  gewoanenen  Cerebrospioal- 
fliissigkeit. 

Loeper  und  Goaraud  (96)  weisen  nach,  daß  bei  der  Cerebrospinal- 
meningitis  im  Gegensatz  zu  anderen  Infektionskrankheiten  die  Aus- 
sclieidung  der  festen  und  der  flüssigen  Harnbestandteile  vermehrt  ist.  Die 
Albuminurie,  häufig  bei  der  Pneumokokkenmeningitis,  wird  bei  der  Meningo- 
kokken meningitis  nur  in  geringem  Grade  angetroffen  oder  gar  nicht,  oft  nur 
vorübergehend.  Cylindrurie  kommt  gar  nicht  vor,  wohl  aber  Ausscheidung 
polynukleärer  Zellen.  Das  spezifische  Gewicht  des  Harns  ist  normal,  der 
Gefrierpunkt  mit- 1,2 bis— 1,4**  etwas  unter  dem  bei  Infektionskranklieiten 
sonst  beobachteten. 

Vor  allem  charakteristisch  für  die  Harnabsonderung  bei  der  Genick- 
starre  für   den   „meningitischen  Diabetes**  ist  die  Polyurie.     Es  werden  bis 
zu  3 — 4  Liter   klaren  Urins   mit   einer  Temperatur  von  40"  im  Tage  aus- 
geschieden.    Diese  Harnvermehrung  soll  nicht  immer  mit  einer   vermehrten 
Flüssigkeitsaufnahme    verbunden    sein.     Indes    läßt    sich    nicht    immer  ent- 
scheiden,  ob   Polyurie   oder   Polydipsie   das  Primäre   ist.     Leider  gibt  die 
Arbeit  den   Zahlen   über   die  Ausgaben   nicht   auch   genaue  Bestimmungen 
über   die   Einnahmen   bei,   sodaß   sich   erstere   schwer   in    ihrer   vollen  Be- 
deutung beurteilen  lassen.     Erhöht  ist  die  Ausfuhr   an  Stickstoff,   an  Phos- 
phaten   und   meist   auch   an    Chloriden.     In    der  Rekonvalszenz    gehen   die 
Harnmengen  und  die  Ausgaben  an  Stickstoff  und  Chloriden  wieder  herunter. 
Auch   ist   die   Ausscheidung   von   Methylenblau,  Jod,  Salicyl   und   reichlich 
zugeführtem  Kochsalz  beschleunigt,  während  sie  bei  den  anderen  Infektions- 
krankheiten   verlangsamt    ist.     Unter    umständen    tritt    Zuckerausscheidung 
ein.    Der  Vermehrung  der  Ausscheidungsprodukte  im  Harn  steht  eine  solche 
im    Blute   zur   Seite.     Als  Ursache   dieser  Produktions-   und   Eliminations- 
steigerung   ist    die   Erkrankung    des   Nervensystems,    insbesondere    die    Er- 
regung der  bulbären  Zentren  und  damit  der  vasomotorischen,  den  Blutdruck 
regelnden  Zentralapparate  zu  betrachten.     Die   gleichen  Veränderungen  der 
Harnausscheidung    werden    bei   anderen   Zentralerkrankungen,    so   auch  bei 
tuberkulöser    Meningitis    beobachtet.      Nur   in    besonders    schweren    akuten 
^leningitisfällen  oder  auch  vor  dem  Tode  kehrt  sich  das  Verhältnis  um:  der 
Harn    wird   spärlich,    konzentriert,   eiweißhaltig,   arm   an  Harnstoff  und  fast 
frei  von  Chloriden.     Die  Eigenart  der   meningitischen  Polyurie   verleiht   ihr 
eine  gewisse  Bedeutung   in   der   diagnostischen  Unterscheidung  der  Genick- 
starre von  anderen  Infektionskrankheiten. 

Mandoul  (100)  berichtet  über  eine  kleine  Epidemie  von  Cerebro- 
spinal-Meningitis  im  107.  Regiment  zu  Angouleme  im  Frühjahr  1904,  die 
sich  fast  ganz  auf  eine  Kaserne  mit  lü  Fällen  beschränkte.  In  einem 
Falle  konnten  Weichselbaumsche  Meningokokken  gezüchtet  werden.  Verf. 
empfiehlt  zur  Verhütung  weiterer  Ausdehnung  nach  Ausbruch  der  Seuche 
periodische  Spülungen  der  Nasenrachenhöhlen,  um  diese  möglichst  keimfrei 
zu  erhalten,  da  alle  für  die  Meningitis  in  Betracht  kommenden  Keime  am 
häufigsten  der  Flora  des  Nasenrachenraumes  entstammen,  und  hier  allein 
eine  wirksame  Prophylaxe  anzugreifen  hat,  auch  wenn  man  nicht  allein  dem 
Weich  sei  bäum  sehen  Kokkus  die  Rolle  des  spezifischen  Erregers  dei 
epidemischen  Meningitisformen  zuerkennen  will. 

An  der  Hand  eines  typischen  Falles  gibt  Chauffard  (19)  eine  über- 
sichtliche Darstellung  der  Symptomatologie,  Bakteriologie  und  Therapie  liei 
Meningokokken-Meningitis.  Er  erwähnt  die  zuerst  von  Pinto  hervor 
gehobene  Verwandtschaft  zwischen  Meningokokken  und  Gonokokken  in 
fiirborischen  und  kulturellen  Verhalten   und  spricht  die  Vermutung  aus,    da£ 


Meningitis  cerebro-spinalis  epidemica.  453 

es  sich  hier  um  zwei  Arten  von  Mikroorganismen  gleicher  Herkunft,  aber 
Terschiedenartiger  Virulenz  handeln  könne.  Polyurie  konnte  in  diesem  Falle 
nifht  nachgewiesen  werden.  Bei  Aufnahme  von  3  Liter  Milch  im  Tage 
wurden  1500  ccm  Urin  von  spezifischem  Gewicht  1020 — 1026  ausgeschieden, 
damit  3,5  g  Phosphate  (einmal  bis  zu  4,65  g),  33  g  Harnstoff  (einmal  bis 
zu  72  g)  aber  nur  1 — 2  g  Kochsalz  in  24  Stunden.  Es  bestand  also  Koch- 
salzretention^  ohne  daß  Ödeme  auftraten.  Die  Prognose  hat  auch  die  Frage 
nach  Residuen  der  Krankheit  beim  Überstehen  derselben  zu  berücksichtigen, 
ond  hierbei  ist  zu  beachten,  ob  Zeichen  einer  schwereren  Beteiligung  des 
Zentralnervensystems  oder  der  peripherischen  Nerven  selbst  nachzuweisen 
sind.  Inwieweit  bei  völlig  ausgeheilter  Meningitis  eine  Disposition  des 
Nervensjstems  zu  anderen  Erkrankungen  zurückbleibt,  läßt  sich  noch  nicht 
beurteilen.  Zur  Behandlung  werden  heiße  Bäder  (38 — 39**)  und  wiederholte 
Lumbalpunktionen  empfohlen.  Letztere  sichern  die  klinische  Diagnose  und 
geben  ihr  die  bakteriologische  Bestätigung,  sie  unterstützen  die  Überwachung 
des  Krankheitsverlaufs  (Abnahme  der  plymorphkernigen  Zellen  und  Zunahme 
der  einkernigen  Elemente)  und  haben  unbestreitbar  einen  günstigen  thera- 
peutischen Einfluß. 

Weichselbanm  und  Ghon  (146)  fanden  bei  einer  mit  Endocarditis 
komplizierten  Meningitis  cerebrospinalis  in  den  Herzklappen  Kokken,  welche 
dem  Micrococcus  meningitidis  sehr  ähnlich  waren.  Ihre  weiteren  Unter- 
söchungen  der  Nasenhöhlen  von  Kranken  und  Gesunden  ergaben,  daß  bei 
Meningitis  cerebrospinalis  der  Meningokokkus  sich  im  Nasensekret  fast  stets 
Torfaüd  und  aucli  bei  anscheinend  Gesunden,  die  allerdings  in  der  Um- 
gebung der  Kranken  gewesen  waren,  sich  öfter  Kokken  nachweisen  ließen, 
die  den  Meningokokken  glichen.  (Bendix,) 

Grawitz  (Hl)  analysierte  in  einem  Vortrag  in  der  medizinischen 
Gesellschaft  die  17  im  Charlottenburger  Krankenhause  während  der  Genick- 
starre-Epidemie in  Oberschlesien  beobachteten  Fälle  von  Meningitis  cerebro- 
spinalis. Von  diesen  erwies  sich  eine  Anzahl  als  tuberkulöser  Natur,  und 
auch  die  übrigen  verdienten  nicht  als  epidemische  bezeichnet  zu  werden, 
sondern  nur  als  „contagiöse"  oder  „ansteckende"  Meningitis.       (Bemlix,) 

Westenhoeffer  (148)  beschäftigt  sich  in  seinem  Vortiage  mit  der 
pathologischen  Anatomie  und  dem  Infektionsweg  bei  der  Genickstarre.  W. 
hat  30  Sektionen  ausgeführt,  welche  bis  auf  einen  Fall  von  tuberkulöser 
Meningitis  cerebrospinaUs  denselben  Befund  ergaben;  und  zwar  sprachen 
die  Sektionsergebnisse  für  eine  primäre  Erkrankung  des  Nasenrachenraumes 
mit  Übergreifen  auf  das  Ohr,  das  Felsenbein  und  Keilbein  und  auf  die 
Meningen  auf  dem  Wege  der  Highmorshölie,  der  Keilbeinhühleii,  der 
Paakenhöhlen  und  der  Sella  turcica.  Die  Erkrankung  scheint  an  der  Hypo- 
physis  zu  beginnen,  wofür  auch  der  frühzeitige  Strabismus  der  Kinder 
spricht.  Die  Meningitis  läßt,  im  Gegensatz  zur  tuberkulösen,  die  Fossa 
SyIvü  meist  frei.  W.  kommt  zu  den  Schlüssen,  daß  die  Eintrittsforte  der 
epidemischen  Genickstarre  der  hintere  Nasenrachenraum  ist,  besonders  die 
Kachentonsille.  Die  Hirnhautentzündung  ist  anfangs  stets  eine  basale  und 
zwar  in  der  Gegend  der  Hypophysis  und  entsteht  auf  lymphogenem  Wege. 
8ie  ist  als  Zeichen  der  Erkrankung  des  Cavum  cranii  analog  den  Er- 
krankungen der  Schleimhäute  der  Nebenhöhlen  des  hinteren  Nasenrachenraumes 
zn  betrachten.  Niemals  oder  ganz  ausnahmsweise  entsteht  sie  durch  Fortleitung 
einer  Erkrankung  der  Siebbeinzellen.  Die  Krankheit  ist  eine  exquisite 
Kinderkrankheit,  und  die  von  ihr  befallenen  Kinder  und  Erwachsenen  haben 
deutliche  Zeichen  einer  lymphatischen  Konstitution.  Die  Krankheit  ist 
eine  Inhalationskrankheit   und  ihre   Bekämpfung  ist  ganz    wesentlich    eine 


454  Meningitis  cercbro-spinalis  epidemica. 

wohnungsliygienische  Frage.  Der  Meningokokkus  Weichselbaum- Jäger 
wird  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  gefunden,  doch  ist  die  Möglichkeit  nicht 
ausgeschlossen,  daß  noch  andere,  bei  der  epidemischen  Genickstarre  Tor- 
handene  Kokken  und  der  Meningokokkus  selbst  nur  eine  sekundäxe  Rolle 
spielen  und  der  eigentliche  Krankheitserreger  noch  unbekannt  ist.   (Bendxx.) 

Kirchner  (81)  hebt  in  seinem  Vortrage  hervor,  daß  die  sogenannte 
epidemische  Genickstarre  ihren  Namen  zu  Unrecht  hat,  da  sie  nicht  sporadisch 
und  nur  sehr  selten  in  epidemischer  Verbreitung  auftritt.  Die  diesjährige 
Epidemie  verbreitete  sich  in  Schlesien  sehr  langsam,  und  auch  dies  spricht 
dafür,  daß  die  epidemische  Genickstarre  eine  verhältnismäßig  wenig  an- 
steckende Krankheit  ist.  Sie  verbreitet  sich  durch  Kontakt  von  Person  zu 
Person  und  bevorzugt  das  jugendliche  Alter.  Aller  Wahrscheinlichkeit  nach 
geschieht  die  Übertragung  durch  das  Nasen-  und  Rachensekret  mittelst  des 
Meningokokkus,  der  die  Eigentümlichkeit  hat,  außerordentlich  schnell  zu 
Gl^unde  zu  gehen.  (Bendix,) 

Leschziner  (91)  teilt  einen  Fall  von  epidemischer  Genickstarre  bei 
einem  4  Jahre  alten  Kinde  mit  und  unterscheidet  zwei  verschiedene  Formen 
von  Cerebrospinalmeningitis.  Die  eine  geht  mit  vorwiegender  Exsudatbildung 
im  Subarachnoidalraum  einher,  bei  der  anderen  Form  kommt  es  jedenfalla 
infolge  größerer  Virulenz  der  Infektionserreger  und  größerer  Disposition  des 
Erkrankten  zunächst  nur  zur  Bildung  von  Toxinen.  Die  letzteren  machen 
zunächst  nur  den  Eindruck  einer  Sepsis  und  stellen  die  schwereren  Formen 
der  Erkrankung  vor. 

Die  Indikation  zur  Lumbalpunktion  ist  bei  der  vorwiegend  exsudativen 
Form  gegeben  in  dem  Auftreten  von  Drucksymptomen,  insbesondere  des 
Druckpulses. 

Die  Lumbalpunktion  bleibt  ergebnislos  oder  erfolglos,  sobald  sich  Ver- 
wachsungen zwischen  Arachnoidea  und  Pia  bilden  und  den  Abfluß  der 
Cerebrospinalflüssigkeit  nach  dem  Lumbairaum  verhindern.  (BendLr.) 

Bolduan  und  Qoodwin  (12)  fassen  ihre  Erfahrungen  bei  der  epi- 
demischen Genickstarre  dahin  zusammen,  daß  ihr  Erreger  der  Weichsel- 
baum sehe  Meningokokkus  ist,  der  sich  in  der  ersten  Krankheitswoche  in 
der  Nasenschleimhaut  meist  vorfindet,  aber  sehr  leicht  zu  Grunde  geht.  Die 
Infektion  ginge  durch  direktes  Kontagium  vor  sich  und  werde  durch  Trauma 
oder  Überanstrengung  befördert. 

Die  menschliche  Genickstarre  sei  nicht  der  Cerebrospinalmeningitis  bei 
Tieren  verwandt;  eine  Übertragung  durch  Tiere  findet  nicht  statt.  In 
manchen  Epidemien  erkrankten  zumeist  jüngere  Kinder,  in  anderen  wieder 
ältere  Kinder  und  bisweilen  nur  Erwachsene.  (Bmdut.) 

Dopter  (38)  beschäftigt  sich  in  seiner  Arbeit  mit  der  Epidemiologie 
und  Prophylaxe  der  Genickstarre  und  teilt  die  allgemeine  Ansicht,  daß  die 
Gehirnerscheinungen  von  dem  Eindringen  des  Meningokokkus  von  den  Nasen- 
scheimhäuten  aus  zu  den  Meningen  herrühren.  (Bendix,) 

Westenhoeflfer  (147)  nimmt  auf  Grund  seines  in  Oberschlesien  ge- 
sammelten Sektionsmaterials  und  eigener  Beobachtungen  an  Lebenden  als 
Eingangspforte  des  EiTegers  der  Cerebrospinalmeningitis  den  hinteren  Nasen- 
rachenraum, den  lymphatischen  Nasenrachenring,  besonders  die  ßacheii- 
tonsille  an. 

Die  Aufgabe  der  Therapie  muß  es  sein,  Rezidive  durch  Behandlang 
der  Tonsillen  zu  verhüten,  die  Autolyse  des  festen,  in  der  Dura  gebildeten 
Exsudates  zu  befördern  und  das  flüssige  Exsudat  durch  operativen  Eingriff 
(Lumbalpunktion,  Occipitalinzision)  zu  entfernen. 


Meningitis  cerebro-spinalis  epidemica.  455 

Da  es  bei  Pferden  eine  häufig  epidemisch  auftreteude  seröse  Meningitis 
gibt  mit  dem  Befunde  von  Kokken,  die  den  Weichselbaumschen  ähnlich 
sind,  so  ist  ein  Studium  des  Verhältnisses  dieser  Krankheit  zu  der  epi- 
demischen Genickstarre  und  ihrer  übertragbarkeit  auf  Menschen  sehr  not- 
wendig. (Bendüe,) 

Colles  (24)  lenkt  die  Aufmerksamkeit  auf  die  die  Meningitis  cerebro- 
spinalis komplizierenden  Ohraffektionen.  Aus  den  Statistiken  geht  hervor, 
daß  der  fünfte  bis  sechste  Teil  der  Kranken  an  Schwerhörigkeit  während 
oder  nach  überstandener  Krankheit  litten.  Die  Ansichten  über  die  Ursache 
der  Ohrenleiden  differieren  noch;  zum  Teil  werden  entzündliche  Vorgänge 
im  Akastikus-Zentrum  im  Gehirn  oder  im  Verlaufe  des  Akustikus  im  Schädel 
angenommen«  zum  Teil  sind  akute  Entzündungen  des  Mittelohres  der  Grund 
für  die  Ohrenerkrankungen. 

C.  hat  bei  der  letzten  Epidemie  von  Meningitis  cerebro-spinalis  elf 
Falle  beobachtet,  5  Knaben  und  6  Mädchen.  Nur  zwei  waren  von  Ohren- 
leiden frei.  Die  übrigen  ließen  akute  Mittelohrentzündungen  deutlich  er- 
kennen. (Bendia;.) 

Martild  und  Rohde  (103)  teilen  einen  Fall  von  Genickstarre  eines 
Torpedo-Maschinisten  mit,  der  durch  einen  septikämischen  Prozeß  eingeleitet 
wurde.  Unter  Schüttelfrost  und  hohem  Fieber  mit  heftigen  Kopf-  und 
Backenschmerzen  hatte  sich  ein  Exanthem  über  den  ganzen  Rumpf  ver- 
breitet, und  erst  einige  Tage  später  trat  deutliche  Genickstarre  auf.  Es 
gelang,  sowohl  kulturell  als  auch  bakteriologisch  den  Nachweis  des  Meningo- 
kokkus im  Blute  zu  erbringen.  Die  Infektion  war  anscheinend  von  einem 
anderen  Torpedo-Matrosen,  der  nach  einem  Urlaub  an  Genickstarre  erkrankt 
war,  erfolgt.  (Bendix,) 

Donelan's  (37)  Fall  betraf  einen  50  Jahre  alten  Mann,  bei  dem  sich 
die  Symptome  der  Genickstarre  langsam  entwickelt  hatten.  Unter  wiederholt 
tosgeführten  Lumbalpunktionen,  durch  welche  der  Diplococcus  intracellularis 
nachgewiesen  werden  konnte,  trat  auffallende  Besserung  und  Genesung  ein. 

(Bendix,) 

Sevestre  und  Saillant  (127)  haben  ein  9jähriges  Mädchen,  das 
anfänglich  mit  Schulterschmerzen,  dann  mit  deutlichen  Erscheinungen  basaler 
Meningitis  erkrankt  war,  mit  sehr  häufig  wiederholten,  zunächst  täglichen 
Lnmbalpunktionen  behandelt.  Der  Liquor  war  getrübt  und  enthielt  Eiter- 
korperchen  sowie  Meningokokken.  Nach  8 — 10  Tagen  trat  scheinbar  Besse- 
mng  ein,  doch  setzte  darauf  die  Krankheit  mit  neuer  Heftigkeit  ein.  Indes 
^rde  allmählich  die  Spinalflüssigkeit  klarer,  es  verschwanden  erst  die  Diplo- 
kokken, dann  die  polynukleären  Zellen,  eine  Lymphocytenvermehrung  blieb 
fe  zuletzt  nachweisbar.  Nach  etwa  vierwöchiger  Krankheitsdauer,  und  nach- 
dem durch  12  Punktionen  im  ganzen  350  ccm  Liquor  entleert  worden  waren, 
trat  voUkoramene  Heilung'  ein.     Es  blieb  keinerlei  Nachkrankheit  zurück. 

Hoföiöka  und  Poledne  (69)  berichten  über  das  Ergebnis  einer 
größeren  Zahl  von  bakteriologischen  Untersuchungen  des  Nasensekrets 
gesunder  Personen  und  teilen  die  Krankengeschichten  zweier  Fälle  von 
Genickstarre  mit,  die  erfolgreich  mit  wiederholten  Lumbalpunktionen  behandelt 
und  der  Heilung  zugeführt  wurden. 

Von  207  gesunden  Personen,  die  mit  Meningitiskranken  nicht  in  Be- 
rührung gekommen  waren,  wurden  bei  25,  somit  bei  12,07  ®/^,  im  Nasensekret 
Meningokokken  gefunden.  Meningokokken  kommen  also  mikroskopisch 
nachweisbar  im  Nasensekret  solcher  vollkommen  gesunder  und  nicht  infi- 
zierter Menschen  doch  verhältnismäßig  häufig  vor. 


456  Meningitis  cerebro-spinalis  epidemica. 

unter  29  Personen,  die  mit  Meningitiskranken  in  direkter  BeriihniDg 
gewesen  waren,  zeigten  11,  also  37,9  7o  Meningokokken  im  Nasensekrei. 
demnach  verhältnismäßig  viel  mehr  als  in  der  vorigen  Gruppe. 

Insgesamt  wurden  bei  36  gesunden  Personen  Mikrokokken  vom  Typus 
der  Meningokokken  im  Nasensekret  gefunden.  Bei  22  dieser  Personen 
wurden  wiederholte  Untersuchungen  angestellt,  und  es  zeigte  sich,  daß  die 
Kokken  bei  4  Fällen  nach  7  Tagen,  bei  10  nach  8,  bei  2  nach  9,  bei 
einem  Fall  nach  14,  bei  4  Fällen  nach  16  und  bei  einem  Fall  nach  19 
Tagen  nicht  mehr  nachgewiesen  werden  konnten.  Es  scheint  danach,  daft 
die  Meningokokken  sich  nicht  lange  in  der  Nasenhöhle  der  Gesunden  auf- 
halten. Auch  in  den  beiden  Fällen  von  Meningitis  verschwanden  in  der 
Kekonvaleszenz  während  einer  Woche  die  Meningokokken  aus  dem  Nasen- 
schleim oder  waren  doch  nur  noch  in  so  geringer  Menge  vorhanden,  daft 
sie  nicht  mehr  nachweisbar  waren.  Gelegentlich  einer  Masernepidemie  wurden 
119  Kinder  auf  das  Vorhandensein  meningokokkenähnlicher  Diplokokken  • 
im  Nasenschleim  untersuclit  und  in  34  Fällen  ein  positives  Resultat  gefunden, 
während  bei  9  Fällen  von  Parotitis  epidemica  die  Untersuchung  der  Nasen- 
sekrete negativ  ausgefallen  ist. 

Speer  (131)  erörtert  das  Verhältnis  der  sporadischen  Fälle  von  Genick- 
starre zu  den  Epidemien  dieser  Erkrankung.    Er  führt  an,  daß  ursprünglich 
nur  der  epidemische  Charakter  des  Leidens  erkannt  wurde,  daß  die  Seuche 
nunmehr  in  den  großen  Städten  (Amerikas)  endemisch  ist,  und  daß  die  Art 
ihrer  Verbreitung  von  Ort  zu  Ort  und   von  Person   zu  Person    noch  nicht 
hinreichend   bekannt   ist.     Als   Erreger  der  epidemisch   wie  der   sporadisch 
auftretenden  Fälle   kann   der  Diplococcus   intracellularis   meningiüdis  ange- 
sehen werden.     Der  Krankheitserreger  findet  seinen  Eingang  in  den  Körper 
in  den  Luftwegen,  speziell  im  Nasenrachenraum,  setzt  sich  zumeist  und  am 
wirksamsten  an  der  Hirnbasis  fest  und  dringt  von  dort  zu  anderen  Gegenden 
der   Meningen    des    Gehirns    und    des   Rückenmarks   vor.     Seine    Tätigkeit 
gleicht  der  einer  septischen  Invasion,  die  Symptome  sind  die  einer  Kombi- 
nation von  Giftwirkung,  von  Nervenreizung  und  von  Hirndruck.     Die  Mor- 
talität beträgt  50  ^/^    und  kann  durch  hygienische  Maßnahmen   sowie  durch 
gute   Pflege   und  Behandlung   der  Kranken    herabgesetzt  werden.     Auch  in 
den    schlimmsten  Formen  ist  die  Cerebrospinalmeniiigitis   einer  Behandlung 
zugängig.     Die   therapeutischen    Erfolge    der  Lumbalpunktion    lassen    noch 
viel   zu   wünschen   übrig,    diese   Behandlungsmethode   bedarf  noch   weiterer 
Ausbildung.    Bei  entschiedener  und  konsequenter  Anwendung  vermögen  auch 
die  alten  Behandlungsmethoden  gute  Erfolge  zu  erzielen.     In  letzterer  Hin- 
sicht werden  eine  Reihe  guter  praktischer  Regeln  gegeben. 

Hildesheim  (68)  glaubt,  daß  die  hintere  basale  Meningitis  (posterior 
basic  meningitis)  des  Kindesalters  nicht  als  ein  sporadisches  Auftreten  der 
epidemischen  Meningitis,  sondern  als  eine  Krankheit  sui  generis  zu  betrachtea 
sei,  und  führt  auf  Grund  eines  Materials  von  über  lOO  Fällen  hierfür  u.  a. 
folgende  Gründe  an:  Die  sporadische  Form  betrifift  in  mehr  als  der  Hälfte 
der  Fälle  Kinder  im  Alter  unter  1  Jahr,  die  epidemische  im  gleichen  Ver- 
hältnis Kinder  unter  10  Jahren.  In  einem  Drittel  der  sporadischen  Fälle 
tritt  ohne  Neuritis  optica  Amaurose  ein,  die  bei  den  epidemischen  Fällen 
nicht  vorzukommen  scheint,  bei  welchen  die  mit  jeuer  Erkrankung  sehr  selten 
vorkommende  Neuritis  optica  häutiger  beobachtet  wird.  Taubheit  wird  bei 
der  hinteren  basalen  Meningitis  selten,  bei  der  epidemischen  sehr  häufig  in 
der  Rekonvaleszenz  gefunden.  Hautveränderungen,  Petechien,  Herpes  usw. 
kommen  nur  bei  der  epidemischen  Meningitis  (spotted  fever!)  häufiger  vor. 
Die    für    die    sporadischen    Fälle    charakteristische    Retraktion    des    oberen 


Meningitis  cerebro-spinalis  epidemica.  457 

Aagenlids  wird  von  der  epidemischen  Meningitis  nicht  berichtet  Nähere 
Angaben  über  die  Ätiologie  der  vei-werteten  Fälle  bezw.  über  die  bakterio- 
logischen Befunde  bei  diesen  werden  nicht  gemacht. 

Koplik  (85)  beschreibt  das  zuerst  in  England  von  Gee  und  Barlow 
aufgestellte  KranUieitsbild  der  hinteren  basalen  Meningitis  (posterior  basic 
meniügitis),  den  cervikalen  Opisthotonus  der  KJnder,  dessen  Hauptsymptom 
gerade  diese  eigenartige  Kopfhaltung  ist.  Er  hat  das  Bild  während  der 
letzten  Cerebrospinalmeningitis-Epidemie  unter  insgesamt  30  Fällen  bei  acht 
Kindern  im  Alter  von  meist  4  Monaten  oder  doch  unter  2  Jahren  gesehen. 
Es  bestand  meist  Leukocytose  des  Blutes,  die  Lumbalpunktion  förderte 
zaweilen  gar  keine,  oft  nur  sehr  wenig  sterile  Flüssigkeit,  einigemale  wurden 
Meningokokken  im  Liquor  intra  vitam  oder  post  mortem  nachgewiesen.  Die 
anatomische  Untersuchung  der  gestorbenen  Kinder  zeigte  verschiedenartige 
Befunde:  Hydrocephalus,  basales  purulentes  Exsudat,  Hämorrhagien  an  der 
Medalla  spinalis  u.  a.  Die  Krankengeschichten  werden  ausführlich  mitgeteilt. 
K.  hebt  hervor,  daß  die  Form  der  hinteren  basalen  Meningitis  bei  Epidemien 
Ton  Meningokokkenmeningitis  vorkommt,  durch  denselben  Krankheitserreger 
hervorgebracht,  wie  die  bei  älteren  Kindern  beobachteten  Meningitisformen 
Ton  etwas  anders  gestaltetem  Verlauf.  Es  ist  anzunehmen,  daß  die  Cerebro- 
spinabneningitis,  die  epidemische,  wie  die  sporadisch  auftretende,  gerade  bei 
Kindern  im  Alter  von  unter  2  Jahren  die  von  Gee,  Barlow  und  Still 
beschriebene  Form  in  einer  gewissen  Reihe  von  Fällen  aimimmt. 

Foster  (49)  hat  30  Fälle  von  Genickstarre  während  der  Epidemie 
in  New- York  beobachtet  und  teilt  seine  Erfahrungen  ausführlich  mit.  Es 
ist  ihm  gelungen,  mit  Elser  (44)  aus  dem  Venenblut  der  Kranken  einen 
gramnegativen  Diplokokkus  von  den  kulturellen  Eigenschaften  des  Meningo- 
kokkus nach  Art  des  Nachweises  von  Typhusbazillen  in  Fleischbrühe  oder 
Ascites-Fleischbrühe  zu  züchten. 

Abbott  (1)  hat  nach  den  oSiziellen  Listen  die  Fälle  von  Meningitis 
zusammengestellt,  die  während  des  Winters  1904/05  in  Philadelphia  seit 
Einfuhrung  der  Anzeigepflicht  im  September  1904  vorgekommen  sind.  Im 
ganzen  kamen  von  diesem  Termin  bis*  zum  7.  April  1905  52  Fälle  als 
epidemische  Cerebrospinalmeningitis  zur  Anzeige.  Darunter  sind  17  Todes- 
fälle. Brauchbare  Krankengeschichten  liegen  von  32  Fällen  vor,  die  zeigen, 
daß  5  Fälle  von  tuberkulöser  Meningitis  dabei  waren.  2  Fälle  wurden  durch 
Autopsie  oder  Lumbalpunktion  als  Pneumokokken-Iiifektionen  erkannt,  sechs 
weitere  Fälle  können  nach  dem  Krankenbericht  nicht  unter  die  genuine 
epidemische  Meningitis  eingereiht  werden.  Ohne  Korrektur  der  zweifelliaften 
Beobachtungen  ergibt  sich  eine  Mortalität  von  30,7  %.  3,6  ^l^  der  Fälle 
betrafen  Kinder  unter  1  Jahr,  70,9  ^j^  solche  zwischen  1  und  20  Jahren, 
%o  %  Erwachsene  im  Alter  von  über  20  Jahren.  Nur  viermal  kamen 
mehrere  Erkrankungen  in  einem  Hause  vor.  Besondere  epidemiologische 
Bedingungen  für  die  Ausbreitung  der  Erkrankung  konnten  nicht  ausfindig 
gemacht  werden.  Eine  beigegebene  Planskizze  veranschaulicht  die  Verteilung 
der  einzelnen  Fälle  auf  die  Stadtbezirke  und  ihre  zeitliche  Reihenfolge. 

Jacobi  (73,  74)  gibt  eine  umfassende  Darstellung  von  der  Geschichte 
der  epidemischen  Cerebrospinalmeningitis  und  von  deren  Ausbreitung  in 
Amerika,  speziell  in  New  York.  Er  berichtet  über  seine  eigenen  Erfahrungen 
auf  diesem  Gebiet,  namentlich  in  therapeutischer  Hinsicht.  Von  den  nach 
Weitzfelders  Vorschlag  subkutan,  intramuskulär  und  in  den  Duralsack 
gemachten  Einspritzungen  großer  Dosen  von  Diphtherie  -  Antitoxin  hat  er 
keinen  merklich  günstigen  Einfluß  beobachten  können. 


458  Meningitis  cerebro-spinalis  epidemica. 

Lafforgue  (88)  hat  von  vier  Fällen  epidemischer  Cerebrospinal- 
meningitis,  die  er  in  Tunis  beobachtete,  in  dreien  die  Weichselbaumschen 
Diplokokken  als  alleinige  Erreger  gefunden.  In  dem  vierten,  dem  einzigen 
Fall  mit  letalem  Ausgang,  war  auffallend  der  große  Reichtum  der  Cerebro- 
spinal -Flüssigkeit  an  Weichselbaumschen  Meningokokken  und  daneben, 
während  der  ganzen  Dauer  der  Krankheit  die  Anwesenheit  einer  zweiten 
vorwiegend  extracellulär  gelegenen  und  nach  Gram  stark  farbbaren  Diplo- 
kokkenvariation.  Auch  diese  konnte  isoliert  werden  und  wurde  durch  Uber- 
impfungen  auf  Tiere  usw.  weiter  untersucht,  ohne  daß  es  gelungen  wäre,  sie 
genauer  zu  bestimmen.  Sie  ähnelte  der  Jäger-Heubn ersehen  Form  in 
der  Gramreaktion,  in  der  Gruppierung  zu  kurzen  Ketten  in  den  flüssigen 
Medien,  unterschied  sich  aber  von  jener  durch  geringe  Lebensfähigkeit,  ihre 
die  der  Pneumokokken  weit  übertreffende  ,. Zerbrechlichkeit",  die  durch  die 
Tierpassage  noch  gesteigert  worden  war. 

Boinet  (11)  führt  aus,  daß  seit  einer  Epidemie  im  Jahi*e  1900  jähr- 
lich in  Marseille  einzelne  Fälle  von  epidemischer  durch  Meningokokken  ver- 
ursachter Cerebrospinalmeningitis  zur  Beobachtung  gekommen  sind,  die  sich 
in  letzter  Zeit  etwas  vermehrten.  Es  besteht  demnach  im  Südosten  Frank- 
reichs ein  Krankheitsherd,  dessen  Ausdehnung  freilich  mit  den  großen 
Epidemien  in  Oberschlesien  und  in  den  Vereinigten  Staaten  kaum  verglichen 
werden  kann.  B.  berichtet  über  die  neueren  Forschungen  auf  dem  ein- 
schlägigen Gebiet  und  teilt  die  Krankengeschichten  von  15  Eigenbeobach- 
tungen aus  den  Jahren  1902  bis  1905  mit. 

Blaber  (9)  erwähnt  zwei  Fälle  von  sporadischer  Cerebrospinalmenin- 
gitis vom  Charakter  der  epidemischen.  Der  eine  Fall  verlief  letal,  schwere 
Toxämie  zeigte  sich  frühzeitig  durch  das  Auftreten  hämorrhagischer  Haut- 
tiecke  an,  durch  Respirationsstörungen,  Bewußtseinstrübung  und  rapiden  Ver- 
lauf. Der  zweite  Fall  kam  zur  Heilung,  war  aber  durch  eine  metastatische 
Choroiditis,  ein  sogen.  Pseudogliom  auf  dem  linken  Auge  kompliziert.  In 
diesem  Falle  hatten  sich  nach  einem  stürmischen  Beginn  mit  Konvulsionen 
und  jagender  Atmung  die  meningitischen  Symptome  erst  nach  einigen  Tagen 
deutlich  entwickelt. 

Poynton  (114)  erörtert  in  einer  längeren  Vorlesung  die  verschiedenen. 
Formen  meningitischer  Erkrankung,  die  tuberkulöse  Meningitis,  die  epidemi- 
sche Cerebrospinalmeningitis,  als  eine  besondere  Form  die  posterior  basic 
meningitis  (akute  Meningitis  in  frühem  Kindesalter  mit  Hydrocephalus)  u.  a. 
und  widmet  an  der  Hand  lehrreicher  Krankengeschichten  aus  eigener  Beob- 
achtung besondere  Aufmerksamkeit  den  differentialdiagnostischen  Momenten 
und  den  Behandlungsmethoden.  Der  Lumbalpunktion  erkennt  er  einen 
wesentlichen  therapeutischen  Einfluß  nicht  zu  und  macht  sie  nur,  wenn  die 
Unklarheit  des  Falles  den  Eingriff  zu  diagnostischen  Zwecken  fordert.  Da- 
gegen tritt  er  warm  für  die  operative  Behandlung  der  mit  Hydrocephalus 
komplizierten  Fälle  von  Meningitis  mit  nachfolgender  Drainage  des  Ergusses 
ein.  Die  Senimtherapie  ist  für  die  Meningitis  nach  dem  gegenwärtigen 
Stand  der  Forschung  noch  nicht  zu  brauchen. 

Castellani  (18)  hat  auf  Ceylon  zwei  Fälle  von  autoptisch  nachge- 
wiesener eitriger  akuter  Cerebrospinalmeningitis  mit  raschem  Verlauf  bei 
Eingeborenen  beobachtet.  Die  sorgfältige  bakteriologische  Untersuchung  des 
den  Leichen  entnommenen  purulenten  Cerebrospinal-Liquors  ergab  beide 
male  teils  intra-,  teils  extracellulär  gelegene  gramnegative  Diplokokken,  die 
nach  ihrem  mikroskopischen  Verhalten,  nach  dem  Wachstum  auf  den  ge- 
bräuchlichen Nährboden   und   nach   ihrem  Verhalten   im  Tierkörper  als  die 


Meningitis  cerebro-spinalis  epidemica.  459 

von  Weichselbaum  beschriebene  Fonn  der  Meningokokken  zu  erkennen 
varen. 

McGahey  (104)  referiert  über  eine  Meningitis-Epidemie,  die  iu  den 
Monaten  Februar  bis  April  in  Nord  Nigeria  grassierte.  Wahrscheinlich  war 
sie  durch  einen  Mekkapilger  eingeschleppt  worden.  3  bis  5  7ü  der  Bevöl- 
kernng  der  befallenen  Städte  erkrankten,  die  Mortalität  erreichte  50  ^j^  der 
Fälle.  Krankheitsverlauf  und  Symptomatologie  bieten  keine  Besonderheiten. 
Ebensowenig  der  mitgeteilte  pathologisch-anatomische  Befund.  Bakterio- 
logische Einzelheiten  liegen  nicht  vor. 

Connoilman  (26)  weist  in  einem  Bericht  über  die  Pathologie  und 
Bakteriologie  der  akuten  Meningitis  zunächst  darauf  hin,  daß  alle  Fälle  von 
Meningitis  cerebrospiuale  sind  und  wahrscheinlich  immer  eine  mehr  oder 
minder  ausgedehnte  encephalitische  Erkrankung  sie  begleitet.  Seit  1897 
wurden  in  Massachusetts  General-  und  Boston  City-Hospital  61  Meningitis- 
Autopsieen  gemacht.  Davon  betrafen  21  die  epidemische  Form.  Epidemien 
TOD  akuter  Meningitis  werden  durch  den  Diplococcus  intracellularis  menin- 
gitidis  hervorgerufen.  Sporadische  Fälle  sind  nicht  selten,  weitaus  die 
meisten  primären  Meningitiden  werden  durch  Meningokokken  hervorgerufen. 
Die  Meningokokken  -  Infektionen  kommen  viel  häufiger  zur  Heilung  als  die 
Litektionen  der  Meningen  mit  Pneumokokken  und  Streptokokken.  Der 
Meningokokkus  lebt  nicht  als  Saprophyt  außerhalb  des  Körpers,  er  wird  auf 
den  Schleimhäuten  der  Nase  gefunden,  und  es  ist  walirscheinlich,  daß  die 
Infektion  der  Meningen  von  einer  der  benachbarten  Schleimhäute  her  auf 
dem  Wege  der  Lymphbahuen  erfolgt.  In  1 8  Fällen  lag  eine  Pneumokokken- 
infektion  vor:  nur  in  einem  von  diesen  schien  es  sich  um  eine  primäre 
Meningitis  zu  handeln.  In  den  übrigen  war  Sekundärinfektion  von 
Eitemngen  des  Ohrs  und  anderen  Infektionsherden  in  den  Lungen,  in  der 
Prostata  u.  a.  nachzuweisen.  Selten  war  die  Infektion  eine  embolische, 
meist  eine  kontinuierliche  oder  auf  den  Lymphwegen  erfolgte.  C.  glaubt, 
daß  das  Vorkommen  der  Pneumokokkenmeningitis  bes.  bei  der  Pneumonie 
überschätzt  wird.  Von  18  Streptokokkeninfektionen  schien  nur  eine  primär 
2a  sein.  Weiter  kamen  noch  4  sekundäre  Eiterkokkeninfektionen  der 
Meningen  zur  Beobachtung,  eine  Infektion  mit  Milzbrand.  Typhöse  Infektion 
der  Meningen  hat  Councilman  auf  dem  Sektionstisch  nicht  beobachtet. 

Elsner  (45)  gibt  statistische  Daten  über  das  Vorkommen  der  Cere- 
brospinalmeningitis  in  New  York  in  den  letzten  zehn  Jahren  und  behandelt 
die  Symptomatologie  der  Erkrankung  mit  besonderer  Berücksichtigung  des 
Kernigschen  Zeichens  und  der  Ergebnisse  der  Lumbalpunktionen.  Die 
nicht  seltenen  Kombinationen  von  Meningokokken  mit  Pneuinokokkeninfektion 
sind  beachtenswert.  Die  Fälle  von  Cerebrospinalmeningitis  mit  Pneumonie 
hatten  in  Zentral  New- York  durchwegs  ungünstigen   Ausgang. 

Mäher  (98)  hat  von  einem  Meningitiskranken  aus  dem  lebenswarmen 
Cerebrospinaleiter  typische  intracelluläre  Weichselba  umsehe  Diplokokken 
gezüchtet.  Bei  der  Weiterzüchtung  auf  verschiedenen  Nährböden  und 
nach  Überimpfung  auf  Kaninchen  ergaben  sich  mancherlei  Umformungen 
der  Mikroorganismen,  die  den  Verfasser  merkwürdigerweise  vermuten  lassen, 
daß  der  Weichselbaumsche  Diplokokkus  nur  eine  Phase  darstellt  in  den 
Terschiedenen  Lebensformen  eines  Organismus,  der  zu  Zeiten  größer  und 
stäbchenförmig,  zu  andern  Zeiten  klein  und  von  der  Gestalt  des  Pneumo- 
kokkus und  wieder  zu  anderen  Zeiten  in  Form  von  Hefezellen  auftritt. 

Die  Vorlesung  Porter's  (113)  über  die  Ätiologie,  Pathologie  und 
Therapie  der  epidemischen  Meningitis  beschäftigt  sich  vorwiegend  mit  den 
verschiedenen  älteren  und  neueren  Behandlungsmethoden.     Wesentlich  neues 


460  Meningitis  cerebro-spinalis  epidemica. 

ließ  sich  nicht  beibringen,  der  Verfasser  schließt  selbst  mit  den  Worten,  daB 
mit  Bedauern  zugestanden  werden  muß,  wie  wenig  Fortschritt  in  der  Be- 
handlung dieser  Krankheit  am  Ende  eines  Jahrhunderts  steter  Beobachtung 
besonders  in  Hinsicht  auf  eine  wirkliche  Heilwirkung  gemacht  worden  ist 
Von  den  Behandlungsmethoden  der  Cerebrospinalmeningitis  hebt 
Stockton  (133)  nach  eingehender  Besprechung  aller  früher  üblichen  thera- 
peutischen Maßnahmen  besonders  die  Behandlung  mit  heißen  Bädern  nach 
Aufrecht,  die  Spinalpunktion  und  -Drainage,  eventuell  mit  antiseptischea 
oder  sonstigen  medikamentösen  Einspritzungen  in  den  Duralsack  und  die 
subkutanen  Snblimatinjektionen  nach  seinen  Erfahrungen  als  zweckmäßig 
hervor.  Die  heißen  Bäder  haben  sich  zur  Linderung  der  Beschwerden  und 
günstiger  Beeinflussung  des  Krankheitsverlaufs  bewährt.  Von  Medikamenten 
werden  Opium,  Antipyrin  und  Bromsalze  empfohlen,  auch  Kalomel  zur  Be- 
förderung des  Stuhls  und  der  Harnausscheidung.  Hauptsache  ist  die  Unter- 
bringung des  Kranken  in  den  besten  hygienischen  Bedingungen,  absolute 
Ruhe,  verdunkeltes  gut  ventiliertes  Krankenzimmer,  Fernhaltung  aller  Eeize 
und  Erregungen. 

CoUins  (25)  beschreibt  sehr  detailliert  die  Erkrankung  eines 
13  jährigen  Mädchens  an  Genickstarre.  Die  Lumbalpunktion  förderte  Eiter 
mit  mikroskopisch  nachweisbaren  Meningokokken,  die  sich  züchten  und  beim 
Stehen  des  Exsudats  im  Brütschrank  24  Stunden  bei  39  "  in  diesem  selbst 
anreichern  ließen.  Es  handelte  sich  zweifellos  um  den  Diplococcus  iiitra- 
cellularis  meningitidis  Weichselbaum.  Das  Mädchen  genas  nach  zehntägiger 
Krankheitsdauer  ohne  Folgeerscheinungen. 

Davis  (33)  hat  in  30  Fällen  aus  der  New  Yorker  Epidemie  von 
Cerebrospinalmeningitis  das  Verhalten  der  Augen  und  Augenmuskeln  während 
der  Dauer  der  Erkrankung  verfolgt.  Motorische  Störungen  wurden  nicht 
selten  gefunden,  teils  Zeichen  direkter  Nervenlähmung  infolge  von  Kom- 
pression der  flirnnervenstämme,  teils  solche  zerebraler  Affektionen  (konju- 
gierte Deviation,  Nystagmus,  Ptosis).  Das  hervorragendste  Augensymptom 
war  die  in  8  Fällen  verzeichnete  Neuroretinitis,  von  denen  4  starben.  Die 
Prognose  wird  durch  die  Augenstörungen  ungünstig  beeinflußt,  besonders 
wenn  der  Augenhintergrund  affiziert  ist.  Bei  diesen  Fällen  beträgt  die 
Mortalität  66,6  ^/^,  bei  den  Fällen  ohne  Augenkomplikationen  50  \.  Kou- 
junktivitis  wurde  häufig,  jedoch  mit  Ausnahme  eines  Falles  von  Gono- 
kokkeninfektion  nur  leichten  Grades  gefunden.  Verfasser  empfiehlt  für  die 
Untersuchung  der  unruhigen  Kinder  die  elektrischen  Ophthalmoskope,  welche 
die  Beleuchtung  des  Hintergrundes  in  Bettlage  erleichtern.  Eine  genaue 
Augenuutersuchung  kann  unter  umständen  viel  zur  Klärung  der  Diagnose 
und  zur  Prognosenstellung  beitragen. 

Davis  (32)  behandelte  ein  Kind  wegen  Genickstarre,  das  nacheinander 
auf  beiden  Augen  erblindete.  Das  linke  Auge  erkrankte  zwei  Wochen  nach 
Beginn  der  Allgemeinerscheinungen  an  metastatischer  Chorioiditis  und  bot 
dann  den  charakteristischen  Befund  des  amaurotischen  Katzenauges  (Pseudo- 
glionia)  mit  Herabsetzung  des  intraokulären  Drucks.  Etwas  später  trat  auch 
auf  dem  rechten  Auge  völlige  Erblindung  ein,  die  Pupille  wurde  weit  und 
reaktionslos,  es  bestand  primäre  weiße  Atrophie  des  Nervus  opticus. 

Donath  (36)  berichtet  über  einen  Fall  von  Meningitis  cerebrospinalis 
epidemica,  welcher  in  neun  Stunden  zum  Tode  führte  und  einen  24jährigen, 
nicht  belasteten  Mann  betrifft.  Krankheitserscheinungen:  Kopf-  und  Nacken- 
schmerzen, Brechreiz,  Muskelkrämpfe,  Opisthotonus,  Haut-  und  Akustikus- 
hyperästhesie,  Fieber.     Keine  Autopsie.     Therapeutisch  wird  hervorgehoben: 


Durch  Intoxikationen  und  Infektionen  bedingte  Erkrankungen  des  Ner\'ensystems.   461 

Lumbalpunktion,    Einreibung    des   Kopfes   mit  Ungt.    Crede,    Collargol    als 
intravenöse  Injektion  oder  subkutane  Infusion.  (Hudoremig.) 

Morvay  (107)  hat  in  Ungarn  eine  kleine  Epidemie  der  seltenen 
Cerebrospinalmeningitis  der  Pferde  beobachtet  und  gibt  auf  Grund  dieser 
Erfahrungen  eine  ausführliche  Beschreibung  der  Krankheitszeichen  der  meist 
letalen  Erkrankung.  Nur  6  bis  6  ^Iq  der  Fälle  werden  geheilt,  1  bis  2  % 
erliegen  den  Rückfällen,  eine  völlige  Immunität  wird  nicht  erreicht.  Die 
Symptomatologie  und  pathologische  Anatomie,  die  Art  der  Nachkrankheiten 
(Blindheit,  Taubheit,  Hydrocephalus,  bleibende  Gehirnnervenlähniungeu  usw.) 
gleichen  außerordentlich  der  epidemischen  Cerebrospinalmeningitis  des 
Menschen.  Die  Ätiologie  ist  noch  nicht  völlig  aufgeklärt,  es  wurden  ver- 
schiedenartige Erreger  kultiviert,  und  es  ist  noch  nicht  gelungen,  nach- 
zuweisen, ob  ein  effektiver  Zusammenhang  zwischen  der  menschlichen  und 
der  tierischen  Form  der  Meningitis  besteht.  In  den  bei  Pferden  beobachteten 
Fällen  konnte  M.  stets  auch  einen  akuten  Nasenkatarrh  neben  der  Gehirn- 
erkrankung  beobachten.  Eine  direkte  Übertragung  von  den  Pferden  auf 
Menschen  wird  vom  Verfasser  nicht  verzeichnet.  Er  glaubt  auch,  daß  die 
Verbreitung  der  Kjankheit  miasmatisch  stattfindet,  unmittelbare  Infektionen 
hat  er  auch  in  den  Ställen,  wo  neben  Kranken  Gesunde  standen,  nicht 
baDbachtet. 

Bailey  (6)  hat  69  Proben  von  Cerebrospinalflüssigkeit  bei  epidemischer 
Cerebrospinalmeningitis  auf  Kochsalzgehalt  und  Gefriei-punktserniedrigung 
untersucht.  Die  totale  Gefrierpunktserniedrigung  schwankte  zwischen  0,50 
und  0,815,  betrug  in  79  «^  der  Fälle  0,52—0,64  und  im  Durchschnitt  0,575. 
Sie  ist  nicht  nur  in  Proben  von  verschiedenen  Fällen  verschieden,  sondern 
schwankt  auch  im  gleichen  Falle  zu  verschiedenen  Zeiten.  Der  Kochsalz- 
gehalt betrug  0,55  bis  0,76  %,  in  71  %  der  Fälle  0,60  bis  0,68  ®/o,  im 
Durchschnitt  0,66  ®/^.  Die  auf  den  Kochsalzgehalt  allein  berechnete  Gefrier- 
panktserniedrigung  zeigte  geringere  Schwankungen  als  die  totale,  deren 
Hauptanteil  sie  immerhin  mit  durchschnittlich  0,422  (0,352  bis  0,486,  in 
T4%  der  Fälle  0,40  bis  0,45)  ausmachte.  B.  stimmt  in  seinen  Schluß- 
folgerungen mit  früheren  üntersuchern  dahin  überein,  daß  diese  Bestimmungen 
keine  praktisch  verwertbare  Bedeutung  haben. 


Doreli  Intoxikationen  and  Infektionen  liedingte  Erkrankungen 

des  NerTonsystems. 

Referent:  Dr.  Georg  Peritz-Berlin. 

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462  Durch  Intoxikationen  und  Infektionen  bedingte 

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464  Durch  Intoxikationen  und  Infektionen  bedingte 

Bezug  auf  die  Genese  der  Pellagra.     Beiträge  zur  patliol.  Anatomie  u.  zur  allg.  Fathol. 
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ibidem.    Tome  LVUI,  No.  17,  p.  816. 

317.  Derselbe,  A  quel  moment  le   cerveau   des  hommes  et  des  animaux,  mordus  par  un 
chien  eorage,  deyient-il  virulent?    ibidem.    Tome  LVIII,  No.  21,  p.  973. 

318.  Derselbe,    Absorption   da   virus   rabique   par   la  peau    fraichement   rasee.      ibidem. 
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ibidem.    Tome  LIX,  No.  37,  p.  658. 
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415.  W^llman,  F.  C,  Sleeping  Sickness  in  Angola.    Journ.  of  Trop.  Med.    VTL   220. 

416.  Wiley,  C.  F.,  Landrys  Paralysis,  with  Report  of  Case.    American  Medicine.   March4. 

417.  Willems,  E,    La  maladie   du   sommeil  chez  le  blanc.     Ann.  Soc.  rov.  d.  Sc.  med.  et 
nat.  de  Brux.    XIV.    1—54. 

418.  Winter,  H.  E,    Observations   on    beri-beri.     Journ.  Royal  Armv  Med.  Corp.   IV. 
178—181. 

419.  Wright,  Hamilton,  A  Discussion  on  the  Etiology  and  Pathology  of  Beri-Beri.   The 
Brit.  Med.  Journ.    II.    p.  1095. 

420.  Derselbe,    Inquiry  into  the   Etiolog>'  and  Pathologai'  of  Beriberi.     Journ.  of  Tropical 
Medicine.    June  1. 

421.  Derselbe,  Cause,  Course,  Prevention  and  Treatment  of  Beriberi.    American  Medicioe. 
Dec.  26. 

422.  Derselbe,    Classification   and   Patholog\'  of   Beriberi.     Journal  of  Tropical  Medicine. 
July  1. 

423.  Derselbe,  An  Outline  of  Acute  beriberi  and  its  Residual  Paralysis.    Review  of  NeuroL 
III.    645—662. 

424.  Yamagiwa,  K.  und  Yamanouchi,  Ueber  das  Wesen  der  Kakke  (Beriberi).   Beitr. 
z.  wissensch.  Med.  u.  Chemie.    Festschr.    Ernst  Salkowski.    1904.    XLVII.    197—246. 

425.  Zaccaria,  A.,  Sulla  presenza  e  distribuzione  dei  corpi  di  Negri  in  un  caso  di  rabbia 
umana.     Ann.  d'ig.  sper.  Roma,    n,  s.    XV.    151 — 158. 

426.  Zelle,    Jodoform  Vergiftung  oder  Septikämie.     Zeitschr.  f.  Medizin  albeamte.    No.  20. 
p.  657. 

427.  Ziemann,  Hans,    Beitrag  zur   Trjpanosomenfrage.     Centralblatt   für  Bacteriologie. 
Bd.  XXXVm,  H.  3,  p.  307. 

428.  Derselbe,   Nachtrag  zum  Beitrag  zur  Trypanosomenfrage.    ibidem,    p.  662. 

429.  Ziemke,  Vergiftung  durch  Genuss  von  bittereu  Mandeln.    Münch.  Med.  Wochenschr. 
p.  1172.    (Sitsungsberieht.) 

Abba  und  Bormans  (2)  bestätigen,  daß  die  von  Volpino  aus- 
gearbeitete Methode  zur  Stellung  der  Wutdiagnose  durch  Aufsuchen  der 
Negri  sehen  Körperchen  vollkommen  ausreicht. 

Aubertin  und  Babonneix  (22)  beschreiben  eine  Forme  fruste  der 
diphtherischen  Paraplegie.  Sie  haben  in  mehreren  Fällen,  in  denen  sich  in 
der  Rekonvaleszenz  eine  diphtherische  Gaumensegellähmung  ausbildete,  zu- 
gleich ein  Verschwinden  des  Knie-  und  Achillessehnen-Phänomens  beobachten 
können,  ohne  daß  sonst  irgend  eine  Störung  der  Sensibilität  oder  Motilität 
an  den  Beinen  vorhanden  war.  In  drei  Fällen  bestand  auch  eine  Akkom- 
modations-Lähmung.  Sie  schließen  daraus,  daß  es  sich  hier  um  eine  ab- 
geschwächte Form  einer  allgemeinen  Lähmung  handele.  Sie  meinen,  daß 
diese  Beobachtungen  beweisen,  daß  die  diphtherische  Lähmung  eine  Tendenx 
zur  Generalisation  hat,  und  daß  alle  Zwischenstufen  bestehen  zwischen  der 
einfachen  Gaumensegellähmung  und  der  diphtherischen  Poliomyelitis  unter 
der  Form  der  Landryschen  Paralyse.  Das  Fehlen  der  Reflexe  kann  das 
einzige  und  feinste  Zeichen  einer  Erkrankung  des  Nervensystems  sein. 

Bertarelli  (37)  bespricht  die  Dignität  der  Negrischen  Körperchen 
einmal  für  die  Diagnose  der  Wut  und  ferner  als  ätiologisches  Moment  Die 
Negrischen  Köi-per  lassen  sich  leicht  mit  Eosin  färben  und  finden  sich 
immer  bis  jetzt  bei  wutkranken  Tieren  mit  besonderer  Vorliebe  in  den 
Pyramidenzellen  des  Ammonshoms,  aber  auch  in  anderen  Teilen  des  Zentral- 
nervensystems. Dagegen  werden  diese  Körper  niemals  angetroffen  bei  Tieren, 
die  nicht  wutkrank  waren,  laut  biologischer  Probe.  Auch  bei  den  Versuchen 
mit  den  verschiedenartigsten  Vergiftungen  (Tetanus,  Botulismus,  diphtherische 
Toxine  usw.)  gelang  es  nicht,  diese  Körperchen  künstlich  zu  erzeugen.    Da 


ErkrankuDgen  des  Nervensystems.  475 

die  Erkennong  der  Negri sehen  Körper  leicht  möglich  ist,  so  eignet  sich 
dies  Verfahren  zur  Schnelldiagnose  der  Wntkrankheit.  In  Fällen,  in  denen 
das  Kesfütat  negativ  ist,  muß  die  biologische  Methode  angewandt  werden. 
Die  Frage,  ob  die  Negrischen  Körper  als  Parasiten  anzusehen  seien,  bleibt 
unentschieden.  Auch  aus  der  von  Bemlinger  gefundenen  Tatsache,  daß 
sich  das  Wutgift  durch  eine  Berkefeldsche  Kerze  filtrieren  läßt,  kann  mau 
nichts  für  oder  gegen  die  Parasitennatur  der  Negrischen  Körperchen  folgern. 
Des  weiteren  erwähnt  Verfasser  die  Versuche  von  Nitsch,  der  sich  zum 
Beweise  der  Unschädlichkeit  des  fixen  Virus  solches  ohne  Schaden  für  seine 
Gesundheit  in  die  Bauchhöhle  inokulierte.  Schließlich  hat  Valenti  noch 
gefunden,  daß  Chinin  im  stände  ist,  das  Wutvirus  sowohl  in  vitro  und  in 
riro  zu  neutralisieren,  während  die  anderen  Alkaloide  diese  Eigenschaft 
nicht  besitzen. 

BUlingS  (43)  kommt  zu  dem  Schluß,  daß  das  Blei  eine  Krankheit 
der  Blutgefäße  hervorrufen  kann  und  zwar  entweder  direkt  oder  indirekt. 
Der  direkte  Einfluß  rührt  wahrscheinlich  von  der  Wirkung  des  im  Blute 
kreisenden  Bleies  her.  Zweifellos  werden  die  Gefaßwände  der  größeren 
Arterien  infolge  der  primären  toxischen  Endarteriitis  in  ihrer  Ernährung 
gestört.  Das  unzweifelhafte  Faktum,  das  Blei  Gicht  hervorrufen  kann,  und 
die  ebenso  wahre  Beobachtung,  daß  bei  gichtischen  Individuen  Arterio- 
sklerose frühzeitig  auftritt,  mag  den  Einfluß  des  Bleies  bei  der  Entstehung 
der  Arteriosklerose  in  seltenen  Fällen  erklären. 

Bnzzard  und  Allen  (63)  kommen  zu  dem  Schluß,  daß  wiederholte 
mäßige  Mengen  von  Cholin,  die  bei  Tieren  in  die  Blutbahn  gebracht  werden, 
weder  Konvulsionen  noch  Lähmungserscheinungen  hervorrufen.  Die  Ein- 
führung großer  Dosen  bewirkt  allerdings  Konvulsionen,  aber  die  Dosen,  die 
notwendig  sind,  sind  relativ  so  groß  im  Vergleich  zu  den  Mengen,  welche 
im  menschlichen  Körper  bei  den  gewöhnlichen  Degenerationen  des  Zentral- 
nerTeusystem  entstehen  können.  Daher  ist  es  unwahrscheinlich,  daß  die 
Konvulsionen  der  progressiven  Paralyse  und  der  Epilepsie  direkt  oder  allein 
Ton  den  im  Blut  oder  in  der  Cerebrospinal-Flüssigkeit  sich  befindenden 
Mengen  Cholin  bedingt  sein  können.  Die  Gegenwart  großer  Mengen  von 
Cholin  in  der  Zirkulation  bedingt  keine  wirklich  bedeutungsvollen  patho- 
logischen Veränderungen  im  zentralen  oder  peripheren  Nervensystem  noch 
in  irgend  einem  anderen  Organ. 

Cadwalader  (65)  findet  basophile  Granulationen  in  roten  Blut- 
körperchen auch  normalerweise  in  geringer  Zahl  im  Menschenblut,  aber 
sie  nehmen  unter  gewissen  pathologischen  Bedingungen  an  Zahl  zu  und 
^der  ab,  wenn  die  Rekonvalescenz  beginnt. 

1.  Kernhaltige  rote  Blutkörperchen  finden  sich  gewöhnlich  im  Blute 
Ton  Bleikranken  und  sind  immer  vergesellschaftet  mit  einer  Zunahme  von 
Zellen  mit  basophiler  Granulation. 

2.  Die  sekundäre  Anämie  ist  bei  Bleivergiftung  in  der  Kegel  nur 
niäßigen  Grades. 

3.  Die  granulierten  Zellen  sind  am  allerhäufigsten  bei  der  Bleivergiftung, 
möglicherweise  haben  sie  ihren  Ursprung  in  den  blutbildenden  Organen,  und 
wahrscheinlich  sind  sie  das  Resultat  einer  Fragmentation  der  Kerne  der 
roten  Blutkörperchen. 

Camot  und  Amet  (67)  untersuchen  die  Wirkung  verschiedener  Gifte 
^e  Arsen,  Phosphor,  Blei  und  ferner  Alkohol,  Str}xhnin,  Morphium  und 
gewisser  bakterieller  Gifte  auf  die  Fettentwicklung  im  Körper.  Sie  finden, 
daß  der  Fettansatz,   der  ziemlich  beträchtlich  sein  kann,   bei  leichten  Ver- 


476  Durch  Intoxikationen  und  Infektionen  bedingte 

giftnngen   mit  kleinen  Dosen   ein  ganz  allgemeines  Phänomen  ist  und  ganz 
unabhängig  von  der  Natur  des,  absorbierten  Giftes. 

Dürck  (111)  gibt  eine  Übersicht  über  seine  pathologisch  anatomischen 
Untersuchungen  bei  an  Beri-Beri  Gestorbenen.  £s  finden  sich  ailgemeia 
degenerative  Veränderungen  im  peripheren  Nervensystem  und  in  den  Muskeln, 
dagegen  fehlen  analoge  primäre  Veränderungen  in  den  anderen  Organen. 
Dies  weist  nach  Ansicht  des  Verf.  darauf  hin,  daß  es  sich  bei  der  Beri- 
Beri  um  ein  unbelebtes  Gift  handele.  Allerdings  wäre  es  möglich,  daß 
dieses  unbelebte  Gift  irgendwo  von  einem  Mikroparasiten,  etwa  im  Darm- 
kanal gebildet  werde,  obgleich  auch  dann  das  Fehlen  jeder  örtlichen  Beaktion, 
des  sog.  Primäraffektes  aufBlllig  wäre.  Die  Entartung  an  den  Nerven  läßt 
sich  von  Stufe  zu  Stufe  verfolgen:  Das  Ausschmelzen  des  Nervenmarkes, 
die  Vakuolisierung  der  Markscheiden  und  das  Auftreten  einer  förmlichen 
Waben-  oder  Schaumstruktur  in  derselben.  Das  frei  gewordene  Nervenmark 
wird  teils  durch  den  Säftestrom  in  gelöster  Form  resorbiert,  teils  durch 
große  kontraktile,  blasige  Zellen,  offenbar  Phagocyten,  die  sich  vornehmlich 
in  der  unmittelbaren  Umgebung  der  Kapillaren  finden,  welche  das  endoneu- 
rale  Bindegewebe  durchziehen.  Die  Nervenfasern  selbst  sehen  nach  Verlust 
ihrer  Markhüllen  wie  aufgeblasene  Glaskapillaren  aus.  Die  Neurilemmscheiden 
sind  aufgeblasen  und  glasartig  durchscheinend,  und  auf  den  Querschnitten 
sind  die  Achsenzylinder  in  fast  allen  Fasern  verschwunden.  An  die  Stelle 
des  zu  Grunde  gegangenen  Gewebes  tritt  ein  Narbengewebe.  In  chronischen 
Fällen,  die  sich  über  Monate  erstreckt  haben,  sind  nahezu  alle  untersuchten 
Nerven  in  dieser  Weise  zum  größten  Teil  in  schwielige  Bindegewebsfäden 
verwandelt.  Auch  an  den  willkürlichen  Muskeln  treten  die  schwersten  Ver- 
änderungen ein.  Einzelne  Fasern  erscheinen  zuerst  spiralig  zusammengedreht, 
zusammengeschnürt  zwischen  lang  gestreckten,  noch  gut  erhaltenen  Fasern; 
ihre  Sarkolemmkerne  sind  sehr  stark  vermehrt,  der  Sarkolemmschlauch  zum 
Teil  abgehoben.  Dann  zeigen  die  Sarkolemmschläuche  an  vielen  Stellen 
unregelmäßige  Ausbuchtungen.  Das  kontraktile  Protoplasma  ist  in  um- 
schriebenen rundlichen  Klumpen  ausgetreten,  wie  ausgeschüttet  und  zusammen- 
geballt, und  in  den  Klumpen  ist  keine  Querstreifung  mehr  zu  erkennen. 

Donath  (106)  beobachtet  einen  Fall  von  Landryscher  Paralyse  mit 
starker  Beteiligung  der  Sensibilität,  der  in  Heilung  überging.  Als  ätiologisches 
Moment  wird  in  diesem  Fall  die  Malaria  angesehen.  Die  Cerebrospinal- 
flüssigkeit  war  steril,  enthielt  sehr  groß^  Mengen  Fibrinogen  und  Albumosen. 

Nach  Erb  (117  a)  führen  die  intravenösen  Adrenalininjektionen  zu  einer 
meist  herdförmigen  Zerstörung  der  glatten  Muskelzellen  der  Media  mit  rasch 
eintretender  Verkalkung  und  charakteristischen  Veränderungen  an  den 
elastischen  Gewebsbestandteilen.  Daraus  resultiert  eine  Verschmälerung  und 
Elastizitätsabnahme  der  Media,  die  gefolgt  ist  von  einer  kompensatorischen, 
aus  neugebildeten  elastischen  Fasern,  Muskel-  und  Endothelzellen  bestehenden 
Verdickung  der  Intima.  Schließlich  kommt  es  zur  Entwicklung  multipler 
aneurysmatischer  Ausbuchtungen  der  Geiäßwand.  Die  Adventitia  und  Vasa 
vasorura  scheinen  rein  histologisch  an  dem  Prozeß  unbeteiligt.  Angesicht« 
dieser  Definition  des  histologischen  Gesamtbildes  der  Adrenalinerkrankung 
wird  wohl  niemand,  der  mit  der  pathologischen  Anatomie  der  menschlichen 
Arteriosklerose  vertraut  ist,  daran  zweifeln,  daß  von  einer  Identität  beider 
Prozesse  nicht  die  Rede  sein  kann.  Dagegen  läßt  sich  wohl  eine  Parallele 
ziehen  mit  der  beim  Menschen  vorkommenden  Mediaverkalkung  der  großen 
Extremitäten-Arterien,  die  von  Marchand  und  Mönkeberg  als  ein  ziemlich 
geschlossenes  Krankheitsbild  von  der  allgemeinen  Arteriosklerose  abgetrennt 
wird.     Was  den  Zustand   der  Organe  betrifft,   so  finden  sich  nirgends  auch 


Erkrankungen  des  Nervensystems.  477 

nur  annähreDcL  so  konstaute  und  charakteristische  Yerändeningen,  wie  an 
der  Aorta.  Am  häufigsten  sind  Blutungen^  ohne  das  ihnen  jedoch  bis  jetzt 
nachweisbare  schwere  anatomische  Läsiouen  der  Gefäßwände  vorausgehen. 
Nicht  die  blutdrucksteigernde  Wirkung  diös  Adrenalins  ist  schuld  an  der 
Gefäßerkrankung,  es  muß  yieimehr  angenommen  werden^  daß  die  Arterien- 
efkrankaog  durch  eine  direkte  Giftwirkung  auf  die  glatten  Muskelzellen  der 
Gefäßwand  hervorgerufen  wird. 

Emile- WeU  und  Tanon  (115)  haben  bei  Leprakranken  die  Cerebro- 
spioal-Flüssigkeit  untersucht.  Die  Untersuchungen  fielen  in  jeder  Beziehung 
negativ  aus. 

Die  Arbeit  Flade's  (124)  stellt  ein  Sammelreferat  aus  verschiedenen 
Arbeiten  dar,  die  sich  den  Kampf  gegen  den  Alkoholismus  zum  Ziel  gesetzt 
haben.  Unter  anderem  gibt  er  eine  statistische  Zusammenstellung  aus  den 
amtlichen  Nachrichten  des  Reichsversicherungsamtes  über  die  verschiedene 
Häufigkeit  von  Unfällen  an  den  verschiedenen  Wochentagen.  Es  gebt  aus 
dieser  auch  wieder  hervor,  daß  der  Montag  (Nachwirkung  des  Alkohol- 
mißbraaches  am  Sonntag)  und  der  Sonnabend  (Lohntag)  am  höchsten  mit 
Unfällen  belastet  sind.  Bemerkenswert  ist  ferner,  daß  die  meisten  Unfälle 
in  die  Stunden  nach  der  Frühstückspause  fallen  und  auch  hierbei  wieder 
die  Standen  Montags  vormittags  (9 — 12)  die  höchste  Unfallszahl  aufweisen. 

Bei  einem  sechsjährigen  Mädchen  beobachtete  Focke  (128)  nach  einer 
akateo  hochfieberhaften  Gastroenteritis  eine  Albuminurie  (ohne  Zylinder), 
die  sich  nicht  in  der  gewöhnlichen  Weise  bald  und  dauernd  zum  Verschwinden 
bringen  ließ.  Es  wurde  an  eine  Vergiftung  gedacht.  Es  ergab  sich  nach 
rielem  Sueben,  daß  die  Abziehbilder,  mit  denen  das  Kind  in  den  ersten  drei 
Wochen  nach  der  Entfieberung  gespielt  hatte,  zum  Teil  stark  bleihaltig 
▼aren.  Es  wird  das  Bleiweiß  als  Deckfarbe  benutzt  bei  den  Abziehbildern. 
Verfasser  fordert,  daß  das  Blei  hier  gemieden  wird,  denn  die  Möglichkeit, 
daß  kleine  Dosen  Blei  reizend  auf  die  Nieren  wirken,  ist  bewiesen,  und  es 
ist  nicht  zu  verhindern,  daß  Kinder  beim  Spielen  mit  derartigen  Bildern 
die  mit  Blei  beschmutzten  Finger  gelegentlich  in  den  Mund  stecken  und 
sich  so  allmählich  nicht  geringe  Quantitäten  Blei  zuführen. 

Froin  und  Ramond  (136)  stellen  fest,  daß  das  Pleuraexsudat 
Tuberkulöser  mehr  Bazillen  enthält  und  stärker  giftig  ist  als  das  der  Oerebro- 
«pinalflässigkeit  derselben  Kranken.  Diese  enthält  dagegen  mehr  Bazilleih 
Sie  meinen,  daß  in  dem  Pleuraexsudat  mehr  Bazillen  zu  Grunde  gehen  und 
infolgedessen  mehr  Tuberkulin  in  demselben  gelöst  ist,  in  der  Cerebrospinal- 
tiössi^eit  geschieht  dies  nicht. 

Forli  (IBl)  beschreibt  einen  Fall  von  cerebellaren  Störungen  bei 
finem  Kranken,  der  früher  an  Malaria  erkrankt  war,  und  der  zur  Zeit  der 
aenrösen  Erscheinungen  frei  von  Fieber  und  von  Parasiten  (Blutunter- 
sucliung)  sich  zeigte.  Der  Fall  erscheint  deshalb  wichtig,  weil  postmalarische 
nervöie  Störungen  an  und  für  sich  selten  beobachtet  worden  sind  und  dann 
zumeist  das  periphere  Nervensystem  betreffen.  Andersartige  ätiologische 
Momente  konnten  ausgeschlossen  werden,  so  daß  Forli  das  Auftreten  von 
Schwindel,  Erbrechen,  Ataxie,  Asthenie,  muskulärer  Hypotonie,  Dysarthrie, 
Nystagmus  bei  dem  29jährigen  Manne  15  Tage  nach  der  letzten  iialaria- 
attacke  auf  die  Wirkung  von  Malariatoxinen  zurückzuführen  sich  veranlaßt 
sieht.  Mechanisch  bedingte  Zirkulationsstörungen,  die  von  anderen  Autoren 
für  die  nervösen  Störungen  bei  Malaria  verantwortlich  gemacht  werden, 
konnten  hier  ausgeschlossen  werden;  die  bestehende  Anämie  konnte  nur  als 
Prädispoaition  zur  Erkrankung,  nicht  als  Ursache  derselben  angesehen  werden. 
Gastro-enteritische  Störungen   als  Bildner   der  Toxine   können  nicht  in  Be- 


478  Durch  Intoxikationen  und  Infektionen  bedingte 

tracht   gezogen   werden;    die   Störungen   dieser  Art  sind   mit   den  anderen 
nervösen  Störungen  koordiniert,  werden  durch  dieselben  Toxine  ausgelöst. 

(Mfsrzbacher.) 

FÜrbringer  (138  a)  macht  bei  seiner  Besprechung  der  Symptome 
der  Schwefelwasserstoflfvergiftung  vor  allem  auf  die  psychischen  Störungen 
aufmerksam,  die  eine  Art  Delir  darstellen.  Es  besteht  ein  ruheloser  und 
lauter  Bewegungsdrang.  Manchmal  treten  mehr  springende  und  tanzende 
Bewegungen  der  Opfer  der  Vergiftung  hervor,  welche  verworren  schwatzen, 
unartikulierte  Laute  ausstoßen, .  singen  ,.chantent  le  plomb"  im  Jargon  der 
Pariser  Kloakenreiniger. 

Gerrard,  Durh  und  Cantab  (146)  beobachteten  sieben  Fälle  von 
Beri-Beri  mit  foudroyantem  Verlauf.  Bemerkenswert  von  ihren  Mitteilungen 
ist  einmal  die  Beobachtung,  daß  Alkali  die  Entw-icklung  der  Bjrankheit 
begünstigt  Ferner  finden  sie,  daß  keine  Lösung  des  Giftes  im  Blute  statt- 
findet; der  Transport  des  Giftes  findet  nur  durch  das  Nervengewebe  statt 
Kochsalzeingießungen  nützen  infolgedessen  nichts,  ebenso  sind  Blutentziehungen 
nur  von  vorübergehendem  Effekt.  Das  Verhältnis  der  Leukocyten  ist  nicht 
gestört. 

Grawitz  (150)  berichtet  über  seine  Beobachtungen  während  der 
letzten  Influenzaepidemie.  Was  das  Nervensystem  anbetrifft,  so  ist  dieses 
in  ganz  besonders  schwerer  und  vielseitiger  Weise  bei  der  Influenza  be- 
troffen. Er  sah  Neuralgieen  in  den  verschiedenen  Nervenbezirken,  Nerven- 
lähmungen in  der  Rekonvaleszens,  die  bekanntlich  eine  günstige  Prognose 
geben.  Auch  von  Seiten  des  Abduzens,  Okulomotorius,  Vagus  sind  nicht 
selten  vorrübergehend  motorische  Ausfallserscheinungen  beobachtet  worden. 
Eine  typische  Hemiplegie,  welche  sich  unmittelbar  au  eine  schwere  brou- 
chitische  Influenza  anschloß,  kam  zur  Beobachtung.  Sie  war  kompüziert 
durch  psychische  Erscheinungen,  so  daß  das  Bild  der  progressiven  Paralyse 
entstand.  Es  gingen  jedoch  alle  Erscheinungen  zurück,  ohne  irgendwelche 
Residuen  zu  hinterlassen.  Ferner  traten  Formen  von  seröser  Meningitis 
mit  günstigem  Verlauf  auf.  Verfasser  betont  dann  ferner  noch,  daß  die 
Leukocytenuntersuchung  keinen  entscheidenden  diagnostischen  Wert  besitzt, 
besonders  nicht  zur  Abgrenzung  gegen  Typhus. 

Hirschfeld  (169)  sah  bei  einer  Frau  Blutungen  in  der  Haut  der 
Unterschenkel,  die  eine  Größe  von  Zehnpfennig-  bis  Zweimarkstückgröße 
hatten,  und  die  in  die  Tiefe  bis  ins  Corium  reichten.  Im  weiteren  Verlauf 
traten  ülzerationen  auf,  die  nicht  heilen  wollten.  Jede  Bluterkrankung  war 
auszuschließen.  Dagegen  trat  Heilung  ein,  als  Patientin  das  Phenacetin 
aussetzte,  daß  sie  gegen  Migräne  und  andere  nervöse  Beschwerden  gebrauchte. 
Auf  erneutes  Einnehmen  kam  es  wieder  zu  Blutungen  unter  der  Haut. 

Jeanselme  (176  a)  bespricht  die  Krankheiten,  welche  in  Indio- 
China  besonders  die  Bevölkerung  heimsuchen,  unter  anderen  auch  die  Lepra 
und  die  Beri-Beri  in  den  Gefängnissen  und  die  Maßnahmen,  welche  zu 
ihrer  Bekämpfung  zu  treffen  sind. 

Jeanselme  (175)  hat  in  Gemeinschaft  mit  Milian  cytologische 
Untersuchungen  der  Cerebrospinalflüssigkeit  von  zwei  Leprösen  angestellt. 
Der  erste  Fall  betraf  eine  Mischform  der ,  Krankheit  mit  sehr  prompten 
Patellar-  und  Achillessehnenreflexen  und  hatte  den  Verdacht  auf  eine 
meningo-medulläre  Form  erweckt.  Allein  die  Untersuchung  der  unter  er- 
höliter  Spannung  stehenden  Cerebrospinalflüssigkeit  ergab  ein  negatives 
Resultat. 

Der  zweite  Fall  zeigte  ein  sehr  auffälliges  Verhalten  der  Reflexe. 
Besonders  die  Patellarreflexe  waren  äußerst  lebhaft;   es  bestand  Fußklonus. 


Erkrankungen  des  Nervensystems.  479 

Die  Achillessehnenreflexe  waren  beiderseits  gesteigert,  die  Triceps-  und 
fiadialretiexe  zeigten  sich  rechts  sehr  lebhaft,  links  in  normaler  Stärke.  Die 
Plantarreflexe  fehlten.  Die  Bauchdeckenreflexe  waren  beiderseits  normal. 
Der  Cremasterreflex  ließ  sich  rechts  leicht  auslösen,  links  fehlte  er  (Patient 
hatte  Cryptorchismus).  An  den  Pupillen  ist  die  Akkommodation  gut, 
dagegen  der  Lichtreflex  träge.  In  der  Cerebrospinalflüssigkeit  fehlte  auch 
hier  eine  Lokocytose.  Jeanseime  ist  der  Meinung,  daß  die  ßeflexsteigerung 
aaf  keiner  Affektion  des  Rückenmarks  beruhe,  sondern  auf  einer  toxischen 
Beizang  der  excito-motorischen  Zentren  des  Kückenmarkes.  Um  sich  bei 
der  Cytologie  der  Cerebrospinalflüssigkeit  vor  Irrtümern  zu  bewahren,  sei  es 
notwendig  darauf  zu  achten,  daß  die  Leprösen  weder  an  Lues  noch  an  Tuber- 
kalose  leiden.  Ferner  sind  die  Fälle  von  Lepra  auszuschalten,  bei  denen 
ülcerationen  vorhanden  sind,  die  möglicherweise  eine  sekundäre  Reaktion 
an  den  Meningen  verursachen  könnten.  (Bendix,) 

Eob  (180)  findet  eine  Ähnlichkeit  zwischen  der  toxischen  Wirkung 
des  Botalismus-Serums  und  der  des  Diphtherie-Toxins,  aber  keine  Identität. 
Es  fehlt  die  für  die  Wirkung  des  Diphtherie-Toxins  unerläßliche  Schwellung 
aml  Rötung  der  Nebennieren  und  das  Pleuratranssudat.  Dagegen  finden 
sich  neben  subperitonealen  Blutungen  Stauung  der  Galle  und  des  Harns, 
was  für  Botulismus  charakteristisch  ist.  Ferner  konnte  festgestellt  werden, 
daß  das  Botulismustoxin  noch  recht  lange  im  Körper  des  Menschen  kreist 
and  abgefangen  werden  könnte. 

Nach  Konradi  (183)  geht  das  Wutvirus  von  der  Mutter  auf  den 
Fötus  über,  scheint  aber  inzwischen  abgeschwächt  zu  werden. 

1.  Zu  solchen  Untersuchungen  sollte  man  nicht  nur  Kaninchen,  sondern 
auch  Meerschweinchen  benutzen,  da  diese  für  die  Wut   empfänglicher   sind. 

2.  Die  Beobachtungsdauer  muß  auf  ungefähr  IV2  Jahr  verlängert 
werden. 

KreSB  (1H5)  berichtet  von  einer  Hysterika,  welche  während  11  Monaten 
in  steigenden  Dosen  von  0,5 — 1,0 — 2,0  g  Veronal  täglich  zu  sich  ge- 
nommen hat.  Der  Tod  trat  bei  dieser  Patientin  im  Status  epilepticus  ein. 
Vorher  zeigte  sie  einen  erheblichen  Tremor,  chronische  Appetitlosigkeit, 
Brechneigung,  Obstipation,  permanente  Schwindelzustände.  Ferner  traten  die 
psychischen  Symptome  der  Hysterie  in  starkem  Maße  hervor,  Mangel  jeglicher 
Initiatiye,  Eriunerungsdefekte  und  —  Täuschungen,  Verwirrtheitszustände  und 
Bewußtseinsveränderungen  —  also  eine  Reihe  ungewöhnlicher  Erscheinungen 
im  Bilde  der  Hysterie.  A'erf.  führt  das  ganze  Bild  auf  chronischen  Veronal- 
gebrauch  zurück.  Er  fordert,  daß  das  Veronal  aus  dem  Handverkauf  der 
Apotheken  gezogen  wird  und  nur  noch  gegen  Rezept  verkauft  werden  soll. 
Sonst  würde  sich  ein  Veronalismus  als  Krankheitsbild  entwickeln,  ähnlich 
wie  wir  den  Morphinismus  kennen. 

Eminbholz  (186)  beobachtete  zwei  Fälle  von  Kohlenoxydvergiftung. 
In  dem  einen  Fall  traten  am  4.  Tage  nach  vorhergehendem  relativen  Wohl- 
befinden amnestische  Aphasie  auf  und  ferner  an  verschiedenen  Stellen  Haut- 
nekrosen  von  ziemlicher  Ausdehnung.  Es  trat  in  diesem  Fall  Rückbildung 
aller  Symptome  ein.  Verf.  hält  die  Erscheinungen  von  seiten  des  Gehirns 
und  der  Haut  für  zwei  koordinierte  Erscheinungen,  die  auf  die  durch  das 
Kohlenoxyd  verursachten  Schädigungen  der  Gefäßwandungen  oder  herab- 
gesetzte Zirkulation  gewisser  Gebiete,  offenbar  durch  Thrombosierung,  zurück- 
zuführen seien.  In  einem  zweiten  Fall  wurden  ebenfalls  Hautnekrosen 
beobachtet,  die  bei  weitem  kleiner  waren  als  die  im  ersten  Fall.  Hier  trat 
der  Tod  als  Folge  einer  allgemeinen  Sepsis  ein,  die  wie  Verfasser   annimmt 


480  Durch  Intoxikationen  und  Infektionen  bedingte 

hervorgerufen    war    durch    die    Anwendung    des  Wasserbettes.     Im  Gehirn 
wurden    symmetrische  Erweichungsherde   an  verschiedenen  Stellen  gefunden. 

In  einem  kurzen  Abriß  sucht  Kuiiert  (1B8)  ein  Bild  von  der  Beri- 
Beri  zu  geben.  Es  gibt  drei  verschiedene  Stadien  der  Beri-Beri:  eioe  leichte 
Form,  bei  der  man  seinen  Dienst  tun  kann,  die  mit  geringen  ()demen, 
starkem  Herzstoß,  frequentem  Puls,  Schwere  in  den  Beinen  und  Harn- 
verminderung verbunden  ist.  In  den  roittelschweren  Fällen  besteht  Steifheit 
der  Beine,  die  elektrische  Beaktion  der  Peronei  ist  herabgesetzt,  Parästhesien, 
Anästhesien,  starkes  Odem,  starke  Herzaktion,  Oligurie,  dabei  ist  das 
Wohlbefinden  nicht  schlecht.  In  den  schweren  Fällen  besteht  schwere  Läh- 
mung und  Erbrechen.  Die  Mortalität  beträgt  bei  den  Eingeborenen  41  bis 
4:2  ^Iq  und  bei  den  europäischen  27o  ^^^  Erkrankten.  Der  Tod  kann  aber 
plötzlich  infolge  Dyspnoe  innerhalb   12  Stunden  eintreten. 

Lequyer  (207)  beobachtete  bei  einem  jungen  Mädchen  einen  chronischen 
Kokainismus,  und  zwar  indem  es  sich  das  Kokain  durch  die  Nase  einverleibte. 
Es  hat  innerhalb  eines  Jahres  auf  diesem  Wege  161  g  in  seinen  Körper 
eingeführt.  Vor  allem  bestand  eiue  außerordentliche  Abmagerung.  Außerdem 
will  die  Patientin  nur  hin  und  wieder  Gehörs-  und  Gesichthalluzinationen 
gehabt  haben.  Eine  für  ihre  Umgebung  unerträgliche  Reizbarkeit  war  lor- 
handen,  daneben  eine  fast  absolute  Schlaflosigkeit.  Das  Kokain  wnrd« 
plötzlich  entzogen  ohne  irgend  welche  wesentliche  Störung. 

Bei  einem  Herren,  der  Antipyrin  genommen  hatte,  sah  Loebl  (2U) 
eine  Stomatitis  ulcerosa,  die  Gaumen,  Lippen  und  Wangen  Schleimhaut  be- 
troffen hatte.     Es  bestand  Fieber  dabei.     Die  Erkrankung  dauerte  14  Tage. 

Lohrisch  (215)  beobachtete  bei  einer  Frau,  die  an  Tabes  litt,  daB 
diese  unter  den  Erscheinungen  einer  aufsteigenden  allgemeinen  Schwäche 
und  Atmungsinsuffizienz  zu  Grunde  ging.  Er  hält  dieses  Terminalbild  für 
eine  Landrysche  Paralyse.  Pathologisch  anatomisch  fanden  sich  neben  den 
Zeichen  der  Tabes  eiue  akute  Erkrankung  der  grauen  Substanz,  die  sich  als 
eine  Poliomyelitis  acuta  disseminata  kenntzeichnete.  Verf.  meint,  daß  dieser 
Fall  denen  von  Landry scher  Paralyse  zuzuzählen  sei,  bei  denen  im  Rücken- 
mark und  MeduUa  obkmgata  palpable  Läsionen  myelitischer  Natnr  gefunden 
wurden. 

Lücke  (221)  stellt  folgende  Leitsätze  als  maßgebend  für  die  Be- 
urteilung einer  Strychninvergiftung  auf: 

1.  Bei  Verdacht  auf  Strychninvergiftung  ist  auf  die  anamnestische 
Eruierung  vorhergehender  Krankheitserscheinungen  besonders  Gewicht  zb 
legen.     Erbrochenes  ist  stets  zu  untersuchen. 

2.  Der  Sektionsbefuud  bietet  wenig  charakteristisches. 

3.  Als  Objekte  für  die  chemische  Untersuchung  sind  Magen,  oberei 
Dünndarm  nebst  Inhalt,  sowie  Stücke  der  Leber,  Niere  und  Blut  zu  reserrieren, 

4.  Außer  dem  chemischen  ist  der  physiologische  Nachweis,  wenn  möglici 
zu  fuhren;  der  letztere  allein  bietet  keine  völlig  sicheren  Resultate. 

5.  Der  chemische  Nachweis  des  Strychnins  in  Leichenteilen  ist  in  dei 
Untersuchung  auf  Alkaloide  besonders  erfahrenen  Chemikern  zu  übertragen 

6.  Die  eventuelle  gerichtliche  Fragestellung,  ob  noch  nach  Monaten 
die  Exhumierung  einer  Leiche  zum  Zwecke  der  Feststellung  einer  Strychnin- 
vergiftung praktische  Resultate  ergeben  kann,  ist  in  jedem  Fall  zu  bejahen 

7.  Bei  der  Exhumierung  einer  auf  Strychningehalt  verdächtigen  Leichf 
sind  Kleidungsstücke,  Sargteile  und  Erde,  welche  von  Fäulnistranssodal 
befeuchtet  sind,  zur  chemischen  Untersuchung  zu  entnehmen. 

Marie  (231)  hat  nach  dem  Vorgehen  Remlingers  Hunde  mit  einem 
Gemisch  von  Wutgift  und  Serum  behandelt   und   auf  diese  Weise  eine  Im- 


Erkrankungen  des  Nervensystems.  49]^ 

munität  erzielt,  die  mittelst  einer  Einspritzung  ein  Jahr  gegen  die  Straßen- 
wut anhält  Bemerkenswert  ist  die  Schnelligkeit,  mit  welcher  sich  die  Im- 
munität etabliert.  Tiere,  die  vom  Auge  aus  infiziert  waren,  blieben  noch 
?on  der  Wut  verschont,  wenn  ihnen  3  Tage  nach  der  Infektion  das  Gemisch 
eingespritzt  wurde.     Es  genügte  eine  einmalige  Einspritzung. 

Marcnse  (229)  betont  wieder,  daß  der  Alkohol  unter  allen  Um- 
ständen eine  deutliche  und  zumeist  recht  erhebliche  Steigerung  der  Empfäng- 
lichkeit für  künstliche  Infektion  hervorruft.  Er  ist  auch  ein  Gegner  der 
Behandlung  von  Infektionskrankheiten  mit  Alkohol  oder  gar  mit  großen 
Älkoholdosen,  vor  allem  auf  Grund  der  Arbeiten  von  Paul  Th.  Müller, 
der  bei  Versuchen  mit  Typhusbazillen  an  Kaninchen  durch  große  Alkohol- 
dosen die  Agglutination  vermindern  konnte. 

Mayor  und  Nutritziano  (241)  untersuchten  die  Wirkung  der  vier 
Schlafmittel:  Chloral,  Dormiol,  Isopral  und  Hedonal  auf  das  Herz  und  das 
Gefäßsystem.  Sie  studieren  Druck  und  Veränderung  des  Pulses.  Sie 
kommen  zu  der  Ansicht,  daß  die  Giftigkeit  der  vier  Mittel  auf  das  Blut- 
gefäßsystem  folgende  sei:  das  Chloral  sei  das  schädlichste,  ihm  folgt  das 
Dormiol,  danach  das  Hedonal  und  schließlich  das  Isopral.  Das  Hedonal 
wirkt  eingespritzt  ziemlich  schnell,  verliert  aber  ebenso  schnell  seine  giftige 
Wirkung.  Die  Wirkung  des  Isoprals  auf  die  Nervenzentren  ist  eine  weniger 
andauernde  als  die  auf  das  Blutgefäßsystem. 

McGregor  (245)  teilt  einen  Fall  von  Landryscher  Paralyse  mit, 
den  er  bei  einem  23jährigen  Manne  beobachten  konnte.  Unter  Fieber- 
erscheinungen, Schwindel,  Parästhesien  und  Schweißausbrüchen  entwickelte 
sich  eine  Schwäche  im  rechten  Fuß,  die  sich  schnell  über  das  ganze  rechte 
Bein  ausbreitete.  Nach  einigen  Tagen  erlahmte  auch  das  linke  Bein,  und 
bald  waren  die  unteren  Extremitäten  ganz  gelähmt.  Auch  die  Arme,  zuerst 
der  rechte,  wurden  etwas  päter  paretisch.  Schmerzen  fehlten,  ebenso  Kopf- 
schmerz und  psychische  Störungen.  Später  entwickelten  sich  auch  bulbäre 
Störungen,  unter  Parese  der  Lippen,  Zunge  und  des  Gaumens  mit  undeut- 
licher Sprache  und  Schluckbeschwerden.  Nach  zwei  Monaten  gingen  die 
bulbären  Symptome  zurück,  später  auch  die  Paresen  an  den  Armen  und 
Beinen,  doch  blieb  noch  eine  Schwäche  zurück.  Die  Patellarreflexe  waren 
aber  noch  zwei  Jahre  nach  dem  Beginn  der  Krankheit  nicht  wiedergekehrt. 

(Bendix.) 
Meyer  (250  a)  beschreibt  einen  Fall  von  Atropinvergiftung,  bei  dem 
lebhafte  Halluzinationen  beobachtet  wurden.    Therapeutisch  waren  Sauerstoff- 
inhalationen  von  großem  Wert;  sie  haben  dem  Patienten  große  Erleichterung 
gebracht. 

Miura  (254)  gibt  interessante  Angaben  über  Stellung  und  ßewegungs- 
fihigkeit  der  Füße,  Zehen  und  Fingerstellung  bei  Beri-Beri  und  über  ihr 
Verhältnis  zur  elektrischen  Erregbarkeit.  Die  Beobachtungen  lassen  sich 
nicht  recht  referieren.  Ferner  betont  er,  daß  wie  bei  allen  peripheren 
Lähmungen  die  Kontrakturen  wesentlich  eine  Folge  vernachlässigter  Behand- 
lung sind,  doch  gibt  es  auch  Fälle,  bei  denen  sich  die  Kontrakturen  sehr 
frühzeitig  einstellen.     Andere  Male  bleiben  sie  ganz  aus. 

Nach  Nicolas  und  Bancel  (270)  ist  die  Impfung  gegen  die  Wut 
verbunden  mit  einer  beständigen  oft  sehr  ausgesprochenen  Hyperleukocytose, 
die  ihr  Maximum  am  Ende  der  Behandlung  erreicht. 

1.  Weder  bei  den  Tieren  noch  bei  den  Menschen  entwickelt  sich  eine 
deutliche  Veränderung  im  Leukocyten -Verhältnis,  das  für  jedes  Individuum 
vor,  während  und  nach  der  Behandlung  konstant  bleibt. 

Jahresbericht  f.  Neurologie  und  Psychiatrie  1906.  31 


482  Durch  Intoxikationen  und  Infektionen  bedingte 

2.  Die  Injektion  normaler  Rückenmarksubstanz  ruft  bei  den  Tiereu 
ähnliche  Veränderungen  hervor  wie  die  nach  Einimpfung  von  wutkrankem 
Rückenmark:  Sehr  ausgesprochene  Hyperleukocytose  ohne  Veränderung  des 
Leukocyten  -Verhältnisses. 

Panichi  (284  a)  hat  verschiedenen  Tieren  das  Filtrat  aus  Pneumo- 
kokkus-Kulturen  (Fränkel)  injiziert.  Ein  Teil  starb  sehr  schnell  unter 
akuten  Erscheinungen^  ein  Teil  zeigte  starke  Lähmungserscheinungen  zumeist 
im  Gebiet  der  hinteren  Extremitäten.  Im  Darme  der  Tiere,  die  der  ersten 
Gruppe  augehörten,  fanden  sich  zahlreiche  Blutungen,  während  das  Rücken- 
mark derselben  keine  oder  nur  kleine  punktförmige  Hämorrhagien  aufwies; 
hingegen  zeigten  die  Tiere  der  zweiten  Gruppe  recht  erhebliche  Blutungen 
im  Rückenmarke,  während  in  den  übrigen  Organen  solche  vermißt  wurden. 
Die  Blutung  erfolgte  teils  durch  Rhexis,  teils  durch  Diapedese.  Die  Gefäße 
speziell  die  Venen  zeigten  Veränderungen,  zumeist  nur  ihrer  Außenwände. 
Beiden  Gruppen  gemeinsam  waren  Veränderungen  an  den  Ganglienzellen 
der  Vorder-  und  Hinterhörner,  die  wohl  auf  Einfluß  von  Toxinen  zurück- 
geführt werden  müssen.  Verfasser  ist  der  Ansicht,  daß  die  Lähmungs- 
erscheiuungen  nicht  so  sehr  auf  die  Erkrankung  der  Zellen  als  auf  die 
Zerstörungen  infolge  der  Blutungen  zurückzuführen  sind.         (Merzhacher.) 

Parhon  und  Goldstein  (286)  beobachteten  einen  Fall  von  sich 
entwickelnder  Pellagra  in  Verbindung  mit  einer  doppelseitigen  Dupuytren- 
schen  Fascienkontraktur.  Sie  nehmen  einen  Zusammenhang  an  und  glauben, 
daß  die  Fascienkontraktur  der  Ausdruck  einer  anatomischen  Veränderung 
des  Zentralnervensystems  sein  kann. 

Poor  (297)  hält  den  Nachweis  von  Negrischen  Körperchen  fiir  die 
sicherste  Methode,  eine  schnelle  Diagnose  der  Rabies  zu  macheu.  Zu  diesem 
Zwecke  empfiehlt  es  sich,  aus  der  Kleinhirn  rinde  und  dem  Ammonshorn 
etwas  Gehirnsubstanz  zu  entnehmen  und  diese  entweder  mit  der  Zenker- 
schen  Lösung  zu  fixieren  und  mit  Eosin-Methylenblau  zu  färben,  wobei  sich 
die  roten  Körperchen  im  blauen  Zellgrund  gut  abheben,  oder  in  absolutem 
Alkohol  zu  fixieren  und  mit  Hämatoxylin-Eosin  zu  färben.  Dann  kann  man 
innerhalb  24  Stunden  die  Diagnose  stellen.  Die  Paraffin-Einbettungs-Methode 
verdient  den  A'orzug.  (BemVx,) 

Poynton  und  Paine  (300)  sind  der  Ansicht,  daß  der  akute  Gelenk- 
rheumatismus durch  einen  Diplococcus  rheumaticus  bedingt  sei.  Sie  demon- 
strieren ihn  und  vermögen  ihn  zu  züchten.  Ebenso  vertreten  sie  die  Ansicht, 
daß  die  Chorea  nach  Rheumatismus  die  Folge  einer  Diplokokkoninvasion 
sei;  nicht  ein  unbelebtes  Gift  bewirkt  die  Chorea,  sondern  ein  an  verschie- 
denen Stellen  des  Gehirns,  vor  allem  der  Pia,  lokalisierter  Diplococcus. 
Durch  Überimpfung  vennochteu  sie  sogar  bei  einem  Kaninchen  unwillkürliche 
Bewegungen,  Arthritis,  Endokarditis  und  Perikarditis  zu  erzeugen.  Ebenso 
wollen  sie  nach  einem  Rheumatismus  eine  Meningitis  gesehen  haben,  bei 
der  sie  aus  seröser  Piaflüssigkeit  ihren  Diplococcus  isolieren  konnten. 

Raymond  (310)  beschreibt  einen  Fall  von  diphtherischer  Paraplegie, 
verbunden  mit  frühzeitiger  Gaumensegellähmung,  einen  Anfall  von  Atemnot 
und  Herzschwäche.  Er  ist  der  Ansicht,  daß  der  wesentlichste  Teil  der 
Erkrankung  als  neuritisch  anzusehen  ist.  Es  kann  allerdings  auch  eine 
Beteiligung  der  bulbären  Kerne  nicht  bestritten  werden.  In  Bezug  auf  die 
Frage,  ob  die  Gaumensegellähmung  häufiger  unter  der  Serumbehandlung 
seien,  als  früher,  neigt  der  Verf.  der  Ansicht  zu,  daß  sie  nicht  häufiger, 
bei  frühzeitiger  Serumbehandlung  eher  seltener  auftreten. 

Rhein  (329)  beschreibt  einen  Fall  von  Diplegie  bei  einem  Kind  von 
21  Monaten,   welche   während    eines  Pertussisanfalles   entstand.     Es  bildete 


Erkrankungen  des  Nervensystems.  433 

sich  schließlich    eine  Imbezillität   aus,   nach  17  Monaten   trat  der  Tod   ein. 
Die  Autopsie  deckte  eine  hämorrhagische  Encephalomeningitis  auf. 

Bemlinger  (319)  stellt  fest,  daß  nur  eine  vollkommene  Neutralie- 
siening  von  Yims  und  Serum  ungiftig  ist. 

Die  Schildkröte  ist  nach  Remlinger  (313)  immun  gegen  das  Wut- 
gift.' Diese  Immunität  hängt  vielleicht  mit  der  rudimentären  Ausbildung 
des  zentralen  und  peripheren  Nervensystems  der  Schildkröten  zusammen. 
Bei  Schildkröten  von  15  kg  wiegt  das  Gehirn  kaum  4  oder  5  Gramm. 

Remlinger  (318)  hat  nachgewiesen,  daß  das  Wutgift  auch  durch 
die  frisch  rasierte  Haut  hindurchdringt.  Von  vier  Meerscliweinchen  und 
drei  Kaninchen,  denen  auf  den  rasierten  Rücken  eine  Emulsion  von  fixem 
Wutgift  eingestrichen  wurde,  gingen  die  Meerschweinchen  an  paralytischer 
Wut  zu  Grunde.  Bei  einem  weiteren  Versuch  gingen  drei  Meerschweinchen 
und  zwei  Kaninchen  an  Rabies  zu  Grunde,  vier  Kaninchen  und  ein  Meer- 
schweinchen blieben  am  Leben.  (Bendix.) 

Richon  und  Jeandelize  (330a)  haben  bei  3  weiblichen  Kaninchen 
im  Alter  von  7  Wochen  die  Thyreoidektomie  vorgenommen.  Sie  erzeugten 
bei  einem  eine  abgeschwächte  Form  von  thyreoider  Insuffizienz.  Das  Tier 
blieb  zwei  Jahre  am  Leben  und  starb  durch  eine  interkurrente  Krankheit. 
Es  machte  eine  normale  Schwangerschaft  durch.  Das  Tier  selbst  blieb  nur 
klein  und  im  Gewicht  zurück.  Bei  der  Autopsie  fand  sich  ein  kleiner,  fast 
mikroskopischer  Rest  der  Thyreoidea  von  der  Größe  eines  Hanfkornes. 

Riva  (331)  hat  eine  Frau  beobachtet,  bei  der  eine  vollkommen  isoliert 
bestehende  Parese  des  einen  Hypoglossus  aufzufinden  war.  Unter  Ausschluß 
aller  anderen  möglichen  ätiologischen  Momente  muß  eine  vorausgegangene 
Kohlenoxydvei giftung  in  ursächlichen  Zusammenhang  mit  der  Störung  gebracht 
werden,  dieselbe  ging  nach  Behandlung  mit  Elektrizität  zurück. 

(Merzbachev,) 

RollestOIl  (337)  beobachtete  bei  einem  sechsjährigen  Knaben  nach 
Diphtherie  eine  Hemiplegie,  verbunden  mit  Herzsymptomen,  frühzeitiger 
Lähmung  des  Gaumensegels  und  Lebervergrößerung.  Der  Fall  ging  in 
Heilung  über.  Seit  dem  Jalire  1899  wurden  4407  Fälle  von  Diphtherie 
im  Grove-Hospital  behandelt,  darunter  fanden  sich  im  ganzen  zwei  Fälle 
von  Hemiplegie,  von  denen  der  eine  tödlich  verlief. 

Rollestoll  (337  a)  findet,  daß  das  Achillessehnenphänomen  in  einer 
beträchtlichen  Anzahl  von  Diphtherietällen  betroffen  ist,  allerdings  seltener 
»Is  das  Kniephäuomen.  Die  Häufigkeit  und  die  Stärke  des  Ausfalles  steht 
in  einem  direkten  Verhältnis  zu  dem  Charakter  der  initialen  Halserkrankung. 
Das  Achillesphänomen  ist  in  allen  Fällen  von  Paraplegie  nach  Diphtherie 
geschwunden.  Das  Fehlen  kann  das  einzige  Zeichen  einer  motorischen 
Sehwäche  in  den  unteren  Extremitäten  sein.  Es  kann  sehr  frühzeitig  anf- 
ielen und  noch  lange  nach  dem  Schwinden  der  Paraplegie  bestehen.  Das 
Achillesphänomen  kann  auf  einer  Seite  stärker  betroffen  sein,  als  auf  der 
anderen,  es  kann  im  Anfang  gesteigert  sein.  Das  Achillesphänomen  kann 
auf  einer  Seite  schneller  wiederkehren,  als  auf  der  anderen. 

Schlesinger  (351)  meint  auf  Grund  genauer  Betrachtung,  daß  sowohl 
Teophyllin  als  auch  seine  Verbindungen  beim  Menschen  bisweilen  univers,elle 
Krämpfe  vom  Charakter  der  Epileptischen  mit  Bewußtseinsverlust  und  nach- 
folgender Amnesie  hei-vorrufen  können.  Die  Neigung  zum  Auftreten  der 
Konvulsionen  schwindet  aber,  wenn  das  Leben  erhalten  bleibt,  längstens 
mehrere  Tage  nach  Aussetzen  des  Mittels.  Als  Prodromalerscheinungen  für 
den  Änsbruch  von  Krämpfen  haben  starke  Kopfschmerzen  und  Brechreiz 
zn  gehen.    Es  ist  notwendig,   darauf  aufmerksam  zu  machen,    daß  man  bei 

31* 


484  Durch  Intoxikationen  und  Infektionen  bedingte 

Anwendung  dieses  vorzüglichen  Diuretikums  gewisse  Vorsichtsmaßregeln 
berücksichtigen  müsse,  deren  Unterlassung  von  wesentlichen  Gefahren  für 
den  Kranken  gefolgt  sein  können.  Bis  zur  Feststellung  der  Maximaldosis 
möchte  Verf.  empfehlen,  bei  Verordnung  von  Theophyllinum  pur.  in  der 
Kegel  nicht  über  0,8,  bei  Verschreibung  von  Theophyllinnatrium  oder 
Teophyll.  natrium  aceticum  1,5  g  pro  die  liinauszugehen  und  zu  vermeiden, 
das  Mittel  durch  mehrere  Tage  ohne  Unterbrechung  anzuwenden. 

Schnürer  (352)  hat  Hunde  gegen  Lyssa  immunisiert.  Von  den  14 
immunisierten  Hunden,  welche  subdural  infiziert  wurden,  starben  7.  Von 
den  intramuskulär,  den  intramuskulär  und  subdural  sowie  von  den  durch 
Biß  geprüften  Tieren  starb  keines. 

Stockard  (376)  beobachtete  verschiedentlich  Fälle  von  Bromvergiftuug, 
bei  denen  langandauernder,  tiefer  Schlaf  bestand,  wobei  Stuhl  und  Urin 
unbemerkt  abging  und  der  Atem  metallisch  roch.  Nach  dem  Erwacben 
bestanden  Halluzinationen  und  Verfolgungsideen.  Die  Zunge  ist  anfangs  dick 
weißbelegt,  später  hat  sie  einen  roten  glasigen  Belag,  der  mehrere  Wochea 
anhielt. 

Stnelp  (380)  hatte  Gelegenheit,  eine  Erblindung  infolge  von  Einnahme 
von  Extr.  Fil.  im  Initialstadium  zu  beobachten.  Er  findet  denselben  Augen- 
spiegelbefund wie  Haberkamm  in  drei  anderen  Fällen:  Trübung  bezw.  grau- 
rötliche  Verfärbung  der  Papillen  mit  Stauung  in  den  Netzhautvenen.  Ferner 
Trübung  der  Netzhaut  und  in  seinem  Falle  ein  kolossales  Netzhautödem  mit 
auffallenden  Gefäßveränderungen.  Also  das  ausgeprägte  Bild  der  Embolie 
oder  richtiger  gesagt  der  Thrombose  der  Zentralarterie.  Verf.  erklärt  die 
toxische  Wirkung  des  Mittels  in  folgender  Weise:..  Das  im  Blut  resorbierte 
Gift  passiert  die  Art.  centrale  retinae  und  deren  Aste.  Hier  wird  zunächst 
die  gegen  den  Giftstoff  besonders  empfindliche  und  an  und  für  sich  schon  zarte 
labile  Muscularis  der  Gefäßwandungen  mit  einem  Reizzustand  reagieren,  der 
einen  Arterien krampf  mit  sich  bringt.  Dieser  Zustand  ist  geeignet,  die 
Funktion  der  anerkanntermaßen  gegen  Sauerstofifmangel  wenig  widerstands- 
fähigen, aber  für  das  periphere  Sehen  äußerst  wichtigen  Ganglienzellen  dei 
Netzhaut  aufzuheben  und  die  plötzliche  initiale  Erblindung  herbeizufuhren 
Läßt  in  diesem  Stadium  die  Giftwirkung  und  mit  ihr  der  Arterienkramp: 
nach,  so  wird  sich  die  Funktion  wieder  herstellen  und  die  Amaurose  wiedei 
vorübergehen.  Wird  die  Giftwirkung  durch  weitere  Resorption  verstärkt,  s( 
tritt  Lähmung  der  Gefäßmuscularis  ein  mit  Erweiterung  des  Lumens,  Verlaug 
samung  des  Blutstromes  und  Stauung  im  Gefäßsystem.  Die  Folge  davoi 
ist  eine  weitere  Ernährungsstöning  der  nervösen  Elemente,  sowie  eine  serös 
Durchtränkung  derselben.  Bei  weiterer  Verlangsamung  der  Blutstromge 
schwindigkeit  wird  eine  Thrombenbildung  in  der  Art.  centr.  retinae  eintreten 

Valentine  (402)  studiert  den  Einfluß  des  Alkohols  auf  die  Giftwirkun 
des  Strychnins  und  des  Schlangengiftes.  Er  findet,  daß  wenn  der  AJkohc 
im  rechten  Moment  gegeben  wird,  er  eine  unbestreitbare  Wirkung  auf  da 
Schlangengift  ausübt.  Falls  das  Schlangengift  nicht  zu  kräftig  ist,  wird  durc 
eine  geeignete  Verabreichung  von  Alkohol  der  Tod  vermieden.  Das  Schlangen 
gift  kann  seine  vollkommene  Wirksamkeit  nicht  entfalten,  wenn  es  ein« 
Organismus  im  Zustande  des  alkoholischen  Komas  angreift.  Verf.  ist  de 
Ansicht,  daß  das  alkoholische  Koma  zurückzuführen  sei  auf  eine  Eutwässerun 
der  nervösen  Zentren  durch  den  Alkohol.  Der  Alkohol  stellt  kein  Spezitikui 
gegen  das  Schlangengift  dar,  ebensowenig  gegen  Strjchnin.  Es  setzt  nur  di 
Erregbarkeit  der  Nervenzentren  herab. 

Vaschide  (404)  untersucht  die  psychische  Wirkung  des  Tees  un 
kommt  zu  fol";enden  Resultaten: 


Erkrankungen  des  Nervensystems.  435 

L  An  den  ergographischen  Kurven  wird  die  Zahl  der  Bewegungen 
ebenso  die  Größe  der  Bewegungen  mehr  durch  den  Zustand  des  Nerven- 
gewebes beeinflußt  als  durch  den  der  Muskeln. 

2.  Die  psychische  Disposition  ebenso  wie  die  Gewohnheit  wirken  prompt 
auf  die  Zahl  der  Bewegung;  die  Muskelmüdigkeit  und  die  Nahrungsaufnahme 
Tiehnehr  auf  die  Amplitude  der  Bewegung. 

3.  Das  Verhältnis  zwischen  der  Zahl  und  Amplitude  der  Bewegungen 
sind  der  Ausdruck  persönlicher  Eigenschaften. 

4.  Müdigkeit  und  Gewohnheit  stehen  untereinander  in  einem  Abhängig- 
keitsverhältnis. Wahrscheinlich  sind  sie  der  Ausdruck  einer  allgemeinen 
Eigenschaft  des  Nervengewebes. 

6.  Die  Erregung  im  Sinne  Ambergs  hängt  viel  von  der  Form  unserer 
täglichen  Disposition  ab. 

6.  Die  Schwingungen  der  Bewegungen  sind  während  des  Tages  für  die 
Muskeln  andere  als  für  das  Nervensystem. 

7.  Das  Aufhören  der  Muskelarbeit  gegen  Ende  der  Ermüdungskurve 
isi  die  Folge  einer  reflektorischen  Hemmung,  verursacht  durch  die  Abfalls- 
produkte^  die  bei  der  Muskeltätigkeit  entstehen. 

8.  Das  Koffein  ruft  eine  erhebliche  Steigerung  hervor,  die  sich  mit 
einer  Vermehrung  der  Bewegungsgröße  verbindet  und  direkt  zurückzuführen 
ist  auf  den  Einfluß  auf  das  Muskelgewebe. 

9.  Der  Ablauf  der  gewohnten  Assoziationen  vollzieht  sich  unter  dem 
Koffein  leicht. 

10.  Der  Einfluß  des  Paraguay-Tees  beruht  zum  Teil  auf  dem  Koffein, 
welches  sich  unter  seinen  Bestandteilen  findet. 

11.  Das  ätherische  Ol  des  Tees  erleichtert  die  Assoziationsvorgänge 
und  wirkt  lähmend  auf  den  zentralen  Ablauf  der  motorischen  Vorgänge. 
Darauf  muß  auch  die  Euphorie  zurückgeführt  werden,  welche  beim  Genüsse 
des  Tees  entsteht. 

Von  praktischen  Gesichtspunkten  aus  ist  der  Kaffee  dem  Tee  vorzu- 
gehen, wenn  es  sich  darum  handelt,  die  Muskelkraft  zu  steigern;  denn  wenn 
der  Tee  diese  Eigenschaften  besitzt,  so  hat  er  sie  infolge  des  sicli  unter 
seinen  Bestandteilen  findenden  Koffeins.  Aber  der  Kaffee  muß  selbst- 
verständlich ein  mäßiger  sein  und  in  mäßigen  Quantitäten.  Was  den  Geschmack 
und  den  erregenden  oder  benihigenden  Einfluß  des  Tees  angeht,  so  muß 
man  feststellen,  daß  der  Tee  nicht  vollkommen  und  genügend  ersetzt  werden 
bnn  durch  den  Kaffee. 

Walker  (408)  berichtet  über  drei  Fälle  von  Landryscher  Paralyse, 
denen  stets  eine  langandauernde  Cystitis  yer ausgegangen  war,  in  keinem  Fall 
VQide  eine  Sektion  gemacht. 

Yamagiva  und  Yamanonchi  (424)  können  bei  ihren  Untersuchungen 
TonBeri-Beri  eine  Kontinuitätstrennung  des  elastischen  Gewebes  in  der  Wand 
des  elastischen  Gewebes  bestätigen.  Sie  definieren  Beri-Beri  als  eine  durch 
den  täglichen  Genuß  von  gekochtem  Reis,  einer  schlecht  aufbewahrten  Sorte 
äIs  Hauptnahrung  entstehende  Intoxikations-Krankheit,  die  die  Kontraktion 
feinerer  arterieller  Aste  im  großen  und  kleinen  Kreislauf  hervorruft,  was  wieder 
Dilatation  des  Herzens  und  Hypertrophie,  lokale  Anämie  der  flaut,  der 
Schleimhäute,  der  peripherischen  Nerven,  Skelettmuskeln  und  Nieren  bedingt 
und  endlich  regressive  Metamorphosen  in  den  genannten  Organen  und  Geweben 
nach  sich  zieht. 


486  Paralysis  agitans  und  Tremor  senilis. 

Paralysis  agitans  nnil  Tremor  senilis. 

Referent:  Prof.  Dr.  R.  Wollenberg-Tübing-en. 

1.  Benenati,    U.,    II   trauma   psichico    nella  etiologia  del  morbo  di  Parkinson.    Gior. 
intemaz.  d.  Sc.  med.  Napoli.     n.  s.     XXVII.     74—79. 

2.  Berkeley,   Wm.  N.,   Is  Paralysis   agitans  caused   by  Defective  Secretion  or  Atrophy 
of  the  Parathyreoid  Glandules?     Medical  News.     Vol.  87,  No.  23,  p.  1060. 

8.  Brandeis,    R.,    L'urine    des    parkinsouiens.       Gaz.   hebd.   d.   Sc.  med.   de  Bordeaux. 
XXVI.    291—293. 

4.  Brower,  S.,  Paralysis  agitans;  Hemiplegia;  Combined  Sclerosis  and  Ataxie  Paraplegia: 
Loeomotor  Ataxie;  Acute  Gonfusional  Insanity.     Internat.  Glinics.     Vol.  III. 

5.  Gatola,   Giunio,   Quelques   considerations  sur  certains   symptomes  de   la  maladie  de 
Parkinson.     Revue  de  Medecine.     No.  6,  p.  451. 

6.  Christiansen,  V.,  Paralysis  agitans  sine  agitatione;  paralysis  agitans;  pseudo-paraWsis 
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8.  Hess,    Fall   von    Paralysis   agitans   mit   Abweichungen.      Neurol.   Centralbl.     p.  784. 
(Sltzungsb«rieht) 

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12.  Levi,   L.   et   Taguet,   Maladie  de  Parkinson   et  etat  pareto-spasmodique.     Arch.  de 
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13.  Manschot,  Gerritt  Willem,  Paralysis  agitans.     Amsterdam.     1904.     F.  van  Rossen. 

14.  Muskens,  L.  J.  J.,  Onderzoek  van  het  ruggemerg  van  een  lijder  aan  paralvsis  agitans. 
Psychiatr.  en  neurol.  Blad.  Amst.     IX.     126—147.     2  pl. 

15.  Oppenheim,    H.,    Zur    Diagnose,    Prognose    und    Therapie    der    Paralysis    agitaos. 
Klinischer  Vortrag.     Deutsch.  Medizin.  Wochenschr.     No.  43,  p.  1705. 

16.  Pennato,  P.,   Morbo   di  Parkinson  post-infettivo  e  famigliare.     Riforma  med.    XXL 
150—154. 

17.  Raymond,  Hemi-tremblement  parkinsonien.     Joum.  de  med.     IX.     233. 

18.  Derselbe,  Maladie  de  Parkinson.     Arch.  de  Neurologie.     Vol.  XX,  p.  130.     (SltniBgs- 
berieht.) 

19.  Sanna   Salaris,   G.,   Nota   di  istologia   patologica   suUa   fibra   muscolare  sthata  nel 
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22.  Spiller,  W.  G.,   Points   of  Resemblance   between  Paralysis  agitans  and  Arthritis  de- 
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23.  Winkler,  C,  De  ruggemergsveranderingen  bij  paralysis  agitans.     Psychiat.  en  NeuroL 
Bl.     IX.     427—435. 

Oppenheim  (15)  teilt  eine  Reihe  persönlicher  Erfahrungen  mit 
Bücksicht  darauf  mit,  daß  auch  dem  erfahreneren  Arzt  die  Erkennung  und 
Unterscheidung  der  vom  Schultypus  abweichenden  Fälle  von  Paralysis  agitans 
nicht  selten  Schwierigkeiten  macht.  Die  Fälle  von  Paralysis  agitans  sine 
tremore  sind  viel  häufiger,  als  man  meist  annimmt;  sie  sind  aber  leicht  zu 
erkennen,  wenn  die  durch  die  Muskelsteifigkeit  bedingten  Haltungsanomalien 
und  Deformitäten  vorhanden  sind.  Schwierigkeiten  können  dagegen  die- 
jenigen atypischen  Fälle  machen,  in  denen  die  Muskelsteifigkeit  objektiT 
fehlt  und  nur  der  Mangel  der  Ausdrucksbewegungen  und  der  in  der  Norm 
vorhandenen  Positionsveränderungen  der  Gliedmaßen  den  Verdacht  auf  das 
Bestehen  des  Leidens  lenkt.  Wenn  diese  Unbeweglichkeit  sich  generalisiert, 
kann  sie  bei  Greisen  unter  Umständen  schwer  als  krankhaft  zu  erkennen 
sein.  Von  diagnostisch  wertvollen  Symptomen  werden  dann  besprochen:  die 
Verlangsamung  der  aktiven  Bewegungen,  die  sich  im  Anfang  oft 
ausschließlich  an  den  distalen  Teilen  (Fingern  und  Zehen)  zeigt  und  (im 
Verein  mit  der  Einschränkung  der  Exkursionsweite)  zu  Störungen  der  Schrift 


Paralysb  agitans  und  Tremor  senilis.  437 

(Mikrographie)  fuhrt;  femer  bei  einseitiger  Erkrankung  Mitbewegungen 
auf  der  gesunden  Seite.  Zu  den  Frühsymptomen  können  gehören :  rheuma- 
toide Schmerzen,  gastrische  Störungen^  Hyperidrosis,  Salivation^  femer  auch 
Cardialgien,  Darmkoliken  usw.  Außer  den  typischen  Gehstörungen  sind  zu 
be&chten  Gehhemmnngen,  die  einen  psychischen  Ursprung  haben. 

Große  Elrfahmug  ist  oft  nötig  zur  Unterscheidung  der  Paralysis  agitans 
TOD  gewissen  Symptombildern  der  traumatischen  Hysterie,  Hysteroneurasthenie 
nnd  der  traumatischen  Neurosen.  Oppenheim  teilt  B  Fälle  mit,  in  denen 
sich  das  Symptom  bild  yon  dem  der  Paralysis  agitans  unterschied  1.  durch 
das  Fehlen  der  Muskelsteifigkeit,  2.  durch  das  Vorhandensein  von  un- 
gewöhnlichen Zeichen,  nämlich  Sensibilitäts-  und  sensorischen  Stömngen, 
reizbarer  Schwäche  und  Angstzuständen,  3.  durch  gewisse  Eigentümlichkeiten 
im  Verhalten  des  Zittems  usw.  Er  erörtert  dann  die  Frage,  ob  diese 
Momente  als  durchgreifende  Unterscheidungsmerkmale  betrachtet  werden 
können,  und  kommt  zu  einem  im  ganzen  negativen  Resultat.  Die  Muskel- 
steifigkeit kann  bei  im  übrigen  typischer  Ausbildung  des  Symptomenkomplexes 
dauernd  fehlen  (Fälle  von  anscheinend  gutartigem,  äußerst  langsamem  Ver* 
lanf).  Die  hysterischen  und  neurasthenischen  Erscheinungen  beweisen  nichts 
sicheres,  weil  die  Paralysis  agitans  sich  mit  anderen  Neurosen  zu  verknüpfen 
geneigt  ist  Endlich  zeigt  das  Zittem  nach  Rhythmus,  Frequenz  und 
Lokalisation  auch  bei  der  Paralysis  agitans  gewisse  Schwankungen,  wenn 
sich  auch  bei  ihr  gegenüber  den  Pseudoformen  meistens  Differenzen  finden. 
£in  ausschlaggebendes  oder  doch  brauchbares  Kriterium  ist  häufig  in  dem 
Einfluß  aktiver  und  passiver  Bewegungen  zu  finden.  Diese  haben 
bei  der  Parkinsonschen  Elrankheit  meist  eine  beschwichtigende,  Tremor 
hemmende  Wirkung,  aber  auch  bei  ihr  kann,  namentlich  in  den  späteren 
Stadien,  die  aktive  Bewegung  einen  tremorsteigemden  Effekt  haben. 
Dem  Einfluß  der  passiven  Bewegungen  schreibt  O.  dagegen  entschieden 
differeutial-diagnostischen  Wert  zu;  bei  der  echten  Schüttellähmung  läßt 
sich  fast  ausnahmslos  der  beschwichtigende  Einfluß  variierter  passiver  Be- 
wegungen feststellen,  während  sich  bei  der  Pseudoform  meist  schon  beim 
Versuch  das  Zittern  lebhaft  steigert.  In  dem  Verhalten  des  Tremors  gegen- 
über den  psychischen  Reizen  haben  wir  keineswegs  eine  sichere  Handhabe 
Inr  die  Differentialdiagnose ;  immerhin  bildet  der  Nachweis,  daß  im  gegebenen 
Falle  die  Kardinalsymptome  psychogener  Natur  sind,  doch  die  sicherste 
Unterlage  für  die  Deutung  des  Leidens.  —  Die  Prognose  der  Paralysis 
agitans  hält  0.  auf  Grund  seiner  Erfahrungen  zwar  quod  valetudinem  immer 
noch  für  schlecht,  er  hat  aber  ziemlich  viele  Fälle  von  mildem  und  lang- 
samem Verlauf  gesehen,  femer  solche,  in  denen  die  Therapie  den  schweren 
Zustand  doch  erheblich  mildern  konnte  (6  Beispiele).  —  Bei  der  Behand- 
lung rühmt  O.  die  individualisierende  Anwendung  passiver  Bewegungen,  die 
aktive  Gymnastik,  die  elektrischen  Bäder,  das  Hyoscin  und  Duboisin,  und 
empfiehlt  mit  Rücksicht  auf  gewisse  der  Paralysis  agitans  oft  gewissermaßen 
aufgepfropfte  Symptomkomplexe,  auch  die  Psychotherapie  nicht  zu  vernach- 
lässigen. 

Catola  (5)  beschäftigt  sich  zunächst  mit  dem  Symptom  der  Sialorrhoe 
bei  der  Paralysis  agitans,  das  er  bei  Pierre  Marie  in  13  Fällen  9mal  beob- 
achtet hat  und  demnach  für  keineswegs  selten  hält.  Er  wendet  sich  sodann 
gegen dievon  Oppenheim  und  Bruns  vertretenebulbäreTheoriedesSymptoms, 
indem  er  sich  unter  anderm  auf  folgende  Erwägungen  stützt:  Die  Sialorrhoe 
ist  insofern  abhängig  von  der  Haltung  der  Kranken,  als  der  Speichel  sich 
bei  der  typischen  Voraübemeigung  in  der  vorderen  Partie  des  Mundes  an- 
sammeln muß,  während  zugleich  durch  die  „paresse  musculaire"  des  Pharynx 


488  Meningitis  tuberculosa,  Meningitis  purulenta,  Pachymeningitis  usw. 

die  Bedingungen  zur  Auslösung  des  Schluckreflexes  sehr  ungünstig  beeiufluBt 
sind.  Ein  anderer  sehr  wichtiger  Faktor  in  der  Hervorrufung  der  Sialorrhoe 
ist  nach  Catola  in  dem  Zittern  der  Mund-  und  besonders  der  Zungenmuskeln 
gegeben.  Mehrfach  konnte  er  feststellen^  daß  mit  dem  Aufhören  des  Zitterns 
und  übrigens  mit  der  Herbeiführung  günstiger  Bedingungen  für  den  Schlack- 
reflex (bei  Rückenlage  der  Kranken)  die  Sialorrhoe  verschwand.  Demnach 
sieht  er  die  Hauptursache  für  die  letztere  in  diesem  Muskelzittem  und  dem 
Verlust  des  Schluckreflexes. 

Von  anderen  Symptomen  bespricht  Verf.  die  abnorm  verlangsamte 
Umsetzung  von  Willensimpulsen  in  den  betrefifenden  motorischen  Akt,  die 
er  beim  Versuch  zu  sprechen,  den  Arm  zu  bewegen  usw.  beobachten  konnte. 
In  diesem  Phänomen  liegt  die  Erklärung  für  die  verschiedenen  Pulsionen 
der  Kranken. 

Weiter  hat  er  von  selteneren  Symptomen  1  mal  intermittierendes  Zittern 
der  Augenlider,  2  mal  Anfalle  wie  bei  Angina  pectoris,  1  mal  das  Bestehen 
von  Besessenheits-  und  Verfolguugsideen  beobachtet.  In  ätiologischer  Be- 
ziehung fanden  sich  2  mal  Gemütsbewegungen,  3  mal  Unfälle  bei  der  Arbeit, 
8  mal  keine  bestimmte  Ursache.  6mad  begann  das  Zittern  in  der  linken 
Hand,  5  mal  in  der  rechten,  1  mal  in  den  Beinen.  In  einem  Falle,  wo  der 
Kranke  eine  Verletzung  der  rechten  Hand  erlitten  hatte,  begann  das  Zittern 
in  der  linken.  —  Zum  Schlüsse  spricht  sich  Verf.  für  die  nosologische  Ein- 
heit der  Paralysis  agitans  aus. 

Berkeley  (2)  führt  die  Paralysis  agitans  auf  eine  Atrophie  oder 
mangelhafte  Funktion  der  Glandula  parathyreoidea  zurück.  B.  hat  11  Fälle 
mit  dem  Präparat  des  Parathyreoidea  behandelt  und  davon  bei  9  Fällen 
Besserung  eintreten  sehen.  Besonders  die  noch  frischen  Fälle  von  Paralysis 
agitans  sollen  dadurch  gebessert  werden.  (Bendix.) 

In  am  Lebenden  ausgeschnittenen  Muskelstücken  konnte  Sanna-Salaiis 
(19)  in  einem  Falle  von  Paralysis  agitans  Veränderungen,  welche  vorzüglich 
das  Sarkoplasma  betrefifen,  begegnen.  Die  Veränderungen  zeigen  sich:  in 
Volumeuveränderungen,  Verschwinden  der  Querstreifung,  Unterbrechungen 
in  der  Längsstreifung  (Auffaserung),  trüber  Schwellung  des  Sarkoplasma. 
Die  Kerne  des  letzteren  erscheinen,  was  Form  und  Anzahl  betriflFt,  un- 
verändert. (Merzbacher,) 


Meningitis  tnliercDlosa,  Meningitis  parnlenta,  Pachpieningitis  nsw. 

Referent:  Privatdozent  Dr.  Jamin-Erlang-en. 

1.  Adams,  Zwei  tötlich  verlaufene  Fälle  von  Meningitis.  Zeitschr.  f.  Ohrenheilk. 
Band  XLIX.    p.  355.    (Sitzungsbericht.) 

2.  Acuff,  S.  D.,  Tuberculous  Meningitis.     Southern  Med.  and  Surg.    April. 

3.  Agatston  Sigmund  A.,  Report  of  a  Oase  of  Cerebrospinal  Meningitis,  Lumbar 
Puncture,  Purulent  Cerebrospinal  Fluid,  Perfect  Recovery.  New  York  Med.  Journal. 
February. 

4.  Alt,  F.,  Zwei  Fälle  von  tuberkulöser  Meningitis  bei  eitriger  Mittelohrentzündung. 
Wiener  klin.  Wochenschrift,     p.  1370.     (Sitzungsbericht) 

5.  Azuma,  J.,  Demonstration  einiger  Präparate  der  Influenza-Meningitis.  Neurologia. 
Band  IV.    (japanisch.)    (Sitzungsbericht.) 

6.  Bacon,  Gorham,  A  Report  of  two  Cases  of  Acute  Otitis  Media  Suppurativa,  Followed 
by  3Iastoiditis,  and  Meningitis,  Caused  bv  the  Diplococcus  Intracellularis  of  Weichsel- 
baum.    Arch.  Otol.  ^^-Y.     XXXIV.     191—197. 

7.  Bahrdt,  Über  Meningitis  purulenta.  Vereinsbeil.  d.  Deutsch.  Med.  Wochenschr. 
p.  1415. 


Meningitis  taberculosa,  Meningitis  purulenta,  Pachymeningitis  usw.  489 

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Meningitis  taberculosa.  Meningitis  purulenta,  Pachymeningitis  usw.  493 

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Pachymeningitis.   CarcInOse  Meningitis. 

Scholz  (131)  teilt  die  Krankengeschichten  von  zwei  Fällen  meta- 
statischer  carcinöser  Meningitis  bei  primärem  Magencarcinom  mit.  In  beiden 
fällen  war  das  Krankheitsbild  intra  vitam  das  einer  Meningitis.  In  dem 
ersten  klinisch  genauer  beobachteten  Falle  war  der  Befund  durch  Lumbal- 
punktion ein  ganz  normaler.  Fieber  bestand  nicht,  wohl  aber  Nacken- 
schmerzen, Delirien,  Atmungsstörungen,  Optikusatrophie.  Bei  der  Autopsie 
wurde  makroskopisch  das  Bild  einer  serösen  Meningitis  aufgedeckt,  für  das 
sich  mikroskopisch  die  Erklärung  durch  eine  allenthalben  w^ahrnehmbare  In- 
filtration der  Piamaschenräume  mit  epithelialen  Gebilden  fand.  Die  bald 
mehr  tlächenfönnig,  bald  in  Knötchen  angeordneten  Zellen  liegen  in  doppelten 
nnd  mehrfachen  Reihen  und  umfassen  zwischen  sich  gerüstartiges  Binde- 
gewebe. Auch  in  den  Lymphscheiden,  die  die  Gefäße  in  die  Rinde  begleiten, 
sind  Krebsbildungen  wahrzunehmen. 

Misch  (100)  teilt  aus  dem  Kinderasyl  der  Stadt  Berlin  zwei  Fälle 
Ton  Pachymeningitis  haemorrhagica  interna  mit,  schildert  den  klinischen  Ver- 
lauf, den  Sektionsbefund  und  das  Ergebnis  der  mikroskopischen  Untersuchung 
der  Dura.  Der  erste  Fall  betraf  ein  Kind  von  S^/.^  Monaten  mit  hydro- 
cephalischem  Schädel,  das  innerhalb  von  zirka  10  Wochen  der  Erkrankung 
erlag.  Die  Lumbalpunktionen  lieferten  immer  klare  nur  mikroskopisch  etwas 
ßlot  enthaltende  Flüssigkeit.  Der  Tod  trat  durch  eine  große  frische 
Blutung  aus  der  fibrinös  belegten  Dura  ein.  Es  bestand  nur  äußerer,  stark 
hämorrhagischer  kein  innerer  Hydrocephalus.     Bei  dem  zweiten  Falle,  einem 


494  Meningitis  tuberculosa,  Meningitis  purulenta,  Pachymeningitis  usw. 

Kinde  rou  6  Monaten  lieferte  die  Lumbalpunktion  nur  sehr  wenig,  die  Kopf- 
punktion in  zirka  5  mm  Tiefe  schon  reichliche  serös-sanguinolente  Flüssig- 
keit unter  hohem  Druck.  Jodbehandlung  hatte  keinen  Erfolg,  dagegen 
besserte  sich  der  Zustand  unter  Behandlung  mit  Gelatineinjektionen  oeben 
Hg.  Im  12.  Monat  ging  das  Kind  an  Pneumonie  und  Kopfphlegmone  zu 
Grunde.  Es  fand  sich  eine  dicke  organisierte  Schwarte  unter  der  Dura  über 
dem  Gehirn,  keine  frischen  Blutungen,  kein  Hydrocephalus.  Stauungspapille 
und  Netzhautblutungen  waren  zurückgegangen.  Die  Heilung  des  Prozesses 
wird  auf  die  Gelatinebehandlung  zurückgeführt  und  solche  für  ähnliche  Fälle 
empfohlen.  Die  Ätiologie  der  Erkrankung  war  in  keinem  der  beiden  Fälle 
aufzuklären.  Für  die  Diagnose  haben  sich  die  Punktionen  sowie  der  Nach- 
weis von  Netzhautblutungen  zur  Unterscheidung  von  chronischem  einfachen, 
Hydrocephalus  nützlich  erwiesen. 

Eltrige-septlsche  Meningitis.   Tranmatlsche  Meningitis. 

Die  Beobachtung  BayerthaPs  (13)  von  Spätmeningitis  nach  Schädel- 
verletzung betrifft  einen  26jährigen  Mann,  der  2^2  Jahre  nach  einer  durch 
Unfall  erlittenen  Schädelbasisfraktur  an  einer  eitrigen  Meningitis  erkrankte, 
der  er  binnen  weniger  Tage  erlag.  Die  Sektion  mußte  auf  das  Gehirn  be- 
schränkt bleiben,  zeigte  eine  eitrige  Konvexitätsmeningitis.  Zeichen  einer 
Ohreiterung  waren  nicht  nachweisbar  gewesen.  Seit  dem  Schädeltrauma  bis 
zum  Beginn  der  letalen  Erkrankung  hatte  der  Kranke  an  Kopfschmerzen, 
Schwindel  und  Abnahme  des  Gedächtnisses  gelitten.  Darin  sieht  der  Yerf. 
den  Ausdruck  einer  dauernden  Schädigung  des  Gehirns  bezw.  seines  Gefäß- 
apparates, womit  der  Grund  gegeben  ist,  das  Gehirn  als  einen  durch  das 
Trauma  gesetzten  locus  minoris  resistentiae  zu  betrachten  und  einen  Kausal- 
zusammenhang zwischen  dem  Schädeltrauma  und  der  lange  danach  mit 
letaler  Wirkung  einsetzenden  eitrigen  Meningitis  zu  motivieren. 

Kolozs  (73)  sah  rasche  Entwicklung  einer  tödlichen  Meningitis  puruleuta 
mit  typischem  klinischen  Bilde,  welche  durch  eine  minimale,  vernachlässigte 
Kopfverletzung  entstanden  ist.  (Hudovemig,) 

Zeroni  (164)  hat  die  Fälle  von  postoperativer  Meningitis  zusammen- 
gestellt und  gefunden,  daß  besonders  die  Fälle  mit  Labyrinthbeteiligung  die 
Gefahr  der  postoperativen  Meningitis  in  sich  bergen.  Ferner  sind  die  Fälle 
von  tiefliegender  Eiterung  geneigt,  an  postoperativer  Meningitis  zu  erkranken; 
doch  kann  bei  der  Gnippe  der  Ausbruch  einer  Meningitis  nach  ausgiebiger 
Eröffnung  des  Eiterherdes  verhindert  werden.  (Bendix,) 

Ein  Kranker  McCaw's  (96)  ist  im  Anschluß  an  eine  eitrige  Ent- 
zündung der  Siebbeinzellen  an  eitriger  Meningitis  gestorben.  Die  Autopsie 
ließ  erkennen,  daß  die  Eiterung  nach  der  linken  Orbita  hin  durchgebrochen 
war.  Dort  war  sie  subperiostal  weiter  vorgedrungen  und  hatte  dann  durch 
die  Keilheinfissur  ihren  Weg  nach  dem  Schädelinnern  gefunden  und  dort 
die  tödliche  Meningitis  hervorgerufen. 

Grossmann  (56)  teilt  eine  Reihe  von  Beobachtungen  mit,  die  für  die 
diagnostische  Beurteilung  der  zytologischen  und  bakteriologischen  Unter- 
suchungsbefunde des  Liquor  cerebrospinalis  bei  Mittelohrerkrankungen  be- 
sonders wichtig  erscheinen.  In  einem  Falle  wurde  durch  die  Lumbalpunktion 
unter  starkem  Druck  ein  leicht  getrübter  Liquor  entleert,  der  zabbreiche 
Eiterkörperchen  und  Diplokokken  enthielt.  Trotzdem  gingen  nach  der 
Radikaloperation  der  linksseitigen  eitrigen  Otitis  die  Meningitiszeichen  und 
eine  linksseitige  Facialislähmung  ziemlich  rasch  zurück.  Der  Kranke  wurde 
später  völlig  geheilt.     Eine  freie  Kommunikation  zwischen    der   Ohreitening 


Meningitis  tnberculosa,  Meningitis  purulenta,  Pachymeningitis  usw.  495 

und  den  Meningen  wurde  nicht  gefunden.  Verfasser  glaubt  daher,  daß  es 
sich  nicht  um  eine  diffuse  Meningitis  wohl  auch  nicht  um  eine  umschriebene 
meningeale  Eiterung  gehandelt  hat,  sondern  nur  um  eine  Veränderung  des 
Liquor  durch  die  auf  dem  Lymphwege  erfolgende  Resorption  eitriger  fötider 
Massen  aus  dem  Ohr.  Bei  einem  8jährigen  Knaben  mit  chronischer  Ohr- 
eitening  wurde  wegen  plötzlich  einsetzender  meningitisverdäclitiger  Erschei- 
DQQgen  die  Lumbalpunktion  gemacht  und  unter  starkem  Druck  eiterhaltiger 
aber  bakterienfreier  Liquor  entleert.  Bei  der  Operation  wurde  ein  jauchig 
zerfallenes  Cholesteatom  gefnnden.  Nach  dieser  nahm  die  Somnolenz  noch 
zu,  ebenso  die  Nackensteifigkeit.  Eine  zweite  Lumbalpunktion  zeigte  kaum 
stärkere  Trübung  der  Spinalflüssigkeit.  Bei  der  bald  darauf  gemachten 
Sektion  wurde  keine  Spur  von  Meningitis  gefunden.  Die  linksseitigen  Sinus 
enthielten  fötide  Gerinnsel.  Es  handelte  sich  um  eine  schwere  Sepsis  oti- 
tischen Urspnmgs.  Angesichts  solcher  Fälle  meint  der  Verfasser,  daß  die 
Lumbalpunktion  erhebliche  Einbuße  in  ihrer  praktischen  Verwertbarkeit  auf 
dem  Operationstisch  erleidet.  Nur  noch  starke  eitrige  Trübung,  die  schon 
spontan  ein  reichliches  Sediment  gibt,  verbunden  mit  dem  klinisch  voll- 
entwickelten  Bild  der  Cerebrospinalmeningitis  läßt  ihn  noch  von  jedem 
Operationsversuch  Abstand  nehmen.  Ein  weiterer  Fall  von  Erscheinungen 
zirkumskripter  suppurativer  Meningitis  bei  linksseitiger  Ohreiterung  kam  nach 
der  Radikaloperation  ohne  Lumbalpunktion  zur  Genesung. 

Bacon  (6)  konnte  in  zwei  Fällen  von  akuter  Mittelohreiterung  im 
Eiter  Weichselbanmsche  Meningokokken  mikroskopisch  nachweisen,  im 
ersten  Fall  vergesellschaftet  mit  Pneumokokken.  Der  eine  Fall  kam  ohne 
Komplikation  nach  zweimaliger  Operation  zur  Heilung,  im  zweiten  Fall  trat 
nach  der  Operation  nur  vorübergehend  Besserung  ein,  es  entwickelte  sich 
dann  eine  Meningitis,  der  das  junge  Mädchen  erlag,  llber  den  Sektions- 
befund liegt  ein  Bericht  nicht  vor. 

Hofer  (60)  hatte  Gelegenheit,  zwei  Fälle  von  otogenem  ExtraduraU 
abszeß  mit  gutem  Erfolg  und  einen  Fall  von  otogener  diffuser  eitrig«*r 
Meningitis  zu  operieren.  Letzterer  endigte  letal.  Die  Krankengeschichten 
werden  ausführlich  mitgeteilt.  Im  ersten  Fall  fand  sich  nur  eine  kleine 
Kommunikation  zwischen  der  extraduralen  Eiteransammlung  und  den  Mittel- 
ohrräumen, im  zweiten  Fall  kommunizierte  die  zwischen  Dura  und  Knochen 
liegende  Äbszeßhöhle  weit  mit  dem  eitergefüllten  Raum  im  Warzenfortsatz. 
Dieser  größere  aber  weit  offene  Eiterherd  mit  freiem  Abfluß  nach  außen 
hatte  viel  geringere  subjektive  Beschwerden  verursacht,  als  der  erste  kleinere, 
dessen  Abfluß  noch  durch  Verstopfung  des  äußeren  Gehörgangs  behindert 
war.  Im  dritten  F.alle  handelte  es  sich  um  eine  akute  Influenza-Otitis.  Bei 
der  Radikaloperation  ergab  Punktion  der  Dura  noch  klares  Serum,  einige 
Tage  später  war  die  Lumbaiflüssigkeit  schon  getiübt,  und  vier  Tage  nach 
der  Operation  starb  der  jugendliche  Kranke  im  tiefen  Koma.  Die  Sektion 
zeigt«  diffuse  eitrige  Meningitis.  Eine  endokranielle  Eiteransammlung,  die 
eine  Fortleitung  der  Mittelohreiterung  auf  den  anatomisch  präformierten 
Wegen  erklärt  hätte,  konnte  nicht  gefunden  werden.  Es  wird  daher  an- 
genommen, daß  die  Eitererreger  längs  der  auastomotischen  Lyniph-  und 
Blutbahnen  vom  Mittelohr  zur  Pia  sich  verbreiteten. 

Eine  klinische  Vorlesung  fSichhorst's  (46)  behandelt  einen  Fall  von 
eitriger  Meningitis,  besonders  an  der  Hirnbasis  und  am  Halsteil  des  Rücken- 
marks bei  einem  vorher  an  Lungenbrand  erkrankten  Manne,  dessen  Lungen- 
erkrankung mit  glatter  Höhlenbildung  in  beiden  Oberlappen  zur  Ausheilung 
gebracht  worden  waren.  Die  Diagnose  konnte  intra  vitam  nicht  gestellt 
werden,  da  die  Lumbalpunktion  keinen  Liquor  zu  fördern  vermochte.     Wie 


496  Meningitis  tuberculosa,  Meningitis  purulenta,  Pachymeningitis  usw. 

die  Sektion  zeigte,  kam  dies  daher,  daß  die  eitrige  EntzünduDg  zwar  das 
Brustmark  ziemlich  frei  gelassen  hatte,  hingegen  im  Bereich  des  Lendenteils 
wiederum  sich  reichliche  dicke  Eitermassen  angesetzt  hatten  und  ein  be- 
wegliches, durch  die  Punktion  entleerbares  Exsudat  gar  nicht  vorhandeii  var. 

Hölscher  (64)  bespricht  die  Technik  der  Lumbalpunktion,  empfiehlt 
angelegentlich,  große  Druckschwankungen  zu  vermeiden  und  daher  nur  ein 
Instrumentarium  zu  verwenden,  das  eine  genaue  Regulierung  und  Kontrolle 
der  Druckverhältnisse  ermöglicht,  und  gibt  nähere  Anweisungen  für  die  Be- 
wertung des  Untersuchungsbefundes  mit  besonderer  Berücksichtigung  der 
Erkennung  der  otitischen  Erkrankungen  der  weichen  Hirnhäute. 

Schlegel  (130)  untersuchte  in  München  von   zwei  Fällen  sekundärer 
Meningitis  den  von  der  Leiche  entnommenen  Eiter   und   die  Lumbalilüssig- 
keit.     Der   erste  Fall  betraf  ein    2^/.,  jähriges  Kind,   das   kurz   nach  Über- 
stehen von  Varizellen  ein  schweres  Trauma  durch  Sturz  vom  Schemel  und 
Aufschlagen  des  Hinterkopfes  an  ein  eisernes  Gestell  erlitt,  noch  einen  Tag 
sich  wohl  fühlte   und   dann   unter  meningitischen  Erscheinungen   erkrankte, 
denen  es  nach  zirka  2  Wochen  erlag.     Die  Autopsie   zeigte  außer  eitriger 
Cerebrospinalmeningitis  und  eitriger  Bronchitis   einen  ohne  alle  äußere  Ver- 
letzung erfolgten  Bruch  des  7.  Halswirbelbogens  ohne  Dislokation.     In  dem 
zweiten  Falle   handelte   es   sich  um   eine   von   einer   eitrigen    rechtsseitigeo 
Mittelohrentzündung   ausgehende   diffuse   eitrige   Meningitis    mit   Thrombose 
des  Sinus  sigmoideus.     Der  Tod  war  hier  wenige  Tage  nach  Ausbruch  der 
meningitischen  Erscheinungen  eingetreten.    Bakteriologisch  wurden  im  ersten 
Falle     neben    Streptokokken     und    Pneumokokken    reichlich    gramnegatiTe 
Diplokokken  nachgewiesen,  die  auch  sonst  die  Eigenschaften  der  Weichsel- 
ba umsehen  Meningokokken  aufwiesen.    Nur  fehlte  die  intracelluläre  Lagerung 
der  Kokken.     Im  zweiten  Falle  fanden  sich  (allein?)  Diplokokken  ganz  der- 
selben Art  mit   ausgesprochen   intracellulärer  Lagerung.     Die  Agglutination 
mit  aus  Straßburg  bezogenem  Jägerschen  Serum  gelang  nicht. 

Meningitis  bei  Pneumonie,  Influenza,  Typlius  usw. 

Cupler  (39)  konnte  in  drei  Fällen  von  akuter  Meningitis  ohne  jede 
Komplikation  in  der  Lumbaiflüssigkeit  Pneumokokken  in  Beinkultur  nach- 
weisen. Zwei  Fälle  —  es  handelte  sich  um  junge  Männer  von  20 — 30  Jahrei 
—  verliefen  rasch  tödlich.  Von  einem  ist  der  Sektionsbefund  mitgeteilt,  dei 
lediglich  eine  diffuse  eitrige  Meningitis  und  Milzschwellung  aufdeckte.  Eh 
Fall  wurde  durch  wiederholte  Lumbalpunktionen,  deren  Ergebnis  eine  all 
mähliche  Aufhellung  des  anfänglich  stark  eitrig  getrübten  und  bis  kur 
vor  der  Rekonvaleszenz  noch  kokkenhaltigen  Liquors  zeigte,  geheilt  un< 
gegen  Ende  der  fünften  Krankheitswoche  frei  von  Krankheitserscheinuuge 
entlassen. 

Willson  (162)  teilt  vier  Fälle  von  Cerebrospinalmeningitis  mit,  di 
wahrscheinlich  ihren  Ursprung  dem  Pneumococcus  verdanken.  Drei  von  de 
Fällen  scheinen  mit  großer  Wahrscheinlichkeit  auf  den  Pneuniococcc 
zurückzuführen  zu  sein.  Im  allgemeinen  verläuft  diese  Form  der  Cerebit 
Spinalmeningitis  fatal,  doch  gibt  es  auch  leichtere,  günstig  ausgehende  Fäll< 
Verf.  hält  die  cerebrospinale  Drainage  nicht  nur  für  eine  durchaus  heilsan 
therapeutische  Maßnahme,  sondern  auch  für  einen  Eingriif,  der  scbwei 
Anfälle  milder  verlaufen  läßt.  (Beudüt.) 

Livingstone  (90)  teilt  die  Kraukengeschichte  eines  40  jährige 
Mannes  mit,  bei  dem  am  9.  Tage  einer  rechtsseitigen  Oberlappenpneumoni 
schon  die  Krise  eingetreten  war.     Vier  Tage  später  stellten  sich  unter  nenei 


Meningitis  tabercalosa,  Meningitis  purulenta,  Pachymeningitis  usw.  497 

Keberanstieg  Steifigkeit  und  Schmerzhaftigkeit  der  Glieder,  Erbrechen  und 
Delirien  ein.  Kurze  Zeit  danach  waren  Geräusche  am  Herzen  nachweisbar. 
Nachdem  Kopfschmerzen  und  Delirien  sich  gesteigert  hatten,  traten  noch 
epileptiforme  Krämpfe  ein,  die  Atmung  wurde  sehr  beschleunigt,  rasselnd 
and  am  27.  Krankheitstage  starb  der  Kranke.  Die  Autopsie  zeigte  die 
Oberlappenpneumonie  in  Lösung,  femer  frische  Endokarditis  mit  Pneumo- 
kokken in  den  Auflagerungen  der  Mitralklappen  und  eitrige  Konvexitäts- 
meningitis. 

Mac  Callnin  (91)  beschreibt  eingehend  die  pathologische  Anatomie 
einer  nachweisbar  durch  Typhusbazillen  verursachten  eitrigen  Meningitis. 
Da  die  Zellformen  des  Exsudats  mit  seinen  großen  Fhagocyten  dieselben 
sind,  wie  sie  im  erkrankten  Darm  gefunden  werden,  hält  Verf.  bei  dem 
reladv  einfachen  Bau  der  in  Betracht  konunenden  Gewebe  gerade  die 
Meningitis  für  geeignet,  Aufklärung  über  die  Herkunft  dieser  Zellen  zu 
geben.  Es  ist  nicht  zu  bezweifeln,  daß  die  polymorphkernigen  Zellen  aus 
den  Blutgefäßen  auswandern,  da  die  Emigration  derselben  vielfach  gesehen 
werden  kann.  Auch  von  den  lymphoiden  und  den  Plasmazellen  ist  anzu- 
nehmen, daß  sie  aus  den  Gefäßen  auswandern,  da  lymphoides  Gewebe  oder 
Anhäufungen  von  Lymphzellen  normalerweise  in  den  Meningen  nicht  be- 
kannt sind.  Die  großen  einkernigen,  sehr  phagocytär  tätigen  Zellen  bieten 
größere  Schwierigkeiten.  Die  Frage,  ob  sie  von  einer  Proliferation  der 
Endothelzellen  der  Arachuoidea,  der  perivaskulären  Lymphräume  oder  der 
Blutgefäße  selbst  herstammen  oder  durch  eine  Umbildung  der  aus  den  Blut- 
gefäßen austretenden  Wanderzellen  entstehen,  läßt  sich  endgültig  noch  nicht 
beantworten.  Verf.  neigt  jedoch  zu  der  Anschauung,  daß  diese  Zellen  in 
nächster  Verwandtschaft  stehen  mit  den  normalerweise  in  den  Meningen  be- 
sonders in  den  Wandungen  der  Venen  vorkommenden  amöboiden  Zellen 
(BanTiers  Clasmatocyten,  Marchan ds  Adventitialzellen,  Maximows  Poly- 
blasten).  Diese  Phagocyten  kommen  also  entweder  aus  der  Adventitia  der 
Gefäße  nach  einem  längeren  Aufenthalt  dortselbst  oder  direkt  aus  den  Ge- 
fißen  bezw.  dem  Blute  nach  einer  Metamorphose  her.  Damit  erweist  sich 
die  ^[eningitis  als  ein  tatsächlich  exsudativer  Prozeß,  bei  welchem  in  letzter 
Instanz  alle  Zellen  des  Exsudats  aus  dem  Blutstrom  kommen. 

Ck>le  (35)  unterscheidet  drei  Formen  von  meningealer  Beteiligung  beim 
Typhus  auf  Grund  einer  umfassenden  Zusammenstellung  der  einschlägigen 
ikerator  und  eigener  in  John  Hopkins  Hospital  gesammelter  Beobachtungen. 

1.  Fälle  mit  meningitischen  Symptomen,  in  denen  eine  meningeale  Läsiou 
sich  nicht  nachweisen  läßt  oder  doch  die  Abhängkeit  der  Symptome  von  einer 
Invasion    von    Typhusbazillen    nicht    erwiesen    werden    kann:    Meningismus. 

2.  Fälle  mit  Zeichen  von  Meningitis,  in  denen  im  Leben  oder  nach  dem 
Tode  der  Typhusbazillus  aus  der  Cerebrospinalflüssigkeit  gezüchtet  werden 
kann,  die  nachweisbare  meningeale  Schädigung  aber  nicht  eitrigen  Charakter 
angenommen  hat:  seröse  Meningitis  und  3.  Fälle  von  eitriger  Meningitis 
mit  TyphusbaziUen.  Die  zweite  Form  ist  nicht  nur  eine  Vorstufe  der  dritten, 
da  die  Erkrankung  nach  der  Punktion,  die  eine  Diagnose  ermöglichte  und 
Typhusbazillen  im  serösen  Exsudat  nachweisen  ließ,  mit  raschem  Abklingen 
der  Symptome  zurückgehen  kann.  Die  Ansiedlung  der  Bazillen  in  den 
Meningen  ist  nicht  notwendig  zum  Zustandekommen  meningitischer  Erschei- 
nungen im  Verlauf  eines  Typhus,  letztere  können  allein  schon  durch  die 
Einwirkung  der  vom  Krankheitserreger  produzierten  Toxine  auftreten  (Fälle 
der  ersten  Gruppe).  Je  genauer  und  häufiger  man  jedoch  untersuchen  kann, 
desto  zahlreicher  werden  auch  die  positiven  bakteriologischen  Befunde  sein, 

Jalii«9bcricht  f.  Neurologie  n.  Psychiatrie  1906.  32 


498  Meningitis  taberculosa,  Meningitis  purulenta,  Pachymeningitis  qsw. 

womit  ein  größerer  Teil  der  sogen,  typhösen  Meningismen  der  echten  serösen 
Typhusbazillen-Meningitis  zufallt. 

M'Kenzie  (102)  t-eilt  einen  Fall  von  Meningitis  cerebro-spiualis  nach 
Scharlach  mit.  Es  handelte  sich  um  einen  6  jährigen  Knaben,  der  nach 
einem  typischen  Scharlach  von  neuem  mit  Kopfschmerz,  Fieber,  skarlatinösem 
Exanthem  und  septischen  Erscheinungen  erkrankte.  Es  entwickelte  sich  eine 
ulceröse  Tonsillitis  mit  Streptokokkenbefund,  Otorrhoe  und  Gelenkschmerzen. 
Nach  kurzer  Besserung  traten  unter  Erbrechen  und  Kopfschmerz  deutliche 
Symptome  von  Cerebrospinalmeningitis  auf,  durch  die  der  Exitus  herbei- 
geführt wurde.  (Bendix.) 

ToberknlOss  Meningitis. 

Nonne  (Hl)  hat  bei  einem  41jährigen  Manne  wenige  Tage  vor  dem 
unter  den  Erscheinungen  schwerer  tuberkulöser  Meningitis  erfolgten  Tode 
einige  Tage  lang  das  Symptomenbild  der  sog.  „akuten  Ataxie"  beobachtet 
Es  bestand  unverkennbar  statische  und  lokomotorische,  nicht  rein  ataktische 
Koordinationsstörung  der  Extremitäten,  des  Rumpfes,  der  phonischen  Sprach- 
muskeln und  der  Mimik,  Insuffizienz  der  äußeren  Augenmuskeln  bei  anfäng- 
lich normalem  Verhalten  der  Pupillen  und  bei  ataktisch-paretischem  Nystag- 
mus, Erhöhung  der  Sehnenreflexe  mit  leichter  Hypertonie  der  Muskeln,  eine 
nur  durch  leichte  Störung  der  Stereognosie  an  den  Händen  dargestellte 
Sensibilitätsstöruug.  unterdessen  waren  die  Funktionen  der  Sphinkteren  nnd 
die  Intelligenz  noch  intakt.  Die  Störung  ist  als  eine  bulbo-zerebellare  zu 
betrachten.  Die  Sektion  zeigte  chronische  und  frische  Tuberkulose  in  beiden 
Lungen,  tuberkulöse  Basalmeningitis  und  —  was  für  die  Deutung  des  Symp- 
tomenkomplexes  besonders  wichtig  erscheint  —  die  Oberfläche  des  Kleinhirns 
und  des  Wurms  mit  besonders  dickem  sulzig-eitrigem  Exsudat  überzogen. 
Die  tuberkulöse  Erkrankung  hatte  an  vielen  Stellen  die  Kleinhimrinde  selbst 
und  die  nächst  gelegene  Markschicht  mit  ergriflFen,  zum  Teil  auch  die  Me- 
duUa  oblongata.  Das  vorübergehende  Auftreten  der  akuten  Ataxie  in  der 
zerebellaren  Form  bei  einer  tuberkulösen  Meningitis  findet  seine  anatomische 
Erklärung  in  einer  stärkeren  Erkrankung  des  Kleinliirns  bezw.  in  der  Lokali- 
sation  des  spezifischen  Prozesses  vorwiegend  an  diesem.  An  der  Hand  der 
mitgeteilten  Beobachtung  läßt  sich  eine  besondere  „atypische  zerebellare  Form 
der  Meningitis  tuberculosa^  aufstellen. 

Carriere  und  Lhote  (27)  beschreiben  nach  einer  längeren  Reihe 
zum  TeU  schon  veröffentlichter  klinischer  Beobachtungen  das  Krankheitsbild 
der  tuberkulösen  Meningitis  mit  verlängerten  Remissionen.  Nicht  immer  ist 
der  Ausgang  der  tuberkulösen  Meningitis  unmittelbar  ein  ungünstiger,  es 
kann  zu  mehr  oder  minder  langen  Remissionen  kommen,  die  allerdings  selten 
konstatiert  werden,  da  der  Krankheitsverlauf  leicht  verkannt  wird.  Der 
Beginn  der  tuberkulösen  Meningitis  mit  verlängerter  Remission  entspricht 
dem  der  gewöhnlichen  Basalmeningitis.  Die  verlängerte  Remission  stellt  nur 
eine  Fortsetzung  der  auch  sonst  bei  tuberkulöser  Meningitis  zu  beobachtenden 
kurzen  Beruhigungsperiode  dar,  sie  kann  bis  zu  9  Monaten  und  länger  dauern. 
Während  dieser  Remission  sind  eine  Reihe  von  Zeichen  nachzuweisen,  welche 
anzeigen,  daß  die  Krankheit  noch  im  Verborgeneu  schlummert,  und  daß 
jederzeit  ein  Rückfall  zu  befürchten  ist,  z.  B.  Lymphocytose  des  Liquor 
cerebro-spinalis.  Die  letzte  Attacke  mit  letalem  Ausgang  beginnt  plötzlich 
und  zeigt  rapiden  Krankheitsverlauf.  Die  pathologische  Anatomie  vermag 
diese  Remissionen  insofern  zu  erklären,  als  sie  zeigt,  daß  die  initiale  Läsion 
eine  lokale  ist,  die  eine  bindegewebige  Umwandlung  erfahrt,  aber  doch  einen 
Entzündungsherd  zurückläßt,  der  unter  Umständen  den  Ausgang  einer  neuen 


Meniogitis  tuberculosa,  Meningitis  puralenta,  Pachymeningitis  usw.  499 

diffiiseren  Ausbreitung  der  tuberkulösen  Infektion  bildet.  Während  der 
Eemission  muß  daher  eine  energische,  vorwiegend  diätetisch-hygienische  Be- 
haDdlaug  angewandt  werden,  die  sich  durch  Kalomel,  Jod,  Arsen  und  Kreosot 
virks&m  unterstützen  läßt. 

Ormerod  (112)  schildert  in  einer  klinischen  Vorlesung  zwei  Fälle 
TOD  Meningitis.  Im  ersten  Fall  handelte  es  sich  um  eine  tuberkulöse 
Meningitis  mit  ausgedehnter  Beteiligung  der  spinalen  Häute.  Die  Krankheit 
hatte  bei  dem  bis  dahin  arbeitsfähigen  20jährigen  Manne  akut  mit  Kopf- 
schmerzen und  Delirien  begonnen.  Anscheinend  hat  sich  die  bei  der 
Autopsie  gefundene  floride  Tuberkulose  beider  oberer  Lungenlappen  erst 
während  des  19tägigen  Krankenlagers  ausgebreitet,  sie  war  während  des 
Lebens  nicht  festgestellt  worden.  Im  2.  Fall  war  ein  22  jähriges  Mädchen 
unter  meningitischen  Erscheinungen  erkrankt,  erholte  sich  nach  einigen 
Wochen  einigermaßen  und  starb  dann  unter  peritonitisohen  Zeichen,  nach- 
dem einige  Tage  vorher  aus  dem  Bektum  Eiter  abgegangen  war.  Die 
Xekropsie  zeigte  eitrige  Meningitis,  besonders  über  den  unteren  Teilen  des 
Bückenmarks,  multiple  Abszesse  in  den  Muskeln  in  der  Nachbarschaft  der 
mteren  Dorsal-  und  der  Lendenwirbel  und  einen  großen  Abszeß  hinter  dem 
Kektum.  Dieser  war  sowohl  ins  Rektum  wie  in  die  Peritonealhöhle  durch- 
gebrochen und  hatte  die  tödliche  Peritonitis  veranlaßt.  Der  Eiter  innerhalb 
der  Meningen  enthielt  Staphyloccocus  pyogenes  albus  in  Reinkultur.  Ver- 
&sser  nimmt  an,  daß  eine  primäre  Spinalmeningitis  durch  Fortleitung  der 
Infektion  auf  dem  Weg  der  Nervenwurzeln  zu  den  Abszessen  den  Anstoß 
gegeben  hat  (?  Ref.).  Nebenbei  wurde  in  der  Blase  und  in  beiden  Nieren- 
lecken Eiter  gefunden. 

Laederich  (78)  beobachtete  einen  Fall  von  tuberkulöser  Meningitis  bei 
einem  vierundvierzigjährigen  Manne,  bei  dem  die  Lumbalpunktionsflüssigkeit  bis 
wm  17.  Erankheitstage  zwar  Albumen,  aber  keine  Leukocyten  enthielt. 
Erat  am  20.  Tage,  vierundzwanzig  Stunden  vor  dem  Tode  konnte  Leuko- 
cytose  der  Cerebrospinalflüssigkeit  festgestellt  werden.  Die  Rückenmarks- 
kiute  waren  von  tuberkulösen  Veränderungen  gänzlich  frei,  dagegen  zeigten 
die  Hirnhäute  die  ganz  charakteristischen  tuberkulösen  Erscheinungen. 

(ßendia.) 

Weill  nnd  Pehu  (155)  teilen  drei  Fälle  von  Meningitis  tuberculosa 
ittit,  welche  mit  auffallenden  psychischen  Störungen  einhergingen.  Die  Kinder 
Stten  an  Delirien  mit  Halluzinationen  des  Gehörs  und  Gesichts.  Bei  einem 
der  Kinder  hatten  die  Wahnvorstellungen,  ein  bestimmtes  System  ange- 
lonunen  und  traten  als  religiöser  Wahn  auf.  Das  dritte  der  Kinder  bot 
das  Bild  einer  zirkulären  Psychose  dar.  Nervöse  erbliche  Belastung  lag 
nicht  Tor,  doch  könnte  eine  nervöse  Disposition  bei  den  im  Alter  von  8 — 10 
Jabren  stehenden  Kindern  möglich  sein. 

Der  anatomische  Befund  bot  bei  diesen  Fällen  nichts  Besonderes  dar, 
^as  für  eine  Lokalisation  des  tuberkulösen  Prozesses  an  den  Meningen 
önes  bestimmten  Gehirnteiles  gesprochen  hätte.  (Bendur,) 

Villaret  und  Tixier  (153)  erhielten  bei  ihren  Fällen  von  tuberkulöser 
Meningitis  auffallend  verschiedene  und  sich  widersprechende  cytologische, 
bakterielle,  pathologisch-anatomische  und  klinische  Befunde.  Sie  sind  des- 
halb der  Ansicht,  daß  es  Fälle  von  akuter  Meningitis  gibt,  welche  klinisch 
Bnd  cytologisch  auf  tuberkulöse  Meningitis  hinweisen  können,  aber  negativen 
bakteriellen  Befund  ergeben.  Ferner  ist  nicht  ausnahmslos  bei  tuberkulöser 
Meningitis  eine  Polynukleose  vorhanden;  vielleicht  ist  dieses  darauf  zurück- 
nführen,  daß  in  gewissen  Fällen  die  tuberkulöse  Meningitis  nicht  von  den 
an  sich,  sondern  von  deren  Toxinen  bedingt  ist.  (Bendix,) 

32* 


500  Meningitis  tuberculosa,  Meningitis  purulenta,  Pachjmeningitis  usw. 

Proin  und  Ramond  (51)  haben  bei  12  Fällen  von  tuberkulöser 
Meningitis  24  mal  die  Cerebrospinalflüssigkeit  auf  ihre  celluläre  und  sero- 
fibrinöse  Reaktion  geprüft.  19 mal  fanden  sie  den  Kochschen  Bazillus. 
Ihre  Untersuchungen  bestätigten  die  Arbeiten  von  Widal,  Sicard  und 
Ravant  hinsichtlich  der  pathognomonischen  Bedeutung  der  Lymphocj-tose. 
Unter  23  Fällen  bestand  11  mal  eine  starke  Polynukleose,  in  7  JBlüssigkeiten 
kamen  70  polynukleäre  auf  100,  iu  einem  Fall  90  auf  100  weiße  Elemente. 
Eosinophile  Blutkörperchen  waren  aber  nur  in  geringer  Menge  vorhanden; 
bei   zwei   von   ihren  Fällen  zählten  sie  0,3  eosinophile  auf  100  Leukocyten. 

(Bendir.) 

Bei  einem  64jährigen  Hausierer,  der  an  einem  retroperitonealem 
Sarkom  der  Leber,  Lungen  und  Nieren  zu  Grunde  gegangen  war  und  über 
Kopfschmerz,  Schwindel  und  Rückenschmerz  geklagt  hatte,  fand 
Camp  (24)  die  ganze  Konvexität  der  Hemisphären  von  kleineren  und 
größeren  weißen,  opaken  Knötchen  bedeckt,  die  besonders  in  der  Pia  und 
in  den  Fissuren  lagen  und  den  Eindruck  von  Tuberkeln  machten.  Mikro- 
skopisch erwiesen  sie  sich  als  fibröse,  an  Zellen  sehr  arme  Neubildungen. 

(Bendir.) 

Allgemeine  Symptomatologie  der  Meningitis. 

Baumann    (12)  teilt   eine  Reihe   von  Krankengeschichten    mit,   di«  | 
deutlich  zeigen,  wie  leicht  gerade  im  Kindesalter  das  Krankheitsbild  ein«  \ 
Typhus,  einer  Pneumonie,  Influenza,  einer  Nephritis,  überhaupt  der  meistei ; 
fieberhaften   und    auch    nicht    fieberhafter   Erkrankungen    zur  Fehldiagnose 
Meningitis  führen  kann  auch  in  Fällen,  in  denen  die  Autopsie  die  Meningen 
ganz  intakt   zeigt.     Er  bespricht  im   einzelnen  die   Bedeutung  der  für  die 
verschiedenen  Formen  der  meningealen  Erkrankungen  in  Betracht  kommendea 
Symptome    (Kernig,    Nackenstarre,    Pulsverlangsamung,    Veränderungen   im 
Augenhintergrund  usw.),  hebt  den  großen  Wert  einer  sorgfältigen  Blutunter- 
suchung und  der  Lumbalpunktion  bei  exakter  bakteriologischer  und  cytologischer 
Untersuchung  des  Liquor  hervor,  betont  aber  ausdrücklich,  daß  ein  einzelnes 
Zeichen  uns  nicht  in  den  Stand  setzt,   einen  Fall  von  Meningitis  von  einer 
anderen  Krankheit  mit  zerebralen  Erscheinungen  zu  unterscheiden. 

Curl  (40)  hat  in  9  Fällen  von  tuberkulöser  Meningitis  und  in  einem 
Falle   von    seröser  Meningitis    bei   Kindern   Hämoglobinbestimmungen    und 
Zählungen  der  roten  und  weißen  Blutkörperchen  gemacht  und  t^iJt  die  Er-i 
gebnisse  seiner  Untersuchungen  in  einer  tabellarischen  Übersicht  mit.     Hämo*. 
globingehalt  und  Erythrocytenzahl  waren  nicht  wesentlich  verändert.     In  secfai^ 
von  den  Fällen  tuberkulöser  Meningitis  war  keine  Leukocytosis  nachzuweisen, 
nur  in  zwei  Fällen  wurden  Leukocytenzahlen  von  42000  bezw.  21000  gefundeD, 
in   einem  Falle  betrug  die  Zahl  der  weißen  Blutzellen   einmal  12092    und 
eine  Woche  später  27000.     Die  Zahl  der  eosinophilen  Zellen  war  in  achlj 
Fällen  geringer  als  unter  normalen  Verhältnissen,  erreichte  in  keinem  Falte ' 
%  %,  in  vier   Fällen   fehlten   sie   ganz.     (Es  ^Mirden   jedesmal   mindestens 
500  weiße  Zellen  gezählt.)     Nur  in   dem  Falle  von  seröser  Meningitis  war 
die  Zahl  der  Eosinophilen  mit  4,1 — 4,4  %   annähernd  normal  bzw.  erhöht 
Die  großen  Lymphocyten  und  Ubergangsformen  waren  in  6  von  den  tuber- 
kulösen Fällen  an  Zahl  vermehrt,  in  einem  von  diesen  erreichten  sie  23% 
der  (resamtleukozytenzahl. 

Hamburger  (57)  yeröfFentlicht  einen  Fall  von  Meningitis  bei  einem 
drei  Monate  alten  Kinde,  der  seiner  Ätiologie  wegen  wichtig  erscheint-  Der 
Fall  war  durch  das  Bacterium  coli  verursacht,  und  da  die  Ohren  des  Kindes 
völlig  intakt  waren,  so  nimmt  H.  an,  daß  es  sich  um  ein  plötzliches  Virulent- 


MeningitU  tub^calosa.  Meningitis  purulenta.,  PachymeniDgitis  usw.  501 

Verden  des  Bacteriiun  coli  handelte,  das  an  dem  locus  minoris  resistentiae, 
d.  L  den  Meningen,  die  Ton  einer  traumatischen  Blutung  intra  partum  getroffen 
waren,  sich  festgesetzt  hatte.  (Bendix.) 

Hassin  (58)  zweifelt  auf  Grund  einer  literarischen  und  statistischen 
Zosammenstellung  nicht,  daß  das  Kernigsche  Zeichen  irgend  eine  Läsion  der 
spinalen  Häute  anzeigt.  Er  führt  die  Terschiedeuen  Anschauungen  über  die 
Efltet^hongsursachen  dieses  Phänomens  an  und  glaubt,  daß  die  passive  Dehnung 
des  HüftnerFen  hierbei  vor  allem  in  Betracht  kommt.  Beim  Gesunden  bewirkt 
diese,  in  mäßigem  Grade  angewandt,  keine  abnormen  Erscheinungen,  bei 
einer  Erkrankung,  die  den  Nerven  selbst  bzw.  die  Wurzeln  betrifft,  reagieren 
die  erkrankten  Wurzelnerven  auf  die  Streckung  und  zwar  die  hinteren  Wurzeln 
mit Schmerzhaftigkeit,  wie  sie  meist  mit  dem  Kernigschen  Zeichen  verbunden 
ist  nnd  die  vorderen  Wurzeln  mit  Erzeugung  der  charakteristischen  Kon- 
traktur in  den  vom  Hüftnerven  versorgten  Beugemuskeln.  Dazu  kommt  noch, 
dafi  die  mit  der  Dehnung  des  Ischiadikus  verbundene  Schmerzhaftigkeit  den 
Banken  veranlaßt,  instinktiv  durch  Anspannung  der  Beuger  solcher  Dehnung 
atgegenzuwirken.  Das  Vorkommen  des  Kernigschen  Phänomens  bei  Tjphus 
istckrch  die  häufige  Komplikation  dieser  Krankheit  mit  ßeteilung  der  Meningen 
ra  erklären. 

Willson  (161)  hat  120  Patienten  ohne   alle  Zeichen  von  Meningitis 

Ulf  das  Vorkommen  des  Kernigschen  Symptoms  geprüft.     Als  positiv  be- 

rachtete  er  das  Symptom  nur  dann,  wenn  der  an  der  Ferse  ohne  besondere 

Gewaltanwendung  erhobene  Unterschenkel  zu  dem  in  der  Hüfte  gegen  den 

tumpf  im   rechten  Winkel   gebeugten   Oberschenkel   im   Knie   noch   einen 

finkel  von   110   bis   120^  Grad  bildete.     Er  fand,   daß   bei   einer  großen 

Ton  Kranken  das  Bein  in  dieser  Weise  vollkommen  gestreckt  werden 

ann,  bei  Frauen    besser  als  bei  Männern   und   noch    häufiger   bei   kleinen 

andern.  Immerhin  wurde  das  Kernigsche  Zeichen  bei  29  von  73  Erwachsenen 

und  bei  3  von   47  Kindern  unter  10  Jahren  positiv  gefunden,  im  ganzen 

»132  Personen   i.  e.   26,8  %•     Einige  weitere  Angaben  betreffen   die  Be- 

aehungen  des    Kernigschen  Zeichens   zu   dem  Verhalten    der  Haut-  und 

Sehnenreflexe.     W.  schließt  daraus,  daß  das  genannte  Phänomen  zwar  keines- 

»egs  als  ein    direktes  Anzeichen    einer  meningealen   oder   zerebralen   oder 

finalen  Läsion  betrachtet  werden  kann,  daß  es  aber  doch  in  Verbindung 

t  anderen  Zeichen  von  Meningitis  als  eine  wichtige  Bestätigung  der  Diagnose 

wertet  werden  darf.     In  der  Mehrzahl  der  Fälle  bleibt  es  weit  bis  in  die 

Aonvaleszenz  hinein  nachweisbar  und  ist  eines  der  zuletzt  verschwindenden 

fjmptome  der  Krankheit. 

In  der  Straßburger  medizinischen  Klinik  hat  WeDnagel  (lö6)  an 
^f  300  Kranken  Beobachtungen  über  das  Kernigsche  Zeichen  gesammelt. 
Se  Arbeit  enthält  eine  Reihe  nener  beachtenswerter  Einzelheiten  über  die 
^nng  und  das  Vorkommen  der  Kontraktur  der  Beuger  am  Oberschenkel 
i  rechtwinkliger  Beugung  des  Beins  im  Hüftgelenk.  Von  den  zur  An- 
üdnng  konmienden  Verfahren  —  Beugung  im  Hüftgelenk  des  gestreckten 
feins  (Lasögue)  in  Rückenlage,  rechtwinklige  Beugung  des  im  Knie  gebeugten 
feins  in  der  Hüfte  mit  nachfolgender  Streckung  des  Unterschenkels  in  Rücken- 
de, Durchdrücken  der  im  Knie  gebeugten  Beine  bei  dem  im  Bett  sitzenden 
tranken  und  Strecken  des  Unterschenkels  bei  dem  am  Bettrand  mit  heraus- 
ttögenden  Beinen  sitzenden  Kranken  (Kernig)  hält  der  Verfasser  die  letzte 
Methode  für  die  zweckmäßigste.  Je  nach  der  Art  der  Prüfung  kommt  man 
w  Yerschiedenen  Ergebnissen,  wird  das  Becken  mit  Neigung  nach  vorne 
^rt  gehalten,  so  kann  man  auch  beim  Gesunden  regelmäßig  das  Kern.igsche 
Zeichen  nachweisen.     Wichtig  ist  es,  die  Rückfallbewegung  des 'Oberkörpers 


502  Encephalitis,  Polioencephalitis,  Hydrocephalus, 

bezw.  des  Beckens  bei  der  passiven  Streckung  des  Unterschenkels  zu  beachten, 
die  unter  Umständen  durch  eine  Beugung  des  Oberkörpers  nach  vorne 
kompensiert  werden  kann.  In  einzelnen  Fällen  läßt  sich  ein  deutlicher  Unter- 
schied zwischen  demLas^gueschen  (Schmerzhaftigkeit)unddemKernigsclieQ 
(Kontraktur)  Zeichen  feststellen,  da  Schmerzhaftigkeit  ohne.Kontraktur  and 
Kontraktur  ohne  jene  vorkommt.  Meist  aber  finden  sich  Ubergangsfonnen. 
Je  nachdem  die  Dehnung  des  Ischiadikus  mehr  einen  sensiblen  oder  einen 
motorischen  Reiz  setzt,  herrscht  das  eine  oder  das  andere  Zeichen  vor.  Die 
diagnostische  Bedeutung  des  Kernigschen  Zeichens  ist  nach  des  Verfi^sers 
Meinung  überschätzt  worden.  Es  gehört  zu  den  Meningitis-Symptomen,  ist 
aber  nicht  pathognomonisch  für  diese  Erkrankung  und  kommt  auch  bei  den 
meisten  nicht  meningitischen  Krankheiten  vor,  am  häufigsten  freilich  beim 
Typhus  (zirka  40%  bei  fiebernden  Kranken,  23^0  init  Einschluß  der 
Rekonvaleszenten).  Das  Zeichen  kommt  am  häufigsten  bei  erwachsenen  Männern 
vor,  am  seltensten  bei  Kindern.  Dementsprechend  weist  es  bei  diesen  noch 
mit  größerer  AVahrscheinlichkeit  auf  Meningitis  hin.  So  betrafen  etwa  40  % 
sämtlicher  Fälle  von  Untersuchungen  bei  jungen  Kindern  Meningitisfalle. 


Encephalitis,  Polioencephalitis,  Hydrocephalus,  Erkrankungen 

der  Hlrngefässe. 

Referent:  Dr.  Reichar  dt -Würzburg-. 

1.  Acquaderni,  A.,  Logorrea  in  un  bambiDO  idrocefalioo.  Gazz.  d.  osp.  31ilaD0.  XXVI 
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11.  Gramer.  A.,  Lokal  beschränkter  Hydrocephalus  und  seine  klinischen  Folgen.  Monal 
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15.  Eiseisberg,  v.,  Fall  von  angeborenem  Haemangioma  venosum  capitis,  welches  wah 
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(Sitzungsbericht.) 

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Erkrankangen  der  Hirngefaße.  503 

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Erkrankungen  der  Hirngefäße.  505 

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Abt.  f.  Interne  Med.  u.  verw.  Disziplinen.    H.  1,  p.  1. 

Arteriosklerose.   Anenrysma. 

Saathoff  (65)  bringt  an  der  Hand  eigener  und  fremder  Eranken- 
beobachtongen  interessante  Beiträpge  zur  Pathologie  der  Arteria  basiiaris. 
Die  Basiiaris  ist  äußeren  Gewalteinwirkungen  leichter  ausgesetzt,  als  man 
nach  der  versteckten  Lage  von  vornherein  annehmen  sollte.  Sie  verläuft 
direkt  auf  dem  Clivus,  welcher  noch  dazu  gerade  in  der  Medianebene  häufig 
unregelmäßig  gestaltet  ist.  Überlagert  ist  die  Basiiaris  von  der  konsistenten 
Brücke.  Die  Gelegenheit  zur  Läsion  der  Arterie  ist  nun  gegeben,  wenn 
der  Körper  eine  heftige  Abwärtsbewegung  macht  und  dabei  plötzlich  gehemmt 
wird,  z.  B.  in  typischer  Weise  durch  einen  Fall  auf  den  Stamm.  Befindet 
sich  nun  während  dessen  das  Blut  in  der  Basiiaris  unter  hohem  Druck 
(Fall  I:  Tragen  einer  schweren  Last,  bei  Fixation  des  Brustkorbes  in 
starker  Inspirationsstellung,  Muskelarbeit  überhaupt,  und  Schreck  usw.),  so 
entsteht  durch  die  plötzliche  Kompression  eine  gewaltige  Ausdehnung  der 
Gefäßwand,  die  in  der  Buptur  der  Arterie  ihren  höchsten  Ausdruck  findet. 
—  Daß  die  luetische  Gefäßerkrankung  (inkl.  Thrombose  und  Aneurysma) 
gerade  die  arteria  basiiaris  bevorzugt,  wird  daraus  erklärt,  daß  die  Lues 
mit  Vorliebe  an  mechanisch  geschädigten  Geweben  auftritt,  und  daß  die 
Basiiaris  dem  Trauma  in  erhöhtem  Maße  ausgesetzt  ist 

Löwy  (45)  verwertete  die  für  die  Differentialdiagnose  der  zerebralen 
Arteriosklerose  von  der  Neurasthenie  von  Erlenmeyer  betonte  Auslösung 
oder  Steigerung  der  zerebralen  Symptome  durch  blutdrucksteigernde  Proze- 
duren bei  Arteriosklerotikem  zur  differentialdiagnostischen  Ausgestaltung  der 
Blntdruckmessungsmethode.  Er  ließ  nach  beendeter  Messung  an  der 
Temporalarterie  (im  Sitzen  und  bei  gewöhnlicher  Kopfhaltung)  nun  den 
sitzenden  Patienten  den  Kopf  stark  zur  Brust  vorneigen  und  bestimmte 
nach  Ablauf  von  etwa  einer  Minute  wiederum  die  Höhe  des  Blutdruckes. 
Bei  Patienten  mit  normalem  oder  erhöhtem  Blutdrucke,  bei  denen  sich  für 
zerebrale  Arteriosklerose  keine  Anzeichen  finden  ließen,  fehlte  auch  die 
Steigerung  des  Temporaldruckes  durch  Vorneigen  des  Kopfes.  In  Fällen 
sicherer  zerebraler  Arteriosklerose  war  sie  dagegen  vorhanden.  Mitteilung 
entsprechender  Krankengeschichten.  Dieses  Blutdrucksymptom  soll  demnach 
einen  differentielldiagnostischen  Wert  haben.  —  Sensibilitätsanoraalien  werden 
wiederholt  bei  zerebraler  Arteriosklerose  angetroffen.  Sie  entsprechen,  so- 
weit objektiv  nachweisbar,  in  ihrer  Ausbreitung  den  radikulären  (spinalen) 
Yersorgungsgebieten  der  Haut. 

NaTmyn  (52)  spricht  unter  Beifügung  von  6  Krankengeschichten 
über  die  Differentialdiagnose  der  Pseudosklerose  des  höheren  Alters  und 
der  multiplen  Sklerose,  sowie  über  die  arteriosklerotische  Hirnerkiankung 
in  ihren  Beziehungen  zur  Pseudosklerose  und  zur  Abasia  senescentium.  Der 
Artikel  muß  im  Original  durchgelesen  werden. 

Fischer  und  Brooks  (22)  bringen  eine  kurze  Übersicht  der  Be- 
ziehungen zwischen  Arteriosklerose  und  Erkrankungen  des  Zentralnerven- 
systems. Erwähnt  werden  hierbei  u.  a.  die  Hämorrhagie  und  Thrombose, 
fie  progressive  Paralyse,  multiple  Sklerose,  Syphilis  des  Gehirns,  ferner 
von  anderen  Organ-  und  Allgemeinerkrankungen  die  Nephritis  und  die 
Infektionskrankheiten,  die  ja  auch  mit  Arteriosklerose  in  Zusammenhang 
stehen  sollen.  Die  Arbeit  bringt  nichts  wesentlich  neues;  auch  dürften 
manche  Anschauungen  der  Verfasser  bei  uns  auf  Widerspruch  stoßen. 


506  Encephalitis,  Polioencephalitis,  Hydrocephalus, 

Collins  (9)  teilt  einen  Fall  von  Herderkrankung  der  linken  moto- 
rischen Hinirindenregion  mit,  der  bei  einer  50jährigen  Frau  zur  Beobachtung 
kam.  Im  Anschluß  an  Influenza  fiel  bei  ihr  ein  geistiger  und  körperlicher 
Verfall  auf;  sie  wurde  vergeßlich,  deprimiert  und  ängstlich.  Nach  einiger 
Zeit  trat  ein  Anfall  von  Schwindel  und  Bewußtlosigkeit  auf  mit  klouischen 
Zuckungen  im  linken  Arm  und  Bein.  Erbrechen  trat  nicht  auf.  In  der 
Folgezeit  wurden  anfangs  nur  leichte  Ohnmächten  bemerkt,  dann  aber 
stellten  sich  häufig  eigentümliche  Sensationen  in  der  linken  Hand  ein  mit 
krampfhaften  Zuständen  (Geburtshelferhand).  Der  linke  Arm  wurde  langsam 
schwächer  und  paretisch.  Dann  ging  auch  die  Schwäche  auf  das  linke  Bein 
über,  welches  nach  und  nach  völlig  gelähmt  wurde.  Die  Beflexe  waren 
mäßig  lebhaft,  beiderseits  gleich,  kein  Babinski,  Augenbefund  normal.  Es 
mußte  auf  eine  Obduktion  verzichtet  werden  und  die  Untersuchung  auf  ein 
aus  der  Regio  Rolandi  entferntes  Gehirnstück  beschränkt  werden.  Da  sich 
hier  weit  fortgeschrittene  arteriosklerotische  Veränderungen  fanden,  so  nimmt 
0.  an,  daß  der  Jacksonsche  Symptomkomplex  auf  Arteriosklerose  in  der 
Regio  Rolando  zurückzuführen  sei.  ..  (Bendiz.) 

Nach  Ferenczi  (19)  kommen  in  der  Ätiologie  der  Arteriosklerose 
auch  psychische  Emotionen,  protrahierte  Aufregungen,  femer  Blutdruck- 
schwankungen in  Betracht.  Bei  Arbeitern  erscheint  die  Arteriosklerose 
meist  um  ein  Dezennium  früher.  Wirksame  Therapie  besteht  nur  in  Ruhe 
des  Blutgefaßsystems.  (Hudovemtg.) 

Nach  Perenczfs  (20)  Erfahrungen  bildet  Arteriosklerose  oft  die 
Basis  von  „funktionellen  Neurosen",  welche  entweder  mit  der  Arterien- 
erweichung (Angiomalacie)  oder  mit  der  Arterien  Verhärtung  (Angiosklerose) 
im  Einklänge  stehen ;  der  ersten  entsprechen  hyper-,  der  zweiten  ischämische 
Zustände.  In  diesen  Fällen  bestehen  häufige  sensorische  und  sensible 
Störungen,  namentlich  Druckempfindlichkeit  der  verhärteten  Arterien.  Die 
Erweichung  der  Halsarterien  erzeugt  ein  Krankheitsbild,  das  au  unvoll- 
kommene Formen  der  Basedowschen  Krankheit  erinnert;  häufige  Erschei- 
nungen der  Arteriosklerose  sind:  Augenschmerzen,  Ohrensausen,  Anosmie, 
Parosmie,  Kopfschmerz,  Schwindel,  verschiedene  motorische  und  sensible 
Erscheinungen  des  Seniums  und  Klimakteriums,  epileptische  und  epileptoide 
Zustände.  Außer  bei  Lues  sah  Verf.  nirgends  so  rasch  fortschreitende 
Arteriosklerose,  wie  bei  Neurosen  nach  schweren  Traumen.  In  der  Arbeiter- 
klasse tritt  die  Arteriosklerose  schon  im  20.  Lebensjahre  auf  und  ist  im 
30.  sehr  verbreitet.  (Hudovemig,) 

Hydrocephalus. 

Engel  (16)  folgert  aus  den  Untersuchungen  dreier  Hydrocephalen 
folgende  Sätze:  Beim  Hydrocephalus  congenitus  tritt,  selbst  wenn  die  Hemi- 
sphären hochgradig  gelitten  haben,  bei  Individuen  des  1.  Lebensjahres  zu- 
nächst keine  Degeneration  der  noch  nicht  markbekleideten  Pyramidenbahnen 
ein,  sondern  sie  bleiben  nur  in  ihrer  Entwicklung  zurück  (Hypoplasie).  — 
Beim  angeborenen  Wasserkopf  trifft  man  häufig  Blutungen  im  Schädebraum 
an,  die  sich,  offensichtlich  von  den  Ventrikeln  ausgehend,  allmählich  in  den 
Subarachnoidealraum  verbreitet  haben. 

Gramer  (ll)  beschreibt  zwei  Fälle  von  lokal  beschränktem  Hydro- 
ceplialus,  von  denen  namentlich  der  erste,  unter  dem  klinischen  Symptomen- 
komplex des  Tumor  cerebri  verlaufend,  interessant  erscheint.  Das  rechte 
Unterhorn  war  durch  einen  minimalen  tuberkulösen  Prozeß  allmählich  zur 
Abschnürung  gebracht  und  bis  zu  Apfelgröße  cystisch  erweitert  worden. 
Der   zweite    Fall   betraf  einen    20jährigen  Idioten   mit  spastischer  rechts- 


Erkrankangen  der  Hirngefäße.  507 

seitiger  Hemiplegie,  Kontrakturen  und  gesteigerten  Reflexen.  Die  Sektion 
ergab  eine  schwere  chronische,  meningitische  Veränderung,  welche  haupt- 
sächliph  die  Konvexität  des  gesamten  Stirnhirnes  bis  zur  Zentralfurche 
einnahm.  Entsprechend  dieser  Veränderung  war  das  Vorderhorn  und  Teile 
der  Cella  media  enorm  erweitert.  Eine  genaue  Diagnose  intra  vitam  hatte 
sich  beidemale  nicht  stellen  lassen. 

Finkelnburg  (21)  betont  die  Ähnlichkeit  des  Symptomenbildes  des 
chronischen  Hydrocephalus  der  Erwachsenen  mit  dem  der  Hirn-,  speziell 
der  Kleinhimtumoren.  Mitteilung  dreier  Krankengeschichten  und  Sektions- 
ergebnisse. Bei  dem  ersten  Kranken  fanden  sich  kavernöse  Angiome,  die 
zu  den  seltensten  Himgeschwülsten  gehören,  vom  spinalen  Ende  der  Bauten- 
grube an  bis  in  das  erste  Cervikalsegment.  Der  Plexus  chorioideus  zeigte 
„chronisch-entzündliche^  Veränderungen.  Der  dritte  Fall  betraf  einen  Tumor 
(walnußgroßes  Sarkom)  des  rechten  corpus  striatum  mit  dem  Symptomen- 
komplex einer  Kleinhirngeschwulst.  Erweiterung  der  Seitenventrikel.  Verf. 
folgert  aus  den  drei  Beobachtungen:  l.  Cerebellarer  Gang  kann  auch 
beim  chronischen  Hydrocephalus  und  bei  Tumoren  der  Zentralganglien  als 
Frühsymptom  eintreten.  2.  Ein  normales  Verhalten  der  Sehnenreflexe 
und  selbst  eine  Abschwächung  derselben  spricht  nicht  gegen  chronische 
Hydrocephalie.  3.  Das  Schmidtsche  Symptom  (Auftreten  von  Erbrechen, 
Schwindel  und  anderen  Zeichen  intrakranieller  Drucksteigerung  bei  einer 
bestimmten  Seitenlage)  ist  nicht  charakteristisch  bei  Kleinhirntumoren, 
sondern  kann  sich  auch  bei  Großhirngeschwülsten  finden.  4.  Umschnebene 
Druck-  und  Klopfempfindlichkeit  des  Schädels  findet  sich  auch  bei  chronischer 
Hydrocephalie  und  hat  daher  als  Lokalsymptom  diagnostisch  nur  geringen 
Wert.  5.  Stärkere  Entwicklung  der  Stauungspapille  auf  einer  Seite  spricht 
nicht  unbedingt  für  gleichseitigen  Sitz  der  Geschwulst. 

Diller  (14)  teilt  folgenden  Fall  von  akutem  Hydrocephalus  eines 
vierjährigen  Mädchens  mit.  Dieses  erkrankte  im  Alter  von  2^^  Jahren 
unter  Fiebererscheinungen  und  bekam  nach  einem  halben  Jahre  einen 
Strabismus  internus,  der  besonders  rechts  sehr  ausgesprochen  war.  Nach 
einiger  Zeit  entwickelte  sich  eine  Parese  des  rechten  Armes,  später  auch 
des  rechten  Beines.  Es  entstand  eine  spastische  Parese  des  rechten  Armes 
nnd  Beines;  Patellarreflexe  sehr  lebhaft;,  Fußklonus  und  Babinskisches 
Zeichen.  Beginnende  Kontraktur  der  rechten  Hand.  Sprache  gestört. 
Später  wurde  das  Kind  völlig  gelähmt  und  hilflos,  das  Schlucken  wurde 
erschwert,  die  Muskeln  der  Beine  atrophierten  sehr  stark.  Die  Obduktion 
ergab  einen  starken  Hydrocephalus  internus  der  dilatierten  Seitenventrikel 
und  Abflachung  der  Hirnwindungen,  sodaß  das  Gehirn  das  Aussehen  einer 
Blase  hatte.  (Bmdix.) 

Hildesheim  (34)  stützt  seine  Untersuchungen  über  die  Ätiologie 
des  Hydrocephalus  auf  128  Fälle  aus  dem  Oxforder  Kinderhospital. 

Er  sucht  an  der  Hand  der  von  ihm  näher  mitgeteilten  Kranken- 
geschichten zu  erweisen,  daß  fast  in  allen  Fällen  der  Hydrocephalus  eine 
Folge  einer  überstandenen  basalen  Meningitis  posterior  gewesen  sei. 

(Bendb\) 

Gtöppert  (28)  beobachtete  drei  Fälle  von  Pachymeningitis  haeraor- 
rhagicsu  die  in  mehrfacher  Hinsicht  von  dem  gewohnten  Bilde  dieser 
Krankheit  abwichen  und  außerdem  die  prompte  Wirkung  der  Spinalpunktion 
auf  den  akuten  Anfall  erkennen  ließen.  Das  erste  Kind  zeigte  3%  Monate 
vor  seinem  Tode  die  ersten  Gehirnerscheinungen,  Wachstum  des  Schädel- 
umfaiiges  und  Krämpfe,  die  nach  Spinalpunktion  schwanden.  Auch  die 
beiden   anderen    Fälle    zeigten    klinisch    dasselbe   Verhalten.      Die    Spinal- 


508  Encephalitis,  Polioencephalitis,  Uydrocephalus, 

punktion  ergab  leicht  blutige  Flüssigkeit  von  gleichmäßiger  Mischung.  Der 
dritte  Fall  von  HydrocephaJus  blieb  am  Leben  und  soll  durch  die  Lumbal- 
punktionen geheilt  sein.  Das  Band,  ein  Knabe,  soll  sich  weiterhin  geistig 
gut  entwickelt  haben.  (Bmdix,) 

Homen  (35)  berichtet  über  vier  Fälle  von  exzessivem  Hydrocephalus, 
die  im  Laufe  der  letzten  neun  Jahre  zur  Sektion  kamen. 

Fall  1  zeigte  die  Fossa  cranii  anterior  beiderseits  leer,  auch  die  rechts- 
seitige Fossa  cranii  ziemlich  leer.  Dagegen  waren  in  der  rechten  Hemisphäre 
das  Corpus  striatum  und  der  Thalamus  opticus  erhalten.  Rechts  felüte  der 
ganze  Himmantel,  ebenso  links.  Im  Halsmark  fanden  sich  hochgradige 
Veränderungen,  namentlich  der  Pyramidenseitenstränge. 

Der  4.  Fall  ließ  gleichfalls  den  Schwund  des  Hirnmantels  und  des 
Hemisphärengraus  erkennen. 

Fall  3  bot  weniger  exzessiven  Schwund  der  Hirnsubstanz,  aber  stark 
hervortretende  Rückenmarksveränderungen  mit  einem  großen  Hohlraum  im 
Zervikalmark. 

Der  4.  Fall  betraf  eine  erwachsene  Person,  deren  Seiten  Ventrikel 
sehr  stark  dilatiert  waren  und  deren  Hemisphären  fast  nur  aus  der  Binde 
und  wenig  Marksubstanz  bestanden.  (Bendix,) 

Encephalitis. 

Rosenfeld  (63)  veröffentlicht  folgende  Krankengeschichte:  Bei  einer 
40jährigen  Frau  entwickelt  sich  akut  ein  Zustand  deliröser  Verwirrtheit 
mit  epileptischen  Anfallen,  leichter  Sprachstörung,  Kopfschmerzen,  Erbrechen, 
Schwindel  und  Odem  der  Papillen.  Nach  einer  kurzen  Remission  entwickelt 
sich  von  neuem  ein  schwerer  Zustand:  heftige  Kopfschmerzen,  Erbrechen, 
Pulsverlangsamung,  Schwindel,  Fieber  von  einigen  Tagen  Dauer,  Paresen, 
leichte  Ptosis,  Krampfanfälle,  Störungen  der  Sprache,  Schrift  und  des 
Lesens,  und  Steigerung  der  Reflexe  an  den  unteren  Extremitäten.  Dabei 
deutliche  Prominenz  der  Papillen  mit  starkem  Odem,  massenhaften  Blutungen 
auf  den  Papillen  und  der  Retina  mit  Erweiterung  und  Schlängelung  der 
Venen  bei  engen  Arterien.  Heilung  nach  zwei  Monaten.  Tod  der  Frau 
interkurrent  nach  3^2  Jahren  wegen  Myoma  uteri.  Die  makroskopische 
Gehirnuntersuchung  förderte  nichts  nennenswertes  zu  Tage.  (Leider  fehlen 
Angaben  über  auffallige  Residuen  von  Hirndruckveränderungen  an  den 
Knochen,  wie  überhaupt  die  Frage  des  Hirndruckes,  der  Schädelkapazität 
usw.  nicht  weiter  berührt  wird.)  Histologisch  fanden  sich  ebenfalls  keine 
stärkeren  charakteristischen  Veränderungen .  Hervorzuheben  sind  Anhäufungen 
von  Corpora  amylacea,  z.  B.  unter  dem  Epithel  des  Seiten  Ventrikels,  nahe 
einer  Verwachsung  der  Ventrikelwände,  ferner  aber  namentlich  auch  im 
Optikus,  Chiasma,  Tractus,  Corpus  geniculatum  und  Pulvinar.  Die  zelligen 
Elemente  der  Septen  des  Optikus  waren  an  einzelnen  Stellen  vermehrt 
Ablagerungen  von  Pigment.  Die  Krankheit,  welche  seinerzeit  'den  schweren 
Symptomenkomplex  verursacht  hatte,  wird  als  Encephalitis  aufgefaßt.  (Nach 
Ansicht  des  Ref.  genügen  diese  vieldeutigen  histologischen  'Befunde  nicht 
zur  Diagnose  einer  abgelaufenen  Encephalitis.  Der  Encephalitisbegriff  bedarf 
überhaupt  einer  gründlichen  Revision.  Das  gilt  namentlich  von  jenen  Fällen, 
die  Nonne  als  Pseudotumor  cerebri  und  Ref.  als  Hirnschwellung  bezeichnet, 
und  die  teilweise  noch  zur  Encephalitis  gerechnet  werden.) 

Bei  der  Kranken  von  Maas  (46)  hatte  die  Diagnose  (Prof.  Oppen- 
heim) anfangs  auf  Encephalitis  pontis  gelautet;  später  wurde  sie  von 
Oppenheim  selbst  in  „multiple  Sklerose"  umgewandelt.     Letztere  Diagnose 


Erkrankungen  der  Hirngefäße.  509 

THirde  durch  die  Sektion  bestätigt;  iu  der  Brücke  fanden  sich  verschiedene 
(darunter  eine  größere)  Plaques.  Verf.  wirft  hier  mit  Recht  die  Frage 
auf,  ob  es  sich  nicht  von  vornherein  um  multiple  Sklerose  gehandelt  habe, 
oder  ob  diese  aus  einer  „Encephalitis**  hervorgegangen  sein  kann.  Er  er- 
örtert die  verschiedenen  Ansichten  der  Autoren  über  letzteren  Punkt  und 
ist  geneigt,  zwar  der  endogenen  Disposition  zur  multiplen  Sklerose  eine 
bestimmte  Bedeutung  beizumessen,  daneben  aber  auch  vermutliche  äußere 
Entstehungsursachen  nicht  außer  Acht  zu  lassen. 

In  dem  Falle  von  Oerber  (27)  handelt  es  sich  um  eine  multiple 
Hirunervenlahmung  im  Verein  mit  einer  akuten  Mittelohrentzündung,  die 
bei  einem  bis  dahin  gesunden  Manne  von  45  Jahren  im  Anschluß  an  eine 
akate  Infektionskrankheit,  wahrscheinlich  eine  komplizierte  schwere  Influenza, 
aufgetreten  ist.  Total  oder  partiell  gelähmt  waren,  sämtlich  rechts:  Lingualis 
und  aurico-bitemporalis  des  Trigeminus  und  die  Nerven  VII  bis  XII.  Später 
Besserung  sämtlicher  Symptome,  bis  auf  die  Taubheit  und  Bekurrensparese 
rechts.    Die  Krankheit  wird   als  Influenza-Encephalitis   gedeutet.     (?  Ref.) 

Herzfeld  (33)  spricht  über  komplizierende  Erkrankungen  des  Ge- 
hiroes  und  seiner  Häute  im  Anschluß  an  Krankheiten  der  Nase  oder  der 
Nebenhöhlen.  Eis  kann  sowolil  zur  eitrigen  Meningitis  durch  Infektion  vom 
Nä$eninnern  kommen,  wie  zu  Stimlappenabszessen  (deren  Prognose  bei 
zeitiger  Operation  durchaus  nicht  so  schlecht  ist),  wie  auch  zur  Meningo- 
encephalitis  serosa  acuta.  Ein  solcher,  von  Stiruhöhleneiteruug  ausgebender, 
mit  Glück  operierter  Fall  wird  mitgeteilt.  —  Mancher  Fall  von  ßhinorrlioea 
oder  Hydrorrhoea  nasalis  ist  nichts  weiter  als  der  pathologische  Ausfluß 
Ton  Liquor  cerebrospinalis  durch  die  Nase. 

Southard  und  Keene  (71)  berichten  über  eine  Anzahl  klinisch  und 
anatomisch  untersuchter  Staphylokokkusinfektionen  beim  Menschen,  unter 
spezieller  Berücksichtigung  der  zerebralen  Veränderungen.  Zum  Studium 
der  letzteren  haben  sie  auch  das  Tierexperiment  zu  Rate  gezogen.  Der 
Staphylococcus  pyogenes  aureus  ruft  in  den  Hirnhäuten  und  der  Himsubstanz 
eine  besonders  durch  Blutungen  ausgezeichnete  Entzündung  hervor.  Die 
Größe  dieser  Blutungen,  der  Entzündungsherde  und  Abszesse  schwankt  sehr. 
Ihr  Sitz  ist  besonders  das  subkortikale  Marklager  und  verlängerte  Mark. 
Beim  Meerschweinchen  ist  das  histologische  Bild  in  manchen  Punkten  etwas 
abweichend;  wie  auch  im  klinischen  Verlaufe  Abweichungen  bestehen,  indem 
die  Encephalitis  vielmehr  die  Tendenz  zur  Heilung  zeigt. 

Eönigsberger  (42)  teilt  einen  Fall  von  Encephalitis  acuta  bei  einem 
fiin^ährigen  Mädchen  mit,  welche  auf  gonorrhoischer  Toxinwirkung  entwickelt 
(Vulvovaginitis  gonorr.)  mit  leichten  fieberhaften  Erscheinungen,  Paresen 
mehrerer  Himnerven,  später  Parese  der  Beine,  namentlich  rechts,  und 
Fapillitis  haemorrhagica  verbunden  war;  nach  dreiwöchentlichem  Bestände 
Auftreten  des  Babinskischen  Zeichens  r.  Nach  weiteren  5  AVocheii  Rück- 
bildung sämtlicher  Symptome.  (Iludovemig.) 

Stenger  (73)  macht  kasuistische  Mitteilungen  zur  Meningoencepha- 
litis  serosa  otitischen  Ursprungs. 

Er  teilt  drei  Fälle  mit,  bei  denen  sich  im  Anschluß  an  chronische 
Mittelohreiterungen  schwere  Hirnsymptome  einstellten,  welche  den  Verdacht 
auf  etwaigen  Hiniabszeß  erweckten.  Im  Vordergrunde  standen  auffallende 
Druckerscheinungen,  wie  Kopfschmerzen,  Erbrechen,  Stauungspapille,  welche 
von  übermäßiger  Ansammlung  der  Cerebrospinalflüssigkeit  herrührten  und 
nach  deren  Entleerung  schwanden.  Daneben  fanden  sich  aber  auch  An- 
zeichen  lokaler    Störungen    mit   psychischen    und    Bewußtseinsalterationen 


510  Encephalitis,  Polioencephalitis,  Hydrocephalus  usw. 

Damentlich   bei   dem   2.  Falle,   der  besonders  im  Schlafe  eigentümliche  Be- 
wegungen mit  den  linksseitigen  Extremitäten  ausführte.  (Bmdit.) 

Hnismans  (36)  gibt  Krankengeschichte  und  genauen  anatomischen 
Befund  eines  33  jährigen  Mannes,  welcher,  bis  dahin  gesund,  zunächst  an 
allgemein  nervösen  Beschwerden  litt,  später  unter  Schwäche  in  den  Beinen 
erkrankt.  Die  letztere  wird  zur  vollständigen  Paraplegie.  Die  Lähmung 
befällt  den  Stamm,  die  oberen  Extremitäten,  das  Zwerchfell,  die  Schlund- 
muskeln und  schließlich  das  Atemzentrum  selbst;  sie  charakterisierte  sich 
als  schlaffe  Lähmung  mit  Verschwinden  der  Haut-  und  Sehnenreflexe. 
Während  also  im  großen  und  ganzen  das  Bild  mit  dem  der  Landry sehen 
Paralyse  übereinstimmte,  ergaben  sich  im  einzelnen  unterschiede,  klinisch 
durch  den  fieberhaften  Verlauf,  die  Sensibilitäts-,  Blasen-  und  Mastdarm- 
störungen, ferner  die  schweren  psychischen  Symptome  und  anatomisch 
durch  das  Bestehen  einer  disseminierten  (wahrscheinlich  infektiösen)  Encephalo- 
myelitis,  unter  Beteiligung  des  Gefaßapparates  (Embolien  und  Thrombosen). 

Zingerle  (82)  ist  auf  Grund  der  eingehenden  Untersuchungen  seiner 
Fälle  von  Porencephalia  congenita  der  Ansicht,  daß  die  Porencephalie  nicht 
das  Resultat  einer  Entwicklungsstörung  ist.  Z.  konnte  den  Nachweis  ab- 
gelaufener Destruktionsprozesse  erbringen,  die  das  Gehirn  in  seiner  Ent- 
wicklungszeit betroffen  haben  müssen  und  zu  einer  Reihe  reparatorischer 
Vorgänge  geführt  haben,  durch  welche  die  Ausdehnung  und  Art  der 
ursprünglichen  Läsion  in  verschiedenem  Grade  verwischt  war.  Die  angeborene 
Porencephalie  ist  keine  einheitliche  ätiologische  Erkrankung,  sondern  stellt 
das  Ausgangsstadium  verschiedener,  zur  Einschmelzung  des  Gewebes  führen- 
der Prozesse  dar.  In  seinen  drei  Fällen  von  Porencephalie  könnt«  Z.  fest- 
stellen, daß  der  Erkrankungsprozeß  sich  nicht  auf  ein  bestimmtes  Gefaß- 
gebiet beschränkte  und  sich  nicht  auf  Veränderungen  in  den  größeren 
Gefäßstämmen  zurückführen  ließ.  Er  äußerte  sich  in  multiplen  disseminierten 
Herdläsionen  vom  Charakter  einer  Meningoencephalitis,  wobei  aus  den  Ver- 
änderungen der  kleinsten  Gefäße  hervorgehende  Hämorrhagien  und  ischämische 
Nekrosen  beim  Zustandekommen  größerer  Erweichungsherde  sekundär  eine 
große  Rolle  zu  spielen  scheinen.  (Bendix.) 

Der  116  Seiten  langen  Arbeit  Freobraschensky's  (61a)  liegen 
28  Fälle  zu  Grunde.  22  mit,  6  ohne  Sektionsbefund.  In  21  Fällen  wurden 
ausführliche  mikroskopische  Untersuchungen  gemacht.  Die  verschiedenen 
Formen  der  hämorrhagischen  Encephalitis  (E.  haemorrhagica,  Polioence- 
phalitis, E.  pontis,  Myelitis  bulbi)  bilden  eine  und  dieselbe  Erkrankung, 
deren  Besonderheiten  nur  von  der  Lokalisation  des  encephalitischen  Herdes 
abhängen.  Alter  und  Geschlecht  spielen  keine  Rolle;  zuweilen  epidemisches 
Auftreten.  Das  Symptomenbild  der  Encephalitis  haemorrhagica  ist  viel- 
gestaltig, fast  immer  sind  neben  den  mannigfaltigsten  Störungen  des  Nerven- 
systems (Kopfschmerzen,  Schwindel,  Ataxie,  Aphasie,  Gleichgewichtsstörungen, 
epileptiforme  und  epileptische  Anfälle,  Dysarthrie,  neuritis  optica)  Bewußt- 
seinsstörungen, Apathie,  Somnolenz,  akutes  Delirium,  Demenz  vorhanden. 
Im  akuten  Fall  der  Encephalitis  haemorrhagica  spielen  psychische  Störungen 
eine  wesentliche  Rolle.  Das  Endresultat  der  Encephalitis  haemorrhagica 
ist  nicht  die  multiple  Sklerose;  es  treten  Narben  auf,  wie  gewöhnlich  bei 
kleinen  Blutungen  oder  Hirnerweichungen.  Wenn  während  der  Encepha- 
litis haemorrhagica  Symptome  der  multiplen  Sklerose  erscheinen,  so  weisen 
diese  auf  multiple  encephalitische  Herde  hin.  Encephalitis  haemorrhagica 
kommt  viel  häufiger  vor,  als  bisher  angenommen  wird,  da  die  Differential- 
diagnose mit  Lues  cerebri,  Thrombosis  cerebri  und  multipler  Sklerose  sehr 
schwierig  ist.    Preobraschensky  weist  auf  die  bisher  nicht  beschriebenen 


Himgeschwülste.  5 1 X 

chronischen  und  subchroniscben  Formen  der  EDcephalitis  haemorrhagica 
hin  nnd  bringt  3  Falle,  einen  mit  Sektionsbefund.  P.  bält  die  Existenz 
einer  subakuten  und  chronischen  Form  der  Encephalitis  für  berechtigt. 
Encephalitis  haemorrhagica  gehört  zu  den  organischen  Psychosen,  da  bei 
ihr  dauernde  psychische  Störungen  eine  wesentliche  Bolle  spielen.      (Krou,) 


Hirngesehwfilste. 

Referent:  Prof.  Dr.  L.  Bruns-Hannover. 

1.  Agapow,   A.,  Eine  Dermoidcyste   an   der  Gehirnbasis.     Centralbl.  für  Nervenheilk. 

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2-  Alesssndri,    Hob.,    Solitärtuberkel    der  Rolandoschen   Gegend,    Kraniektomie,  Ex- 

stirpation,  Heilung.    Monatsschrift  für  Psychiatrie  und  Neurologie.    Bd.  XVIII,  p.  62. 

3.  Ad  gl  ade.  Jacquin  et  Verduzan,  de,  Gliome  du  lobe  temporal.     Journ.  de  med. 
de  Bordeaux.     XXXV.     511,  528. 

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Vol.  32,  p.  531.    (Sltrangsbericht.) 

5.  Baumeister,  Carl,  Beitrag  zur  traumatischen  Aetiologie  der  Geschwülste.  Inaug. 
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13.  Bosch,  Hermann,  Ein  Fall  von  Glioma  cerebri.  Beitrag  zur  Differentialdiaguose 
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149.  Wilson.  F.W.,  Notes  on  a  Case  of  Tumour  of  the  Brain  in  the  Horse.  Vet.  Journ. 
LXI.  20. 

150.  Windseheid,  Beitrag  zur  Symptomatologie  der  Balkentumoren.  Manch.  Mediz. 
Wochenschr.    p.  338.    (SltsUDgsberioht) 

;151.  Wollen berg,  R.,    Ueber   die   Cysticercen,   insbesondere   den   C)'sticercus   racemosus 

des  Gehirns.     Arch.  f.  Psych,  u.  Nervenkrankh.    Bd.  40,  H.  1,  p.  98. 
151  Zabel,  Wilhelm,  Zur  Kasuistik  der  Gefässtumoren  des  Zentralnervensystems.    Inaug.- 

Diis.  Freiburg  i/B. 
lÖ.  Zenner,  Philip,  A  Case  of  Tumor  of  the  Occipital  Lobe.    The  Journ.  of  Nerv,  and 

Ment.  Dis.   Vol.  32,  No.  1,  p.  27. 
i^  Ziehen,  Th.,   Ueber  Tumoren  der  Akustikusregion.     Mediz.  Klinik.    No.  34/35. 
155.  Zoppelli,  U.,  Contributo  alla  casistica  dei  tumori  endocranici.    Terapia  mod.  Napoli. 

n.   49—54. 

Oppenheim  (104)  bringt  die  ausführlichen  Krankheitsgeschichten 
^er  Anzahl  von  Fällen  von  Tumor  cerebri,  die  vor  allem  ein  erhebliches 
^agnostisches  und  damit  auch  therapeutisches  Interesse  haben.  Namentlich 
sind  die  epikritischen  Bemerkungen  von  fesselndem  Reiz. 

Im  1.  Falle  handelte  es  sich  um  ein  Gliosarkom  der  Brücke  mit  typischen 
Symptomen.  Beginn  des  Leidens  mit  Kopfschmerzen,  Erbrechen,  Schwindel 
QDd  Diplopie  nach  einem  Trauma,  sodaß  Oppenheim  zunächst  noch  au 
«ine  Spätapoplexie  oder  an  eine  Encephalitis  pontis  dachte.  Später  Ent- 
^cklung  einer  typischen  alternierenden  Hemiplegie  auch  mit  Blicklähmung 

33* 


516  Hirngeschwülste. 

nach  rechts;  im  Anfang  war  neben  rechter  Abducens-  und  Facialisparese  links 
Babinski  und  dorsales  ünterscheukelphänomen  vorhanden.  Stauungspapille 
fehlte  durch  den  ganzen  Krankheitsverlauf. 

Im  2.  Falle  bestanden  bulbäre  und  cerebellare  Symptome  bei  Vorhanden- 
sein tuberkulöser  Drüsen.  Allgemeinsymptome  bis  auf  das  Fehlen  der 
Stauungspapille.  Es  fanden  sich  zwei  symmetrische  Tuberkel  in  der  Ob- 
lougata.  Die  cerebellare  Ataxie  war  wohl  auf  die  Beteiligung  der  unteren 
Kleinhirnarme  oder  der  absteigenden  Kleinhirnbahnen  zurückzuführen. 

Der  3.  Fall  war  ein   freier  Cysticerkus   im  4.  Ventrikel,   den  Oppen- 
heim schon  bei  der  1.  Untersuchung  mit  Wahrscheinlichkeit  diagnostizieren 
konnte.     Neben  leichteren  dauernden  Symptomen  —  Parese  des  rechten  In- 
ternus und  Abducens  und  Nystagmus  —  bestanden  wechselnd  Perioden  schweren 
Leidens  mit  Kopfschmerz,  Erbrechen,  Schwindel  und  solche  relativen  Wohl- 
befindens bis  zur  Dienstfähigkeit.     Der  Schwindel  war  oft  so  groß,  daß  der 
Patient  jede  Kopfbewegung  brüskerer  Art  vermeiden  mußte,  wenn  er  nicht 
hinstürzen  wollte.    'Später  auch  Stauungspapille,  die  sich  auf  Hg-Kur  zurück- 
bildete,  ohne   daß  Oppenheim  seine  Diagnose  deswegen  ändert«.    Tod  an 
plötzlicher  Atemlähmung;  lange  vorher  schon  Pulsarhythmie.     Keine  Band- 
wurmätiologie.     Es  fanden  sich  auch  noch   einige   verkalkte   Cysten  in  der 
Hirnrinde.     Der  Fall  ist  typisch;  namentlich  auch   das  Eintreten  schwerster 
Schwindelerscheinungen   bei   rascherem   Drehen   des  Kopfes,    ein  Symptom, 
das  Oppenheim  als  ßrunssches  Symptom  bezeichnen  will.    Wenn  Oppen- 
heim übrigens  der  Ansicht  ist,  daß  das  Phänomen  nicht  unbedingt  für  einen 
freien  Cysticerkus  spricht,  so  ist  das  wohl  sicher;  namentlich  an  einem  Ependym- 
fasernstiele  flottierende  Cysticerken  können  sicher  dasselbe  Symptom  herror- 
rufen.     In  dem  vom  Referenten  beobachteten  Falle  liegt  die  Möglichkeit,  daß 
in  vivo  die  Blase  nur  eine  flottierende,  nicht  ganz  freie  war,  auch  vor.    Die 
Möglichkeit,  in    solchen   Fällen    zu   operieren,   hat   Referent   nur  mit  großer 
Reserve  diskutiert,  übrigens  würde  in  solchen  Fällen  bei  dem  starken  Him- 
innendruck  ein  dünner  Ependymfaden  wohl  reißen  und  die  Blase  sich  daon 
doch  entleeren. 

In  Fall  4  und  5  handelte  es  sich  um  Tumoren  der  motorischen  Region. 
Im  Falle  4  waren  die  Symptome  typisch  —  nur  war  auffällig  die  sehr 
geringe  Aushaltung  der  Allgemeinsymptome  und  das  Schlaffbleiben  der  zere- 
bralen Lähmungen.  Es  handelte  sich  um  ein  Gliom  im  linken  Beinzentrum, 
das  nicht  zu  operieren  war.  Im  Falle  5  waren  die  Symptome  unsicher  und 
mit  hysterischen  gemischt;  bei  der  Operation  war  man  im  Zweifel,  ob  die 
bloBgelegte  Partie  Tumorgewebe  war;  auch  die  histologische  Untersuchung 
post  mortem  klärte  nicht  genug  über  die  Natur  des  Tumors  auf. 

Fall  6  war  ein  diagnostisch  höchst  instruktiver  Fall,  Es  bestand  im 
linken  Arme  bei  fast  normaler  Kraft  erhebliche  statische  und  lokomotorische 
Ataxie;  Bathyanästhesie  und  Stereoagnosis  bei  erhaltenem  Schmerz  und 
Temperatursinne  und  nur  mäßig  gestörtem  Tastgefühle;  dabei  perkutorische 
Empfindlichkeit  der  rechten  Schläfengegend;  Allgemeinsymptome  vorhanden. 
Später  noch  Hemianopsie  nach  links.  Oppenheim  stellt  die  richtige  Diagnose 
eines  Tumors  der  rechten  Parietalwindungen,  der  sich  bei  der  Operation 
direkt  unter  dem  Cortex  fand.  Er  hebt  hervor,  daß  er  den  Symptomenkomples 
schon  1900  scharf  präzisiert  habe^  und  zitiert  gleichartige  Fälle  anderer  Autoren; 
er  übereieht  aber  einen  vom  Referenten  im  Jahre  1898  im  neurologischen 
Zentralblatte  beschriebenen  Fall,  bei  dem  auch  die  Diagnose  gestellt  war, 
aber  wegen  der  Annahme  des  Sitzes  des  Tumors  im  Marke  des  linken  Scbläfen- 
lappens  leider  von  einer  Operation  abgesehen  war. 


Hirngeschwülate.  517 

Der  Fall  7  ist  dadurch  interessant,  daß  als  hauptsächliche  Symptome 
neben  einer  sensorischen  Aphasie  ein  der  Faralysis  agitans  ganz  gleichendes 
Zittern  im  rechten  Beine  bestand.  Später  ging  das  Zittern  zurück;  die 
aphatischen  Störungen  traten  aber  deutlicher  hervor.  Diagnose:  Tumor  in 
der  Gegend  des  Linsenkernes  links.  Bei  der  Operation  eine  Cyste  in  der 
Umgebung  der  1.  Schläfenwindung;  später  keine  Obduktion. 

Der  Fall  8  war  dadurch  interessant,  daß  sich  bei  der  Sektion  ein 
Tumor  in  der  rechten  Kolandoschen  Gegend  fand;  da  aber  nebenbei  eine 
Cyste  im  Mark  der  rechten  Hemisphäre  bestand,  hatten  nie  typische  kortikale 
AnMe  bestanden. 

Im  Fall  9  schwankte  die  Diagnose  zunächst  zwischen  linkem  Klein- 
hirn-öder Stimhimtumor,  später  entschied  sich  Oppenheim  für  das  Klein- 
hirn; der  Gornealreflez  fehlte  links  vollständig,  ein  Symptom,  dessen  Be- 
deutung für  die  Kleinhirntumoren  Oppenheim  seit  langem  verteidigt. 

Zum  Schlüsse  bringt  Oppenheim  noch  zwei  Fälle  von  Meningitis  serosa, 
eine  Diagnose,  die  einmal  richtig  gestellt  wurde,  einmal  bei  falscher  Annahme 
eines  Kleinhirntumors  zu  einer  Operation  führte.  Beide  Male  waren  auch 
Symptome  vorhanden,  die  die  Möglichkeit  einer  Seitendiagnose  —  gekreuzte 
Eörperschwäche  —  nahelegten,  doch  sind  nach  Oppenheim  diese  Symptome 
beim  Hydrocephalus  immer  nur  gering  ausgebildet  und  kaum  progressiv. 
Dann  folgen  noch  einige  Bemerkungen  über  den  Pseudotumor  cerebri  (Nonne). 
Oppenheim  weist  auf  die  Möglichkeit  einer  heilbaren  zirkumskripten  tuber- 
kalösen  Meningoencephalitis  und  auf  die  einer  Encephalitis  hin. 

Oppenlieiin  (105)  berichtet  über  einen  Fall  von  Tumor  an  der 
Basis  der  linken  Kleinhirnhemisphäre,  bei  dem  das  konstanteste  Symptom  eine 
Areflexie  der  linken  Cornea  wan  Dazu  Allgemeinsymptome  und  Zeichen  von 
Druck  auf  die  linke  Pyramidenbahn  oberhalb  der  Kreuzung. 

Taylor  (133)  berichtete  über  einige  Fälle,  in  denen  er  die  Diagnose 
Hirntumor  stellt  und  bringt  dann  allgemeine  Auseinandersetzungen  über 
Srmptoniatologie,  Prognose  und  Therapie  dieses  Leidens.  In  zwei  Fällen 
traten,  abgesehen  von  dauernden  Sehstörungen,  erhebliche  resp.  vollständige 
Md  dauernde  Heilung  ein  (Pseudotumor  cerebri  Nonne). 

Stewart  (131)  bespricht  an  der  Hand  von  40  Fällen  die  Symptoma- 
tologie des  Kleinhirntumors  und  bringt  dabei  manches  Neue  und  Interessante. 
In  22  Fällen  wurde  die  Diagnose  durch  die  Autopsie  oder  durch  eine  Operation 
bestätigt  Verf.  bringt  unter  seinen  Fällen  erstens  solche  in  der  Kleinhirn- 
mbstanz  selbst,  zweitens  solche  im  sogenannten  Kleinhirnbrücken winkel;  letztere 
tonnen  wieder  von  der  unteren  Fläche  einer  Kleinhirnhemisphäre  oder  al)er 
Ton  den  Hirnnerven  dieser  Gegend  ausgehen.  Gerade  auf  die  Verschieden- 
Mtigkeit  der  Symptome  dieser  beiden  Arten  von  Tumoren  gt?ht  Stewart 
Büi  besonderem  Nachdnick  ein.  Bei  dem  häufigen  echten  Drelischwindel 
i^ndelt  es  sich  um  das  Gefühl  einer  Drehung  der  umgebenden  Gegenstände 
oder  des  eigenen  Körpers.  Nach  Stewart  sollen  sich  nun  die  Gegenstände 
kei  extra-  und  intracerebellarem  Tumor  immer  von  der  Seite  der  Läsion 
toch  der  gesunden  Seite  drehen;  die  scheinbare  Bewegung  des  eigenen 
Körpers  soll  aber  bei  extracerebellaren  Tumoren  eine  solche  von  der  ge- 
funden zur  kranken  Seite  sein,  bei  intracerebellaren  eine  umgekehrte.  Aus- 
lesprochene  Taubheit  und  Ohrgeräusch  sprechen  für  extracerebellaren  Tumor; 
ebenso  eine  komplette  Abduzenzlähmung;  leichte,  sowie  Blicklähniungen 
Dach  der  Seite  der  Läsion  kommen  bei  beiden  Tumorsitzen  vor.  Nystagmus 
ist  am  deutlichsten  beim  Bücken  nach  der  Seite  des  Tumors  (Blickparese, 
Bef.).  Lähmungen  des  Trigeminus  und  Facialis  und  des  9.  und  12.  Hirnnerven 
fehlen  fast  immer  bei  intracerebellaren  Tumoren;  bei  solchen  des  Kleinhirn- 


518  Himgeschwülste. 

Brückenwinkels   sind   die   ersteren   häufig.     Im  Gegensatz   zu  Stewart  hat 
Eef.  auch  bei  Marktumoren  Okulomotoriuslähmung  nicht  selten  gesehen. 

Bei  Marktumoren  fand  sich  an  den  Extremitäten  am  häufigsten  eine 
gleichseitige  Ataxie,  speziell  des  Armes,  die  bei  Wurmtumoren  doppelseitig 
ist.  Parese  und  Ataxie  fand  sich  gleichseitig  nur  nach  akuten  L'äsionen, 
also  speziell  nach  Operationen.  Dabei  können  die  Sehnenreflexe  im  Anfange 
fehlen,  später  normal  oder  gesteigert  sein.  Auch  bei  Tumoren  im  Kleinhirn- 
brückenwinkel  kann  auf  Seite  der  Läsion  eine  Ataxie  bestehen  —  danehen 
dann  aber  meist  eine  spastische  Parese  der  gekreuzten  Extremitäten.  Die 
Neigung  und  das  Fallen  nach  der  Seite  der  Läsion  kommt  bei  intra-  und 
extracerebellaren  Tumoren  vor;  ist  aber  kein  sicheres  Zeichen;  bei  Wurm- 
tumoren besteht  Neigung,  nach  hinten  zu  fallen.  Die  Haltungsveränderungen 
des  Kopfes  —  Seitwärtsneigung  nach  der  Seite  der  Läsion  und  Drehung 
des  Kinnes  nach  der  anderen  Seite  —  wird  nach  Stewart  von  manchem 
als  diagnostisches  Moment  überschätzt;  die  Stellung  kann  auch  die  um- 
gekehrte sein.  Charakteristisch  für  Kleinhirntumoren  sind  nach  Stewart 
anfallsweise  tonische  Anspannungen  der  Rumpf-  und  Extremitätenmuskeln 
mit  Ai*c  de  cercle  Bildung;  das  hat  auch  Ref.  schon  beschrieben. 

Eine  besondere  Tabelle  bringt  nochmal  zusammenfassend  die  differential- 
diagnostischen Momente  zwischen  Tumoren  der  KJeinhirnsubstanz,  des 
Kleinhirnbrückenwinkels  und  des  Pons.  Stewart  steht  mit  Recht  auf  dem 
Standpunkt,  daß  er  die  klinischen  Beobachtungen  für  die  menschliche 
Pathologie  als  bedeutungsvoller  ansieht,  als  die  Tierexperimente.  Interessant 
sind  in  den  Krankengeschichten  besonders  die  Beschreibungen  der  Symp- 
tome, die  sich  unmittelbar  an  Operationen  anschlössen. 

Collier  (27)  bespricht  eingehend  alle  Umstände,  die  bei  Hirntumoren 
als  Lokalsymptome  imponierende  Erscheinungen  hervorbringen  können,  ohne 
daß  es  sich  wirklich  um  solche  handelt,  und  die  deshalb  die  Diagnose  auf 
falsche  Bahnen  bringen  können.  Im  allgemeinen  kommt  er  zu  folgenden 
Schlüssen:  1.  Scheinbare  Lokalsymptome,  die  spät,  nach  langdauemdem 
Vorhandensein  der  Allgemeinsymptome  auftreten,  sind  nur  mit  Vorsicht  zu 
verwenden.  2.  Relativ  häufig  werden  „Lokalsymptome"  hervorgerufen  durch 
vaskuläre  Läsionen,  Meningitis,  Hydrocephalus,  ausgebreitetes  Oedem  um 
den  Tumor,  selten  durch  sekundäre  Tumoren  im  Gehirn  oder  im  Rückenmark. 
3,  Fehlen  im  Beginn  des  Leidens  echte  Lokalsymptome,  so  kann  man  an- 
nehmen, daß  der  Tumor  über  dem  Tentorium  cerebelli  sitzt  (?  Ref.,  Tumoren 
in  einer  Kleinhimhemisphäre).  4.  Zeitweise  vorhandene  echte  Lokalsymptome 
können  im  weiteren  Verlauf  durch  andere  Symptome  verdeckt  werden  und 
in  Fällen,  die  überhaupt  erst  spät  zu  sachverständiger  Beobachtung  kommen, 
kann  eine  Lokaldiagnose  überhaupt  schwierig  oder  unmöglich  sein  (das  hat 
auch  der  Ref.  oft  erlebt).  Häufig  führen  nach  C.  Himnervenlähmungen  zu 
falschen  Lokaldiagnosen.  Fernwirkungen  auf  den  Olfaktorius  oder  Akustikui 
—  in  der  Art  der  optischen  Stauungsneuritis  —  erkennt  C.  allerdings  nicht 
an.  Häufig  treten  im  späteren  Verlauf  des  Tumors  Fernlähmungen  im 
Abduzens  und  Okulomotorius  auf;  sie  sind  meist  auf  der  Seite  der  Läsiot 
beobachtet,  kommen  aber  auch  auf  der  anderen  Seite  vor.  Trochlearislähmungei 
dieser  Art  sind  nicht  beobachtet.  Collier  meint,  daß  es  sich  bei  diesen 
Augenmuskellähmungen  um  Zerrungen  der  Nerven  an  der  Basis  cerebr 
handele;  bei  Großhirn  tum  oren  wurde  Hirnstamm  und  Kleinhirn  in  das  Foramei 
occipitale  gedrückt;  den  Zerrungen  wären  gerade  der  3.  und  6.  Gehirnnen 
besonders  ausgesetzt,  da  sie  lange  Strecken  an  der  Basis  in  sagittalei 
Richtung  zurücklegten.  Nur  selten  werden  auch  der  Trigemiuus,  Facialis 
und   Akustikus   in    dieser   Weise   lädiert    —    manchmal   auch    der  Tractus 


Hirngeschwülste.  519 

opticus  mit  entsprechender  Hemianopsie  —  hier  kann  es  sich  aber  auch  um 
Drack  des  Tumors  auf  die  Basis  gehandelt  haben  (Ref.). 

Bei  ELleinhim-  und  Himstammtumoren  kommen  im  späteren  Verlaufe 
auch  typische  Jackson  sehe  Anfälle  vor  —  nach  Collier  durch  den  Hydro- 
cephalus  internus.  Ebenso  berichtet  Collier  Fälle  langjähriger  scheinbar 
klassischer  Epilepsie,  bei  denen  sich  viel  später  als  Ursache  ein  Tumor 
herausstellte.  Kleinhimerscheinungen  bei  Großhimtnmoren  soUen  nach  C. 
immer  durch  Hineindrängen  des  Kleinhirnes  ins  Foramen  occipitale  entstehen, 
ob  die  Stimhimataxie  immer  diese  Ursache  hat,  scheint  Bef.  doch  fraglich, 
obgleich  er  auf  diese  Möglichkeit  schon  in  seiner  ersten  Mitteilung  (1891) 
über  die  frontale  Ataxie  hingewiesen  hat.  Bei  einseitigen  Tumoren  kann 
durch  Druck  auf  die  andere  Hemisphäre  doppelseitige  spastische  Parese 
entstehen.  Zweimal  sah  Collier  Metastasen  in  den  hinteren  Wurzeln  des 
Bäckenmarks  bei  primären  Hirntumoren;  einmal  bestanden  lanzinierende 
Schmerzen;  dieselben  können  auch  durch  einfache  Zerrungen  der  hinteren 
Vurzeln  bei  Hirntumoren  hervorgerufen  werden. 

Ein  Jahr  bestehende  Hemianopsie,  die  Lokalsymptom  ist,  verschwindet, 
wenn  der  Patient  ganz  blind  wird;  ist  er  ganz  blind  und  lahm,  so  sind 
auch  die  Lokalsymptome  der  Kleinhirntumoren  nicht  nachzuweisen. 

Qötzl  und  Erdheim  (50)  teilen  den  Fall  eines  jungen  Mannes  mit, 
der  hereditär  nicht  belastet  war  und  ohne  nachweisbare  Ursache  an  Diabetes 
insipidus,  der  ungefähr  zwei  Jahre  anhielt,  erkrankte.  Während  dieser  Zeit 
zeigte  er  langsam  zunehmende  psychische  Störungen  in  Form  von  Schlaf- 
sucht und  Unlust  zum  Essen.  Trophische  Störungen,  wie  Ausfall  der  Pubes- 
uiid  Ächselhaare  traten  auf;  schließlich  zeigten  sich  Sehstörungen  im  Sinne 
einer  bitemporalen  Hemianopsie.  Körpertemperatur  subnormal.  Amaurose 
auf  einem  Auge.  Psychisch  entwickelt  sich,  nach  einer  kurzen  Periode,  in 
der  ein  der  Korsakoffschen  Psychose  ähnliches  Zustandsbild  bestand,  voll- 
standiger  Stupor.  Weitere  trophische  Störungen  in  Form  von  Kleinerwerden 
der  Glandula  thyreoidea  und  der  Genitalien  und  eines  pemphygusartigen 
Aasschlages. 

Es  fand  sich  ein  Gehirntumor  maligner  Natur  (Carcinora).  Für  die 
Annahme  eines  hypophysären  Ursprunges  des  Tumors  sprach,  daß  er  mit 
einem  Anteil  an  der  Hirnbasis  bloßlag,  jedoch  erinnerten  die  Tumorelemente 
in  keiner  Weise  an  die  charakteristischen  Hypophysenzellen.  Für  die  An- 
nahme eines  ependymären  Ursprunges  sprach  seine  zum  Teil  papilläre  Be- 
schaffenheit, dagegen  aber  der  Umstand,  daß  anatomisch  eim  Zusammenhang 
des  Ependyms  mit  dem  Tumor  nicht  konstatiert  wurde.  (Bendix.) 

Kurze  Übersieht  Carey's  (22)  über  die  pathologische  Anatomie  der 
Hirntumoren. 

Walton  und  Brann's  (142)  statistische  Angaben  über  die  Häufigkeit 
nnd  Art  einzelner  Symptome  bei  Hirntumoren  bringen  nicht  viel  Neues. 
Nach  Sektionsergebnissen  halten  sie  7  ^j^  für  sicher,  13  ^o  ^^^  zweifelhaft, 
I  80  %  für  nicht  operabel.  Von  den  7  %  nach  der  Autopsie  sicher  operablen 
I  fallen  aber  noch  meist  eine  Anzahl  fort  —  z.  B.  durch  Fehlen  einer  Lokal- 
diagnose usw.  — ,  so  daß  3,3  ^^  überbleiben.  Das  stimmt  auch  mit  der 
Referenten  Erfahrungen. 

Henneberg  (58)  berichtet  zunächst  über  zwei  Fälle  von  Jackson  scher 
Epilepsie,  die  durch  die  Progressivität  ihres  Verlaufs  und  durch  das  Auftreten 
dauernder  Lähmungen  —  wenn  auch  in  der  Art  des  Einsetzens  und  des 
Verlaufs  der  einzelnen  Anfälle  mancher  Wechsel  bestand  —  die  Diagnose 
auf  einen  Tumor  der  motorischen  Region  stellen  ließen.  Beide  Male  wurde 
aber  der  Tumor  bei  einer  Operation  nicht  gefunden,   die  Kranken  starben 


520  Hirngeschwülste. 

au  Infektion  infolge  der  Operation.  Die  anatomische  Ursache  der  Rinden- 
epilepsie konnte  nicht  aufgeklärt  werden,  da  die  gefundenen  entzündlichen 
Erscheinungen  auf  die  Trepanation  geschehen  werden  mußten.  In  einem 
dritten  sonst  ähnlichen  Falle  fand  sich  ebenfalls  bei  der  Operation  kein 
Tumor;  wohl  aber  einige  Jahre  später  bei  der  Sektion  an  der  Trepanations- 
stelle; er  war  entweder  übersehen,  oder  die  Trepanationsöffnung  war  zu  klein, 
oder  er  war  wohl  infolge  der  Operation  entstanden.  In  einem  vierten  Falle, 
bei  dem  sicher  echte  epileptische  Anfalle  bestanden,  wurden  partiell  solche 
Anfälle,  weil  sie  sich  hypnotisch  beeinflussen  ließen,  auf  Hysterie  zurück- 
geführt. Als  später  noch  Stauungspapille  eintrat,  wurde  operiert  und  ein 
diffuser  inoperabler  Tumor  gefunden.  In  einem  fünften  PaUe  wiesen  die 
Symptome  auf  den  rechten  Scheitellappen  hin;  die  typischen  Thalamussymp- 
tome  fehlten;  eine  Operation  war  erfolglos,  weil  der  Tumor  doch  im 
Thalamus  saß.  In  einem  sechsten  Falle  hatte  ein  Thalamustumor  als  Nach- 
barschaftssymptome solche  der  Vierhügel  bedingt  —  so  doppelseitige  Okulo- 
motoriuslähmung, cerebellare  Ataxie,  Tremor  manuum,  Schwerhörigkeit  und 
linksseitige  Hemianopsie.     Hier  keine  Operation. 

in  dem  Fall  Glynn  (47)  bestanden  durch  Jahre  in  abwechselnder 
Stärke  die  Symptome  eines  Hirntumors  unbestimmten  Sitzes.  Dann  stellte 
sich  andauernder  Abfluß  von  Hirnflüssigkeit  aus  der  Nase  ein  und  danach 
Heilung  aller  Beschwerden.  Es  hat  also  wohl  nur  ein  Hydrocephalus  be- 
standen. 

Vallette  (137)  beschreibt  zunächst  einen  Fall  von  Hirntumor  bei  einer 
Frau.  Früh  mehr  neurasthenische  Symptome,  aber  mit  wütenden  Kopf- 
schmerzen und  Erbrechen;  später  Somnolenz  und  Torpor,  Urinverhaltung; 
Schwäche  der  rechten  Seite.  Keine  Stauungspapille.  Gliom  im  Corpus 
callosum,  von  da  in  beide  Hemisphären  reichend.  Vallette  reiht  diesen 
Fall  ,den  von  B rasch  und  Loeper  beschriebenen  Fällen  von  Tumor  ä  forme 
psychoparalytique  an;  diese  Beobachtungen  bringen  aber  gar  nichts  Neues; 
namentlich  ist  das  gleiche  Krankheitsbild  bei  Balkentumoren  nichts  Be- 
sonderes. V.  berichtet  dann  noch  über  einen  zweiten  ähnlichen  Fall  mit 
Gliom  an  der  Innenfläche  der  linken  Hemisphäre  und  einen  von  ihm  selbst 
nicht  beobachteten  klinisch  komplizierten  Fall,  bei  dem  sich  ein  Angio- 
sarkom  der  Dura  fand. 

Raymond  (114  a)  bespricht  zwei  Kranke  mit  Hirntumoren,  bei  denen 
schon  im  fiiihen  Stadium  eine  erhebliche  Schlafsucht  sehr  hervortrat.  Die 
Kranken  waren  aus  diesem  Schlaf  zu  wecken,  waren  daon  auch  klar,  es 
bestand  also  kein  Coma;  doch  kann  die  Schlafsucht  in  das  Coma  allmählich 
übergehen.  Referent  hat  in  seinem  Buche  über  die  Tumoren  des  Nerven- 
systems ganz  ähnliche  Zustände  genau  beschrieben,  was  Raymond  ent- 
gangen ist. 

Mocquln  (94)  berichtet  über  einen  Fall  von  Ventrikelempyeni,  der 
einen  Hirntumor  vorgetäuscht  hatte.  Es  handelte  sich  um  einen  32  jährigen 
Alkoholiker,  der  im  Delirium  mit  einer  Pleuropneumonie  in  Behandlung 
kam  und  im  Anschluß  an  diese  Erkrankung  Somnolenz,  Kopfschmerzen, 
Doppelseheu  und  Abschwäcliung  des  Lichtreflexes  der  Augen  erkennen  ließ. 

Bei  der  Autopsie  werden  starke  Hyperämie  des  Gehirns,  meningitische 
Verwachsungen  und  abgeflachte  Hirnwindungen  gefunden  in  Verbindung  mit 
starker  Dilatation  der  Ventrikel,  die  mit  gelblicher  Flüssigkeit  angefüllt 
waren.  Das  Ventrikelependym  war  verdickt  und  von  gelblich-griinem  Eiter 
bedeckt.  Der  A([uaeductus  Sylvii  war  vollständig  durch  einen  Eiterpfropf 
obliteriert.  (Bendix.) 


Hirngeschwülste.  521 

Nonne  (100)  spricht  nach  einem  Bericht  über  die  bereits  friiher  be- 
obachteten und  publizierten  elf  Fälle  über  zwei  neue  Fälle  vom  Symptom- 
bild des  Pseudotumor  cerebri. 

Fall  I.  In  dem  einen  Fall.,  hatte  sich  vor  1^2  Jahre»  bei  einem 
26j&hrigen  Mann,  ohne  daß  eine  Ätiologie  nachzuweisen  war,  speziell  ohne 
daß  für  Syphilis  der  geringste  Anhalt  voriag,  unter  Kopfschmerzen  und 
zeitweiligem  Erbrechen  und  Parästheaien  in  der  linken  Körperhälfte  eine 
linksseitige  motorische  Hemiparese  entwickelt.  Bei  der  Aufnahme  fand  sich 
neben  der  motorischen  Hemiparesis  sinistra  mit  Steigerung  der  Sehnen-  und 
Herabsetzung  der  Hautreflexe  eine  wechselnde  Pulsverlangsamung,  geringe 
StÄuungsneuritis  beider  Optici,  keine  Störung  der  Sensibilität.  Der  Schädel 
war  auf  Beklopfen  nicht  empfindlich,  die  Pupillen  reagierten  normal,  die 
Sprache  war  normal.  Abgesehen  von  einer  geringen  linksseitigen  Facialis- 
achwäche  (von  zerebralem  Charakter)  war  das  Gebiet  der  Hirnuerven  intakt. 
Sensorium  und  Psyche  intakt.  Unter  Schmierkur  trat  keine  Besserung  ein. 
Nach  4 wöchentlicher  Behandlung  ging  der  Pat.,  ohne  daß  sich  subjektiv 
und  objektiv  etwas  verändert  hatte,  ab.  Wiederaufnahme  nach  7«  Jahre, 
weil  die  Hemiparesis  zugenommen  hatte,  die  halbseitigen  Parästhesien 
quälender  waren  und  Diplopie  hinzugetreten  war.  Der  objektive  Befund 
war  diesmal  derselbe,  nur  hatte  die  Stauungspapille  etwas  zugenommen  und 
bestand  eine  linksseitige  Abduzenslähmung.  Ebenso  wie  während  des  ersten 
AufenÜialtes  fehlten  auch  diesmal  alle  motorischen  Reizerscheinungen, 
niemals  Fieber,  ebenso  wenig  wie  während  des  ersten  Aufenthaltes.  Die 
inneren  Organe  inkl.  Urin  waren  auch  diesmal  bei  wiederholter  eingehendster 
Untersuchung  intakt,  ebenso  wie  die  von  spezialistischer  Seite  durchgeführte 
Nasen-  und  Ohrenuntersuchung  normalen  Befund  ergab.  Ein  abermaliges 
Traitement  mixte  war  wieder  ohne  Erfolg.  Entlassung  des  Kranken  nach 
6  Wochen.  5  Monate  später  stellte  sich  Pat.  als  geheilt  vor.  Eine  Be- 
handlung hatte  inzwischen  nicht  stattgefunden.  Der  objektive  Befund  war 
jetzt  durchaus  normal,  speziell  ließ  sich  auch  das  „zerebrale"  Verhalten  der 
Sehnen-  und  Hautreflexe  nicht  mehr  nachweisen;  auch  der  Augenhintergiiind 
(EoDtrolIe  von  Dr.  Beselin)  erschien  jetzt  normal. 

Fall  n.  Ein  30  jähriger  Arbeiter,  bei  dem  ebenfalls  kein  einziges  der 
in  Betracht  kommenden  ursächlichen  Momente  nachweisbar  war,  erkrankte 
spontan  unter  Kopfschmerzen,  Erbrechen,  Trübung  des  Bewußtseins;  all- 
mähliche Progression.  Hinzu  traten  Parästhesien  in  der  linken  oberen  und 
unteren  Extremität.  Im  Krankenhaus  fand  sich  durchgehende  linksseitige 
Hemiparese  und  Hypästhesie  der  linken  Körperhälfte  für  alle  Qualitäten. 
Die  motorische  Hemiparese  trug  organisch  zerebralen  Charakter.  Die 
Papillen  waren  normal,  der  Spinaldruck  etwas  erhöht  (250  mm  Wasser). 
Die  Benommenheit  nahm  unter  einer  Quecksilberjodbehandlung  zunächst  zu, 
ebenso  wie  die  Kopfschmerzen  zunächst  noch  heftiger  wurden.  Außerdem 
trat  auch  in  diesem  Falle  eine  linksseitige  Abduzensparese  ein.  Nach 
14  Tagen  trat  eine  Besserung  ein,  die  im  Laufe  von  4  Wochen  bis  zur 
Heilung  f ortschritt.  Der  Fall  liegt  zur  Zeit  11  Monate  zuiiick.  Pat.  hat 
seither  als  Quaiarbeiter  ununterbrochen  gearbeitet  und  fühlt  sich  völlig  wohl. 
Objektiv  ist  zur  Zeit  als  einzige  Anomalie  nachweislich,  daß  die  Sehnen- 
reflexe an  der  linken  Extremität  lebhafter  sind  als  rechts,  ohne  pathologisch 
gesteigert  zu  sein. 

Im  Anschluß  demonstriert  Vortr.  mikroskopische  Präparate  eines  Falles, 
hei  welchem  intra  vitam  8  Jahre  lang  das  klinische  Bild  einer  orga- 
nischen Erkrankung  der  linksseitigen  motorischen  Zentren  vor- 
gelegen hatte.     Es   handelte    sich   um    rechtsseitige  Jackson 'sehe  Anfälle, 


522  Hirngeschwölsie. 

die  im  Peroneusgebiet  begannen,  mit  Klopfempfindlichkeit  des  oberen  An- 
teiles der  linksseitigen  Zeutralwindung.  Nach  4  Jahren  hatte  sich  eine 
'geringe  Hemiparese  von  organisch  zerebralem  Charakter  hinzugesellt,  nnd 
bestanden  an  den  Papillen  die  Zeichen  einer  geringen  Stauung.  Die  ?om 
Pat  selbst  gewünschte  Trepanation  ergab  keine  Anomalie.  Der  Tod  trat 
infolge  einer  Verletzung  des  Sinus  long.  ein.  Die  Sektion  ergab  makro- 
skopisch nichts  Abnormes.  Erst  die  mikroskopische  Untersuchung 
(Dr.  Stertz)  zeigte,  daß  es  sich  um  ein  außerordentlich  zellarmes  infil- 
trierendes Gliom  handelt.  Vortr.  erwähnt  eine  einschlägige  Erfahrung 
von  Oppenheim  aus  dessen  letzter  Publikation  über  operierte  flimtumoren. 
Auch  in  diesem  Fall  fand  sich  bei  der  Operation  und  auch  bei  der  Sektion 
zunächst  nichts  Abnormes,  und  erst  die  mikroskopische  Untersuchung  deckte 
das  Vorhandensein  eines  Angiosarkoms  auf. 

Flatau  (36)  berichtet  über  den  Fall  eines  jungen  Mädchens,  das  nach 
einem  Typhus  an  den  Symptomen  eines  schweren  organischen  Himleidens 
mit  Hirndruck  und  schwerer  Stauungspapille  erkrankte.  Nach  wiederholten 
Lumbalpunktionen  gingen  die  Stauungspapille,  auch  die  sonstigen  Hirn- 
symptome zurück,  sodaß  die  Diagnose  Meningitis  serosa  gestellt  wurde. 
Bald  darauf  wieder  Verschlechterung;  plötzlicher  Tod;  Tumor  in  der  linken 
Kleinhirnhemisphäre.  Flatau  hebt  das  Zurückgehen  der  Stauungspapille 
bei  einem  Hirntumor  nach  wiederholten  Lumbalpunktionen  hervor  —  und 
will  einer  vorsichtigen  Anwendung  der  Lumbalpunktion  bei  diesem  Leiden 
das  Wort  reden,  namentlich  wenn  Erblindung  droht.  Die  Ej-aukheits- 
geschichte  stützt  natürlich  auch  die  mechanische  Theorie  der  Stauungspapille. 

Stroebe  (132)  berichtet  über  einen  Fall  von  Tumor  der  Hypophysis, 
den  er  als  Gumma  deutet.  Es  fand  sich  außerdem  eine  gelappte  syphilitische 
Leber,  syphilitische  Hyperostosen  und  Narben  nebst  frischen  Gummata  des 
Schädeldaches;  Gummi  der  weichen  Haut  des  rechten  Scheitelhirnes 
und  des  Kleinhirnes;  Erweichung  und  zirkumskripte  Sklerose  in  der  Unken 
Kleinhiruhemisphäre.  Pachymeuingitis  gummosa  des  Türkensattels.  Gummi 
der  Milz  (?)  und  ischämischer  Infarkt.  Chronische  und  parenchymatöse 
Nephritis  und  Amyloid.  Perimetri tische  Verwachsungen.  Symptome,  die 
auf  die  Erkrankung  der  Hypophysis  bezogen  werden  konnten,  hatten  im 
Leben  nicht  bestanden.  Histologisch  war  besonders  das  Vorkommen  echter 
Eiesenzellen  von  Interesse,  deren  syphilitische  Natur  Ströbe  im  Gegensatze 
zu  V.  Baumgarten  verteidigt. 

Kollarits  (77)  beschäftigt  sich  mit  den  Beziehungen  der  Hypophysis 
zur  Akromegalie.  Diese  kann  fehlen  bei  einfach  hypertrophischen  Drüsen, 
bei  totaler  und  partieller  Zerstörung  der  Drüse  durch  einen  Tumor.  Viel- 
leicht tritt  bei  älteren  Individuen,  weil  das  Knochenwachstum  ganz  ab- 
geschlossen ist,  eine  Akromegalie  nicht  mehr  ein;  an  ihrer  Stelle  unter  Um- 
ständen Obesitas;  bei  ganz  jungen  allgemeiner  Riesenwuchs.  Die  Durchsicht 
der  Literatur  ergibt,  daß  eine  bestimmte  Abhängigkeit  der  Akromegalie 
von  Hypophysentumor  nicht  besteht;  die  Akromegalie  und  die  Hypophysis- 
geschwulst  müssen  koordinierte  Erscheinungen  sein,  die  wieder  auf  einer 
dritten  noch  unbekannten  Ursache  beruhen.  K.  bringt  dann  noch  2  eigene 
Fälle  von  Hypophysistumor  ohne  Akromegalie  und  ohne  bitemporale  Hemi- 
anopsie; neben  allgemeinen  Tumorsymptomen  bestanden  im  wesentlichen 
Au^'enmuskellähmungen. 

Fuchs  (42)  bringt  eine  übersichtliche  Zusammenstellung  der  Symp- 
tome der  Hypophysistumoren  unter  Berücksichtigung  der  neuesten  Forschungs- 
erj^ebnisse.  Die  Allgemeinsymptome  sind  im  allgemeinen  geringfügig,  so 
Kopfschmerzen   und   Erbrechen;    Schwindel   wird  kaum   angegeben;  ebenso 


Hirngeschwülste.  523 

selten  sind  KonyalsioDen;  daß  die  Stauungspapille  fehlt,  ist  die  Regel.  Das 
klassische  Symptom  der  Hypophjsistumoren  ist  die  bitemporale  Hemianopsie, 
m&n  hat  sie  bisher  immer  durch  Druck  auf  das  Chiasma  erklärt,  also  als 
Nachbarschaftssymptom,  neuerdings  will  Schnabel  sie  durch  Toxinwirkung 
erklären,  analog  den  zentralen  Skotomen  bei  Alkoholneuritis  des  Sehnerren. 
Angenmuskellähmungen  sind  selten  (Referent  sah  sie  zweimal;  einmal  in 
einem  Falle  von  Akromegalie,  wo  sie  bei  Thyreoideabehandlung  zurück- 
gingen). Als  eigentliche  Lokalsymptome  sind  zu  betrachten:  Akromegalie, 
Adipositas,  eventuell  Adipositas  dolorosa;  partieller  Riesenwuchs  und  auf- 
fSillig  frühzeitige  Entwicklung  der  Genitalien,  frühzeitige  Impotenz  und 
frühzeitiges  Aufhören  der  Menstruation;  Polyurie  und  Diabetes  mellitus. 
Psychische  Symptome  kommen  vor,  sind  aber  verschiedenartig  und  diagnostisch 
unsicher.  Für  die  Diagnose  ist  auch  der  Nachweis  der  Erweiterung  des 
Türkensattels  durch  Röntgenuntersuchung  zu  verwerten. 

In  dem  von  Bregman  (16)  mitgeteilten  Falle  handelte  es  sich  um 
ein  Spindelzellensarkom  im  vorderen  Teile  des  Balkens,  das  von  da  in  beide 
Stirn-  und  Zentralhirne  hineingewuchert  war.  Die  Symptome  waren  sehr 
rerlangsamte  psychische  Tätigkeit,  völlige  Unorientiertheit,  Apathie,  plötzlich 
eingetretene  linke  Hemiplegie  und  Ataxie  des  paretisclien  linken  Armes; 
Schwäche  des  rechten  Beines  und  frontale  Ataxie  mit  Unfähigkeit  zu  Stehen 
und  zn  Gehen ;  epileptiforme  Anfälle  von  kortikalem  Charakter.  Dabei  aber 
fehlen  Allgemeinerscheinungen,  speziell  hochgradige  Stauungspapille. 

McCay  und  Thurston  (90)  berichten  über  einen  Fall  von  Tumor 
im  rechten  Stirnhim.  Außer  leichter  linksseitiger  Parese,  Kopfschmerzen 
und  perkutorischer  Empfindlichkeit  rechts  vorn,  Fehlen  von  Stauungspapille 
und  Erbrechen  heben  die  Autoren  besonders  einen  allmählich  in  Stupor 
übergehenden  Sopor  hervor,  wie  er  oft  als  charakteristisch  für  große  Hirn- 
tumoren beschrieben  ist.  Sie  beschreiben  auch  eine  ausgesprochene  Unsicherheit 
beim  Grehen,  ohne  aber  auf  dieses  Symptom  Gewicht  zu  legen;  die  Literatur 
riehen  sie  überhaupt  nur  in  sehr  unvollkommener  Weise  $eran. 

Die  28jährige,  luetisch  infizierte  Patientin  Bela  KoDrad's  (78)  leidet 
seit  einem  Jahr  an  links  ausgesprocheneren  Kopfschmerzen,  Schwindelgefühl, 
häufigem  Brechreiz,  Diplopie.  Linke  Pupille  enger,  beide  träge  reagierend; 
beiderseit  Stauungspapille  und  Neuritis  desc,  Parese  der  rechten  Köiper- 
hälfte,  sowie  des  rechten  Facialis  und  Hypoglossus.  Hypästhesie  an  den 
distalen  Teilen  der  rechten  Extremitäten;  Kniephänomen  links  kaum  aus- 
lösbar, rechts  lebhaft,  Plantarreflex  rechts  abgeschwächt;  minimale  Ataxie; 
Polyurie.  Diagnose:  Meningitis  basil.  luetica.  Vorübergehende  Besserung, 
jedoch  in  auffallendem  Maße  nach  Inunktionskur,  dann  rapide  Verschlimmerung, 
und  Tod  bei  einer  Frühgeburt.  Autopsiebefund:  Apfelgroßes  Sarkom  der 
linken  Hemisphäre  in  der  Höhe  der  3.  Stirnwindung.  Verfasser  betont,  daß 
auch  Hirntumoren  bei  antiluetischer  Behandlung  vorübergehende  Besserung 
zn  zeigen  vermögen.  (Hmlovemig,) 

Eine  von  Blum  f9)  beobachtete  Frau  erkrankte,  nachdem  sie  schon 
lange  Zeit  an  heftigen  Kopfschmerzen  gelitten  hatte,  an  einer  apoplektiform 
auftretenden  Lähmung  der  rechten  Seite,  die  später  teilweise  zuiückging. 
Dann  Stauungspapille.  Das  auffälligste  Symptom  war  eine  Schlafsucht;  der 
Schlaf  entsprach  ganz  dem  natürlichen  Schlafe;  aus  ihm  geweckt,  war  die 
Patientin  gut  orientiert;  fiel  aber  in  Ruhe  gelassen  bald  wieder  in  den  Schlaf 
zurück.  Autopsie:  Bronchialcarcinom;  solitäre  Metastase  im  oberen  Teile  der 
linken  Zentral  Windungen. 

Fry  (41)  berichtet  über  einen  Fall  von  Tumor  der  3.  linken  Stirn- 
vindung,  der  Insel  und  linken  Schläfenwindung,  der  cerebellare  Ataxie,  Fallen 


524  Hirngeschwülste. 

nach  links,  eine  für  linke  cerebellare  Tumoren  als  charakteristisch  be- 
schriebene Kopfhaltung  und  allgemeine  Symptome  hervorgerufen  hatte. 
Sprachstörungen  fehlen,  weil  Patient  Linkshänder  war.  Operation  über  dem 
linken  Kleinhirn,  natürlich  ohne  Erfolg. 

Anatomische  Beschreibung  dreier  sogenannter  Psammome.  Boussy 
(121)  hält  diese  Geschwulst  für  Sarkome,  die  Kalkbildungen  gehen  von  der 
Gefäßwand  aus.     Sarcome  angiolithique. 

Alessandri  (2)  berichtet  über  den  glücklichen  Erfolg  der  Exsür- 
pation  eines  Tuberkels  in  den  linken  Zentralwindungen.  Es  handelte  sich 
um  einen  auch  sonst  tuberkulösen  Mann  —  Lungen,  linkes  Kuiegelenlk. 
Jackson  sehe  Anfälle  in  der  rechten  Hand  beginnend  und  entweder  nur  den 
rechten  Arm  beteiligend  oder  auch  das  Gesicht  und  das  Bein  rechts;  dann 
Bewußtseinsverlust.  Parese  der  rechten  oberen  Extremität,  der  Zunge  und 
des  Gesichtes  rechts.  Allgemeinsymptome  fehlten.  Druckschmerzhaftigkeit 
und  dumpfes  Perkussionsgeräusch  am  Schädel  links  über  der  Mitte  der 
Zentralwiudungen.  Bei  der  Operation  wurde  ein  Tuberkel  der  Rinde  —  aber 
ziemlich  weit  nach  oben  von  der  Mitte  der  Zentralwindungen  gefunden  und 
exstirpiert.  Zuerst  totale  Hemiplegie  rechts  und  Aphasie  hauptsächlich 
motorischer  Natur;  die  Aphasie  blieb  auffällig  lange.  Schließlich  aber  fast 
vollständige  Heilung;  nur  Parese  der  rechten  Hand.  Noch  einmal  ein  An- 
fall im  rechten  Facialisgebiete. 

Bei  einem  33  jährigen  Mann  hatten  sich  zunächst  die  Symptome  eines 
Hirntuberkels  entwickelt:  Kopfschmerzen,  die  sich  allmählich  steigerten, 
Schwindel,  Erbrechen,  Stauungspapille  mit  nachfolgender  Atrophie  und  totaler 
Erblindung,  cerebellare  Ataxie,  epileptische  Anfalle,  erst  rechts,  dann  beider- 
seits Sehnervenatrophie;  psychische  Symptome  in  der  Art  der  Korsakowschen 
Psychose;  Erlöschen  der  Sehneureflexe;  dazu  Erscheinungen,  die  auf  eine 
ausgedehnte  Beteiligung  der  Meningen  auch  am  Rückenmarke  zurückgeführt 
werden  mußten;  ausgedehnte  Hyperästhesie,  Rückensteifigkeit  und  Druck- 
empfindlichkeit dgr  Wirbelsäule  und  Rückenmuskulatur,  Beugekontraktur  der 
unteren  Extremitäten  mit  ausgesprochenem  Kernigschen  Symptome,  doppel- 
seitige Peroneuslähmung.  Die  Diagnose  war  auf  Sarkom  im  Schädel  und 
diffuse  Sarkomatose  der  Häute  gestellt;  ein  größeres  Sarkom  am  Gehirn 
fand  sich  nicht,  sondern  hier  nur  Hydrocephalus;  sonst  die  diffuse  Geschwulst- 
bildung der  Häute  mit  vollständigem  Freilassen  des  Rückenmarkes  und  der 
Wurzeln.  Histologisch  war  die  Geschwulst  schwer  zu  deuten;  Redlich  (Uo) 
bezeichnet  sie  als  Sarcoma  endotheliale. 

Gowers'  (51)  Fall  betrifft  einen  metastatischen  Tumor  der  hinteren 
Schädelgrube  links,  der  den  Trigeminus,  Abducens,  Facialis  und  Akustikus 
lähmte,  den  Hirnstamm  aber  nicht  beteiligte.  Später  bildeten  sich  Tumoren 
an  anderen  Körperstellen,  die  sich  als  Adenome  auswiesen.  Bei  der  Sektion 
fand  sich  ein  primäres  Adenom  im  Darm;  der  Patient  hatte  andauernd  an 
Durchfällen  gelitten. 

Marie  und  Roussy  (88)  bringen  die  anatomische  Beschreibung  eines 
Cholesteatoms  der  Basis,  das  einen  großen  Teil  des  Kleinhirnes,  der  Brücke 
und  der  Hirnscheukel  zerstört  hatte.  In  vivo  schwankte  die  Diagnose  zwischen 
multipler  Sklerose  und  Kleinhirntumor. 

Bei  einem  Kranken  v.  Sarbö's  (123)  zeigte  sich  im  August  1905 
neuralgischer  Schmerz  im  rechten  Trigeminus;  sukzessive  entwickelte  sich 
dann  Pupillendifferenz,  und  zwar  anfänglich  die  rechte  w^eiter,  dann  enger, 
bei  gut  erhaltener  Lichtreaktion:  motorische  und  sensible  Lähmung  des  rechten 
Trigeminus;  Atrophie  der  äußeren  Dritteile  beider  Optici;  im  November 
TTlcus  corneae  rechts.    Nicht  genau  nachweisbare  Hypoglossuslähmung  rechts. 


Hirngeschwülste.  525 

—  Vortr.  supponiert  einen  luetischen  Tumor  oder  Meningitis  luetica  gum- 
mosa, lokalisiert  in  die  rechte  mittlere  Schädelgrube.  (Hndovendg.) 

Krön  (81)  berichtet  über  einen  Fall  eines  Kindes,  dessen  Leiden  mit 
heftigen  Schwindelanfallen  begann,  dann  allmählich  Abnahme  der  Hörschärfe 
links,  des  Sehens  infolge  von  Atrophia  nervi  optici  ex  Neuritide;  Parese 
beider  Abducentes,  besonders  des  linken;  Nystagmus  besonders  nach  links; 
links  Facialis-  und  Gaumensegelparese;  leichte  Ataxie  und  ganz  leichte  Parese 
der  linken  Extremitäten.  Kopfschmerzen  und  Erbrechen  seltener.  Die 
Diagnose  eines  Tumors  im  linken  Kleinhirnbrückenwinkel  läßt  sich  wohl  be- 
gründen.    An  eine  Operation  denkt  K.  nicht. 

Im  Falle  Zenner's  (153)  handelte  es  sich  um  einen  großen  Tumor  im 
linken  Occipitallappen.  Es  bestand  außer  Kopfschmerzen  zuerst  rechte 
Hemianopsie  ohne  hemiauopische Pupillenstarre,  Paraphasie,  Alexie,  motorische 
und  sensible  rechte  Hemiplegie  mit  Ataxie  und  Astereognosis,  rechts  erhöhte 
Sehnenreflexe;  schließlich  Erblindung  und  Coma.  Bemerkenswert  waren  im 
Verlaufe  der  Erkrankung  sehr  erhebliche  Remissionen. 

Die  Symptome  des  Tumors  im  dritten  Ventrikel  bestanden  nach  den 
Angaben  von  Williamson  (148)  hauptsächlich  in  Kopfschmerz,  Erbrechen 
und  doppelseitiger  Optikusneuritis.  Später  war  zu  erkennen  eine  Paralyse 
des  rechten  Rectus  internus,  weiterhin  auch  Anästhesie  der  linken  Gesiclits- 
hälfte  und  Lähmung  der  lateralen  Augenbewegung  rechts  mit  Paralyse  der 
Innenrotation  des  linken  Auges.  Auch  eine  leichte  Störung  der  Beweglich- 
keit des  rechten  Auges  nach  oben  und  unten  war  vorhanden.  Die  Patellar- 
retlexe  schwanden  im  weiteren  Verlauf  der  Krankheit,  Die  Autopsie  forderte 
ein  Sarkom  zu  Tage,  welches  den  dritten  Ventrikel  ausfüllte  und  zu  aus- 
gedehnten Degenerationen  der  Fasern  in  den  Hintersträngen  des  Rücken- 
marks geführt  hatte.  (Beudix.) 

WoUenberg  (151)  bringt  6  Fälle  von  Cysticercus  racemosus  des 
Gehirnes  aus  der  Halleschen  Klinik  mit  genauen  Krankengeschichten  und 
Sektionsbefunden.  Die  Symptomatologie,  die  im  einzelnen  sehr  verschieden  ist, 
zeigt  im  ganzen  doch  die  Allgemeinerscheinungen  eines  Tumor  cerebri,  also 
Kopfschmerzen,  Schwindel,  Erbrechen,  Sehstörungen,  statische  Ataxie, 
Krämpfe  häufig  von  tonischem  Charakter  und  psychische  Störungen,  daneben 
als  Lokalerscheinungen  solche,  die  auf  die  Basis  des  Gehirns  hinweisen,  wie 
Affektionen  des  Optikus,  Facialis,  der  Augenmuskelnerven,  auch  des  Trige- 
minus,  Akastikus  und  Vagus.  Extremitätenlähmungen  fehlten.  Die  Symptome 
schwankten  sehr  in  ihrer  Intensität.  Die  Diagnose  einer  diffusen  basalen 
Affektion  war  wohl  stets  zu  stellen ;  die  genaue  Artdiagnose  der  Erkrankung 
mit  Sicherheit  nie.  Namentlich  war  die  Unterscheidung  von  Lues  kaum 
möglich.  Von  Interesse  ist,  daß  im  Beginn  oft  über  ausgebreitete  Schmerzen 
in  den  Gliedern  geklagt  wurde  (Invasionssymptome  ?).  Auch  die  psychischen 
Störungen  waren  früh  vorhanden  und  schwer  (Hydrocephalus  ?).  Die  Blasen 
saßen  an  der  Basis,  in  den  Spalten  und  Furchen  und  bedrängten  die  Hirn- 
nerven. W.  weist  dann  auf  die  Bedeutung  der  häufig  vorhandenen  chronischen 
Meningitis  und  Arteritis  obliterans  für  die  Symptomatologie  dieser  Fälle  hin. 

Boege  (10)  berichtet  über  einen  der  seltenen  Fälle  von  Cysticercus 
racemosus  des  Gehirns.  Die  Blasen  saßen  an  der  Basis  und  bedrohten 
besonders  das  Ghiasma,  wodurch  auch  schon  Sehstörungen  bedingt  waren. 
Eine  Blase  saß  in  den  Häuten  des  Kückenmarks  am  8.  Cervikalsegmente. 
Im  übrigen  bestanden  die  Symptome  eines  Tumor  cerebri.  Kopfweh,  Schwindel ; 
taumelnder  Gang;  apoplektisch- epileptische  Anfälle,  psychische  Störungen 
wie  Benommenheit  abwechselnd  mit  Unruhe  und  Verwirrtheit. 


526  Hirngeschwülste. 

Eine  28  jährige  Bäuerin  wurde,  wie  Preobrashensky  (111)  mitteilt, 
am  21.  Mai  1903  ins  Alt-Catharinenspital  aufgenommen.  Anfangs  Januar  lag 
sie  IV«  Wochen  wegen  „febris  typhoidea"  in  einem  Krankenhaus.  Eine  Woche 
darauf  traten  die  Erscheinungen  wieder  auf  und  veranlaßten  Patient  wieder 
das  Krankenhaus  aufzusuchen.  Letzteres  verließ  sie  nach  1  Monat  mit 
deutlichen  Zeichen  von  Gedächtnisschwäche.  Seit  dieser  Zeit  leidet  sie  an 
schnell  vorübergehenden  Ohnmachtsanwandlungen,  allgemeiner  Schwäche  und 
psychischen  Störungen.  Diese  Erscheinungen  nahmen  zu,  sie  trat  ins 
Catharinenspital  ein.  Während  ihres  Krankenhausaufenthaltes  wechselten 
die  Symptome  bloß  in  ihrer  Intensität:  Gedächtnisschwund,  Verwirrtheit, 
Illusionen,  Halluzinationen  und  flüchtige  Wahnvorstellungen.  Hin  und  wieder 
Anfeile:  Ohnmächten  oder  Konvulsionen.  Patientin  geht  und  sitzt  bloß  mit 
Unterstützung.  Abgesehen  von  einer  2 — 3  Tage  dauernden  Lähmung  des 
1.  u.  VI.  bestanden  keine  Paresen.  Stauungspapille  beiderseits  ohne  Seh- 
schwäche. PR.  waren  bald  normal,  bald  schwer  auslösbar.  Seit  Dezember  Ver- 
schlechterung des  Allgemeinbefindens  und  Zunahme  der  psychischen  Störungen. 
Akute  Tuberkulose  pulmonum.  Exitus  16.  Januar  1904,  Autopsie:  Cysticercus 
cellulosae  disseminatus  im  Cerebrum  und  in  allen  Muskeln  (auch  Herz  und 
Zunge).  Tuberculosis  ac.  pulmonum;  auf  der  Oberfläche  der  rechten  Hemi- 
sphäre ca.  250  Blasen,  links  270;  in  der  Hirnsubstanz  recht  viele;  auf  jedem 
Querschnitt  durch  die  f.  pallii  über  100  Blasen  (110 — 125).  Die  Gesamt- 
zahl der  Blasen  in  beiden  Hemisphären  betrifft  einige  Tausend;  sie  finden 
sich  in  den  plex.  vascuL,  ped.  cerebri,  p.  Varolii,  corp.  quadrig.,  cerebellum. 
In  der  Medulla  oblongata  et  spinalis  waren  keine  Blasen.  Auf  der  flera- 
oberfläche  ca.  120,  in  der  Herzmuskulatur  mehrere  Hundert  Blasen.  In  allen 
Kau-,  Gesichts-,  Zungen-,  Hals-,  Brust-,  Rücken-,  Bauch-,  Diaphragma-, 
oberen  und  unteren  Extremitätenmuskeln  waren  massenhaft  Oystizerc^nblasen. 
Eine  Blase  wurde  unter  der  Magen-,  eine  andere  unter  der  Dünndarm- 
schleimhaut gefunden.  Im  Unterhautzellgewebe  waren  keine  Blasen.  Auf- 
fallend ist  das  Ausbleiben  von  Lokalsymptomen,  trotzdem  Tausende  von 
Blasen  im  Gehirn,  Herz  und  in  den  Muskeln  sich  befanden.  (Krön,) 

Bei  einem  jungen  Mädchen  zeigte  sich  am  Nacken  und  Unterkiefer 
eine  allmählich  zunehmende  cystische  Geschwulst;  später  die  allgemeinen 
Symptome  eines  raumbeschränkenden  Prozesses  im  Gehirn,  Stauungspapille, 
Degenerationsherde  in  der  Netzhaut,  Gesichtsfeldeinengung,  Sehschwäche  und 
bitemporale  hemianopische  Skotome.  Die  Punktion  der  Geschwulst  ergab 
nichts  bestimmtes.  Man  dachte  an  Lues  basalis  in  der  Gegend  des  Chiasma; 
trotz  Schmierkur  nahmen  aber  die  Beschwerden  zu.  Schlagintweit  (126) 
legte  an  Stelle  der  Cyste  einen  großen  Echinokokkussack  bloß;  der  Knochen 
war  außen  usuriert,  aber  nicht  durchbrochen;  er  wurde  trepaniert  und  dann 
auch  noch  innerhalb  des  Schädels  ein  großer  extraduraler  Echinokokkussack 
entdeckt.  Alle  Symptome  gingen  rasch  zurück.  Interessant  ist  die  An- 
wesenheit extra-  und  intrakranieller  Echinokokken  ohne  Kommunikation. 
Die  rasche  Rückbildung  der  Stauungspapille  kann  hier  nur  mechanisch  er- 
klärt werden;  die  biteraporalen  hemianopischen  Skotome  sind  wolil  auf 
Hydrocephalus  internus  zurückzuführen. 

Ein  29  jähriger  Handlungsgehilfe  wurde,  wie  Proobrashensky  (112) 
mitteilt,  am  23.  Oktober  1903  in  die  chirurgische  Abteilung  des  Alt- 
Catharinenspitals  aufgenommen.  Er  fühlt  sich  seit  Januar  1903  krank, 
damals  Pleuritis  und  Pn.  cruposa;  im  Sputum  Kochsche  Tuberkelbazilien. 
Nach  zweimonatlichem  Aufenthalte  in  der  Klinik  fühlte  er  sich  besser,  doch 
stieg  das  Fieber  wieder  nach  der  Rückkehr  nach  Moskau.  Er  wurde  viel 
behandelt,    unter   anderem    mit    Suspension,    da    eine    Spondylitis    vermutet 


Hirngeschwülste.  527 

wurde.  Im  Jani  desselben  Jahres  bemerkte  er  in  der  Gegend  der  9.  bis  10. 
Bippe  eine  Anschwelinng  auf  der  rechten  Rückenseite,  bald  darauf  trat  eine 
Anschwellung  in  der  Gregend  der  linken  Mamma  auf;  hier  ließ  sich  ein  hand- 
tellergroßes Infiltrat  nachweisen.  Während  der  ganzen  Zeit  bestand  Fieber. 
Am  29.  Oktober  1903  wurden  im  Sputum  die  charakteristischen  Pilzelemente 
nachgewiesen.  29.  November :  seit  gestern  ca.  15  epileptiforme  Anfälle. 
2.  Dezember  paresis  n.  VU.  d.;  behinderte  Sprache;  in  den  nächsten  Tagen 
1—2  Anfille.  6.  Dezember  hemiparesis  d;  Lähmung  der  unteren  VII.  Aste  r., 
erhebhche  Sprachstörung.  Anfalle  kortikaler  Epilepsie  in  der  rechten  Hälfte 
des  Gesichts  und  des  Rumpfes.  7.  Dezember  Hemiplegie  d.  9.  Dezember 
Ezitas.  Autopsie:  Actinomycosis  pulmonum,  hepatis,  cerebri.  Bei  der 
soBeren  Betrachtung  des  Gehirns  eitrige  Meningitis  im  linken  lobus  frontalis 
et  centralis,  in  dieser  Gegend  entleert  ich  auf  Druck  aus  einer  Gehirnfistel 
dicker,  grünlicher,  äußerst  penetranter  Eiter.  In  der  vorderen  Hälfte  der 
linken  und  zum  Teil  auch  rechten  Hemisphäre  sind  Gruppen  von  mit  Eiter 
gefällten  Kavernen  gelagert.  Die  sekundäre  eitrige  Meningitis  war  dadurch 
entstanden,  daß  ein  Abszeß  sich  eröffnete  und  Eiter  auf  die  Gebirnober- 
iläche  kam.  Im  Eiter  wurde  mikroskopisch  eine  geringe  Anzahl  von  Pilz- 
drüsen  gefunden,  im  allgemeinen  entsprechen  die  mikroskopischen  Ver- 
änderungen denen  bei  Hirnabszeß  und  eitriger  Meningitis.  Abszesse  und 
eitrige  Meningitis  waren  infolge  der  Aktinomykose  entstanden.  Bei  letzterer 
treten  die  Abszesse  multipel  auf,  weshalb  auch  die  Operation  erfolglos  ist 
(FaU  Keller).  (Krön.) 

BmilS  (19)  demonstriert  eine  Anzahl  von  Hirntumoren  und  erörtert 
die  klinischen  Symptome.  Im  1.  Falle  handelte  es  sich  um  eine  40jährige, 
unverheiratete  Frau,  die  im  Sommer  1904  an  Anfällen  von  heftigen  Kopf- 
sehmerzen, die  sich  auf  der  Höhe  mit  Erbrechen  und  Bewußtseinstrübungen 
verbanden,  erkrankte.  Trotzdem  B.  gleich  an  einen  Tumor  cerebri  dachte, 
fanden  sich  doch  bei  mehrfacher  Untersuchung  absolut  keine  zerebralen 
Herdsymptome,  nicht  einmal  einfach  hemiplegische,  und  auch  eine  Stauungs- 
papille wurde  dauernd  vermißt.  Die  Patientin  starb  im  Herbst  1904  in 
einem  schweren  Kopfschmerzanfalle;  die  Sektion  ergab  ein  mit  der  Innen- 
fläche der  Dura  mater  verwachsenes,  etwa  walnußgroßes  Sarkom,  das  in  die 
Hirnrinde  eine  Grube  eingedrückt  hatte,  aber  leicht  aus  derselben  heraus- 
gehoben war.  Es  saß  im  rechten  Stirnhirn  direkt  an  der  Mittellinie,  aber 
mehrere  Zentimeter  nach  vorn  von  der  vorderen  Zentralwindung.  Der  Sitz 
der  Geschwulst  erklärt  also  vollkommen  die  Unmöglichkeit  der  Lokaldiagnose, 
ja  selbst  einer  Diagnose  der  erkrankten  Hemisphäre;  von  Interesse  war,  daß 
vegen  Mangels  einer  Stauungspapille  auch  die  Allgemeindiagnose  des  Tumors 
nicht  sicher  gestellt  werden  konnte.  Doch  hat  B.  die  Kranke  in  den  letzten 
2wei  Monaten  vor  ihrem  Tode  nicht  mehr  untersuchen  können. 

Im  2.  Falle  handelte  es  sich  um  eine  35jährige,  verheiratete  Frau,  die 
wahrend  ihrer  letzten  Schwangerschaft  im  Frühjahr  1904  an  Aufallen  von 
Erbrechen  und  Kopfschmerzen  erkrankte,  die  zunächst  auf  die  Gravidität 
bezogen  wurden.  Sie  bestanden  aber  nach  der  Entbindung  fort,  und  im 
Sommer  1904  wurde  von  einem  Augenarzte  inkomplette  rechtsseitige  Hemi- 
anopsie ohne  Stauungspapille  konstatiert.  Im  Oktober  1904  fand  B.:  Leichte 
Benommenheit,  heftige  Kopfschmerzen,  schwere  Stauungspapille,  totale  rechts- 
seitige Hemianopsie,  keine  Worttaubheit,  wohl  aber  Wortamnesie  und  nament- 
lich optische  Aphasie  (Freund),  Lesen  erschwert,  aber  nur  dadurch,  daß 
sie  rechtsstehende  Worte  übersah,  vSchreiben  nicht  zu  prüfen,  rechtsseitige 
leichte  Parese  der  Extremitäten  mit  deutlicher  Lagegefühlsstörung  des  rechten 
Annes,  rechts  Babinski,  deutlicher  Achillesreflex,  aber  Fehlen  der  Patellar- 


528  flirngeschwülste. 

reflexe  beiderseits.  Diagnose:  Tumor  im  linken  Hinterhauptslappen ;  aus  der 
Vereinigung  von  Hemianopsie  mit  optischer  Apliasie  wird  geschlossen,  daß 
der  Tumor  im  Marke  des  Occipitallappens  sitze  und  von  einer  Operation 
abgeraten.  Die  Kranke  starb  nach  kurzer  Zeit.  Es  fand  sich  ein  zum 
Teil  scharf  abgegrenztes,  zum  Teil  diffuses  Gliom,  das  im  wesentlichen  das 
Mark  der  2.  und  3.  Schläfenwindung  einnahm,  nirgends  die  Rinde  erreichte. 
Der  größte  Teil  des  Occipitallappenmarkes  war  frei;  nach  Yom  erstreckte 
sich  der  Tumor  bis  in  die  Spitze  des  Schläfenlappens.  Für  das  Fehlen  der 
Worttaubheit  war  von  Wichtigkeit,  daß  auch  die  1.  Schläfenwindung  links 
vom  Tumor  nicht  betroffen  war. 

Im  3.  Falle  handelte  es  sich  um  ein  diffuses  Ponsgliom  bei  einem 
Kinde  von  6  Jahren.  Es  fehlten  Stauungspapille  und  heftige  Kopfschmerzen, 
Erbrechen  w^ar  ab  und  an  vorhanden.  Es  fand  sich  eine  erhebliche  Er- 
schwerung der  Sprache,  die  teils  skandierend,  teils  dysarthrisch  und  aus- 
gesprochen näselnd  war;  dabei  Erschwerung  des  Schluckens.  Das  Gaumen- 
segel war  beiderseits  paretisch;  der  Blick  war  nach  rechts  hin  nicht  ganz 
vollkommen,  namentlich  bleibt  das  rechte  Auge  zurück  (rechter  Abduzens). 
Der  Gang  war  cerebellar-ataktisch,  aber  auch  etwas  spastisch,  mit  Kleben 
der  Fußspitzen  am  Boden.  Ausgesprochenes  Zittern  der  Anne;  bei  der 
Untersuchung  geriet  die  ganze  Körpermuskulatur  in  Zittern.  Links  leichter 
AchiUesklonus  und  links  Babinski-Reflex.  Unter  alUuählicher  Zunahme  der 
Beschwerden  erfolgt  der  Tod  des  Kindes,  das  einige  Wochen  auf  der  Kinder- 
station des  Vortr.  war,  in  seiner  Heimat.  Die  Diagnose  war  auf  einen 
Tumor  im  Hirnstamme  rechts,  möglicherweise  auch  im  Kleinhirne  gestellt. 
Es  fand  sich  —  histologische  Untersuchung  durch  Dr.  Ströbe  —  eine 
diffuse  Gliomatose  des  Pons,  die  auch  die  Kleiuhirnschenkel  infiltriert  hatte; 
in  den  basalen  Partieen  der  rechten  Ponshälfte  hat  sich  ein  mehr  umschriebener 
kompakter  Tumor  gebildet. 

Im  4.  Falle  handelte  es  sich  um  einen  älteren  Mann  —  Maurer  — , 
der  nach  einem  Trauma  im  Jahre  1901,  das  den  Schädel  auf  der  linken 
Seite  getroffen  hatte,  allmählich  an  einer  mit  linker  Abduzenslähmung 
beginnenden  totalen  inneren  und  äußeren  Ophthalmoplegie  links  erkrankt 
war.  Im  Dezember  1903  konstatierte  Vortr.  links  totale  Ophthalmoplegie 
und  Ptosis,  links  Anosmie,  links  totale  Trigeminusneuralgie,  Kopfschmerzen, 
manchmal  morgens  Erbrechen.  Keine  Stauungspapille.  Sehschärfe  links 
und  rechts  gut;  keine  Gesichtsfeldanomalien.  Diagnose:  Tumor  in  der 
mittleren  Schädelgrube  links.  Allmählich  totale  Anästhesie  im  linken  Trige- 
minusgebiete  unter  Andauern  der  Schmerzen.  Keine  KaumuskeUähmuug; 
dann  Erblindung  links  und  allmählich  deutliche  Atrophia  n.  optici,  nie 
Stauungspapille;  allmählich  unter  Ohrensausen  und  Schwindelanfällen  totale 
Taubheit  links;  nie  Fazialisparese;  meist  leichte  Spannung  im  Gebiete  des 
linken  Facialis,  wohl  eine  Folge  der  andauernden  linksseitigen  Trigeminus- 
neuralgie. Kopfschmerzen .  sehr  lebhaft,  Erbrechen  selten,  zuletzt  sehr 
unsicherer  Gang.  Häufig  Nasenbluten,  nasenärztliche  Untersuchung  ohne 
positiven  Befund.  Vortr.  konnte  den  Kranken  bis  Ende  Februar  1906 
beobachten;  Ende  Januar  1905  letzte  genaue  Untersuchung;  es  konnte  niemals 
eine  deutliche  Parese  der  Extremitäten  oder  Abnormität  in  den  Reflexen^ 
speziell  auf  der  rechten  Seite,  beobachtet  werden.  In  den  letzten  Wochen 
—  Pat.  starb  am  2.  Mai  1905  —  soll  er  nach  Angabe  der  Frau  allerdings 
ganz  gelähmt  gewesen  sein  und  auch  rechts  zuletzt  schlecht  gesehen  haben. 
Die  Sektion  —  Prosektor  Dr.  Ströbe  —  ergab  einen  Tumor  in  den  vorderen 
medianen  Partieen  der  linken  mittleren  Schädelgrube,  der  auch  das  gesamte 
Gebiet    der  Sella   turcica  einnahm.     Vielleicht   war  er   von   der  Hypophyse 


Hirngeschwülste.  529 

ausgegangen.  Die  Knochen  am  Sieb-  und  Keilbein  waren  vom  Tumor 
zerstört.  Hirnschenkel,  Pons  und  zum  Teil  auch  MeduUa  oblong,  waren 
sehr  abgeplattet. 

In  diesem  Falle  war,  da  der  Tumor  sich  in  unmittelbarem  Anschlüsse 
ao  ein  Kopftrauma  entwickelt  hatte,  auf  Grund  eines  Gutachtens  vom  Vortr. 
und  später  auch  von  Windscheid  in  Leipzig  ein  Zusammenhang  zwischen 
Tumor  und  Trauma  angenommen;  der  Kranke  bezog  YoUrente. 

V.  Niessl-Mayendorf  (99)   bringt   einen  Beitrag  zur  Symptomato- 
logie der  Tumoren  des  rechten  vorderen  Schläfelappens.     Es  handelte  sich 
um  einen  bis  dahin  gesunden  52  jährigen  Schuhmachermeister,  der  plötzlich 
einen  Anfall  erlitt  mit  Zucken  an  allen  Gliedern  bei  aufgehobenem  Bewußt- 
sein mit  dem  Charakter  eines   epileptischen  Insultes.     Tags  darauf  heftige 
Schmerzen  in  der  rechten  Schläfe,  die  den  Patienten  nicht  mehr  verlassen, 
sich  steigerten   und   bald  in  die  rechte  Schläfegegend,  bald  in  das  Hinter- 
haupt verlegt  werden.     Als  Vorbote   zerebralen  Erbrechens  trat  schon  früh 
zeitweihg   übler    Geschmack   im  Munde,    Brechreiz    und    später  Erbrechen 
selbst  auf.     Daneben   lästiges  Doppeltsehen.     Nach  etwa  vier  Monaten   fiel 
Patient  vor  Schwindel  um,  und  das  Erbrechen  wurde  häufiger.     Allmählich 
werden  die  Beine  schwächer,  nachts   treten  Delirien  auf,  Patient  läßt  Stuhl 
und  Urin  unter  sich.     Rechtsseitig  bestand  Ptosis  und  Nystagmus.    Spastische 
Parese  beider  Beine,  das  linke  Bein  ist  dabei  aber  stärker  affiziert.    Links 
Händedruck    minder  kräftig  als   rechts.     Es  wurde  deshalb  ein  Tumor  der 
Himschenkelgegend  angenommen.  Das  Hinzutreten  von  Gesichtshalluzinationen 
Teranlaßten  Yert,  noch  an  eine  Läsion  der  Sebstrahlungen   zu  denken  und 
einen  Tnmor    des    rechten   vorderen   Schläfelappens   anzunehmen.     Hierfür 
sprachen   die   in   die  rechte    Schläfe   verlegten  Schmerzen   und   die   Klopf- 
empfindlichkeit  dieser  Gegend,   die  rechtsseitige   Ptosis,   das  Doppeltsehen, 
die  Dilatation    der   rechten   Pupille    und    transitorische   Lichtstarre   beider 
Papillen,  der  Nystagmus  und  das  Schwankende  aller  Erscheinungen,   ferner 
<lie  allmählich    sich    entwickelnde    und    den    rechtsseitigen    Okulomotorius- 
erscheinungen  folgende  Parese  beider  Beine  mit  stärkerem  Befallensein  des 
linken,     die    Ausdehnung    der    Schwäche   nur  auf   den   linken  Arm.     Das 
Vorwiegen  der  Spasmen  auf  der  linken   Seite,    die   Gesichtshalluzinationen, 
die  nächtlichen  deliranten  Zustände.  (Dendix.) 

Gutbier  (54)  berichtet  über  einen  Fall  von  Gliom  der  linken  Groß- 
himhälfte  bei  einem  Soldaten,  der  plötzlich  Anfälle  von  Bewußtlosigkeit 
bekam,  denen  er  erlag.  Es  hatte  als  Kind  nie  an  Krämpfen  gelitten  und 
nie  ein  Schädeltrauma  davongetragen,  war  aber  seit  dem  19.  Jahre  oft  ver- 
stimmt und  litt  an  Kopfschmerzen.  Die  linke  Hemisphäre  zeigte  auf  dem 
Durchschnitte  eine  gänseeigroße,  schlüpfrigfeucht  sich  anfühlende  derbe 
Geschwulst,  die  nach  rückwärts  in  den  Hinterhaupts-,  seitlich  in  den 
^hläfen-,  nach  oben  und  außen  in  den  Scheitel-  und  nach  vorn  in  den 
Stimlappen  sich  ausbreitete.  Der  Soldat  hatte  bis  auf  kurze  Unterbrechungen 
seinen  Dienst  ohne  auffällige  Erscheinungen  getan.  (Bendia;.) 

Knapp  (74)  bringt  neun  ausführliche  Krankengeschichten  über 
Tumoren  der  Schläfenlappen,  darunter  fünf  rechtsseitige,  und  kommt  auf 
Grund  seiner  Beobachtungen  zu  dem  Resultat,  daß  eine  eigentümliche 
Kombination  von  Fernsymptomen  auch  den  Erkrankungen  des  rechten 
Schläfenlappens  charakteristisch  ist.  Es  fanden  sich  immer  erst  transitorische, 
zuletzt  persistierende  Okulomotoriuslähmung,  besonders  eine  gleichseitige 
Ptosis  oder  Mydriasis  mit  Störung  der  Pupillenreaktion.  Noch  mehr  wird 
die  Annahme  eines  Schläfenlappentumora  durch  das  Hinzukommen  einer 
gekreuzten  Lähmung  unterstützt.     Cerebellare  Symptome   machen,  wenn  sie 

Jahmbericht  f.  Neurologie  a.  Psychiatrie  i90ö.  ^-^ 


530  Hirngeschwiilste. 

sich  dabei  einfinden,  den  Tumor  im  Sciiläfenlappen  fast  ganz  sicher.  You 
den  Pedunkulusherden  unterscheidet  sich  diese  AfiFektion  dadurch,  daß  bei 
ersterer  die  Ptosis  und  gekreuzte  Lähmung  früh  und  dauernd  vorhanden 
ist.  Verf.  fand  apraktische  Störungen  viermal  bei  linksseitigen  Herden  und 
nur  einmal  „zeitweilig^  bei  einer  „kolossalen  rechtsseitigen  Geschwulst  im 
Kleinhirn".     Witzelsucht  bestand  zweimal  bei  temporalen  Geschwülsten. 

(Bendix,) 

Pick^s  (109)  Fall  von  Hirntumor  bei  einem  27jährigen  Patienten  ist 
dadurch  besonders  ausgezeichnet,  daß  anfallsweise  bei  dem  Kranken  Zustände 
von  Euphorie  auftraten.  Da  die  Symptome  auf  einen  Tumor  in  der  prä- 
frontalen  Region  hinwiesen  und  häufig  bei  Stirntumoren  dauernde  Euphorie 
beobachtet  wurde,  so  glaubt  P.,  auch  bei  seinem  Kranken,  die  anfaUsweise 
auftretende  Euphorie  in  Beziehung  zu  den  vorderen  Zentralwindungeu, 
respektive  zur  regio  präfrontalis  bringen  zu  können.  (Bendix.) 

Einen  Fall  von  Hirnmetastase  nach  Uteruscarcinom  teilt  Offergeid 
(103)  mit.  Die  53jährige  Frau  war  wegen  eines  Carcinoma  cervicis  et 
vesicae  operiert,  aber  nicht  radikal  wegen  der  zu  großen  Ausdehnung  des- 
selben. Nach  ihrer  Entlassung  bekam  sie  einen  Anfall  von  Bewußtlosigkeit 
mit  nachfolgender  schlaffen  Lähmung  beider  rechten  Extremitäten,  Aufliebung 
der  Reflexe  und  des  Gefühls,  motorischer  Aphasie,  retrograder  Amnesie, 
Parese  des  rechten  unteren  Facialis  und  Abweichen  der  Zunge  nach  ünks. 
Da  auch  eine  interstitielle  Nephritis  bestand,  so  konnte  an  eine  urämische 
Hemiplegie  gedacht  werden;  allein  die  Obduktion  ergab  eine  bräunliche 
Verfärbung  des  unteren  Teiles  des  linken  Scheitellappens,  die  mit  einem 
weichen,  haselnußgroßen  Carcinomknoten  in  Verbindung  stand.  Die  er- 
weichte, stark  ödematöse,  periphere  Hirnpartie  ging  bis  in  das  Gebiet  der 
Capsula  interna,  aber  nicht  in  diese  selbst  hinein.  (Beitdix.) 

Borchardt  (11)  entfernte  mit  Erfolg  eine  ungewöhnlich  große  Chole- 
steatomgeschwulst  der  hinteren  Schädelgrube  bei  einem  46  jährigen  Arbeiter, 
der  nach  einem  Sturz  auf  den  Hinterkopf  dauernd  über  Kopfschmerzen 
klagte  und  später  Schwindel,  Sehschwäche  und  Erbrechen  bekam.  Befund: 
Doppelseitige  Stauungspapille,  Nystagmus  und  lokalisierter  Druckschmerz  in 
der  hinteren  Schädelgrube.  Nach  Entfernung  der  Geschwulst  besserten  sich 
alle  Beschwerden,  der  Kopfschmerz  verschwand,  die  Stauungspapille  des- 
gleichen und  das  Sehvermögen  besserte  sich  fortschreitend.  (Bendue,) 

Ziehen  (154)  hebt  in  seiner  Arbeit  die  Symptomatologie  der  Tumoren 
der  Akustikusregion  hervor  und  teilt  einen  Fall  mit,  der  mit  Erfolg  operiert 
worden  war.  Es  handelte  sich  um  eine  44  jährige  Frau,  die  vor  2  Jaliren 
an  Schwindel  erkrankte  mit  Taumeln  nach  rechts  und  heftigen  Kopfschmerzen 
im  Anschluß  an  den  Schwindelanfall.  Anfangs  war  rechts,  später  beiderseits 
Stauungspapille  und  horizontaler  Nystagmus.  Die  Untersuchung  des  Gehörs 
ergab  schwere  Störungen.  Der  Facialis  ist  mitunter  nicht  symmetrisch 
innerviert.  Starker  Romberg,  beim  Gehen  mit  offenen,  aber  besonders  mit 
gesclilossenen  Augen,  Taumeln  nach  rechts.     Nie  Ohrensausen.     (Bendix,) 

Schmnailll  (128)  stellte  bei  einem  Soldaten,  der  allmälilicb  unter 
Allgemeinerscheinungen  mit  sich  anschließendem  Schwindel,  Kopfschmerzen, 
Erbrechen,  cerebellarer  Ataxie  und  Stauungspapille,  erst  rechts,  dann  auch 
links,  erkrankte,  die  Diagnose  eines  Tumors  an  der  Basis  cerebri  oder  des 
Kleinhirns,  wahrscheinlich  eines  Sarkoms.  (Bendix.) 


Hämorrhagie,  Embolie,  Thrombose,  AbszeB.  53]^ 

Hämorrhagie,  Emliolle,  Thromliose,  Abszess. 

Referent:  Privatdozent  Dr.  Eduard  Müller- Breslau. 

1.  Alt.   Ferdinand,    Das  Cholesteatom   des   Mittelohrs   als   Ursache   intrakraui eller  Er- 
krankungen.   Wiener  Mediz.  Presse.     No.  5,  p.  221. 

2.  Aparicio,   Absceso  meningeo   consecntivo  ä  ana  Otitis  media  suparada.     Gac.  med. 
d.  Xorte.    XI.     47—49. 

3.  Arnstein.    Uimhaatblotung,   Trauma   oder   Erkrankung?     Gutachten.      Friedreichs 
Blätter  für  gerichtl.  Medizin,    p.  340. 

4.  Ascoli,  V.,  Emorragie  meningee  spontanee.  Foliclin.  Roma.  XII.  sez.  med.  485—493. 
0.  Bacon.  Totlich  verlaufener  Fall  von  otitischem  Hirnabszess.     Zeitschr.  f.  Ohrenhellk. 

Bd.  XLIX,  p.  363.    (Sitanngsberieht.) 

6.  Bailey,  H.,   Bilateral    Extradural    Abscess    Complicating   Middle-Ear   Sappuration 
FoUowing  Typhoid  Fever.     The  Laryngoscope.     Dec. 

7.  Ball,  J.  B.,   A  Csae  of  Chronic  Middle  Ear  Suppuration;   Thrombosis  of  Lateral 
SiDus;  Operation.     West  London  Med.  Journ.     X.     207 — 209. 

8.  Bar,  L.,  Absc^s  extradural  perisinusien.    Operation  suivie  de  guerison.    Considerations 
pratiques.     Archives  intemat.  de  Laryngol.     XX,  p.  7H8. 

9.  ßarnbill,  John  F.,  The  Diagnosis  of  Intracranial  Complications  of  Suppurative  Ear 
Disease.    The  Journal  of  the  Amer.  Med.  Assoc.     Vol.  XLV,  No.  20,  p.  1486. 

10.  Beaulieu,  Faure,  Hemorrhagie  sous-pio-merienne.  Arch.  de  Neurol.  Vol.  XIX,  p.  451. 
(Sltniigsberleht) 

11.  Berard,  Masto'idite  avec  throrobophlebite  du  sinus  lateral  et  de  la  jugulaire  interne; 
trepanation  du  sinus  apr^s  ligatnre  et  resection  de  la  jugulaire;  pvohemie.  Lyon 
medical.    Vol.  (JIV,  p.  804.    (Sltanngsberleht) 

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Hämorrhagie,  Embolie,  Thrombose,  Abszeß.  535 

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gr^  flämorrhagie,  Embolie,  Thrombose,  Abszeß. 

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Genöve.   J.  Studer. 

Gebirnblutimiien. 

Ein  längeres  Referat  über  das  allbekannte,  ausgezeichnete  Werk  vou 
V.  Monakow  (103)  erübrigt  sich  hier  schon  deshalb,  weil  jeder,  der  sich 
mit  Gehirnpathologie  befassen  und  über  Einzel  fragen  wissenschaftlich  arbeiten 
will,  auf  das  Original  zurückgreifen  muß.  Es  genügt  der  Hinweis,  daß  die 
soeben  erschienene  zweite  Auflage  eine  völlige,  dem  heutigen  Stande  unseres 
Wissens  angemessene  Umarbeitung  erfahren  hat.  Die  Zahl  der  Abbildungen 
beträgt  357  gegen  211  in  der  ersten  Auflage,  die  Seitenzahl  jetzt  1319 
gegen  924  früher,  obwohl  infolge  des  ungewöhnlich  großen  ümfangs  das 
Kapitel  über  Verstopfung  der  Gehirnarterien  ganz  wegfallen  mußte.  Trotzdem 
die  Literatur  nur  soweit  die  Aphasie  in  Frage  kommt  nahezu  vollständig 
ist,  ist  das  Verzeichnis  der  Arbeiten  auf  3200  Nummern  gewachsen.  Daß 
das  Werk  keine  Kompilation  darstellt,  sondern  eine  Arbeit,  die  großenteils 
auf  eigene  Forschungen  sich  aufbaut,  muß  die  Kritik  rückhaltlos  zugeben. 
Aus  dem  Kapitel  über  die  allgemeine  Histo-Architektonik,  das  wie  manche 
andere  in  ganz  neuer  Gestalt  erscheint,  sei  hier  nur  der  Satz  hervorgehoben: 
„Die  Fibrillentheorie  scheint  in  der  Form,  wie  sie  von  Apathy  und  Bethe 
gelehrt  wird,  bis  jetzt  noch  auf  zu  schwachen  Füßen  zu  stehen,  als  daß 
man  sie  zur  Basis  für  unsere  Anschauungen  über  die  Lokalisation  der 
nervösen  Vorgänge  und  über  die  übrige  Wirkungsweise  im  Zentralnerven- 
system wählen  dürfte.  Sie  ist  keineswegs  geeignet,  die  funktionellen  Vorgänge 
unserem  Verständnis  näher  zu  bringen  als  die  Neuronen theorie." 

Die  beiden  Fälle  von  Hirnhaut-Hämorrhagie,  über  die  Villaret  und 
Tixier  (152)  berichten,  sind  nur  klinisch  beobachtet. 

Fall  1.  Ein  52  Jahre  alter  Potator,  der  an  Wadenkrämpfen,  Tremor 
usw.  litt,  bekam  —  nach  einem  „Schlaganfall"  zwei  Jahre  zuvor  —  eine  ziemlich 
langsam  entstehende,  rechtsseitige  Lähmung  (inkl.  Facialis  und  Hypoglossus). 
Keine  eigentliclie  Hypotonie;  etwas  Nackensteifigkeit,  Kernigsches  Symptom; 
die  Sehnenreflexe  rechts  gesteigert,  die  Hautreflexe  rechts  abgeschwächt; 
angedeuteter  Babinski,  Sensibilität  rechts  stark  herabgesetzt;  Inkontinenz. 
Es  wird  die  Diagnose  auf  Hirnhautapoplexie  gestellt  und  während  ungefähr 
acht  Wochen  6 mal  lumbalpunktiert.  Anfanglich  blutiger,  beim  Auffangen 
in  mehreren  Portionen  gleichmäßig  gefärbter  Liquor;  Drucksteigeruug. 
Entlassung  nach  ca.  10  Wochen  als  geheilt.  Bei  der  letzten  Punktion  war 
der  Liquor  von  normalem  Druck  und  völlig  klar  (im  Zentrifugat  aber 
zahlreiche  Lymphocyten). 

Fall   2.     Ein   38jähriger  Trinker   (Absynth!),    der  gelegentlich  über 


Hämorrhagie,  Embolie,  Thrombose,  Abszeß.  537 

Schwiudelanialle  mit  HiBfallen  und  nachfolgender  großer  Müdigkeit  klagte^ 
fiel  iu  einen  neaeu  Schwindelanfall  auf  der  Treppe  und  verlor  das  Bewußtsein 
[Quetschwunde  am  Hinterhaupt  j'edoch  keine  Anzeichen  eines  Schädelbruches). 
Im  Anschluß  daran  ununterbrochener  Zustand  von  Halbschlaf;  keine 
eigentliche  Parese,  hohe  Temperaturen  (40  Grad);  Harnverhaltung.  Erysipel, 
von  der  Quetschwunde  ausgehend.  Bei  der  Lumbalpunktion  gleichmäßig 
blutig  gefärbter  Liquor,  der  auch  beim  Zentrifugieren  gefärbt  bleibt.  Zu- 
uähme  der  Schlafsucht  (kein  Babinski,  keine  Nackensteifigkeit,  kein  Kernig- 
sches  Symptom,  jedoch  Pupillen  ungleich;  links  weiter  als  rechts).  Tod 
nach  Utägiger  Krankheitsdauer;  Autopsie  fehlt. 

Miiallie  und  Gendron  (101)  beschreiben  einen  Patienten,  der 
jahrelang  eine  Hemiplegia  alternans  superior  zeigte  und  dann  plötzlich  einen 
SchLiganfall  erlitt  mit  nachfolgender  Schlafsucht  und  starker  Steifigkeit  der 
schon  zuvor  paretischen  linken  Extremitäten.  Nach  vorübergehender  Auf- 
hellung der  Bewußtseinstrübung  ein  zweiter  Anfall  mit  £xitus  am  folgenden 
Tage  im  Coma.  Bei  der  Autopsie  fand  sich  zunächst  —  neben  einem  alten 
Erweichungsherd  als  Ursache  der  Hemiplegia  alternans  superior  —  eine  ring- 
förmige, 1 — l^/o  mm  dicke  Blutinfiltration  der  Meningen  vom  7.  Halswirbel 
abwärts  bis  zum  Konus.  Weiter  oben  war  der  Befund  normal,  der  Bulbus 
jedoch  allseits  von  einem  Blutkuchen  umgeben.  An  der  Unterfläche,  wo 
die  Blatung  am  stärksten  war,  erstreckte  sie  sich  über  das  Chiasma  hinaus 
bis  zum  Olfaktorius,  nach  beiden  Seiten  der  Fossa  Sylvii  folgend.  Auf 
florizoutalschnitten  sah  man  den  3.  Ventrikel  und  die  Seitenventrikel  mit 
Blut  getüllt.  Die  Hämorrhagie  soll  nach  dem  kurzen  Bericht  von  dem 
Circulus  arteriosus  Willisii  ausgehen.  Eine  eingehende  Beschreibung  wird 
in  Aussicht  gestellt. 

Rüssel  (128,  129)  hat  an  dem  Material  von  Birmingham  (seit  1891 
128  Fälle,  darunter  66  Autopsien)  die  besonders  bei  den  Praktikern 
verbreitete  Anschauung  von  den  Beziehungen  zwischen  raschen  Schwankungen 
des  Barometerdruekes  und  dem  Auftreten  von  Gehirnblutungen  nachgeprüft. 
Er  scbUeßt  daraus,  daß  sich  die  Hämorrhagien  mit  einer  gewissen  Vorliebe 
an  Tagen  hohen  bezw.  steigenden  Barometerdrucks  einstellen  und  zwar 
besonders  dann,  wenn  geringe  Windstärke  mit  hohem  Barometerdruck 
ZQsammenfallen.  Die  Apoplexien  waren  außerdem  häufiger  vom  November 
bis  April  als  vom  Mai  bis  Oktober  (also  in  der  kälteren  Jahreszeit).  Ab- 
gesehen von  der  Jahreszeit  besaß  die  Temperatur  an  sich  keinen  wesent- 
heben  Einfluß.  Symons  weist  in  einer  Kritik  dieses  Aufsatzes  auf  große 
Fehlerquellen  der  Statistik  hin,  die  von  Rüssel  übersehen,  aber  nachträglich 
anerkannt  werden.  Die  größere  Häufigkeit  der  Apoplexien  bei  hohem 
ßarometerdruck  war  einfach  dadurch  zu  erklären,  daß  eben  die  Tage  mit 
hohem  Druck  in  Birmingham  viel  häufiger  waren  als  diejenigen  mit  niederem! 

Tayloi'  (144)  skizziert  einen  merkwürdigen,  aber  leider  unzulänglich 
beobachteten  und  beschriebenen  Fall  von  plötzlich  entstandener  tödlicher 
Hirnhämorrhagie  völlig  unklaren  Ursprungs  bei  einem  zuvor  gesunden 
10jährigen  Mädchen.  Ein  Trauma  war  nicht  nachzuweisen;  bei  der  Autopsie 
ergab  sich  eine  große  Blutung  mit  Durchbruch  in  den  rechten  Seiten- 
ventrikel.    Alle  übrigen  Organe  waren  makroskopisch  gesund. 

Herford  (65)  gibt  vom  gerichtsärztlichen  Standpunkte  aus  ein  Referat 
über  die  intermeningealen  Blutergüsse.  Das  Bekannte  ist  darin  gut 
zusammengefaßt. 

In  dem  von  Moses  (106)  skizzierten  Fall  stürzt  ein  Potator  iu  der 
Tnuikenheit  auf  der  Straße  (Bewußtlosigkeit,  dann  Beschäftigungsdelirieu, 
Gesichtstäuschungen,  Enuresis,  Encoprose),     Keine  Zeichen   eines  Schädel- 


538  Hämorrhagie,  Embolie,  Thrombose,  Abszeß. 

bruchs,  nur  an  der  Stirn  links  Hautrötung,  links  stärkere  Ptosis;  Pupillen- 
differenz  (1.  ]>  r.),  Lichtreaktion  links  sehr  träge,  auch  rechts  wenig 
ausgiebig.  Strabismus  divergens  rechts;  undeutliche  verschwommene  Sprache, 
unregelmäßiger  Puls,  mühsame  Atmung,  Leib  gespannt;  linksseitige  Iktremi- 
tätenparese,  rötlich-gelbe  Färbung  des  Liquor  cerebrospinalis  auch  nach 
dem  Zentrifugieren;  ophthalmoskopisch  nihil.  Die  Diagnose  wurde  auf 
Blutung  in  der  Nähe  der  Capsula  interna  und  in  der  Gegend  des  3.  Kerns 
gestellt.  Die  Autopsie  ergab  rechts  ein  großes  supradurales  Hämatom  bei 
spaltförmiger  Fraktur  hinter  dem  Tuber  parietale,  Hämorrhagien  auf  der 
Innenseite  der  Dura  und  blutige  Zertrümmerung  im  Schläfenlappen  unter- 
halb der  Fossa  Sylvii.  Der  Fall  soll  die  Schwierigkeit  der  DiflFerential- 
diagnose  zwischen  intrazerebralen  Blutungen  einerseits  und  supra-  bezw. 
subduralen  Hämatomen  andererseits  illustrieren. 

Bonain  (14)  macht  auf  die  Gefahr  der  meningealen  Blutungen  auf- 
merksam, die  besonders  bei  älteren  Leuten  droht,  wenn  ihnen  der  Warzen- 
fortsatz eröffnet  wurde,  der  Sinus  lateralis  komprimiert  oder  verletzt  wurde. 

(Bendi:t.) 

Das  Gutachten  Amstein's  (3)  betrifft  einen  Fall  von  Blutei^ 
zwischen  der  weichen  und  harten  Hirnhaut  bei  einem  60  Jahre  alten 
Potator.  A.  nahm  an,  daß  eine  stumpfe,  mechanische  Gewalt  zu  dieser 
Blutung  geführt  habe  und  andere  Ursachen  (Ohrfeige,  Wasserstrahl  einer 
Feuerspritze)  ätiologisch  nicht  in  Betracht  kamen.  (Bendix,) 

Bei  dem  Fall  von  Troin  und  Laederich  (50)  handelte  es  sich  um 
eine  Gehirnblutung  mit  Durchbruch  in  die  Ventrikel  und  in  den  Rücken- 
markskanal. Es  war  eine  linksseitige  Hemiplegie  ohne  Kontrakturen  ein- 
getreten. In  dem  Liquor  cerebrospinalis  fanden  sich  sehr  eigenartige  Varia- 
tionen bezüglich  der  koloristischen  und  morphologischen  Beschaffenheit  der 
roten  Blutkörperchen.  (Bendix.) 

Sinusthrombose. 

Nach  Voss  (153)  kann  die  Malaria  in  verseuchten  Gegenden  bei 
der  ausgesprochen  pyämischen  Form  der  Sinusthrombose  differentialdia- 
gnostisch in  Betracht  kommen,  zumal  eine  harte  palpable  Milz  sich  aus- 
nahmsweise auch  im  Symptomenbilde  der  letzteren  finden  kann.  Ungemein 
schwer  kann  die  Sinusthrombose  von  der  septischen  Endokarditis  unterschieden 
werden;  gelegentlich  können  auch  Hysterie,  puerperale  Prozesse,  Typhus 
abdominalis,  Pneumonie  und  sogar  das  Erysipel  zu  Verwechslungen  fuhren. 

Das  Symptom  einer  eiterigen  Thrombose  des  Sinus  longitudinalis 
superior,  auf  das  Gradenigo  (53)  die  Aufmerksamkeit  lenkt,  besteht  in 
dem  Auftreten  einer  fluktuierenden,  schmerzhaften  Schwellung  in  der 
Scheitelgegend,  und  zwar  in  der  Mittellinie,  entsprechend  einem  der  Foramina 
emiss.  Santorini.  Die  Schwellung  kann  einfach  Blut  oder  auch  Eiter  mit 
Granulationen  enthalten  (einfache  Venendilatation,  Hämatom  oder  Abszeß), 
Zu  ihr,, kann  sich  das  Lermoyezsche  Symptom,  d.  h.  Venenerweiterung, 
ferner  Odem  des  behaarten  Kopfes,  der  Stirn  und  der  Lider  hinzugesellen 

Nach  einem  Trauma,  welches  eine  Panophthalmie  des  linken  Auges 
verursachte,  entstand  in  dem  von  Reis  (121)  beschriebenen  Fall,  vermutlicl 
auf  dem  Wege  der  Lymphbahn,  ein  Abszeß  im  linken  Frontrallappen,  der  lang< 
Zeit  symptomlos  verlief.  Erst  der  Durchbruch  der  Streptokokkeneiterunj 
verursachte  alarmierende,  meningitische  Erscheinungen  und  einen  tötlichei 
Ausgang  in  kurzer  Zeit. 

Richards  (122)  beschreibt  ausführlicli  eine  vom  Ohr  ausgehend( 
Staphylokokken-Thrombose  des  Sinus    sigm,    und    petros.      Heilung    durcl 


Hämorrhagie,  Embolie.  Thrombose,  Abszeß.  539 

Operation  (u.  a.  Unterbindung  der  Jugularvene  etwa  in  der  Höhe  des 
Steraoclaviculargelenks  und  Exzision  bis  zur  thrombosierten  Stelle,  ein- 
schließlich Ton  Teilen  ihrer  Aste).  Eine  leichte  gekreuzte  Neuritis  optica 
war  das  wesentlichste  Zeichen  der  intrakraniellen  Erkrankung;  keine 
stärkere  Fiebersteigerung  u.  dgl.  Zur  Verhütung  von  Embolien  bei  Frei- 
legung erkrankter  Sinus  und  Entfernung  septischer  Thromben  derselben 
wird  eine  vorübergehende  gleichzeitige  Kompression  der  Vena  jugularis 
interna  nicht  nur  derselben,  sondern  auch  der  entgegengesetzten  Seite 
empfohlen  (letztere  vielleicht  schon  früher  als  die  erstere).  Dadurch  soll 
auch  der  Einfluß  der  Atmung  mit  Gefahr  der  Aspiration  aus  den  erkrankten 
Venengebieten  noch  besser  ausgeschaltet  werden. 

y.  Bad  (118)  berichtet  über  eine  interessante  Eigenbeobachtung,  die  er 
als  Thrombose  der  Vertrebralis  an  der  Abgangsstelle  der  Arteria  cerebelli 
posterior  inferior  aufzufassen  geneigt  ist.  Bei  einem  früher  luetisch 
infizierten  Manne,  der  schon  2  Jahre  vorher  an  Kopfschmerzen  und  Di- 
plopie gelitten  hat,  kam  es,  nachdem  als  Prodromalerscheinungen  einige 
Tage  vorher  Kopfschmerzen,  Flimmern  vor  den  Augen  und  leichte  Sprach- 
stömng  vorausgegangen  waren,  zu  einem  apoplektiformen  Insult  ohne 
Bewaßtseinsstörung,  der  mit  Lähmung  der  linken  Extremitäten,  Störungen 
von  Seiten  der  rechtsseitigen  Gehimnerven  und  ausgesprochenen  bulbären 
Erscheinungen  verbunden  war.  Charakteristisch  für  eine  Affektion  der  oben 
genannten  Arterie  ist  anscheinend  das  Auftreten  deutlicher  bulbärer  Er- 
scheinungen (Schlinglähmung,  Dysarthrie,  Läsion  der  Nerven  9 — 11)  in  Ver- 
bindung mit  Hemianaestesia  altemans.  Bei  Mitbefallensein  des  Corp.  restif. 
würde  vielleicht  Schwindel  nach  der  Seite  der  Hirnläsion  hinzutreten. 

Bei  der  sogenannten  otitischen  Sinusthrombose  beeinflussen  nach 
Vo88  (154)  zwei  Faktoren  das  Sensorium,  die  Zirkulationsstörung  im  Ge- 
hirn durch  Verletzung  von  Abflußrohren  und  die  septische  Infektion.  Eine 
Alteration  des  Zentralnervensystems  tritt  umso  auffallender  zu  Tage,  jemehr 
sich  die  Erkrankung  der  septischen  Form  nähert.  Mitteilung  eines  23  Jahre 
alten  Kranken,  der  den  Allgemeineindruck  eines  mittelschweren  Typhus- 
patienten macht  und  neben  Delirium  eine  auffallende  Euphorie  zeigte,  und 
eines  54  Jahre  alten  Obersten,  bei  dem  die  Thrombose  mit  einem  anfanglichen 
„Schlaganfall*^  und  schwerer  Bewußtseinstrübung  einherging. 

Zu  den  18  durch  Eulen  stein  gesammelten  Fällen  von  Arrosion  der 
Hirnblutleiter  bei  Erkrankungen  im  Schläfenbein  fügt  Lebram  (86)  3  weitere 
aus  der  Breslauer  Ohrenpoliklinik  (Prof.  Hinsberg).  Eine  strenge  Über- 
wachung von  Scharlachpatienten  nach  der  Aufmeiselung  und  zwar  besonders 
dann,  wenn  bei  der  Operation  der  Sinus  freigelegt  wurde,  ist  zur  Ver- 
meidung solcher  gefährlicher  Zwischenfälle  dringend  geboten. 

Die  entzündliche  Sinusthrombose  kann  nach  jeder  eitrigen  Erkrankung 
oder  Verletzung  des  Kopfes  eintreten.  Die  Wege,  welche  die  vordringende 
Entzündung  bevorzugt,  sind  Venen  und  Nervenscheiden,  sowie  vielleicht 
noch  Lymphbahnen  und  Bindegewebe.  Dobbelmann  (39)  teilt  drei  ein- 
schlägige, aber  leider  recht  unvollständige  Krankengeschichten  mit.  Im 
ersten  Fall  handelt  es  sich  um  einen  Patienten,  der  seit  längerer  Zeit  an 
einer  Erkrankung  der  Zähne  litt,  die  schließlich  sein  tödliches  Leiden  herbei- 
führte (infektiöse  Thrombose  der  Sin.  cavern,  et  intercavern.,  Meningitis  an 
der  Basis  und  Insula  Eeilii).  Die  Eiterung  soll  mit  dem  dritten  Trigeminus- 
ast  in  die  Höhe  gestiegen  und  durch  Vermittlung  des  Bete  venosum  des 
Foramen  ovale  auf  den  Sin.  cavern.  übergegangen  sein  (außerdem  metastati- 
scher Abszeß  in  der  Lunge,  Milztumor  und  trübe  Schwellung  der  Nieren). 
Im  zweiten   Falle    kam    es    durch  Verschüttung    mit  Erdmassen   zu   einer 


540  Hämorrhagie,  Embolie,  Thrombose,  Abszeß. 

Quetschung  des  Schädels,  besonders,,  des  Unterkiefers  und  Lockerung  der 
Zähne;  späterhin  Kopfschmerzen,  Übelkeit,  Fieber.  Entleerung  übel- 
riechenden Eiters  aus  den  Alveolen,  Apathie  (ohne  meningitiscbe  Erschei- 
nungen). Bei  der  Sektion  fand  sich  eine  Osteomyelitis  des  rechten  Unter- 
kiefers, ein  Abszeß  in  der  rechten  Tonsille,  Milztumor,  trübe  Schwellung 
der  Nieren  und  Eiteransammlung  im  Sinus  cavernosus.  Im  dritten  Fall 
entstand  im  Anschluß  an  ein  Hordeolum  eine  Orbitalphlegmone.  Bei  der 
Sektion  waren  die  Venen  der  Orbita,  die  Sinus  cavernosi,  intercavemosi 
und  petrosi  mit  septisch  erweichten  Thromben  erfüllt 

Bei  dem  Falle  von  Thrombophlebitis  beider  Sinus  laterales,  den 
Brnnel  (22)  mitteilt,  handelte  es  sich  um  einen  42  jährigen  Mann,  der 
seit  der  Kindheit  eine  rechtsseitige  Mittelohreiterung  hatte.  Wegen  all- 
gemeiner Hirnsymptome  wurde  trepaniert  und  der  Sinus  lateralis  bloßgelegt. 
Exitus.  Die  Obduktion  ergab  einen  extraduralen  Abszeß  vorn  am  Felsen- 
bein und  einen  zweiten  Abszeß  etwas  weiter  hinten.  Aber  auch  links  lag 
ein  extraduraler  Abszeß,  der  mit  dem  Antrum  kommunizierte  und  zu  einer 
entzündliclien  Thrombose  des  linken  Sinus  lateralis  geführt  hatte.    (Bendix.) 

Uchermann  (148)  fand  eine  Thrombose  des  Sinus  occipitahs  als 
Folge  einer  otitischen  Infektion  bei  einem  18  jährigen  Mädchen,  unter 
Kopfschmerzen  und  Fieber  war  es  von  einem  rechtsseitigen  Abszeß  des 
Zahndeisches,  der  in  das  rechte  Ohr  hindurchbrach,  zu  einem  suboccipitalen 
Abszeß  mit  sekundärer  Thrombose  und  Erweichung  der  Venae  cervicales 
und  des  Sinus  occipitahs  gekommen.  Die  übrigen  Gehirnsiuus  waren  intakt 
geblieben.  {Bendix.) 

Hlrnabszess. 

In  der  Dissertation  von  Freese  (47)  wird  ausfuhrlich  über  einen  Fall 
berichtet,  in  dem  sich  nach  einer  primären  Lungenerkrankung  auf  meta- 
statischem Wege  durch  Vermittlung  der  arteriellen  Blutbahn  ein  sekundärer 
Abszeß  im  Gehirn  entwickelte.  Die  anatomische  Diagnose  lautete  bei  dem 
45jährigen  Maurer:  Hirnabszeß  im  Bereich  des  linken  Hinterhauptlappens 
mit  Einbruch  in  die  linke  Kammer.  Pyocephalus  internus ;  subakute  eitrige 
Leptomeningitis  der  Basis  und  der  Konvexität;  chronische  fibröse  carnefi- 
cierende  Pneumonie  des  linken  ünterlappens  mit  chronischer,  fibröser, 
adhäsiver  Pleuritis;  chronische  fibröse  Perisplenitis  und  Perihepatitis. 

In  dem  von  Schäfer  (133)  mitgeteilten  Fall  von  taubeneigroßem 
Abszeß  (unter  dem  hinteren  Ende  des  linken  Ventrikels  im  Mark  der  G-ehirn- 
substanz)  wurde  anfänglich  die  Diagnose  auf  progressive  Paralyse  und  später- 
hin auf  Katatonie  gestellt.  Katatone  Symptome  waren  Negativismus 
(Nahrungsverweigerung!)  kataleptische  und  echopraktische  Erscheinungen. 
Sprachverwirrtheit,  schauspielerhaft -manirierte  Art  des  Sprechens,  trieb- 
artige Erregungszustände  bei  gutem  Gedächtnis  und  nur  geringer  Beein- 
trächtigung der  Orientierungsfähigkeit.  In  der  Epikrise  fehlt  ein  genügender 
Hinweis  auf  die  bemerkenswerten  Wechselbeziehungen  zwischen  der  Lokal- 
erkrankung des  Gehirns  und  der  psychischer  Störung  bei  diesem  Kranken. 
Es  handelte  sich  nämlich  um  einen  belasteten,  von  seiner  Frau  geschiedenen. 
25  mal  wegen  Unterschlagung,  Betteins  u.  dgl.  bestraften  Mann,  der  früher 
stark  getrunken,  Gonorrhoe  und  vielleicht  auch  Lues  gehabt  hat.  Der 
Vater  starb  an  Gehirnschlag,  ein  Bruder  ist  geisteskrank,  eine  Schwester 
soll  geistesschwach  sein! 

Schmiegelow  (136)  bespricht  seine  Beobachtungen  bei  19  im  Anhang 
mitgeteilten  Fällen  von  otogenem  Gehirnabszeß  aus  den  letzten  16  Jahren. 
Es  handelte  sich  um  10  männliche  und  9  weibliche  Individuen,  von  denen 


Hämorrhagie.  Erabolie,  Thrombose,  Abszeß.  54 1 

4  Kinder  und  die  übrigen  Erwachsene  waren:  13 mal  war  der  Sitz  das 
Oroßhim,  6  mal  das  Kleinhirn.  Die  Ursache  bildete  in  der  überwiegenden 
Mehrzahl  der  Fälle  eine  chronische  Mittelohrsuppuration,  die  gewöhnlich 
schon  in  der  Kindheit  entstanden  war.  Das  häufigste  Symptom  war  der 
Kopfschmerz;  er  fehlte  allerdings  in  2  Fällen  gänzlich.  Seine  wechselnde 
Intensität  zeigte,  wie  wenig  man  imstande  ist,  aus  der  Lokalisation  des 
Schmerzes  mit  Wahrscheinlichkeit  auf  die  Lage  des  Abszesses  zu 
schließen.  Auch  Schwindel  war  recht  häufig,  der  Augenhintergrund  unter 
17  untersuchten  Fällen  aber  10  mal  normal.  Die  Optikusaflfektionen  fanden 
sich  dabei  am  häufigsten  bei  öroßhimabszessen.  Fieber  war  bei  fast  allen 
Kranken  nachweisbar.  Es  ist  ein  gutes  diagnostisches  Zeichen,  wenn  man 
andere  Fieberursachen,  wie  Sinusthrombose,  epidurale  Abszesse,  Eiterretention 
im  Schläfenbein  und  dergleichen  ausschließen  kann.  Eine  hervortretende  Krank- 
heitserscheinung waren  außerdem  Appetitlosigkeit  und  Abmagerung.  Die 
diagnostischen  Schwierigkeiten  wachsen  durch  das  häufige  Zusammentreffen  der 
Gehimabszesse  mit  anderen  entzündlichen  endokraniellen  Komplikationen  (ins- 
besondere epidurale  Abszesse,  perisinuöse  Abszesse,  purulente  Sinusthrombose, 
Meningitis,  diffuse  Encephalitis).  Unter  den  19  Fällen  konnte  die  Diagnose 
5mal  nicht  intra  vitam  gestellt,  bei  den  übrigen  14  konnte  der  Absceß  nur  in 
9  Fällen  entleert  werden.  Manchmal  tritt  bei  Gehirnabszeß-Patienten  im 
Gefolge  von  Respirationslähmung  der  Tod  ganz  unvermutet  ein,  besonders 
während  der  Narkose  und  beim  Sitz  im  Kleinhirn,  ein  Befund,  der  bei 
chirurgischen  Eingriffen  zu  großer  Vorsicht  mahnt. 

Im  Falle  Pallard's  (112)  erklärt  sich  das  Fehlen  deutlicher  Lokal- 
erscheinungen trotz  großer  Ausdehnung  der  anatomischen  Läsion  durch  den 
Sitz  des  Abszesses  im  rechten  Stirnhirn.  Bei  dem  21jährigen  Patienten 
(Habitus  phthisicus ;  tuberkulöse  Narbe  in  der  rechten  Lungenspitze)  fanden 
sich,  von  flüchtigem  Fieber  im  Anfang  abgesehen,  während  mehr  als  zwei 
Monaten  nur  heftige  Kopfschmerzen  (besonders  in  der  Stirngegend;  rechts 
vielleicht  stärker  als  links),  Erbrechen  und  Stauungspapille,  sowie  fort- 
schreitende Abmagerung.  Vom  25.  bis  35.  Krankheitstage  zeitweises,  fast 
Tolhges  Verschwinden  der  Krankheitserscheinungen.  Lumbalpunktion;  zahl- 
reiche polynukleäre  Zellen;  tropfenweise  Entleerung  der  für  das  Auge  klaren 
Flüssigkeit.  Die  Diagnose  schwankte  zwischen  Tumor  und  abnorm  ver- 
laufender Meningitis.  Tod  nach  allgemeiner  großer  Schwäche  und  „Pseudo- 
Eheumatismus"  in  den  Beinen;  keine  eigentliche  Lähmung,  keine  motorischen 
Reizerscheinungen.  Die  Autopsie  stellte  im  rechten  Stirnhirn  einen  mäch- 
tigen Staphylo-  und  Streptokokkenabszeß  fest  mit  hühnereigroßer  Höhle 
und  Eiterdurchbruch  in  den  Seitenventrikel.  Da  nur  die  Kopfsektiou 
gemacht  wurde,  bleibt  der  Ausgangspunkt  des  Abszesses  unklar. 

Villard  undLeclerc  (151)  berichten  über  einen  erfolgreich  operierten 
Fall  von  linksseitigem  Schläfenlappenabszeß  otitischen  Ursprungs.  Der 
41jährige  Packer  litt  seit  der  Jugend  an  linksseitigem  Mittelohrkatarrh  und 
hatte  zeitweihg  Kopfschmerzen  und  Übelkeit.  8  Tage  vor  seiner  letzten 
Erkrankung  stellten  sich  sehr  heftige  Kopfschmerzen  ein  und  ein  epilepti- 
former  Anfall  mit  allgemeinen  Zuckungen,  an  den  sich  Erbrechen  und 
Schüttelfröste  mit  leicht  erhöhter  Temperatur  anschlössen.  Darauf  folgte 
ein  Erregungszustand,  der  in  tiefe  Benommenheit  überging.  Puls  60 
Schläge,  Atmung  verlangsamt.  Kein  Ohrenlaufen,  keine  Patellarreflexe, 
keine  Lähmungserscheinungen.  Sensibilität  intakt.  Pupillen  gleich  weit.  Es 
wurde  ein  Gehirnabszeß  angenommen,  und  als  die  Eröffnung  des  Warzenfort- 
satzes und  des  Sinus  lateralis  normale  Verhältnisse  ergab,  der  linke  Tem- 
porallappen punktiert,   und,  als  sich  Eiter  zeigte,   inzidiert.     Nach   Abfluß 


542  Hämorrhagie.  Embolie,  Thrombose,  Abszeß. 

von  fäkulent  riechendem  Eiter  und  nach  längerer  Drainage  der  Abszeßhöhle 
trat  vollständige  Heilung  ein.  Vorübergehend  war  eine  motorische  Aphasie, 
aber  keine  Hemianopsie  nach  der  Operation  aufgetreten.  (Bendix.) 

Ronghton  (126)  bespricht  einen  Fall  von  KleinhirnabszeB  nach 
chronischer  Otitis  media  in  Form  einer  klinischen  Vorlesung.  26  Jahre 
alter  Patient,  seit  8  Jahren  zeitweise  Ausfluß  aus  dem  linken  Ohr,  der  seit 
6  Monaten  sich  verstärkte.  Darauf  Erkrankung  mit  Kopfschmerzen  (Süm 
und  Hinterhaupt  beiderseits),  allgemeinem  Unbehagen,  Schwindel,  Erbrechen, 
linksseitiger  Facialislähmung,  etwas  Fieber,  Pulsbeschleunigung,  sowie  mit 
nystagmusartigen  Zuckungen  in  den  seitlichen  Endstellungen;  gute  Knochen- 
leitung bei  anscheinend  normalem  Processus  mastoideus;  anfanglich  keine 
Ataxie  und  dergleichen.  Man  dachte  zunächst  an  eine  Entzündung  der 
Hirnhäute  in  der  Nachbarschaft  des  Schläfenbeins  und  führte  die  Facialis- 
lähmung auf  eine  Läsion  im  Canal.  Fallopii  zurück.  Darauf  leichte  Augen- 
muskelparese  mit  Diplopie  und  Neuritis  optica  duplex;  die  anfänglich 
normalen  Patellarsehnenreflexe  besonders  rechts  abgeschwächt;  Klopfempfind- 
lichkeit am  Hinterhaupt  unter  der  Protuberanz  und  längs  der  Schädelbasis 
hinten  links.  Operation  mit  Eröffnung  des  Processus  mastoideus  und  Frei- 
legung der  Dura;  keine  wesentlichen  pathologischen  Veränderungen.  Nach 
anfänglicher,  tagelanger  Besserung  der  Kopfschmerzen  Verschlimmerung  des 
Allgemeinbefindens,  große  Unruhe,  Pupillendifferenz  (rechts  >  links),  Auf- 
hebung der  Patellarsehenreflexe,  Babinski  rechts  und  gleichseitige  Parese 
mit  Sensibilitätsstörungen.  Infolgedessen  Trepanation  unter  dem  Seitensinus 
und  hinter  dem  Sinus  sigmoiH.  Nach  Durch trennung  der  Dura  Vorwölbung 
des  Seitenlappens  des  Kleinhirns;  Eröffnung  der  Abszeßhöhle.  Tod  am 
selben  Tage  ohne  Eückkehr  des  Bewußtseins.  Bei  der  Autopsie  fand  sich 
eine  große  Eiterhöhle  im  linken  Seitenlappen,  außerdem  Eiterbelag  auf  der 
Dura  in  der  Gegend  des  Meatus  acusticus  internus  und  leichte  Lepto- 
meningitis.  —  Aus  diesem  Fall  geht  unter  anderem  hervor,  daß  entzündliche 
Prozesse  am  inneren  Gehörgang  Facialislähmung  verursachen  können  ohne 
gleichzeitige  Akustikusstörungen. 

Im  Falle  Martineatl  (95)  handelt  es  sich  um  einen  gleichseitigen 
Subduralabszeß  bei  linksseitigem  Stirnhöhlenempyem.  Außer  heftigen  Kopf- 
schmerzen, Fiebersteigerung,  mäßiger  Pulsverlangsamung,  Gefühl  von 
Eingenommenseiu  und  Kribbeln  in  der  rechten  Hand  bestanden  keine 
neurologischen  Erscheinungen.  Nach  Radikaloperation  des  Empyems  und 
Entfernung  der  hinteren  Knochenwand  Entleerung  reichlichen,  stinkenden 
Eiters:   Heilung;  Bemerkungen  über  die  operative  Technik. 

In  dem  von  Paterson  (116)  beschriebenen  Fall  erkrankte  ein  5jähr. 
Mädchen,  das  —  abgesehen  von  geringfügigem  Eiterausfluß  aus  dem  rechten 
Ohr  2  Jahre  zuvor  —  immer  gesund  war,  mit  epileptiformen,  rechts  stärkeren 
Krämpfen  (starre  Pupillen,  Deviation  conjugu6e  nach  rechts,  leichte  Neuritis 
optica).  Hinter  dem  rechten  Ohr  fand  sich  eine  fluktuierende  Schwellung; 
Inzision  an  dieser  Stelle;  Eiterentleerung.  Entfernung  von  Granulations- 
geweben aus  Antrum  und  Mittelohr.  Einige  Tage  später  rechtsseitige 
Lähmung  (inkl.  Facialis),  die  nach  10  Tagen  wieder  verschwand.  Gelegent- 
liches, flüchtiges  Schielen;  9  Wochen  darauf  allgemeine  Konvulsionen,  Fieber, 
schwere  Bewußtseinstrübung,  Strabismus  convergens  rechts.  Nochmalige 
Ohroperation  (starke  Knochenarrosion).  Nach  Inzision  in  die  Dura  trifit 
die  sondierende  Hohlnadel  ^/^  Zoll  von  der  Oberfläche  auf  einen  soliden 
und  anscheinend  inoperablen  Tumor.  Die  Diagnose  wurde  daraufhin  auf 
Tuberkel  mit  tuberkulöser  Meningitis  gestellt.  Tod  5  Stunden  nach  dem 
Eingriff.     Bei  der  Autopsie  (nur  Schädelhöhle)  fand  man  eine  basale  Lepto- 


Hämorrhagie,  Embolie,  Thrombose.  Abszeß.  543 

meningitis  und  im  Schlaf enlappen,  direkt  über  dem  Felsenbein  bezw. 
Tegment  tympani,  einen  hühnereigroßen,  älteren  Abszeß  mit  einer  ungemein 
derben,  selbst  fiir  eine  Punktionsnadel  kaum  durchgängigen,  bindegewebigen 
Kapsel. 

Dench  (35)  berichtet  über  2  tödlich  verlaufende  Fälle  von  Gehirn- 
abszeß.  Fall  1:  52  Jahre  alter  Patient;  vor  1  Jahr  flüchtige,  rechtsseitige 
Ohrenscbmerzen,  die  vorübergehend  1  Monat  vor  der  Krankenhausaufnahme 
mit  großer  Heftigkeit  wiederkehrten  und  mit  Druckempfindlichkeit,  sowie 
mit  Anschwellung  in  der  Gegend  des  Warzenfortsatzes  verbunden  waren. 
2  Wochen  später  rechtsseitige  Stirnkopfschmerzen,  Schläfrigkeit  abwechselnd 
mit  Unruhe,  leicht  taumelnder  Gang,  septisches  Aussehen.  Bei  Stenose 
des  äußeren  Gehörgangs  ohne  Vor  Wölbung  des  Trommelfelles  wurde  sofort 
nach  der  Aufnahme  die  Parazentese  ausgeführt.  Wegen  Fieber  und 
Empfindlichkeit  des  Processus  mastoideus  3  Tage  später  Eröfi*nuug  des 
erheblich  erkrankten  Warzenfortsatzes  (Seitensinus  gesund).  Tags  darauf 
Verschlechterung  des  Befindens,  zunehmende  Benommenheit  und  Lähmung 
des  lioken  Arms.  Operation,  großer  Schläfenlappenabszeß  nach  vorüber- 
gehender Besserung.  10  Tage  später  Exitus  unter  meningitischen  Er- 
scheinungen. Fall  2:  23jähriger  Mann;  Eiterausfluß  aus  dem  linken  Ohr 
seit  2  Jahren  bei  ausgedehnter  Zerstörung  des  linken  Trommelfelles.  Radikal- 
operation, vorübergehende  Fiebersteigerung  mit  25000  Leukocyten.  Besse- 
rung. Darauf  wiederum  Fieber,  Kopf-  und  Nackenschmerzen,  beiderseitige 
Neuritis  optica,  leichte  Wortblindheit,  rechtsseitige  homonyme  Hemianopsie. 
Operation  mit  erfolgloser  Punktion  des  Schläfenlappens,  Hernia  cerebri. 
Nach  vorübergehender  Besserung  Zeichen  von  Meningitis.  Entleerung 
trüber  Flüssigkeit  an  der  Stelle  des  Prolapses;  Exitus.  —  In  der  Epikrise 
werden  die  Methoden  zur  Auffindung  der  wichtigsten  Sulci  und  Gyn  be- 
sprochen^ sowie  technische  Einzelheiten. 

Weiss  (158)  berichtet  über  einen  Fall  von  diffuser  eitriger  Bronchitis 
und  Eapillarbronchitis  mit  beginnenden  broncho-pneumonischen  Herden  im 
rechten  Mittel-  und  Unterlappen  und  multiplen  Hirnabszessen  in  beiden 
Großhirnhemisphären  und  im  Kleinhirn  (außerdem  beginnende  eitrige  Lepto- 
meningitis  an  der  Basis  und  an  der  Konvexität). 

Nexunann  (HO)  teilt  2  Fälle  von  otitischem  Schläfenlappenabszeß 
mit,  die  durch  ihren  klinischen  Verlauf  und  das  Ergebnis  der  Lumbal- 
punktion Interesse  beanspruchen.  Trotzdem  im  ersten  Fall  durch  ein  seit 
Jahren  sich  entwickelndes  Cholesteatom  bei  einem  9  jährigen  Mädchen  aus- 
gedehnte Defekte  im  Gerüst  des  Schläfenbeins  entstanden  waren  und  das 
ganze  Labyrinth  sich  von  Granulation  erfüllt  erwies,  trotzdem  ferner  bei  der 
Sektion  ein  kindsfaustgroßer  Schläfenlappenabszeß  gefunden  wurde,  bestanden 
bis  8  Tage  vor  der  Spitalaufnahme  keinerlei  subjektive  Beschwerden  oder 
objektive  Zeichen  einer  schweren  Erkrankung;  dieselben  traten  erst  im  An- 
schluß an  die  akute  Exazerbation  des  Ohrenleidens  auf,  die  zugleich  zur 
Bildung  eines  mächtigen  retroaurikulären  Abszesses  führten.  Im  zweiten 
Fall  schloß  sich  der  Abszeß  an  eine  scheinbar  leichte,  ja  fast  symptomlos 
verlaufende  Ohrenerkrankung  an  (der  Patient  hatte  „keine  Ahnung"  von 
seinem  Leiden!).  In  beiden  Fällen  war  das  Lumbalpunktat  steril;  es  ent- 
hielt jedoch  reichlich  Leukocyten  (auch  polynukleäre). 

Legrand  und  Axisa  (87)  haben  in  Ägypten  bei  postdysenterischen 
Gehimabszessen  2  mal  Anaerobier  nachgewiesen  und  1  mal  Amoeben.  Ob 
die  Anaerobier,  die  höchstwahrscheinlich  aus  dem  Darm  stammen,  nicht 
einen  zufälligen  Befund  bilden,  oder  ob  sie  irgend  eine  Rolle  bei  der  Ent- 
stehung des  dysenterischen  Abszesses  spielen,  bleibt  dahingestellt. 


1544  H'ämorrhagie,  Embolie,  Thrombose,  Abszeß. 

In  dem  von  Steinhaus  (140)  veröffentlichten  Fall  ist  es  anscheinend 
zum  erstenmal  gelungen,  das  Corynebacterium  pseudodiphthericum  commune 
als  den  Erreger  eines  Hirnabszesses  nachzuweisen.  Es  handelte  sich  um 
einen  12  jährigen  Patienten,  der  seit  früher  Jugend  an  rechtsseitigem,  in 
letzter  Zeit  sich  wesentlich  verstärkendem  Ohrensausen  litt.  Radikaloperation 
(Knochen  stal'k  mit  Granulationen  durchsetzt,  Sinus  ausgedehnt  freigelegt, 
oberer  Rand  des  Warzenfortsatzes  z.  T.  fehlend).  Nach  ca.  10  Tagen 
rechtsseitige  Ohrenschmerzen,  Übelkeit,  Erbrechen,  Somnolenz  usw.;  darauf 
Einstich  an  der  Stelle,  wo  die  Dura  bei  der  Radikaloperation  freilag,  3  cm 
tief;  Ausfluß  von  dünnem  stinkendem  Eiter  in  großer  Menge.  Auf  der 
Agarplatte  nach  48  Stunden  Reinkultur  eines  in  die  Gruppe  des  Diphtherie- 
bazillus einzureihenden  Stäbchens,  das  Steinhaus  als  Corynebacterium 
pseudodiphthericum  commune  betrachtet, 

Fremont  (48)  operierte  mit  gutem  Erfolge  einen  Mann,  der  an 
chronischer  Mittelohreiterung  litt  und  gleichzeitig  einen  extraduralen  Gelnm- 
abszeß,  einen  extraduralen  Kleinhirnabszeß  und  einen  großen  Abszeß  im 
Nacken  hatte.  Alle  drei  Abszesse  waren  ätiologisch  auf  die  alte  Mittelohr- 
eiterung zurückzuführen.  (Bendix.) 

Monre  (107)  teilt  drei  Fälle  von  Gehirnabszeß  a*uf  der  Basis  von 
Mittelohrerkrankungen  mit,  von  denen  zwei  nach  der  Operation  tödlich  ver- 
liefen. Die  Abszesse  hatten  ihren  Sitz  im  Temporallappen.  Trotz  des 
großen  Umfanges  des  linksseitigen  Schläfenlappenabszesses  in  dem  einen 
Eall  waren  Sprachstörungen  vermißt  worden.  Im  dritten  Falle  handeke  es 
sich  um  einen  traumatischen  Abszeß  des  rechten  Schläfenlappens  bei  einem 
6  jährigen  Kinde.     Heilung  nach  Entleerung  des  Abszesses.  (Bemlix.) 

Heimann  (63)  berichtet  über  einen  Fall  von  akutem  rechtsseitigem 
Schläfenlappenabszeß  jnfolge  einer  akuten  artefiziellen  Mittelohreiterung  und 
gibt  eine  statistische  Übersicht  von  645  Fällen  otitischer  Hirnabszesse.  Bei 
519  wurde  die  Abszeßentleerung  vorgenommen,  davon  wurden  193  Fälle 
geheilt.  (Bendij.) 

Frey  (49)  kritisiert  den  Wert  der  für  die  Diagnostik  eines  otitischen 
Hirnabszesses  wiclitigen  Symptome,  die  er  in  übersichtlicher  Weise  zur 
Darstellung  bringt.  Für  sehr  wichtig  hält  er  in  der  Gruppe  der  von  der 
Eiterung  an  sich  abhängigen  Symptome  die  Störung  des  Sensoriums,  wobei 
<ler  Patient  entweder  schläfrig  ist  oder  eine  krankhaft  gesteigerte  Hini- 
tätigkeit  zeigt.  Von  den  Hirndrucksymptomen  ist  die  Pulsverlangsamung 
häufig  aber  nicht  konstant,  ebenso  die  Alteration  des  Augenhintergrundes. 
Die  Herderscheinungen,  welche  entweder  für  den  Sitz  im  Schläfenlappen 
oder  im  Kleinhirn  sprechen,  sind  diagnostisch  sehr  wertvoll;  gekreuzte 
Taubheit  auf  dem  vorher  gesunden  Ohr  spricht  für  den  Sitz  im  Schläfen- 
lappen, ebenso  sensorische  Aphasie,  Worttaubheit,  Agraphie,  optische 
Aphasie  und  Paraphasien.  Bei  Kleinliirnabszessen  treten  cerebellare  Ataxie 
und  Störungen  von  Seiten  der  Medulla  oblongata,  sowie  als  wichtiges  Fern- 
symptom Glykosurie  auf.  Die  Lumbalpunktion  gibt  jedoch  keinen  sicheren 
Aufschluß  über  diiferential  -  diagnostische  Entscheidung  gegenüber  einer 
eitrigen  Meningitis.  F.  hält  in  allen  suspekten  Fällen  die  Trepanation  für 
dringend  geboten.  (Bmdix.) 

Aligemeines. 

Die  Zahl  der  im  Jahre  1904  in  der  Münchener  üniversitäts  -  Ohren- 
poliklinik behandelten  Ohrenkranken  betrug  nach  Hang  und  Thanisch 
{öl)  3315  (darunter  u.  a.  das  Labyrinthtraunia  in  10  Fällen,  Layrintlilues 
in  8,   Meniö rescher  Symptomenkomplex   in    1,    Neuralgia  tympanica   und 


Zerebrale  Kinderlähmung.  545 

mastoidea  in   6).      Schwarzes    Operation    wurde    20  mal,    die    Radikal- 
Operation  4  mal  ausgeführt. 

Alt  (1)  betont  zunächst,   daß  das  Ohrcholesteatora  ein  Entzündungs- 
produtt  ist  im  Gegensatz  zum  wahren  Cholesteatom,  das  durch  Verlagerung 
TOD  embryonalen  Epithelzellen  bezw.  von  embryonalem  Dermagewebe  ent- 
steht   Mach  Besprechung  der  Pathogenese  zeigt  er  dann,   daß  dieses  Ge- 
bilde durch  Druckusar   zur  Bildung  großer  Höhlen  führen  kann   und  zwar 
derart,  daß  der  äußere  Gehörgang,  die  Mittelohrräume,  der  Warzenfortsatz 
and  sogar  ein  Teil   der  Pyramide   ein  mit   Cholesteatom    erfülltes  Cavum 
darstellen.    Infolge   der  Druckusur  kann  die  mittlere  und  hintere  Schädel- 
grabe  eröffnet  und  infiziert  werden.    Es  können  sich  also  Extraduralabszesse, 
Himabszesse,  eitrige  Meningitis,  Sinusthrombose  mit  konsekutiver  Jugularis- 
thrombose  und  Pyämie  entwickeln.     Außerdem   kommt   es   durch  Arrosion 
des  Canalis  Fallopiae  zu  Facialislähmungen,  zu  Labyrintherweiterungen  und 
durch  Eiterretention    zu    septischen    Prozessen.      Das    Cholesteatom    wird 
manchmal  Jahre,  ja  Jahrzehnte  reaktionslos  vertragen  und  verrät  sich  dann 
gelegenthch  ganz  plötzlich  durch  stürmische  Symptome,  etwa  in  Form  einer 
akuten    Mittelohrentzündung.      Mehr    als    -/s    ^^^^^   Fälle    vom    otitischen 
ßebimabszeß  und  otitischer  Sinusthrombose  sind  auf  verjauchte  Cholesteatome 
zurückzuführen.     Namentlich  bei  rezidivierendem  Cholesteatom  ist  im  Falle 
dfö  Versagens    der  mehr   konservativen  Behandlungsmethoden  die  Radikal- 
operation nach  Zaufal  indiziert,  ebenso  bei  gehindertem  Eiterabfluß  (z.B. 
bei  hochgradigen  Stenosen   des  iürehörgangs).     Auch  bei  schweren  Kompli- 
kationen, die  das  Gehirn,  die  Sinus,  die  Vena  Jugularis  und  das  Labyrinth 
betreffen,    hat    die   moderne  Otochirurgie  glänzende  Resultate  aufzuweisen. 


Zerebrale  Kinderlähninng. 

Referent:  Prof.  Dr.  Henneberg-Berlin. 

1.  Auche,  B.  et  Gampana,  MUe.,   De  l'etat  des  sphincters  dans  la  maladie  de  Little. 
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546  Zerebrale  KinderlähmuDg. 

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32.  Derselbe,   Formes  rares  d'hemiplegie  infantile,     ibidem.    XIX.    39. 

33.  Verth,  zur,  Fall  von  spastischer  Halbseitenlähmung  mit  Gefühlsherabsetzung.  Münch. 
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34.  Zak,  Fall  von  schwerer  cerebraler  Diplegie.  Vereinsbeil.  d.  Deutsch.  Med.  Wochen* 
Schrift,   p.  128.   (SttEttii|;aberleht.) 

Lewandowsky  (16)  bespricht  in  einer  eingeheDdeo  Arbeit  aus  dem 
Hospice  de  Bicetre-Pari«  zunächst  kurz  die  Klassifikation  un4  die  Sympto- 
matologie der  zerebralen  infantilen  Hemiplegie.  Die  infantile  Hemiplegie 
führt  kaum  jemals  zu  einer  echten  (funktionellen)  Kontraktur.  Es  findet 
sich  in  der  Regel  eine  fixe  Kontraktur,  die  sich  zum  Teil  auf  eine  man- 
gelnde Konformität  im  Wachstum  von  Knochen  und  Muskeln  zurückführen 
läßt.  Eine  weitere  Eigentümlichkeit  stellt  das  Fehlen  der  Wernicke* 
Mann  sehen  Dissoziation  dar.  Einzelne  Agonisten  und  Antagonisten  sind 
paarweise  funktionstüchtig,  andere  sind  paarweise  gelähmt.  Diese  Ver- 
hältnisse bilden  einen  Hinweis  darauf,  daß  eine  Zusammenfassung  der 
Muskeln  zu  bestimmten  Bewegungen  im  kindlichen  Gehirn  noch  nicht  statt- 
gefunden hat.  In  andern  Fällen  von  infantiler  Hemiplegie  kommt  es  zur 
Athetose.  Oulmont  hat  als  charakteristisch  für  die  Athetose  bezeichnet: 
Langsamkeit  der  Bewegung,  ihre  Übermäßigkeit,  die  Beschränkung  auf  Hand 
und  Fuß,  die  Transformation  in  einem  intermittierenden  Spasmus.  Eine 
Übermäßigkeit  ist  nach  Verf.  nicht  immer  zu  konstatieren,  wesentlicher  ist 
ein  gewisser  Rhythmus  der  Bewegungen.  Athetosische  Bewegungen  kommen 
auch  an  anderen  Stellen  als  Hand  und  Fuß  vor,  z.  B.  in  der  Schulter- 
muskulatur. 


Zerebrale  Kinderlähmung.  547 

Verf.  tritt  für  eine  strenge  Scheidung  zwischen  Athetose  und  Chorea 
eiiu  er  bat  niemals  Mischformen  beobachtet.  Chorea  kann  ohne  jede 
Störung  der  willkürlichen  Bewegung  vorkommen,  die  Athetose  liegt  vielmehr 
im  Yeiknf  der  willkürlichen  Bewegung  selbst,  dazu  kommt  bei  der  Athetose 
die  hemiplegische  Lähmung  in  irgend  einer  Form.  In  den  Pausen  zwischen 
deo  choreatischen  Bewegungen  sind  die  Glieder  von  normalem  Tonus  oder 
aboonn  schlaff,  die  Athetose  zeigt  dagegen  die  Neigung,  in  einen  inter- 
mittierenden Spasmus  überzugehen. 

Eine  Lokalisation  der  Athetose  und  des  Spasmus  mobilis  ist  nicht 
möglich,  sie  ist  ein  fast  spezifisches  Symptom  der  im  kindlichen  Alter  er- 
littenen Hemiplegie;  bei  Erwachsenen  kommt  Athetose  nur  äußerst  selten 
zar  Entwicklung.  Man  muß  annehmen,  daß  es  besondere  physiologische 
Eigenschaften  des  kindlichen  Hirnes  sind,  welche  bei  Binden-  und  Kapsel- 
herden die  Athetose  bedingen. 

Mitbewegungen  kommen  bei  der  infantilen  Hemiplegie  in  verschiedener 
Form  Tor.  Bei  den  ^identischen^  Mitbewegungen  wird  diese  intendierte 
Bewegung  auch  von  der  anderen  Extremität  gleichzeitig  ausgeführt.  Häufiger 
sind  angedeutet«  korrespondierende  Bewegungen  (König),  nur  bei  ange- 
strengten Bewegungen  der  nichtgelähmten  Extremität  erfolgt  eine  schwache 
Bewegung  der  anderen  Extremität.  Als  Pseudoathetose  bezeichnet  Verf. 
Bewegungen  dea^gelähmten  Armes,  die  beim  Gehen  hervortreten  und  nur 
eine  äußerliche  Ähnlichkeit  mit  athetosischen  Bewegungen  haben.  Die  Mit- 
bewegungen erklärt  Verf.  dnrch  die  Annahme,  daß  durch  die  Himläsion 
phylogenetische  ältere  Apparate,  die  den  Gemeinschaftsbewegungen  dienen, 
Geltung  gewinnen. 

Verf.  bespricht  des  weiteren  das  Krankheitsbild  der  Athetose  double 
an  der  Hand  von  4  Fällen.  Die  Athetose  double  ist  nicht  einfach  eine 
Athetose,  welche  beide  Körperseiten  ergriffen  hat,  sie  ist  vielmehr 
eharakterisiert  durch  die  eigentümliche  Beziehung,  die  zwischen  den  Be- 
w^ngen  der  einzelnen  Körperteile  und  Glieder  untereinander  besteht.  Es 
handelt  sich  am  generalisierte,  nicht  identische  Mitbewegungen  infolge  von 
rnmöglichkeit  einer  Dissoziation.  Echte  athetotische  Bewegungen  können 
zeitweise  vorhanden  sein,  treten  aber  ganz  in  den  Hintergrund.  Willkürliche 
Bewegungen  sind  niemals  ganz  unmöglich,  aber  in  der  charakteristischen 
Vebe  der  infantilen  Hemiplegie  durch  den  spastischen  Widerstand  der 
Antagonisten  erschwert.  Der  Symptomenkomplex  ist  abhängig  von  einer 
doppelseitigen  zerebralen  Erkrankung;  die  bisher  vorgefundeneu  Verände- 
rungen waren  diffus  und  mannigfaltiger  Art,  sodaß  sich  aus  ihnen  ein  Ver- 
ständnis der  Bewegungsstörung  nicht  herleiten  ließ. 

1  SpiUer  (28)  wendet  sich  gegen  eine  Ausdehnung   des  Begriffes   der 

I  Little sehen  Krankheit  und  wünscht,   daß  dieser  Name  für  eine  bestimmte 
i  Form  der    kongenitalen    spastischen  Steifigkeit    reserviert   bleibt.     Er    teilt 
sodann  2   eigene  Beobachtungen  von  kongenitaler  Rigidität  mit,   2  weitere 
\  Tom  Verf.   beobachtete  Fälle   sind  bereits   an   anderer   Stelle   veröffentlicht 
worden. 

Der  erste  Fall  betrifft  ein  Kind,  das  im  7.  Monat  mit  Kunsthilfe 
(Zange)  geboren  wurde.  Im  Alter  von  zirka  Vj^  Jahren  traten  Krämpfe 
mit  Bewußtlosigkeit  auf,  zwei-  bis  dreimal  am  Tage.  Das  Kind  konnte 
Bicht  gehen,  lernte  auch  nie  ordentlich  greifen,  es  konnte  nicht  sitzen  und 
den  Kopf  nicht  hochhalten,  hatte  den  Mund  meist  geöffnet  und  lernte  nicht 
sprechen.    Pat.  starb  im  Alter  von  2^/2  Jahr. 

35* 


548  Zerebrale  Kinderlähmung. 

Sektionsbefund:  Die  Fasern  in  den  Pyramidenseitensträngen  erwiesen 
sicli  feiner  als  die  Fasern  im  Go  11  sehen  Strang  und  feiner  als  bei  einem 
normalen  Kinde  gleichen  Alters.     Das  Hirn  war  gut  entwickelt. 

Außer  Zellveränderungen  (Thioninfärbung),  die  yielleicht  postmortal 
waren,  fanden  sich  keine  Veränderungen.  Verf.  nimmt  an,  daß  dem  Leiden 
eine  Agenesie  der  Pyramidenbahn  zu  Grunde  liegt. 

Im  Fall  2  handelt  es  sich  um  eine  körperlich  schlecht  entwickelte 
und  debile  Frau,  die  von  Geburt  (?)  an  die  unteren  Extremitäten  nicht 
ordentlich  gebrauchen  konnte,  auch  die  Motilität  der  Arme  war  sehr 
beeinträchtigt.  Die  Sprache  war  ein  unverständlicher  Murmeln.  Beide 
Vorderarme  zeigten  Kontrakturen,  die  Reflexe  an  den  oberen  Extremitäten 
waren  wegen  Atrophie  der  Muskulatur  und  wegen  der  Kontraktur  nicht  zu 
erzielen.  Die  unteren  Extremitäten  waren  sehr  rigide,  die  Patellarreflexe 
gesteigert,  die  großen  Zehen  liyperextendiert,  es  bestand  lebhafter  Babinski. 

Sektionsbefund:  Die  4  oberen  Cervikalwirbel  springen  nach  hinten  in 
den  Wirbelkanal  vor  und  kompnimieren  das  Rückenmark,  das  erheblich 
verschmälert  erscheint.  Die  Hinterstränge  sind  degeneriert.  Die  mikro- 
skopische Untersuchung  ergab  Degenerationen  im  Hinterstrang,  in  den 
Go  wer  sehen  und  in  den  Pyramidensträngen. 

Verf.  weist  auf  die  Schwierigkeit  der  Unterscheidung  von  spinalen  und 
zerebralen  Fällen  von  kongenitaler  Starre  hin. 

Der  Fall,  über  den  Babinski  (2)  berichtet,  betrifft  ein  26jähriges 
Mädchen  mit  spastischer  infantiler  Hemiplegie. 

Die  Patientin  war  mit  einem  Jahr  aus  dem  Bett  gefallen  und  danach 
einige  Stunden  komatös  geblieben.  Sie  hatte  starke  Konvulsionen  in  der 
ganzen  rechten  Körperhälfte  gehabt.  Diese  nahmen  in  der  Folge  allmählich 
ab,  ohne  jemals  ganz  zu  schwinden;  seit  dem  Fall  bestand  eine  Paralyse 
der  rechten  Seite. 

Im  8.  Jahr  wurde  die  Achillessehne  durchschnitten,  da  der  Fuß  in 
Equino-Varus-Stellung  stand  und  der  Gang  schwer  gestört  war.  Infolge 
der  unwillkürlichen  Bewegungen  des  Fußes  war  die  Behandlung  erfolglos; 
die  Patientin  trägt  daher  eine  Prothese.  Seitdem  hat  sich  ihr  Znstand 
nicht  merklich  geändert.  Gegenwärtig  besteht  eine  sehr  auffallende  Varus- 
Stellung  des  rechten  Fußes,  dessen  äußerer  Rand  auf  dem  Boden  liegt, 
Atrophie  des  rechten  Beines  und  starke  unkoordinierte  Bewegungen  des 
rechten  Armes,  welche  die  Patientin  mit  der  linken  Hand  zu  unterdrücken 
sucht. 

Diese  Bewegungen  treten  in  Anfällen  von  6 — 15  Sekunden  auf,  die 
.Intervalle  sind  verschieden,  bei  körperlicher  Anstrengung  oder  geistiger 
Erregung  sind  sie  sehr  kurz.  Die  Bewegungen  des  Armes  und  der  Finger 
sind  sehr  ausgiebig,  schnell  und  kräftig.  Mehrmals  hat  die  Patientin  andere 
Personen  unwillkürlich  heftig  geschlagen.  Der  Mund  ist  während  der  Anfälle 
nach  rechts  verzogen,  am  Bein  sind  keine  wesentlichen  Mitbewegungen 
bemerkbar. 

Ferner  ist  in  den  Intervallen  eine  Parese  des  rechten  Armes  zu  kon- 
statieren, jede  einfache  Bewegung  wird  mit  Mühe  ausgeführt  und  löst  einen 
Anfall  aus.  Am  wenigsten  ist  die  Beugung,  am  stärksten  die  Pronation 
und  Supination  betroffen.  Übrigens  ist  die  Parese  nach  der  Nachtruhe, 
während  der  die  Anfälle  aufhören,  bedeutend  geringer.  Die  Zeit  voio 
AVillensimpuls  bis  zum  Eintritt  der  Bewegung  ist  verlängert,  sie  dauert  bis- 
weilen mehrere  Sekunden.  Das  rechte  Bein  ist  verkürzt  und  etwas  schwächer 
als  das  linke.  Bewegungen  der  oberen  Extremität  sind  von  Mitbewegungen 
der   unteren    begleitet    und    umgekehrt.     Der   rechte    Arm    ist    nur    wenig 


Zerebrale  Kinderlähmung.  54.9 

atrophisch.  Der  Patellarreflex  ist  rechts  verstärkt.  Die  Sehnenreflexe  des 
rechten  Annes  und  die  Handreflexe  sind  normal.  Sensibilität,  Sensorium 
rnid  Psyche  sind  ungestört.  Verf.  hält  in  diesem  Falle  die  Bezeichnung 
Hemispasmus  für  geeigneter  als  Hemichorea. 

Zweifellos  handelt  es  sich  um  eine  Läsion  der  linken  Hemisphäre. 
Welche  Läsion  den  Hemispasmus  bedingt,  ist  nicht  zu  sagen.  Der  Hemi- 
spasmus ist  nicht,  wie  etwa  die  Hemichorea  posthemiplegica  der  Paralyse 
unterzuordnen.  Das  beweisen  3  Gründe:  1.  Die  Sehnenreflexe  der  oberen 
Extremität  sind  normal.  2.  Der  Grad  der  Parese  wechselt,  er  kann  nach 
längerem  Litervall  stark  oder  schwach  sein.  3.  Die  Reaktionszeit  bei  will- 
kürlichen Bewegungen  ist  verlängert.  Zieht  man  außerdem  in  Betracht,  daß 
die  Lähmung  nach  langer  Ruhezeit  zurückgeht,  so  rechtfertigt  es  sich,  diesen 
Fall  als  .,Paralysie  postspasmodique"  von  anderen  Lähmungen  zu  trennen. 
Anche  und  Campana  (1)  weisen  auf  das  Vorkommen  von  Blasen- 
und  Mastdarmlähmung  bei  der  Littleschen  Krankheit  hin.  In  zwei  Fällen 
Tön  zerebraler  Kinderlähmung,  die  Mädchen  im  Alter  von  4  bez.  5  Jahren 
betrafen,  konstatierten  die  Autoren  dauernde  Inkontinenz  der  Blase  und  des 
Mastdarmes,  die  nicht  auf  Rechnung  einer  psychischen  Störung  gesetzt 
werden  konnte. 

In  dem  Falle  Dupre's  und  Camns  (9)  handelt  es  sich  um  einen  43jähr. 
llann,  der  von  Jugend  auf  schwachsinnig  und  linkshändig  war.  Es  bestand 
;  eine  rechtsseitige  infantile  Hemiplegie,  hierzu  trat  während  der  Beobachtung 
infolge  einer  Embolie  eine  linksseitige  Hemiplegie  mit  motorisch-aphasischen 
Störungen.  Sektionsbefund:  Diffuse  chronische  Meningoencepha litis,  großer 
Emeichungsherd  im  linken  Stirnhirn,  eine  Pyramidenkreuzung  ließ  sich 
nachweisen,  doch  schien  ein  sehr  stark  entwickeltes  homolaterales  Pyramiden- 
bondel  vorzuliegen. 

Breitmann's  (4)  Arbeit  bringt  eine  ausführliche  Darstellung  der 
Ätiologie  und  Symptomatologie  der  zerebralen  Kinderlähmung.  B.  hat  22 
Fälle  dieser  Krankheit  zusammengestellt  und  kommt  zu  dem  Schlüsse,  daß 
alle  mit  vorwiegender  oder  ausschließlicher  Läsion  des  Gehirns  durch  ver- 
schiedene anatomische  Prozesse  bedingten  Symptomenkomplexe,  die  sich  in 
spastischen  Lähmungserscheinungen  äußern  und  gleichzeitig  oder  als  Folge 
ZwaDgsbewegungen,  Epilepsie  und  Idiotie  haben,  als  spinale  Kinderlähmung 
aufzufassen  sind.  (Bendix,) 

ügolotti  (29)  teilt  die  Krankengeschichte  eines  Jungen  mit,  der  wahr- 
scheinüch  bei  der  Geburt  ^in  Kopftrauma  erlitten  hatte,  und  bei  dem  sich 
Atrophie  und  hochgradige  Schwäche  der  Extremitäten  der  rechten  Körper- 
seite eingestellt  hatten.  Im  zweiten  Lebensjahre  waren  sich  häufig  wieder- 
holende Krämpfe  hinzugetreten,  scliließlich  Kontiakturen  der  rochtseitigen 
Extremitäten-  Die  Sprache  blieb  erhalten,  ebenso  die  Beweglichkeit  bis  zum 
Eintritt  der  Kontrakturen.  Tod  im  1().  Lebensjahre.  Die  Sektion  ergab 
hochgradige  Substanzdefekte  der  linken  Hemisphäre  in  allen  iliren  Teilen, 
sodaß  nur  einzelne  Teile  der  verschiedenen  Lappen  erhalten  blieben.  Die 
Pedunkuli  zeigten  ein  eigentümliches  Verhalten,  vollkommenes  Fehlen  des 
Fußes  links,  sodaß  die  Substantia  nigra  direkt  an  die  Peripherie  grenzt,  sehr 
starke  Hypertrophie  des  rechten  Fußes.  Im  Bulbus  fehlt  die  linke  Pyramide 
?ollkommen,  die  rechte  ist  hypertrophisch,  in  der  Höhe  der  Pyramiden- 
kreuzung fehlt  die  linke  Pyramide,  an  ihrer  Stelle  vermehrte  Gliaanhäufung, 
hn  Cernkaimark  fehlt  der  ungekreuzte  linke  Pyramidenvorderstrang,  während 
der  rechte  stark  hypertrophisch  vorhanden  ist,  von  den  Pyramidenseiten- 
strangen  ist  der  linke  in  normaler  Entwicklung  zu  beobachten,  der  rechte 
fehlt.  —  Es  scheinen  also  im  vorliegenden  Falle  nicht  nur  auf  dem  Gebiete 


550  AugenmuskeHähmangen. 

der  Funktion,  sondern  auch  rein  morphologisch  im  Bereiche  des  Zentral- 
neryensystems  kompensatorische  Vorgänge  sich  eingestellt  zu  haben.  Sprache 
und  Bewegung  sind  nach  Ansicht  des  Autors  durch  Funktion  der  rechten 
Hemisphäre  erhalten  geblieben.  Verf.  neigt  der  Auffassung  zu,  daß  jede 
Eolandosche  Zone  mit  beiden  Körperhäiften  in  direkte  Beziehung  tritt, 
ohne  jedoch  die  vermittelnden  Bahnen  anatomisch  bestimmen  zu  wollen. 
Besondere  Beachtung  schenkt  Ugolotti  der  Tatsache,  daß  der  rechte  Pyra- 
midenvorderstrang  stark  hypertrophisch  erscheint;  dieser  Befund  bestärkt  ihn 
in  der  Annahme,  daß  dieser  Strang  nicht  zu  den  Zellen  des  gekreuzten 
Yorderhornes  hinzieht,  sondern  zu  den  gleichseitigen  —  daher  hier  die 
hypertrophische  Kompensation:  der  Vorderstrang  stellt  die  Verbindung  der 
rechten  Rückenmarkshälfte  mit  der  erhaltenen  rechten  Hemisphäre  dar,  er 
ersetzt  den  verloren  gegangenen  gekreuzten  Pyramiden seitenstrang;  würde 
der  Vorderstrang  speziell  oder  hauptsächlich  zum  linken  Vorderhom  in  Be- 
ziehung treten,  so  würde  es  unerklärlich  bleiben,  warum  die  H}T)ertrophie 
nur  den  rechten  Vorderstrang  und  nicht  auch  den  linken  Seitenstrang  trifft. 

—  Verfasser  glaubt,  es  handelt  sich  um  eine  richtige  Hypertrophie  imd  nicht 
um  eine  Hyperplasie.  (Met^zbacher.) 

Bsposito  (10)  beschreibt  einen  Fall,  der  klinisch  das  Symptomenbüd 
einer  infantilen  BLinderlähmung  zeigte,  bei  der  Sektion  ergab  sich  das  Vor- 
handensein mehrerer  kleinerer  Tumoren  und  Platten  an  der  Dura  (und 
besonders  an  der  Falx),  ferner  eines  großen  kraterförmigen  Substanzdefektes 
in  der  linken,  und  eines  kleineren  in  der  rechten  motorischen  Gegend.  Die 
Duratumoren  erwiesen  sich  bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  als 
Psammome.  Es  waren  alle  Bildungsstadien  derselben  zu  beobachten,  nirgends 
ließ  sich  ein  Zusammenhang  dieser  Tumoren  mit  Gefäßen  nachweisen,  wenn 
auch  die  Natur  der  im  Tumor  vorhandenen  Zellnester,  femer  das  reichliche 
Auftreten  von  Bindegewebszellen  und  Bindegewebe,  ihre  Angehörigkeit  zn 
Sarkomen  als  wahrscheinlich  zuläßt,  so  muß  nach  Ansicht  Espositos  doch 
der  Ursprung  aus  Teilen  vom  Gefäßsystem  hier  angezweifelt  werden  —  im 
Gegensatz  zur  gewöhnlichen  Auffassung  von  der  Entstehung  der  Psammome. 

—  Die  Defekte  an  der  Gehirnsubstanz  stehen  nach  der  Ansicht  des  Verfassers 
in  keinem  direkten  Zusammenhang  mit  der  Tumorbildung  und  haben  aller 
Wahrscheinlichkeit  nach  vor  Entstehung  derselben  existiert.  Das  Vorhandensein 
leichter  Mikrogyrie  spricht  ebenfalls  in  diesem  Sinne,  ferner  der  Umstand, 
daß  die  Tumoren  zu  keiner  Verwachsung  mit  den  weichen  Hirnhäuten  führten, 
und  daß  die  porencephalischen  Defekte  in  ihrer  Lokalisation  der  Lokalisation 
der  Tumoren  an  der  Dura  nur  teilweise  entsprachen.  (Mtrzbacher.) 


Referent:  Dr.  Richter-Hamm  L  W. 

1.  Alexander,  Fall  von  rezidivierender  linksseitiger  OculomotoriuslähmuDg.  Vereinsbeil, 
d.  Deutsch.  Mediz.  Wochenschr.    p.  656.     (Sitzungsbericht.) 

2.  Anrand,  Hippus  monolateral  dans  une  paralysie  du  moteur  oculaire  coramun.  Lvon 
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probably  dependent  on  a  Lesion  in  the  neigborhood  of  the  Sphenoidal  Fissiirc.  Inter- 
national Oliuics.     Vol.  I. 


Aug^nmuskellähmungen.  551 

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9.  Coppez,  H.,  Un  cas  de  paralysies  multiples  et  transitoires  des  muscles  oculaires. 
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552  AugcDmuskellähmungcn. 

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38.  Schulze,  Ulrich.  Ein  Fall  von  einseitiger  isolierter  totaler  Okulomotoriusparaljae 
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89.  Schwarz,  0.,  Zur  Diagnose  der  „latenten  Accomodationsparese".  Archiv  für  Augen- 
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40.  Seele,  Rudolf,  Ueber  einen  Fall  von  linksseitiger  rezidivierender  Abducenslähmung 
mit  nachfolgender  doppelseitiger  Iritis  und  doppelseitiger  Retinitis  hämorrhagica. 
Inaug.-Diss.     Jena. 

41.  Spill  er,  William  0.  and  Posey,  William  Campbell,  R^current  Oculomotor  Palsy. 
The  Amer.  Journ.  of  the  Med.  Sciences.     Vol.  CXXIX.     No.  4.     p.  587. 

42.  Stirling,  J.  S.,  Recurrent  Paralysis  of  Ocular  Muscles  Associated  with  Pain.  Archives 
of  Ophthalmology.    July. 

48.  York  astner.    Seltene   Fälle  von   Augenmuskellähmungen.      Neurolog.    Centralblatt. 

p.  878.    (Sitzungsberieht.) 
44.  Wiener,  Meyer,    Unilateral   Transitory   Paralysis   of  the  Abducens.     The  Journal  of 

the  Amer.  Med.  Assoc.     Vol.  XLV.     No.  9.    p.  606. 

Kongenitale  LUmongen. 

Das  markanteste  Symptom  der  im  Titel  genannten  Affektion,  welche 
Carpenter  (7)  in  einem  besonders  ausgesprochenen  Fall  bei  einer  40jährigea 
Patientin  beobachten  konnte,  besteht  in:  Verengerung  der  Lidspalte,  Zurück- 
sinkon des  Bulbus  bei  ausbleibender  oder  nur  geringfügiger  Adduktion  des 
Bulbus  während  der  Blickrichtung  nach  der  gesunden  Seite,  und  umgekehrt: 
Weitwerden  der  Lidspalte,  Hervortreten  des  enophthalmischen  Bulbus  bis  zur 
Höhe  des  gesunden  Auges  und  Stehenbleiben  in  der  Mittellinie  während  der 
Blickrichtung  nach  der  kranken  Seite.  In  Carp enters  Fall  war  der 
Enophthalmus  so  hochgradig,  daß  ein  Glasauge  hätte  getragen  werden  könneu. 
Die  Ursachen  sind  zweifellos  rein  anatomische,  auf  fehlerhafter  Muskelinsertion 
und  Fixation  beruhend,   und   sind   nicht  in  Innervationstörungen  zu  suchen. 

Gutmann  (21)  beobachtete  bei  einem  13jährigen  und  einem  11  jährigen 
Knaben  ein  von  Geburt  an  bestehendes  Aufwärts-  und  Auswärtsschielen  eines 
Auges.  Durch  Vornäliung  des  Musculus  rectus  inferior  wurde  Schielen  und 
schiefe  Kopfhaltung  beseitigt.  In  beiden  Fällen  war  der  Abstand  der  Sehne 
vom  unteren  Hornhautrand  in  der  vertikalen  größer  als  normal.  Der  Nach- 
weis einer  wirklichen  Lähmung  wird  nicht  erbracht. 

Chaillous  und  Pagniez  (8)  machen  interessante  Mitteilungen  über 
eine  aus  sieben  Personen  bestehende  Familie,  von  denen  fünf  an  Ophthahiio- 
plegien  litten;  die  Mutter,  drei  ihrer  Kinder  und  ein  Enkelkind.  Außerdem 
boten  verschiedene  Familienmitglieder  Degenerationszeichen  dar;  wie  Stottern, 
Entwicklungshemmungen,  mangelhafte  Intelligenz,  ünmoralität.  Luetische 
Anhaltepunkte  fehlten.  Bei  einigen  gingen  mit  den  Augenstörungeii  Ver- 
änderungen am  Schädel  einher,  wie  Abflachung  und  Atrophie  oder  Lähmung 
des  Musculus  frontalis. 

Die  Augenmuskellähmungen  waren  nicht  bei  allen  auf  dieselben  äußeren 
Muskeln  beschränkt;  so  ist  die  Ptosis  bei  der  Großmutter  auf  beiden  Augen 
sehr  erheblich,  in  der  folgenden  Generation  weniger  stark  und  bei  der  Enkelin 
noch  schwächer  ausgeprägt.  Ebenso  sind  die  seitlichen  Augenbewegungen 
bei  der  Großmutter  am  stärksten  alteriert,  bei  der  Enkelin  viel  geringer. 
Nur  die  Elevationsbewegung  der  Augen  und  die  Augenbewegung  nach  unten 
ist  bei  allen  aufgehoben.  Die  Integrität  der  Musculi  interni  bei  allen 
Familienmitgliedern  scheint  bei  der  kongenitalen  Ophthalmoplegie  konstant 
zu  sein. 

Wenn  auch  nach  den  neueren  Arbeiten  von  Ferran  es  unzweifelhaft 
ist,  daß  viele  Ophthamoplegieu  mit  Integrität  der  Irisfunktion  ausschHeßlich 
von  Erkrankungen  der  Nervenstämme  herrühren,  so  ist  es  für  die  kongenitalen 


Aiigenmuskellähmuugen.  553 

Ophthalmoplegien  hingegen  sicher,  daß  sie  auf  einer  Entwicklungshemmung, 
eiüer  Aplasie  der  motorischen  Augenkerne  beruhen. 

Die  hereditäre  Veranlagung,  die  Bilateralität,  die  ungleichmäßige  Be- 
teiligung der  Augenmuskeln  bei  den  verschiedenen  Generationen  sprechen 
deutUch  für  den  nuklearen  Ursprung  dieser  Augenmuskellähmungen. 

(Bendiv,) 

OkDlofflotorlDSIfthmDng. 

Spiller  und  Posey  (41)  vermehren  die  kasuistische  Literatur  über 
diesen  in  den  letzten  Jahren  vielfach  genau  beobachteten  Symptomenkomplex 
(vgl.  auch  die  Referate  aus  den  vergangenen  Jahren  in  diesem  Jahresbericht) 
am  einen  Fall,  der  besonders  wertvoll  ist,  da  er  einen  Arzt  (31  Jahre  alt) 
betrifft^  von  welchem  namentlich  zuverlässige  anamnestische  Daten  zu  erhalten 
sind.  Patient  litt  seit  dem  15.  Lebensjahr  an  typischer  „migraine"  in  den 
letzten  10  Jahren  war  er  frei  davon;  es  muß  nach  den  zuverlässigen  An- 
gaben angenommen  werden,  daß  es  sich  nicht  um  Flimmerskotom  gehandelt 
hat,  obwohl  Sehstörungen  bis  zu  vorübergehender  völliger  Blindheit,  verbunden 
mit  entoptischen  Lichterscheinungen  bestimmt  von  dem  Patienten  angegeben 
werden.  Der  diesmalige  Migräneanfall  trat  nach  besonderer  Berufsanstrengung 
mit  auffallender  Heftigkeit  auf,  und  nach  einigen  Tagen  erschien  —  zum 
ersten  Mal  —  Ptosis,  Parese  des  obliquus  inferior  und  rectus  internus  des 
rechten  Auges.  Hereditäre  Belastung,  Lues,  sind  ausgeschlossen.  Hinsichtlich 
der  bisherigen  Erklärungsversuche  verweisen  die  Autoren  mit  Recht  auf 
llöbius  und  Oppenheim. 

Die  Autoren  Lannois  und  Perran  (27)  halten  die  Abduzenslähmuugen 
otitischen  Urspnmgs  im  allgemeinen  für  seltener,  als  von  anderen  angegeben. 
Sie  glauben  einen  wesentlichen  Unterschied  machen  zu  müssen  zwischen 
solchen  Fällen,  in  denen  die  topographische  Beziehung  des  Abduzens  zum 
Felsenbein,  speziell  der  Pyramide,  den  kausalen  Zusammenhang  zwischen 
AbdüzensafiFektion  und  Ohrenleiden  (Mastoiditis,  zirkumskripte  Basalmeningitis, 
Extraduralabzeß,  Arachnoiditis)  rein  mechanisch  erklären  läßt,  und  jenen 
Rillen  leichterer  Art,  in  denen  der  otitische  Prozeß  auf  das  Mittelohr,  speziell 
die  Pauke,  beschränkt  erscheint  und  synchron  mit  dem  Ohrenleiden  die 
Abdozensaffektion  auftritt  und  abklingt.  Die  Beobachtung  eines  solchen  Falles 
bei  38  jährigem  Patienten  lührt  die  Auto  reu  dazu,  sich  der  Urbantschitschen 
Erklärung  von  einem  Reflexzusammenhang  auf  der  Bahn  des  N.  vestibularis 
anzuschließen. 

Schwarz  (39)  hat  in  seiner  „Funktionsprüfung  des  Auges"  angegeben, 
wie  die,  die  sogenannte  latente  Ciliarmuskelkontraktiou  nicht  überschreitende 
Akkommodationsparese  nachgewiesen  werden  kann.  Er  gibt  in  der  vorliegenden 
Arbeit  weiter  an,  wie  das  V^erhalten  der  Pupille  des  anderen  Auges  zur 
Diagnose  einer  einseitigen  Akkommodationsparese  verwertet  werden  kann, 
wenn  gleichzeitig  eine  Internusparese  besteht,  welche  die  Anwendung  seiner 
ersten  Methode  unmöglich  macht.  Die  Prüfung  auf  latente  Akkommodations- 
parese isi  deshalb  wichtig,  weil  eine  Ciliarmuskelparese  nicht  immer  eine 
Verringerung  der  manifesten  Akkommodation  sofort  erkennen  läßt. 

Fischer  (14)  teilt  einen  Fall  von  isolierter  Lähmung  des  Musculus 
rectus  internus  mit.  Es  handelt  sich  um  einen  42  jährigen  an  einer 
chronischen  Rückenmarksaffektion  mit  Beteiligung  der  Hinter-  und  Seiten- 
stränge leidenden  Mann,  der  beim  Blick  nach  links  bis  zu  einem  Winkel 
von  25  ®  normale  Beweglichkeit  der  ßulbi  hatte.  Dann  aber  bleibt  das 
rechte  Auge  stehen,  und  nach  einem  Moment  springt  das  linke  Auge  mit 
einem  kräftigen  Ruck  plötzlich  in   äußerste  Auswärtsstellung.     Wahrschein- 


554  Aug^nmuskellähmuDgen. 

lieh  handelt  es  sich  um  multiple  Sklerose  mit  isolierter  Beteiligung  des  M. 
rectus  internus  dexter.  (Bendia,) 

AbdHzenslShffliuig. 

Grasset  und  Gaussel  (19)  teilen  den  klinischen  und  pathologischen 
Befund  eines  Falles  von  Tuberkelbildungen  im  Kleinhirn  und  Pons  bei  einer 
14  jährigen  Patientin  mit.  Außer  den  cerebellaren  Symptomen  war  vor  allem 
der  Ausfall  der  seitlichen  Augenbewegungen  nach  rechts  und  links  be- 
merkenswert. Bei  der  Kranken  hatte  sich  langsam  unter  Erbrechen, 
taumelndem  Gang  und  Abnahme  der  Sehkraft  eine  Parese  des  linken 
Facialis,  cerebellare  Ataxie,  Herabsetzung  des  Gehörs  beiderseits,  Blindheit 
und  totale  Lähmung  der  seitlichen  Augenbewegungen  entwickelt. 

Außer  einem  Tuberkel  im  linken  Kleinhirn  fand  sich  im  Pons  nach 
hinten  von  den  Corp.  quadrigemina  ein  nußgroßer  Tuberkel,  welcher  in  einen 
zweiten  Tuberkel  überging,  der  das  vordere  Triangel  des  vierten  Ventrikels 
einnahm.  Die  Tumoren  nahmen  das  Gebiet  des  linken  Facialis-  und  beider 
Abduzenskerne  ein.  Infolge  der  Affektion  beider  Abduzenskerne  war  die 
seitliche  Bewegung  beider  Augen  unmöglich,  dagegen  war  die  Konvergenz 
der  Augen  ungestört. 

Der  Fall  wird  als  Beweis  für  die  Hypothese  angeführt,  daß  die 
kollateralen  Augenbewegungen  an  bestimmte  Rindenzentren  gebunden  sind, 
respektive  daß  jede  Hemisphäre  beide  Augen  aber  in  entgegengesetzter 
Hinsicht  innerviert.  (BendLr.) 

Die  Patientin  Seele's  (40)  erkrankte  zuerst  mit  12  Jahren  an  ünks- 
seitiger  Abduzenslähmung,  welche  nach  zirka  ^^  Jahr  ganz  verschwunden 
war.  Nach  3  Jahren  Pause  wiederholte  sich  die  gleiche  Lähmung;  nach 
weiteren  ü'/g  Jahren  erkrankte  erst  dasselbe  Auge,  kurz  darauf  auch  das 
rechte  Auge  an  Iridocyclitis  und  hämorrhagischer  ßetinitis.  Zwischen  dieser 
letzten  Erkrankung  und  der  letzten  Abduzenslähmung  hat  eine  „linksseitige 
Lähmung"  bestanden,  die  als  hysterische  bezeichnet  vnirde  und  eine  drei- 
wöchentliche klinische  Behandlung  erforderte.  Am  Ende  der  sich  über 
mehrere  Monate  erstreckenden  Behandlung  bleibt  Doppelsehen,.,  konko- 
mittierendes  Schielen  mit  Höhendifferenz  bestehen.  Hinsichtlich  der  Ätiologie 
bringt  auch  diese  Beobachtung  keine  Aufklärung.  Seel  nimmt  zwar  für  die 
Abduzenslähmung  einen  peripheren  Sitz  der  Erkrankung  an,  doch  bietet  die 
Krankengeschichte  meines  Erachtens  dafür  keinen  zwingenden  Grund,  wenn 
auch  die  häufigsten  Ursachen  zentraler  Art:  Tuberkulose  und  Lues  wohl  aus- 
zuschließen waren.  Festgestellt  wurden  dysmennorrhöische  und  amenorrhöische 
Anomalien;  der  ersten  Lähmung  gingen  Schüttelfröste  mit  „Schnupfen"  und 
Kopfschmerzen  vorauf,  der  dritten  eine  angebliche  „Erkältung"  mit  Gesichts- 
rose. Ob  Untersuchungen  des  Blutes  stattgefunden  haben,  ist  aus  den  Mit- 
teilungen nicht  ersichtlich. 

Traumatische  LUmungen. 

Garipuy  (16)  fügt  dem  spärlichen  kasuistischen  Material  drei  Fälle 
hinzu,  in  welchen  durch  Messerstich,  Fall  auf  Ecke  einer  Bank,  Hufschlag 
eine  periphere  Lähmung  des  Obliquus  sup.  hervorgerufen  war.  In  allen  drei 
Fällen  Ausgang  in  Heilung  ob  durch  —  ob  trotz  der  Faradisation  —  bleibe 
dahingestellt. 

MDltiple  LUmongen. 

Bei  einem  32  jährigen  Mädchen  beobachtete  Coppez  (9)  das  Auftreteo 
und  Verscliwinden  folgender  Augensyraptome  innerhalb  eines  Monats:  Parese 


Augenmuskellähmungen.  555 

der  Akkommodation,  erst  rechts,  dann  links,  danacli  Parese  des  linken  Rectus 
inferior,  der  Papillen,  danach  wieder  normales  Pupillarspiel  bei  bestehender 
AkkommodatJonsparese,  Spasmus  des  linken  Levator  palpebrae,  wieder  einige 
Tage  später  Parese  des  rechten  Rectus  eztemus,  der  linken  Pupille,  des 
unken  Obliquus  inferior;  das  letztere  Symptom  blieb,  die  übrigen  schwanden. 
Über  die  Ätiologie  dieser  abenteuerlichen  Beobachtung  gibt  C.  keiner  Ver- 
mutung Baum. 

Einichi  Naka  (31)  teilt  je  einen  Fall  von  peripherer  Lähmung  von 
Augenmuskeln  bei  tuberkulöser  Meningitis  und  von  Ophthalmoplegia  chronica 
externa  et  interna  bei  einem  Taboparalytiker  mit.  Aus  der  Kranken- 
geschichte des  ersten  Falles  geht  hervor,  daß  es  sich  um  einen  29jährigen 
starken  Potator  handelt,  der  au  latenter  Phtisis  gelitten  und  keine  Be- 
schwerden hatte,  aber  im  Rauschzustande  plötzlich  bewußtlos  wurde  und 
Krämpfe  bekam.  Hieran  schloß  sich  ein  Zustand  anhaltender  Verwirrtheit. 
Am  5.  Krankheitstage  trat  erst  leichtes  Fieber  auf,  am  6.  Tage  Okulo- 
motoriuslähmung, besonders  links  mit  Ptosis,  Pupillendifferenz,  Lichtstarre 
und  Lähmung  der  Augenmuskeln.  Anatomisch  fand  sich  hochgradige  tuber- 
kulöse Menin^tis  mit  Blutung  und  Verkäsung,  Tuberkeln  im  Ependyra, 
starke  Beteiligung  der  Augenmuskelnerven  an  ihren  Austrittsstellen,  geringe 
Blutung  in  der  Okulomotoriusgegend,  fleckige  Degeneration  der  Okulo- 
motorius-  und  Akustikuswurzel. 

Fall  II  betraf  einen  59  jährigen  Mann  mit  Taboparalyse,  der  beider- 
seits Ptosis,  rechts  mehr  als  links,  hatte.  Bewegung  des  rechten  Auges  fast 
volhg  aufgehoben,  links  nicht  ganz  so  stark.  Mikroskopisch  fand  sich  De- 
generation der  Abduzenskeme  und  der  intramedullären  Wurzel.  Normale 
Tentrale  Abduzenskeme.  Totale  Degeneration  der  Trochleariskerue  im 
proximalen  Teile,  distal  weniger,  links  mehr  als  rechts.  Atrophie  der  dorso- 
lateral  verlaufenden  Trochleariswurzel.  Hochgradige  Veränderung  der 
Lateralkeme  des  Okulomotorius  und  der  Wurzelfasern;  geringere  Degene- 
ration des  Zentralkernes.  (Bendix,) 

IntoxlkationslShmongeiL   (Blei  Nikotin,  Diabetes.) 

In  dem  einen  Fall  Hammer's  (22)  handelte  es  sich  um  typische, 
schon  nach  einmonatlicher  Beschäftigung  mit  bleihaltiger  Porzellanglasur  auf- 
tretende Bleiintoxikation.  Es  bestand  beiderseitige  Abduzenslähmung,  Pa- 
pillo-retinitis,  Bleikolik,  Bleisaum.  Unter  entsprechender  Behandlung  ging 
die  Lähmung  zurück. 

Im  zweiten  Falle  dürfte  die  Annahme,  daß  die  vorhandene  Parese 
beider  Oculomotorii  und  des  linksseitigen  Abduzens  auf  Tabakabusus  zurück- 
zuführen sei,  zweifelhaft  sein,  da  12  Jahre  vor  Auftreten  der  Lähmungen 
spezifische  Infektion  stattgefunden  hatte.  Zum  ersten  Falle  bringt  Hammer 
reiche  Literatur;  für  die  Seltenheit  der  „Nikotinlähmung"  spricht  der  Um- 
stand, daß  auch  Lewin  und  Guillery  in  ihrer  großen  Monographie  nur 
zwei  —  überdies  zweifelhafte  —  Fälle  anführen  können. 

Veranlaßt  durch  drei  eigene  Beobachtungen  von  Abduzensparese  bei 
Diabetikern,  veranstaltete  DiexQafoy  (11)  eine  Sammelforschung  und  be- 
richtet über  das  Ergebnis  von  68  Fällen.  Charakteristisch  für  die  Diabetiker- 
lahmungen  des  Auges  ist  zunächst  die  dreifach  größere  Häufigkeit  grade 
der  Abduzenslähmungen  als  der  anderer  Augenmuskeln,  ferner  das  Fehlen 
öiner  bestimmten  Beziehung  zwischen  Zuckergehalt  und  Intensität  der  Lähmung, 
drittens  der  weitaus  häufigste  Ausgang  in  Heilung  in  2 — 3  Monaten.  Sehr  häufig 
geht  dem  Erscheinen  der  Lähmung  eine  Neuralgie  der  Schläfen-Orbita-Region 


556  ErkraDkuDgen  des  Kleinhirns. 

voraus.  Rezidive  sind  häufig.  Hinsichtlich  der  Pathogenesis  erinnert 
Dieiilafoy  an  den  Gl.  Bernardschen  piqüre-Versuch  und  glaubt  einen 
Zusammenhang  zwischen  Glykosurie  und  Lähmung  aus  der  territorialen  Be- 
ziehung am  Boden  des  vierten  Ventrikels  hypothetisch  aufstellen  zu  können. 


Erkrankangen  des  Kleinhirns. 

Referent:  Prof.  Dr.  L.  Bruns- Hannover. 

1.  Abrahamsou,  J.,    Tubercle    of   the    Cere bellum.     The   Journ.  of  Nerv,  and  MenUl 
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2.  Allen,  John  H.,  Fatal  Gase  of  Cerebellar  Abscess.     American  Medicine.     Jan. 

3.  B abier,  Edmund  A.,    Tumors   of   the   Cerebellum.     St.   Louis    Courier  of  Medecine. 
Vol.  XXXIU.     p.  257. 

4.  Derselbe,  Tumors  of  the  Cerebellum.     ibidem.     Vol.  XXXIII.     Dez.     p.  342. 

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16.  Gordinier,  Herrn  on  C,  The  Symptomatology  and  Localization  of  Tumors  of  the 
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the  Fourth  Ventricle,  with  Three  Autopsies.  Albany  Medical  Annais.  Vol.  XXVI. 
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27.  Nonne,  M.,  Ein  weiterer  Befund  bei  einem  Fall  von  familiärer  Kleinhirnataxie.  Ceber 
die  Berechtigung  der  Einteilung  des  Morbus  Friedreich  in  eine  spinale  und  cerebellare 


Erkrankun^ren  des  Kleinhirns.  557 

Fonu.  Casuistisch  klinische  Beiträge  zur  congcnitalen  Form  der  Kleinhirnataxie  und 
zur  ^acutea  Ataxie''.  Archiv  für  Psychiatrie  und  Nervenkrankheiten.  Bd.  39,  Heft  3. 
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28.  0hl,  Max,  Ein  Fall  von  Kleinhirnapoplexie.     Inaug.-Diss.     München. 

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40.  Willems,  Georg,  Ein  Fall  von  Margaritom  des  Kleinhirns.     Inaug.-Diss.     München. 

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42.  Winokurow,  J.,  Kleinhirn geschwulst  im  kindlichen  Alter.  Medizinskoje  Obosrenje. 
1904.    No.  17. 

Gordinier  (16)  spricht  im  allgemeinen  über  die  Symptome  der 
Kleinhimtumoreu  und  bringt  dann  3  eigene  Fälle  von  Tumoren  des  Klein- 
hirnes und  eines  im  Boden  des  4.  Ventrikels.  Der  letztere  war  ebenfalls 
in  den  Wurm  hineingewachsen  und  hatte  nur  Kleinhirnsymptorae  hervor- 
gerufen.    Sonst  bringt  die  Arbeit  nichts  neues. 

üoter  dem  Titel  angeborene  familiäre  Hypoplasie  des  Kleinliirnes  be- 
richten Frenkel  und  Langstein  (14)  über  drei  Geschwister,  zwei  Brüder 
nnd  eine  Schwester,  die  im  allgemeinen  der  Friedreich  sehen  hereditären 
Ataxie  zuzurechnen  sind,  aber  sich  —  wie  manche  andere  als  solche  be- 
schriebenen Fälle  —  doch  wesentlich  von  ihnen  unterscheiden.  Die  Sehnen- 
reflexe fehlten  nicht,  sondern  w^aren  sogar  lebhaft;  Seusibilitätsstörungen 
waren  nicht  vorhanden;  es  fehlten  die  Skoliose  und  die  charakteristische 
Paßdifformität;  das  Leiden  begann  schon  ganz  früh  und  zeigte  jedenfalls 
keine  Progressivität.  Im  Liegen  bei  Bewegungen  keine  Ataxie;  ganz  besonders 
bestand  statische  Ataxie  des  Rumpfes  auch  im  Sitzen;  beim  Gehen  Tvichen 
die  Kranken  kaum  von  der  Richtungslinie  ab. 

Mingazzini  (25)  bringt  folgenden  Fall.  Bei  einem  15jährigen 
Mädchen  bestand  ein  unsicherer  cerebellarer,  teilweise  auch  tabisch-ataktisclier 
Gang.  Tremor  des  Kopfes;  Intentionstremor  der  Arme  und  der  Beine; 
skandierende  Sprache;  Strabismus;  leichte  spastische  Erscheinungen  in  den 
Extremitäten;  leichte  Hypalgesie.  Psychisch:  Schwachsinn;  epileptische  Anfälle. 
Es  fand  sich  eine  partielle  symmetrische  Agenesie  der  Kleinhirnhemisphären 
nnd  teilweise  des  Ober- und  Unterwurmes ;  Aplasie  eines  Teiles  der  neuralen 
Elemente  des  Kleinhirns  und  der  Großhirnrinde.  Daneben  Leptomeningitis 
chronica  spinalis  mit  Randdegeneration  im  Rückenmark.  Mingazzini  möchte 
die  Hypalgesie,  die  leichte  Vermehrung  des  Tonus  der  Extremitäten  auf  die 
Bückenmarksveränderungen  beziehen,  ebenso  die  tabischen  Symptome;  für 
den   Strabismus    macht    er    eine    unvollkommene    Ausbildung    der    Fasern 


558  Erkrankung^en  des  XleinhirDs. 

zwischen  den  beiderseitigen  Abducenskernen  verantwortlich;  für  die  skan- 
dierende Sprache  Fasemiangei  im  Hypoglossuskern.  Der  Schwachsinn  und  die 
epileptischen  Anfalle  finden  ihre  Erklärung  in  der  Bindenerkrankung  des 
G-roßhims;  die  übrigen  Erscheinungen  sind  Kleinhirnsymptame.  Es  handelt 
sich  also  nicht  um  einen  reinen  Fall  ron  Kleinhirnaplasie,  sondern  um  eine 
isolierte  cerebello-spinale  Agenesie  im  Sinne  Mingazzinis. 

Nach  einem  ausführlichen  historischen  Eückblicke,  der  beweist,  daß  es 
klinisch  und  anatomisch  zwischen  der  Friedreichschen  Ataxie  und  der 
Heredoataxie  cerebellaire  Nonnes  alle  Übergänge  gibt,  bringt  Nonne  (27) 
zuerst  die  anatomische  Untersuchung  des  Bruders  eines  früher  von  ihm  be- 
schriebenen Kranken^  der  ganz  dieselben  Symptome  bot,  nur  etwas  starker 
ausgeprägt.  In  diesem  Falle  findet  sich  nur  abnorme  Kleinheit  des  Klein- 
hirnes und  der  Himnerven,  nicht  auch  des  Rückenmarks  wie  im  1.  Falle. 
Eine  Einteilung  der  Friedreichschen  Krankheit  in  eine  spinale  und  eine 
cerebellare  Form  ist  eine  künstliche.  Ferner  folgen  zwei  Fälle  isoUertei  Art  mit 
demselben  Kraukheitsbild ,  das  schon  seit  frühester  Kindheit  besteht. 
Schließlich  ein  Fall  von  akuter  Ataxie  bei  einem  Heizer,  bei  dem  die 
Symptome  nur  auf  eine  Beteiligung  des  Groß-  und  Kleinhirnes,  nicht  des 
Rückenmarkes  hinweisen. 

Mills,  Frazier,  Schweinltz,  Weisenbnrg  und  Lodhols  (24) 
haben  sich  zu  einer  Monographie  über  die  Tumoren  des  Kleinhirns,  spez. 
vom  Standpunkte  ihrer  Operierbarkeit  zusammengetan.  Mills  erörtert  die 
symptomatischen  und  diagnostischen  Momente.  Er  spricht  von  Tumoren 
einer  Kleinhirnhemisphäre,  des  Wurmes  und  des  cerebellospontinen  Winkels; 
am  besten  operierbar  sind  die  ersteren,  wenn  sie  bestimmt  zu  lokalisieren 
sind.  In  der  Symptomatologie  bringt  er  nicht  viel  neues;  die  Allgemein- 
symptome des  Tumors,  spez.  die  Kopfschmerzen  sind  bei  EJeinhimtnmoren 
meist  sehr  schwere;  können  aber  auch  fehlen.  Den  Schwindel  fuhrt  Mills 
eigentümlicherweise  auf  Reizung  von  Duralfasem  des  Trigeminus  zurück. 
Warum  nicht  auf  den  Vestibulamerven?  Die  Richtung  der  nystagmischen 
Zuckungen  kann  kaum  für  die  Seitendiagnose  verwandt  werden.  Rumpf- 
muskelschwäche findet  sich  meist;  oft  auch  solche  der  Beine;  merk- 
würdigerweise wird  nichts  über  gleichseitige  Bewegungsataxie  gesagt.  Die 
von  Batten  beschriebene  Kopfhaltung  —  Neigung  des  Kopfes  nach  der  Seite 
der  Läsion  und  Drehung  und  Hebung  des  Kinnes  nach  der  anderen  Seite 
—  ist  ein  unsicheres  Symptom.  Die  cerebellare  Ataxie  kann  bei  rein 
seitlichem  Sitz  fehlen.  Schwanken  tritt  bei  rein  seitlicher  Läsion  am  häufig- 
sten nach  der  Seite  der  Erkrankung  hin  auf;  bei  Wurmtumoren  nach  vom 
oder  nach  hinten.  Oft  findet  sich  Tremor  der  Arme.  Von  HimvwletzuDgeo 
fanden  sich  bei  reinen  Kleinhirntumoren  solche  vom  3. — 12.,  am  häufigsten 
6.,  7.,  8.,  dann  5.  Die  Differentialdiagnose  zwischen  Kleinhirn-  und  Stimhim- 
tumoren  stellt  Mills  doch  zu  leicht  dar;  auf  das  Vorkommen  heilbarer  Symp- 
tomenkomplexe  nach  Art  der  cerebeliaren  Tumoren  wird  hingewiesen.  We 
Symptomatologie  der  Kleinhirnbrückenwinkeltumoren  wird  besprochen,  ohne 
daß  hier  neues  gebracht  wird. 

Frazier  erörtert  und  illustriert  eingehend  die  chirurgischen  Mai- 
nahmen bei  Operation  von  Kleinhirntumoren  und  Schweinitz  bespricht  die 
ophthalmologischen  Symptome.  Stauungspapille  ist  stark;  sehr  häufig  auch 
Verfettungen  und  Blutungen;  oft  rapide  Abnahme  der  Sehschärfe;  in 
solchen  Fällen  wird  frühzeitige  Operation  empfohlen,  bei  der  auch  ohne 
Entfernung  des  Tumores  die  Sehschärfe  erhalten  bleiben  kann. 

Weisenburg  spricht  über  die  Histologie  der  Kleinhimtumoren.  Am 
häufigsten  sind  Sarkome,  Gliome  und  Tuberkel. 


Brücke  und  HeduUa  oblongata.  559 

Lodholz  gibt  einen  historischen  Überblick  über  die  Lehren  der  Physio- 
logie Yon  den  Punktionen  des  Kleinhirnes. 

Lichtheim  (19)  berichtet  über  2  Fälle  Ton  echten  Kleinhiracysten  bei 
jugendlichen  Individuen.  Die  Symptome  waren  die  des  Kleinhirntumors. 
Dnrch  Punktion  wurde  das  Vorhandensein  einer  Cyste  festgestellt;  später 
aber  in  beiden  Fällen  eine  ausgedehnte  Trepanation  und  Entleerung  der 
Cyste  vorgenommen. 

Williamson  (41)  teilt  einen  Fall  von  Kleinhirntumor  vor,  bei  dem 
das  Hauptsymptom  in  Kopfschmerz,  Erbrechen  und  doppelseitiger  Optikus- 
Neuritis  mit  starker  Ataxie  bestand.  Später  trat  ausgesprochene  Neigung, 
nach  links  zu  fallen,  hinzu.  Die  Autopsie  ergab  Vinen  Tumor  der  linken 
Mandel  des  Kleinhirns.  Der  Tumor  hatte  das  linke  corpus  restiforme  leicht 
komprimiert  und  war  ein  cystisches  Sarkom.  Im  Rückenmark  fand  sich 
eine  ausgesprochene  Degeneration  der  Fasern  in  den  direkten  hinteren 
Nervensträngen,  welche  in  der  Cervikal-Region  bedeutender  war,  als  in  der 
Lambalgegend.  (BendLv, ) 

Mackey  (22)  berichtet  über  den  Befund  bei  einem  5  ^/^  jährigen 
Kinde,  welches  an  Erbrechen,  Kopfschmerzen,  Parese  der  Beine  und  Ab- 
nahme der  Sehkraft  gelitten  hatte.  Außerdem  hatte  sich  starker  Hydro- 
cephalus  entwickelt  und  Auseinanderklaffen  der  Knochennähte  mit  Ent- 
wicklung eines  konischen^  fluktuierenden,  pulsierenden  Tumors  an  der 
linken  Coronalnaht,  etwa  dem  mittleren  Gynis  frontalis  entsprechend.  Sein 
Inhalt  bestand  aus  Cerebrospinal-Flüssigkeit. 

Bei  der  Sektion  fand  sich  ein  walnußgroßer  Tuberkel  am  mittleren 
Gyrus  frontalis  mit  verkästem  Inhalt.  Im  Gyrus  supramarginalis  sin.  lag 
ein  zweiter  Tuberkel.  Der  Wurm  und  die  Hemisphären  des  Kleinhirns 
waren  völlig  verkäst.  (Bendir.) 

Der  Fall,  über  den  Medea  (23)  berichtet,  zeigte  Veränderung  des 
Charakters,  Störung  der  Aufmerksamkeit,  große  Stumpfheit,  Apathie  —  dabei 
orientiert,  nicht  benommen. 

Bei  der  Autopsie  finden  sich  4  Cysticerkusblasen  im  Gebiete  der 
3.  und  4,  rechten  Stirnwindung.  —  Fall  von  ,. frontaler  Interesselosigkeit'^ 
(Flechsig).     Beachtenswert  erscheint  das  Fehlen  der  Stauungspapille. 

{Merzbacher,) 


Brücke  onil  Mednlla  oUongata. 

Referent:  Dr.  S.  Kalischer-Schlachtensee  b.  Berlin. 

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sances,  quelle  place  doit-on  donuer  en  nosographie  ä  la  Maladie  d'Erb-Goldflam? 
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70.  Derselbe.  Bulbar  Symptoms  Occurring  with  Carcinoma  of  Parts  other  than  the  Nor- 
vüiis  System,  and  Resulting  from  Intoxication.     ibidem.    Vol.  XVII.    Jan.    p.  6. 

a)  Allgemeine  balbSre  Symptomatologie. 

Babinski  (4)  beobachtete  einen  35jährigen  Mann  mit  den  Erscheinungen 
eiller  Läsion  in  der  linken  Hafte  des  Pons  resp.  der  Medulla  oblongata.  Es 
bestanden  Schwindel,  Schwanken,  rechtsseitige  Hemianästhesie  mit  dem 
Typus  der  Syringomyelie  und  links  Enophthalmus,  Verkleinerung  der  Lid- 
spalte und  Myosis.  Besonders  auffallend  war  rechts  eine  Vaso-Konstriktion 
und  Hypothermie  (vielleicht  aber  auch  links  eine  Vasodilatation  und  Hyper- 
thermie). Die  bulbären  Läsionen  können  nach  dem  Verfasser,  ohne  diese 
I^hmuDg   zu   erzeugen    und   die    Motilität    zu    stören,    vasomotorische    und 

Jahresbericht  f.  Neurologie  und  Psychiatrie  1906.  36 


552  Brücke  and  Medulla  oblongata. 

thermische  Halbseitenstörungea  veranlassen  (Thermo -Asymetrie),  mitunter 
macht  dieselbe  sich  subjektiv  wenig  bemerkbar  und  muB  erst  durch  die 
objektive  Untersuchung  des  Arztes  festgestellt  werden.  Dazu  dient  das 
Eintauchen  der  Hände  in  kaltes  Wasser  und  das  verschiedene  Verhalten 
beider  Seiten  hiernach.  Von  Hallion  wurde  ein  Plethysmograph  konstniiert, 
durch  welchen  die  verschiedene  Gefaßkontraktion  beider  Körperhälften 
gemessen  werden  kann. 

Unter  AffoUement  bulbaire  versteht  Leyi  (43)  irreguläre  bulbare 
Reaktionen  auf  bestimmte  psychische  oder  äußere  Eindrücke  und  besonders 
solche,  die  sich  mit  ängstlichen  Affekten  verbinden.  In  dem  von  ihm  be- 
schriebenen Falle  trat  jedesmal  im  Anschluß  an  eine  Phlebitis  eine  bulbäre 
abnorme  Reaktion  ein,  die  sich  in  Tachykardie,  Angst,  vasomotorischen 
Störungen,  Schweiß,  Dyspnoe,  Durst  und  Erbrechen  äußerte.  L.  führt  dieselbe 
auf  den  Choc  durch  die  Phlebitis  zurück  und  betrachtet  die  einzelnen 
Erscheinungen  als  Folge  bulbärer  Irradiation. 

Grüner    und   Bertolotti    (30)    beobachteten   in    einem  Falle   von 
Tuberkel  in  der  Himschenkelbrückengegend  einen  eigenartigen  Symptomen- 
komplex, der  in  einer  alternierenden,  sensibel-motorischen  Hemiplegie  bestand 
mit  Lähmung  der  assoziierten  Heber,  Senker  und  Konvergenzmuskeln  beider 
Augäpfel   mit  Beteiligung  der  internen  Augenmuskeln  bei  Erhaltensein  der 
assoziierten   bilateralen  Bewegungen.     Der  Tumor   saß  an   der  Brücke  und 
den   Hirnschenkeln    längs   des   Aquaed.   Sylvii    vom    3.   Ventrikel  bis   zum 
oberen  Drittel  der  Brücke.     Denselben  Symptomenkomplex  beobachteten  sie 
in   einem  Falle,   der   sich   später   der  Beobachtung   entzog.     Die   Lähmung 
bestand  mehr  in  einer  Stömng  der  Koordination  und  Synergie  der  Muskeln, 
als   in  Lähmung.     Die    Sensibilität   war  mehr  betroffen   als   die   Motilität. 
Die  Augenmuskeln  des  3.  und  4.  Hirnnerven  waren  auf  beiden  Augen  sym- 
metrisch gelähmt,  nur  die  konjugierten  Seitwärtsbewegungen   waren  erhalten. 
Auch  die  inneren  Augenmuskeln  waren  beteiligt.    Die  mikroskopische  Unter- 
suchung erwies  einen  Schwund  der  Zellen  des  Okulomotorius  beider  Seiten, 
eine  Läsion  des  hinteren  Längsbündels,  des  roten  Kernes  und  der  Wurzeln 
des  Okulomotorius,   von   denen  jedoch  einige   unversehrt   den  Hirnschenkel 
durchsetzten  und  den  nicht  völlig  degenerierten  Nerv  erreichten. 

Die  Verfasser  gehen  alsdann  auf  die  differentialdiagnostischeu  Punkt« 
ein,  die  bei  den  unklaren,  radikulären  und  Stammlähmung  des  N.  okulo- 
motorius in  Frage  kommen,  sowie  bei  den  supranukleären  Lähmungen. 

Bei  einem  82jährigen  Mann  beobachtete  Lewandowsky  (45)  ein( 
3  Monate  bestehende  und  allmählich  ohne  Bewußtseinsverlust  eingetretene 
rechtsseitige  Hemiplegie.  Jede  willkürliche  Bewegung  im  rechten  Arm  wä: 
ausgeschlossen.  Die  obere  Extremität  blieb  schlaff,  die  untere  zeigte  ein- 
Flexionskoutraktur  mit  Steigerung  der  Sehnenreflexe  und  positivem  Babinski 
Sensibilitätsstörungen  fehlten.  Bei  der  Sektion  fand  sich  ein  linksseitige 
Erweichungsherd  im  mittleren  Drittel  der  Brücke,  wo  er  den  gesamte: 
Pedunculus  cerebri  und  die  ganze  Längsfasernmasse  einschließlich  de 
Pyramide  vollständig  zerstört  hatte.  L.  geht  im  Anschluß  an  diesen  Fa 
auf  die  Anschauungen  ein,  welche  über  die  Bahnen  der  willkürlichen  B« 
wegungsimpulse  beim  Menschen  herrschen.  Die  Probstsche  Bahn  (Grofihin 
Tlialamus,  Nucleus  ruber  usw.)  war  hier  unversehrt,  dagegen  war  die  Vei 
bindung  zwischen  Großhirnrinde  und  Nucleus  ruber  unterbrochen,  df 
Lewandowsky  besondere  Bedeutung  für  die  Bewegungsimpulse  beile( 
(Großhirnrinde,  Pedunkulus,  Griseum  pontis,  Brachium  cerebelli  med.  Corti 
cerebelli,    Corpus   dentatuni,    Brachium   conjunct.,    Nucleus   ruber).      Durc 


Brücke  und  Medulla  oblongata.  553 

ZerstöruDg  des  Griseum  pontis  war  hier  die  Verbindung  zwischen  Hirnrinde 
und  Nucleus  ruber  zerstört. 

Ballet  und  RO86  (6)  beobachteten  bei  zwei  Geschwistern  (Bruder 
und  Schwester)  ein  Erankheitsbild,  das  sich  durch  spastische  bulbo-spinaie 
Svmptome  äußerte.  Die  beiden  Kranken  waren  29  und  32  Jahre  alt;  das 
Leiden  begann  in  dem  Pubertätsalter  und  führte  zu  einer  Kontraktur  der 
Extremitäten^  Hals-,  Gesichts-,  Zungen-,  Kau-  und  Augenmuskeln;  bei  dem 
Bruder  begann  es  und  kombinierte  sich  mit  einem  cerebellaren  Gang,  bei 
der  Schwester  mit  psychischen  Störungen.  Die  Kontrakturen  ließen  nur 
eine  geringe  aktive  und  passive  Beweglichkeit  zu.  An  den  Händen  bestand 
ein  dem  Intensionstremor  ähnliches  Zittern;  der  Gang  war  anfangs  mehr 
schwankend,  dann  mehr  spastisch.  Die  Sprache  war  tief,  monoton,  nasal. 
£s  fehlten  Nystagmus,  Sensibilitäts-  und  Sphinkterenstörungen.  Die  Verfasser 
soeben  das  £jraukheitsbild  abzugrenzen  von  der  multiplen  Sklerose,  der 
spastischen,  familialen  Paraplegie  (Lorrain).  Am  meisten  gleichen  die 
FSie  dem  von  Westphal  als  Pseudosklerose  beschriebenen  Fall,  dem  sich 
Falle  von  Giese  und  anderen  anreihen.  Die  Verfasser  möchten  den  Fall 
zu  den  familiären  spastischen  bulbo-spinalen  Kraukheitsformen  gezählt  wissen. 

In  dem  Falle  von  Weisenbtirg  (70)  zeigte  eine  59jährige  Frau^  die 
13  Jahre  vor  ihrem  Tode  ein  Carcinom  der  Brust  zeigte  und  vor  7  und  5 
Jahreo  operiert  war,  5  Monate  vor  dem  Tode  Schluckbeschwerden,  Ver- 
anderaugen  der  Stimme,  Artikulationsstörungen  bis  zur  Sprachlosigkeit. 
Objektiv  fand  sich  keine  Atrophie.  Die  mikroskopische  Untersuchung  des 
Gehirns,  Hirnstamms  usw.  zeigte  normale  Verhältnisse  bis  auf  feinere  Zell- 
Teränderungen  in  den  Ganglienzellen  der  bulbären  Kerne.  Im  Hirn  wie  in 
den  Hirnhäuten  fanden  sich  keine  Krebszellen  noch  Metastasen.  Diese 
Alterationen  föhrt  der  Verfasser  auf  toxische  Einflüsse  infolge  der  Carcino- 
matose  des  Blutes  zurück;  sie  können  einseitig  oder  bilateral  sein  und 
bestimmte  Zentren  bevorzugen.  Ahnliche  Zellverändeningeu  in  der  Hirn- 
rinde fand  er  in  einem  Falle  von  urämischer  Hemiplegie.  Weisenburg 
spricht  sich  zu  Gunsten  der  toxischen  Theorie  aus,  die  die  Lähmungen  bei 
Krebs  ohne  Metastase  in  den  Zentren  und  Bahnen  erklären  soll. 

b)  Cbronlscbe  Bnlbarparalyse. 

lu  dem  Falle  von  Boettigor  (8)  handelt  es  sich  um  einfache  chronische 
progressive  Bulbärparalyse  bei  einer  58jährigen  Frau;  es  bestanden  keine 
Symptome  der  amyotrophischen  Lateralsklerose  oder  der  progressiven  Muskel- 
atrophie. —  In  einem  zweiten  Falle  war  der  Beginn  der  progressiven  Bulbär- 
paralyse durch  eine  rasche  Erschöpfung  beim  Sprechen,  Schlucken  aus- 
gezeichnet, und  auch  zeigte  sich  eine  Remission  im  weiteren  Verlauf,  so  daß 
der  Verdacht  einer  Myasthenia  gravis  sehr  nahe  lag.  Es  folgte  jedoch  später 
eine  Zungenatrophie  usw. 

Tromner  (65)  beobachtete  den  immerhin  seltenen  Fall  einer  infantilen 
progressiven  Bulbärparalyse  bei  einem  13jährigen  Knaben,  der  an  Sprach- 
störung, Verschlucken  und  Gesichtslähmung  erkrankte.  Die  Zunge  war  eben- 
Wls  atrophisch  und  zeigte  fibrilläres  Zittern.  Der  Masseterreflex  fehlte. 
Die  Sprache  war  dysarthrisch,  besonders  bei  den  Gaumenlauten.  Elektrisch 
fi«d  sich  eine  Herabsetzung  der  faradischen  Erregbarkeit.  Dabei  fehlten 
Zeichen  der  Myasthenie  oder  einer  Tumorbildung  usw.  Extremitäten  waren 
unbeteihgt,  ebenso  die  Sensibilität.  Die  Krankheit  verlief  seit  dem  Beginn 
^or  3  Jahren  progressiv. 

36* 


554  £r ticke  und  Medulla  oblongata. 

c)  Myasthenia  gravis.   Astbeniscbe  Bnlbarparalyse. 

Taylor  (63)  beschreibt  hier  zwei  neue  Fälle  der  Myasthenie,  die 
klinisch  beobachtet  sind.  Er  schließt  daran  eine  Beschreibung  der  Atiolo^e, 
Symptomatologie,  Diagnose,  Prognose  und  Therapie  dieser  Erkrankung. 

Leclerc  nnd  Sarvonat  (40)  beschreiben  einen  neuen  Fall  von 
Myasthenia  gravis  pseudoparalytica,  der  ein  23jähriges  Mädchen  betrifft  und 
nach  einigen  Monaten  tödlich  verlief  infolge  einer  Erstickung  resp.  Respirations- 
lähmung. Die  Sektion  erwies  makroskopisch  keinerlei  Störungen  weder  am 
Zentralnervensystem  noch  an  den  anderen  Organen;  mikroskopisch  zeigten 
die  Zellen  der  Kerne  der  Med.  oblongata  chromatolytische  Veränderungen. 
Die  Verfasser  gehen  sodann  auf  die  klinischen,  ätiologischen  und  diflferential- 
diagnostischen  Beziehungen  der  Erb-Goldflamschen  Krankheit  näher  ein 
und  suchen  aus  der  Vielfältigkeit  der  verschiedenen  Formen  dieser  Krank- 
heit, der  Ätiologie  und  der  pathologischen  Verändeningen  zu  erweisen,  daß 
man  hier  mit  Unrecht  eine  eigene  Krankheitsform  sui  geueris  annimmt;  es 
handelt  sich  nach  Ansicht  der  Verfasser  bei  diesem  Krankheitsbilde  nur  um 
einen  Symptomenkomplex,  der  bald  als  Neurose  auftritt,  bald  durch  mannig- 
fache organische  Veränderungen  erzeugt  werden  könne. 

Dnpre  und  Pagniez  (24)  beschreiben  ebenfalls  einen  Fall  von 
Myasthenie  mit  den  typischen  JErscheinungen  und  letalem  Ausgang.  Der 
Befund  an  Schilddrüse,  Thymus,  Muskeln,  zentralem  und  peripherem  Nerven- 
system war  negativ.  Auffallend  war  im  Verlauf  die  Erscheinung,  daß  die 
bulbären  Störungen  hinter  denen  der  Extremitäten  bis  zu  dem  plötzlich  er- 
folgten Tode  an  Dyspnoe  und  ßespirationslähmung  fast  völlig  zurückstanden. 
Ferner  trat  die  Hypotonie  der  Muskeln  auffallend  hervor.  Doch  dürfte  dies 
kaum  Grnnd  genug  sein,  der  Aff'ektion  noch  einen  neuen  Namen  (Myasthenie 
hypotonique  mortelle)  zu  geben.  Die  Persistenz  der  Thymusdrüse,  die  auch 
hier  vorlag,  erscheint  den  Autoren  als  ein  zu  häufiger  Befund,  um  daraus 
Schlüsse  für  die  Ursachen  und  Entstehung  der  Myasthenie  zu  ziehen. 

Blizzard  (19)  hatte  Gelegenheit,  5  Fälle  von  Myasthenie  vom  patho- 
logisch-anatomischem Standpunkte  aus  zu  untersuchen.  In  keinem  Falle 
bestand  eine  kongenitale  Abnormität.  In  2  Fällen  lag  eine  vergrößerte 
Tymusdrüse  vor.  Das  zentrale  und  periphere  Nervensystem  erwies  sich  in 
allen  Fällen  als  intakt.  In  allen  Fällen  enthielten  die  Muskeln-  und  Driisen- 
organe  wie  Nebennieren,  Leber,  Schilddrüse,  Herde  mit  Lymphocyten-An- 
sammlung;  auch  zeigten  die  Muskelfasern  unabhängig  von  diesen  Herden 
sich  öfter  verändert.  In  3  Fällen  war  die  Thymusdrüse  unverändert.  Die 
Lymphocytenherde  ließen  sicli  am  besten  in  den  Augenmuskeln  nachweisen. 
In  den  beiden  Fällen  mit  Thymusvergrößerung  zeigte  sich  keine  wesenthche 
Anomalie,  trotzdem  bestanden  Herde  in  den  Muskeln.  Das  Blut  selbst  war 
nicht  erkrankt.  Buzzard  nimmt  jedoch  an,  daß  diese  Lymphocytenherde 
in  den  Muskeln  weder  die  Lähmung  derselben  noch  ihre  Ermüdbarkeit  er- 
klären können. 

Bazzard  (18)  gibt  hier  ebenfalls  eine  klinische  und  anatomische  Be- 
schreibung der  5  von  ihm  beobachteten  und  untersuchten  Fälle.  Er  rät,  bei 
der  Untersuchung  der  Fälle  von  Myasthenie  eingehender  das  Blut  und  das 
lymphatische  System.  Fett-  und  Bindegewebe  zu  beachten.  Als  Ursache 
sieht  er  auch  ein  toxisches  Agens  an,  das  gelegentlich  auch  andere  Gewebe 
als  die  Muskel  irritieren  kann.  Es  läßt  sich  mit  Sicherheit  noch  nicht  sagen, 
ob  die  funktionellen  Störungen  mit  den  Lymphoidzellenansammlungeu  in 
Zusammenhang  stehen.  In  einem  Falle,  in  welchem  in  den  Ganglien  der 
hinteren  Wurzeln  ebenfiills  Lymphzellenanhäufungen  vorhanden  waren,   faud 


Brücke  und  Medulla  oblongata.  565 

sieh  im  Leben  eine  Sensibilitätsveränderung  in  diesem  Wurzelgebiete.  Dem- 
üach  läßt  sich  die  Bedeutung  dieser  Zellenhäufungen  nicht  verleugnen.  Sie 
sind  in  den  Muskeln  nicht  die  mechanische  Ursache  der  Funktionsstörung, 
soodern  ein  gleichzeitiger  Ausdruck  metabolischer  und  chemischer  toxischer 
Vorgänge  in  den  Muskeln.  Vielleicht  können  sie  auch  vorübergehend  auf- 
treten und  wieder  schwinden.  Die  Veränderungen  der  Thymusdrüse  hält  er 
für  zu  inkonstant,  um  sie  für  die  ursächliche  Bedeutung  der  Erkrankung  zu 
verwerten.  B.  geht  auch  auf  die  Reaktionserscheinungen  der  erkrankten 
Muskeln  näher  ein  und  weist  auf  das  verschiedene  Verhalten  der  Ermüdung 
bei  Willensreizen,  faradischen,  galvanischen,  mechanischen  usw.  hin.  Er 
kommt  schließlich  zu  dem  Resultate,  daß  die  protoplasmatische  Substanz  des 
Mnskels  mehr  als  die  fibrilläre  in  ihrer  Erregbarkeit  gestört  sein  müßte. 

Gnmer  (31)  berichtet  über  vier  Fälle  von  myasthenischer  Paralyse, 
Ton  denen  einer  zur  Obduktion  kam.  Die  Fälle  zeigten  ein  typisches  Ver- 
halten, nur  fehlten  im  vierten  Falle  die  bulbären  Erscheinungen,  und  die 
Krankheit  war  auf  die  Extremitäten  beschränkt;  die  ausgesprochene 
myasthenische  Reaktion  sicherte  die  Diagnose.  Fall  drei  betraf  ein 
13 jähriges  Mädchen.  In  dem  Falle,  der  zur  Autopsie  kam,  war  das  Vor- 
:  handensein  einer  persistenten  Thymus  das  bemerkenswerteste  Ergebnis. 
Ahnliche  Befunde  bei  der  Myasthenie  liegen  von  Link,  Hödlmoser  und 
Hun  vor.     Muskeluntersuchungen  waren  nicht  vorgenommen  worden. 

Bmns  (15)  teilt  zunächst  einen  typischen  Fall  von  Myasthenia  gravis 
pseadoparalyticu  mit,  der  unter  Remissionen  langsam  progressiv  verlief.  Er  be- 
spricht alsdann  die  differentialdiagnostischen  Momente  und  die  eventuellen 
Verwechslungen  mit  Hysterie  usw.  Er  warnt  alsdann  vor  Anwendung  der 
^'arkose,  der  Sondenfütterung  und  der  elektrischen  Schlundbehandlung. 
Femer  soll  man  bei  der  arbeitenden  Bevölkerung,  sobald  die  Diagnose 
^sichert  ist,  vor  reichlicher  Muskeltätigkeit  warnen  und  von  der  Aufnahme 
der  Arbeit  abhalten. 

Der  Fall  von  Myasthenia,  den  Dood  und  Woodwark  (23)  be- 
srhreiben,  ist  auffallend  durch  seine  Schwere  und  die  rapide  Entwicklung. 
Schon  nach  einigen  Tagen  konnte  der  Patient  sich  kaum  bewegen  noch 
Xahrung  zu  sich  nehmen.  Die  einzelnen  Symptome  waren  die  charakteristischen. 
Ber  Verlauf  erst  sehr  akut,  schwer,  dann  langsam  sich  bessernd.  Die  Er- 
krankung setzte  unmittelbar  nach  einem  Influenza-Anfall  ein. 

Raymond  und  Alcitller  (55)  beschreiben  hier  einen  neuen  Fall  von 
Kjasthenia  gravis  pseudoparalytica,  der  klinisch  typisch  verlief,  in  anatomischer 
Beziehung  eine  Trübung  und  Verdickung  der  Hirn-Rückcnmarkshäute  auf- 
wies mit  geringer  Randsklerose  im  Rückenmark,  ferner  kleine  Herde  im 
Gehirn,  Brücke  und  Medulla  oblongata,  die  teils  auf  kleinere  Blutungen, 
teils  auf  perivaskuläre  Erweiterungen  zurückzuführen  waren,  teils  auch 
^iotische  Wucherungen  bildeten  und  im  Gehirn,  Brücke  usw.  sich  fanden. 
Femer  bestanden  Atrophien  und  Chromatolysen  der  Ganglienzellen.  Die 
Huskeb)  zeigten  hier  und  da  degenerative  Veränderungen,  besonders  am 
Myocard  und  an  den  Armmuskeln.  Die  Verfasser  halten  alle  diese  Befunde 
fiir  nebensächlich  und  nichtausreichend  zur  Erklärung  des  vorhandenen 
Erankheitsbildes.  Nur  dürften  die  diffusen  leicht  entzündlichen  Prozesse  an 
den  Him-Rückenmarkshäuten  und  Gefäßen  wie  eine  gleichzciticro  Leber- 
drrhose  auf  einen  toxischen  Prozeß  und  Ursprung  der  Asthenie  hinweisen. 
Veränderungen  der  Drüsen  (Schild-Thymusdrüse),  Bildungsanomalien  lagen 
nicht  vor.  Lymphoide  Veränderungen  in  der  Milz  schienen  von  keiner 
großen  Bedeutung  zu  sein.     Herde  in  den  Muskeln  selbst  fehlten. 


566  Brücke  und  Medulla  oblongata. 

Wassing  (68)  beobachtete  bei  einem  19  jährigen  Mädchen  eine  seit 
Tier  Jahren  bestehende  Myasthenie  mit  apoplektiformem  Beginn,  zahlreicben 
Remissionen,  aber  im  ganzen  doch  langsam  progressivem  Verlauf.  Jodkali 
schien  ihm  nicht  ganz  wirkungslos  zu  sein.  Im  Verlauf  der  Krankheit  ent- 
wickelte sich  eine  Dorsalskoliose. 

Burr  (17)  teilt  einen  typischen  Fall  von  Myasthenie  mit,  der  aus- 
gezeichnet ist  durch  eine  Komplikation,  wahrscheinlich  hysterischer  Natur, 
nämlich  durch  eine  Einengung  des  Gesichtsfeldes  und  Veränderung  im  Farben- 
sehen. In  anatomischer  Beziehung  erwies  sich  das  Zentralnervensystem  als 
intakt;  hingegen  war  die  Thymusdrüse  vergrößert,  persistent  und  verändert, 
auch  fanden  sich  Zellinfiltrationen  in  den  Muskeln.  Ahnliche  Befunde  und 
speziell  Thymusdrüsenveränderungen  bei  Myasthenie  beobachteten  Weigert. 
Link,  Hödlmoser,  Hun,  Goldflam.  Mit  der  Zunahme  der  Zahl  dieser 
Fälle  gewinnt  die  Annahme  des  Zusammenhangs  dieser  Veränderungeü  mit 
der  Ursache  der  Myasthenie  an  Wert,  wälirend  die  Befunde  und  Anomalien 
vom  Zentralnervensystem  noch  wenig  geeignet  sind,  einen  Zusammenhang 
klar  zu  legen. 

Der  von  Frank  (26)  beschriebene  Fall  betrifft  ein  lOjähriges  Mädchen, 
das  seit  vier  Jahren  Ptosis  und  dann  andere  Zeichen  der  Myasthenie  zeigte, 
welche  besonders  auf  die  Augenmuskeln  beschränkt  blieb. 

Der  Fall  von  Myasthenie,  den  Spiller  und  Bnckman  (61)  beschreiben, 
ist  durch  seine  Beschränkung  auf  die  Augenmuskeln  ausgezeichnet;  im  Muse, 
sternocleidomastoid.  bestand  gleichzeitig  myasthenische  Reaktion.  Die  inneren 
Augenmuskeln  blieben  frei. 

d)  Perlodisctae  lahmangeD. 

In  dem  Falle  von  Bomsteill  (10)  wurde  ein  56  jähriger  Kränker  von 
meist  nächtlichen  Anfällen  periodischer  Extremitätenlähmung  befallen,  A'ie 
bis  zu  12  Stunden  andauerten,  mit  Abschwächung  der  Sehnenreflexe  einher- 
giugen  und  begleitet  waren  von  vasomotorischen  Störungen  (Blässe,  Schweift 
Schwellungen  der  Haut,  psychischer  Depression,  Erniedrigung  des  spezifischec 
Gewichts  und  der  Toxizität  des  Urins  während  des  Anfalls.  Der  Fall  unter- 
scheidet sich  von  den  Goldflam  sehen  Fällen  durch  die  Anwesenheii 
psychischer  und  vasomotorischer  Störungen,  durch  Druckempfindlichkeit  dei 
peripherischen  Nerven  im  Anfall  und  durch  die  elektrische  Reaktion.  E 
fehlte  hier  die  tonische  verlangsamte  Zuckung  bei  direkter  galvanische 
Reizung  in  den  anfallsfreien  Zeiten.  In  dem  beschriebenen  Falle  bestand 
nur  faradische  Entlastungsreaktion  in  der  anfallsfreien  Zeit,  wie  währew 
der  Anfälle  an  allen  Muskeln  und  Nerven.  Bernstein  sieht  das  Leide 
als  eine  Abart  der  Goldflamschen  Krankheit  an.  Die  Untersuchung  eine 
exzidierten  Muskelstückchens  ergab  keine  ausschlaggebenden  Resultate.  Da 
Leiden  dürfte  zu  den  angioneurotischen  und  trophischen  Störungen  zu  rechne 
sein.  Das  vasomotorische  Zentrum  zeigt  hier  namentlich  seinen  wechselnde 
schädigenden  Einfluß  auf  die  motorischen  Zentren  und  Apparate  sowie  ai 
die  Haut.  Die  konstanten  Muskelveränderungen  werden  als  besondere  tn 
phische  Störungen  angesehen. 

e)  Pseudobulbärparalyse. 

Boon  (9)  beschreibt  einen  Fall  von  Pseudobulbärparalyse,  in  welch« 
die  Läsionen  die  ponto-cerebellaren  Fasersysteme  betrafen.  Der  Fall  trä| 
dazu  bei,   die  Anschauung  von   Jelgasma  zu   stützen,   daß  die  Symptom 


Myelitis,  Myelomalacie,  Myelitis  gonorrhoica,  Caries.  5()7 

der  Pseudobulbärparalyse  weniger  durch  bestimmte  lokalisierte  Hirnläsionen 
entstehen,  als  durch  eine  doppelseitige  Unterbrechung  der  zentrifugalen  cerebro- 
cerebellaren  Bahn  au  beliebigen  Stellen. 

Buck  (16)  beschreibt  einen  Fall  von  Pseudobulbärparalyse  bei  einer 
43 jährigen  Frau  mit  sehr  frühzeitiger  Arteriosklerose;  er  wendet  sich  hierbei 
gegen  die  Anschauung  von  Jelgasma,  der  die  Pseudobulbärparalyse  und 
ihre  pseudobulbären  Erscheinungen  ähnlich  wie  bei  der  Parkinsonschen 
Krankheit,  mehr  in  Störungen  der  Koordination  sucht  als  in  direkten  motorischen 
Läsionen  resp.  Störungen.  Die  Läsion  sei  nicht,  wie  Jelgasma  annimmt, 
auf  den  zentrifugalen  cortico-ponto-cerebellaren  Bahnen  zu  suchen,  sondern 
in  zentripetalen  spino-cerebellaren-kortikalen. 

Weisenburg  (69)  berichtet  hier  über  sechs  Fälle  von  Pseudobulbär- 
paralyse, von  den  drei  zur  Obduktion  kamen.  Klinisch  boten  die  Fälle  die 
gewöhnlichen  Symptome,  mehrfache  Anfälle  mit  Hemiplegie,  Artikulations- 
storongen,  Schluck-Kaustörungen,  Speichelfluß,  Paresen,  gesteigerten  Sehnen- 
redexen,  psychischen  Anomalien.  Ein  Fall  war  auch  durch  Atrophien  der 
Extreniitätenenden  und  Sensibilitätsstörungen  ausgezeichnet.  In  pathologisch- 
anatoniischer  Beziehung  fanden  sich  diffuse  Läsionen  im  Gehirn  und  Hirn- 
stamm (Erweichungen,  Hämorrhagien,  Cystenbildung,  Degenerationen  durch 
arteriosklerotische  Prozesse)  und  zwar  nicht  beiderseits.  In  9  Fällen,  wo 
pseudobulbäre  Lähmungen  durch  einseitige  Hirnläsionen  erzeugt  sein  sollen, 
durfte  die  Untersuchung  mikroskopisch  und  makroskopisch  vielleicht  nicht 
auf  alle  Stellen  genügend  ausgedehnt  worden  sein,  namentlich  hat  wohl 
die  Marchische  Methode  nicht  Anwendung  gefunden.  In  dem  zweiten  hier 
beschriebenen  Falle  wurde  z.  B.  anfangs  für  eine  scheinbare  primäre  Pyramiden- 
degeneration kein  Herd  gefunden;  erst  die  Marchische  Methode  zeigte  kleine 
Erweichungsherde  in  der  Nähe  und  im  Knie  der  inneren  Kapsel.  Die 
bilateralen  Herde,  welche  pseudobulbäre  Lähmung  verursachen,  können  in 
der  Hirnrinde  sitzen  oder  subkortikal  oder  in  der  inneren  Kapsel,  in  den 
Stammganglien,  im  Hirnschenkel  Brücke,  MeduUa  oblongata.  Die  Herde  sind 
mitunter  nur  für  eine  eingehende  mikroskopische  Prüfung  sichtbar.  Nur  eine 
solche  kann  unterscheiden,  ob  es  sich  um  reine  zerebrale  oder  cerebro-pontine 
Pseudobulbärparalyse  handelt. 


Myelitis,  Myelomalacie,  Myelitis  gonorrhoica,  Caries. 

Referent:  Dr.  Edward  Flatau-Warschau. 

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568  Myelitis,  Myelomalacie,  Myelitis  gonorrhoica,  Caries. 

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37.  3Iosny  et  Malloizel,  Meningo-myelitc.  Archives  de  Neurologie.  Vol.  XIX.  p.  159. 
(Sitzungsbericht.) 

88.  Oliver.  T.,  Ou  Compressed  Air  Illness.  Nederl.  Tijdschr.  v.  Geneesk.  2.  r.  XLI 
d.  2.     1463—1476. 


Myelitis,  Myelomalacie,  3Iyelitis  gonorrhoica,  Caries,  569 

39.  Ormerod,  J.  A..  A  Gase  of  Incipient  Spinal  Degeneration.  St.  Barth.  Hosp.  Journ. 
London.    XU.     52. 

40.  Orr,  David,  Systems  Lesions  of  the  Posterior  Columns  in  General  Paralysis,  and  their 
Bearing  on  the  Point  of  Origin  of  Tabes  Dorsalis.  Brain.  Part  CVIIl.  Vol.  27. 
Winter  1904.     p.  460. 

41.  Parot,  Contribution  a  Vetude  de  la  myelite  typhique.     Th^se  de  Lyon.     1904, 

42.  Khein,  John  H.  W.,  A  Pathological  Study  of  Acute  Myelitis.  With  a  Report  of  Two 
Cases.    University  of  Pennsylvania  Medical  Bulletin.     Vol.  XVLl.     Jan.     p.  373. 

43.  Kispal  et  Samiac,  Pachymeningite  spinale  carcinomateuse  au  cours  d'une  carcinose 
meiastatique  multiple.     Toulouse  med.     2.  s.  VII.     229 — 234. 

14.  Schmaus,  Hans,  Beitrag  znr  Kasuistik  der  akuten  hämorrhagischen  Myelitis,  Myelitis 
balbi  und  Landryschen  Paralyse.  Beiträge  zur  pathologischen  Anatomie  u.  zur  allg. 
Palhol.    Bd.  37.    Heft  2.     p.  4n. 

45.  Derselbe,  Akute  Myelitis.  Ergebnisse  der  allgem.  Pathol.  und  pathol.  Anatomie  d. 
Menschen  und  der  Tiere.     1904. 

46.  Derselbe  u.  Wolf fhägel,  E.,  Pathologie  des  ßückenmarks.    ibidem.    1904.    217—258. 

47.  Tzuboi,  H,  IJeber  die  Myelitis.    Neurologia.     Band.  IV.     (japanisch.) 

48.  Walker,  F.  B.,  Myelitis  Complicating  Cancer  of  the  Breast;  Report  of  a  Gase.  Journ. 
of  the  Michigan  State  Med.  Soc.     Jan. 

49.  Zancla,  A.,  Sopra  un  caso  di  eterotopia  del  midello  spinale.  Pisani.  Palermo.  XXVI. 
117-140. 

50.  Zeitlin.  W.,  Ein  Fall  von  akuter  Rückenmarkentzündung  (Myelitis  acuta).  Woenno 
Medicinskij  Shurnal.     No.  II.     1904. 

Myelitis. 

Schmaus  (45)  gibt  in  seiner  Arbeit  ein  sehr  ausführliches  und  äußerst 
kritisches  Sammelreferat  über  die  Myelitis.  Das  Referat  bespricht  im  einzelnen: 
1.  die  allgemeinen  Vorbemerkungen  über  den  Begriff  der  Entzündung^ 
i  Histologie  der  Myelitis  (degenerative  Formen,  infiltrative  Formen,  primäre 
mid  sekundäre  Myelitis),  3.  spezielle  Frage  der  Ätiologie  und  Pathogenese 
(Zusammenhang  der  Myelitis  mit  Infektionskrankheiten,  bakteriologische 
Untersuchungen  bei  Myelitis,  die  primäre  oder  sekundäre  Erkrankung  der 
Ganglienzellen  bei  Poliomyelitis),  4.  besondere  Formen  akuter  Myelitis  (Polio- 
myelitis acuta  anterior,  Myelitis  disseminata  acuta,  Myelitis  purulenta), 
5.  L and ry sehe  Paralyse  (symptomatologische  Vorbemerkungen,  anatomische 
Befunde,  Landrysche  Paralyse  vom  Standpunkte  der  Infektionslehre, 
Landrysche  Paralyse  als  funktionelle  Störung).  Dem  Referat  ist  ein  138 
Arbeiten  umfassendes  Literaturverzeichnis  beigegeben. 

Schmaus  (44)  gibt  folgenden  kasuistischen  Beitrag  der  akuten  hämor- 
rhagischen Myelitis.  Der  19jährige  Mann  hatte  vor  4  Wochen  einen  Sturz 
erlitten.  Keine  krankhafte  Erscheinungen.  Vor  2  Tagen  Kopfschmerzen, 
Schwindel,  Temperatur  =  38,3,  Rötung  der  rechten  Tonsille.  Am  2.  Krank- 
heitstage plötzliche  Atemnot,  trotz  künstlicher  Atmung  Cyanose  der  Lippen  und 
Wangen,  Lähmung  der  Nackenmuskulatur,  kein  aktives  Heben  der  Arme, 
Parese  der  Vorderarme  und  der  Hände  bei  anscheinend  unbehinderten  Beiii- 
bewegungen.  Tracheotomie  und  Blasebalgatmung.  Tod  am  4.  Krankheits- 
tage.  Die  Autopsie  zeigte  mäßige  Blutfüllung  der  weichen  Hirnhäute  bei 
starker  Hyperämie  derselben  im  verlängerten  Mark  und  im  Rückenmark. 
Auf  Durchschnitten  intensive  Rötung  der  grauen  Substanz  (besonders  der 
Vorderhörner)  nebst  kleinen  Blutpunkten.  Rötung  der  weißen  Substanz. 
Es  folgt  dann  eine  sehr  genaue  mikroskopische  Beschreibung,  wobei  Verf. 
zum  Schlüsse  kommt,  daß  der  vorliegende  Fall  eine  äußerst  akut  verlaufende 
hämorrhagische  Myelitis  infiltrativer  Art  darstellt,  mit  ausgedehntem,  völligem 
Untergang  von  Ganglienzellen,  mäßiger  Quelluug  der  Nervenfasern  (ohne 
eigentliche  Degeneration  der  letzteren),  starker  infiltrativer  Entzündung  im 
Gebiete  des  verlängerten  Marks  mit  Tigrolyse  der  Nervenzellen  in  den  unteren 
Bulbärkernen    bis   ins  Bereich    der   Pons    hhiauf.     Die    ganze    Erkrankung 


570  Myelitis,  Myelomalacie,  Myelitis  gonorrhoica,  Caries. 

verlief  foudroyant  unter  dem  Bilde  eines  der  L an dry sehen  Paralyse  nahe- 
stehenden,  vielleicht  derselben   zuzurechnenden   Prozesses.     Yerf.   bespricht 
dann  die  einzelnen  Befunde  der  histologischen  Alterationen.    In  Bezug  auf 
die   sich  über   die  ganze  Länge   des   Rückenmarks   ausdehnende  Infiltration 
kam  Yerf.  zum  Schluß,   daß   die   diffuse  Infiltration  des  Markgewebes  auf 
der  Ansammlung  polymorphkerniger  Rundzellen  beruht,  welche  den  gewöhnlich 
bei    akuten  Entzündungsprozessen   auftretenden  Blutleukocyten   entsprechen 
(also  nicht  von  Gliazellen).    Was  die  Abstammung  der  Wanderzellen  anlangt, 
so  läßt  sich  nur  als  wahrscheinlich  annehmen,  daß  die  perivaskulären  Infil- 
trate zum  Teil  durch  Emigration  aus  dem  Blute  stammender  Elemente,  zum 
Teil  aber  auch  durch  Proliferation   fixer  gewordener  hämatogeuer  Wander- 
zellen zustande  kommen.    Es  wird  dann  die  Alteration  des  Nervenparenchyms 
und  speziell  der  Ganglienzellen    in  Bezug  auf  ihre  primäre   oder  sekundäre 
Art  besprochen.     Wenn    auch  zugegeben   werden  muß,   daß  die  leukocytäre 
Infiltration  einen  selbständigen  Charakter  trägt,   so  läßt  sich  nicht  beweisen^ 
daß  im  Sinne  von  Goldscheider  u.  A.  (bei  Poliomyelitis)  die  regressiven 
Veränderungen    der    Ganglienzellen    immer   sekundär    und    nur  Folge    des 
infiltrativen   Entzündungsprozesses  seien.     Die  vielfach  nachweislichen  Alte- 
rationen  der  Ganglienzellen  in  größerer  Ausdehnung   legen   doch  wohl  die 
Annahme    viel    näher,    daß    dieselben    selbständig    und    relativ    frühzeitig 
unabhängig  von  den  Alterationen  des  Gefäßapparates  leiden.     Verf.  kommt 
somit   in   der  bereits   von   Schwalbe   hei-vorgehobenen  Hypothese  zu  dem 
Schluß,  daß  sowohl  das  Nervenparenchym  wie  Blutgefäßapparat  selbständig 
und  unabhängig   affiziert  werden,  wobei  ein    späteres  Zusammenwirken  und 
eine  sekundäre  beiderseitige  Beeinflussung  nicht  ausgeschlossen  sind. 

Holst  (24)  berichtet  über  folgenden  Fall  von  akuter  Myelitis,  welche 
auf  septischer  Grundlage  entstand  Der  Fall  betraf  eine  42jährige  Näherin, 
welche  eine  Zwillingsgeburt  hinter  sich  hatte.  Es  vergehen  einige  Jahre. 
Eines  Tages  bleibt  die  erwartete  Regel  aus.  Wahrscheinlich  künstlicher 
Abort,  septische  Infektion  und  embolische  Myelitis  transversa.  Tod.  Die 
Sektion  ergab  u.  a.  ausgedehnte  n  septisch-embolischen  Erweichungsherd  der 
intumesc.  lumbalis  mit  auf-  und  absteigender  Verbreitung  des  Prozesses. 

Rhein  (42)  gibt  folgenden  Beitrag  zum  Studium  der  akuten  Myelitis. 
Er  bespricht  zunächst  folgende  2  Fälle:  Fall  l:  Bei  der  29jährigen  verheirateten 
Frau  begann  die  Krankheit  vor  einer  Woche  mit  heftigen  Schmerzen  im 
Epigastrium  und  Erbrechen.  Am  folgenden  Tage  Schmerzen  in  den  Beinen 
bis  etwa  über  den  Nabel,  Schwäche  der  Beine,  die  in  einigen  Stunden  sich 
zur  völligen  Lähmung  ausbildete.  Status:  Völlige  Lähmung  der  Beine, 
retentio  urinae,  incontineutia  alvi,  Schwund  der  Patellar-  und  Achillesreflexe, 
kein  Babinski.  Sensibilität  konnte  nicht  geprüft  werden  (psychischer  Mangel). 
Erbrechen.  Am  10.  Krankheitstage  Schmerzen  in  den  oberen  Extremitäten. 
Bei  der  Aufnahme  nonnale  Temperatur,  dann  unregelmäßige  febrile  Kurve; 
Puls  122.  Urin  normal.  Tod.  Die  mikroskopische  Untersuchung  zeigte 
intensive  Rundzelleninfiltration  der  Pia  mater  im  gesamten  Rückenmark« 
Erweichung  im  2.  Lumbalsegment,  zerstreute  Entzündungsherde  im  ganzen 
Rückenmark.  In  der  Lumbaianschwellung  fand  man  in  einem  Pyramiden- 
Vorderstrang  einen  Herd,  in  welchem  man  kleinzellige  Infiltrationen,  Fett- 
körnchenzellen und  zahlreiche  teils  verdickte,  teils  obliterierte  Gefäße  vorfand. 
Die  Nervenelemente  waren  hier  gänzlich  zerstört,  ähnliche  Herde  in  anderen 
Gebieten  des  Querschnitts  und  in  verschiedener  Ausdehnung  in  den  übrigen 
Rückenmarkssegmenten.  Fall  2  betraf  eine  39jährige  Frau,  welche  verschiedene 
Infektionskrankheiten  und  zuletzt  3  Wochen  vor  der  Aufnahme  einen  Anfall 
von    akutem  Rheumatismus    durchmachte.      Status:    Paraparesis    inferior. 


Myelitis,  Myelomalacie,  Myelitis  gonorrhoica,  Caries.  571 

totale  Anästhesie  you  der  4.  Rippe  nach  abwärts,  incoiitinentia  uriuae  et 
alvi,  Fehlen  der  Patellar-  und  Abdominalreflexe,  kein  Babiuski,  kein  Fieber. 
Urin  frei.  Dann  ging  die  Schwäche  auf  die  oberen  Extremitäten  über. 
Nach  einigen  Tagen  Tod.  Bei  mikroskopischer  Untersuchung  waren  keine 
entzündlichen  Alterationen  nachzuweisen.  Schwellung  der  Vorderhornzellen, 
beginnende  Degeneration  der  Markscheiden  (nach  Marchi),  geringe  Degene- 
ration im  n.  ischiadicns.  Der  erste  Fall  stellt  eine  typische  Myelitis  acuta 
dar,  der  zweite  zeigt  Analogie  mit  der  Landryschen  Paralyse.  Verfasser 
bespricht  dann  die  Fälle  von  akuter  Myelitis,  die  bis  jetzt  veröffentlicht 
worden  sind,  und  teilt  dieselben  in  zwei  große  Gruppen  ein  (Fälle  mit  deutlichen 
Entzäudungserscheinungen  und  Fälle,  wo  die  Entzündung  fehlt  und  die 
Degeneration  der  Xervenelemente  von  derselben  unabhängig  ist). 

Frohmailll  (17)  beobachtete  folgenden  Fall  von  Myelitis  transversa 
mit  Muskelwogeu  und  eigentümlichen  Veränderungen  der  elektrischen  Reaktion. 
Bei  dem  42jährigen  Patienten  begann  die  Krankheit  vor  3  Jahren  nach  einer 
starken  Erkältung  mit  Schwindelgefühl  und  der  Empfindung  gewisser  Schwere 
in  den  Beinen.  Gleich  danach  heftiges  Schwindelgefühl  und  Bewußtlosigkeit. 
Als  er  nach  wenigen  Minuten  zu  sich  kam,  bestand  völlige  Lähmung  der 
Beine  mit  reißenden  Schmerzen  daselbst.  Erschwerung  der  Harnentleeniiig. 
Sensibilitätsabstumpfang  in  den  Beinen.  Die  Beweglichkeit  der  Beine  kehrte 
teilweise  zurück,  sodaß  Patient  nach  einigen  Wochen  mit  Hilfe  von  Stöcken 
stehen  und  sich  langsam  fortbew^egen  konnte.  Seither  blieb  der  Zustand 
ziemlich  unverändert  (spastische  Paraparese,  Sensibilitätsstörung,  gesteigerte 
Reflexe,  Störung  der  Blasenfunktion).  Es  handelt  sich  nun  um  eine  Quer- 
schnittsmyelitis im  unteren  Dorsalmark.  Verf.  hebt  hervor:  1.  sehr  lebhafte 
fibrilläre  und  fascikuläre  Zuckungen  an  der  Hinterfläche  der  Beine,  in  den 
Waden,  den  Beugern  am  Oberschenkel  und  den  glutaei  maximi,  2.  die 
elektrische  Untersuchung  zeigte  in  einer  Anzahl  gelähmter  Muskehi  bei 
faradischer  und  galvanischer,  direkter  und  indirekter  Reizung  eine  mehr 
oder  minder  starke  Nachdauer  der  Kontraktion  nach  Unterbrechung  des 
Stromes.  Das  Phänomen  trat  bei  faradisclier  Reizung  stärker  auf  als  bei 
galvanischer  und  ferner  bei  Nervenreizung  weniger  stark  als  bei  Muskel- 
reizung. Erschöpfbarkeit  dieser  Nachdauer-Reaktion.  Das  Muskelwogen 
erinnert  am  meisten  an  die  von  Fr.  Schnitze  beschriebene  Myokymie. 
Verf.  nimmt  in  seinem  Fall  eine  Kombination  der  Myelitis  mit  Myokymie  an 
und  sieht  auch  darin  eine  genügende  Erklärung  der  elektrischen  Reaktions- 
veränderungen.  Die  beschriebenen  elektrischen  Alterationen,  die  übrigens 
nichts  spezifisches  darstellen,  ließen  sich  im  vorliegenden  Fall  nur  in  den 
Muskeln  mit  fibrillären  Zuckungen  nachweisen,  während  alle  Muskeln  ohne 
Muskelwogen  normale  elektrische  Reaktion  gaben. 

Ganckler  und  Ronssy  (18)  beobachteten  einen  Fäll  von  spastischer 
Paraplegie  mit  Herderkrankung  des  Rückenmarks  ohne  sekundäre  Degenera- 
tionen. Es  handelte  sich  um  eine  66  jährige  Frau,  bei  welcher  die  Krank- 
heit vor  2  Jahren  mit  Schmerzen  in  den  Beinen  und  Parese  derselben 
begann.  Plötzliche  Lähmung  der  Beine.  Weiterhin  typisch  spastische 
Lähmung  der  Beine,  Incontinentia,  keine  Sensibilitätsstörungen.  Die  Autopsie 
zeigt  Versclimälerung  des  Rückenmarks  im  Gebiete  der  IV. — V.  Dorsal- 
segmente. Mikroskopische  Untersuchung  zeigte,  daß  die  Läsion  (mit 
völligem  Schwund  der  Querschnittsfigur)  nur  eine  Strecke  von  zirka  2  mm 
einnahm,  und  daß  das  Rückenmark  in  unmittelbarer  Nähe  dieses  Herdes 
normale  Konfiguration  zeigte.  Keine  sekundären  Degenerationen  weder 
oberhalb,  noch  unterhalb  des  Herdes.  Der  Herd  selbst  erwies  sich  als  eine 
alte  Myelitis   parenchymatosa  mit  sekundärer  Gliawucherung,   wobei   haupt- 


572 


Myelitis,  3Iyelomalacie,  Myelitis  gonorrhoica,  Caries. 


sächlich  die  graue  Substanz  und  ihre  unmittelbare  Umgebung  betroffen  waiv 
während  die  weiße  relativ  erhalten  blieb. 

Clement  (14)  hat  analog  den  toxischen  peripherischen  Neuritiden  bei 
Lungentuberkulose  myelitische  Prozesse  gefunden,  die  toxischen  Ursprungs  sind. 
Er  beobachtete  im  latenten  Initialstadium  der  Tuberkulose  bei  seinem  Kranken 
Symptome  einer  an  die  Tabes  erinnernden  Rückenmärksaffektion,  welche 
sich,  ohne  daß  Lues  oder  andere  Ursachen  etwa  vorgelegen  hätten,  in 
schleichender  Weise  weiter  entwickelte.  C.  teilt  die  Krankengeschichten  von 
sechs  derartigen  Fällen  mit,  um  zu  beweisen,  daß  es  eine  initiale  toxische 
Myelitis  tuberkulösen  Ursprungs  gibt,  die  unter  den  Erscheinungen  der  Tabes 
dorsalis  auftritt.  (Bendix) 

Myelomalacle. 

Langdon  (30)  macht  darauf  aufmerksam,  daß  eine  große  Anzahl  von 
Fällen,  welche  als  Myelitis  acuta  diagnostiziert  werden,  eigentlich  eine  akute 
Myelomalacie  thrombotischen  Ursprungs  wären.  Die  wahre  akute  Myelitis 
stellt  dagegen  eine  verhältnismäßig  seltene  Krankheit  dar.  Yerf.  stellt  foU 
gende  Unterscheidungsmerkmale  dieser  beiden  Erkrankungsformen: 


3. 


4. 


Myelomalacie. 

1.  Kein  vorhergehendes  Unwohlsein. 

2.  Plötzlicher  Beginn  der  Lähmung. 

Kein     Fieber,      niedrige     Puls- 
spannung. 

Keine    Rigidität     des    Rückens. 
Keine  spastischen  Erscheinungen 
an  den  Extremitäten.  Erkrankungs- 
zonc    variabel,    häufig    unilateral 
und  von  kleiner  Extension.     Läh- 
mung oft  einseitig.     Verlauf  mit 
plötzlichen  Schüben. 
Häufig     Dissoziation      (Thermo- 
anästhesie)  in  der  nicht  gelähmten 
Extremität  oder  in  beiden  Beinen 
(bei  Paraplegie). 
Keine  öürtelsymptome. 
Patellarreflexe      unegal,      häufig 
fehlend. 


Myelitis. 

1.  Vorhergehendes  Unwohlsein, 
Trauma  oder  akute  Krankheit 

2.  Gradueller  oder  schneller  Beginn 
der    Lähmung    (nicht   plötzlich). 

3.  Fieber  anwesend,  hohe  Pnls- 
spannung. 

4.  Rigidität  des  Rückens  kann  vor- 
handen sein.  Extremitäten  häufig 
spastisch.  Erkrankungszone  um- 
faßt gewöhnlich  ein  oder  mehrere 
ganze  Segmente.  Lähmung  ge- 
wöhnlich beiderseitig.  Verlauf 
progressiv. 

5.  Keine  Dissoziation.  Bilaterale 
Anästhesie,  betreffend  sämtüche 
Qualitäten  unterhalb  der  Läsion. 


6. 
7. 


8. 


Ungleiche 


Uni- 


6. 
7. 


8. 


10 


kann 


10. 


Gürtelsymptome  anwesend. 
Patellarreflexe  fehlend  oder  bila- 
teral abgeschwächt,  aber  auf  beiden 
Seiten  gleich. 

Fehlende    Plantarreflexe    (später 
beiderseitiger  Babinski). 
Sphinkterenkontrolle  fehlt  längere 
Zeit  hindurch. 


Achillesreflexe, 
lateraler  Babinski. 
Die    Sphinkterenkontrolle 
ungestört  bleiben   oder  fehlt  nur 
einige  Tage. 

11.  Häufiges  Fehlen  von  Dekubitus. 

12.  Keine  Leukocytose. 

Diese    Unterscheidungsmerkmale 
(1  Myelomelacie,  1  Myelitis)  demonstriert. 

Lejonne  und  L'Hermitte  (32)  machen  darauf  aufmerksam,  daß  die 
so  häufigen  motorischen  Störungen  der  Greise,  die  progressiv  zu  Paraplegien 
führen,  bis  jetzt  einer  sowohl  klinischen  wie  auch  anatomischen  Erforschung 


11.  Dekubitus  stets  anwesend. 

12.  Leukocytose  wahrscheinlich, 
werden    zum    Schluß    an    2    Fällen 


Myelitis,  Myelomalacie,  Myelitis  gonorrhoica,  Caries.  573 

entbehren.  VerflF.  beschäftigen  sich  in  ihrer  Arbeit  nur  mit  zwei  Abarten 
dieser  Paraplegien,, nämlich  denjenigen,  die  auf  lakunärer  Alteration  beruhen 
und  denjenigen,  die  man  als  myelopathische  Paraplegien,  durch  polyfasci- 
kuläre  Sklerose  bedingt  bezeichnet.  Die  lakunäre  Form  der  senilen  Para- 
plegie  wird  rasch  von  dementiellen  Erscheinungen  begleitet.  Die  Pyramiden- 
degeneration ist  bei  derselben  intensiver  entwickelt  als  bei  der  myelopathischen 
Form  und  verursacht  auch  sehr  deutliche  Lähmungserscheinungen.  Diese 
letzteren  zeigen  femer  bei  de^  ersten  Form  eine  rapide  Entwicklung  im 
Gegensatz  zu  der  langsam  verlaufenden  motorischen  Störung  bei  der  zweiten 
Form.  Es  soll  aber  nicht  außer  acht  gelassen  werden,  daß  diese  beiden 
Formen  (nämlich  die  zerebrale  und  die  medulläre)  sich  miteinander  ver- 
mischen können,  namentlich  in  den  Endstadien  der  Erkrankung.  In  anato- 
mischer Beziehung  findet  man  im  Rückenmark  bei  der  ersten  (d.  h.  laku- 
nären,  bilateral-kapsulären)  Form  nur  eine  Degeneration,  die  sich  auf  die 
PyY  und  PyS  beschränkt.  Häufig  tritt  ebenfalls  eine  leichte  Hinterstrang- 
sklerose hinzu.  Bei  der  myelopathischen  Form  findet  man  dagegen  eine 
diffuse  und  disseminierte  Sklerose  der  Hinterstränge  und  besonders  der 
tSeitenstränge.  Es  entsteht  hierbei  niemals  eine  systematische  Degeneration. 
Verff.  betonen,  daß  diese  letzteren  Alterationen  keinesfalls  als  arteriosklero- 
tische zu  betrachten  seien,  vielmehr  sollte  man  sie  als  eine  polyfascikuläre 
Sklerose  der  Greise  bezeichnen. 

Was  die  Pathogenese  dieser  Erkrankungen  betrifft,  so  entsteht  die 
lakunäre  Form  durch  perivaskuläre  Alterationen  im  Gebiete  der  Hirn- 
ganglien, besonders  im  nucleus  lenticularis  (P.  Marie,  Ferrand,  Catola). 
Diese  enge  Beziehung  zwischen  den  Gefäßen  und  den  pathologischen  Herden 
fehlt  bei  der  myelopathischen  Form,  bei  welcher,  wie  gesagt,  die  Krankheit 
(diffuse  Sklerose)  das  Rückenmark  unregelmäßig  befällt.  Die  l)ei  dieser 
letzteren  Form  gefundenen  Gefäßstörungen  fand  man  ebenfalls  bei  Greisen, 
die  zu  Lebzeiten  keinerlei  klinische  Erscheinungen  darboten. 

Myelitis  gonorrhoica. 

Bloch  (7)  hatte  Gelegenheit,  einen  Fall  von  gonorrhoischer  Myelitis 
zu  untersuchen.  Es  handelte  sich  um  einen  23jährigen  Mann,  welcher  vor 
4  Jahren  Gonorrhoe  akquirierte.  Vor  4  Monaten  erkrankte  er  abermals  au 
Gonorrhoe.  Plötzlich  trat  unter  heftigen  gürtelförmigen  Schmerzen  im 
Leib  und  in  den  Seiten  völlige  Harnverhaltung  auf.  Gleichzeitig  incontinentia 
wrinae  und  nach  2  Tagen  Parese  des  linken  Beins  mit  Parästhesien 
daselbst.  Status.  Retentio  urinae,  Parese  des  linken  Beins  (wird  nach- 
geschleppt), besonders  seiner  distalen  Teile,  leichte  Hypäthesie  am  linken 
Obersehenkel  und  zum  Teil  am  linken  Unterschenkel,  Sehnenrefiexe  links 
erhöht,  Patellarreflexe  und  Fußklonus  links,  kein  Babinski  rosp.  Oppenheim- 
seber Reflex.  Sonst  keinerlei  Störungen  seitens  des  Nervensystems.  Im 
weiteren  Verlauf  trat  zunächst  eine  Besserung  der  Blasenfunktion  auf,  dann 
schwanden  auch  die  übrigen  Erscheinungen  bis  auf  eine  gewisse  Schwäche 
des  linken  Beins. 

Caries. 

Lannois  und  Porot  (31)  berichten  über  folgenden  Fall  von  schlaffer 
Lähmung:  Patientin,  eine  41jährige  Frau,  klagte  einig(*  Tage  über  Rücken- 
schmerzen. Sie  fiel  plötzlich  auf  der  Straße  um,  Lähmung  der  Beine, 
retentio  urinae,  Anästhesie.  Trotz  der  schlaffen  Lähmung  und  Muskelatonie 
wurde   eine  erhebliche  Steigerung   der  Patellarreflexe   und  Fußklonus   kon- 


574  Traumatische  Erkrankungen  des  Rückenmarks. 

statiert.  Die  Autopsie  zeigte  Caries  des  7.  Hals-  und  des  I.— 111.  Dorsal- 
wirbels. Verif.  bemerken,  daß  dieses  Verhalten  der  Kefl^xe  keinen  absoluten 
Gegenbeweis  gegen  die  Basti  an  sehe  Hypothese  bildet,  weil  die  Läsioo  des 
Kückenniarks  in  den  genannten  Segmenten  keine  Tollständige  war.  Die 
mikroskopische  Untersuchung  zeigte  in  diesem  Fall  die  üblichen  auf-  und 
absteigenden  Degenerationen. 


Traamatische  Erkrankungen  des  Rückenmarks  (HaematorrhaeUs, 

Haematomyelie,  Fraktnr  isw.).  Erkrankungen  des  Epicons,  eoin 

und  der  Ganda.   Halnm  Pottil. 

Referent:  Privatdozent  Dr.  L.  Minor- Moskau. 

1.  Auf  der  Maar,  Paul,  Ein  Fall  von  rezidivierender  Blasenlähmung  als  Beitrag  zar 
Kenntnis  der  Erkrankungen  des  Conus  terminalis  und  der  Cauda  equina.  Zoricfa. 
1904.     J.  Frank. 

2.  Bard,  L.,  De  l'inversion  unilaterale  du  phenom^ne  des  orteils  dans  un  cas  de  para- 
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3.  Bandet.  Un  cas  d'hematorachis  traumatique  suivi  de  mort  par  compression  brusque 
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4.  Bernabeo.  Ct.,  Morbo  di  Pott  del  segmento  lombare.   Med.  ital.  Napoli.    III.  332—33«. 

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Salkowski.     Berlin.     1904.     7—12. 
7.  Billaud,   Des   Syndromes   du   cone   terminal   et   de  Tepicone.     Gaz.  med.  de  Nantes. 

1904.     2.  s.     XXII.     939—948. 
8-  Bittorf,  Fall   von  akuter  Brown-Sequardscher  Lähmung  infolge  Sy})hilis  des  Bru>t- 

markes.     Vereinsbell.  d.  Deutsch.  Mediz.  Wochenschr.     p.  1624. 
9.  Boinet,   Tuberculose   des  premiers  vertfebres  lombaires,   pachymeningite,  compression 

de  la  queue  de  cheval.     Marseille  med.     1904»     XLI.     726. 

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12.  Brower,  Daniel  R..  Traumatic  Injury  of  the  Spinal  Cord;  Syringomylia;  Puerperal 
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13.  Browning,  William,  Spinal  Hemorrhage;  Some  of  its  General  Phases.  Medical  News. 
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16.  Burrell,  Herbert  L.  Fracture  of  the  Spine.  A  Summary  of  All  the  Cases  (244) 
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19.  Cox,  W.  C,  Injuries  of  the  Spinal  with  Report  of  a  Case.    Northwest  Med icine.   %lan- 

20.  Croce,  0.,  Ueber  Wirbelfrakturen.     Deutsche  Mediz.  Wochenschrift.     No.  11.  p.  4l«>. 

21.  Delcro.s,  Sur  un  cas  de  luxation  de  la  cinqui^me  vertöbre  cervicale,  avec  section  de 
la  moelle  a  ce  niveau.     Th^se  de  3lontpellier. 


ErkrankuDgen  des  £pieoDas,  Conus  und  der  Cauda.    Malam  Pottii.  575 

21t.  Dejerine,  J.  et  Gau  ekler,  £..  Contribution  k  l'etude  des  localisations  motrices 
dans  la  moelle  epini^re.  Uu  cas  d'hemiplegie  spinale  ä  topographie  radiculaire  dans 
le  membre  superieur  avec  anaesthesie  croisee  et  consecutif  ä  une  Hematomyelie  spontanee. 
Rev.  neurol. 

22.  Dercum,  F.  X.,  Specimens  from  a  Case  of  Fracture  of  the  Fifth  Cerrical  Vertebra, 
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Followed  by  Recovery;  After  an  Interval  of  Four  Years  Gradual  Development  of  a 
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des  membres  gauches  et  du  membre  superieur  droit.  Thermoanaesthesie  et  analgesie 
de  la  moitie  droite  du  corps.  Myosis  bi-luteral.  Abolition  des  reflexes  tendineux  avec 
conservation   des  reflexes  cutan^s.     Autopsie.     Revue  Neurologique.     No.  9.     p.  468. 

40.  JuQon,  E.,  Du  3Ial  de  Pott  et  en  particulier  du  traitemcnt  des  absc^s  par  congestioii 
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43.  Kopczynski,  Ein  Fall  von  Brown-Sequardscher  Lähmung.  Pami^tnik  towarzystwa. 
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44.  Krauss,  William  C,  A  Case  of  Brown-Sequard  Paralysis,  Due  to  a  Fall  upon  the 
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(SitiuDgsberieht) 


576  Traumatische  Erkrankungen  des  Rückenmarks. 

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55.  Raymond,  F.  et  Guillain,  Georges,  Hematomyelie  ayant  determine  une  heiniplegie 
spinale  a  topographie  radiculaire  dans  le  membre  superieur  avec  thermoanesthesie 
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metatraumatique,  forme  clinique  curable.     Nouvelle  Iconogr.  de  la  Salpetrifere.  No.  1. 

58.  Rheaume,  Z.,  Contusions  meduUaires  sans  lesions  osseuses:  Thematomyelie.  Lüion 
möd.  du  Canada.     Montreal.     XXXIV.     802-805. 

59.  Ridlon.  J.,  Differential  Diagnosis  and  Treatment  of  Potts  Disease.  Physician  and 
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62.  Rossi,  Italo,  Sur  un  cas  de  lesion  de  la  queue  de  cheval  par  tuberculose  sacree. 
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63.  Derselbe,  Sur  la  pathogenie  des  alteratious  meduUaires  survenant  au  cours  du  mal 
de  Pott,     ibidem.     Vol.  XX.     Dec.     No.  120.     p.  417. 

64.  Sabrazos,  J.,  Perte  ou  diminution  de  la  sensibilite  des  tibias  au  diapason  dans  1» 
paraplegie  spasmodique  du  mal  de  Pott.  Gazette  hebdom.  des  Sciences  med.  de 
Bordeaux.     No.  26.     p.  183.     16.  avril. 

^5.  Sarbö,  A.  v.,  Brown-Sequardsche  Lähmung  traumatischen  Ursprungs.   Psych,  neuro!. 

Section  des  Budapester  Aerztevereins.     22.  XI.  05  (ungarisch).     (Siteungsbericht) 
436.  Sayre,  R.  H.,    Fracture   of  the  ('ervical  Spiue.     Mcdical  Record.     Vol.  iyS.    p.  44)9 

67.  Schaff  er,  Emil,  Zur  Lehre  von  der  Rückenmarkserschütterung.  Erwiderung  an 
Herrn  Professor  Dr.  ¥.  Stolper-Ctöttingen.  Viert eljahrsschrift  für  gerichtliche  Medizin 
und  öffentl.  Sanitätswesen.     3.  F.     Band  XXIX.     Heft  2.     p.  349. 

68.  Derselbe,  Zur  Pathologie  der  posttraumatischen  Rückenmarkserkrankungen,  nebst 
Bemerkungen  über  den  derzeitigen  Stand  der  Lehre  von  der  Rückenmarkserschütteruog. 
ibidem.     Band  XXVII.     Supplementheft. 

69.  Schnitze,  Fr.,  Fall  von  Cauda-equina  Tumor.  Vereinsbeil.  d.  Deutsch.  Mediz. 
Wochenschr.     p.  1373. 

70.  Schuster,  Fall  von  traumatischer  Haematomyelie.  Neurolog.  Ceutralblatt.  p.  32ö. 
(Sitzungsbericht.) 

71.  Shands,  A.  R.,  Potts  Paraplegia,  with  Report  of  Throe  Typical  Cases.  Washington 
Med.  Annais.     January. 

72.  Sibelius,  Chr.,  Drei  Fälle  von  Caudaaffektionen  nebst  Beiträgen  zur  topographischen 
Analyse  der  Hinterstrangerkrankungen.  Arbeiten  aus  dem  Patho logisch -anatouiischen 
Institut  der  Universität  Helsingfors.     p.  79. 

73.  Siegel,  Robert,  Mal  sous-occipital  (Notes  anatomi^jues  et  cliniques).  Archives  generales 
de  Medecine.     I,  No.  7,  p.  396. 

74.  Steinmann,  Ueber  Luxationen  der  Halswirbelsäule.  Corresp.-Blatt  für  Schweizer 
Aerzte.    p.  6'21.    (Sitzungsbericht.) 

75.  Stertz.  U.,  l'eber  eine  isolierte  einseitige  Verletzung  der  XII.  Dorsal-  bis  IV.  Lumbai- 
wurzel infolge  einer  atypischen  AVirbelfraktur.  (Zugleich  ein  Beitrag  zur  Lokalisation 
des  unteren  Bauchmuskelsegmentes.)  Mitteilungen  aus  den  Hamburger  Staatskranken- 
anstalten. 

76.  Strümpell,  v.,  Hämatomyelie  nach  Trauma.  Vereinsbell,  d.  Deutsch.  Mediz.  Wocbeo- 
schrift.     p.  1819. 

77.  Vitek,  v.,  Beitrag  zur  Pathologie  des  Conus  medullaris  und  der  Cauda  equina.  Aroh- 
bohera.  de  med.  clin.     VII,  p.  70. 

78.  Warrington,  W.  B.,  A  Case  of  Tumour  of  the  Cauda  Equina  Removed  by  Operation; 


Erkrankungen  des  Epiconus,  Conus  und  der  Cauda.     3Ialuin  Pottii.  577 

with  Remarks  on  the  Diagnosis  and  Natura  of  Lesions  in  that  Situation.     The  Lancet. 
11.  p.  749. 

79.  Derselbe,  Compresaion  Paraplegia.     The  British  Medical  Journal.    I.  p.  307.    (Sitzungs- 
berieht) 

80.  Weidenhammer,    W.,    Fall   von    akuter    hämorrhagischer   Meningoencephalitis   mit 
Siausthromboso.     Geotralbl.  für  Nervenheilk.     p.  685.     (Sitzungsbericht.) 

61.  Wynkoop,   E.  J.,   Rachitis,  Potts   Disease,   and   Spinal  Cord  Involvement  Resulting 

in  a  Spastic  Paraplegia.     Arch.  Pediatr.     N.  Y.     XXII.  62—64. 
82.  Yumucopulo,   A.,  Beitrag  zur  Aetiologie   und  Symptomatologie  der  Erkrankungen 

des  Conus  meduUaris  und  der  Cauda  equina.   Wiener  klin.  Rundschau.     Xo.  38,  p.  671. 

Flatan  (29)  gibt  ein  sehr  vollständiges  Referat  über  alles  was  in 
tezug  auf  die  Stichverletzungen  des  Rückenmarkes  in  der  Literatur 
seit  1743  bis  heute  erschienen  ist. 

Es  werden  108  Arbeiten  zitiert,  ausgenommen  diejenigen,  welche  un- 
glückliche Zufälle  bei  der  Lumbalpunktion  zum  Gegenstand  haben. 

Die  ausführliche  Arbeit  möge  allen  sich  für  diesen  Gegenstand 
interessierenden  aufs  wärmste  empfohlen  sein. 

Pedermann  (28)  beschreibt  einen  Fall  von  Schußverletzung  des 
Rückenmarkes  bei  einem  19  jähr.  Mädchen.  Der  Schuß  wurde  aus  nächster 
^ähe  auf  die  in  knieender  Lage  sich  befindliche  Person  abgegeben  und  ver- 
letzte den  zweiten  Brustwirbelkörper.  Es  trat  sofort  Lähmung  des  linken 
Beines  und  des  rechten  Armes  ein.  Es  erwies  sich  nach  einigen  Tagen  das 
Bild  einer  typischen  Brown-Sequardschen  Halbseitenläsion  der  unteren 
und  eine  Klumpkeache  Lähmung  der  rechten  oberen  Extremität.  Die 
llütilitätsstönmgen  mit  ausgesprochenen  oculo-pupillären  Symptomen  (Myosis, 
Verengerung  der  Lidspalte,  Eingesunkensein  des  Auges)  gingen  zurück,  die 
sensiblen  Störungen  hielten  im  Laufe  der  nächsten  2  Jahre  an. 

Der  Mannigfaltigkeit  der  klinischen  Erscheinungen  entsprechend  nimmt 
Verf.  auch  eine  Multiplizität  der  Herde  an  und  zwar  eine  Hämatomyelie 
der  linken  Hälfte  des  Rückenmarkes  in  der  Höhe  des  III.  Dorsalsegmentes 
-als  oberste  Höhe  der  Läsion  (Anästhesie  beginnt  in  der  Höhe  derMamilla, 
Reizerscheiuungen  in  einer  Zone  vom  IlL  bis  zum  VIL  Dornfortsatz)  zur 
Erklärung  des  Brown-Sequard,  und  eine  Läsion  der  achten  Cervikal- 
und  ersten  Dorsalwurzel  für  die  Khimpkesche  Lähmung  mit  den  Augen- 
störongen. 

Der  34  jährige  Patient  Couteaud's  (18),  ein  Artillerist  der  Kolonial- 
armee, hatte  einen  Messerstich  in  die  hintere  und  untere  Gegend  des  Nackens 
«rhalten  und  eine  motorische  Lähmung  der  unteren  rechten  Extremität,  eine 
Hypästhesie  des  linken  Beines,  ein  Einschlafen  des  rechten  Armes  und 
Herabsetzung  der  groben  Kraft  der  rechten  Hand  davongetragen. 

Die  Lähmung  heilte  schnell,  doch  blieb  die  Anästhesie  der  anderen 
Seite  unverändert.  Anfangs  war  Hyperästhesie  an  der  gelähmten  Seite  vor- 
handeuj  allerdings,  was  in  der  Regel  bei  der  Brown-Sequardschen 
Lähmung  nicht  beobachtet  wird,  mit  einer  deutlichen  Herabsetzung  des 
Temperaturgefühls.  (Bendir,) 

Stertz  (75)  beschreibt  folgenden  Fall  von  traumatischer  ein- 
seitiger Läsion  einiger  Wurzeln. 

Der  42  jährige  Patient  fiel  beim  Tragen  eines  schweren  Sackes  auf 
ebener  Erde  durch  Ausgleiten  um,  wobei  der  Oberkörper  stark  nach  der 
linken  Seite  knickte.  Sofort  heftige  Schmerzen  im  Rücken  und  Lähmung 
des  linken  Beines.  Keine  Störungen  seitens  der  Blase  oder  der  Genital- 
sphäre. Es  entwickelt  sich  eine  leichte  Unksseitige  Kyphoskoliose.  Das 
lätöntgenbild  zeigt  eine  keilförmige  Kompression  des  I.  Lendenwirbels  mit 
Zertrümmerung  der  linksseitigen  Gelenkfortsätze.  Nach  4  Monaten  untersucht, 

Jahresbericht  f.  Neurologie  and  Psychiatrie  I9oo.  37 


578  TraumatlBche  ErkraDkungen  des  KückeDmarks. 

zeigte  Fat.  eine  vollständige  Lähmung  des  linken  Masc.  ileopsoas,  sartorius; 
die  Adduktorengruppe,  der  Abduktor  und  der  Quadriceps  femoris,  Tibial. 
an t.  waren  im  hohen  Grade  geschwächt.  Eine  leichte  Berabsetzung  der  Kraft 
war  in  den  Beagern  des  Kniegelenks  bemerkbar.  Außerdem  bestand  eine 
Parese  der  Dorsalflektoren  des  Fußes,  eine  Lähmung  der  unteren  Segmente  der 
schiefen  Bauchmuskeln,  Fehlen  des  linken  Patellarreflexes,  Kremaster-  und 
unteren  Bauchdeckenreflexes  und  eine  Anästhesie  für  alle  Gefiihlsquali- 
täten  an  der  Vorder-Seitenfläche  des  linken  Oberschenkels  und  am  inneren 
Rand  des  linken  Ober-  und  Unterschenkels.  Auf  Grund  obengenannter 
Erscheinungen  nimmt  Verf.  eine  isolierte  Verletzung  der  XII.  Dorsal-  bis 
zur  IV.  Lumbarwurzel  an  und  kommt  außerdem  bei  der  Analyse  des  Falles 
zu  folgenden  Allgemeinschlüssen: 

1.  Der  Ausfall  von  Dorsalis  XII  und  Lumbalis  I  kann  eine  partielle 
Lähmung  der  Bauchmuskeln  zur  Folge  haben. 

2.  Der  Kern  des  Musculus  tibialis  anticus  liegt  hauptsächlich  im 
IV.  Lumbaisegment 

3.  Die  Beuger  im  Kniegelenk  sind  tiefer  lokalisiert  als  der  Tibialis 
anticus,  in  der  Hauptsache  unterhalb  des  IV.  Lumbaisegmentes. 

Die  interessante  Beobachtung  von  Hinsdale  (35),  betreffend  ein 
Mädchen,  welches  bei  einer  Acetylen  -  Gas  -  Explosion  einen  Unfall  erlitten 
hat,  ist  in  ihren  großen  Zügen  in  der  Überschrift  ganz  genügend  resümiert. 
Außer  der  Fraktur  der  1.,  2.  und  3.  process.  spinosi  der  Dorsalwirbel  mit 
darauffolgender  Paraplegie,  Erloschenseiu  der  Kniereflexe  und  Blasen- 
stönmgen,  waren  noch  eine  Fraktur  des  Stemum«  der  rechten  Clayicula, 
des  rechten  Badius,  des  linken  Ellbogen-Gelenks,  eine  komplizierte  Fraktur 
des  rechten  Fußgelenkes,  der  linken  Fibula,  der  Nase  usw.  notiert  Bis  auf 
eine  kleine  Steifigkeit  im  linken  Ellbogengelenk  erzielten  die  behandelnden 
Ärzte  eine  Yöllige  Restitutio  ad  integrum. 

Zur  Beseitigung  der  yermuteten  Kückenmarks-Kompression  wurden  die 
Bogen  des  L,  IL,  UI.  und  teils  des  IV.  Wirbels  operativ  entfernt.  Es 
fand  sich  eine  leichte  Zerrung  der  Dura  und  ein  Abbruch  der  erwähnten 
Wirbelbogen.  Nach  Eröffnung  der  Dura  erwies  sich  das  Rückenmark 
ödematös  und  dunkel  gefärbt.  In  den  nächstfolgenden  Tagen  floß  viel 
Cerebrospinalflüssigkeit  ab.  Am  zweiten  Tag  nach  der  Operation 
epileptiforme  Anfälle  (durch  Verlust  der  Cerebrospinalflüssigkeit  verursacht?), 
welche  aber  kurze  Zeit  andauerten. 

Allmähliche  Besserung  im  Laufe  der  nächsten  3  Jahre  und  Entlassung 
mit  folgenden  Symptomen:  Ziemlich  guter  Gang,  aber  spastisch  -  paretisch» 
besonders  im  rechten  Bein.  Schmerzgefühl  in  den  Beinen  teilweise  er- 
loschen.    Erhöhter  Kniereflex,  Clonus,  Babinski,  Blase  normal 

Browning  (13)  gibt  auf  Grund  literarischer  Angaben  und  eigener 
Forschungen  eine  kurzgefaßte,  aber  sehr  gründliche  Übersicht  des  jetzigen 
Standes  der  Frage  von  der  Hämatomyelie.  Die  Klassifikation  ist  den  Tat- 
sachen sehr  entsprechend  in  folgender  Tabelle  resümiert: 

I.  Epidurale  I  l°i*f  ^' 

^  I  Adultorum 


Spinale 
Hämorrhagie 


ISnbdural 
Subarachnoidal 
Subpial 

III.  In  die  Rückenmarks-  lT^^        —  «*      /d     u*  *-v 

Substanz  Disseminierte    (Punktata) 

[Herdweise  (Fokal) 


Erkrankungen  des  Epiconus,  Conus  und  der  Cauda.     Malum  Pottii.  579 

Spinale       j  IV.  Gemische   und  kom-  f  Sekundäre 

Hämorrhagie    j  plizierte  Formen  l  Hämatomyelie 

Browning  und  Tilney  (14)  berichten  über  einen  interessanten  Fall 
Ton  zentraler  Hämatomyelie  bei  einem  60jährigen  deutschen  Emigranten 
Dach  Sturz  Ton  2  Treppenstufen.  Es  entwickelte  sich  eine  totale  Paraplegie 
der  unteren  Extremitäten  mit  Retentio  urinae  und  Sensibilitätsstörungen, 
deren  obere  Grenze  eine  horizontale  in  der  Mitte  zwischen  dem  os  Pubis  und 
Xabel  bildete. 

Eine  zwischen  dem  2.  und  3.  Lumbalwirbel  ausgeführte  Probepunktion 
zeigte  keine  Zeichen  weder  einer  epiduralen  Blutung,  noch  einer  Inflammation. 
Zu  demselben  negativen  Resultate  führte  die  am  12.  Tage  nach  Beginn  der 
Erkrankung  ausgeführte  Laminektomie  mit  Entfernung  der  Dornfortsätze  der 
10.  und  11.  Dorsalwirbel.  Es  fand  sich  eine  mäßige  epidurale  Blutan- 
sammlung, welche  die  Verfasser  der  Probepunktion  zuzuschreiben  nicht 
geneigt  sind. 

Exitus  am  2.  Tage  nach  der  Operation.  Die  mikroskopische  Unter- 
suchung der  Lumbaranschwellung  zeigte  eine  typische,  beiderseitige  zentrale 
Hämatomyelie  in  den  Vorderhörnern  des  2.  und  3.  Lumbaisegmentes; 
zerstreute  Blutungen  in  höher  liegenden  Segmenten;  zirkumskripte  und 
diffuse  Desintegrationsherde  der  weißen  Substanz  mit  geschwollenen  Achsen- 
zTÜndem,  Erweiterung  der  Gliamaschen  usw.  (Lückenfelder);  Chromato- 
lyse  und  Degeneration  mehrerer  multipolarer  Zellen ;  Injektion  und  Erweite- 
rung der  Gefäße  und  stellenweise  ausgesprochene  Neuroglia- Wucherung. 

Rasonond  und  Guillain  (55)  berichten  über  einen  dem  Ton 
Dejerine  und  Gauckler  beschriebenen  analogen  Fall  von  Hämatomyelie 
mit  gekreuzter  Anästhesie  und  radikulärer  Verteilung  der  Lähmungen  im 
Arm  auf  der  Seite  der  spinalen  Hemiplegie. 

A.  V.,  21  Jahre  alter  Typograph,  bekam  rechtsseitige  spinale  Lähmung 
nach  einem  Fall  vom  Fahrrade.  Verlor  nicht  das  Bewußtsein,  aber  nach- 
dem er  durch  den  Unfall  erhitzt  in  einem  kalten  Flusse  badete,  verspürte 
er  einen  heftigen  Schlag  in  der  Rückengegend,  fing  an  zu  sinken,  wurde 
aus  dem  Wasser  von  Kollegen  herausgeholt. 

Es  entwickelte  sich  sofort  eine  Paraplegie  sup.  et.  infer.  mit  eigen- 
tümlichen Kontrakturen  in  den  oberen  Extremitäten.  Es  ^  kamen  hinzu 
Retentio  urinae  et  alvi.  Langsame  Besserung  linkerseits.  7  Monate  nach 
dem  Unfall  verließ  Patient  das  Bett.  Es  bestand  dann  pes  varo-equinus 
im  rechten  Bein  und  Neigung  zur  Extensionskontraktur  daselbst.  Im  linken 
Ann  leicht«  Flexionskontraktur.  Im  rechten  Arm  ausgesprochene  Kontraktur, 
ganz  besonders  in  den  letzten  3  Fingern.  Sehr  schwach  sind  die  Extensoren 
der  Hand  und  des  Unterarms  (Triceps).  Kniereflexe  sehr  gesteigert;  beider- 
seits Babinski,  Fuß-  und  Patellarklonus.  Tricepsreflex  beiderseits  erloschen. 
Rechts  ist  die  Sensibilität  normal,  links  existiert  eine  syringomyelitische 
Dissoziation  am  Rumpf,  2  Finger  oberhalb  der  horizontalen  Mamillarlinie 
beginnend  (2.  Dorsalwurzel),  am  Arme  nur  an  der  inneren  Fläche  (ent- 
sprechend den  Wurzelregionen)  der  VIII.  Cervikal-  und  I.  Dorsalwurzeln.  Die 
hintere  Fläche  des  Oberschenkels  ist  von  Sensibilitätstörungen  frei.  Elek- 
trische Störungen  in  Form  von  EaR  fanden  sich  nnr  in  beiden  m.  m. 
trieipites.  Bei  der  Besprechung  des  Falles  machen  die  Verfasser  besonders 
daranf  aufmerksam,  daß  das  obere  Wurzelsegment  des  Plexus  brachialis  hier 
ganz  unversehrt  blieb,  während  im  unteren  Segmente  Kontrakturen  bestanden 
ohne   gleichzeitige    Atrophie   und    EaR.     Es   beweist    dies,    wie    der  Fall 

37* 


580  Traumatische  Erkrankungen  des  Rückenmarks. 

Dejeriiie-Gauckler,  daß  die  Pyramidenbahu  im  Rückenmark  mit  einem 
radikulären  Typus  endet. 

Dejerine  und  Gauckler  (21a)  beschreiben  einen  ungewöhnlichen 
Fall  von  spontaner  einseitiger  Hämatomyelie.  Es  bestaud  eine 
Brown- Sequard sehe  Lähmung  (rechts  motorisch)  mit  radikulärer  Ver- 
teilung der  Lähmungen  ohne  Atrophie  im  rechten  Arm.  Fast  komplettes 
Erhaltensein  der  kombinierten  Bewegungen  im  Daumen  und  Zeigefinger. 
Kontraktur  der  Fingerbeuger.  Auf  derselben  Seite  Sensibilitätstörungen  im 
Gebiete  der  8.  cervikalen  und  1.  dorsalen  Wurzeln.  Links  syringomyeli- 
tische  Dissoziation,  welche  nach  oben  nur  ein  wenig  die  horizontale  Mamillar- 
linie  überschreitet  (zwischen  den  2.  und  3.  Brustwurzeln)  und  an  der 
Medianlinie  scharf  abschneidet.  Leichte  Herabsetzung  der  Knochensensi- 
bilität im  unteren  rechten  Bein.  Verlust  des  Oberarm-Reflexes  auf  der 
motorisch  affiziertcn  rechten  Seite  und  daselbst  oculo-pupilläre  StönmjreD. 
Keine  Störungen  seitens  der  elektrischen  Reaktionen.  —  Dieser  Status  wurde 
2  Jahre  nach  dem  akuten,  ohne  Vorläufer,  von  heftigen  Schmerzen  begleiteten 
Beginn  der  Erkrankung  gesammelt.  Die  Diagnose  lautet:  Haematomyelia 
spontanea.  Links  soll  nach  den  Verfassern, .  entsprechend  der  klinischen 
Lokalisation,  der  Herd  die  2.  Brustwurzel  nicht  überschritten  haben:  rechts 
sollen  das  8.  cervikale  und  1.  dorsale  Segment  zerstört  sein.  Die  Blutung 
hatte  wahrscheinKch  ihren  Ausgang  im  zentralen  Grau  zwischen  dem  2.  nnd 
3.  Dorsalsegraente  genommen,  um  dann  nach  oben  zu  steigen.  Die  Abwesenheit 
der  atrophischen  Erscheinungen  spricht  gegen  eine  Affektion  der  grauen 
Substanz  und  für  eine  partielle  Affektion  der  Pyramidenbahnen;  die  radi- 
kuläre  Verteilung  der  Lähmungen,  welche  im  übrigen  den  Charakter  einer 
zerebralen  Lähmung  tragen,  spricht  nach  den  Verfassern  für  die  radikuläre 
Verteilung  der  Pyranüdenfasern  im  Rückenmarke. 

Der  Fall  von  traumatischer  cervikaler  Hämatomyelie,  welchen 
Potts  (53)  beschreibt,  betrifft  einen  56jährigen  Mann,  welcher  nach  einem 
Sturz  sofort  die  Besinnung  verlor,  nach  12  Stunden  zu  sich  kam,  aber  noch 
einige  Tage  hindurch  delirierte  (Alkoholismus?)  und  eine  komplette  motori- 
sche und  sensorische  Lähmung  der  Beine,  des  Rumpfes  und  teilweise  der 
Arme  zeigte.  Mit  Ausnahme  der  Bicipites  waren  alle  Sehnenreflexe  erloschen. 
Die  Cih'o  -  spinal-,  Crcmaster-  und  Plantarreflexe  waren  erhalten.  Kein 
Babinski.  Exitus  am  9.  Tage.  Die  Autopsie  zeigte  Spuren  einer  leichien 
Dislokation  des  5.  Cervikalwirbels;  merkliche  Kompression  des  Rücken- 
markes, welches  praktisch  so  gut  wie  quer  getrennt  war  in  der  Höhe  zwischen 
dem  6.  und  7.  Cervikalsegmente.  Blutung  in  die  graue  Substanz  vom  8.  Cer- 
vikalsegment  bis  zum  5.  Cervikalsegment.  Es  fand  sich  gleichzeitig  eine 
Fraktur  der  rechten  Schädelhälfte,  mit  einer  großen  Blutung,  w^elche  die 
motorische  Zone  komprimierte,  ohne  jedoch  markante  Lokal -Hirn- 
erscheinungen hervorzurufen. 

Das  Interessante  in  diesem  Fall  ist  das  Erhaltensein  des  Bicepsreflexes 
auf  der  linken  Seite,  während  er  rechterseits  fast  die  ganze  Zeit  erloschen 
resp.  herabgesetzt  war.  Die  mikroskopische  Untersuchung  zeigt,  daß  links 
das  Rückenmark  in  der  Höhe  der  5.  Cervikalwurzel  ganz  intakt  war;  rechts 
aber  fand  sich  in  dieser  Höhe  eine  Blutung  und  Erweichung  im  Hinterhom. 
Verf.  schließt  aus  diesem  ITmstande,  daß  in  der  Höhe,  wie  übrigens  auch 
früher  vermutet  wurde,  das  Zentrum  für  den  M.  Biceps  liege.  Das  Litakt- 
sein  des  Cilio- spinalen  Reflexes  erklärte  sich  durch  völlige  Integrität  des 
8.  Cervikal-  und  5.  Dorsalsegmentes. 

Ingeirans  und  Descarpentries  (39)  berichten  über  einen  inter- 
essanten Fall  von  hämorrhagischer  Halsmarkverletzung.    Eine  26  Jahre  alte 


Erkrankungen  des  Epiconus,  Conus  und  der  Cauda.     Malum  Pottii.  58 J[ 

Frau  hatte  einen  Revolverschuß  in  den  Nacken  erhalten;  das  Geschoß 
konnte  am  Prenulum  linguae  entfernt  werden.  Bei  klarem  Bewußtsein  der 
Patientin  konnte  eine  vollständige  Lähmung  der  linken  Extremitäten  und 
des  rechten  Armes  festgestellt  werden.  Während  der  CucuUaris  und  Levator 
anguli  scapulae  intakt  waren,  bestand  eine  Lähmung  der  Pectorales  und 
Deltoides.  Die  Patellarreflexe  fehlten,  links  Babinski,  Bauchreflexe  vor- 
handen. Lagegefühl  in  den  drei  gelähmten  Gliedern  verschwunden,  Sensibili- 
tätsstöningen  im  Sinne  des  Brown- S6quardschen  Typus  auch  für  Tempe- 
raturempfindung. Die  Gefühlsstörungen  reichen  bis  zur  Schulterhöhe  mit 
einer  angrenzenden  hyperästhetischen  Zone.  Beiderseits  Miosis  bei  nor- 
maler Papillenreaktion.  Die  Kugel  war  zwischen  dem  vierten  und  fünften 
Halswirbel  in  den  Wirbelkanal  gedrungen  und  hatte  zum  Abfluß  der  Oerebro- 
spinalflüssigkeit  geführt.  Bei  der  Autopsie  fand  sich  das  Rückenmark  von 
der  Kugel  durchbohrt  in  der  Höhe  der  fünften  Cervikalwurzel  links.  Auf 
einem  Durchschnitt  zeigte  sich  hier  eine  mit  einem  linseugroßen  Blutgerinnsel 
angefüllte  Höhle,  die  sich  bis  zur  zweiten  Cervikalwurzel  nach  oben  und  bis 
zur  zweiten  Dorsalwurzel  nach  unten  erstreckt. 

Durch  die  Verletzung  war  eine  Zerstörung  des  größten  Teiles  des 
rechten  Burdachschen  Stranges  und  fast  des  ganzen  linken  Burdachscheu 
Stranges  bis  auf  ein  schwaches  peripherisohes  Band  an  der  Grenze  der 
Lissauerschen  Zone  zustande  gekommen.  Die  linken  Hinterhörner  waren 
fast  ganz  zerstört,  das  linke  gekreuzte  Pyramidenbündel  vollständig,  das 
Güwersche  Bündel  fast  ganz  und  die  linke  Seiteustrangbahn.  Trotz  der 
schweren  Zerstörungen  bestanden  keine 'absteigenden  Degenerationen. 

(Bendiaa.) 
Kopczynski  (43)  berichtet  über  folgenden  Fall  von  Brown-  Sequard- 
scher  Lähmung.  Stich  mit  einem  Dolch  in  der  Gegend  zwischen  den  V.  und 
VI.  Dorsalwirbeln.  Lähmung  des  linken  Beines  (mit  Steigerung  des  Patellar- 
reflexes  und  Babinski),  rechts  Analgesie  und  Thermoanästhesie  bei  erhaltenem 
Tastsinn.  Verf.  hebt  heiTor,  daß  die  Grenzen  für  die  Strömungen  ver- 
schiedener Qualitäten  der  Sensibilität  nicht  identisch  wären.  Die  oberste 
Grenzlinie  für  die  Temperatur  O'*  entspricht  dem  3.  Lumbal wirbel,  diejenige 
för  die  Temperatur  55 — 60®  reicht  bis  zum  9.  Dorsalsegment.  Dazwischen 
(am  1.  Lumbalwirbel)  liegt  die  Grenzlinie  für  den  Schmerzsinn,  und  dieser 
Grenzlinie  nähert  sich  von  oben  her  die  Grenzlinie  für  die  Temperatur 
60—100®  und  von  unten  diejenige  fiir  0 — 10®.  Auf  diese  Tatsache  wurde 
zuerst  von  Piltz  hingewiesen.  (Flatau,) 

V.  SarbÖ  (65;  sah  bei  einem  Patienten  einige  Wochen  nach  einer 
Stichverletzung  des  Rückenmarkes  (Narbe  1  cm  rechts  von  der  Spina  des 
Tin.  Rückenwirbels)  eine  typische  Brown-Sequardsche  Lähmung:  rechtes 
Bein  in  toto  atrophisch,  ebenda  spastische  Reflexe  mit  Babinski  und 
Klonus,  linkerseits  anfangs  Hypästhesie,  dann  Anästhesie  für  alle  Enip- 
findungsqualitäten;  links  fehlende  Hautreflexe;  obere  Grenze  der  Sensibili- 
tätsstömngen  anfänglich  bis  zum  oberen  Rande  des  Hüftknochens,  später 
bis  zur  Nabelhöhe  reichend;  keine  hyperästhetische  Zone.      (üudovemlg,) 

Revilliod  (57)  beschreibt  einen  interessanten  Fall  von  Querschnitt- 
myelitis  bei  einer  53jährigen  Frau,  angeblich  luetisch  nicht  infiziert, 
welche  vor  14  Monaten  einen  heftigen  Sturz  mit  darauffolgender  Fraktur 
beider  Malleoli  und  Semiluxation  des  Astragalus  im  rechten  Fuß  erlitten 
hatte.  Verfasser  will  in  diesem  Trauma  die  Ursache  der  Erkrankung  er- 
sehen. Künischerseits  war  das  ein  atypischer  Brown-Sequard,  indem  neben 
einer  linksseitigen  Hemiparaplegie  und  rechtsseitigen  Hemianästhesie  noch 
Psvehroanästhesie  am  rechten  Fuß  bestand.     Außerdem  wurde  der  Verlauf 


582  Traumatische  Erkrankungen  des  Rückenmarks. 

durch  eine  im  6.  Monate  der  Krankheit  akut  auftretende  Hämatorrhachis 
kompliziert.  AIhnählicher  Übergang  in  fast  gänzliche  Genesung.  (Patientin 
wurde  zugleich  auch  ziemlich  energisch  mit  Quecksilber  und  Jod  behandelt!  Ref.) 

Schäfler  (67,  68)  beschreibt  folgenden  Fall  Ton  posttraumatischer 
Rückenmarkserkrankung,  welchen  er  als  sicheren  Beweis  der  Existenz  der 
sog.  Rückenmarkserschütterung  zu  betrachten  geneigt  ist. 

Der  Patient,  21  Jahre  alt,  wurde  im  April  1901  durch  Fußtritte,  Fanst- 
stöße  und  Stockschläge  mißhandelt.  In  den  ersten  Tagen  keine  besonderen 
Erscheinungen.  Am  4.  Tage  Schmerzen  im  Kreuz  und  Druck  im  Unterleib; 
am  10.  Tage  Retentio  urinae,  Klagen  über  Schwäche  in  den  Beinen.  Ging 
noch  4 — 5  Tage  herum,  um  dann  bettlägerig  zu  werden  infolge  vollständiger 
Lähmung  der  Beine  mit  Sensibilitätsstörungen  vom  9.  Brustwirbel  an.  Keine 
äußeren  Zeichen  einer  Wirbelverletzung.  Lumbalpunktion  ergab  Liq.  spinalis 
ohne  Blut.  Zunehmende  Entkräftung.  Exitus  4^,^  Monate  nach  der 
Verletzung. 

Autopsie:  Wirbelsäule  vollständig  unversehrt,  desgleichen  Band- 
scheiben; weiche  Häute  normal.  Erweiterung  des  Rückenmarks  im  unteren 
Dorsalmark.  Genauer  finden  sich  Erweichungsherde  im  III.  und  IV.  Sakral- 
segment mit  Höhlenbildun^;  im  V.  Lumbaisegment  Aufhellung  der  ganzen 
grauen  Substanz  und  der  medianen  Teile  des  Hinterstranges;  im  letzteren 
eine  Höhle;  im  oberen  Lendenmark  ist  nur  die  ventrale  Rückenmarkshälfte 
erhalten;  im  unteren  Dorsalmark  totale  Querschnittserweichung  mit  Höhien- 
bildung,  im  oberen  Dorsalmark  Gliose,  Erweichung,  Ödem,  im  Halsmark 
nur  sekundäre  Degenerationen.  Keine  Spuren  von  Blutung.  In  den  weichen 
Häuten  keine  Verletzungsspuren.  Keine  Wurzelläsion,  keinerlei  Verletzung 
an  der  Wirbelsäule.  Die  Aflfektion  will  Verf.  keinesfalls  mit  einer  Blutung, 
Zerrung  oder  anderen  materiellen  Grundlage  in  Zusammenhang  bringen,  sondern 
erklärt  sie  lediglich  als  Erweichung  iniolge  direkter  traumatischer  Nekrose 
durch  Rückenmarkserschütteruug.  Die  weiteren  Erklärungen  bringen 
nichts  neues,  sowie  die  sehr  polemische  (gegen  Prof.  Stolper)  von  dem- 
selben Autor  veröffentlichte  Brochüre  betitelt:  E.  Schaff  er:  Zur  Lehre 
der  Rückenmarkserschütterung.  Erwiderung  an  Herrn  Prof.  Dr. 
P.  Stolper. 

Yumucopulo  (82)  beschreibt  einen  typischen  Fall  von  Konus- 
Affektion  mit  Blasen-Darmstörungen  ohne  jegliche  motorische  oder  sensible 
Störungen  seitens  der  Extremitäten,  aber  mit  tiefer  Anästhesie  in  der 
Perinealgegend  (Klitoris,  Vagina,  Perineum  und  nächstliegende  Teile  der 
Nates).  Nach  20  stündigen  Ritt  Dekubitus  an  beiden  Sitzknocheu.  Die 
Kniereflexe  waren  vorhanden.  Über  die  anatomische  Grundlage  des  Leidens 
spricht  sich  Verfasser  nicht  aus.  Der  Fall  ist  noch  dadurch  interessant, 
daß  Patientin  2  Jahre  nach  Eintritt  des  krankhaften  Zustandes  schwanger 
wurde,  und  am  normalen  Termin  w^urde  sie  von  einem  gesunden  kräftigen 
Mädchen  entbunden;  die  Geburt  verlief  sehr  leicht,  und  Patientin  fühlte 
während  der  Geburt  keine  Geburtswehen.  Sie  hat  von  dem  Durchgang  des 
Kindes  sowie  überhaupt  von  dem  ganzen  Geburtsakte  nichts  gefühlt. 

Die  von  Minor  vorgeschlagene  Einteilung  des  untersten  Rückenmarks- 
abschnittes in  den  Konus  und  Epikonus  erhält  eine  wertvolle  Stütze  in  der 
Beobachtung  von  Bernhardt  (6)  eines  Falles  von  Läsion  des  Epi- 
konus. 

Ein  14  jähriger  nervös  prädisponierter  und  durch  Überanstrengung  durch 
mehrstündiges  Austragen  von  Bäckerwaren,  namentlich  in  bezug  auf  seine 
Beinmuskuiatur  geschwächter  Knabe  verliert  ziemlich  plötzlich,  angeblich 
nach  einem  großen  Schreck  (heransausendes  Automobil),  die  Herrschaft  über 


Erkrankungen  des  Epiconus,  Conus  und  der  Cauda.     Malum  Pottii.  583 

seine  Beine  sowie  über  Blase  und  Darm.  Nach  6—8  Wochen  besserten 
sich  allmählich  diese  schweren  Erscheinungen,  sodaß  Patient  wieder  zu  laufen 
anfing  und  auch  eine  relative  Herrschaft  über  seiue  Blase  zurückerlangte; 
es  blieb  aber,  wie  es  scheint,  für  immer  eine  namentlich  links  ausgeprägte 
Lähmung  der  Peronealmuskeln  zurück. 

Nach  Verfasser  handelte  es  sich  um  eine  Erkrankung  des  untersten 
Euckenmarksabschnittes  und  zwar  „desjenigen  Abschnittes  des  Rückenmarks, 
welchen  Minor  mit  dem  „Epikonus*^  zu  bezeichnen  empfohlen  hat^.  Es 
entspricht  dieser  Teil  den  zwischen  der  vierten  Lumbal-  und  zweiten  Sakral- 
vnrzel  gelegenen  Segmenten.  Den  anatomischen  Charakter  des  Leidens  faßt 
B.  als  eine  Blutung  oder  myelitische  Affektion  an.  Als  prädisponierende 
Momente  kämen  Überanstrengung  und  Schreck  in  Betracht. 

Vitek  (77)  beschreibt  drei  Fälle  der  Erkrankung  des  untersten  Ab- 
schnittes des  Rückenmarkes  und  des  Pferdeschweifes.  Zwei  von  diesen  sind 
zur  Autopsie  gelangt,  der  dritte  ist  am  Leben,  Im  ersten  Falle  handelte 
es  sich  um  einen  Tuberkel  des  CJonus  m.  und  der  Cauda  e.,  im  zweiten  um 
ein  Osteosarkom  des  Kreuzbeines,  das  zuerst  einzelne  Nerven  des  Pferde- 
schweifes und  zuletzt  auch  den  Conus  m.  ergriffen  hat;  der  dritte  Fall  war 
dadurch  interessant,  daß  es  sich  hier  um  eine  reine  Affektion  des  Conus  m. 
handelte,  die  mit  einer  traumatischen  Neurose  kompliziert  war.  Der  Kranke 
hatte  eine  komplette  Hemianästhesie  auf  der  rechten  Seite,  indem  auf  der 
linken  die  typischen  Sensibilitätsstörungen  im  Gebiete  der  Genitalien  und 
in  der  Umgebung  des  Anus  nachgewiesen  werden  konnten.  Bemerkenswert 
in  diesem  Falle  war  auch  der  Umstand,  daß  sich  nach  zwei  Jahren  auch 
die  Funktion  des  Sphincter  vesicae  ziemlich  retablierte.  (Schulz,) 

Die  Fälle  von  tuberkulöser  Erkrankung  des  os  Sacrum  und  der 
Cauda  equina  sind  in  der  neurologischen  Literatur  sehr  selten  be- 
schrieben. Die  Beobachtung  von  RoBSi  (62)  betrifft  einen  39jährigen 
Mechaniker  mit  Hämoptyse  in  den  Jugendjahren  und  starkem  Abusus 
spirituosorum,  sexuellen  Exzessen  und  anderen  Schädlichkeiten  in  den  30  er 
Jahren. 

Im  April  1902  Schmerzen  in  den  Beinen,  Händezittern,  Cauchemare, 
Crampi,  starke  Abmagerung  (20  Pfund  Gewichtsverlust),  Schweiße.  Die 
Schmerzen  lokalisieren  sich  ganz  besonders  im  Gebiet  der  ischiadici. 

Die  objektive  Uutersuchutg  entdeckte  seitens  der  Wirbelsäule  keine 
merklichen  Veränderungen.  Beide  Beine  sind  schwach  (Pat.  erklärt  die 
Schwäche  der  aktiven  Bewegung  durch  die  dieselben  verhindernde  Schmerzen). 
Der  äußere  Rand  des  rechten  Fußes  und  die  3.  Phalanx  der  rechten  Zehen 
ist  für  alle  Gefühlsqualitäten  vollkommen  anästhetisch.  Leichte  diffuse  Ab- 
magerung der  Beine.  Kniereflexe  beiderseits  erhöht;  Achillessehnenreflex 
rechts  erloschen,  h'nks  schwach.  Sohlenreflex  rechts  erloschen.  Kremaster 
beiderseits  schwach.  Leichte  Blasenstörung  im  Sinne  einer  Retentio;  Sphincter 
ani  normal. 

Verdacht  auf  Tuberkulose.  Den  19.  März  1903  Exitus  an  einer  akuten 
Bronchopneumonie. 

Die  Autopsie  erwies  eine  superfizielle  tuberkulöse  Osteitis  der  Innen- 
fläche des  Körpers  des  os  Sacrum,  eine  epidurale  fibröse  Verdickung  an  der 
Stelle  des  Austrittes  der  unteren  lumbalen  und  sakralen  Wurzeln,  welche 
mikroskopisch  in  höchst  verschiedenem  Grade  lädiert  waren.  Dem  ent- 
sprechend erwiesen  sich  unregelmäßige  Marchi- Veränderungen  in  den  Wurzel- 
eintrittszonen und  hinteren  Strängen  des  Rückenmarkes  in  seinen  untersten^ 
Abschnitten.  Innerhalb  der  Dura,  der  Wurzeln  und  des  Rückenmarkes 
fanden   sich   gar  keine  Zeichen    einer   tuberkulösen   Erkrankung.     In    den 


534  Traumatische  Erkrankungen  des  Kückenmarks. 

peripherischen  Nerven,  welche  im  Beginn  auf  eine  Alkohol-Neuritis  verdächtig 
waren,  fand  sich  völlige  Norm.  In  den  Beugemuskeln  der  Oberschenkel,  im 
Rectus  externus,  insbesondere  in  den  Glutaei  fanden  sich  merkliche  Längs- 
klüftung  der  Muskelfasern,  Vermehrung  der  Kerne  des  Sarkolemms,  Ver- 
mehrung des  Sarkoplasmas ;  viele  sehr  dünne  Fasern  neben  normal  dicken; 
zwischen  denselben  reichliches  Bindegewebe. 

Der  Fall  ist  dadurch  interessant,  daß  äußerlich  gar  keine  Zeichen  seitens 
der  Wirbelsäule  vorhanden  waren  und  die  Symptome  durch  eine  einfache 
Kompression  der  Wurzeln  zu  erklären  sind,  während  die  tuberkulöse  Affekdoa 
sich  nur  im  os  sacrum  lokalisierte. 

Sibelins  (72)  berichtet  über  3  Fälle  von  Cauda-Affektionen, 
welche  in  den  letzten  Jahren  durch  Prof.  Homen  zur  Sektion  gekommen 
sind,  und  geht  dabei  auf  einige  pathologisch  anatomische  und  neurologische 
Fragen  ein. 

Der  1.  Fall  betraf  einen  35jährigen,  luetisch  nicht  infizierten  Mann, 
bei  welchem  sich  nach  einer  heftigen  Erschütterung  des  Gesäßes  eine  Urin- 
retention,  allgemeine  allmählich  sich  entwickelnde  Abmagerung  und  Schwäche 
und  endlich  Schwäche  und  Atrophie  im  linken  Beine  entwickelten.  Patellar- 
und Cremasterreflexe  erhalten.  Achillessehnenreflex  aufgehoben.  Die  Sektion 
erwies  eine  spindelzellige  runde  Geschwulst  mit  zahlreichen  faserigen  binde- 
gewebigen Balken,  Höhlen  von  verschiedener  Größe  und  zahlreichen  thrombo- 
sierten  Gefäßen.  Der  Ausgangspunkt  der  Geschwulst  waren  die  Lamellen 
der  Dura  mater.  Die  linken  Coccygeal-,  Sakral-  und  5  Lumbal- Wurzeln 
waren  stark  sklerosiert;  rechts  die  Coccygeal -Wurzeln  und  die  3  untersten 
Sakral -Wurzeln. 

Der  2.  Fall  betrifft  einen  61jährigen  Mann,  bei  welchem  nach  einer 
Periode  prodromaler  Kreuzschmerzen  sich  im  August  1901  eine  Schwäche 
in  den  Beinen  entwickelte  mit  Schmerzen  im  rechten  Bein,  später  auch  im 
linken.  Patellarreflexe  links  herabgesetzt,  rechts  erloschen.  Muskulatur  des 
rechten  Beines  atrophisch.  Im  weiteren  Verlauf  treten  in  den  Vordergrund 
heftige  Schmerzen,  dann  Harnbeschwerden,  zerebrale  linksseitige  Parese 
mit  Aphasie.  Exitus  am  29.  Oktober  1901.  Die  Autopsie  zeigte  eine 
Erweichung  des  rechten  Parietallappens  durch  vorausgegangene  Blutung, 
welche  sich  bis  zum  rechten  Seitenventrikel  erstreckte.  2 — 2,5  cm  unterhalb 
des  Conus  findet  sich  eine  3x3  cm  große  Geschwulst,  welche  sich  mikro- 
skopisch als  Sarkom  erwies.  Es  waren  komprimiert  und  degeneriert  rechts 
von  den  Hinter-Wurzeln  die  Coccygeal -Wurzeln  bis  Lumbal -Wurzeln;  links 
die  Coccygeal -Wurzeln  und  die  Sakral -Wurzeln.  Auch  die  entsprechenden 
motorischen  Wurzeln  waren  rechts  weniger  affiziert. 

Fall  3  betrifft  einen  22jähqgen  Arbeiter,  bei  welchem  sich  nach  Heben 
einer  sehr  schweren  Last  Kreuz-  und  Analschmerzen  einstellten,  um  später 
in  beide  Beine  in  deren  hintere  Hälfte  auszustrahlen.  Nach  2  Wochen 
Urinbeschwerden,  später  Incontinentia  alvi.     Lues  wird  negiert. 

Die  Sensibilitätsuntersuchung  zeigte  eine  ausgesprochene  Anästhesie 
der  Analregion  und  rings  herum  an  beiden  Glutaei  und  am  rechten  Ober- 
schenkel, hinten  in  Form  eines  breiten  Streifens.  Teilweise  Anästhesie  des 
Penis  und  Skrotum.  Kniereflexe  beiderseits  lebhaft;  Achillessehnenreflexe 
beiderseits  aufgehoben.  Exitus  14  Monate  nach  dem  Unfall.  Es  fand  sich 
eine  Einziehung  des  Duralsackes  in  der  Höhe  der  5  Lumbal -Wurzeln  und 
Verwachsung  mit  den  degenerierten  Cauda- Wurzeln,  wahrscheinlich  durch 
eine  traumatisch  entstandene  epidurale  Blutung  hervorgenifen. 

Was  die  aufsteigenden  Degenerationen  anbetrifft,  so  findet  sich  Verf.  be- 
fugt, auf  Grund  seiner  Beobachtungen  die  Behauptungen  von  Nageotte  über 


Erkrankungen  des  Epiconus,  Conus  und  der  Cauda.     31alum  Pottii.  535 

den  exklusiv  endogenen  L-rsprung  der  Fasern  der  Lissauerschen  Zone  und 
die  Abwesenheit  jeglicher  Fasern  in  Clark  eschen  Säulen  von  unterhalb 
L  IV  gelegenen  Segmenten  zu  widerlegen.  Ganz  umgekehrt  findet  Verf.  in 
der  L.  Z.  sowohl  endo-  als  exogene  Nervenfasern,  letztere  in  allen  3  Rich- 
tangen  (horizontal,  auf-  und  absteigend)  und  in  den  Clark  eschen  Säuleu 
im  antersten  Brust-  und  obersten  Lumbalmark  Fasern ;  auch  in  den  unteren 
Lumbalen  und  oberen  Sakralen  Hinterwurzeln. 

Warrington  (78)  berichtet  über  einen  Fall  von  Tumor  der  Cauda 
eqnina,  welcher  bei  Lebzeiten  richtig  diagnostiziert  und  auf  Grund  dessen  mit 
relativem  Erfolg  (Nachlassen  der  klinischen  Störung  auf  einen  Zeitraum  von 
3  MoDaten)  operiert  wurde.  Es  wurde  nur  ein  Teil  des  Neoplasmas,  welches 
in  die  Wurzeln  eingebettet  lag,  entfernt;  Patient  ging  am  Rezidiv  zu  Grunde. 
Die  anatomische  Untersuchung  zeigte,  daß  sich  das  Neoplasma  auf  eine  sehr 
lange  Strecke  in  Form  multipler  Herde  der  ganzen  Pia  entlang  ausbreitete 
und  eiop  analoge  Geschwulst  sich  im  Winkel  fand,  welcher  durch  das  Cere- 
bellum,  die  Brücke  und  das  Rückenmark  gebildet  wird.  Mikroskopisch  er- 
wies sich  die  Geschwulst  als  ein  „Endotheliom  oder  Angiosarkom".  Klinisch 
bestand  das  typische  Bild  einer  Afifektion  des  untersten  Rückenmarks- 
abschnittes. Alter  des  Patienten  36  Jahre,  In  der  Anamnese  weder  Lues 
!  noch  Trauma.  Vor  4  Jahren  eine  Gonorrhoe  mit  darauffolgender  Striktur. 
!  Siegel  (73)  beschreibt  einen  interessanten  Fall  von  sog.  „Mal  sous- 
occipital",  Karies  der. obersten  zwei  Halswirbel  mit  Eindringen  des  Pro- 
cessus odontoideus  in  die  Schädelhöhle  durch  das  Foramen  occipitale. 

Der  Patient,  13jähriger  Knabe,  litt  im  Jahre  1901  an  einem  Tumor 
albus  des  linken  Knies  mit  Abszeßbildung;  im  Jalire  1902  an  einer  Caries 
dorso-lumbalis  mit  Senkungsabszeß.  Es  gesellte  sich  schwere  Beweglich- 
keit des  Kopfes  und  Schmerzen  im  Halse,  welcher  sehr  abmagerte,  und  eine 
Loxation  des  Atlas  nach  rechts  zu  konstatieren  ermöglichte,  hinzu.  Im 
Februar  1904  links  am  Halse  ein  Abszeß;  Operation  mit  dauernd  zurück- 
bleibender Fistel;  im  August  1904  mehrmalige  Blutungen  aus  der  Fistel, 
große  allgemeine  Schwäche,  Kachexie,  Exitus  am  27.  September  1904.  Die 
Autopsie  zeigte  eine  enorme  Hypertrophie  der  Leber,  eine  nicht  ausgeheilte 
Karies  der  11.  und  12.  dorsalen  und  1.  lumbalen  Wirbelkörper.  In  der 
Schädelhöhle  findet  sich  der  Processus  odontoideus,  welcher  die  Medulla 
Alongata  in  der  Gegend  der  Py-Kreuzung  rechts  komprimierte. 

Es  fanden  sich  fungöse  Massen  in  der  ganzen  oberen  Cervikalgegend, 
mit  Knochensplittern  und  Abszeßbildung,  sodaß  man  sich  keine  klare  Yor- 
Bt€llung  macheu  konnte  über  den  Zustand  der  Ligamente,  welche  den  Kopf 
mit  der  Wirbelsäule  verbinden.  Die  Dura  mater  ist  in  der  Gegend  zwischen 
dem  5.  Cervikalwirbel  und  dem  Processus  odontoideus  sehr  verdickt  und 
«war  in  der  Form  einer  Pachym.  cervic.  extern.  Durch  die  Tatsache,  daß 
der  Pons  Varoli  nur  in  seiner  vorderen  Hälfte  durch  den  Processus  odon- 
toideus komprimiert  wurde,  und  somit  sich  nach  hinten  verschieben  konnte, 
will  Yerf.  die  Abwesenheit  jeglicher  nervöser  Symptome  erklären. 

Burr  (15)  beschreibt  einen  Fall  von  Aneurysma  des  absteigen- 
den Teiles  der  Aorta,  in  welchem  eine  Kompression  der  Wirbelsäule 
bestand,  simulierend  das  klinische  Bild  der  Pott  sehen  Krankheit.  Es 
bestand  nämlich  eine  ausgesprochene  Kyphose  des  lädierten  Teiles,  die 
Schmerzen  waren  gering,  die  Tuberkulinprobe  fiel  positiv  aus  und  die  ander- 
weitigen Symptome  trugen  einen  rein  spinalen  Charakter.  Gleichzeitig 
waren  bei  Lebzeiten  keine  markanten  Zeichen  eines  Aneurysmas.  Der 
Patient  war  56  Jahre  alt,  hatte  in  der  Jugend  Syphilis.  Das  sehr  große 
Aneurysma   fand    sich  in   der  Gegend   des  10.  Dorsalwirbels,   welches  sich 


586  Traumatische  Erkrankungen  des  Hückenmarks  usw. 

sackförmig  nach  oben  zog.  Die  Körper  des  4.— 10.  Brustwirbels  waren 
gänzlich  erodiert,  sodaß  der  Wirbelkanal  offen  war.  Es  bestand  eine  Ver- 
wachsung der  Dura  mater  mit  der  hinteren  Fläche  des  Aneurysmas.  Es 
fanden  sich  die  üblichen  Zeichen  einer  Kompressionsmyelitis. 

Freebom  Chace  (17)  beschreibt  einen  Fall  von  akuter  Pott8cher 
Krankheit  bei  einer  28jährigen  verheirateten,  mit  einem  Ohrleiden  be- 
hafteten Frau,  welche  im  Beginn  das  Bild  einer  akuten  eitrigen  Meningitis 
darstellte  (erhöhte  Temperatur,  Kopfschmerzen,  Genickstarre,  Harnretention, 
leicht  spastischer  Zustand  der  unteren  Extremitäten,  Erbrechen).  Ziemlich 
schnell  gesellte  sich  eine  Lähmung  (motorische  und  sensible)  der  unteren 
Extremitäten,  hinzu,  die  Kniereflexe  waren  erloschen.  Die  Temperatur  sank. 
Es  entwickelte  sich  eine  Pyelitis.  Die  durch  Lumbalpunktion  zweimal  er- 
haltene Cerebrospinalflüssigkeit  zeigte  weder  Tuberkelbazillen  noch  Leukocyten. 
Nach  zirka  10  Tagen  zeigte  sich  eine  zirkumskript^  K}T)hose  des  12.  Dorsal- 
wirbels, Die  Diagnose  lautete  dann:  Malum  Pottii.  Es  ^nirde  eine  ent- 
sprechende Behandlung  eingeleitet  und  eine  merkliche  Besserung  des  Zu- 
standes  erzielt.  Die  Genickstarre  usw.  wurde  als  konsekutive  spinale  Me- 
ningitis aufgefaßt. 

Rossi  (63)  bespricht  auf  Grund  von  4  in  der  Klinik  Prof.  Raymonds 
von  ihm  untersuchten  Fällen  die  Pathogenese  der  anatomischen  Ver- 
änderungen bei  Malum  Pottii  und  kommt  zur  Überzeugung,  daß  neben 
rein  mechanischen  Momenten  (Knickung  des  Kückenmarks  in  der  Gibbus- 
stelle, Druck  tuberkulöser  Knoten  direkt  auf  die  Rückenmarkssubstanz, 
Kompression  durch  Pachymeningitis)  noch  eine  große,,zuweilen  überwiegende 
Rolle  dem  sogenannten  entzündlichen  kollateralen  Odem  zukommt.  Das 
sind  die  Fälle,  in  welchen  die  Pachymeningitis  zu  schwach  und  zu  begrenzt 
ist,  um  durch  ihre  exklusive  Wirkung  auf  die  Blutzirkulation  alle  beob- 
achteten Veränderungen  zu  erzeugen.  Man  muß  in  solchen  Fällen  zur 
Erklärung  noch  einen  Faktor  heranziehen,  und  das  wäre  das  toxische  Mo- 
ment, welches  im  nebenliegenden  tuberkulösen  Herde  seineu  Ausgang 
gefunden  hat.  Diese  Toxine  sollen  auf  das  Rückenmark  eher  durch  Ter- 
mittlung  des  kollateralen  entzündlichen  Odems  als  direkt  auf  seine  Substanx 
ihre  schädliche  Wirkung  ausüben. 

Man  darf  auf  Grund  alles  bisher  bekannten  nicht  ausschließlich  den 
rein  mechanischen  Momenten  und  damit  verbundenen  zirkulatorischen 
Störungen  die  Pathogenese  des  Malum  Pottii  zuschreiben,  sondern  auch  die 
indirekte  toxische  Wirkung  auf  das  Rückenmark  der  sich  außerhalb  des- 
selben abspielenden  entzündlichen  Prozesse  in  Betracht  nehmen. 

Einen  Fall  von  Klonus  im  rectus  abdominis  bei  einem  an 
Pottscher  Krankheit  leidenden  22jährigen  Patienten  beobachteten  Parhon 
und  Papinian  (52). 

Im  Alter  von  4  Jahren  nach  infektiöser  Erkrankung  zufälb'ger  Sturz  in 
einen  Keller.  Nach  einigen  Monaten  beginnen  lumbo-abdominale  Schmerzen, 
Parese  der  unteren  Extremitäten,  und  es  zeigt  sich  eine  Prominenz  der  4., 
5.  und  6.  Dorsalwirbel.  Zuweilen  Blasenstörungen.  Funktionelle  Restitution 
im  Verlaufe  von  7  Monaten;  dann  nach  4  Jahren  Rezidiv;  verstärkter  Gibbus; 
spastische  Paraplegie;  sehr  erhöht  sind  die  Knie-  und  Achillessehnenreflexe; 
Fußklonus;  Klonus  der  Patella:  Babinski  beiderseits;  Kremasterreflex  ünks 
verloren,  rechts  kaum  merkbar:  der  untere  Abdominalreflex  ist  erloschen;  der 
ol)ere  erhöht.  Beim  starken  Druck  mit  dem  Finger  quer  über  den  m.  rectus 
abdominis  in  der  Nabelhöhe,  entwickelt  sich  ein  sehr  charakteristischer  starker 
Klonus  in  diesem  Muskel.  Die  Analogie  dieser  Erscheinung  mit  den  anderen 
Cloni,  welche  in  diesem  Falle  beobachtet  wurden,  und  der  starke  Druck  der 


Syringomyelie  und  Morvanscher  Symptomenkomplex.  587 

dazu  nötig  war,  führen  den  Verfasser  zur  Überzeugung,  daß  es  sich  hier 
um  einen  echten  Sehnenreflex  handelt. 

Gaussel  (32)  berichtet  über  einen  Fall  von  Pottscher  Lumbalwirbel- 
erkrankuDg  bei  einem  46jährigen  tuberkulösen  Manne. 

Der  Kranke  hatte  Schmerzen  in  der  Lumbaigegend  der  Wirbelsäule 
mit  Parese  der  Beine  und  leichter  Atrophie  des  linken  Beines.  Das  Gefühl 
an  den  unteren  Extremitäten  war  intakt,  die  Patellarreflexe  lebhaft.  Er  ging 
unter  unstillbaren  Erbrechen,  anscheinend  an  einer  Stenose  des  Duodenums 
zu  Grunde. 

Bei  der  Autopsie  wurde  hinter  dem  Duodenum  ein  vom  vierten  Lenden- 
wirbel ausgehender  kalter  Abszeß  gefunden,  der  nicht  mit  dem  Wirbelkanal 
in  Verbindung  stand  und  die  Meningen  und  das  Rückenmark  verschont  hatte. 
Dagegen  wies  die  mikroskopische  Untersuchung  neuritische  Veränderungen 
am  Plexus  lumbosacralis  nach.  (Bendix,) 

Bard  (2)  machte  die  interessante  Beobachtung,  daß  bei  einem  6 5 jährigen, 
an  Pottscher  Paraplegie  leidenden  Manne  der  Babinskische  Reflex  links 
deutlich  vorhanden  war,  dagegen  rechts  fehlte,  respektive  den  umgekehrten 
Typus  (Flexion  der  Zehen)  darbot.  Es  bestand  schlaffe  Paraplegie  mit  lel)- 
haften  Patellarreflexen  und  herabgesetzter  Empfindung.  Der  rechte  Fuß  war 
infolge  einer  Verletzung  deformiert.  Es  wurde  Karies  des  6. — 8.  Brust- 
wirbels mit  Abszeßbildung  gefunden.  Pachymeningitis  externa  vom  6. — 9. 
Brustsegment  in  ringförmiger  Anordnung.  Bard  führt  die  Inversion  des 
Babinskischen  Reflexes  auf  die  durch  die  Fußverletzung  veränderte  Funktion 
der  Antagonisten  des  rechten  Beines  zurück.  (Bendiv.) 

Der  erste  Fall  von  Sabrazes  (64)  betrifft  einen  38jährigeu  mit 
spastischer  Pott  scher  Paraplegie  und  Hyperästhesie  aller  Qualitäten  in  den 
unteren  Extremitäten.  Die  Tibiae  sind  wenig  empfindlich,  bei  Perkussion  aber 
anästhetisch  gegen  die  Stimmgabel.  Fall  2  (Mann  von  25  Jahren)  leidet 
an  Pott  scher  Erkrankung  des  letzten  Dorsalwirbels  mit  Schwäche  der  Beine, 
heftigen  Wirbelsäuleschmerzen,  die  gürtelförmig  sich  ausbreiten,  sobald  er 
hustet  oder  nießt,  und  beginnenden  spastischen  Erscheinungen  besonders 
rechts.  Bemerkenswert  ist,  daß  die  Sensibilität  der  unteren  Extremitäten 
ungestört  ist  bis  auf  das  Vibrationsgefühl  der  Tibiae  und  Kniescheiben;  es 
ist  nur  äußerst  schwach  im  Augenblick  des  Aufsetzens  der  Stimmgabel 
bemerkbar,  doch  schwächt  sich  diese  Empfindung  schnell  ab  und  schwindet 
bald  ganz.  Für  die  übrigen,  tiefer  liegenden  Knochen  ist  jedoch  das  Gefühl 
für  die  Stimmgabel  erhalten.  (Bendix.) 


Syringomyelie  Dnd  Morvanscher  Spiptomenkomplex. 

Referent:  Dr.  H.  G.  Haenel-Dresden. 

1.  Abrahamson,    A   Gase   of  Syrinjromyelia.     The  Journ.  of  Kerv.  and  Ment.  Disease. 
Vol.  32.    p.  796.    (Sitzungsbericht.) 

2.  Anten,  Note  sur  un  cas  de  syringomyelie.     Arch.  med.  beiges.     XXV.     229 — 249. 

3.  Baker,  J.,  Contribution  casuistique  ä  la  connaissance  des  osteo-arlhropathies  syringo- 
myeliqaes;  notes  sur  les  fractures  spontanees.     Revue  ueurol.  tcht?que.     No.  7 — 8. 

4.  ßewley.  H.  T.,  A  Case   of  Syriugomyelia.     The   Dublin  Journal  of  Med.  Sciences. 
Mai.     p.  348. 

5.  Bradshaw,   T.  R.,   A   Clinical  Lecture    on    a   Gase   of  Syringomyelia.     Brit.    Med. 
Journal.     II.     p.  61. 

ft.  Bramwell,  B.,  Syringomyelia.     Clin.  Stud.  Edinb.     III.     58—70. 


588  Syringomyelie  und  Morvanscher  Symptomenkomplex. 

7.  Broglio,  0.,  Siringomielia  e  morbo  di  Morvan.  Contributo  alla  teoria  unitaria.  II 
Morgagni.     No.  6.     p.  384. 

8.  Bucliwald,  Kichard,  Ueber  Arthropathie  und  trophische  Störungen  bei  Syriogo- 
myelie.     Inaug.-Diss.     Leipzig. 

9.  Curschmaun,  Hans,  Beiträge  zur  Aetiologie  und  Symptomatologie  der  Syringo- 
myelie  (traumatische  Entstehung,  Syringomyelie  und  Hysterie).  Deutsche  -Zeitsclinft 
für  Nervenheilkunde.     Band  29.     p.  275. 

10.  Engelen,  Fall  von  Syringomyelie.  Vereinsbeil,  der  Deutsch.  Mediz.  Wochenschr. 
p.  775.    (Sitzungsbericht.) 

11.  Ferrannini,  Andrea,  Cifosi  cervicale  da  siringomielia  frusta.  Bolletino  delle  eliniche. 
Xo.  10.     p.  447. 

12.  Fuchs,  Fall  von  Syringomyelie.    Neurol.  Centralbl.    p.  921.     (Sitzungsbericht.) 

13.  GoUa,  Gase  of  Syringomyelia.    Brain.    Part.  II.    p.  364.     (Sitzungsbericht.) 

14.  Herbert.  L.  H.,  A  Oase  of  Unilateral  Syringomyelia  in  a  Child.  Indian  Med. 
Journal.     XXIV.     85—87. 

16.  Ivan  off,  N.  S.,  Syringobulbia  et  raeningitis  basilaris?  J.  nevropat.  i.  psikbiat. 
Korsakova.    Mosk.     V.  pt.  2.    46—48. 

16.  Kaufmann,  Fall  von  Syringomyelie  und  Syringobulbie.  Münch.  Mediz.  Wochenschr. 
p.  576.    (Sitzungsbericht.) 

17.  Kersten,  Ewald,  Ein  Beitrag  zur  Lehre  von  der  „Syringomyelie  nach  Trauma". 
Inaug.-Diss.     Kiel.     Mai. 

18.  Ketchen,  Arthur  D.,  Notes  on  a  Caae  of  Syringomyelia.     The  Lancet.  II.  p.  1685. 

19.  Kölpin,  0.,  Haematomyelie  und  Syringomyelie.  (Ein  Beitrag  zur  Pathogenese  der 
Syringomyelie.)    Archiv  für  Psychiatrie.     Band  40.     p.  402. 

20.  Krützner,  L.,  Spontane  Bewegungen  und  fibrilläres  Zittern  bei  der  SjTingomyelie. 
Arch.  hebdom.  de  med.  clin.     V.     p.  357. 

21.  Lequyer  et  Jossu,  Un  cas  de  svringomvelie.  Gaz.  med.  de  Nantes.  2.  s.  XXIII 
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22.  Marine  SCO,  G.,  Un  cas  de  l^pre  simulant  la  maladie  de  Morvan.  Bull.  Soc.  des 
Sciences  med.  de  Bucarest.     No.  1.     1904. 

23.  Müller,  Franz  C,  Ueber  Syringomyelie.   Archiv  für  Orthopaedie.   Band  U-    Heft  2. 

24.  Nishino,  C,  Ein  Fall  von  Höhlenbildung  im  Hückenmark.  Neurobgia.  Band  ID. 
Heft  X.     p.  31. 

25.  O'CarroU,  J.  and  Earl,  H.  C,  Syringomyelia.  Roy.  Acad.  M.  Ireland.  XXIIL 
6—15. 

26.  Pemb  ertön,  Ralph  and  Spill  er,  William  G.,  A  Gase  of  Lumbothoracic  Syringo- 
myelia.    The  Journ.  of  Nerv,  and  3Ient.  Disease.     Vol.  32.  p.  585.  (Sitzungsbericht) 

27.  Ransom,  W.  ß.,  Syringomyelia  with  Xeuro-epithelioma  of  the  Spinal  Cord.  Brain. 
Part.  IL    p.  365.    (Sitzungsbericht.) 

28.  Raymond,   La  syringomyelie.     Rev.  gen.  de  clin.  et  de  therap.     Paris.     XIX.    149. 
21).  Remak,  Fall  von  Syringomyelie.     Neurol.  Centralbl.     p.  467.    (Sitzungsbericht.) 

30.  Derselbe,  Fall  von  atypischer  Gliose;  humo-scapularer  Typus  der  Syringomyelie. 
Neurol.  Centralbl.    p.  665.    (Sitzungsbericht.) 

31.  Rhein,  J.  H.  W.,  A  Gase  of  Trauma  of  the  Cervical  Spine  Exhibiting  Syringomyelie 
Symptoms.     The  Journ.  of  Nerv,  and  Mental  Disease,    p.  122.     (Sitzungsbericht.) 

32.  Riedel.  Arthropathie  bei  Syringomyelie.  Neurol.  Centralbl.  p.  493.   (SltzungsberieliL) 

33.  Rosenfeld,  A.,  Ueber  traumatische  Syringomyelie  und  Tabes.  Volkmanns  Samm- 
lung klinischer  Vorträge.     No.  380. 

34.  Scheiber,  S.  H.,  Syringomyelie  mit  einem  typischen  Falle  von  progressiver  Muskel- 
atrophie.    Gyogyäszat.     No.  43.     (ungarisch.) 

35.  Siera erlin g,  Vorstellung  eines  Falles  von  Syringomyelie  mit  wahrscheinlich  trauma- 
tischer Entstehung.     Münch.  Mediz.  Wochenschrift,    p.  1071.    (Sitzungsbericht.) 

36.  Silvestrini,  R..  Quadro  clinico  di  siringomielia;  studio  istologico  di  muscolo  atrofico. 
Sperimentale.     Arch.  di  biol.     LIX.     253—264. 

37.  Spiller,  William  G.,  The  Occasional  Clinical  Resemblance  between  Caries  of  the 
Vertebrae  and  Lumbothoracic  Syringomyelia,  and  the  Location  wlthin  the  Spinal  Cord 
of  the  Fibres  for  the  Sensations  of  Paiu  and  Temperature.  University  of  Pennavlvania 
Medical  Bulletin.     Vol.  XVIIL     p.  147. 

88.  Spillmann,  P.,  Syringomyelie  et  maladie  de  Basedow.  Rev.  med.  de  Test.  Xanev. 
XXXVII.     600. 

39.  Timochina.  M.,  Klinische  Vorträge  zur  Lehre  von  der  Syringomyelie.  Zürich.  1904 
A.  Markwaldcr. 

40.  Tranquilli.  E.,  Morbo  di  Dupuytren  e  diabete  (siringomielia  con  siringobulbia?) 
(^azz.  med.  di  Roma.     1904.     XXX.     646—655. 

41.  Trömner,  Pall  von  Syringomyelie.   Neurolog.  Centralblatt.  p.  427.   (Sitzungsbericht) 


Syriugomyelie  und  Morvanscher  Symptomenkomplex.  589 

42.  Unvcrricht,  Zwei  Fälle  von  Syringomyelie.  31ünch.  Mediz.  Wochenschr.  j).  49. 
p.  1227.    (Sitzungsberieht.) 

43.  Vald^s  Anciano,  J.  A.,  Syringomyelie,  type  Älorvan,  avec  paralysie  faciale  double. 
Revista  medica  cubana.     1904.     t.  V.     No.  1.     p.  3f5. 

44.  Waele,  H.  de,  Un  caa  de  syringomvelie.  Bull.  Soc.  de  med.  de  Gand.  1904.  LXXL 
98-100. 

45.  Weisenbarg,  T.  H.  and  Tliorington,  James,  A  Case  of  Syringomyelia  with  Double 
Üptic  Neuritis.  The  Amer.  Journal  of  the  Med.  Sciences.  Vol.  CXXX.  Xo.  Ö. 
p.  1019. 

46.  Wild,  Walther,  Syringomyelie  und  Trauma.   Aerztl.  Sachverst.  Zeitung.    Xo.  2.   p.  29. 

47.  Zesas,  Denis  G.,  Ueber  syringomyelische  Schultergelenk  Verrenkungen,  Deutsche 
Zeitschrift  für  Chirurgie.     Band  80.     p.  165. 

Malier  (23)  gibt  einige  allgemeine  Betrachtungen  über  Unfallsneurosen 
nnd  die  ßolle  der  Begehrungs-Vorsteliungen  bei  ihnen,  und  schildert  dann 
kurz  zwei  Fälle:  1.  Ein  36 jähriger  Arbeiter,  der  vor  drei  Jahren  infolge 
eines  Geschwüres  an  der  rechten  Hand  mehrfach  operiert  worden  war,  vor  IJahre 
infolge  eines  Panaritiums  eine  Beuge-Kontraktur  aller  Finger  bekam,  vor 
^2  Jahre  sich  die  linke  Hand  erfror,  den  Mittelfinger  amputieren  lassen 
mußte  und  dann  auch  links  dieselben  Kontrakturen  wie  rechts  bekam,  die 
ihn  völlig  arbeitsunfähig  machten.  Status  praes.:  Hände  stark  geschwollen 
und  vergrößert,  kalt,  zum  Teil  cyauotisch,  alle  Finger  in  Beugekontraktur, 
sodaß  beide  Hände  zur  Faust  geballt  sind.  Tremor  der  Hände  sowie  des 
ganzen  Oberkörpers,  Sensibilität  am  linken  Zeigefinger  sowie  der  rechten 
Hand  ganz  erloschen,  Schmerz-  und  Tastempfindung  überall  stark  vermindert, 
Schmerzleitung  verlangsamt,  mäßige  Kyphoskoliose  der  AVirbelsäule,  Impotenz, 
PateUarreflexe  sehr  stark,  Fußklonus,  breitspuriger  Gang,  skandierende 
Sprache,  verminderte  Intelligenz,  Puls  sehr  beschleunigt,  152  in  der  Minute, 
ohne  nachweisbare  Herzkranklieit.  Verfasser  bezeichnet  den  Fall  als  typische 
Syringomyelie,  ohne  sich  auf  die  doch  etwas  atypisclien  Cerebralsymptome 
einzulassen.  2.  34  jähriger  Mann,  bei  dem  schon  vor  12 — 15  Jahren  anfalls- 
weise Sensibilitätsstörungen  im  rechten  Arme  aufgetreten  waren.  Nachher 
mehrere  Unfälle,  davon  einer  mit  starker  Rückenmarks-Erschütterung  ver- 
bunden. Darauf  Erhöhung  der  PateUarreflexe,  von  Ziemssen  1893  die 
Diagnose  gestellt:  Syringomyelie,  verschlimmert  durch  Trauma.  Yer- 
schlechterung  des  Zustandes,  in  welchem  Sinne,  wird  nicht  gesagt,  sodaß  die 
Rente  bis  auf  100  ^o  erhöht  wurde,  dann  wieder  Besserung  —  seit  wann 
und  welcher  Symptome?  —  sodaß  zur  Zeit  nur  noch  eine  Herabsetzung  der 
Sensibilität  für  Wärme  am  rechten  Arm  besteht  und  Patient  auf  15  ^  ^^ 
Rente  herabgesetzt  werden  konnte,  dabei  besteht  aber  völlige  Ar])eitsfähigkeit. 
Für  die  Diagnose  „Syringomyelie"  führt  Verfasser  hier  eigentlich  nur  „das 
Zeugnis  zahlreicher  Gutachter"  an,  er  hält  nur  eine  Remission  der  Krank- 
heit für  vorliegend,  und  „ist  überzeugt,  daß  in  absehbarer  Zeit  der  Gang 
auf  der  schiefen  Ebene  wieder  beginnen  wird**.  Zum  Sc^hluß  spricht  sich 
Verfasser  dagegen  aus,  die  Syringomyelie  unter  die  Unfallskrankheiten  auf- 
zunehmen. 

Der  erste  der  von  Rosenfeld  (33)  mitgeteilten  Fälle  ist  folgender: 
41  jähriger  Arbeiter.  Vor  2V4  Jahren  heftiger  Stoß  durch  eine  Last  Bretter 
gegen  die  linke  Schulter.  Sofort  große  Schwäche  im  linken  Arm,  Unfähig- 
keit, die  Hand  völlig  zu  öffnen;  in  den  nächsten  AVochen  rasche  Abmagerung 
der  linken  Hand,  dazu  Unempfindlichkeit  gegen  Schmerz  bei  erhaltener  ße- 
rührungsempfindung.  Allmähliche  Zunahme  der  Schwäche.  Bei  der  ersten 
Aufnahme  ein  Monat  nach  dem  Unfall:  Atrophie  der  Klavikularportion  des 
linken  Cucullaris  mit  erloschener  elektrischer  Erregbarkeit  der  kleinen  Hand- 
muskeln,  besonders  Thenar  und  Hypothenar  mit  erhaltener  elektrischer  Re- 


590  Syringorayelie  und  Morvanscher  Symptonienkomplex. 

aktion.     Taktile  Hypästhesie   des  linken  Arms  und  der  linken  Rumpf hälfte 
bis   zu   den   Mammillen,    in   derselben   Ausdehnung  Analgesie   und  Therm- 
anästhesie.    Haut-  und  Sehnenreflexe  normal.     Nach  zwei  Jahren  sind  die 
Atrophien  nicht  fortgeschritten,  dagegen  hat  sich  die  Seusibilitätsstörung  nach 
oben   und   unten   ausgedehnt,   und  es   ist  Pupillendiflferenz  aufgetreten;  der 
Krankheitsprozeß   zeigt  also  fortschreitende  Tendenz.     Der  ursächliche  Zu- 
sammenhang mit  dem  Trauma  ist  in  diesem  Falle  zweifellos;  in  dem  nächstea 
weist  die  Entstehung  darauf  hin,  daß  bei  dem  Unfall  das  Nervensystem  schon 
latent  erkrankt  war:   Beim  Kohlenschaufeln  bricht  sich  ein  36  jähriger  Ar- 
beiter vor  13  Jahren   die  linke  Ulna,   arbeitet  in   einem   selbst   angelegten 
Verbände  noch  einige  Tage,  geht  dann  erst  in  die  Klinik,  wo  er  ungewöhnlich 
lange,  12  Wochen  lang,  den  Arm  im  Verband  tragen  muß.    Die  Schwäche 
im  Arm  besserte  sich  nicht,  nahm  zu,  im  Laufe  von  10  Jahren  kam  es  m 
Atrophie  und  Gefühllosigkeit  im  Arm,   in   den  letzten  drei  Jahren  dasselbe 
im  linken  Bein.     Status  praes.:  Linke  Lidspalte  und  linke  Pupille  enger  als 
rechts;  Abschwächung  des  Comeal-ßeflexes,  links  totale  VII.  Parese,  Parese 
des  linken  Arms  mit  Atrophie,  besonders  des  M.  flexor  digit.  communis  long., 
Krallenstellung  der  Hand.     An  den  Beinen  Spasmen,  beiderseits  Fußklonus 
und    Babinskischer   Reflex.     Ausgedehnte    typische    Gefühlsstörungen  an 
Rumpf,  linkem  Ann  und  linken  Bein.    Die  Frage,   ob   die  Frakturen,  die 
nicht  selten  das  erste  Zeichen  einer  Syringomyelie  sind,  auf  einer  besonderen 
Brüchigkeit   der  Knochen  oder  einer  Schädigung   der  Tiefensensibilitat  be- 
ruhen,  läßt  Verfasser  offen.    An  dritter  Stelle  schildert  er  einen  Fall,  bei 
dem  die  Symptome  der  Tabes  akut  und  einseitig  nach  einem  Sturz  aus  vier 
Meter  Höhe  einsetzten. 

Wild  (46)  steht  mit  den  meisten  anderen  Autoren  auf  dem  Stand- 
punkte, daß  die  eigentliche  progressive  Syringomyelie  respektive  ihre  Anlage 
angeboren  ist,  daß  Trauma  ebenso  wie  andere  schädliche  Einflüsse  nur  den 
Anstoß  zur  Weiterentwicklung  geben.  Schilderung  zweier  Fälle:  1.  43 jähriger 
Arbeiter,  Sturz  aus  6  Meter  Höhe  auf  harten  Boden.  Nach  ^/^  Jahr  Rente 
wegen  mangelnder  Unfallfolgen  abgelehnt;  nach  einem  Jahre:  Lichtstarre  der 
linken  Pupille,  Kyphose  der  Halswirbelsäule.  Atrophie  des  rechten  Arms, 
besonders  der  Handmuskeln  (type  Aran-Duchenne),  dort  elektrische  Er- 
regbarkeit aufgehoben,  Finger  in  halber  Beugestellung,  können  aktiv  nicht 
gestreckt  werden ;  Verbrennungsnarben ;  Steigerung  der  Patellarreflexe.  Typische 
Gefühlsstörungen  im  Arm  und  angrenzendem  Brust-  und  Rückengebiet. 
2.  48 jähriger  Arbeiter,  stürzt  2  Meter  tief  auf  steinerne  Stufen,  ist  mehrere 
Stunden  bewußtlos.  Darauf  6  Jahre  lang  als  Neurasthenie  und  traumatische 
Hysterie  von  einem  Gutachter  zum  anderen  geschickt,  schließlich  Invaliden- 
rente bewilligt.  In  der  Klinik  (Hermann-Haus,  Professor  Windscheid): 
Abmagerung  des  Schultergürtels,  links  mehr  als  rechts,  Pectoralis  rechts; 
Supra-  und  Infraspinati  fehlen  fast  ganz.  Vorderarme  und  Hände  nonnal* 
Spasmen  in  den  Oberarmmuskeln,  starke  Herabsetzung  der  Kraft,  Steigerung 
der  Reflexe;  Kontrakturen  in  Hüftgelenken  und  Wadenmuskeln,  spastischer 
Gang.  Brandnarbe  an  der  linken  Hand,  dort  Lagegefühl  völlig  geschwunden, 
Thermanästhesie.  Da  der  Kranke  angab,  schon  vor  dem  Unfall  Parästhesien 
in  den  Armen  gehabt  zu  haben,  ist  auch  hier  bei  diesem  selteneren  (Skapulo- 
Humeral-)  Typus  nur  eine  Verschlimmerung  des  Leidens  durch  den  Fall  an- 
zunehmen. 

Nishino  (24)  hat  bei  einer  mit  der  Diagnose:  „Jdiotie,  Neuritis"  ge- 
storbenen Frau  im  Rückenmark  eine  Höhle  gefunden,  die  sich  vom  oheren 
Hals  bis  zum  unteren  Lendenmark  erstreckte.  Bei  der  mikroskopischen 
Untersuchung  zeigte  sie  sich  von  dreierlei  Art:  einmal  bestand  sie  aus  ekta- 


Syringomyelie  and  Morvanscher  Symptomenkomplex.  59 ^ 

tischen,  hyalin  entarteten  Gefäßen,  im  unteren  Brust-  und  oberen  Lenden- 
mark  stellte  sie  zentral  erweichte  Gliawucherung  dar,  die  die  erkrankten 
Gefäße  umgab,  an  dritten  Stellen  einfache  Er^^eichung  in  der  den  Gliose- 
herdeo  angrenzenden  grauen  Substanz  als  Folge  der  Ernährungsstörung  und 
nerrösen  Stauung.  Die  erworbene  hyaline  Degeneration  der  Blutgefäße  bildet 
nach  der  Ansicht  des  Verfassers  in  diesem  Falle  die  Ursache  der  syringo- 
myeUtischen  Veränderung. 

Das  seltene  Auftreten  von  zerebralen  und  Augensymptomen  veranlaßt 
Weisenbnrg  und  Thorington  (45)  zur  Veröffentlichung  ihres  Falles. 
Auffällig  ist,  daß  die  beiden  einzigen  in  der  bisherigen  Literatur  gefundenen 
KUevon  Syringomyelie  mit  Neuritis  optica  ebenso  wie  der  vorliegende  Kinder 
resp.  jungendliche  Individuen  betreffen :  ein  Fall  von  Bullard  und  Thomas 
(1899)  begann  im  3.  und  starb  im  7.  Lebensjahre,  wurde  durch  Sektion 
bestätigt,  ein  Fall  von  Saxer  (Beit.  z.  path.  Anat.  Bd.  XX)  stand  im 
16.  Lebensjahre,  kam  gleichfalls  zur  Obduktion;  der  vorliegende  Fall  betrifft 
ein  16 jähriges  Mädchen,  das  im  7.  Jahre  auffallend  schnell  zu  wachsen 
anfing  (jetzt  6  Fuß  groß)  und  seit  dem  12.  Jahre  psychisch  und  körperlich 
sich  veränderte:  sie  wurde  stumpfsinniger,  widerspenstiger,  unordentlich  in 
der  Kleidung,  gedächtnisschwach,  ziemlich  zu  gleicher  Zeit  begann  der  Gang 
nnsicher  zu  werden,  nach  und  nach  schleppte  sie  die  Beine,  besonders  das 
linke  nach  und  war  schließlich  auf  den  Rollstuhl  angewiesen.  Sie  klagte 
außerdem  über  mehr  oder  weniger  starke  Stimkopf schmerzen  seit  2  Jahren, 
•gelegentliches  plötzliches  Erbrechen  und  Abnahme  der  Sehschärfe.  —  Die 
Untersuchung  zeigt  Schwäche  und  Ataxie  der  oberen  Extremitäten,  Flexions- 
kontraktur  in  den  Knien,  aktiv  nur  schwache  Fußbewegungen  möglich;  Fehlen 
desTriceps-,  Steigerung  des  Patellar-  und  Achillesreflexes;  Fehlen  des  Sohlen- 
reflexes. Dissoziierte  Empfindungslähmung  an  den  Oberextremitäten  und  an 
nnregehnäßigen  Kumpfzonen.  Gelegentlich  Inkontinenz  der  Blase  und  des 
Darms.  Fehlen  aller  bulbären  Symptome.  Augen:  Parese  der  Mm.  recti 
eitemi,  Schwäche  der  assoziierten  Augenbewegungen;  keine  Pupillenstöningen. 
Rechts  Amaurose,  links  starke  Herabsetzung  der  Sehschärfe;  beiderseits 
PapiUitis  mit  Übergang  in  Atrophie  und  zwar  in  Form  der  Stauungs-,  nicht 
der  entzündlichen  PapiUitis  (Fehlen  von  Hämorrhagien,  Macula-Veränderungen, 
steiler  Abfall  der  Schwellungsränder).  Verff.  nehmen  an,  daß  ein  chronischer 
Hvdrocephalus,  der  manchmal  die  Syringomyelie  kompliziert,  hier  die  Ursache 
der  zerebralen  Symptome  ist. 

Ketchen  (18)  berichtet  über  einen  durch  Arthropathie  des  Schulter- 
gelenks  ausgezeichneten  Fall  von  Syringomyelie.  Seit  4  Jahren  bemerkte 
der  33jährige  Patient,  daß  er  Gegenstände  aus  den  Händen  unbemerkt  verlor; 
vor  2  Monaten  bemerkte  er  früh  beim  Aufwachen  eine  leichte  Schwellung 
der  rechten  Schulter,  die  rasch  wuchs,  ohne  Schmerzen  zu  machen.  Die 
Untersuchung  ergab  degenerative  Atrophie  der  flandmuskeln  beiderseits, 
weniger  der  Extensoren  an  den  Vorderarmen,  mit  EaB,  fibrillären  Zuckungen, 
main  en  griflfe,  dazu  dissoziierte  Anästhesie  im  Gebiete  des  III.  Cervikal- 
bis  VI.  Dorsalsegments.  Die  Beine  normal  bis  auf  Steigerung  der  Knie- 
reflexe, kein  Fußklonus,  kein  Babinski.  Fehlen  von  Blasen-,  Wirbelsäulen-,, 
trophischen  Hautveränderungen,  Pupillen  ungleich,  rechte  weiter  als  linke, 
Ton  prompter  Reaktion.  Die  rechte  Schulter  unförmlich  geschwollen,  großer 
Erguß  im  Gelenk,  starkes  Krepitieren.  Wachsende  Schmerzen  im  Gelenk,, 
kauptsächlich  durch  die  starke  Weichteilspannung  hervorgerufen,  veranlaßten 
mehrmals  Punktion  und  Aspiration,  aber  stets  nur  von  ganz  vorübergehendem 
Erfolge;   die  Operation  war   stets  völlig  schmerzlos.     Verfasser  erörtert  die 


592  Syriugomyelie  und  Morvanscher  Symptomenkomplex. 

Differential-Diagnose  gegenüber  Bleivergiftung,  die  Anfangs  wegen  des  Bernfs 
des  Kranken  (Gießer)  angenommen  worden  war. 

Nach  einer  kurzen   kritischen  Übersicht   über   die   seltenen  Veröffent- 
liehungen  von  lumbo  -  thorakaler  Syriugomyelie  berichtet  Spiller  (37)  über 
einen  eigenen,  ä  Jahre  lang  beobachteten  Fall,  dessen  Befund,  während  dieser 
Zeit  fast  unverändert,  kurz  der  folgende  war:    Ungleichheit,    aber   prompte 
Lichtreaktion    der  Pupillen;    am    rechten   Bein    Schmerz-   und  Temperatur- 
empfindung  sehr  herabgesetzt,  Berührungserapfindung  normal,  Patellar-  und 
Achillesreflex  erloschen;  Schlaffheit   des  Beins,    etwas  Ataxie   bei   normaler 
grober    Kraft;     im    linken    Bein    keine    Gefühlsstörungen,    ausgesprochene 
Schwäche,   Patellar-   und  Fußklonus,   etwas   Spasmus,   Schleifen   des  Fußes 
beim  Gehen;  Ba  bin  skischer  Reflex  beiderseits  positiv;  die  Störung  an  den 
Beinen   trägt    also   Brown-Sequard sehen   Typus    und    wäre    durch   einen 
Herd    in    der    Hnken    Hälfte    des    Dorsalteils    des    Kückenmarks    erklärt; 
iiußerdem    muß    eine   Läsion    des    rechten  Hinterhorns    im   LumbalteU  an- 
genommen   werden,    beides    zusammen    veranlaßt    Verf.,    die   Diagnose  auf 
Syringomyelie  zu  stellen.  —  Im  Anschlüsse  daran  beschreibt  Spiller  einen 
anderen  Fall,  der  klinisch  manche  Ähnlichkeit  mit  einer  SyringomyeUe  hatt«: 
23 jähriger   Mann,    seit   5   Jahren   starkes,    doppelseitiges   Genu  valgum,  an 
Arthropathie  erinnernd;    Narben  am  Abdomen,   von  angeblich  schmerzlosen 
Verbrennungen   in   der  Jugend   berührend.     Seit  4  Monaten  Schmerzen  in 
der  Lendengegend.     Objektiv:  Leichte  Parese  der  unteren  Extremitäten;  ge- 
ringe Kyphose  in  der  Gegend  des  X.  Brustwirbels.     Gefühl  für  Berührungen 
an  den  Beinen  normal  oder  fast  normal,  für  Schmerz  und  Temperatur  fast 
geschwunden.  —  Nach  einem  Fall  auf  dem  Rücken  komplette  Lähmung  der 
Beine,  starke  Erhöhung  der  Patellarreflexe,  Babinskisches  Zeichen  positiv. 
Eine  Zeit  lang  Verlust   auch   der  Berührungsempfindung   am   rechten  Bein, 
die   sich  aber  wieder  herstellte.     Tod  unter  dem  Zeichen   einer  Meninf^itis. 
Obduktion:   Keine   Höhlenbildung,   sondern   zwei   kleine    Solitärtuberkel  im 
Rückenmark,    die,    dicht   übereinander   sitzend,    der   eine   den    rechten,   der 
andere    den    linken    Vorderseitenstraug    und    besonders    die    Gowerschen 
Bündel    zerstört   hatten.      Dazu   allgemeine    tuberkulöse   Meningitis.      Verf. 
erklärt   die  Ähnlichkeit    des   klinischen  Bildes    in    diesem  Falle    mit    einer 
Syringomyelie    dadurch,    daß    die   Fasern    für   Temperatur-    und   Schmerz- 
empfindung in  der  grauen  Substanz  eine  Strecke  weit  laufen,  in  der  hinteren 
Kommissur  kreuzen  und  dann  in  die  Gowerschen  Bündel  gelangen,  —  die 
klinischen  Folgen  sind  die  gleichen,    ob  die  Läsion  vor,   in    oder   nach  der 
Kreuzung  erfolgt. 

Die  Arbeit  Curschmann|s  (9)  behandelt  kritisch  6  interessante 
Fälle,  bei  denen  die  traumatische  x4tiologie  von  Wichtigkeit  war.  In  vieren 
der  Fälle  betraf  das  Trauma  eine  Hand,  und  die  spätere  Erkrankung  befiel 
diese  Extremität  zuerst  und  in  stärkstem  Maße;  in  einem  entstand  das 
Leiden  im  Anschluß  an  eine  fortgesetzte  starke  Überanstrengung  der  rechten 
Hand  bei  sehr  geschwächtem  Allgemeinzustand  (Rekonvaleszenz  nach 
schwerer  Herzfehler -Dekompensation  und  dabei  13 — 16  stündige  Arbeit  als 
Feinmechaniker);  in  einem  letzten  Fall  traten  die  Erscheinungen  der  zen- 
tralen Gliose  nach  einem  Trauma  der  Halswirbelsäule  und  des  Kopfes 
(Baumstamm  fiel  dem  Pat.  auf  Rücken  und  Kopf,  SV.»  stündige  Bewußtlosig- 
keit) auf.  Alle  Fälle  ließen  nach  den  —  hier  nicht  näher  zu  schildernden  — 
Symptomen  einen  Zweifel  an  der  Diagnose:  echte  Syringomyelie,  nicht  zu, 
auch  progredienter  Charakter  des  Leidens  war  in  allen  Fällen  ausgesprochen. 
Bei  den  Fällen  mit  peripherer  Verletzung  Avar  der  Termin  von  Trauma  bis 
zum  ersten  (subjektiven)  Beginn  der  unzweifelhaft  gliotischen  Erscheinungen 


SyriDgomyeiie  und  Moiranscher  Symptomenkomplex.  593 

auffallend  kurz,  nämlich  3  Wochen  bis  zirka  4  Monate.  Einer  der  Fälle 
sprach  sehr  dafür,  daß  eine  aszendierende  Neuritis  die  Gliose  herbeigeführt 
habe:  schon  3  Wochen  nach  Quetschung  der  Hand  beginnende  Paresen 
aod  Atrophie  der  kleinen  Handmuskeln,  noch  nach  ^/^  Jahr  heftige  spontane 
Schmerzen  und  ungewöhnliche  Druckempfindlichkeit  der  Nenrenstämme  an 
dem  sonst  analgetischen  und  trophisch  stark  veränderten  Arme.  Für  die 
anderen  Fälle  peripherer  Ätiologie  verweist  Verf.  auf  die  Erfahrungen  beim 
Tetanus:  ohne  jede  erkennbare  Läsion  des  gifttransportierenden  Nerven 
yennag  der  peripher  angesiedelte  Bazillus  einen  intensiven  Einfluß  auf  das 
medulläre  Zentrum  auszuüben;  das  gleiche  kann  man  z.  B.  bei  manchen 
destruierenden  peripheren  Prozessen  (Zungenkarzinomen  u.  a.)  im  zugehörigen 
Kerngebiete  beobachten.  Die  Frage,  ob  ein  peripheres  Trauma  in  einem 
TöUig  gesunden,  nach  keiner  Richtung  disponierten  Eückenmark  das  Bild 
der  Gliose  und  Syringomyelie  hervorrufen  könne,  glaubt  Verf.  verneinen 
ZQ  müssen.  Wichtig  ist  hierfür,  daß  in  3  von  seinen  6  Fällen  schon  viele 
Jahre  vor  dem  Trauma  Sympathikusstörungen  bestanden  hatten,  in  Form 
Ton  Hemihyperhidrosis,  starker  Differenz  der  Lidspalten,  halbseitigem  Kopf- 
schmerz und  Blutandrang.  Dennoch  kann  man  annehmen,  daß  die  Fälle 
nicht  selten  sind,  wo  ohne  das  Trauma  die  latente  oder  spurweise  vor- 
handene Gliose  nicht  zu  einer  so  raschen  und  schweren  Entwicklung  ge- 
kommen wäre. 

Weiter  behandelt  Curschmann  im  Anschluß  an  einen  genauer  ge- 
achUderten  Fall  die  Differentialdiagnose  zwischen  Syringomyelie  und 
Hysterie,  zeigt,  daß  die  von  La  ehr  und  Schlesinger  angegebenen  Merk- 
male nicht  von  durchgreifender  Gültigkeit  sind  und  kommt  selbst  zu  fol- 
genden Sätzen:  Sicher  für  Syringomyelie  sprechen  auf  sensiblem  Gebiete 
nur  die  echten  dissoziierten  Empfindungsstörungen,  besonders  ist  dabei  auf 
eine  Störung  des  Muskel-  und  Gelenksinnes  und  der  Stereognosie  bei  Intakt- 
heit des  Tastsinus  zu  achten,  ebenso  auf  die  segmentäre  Begrenzung  im 
Trigeminusgebiete,  während  an  den  Extremitäten  die  Begrenzung  nicht  aus- 
schlaggebend, ist;  auf  motorischem  Gebiete  sprechen  stetig  zunehmende 
Paresen,  degenerative  Atrophie  und  Kontrakturen,  sowie  gewisse  motorische 
Beizerscheinungen  langsamer  Art  („ruhige  Intentionsataxie"),  auf  vaso- 
motorisch -  trophischem  Gebiete  nur  gröbere  Störungen  (Onychien,  Arthro- 
pathien, Mutilation)  für  Syringomyelie;  zuletzt  können  auch  die  Sympathikus- 
erscheinangen  (Hornerscher  okulopupillärer  Komplex,  einseitige  Sekretion s- 
und  Gefaßanomalien)  nicht  von  der  Hysterie  imitiert  werden  und  beweisen 
ein  organisches  Leiden. 

Klinisch  bot  die  Patientin  Kölpin's  (19),  die  mit  dem  Bilde  einer 
typischen  Melancholie  in  die  Anstalt  kam,  außer  lebhaften  Patellarreflexen, 
wechselndem  Pußklonus,  etwas  unsicherem,  breitbeinig  spastischem  Gange 
nichts  besonderes,  jedenfalls  keine  gröberen  Sensibilitätsstöningen.  Die  Me- 
iaacholie  führte  über  einen  delirösen  Zustand  zum  Tode.  Bei  der  Sektion 
fand  sich  im  Halsmark  in  der  Gegend  des  rechten  Hinterhonis  eine  Spalt- 
"bildung,  die  sich  stellenweise  in  den  basalen  Teil  des  rechten  Vorderhorns, 
Tuid  in  der  Medulla  oblongata  in  die  Substantia  gelatinosa  fortsetzte.  Der 
i24entralkanal  liegt  bis  auf  eine  kleine  Stelle  im  6.  Cervikalsegment  gesondert 
•von  der  Gliose.  In  der  linken  grauen  Substanz  fanden  sich  in  ungefähr  der 
jgjeichen  Ausdehnung  kleine  hämorrhagische  Erweichungsherde,  in  deren  Um- 
gebung die  Glia  homogenisiert  und  von  Spinnenzellen  durchsetzt.  Auch  in 
den  Spalträumen  der  Gliose  fanden  sich  hier  und  da  frische  Blutungen  und 
klompiges  Blutpigment.  Auffallend  war,  daß  die  Kleinhirnseitenstrangbahn, 
trotz  der  Zerstörung  der  Clark  eschen  Säulen   bereits   vom   achten  Dorsal- 

Jakresberiebt  f.  Neurologe  und  Psyehiatrie  1906.  33 


594  Syringomyelie  und  Morvanscher  Symptomeokoiuplex. 

Segment  an,  keinerlei  Degeneration  zeigte.  Bezüglich  der  Genese  der 
Syringomyelie  steht  Verfasser  auf  dem  Standpunkt,  daß  diese  aus  den  kleineQ 
Rückenmarksblutungen  entstanden  sei,  und  stützt  diese  Ansicht  durch  folgende 
Argumente:  Die  Gliose  ist  an  den  zu  Blutungen  prädisponierten  Steilen 
lokalisiert,  Blut  und  Blutpigment  findet  sich  in  und  neben  ihr,  Blutungen 
älteren  und  jüngeren  Datums  liegen  an  den  entsprechenden  Stellen  der 
anderen  Seite,  es  lassen  sich  beginnende  Reaktionserscheinungen  Ton  Seiten 
der  Glia  in  der  Umgebung  der  Blutungen  nachweisen,  auch  die  Syringobulbie 
steht  in  Zusammenhang  mit  der  Gefaßrerteilung  und  mit  Blutungen,  und 
es  fehlt  jede  irgendwie  in  Betracht  kommende  Entwicklungsanomalie  des 
Rückenmarks. 

Aus    den    in   der  Literatur  niedergelegten   und  einigen  eigenen  Beob- 
achtungen  kommt  Zesas   (47)   zu   dem   Satze,    daß   der  Lieblingssitz  des 
atrophischen  Typus  bei  syringomyelischen  Gelenkerkrankungen  das  Schulter- 
gelenk  ist:   mit  oder  häufiger  ohne  Erguß  kommt   es  zu  einer  Abschleifnng 
des  Humeruskopfes  und  Erweiterung  der  Pfanne;    beide  Veränderungen  be- 
günstigen  das  Eintreten   einer  Luxation.     Die  Kasuistik   weist   darauf  hin, 
daß  man  bei  habituellen  Schulterluxationen  an  die  Syringomyelie  als  Grunde 
afFektion  zu  denken  hat.     Die  Kapselerschlaflung  mit  nachfolgender  Luxation 
kann  als  Frühsymptom  der  Syringomyelie  auftreten,  zu  einer  Zeit,  wo  andere 
Erscheinungen  des  zentralen  Leidens  noch  fehlen  (doch  geht   aus  den   auf- 
geführten Krankengeschichten  hervor,  daß  in  vielen  Fällen  die  Aus-  wie  die 
Einrenkung  schon  das  erste  Mal  auffallend  wenig  Schmerzen  machte.  Ref.). 
Das  linke  Schultergelenk  ist  häufiger  ergriffen  als  das  rechte,  Männer  zeigen  das 
Leiden  fast  6  mal   so  häufig  als  Frauen.     Am  häufigsten   tritt   eine  Luxatio 
subcoracoidea    auf,    obwohl    auch   alle   anderen   Verrenkungstypen   zur   Be- 
obachtung   gelangten.       Die    veranlassenden    Momente    waren    geringftigiga 
Traumen,  mitunter  entstand  die  Luxation  ohne  jede  erkennbare  Veranlassung. 
Außer  der  schon  erwähnten  Atrophie  des  Humeruskopfes  und   der  Kapsel- 
schlaffheit fehlten  meist  anderweitige  lokale  Veränderungen,  nur  war  häufig 
ein   starkes   Krepitieren   im  Gelenke   aufgefallen,     über  den   Ausgang  der 
Arthropathie  erfährt  man  in  den  meisten  Fällen  nichts  Genaueres,   als   daß 
die  Luxation  sich  häufig  wiederholte   und   zu  einer  „habituellen"  gestaltete. 
Nur  in  einem  Falle  trat  Heilung  unter  Versteifung  des  Gelenks  ein.     Thera- 
peutisch wui'de  5  mal  die  Resektion   des  Humeruskopfes  vorgenommen,   nur 
einmal   aber  wird   von  rascher  Heilung  mit  auffallend   guter  Beweglichkeit 
berichtet.     Verfasser  rät,    nur   in   ganz   ausgewählten   Fällen    operativ   vor- 
zugehen, bei  stärkeren  Beschwerden  lieber  mit  einem  orthopädischen  Apparate 
das  Gelenk  zu  fixieren. 

Bewley's  (4)  Fall  von  Syringomyelie  betraf  einen  22jährigen  jungen 
Mann,  der  bis  zum  16.  Jahre  gesund  gewesen  war.  Er  bemerkte  zuerst  an 
den  Fingern  der  rechten  Hand  eine  plötzlich  auftretende  Rötung,  die  bis- 
weilen zu  Eiterungen  und  zu  Zerstöiiingen  der  Endphalangen  führte.  Auch  be- 
merkte er  bald  eine  Herabsetzung  des  Temperaturgefiüiles  für  Wärme  an 
dieser  Hand.  Dann  trat  Schwäche  beim  Gehen  und  V^erkrimunung  der 
Wirbelsäule  ein.  Auffallend  war  bei  diesem  Falle  d^s  halbseitige  Auftreten 
der  Affektion;  es  war  nur  die  rechte  Körperhälfte  betroffen.  Das  Be- 
rühningsgefuhl  war  an  beiden  Seiten  gleich,  die  Sohmerzempfindung  aber 
war  an  der  rechten  Kopfhälfte  aufgehoben,  ebenso  bis  zur  Mittellinie  des 
Rumpfes,  am  rechten  Arm  und  bis  zur  Mitte  des  Oberschenkels.  Ebenso 
verhielt  sich  die  Temperaturempfindung.  Die  Endphalangen  des  Ring-  und 
kleinen  Fingers  der  rechten  Hand  fehlten,  die  anderen  Finger  waren  ver- 
dickt.    Es  bestand   eine  Skoliose   nach   rechts,   keine  Atrophie   am  rechteji 


Rückenmarks-  und  Wirbelgesehwülate.  595 

Arme.  Die  Pupillen  waren  gleich,  der  Sympathikus  intakt,  die  Gehirnnerven 
normal  bis  auf  die  Analgesie  an  der  rechten  Kopf hälfte.  Die  linke  Körper- 
halfte  war  ganz  frei  geblieben.  (Benduc.) 

Bradshaw  (5)  veröffentlicht  in  Form  einer  klinischen  Vorlesung  einen 
selteneren  Fall  von  Syringomyelie.  Es  handelte  sich  um  einen  54  Jahre 
alten  Mann,  dessen  Krankheit  15  Jahre  vorher  mit  Beschwerden  in  den 
Fttßen  und  Gehstörungen  begann.  Die  Zehen  wurden  steif  und  flektiert,  und 
die  FüSe  völlig  gelähmt  Dabei  bestand  Atrophie  der  Unterschenkel- 
muskulatur  und  starke  Flexion  der  Zehen.  An  den  Armen  war  keine  Läh- 
mung, aber  Flexionskontraktur  der  Finger.  Die  Patellarreflexe  fehlten. 
Störungen  des  Schmerz-  und  Temperaturgefühls  fanden  sich  im  Gebiete  des 
fünften  Lumbal-  und  ersten  Sakralsegmentes.  Die  Störungen  sind  links 
stärker  als  rechts.  (Bendia.) 


Rfiekenmarks-  nnd  Wir&elgescliwfllste. 

Referent:  Prof.  Dr.  L.  Bruns- Hannover. 

1.  fierghinz,  G.,    Tumore  del  midoUo   apinale  in    un  bambino  affetto  da  spina  bifida, 
ßiy.  di  Clin,  pediat.     III.     529—534. 

2.  Bliss,  31.  A.,  Small  Round  Cell  Sarcoma  of  the  Spinal  Column.  The  Journ.  of 
Xenrous  and  Mental  Disease.     Vol.  32.     p.  570. 

S,  Ferrio,  L.,  Vitiiigo  et  tumeur  neyroglique  centrale  de  la  moelle.   Heyue  neurologique. 

Xo.  5.    p.  283. 
i  Fetzner,  Fall  von  Sacraltumor.   VerelnsbeU.  d.  Deutschen  Med.  Wochenschr.   p.  1584. 

5.  Forbes,  J.  Graham,  Intra-meduUarv  Teratoma  of  the  Spinal  Cord.  St.  Bartholomews 
Hospital  Report.     Vol.  XLI.    p.  221. 

6.  Frank,  Kort,    Zur  Kenntnis    der  congenitalen   Sakraltumoren.     Deutsche  Zeitschrift 
^  ffir  Chirurgie.     Band  77,  p.  368. 

7.  Gehecke,  Friedrich,  Ein  Fall  von  Sarkom  des  Lumbaimarks  mit  Erweichungsherd 
io  der  Umgebung.    Inaug.-Diss.    Kiel. 

8.  Hermann,  G.  et  Jeannel,  Tumeur  sacro-coccygienne  congenitale.  Journal  de 
l'aoatomie  et  de  Physiologie.     T.  XLI.    p.  381. 

9.  Derselbe  et  Tournenx,  F.,  Sur  Torigine  des  tumeurs  congenitales  de  la  regiou  sacro- 
coccygienne.     ibidem.     No.  2.     p.  113. 

10.  Hermes,  Walter,  üeber  einen  Fall  von  Osteom  der  Wirbelsäule  mit  Compression 
des  Rückenmarks.     Inaug.-Diss.  Giessen. 

11.  Jaodot,  Des  teratomes  de  la  region  sacro-coccygienne  consideres  dans  leur  etude 
eliiuque.     Th^e  de  Lyon. 

12.  Krogh,  M.,  £t  tilfaelde  of  psammom  i  rygmarvens  hinder.  Norsk  Magazin  for 
Laegevidenskaben.     p.  623. 

13.  Kren.  J.,  Ein  Fall  von  operierter  Geschwulst  des  Rückenmarks.  Deutsche  3Iediz. 
Wochcnachr.     No.  25.    p.  985. 

U.  Leri,  Andre  et  Ca  toi  a,  Tumeur  de  la  moelle:  nearo-epithelioma  probable.  Bull, 
et  mem.  de  la  Soc.  anatom.  de  Paris.     Vol.  VU.     No.  6.     p.  555. 

15.  Dieselben,  Epithelioma  de  la  moelle;  cytodiagnostic.  Arch.  de  Neurol.  Vol.  XX. 
p.  133.    (Sitzungsbericht.) 

l&Kakayama,  Heijiro,  Ueber  kongenitale  Sacraltumoren.  Archiv  f.  Entwickelungs- 
mechanik  der  Organismen.    Band  17.     p.  475. 

17.  Pepaire,  M.,  Tumeur  recidivee  de  la  region  lombaire.  Ablation.  Guerison.  Bull,  et 
mem.    Soc.  anatom.  de  Paris.     Vol.  VII.    No.  2.     p.  134. 

18.  Schlesinger,  Brich,  Demonstration  zweier  Tumoren  des  Kückenmarks.  Verelnsbeilage. 
d.  Deutsch.  Med.  Wochenschr.    p.  929. 

Id.  Schnitze,  Fr.,  Neubildungen  der  Rüekenmarkshäute  und  des  Rückenmarkes.  Die 
Deutsche  Klinik  am  Eingange  des  XX.  Jahrhunderts.     Bd.  VI.    Abt.  1.     p.  949. 

20.  SimoD,  Rudolf,  Beitrag  zur  Statistik  und  Kasuistik  der  Rückenmarksgeschwülste 
unter  Aufführung  eines  Falles  von  epiduralem  üächenhaften  Sarkom.  Inaug.-Diss. 
Wnrzburg. 

38* 


596  Rückenmarks-  und  Wirbelgeschwülste. 

21.  Steiner,  lieber  eine  Neubildung  im  oberen  Halswirbelteile.  Allgem.  Zeitschr.  für 
Psychiatrie.     Bd.  62.    p.  243.    (SItzungsberieht) 

22.  Stertz,  Fall  von  Tumor  intramedullaris,  Vereinsbeliage  der  Deutsch.  Mediz.WocheDschr. 
p.  2037. 

23.  Straus,  Isaak,  Zur  Kenntnis  der  neuroepithelialen  Geschwülste  im  Rückenmark. 
Inaug.-Diss.  München. 

24.  Tumours  of  the  Spinal  Cord.     Westminst.  Hosp.  Rep.     XIV.     »20—322. 

25.  Walton,  Spinal  Tumor.  The  Journ.  of  Nerv,  and  Mental  Disease.  Vol.  82.  p.  664. 
(Sitzungsbericht.) 

26.  Ward,  ßernard  J.,  A  Gase  of  Tumour  of  the  Spinal  Cord  Removed  bj  Operation. 
A  Review  of  the  Chief  Diagnostic  Points,  Variety,  and  Operability  of  Tumours  met 
with  in  this  Region.     British  Med.  Journal.     U.     p.  1083. 

27.  Warren,  J.  C,  Three  Cases  of  Tumor  of  Spinal  Cord  Operated  on  with  Good 
Result.     Amer.  Medicine.     Aug. 

28.  Winter,  Curt,  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  der  sacrococcygealen  Tumoren.  Inaug.- 
Dissert.  Königsberg. 

29.  Wolf,  F.  M.,  Das  Psammoma  Virchowi,  nebst  einem  selteneren  Fall  der  Dura  spinalis. 
Inaug.-Diss.  Würzburg. 

30.  Zenner,  Philip,  An  Unusual  Gase  of  Carcinoma  of  the  Spine.  The  Journal  of 
Nervous  and  Mental  Disease.     Vol.  32.     No.  1.     p.  38. 

Perrio  (3)  fand  bei  einem  Kranken  mit  ausgebreitetem  symmetrisclien 
Vitiligo  eine  kleine,  ganz  zentral  in  der  grauen  Kommissur  liegende  glio- 
matöse  Geschwulst,  die  sich  durch  die  ganze  Länge  des  Rückenmarkes 
erstreckte.  Neurologisch  war  der  Fall  nicht  genügend  untersucht.  F.  weist 
auf  das  Vorkommen  zentral  bedingter  nervöser  Symptome  bei  Vitiligo  hin; 
diese  sind  aber  bisher  nur  klinisch  beobachtet. 

Schnitze  (19)  bespricht  in  eingehender  und  klarer  Weise  die  gesamte 
Pathologie  und  Therapie  speziell  der  Rückenmarkshäute  und  bringt  2  neue 
Fälle.  In  dem  einen  nur  klinisch  besprochenen,  der  ganz  besonders  typisch 
ist,  handelt  es  sich  um  einen  Tumor  im  unteren  Dorsalmarke;  in  einem 
2.  Falle  fand  sich  bei  der  Sektion  ein  sehr  langgestreckter  Tumor,  der 
fast  das  ganze  Gebiet  der  Cauda  equina  einnahm;  die  Symptome  hatten 
niemals  eine  sichere  Unterscheidung  zwischen  Cauda-  und  Conustiunor 
gestattet,  noch  auch  eine  solche  über  die  Höhe  des  Sitzes,  wenn  Caudatumor 
angenommen  wurde. 

Wolfs  (29)  Dissertation  ist  eine  gute  Abhandlung,  die  zunächst  die 
Entwicklung  der  Lehre  von  den  Hinipsammomen  bringt,  dann  einen  Fall  von 
Psammom  an  der  Innenfläche  der  Dura  im  oberen  Dorsalmarke  beschreibt. 
Die  Patientin  war  an  den  Symptomen  einer  spastischen  Paraplegie  der  Beine 
zu  Grunde  gegangen.  Die  Geschwulst  zeigte  zwischen  den  sehr  reichlichen 
Kalkkügelchen  ein  sehr  zellenreiches  Gewebe,  und  man  konnte  deutlich 
erkennen,  daß  die  Kalkkörper  aus  den  Zellen  hervorgegangen  waren. 

Hermami  und  Tournenx  (9)  bringen  auf  entwicklungsgeschicbt- 
licher  Grundlage  eine  gute  Übersicht  über  die  verschiedeneu  Formen  sakro- 
coccygealer  Tumoren,  sowie  über  die  Theorie  ihrer  Entstehung  und  entwick- 
lungsgeschichtlichen Begründung.  Die  mit  Spina  bifida  verbundenen  Tumoren 
besprechen  die  Autoren  nicht. 

Klinisch-operativer  und  pathologisch-anatomischer  Bericht  von  Her- 
mann und  Jeannel  (8)  über  ein  kongenitales  Sakralteratom  bei  einem 
zweimonatlichen  Mädchen.  Ausgang  in  Heilung.  Anatomischer  Befund: 
Typische  Mischgeschwulst  des  kaudalen  Körperendes.  Zahlreiche  Cystcben 
mit  polymorphem  Epithelbelag  (epidermoide,  muco'ide,  ependymarlige  Bil- 
dungen). Im  relativ  spärlichen,  stellenweise  sarkomähnlichen,  bindegewebigen 
Stroma  finden  sich  glatte  und  (selten)  gestreifte  Muskelfasern,  Neurogiia, 
Knorpelinselchen  und  eine  kleine  Spange  osteoiden  Gewebes. 

(AlUore/eraU) 


Kückenmarks-  und  Wirbelgeschwülste.  597 

Krön  (13)  macht  Mitteilung  über  einen  operativ  entfernten  Tumor 
des  Rückenmarks.  Der  29  jährige  Schneider  erkrankte  mit  Schmerzen  in 
der  linken  Seite,  die  1^/,  Jahre  dauerten  und  denen  sich  eine  Schwäche 
des  linken  Beines  hinzugesellte.  Allmählich  entwickelte  sich  Paraparese  mit 
Sensibilitätsstörungen.  Die  Anästhesie  und  Analgesie  erstreckten  sich  vom; 
rechts  bis  zur  neunten,  links  bis  zur  achten  Rippe  und  hinten;  rechts  bis 
zum  elftenf  links  bis  zum  neunten  Dornfortsatz.  Nach  Entfernung  des 
sechsten  bis  achten  Brustwirbels  gelang  es,  einen  extraduralen  Tumor  zu 
enukleieren.  (Bendix,) 

Nakayama  (16)  hat  13  kongenitale  Sakraltumoren  einer  genauen 
histologischen  Untersuchung  unterzogen  und  zu  den  neueren  Erklärungen 
der  Entstehung  Stellung  genommen.  Alle  Tumoren  ließen  in  ihren  sie  kon- 
stituierenden Gewebsfonnationen  den  Charakter  des  fötalen,  unreifen  Ge- 
webes erkennen.  Das  war  am  besten  am  Gewebe  des  zentralen  Xerven- 
STstems  zu  erkennen,  das  sich  in  Form  des  einfachen  Gliagewebes  oder  des 
QDToüständig  entwickelten  Hirngewebes  in  allen  Fällen  vorfand.  N.  ist  der 
Keinnng;  daJS  es  sich  in  allen  seinen  Fällen  um  bigerminale  Sakralteratome 
handelte,  die  entweder  aus  befruchteten  Polkörperchen  oder  selbständig 
gewordenen  Blastomeren,  oder  aus  einer  Zweiten,  ursprünglich  selbständig 
gewesenen  Embryonalanlage  oder  Bruchstücken  solcher  durch  Einschluß 
entstanden  waren.  (Bendix,) 

Ward  (26)  teilt  einen  Fall  von  Sakraltumor  bei  einem  24  jährigen 
jungen  Mann  mit,  der  seit  8  Jahren  an  Rückenschmerzen  gelitten  hatte  und 
später  eine  langsam  zunehmende  Schwäche  der  Beine  bemerkte,  die  zur 
spastischen  Paraplegie  führte.  Das  Gefühl  war  an  den  Beinen  aufgehoben 
Ms  hinauf  zur  Mitte  zwischen  Nabel  und  den  Pubes,  rings  um  den  Leib 
heram  sich  ausbreitend.  Es  wurde  operativ  in  der  Gegend  des  neunten 
and  zehnten  Brustwirbels  ein  walnußgroßer  fibröser  Tumor  entfernt. 

(Bendix,) 

Einen  seltenen  Fall  von  Teratom  in  der  Halsregion  des  Rückenmarkes 
,  teilt  Forbes  (5)  mit.  Es  handelte  sich  um  ein  ö^/^jähriges  Kind  mit 
I  Lähmung.,  der  Arme  und  Beine,  anscheinend  infolge  von  Karies  der  Hals- 
wirbel. Ätiologisch  wurde  ein  Fall  von  einer  Treppe  vor  längerer  Zeit 
angenommen.  Der  rechte  Arm  war  weniger  ergriffen  als  der  linke,  alle 
öefen  Reflexe  fehlten,  Sensibilität  intakt,  Incontientia  alvi  und  Retentio 
ttrinae.  Die  Laminektomie  des  2.  bis  6.  Halswirbels  führte  zu  keinem 
fiesultat;  erst  mit  Eröffnung  der  Dura  mater  wurde  eine  Geschwulst  von 
der  Größe  einer  Bohne  entdeckt,  die  mit  dem  Rückenmark  zusammenhing 
and  entfernt  wurde.  Der  Erfolg  war  ein  Zurückgehen  sämtlicher  Krankheits- 
sjmptome,  doch  ging  der  Patient  an  einer  Bronchitis  zu  Grunde,  ohne  daß 
«  möglich  war,  eine  Obduktion  vorzunehmen. 

Die  histologische  Untersuchung  des  entfernten  Tumor  ergab  wohl  aus- 
gebüdete,  quergestreifte  Muskelfasern,  zum  Teil  embryonaler  Struktur,  und 
xwar  spindelförmige  Zellen  mit  vielen  Körnern,  aus  denen  der  Tumor  sich 
^Qsanmiensetzte.  Außerdem  war  der  Tumor  von  Blutgefäßen  stark  durch- 
setzt (Bendix,) 

Bliss  (2)  beschreibt  einen  Fall  von  Rundzellensarkom  des  Rücken- 
Burks.  Ein  22jähriger  Dentist  erkrankte  unter  Schmerzen  im  Nacken  und 
Krenz.  Die  Rückenschmerzen  ließen  zeitweise  nach,  doch  entw^ickelte  sich 
totale  Lahmnng  der  unteren  Extremitäten  mit  Kältegefühl  bis  zu  den  Knien, 
Störung  der  Sensibilität  und  Verschwinden  der  Patellarreflexe.  Später  ent- 
^ckelte  sich  fast  vollständige  Anästhesie.     Mit   der  Zeit  hatte  sich  an  der 


598  Strangf-  und  Syatemerkrankung^en. 

linken  Nackenseite  ein  Tumor  entwickelt,  der  sich  als  kleinzelliges  Sarkom 
erwies. 

Das  Sarkom  hatte  auf  die  Halswirbelsäule  übergegriffen  und  sich  auf 
die  Dura  des  Hals-  und  Dorsalmarkes  ausgebreitet.  Das  Rückenmark  selbst 
schien  nicht  ergriffen  zu  sein.  (Benduc,) 


Strang^  und  Systemerkranknngen. 

Referent:  Prof.  Dr.  A.  Pick -Prag-. 

1.  Allen,  Alfred  Reginald,  Combined  Pseudosystemic  Disease,  with  Special  Eefereoee 
to  Annular  Degeneration,  üniversity  of  Pennsylvania  Medical  Bulletin.  Yol.  XVIL, 
Jan.,  p.  882. 

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mod.     X,  541  u.  XI,  524—526. 

Babinski  (2)  betont  die  Bedeutung  des  nach  ihm  benannten  Symp- 
toms für  den  Nachweis  latenter  Affektionen  der  Py-ßahn,  weiter  des  von 
ihm  sog.  Fächersymptoms  (assoziierte  Abduktion  der  Zehen),  das  sich 
häufiger  bei  der  Hemiplegie  der  Kinder  als  der  der  Erwachsenen,  häufigei 
bei  Hemiparese  als  bei  Hemiplegie  und  häufiger  bei  spinalen  als  bei  zere- 
bralen Lähmungen  findet. 

Nonne  (10)  berichtet  als  Bestätigung  seiner  früheren  Aufstellung  den 
Befund  eines  weiteren  Falles  typischer  syphilitischer  Spinalparalyse ;  geringe 
fleckweise  chronisch-myelitische  Degeneration  im  D  M  ohne  sec.  Deg.,  geringe 
Degeneration  der  G  oll  sehen  Stränge  des  C  und  ob.  DM,  Degeneration  dei 
PyS  in  L,  nicht  spezifische  Wandrerdickung  der  Gefäße  neben  Bndait 
chron.  Arteriae  spin.  ant.,  leichte  Meningit.  post.  cerv.  et  dors. 

Als  Beitrag  zu  der  nach  ihm  noch  zu  lösenden  Frage  der  Trennung 
zwischen  echten  kombinierten  Systemerkrankungen  und  den  nicht  systematischeii 
kombinierten  Strangdegenerationen   bringt  Henneberg  (7)   4  klinisch   uni 


Poliomyelitis.  599 

anatomisch  (AbbilduDgen)  untersuchte  Fälle  einer  anscheinend  gut  abgrenz- 
baren Fonn  der  letzteren,  deren  Diagnose  ans  der  Kombination  von  tabischen 
Symptomen  mit  Schwäche  der  Beine,  normaler  Pupillenreaktion,  Streckreflex 
der  Zehen  gestört^  durch  auffällige  Anämie  gesichert  wird.  Anatomisch  ent- 
spricht dem  eine  primäre  Degeneration  der  Markfasern  (mit  geringer  Beteiligung 
der  6lia),  die  herdförmig  beginnend,  strangförmige,  beiläufig  symmetrische 
Anordnung  annimmt;  intakt  bleibt  auch  in  yorgeschrittenen  Fällen  eine  die 
Vorderhörner  umgebende  Zone  und  ein  Saum  um  die  Hinterhömer;  am 
stärbten  leidet  der  Dorsalteil,  wo  in  schweren  Fällen  neben  sträng-  und 
herdförmiger  Anordnung  auch  difiFiiser  Ausfall  sich  findet.  Die  Vorderhörner 
zeigen  oft  Rarefikation  des  Gewebes;  die  Oblongata  zeigt  nur  sec.  Deg. 
Bezüglich  der  weiteren  Erörterungen  muß  auf  das  Original  verwiesen  werden. 

Richmond  (12)  und  Williamson  erörterten  an  einem  Befunde 
typischer  Art  den  Zusammenhang  mit  dem  hinteren  spinalen  GefaBsystem; 
die  Anämie  und  die  Spinalaffektion  sehen  sie  als  Folge  von  Toxinwirkung  an. 

An  der  Hand  eines   ausführlich  klinisch  und  anatomisch  dargestellten 
Falles  von   kombinierter  Strangerkrankung  erörtert  Müller  (8)   die   intra 
Titam  nicht  mit  Sicherheit  gestellte  Diff.-Diagnose  gegenüber  der  Herdsklerose. 
Für  jene  spricht  zuerst  der  langsam  progrediente,  nicht  schubweise  Verlauf 
Ton  einer   ein   Jahrzehnt  wesentlich   übersteigenden  Dauer,   die  allmähliche 
Entwicklung  zeitlich  konstanter,  nicht  nur  auf  die  distalen  Extremitätenendeu 
beschränkter   sensibler  Störungen   mit  reinerer  Beteiligung   einzelner  Quali- 
täten, Schmerzen,   endlich   das  Fehlen   des   für  Sklerose   charakteristischen 
Angenspiegelbefhndes;   daneben   wird   die  Bedeutung  der   für  die  Diagnose 
der  Sklerose  wichtigsten  Symptome,  Zwangsaffekte,   Nystagmus,  Fehlen  der 
lächtstarre   und   der  Bauchreflexe   besprochen.     Weiter  erörtert  M.  die  aus 
dem  wechselnden  Verhältnis  der  Anordnung  in  Hinter-  und  Seitensträngen 
sich  ergebenden  Differenzen   des  klinischen  Bildes,   das  jeweilig  bald  mehr 
der  Tabes,   bald  der  spastischen  Spinalparalyse  sich  näherte  und  außerdem 
Ubergangsformen  zeitigt;  er  erörtert  dann  zunächst  die  der  Py  Degeneration 
entsprechenden  Erscheinungen,  weiter  die  aus  der  Mitbeteiligung  der  Tract. 
spinocerebellares  sich  ergebenden  Symtome  von  Ataxie  sowie  die  Sensibilitäts- 
störungen; ebenso  ausführlich  werden  die  Hinterstrangssymptome  besprochen ; 
weiter  das  Verhalten  von  Tonus   und  Sehnenreflexen;   ein  Exkurs   ist   auch 
der  Paralyse  und  andern  das  Cerebrum  und  Cerebellum  betreffenden  Kompli- 
btionen  gewidmet.     Den  Befund  deutet  M.  als  echte  komb.  Systemerkrankung 
mit  im  wesentlichen  nukleo-distaler  Degeneration  langer  auf-  und  absteigender 
Bahnen,  zu  der  als  koordinierte  Erscheinung  Hirnatrophie  hinzutrat;  die  vor- 
handene Kleinhimatrophie  legt  Beziehungen  zu  den  Fällen  von  P.  Marie  nahe. 


Poliomyelitis. 

Referent:   Dr.  S.  Bendix-Berlin. 

1.  Barbour,  Philip  F.,  Acute  Anterior  Poliomyelitis.    Amer.  Practitioner  and  News.   Jan. 

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gOO  Foliomyelitis. 

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Poliomyelitis .  601 

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45.  Sehultze,  Friedrich,  Zur  pathologischen  Anatomie  und  Aetiologie  der  akuten  Polio- 
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48.  Wickman,  Ivar,  Studien  zur  Poliomyelitis  acuta.  Zugleich  ein  Beitrag  zur  Kenntnis 
der  Myelitis  acuta.    Arb.  a.  d.  pathol.  Instit.  d.  Univ.  Helsingfors.    p.  109. 

I.  Pathologische  Anatomie. 

Unter  den  Arbeiten,  welche  sich  mit  der  pathologischen  Anatomie 
der  Poliomyelitis  acuta  beschäftigten,  sind  zunächst  die  Mitteilungen 
Wickman's  (48)  zu  erwähnen.  Seinen  pathologisch  -  anatomischen  Unter- 
suchungen liegt  ein  Material  ron  neun  Fällen  von  Poliomyelitis  acuta  zu 
Grande,  die  3 — 4,  4,  5,  6,  7,  8,  9  Tage,  3  und  8  Wochen  nach  dem  Beginn 
der  Krankheit  zur  Sektion  kamen.  Von  den  sieben  ganz  akuten  Fällen 
betrafen  vier  Kinder,  drei  Erwachsene ;  sie  kamen  gelegentlich  eines  epidemi- 
schen Auftretens  dieser  Krankheit  zur  Beobachtung.  Außer  dem  Rücken- 
mark wurde  die  Medulla  oblongata,  das  Großhirn  und  Kleinhirn  aufs  Ein- 
gehendste untersucht  Als  hauptsächlichste  Färbemethode  kam  die  v.  Gieson 
ZOT  Anwendung,  sodann  auch  die  Haidenhainsche  Eisenhämatoxylinmethode. 
An  die  ausfuhrliche  Wiedergabe  der  pathologisch-anatomischen  Befunde  der 
einzelnen  Fälle  schließt  sich  eine  allgemeine  Besprechung  der  makroskopisch 
und  mikroskopisch  erwiesenen  Veränderungen  im  akuten,  infiltrativen  Stadium 
einerseits,  und  im  Übergangs-  oder  Reparationsstadium,  sowie  dem  End- 
oder Vemarbungsstadium  andererseits.  Ein  besonderer  Abschnitt  ist  noch 
der  Poliomyelitis  acuta  adultorum  gewidmet,  namentlich  auf  Grund  von 
pathologisch-anatomischen  Befunden,  welche  die  Analogie  der  poliomyelitischen 
Veränderungen  mit  denen  der  Landryschen  Paralyse  zu  beweisen  scheinen. 
In  dem  Kapitel  über  die  Pathogenese  der  Poliomyelitis  acuta  nimmt  W, 
besonders  zu  der  Frage  der  akuten  oder  sekundären  Erkrankung  der 
Ganglienzellen  Stellung,  die  er  dahin  präzisiert,  daß  bei  der  Poliomyelitis 
acuta  gewöhnlich  parenchymatöse  und  interstitielle  Veränderungen  neben- 
einander vorkommen  und  die  letzteren  meist  stark  ausgeprägt  sind;  eine 
Ganglienzellendegeneration  ohne  interstitielle  Alterationen  wird  aber  nicht 
beobachtet,  dagegen  können  normale  Ganglienzellen  bei  stellenweise 
interstitiellen  Veränderungen  nachgewiesen  werden.  Die  Poliomyelitis  acuta 
müsse  als  vorwiegend  interstitielle,  infiltrative  Erkrankung  angesehen  werden, 
und  die  akuten  infiltrativen  Veränderungen  seien  an  die  Gefäße  gebunden 
und  in  ihrer  Lokalisation  von  der  Verteilung  derselben  abhängig.  Auf 
Grund  der  von  ihm  erhobenen  pathologisch -anatomischen  Befunde  gelangt 
W.  zu  folgenden  Schlußfolgerungen:  1.  Der  Poliomyelitis  acuta  liegt  eine 
infiltrative  Myelitis  zu  Grunde.     Diese  tritt  in   zerstreuten  Herden    auf,   ist 


602  Poliomyelitis. 

somit  als  eine  disseminierte  Myelitis  aufzufassen.    Der  disseminierte  Charakter 
tritt   besonders  deutlich   in   der  Medulla  oblongata    und   im  Gehirn  hervor, 
wo  sich  in  seinen  Fällen  immer  Veränderungen  zeigten.     2.  Neben  den  in- 
filtrativen Zuständen    nimmt    man    die  Wirkung    des    schon   makroskopisch 
sichtbaren  Ödems  wahr,   die  sich  bis  zur  Bildung  lokal  abgegrenzter  Herde 
steigern   kann.     3.  In   ihrem  Auftreten    entsprechen   die   interstitiellen  Ver- 
änderungen  weder   den   einzelnen   Ganglienzellen,    noch   den   verschiedenea 
Ganglienzellengruppen.      Dies   zeigt    sich    am    deutlichsten    in   der  Medulla 
oblongata,  wo  die  Veränderungen  regelmäßig  stärker  außerhalb  als  innerhalb 
der   Nervenkerne   sind.     4.  Im   Rückenmarke   finden   sich   regelmäßig  Ver- 
änderungen außerhalb   der  Vorderhöruer   und   zwar   sowohl   in   der   übrigen 
grauen    Substanz,   wie   in   den   weißen   Strängen   und   in   der   Pia.     6.  Der 
Prozeß  unterliegt  gewissen   regelmäßigen  Schwankungen.     Erstens   ist  er  ia 
den  Anschwellungen   am  stärksten,   zweitens   zeigen   die  Veränderungen  im 
oberen  Lendenmark   und   noch  mehr   im   unteren  Dorsalmark  ein  von  dem 
gewöhnlichen  abweichendes  Verhalten,   indem   sie   in   den  genannten  Höhen 
nicht  wie  sonst  in  den  Vorderhörnern  am  meisten  ausgeprägt  sind,  sondern 
besonders  in  den  Clarkeschen  Säulen  gewöhnlich  dieselbe  Höhe  wie  in  den 
Vorderhörnern  erreichen  und  dieselbe  oft  übertreffen.    6.  Diese  Schwankungen 
in  der  Intensität   fällt  mit  den  Schwankungen   des  Gefäßgehalts  zusanunen. 
7.  Der  Prozeß  lehnt  sich  am  engsten  an  die  Gefäße  an,  und  hierbei  scheinen 
sich   die  Infiltrate   sämtlichen  Gefäßen   anzuschließen,   Arterien   wie  Venen, 
und  zwar  zentralen  wie  peripheren.     8.  Eine  überwiegende  Abhängigkeit  der 
Veränderungen   von   der   Arteria  centralis   besteht   nicht.     9.  Prozesse,  die 
auf  eine  embolische  Entstehung  der  Erkrankung   schließen   lassen,  konuBen 
nicht    vor.      10.   Eine    Ganglienzellendegeneration    ohne    interstitielle    Ver- 
änderungen   wird    nicht    beobachtet,    dagegen    kommen    besonders   in    der 
Medulla    oblongata    gelegentlich    normale    Ganglienzellen    neben    alterierten 
Gefäßen  vor.     11.  Im  allgemeinen  laufen  die  interstitiellen  und  die  parenchy- 
matösen Veränderungen  ungefähr  parallel.     12.  Die  hauptsächlichste  Ursache 
zu  dem  Zugrundegehen  der  Nervenelemente  muß  in  der  interstitiellen  Ent- 
zündung  gesucht    werden.      13.  Die   Veränderungen    bei    der  Poliomyelitis 
acuta  der  Erwachsenen   sind  denjenigen  der   spinalen  Kinderlähmung  völlig 
ähnlich.      14.  Mit   den   bei   der    spinalen   Kinderlähmung    gefundenen   Ver- 
änderungen stimmen  auch  völlig  überein  die  Befunde,   welche   bei  manchen 
Fällen  von  Landryscher  Paralyse  ebenso  bei  Lyssa  gefunden  wurden;  sie 
müssen  somit  alle  in  pathologisch-anatomischer  Hinsicht  in  eine  gemeinsame 
Gruppe  gebracht  werden.     15.  Da  bei  letzterer  Krankheit  ermittelt  worden 
ist,    daß  poliomyelitische  Veränderungen  bei  der  Verbreitung  des  Giftes  im 
Nervengewebe  selbst  ohne  Veraiittlung  der  Blutbahn  entstehen,  so  erscheint 
es  wahrscheinlich,   daß  auch  das  pathologisch  -  anatomische  Bild  einem  ähn- 
lichen Prozesse  seine  Entstehung  verdankt.     Mit  Hinsicht  auf  den  spezifischen 
Bau  des  Nervensystems,   ebenso  wie   auf   gewisse   pathologisch  -  anatomische 
und  experimentelle  Untersuchungen   können  wir  diesen  Infektionsmodus  als 
einen    lymphogenen    bezeichnen.     Indessen    ist    eine    hämatogene    Infektion 
nicht  ganz  auszuschließen.     16.  Es  ist  noch  niemals  gelungen,  durch  bäjna- 
togene  Infektion,  ein  Krankheitsbild   und   Veränderungen  hervorzurufen,   die 
auch  nur  eine  entfernte  Ähnlichkeit  mit  der  Poliomyelitis  acuta  habeu.     17. 
Es  haben  bei  der  pathologisch-anatomischen  Untersuchung  keine  Bakterien 
nachgewiesen  werden  können. 

Sehr  bemerkenswerte  Beiträge  zur  Anatomie  der  Poliomyelitis  anterior 
acuta  liefert  auch  Neurath  (31)  an  der  Hand  eines  Falles,  der  in  die 
Kategorie   der   rezenten   zu   rechnen   ist    und    eines   zweiten,    erst    mehrere 


Poliomyelitis.  603 

Monate  nach  Überstehen  der  Krankheit  rerstorbenen  Falles.  Der  erste  Fall 
ist  auch  klinisch  von  großem  Interesse;  es  handelte  sich  um  ein  6 jähriges^ 
früher  gesimdes  Kind,  das  unter  Fieber  und  heftigen  Schmerzen  in  Armen 
und  Beinen  mit  Einschränkung  der  Bewegnngsfahigkeit  erkrankte,  nach 
fünftägiger  Krankheit  aber  wieder  geheilt  erschien.  Nach  drei-  bis  vier- 
w()chentlichem  Intervall  setzten  die  Krankheitssymptome  wieder  ein  in  ganz 
derselben  Form  und  yon  gleicher  Dauer.  Nach  fünf-  bis  sechswöchentlichem 
Literrall  tritt  eine  neue  Attacke  auf  ron  heftiger  Intensität  mit  sclilafFer 
Lahmang  der  Kopf-  und  Extremitätenmuskeln,  erloschenen  Sehnenreflexen, 
Sprachstörung,  Scliluck-  und  Atemstörung. 

Bei  der  Sektion  wurde  im  Rückenmark  eine  überaus  dichte  Durch- 
setzung der  grauen  Substanz,  und  zwar  besonders  der  Vorderhörner  durch 
Bundzellen  und  dichtgedrängte  Kerne  gefunden.  Das  Protoplasma  der 
Zellen  war  wenig  deutlich.  Diese  Rundzellen  durchsetzten  in  mäßiger  In- 
tensität die  Yorderhörner,  sammelten  "sich  aber  längs  der  sichtbaren  Gefäß- 
züge und  um  die  Gefaßquerschnitte  in  so  dichter  Weise,  daß  diese  Zellen- 
haufen sich  deutlich  von  den  benachbarten  Partien  abhoben.  Die  Gefaß- 
wandungen  erschienen  von  Rundzelleu  infiltriert,  und  die  stark  gedehnten 
periyaskulären  Räume  waren  von  ihnen  erfüllt.  Die  Ganglienzellen  zeigten 
entweder  in  den  Vorderhörnem  normales  Aussehen  oder  verschiedenartige 
Änderungen  ihrer  Struktur.  Das  Stützgewebe  war  einerseits  durch  die 
Zelünfiltration,  andrerseits  durch  kapillare  Blutungen,  schließlich  durcli 
Lockerung  seines  Gefüges  in  seinem  Charakter  geändert  Außer  den 
Vorderhömern  fanden  sich  diese  entzündlichen  Veränderungen  fast  immer 
an  den  ventralen  Partien  des  Hinterhomes  und  sehr  oft  in  der  grauen 
Substanz  benachbarter  Partien  der  Vorderseitenstränge.  Speziell  überall, 
wo  größere  Gefäße  zu  sehen  waren,  häuften  sich  die  Rundzellen  zu  dichten 
Klumpen.  Namentlich  die  A.  sulci  anterior  zeigte  eine  starke,  in  ihrem 
Verlauf  zunehmende  Anhäuftmg  von  Rundzellen  in  und  um  ihre  Wandungen. 
Die  Ganglienzellen  waren  zum  Teil  von  normaler  Struktur,  zum  Teil  aber 
völlig  geschrumpft.  Manche  Ganglienzellen  zeigten  eine  Quellung  des 
Protoplasmas  und  weniger  scharfe  Konturierung,  andere  eine  periphere  Ver- 
lagerung des  Kernes  und  eine  Aufhellung  seiner  Konturen.  Öfter  bestand 
eine  körnige  Trübung  des  Zellprotoplasmas.  In  vielen  Schnitten  lagen  fast 
normale  neben  stark  veränderten  Ganglienzellen,  ferner  fanden  sich  oft  ganz 
normale  Zellen  neben  Haufen  von  Rundzellen  und  stark  veränderte  Zellen 
inmitten  von  nicht  grade  stark  infiltriertem  Gewebe.  Im  ganzen  entsprach 
der  pathologisch  -  anatomische  Befund  einer  Myelitis  acuta  mit  Prävalieren 
der  Veränderungen  in  den  Vorderhörnern.  Sehr  plausibel  erscheint  der 
Verbreitungsweg  der  Myelitis  auf  dem  Wege  der  Gefäßverzweiguug  von  der 
Arteria  spinaUs  anterior.  N.  kommt  zu  dem  Schluß,  daß  die  Reihenfolge 
der  Entstehung  von  interstitiellen  und  parenchymatösen  Veränderungen  nicht 
als  primäre  oder  sekundäre  mit  Sicherheit  bezeichnet  werden  können  und 
wahrscheinlich  beide  Arten  der  Gewebsalteration  unabhängig  von  einander 
dnrch  toxische^  auf  dem  Wege  der  Blutbahn  verteilte  Produkte  nebeneinander 
entstehen. 

Im  Anschluß  an  den  ersten  Eall  teilt  N.  noch  einen  anderen  Befund 
mit,  der  bei  einem  17  Monate  alten  Kinde,  das  10  Monate  nach  einer 
akuten,  mit  Lähmung  der  Beine  einhergehenden  Krankheit  an  Keuchhusten 
gestorben  war,  erhoben  wurde.  Neben  Veränderungen,  die  als  Reste  einer 
abgelaufenen  Poliomyelitis  anzusprechen  waren,  fanden  sich  solche  zweifel- 
hafter Art  in  den  Hemisphären,  ohne  klinische  Erscheinungen  bedingt  zu 
haben. 


504  Foliomyelitis. 

Lövegren  (28)  schickt  seiner  Arbeit  über  die  Poliomyelitis  anterior 
acuta  und  chronica  eine  ausführliche  Literaturübersicht  voraus  und  bespricht 
dann  eingehend  vier  Fälle  eigener  Beobachtung  von  Poliomyelitis  anterior 
acuta.  Hinsichtlich  der  Ätiologie  erscheint  ihm  die  Annahme  berechtigt, 
daß  die  akute  Poliomyelitis  als  Infektionskrankheit  aufzufassen  ist.  dafür 
spricht  das  epidemische  Auftreten  der  Krankheit  mit  Vorliebe  im  Sommer 
und  Herbst.  Die  pathologisch  -  anatomischen  Befunde  sprechen  für  eine 
gleichzeitige  parenchymatöse  und  interstitielle,  von  den  Gefäßen  ausgehende 
Gewebsalteration.  L.  hält  es  nicht  für  sicher,  daß  die  interstitiellen  Ver- 
änderungen ursprünglich  von  den  Gefäßen  ausgehen. 

Die  weiteren  Untersuchungen  von  L.  betreffen  die  Poliomyelitis  anterior 
chronica  auf  Grund  eines  klinischen  Falles  und  eines  pathologisch-anatomi- 
schen Befundes.  Der  erste  Fall  war  ein  64 jähriger,  neuropathisch  nicht 
belasteter  Mann,  der  von  einer  allmählichen  Schwäche  und  Atrophie  der 
Muskeln  des  rechten  Oberschenkels  und  darauf  des  rechten  Unterschenkels 
ergriffen  wurde,  denen  dieselbe  Affektion  im  linken  Beine  und  den  Armen 
folgte.  Die  Lähmung  ist  mit  fibrillären  Zuckungen  verbunden.  Die  Lähmung 
ist  schlaff.  Die  Sensibilität  intakt.  Der  zweite  Fall  wurde  bei  einem 
68jährigen,  hereditär  nicht  belasteten  Manne  beobachtet,  der  an  Schwäche 
in  den  Fingern  erkrankte  mit  späterer  Atrophie  der  Handmuskeln.  Parese 
und  Atrophie  nehmen  zu  und  verbreiten  sich  auf  Arme  und  Schultern. 
Nach  4 — 6  Monaten  wird  die  Sprache  erschwert,  und  es  treten  Schling- 
beschw^erden  hinzu.  Im  Gebiete  des  N.  liypoglossus  und  unteren  Facialis 
entwickelt  sich  Atrophie  und  Parese,  später  auch  in  den  unteren  Extremi- 
täten und  Rückenmuskeln.  Sensibilität  ungestört.  Patellarreflexe  erhöht 
Keine  Blasenstörungen,  keine  Spasmen. 

Die  wesentlichen  pathologisch  -  anatomischen  Veränderungen  bestanden 
in  stark  ausgeprägter  Degeneration  der  Nervenzellen  und  stellenweiser 
Rarefikation  des  Nervenfasernetzes  in  den  Vorderhörnem  des  Rückenmarkes. 
In  der  MeduUa  oblongata  wurde  Degeneration  in  den  Accessorius-,  Hypo- 
glossus-  und  Facialiskernen,  wie  auch  im  vorderen  Teil  des  Nucleus  anibiguus 
gefunden.  Sowohl  in  den  Vorderhörnern,  als  auch  in  anderen  Teilen  des 
Rückenmarkes  ließen  sich  Gefäße  mit  verdickten  Wänden  nachweisen; 
nirgends  ließen  sich  in  deren  Umgebung  Rundzellen  erkennen.  Auch  bei 
der  chronischen  Poliomyelitis  anterior  läßt  sich  die  Frage,  ob  die  primäre 
Erkrankung  eine  parenchymatöse  oder  interstitielle  ist,  nicht  absolut  sicher 
beantworten;  es  scheint  Fälle  zu  geben,  wo  die  Affektion  allein  die  Gang- 
lienzellen betrifft  und  andere,  bei  denen  die  Gefäßveränderungen  und  die 
interstitiellen  Alterationen  das  Primäre  sind. 

Schnitze  (45)  hebt  in  seiner  Arbeit  die  Beziehungen  der  Poliomyelitis 
acuta  zur  aufsteigenden  (L an  dry sehen)  Paralyse  hervor  und  geht  auf  einen 
schon  früher  mitgeteilten  Fall  von  Poliomyelitis  mit  Meningitis  näher  ein, 
der  unter  dem  Bilde  der  aufsteigenden  Lähmung  verlief  und  eine  auffallende 
entzündliche  Veränderung  der  grauen  Rückenmarkssubstanz  besonders  der 
vorderen  Abschnitte  vom  Halsmark  bis  zum  Lendenmark  aufwies.  Schnitze 
fand  besonders  innerhalb  der  Pia  des  Lendenteils  und  unteren  Dorsal- 
abschnittes in  ihrer  vorderen  Hälfte  starke  Anhäufung  von  einkernigen  Rund- 
zellen, vor  allem  um  die  größeren  Blutgefäße  herum.  Die  Anfüllung  der 
perivaskulären  Räume  mit  diesen  Zellen  setzt  sich  ins  Rückenmark  fort,  und 
besonders  sind  die  Gefäße  der  Vorderhörner  und  der  vorderen  Hälften  der 
Hinterhörner  ergriffen.  In  der  Rückenmarkssubstanz  war  besonders  der 
Lendenteil  erkrankt,  aber  nicht  nur  die  graue  Substanz  im  vorderen,  sondern 
auch  im  mittleren  Teile  der  hinteren  Abschnitte.    Die  Läsion  entsprach  merk- 


Poliomyelitis.  (J05 

würdig  geuau  dem  Verteilungsbezirk  der  Yorderen  Zentralarterie.    Von  einer 
ausschließlichen  Zerstörung  der  Ganglienzellen  konnte  keine  Rede  sein.    Es 
jiatte  sich  zweifellos  um  eine  akute,  produktive  Entzündung  im  Rückenmark 
gehandelt,  wobei  die  Beteiligung  der  Meningen  besonders  bemerkenswert  ist. 
Hinsichtlich  der  Frage,  ob  das  schädigende  Agens  die  großen  multipolaren 
GaDglienzellen     elektiy    trifft    oder    zuerst    den    Gefäß-    und    interstitiellen 
Apparat  angreift,  hält  es  Schultze  für  nicht  unmöglich,  daß  die  Ganglien- 
zellen auch  zuerst  erkranken  können,   im  allgemeinen  aber  die  Ausbreitung 
der  Krankheit   auf  dem  Wege  der  Lymphbahnen   und   der   Cerebrospinal- 
fiüssigkeit  Tor   sich   gehe.     Die  primäre  Gewebsschädigung  könne  auch  auf 
einem  toxischen  Stoffe  beruhen,    der  besondere  Beziehungen  zu  den  großen 
motorischen  Ganglienzellen  habe,   diese  zunächst  schädige  und  zerstöre   und 
dadurch  sekundäre  Extravasationen,  Emigration  von  weißen  und  roten  Blut- 
körperchen hervorrufe.     Allein  alles  spreche  dafür,    daß   die  Ganglienzellen 
erst  sekundär  erkranken  nach  primären  Erkrankungen  im  Gefäß-  und  Lymph- 
gefaßapparat,   oder  daß  Gefäß-   und  Nervengewebsstörungen   nebeneinander 
entstehen.     Die   Zuleitung   der   schädigenden   Noxe   könnte   bei   der   Polio- 
mjelititis  acuta  sehr  wohl  von  den  Meningen  her  erfolgen,  zumal  das  kind- 
liche Alter   besonders   zu  akuten  Meningitiden  neigte.     Es   wäre  daher  von 
Interesse,   in   möglichst   frühen  Stadien   der  Krankheit  die  Lumbalpunktion 
aaszaführen  und  die  Spinalflüssigkeit  zu  untersuchen.    Schultze  hat  dieses 
bei  einem  Falle  getan   und  Diplokokken   gefunden,   die  den  Meningokokken 
ähnlich  waren.    In  einem  zweiten,  unter  dem  Bilde  der  akuten  aufsteigenden 
Landrvschen  Paralyse  verlaufenden  Falle  von  spinaler  Kinderlähmung  fand 
Schnitze  ebenfalls  Dyplokokokken,  die  aber  nicht  mit  Sicherheit  als  Jäger- 
Weichselbaumsche  anzusprechen  waren.    Bisher  lassen  die  Kokkenbefunde 
keinen  Schluß  über  die  bakteriologische  Art  der  Krankheitserreger  bei  der 
Poliomyelitis   zu  und   über  die  Frage   nach  ihren  Beziehungen  zur  epidemi- 
schen Meningitis. 

II.  Klinisches. 

a)  Poliomyelitis  anterior  acuta  infantum. 

Der  Arbeit  Baumann's  (3)  dienen  zur  Grundlage  die  im  Laufe  von 
15  Jahren  in  der  Breslauer  üniversitätspoliklinik  behandelten  Fälle  von 
Poliomyelitis  anterior  acuta.  Die  Zahl  der  von  1889—1904  beobachteten 
Fälle  betrug  85.  Die  Untersuchungen  an  der  Hand  dieses  Materials  er- 
streckten sich  vor  allem  auf  die  Verteilung  der  Lähmung  resp.  Paresen  auf 
die  einzelnen  Muskeln  oder  Muskelgruppen.  Eine  totale  Lähmung  eines 
oder  beider  Beine  fand  sich  in  16  Fällen,  eine  totale  Lähmung  der  Beine 
mit  alleinigem  Freibleiben  der  Zehenbewegungen  in  6  Fällen  und  mit  Frei- 
bleiben des  Extensor  digitorum  comm.  und  der  Peronei  in  einem  Falle. 
Eine  totale  Lähmung  eines  oder  beider  Arme  fand  sich  3  mal,  Lähmung 
init  Ausnahme  der  Fingermuskulatur  2  mal.  Lähmung  oder  Parese  des 
5erratus  anticus  in  3  Fällen,  der  Bauchmuskeln  in  2  Fällen,  der  gesamten 
Räckenmuskulatur  zweimal,  des  Latissimus  dorsi  und  Rhomboideus  einmal. 
Die  auffallend  häufige  Beteiligung  des  Nervus  peroneus  veranlaßt  Bau  mann 
2u  einer  Kritik  der  Theorien,  welche  diese  Erscheinung  zu  erklären  suchen; 
es  wird  angenommen,  daß  der  Nervus  peroneus  zu  Erkrankungen  leichter 
disponiert  durch  die  Art  seiner  Blutversorgung  oder  infolge  seiner  exponierten 
Lage  oder  durch  funktionelle  Überanstrengung.  Die  beiden  ersteren  Ur- 
sachen können  auch  im  Rückenmark  selbst  liegen.  B.  macht  auf  eine,  bisher 
nur  wenig    beachtete  Beobachtung   aufmerksam,    nämlich   daß   die   distalen 


^Qß  Poliomyelitis. 

Muskelgruppen    der   Extremitäten   weit   weniger   betroffen   werden,    wie  die 
proximalen. 

Die  meisten  Kinder  waren  im  zweiten  Lebensjahre  erkrankt;  mit  dem 
4.  Lebensjahre  trat  Poliomyelitis  seltener  auf.  B.  konnte  noch  feststellen, 
daB  die  Krankheit  in  auffallender  Weise  in  bestimmten  Gegenden  epidemisch 
auftrat  und  in  den  Sommermonaten  vorherrschte.  Von  den  56  Fällen  ent^ 
standen  36  im  Sommer  und  20  in  den  Wintermonaten. 

Die  klinischen  Untersuchungen  Neuraths  (32)  stützen  sich  auf  240 
Fälle  von  Poliomyelitis,  die  von  1886 — 1903  im  Wiener  Kinderkrankenhanse 
beobachtet  wurden.  Das  Alter  der  Patienten  schwankt  vom  ersten  Lebens- 
tage bis  zu  15  Tagen.  Fünfinal  war  die  Krankheit  angeblich  angeboren. 
Am  häufigsten  trat  die  Erkrankung  im  2.  Lebensjahre  auf.  Das  fieberhafte 
Initialstadium  dauerte  gewöhnlich  kaum  länger  als  zwei  bis  drei  Tage;  bei 
93  Fällen  war  der  Beginn  fieberhaft,  40  Fälle  setzten  mit  Konvulsionen  ein. 
und  bei  24  traten  die  Lähmungen  als  erstes  Krankheitssymptom  auf.  Bei 
den  fieberhaft  einsetzenden  Erkrankungen  konnte  die  Schmerzhaftigkeit  der 
gelähmten  Partien  auf  Berührung  und  die  spontanen  Schmerzen  im  Nacken 
und  Rücken  beobachtet  werden.  Eine  andere,  seltene  Erscheinung 
des  Initialstadiums  sind  Störungen  der  Harnentleerung,  die  bei  7  Fällen 
gefunden  wurden  und  sich  zu  den  Afiektionen  der  Lumbaigegend  hiuzn- 
zugesellen  scheint.,.  Die  Entwicklung  der  Lähmungen  fiel  meist  in  das  fieber- 
hafte Stadium.  Öfter  wurde  eine  initiale  Hemiplegie  registriert.  In  78  "'^ 
waren  die  unteren  Extremitäten  ergrifieu.  Die  andauernden  Lähmungen 
bevorzugten  die  linksseitigen  Extremitäten.  An  den  oberen  Extremitäten 
waren  die  proximal  gelegenen  Muskeln  viel  häufiger  gelähmt,  als  die  distalen. 
Bei  den  Lähmungen  an  den  unteren  Extremitäten  zeigten  die  peronealen 
Muskelgruppen  die  häufigsten  Störungen.  Viermal  waren  die  Nackenmnskek 
mit  gelähmt,  in  zwei  Fällen  die  Bauchmuskulatur,  in  6  Fällen  des  Facialis 
(Beteiligung  der  Oblongata)  und  zwar  dreimal  bei  Lähmungen  der  unteren 
Extremitäten,  zweimal  bei  Lähmung  der  linken  oberen  Extremität,  einmal 
bei  gekreuzter  Lähmung  (rechte  obere  und  linke  untere  Extremität). 

Der  bemerkenswerten  Dissertation  von  Peschik  (33)  liegen  zwei  Fälle 
von  Poliomyelitis  anterior  acuta  bei  Geschwistern  zu  Grunde,  welche  die 
infektiöse  Natur  der  Erkrankungen  zu  begründen  scheinen.  Beide  Patienten 
erkrankten  an  demselben  Tage  plötzlich  an  einer  vollständigen  Lähmung  des 
ganzen  Körpers,  nachdem  sie  anscheinend  einige  Tage  vorher  gefiebert  hatten. 
Die  Lähmungen  besserten  sich  soweit,  daß  das  Mädchen  sich  aufsetzen,  den 
Kopf  halten  und  die  Beine  bewegen,  aber  nicht  gehen  konnte;  auch  der 
linke  Arm  wurde  wieder  funktionsfähig,  der  rechte  blieb  dauernd  gelähmt. 
Bei  dem  Knaben  besserten  sich  langsam  die  Arme,  doch  blieben  die  Beine 
paretisch.  Bei  beiden  Kindern  besteht  eine  starke  Atrophie  der  gelähmten 
Glieder,  namentlich  der  Beine  und  bei  dem  Mädchen  des  rechten  Arnaes. 
Bei  dem  Fall  von  Kinderlähmung,  den  Crnchet  (11)  beobachtete, 
war  besonders  hervorzuheben  das  Alter,  in  dem  die  Krankheit  auftrat  und 
die  Lokalisation  der  Lähmung.  Das  12  jährige  Mädchen  war  im  10.  Lebens- 
jahre unter  Fiebererscheinungen  erkrankt,  wobei  sich  plötzlich  eine  schlaffe 
Lähmung  des  linken  Armes  entwickelt  hatte.  Bis  auf  mäßige  Beweglichkeit 
der  Finger  blieb  die  Lähmung  unverändert.  In  hervorragender  Weise  war 
die  Muskulatur  der  Schulter  und  des  Oberarmes  atrophisch  und  gelähmt, 
aber  auch  der  Unterarm  ist  atrophisch,  besonders  ist  der  M.  supinator  loogns 
ergriffen,  der  völlig  funktionsunfähig  ist.  Die  Beugung  der  Finger  gelingt 
mäßig  gut,  die  Streckung  aber  schwächer.  Die  Daumenmuskulatur  funk- 
tioniert gut.    Die  Sehnenreflexe,  besonders  der  Tricepsreflex  sind  sehr  schwach. 


Poliomyelitis.  607 

Die  Sensibilität  ist  intakt  Trophische  Störungen  finden  sich  nur  an  der  Haut 
der  linken  Hand,  die  zarter,  rosafarbig  und  empfindlicher  gegen  Temperatur 
ist;  and  an  den  Nägeln,  die  riffig  und  mehr  als  rechts  gewölbt  sind.  Zu 
erwähnen  ist  noch  die  außerordentliche  Schlaffheit  der  Armgelenke  namentlich 
des  stark  schlotternden  Schultergelenkes. 

RoBSi's  (41)  Fall  von  Poliomyelitis  bietet  einige  interessante  Besonder- 
heiten.   Aus  der  Anamnese  des  ISjährigen  Kranken  ging  hervor,  daß  er  im 
4.  Lebensjahre    an    einer   schweren    fieberhaften    Krankheit   gelitten    hatte, 
danach    aber    keinerlei  Lähmungserscheinungeu    zurückbehalten   hatte.     Im 
12.  Lebensjahre  stellte  sich  eine  Schwäche  im  rechten  Arm  und  linken  Bein 
ein  und  leichtes  Ermüdungsgefühl.    Erst  im  16.  Jahre  fiel  ihm  eine  bedeutende 
Abmagerung  beider  Schultern,  Arme  und  der  rechten  Hand  auf,  dabei  hatte 
er  Schwächegefühl   und   Kälteempfindung  in   der  Hand.     Die  Beschwerden 
begannen  seit  dieser  Zeit  langsam  an  Intensität  zuzunehmen,   besonders   an 
der  rechten  oberen  Extremität;  auch  der  Kopf  begann  sich  nach  rechts   zu 
neigen.     Die  Schwäche  im  linken  Bein  nahm  nicht  zu.     Bei  der  Untersuchung 
fiel  eine  starke  Atrophie  der  unteren  Partien   der  Mm.  pectorales  maj.  auf, 
besonders  links.     Der  linke    M.    CucuUaris   erschien    atrophisch,    der   rechte 
M.  deltoides  etwas  abgeflacht,  der  linke  hypertrophisch.     Auch    der   rechts- 
seitige Latissimus   dorsi  war   deutlich   atrophisch.     Das   rechte  Schulterblatt 
stand  um  einen  Zentimeter  höher  als  das  linke  und  stand  vom  Thorax  weiter 
ab,  als  das  linke.     Die  Muskulatur  der  Arme  war  sehr  dünn,   rechts   mehr 
als  links  und  zwar   auf  Kosten   der   hinteren   Partien   desselben.     Die  Mm. 
bicipites  sind  wenig  atrophiert,  aber  besonders  die  Mm.  tricipites.     Die  rechte 
Hand  zeigt  starke  Atrophien,  besonders  am  Theuar,  weniger  am  Hypothenar. 
An  der   linken   Hand  sind   besonders   stark   die   Mm.   interossei  atrophisch 
and  die  Thenarmuskulatur.     An  den  Beinen  fällt  die  geringere  Entwicklung 
der  Wade  auf;  auch  der  linke  Oberschenkel  ist  weniger  gut   entwickelt   als 
rechts.     Die  linke  untere  Extremität  ist  ein  Zentimeter  kürzer  als  die  rechte. 
Der  linke  Fuß  befindet  sich  in  Equino-varus-Stellung.   In  den  kranken  Muskeln 
ist  die  faradische  Erregbarkeit  herabgesetzt.     Kossi  deutet  den  mitgeteilten 
Fall  als  eine  akute  Poliomyelitis,  die  im  4.  Lebensjahr^  einsetzte  und  ohne 
Residuen  ausheilte.     Eine  leichte  Schwäche  im  rechten  Ann  und  linken  „Bein 
blieben  zwar  zurück,  wurden  aber  nicht  beachtet.     Infolge  körperlicher  Über- 
anstrengung trat  dann  seit  dem  12.  Lebensjahre   eine   chronische  Myopathie 
in  den  vorher  erkrankten  Muskeln  ein  und  führte  zu  den  schweren  Muskel- 
atrophien.    Es   erschien   sehr   walirscheinlich,   namentlich  wegen    des   asym- 
metrischen Auftretens  der  Atrophien,  daß  es  sich   um   keine  Myopathie   im 
eigentlichen  Sinne,   sondern  um  eine  auf  dem  Boden    der  früheren   akuten 
Poliomyelitis  entstandene  chronische  Poliomyelitis  gehandelt  hat. 

Die  Mitteilung  Clopatt's  (10)  über  oculo-pupilläre  Symptome  bei  Polio- 
myelitis anterior  acuta  betrifft  ein  2^/2 jähriges  Mädchen,  welches  plötzlich 
mit  Prost  und  Fieber  erkrankte  und  am  fünften  Krankheitstage  eine  Parese 
der  Finger  an  der  linken  Hand  bekam.  Schon  am  folgenden  Tage  sind  die 
Maskeln  des  ganzen  linken  Armes  paralytisch.  Die  Lähmung  ist  schlaff,  mit 
erloschenen  Sehnenreflexen.  Sensibilitätsstörungen  fehlen.  Gleichzeitig  mit 
diesen  Erscheinungen  treten  Augensymptome  linkerseits  auf,  und  zwar  Ptosis 
und  Myosis.  Die  Lichtreaktion  ist  vorhanden,  links  prompter  als  rechts. 
Nach  drei  Wochen  trat  Besserung  aller  Störungen  ein,  bis  auf  die  Ptosis 
des  linken  Auges,  Das  Auftreten  der  oculo-pupillären  Störungen  am  linken 
Aoge  fuhrt  Clopatt  auf  eine  Läsion  des  Zentrum  ciliospinale  im  Cervikal- 
mark  zurück. 


^03  Poliomyelitis. 

Ibrahim  und  Hermann  (24)  teilen  ihre  bei  vier  Fällen  von  spinaler 
Kinderlähnmug  gemachten  Beobachtungen  über  das  äußerst  seltene  Yorkommen 
von  Bauchmuskellähmungen  bei  Poliomyelitis  anterior  acuta  mit  Die  Befunde 
bei  den  vier  Kindern  waren  einander  sehr  ähnlich:  Fall  1,  schlaffe  Lähmung 
des  rechten  Beines,  ließ  in  der  Ruhe  am  Leibe  nichts  erkennen,  beim  Pressen 
aber  und  Schreien  wölbte  sich  ein  ganz  zirkumskripter  Teil  der  rechten 
Bauchdecken  halbkugelig  in  Form  eines  faustgroßen  Tumors  vor,  um  beim 
Nachlassen  der  Bauchpresse  wieder  einzusinken.  Der  rechte  mittlere  Bauch- 
reflex fehlt,  die  übrigen  Bauchreflexe  sind  erhalten.  Fall  2  mit  schlaffer 
Lähmung  beider  Beine  zeigte  an  der  rechten  Seite  zwischen  Darmbeinkamm 
und  12.  Rippe,  vorderer  und  hinterer  Axillarlinie  eine  gänseeigroße  halb- 
kugelige Vorwölbung,  die  sich  beim  Husten  und  Schreien  vergrößert.  An 
der  linken  Seite  eine  analoge,  weniger  hervortretende  Vorwölbung.  Bauch- 
decken schlaff.  Fall  3  mit  Lähmung  der  Beine  und  des  rechten  Armes  hat 
aufgetriebenen  Leib,  beim  Schreien  wölbt  sich  derselbe  in  der  rechten  Seite 
halbkugelig  vor,  die  ganze  Seite  erscheint  ausgebaucht  Auch  links  dieselbe 
Erscheinung  von  geringerer  Ausdehnung.  Bauchreflexe  fehlen  beiderseits. 
Fall  4  schlaffe  Lähmung  des  linken  Beines.  Die  linke  Bauchgegend  ist  schon 
im  Liegen  gleichmäßig  ektasiert,  die  rechte  tief  eingesunken.  Muskeln  zeichnen 
sich  bei  Kontraktionen  rechts  in  reliefartigeu  Konturen  ab.  M.  quadratus 
lumborum  und  die  seitlichen  Muskeln  der  Lendenwirbelsäule  scheinen  linb 
völlig  geschwunden.  Bauchreflex  links  fehlt.  Im  allgemeinen  scheint  bei 
diesen  Bauchmuskellähmungen  der  M.  rectus  abdominis  verschont  zu  bleiben. 
Hervorzuheben  ist  der  Umstand,  daß  im  Bereich  der  queren  Muskeln  partielle, 
lokalisierte  Atrophien  bei  der  spinalen  Kinderlähmung  auftreten.  Auch 
dürften  die  Bauchmuskellähmungen  von  den  Untersuchern  häufig  übersehen 
worden  sein. 

Im  Anschluß  an  die  vier  Fälle  von  Poliomyelitis  anterior  acuta  teilen 
die  Verfasser  noch  einen  Fall  von  Spina  bifida  und  Meningomyelocele  mit, 
wo  die  Geschwulst  vom  11.  Brustwirbel  bis  zum  Saknim  reichte.  Die  Beine 
waren  gelähmt  und  unempfindlich,  keine  Atrophien,  keine  Patellarreflexe. 
Beim  Schreien  und  Pressen  des  Kindes  traten  beiderseits  kugelige  Geschwiilste 
hervor.  Die  Baachmuskulatur  war  beiderseits  gelähmt,  nur  die  Mm.  Becti 
waren  verschont  geblieben.  Die  Wurzelgebiete  der  Mm.  Recti  scheinen 
demnach  in  höher  gelegenen  Segmenten  zu  liegen,  als  die  der  anderen  Ab- 
dominalmuskeln. 

Reiche  (37)  teilt  zwei  Fälle  von  spinaler  Kinderlähmung  mit,  bei 
denen  sich  Kontrakturen  an  den  unteren  Extremitäten  entwickelten.  Im 
ersteren  Falle  entstand  eine  Kontraktur  des  rechten  Kniegelenkes,  im  zweiten 
an  beiden  Beinen  Klumpfuß  und  Genu  recurvatum.  Beidemal  ließ  sich  cbe 
Entwicklung  der  paralytischen  Kontraktur  mit  Hilfe  der  mechanischen  Theorie 
erklären. 

Die  paralytischen  Kontrakturen  kommen  stets  rein  mechanisch  dadurch 
zu  Stande,  daß  die  gelähmten  Gliedmaßen  in  bestimmten  Stellungen  entweder 
beim  Umlierkriechen   oder  mittels  unzweckmäßiger  Schienen   fixiert  werden. 

Die  Arbeit  Pigcher's  (15)  über  die  Muskelkontrakturen  bei  Polio- 
myelitis ant.  acuta  hat  mehr  chirurgisches  Interesse.  F.  führt  gegen  die 
Annahme,  daß  die  Kontraktur  und  Verkürzung  der  Antagonisten  der  ge- 
lähmten Muskeln  nicht  allein  dadurch  zu  stände  kommen  könne,  daß  das 
Gegengewicht  der  Agonisten  fortfalle,  den  Umstand  an,  daß  sich  die  Kon- 
traktur am  stärksten  bei  den  Gelähmten  findet,  welche  umhergehen,  dagegen 
bei  völlig  Gelähmten,  die  im  Bett  liegen,  oft  vermißt  wird.  F.  legt  bei  der 
Behandlung   des   paralytischen    Klumpfußes   das  Hauptgewicht   aui  die  Be- 


Poliomyelitis.  609 

seitigung  der  Kontraktur  der  Extensoren  entweder  auf  mechanischem  Wege 
—  wenn  es  nicht  gelang,  die  Kontraktur  prophylaktisch  zu  verhindern  — 
oder  durch  Tenotomie. 

b)   Poliomyelitis  anterior  acuta  adultorum. 

Der  Fall,  den  Hoch  (23)  zum  Gegenstand  seiner  eingehenden  patho- 
logisch-anatomischen Untersuchungen  gemacht  hat,  betraf  einen  16jährigen 
Burschen,  der  13  Wochen  nach  dem  Beginn  der  Erkrankung  starb.  Er 
war  anter  Fieber  mit  Lähmung  der  Beine,  die  auch  auf  den  linken  und 
rechten  Arm  überging,  erkrankt.  Blasenlähmung.  Schnelles  Auftreten  aus- 
gedehnter Atrophien  in  allen  Extremitäten.  Die  mikroskopische  Untersuchung 
beschäftigte  sich  mit  den  Rückenmarksabschnitten  vom  4.  Cervikal-Segment 
abwärts.  Die  Vorderhörner  wurden  atrophisch  gefunden,  die  Zellen  stark 
Terandert.  Die  Blutgefäße  der  ventralen  grauen  Substanz  waren  stark 
alteriert,  ihre  Wand  verdickt,  ihr  Inhalt  bestand  aus  Haufen  roter  Blut- 
körperchen, die  sie  verstopften.  Besonders  die  Aste  der  A.  spinalis  anterior 
und  der  antero-lateralen  Piagefäße  waren  alteriert  und  lagen  oft  innerhalb 
der  Erkrankungsherde  der  grauen  Kückenmarksubstanz.  Die  perivaskulären 
^ume  der  Pia  und  Aa.  spinales  anter.  im  Bereiche  der  kranken.  Herde 
waren  mit  extravasierten  Zellen  verschiedenen  Aussehens  angefüllt.  Ahnliche 
etwas  geringere  Veränderungen  fanden  sich  im  Brust-  und  Lendenmark.  Im 
ganzen  waren  die  Vorderhörner  hauptsächlich  alteriert.  In  den  hinteren 
Hörnern  fanden  sich  leichtere  Gefäßveränderungen  mit  mäßiger  Neuroglia- 
wueherung.  Die  Ganglienzellen  der  Vorderhörner  waren  meist  degeneriert 
bis  auf  diejenigen  der  äußersten  peripheren  Zone.  Mit  Rücksicht  auf  die 
Befunde  bei  seinem  Falle  und  die  in  der  Literatur  niedergelegten  Forschungs- 
ergebnisse kommt  H.  zu  dem  Schluß,  daß  die  Poliomyelitis  anterior  acuta 
eine  primäre  Entzündungskrankheit  von  Rückenmarksgefäßen  ist,  die  mit 
Thrombose  oder  Embolie  einhergeht.  Die  Erkrankung  der  Ganglienzellen 
ist  erst  eine  sekundäre  und  beruht  zum  Teil  auf  mangelhafter  Blutzufuhr  zu 
der  erkrankten  Zone,  zum  Teil  auf  übermäßigen  Druckverhältnissen  und  Toxinen. 
Die  Poliomyelitis  der  Kinder  und  der  Erwachsenen  scheint  identisch  zu  sein 
und  dieselbe  Ätiologie  zu  haben.  Es  spricht  alles  für  die  Annahme,  daß 
es  sich  um  eine  Infektionskrankheit  handelt,  wenn  auch  kein  spezifischer 
Mikroorganismus  vorhanden  ist  und  verschiedene  infektiöse  oder  toxische 
Stoffe  angenommen  werden  müssen.  Die  Entzündungserscheinungen  finden 
sich  ebensogut  in  den  peripherischen  Gefäßen  wie  in  denen  der  A.  spinalis 
anterior,  doch  sind  die  Veränderungen  erst  in  der  grauen  Substanz  deutlich 
nachweisbar.  Die  fehlende  Anlage  von  Collateralen  in  den  Vorderhörnern 
begünstigt  die  stockende  Zirkulation  und  die  Embolien. 

c)   Poliomyelitis  anterior  chronica  adultorum. 

Einen  Fall  von  Poliomyelitis  anterior  chronica  adultorum  beobachtete 
Engelen  (13)  bei  einem  51jährigen  Patienten.  Bei  diesem  war  innerhalb 
von  drei  Wochen  eine  stetig  zunehmende  Lähmung  der  rechten  Hand  ent- 
standen. Der  Arm  bot  das  Bild  einer  Radialislähmung;  völlig  gelähmt  und 
von  geringerem  umfang  waren  der  Extensor  digitorum  communis,  Extensor 
indicis  und  Extensor  indicis  quinti.  Paretisch  waren  die  Handstrecker  und 
die  drei  dorsalen  Muskeln  des  Daumens.  Der  Extensor  digitorum  communis 
war  elektrisch  unerregbar.  Sensible  Störungen  fehlten  vollständig.  Die 
rechte  Pupille  war  lichtstarr.     Es  lag  der  Verdacht  einer  Bleilähmung  vor, 

Jahiesberieht  f.  Neurologie  u.  Psychiatrie  1905.  39 


510  Progressiye  Moskelatrophie. 

und  es  wurde  eine  Sehneutransplantation  gemacht.  Zwei  Jahre  später  war 
die  rechte  Hand  ganz  unbrauchbar  geworden,  und  auch  an  der  linken  H&od 
war  Atrophie  und  Parese  eingetreten.  Der  rechte  Unterarm  bestand  nor 
noch  aus  Haut  und  Knochen,  am  Oberarm  fehlte  der  Tricepswulst  Die 
linke  Hand  war  in  Hörnerstellung  infolge  Lähmung  des  Extensor  digitonim 
communis.  Die  Handmuskeln  sind  auch  links  atrophiert  und  paretisch. 
Die  Muskulatur  der  Beine  war  normal.  Störungen  der  Hautsensibilitat 
fehlten  vollständig,  die  Hautreflexe  sind  lebhaft,  Patellarreflex  links  schwadi, 
rechts  nicht  auslösbar,  ebenso  fehlten  beiderseits  die  Achillessehnenreflexe. 
Blasen-  und  Mastdarmstörungen  sind  nicht  vorhanden.  Von  der  Atrophie 
verschont  blieb  in  diesem  Falle  der  rechte  Musculus  supinator  longus.  Ob 
ein  dem  Beginn  der  Erkrankung  vorausgegangenes  Trauma  ätiologisch  von 
Bedeutung  ist  oder  Bleivergiftung  die  Ursache  der  Muskelatrophien  war,  ist 
nicht  sicher  festzustellen;  doch  war  der  Patient  wissentlich  nie  mit  Blei  in 
Berührung  gekommen. 

Der  Fall  von  chronischer  Poliomyelitis  anterior,  den  Moleen  und 
Spiller  (30)  mitteilen,  betraf  einen  37  jährigen  Arbeiter,  welcher  wahr- 
scheinlich Lues  durchgemacht  hatte  und  plötzlich  eine  Lähmung  der  vom 
linken  N.  peroneus  innervierten  Muskeln  bekam.  Die  faradische  Erregbar- 
keit in  den  befallenen  Muskeln  schwand  innerhalb  kurzer  Zeit,  und  es  ent- 
wickelte sich  eine  starke  Muskelatrophie  und  Verkürzung  des  ganzen  linken 
Beines  dem  rechten  gegenüber.  Die  tiefen  Reflexe  waren  vorhanden  und 
erhöht.  Drei  Monate  blieb  der  Umfang  der  Erkrankung  unverändert,  ohne 
fibrilläre  Zuckungen,  ohne  Geflihlsstörungen  und  ohne  Beteiligung  der  Ann- 
und  Gesichtsmuskeln.  Ein  Jahr  später  hatte  sich  allgemeine  Abmagerung, 
vollständige  Atrophie  der  Thenar-  und  Hypothenarmuskulatur  sowie  der 
Interossei  entwickelt.  Dann  trat  Atrophie  und  Parese  der  Zunge  und  d«s 
Pharynx  hinzu.  Keine  Störungen  der  Blase  und  Sensibilität.  Puls  und  At- 
mung waren  sehr  bescheunigt,  die  Schluckbeschwerden  nahmen  zu,  er  wordB 
reizbar  und  ging  somnolent  zu  Grunde.  Die  pathologisch- anatomische  Unter- 
suchung wurde  von  Spiller  ausgeführt  mit  dem  hauptsächlichsten  Befunde 
von  Veränderungen  an  den  Nervenzellen  (Schwund)  in  den  Vorderhömem 
des  Rückenmarks  und  den  motorischen  Gehirnnerven  in  der  Medulla  oblon- 
gata.  Ferner  waren  dieselben  Verändenmgen  in  den  Vordersträngen  der 
Lumbal-  und  Sakralgegend  nachzuweisen  und  zahlreiche  kleine  Hämorrhagien 
in  der  grauen  Substanz  vornehmlich  des  Ktickenmarkes. 


Progressive  Haskelatrophie.  (Dystrophia  mascDlorDm  progressiTi 
Spinale  und  neurotische  Noskelatrophle.)  Arthritisehe  Hnskel^ 
atrophle.  Myatonie.  Hnskelhypertrophle.  HnskeMefekte.  Myosltl& 

Referent:  Prof.  Dr.  Heinrich  Lorenz-Graz, 

1.  Abrahamson,  J.,  Two  Cases  of  Symmetrie  Atrophy  of  the  Theoar  Ehniaence.  The 
Journal  of  Nerv,  and  Ment.  Disease,     p.  112.     (SltittBgsberieht.) 

2.  Ausset  et  Petit,  Ua  cas  de  paralysie  pseudo-hypertrophique.  Echo  med.  du  Nord, 
Lille.     IX.     125.  u.  Pediatrie  prat.     Lille.     111.     55—57. 

3.  Babinski,  Myopathie  hypertrophiqae  consecutive  a  la  ii^vre  typhoide  (DiasociatioD 
des  diverses  propriet^s  des  muscles).  Areh.  de  Neurol.  T.  XIK,  p.  72.  (Sltmiigs- 
bericht.) 


Frogressive  Muskelatrophie.  ßw 

4.  £»68,  Max,  Ueber  Periostitiden  und  Myositiden  im  Verlaufe  der  heurigen  Inflaenaa- 
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5.  Bauer,  August  Hermann  L.,  Kasuistischer  Beitrag  zur  Lehre  tod  der  spinalen  pro- 
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6.  Baylac  et  Mouchard,  Atrophie  musculaire  progressive  k  type  facio-scapulo-humeral 
d'origine  myelopathiqne.    ToulouBe  med.    2.  s.     VII.    214,  217. 

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(StamigibeTieht) 

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ibidem,    p.  854.    (SIlzQiigsberlelit.) 

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11.  Bernand,  Leon^  Lortat  et  Salomon,  Syphilis  osseuse  multiple  necrosante  avec 
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12.  fiorchardt,  Ein  Muskelmensch.  Yereinsbeil.  d.  Deutsch.  Mediz.  Wochenschr.  p.  128. 
(Siteangsberielit.) 

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Part  U,  p.  859.    (Sltmngsberieht.) 

19.  Capelle,  Walter,  Ein  Fall  von  Defekten  in  der  Schultergürtelmuskulatur  und  ihre 
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20.  Capriati,  V.,  L'elettrodignostica  nell'atrofia  muscolare  progressiva  primitiva;  con- 
tributo  alla  diagnosi  differenziale  delle  diverse  forme  di  atrofia  muscolare  progressiva. 
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21.  Carpentier,  fl.  C.,  Report  of  a  Gase  of  Pseudohyj)ertrophic  Muscular  Paralysis. 
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23.  Chiari,  Metastatisches  Garcinom  des  Kückenmarkes.  Münch.  Mediz.  Wochenschrift, 
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23.  Cohn,  Toby,  Fall  von  Myotonia  congenita.  Neurol.  Gentralbl.  p.  668.  (Sltiungs- 
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24.  Coli  ins,  Joseph,  Hereditarv  Progressive  Muscular  Atrophv,  Spinal  and  Bulbar. 
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25.  Combv,  J.,  Amyotrophie  spinale  diffuse  des  nouveau-nes.  Arch.  de  med.  des  enf. 
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26.  Cornell,  William  Burgess,  Infantile  Paralysis  of  the  Abdominal  Muscles,  with 
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27.  Groeq,  Un  caa  d'amyotrophie  du  membre  superieur  droit  (Presentation  de  la  malade). 
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(SUnugslMileht) 
S9.  Cruchet,    Musoles   pseudo-hypertrophies    et    atrophies    provenant    d'une    myopathie 

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31.  Dargein  et  Gombeleran,  Myopathie  primitive.  Toulouse  med.  2.  S.  VII.  126 — 129. 
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36.  Esposito,  Giovanni,  Amiotrofie  da  trauma  nervoso  periferico.  II  Manicomio. 
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39* 


612  Progressive  Muskelatrophie. 

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42.  Fraenkel,  Fall  von  progressiver  Muskelatrophie.  Verelnsbeiiage  der  Deatscheo 
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43.  Frank,  Kurt,  Beitrag  zur  traumatischen  Muskel  verknöcherung.  Archiv  für  klin. 
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48.  Derselbe,  Fall  von  Muskelatrophie.     Neurol.  Centralbl.     p.  283.     (Sitzungsbericht.) 

49.  Gareiso,  A.,  Sobre  un  caso  de  miopatia  progressiva  tipo  facio-escäpulo-humeral 
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50.  G aussei,  Les  atrophies  musculaires  et  l'hemiatrophie  linguale  des  hemiplegiques. 
3Iontpel.  med.     XX.     469—486. 

51.  Gillespie,  R.  L.,  Progressive  Muscular  Atrophy.     Med.  Sentinel.     XIII.    173—177. 

52.  Grünbaum,  Robert,  Weitere  Beiträge  zur  Kasuistik  der  Myositis  ossüicaus  traumatica. 
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53.  Hall,  Geo  W.,  A  Oase  of  Idiopathic  Muscular  Atrophy  with  Bilateral  Ptosis  and 
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Progressive  Muskelatrophie.  5X5 

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(SHzQiigsberietit) 

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Dystrophia  mBSCBloram  prograsslva. 

Das  klinische  Bild  der  Dystrophia  musculonim  progressiva  bespricht 
Leegaard  (71)  an  der  Hand  von  38  norwegischen  Fällen. 

Zur  Erklärung  des  bisher  noch  unbekannten  Wesens  dieser  primären 
Mnskelerkrankung  wird  an  eine  Stoffwechselstörung  gedacht,  wofür  ver- 
schiedene Verhältnisse  sprechen.  Dagegen  sieht  Leegard  die  Erblichkeits- 
theorie als  nicht  genügend  begründet  an. 

Steiuert  (118)  demonstriert  einen  interessanten  Fall  von  juveniler 
Muskelatrophie,  der  schon  im  Jahre  1885  als  zweiter  Fall  mit  Gesichts- 
muakelbeteilignng  von  Mossdorf  beschrieben  wurde.  Die  Erkrankung  hatte 
seit  diesen  20  Jahren  nur  sehr  langsanue  Fortschritte  gemacht.  Es  besteht 
Atrophie  der  Gesichtsmuskeln  mit  Ausnahme  der  Augen-  und  Kaumuskel. 
Seit  5  Jahren  besteht  Zungenatrophie.  Sonst  findet  sich  das  typische  Bild 
der  fortgeschrittenen  Erkrankung;  starke  Lordose  der  Wirbelsäule  mit 
Flügel-  und  Schaukelstellung  der  Schulterblätter  und  enormer  Vorbildung 
des  Thorax.  Beckensenkung  nach  vom.  Hochgradiger  Schwund  des  größten 
Teilw  der  Körpermuskulatur;  dabei  sind  die  Waden  noch  recht  kräftig, 
die  (jlutäen  relativ  voluminös,  aber  schwach.  Außer  der  Erkrankung  der 
Zange  sind  an  diesem  Falle  noch  trophische  Störungen  anderer  Gewebe 
bemerkenswert:  livide  Verfärbung  und  Kälte  der  Hände,  Trommelschlägel- 
änger, Ouychogryphosis,  „main  succulente".  Infolge  der  Thoraxverbildung  hat 
sich  Lungenemphysem  und  Hypertrophie   des   rechten  Herzens   ausgebildet. 

Flesch  (39)  beobachtete  eine  familiäre  Form  der  juvenilen  Dystrophie 
mit  humero-skapularem  und  lumbodorsalem  Sitz  und  kolossaler  Hypertrophie 
der  Waden  bei  einem  20jährigen  Mädchen.  Die  Wadenmuskulatur  erwies 
sich  als  sehr  arbeitskräftig,  deren  Vergrößerung  als  wahre  Hypertrophie  an- 
zusehen ist 

In  einem  Falle  von  Dystrophia  muscul.  progr.  mit  Atrophie  der  Ober- 
ann-  und  Schultergürtelmuskulatur  und  keinen  Veränderungen  der  unteren 
Extremitäten  hat  Frey  (46)  Herabsetzung  der  elektrischen  Erregbarkeit, 
EaK  im  akromialen  Teile  des  Deltoideus  mit  Inversion,  und  EaR  im  Sartorius, 
jedoch  ohne  Inversion  gefunden.  (Hndovemig,) 

Trömner  (126)  beschreibt  bei  einem  Fall  von  juveniler  Muskel- 
dystrophie  trotz  fast  vollständiger  Atrophie  im  Schultergürtel,  wobei  der 
Pektoralis  bis  auf  einen  fingerdicken  klavikularen  Strang  geschwunden  war, 
noch  wahre  Hypertrophie  der  Mm.  snpra-  und  infraspinati,  des  Quadriceps 
und  der  Waden.  Der  betreffende  Mann  von  37  Jahren  hatte  es  trotz  seiner 
Krankheit  vom  Schiffsjungen  znm  Steuermann  gebracht  und  galt  als  bester 
Springer  am  Schiff.  Außer  den  typischen  Muskeln  wurden  in  diesem  Falle 
auch  die  Bauchmuskeln  von  der  Atrophie  befallen.  Die  durch  die  mangelnde 
Banchpresse  hervorgerufenen  Beschwerden  bei  der  Urineutleening  führten 
em  den  Kranken  zum  Arzt. 

Wendenbnrg  (133)  teilt  zwei  Fälle  von  familiärer  Dysti'oi^hie  mit. 
Zwei  Brüder  von  15  und  11  Jahren  erkrankten  im  Kindesalter  (der  eine 
nach  Masern)  unter  den  Symptomen   von  Atrophie   und  Hypertrophie  ein- 


526  Progressive  Muskelatrophie. 

zelner  Muskelgruppeu,  die  sich  allmählich  zu  einer  typischen  Form  vou 
Pseudohypertrophie  ausgestalteten.  Interessant  ist  bei  diesen  beiden  Fällen 
die  starke  Beteiligung  der  Kaumnskulatur  an  der  Erkrankung.  Bei  Yölliger 
Intaktheit  sämtlicher  übrigen  Gesichtsmukeln  waren  sowohl  die  Tempor^es 
als  die  Masseteren  kolossal  hypertrophiert  und  gut  funktionsfähig;  nur  bei 
dem  älteren  der  Fälle  begann  bereits  (nach  mehrjähriger  Hypertrophie)  der 
Masseter  zu  atrophieren. 

Spiller  (115)  beschreibt  bei  einem  44jährigen  Mann  eine  infantile 
Form  von  Muskeldystrophie  mit  Gesichtsbeteiligung.  Dieselbe  hatte  im 
2.  Lebensjahr  begonnen  und  bis  zum  16.  starke  Fortschritte  gemacht.  Neben 
der  im  allgemeinen  typischen  Erkrankung  der  Muskulatur  konnte  durch 
Röntgenuntersuchung  auch  Knochenatrophie  im  Gesicht,  am  Schultergürtel, 
am  Humenis  und  an  den  Beinen  festgestellt  werden.  Ein  Zuiückbleiben 
im  Wachstum  stellt  Spiller  für  diesen  Fall  in  Abrede. 

Noica  (86)  teilt  2  Fälle  von  primärer  Myopathie  mit.  2  Brüder,  die 
beide  im  Alter  von  14  Jahren,  der  eine  plötzlich  unter  dem  Bilde  einer 
Polyarthritis  acuta,  der  andere  nach  einer  Malariaerkrankung  unter  monate- 
lang anhaltenden,  sehr  heftigen  Schmerzen,  erkrankt  waren.  Es  bildete  sich 
ohne  Stadium  der  Hypertrophie,  M\\skeIatrophie  und  funktionelle  Schwäche 
aller  4  Extremitäten  aus,  welche  Ähnlichkeit  mit  dem  Typus  Leyden- 
Möbius  zeigte.  Die  elektrische  Erregbarkeit  ergab  nur  quantitative,  keine 
qualitativen  Veränderungen.  Zu  bemerken  war  bei  dem  ersten  der  Fälle  eine  \ 
hochgradige  Lordose,  die  durch  abnorme  Beckenneigung  zu  erklären  war. 
Letztere  hatte  ihren  Grund  in  der  Atrophie  der  hinteren  Oberschenkel- 
muskulatur und  der  Nates,  weiterhin  in  Atrophie  der  Bauchmuskeln  bei 
Erhaltenbleiben  der  beiderseitigen  Wirbelsäulenmuskulatur. 

Beim  älteren  der  Brüder  schienen  auch  die  Knochen  atrophiert  zu 
sein.     Außerdem   waren   auch  profuse  Schweiße   der  Extremitäten  auffälüg. 

Einen  Beweis  dafür,  daß  sich  nicht  nur  zwischen  den  einzelnen  Formen 
der  primären  Myopatliien,  sondern  auch  zwischen  diesen  und  den  spinalen 
Formen  keine  scharfe  Grenze  aufstellen  läßt,  erbringt  Donath  (34)  durch 
die  Mitteilung  eines  Falles  von  progressiver  Muskelatrophie,  den  er  als 
Kombination  einer  spinalen  Aran-Duchenneschen  Form  mit  der  Erb- 
scheu Dystrophie  auffaßt.  Für  die  spinale  Erkrankung  spricht  das  Auftreten 
im  4.  Dezennium,  die  distale- Erkrankung  wesentlich  der  oberen  Extremitäten 
und  die  tibrillären  Zuckungen  im  Pectoralis,  wogegen  die  herabgesunkenen 
Flügelschultern  und  subluxierten  Oberarmköpfe  der  Erbschen  Form  znge- 
hören. 

Lorenz  (75)  gibt  eine  Übersicht  über  die  in  der  Literatur  bekannten 
neueren  Fälle  von  Mischformen  der  progressiven  Muskelatrophie  und  teilt 
gleichzeitig  2  interessante  Fälle  mit,  welche  die  Theorie  von  der  Einheit- 
lichkeit dieser  Erkrankung  zu  stützen  vermögen.  Bei  einem  Brüderpaar 
ohne  hereditäre  Belastung,  aber  mit  eigentümlicher,  gleichartiger  Verbildung 
der  Ohren,  geringer  Entwicklung  der  Gesichtsmuskulatur  und  (bei  dem  einen) 
Schwimmhautbildung  zwischen  den  Zehen,  traten  angeblich  erst  im  Alter 
von  34  resp.  36  Jahren  während  eines  Typhus  abdominalis  die  Erscheinungen 
der  progressiven  Muskelatrophie  auf.  Die  Form  entsprach  am  meisten  der 
neurotischen  oder  spinal-neuritischen  Muskelatrophie  und  war  den  von  G. 
Hänel  beschriebenen  Fällen  von  hereditär  neurotischer  Muskelatrophie  am 
ähnlichsten.  Interessant  war  dabei,  daß  neben  der  Kombination  von  spinalen 
und  neuritischen  Symptomen  bei  dem  älteren  der  Brüder  auch  lokalisierte 
wirkliche  Hypertrophien  auftraten.  Neben  einem  atrophischen  und  lipomatös 
degenerierten  Biceps  fand  sich  der  Supinator  longus  derselben  Seite  mächtig 


Progressive  Muskelatropbie.  6X7 

iypertrophiert;  er  hatte  zum  großen  Teile  die  mangelnde  Bicepsfunktion 
bei  der  Armbeugung  kompensiert.  Fibrilläre  Zuckungen  fehlen,  die  elektrische 
Erregbarkeit  ist  in  den  tropbisch  erhaltenen  Muskeln  normal,  in  den  übrigen 
im  allgemeinen  der  Atrophie  entsprechend  herabgesetzt.  In  einzelnen  besteht 
EatartuDgsreaktion. 

Kuh  (67)  empfiehlt  zur  Therapie  der  Dystrophia  musculorum  pro- 
gressiva, die  übrig  gebliebene  Muskulatur  durch  methodische  Gymnastik  und 
Massage  zu  kräftigen.  £r  erzielte  dadurch  bei  einem  Knaben  nach  monate- 
langer, systematischer  Behandlung  eine  wesentliche  Bessenmg.  Die  Strecker 
des  Kniegelenks,  welche  vorher  nur  angedeutet  waren,  hatten  sich  ziemlich 
gct  entwickelt,  sodaß  der  Patient,  der  beim  Stehen  sofort  zusammengeknickt 
war.  wieder  stundenlange  Spaziergänge  machen  und  selbst  Treppen  steigen 
konnte. 

Spinale  und  nBorotlsche  Muskelatrophie. 

Collins  (24)  teilt  die  Krankengeschichte  eines  Falles  von  hereditärer 
spinaler  Muskelatrophie  mit.  In  der  Familie  des  13  jährigen  Mädchens 
wurden  eine  große  Zahl  von  hereditären  Nervenkrankheiten  beobachtet,  wie 
hereditäre  Ataxie  spinalen  und  zerebellaren  Charakters,  Thomsensche 
Krankheit  und  Huntingtonsche  Chorea.  Daneben  aber  ließ  sich  eine 
Reihe  von  Fällen  von  familiärer  Muskeldystrophie  eruieren.  Bei  dem  Kinde 
fand  sich  starke  Atrophie  der  Musculi  interossei,  der  Handmuskeln  und 
der  Schultern.  Auch  die  Pectorales  sind  atrophisch  und  die  Rücken- 
muskeln. Doppelte  laterale  Skoliose  der  Wirbelsäule.  Am  linken  Bein 
ist  starke  Atrophie  vorhanden.  Die  Krankheit  soll  im  10.  Lebensjahre  des 
Kindes  entstanden  sein. 

Aas  dem  Stammbaum,  den  Collins  von  der  Familie  aufgestellt  hat, 
ist  ersichtlich,  daß  bei  der  Aszendenz  in  fünf  Generationen  Fälle  von  pro- 
gressiver Muskelatrophie  spinalen  und  bulbären  Charakters  vorgekommen  sind. 

(Bendix.) 

Lannois  (69)  beschreibt  einen  Fall  von  Muskelatrophie  syphilitischen 
Ursprungs,  der  unter  dem  klinischen  Bilde  der  Aran-Duchenneschen 
spinalen  Form  verlief.  Die  Erkrankung  hatte  4-6  Jahre  nach  einer  schweren 
sypWlitisclien  Infektion  eingesetzt  und  ging  neben  einer  syphilitischen  Knochen- 
erkrankang  einher,  ohne  mit  derselben  in  näherer  Beziehung  zu  stehen.  Die 
Muskelatrophie  machte  durch  16  Jahre  hindurch  langsame  Fortschritte  und 
besserte  sich  noch  nachher  unter  spezifischer  Behandlung  ganz  wesentUch. 
Aus  dieser  und  noch  2  analogen  Beobachtungen  schließt  Lannois,  daß  die 
Syphiüs  als  meningo-meduUäre  Erkrankungsform  in  der  Pathogenest»  der 
Aran-Duchenneschen  Muskelatrophie  noch  eine  Rolle  spielen  dürfte. 

Pagensteclier  (89)  würdigt  die  Bedeutung  des  Traumas  für  die 
Entwicklung  der  chronischen  spinalen  Muskelatrophien.  Er  erweist  aus  d(*r 
bereits  reichen,  einschlägigen  Literatur  und  an  der  Hand  dreier  Fälle  die 
aoslösende  Wirkung  des  Traumas  an  einer  Reihe  einwandfreier  Fäll(\  Das 
Trauma  kann  eine  auslösende  und  eine  lokalisierende  Bedeutung  für  die 
Entstehung  der  chronischen  spinalen  Muskelatrophien  haben;  dabei  ist  aber 
eine  Prädisposition  durch  angeborene  oder  erworbene  Schwäche  des  motorischen 
Systems  wahrscheinlich.  In  manchen  Fällen  kann  ein  Zusammentreffen  von 
Trauma  und  angestrengter  motorischer  Innervation  verantwortlich  gemacht 
werden. 

Schnitze  (108)  beschreibt  bei  einer  familiären  Form  einer  progres- 
öTen  neurotischen  Muskelatrophie  mit  den  typischen  Veränderungen  an  den 


QIQ  Frogreesive  Muskelatrophie. 

Händeu   und  Füßen,   eine  erhebliche  Knochenatrophie   an  den  Armen  und 
Händen. 

Ebenso  beobachtete  Stiefler  (120)  bei  2  Brüdern  einer  FamiUe,  in 
welcher  durch  4  Generationen  19  Personen  an  neuraler  Muskelatrophie 
erkrankt  waren,  neben  den  sonst  typischen  Symptomen  osteotrophische 
Störungen,  welche  in  der  Form  von  symmetrischen  taubeneigroßen  Knochen- 
wuchenmgen  am  ßadiusköpfchen  auftraten  und  die  Funktion  des  Ellbogen- 
gelenks beeinträchtigten. 

Walton  (130)  beschreibt  einen  Fall  von  neurotischer  Muskelatrophie 
mit  peronealem  Typus  aus  einer  Familie,  in  welcher  4  Geschwister  die 
gleiche  Erkrankung  zumeist  im  Alter  von  11  Jahren  acquirierten.  Xebea 
Atrophie  der  Peronealmuskulatur  und  Neigung  zu  Klumpfußbildung  ist  zu 
bemerken:  Relativ  dünne  Waden,  Lordose,  Erhaltensein  der  Reflexe,  keine 
fibrillären  Zuckungen  und  nur  quantitative  elektrische  Veränderungen;  sehr 
langsames  Fortschreiten;  bei  dem  ersten  Fall  auch  Schwund  der  Hand- 
muskulatur. 

Weber  (131)  teilt  einen  peronealen  Typus  der  Muskelatrophie  mit, 
in  welchem  das  linke  Bein  (Atrophie  der  peronealen  Muskeln  und  der  Waden) 
und  die  rechte  Hand  (Schwund  des  Thenar  und  Klauenhand)  erkrankt  waren. 
An  der  kranken  Seite  bestanden  Verringerung  des  Patellarsehnenreflexes, 
Entartungsreaktion  und  leichte  Sensibilitätsstörungen.  Beginn  wahrscheinlich 
nach  Masern. 

Der  erste   der  vpn   Lepine   und  Froment  (72)   mitgeteilten  Fälle 
betrifft   eine   chronische  Myopathie.     Junger  Mann  von    16  Jahren,  Krank- 
heitsbeginn  anscheinend  vor   dem  6.  Jahre.     Drei  bis  vier  Jahre  zuvor  war 
das  Kind   in   einer  Grube  verschüttet  worden.     Sonst  keine   andere  Aetio- 
logie,  keine  erbliche  Belastung.     Zurzeit  kann  der  Kranke  nur  unter  großer 
Anstrengung  sich  auf  allen  Vieren  fortbewegen.     Die  Atrophie  betrifft  haupt- 
sächlich   die   proximalen  Muskelgruppen   der   Glieder.     Sehnenkontrakturea, 
Fehlen  der  Partellarreflexe,  keine  EaR.,  Kyphoskoliose,  Facies   myopathica 
sehr   ausgesprochen,   fast  vollständige  Atrophie   der  Sterno-cleido-mastoidei. 
Fall  2.    Muskelatrophie  anscheinend  spinaler  Natur.     Mann  von    59  Jahren. 
Sehr  ausgesprochene  fibrilläre  Muskelkontraktionen  in  den  erkrankten  Muskeln. 
Besonders  befallen  sind  die  Muskeln  des  Schulterringes,  insbesondere  ünks. 
Die  linke  Thoraxhälfte  ist  stark  abgeflacht  und  die  Pectorales  sind  links  bei- 
nahe geschwunden.     Dies  beruht   auf  der   Profession    des   Kranken,   der  in 
einer  Schneidemühle  beschäftigt  war  und  einen  schweren  Holzklotz  bearbeitete, 
indem   er   sich   auf  die   linke  Subklavikulargegend   stützte.     Es  ist  noch  zu 
bemerken,  daß  der  Kranke  leichte  Facies  myopathica  darbietet  und  erbliche 
Belastung    aufweist.      Der    allgemeine    Eindruck    spricht    aber    gegen    eine 
Myopathie.  (BendixJ) 

Der  Patient  von  Lepine  und  Proment  (72  a)  ist  ein  45jährigei 
Kutscher,  Alkoholist.  Seit  1901  kann  er  die  Leine  schlecht  halten.  190S 
Auftreten  einer  Artikulationsstörung,  dann  Atrophie  der  Thenar-Muskeln, 
der  Vorderarmmuskeln  und  neuerlich  der  Mm.  sterno-cleido-masto'idei.  Kein€ 
Störung  der  Sensibilität;  keine  EaR.  Reflexe  erloschen.  In  letzter  Zeil 
bemerkte  man,  daß  nur  40 — 50  Pulsschläge  in  der  Minute  erfolgten,  wenc 
er  lag,  beim  Stehen  nahm  die  Pulsfrequenz  zu.  Die  Auskultation  ergal 
keine  Bigemination;  Puls-  und  Herzschlag  stimmen  überein.  Diese  Brady- 
kardie in  Verbindung  mit  der  Artikulationsstörung  scheint  für  eine  bnlbäre 
Erkrankung  symptomatologisch  zu  sein.  (BendLr,) 

Lepine  und  Porot  (73)  teilen  folgende  Fälle  mit.  Fall  1.  Neu- 
ritische Atrophie:  Sehr  kräftiger,  athletischer  Mann  von  62  Jahren  weist 


Progressive  Muskelatrophie.  gj^9 

eine  beträchtliche  Atrophie   der  Muskeln   des  vorderen  Teiles   des   rechten 
Oberschenkels  auf  mit  Behinderung  des  Gehvermögens.     Rechts  kein  Patellar- 
reflex;  leichte  Hyperästhesie  der  Vorderfläche  des  rechten  Schenkels.    Ätio- 
logie soll  ein  Trauma  gewesen   sein;   Schlag  mittels  eines  Eisenstiickes  von 
1—2  Kilogr.  gegen  den  rechten  Schenkel,  sodaß  er  zurücktaumelte.     Arbeitete 
aber  die  folgenden   Tage   trotz   etwas   Steifigkeitsgefühl;   erst   nach   einigen 
Monaten  stellte  sich  eine  fortschreitende,  funktionelle  Unfähigkeit  des  Beines 
ein,  aodaß  er  gezwungen  war,   die  Arbeit  einzustellen.     Trotz  der  zwischen 
dem  Unfall  und  der  Arbeitseinstellung  verstrichenen  Zeit,  ist  die  Kausalität 
nicht  anzuzweifeln.    Fall  2.     Muskelatrophie  auf  arthritischer  Grund- 
lage.   Mann  von  53  Jahren  mit  einer  Paralyse  des  Vorderarmes,   die   zu- 
Däcbst  in  eine   Radialislähmung  erinnert.     Die   Hand   ist    im    Handgelenk 
gebeugt,  kann  nicht  gehoben  werden,   und   an   der  Dorsalfläche  findet  sich 
am  Handgelenk    eine    Schwellung,    die    den    Eindruck    einer   Handgelenk« 
geschwulst  macht,  wie  sie  bei  Radialislähmung  oft  beobachtet  wurde.     Eine 
genauere  Prüfung  aber  ergab,   daß   die  Lähmung,   sowie   die  Atrophie  sich 
&st  auf  das  ganze  Glied  ausbreitet  und  die  Verdickung  am  Handgelenk  auf 
Arthritis  beruht.     Patient  hustet  seit  5  Jahren    und   hat  Rasselgeräusche  in 
der  rechten  Lungenspitze.     Demnach  Lungentuberkulose,  Arthritis  des  Hand- 
gelenkes und  atrophische  Paralyse  infolge  von  Gicht.  (BencUx.) 

ArthrogenB  MaskBlatrophlB. 

Deronbaix  (33)  teilt  die  histologischen  Muskel-  und  Rückeiimarks- 
befhnde  eines  Falles  von  abartikulärer  Muskelatrophie  mit.  Es  handelt  sich 
um  einen  72  jährigen  Landmann,  der  im  Alter  von  12  Jahren  eine  Arthritis 
des  rechten  Knies,  wahrscheinlich  tuberkulöser  Natur  mit  Ankylose  und 
konsekutiver  Atrophie  der  rechten  unteren  Extremität  akquirierte.  Trotz 
des  langen  Bestandes  der  Atrophie  finden  sich  die  Vorderhornganglienzellen 
des  Rückenmarks  normal,  jedoch  bestand  Chromatolyse  in  den  Zellen  der 
intermediären  Zone  und  der  Clarkeschen  Säulen  des  Dorsalmarks.  Die 
Muskelfasern  waren  stark  atrophisch,  zeigten  keine  Degeneration  aber  stärkere 
Vermehrung  der  Sarkolemmkerne  und  zentral  liegende  Kerne  mit  Sarkolyse. 

Deronbaix  schließt  aus  diesem  Befunde,  daß  es  sich  bei  der  abartiku- 
laren Muskelatrophie  um  einen  Nervenreiz  handelt,  der  auf  dem  Wege  des 
sympathischen  Reflexbogens  verläuft,  und  weist  die  übrigen  Theorien,  namentlich 
die  Inaktivitätstheorie,  zurück. 

Bum  (17)  hat  neue  Tierversuche  zur  Klärung  der  immer  nocli  sehr 
strittigen  Frage  über  die  Entstehung  der  arthrogenen  Muskelatrophie  an- 
gestellt. Er  erzeugte  bei  Hunden  auf  chemischem  Wege  eine  einseitige  Gelenk- 
entzündung am  Hinterbein  und  fand  bei  vollständiger  und  dauernder  Immo- 
bUisiemng  beider  Hinterbeine  eine  vollständig  gleichmäßige  Muskelatrophie. 
In  Kontrollversuchen  atrophierte  das  immobilisierte  gesunde  Bein  weit  rascher 
und  intensiver  als  das  nicht  fixierte  kranke.  Aus  diesem  Grund  verwirft  er 
die  Reflextheorie  zur  Erklärung  der  arthrogenen  Muskelatrophie  und  pflichtet 
der  Inaktivitätsatrophie  bei. 

Marcus  (78)  stellt  bei  den  durch  Traumen  hervorgenifenen  Muskel- 
atrophien der  Inaktivitätsatrophie  eine  „direkte"  Muskelatrophie  gegenüber, 
ftr  welche  das  schnelle  Eintreten,  die  verschiedenen  Intensitätsgrade  in  einem 
und  demselben  Muskel  und  die  ungünstige,  wenn  auch  nicht  absolut  schlechte 
Prognose  charakteristisch  sind.  Dieselbe  entsteht  unmittelbar  durch  das 
Trauma  infolge  direkter  Einwirkung  auf  die  Muskelfasern  oder  auf  die  intra- 


520  Progressive  Muskelatrophie. 

muskulären   motorischen    oder    trophischen   Nerven;    sie   wurde    aber  unter 
2000  Fällen  nur  drei  Mal  angetroffen. 

Myatonia  congenita. 

Spiller  (114)  berichtet  über  einen  Fall  von  Myatonia  congenita  mit 
Sektionsbefund  bei  einem  fast  zwei  Jahre  alten  Knaben.  Das  im  allgemeinen 
gut  entwickelte  Band  zeigte  ohne  eigentliche  Atrophie  eine  auffallende 
Weichheit  und  Schlaffheit  der  Muskulatur;  es  konnte  infolgedessen  nicht 
stehen,  nur  mit  Unterstützung  und  nicht  länger  als  1 — 2  Minuten  sitzen: 
der  Kopf  fiel  dabei  nach  vorn.  Die  Extreniitäten  konnten  zwar  bewegt 
werden,  aber  nur  schwach. 

Außerdem  war  infolge  der  Muskelatonie  eine  ganz  enorme  passive  Be- 
weglichkeit bemerkbar;  die  Beine  konnten  im  gestreckten  Zustande  dem 
Rumpf  vollkommen  angelegt  werden.  Die  Patellarreflexe  fehlten,  die  fara- 
dische Erregbarkeit  war  erhalten.  Bei  der  Leiche  fällt  vor  allem  das 
Fehlen  der  Totenstarre  auf;  20  Stunden  post  mortem  ist  die  Muskulatur 
ebenso  weich  wie  bei  Lebzeiten.  Sie  ist  nicht  atrophisch  aber  geringer  ent- 
wickelt und  auffallend  blaß.  Daneben  besteht  eine  relativ  starke  Entwicklung 
des  subkutanen  Fettes.  Die  Muskelfasern  sind  schmal,  zeigen  aber  keine 
Degeneration.     Rückenmark  und  periphere  Nerven  sind  normal. 

Kundt  (68)  beobachtete  an  Oppenheims  Poliklinik  einen  weiteren 
gleichartigen  Fall. 

Ein  IV2  jähriges  Kind  zeigt  neben  starker  subkutaner  Fettentwicklung 
ausgesprochene  Hypotonie  mit  schlaff-weicher  Beschaffenheit  der  Muskeln. 
Beim  Erheben  desselben  hängen  die  Beine  schlaff  in  auswärts  rotierter 
Stellung  herab.  Spontane  Bewegungen,  auch  solche  auf  sensible  Reize  hin 
sind  stark  eingeschränkt.  Die  elektrische  Erregbarkeit  ist  erheblich  herab- 
gesetzt. Ätiologisch  wird  die  Erkrankung  entsprechend  der  Annahme 
Oppenheims  als  EntAvicklungshemmung  der  Muskulatur  aufgefaßt. 

Myatonia  pBriodlca. 

Fuchs  (47)  beschreibt  das  von  Westphal  und  Oppenheim,  später 
von  Goldflam  studierte  Krankheitsbild  der  Myatonia  periodica  an  einem 
Falle.  Bei  einem  36  jährigen  Mann  kommt  es  seit  seinem  15.  Lebensjahre 
in  unregelmäßigen  Zwischenpausen  zu  Anfällen,  die  insbesondere  nachts  unter 
allmählich  sich  steigernder  Müdigkeit  einsetzen  und  meist  bis  zu  vollkommener 
Inaktivität  verschiedener  Muskelgruppen  führen.  Auch  die  Schiin gmuskulator 
wird  nicht  verschont,  nur  die  Augenmuskeln  bleiben  frei.  Es  handelt  sich 
während  des  Anfalles  um  schlaffe  Lähmung  der  Muskulatur  mit  Herabsetzung, 
selbst  Aufhebung  der  Reflexe  und  schwerer  Schädigung  der  elektrischen  Er- 
regbarkeit. Allmählich  verschwindet  der  Lähmungszustand  ebenso  wieder, 
wie  er  kam. 

Obduktionsbefunde  liegen  bisher  von  dieser  ätiologisch  noch  rätselhaften 
Krankheit  nicht  vor. 

Muskeibypertrophie. 

Curschmann  (30)  beobachtete  das  Auftreten  einer  echten  isoherten 
Muskelhypertrophie  in  zwei  Fällen:  Einmal  des  M.  gastrocnemius  dexter, 
das  andere  mal  des  M.  tibialis  anticus  beiderseits  infolge  heftiger  und  lang- 
andauernder Crampi  bei  toxischer  Neuritis.  Die  Crampi  waren  von  V^  bis 
\'2  stündiger  Dauer  und  traten  mehrmals  täglich  im  ersten  Falle  durch  l*/4. 


Progressive  Muskelatrophie.  621 

im  zweiten  durch  vier  Jahre  auf.  Die  Muskelhypertrophie  war  als  hyper- 
kinetische aufzufassen.  Die  elektrische  Erregbarkeit  war  im  ersten  Falle 
Bonnal,  im  zweiten  auffallend  gesteigert.  Eine  histologische  Untersuchung 
konnte  nicht  vorgenommen  werden. 

Mnskeldefekte. 

steche  (117)  erweist  durch  sechs  eigene  Beobachtungen  und  an  der 
Hand  der  einschlägigen  Literatur,  daß  die  Defekte  der  Brust-  und  Schulter- 
muskulatur einen  wohl  charakterisierten  einheitlichen  Typus  einer  Ent- 
wicklungsstömng  darstellen.  Sie  sind  einseitig,  werden  nicht  vererbt,  was 
sie  anderen  Mißbildungen  gegenüber  kennzeichnet,  und  betreffen  Muskeln, 
Skelett  und  Haut  gleichzeitig.  Von  der  Muskulatur  werden  meist  die 
Fektorales  allein  mit  Ausschluß  ihrer  Clavikularportion  befallen,  seltener  in 
Kombination  mit  anderen  Muskeldefekten.  Auffällig  ist  dabei  die  geringe 
Funktionsstörung.  Am  Skelett  finden  sich  Defekte  der  Brustwand,  Hypo- 
plasie des  Schultergürtel-  und  Armskeletts  und  Mißbildungen  an  der  Hand 
(hauptsächlich  an  den  Metakarpen  und  Phalangen  der  drei  mittleren  Finger). 
An  der  Haut  findet  sich  Flughaut-  und  Schwimmhautbildung  au  den  Händen 
und  Entwicklungsstörungen  an  der  Mammilla  und  Mamma  sowie  schwächere 
oder  fehlende  Behaarung.  Auch  für  den  Hochstand  der  Skapula  sucht 
Steche  eine  analoge  Ursache. 

In  der  Mitteilung  von  Capelle  (19)  werden  die  "Resultate  einer  rein 
anatomischen,  muskulo-mechanischen  Bearbeitung  eines  der  Fälle  von  Steche 
wiedergegeben,  woraus  sich  ergibt,  daß  für  den  ziemlich  weitgehenden,  wenn 
auch  nicht  vollständigen  Ersatz  der  Funktion  die  Muskulatur  der  Umgebung 
als  Hilfsmnskulatur  eintritt,  deren  Wirkungsweise  durchaus  mit  den  von 
Mollier  festgestellten  Prinzipien  für  den  Bewegungsmechanismus  in  Einklang 
2u  bringen  ist. 

Wendel  (132)  teilt  einen  (den  zweiten  in  der  Literatur  bekannten) 
Fall  von  doppelseitigem  angeborenen  Brustmuskeldefekt  mit.  Vom  Pectoralis 
major  war  nur  mehr  die  Clavikularportion  vorhanden.  Gleichzeitig  bestand 
Flughantbildung,  rudimentäre  Entwicklung  der  Brustdrüsen  und  -warzen  und 
Asymoaetrien  am  Thorax.  Außer  diesem  wird  ein  zweiter  Fall  von  links- 
seitigem Pektoralisdefekt  beschrieben.  Eine  Zählung  der  in  der  Literatur 
bekannten  Fälle  von  angeborenem  Brustmuskeldefekt  ergibt  bereits  die  statt- 
liche Zahl  von  172. 

Wendenburg  (134)  beobachtete  fast  vollkommenen  funktionellen 
Ausgleich  eines  nach.  Stichverletzung  total  atrophierten  M.  deltoideus  durch 
Hypertrophie  des  Supraspinatus,  des  mittleren  Drittels  des  Trapezius,  der 
oberen  Partie  des  Pektoralis  und  des  Serratus  anticus  major. 

Myositis. 

Hnätek  (56)  teilt  die  genaue  Krankengeschichte  einer  atypischen 
Form  von  Polymyositis  mit,  die  durch  die  eigenartige  Gruppierung  der 
Symptome  ein  besonderes  Interesse  beansprucht.  Ein  34jähriger  Arzt  er- 
krankt plötzlich  unter  hohem  Fieber  mit  schweren  Allgemeinerscheinungen, 
später  Kardiaschmerzen  mit  vorübergehender  Stenose.  Darauf  kann  er  durch 
II  Tage  wieder  seiner  Praxis  nachgehen.  Nun  abermals  allgemeine  Schwäche, 
zweitägiger  Trismus  mit  Schmerz  im  rechten  Oberkiefer,  Schwellung  und 
Blutung  des  Zahnfleisches,  Appetitlosigkeit,  durch  2—3  Tage  heftige  Leib- 
Khmerzen  mit  eigentümlichen  Zuckungen  der  Bauchmuskulatur  und  profusen 


522  Progressive  Muskelatrophie. 

Schweißen;  Milzvergrößerung;  im  Harn  Albnmen  und  Zylinder.  £s  tritt 
ferner  ein  blaßrotes  fleckiges  Erythem  am  ganzen  Körper,  bald  darauf  an 
verschiedenen  Stellen  der  Extremitäten  Hämorrhagien  verschiedener  Große 
auf,  gleichzeitig  Rigidität  und  Schmerhaftigkeit  der  Muskulatur.  Am  zehnten 
Tage  der  zweiten  Erkrankungsperiode  wird  ein  fünfstündiger  „Herzanfall" 
beobachtet,  der  unter  Angstgefühl,  stürmischer  Herzaktion  von  180— 5K)0 
Pulsen  und  Erweiterung  der  Herzdämpfung  nach  rechts  verläuft,  nacMem 
bereits  seit  Beginn  der  Erkrankung  Neigung  zu  Tachykardie  bestand. 
Gleichzeitig  wird  das  Auftreten  neuer  Hauthämorrhagien  konstatiert  Keine 
Wiederholung  des  Herzanfalles. 

Hnätek  faßt  diese  Erkrankung  als  benigne  Form  der  hämorrhagischen 
Polymyositis  auf. 

Siok  (111)  beschreibt  eine  interessante  Hausepidemie  von  akuter  Poly- 
myositis, die  neun  Wärterinnen  der  psychiatrischen  Klinik  Tübingens  betraf« 
welche  gemeinsam  zwei  Parterrezimmer  bewohnten.  Die  klinischen  Symp- 
tome waren  schwere  allgemeine  Müdigkeit  mit  Rückenschmerz  und  reißenden 
Gliederschmerzen  unter  starker  psychischer  Depression.  Bei  einigen 
dyspeptische  Beschwerden.  Nach  1 — 3tägigem  Verlauf  traten  unter  hohem 
Fieber  lokalisierte  Muskelschmerzen  sowohl  spontan  als  auch  auf  Druck  mit 
diffuser  oder  knotiger  Infiltration  und  Härte  der  befallenen  Muskeln  auf.  Die 
Erkrankung  betraf  sämtliche  Skelettmuskeln  mit  Ausnahme  des  Herzeos.  Die 
Haut  blieb  frei;  es  zeigte  sich  weder  ein  Exanthem  noch  Hämorrhagien. 
Keine  nervösen  Erscheinungen.  Im  Blute  keine  Leukocytose,  keine 
Eosinophilie,  doch  nach  Ablauf  der  schweren  akuten  Erscheinungen  Auf- 
treten einer  großen  Zahl  von  mononukleären  Leukocyten.  Bakterien  konnten 
aus  dem  Blute  nicht  gezüchtet  werden.  Im  exzidierten  Muskel  fand  sich 
leichte  fettige  Degeneration  der  Muskelfasern,  keine  perivaskuläre  Entzündung 
der  Muskelgefäße.  Trotz  genauer  Durchsuchung  keine  Trichinen.  Die  Er- 
krankung wird  als  echte  akute,  infektiöse  Polymyositis  aufgefaßt,  die  sich 
jedoch  durch  das  Fehlen  der  Hauterkrankung  und  durch  den  günstigen  Aus- 
gang von  den  bekannten  Fällen  unterscheidet. 

Bass  (4)  fand  bei  zwei  Fällen  von  typischer^  Influenzabronchitis  einnaal 
im  M.  biceps  das  andere  mal  im  M.  deltoideus  Schwellungen,  die  plötslich 
während  des  Abklingens  des  Influenzaanfalles  unter  lebhaftem  Schmerze  auf- 
traten und  nach  2 — 3  Tagen  wieder  verschwanden.  Sie  werden  als  durch 
den  Influenzabazillus  hervorgerufen  erklärt. 

Hochsinger  (57)  beobachtete  bei  einem  hereditär  syphilitischen  Ejude 
mit  typischer  Flossenstellung  der  Hände  eine  Erkrankung  der  die  Ellbogen- 
gelenke umgebenden  Muskulatur,  insbesondere  der  Strecker  und  Supinatoren, 
welche  diese  Haltimgsanomalie  unschwer  erklärt 

Im  Röntgenbilde  konnte  weiterhin  erwiesen  werden,  daß  diese  Muskel- 
erkrankung als  von  einem  osteochondritischen  Prozeß  fortgeleitet  anzusehen 
ist.  Auch  die  Wadenmuskulatur  war  in  dem  betreffenden  Falle  erkrankt. 
Besserung  nach  antisyphilitischer  Kur  innerhalb  14  Tagen.  Dieser  Fall 
erweist  die  myopathische  Genese  der  syphilitischen  Extremitätenlähmung  der 
Säuglinge,  für  welche  man  bisher,  freilich  ohne  anatomischen  Nachweis,  eine 
Rtickenmarkserkrankung  anzunehmen  gezwungen  war. 

ITrbach  (127)  berichtet  über  einen  Fall  von  schwieliger  Entartimg 
des  M.  subscapularis  (Myositis  fibrosa),  die  sich  bei  einem  18  jährigen 
Knaben  im  Verlaufe  von  2  Jahren  ohne  bekannte  Ursache  ausgebildet  hatte 
und  unter  Schmerz-  und  Bewegungsstörung  im  Schultergürtel  verlief.  Bei 
der  Operation  zeigte  sich  der  Muskel  durch  ein  beim  Einschneiden 
knirschendes    Narbengewebe    vollständig    substituiert.     Das   fibröse    Gewebe 


Progressive  Maskelatrophie.  ^28 

MfBi  von  einigen  spärlichen  Mnskelbiindeln  durchsetzt^  welche  hochgradige 
Atrophie  der  Muskelfasern  mit  Kernwucherung  und  hyaliner  Degeneration 
idgten. 

Heine  (54)  beschreibt  eine  Form  von  Myositis  ossificans  nach  Sturz 
TOD  einer  Treppe,  wobei  der  Oberschenkel  gegen  eine  Treppenstufe  ge- 
schlagen wurde.  Es  entwickelte  sich  neben  dem  Pemur  um  den  Bluterguß, 
m  welchem  wahrscheinlich  kleine  abgelöste  Periostfetzen  mitgerissen  wurden, 
eine  knöcherne  Hülle,  eine  echte  Knochencyste,  die  mit  breiter  Basis  dem 
Knochen  aufsaß. 

Grünbatlin  (52)  teilt  die  kurzen  Krankengeschichten  von  8  Fällen 
yon  Myositis  ossificans  nach  einmaligem  Trauma  mit:  6  nach  Verletzung  der 
Ellbogengelenksgegend  im  M.  bracbialis  internus,  2  nach  Hufschlag  im 
M.  quadriceps.  Die  Diagnose  wurde  durch  die  Röntgenbefunde  bestätigt. 
Nur  in  einem  Falle  wurde  13  Wochen  nach  dem  Trauma  der  Tumor 
exzidiert  und  solides  junges  Knochengewebe  ohne  innere  Höhlenbildung 
gefunden. 

In  einem  Falle  von  Myositis  ossificans  nach  Hufschlag  gegen  den  Ober- 
schenkel konnte  Müller  (84)  im  Röntgenbilde  die  vollständige  Unversehrt- 
heit des  Knochens  und  das  Fehlen  jeder  Spur  von  Verbindung  zwischen 
dem  Tumor  und  dem  Knochen  unzweideutig  feststellen.  Der  Tumor  lag  im 
Quadriceps,  war  15  cm  laug  und  11  cm  breit  und  zeigte  mehrfache  Schich- 
tungen. 

Frank  (43),  der  2  typische  Fälle  von  traumatischer  Kuochen- 
vaehemng  mitteilt  (am  Quadriceps  nach  Hufschlag  und  am  Brachialis 
internus  nach  Luxation  des  Ellbogengelenks),  nimmt  bezüglich  der  Genese 
der  Knochenbüdung  eine  vermittelnde  Stellung  ein.  Nach  ihm  kann  der 
Prozeß,  der  entschieden  entzündlichen  Charakters  ist,  gleichzeitig  vom  Periost 
und  dem  Muskelgewebe  seinen  Ursprung  nehmen.  Bezüglich  der  Behand- 
lung rät  er  bei  frischen,  wenigstens  nicht  allzualteu  Fällen  ein  konservatives 
Verfahren  —  bei  alten  Osteomen,  die  zu  Bewegungsstörung  geführt  haben, 
die  operative  Entfernung. 

An  der  Hand  eines  klinisch  gut  beobachteten  und  mikroskopisch  exakt 
untersuchten  Falles  sucht  Stranss  (121)  unter  kritischer  Würdigung  der 
rerhältnismäßig  umfangreichen  Literatur  unsere  bisherigen  Kenntnisse  über 
die  sog.  Myositis  ossificans  traumatica  im  engeren  Sinne  zusammenzufassen. 

Der  Ausgangspunkt  —  Periost  oder  Muskulatur  —  wird  besonders 
berücksichtigt.  Verf.  kommt  zum  Schlüsse,  daß  sowohl  das  Periost  als  auch 
die  Muskulatur  den  Aufbau  übernehmen  können.  Die  Frage,  ob  es  sich  um 
einen  Entzündungs-  oder  Neubildungsvorgang  handelt,  wird  dahin  entschieden, 
daß  eine  Entzündung  auszuschließen  ist,  da  es  sich  wesentlich  um  einen 
regeneratiTen  Prozeß  handelt,  der  freilich  auch  nicht  die  Charaktere  der 
Neubildung  trägt.  Die  Änderung  der  Nomenklatur  wäre  daher  wohl  am 
Platze. 

Sonatige  Einzelheiten  sind  im  Original  nachzusehen.  Eine  statistische 
und  literatur-Übersicht  schließt  die  Arbeit.  (Autorefemt.) 

Nach  einer  Mitteilung  von  Stoinert  (119)  trat  bei  einem  62jährigen 
Mann  in  einem  seit  1  Monat  hemiplegischen  Arm  scheinbar  spontan  an  der 
Beugeseite  des  Ellbogengelenks  eine  ausgedehnte  Blutung  auf,  aus  welcher 
sich  nach  Rückgang  der  akuten  Erscheinungen  eine  knöcherne  Verhärtung 
des  M.  brachiahs  internus  entwickelte,  die  das  Ellbogengelenk  fast  völlig 
fixierte  und  im  Röntgenbild  von  feinen,  dichten,  längsverlaufenden  Spangen 
durchsetzt  erschien. 


^24  Krankheiten  der  peripherischen  Nerven. 

Einen  Fall  von  Myositis  ossificans  progressiva  demon8triert 
Michelsen  (80).  Dieser,  bei  einem  19  jährigen  Mädchen  seit  6  Jahren 
bestehend,  wurde  bereits  vor  272  Jahren  in  der  Zeitschrift  für  orthopädische 
Chirurgie  beschrieben.  Seither  bildeten  sich  häufig  schmerzhafte  Anschwel- 
lungen von  Muskelgruppen,  die  aber  zumeist  wieder  rückgängig  wurden  und 
nur  zuweilen  in  Verhärtungen  mit  später  auftretender  Ossifikation  endeten. 
Viele  der  bestehenden  Verhärtungen  lassen  fiöntgenstrahlen  durch  und 
befinden  sich  demnach  noch  in  einem  Vorstadium  des  Ossifikationsprozesses. 
Die  meisten  der  Knochenherde  liegen  mitten  im  Muskel,  weshalb  für  diese 
das  intermuskuläre  Bindegewebe  als  Ausgangspunkt  angesehen  werden  muß. 

Fehn  und  Horand  (91)  beschäftigen  sich  in  ihrer  Arbeit  mit  dem 
Wesen  der  progressiven  Myositis  ossificans.  Sie  kritisieren  die  verschiedenen 
Theorien  über  die  Pathogenese  dieser  Erkrankung  und  sprechen  sich  zu 
Gunsten  der  kongenitalen  Theorie  aus,  für  welche  der  Beginn  der  Afi'ektion 
und  das  Xebeneinanderauftreteu  von  Knocheumißbildungen  und  Muskel- 
veränderungen zu  sprechen  scheint.  (Bendix.) 

MDSkelblntungen. 

Smith  (113)  bespricht  unter  Mitteilung  der  Krankengeschichten  dreier 
Fälle  das  Auftreten  und  den  Verlauf  intramuskulärer  Blutungen,  insbesonders 
in  die  Wadenmuskulatur,  nach  vorangegangenen  Traumen. 


Krankheiten  der  peripherischen  Nerven. 

Referent:  Prof.  Dr.  Bernhardt-Berlin. 

1.  Alexander,  Fall  von  rechtsseitiger  Hals-Synipathicuslähmungf.  Vereinsbeil.  d. Deutsch. 
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13.  Bastianen i,  P.  e  Giani,  F.,  Disturbi  sensitivi-motori  gravi  e  permanenti  negli 
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61.  Dutton,  Synopsis  of  Thirteen  Gases  of  Multiple  Neuritis.  The  Journ.  of  Nerv,  »nd 
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63.  Eisberg,  Gh.  A.,  Facial*spinal*acces8ory  Anastomosis.  Journal  of  Nervous  and 
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66.  Fein,  Vagusverletzung  durch  Strangulation.  Wiener  klin.  Wochenschr.  p.  387. 
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67.  Felix,  Eugene,  Les  causes  de  la  paralysie  eompl^te  du  nerf  larynge  ioferieur  oa 
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68.  Fernandez  Sanz,  E.,  Un  caso  de  paralisis  radicular  del  plexo  braquial.  Rev.  de 
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69.  Fessler,  Julius,  Die  Lagerung  des  Nervus  radialis  bei  Oberarmbrächen  der  Diaphyte 
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70.  Fleischer,  Bruno,  Das  Bellsche  Phänomen.    Archiv  f.  Augenheilk.    Bd.  LH,  p.  859. 

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530  Krankheiten  der  peripherischen  Nerven. 

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22S.  Taabe,  Elise,  Rückenmarksaffektionen  im  Gefolge  von  Schwangerschaft  und  Puer- 
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(532  Krankheiten  der  peripherischen  Nerven. 

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I.  Lähmungen. 

A.  Lähmungen  der  Hirnuerven. 
1.  Facialislähmuug. 

Bei  einem  20  jährigen  Patienten  von  Meyer  (147)  war  über  Nacht 
eine  rechtsseitige  Gesichtslähmung  eingetreten.  Während  das  Ohr  normal 
war,  fand  sich  eine  bohnengroße,  sehr  schmerzhafte  Drüsenschwelluug  dicht 
unterhalb  der  Spitze  des  rechten  Warzenfortsatzes  und  etwa  handbreit  darunter 
am  Nacken  ein  Furunkel.  Die  geschwollene  Drüse  drückte  demnach  gerade 
auf  den  Nerven.  Nach  Inzision  des  Furunkels  und  Abschwellung  der  Drüse 
trat  schon  vom  dritten  Tage  an  eine  Besserung  ein.     Heilung  nach  14  Tagen. 

In  dem  Barth'schen  (11)  Fall  war  die  Schädigung  des  N.  facialis 
abhängig  von  einem  Senkungsabszeß  unterhalb  des  Warzenfortsatzes  in  der 
fossa  digastrica.  Die  Beeinträchtigung  des  Nerven  erfolgte  (außerhalb  des 
Schläfenbeins)  nach  seinem  Austritt  aus  dem  foram.  stylom. 

Knapp  (117)  berichtet:  Ein  sonst  gesunder  29jähriger  Mann  hatte 
etwa  zwei  Stunden,  die  rechte  Wange  auf  den  Tisch  aufgelegt,  geschlafen. 
Es  resultierte  eine  vollkommene  rechtsseitige  Facialislähmuug.  Gesclmiacks- 
störungen  auf  den  vorderen  zwei  Dritteln  der  rechten  Zungenhälfte;  die 
elektrische  Erregbarkeit  der  gelähmten  Muskeln  war  nur  quantitativ  vermindert, 
qualitativ  nicht  verändert.  Heilung,  auch  der  Geschmacksstörung,  innerhalb 
4  Wochen.  Vielleicht  ist  für  diesen  Fall  (nach  Verf.)  anzunehmen,  daß  die 
spitzwinklige  Umbiegung  der  Chordafasern  abnorm  tief,  nicht  wie  sonst  inner- 
halb, sondern  außerhalb  des  foram.  stylom.  erfolgt  ist. 

Stein  (217)  beobachtete  bei  einem  durch  Spontangeburt  von  einer 
Primipara  geborenen  Mädchen  eine  in  der  Gegend  des  linken  Proc.  mast 
gelegene  kirschkerngroße  teigige  Schwellung,  eine  Lähmung  des  linken  Facialis 
und  eine  Parese  der  linken  Zungeuhälfte.  Die  elektrische  Erregbarkeit  war 
für  die  Gesichtsmuskulatur  herabgesetzt.  Innerhalb  zweier  Wochen  waren 
Schwellungen  und  Facialisparesen  geschwunden,  die  elektrische  Erregbarkeit 
zur  Norm  zurückgekehrt.  Im  Urin  keine  abnormen  Bestandteile;  Herzaktion 
normal.  Verf.  sieht  die  Schwellung  an  der  Austrittsstelle  des  linken  Facialis 
als  ein  typisches  Hämatom  an,  meint  aber  auch,  daß  zur  Erklärung  der 
Zungenparese  eine  intrakranielle,  basale  Blutung  anzunehmen  sei.  Beide 
Hämatome  hatten  in  diesem  Falle  dieselbe  Ursache,  dieselben  Wirkungen: 
kurz  dauernden  Druck  auf  den  Schädel,  Lähmung  zweier  Gehirnnerven. 

Bei  einer  66  jährigen  Frau,  beobachtet  von  Raymond,  Huet  und 
AlQUier  (184),  trat  ohne  äußere  Ursache  eine  linksseitige  vollkommene  bis 
zum  Lebensende  nach  13  Jahren  unverändert  bestehen  gebliebene  Facialis- 
lähmung  auf.  Der  Tod  trat  infolge  einer  Bronchopneumonie  ein.  Ein  Fibro- 
sarkom  hatte  den  linken  N.  facialis  an  seinem  Austritt  aus  der  Med.  obL 
in  seinen  Bereich  gezogen  und  komprimiert,  die  med.  obl.,  das  Kleinhirn, 
den  8.,  9.  und  10.  Hirnnerven  bei  Seite  schiebend,  ohne  sie  irgend  wie 
schwerer  in  ihrer  Integrität  zu  beeinträchtigen.  Deshalb  konnte  dieser  Fall 
während  des  Lebens  auch  nicht  diagnostiziert  worden.  Die  genauere  Unter- 
suchung ergab  den  Ursprung  der  Neubildung  aus  der  Scheide  des  N.  facialis 
bei  seinem  Austritt  aus  dem  Bulbus.  Die  Details  der  histologischen  Unter- 
suchung siehe  im  Original.  Obgleich  die  Lähmung  19  Jahre  bestanden  hatte, 
wurden  doch  nirgends  im  Zentralnervensystem  oder  an  den  Nervenwurzeln 
auch  nur  Geschwulstandeutungen  gefunden. 


Krankheiten  der  peripherischen  Nerven.  533 

In  Novak's  (164)  Fall  handelt  es  sich  um  eiuen  59jährigeD,  geistig 
zurückgebliebenen  Mann  mit  rechtsseitig  verbildetem  Olir  und  mangelhaft 
entwickelter  rechter  Gesichtshälfte.  Äußeres,  mittleres  und  inneres  Ohr  waren 
ergiiffeu  und  schlecht  entwickelt.  Einzelheiten  siehe  im  Original.  Es  bestand 
DQQ  eine  ausgesprochene  Differenz  beider  Gesichtshälften,  und  doch  lag  keine 
eigentliche  Lähmung  vor;  die  elektrische  Erregbarkeit  war  für  beide  Stromes- 
arten  erhalten.  Wie  die  vom  Facialis,  so  waren  auch  die  vom  Trigeminus  und 
Hrpoglossus  innervierten  Muskeln  nur  mangelhaft  entwickelt.  Der  Fall  ent- 
spricht am  meistem  dem  in  diesem  Bericht  vom  Jahre  1902  besprochenen 
TOü  Marfan  und  Delille.     Vgl.  dort. 

Barth's  (12)  Beobachtungen  gipfeln  in  folgejidem  Satz:  So  ist  die 
eigentümliche  Veränderung  der  Sprache  bei  doppelseitiger  Facialislähmung 
(der  Ausfall  der  Lippenlaute,  die  unreine  Vokalbildung,  die  beim  Sprechen 
besonders  hervortretenden  Kaubewegungen  zur  Kompensation  der  fehlenden 
Lippenspannung)  von  besonders  charakteristischer  und  hervorstechender  symp- 
lomatologischer  Bedeutung. 

Bei  einem  51jährigen  vorher  an  Influenza  krank  gewesenen  Manne 
hatte  sich,  wie  Langdon  (124)  mitteilt,  infolge  von  Erkältung  (?)  auf  einer 
Eisenbahnfahrt  eine  doppelseitige  Gesichtsnervenlähmung  eingestellt,  die  durch 
das  Fehlen  der  Kniereflexe  und  vollkommene  Abwesenheit  der  Geschmacks- 
empfindung auf  der  rechten  Zungenhälfte  ausgezeichnet  war.  Die  Kniereflexe 
kehrten  später  zurück.  Es  trat  Heilung  ein.  Die  elektrische  Erregbarkeit 
soll  für  beide  Stromesarten  eine  träge  gewesen  sein. 

In  Shumway's  (208)  Fall  handelt  es  sich  um  ein  19  jähriges  Mädchen, 
das  nach  einer  unter  Schmerzen  eingetretenen,  auf  Erkältung  zurückzuführenden 
rechtsseitigen  Gesichtslähmung  zugleich  eine  doppelseitige  Optikusneuritis  mit 
nachfolgender  Atrophie  darbot.  Es  bestand  bei  ihr  eine  Abflachung  des  Ge- 
richts auf  der  leidenden  Seite  und  zugleich  Enophthahnos.  Verf.  teilt  zu- 
gleich einen  Fall  von  Spiller  mit,  wo  bei  einer  52jährigen  Frau  nach  einer 
Hüter  Schmerzen  aufgetretenen  rechtsseitigen  Facialislähmung  eine  Abflachung 
dieser  Seite  und  deutlicher  Enophthalinos  zurückgeblieben  war.  Schmerzen, 
Abflachung  der  betroffenen  Gesichtshälfte  und  Enophthalmos  bezieht  Verf. 
aar  eine  neben  der  Läsion  des  Facialis  bestehende  Neuritis  des  Trigeminus 
und  nicht  auf  eine  Mitbeteiligung  sensibler  Fasern  im  Facialis. 

Diese  Beobachtungen  Shumway's  erscheinen  dem  Referenten  im  Hin- 
blick auf  die  Mitteilungen  von  Gowers  von  Interesse. 

Bei  einem  16  jährigen,  neuropathisch  belasteten  Jungen,  dessen  Mutter 
|ttit  16  Jahren  ebenfalls  an  Facialislähmung  litt,  sah  Hudovernig  (1^^«^) 
in  drei  Tagen  eine  doppelseitige  typisch  rheumatische  Facialislähmung  sich 
entwickeln;  vollkommen  mangelnde  Mimik,  Supraorbitalis  rechts  druckempfind- 
lich, Geschmackempfindung  an  den  beiden  vorderen  Drittteilen  der  Zunge 
Wabgesetzt,  Sprache  erschwert,  Trommelfell  beiderseits  eingesunken,  beide 
Proc.  mastoidei  druckempfindlich;  partielle  EaR.  (Herabsetzung  der  fara- 
dischen und  galvanischen  Erregbarkeit,  träge  Zuckung,  Inversion.)  Voll- 
standige  Heilung  in  zwei  Wochen,  mit  Rückkehr  der  elektrischen  Erregbar- 
keit zur  Norm.  H.  betont  das  doppelseitige  und  familiäre  Vorkommen  der 
FaciaHslähmung,  supponiert  eine  kongenitale  Einengung  des  Canalis  Fallopiae, 
welche  bei  leichter  katarrhalischer  Affektion  eine  Kompression  des  Facialis 
hervorrufen  kann,  ohne  schwerere  Veränderungen  im  Nerven.  Diese  genügt, 
^m  EaR.  zu  verursachen,  welche  jedoch  in  solchen  Fällen  nicht  für  die 
Schwere  der  Prognose  sprechen  kann,  da  im  Falle  H.'s  trotz  solcher  die 
B«3titution  in  zwei  Wochen  erfolgte.  (Hudovernig.) 


634.  Krankheiten  der  peripherischen  Nerven. 

Donath  (59)  beobachtete,  daß  in  Fällen  peripherer  Facialislahmung, 
wo  die  Sensibilität  der  erkrankten  Gesichtshälfte  herabgesetzt  war,  auch  die 
Empfindlichkeit  der  betreffenden  Körperhälfte  beeinträchtigt  erschien.  Die 
bei  peripherer  Facialislahmung  auftretenden  Schmerzen  und  Sensibilitäts- 
störungen entstehen  durch  eine  Läsion  der  Nervenendigungen  des  Trigeminus, 
des  Plexus  brachialis  und  anderer  sensibler  Nerven,  welche  durch  dieselbe 
Noxe  geschädigt  werden,  welche  die  rheumatische  Facialislahmung  hervor- 
gerufen hat.  (Hvdovernig,) 

Crachet  (48)  teilt  folgenden  Fall  von  post  paralytischem  Facialis- 
krampf  mit.  Bei  einem  7  jährigen  Knaben  entstand  eine  peripherische 
Facialisparese  links,  welche  innerhalb  drei  Monaten  unter  elektrischer  Be- 
handlung zur  Heilung  kam.  Ein  Jahr  darauf  entwickelt  sich  langsam  ein 
tonischer  Krampf  in  der  linken  Gesichtshälfte,  wobei  zuerst  das  linke  Augen- 
lid enger  erschien.  Innerhalb  von  drei  Jahren  nahm  der  tonische  Krampf 
aber  immer  mehr  zu.  Zu  diesem  tonischen  Krampf  gesellten  sich  in  den 
beiden  letzten  Jahren  klonische  Zuckungen,  die  anfangs  auf  die  linken  Mund- 
winkel beschränkt  waren,  sich  aber  später  auf  das  Auge  und  Kinn  aus- 
breiteten. 

Die  Kontrakturen  stellen  sich  bei  willkürlichen  und  unwillkürlichen 
Gesichtsbewegungen  ein.  Beim  Lachen,  Weinen  und  Grimmassenschneiden 
schließt  sich  das  linke  Auge  fast  völlig,  wobei  der  linke  Mundwinkel  mehr 
linkerseits  als  rechts  eleviert  wird  und  sich  links  ein  Kinngrtibchen  bildet 
Beim  Rezitieren  tritt  derselbe  Zustand  ein,  je  nach  der  Lebhaftigkeit  der 
Mimik.  Bei  gewissen  unbewußten  mimischen  Bewegungen,  bei  seelischer 
Erregung,  beim  Spielen  (Lachen)  oder  bei  Traurigkeit  (Weinen)  kontrahiert 
sich  die  linke  Gesichtshälfte  total.  Auch  die  Einwirkung  des  Lichtes, 
(Sonnenlicht)  und  starke  Beleuchtung  rufen  den  völligen  Verschluß  des 
linken  Auges  hervor  mit  krampfhaftem  Emporziehen  des  linken  Mundwinkels 
und  ausgeprägtem  Kinngrübchen.  (Bendiz.) 

Lamy  (123)  berichtet  über  folgende  interressante  Beobachtungen,  die 
er  bei  einem  60jährigen  Manne  mit  rechtsseitiger  Facialisparese  machen 
konnte.  Es  waren  die  Frontalmuskeln,  zygomatici  und  levatores  labii  sup. 
rechts  paretisch.  Ließ  Lamy  den  Kranken  das  rechte  oder  beide  Augen 
zukneifen,  so  entstanden  in  den  willkürlich  nicht  bewegungsfälügen  Muskehi 
der  rechten  Gesichtshälfte  Kontrakturen,  die  er  als  synergische,  paradoxe 
bezeichnet.  Lamy  möchte  dieses  Phänomen  in  der  Weise  erklären,  daÄ 
eine  mangelhafte  Heilung  des  gelälimten  Nerven  stattgefunden  hat  und  die 
Kernzellen  für  den  M.  orbicularis  palpebranim  besser  erhalten  geblieben  sind 
und  über  die  and.^ren  Teile  des  Facialis  dominieren;  infolgedessen  können 
sich  die  übrigen  Aste  des  gelähmten  Facialis  nur  kontrahieren,  wenn  der 
Orbicularis  palpebrarum  in  Kontraktion  gerät.  (Betidix.) 

Babinski  (8)  sucht  die  allgemein  anerkannte  Erfahrung  zu  modifi- 
zieren, daß  bei  Facialislahmung  nur  im  Anfangsstadium  der  Erkrankung  die 
elektrische  Erregbarkeit  erhöht  ist 

Babinski  teilt  zwei  Beobachtungen  mit.  Fall  1  betraf  einen  27  jährigen 
jungen  Mann,  der  eine  alte  rechtsseitige  Mittelohrerkrankung  hatte  und 
plötzlich  eine  Lähmung  des  rechten  Facialis  bekam,  mit  Herabsetzung  des 
Gefühls  an  der  rechten  Hälfte  des  Gesichtes  und  der  Zunge,  unsicherem  Gang, 
Störungen  der  Bewegungen  des  rechten  Armes,  Lateropulsion  nach  rechts 
und  Diplopie.  Es  bestand  Bellsches  Phänomen  und  erhöhte  faradische  und 
galvanische  Erregbarkeit  im  rechten  Facialis,  keine  Kontraktur  der  schlaffen 
Gesichtsmuskeln,  aber  hin  und  wieder  auftretende  unwillkürliche  Bewegungen 
des   rechten  Mundwinkels.     I^ystagmus.    —    Fall   2   betrifft  ein   23  jähriges 


Krankheiten  der  peripherischen  Nerven.  635 

Mädchen,  das  seit  der  Kindheit  an  einer  linksseitigen  Parese  des  Facialis 
leidet,  besonders  im  oberen  Aste.  Anch  hier  fand  sich  eine  deutliche  Über- 
enregbarkeit  der  kranken  Gesichtshälfte  auf  faradischen  und  galvanischen 
Strom.  Kontraktur  war  nicht  vorhanden.  Die  Patientin  litt  seit  ihrer 
Jagend  an  einer  linksseitigen  Otitis  media. 

Den  ersten  Fall  deutet  Babinski  als  eine  Affektion  der  regio  pontis 
et  meduUae  oblongatae  und  führt  die  paradoxe  elektrische  Übererregbarkeit 
des  Facialis  auf  einen  Keizzustand  im  Facialiskeme  oder  am  TJrspnmge 
des  Nerven  zurück.  (Bendux.) 

Minor  (163)  berichtet  über  drei  von  ihm  beobachtete  Fälle  von 
ÜDfalllähmungen  des  Nervus  facialis,  welche  vom  klinischen  Standpunkt  aus 
und  auch  von  dem  der  Unfallversicherung  beachtenswert  waren. 

Die  drei  Fälle  illustrierten  in  Bezug  auf  Lokalisation  drei  interessante 
Yarietaten  eines  Facialis-Traumas ;  im  ersten  Falle  bestand  eine  hohe  Läsion, 
wahrscheinlich  eine  Fissur  der  pars  petrosa;  im  dritten  existierte  eine  Ver- 
letzuug  der  Nerven  neben  dem  Ohr  und  gleichzeitig  eine  Läsion  des  Trige- 
miuus;  im  zweiten  Falle  war  der  Nerv  an  der  Peripherie  selbst  in  der  Mitte 
der  Wange  durchrissen.  Hier  war  die  elektrische  Reaktion  auffallend,  welche 
sich  im  zentralen  Abschnitt  der  Wange  als  normal  erwies.  Alle  drei  Fälle 
Ton  Facialislähmung  veranlaßten  Minor,  wegen  der  durch  sie  bedingten  Be- 
einträchtigung der  Erwerbsfähigkeit,  die  Rente  um  25  \  zu  erhöhen. 

(Bendia.) 

Gierlich  (85)  beobachtete  bei  einem  14jährigen  Mädchen  eine  an- 
geborene Lähmung  beider  Nn.  facialis,  des  linken  N.  hypoglossus  und  der 
Blickrichtung  nach  links  und  rechts  bei  erhaltener  Konvergenz.  Die  Lähmung 
ging  mit  Atrophie  einher  nnd  war  im  Gebiete  des  N.  facialis  komplett  im 
Augen-  und  Wangenteil,  während  die  Mundwinkel  nach  beiden  Seiten  ver- 
zogen werden  konnten.  Die  elektrische  Erregbarkeit  war  im  Gebiete  beider 
Nd.  facialis  wie  des  linken  N.  hypoglossus  am  Nerven  wie  Muskel  auf  den 
galvanischen  und  faradischen  Strom  erloschen;  nur  die  oberen  Mundwinkel 
waren  direkt  mit  beiden  Strömen  vom  Muskel  (nicht  aber  vom  Nerven)  er- 
regbar. Der  Herd  der  Lähmungen  dürfte  frontalwärts  vom  Abducenskem 
in  der  Medulla  oblongata  und  in  dem  kaudalen  Brückenmark  zu  suchen 
sein.  Die  Affektion  war  angeboren  und  stabil  seit  der  Geburt;  es  dürfte 
eine  Aplasie  oder  Hypoplasie  dieser  Teile  resp.  der  Kerne  dieser  Gegend 
vorliegen. 

Frazier  (74)  hat  bei  einem  Manne,  der  sich  durch  eine  Schuß- 
verletzung  eine  voUkommne  Gesichtsnervenlähmung  zugezogen  hatte,  die 
Vereinigung  der  N.  facialis  mit  dem  gleichzeitigen  N.  hypoglossus  ausgeführt. 
Allmähliche  Besserung.  Erst  nach  dem  14.  Monate  kehrte  die  faradische 
Reaktion  zurück  (der  orbic  palpebr.  reagierte  schon  etwas  im  neunten  Monat). 
Aktive  Beweglichkeit  zeigte  sich  zuerst  an  den  unteren  Facialismuskeln. 
Trotz  der  der  Operation  folgenden  Atrophie  der  Zunge  traten  Schwierig- 
keiten im  Schlucken  oder  Sprechen  nicht  ein. 

Weiter  bemerkt  Fr.,  daß  er  den  N.  hypoglossus  vor  dem  Accessorius 
deshalb  bevorzugt,  weil  seines  Wissens  noch  keine  den  N.  accessor.  ver- 
wendende Operation  ohne  die  sehr  unangenehmen  Mitbewegungen  der 
Schultermuskulatur  geendet  habe. 

Demgegenüber  berichtet  Eisberg  (63)  von  der  an  einer  30jährigen 
Frau  ausgeführten  Operation,  welche  seit  fiühester  Jugend  eine  linksseitige 
Facialislähmung  hatte,  und  bei  der  er  die  Anastomose  mit  dem  Accessorius 
durch  Nervenpfropfung  ausgeführt  hatte.  Nach  der  Operation  war  der  linke 
Trapezius  ganz,  der  linke  Sternocleid.  teilweise  gelähmt.     Dies  besserte  sich 


536  Krankheitea  der  peripherischen  Nerven. 

innerhalb  6  Monaten.  Allmähliche  weitere  Besserung.  Der  Fall  verdient 
ein  besonderes  Interesse,  weil  er  29  ^^^  Jahr  nach  Beginn  der  Lähmung 
operiert  wurde,  und  weil  assoziierte  Schulterbewegungen  vollkommeQ 
fehlten. 

In  der  Diskussion  bemerkte  B.  Sachs,  daß  er  für  die  Operation  den 
Accessorius  bevorzugen  würde,  und  daß  man  nicht  vor  Ablauf  wenigstens 
eines  Jahres  operieren  solle. 

Zabrieskie  (244)  hatte  Gelegenheit,  einen  äußerst  seltenen  Fall  iso- 
lierter einseitiger  Lähmung  des  Platysma  zu  beobachten.  Eine  17  jährige 
Zigarettenarbeiterin  bemerkte  seit  drei  Jahren  im  Gefolge  eines  post- 
typhösen Geschwüres  hinter  dem  linken  Unterkiefer,  daß  ihr  Mund  schief 
stand.  Eine  Gesichtslähmung  soll  nicht  dagewesen  sein.  Der  linke  Mund- 
winkel hängt  in  der  Ruhe  etwas  herab  und .  wird  beim  Breitziehen  des 
Mundes  weniger  nach  hinten  gezogen  als  rechts.  Werden  die  Mundwinkel 
herabgezogen,  so  geschieht  es  links  mehr  als  rechts,  und  das  linke  Platysma 
bleibt  unbeweglich,  während  das  rechte  sich  gut  kontrahiert. 

Elektrisch  ist  der  linke  Facialis  etwas  erregbarer  als  das  rechte  bis 
auf  das  Platysma,  das  ganz  unerregbar  für  den  faradischen  und  galvanischen 
Strom.  Der  linke  Depressor  anguli  oris  zeigt  leichte  faradische  und  gal- 
vanische Herabsetzung  gegen  rechts.  Es  dürfte  sich  um  eine  septische 
Neuritis  des  das  Platysma  innervierenden  Astes  handeln,  der  dem  N.  facialis 
angehören  soll.  Gegen  die  Annahme,  daß  das  Platysma  von  einem  anasto- 
mosierenden  Ast  des  oberen  Cervikalplexus  versorgt  wurde,  spricht  in  dem 
Falle,  daß  der  Plexus  cervicalis  völlig  frei  von  Lähmungserscheinungen  war, 
trotz  der  langen  Dauer  der  Platysma-Lähmung.  (Bendix,) 

In  den  von  Fleischer  (70)  beobachteten  Falle  wurde  der  Bulbus 
beim  Lidschluß  nicht  dem  Bellschen  Phänomen  entsprechend  nach  oben, 
sondern  nach  unten  gedreht.  Der  Patient  hatte  durch  eine  Sprengladung 
das  rechte  Auge  verloren,  während  am  linken  intakten  Bulbus  der  obere 
Lidrand  defekt  war.  Nach  einer  plastischen  Operation  gelang  der  Lidschlnß, 
wenn  auch  unvollständig;  der  Bulbus  rollte  sich  hierbei  nach  oben  außen. 
Ln  Laufe  von  zwei  Monaten  war  das  Oberlid  am  inneren  Teil  narbig  ver- 
dickt, am  äußeren  hatten  sich  narbige  Wülste  der  granulierenden  Konjunktiva 
gebildet.  Jetzt  wurde  der  Bulbus  bei  leichtem  Lidschluß  nach  unten,  bei 
kräftigem  Schluß  nach  oben  gestellt.  Zwei  Jahre  später  trat  bei  jeglichem 
Lidscliluß,  bei  dem  außen  eine  Spalte  ofien  blieb,  eine  Drehung  des  Auges 
nach  unten  innen  ein;  die  Kornea  verschwand  ifast  ganz  unter  dem  sich 
nach  oben  schiebenden  Unterlid. 

Verf.  sieht  die  Bedeutung  dieser  Beobachtung,  bei  welcher  das  Bell- 
sche  Phänomen  sich  von  einer  Aufwärts-  in  eine  Abwärtsbewegung  des 
Bulbus  umwandelte,  darin,  daß  er  gegen  die  Annahme  einer  anatomischen 
Verbindung  zwischen  Okulomotorius  und  Facialis  und  für  die  Annahme 
eines  die  betreffenden  Muskeln  des  Okulomotorius  mit  dem  Orbicularis  zu 
koordinierter  Tätigkeit  bringenden  subkortikalen  Zentrums  spricht.  Andrer- 
seits erscheint  die  Beobachtung  als  eine  Stütze  der  Nageischen  Annahme, 
daß  die  Mitbewegung  beim  Bellschen  Phänomen  reflektorisch  ausgelöst 
wird,  indem  die  Kornea  hinter  den  Lidern  die  Stelle  des  geringsten  Druckes 
sucht.  Bei  der  Drehung  nach  oben  wäre  der  Bulbus  in  eine  sehr  ungünstige 
Lage  geraten;  die  von  ihm  eingenommene  Stellung  (unten)  entsprach  der- 
jenigen, wo  die  Kornea  am  wenigsten  gedrückt  wurde. 

Innerhalb  der  letzten  14  Jahre  sind  nach  Sossinka  (214)  in  der 
Mendelschen  Poliklinik  zu  Berlin  300  Fälle  von  peripherischer  Gesichts- 
nervenlähmung beobachtet  worden.    Rücksicht  genommen  ist  in  der  Arbeit 


Krankheiten  der  peripherischen  Nerven .  f)37 

nnr  auf  diejenigen  Fälle,  deren  peripherische  Natur  zweifellos  war.  Das 
Maximum  der  Erkrankung  fand  sieh  zwischen  dem  41.  und  50.  Lebensjahr. 
Es  waren  128  männliche  und  172  weibliche  Individuen,  also  in  Überein- 
stimmung mit  den  Angaben  des  Referenten  und  Philips  42,67";^  bei 
Männern  und  57,33  %  b^i  Frauen. 

Ein  besonderer  Unterschied  hinsichtlich  des  Befallenwerdens  der  rechten 
oder  Unken  Seite  wurde  nicht  gefunden  und  sowohl  bei  Männern  wie  bei 
Frauen  war  die  rechte  resp.  die  linke  Gesichtshälfte  nahezu  gleichmäßig 
erkrankt.  Bemerkenswert  wäre  noch  die  Tatsache,  daß  in  etwa  10  **/„  der 
Fälle  subjektive  resp.  objektive  Geschmacksstörungen  nachzuweisen  waren; 
in  Tier  Fällen  bestand  Hyperacusis.  Auf  den  Schiefstand  der  Uvula  in 
10  Fällen  legt  Verf.,  den  neueren  Anschauungen  folgend,  kein  besonderes 
Gewicht;  in  vier  Fällen  wird  von  einem  Lähmungszustand  des  Gaumen- 
segels gesprochen;  nähere  Angaben  hierüber  fehlen  aber.  In  71  ^/^^  der 
Fälle  wurde  nur  eine  reine  Gesichtslähmung  festgestellt:  wohl  in  reichlich 
Dreiviertel  aller  Fälle  ist  hiernach  der  Erkrankungsherd  unterhalb  des  Ab- 
gangs der  Chorda  tymp.  zu  suchen.  Dreimal  fand  sich  eine  Abweichung 
der  Zunge  nach  der  gelähmten  Seite  hin.  Ob  es  so  bekannt  ist.  wie  Verf. 
meint,  daß  bei  Facialisparese  eine  Verminderung  der  Tränensekretion  statt- 
hat, ist  nach  Ref.  doch  noch  zu  bezweifeln. 

Unter  den  300  Fällen  kamen  bei  10,  also  in  3°/„,  Rezidive  vor.  In 
der  Besprechung  der  Frage  über  das  Wesen  der  Schädlichkeit,  die  eine 
Gesichtslähmung  hervorruft,  kommt  Verf.  nicht  zu  einer  ganz  befriedigenden 
Antwort, 

Unter  dem  Wort  „Paralysies  k  bascule"  versteht  Petit  (173)  solche 
Facialislähmungen,  welche  wiederkehrend  nicht  dieselbe,  sondern  die  l)eim 
ersten  Male  frei  gebliebene  Seite  des  Gesichts  befallen. 

Die  Arbeit,  welche  speziell  einen  Fall  von  Thiroloix  und  11  Beob- 
achtungen von  Hu  et  verwertet,  ist  nach  verschiedenen  Gesichtspunkten 
bemerkenswert  imd  zeichnet  sich  auch  dadurch  aus,  daß  die  Arbeiten 
deutscher  Autoren  ausgiebig  benutzt  worden  sind.  Wir  geben  hier  von  den 
ziemlich   ausgedehnten   Schlußfolgerungen    des  Verf.  die  wichtigsten   wieder. 

Die  wiederholt  auftretenden  Gesichtslähmungen  bilden  von  den  peri- 
pherischen Facialislähmungen  etwa  6^^.  Man  hat  nach  Verf.  eigentliche 
rezidivierende,  dieselbe  Seite  betreffende  und  abwechselnd  die  eine  oder 
andere  Seite  befallende  Paralysen  (k  bascule)  zu  unterscheiden.  Eine  Vor- 
liebe in  Betreff  der  Lokalisation  besteht  für  die  Rezidive  nicht.  ZwischcMi 
der  ersten  und  der  ersten  sich  wiederholenden  Lähmung  verfließen  selten 
mehr  als  zwei  Jahre;  doch  kann  das  Litervall  sowohl  länger,  als  auch  kürz(*r 
sein.  Zweite,  dritte,  vierte  Rezidive  sind  sehr  selten.  Kommt  das  erste 
noch  während  des  Bestehens  der  ersten  Lähmung,  so  kann  das  Bild  einer 
Diplegia  facialis  resultieren.  Vor  einem  Jahre  tritt  ein  zweites  Rezidiv 
nicht  ein.  Zweite,  dritte,  vierte  Rezidive  treten  umso  seltener  ein,  als  das 
erste  Rezidiv  der  Zeit  nach  von  der  ersten  Lähmung  entfernt  war.  —  Erste 
und  zweite  Rezidive  kommen  bei  beiden  Geschlechtern  in  gleichem  Prozent- 
satz vor:  bevorzugt  ist  das  Alter  zwischen  10  und  50  Jahren;  relativ  häufig 
finden  sich  Rezidive  auch  im  Kindesalter.  Vorangehende  Schmerzen  be- 
stehen in  etwa  50  7.»  ^^^  rezidivierenden  Lähmungen,  haben  aber  mit  der 
Dauer  oder  Schwere  der  Lähmungen  nichts  zu  tun.  —  In  65  "/^  der  Schaukel- 
lähmungen treten  Kontrakturen  ein,  die  event.  beiderseitig  entstehen  kiinnen. 
Die  Rezidive  können  elektrodiagnostisch  schwer  oder  leicht  sein;  für  die 
Schaukellähmungen  besteht  hierin  kaum  eine  Regel,  vielleicht  aber,  wie 
auch  Ref.  (Zbl.  1899  S.  477)  gefunden,  für  die  eigentlichen  Rezidive.     Den 


538  Krankheiten  der  peripherischen  Nerven. 

Ausdruck  „Paralysis  a  frigore"  verwirft  Verf.  durchaus;  Erkältung  ist  nur 
eine  Gelegenheitsursache,  ebenso  die  hereditäre  Prädisposition.  Die 
Philip  sehe  Hypothese  einer  Verengerung  des  Foramen  stylomast  verwirft  P. 
Nach  ihm  ist  die  Gesichtslähmung  eine  auf  infektiöser  oder  toxischer  Basis 
beruhende  Erkrankung.  Die  Rezidive  werden  hinreichend  erklärt,  wenn 
man  eine  persistierende  Ursache  oder  verschiedene  unter  verschiedenen  En- 
Aussen  sich  ausbildende  Ursachen  annimmt;  deren  Wirkungen  häufen  sich 
und  erklären  das  Auftreten  von  Rezidiven  hinreichend,  ohno  daß  man  nötig 
hat,  die  Frage  der  Immunität  aufzuwerfen,  die  ja  bei  Infektionskrankheiten 
möglich  ist,  aber  doch  nicht  konstant  beobachtet  wird. 

2.   Lähmungen    der   Nn.    Trigeminus,    Glossopharyngeus,    Vagns, 
Accessorius,  Hypoglossus. 

Rethi  (188)  polemisiert  gegen  Mann,  der  behauptet,  daß  der  m.  levator 
palati  mollis  vom  N.  facialis  innerviert  werde.  R.  kommt  nach  seinen  Er- 
fahrungen zu  dem  Schluß:  Nur  dann,  wenn  ein  Obduktionsbefund  unzwei- 
deutig dartun  wird,  daß  auch  der  Facialis  den  Levator  innerviert  oder  der 
Zufall  etwa  eine  der  Nuhnschen  entgegengesetzte  Beobachtung  ergeben 
würde,  d.  h.  daß  auch  Reizung  des  Facialis  Hebung  des  Velum  ergibt,  wäre 
nebeu  dem  Vagus  in  Ausnahmefällen  auch  an  eine  Beteiligung  des  Facialis 
an  der  motorischen  Innervation  des  Gaumens  zu  denken.  Solange  solche 
nicht  vorliegen,  muß  an  der  alleinigen  motorischen  Versorgung  des  Leiator 
veli  palat.  durch  den  N.  vagus  festgehalten  werden. 

Den  seltenen  Fällen  von  Paralyse  der  Erweiterer  der  Stimmritze  im 
Kindesalter  fügt  Hussy  (107)  einen  neuen  Fall  hinzu.  Die  Obduktion  be- 
stätigte zwar  die  Diagnose,  gestattete  aber  nicht,  Klarheit  über  die  Ätiologie 
des  interessanten  Falles  zu  gewinnen. 

Eine  an  Insuffizienz  und  Stenose  der  Mitralklappe  leidende  30  jährige 
Patientin  Frischaner's  (78)  zeigte  bei  starker  Heiserkeit  eine  vollständige 
Lähmung  des  linken  Stimmbandes.  Das  ganze  Herz,  besonders  der  linke 
Vorhof  war  dilatiert,  der  linke  N.  recurrens  durch  den  erweiterten  linken 
Vorhof  zusammengedrückt.  Der  sehr  stark  erweiterte  linke  Vorhof  hatte 
nicht  direkt,  sondern  indirekt  durch  Vermittlung  der  von  dem  linken  Vorhof 
und  den  erweiterten  Pulmonalvenen  in  die  Höhe  und  nach  vom  gehobenen 
arteria  pulmon.  den  N.  recurrens  sin.  an  den  Aortenbogen  angedrückt,  zur 
Degeneration  seiner  Fasern  gebracht  und  dadurch  das  linksseitige  Stimmband 
gelähmt. 

Die  bisher  bei  Mitralstenose  und  Rekurrenzlähmung  erhobenen  patho- 
logisch-anatomischen Befunde  haben  ergeben,  daß  hierbei  als  Entstehungs- 
ursache für  die  Rekurrenzlähmung  drei  Möglichkeiten  in  Betracht  kommen, 
nämlich:  1.  durch  den  erweiterten  linken  Vorhof  direkt;  2.  den  erweiterten 
Hnken  Vorhof  indirekt  durch  Vermittlung  der  Arteria  pulmonalis;  3.  das 
Ligamentum  Botalli. 

Ein  56  jähriger  Patient  Rosenberg's  (191)  wurde  wegen  Zungen- 
Carcinoms  mehrfach  operiert  und  auch  intrabukkal  mit  Röntgenstrahlen  be- 
handelt. Es  stellte  sich  ziemlich  plötzlich  eine  doppelseitige  Postikuslähmung 
ein,  die  eine  Tracheotomie  nötig  machte.  Allmähliche  Heilung.  Verf.  ver- 
mutet die  Ursache  der  Kehlkopfmuskellähmung  in  der  Behandlung  des 
Kranken  mit  Röntgenstrahlen:  er  mußte  eine  kleine  Röhre  in  den  Mund 
nehmen. 

Bei  einem  38  jährigen  Phthisiker  Patienten  Ohm's  (165),  trat  ein 
rechtsseitiger  Pneumothorax  auf  und  wenige  Tage  darauf  eine  Lähmung  des 


Krankheiten  der  peripherischen  Nerven.  639 

Küken  Sümmbandes,  das  völlig  bewegungslos  in  Medianstellung  mit  leicht 
exkayiertem  Bande  stand  bei  übrigens  vollkommen  normalen  Verhältnissen 
im  übrigen  Kehlkopf;  die  operative  Entleerung  der  rechten  Pleurahöhle 
nach  Bülau  führte  relativ  schnell  zur  Entfaltung  der  Lunge  und  zur  £ück- 
bildung  der  Verdrängung  des  Herzens.  Wenige  Tage  danach  ließen  sich 
wieder  Bewegungen  des  linken  Stimmbandes  nachweisen  und  allmähliche 
Bäckbildung  der  Lähmung  bis  fast  zur  Norm;  dann  starb  der  Patient  an 
seiner  Tuberkulose.  Die  Autopsie  widerlegte  nicht  die  intra  vitam  gestellte 
Diagnose,  wonach  durch  die  starke  Verdrängung  des  Herzens  und  des 
Aortenbogens,  um  den  sich  ja  der  linke  Nervus  recurrens  herumschlingt, 
eine  dauernde  Zerrung  der  Nerven  veranlaßt  wurde. 

Eine  29  jähr.  Dame  bekam  sechs  Wochen  nach  operativer  Entfernung 
einer  kleinen  Struma  Atembeschwerden  (Dyspnoe),  welche  wie  Cartaz  (39) 
nachwies,  von  einer  beiderseitigen  Stimmbandlähmung  herrühite.  Das  larjngo- 
logische  Bild  entsprach  einer  Paralyse  der  Crico-arythenoidei  postici,  welche 
C.  auf  Narbenkompression  der  Nervi  recurrentes  im  Gefolge  der  Struma- 
exstirpation  deutet,  (Bmdix.) 

Franke  (73)  publiziert  einen  Fall  von  Vagusarrhythmie  des  Herzens 
hn  Anschluß  an  akute  Perikarditis.  Wahrscheinlich  hatte  der  entzündliche 
Zustand  des  Perikards  einen  Reiz  auf  reflektorischem  Wege  auf  den  Herz- 
fagus  ausgeübt.  (Bendix.) 

Bei  dem  36  jährigen  Patienten  Frey 's  (76)  entwickelte  sich  in  kurzer 
Zeit  Lähmung  des  rechten  Okulomotorius  und  Hypoglossus,  des  linken 
Pacialis,  Akustikus,  Abduzens  und  Okulomotorius;  gesteigerte  Reflexe;  im 
übrigen  normaler  Befund,  tuberkulöse  Affektion  der  Lungen  und  Stimm- 
bänder. F.  supponiert  multipe  Miliartuberkeln  in  den  betreffenden  Nerven- 
kernen. (Hudoveimig,) 

B)  Lähmungen  im  Bereiche  des  Halssympathikus  und 
der  Dorsalnerven. 

Mendel  (144)  beobachtete  bei  einer  an  Mitralinsuffizienz  leidenden 
53jährigen  Frau  eine  linksseitige  Lähmung  des  Halssympathikus.  Als  Ursache 
derselben  war  ein  knochenharter  Körper  in  der  linken  Hälfte  der  vergrößerten 
Schilddrüse  anzusehen.  (Ossifizierte  Struma.)  Kekurrenz  verschont.  Die 
okalopopUläreu  Symptome  (Miosis,  Lidspalteneuge,  Zurücksinken  des  Bulbus) 
entsprechen  den  im  Tierexperiment  gemachten  Erfahrungen.  In  der  Ruhe 
war  die  linke  Gesichtshälfte  röter  und  wärmer  als  die  rechte;  das  Verhältnis 
änderte  sieh  aber,  wenn  die  Patientin  sich  anstrengte.  Dann  schwitzte  nur 
die  rechte  Hälfte  des  Gesichts  und  war  wärmer,  als  die  linke ;  dasselbe  war 
nach  Injektion  von  Pilocarpin  der  Fall.  Im  vorliegenden  Fall  erweiterte 
Atropin  die  linke  Pupille  nicht  ganz  so,  wie  die  rechte;  es  spricht  dies  für 
die  Ansicht,  daß  neben  der  Lähmung  des  Okulomotorius  durch  Atropin 
noch  eine  Beizung  der  Endzweige  des  Sympathikus  im  M.  dilatator  statt 
hat  Zu  bemerken  wäre  noch  die  deutliche  Flachheit  der  linken  Gesichts- 
halfte  gegenüber  der  rechten  und  die  geringere  Pigmentierung  der  linken 
Iris  g^enüber  der  rechten. 

Da  durch  die  Erkrankung  des  Sympathikus  die  eine  Rötung  und 
Erwärmung  der  betreffenden  Gesichtshälfte  hervorrufenden  Reize  nicht 
wirksam  werden  konnten,  blieben  diese  Folgeerscheinungen  bei  Erregungen 
nnd  körperlichen  Anstrengungen  auf  der  kranken  Seite  aus. 

Minkowski  (151)  beschreibt  2  Fälle  von  chronischen  Lähmungen, 
die  sich  auf  einselne  Bauchmuskeln  beschränkten  und  durch  eine  peripherische 


^40  Krankheiten  der  peripherischen  Nerven. 

Neuritis  bedingt  waren.  In  dem  1.  Falle  lagen  der  Neuritis  Diabetes  und 
chronischer  Alkoholismus  zu  Grunde,  in  dem  2.  Falle  entwickelte  sich  die 
Nervenaflfektion  im  Anschluß  an  eine  Infektionskrankheit.  Bemerkenswert 
war  in  diesem  2.  Falle  die  Kombination  eines  Hei-pes  zoster  mit  motorischen 
Lähmungen  und  zwar  im  Gebiete  des  N.  ileohypogastricus  und  ileoinguinalis. 
Die  neuritische  Bauchmuskellähmung  kann  leicht  übersehen  werden;  sie 
kennzeichnet  sich  durch  zirkumskripte  Vorwölbung  oder  hernienartige  Vor- 
stülpung der  Bauchdecken,  die  beim  Husten  und  Pressen  zunimmt,  durch 
Schlaffheit,  Atrophie,  Änderung  der  elektrischen  und  mechanischen  Erregbar- 
keit bestimmter  Bauchmuskeln,  Verhalten  der  Reflexe,  der  Sensibilität  und 
eigenartige  Lokalisation  der  Schmerzen. 

Earczewski  (113)  berichtet  über  einen  Fall  von  traumatischer  Ver- 
letzung des  Halssympathikus.  Die  28jährige  schwangere  Frau  erhielt  einen 
Schuß  in  den  Rücken,  fiel  auf  den  Boden,  verlor  aber  das  Bewußtsein  nicht. 
Am  folgenden  Tag  klagte  Patientin  über  Dyspnoe.  Am  3.  Tage  Geburt 
eines  toten  Kindes.  Seitdem  Fieber.  Ihre  Stimme  ist  heiser.  Die  linke 
Lidspalte  verengt  (Ptosis  des  oberen  Lides).  Die  linke  Pupille  ebenfalls 
enger  als  die  rechte;  reagiert  gut;  Lähmung  des  linken  Stimmbandes.  Die 
Eintrittstelle  der  Kugel  liegt  am  Rücken  3  cm  oberhalb  des  inneren  Ab- 
schnittes der  crista  scapulae.  Der  Austritt  der  Kugel  entspricht  vorn  dem 
linken  sterno-clavicular  Gelenk..  Diese  Erscheinungen  (^"erengung  der  linken 
Lidspalte,  der  linken  Pupille  und  der  linken  Chorda  vocalis)  sind  der  Ver- 
letzung des  unteren  Plexus  des  Halssympathikus  zuzuschreiben. 

(Edward  JRatau.) 

C.  Lähmungen  der  Nerven  der  oberen  Extremitäten. 

Die  3  Autoren  Clark,  Taylor  und  Prout  (43)  haben  sich  zusammeu- 
getan,  um  eine  höchst  eingehende  Studie  über  die  sogenannten  Gebnrts- 
lähnmngen  der  Kinder  zu  geben.  Indem  wir  den  interessierten  Leser  auf 
das  Original  verweisen,  geben  wir  hier  nur  die  Schlußfolgerungen  der  drei 
Autoren  nach  ihren  klinischen,  pathologisch-anatomischen  und  operativen 
Studien  wieder. 

1.  Die  Ursache  der  Lähmung  ist  Dehnung  der  Nervenstämme:  erst 
zerreißen  die  Nervenscheiden,  sodann  die  Nervenfasern.  Der  Geburtshelfer 
darf    bei  der  Entbindung   den  Nacken    des  Kindes   nicht  zu  stark   strecken. 

2.  Die  Dauer  der  Lähmung  erklärt  sich  durch  die  bei  der  Zerreißung 
auftretende  Blutung  in  die  Nervenscheideii  und  die  blutige  Infiltration  der 
benachbarten  Gewebe.  Die  konsekutiven  Bindegewebsnarben  strangulieren 
das  Nervengewebe  und  hindern  die  Vereinigung  der  getrennten  Fasern. 

3.  Das  geschädigte  Gewebe  muß  entfernt  und  Nervennaht  angele;?t 
werden,  sobald  klar  geworden,  daß  spontane  Wiedervereinigung  nicht  ein- 
getreten. Weiter  ist  dann  die  Behandlung  die  auch  bei  anderen  Läsionen 
peripherischer  Nerven  anzuwendende.  Eine  derartige  Behandlung  muß 
solange  fortgesetzt  werden,  bis  entweder  spontane  Heilung  eintritt  oder  bis 
operiert  wird.  Auch  nach  der  Operation  soll  die  Behandlung  fortgesetzt 
werden.     Vor  Ablauf  eines  Jahres  raten  Verfasser  nicht  zu  operieren. 

In  den  in  der  Arbeit  mitgeteilten  Fällen  war  die  Zeit  noch  eine  zu 
kurze,  als  daß  über  definitive  Resultate  berichtet  werden  könnte.  Immerhin 
war  in  2  Fällen  nach  18  Monaten  eine  sehr  wohltätige  Wirkung  des 
operativen  Eingriffes   deutlich  wahrzunehmen. 

Unter  den  Beobachtungen  von  Shirres  (207)  interessiert  zunächst 
eine  durch  Krückendruck  bedingte  Radialislähmung   mit  Ergriffensein    auch 


Krankheiten  der  peripherischen  Nerven.  (J41^ 

des  M.  triceps.     In  einem  2.  Fall  wurde  ein  Mann   im  epileptischen  Anfall 
überfahren  und  bekam  so  eine  ßadialislähmung. 

Es  folgen  sodann  einige  Fälle  von  Gebnrtslähmungen  bei  Kindern. 
Von  den  peripherische  Lähmungen  betreffenden  Beobachtungen  Bern- 
hardts (21)   sind  (abgesehen  von  den   mit  Reizung  durch  Kondensatoren- 
entladuQgen  erhaltenen  Resultaten)  vielleicht  folgende  2  Beobachtungen  auch 
von  Interesse  für  die  Pathologie  peripherischer  Lähmungen. 

Bemerkenswert  erscheint  ein  Fall  partieller  Radialislähmung, 
der  sich  unter  Auftreten  heftigster  Schmerzen  bei  einem  32  Jahre  alten 
Manne  entwickelt  hatte.  Es  hatte  Furunkulose  auf  der  Rückseite  des  linken 
Unterarms,  an  der  Grenze  des  oberen  zum  mittleren  Drittel.  Schwer  be- 
fallen erwiesen  sich  der  M.  ext.  carpi  uln.,  der  ext.  digit.  commun.  und  die 
langen  Daumenmuskeln  (EaR.). 

Eine  derartige,  durch  Furunkulose  bedingte  Lähmung  im  Radialisgel>iet 
ist  bisher  noch  nicht  beschrieben  worden.  Möglicherweise  kam  die  Paralyse 
zn  Stande  durch  die  entzündliche  Durchtränkung  der  Muskeln  resp.  der 
Nenrenäste  oder  durch  die  Fortsetzung  der  Entzündung  der  Haut-  und 
Unterhautgebilde  auf  die  Nerven;  ob  nur  das  entzündliche  (3dem  oder  der 
Gebalt  der  ödematösen  Flüssigkeit  an  infektiösem  Material  diese  neuritische 
Affektion  bedingt  hat,  bleibt  dahingestellt. 

Der  2.  bemerkenswerte  Fall  betrifft  eine  schwere  Medianusver- 
letzung oberhalb  des  Handgelenks  mit  erheblichen  Störungen  der  Sensi- 
bilität im  Bereich  dieses  Nerven  und  mit  folgender  Entartungsreaktion  der 
Daumenballenmuskeln.  Wichtig  war  in  diesem  (wie  in  anderen  vom  Verf. 
beschriebenen  ähnlichen  Fällen)  die  Tatsache,  daß  trotz  ausgesprochener 
Entartungsreaktion  der  Thenarmuskeln  diese  ihre  aktive  Motilität  durchaus 
nicht  verloren  hatten. 

Aus  der  fleißigen  Arbeit  Pessler's  (69)  heben  wir  zunächst  die 
Bemerkung  hervor,  daß  die  Integrität  der  radialen  Sensibilität  dann  am 
häutigsten  beobachtet  wird,  wenn  der  Bruch  (mit  der  Verletzung  des  Nerven) 
in  der  Mitte  oder  im  unteren  Drittel  des  Oberarms  liegt.  Liegt  der  Bruch 
oberhalb  der  Knochenmitte,  und  ist  ausgiebige  Dislokation  vorhanden,  so 
kann  man  das  Vorhandensein  des  Punctum  raaximum  der  Anästhesie  zwischen 
OS  metacarpi  prim.  und  os.  metacarpi  sec.  (L6tievant)  differential-diagnostisch 
für  vollkommene  Nervenzerreißung  verwerten.  Sehr  wichtig  ist  die  durch 
eigne  Beobachtungen  und  aus  den  Nachweisen  der  Literatur  gestüzte  Be- 
hauptung, daß  die  nicht  sofort  mit  der  Fraktur  einsetzende,  sondeni  sich 
erst  später  einstellende,  als  sekundär  bezeichnete  Lähmung  sich  durch  eine 
allmählich  oder  rasch  einsetzende  und  dann  fortdauernde  tberdehnung 
di^8  Nerven  über  die  mehr  oder  weniger  dislozierten  Knochenstücke  ent- 
inckelt,  F.  unterscheidet  nach  seinen  Studien  3  Foimen  der  Radialislähmung 
bei  Hnmerusfrakturen :  L  Primäre,  sofort  eintretende  Lähmung  durch 
Quetschung,  Zertrümmerung  oder  Aufspießen  des  Nerven  an  den  Fragmenten. 
2.  Nach  Wochen  oder  Monaten  eintretende  Paralyse  (sekundäre  Form)  bei 
Fistelbildung,  Nekrose,  Callusbildung,  auch  nach  abgelaufener  Fraktur  bei 
Pseudarthrosen.  3.  Endlich  eine  Übergangsform  zwischen  2.  und  8.,  eine 
während  der  Bruchheilung  in  ihren  Anfängen  schon  bei  der  Frakturierung 
begrändete.  aber  erst  in  den  nächsten  Stunden  oder  Tagen  mit  zunehmender 
Dehnung  des  Nerven  zunehmende  Form.  Den  Schluß  der  Arbeit  geben  wir 
mit  des  Verfassers  eignen  Worten  wieder:  Bei  Brüchen  im  chinirgischen 
Hals  des  Humerus,  auch  bei  Luxationen,  kann  der  Nerv  durch  den  nach 
innen  und  oben  dislozierten  Oberarmschaft  gedehnt  und  gedrückt  werden. 
Bei  Brüchen  oberhalb  des  Ansatzes  des  Deltoides  kann  sich  ein  nach  hinten 

Jahresbericht  f.  Nearologie  und  Psychiatrie  1905.  41 


542  Krankheiten  der  peripherischen  Nerven. 

und  innen  vorspringender  Knochenwinkei  der  Bruchenden  bilden;  hier  wird 
der  Nerv  hauptsächlich  über  das  nach  innen  abweichende  obere  Fragment 
gedehnt.  Bei  Brüchen  im  mittleren  Drittel  des  Knochens  wird  das  durch 
den  Triceps  nach  hinten  oben  verschobene  untere.  Fragment  dem  Nerven 
am  nächsten  kommen;  hierher  gehören  die  meisten  der  Badialisyerletzuogea 
in  ganz  typischer  Weise.  Bei  Brüchen  im  unteren  Drittel  drückt  am  ehesten 
das  nach  oben  und  außen  dislozierte  untere  Fragment  gegen  den  Nerven. 
Bei  Brüchen  dicht  oberhalb  des  Ellenbogengeleuks  kommt  am  äußeren 
unteren  Ende  des  Nerven  spiralganges  das  obere  nach  außen  unten  und  vom 
aufgeklappte  Brnchende  am  häufigsten  dem  Radialnerven  zu  nahe. 

Im  Falle  Uchida's  (227)  handelt  es  sich  um  einen  23  jährigen  Mann,  der 
nach  Exzessen  in  potu  eine  rechtsseitige  Neuritis  der  unteren  Wurzelgebiete 
des  rechten  PI  brachialis  acquirierte  mit  den  für  die  sogenannt«  Klumpkesche 
Lähmung  charakteristischen  Symptomen. 

Bei  einem  40jährigen  Musiker  war  ganz  allmählich  eine  Lähmung  der 
Strecker  der  drei  letzten  Finger  der  rechten  Hand  eingetreten.  Alle  anderen 
Muskeln,  auch  der  m.  supin.  longus,  waren  frei.  An  der  Rückseite  des 
Unterarms,  an  der  Grenze  des  oberen  und  mittleren  Drittels,  am  äußeren 
Rande  des  Gliedes  befindet  sich  ein  auf  Druck  sehr  schmerzhafter  Punkt 
Der  M.  extensor  communis  und  digiti  propr.  zeigen  Entartungsreakäon. 
Onillain  und  Conrtellemont  (89)  denken  als  ätiologisches  Moment  an 
eine  Läsion  des  tiefen  Astes  des  N.  radialis,  hervorgerufen  durch  die  während 
des  Berufs  des  Kranken  stundenlang  ausgeführten  Pro-  und  Supinations- 
bewegungen  der  rechten  Hand.  Der  Kapellmeister  hatte  die  Gewohnheit, 
den  Taktstock  mit  seinen  beiden  letzten,  gebeugt,  gehaltenen  rechten  Fingern 
festzuhalten;  so  w^urden  die  entsprechenden  Streckmuskeln  abnorm  gedehnt 
und  ermüdet.  Verff.  vergleichen  diese  Lähmung  mit  der  sogenannten 
Trommlerlähmung  (siehe  das  Original).  Sie  rieten  dem  Kranken,  seinen 
Beruf  als  Kapellmeister  aufzugeben,  da  bei  dem  langen  Bestand  des  Leidens 
jede  Behandlung  tatsächlich  nutzlos  gewesen  sei  und  bleiben  werde. 

Joachimsthal  und  Cassirer  (Hl)  berichten  zunächst  von  einer 
jetzt  10  jährigen  Patientin,  bei  der  sofort  nach  der  Geburt  eine  tiefe  Schuur- 
furche  an  der  Grenze  des  mittleren  und  unteren  linken  Unterschenkel- 
drittels, daneben  ein  Klumpfuß  auf  derselben  Seite  festgestellt  wurde. 

Durch  Tenotomien  und  redressierende  Verbände  gelang  die  Gerade- 
stellung des  Fußes  (es  resultierte  ein  leichter  Plattfuß);  Patientin  kann  am 
Turnunterricht  teilnehmen. 

In  einem  zweiten,  ein  13  jähriges  Mädchen  betreffenden  Fall  bestand 
neben  einem  ausgeprägten  rechtsseitigen  Klumpfuß  eine  Schnürfurche  an 
der  Grenze  des  mittleren  und  unteren  rechten  Unterschenkeldrittels,  weiterhin 
eine  solche  im  Bereiche  des  ersten  rechten  Zeigefingergliedes  und  endlich 
eine  tiefe  Schnürfurche  an  der  Grenze  des  mittleren  und  unteren  Ober- 
armdrittels. Nach  einer  Tenotomie  der  Achillessehne  und  zwei  redressierenden 
Verbänden  trat  Wiederherstellung  ein ;  Patient  kann  radeln  und  Schlittschuh 
laufen.  In  diesem  Falle  beschreibt  Cassirer  die  durch  die  amniotische 
Schnürfurche  bewirkte  Lähmung  des  Radialisgebietes,  von  der  nur  der  M. 
triceps  frei  war.  Zugleich  bestand  eine  Lähmung  des  Handastes  des  N.  ulnaris 
derselben  Seite.  Die  elektrische  Erregbarkeit  der  gelähmten  Muskeln  war 
verschwunden;  während  im  Radialisgebiet  Sensibilitätsstörungen •  fehlten,  be- 
stand im  Gebiet  des  Ulnaris  an  der  Hand  eine  deutliche  Hypästhesie  resp. 
Hypalgesie.  Verf.  zweifelt  nicht  an  der  Entstehung  der  Radialislähmiiog 
durch  die  amniotische  Schnürfurche;  vielleicht  war  durch  sie  auch  der  N. 
ulnaris  im  Sulcus  bicipitalis  internus  geschädigt.    Möglich  wäre  es  aber  auch. 


Krankheiten  der  peripherischen  Nerven.  643 

daß  durch  die  extreme  Beugestellung  der  Hand  ein  dauernder  Druck  auf 
den  X.  ulnaris  am  Handgelenk  ausgeübt  wurde  (vgl.  den  interessanten  Fall 
TOD  Fr.  Spieler,  Jahresber.  1903  S.  674). 

Der  erste  Fall  Bemhardt's  (23)  betrifft  eine  Tabeskrauke,  die  eine 
isolierte  Lähmung  des  rechten  N.  suprascapularis  mit  Atrophie  der 
Mm.  supra-  und  infraspinatus  aufwies.  Von  den  wenigen  bisher  bekannten 
(etwa  16)  Fällen  ist  noch  keiner  bis  dahin  bei  Tabes  beobachtet  worden. 
Det  zweite  Fall  betrifft  eine  doppelseitige  traumatische  Lähmung  der 
Mm.  rhomboidei,  Serrat.  ant.  maj.  und  der  unteren  Abschnitte  der 
Trapezii;  rechts  war  die  Paralyse  ausgeprägter,  als  links.  Die  Affektion 
bestand  seit  25  Jahren.  Drittens  wird  eine  linksseitige  Ulnarislähmung 
und  linksseitige  isolierte  Lähmung  des  M.  ext.  hallucis  long,  nach  Typhus 
beschrieben.  Das  isolierte  Befallensein  dieses  Muskels  bei  toxischen  oder 
infektiösen  Affektionen  des  N.  peroneus  ist  ungemein  selten. 

Bernliardt  (22)  beschreibt  hier  eine  isolierte  Lähmung  des  Nervus 
mnsculocutaneus  infektiösen  resp.  gonorrhoischen  Ursprungs;  dieselbe  sezte 
im  Verlauf  einer  Gonorrhoe  mit  Bubo  inguinalis  ein,  ging  mit  Atrophie, 
Lähmung  des  Biceps  usw.  einher  nnd  mit  denen  für  die  Affektion  des  N. 
perforans  charakteristischen  Sensibilitätsstörungen.  Die  rechten  Beugemuskeln 
waren  bei  diesem  Manne  (Kellner)  besonders  angestrengt,  und  so  ist  vielleicht 
die  Lokalisation  dieser  toxischen  Mononeuritis  zu  erklären.  Sonst  pflegen 
die  gonorrhoischen  Neuritiden  mehr  die  unteren  Extremitäten  zu  befallen, 
und  mitunter  von  Gelenkaffektionen  begleitet  zu  sein.  Die  Prognose  dürfte 
wohl  aber  nicht  unbedingt  ungünstig  sein.  Eigentliche  Eutartungsreaktion  lag 
nicht  vor. 

'  Drenkhahn  (60)  beschreibt  hier  einen  Fall  von  angeborener  Supinations- 
behinderang  der  Unterarme,  der  auf  einer  angeborenen  knöchernen  Ver- 
biodang  der  Diaphyse  der  Unterarme  und  dadurch  bedingter  Feststellung 
in  Pronationsstellung  beruhte.  Einen  ähnlichen  Fall  beschrieb  der  Verfasser 
bereits  im  XI.  Bande  der  oben  genannten  Zeitschrift.  Hier  fehlen  einige 
fühlbare  Vorsprünge  am  Radius,  die  möglicherweise  mit  an  der  Supinations- 
behioderung  beteiligt  waren. 

Eine  46jährige  Frau,  Patientin  Frischaner's  (77),  wurde  bei  nach 
links  gedrehtem  Kopf  am  Nacken  zwischen  Treppengeländer  und  Wäsche- 
ftofzug  eingeklemmt.  Nach  wieder  erlangtem  Bewußtsein  gelang  es,  bei  ihr 
folgende  krankhaften  Symptome  festzustellen:  Lähmung  des  rechten  Hals- 
srmpathikus  und  Hyperhidrosis  der  rechten  Gesichtshälfte.  Druck  anf  den 
rechten  Sympathikus  ist  schmerzhaft ;  dabei  erweitert  sich  die  rechte  Pupille. 
Weiter  bestand  eine  vollkommene  rechtsseitige  Rekurrenzlähmung  und  Para- 
lyse der  Erbschen  Muskelgruppe;  mitbeteiligt  waren  der  M.  supraspin., 
infraspin.  nnd  der  serratos  ant.  major.  Nur  mäßig  mitbeteiligt  waren  der 
Pectoralis,  der  Stemocl.  mast.  und  der  CucuUaris  in  seinem  oberen  Drittel. 
Ferner  bestand  Hypästhesie  im  Gebiet  des  N.  axillaris  und  musculocut: 
Druck  auf  den  Plexus  brachialis  in  der  Supraclaviculargrube  und  im  Sulcus 
bicipitalis  sowie  auf  die  gelähmte  Muskulatur  war  schmerzhaft.  Bei  tiefer 
Atmang  ist  die  respiratorische  Verschiebung  der  rechten  Zwerchfellhälfte 
gleich  Null.  Littensches  Phänomen  nicht  erkennbar.  Keine  Randgeräusche. 
Druck  auf  den  N.  phrenicus  schmerzhaft.  Interessant  ist  trotz  der  rechts- 
seitigen Sympathikusreizung  die  Rötung  des  Gesichtes,  die  für  eine  Lähmung 
spricht  Bei  der  Durchleuchtung  des  Thorax  mit  Röntgenstrahlen  wurde 
bei  tiefer  Atmung  eine  inspiratorische  Hebung  des  Zwerchfells  festgestellt, 
nnd  das  rechte  Lungenfeld  zeigte  sich  deutlich  dunkler,  als  das  linke. 
(Durch  die  Sympathikuslähmung,    die   sich   auch   auf  das  Gebiet  der  Rami 

41* 


544  Kraakheiten  der  peripherischen  Nerven. 

pulmonales  erstreckte,  \i^irde  die  rechte  Lunge  blutreicher.)  Die  Phrenicns- 
parese  erklärt  sich  nach  Naunyn  dadurch,  daß  dieser  Nerv  noch  vom 
6. — 7.  Cervikalnerven  Fasern  erhält.  Bei  der  Intaktheit  des  N.  accessorius 
und  trotzdem  bestehender  Parese  des  M.  sternocl.  erscheint  dem  Verfasser 
die  Ansicht  Schmidts  richtig,  daß  der  Sternocl  einmal  ausschließlich 
vom  N.  accessorius,  manchmal  aber  auch  ausschließlich  von  Zweigen  des 
Halsnervengeflechtes  versorgt  werden  kann. 

Marcus  (139)  teilt  zwei  Fälle  von  isolierter  Lähmung  der  muäculi 
rhomboidei  nach  Operationen  mit.  Es  handelt  sich  um  zwei  junge  Leute 
im  Alter  von  17  und  10  Jahren,  bei  denen  Drüsen  an  der  rechten  resp. 
linken  Halsseite  entfernt  worden  waren.  Im  Anschluß  an  die  Operation 
bildete  sich  ein  Herabsinken  der  Schulter  aus  und  eine  Beschränkung  der 
Seitwärtsbewegung  des  Armes.  Durch  die  oberflächliche  Lage  des  N.  dor- 
salis  scapulae  an  der  Stelle,  wo  er  auf  dem  scalenus  medius  und  levator 
angeli  oris  verläuft,  ist  er  bei  Operationen  am  Halse  leicht  Verletzungen 
ausgesetzt.  (Bendir,) 

PerWUSChin  (171)  berichtet  über  einen  Fall  von  infektiöser  Neuritis 
des  plexus  brachialis  bei  einem  42  jähr.  Mann,  der  unter  Fiebererscheinungen 
eine  Lähmung  des  Schulter-  und  Ellenbogengelenkes  bekam.  Es  bildete 
sich  eine  Atrophie  der  Hand-  und  Oberannmuskeln  aus,  ebenso  der  Schulter- 
muskeln. Anästhesie  an  der  linken  Hand,  Hypästhesie  am  Arm.  P.  ninsmt 
an,  daß  es  sich  um  eine  infektiöse  Wurzelcrkrankung  des  plexus  brachialis 
gehandelt  hat.  (Rendix) 

D.   Lähmungen  der  Nerven  der  unteren  Extremitäten. 

Hirschfeld  (100)  fand,  daß  bei  Peroneusparesen  der  Winkel  um 
welchen  die  Dorsalflexion  des  Fußes  stattfindet,  bei  gestrecktem  Beine  ein 
geringerer  ist,  als  wenn  man  das  Bein  im  Kniegelenk  beugt.  Es  kann  da 
zu  Unterschieden  von  30 — 40  Grad  kommen.  Die  Erscheinung  erklärt  sich 
dadurch,  daß  bei  gestrecktem  Bein  durch  die  Dorsalflexion  des  Fußes  die 
Wadenmuskulatur  stärker  gespannt  wird,  als  bei  im  Kniegelenk  gebeugtem 
Bein,  weil  im  letzteren  Falle  eine  Entspannung  der  Wadenmuskulatur  durch 
Näherung  der  Ansatzpunkte  eintritt.  Der  antagonistische  Widerstand,  cWr 
also  durch  den  normalen  Tonus  der  Wadenmusknlatur  am  Fuße  plantan^ärts 
ausgeübt  wird,  ist  bei  Beugung  des  Beins  im  Kniegelenk  ein  geringerer,  als 
bei  Streckung.  Man  lasse  also  bei  eintretender  Genesung  einen  Kranken 
die  Versuche  zu  einer  Hebung  der  Fußspitze  immer  erst  bei  gebeugtem 
Knie  beginnen.  Die  beschriebene  Erscheinung  wird,  abhängig  von  individuellen 
Verhältnissen,  hier  und  da  vermißt  werden;  so  sah  z.  ß.  Verf.  einmal  hei 
gleichzeitiger  Schwäche  der  vom  N.  tibialis  innervierten  Muskeln  die  Er- 
scheinung nur  wenig  ausgeprägt. 

Nach  einer  anstrengenden  Fußtour  konnte  ein  sonst  gesunder  SOjähriger 
Mann.  Patient  Determeyer^s  (58),  seine  Unterschenkel  nicht  mehr  strecken: 
der  Patellarreflex  fehlte;  Cremasterreflex  und  Sensibilität  normal.  Elektrische 
Untersuchung  war  zur  Zeit  nicht  ausführbar.  Rückkehr  des  Patellarreflexes 
nach  zwei  Tagen:  allmähliche  Besserung  auch  der  Lähmung  erst  links,  dann 
rechts.  Heilung  nach  14  Tagen.  Alle  anderen  dem  PL  cruralis  angehörigen 
Aste,  auch  di(*  sensiblen,  waren  von  der  Paralyse  verschont  geblieben. 

Nach  Mitteilung  eines  selbst  beobachteten  Falles  von  traumatischer 
Goburtslähmung  bei  einer  Frau  und  gestützt  auf  die  in  der  Literatur  vor- 
handenen Angaben  kommt  Herzog  (99)  zu  folgenden  Schlüssen.  Es  werden 
b(»i  der  traumatischen  Ge])urtslähmung   gerade   diejenigen  Muskeln,   nämlich 


Krankheiten  der  peripherischen  Nerven.  545 

die  m.  peronei,  am  meisten  yerschont,  welche  bei  gleichmäßiger  Schädigung 
des  ganzen  N.  peroneus  am  wenigsten  Widerstand  leisten.  Die  vorwiegende 
Beteiligung  des  Peroneus  bei  den  Geburtslähmungen  und  die  Verteilung  der 
Paralyse  in  seinem  Gebiete  hat  ihren  Grund  in  der  topographischen  Lage 
des  Nerven  im  Becken:  Es  sind  die  im  Truncus  lumbo-sacralis  verlaufenden 
Nervenfasern  unter  allen  Teilen  des  Plexus  lumbo-sacralis  die  am  meisten 
exponierten.  Es  verlaufen  hier  hauptsächlich  Fasern  für  die  Extensoren  des 
Unterschenkels  und  nur  teilweise  solche  für  die  Mm.  peronei.  Erstere  Muskeln 
erhalten  also  ihre  Nerven  aus  dem  Lumbaimark,  letztere  außer  aus  diesem 
noch  aas  dem  Sakralmark. 

Zwischen  der  Zangenoperation  und  der  traumatischen  Peroneuslähmung 
besteht  nach  Verf.  kein  kausaler  Zusammenhang;  die  häufiger  vorkommende 
Anwendung  der  Zange  bei  Geburten,  welche  zu  traumatischen  Lähmungen 
führen,  hat  ihren  Grund  ebenso  wie  die  Lähmungen  selbst  in  der  langen 
Dauer  der  betreffenden  Geburten.  Der  Verlauf  der  Lähmungen  ist  ein  lang- 
wieriger, ihre  Prognose  gerade  keine  gute. 

Götz  (87)  teilt  einen  Fall  von  Meralgia  paraesthetica  mit,  der  da- 
durch ausgezeichnet  ist,  daß  in  dem  erkrankten  Gebiet  bei  dem  35  Jahre 
alten  Landarzt  ein  Furunkel  auftrat,  der  lange  Zeit  keine  Neigung  zur 
Heilung  hatte  und  gar  nicht  schmerzhaft  war.  (Bendia;.) 

Raymond  und  Guillain  (182)  berichten  über  einen  Fall  von  aszen- 
dierender  Neuritis  im  (befolge  von  Blinddarmentzündung.  Ein  39  jähriger 
Mann  hatte  verschiedene  Anfälle  von  Perityphlitis  durchgemacht  und  war 
Dach  günstig  verlaufener  Operation,  wobei  nur  Adhäsionen,  aber  kein  Eiter 
gefunden  wurden,  an  Lähmungserscheinungen  der  Beine  erkrankt.  Totale 
Lähmung  der  rechten  unteren  Extremität,  Parese  des  linken  Beines,  Atrophie 
beider  Beine,  besonders  rechts.  Fehlen  der  Sehnenphänomene  rechts,  links 
sehr  schwache  Reflexe.  Parästhesien  und  Schmerzen  an  den  Beinen,  aber 
keine  objektiven  Sensibilitätsstöniugen.  EaR  an  den  Muskeln  des  rechten 
Beines,  links  nur  an  den  Muskeln  der  hinteren  Fläche  EaR,  die  Musku- 
latur der  Vorderfläche  zeigte  aber  Herabsetzung  der  faradischen  Erreg- 
barkeit. (Bendit,) 

Bei  dem  38  jährigen  Patienten  von  Rnssel  (1^7)  entwickelte  sich  im 
Anschluß  an  Malaria  eine  Neuritis  beider  Nn.  ischiadici  mit  stärkerer  Be- 
teiligung der  hnken  Seite.  Die  Patellarreflexe  fehlten,  Abmagerung  der 
Beine,  besonders  links.  (Bendix.) 

II.  Neuritis  —  Polyneuritis. 

Babinski  (5)  berichtet  über  einen  Fall  von  doppelseitiger  Extensort^n- 
lahmung  der  Hände  und  Finger,  die  sich  nach  Kolikanfällen  entwickelt  hatte. 
Der  Patient  hatte  sich  als  Ackerbauer  mit  künstlichen  Düngemitteln  viel 
abgegeben,  die  aus  Superphosphaten  bestehend,  Blei  und  Arsenik  enthalten. 
Verf.  vermutet  hierin  das  ätiologische  Moment  der  Krankheit.  Die  von  B. 
als  merkwürdig  hervorgehobene  elektrische  Reaktion  (prompte  Zuckung  der 
Beuger  und  nachfolgende  träge  der  gelähmten  Strecker  bei  Aufstützen  der 
Elektroden  auf  die  Streckseiten  der  Unterarme)  ist  eine  bekannte  Erscheinung 
und  beruht  auf  der  Degeneration  der  Nerven  in  den  entarteten  Muskeln  und 
deren  Intaktheit  bei  den  unversehrten  Beugern.     (Ref.) 

Bei  einem  Holzbildhauer,  Patient  MarcOTl's  (138),  trat  im  Anschluß 
an  eine  Appendicitis  eine  mit  Schmerzen  und  Lähmung  einhergehende  rechts- 
seitige neuritische  Lähmung  des  N.  ulnaris  ein.  Verf.  vergleicht  dieses  Vor- 
kommen mit  den  auch  bei  anderen  Infektionskrankheiten,  speziell  bei  Typhus, 


546  Krankheiten  der  peripherischen  Nerven. 

nunmehr  ziemlich  häufig  beobachteten  neuritischen  Affektiouen  verschiedener 
peripherischer  Nerven,  besonders  auch  des  N.  ulnaris  und  polemisiert  speziell 
gegen  Raymond  und  Guillain.  Diese  hatten  bei  einem  Kranken  im  An- 
schluß an  eine  Appendicitis  eine  Neuritis  im  Cruralis-  und  Ischiadiknsgebiet 
mit  Lähmungen  (aber  ohne  Sensibilitätsstörungen  und  ohne  Beteiligung  der 
Blase  und  des  Mastdarms)  auftreten  sehen.  Auch  der  N.  obturatorius  war 
ergriffen.  Die  Verff.  nahmen  keine  Polyneuritis  auf  infektiöser  und  toxischer 
Basis  an,  sondern  behaupteten,  es  mit  einer  ascendierenden  Neuritis  zu  tun 
gehabt  zu  haben.  Speziell  hiergegen  richtet  sich  M.'s  Polemik.  (Wenn  der 
Autor  gesagt,  daß  sein  Kranker  weder  ein  Trauma  erlitten  habe,  noch  ein 
Säufer  war,  und  daß  auch  in  seiner  Profession  kein  ätiologisches  Moment 
gefunden  werden  könnte,  so  erinnert  Ref.  an  die  von  Bruns  beobachteten 
Ulnarislähmuugen  bei  Xylographen;  eine  Disposition  könnte  doch  wohl  durch 
den  Beruf  gegeben  gewesen  sein.) 

Genaue  Beschreibung  zweier  Fälle  von  Beschäftigungsparesen:  1.  Neu- 
ritis infolge  Überanstrengung  bei  einer  64jährigen  Zigarrenwicklerin;  2.  Neuro- 
myositis  bei  einer  Frau,  die  37  jährig,  sich  mit  Nähen  von  Kunstleder  be- 
schäftigte. Die  besonders  beteiligte  rechte  Hand  zeigte  die  kleinen  Hand- 
muskeln  geschwollen,  derb  anzufühlen  und  auf  Druck  empfindlich.  Nach 
Bittorf  (26)  lag  hier  eine  Entzündung  der  Muskeln  selbst  vor,  entstanden 
durch  Überanstrengung  und  kombiniert  mit  einer  Neuritis. 

Cnrschmann  (49)  teilt  folgende  sehr  interessante  Fälle  mit.  In  dem 
ersten,  einen  49jährigeu  Baumwart  betreflfenden  Fall,  hatte  sich  langsam  unter 
neuralgischen  Erscheinungen  eine  Lähmung  im  Bereich  des  Plexus  brachialis 
entwickelt.  Links  bestand  sie  in  Gestalt  einer  Erbschen  Schulter- Armlähmung, 
rechts  als  Axillarisparese.  Die  Affektion  war  hervorgerufen  durch  das  lange 
Zeit  hindurch  fortgesetzte  Tragen  von  jungen  Bäumen  über  den  Schultern; 
Heilung  unter  Galvanisation  und  Ruhe  in  wenigen  Wochen.  Es  handelte 
sich  also  in  diesem  Falle  um  eine  reine  Druckparese.  Die  faradische  Erregbar- 
keit war  in  diesem  Falle  nur  mäßig  herabgesetzt;  keine  Entartungsreaktion. 
Nach  Verf.  kann  man  das  Fehlen  dieser  geradezu  als  pathognomonisch  für 
die  habituell  erworbene  Beschäftigungsneuritis  im  Bereiche  des  Plexus  brach, 
ansehen. 

In  einem  zweiten  Falle  handelte  es  sich  bei  einem  18jährigen  Menschen 
um  eine  doppelseitige  Peroneuslähmung,  linksseitigo  Parese  im  Gebiet  des 
N.  tibialis  und  des  M.  quadric.  fem.,  entstanden  durch  lange  fortgesetztes 
Arbeiten  in  knieender  Stellung  beim  Steineklopfen  und  später  beim  Rüben- 
ziehen. Nach  einer  im  Orig.  nachzulesenden,  die  anatomischen  Verhältnisse 
der  Nn.  tib.  und  cruralis  klariegenden  Auseinandersetzung  und  Beschreibung, 
wie  diese  Nerven  gerade  beim  Knien  geschädigt  (zusammengedrückt)  werden, 
betont  Verf.  das  vorwiegende  Befallenwerden  des  linken  Beines  und  die 
Prädisposition  jugendlicher  Personen.  Die  elektrischen  Veränderungen  sind 
meist  hochgradiger,  als  bei  den  oben  erwähnten  Paralysen  des  PL  brach. 

Interessant  ist  auch  der  dritte  Fall,  das  Auftreten  einer  Parese  durch 
fortgesetzte  tritation  der  peripherischen  Hautmuskelgebiete  des  betreffenden 
Nerven.  Es  handelte  sich  um  eine  Parese  der  vom  N.  uln.  sin.  versorgten 
Muskeln  der  Hand  und  der  Finger  mit  geringer  Atrophie  und  partieller  EaR- 
(nur  in  einem  Muskel),  entstanden  direkt  nach  Einwirkung  eines  stumpfen, 
durch  eine  elektrisch  betriebene  Fraise  beständig  erschütterten  Gegenstandes 
(Glocke).  Heilung  durch  Ruhe  und  galvanische  Behandlung  in  wenigen 
Wochen.  (Einzelheiten  siehe  im  Orig.)  Es  handelte  sich  hier  um  keine 
Drucklähmung,  sondern  um  Überanstrengung  und  Lähmung  auf  äußere,  Haut- 
and Muskelgebiet  des  betreffenden  Nerven  treffende  Reize   (Druck  und  Er- 


Krankheiten  der  peripherischen  Nerven.  547 

schüttening).  Weiter  ist  der  Fall  einer  ülnarisparese  von  Interesse,  bedingt 
dareh  eine  habituelle,  stark  äußerliche  Irritation  des  betreffentlen  Hautmuskel- 
gebiets (Andrücken  in  Eiswasser  getauchter  Kompressen  mit  dem  Kleinfinger- 
bailen  gegen  ein  entzündetes  Auge.) 

Leichte  Paresen  der  Handmuskeln  mit  subjektiven  Sensibilitätstörungen 
sollen  bei  Arbeitern  in  Eiswerken  und  Eisgeschäften  nicht  ganz  selten  vor- 
konunen. 

Kntner  (122)  beobachtete  bei  einem  46  jährigen,  nie  syphilitisch  ge- 
wesenen Mann  eine  schon  seit  5  Jahren  bestehende,  durch  Erkältung  ent- 
standene AflFektion  des  linken  Trigeminus  in  seinen  sensiblen  Anteilen.  Die 
Störung  war  bei  .dem  gleichzeitigen  Hervortreten  der  Symptome  und  der 
Beteiligung  aller  Aste  im  Ganglion  Gasseri  oder  dem  von  diesem  in  den 
Pens  einstrahlenden  Bündel  zu  suchen. 

Ein  Trauma  war  nicht  voraufgegangen:  die  Affektion  war  nach  Verf. 
eine  rheumatische,  wie  die  so  oft  beobachteten  Facialislähmungen.  Die 
Störung  der  Empfindlichkeit  war  dissoziiert:  starke  Herabsetzung  der 
Temperatur-  und  Schmerzempfindung  bei  relativ  intakter  Berührungs- 
empfindung.  Keine  Störungen  der  Sensomobilität  im  Gesicht.  Eine  Ver- 
minderung der  Tränensekretion  wurde  nicht  beobachtet;  ebensowenig 
Geschwürsbildung  in  der  Mundhöhlenschleimhaut.  Die  Geschmacksstörung 
bestand  nur  auf  den  vorderen  Teilen  der  betroffenen  Zungenhälfte. 

In  zwei  anderen,  Säufer  betreffenden  Fällen  war  einmal  der  N.  peroneus 
superfic,  im  anderen  Fall  nur  der  N.  saphen.  maior  betroffen.  In  dem 
einen  Fall  entstand  das  Leiden  erst  drei  Wochen  nach  einer  totalen  Ab- 
stinenz in  der  Anstalt. 

In  einem  dritten  Fall  war  nach  einem  Strangulationsversuch  eine 
Facialis-  und  Akustikuslähmung  der  rechten  Seite  entstanden.  Wahr- 
scheinlich handelte  es  sich  um  eine  Blutung  durch  Ruptur  der  vena  auditiva. 
Die  Taubheit  blieb;  die  Gesichtsnervenlähmung  war  vorübergehend,  da  der 
N.  fac.  im  meatus  geschützter  liegt,  als  der  Akustikus. 

Westphal  (238)  berichtet:  Bei  einer  an  seniler  Melancholie  leidenden 
Fraa  entstand  im  Anschluß  an  eine  doppelseitige  Pneumonie  nach  Ablauf 
des  Fiebers  ein  deliriöser  Verwirrtheitszustand,  auf  dessen  Höhe  akut  und 
apoplektiform  eine  schlaffe  Lähmung  des  rechten  Arms,  die  bis  zum  Tode 
(6  Wochen)  unverändert  anhielt.  Die  elektrische  Erregbarkeit  war  herab- 
gesetzt; außer  Hyperästhesie  und  Hyperalgesie  war  die  Sensibilität  unver- 
sehrt. Die  Patellarreflexe  schwanden  im  Verlaufe  der  Beobachtung  allmählich. 
Die  mechanische  Muskelerregbarkeit  war  erhöht.  Die  anatomische  Unter- 
suchung ergab  eine  parenchymatöse  Neuritis  der  Nervenstämrae  des  rechten 
Armes  und  leichte  Veränderungen  im  Plexus  brachialis.  Die  Muskelfasern 
waren  leicht  verändert,  ohne  Zerfall  oder  Degeneration  zu  zeigen.  Am 
Rückenmark  fand  sich  eine  Pachymeningitis  interna  fibrosa  und  leichter 
Zellenschwund  in  den  Vorderhörnern  der  Halsanschwellung,  besonders  rechts. 

Die  apoplektiform  einsetzenden  Plexusneuritiden  sind  im  großen  ganzen 
seilen.  Hier  handelt  es  sich  um  eine  postinfektiöse  resp.  toxische  Neuritis 
nach  Pneumonie;  derartige  disseminierte,  auch  symmetrische  akute  Nouritiden 
nach  Pneumonie  sind  mehrfach  beschrieben,  (v.  Krafft-Ebing,  Oppen- 
heim, Charcot,  Ross  usw.)  —  Bei  den  apoplektiformen^Neuritiden  ist  der 
rechte  Arm  bevorzugt,  wohl  infolge  von  funktioneller  Überlastung.  Auf- 
fallend war  hier  das  Fehlen  der  Entartungsreaktion;  die  Veränderungen 
der  Vorderhornzellen  des  Rückenmarks  in  seiner  ganzen  Höhe  werden  auf 
toxische  Prozesse  infolge  der  Pneumonie  bezogen  und  zur  Erklänmg  des 
Schwindens  der  Patellarreflexe  verwertet. 


548  Krankheiten  der  peripherischen  Xerven. 

Im  ersten  Falle  Cnrschmanil's  (50)  bestand  bei  einem  Alkoholisten 
mit  Neuritis  des  N.  ischiad.  rechts  und  Peroneus  links  infolge  heftiger  Crampi 
der  rechten  Waden muskulatur  eine  hochgradige  Hypertrophie  des  il.  gastro- 
cnemius  dexter.  Im  zweiten  Falle  lag  Tabakspolyneuritis  mit  typischer 
Amblyopie  vor  und  heftigen  Crampi  der  Extensoren  der  Unterschenkel:  die 
Mm.  tibialis  antici  waren  hypertrophisch  und  geschwächt;  die  galvan.  direkte 
Erregbarkeit  gesteigert.  Eine  histologische  Untersuchung  der  Muskehi 
konnte  nicht  vorgenommen  werden.  Die  Fälle  des  Verfs.  lehren,  daß  auf 
Basis  von  toxischen  Neuritiden  Crampi  und  Hypertrophien  der  gescliwächteu 
und  beteiligten  Muskeln  auftreten  können. 

Der  von  Darkschewitsch  (54>  mitgeteilte  Fall  betrifft  eine  an 
Nephritis  leidende  Frau,  bei  der  sich  alle  Erscheinungen  einer  weit  Ter- 
breiteten  Polyneuritis  mit  Lähmungen,  Atrophien,  herabgesetzter  resp.  ver- 
schwundener elektrischer  Erregbarkeit,  Hypästhesie  und  Druckschmerzhaftigkeit 
der  Nerven  und  Muskeln  fand.  Die  Patientin  starb.  In  allen  untersuchten 
Nervenstämmen  wurde  eine  parenchymatöse  Entzündung  festgestellt. 

Bei  einem  an  Polyneuritis  erkrankten  Patienten  Schläpfer's  (202) 
wurde  in  der  dritten  Krankheitswoche  die  Gegend  der  Nagelwurzel  spröde, 
brüchig,  wie  gefasert  und  zeichnete  sich  mit  ziemlich  scharfgezackter, 
schwachbräunlicher  Linie  gegen  die  vordere  gesunde  Partie  des  Nagels  ab. 
Dies  war  an  allen  Fingern  zu  bemerken.  Die  Zehennägel  blieben  frei. 
Nach  Verf.  waren  in  den  Nerven  der  oberen  Extremitäten  auch  die  sympa- 
thischen Fasern  mit  ergriff'en,  da  der  krankhafte  Prozeß  sich  an  den  cer- 
vikalen  Nerven  bis  an  die  hinteren  Wurzeln  resp.  deren  Eintritt  in  den 
Duralsack  erstreckt  habe,  an  den  Lumbalnerven  aber  sich  nicht  soweit  aus- 
gedehnt hätte. 

Wolfstein  (240)  teilt  einige  Fälle  multipler  Neuritis  mit,  von  denen 
der  erste  eine  30  jährige  Säuferin  betraf,  der  zweite  nach  Influenza  auftrat 
und  der  dritte  eine  anämische  und  magere  Dame  betraf.  Der  vierte  Fall 
bezieht  sich  auf  einen  8jährigen  Knaben,  bei  dem  keine  Lifektion  oder 
irgend  eine  andere  vorangegangene  Krankheit  nachgewiesen  werden  konnte. 
Verf.  weist  bei  diesem  Fall  speziell  auf  die  Möglichkeit  einer  VerwechsluDg 
mit  Hysterie  hiü. 

Sinkler  (212)  teilt  einige  wegen  ihrer  Ätiologie  bemerkenswerte  Fälle 
von  multipler  Neuritis  mit.  Der  erste  wurde  bei  einem  7jährigen  Kinde 
nach  Verabreichung  von  Sol.  Powleri  gesehen.  —  Der  zweite  betraf  eine 
21jäiirige,  früher  gesunde  Frau,  die  8  Tage  nach  einer  normalen  Ent- 
bindung von  einer  multiplen  Neuritis  befallen  wurde.  Entartungsreaktiou; 
der  rechte  m.  externus  und  der  linke  m.  internus  bulbi  oc.  waren  gelähmt. 
Allmähliche  Genesung. 

In  einem  dritten  Fall  trat  die  Krankheit  nach  einer  Entbindung  ein; 
Fieber;  Feststellung  einer  Appendicitis;  Operation. 

In  einem  vierten  Falle  trat  das  Leiden  nach  einem  mit  Septikämie 
einhergehenden  Abort  auf;  Tod.  Auch  der  fünfte  Fall  schloß  sich  an  einen 
Abort  an. 

Bei  einem  1 5jährigen  Jungen,  der  viel  mit  der  Darstellung  von  Anilin- 
farbstoffen beschäftigt  war,  entwickelte  sich  eine  Polyneuritis,  die  klinisch 
wie  anatomisch  beobachtet  werden  konnte.  Es  handelte  sich  nach  ModOfl 
(143)  um  parenchymatöse  Polyneuritis  mit  sekundärer  Erkrankung  der  Vorder- 
und  Hinterhörner  und  mit  beginnender,  aufsteigender  Degeneration  (Marclii- 
methode)  der  Hinterstränge,  besonders  der  eintretenden  Wurzelfasern. 

(Merzbacher,) 


Krankheiten  der  peripherischen  Nerven.  64^ 

Bliss  (28)  konnte  in  der  Staatsirrenanstalt  eine  Epidemie  von  mul- 
tipler Neuritis  beobachten.  Von  den  250  Insassen,  von  denen  50  Epileptiker 
waren,  erkrankten  24  in  gleicher  Weise  an  Lähmungserscheinuugen  und 
Atrophien  der  Beine.  Der  Gang  der  Erkrankung  war  bei  allen  Kranken 
einschleichender;  zuerst  trat  Schwäche  und  leichte  Ermüdung  in  den  Beinen, 
schleppender  Gang  und  dann  Atrophie  der  Beinmuskeln  auf  mit  Ödemen 
Tor  und  nach  dem  Einsetzen  der  Atrophien.  Beschleunigte  Herzaktiou  ohne 
Herzgeräusche;  keine  gastrointestinalen  Störungen.  Heilung  trat  in  fast 
allen  Fällen  innerhalb  von  11  Monaten  ein.  Ätiologisch  fehlte  jeder  Anhalts- 
punkt; Blei-  oder  Arsenvergiftung  konnten  ausgeschlossen  werden.  Da  von 
den  50  Epileptikern  der  Anstalt  14  erkrankt  waren,  so  wäre  vielleicht  eine 
medikamentöse  Ursache  anzuschuldigen.  (Bendia',) 

Mendl's  (145)  Fall  von  Arsenpolyueuritis  und  akuter  Arsenvergiftung 
betraf  ein  19jähr.  Mädchen,  das  nach  Einnahme  einer  in  selbstmörderischer 
Absicht  genommenen  großen  Dosis  von  Arsen  Lähmungen  in  den  Armen 
and  Beinen  bekam.  Von  Sensibilitätsstörungen  wurden  Anästhesie  im  Ge- 
biete der  Nn.  mediani  und  radiales  und  an  den  Beinen  im  unteren  Drittel 
festgestellt.  Dabei  bestand  aber  Hyperästhesie  an  beiden  Händen  und  den 
Füßrücken.  Von  motorischen  Störungen  fanden  sich  starke  Kontrakturen 
in  beiden  Kniegelenken  und  bedeutende  Atrophie  der  Muskulatur  an  den 
Händen  und  den  Vorderarmen.  Die  Patellarreflexe  fehlten.  Von  vaso- 
motorischen Störungen  zeigten  sich  intermittierend  auftretende,  zum  Teil 
juckende  Ekzeme  und  Oedeme  an  beiden  Unterschenkeln.  (Bendix.) 

Cassirer  (40)  bringt  in  der  Deutschen  Klinik  eine  vortreffliche  Dar- 
stellung der  Lehre  von  der  Neuritis  und  Polyneuritis  in  Forai  von  Vor- 
lesungen, welche  sich  namentlich  auch  durch  die  übersichtliche  Gruppierung 
und  Schilderung  des  ganzen  Stoffes  auszeichnet.  (Liendix.) 

Moore  (154)  teilt  3  Fälle  von  Neuritis  auf  Grund  von  chronischem 
Alkoholismus  mit.  Es  handelte  sich  um  weibliche  Kranke,  welche  dem 
chronischen  Whiskygenuß  ergeben  waren  und  hauptsächlicli  Schmerzen  und 
Schwäche  in  den  Extremitäten  hatten.  Sensibilitätsstörungen  waren  nur 
gering,  die  Patellarreflexe  fehlten. 

Die  erste  Patientin  bot  einen  ziemlichen  Grad  von  Demenz  und 
Somuolenz  dar.  (Bendix,) 

Neisser  (160)  konnte  im  Allerheiligenhospital  zu  Breslau  bei  zwei 
Fällen  von  Polyneuritis  alcoholica  mit  psychischen  Symptomen  (Korsakow- 
scher  Psychose),  deren  Krankengeschichten,  durch  Photographien  ergänzt, 
ausführlich  wiedergegeben  werden,  diffuse  Hämorrhagien  der  Haut,  daneben 
au  für  Dekubitus  prädisponierten  Stellen  blutunteriaufene,  nicht  blutlialtige 
flautblaseu  beobachten.  Als  Bindeglied  zwischen  den  an  der  Haut  und 
übrigens  auch  an  den  serösen  Häuten  sichtbaren  Blutungen  und  den  ))ei 
Polyneuritis  bezw.  polyneuritischer  Psychose  bereits  bekannten  im  Zentral- 
nervensystem, deren  Vorhandensein  in  dem  einen  der  vorliegenden  Fälle 
der  Sektionsbefund  und  die  mikroskopische  Untersuchung  bewiesen,  betrachtet 
der  Verfasser  den  Alkohol.  Wird  bei  Polyneuritis  alcoholica  künftig  der 
Haut  nicht  bloß  im  Gebiete  der  erkrankten  Nervenstämme  erhöhte  Auf- 
merksamkeit zugewandt,  und  besonders  wenn  bei  Hautblutungen  dieser  oder 
jener  Form  auf  neuritische  Erscheinungen  geachtet  wird,  dann  dürften 
sicherlich  ähnliche  Symptomenkomplexe  gefunden  werden,  wie  sie  die  hier 
beschriebenen  Fälle  darbieten.  (Autoreferaf,) 

Berger  (17)  berichtet:  Bei  einem  55jährigen,  bisher  gesunden  und 
nicht  ohrleidenden  Manne  trat  infolge  Erkältung  unter  Fiebererscheinungen 
eiüe  totale  rechtsseidge  Facialislähmung  auf,  eine  Hörstörung  rechts  (Sausen, 


()50  Krankheiten  der  peripherischen  Nerven. 

Schwerhörif?keit),  eine  Herabsetzung  der  Empfindlichkeit  der  rechten  G^sichts- 
hälfte  mit  Herpesausbruch  und  endlich  Schwindel,  Übelkeit,  Brechreiz.  Das 
plötzliche  Entstehen  wies  auf  eine  Basalblutung  hin,  für  die  jedoch  alle 
anderen  Symptome  fehlten.  Der  fieberhafte  Beginn,  der  allmähliche  Rückgang 
der  Erscheinungen,  wies  auf  einen  akut  infektiösen  Prozeß  resp.  eine  Neuritis 
mehrerer  Gehirnnerven  hin.  Ahnliche  Fälle  sind  von  v.  Prankl-Hoch- 
wart,  Kaufmann,  Hammerschlag,  Annsen  beschrieben.  In  allen  diesen 
Fällen  war  neben  dem  Ohrnerv  der  Facialis  und  der  N.  trigeminus  in  seinen 
sensiblen  Partien  miterkrankt.  Per  von  v.  Frankl-Hochwart  gewählte 
Name  Polyneuritis  cerebralis  erscheint  daher  sehr  angebracht. 

IIL  Verschiedenes. 

Einen  ausführlichen  Bericht  über  die  Arbeit  Head's  und  Sherren^s 
(95)  zu  geben,  ist  wegen  der  Länge  derselben  und  der  eingehenden  Be- 
trachtungen und  Untersuchungen,  welche  die  Verfasser  ausgeführt  haben, 
in  einem  Jahresbericht  kaum  möglich.  In  16  Kapiteln  werden  die  Ver- 
sorgungen der  Hohlhand  mit  sensiblen  Nerven  und  die  Störungen  nach 
Läsionen  dieser  Nerven,  die  Wiederherstellung  der  Sensibilität  nach  voll- 
kommener oder  unvollkommener  Trennung  der  betreffenden  Nerven  beschrieben; 
ebenso  die  Folgen  einer  Verletzung  der  Nerven  des  Unterarms,  des  Plexus 
brachialis,  ferner  der  Durchtrennung  der  hinteren  Wurzeln  besprochen.  Die 
Verhältnisse  an  den  unteren  Extremitäten  finden  im  7.  Kapitel  ihre  Be- 
sprechung. Im  8.  bis  zum  13.  Kapitel  werden  die  Störungen  der  einzelnen 
Empfindungsqualitäten  eingehend  gewürdigt,  weiterhin  (im  13.  und  14.  Kapitel) 
die  Veränderungen  an  der  Haut  und  den  Nägeln,  im  15.  Kapitel  die  Lähmungs- 
zustände  der  Muskeln  und  die  Erfolge  der  Nervennaht  besprochen.  Im 
letzten  Abschnitt  endlich  werden  die  in  den  vorangegangenen  Kapiteln 
gesammelten  Erfahrungen  gesichtet  und  über  die  verschiedenen  Funktionen 
der  einzelnen  Faseranteile  der  sensiblen  Nerven  an  den  verschiedenen  Em- 
pfindungen, ferner  über  die  Restitution  ihrer  durch  die  verschiedenen  Läsionen 
gestörten  Funktion  im  Zusammenhang  gehandelt.  Die  ausgedehnte,  inter- 
essante und  wichtige  Arbeit  verdient  eingehend  studiert  zu  werden;  an 
dieser  Stelle  mag  es  genügen,  auf  sie  die  Aufmerksamkeit  der  Arzte  und 
besonders  der  Neurologen  gelenkt  zu  haben. 

Die  vorliegende  Monographie  Hoesslin's  (101)  behandelt  in  um- 
fassender Weise  alle  in  Zusammenhang  mit  der  Schwangerschaft  vor- 
kommenden Lähmungen  und  die  Wechselwirkung  zwischen  Lähmung  und 
Scliwangerschaft. 

Nach  einem  geschichtlichen  Überblick  gelangen  die  beiden  Haupt- 
gi'uppen,  die  zentralen  Schwangerschaftslähmungen  und  die  peripheren 
Schwangerschaftslähmungen  zur  Besprechung  und  zwar,  soweit  dies  möglich 
ist.  auf  pathologisch-anatomischer  Grundlage.  Unter  den  zentralen  Schwanger- 
schaftslähmungen ohne  pathologisch-anatomischen  Befund  zählt  H.  die  hysteri- 
schen und  myasthenischen  Lähmungen  auf,  erstere  sind  viel  seltener  als  von 
manchen  Autoren  angenommen  wird.  Die  Schwangerschaft  ist  in  manchen 
Fällen  von  Myasthenia  gravis  schon  deswegen  als  ätiologisches  Moment  an- 
zusehen, weil  die  in  einer  Gravidität  aufgetretene  Myasthenie  in  einer 
weiteren  Schwangerschaft  exazerbierte. 

Eine  mächtige  Stellung  unter  den  zentralen  Schwangerschaftslähmungen 
nehmen  die  zerebralen  Lähmungen  ein;  H.  unterscheidet  hier  die  durch  Apo- 
plexie, die  albuminurische  Schwangerschaftslähmung,  die  Schwangerschafts- 


Krankheiten  der  peripherischen  Nerven.  651 

lahmungeu  darch  Thrombose  und  Embolie,  die   SchwangerschaftsIähmungeD 
durch  andere  Gehirnkrankheiten  (Deciduoma  malignum,  Paralyse). 

Die  Albuminurie  kann  entweder  auf  toxischem  Wege  zu  diffusem  oder 
lokalem  Gehirnödem  und  so  zu  Lähmungen  fähren,  oder  es  kommt  im 
eklamptischen  Anfall,  aber  auch  ohne  einen  solchen  zu  größeren  und  kleineren 
Gehirnblutungen;  die  Prognose  dieser  letzten  Lähmungsformen  ist  eine  sehr 
ernste,  viel  ernster  als  bei  den  durch  Thrombose  von  Gehirngefäßen  ent- 
stau denen  Lähmungen;  diese  Thrombosen  entstehen  hauptsächlich  im  An- 
schluß an  schwere  Blutyerluste  und  betreffen  dann  hauptsächlich  die  Venen 
der  Gehimoberfläche  und  der  Himsinuse.  Für  die  Ätiologie  der  Embolie 
in  der  Schwangerschaft  ist  die  Schwangerschaftsendokarditis  und  die  sep- 
tische puerperale  Endokarditis  von  Wichtigkeit,  endlich  Exazerbationen  alter 
Endokarditiden  in  der  Gravidität.  Die  Prognose  ist  besser  als  bei  den 
bisher  besprochenen  Lähmuugsformen. 

Bei  den  spinalen  Schwangerschaftslähmungen  unterscheidet  H.  zwischen 
den  Rückenmarksaffektionen,  die  schon  vor  der  Gravidität  bestanden,  aber  ge- 
wisse Wechselwirkungen  zur  Folge  haben,  und  solchen,  die  erst  bei  Schwangeren 
oder  Wöchnerinnen  auftraten,  teils  abhängig,  teils  unabhängig  von  der  Gravi- 
dität, Die  bei  ersterer  Gruppe  angeführten  Beobachtungen  zeigen,  wie  die 
Gebort  bei  Tabeskranken  ohne  Empfinden  der  Mutter  und  doch  ganz  un- 
gestört verlaufen  kann,  die  multiple  Sklerose  kann  durch  Schwangerschaften 
wesentliche  Exazerbationen  erleiden.  Während  der  Gravidität  akut  ein- 
setzende Rückenmarkserkrankungen,  besonders  traumatische  Zerstörungen 
des  Marks  können  zur  vorzeitigen  Ausstoßung  der  Frucht  füliren,  die  Geburt 
selbst  pflegen  sie  nicht  zu  beeinflussen. 

In  Abhängigkeit  von  der  Gravidität  können  sich  verschiedene  Mark- 
erkrankungen entwickeln,  so  z.  B.  Komprefsionsmyelitiden  bei  Wirbelkaries ; 
in  noch  direkterer  Abhängigkeit  von  der  Gravidität  stehen  die  Markerkran- 
kungen,  die  nach  bedeutenden  Geburtsblutungen  auftreten,  und  Markerkrau- 
kangen  infolge  septischer  Puerperalerkrankungen.  Die  Entstehung  mancher 
Fälle  von  multipler  Sklerose  kann  auf  die  Gravidität  oder  das  Puerperium 
zurückgeführt  werden,  ebenso  die  Entstehung  einiger  Fälle  von  Poliomyelitis. 

Am  meisten  interessiert  uns  wohl  die  Tatsache,  daß  die  gleichen  Formen 
toxischer  oder  infektiöser  Myelitis,  wie  sie  nach  akuten  Infektionskrankheiten 
auftreten,  auch  in  der  Gravidität  und  im  Puerperium  zur  Beobachtung 
kommen.  Ausführlich  beschreibt  H.  einen  Fall  rezidivierender  Schwanger- 
schaftsmyelitis, einen  Fall,  in  welchem  im  Anschluß  au  mehrere  Graviditäten 
immer  wieder  eine  schwere  Myelitis  auftrat,  die  jedesmal  in  Genesung  aus- 
ging, mehrmals  nach  künstlicher  Unterbrechung  der  Schwangerschaft. 

Der  Einfluß  der  zerebralen  und  spinalen  Lähmungen  auf  Konzeption, 
Schwangerschaft  und  Geburt  wird  ausführlich  besprochen. 

Die  peripheren  Schwangerschaftslähmungen  teilt  H.  in  myopathische 
und  neuritische  ein;  zu  den  ersteren  zählt  er  die  osteomalacischen,  die  viel 
häufiger  sind,  als  allgemein  angenommen  wird,  und  die  seltenen,  durch  Poly- 
myositis bedingten. 

Ein  großes  Interesse  beanspruchen  die  neuritischen  Lähmungen,  schon 
vegen  ihrer  Häufigkeit. 

Die  Genese  der  traumatischen  Neuritis  wird  ausführlich  besprochen 
und  auch  durch  eine  anatomische  Tafel  erläutert.  Die  bisher  in  den  meisten 
Lehrbüchern  vertretene  Anschauung,  daß  nur  der  N.  peroneus  bei  der  Geburt 
tiaumatisch  gelähmt  wird,  kann  durch  die  angeführte  Kasuistik  und  die 
Pathogenese  leicht  widerlegt  werden.  Neuritis  puerperalis  per  contiguitatem 
nennt  H.  diejenigen  Neuritiden,  die  durch  Druck  von  Exsudaten  im  Becken, 


(J52  Hysterie,  Neurasthenie,  Hypochondrie. 

durcli  Phlegmasia  alba  dolens,  durch  Fortleitung  von  Entzündungsprozessen 
im  Becken  auf  die  motorischen  Nerven  desselben  entstehen.  Nicht  all- 
gemein bekannt  dürfte  sein,  daß  diejenigen  Neuritiden,  welche  im  Anschluß 
an  puerperale  Infektion  entstehen,  die  postinfektiöse  Puerperal-Neuritis,  wie 
H.  sie  bezeichnet,  mit  Vorliebe  das  Medianus-  und  Ulnarisgebiet  eines  oder 
beider  Arme  betreffen. 

Für  eine  der  wichtigsten  und  interessantesten  Schwangerschaftslähmungen 
hält  H.  die  toxische  Gravidität-  und  Puerperalneuritis,  die  sich  ohne  voraus- 
gehende Infektion,  also  wohl  auf  Grund  einer  Autointoxikation  entwickelt; 
hierher  gehören  auch  die  schweren  Fälle  allgemeiner  amyotrophischer  Poly- 
neuritis, wie  sie  vielfach  gleichzeitig  mit  unstillbarem  Erbrechen  zur  Beob- 
achtung kommen.  Bei  dieser  Form  kommt  es  ebenso  wie  im  Gefolge  der 
Alkoholneuritis  auch  zu  schwerer  Korsak  off  scher  Psychose.  Die  Indi- 
kation, welche  durch  diese  oft  tödliche  Polyneuritis  für  die  Unterbrechuug 
der  Schwangerschaft  entsteht,  wird  eingehend  besprochen.  Eine  Kasuistik 
von  494  Fällen  illustriert  die  einzelnen  von  H.  aufgestellten  Formen  von 
Schwangerschaftslähmungen;  den  Schluß  der  Monographie  bildet  ein  aus- 
führliches Literatur-  und  Autorenverzeichnis.  (Autoreferat.) 


Hysterie,  Neurasthenie,  Hypochondrie. 

Referent:  Dr.  E.  Flörsheim-Berlin. 

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Hysterie. 

Thaniscll  (235)  berichtet  über  eine  2Bjährige  nervös  veranlagte  Frau, 
welche  vor  einigen  Jahren  angeblich  infolge  einer  Erkältung  plötzlich  taub 
geworden  war;  nach  otägiger  Taubheit  war  wieder  nonnale  Hörfähigkeit 
eingetreten.  Plötzlich  nach  Anstrengung  und  seelischer  Erregung  erkrankte 
sie  wieder  an  beiderseitiger  kompletter  Taubheit  mit  vollständigem  Verlust 
der  Knochen-  und  Luftleitung.  Keine  akuten  Entzündungserscheinungen  im 
Ohre,  auch  war  vorher  keine  Abnahme  der  Hörfähigkeit  bemerkt  worden. 
Ebenso  plötzlich  verschwand  die  Funktionsaufhebung.  Darauf  einige  Tage 
lang  Anfalle  von  Angstgefühl,  Atemnot,  Beklemmungen,  die  durch  Trinken 
von  "Wasser  koupiert  werden.     Es  bleibt  noch  eine  Zeit   lang   schmerzhafte 

42* 


5ß0  Hysterie,  Neurasthenie,  Hypochondrie. 

Hyperästhesie  des  Gehörorgans  bestehen,  so  daß  Patientin  durch  das  Schreien 
ihres  Kindes  in  einem  hochgradigen  Erregungszustand  versetzt  winl  Im 
Gegensatz  zu  anderen  Beobachtungen  bestand  während  des  Anfalles  Hyper- 
ästhesie des  Gehörgangs  und  des  Trommelfells.  Es  kann  sich  nur  um  eine 
hysterische  Taubheit  gehandelt  haben. 

Die  12jährige,  von  DÖlger  (68)  beobachtete  Patientin,  welche'  vor 
4  Jahren  an  einer  rechtsseitigen  Mittelohreiterung  gelitten  hatte,  erkrankte 
mit  Schmerzen  im  rechten  Warzenfortsatz  und  im  äußeren  Gehörgang  be- 
sonders bei  Berührung  von  dessen  unterer  knöchener  Wand.  Hörweite  rechts 
für  Flüstersprache  =  0;  Stimmgabel  vom  Scheitel  ins  linke  (gesunde),  rechts 
durch  die  Luft  nicht  gehört.  Außerdem  bestanden  rechtsseitige  Kopf- 
schmerzen, Schwindelanfälle  und  Übelkeiten.  Kein  Fieber,  auffallendes 
sonstiges  Wohlbefinden.  Von  einer  Operation  wurde  zunächst  Abstand  ge- 
nommen, da  sich  die  Hyperästhesie  der  unteren  Gehörgangswand  mit  dem 
übrigen  auf  eine  organische  Erkrankung  des  Mittelohrs  und  Labyrinth  hin- 
deutenden Befund  nicht  in  Einklang  bringen  ließ.  Nach  14  Tagen  plötzlich 
wieder  Eintritt  normaler  Hörfähigkeit,  wodurch  die  Diagnose  hysterische 
Taubheit  gesichert  wurde. 

Steffens  (224)  wendet  sich  gegen  Bratz  und  Falkenberg,  welche 
in  ihrer  Arbeit  über  Hysterie  und  Epilepsie  das  Bestehen  einer  Mischform 
oder  Übergaugsform  entschieden  in  Abrede  stellen  und  in  Krankheitsfällea, 
welche  Symptome  beider  Neurosen  in  inniger  Verbindung  zeigen,  das  Zu- 
sammentreflFen  als  ein  mehr  oder  weniger  zufälliges  bezeichnen.  Verf.  führt 
Nonnes  und  Binswangers  Ansichten  an  zu  Gunsten  der  Aaffassung  der 
Hystero-Epilepsie  als  eines  selbständigen  Krankheitsbildes  und  sieht  in  der 
zitierten  Arbeit  vielmehr  den  Beweis  erbracht  für  die  Unmöglichkeit^  aach 
nur  ein  einziges  Symptom  zu  finden^  welches  nur  der  Epilepsie  oder  nur  der 
Hysterie  angehören  könnte.  Aber  auch  die  Unterscheidung  der  drei  Krank- 
heitsbilder: Hysterie,  Hystero-Epilepsie  und  Epilepsie  bedeutet  keinen  Fort- 
schritt; zu  einer  natürlichen  Anschauung  über  das  Wesen  dieser  Krank- 
heiten und  zu  einer  ungezwungenen  Erklärung  aller  ihrer  Symptome  kommt 
man  nur  durch  die  Annahme  einer  einzigen  umfassenden  Krankheit,  einer 
„Hystero-Epilepsie",  unter  welcher  Verf.  nicht  eine  dritte  Krankheit  ver- 
steht, die  zwischen  der  Hysterie  und  der  Epilepsie  steht,  sondern  womit  er 
die  Hysterie  und  Epilepsie  selbst  meint,  welche  unter  diesem  Namen  zu 
einem  gemeinschaftlichen  Krankheitsbild  zusammengeschlossen  werden  sollen. 

Die  Hystero-Epilepsie  ist  eine  Psycho-Neurose  und  gehört  zur  Gruppe 
der  auf  Entartung  im  weiteren  Sinne  beruhenden  Krankheiten.  Von  der 
langen  Reihe  der  Krankheitserscheinungen  stehen  auf  der  einen  Seite 
sensibel-sensorische  Störungen:  Stigmata,  Schlafanfälle,  Dämmerzustände  imd 
Erscheinungsformen  des  petit  mal;  auf  der  anderen  Seite  die  schwersten 
psychischen  Störungen;  in  der  Mitte  Krampfanfälle  der  verschiedensten  Art 
und  Schwere.  Diese  Krankheitserscheinungen  treten  oft  einzeln  bezw. 
gruppenweise  auf  entsprechend  der  ,.reinen  Epilepsie''  und  ^reinen  Hysterie", 
häutiger  finden  sie  sich  gemischt  und  so  unentwirrbar  verbunden,  daß  eiD€ 
Trennung  in  reine  Gruppen  unmöglich  ist.  Durch  die  ganze  Reihe  zieht  sich 
außerdem  eine  Charakterveränderung,  welche  sich  bald  in  Launenhaftigkeit 
äußert,  bald  in  Unzuverlässigkeit,  Lügenhaftigkeit,  Reizbarkeit,  Stumpfheit 
usw.  Therapeutisch  sind  einzelne  Gruppen  erfolgreich  mit  Brompraparaieo, 
andere  mit  psyclio-therapeutischen  Maßnahmen  anzugreifen;  häufig  sind  bei 
demselben  Kranken  beide  therapeutischen  Methoden  anzuwenden. 

Im  Laufe  der  letzten  vier  Jahre  hat  Nonne  (166)  fünf  Fälle  von 
Hystero-Epilepsie  gesehen.     Der  jüngst  beobachtete  betraf  einen  36JHhrigea, 


Hysterie,  Neurasthenie,  Hypochondrie.  ßß\ 

körperlich  und  geistig  normalen  Steuermann,  der  weder  Luetiker,  noch 
Aikoholist  war.  Im  Anschluß  an  ein  schweres  Kopftrauma  entwickelt  sich 
unter  Kopfschmerzen  eine  psychische  Veränderung  epileptischen  Charakters. 
Es  folgen  als  epileptisch  diagnostizierte  Krampfanfälle,  dann  eine  apoplekti- 
form  einsetzende  linksseitige  Hemiplegie.  Die  Trepanation  ergibt  keine 
Anomalie  an  Hirnhäuten  oder  Hirnsubstanz;  trotzdem  Heilung  der  motori- 
schen Hemiplegie  nach  einigen  Tagen.  Wegen  Konrulsionen,  Kopfschmerzen 
undEeizerscheinungen  an  der  Trepanationsstelle :  zweite  Trepanation.  Danach 
wechselvolles  Bild  funktioneller,  nervöser  Beschwerden,  hysterische  Krampf- 
anMe.  Entlassung.  Nach  abermaliger  Aufnahme  Wechsel  von  echt  epi- 
leptischen und  echt  hysterischen  Anfällen,  hysterische  sensibel  -  sensorische 
Hemianästhesie.  Dritte  Trepanation  wegen  erneuten  Verdachts  eines  pal- 
pablen  lokalen  Hirnleidens.  Danach  hysterische  Hemiplegie.  Heilung  durch 
Suggestionstherapie;  es  bleibt  nur  eine  —  durch  die  erste  Trepanation  ge- 
setzte —  ganz  leichte  Parese  am  linken  Bein.  Darauf  völlige  Arbeitsfähig- 
keit als  Bootsfuhrer.  Nach  3  Monaten  erneute  Aufnahme  wegen  echt  epi- 
leptischer Anfälle.  Fortbestehen  der  „hysterischen"  sensibel -sensorischen 
Anästhesie  und  der  periodisch  auftretenden  „epileptischen"  Charakter- 
Teränderung  und  Konvulsionen  hysterischen  Charakters. 

Handelt  es  sich  hier  um  eine  Hysterie,  Epilepsie  oder  was  sonst? 

Da  das  Kj-ankheitsbild  sich  zusammensetzt  aus  exquisit  hysterischeu 
Sensibilitätsstigmaten,  aus  hysterischen,  motorischen  Paralysen,  welche  einer 
Suggestifbehandlung  weichen  und  aus  Paroxysmen,  welche  teils  einen  rein 
epileptischen,  teils  einen  rein  hysterischen  Charakter  tragen;  da  inter- 
paroxysmal eine  Charakteränderung  vorliegt,  welche  sowolil  bei  Hysterikern 
als  auch  bei  Epileptikern  vorkommt,  und  da  diese  anfallsweise  sich  steigernde 
Stimmnngsanomalie  einmal  zu  hysterischen  und  einmal  zu  epileptischen 
Attacken  führt,  so  wird  man  gezwungen,  ein  Krankheitsbild  anzunehmen, 
welches  untrennbar  die  integrierenden  Bestandteile  der  beiden  Neurosen 
Hysterie  und  Epilepsie  in  sich  vereinigt.  Hinzukommt,  daß  nur  eine  Ur- 
sache, das  Kopftrauma,  welches  sonst  häufig  je  eine  der  beiden  Neurosen 
manifest  werden  läßt,  hier  das  zusammengesetzte  Bild  geschaffen  hat. 

Verf.  glaubt,  daß  man  die  Ansicht,  daß  die  beiden  Kreise  Hysterie 
nnd  Epilepsie  sich  nicht  nur  berühren  können,  sondern  ineinander  über- 
greifen und  dadurch  ein  mehr  oder  weniger  großes  gemeinsames  Gebiet 
schaffen  können,  nicht  von  der  Hand  weisen  soll,  wie  es  Ho  che  in  seinem 
Vortrage  getan  hat.  Angesichts  eines  solchen  Falles,  der  sich  durch  Ätio- 
logie, Zustandsbild  und  Verlauf  als  ein  einheitlicher  darstellt,  hieße  es,  den 
Tatsachen  Gewalt  antun,  wenn  man  das  beiden  Neurosen  charakteristiche 
Zöge  entlehnende  Krankheitsbild  „Hysterie- Epilepsie'*  als  nicht  existierend 
bezeichnen  und  von  dem  Nebeneinander  zweier  verschiedenen  Neurosen  bei 
einem  Individuum  sprechen  wollte. 

Paworsky  (78)  stellte  eine  Patientin  vor,  mit  einer  ödematösen 
Schwellung,  die  sich  über  Gesicht,  Hals,  oberen  Teil  der  Brust  und  des 
Rückens  erstreckte,  die  sich  hart  anfühlte  und  auf  Druck  keine  Dellen 
^rückließ.  Die  Haut  war  gespannt,  von  bläulicher,  fleckweise  von  tief  dunkelblau- 
rötlicher  Färbung;  die  Hauttemperatur  an  den  gefärbten  Stellen  war  erhölit. 
Diese  Ödeme  scheinen  ziemlich  akut  entstanden  zu  sein.  Über  ihre  Dauer 
^rd  nichts  erwähnt  Außerdem  wurde  plötzliches  Auftreten  von  Ekchy- 
Jnosen  am  Körper,  begleitet  von  Schmerz-  und  .luckempfindung  beobachtet. 
Außerdem  hysterische  Symptome.  Verf.  verwahrt  sich  gegen  die  Auffassung 
dieser  Erscheinungen  als  akutes,  umschriebenes  Ödem  und  bezeichnet  sie 
als  ausschließlich  hysterische. 


552  Hysterie,  Neurasthenie,  Hypochondrie. 

Dultz  (70)  beschreibt  ausführlich  die  interessante  Krankengeschichte 
einer  17  jährigen  Hysterica,  die  mit  einer  Anzahl  angeblich  spontan  auf- 
getretener Epidei-mis  -  Defekte,  teils  auch  tiefer  greifender  Geschwüre  er- 
krankt war.  Da  bei  indifferenter  Salbenbehandlung  eine  Reihe  neuer  Efflores- 
cenzen  auftrat,  wurde  ulceröse  Syphilis  angenommen  und  Pat.  dementsprechend 
mit  dem  Erfolg  völliger  Heilung  behandelt.  Nach  1^2  Jahren  erschien  die 
Kranke  mit  einem  Rezidiv,  das  aber  trotz  erneuter  Anwendung  einer  anti- 
luetischen Therapie  keine  Neigung  zur  Heilung  zeigte.  Jetzt  erst  bequemte 
sie  sich  einzugestehen,  daß  sie  sich  die  Ulceration  durch  Verätzung  mit 
Säure  selbst  beigebracht  habe.  Verf.  hat  dann  an  sich  selbst  eine  Reihe 
von  Atzversuchen  gemacht  und  dadurch  die  gleichen  Veränderungen  wie  die 
bei  der  Kranken  beobachteten  hervorgerufen. 

Auf  Grund  von  fünf  Beobachtungen  von  multipler,  neurotischer  Haut- 
gangrän bei  hysterischen  Mädchen,  von  denen  sich  in  zwei  Fällen  die  arte- 
fizielle  Entstehung  nachweisen  ließ,  während  sie  in  den  übrigen  in  hohem 
Grade  wahrscheinlich  war,  kommt  Rona  (199)  zu  folgendem  Resum^: 

1.  Die  von  Kaposi  aufgestellte  Kraukheitsform  „Herpes  zoster  gang- 
raenosus  hystericus"  ist  nicht  aus  der  Gruppe  der  ,.spontanen,  multiplen 
neurotischen  Gangrän"  auszuscheiden. 

2.  Die  Läsionen  dieser  Hauterkrankung  sind  stets  nur  bei  Hysterischen 
und  Simulanten  zu  beobachten  und  stellen  .nichts  anderes  dar,  als  artefakte 
Läsionen,  hervorgerufen  durch  irgend  ein  Atzmittel. 

3.  Die  morphologischen  und  pathologisch-anatomischen  Differenzen  der 
Läsion  sind  von  der  Differenz  der  angewendeten  Substanz  resp.  deren  Kon- 
zentration und  Anwendungsdauer  abhängig. 

Scheu  (217)  sah  ein  ISjähriges  Mädchen,  welches  plötzlich  in  der 
Nacht  mit  heftigen  Stichen  der  linken  Lendengegend  erkrankte;  seit  dem 
ist  sie  schief.  In  stehender  Stellung  legt  sie  sich  mit  dem  Oberkörper 
stark  nach  rechts  hinüber,  der  Rumpf  ruht  mit  seiner  ganzen  Last  auf  dem 
rechten  Bein.  Die  Wirbelsäule  zeigt  in  ganzer  Ausdehnung  eine  starke, 
nach  rechts  konvexe,  seitliche  Verki'ümmung;  Kopf  wird  nach  links  geneigt 
gehalten;  das  Becken  steht  schief,  die  linke  Spina  ant.  sup.  höher  wie  die 
rechte.  Die  Ferse  des  linken  Fußes  bleibt  6  cm  vom  Boden  entfernt,  das 
linke  Knie  wird  leicht  gebeugt  gehalten.  Die  Gelenke  waren  frei.  Der 
Gang  ist  hinkend.  Durch  Vornüberneigen  des  Rumpfes  gleicht  sich  die 
Wirbelsäulen -Verkrümmung  aus;  auch  für  kurze  Zeit  durch  gutes  Zureden, 
sowie  in  der  Hypnose.  —  Von  sonstigen  hysterischen  Symptomen  bestand 
Hypästhesie  und  Hypalgesie  bezw.  Analgesie  im  Bezirk  der  ganzen  linken 
Körperhälfte.  —  Eine  Besserung  des  Zustandes  ließ  sich  nicht  erzielen. 

Brück  (28)  beobachtete  einen  22jährigen  Mann,  der  in  Ostasien  an 
Malaria,  Typhus  und  Dysenterie  erkrankt,  dann  aber  in  völligem  Wohlbefinden 
zurückgekehrt  war.  Zirka  1  Jahr  später  erkrankte  er  plötzlich  mit  Kopf- 
schmerz und  großer  Mattigkeit,  die  wenige  Tage  darauf  in  einen  tiefen, 
3  Tage  andauernden  Schlafzustand  überging.  Es  folgten,  getrennt  durch 
etwa  7«  jährige  Intervalle  relativen  Wohlbefindens,  3  weitere  Anfalle  von 
3 — Stägiger  Dauer.  Pat.  wurde  nun  wegen  Verdachts  auf  Schlafkrankheit 
dem  Institut  für  Infektionskrankheiten  überwiesen.  Hier  wurde  ein  viel 
Stunden  dauernder  Anfall  beobachtet:  Pat.  schlief  in  sehr  unbequemei 
Stellung  auf  seinem  Stuhl  ein  und  war  in  keiner  Weise  zu  erwecken;  Gliedei 
fallen  schlaff  herab,  Augen  geschlossen,  Gesicht  blaß,  Extremitäten  kühl 
Sehuenreflexe  vorhanden,  Hautreflexe  erloschen,  Cornealreflex  herabgesetzt: 
Pupillen  erweitert,  reagieren  prompt.    Nach  dem  Erwachen  keine  EriDnerang 


Hysterie,  Neurasthenie,  Hypochondrie.  553 

Es  handelt  sich  um  einen  hysterischen  Schlafzastand,  der  außer  leichten 
Hyperästhesien  an  der  Haut  der  rechten  Kopfseite  keine  Zeichen  für  Hysterie 
darbietet,  der  also  im  Gegensatz  zu  den  französischen  Ansichten,  Binswangers 
Behauptung  recht  gibt,  daß  die  Schlafanfälle  an  sich  bei  weitem  nicht  immer 
das  Vorhandensein  der  großen  Hysterie  beweisen. 

Tetzner  (234)  berichtet  über  einen  21jährigen  Handarbeiter,  der  vor 
i  Jahren  mit  Schütteln  des  Kopfes  und  mit  Zuckungen  namentlich  der 
Nackenmoskalatur  erkrankte;  allmählich  wurde  der  Kopf  andauernd  so  stark 
nach  hinten  gezogen,  daß  Pat.  die  Arbeit  nicht  mehr  sehen  konnte.  Bei 
der  Uutersuchung  bestand  eine  so  hochgradige  Kontraktur  der  Nacken- 
nraskeln,  daß  das  Gesicht  YoUständig  nach  oben  blickte.  Aktiv  gelingt 
minimales  Beugen  des  Kopfes,  Seitwärtsdrehungen  relativ  gut.  Passive 
Beugeversuche , lösen  tonisch-klonische  Krämpfe  der  Nackenmuskulatur  aus; 
auch  passive  Überstreckung  ist  nicht  möglich.  Beim  Essen  und  Trinken 
halt  er  mit  der  linken  Hand  den  Kopf  nach  vom  und  führt  mit  der  rechten 
Speisen  und  Getränke  zum  Mund.  Diese  Kopfhaltung  änderte  sich  nur  in 
der  Rahe  ein  wenig.  Therapeutische  Maßnahmen  blieben  erfolglos.  Auf- 
fallend war  das  völlige  Fehlen  anderweitiger  hysterischer  Symptome. 

Mathieu  und  Ronx  (146)  beobachteten  eine  Hysterica,  die  seit 
10  Jahren  an  Brechanfallen  litt,  die  sich  mit  zirkumskripten  Schmerzen  im 
Epigastrium  einleiteten,  worauf  ca.  50—80  ccm  einer  schwarz-rötlich  gefärbten, 
Menziehenden,  schleimigen  Flüssigkeit  erbrochen  wurden;  gleichzeitig  bestand 
starkes  Hungergefühl,  Schwäche,  Schweißausbruch;  sonst  keine  Zeichen  einer 
Verdauungsstörung.  Das  Erbrochene,  in  dem  sich  Hämoglobin,  aber  keine 
roten  Blutkörperchen  fanden,,  ist  das  Produkt  der  Speicheldrüsen  sowie  der 
Drüsen  des  Pharynx  und  Ösophagus;  die  Reaktion  war  schwach  sauer; 
Salzsäure  ließ  sich  nie  nachweisen.  Die  von  diesen  Drüsen  abgesonderte 
Flüssigkeit  sammelt  sich  oberhalb  der  Cardia  an  und  wird  durch  einen 
leichten  Würgakt  nach  oben  befördert.  Das  beigemengte  Blut  stammt  gleich- 
falls aus  den  Drüsen  oder  aus  dem  Pharynx  und  Ösophagus. 

Ein  wegen  linksseitigen  Krampfaderbruchs  versuchsweise  eingestellter 
Soldat  erkrankte  mit  Schmerzen,  die  vom  Hodensack  nach  dem  Nabel  aus- 
strahlten und  die  Bewegungen  des  linken  Beines  beeinträchtigten.  Blanc 
(22)  konstatierte  eine  so  hochgradige  Druckempfindlichkeit  des  Hodensacks 
imd  insbesondere  des  linken  Hodens,  daß  Patient  schon  bei  vorsichtiger 
Betastung  sich  vor  Schmerzen  krümmte.  Das  linke  Bein  wurde  im  Hüft- 
gelenk gebeugt  gehalten.  Die  Schmerzen  ließen  allmählich  nach;  zu  gleicher 
Zeit  wurde  die  linke  Skrotalhälfte  auästhetisch  bezw.  analgetisch;  diese 
Sensibilitätsstörung  setzte  sich  fort  auf  eine  umfangreiche  Hautpartie  der 
angrenzenden  linken  Bauchhälfte  und  der  Vorderfläche  des  linken  Ober- 
schenkels. Die  leichte  Beugekontraktur  des  linken  Hüftgelenks  blieb  bestehen. 

Bei  dem  von  Kern  (130)  beobachteten  Soldaten,  der  V2  •J^'^''  vorher 
einen  Stoß  gegen  die  Genitalien  erhalten  hatte,  wurde  in  ähnlicher  AVeise 
ein  heftiger  Schmerz  ausgelöst  durch  leiseste  Berührung  des  linken  Hoden, 
Nebenhoden  und  Samenstrangs.  Auch  Betastung  der  linken  Bauchseite  war 
schmerzhaft.  Außerdem  wurden  noch  eine  Keihe  von  Sensibilitätsstörungen 
an  Rumpf  und  Extremitäten  sowie  andere  ausgesprochene  hysterische  Symp- 
tome festgestellt 

Bei  einer  22  jährigen  hysterischen  Krankenwärterin,  die  an  fieberhafter 
Grippe  erkrankt  war,  sahen  Menetrier  und  Roux  (150  a)  die  typischen 
Symptome  der  Meningitis:  Heftige  Kopfschmerzen  mit  Lichtscheu,  Erbrechen, 
Zähneknurschen,  in  die  Kissen  gebohrten  Kopf,  ausgesprochene  Nackensteifig- 
keit, Kernigsches  Symptom,  Delirien.     Nach  4  Tagen  verschwinden  diese 


Q54  Hysterie.  Neurasthenie,  HypochoQdrie. 

Symptome;  an  ihre  Stelle  treten  psychische  Störungen  vom  Typus  des 
Puerilismus:  täppisches  Benehmen,  Beschäftigung  mit  Kinderspielzeug  u. dgL 
Nach  wenigen  Tagen  völlige  Rekonvaleszenz.  Es  stellte  sich  heraus,  da& 
die  Patientin,  die  auch  sonst  Zeichen  typischer  Hysterie  aufwies,  vorher 
5  Geschwister  an  tuberkulöser  Meningitis  gepflegt  und  verloren  hatte.  Die 
Verf.  nehmen  daher  au,  daß  die  meningitischen  Erscheinungen  bei  ihr  auf 
autosuggestivem  Wege  entstanden  sind.  Da  aber  eine  Spinalpunktion  nicht 
vorgenommen  wurde,  ist  inmierhin  die  Möglichkeit  einer  echten  meningiti- 
schen  Reizung  nicht  ganz  von  der  Hand  zu  weisen. 

Dupouy  (73)  beobachtete  eine  48 jähr.  Frau,  die  8mal  wegen  alko- 
holischer Exzesse  dem  Asyl  überwiesen  wurde.  Es  handelt  sich  um  ein 
geistesschwaches,  degeneriertes  Individuum  mit  Gesichts-,  Grehörs-,  Genichs- 
und  Geschmackshalluzinationen.  Außerdem  bestanden  hysterische  Erschei- 
nungen: Krämpfe,  eine  wieder  geschwundene  Hemiplegie,  linksseitige  Hemi- 
anästhesie,  linksseitige  Amaurose,  Taubheit,  femer  Verlust  des  Geruchs  und 
Geschmacks  derselben  Seite.  Interessant  war,  daß  die  Halluzinationen,  genau 
entsprechend  ihrer  sensibel-sensorischen  Hemianästhesie,  auch  ausschließlich 
die  linke  Seite  betrafen.  Allein  also  die  rechte  Großhirnhemisphäre,  die  als 
Sitz  der  hysterischen  AfEektion  einen  locus  minoris  resistentiae  darbot,  hat 
auf  die  Alkoholintoxikation  reagiert.  Die  Kranke  hat  mit  ihrer  rechten 
Gehirnhälfte  deliriert,  geradeso  wie  sie  dieser  ihren  Sensibilitätsverlust 
verdankt. 

Eine  von  Müller  (158)  beobachtete  35jährige  Hysterica  gab  an,  in 
einem  Bissen  Brot  3  Nadeln  verschluckt  zu  haben.  Nach  zirka  8  Tagen 
zeigte  sie  eine  neue  glänzende  Nähnadel,  die  sie  erbrochen  haben  wollt«; 
die  anderen  spürte  sie  deutlich  im  Magen.  Da  sie  darauf  hingewiesen  wurde, 
daß  das  glänzende  Aussehen  der  Nadel  mit  8  tätigem  Aufenthalt  im  Körper 
nicht  zu  vereinen  sei,  brachte  sie  nach  weiteren  8  Tagen  ein  Gefäß  mit 
Stuhlgang,  in  dem  sich  2  tadellos  oxydierte  Nadeln  befanden.  Etwa  1  Jahr 
später  stellten  sich  häufige,  sehr  heftige  üterusblutungen  ein,  die  einen  so 
bedrohlichen  Charakter  annahmen,  daß  Verf.  zur  Totalexstirpation  schreiten 
mußte.  Dabei  fanden  sich,  eingebettet  in  das  linke  verdickte  Ligamentom 
latum,  2  Nähnadeln.  Auf  welchem  Wege  die  Nadeln  dorthin  gelangt  waren, 
darüber  verweigerte  Patientin  jede  Auskunft. 

Als  Altersgrenze,  bis  zu  welcher  man  von  einer  kindlichen  Hysterie 
sprechen  kann,  rechnet  Eulenburg  (76)  das  14.  Lebensjahr.  Die  Tat- 
sache, daß  es  überhaupt  eine  keineswegs  seltene  und  bei  beiden  Geschlechteni 
ungefähr  gleich  häufig  vorkommende  kindliche  Hysterie  gibt,  widerspricht 
den  alten,  immer  wieder  vorgebrachten  Deutungsversuchen,  die  in  der 
Hysterie  wesentlich  eine  von  Erkrankungen  des  weiblichen  Geschlechts- 
apparates abhängige  Neurose  erblicken.  Verfasser  definiert  vielmehr  die 
Hysterie  als  eine  zumeist  in  angeborener  Veranlagung  wurzelnde,  chronisch 
verlaufende  Psychoneurose,  die  als  solche  sich  in  ihrer  Eigenart  vor  allem 
als  eine  Erkrankung  des  Vorstellungslebens  kundgibt,  das  durch  ungemeine 
Labilität  und  durch  abnorm  erhöhte  expansive  und  exzessive  Reaktionsfähig- 
keit auf  innere  und  äußere  Eindrücke  („Impressionabilität^')  gekennzeichnet 
ist:  eine  Eigenart  des  psychischen  Geschehens,  mit  der  sich  in  der  Begel 
auch  eine  in  hohem  Grade  gesteigerte  Einbildungskraft,  gesteigerte  affektive 
und  reflektorische  Erregbarkeit  und  dement^rechend  gesteigerter  Drang  zu 
krampfliaften  motorischen  Entladungen  („Konvulsibüität")  —  andererseits 
Herabsetzung  der  VVillensenergie  und  des  wiUkürlichen  motorischen  Handelns 
(Hypobulie  und  Abulie;  „abulische  Insuffizienz")  bis  zur  vollendeten  „Lähmung'* 
in  größerem  oder  geringerem  Umfange  verbinden. 


Hysterie,  Neurasthenie,  Hypochondrie.  565 

Im  Kapitel  Ätiologie  gibt  Verf.  die  Eichtigkeit  der  von  Breuer  und 
Freud  aufgestellten  Theorie  des  psychischen  Trauma  nur  für  einzelne  Fälle 
zu.  Auch  diese  betreffen  vorzugsweise  ursprünglich  belastete,  erblich-degene- 
rati?  beanlagte  Kinder,  bei  denen  das  auf  erotischem  Gebiet  liegende  Angst- 
eriebnis  wesentlich  als  auslösendes  Moment  zu  wirken  scheint,  nicht  aber  als 
alleinige  und  unmittelbare  „Ursache".  Das  ist  praktisch  wichtig.  Denn 
dann  könnte  und  müßte  durch  Hinwegräumen  dieser  Ursache  —  durch  ein 
auf  suggestivem  Wege  bewirktes  vollständiges  Abreagieren  —  auch  die 
Hysterie  zur  Heilung  gebracht  werden.  Das  ist  aber  weder  immer  tunlich 
Doch  notwendig,  wofür  Verf.  ein  Beispiel  anfuhrt. 

Die  Prognose,  d.  i.  Aussicht  auf  wirkliche  Heilung,  ist  nicht  besonders 
günstig,  wenn  auch  etwas  besser  als  bei  Erwachsenen.  Ein  spontanes  Er- 
löschen mit  Vollendung  der  Pubertät  oder  nach  dieser  ist  mindestens  als 
Ausnahme  zu  bezeichnen. 

Die  Behandlung  der  manifest  gewordenen  kindlichen  Hysterie  wird 
sich  vorwiegend  auf  dem  Wege  seelischer  Beeinflussung  und  Umwandlung 
vollziehen  müssen. 

Grober  (104)  beobachtete  in  der  Jeneuser  Klinik  einen  eigentümlich 
Terlaufenden  Fall  von  laugdauemdem,  hysterischem  Schlafzustand.  Die 
Krankengeschichte  in  der  Zusammenfassung  des  Autors  ist  folgende:  Ein 
3%  jähriges  Kind  gerät  nach  mehreren,  höchstwahrscheinlich  hysterischen 
Anfällen  in  einen  3  Monate  dauernden  letliargischen  Zustand  mit  lebhaften 
choreatischen  Bewegungen  und  Bewußtseinsverlust,  in  dessen  Beginn  viel- 
leicht eine  andere  (organische)  Erkrankung  (Meningitis)  hineinspielt.  Es 
erwacht  plötzlich  spontan,  hat  aber  den  Gebrauch  der  Sprache  verloren  und 
leidet  an  einer  rein  funktionell  bedingten  Steifheit  des  rechten  Handgelenkes, 
die  sich  nach  kurzer  Zeit  spontan  verliert.  Nach  dem  lethargischen  Zustand 
folgen  noch  einzelne  kurze  hysterische  Anfälle.  IV2  Jahre  nach  dem 
Schwinden  der  letzten  Erscheinungen  bleibt  das  Kind  gesund.  Eine  Ur- 
sache der  Hysterie  könnte  höchstens  in  einer  akuten  Keimesschädigung 
gefunden  werden;  der  Vater  soll  sich  bei  der  Konzeption  in  einer  akuten 
Alkoholvergiftung  befunden  haben. 

Eollaiits  (132)  bespricht  6  Fälle  von  spasmodischem  Schiefhals,  von 
denen  er  3  selbst  beobachtet  hat  während  die  andern  der  Klientel  Jen- 
drassiks  entstammen.  Sämtliche  Kranke  waren  neuropathisch  belastet; 
nur  ein  einziger  zeigte  hysterische  Stigmata.  Der  unmittelbare  Anstoß  zum 
Torticollis  waren:  Zittern  des  Kopfes,  Parästhesien  im  Nacken,  ein  andermal 
eiu  geringfügiger  Schlag,  welcher  die  Gedanken  des  Kranken  an  den  Nackten 
heftete.  Die  Krämpfe  hatten  sich  nie  auf  das  Accessoriusgebiet  beschränkt; 
es  waren  auch  Gesichts-,  Schulter-,  Rumpfmuskulatur,  die  oberen  Extremi- 
täten, manchmal  auch  die  unteren,  meistens  beiderseits  beteiligt.  Niemals 
handelte  es  sich  um  isolierte  Muskelkrämpfe,  vielmehr  um  koordinierte  Be- 
wegungen, um  krampfartige  Kopf-,  Rumpf-,  Schulterhaltung,  grimassierenden 
Gesichtsausdruck.  Jeder  Kranke  erfindet  für  sich  einen  Griff,  mit  welchem 
er  Herr  über  seine  Krämpfe  wird.  Verfasser  spricht  von  einem  psychischen 
oder  autosuggestivem  Griff,  da  er  ohne  Kraftanwendung  wirkt.  Es  handelte 
sich  in  allen  Fällen  um  den  hysterischen  Torticollis  mentalis.  Verf.  kommt 
zü  folgendem  Ergebnis:  Jeder  aus  tonischen  oder  klinischen  Krämpfen  be- 
stehende spasmodische  Torticollis  ist  ein  Torticollis  mentalis.  Das  läßt  sich 
auch  für  sämtliche  in  der  Literatur  beschriebenen  Fälle  nachweisen. 

Torticollis  mentalis  ist  ein  Symptom  der  Hysterie  und  kann  ohne 
andere  hysterische  Symptome  als  raonosymptomatische  Hysterie  erscheinen. 


^55  Hysterie,  Neurasthenie,  Hypochondrie. 

Die  Therapie  dieses  hysterischen  Symptoms  kann  nur  eine  suggestive 
sein;  chirurgische  Eingriffe  können  nicht  gebilligt  werden. 

Bei  einer  14jährigen  Hysterica  mit  rechtsseitiger  Hemianästhesie  und 
gleichseitiger  Amblyopie  konnte  Cruchet  (56)  durch  eine  Reihe  von  Ver- 
suchen feststellen,  daß  diese  Sehstörung  nur  in  Erscheinung  trat  bei  gleich- 
zeitigem Lidschluß  des  gesunden  Auges.  Nicht  nur  also  beim  binokularen 
Sehen,  wie  in  den  meisten  Fällen  hysterischer  Amblyopie,  blieb  das  Seh- 
vermögen des  kranken  Auges  normal,  sondern  auch  wenn  man  das  gesunde 
Auge  durch  Vorhalten  von  Gegenständen  ausschaltete,  ohne  es  aber  schließen 
zu  lassen.  Wurde  das  gesunde  Auge  durch  genau  der  Orbita  entsprechend 
geschnittene  Papierstreifen  verdeckt,  so  trat  die  Amblyopie  des  andern  Auges 
jedesmal  dann  wieder  ein,  wenn  farbiges  Papier  verwendet  wurde.  Nur  bei 
Bedeckung  mit  weißen  Papierstreifen  blieb  das  Sehvermögen  normal.  Sobald 
also  die  weißen  Lichtstrahlen  das  gesunde  Auge  erreichen  können,  bleibt 
die  Amblyopie  des  andern  aus  und  es  ist  nicht  der  motorische  Akt  des 
Lidschlusses,  welcher  die  Sehstörung  hervorruft,  sondern  die  dadurch  ent- 
stehende Empfindung  der  Dunkelheit 

Herz  (114)  sah   ein    16  jähriges   Bauernmädchen,   bei   welchem  nach 
den   ersten  Andeutungen   einer  Menstruation  stürmische  Erscheinungen  von 
Seiten  des  Herzens,  Palpitationeu,  Tachykardie,   Angina  pectoris   auftraten. 
Auch  der  zweiten  Menstruation   ging  ein  Anfall   von   paroxysmaler  Tachy- 
kardie   voraus.     Von    da    ab    begann    unter    Appetitabnahme    und    StuÜ- 
beschwerden  eine  Vergrößerung  des  Abdomens,  die  nach  der  31.  Menstruation, 
die  11  Monate  nach  der  ersten   eintrat,   übrigens   auch   sehr  spärlich  war, 
rapide  zunahm.     Verf.  fand  jetzt  Hochstand  des  Zwerchfells  mit  Verschie- 
bung der  Lungen-  und  Herzgrenzen,  einen  frequenten  Puls  von    150 — 165 
Schlägen  in  der  Minute,  sowie  eine  Auftreibung  des  Abdomens,  welche  etwa 
einer   Schwangerschaft   im   neunten   Monat   entsprach.     Bedingt   war  dieser 
Bauchtumor  durch  eine  Ansammlung  von  Darmgasen;   er  verschwand  nach 
Einführung  eines  Darmrohrs.     Die  Ursachen  dieser  Störung  der  Herz-  und 
Darmtätigkeit   sieht  Verf.  in    den   der   ersten  Meustmation   vorausgehenden 
vas(miotorischen  Erscheinungen,  welche  zu  Reflexvorgängen  im  Nerven-  und 
Gefäßsystem  Anlaß  geben  können.    Er  nimmt  mit  Kisch  eine  uterine  Dys- 
pepsie an,   bei  der  als   nahezu   konstantes   Symptom   Stuhlverstopfung  und 
starke   Gasentwicklung  im   Magendarmkanal   beobachtet   werden.      Sonstige 
Zeichen  der  Hysterie  hat  Verf.  bei  der  Pat.  weder  gesucht  noch  gefunden. 
Um  seine  vor  mehreren  Jahren  aufgestellten  Behauptungen  über  die 
Pathogenese  hysterischer  Symptome  und  die  psychischen  Vorgänge  bei  der 
Hysterie  durch  eine  Kranken-  und  Behandlungsgeschichte  zu  erhärten,  teUt 
Freud  (87)  das  Bruchstück  einer  Hysterieanalyse  mit,  deren  Einzelheiten 
im  Original  nachgelesen  werden  müssen.    Es  ist  dem  Verfasser  der  Vorwurf 
gemacht  worden,   daß  seine  Theorie  der  Hysterie   eine  rein   psychologische 
und    deshalb   von   vornherein    unfähig   sei,    ein   pathologisches   Problem   zu 
lösen.     Die  vorliegende  Abhandlung  soll  demgegenüber  beweisen,   daß  nur 
die  therapeutische  Technik  rein  psychologisch  ist,  während  die  Theorie  auf 
die  organische  Grundlage  der  Neurose,  die  Sexualfunktion  hinweist.    F.  wiU 
ferner  als  Ergänzung  zu  seinem  Buche  über  Traumdeutung  zeigen,  wie  diese 
sonst  unnütze  Kunst  zur  Aufdeckung  des  Verborgenen  und  Verdrängten  im 
Seelenleben  verwendet  werden  kann,  sowie  Interesse  erwecken  für  Verhält- 
nisse, welche  sich  nur  bei  Anwendung  seines  Verfahrens  entdecken  lassen; 
so   für   die  Komplikation   der  psychischen  Vorgänge  bei  der  Hysterie,  das 
Nebeneinander  der  verschiedenartigsten  Regungen,  die  gegenseitige  Bindung 
der  Gegensätze,  die  Verdrängungen  und  Verschiebungen   u.  a.  m.     Endlich 


Hysterie,  Neurasthenie,  Hypochondrie.  6(57 

sollte  bewiesen  werden,  daß  die  Sexualität  nicht  bloß  als  einmal  auftreten- 
der Deua  ex  machina  irgendwo  in  das  Getriebe  der  für  die  Hysterie 
charakteristischen  Vorgänge  eingreift,  sondern  daß  sie  die  Triebkraft  für 
jedes  einzelne  Symptom  und  für  jede  einzelne  Äußerung  eines  Symptoms 
abgibt.   Die  Krankheitserscheinungen  sind  die  Sexualbetätigung  der  Kranken. 

Dieulafoy  (63)  beschreibt  2  Fälle  Yon  kompletter  hysterischer  Blindheit. 
Der  eine  betraf  eine  44jährige  Frau,  die  seit  ihrem  10.  Lebensjahre  an 
hjsterisehen  Anfällen  litt.  Im  Anschluß  an  eine  solche  Attacke  erblindete 
sie  plötzlich.  Außerdem  bestand  eine  hysterische  Hemiplegie  und  Kontrakturen. 
Der  andere  Fat  war  ein  25  jähriger  Mann,  der  plötzlich  auf  der  Straße  von 
Tölliger  Blindheit  befallen  wurde.  Er  hatte  nach  seinen  Erzählungen  früher 
nach  psychischen  Erregungen  Nerven- Attacken  gehabt.  Objektiv  ließ  sich 
kein  weiteres  hysterisches  Symptom  feststellen.  Die  Diagnose  hysterische 
Blindheit  war  begründet  in  der  Symptomen-Trias:  plötzlicher  Beginn,  normaler 
ophthalmoskopischer  Befund  und  erhaltene  Pupillar-Lichtreaktiou.  Suggestiv- 
Behandlung  führte  Heilung  herbei,  während  im  ersten  Fall  der  Zustand  allen 
therapeutischen  Versuchen  trotzte. 

Mathien  und  Ronx  (1^8)  beobachteten  bei  einer  42jährigen, 
hysterischen  Frau  eine  enorme  Vermehrung  der  Speichelsekretion.  Es  wurden 
fast  ^/g  Liter  täglich  entleert,  teils  durch  Erbrechen,  teils  durch  Heraus- 
fließen aus  dem  Munde.  Die  VerflF.  bewerten  die  „Sialorrhoe"  als  hysterisches 
Stigma  und  schlagen  suggestiv  Therapie  an,  die  auch  in  diesem  Falle  Nutzen 
brachte. 

Tixier  (236)  sah  einen  38  jährigen  Arbeiter,  der  mit  zwei,  von  Stock- 
hieben herrührenden  Kontusionen  der  linken  Scheitelbeingegend  das  Kranken- 
haus aufgesucht  hatte.  Pat.  war  nicht  im  stände,  ein  Wort  zu  sprechen, 
konnte  aber  seine  Antworten  richtig  niederschreiben.  Von  sonstigen  nervösen 
Störungen  fand  sich  nur  ein  vollständiger  Verlust  der  Geschmacksempfindung 
auf  der  linken  Zungenhälfte.  Verf.  kommt  nach  langen  Auseinandersetzungen 
über  motorische  und  sensorische  Aphasie  und  Anarthrie  zu  dem  Schluß,  daß 
es  sich  um  eine  hysterische,  durch  das  Trauma  hervorgerufene  Sprachstörung 
handelt. 

Grasset  (102)  beschreibt  mehrere  Fälle  hysterischer  Hüftgelenk- 
schmerzen; während  aber  der  eine  sich  als  reine  Neurose  und  der  letzte  als 
Imitation  einer  Coxitis  sich  erwies,  handelte  es  sich  bei  dem  letzten  Fall 
«m  eine  Kombination  einer  organischen  Coxitis  mit  Hysterie.      (Bendix,) 

Bnvat  (33)  führt  aus,  das  die  hysterische  Anorexie  sich  mehr  als  ein 
objektives  Symptom  einer  Anästhesie  oder  eines  Spasmus  offenbart,  während 
die  psychasthenische  Anorexie  sich  mehr  in  das  Gewand  einer  Phobie  zu 
kleiden  pflegt.  (Beudix.) 

Der  Fall  hysterischer  Paraplegie,  den  Conor  (47)  berichtet,  betraf 
einen  Soldaten,  der  unter  Atembeschw^erden  erkrankte,  mit  sich  anschließender 
Schwäche  der  Beine.  Keine  Schmerzen,  keine  Spasmen.  Anästhesie  der 
Beine,  mit  Ausnahme  der  Fußsohlen.     Sehr  lebhafte  Patellarretlexe. 

(Bendix,) 

Meyer  (152)  hat  das  Material  der  Münchener  Universitäts-Kinderklinik 
an  Hysteriekranken  bearbeitet  und  weist  auf  den  einfachen  „Mechanismus" 
der  hysterischen  Erkrankungen  im  allgemeinen  hin.  Im  ganzen  kamen  vom 
Jahre  1887  bis  1904  103  Kinder  wegen  unzweifelhafter  Hysterie  in  klinische 
Behandlung  und  zwar  im  Alter  von  5 — 15  Jahren.  Das  Mißverhältnis 
zwischen  Veranlassung  und  schwerer  Erkrankung  war  oft,  aber  nicht  immer 
anfallend,  und  nicht  selten  wurden  Stigmata  angetroffen;  sowohl  die  sonst 
seltener  gefundenen  Sensibilitätsstörungen,  als  auch  Druckpunkte.    Nicht  selten 


6(58  Hysterie,  Neurasthenie,  Hypochondrie. 

wurden  auch  mehrere  Krankheitsbilder  neben  einander  gefunden:  Krämpfe 
und  Lähmungen  oder  Kontrakturen,  Schmerzen  und  viszerale  Erscheinungen, 
namentlich  Erbrechen  und  Asthma.  (Be9idia.) 

Maas  (144)  teilt  einen  Eall  hysterischer  Sprachstörung  bei  einer 
58  jährigen  Frau  mit.  Die  Sprachstörung  zeichnet«  sich  einmal  durch  die 
undeutliche  Aussprache  der  einzelnen  Laute,  die  als  Stammeln  zu  bezeichnen 
ist,  aus  und  beim  Spontansprechen  mehr  hervortrat  als  beim  Nachsprechen. 
Nur  die  Laute  b  und  m  konnten  nicht  nachgesprochen  werden.  Ferner  zeigte 
sie  die  Erscheinung  des  hysterischen  Stotterns  und  des  Agrammatismus. 

(Bendix.) 

Hellpacll  (112)  nimmt  an,  daß  zum  Zustandekommen  der  Hysterie  zwei 
Ursachen  zusammen  wirken  müssen,  eine  konstitutionelle  und  eine  accidentelle; 
die  konstitutionelle  liegt  vor  in  einem  Seelenzustand,  den  er  Lenksamkeit 
nennt,  die  accidentelle  in  seelischen  Erlebnissen,  die  als  Verdrängung  begrifflich 
zusammengefaßt  werden  können.  Ausnahmsweise  nur  in  extremen  Fällen, 
reicht  einmal  die  Lenksamkeit  oder  reicht  die  Verdrängung  allein,  ohne 
Zutun  der  anderen,  für  die  Entstehung  der  Hysterie  aus.  (Bendix.) 

Der  Fall  von  traumatischer  Hysterie,  den  Stintzing  (226)  mitteüt, 
ist  durch  die  ungewöhnliche  Kombination  von  Mutismus  und  Respirations- 
krämpfen ausgezeichnet  bei  Fehlen  sonstiger  hysterischer  Stigmata  und  durch 
die  eigentümliche  Form  des  hysterischen  Asthmas. 

Der  29  jährige  Zimmergeselle  hatte  im  Jahre  1902  einen  Unfall  erlitten 
und  seitdem  asthmatische  Anfälle.  Erst  ein  Jahr  später  trat  eine  Störung 
der  Sprache  auf;  er  konnte  nur  noch  unartikulierte  Laute  hervorbringen. 
Flüsterstimme  nicht  möglich.  (Bendijt.) 

Kürbitz  (133)  berichtet:  Ein  15jähriges  Mädchen  mit  zahlreichen 
hysterischen  Anfällen  gab  an,  vom  Onkel  während  eines  Anfalls  vergewaltigt 
worden  zu  sein.  Sie  habe  ihn  zw^ar  nicht  gesehen,  aber  das  Glied  in  der 
Scheide  gespürt.  Das  Verfahren  gegen  den  Onkel  wurde  auf  Grund 
psychiatrischer  Gutachten  eingestellt.  (Braiz.) 

Vitek  (242)  hat  ein  14 jähriges  anämisches  Mädchen  beobachtet  bei 
dem  sich  infolge  eines  starken  Schreckes,  der  sich  bei  ihr  eingestellt  hatte, 
als  sie  zum  erstenmale  ihr  Menstruationsblut  erblickte,  ein  motorische  Aphasie, 
sowie  Alexie  und  Agraphie  entwickelte.  Diesen  Erscheinungen  ging  eine 
kurzdauernde  Ohnmacht  voraus.  Die  genannten  Störungen  sind  in  einigen 
Wochen  sukzessiver  Weise  gänzlich  verschwunden  und  zwar  nach  einigen 
psychotherapeutischen  Prozeduren.  Das  Mädchen  selbst  bot  den  Charakter 
einer  Hysterischen,  besonders  im  psychischen  Sinne  (Unbeständigkeit,  rasche 
Änderung  der  Stimmung  usw^.).  V.  ist  der  Ansicht,  daß  es  sich  hier  zweifellos 
um  eine  hysterische  Attacke  infolge  eines  psychischen  Choks  handelte  (das 
Herz  war  intakt)  und  bemüht  sich  auch,  die  Pathogenese  in  solchen  Fällen 
zu  beleuchten,  indem  er  annimmt,  daß  es  sich  hier  um  einen  reflektorischen 
Spasmus  der  kortikalen  Gehirnarterien  handelte.  V.  stellt  seine  Hypothese 
auf  Grund  seiner  klinischen  Beobachtung,  nach  der  bei  dem  Weibe  am  An- 
fange des  sexuellen  Lebens  (Pubertät)  eine  größere  Irritabitität  der  Vaso- 
konstriktoren  das  Feld  beherrscht,  indem  bei  der  Menopause  (Cliraax)  die 
Vasodilatatoren  das  Übergewicht  erhalten.  Dem  scheint  auch  die  bekannte 
experimentelle  Erfahrung  beizupflichten,  nach  der  bei  Reizung  der  vaso- 
motorischen Zentren  am  Anfang  die  Vasokonstriktoren  größere  Reizbarkeit 
zeigen,  später  aber  ermüden  und  die  Herrschaft  den  Vasodilatatoren 
überlassen.  (SchtUz.) 

Auf  Grund  eingehender  Beobachtung  dreier  Fälle  von  hysterischem 
TortikoUis,   in  deren  jedem  einzelnen  hereditäre  Belastung,  psychische  Ein- 


Hysterie,  Neurasthenie,  HypochoDdric.  669 

iiusse  und  irgend  eine  somatische  Grundlage  der  ersten  Krampferscheinungen 
DAchweisbar  war,  kommt  Kollarits  (132)  zu  folgenden  Schlüssen:  Jeder 
ans  tonischen  oder  klonischen  Krämpfen  bestehende  spastische  Tortikoilis 
bt  als  T.  mentalis  zu  bezeichnen.  Letzterer  ist  eine  Teilerscheinung  der 
Hysterie  und  kann  ohne  weitere  hysterische  Zeichen  als  monosymptomatische 
Hjsterie  bestehen.  Bloß  suggestive  Behandlung  ist  angezeigt,  jeder  chirur- 
gische Eingriff  schädlich.  (Hndovermg.) 

Neurasthenie. 

In  einem  großangelegten  Sammelvortrage  bespricht  Prof.  Jendrässik 
(127)  seine  Erfahrung  über  Neurasthenie,  betont  die  wichtige  Rolle  der  Ver- 
erbung, welche  meist  Yon  der  Mutter  erjfolgt,  während  die  Nervenkrankheit 
des  Vaters  bei  den  Nachkommen  weniger  ausgeprägt  zum  Vorschein  kommt; 
exogene  Nerrenkrankheit  der  Eltern  pflegt  sich  überaus  selten  in  Fonn  von 
Nearasthenie  auf  die  Nachkommen  zu  yererben.  Verfasser  betont,  daß  die 
Neurasthenie  als  angeborene  Disposition,  als  latente  Neurasthenie  bei  dem 
belasteten  Individuum  stets  vorbanden  ist,  und  daß  die  als  ätiologische 
Faktoren  bezeichneten  äußeren  Momente  nur  in  der  Auslösung  der  latenten 
Nearasthenie  mitwirken.  In  diesem  Sinne  ist  die  pathologische  Auffassung 
Jeodräasiks^  daß  die  Nearasthenie  eine  endogene  Krankheit  des  Nerven- 
STStenis  ist,  welche  auf  einer  angeborenen  Schwäche  des  Nervensystems 
iMBnüit;  die  Neurasthenie  ist  einigermaßen  mit  der  Paranoia  zu  identifizieren, 
bei  beiden  bestehen  fixe,  sowie  Wahnideen  und  Sinnestäuschungen,  bezüglich 
welcher  nur  graduelle  Unterschiede  bestehen;  die  organisch  durch  nichts 
bedingten  Parästhesien  und  Schmerzen  der  Neurastheuischen  sind  im  Wesen 
nichts  anderes  als  Sinnestäuschungen.  Demzufolge  kann  sich  die  Therapie 
oor  gegen  die  neurasthenischen  Manifestationen  richten,  der  neurasthenischen 
Disposition  gegenüber  ist  die  Therapie  machtlos.  Eine  eingehende  Be- 
sprechung der  Symptomatologie,  Diagnose  und  Therapie  ergänzt  die  Arbeit. 

(Ihuloüantig,) 

Ferenczi  (Bl)  bezeichnet  als  Neurasthenie  in  Übereinstimmung  mit 
Möbius  bloß  durch  Erschöpfung  entstandene  Fälle  von  somatischer  und 
psychischer  reizbarer  Schwäche.  Aus  der  Gruppe  „Neurasthenie"  wären 
jeoe  Fälle  mit  nervösen  Störungen  auszuscheiden,  wo  solche  irgend  eine 
organische  Erkrankung  verdecken.  Auszuscheiden  wären  weiter  di«  mit 
«degenerativer  Neurasthenie-*  oder  „zirkulärer  Neurasthenie**  bezeichneten 
Fälle,  welche  eigentlich  auf  degenerativer  Grundlage  entstandene  rudimentäre 
Psychosen  darstellen.  Häufige  Ursache  der  klassischen  Neurasthenie  ist 
Anämie,  bei  30 — 45jährigen  ruft  auch  Arteriosklerose  neurasthenische  Er- 
scheinungen hervor;  eine  solche  kann  auch  Ursache  der  klimakteriellen 
Neurose  sein.  Die  bei  den  Schneidern  so  häufige  Neurasthenie  will  Ferenczi 
teüs  der  sitzenden  Lebensweise,  teils  einer  Autointoxikation,  entstanden  durch 
mangelhafte  Verbrennung  der  Nahrung,  zuschreiben.  (Hudovervlg.) 

Aus  dem  großen  Material  der  Landesversicherungsanstalt  Berlin  in 
Beelitz  bringen  Leubuscher  und  Bibrowicz  (141)  zum  ersten  Mal  den 
zahlenmäßigen  Beweis  für  die  auch  sonst  schon  gekannte  Zunahme  der 
neurasthenischen  Elrkrankungen  in  Arbeiterkreisen.  Die  Erklärung  ist  zu 
Suchen  darin,  daß  erstens  die  Beobachtung  der  chronischen  Arbeiterkrank- 
heiten  eine  wesentlich  umfassendere  und  genauere  geworden  ist  und  vor 
allem  zweitens  in  den  veränderten  Verhältnissen  in  der  Arbeiterbevölkerung 
Die  Arbeit  ist  eine  andere  geworden.  Die  Akkordarbeit  hat  zwar  bessere 
Einnahm«!  geschaffen,  aber  ein  Hasten  und  Jagen  und  eine  Inteosität  des 
Schaffens  gezeitigt,  die  man  früher  nicht  kannte.    Und  davon  wird  in  erster 


570  Hysterie,  Neurasthenie,  Hypochondrie. 

Linie  der  schwächere  Teil  der  Arbeiterbevölkerung  betroffen,  gerade  die- 
jenigen, denen  die  Arbeit  an  sich  schon  schwerer  fallt  als  den  übrigen. 
Durch  die  dauernde  Angst,  zurückzubleiben,  wird  zu  den  Überstunden  ge- 
griffen, und  so  entsteht  aus  der  nominell  gegen  früher  verkürzten  Arbeits- 
zeit eine  weit  längere  und  durch  die  Unregelmäßigkeit  weit  anstrengendere. 
Mehr  noch  aber  wirkt  das  Mißverhältnis  zwischen  den  intellektuellen  Be- 
dürfnissen, des  heutigen  großstädtischen  Arbeiters  und  der  Wertigkeit  seiner 
Arbeit,  überall,  wo  geistig  strebende,  lebhaft  denkende  Menschen,  noch 
dazu  unter  mäßigen  äußeren  Verhältnissen  hoffnungslos  unselbständig,  jahr- 
aus, jahrein  eine  schwere,  die  höchste  Aufmerksamkeit  erfordernde  Arbeit 
ohne  Wert  für  sie  selbst  leisten  müssen,  da  wird  Neurasthenie  gezüchtet. 
So  sind  unter  den  beobachteten  1564  Fällen  vertreten:  die  Schriftsetzer  mit 
15,75%,  die  Tischler  mit  9,45%,  Schlosser  mit  5^^,  Mechaniker  mit  1,9%, 
während  die  Gesamtmenge  der  in  Berlin  beschäftigten  Schriftsetzer  1% 
aller  männlichen  Versicherten,  die  der  Tischler  ungefähr  5%  beträgt.  Die 
intellektuellen  Bedürfnisse  dieser  Leute  sind  in  einem  früher  unerhörtem 
Masse  gestiegen,  ihre  Berufsarbeiten  sind  zum  größten  Teil  immer  unselb- 
ständiger, immer  unbefriedigender  geworden.  Im  Gegensatz  dazu  gibt  es 
z.  B.  bei  den  Malern,  die  außerordentlich  an  ihrer  Arbeit  hängen,  wenig 
Neurastheniker  trotz  der  durch  die  Bleivergiftung  bedingten  ungünstigen 
hygienischen  Verhältnisse.  Die  in  der  Anstalt  erzielten  Erfolge  sind  be- 
deutend. Es  wurden  entlassen  als  voll  erwerbsfähig  60,7%,  als  größtenteils 
erwerbsfähig  37%,  als  en^erbsunfähig  2,3%,  und  es  ist  nach  den  bisherigen 
Erfahrungen  anzunehmen,  daß  der  gewonnene  Zustand  der  Arbeitsfähigkeit 
eine  Reihe  von  Jahren  vorhält.  Drei  Viertel  der  beobachteten  Neurasthenien 
waren  erworbene.  Das  Anwachsen  der  neurasthenischen  Symptome  bis  zur 
schweren  Beeinträchtigung  der  Erwerbsfähigkeit  fällt  in  das  Alter  zwischen 
25  und  45  Jahre,  die  Zeit  der  größten  Anspannung  der  Arbeitskraft.  Da, 
abgesehen  von  der  Prophylaxe,  nur  eine  möglichst  frühzeitige  und  aus- 
gedelinte  Behandlung  in  Nervenheilstätten  günstige  Aussichten  bietet,  er- 
scheint die  weitere  Begründung  von  solchen  Volksheilstätten  für  Nerven- 
kranke als  dringendes  Bedürfnis. 

Porosz  (177)  weist  darauf  hin,  wie  falsch  es  ist,  wenn  der  Arzt  aus 
Scham,  Prüderie  oder  „Takt"  sich  scheut,  bei  jungen  Frauen  das  sexuelle 
Leben  zur  Sprache  zu  bringen.  Er  führt  mehrere  Fälle  an,  in  denen  junge 
Ehefrauen  längere  Zeit  hindurch  fruchtlos  hydrotherapeutischen  und  ähn- 
lichen antineiirasthenischen  Prozeduren  unterworfen  worden  waren,  weil  den 
betreffenden  Ärzten  auf  die  Intimitäten  des  Ehelebens  einzugehen  peinlich 
war.  Erst  als  es  durch  genaue  Exploration  gelang,  festzustellen,  daß  die 
Frau  infolge  zu  frühzeitiger  Ejakulation  des  Mannes  fast  nie  den  Höhepunkt 
des  Orgasmus  erreichte,  —  und  nachdem  infolgedessen  die  Therapie  erfolg- 
reich der  mangelnden  Potenz  aufgeholfen  —  trat  spontan  eine  schnelle 
Besserung  der  neurasthenischen  Symptome  der  Frauen  ein. 

Matthieu  und  ROUX  (147)  teilen  vier  Fälle  von  jugendlicher  Neur- 
asthenie bei  15 — 18  jährigen  jungen  Menschen  mit,  deren  Hauptsymptome 
in  Kopfschmerz  bestand,  die  sie  zur  Arbeit  unfähig  machte,  ferner  in  Er- 
müdungsgefühl, Verdauungsbeschwerdeu  und  Magendilatation.        (Beiuiix*) 

Pere  (80)  teilt  zwei  Fälle  von  sexueller  Neurasthenie  bei  hereditär 
belasteten  Patienten  mit,  welche  sich  dadurch  auszeichnen,  daß  die  Krankheit 
im  Anschluß  an  den  Geschlechtsakt  plötzlich  zum  Ausbruch  kam.    (Bendur.) 

Beni-Barde  (15)  sucht  nachzuweisen,  daß  die  Appendicitis  an  sich, 
oder  infol^'e  des  ihretwegen  ausgeführten  operativen  Eingriffes,  geeignet  ist, 
eine  wichtige  Rolle  bei  dem  Ausbruch   der  Neurasthenie  zu   spielen.    Verf» 


Hysterie,  Neurasthenie,  Hypochondrie.  671 

hält  diese  für  eine  Spezialform,  der  er  die  Bezeichnung  einer  appendi- 
külären  Neurasthenie  gibt.  (Bendix.) 

Freund  (88)  sucht  nachzuweisen,  daß  die  Neurasthenie  häufig  nur 
eiü  Symptomenkomplex  und  keine  einheitliche  Krankheit  ist,  der  oft  be- 
stimmte Organerkrankungen  zu  Grunde  liegen.  (Bendic.) 

Federn  (79)  vertritt  gegenüber  Haskovek  seinen  Standpunkt  bezüg- 
lich der  Abhängigkeit  der  neurasthenischen  Symptome  von  einem  konstanten 
abnoimea  Blutdruck.  Als  die  häufigste  Ursache  des  hohen  Blutdrucks  fand 
er  eine  periphere  Reizung  des  Nervus  splanchnicus  infolge  eines  bestimmten 
Darmleidens.  (Bendix.j 

Hypocbondrls. 

In  seinem  Referat  über  die   nosologische  Stellung   der  Hypochondrie 
kommt  Wollenberg  (255)  entsprechend  seinen  im  Nothnagelscheu  Hand- 
buch geäußerten  Ansichten   zu  einem  durchaus  negativen  Ergebnis.     Hypo- 
chondrische  Episoden    sind    im   Verlauf   anderer   Krankheitszustände    sehr 
hanfig;  dahin  gehören  die  hypochondrischen  Formen  der  progressiven  Paralyse^ 
des  Seniums,  der  Hebephrenie,  der  Melancholie;  ferner  die  bisweilen  hypo- 
chondrisch gedeuteten  abnormen  Sensationen   bei  chronischen  Alkoholisten^ 
bei  Eokainisten  und  bei  Epileptikern.    Als  ein  etwas  selbständigeres  Krauk- 
heitsbild  erscheint   die  Hypochondrie   in  Fällen   von  traumatischer  Neurose 
sowie  in  den  Formen,   die  sich  auf   dem  Boden   einer  angeborenen  psycho- 
pathischen Eigenart  entwickeln.     Darunter  fallen  gewisse  Fälle  von  degene- 
ratiyer  Hysterie,    ferner    die    auf    degenerativer    Grundhige    erwachsenden 
psychischen  Zwangszustände  und  die  mannigfaltigen  Formen  der  Nervosität. 
Endlich  bleiben  noch  gewisse  Fälle   übrig,   die  sich  durch   die  Entwicklung 
eines  typischen  hypochondrischen  Wahns  aber  meist  ohne  eigentliche  Syste- 
matisierung  auszeichnen  und  prognostisch  günstig  sind.    Verf.  teilt  zwei  eigene 
Beobachtungen   mit  und  weist  diese  Formen   als  Depressionszustände   des 
manisch-depressiven  Irreseins  (im  Sinne  Kraepelins)  nach.   Eine  selbständige 
Krankheitsform   der  Hypochondrie   existiert   also   nicht.     Bei  näherer  Be- 
trachtung und  hinreichend  langer  Beobachtung   erwiesen  sich  die  als  solche 
beschriebenen    Fälle    als    anderen    Krankheitsformen    angehörig,    und    zwar 
kommt  hier  —  abgesehen   von   den  bloßen    hypochondrischen  Episoden   im 
Verlauf  der  anderen  Geisteskrankheiten  —  vor  allem  in  Betracht:  die  durch 
chronisch  erschöpfende  Einflüsse  erworbene  Form  der  Neurasthenie  und  die 
Grnppe  der   konstitutionellen   Psychopathien.     Die   Hypochondrie    ist   eben 
nar  ein  psycbopathologischer  Zustand,  eine  krankhafte  psychische  Disposition 
besonderer  Art,  die  zuweilen  eine  so  dominierende  Stellung  im  Krankheits- 
bilde  einnimmt,  daß  nach  dem  Grundsatze    ,.e  potiori  fit  denominatio"  und 
ans  praktischen  Gründen   die  Beibehaltung   der  Bezeichnung  Hypochondrie 
gerechtfertigt  erscheinen  kann. 

Auf  Grund  zweier  eigener  Beobachtungen  und  der  vorhandenen  Literatur 
bestätigt  Schaikewitsch  (216)  die  herrschenden  Ansichten:  Die  Schmerzen 
sind  als  Neuralgie,  die  Bewegungsbehinderungen  als  Folge  der  hypochon- 
drischen Depression  aufzufassen.  Es  ist  kein  selbständiges  Leiden,  sondern 
ein  Symptomenkon^plex  der  Hypochondrie  und  kann  im  Vordergrunde  der 
Erscheinungen  stehen.  (Krou.) 

Vigonronx  und  Collet  (241)  teilen  zwei  Fälle  von  Hypochondrie, 
respektive  Ton  hypochondrischen  Beschwerden  mit,  bei  denen  die  Autopsie 
bestimmte  riskerale  Erkrankungen  (Neubildungen)  ergab.  Das  eine  Mal 
handelte  es  sich  um  ein  tuberkulöses  Lymphom,  das  andere  Mal  um  ein 
latentes  Magenkarzinpm.  (Bendix.) 


^72  Epilepsie,  Eklampsie,  Tetanus. 

Epilftpsie,  EUanpsIe,  Tetanns. 

Referent:  Oberarzt  Dr.  E.  Bratz-Wuhlgarten. 

1.  Aall,  C,  Eklampsi  ved  Kristiania  fedselsstiftelse  1895—1904.     Tidsskr.  f.  d.  noreke 
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2.  Derselbe,  Eklanipsi.    ibidem.     XXV.     277,  330. 

3.  Alberti,    Ch.    de,    Contribntion  ä   l'etude   de   la  tetanie   idiopathique.      Th^se  de 
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(Sitiaiigsberleht.) 

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10.  Dieselben,  Syndrome  addisonnien  chez  nne  arri^re  epileptique  de  quatorze  aos: 
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Epilepsie,  Eklampsie,  Tetanus.  573 

30.  ßndley,  Franeet,  Eclampsia.     Atlanta  Jonrn.  Rec.  Med.     VII.     73—78. 

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des  attaques;  foyer  de  ramollissement  remontant  a  seize  ans  presentant  l'aspect  de 
rinfiltration  celluleuse;  degenirescence  secondaire;  examen  histologique.  Echo  med. 
du  Nord.     Lille.     IX.     13-17. 

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59.  Derselbe,  Multipare  k  7  mois  de  grossesse;  oed^me  et  albuminurie  disparaissant  par 
le  traitement  et  revenant  apr^s;  eclampsie  et  mort.     ibidem.     XXVI.     289. 

60.  Derselbe,  Primipare  k  terme,  albuminurie  et  oedfeme  intermittentes ;  eclampsie  post 
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Tetanns. 

Orünfeld  (119):  EId  Holzsplitter  war  einem  Kinde  von  der  rechten 
Nasenhöhle  aus  in  die  linke  Orbita  gedrungen.     Tetanus.    Heilung. 

Lloyd  (174)  beschreibt  genau  einen  Fall  von  Kopftetanus  mit  doppel- 
seitiger kompletter  Facialislähmung. 

Axhausen  (13)  beschreibt  einen  interessanten  Fall  von  Tetanus  nach 
Verletzung  des  linken  Arms  durch  eine  Pferdeleine.  Der  Tetanus  begann 
sehr  spät  und  zwar  nicht  mit  Masseterkrampf,  sondern  mit  Zuckungen  im 
linken  Arm  und  verlief  sehr  langsam  und  milde.  Am  13.  Tage  nach  der 
Verletzung:  Beginn  mit  Hyperämie  und  Odem  in  der  Umgebung  einer  ober- 
flächlichen, gut  granulierenden  Wunde  der  linken  Hand  und  Zuckungen  im 
linken  Ann. 

15.  Tag:  Zurückgehen  der  lokalen  Wundreaktion,  Zunahme  der 
Zuckungen,  die  einen  stets  gleichmäßigen  charakteristischen  Verlauf  nehmen 
und  Reflexsteigerung  aufweisen,  Ausbildung  der  Starre  im  linken  Arm;  erstes 
Fühlbarwerden  des  vorderen  Masseterrandes  bei  Betastung  vom  Mund  her. 
31.  Tag:  Höhepunkt  der  allgemeinen  Starre,  komplette  Starre  des  linken 
Anns  in  extremer,  dem  Typ  der  Zuckungen  entsprechender  Stellung  bei 
TöUiger  Beweglichkeit  des  rechten  Arms.  36.  Tag:  Beginn  der  Lösung  der 
allgemeinen  Starre;  lokale  Starre  unverändert.  60.  Tag:  Lösung  des  all- 
gemeinen Tetanus  beendet;  Beginn  der  Lösung  der  Starre  des  linken  Arms. 
57.  Tag:  Portschritt  der  Lösung  im  linken  Arm.  Die  jetzige  Stelliuig  noch 
sicher  zum  Teil  tetanischer  Natur,  wie  der  Nachlaß  in  Narkose  und  die 
Wiederkehr  nach  der  Narkose  beweist,  während  der  Rest  der  kontrakten 
Stellung  auf  sekundären  Veränderungen  in  den  Weichteilen  und  den  Gelenken 
beruht.  Am  80.  Tage  besteht  diese  Kontraktur  auch  noch  zu  einem  ge- 
wissen Grade. 

Aus  der  Literatur  weist  nun  Axhausen  nach,  daß  fast  alle  Fälle  mit 
Beginn  des  Krampfes  an  der  Infektionsstelle  einen  späten  und  milden  Ver- 
lauf zeigen.  Diese  Fälle  milder  Toxinwirkung  dienen  nach  Axhausen  als 
Stütze  fiir  die  Theorie,  daß  die  Tetanustoxine  die  peripheren  Nerven  entlang 


^32  Epilepsie,  Eklampsie,  Tetanus. 

gehen  und  im  Kückenmark  angekommen,  sich  zuerst  in  den  motorischen 
Zellen  der  betreffenden  Höhe  verankern.  Denn  nur  bei  milder  Toxinwirkung 
kommt  dieser  Weg  zur  Beobachtung,  ehe  die  Blutinfektion  auftritt.  Ebenso 
kann  dieser  Weg.  wie  Axhausen  ferner  anführt,  eher  zu  Beobachtung 
kommen,  wenn  die  Nervenbahn  bis  zu  den  motorischen  Ganglien  sehr  bin 
ist:  Daher  der  lokale  Facialiskrampf  bei  sogenanntem  Kopftetanus. 

V.  Lingelsheim  (172)  gibt  eine  lichtvolle  Darstellung  der  ganzen 
Immunitätsfrage  bei  Tetanus.  Er  berücksichtigt  auch  die  angeborene  Im- 
munität, die  Autotoxingewinnung  usw. 

Hnätek  (130)  teilt  ausführlich  folgenden  Fall  von  Tetanus  und  Neuritis 
mit:  Ein  typischer,  traumatischer,  nicht  mit  Antitoxin  behandelter  Tetanus, 
der  ungünstig  endete,  war  von  ausgedehnten  anatomischen  Veränderungen  be- 
gleitet, die  auf  eine  so  tiefe  Alteration  des  Nervensystems  hindeuteten,  wie 
sie  in  dem  Grade,  in  der  Art  und  unter  solchen  Umständen  bis  jetzt  noch 
nicht  beschrieben  wurden.  Die  neuritischen  Veränderungen  betrafen  znm 
größeren  Teil  die  Nerven  des  Plexus  brachiaiis  und  führten  fast  alle  Folge- 
zustände herbei,  die  wir  nach  entzündlichen  Affektionen  der  Nerven  erwarten 
können,  nämlich  Anomalien  der  Sensibilität  und  der  Motilität,  vasomotorische 
und  trophische  Störungen.  Diese  letzteren  äußerten  sich  in  einer  ungewöhn- 
lichen Art  und  Weise,  indem  sie  außer  den  Weichteilen  der  Extremität  auch 
die  Knochen  und  Gelenke  ergriffen.  Die  pathologisclien  Veränderungen  der 
Knochen  stinmiten  mit  jenen,  welche  wir  bei  der  sogenannten  Knochen- 
atrophie —  allerdings  unter  anderen  Umständen  als  beim  Tetanus  —  Ter- 
zeichnet finden,  vollständig  überein.  Die  Erklärung  dieser  bis  jetzt  noch 
nicht  beobachteten  Veränderungen  liegt  wohl  in  der  Eigentümlichkeit  einer 
Komponente  des  Tetanusgiftes,  die  peripheren  Nerven  bei  einer  besonderen 
lokalen  Empfänglichkeit  derselben  und  bei  einer  allgemeinen  Resistenz  des 
Organismus  gegen  die  tödliche  Wirkung  des  Giftes  zu  verändern.  Die  lange 
AVirkungsdauer  des  Tetanusgiftes  dürfte  die  Bedingung  sein,  welche  in  einem 
gegebenen  Falle   derartige  Veränderungen   in    ausgiebiger  Weise  erleichtert 

Moriarta  (202)  berichtet:  Ein  Arbeiter,  dem  durch  die  Räder  einer 
Maschine  ein  Arm  zerfleischt  und  fast  abgerissen  ist,  schien  sich  von  schwerem 
Shoc  zu  erholen.  Vier  Tage  nach  dem  Trauma  stellten  sich  die  Erscheinungen 
des  Tetanus  ein,  welchen  Patient  nach  weiteren  drei  Tagen  erlag. 

Sagasser  und  Posselt  (248)  haben  eine  Reihe  sehr  exakter  Versuche 
gemacht  über  die  Agglutination  der  Tetanusbazillen  durch  Serum.  Sie 
hofften,  der  Frage  der  Serumdiagnose  des  Tetanus  vermittelst  des  Agglu- 
tinationsvermögens  näher  zu  kommen,  doch  haben  ihre  Versuche  bisher 
praktisch  verwertbare  Ergebnisse  nicht  gezeitigt. 

Oeller  (214)  berichtet:  Eine  Verletzung  des  Auges  hatte  Kopftetanus  und 
Panophthalmie,  schließlich  trotz  Enukleation  des  Bulbus  letalen  Ausgang  zur 
Folge.  Eine  sehr  sorgfältige,  mikroskopische  Untersuchung  des  Sehnerven 
zeigte  auch  in  dem  zentralen  Ende  desselben  eine  strangförmige  Erweichung. 
Durch  Beschreibung  und  Abbildungen  liefert  Oeller  den  Beweis,  daß  un- 
abhängig von  einer  auch  vorhandenen  interstitiellen  Entzündung  die  strang- 
förmige Erweichung  im  Sehnerven  herbeigeführt  wurde  durch  die  toxische 
Wirkung  des  aus  der  Augenhöhle  zentralwärts  diffundierenden  Giftes. 

Poczobnt  (226)  beschreibt  einen  Fall  von  akutem  Tetanus  bei  eioem 
10  jährigen  Knaben  nach  einem  Trauma  (Zerschmetterung  des  rechten  Fußes). 
Bereits  15 — 16  Stunden  nach  dem  Anfall  traten  die  ersten  tetanischen  Er- 
scheinungen auf.  Dann  je  ^/o — ^/^  Stunden  tetanische  Anfälle.  Amputation 
nach  zwei  Tagen.     Allmählich  Besserung  und  Heilung.     (Edioard  fiäoH,) 


Epilepsie.  Eklampsie,  Tetanus.  6S3 

Bei  dem  Tetanus  werden,  wie  Znpnik  (321)  experimentell  nachweist, 
TOD  dem  krankheitserregenden  Agens  sowohl  beim  Menschen,  als  bei  Kalt- 
blütlern zwei  G^websarten  zugleich  und  für  sich  getrennt  angegriffen:  das 
Mnskelgewebe  und  das  Rückenmark.  Im  letzteren  erzeugt  das  Gift,  dem 
Stryehnin  YÖllig  analog,  ausschließlich  eine  gesteigerte  Reflexerregbarkeit,  iü 
dem  ersteren  einzig  und  allein  eine  permanente  Starre.  Beide  Gewebsarten 
erhalten  das  Gift  einzig  und  allein  auf  dem  Wege  der  Blutbahn.  Deshalb 
sei  es  belanglos,  auf  welche  Weise  und  wohin  das  Antitoxin  eingesprizt  werde ; 
Yor  allem  seien  therapeutisch  Narkotika  und  Fernhalten  aller  Reize  zweck- 
mäßig. (Bendix.) 

Szalärdi  (283^  veröffentlicht  einen  Fall  von  Tetanus  neonatorum. 
den  er  durch  die  innere  Darreichung  von  Formalin  zur  Heilung  brachte. 
Er  ist  der  Ansicht,  das  Tetanus-Serum  keinen  Erfolg  gehabt  haben  würde. 

(Bendir,) 

Heiman,  Buerger  und  Aronson  (129)  teilen,  unter  Angabe  des 
kKnischen  Verlaufs,  des  bakteriologischen  Befundes  und  der  Stoffwechsel- 
▼orgänge,  einen  Fall  von  traumatischem  Tetanus  bei  einem  12  jährigen  Knaben 
mit,  der  sich  mit  einem  Nagel  die  rechte  Fußsohle  verletzt  hatte.  Heilung 
mit  Hilfe  von  Tetanus-Antitoxin.  (Bendix,) 

Bombes  de  ViUieres  (26)  beobachtete  einen  Fall  von  spontanem 
Tetanus  infolge  von  Erkältung  ohne  jede  traumatische  Ätiologie.  Der  Fall 
TOD  Tetanus  rülirte  nicht  von  dem  Nicolai  ersehen  Bazillus  her,  sondern 
wahrscheinlich  von  einer  Infektion  mit  Pneumokokken,  die  reichlich  im  Aus- 
wurf und  in  der  rechten  Lunge  gefunden  wurden.  Der  Fall  würde  als 
Pnemnokokken-Tetanus  zu  bezeichnen  sein  im  Gegensatz  zu  dem  Erkältungs- 
Pseudotetanus,  bei  dem  das  tetanisierende  Gift  von  einem  anderen  Bazillus 
produziert  wurde.  (Bendix.) 

Bottenstein's  (244)  Fall  von  traumatischem  Tetanus  betraf  ein 
13 jähriges  Mädchen,  das  nach  leichten  Verletzungen  bei  Gartenarbeit  und 
einer  lukubationsdauer  von  10  Tagen  einen  schweren  Tetanus  bekam,  der 
durch  Serum  sich  nicht  besserte.  Nur  der  Anwendung  toxischer  Dosen  von 
Narkotika,  vor  allem  Chloralhydrat,  bis  tiefe  Bewußtlosigkeit  und  Aufreguogs- 
zustände  eintraten,  verdankte  er  den  günstigen  Verlauf  des  Falles. 

(Bendix,) 

Eklampsie. 

Harrar  (126)  zieht  aus  150  Fällen  von  Puerperaleklampsie  den  Schluß, 
daß  diese  Erkrankung  in  New-York  im  April  am  häufigsten,  im  November 
am  seltensten  auftritt,  mit  regelmäßigem  Auf-  und  Absteigen  der  Kurven 
zwischen  diesen  Zeitpunkten. 

Hathes  (1B7)  polemisiert  gegen  Labhardt. 

Schwarz  (252)  gibt  nach  der  Literatur  eine  Darstellung  neuerer  An- 
schauungen über  Eklampsie. 

Ehrenfest  (90)  gibt  eine  Darstellung  der  Eklampsietheorien. 

Drei  Eklampsiefälle  Swahlen's  (281)  bieten  wenig  Besonderheiten. 

Liepmann  (169)  unterwirft  die  unten  besprochene  Arl)eit  von  Dienst 
(80)  einer  scharfen  Kritik.  Er  erklärt  D.'s  Behauptung  —  daß  in  be- 
stimmten Fällen  mütterliches  und  kindliches  Blut  sich  verhalten,  wie  das  Blut 
zweier  Spezies  —  für  eine  biologische  Ungeheuerlichkeit.  Daß  bei  Eklamp- 
tischen  sich  stets  Antikörper,  Hämolysine  und  Agglutinine  im  Blute  befänden, 
bestreitet  Liepmann  auch  nach  einigen  entsprechenden  Experimenten. 

Dienst  (80)  hat  eine  neue  Eklampsiehypothese  aufgestellt  auf  Grund 
folgender  Versuche:  Er  injizierte  15  von  Eklamptischen  herrührende  Plazenten 


gg4  Epilepsie,  Eklampsie,  Tetanus. 

von  einer  Nabelarterie  oder  von   der  Nabelvene  aus   mit  Milch.    Jedesmal 
konnte  er  das  Heryorfließen  der  Milch,  meistens  sogar  im  Strahle  aus  einem 
größeren   Gefäßast  an   der  maternalen   Fläche   der  Plazenten  wahrnehmen. 
Das  gab  ihm  Veranlassung,  von  da  ab  systematisch  alle  Plazenten  aof  diese 
Anomalie  hin  zu  untersuchen.    Im  ganzen  kamen  335  Plazenten  zur  Unter- 
suchung, und  es  zeigte  sich,  daß   sie  öfter  diese  Anomalie  erkennen  ließen, 
als  der  Autor  Ton  vornherein  vermutete.     Spritzende  größere  Gefaßäste,  wie 
bei  den  Plazenten  Eklamptischer,  konnte  er  allerdings  auch  bei  dieser  etwas 
gröberen  Untersuchungsmethode    nur   selten    sehen.     Weil  jedoch   die  zahl- 
reichen   Fehlerquellen    dieser  Versuchsanordnung    auf    der   Hand  lagen,  so 
untersuchte    Dienst   später    die    Plazenten    auf  ihre  Durchlässigkeit  resp. 
daraufhin,  ob  in  manchen  Fällen  eine  Kommunikation  zwischen  mütterlichen 
und  fötalem  Kreislauf  statthabe  in  der  Weise,  daß  er  sofort  nach  der  Geburt 
des  Kindes,   noch   vor   der  Lösung   der  Plazenta  von  der  Uteruswand,  von 
einer  Arterie  oder  von  der  Vena  umbilicalis  der  Nabelschnur  aus  eine  sterile 
Methylenblaulösung  unter  möglichst  niedrigem  und  in  allen  Fällen  möglichst 
gleichmäßigem  Druck  in   die  Plazenta  einlaufen   ließ.     Von  den  im  ganzen 
160   Frauen,   welche  eine   solche   Methylenblaulösung  in   ihre   noch  an  der 
Uteruswand  haftende  Plazenta  erhielten,  zeigten  32,  d.  h.  20  %,  blauen  Urin, 
der    nach    einigen    Stunden    wieder   verschwand.    —    Zugleich    damit  hatte 
Dienst  sich  mit  der  Frage  beschäftigt,  ob  und  in  wieviel  Prozent  der  Fälle 
wohl  das  Blut  der  Mutter  Agglutinine  und  Hämolysine  gegenüber  dem  Blnte 
anderer  Mütter  und  Neugeborener  zeige,  und  vor  allem,  ob  nicht  in  diesem 
oder  jenem  Falle  das  Mutterblut  auch  das  zugehörige  Kindesblut  aggiutiniere 
oder  gar  auflöse  und  umgekehrt.     Das   Blut  von    118  Müttern  und  deren 
zugehörigen  Kindern  wurde  in  1726  Mischungen  untersucht.    Daraus  resul- 
tieren mithin  bei  der  V^ennischung  von  Blut  resp.  Serum  von  je  zwei  Indi- 
viduen 3452  verwendbare  Ergebnisse.     In  allen  Fällen  wurde  das  steril  auf- 
gefangene retroplazentare  Hämatomblut  resp.  =  Serum  untersucht,  sodann  bei 
einzelnen  Fällen  außerdem  das  im  Wochenbett   durch  Venae   punctio  resp. 
Venae  Sectio  gewonnene  Blut  resp.  Serum.    Letzteres  geschah  mehrfach  und 
vornehmlich  in  Fällen  von  Albuminurie  und  Eklampsie.    Vom  Kinde  wurde 
das  Xabelschnurblut  geprüft.     Nur  Blut,  das  durch  Schütteln  in  einem  mit 
sterilen  Glassplittern  versehenen  sterilen  Kolben  zuvor  defibriniert  war,  kam 
zur  Anwendung.     Auf  Grund  dieser  Experimente  möchte  Dienst  der  Ver- 
mutung Ausdruck  geben,  daß  eine  Albuminuria  gravidarum  resp.  eine  Eklampsie 
dann  zu  stände  kommt,  wenn   sich  Mutter-   und  Kindsblut   zueinander  ver- 
halten wie  das  Blut  zweier  verschiedener  Spezies,  und  wenn  dann  noch  eine 
Kommunikation   beider  Kreislaufsysteme,   und   sei   sie   noch  so  geringfügig, 
gewissermaßen  als  auslösendes  Moment  hinzutritt.    Wenn  eine  solche  gering- 
fügig ist,   wenn   also   auch   nur   eine   geringe  Menge  —  sit  venia  verbo  — 
„heterogenen"  Kindesblutes   in    den    mütterlichen   Kreislauf   gelangt,   dann 
kommt  die  Frau  anscheinend  mit  einer  Albuminurie  davon;  und  eine  solche 
während    der    Schwangerschaft    einsetzende    Albuminurie  wird   lediglich  als 
Albuminuria  gravidarum   verlaufen   und  nicht  zur  Eklampsie  verschlimmert 
werden,  wenn   eine   anfänglich   bestehende  Kommunikation   nicht  vergrößert 
wird  resp.  sich  schließt. 

In  einer  zweiten  Arbeit  verteidigt  Dienst  (81)  seine  Eklampsietheorie 
gegen  Einwände,  welche  Liepmann  gegen  dieselbe  erhoben  hat. 

Davis  (74)  vertritt  den  Standpunkt,  daß  ijicht  nur  die  Eklampsie, 
sondern  auch  das  unstillbare  Erbrechen  der  Schwangeren,  welches  sonst 
reflektorisch  durch  die  Ausdehnung  des  Uterus  erklärt  wird,  durch  Toxizität 
des  Blutes  der  Schwangeren  bedingt  sei.     Bei  jeder  Toxämie  der  Schwangeren 


Epilepsie,  Eklampsie,  Tetanus.  ß35 

sei  die  Funktion  der  Schilddrüse  herabgesetzt.  Den  fötalen  Ursprung  der 
Toxine  verwirft  Davis,  nimmt  aber  in  verschiedenen  Fällen  einen  hepathischen 
oder  intestinalen  oder  renalen  Ursprung  an. 

Liepmann  (170)  hat  die  Substanz  von  Eklampsie-Plazenten  zahl- 
reichen Kaninchen  einverleibt.  Die  frisch  auf  dem  Kreissaal  aufgefangenen 
oder  von  Kollegen  übersandten  Plazenten  wurden  in  der  Scheringschen 
Fabrik  in  der  Fleischmaschine  zermahlen,  getrocknet  und  dann  so  lange  in 
einer  elektrisch  betriebenen  Kegelmühle  zerrieben,  bis  sie  die  Feinheit  von 
Puderzucker  und  eine  grauweiße  Färbung  erhalten  hatten.  Von  diesem 
Pulver  nun  wurde  je  1,0  g  in  physiologischer  Kochsalzlösung  aufgeschwemmt 
und  nach  Zusatz  von  einigen  Tropfen  Toluol  den  Versuchstieren  mit  ab- 
gestumpfter, breiter  Kanüle  intraperitoneal  injiziert. 

Aus  diesen  Experimenten  leitet  Liepmann  folgende  Ergebnisse  ab: 
In  Eklampsieplazenten  findet  sich  ein  Gift,  welches  sich  in  normalen  Pla- 
zenten nicht  findet.  Dieses  Gift  ist  mit  dem  Eklampsiegift  identisch,  denn 
je  mehr  Gift  vom  Organismus  absorbiert  wird,  um  so  weniger  findet  sich  in 
der  Plazenta;  umgekehrt,  die  Plazenta  ist  um  so  reicher  an  Gift,  je  weniger 
in  den  mütterlichen  Organismus  übergegangen  ist.  In  Analogie  mit  der 
Bildung  der  Fermente  scheint  bei  der  Genese  dieses  Giftes  das  Choriou- 
epithel  eine  wesentliche  Rolle  zu  spielen:  Die  Plazenta  scheint  daher 
Bildungsstätte  und  Ausgangspunkt  des  Giftes  zu  sein.  Das  Gift  zeigt  eine 
ausgesprochene  Affinität  zur  Gehirnzelle,  die  durch  dasselbe  gelähmt  wird 
und  es  neutralisiert.  Außerdem  ruft  das  Gift  in  erster  Linie  eine  Schädigung 
des  Nierenparenchyms  hervor,  dann  aber  auch  der  Lebersubstanz  (Leber- 
nekrosen). Die  Nierenschädigung  ist  stets  sekundäre  Folge  der  Vergiftung; 
bei  schon  bestehender  Eiweißausscheidung  kann  diese  durch  das  Gift  er- 
heblich gesteigert  werden. 

Boeb  (237)  hat  aus  dem  Urin  und  aus  dem  Gehirn  von  Eklamptischen 
Substanzen  dargestellt,  welche  im  Tierversuch  giftig  wirkten,  insbesondere 
Lähmungen  herbeiführten. 

Queirel  (231)  veröffentlicht  einige  Fälle  von  Puerperaleklampsie  und 
knüpft  an  dieselben  theoretische  Erörterungen. 

Das  Ergebnis  einer  früheren  Untersuchungsreihe  ZweifePs  (322), 
welche  32  quantitative  Analysen  aller  Stickstoffsubstanzen  im  Harn  Eklamp- 
tischer  umfaßte,  war  eine  sehr  bedeutende  Herabsetzung  des  Harnstoffgehaltes, 
berechnet  aus  dem  Gesamtstickstoff  des  Harns,  eine  beträchtliche  Steigerung 
des  Ammoniaks,  dagegen  eine  nur  geringe  Änderung  der  Harnsäure  und  der 
Purinbasen.  Für  den  Rest  der  Stickstoffverbindungeu  kam  eine  geringe  Ver- 
mehrung während  der  Anfälle  und  ein  mäßiges  Absinken  bei  der  Genesung 
unter  10  %  des  Gesamtstickstoffes  heraus. 

Li  einer  neuen  Untersuchungsreihe  weist  nun  Zweifel  regelmäßig 
Fleischmilchsäure  im  Urin  und  im  Aderlaßblut  der  Eklamptischen  nach. 

Daß  diese  Fleischmilchsäure  nicht  etwa  die  Folge  der  Muskelkrämpfe, 
soodem  die  Ursache  derselben  ist,  schließt  Zweifel  aus  dem  Nachweis  von 
geringen  Mengen  Fleischmilchsäure  bei  Nephritis  gravidarum  in  zwei  Fällen. 

Tierarzt  Holterbaoh  (134)  schildert  einen  Fall  von  puerperaler 
Eklampsie  beim  Schwein,  mit  Genesung.  Das  Tier  soll  immer  sehr  schreck- 
haft gewesen  sein. 

Dnnlop  (86)  berichtet  über  8  Fälle  von  Puerperaleklampsie. 

Leioester  (163)  berichtet:  Eine  30jährige  Frau,  welche  unter  der  Geburt 
eklamptische  Anfälle  hatte,  starb  am  16.  Tage  nach  der  Entbindung  an 
einem  Müzabszeß,  der  nach  dem  Zwerchfell  zu  durchgebrochen  w^ar.  Er  ent- 
Welt zahlreiche  Streptokokken. 


QQß  Epilepsie,  Eklampsie,  Tetanus. 

Nen  (210)  hat  einen  Herpes  zoster  im  Wochenbette  einer  Eklamp- 
tischen  auftreten  sehen.  Die  Herpesbläschen  traten  im  rechten  Bein  auf 
und  nahmen  das  Gebiet  folgender  Hautnerven  ein: 

Nn.  clun.  superiores,  N.  cut.  femor.  med.  bezw.  intern.,  N.  obturatorius, 
N.  saphenus.  Ausgespart  waren  folgende  Zonen;  Am  Gesäß  die  der  Nn. 
clun.  inf.;  an  der  Vorderfläche  des  Oberschenkels  die  der  N.  cutan.  fem. 
ext.,  Lumbo-inguinalis,  Ileo-inguinalis.  Neu  tritt  nun  einen  umfangreichen 
Beweis  dafür  an,  daß  somit  in  diesem  Falle  das  Ganglion  des  4.  Lumbal- 
nerven affiziert  gewesen  ist.  Neu  denkt  in  erster  Linie  daran,  daß  die 
Toxine  der  Eklampsie  das  Spinalganglion  geschädigt  haben.  Aber  er  läßt 
auch  die  Möglichkeit  zu,  daß  es  bei  den  Krampfanfallen  unter  der  Druck- 
steigerung im  Spinalganglion  zu  einer  Läsion  kleinster  Gefäße  gekommen 
ist;  die  entstehenden  Hämorrhagien  könnten  dann  dieselben  anatomischen 
und  funktionellen  Folgen  haben  wie  eine  primäre,  toxische  Schädigung  der 
betreffenden  Nerveuapparate. 

Qntbrod  (12 1)  hat  2  Fälle  von  Eklampsie  gesehen,  bei  denen 
Gangrän  der  Haut  und  Eiterungen  in  peripheren  Körperpartien  auftraten. 
Er  erklärt  sich  diese  Erscheinungen  so,  daß  das  eklamptische  Gift  auch 
durch  die  Haut  abgesondert  wird  und  dabei  Nekrosen  erzeugt. 

Im  ersten  Falle  war  die  Wöchnerin  so  eingeschlafen,  daß  die  hnke 
Hand  unter  dem  Kreuz,  der  linke  Fuß  über  dem  rechten  gelegen  hatte; 
danach  waren  folgende  Stellen  gangränös  geworden:  Die  ganze  linke  Hand, 
die  Haut  über  dem  Kreuzbein,  beide  Innenseiten  der  Kniegelenke,  die  linke 
Ferse,  die  Dorsalseite  des  rechten  Fußes.  Während  im  übrigen  Heilung 
eintrat,  mußte  der  rechte  Unterschenkel  unterhalb  des  Kniegelenks  amputiert 
werden. 

Der  zweite  Fall  war  durch  eine  über  ca.  14  Tage  sich  erstreckende 
eklamptische  Psychose  ausgezeichnet  mit  nachfolgender  totaler  Amnesie  für 
diese  Zeit,  trotzdem  sie  sich  zuletzt  schon  scheinbar  vernünftig  mit  anderen 
Patientinnen  unterhalten  hatte.  Als  die  Psychose  im  Abklingen  begriffen 
war,  traten  Geschwür-  und  Abszeßbildungen  an  einem  Bein  und  eine  Trübung 
der  Cornea  ein. 

Livon  (173)  beschreibt  einen  Bazillus,  den  er  in  Eeinkidtur  aus  dem 
Blute  zweier  eklamptischer  Frauen  dargestellt  haben  will.  Das  Blut  war 
während  der  Konvulsionen  durch  Aderlaß  entnommen. 

Lobenstine  (175)  hat  unter  152  Eklampsiefällen  7  mit  hämorrhagi- 
schen Erscheinungen  beobachtet.  Besonders  handelt  es  sich  um  Blutungen 
in  die  Leber  und  Jlagenwand.  Die  klinischen  Erscheinungen  waren  folgende: 
Schwere  Allgemeinerscheinungen,  die  auf  starke  Toxizität  des  Blutes  schließen 
lassen;  Gelbsucht;  Auftreibung  des  Leibes;  Erbrechen  auch  von  kaffeesatz- 
oder  blutähnlichen  Massen;  Schmerz  in  der  Lebergegend;  Blutungen  in 
die  Haut. 

Gessner  (113)  verlegt  den  Schwerpunkt  seiner  Eklampsietheorie  anf 
die  beiderseitigen,  von  der  Cervix  nach  dem  Blasenhalse  hinziehenden 
Muskelbündel.  Steigt  nämlich  der  Uterus  in  der  Gravidität  oder  in  der 
Eröffnungsperiode  in  die  Höhe  und  gleichzeitig  mit  ihm  die  Blase,  so  wird 
vermittels  der  en^^ähnten  Muskelbündel  ein  Zug  auf  die  von  rückwärts  in 
den  Blasenhals  eintretenden  üreteren  ausgeübt.  Diese  Zerrung  erfährt  einen 
Ausgleich  durch  die  im  selben  Verhältnis  herabdrückende  Niere;  anders 
jedoch,  wenn  dieses  Organ  dem -Zuge  nach  abwärts  nicht  folgen  kann  — 
die  ZeiTung  setzt  sich  in  solchen  Fällen  auf  dessen  Rinde  fort,  verursacht 
Zirkulationsstörungen,  Anämie. 


Epilepsie,  Eklampsie,  Tetanus.  (>37 

Schwangerschaftsniere,  Nephritis  sub  paitu  und  Eklampsie  sind  nach 
Gessners  Auffassung  nur  graduell  verschieden,  aber  auf  einem  gemein- 
samen Prinzip  beruhende  Erscheinungen,  nämlich  die  Folge  des  Zuges  an 
den  üreteren  bei  mehr  oder  minder  fixierter  Niere  und  bei  mehr  oder  minder 
YÖlligem  Versagen  der  Schutzeinrichtung,  welche  für  die  weiblichen  Haru- 
orgaoe  in  den  beiden  runden  Mutterbändern  Yorgesehen  ist.  Den  geringsten 
6rad  stellt  die  Schwangerschaftsniere  dar,  sie  weist  aber  zugleich  auf  die 
ungünstigsten  anatomischen  Verhältnisse  hin,  da  hier  schon  das  Empor* 
steigen  des  Uterus  während  der  letzten  Schwangerschaftsmonate  genügt,  um 
die  leichtesten  Nierenstörungen  hervorzurufen.  Können  hier  die  Nieren  dem 
dauernden  Zug  während  der  Schwangerschaft  nicht  folgen,  und  kommt  es 
nun  zur  Geburt  und  zur  gewaltigen  Dehnung  des  Cervix  nicht  nur  im  ^'er- 
lanf  seiner  Achse  sondern  auch  seiner  Peripherie,  so  ist  klar,  daß  solche 
IndividueD  am  meisten  zum  Ausbruch  der  Eklampsie  disponieren  müssen. 
Diese  so  entstandenen  Nierenstörungen  werden  sekundär  kompliziert  durch 
Thrombosen,  Hämorrhagien  und  Nekrosen  in  sämtlichen  Organen  speziell 
auch  in  den  Nieren  selbst.  Können  sich  diese  Organe  infolge  des  ümfanges 
und  des  Grades  dieser  doppelten  Schädigung  post  partum  nicht  schnell 
genug  erholen,  und  kommt  es  durch  längere  Chloroformnarkose  und  infektiöse 
Prozesse  im  Wochenbett  zu  weitereu  Läsionen  des  Nierenparenchyms,  so 
ist  klar,  daß  es  auch  zum  Ausbruch  der  Eklampsie  im  Wochenbett  kommen 
kann,  und  daß  gerade  diese  Fälle  eine  besonders  ernste  Prognose  haben. 

Nachdem  Zweifel  das  regelmäßige  Vorkommen  von  Pieischmilch- 
säure  im  Urin  und  Blut  Eklamptischer  zum  ersten  Male  nachgewiesen  hatte, 
untersuchten  Püth  und  Lockemann  (109)  die  Cerebrospinalttüssigkeit 
auf  deren  Anwesenheit.  Sie  lieferten  in  einem  Falle  (3.  Juni  1905)  den 
qualitativen  und  zweimal  den  quantitativen  Nachweis,  daß  die  Fleischmilch- 
säure, wie  schon  von  vornherein  vermutet  war,  auch  in  der  Cerebrospiual- 
flüssigkeit  vorhanden  ist,  und  zwar  war  die  in  ihm  nachgewiesene  Menge 
in  einem  Falle  doppelt  so  groß  wie  in  dem  Aderlaßblut  vom  gleichen  Tage. 
Ein  Analogon  zu  diesem  Befunde  ist  die  von  V.  Grünberger  gefundene 
nnd  Ende  Juni  1905  mitgeteilte  Tatsache,  daß  in  der  Cerebrospinalflüssigkeit 
eines  16  jährigen  Mädchens  mit  Coma  diabeticum  Acetessigsäure  vorhanden 
war.  ^  (Autor  et  erat.) 

Byers  (43)  gibt  eine  klare  Übersicht  der  Theorien  und  Forschungs- 
ergebnisse über  die  Eklampsie  und  begründet  die  Anschauung,  daß  bei  dieser 
geßhrüchen  Erkrankung  der  Fötus  ätiologisch  eine  wichtige  Rolle  spielt, 
da  gewöhnlich  die  drohenden  Eklampsie  -  Symptome  nachlassen,  wenn 
der  Fötus  abstirbt.  Ferner  ist  die  Gefahr  der  Eklampsie  bei  Zwillingen 
eine  viel  größere,  sodaß  bei  Eklampsie  eine  Zwillingsschwangerschaft  auf 
13  Geburten  kommt,  während  das  Verhältnis  sonst  nur  1  :  80  ist.  Thera- 
peutisch empfiehlt  Byers  Morphium,  purgierende  Mittel,  Kochsalzinfusionen 
und  möglichst  frühe  Entbindung.  (Bendur.) 

In  seiner  Abhandlung  über  Eklampsie  führt  Allen  (6)  aus,  daß  die 
Eklampsie  auf  einer  Intoxikation,  wahrscheinlich  von  der  Leber  her,  beruhe. 
Ihre  Entstehung  verdanke  sie  mehr  dem  mütterlichen,  als  dem  kindlichen 
Organismus.  Der  Krankheit  gingen  stets  Prodromalsymptome  voraus,  besonders 
Stirnkopfschmerz.  Frühzeitige  Entbindung  und  Narkotika  seien  besonders 
zu  empfehlen.  (BemUx,) 

Kinhead  (149)  teilt  sieben  Fälle  von  puerperaler  Eklampsie  mit  bei 
wei  Primiparae,  einer  Viertgebärenden  und  4  Zweitgebärenden,  und  hebt 
die  guten  Erfolge,  die  er  mit  schneller  Entbindung  und  der  Anwendung 
von  Chloral  und  Chloroform  erzielte,  hervor.  (Bendix.) 


^38  Epilepsie,  Eklampsie,  Tetanus. 

Mynlieff  (207)  glaubt,  daß  bei  der  Frage  nach  der  Ätiologie  der 
Eklampsie  aach  gewisse  mechanische  Momente  berücksichtigt  werden  müBten. 
Die  Tatsache,  daß  bei  Eklampsie  und  bei  gesunden  Graviden  die  Ureteren 
und  die  Pelvis  renum  diktiert  vorgefunden  werden,  spreche  dafür,  daß  durch 
Druck  der  Ureteren  eine  intrarenale  Spannung  hervorgerufen  werde,  die  bei 
der  Pathogenese  der  Eklampsie  eine  Kolle  spielen  könne.  (Bmdix.) 

Als  Resultat  seiner  experimentellen  Untersuchungen  zur  Pathogenese 
der  Eklampsie  fuhrt  Semb  (256)  folgendes  an:  Es  ist  nachgewiesen,  daß 
Kaninchen  durch  Injektion  von  steigenden  Dosen  gegen  die  toxische  "Wirkuog 
des  normalen  menschlichen  Serums  wenigstens  bis  an  eine  gewisse  Grenze 
immunisiert  werden  können.  Kaninchen,  welche  gegen  das  menschliche 
Serum  als  solches  immunisiert  sind,  haben  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  gegen 
das  Eklampsieserum  mit  einem  meistens  tödlich  verlaufenden  Krankheits- 
zustand reagiert  In  den  Organen  dieser  Tiere  sind  Veränderungen  nachgewiesen, 
welche  im  großen  ganzen  mit  dem  bei  der  menschlichen  Eklampsie  fest- 
gestellten pathologisch-anatomischen  Befunde  übereinstimmen.  In  einer  Minder- 
zahl der  Fälle  haben  die  Versuche  ein  negatives  Resultat  ergeben,  indem 
das  Eklampsieserum  keine  Reaktion  hervorgerufen  hat.  (Bendix.) 

Labhardt  (158)  weist  eingehend  nach,  daß  die  klinischen  Tatsachen 
im  Widerspruch  stehen  mit  den  biologischen  Hypothesen  der  Eklampsie; 
Plazenta  und  Kind  sind  eben  für  die  Mutter  nicht  artfremd  und  die  Resorption 
ihres  Gewebes  schädige  weder  die  Niere  noch  irgend  ein  anderes  Organ  und 
rufe  noch  weniger  eine  Eklampsie  hervor.  (Bendix.) 

Dirmoser  (82)  betont,  daß  für  die  schweren  Formen  der  Hyperenuresis 
gravidarum  ebenso  wie  für  den  Symptomenkomplex  der  Eklampsie  die  Hysterie 
und  Neurasthenie  nur  eine  Disposition  abgeben  könne,  auf  Grund  deren  die 
Selbstvergiftung  leichter  zustande  komme.  Es  sei  kaum  möglich,  einen 
einzelnen  chemischen  Körper  für  die  Eklampsie  verantwortlich  zu  machen, 
sondern  die  Summe  der  im  Körper  zurückgehaltenen  Gifte,  welche  durch 
die  Punktionsuntüchtigkeit  der  Leber  keine  Entgiftung  erfahren,  rufe  die 
Autointoxikation  hervor.  (Bendix.) 

Epilepsie. 

Masoin  (184,  185)  hat  Untersuchungen  des  Urins  bei  Epileptischen, 
insbesondere  auf  die  Ehrlichsche  Diazoreaktion  ausgeführt. 

Er  hat  bei  einer  Gruppe  von  Krauken  die  Reaktion  festgestellt  und 
zwar  trat  sie  hier  oft  schon  vor  epileptischen  Anfällen  auf,  besonders  deutlich 
vor  Serienanfällen.  Bei  anderen  Epileptischen  fand  sich  keine  Diazoreaktion. 
Bei  einer  dritten  Gruppe  von  Epileptischen  wechselten  die  Resultate  der 
Urinuntersuchung.  Eine  Prüfung  des  Charakters  der  Epileptischen  dieser 
drei  Gruppen  ergab,  daß  der  positive  Ausfall  der  Diazoreaktion  stets  Kranke 
mit  somatischem  und  geistigem  Verfall  betrafen.  Bei  Gesunden  und  Geistes- 
kranken fand  Masoin  die  Diazoreaktion  niemals  außer  bei  solchen,  welche 
einige  Zeit  die  Nahrung  verweigerten. 

V.  Sarbö  (250)  gibt  in  einem  Bändchen  der  „Wiener  Klinik"^  eine 
kritische  Darstellung  des  heutigen  Standes  der  Pathologie  und  Therapie  der 
Epilepsie:  In  der  Pathogenese  ist  nur  ein  Punkt  sichergestellt,  die  angeborene 
Disposition  des  Nervensystems  zu  den  epileptischen  Erscheinungen.  In  den 
Stoffwechseluntersuchungen  sei  wohl  ein  aufmunternder  Anfang  zu  künftigem 
positivem  Wissen  gemacht,  bisher  kann  aber  kein  Stoff  Wechselprodukt  als 
ständiger  Begleiter,  Veiursacher  oder  Erhalter  der  echten  Epilepsie  in  An- 
spruch genommen  werden.  Großen  Wert  legt  Sarbö  —  hier  ist  die 
originellste    und  beachtungswerteste  Stelle  seiner  Darstellung  —   den   iuter- 


4i2pilepsie.  Eklampsie,  Tetanus.  639 

paroxysmalen  Symptomen  der  Epilepsie  bei.  Auf  motorischem  Gebiete  neur- 
asthenische  Symptome,  wie  iibrilläre  Zuckungen,  Tremor,  Intentionskrämpfe 
einzelner  Muskeln.  Seltener  Ermüdungslähmungen  und  Paresen,  Schwäche- 
gefdhl.  Ais  interparoxysmale  Symptome  somatischer  Natur  zitiert  Sarbo 
nach  anderen  Autoren  Kopfschmerzen^  weite  Pupillen  mit  träger  Reaktion, 
dysarthritische  Sprachstörung. 

Auf  psychischem  Gebiete  weist  Sarbo  auf  die  bekannte  Charakter- 
Teräiiderung  und  Gemütsreizbarkeit  der  Epileptischen  und  nach  eigener  Er- 
falirung  auf  die  Vergeßlichkeit  hin.  Charakteristisch  für  diese  Vergeßlichkeit 
ist  nach  Sarbo  der  Verlauf.  Im  Anfang  ist  dieselbe  von  vergänglichem 
Charakter,  besteht  Monate  hindurch,  bessert  sich,  um  neuerdings  zu  er- 
scheinen und  mit  fortschreitendem  Alter  auch  zuzunelimen.  Chirurgische 
Behandlung  der  echten  Epilepsie  verwirft  Sarbo.  Seine  Anschauungen  über 
den  Verlauf  und  die  Prognose  faßt  er  in  einen  hübschen  Vergleich  zu- 
sammen: Gleich  der  glbnmeuden  Glut,  welche,  von  Asche  gedeckt,  untätig 
lange  Zeit  besteht,  ihre  Gegenwart  nur  durch  die  vorhandene  Wärme  ver- 
ratend, kann  die  schlummernde  epileptische  Norveukonstitution  lange  Zeit 
untätig  bestehen,  nur  durch  die  interparoxysmalen  Erscheinungen  vom  nor- 
malen Nervenzustand  abweichend.  So  w^ie  veränderte  Luftströmungen  leicht 
die  schlummernde  Glut  zur  Flanmie  entfachen,  so  bei  veränderten  Verhält- 
nissen, wie  z.  B.  die  Pubertät,  entflammt  die  epileptische  Nervenkonstitution; 
so  wie  die  zur  Flamme  gewachsene  Glut  unter  gegebenen  Verhältnissen  das 
Gebälke  wohl  schwärzt,  aber  nicht  verbrennt,  so  hinterlassen  die  epileptischen 
paroxysmalen  Krämpfe  wohl  ihre  Spuren  im  Nervensystem,  ohne  jedoch 
dasselbe  ganz  zu  verwüsten.  Und  ebenso  als  unter  entsprechenden  Um- 
ständen das  angefachte  Feuer  nicht  mehr  zu  bändigen  ist  und  alles  ein- 
äschert, kommt  es  vor,  daß  die  zum  Ausbruch  gelangten  epileptischen 
Krämpfe  nicht  mehr  einzudämmen  sind  und  das  Individuum  im  Status 
epilepticus  zu  Grunde  geht;  wie  Ol  auf  die  Glut,  so  wirken  die  verschiedensten 
schädlichen  Einflüsse  auf  das  epileptische  Nervensystem,  in  erster  Keihe  der 
Alkohol.  Was  die  Asche  der  Glut,  ist  das  Brom  dem  Epilektiker.  So  wie 
die  lodernde  Flamme  immer  öfter  und  öfter  das  Gebälke  berührt,  immer 
größeren  unheilbaren  Schaden  erreichend,  so  verursachen  die  immer  erneut 
auftretenden  Paroxysmen  stets  schwerere,  ständigere  Veränderugen,  bis 
schließüch  das  ganze  Nervensystem  zusammensinkt,  zu  Grunde  geht. 

Pere  (lOO)  berichtet  über  ein  kleines  epileptisches  Mädchen,  das  im 
Alter  von  5  Jahren,  nachdem  die  Anfälle  durch  Brom  unterdrückt  waren, 
bald  nach  dem  Aussetzen  des  Broms  eigenartige  Traumzustände  am  Tage 
bekam.  Das  Kind  stürzte  seinem  Vater  mit  fremdartigem  Gesichtsausdruck 
entgegen  und  sprach  unverständliche  Sätze.  Auf  Fragen,  was  sie  meinte, 
'faßte  sie  keine  Auskunft  zu  geben,  wußte  gar  nicht,  daß  sie  gesprochen 
batte.  Diese  Zustände  wiederholten  sich  durch  einige  Monate,  um  dann 
nicht  wiederzukehren. 

Aronheim  (ll)  teilt  Simulation  epileptischer  Anfälle  durch  einen 
Schulknaben  mit.  Derselbe  litt  au  einem  Bandwurm  und  zeigte  Abmagerung 
und  Schwindelanfalle.  Eines  Tages  bekam  er  Konvulsionen  mit  Bewußt^ 
losigkeit.  Nach  Abtreibung  des  Bandwurms  hob  sich  das  Allgemeinbefinden, 
aber  der  Knabe  bot  in  der  Folgezeit  wiederholt  Krampfzustände,  die  für 
epileptische  gehalten  wurden.  Nach  Vj^  Jahren  glückte  es  dem  Autor  zu 
einem  solchen  „Anfall"  hinzuzukommen;  er  sah,  daß  es  sich  um  willkürliche 
Bewegungen  handelte,  die  Pupillen  reagierten.  Nach  entsprechender  Suggestion 
seitens  des  Arztes  und  einer  Tracht  Prügel  durch  den  Vater  kehrten  die 
Anfälle  nicht  wieder. 

Jahresbericht  f.  Neurologie  und  Psychiatrie  1906.  44 


^90  £pilepsie,  Eklampsie,  Tetanus. 

Müller  (206)  hat  8  Beobachtungen  von  Status  hemiepilepticus  aas 
der  Nonneschen  Abteilung  des  Eppendorfer  Krankenhauses  zusammengestellt 
Bei  7  Fällen  führten  die  andauernden,  ausschließlich  halbseitigen  Krämpfe 
nach  Eintritt  eines  Coma  zum  Tode.  Der  Sektionsbefund  war  durchweg 
negativ,  auch  in  den  mikroskopisch  untersuchten  Gehirnpartieen.  Müller 
kommt  auf  Grund  dieser  Beobachtungen  und  nach  Heranziehung  der  Literatur 
zu  der  Ansicht,  daß  nicht  nur  die  Jacksonsche,  sondern  auch  die  echte 
Epilepsie  zu  einem  Status  mit  ausschließlich  einseitigen  Krämpfen  fuhren 
könne.  Die  einzelnen  Kjankheitsgeschichten  müssen  im  Original  gelesen 
werden.  Ich  greife  die  eines  Knaben  heraus,  welcher  im  Alter  von  4  Jahren 
im  Inkubationsstadium  einer  fieberhaften  Erkrankung  doppelseitige  Krämpfe 
hatte.  Dieser  Knabe  machte  im  Alter  von  6  Jahren  im  Inkubationsstadium 
von  Masern  einen  schweren  Status  hemiepilepticus  durch.  Es  trat  aber 
Heilung  ein. 

Bei  einem  anderen  im  Dämmerzustand  aufgenommenen  Patienten,  einem 
Potator,  trat  der  Tod  nach  306  linksseitigen  Krampfanfällen  ein.  Es  fand 
sich  hier  übrigens  ein  alter  Erweichungsherd  im  rechten  Stimhim,  dem  der 
Verfasser  aber  keine  pathogenetische  Bedeutung  für  die  Krämpfe  bei- 
legen will. 

In  keinem  der  Fälle  ist  mit  Sicherheit  nachgewiesen,  daß  vor  dem 
Status  hemiepilepticus  bereits  echte  Epilepsie  bestand. 

Unser  Bericht  über  Tumer's  (294)  Abhandlung  ^das  Wesen  der 
Epilepsie"  kann  diejenigen  Teile  übergehen,  welche  aus  früheren,  bereit«  in 
diesem  Jahresbericht  referierten  Arbeiten  schöpfen  (1904,  Seite  705  und 
710).  Als  Kuriosum  sei  eine  von  Turner  zitierte  poetische  Darstellung 
des  grand  mal-Anfalles  erwähnt,  welche  der  altrömische  Dichter  Lucretius 
gegeben  hat. 

Unter  den  Degenerationszeichen,  welche  bei  Epileptischen  häufig  sich 
finden,  berichtet  Turner  über  histologische  Entwicklungsstörungen  in  der 
Hirnrinde  und  zwar  Bestehenbleiben  von  Ganglienzellen  im  Marklager  und 
in  der  obersten  Rindenschicht,  embryonaler  Charakter  der  Betzschen  Riesen- 
pyramidenzellen. 

Von  sonstigen  anatomischen  Veränderungen  berichtet  der  Autor  über 
unveröffentlichte  Untersuchungen  John  Tumer's,  der  in  der  Rinde  von 
Epileptikern  Thrombose  in  den  kleinsten  Arteriolen,  Kapillaren  und  Venen 
fand,  die  teils  das  Lumen  nur  verengten,  teils  zum  Verscliluß  derselben 
führt.  Sehr  häufig  war  die  zuführende  Arterie  des  Ammonshorns  von  dieser 
Thrombose  betroficn. 

Turner  sieht  in  dieser  Thrombose  nicht  Folgen  der  Krampf  anfalle 
und  der  durch  sie  bedingten  Zirkulationsstörungen,  sondern  will  umgekehrt 
in  dieser  kapillaren  Thrombose  die  Ursache  der  epileptischen  Anfälle  er- 
blicken. 

Oehmke  (2 1 3)  berichtet :  Ei n  körperlich  übermäßig  entwickeltes  Mädchen 
von  12  Jahren,  daß  seit  frühester  Jugend  an  abortiven  epileptischen  Antillen 
leidet,  beschuldigt  einen  16  jährigen  Lehrling  in  sehr  anschaulicher  Schildenmg 
(gerichtliche  Vernehmung),  sie  defloriert  zu  haben.  Ebenso  bezichtigt  sie 
einen  Arbeiter,  in  Gegenwart  einer  anderen  Frau  mit  ihr  unzüchtige  Hand- 
lungen vorgenommen  zu  haben.  Die  Untersuchung  erweist,  daß  das  Mädchen 
gar  nicht  defloriert  ist.  Vielmehr  erscheinen  ihre  Angaben  als  ein  patho- 
logisches Trauragobilde  des  sexuell  sehr  erregbaren,  bereits  menstruierten 
Kindes,  das  wahrscheinlich  wahrheitsgetreu  seine  Phantasiegebilde  wiedergibt. 

Das  Strafverfahren  gegen  den  Lelirling  und  den  Arbeiter  wurde  auf 
entsprechende  Begutachtung  eingestellt. 


Epilepsie,  Eklampsie,  Tetanus.  ß9X 

Jeremy  (144)  beschreibt  eineD  Fall  von  augina  pectoris  bei  einer 
epileptischen  Frau  ohne  Herzfehler  und  ohne  Arteriosklerose.  Jeremy 
nifflmt  als  Grundlage  der  angina  pectoris  eine  Störung  des  vasomotorischen 
Zentrums  in  der  meduUa  oblongata  an,  welche  er  mit  den  epilepsiemachenden 
RindenTeränderungen  in  Parallele  stellt. 

Epstein  (94)  tritt  für  die  pathogenetische  Verwandtschaft  von  Migräne 
and  Epilepsie  ein.  Er  berücksichtigt  eingehend  die  Literatur,  polemisiert 
besonders  gegen  Möbius  und  stützt  sich  auf  zwei  eigene  Fälle,  von  denen 
der  eine  klar  ist.  Die  47jährige  Frau  ist  erblich  belastet,  speziell  mit 
Migräne.  Im  Alter  von  16  Jahren  trat  die  Menstruation  auf,  welche  sich 
seither  regelmäßig  einstellte.  Bereits  vor  dem  Auftreten  der  Menstruation 
litt  sie  an  Kopfschmerzen;  sie  weiß,  daß  dieselben  nicht  migräueartig  waren, 
sondern  erst  später  sich  dazu  gestalteten.  Die  Migräneanfälle  traten  bald 
Tüchentlich,  bald  ein-  zweimal  im  Monat  auf.  Ungefähr  seit  elf  Jahren 
beetehen  bei  ihr  Furchtgefühle  mit  wechselnder  Intensität:  sie  fürchtet  sich 
Tor  gewissen  Zahlen,  vor  gewissen  Tagen,  vor  neuen  Kleidern  und  überhaupt 
Tor  jeder  Veränderung.  Ungefähr  vor  5  Jahren,  also  im  Alter  von  41  bis 
42  Jahren,  überfiel  sie  eines  Nachts  der  erste  epileptische  Anfall.  Von 
diesem  Zeitpunkt  angefangen  hatte  sie  monatlich  ein,  zwei,  manchmal  auch 
drei  solche  Anfälle,  bis  sie  am  30.  Oktober  1900  in  die  Anstalt  kam.  Hier 
traten  die  epileptischen  Anfalle  immer  seltener  auf,  so  daß  Monate  ohne 
Anfälle  vorübergingen;  dagegen  traten  die  Migräneanfälle,  welche  in  den 
Jahren  des  häufigeren  Auftretens  der  epileptischen  Anfälle  angeblich  von 
kürzerer  Dauer  waren,  jetzt  öfter  auf.  Die  Dauer  derselben  erstreckt  sich 
gewöhnlich  auf  ein  oder  mehrere  Tage,  und  ist  ihr  Verlauf  typisch:  der 
Anfall  wird  durch  eine  Aura  eingeleitet,  welche  sich  in  undeutlichem  Sehen, 
Flimmern,  manchmal  angeblich  auch  in  kurz  andauerndem  Schwarzsehen 
äußert;  mit  dieser  Aura  pflegt  gleichzeitig  Druck  im  Kopfe,  Unwohlsein  und 
Brechreiz  einherzugehen,  der  Kopfschmerz  selbst,  welcher  derartig  ist,  als 
ob  ^man  von  innen  an  den  Kopf  hämmern  würde",  ist  immer  halbseitig, 
zieht  sich  aber  langsam  auf  die  andere  Seite  hinüber,  während  er  auf  der 
Seite,  wo  er  entstanden  ist,  aufhört;  auf  jener  Seite,  wo  der  Schmerz  seinen 
Sitz  hat,  verspürt  Patientin  Wärme,  auf  der  anderen  Seite  Kälte. 

Während  des  Anfalles  ist  eine  Bewußtseinsstörung  nicht  wahrnehmbar, 
jedoch  ist  die  Kranke  ihrer  eigenen  Aussage  gemäß,  reizbar  und  ungeduldig; 
ihr  Geruchssinn  wird  derart  empfindlich,  daß  sie  an  einer  vorübergehenden 
Frau  die  eventuelle  Menstruation  verspürt.  Speisen,  welche  sie  sonst  liebt, 
kann  sie  nicht  riechen,  selbst  feine  Wohlgerüche  sind  ihr  während  dieser 
Zeit  widerwärtig,  dagegen  entstehen  Gelüste  nach  pikanten,  saueren  Speisen, 
und  sie  muß  weinen,  wenn  sie  sich  dieselben  nicht  verschaffen  kann.  Die 
Epilepsia  tarda,  die  in  diesem  Falle  zu  der  Migräne  hinzutritt,  ist  nach 
Epstein's  Auffassung  eine  echte  Epilepsie.  Die  Migräne  war  schon  jahr- 
zehntelang vor  dem  ersten  typischen  Krampfanfall  eine  Offenbarung  der  ver- 
borgen bei  dem  Individuum  bestehenden  epileptischen  Veränderung. 

Voisin  und  Krantz  (306)  haben  Untersuchungen  über  die  tägliche 
Koclisalzausscheidung  bei  Epileptischen  und  Nichtepileptischen  angestellt; 
sie  haben  den  Einfluß  der  Nahrung  und  etwaigen,  als  Medikament  gegebenen 
Bromkahs  berücksichtigt.  Konstante  Beziehungen  zu  den  epileptischen  An- 
fällen ergeben  sich  nicht.  Jedoch  fanden  sich  Perioden  von  größerer  und 
geringerer  Ausscheidung  der  Salze.  Solche  wechselnde  Perioden  fanden  sich 
aber  auch  bei  einem  nichtepileptischen  imbezillen  Kinde. 

Bandall  (234)  erzählt  die  Geschichte  eines  Knaben  mit  eitriger  Otitis 

44* 


692  Epilepsie,  Eklampsie,  Tetanus. 

und  epileptischea  Anfällen.     Die   Krampfanfälle   sollen   nach   Aufmeißelung 
des  Warzenfortsatzes  seltener  und  milder  geworden  sein. 

Peters  (221)  berichtet  über  die  Heredität  eines  Epileptikers.  Der 
Vater  und  seine  Verwandten  waren  gesund.  Die  Mutter,  sowie  ein  Bruder 
der  Mutter  und  zwei  Kinder  der  Schwester  der  Mutter  und  ein  Kind  einer 
anderen  Schwester  der  Mutter  sind  epileptisch. 

Pere  (99)  weist  auf  die  Fälle  hin,  in  denen  Stottern  als  Aura  eines 
epileptischen  Anfalls  auftritt.  In  solchen  Fällen  kann  das  Stottern  auch 
isoliert  als  epileptisches  Äquivalent  erscheinen.  Von  den  angeführten  drei 
Krankheitsgeschichten  Feres  sei  hier  nur  eine  herausgegriffen:  Ein  17jähriger 
Epileptiker  zeigte  unter  Brom  wenige  Anfälle,  aber  sie  wurden  eingeleitet 
durch  minutenlanges  Stottern,  welches  nach  dem  Anfall  sich  oft  mehrere 
Stunden  wiederholte.  Nach  Steigerung  der  Bromdosis  verschwand  das  post- 
paroxystische  Stottern.  Nach  6  Monaten  dieser  Behandlung  trat  ein  Anfall 
auf,  der  in  einem  halbstündigen  Stottern  bestand  und  mit  leichter  Benommen- 
heit ohne  Bewußtseinsverlust  endigte.  Solche  Stotteranfalle  folgten  sich  und 
schienen  die  Krampfanfälle  verdrängt  zu  haben.  Nach  Aussetzen  des  Broms 
traten  die  alten  Krampfanfalle  wieder  auf. 

Lossen  (178)  hat  zwei  Fälle  von  Diabetes  mit  epileptifonnen  Krampf- 
anfällen beobachtet.  In  dem  einen  Falle  mit  Atrophie  des  Pankreas  traten 
die  Krämpfe  erst  in  der  letzten  Stunde  vor  dem  Tode  auf.  Lossen  sielft 
hier  in  den  Krämpfen  ein  Zeichen  des  Absterbens  des  schon  vorher  ge- 
schädigten Zentralnervensystems. 

In  dem  anderen  Falle  war  der  Sektionsbefuud  negativ.  Es  handelte 
sich  um  einen  schweren  Diabetes,  der  seit  einem  Jahre  bei  einer  jungen, 
nicht-epileptischen  Frau  bestand.  Die  tägliche  Zuckerausscheidung  bei  ge- 
mischter Kost  stieg  bis  über  600  g.  Trotzdem  fanden  sich  zunächst  keine 
Zeichen  einer  abnormen  Säurebildung.  Die  bei  der  Aufnahme  vorhandene 
schwache  Eisenchlorid-  und  deutliche  Acetonreaktion  verschwanden  bereits 
am  nächsten  Tage  und  kehrten  erst  bei  einer  wesentlichen  Beschränkung 
der  Kohlehydrate  (150  g  Brot)  wieder,  um  rasch  stärker  zu  werden,  be- 
sonders nach  gänzlicher  Entziehung  der  Kohlehydrate.  Auch  Oxybutter- 
säure  ließ  sich  jetzt  durch  Linksdrehung  des  vergorenen  Urins  nachweisen. 
Dabei  blieb  die  Reaktion  des  Harnes  wenigstens  zunächst  bei  großen  Dosen 
von  Natr.  bicarbon.  alkalisch  oder  neutral.  Am  5.  Tage  der  Kohlehydrat- 
entziehung traten  dann  plötzlich  ohne  irgend  welche  Vorboten  schwere 
Störungen  im  Bereiche  des  Nervensystems  auf,  zunächst  plötzliche  voll- 
ständige Amaurose  und  psychische  Unruhe,  und  gleich  darauf  setzten  typisch- 
epileptiforme,  tonisch-klonische  Krampfaufälle  ein,  die  meistens  im  linken 
Arm  beginnend  und  die  linke  Körperhälfte  etwas  stärker  betreffend,  inimei 
häufiger  wurden.  Das  Sensorium  war  bis  auf  eine  kurze  Pause  dauernd 
geschwunden.  Die  Atmung  zeigte  außer  einer  leichten  Beschleunigung 
keinerlei  Abnormität;  es  fehlt  jede  Andeutung  von  dem  großen  Atmen  des 
Coma  dyspnoicum.  Nach  zirka  8  Stunden  wurden  die  Anfälle  immer  seltener 
und  hörten  schließlich  ganz  auf,  während  die  Kranke  dauernd  comatös  blieb. 
Unter  hober  Temperatursteigerung  und  Lungenödem  trat  der  Tod  ein. 

Lossen  hält  nach  dem  berichteten  eine  Säureintoxikation  in  diesem 
Falle  für  unwahrscheinlich;  er  kann  das  Auftreten  der  nervösen  Erscheinungen 
nicht  näher  erklären. 

Brash  (38)  erörtert  die  Frage  des  ursächlichen  Zusammenhangs 
zwischen  Kopftrauma  und  Epilepsie.  Nach  einer  lichtvollen  Diskussion  der 
Literatur  berichtet  er  kurz  über  die  selbst  beobachteten  Fälle. 


Epilepsie,  Eklampsie,  Tetanus.  693 

Die  eine  Klasse  umfaßt  diejenigen  10  Fälle,  in  welchen  das  schwere 
Kopftrauma  eine  Gehirnerschütterung  herbeiführte.  Die  zerebralen  Erschei- 
nongen  dauerten  4  Stunden  bis  3  Tage.  In  6  von  diesen  Fällen  stellten 
sich  die  ersten  Konvulsionen  innerhalb  24  Stunden  nach  Aufhören  der 
Gehimerschütterungssymptome  ein.  In  den  übrigen  4  Fällen  kamen  die 
Anfälle  nach  einem  Intervall  von  3  Tagen  bis  4  Monaten.  Aber  in  diesem 
Literrall  bestanden  Kopfschmerzen,  Schwindel,  psychische  Erscheinungen. 
Die  Krämpfe  waren  vom  grand  mal-Typus.  Von  diesen  Fällen  scheidet 
Brush  eine  zweite,  16  Fälle  umfassende  Gruppe  ab,  in  denen  durchweg  Er- 
scheinungen einer  organischen  Gehirnläsion  bestand.  Das  Coma  nach  dem 
Trauma  dauerte  von  9  bis  24  Stunden.  In  8  Fällen  bestand  Bruch  der 
Schädeldecke,  in  3  Fällen  der  Schädelbasis.  2  zeigten  eine  Lähmung  eines 
Arms,  8  eine  vollständige  Hemiplegie.  Bei  12  waren  die  Konvulsionen  zu- 
erst Ton  Jacksonschem  Typus  und  gingen  allmählich  in  den  des  grand  mal 
über;  4  zeigten  den  letzteren  Typ  von  vornherein.  Bei  diesen  letzteren 
4  Fallen  traten  die  Krämpfe  sofort  nach  dem  Trauma  ein,  bei  den  übrigen 
3  Tage  bis  4  Jahre  nach  demselben.  Brush  macht  schließlich  darauf  auf- 
merksam, daß  in  beiden  Gruppen  der  ursächliche  Zusammenhang  zwischen 
Trauma  und  Epilepsie  offensichtlich  sei.  Er  weist  darauf  hin,  wie  schwer 
diese  Fälle  mit  der  toxischen  Theorie  der  Epilepsie  besonders  für  den  ärzt- 
lichen Gutachter  vereinbar  seien. 

Bramwell  und  Brown  (31)  haben  die  bekannten  Brown-Sequards- 
sfhen  Experimente  nachgeprüft,  nach  denen  Meerschweinchen  nach  Exzision 
eines  Stückchens  vom  nerv,  ischiadicus  eine  epileptogene  Zone  im  Gesicht 
bieten,  nach  deren  Reizung  Krampfbewegungen  und  Krampfanfälle  auftraten. 

Spätere  Experimentatoren  haben  bekanntlich  Brown-Sequards  Resul- 
tate teils  bestätigt,  teils  in  ihrer  Allgemeingültigkeit  verneint.  Sogar  in  ein 
and  demselben  Laboratorium  (Obersteiner)  sind  zu  verschiedenen  Zeiten  ver- 
schiedene Ergebnisse  erzielt  worden.  Die  beiden  Autoren  haben  nun  eine 
große  Anzahl  von  Meerschweinchen  nach  Exzision  eines  Stückchens  des 
nerms  ischiadicus  längere  Zeit  beobachtet,  sie  haben  dann  die  überlebenden 
Tiere,  sowohl  diejenigen,  welche  Krämpfe  darboten,  als  auch  diejenigen,  bei 
welchen  Krämpfe  sich  nicht  erzielen  ließen,  nach  mehreren  Gesichtspunkten 
(Alter,  Geschlecht,  Operationsverlauf)  geprüft.  Es  ergab  sich,  daß  anscheinend 
i^s  Alter  der  Tiere  zur  Zeit  der  Operation  entscheidend  für  die  Folge- 
erscheinungen ist.  Nur  ei-wachsene  Meerschweinchen  nämlich  bekommen 
Jnrch  die  Operation  eine  ^epileptogene"  Zone. 

Die  Unstimmigkeit  früherer  Experimentatoren  würde  sich  danach  durch 
das  verschiedene  Alter  der  benutzten  Meerschweinchen  erklären. 

Bra  (29)  beschäftigt  sich  mit  den  Gegnern,  welche  sein  von  ihm  nach 
seiner  Ansicht  entdeckter  Erreger  der  Epilepsie  (Neurococcus)  gefunden  hat. 

Cox  (68)  berichtet  über  350  klinisch  beobachtete  Fälle  und  bringt 
einige  Einzelheiten  von  Interesse. 

Ceni  (49)  versucht  in  einer  ersten  Arbeit  zu  beweisen,  daß  das 
epileptogene  Gift  eine  besondere  Spezifizität  fiii-  den  Menschen  besitzt  und 
leine  spezielle  toxische  Wirkung  auf  andere  Tierspezien  ausübt.  In  zweiter 
Linie  zeigt  er,  daß  dieses  menschliche  Gift  eine  bemerkenswerte  Beständig- 
keit bei  einzelnen  Patienten  hat,  indem  es  keine  bedeutende  Schwankung  in 
Bezug  auf  den  akzessualen  Charakter  der  Krankheit  darbietet.  Die  toxischen 
Eigenschaften  des  Serums  stehen  jedoch  in  direkter  Verbindung  mit  der 
Schwere  der  Krankheit  und  besonders  mit  den  schweren  Perioden  der  Ter- 
whlinunening,  z.  B.  dem  „Status  epilepticus*%  die  nicht  selten  den  regulären 
Verhinf  der  Krankheit  selbst  stören.     In  diesem  Falle  kann  das  Serum  eine 


691  Epilepsie,  Eklampsie,  Tetanus. 

hypertoxische  Eigenschaft  an  Charakter  und  an  Intensität  erlangen  gleich 
jenem  spezifischen  Antiserum. 

In  einer  zweiten  Arbeit  berichtet  Ceni  (50)  über  natürliche  antitoxische 
Substanzen  des  Serums  der  Epileptiker.  Er  hatte  schon  früher  darzulegen 
gesucht,  daß  die  antitoxischen  Substanzen  des  Blutes  der  Epileptiker  die 
Eigenschaft  haben,  die  toxische  Wirkung  des  menschlichen  epileptogeneu 
Antiserums  zu  neutralisieren.  Zu  diesem  Zwecke  versuchte  Ceni  früher  den 
Grad  der  Beständigkeit  bei  einzelnen  Patienten  festzusetzen  und  zu  ermittelD, 
in  welcher  Beziehung  diese  antitoxische  Eigenschaft  des  Blutserums  zur 
Schwere  der  Krankheit  steht.  Indem  Ceni  mit  seinen  üntersuchuDgea  in 
gleicher  Weise  fortfuhr,  injizierte  er  Epileptikern  eine  Mischung  von  Senun 
der  Epileptiker  und  spezifischem  Antiserum. 

Drei  Versuchsreihen  führten  Ceni  zu  folgenden  Ergebnissen: 

1.  Die  antitoxische  Wirkung  des  Blutserums  der  Epileptiker  gegen 
spezifisches  Antiserum  stellt  keine  bedeutenden  Modifikationen  in  den  Ter* 
schiedenen  Phasen  (akzessualen  und  interakzessualen)  der  Krankheit  während 
des  regulären  Verlaufs  dar. 

2.  In  den  ernsten  Fällen  der  Epilepsie  oder  mehr  noch  in  den  Perioden 
der  Verschlimmerung  der  Krankheit  (status  epilepticus  usw.),  welche  den 
regulären  Verlauf  stören,  vermindert  sich  das  Antitoxin  des  Serums  ganx 
bedeutend,  bis  zum  Verschwinden. 

3.  Wenn  man  mit  den  Injektionen  von  Antiserum  und  auch  mit  hyper- 
toxischem Serum  der  Epileptiker  fortfährt,  zeigt  sich  eine  Verschlimmerung 
in  dem  Krankheitszustande  eines  Epileptikers  und  zur  selben  Zeit  auch  eine 
Verringerung  der  antitoxischen  Kraft  des  Blutserums  dieses  Patienten  gegen 
spezifisches  Antiserum. 

Levi-Bianchini  (167),  der  in  Calabrien  viele  Epileptiker  zu  beob- 
achten Gelegenheit  hat,  beschreibt  sehr  schmerzhafte,  2 — 3  Tage,  dauernde, 
mit  periodischen  Intervallen  auftretende  gastrische  Krisen  als  Äquivalente 
des  epileptischen  Anfalles.  (MerzOacher.) 

BratZ  (32)  teilt  die  Epileptiker  in  drei  Klassen  geistiger  Leistungs- 
fähigkeit lein.  Als  Maßstab  der  Einteilung  berücksichtigt  er  nicht  nur  die 
intellektuelle  Schwächung,  sondern  auch  die  übrigen  Abweichungen  von  der 
Gesundheitsbreite.  Krankhafte  Erregbarkeit,  Widerstandsiosigkeit  gegen 
Alkohol,  Häufigkeit  der  Anfälle,  die  Dauer  der  nachfolgenden  Benommenheit, 
Dauer  und  Häufigkeit  etwaiger  akuter  epileptischer  Psychosen  werden  mit 
zur  Abwertung  der  gesamten  psychischen  Leistungsfähigkeit  herangezogen. 
Bei  einer  solchen  Verwertung  aller  interparoxysmalen  und  aller  Anfalls- 
oder Aquivaleiitserscheinungen  kann  Bratz  die  Epileptiker  nicht  nach 
Intelligenzklassen  einteilen.  Um  alle  Krankheitserscheinungen  berücksichtigen 
zu  können  und  den  Bedürfnissen  der  Praxis  dabei  zu  genügen,  ist  Brati 
zu  3  Klassen  gekommen.  Auf  der  einen  Seite  die  geistig  Gesunden  (I), 
dahin  sind  die  leichtesten  Grade  von  Gedächtnisschwächung  oder  Erregbar- 
keit mit  einbezogen.  Auf  der  anderen  Seite  stehen  diejenigen  Epileptiker, 
welche  durch  die  Schwere  einer  oder  meist  mehrerer  Krankheitserscheinungen 
in  ihren  Kombinationen  im  Sinne  des  bürgerlichen  Rechts  nicht  mehr  fähig 
sind,  ihre  Angelegenheiten  zu  besorgen  (lU),  welche  also  entmündigt  werden 
können.  Zwischen  diesen  steht  eine  Klasse  (U)  Kranke,  welche  vorüber- 
gehend (z.  B.  zur  Zeit  der  Aufnahme)  oder  dauernd  als  geistig  erkrankt 
zu  bezeichnen  sind,  bei  denen  aber  die  geistige  Erkrankung  oder  Schwächung 
nicht  derartig  ist,  daß  der  BetrefiFende  in  Betrachtung  seines  Gesamtlebens 
entmündigt  werden  könnte.  Nach  einer  sorgfältigen  Prüfung  der  auf- 
genommenen Epileptiker  des  Jahres  1904  —  dies  Jahr  hat  Bratz  gewählt, 


Epilepsie,  Eklampsie,  Tetanus.  595 

weil  es  einerseits  Doch  nicht  zu  weit  zurückliegt,  andererseits  schon  eine 
längere  Beobachtung  der  Aufgenommenen  yerbürgt  —  ergibt  sich  folgendes : 
Aufgenommen  302.  Davon  waren:  1.  geistig  gesund  oder  wenigstens  so 
intakt  daß  sie  dem  Staatsanwalt  nicht  angezeigt  wurden,  32  »=  15.8  ^j^, 
i  geistig  erkrankt,   aber  geschäftsfähig  67  =  33V«®/o»    3.  geschäftsunfähig 

103  =  50,9  Vo. 

Aus  einer  Festrede  Spratling's  (268)  ist  die  statistische  Feststellung 
ZQ  entnehmen,  daß  es  in  den  Vereinigten  Staaten  Nord-Amerikas  150  000, 
im  Staate  New- York  allein  etwa  15  000  Epileptiker  gibt. 

Mermingas  (194)  berichtet  über  einen  Fall  von  Kindenepilepsie,  bei 
dem  zweimal  durch  operative  Entfernung  von  Blutmassen  aus  der  Gegend 
der  Zentralwindungen  vorübergehende  Besserung  erzielt  wurde.  Die  Ursprungs- 
stelle der  Blutungen  (Geschwulst?)  wurde  nicht  gefunden. 

Finckh  (103)  hat  250  Krankheitsgeschichten  der  Tübinger  Klinik 
benatzt,  um  die  wesentlichsten  Punkte  des  klinischen  Verlaufs  der  Epilepsie 
zu  beleuchten.  Die  Gesichtspunkte,  nach  denen  das  vorliegende  Material 
bearbeitet  wurde,  betrafen  die  Ätiologie,  die  Beziehungen  der  Eclampsia 
infantum  zur  Epilepsie,  die  Prodromalerscheinungen  des  epileptischen  Insults, 
die  epileptoiden  Zustände,  den  Verlauf  der  Epilepsie,  die  traumatische 
Epilepsie  und  die  Spätepilepsie.  Sehr  bemerkenswert  sind  in  Piuckhs 
Arbeit  die  anregenden  Erörterungen,  welche  er  unter  Benutzung  der  wesent- 
ßchsteii  Literatur  einzelnen  strittigen  Kapiteln  in  der  Klinik  der  Epilepsie 
vorausschickt,  Erörterungen,  die  oft  den  Autor  zu  einer  neuen  und  schärferen 
Art  der  Fragestellung  führen.  Die  eigenen  Ergebnisse  sind  auch  nach  der 
statistischen  Seite  in  jedem  Kapitel  unter  Berücksichtigung  der  früheren 
Erfahrungen  dargestellt  und  schließlich  in  Leitsätzen  knapp  formuliert.  Aus 
dpm  reichen  Inhalt  der  104  Seiten  umfassenden  Habilitationsschrift  können 
nur  einige  der  Finckh  sehen  Leitsätze  herausgegriffen  werden.  Finckh  hat 
elDgehend  das  prämonitorische  Stadium  des  epileptischen  Anfalles,  das 
%  Stunde  bis  4  Tage  dauert,  studiert.  Als  Symptome  dieses  Stadiums  nennt 
er  die  psychischen  und  Allgemeinerscheinungen,  verknüpft  mit  Unlust- 
empfindnngen,  motorischer  Unruhe,  Gereiztheit  und  gelegentlich  lokalen 
Beschwerden.  Zweimal  ging  eine  unruhige,  traumreiche  Nacht  voraus,  und 
zwar  hatten  bei  einem  die  Träume  jedesmal  unter  einander  inhaltlich  große 
Ähnlichkeit.  Zweimal  bestand  das  prämonitorische  Stadium  in  einer  kurz 
dauernden  Verwirrtheit.  Nur  dreimal  lag  eine  heitere  Verstimmung  vor, 
darunter  bei  zwei  Kranken,  die  friiher  vor  ihren  Anfällen  besonders  reizbar 
gewesen  waren.  Von  körperlichen  Symptomen  nennt  Finckh  Hitze  oder 
Kälteempfindungen,  lokalisierte  Schmerzen,  einmal  z.  B.  am  After,  ferner 
Schmerzen  in  der  Magen-  oder  Bauchgegend,  ein  prickelndes  Gefühl  am 
Penis  mit  Erektionen,  Knurren  der  Eingeweide,  endlich  Kopfschmerzen, 
zuweilen  in  der  Gegend  einer  Narbe,  Kopfdruck,  Schwindel,  Übelkeit,  Zittern, 
Zuckungen  einzelner  Muskelgruppen.  Endlich  erwähnt  Finckh,  daß  bei 
einigen  Kranken  gehäufte  Petit  mal -Anfälle  die  Einleitung  bildeten. 

Das  prämonitorische  Stadium  ist  nach  Finkh  eine  relativ  seltene  Er- 
scheinung. Es  ist  nicht  zu  erwarten  vor  Anfällen,  die  durch  plötzlich  ein- 
wirkende Gelegenheitsursachen  ausgelöst  werden.  Abgesehen  von  unzu- 
reichenden Angaben  hängt  die  Seltenheit  vielleicht  auch  davon  ab,  daß  es 
verschiedene  Gruppen  von  Epilepsien  geben  dürfte,  bei  deren  einer,  mög- 
licherweise durch  Toxine  bedingt,  ein  aus  bestimmten  Symptomen  bestehendes 
prämonitorisches  Stadium  auftritt,  während  es  bei  anderen  vermißt  wird. 
Das  prämonitorische  Stadium  ist  etwa  in  V4  der  Fälle  genuiner,  traumatischer 
und  alkoholischer  Epilepsie  angegeben.     Die  Aura,  das  erste  Symptom  der 


696  Epilepsie,  Eklampsie,  Tetanus. 

auf  ihrer  Höhe  befindlichen  epileptischen  Erregung,  ist  wesentlich  häufiger 
als  das  prämonitorische  Stadium,  bei  genuiner  Epilepsie  in  87,8  Prozent  der 
beobachteten  Fälle  nachweislich.  Da  wo  sie  vorhanden  war,  zeigte  sie  sich 
in  74  Prozent  ziemlich  regelmäßig  und  gleichförmig;  nur  in  14  Prozent 
der  Fälle  genuiner  Epilepsie  war  ein  Wechsel  der  Aura  vorhanden. 

Bezüglich  der  traumatischen  Epilepsie  kommt  Finckh  zu  folgenden 
Ergebnissen : 

1.  Es  gibt  Fälle  traumatischer  Epilepsie  (in  Tübingen  44  Prozent), 
bei  denen  außer  dem  Trauma  keinerlei  weitere  ätiologische  Faktoren  nach- 
gewiesen werden  können.  JMan  muß  für  diese  annehmen,  daß  sie  aus- 
schließlich Produkt  des  Traumas  sind.  Es  ist  ferner  nicht  von  der  Hand 
zu  weisen,  daß  in  seltenen  Fällen  eine  lediglich  zu  einer  Himerschütterung 
führende  Gewalteinwirkung  die  Epilepsie  hervorrafen  kann.  Sehr  häufig 
aber  (in  Tübingen  56  Prozent)  sind  neben  dem  Trauma  noch  andere  Ur- 
sachen vorhanden  (Heredität,  Krankheiten,  Alkohol  usw.). 

2.  Die  traumatische  Epilepsie  war  in  17,6  Prozent  der  Gesamtsumme 
angegeben.  Sie  ist  beim  männlichen  Geschlecht  wesentlich  häufiger  als  beim 
weiblichen  (23,2  Prozent  :  7  Prozent),  ferner  häufiger  in  der  Jugend,  als 
später  (auf  das  erste  Dezennium  fallen  45,6  Prozent,  auf  das  zweite  Jahr- 
zehnt 30  Prozent;  zur  Frühepilepsie  rechnen  '/^,  zur  Spätepilepsie  ^,^  der 
Tübinger  Fälle).  Somit  erscheint  die  gefundene  starke  Beteiligung  der 
ersten  Lebensjahre  als  Stütze  der  von  anderer  Seite  ausgesprochenen  An- 
sicht, daß  viele  Epilepsien  des  frühen  Kindesalters  traumatisch  bedingt  sind. 

3.  Der  Charakter  der  traumatischen  Epilepsie  ist  im  allgemeinen  ein 
schwerer.  Geistige  Störungen  erheblicher  Art  traten  bei  23  unter  40  Kranken 
ein  (57,5  Prozent).  Psychisch  epileptische  Äquivalente  waren  etwas  häufiger 
als  bei  der  genuinen  Epilepsie.  Der  Ausgang  in  Demenz  ist  bei  der  trau- 
matischen Epilepsie  häufiger  als  bei  der  genuinen  Epilepsie.  Es  ist 
zweifellos,  daß  die  Demenz  wesentlich  häufiger  bei  den  im  jugendlichen 
Alter  Erkrankten  als  bei  erwachsenen  Individuen  eintritt. 

4.  Psychische  Traumen  wirken  nur  als  auslösende  Momente  des  An- 
falls  bei  bestehender  Prädisposition.  Einen  einwandsfreien  Fall  von  Epi- 
lepsie nach  Schreck  ohne  hereditäre  Belastung  oder  sonstige  ätiologische 
Momente  lieferte  das  Material  Fiuckhs  nicht. 

Die  Spätepilepsie  ist  nach  Finckh  häufiger  bei  Männern  als  bei  Weibern: 
bei  letzteren  überwiegt  die  genuine  Form,  während  bei  den  Männern  andere 
ätiologische  Faktoren  wie  Alkohol,  Trauma,  Lues  usw.  an  Bedeutsamkeit 
überwiegen.  Die  Spätepilepsie  als  ausschließliches  Produkt  der  Arteriosklerose 
anzusehen,  liegt  vorläufig  hinreichender  Grund  und  eine  Berechtigung  nicht 
vor,  wohl  aber  spielt  diese  bei  bestehender  Prädisposition  des  Gehirns  als 
ätiologischer  Faktor  zweiter  Ordnung  eine  wichtige  Rolle.  Heredität  findet 
sich  in  zwei  Drittel  aller  Fälle  von  Spätepilepsie  und  zwar  überwiegend  die 
schwere  psychopathische  Belastung. 

Ein  Hysterikus,  der  früher  nach  einem  Versuch,  die  Pulsadern  sich  auf- 
zuschneiden Krampfanfälle  gehabt  hatte,  bot  in  der  Irrenanstalt  einen 
Ganserschen  Dämmerzustand  und  machte  einen  Versuch,  sich  zu  erhängen. 
Er  wurde  abgeschnitten,  konnte  allein  ins  Bett  gehen.  Hier  zerriß  er  sein 
Hemd  und  bekam  einen  Krampfanfall. 

Kürbitz  (157)  macht  darauf  aufmerksam,  daß  der  Krampfanfall  nach 
Erhängen  hier  psychogen  (hysterischer  Natur)  nicht  etwa  durch  Gehimanämie 
bedingt  und  epileptischer  Natur  sei. 


Epilepsie,  Eklampsie,  Tetanus.  ^97 

Neißer  (209)  teilt  2  Kraukheitsgeschichten  von  Epileptikern  mit,  bei 
denen  während  der  Erregungszustände  Sprachstörungen  nachgewiesen  werden 
konnten. 

Es  handelt  sich  um  eine  Schußverletzung  des  Schädels  und  Gehirns^ 
die  nach  Entfernung  von  Knochensplittern,  Abszeßöffnung,  Projektilextraktion 
schließlich  unter  bleibenden  Defekten  des  Schädels  ausheilte.  Unmittelbar 
nach  der  Verletzung  aufgetretene  Lähmungserscheinungen  und  Anfälle  von 
Epilepsie  gingen  vollständig  zurück,  bis  nach  zwei  Jahren  dem  Fat.  ein 
schwerer  Gegenstand  auf  die  Schädelnarbe  auffiel,  worauf  ein  Stadium  heftiger 
und  häufiger  epileptischer  Attacken  einsetzte. 

Schon  der  erste  Versuch,  beide  Schädeldefekte  zu  decken,  hatte  einen 
entschieden  günstigen  Einfluß  auf  die  Anfälle.  In  dem  Maße  aber,  als  das 
implantierte  Knochenstück  und  die  Celluloidplatt«  sich  aus  der  Umgebung 
loslösten  und  die  Stellen  des  Schädeldefektes  des  dauernden  und  festen 
Verschlusses  immer  mehr  verlustig  wurden,  rezidivierten  die  Krämpfe  in 
immer  heftigerer  Weise;  der  psychische  Zustand  wies  bemerkenswerte  Ver- 
änderungen auf.  Das  schwere  Krankheitsbild  wurde  erst  dann  vollständig 
behoben,  als  es  gelang,  die  Schädellücken  in  vollkommen  solider  Weise 
dauernd  zu  verschließen. 

Fraenkel  (107)  tritt  im  Anschluß  an  diesen  Fall  den  Kocherschen 
Bestrebungen  entgegen,  Schädellücken  nicht  zu  verschließen.  Die  Deckung 
eines  Schädeldefektes  übt  in  vielen  Fällen  eine  entschieden  regulatorische 
Wirkung  auf  die  intrakranielle  Zirkulation  und  behebt  auch  hiermit  die 
Bedingungen  für  das  Entstehen  abnormen  Hirndruckes.  Umgekehrt  hindert 
das  Bestehen  eines  Schädeldefektes  trotz  seiner  entspannenden  Wirkung 
durchaus  nicht  das  Entstehen  von  Krampfzuständen. 

Kühner  (156)  berichtet  über  einige  neuere  Epilepsiearbeiten,  ins- 
besondere das  1904  erschienene  Werk  von  Spratling  und  andere  englische 
bezw.  amerikanische  Schriften.  Nach  dem  Spratlingschen  Werke  werden 
bei  Epilepsie  von  Gehirnläsionen  am  häufigsten  diese  mit  infantiler  Zerebral- 
hemiplegie  verbunden  angetroffen;  Sklerose  des  Cornu  Ammonis  ist 
eine  der  gewöhnlichsten  grobsinnlichen  Verändemngen,  die  bei  Epilepsie 
gefunden  werden.  Was  die  Histologie  betrifft,  so  kommt  man  zu  dem 
Schluß,  daß  eine  tiefe  und  diffuse  Kortikaldegeneration  gefunden  wird  bei 
Epilepsie,  und  daß  die  krankhaften  Veränderungen  hauptsächlich  in  der 
Zerstörung  der  Kerne  der  Zellen  des  sensorischen  Typus  bestehen.  Die 
pathologische  Folge  ist  eine  progressive  Gliose,  mehr  oder  weniger  deutlich 
wageprägt  und  gleichermaßen  ausgebreitet.  Folgende  Schlüsse  lassen  sich 
hieraus  ziehen:  1.  Epilepsie  ist  eine  wesentliche  sensorische  Störung  mit 
motorischen  Äußerungen.  2.  Ihre  Atiopathologie  beruht  auf  einer  Varietät 
toxischer  oder  autotoxischer  Agentien,  welche  noch  nicht  bestimmt  zu  isolieren 
oder  festzustellen  sind.  3.  Die  Krankheit  wurzelt  in  einer  organischen  Ano- 
nialie  der  Zellen  der  Gehirnrinde,  welche  zumeist  durch  Fehler  der  Heredität 
herbeigeführt  wird. 

Da  nach  Ansicht  von  Roncoroni  (243)  die  uns  jetzt  zu  Gebote 
stehenden  histologischen  Untersuchungsmethoden  noch  keinen  genügend 
sicheren  Aufschluß  geben  über  die  Veränderungen,  die  an  der  Zelle  und 
ihren  Teilen  sich  abspielen,  so  versucht  er  durch  rein  moi*phologische  Be- 
trachtungen, die  er  über  Verteilung  und  Orientation  der  Zellen  zueinander 
anstellt,  vergleichende  Betrachtungen  zu  ziehen.  Seine  besondere  Auf- 
merksamkeit hat  er  hier  zunächst  der  Hirnrinde  von  Epileptikern  und  ,,ge- 
horenen  Verbrechern-*  zugewendet.  Bei  33  Epileptikern  will  er  (im  Stirn- 
him)  9  mal  das  Fehlen  der  tiefen  Körnerschicht  beobachtet  haben;  15  mal 


^98  Epilepsie,  Eklampsie,  Tetanus. 

80II  diese  Schicht  bei  denselben  eine  starke  fieduktion  erworben  habeo;  bei 
10  Fällea  soll  ferner  die  Orientierung  der  Pyramidenzellen  eine  erheblich 
veränderte  gewesen  sein.  Bei  den  IH  Verbrechergehirnen  will  er  4  mal 
Fehlen,  6  mal  Reduktion  der  Körnerschicht  beobachtet  haben,  7  mal  ab- 
norme Orientierung  der  Pjramidenzellen.  In  diesen  Befunden,  die  uns  noch 
sehr  der  Nachprüfung  bedürftig  erscheinen,  sucht  der  Autor  eine  neue  Art 
von  Degenerationszeichen.  (Merzhadier.) 

Astwatzaturofi  (12a)  untersuchte  bei  7  Epileptikern  im  Laufe  toq 
1 — 2  Monaten  den  Blutdruck  mit  Hilfe  des  Gärtn ersehen  Tonometers. 
Der  Blutdruck  sank  am  Tage,  stieg  gegen  Abend  an.  Wenige  Minuten  Tor 
dem  Anfall  war  eine  Steigerung,  nach  dem  Anfall  ein  Sinken  des  Blutdnickes 
zu  verzeichnen.  In  Fällen  von  epileptischer  Psychose  war  erhöhter  Blutdruck 
im  Stadium  der  Erregung,  verminderter  während  der  Depression.     (Krön,) 

Konrad  (152)  berichtet  über  einen  11jährigen  Knaben,  bei  welchem 
ohne  nachweisbaren  Grund  18  Monate  hindurch  Konvulsionen  der  rechten 
Körperhälfte,  mit  partiell  erhaltener  Besinnung  bestanden,  ferner  Parese  und 
Ataxie  der  rechten  Extremitäten,  Lähmung  des  rechten  Facialis  und  Hypo- 
glossus ;  überdies  Empfindlichkeit  in  der  Gegend  des  linken  Parietalhöckere. 
Während  der  Anfälle  Verstärkung  der  Lälmiungserscheinungen.  Verf.  sup- 
pouiert  einen  zirkumskripten  Tumor  der  linken  Zentralwindung.  Trepanation, 
wobei  bloß  mäßige  Trübung  der  Pia  gefunden  wurde.  Nach  der  Operation 
zwei  Jahre  hindurch  bedeutende  Besserung,  dann  plötzlich  Status  epiL,  Coma 
und  Tod.  Bei  der  Autopsie  wurde  neben  den  Spuren  der  Trepanation  bloB 
Hyperämie  des  Gehirnes  gefunden.  Verf.  bemerkt,  daß  selbst  bei  genauen 
Herdsymptomen  die  topische  Diagnose  nur  mit  Wahrscheinlichkeit  zu  stellen 
ist,  und  daß  Jacksonsche  Epilepsie  und  Monoplegien  derselben  auch  ohne 
anatomische  Veränderung  bestehen  könne.  (Hudavemig.) 

Als  Beitrag  zur  Entstehung  der  Epilepsie  teilt  Zappert  (320)  die 
Krankengeschichte  eines  16jährigen  Mädchens  mit.  Das  bis  dahin  ganz  ge- 
sunde Kind  erkrankte  im  13.  Lebensjahr  unter  Kopfschmerz,  Abmagerung, 
Schwindel,  beiderseitiger  Stauungspapille  und  zuerst  linksseitiger,  dann  rechts- 
seitiger Abduzenslähmuug.  Diese  Tumorsymptome  schwanden  nach  %  Jahren 
v(illig,  dagegen  entwickelte  sich  eine  typische  Epilepsie,  deren  Vorläufer,  in 
Form  kurzer  Sohwindelaufälle,  Parästhesien,  Sprachstörungen  und  Extremi- 
tätenparesen,  sich  schon  im  akuten  Anfangsstadium  der  Krankheit  zeigten. 
In  der  Folgezeit  traten  die  Anfälle  in  Intervallen  von  Wochen  und  Monaten 
entweder  als  charakteristische  Krämpfe  oder  Petit  mal-  Anfälle  auf.  Z. 
nimmt  einen  kleinen  ausgeheilten  Pousherd  an,  von  dem  die  Krampfanfalle 
ausgehen,  und  wirft  die  Frage  auf,  ob  nicht  noch  geriuggradigere  Affektionen 
im  Gehirn,  die  noch  symptomloser  verlaufen,  dennoch  Epilepsie  verursachen 
können.  (Bendix.) 

Mnrdoch  (206)  teilt  zwei  Fälle  von  Epilepsie  mit,  welche  er  auf 
eine  Autointoxikation  infolge  von  gastro-intcstinalen  Störungen  zurückführt 
und   durch  diätetische  Behandlung  gebessert  haben  will.  (Bendix,) 

McLanghlin  (192)  fand  bei  sechs  von  ihm  beobachteten  Fallen 
genuiner  Epilepsie  Störungen  in  der  Magen  -  Darmfimktion  mechanisch 
chemischer  Natur  und  erzielte  mit  physikalisch-diätetischer  Behandlmigsweise 
sehr  befriedigende  Besserungen.  (Bendu.) 

Katz  (147)  veröffentlicht  drei  Fälle  von  Epilepsie,  die  er  als  Reflex- 
epilepsie deutet  und  in  Zusammenhang  mit  Erkrankungen  der  oberen  Atmungs- 
wege  zu  bringen  sucht.  Es  handelt  sich  um  jüngere  Individuen,  zwei  Mädchea 
von  11  und  24  Jahren  und  einen  13  jährigen  Lehrersohn,  die  an  adenoiden 
Vegatationen,  respektive  an  Schleimhautpolypen  der  Nase  litten  und  nach 


Epilepsie,  Eklampsie,  Tetanus.  ()99 

Beseitigung  dieser  Störungen  von  ihren  seit  Jahren  bestehenden  epileptischen 
Anfällen  geheilt  waren.  (Bendix.) 

KoDYDlslonen. 

Roch  (3^0)  berichtet:  Nach  einer  Verletzung  des  linken  musc.  gastro- 
cnemius  ohne  Verletzung  eines  größeren  Nervenstamms,  wird  für  mehrere  Wochen 
bei  einem  14jährigen,  sonst  gesunden  Knaben  Fußklonus  beobachtet.  Nach 
Aasheilung  der  Mnskelyerletzung  hört  auch  bald  der  Fußklonus  auf. 

Monro  (199)  berichtet:  Ein  ISjähriger  Knabe  erkrankt  an  schwerer 
Gastroenteritis.  Es  stellen  sich  rechtsseitige  Konvulsionen,  Hemiplegie  und 
Aphasie  ein.  Femer  eine  Reihe  von  Erscheinungen  wie  Ery  thema  nodosum,  Con- 
juDCtivitis.  Monro  schließt  aus  den  angeführten  Begleiterscheinungen,  daß 
die  zerebrale  Kinderlähmung  in  diesem  Falle  nicht  durch  einen  embo- 
lischen Prozeß,  sondern  durch  eine  Infektion  (Polioencephalitis)  bedingt  ist. 
Ein  zweiter  Fall  von  rechtsseitiger  Konvulsion-  und  Hemiplegie  betraf  ein 
Idjähriges,  bleichsiichtiges,  amenorrhoisches  Mädchen.  Es  trat  hier  noch 
Strabismus  und  Neuritis  optica  auf,  ferner  ein  EJrythema  multiforme.  Monro 
macht  darauf  aufmerksam,  daß  hier  zwar  Erscheinungen  einer  Infektion  und 
Meningitis  vorliegen,  daß  aber  trotzdem  eine  Thrombose  als  Ursache  der 
Hemiplegie  nicht  ausgeschlossen  ist,  da  die  Thrombose  infektiös  bedingt 
sein  kann. 

Roch  (241)  hat  sorgfältig  alle  Fälle  in  der  Literatur  gesammelt,  iu 
denen  epileptiforme  Krampfanfälle  mehr  oder  weniger  ausschließlich  durch 
eioen  JReiz  von  der  Pleura  aus,  z.  B.  durch  eine  Pleuritis  oder  durch  ein 
Trauma  des  Brustfells,  also  reflektorisch  ausgelöst  wurden.  Er  kommt  dazu, 
einige  Besonderheiten  der  Anfälle  dieser  pleuralen  Eklampsie  herauszufinden. 
Eine  Aura  mit  Respirationsstörungen  und  Brustschmerzen.  Vor^'iegen  der 
Krämpfe  auf  der  Seite  der  gereizten  Pleura,  nachfolgende  Paresen,  Fehleu 
von  Zungenbiß  und  Enuresis. 

Camot  und  Delion  (44)  berichten:  Eine  Phthisische,  bei  deren  Ob- 
duktion sich  später  eine  Verkäsung  im  Seitenlappen  der  Schilddrüse  fand,  ging  zu 
Grunde,  nachdem  sie  die  letzten  8  Stunden  in  eigenartigen  Konvulsionen 
gelegen  hatte.  Die  Krampfbewegungen  erinnerten  gleichzeitig  an  Athetose, 
Chorea  und  Tetanie.  Die  Patientin  folgte  bei  den  Krampfljewegungeu  mit 
den  Blicken  den  umstehenden,  die  Pupillen  waren  weit  und  reagierten  auf 
Licht.  Da  der  Gehirnbefund  ganz  negativ  war,  nehmen  die  Verfasser  an, 
daß  die  Konvulsionen  mit  der  Affektion  der  Schilddrüse  in  Zusammenhang 
zu  bringen  seien. 

Spratling  (267),  der  Leiter  der  New -Yorker  Epileptikeranstalt,  hat 
in  zwei  Jahren  20  Fälle  gesehen,  in  welchen  nach  Überfütterung  epileptische 
Konvulsionen  auftraten.  Diese  Konvulsionen  sollen  bemerkenswerter  Weise, 
wenn  die  Patientin  ihre  Lebensweise  nicht  wechselten,  in  habituelle  Epilepsie 
übergehen.  Insbesondere  liegt  die  Gefahr  dieses  Überganges  nach  Sprat- 
ling vor,  wenn  es  sich  nicht  mehr  um  grand  mal,  sondern  auch  um  petit 
mal  handelt. 

Als  Beispiel,  in  welchem  die  Konvulsionen  symptomatisch  blieben,  gibt 
Spratling  folgendes:  Ein  intelligenter  Handwerker,  Mitte  Dreißiger,  m.it 
schwachem  Magen,  beging  häufig  grobe  Diätfehler.  Er  bekam  eines  Tages 
iamitten  einer  öffentlichen  Rede  einen  Krampfanfall.  Solche  Krampfanfälle 
ereigneten  sich  noch  mehrmals,  jedesmal  am  Tage  nach  einem  gastrono- 
mischen Exzeß.  Er  änderte  seine  Lebensweise  und  ist  jetzt  schon  5  Jahre 
aafallsfrei.  Von  einem  anderen  Patienten,  bei  dem  sich  echte  Epilepsie 
entwickelte,  erzählt  Spratling  das  Menü  eines  Tages:  Zum  Frühstück  Eier. 


700  Chorea.     Tetanie. 

Brot,  Kartoffeln,  Pfannkuchen  und  Kaffee;  zum  Diner:  Suppe,'  Hühner- 
Pastete,  Gemüse  und  Pudding,  zum  Dessert  Weincröme.  Zum  Abendessen 
viel  Pleischpastete.  gebackene  Kartoffeln,  drei  Stücken  Apfeltorte  und  drei 
Tassen  Tee.  Fast  alle  Fälle,  die  Spratling  beobachtete,  fallen  in  das  Lebens- 
alter zwischen  35  und  45  Jahren. 

Wenn  man  bei  Hunden  oder  Katzen  einen  elektrischen  Strom  Tom 
Mund  zum  Nacken  gehen  läßt,  treten  tonische  Konvulsionen  auf,  die  von 
klonischen  gefolgt  sind.  Die  klonischen  Zuckungen  folgen  nicht,  wenn  die 
motorischen  Zentren  vorher  exstirpiert  sind.  Prevost  und  Mioni  (228) 
haben  diese  Erfahrung  auf  anderem  experimentellen  Wege  bestätigt,  Sie 
haben  die  Rinde  der  Tiere  künstlich  anämisch  gemacht,  entweder  indem  sie 
die  großen  zuführenden  Hirngefäßo  teilweise  unterbanden,  oder  aber  indem 
sie  im  Momente  der  elektrischen  Gehirnreizung  auf  den  Nervus  vagns 
elektrisierten. 

In  beiden  Experimentalreihen  trat  nur  eine  tonische  Phase  der  Kon- 
vulsion ein,  indem  die  motorische  Rinde  durch  die  künstlich  herbeigeführte 
Anämie  ihre  Erregbarkeit  verloren  hatte. 

KÜhnemann  (155)  hat  eine  Tabelle  entworfen,  welche  die  Differential- 
diagnose der  verschiedenen  Krankheiten  erleichtern  soll,  welche  mit  Krämpfen 
einhergehen. 

Ashly  (12)  macht  einige  Ausführungen  bezüglich  Kinderkonvulsionen. 
Von  Interesse  sind  einige  Krankheitsgeschichten,  so  die  folgende:  Ein  Knabe, 
der  zu  17  Monaten  gehen,  zu  zwei  Jahren  sprechen  lernte,  bekam  zu 
3^2  «Jahren  die  Masern  mit  hohem  Fieber,  Konvulsionen,  zweitägigem  Coma. 
Als  er  das  Bewußtsein  wiedererlangte,  war  er  einige  Tage  blind  und  mehrere 
Wochen  aphatisch.  Noch  nach  6  Monaten  war  die  Sprache  undeutlich. 
Das  früher  artige  Kind  wurde  reizbar  und  bösartig. 


Chorea.   Tetanie. 

Referent:  Prof.  Dr.  R.  Wollenberg-Tübingfen. 

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99.  Zinn,  Ed.,  Die  Tetanie-Cataract.     Archiv  für   Augenheilkunde.     Band  LH.     p.  183. 

Chorea. 

Gramer  und  Tübben  (24)  teilen  zwei  Fälle  von  klinisch  wohl 
charakterisierter  infektiöser  Chorea  mit,  in  denen  intravital  aus  dem  Blut 
ein  positiver  bakterieller  Befund  erhoben  werden  konnte.  Die  bisherigen 
Befunde,  die  in  einer  kurzen  Übersicht  zusammengestellt  werden,  sind  fast 
ausnahmslos  erst  post  mortem  erhoben.  Die  Verfasser  scheiden  nun  von 
ihren  Fällen  den  ersten,  in  Genesung  übergegangenen  aus,  in  welchem  im 
Blut  Staphylokokken  nachgewiesen  wurden,  und  verwerten  nur  den  zweiten 
Fall.  Hier  wurde  gleich  in  den  ersten  Tagen  nach  der  Aufnahme  unter 
antiseptischen  Kautelen  Blut  entnommen  und,  nach  einem  vergeblichen 
Versuch,  eine  Streptokokkenkultur  gewonnen.  Nach  dem  Tode  der  13  jährigen 
Kranken  wurden  sodann  aus  Blut,  Gehirnstücken,  Cerebrospinal-  und 
Peritonealflüssigkeit,  Herzklappe  die  Streptokokken  wieder  gezüchtet,  auf 
Kaninchen  übertragen  und  hier  wiederum  aus  Blut,  Gehirn  und  Peritoneal- 
flüssigkeit wiedergefunden.  —  Die  Verfasser  sind  weit  davon  entfernt,  die 
gefundenen  Streptokokken  als  die  Erreger  der  Chorea  hinzustellen;  aber 
das  Zusammentreffen  dieser  pathogenen  Bakterien  und  so  frischer  pathologi- 
scher Veränderungen  (pralle  Füllung  der  Gefäße,  perivaskuläre  Blutungen, 
randständige  Gliakerne  usw.)  in  einem  und  demselben  Organismus  ,,gibt 
immerhin  zu  denken  und  legt  die  freilich  noch  unbewiesene  Vermutung 
nahe,  daß  diese  Mikroorganismen  als  agents  provocateurs  und  als  treibende 
Kraft  jener  pathologischen  Prozesse  anzusehen  sind".  In  diesem  Falle 
haben  pathologische  Anatomie  und  Bakteriologie  die  kliniscli  gewonnene 
Anschauung,  daß  es  sich  um  eine  organische  infektiöse  Chorea  handele, 
jedenfalls  glänzend  bestätigt;  er  bildet  somit  einen  wertvollen  Beitrag  zur 
infektiösen  Theorie  der  Chorea.  —  Die  Verschiedeuartigkeit  der  bisher  er- 
hobenen bakteriologischen  Befunde  und  der  Mangel  an  Spezifizität  der  nach- 
gewiesenen Mikroorganismen  macht  es  verständlich,  wenn  man  die  Chorea 
öicht  nur  nach  akutem  Gelenkrheumatismus,  sondern  auch  nach  anderen 
infektiösen  Krankheiten  auftreten  sieht.  An  einen  spezitisch  choreogenen 
Mücroorganismus  ist  hiernach  nicht  zu  denken;  man  muß  vielmehr  eine 
Torausgegangene  Infektion  annehmen,  die  bei  den  vielgestaltigen  Invasions- 
pforten des  jugendlichen  Organismus  sehr  verschiedenartiger  Natur  sein 
kann.  Da  nun  fast  alle  diese  Mikrobien  zu  den  pyogenen  Bakterien  gehören, 
1^30  liegt  die  Annahme   außerordentlich   nahe,    daß   sie   alle   einen  Giftstoff 


704  Chorea.     Tetanie. 

produzieren,  welcher  unter  gewissen  Bedingungen  eine  besondere  Affinität 
zu  den  Rezeptoren  der  Eiweißmoleküle  des  Zentralnervensystems  und  zwar 
ganz  bestimmter  Zellbezirke  desselben,  nämlich  der  motorischen  Regionen, 
besitzt".  —  In  den  weiteren  Ausführungen  kommen  die  Verf.  zu  dem  Re- 
sultat, daß  bei  ,,an  sich  so  heterogenen  Krankheitsbildern  wie  der  Chorea, 
der  L an dry sehen  Paralyse,  der  hämorrhagischen  Polioencephalitis  und  der 
großen  Gruppe  der  unter  dem  Namen  der  akuten  Delirien  zusammengefaßten 
Geistesstörungen,  eine  ganze  Reihe  von  Mikroorganismen  nachgewiesen 
wurden,  die  ihrer  größten  Mehrzahl  nach  zur  Gruppe  der  pyogenen  Bakterien 
gehören.  Diese  an  sich  ja  nicht  so  bedeutungsvolle  Tatsache  gewinnt  dadurch 
erheblich  an  wissenschaftlichem  Wert,  daß  auch  klinisch  zwischen  allen 
diesen  Krankheitszuständen  insofern  gewisse  Analogien  bestehen,  als  bei 
ihnen  alle  motorischen  Reiz-  oder  Lähmungssymptome  in  der  Erscheinungen 
Fluclit  stets  wiederkehren  und  ihnen  so  ein  ebenso  eigenartiges  wie  gemein- 
sames symptomatologisches  Gepräge  geben.  Zudem  schließen  sie  sich  alle- 
samt sehr  häufig  an  akute  Infektionskrankheiten  an.  Dazu  kommt,  daß  bei 
den  zur  Sektion  gelangten  Fällen  nicht  selten  frische  entzündliche  Prozesse 
im  Zentralnervensystem,  und  zwar  hauptsächlich  in  den  Bezirken  festgestellt 
wurden,  welchen  die  motorischen  Funktionen  unterworfen  sind*.  Ohne  diesen 
verschiedenartigen  Mikrobien  im  Einzelfall  die  Rolle  von  Krankheitserregern 
zuzusprechen,  sind  die  Verfasser  doch  davon  überzeugt,  daß  zwischen  diesem 
circulus  vitiosus,  zu  welchem  sich  die  Infektion,  die  eigenartigen  Krankheits- 
symptome und  die  frischen  pathologischen  Prozesse  vereinigen,  ein  kausaler 
Zusammenhang  besteht. 

Förster  (36)  zerlegt  die  bei  der  Chorea  minor  zu  beobachlenJen 
Störungen  in  der  Tätigkeit  des  Muskelsystems  in  zwei  verschiedene  Kom- 
ponenten; die  choreatischen  Spontanbewegungen,  die  zu  den  Krämpfen 
gehören,  und  die  choreatischen  Koordinationsstörungen.  —  Chorea- 
tische  Spontanbewegungen  kommen  bei  vielen  an  sich  sehr  verschiedenen 
Krankheitsbildern  vor,  nämlich,  abgesehen  von  der  Chorea  minor,  bei  den 
anderen  Choreaformen  (chronische,  chronische  hereditäre,  hysterische,  elek- 
trische Chorea,  Choree  variable  des  degeneres)  ferner  bei  Epilepsia  con- 
tiuua,  bei  dementia  paralytica,  bei  Motilitätspsychosen  (neben  den  pseudo- 
spontanen Bewegungen),  bei  kongenitaler  und  infantiler  Zerebrallälunung, 
bei  Herderkrankungen  des  Thalamus  opticus,  der  Bindearme,  Kleinhiru- 
<affektionen,  auch  bei  Tabes  dorsalis  (Försters  „choreatische  Extremitäten- 
krisen*').—  Die  Merkmale  der  choreatischen  Spontanbewegungen  sind 
ihr  rascher  Ablauf,  ihre  relativ  große  Exkursion,  ihr  echt  klonischer  Typus 
(im  Gegensatz  zu  den  tonisch -klonischen  der  Epilepsie),  der  fortwährende 
bunte  Wechsel  in  ihrer  Ausbreitung.  Sie  haben  ferner  in  ihrer  äußeren 
Form  keine  Ähnlichkeit  mit  Willkürbewegungen,  nicht  einmal  mit  den  ein- 
fachen Willkürbewegungen  einzelner  Glieder,  da  ihnen  die  kombinierte 
Muskelwirkung  (z.  B.  die  in  der  Norm  synergisch  erfolgende  Kontraktion 
des  m.  extensor  digitorum  comm.  bei  willkürlicher  Tibialisaktion)  fehlt 
Vollends  entsprechen  sie  niemals  den  kombinierten  Verrichtungen  und  Be- 
schäftigungen unserer  Glieder.  Sie  entspringen  aus  der  isolierten  Wirkung 
einzelner  Muskeln  (z.  B.  tibialis  anticusj  oder  einzelner  Muskelgruppen 
(z.  B.  Flexoren  des  Vorderarms),  während  die  Willkürbewegungen  auf  der 
gleichzeitigen  Wirkung  mehrerer  ^luskeln  oder  mehrerer  Muskelgruppen 
basieren.  Die  oft  erörterte  Frage,  ob  die  choreatischen  Spontanbewegungen 
koordiniert  sind  oder  nicht,  ist  müßig;  denn  koordiniert  kann  nur  eine  Be- 
wegung sein,  welche  eine  Aufgabe,  einen  Zweck  in  sich  schließt  und  erfüllt; 
<Ues    ist    aber   l)ei   den   in  Kede   stehenden  Bewegungen  nicht  der  Fall.  — 


Chorea.     Tetanie.  706 

Die  choreatisclien  Koordinationsstörungeii  bestehen  in  Störungen  in 
der  Aasführang   der    mechanischen   oder   statischen   Muskelleistungen.     Sie 
sind  auch  in  den  leicliteren  Fällen  mindestens  angedeutet,  in  den  schweren 
aber  stets   deutlich   ausgesprochen.     Gleichwohl   hat  man   sie  bisher  wenig 
beachtet.    Förster   beginnt  ihre  nähere  Beschreibung   und  Analyse    damit, 
daS  er  die  Muskeln  nach  ihrer  Funktion  einteilt  in  Hauptago nisten  (die 
für  die  einfachen  Bewegungen  jeweilig  erforderliche  Muskelgruppe),  agonisti- 
sche  Synergisten    (die  Muskeln,  die,  wie  die  extensores  carpi  beim  Faust- 
schloß,  die  Wirkung  der  Hauptagonisten  zweckmäßig  unterstützen),  antago- 
nistische   Synergisten,    ((fie  Muskeln,    die  die  Bewegung   zu   moderieren 
and  im  gegebenen  Moment  zu  arretieren  haben),  kollaterale  und  rotatori- 
sche Synergisten    (die  Muskeln,   die  seitliche  Abweichungen  des  Gliedes 
aas  der  Bewegungsebene,  resp.  Rotation  des  Gliedes  um  die  Längsachse  zu 
verhindern   haben).     Die  Koordinationsstörung   äußert   sich   nun,    wenn    sie 
Toll  aasgeprägt   ist,    in    folgenden    Elementarstörungen:     Die    bei    unseren 
Villkürbewegungen  (einfachen  und  zusammengesetzten)  in  Aktion  tretenden 
flauptagonisten  werden  im  allgemeinen  prompt  innerviert,  aber  die  InneiTa- 
tion  ist  dem  Grade   nach   unbeständig,    ja  in   schweren  Fällen    entschieden 
herabgesetzt,     so    daß    deutliche,     aber    ohne    Prädilektion    für    besondere 
Mnskelgruppen  über  alle  Muskeln  eines  Gliedes   ungefähr  gleichmäßig   ver- 
teilte Paresen   entstehen.     Bei  den   einfachen  Bewegungen  der  Finger,    der 
Zange,    der  Lippen   usw.  ist   die  Innervation   der  Hauptagonisten  aber  bis- 
weilen nicht  einmal  prompt,  sondern  verspätet  und  nicht  stabil,  sondern  nur 
flüchtig.    Der  Lmpuls  für  die  Hauptagonisten  irradiiert  ferner  fast  stets  auf 
Maskeln,    die    mit   der  Bewegung   an    sich   nichts   zu    tun  haben   (unzweck- 
mäßige Mitbewegungen  besonders  der  homologen  Muskelgruppe  der  anderen 
KörperhäJfte).      Die   bei   vielen   unserer  Willkürbewegungen   mit  in  Aktion 
tretenden    agonistischen ,     antagonistischen ,     coUateralen    und    rotatorischen 
Synergisten    werden    in    schweren   Fällen    von   Chorea   gar   nicht    oder  nur 
mangelhaft  mitinnerviert.    Ebenso  fehlt  die  Innervation  der  Muskeln,  welche, 
ohne  besondere  willkürliche  Intervention,  unsere  Gliedteile  in  ihrer  normalen 
Stellang  zu  einander  zu  erhalten  haben.    Soll  ein  Glied  willkürlich  in  einer 
besonderen,    von    der  gewöhnlichen   Haltung    abweichenden    Stellung  fixiert 
werden,  so  ist  der  Impuls  der  hierzu  erforderlichen  Muskeln  zwar  vorhanden, 
aber  dem  Grande   nach   kein  stabiler.     Man  kann  also  sagen,    daß  bei  der 
Aasführang   der  lokomotorischen  oder  statischen  Aufgaben  unseres  Muskel- 
sjstems   im   allgemeinen   diejenigen  Innervationen   erfolgen,    die    auf  einem 
willkürlichen  Impulse   beruhen,    so   daß   hierbei   sogar   eine   ausgesprochene 
Neigung  zur  Mehrinnervation  besteht,  daß  hingegen  diejenigen  Innervationen 
unterbleiben,    welche   normaliter   unbewußt   zu    erfolgen  haben.  —  Es  fragt 
ach.   in    welchem  Abschnitt    des  Nervensystems    wir    uns    den    der  Chorea 
«u  Grunde    liegenden  Krankheitsprozeß  lokalisiert  denken?     Sowohl  epilep- 
tische wie  choreatische  Krämpfe  können  von  der  Hirnrinde  ausgehen ;  diese 
muß   aber   keineswegs   der   Sitz   der  Reizung  sein.     Choreatische  Spontan- 
bewegungen können  von  recht  verschiedenen  Abschnitten  des  Zentralnreven- 
systems  ausgehen.     Es  gibt  aber  außer   der  Chorea  minor  Fälle,  in   denen 
die  von   Förster  postulierte   charakteristische  Kombination  von   Spontan- 
bewegungen    und   Koordinationsstörungen    der    geschilderten   Eigenart   vor- 
gelegen  und  in   denen,    im  Gegensatz  zur  Chorea  minor,    die  Autopsie  ein 
positives  Resultat   ergeben   hat.     Es   handelt   sich   dabei   um  Erkrankungen 
des  Kleinhirns   oder   der  Bindearme   (Bonhöffer).      Wir  sind  berechtigt, 
auch  für  die  Chorea   minor   eine  Erkrankung   derselben  Ortlichkeit  in  An- 
spruch za  nehmen.    Förster  glaubt,  daß  in  der  Tat  irgend  eine  Schädigung 

JabRsbeiicfet  f.  Neurologie  und  Psychiatrie  1906.  45 


706  Chores.    Tetanie. 

toxiach-infektiösen  Ursprungs  des  Kleinhirns  die  Ursache  der  Chorea  minor 
sei,  welche  allerdings  zu  keinen  grob  greifbaren  anatomischen  Veränderungen 
führt.  —  Verfasser  erörtert  weiter,  ob  sich  das  Symptomenbild  der  Chorea: 
unwillkürliche  Spontanbewegungen  und  Koordinationsstörungen,  ans  der  Läsion 
des  Kleinhirns  resp.  der  Bindearme  deuten  läßt?  Es  würde  an  dieser 
Stelle  zu  weit  führen,  den  Deduktionen  Försters  im  einzelnen  zu  folgen. 
Kurz  zusammengefaßt  ergibt  sich  aus  ihnen  folgendes:  Die  choreatischen 
Spontanbewegungen  sind  am  besten  als  Reizsymptom  aufzufassen.  Man 
kann  ohne  Schwierigkeit  annehmen,  daß  der  der  Chorea  minor  zu  Grunde 
liegende  toxisch  -  infektiöse  Prozeß  auf  die  Elemente  des  Kleinhirns  als 
reizendes  Agens  wirkt.  Die  Reizung  des  Kleinhirns  führt  aber  zu  Spontan- 
bewegungen  auf  verschiedenen  Wegen:  teils  durch  Vermittelung  der  Binde- 
arme vermittelst  der  von  den  Ganglien  der  Haube  ausgehenden  zentrifugalen 
Bahnen,  teils  direkt  cerebellofugal.  Auch  für  die  choreatischen  Koordinations- 
störungen nimmt  Förster  das  Cerebellum  in  erster  Linie  in  Ansprach, 
bezieht  jene  aber  auf  einen  Fortfall  der  cerebellaren  Funktionen,  sieht  sie 
also  als  Ausfallssymptom  an.  Der  Schlußsatz  der  interessanten  Ausführangen. 
die  im  einzelnen  im  Original  nachzulesen  sind,  lautet :  Wir  haben  also  in 
der  Chorea  minor  den  Typus  einer  Nervenaffektion  vor  uns,  bei  der  Reiz- 
und  Ausfallssymptome  sich  paaren  und  aus  der  nämlichen  Schädlichkrit 
entspringen. 

Flatan  (36)  hat  iu  seiner  kleinen  Arbeit  über  den  Veitstanz  alles 
über  die  choreatischen  Erkrankungen  Bekannte  zusammengefaßt  und  be- 
rücksichtigt. 

F.'s  Darstellung  der  Chorea  ist  für  den  praktischen  Arzt  bestimmt  und 
sehr  geeignet,  eine  klare  Vorstellung  von  der  einfachen  Chorea,  der  Chorea 
adultorum  (Huntington),  der  Schwangerschaftschorea  und  der  postapoplek- 
tischen  Chorea  zu  gewinnen. 

In  der  Therapie  empfiehlt  F.  vor  allem  den  von  jeher  empfohlenen 
Arsengebrauch.  (Bmdix.) 

Oould  und  H0W6II  (44)  beobachteten  bei  einer  19  jährigen  Primipara 
außer  einer  Chorea  gravidarum  seit  dem  6.  Monate  der  Schwangerschaft  eine 
am  Ende  der  Gravidität  auftretende  Eklampsie.  Im  Urin  war  Albumet 
vorhanden.  Die  Chorea  war  schon  vor  dem  Ende  der  Schwangerschaft  &at 
völlig  geheilt,  und  auch  die  Eklampsie  verschwand  nach  spontan  erfolgten 
Partus.  (Bendix.) 

Dixon  (26)  berichtet  über  einen  Fall  von  Chorea  gravidarum,  dsr 
mit  Aufregungszuständen,  Halluzinationen  und  großer  Unruhe  verbunden  war. 
Es  handelte  sich  um  eine  22jährige  Gravida  im  8.  Monat  der  Gravidität 
Unter  Anwendung  von  Bettruhe  und  Narkotika  trat  nach  normalem  Partos 
vollständige  Heilung  ein.  (Bendüs.) 

Den  bisher  nur  in  kleiner  Zahl  bekannten  Fällen  von  Chorea  im  Zo- 
sammenhang  mit  Blennorrhoe  (Litten  2,  Heubner  1,  Fröhlich  1, 
Massanek  1)  fügt  Boissonnas  (12)  einen  weiteren  aus  der  Heubnerschen 
Klinik  hinzu.  Er  empfiehlt  Vorsicht  bei  der  Prognose  solcher  Fälle,  weil 
sie  oft  äußerst  hartnäckig  sind  und  schwere  Komplikationen  bringen  können. 
Jedenfalls  soll  man  in  entsprechenden  Fällen  sich  des  Fehlens  jedes  Aus- 
flusses versichern.  Wenn  man  darauf  mehr  achte,  werde  sich  vielleicht  die 
bis  jetzt  nur  kleine  Zahl  der  Beobachtungen  vermehren  und  diese  Form  sich 
als  nicht  so  selten  erweisen. 

Klempner  (63)  berichtet  über  2  Fälle  von  choreatischer  Diplegie  aus 
der  Mendelschen  Poliklinik,  die  dadurch  bemerkenswert  waren,  daß  bei 
beiden    die    isolierte    doppelseitige    schlaffe    Lähmung   und    Atrophie   eines 


Chorea.    Tetanie.  707 

einzelnen  Muskels  festgestellt  werden  konnte,  und  zwar  in  dem  einen  der 
mm.  rhomboidei,  in  dem  andern  der  Perouei. 

Besta  (11)  hat  das  Zentralnervensystem  eines  Mannes  zu  untersuchen 
Gelegenheit  gehabt,  der  mit  40  Jahren  an  Chorea  erkrankte.  Bereits 
3  Grenerationen  des  betreffenden  Kranken  waren  der  nämlichen  Krankheit 
erlegen.  5  Jahre  nach  .Ausbruch  der  motorischen  Erscheinungen  traten  noch 
psychische  hinzu,  die  schließlieh  zu  einer  deutlichen,  wenn  auch  nicht  starken 
Demenz  führten.  An  der  Diagnose  „Chorea  Huntington"  setzt  der  Autor 
keine  Zweifel  (wir  wollen  es  nicht  unterlassen,  zu  bemerken,  daß  der  Kranke 
Tor  Beginn  der  choreatischen  Erscheinungen  an  Typhus  gelitten  hat).  Die 
mikroskopische  Untersuchung  ergab  folgendes:  sehr  starke  Veränderungen 
an  den  Blutgefäßen  im  ganzen  Zentralnervensystem.  Die  kleineren  Gefäße 
seheinen  stärker  betroffen  zu  sein,  indem  an  denselben  sämtliche  Teile  in 
Ifitleidenschaft  gezogen  worden  sind  (weitgehendste  Sklerose).  Die  großen 
Gefäße  hingegen  weisen  nur  eine  stärkere  Infiltration  der  Adventitia  auf.  Die 
Gefäßerkrankung  setzt  sich  auf  die  Pia  fort  und  hat  hier  zu  einer  deutlichen 
Leptomeningitis  Anlaß  gegeben.  Die  Tangentialfasem  erscheinen  in  der 
Binde  geschädigt,  ebenso  die  oberste  Ganglienzellenschicht  der  Rinde.  Die 
raletzt  genannten  Veränderungen  führt  der  Autor  sekundär  auf  die  primär 
entstandenen  Piaveränderungen  zurück.  Er  glaubt  also  im  Einklang  mit 
anderen  Autoren  das  Wesen  des  Prozesses  auf  eine  primäre  Gefäßerkrankung 
der  kleineren  Gehimgefäße  zurückführen  zu  können.  Die  übrigen  Ganglien- 
zellen erschienen  nicht  lädiert,  Gliaveränderungen  wurden  nicht  beobachtet. 
Bd  dieser  Auffassung  des  Prozesses  bleiben  die  lang  andauernden  motorischen 
Erscheinungen  unaufgeklärt.  (MerzbacJier.) 

Weyrauch  (98)  teilt  die  Geschichte  einer  ausgesprochenen  Chorea- 
funilie  mit,  in  der  in  3  aufeinander  folgenden  Generationen  8  ausgeprägte 
Fälle  Ton  Chorea  vorhanden  waren.  In  einem  weiteren  Falle  wird  berichtet, 
daß  die  betreffende  Person  „etwas  schlotterig^,  daß  bei  ihr  die  Krankheit 
„nicht  ganz  durchgebrochen**  ist.  Femer  bestand  in  einem  Falle  ein  Zu- 
stand Ton  Tiefsinn,  der  allmählich  zur  Verblödung  gefuhrt  hatte.  In  den 
beiden  Tom  Verf.  beobachteten  Fällen  war  bei  dem  schon  9  Jahre  leidenden 
Kranken  bereits  hochgradige  Verblödung  eingetreten;  bei  dem  andern,  der 
erst  Tor  4  Jahren  erkrankt  war,  bestand  nur  eine  gewisse  Urteilsschwäche. 
Ton  dem  hemmenden  Einfluß  gewollter  Bewegungen  auf  die  choreatischen 
Zuckungen  konnte  W.  sich  nicht  überzeugen.  Bei  6  Mitgliedern  ist  das  Alter 
bei  Krankheitsbeginn  ermittelt;  es  lag  zwischen  dem  30.  und  43.  Lebensjahre. 

Lieben  (61)  teilt  einen  Fall  typischer  Huntingtonscher  (die  Ameri- 
kaner schreiben  den  Namen  übrigens  neuerdings  Huntingdon.  Kef.)  Chorea 
mit.  Wenn  sich  auch  in  der  Ascendenz  nichts  Ton  Chorea,  Epilepsie  usw. 
feststellen  läßt,  so  darf  man  doch  in  den  Klagen  der  Tochter  und  dem  aller- 
diogs  spärlichen  objektiven  Befund  die  ersten  Anfänge  desselben  Leidens 
erblicken.  Dies  würde  für  ein  früheres  Befallenwerden  der  jüngeren  Gene- 
rationen im  Sinne  Heilbronners  sprechen.  Für  Huntingdons  Form 
sprechen  ferner  der  Beginn  im  mittleren  Lebensalter,  die  Progredienz  des 
Leidens  aus  unmerklichen  Anfängen  heraus,  sowie  die  psychischen  Begleit- 
symptorae,  die  transitorischen  früheren  Aufreguugs-  und  Verwirrtheitszustände, 
die  Demenz,  die  exzessive  Reizbarkeit.  —  Im  einzelnen  bespricht  Verf.  dann 
die  Demenz  und  besonders  die  Bewegungsstörungen  in  seinem  Falle:  Die 
Bewegungen  sistierten  im  Schlaf  und  ließen  bei  intendierten  Bewegungen 
nach,  wobei  an  ihrer  Stelle  meist  ein  feinschlägiger  Tremor  auftrat.  Das 
langsamere  Tempo  der  Zuckungen  (im  Gegensatz  zu  dem  blitzartigen  bei 
der  Sydenhamschen  Form)  gehört  zu  den  Momenten,  die  schon  zur  Athe- 

45* 


708  Chorea.     Tetanie. 

tose  hinüberleitea.  Die  choreatische  Unruhe  der  Stammmuskulatur  nnd  der 
Beine  tritt  erst  beim  Stehen  und  Gehen  in  Erscheinung,  also  dann,  wenn 
die  zur  Erhaltung  des  Gleichgewichtes  dienenden  regulatorischen  Apparate 
(Kleinhirn)  vermehrt  in  Tätigkeit  zu  treten  haben.  —  Die  in  L.'s  Fall  beob- 
achtete rechtsseitige  Parese  ist  als  ein  Symptom  des  Grundleidens  anzusehen 
und  auf  zirkumskripte  Veränderungen  der  motorischen  Region  zurückzuführen. 
Ebenso  wie  in  Facklams  Fall  (Archiv  für  Psych.  Bed.  XXX)  standen  auf 
der  paretischen  Seite  die  chorea tischen  Bewegungen  an  Intensität  der  gesunden 
Seite  gegenüber  zurück,  während  sonst  bekanntlich  gerade  nach  Hemiplegieo 
choreatische  Erscheinungen  auftreten. 

Peachell  (72)  teilt  einen  Fall  von  Dementia  bei  Huntingtonscher 
Chorea  mit.  Der  54  Jahre  alte  Mann  litt  seit  dem  45.  Jahre  an  Hunting- 
tonscher  Chorea.  In  den  letzten  6  Monaten  seiner  Krankheit  hatte  sich 
hochgradige  Demenz  bei  ihm  entwickelt.  Die  Autopsie  ergab  deutliche 
Atrophie  der  Frontallappen  und  des  ganzen  Gehirns  sowie  der  zerebralen 
Gefäße.  (Bendix,) 

In  2  Fällen  von  Chorea  Huntington  fand  Daddi  (25)  weitgehende 
Ganglienzellveränderungen,  hauptsächlich  in  den  oberen  Rindenschichten  des 
Stirnhirnes  und  der  motorischen  Region;  daneben  Neurogliavermehrung. 
Die  Veränderungen  der  Gefäße  sind  auf  Kosten  der  Arteriosklerose  zu 
setzen.  In  beiden  Fällen  handelt  es  sich  um  alte  Individuen,  bei  dem  einen 
waren  mehrere  Familienmitglieder  in  der  Aszendenz  choreatisch  gewesen; 
nicht  so  im  zweiten  Falle,  der  außerdem  Epileptiker  war.  Trotz  dieser 
Verschiedenheiten  ist  der  anatomische  Befund  ein  gleicher.  Der  Autor 
bemülit  sich,  die  Abweichung  der  Veränderungen  von  denen  des  senilen 
Gehirnes  zu  demonstrieren.  (Merzbacher.) 

Babinski  (4)  konnte  bei  einer  großen  Zahl  von  Chorea  (Sydenham) 
ein  eigentümliches  Phänomen,  „die  kombinierte  Flexion  des  Oberschenkels 
und  Rumpfes"  beobachten.  Es  war  bei  allgemeiner  Chorea  nachzuweisen, 
und  zwar  bisweilen  auf  der  einen  Seite,  beim  Niederlegen  auf  der  anderen. 
Insbesondere  zeigt  es  sich  bei  Hemichorea  und  entspricht  an  Deutlichkeit 
der  Schwere  der  Krankheit;  es  schwindet  beim  Heilungsprozeß  der  Chorea 
und  kann  dalier  als  Merkmal  der  wahren  Chorea  gegenüber  der  hysterischen 
Form  dienen.  Da  dieses  Phänomen  der  organischen  Hemiplegie  eigen- 
tümlich ist,  so  scheint  die  Annahme,  daß  die  Chorea  eine  Affektion  der 
Pyramidenbahn  ist,   dadurch  eine  Stütze  zu  erhalten.  (Bendvs.) 

Nerlich  (68)  berichtet  von  einem  am  11.  Dezember  1866  geborenen 
Anstaltsinsassen,  der  im  Jahre  1900  wegen  Sittlichkeitsverbrechens  zu 
schwerer  Zuchthausstrafe  verurteilt,  dann  „aber  wegen  angeborenen  Schwach- 
sinns mit  Chorea"  aus  dem  Strafvollzug  in  die  Irrenanstalt  versetzt  war. 
Das  mit  Rücksicht  auf  diese  angeblich  „angeborene"  Schwäche  betriebene 
Wiederaufnahmeverfahren  wurde  von  den  Angehörigen  aufgegeben,  weil  sich 
nachweisen  ließ,  daß  der  Kranke  bei  Begehung  der  Tat  und  ebenso  in  den 
ersten  1^2  Jahren  der  Strafhaft  sich  ganz  geordnet  und  zweckmäßig  ver- 
halten und  erst  im  August  1902  Beeinträchtigungsideen  und  mäßige  geistige 
Schwäche  gezeigt  hatte,  die  dann  innerhalb  zweier  Jahre  zu  völliger  Ver- 
blödung fortgeschritten  war. 

Jones  (50)  teilt  einen  Fall  von  Huntingtonscher  Chorea  mit,  in 
dem  sowohl  die  klinischen  Symptome  als  auch  der  anatomische  Befund  zur 
Diagnose  einer  progressiven  Paralyse  geführt  hatten:  Frau  von  53  Jahren. 
Vater  von  jeher  etwas  ängstlich,  leicht  deprimiert,  erkrankte  selbst  an  Chorea 
mit  50  Jahren;  Mutter  hatte  angeborenen  Klumpfuß,  war  sonst  gesund, 
starb,  54  Jahre  alt,  nach  Apoplexie.    Eine  Schwester  litt  an  Chorea,  zwei 


Chorea.     Tetanie,  709 

Brüder  starben  an  Tuberkulose,  einer  von  ihnen  hatte  ein  erregbares,  im- 
polaiTes  Wesen.  Die  anderen  Geschwister  neigten  zu  etwas  schwerer  Lebens- 
anflassimg.  Die  Patientin  erkrankte  mit  46  Jahren  an  choreatischen  Be- 
wegungen erst  nur  im  Kopf  und  Gesicht,  später  auch  der  Arme,  Parese  des 
linken  Armes.  Lichtstarre  der  Pupillen,  Sprachstörung,  gesteigerte  Patellar- 
reflexe.  Psychisch  zunehmende  Demenz  (Pat  war  von  jeher  etwas  imbezill); 
zanächst  noch  sexuelle  Halluzinationen  und  Schwangerschaftswahn  mit  Selbst- 
anschuldigung der  ehelichen  Untreue,  später  aufgeregt,  zerreißt,  sehr  unruhig 
und  reizbar.  Starke  Abmagerung.  Exitus  nach  7jährigem  Anstaltsaufenthalt. 
Die  Autopsie  ergibt  u.  a.  Atrophie  des  Gehirns,  Pachymeningitis 
hämorrhagica,  Leptomeningitis,  Hydrocephalus  externus.  Atrophie  der  Win- 
dungen. Dilatation  der  Ventrikel.  Granulierung  des  Ependyms.  Mikro- 
skopisch: Verschmälerung  der  Zellschichten,  insbesondere-  der  Pyramiden 
im  Stimhirn. 

Verf.  bespricht  die  Pathologie  der  Huntingtonschen  Chorea,  die  nach 
seinen  Erfahrungen  eine  sehr  seltene  Krankheit  ist  (bei  10000  männlichen 
und  weiblichen  Kranken  des  London  County  Asylum  zu  Claybury  kam 
höchstens  auf  3000  Fälle  einer  von  Huntingtonscher  Chorea)  und  hält  es 
für  gerechtfertigt,  die  Huntingtonsche  Chorea  der  Gruppe  der  sogenannten 
Pseudoparalysen  (Pseudo  general  paralysis)  einzureihen. 

V.  Rntkowski  (80)  gibt  einen  kurzen  Überblick  über  die  Momente, 
die  eine  Abtrennung  der  nervösen  Chorea  von  der  Sydenhamschen  „infek- 
tiösen" Form  notwendig  machen. 

Hoisholt  (48)  gibt  in  seinem  in  der  California  Northern  District 
Medical  Society  am  14.  Juni  1904  gehaltenen  Vortrag  einen  kurzen  histo- 
rischen Uberbück  über  die  Beziehungen  der  Chorea  zum  Veitstanz  und 
bespricht  dann  folgende  psychische  Stömngen  bei  den  drei  Hauptformen 
der  Chorea:  1.  Die  hysterische  Geistesstörung  bei  der  Chorea  magufi, 
2.  das  Delirium  der  Chorea  minor,  3.  die  Demenz  der  hereditären  oder 
chronischen  Chorea,  indem  er  sich  im  wesentlichen  an  Kraepelins  Dar- 
stellung anschließt.  In  einer  Fußnote  findet  sich  der  Hinweis,  daß  die 
chronische  hereditäre  Form  meist  fälschlich  als  ..Huntingtonsche"  bezeichnet 
verde,  während  der  Name  des  Autors  Huntingdon  laute.  Zum  Schluß 
teilt  Verf.  2  Fälle  dieser  Form  mit,  die  beide  die  Besonderheit  hatten,  daß 
die  Kranken  beim  Gehen,  ganz  wie  bei  Paralysis  agitans,  in  Propulsion 
kamen.     In  dem  zweiten  Falle  kam  ätiologisch  ein  Trauma  in  Betracht. 

Brower  (14)  berichtet  über  eine  Diskussion  in  der  Chicago  Academy 
oflledicine  vom  14.  Oktober  1904,  die  er  selbst  mit  Bemerkungen  über 
Geistesstörung  bei  Chorea  und  über  die  von  ihm  angewendete  Behandlungs- 
methode einleitet.  Es  beteiligten  sich  weiter  die  Doktoren  Frank  X.  Walls, 
Henry  T.  Byford,  William  F.  Waugh,  James  G.  Kiernan,  William 
L.  Baum,  C.  S.  N.  Hallberg  mit  Ausführungen  über  die  Pathogenese  der 
Chorea,  die  Beziehungen  zwischen  ihr  und  Augen  Störungen  usw.,  ferner  über 
die  Behandlung  der  Chorea,  wobei  von  einer  Seite  auf  die  Gefahren  großer 
Arsenikdosen  (Neuritis)  hingewiesen  wurde.  Zum  Schlüsse  bespricht  V.  G. 
Gallagher  vom  juristischen  Standpunkt  die  Entschädiguugsfrage  bei  durch 
Schreck  hervorgerufener  Chorea  und  anderen  Nervenkrankheiten. 

Bei  der  23  jährigen  Kranken  Prigyesi's  (38)  zeigten  sich  chorea- 
tische  Erscheinungen  im  fünften  Monate  der  zweiten  Gravidität  nebst  Endo- 
carditis  und  Temperatursteigerungen  bis  39,6  ^  C.  Trotz  sofort  eingeleitetem 
Abortus  artefic.  Tod  am  dritten  Tage.  Hyperämie  des  Gehirnes  und 
seiner  Häute,  Endocarditis  und  puerperale  Veränderungen.  Keine  mikro- 
skopische  Untersuchung.      Nach   F.    ist    die    sofortige    Unterbrechung    der 


710  Chorea.     Tetanie. 

Schwangerschaft  angezeigt,  wenn  schwere  zerebrale  oder  endokarditiscbe 
Erscheinungen,  Neigung  zur  Progression  bestehen,  oder  der  Kräfteznstand 
rasch  abnimmt.  (Hudovemig,) 

Tetaiils. 

Gottschaik  (43)  berichtet  kurz  über  einen  Fall  von  Tetanie,  die  in 
der  3.  Woche  nach  einer  normalen  Geburt  auftrat  und  in  Heilung  übergiof. 
Beginn  mit  Krämpfen  in  einzelnen  Fingern,  dann  3  Stunden  dauernder 
Krampfzustand  in  Händen  und  Füßen;  das  Gesicht  war  verzogen;  Dyspnoe 
und  Schweißausbruch  im  Gesicht;  starke  Schmerzhaftigkeit  im  Bereich  des 
Nervenplexus  des  linken  Oberarms.  Trousseau  anfangs  nur  angedeutet,  später 
stark  positiv;  Chvostek  negativ;  später  Parästhesien  in  den  Fingerspitzen, 
Zittern  der  Zunge  und  Zucken  im  Gesicht.  Zum  Schluß  wirft  er  die 
Frage  auf,  ob  nicht  in  diesem  Falle  vom  Genitalkanal  herrührende  toxische 
Stoffe  zur  Schädigung  des  Nervensystems  führten  und  so  die  Neurose  be- 
wirkten. 

Die  Tetanie  ist  nach  Chvostek  (22)  eine  einheitlidhe,  typische  Er- 
krankung, der  eine  Funktionsstörung  der  Glandulae  parathyreoideae  zu  Grunde 
liegt.  Dieses  ist  das  konstitionelle  Moment,  das  bewirkt,  daß  die  mit  dieser 
Anomalie  behafteten  Individuen  a^f  verschiedene  auslösende  Ursachen  mit 
derselben  spezifischen  tetanischen  Reaktion  antworten.  Die  Insuffizienz  der 
Epitelkörper  kann  angeboren  oder  erworben,  dauernd  oder  vorübergehend 
sein.  Sie  kann  vielleicht  durch  Erkrankungen  dieser  Gebilde  selbst  gegeben 
sein,  zum  Teil  durch  Erkrankungen  der  Nachbarorgane  (Schilddrüse),  opera- 
tive Eingriffe  oder  Zirkulationsstörungen  an  den  Organen  des  Halses  gesetzt 
sein.  Für  die  endemisch  und  epidemisch  auftretenden  Fälle  können  analoge 
Verhältnisse  als  maßgebend  angenommen  werden  wie  für  das  endemische 
und  epidemische  Auftreten  der  Struma.  (Bendix.) 

Baymond  (77)  hebt  an  Krankheitsfällen  die  Merkmale  der  Tetanie 
gegenüber  der  Pseudotetanie  hervor.  Es  gibt  hysterische  Kontrakturen, 
die  Tetanie  vortäuschen,  aber  sich  deutlich  durch  bestimmte  Charaktere  von 
ihr  unterscheiden.  Doch  begegnet  man  bei  gewissen  Individuen  einem 
neuropatischen,  zu  Krämpfen  prädisponierenden  Zustand,  der  keine  Hysterie 
ist,  aber  schwer  zu  diagnostizieren  sein  kann,  so  daß  die  Frage,  ob  es  sich 
um  echte  Tetanie  oder  um  hysterische  Kontraktur  handelt  (Pseudotetanie- 
Curschmann),  entstehen  kann.  Nach  Curschmann  kann  sich  diese 
Frage  bestimmt  entscheiden  lassen  durch  das  Erb  sehe  Phänomen,  welches 
bei  Hysterie  nie  vorkommt,  während  das  Trousseausche  und  Chvostek- 
sche  Zeichen  bei  peripheren  und  zentralen  Läsionen  des  Nervensystems,  bei 
Neurosen,  ja  sogar  bei  gesunden  Menschen  gefunden  wird.  (Bendix.) 

Edenhuizien's  (28)  Fall  betraf  eine  hochgradig  neurasthenische  und 
psychisch  sehr  leicht  erregbare  Frau,  die  unmittelbar  im  Anschluß  an  eine 
Magenaffektion  an  Tetanie  erkrankte.  Die  Anfälle,  welche  anfangs  nur  bei 
der  Magenspülung  auftraten,  wurden  später  auch  durch  psychische  Momente 
hervorgerufen.  Die  Tetanie  ging  ihrer  Intensität  nach  dem  Magenleiden 
parallel,  verlor  sich  aber  nach  der  Heilung  desselben  nicht  völlig,  sondern 
nahm  den  Charakter  der  Pseudotetanie  an.  (Bendix.) 

Fischer  (34)  behandelte  ein  neurotisches  Mädchen,  das  über  un- 
bestimmte Magenbeschwerden  klagte  und  eine  kleine  epigastrische  Hernie 
hatte.  Bei  der  Operation  fand  sich  an  der  kleinen  Curvatur  ein  Fibrolipom, 
das  entfernt  wurde.  Am  17.  Tage  post  operationem  wurde  die  Patientin 
von  Tetanieanfallen  heimgesucht,   die  leichter  Art  waren  und  nie  mit  Be- 


Chorea.    Tetanie.  711 

waBtseinsatörangen   einhergingen.    Als  Ursache  nimmt  F.  eine  Intoxikation 
an  durch  Retention  von  toxischen  Massen  im  Darmtraktus.  (Bendia.) 

MacCalllun  (62)  hält  es  für  wahrscheinlich,  daß,  welches  auch  die 
Quelle  des  toxischen  Materials  bei  den  yerschiedenen  Fällen  von  Tetanie 
sein  mag,  das  tatsächliche  Auftreten  der  Tetanie  auf  die  Unzulänglichkeit 
der  Parathjreoiddräsen  zurückzuführen  ist,  welche  schließlich  unfähig  sind, 
alles  Gift  zu  neutralisieren.  Möglicherweise  könne  in  solchen  Fällen  durch 
Verabreichung  von  Parathyreoidsubstanz  temporäre  Erleichterung  geschaffen 
werden,  (Bendix.) 

Ufßmheimer  (90)  hat  die  Beobachtung  gemacht,  daß  die  Mehrzahl 
der  an  Tetanie  erkrankten  Kinder  einen  eigenartigen  Qesichtsausdruck  zeigt, 
der  außerordentlich  abweicht  von  dem  normaler,  gesunder  Kinder  des 
gleichen  Alters.  Es  ist  das  spezifisch  Kindliche  aus  ihren  Zügen  gewichen, 
ond  an  seine  Stelle  ein  Ausdruck  wie  von  Nachdenklichkeit  oder  Sorge 
getreten.  Bisweilen  hat  der  Gesichtsausdruck  den  Anschein  eines  „knifflichen, 
Tenchlagenen^.  Diese  eigenartige  Veränderung  der  Gesichtszüge  rührt 
offenbar  daher,  daß  in  den  Muskeln  eine  gewisse  Spannung,  ein  allerleichtester 
tonischer  Krampf  eintritt,  der  den  leichtesten  Ausdruck  dessen  bildet,  was 
wir  beim  echten  Tetanus  als  den  Risus  sardonicus  genannten  Dauerkrampf 
der  mimischen  Muskulatur  vorfinden.  (Bmdix.) 

Marinesoo  (63)  beobachtete  einen  Fall  yon  Tetanie  bei  einem 
16 jährigen  Mädchen,  welches  außerdem  noch  Erscheinungen  von  Basedow- 
seher Krankheit  zeigte.  M.  fuhrt  die  Tetanie  auf  Störungen  in  der  Funk- 
tion der  Glandulae  parathyreoideae  zurück  und  glaubt,  daß  nicht  nur  die 
motorischen  Störungen  der  Tetanie  von  ihnen  verursacht  werden,  sondern 
auch  gewisse  eklamptische  und  epileptische  Anfälle,  ebenso  wie  verschiedene 
spastische  Zufalle  von  ihnen  herrühren.  (Bendix,) 

Sohmidleoliner's  (81)  Fall  von  Tetania  gravidarum  betraf  eine 
i4jährige  Frau,  die  8  mal  normal  geboren  hatte  und  seit  dem  6.  Monate 
der  letzten  Gravidität  an  Tetanie  erkrankt  war.  Am  6.  Tage  des  Wochen- 
bettes trat  der  Exitus  ein.  Von  sicheren  Zeichen  der  Tetanie  waren  das 
Trousseausche  und  Ohvosteksche  Zeichen  vorhanden,  sowie  das  Erbsche 
Phänomen.  {Bendix,) 

FerenOfli  (32)  fand  gleichzeitig  bestehende  Tetanie  bei  einer  Mutter 
und  ihrem  dreijährigen  Kinde;  im  Anschlüsse  betont  F.,  daß  die  Tetanie 
bei  der  Budapester  Arbeiterklasse  im  Herbste  und  Frühjahre  endemisch 
aoftritt;  Ursache  dieser  Erscheinung  liege  in  hygienischen  Noxen.  Manche 
Individuen  erkranken  2—8 — 6  Jahre  nacheinander  in  der  Zeit  November 
bis  April  an  Tetanie.  (Hudovemig.) 

Thimble's  (89)  Beobachtung  betrifft  einen  45jährigen  Mann,  der  seit 
Jahren  an  den  Erscheinungen  der  Magenerweiterung  litt  und  dann  an  Tetanie 
erkrankte.  Der  Fall  zeigte  an  Besonderheiten  einen  gegen  das  Ende  der 
(tödlich  endenden  Krankheit)  auftretenden  und  jeder  Behandlung  trotzenden 
Singoltus,  femer  in  geistiger  Hinsicht  zunächst  eine  gewisse  Erregung,  später 
eine  zunehmende,  sich  bis  zur  Inkohärenz  steigernde  deliriöse  Verwirrtheit. 
Bezüglich  der  Ätiologie  ist  Verf.  der  Meinung,  daß  weder  die  toxische,  noch 
die  reflektorische  Theorie  an  sich  genüge,  während  beide  zusammen  allen 
Anforderungen  entsprechen. 

Btumet  (17)  teilt  4  Fälle  mit,  in  denen  bei  Kindern  von  IV«  bis 
&  Jahren  Tetanie  mit  Gastrektasie  bestand.  Er  ist  der  Meinung,  daß  der 
stagnierende  und  sich  zersetzende  Inhalt  des  erweiterten  Magens  die  Quelle 
toxischer  Substanzen  wird,  die  insbesondere  auf  das  Nervensystem  wirken. 
In  jedem  Falle  von  Tetanie   solle  man  deshalb   auf  den  Zustand  des  Ver- 


712  Chorea.    Tetanie. 

dauungstraktus  achten  und  Sorge  trageu,  daß  nicht  der  Magen  mit  flüssiger 
und  gährender  Nahrang  überfüllt  werde. 

Lanz  (57)  hat  in  Bern  insgesamt  30  Ziegen  thyreoidektomiert.  tou 
denen  nur  ein  einziges  Tier  au  akuter  Tetania  thyreopriva  einging,  während 
die  anderen  zum  Teil  Kachexie,  zum  Teil  beinahe  keine  AusfallserscheinungeQ 
zeigten.  Im  Gegensatz  dazu  starben  von  20  in  Amsterdam  thyreoidekto- 
mierten  Ziegen  9  an  akuter  resp.  subakuter  Tetanie.  Er  sieht  die  einzige 
Erklärungsmöglichkeit  dieser  Zahlen  unterschiede  in  der  Annahme,  daß  die 
Schilddrüse  in  verschiedenen  Ländern  verschiedenen  funktionellen  Wert  habe. 

Nach  einer  kurzen  geschichtlichen  Einleitung,  in  welcher  er  ausführ- 
licher auf  die  Arbeiten  von  Peters  eingeht,  beschreibt  Zinn  (99)  5  Fälle 
von  Tetanie-Star.  In  den  4  ersten  Fällen  handelt  es  sich  um  junge,  sonst 
gesunde  Frauen  von  26  bis  32  Jahren,  bei  welchen  Diabetes,  Heredität, 
Trauma,  vorausgegangene  Augenerkrankungen  sowie  anderweitige  Organ- 
erkrankungen auszuschließen  waren.  Hingegen  war  bei  allen  eine  schwächende 
Krankheit  vorausgegangen  (in  3  Fällen  nach  Partus,  in  einem  Typhus),  an 
deren  Schluß  bei  allen  Haare  und  Nägel  vollständig  oder  nahezu  vollständig 
ausgefallen  waren,  ebenso  hatten  sie  sämtlich  an  Krämpfen  gelitten,  welche 
nach  der  von  den  Patientinnen  gegebenen  typischen  Beschreibung  und  dem 
Zeugnisse  der  behandelnden  Arzte  zweifellos  Tetaniekrämpfe  gewesen  sind. 
Zur  Zeit  der  Spitalbehandlung  waren  dieselben  freilich  bereits  vollständig 
erloschen,  sodaß  die  galvanische  Erregbarkeit  nicht  mehr  erhöht  gefunden 
wurde,  das  Trousseausche  Phänomen  nicht  mehr  nachzuweisen  war.  Nur 
in  Fall  2  waren  sie  bei  der  zweiten  Aufnahme  wieder  in  charakteristischer 
Weise  vorhanden.  Fall  5  ist  ein  22jähriger  Mann,  der,  nachdem  er  mehrere 
Jahre  an  tetanieartigen  Krämpfen  gelitten  hatte,  Haarausfall  und  doppel- 
seitigen Katarakt  bekam. 

Ein  in  der  Nachschrift  mitgeteilter  sechster  Fall  betrifft  eine  41jährige 
Frau  und  ist  den  obenbeschriebenen  analog,  nur  sind  hier  mehrmals  im 
Anschluß  an  Krampfzustände  Fingernägel  und  Haare  ausgefallen. 

Jonnesco  und  Grossmann  (51)  haben  einen  Fall  von  Tetanie 
gastrischen  Ursprungs  beobachtet,  der  durch  die  Magenuntersuchungsbefunde 
aufgeklärt  und  chirurgisch  geheilt  wurde.  Der  Fall  be weißt,  daß  die  Hj-per- 
sekretion  die  Folge  und  nicht  die  Ursache  der  Magenbewegungsstöningen 
ist.  Die  Art  und  Weise,  wie  in  diesem  Falle  die  Tetanieanfälle  aufgetreten 
(Wasserverlust  durch  Erbrechen  und  Diarrhoe)  und  sistiert  worden  sind 
(Eingießungen  von  physiologischer  Kochsalzlösung)  spricht  ferner  zu  Gunsten 
der  Kußmaulschen  Theorie  (Verdickung  des  Blutes  und  Vertrocknuug  der 
Nerven  und  Muskeln  durch  großen  Wasserverlust  des  Körpers).  Die  Ver- 
fasser neigen  demnach  zu  der  Ansicht,  daß  die  aus  der  Tätigkeit  der  Organe 
und  vor  allem  der  Muskeln  resultierenden  krampf erregenden  Toxine  in  den 
Körpersäften  bis  zu  einem  gewissen  Grad  verdünnt  sein  müssen,  um  durch 
das  Nierenepithel  zu  gehen  und  nach  außen  zu  gelangen.  Sind  sie  es  aber 
wegen  Wasserverlust  des  Körpers  nicht,  so  wenden  sich  ihre  Wirkungen 
gegen  den  Organismus  selbst,  die  Tetanie  erzeugend.  Um  von  diesen  Toxinen 
sich  zu  befreien,  eliminiert  sie  der  Körper  teilweise  durch  die  Magenwand 
nach  außen,  geradeso  wie  er  es  auf  dem  gleichen  Wege  mit  dem  Harnstoff 
bei  der  Urämie  tut. 

Prankl  -  Hoch  wart  (37)  beginnt  seinen  klinischen  Vortrag  mit 
folgender  Einteilung  der  in  Betracht  kommenden  Fälle:  1.  Tetanie  der  ge- 
sunden jugendlichen  Arbeiter  (kommt  hauptsächlich  ror  zu  gewissen  Zeiten 
in  gewissen  Städten  und  ergreift  meist  junge  Männer,  vorwiegend  Schuster 
und    Schneider).     2.  Tetanie    bei    Magendarmaffektionen    (insbesondere  be 


Lokalisierte  3Iuskelkrämpfe.  7X$ 

Magendilatation  KuBinauI).  3.  Tetanie  bei  akuten  Infektionskrankheiten 
(Typhus,  Influenza,  Angina  usw.).  4.  Die  seltenen  Falle  nach  Vergiftungen 
mit  eingeführten  Substanzen  (Ergotin,  vielleicht  Chloroform,  Morphium, 
Alkohol,  Phosphor,  Blei).  5.  Die  Tetanien  der  Maternität  (bei  Schwangeren, 
Gebärenden  und  Säugenden).  6.  Tetanie  bei  Schilddrüsen-  (resp.  Epithel- 
körper-)Yerlust  oder  Schilddrüsenmangel.  7.  Tetanie  im  Zusammenhange  mit 
anderen  Nervenkrankheiten  (Morbus  Basedowii,  Tumor,  Syringomyelie  usw.). 
"  Der  epidemisch-endemische  Charakter  der  ad  1)  genannten  Form,  der 
übrigens  auch  bei  einem  Teil  der  anderen  Formen  erkennbar  ist,  wird  be- 
wiesen durch  das  Ansteigen  der  Tetaniefälle  in  gewissen  Monaten  (März  und 
April),  femer  durch  das  strichweise  Auftreten  der  Tetanie  (Aussterben  der 
Kraakheit  in  Paris,  Häufigerwerden  in  Wien).  —  In  ätiologischer  Beziehung 
ist  die  Tetania  strumipriva  am  dankbarsten.  Durch  Pin el es  ist  neuerdings 
besonders  betont  worden,  daß  nicht  der  Verlust  der  Schilddrüse  es  ist,  der 
die  Tetanie  erzeugt,  sondern  die  Ausschaltung  der  Epithelkörperchen.  Aber 
auch  hier  und  vollends  bei  den  anderen  Formen  sind  wir  über  die  Hypo- 
these noch  nicht  hinausgekommen,  die  Verfasser  bereits  1890  aufgestellt  hat, 
daß  nämlich  alle  die  sonst  angeführten  Ursachen  nur  die  Disposition  dar- 
stellen, daß  es  aber  zur  Erzeugung  der  Krankheit  immer  eines  weitereu 
Agens  bedürfe,  welches  zu  gewissen  Zeiten  und  nur  an  gewissen  Orten  auf- 
trete. Auch  die  Veränderungen  des  Organismus  durch  die  schweren  Magen- 
erkrankungen bilden  höchstwahrscheinlich  nur  die  disponierende  Basis  für 
das  von  außen  einwirkende  Agens  der  Tetanie.  —  Nach  einer  Besprechung 
der  speziellen  Symptomatologie  erörtert  Verfasser  die  Differentialdiagnose 
besonders  gegenüber  der  Hysterie,  ferner  die  formes  frustes,  darunter  die 
1887  von  ihm  beschriebene  Tetanoidie,  und  zuletzt  die  Prognose,  patho- 
logische Anatomie  und  Therapie  der  Krankheit. 


Lokalisierte  Inskelkrämpfe. 

Referent:   Dr.  Bau  mann -Breslau. 

1.  Aaglade  et  Jacquio,  Un  cas  de  tic  de  la  tete  ossocie  aux  emotions  et  a  leeriture. 
Gaz.  hebd.  des  sc.  med.  de  Bordeaux.    XXVI.    p.  199 — 201. 

2.  Dieselben,   Tic  de  la  tete  en  eours  de  traitemeot.     ibidem.    XXVI.    308. 

3.  Arneth,    Fall  von  Myotonia  congenita  Thomsen.     SUzungsberlohte   der  physik.-inediz. 
Gesellschaft  zu  Würzburg.    No.  7,  p.  108. 

4.  Babinaki,  J.,    Hemispasme   facial   peripherique.     Xouvelle   Iconogr.  de   la   Salpötr. 
No.  4,  p.  419. 

0.  Derselbe,  Spasme  du  trapfeze  droit  et  tic  de  la  face.    Revue  neuro!.   XIII.   752 — 754. 

6.  Derselbe,  Association  de  spasmes  organique  et  fonctionnel.    Arch.  de  Neurol.  Vol.  XX, 
p.  132.   (Sltiaagsberleht.) 

7.  Ballet,  Gilbert  et  Dreyfus,    ("ontracturos   faniiliules.     Arch.  de  Neurol.    Vol.  XIX, 
p.  450.    (Sltraigsberieht.) 

8.  Derselbe  et  Faguet,  Tic  avec  phobie  de  la  parolo  et  de  la  locture.    ibidem.  Vol.  XX, 
p.  491.   (Sltzungsbeiloht.) 

9.  Barnard,  W.  C,   Arizona  Ticks.     St.  Louis  3Ied.  Review.    Jan. 

10.  Bechterew,  W.  v.,    Eine  Neurose   unter  dem  Bilde   tonischer  Intentionszut-kungen. 
MonaUschr.  f.  Psych.    Bd.  XVII,  H.  5,  p.  460.    (cf.  Kapitel:  Mann  p.  307.) 

11.  Derselbe,  Eine  nervöse  Erkrankungsform  mit  den  äusseren  j\lerkuialen  der  3lyutonie. 
DeuUche  Zeitschr.  f.  Nervenheilk.    Bd.  29,  p.  337. 

12.  ßerger,  P,    Sur   une   forme   encore    peu    connue    d'affection    ankylosante    (maladie 
ankylosante  symetrique  et  progressive).     Bulletin  medical.    No.  26,  p.  297. 


714  Lokalisierte  Muskelkrämpfe. 

13.  BoDQus,  G.,    Crampe  de»  ecrivains  et  torticolis  d'origiDe  meoiale.    Nouv.  leoaogr. 
de  la  Salpetr.    p.  d85. 

14.  Bruns,  Symmetrische  Beugekontraktur  der  beiden  kleinen  und  Ringfinger  im  I.  Inter- 
phalangeaiigfeleDke.    Neurol.  Oentralbl.   p.  585.   (SltniBgs berieht) 

15.  Bryant,  J.  H.,  Spasmus  nutans,  or  Head  Nodding  of  Infants.    Clin.  Joam.  LondoiL 
XXVI.    31. 

16.  Buch,  G.,  Zur  Pathologie  und  Aetiologie  des  Malum  Dupuytren.    Deutsches  ArchiT 
f.  klin.  Medizin.    Bd.  85,  p.  89. 

17.  Buchanan,  M.,  Two  Gases  of  Spasmus  nutans.    Annais  of  Ophthalmol.   July. 

18.  Gardoso  Fönte,  Mal  de  Thomsen.    Brazil  med.  Rio  de  Jan.   XIX.    186. 

19.  Cabanne»  et  Teuli^res,    Sur  un   cas  d^  tic  de  la  faoe  i  la  suite  d'une  paralysie 
faciale  peripherique.    Journ.  de  Med.  de  Bordeaux.    No.  3,  p.  46. 

20.  Gitelli,  3.,    Spasmo  clonico  dello  stapedio  e  del  altri  rami  di  faciale.     Boll.  d.  mal 
di  orecohio.  de  gola  e  di  naso.  Firenze.    XXIII.    111—114. 

21.  Clark,  L.  Pieree,   A  Gase  of  Unverrichs  Type  of  Family  Myoclonus,   but  Without 
Epilepsy.     The  Journ.  of  Nerv,  and  Ment.  Dis.   p.  36.   (Sltlttilgsbarleht) 

22.  Codet-Boise,    Retraction  de  I'aponevrose  palmaire.    Journ.  de  med.  de  Bordeaux. 
XXXV.   455. 

23.  Collius,  Joseph,   A  Gase  of  Myotonia.    The  Post-Graduate.    Vol.  XX,  p.  516. 

24.  Coolidge,  Emelyn  L.,    A  Gase   of  Nodding  Spasm  of  the  Head.    Bull.  Lying  in 
Hosp.  N.  Y.   n.    16. 

25.  Corning,  J.  L.,  Gonsiderations  of  Facial  Spasm;  tic  convulsif;  mimetic  Facial  Spasm. 
Journ.  Med.  Soc.  N.  Jersey.  Newark.    I.    306—308. 

26.  Grocq,  Nevralgie,  tic  et  spasmo.    Journ.  de  Neurol.    p.  472.    (SUiangsbwfeht) 

27.  Gruohet,  R.,  Tics  et  sommeiL     La  Presse  medicale.   No.  5,  p.  83. 

28.  Gurschmann,  Hans,  Ueber  partielle  Myotonie  unter  dem  Bilde  einer  BeschafügaogB- 
neurose  und  -lähmung.     Berliner  klin.  Wochenschr.    No.  37,  p.  1175. 

29.  Engelen,   Ein  Fall  von  Myotonie.    Aerztliche  Rundschau.    No.  8. 

30.  Farez,  Un  cas  de  trac  chez  un  61feve  du  conservatoire.    Rev.  de  Thypnot  et  psychol. 
physiol.  Paris.    XIX.    300—802. 

31.  Flesch,  J.,    Fall   von    linksseitiger   paralytischer   Facialiskontraktur.    Wiener  klin. 
Wochenschr.   p.  1393.   (Sitzungsbericht) 

32.  Derselbe,    Primäre   funktionelle   Kontrcdttur  des  Cucuilaris.    VertfnsbelL  d.  Deutsch. 
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Lokalisierte  Muskelkrämpfe.  7X5 

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715  Lokalisierte  Muskelkrämpfe. 

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Jahrhunderts. 

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88.  Rodriguez  Mendez.  Les  tics  y  el  espejo.  Arch.  de  terap.  de  l'enferm.  nerr.  t 
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de  Bordeaux.     XXVI.     270. 

90.  Sailer,  Joseph,  A  Gase  of  Tic  Convulsif  (?)  in  a  Girl  of  Six,  and  a  Gase  of  Hemi- 
paresis,  Muscular  Rigidity  and  Exophthalmus  with  Von  Graefes  Sign.  The  Journ. 
of  Nerv,  and  Ment.  Disease,    p.  187.    (Sitzungsbericht.) 

91.  Sand,  R.,  Un  cas  de  myotonie  fruste  et  intermittente  (maladie  de  Thomsen).  Cliniqae. 
Brux.     XIX.     343—346. 

92.  Schapringer,  A.,  Zur  Pathogenese  des  Spasmus  nutans.  Centralbl.  für  prakt 
Augenheilk.     Aug.     p.  225. 

93.  Schmidt,  A.,  Zur  Lehre  von  der  Myotonie.  Geutralbl.  für  Nervenheilk.  p.  687. 
(Sitzungsberieht.) 

94.  Schütz,  R.  L.,  Ueber  eine  schwere  Form  von  chronischem  Golonspasmus.  Xeorol. 
Gentralbl.     p.  630.     (Sitzangs  bar  loht.) 

95.  Seeligmüller,  Zur  Pathogenese  der  Halsmuskelkrämpfe.  Münch.  Mediz.  Wochen- 
sehr.    p.  1224.    (Sitzungsberieht.) 

96.  Siemerling,  Vorstellung  eines  Falles  von  Myotonia  congenita,  Muskelatrophie  und 
Myasthenia  (?).     Münch.  Mediz.  Wochenschr.     p.  1072.     (Sitzungsbericht.) 

97.  Skorzynski,  Fall  von  Respirationskrämpfen.  Münch.  Mediz.  Wochenschr.  p.  U66. 
(Sitzungsberieht.) 

98.  Derselbe,  Ruckartige  Zuckungen  in  der  Muskulatur  des  Halses.  Vereinsbeil.  d.  DeotscL 
Mediz.  Wochenschr.     p.  1370. 

99.  Soma,  N.,  Contributo  allo  studio  delle  mioclonie.  Gazz.  d.  osped.  1904w  XXV. 
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100.  Stapleton,  W.  J.,  Report  of  Gase  of  Myoclonus  multiplex  (paramyoclonus:  con- 
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101.  Steffenson,  0.  M.,  Myoclonus  multiplied.     Illinois  Med.  Journ.     VII.    489. 

102.  Steiner,  Julius.  Ein  zweiter  Fall  von  Psoriasis  vulgaris  mit  Dupuytrenscher  Contraktur. 
Pester  Medizin.-Ghirurg.  Presse,     p.  1192.    (Sltzungsl>erioht.) 

102a.  Still,  George  F.,  A  Lecture  on  Habit  Spasm  in  Gliildren.    The  Lancet.    II.    p.  1754. 

103.  Swoboda,  Fall  von  Jactatio  capitis  nocturna.  Vereinsbeil.  d.  Deutsch.  Med.  AVochen- 
schr.     p.  1912. 

104.  Testi,  A.,  Nuovo  contributo  alla  Patogenesi  della  malattia  di  Dupuytren,  ßif. 
medica.     anno  XXI.     num.  30. 

105.  Tobler,  L.,  Ueber  funktionelle  Muskelhypertrophie  mit  Kontraktur  durch  exzessive 
Masturbation.  Beobachtungen  über  Masturbation  bei  Mädchen  im  frühesten  Alter. 
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106.  Touche,  R.,  Saint-Simon  et  le  torticolis  mental.     Brance  med.     1904.     LI.    404. 

107.  Unverricht,  Eigenartige,  in  das  Gebiet  der  Myotonien  gehörige  Affektion.  Münch. 
Mediz.  Wochenschr.    p.  1909.    (Sitzungsberieht) 

108.  Valobra,  J..  Policlono  infettivo.  Gontributo  allo  studio  delle  Mioclonie.  II  Morgagni. 
1904.     No.  12,  p.  774. 

109.  Vitek,  Tic  der  Hand.     Böhmische  Revue  für  Neurologie.     1904. 

110.  Ward,  G.  G.  T.,  Spasmodic  Torticollis.     Queens  Med.  Quart.     IX.     272—274. 

111.  Wart,  R.  31.  Van,  Rare  Form  of  Facial  Spasm.  New  Orleans  Medical  and  Surf. 
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112.  Weisenburg,  T.  H.,  A  Study  of  the  Contractures  in  Organic  Nervous  Diseases  and 
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113.  Zesas,  Denis  G.,  Ueber  den  gegenwärtigen  Stand  der  Lehre  des  muskulären  Schief- 
halses. (Sammelreferat.)  Centralblatt  für  die  Grenzgebiete  der  Med.  u,  Ghir.  Xo.  13» 
p.  689. 


Lokalisierte  Muskelkrämpfe.  7X7 

HalaiUe  des  Tics.  Tic  convulslf. 

Sabrazes  und  Calmette  (89)  beobachteteu  bei  einem  Blinden 
einen  sonderbaren  Haltnngstic  des  linken  Zeigefingers.  Dieser  Finger  wurde 
dauernd  in  starker  Extensionsstellung  gleichwie  der  Fühler  eines  Insekts 
gehalten,  unter  dem  Einfluß  des  Willens  wurde  jederzeit  die  normale 
Haltimg  eingenommen. 

Babinski  (5)  stellt  einen  Fall  von  rechtsseitigem  Spasmus  des  Trapezius 
Tor,  welcher  auch  im  tiefsten  Schlafe  anhielt.  Verf.  ist  der  Ansicht,  daß 
dieser  Spasmus  peripherer  Natur  ist.  Der  gleiche  Kranke  zeigte  beim 
Schlingen  und  Sprechen  einen  Gesichtstic,  den  Verf.  aber  aus  verschiedenen 
Gründen  nicht  für  peripher  bedingt  wie  den  Trapeziusspasmus  sondern  für 
funktionell  bedingt  hält. 

Crachet  (27)  behauptet,  daß  die  Tics  organischen  Ursprungs  im  all- 
gemeinen während  des  Schlafes  weiter  fortbestehen,  wohingegen  die  Tics 
funktionellen  Ursprungs  vollständig  aufhören,  sobald  das  Individuum  ein- 
geschlafen ist.  Nur  sehr  selten  findet  sich  ein  umgekehrtes  Verhalten.  Verf. 
schüdert  darauf  2  Fälle,  bei  denen  eine  solche  Abweichung  von  der  Norm 
statt  hatt«.  Bei  dem  ersten  Kinde  handelte  es  sich  um  einen  Tic  des  Kopfes 
und  des  Rumpfes,  welcher  nur  während  des  Schlafes  auftrat,  während  bei 
dem  zweiten  Kinde  die  ticartigen  Bewegungen  des  Kopfes  und  Rumpfes 
sowohl  während  des  Wachens  als  während  des  Schlafens  sich  vorfanden. 
Bei  beiden  Kindern  handelte  es  sich  um  ausgesprochen  funktionelle  Tics. 
—  Man  kann  die  Beziehungen  zwischen  Schlaf  und  Tics  in  drei  Gruppen 
teilen:  1.  der  Tic  besteht  während  des  Wachens  und  bleibt  auch  im  Schlafe 
vorhanden.  Verf.  will  dies  als  eine  Folge  der  von  ärztlicher  Seite  oft  ver- 
urteilten, im  Volke  aber  noch  festwurzelnden  Sitte  des  Wiegens  der  Kinder 
auffassen.  2.  Der  Tic,  der  zuerst  während  des  Wachens  und  Schlafens  be- 
standen hat,  verschwindet  im  Wachzustande  und  bleibt  während  des  Schlafes. 
Die  Kinder  verlieren  in  diesem  Falle  die  Ticbewegungen  während  des  Wachens 
unter  dem  Einfluß  der  Erziehung;  im  Schlafe  dagegen  fallen  diese  er^'^orbenen 
Hemmungen  noch  fort.  3.  Der  Tic  besteht  nur  während  des  Schlafes,  wobei 
der  Tic  dann  zu  den  sog.  schlechten  Gewohnheiten  des  Schlafes  gehört,  zu 
denen  unter  anderem  auch  das  funktionelle  Schnarchen  zu  rechnen  ist. 

Still  (102  a)  gibt  auf  Grund  von  100  Beobachtungen  eine  sorgfältige 
Studie  von  habituellen  Tics  bei  Kindern.  Am  häufigsten  war  in  seinem 
Material  Zwinkern  mit  den  Augen  (47  Prozent).  Dem  kam  am  nächsten 
in  der  Häufigkeit  Zucken  im  Gesicht,  sei  es  mit  der  Nase  oder  eines  Mund- 
winkels oder  Stirnrunzeln;  dann  Werfen  des  Kopfes,  plötzliches  Heben  der 
Schulter.  Am  seltensten  waren  die  unteren  Extremitäten  betrofifen.  Der 
Beginn  des  Leidens  fällt  am  häufigsten  in  das  7.  und  8.  Lebensjahr.  Die 
Schilderung  der  Ätiologie,  Behandlung  und  vieler  Eiuzelheiten  verdient  im 
Original  gelesen  zu  werden.  (Bratz.) 

Patrick  (77)  beschäftigt  sich  in  seiner  Arbeit  mit  dem  Tic  im  all- 
gemeinen und  rechnet  den  Tic  convulsif  ätiologisch  und  funktionell  zu  der 
Tickrankheit  hinzu.  Er  neigt  der  Ansicht  zu,  daß  ursprünglich  dem  Tic 
ein  absichtlicher,  zweckmäßiger  Willensakt  zu  Grunde  liegt,  woraus  sich 
dann,  nach  Aufhören  des  ätiologischen  Momentes  die  unwillkürliche  Muskel- 
aktion entwickelt.  Da  es  sich  meist  um  nervös  disponierte  Patienten  handelt, 
80  empfiehlt  es  sich,  eine  suggestive  Behandlung  in  Verbindung  mit  den 
Brissaudschen  Muskelübungen  einzuleiten.  (Bendix,) 


718  Lokalisierte  Muskelkrümpfe. 

Myotonie. 

Einen  Fall  von  erworbener  Myotonie  beschreibt  Collins  (23),  der  zu- 
erst als  Bescbäftigungsneurose  imponierte,  später  sich  aber  als  Myotonie 
herausstellte.     Myotonische  Reaktion  und  Heredität  fehlten. 

Bngelen  (29)  bespricht  einen  Fall  von  Myotonie,  der  einen  für  die 
Thomsensche  Krankheit  durchaus  typischen  Verlauf  hatte.  Eigenartig  an 
dem  Fall  war  nur,  daß  die  galvanische  Untersuchung  fast  voUkommeD 
normale  Ergebnisse  lieferte.  Therapeutisch  legt  Verfasser  außer  auf  die  be- 
kannten physikalischen  Methoden  besonders  auf  die  möglichste  Einschränkung 
des  Alkoholgenusses  Wert. 

Lannois  (54)  teilt  die  Krankengeschichte  eines  Mannes  von 
33  Jahren  mit,  bei  dem  zugleich  Atrophieen  der  Bein-  und  Vorderarm- 
muskeln und  blitzartige  Schmerzen  in  den  Beinen  mit  Verlust  der  Patellar- 
reflexe  auftraten.  Zur  selben  Zeit  machten  sich  Erscheinungen  von  Myotonie 
genau  wie  bei  der  T  ho  ms  en  sehen  Krankheit  bemerkbar.  Eine  langsame 
Verschlimmerung  der  Symptome  und  eine  progressive  Muskelschwäche  trat 
bald  ein,  sodaß  jegliche  Arbeit  unmöglich  wurde.  Daneben  fand  sich 
myotonische  Reaktion  und  bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  Lästonen 
wie  bei  der  progressiven  Muskeldystrophie.  Verfasser  zä«hlt  darauf  ungefähr 
ein  Dutzend  Beobachtungen  aus  der  Literatur  auf,  bei  denen  sich  Muskel- 
atrophieen  zusammen  mit  myotonischen  Symptomen  vorfanden.  Nach  Ver- 
fassers Ansicht  stellen  diese  Fälle  eine  deutliche  Beziehung  zwischen  der 
Dystrophie  und  der  Myotonie  her  und  bilden  ein  gutes  klinisches  Argument 
zu  Gunsten  der  myopathischeu  Natur  der  Thomsenschen  Krankheit.  Der 
Arbeit  sind  zwei  ausgezeichnet  gelungene  Abbildungen  des  beschriebenen 
Patienten  beigegeben. 

V.  Bechterew  (ll)  teilt  einen  Fall  mit,  der  äoßerlich  Ähnlichkeiten 
mit  der  Myotonie  darbot,  aber  keinerlei  Erscheinungen  von  myotonischer 
Reaktion  aufwies.  Der  kräftige  Patient  zeigte  äußerlich  nichts  Auffallendes. 
Bei  Versuchen  aber,  bestimmte  Bewegungen  auszuführen,  treten  eigentHmlicbe 
Störungen  ein:  so  kann  er  zwar  auf  Verlangen  die  Augenlider  scfalieBen, 
aber  nicht  öffnen  und  führt  die  Finger  zu  den  Augenlidern,  um  sie  so  empor« 
zuheben.  Eine  weitere  Besonderheit  stellt  sich  heraus,  wenn  er  den  Mond 
öffnen  soll;  um  das  zu  ermöglichen,  schiebt  er  den  Zeigefinger  der  rechten 
Hand  zwischen  die  Lippen  und  Zähne.  Dann  aber  kann  er  den  so  geöffneten 
Mund  nicht  ohne  weiteres  wieder  schließen  und  zieht  den  Unterkiefer  mit  den 
Fingern  in  die  Höhe.  Die  Zunge  kann  er  nur  mühsam  und  unvollständig 
vorstrecken.  Die  Finger  kann  er  ohne  Mithilfe  der  anderen  Hand  nicht 
beugen.  Wiederholung  der  Prozedur  verbessert  die  Beweglichkeit  nicht 
Auch  der  Kopf  wird  nur  langsam  und  unvollständig  bewegt.  Reflektorische 
Bewegungen  in  den  gestörten  Muskelgebieten  führen  zu  Muskelkontraktionen; 
besonders  beim  Beklopfen  mit  dem  Hammer  entstehen  Muskelkontrakturen. 
Die  mechanische  Muskelerregbarkeit  ist  nicht  konform  derjenigen  bei 
Myotonie;  es  treten  keine  rinnenförmigen  Kontraktionen  hervor.  Ebenso- 
wenig sind  die  für  Myotonie  charakteristischen,  andauernden  Kontraktionen 
bei  faradischer  und  galvanischer  Stromreizung  vorhanden.  (Bendix.) 

Levi  (58)  kommt  in  seiner  Abhandlung  über  die  Myotonie  zn  dem 
Schluß,  daß  der  Muskeltonus,  eine  Funktion  des  sarkoplasmatischen  Appa- 
rates, durch  seine  Verstärkung  das  Bild  der  Myotonie  hervorrufe.  W^ 
Myotonie  entstehe  entweder  infolge  einer  mangelhaften  Entwicklung  des 
Muskels  (Hvpergenese  des  Sarkoplasmas)  oder  durch  eine  toxische  oder 
nervöse  Reizung  des  Sarkoplasmas.  (Bmdix,) 


Lokalisierte  Muskelkrämpfe.  7]^  9 

Tfeomseittck«  Knmklielt. 

(Myotonia  congenita.) 

Meeus  (71)  yeröffentlicht  einen  Fall  von  Thomsenscher  Krankheit, 
deren  Kenntnis  in  Prankreich  bedeutend  weniger  verbreitet  ist  als  in  Deutsch- 
hod.  Die  Besonderheiten,  welche  der  beschriebene  Fall  darbot,  bestanden 
darin,  d&8  kein  einziges  Familienmitglied  jemals  ähnliche  Erscheinungen  auf- 
Eaweisen  hatte,  daß  aber  starker  Alkoholismus  des  Vaters  und  allgemein 
nenöse  Belastung  mütterlicherseits  vorlag.  Femer  fehlten  die  wichtigsten 
Seimen-  und  Hautreflexe,  und  es  bestand  eine  für  den  Patienten  peinliche 
Schwäche  und  Unsicherheit. 

Levi  (59)  kommt  unter  Zugrundelegung  der  Untersuchungen  von 
Botazzi  und  Joteyko  zu  folgenden  Schlüssen: 

Der  myotonische,  Symptomenkompiex  wird  verursacht: 

1.  Durch  eine  Überproduktion  von  Sarkoplasma;  in  den  Fällen  von 
kongenitaler  Thomsenscher  Krankheit  mit  Muskelläsionen,  wie  sie  von  Erb, 
D^jerine  und  Sottas  beschrieben  worden  sind. 

2.  Durch  eine  Erhöhung  der  Funktion  des  Sarkoplasmas.  Diese  Über- 
reizbarkeit  kann  an  die  Wirkung  physiologischer  Gifte  geknüpft  sein 
(Joteyko,  Tiegel),  und  sie  kann  auch  abhängen  von  einer  Läsion,  die  sich 
auf  den  tonischen  Apparat  bezieht.  Im  letzteren  Falle  handelt  es  sich  um 
erworbene  Myotonie  mit  verschiedenen  Läsionen  des  Nervensystems. 

Frankl-Hochwart  (34  a)  gibt  eine  kurze  zusammenfassende  Dar- 
stellung der  Lehre  von  der  Thomson  sehen  Krankheit  (Mann,) 

HyokloBle. 

Eine  neue  Art  von  kongenitalem  Myoklonus  mit  konstantem  Nystagmus 
beobachteten  Lenoble  und  Anbineatl  (57)  in  der  Bretagne.  Sie  unter* 
scheiden  folgende  Typen:  L  Isolierter  habitueller  Nystagmus.  2.  Habitueller 
Nystagmus  mit  verschiedenen  anderen  Symptomen:  Zittern  des  Kopfes, 
Asymmetrie  des  Gesichts,  Pupillenungleichheit.  3.  Habitueller  Nystagmus 
mit  Reflexsteigemng  und  epileptoider  Erregung.  4.  Zusammengesetzte  Form 
mit  trophischen,  vasomotorischen  und  Intelligenzstörungen,  inklusive  den 
Torhergehenden  Symptomen.  6.  Familiäre  und  erbliche  Form,  entweder 
isoliert  oder  in  Verbindung  mit  den  übrigen  Symptomen. 

Hnchard  und  Fiessinger  (42)  geben,  ohne  wesentlich  Neues  zu 
bringen,  eine  geschickte  Zusammenstellung  des  myoklonischen  Symptomen- 
komplexes nach  Ätiologie,  Symptomatologie,  Differenzial-Diagnose  und 
Therapie.  In  dem  Abschnitt  über  Symptomatologie  referieren  die  Verfasser 
noch  einen  selbst  beobachtete>n  Fall,  bei  dem  der  Myoklonus  einzig  und 
aUein  auf  den  musc.  tensor  fasciae  latae  beschränkt  war. 

Hecht  (40)  gibt  zunächst  eine  historische  tlbersicht  über  die  Klassi- 
fiaerung  des  Myoclonus  multiplex  und  gebt  dann  zu  einer  Schilderung  der 
Pathogenese  und  der  nosologischen  Stellung  dieser  Krankheit  über.  Einzel- 
heiten müssen  im  Original  nachgelesen  werden.  Zum  Schluß  referiert  er 
einen  selbst  beobachteten  Fall  von  Myoclonus  multiplex,  welche  Bezeichnung 
er  mit  Hunt  für  die  Formen  von  Myospasmus  reserviert  wissen  will,  welche 
durch  multiple,  isolierte  Kontraktionen  zusammengehöriger  Muskeln 
charakterisiert  sind. 

Bobitschek  (87)  narkotisierte  einen  an  Paramyoclonus  multiplex 
leidenden  Soldaten  mit  Billrotscher  Mischung  (Chloroform-Äther  1:2). 
Nach  3  g  Betäubungsflüssigkeit  und   nach  Ablauf   einer  Minute  schlief   der 


720  Lokalisierte  Muskelkrämpfe. 

Patient,  die  klonischen  Zuckungen  dauerten  weiter  und  wurden  heftiger. 
Nach  7  g«ist  völlige  Narkose  eingetreten,  die  klonischen  Zuckungen  sistierten. 
Nach  weiteren  fünf  Minuten  waren  das  Bewußtsein  und  die  Korneal-Reflexe 
noch  erloschen,  die  Zuckungen  begannen  wieder  und  zwar  mit  wachsender 
Intensität.  Hieraus  schließt  Verfasser,  daß  die  Pathogenese  möglicherweise 
im  Ktickenmark  zu  suchen  sei,  indem  er  annimmt,  daß  die  Narkose  bei  der 
Hirnrinde  beginnt,  dann  allmählich  aufs  Bückenmark  übergeht  und  denselben 
Weg,  den  sie  gekommen,  auch  zurückgeht.  Die  auffallend  geringe  Quantität 
von  Betäubungsflüssigkeit  spricht  für  die  Annahme  einer  hochgradigen 
Asthenie  der  cerebrospinalen  Zentralorgane  des  Patienten.  Die  Annahme 
jedoch,  daß  das  ganze  Krankheitsbild  der  cerebrospinalen  Neurasthenie  an- 
gehöre, läßt  sich  nicht  vollkommen  von  der  Hand  weisen. 

Beschaftlgungsnenrosen. 

Kouindjy  (51)  faßt  die  professionellen  Krämpfe  (Schreibkrampf, 
Krampf  der  Klavier-  und  Violinspieler  usw.)  als  eine  ataktische  Koordinations- 
störung auf,  die  in  genau  der  gleichen  Weise  wie  die  lokomotorische  Ataxie 
der  Tabiker  in  Erscheinung  tritt.  Der  Schreibkrampf  tritt  viel  häufiger  bei 
Personen  auf,  die  sich  bei  ihrem  Schreiben  geistig  betätigen,  als  bei  Menschen, 
die  einfach  kopieren.  Die  Affektion  ist  meistens  sowohl  zentralen  als  peri- 
pheren Ursprungs,  jedenfalls  sei  es  schwer,  den  Anteil  jeder  dieser  beiden 
Ursachen  zu  bestimmen.  Der  größte  Teil  der  Arbeit  ist  der  Therapie  der 
Berufskrämpfe,  speziell  des  Schreibkrampfes,  gewidmet.  Die  verschiedensten 
Versuche,  wie  Elektrisieren,  Ruhe,  mediko-mechanische  Apparate,  Massage, 
selbst  Tenotomien  haben  fast  nie  zu  einem  nennenswerten  Erfolge  geführt. 
Verf.  führt  sodann  seine  eigene  Metliode  näher  aus,  die  in  methodischer 
Massage,  bewegungstherapeutischen  Übungen  und  in  Wiedererlernung  der 
Handschrift  besteht.  Für  die  Massage  gelte  das  Hauptprinzip:  Die  h)'po- 
tonischen  Muskeln  (Extensoren)  massieren,  die  hypertonischen  (Flexoren) 
in  B-uhe  lassen.  Die  Bewegungsübungen  bestehen  in  Übungen  mit  Gewichten, 
Stäben,  Kugeln  usw.  Die  Wiedererlernung  der  Schrift  beginnt  Verf.  so, 
daß  Pat.  schreiben  lernen  muß,  indem  die  Dorsalfläche  der  Hand  auf  dem 
Schreibpult  aufliegt.  Dadurch  sollen  die  Extensoren  an  Tätigkeit  gewöhnt 
und  die  Flexoren  entlastet  werden.  Diese  Behandlung  wirke  nicht  nur  durch 
Verminderung  bezw.  Beseitigung  der  Ataxie,  sondern  auch  suggestiv  (wahr- 
scheinlich wohl  nur  in  letzterem  Sinne.  Ref.).  Auch  dem  Eintreten  von 
Rezidiven  soll  durch  die  beschriebene  Behandlungsmethode  vorgebeugt  werden. 

Curschmann  (28)  teilt  einen  Fall  mit,  bei  dem  in  einem  TeU  der 
Vorderarmhandmuskeln,  nämlich  den  Streckern,  Paresen  und  ihren  Anta- 
gonisten und  zwar  nur  in  diesen  Myotonie  mit  ihren  typischen  Symptomen 
bestand.  Sonst  fand  sich  nur  auf  der  Zunge  typische  myotonische  Dellen- 
bildung mit  Nachdauer  der  Kontraktion  bei  mechanischer  Erregbarkeit  Die 
Paresen  der  Strecker  waren  die  Folge  einer  Beschäftigungsneurose.  Verf. 
ist  nun  der  Ansicht,  daß  hier  der  reflektorische  Reiz,  der  die  Antagonisten 
der  Strecker  infolge  der  Parese  der  letzteren  traf,  den  Ausbruch  der  Myotonie 
bei  einem  latent  myotonischen  Individuum  auslöste.  Einen  gleichen  Fall 
hat  Verf.  in  der  Literatur  nicht  nachweisen  können.  Auch  in  puncto  Ätiologie 
(Beschäftigungsneurose)  nimmt  der  geschilderte  Fall  eine  Sonderstellung  ein; 
nur  JoUy  beobachtete  einen  ätiologisch  ähnlichen  Fall.  Die  Tetanie  schließt 
Verf.  aus  differenzialdiagnostisch  wegen  des  Fehlens  von  tetanischen  Bewegungs- 
störungen, von  elektrischer  Übererregbarkeit  der  übrigen  motorischen  und 
sensiblen  Nerven    und   wegen  des  fehlenden  Trousseauschen  Phänomens, 


Lokalisierte  Muskelkrämpfe.  721 

obwohl  das  Chvosteksche  Facialisphänomeu  vorhanden  war.  Die  Sehnen- 
reflexe fehlten  überall,  was  Verf.  aber  nicht  auf  ein  komplizierendes  Nerven- 
leiden zurückführt.  Das  elektrische  Verhalten  der  myotonischen  Muskeln 
entsprach  im  wesentlichen  dem  Typus  der  Erbschen  Keaktion. 

Bonmis  (13)  beobachtete  bei  einer  50  Jahre  alten  frommen  Schwester 
das  gleichzeitige  Vorhandensein  von  Schreibekrampf  und  Akzessoriuskrampf. 

Von  Hause  aus  sehr  leicht  erregbar,  ängstlich  und  furchtsam,  über- 
aostrengte  sich  die  intelligente  Schwester  beim  Unterricht  und  ümherreisen 
häufig  nnd  fühlte  sich  meist  übermüdet  und  schwach.  Nach  einem  Influenza- 
anfall stellte  sich  nach  dreiwöchentlichem  Krankenlager  eine  Schwäche  der 
Hand  beim  Schreiben  ein  und  blieb  mit  Kemissionen  jahrelang  bestehen, 
sodaB  sie  nur  ganz  langsam  schreiben  konnte  und  unter  dem  Eindruck  stand, 
nicht  schreiben  zu  können.  Sieben  Jahre  darauf  bekam  sie  nach  einer 
Inspektionsreise  Schmerzen  im  Nacken,  besonders  rechts,  und  mußte,  um 
die  Schmerzen  erträglicher  zu  gestalten,  den  Kopf  nach  links  drehen.  Nach 
einiger  Zeit  bemerkte  sie,  daß  sich  der  Kopf  von  selbst  bei  der  geriagsten 
Bewegung  nach  links  drehte.  B.  erzielte  durch  suggestive  und  gymnastische 
Behandlung  eine  Besserung  des  Schreib-  und  Akzessoriuskrampfes  und  glaubt, 
daß  auch  der  Schreibekrampf  auf  einen  seelischen  Faktor  zurückzuführen  sei. 

(Bendix.) 

Kontrakturen. 

Knapp  (48)  schildert  nach  Angaben  der  einschlägigen  Literatur  vier 
selbstbeobachtete  Fälle  mit  funktioneller  Kontraktur  der  Halsmuskeln,  bei 
denen  anamnestische  Angaben  und  ein  zufälliges  Zusammentreffen  einer 
Beule  auch  für  organische  Erkrankungen  charakteristischer  Symptome  dazu 
fahren  konnten,  eine  organische  Gehirn-  bezw.  Wirbelerkrankung  zu  diagno- 
stizieren. Eine  sichere  Entscheidung  läßt  sich  jedoch  stets  treffen,  wenn  es 
gehngt,  bei  abgelenkter  Aufmerksamkeit  die  Kontraktur  vorübergehend  zu 
beseitigen  oder  sie  durch  Suggestion  zum  Verschwinden  zu  bringen.  Diffe- 
renzialdiagnostisch  muß  man  eine  Meningitis,  einen  Tumor  bezw.  Abszeß, 
die  reflektorische  und  accidentelle  Nackenkontraktur  bei  Wirbelkaries,  eine 
Occipitalneuralgie  und  eine  rheumatische  Affektion  der  Halsmuskeln  ans- 
chließen. Ätiologisch  kommt  der  hysterische  Genickschmerz,  ein  Trauma, 
eine  psychische  Ursache  oder  wenigstens  eine  neuropathische  Veranlagung 
in  Betracht     Die  Therapie  ist  ausschließlich  suggestiver  Natur. 

Babinski  (4)  beschreibt  einen  Fall,  bei  dem  im  linksseitigen  Facialis- 
febiet  kurze  klonische  Kontraktionen  auftraten,  die  schließlich  zu  einem 
.spastischen  Zustand  führten,  der  einige  Sekunden  anhielt.  Spontan  konnten 
diese  Zuckungen  nicht  nachgemacht  werden.  Die  drei  Hauptcharakteristica 
dieses  spastischen  Zustandsbildes  waren  eine  konkave  Einbiegung  der  Nase, 
die  Entstehung  eines  Kinngrübchens  und  eines  paradoxen  Zusammenwirkens 
einzelne^  Muskelbündel.  Außerdem  bestanden  noch  Symptome  (z.  B.  links- 
jwitige  Atrophie  der  Zunge,  Parese  des  rechten  Stimmbandes,  Schwindel  usw.), 
die  Verf.  dazu  bewogen,  eine  bulbäre  Störung  anzunehmen.  Im  Gegensatz 
zu  Brissand,  welcher  als  Ursache  für  derartige  klonische  Spasmen  die 
Reizung  itgend  eines  Punktes  innerhalb  eines  Reflexbogens  annimmt,  glaubt 
Babinski,  als  Ursache  nur  eine  Reizung  im  motorischen  Nerven  bezw. 
dessen  Kern  (also  hier  im  Facialis  oder  dessen  Kern)  annehmen  zu  dürfen. 

Bei  einem  Manne  mit  Dupuy  trenscher  Erkrankung  fand  Perrero  (78) 
bei  der  Obduktion  im  Cervikalmark  ausgedehnte  Läsionen  um  den  Zentral- 
)uiDal  (Syringomyelitische  Prozesse).  Er  schließt  sich  auf  Grund  dieser 
Beobachtung  der  Theorie  an,  die  die  Dupuytren  sehe  Erkrankung  auf  nervöse 

Jahresbericht  f.  Neurologie  und  Psychiatrie  1905.  ^ 


722  Morbus  Basedowii,  Myxödem,  Kaynaudsehe  Ej-ankheit, 

Störungen   zurückführt     Durch    den   Prozeß   im   Rückenmark   werde  eine 
Unterbrechung  des  spinalen  trophischen  Beflexbogens  yeruxsacht. 

(Merzbacher.) 

Einen  Befund  deryolikommen  dem  von  Ferrero  erhobenen  entspricht, 
konnte  Testi  (104)  im  Rückenmark  (in  weicher  Höhe?  [Ref.])  eines 
60jährigen  Mannes  feststeilen.  Besonders  beachtenswert  erscheint  an  dem 
Falle  der  Umstand,  daß  zwei  Brüder  des  Kranken  an  derselben  Erkrankung 
litten;  bei  beiden  war  das  anatomisch-pathologische  Substrat  ein  ähnliches 
wie  bei  dem  zuletzt  zur  Sektion  gekommenen  Fall.  (Merzbacher,) 

Lewandowsky  (62)  erklärt  die  hemiplegische  Kontraktur  nicht  durch 
den  Fortfall  einer  Henmiung  (Mann),  sondern  er  glaubt,  daß,  solange  eine 
Kontraktur  besteht,  dauernd  hemmende  Erregungen  den  Großhimzentren  der 
antagonistischen  Muskeln  zugehen ;  also  nicht  ein  Fortfall  der  Hemmung  sei 
Ursache  der  Kontraktur,  sondern  eine  dauernde  Hemmung  der  antagonistischen 
Muskeln  durch  die  Kontraktur.  (Bendix.) 

Bemak  (84)  erörtert  in  einer  klinischen  Vorlesung  in  übersichtlicher 
Weise  das  ganze  Gebiet  der  lokalisierten  Muskelkrämpfe  unter  Berück- 
sichtigung der  neuesten  Arbeiten.  (Bendlx.) 


Morlins  BasedowU,  Myiödem,  Raynaadsche  Krankheit  Angio- 

Trophonenrosen,  Akroparästhesien,  Erythronelalgie,  SUerotoiii, 

Akrofflsgalie,  Gigantismos  und  verwandte  Znstande. 

Referenten:  Priv.-Doz.  Dr.  R.Cassir er- Berlin  und  Dr.O.  Maas-Berlin. 

1.  A.,  C,  Les  l^sions  du  goitre  exophthalniiqae  et  la  theorie  de  rhjrperfonctionnemeot 
thyroidien.     Tribane  med.     Paris,     n.  s.  XXXVII.     630. 

2.  Abadie«  J.,  Le  gigantisme  et  les  g^eants.  Journ.  m6d.  de  Bordeaux.  XXXV.  389;  409. 

3.  Derselbe,  Megalonyxie  ehes  an  paludeen  (deformationa  des  onglea  en  Terre  de  moatrc 
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4.  Almeida,  D.  d',  Sobre  a  pathogenia  do  ainhura.     Gaz.  clin.     III.    312 — 326. 

5.  Alquier,  L.  et  Touchard,  Les  lesions  perivasculaires  de  la  scUrodermie  gen^raliiee. 
Compt.  rend.  hebd.  des  Seaneea  de  la  Soc.  de  Biologie.    T.  LIX.     No.  38,  p.  711. 

6.  Argutinsky,  F.,  Ueber  einen  Fall  von  Thyreoaplasie  (angeborenem  Myxödem)  und 
über  den  abnormen  Tiefstand  des  Nabels  bei  diesem  BUdungsdefekk  BerL  klin. 
Wochenschrift.     No.  85,  p.  1098. 

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10.  Babini,  It.,  Forme  fruste  del  morbo  di  j*lajani -Basedow.  Gau.  d.  oap.  XX^l* 
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Ad^o-  und  Trophonearosen,  Akroparästheaien,  Erythromelalgie  usw.  723 

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257.  Wende,  G.  W.,  Alopecia  areata,  as  Associated  with  Nail  Changes.  Joum.  of 
Cutaneous  Diseases.    Dez. 

258.  White,  C.  J.,  and  Bums,  F.  S.,  Raynauds  Disease.  Boston  Med.  and  Surg.  Journal. 
CUI.     749. 

259.  Dieselben,  Trophic  ülcer.    ibidem.     CLU.    760. 

260.  Widal,  Acrom6galie  et  diab^te.    Journ.  de  med.  int.    iX.    222. 

261.  Derselbe,  Sur  un  cas  d'acromegalie  avec  glycosurie  cohsiderable.  Joum.  de  med. 
et  chir.  prat.     LXXVI.    887—891. 

262.  Derselbe,  Presentation  d'un  acromegalique  geant.  Gaz.  des  höpit  p.  1028. 
(Sitzungsbericht.) 

263.  Wolff,  Albert,  Frau  mit  Raynaudscher  Krankheit.  Vereinsbeil,  der  Deutsch.  Medii. 
Wochenschr.    p.  401.    (Sltzongsberieht.) 

264.  Wolff,  Ein  Fall  von  Acrodermitis.  Strassburg.  Mediz.  Zeitung,  p.  163.  (Sltrangsberiekt) 
2H5.  Zappert,  Julius,  Ueber  paradoxes  Schwitzen  beim  Kinde.    Jahrbuch  für  Kinde^ 

heilkunde.     Band  61.    Heft  5.     p.  738. 

266.  Z  e  i  t  n  e  r ,  Josef,  Rhythmische  pulsatorische  Kopfbewegungen  (das  sogenannte  Mussetsche 
Zeichen)  bei  Morbus  Basedowii.     Wiener  klin.  Wochenschrift.     No.  19.    p.  483. 

267.  Ziel  er,  Karl,  Ueber  akute  multiple  Hautgangrän  nebst  Untersuchungen  über  durch 
rohe  Salzsäure  hervorgerufene  Nekrosen.  Deutsche  Zeitschrift  für  Nervenheilkunde. 
Band  28.    Heft  2—4.     p.  184. 

268.  Zillocchi,  A.,  Deiredema  acuto  angioneurotico  e  morbo  di  Quincke.  Riforma  med. 
XXI.     792—796. 

269.  Zondek,  M.,  Beitrag  zur  Lehre  vom  Riesenwuchs.  Archiv  für  klinische  Chirargie. 
Band  74.    Heft  4. 

Basedowsche  Krankheit. 

CoUins  und  Robbins  (39)  geben  zuerst  eine  IJbersicht  über  die  ältere 
Literatur  der  Krankheit,  erwähnen,  daß  die  erste  Beschreibung  derselben 
von  Hillier  Parry  aus  dem  Jahre  1786  stammt,  die  jedoch  erst  nach 
des  Verfassers  Tode  im  Jahre  1825  publiziert  wurde  und  zitieren  dann 
die  wichtigsten  Arbeiten,  denen  wir  die  Kenntnis  der  bei  uns  als  Basedow- 
sche, in  England  als  Gravessche  bezeichneten  Krankheit  verdanken;  ah 
solche  betrachten  sie  namentlich  die  Arbeiten  von  Adelmann,  Demoars, 
Brück,  Pauli,  Morsh,  Koeben,  von  Gräfe,  Chvostek,  Eulenburg, 
Stellwag  und  Moebius.  Dann  besprechen  sie  eingehend  die  zahlreichen 
Theorien,  die  zur  Erklärung  der  Krankheit  aufgestellt  wurden,  sowie  die 
Resultate  der  in  neuerer  Zeit  in  Aufnahme  gekommenen  Serumbehandlong, 
die  von  Moebius  angeregt  wurde.  Aus  dieser  Übersicht  geht  jedenfalls  das 
zweifellos  hervor,  daß  ein  abschließendes  Urteil  über  den  Wert  der  Methode 
noch  nicht  möglich  ist.  Im  Anschluß  daran  gehen  die  Verfasser  auf  ihre 
eigenen  Beobachtungen  ein,  die  sich  auf  100  Fälle  erstrecken;  sie  betonen 
selbst,  daß  sich  aus  diesen  in  bezug  auf  Pathologie  und  Symptomatologie 
wenig  neues  ergebe.  In  einem  sehr  großen  Prozentsatz  ihrer  Fälle  fanden 
sie  neuropathische  Disposition.  Als  sehr  wahrscheinlich  sehen  sie  Be- 
ziehungen der  Krankheit  zu  den  Geschlechtsfunktionen  an.  Die  Behandlung 
bestand  meist  in  Darreichung  von  Akonitin,  Galvanisation  der  Schilddrüse, 
Bettruhe  zur  Kontrolle  der  Herzaktion,  Hydrotherapie,  Kalomel  und  SaloL 
um  Gärungen  im  Harn  zu  hindern.  In  einem  besonders  schweren  Fall 
wurde  mit  der  Milch  einer  Ziege,  der  die  Schilddrüse  operativ  entfernt 
worden  war,  und  später  mit  Moebiusschem  Serum,  intern  und  subkutan, 
wesentliche  Besserung  erzielt.     In  einem  anderen  Fall  wurde  mittels  Merck- 


Angio-  und  TrophonearoMn,  Akroparasthesien,  Erythromelalgie  usw.  73]^ 

sehen  Schilddr&sen&emms  imd  den  gewöhnlichen  hygienischen  Mafiregeln 
völlige  Heilung  erzielt.  In  einem  weiteren  Fall,  dessen  Behandlung  noch 
nicht  abgeschlossen  ist,  führten  Parathyroidintabletten  zu  weitgehender 
fiessemng^  während  Thymustabletten  in  einem  anderen^  in  dem  zuvor  auch 
Schilddrüsentabletten  ohne  Erfolg  geblieben  waren,  keine  Besserung  be- 
wirkten; von  chirurgischer  Behandlung  haben  die  Verfasser  keinen  Erfolg 
(flehen. 

Stein  (233)  sieht  die  Basedowsche  Krankheit  als  Folge  einer 
chronischen  Degeneration  der  Schilddrüse  an  und  glaubt,  dafi  toxische,  Ton 
der  Schilddrüse  abgeschiedene  Produkte  das  Krankheitsbild  herrorrufen. 
Als  Hauptbeweis  dafür  sieht  er  die  Erfolge  der  Behandlung  mittels  Anti- 
thyreoidinserums  an,  die  auch  Verfasser  in  mehreren  Fällen  erzielte.  Er 
rät,  2  mal  täglich  15  Tropfen  des  Merckschen  Serums  intern  zu  ver- 
abreichen, und  je  nach  dem  Fall  bis  2  mal  täglich  60  Tropfen  zu  steigen. 
In  2  Fällen  hat  Verf.  auch  mit  der  Milch  entkropfter  Ziegen  gute  Resultate 
erzielt  Zum  Schluß  erwähnt  Verfasser,  daß  er  2  mal  als  Initialsymptom 
Odem  der  Augenlider  beobachtete,  das  eine  Mal  sogar  anfangs  einseitig, 
nnd  im  Anschluß  daran  Doppelsehen;  in  einem  weiteren  Fall  sah  Verf. 
häufige  Pollutionen. 

Peters  (195)  hat  in  zwei  Fällen  von  Behandlung  mit  Mercks  Anti- 
thyreoidin  Besserung  der  Symptome  bei  Basedow  gesehen. 

Hoennicke  (Hl)  bat  3 mal  durch  langdauemde  Fütterung  mit 
Binderschilddrüsensaft  bei  Kaninchen  die  Symptome  der  Basedowschen 
Krankheit  herrorgebracht,  und  faßt  daher  die  B.'sche  Krankheit  als  reine 
Hjperthyreosis  auf;  deshalb  glaubt  er^  daß  das  „  zuviel  ^^  an  Schilddrüse 
entfernt  werden  müsse,  und  da  nach  seineu  Beobachtungen  20  g  das  Durch- 
schnittsgewicht der  Schilddrüse  ist,  so  rät  er,  dieselbe  operativ  bis  auf  dieses 
Gewicht  zu  reduzieren,  doch  dürfte  man  auch  nicht  zuviel  entfernen,  da 
es  sonst  zu  den  bekannten  Störungen  kommt.  In  der  Diskussion  zu  diesem 
Vortrag  tritt  Friedrich  auf  Grund  eigener  Beobachtungen  warm  für  die 
operative  Behandlung  der  Basedowschen  Krankheit  ein;  er  •  glaubt 
aber,  daß  der  Vorschlag  H.'s,  soviel  von  der  Schilddrüse  zurückzulassen, 
als  deren  normalem  Volumen  entspricht,  undurchführbar  sei,  da  das  ent- 
scheidende nicht  das  gesamte  Volumen  der  Drüse,  sondern  die  erhöhte 
Funktion  der  einzelnen  Drüsenzelle  sei.  Minkowski  schließt  sich  der  Auf- 
fassung des  Vortragenden  an,  daß  die  Basedowsche  Krankheit  auf  Störung 
der  Schilddrüsenfunktion  zurückgeführt  werden  müsse.  In  bezug  auf  das 
Zastandekommen  der  verschiedenen  Organstörungen  hat  er  aber  etwas  ab- 
weichende Vorstellungen. 

Hirsch  (108)  gibt  zuerst  eine  sehr  übersichtliche  Darstellung  der 
vielen  Theorien,  die  zur  Erklärung  der  B.'schen  Krankheit  aufgestellt 
wurden,  sowie  der  vielen  Behandlungsmethoden,  von  denen  keine  sichere 
Erfolge  hatte.  Als  feststehend  betrachtet  Verf.  nur,  daß  ein  Reizzustand 
des  Nervensystems  vorliegt,  daß  es  aber  ungewiß  sei,  ob  dieser  die  Scbild- 
drüsenveränderungen  hervorrufe,  oder  ob  umgekehrt  die  Schilddrüsenkrank- 
hcit  das  Nervensystem  beeinflusse.  Verfasser  weist  dann  weiter  darauf 
hin,  daß  sich  auch  bei  Herzklappenfehlern  in  einem  gewissen  Prozentsatz 
der  Fälle  Strumen  finden,  und  nimmt  an,  daß  „Herzkrankheiten  an  sich, 
also  Vitium  und  essentielle  Tachycardie  Morbus  Basedowii  hervorrufen 
können.  Als  wichtigstes  Moment  in  der  Behandlung  der  Basedowschen 
Krankheit  sieht  er  die  Beeinflussung  des  Herzens  an.  Die  Resultate  der 
Serumbehandlung  sowohl  wie  die  Operation  (Strumektomie  und  Sympathikus- 
resektion) hält  er  nicht  für  genügend   sicher,   um   sie  anraten   zu  können. 


733  Morbus  Basedowii,  Myxödem,  Raynaudsche  Krankheit, 

Während  Digitalis  nach  seinen  Erfahrungen  im  Stiebe  läßt,  sah  er  gute 
Erfolge  von  Strophantus  mit  Valeriana,  Bromkali,  salizylsaurem  und  phos- 
phorsaurem Natron,  vor  allem  aber  von  kohlensauren  Bädern. 

Tucholake  (248)  berichtet  über  einen  Basedowkranken,  dem  Verf., 
nachdem  die  Behandlung  mit  Strophantus  und  Böntgenbestrahlung  ohne 
Resultat  geblieben  war,  einen  Teil  der  Schilddrüse  operativ  entfernte. 
Patient  wurde  völlig  geheilt.  Verfasser  bespricht  dann  die  Beziehungen 
zwischen  Schilddrüse,  Hypophysis  und  Nebennieren,  femer  kurz  die  Ter- 
schiedenen  Behandlungsmethoden;  von  der  Besektion  des  Ganglion  cervieale 
rät  er  ab;  falls  die  interne  Behandlung  versagt,  empfiehlt  er  die  partielle 
Strumektomie. 

Jones  (128)  hat  einen  Fall  von  Basedow  mit  Bädern,  gymnastischen 
Übungen  und  hauptsächlich  einer  Trinkkur  von  Llangamarch'schem 
Wasser  behandelt;  dem  Bariumchlorid,  das  in  diesem  enthalten  sei,  schreibt 
Verfasser  den  Erfolg  zu. 

Hnmphry  (118)  hat  in  zwei  Fällen  von  Basedowscher  Krankheit, 
die  zum  Exitus  kamen,  die  glandulae  parathyreoideae  mikroskopisch  unter- 
sucht; beidemal  fand  sich  ausgedehnte  Fettinfiltration  der  Drüsen;  das  Fett 
lag  zwischen  den  Drüsenzellen,  die  zum  großen  Teil  zu  Grunde  gegangen 
waren;  in  einem  dritten  Fall  fand  sich  ebenfalls  Fettinfiltration  der  gland. 
parathyreoideae,  die  aber  nicht  so  weit  vorgeschritten  war,  wie  in  den 
beiden  ersten,  in  einem  vierten  Fall,  in  dem  eine  gland.  parathyreoidea  zu- 
sammen mit  einer  Schilddrüse  bei  einem  Basedowkranken  operativ  entfernt 
worden  war,  fand  sich  zwar  keine  Fettinfiltration,  doch  machten  die  Zellen 
keinen  normalen  Eindruck. 

Verfasser  hat  dann  zum  Vergleich  die  gl.  parathyreoideae  bei  18  an 
verschiedenen  Afifektionen  gestorbenen  Kranken  untersucht;  bei  12  Fällen 
unter  50  Jahren  fand  er  nur  einmal  Fettinfiltration,  bei  6  Fällen,  die 
zwischen  dem^,  50.  und  72.  Jahr  sich  befanden,  hatten  4  deutliche  Fett- 
infiltration, Über  die  Bedeutung  seiner  Befunde  drückt  sich  Verfasser  sehr 
vorsichtig  aus;  jedenfalls  glaubt  er,  daß  die  gl.  parathyreoideae  selbständige 
wichtige  Organe  sind  und  nicht  nur  kompensatorisch  für  die  Schilddrüse 
eintreten. 

Shattock  (223)  hat  ebenfalls  bei  einem  Fall  von  Basedowscher 
Krankheit  die  gl.  parathyreoideae  untersucht  und  fand  an  ihnen  außer 
ziemlich  reichlichen  Fettzellen  nichts,  was  als  pathologisch  gedeutet  werden 
konnte;  die  gleiche  Fettinfiltration  hat  Verfasser  auch  bei  anderen  Kranken 
in  den  gl.  parathyreoideae  beobachtet.  —  Femer  gibt  Verfasser  kurz  den 
mikroskopischen  Befund  an  der  Schilddrüse  seines  Falles  an. 

Mackenzie  (157)  bespricht  zuerst  die  Pathologie  der  Basedowschen 
Krankheit;  bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  soll  die  Schilddrüse 
charakteristische  Veränderungen  darbieten,  und  zwar  sollen  die  Drüsenzellen 
in  charakteristischer  Weise  verändert  und  das  sonst  in  der  Drüse  sich 
findende  Kolloid  durch  eine  schleimige  Substanz  ersetzt  sein.  Die  Ver- 
änderungen der  Schilddrüse  hält  er  für  die  gleichen,  die  Edmunds  nach 
Entfernung  des  größten  Teils  der  Drüse  an  dem  zurückgelassenen  Best  bei 
seinen  Versuchstieren  beobachtete,  und  die  Edmunds  als  kompensatorische 
Hypertrophie  gedeutet  hat.  Er  erwähnt  dann  weiter  die  Versuche,  die 
gland.  parathyreoideae  zu  exstirpieren,  was  den  Tod  der  Versuchstiere 
unter  Erscheinungen  zur  Folge  hat,  die  der  Basedowschen  Krankheit 
ähneln.  Verfasser  glaubt,  daß  auch  diese  Drüsen  zur  Basedow- 
schen Krankheit  Beziehungen  haben.  Große  Bedeutung  für  die  Pathologie 
dieser  Krankheit  mißt  er  auch  der  Persistenz  und  häufig  auch  Hypertrophie 


Ängio-  und  Trophoneurosen,  Akroparästhesien,  Erythromelalgie  usw.  733 

der  Thymus  bei.  Die  in  der  Medulla  zuweilen  gefundenen  Veränderungen 
hält  er  für  unwesentlich.  Die  B/sche  Krankheit  sieht  er  als  Folge  über- 
mäBiger  Tätigkeit  der  Schilddrüse  an,  das  Myxödem  als  Folge  verminderter 
Tätigkeit  und  ihre  ungenügende  Entwicklung  als  Ursache  des  Kretinismus. 
Verfasser  gibt  zu,  daß  wir  nichts  darüber  wissen,  was  die  übermäßige 
Tätigkeit  der  Drüse  bedingt.  Im  Anschluß  daran  beschreibt  er  die  Sympto- 
matologie und  Behandlung:  hauptsächlich  empfiehlt  er  von  Medikamenten 
Brom,  Jod,  Belladonna,  Phosphor.  Schilddrüsenpräparate  sollen  im  all- 
gemeinen schädlich  sein,  doch  hat  Verfasser  zuweilen,  in  veralteten  Fällen, 
gutes  von  ihnen  gesehen,  weil,  wie  er  meint,  die  Schilddrüse  zu  wenig 
Sekret  lieferte.  Thymus-,  Milz-  und  Hypophysisextrakt  waren  ohne  Wirkung; 
ebenso  hatte  er  vom  Moebiusschen  Serum  keinen  Erfolg,  desgleichen  von 
elektrischer  Behandlung.  Die  chirurgische  Behandlung  glaubt  Verfasser 
trotz  mancher  Erfolge  derselben  nur  in  Ausnahmefällen  empfehlen  zu  sollen, 
da  dieselbe  oft  direkt  den  Tod  des  Patienten  herbeigeführt. 

Mnrray  (178)  hat  180  Fälle  von  Basedowscher  Krankheit  beob- 
achtet; er  berichtet  eingehend  über  die  bei  diesen  beobachteten  Symp- 
tome; seine  Beobachtungen  stimmen  in  den  wesentlichen  Punkten  mit  denen 
anderer  Autoren  überein;  als  Behandlung  empfielt  er  in  schweren  Fällen 
Bettruhe;  gute  Erfolge  sah  er  von  lange  angewendeter  Faradisation  der 
Schilddrüse.  Von  dem  Merckschen  Serum  sah  er  in  den  wenigen  Fällen, 
in  denen  er  es  anwandte,  keinen  Nutzen,  bei  einem  Fall,  den  er  mit  Rodagen 
behandelte,  stellten  sich  wiederholt  schwere  Kollapszustände  ein.  Auch  der 
Versuch  des  Verfassers,  ein  Antithyreoidinserum  herzustellen,  indem  er 
Versuchstiere  einige  Zeit  mit  Schilddrüsen  fütterte  oder  ihnen  Schilddrüsen- 
saft einer  anderen  Tierart  injizierte  und  dann  das  Blutserum  dieser  vor- 
behandelten Tiere  Patienten,  die  an  Basedowscher  Krankheit  litten,  in- 
jizierte, führten  nicht  zu  wesentlichen  Erfolgen. 

Operationen  bei  Basedowscher  (partielle  Entfernung  der  Struma)  sah 
Verfasser  nur  zweimal;  beidemal  starben  die  Patienten  nach  einer  Stunde. 
Zeitner  (266)  beschreibt  bei  Basedowscher  Krankheit  das  Musset- 
sche  Zeichen,  d.  h.  rhythmische  pulsatorische  Kopf  bewegungen,  ein  Symptom, 
das  zuvor  bei  Aortenaneurysma,  Aorteninsuffizienz  und  diffuser  Arterio- 
sklerose beobachtet  worden  ist;  Verfasser  führt  das  Symptom  darauf  zurück, 
daß  die  starke  systolische  Erweiterung  der  großen  Arterien  eine  Baurn- 
beengung  in  der  Unterkiefergegend  bewirkt,  die  zu  einem  Ausweichen  des 
Kopfes  nach  oben  führt;  in  der  Diastole  soll  dann  der  Kopf  infolge  seiner 
Schwere  wieder  zurücksinken. 

Oswald  (190)  bespricht  die  Pathologie  der  Basedowschen  Krank- 
heit, er  weist  darauf  hin,  daß  bei  dieser  Krankheit  der  Verbrauch  an  Eiweiß 
wie  an  stickstofffreier  Substanz  stark  erhöht  ist;  da  nun  ein  Einfluß  von 
Schilddrüsenpräparaten  in  dieser  Richtung  festgestellt  ist,  so  folgert  Verf., 
daß  eine  gesteigerte  Sekretion  der  Schilddrüse  die  Ursache  dieses  Mehr- 
verbrauchs sei.  Femer  erörtert  er  die  Beziehungen  zwischen  Base- 
dowscher Krankheit  und  einfachem  Kropf.  Er  weist  darauf  hin,  das  so- 
wohl in  chemischer  wie  anatomischer  Beziehung  die  Basedowstrumen  keine 
sicheren  Unterschiede  von  gewöhnlichen  Kröpfen  erkennen  lassen;  auch  die 
Tatsache,,  daß  zwischen  einfacher  Struma  und  Basedowscher  Krankheit 
klinisch  Übergangsformen  vorkommen,  d.  h.  bei  einfachen  Strumen  ein  oder 
das  andere  Basedowsche  Symptom,  spräche  für  die  Beziehungen  zwischen 
Schilddrüse  und  Basedowscher  Krankheit.  Die  Auffassung,  die  Verfasser 
von  der  Basedowschen  Krankheit  hat,  weicht  nur  insofern  von  der 
Maebius'  ab,  als  dieser  angeblich  einfach  eine  vermehrte  Produktion  von 


734  Morbus  Basedowii,  Myxödem,  ßaynaudsclie  Krankheit, 

Schilddrüsensekret  annimmt  (?  lief.),  Oswald  dagegen  die  „Überschwemmung 
des  Organismus  mit  minderwertigem,  insuffizientem  Schilddrüsensekret".  — 
Als  Folge  der  pathologischen  Funktion  der  Schilddrüse  sieht  Verf.  die  bei 
Basedowscher  Krankheit  beobachteten  Sympathikussymptome  an;  die  ältere 
Anschauung,  daß  die  Sympathikussymptome  auf  mechanischen  Druck  ?on 
Seiten  der  Struma  zurückzufuhren  seien,  bekämpft  er. 

Im  Sinne  seiner  Theorie  verwertet  Verfc  auch  die  Erfolge  der  opera- 
tiven Behandlung  der  Basedowschen  Krankheit  sowie  der  Behandlung  mit 
Schilddrüsenpräparaten. 

Mac  Callmn  (156)  beschreibt  die  Veränderungen,  die  er  bei  der  mikro- 
skopischen Untersuchung  von  28  Basedowkröpfen  nachgewiesen  hat«  Nach 
seiner  Meinung  haben  die  von  ihm  beobachteten  Veränderungen  die  größte 
Ähnlichkeit  mit  denjenigen,  die  von  Halsted  als  kompensatorische  Hyper- 
trophie  aufgefaßt  wurden;  an  den  glaudulae  parathyreoideae  wurden  keine 
wesentlichen  Veränderungen  gefunden. 

Salmon  (217)  bespricht  kurz  die  Beziehungen  zwischen  Hypophysis 
und  Schilddrüse  und  glaubt  der  ersteren  für  die  Pathologie  der  Base* 
dowschen  Krankheit  eine  wesentliche  Bedeutung  zuerkennen  zu  müssen. 

MiQSOWicz  (167a)  beschreibt  folgenden  Fall  von  Basedowscher 
Krankheit  mit  Muskelatrophie  und  myxödematösen  Veränderungen  an  den 
Beinen.  Das  24jährige  Mädchen  erkrankte  vor  2  Jahren  mit  allgemeioer 
Nervosität,  Schwäche,  Diarrhöe,  SchweiBausbrüche.  Dann  Struma,  Zittern 
der  Hände,  Herzklopfen,  allgemeine  Mattigkeit.  Status:  Exophthalmus, 
Struma,  Tachykardie  usw.  Atrophie  der  Muskulatur  der  oberen  Ebctremitäten, 
speziell  m.  m.  pectoralis,  deltoideus,  cucullaris,  supra-,  infraspinatus,  triceps.  Die 
Muskulatur  der  Vorderarme  und  der  biceps  zeigen  keine  Atrophien.  Dagegen 
Atrophie  des  hypothenar  besonders  links.  Aktive  Bewegungen  abgesdiwächt 
Nirgends  EaB,,  nur*  quantitative  Abschwächung  der  elektrischen  Erregbar- 
keit. Keine  fibrilläre  Zuckungen.  Bodagen  während  einiger  Wochen.  Kein 
Einfluß  auf  die  Kardinalerscheinungen,  subjektiv  besser.  Es  zeigen  sich 
nun  an  den  Fußgelenken  Hautverdickungen.  Dann  Sympathikusgalvanisation. 
Abnahme  der  Struma  und  der  Tachykardie.  Im  weiteren  Verlauf  Ve^ 
dickung  der  unteren  Extremitäten  von  den  Knieen  nach  unten  (Haut- 
verdickung). Antithyroidinbehandlung.  Exophthalmus  geringer.  Verf.  meint, 
daß  es  sich  in  diesem  Fall  um  eine  Muskelatrophie  handelt,  die  am  meisten 
an  die  spinale  Muskelatrophie  erinnert.  Die  Verdickungen  der  Haut  an  den 
Beinen  stellen  keine  oedemata  cirkumskripta  dar,  sondern  gehören  zu  der 
Kategorie  der  myxödematösen  Störungen.  (Flaiau.) 

Myxödem. 

Foster  (73)  beschreibt  unter  dem  Titel  Myxödem  nach  Basedowscher 
Krankheit  einen  Fall,  der  anscheinend  18  Jahre  an  Basedowscher  Krank- 
heit (verdickter  Hals,  „geschwollene^  Augen,  Zittern  der  Hände,  Herz* 
palpitationen)  gelitten  hatte;  dann  stellten  sich  folgende  Symptome  ein:  die 
Haut  wurde  trocken  und  schälte  sich  ab,  das  Haar  wurde  spröde  und  fiel 
großenteils  aus,  die  Herzpalpitatiouen  nahmen  zu,  und  der  ganze  Körper 
schwoll  an;  zugleich  traten  psychische , Symptome  auf,  Suiddalideen  und 
Vergeßlichkeit;  am  quälendsten  waren  Übelkeit  und  häufiges  Erbreche». 
Bei  der  Untersuchung  war  jetzt  weder  Exophthalmus  noch  Struma  nach- 
weisbar, aber  Tremor  und  Fulsbeschleunigung,  Ödem  der  Füße,  gesteigerte 
Kniepbänomene.  Eine  wesentliche  Besserung  der  Beschwerden  trat  wibroid 
der  Beobachtung  durch  den  Verf.  nicht  auf.    Da  die  Fütterung  mit  Schild- 


An^o-  and  TrophoneoroseD,  Akropaiüatheüenf  £rythromelalgie  usw.  735 

drosenpri^araten  keinen  weBentlichen  Erfolg  herbeiführte,  so  meint  Verf., 
daß  beim  Myxödem  —  als  das  er  den  Fall  auffaßt  —  nicht  nnr  ver- 
minderte Funktion  der  Schilddrüse,  sondern  aach  eine  krankhafte  Funktion 
derselben  besteht. 

Argutinsky  (6)  beschreibt  einen  Fall  von  Myxödem,  das  er  als  an* 
geborenes  auffaßt,  da  die  ersten  Symptome  schon  im  Alter  von  3—4  Monaten 
zur  Beobachtung  kamen:  Apathie,  abnorm  großer  Kopf,  und  ungewöhnlich 
dicker  Körper.  Noch  im  Alter  von  3  Jahren  8  Monaten  konnte  Patient 
nicht  gehen,  die  ersten  Zähne  bekam  er  im  4.  Jahr.  Bei  der  Untersuchung 
im  Alter  von  3  Jahren  8  Monaten  fiel  auf,  daß  Patient  sehr  dick  und  klein 
(68  cm  statt  95  cm)  war,  daß  er  die  dicke  Zunge  permanent  herausstreckte, 
da£  die  wenig  dichten  Haare  trocken  und  glanzlos  waren,  und  daß  Patient 
nach  psychisch  nicht  normal  war:  er  ist  apathisch,  spricht  nicht  und  muß 
stets  gefüttert  werdeu. 

Nach  17t  jähriger  Schilddrüsenbehandlung  (0,05  g  glandulae  thyreoid. 
siccatae  2  mal  täglich,  anfangs  bedeutend  mehr  nach  allmählicher  Steigerung) 
w&r  sowohl  in  somatischer  wie  in  psychischer  Beziehung  eine  weitgebende 
Besserung  eingetreten.  —  Verfasser  bespricht  dann  noch  ein  Symptom,  das 
sich  ebenfalls  wesentlich  besserte,  abnormer  Tiefstand  des  Nabels,  ein 
Symptom,  das  Verfasser  auch  auf  der  Photographie  bei  vielen  anderen  Fällen 
ron  angeborenem  Myxödem  beobachtete«  Verfasser  weist  schließlich  noch 
darauf  hin,  daß  anzunehmen  ist,  daß  das  Fehlen  der  Schilddrüse  schon  vor 
der  Geburt  seinen  Einfluß  auf  die  Entwicklung  ausübt. 

Obregia,  Parhon  und  Florian  (186)  beschreiben  einen  Fall  von 
kindlichem  Myxödem,  bei  dem  die  ersten  Symptome  im  Alter  von  4  Jahren 
bemerkt  wurden  und  das  im  Alter  von  12  Jahren  zur  Beobachtung  kam; 
die  Behandlung  mit  Schilddrüsenpräparaten  bewirkte,  daß  das  Kind  in  drei 
Monaten  von  1,13  m  bis  zu  1,185  m  wuchs,  auch  war  das  Kind  dünner  ge- 
worden, die  Infiltration  des  Unterhautfettgewebes  hatte  abgenommen,  eine 
weitgehende  psychische  Besserung  war  eingetreten.  Die  Verff.  besprechen 
dann  femer  die  Pathologie  des  Myxödems,  sie  glauben  das  geringe  Wachstum 
bei  dieser  Krankheit  so  erklären  zu  können,  daß  sie  der  Schilddrüse  die 
Eigenschaft  zuschreiben,  das  Calcium  im  Körper  zurückzuhalten;  fehle  die 
Schilddrüsenfunktion,  wie  sie  das  beim  Myxödem  als  sicher  annehmen,  so 
leide  alao  die  Knochenbildung,  und  daher  könne  der  Körper  nicht  wachsen. 
Die  Störung  der  Calciumassimilation  soll  auch  die  Störungen  des  Haar- 
wuchses erklären«  Zum  Schluß  weisen  die  Verff.  noch  darauf  hin,  daß  eine 
Beihe  von  Punkten  in  der  Pathologie  des  Myxödems  noch  durchaus  zweifel- 
haft ist.  so  die  nervösen  Störungen  und  diejenigen  des  Zirkulationsapparates. 
Hon^ardy  und  Längstem  (113)  haben  bei  einem  Kinde,  das  an 
infantilem  Myxödem  litt,  Stoffwechselversuche  angestellt,  und  zwar  zuerst, 
während  keine  Behandlung  des  Kindes  stattfand,  und  dann  in  einer  zweiten 
Periode,  während  das  Kind  mit  Thyreoidin  gefüttert  wurde;  von  den  Besul- 
taten  sei  erwähnt,  daß  die  Stickstoffbilanz  keinen  wesentlichen  Unterschied 
ergab,  in  beiden  Versuchsreihen  wurde  die  stickstoffhaltige  Nahrung  vor- 
züglich ausgenützt;  beide  Male  wurde  der  größte  Teil  des  Stickstoffs  als 
Harnstoff  ausgeschieden.  Während  der  Thyreoidinperiode  war  die  Phosphor- 
ansscbeidung  erhöht,  doch  wollen  die  Verff.  keine  sicheren  Schlüsse  daraus 
sehen.  In  bezug  auf  den  Kalkstoffwechsel  war  eine  geringe  Ketention  von 
Kalk  in  der  unbeeinflußten  Periode  bemerkenswert,  während  in  der  Thyreoidin- 
periode die  Kalkretention  stark  anstieg. 

Hunt  (119)  berichtet  über  einen  Fall  von  Myxödem,  der  mit  Tuber- 
kidoee  der  Nebennieren  verbunden  war»  was  sich  aber  erst  bei  der  Sektion 


736  Morbus  Easedowii,  Myxödem,  Raynaudsche  Krankheit, 

herausstellte;  klinisch  hatte  sich  die  Erkrankung  der  Nebennieren  nicht 
bemerkbar  gemacht.  Das  Myxödem,  dessen  Symptome  sehr  deutlich  waren, 
hatte  nach  vierjährigem  Verlauf  zum  Tode  geführt.  Die  anatomische  Untei> 
suchung  ergab  makroskopisch  und  mikroskopisch  weit  vorgeschrittene  Atro- 
phie der  Schilddrüse,  leichte  Vergrößerung  der  Hypophysis,  histologisch  aber 
nichts  abnormes;  die  genannten  Nebennierenveränderungen,  aber  keine  Ver- 
änderungen am  Nervensystem.  In  den  Fällen  von  Myxödem,  wo  Verände- 
rungen am  Nervensystem  beobachtet  wurden,  sind  dieselben  nach  des  Autors 
Meinung  als  sekundäre  deshalb  aufzufassen,  weil  der  häufig  heilende  Einfluß 
der  Schilddrüsenpräparate  gegen  eine  organische  Krankheit  des  Nerven- 
systems spreche. 

Strasser  (239)  beschreibt  einen  Fall  von  infantilem  Myxödem,  der 
zugleich  an  Diabetes  mellitus  litt.  Verfasser  weist  auf  die  Seltenheit  dieser 
Kombination  hin,  bespricht  die  Symptomatologie,  Pathologie  und  Prognose 
des  kindlichen  Diabetes  und  teilt  die  Resultate  von  Stoffwechselversuchen 
mit,  die  er  an  seinem  8jährigen  Patienten  ausgeführt  hat.  über  die  Be- 
ziehungen der  beiden  Krankheiten  spricht  sich  Verf.  sehr  reserviert  aus. 

Lorand  (154)  hat  einen  Fall  von  Schlafkrankheit  beobachtet;  die 
beobachteten  Symptome  führt  er  auf  eine  verminderte  Funktion  der  Schild- 
drüse zurück  und  faßt  die  Krankheit  als  Myxödem  auf,  das  durch  Ein- 
wirkung der  Trypanosomen  auf  die  Schilddrüse  entsteht;  Verf.  weist  darauf 
hin,  daß  bei  beiden  Krankheiten  als  pathologisch-anatomische  Giundlage 
entzündliche  Prozesse  der  G-ehimrinde  nachgewiesen  seien,  und  daß  auch 
das  hauptsächlichste  klinische  Symptom,  die  Schlafsucht,  bei  beiden  Krank- 
heiten besteht.  Weiter  fuhrt  Verf.  aus,  daß  auch  bei  anderen  Krankheiten, 
bei  denen  Schlafsucht  beobachtet  wird,  dieses  Symptom  auf  eine  Affektion 
der  Schilddrüse  zu  beziehen  sei,  so  die  Schlafsucht  bei  Hypophysistumoren, 
indem  die  Erkrankung  der  Hypophysis  zu  Veränderungen  der  Schilddrüse 
führe.  Im  Gegensatz  zum  Myxödem  soll  bei  der  Basedowschen  Krank- 
heit infolge  übermäßiger  Funktion  der  Schilddrüse  Schlaflosigkeit  bestehen. 

Akromegalls. 

Schulz  (219)  berichtet  über  einen  von  Lichtheim  beobachteten,  von 
Beneke  sezierten  Fall,  den  Verfasser  dann  mikroskopisch  untersuchte. 
Patient  hatte  alle  wesentlichen  Zeichen  der  Akromegalie  dargeboten,  Ver- 
größerung der  Hände  und  Füße,  des  Unterkiefers,  der  Nase,  Ohren,  Zunge, 
sowie  auch  Kyphose  der  Wirbelsäule.  Anatomisch  fand  sich  starke  Ve^ 
größerung  der  Hypophysis,  die  Verfasser  als  Struma  deutet,  femer  Hydro- 
myeUe  und  Syringomyelie.  Die  mikroskopische  Untersuchung  ergab  femer 
Veränderungen  am  Knochensystem,  an  der  Haut,  den  Schleimhäuten  und 
Muskeln.  Zum  Schluß  zitiert  Verfasser  die  verschiedenen  Theorien,  die  zur 
Erklärung  der  Akromegalie  aufgestellt  wurden,  ohne  sich  aber  für  eine 
derselben  zu  entscheiden. 

Bleibtren  (21)  berichtet  über  einen  Fall  von  Akromegalie,  in  dem 
die  anatomische  Untersuchung  ergab,  daß  die  Hypophysis  durch  eine  Blutung 
in  dieselbe  zu  Grunde  gegangen  war.  Verfasser  vermutet,  daß  durch  ein 
schweres  Trauma  (Sturz  auf  der  Treppe)  die  Blutung  entstanden  sei,  und 
daß  das  so  bedingte  Fehlen  des  Hypophysisfiinktion  die  Akromegalie  herTO^ 
gerufen  habe. 

Prittie  Perry  (204)  beschreibt  einen  von  ihm  beobachteten  Kreolen, 
der  als  Kind  durch  Sturz  vom  Baum  eine  Depressionsfraktur  des  Stirnbeins 
erlitten  hatte,  und  der  im  Alteir  von  20  Jahren  einige  Symptome  bot,  die 


Angio-  und  Trophoneurosen,  Akroparästhesien,  Erythromelalgie  usw.  737 

Verfasser  als  Ausdruck  einer  besonderen  Form  von  Akromegalie  ansieht: 
Leichte  Vergrößerung  von  Fingern  und  Zehen  und  Troramelschlägerform 
der  EDdphalangen.  Verfasser  vermutet,  daß  das  Trauma  die  Hypophysis 
iu  irgend  welcher  Art  geschädigt  habe.  Die  Abbildungen  der  Hände  und 
Füße,  die  Verfasser  publiziert,  wirken  nicht  sehr  überzeugend. 

Klan  (133)  hat  einen  Patienten  beobachtet,  bei  dem  sich  Akromegalie 
im  17.  Lebensjahr  entwickelte;  im  Anschluß  an  das  Heben  einer  schweren 
Last  erkrankte  Patient  an  allgemeiner  Mattigkeit,  Schwindel,  Ohrensausen 
und  Sehstörung,  Herzklopfen  und  Atembeschwerden.  Diese  Beschwerden 
blieben  seit  der  Zeit  im  wesentlichen  bestehen  und  wurden  auch  angegeben, 
als  Patient  drei  Jahre  später  vom  Verfasser  untersucht  wurde.  Seit  jener 
Zeit  soll  auch  das  abnorme  Wachstum  begonnen  haben.  Die  objektive 
Untersuchung  ergab  ungewöhnlich  große  Hände  und  Füße,  die  aber  im 
Gegensatz  zu  den  meisten  anderen  Fällen  dieses  Leidens  nicht  ungeschlacht, 
sondern  durchaus  proportioniert  waren;  ferner  fiel  die  abnorme  Entwicklung 
des  Gesichtsschädels  auf.  Von  sonstigen  Symptomen  war  die  vermehrte 
Schweißsekretion  zu  bemerken,  ferner  Tremor  der  Hände,  zeitweilig  leicht 
erhöhte  Temperatur,  für  die  eine  sichere  Erklärung  nicht  zu  finden  war, 
sowie  Irregularität  des  Pulses  und  auffallend  leichte  Ermüdbarkeit.  Er- 
wähnenswert ist  noch,  daß  die  Libido  sexualis  völlig  fehlte,  und  daß 
Pollutionen  nur  ausnahmsweise  beobachtet  wurden.  Das  zeitweise  Fehlen 
des  recht-en  Kremasterreflexes,  auf  das  Verfasser  Wert  zu  legen  scheint, 
dürfte  keine  wesentliche  Bedeutung  haben. 

Am  Augeuapparat  fand  sich,  abgesehen  davon,  daß  das  Gesichtsfeld 
etwas  eingeengt  war  (Verfasser  macht  darüber  keine  genaueren  Angaben), 
kein  pathologischer  Befund. 

Cnrschmann  (45)  hat  4  Fälle  von  ausgesprochener  Akromegalie 
routgenographisch  untersucht;  besonders  bemerkenswert  ist  es,  daß  sich  in 
drei  derselben  atrophische  Prozesse  an  den  Knochen,  namentlich  am  unteren 
Gelenkende  der  Ulna  und  den  Diaphysen  der  ersten  Phalangen  der  Zehen 
landen;  bei  allen  vier  Fällen  war  die  Stirnhöhle  auffällig  erweitert.  Ver- 
fasser nimmt  mit  Tamburini  usw.  an,  daß  zwei  Stadien  bei  der  Akro- 
megalie zu  unterscheiden  seien,  ein  hyperplastisches  und  ein  kachektisches, 
und  daß  die  regressiven  Knochenveränderungen  nur  im  letzteren  zu  beob- 
achten seien.  In  zwei  von  den  vier  Fällen  ergab  das  Köntgenbild  auffällige 
Erweiterung  des  Türkensattels. 

Lapersonne  (145)  beschreibt  einen  typischen  Fall  von  Akromegalie, 
betont  die  diagnostische  Bedeutung  der  bitemporalen  Hemianopsie  sowie  das 
häufige,  gleichzeitige  Vorkommen  einer  Hypophysisgeschwulst  und  geht  kurz 
auf  die  Beziehungen  der  Akromegalie  zum  Riesenwuchs  ein. 

Gange  (33)  bespricht  einen  Fall  von  Akromegalie,  bei  dem  sich  in 
kurzer  Zeit  genuine  Optikusatrophie,  die  Verfasser  als  Folge  eines  Hypo- 
physistumors  ansieht,  entwickelt  hat,  erwähnt,  daß  in  anderen  Fällen  zu- 
weilen neuritische  Atrophie  beobachtet  wurde,  bespricht  kurz  die  übrigen, 
am  Augenapparat  beobachteten  Symptome  der  Akromegalie,  Exophthalmus 
nnd  Augenmuskellähmung  und  weist  auf  die  in  seinem  Fall  zwar  ver- 
gr()ßerten,  aber  nicht  übermäßig  unförmigen  Hände  und  Füße  hin. 

Sabrazes  und  Bonnes  (213)  berichten  über  Blutuntersuchungen 
bei  zwei  Akromegalen,  bei  dem  einen  (Riesenwuchs  eines  14jährigen  Knaben) 
bestand  geringe  Verminderung  des  Hämoglobingehalts,  geringe  Leukocytose 
nnd  ausgesprochene  Lymphocytose;  in  dem  zweiten  Fall  (Akromegalie  eines 
Erwachsenen  ohne  Biesenwuchs)  war  der  Hämoglobingehalt  und  die  Zahl 
der  roten  Blutkörperchen  vermehrt,  ebenso  die  der  Lymphocyten,   während 

Jahresbericht  f.  Neurologie  u.  Psychiatrie  1906.  47 


L 


738  Morbus  Basedowii,  Myxödem,  Raynaudsche  Krankheit. 

die    Zahl    der    i)olynukleären     neutrophilen    Leukocyten    wesentlich    ver- 
mindert ist. 

Auch  Marie  (161)  berichtet  über  Blutuntersuchungen  bei  Akrome- 
galen,  die  von  Sakorraphos  und  ihm  selbst  ausgeführt  wurden.  In  dem 
von  S.  beobachteten  Falle  bestand  geringe  Oligämie,  das  Zahlenverhältni» 
der  verschiedenen  Biutkörperchenarten  war  nicht  gestört,  bei  dem  von  M. 
untersuchten  Patienten  (Riesenwuchs  ohne  Akromegalie)  fand  sich  vor  allem 
Vermehrung  der  Zahl  der  polynukleären  Leukocyten. 

Sakorraphos  (215)  hat  bei  einem  Fall  von  Akromegalie  eine  leichte 
Verminderung  des  Hämoglobins  gefunden,  welche  auf  eine  geringe  Herab- 
setzung der  Zahl  der  roten  Blutkörperchen  zurückzuführen  war.  Dabei  be- 
stand auch  eine  Abnahme  der  Leukocyten.  Es  handelte  sich  also  nur  nm 
eine  ganz  allgemeine  Verminderung  der  ganzen  Blutmasse  ohne  ein  Miß- 
verhältnis  der  zelligen  Bestandteile  des  Blutes.  (Bendix.) 

Münzer  (177)  weist  nach,  daß  Befunde  Martinottis  an  den  Muskeln 
von  Akromegalen  nichts  für  dieses  Leiden  Charakteristisches  haben,  sondern 
daß  derartige  histologische  Bilder  (scheinbar  senkrechte  Lagerung  der 
Fibrillen  einer  Muskelfaser  zueinander)  auch  unter  normalen  Verhältnissen 
beobachtet  werden. 

Clande  (38)  hat  bei  einem  an  Akromegalie  leidenden  Patienten 
Zittern,  Tachykardie,  Vergrößerung  der  Schilddrüse  und  leichtes  Schwirren 
über  derselben,  ferner  Verhärtung  der  Arterien,  gesteigerten  arteriellen 
Druck,  Herzvergrößerung  und  ein  diastolisches  Geräusch  über  der  Aorta 
beobachtet,  Symptome,  die  der  Autor  auf  Aflfektion  der  Schilddrüse  und 
der  Nebennieren  bezieht;  eine  ähnliche  Symptomenkombination  sah  er  bei 
einem  anderen  Fall.  Verfasser  glaubt  daraus  auf  Beziehungen  zwischen 
Hypophysis  und  den  übrigen  Blutgefäßdrüsen  schließen  zu  dürfen. 

Lannoia  und  Boy  (146)  geben  eine  Beschreibung  des  Riesen 
Machnow,  teils  auf  Grund  eigner  Beobachtung,  teils  auf  Grund  der  früher 
von  V.  Luschan  mitgeteilten  Untersuchung.  Interessant  ist  es,  daß 
Machnow  ein  kleines  Gesicht  hat,  daß  der  Kopfumfang  nicht  ungewöhnlich 
groß  ist  (62  cm),  daß  dagegen  Beine  und  Füße  unverhältnismäßig  groß  sind. 
Nach  L.  und  R.  sind  drei  Typen  von  Riesen  zu  unterscheiden:  Der  infan- 
tile, der  akromegale  und  der  gemischte.  Machnow  rechnen  sie  im  wesent- 
lichen zu  den  nicht  infantilen  Riesen,  weil  die  Zwischenknorpel  bei  ihm  za 
der  normalen  Zeit  verknöchert  sind;  trotzdem  bietet  er  einzelne  Zeichen 
des  infantilen  Typus,  Kleinheit  des  Kopfes,  jugendliches  Gesicht,  un- 
proportionierte Entwicklung  der  unteren  Extremitäten.  Das  Hervortreten 
der  Jochbeine,  die  Höhe  des  Kinns,  die  Größe  der  Zunge,  die  Tiefe  der 
Stimme,  die  Größe  der  Hände  und  Füße,  sprechen  andeutungsweise  für  den 
akromegalen  Typus.  Für  einen  Hypophysistumor  lag  ein  Anhaltspunkt  nicht 
vor.     Erwähnung  verdient  noch,  daß  er  ein  ungewöhnlich  starker  Esser  ist 

Hndovernig  (115)  berichtet  über  die  zweijährige  Entwicklung  des 
von  ihm  1903  beschriebenen  Falles  von  Gigantismus  (referiert  1903  S.  782), 
wobei  es  sich  um  einen  6  jährigen  Knaben  handelte,  bei  welchem  neben 
abnormen  Größenwachstum  (137  cm)  eine  vollkommene  Entwicklung  der 
Genitalien  und  Imbezillität  bestanden  haben;  außerdem  war  am  Röntgen- 
bilde damals  eine  Vergrößerung  der  Hypophyse  und  eine  für  das  Alter  des 
Kranken  weit  vorgeschrittene  Ossifikation  nachweisbar.  Gelegentlicli  der 
ersten  Publikation  hat  Verfasser  die  Hypothese  aufgestellt,  daß  die  ge- 
steigerte Funktion  der  Hypophyse  auf  das  Knochenwachstum  beschleunigend, 
die  verminderte  Funktion  der  inneren  Geschlechtsdrüsen  auf  dasselbe  ver- 
zögernd einwirke,   und  schließlich  die  Vermutung  ausgesprochen,  daß  eine 


Angio-  und  Trophoneurosen,  Akroparästhesien,  Erythromelalgie  usw.  739 

Hyperfunktioii  der  ionereu  Geschlechtsdrüsen  die  Verknöcherung  selbst  be- 
schleunige. In  der  vorliegenden  Arbeit  berichtet  Verfasser  über  eine 
30  monatliche  Beobachtung  des  Falles  und  die  erzielten  therapeutischen 
Erfolge:  Während  der  ersten  zehn  *  Monate  bekam  Patient  Thyreoidea- 
präparate,  bei  Zunahme  der  Körperlänge  um  5,7  cm  und  ohne  Beeinflussung 
der  Imbezillität;  in  der  zweiten  zehnmonatlichen  Periode  gemischte  Jodkali 
nnd  Thyreoidin-Behandlung,  wobei  die  Körperlänge  um  5  cm  zunahm^  der 
Geisteszustand  absolut  keine  Besserung  aufwies;  in  der  dritten  zehnmonat- 
lichen Periode  bekam  Patient  Ovarintabletten,  was  Verfasser  mit  Berück- 
sichdgang  seiner  Hypothese  vornahm,  daß  nämlich  die  gesteigerte  Sekretion 
der  inneren  Geschlechtsdrüsen  die  Verknöcherung  beschleunige  und  so  eine 
Yerlangsamung  des  abnormen  Knochen  Wachstums  zu  erwarten  war;  in  diesen 
zehn  Monaten  hat  die  Körperlänge  des  Patienten  bloß  um  3,1  cm  zu- 
genommen,  und  gleichzeitig  ergab  sich  eine  überraschende  Besserung  des 
psychischen  Zustandes,  indem  Patient  ruhiger,  vernünftiger  wurde,  und  Lesen 
and  Schreiben  erlernte.  Die  gleichzeitig  vorgenommene  Untersuchung  mit 
Röntgenstrahlen  ergab  das  unveränderte  Bestehen  der  Hypophysen-Ver- 
größerung und  die  nahezu  vollkommen  beendigte  Verknöcherung  der  ge- 
legentlich der  ersten  Untersuchung  noch  unvollkommen  verknöcherten  Röhren- 
knochen. Verfasser  sieht  in  diesem  Erfolge  und  Befunde  die  praktische 
Bestätigung  seiner  bereits  in  der  ersten  Publikation  entwickelten  Ansicht, 
daß  nicht  nur  die  Hyperfunktion  der  Hypophyse  das  Knochenwachstum  zu 
befördern  vermag  (wie  dies  bei  Akromegalie  und  Gigantismus  der  Fall  ist), 
sondern  auch  die  gesteigerte  Sekretion  der  inneren  Sexualdrüsen  den  Ver- 
knöcherungsprozeß  zu  beschleunigen  vermag  (was  übrigens  auch  bei  der 
gelegentlich  der  Pubertät  stattfindenden  raschen  Ossifikation  eintritt,  und 
wofür  auch  jener  Umstand  spricht,  daß  die  Knochen  kastrierter  Tiere  und 
Menschen  meist  ein  größeres  Längenwachstum  aufweisen).  Ovarintabletten 
wurden  im  geschilderten  FaUe  verabreicht,  weil  Spermin  nicht  zugänglich 
war;  es  war  auch  nicht  anzunehmen,  daß  die  Ovarien  auf  die  Verknöcherung 
einen  anderen  Einfluß  ausüben,  als  die  Hoden  resp.  deren  Sekrete.  Immerhin 
war  beim  Pat.  während  der  Ovarienbehandlung  eine  Volumensabnahme  der 
übrigens  abnorm  großen  Hoden  nachweisbar,  ohne  daß  der  Sexualtrieb  des 
Knaben  eine  Beeinflussung  erfahren  hätte.  Im  geschilderten  Falle  nimmt 
Verf.  einen  durch  die  Hypophysen-Hyperfunktion  bedingten  gesteigerten 
Impuls  des  Knochenwachstumes  an,  wobei  der  Ossifikationsprozeß  bereits 
ziemlich  vorausgeschritten  ist;  bleibt  ersterer  auch  nach  vollendeter  Ver- 
knöcherung weiter  bestehen,  so  ist  es  nicht  auszuschließen,  daß  sich  mit 
der  Zeit  der  Gigantismus  des  Knaben  zu  einer  Akromegalie  entwickeln 
kann  im  Sinne  der  Ansicht  Brissaud  und  Meiges.  (Ausführliche  Publi- 
kation erfolgt  in  der  „Nouvelle  Iconographie  de  la  Salpetri^re"  1906.) 

(Aiiioreferat.) 

Lewis  (149)  bespricht  das  häufige  Zusammentreff'en  von  Akromegalie 
und  Hypophysistumoren,  erwähnt,  daß  in  einigen  Fällen  von  Akromegalie 
keine  Hypophysisveränderungen  gefunden  wurden,  sowie  auch  daß  wiederholt 
die  Hypophysis  erkrankt  oder  völlig  zerstört  gefunden  wurde,  ohne  daß  in 
Tivo  irgend  welche  Zeichen  von  Akromegalie  nachzuweisen  waren.  Dann 
bespricht  er  die  Arbeiten  über  experimentelle  Herausnalime  der  Hypophysis, 
die  zum  Teil  der  Hypophysis  eine  wichtige  Bedeutung  zuschreiben,  zum 
Teil  aber  zu  dem  Resultat  kommen,  daß  die  Herausnahme  der  Hypophysis 
ohne  jede  Bedeutung  ist. 

Dann  zitiert  er  kurz  die  vielen  Theorien,  die  zur  Erklärung  der 
Akromegalie   aufgestellt  wurden    und   beschreibt   dann    einen   von  ihm   be- 

47* 


L 


740  Morbus  Basedowii,  Myxödem,  Raynaudsche  Krankheit, 

obachteten  Fall  von  Akromegalie.  Bei  der  Autopsie  desselben  bot  die 
Hypopliysis  makroskopisch  ein  normales  Aussehen  dar,  mikroskopisch  fanden 
sich  Veränderungen,  die  von  verschiedenen  Autoren  schon  beschrieben  imd 
als  Tumoren  der  Hypophysis  aufgefaßt  worden  sind,  Verf.  erachtet  ebenfalls 
diese  Veränderungen,  die  in  der  Hauptsache  in  starker  Vermehrung  der 
chromophilen  und  Verminderung  der  chromophoben  Zellen  bestehen,  als 
charakteristisch  für  Akromegalie  und  glaubt  sogar,  daß  in  zweifelhaften 
Fällen  aus  diesem  mikroskopischen  Befund  die  Diagnose  gestellt  werden 
könne. 

Von  einer  Reihe  von  Autoren  sind  die  Veränderungen  der  Hypophysis, 
die  sie  bei  Akromegalie  beobachteten,  als  Sarkome  aufgefaßt  worden;  dieser 
Auffassung  widerspricht  Verf.  und  vermutet,  daß  es  sich  stets  um  Hyper- 
plasie gehandelt  hat.  Er  faßt  seine  Vorstellung  vom  Wesen  der  Akromegahe 
dahin  zusammen,  daß  derselben  eine  übermäßige  Funktion  der  Hypophysis 
zu  Grunde  liegt. 

Ballet  und  Laignel-Lavastine  (14)  beschreiben  einen  Fall  von 
Akromegalie,  der  eine  40jährige  Patientin  betraf;  von  Typhus  abgesehen 
war  diese  nie  zuvor  krank  gewesen,  die  Vergrößerungen  des  Kopfes  und 
der  Extremitäten  entwickelten  sich  ganz  allmählich,  ferner  eine  deutliche 
Verkrümmung  der  Wirbelsäule  und  in  den  letzten  drei  Monaten  immer 
mehr  zunehmende  Taubheit  sowie  Schwäche  der  Beine.  Die  Patientin  kam 
ins  Krankenhaus,  weil  sich  im  Anschluß  an  einen  Anfall  von  Bewußtseins* 
Verlust,  über  dessen  Dauer  nichts  berichtet  wird,  eine  Lähmung  beider 
Beine  einstellte.  Die  Untersuchung  ergab,  von  den  Symptomen  der  Akro- 
megalie abgesehen,  Lähmung  beider  Beine,  schwaches  Kniephänomen,  rechts 
dorsalen  Zehenreflex  und  leichte  Hypästhesie  der  ganzen  rechten  Seite. 
Nach  1^/2  jährigem  Aufenthalt  im  Krankenhaus  starb  die  Patientin,  ohne 
daß  wesentliche  neue  Symptome  dazugetreten  wären.  Bei  der  Autopsie 
fand  sich  eine  haselnußgroße  Hypophysis,  während  von  Thymusresten  nichts 
nachweisbar  war.  Die  Vergrößerung  der  Hypophysis  betraf  nur  den  vorderen 
Lappen;  im  Zentrum  desselben  fand  sich  ein  hämorrhagisches  Exsudat, 
wie  es  sich  in  geringerer  Ausdelmung  auch  in  der  normalen  Hypophysis 
findet.  Die  Schilddrüse  war  ebenfalls  vergrößert,  mikroskopisch  fand  sich 
Sklerose  des  interacinösen  Bindegewebes  mit  Proliferation  der  Drüsenzellen. 
In  den  Nebennieren  fanden  sich  zahlreiche  Adenome.  An  den  Knochen 
bestanden  die  bekannten  Veränderungen.  Im  linken  Großhirn  waren  zwei 
Erweichungsherde,  der  eine  nach  außen  vom  Nucleus  lenticularis,  der  andere 
im  Thalamus  opticus.  Mikroskopisch  sah  man  ferner  leichte  Aufhellung 
im  Gebiet  des  rechten  Vorderseitenstranges  sowie  leichte  atrophische  Ver- 
änderungen der  Muskeln.  Die  VerflF.  bemerken  ausdrücklich,  daß  sie  keine 
direkten  Beziehungen  dieser  Muskelveränderungen  zur  Akromegalie  an- 
nehmen. Sodann  erörtern  sie  die  Beziehungen  der  Hypophysis  zur  Akro- 
megalie und  glauben  die  Akromegalie  mit  einer  Hyperfunktion  der  Hypo- 
physis in  Beziehung  bringen  zu  dürfen ;  auch  die  Hypertrophie  der  Schild- 
drüse und  der  Nebennieren  sehen  die  VerflF.  als  wichtigen  Befund  an,  geben 
aber  zu,  daß  wir  über  den  Zusammenhang  der  verschiedenen  Symptome  <ler 
Akromegalie  noch  nichts  sicheres  wissen. 

Angloneurottsches  Odem. 

Herter  (104)  schildert  einen  Fall  von  angioneurotischem  Odem,  das 
anfallsweise  auftrat  und  ausschließlich  Gesicht  und  Zunge  befiel;  die  Anfalle 
begannen  regelmäßig  nach  Mitternacht,  erreichten  gegen  Morgen  den  Hohe- 


Angio-  und  Trophoneurosen,  Akroparästhesien,  Erythromelalgie  usw.  J^\ 

ponkt  und  gegen  Abend  war  jede  Störung  verschwunden.  Außerhalb  der 
Anfalle  bestand  nur  eine  mäßige  Schwellung  der  Zunge  und  des  Gesichts. 

Morns  (173)  berichtet  über  einen  Fall  von  angioneurotischem  Ödem, 
den  er  schon  einmal  (Fall  2,  Amer.  Journal  of  the  Medical  Sciences^ 
November  1904)  beschrieben  hat.  Das  Ödem  betraf  hier  Hände,  Füße, 
Larj'Dx  und  Magen.  Das  Ödem  des  Larynx  rief  mehrfach  Erstickungs- 
anfille  hervor,  und  schließlich  endete  ein  solcher  Erstickungsanfall  tödlich. 
Anatomisch  fand  sich  ein  ausgedehntes  hochgradiges  Ödem  des  ganzen 
Lanux,  der  Epiglottis,  Stimmbänder  usw.  Bemerkenswert, jst,  daß  auch 
die  Mutter  des  Pat.  an  Anfällen  von  angioneurotischem  Ödem  litt,  das 
infolge  der  durch  den  Tod  des  Sohnes  bedingten  Erregung  zunahm. 

Halsted  (93)  weist  darauf  hin,  daß  nach  Ansicht  vieler  Autoren  das 
an^oneuro tische  Ödem  der  Urticaria  nahe  steht,  und  berichtet  dann  über 
einige  von  ihm  beobachtete  Fälle  von  angioneurotischem  Odem.  In  der 
Familie  des  ersten  Falles  ist  Urticaria  wiederholt  vorgekommen;  die  Krank- 
heit hatte  zuerst  den  rechten  Arm  betroffen,  dann  wurde  mehrfach  der 
Larynx  und  einmal  die  Damm-  und  Oberscheiikelgegend  betroffen;  einige 
Jahre  später  traten  zweimal  schwere  Gastro-Intestinalafifektionen  auf,  die 
Verf.  als  Purpura  deutet.  Eine  sichere  Ursache  für  die  Anfälle  weiß  Pat. 
nicht  Der  zweite  Pat.,  in  dessen  Familie  anscheinend  eine  Neigung  zu 
SchleimhautschwelluDgen  mehrfach  vorgekommen  ist,  litt  wiederholt  an 
Schwellungen  der  Nase  und  des  Halses,  denen  Ödeme  der  äußeren  Körper- 
oberfläche bald  vorausgingen,  bald  folgten;  auch  in  diesem  Fall  war 
keine  Ursache  für  die  Ödeme  nachzuweisen,  trotzdem  das  Leiden  18  Jahre 
bestand.  Der  dritte  Patient  war  namentlich  deswegen  bemerkenswert,  weil 
er  einmal  einen  schweren  Anfall  von  angioneurotischem  Ödem  des  Larynx 
durchmachte  und  einige  Zeit  danach  von  einer  typischen  Urticaria  des 
Larynx  befallen  wurde;  nach  seinen  Angaben  waren  schon  wiederholt 
Urticariaanfalle  aufgetreten;  auch  hier  sind  Anhaltspunkte  für  eine  familiäre 
Disposition  nachzuweisen,  eine  Schwester  des  Pat.  hat  nämlich  zweimal  an 
Urticaria  gelitten. 

Verf.  weist  dann  darauf  hin,  daß  zweifellos  mancher  Fall  von,  angio- 
neurotischem Ödem  der  Nase  fälschlich  als  Heufieber  aufgefaßt  wurde; 
sodann  bespricht  er  die  Beziehungen  des  angioneurotischen  Odems  zum 
Asthma  und  berichtet  kurz  über  einen  schweren  von  ^ihm  beobachteten 
Asthmafall,  der  zeitweise  auch  von  angioneurotischem  Ödem  der  äußeren 
Haut  befallen  wurde.  Er  glaubt  auch,  daß  mancher  unklare,  plötzliche 
Todesfall  auf  angioneurotisches  Ödem  des  Laiynx  zurückzuführen  ist;  in 
einem  von  Griffith  beobachteten  Fall  starb  der  Pat.,  der  schon  wiederholt 
schwere  Anfälle  von  angioneurotischem  Ödem  des  Larynx  durchgemacht 
hatte,  ganz  plötzlich  au  einem  derartigen  Anfall,  und  es  wurde  das  Ödem 
des  Larynx  durch  die  Sektion  bestätigt.  Wahrscheinlich  war  der  Vater  der 
Patientin  in  gleicher  Weise  gestorben. 

Die  Bedeutung  der  Heredität  geht  aus  diesem  wie  aus  vielen  anderen 
Fällen  hervor. 

Unter  Umständen  soll  angioneurotisches  Ödem  auch  Anlaß  zu  Ver- 
wechslungen mit  Gicht  und  Rheumatismus  geben  können.  Verf.  diskutiert 
dann  kurz  die  Frage,  ob  Darmsymptome  als  Ursache  oder  Symptom  des 
Angioneurotischen  Ödems  aufzufassen  sind,  und  entscheidet  sich  in  letzterem 
Sinne.  Auch  an  den  verschiedenen  inneren  Organen,  wie  Nieren  und  Gehirn, 
soll  das  angioneurotische  Ödem  vorkommen.  Zuweilen  soll  es  auch  infolge 
^on  Seruminjektion,  die,  sei  es  aus  prophylaktischen,  sei  es  aus  thera- 
peutischen Gründen,   ausgeführt   wurden,   auftreten;   die  Tatsache,    daß  oft 


742  Morbus  Baaedowii,  Myxödem,  Raynaudsche  Krankheit, 

nur  ein  Pat.  von  angioneurotischem  Ödem  befallen  wird,  wenn  eine  Äeihe 
von  Individuen  Injektionen  mit  dem  gleichen  Serum  bekamen,  ohne  zu 
erkranken,  beweist,  daß  die  individuelle  Disposition  von  entscheidender 
Bedeutung  ist.  Auf  akutes  angioneurotisches  Odem  führt  Verf.  die  plötz- 
lichen Todesfälle  nach  Injektion  von  Diphtherieantitoxin  zurück  und  warnt 
davor,  prophylaktisch  das  Serum  zu  injizieren,  ohne  auf  angioneurotisches 
Ödem  in  der  Familie  gefahndet  zu  haben.  Verf.  hat  bei  angioneurotischem 
Ödem  des  Larynx  therapeutisch  Adrenalin  und  Kokain  anscheinend  mit 
Erfolg  gebraucht,  in  schwereren  Fällen  Skarifikationen  der  Sc^hleimhaut  aus- 
geführt und  rät  bei  Lebensgefahr  die  Tracheotomie  auszuführen.  Lokale 
Eisbehandlung  hält  er  für  kontraindiziert.  Er  empfiehlt  dagegen  auBer 
Bettruhe  salinische  und  alkalische  Abführmittel,  die  anscheinend  in  einem 
seiner  Fälle  günstig  wirkten, 

Chretien  (36)  demonstriert  einen  Fall  von  Urticaria  auf  angio- 
neurotischer  Basis,  die  sowohl  auf  der  äußeren  Haut  wie  auf  der  Schleim- 
haut des  Mundes  auftrat;  da  keine  Intoxikation  als  Ursache  dieser  Urticaria 
nachweisbar  war  und  die  Pat.  auch  sonst  nervöse  Symptome  bot,  will  Verf, 
den  Fall  nicht  als  gewöhnliche  Urticaria,  sondern  als  Angioneurose  auf- 
fassen. 

Kuöera  (142)  beschreibt  einen  Fall  von  Urticaria,  die  er  als  Angio- 
neurose auflfaßt.  Pat.  war  von  einem  Insekt  gestochen  und  erschrak  heftig, 
da  sie  fürchtete,  eine  tödliche  Blutvergiftung  davonzutragen.  Eine  aas* 
gebreitete  Urticaria  entwickelte  sich  schon  wenige  Minuten  nach  dem  Stich 
und  muß  daher  sicher  als  psychisch  bedingt  aufgefaßt  werden;  nach  einer 
Stunde  war  Heilung  eingetreten,  die,  wie  Verf.  mit  Recht  hervorhebt,  nicht 
der  auf  die  Stichstelle  gestrichenen  Borsalbe,  sondern  der  psychischen  Be- 
ruhigung zuzuschreiben  war. 

Reusner  (208)  weist  darauf  hin,  daß  eine  vasomotorische  Parese 
die  Ursache  von  Katarrhen  der  oberen  Luftwege  sein  kann.  In  einem  von 
ihm  beobachteten  Falle  glaubt  er  auch  eine  Epilepsie  auf  vasomotorische 
Parese  der  Nasenschleimhaut  zurückführen  zu  dürfen. 

Valobra  (250)  bespricht  die  Beziehungen  der  Urticaria,  des  akuten 
angioneurotischen  Odems  und  des  chronischen  Trophödems  von  Meige.  In 
bezug  auf  das  akute  angioneurotische  Odem  weist  Verf.  darauf  hm,  daß  es 
stets  Neuropathen  befallt,  und  zwar  oft  mehrere  Glieder  einer  Familie. 
Häufig  ist  die  Quinkesche  Krankheit  die,. unmittelbare  Folge  einer  In- 
toxikation oder  Infektion.  Der  Sitz  dieses  Ödems  ist  ein  wechselnder,  zu- 
weilen hat  es  eine  deutlich  segmentäre  Anordnung,  in  anderen  Fällen  läßt 
es  diese  vermissen.  Die  Farbe  des  Ödems  ist  ebenfalls  in  den  verschiedenen 
Fällen  eine  verschiedene,  bald  zeigt  die  Haut  an  den  betroffenen  Stellen 
eine  blaßere,  bald  eine  rötere  Farbe  als  die  normale  Haut.  Dann  erörtert 
Verf.  die  Beziehungen  der  Urticaria  zum  „akuten  angioneurotischen  ödenu 
die  er  sowohl  wegen  der  häufig  gleichen  Ätiologie  wie  auch  aus  klinischen 
Gründen  als  sehr  enge  ansieht.  Den  wesentlichsten  Unterschied  zwischen 
beiden  sieht  er  in  der  verschieden  langen  Dauer.  Auch  die  Unterschiede 
zwischen  dem  akuten  angioneurotischen  Odem  und  dem  Trophödem  sieht 
Valobra  nicht  als  prinzipielle  an  und  glaubt  somit  die  drei  besprochenen 
Krankheiten  als  einheitliches  Leiden  auffassen  zu  dürfen;  alle  drei  Krank- 
heiten faßt  er  als  nervöse  auf,  meint  aber,  daß  bei  schweren  organischen 
Nervenkrankheiten  meist  das  Trophödem  auftritt,  während  die  beiden  anderen 
Formen  vorzugsweise  bei  den  nicht  organischen  Prozessen  des  Nervensystems 
vorkommen.  Das  Ödem  führt  Verf.  im  Gegensatz  zu  den  früheren  Autoren 
nicht  auf  Zirkulationsstörungen  in  den  Arterien  oder  Venen,  sondern  in  den 


Angio-  und  Trophoneurosen,  Akroparästhesien,  Erythromelalgie  usw.  743 

Lymphgefäßen  zurück.  Sodann  erörtert  er  die  Beziehungen  und  Unter- 
schiede zwischen  Trophödem  und  Elephantiasis  und  bespricht  zum  Schluß 
die  Frage,  von  der  Schädigung  welcher  Teile  des  Nervensystems  das  Troph- 
ödem wie  das  Quinkesche  Ödem  abhängt;  er  hält  es  für  sicher,  daß  der 
Sitz  dieser  Affektionen  im  Rückenmark  zu  suchen  ist,  glaubt  aber,  daß  eine 
genauere  Lokalisation  vorläufig  nicht  möglich  ist. 

Testi  (244  a)  hat  ein  23 jähriges  Mädchen  beobachtet,  an  dessen 
rechten  Arme  und  Hand, sich  allmählich  und  über  die  ganze  Extremität 
gleichförmig  ein  starkes  Odem  entwickelte.  In  der  ersten  Zeit  war  es  weich, 
and  der  Eindruck  mit  den  Fingern  hinterließ  Dellen,  später  mit  dem  Wachstum 
wurde  es  hart  und  die  Haut  nicht  mehr  eindrückbar.  Die  Sensibilität  er- 
schien intakt;  auf  Druck  bestand  Schmerzhaftigkeit.  —  In  seiner  Analyse 
yersucht  Testi  den  Nachweis  zu  erbringen,  daß  es  sich  nur  um  eine  zentrale 
vasomotorische  Störung  handeln  kann,  die  sekundär  eine  Hypertrophie  des 
ünterhautbindegewebes  zur  Folge  hatte.  Aus  Analogien  mit  Beobachtungen 
bei  der  Syringomyelie  nimmt  Testi  an,  daß  die  vasomotorischen  Er- 
scheinungen durch  Läsionen  um  den  Zentralkanal  im  Cervikalmark  bedingt 
sind.  —  Diese  Annahme  wird  durch  den  weiteren  Krankheitsverlauf  be- 
stätigt: nach  einiger  Zeit  traten  Störungen  von  selten  der  Sensibilität  hinzu 
80,  wie  sie  der  Syringomyelie  eigen  sind.  (Merzbacher,) 

Aus  7  klinischen  Beobachtungen  Kreibich's  (141)  und  aus  zahlreichen 
an  den  betroffenen  Patienten  vorgenommenen  Experimenten,  aus  der  ana- 
tomischen Untersuchung  der  durch  das  Experiment  hervorgerufenen  Haut- 
veränderungen ergaben  sich  folgende  Tatsachen: 

a)  Es  gibt  eine  angioneurotische  Entzündung,  da  sich  dieselbe  durch 
das  Experiment  erzeugen  läßt.  Sie  kommen  zustande  durch  Reizung  der 
Vasodilatatoren.  Der  Entzündung  geht  vasodilatorische  Hyperämie  voraus, 
die  ihrerseits  als  solche  allein  bestehen  kann  und  sich  oft  erst  nach  Stunden 
rückbildet,  sie  ist  der  Effekt  der  schwächsten  Dilatatorenreizung,  bei  stärkerer 
Reizung  kommt  es  zur  Gefäßausdehnung,  und  zur  neurosen  Beeinflussung  der 
Gefäßwand,  die  zum  angioneurotischen  Odem  führt.  Aus  den  Gefäßen  tritt 
nicht  Serum  sondern  Blutplasma  aus,  was  durch  refraktometrische  Unter- 
suchungen gezeigt  werden ,  konnte.  Die  ürticariaquaddel  ist^.der  Typus  eines 
solchen  angioneurotischen  Odems.  Das  vasodilatatorische  Odem  ist  noch 
nicht  Entzündung,  erst  bei  stärkerer  Nervenreizung  kommt  es  auch  zum 
Durchtritt  von  zellulären  Elementen  zur  Entzündung;  vorher  kann  aber 
durch  das  angioneurotische  Odem  eine  solche  Kompression  der  Hautgefäße 
entstehen,  daß  das  betrefifende  Gewebe  der  Nekrose  verfallt.  Es  gibt  keinen 
akuten  trophischen  Tod  der  Haut,  sondern  ,das  Absterben  ist  die  Folge  der 
Anämie  und  diese  wieder  eine  Folge  des  Ödems  oder  des  Gefäßkrampfes 
(Morbus  Raynaud).  Die  Reizung  der  Gefaßnerven  erfolgt  nicht  direkt  im 
Verlauf  des  Sympathikus  oder  in  der  zentralen  Sympathikuszelle,  sondern 
die  zentrale  Reizung  der  Vasomotoren  erfolgt  indirekt  durch  sensible  Reize. 
Im  Experiment  waren  diese  Reize  elektrische,  thermische,  urticariogene 
(Brennessel)  und  psychische  (Suggestion).  Die  psychischen  zerebralen  Vor- 
gänge spielen  die  gleiche  Rolle,  wie  sensible  Hautreize.  Die  vasomotorischen 
Veränderungen  sind  daher  der  Effekt  von  Hautreflexen  oder  von  Spät- 
reflexen,  wenn  sich  zwischen  sensiblem  Reiz  und  konsekutiver  Hautveränderung 
^  Zeitraum  oft  von  Stunden  einschaltet.  Während  die  vasodilatatorische 
Hyperämie  physiologisch  sind  (Zorn  —  Schamröte),  treten  höhere  Effekte  nur 
auf,  wenn  der  Hautreiz  oder  allgemein  der  sensible  Reiz  intensiver  wird, 
oder  wenn  das  dominierende  Vasodilatatoreuzentrum  sich  in  einem  Zustand 
labilerer  Innervation  leichterer  Reizbarkeit  befindet;  diese  Verhältnisse  sind 


744  Morbus  Basedowii,  Myxödem,  Raynaudsche  Krankheit, 

ähnlich  wie  beim  ErektionszentruiU;  das  ebenfalls  seinem  Wesen  nach  ein 
dilatatorisches  ist.  Der  Typus  einer  solchen  sympathischen  Reflexneurose 
ist  die  sogenannte  neurotische  Hautgangrän  in  allen  ihren  Formen.  Der 
Herpes  zoster  ist  ein  vasomotorisches  Reflexphänomen,  hervorgerufen  durch 
die  intensive  sensible  Reizung,  welche  durch  Erkrankung  des  Spinalganglions 
entsteht.  Der  Herpes  simplex  oder  febrilis  ist,  Effekt  einer  geringeren 
Reizung.  Urticaria  ist  bloßes  angioneurotisches  Odem;  jede  Quaddel  ent- 
steht durch  Nerveneinfluß.  Die  Nerven  können  auch  durch  Gifte  gereizt 
werden.  (Autointoxikationen  mit  Urticaria.)  Prurigo  ist  eine  Art  chro- 
nische Urticaria,  Ekzem  ist  ein  vasomotorischer  Vorgang  der  durch  be- 
stimmte eczematophore  Reize  ausgelöst  wird.  Decubitus  acutus,  die 
sogenannte  Glanzhaut  „glossy  skin"  sind  vasomotorischer  Art. 

Im  Gegensatz  zu  den  vasodilatatorischen  Effekten  beruht  der  Morbus 
Raynaud  höchstwahrscheinlich  auf  einer  stärkeren  oder  leichteren  Reiz- 
barkeit des  Konstriktorenzentrums.  Die  Hautveränderungen  hier  sind 
konstriktorischer  Art,  und  die  Nekrose  ist  eine  Folge  der  konstrik torischen 
Anämie.  (Autoi-efimt) 

Raynaadsche  Krankheit. 

Mosse  (174)  demonstrierte  einen  Fall  von  Raynaudscher  Krankheit; 
das  Leiden,  das  schon  viele  Jahre  bestand,  ohne  sich  zu  ändenu  war  im 
Anschluß  an  eine  fieberhafte  Krankheit  entstanden.  Der  Fat.  hatte  hoch- 
gradig cyanotische  Hände,  die  sich  kalt  anfühlten;  es  lassen  sich  an  ihnen 
bei  der  objektiven  Untersuchung  nur  geringe  Sensibilitätsstörungen  nach- 
weisen, sonst  keine  Störungen  von  seiten  des  Nervensystems. 

Belkowsky  (17)  berichtet  über  histologische  Befunde  am  Rücken- 
mark eines  Patienten,  der  nach  einjähriger  Krankheit  an  symmetrischer 
Gangrän  der  vier  Extremitäten,  Ohrläppchen  und  Nase  gestorben  war. 
Verf.  beschreibt  Schwund  von  Ganglienzellen  in  Vorder-  und  Hinterhörnern, 
Marchidegenerationen  in  der  ganzen  weißen  Substanz,  hauptsächlich  in  der 
Peripherie,  sowie  Gefäß veränderimgen;  auch  an  den  lutervertebralganglien 
sah  Verf.  Veränderungen  der  Zellen  und  an  den  Extremitätennerven  zahl- 
reiche in  Entartung  begriffene  Nervenfasern. 

Mirallie  (169)  hat  bei  einem  an  Raynaudscher  Krankheit  leidenden 
Manne  genaue  Sensibilitätsuntersuchungen  an  den  Händen  angestellt;  für 
die  verschiedenen  Qualitäten  der  Hautsensibilität  ergaben  sich  völlig  gleiche 
Werte.  Die  Sensibilitätsstörungen  „ä  topographie  radiculaire  pseudometa- 
merique"  nehmen  proximal  und  radial wärts  an  Intensität  ab  und  betreffen 
an  beiden  Händen  völlig  symmetrische  Stellen. 

Im  zweiten  Teil  seiner  Arbeit  behandelt  Dotschkow  (55)  auf  Grund 
der  vorliegenden  Literatur  die  Raynaudsche  Krankheit;  hier,  wie  im  ersten 
Teil  schließt  sich  Verf.  im  wesentlichen  an  die  Monographie  von  Cassirer 
an.  Am  Schluß  der  Arbeit  veröffentlicht  er  kurz  einige  Krankengeschichten 
von  Sklerodermie  und  Raynaudscher  Krankheit. 

Der  24jährige,  gesunde  Pat.  Vladär's  (252)  schlief  seit  seiner  Kindheit 
stets  in  Rückenlage  mit  etwas  erhobenen  Händen,  was  mit  einem  Taubheits- 
gefiihle  der  Hände  in  den  Morgenstunden  verbunden  war.  Nach  Jahren 
entwickelte  sich  typische  symmetrische  Gangrän  (Raynaudsche  Krankheit), 
welche  mit  spontanem  Abfall  einiger  Phalangen  endete.  Verf.  kann  in 
seinem  Falle  keine  zentral  bedingte  Trophoneurose  als  Ursache  annehmen, 
sondern  eine  künstliche  hervorgerufene  Ischämie,  welche  mit  der  Zeit  zur 
Gefäßerkrankung  führte,  ohne  zentrale  Störung.  (Hudoremig.) 


Angio-  und  Trophonearoseo,  Akroparäathesien,  Erythromelalgie  usw.  745 

Erythromelalgie. 

Ein  von  Hirose  (107)  beobachteter  Patient,  der  mehrmals  Malaria, 
Beri-Beri,  Lues,  Epididymitis  gonorrhoica,  Scabies  und  Alopecia  areata 
durchgemacht  hatte,  erkrankte  im  Verlauf  einer  Beri-Beri  an  brennenden 
Schmerzen  in  beiden  Füßen,  namentlich  am  Fußrücken,  den  Zehen  und 
Zehenballen;  zugleich  stellte  sich  an  den  betrefifenden  Stellen  Rötung  und 
Schwellung  ein.  Später  betrafen  die  Beschwerden  den  ganzen  Fuß  und  den 
Unterschenkel.  Die  Rötung  war  nicht  scharf  begrenzt  und  hatte  keine 
Beziehungen  zum  Ausbreitungsgebiet  bestimmter  Hautnerven.  Auch  die 
Finger  der  linken  Hand  wurden  später  von  dem  Leiden  befallen.  Im 
Verlauf  der  Krankheit  kam  es  auch  zu  gangränösen  Prozessen.  Als  ver- 
anlassende Momente  sieht  Verf.  atmosphärische  Kälteeinwirkungen  und  die 
verschiedenen  Infektionen  an.  Der  Kranke  versuchte  die  heftigen  Schmerzen 
durch  Eintauchen  der  Glieder  in  eiskaltes  Wasser  zu  stillen,  von  Medika- 
menten sah  Verf.  keine  Wirkung.  (Der  Fall  ist  wohl  kaum  als  selbständige 
Erythromelalgie  zu  deuten.) 

Sklerodermie. 

Alquier  und  Touchard  (5)  haben  bei  einigen  Fällen  von  Sklero- 
dermie die  Haut  mikroskopisch  untersucht  und  fanden  um  die  kleinen  Blut- 
gefäße herum  einen  Kranz  von  länglichen  Zellen  teils  vom  Typus  der  Binde- 
gewebezellen, teils  von  dem  der  Mastzellen;  es  schien,  daß  die  Zahl  dieser 
Zellen  abnahm,  je  weiter  der  sklerotische  Prozeß  fortschritt.  Die  Verfasser 
▼ermuten,  daß  die  Sklerose  des  Bindegewebes  bei  der  Sklerodermie  mit 
Heizung  des  die  tiefäße  umgehenden  Gewebes  beginnt,  und  daß  die  Krankheit 
auf  eine  Intoxikation  vom  Blut  zurückzuführen  ist. 

Menetrier  und  Bloch  (165)  berichten  über  die  therapeutischen 
Erfolge,  die  sie  bei  einem  Fall  von  Sklerodermie  mit  Schilddrüsentabletten 
erzielten.  Daß  die  Sklerodermie  in  Beziehungen  zur  Schilddrüse  stehe, 
folgern  sie  daraus,  daß  man  wiederholt  bei  der  Autopsie  von  Sklerodermie- 
fillen  atrophische  Schilddrüsen  gefunden  hat;  sodann  erinnere  im  Anfangs- 
stadium die  Sklerodermie  an  das  Myxödem;  auf  der  anderen  Seite  hat  man 
wiederholt  bei  Basedowkranken  Sklerodermie  beobachtet. 

Menetrier  und  Bloch  haben  in  ihrem  Fall,  in  dem  es  sich  um  eine 
ausgedehnte  diffuse  Sklerodermie  handelte,  die  sich  im  wesentlichen  noch 
im  ödematösen  Stadium  befand,  rohe  Schilddrüse  (Schaf)  innerlich  gegeben, 
anfangs  7«  g  P^o  Tag,  allmählich  bis  2  g  steigend.  Schon  nach  wenigen 
Wochen  zeigte  sich  eine  deutliche  Besserung  sowohl  in  bezug  auf  die  Haut- 
affektion wie  auch  auf  das  Allgemeinbefinden;  zu  einer  völligen  Heilung 
war  es  aber  auch  nach  vier  Monaten  noch  nicht  gekommen.  Da  es  bei 
Sklerodermie  auch  zu  spontanen  ßesserunp:en  kommt,  sprechen  sicli  die  Verf. 
über  den  Wert  der  Schilddrüsenpräparate  vorsichtig  aus,  raten  aber  stets 
dieselbe  zu  versuchen. 

Menetrier  (164J  hat  vier  Monate  später  den  Fall  noclimals  vor- 
gestellt und  glaubt  jetzt,  nachdem  die  Schilddrüsenbehandlung  in  gleicher 
Weise  fortgesetzt  worden  war,  von  völliger  Heilung  sprechen  zu  dürfen. 

Brown  (28)  beobachtete  einen  Fall  von  „difi'user  idiopathischer 
Atrophie  der  Haut  mit  Sklerodermie'*,  der  beide  Unterextremitäten  in  weiter 
Ausdehnung  betraf;  die  Krankheit  1)egann  am  rechten  Knie,  vielleicht  im 
Anschluß  an  ein  Trauma.  Die  sklerodermatischen  Partien  sind  in  großer 
Ausdehnung  pigmentiert;  es  sind  das  namentlich  Stellen,  die  zuvor  der  Sitz 
von  Ulzerationen  waren. 


746  Morbus  Basedowii,  Myxödem,  Raynaudsche  Krankheit  usw. 

Etwas  komplizierte  Yorstellungen  über  das  ZustandekommeD  der 
Sklerodermie  entwickelt  Huismans  (116);  er  denkt,  daß  das  primäre  bei 
der  Krankheit  eine  funktionelle  Erkrankung  des  Sympathikus  sei,  die  dann 
eine  Ernährungsstörung  der  Blutdrüsen  und  Gefäße  im  Gefolge  habe;  kommt 
es  dann  sekundär  zu  einer  Infektion  der  Blutdrüsen  und  der  Haut,  so  ent- 
stände in  letzterer  eine  chronische  Entzündung,  als  welche  er  die  Sklero- 
dermie auffaßt. 

Ein  Fall  von  Sklerodermie  und  Sklerodaktylie,  den  MoBSe  (174a) 
beobachtet  hat,  bot  ein,  wie  Verfasser  betont,  seltenes  Symptom,  nämlich 
Druckschmerzhaftigkeit  der  langen  Röhrenknochen;  die  ersten  Symptome 
der  Krankheit  hatten  sich  im  Anschluß  an  die  Entbindung  von  einer  tot- 
faulen, schon  mehrere  Monate  zuvor  abgestorbenen  Frucht  eingestellt. 

Dotschkow  (55)  bespricht  in  seiner  Dissertation  die  Ätiologie  der 
Sklerodermie  und  kommt  zu  dem  Resultat,  daß  über  dieselbe  noch  nichts 
genaueres  bekannt  ist.  Symptomatologisch  unterscheidet  er  drei  Stadien 
des  Krankheitsverlaufs:  1.  das  nervöse,  2.  das  myxödematöse  oder  ödematöse, 
3.  das  sklerotrophische  Stadium.  Ferner  bespricht  er  Pathogenese,  Prognose 
und  Therapie  der  Sklerodermie. 

Akroparastbeslen. 

Etienne  (68)  bespricht  die  Bedeutung  intensiver  Kälteeinwirkimg 
auf  die  Pathogenese  von  Akropathien.  In  dem  ersten  von  ihm  beobachteten 
Fall,  der  einen  50jährigen  Mann  betraf,  welcher  bei  heftiger  Kälte  eine 
Nacht  im  Freien  zugebracht  hatte,  traten  am  folgenden  Tage  Schmerzen 
in  den  Fingern  ein;  dann  kam  es  zu  schweren  Ernährungsstörungen  in 
diesen,  und  es  stießen  sich  ein  oder  mehrere  Glieder  an  den  verschiedenen 
Fingern  ab. 

Der  zweite  Patient  erlitt  durch  heftige  Kälte  plötzlich  totale  Anästhesie 
der  Finger,  die  sich  zuerst  ganz  weiß  färbten  und  dann  cyanotisch  wurden. 
Nach  drei  Monaten  trat  Besserung  ein,  die  den  ganzen  Sommer  über  an- 
hielt. Im  Winter  stellten  sich  dann  aber  wieder  Schmerzen  und  Anästhesie 
in  den  Fingern  ein  und  zugleich  auch  hochgradige  Cyanose. 

Bei  dem  dritten  Patienten  hatte  sich  im  Anschluß  an  heftige  Kälte- 
einwirkung Polyneuritis  entwickelt,  die  acht  Monate  dauerte.  Fünf  Jahre 
später  stellten  sich  im  Anschluß  an  anstrengende  körperliche  Arbeit  heftige 
Schmerzen  in  mehreren  Fingern  ein,  die  sich  cyanotisch  verfärbten,  zum 
Teil  mumifizierten  und  nekrotisch  abstießen. 

Im  Anschluß  an  diese  Fälle  bespricht  Verfasser  die  Bedeutung  der 
Kälte  für  das  Nervensystem,  speziell  für  die  Vasomotoren. 

Schwarz  (220)  gibt  eine  sehr  übersichtliche  Darstellung  der  Patho- 
logie der  Akroparästhesien. 

Andere  vasomotorische  Nearosen. 

Plaut  (199)  beschreibt  einen  Patienten,  der  an  mäßig  starkem  Ikterus 
litt  und  bei  dem  Kratzen  der  Haut  gelbe  Streifen  an  den  gekratzten 
Stellen  erzeugte;  diese  Streifen  entstanden  in  2 — 4  Minuten  und  verschwanden 
nach  zirka  10  —  15  Minuten. 

Praetorius  (202)  beschreibt  einen  Fall  von  erworbenem  symme- 
trischem Farbstoffverlust  der  Haut;  eine  Ursache  für  das  Leiden  war  nicht 
nachweisbar.     Pat.  war  sonst  beschwerdefrei. 


Hemiatrophia  faciei.  747 

Ein  von  Zapport  (265)  beobachtetes  6  jähriges  Kind  schwitzt  seit 
seinem  2.  Lebensjahr  am  Handrücken,  an  der  Streckseite  der  Arme,  am 
Nacken  and  der  Brust,  sobald  das  Kind  der  Kälte  ausgesetzt  wurde.  Im 
übrigen  war  das  Kind  gesund.  Das  Schwitzen  hörte  auf,  wenn  durch 
Laufen  oder  Springen  die  Körperwärme  stieg.  Bei  Wärmeeinwirkung  be- 
stand nur  geringe  Neigung  zum  Schwitzen.  Bemerkenswerter  Weise  waren 
die  sonst  am  meisten  zum  Schwitzen  neigenden  Hautstellen  von  dem 
Symptom  Yöllig  frei.  Im  Anschluß  an  diesen  Fall  bespricht  Verfasser  die 
sonstigen,  auf  nervöse  Ursachen  zu  beziehenden  Anomalien  der  Schweiß- 
sekretion. 

Babinski  und  Tonfesco  (11)  beobachteten  ein  Kind,  das  seit  einer 
Erkrankung  an  Keuchhusten,  während  deren  eine  linksseitige  Hemiplegie 
entstanden  war,  dauernd  an  Cyanose  der  Haut  und  sichtbaren  Schleimhäute 
leidet  die  bei  Anstrengungen  noch  zunimmt.  Das  bemerkenswerte  des 
Falles  war  die  Cyanose  des  Augenhintergrundes,  die  bisher  nur  vereinzelt 
beobachtet  wurde. 

Jobson  (126)  beobachtete  eine  Patientin,  die  an  auffallsweisen,  nur 
im  Winter  auftretenden  symmetrischen  Schwellungen  einer  Reihe  von  Ge- 
lenken litt;  hauptsächlich  waren  Knie-,  Hand-  und  Eingergelenke  betroffen. 
Verfasser  hält  es  für  wahrscheinlich,  daß  die  Schwellungen  als  nervöse  auf- 
zufassen seien. 

Zieler  (267)  berichtet  über  zwei  teilweise  schon  früher  von  Dou- 
trelepont  veröffentlichte  Fälle  von  akuter  multipler  Hautgangrän;  bei 
beiden  Patientinnen  ergab  die  klinische,  bei  dem  einen  auch  die  anato- 
mische Untersuchung  keinen  Anhaltspunkt  für  ein  organisches  Nervenleiden ; 
nur  die  eine  der  Patientinnen  bot  deutliche  hysterische  Zeichen,  beide 
starben  an  rasch  fortschreitender  Phthise.  Für  eine  artefizielle  Entstehung 
der  gangränösen  Prozesse  hat  Verfasser  keinen  Anhaltspunkt  gefunden.  Bei 
beiden  Fällen  wurden  Bläschenbildungen,  die  zu  den  nekrotischen  Prozessen 
in  Beziehungen  standen,  beobachtet,  bei  beiden  aber  erst  nach  einiger 
Dauer  der  Krankheit.  Die  anatomische  Untersuchung  des  zweiten  Falles, 
die  an  exzidierten  Hautstückchen  der  Anfangsstadien  vorgenommen  wurde, 
ergab  „Hyperämie  und  Ödem  der  Cutis  und  des  Papillarkörpers  mit  ge- 
ringer kleinzelliger  Infiltration  um  die  Gefäße."  Verfasser  berichtet  dann 
weiter  über  die  anatomischen  Resultate  früherer  Autoren  und  bespricht  die 
Pathologie  des  Leidens.  Das  wesentlichste  sieht  er  in  vasomotorischen 
Vorgängen,  meint,  daß  namentlich  der  histologische  Befund  gegen  artefizielle 
Nekrose  spricht  und  faßt  das  Leiden  im  Anschluß  an  Cassirer  als  selb- 
ständige Neurose  auf.  Zum  Schluß  berichtet  er  über  interessante  klinische 
und  anatomische  Befunde  bei  experimenteller  Hautgangrän. 


Hemiatrophia  faciei. 

Referent:   Prof.  Dr.  Mendel-Beriin. 

1.  Cüllins,  .Joseph,  Pacial  Hemiatrophy.     The  Post- Grad uate.    Vol.  XX,  p.  519. 

2.  Fisher,  D.  Edward,    A  Gase  of  Bilateral  Facial   Hemiatrophy.     The  Journ.  of  Nerv, 
and  Ment.  Dis.   p.  118.   (Sitzungsbaricht.) 

3.  Kracht,  Otto,  Ueber  Hemiatrophia  faciei  progressiva.     Inaug.-Diss.    Jena. 

4.  Launois,  Hemiatrophie  faciale  droite;  sclerodermie  i)robable.     Lyon  mcdical.    T.  CV, 
No.  51,  p.  949.   (Sitzungsbaricht.) 


748  Hemiatrophia  faciei. 

4a.  Lewkowski,  Zur  Hemiatrophia  facialis.     Obosr.  psych.  Neorol.  exper.  Psych.   No.  1. 

5.  Sachs,  B.,  A  Gase  of  Facial  Hemiatrophy  (?).  The  Journ.  of  Nerv,  and  Ment.  Di*, 
p.  86.    (Sitiungsbericht.) 

6.  Schlesinger,  Alfred,  Ein  Fall  von  doppelseitigem,  umschriebenem  Gesichtsschwunde. 
Arch.  f.  Kinderheilk.    Bd.  42,  p.  374  und  Allgem.  Wiener  Mediz.  Ztg.    No.  22,  p.  269. 

7.  Schwartz,  Theodor,  Fall  von  Hemiatrophia  linguae.  St.  Petersb.  Mediz. Wochenschr. 
p.  219.    (Sitzungsberieht.) 

8.  Wechselniann,  Wilhelm,  Ein  Fall  von  Elephantiasis  teleangiectodes  der  rechlea 
unteren  Extremität  und  Scrotalhälfte  mit  hemi atrophischer  Hypoplasie  der  rechten 
Geaichtshälfte.     Arch.  f.  Dermatol.    Bd.  LXXVII,  p.  399. 

9.  Wirschubski,  A.,  Zur  Casuistik  der  Hemiatrophia  facialis  progressiva.  Pract.  WratscL 
No.  16-17. 

Das  Leiden  der  22jährigen  Patienten  Wirschubskis  (9)  begano 
vor  5  Jahren  mit  Spannungsgefühl  und  Zuckungen  in  der  rechten  Gesichts- 
hälfte; nach  einiger  Zeit  trat  eine  Veränderung  der  Farbe  und  ein  Zunehmen 
der  Atrophie  der  Wange  zu  Tage.  Aus  kosmetischen  Gründen  machte  Verf. 
subkutane  Paraffininjektionen  (2  Tage  je  4  ccm),  die  den  Defekt  in  der 
Wange  ausglichen.  Verf.  bespricht  ausführlich  die  verschiedenen  Theorien 
dieses  Leidens,  für  welches  er  die  Bezeichnung  hemiatrophia  faciei  statt 
facialis  vorschlägt.  (Krön.) 

Lewskowski  (4  a)  bringt  2  Fälle.  1.  13  jährige  Gymnasiastin  kam 
zufällig  in  neurologische  Beobachtung.  In  der  mütterlichen  Aszendenz  Tu])er- 
kulose  und  Nervenkrankheiten.  Obj.:  Normaler  Befund  bis  auf  mydriatische. 
prompt  reagierende  Pupillen  und  einige  atrophische  Partien.  Über  dem  linken 
Ohre  ist  ein  4  ccm  große  atrophische  Partie,  die  Haut  darüber  ist  dünn, 
glänzend,  pigmentfrei.  Das  ünterhautfettgewebe  ist  deutlich  geschwunden; 
eine  ähnliche  Stelle  findet  sich  am  inneren  linken  Augenwinkel  und  schließlich 
im  Interkostalraum  (zwischen  8 — 9ter  Rippe). 

2.  10  jährige  Jüdin  stammt  aus  gesunder  Familie.  Seit  4  Jahren 
bemerkten  die  Eltern  eine  Verkleinerung  der  rechten  Gesichtshälfte.  Obj.: 
Rechte  Pupille  enger  als  links;  rechtes  Auge  ist  eingesunken.  Das  rechte 
Augenlid  ist  stark  verdickt;  am  inneren  Drittel  der  rechten  Augenlider  fehlen 
die  Wimpern.  Die  Atrophie  unter  dem  rechten  Auge  betrifft  außer  der 
Haut  Muskeln  und  Knochen.  Die  ganze  rechte  Gesichtshälfte  ist  deutlich 
kleiner  als  die  linke.  Der  rechte  Nasenflügel  ist  atrophisch,  steht  ein  wenig 
höher  als  links.  Der  N.  trigeminus  war  in  beiden  Fällen  frei;  im  ersten 
Falle  war  sogar  ein  Gebiet  betroften,  das  ganz  außer  dem  Bereiche  dieses 
Nerven  steht.  Die  Mydriasis  im  ersten  Falle,  die  Miosis  d.  im  zweiten 
erklärt  Verf.  durch  eine  Reizung  resp.  Parese  des  N.  sympathicus.  Er 
ist  der  Ansicht,  daß  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  das  in  Rede  stehende  Krank- 
heitsbild durch  Affektionen  des  Ganglion  cervicale  n.  sympathici  bedingt  ist. 

(Kroti.) 

Der  von  Collins  (1)  beschriebene  Fall  von  Hemiatrophia  facialis  ist 
ein  typisches  Beispiel  dic^ser  Erkrankung.  Das  14jährige  Schulmädchen 
ist  ohne  erbliche  Belastung,  sie  machte  Masern,  Keuchhusten  und  eine  Otitis 
media  durch.  Später  soll  sie  ein  Exanthem  am  Ohr,  Gesicht  und  den 
Armen  gehabt  haben  und  eine  Schwäche  im  linken  Bein  bemerkt  haben. 
Gleichzeitig  soll  auch  die  linke  Gesichtshälfte  verändert  und  eingesunken 
sein.  Es  hatte  sich  eine  Atrophie  der  Haut  der  linken  Gesichtshälfte  ent- 
wickelt; die  Haut  war  dünn,  kalt  und  glänzend.  Die  Gegend  des  linken 
Oberkiefers  war  eingefallen,  der  Mundwinkel  nach  oben  gezogen.  Das  linke 
Stirnbein,  der  Oberkiefer  mit  dem  os  zygomaticum  und  die  hintere  Partie 
des  l'Uterkiefers  waren  atrophisch.     Der  linke  Arm  war  kürzer  als  der  rechte. 

(BenJis.) 


Cephalea,  Migräne,  Neuralgien  usw.  749 

In  dem  Falle  Ton  doppelseitiger  umschriebener  Gesichtsatrophie,  den 
Schlesinger  (6)  mitteilt,  handelt  es  sich  um  ein  lOjähriges  Mädchen,  das 
nach  einer  vorausgegangenen  Infektionskrankheit  (Morbilli)  an  doppelseitigem, 
umschriebenem  Gesichtsschwund,  und  zwar  ziemlich  gleichzeitig  in  beiden 
Gesichtshälften,  erkrankte.  Die  Krankheit  ging  mit  keiner  Neuralgie  eines 
Trigeminusastes  einher,  dagegen  deutet  die  Enge  der  rechten  Lidspalte  und 
der  rechten  Pupille  auf  eine  Beteiligung  des  Sympathikus   dieser  Seite  hin. 

(Ben  dir.) 

Bei  dem  24  jährigen  Manne,  dessen  Krankengeschichte  Wechselmann 
(8)  mitteilt,  sollen  sich  etwa  6  Monate  nach  der  Geburt  auffällige  Veränderungen 
an  den  unteren  Extremitäten  und  im  Gesicht  gezeigt  haben.  Die  rechte 
untere  Extremität  bis  zum  Scrotum  war  mit  vielen  kavernösen  Knoten 
bedeckt.  Ferner  war  das  Gesicht  asymmetrisch,  die  rechte  Gesichtshälfte 
TOD  der  Augenhöhle  an  verkleinert  unter  Beteiligung  respektive  Atrophie 
der  Weichteile  und  Knochen.  Die  Zähne  an  der  kranken  Seite  sind  im 
Gegensatz  zu  der  gesunden  Seite  kariös  und  stark  mit  Zahnstein  belegt.  Die 
Haare  der  rechten  Gesichtshälfte  sind  spärlich  und  fehlen  auf  der  Oberlippe, 
die  Haut  ist  stark  atrophisch,  besonders  am  rechten  unteren  Augenlid  und 
der  Unterlippe.  (Beruiu'.) 


Cephalea,  Migräne,  Nearalgien  usw. 

Referent:   Dr.  Alfred  Säen ger- Hamburg-. 

1.  Baldwin,  K.  W.,    Intranasal  Pressure  a  Cause   of  Headaches,   Diplopia   and   Otlier 
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Oephalea,  Migräne,  Neuralgien  usw.  751 

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II.  Jahrg.    p.350. 

Eliinek  (37)  empfiehlt  gegen  Migräne  die  nach  Angabe  Dr.  Fuchs's 
vom  Apotheker  Natterer  hergestellten  Migränetabletten.   Diese  bestehen  aus 

Phenacetin  0,5, 

Coffein         0,06, 

Codein  0,02, 

Guarana       0,2 
und  sollen  jeden  Anfall  kupieren  können.     Er  demonstriert  den  guten  Erfolg 
an  einigen  Krankengeschichten. 

Levi  (44)  versucht  durch  eine  neue  Theorie  das  Wesen  der  Migräne 
zu  ergründen:  Sämtliche  peripheren  Erscheinungsformen  der  Migräne  weisen 
nach  ihm  auf  ein  Zentrum:  den  Boden  des  IV.  Ventrikels  hin,  in  welchem 
die  yerschiedenen  Kerngebiete  mit  ihren  komplizierten  wechselseitigen  Ver- 
bindungen das  anatomische  Substrat  für  das  wechselnde  klinische  Bild  der 
Migräne  abgeben.  Der  zentrale  Punkt,  von  dem  aus  in  letzter  Linie  der 
Anfkll,  d.  h.  die  Erregung  dieser  verschiedenen  Kerngebiete  ausgelöst  wird, 
liegt  nach  L.  in  dem  Kernzentrum  der  sensiblen  Fasern  der  Hirnhäute, 
den  er  als  einen  „begrenzten  Bezirk"  im  Boden  des  IV,  Ventrikels  be- 
zeichnet. Zum  Schluß  bespricht  L.  noch  die  Ätiologie  der  Migräne,  ohne 
jedoch  etwas  Neues  zu  bringen. 


752  Cephalea,  Migräne,  Neuralgien  usw. 

An  der  Hand  einiger  Fälle  beweist  Whitehead  (83)  die  Wichtigkeit 
der  Behandlung  von  Affektionen  im  Nasenrachenraum  bei  Kopfschmerzen. 
Eine  genaue  Untersuchung  der  Nase  und  ihrer  Nebenhöhlen  hält  er  in  jedem 
Fall  von  hartnäckigem  Kopfschmerz  für  ebenso  notwendig  wie  die  Unter- 
suchung des  Urins  und  der  Augen. 

Meyer  (53)  beschreibt  einen  mit  Fieber  verlaufenden  Fall  von  Ischias 
mit  komplizierendem  Herpes,  in  welchem  mit  dem  Abklingen  der  Herpes- 
eruption  auch  die  Symptome  der  Ischias  vollständig  verschwanden. 

An  der  Hand  von  6  Fällen  von  Ischias,  die  in  Bezug  auf  Sensibilitäts- 
störungen auf  das  Genauste  untersucht  worden  sind,  kommen  Lortat-Jacob 
und  Sabareanu  (48)  zu  dem  Schluß,  daß  es  neben  der  gewöhnlichen 
Neuralgie,  respektive  Neuritis  des  Ischiadikusstammes  noch  eine  wohT 
charakterisierte  Erkrankung  gibt,  welche  ihren  Sitz  im  Wurzelgebiet  dieses 
Nerven  hat  (Sciatique  radiculaire). 

Weisz  (82)  hat  die  krankhaften  Gangarten  bei  Ischias  genauer  unter- 
sucht und  gefunden,  daß  es  eine  besonders  für  Ischias  pathognostische 
Gangart  nicht  gibt. 

Lorenz  (47)  weist  nach,  daß  die  ischiadische  Skoliose  eine  reflektorisch 
spastische  Zwangshaltung  ist  zur  mechanischen  Entspannung  der  affizierten 
Nerven,  gewissermaßen  eine  Entspannungshaltuug.  Die  Lendenwirbelsäule 
wird  durch  reflektorische  Muskelspasmen  konvex  nach  der  kranken  Seite 
eingestellt,  um  die  aflfizierten  Lumbo-Sakralnerven  vor  mechanischer,  schmerz- 
hafter Spannung  zu  bewahren.  Aus  der  primären  Lumbaikrümmung  als 
Grundlage  entwickelt  sich  dann  das  ganze  äußere  Krankheitsbild. 

(Bendix.) 

Brassert  (7)  beschreibt  einen  typischen  Fall  von  Brachialgie,  jener 
diffusen,  nicht  an  bestimmte  Nervengebiete  sich  haltenden  psychogenen 
Schmerzhaftigkeit  des  Arms. 

Magenschmerzen,  d.  h.  Schmerzen  in  der  Oberbauchgegend,  entstehen 
nach  Riedel  (68): 

1.  Auf  reflektorischem  Wege  bei  akuter  und  chronischer  Appendicitis, 
bei  Hernia  lineae  albae,  bei  den  Corpora  aliena  adiposa,  bei  floriden  oder 
auch  bereits  vernarbten  Ulcera  des  Querkolon. 

In  diesen  Fällen  lokalisiert  sich  der  Schmerz  am  häufigsten  in  der 
Mittellinie. 

2.  Fortgeleitet  von  benachbarten  Organen  bei  akut  entzündlicher  keim- 
haltiger  Gallenblase,  bei  Verwachsungen  zwischen  Gallenblase,  Leber,  Duo- 
denum und  Pylorus  infolge  von  Gallensteinen,  Cholecystitis  ohne  Concremente 
und  Cholecystitis  luetica  (nach  R.  sollen  auch  die  Crises  epigastriques  der 
Tabiker  zum  Teil  auf  Rechnung  der  Cholecystitis  luetica  kommen),  ferner 
bei  dislozierter  rechtsseitiger  Wanderniere,  bei  Ulcera  duodeni,  Fettnekrose 
des  Pankreas. 

In  diesen  Fällen  lokalisiert  sich  der  Schmerz  am  häufigsten  rechts 
von  der  Mittellinie. 

3.  Bei  Ulcus  ventriculi.  Abgesehen  von  den  Fällen,  in  welchen  das 
Geschwür  am  Pylorus  sitzt,  wird  hier  der  Schmerz  immer  in  die  linke 
Oberbauchgegend  lokalisiert 


Trauma  und  Nervenkrankheiten,  753 

Trauma  und  NerYenkranUieiteD. 

Referent:  Dr.  Krön -Moskau. 

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S8.  Stainforth.  Considcrations  sur  la  nevrose  traumatique.     Arch.  med.  beiges.     1904. 

4.  8.    XXIV.     361—390. 
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lOOa.  Stintzing,  B.,  Hysterischer  Mutismus  in  Verbindung  mit  hysterischem  Asthma  nach 
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101.  Stolper.  P.,  Zur  Verhütung  der  Unfallneurosen.  Wiener  Medizinische  Wochenschr. 
No.  40,  p.  1917. 

48* 


756  Trauma  und  Nervenkrankheiten. 

102.  Stroux,  Der  Arzt  als  Begutachter  Unfallverletzter.  Erwiderung  auf  den  Artikel 
des  Herrn  Prf.  Dr.  Vulpius  in  No.  39  d.  W.  Münch.  Mediz.  Wochenschr.  No.  51, 
p.  2497. 

103.  Strümpell,  La  prevention  de  la  nevrose  traumatique.  Gaz.  med.  beige.  Li^ge 
XVU.     292. 

104.  Taendler,  lieber  den  Kopfschmerz  und  Schwindel  bei  ünfallkranken.  Monatsschr. 
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106.  Thomas  et  Leenhardt,  Commotion  medullaire;  paralysie  des  membres  superieurs: 
integrite  des  membres  inferieurs.  Archives  de  Neurologie.  Vol.  XX.  p.  491. 
(Sitzungsbericht.) 

107.  Veraguth,  Otto,  Trauma  und  organische  Nervenkrankheiten.  Correspond.-Blatt  ßr 
Schweizer  Äerzte.     No.  10,  p.  806. 

108.  Vincenzo,  H.,  La  nevrosi  traumatica.     Incurabili.     Napoli.     1904.     577 — 598. 

109.  Wallbaum,  G.  W.,  Ueber  funktionelle  nervöse  Störungen  bei  Telephonistinoen 
nach  elektrischen  Unfällen.     Deutsche  Medizin.  Wochenschrift.     No.  18,  p.  709. 

110.  Weidner,  C,  Traumatic  Neurasthenia.  Am.  Pract.  and  News.  Louisville.  XXXU. 
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111.  Wen  drin  er,  Herbert,  Ueber  Unfälle  durch  den  elektrischen  Starkstrom.  Inaug. 
Diss.     Berlin. 

112.  Wer  nicke.  C,  Obergutachten  über  die  Verletzung  einer  Telephonistin  durch  Staii- 
strom.    Monatsschrift  für  Psychiatrie  und  Neurologie.    Bd.  XVII.   Ergänznngsheft  p.  1. 

113.  Westphal,  A.,  Ueber  einen  unter  dem  Bilde  einer  Ophthalmoplegia  externa  ver- 
laufenden Fall  von  traumatischer  Hysterie.  Deutsche  Medizin.  Wochenschr.  No.  22, 
p.  859. 

114.  Whitney,  C.  R.,  Nerve  Injury  Folio wing  Pressure  and  Mild  Trauma.  The  Medical 
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115.  Windscheid,  Franz,  Der  Arzt  als  Begutachter  auf  dem  Gebiete  der  Unfall-  und 
Invalidenversicherung.  I.  Abteilung:  Innere  Erkrankungen  mit  besonderer  Berück- 
sichtigung der  Unfallnervenkrankheiten.     Jena.     G.  Fischer. 

116.  Woods,  J.  T.,  Heat  Stroke  and  Sunstroke.  Toledo  Med.  and  Surg.  Reporter. 
XXXI.     489. 


A.  Zerebrale  Verletzongen  und  Erkrankungen. 

L   Fälle  mit  beträchtlicher  Verletzung  des  knöchernen  Schädels. 
IL    Blutungen  und  Erweichungsherde  im  Gehirn. 

Dercum  (25)  berichtet  über  einen  Fall  von  Trauma  des  Fußes  der 
zweiten  Stirnwindung,  welches  gleichzeitiges  Auftreten  von  Ataxie  der  Unken 
Extremitäten,  Nystagmus  und  Epilepsie  zur  Folge  hatte.  A.  C,  24  Jahr, 
bekam  zwei  Schläge  auf  den  Kopf,  welche  ihm  zwei  oberflächliche  Wunden 
auf  der  Stirn  verursachten.  Seitdem  Ataxie  der  linken  oberen  und  unteren 
Extremität,  Nystagmus  und  epileptische  Anfälle.  Bei  der  Schädeloperation 
wurde  eine  Verwachsung  der  Arachnoidea  und  Pia  mater  im  genannten  Gebiete 
gefunden;  die  Adhäsionen  wurden  gelöst.  Ataxie  und  Epilepsie  schwanden, 
Nystagmus  blieb  zurück. 

Fossek  (85)  berichtet  über  einen  23  jährigen  Kellner,  der  einen  Axt- 
hieb über  das  Hinterhaupt  bekam.  Die  abgesprengte  Knochenplatte  wurde 
herausgenommen,  wonach  7 — 8  Wochen  hindurch  totale  Blindheit  auftrat, 
wohl  infolge  eines  intraduralen  Blutergusses.  Die  Sehschärfe  besserte  »ich 
etwas.  Es  besteht  linksseitige  homonyme  Hemianopsie,  die  durch  die  Ver- 
letzung des  rechten  Hinterhauptlappens  hervorgerufen  war. 

Marie  und  Cronzon  (72)  kommen  auf  Grund  der  vorhandenen 
Literatur  und  eines  eigenen  Falles  zu  folgenden  Schlüssen: 

Das  Trauma  kann  Spätapoplexie  hervorrufen,  letztere  tritt  aber  meist 
bei  Personen  mit  krankem  Gefäßsystem  auf. 


Trauma  und  Nervenkrankheiten.  757 

Gesunder,  kräftiger  Mann  fiel,  wie  Haag  (43)  berichtet,  rücklings 
usgefahr  vier  Meter  hoch  auf  alte  Schindeln  und  Steine.  Er  erhob  sich, 
klagte  über  Lähmungen  im  Kücken,  steUte  die  Arbeit  ein  und  begab  sich 
nach  Hause.  Er  konnte  nur  mehr  leichtere  Arbeiten  verrichten,  klagte  über 
Schlaflosigkeit  und  Schwindel,  sowie  Schmerzen  im  Kücken.  Zwei  VV^ochen 
darauf  verschied  er  plötzlich.  Die  Witwe  machte  für  sich  und  ihre  Kinder 
Anspruch  auf  Rente  unter  der  Behauptung,  der  Tod  sei  eine  Folge  des  Unfalles. 
Die  £erufsgenossenschaft  hatte  den  Anspruch  abgewiesen,  die  Landes-Yer- 
sichenmgsgesellschaft  den  Tod  als  Unfallfolge  anerkannt. 

Noehte  (80)  berichtet  über  einen  Soldaten,  der  am  16.  September  1904 
aus  einem  Eisenbahnwagen  während  der  Fahrt  stürzte  und  noch  am  selben 
Abend  in  bewußtlosem  Zustand  ins  Lazarett  gebracht  wurde.  Am  Scheitel- 
höcker jederseits  zwei  unbedeutende  Hautwunden,  sonst  keine  äußeren  Ver- 
letzungen. Er  ist  benommen,  wehrt  aber  Schmerzreize  ab,  läßt  Harn 
und  Kot  unter  sich.  Befund  am  16.  Oktober:  Rechte  Pupille  >  links  und 
reagiert  träger,  als  linke  auf  L.  und  A.  Parese  des  M.  obliqu.  inf.  d. 
undn.  Vli  d.;  Ataxie  in  allen  Extremitäten,  Hemiparesis  d.,  Geschmack  und 
Geruch  rechts  herabgesetzt,  Gesichtsfeld  beiderseits  eingeengt.  Trübung  der 
Uerkfahigkeit,  der  optischen  Erinnerungsbilder,  des  Kombinationsvermögens. 
Heiteres,  etwas  kindliches  Wesen.  N.  nimmt  an,  daß  von  dem  am  stärksten 
befallenen  Facialiszentrum  aus  die  Oberfläche  des  Großhirns. bis  zum  Hinter- 
hauptlappen hin  verändert  ist. 

25jährige  Frau  stürzt  aus  großer  Höhe.  Bewußtseinsverlust.  Er- 
brechen blutiger  Massen,  Pupillen  mittelweit,  reagieren.  Decessus  invol. 
Puls  50 — 60.  Mehrfache  Verletzungen.  In  den  nächsten  6 — 6  Tagen 
schwanden  die  Symptome  der  Gehirnerschütterung,  einige  Tage  darauf  bald 
Somnolenz,  bald  Exzitation.  In  der  folgenden  Woche  normaler  nervöser 
Status.  Für  den  Sturz  und  die  demselben  unmittelbar  vorangegangenen 
Ereignisse  komplette  Amnesie.  Am  20.  Tage  plötzlich  Lähmung  beider 
Xn.  VI,  Andeutung  einer  Blicklähmung  nach  rechts,  leichte  linke,  VII. 
Parese.  Zwei  Tage  später  Pupillen  weit,  reagieren  träge.  Außer  Lähmung 
heider  Nn.  VI  gingen  die  Erscheinungen  im  Laufe  einer  Woche  zurück. 
Am  34.  Tage  linke  Stauungspapille.  Dieser  Zustand  blieb  stationär,  noch 
zirka  drei  Monate  nach  dem  Unfälle.  Rnpp  (89)  vermutet  eine  Blutung 
in  der  Kemregion  beider  VI.  und  des  linken  VII.  Er  bespricht  die  Ar- 
beiten von  Bollinger  und  Langerhans  über  die  traumatische  Spät- 
apoplexie.    Traumatische  nukleare  Augenmuskellähmungen  sind  selten. 

B.  Spinale  Erkrankungen. 

29  jährige  Arbeiterin  erlitt  durch  einstürzende  Balken  eines  Hauses  eine 
Beschädigung  der  unteren  Wirbelsäule.  Obj.:  Lähmuug  der  unteren 
Extremitäten,  vesicae  et  recti.  Nach  einiger  Zeit  Lähmung  der  Mm.  peronei, 
glutaei  med.,  tensor  fasc.  lat.  utr. ;  willkürliche  Bewegungen  der  Mm.  tibiales 
gut  erhalten,  elektrische  Erregbarkeit  dortselbst  in  beiden  Mm.  gastrocnemii 
und  Extens.  digitorum  herabgesetzt  und  träge.  Patellarreflexe  und  Sphink- 
teren  funktionierten  nach  einigen  Wochen  normal.  Da  die  obere  Grenze 
durch  das  Erhaltensein  der  Patellarreflexe,  die  untere  durch  das 
Funktionieren  der  Sphinkteren  bestimmt  war,  so  nahm  Minor  (75)  eine 
Läsion  des  Rückenmarks  in  der  Höhe  der  5.  Lenden-  und  1.  Sakral wurzel 
an,  in  jener  Gegend  also,  für  welche  Verfasser  zweckmäßig  die  Benennung 
Epikonus  vorgeschlagen  hatte. 


758  Trauma  und  Neryenkrankheiten. 

6.  AagBnBrkraiikDHgen. 

Coppez  (22)  schlägt  für  die  Augenuntersuchungen  bei  traumatischer 
Neurose  eine  bestimmte,  methodische  Beihenfolge  vor,  dank  dieser  konnten 
etwaige  Veränderungen  und  Simulation  leicht  nachgewisen  werden. 

Bach  (7)  macht  auf  isolierte  Muskelkrämpfe  an  der  Balbusmnskulatnr 
und  an  den  Lidmuskeln,  auf  trophische  und  vasomotorische  Erscheinungen 
aufmerksam,  die  sich  im  Ergrautsein  der  Augenbraunen  und  Cilien  auf  der 
Seite  der  Verletzung,  im  Bereich  der  anästhetischen  Zone,  und  in  cjanotiscber 
Verfärbung  der  Lidhaut  äußern.  Pupillenungleichheit  ohne  Reaktionsstonmg 
mißt  Verfasser  keine  wesentliche  Bedeutung  bei.  Die  konzentrische  Ein- 
schränkung des  Gesichtsfeldes  wird  um  so  seltener  gefunden,  je  geübter  der 
Untersucher  im  Perimetrieren  ist.  B.  bespricht  kurz  die  anderweitigen  nicht 
mit  dem  Sehorgan  direkt  in  Beziehung  stehenden  rein  nervösen  Klagen, 
deren  Kenntnis  auch  für  den  begutachtenden  Augenarzt  von  Wichtigkeit  ist. 

Ein  46  jähriger  G-rubenarbeiter  erkrankte  im  Anschluß  an  ein  Kopf« 
trauma,  wie  Westphal  (113)  mitteilt,  unter  den  Erscheinungen  Aex 
traumatischen  Neurose;  gedrückte  Stimmung,  Kopfschmerzen,  Schwindel- 
gefiihl,  objektiv  nachweisbare  Schwindelanfalle,  beschleunigte  Herzaktion, 
Steigerung  der  vasomotorischen  und  Muskel- Erregbarkeit.  Anfallsartig  tretai 
unter  dem  Einfluß  psychischer  Erregungen  Zustände  auf  mit  Zittern  und 
Schütteln  des  ganzen  Körpers.  Im  Mittelpunkte  des  Interesses  stehen  Er- 
scheinungen am  Bewegungsapparat  des  Auges.  Es  besteht  eine  komplette 
beiderseitige  Ophthalmoplegie  (mit  Freibleiben  des  Levator  palpebrae  sup. 
und  der  Irismuskulatur).  Die  Ophthalmoplegia  ext.  bilateralis  zeigt  jedoch 
bei  weiterer  Beobachtung,  daß  sie  keine  konstante  ist,  sondern  bei  Ab- 
lenkung der  Aufmerksamkeit  des  Patienten  bald  teilweise,  bald  vollständig 
verschwindet.  Die  Bulbi  werden  manchmal  ruckweise  mit  vereinzelten 
kleinen  Absätzen  bewegt;  dieses  Verhalten  spricht  für  das  Bestehen  von 
Kontrakturzuständen  in  den  äußeren  Augenmuskeln,  auf  die  Disposition  zu 
Kontrakturen  wiesen  hier  anfallsweise  auftretende  Schmerzen  mit  intensivem 
Spannungsgeflihl  in  der  Nackengegend  und  Spasmen  in  der  Muskulatur  der 
Hände  und  in  den  Kaumuskeln  hin,  welche  bei  wiederholtem  ÖflFnen  und 
Schließen  der  Hände  und  bei  schnellen  Kaubewegungen  auftraten. 

D.  Ohrerkrankungen. 

Grazzi  (40)  berichtet  über  zwei  Fälle  von  durch  Blitz  verursachter 
Labyrintherschütterung,  welche  außer  einer  Läsion  des  achten  Himnerren 
eine  Endolabyrinth-BIutung  hervorrief,  diese  bedingte  in  beiden  Fällen 
völlige  Taubheit. 

Stenger  (100)  fordert  bei  jedem  Kopfverletzten  eine  genaue  Ohr- 
untersuchung, speziell  auf  eine  Beschädigung  des  Labyrinthes.  ,, Lassen  sich 
vom  Labyrinth  ausgehende  Symptome  nachweisen,  so  müssen  die  nach- 
folgenden allgemeinen  nervösen  Beschwerden  auch  auf  eine  Verletzung  dieses 
Organs  bezogen  werden,  umsomehr,  als  sie  den  nach  andersartigen  Labyrinth- 
erkrankungen auftretenden  entsprechen.^  Für  diese  Fälle  schlägt  Verfasser, 
da  eine  bestimmte  organische  Erkrankung  vorliegt,  die  Bezeichnung 
traumatische  Labyrinthneurose  vor;  der  Begriff  der  traumatischen  Neurose 
ist  hier  zu  unbestimmt. 

In  der  größeren  Mehrzahl  der  Fälle  von  Unfallverletzungen  des  Ohre 
wird  der  erfahrene  Ohrenarzt  ein  definitives  Urteil  abgeben  können.  Im 
Interesse  des  Unfallverletzten  ist  es  wünschenswert,  daß  gleich  nach  dem 
Unfall  eine  genaue  Untersuchung  des  Gehörorgans  vorgenommen  wird.    Je 


Trauma  uad  NervenkraDkheiteD.  759 

Dach  der  Intensität  der  FunktioBsstörung  des  Gehörs  wird  die  Höhe  der 
Rente  6 — 100  ^j^  betragen,  wobei  Berufsarten,  bei  denen  binaurales  Hören 
wichtig  ist,  auch  bei  einseitiger  Läsion  besonders  berücksichtigt  werden 
müssen.  Baginsky  (8)  ist  der  Ansicht,  daß  in  der  Mehrzahl  der  Fälle 
mit  Störungen  von  Seiten  des  Gehörs  organische  Läsionen  vorliegen.  Das 
gröBte  Kontingent  für  die  Begutachtung  und  die  schwierigsten  Fälle  stellen 
die  sogenannten  Labyrinthkammotionen  dar.  Liegt  eine  Herabsetzung  der 
Hördauer,  eine  Beschränkung  innerhalb  der  Perzeption  der  Töne  und  eine 
Verkürzung  der  kranio-tympanalen  Leitung  vor,  so  soll  eine  mehrmalige 
Prüfung  entscheiden,  ob  die  Brcsultate  des  Einneschen  und  Weberschen 
Versuches  sich  gleich  bleiben.  B.  fand  fast  regelmäßig  eine  Verkürzung 
der  Enochenleitung.  Schon  geringfügige  Erschütterungen  des  Schädels 
fahren  in  den  Fällen  eine  bedeutende  Verschlimmerung  herbei,  in  denen 
schon  früher  ein  mit  Hörstöruug  verbundenes  Ohrleiden  bestand. 

E.  Rein  peripherische  Affektlonen. 

Eine  auf  den  Oberschenkel  bei  leicht  gebeugtem  Kniegelenk  auf- 
fallende schwere  Last  kann  das  Femur  intakt  lassen  und  eine  Kompressions- 
fraktur des  Calcaneus  erzeugen.  Blind  (15)  hat  zwei  solche  Fälle  beob- 
achtet; er  vergleicht  die  fallende  Last  mit  dem  Hammer,  den  Unter- 
schenkel mit  dem  Schlägel  und  den  Fußboden  mit  dem  Ambos;  auf  welch 
letzterem  der  Calcaneus  zermalmt  wird. 

Aronheiin  (5)  hat  in  einem  Falle,  wo  eine  isolierte  periphere 
Lahmung  des  N.  medianus  infolge  Narbendruckes  nach  Verletzung  des 
Arcus  volaris  sublimis  arteriae  ulnaris  eingetreten  war,  Heilung  durch 
Thiosinamininjektionen  erzielt.  Innerhalb  14  Tage  betrugen  die  beiden 
ersten  Injektionen  je  eine  halbe,  die  vier  folgenden  je  eine  ganze  Pravaz- 
spritze  einer  10  ^i^igeu  alkoholischen  Thiosinaminlösung.  Die  Einspritzungen 
waren  während  einiger  Minuten  äußerst  schmerzhaft,  ihre  günstige  Wirkung 
aher  sehr  bald  zu  erkennen. 

F.  Fonktlooelle  KrankheltsznstSnde. 

I.   Hysterie,  Neurasthenie. 

Interessantes  Gutachten  von  Hitzig  (48)  über  einen  angeblichen 
Fall  von  ünfallsneurose;  besonders  beachtenswert  sind  die  allgemeinen  Aus- 
führungen der  Autors.  Nicht  „Simulantenfallen",  sondern  gründlich  wieder- 
holte Anwendung  der  klinischen  üntersuchungsmethoden  sind  das  beste 
Mittel  zur  Entlarvung  von  Simulanten, 

Stintzing  (100  a)  berichtet  über  einen  29  jährigen  Arbeiter,  der  im 
Anschluß  an  ein  Trauma  die  ungewöhnliche  Kombination  von  Mutismus  mit 
Respirationskrämpfen  bei  Fehlen  sonstiger  hysterischer  Stigmata  und 
hysterisches  Asthma  darbot.  Patient  konnte  keinen  hörbaren  Laut  aus- 
stoßen, obgleich  er  im  stände  war,  die  Stimmbänder  bis  zur  Berührung  zu 
adduzieren.  Verfasser  schreibt  der  mit  dem  Unfälle  verbundenen  Angst 
und  der  lange  nachwirkenden  Furcht  die  wesentlichste  ätiologische  Bedeutung 
zu.    Eine  suggestive  Behandlung  brachte  dem  Patienten  Heilung. 

Nach  einer  Quetschung  des  Beins  entwickelte  sich  bei  einem  16  jährigen 
Arbeiter,  wie  Liniger  (66)  mitteilt,  eine  hysterische  Kontraktur  des  Fußes 
in  Klumpfußgtellung,  die  durch  einen  Stützapparat  wenig  beeinflußt 
wurde.    Nach  etwa  2^/^  Jahren  vernahm   der  Junge  plötzlich    „eine  innere 


760  Trauma  und  Nervenkrankheiten. 

Stimme",  die  ihm  sagte,  er  solle  wieder  gehen,  wie  früher,  und  —  er  war 
geheilt! 

16jähriges  Dienstmädchen  flüchtete  in  Angst  vor  Dieben  die  Treppe 
hinunter,  glitt  aus,  rutschte  einige  Stufen  auf  dem  Bauche  hinab,  den  Kopf 
voran.  Keine  sichtbaren  Verletzungen,  kein  Bewußtseinsverlust.  60  Stunden 
darauf  vollkommene  Bewegungslosigkeit,  Taubsein  und  Schmerzen  in  den 
Extremitäten.  Status  in  der  Charit^ :  Totale  Lähmung  aller  4  Extremitäten. 
Taktile  und  thermische  Anästhesie,  totale  Analgesie,  Verlust  des  Lage- 
gefühls. Bumpf  -  Bauchmuskeln  kaum  beweglich.  Pupillen  reagieren, 
Sehnenreflexe  sind  vorhanden.  Eetentio  urinae,  incontinentia  ani.  Appetit 
gut,  Stimmung  heiter.  Im  Anschluß  an  diesen  Fall  von  hysterischer  Schluck- 
lähmung berichtet  Leyden  (64)  über  mehrere  Fälle,  bei  denen  sich  nach 
einem  psychischen  Affekt  organische  Erkrankungen  des  Zentralnervensystems, 
Apoplexie  und  Myelitis  entwickelten.  Lazarus  teilt  im  Nachtrage  mit, 
daß  die  Kranke  unter  psychisch-suggestiver  Behandlung  nach  ganz  kurzer 
Zeit  vollständig  hergestellt  wurde. 

Seifert  (96)  berichtet  über  einen  Patienten,  welcher  vor  12  Jahren 
eine  Gehirnerschütterung  erlitten  hatte.  4  Monate  nachher  trat  nach  einem 
zweitägigen  hysterischen  Dämmerzustand  eine  vollständige  sensible  und 
sensorielle  linksseitige  Hemianästhesie  ein,  später,  meist  im  Gefolge  toq 
weiteren  Dämmerzuständen,  ein  zweitägiger  Mutismus,  eine  hysterische 
Anästhesie  der  rechten  Hand  von  viermonatlicher  Dauer,  wiederholtes  Blut- 
erbrechen, eine  19tägige  Taubheit,  dann  eine  hysterische  Stummheit  von 
73  Tagen  usw.  In  den  linken  Extremitäten  fehlt  jede  Lage-  und  ßewegungs- 
empfindung.  Patient  steht  nur  noch  mit  den  Sinnesorganen  der  rechten 
Seite  mit  der  Außenwelt  in  Verbindung.  Er  kann  die  anästhetische  Hand 
nicht  heben,  wenn  er  sie  nicht  sieht.  Bei  leichtem  Zudrücken  des  noch 
hörenden  rechten  Ohres  kann  Patient  nicht  weiter  zählen  oder  sprechen. 
Bei  völligem  Verschluß  des  rechten  Ohres  oder  Auges  oder  beider  Sinnes- 
organe zugleich  sinkt  er  nach  wenigen  Sekunden  um  und  verfallt  in  einen 
hypnoiden  Zustand,  den  Verfasser  den  hysterischen  Dämmerzuständen  zu- 
rechnet. Der  Sitz  der  Erkrankung  ist  in  das  Zentralnervensystem  und  zwar 
in  die  Großhirnrinde  zu  verlegen  und  die  peripheren  Sinnesstörungen  als 
Folgen  eines  veränderten  Bewußtseinszustandes  anzusehen. 

42jähriges  Fräulein  trug  durch  Stürzen  von  einer  Treppe  Verletzungen 
des  Kopfes,  Fraktur  am  rechten  Arm  und  Quetschungen  am  rechten  Knie 
davon.  Einige  Monate  darauf  trat  Zittern  der  rechten  Hand  auf,  welches 
nach  einigen  aktiven  Bewegungen  aufhörte.  Etwas  starrer  Gesichtsausdrack. 
Seltenheit  des  Lidschlages  und  Gang  der  Patientin  ließen  an  Paralysis 
agitans  denken,  dagegen  sprach  das  schnellschlägige  Zittern  und  Fehlen 
der  Steifigkeit  der  Nackenmuskulatur.  Flatau  (32)  faßt  das  Leiden  als 
Hysteroneurasthenie  traumatischen  Ursprunges  auf  und  nahm  die  Herab- 
setzung der  Erwerbsfähigkeit  auf  60  7«  an. 

Bei  einem  jungen,  nervös  belasteten  Mädchen,  das  an  Krampfanfallen 
und  anderen  nervösen  Beschwerden  gelitten  hatte  und  dann  Pg  Jahre 
arbeitsfähig  war,  trat,  wie  Flatau  (33)  mitteilt,  im  Anschluß  an  ein  "Trauma 
das  Nervenleiden  mit  großer  Intensität  auf.  Auf  der  Unken  Seite  bestanden 
motorische  Schwäche,  Analgesie,  Anästhesie,  Störung  des  Lagegefühls  bis 
genau  zur  Mittellinie,  konzentrische  röhrenförmige  Einengung  des  Gesichts- 
feldes, Herabsetzung  bezw.  Verlust  von  Geruch,  Geschmack,  Herabsetzung 
der  Hörschärfe,  Parese  der  Augenmuskeln,  linksseitiges  Doppeltsehen. 

Klar  (55)  bringt  die  ausführliche  Krankengeschichte  eines  Patienten 
aus  der  Professor  Vulpiusschen  Klinik,  bei  dem  „reine  Simulation"  nach- 


Trauraa  und  Nerrenkrankheiten.  751 

gewiesen  werden  konnte.  Im  Anschluß  an  diesen  Fall  wiederholt  K.  den 
TOD  Professor  Yulpius  gemachten  Vorschlag,  nach  welchem  der  zueilst 
behandelnde  Arzt  nur  einen  genauen  ärztlichen  Bericht,  nicht  aber  ein  Gut- 
achten, erstatten  soll.  Nach  Abschluß  der  eventuellen  Anstaltsbehandlung 
oder  Beobachtung,  die  vom  Vertrauensarzt  empfohlen  war,  soll  letzterer  im 
Verein  mit  dem  Anstaltsarzt  ein  gemeinsames  Gutachten  abgeben,  dieses 
soll  nur  eingehend  den  Zustand  und  die  Funktionsbehinderungen  des  Ver- 
letzten schildern,  nicht  aber  die  Erwerbsbeschränkung  nach  Prozenten  ab- 
schätzen. Die  Schätzung  der  Arbeitsfähigkeit  soll  in  der  Sitzung  der 
Bentenfestsetzungskommission,  an  der  die  Arzte  als  Beisitzer  teilzunehmen 
haben,  vorgenommen  werden. 

Faivre  (31)  berichtet  über  eine  15  jährige  Magd,  welche  nach  einem 
Schreck,  infolge  eines  geringen  Traumas,  das  sie  durch  einen  Stoß  eines  sie 
an  eine  Stalltür  drängenden  Ochsen  erlitt,  unfähig  war,  zu  schlucken.  Sie 
konnte  nur  Flüssigkeiten  schlucken,  vorübergehend  auch  festere  Speisen. 
Die  Sondierung  ergab  keine  Behinderung  der  Passage.  Das  Gaumensegel 
wich  nach  links  ab;  die  Patientin  wies  am  Gaumen  und  den  Ohren  De- 
generationszeichen auf,  femer  ticartige  Augenbewegungen,  besonders  nach 
finks,  Fehlen  des  Pharynx-  und  £omealreflexes,  Gesichtsfeldeinengung, 
leichte  Beeinilußbarkeit,  Neigung  zum  Trübsinn,  sowie  zum  Lachen  und 
Weinen  ohne  Grund. 

Es  handelte  sich  zweifellos  um  einen  hjstero-traumatischen  Osophagus- 
krampf.  (Beiidix.) 

G.  Tranmatischer  Diabetes. 

52  jähriger  Mann  erleidet,  wie  Lepine  und  Boulud  (62)  berichten, 
eine  Schädelbasisfraktur;  wird  im  bewußtlosen  Zustande  ins  Hospital  gebracht, 
wo  er  nach  zwei  Stunden  stirbt.  Bei  der  Autopsie  wird  in  der  Gegend 
des  Os  parietale  eine  submeningeale  Blutung  gefunden.  Die  chemische 
Untersuchung  des  Blutes  und  Urins  weist  Zucker  auf. 

Nach  Traumen  können  die  verschiedensten  Formen  der  Glykosurie, 
resp.  des  Diabetes  auftreten,  von  der  leichtesten  Form,  der  alimentären 
Glycosurie  e  sacharo,  an  bis  zur  schwersten,  dem  echten  Diabetes.  Zwischen 
den  einzelnen  Formen  kommen  die  verschiedensten  Übergänge  vor.  Kausch 
(54)  weist  nach,  daß  alle  mitgeteilten  Fälle  von  echtem  traumatischem 
Diabetes  Zweifel  aufsteigen  lassen,  ob  hier  in  der  Tat  ein  Zusammenhang 
zwischen  dem  Trauma  und  dem  Diabetes  besteht;  wenigstens  ist  kein  Fall 
absolut  sicher.  Die  leichteren  Formen  —  die  alimentäre  und  ephemäre 
Glykosurie  —  sind  noch  spärlich  beobachtet.  Die  Häufigkeit  der  einzelnen 
Formen  der  Glykosurie  nimmt  mit  ihrer  Schwere  ab,  die  alimentäre 
Glykosurie  wird  am  häufigsten  beobachtet,  der  echte  Diabetes  am  seltensten. 
Die  transitorische  Glykosurie  ist  hauptsächlich  an  Verletzungen  des  Schädels 
gebunden.  Verfasser  vermag  nicht  den  sicheren  Beweis  dafür  zu  erbringen, 
daß  der  echte  traumatische  Diabetes  wirklich  so  überaus  selten  ist  oder 
überhaupt  nicht  vorkommt.  In  jedem  Gutachten  spricht  er  sich  daher  selir 
zurückhaltend  über  den  Zusammenhang  zwischen  Unfall  und  Diabetes  aus, 
um  nicht  eventuell  dem  Patienten  zu  schaden.  Häufige  Urinuntersuchung 
I     ist  wünschenswert,  aufklärend  wirken  aber  nur  positive  Befunde. 

I  H.  Yerietzongen  durch  Blitz  nnd  elektrische  StrOme. 

i  CJrile  und  Macleod  (24)   suchen   auf  Grund   von   23  Experimenten 

an  Hunden   die  tödlich   wirkende   Stärke   des   elektrischen  Wechselstromes 


762  Trauma  und  Nervenkrankheiten. 

und  dessen  Einwirkung  auf  das  Gefäßsystem  festzustellen.  Die  Stärke  des 
Stromes,  welche  den  Tod  herbeiführt,  ist  abhängig  von  dem  Weg,  den  der 
Strom  im  Körper  nimmt  Liegt  das  Herz  im  Wege,  so  können  mittelstarke 
Ströme  von  mittlerer  Dauer  den  Tod  herbeiführen,  der  Blutdruck  erfährt 
eine  plötzliche  Steigerung  und  dann  einen  jähen  Abfall. 

Raebiger  (86)  bringt  einige  Fälle,  meist  Mischformen  Ton  Hysterie, 
Neurasthenie,  Hypochondrie  und  einfachen  Psychosen.  Verfasser  nimmt 
mit  Bruns  an,  daß  „grobe  nervöse  Funktionsstörungen  auf  rein  psychischem 
Wege  durch  den  seelischen  Chok  des  Unfalles-'  entstehen  können  and 
lehnt  alle  anderen  Hypothesen  (Charcot,- Oppenheim,  Jellinek)  ab. 

Böhmig  (17)  berichtet  über  neun  Fälle  von  Induktions-  und  fiUts- 
schlagverletzungen  von  Telephonistinnen  mit  nachfolgenden  traumatisch- 
hysterischen bezw.  neurasthenischen  Erscheinungen.  Die  Symptome  waren 
schon  wenige  Stunden  nach  dem  Unfälle  in  voller  Deutlichkeit  vorhanden, 
sodaß  ihre  Entstehung  durch  Begehrungsvorstellungen  oder  Suggestion  aus- 
geschlossen werden  kann. 

Wendriner  (Hl)  kommt  nach  Besprechung  der  Literatur  zu  fol- 
genden Schlüssen:  1.  Eine  große  Anzahl  von  Menschen  übersteht  die 
schwersten  elektrischen  Insulte  nach  einer  rasch  vorübergehenden  Bewußt- 
losigkeit und  anderen  Symptomen  des  Choks  ohne  jede  Schädigung. 
2.  Treten  schwere,  teils  rasch,  teils  gar  nicht  schwindende  Symptome  su^ 
die  zur  traumatischen  Neurose  gezählt  werden,  ohne  daß  organische  Ver- 
änderungen nachweisbar  waren.  3.  An  das  elektrische  Trauma  schließen 
sich  schwere  Erkrankungen  des  Nervensystems  an;  multiple  Sklerose, 
progressive  Paralyse,  Tabesparalyse  und  schwere  Störungen  der  Großhim- 
rindenfunktion.  Verfasser  bringt  zwei  einschlägige  Fälle  (Klinik  v.  Leyden): 
1.  30  jähriger  gesunder  Elektromonteur  erhielt  beim  Untersuchen  eines 
Kabels,  in  das  ein  Strom  von  300  Volt  Spannung  eintrat,  einen  heftigen 
Schlag,  und  erst  vier  Wochen  nach  dem  Trauma  trat  eine  organische 
Hemiplegie  auf,  deren  Residuen  noch  drei  Jahre  darauf  deutlich  sind.  Eün 
anderes  ätiologisches  Moment  außer  dem  Trauma  war  für  die  Hemiplegie 
nicht  vorhanden.  2.  34  jähriger  Elektromechaniker  erhielt,  auf  einer  Leiter 
stehend,  einen  elektrischen  Schlag  mit  12000  Volt  und  schlug  besinnungslos 
mit  dem  Rücken  auf  Ackerboden  auf.  Es  bestand  3  Monate  lang  Parese 
beider  Beine,  incontinentia  urinae  et  alvi,  Symptome,  die  sich  im  folgenden 
Jahre  bis  auf  die  Parese  des  rechten  Beines  zurückbildeten.  In  der  Klinik 
wurde  die  Diagnose  auf  abgelaufene  Hämatomyelie  in  Höhe  des  X.  Brust- 
wirbels und  hysterische  Lähmung  des  rechten  Beines  (komplette  Anästhesie, 
anästhetische  Zonen  usw.)  gestellt. 

Eulenbnrg  (30)  weist  in  einigen  Fällen  den  Zusammenhang  zwischen 
elektrischem  Unfall  und  organischer  Erkrankung  des  Zentralnervensystems 
(Tabes,  progressive  Paralyse,  multiple  Sklerose)  nach.  Außer  der  Strom- 
spannung kommt  Verhalten  der  Leitungswiderstände  und  individuelle 
Empfindlichkeit  in  Betracht. 

Wallbaum  (109)  sieht  im  Gegensatz  zu  Eulenburg,  der  eine  e^ 
höhte  Schalleinwirkung  annimmt,  „richtige  elektrische  Unfälle"  als  Gnmd 
des  Leidens  an.  Das  Leiden  kommt  nicht  durch  Außerachtlassung  von 
Vorsichtsmaßregeln,  sondern  folgendermaßen  zu  stände:  Die  Telephonistin 
wird  von  einem  Teilnehmer  angerufen;  sie  schaltet  sich  in  die  Leitung  ein, 
dann  meldet  sie  sich  beim  Anrufenden  und  verbindet  diesen  mit  dem  Amt  oder 
Teilnehmer;  hierauf  schaltet  sie  sich  wieder  aus.  Oft  wird  der  Anrufende 
ungeduldig  und  klingelt,  bevor  sich  die  Telephonistin  ausgeschaltet  hat;  sie 
bekommt  dann  den  Kurbel-  oder  Teilnehmerstrom,  der,   5—10  Volt  stark, 


Trauma  and  Nervenkrankheiten.  763 

nicht  angenehm  empfdnden  wird.  Aus  unbekannten  Ursachen  ist  der  Kurbel- 
strom manchmal  äußerst  stark;  die  Telephonistinnen  verspüren  in  solchen 
Fällen  einen  heftigen  Schlag  im  Körper.  Nach  wenigen  Minuten  treten 
starke  Kopfschmerzen,  Schwäche  in  den  Gliedern,  Herzklopfen  ein;  sie 
müsiien  ihren  Dienst  aufgeben.  Jede  neue  Tätigkeitsaufnahme  im  Telephon- 
amt  bedingt  E^zidive.  W.  rät,  nervös  belastete  Damen  vom  Telephondieust 
aasznschließen. 

23  jährige  Telephonistin  wurde  im  Dienste  innerhalb  einer  Stunde 
zweimal  von  Starkströmen  getroffen;  unmittelbar  darauf  Hemianästhesie, 
Aufhebung  des  Gehörs-,  Geruchs-,  Geschmacksvermögens  der  linken  Seite, 
Gesichtsfeldeinschränkung  des  linken  Auges.  Einige  Tage  darauf  Schwellung 
der  linken  Gesichts-,  Zungen-  und  Halshälfte  und  der  Fingerglieder  der 
linken  Hand.  12  Tage  vor  dem  Unfälle  hysterische  Krämpfe  anläßlich 
Auflösung  ihrer  Verlobung.  Patientin  magerte  in  der  Folge  ab,  sah  elend 
aub.  Nach  einem  Jahre  erholte  sie  sich,  subjektive  Beschwerden  (Herz- 
klopfen, Angstgefühl,  Kopfschmerzen,  Parästhesien)  blieben  zurück.  Bei 
der  Untersuchung  der  Sinnesorgane  (Seh-  und  Hörorgane)  stellten  sich 
Widersprüche  heraus,  sie  wurde  von  den  Begutachtern  als  dienstfähig  er- 
klärt; dagegen  erhob  sie  Klage.  Sie  wurde  dann  im  Laufe  der  nächsten 
6  Jahre  achtmal  begutachtet.  Im  6.  Jahre  nach  dem  Unfälle  heiratete  sie. 
Wemicke  (112)  nahm  an,  daß  der  Starkstrom  nicht  bloß  eine  vorher 
latente  hysterische  Disposition  auslöste,  sondern  daß  das  Nervensystem 
direkt,  vielleicht  sogar  an  zentraler  Stelle,  betroflFen  wurde.  Die  Wider- 
sprüche von  Seite  des  Gesichts-  und  Gehörsinnes  erklärt  Verfasser  durch 
die  hysterische  Hemianästhesie.  Erwerbsfähigkeit  der  für  den  Telephon- 
dienst untauglichen  Patientin  ist  zu  ^^  geschädigt. 

I.  Diagnostik. 

V.  Hoesslin  (49)  weist  den  Voi'wurf  Dreyers,  daß  Verfasser  Kranke 
mit  traumatischen  Neurosen  stets  als  völlig  arbeitsunfähig  begutachtete,  als  völlig 
imbegründet  zurück;  in  dem  Falle,  welchen  Dreyer  anführt,  habe  Verfasser 
überhaupt  gar  keine  traumatische  Neurose  angenommen,  sondern  wegen  einer 
chronisch  entzündlichen  Afifektion  am  Fußgelenk  die  Arbeitsunfähigkeit  be- 
gut:ichtet.  Im  allgemeinen  nimmt  Verfasser  bei  der  Beurteilung  von  Unfalls- 
iienrosen  folgenden  Standpunkt  ein: 

Durch  Traumen,  besonders  durch  solche,  welche  mit  Gehirn- 
erschütterung oder  großem  Schreck  verbunden  sind,  können  schwere  Neu- 
rosen entstehen,  welche  eine  Erwerbsbeschränkung  bedingen.  Der  Grad  der 
Erwerbsunfähigkeit  muß  in  jedem  Grad  durch  genaue  Untersuchung  und 
Beobachtung  ermittelt  werden.  Daß  die  Neurasthenie,  die  Hysterie,  die 
Hypochondrie  schwere  Depressionszustände,  auch  völlige  Erwerbsunfähigkeit 
zur  Folge  haben  können,  ganz  gleich,  aus  welcher  ätiologischen  Ursache  sie 
entstanden  sind,  bedarf  kaum  einer  Erörterung.  Auch  vor  der  Unfalls- 
gesetzgebung  hat  es  genug  Menschen  gegeben,  welche  durch  ihre  Erkrankung 
an  derartigen  Neurosen  lange  Zeit  oder  dauernd  daran  verhindert  waren, 
zu  arbeiten,  und  auch  heute  sehen  wir  alltäglich  solche  arbeitsunfähige 
Kranke,  welche  keine  Rentenansprüche  erheben  können.  Liegt  ein  renten- 
pflichtiger  Fall  vor,  so  ist  in  erster  Linie  die  Glaubwürdigkeit  des  Kranken 
zu  prüfen,  und  dann  hat  Verfasser  auch  selbst  eine  Methode  empfohlen, 
welche  besonders  geeignet  ist,  die  Simulation  oder  Übertreibung  nach- 
zuweisen, die  Methode  der  Prüfung  mit  plötzlich  nachlassenden  Wider- 
ständen   (Münchener    med.    Wochenschr.    J902     Nr.    37).       Gerade     bei 


764  Trauma  und  Xervenkrankheiten. 

Hysterischen  ist  Verfasser  in  der  Beurteilung  der  Erwerbsbeschränkimg 
sehr  vorsichtig,  weil  Hysterische  bei  der  krankhaften  Veranlagung  ihres 
Charakters  sehr  geneigt  sind,  zu  übertreiben  und  aus  einer  nach  einem 
Unfall  entstandenen  Exazerbation  ihres  Zustandes  Kapital  zu  schlagen.  Ist 
über  eine  nach  Trauma  in  die  Erscheinung  getretene  Hysterie  ein  Gutachten 
abzugeben,  so  ist  daher  eine  hohe  Kente  nur  dann  zu  empfehlen,  wenn  die 
Krankheitssymptome  derartige  sind,  daß  man  bei  dem  gesamten  Krankheits-' 
bild  annehmen  kann,  der  Kranke  würde  auch  ohne  Entschädigungansprüche 
nicht  in  der  Lage  sein,  zu  arbeiten.  In  sehr  vielen  anderen  Fällen  dagegen 
ist  trotz  bestehender  Neurosen  gar  keine  oder  eine  kleine  Rente  zu  em- 
pfehlen, weil  eben  bei  dem  betreffenden  Grad  der  Neurose  die  Arbeits- 
fähigkeit nicht  oder  nur  wenig  beschränkt  zu  sein  pflegt.  Hier  helfen  keine 
allgemeine  Prinzipien,  sondern  nur  sorgfältige  Entscheidung  von  Fall  zu  Fall. 
Auch  bei  der  sorgfältigsten  Untersuchung  kann  es  vorkommen,  daß  ein 
Kranker  uns  täuscht  und  wir  nicht  imstande  sind,  ihm  diese  Täuschung 
durch  ärztliche  Untersuchungsmethoden  nachzuweisen.  Wenn  wir  infolge 
einer  solchen  gelungenen  Täuschung  wirklich  eininal  einen  Simulanten  eine 
Rente  zubilligen,  so  ist  das  noch  lange  nicht  so  schlimm,  als  wenn  wir  einen 
wirklich  Kranken  als  Simulanten  begutachten.  (AtUoreferat.) 

In  fünf  Vorlesungen  behandelt  Schuster  (93)  die  traumatischen 
Neurosen.  In  der  ersten  gibt  der  auf  diesem  Gebiete  hinlänglich  bekannte 
Verfasser  einen  interessanten  Überblick  über  die  Geschichte  der  traumatischen 
Neurosen,  in  den  anderen  werden  Ätiologie  und  Pathogenese,  Symptomatologie, 
Diagnose,  Simulation,  Prognose  und  Verlauf  in  klarer,  lehrreicher  Form 
geschildert.  Besonders  ausführlich  ist  die  Symptomatologie  abgehandelt. 
Volle  Zustimmung  verdient  die  Forderung,  daß  den  Verletzten  von  den 
Berufsgenossenschaften  Betriebe  nachgewiesen  werden,  in  welchen  sie  gegen 
entsprechenden  Lohn  nach  Maßgabe  der  noch  bestehenden  Arbeitsfähigkeit 
arbeiten  könnten.  Das  Büchlein  bietet  nicht  bloß  dem  praktischen  Arzt, 
sondern  auch  dem  Neurologen  Wissenswertes  und  Anregendes. 

Leers  (69)  legt  seiner  Arbeit  28  Fälle  zu  Grunde,  die  er  im  Institut 
für  Staatsarzneikunde  (Professor  F.  Strassmann)  zu  beobachten  Gelegenheit 
hatte.  Die  nervösen  Störungen  entwickelten  sich  durchweg  unmittelbar  im 
Anschluß  an  das  Trauma,  nur  in  vereinzelten  Fällen  erst  nach  Wochen  bis 
Monaten.  Der  Verlauf  des  Leidens  war  chronisch,  hartnäckig.  Das 
psychische  Moment,  wenigstens  in  Gestalt  einer  gemütlichen  Depression, 
fehlte  in  keinem  Falle.  In  5  Fällen  war  Ausgang  in  Psychose,  2  endeten 
mit  querulatorischer  Paranoia,  3  mit  Demenz.  Die  Prognose  ist  ungünstig. 
Im  Interesse  der  Wiedergewinnung  des  Verletzten  zur  Tätigkeit  tritt  L.  ein 
für  die  Umwandlung  der  Rente  in  eine  einmalige  Kapitalsabfindung  und 
eine  damit  Hand  in  Hand  gehende  Beschleunigung  des  Rentenfestsetzungs- 
verfahrens. Von  größerem  praktischen  Werte  erscheint  Verfasser  die  Ein- 
richtung von  Volksnervenheilstätten,  in  denen  die  Verletzten  die  notwendige 
Ruhe  und  mit  dieser  Gelegenheit  zu  körperlicher  Arbeit  und  geistiger  An- 
regung finden  könnten.  Durch  sachgemäße  psychische  Behandlung  würde 
in  ihnen  Lust  zur  Arbeit  geweckt  werden.  Die  Berliner  Volksnerven- 
heilstätte  Haus  Schönow  unter  Leehrs  Leitung  hat  eine  Reihe  solcher 
Erfolge  zu  verzeichnen. 

In  seinen  Auseinandersetzungen  über  die  sogenannte  traumatische  Neu- 
rose hebt  Löwenthal  (68)  ganz  besonders  die  Ursachen  dieser  Krankheit 
hervor.  Sie  ist  nicht  die  unausbleibliche  Folge  des  Unfalles,  sondern  an 
gewisse  Umstä-nde  geknüpft,  denen  bei  der  Entstehung  der  Unfallneurose 
entgegengetreten  werden  muß.     Zu  ihrer  Entwicklung  tragen  die  ängstlichen 


Trauma  und  Nervenkrankheiten.  755 

hjrpochondrischen  Yorstellungen  über  die  eigene  &esuDdheit,  die  Arbeits- 
fähigkeit und  die  Existenzfrage  der  Familie  bei,  ferner  die  damit  verbundene 
Begebrungsvorstellung  einer  mögliebst  hohen  Entschädigung  und  die  mit 
dem  Kampf  um  die  Rente  verbundenen  Aufregungen  durch  Untersuchungen 
und  Prozesse. 

Prophylaktisch  ist  die  Bekämpfung  des  Alkoholismus  sehr  wichtig, 
der  die  Entstehung  der  traumatischen  Neurose  begünstigt  und  gewisse 
Symptome,  die  als  Teilerscheinungen  der  Krankheit  aufzufassen  sind,  hervor- 
ruft Die  wichtigste  Aufgabe  der  Therapie  ist,  den  Verletzten  wieder  an 
die  Arbeit  zu  gewöhnen  und  ihm  das  Vertrauen  zu  seiner  Leistungsfähigkeit 
wieder  zu  geben.  (Bmdix,) 

K.  Allgemeines  Ober  traumatische  Erlcranlcimgen. 

Das  Bild  einer  posttraumatischen  organischen  Erkrankung  des  Nerven- 
systems entsteht  nur  in  einer  beschränkten  Zahl  von  Fällen  aus  der  exogenen 
Ursache  des  Traumas  allein.  Veragn^th  (107)  ist  der  Ansicht,  daß  wir 
nicht  ohne  die  Annahme  einer  besonderen  Disposition  auskommen,  welche 
das  Trauma  im  Moment  vorfindet,  da  es  den  Körper  triflft. 

Schlossermeister  W.  bezog,  wie  Haag  (42)  mitteilt,  wegen  „traumatischer 
Neurose**  eine  Unfallrente  von  33^8  7o'  ^^  verstarb  mit  Hinterlassung 
einer  Witwe  und  vier  Kindern,  für  welche  Entschädigungsanspruch  geltend 
gemacht  wurde,  mit  der  Behauptung,  der  Tod  wäre  ünfallfolge  gewesen. 
W.  starb  an  Gehirnanämie,  Herzlähmung  infolge  chronischen  Alkoholismus. 
Es  wurde  geltend  gemacht,  daß  W.  wegen  Kopfschmerzen  Trinker  geworden 
war.  Da  aber  W.  schon  vor  dem  Unfall  Trinker  war  und  eine  Veranlassung, 
znm  Trinker  zu  werden,  aus  dem  Unfall  nicht  anerkannt  werden  konnte, 
so  wurde  der  kausale  Zusammenhang  zwischen  Unfall  und  Tod  verneint. 
Der  Anspruch  wurde  durch  alle  Instanzen  verfolgt  und  abgewiesen. 

Blind  (16)  hat  806  eingeborene  (elsässische  und  südwestdeutsche) 
Männer,  99  mit  wenigen  Ausnahmen  elsässische  Frauen  und  51  männliche 
Italiener  untersucht,  die  sämtlich  zur  Nachbehandlung  von  Unfallverletzungen 
überwiesen  waren.  Von  diesem  Material  wiesen  nervöse  Unfallfolgen 
(neur asthenische,  hypochondrische,  hysterische)  auf  von  eingeborenen  Männern 
6,6  ^ ^,  eingeborenen  Frauen  12,1  7o>  italienischen  Männern  39,2  ^o«  ^a^ 
Überwiegen  der  traumatischen  Neurose  beweist  nach  Verfasser  eine  spezielle 
Veranlagung  der  lateinischen  Rasse  zu  dieser  Krankheitsform  im  Vergleich 
zum  einheimischen  Arbeiter,  vielleicht  meint  B.,  tritt  diese  Prädisposition 
bei  jeder  Rasse  auf,  die  vorübergehend  ihrer  Heimat,  gewohntem  Klima 
und  Lebensbedingungen  entrissen  wird. 

Hahn  (44)  teilt  einen  Fall  mit,  wo  Patient  nach  einem  Schuß  die 
Empfindung  hatte,  als  ob  er  einen  Schlag  in  die  linke  Weiche  bekommen 
hätte,  tatsächlich  war  aber  der  Schuß  in  den  Oberschenkel  von  hinten  ein- 
gedrungen. 

Stronz  (102)  pflichtet  Professor  Vulpius  bei,  welcher  den  erst- 
behandelnden Arzt  von  einer  prozentualen  Festsetzung  der  Erwerbs- 
beschräukung  entbindet,  wendet  sich  aber  gegen  die  Forderung,  daß  der 
praktische  Arzt  nur  einen  sachverständigen  Bericht  liefern  soll  ohne  jedes 
Urteil  über  den  Fall.  Im  Interesse  einer  möglichst  unparteiischen  Ent- 
scheidung in  Unfallstreitsachen  fordet  S.  eine  gleichberechtigte  Mitwirkung 
des  erstbehandelnden  Arztes  und  der  späteren  Begutachter.  Das  ärztliche 
Gutachten  in  strittigen  Fällen  sei  das  Ergebnis  einer  mündlichen  geheimen 


766  Trauma  und  Nervenkrankheiten. 

Konferenz  sämtlicher,  mit  gleicher  Stimme  beteiligten  Kollegen,  in  welcher 
„Für"  und  „Wider"  in  erschöpfender  Weise  besprochen  werden  kann. 

Georgii  (36)  fordert  eine  sehr  eingehende  Untersuchung  und  sofortige 
Protokollierung  des  Befundes.  Die  Abgabe  von  Gutachten  darf  nicht  mehr 
bloß  eine  Gefühlssache  des  Einzelnen  sein,  sie  muß  auf  einem  streng  wissen- 
schaftlichen Standpunkt  beruhen.  In-  zweifelhaften  Fällen  genügt  es,  das 
urteil  so  zu  formulieren,  daß  die  Annahme  der  traumatischen  Entwickeluag 
einer  fraglichen  Krankheit  mit  mehr  oder  weniger  Wahrscheinlichkeit  ge- 
rechtfertigt ist  oder  nicht.  G.  erinnert  daran,  daß  Fremdwörter  im  Gut- 
achten fortgelassen,  und  daß  letzteres  deutlich  geschrieben  sein  muß.  G.  em- 
pfiehlt, in  Anbetracht  der  mannigfachen  Beziehungen  zwischen  Arzt  und 
Unfallgesetz,  daß  nicht  allein  die  Arzte,  sondern  alle  mit  der  Vollziehung 
des  Gesetze?  Betrauten,  also  auch  die  Beamten,  die  Gewerbetreibenden  und 
die  Landwirte,  von  Haus  aus  eine  gründlichere  Vorbildung  und  Schulung 
in  der  Praxis  der  Arbeiterfürsorgegesetze  nötig  haben.  Darum  gehört  der 
Unterricht  schon  auf  die  Hochschulen. 

Die  nicht  anästhesierten  Hunde  fielen  augenblicklich  mit  dem  Anf- 
treffen  des  Schusses  im  Feuer  und  verendeten  in  kurzer  Zeit;  die  durch 
Rückenmarksanäathesie  unempfindlich  gemachten  Tiere  liefen  weg  oder  ver- 
suchten es  zu  tun,  soweit  die  bestehende  Lähmung  es  gestattete,  obwohl 
sie  mit  den  zahlreichsten  Schrotverletzungen  am  ganzen  Körper  übersät 
waren.  Schieffer  (92)  betrachtet  seine  Versuche  als  einen  Beweis  der 
Leyden-Groeningschen  Choktheorie,  durch  die  Rückenmarksanästhesie 
wurden  die  sensiblen  Zentren  gelähmt  und  dadurch  die  verderbliche  Ein- 
wirkung traumatischer  Reize  auf  lebenswichtige  Zentra  —  der  Chok  — 
ausgeschlossen. 

Stolper  (101)  erkennt  die  Unfallsneurose  als  ein  wohl  abgrenzbares 
Krankheitsbild  an.  Er  warnt  davor,  die  Prognose  in  den  ersten  Tagen  zu 
ungünstig  zu  stellen  und  den  Patienten  auf  ein  femliegendes  Unfallsmoment 
aufmerksam  zu  machen,  welches  dann  zuständigerseits  nicht  als  ent- 
schädigungspflichtiger Unfall  anerkannt  wird.  Ein  solcher  Unfallskranker 
wird  nicht  selten  zum  Querulanten.  S.  verurteilt  das  Massenuntersuchen 
von  Unfallverletzten,  da  dadurch  das  Vertrauen  zum  Untersucher  erschüttert 
wird ;  er  empfiehlt  Übung  und  Schulung  des  ärztlichen  Nachwuchses  in  allen 
Fragen  der  versicherungsrechtlichen  Medizin. 

Windscheid  (115)  bespricht  die  einschlägigen  Gesetzesbestimmungen, 
die  Unfallgesetzgebung  in  den  außerdeutscheu  Staaten  und  erklärt  den 
Begriff  „Betriebsunfall".  In  klarer,  lehrreicher  und  hauptsächlich  für  den 
praktischen  Arzt  berechneter  Darstellung  geht  Verfasser  auf  die  Fragen 
des  Zusammenhanges  eines  Unfalles  mit  den  verschiedenen  Krankheitsgruppen 
ein  (Infektions-,  Lungen-,  Herz-,  Gefäß-,  Magen-,  Darm-,  Leber-,  Bauch- 
speicheldrüse-, Nieren-  und  Stoffwechselerkrankungen).  Den  weitaus  größten 
Raum  nehmen  die  funktionellen  und  organischen  Nervenkrankheiten  ein,  die 
Verfasser  in  ihrer  Beziehung  zum  Trauma  und  zur  Begutachtung  einzeln 
und  ausführlich  bespricht.  Zum  Schluß  bespricht  W.  die  Stellung  des 
Arztes  zum  Invalidenversicherungsgesetz,  die  Untersuchung  und  Begutachtung 
Invalider. 


Medikamentöse  Therapie  der  NerreDkrankheiien.  757 

Medikamentöse  Therapie  der  Rervenkranklieiteii. 

Referent:   Dr.  M.  Bloch-Berlin. 

1.  Albrecht.  Eine  kurze  Mitteilung  über  Veronal.    Wochenschr.  f.  Tierh.  u.  Viehzucht. 
XLIX.   821—824. 

2.  Alter,  W.,    Zur  Kasuistik  über  das  Veronal.    Münch.  Mediz.  Wochenschr.    No.  11, 
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3.  Anders,  Wirksamkeit  des  Lumbagins  (Raebiger).    Berliner  tierärztl.  Wochenschrift. 
Xo.  32,  p.  556. 

4.  Babonneiz,  L.,  Applications  internes  du  nitrate  d'argent.    Gaz.  des  hopit.  No.  1,  p.  5. 

5.  fiaroch,  Eugen,  Zur  therapeutischen  Anwendung  des  Dormiols.    Allg.  Med.  Central- 
Ztg.   No.  40,  p.  759. 

6.  Beckarts,  H.,  Ueber  die  Einwirkung  von  Brom  auf  Strychnin.    Arch.  f.  Pharmazie. 
Bd.  243,  H.  7,  p.  493. 

7.  Beddies,  A.,   Moderne  Baldrian-Präparate.    Deutsche  Aerzte-Ztg.    H.  8,  p.  173. 

8.  Beerwald,  K.,  Bornyval  und  seine  Verwendung  in  der  ärztlichen  Praxis.     Allgem. 
Hedic  Gentral-Ztg.   No.  23,  p.  436. 

9.  Bergeil,  Peter,  üeber  Fortschritte  und  Ziele  der  Erforschung  des  Morphins.    Charite- 
Annalen.    XXIX.   p.  40— 45. 

10.  Derselbe  ond  Braunstein,  A.,  Ueber  das  Lecithin  und  Bromlecithin.    Die  Therapie 
der  Gegenwart.   H.  4. 

11.  Derselbe  und  Mamlock,  G.  L.,  Hundert  Jahre  chemischer  Morphinforschung.    Berl. 
klin.-therap.  Wochenschr.   No.  32,  p.  787. 

12.  Beyer,  Joh.,  Veronal  in  der  Praxis.     Berl.  klin-therap.  W^ochenschr.    p.  729. 

13.  Bleibtreu,  L.,    Erfahrungen   über   die  Anwendung  des  Neuronais.     Münch.  Mediz. 
Wochenschr.    No.  12. 

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17.  Bresler,   Neuronal.     Psych.-neurol.  Woehenschr.    VII.  Jahrg.,  No.  17,  p.  172. 

18.  Brings,  J.,  Über  Bornyval.    Deutsche  Medizinal-Ztg.    No.  101. 

19.  Brouardel,  P.,   Opium,  Morphine  et  Coca'ine.     Paris.    J.  B.  Bailli^re  et  fils. 
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23.  Dibailow,  S.,    Ueber   den    therapeutischen   Wert    des   Pyramidons.     Praktitscheski 
Wratsch.    No.  3. 

24.  Euler,   Einige  Eriahrungen  mit  Neuronal.     Therapeut.  Monatsh.    April,    p.  168. 

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(cafeine,  strychnine).     Riforma  medica.    an.  XXI,  No.  23,  p.  620. 

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36.  Hasbrouck,  E.  M.,   Somnoform.     Wash.  Med.  Ann.    IV.    345—348. 

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38.  Holterbach,  Heinrich,  Yohimbin,  hydrochlor.  Spiegel  ad  us.  veterin.    Berl.  tierärztl. 
Wochenschr.    No.  47,  p.  792  und  Berlin.   Wilhelm  Greve. 

39.  Do^elbe,  Yohimbin,    ibidem.    No.  40,  p.  673. 

40.  Hoppe,    Ein   Fall  von   chronischem  Veronalismus.     Vereinsbeil.  d.  Deutsch.  Mediz. 
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768  Medikamentöse  Therapie  der  Nervenkrankheiten. 

41.  Hughes,  A.B.,  Unusual  Therapy  of  Strychnine.     Mercks  Archives.    June.   p.  171. 

42.  Kionka,  H.,   Die  Wirkung  des  Baldrians.     Arch.  intern,  de  Pharm,  et  de  Therapie. 
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43.  Derselbe,  Zur  Kenntnis  des  Baldrians.     Eine  vergleichende  pharmakologische  UDt«r- 
suchung.     ibidem.    XY.    p.  279. 

44.  Kirkovi6,   Stojan,    lieber   die   antirheumatische   und   antineuralgische  Wirkung  des 
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45.  Klatt,  Hans,   Ueber  das  Pyramidon.     Aerztl.  Rundsch.    p.  545. 

46.  Derselbe,  Über  das  Isopral.     Die  Heilkunde.   Nov.    p.  491. 

47.  Klieneberger.  Otto  Ludwig,  Ueber  Veronal  (Dosierung  und  Idiosynkrasie).  Münch. 
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52.  L aquer,  Leopold,  Erfahrungen  über  die  Anwendung  von  Arsen  und  Eisen.  Die 
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53.  Larkin,  J.  C,  Veronal  or  diethylbarbituric  acid.  Columbus  Med.  Journ.  XXII. 
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55.  Levi,  Bianchini,  Kecherches  cliniques  sur  le  Bornyval  comme  sedatif  et  hypnotiqae 
dans  des  maladies  mentales  et  nerveuses.     Hiforma  medica.     an.  XXI.     No.  26. 

56.  Levy,  Fritz,  Ueber  das  Bornyval  (Borneolisovaleriansäureester)  und  sein  Verhalten  im 
Organismus.     Die  Therapie  der  Gegenwart.     Okt.     p.  455. 

57.  Liermberger,  Otto,  Zur  Eisen-Arsentherapie.  Die  Wechselwirkung  von  Eisen  und 
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and  Surg.  Journ.     aoüt.     p.  143. 

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berleht.) 

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nische  Central-Zeitung.     No.  15.     p.  277. 

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und  des  Bromipins.     ibidem.     No.  25.     p.  471. 

68.  Derselbe,  Ueber  das  Auftreten  von  Harnsäure  und  Erdphosphaten  im  Harn  nach 
Verabreichung  großer  Brommengen  beim  Menschen,     ibidem.     No.  87.     p.  708. 

69.  Meyer,  V.,  Validol,  a  powerful  Restorative.     Therapist.     XV.     53—56. 

70.  Mongeri,  Les  effets  toxiques  du  Veronal.  Compt.  rend.  du  Club  med.  de  Con- 
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71.  Montagnini,  T.,  Sul  nuovo  ipnotico  l'isopral.  N.  raccoglitore  med.  Imola.  IV. 
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72.  Morselli,  E.  e  Morselli,  A.,  Su  di  un  nuovo  ipnotico  nella  cura  delle  malatüe 
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76.  Petit,  Arthur  et  Albert,  Sur  le  dosage  de  l'opium.  Journal  de  Pharmacie  et  de 
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31edikamentöse  Therapie  der  Nervenkrankheiten.  759 

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and  Neurologie. 

85.  Derselbe,  Isopral,  ein  neues  Schlafmittel,     ibidem.     No.  46.     1904. 

86.  Richter,  Ueber  die  Handverkaufs- Abgabe  von  10%iger  Opium tinktur.     Zeitschrift 
f.  Medizinalbeamte.     No.  21.     p.  696. 

87.  Rius  y  Matas,    De  la  duboisina  como  hypnötico  y  sedante.     Arch.  de  terap.  de  l. 
enferm.  nerv,  y  ment.     III.     180 — 182. 

88.  Schmitt.    Nouveaux    hypnotiques  derives  du  chloral.    Rev.  med.  de  l'Est.    Nancy. 
1904.    XXX VI.     621;  655. 

89.  Schalze,  Kurt,  Ueber  Neuronal.     Die  Therapie  der  Gegenwart.     Jan.     p.  14. 

90.  Schumann,   Erfahrungen   über   das  Baldrianpräparat  „Bornyval''.     Fortschritte  der 
lledizin.     No.  18. 

91  Seifert,  Sammelreferat  über  Aspirin.     Pharmakolog.  und  therapeutische  Rundschau. 

No.  9.     p.  66. 
92.  Selka,  Alfred,   Isopral.     Pharmakol.   u.   Therapeut.  Rundschau.     No.  1.     Beibl.  zur 

Wiener  klin.  Rundschan.     No.  2. 
%.  Shoemaker,   John    V.,    Scopolamine    Hydrobromate.      Medical    Record.     Vol.  68. 

p.  681.    (SitKungsberieht.) 
W.  Sollier,  Paul,  Heroine  et  fleroinomanie.     La  Presse  medicale.    No.  89.     p.  716. 

95.  Sommer,  Zur  Indikation  und  Dosierung  des  Morphins.     Wochenschr.  f.  Therap.  u. 
flyg   d.  Auges.     VIU.     337. 

96.  Spann,  J.,  Zur  Therapie  des  Veronal.    Wochenschr.  f.  Tierh.  u.  Viehzucht.    München. 
XLIX.     403—405- 

97.  Stoner,  A.  P.,  Brief  Resume  of  the  Action  of  Some  of  the  Important  Somnifacients, 
with  Clinical  Notes  on  a  New  Hypnotic.     New  York  Med.  Journ.     March. 

98.  Stre locke,  Heilwirkung  des  Lumbagin  (Raebiger).   Berliner  tierärztl.  Wochenschrift. 
Xo.  41. 

99.  Szentkiralyi,  Stephan,    Das    Isopral.     Ein    neues    Schlafmittel.     Budapesti  Orvosi 
Ujsag.     No.  29.     ungarisch. 

100.  Taaszk,   Franz,    Isopral.     Wiener   Mediz.   Blätter.     No.  52.     p.  615   und  Budapesti 
Orvosi  ujsag.     No.  31.     Ungarisch. 

101.  Tomasczewski,    £.,     Zur    subcutanen    Jodipinanwendung.       Münchener    Medizin. 
Wochenschrift.     No.  50.     p.  2424. 

102.  Vahlen,    Ernst,    Ueber    einen    neuen,    wirksamen,    wasserlöslichen    Bestandteil    des 
Mutterkorns.     Deutsche  Medizinische  Wochenschrift.     No.  32. 

10.  Velmelage,  Lumbagin  (Raebiger).     Berliner  tierärztl.  Wochenschr.   No.  46.   p.  778. 

104.  Wasser mever,  Beitrag  zur  Wirkung  des  Schlafmittels  Isopral.  Berl.  klin.  Wochenschr. 
Xo.  37.     p.'ll80. 

105.  Wederhake,    Ueber   die    schmerzstillende   Wirkung    der    Salicy Ideriva te.      Reichs- 
Medizinal-Anzeiger.     No.  25.     p.  483. 

106.  Witt,    Ueber    Bomyval    „Riedel".     Sammelreferat.      Repertorium    der    Praktischen 
Medizin.     No.  12. 

107.  Witthauer,  K.    und   Gärtner,  S.,   Die   hypnotischen    Eigenschaften    eines    neuen 
Polychlorals  (Viferral).     Therapeut.  Monatshefte.     März. 

108.  Zernik,  Isopral.     Apoth.  Zeitung.     Berlin.     XX.     300. 

lypnotika  ond  Narkotika:  Ghloralose,  Dormiol  Isopral  Neuronal  Veronal 
Proponal  Viferral  Horpbinp  Heroin. 

Schmitt  (88)  hat  3  neuere  Derivate  des  Chlorals  eingehenden  pharma- 
kologischen and  klinischen  Untersuchungen  unterzogen.  Für  die  Chloralose 
kommt  er  zu  dem  Schluß,  daß  sie  als  einzigen  Vorteil  gegenüber  dem 
Chloral  den  besitzt,  keine  ungünstige  Wirkung  auf  das  Herz  auszuüben, 
daß  de  aber  andererseits  anderen  wohlerprobten  Schlafmitteln  gegenüber 
keiflerlei  Vorzüge  besitzt,  ihre  Wirkung  vielmehr  unzuverlässig  und  nicht 
im  von  beunruhigenden    und  unangenehmen   Nebenwirkungen   ist.      Auch 

I         Jahresbericht  f.  Nearologie  und  Psychiatrie  1906.  49 


770  Medikamentöse  Therapie  der  NervenkrankheiteD. 

Yom  Dormiol  hat  Verf.  keine  konstanten  und  besonders  befriedigenden  Erfolge 
gesehen.  Keinesfalls  war  sein  hypnotischer  Effekt  dem  des  Chlorals  über- 
legen. Die  pharmakologischen  Untersuchungen  mit  Isopral  haben  ergeben, 
daß  es  schneller  und  in  gleicher  Dosis  intensiver  hypnotisch  wirkt,  als 
Chloral,  und  daß  ein  größerer  Spielraum  zwischen  wirksamer  und  toxischer 
Dosis  beim  Isopral  im  Vergleich  zum  Chloral  vorhanden  ist.  Therapeutisch 
empfiehlt  Verf.,  Isopral  in  reichlicher  Menge  gezuckerten  aromatischen  Wassers 
zu  geben.  Bezüglich  der  Dosierung  und  Indikation  stimmt  er  im  wesent- 
lichen mit  anderen  Autoren  überein.  Der  Schlaf  tritt  im  allgemeinen  viel 
schneller  als  beim  Chloral  ein,  in  der  Wirkung  stimmt  es  im  wesentlichen 
mit  diesem  überein.  Kontraindiziert  ist  es  bei  entzündlichen  Affektionen 
des  Magendarmkanals,  während  es  im  Gegensatz  zum  Chloral  bei  manchen 
Herzaffektionen  unbedenklich  gegeben  werden  kann. 

Klatt  (46)  sieht  im  Isopral  ein  angenehm  wirkendes,  wenn  auch  nicht 
immer  zuverlässiges  Hypnotikum  bei  der  Schlaflosigkeit  der  Neurastheniker, 
bei  depressiven  Zuständen  und  ein  brauchbares  Sedativum  für  manche  Auf- 
regungszustände.  Unangenehme  Nebenerscheinungen  treten  nur  auf  in 
Fällen  von  Herzmuskeldegeneration,  wo  das  Mittel  demnach  kontraindi- 
ziert ist.  Absolut  unwirksam  war  das  Mittel  bei  durch  Schmerzen  bedingter 
Schlaflosigkeit. 

Auch  Tauszk  (100)  empfiehlt  das  Isopral  in  Dosen  von  0,5—1.0 
als  verläßliches,  von  Nebenwirkungen  freies  Hypnotikum.  Wenn  er  es  auch 
vorwiegend  bei  innerlich  Kranken  verwandt  hat,  so  hat  er  es  doch  auch  bei 
einigen  Fällen  von  Neurasthenie,  Hysterie,  Cephalaea  mit  Erfolg  verordnet. 
Interessant  ist,  daß  bei  einigen  Tabikern,  die  an  heftigen  lanzinierenden 
Schmerzen  litten,  es  dem  Verf.  gelang,  durch  Isopral  allein  ohne  ein  anderes 
Medikament  Schlaf  herbeizuführen. 

Nach  Wassermeyer  (104)  ist  das  Isopral,  mit  dem  er  an  der 
Siemerlingschen  Klinik  Versuche  angestellt  hat,  ein  Schlafmittel,  das 
neben  den  schon  bekannteren  sehr  wohl  Beachtung  verdient  und  zu  weiteren 
Versuchen  und  ausgedehnterer  Anwendung  geeignet  ist.  Es  steht  in  gleicher 
Menge  dem  Veronal  etwas  nach,  dem  Trional  mindestens  gleich.  Bei  un- 
ruhigen Kranken  versagten  die  gewöhnlichen  Dosen  von  0,5  —  1,0  völlig, 
aber  auch  solche  von  2,5  wirkten  durchaus  nicht  sicher;  also  ein  anderen 
Schlafmitteln  völlig  analoges  Verhalten.  Unangenehme  Nebenwirkungen  hat; 
Verf.  bei  seinem  Material  —  allerdings  fast  ausschließlich  Psychosen  — 
nicht  beobachtet. 

Selka  (92)  sieht  in  dem  Isopral  zwar  kein  Schlafmittel  erster  Güte, 
wohl  aber  ein  ganz  gutes,  brauchbares  und  empfehlenswertes  Mittel  bei 
Schlaflosigkeit  einfacher  Art,  das  gern  genommen  wird,  bei  entsprechendet 
Dosis  bald  wirkt,  frei  von  Nebenwirkungen  ist,  keine  rasche  Angewöhnung 
bedingt  und  sich  auch  dort  eignet,  wo  Chloral  und  ähnliche  Mittel  wegen 
ihrer  Wirkung  auf  das  Herz  kontraindiziert  sind. 

Pisarski's  (79)  Beobachtungen  über  die  Wirkung  des  Isopral  be- 
treffen vorwiegend  interne  Fälle.  Er  bestätigt  im  ganzen  die  günstigen  Er- 
fahrungen anderer  Autoren.  Bemerkenswert  erscheint,  daß  nach  seinen 
Beobachtungen  weibliche  Patienten  empfindlicher  gegen  die  Isopralwirkung 
sind,  als  Männer.  Nach  Dosen  über  1,0  wurde  mehrfach  starker  Schwindel, 
Schwächo  und  T^belkeit,  sowie  protrahierte  Schlafsucht  beobachtet.  Deutlich 
kumulierende  Wirkung  wurde  nicht  beobachtet,  manchmal  dagegen  eine  ge- 
wisse Gewöhnung.  Mehrfach  wurde  eine  intensive  sedative  Wirkung  kon- 
statiert,   so    bei    multipler  Sklerose,    Dementia    senilis,    Morphinismus    und 


Medikamentöse  Therapie  der  Nervenkrankheiten.  77J[ 

Tetanus.  Mehrfach  wurden  auch  bei  mäßigen  Gaben  Fulsbeschleunigung 
und  Sinken  des  Blutdruckes,  recht  häufig  vermehrte  Diurese  beobachtet. 

Verf.  empfiehlt  wegen  des  unangenehmen  Geschmackes  des  Mittels, 
dasselbe  in  Fastillenform  oder  in  Oblaten  zu  geben.  Bemerkt  sei  noch,  daß 
in  einigen  Fällen  Dosen  von  1,0  auch  Schlaflosigkeit,  die  auf  körperlichen 
Schmerzen  beruhte,  zu  beseitigen  im  stände  waren. 

Poerster  (28)  hat  an  der  Bonner  psychiatrischen  Klinik  Versuche 
über  die  hypnotische  Wirkung  der  Isoprals  auf  perkutanem  Wege  angestellt. 
Am  zweckmäßigsten  erwies  sich  ihm  eine  in  der  Kälte  leicht  herstellbare 
Lösung  von  30,0  Isopral  auf  10,0  Alcoh.  absol.  und  10,0  Ol.  Ricini.  Das 
einzureibende  Quantum  entsprach  einer  Dosis  von  1,0 — 6,0  des  Präparates, 
über  5,0  Isopral  zweimal  pro  die  ist  er  nicht  hinausgegangen.  Dosen  von 
2,5 — 3,0  sind  meist  ohne  bemerkenswerten  Einfluß,  bei  Unruhezuständen 
muß  man  auf  4,0 — 5,0  steigern.  Müdigkeit  und  Schläfrigkeit  treten  in  der 
Regel  nach  Va — 2  Stunden  ein,  der  Schlaf  dauert  durchschnittlich  4  bis 
7  Stunden.  Verf.  hat  das  Verfahren  bei  38  Patientinnen  mit  im  ganzen 
14Ö  Einreibungen  versucht;  bei  einem  Drittel  der  Patienten  war  der  Erfolg 
positiv,  bei  einem  Viertel  weniger  ausgesprochen,  beim  Rest  fraglich  oder 
negativ.     Üble  Nebenwirkungen  wurden  nicht  beobachtet. 

Das  Präparat  wird  an  Arm  oder  Oberschenkel  kurz  eingerieben,  die 
flaut  mit  Guttapercha  bedeckt  und  dies  mit  einer  Binde  fixiert.  Die  Be- 
deckung wird  nach  1 — IV2  Stunden  entfernt.  Reizerscheinungen  der  Haut 
hat  Verf.  mit  obigem  Gemisch  nicht  konstatiert. 

Szentkir&lyi  (99)  prüfte  das  Isopral  in  20  Fällen  von  Erkrankungen 
des  Nervensystems,  Stoffwechsels  und  der  Atmungsorgane.  In  der  Dosis  von 
0,0  bis  1,0  g  verursacht  I.  einen  4 — 10  stündigen,  dem  normalen  ähnlichen 
Schlaf.  Keine  schädliche  Wirkung  auf  das  Herz;  in  2  Fällen  leichter 
Kopfschmerz  als  Nachwirkung.  In  einem  Falle  von  Morphinismus  brachten 
2,0  g  I.  keinen  Schlaf,  sondern  nur  einen  P/^  stündigen  rauschähnlichen 
Znstand.  Bei  schweren  organischen  Erkrankungen  erwies  sich  Veronal  oft 
als  erfolgreicher.  Die  Anwendung  in  Lösung  oder  Tablettenform  ist  em- 
pfehlenswerter. (Hudovern  ig,) 

Seitdem  das  Isopral  existiert,  hat  Kress  (49)  es  in  der  Praxis  stets 
im  Auge  behalten  und  veriügt  heute  über  Erfahrungen  an  zirka  60  Pa- 
tienten. Als  Hypnotikum  ist  es  vor  allem  bei  jenen  Nervösen  und  Neurasthe- 
nikern  indiziert,  bei  denen  die  Agrypnio  in  einer  Erschwerung  des  Ein- 
schlafens bedingt  ist,  bei  denen  aber  nach  Ul)erwindung  dieser  Schwierigkeit 
ein  genügend  langer  Schlaf  zu  erwarten  steht.  Da  die  Wirkung  des  Isoprals 
sich  schon  nach  wenigen  Minuten  geltend  macht,  ist  es  ratsam,  dasselbe  erst 
nehmen  zu  lassen,  wenn  der  Patient  im  Bett  zum  Schlaf  bereit  liegt  und 
weitere  exogene  Störungen  beseitigt  sind.  Bei  der  obigen  eingeschränkten 
Indikationsstellung  macht  sich  als  prähypnotische  Isopralwirkun^^  ein  exjian- 
siyes,  befreiendes  und  lösendes  Allgemeingefühl  geltend,  in  welchem  wir 
einen  Vjesonderen  Vorzug  des  Isoprals  erblicken  dürfen,  weil  es  die  psychi- 
schen Schlafhindernisse  leicht  beseitigt.  Mit  gerinj^en  Ausnahmen  hat  er 
mit  n,5  g  Isopral  guten  Schlaf  erreicht:  mehr  als  0,75  hat  er  nie  ver- 
ordnen müssen.  Der  Schlaf  war  stets  erquickend,  unang(Michnie  Neben-  oder 
Nachwirkungen  wurden  bis  heute  nicht  konstatiert. 

In  diesem  Sinne  hat  er  auch  bei  gelierenden  nemasthenischen  Im- 
potenten durch  Isopralordination  in  kleineren  individualisierten  Dosen  eine 
leichtere  Überwindung  restiereiider,  die  Potentia  coeundi  hindernder  Henimungs- 
vorstellungen  mehrfach  gesehen,  sodaß  also  bei  präziser  Jndikationsstellung 
das  Isopral  auch  als  ein  gutes  Unterstützungsmittel  der  Suggestionstherapie 

49* 


772  Medikamentöse  Therapie  der  Nervenkrankheiten. 

angesprochen  werden  kann.  Daraus  geht  hervor,  daß  wir  in  dem  Isopral 
keinen  Konkurrenten  des  Veronals,  sondern  ein  spezialisierteres  Mittel  zu 
erblicken  haben.  Wegen  der  Reizwirkung  auf  empfindliche  Schleimhäute 
möchte  er  empfehlen,  die  Tabletten  in  Oblaten  einschlagen  zu  lassen. 
(Anmerkung  des  Referenten:  Neuerdings  wird  das  Isopral  aber  auch  in  Form 
Yon  Dragees  geliefert,  bei  denen  sowohl  das  Moment  der  Flüchtigkeit  der 
Substanz,  wie  des  scharfen  Geschmackes  in  Fortfall  kommt) 

(Aiiioreferat) 

Eine  kurze  kritische  Besprechung  der  3  neuen  Schlafmittel  Veronal, 
Isopral  und  Neuronal  gibt  Maas  (60),  ohne  aber  eigene  Erfahrungen  bei- 
zubringen. 

Baroch  (5)  fügt  seinen  bereits  früher  publizierten  Erfahrungen  mit 
Dormiol  einige  neue  hinzu.  So  berichtet  er  über  einen  Fall  von  Ischias  bei 
einer  Hysterica,  bei  der  die  Kombination  von  Dormiol  mit  Antineuralgicis 
sehr  gute  Wirkung  tat,  ferner  über  einen  Fall  von  Tabes,  bei  dem  gleich- 
falls die  Kombination  von  Dormiol  mit  Lactophenin  und  kleinen  Dosen 
Morphin  lange  Zeit  hindurch  die  durch  lanzinierende  Schmerzen  sonst  stark 
gestörte  Nachtruhe  wiederherstellte.  Verf.  hat  ferner  bei  Erregungszuständen 
nach  epileptischen  Anfällen  sehr  gute  Erfolge  erzielt,  ferner  seine  eigene 
Schlaflosigkeit  erfolgreich  mit  Dormiol  bekämpft.  Verf.  empfiehlt  die  Ver- 
abreichung des  Mittels  in  Kapseln  als  angenehmste  und  zuverlässigste. 

Baschkow  (83)  hat  Neuronal  bei  63  Patienten  mit  im  ganzen 
400  Einzelgaben  versucht.  Die  Dosis  betrug  meist  0,5,  stieg  aber  in  einer 
Anzahl  von  Fällen  bis  zu  2,0.  Es  handelte  sich  durchweg  um  Geisteskranke. 
203  mal  w^urde  ein  Schlaf  von  mindestens  6,  124  mal  von  weniger  als  6, 
33  mal  von  weniger  als  2  und  32  mal  überhaupt  keine  Schlafwirkung  erzielt. 
Unangenehme  Nebenwirkungen  wurden  nicht  beobachtet.  Bei  Erregungs- 
zuständen mußten  gewöhnlich  2,0  gegeben  werden,  ohne  aber  jedesmal  zu 
wirken.  In  seiner  Wirkung  wurde  das  Mittel  nur  vom  Veronal  übertroffen, 
Isopral  und  Hedonal  kamen  ihm  ziemlich  gleich.  1,0  Neuronal  entspricht 
ungefähr  0,5  Veronal  und  2,0  Hedonal. 

Schulze  (89)  faßt  seine  Erfahrungen  mit  Neuronal  in  folgenden  Sätzen 
zusammen: 

1.  Es  wirkt  in  Gaben  von  0,5 — 1,0  günstig  in  den  meisten  Fällen  von 
Schlaflosigkeit,  soweit  nicht  starke  Schmerzen  oder  andere  heftige  Beschwerden 
komplizierend  wirken. 

2.  Auf  Kopfschmerzen  hat  es  keinen  Einfluß. 

3.  Bei  Epilepsie  scheint  es  die  Zahl  der  Anfalle  herabzusetzen. 

4.  Eine  kumulative  Wirkung  findet  nicht  statt,  eher  eine  gewisse  Ab- 
schwächung  bei  länger  fortgesetztem  Gebrauch, 

5.  Leichte  Nebenwirkungen  kommen  gelegentlich  vor,  sind  aber  selten 
und  gefährden  nicht  den  Patienten. 

Bleibtreu  (13)  empfiehlt  Neuronal  in  Dosen  von  0,5—1,0  als  wirk- 
sames Sedativum  und  Hypnoticum.  Erstere  Eigenschaft  hat  Verf.  auch  bei 
Chorea  gute  Dienste  geleistet. 

Die  Erfahrungen  Euler's  (24)  mit  Neuronal  sind  nicht  ganz  so  günstig, 
wie  die  anderer  Autoren.  Er  hat  das  Mittel  bei  etwa  40  verschiedenen 
Psychosen  versucht  und  kommt  zu  dem  Schluß,  daß  es  eine  Reihe  ganz  un- 
verkennbarer Erfolge  zeitigt,  daß  aber  viele  Patienten  auf  Neuronal  überhaupt 
nicht  reagieren  oder  sich  sehr  rasch  daran  gewöhnen,  daß  ferner  in  nicht 
wenigen  Fällen  Nebenerscheinungen  zur  Beobachtung  kommen,  die  sich  mehr- 
fach in  allgemeinem  Unwohlsein,  Erbrechen  und  Durchfällen  äußerten.  Bei 
Epileptikern  wurde  eine  Verringerung  der  Anfälle  nicht  beobachtet.     In  den 


Medikamentöse  Therapie  der  Kerrenkrankheiten.  773 

Fällen,  in  denen  das  Mittel  seine  volle  Wirkung  entfalten  konnte,  setzte 
dieselbe  überraschend  schnell  ein,  was  vielen  Narkoticis  gegenüber  einen 
unzweifelhaften  Vorteil  bedeutet. 

PröUs  (81)  teilt  Erfahrungen  mit  Veronal  aus  der  allgemeinen  Praxis 
mit.  3  Fälle  betrafen  psychische  Erkrankungen,  in  denen  es  gelang,  den 
Fat  ohne  Anstaltsbehandlung  Beruhigung  zu  schaffen  und  die  psychische 
ASektion  zur  Heilung  zu  bringen.  Bei  durch  Schmerzen  bedingter  Schlaf- 
losigkeit hat  Verf.  keine  Erfolge  gesehen,  wohl  aber  bei  sonstigen  körper- 
lichen Erkrankungen,  fieberhaften  Zuständen  usw.,  die  durch  Schlaflosigkeit 
kompliziert  waren.  Eine  Gewöhnung  hat  Verf.  nicht  konstatieren  können, 
ebensowenig  unangenehme  Nebenwirkungen.  Auch  bei  schweren  Herzleiden 
kann  das  Mittel  unbedenklich  gegeben  werden. 

Beyer  (12)  hat  die  Erfahrung  gemacht,  daß  Veronal  vor  anderen 
Schlafmitteln  den  Vorzug  hat,  auch  ohne  Steigerung  der  Einzelgabe  längere 
Zeit  hindurch  verabreicht,  stets  eine  prompte  Wirkung  zu  erzielen.  Neben- 
erscheinungen traten  bei  Dosen  von  0,6 — 1,0  nicht  ein,  neben  der  hypnotischen 
besitzt  das  Mittel  ausgesprochen  sedative  Wirkung. 

Die  besten  Erfolge  von  Veronal  als  Sedativum  und  Hypnotikum  sah 
KUeneberger  (47)  bei  mehreren  auf  den  Tag  verteilten  kleinereu  Einzel- 
gaben,  3  mal  täglich  0,25  nach  den  Mahlzeiten.  Bei  größeren  Tagesgaben 
als  1,0  stellten  sich  keine  entsprechend  höhere  Wirkung,  aber  wiederholt 
unangenehme  Nebenerscheinungen,  wie  Schlafsucht,  leichte  Benommenheit  usw. 
ein.  Weiter  teilt  Verf.  einen  Fall  von  Idiosynkrasie  gegen  Veronal  mit,  bei 
dem  es  nach  Dosen  von  1,0  pro  die  mehrmals  zu  Rauschzuständen  mit 
Schwindelgefühl,  taumelndem  Gang,  träger  Pupillenreaktion,  Tremor  und 
lallender  Sprache  kam.  Derartige  Beobachtungen  mahnen  jedenfalls  zur 
Vorsicht  bei  der  Ordination  des  Mittels. 

Alter  (2)  hat  in  der  Provinzial-Irrenanstalt  Leubus  bei  3  Psychosen 
nach  Verabreichung  von  1,0,. Veronal  sehr  schwere  vorher  bei  den  betreflFeuden 
PäUen  nicht  beobachtete  Änderungen  des  Zustandes  gesehen,  die  er  zwar 
nicht  mit  absoluter  Sicherheit  als  Intoxikationserscheinungen  deuten  will  und 
zwar  aus  dem  Grunde,  weil  in  der  bisherigen  Veronalliteratur  ähnliches  nicht 
beschrieben  ist,  die  aber  doch  zu  einer  gewissen  Vorsicht  bei  Verordnung 
des  Mittels  mahnen.  Im  1.  Fall  traten  nach  gutem  Schlaf  heftige  Kopf- 
schmerzen, Kongestionen,  dann  ein  deliriöser  Zustand  mit  schreckhaften 
Visionen,  der  etwa  6  Stunden  anhielt,  später  2  bluthaltige  Stuhlentleerungen 
auf.  Auf  kleinere  Dosen  reagierte  Patient  jedesmal  mit  Kopfschmerzen, 
neuralgischen  Beschwerden  und  Kongestionen.  Im  2.  Fall,  bei  einer  ver- 
wirrten und  unruhigen  Epileptica  trat  gleichfalls  nach  1,0.  Veronal  nach 
gutem  Nachtschlaf  plötzlich  Cheyne-Stokessches  Atmen  ein,  die  Reflexe 
Terschwinden,  es  setzt  hohes  Fieber  ein,  Exitus  nach  3  mal  24  Stunden. 
Auch  hier  Blutfarbstoff  in  den  Faeces.  Sektion  nicht  gestattet.  Im  3.  Fall 
traten  Erscheinungen  ähnlich  denen  in  Fall  1  ein,  Kongestionen,  Herzangst, 
Cyanose,  ängstliche  Visionen,  die  mehrere  Stunden  anhielten.  Hier  wai*  das 
Mittel  per  clysma  verabreicht  worden.  Auch  hier  fand  sich  einmal  in  den 
Faeces  Blutfarbstoff. 

Verf.  will  nicht  sicher  behaupten,  daß  es  sich  in  den  mitgeteilten  Fällen 
am  Intoxikationen  handelt,  steht  aber  seit  diesen  Erfahrungen  dem  Veronal 
mit  einem  gewissen  Mißtrauen  gegenüber. 

Kress  (60)  hat  dreimal  nach  abendlichen  Dosen  von  0,5  Veronal  nach 
3—4  Tagen  eine  kumulierende  Wirkung  in  Form  einer  sich  über  mehrere 
Tage  erstreckenden  Schlaftrunkenheit  mit  konsekutiver  äußerst  mangelhafter 
Nahrungsaufnahme  und  Unfähigkeit,   das  Bett  zu  verlassen,  beobachtet,   die 


774  Medikamentöse  Therapie  der  Neryenkrankheiten. 

ihn  veranlaßt,  zur  vorsichtigen  Beobachtung  etwaiger  Erscheinungen  von 
kumulativer  Wirkung  aufzufordern.  Ref.  glaubt,  daß  in  der  Praxis  (ab- 
gesehen vielleicht  von  der  Anstaltsbehandlung)  wohl  kaum  täglicher  Gebrauch 
von  Schlafmitteln  wie  Veronal  angeraten  wird. 

Interessant  und  zu  weiterer  Prüfung  auffordernd  ist  die  streng  genommen 
zwar  nicht  hierher  gehörige  Beobachtung  FraenkePs  (29),  der  in  einer 
größeren  Zahl  von  Fällen  von  Keuchhusten  eine  sehr  wirksame  Beeinflussung 
der  Anfälle  durch  Veronal  konstatieren  konnte.  Komplizierende  epileptifomie 
Anfälle  wurden  allerdings  nicht  vermindert.  Die  Dosierung  geschah  in 
Tabletten  von  0,06 — 0,1  mehrmals  täglich  je  nach  dem  Alter. 

Fischer  und  v.  Mering  (26)  haben  Versuche  mit  einem  Homologen 
des  Veronals,  der  Dipropylbartitursäure,  Proponal  genannt,  angestellt  In 
20  Fällen  einfacher  Schlaflosigkeit  wurden  Dosen  von  0,15 — 0,6  mit  sehr 
gutem  Erfolge  gegeben.  Der  Schlaf  trat  innerhalb  15 — 40  Minuten  ein  und 
hielt  6 — 9  Stunden  an,  ohne  daß  Nebenwirkungen  beobachtet  wurden.  Bei 
vergleichenden  Untersuchungen  stellte  sich  heraus,  daß  Proponal  in  der 
halben  Dosis  ebenso  stark  wirkt,  wie  Veronal;  stellenweise  wirkte  es  trotz 
seiner  schweren  Löslichkeit  im  Wasser  schneller  als  Veronal.  Bemerkens- 
wert ist,  daß  das  Mittel  mehrmals  in  Fällen  von  durch  Schmerzen  bedingter 
Schlaflosigkeit,  wo  Veronal  bekanntlich  versagt,  sehr  gute  Wirkung  tat 

Viferral,  ein  aus  Chloral  und  Pyridin  hergestelltes  Polychloral,  ist  von 
Witthauer  und  Gärtner  (107)  pharmakologisch  und  klinisch  untersucht 
worden.  Es  stellt  ein  weißes,  bitter  schmeckendes,  in  kaltem  Wasser  sich 
nur  langsam,  in  siedendem  aber  völlig  lösendes  Pulver  dar,  das  im  Magen 
nicht  in  Chloralhydrat  umgewandelt  wird  und  keinerlei  Reizwirkung  auf 
die  Magenschleimhaut  ausübt  Es  hat  sich  in  Dosen  von  0,75 — 1,0  bei 
verschiedenen  körperlichen  Erkrankungen  und  vor  allem  bei  nervöser  Schlaf- 
losigkeit, wenn  keine  starken  Aufregungszustände  und  keine  Schmerzen 
vorhanden  waren,  gut  bewährt  Irgendwelche  unangenehmen  Neben-  oder 
Nachwirkungen  bis  auf  ganz  geringen  Kopfdruck  haben  VerflF.  nicht  beobachtet 
Es  empfiehlt  sich,  das  Mittel  in  Oblaten  oder  Tabletten  zu  verordnen.  Der 
Preis  ist  ein  mäßiger  (10  Tabletten  k  1,0  =  1,25  Mk.). 

Freudenberg  (31)  rät,  von  den  chemischen  Schlafmitteln  möglichst 
geringen  Gebrauch  zu  machen  und  es  lieber  besonders  bei  chronischen 
Fällen  mit  physikalischen  und  autosuggestiven  Methoden  zu  versuchen. 
Er  macht  auf  einige  derselben,  die  in  jüngster  Zeit  empfohlen  sind,  auf- 
merksam. Es  handelt  sich  um  den  Winternitzschen  nassen  Fußwickel 
(wohl  eine  Modifikation  des  „nassen  Strumpfes",  Ref.),  Offnen  und  Schließen 
der  Augen  mit  Inspiration  und  Exspiration,  Anlegen  einer  festen  Binde 
über  Augen  und  Nacken  u.  a.  Verf.  hat  zweifellos  damit  recht,  daß 
gelegentlich  ein  oder  das  andere  derartige  Mittel  ebenso  gut  Schlaf  herbei- 
fiihrt,  wie  Narkotika  resp.  Hypnotika,  ohne  deren  doch  nicht  immer  gleich- 
gültige Neben-  oder  Nachwirkungen  zu  besitzen. 

Bergeil  und  Mamlock  (ll)  geben  eine  interessante  historische 
Studie  über  die  Entwicklung  der  Morphinforschung  in  den  100  Jahren  seit 
der  Entdeckung  des  Morphins  durch  Sertürner,  eine  Studie,  die  gleich- 
zeitig einen  kurzen  Abriß  der  Geschichte  der  Alkaloide  überhaupt  darstellt 

In  einem  zweiten  Aufsatz  bespricht  Bergell  (9)  ebenfalls  die  Fort- 
schritte und  die  Ziele  der  Erforschung  des  Morphins;  von  den  letzteren 
bezeichnet  er  als  das  zunächst  präzisierte  die  Synthese  des  Alkaloids.  Der 
Aufsatz  hat  vorwiegend  pharmakologisches  Interesse. 

Sollier  (94)  setzt  auseinander,  daß  das  Dionin  keinen  Vorzug  besitzt 
um    das    Morphium    ersetzen    zu    können.     Es    besitzt    alle    Grefahren   des 


lledikameotöse  Therapie  der  Nervenkrankheiten.  775 

Morphiums,  ist  sogar  Doch  weit  mehr  schädlich  und  macht  heftigere  Intoxi- 
katioDserscheiiiungen  als  jenes.  Es  ist  durchaus  unbrauchbar  und  als  Ersatz- 
mittel für  Morphium  nicht  zu  verwenden.  Das  gleiche  Urteil  fällt  er  über 
das  Heroin,  das  auch  nur  im  stände  ist,  anstatt  des  Morphinismus  eine  Heroi^- 
manie  hervorzurufen.  (Bendia.) 

Joi"  und  BrofflprSparate. 

Tomascsewski  (lOl)  gibt  eine  detaillierte  Schilderung  der  Technik 
der  Jodipininjektionen,  wie  sie  sich  ihm  seit  längerer  Zeit  bewährt  hat. 
über  ihre  therapeutische  Bedeutung  läßt  er  sich  in  dem  kleinen  Aufsatz 
nicht  aus. 

Ueier    (65)   teilt    einige   an  Mäusen   vorgenommene  Versuche   über 
die  reflexherabsetzende  resp.  krampfstiilende  Wirkung  des  BromocoUs   mit. . 
Bei  Tieren,  die  mit  Strychnin  in  tetanuserzeugender  Dosis  vergiftet  wurden, 
traten  nach  gleichzeitiger  Einverleibung  von   BromocoU   keine   tetanischen 
Erscheinungen  auf. 

In  einer  zweiten  Reihe  von  Versuchen  hat  Meier  (66)  festzustellen 
unternommen,  inwieweit  Bromocoll  bei  akuten  Strychninvergiftungen  thera- 
peutisch verwertbar  ist.  Ist  bereits  erhöhte  Reflexerregbarkeit  eingetreten, 
so  läßt  subkutane  Injektion  einer  10  7o  BromocolUösung  ein  deutliches 
Schwächerwerden  der  Strychninwirkung  erkennen.  Ist  bereits  Tetanus  ein- 
getreten, so  ist  Rettung  des  Versuchstieres  nur  dann  möglich,  wenn  die 
Injektionen  an  verschiedenen  Stellen,  besonders  in  der  Nackengegend,  gemacht 
werden,  durch  Massage  die  injizierte  Menge  über  den  ganzen  Körper  verteilt 
und  gleichzeitig  künstliche  Respiration  unterhalten  wird.  Bromkali  ist, 
wie  Verf.  gleichfalls  festgestellt  hat,  nicht  im  stände,  die  Giftwirkung  des 
Strychnins  zu  eliminieren. 

In  einer  Reihe  weiterer  Versuche  stellte  Meier  (67)  folgende  Unter- 
schiede zwischen  Bromipin  und  Bromocoll  fest.  Letzteres  gelaugt  schnell 
fui  Wirkung,  letztere  besteht  nur  kurze  Zeit;  das  Bromipin  gelangt  langsam 
zur  Wiikung,  letztere  hält  dagegen  länger  an.  Dieses  Verhalten  in  Bezug 
auf  die  Verschiedeuheit  der  Resorption  und  Ausscheidung  läßt  sich  auch 
beim  Menschen  nachweisen. 

Meier  (68)  beobachtete,  daß  der  Harn  nach  Verabreichung  größerer 
Brommengen  stark  getrübt  war,  ebenso,  wenn  er  Bromipin  in  größeren 
Dosen  gab.  Dagegen  trat  die  Trübung  bei  entsprechender  Bromocollver- 
abreichung  nicht  auf.  Ein  Versuch  mit  Bromipin,  entsprechend  10  g  Brom, 
ergab  als  Resultat  eine  Bromvergiftung  unter  starker  Ausscheidung  von 
Harnsäure  und  Erdphosphaten,  Aceton  und  flockigem  Niederschlag.  Es 
handelte  sich  höchstwahrscheinlich  um  eine  starke  Nierenüberreiziing  infolge 
großer  Brommengen.  (Betulix.) 

TalerianaprSparate. 

Die  Arbeit  von  Kionka  (43)  beschäftigt  sich  mit  der  Frage  der  ver- 
schiedenen pharmakologischen  Wirkung  des  Baldrians  je  nach  Varietät  und 
Standort  der  Pflanze  und  hat  ausschließlich  pharmakologisches  Interesse. 

Boss  (16)  bezeichnet  nach  seinen  an  den  verschiedensten  Fällen  von 
funktionell  nervösen  Störungen  gemachten  Beobachtungen  Bornyval  als  das 
gegenwärtig  beste  Analeptikum,  das  bei  den  verschiedensten  neurasthenischen 
und  hysterischen  Zuständen  eine  stets  gute  und  wohltätige  Wirkung  entfaltet 
und  auf  nervöse  Herzbeschwerden  in  fast  spezifischer  Weise  einzuwirken  scheint. 

Sehr  enthusiastisch  äußert  sich  Schumann  (90)  über  seine  Erfolge 
nut  Bomyral,   in  dem  er  ein  Nervenmittel  allerersten  Ranges  sieht.     Seine 


7  76  Medikamentöse  Therapie  der  NerTenkrankheiten. 

Erfahmngen  beziehen  sich  auf  einen  sehr  schweren  Fall  von  Enuresis  nocturna 
et  diurna,  der  durch  Bornyval  geheilt  ist,  auf  Fälle  von  nervösen  Hen- 
beschwerden  und  Neurasthenie. 

BringS  (18)  hat  Bornyval  nicht  nur  bei  funktionellen  Herzstörungen 
als  wirksam  erprobt,  sondern  auch  bei  organischen  Erkrankungen  des  Henens 
gute  symptomatische  Erfolge  gegen  Herzklopfen,  Atemnot,  Angina  pectoris 
erzielt.  Er  will  auch  in  einigen  Fällen  von  Epilepsie  Verringerung  der 
Anfälle  nach  Bomyvalgebrauch  gesehen  haben,  sowie  außerordentlich  günstige 
Beeinflussung  zweier  Fälle  von  traumatischen  Neurosen.  Dem  Ref.  hat 
das  Mittel  bei  zwei  Fällen  der  letzteren  Art  noch  in  jüngster  Zeit  völlig 
versagt. 

Auch  Beerwald  (8)  bestätigt  die  günstige  Wirkung  des  Bomyrals 
bei  den  funktionellen  Neurosen,  besonders  bei  funktionellen  Herzstörungen. 
Er  schildert  an  einigen  Krankengeschichten  die  günstige  Wirkung  des  Mittels. 

Levy  (66)  zieht  aus  seinen  Erfahrungen  mit  Bornyval  den  SchluB^ 
daß  es  ein  hervorragendes  Hilfsmittel  bei  der  Behandlung  vielseitiger  nervöser 
Störungen,  insbesondere  der  Hysterie  in  ihren  verschiedenen  Formen  nnd 
der  nervösen  Kreislaufstörungen  darstellt.  Von  18  Patienten  vertrugen  nur 
zwei  das  Mittel  nicht^  bisweilen  wurde  es  monatelang  ohne  Widerwillen  ge- 
nommen. Bemerkt  sei,  daß  das  Präparat  gelegentlich  auch  bei  organischen 
Herzafifektionen  symptomatisch  schmerzlindernd  und  beruhigend  wirkte. 

Auch  Brano  (20)  stimmt  mit  der  Mehrheit  der  Autoren  überein,  die 
im  Bornyval  eine  außerordentlich  schätzenswerte  Bereicherung  unseres  Arznei- 
Schatzes  sehen.  Er  zeigt  an  einer  Reihe  von  Krankengeschichten  den 
günstigen  Einfluß  des  Mittels  bei  verschiedenen  funktionellen  Neurosen,  be- 
sonders der  Neurasthenie  und  Hysterie,  der  auch  nach  seinen  Erfahrungen 
vornehmlich  vasomotorischen  und  kardialen  Funktionsanomalien  zu  gute  kommt 

Witt  (106)  gibt  ein  Sammelreferat  über  die  bisher  erschienenen  Arbeiten 
über  Bornyval  ohne  eigene  Erfahrungen. 

Abermals  ein  neues  Valerianapräparat,  das  Valofin,  das  von  Beddies  (7) 
empfohlen  wird,  ein  Destillat  der  Valerianawurzel,  das  die  wirksamen  Bestand- 
teile dieser  und  der  PfeflFerminze  vereinigt  und  den  Vorzug  der  Billigkeit 
hat.  Aus  Resorptionsversucheu  hat  Verfasser  nachgewiesen,  daß  es  schneller 
resorbiert  wird,  als  Bornyval  und  ValyL  Es  fehlen  femer  Reizwirkungen,  der 
Geschmack  ist  relativ  angenehm.  Indiziert  ist  das  Präparat  bei  allen  funk- 
tionellen Nervenstörungen,  vor  allem  auch  solchen  des  Magens  und  Darms 
auch  bei  Kindern,  sowie  bei  schmerzhaften  Menstruationsstörungen. 

Antinenralgika:  AspirlD,  AconltlDp  TrigemlD,  Maretin,  Pyramldon. 

RhodannatrlDffl. 

Seifert  (91)  gibt  ein  sehr  reichhaltiges  Sammelreferat  über  die  bis- 
herigen therapeutischen  Erfahrungen  mit  Aspirin.  Von  seinen  eigenen  Er- 
fahrungen interessieren  besonders  die  günstigen  Erfolge,  die  er  mit  der 
Anwendung  des  Mittels  bei  Interkostalneuralgie  und  bei  einem  Falle  tod 
chronischer  Gicht  mit  häufigen  subakuten  Nachschüben  erzielt  hat. 

Nachdem  bereits  Weil,  Merkel,  Witthauer  u.  a.  auf  die  schmen- 
stillende  Wirkung  der  Salicylsäure  in  Form  ihrer  Verbindungen  hingewiesen 
hatten,  machte  Wederhake  (105)  die  Erfahrung,  daß  diese  Wirkung  sich 
auch  bei  den  chirurgischen  Erkrankungen  betätigte.  Namentlich  bei  den 
inoperablen  Carcinomen  ist  sie  im  stände,  das  Morphium  ganz  zu  verdrängen. 
Viele  Kranke  gaben  sogar  dieser  Medikation  vor  dem  Morphium  den  Vor- 
zug,   da   die    Schmerzstillung   länger    anhielt.     Man    konamt   bei  fast  allen 


Medikamentöse  Therapie  der  Nerrenkrankheiten.  777 

Kranken  mit  dreimal  täglich  1  g  Natr.  salicyl.  oder  Aspirin  oder  SalipyriD 
aus.  Nur  der  hohe  Preis  steht  der  Anwendung  der  Salicylpräparate  al» 
aligemeines  Analgetikum  im  Wege.  Nicht  zu  unterschätzen  ist  die 
schmerzstillende  und  schlafmachende  Wirkung  der  Salicylsäure  hei  der 
Entziehung  des  Morphiums,  da  sie  uns  behilflich  ist,  ein  wichtiges  Symptom, 
das  sogar  in  vielen  Fällen  die  Ursache  des  Morphinismus  ist  oder  wird,, 
mit  großer  Sicherheit  zu  bekämpfen,  zumal  man  unbedenklich  auch  höhere 
Dosen  geben  kann  und  eine  Angewöhnung  auch  bei  langem  Gebrauche  nicht 
stattfindet.  (Autoreferat,) 

Martinet  (63)  sieht  in  dem  Aconitin  eines  der  wirksamsten  Anti- 
nenraigica,  yielleicht  das  dem  Morphin  zunächst  kommende;  er  macht  aber 
auf  die  ungemein  wechselnde  Toleranz  gegenüber  der  Giftwirkung  des  Mittels 
aufmerksam,  die  zu  besonderer  Vorsicht  bei  seiner  Anwendung  mahnt.  Verf. 
gibt  als  Anfangsdosis  nie  mehr  als  ein  Decimilligramm,  die  nur  bei  fest« 
gestellter  Toleranz  wiederholt  und  gesteigert  werden  sollte;  zu  beachten  ist 
anch  die  dem  Mittel  eigentümliche  kumulierende  Wirkung.  Die  ersten 
toxischen  Erscheinungen  sind  bekannt,  so  daß  sich  ihre  Wiederholung  er- 
übrigt. Die  Mittel,  die  Verf.  empfiehlt,  sind  französische  Fabrikate;  das  in 
seiner  Wirkung  sehr  gleichmäßige  deutsche  Präparat  der  Firma  Gehe  scheint 
Verf.  nicht  zu  kennen,  wenigstens  findet  es  keine  Erwähnung. 

Hammer  (35)  hat  mit  dem  Trigemin  eine  größere  Reihe  klinischer 
Versuche  angestellt,  die  Kranke  mit  den  verschiedensten  funktionellen  und 
organischen  Nervenleiden  betrafen.  Von  seinen  Beobachtungen  ist  bemerkens- 
wert, daß  Trigemin  in  16  Fällen  von  Tabes  11  mal  sehr  günstige  Wirkungen 
auf  die  lanzinierenden  Schmerzen  ausübte  und  nur  5  mal  versagte.  Bei 
Trigeminusneuralgie  chronischen  Charakters  wirkte  es  palliativ  meist  günstig, 
aber  meist  nur  in  leichteren  Fällen.  Im  übrigen  ist  es  anderen  brauchbaren 
schmerzstillenden  Mitteln  an  die  Seite  zu  stellen.  Bisweilen  übt  es  —  wohl 
durch  seine  Chloralhydratkomponente  —  hypnotische  Wirkung  aus.  In  seltenen 
Fällen  verursacht  es  Übelkeit,  Magenbrennen  und  Erbrechen. 

Nach  Muller  (73)  stellt  Trigemin  ein  vorzügliches  Mittel  bei  Schmerzen 
neuralgischer  Art,  z.  ß.  Trigeminusneuralgie,  Migräne  u.  a.  dar,  dagegen  ist 
es  nicht  angezeigt  bei  Schmerzen  entzündlicher  Provenienz,  wie  Rheumatismus, 
besonders  nicht,  wenn  Fieber  oder  Magenbeschwerden  bestehen.  Trigemin 
besitzt  sehr  stark  die  Magenschleimhaut  reizende  Wirkungen,  wird  aber  bei 
gesunder  Schleimhaut  meist  gut  vertragen,  während  es  auch  bei  leichtesten 
MagenaSektionen  Erbrechen  und  heftige  Schmerzen  provoziert.  Das  Mittel 
wird  deswegen  und  wegen  seines  schlechten  Geschmackes  am  besten  in 
Oblaten  oder  Kapseln  gegeben.  Verfasser  empfiehlt  nicht,  wie  die  Höchster 
Farbwerke  anraten,  als  Einzeldosis  0,6 — 7,5,  sondern  weit  kleinere  Mengen 
0,2 — 0,25,  die  vollkommen  genügen.  Zu  achten  ist  auch  auf  Reinheit  dos 
Präparates,  das,  zersetzt,  sich  gelblich  bis  braun  färbt. 

Kirkowi£  (44)  faßt  seine  Erfahrungen  mit  Maretin  in  folgenden 
Schlüssen  zusanunen: 

1.  Bei  akutem  Gelenkrheumatismus  hat  es  eine  sichere  und  prompte 
Wirkung,  die  sich  in  raschem  Nachlaß  des  Fiebers,  der  Schwellung  und 
der  Schmerzen  kundgibt.  Sein  Vorteil  den  Salicylpräparaten  gegenüber 
besteht  im  Wegfall  der  oft  lästigen  Schweißwirkung.  Bei  subakuten  Fällen 
wirkt  es  selbst  beim  Versagen  von  Salicylpräparaten  heilend  oder  mindestens 
erheblich  bessernd.  Bei  chronischen  Fällen  wirkt  es  oft  symptomatisch 
Khr  günstig. 

2.  Bei  manchen  Neuralgien,  lanzinierenden  Schmerzen  und  Kopf- 
schmerzen erweist  sich  das  Maretin  als  ein  sehr  brauchbares  Mittel  und  ist 


778  Medikamentöse  Therapie  der  Nervenkrankheiten. 

vielleicht  berufen,  manche  Lücke  auszufüllen,  die  unsere  Antineuralgica  bis 
jetzt  offen  gelassen  haben. 

3.  Die  zweckmäßigste  Dosierung  sind  Dosen  0,25 — 0,5  2 — 3  mal  tägUch. 

4.  Von  Nebenwirkungen  hat  Verf.  in  3  Fällen  eine  leichte  ikterische 
Verfärbung  der  Haut  und  der  Skleren  gesehen,  die  ohne  Beschwerden  in 
zehn  Tagen  verschwand.  Übermäßige  Schweißeruptionen,  wie  sie  Litten 
bei  Phthisikern  beobachtet  hat,  konnte  Verf.  nicht  konstatieren. 

Reuter  (84)  bestätigt  die  günstigen  antipyretischen  Wirkungen  des 
Maretins,  namentlich  bei  der  fieberhaften  Temperatur  der  Phthisiker;  Dosis 
0,25 — 0,50  g.  Keine  unangenehmen  oder  schädlichen  Nebenwirkungen. 
In  obiger  Dosis  erwies,  sich  Maretin  auch  als  brauchbares  Antineuralgiknm 
sowohl  bei  neuralgischen,  als  lanzinierenden  Schmerzen,  femer  auch  bei 
Kopfschmerzen  verschiedener  Natur.  Höhere  Dosis  als  0,6  g  ist  nicht 
ratsam,  denn  Verf.  beobachtete  bei  1  g  einen  CoUaps.  (Uudovermg.) 

Die  Erfahrungen  von  Klatt  (45)  mit  dem  Pyramidon  beziehen  sich 
ausschließlich  auf  interne  Fälle  (Typhus  und  Tuberkulose)  und  ermangehi 
daher  neurologischen  Interesses. 

V.  Dalmady  (22)  hat  das  Rhodannatrium  bei  vier  Tabikem  versucht, 
u.  z.  in  Lösung,  bei  Einzeldosen  von  0,25,  und  Tagesdosen  von  1,0 — 1,25  g 
augewendet,  wobei  er  einen  besonders  günstigen  Einfluß  auf  die  lanzinierenden 
Schmerzen,  auf  das  Gürtelgefühl  und  auf  die  unangenehmen  Sensationen 
nachweisen  konnte.  Verf.  entscheidet  jedoch  nicht,  ob  die  Wirkung  dem 
sedativen  Einflüsse  des  Rhodannatriums  oder  seiner  Wirkung  auf  den  Angio- 
spasmus  zuzuschreiben  ist  (von  welchem  die  lanzinierenden  Schmerzen  und 
die  gastrischen  Krisen  der  Tabiker  nach  Pal  abhängig  wären).  Gewöhnung 
an  das  Mittel  ist  nicht  ausgeschlossen ;  keine  unangenehmen  Nebenwirkungen. 

(Hudovemig.) 

Taria:  ElseOp  Arseiip  Lecithin,  Pliosphor,  Nitroglycerin,  Joliimbinp 
Argentuffl  nitrlcum,  Eumydrln,  Clavln,  Hydargynim.  —  Alcnponktnr  nnl 

Moxenbeliandmng. 

Laquer  (52)  hat  Arsenferratose  (Boehringer)  bei  einer  Anzahl  von 
Fällen  von  Anämie,  konstitutioneller  Schwäche,  Chorea,  Neurasthenie, 
Hysterie  und  Basedow  mit  sehr  gutem  Erfolge  gegeben.  Er  sieht  in  dem 
Mittel  eine  glückliche  Kombination  eines  Tonikums  mit  einem  Nervinum,  die 
stets  gut  vertragen  wurde,  in  günstigster  Weise  auf  Hebung  der  Ernährung 
und  des  Körpergewichts  wirkte  und  gleichzeitig  auch  die  nervösen  Störungen 
sehr  günstig  beeinflußte.  Auch  Kef.  hat  in  jüngster  Zeit  vielfach  sehr 
günstige  Erfolge  mit  genanntem  Mittel  erzielt. 

Liermberger(57)  gibt,  besonders  auf  den  therapeutischen  Erfahrungen 
mit  Levico-Starkwasser  fußend,  dem  Gedanken  Ausdruck,  daß  bei  der 
kombinierten  Anwendung  von  Eisen  und  Arsen  eine  gewisse  Reziprozität 
der  Wirkung  beider  Agentien  besteht  derart,  daß  das  eine  Mittel  die  Wirk- 
samkeit des  anderen  erhöht  und  umgekehrt,  ohne  zu  verkennen,  daß  dieser 
Annahme  der  gesicherte  Boden  experimenteller  Untersuchungen  bisher 
noch  fehlt. 

Bergeil  und  Braunstein  (10)  haben  sich  bei  ihren  experimentellen 
und  klinischen  Versuchen  mit  Bromlecithin  ausschließlich  darauf  beschränkt, 
die  Wirkung  des  Mittels  auf  die  Blutbeschaffenheit  zu  studieren,  ohne  anf 
andere  Indikationen,  deren  Aufstellung  vorläufig  nicht  durchweg  gerechtfertigt 
erscheint,  einzugehen.  Für  ihre  Zwecke  haben  sie  unzweifelhaft  feststellen 
können,   daß  bei  einer  Reihe  von    sekundären  Anämien    der  Blutbefund  in 


Medikamentöse  Therapie  der  Nervenkrankheiten.  779 

auffällig  günstiger  Weise  durch  das  Mittel  beeinflußt  wurde,  und  daß  damit 
Hand  in  Hand  eine  Kräftigung  des  Allgemeinzustandes  und  Hebung  der 
Ernährung  ging.  Als  ein  wirksames  Brompräparat  erwies  sich  dagegen  das 
Bromlecithin  nicht  Die  Dosierung  des  Mittels  geschah  in  den  von  der 
Aktien  -  Gesellschaft  für  Anilinfabrikation  hergestellten  Bromlecithinpillen 
&  0;1,  dreimal  täglich  zwei  Pillen. 

Fürst  (32)  rühmt  die  günstigen  Erfolge,  die  er  bei  geschwächten 
Kranken  mit  der  Biedelschen  Krafknahrung  erzielt  hat,  deren  Hauptvorzug 
nicht  nur  der  der  Hebung  des  allgemeinen  Ernährungszustandes  ist,  sondern 
Tor  allem  auch  die  günstige  Beeinflussung  der  Nerventätigkeit  bei  Zuständen 
TOD  Apathie  und  Depression.  Verfasser  glaubt  diese  Wirkung  besonders 
auf  die  Zusammensetzung  des  genannten  Präparates  zurückführen  zu  müssen, 
das  in  erheblicher  Menge  gerade  die  Stoffe  enthalte,  die  für  eine  Zellmast 
des  Nervensystems  in  Frage  kommen. 

Loomis  (58)  faßt  seine  klinischen  und  experimentellen  Erfahrungen 
ober  die  Wirkung  des  Nitroglycerins  in  folgenden  Schlußfolgerungen  zu- 
sammen: Die  gewöhnliche  Dosis  des  Mittels,  0,0006,  ist  zu  gering,  um  bei 
krankhaften  Zuständen  irgend  welchen  Einfluß  auszuüben.  Die  geringste, 
wirksame  Dosis  beträgt  0,0012.  Hoher  Blutdruck  wird  beim  Menschen 
durch  das  Mittel  nicht  beeinflußt,  Erweiterung  der  Gefäße  ist  nach  seiner 
Anwendung  nicht  zu  konstatieren.  Versuche  am  Hunde  haben  gezeigt,  daß 
seine  Wirkung  sehr  vorübergehend  ist,  und  daß  Dosen  von  0,0006,  vier- 
stündlich gegeben,  ohne  Einfluß  auf  die  Arterien  waren.  Eine  vermehrte 
Harnausscheidung  konnte  Verf.  nicht  konstatieren.  Verf.  glaubt,  daß  das 
Mittel  bei  Zuständen  von  Arterienspasmus  (Angina  pectoris,  Migräne,  Asthma) 
von  Nutzen  sein  kann,  aber  nicht  bei  Arteriosklerose. 

Die  Arbeit  Holterbach's  (38)  mag  hier  kurze  Erwähnung  finden, 
da  sie  den  öfter  gemachten  Einwand,  daß  das  Yohimbin  nur  suggestiv  wirke, 
zu  widerlegen  geeignet  erscheint.  Verf.  hat  nämlich  das  Mittel  bei  ver- 
schiedenen Tiergattungen  gegen  Impotentia  coeundi  angewandt  und  vielfach 
vorzügliche  Erfolge  erzielt,  von  denen  eine  Reihe  mitgeteilt  werden. 

Eine  zweite  Arbeit  Holterbach's  (39)  beschäftigt  sich  mit  demselben 
Gegenstande  und  bestätigt  die  günstigen  Erfolge  unter  Anführung  weiterer 
Fällp. 

Babonneix  (4)  gibt  eine  kritische  Zusammenstellung  der  verschiedenen 
Erkrankungen,  bei  denen  Argentum  nitricum  innerlich  verordnet  wird.  Die 
Arbeit  hat,  da  sie  eigene  Erfahrungen  nicht  beiträgt,  nur  geringes  Interesse. 

Die  Arbeit  von  Hagen  (33)  hat  vorwiegend  internmedizinisches  Inter- 
esse, da  sie  sich  mit  der  Wirkung  des  Eumydrins  als  Atropinersatz  bei 
Erkrankungen  der  ünterleibsorgane  beschäftigt. 

Vablen  (102)  ist  es  gelungen,  aus  dem  Mutterkorn  im  Gegensatz  zu 
den  bisher  bekannten  Bestandteilen  desselben,  einen  Stoff  zu  isolieren,  das 
Clavin,  das  im  Wasser  löslich  ist,  weder  Gangrän  noch  Krämpfe  erzeugt 
nnd  im  Tierexperiment  die  Eigenschaft  aufwies,  kräftige  Wehen  hervorzu- 
rufen. Die  positiven  therapeutischen  Versuche  des  Verf.  haben  ausschließ- 
lich geburtshilfliches  Interesse. 

In  einer  umfangreichen  Arbeit  bespricht  Lannois  (51)  die  Methoden, 
die  Technik  und  die  Indikationen  der  merkuriellen  Injektionsbehandlung. 
Von  seinen  Ausführungen  interessieren  hier  nur  seine  Bemerkungen  über 
die  Behandlung  der  syphilitischen  und  der  parasyphilitischen  Affektionen  des 
Nervensystems.  Er  betont,  daß  bei  den  ersteren  nur  die  Prozesse  heilbar 
sind,  die  einer  histologischen  Umwandlung  noch  fähig  und  dem  Quecksilber 
Zugänglich  sind.     Narben,  Herde,  in  denen  das  Nervengewebe  zerstört  oder 


780  Hydrotherapie,  Balneotherapie  und  verwandte 

degeneriert  sind,  sekundäxe  sklerotische  Prozesse  sind  Yom  Quecksilber  nicht 
zu  beeinflussen.    Dasselbe  gilt  von  der  Tabes  und  der  Paralyse. 

Okada  (74)  yeröffentlicht  eine  interessante  Darstellung  der  Technik 
und  Anwendung  der  Moxen  und  der  Akupunktur  in  Japan  von  mehr  kultur- 
historischem als  medizinischem  Interesse. 


Hydrotberapie,  Balneotberapie  nnil  Yerwandte  Heilmethoden  bei 

Nervenliraiikheiten. 

Referent:  Priv.-Doz.  Dr.  Determann-Freiburg-St.  Blasien. 

1.  Albu,  Die  Behandlung  der  Hyperacidität  und  der  Hypersekretion  des  Magens. 
Therapie  der  Gegenwart.     Heft  4. 

2.  Allard,  Zur  Anwendung  der  Lichtbäder.  Verelnsbeil.  d.  Deutsch.  Med.  Wochen- 
schrift,   p.  1618. 

8.  Bachmann,  Die  gesundheitliche  Bedeutung  des  Luft-  und  Lichtbades.  Blätter  far 
Volksgesundheitspflege.     H.  6,  p.  92. 

4.  Bain,  William,  Edgecombe,  Wilfred  and  Frankling,  Hubert,  The  Effect  of 
Certain  Baths  and  Forms  of  Electricity  on  the  Blood,  Blood  Pressure  and  Metaboliam. 
The  Lancet,    I,  p.  1125. 

5.  Barbier,  Les  Sanatoriums  maritimes  de  la  cote  Atiantique  en  France.  Bull.  gen. 
de  therapeutique.     30.  Juli. 

6.  Bassenge,  R.,  Dr.  Pascal  Josef  v.  Ferro,  ein  Hydrotherapeut  des  XVIII.  Jahr- 
hunderts.   Berliner  klin.  Wochenschr.    No.  20,  p.  599. 

7.  Benoit,  Les  accidents  de  la  puberte  chez  les  nerreux  et  les  eaux  de  Neris.  Qu. 
des  mal.  Infant.    VII.    107—109. 

8.  Beyer,  Der  Einfluss  des  Radfahrens  auf  das  Herz.  Münchener  Mediz.  Wochenschr. 
No.  30—81. 

9.  Bienfait,  A.,  La  physicotherapie  dans  les  nevroses.  Gaz.  med.  beige.  Li^ge.  1904/5. 
XXVn.    32—34. 

10.  Boeder,  Zur  therapeutischen  Verwendung  der  Heissluftdusche.  Zentralbl.  f.  d.  ges. 
Therapie.    April,    p.  169. 

11.  Brieger,  L.,  Aus  dem  Gebiete  der  Hydrotherapie.  Berl.  klin.  Wochenschr.  Xo.  13, 
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12.  Derselbe,   Ueber  Hydrotherapie  der  Magenkrankheiten,     ibidem.    No.  44a. 

13.  Derselbe,  Bericht  über  die  ärztliche  Tätigkeit  der  hydrotherapeutischen  Anstalt  der 
Universität  vom  1.  April  1903  bis  31.  März  1904.   Charite-Annalen.  XXIX.  p.  883— 387. 

14.  Derselbe,  Zur  Eröffnung  der  neuen  Universitätsanstalt  für  Hydrotherapie  in  Berlin. 
Mediz.  Künik.    No.  53,  p.  1357. 

15.  Derselbe  und  Herz,  Max,  Ueber  den  Einfluss  kurzdauernder  hydriatischer  Proze- 
duren auf  den  Kreislauf  und  die  Atmung.  Zeitschr.  f.  experim.  Pathol.  u.  Therapie. 
Bd.  Vlll. 

16.  Busch  und  Plaut,  Experimentelle  Untersuchungen  über  die  Wirkung  verlängerter 
warmer  Bäder.     Neurol.  Centralbl.    p.  686.    (Sitzungsbericht.) 

17.  Buss,  0.,  Einige  Beobachtungen  nach  Gebrauch  der  elektrischen  Lohtanniobäder 
Patent  Stanger.     Zeitschr.  f.  diätet.  u.  physikal.  Therapie.    Okt.   p.  429. 

18.  Buxbaum,  Beni,  Ueber  die  Kombination  physikalischer  Reize  und  physikalisch- 
diätetischer  Heilmethoden.     Zentralbl.  f.  d.  ges.  Therapie.    Juni.    p.  291. 

19.  David  söhn,  Hugo,  Die  Technik  der  Hydrotherapie.  Berlin.  1906.  Aug.  Hirsch- 
wald.    Die  Technik  der  physikalischen  Heilmethoden.    I.  Teil. 

20.  Determann,  Das  Luftbad,  seine  physiologische  Wirkung  und  ärztliche  Verwendung. 
Blätter  f.  klin.  Hydrotherapie.    No.  4,  p.  84. 

21.  Dubois,  ö.,  Les  agents  physiques  et  la  Psychotherapie.  Bull.  gen.  de  Therapeutique. 
No.  10,  p.  371. 

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Hydrotherapie. 

Herz  (45),  dessen  Ansicht  über  das  Wesen  der  Reaktion  schon  voiiir^^s 
Jahr  (siehe  Referat  in  diesem  Jahresbericht  1904,  S.  809)  wiedergei^^ohen 
wurde,  beschreibt  zunächst  die  Abhängigkeit  der  Zirkulation  von  dorn 
nTonus"  der  Arterien,  einem  Begriff,  dem  jede  Kxistenzberechtignng  fehle 
(?  Ref.).  Entscheidend  sei  für  die  Spannung  der  Arterieuwand  nur  der 
Blutdruck  und  die  Weite  des  Gefäßes.  Den  Sitz  der  Reaktion  verlegt 
Herz  in  die  „kleinsten  Arterien",  die  bei  hellroter  Färbung  der  Haut  (gute 
Beaktion)  weit,  bei  blauroter  (schlechte  Reaktion)  eng  S(^ien.  Sie  bildeten 
also  eine  „Schleuse"  zwischen  kapillaren  und  weiteren  Arterien. 

Strasburger  (96)  hat  zur  Untersuchung  des  Eintiussos  von  Bädern 
auf  die  Zirkulation  beim  Menschen  seine  Methode  (Zeitschr.  f.  klin.  Medizin, 
Bd.  54,  S.  373)  angewandt.  Dieselbe  erlaubt  den  Minimal-  und  Maximal- 
druck,  sowie  das  Verhältnis  der  Differenz  derselben  zum  Maximaldruck,  den 


784  Hydrotherapie,  Balneotherapie  und  verwandte 

„Blatdruckquotienten**  festzustellen.     Die  Resultate  seiner  Experimente  faßt 
Verfasser  in  folgende  Sätze  zusammen: 

„I.  Wasserbäder.  Die  Kurve  des  systolischen  Blutdruckes  während 
des  Bades  zeigt  im  Prinzip  einen  dreiteiligen  Typus :  Ansteigen  —  Senkung 
—  Ansteigen.  Es  sind  aber  nicht  immer  alle  drei  Phasen  ausgebildet.  Am 
konstantesten  ist  die  mittlere  Senkung.  Nach  dem  Baden  erfolgt  stets  ein 
Fallen  des  Druckes,  in  der  Regel  bis  unter  das  Anfangsniveau.  War  der 
Druck  zum  Schluß  des  Bades  schon  unter  diesem,  so  bleibt  er  hier  noch 
einige  Zeit. 

Je  kälter  das  Bad,  um  so  ausgesprochener  die  Anfangssteigerung,  je 
heißer,  um  so  ausgesprochener  die  Schlußsteigerung  des  Blutdruckes. 

Bei  heißen  Bädern  (über  40  ^  C.)  befindet  sich  während  des  Bades  der 
Druck  dauernd  über  dem  Ausgangsniveau. 

Bei  warmen  Bädern  (bis  40®  C.)  pflegt  der  Blutdruck,  abgesehen 
davon,  daß  die  Anfangssteigei-ung  gering  ist  oder  fehlt,  im  ganzen  tiefer 
zu  sinken,  als  bei  kalten  Bädern. 

Die  Kurven  des  systolischen  Blutdruckes  bei  Bädern  nicht  weit  ober- 
halb des  Indifferenzpuuktes  können  aber  denen  von  Bädern  nicht  weit  unter- 
halb dieses  Punktes  zum  Verwechseln  ähnlich  sehen. 

Bäder  gleich  oberhalb  des  Indifferenzpunktes  scheinen  auf  den  Blut- 
druck regulierend  zu  wirken. 

Der  Indifferenzpunkt  für  den  Blutdruck  befand  sich  in  meinen  Ver- 
suchen bei  34  ®  und  35  ®  C.  Der  Indiffereuzpunkt  für  die  Pulsfrequenz  um- 
faßte bei  einfachen  Wasserbädern  die  Temperaturen  34,  35  und  36**  C. 

Unterhalb  dieses  Punktes  findet  man  Pulsverlangsamung ,  oberhalb 
Beschleunigung. 

Der  diastolische  Druck  bewegt  sich  gleichsinnig  mit  dem  systolischen, 
geht  ihm  aber  keineswegs  völlig  parallel. 

Aus  dem  Verhalten  des  Blutdruckquotienten  und  aus  seinem  Vergleich 
mit  dem  systolischen  Druck,  ergibt  sich,  daß  bei  einfachen  Wasserbädem, 
deren  Temperatur  unterhalb  40  ®  C.  liegt,  der  Verlauf  der  Druckkurve  ganz 
vorwiegend  durch  das  Verhalten  des  Gefäß tonus  bestimmt  wird.  Insbesondere 
ist  bei  kalten  Bädern  der  primäre  Druckanstieg  Folge  der  Gefäßkontraktion, 
das  darauf  folgende  Sinken  Folge  der  Gefäßerweiterung  (Reaktion).  Friert 
der  Patient,  so  bleibt  infolge  von  Gefaßkontraktion  der  Dmck  erhöht,  resp. 
steigt  wieder  an. 

Der  Druckanstieg  gegen  Schluß  heißer  Bäder  (über  40  ®  C.)  ist  Folge 
vennehrter  Herzarbeit. 

Die  Herzarbeit  ist  bei  Wasserbädern  über  40*^  C.  stark  vermehrt, 
unterhalb  dieser  Temperatur  bis  zum  Indifferenzpunkt  gewöhnlich  etwas 
erhöht,  unterhalb  des  Indifferenzpunktes  in  der  Regel  etwas  herabgesetzt. 

n.  Kohlensäurehaltige  Soolbäder.  Die  Kurve  des  systolischen 
Druckes  unterscheidet  sich  nicht  prinzipiell  von  der  bei  einfachen  Bädern 
und  wird  hauptsächlich  durch  die  Temperatur  des  Bades  bestimmt. 

Der  Puls  wird  eventuell  während  des  Bades  weniger,  nach  dem  Bade 
stärker  verlangsamt  als  bei  einfachen  Bädern  von  der  entsprechenden 
Temperatur. 

Die  kohlensäurehaltigen  Soolbäder  regen  das  Herz  während  des  Bades 
unter  Vermehrung  des  Schlagvolumens  zu  größerer  Arbeit  an,  eine  Eigen- 
schaft, die  die  einfachen  kühlen  Bäder  in  der  Regel  nicht  besitzen. 

III.  Klinische  Folgerungen.  Heiße  Bäder  stellen  in  jeder  Be- 
ziehung erhebliche  Mehrforderungen  an  das  Herz.  Es  gilt  dies  w-ahrsohein- 
lich  besonders  von  denen,   die  zur  Erhöhung  der  Körpertemperatur  führen. 


Heilmethoden  bei  Nervenkrankheiten.  785 

Kühle  Bäder  bedeuten  für  das  Herz  zugleich  eine  Übung  und  Schonung. 
Bei  kohlensäurehaltigen  Soolbädern  machen  sich  diese  beiden  Faktoren  in 
anderer  günstigerer  Weise  geltend,  als  bei  einfachen  Wasserbädern.,,  Ins- 
besondere greift  bei  kohlensäurehaltigen  Soolbädern  die  Anregung  zur  Übung 
am  Herzen  selbst  an,  ähnlich  einer  vorübergehenden  Digitaüs -Wirkung. 
Dabei  geht  übrigens  letztere  mit  Gefaßverengeruug,  erstere  mit  -erweiterung 
einher.  Man  kann  sagen:  Kohlensäurehaltige  SQolbäder  üben  das  Herz 
unter  erleichterten,  schonenden  Bedingungen. 

Alle  angeführten  Resultate  sind  durch  Versuche  an  gesunden  Per- 
sonen gewonnen  und  beziehen  sich  streng  genommen  zunächst  nur  auf  diese.*' 

Brieger  und  Herz  (15)  haben  bei  ihren  Untersuchungen  über  den 
Einfluß  kurz  dauernder  hydrotherapeutischer  Prozeduren  auf  den  Kreislauf 
und  die  Atmung  wenig  konstante  Resultate  bekommen,  trotz  ihrer  gegenüber 
früheren  Untersuchungen  wesentlich  verbesserten  Methodik.  Zum  Auf- 
schreiben der  Atmung  bedienten  sie  sich  des  Oehmke sehen  Gürtelpneumo- 
graphen,  zur  Registrierung  des  Pulses  eines  dem  neuen  Gärtnerschen 
Pulsschreiber  nachgebildeten  Apparates.  Als  Kymographiou  diente  ihnen 
die  kleine  von  Bachsche  Garnitur. 

Sie  gebrauchten  zur  Abkühlung  Atherübergießungen,  IJbergießungen 
mit  Wasser  und  Eintauchen  von  Extremitätenteilen  in  Wasser  sowie  Duschen. 
Kalte  Prozeduren  beschleunigten  die  Atmung. 

In  Bezug  auf  den  Einfluß  warmer  Prozeduren  auf  die  Atmung  scheint 
keinerlei  Gesetzmäßigkeit  zu  bestehen.  Die  Pulsfrequenz  wird  durch  Kälte- 
reize herabgesetzt.  In  Bezug  auf  kurz  dauernde  Wärmereize  war  keinerlei 
gleichmäßiges  Verhalten  zu  konstatieren.  Die  Resultate  in  Bezug  auf  die 
Beeinflussung  des  Blutdruckes  durch  kalte  und  warme  Prozeduren  zeigen,  daß 
lokale  milde  Kältereize  zunächst  die  Kurve  sehr  erheben,  dann  aber  bald 
herabsinken  lassen.  Bei  Güssen  und  Duschen  sank  der  Druck  gleich. 
Varme  Prozeduren  hatten  keinen  so  ausgesprochenen  Einfluß  auf  den  Blut- 
druck, Die  Verfasser  gestehen  selbst  zu,  daß  ihre  Untersuchungsresultate 
noch  nicht  gänzlich  einwandsfrei  sind. 

Wintomitz  (106)  bespricht  einige  häufig  vorkommende  Mißgriffe, 
die  infolge  Temperaturwahl  und  mangelhafter  Berücksichtigung  der  Inten- 
sität des  mechanischen  Reizes,  der  Dauer  der  Einwirkung  und  somit  der 
Dosierung  der  Reize  entstehen.  Die  gründliche  Kenntnis  der  Reaktions- 
weise des  menschlichen  Körpers  auf  die  verschiedenen  mechanischen  und 
thermischen  Reize  und  die  Kenntnis  der  Abweichung  der  Reaktion  unter 
den  verschiedensten  Krankheitsumständen  ist  notwendig,  um  die  genannten 
Fehler  zu  vermeiden.  Wenn  man  also  physiologische  Kenntnisse  ordentlich 
beherrscht,  so  wird  man  an  der  richtigen  Stelle  auch  ganz  niedrige  Tem- 
peraturen anwenden  dürfen. 

An  Lehrbüchern  der  Hydrotherapie  ist  allmählich  kein  Mangel  mehr. 
Immerhin  hat  Davidsohn  (19)  es  verstanden,  der  Materie  in  seiner 
Darstellung  noch  einige  neue  Seiten  abzugewinnen,  vor  allem  durch 
Hioeinbeziehung  aller  der  Hydrotherapie  verwandten  Gebiete  wie  der  Fango- 
behandlung, der  Strombäder,  der  Modifikationen  der  gewöhnlichen  Bäder, 
(Bettbäder,  permanente  Bäder,  heiße  Bäder,  medizinische  und  medikamentöse 
Bäder,  Moorbäder),  der  Luft-,  Perl-  und  Sauerstoffbäder,  der  Dusche-Massage, 
der  Thermotherapie,  der  Sandbäder,  der  Behandlung  mit  fester  Kohlen- 
säure, flüssiger  Luft,  Chloräthyl,  der  Aerotherapie,  worunter  nur  das  von 
Herz  beschriebene  Licht-Luftstrombad  fehlt.  Das  Luft-  und  Sonnenbad 
ist  äußerst  dürftig  besprochen.  Das  Buch  ist  insofern  für  den  praktischen 
Arzt  gut  geeignet,   als  immer  Rücksicht  auf  die  Ausführungsmöglichkeit  im 

Jahresbericht  f.  Neurologie  u.  Psychiatrie  löos.  50 


786  Hydrotherapie,  Balneotherapie  und  verwandt« 

Hause  des  Patienten  bei  der  Darstellung  genommen  wird.     Leider  sind  die 
Abbildungen  des  Buches  größtenteils  nicht  sehr  gut  ausgefülirt. 

Sadger  (92)  macht  aufmerksam  auf  einige  von  Prießnitz  eingeführte, 
jetzt  verloren  gegangene  Wasserkurformen:  Wandereinpackung,  Luftwasser- 
bad, fiebererzeugendes  Halbbad,  Wechselbad  und  das  langdauemde  Halbbad 
von  einer  bis  zu  mehreren  Stunden.  Die  „Wandereinpackung"  besteht  darin, 
daß  der  Patient  am  ganzen  Körper  derart  mit  feuchten  Hosen  und  Leibchen, 
darüber  trockenem  Leinen  und  Flanell  bedeckt  ist,  daß  er  damit  umhergehen 
kann.  Die  Indikation  besteht  in  „Flechten",  rheumatischen  und  gichtischen 
Ablagerungen,  syphilitischen  Knochenauftreibungen,  lanzinierenden  Schmeraen 
bei  Tabes  usw.  —  Sodann  das  „Luftwasserbad" :  Übergießungen  nach  Ein- 
schlagen in  ein  nasses  Tuch  bei  offenem  Fenster,  dann  2—3  feuchte  Ein- 
packungen und  Halbbad.  Indikation:  schwere  Fälle  von  Malaria,  akute 
Infektionskrankheiten,  akuter  Gelenkrheumatismus,  Asthma  (!),  organische  (!) 
und  nervöse  Herzleiden,  Neurosen,  Chorea  minor,  Epilepsie  (!).  —  Das 
fiebererzeugende  Halbbad,  bei  starken  Naturen  anwendbar.  In  diesem 
(10 — 12**  R.)  blieben  die  Leute  1 — 2  Stunden  (!),  sogar  länger.  Dasselbe 
sollte  chronische  Leiden  in  ein  akutes  verwandeln.  Diese  Prozedur  setzt 
eine  Widerstandskraft  voraus,  wie  sie  heutzutage  kaimi  existiert.  —  Femer 
das  Wechselbad,  d.  h.  der  mehrmalige  Wechsel  zwischen  temperierten  (12  bis 
15®  R.!)  Halbbad  und  ganz  kaltem  Vollbad.  Indikation:  Typhus,  croupöse 
Pneumonie,  torpide,  alte  Leiden,  Geisteskrankheiten  (!)  mit  furibunden  oder 
tief  apathischen  Erscheinungen,  Epilepsie  (!).  —  Die  allerlängsten  Halbbäder 
wurden  bei  Schlaganfällen  verabreicht.  Prießnitz  selbst  wurde  deshalb 
dieser  Prozedur  unterzogen.  —  Es  folgt  die  Wiedergabe  einer  langen  Be- 
schreibung der  angeblichen  Heilung  einer  Meningitis  bei  einem  kräftigen 
Manne  durch  von  Ür.  Pingler,  einem  Schüler  Prießnitz',  verordnete  lang- 
dauemde kalte  Halbbäder  usw.  —  Wenn  auch  in  einzelnen  Fällen  Gutes 
durch  diese  „Pferdekuren",  die  sehr  an  Dr.  Eisenbarts  Verordnungen  er- 
innern, geleistet  sein  mag,  so  kann  man  doch  nur  dringend  vor  einer  Wieder- 
einführung derselben  in  die  Reihe  der  gebräuchlichen  Wasserprozeduren 
warnen,  da  sicher  mit  ihnen  meistens  sehr  schweres  Unheil  angestiftet 
werden  würde. 

Brieger  (12)  bespricht  eine  Reihe  von  allgemeinen  und  lokalen 
Prozeduren,  die  bekannterweise  bei  Magenkrankheiten  und  den  ihnen  folgenden 
funktionellen  Störungen  des  Nervensystems  sich  bewährt  haben.  Er  geht 
dabei  ein  auf  die  wichtigsten  physiologischen  Kenntnisse  auf  dem  Gebiete 
der  Wirkung  der  allgemeinen  und  lokalen  hydrotherapeutischen  Prozeduren 
auf  die  Magentätigkeit. 

Brieger  (11)  betont  an  der  Hand  einiger  Beispiele  die  zahlreichen 
Berührungspunkte  zwischen  Hydro-  und  Balneotherapie.  Er  macht  bei  dieser 
Gelegenheit  einige  Bemerkungen  über  die  hydro-balneotherapeutische  Be- 
handlung der  Gichtischen  und  der  Fettsüchtigen. 

Eine  kurze  Rede  Blieger's  (14)  über  die  Entwicklung,  welche  die 
Hydrotherapie  im  Laufe  der  Zeit  genommen  hat,  und  eine  Aufstellung  der 
Hauptgruppen  der  Krankheiten,  welche  durch  sie  bekämpft  werden  können. 

Die  Poliklinik  Brieger's  (13)  wurde  von  2551  Personen  besucht» 
darunter  804  Nervenkranken.  Besonders  zahlreich  sind  Neurasthenie,  Ischias, 
Neuralgien,  Hysterie,  traumatische  Neurosen,  Epilepsie,  Tabes  dorsalis.  Auf 
der  stationären  Abteilung  waren   208  Patienten. 


Heilmethoden  bei  Nerveokrankheiten.  787 

Balneotherapie.  Elektrische  BSder. 

Ekgren  (24)  geht  von  der  Senator-Prankenhäuserschen  Auf- 
fassung, daß  die  Wirkung  der  künstlichen  gashaltigen  Bäder  auf  thermischen 
Kontrasterscheinungen  beruhe,  aus.  Er  hat  bei  seinen  Prüfungen  gefunden, 
daß  ein  bei  33**  verabreichtes  SauerstoflEbad  auf  die  Pulsfrequenz  verlang- 
samend und  auf  den  Gefäßtonus  (Untersuchungen  mit  Rire-Roci)  erhöhend 
eiu  wirke. 

de  Vries-Reilingh  (103)  hat  den  Einfluß  des  faradisch-galvanischen 
nnd  kombinierten  elektrischen  Bades  auf  den  Blutdruck  studiert.  Er  hat 
sich  dabei  möglichst  vor  den  von  manchen  früheren  Untersuchern  gemachten 
Fehlern  gehütet.  So  hat  er  besonders  den  psycliischen  Einfluß  des  Bades 
nnd  die  Wirkung  des  warmen  Bades  an  sich  auf  den  Blutdruck  auszuschalten 
gesucht.  Allerdings  wäre  es  gut  gewesen,  den  Zustand  der  Hautgefäßfüllung 
und  der  Hauttemperatur  der  Versuchspersonen  vor  dem  Bade  auch  in  Be- 
rücksichtigung zu  ziehen,  Verfasser  fand,  daß  bei  Gesunden  durch  alle 
3  Formen  des  elektrischen  Bades  eine  Herabsetzung  des  Blutdrucks  erfolgt. 
Derselbe  steigt  jedoch  schnell  nach  Aufhören  des  Bades  wieder  auf  die  an- 
fängliche Höhe,  Nur  bei  lang  dauernder  Einwirkung  erreicht  der  Blutdruck 
nur  langsam  und  nicht  vollständig  seine  frühere  Höhe.  Auch  bei  Kranken 
wurde  eine  gleiche  Wirkung  erzielt,  und  Verfasser  will  weitere  Versuche 
ansteUen  über  die  Anwendbarkeit  des  elektrischen  Bades  in  Fällen,  wo  die 
Herabsetzung  des  Blutdrucks  wünschenswert  erscheint. 

Fellner  (29)  fand,  daß  im  COg- Gasbade  (vorgenommen  mit  Hilfe 
der  Pranzensbader  Gasquelle)  der  Blutdruck  stets  erhöht,  Puls-  und  Respi- 
rationsfrequenz in  der  großen  Mehrzahl  der  Versuche  vermehrt  war  im 
Gegensatz  zu  den  Beobachtungen  im  CO^ -Mineralbade,  in  welchem  u.  a. 
eine  Abnahme  der  Pulsfrequenz  und  der  Respirationszahl  und  meistens  ein 
Sinken  des  Blutdruckes  gefunden  wurde.  Im  CO^- Gasbade  tritt  ein  leb- 
haftes Wärmegefühl  mit  Rötung  der  Haut  ein. 

Loebel  (70)  gibt  von  verschiedenen  Verbesserungen  Kenntnis,  die  in 
der  Bereitung  der  Moor-  und  Kohlensäurebäder  zu  Dorna-Wien  in  letzter 
Zeit  durchgeführt  wurden.  Für  die  Gewinnung  eines  möglichst  wenig  ent- 
gasten und  gleichmäßig  temperierten  Eisenwassers  ist  direkt  an  den  Quellen 
eine  Art  Sammelbassin  geschaffen  worden,  das  unter  beständigem  Druck 
der  entwichenen  Kohlensäuremenge  steht.  Von  diesem  Sammelbassin  fließt 
das  Wasser  direkt  durch  eigene  Schwerkraft  in  die  Badewannen  ab.  Die 
Erwärmung  geschieht  durch  Heizungsanlagen,  die  in  Doppelböden  der  Kupfer- 
wannen  angelegt  wurden.  Zur  Erlangung  einer  gleichmäßigen  Dampfspannung 
dient  ein  Körtingscher  Reduzierapparat.  Zum  Schutze  des  Badenden  vor 
dem  überhitzten  Sitzboden  der  Wanne  dient  ein  Rost.  Durch  einige  andere 
BeguUervorrichtungen  wird  eine  sehr  weitgehende  Dosierbarkeit  der  Tempe- 
ratur bei  den   Bädern  garantiert. 

Weiterhin  sind  die  Verbesserungen,  die  bei  Moorbädern  durchgeführt 
wurden,  bemerkenswert.  Das  Moor  wird  im  Gegensatz  zu  anderen  Kurorten 
während  eines  Winters  und  Sommers,  geschützt  vor  Feuchtigkeit,  gründlich 
getrocknet  und  durch  einige  andere  Maßnahmen  zu  einer  möglichst  gleich- 
mäßigen chemischen  Beschaffenheit  gebracht.  Er  wird  dann  fein  zerkleinert 
und  gesiebt  und  später  in  gleichmäßiger  Weise  mit  Wasser  oder  Eisenwasser 
vermischt  und  temperiert.     Dazu  ist  ein  sehr  gut  geübtes  Personal  notwendig. 

Dncros  (22)  berichtet  über  einen  sehr  günstigen  Erfolg  der  Behand- 
lung mit  langdauernden  Bädern  bei  einer  Hysterischen.  Es  handelte  sich  um 
ein  26jähriges  Mädchen,  das  seit  4  Jahren  an  einer  hysterischen  Hemiplegie 

50* 


788  Hydrotherapie,  Balneotherapie  und  verwandte 

litt  mit  einem  starken  Tremor,  der  sie  unfähig  machte,  zu  gehen.  Bei  jeder 
Aufregung  oder  bei  jedem  Schreck  traten  hysterische  Anfälle  auf  mit  mehr 
oder  weniger  langdauernden  kataleptischen  Zuständen.  Anfangs  war  die 
Behandlung  mit  Bädern  von  ein  bis  eineinhalbstündiger  Dauer  erfolglos. 
Bei  einer  Wiederholung  der  Kur  mit  Bädern  von  drei  bis  dreieinhalbstüncOger 
Dauer  besserte  sich  der  Zustand  bedeutend,  und  nach  einer  dritten  Bäder- 
behandlung von  zwei  bis  vierstündiger  Dauer  trat  vollständige   Heilung  ein. 

(BetidLT.) 

Frankenhäuser  (34)  entwickelt  einen  Plan  seiner  Bestrebungen, 
die  Wohltaten  der  Balneotherapie  soweit  wie  möglich  auch  denjenigen 
Patienten  zukommen  zu  lassen,  welche  an  iliren  Wohnort  gefesselt  sind. 
Um  die  Kuren  billiger  zu  gestalten  sei  eine  Zentralisation  der  Badekuren 
in  bestimmten  Badeanstalten  mit  Massonbezug  von  Mineralsalzen  notwendig, 
ferner  Ersatz  der  Bäder  durch  Packungen  und  sonstige,  in  der  Hydro- 
therapie übliche  Prozeduren,  mit  Mineralwasser  in  den  Fällen,  wo  auch 
diese  erforderlich  sind;  endlich  billige  Herstellung  der  Surrogate  am  Orte 
der  Kur.  (Bendix.) 

Homburger  (50)  fülirt  die  Wirkung  der  kohlensauren  Bäder  auf 
eine  Steigerung  der  Blutzufuhr  nicht  nur  zur  Haut,  sondern  auch  zu  den 
inneren  Organen  zurück.  Hieraus  erkläre  sich  die  günstige  Wirkung  der 
kohlensauren  Bäder  auf  Herz-,  ßückenmarkskrankheiten  und  die  mannig- 
fachsten anderen  Leiden.  (Bmdie,) 

Zucker  (113)  verwendet  zur  Herstellung  des  Kohlensäurebades  orga- 
nische Säuren  wie  Milchsäure,  deren  Salze  eine  mild  reizende  Eigenschaft 
besitzen.  Ferner  ist  das  zur  Verwendung  gelangende  Alkali  derart  verpackt, 
daß  die  Entwicklung  nur  ganz  langsam  und  in  kleinen  Blasen  erfolgen  kann. 
Infolge  der  langsamen  Entwicklung  der  Kohlensäure  wird  die  störende  Kohlen- 
säureatmospliäre  über  der  Oberfläche  des  Bades  sehr  vermindert  Die  gleich- 
mäßige Entwicklung  der  Kohlensäure  dauert  zirka  40  Minuten  an.  Preis 
des  Bades  zirka  1.50  Mk. 

Hirsch  (48)  bespricht  die  künstlichen  Kohlensäurebäder,  besonders 
die  Perlbäder  nach  Weißbein,  denen  er  den  Vorzug  vor  allen  anderen  gibt. 
Die  Versuche,  die  Wirkung  der  Perlbäder  durch  elektrische  Scheinwerfer 
zu  erhöhen,  sind  noch  nicht  abgeschlossen. 

Schliep  (93)  bespricht  die  elektrischen  Bäder,  besonders  den  fahr- 
baren Sanitäts-StuhlschUtten  und  das  elektrische  Vierzellen bad.  Letzterem 
mißt  er  wohl  etwas  zu  große  Bedeutung  bei.  Seine  Befürchtungen,  das  alte 
faradische  Vollbad  könne  Verschwinden,  ist  unbegründet.  Es  wird  immer 
in  Fällen,  wo  man  einen  allgemeinen  Hautreiz  erzielen,  also  die  ganze  flant- 
oberfläche  als  AugrÜfspunkt  benützen  will,  sein  Recht  behalten. 

Die  beispiellos  reichen  und  vielartigen  Schwefelquellen  der  Pyrenäen 
werden  von  Pelon  (83)  in  vier  von  einander  recht  verschiedene  Typen 
eingeteilt: 

1.  Die  „eaux  polysulfurees",  welche  als  erregend  gelten  müssen. 

2.  Die  „eaux  sulfitees"  und   ,,hyposulfitees,  welche  beruhigend  wirken. 

3.  Die  „eaux  sulfhydriquSes",  welche  sogleich  Schwefelwasserstoff  an 
die  Luft  abgeben,  und  für  die  Erkrankungen  der  Respirationsorgane  in  Bi*- 
tracht  kommen. 

4.  Die  „eaux  blanchissantes",  welche  freien  Schwefel  und  Emulsion 
enthalten.  Dieselben  kommen  bei  Hautkrankheiten  in  Betracht,  besondere 
bei  juckenden,  bei  Prurigo,  Pruritus  usw.  —  Die  Indikationen  für  diese 
Quellen  sind  Syphilis,  Rheumatismus,  Arthritisformen,  Skrophulose-tuber- 
kulöse    Diathese,    Ernährungsstörungen    bei    Kindern    und   jungen    Leuten; 


Heilmethoden  bei  Nervenkrankheiten.  789 

ferner  GeleakerkraDkungen,  Neuralgien,  ErkrankuDgen  der  Haut,  der 
Bespirationsorgane,  der  Geschlechtsorgane.  —  Der  Nutzen  der  Schwefelbäder 
bei  Syphilis  besteht  nach  Verfasser  in  ihrer  anregenden  tonischen  Wirkung, 
io  der  Eeinigung  der  oberflächlichen  Erscheinungsformen  der  Syphilis,  in 
der  erleichterten  Ausscheidung  des  gegebenen  Quecksilbers  und  der  Erhöhung 
der  Widerstandsfähigkeit  des  Organismus  gegen  dasselbe.  Bei  Hautkrank- 
heiten: Seborrhöe,  Ekzema,  Acne  rosacea,  Urticaria  und  juckenden  Derma- 
tosen, Psoriasis  usw.  — ,  kommen  besonders  die  „eaux  blanchissantes"  in 
Betracht.  —  Bei  chronischem  Schnupfen,  Ozaena,  Syphilis  der  Nase. 

Bei  Hypertrophie  der  Muscheln,  chronischer  Laryngitis  und  Bronchitis, 
Asthma,  Emphysem,  soll  sich  außer  den  Schwefelbädern  die  Einatmung  de» 
Schwefelwasserstoffes  als  nützlich  erweisen. 

Barbier  (5)  hat  auf  dem  11.  Congr^s  fran^ais  de  climatotherapie  et 
d'hygi^ne  urbaine  zu  Arcachon  und  Pau  einen  Bericht  über  die  wenig  be- 
kannten Küstensanatorien  Westfrankreichs  erstattet.  Dieselben  eignen  sich 
besonders  für  tuberkulöse,  an  Drüsen-,  Gelenk-  und  Knochentuberkulose 
erkrankte,  hereditär  belastete  und  skrofulöse  Kinder,  schwächliche  Leute, 
RekonTaleszenten  usw.  Besonders  sollen  die  Sanatorien  zur  Prophylaxe 
ernsterer  Krankheiten  dienen. 

Fonchet  (85)  erinnert  an  die  Versuche  von  Quinton,  nach  welchen 
man  im  stände  ist,  größere  Mengen  von  Meerwasser,  das  durch  Verdünnung 
mit  destilliertem  Wasser  den  Körpersäften  isotonisch  gemacht  war,  einem 
Hunde  ohne  dauernden  Schaden  einzuverleiben,  während  dasselbe,  wenn  man 
es  eindickt  und  mit  einer  entsprechenden  Menge  destillierten  Wassers  im  ur- 
sprünglichen Lösungsverhältnisse  wieder  herstellt,  diese  Eigenschaft  wieder 
verliert  Er  hat  dann  700  g  eines  mit  allen  Kautelen  rein  gewonnenen 
Meerwassers  Menschen  injiziert.  Nach  heftigen  Reaktionserscheinungen  (Frost, 
Durst,  Kopfschmerz,  Übelkeit),  wurde  bei  drei  Kranken  (Gastro-Enteritis, 
Oxalsäurevergiftung,  ,,Cirrhose  mit  Erysipel")  ein  schneller  und  dauernder 
Erfolg  erzielt.  Gute  Wirkungen  sah  Verfasser  auch  bei  maligner  Syphilis, 
veralteter  Syphilis  und  Hauttuberkulose.  Nach  Ansicht  von  Quinton  hängen 
diese  merkwürdigen  Wirkungen  zusammen  mit  der  Anwesenheit  geringster 
Mengen  von  Metallen,  welche  in  festen  schwer  zu  ergründenden  Verbindungen 
im  Meerwasser  existieren.  Diese  mehr  als  metallische  Fermente  zu  be- 
zeichnenden Beimischungen  von  Metallen  haben  nach  Untersuchungen  von 
Kobin  eigentümlich  schwerwiegende  Einflüsse  auf  den  gesamten  Stoffwechsel 
des  Menschen.  Es  lassen  sich  aber  nach  Ansicht  des  Verfassers  die  Wirkungen 
der  Aufnahme  von  Meerwasser,  sowie  von  Mineralquellen  nicht  allein  durch 
die  chemische  Zusammensetzung  erklären,  sondern  es  muß  die  Art  der  Ver- 
einigung der  verschiedenen  Bestandteile  des  Meerwassers,  deren  Erkennung 
aoch  außerhalb  des  Bereichs  unserer  XJntersuchungsmittel  liegt,  eine  Rolle 
spielen.  Aus  diesem  Grunde  wirken  auch  zwei  verschiedene  Mineralquellen, 
die  in  ihrer  chemischen  Zusammensetzung  ganz  gleich  sind,  oft  ganz  ver- 
schieden. Jede  Quelle  ist  daher  als  „Individuum"  für  sich  zu  betrachten. 
Zimmerznann  (112)  empfiehlt  die  Wechselstromtherapie  bei  Herz- 
erkrankungen  mit  Herabsetzung  der  Widerstände  im  periplieren  Kreislauf, 
vorausgesetzt,  daß  noch  genügend  Kraft  zur  Hervorrufung  einer  Hypertrophie 
vorhanden  ist.  Die  Wirkung  der  Wechselstrombäder  erklärt  er  sich  durch 
Beizusg  der  sensiblen  Nerven,  vielleicht  auch  der  großen  Nervenstämme 
nnd  die  hierdurch  bewirkte  Reflexwirkung  auf  die  Innervation  des  Herzens. 
Wiedergabe  der  bekannten  Errungenschaften  auf  dem  Gebiete  der 
Technik,  Wirkungen  und  Indikationen  der  elektrischen  Bäder  bei  Ano- 
malien   des  Kreislaufs.     Franze  (35)  trennt   zweckmäßigerweise  in    seinen 


790  Hydrotherapie,  Balneotherapie  und  verwandte 

Ausführungen  über  die  Wirkung  diejenige  des  Bades  an  sich  und  die  des 
elektrischen  Stromes.  Verf.  empfiehlt,  die  elektrische  Behandlung  mit  der 
Nauheimer  Kur  zu  verbinden.  Mit  B^cht  führt  Verf.  die  Wirkung  der 
elektrischen  Bäder  mit  Ausnahme  des  Vierzellenbades  verschiedenster  Art 
fast  lediglich  auf  den  diffusen  Hautreiz  zurück.  Er  fand  zwar  nicht  einen 
direkten  Einfluß  der  Smith-Hornungschen  elektrischen  Bäder  auf  die 
Herzgröße,  empfiehlt  aber  doch  diese  Bäder  bei  Leuten  mit  herabgesetztem 
Gefäßtonus,  während  er  bei  hohem  Blutdruck  unter  Ausschluß  von  Arterio- 
sklerose eher  den  galvanischen  Bädern  günstigen  Einfluß  zusprechen  möchte. 

Buss  (17)  empfiehlt  die  Verwendung  des  von  dem  Gerbermeister 
Stanger  in  Ulm  eingeführten  elektrischen  Lohtanninbades.  Der  Salzgehalt 
der  Lohbrühe  ermöglicht  eine  um  20 mal  größere  elektrische  Leitung  als 
diejenige  des  gewöhnlichen  Wassers.  Das  Bad  wird  verabfolgt  in  einer 
Holzbadewanne.  Auf  den  Längsseiten  der  Badewanne,  läuft  eine  Längs- 
schiene, an  der  je  10  Elektroden  verschiebbar,  drehbar,  ein-  und  ausschaltbar 
befestigt  sind.  So  kann  man  den  Strom  den  verschiedensten  Körperteilen 
zuführen.  Jedes  Bad  hat  eine  Vorrichtung,  welche  bei  Überschreitung  des 
Stromes  über  eine  gewisse  Stärke  automatisch  die  Zuleitung  des  Stromes 
unterbricht.  Das  Badeextrakt  wird  in  Mengen  von  5  Kilo  dem  Bade  zu- 
gesetzt, ist  eine  sirupartige  Masse  und  wird  gewonnen  aus  der  Rinde  der 
verschiedensten  Bäume.     Hauptsächlich  ist  dann  Gerbsäure  im  Bade. 

Man  kann  auch  elektrische  Teilbäder  geben  in  einem  besonders  kon- 
struierten Apparate.  Auch  ist  eine  elektrische  Begießung,  Bestralilung  oder 
Dusche  mit  Lohtanninflüssigkeit  bei  dem  in  der  Wanne  sitzenden  oder  stehenden 
Patienten  möglich.  Die  Anwendung  bezog  sich  besonders  auf  Fälle  von 
Gicht  und  Rheumatismus,  auch  auf  einige  Fälle  von  Ischias.  Bei  diesen 
sollen  die  Resultate  sehr  gute  gewesen  sein.  Die  Angabe  einiger  anderer 
Indikationen  wäre  vor  genauerer  Prüfung  besser  weggeblieben. 

Winternitz  (107)  möchte  das  elektrische  Vierzellenbad,  dessen  all- 
gemeine Anwendung  durch  ein  weitgehendes  Monopolisierungsbestreben  er- 
schwert ist,  und  das  außerdem  nach  seiner  Ansicht  nicht  genügend  OriginaUtät 
zur  Aufstellung  einer  gewissen,  ganz  neuen  elektrischen  Behandlungsmethode 
besitzt,  ersetzen  durch  einen,  dem  allgemeinen  ärztlichen  Gebrauch  bequem 
zugänglichen  Apparat,  bei  welchem  die  Elektroden  in  Form  großer  Hand- 
und  Fußplatten  auf  dem  Tische,  der  vor  dem  sitzenden  Patienten  steht, 
angebracht  sind.  Diese  Platten  sollen  dann  die  Zellen  des  Vierzellenbades 
ersetzen.  Winternitz  hat  genaue  Untersuchungen  darüber  angestellt,  daß 
erstens  sich  bei  seinem  Verfahren  genau  dieselbe  Stromstärke  anwenden  läßt 
wie  beim  Vierzellenbade,  und  daß  trotz  der  verringerten  Ein-  und  Austritts- 
oberfläche des  Stromes  keinerlei  störende  Schmerzhaftigkeit  eine  Steigerung 
des  angewandten  Stromes  hindert.  Auch  konnte  er  sich  durch  Versuche 
davon  überzeugen,  daß  der  Hauptwiderstand  in  vollkommen  ausreichender 
Weise  und  schnell  genug  überwunden  wird.  Es  zeigt  sich  das  daran,  daß 
die  Stromstärke  während  der  Behandlung  und  bei  gleichbleibender  Strom- 
stärke nicht  anwächst.  Die  Verhältnisse  für  den  faradischen  Strom  liegen 
ganz  gleichartig.  Die  Vorstellung,  daß  mittelst  der  Vierzellenbäder  eine  größere 
Stromstärke  dem  Körper  zugeführt  werden  kann  als  mittelst  seiner  Platten- 
elektroden, ist  nach  Ansicht  von  Winternitz  durchaus  unbegründet  Die 
weitgefaßten  Indikationen  zur  Anwendung  des  Vierzellenbades  schränkt  Ver- 
fasser für  seine  Modifikation  desselben  erheblich  ein,  d.  h.  er  möchte  sein 
Verfahren  nur  empfehlen  für  solche  Fälle,  in  denen  bis  jetzt  einfache  Elektroden- 
behandlung begründete  Aussicht  auf  Erfolg  bot. 


Heilmethoden  bei  NervenkranklieiteD.  79 X 

Heits  (44)  hat  in  2  Fällen  von  Tabes,  die  er  mit  Kohlensäurebädern 
behandelte,  eine  sehr  erhebliche  Verkleinerung  der  anästhetischen  Grebiete 
der  Haut  nach  einer  6 — 7  wöchentlichen  Kur  beobachtet,  zugleich  mit  dem 
Zurückgehen  der  subjektiven  Beschwerden  und  der  Besserung  des  Allgemein- 
befindens. Speziell  in  dem  2.  Falle,  wo  zu  Beginn  der  Behandlung  der 
ganze  Rumpf,  beide  Unterschenkel  und  teilweise  die  Arme  totale  Haut- 
anästhesie  aufwiesen,  war  dieselbe  nach  Beendigung  der  Kur  bis  auf  eine 
kleine  handbreite  Zone  an  der  einen  Thorazseite  völlig  verschwunden,  und 
auch  hier  bestand  nur  noch  leichte  Hypästhesie. 

Zur  Erklärung  dieser  in  solchem  Maße  bisher  noch  nicht  mitgeteilten 
Erscheinung  führt  Verf.  als  Analogie  die  Beobachtung  Eggers  an,  der 
durch  Sommation  von  Nadelstichen  auf  anästhetischen  Hautstellen  wieder 
die  Sensibilität  erwecken  konnte;  die  zahlreichen  Kohlensäure-Gasbläschen, 
die  sich  im  Bade  auf  der  Haut  festsetzen,  wirken  zusammen  mit  der  kühlen 
Temperatur  des  Wassers  als  summierter  Reiz.  Außerdem  ruft  aber  das 
Kohlensäurebad  auch  durch  Verbesserung  der  lokalen  und  der  allgemeinen 
Zirkulationsverhältnisse  sowie  durch  Hebung  des  Ernährungszustandes  indirekt 
ein  Zurückgehen  der  Sensibilitätsstörungen  bei  Tabes  hervor. 

(A.   Laqueifr.) 

In  dem  sehr  guten  Vortrage  betont  Goldscheider  (39)  die  außer- 
ordentliche Wichtigkeit  der  Berücksichtigung  der  Gesamtkonstitution  bei 
der  Behandlung  von  Kranken  besonders  in  Kurorten.  Bei  der  Kom- 
pliziertheit und  Ausdehnung  der  Vorgänge,  welche  wir  unter  dem  Be- 
griffe der  Konstitution  zusammenfassen,  ist  es  kaum  möglich,  durch  irgend- 
welche diagnostische  Mittel,  etwa  dosierte  Arbeit  ein  einheitliches  Maß  für 
die  gesamten  konstitutionellen  Kräfte  zu  finden.  Infolgedessen  müssen  wir 
uns  mit  der  Ergründung  der  Summe  von  Einzelkonstitutionen  begnügen  und 
daraus  einen  Rückschluß  machen..  Wir  müssen  also  die  Leistungsfähigkeit 
jedes  einzelnen  Organes  prüfen  und  dabei  wohl  berücksichtigen,  welches  Organ 
oder  welche  Organsphäre  in  besonderem  Maße  zur  Hinfälligkeit  oder  zu 
Krankheiten  neigt.  Weiterhin  müssen  wir  unterscheiden  die  ursprüngliche 
Konstitution  und  die  durch  Alter,  Schädlichkeiten  oder  Organerkrankungen 
geschwächte  Konstitution.  Um  sich  über  den  Allgemeinzustand  klar  zu  sein, 
ist,  abgesehen  von  einer  genauen  Anamnese,  die  Berücksichtigung  des  Milieus, 
des  Berufs,  der  Lebensgewohnheiten,  des  Charakters  notwendig.  Da  diese 
Fragen  nur  teilweise  durch  eine  längere  Beobachtung  genügend  entschieden 
werden  können,  ist  eine  genaue  Berichterstatttung  durch  den  Hausarzt  von 
größter  Wichtigkeit  So  wird  am  besten  beurteilt  werden  können,  wie  ein 
bestimmter  Heilapparat  eine  bestimmte  Konstitution  beeinflussen  wird.  Ferner 
wird  der  Arzt  bei  der  individuellen  Konstitution  auch  individuelle  Prophylaxe 
treiben  können,  indem  er  den  Patienten  vor  Schädlichkeiten,  die  ihn  ganz 
besonders  treffen  würden,  bewahrt.  Also  systematische  Schonung  des  lei- 
tenden Teiles  und  Kräftigung  der  Gesamtkonstitution  sind  die  beiden  Dinge, 
worauf  der  Arzt,  und  besonders  der  Arzt  in  Kurorten,  zu  achten  hat.  Für 
die  AUgemeinbehandlung  ist  eine  viel  größere  Berücksichtigung  der  indi- 
Tidnelleu  Diät,  als  die  bis  jetzt  in  Kurorten  üblich  ist,  notwendig.  Je  nach 
der  Konstitution  sind  auch  Bewegung,  Ruhe,  Zerstreuung,  Tageseinteilung, 
Unterbringung  in  Hotels,  Pensionen  oder  Sanatorien  zu  gestalten.  Gold- 
scheider schließt  seinen  Vortrag:  „Kollegen,  studiert  die  Konstitution 
eurer  Kranken,  das  ist  die  halbe  innere  Medizin." 

Ein  interessanter,  gewandt  geschriebener  Aufsatz,  in  dem  die  ver- 
schiedenen balneo-  und  klimatotherapeutischen  Paktoren  in  ihrer  Wirkung 
auf  Nervenkranke   genau  geprüft,    verglichen    und  in   ihrem  Wert  abgewägt 


798  Hydrotherapie,  Balneotherapie  uod  verwandte 

werden.  Eulenbnrg  (26)  hebt  hervor,  wie  außerordentlich  wichtig  und 
ermutigend  es  für  die  genannten  Zweige  der  .  Therapie  ist,  daß  maa 
anfängt,  sich  von  einer  rein  pathologisch-anatomischen  Betrachtungsweise 
einer  mehr  biologisch-funktionellen  Auflassung  zuzuwendend  Als  E^uptsache 
zur  Erzielung  guter  Erfolge  betrachtet  Verfasser  es,  daß  alle  Arzte  der 
Kurorte  mit  den  ihnen  zur  Verfügung  stehenden  Heilmitteln  auf  das  Beste 
bewandert  sind;  und  er  gibt  somit  der  Empirie  gegenüber  der  bis  jetzt  noch 
sehr  geringen  Ausbeute  an  wissenschaftlicher  Begründung  sein  Recht.  Unter 
den  Momenten,  die  bei  Auswahl  der  Kurorte  besonders  bei  funktionellen 
Nervenkranken  in  Betracht  kommen,  unterscheidet  er  den  klinmtologischen 
Faktor,  den  lokaltherapeutischen  Faktor,  den  personell  ärztlichen  Faktor 
und  den  individuell-psychologischen  oder  suggestiven  Faktor.  Es  werden 
dann  besonders  die  Di^erentialindikationen  des  Höhen-  und  Seeklimas  knrz 
aber  treffend  skizziert. 

Henbner  (47)  berichtet  über  Stoffwechselversuche,  die  von  ihm  über 
die  Wirkungsweise  des  Kochsalzbades  bei  zwei  skrophulösen  Kindern  au- 
gestellt sind.  Das  Ergebnis  dieser  beiden  in  Bezug  auf  die  Methodik  ein- 
wandsfreien  (Fehlerquellen  wurden  sorgfältig  ausgeschaltet)  Versuche  ist,  dafi 
die  Stickstoffausscheidung  erheblich  gefördert  wird.  Es  ist  also  anzunehmen, 
daß  die  Salzbäder  eine  Steigerung  der  Zersetzungsvorgänge  im  Körper 
bewirken.  Es  ist  aber  auch  anzunehmen,  daß  außer  den  stickstoffhaltigen 
auch  die  stickstofffreien  Körper  einer  Mehrzersetzung  anheim  fallen.  Das 
beim  Kind  besonders  hervortretende  Bestreben,  seinen  Stickstoffbestand  zu 
vermehren,  verursacht  eine  bedeutend  größere  Nahrungsaufnahme,  also 
einen  erheblichen  Einfluß  auf  den  Stoffwechsel.  Die  Beobachtungen  an  den 
beiden  Kindern  ergaben  fernerhin  eine  erhebliche  Beeinflussung  der  Haut- 
vasomotoren. Die  Frage,  ob  Salzteilchen  lange  Zeit  an  den  Flächen  der 
Haut  nach  dem  Bade  zurückbleiben,  wurde  ebenfalls  geprüft.  Es  wurden 
24  Stunden  nach  dem  Salzbade  noch  17  mg  Kochsalz  an  der  gesamten 
Hautoberfläche  gefunden.  Die  Stoffwechselversuche  müssen  uns  veranlassen, 
in  der  Indikationsstellung  der  Soolbäder  vorsichtig  zu  sein.  Es  ist  notwendig, 
daß  die  Reaktion  nach  dem  Bade  eine  gute  ist,  daß  der  Appetit  und  das 
Körpergewicht  steigt.  Blasse,  magere  und  appetitlose  Kinder  eignen  sich 
nur  selten  für  Soolbäder.  Noch  einen  größeren  Eingriff  stellen  die  See- 
bäder —  gewissermaßen  potenzierte  Soolbäder  —  dar.  Als  Einleitung  zu 
Soolbädeni  oder  bei  schwächlichen  Kindern  für  die  ganze  Zeit  der  Kur 
hat  man  kohlensäurehaltige  Soolbäder  gebraucht.  Heubner  macht  noch  auf 
die  bei  Kindern  vielfach  vernachlässigten  Moor-  und  Schlammbäder  sowie 
auf  die  sehr  warmen,  resp.  heißen  Bäder  aufmerksam. 

Neumann  (81)  berichtet  über  seine  Erfahrungen,  welche  er  mit  der 
balneologischen  Behandlung  der  Hemiplegie  in  26  Fällen  gemacht  hat. 
Nach  mancher  interessanten  Bemerkung  über  die  Pathogenese  der  Hemiplegie 
und  die  Art  des  Zustandekommens  von  Ausgleichungen  auch  in  schweren 
Fällen  von  halbseitiger  Lähmung  verwirft  er  zunächst  die  in  neuerer 
Zeit  hervorgetretene  Bestrebung,  unmittelbar  nach  dem  Schlaganfall 
die  Leitungsbahneu  von  der  Peripherie  her  durch  Galvanisatioo. 
Gymnastik  und  andere  Mittel  anzuregeu.  Von  der  zentralen  Galvanisation 
des  Gehirns  hält  er  gar  nichts.  Seine  persönlichen  Erfahrungen  betreffen 
den  Erfolg  der  Thermen,  besonders  der  Kochsalzthermen  von  Baden;  sie 
sind  „maßvollen  Erwartungen  gegenüber"  durchaus  nicht  ungünstig.  Unter 
sorgfältiger  Innehaltung  einer  richtigen  Temperatur  (26 — 26  72"  ß-)  sah  er 
oft  eine  Bessening  der  Herztätigkeit,  eine  Beruhigung  aller  sensiblen  Bahnen, 
eine  Verminderung  der  Kontrakturen,  eine  Besserung  der  willkürlichen  Be- 


Heilmetkoden  bei  NervenkrftDkheiten.  793 

vegQUgeD.  Nach  dem  Bade^  das  hie  und  da  mit  24  ^  R.  beginnt,  folgt  eine 
mehrstündige  Bettruhe.  Als  Hilfsmittel  dient  dem  Verfasser  die  Zander- 
8che  Gymnastik.  Als  besserungsfähig  bis  zu  einem  gewissen  Prozentsatz 
der  Erwerbsfahigkeit  hält  Neumann  30 — 40%  der  Fälle. 

von  Strampell  (97)  äußert  sich  zunächst  über  das  Wesen  der  Neur- 
asthenie. Wenn  er  meint,  daß  der  eigentliche  Krankheitssatz  in  dem  Vor- 
stelluDgsleben  des  Patienten  zu  suchen  ist,  so  ist  damit  nach  Ansicht  des 
Beferenten  kaum  das  Wesen  der  Neurasthenie  erschöpft,  besonders  nicht 
bei  den  durch  Überanstrengung,  Schicksalsschläge  und  andere  exogene  Ur- 
lachen  entstandenen  Formen  der  Neurasthenie.  Dementsprechend  ist  die 
psychische  Behandlung,  welche  von  Strümpell  als  Hauptsache  jeder  The- 
rapie beim  Neurastheniker  hinstellt,  zwar  äußerst  wichtig,  aber  daneben 
hätten  doch  die  anderen  Kurmittel,  welche  der  Neurastheniker  in  Bade- 
orten findet,  eine  stärkere  Hervorhebung  verdient. 

FiBOh  (31)  sucht  in  diesem  kleinen  Aufsatz  zu  zeigen,  inwiefern  es 
der  Balneotherapie  gelungen  ist,  bei  der  Kombination  von  Herz-,  Nerven- 
imd  Frauenleiden  zu  nützen.  Seine  Ausführungen  beziehen  sich  besonders 
auf  die  im  Kurort  Franzensbad  erzielten  Resultate,  das  er  als  Herzheilbad 
schon  seit  längerer  Zeit  empfiehlt 

Die  Ursache  der  sog.  konstitutionellen  Anämie  ist  nach  Ttiran  (100) 
in  einer  ungenügenden  Assimilation  des  mit  den  Nahrungsmitteln  eingeführten 
Eisens  zu  suchen.  Die  unzweckmäßige  Ernährung  verursacht  eine  Armut 
des  Organismus  an  Kohlehydraten,  namentlich  aber  an  anorganischen  Sub- 
stanzen; es  liegt  somit  eine  in  einer  Demineralisation  zum  Ausdrucke  ge- 
bingende  Veränderung  des  Stoffwechsel -Chemismus,  resp.  eine  enterogene 
Autointoxikation  vor,  welche  in  der  Anämie  zum  Ausdrucke  gelangt.  Das 
Wesen  der  Anämie  ist  nicht  eine  Verminderung  des  Hämoglobingehaltes, 
sondern  eine  Verringerung  der  Zahl  der  roten  Blutkörperchen.  Eisentherapie 
ist  aus  diesem  Grunde  erfolglos;  nötig  ist  eine  derartige  Regelung  der  Er- 
nährung, daß  die  eiweißhaltigen  Nahrungsmittel  in  minimalen  Mengen,  die 
Tegetabilischen  jedoch  überwiegend  zugeführt  werden;  nebenbei  ist  An- 
wendung von  eisenhaltigen  Mineralwässern,  und  lauen,  ev.  kohlensauren 
Bädern  angezeigt.  Selbst  anatomische  Veränderungen,  wenn  solche  durch 
die  Anämie  bedingt  sind,  heilen  durch  die  Diät,  ohne  spezielle  Behandlung, 

(Hudovemig,) 

Thermo^  Photo-,  Ärotheraple. 

Mirtl  (80)  gibt  einen  neuen  Heißluftapparat  an,  bei  dem  die  beim 
Quinckeschen  ßeheizungsmodus  so  unerwünschte  tlbersättigung  mit  Wasser- 
dampf vermieden  wird.  Sein  Apparat  besteht  aus  einem  runden,  innen  mit 
einer  Asbestkleidung  versehenen  Blechmantel  mit  horizontalem  Boden  und 
unter  45  Grad  geneigtem  Dache. 

Am  Mantel  befindet  sich  bodenständig  eine  Öffnung  für  den  Eintritt 
kalter  Luft;  hochständig  knapp  unter  dem  Dache  ein  weiteres  Rohr  für  die 
ausströmende  Heißluft,  die  hier  durch  den  lebhaften  Auftrieb  des  bis  auf 
die  Hälfte,  ja  auf  ein  Drittel  verringerten  spezifischen  Gewichtes  entweicht. 

Zum  Zweck  der  Trockenerhaltung  des  Luftraumes  übernimmt  ein  nach 
dem  Schomsteinaufsatz  leitendes  Rohr  die  Absaugung  der  bodenständigen 
kühlen  und  durch  Schweißverdunstung  angefeuchteten  Luftschichten  aus  dem 
Belegkasten  und  deren  endgültige  Eliminierung  gemeinsam  mit  den  Ver- 
brennnngsgasen.  So  tritt  die  Zimmerluft  in  die  untere  OflFnung  des  Ofen- 
mantels,  sie  wird  erwärmt  aufgetrieben  in  den  Kasten,  dort  nimmt  sie  unter 
gleichzeitiger  Abkühlung  Schweißwasser  auf,    sie    sinkt   zu  Boden   und  wird 


794  Hydrotherapie,  Balneotherapie  und  verwandte 

durch  den  Schornstein  abgesaugt.  Auf  diese  Weise  ist  eine  wirklich 
trockene,  atmosphärische  Luft  ohne  Vermengung  mit  feuchten  Verbrennungs- 
gasen garantiert.  Verfasser  hat  3  Arten  der  Ausführung  Yorgesehen:  1.  den 
Bedürfnissen  des  praktischen  Arztes  entsprechend ;  2.  eine  sogenannte  Spital- 
garnitur, bestehend  aus  7  Kasten  für  die  verschiedenen  Körperteile;  3.  eine 
Sanatoriumsgarnitur  in  verschiedener  Auswahl.  Preis  je  nach  Reichhaltig- 
keit der  Garnituren  von  Mk.  75. —  an. 

Jacobsohn  (51)  berichtet  über  seine  während  eines  halben  Jahres 
gemachten  Erfahrungen  mit  dem  Hilzingerschen  Heißluftapparat  Der 
bekannte  Apparat  besteht  aus  einem  Heißluftsammler,  aus  dem  die  Lnft 
dann  in  den  Baum,  in  dem  der  Patient  sich  befindet,  hineinströmt.  Dieser 
Raum  wird  gebildet  durch  ein  ausziehbares  reifenartiges  Holzgestell,  das  mit 
einer  wollenen  Decke  überdeckt  wird.  Man  kann  durch  verschiedene 
Formung  dieses  Holzgestells  ganze  oder  Lokalbäder  geben.  Dieser  Apparat 
ist  tatsächlich  sehr  praktisch,  da  seine  Herrichtung,  schnell  jede  andere  Form 
dem  Apparat  zu  geben,  nicht  länger  als  1  Minute  dauert,  und  der  Preis 
ein  geringer  ist.  Bei  organischen  zentralen  Nervenkrankheiten  hat  Jacob- 
sohn keinen  nennenswerten  Erfolg  gesehen,  aber  auch  keinen  Schaden, 
dagegen  sehr  gute  Resultate  bei  sehr  vielen  peripherischen  und  funktionellen 
Nervenkrankheiten;  besonders  bei  Polyneuritis,  allen  Fonnen  von  Neuralgie, 
Beschäftigungsnearosen,  bei  Schlaflosigkeit  infolge  von  Anämie,  bei  vielen 
hysterischen  Beschwerden,  bei  Muskel*  und  Gelenkrheumatismus.  Die  Heiß- 
luftbäder sind  alle  im  Sprechzimmer  des  Verfassers  gegeben.  Aus  ärztlichen 
und  wirtschaftlichen  Gründen  empfiehlt  er  den  Kollegen  bei  sich  im  Sprech- 
zimmer solche  Heißluftbäder  zu  geben,  anstatt  sie  in  Instituten  verabreichen 
zu  lassen. 

Sommer  (94)  hat  bei  den  gewöhnlichen  Glühlichtbädern  einen  Ee- 
gulierapparat  eingeführt,  der  es  ermöglicht,  die  Intensität  der  Belichtung 
genau  meßbar  abzustufen.  So  können  die  Lampen  von  der  Schwarzglut  bis 
zur  leichten  Rotglut  resp.  Weißglut  gebracht  werden,  und  der  Grad  der  Be- 
lichtung läßt  sich  jeder  Zeit  auf  einem  bestimmten  Niveau  konstant  erhalten. 
Die  Lebensdauer  der  Glühlampen  leidet  darunter  nicht.  Verfasser  hat  nun 
die  Temperatur  mit  3  verschiedenen  Thermometern  geprüft,  einem  gewöhn- 
lichen Thermometer,  einem  Schwarzkugelthermometer,  einem  Psychrothermo- 
meter  (mit  angefeuchteter  Musseline  umhüllt).  So  konnte  er  bei  verschie- 
densten Intensitätsgraden  der  Belichtung  das  Maß  der  Strahlungswärme 
gegenüber  dem  der  einfachen  Leitungswäime  feststellen.  Verf.  hat  seine 
Resultate  in  Kurvenform  übersichtlich  dargestellt.  Während  bei  dem  Glüh- 
lichtbad mit  vollbrennenden  Lampen  die  Temperatur  des  Strahlungsthermo- 
meters von  0 — 15  Minuten  in  weitem  Abstände  von  der  Luftthermometer- 
kurve verläuft,  liegen  beide  Kurven  im  Glühlichtbad  während  Einschaltung 
des  Gesamtwiderstandes  dicht  beieinander.  Es  kommt  also  zum  Ansteigen 
der  Lufttemperatur  bei  vollbrenneuden  Lampen  als  wesentlicher  Faktor  die 
Strahlung  hinzu.  Das  Psychrothermometer  zeigt  bei  vollbrennenden  Lampen 
einen  viel  schnelleren  Anstieg  als  bei  eingeschaltetem  Widerstände,  weil  die 
Verdunstung  in  ersterem  Falle  viel  intensiver  ist.  Bei  Einschaltung  oder 
Ausschaltung  nähern  resp.  entfernen  sich  die  Kurven  des  Strahlungs-  und 
Luftthermometers.  Durch  vorsichtiges  Regulieren  der  Widerstände  kann 
man  vermittelst  des  Lichtbadrheostaten  so  die  Temperatur  eines  Glühiicht- 
bades  streng  auf  einer  beliebigen  Höhe  erhalten,  ebenso  die  Verduustungs- 
wärme.  Der  Apparat  gibt  uns  also  die  Möglichkeit,  infolge  einer  sehr 
feinen  Regulierung  des  Glühlichtbades  auf  bestimmte  Temperaturgrade  ein 
Glühliclitbad  nahezu  in  ein  Heißluftbad  umzuwandeln. 


Heilmethoden  bei  Nervenkrankheiten.  795 

Marcnse  (75)  bringt  eine  gute  Darstellung  des  jetzigen  Standes  der 
Wirkung  und  Technik  der  Heißluftbehandlung.  Nach  allgemeinen  physiologischen 
Vorbemerkungen  geht  Verfasser  auf  die  örtliche  und  allgemeine  Wirkungs- 
Treise  der  Heißluftbäder  ein  bei  Gesunden  und  Kranken.  Die  Indikationen 
«rfabren  eine  sehr  übersichtliche  Zusammenstellung.  Bei  der  Beschreibung 
der  Technik  wird  die  ganze  Entwicklung  der  Heißluftbehandlung  in  ihren 
Terschiedenen  Phasen  bis  zu  ihrem  jetzigen  Stande  kritisch  durchgenommen ; 
eine  Reihe  von  Abbildungen  illustriert  die  Ausführung.  Am  meisten  lobt 
Marcuse  den  Hilzinger schon  Zirkulationsheißluftapparat,  der  auch  nach 
des  Referenten  Ansicht  den  Vorzug  vor  den  meisten  anderen  verdient. 
Den  Schluß  bilden  einige  instruktive  Krankengeschichten.  Ein  ausführliches 
Literaturverzeichnis  macht  die  Arbeit  besonders  wertvoll. 

Eine  Werbeschrift  Rozenraad's  (91)  für  die  Anwendung  der  Heiß- 
loftbehandlung  in  Amerika.  Verfasser  hat  als  früherer  Assistent  des 
Krankenhauses  Moabit  sich  eine  genaue  Kenntnis  der  verschiedenen  Arten 
der  Heißluftbehandlung  erworben.  Außer  den  verschiedenen  Anwendungs- 
weisen bespricht  Verfasser  die  Indikationen. 

Das  Wesen  der  lokalen  Heißluftbehandlung  ist  nach  Lamberger 
(62)  die  sorgrältige  Beschränkung  der  therapeutischen  Aktion  auf  eine  er- 
krankte Körperstelle,  unter  möglichster  Vermeidung  einer  allgemeinen 
Reaktion  des  Organismus.  Die  physikalischen  und  physiologischen  Eigen- 
schaften der  heißen  Luft  lassen  dieses  Ziel  als  durchaus  erreichbar  erscheinen; 
denn  das  Auftreten  allgemeiner  Reaktionen,  sowie  unangenehmer  Begleit- 
erscheinungen sind  nicht  der  Heißluftbehandlung  als  solcher  eigen,  sondern 
nur  die  Folgen  technischer  Un Vollkommenheiten  in  der  Konstruktion  der 
Apparate,  sowie  der  mangelhaften  Methodik,  welchen  Übelständen  zuverlässig 
abzuhelfen  ist. 

Gleichgültig,  ob  man  die  Heißluftbehandlung  bei  Exsudaten,  rheumati- 
schen oder  ueuritischen  Affektiouen  anwendet,  muß  man  den  Kranken  ganz 
entkleiden  und  die  nicht  zu  behandelnden  Teile  nur  leicht  bedecken.  Ferner 
ist  es  wichtig,  das  betreffende  erkrankte  Glied  in  der  durch  den  Schmerz 
oder  eventl.  Kontraktur  gebrachten  Stellung  zu  belassen  und  die  betreffenden 
Apparate  der  Gliedhaltung  anzupassen.  Lamberger  gibt  einen  derartigen 
zweckmäßigen  Apparat  an. 

Die  Applikation  geschieht  dann  in  der  Weise,  daß  man  längstens  eine 
hall>e  Stunde  die  Schwitzprozedur  vornimmt;  dabei  ist  sorgfältig  darauf  zu 
achten,  ob  Schweißsekretiou  eintritt,  denn  nur  so  ist  eine  Toleranz  für  hohe 
^'ärmegrade  vorhanden;  es  ist  daher  ein  ganz  allmähliches  Ansteigenlassen 
der  Temperatur  erforderlich,  weil  sonst  Verbrennungen  auftreten. 

In  den  Bäumen,  die  bei  Schwitzprozeduren  benutzt  werden,  soll  die 
Luft  kühl  und  frisch  sein,  und  die  nicht  zu  behandelnden  Körperteile  müssen 
vor  der  Einwirkung  der  Wärme  genügend  geschützt  werden.  Nach  Be- 
endigung des  Schwitzens  empfiehlt  es  sich,  den  Patienten  eine  Zeit  lang 
ruhen  zu  lassen  und  die  erkrankten  Partien  mit  Franzbranntwein  abzureiben; 
dadurch  wird,  ohne  daß  die  Hyperämie  beseitigt  wird,  der  Schweiß  entfernt. 
Im  Anschluß  daran  kann  man  nach  der  Eigenart  des  Falles  Massage 
oder  Elektrizität  anwenden,  wodurch  die  Heißluftbehandluog  in  ihrer  Wir- 
kung bedeutend  unterstützt  wird.  (Mamlock.) 

Die  Ergebnisse  seiner  Untersuchung  über  Anwendung  küliler  Luft  auf 
den  nackten  Menschen  faßt  van  Oordt  (82)  in  folgende  Sätze  zusammen: 

Der  Einfluß  eines  mit  mäßiger  Wärmeentziehung  verbundeneu  Kälte- 
leizes  auf  einen  großen  Teil  der  Hantoberfläche  des  gesunden  Menschen  gibt 
sich  in  einheitlicher  und  kontinuierlicher  Weise   ohne  plötzliche  Reaktions- 


796  Hydrotherapie,  Balneotherapie  und  verwandte 

erscheinungen  kund  in  der  Zusammensetzung  des  Blutes,  in  der  Blutver- 
teilung, dem  Blutdruck,  in  der  Körpertemperatur,  in  der  Puls-  und  Atmanga- 
frequenz. 

Der  Einfluß  auf  die  Blutverteilung  und  -Zusammensetzung  äußert  sich 
zunächst  in  einer  Anämisierung  der  Haut  durch  Verengung  der  Haut- 
kapillaren, in  einer  Abnahme  der  Erythrocyten  in  denselben  und  in  eiDer 
gleichzeitig  in  ihnen  auftretenden  Vermehrung  der  Leukoc}i;en,  in  einer 
peripheren  Kälteleukocytose.  Diese  Veränderung  der  Zusammensetzung  ist 
eine  lokale  Dissoziation  der  zelligen  Elemente  des  Blutes  ohne  Veränderung 
ihrer  absoluten  Mengen  in  der  Zusammensetzung  des  gesamten  Blutes  und 
ist  die  Folge  der  Verengung  der  betreffenden  Hautgefäße,  sowie  des  gleich- 
zeitig erfolgenden  thermischen  Reizes  für  die  Leukocyten.  Bei  Fortdauer 
der  Kältewirkung  folgt  dem  Kontraktionszustand  eine  Erweiterung,  dem  Ge- 
fäßreiz eine  Gefäßlähmung.  Je  nachdem  nun  aber  die  Stromgeschwiodigkeit 
in  den  Kapillaren  infolge  gleichzeitiger  Kälteverengung  zuführender  Arterien 
verlangsamt  bezw.  bei  einem  normalen  Tonus  derselben  normal  oder  unter 
Erweiterung  derselben  beschleunigt  ist,  tritt  Cyanose  bezw.  leichtere  oder 
stärkere  Rötung  der  Haut  —  letztere  als  Reaktion  bekannt  —  ein.  Das 
Verhalten  der  Hautgefäße  unter  Kälteeinwirkung  ist  beim  herzgesunden 
Individuum  unabhängig  von  dem  in  den  großen  Gefäßen  herrschenden  Blut- 
druck. Es  wird  bestimmt  durch  individuelle  Verschiedenheit,  durch  Art, 
Intensität  und  Dauer  des  Kältereizes. 

Blutdruck  und  Temperatur  des  Körper-Innern  steigen  von  Beginn  der 
Kältewirkung  an,  um  erst  nach  Erreichung  eines  individuell  verschieden 
hohen  und  zeitlich  verschiedenen  Maximums  langsam  oder  rascher  wieder  zu 
sinken.  Das  Steigen  der  Innentemperatur  des  Körpers  ist  mit  einem  Sinken 
der  Hauttemperatur  verbunden.  Dieses  ist  durch  (fie  verminderte  Zirkulation 
an  der  Körperoberfläche  verursacht,  welche  ihrerseits  auf  der  Verengung 
des  peripheren  Strombettes  beruht.  Die  Temperaturerhöhung  ist  also  eine 
Wärmeaufspeicherung  infolge  kräftigen  Funktionierens  der  physikalischen 
Wärmeregulation  durch  die  Haut. 

Die  Steigerung  des  Blutdrucks  ist  ein  Produkt  aus  der  Kälteverengung 
der  Hautgefäße,  des  Tonus  der  zuführenden  Arterien,  der  kältereflektorisch 
gesteigerten  Herzenergie  und  der  relativen  Häufigkeit  der  kältereflektorisch 
herabgesetzten  Pulszahl.  Die  qualitative  Bedeutung  sowie  die  Mächtigkeit 
des  einzelnen  Faktors  ist  aber  von  Fall  zu  Fall  verschieden,  deshalb  kann 
der  Blutdruck  je  nach  dem  Vorherrschen  oder  Ausscheiden  eines  derselben, 
wie  z.  B.  bei  Lähmung  der  Hautkapillaren,  sowohl  bei  der  Rötung  als  bei 
der  Cyanose  der  Haut  eine  Zeitlang  derselbe  bleiben,  wie  bei  der  voraus- 
gehenden Blässe  oder  infolge  dieser  Lähmung  bis  zu  einem  gewissen  Grade 
sinken.  Den  größten  und  dauerndsten  Einfluß  übt  die  reflektorische  Stei- 
gerung der  Herzenergi«  aus. 

Puls-  und  Atmungsfrequenz  nehmen  in  geringem  Maße  ab. 

Solange  nicht  infolge  einer  zu  lange  dauernden  Kältewirkung  der  Kälte- 
reiz sich  mit  einer  Schädigung  des  Körpers  verbindet,  treten  die  eben  ge- 
schilderten Veränderungen  auf. 

Nach  dem  Wegfall  des  Kälte reizes  vor  Eintritt  der  Kältelähmung  der 
Hautgefäßo  und  bei  Fortdauer  der  Körperruhe  (künstliche  Reaktion)  ändert 
sich  die  Blutverteilung  in  dem  Sinne,  daß  die  Menge  der  Erythrocyten  in 
der  Peripherie  über  die  in  der  Vorbereitungszeit  gefundene  Menge  hinaus 
rasch  zunimmt,  die  der  Leukocyten  abnimmt.  Letzteres  erfolgt  durch 
Schwinden  des  thermotaktischen  Reizes,  ersteres  weil  infolge  der  Erweiterung 
der   Hautkapillaron    und    der    peripheren   Arterien    eine    reichliche  Durch* 


Heilmethoden  bei  Nerrenkraakheiten.  797 

blutung  der  Peripherie  eintritt.  Diese  Veränderung  ist  wenigstens  noch  eine 
Stunde  nach  Wegfall  des  Kältereizes  nachweisbar. 

Die  Körpertemperatur  sinkt  nach  Wegfall  des  Kältereizes  sofort  unter 
den  Änfangswert,  um  allmählich  die  normale  Höhe,  die  vor  Beginn  der 
Versuche  bestand,  wieder  zu  erreichen.  Die  Temperaturherabsetzung  ist 
durch  die  Erweiterung  des  peripheren  durchkälteten  Strombettes,  das  wieder 
ganz  in  die  Zirkulation  einbezogen  wird,  bedingt,  indem  einerseits  kühles 
Blut  der  Oberfläche  in  größerem  Maße  dem  allgemeinen  Kreislauf  zugeführt 
wird,  andererseits  mit  Durchbrechung  der  physikalischen  Regulation  zunächst 
größere  Wärmeverluste  eintreten.  Der  Blutdruck  sinkt  nur  in  dem  Grade, 
als  es  durch  den  Nachlaß  der  Kontraktion  der  Hautgefäße  und  der  zur 
Haut  führenden  Arterien  bedingt  ist,  und  bleibt  wegen  Steigerung  der  Herz- 
energie auch  nach  Aufhören  der  Kältewirkung  noch  über  seinem  Aufangs- 
niveau  stehen.   Der  Ausgleich  ist  meist  nach  einer  Stunde  noch  nicht  erfolgt. 

Die  Herzaktion  bleibt  auch  nach  Wegfall  des  Kältereizes  noch  eine 
Zeitlang  verlangsamt.  Die  Atmungsfrequenz  steigt  nach  Aufhören  der 
Kältewirkung  wieder  langsam  an. 

Der  Kubn ersehen  Anregung,  die  künstliche  Luftbewegung  zu  thera- 
peutischen Zwecken  zu  benutzen,  ist  Herz  (46)  gefolgt  durch  Herstellung 
seines  Licht -Luft -Strombades.  Die  zu  variierenden  Faktoren  sind  die 
Temperatur  und  die  Geschwindigkeit  der  Luft,  die  Intensität  der  Wärme- 
and  Lichtstrahlung.  Das  Licht-Luft-Strombad  ist  folgendermaßen  eingerichtet: 

Für  die  Aufnahme  der  Kranken  ist  ein  Kasten  bestimmt,  der  innen 
mit  Spiegeln  belegt  und  mit  elektrischen  Glühlampen  veraehen  ist. 

Durch  eine  Öffnung  in  dem  Boden  des  Kastens  tritt  ein  Luftstrom 
ein,  welchen  ein  in  dem  Kasten  angebrachtes,  elektrisch  angetriebenes, 
rotierendes  Gebläse  erzeugt. 

Bei  dem  Apparate  ist  in  dem  Sockel  ein  mit  Wasserdampf  gespeister 
Heizkörper  angebracht,  dessen  Temperatur  durch  einen  Drosselhahn  reguliert 
wird,  und  über  welchen  man  den  Luftstrom  streichen  läßt,  um  ihn  auf  eine 
gewünschte  hohe  Temperatur  zu  bringen.  Wo  eine  Dampfheizung  nicht  zur 
Verfügung  steht,  wird  der  Erhitzer  für  Kohle,  Petroleum  und  dergleichen 
eingerichtet.  Bei  einem  neuen  Modelle  ließ  Herz  auch  eine  mit  der  Wasser- 
leitung verbundene  Kühlvorrichtung  zur  Erzielung  niedriger  Temperaturen 
anbringen. 

Auch  einzelne  Körperteile  kann  man  vermittelst  des  Apparates  mit 
Strömen  der  Luft  dadurch  behandeln,  daß  man  das  Rohr  des  Heizkörpers 
an  kleinere  kastenförmige  Behälter  anschließt.  Der  beschriebene  Apparat 
kann  in  folgender  Weise  gebraucht  werden: 

1.  als  kaltes  und  warmes  Luftbad, 

2.  als  elektrisches  Lichtbad, 

3.  als  Licht-Luft-Strombad, 

4.  als  Luftduschapparat, 

5.  als  Kalt-    oder   Heißluftstrom -Apparat    zur    Behandlung    einzelner 
Körperteile. 

Als  Vorteil  des  Licht-Luft-Strombades  gegenüber  den  natürlichen 
Luftbädern  wird  mit  Recht  die  Regulierbarkeit  von  Wind,  Temperatur, 
Feuchtigkeitsgehalt  der  Luft  hingestellt,  während  die  natürlichen  Luftbäder 
von  großen  und  unberechenbaren  Schwankungen  dieser  Faktoren  abhängen. 
Zugleich  erlaubt  das  Licht-Luft- Strombad  die  Einatmung  der  bewegten  Luft 
auszuschüeßen.  Sehr  wichtig  ist  der  Umstand,  daß  man  im  künstlichen 
Licht-Luft- Strombad  im  Gegensatz  zum  elektrischen  Licht-  oder  heißen 
Luftbad  den  Feuchtigkeitsgehalt   der  Luft  regiüieren  kann.     Denn  bei  Ein- 


798  Hydrotherapie,  Balneotherapie  und  verwandte 

treten  von  Wärmestauung  treten  infolge  der  Schweißproduktion  ganz  andere 
Nebenerscheinungen  des  Herzens  und  des  Nervensystems  ein,  als  wenn 
schnell  und  dauernd  infolge  der  Trockenheit  der  heißen  Luft  die  abgesonderte 
Flüssigkeit  verdunstet.  Die  Anordnung  des  Apparates  ist  so  gemacht,  d&B 
die  Luft  durch  Druck  vorwärts  bewegt  wird.  In  einer  früheren  Arbeit  hat 
Herz  auf  den  wichtigen  Unterschied  der  Wirkung  auf  den  menschlichen 
Körper  zwischen  Zugluft  und  Wind  hingewiesen.  Wenn  auch  das  Licht- 
Luft-Strombad  von  Herz  das  natürliche  Luftbad  mit  seinen  unendUch  viel- 
fach wechsehiden  physikalischen  Faktoren,  welche  auf  die  mannigfachste 
Weise  die  Funktion  des  Körpers  üben,  nicht  ersetzen  kann,  so  wird  es 
doch  wohl  eingeführt  werden  für  solche  Fälle,  in  denen  es  auf  genaue 
Dosierung  von  Wind,  Temperatur,  Belichtung,  Feuchtigkeit  der  Luft  ankommt. 

Lenkei  (67)  hat  im  Anschluß  an  die  im  Jahre  1904  Seite  814  dieses 
Jahresberichts  vom  Ref.  besprochenen  Untersuchungen  weiter  auf  dem  Gebiete 
der  Wirkung  der  Sonnenbäder  gearbeitet.  Die  Methodik  ist  vielfach  eine 
einwandsfreiere  als  bei  der  früheren  Arbeit.  Die  Untersuchungen  beziehen 
sich  auf  das  Verhalten  des  Blutdrucks  und  der  Atmung,  auf  die  Frequenz 
und  Qualität  des  Pulses,  sowie  auf  das  Körpergewicht.  Er  hat  an  37 
Personen,  darunter  Stoffwechsel-,  Herz-  und  Nervenkranke  sowie  Gesunde 
untersucht.  Der  Blutdruck  war  vermittelst  Gärtners  Tonometer,  Modell 
1904,  bestimmt.  Bezüglich  der  Lage  und  Haltung  wurden  die  nötigen 
Vorsichtsmaßregeln  beobachtet.  Die  Bestimmung  der  Lichtintensität  ver- 
mittelst Vakuumthermometer  glaubt  Verfasser  durch  die  Messung  der  Licht- 
mengen mittelst  Vogels  Photometer  unnötig  gemacht  zu  haben.  Bezüglich 
des  Gewichts  ist  es  interessant,  daß  die  Mageren  zunahmen  und  die  Kor- 
pulenten an  Gewicht  verloren.  Der  arterielle  Blutdruck  wurde  während 
und  nach  dem  Sonnenbade  nie  höher,  in  der  großen  Mehrzahl  der  Fälle 
sank  er.  Der  Druck  im  Venensystem  veränderte  sich  in  25  ®/o  ^®^  ^^® 
nicht,  bei  75  %  stieg  er.  Die  Zahl  der  Pulsschläge  vermehrte  sich  bei  86  ^^ 
um  ein  weniges,  in  15  7o  ^^^  Fälle  änderte  sich  die  Pulsfrequenz  nicht.  Die 
Qualität  der  Pulses  blieb  sich  ziemlich  gleich.  Die  Frequenz  der  Atmung 
nahm  in  keinem  Falle  zu.  In  95  ®^  der  Fälle  nahm  sie  um  4  in  der  Minute 
ab.  Alle  enviihnten  Veränderungen  zeigen  sich  um  so  ausgesprochener,  je 
intensiver  das  Sonnenlicht  war. 

Eine  Werbeschrift  Eokisch  (69)  für  das  Luftbad,  die  zwar  zu  großen 
Enthusiasmus  hervortreten  läßt,  im  großen  und  ganzen  jedoch  auf  physio- 
logischem Boden  steht.  Nachdem  die  physikalischen  Eigenschaften  der 
Luft  unter  den  verschiedensten  Feuchtigkeits-,  Temperatur-  und  Luftbewe- 
gungsverhältnissen besprochen  sind,  geht  Verfasser  auf  die  physiologischen 
Wirkungen  des  Luftbades  auf  den  Körper  ein.  Sein  HauptÄrgument  für 
die  günstige  Wirkung  des  Luftbades  besteht  darin,  daß  bei  entkleidetem 
Körper  die  Nerven  der  Haut  und  der  Sinnesorgane  in  einem  großen  A«s- 
(lehnungsgebiet  gereizt  und  infolgedessen  die  Körperfunktionen  in  sehr 
gleichmäßiger  allgemeiner  Weise  angeregt  werden  können,  wälirend  ein  örtlich 
starker  Beiz  bei  geschütztem  übrigen  Körper  oft  ernste  Störungen  infolge 
übermäßiger  Keizwirkung  auf  eine  Gegend  hervorruft.  Beispiele  für  diese 
letztere  Erscheinung  sintl  das  Auftreten  einer  Facialislähmung  bei  Einwirkung 
eines  feinen  Zuges  auf  den  Nacken  oder  das  Gesicht,  ferner  die  Zirkulations- 
störungen an  Händen  und  Füßen  (Gefäßkrampf  usw.)  bei  Einwirkung  der 
Kälte  auf  diese  Teile,  das  Auftreten  von  krankhaftem  Zusammenziehen  der 
Gesichtsmuskulatur  bei  Einwirkung  kalten  Windes,  Erkältungen  nach  Durch- 
nässunp^en  der  Füße  usw.  Dadurch,  daß  die  Reize  auf  die  ganze  Haut- 
oberfläche   wirken,   kann  es  zu   lokalen  Störungen   nicht   so  leicht  kommen. 


Heilmethoden  bei  NenrenkrankheiteD.  799 

weil  dieselben  ausgeglichen  werden  durch  eine  Menge  von  Reflexen  auf  die 
Herz-  und  Gefaßtätigkeit,  die  Blutverteilung,  die  Muskeltätigkeit,  den  Stoff- 
wechsel, die  Wärmebilanz.  Im  Luftbade  ist  der  Mensch  viel  mehr  ein  Reflex- 
individuom  als  im  bekleideten  Zustande.  Mit  großer  Leichtigkeit  werden 
Muskelbewegungen  ausgeführt,  die  mit  bekleidetem  Körper  in  dieser  Schnellig- 
keit und  Elastizität  kaum  möglich  sind.  Sie  bestärken  alle  Allgemein- 
Wirkungen.  Eine  weitere  Wirkung  des  auf  die  ganze  Hautoberfläche  aus- 
geübten Reizes  ist  nach  Ansicht  des  Verf.  die  Feuchterhaltung  der  Schleim- 
häute, wodurch  ein  mächtiger  Schutz  gegen  Erkältungsgefahr  nicht  bloß  im 
Luftbade  selbst,  sondern  noch  lange  hinterher  erzielt  wird.  Daß  damit  bei 
regelmäßigem  und  zwar  auch  im  Winter  genommenen  Luftbade  die  Erkältungs- 
gefahr vermindert  wird,  ist  wohl  erklärlich.  Nicht  zu  vernachlässigen  bei 
der  Bearteilung  der  Wirkung  dabei  sind  die  besonders  im  Winter  intensiv 
Torzunehmenden  Körperbewegungen.  Die  Haut  funktioniert  im  Luftbade 
als  vollkommenes  Sinnesorgan  und  wird  infolge  einer  ständigen  Aus- 
bildung aus  einer  atrophischen,  blassen,  blutleeren,  leichenfarbenen  Umhüllung 
mit  der  Zeit  zu.  einem  rosigen,  blutgefiillten,  gesund  aussehenden  und  prall 
gespannten  Organ.  Dadurch  werden  natürlich  die  auf  sie  eindringenden 
Beize  wohl  gerade  so  gut  empfunden,  aber  die  Reize  klingen  schneller  ab, 
sie  hinterlassen  im  Körper  keine  schädlichen  Einwirkungen. 

Alle  diese  Ausführungen  des  Verf.  bedürfen  natürlich  noch  einer 
genauen  experimentellen  Begründung.  Immerhin  ist  es  wahrscheinlich,  daß 
es  sich  so  verhält.  Verf.  macht  dann  noch  w^eitere  Schlüsse  aus  den 
genannten  Wirkungen  des  Luftbades.  Dadurch,  daß  der  Mensch  sich  wieder 
der  Natur  nähert,  soll  er  auch  in  ethischer  und  ästhetischer  Hinsicht  sich 
heben,  seine  Individualität  soll  mehr  hervortreten,  aus  dem  Stuben-  und 
Aktenmensch  wird  wieder  ein  natürliches,  freies,  gewissermaßen  instinktiv 
fühlendes  und  handelndes  Reflexindividuum.  Schon  bei  Kindern  soll  man 
deshalb  in  ausgedehnter  Weise  das  Luftbad  in  Anwendung  bringen.  Auch 
auf  die  Lebensweise,  Gewöhnung  an  natürliche  Ernährung,  an  die  Vermeidung 
von  Reizmitteln  usw.  soll  es  günstig  wirken. 

Fliedländer  (37)  hat  sich  der  dankenswerten  Aufgabe  unterzogen, 
die  Kenntnis  der  Luft-  und  Sonnenbäder  durch  einen  in  Frankfurt  gehaltenen 
Vortrag  zu  verbreiten.  Ich  finde  nur,  daß  sich  Verfasser  in  seiner  Empfehlung 
des  Luftbades,  als  eines  Mittels,  das  im  stände  ist,  die  glatte  Muskulatur  der 
Haut  zu  üben  und  die  Haut  abzuhärten,  etwas  zu  zurückhaltend  ausdrückt. 
Nach  Ansicht  des  in  dieser  Beziehung  gut  bew^anderten  Referenten  kann 
man  das  Luftbad  als  bestes  Abhärtungsmittel  bezeichnen.  Auch  kann 
Referent  dem  Verfasser,  der  hydrotherapeutische  Maßnahmen  dem  Luftbade 
als  Abhärtungsmittel  der  Haut  vorzieht,  nicht  beistimmen.  Während 
Wasserprozeduren  nur  einen  Augenblick  anwendbar  sind,  läßt  sich  das  Luft- 
bad für  längere  Zeit  im  Sommer  jedenfalls  viel  länger  als  30  Minuten,  welches 
Zeitmaß  Verfasser  als  die  Grenze  hält,  fortsetzen.  Referent  hat  manclie 
Patienten  zu  ihrem  großen  Nutzen  2 — 3  Stunden  luftbaden  lassen.  Kin 
Nachteil  ist  ja  zweifellos  die  mangelhafte  Dosierbarkeit  des  Luftbades. 
Referent  erreichte  viel  durch  genaue  Vorschrift  bezüglich  der  Dauer  und 
Art  des  Luftbades  unter  den  verschiedensten  Temperatur-,  Wind-  und 
Peuchtigkeitsverhältnissen.  Auch  die  Sonnenbäder  werden  vom  Verfasser 
einer  Darstellung  unterzogen.  Auf  alle  Fälle  ist  es  zu  begrüßen,  daß  immer 
mehr  Empfehlungen  des  Luft-  und  Sonnenbades  sich  finden  gegenüber  der 
bis  jetzt  indifferenten  oder  zurückhaltenden  Stellungnahme  der  großen  Masse 
der  Arzte. 


SOO  Hydrotherapie,  Balneotherapie  und  verwandte 

Eine  kurze  Notiz  Bachmann's  (3)  über  den  Nutzen  des  Luft-  und 
Lichtbades.  Die  Haut,  an  der  vor  allem  das  Luftbad  angreift,  wird  aas 
einer  schlaffen,  welken  leichenfarbenen  Bedeckung  zu  einem  höchst  wichtigen 
Organ  und  ist  im  stände,  durch  ihre  intensive  funktionelle  Mitarbeit 
Erkältungen  und  schwere  Erkrankungen  zu  verhüten  oder  zu  verkürzen. 
Gegenüber  der  übermäßig  verbreiteten  Anschauung  der  Infektiosität  vieler 
Erkrankungen  und  der  Gefahr  des  Hineinbringens  kleiner  Lebewesen  in 
den  Körper,  tritt  in  der  Neuzeit  wieder  die  biologische  Anschanung, 
daß  die  Menschheit  durch  Befolgung  der  Gesetze  einer  naturgemäßen 
Lebensweise  einen  natürlichen  Schutz  gegen  äußere  Schädlichkeiten  er- 
langt, mehr  in  den  Vordergrund.  Außer  der  Ernährungshjgiene  kommt 
vor  allem  die  Wiederbelebung  des  Hautorganes  und  die  Wiedergewöhnung 
an  die  natürlichen  Reize  der  Luft  und  des  Lichtes  in  Frage.  So  verspricht 
sich  der  Verfasser  bei  der  Verbreitung  des  Luftbades  in  allen  Volksklassen 
eine  allmähliche  „Wiedergeburt  des  Volkes  in  körperlicher .  und  geistiger 
Beziehung". 

Determann  (20)  führt  aus:  Infoige  unserer  Kleidung  und  des  da- 
durch geschaffenen  warmen,  trockenen  Privatklimas  sind  wir  im  stände,  in  kühlen 
Klimaten  zu  leben.  Die  ästhetische  und  kosmetische  Bedeutung  der  Kleidung 
ist  erst  später  hinzugekommen.  Aber  wenn  die  Kleider  auch  notwendig 
sind,  so  sind  durch  sie  doch  manche  Schädlichkeiten  bedingt.  Die 
Funktion  der  Haut  wird  nicht  genügend  geübt;  wir  müssen  fortwährend  ein 
großes  Gewicht  mit  uns  tragen,  das  nicht  organisch  zu  uns  gehört.  Durch 
zu  dicke  und  falsch  sitzende  Kleidung  schaffen  ^ir  uns  sehr  oft  die  Möghch- 
keit  des  Entstehens  ernster  Krankheiten.  Die  Ausdünstung  gewisser,  im 
Schweiß  befindlicher  giftiger  Stoffe  ist  vermindert.  Wenn  wir  anch  nicht, 
wie  die  Indianer  und  Feuerländer,  welch  letztere  an  der  Südspitze  von  Süd- 
amerika in  einem  zwar  kühlen  und  feuchten,  aber  sehr  gleichmäßigen  Ehma 
aus  besonderen  Gründen  gänzlich  ohne  Kleidung  leben,  die  Kleidung  bei 
unserem  Leben  und  unseren  Kulturbedingungen  entbehren  können,  so  ist 
docli  ein  zeitweiliges  Ablegen,  zumal  für  die  unter  schlechten  hygienischen 
Bedingungen  lebenden  Zimmerarbeiter,  zu  gewissen  Jahreszeiten  dringend  zu 
empfehlen.  Daß  diese  Maßnahme  von  größter  W^ichtigkeit  und  von  hervor- 
ragendem Nutzen  für  die  Gesundheit  ist,  wird  erklärt  durch  eingehende 
Bemerkungen  über  Licht  und  Luft  als  Lebensreize,  welche  auf  den  Körper 
als  Objekt  physikalisch  und  auf  ihn  als  Organismus  physiologisch  einwirkea. 
Verfasser  weist  auf  die  van  Oordt sehen  Untersuchungen  am  nackten  Menschen 
hin.     (Bes.  Referat  darüber.) 

Die  Technik  und  Ausführung  des  Luftbades  stoßen  deshalb  anf 
gewisse  Schwierigkeiten,  weil  nicht  jedes  Klima,  Wetter  und  Jahreszeit  sich 
eignen,  und  weil  das  Luftbad  wegen  der  Veränderlichkeit  des  Wetters  sehr 
oft  nicht  zu  dosieren,  abzustufen  ist.  Um  so  mehr  sollte  das  Luftbad  bei 
Kranken  nur  ärztlich  verordnet  werden.  Die  Wahl  des  Platzes,  des  Bodens, 
der  Besonnung,  der  Landschaft,  des  Klimas,  die  inneren  Einrichtungen,  die 
Art  des  Luftbadekostüms,  die  Dauer,  die  Tages-  und  Jahreszeit  des  Luft- 
bades werden  genau  besprochen.  In  geeignetem  Klima  sind  auch  im  Winter 
Luftbäder  recht  gut  möglich;  in  Städten  muß  man  sich  im  Winter  mit  dem 
Zimmerluftbad  begnügen.  Bei  Kranken  muß  man  mancherlei  ModifikationeD 
in  Bezug  auf  die  Dosierung,  Bekleidung  usw.  vornehmen. 

Unter  den  Kranken,  bei  deren  Auswahl  für  das  Luft.bad  übrigens  der 
Zustand  der  Funktionen  und  des  Körpers  mehr  entscheidet  als  der  Name 
der  Krankheit,  sind  es  besonders  die  funktionellen  Nervenkranken. 


Heilmethoden  bei  Nervenkrankheiten.  QOl 

Aach  einige  organische  Nervenkranke  kann  man  unter  Über- 
urachuDg  luftbadeu  lassen,  ebenso  noch  kräftige  Zuckerkranke,  Gichtiker, 
Blutarme,  Bleichsüchtige.  Besonders  gute  Erfolge  erfahren  Fettleibige, 
die  man  bis  zu  vielen  Stunden  täglich  im  Luftbad  lassen  kann ;  auch  Kranke 
mit  Morb.  Basedow  finden  nicht  selten  eine  wesentliche  Besserung.  Bei 
leichten  Herzkranken  darf  man  die  Luftbäder  nicht  zu  kalt  wählen, 
ebenso  nicht  bei  Arteriosklerose. 

Zu  verwerfen  oder  mit  äußerster  Vorsicht  zu  verordnen  ist  das  Luft- 
bad bei  Nieren-  und  schweren  Herzkrauken,  bei  Rheumatismus,  bei 
schweren  Nervenkranken,  bei  hochgradigen  Erregungszuständen, 
bei  sehr  schlechtem  Schlaf;  auch  entzündliche  und  katarrhalische  Er- 
krankungen, besonders  bei  Neigung  zu  Blutungen,  sind  davon  fernzuhalten. 
Einige  unerwünschte  Nebenwirkungen,  besonders  Entzündungen  und 
Beizzustände   der  Haut,   Kopfschmerz,  Blasenreizungen,  sind  zu  erwähnen. 

Durch  Übung  und  Stärkung  der  Haut  wirkt  auch  das  Luftbad  als 
Schönheitsmittel. 

Sonstige  physikalische  Therapie. 

In  dieser  74  Seiten  starken  Rektoratsrede  gibt  Jaquet  (52),  einer 
der  erfolgreichsten  Erforscher  auf  dem  Gebiete  des  Höhenklimas,  ein  Ge- 
samtbild der  auf  diesem  Felde  in  den  letzten  10  Jahren  geleisteten  Arbeit. 
Er  beschränkt  sich  dabei  auf  die  Besprechung  derjenigen  Wirkungen,  welche 
unter  für  den  Arzt  in  Betracht  kommenden  Verhältnissen  zu  stände  kommen. 
Die  Bergkrankheit  und  die  anderen  in  ganz  großen  Höhen  auftretenden 
Erscheinungen  finden  daher  keine  Erwähnung.  So  werden  in  großen  Zügen 
die  Einflüsse  des  Höhenklimas  auf  die  Blutzusammensetzung  und  die  Blut- 
bildung  durchsprochen.  Es  wird  entsprechend  den  neuesten  Eorschungs- 
resoltaten  festgestellt,  daß  die  Ursache  der  Veränderung  des  Blutes  fast 
gänzUch  im  verminderten  Luftdruck  der  Höhe  zu  suchen  sind.  Sodann 
kommt  die  Wirkung  des  Höhenklimas  auf  Herz  und  Kreislauf,  auf  den 
Gaswechsel,  der  Einfluß  der  Muskelarbeit  auf  Atmung  und  Gaswechsel  im 
Gebirge,  endlich  der  Einfluß  des  Höhenklimas  auf  den  Stickstoffumsatz. 
Die  wichtigsten  Forschungsergebnisse  werden  durch  Tabellen  erläutert.  Von 
der  Einwirkung  des  Höhenklimas  auf  das  Nervensystem  spricht  er  nicht,  da 
systematische  Untersuchungen  dieser  Wirkung  noch  fehlen.  In  Bezug  auf 
die  Blotverändemng  faßt  er  seine  Ansicht  in  folgenden  Worten  zusammen: 
«Die  im  Gebirge  beobachtete  Zunahme  der  Zahl  der  roten  Blutkörperchen 
und  des  Blutfarbstoffes  ist  kein  einheitlicher  Prozeß,  sondern  beruht  auf 
Mitwirkung  verschiedener  Ursachen.  Eine  Blutneubildung  ist  hier  sicher  im 
Spiele,  sie  tritt  aber  allmählich  ein  und  erklärt  die  vielfach  beobachtete 
starke  Zunahme  unmittelbar  nach  der  Ankunft  im  Gebirge  nicht.  Diese 
initiale  Hyperglobulie  ist  keine  absolute,  sondern  nur  eine  relative  und  be- 
ruht auf  einer  Veränderung  der  Blutmischung  in  den  verschiedenen  Gefäß- 
bezirken. Endlich  scheint  auch  eine  geringfügige  Eindickung  des  Blutes 
bei  der  Zunahme  der  Erythrocyten  etwas  mitzuwirken.  Die  Hauptreaktion 
ist  aber  die  Neubildung  von  roten  Blutkörperchen,  welche,  wie  besondere 
Versuche  erwiesen  haben,  einzig  und  allein  von  der  Druckvermiuderung 
abhängt" 

Nach  den  vielen  Irrtümern,  die  infolge  der  nicht  genügend  kritischen 
tbertragnng  von  Laboratoriumsversuchen  auf  die  Verhältnisse  im  Höhen- 
klima selbst  entstanden  waren,  ist  es  sehr  angebracht,  daß  Jaquet  Beispiele 
darüber  gibt. 

Jahresbericht  f.  Kearologie  und  Psychiatrie  1906.  51 


002  Hydrotherapie,  Balneotherapie  und  verwandte 

Eine  weitere,  früher  gänzlich  unerörterte  Wirkung  des  HöhenkUmas 
ist  die  auf  den  Stoffwechsel.  Und  auch  hierüber  wird  alles  neuerdings  be- 
kannt gegebene  referiert  Im  Gegensatz  zu  Laboratoriumsversuchen,  bei 
denen  erst  bei  sehr  niedrigem  Barometerdruck  die  erste  Veränderung  des 
Gaswechsels  wahrgenommen  wird,  kann  man  schon  in  der  Höhe  bei  einem 
Druck  von  630  mm  Hg.  eine  deutliche  Steigerung  des  Gaswechsels  und 
gleichzeitig  eine  Retention  des  Stickstoffes  feststellen.  Ein  ausfuhrliches 
Literaturverzeichnis,  das  allerdings  nur  die  Arbeiten  berücksichtigt,  welche 
ein  neues  Ergebnis  gezeitigt  haben,  bildet  den  Schluß. 

Marburg,  Clar,  Epstein,  Ewer,  Förster,  Hatscheck,  Holz- 
knecht, Knoedl,  Schmidt,  UUmann  (73)  haben  in  knapper  Foim 
die  physikalischen  Heilmethoden  in  Einzeldarstellungen  auf  425  Seiten 
beschrieben. 

Der  Aufsatz  über  Balneo-  und  Klimatotherapie  von  Clar- 
Epstein  ist  sehr  kurz  und  berücksichtigt  die  neuen  Arbeiten  auf  diesem 
Gebiete  noch  nicht.  Bezüglich  der  Mineralbäder  ist  die  früher  übliche 
Einteilung  beibehalten,  über  die  Wirkung  von  Klima  und  Eädern  ist  nichts 
mitgeteilt,  die  Darstellung  der  klimatischen  Stationen  berücksichtigt  nur 
Einzelnes.  —  Hatschek  gibt  einen  guten  Überblick  über  Wirkung,  Technik 
und  Anwendung  der  hydriatischen  Prozeduren.  —  Die  apparatliche, 
Röntgentherapie  und  Finsentherapie  von  Holzknecht  undE.  Schmidt 
geben  ebenfalls  einen  Überblick  über  das  Wissenswerte  auf  diesen  Gebieten. 
Es  werden  unter  den  Indikationen  nur  die  ganz  gesicherten  angeführt  — 
Gut  dargestellt  ist  auch  der  Abschnitt  Thermotherapie  von  Ulimann. 
Alle  die  neuen  Apparate  werden  mit  zahlreichen  Abbildungen  zur  Kenntnis 
gebracht.  UUmann  bespricht  auch  einige  Versuche  über  physiologische 
und  experimentelle  pathologische  Wirkungen  konstanter  Wärmeapplikationen 
am  Menschen-  und  Tierleibe.  —  Marburg  hat  das  Kapitel  Elektro- 
therapie übernommen.  Außer  der  allgemeinen  gibt  er  auch  eine  kurze 
spezielle  Elektrotherapie.  —  Ewer  bringt  ziemlich  erschöpfend  die  Massage, 
die  Heilgymnastik  und  die  Mechanotherapie.  —  Ebenso  Förster  die 
kompensatorische  Übungstherapie  bei  Tabes  dorsalis.  —  Eine 
kurze  allgemeine  Krankenpflege  von  Knoedel  bildet  den  Schluß. 

Das  Buch  gibt  eine  gute  Übersicht  über  den  jetzigen  Stand  der  physi- 
kalischen Therapie  und  ist  durchaus  für  den   praktischen  Arzt  geschrieben. 

Bain,  E(^econibe  und  Frankling  (4)  haben  Untersuchungen  ge- 
macht über  die  Verwendung  der  hochfrequentierten  Wechselströme,  der 
elektrischen  Tauchbäder  (Verbindung  der  sinusoidalen  Ströme  mit  einem 
lauwarmen  Bade^,  von  Licht-  und  Ozonbädern,  von  lokalen  und  allgemeinen 
Heißluftbädern,  von  Dampfbädern  mit  darauf  folgender  Dusche -Massage, 
von  Moorbädern  und  Thermalschwefelbädern.  Es  ist  besonders  geprüft  die 
Wirkungsweise  auf  Blutdruck,  Zusammensetzung  des  Urins,  Blutbeschaffen- 
heit. Das  Indikationsgebiet,  welches  die  Verfasser  für  diese  Arten  von 
Bädern  feststellen,  ist  ein  außerordentlich  weites,  sodaß  Referent  in  der 
Empfehlung  so  zahlreicher  Krankheiten,  welche  durch  die  Bäder  gebessert 
werden  sollen,  den  Verfassern  kaum  folgen  kann. 

Sommer  (95)  setzt  die  Behandlungsmethode  auseinander,  die  an  der 
Berliner  hydrotherapeutischen  Universitätsanstalt  bei  Ischiaskranken  ange- 
wendet werden.  Er  hat  ein  Material  von  504  Fällen  an  der  Hand.  Die 
Bewegungsbäder,  kombiniert  mit  nachfolgenden  Massage-Prozeduren  wirken 
hauptsächlich  beruhigend.  Bei  schweren  Fällen  muß  man  sich  mit  erregenden 
Umschlägen,  in  manchen  Fällen  auch  feuchten  heißen  Umschlägen  oder 
Dampfkompressen  bei  Bettruhe   begnügen.     Besonders   werden   die  Diehl- 


HeilinethodenN}ei  NervenkraDkheiten.  g03 

sehen  Umschläge,  ganz  trocken  gemachte  Watteumschläge,  mit  Guttapercha 
daräber  and  seitlich  dnrch  Fett  luftabschließend  gemacht,  empfohlen.  Zu- 
weilen sind  auch  nur  Alkoholumschläge  oder  trockene  Umschläge  möglich. 
Dann  werden  Tor  allem  warme  und  heiße  Vollbäder,  in  denen  methodisch 
Bewegungen  vorgenommen  werden,  empfohlen.  Am  Schluß  wird  das  Bad 
abgekühlt.  Sodann  bespricht  Verfasser  die  Massage,  die  Dehnung  des  N. 
ischiadicus,  späterhin  die  Duschen,  Dampfdusche  usw.  Die  Zahl  der 
Heilungen  ist  sehr  groß,  sie  schwankt  zwischen  80—90  %.  Mißerfolge 
kommen  besonders  bei  Komplikationen  Tor.  Acht  instruktive  Fälle  werden 
beschrieben. 

Laqnenr  (64)  bespricht  die  hydrotherapeutische  Behandlung  der 
Neurasthenie,  wobei  er  der  Blutdruckveränderung  durch  laue  Vollbäder  und 
Ganzeinpackungen  den  Haupteinfluß  auf  die  Hervorbringung  von  Schlaf  zu- 
schreibt Besonders  spielen  Einpackungen  mit  ihrem  Einfluß  auf  die  Puls- 
frequenz eine  wichtige  Rolle  in  Fällen  von  nervösem  Herzklopfen  als  Ur- 
sache des  schlechten  Schlafes.  Gute  Erfahrungen  hat  Laqueur  auch  mit 
der  Ärsonvalisation  und  mit  der  Anwendung  des  elektro-magnetischen  Feldes 
gemacht 

Kann  (54)  beschreibt  in  seiner  lesenswerten  kleinen  Mitteilung  die 
Art  und  Einrichtung  des  von  ihm  in  Oeynhausen  angewandten  Übungs- 
saales, welcher  in  der  Tat  eine  Verbesserung  gegenüber  den  bis  jetzt  ge- 
bräuchlichen Bäumlichkeiten  darstellt. 

Die  Kranken  können  unter  Vermeidung  von  Treppe  oder, Stufen  ver- 
mittelst einer  bequemen  Bampe  auf  dem  BoUstuhl  in  den  Ubungsraum 
hineingefahren  werden  oder  hineingehen.  Der  Boden  dieser  Bampe  besteht 
ans  mit  Rillen  versehenen  Zementbeton.  Die  Garderoben  und  Toiletteräume 
sind  hell,  heizbar  und  nicht  zugig,  in  Bücksicht  auf  die  Unsicherheit  des 
Ganges  vieler  Kranken  bei  schlechter  Beleuchtung  und  auf  die  Empfindlich- 
keit gegen  TemperaturdiSerenzen.  Handgrifl'e  an  den  Wänden  dienen  zur 
weiteren  Erleichterung  beim  Ablegen  der  Mäntel  usw.  Die  Türöffnungen 
sind  so  weit,  daß  RoUstühle  oder  Kranke  mit  ihrem  Begleiter  zugleich  hin- 
durch kommen  können.  Alle  Stufen,  Teppiche  und  Matten  sind  vermieden. 
Der  Übungssaal  selbst  soll  12 — 15  m  lang  sein,  allen  hygienischen  An- 
forderungen genügen,  also  vor  allem  hell  und  luftig  sein.  Die  beste  Be- 
leQchtang  ist  die  durch  Oberlicht.  Jedenfalls  muß  das  Licht  gleichmäßig 
im  Saal  verbreitet  sein  und  Schatten  vermieden  werden.  Damit  kein  grelles 
Sonnenlicht  eindringt,  nimmt  man  am  besten  für  die  Fenster  englisches 
Patent -Bohglas.  Die  Heizkörper  sollen  den  Baum  möglichst  gleichmäßig 
erwärmen.  Schwierig  ist  die  Gestaltung  des  Fußbodens.  Er  muß  warm, 
eben,  nicht  zu  glatt,  elastisch  und  leicht  zu  reinigen  sein.  Verfasser  hat 
nach  Prüfung  vieler  Fußbodenarten  eine  Mischung  von  Holzmehl  mit 
Magnesit  und  Magnesiumsalzen,  welche  über  einen  gleichmäßigen  Zement- 
boden gestrichen  werden,  angewandt.  Bequeme  breite  und  genügend  tiefe 
Sahesitze  sind  an  den  verschiedensten  Stellen  des  Übungssaales  anzubringen. 

Frenkel  (36)  gibt  eine  gedrängte  Übersicht  der  Grundsätze  und  Er- 
fahrungen seiner  Ubungstherapie.  Er  analysiert  zuerst  das  Wesen  der 
Ataxie,  wobei  er  zu  befriedigenden  Erklärungen  aller  Erscheinungen  der 
Ataxie  die  Therapie  Goldscheiders  dahin  ergänzt,  daß  nicht  nur  die 
Störung  der  Gelenksensibilität  der  Sehnen  usw.,  sondern  vor  allem  die 
Störung  der  Sensibilität  der  Muskelsubstanz  herangezogen  werden  muß. 
Frenkel  gibt  dann  sein  Verfahren  zur  diagnostischen  Feststellung  der  ver- 
schiedenen Grade  und  Formen  der  Ataxie  an:  Die  Prüfungen  im  Stehen, 
Liegen,  Gehen,  Treppensteigen  usw.  mit  offenen   und   geschlossenen  Augen 

51* 


304  Hydrotherapie,  Balneotherapie  und  verwandte 

Die  Tatsache,  daß  ein  Tabeskranker  durch  Übung  eine  inkoordinierte  Be- 
wegung in  eine  normale  koordinierte  verwandeln  kann,  wird  so  von  Prenkel 
gedeutet,  daß  die  Zentralorgane  durch  die  Wiederholung  lernen,  sich  mit 
einem  geringeren  als  dem  normalen  Maße  von  Sensibilität  zu  begnügen. 
Zur  Vornahme  einer  rationellen  Übungstherapie  ist  die  detaillierte  Kenntnis 
der  Gesetze  normaler  Bewegungen  nötig;  gerade  die  Berücksichtigung  aller 
Bewegungen,  welche  zur  Erhaltung  des  Gleichgewichts  dienen,  also  die 
Rumpfbewegungen  müssen  in  allen  einzelnen  Phasen  gekannt  werden.  Eine 
Aufhebung  der  Rumpfbewegungeu  durch  Laufbarren,  Stützen  unter  den 
Achseln  usw.  hält  Frenkel  für  die  Einübung  des  Gehens  für  zwecklos. 
Die  Kunst  der  Übungstherapie  besteht  besonders  darin,  die  Grenze  der 
Leistungsfaliigkeit  des  Normalen  festzustellen  und  durch  langsames  Port- 
schreiten von  leichten  zu  schweren  Aufgaben  die  Kranken  bis  zu  dieser 
Grenze  zu  bringen.  Die  Beobachtung  der  Pulsfrequenz  ist  dabei  von  Wich- 
tigkeit; man  soll  warten  mit  einigen  Übungen,  bis  dieselbe  wieder  zur 
Norm  zurückgekehrt  ist.  Auch  ist  das  bei  Tabikern  häufig  fehlende  Er- 
müdungsgefühl zu  berücksichtigen.  Auf  die  einzelnen  Übungen  wird  nicht 
eingegangen;  jedoch  kann  sich  ein  jeder  aus  der  Lektüre  des  kurzen,  aber 
inhaltsreichen  Aufsatzes  genaue  Kenntnis  der  Prinzipien  für  die  Übungs- 
behandlung  der  Tabiker  verschaflFeu. 

Hammer  (42)  hat  5  Fälle  von  hysterischer  Astasie-Abasie  behandelt 
mit  einer  Art  Isolierkur,  verbunden  mit  einer  systematischen  Hebung  der 
gehinderten  Bewegungen.  Erstere  wird  innerhalb  des  Krankensaals  vermittelst 
spanischer  Wände  erzielt,  sodaß  Patient  seine  Nachbaren  nicht  sieht,  auch 
nicht  von  ihnen  gesehen  werden  kann,  aber  wohl  dieselben  resp.  ihre  Unter- 
haltung hört,  wodurch  sein  Verlangen  nach  Genesung  gesteigert  werden  soll. 
Außer  einer  reichlichen  Ernährung,  besonders  mit  Milch,  wird  nun  zweck- 
mäßig passive  und  aktive  Bewegung  vorgenommen.  Zuerst  Fußbewegungen, 
Beugen  der  unteren  Extremitäten  im  Knie,  gewisse  Lagerungen  mit  gebeugtem 
Knie,  Spreizen  der  Schenkel  von  einander  im  Liegen,  Heben  und  Seitwärts- 
führen der  gestreckten  unteren  Extremitäten  im  Liegen,  endlich  Aufsitzen 
mit  auf  der  Bnist  gekreuzten  Armen.  Wenn  diese  Bewegungen  gut  ein- 
geübt sind,  werden  sie  mit  Widerstand  ausgeführt.  Dann  kann  man  all- 
mählich den  Übergang  finden  zum  Aufstehen  vom  Stuhl,  Stehen  auf  den 
Zehenspitzen,  Knie  beugen,  endlich  kommt  das  Gehen  in  den  verschiedensten 
Tempis  und  Formen,  sowie  das  Treppensteigen.  Die  Erfolge  dieser  haupt- 
sächlich suggestiv-wirkenden  Übungsgymnastik  sind  nach  Mitteilungen  der 
Krankengeschichte  ganz  hervorragende.  Alle  Patienten  gewannen  ihren 
normalen  Gang  wieder. 

Beyer  (8)  hat  den  Einfluß  des  Radfahrens  auf  das  Herz  zum  Gegen- 
stand des  Studiums  bei  Soldaten  gemacht.  Es  handelt  sich  also  bei  der 
Untersuchung  nur  um  gesunde  junge  Individuen.  Er  kommt  zu  dem  Schlüsse, 
daß  das  Radfahren  einen  spezifisch  schädlichen  Einfluß  auf  das  Herz  ausübt, 
und  daß  das  jugendliche  Herz  gerade  infolge  der  erheblichen  Blutdruck- 
steigerung großen  Gefahren  ausgesetzt  ist.  Diese  Blutdrucksteigerung  kommt 
daher,  daß  nicht  wie  bei  den  meisten  anderen  körperlichen  Bewegungen  aus- 
gedehnte Miiskelpartien  in  mäßigem  Grade  gebraucht  werden  und  durch 
Aufnahme  von  Blut  die  durch  vermehrte  Herzarbeit  verursachte  Blutdruck- 
steigerung herabsetzen,  sondern  das  relativ  beschränkte  Muskelpartien  in 
Anspruch  genommen  werden,  welche  bei  der  relativ  großen  Herzarbeit  nur 
einen  geringen  Ausgleich  der  Blutdrucksteigerung  ermöglichen.  Tatsächlich 
weisen  Pulskurven,  welche  bei  Radfahrern  aufgenommen  wurden,  meistens  die 
Zeichen    der   Spannung   des   Pnlses   auf.     Außer   der   Steigerung  des  Blut- 


Heilmethoden  bei  Nervenkrankheiten.  805 

drackes  ist  die  Erhöhung  der  Pulszahl  das  beim  Badfahren  am  meisten  auf- 
Mende  Symptom.  Besonders  zwei  umstände  lassen  das  Badfahren  bezüglich 
seiner  Wirkungen  bedenklich  erscheinen.  Erstens  der,  daß  so  häufig  körperlich 
angeeignete  Leute  radfahren,  sodann  die  unmäßige  oder  unzweckmäßige 
Ausübung  dieses  Sportes.  Von  den  Folgen  des  Badfahrens  für  das  Horz: 
Herzhypertrophie,  akute  Herzerweiterung,  Herzklopfen,  nervösen  Herzstörungen 
hat  Verfasser  nervöse  Herzstöruugen  am  meisten  bei  seinen  Fällen  gesehen» 
Beyer  meint,  aus  dem  statistischen  Material,  welches  ihm  vorliegt,  entnehmen 
zu  können,  daß  die  Herzkrankheiten  in  den  Armeen  in  den  letzten  20  Jahren 
sich  verdreifacht  haben,  besonders  deshalb,  weil  eine  große  Anzahl  von 
Herzleiden  schon  im  Zivilleben  erworben  werden,  die  dann  bei  größeren 
körperlichen  Anstrengungen  im  Dienste  hervortreten.  Besonders  bedenklich 
ist,  daß  gerade  Leute  mit  sitzender  Lebensweise  wie  Schreiber,  Buchhalter, 
Lehrer  und  Handlungsgehilfen  laut  statistischem  Nachweis  am  meisten  das 
fiadfahren  betreiben.  Gerade  diese,  welche  die  einzige  freie  Zeit  der  Sonn- 
tage zu  großen  Badtouren  benutzen,  werden  sich  relativ  häufig  überanstrengen. 
Man  gewinnt  aus  dem  Aufsatze  den  Eindruck,  daß  das  Badfahren  tat* 
siehlich  nicht  ein  so  harmloser  Sport  ist,  wie  man  vielfach  annimmt. 

Kellogg  (57)  rät  an  der  Hand  eines  Überblicks  über  die  physika- 
lischen Heilmittel,  die  medikamentöse  Therapie  in  den  Hintergrund  zu 
drängen  und  chronische  Krankheiten,  die  meistens  „Strafen  für  unsere  ge- 
künstelte und  verdorbene  Lebensweise  sind",  durch  Bückkehr  zu  einer  natür- 
lichen Art  der  Lebensführung,  durch  Anwendung  von  Licht,  Luft,  Wasser, 
Bewegung,  Diät  in  den  verschiedensten  Formen  zu  behandeln.  Er  erinnert 
dabei  an  die  großartigen  Erfolge  der  Freiluftkur  bei  der  Lungentuberkulose, 
die  Erfolge  der  Bäder  usw.  bei  Herzkrankheiten,  bei  funktionellen  Neurosen 
und  vielen  anderen  chronischen  Erkrankungen. 

Rochelt  (90)  bespricht  den  klimatischen  Kurort  Meran.  Über  das 
Klima  ist  verhältnismäßig  wenig  die  Bede,  mehr  über  die  neuen  Einrichtungen, 
irie  den  beabsichtigten  Bau  eines  neuen  Kurmittelhauses  für  alle  in  Betracht 
kommenden  physikalischen  Heilmittel,  von  dem  Krankenhaus,  von  den 
Terrainkurwegen  und  den  öffentlichen  Einrichtungen. 

Verschiedenes. 

Die  neurodynamische  Therapeutik  soll  nach  Angabe  Ritter^s  (88) 
in  der  bewußten  Anwendung  der  in  den  Pflanzensäften  enthaltenen  Sonnen- 
energie, sowie  die  Erhaltung  derselben  in  den  Pflanzen  resp.  Arzneien 
auch  zur  Winterszeit  bestehen.  Sie  tritt  also  für  eine  medikamentöse  Be- 
lumdlung  ein,  gehört  jedoch  zu  den  physikalischen  Heilmethoden,  also  zur 
liichttherapie.  Bitter  meint,  daß  das  wirksame  Agens  vieler  Arzneien  das 
Sonnenlicht  ist,  und  deshalb  beruht  die  Zubereitung  aller  dieser  pflanzlichen 
Arzneien  auf  dem  Prinzip,  diesen  die  Lichtschwingungen  zu  erhalten,  die 
von  dem  Pflanzenorganismus  aufgenommen  werden.  Aus  diesem  Grunde 
werden  dem  ausgepreßten,  frischen  Pflanzensafte  diejenigen  Lichtträger  in 
den  gleichen  Prozentsätzen  zugeführt,  die  der  Pflanze  ihre  Lebenstätigkeit 
Tennitteln  halfen,  das  Pflanzengerüst  aufbauten  und  sich  später  in  der  Asche 
jeder  Pflanze  ermitteln  und  nachweisen  lassen.  Die  bekannte  Tatsache,  daß 
das  Nervensystem  in  gesetzmäßiger  Weise  auf  Erregung  durch  kurzwellige 
Strahlen  reagiert,  und  zwar  nicht  bloß  durch  Vermittlung  der  Augen,  sondern 
auch  durch  die  der  Haut,  wird  durch  zahlreiche  physiologische  und  prak- 
tische Belege  erörtert. 


806  Hydrotherapie,  Balneotherapie  und  verwandte 

Die  EinwirkuDg  dieser  Medikamente  auf  das  meDschliche  und  tierische 
Nervensystem  und  dadurch  auf  den  Gesamtorganismus,  läßt  sich  nur  vom 
physikalischen  Gesichtspunkte,  nicht  aber  Tom  chemischen  erläutern.  Denn 
nur  von  dort  aus  läßt  sich  die  ^^Erregung  der  Eflanzensäfle  durch  Licht- 
schwingungen erklären,  sowie  die  Übertragung  der  durch  sie  heryorgerafenen 
molekularen  Erregungen  auf  Nervenendigungen,  sodaß  wir  begreifen,  daß 
hier  eine  Energieübertragung  und  zugleich  die  Verwandlung  der  Bewegungs- 
ursache in  Arbeitsleistung  stattfindet. 

Durch  diese  Anschauung  erweitern  sich  nach  Angabe  des  Verfassers 
die  Grenzen  für  die  medikamentöse  Behandlung.  Zugleich  wird  die  Möglich- 
keit näher  gerückt,  durch  Regulierung  der  Nervenfunktionen  pathologische 
Zustände  in  subtilster  Weise  zu  beeinflussen,  zu  beschränken  und  durch 
Anregung  der  Nerventätigkeit  zur  Heilung  zu  bringen. 

Hoessli  (49)  predigt  für  eine  Reihe  von  Ejrankheitsgruppen  leichterer 
Art  die  Vornahme  einer  viel  intensiveren  körperlichen  Arbeit  unter  gleich- 
zeitigem reichlichem  Luftgenuß,  als  das  bis  jetzt  üblich  ist.  Er  hat 
ausgezeichnete  Erfahrungen  gemacht  mit  Unterernährten,  welche  erst  dann 
zunahmen,  wenn  sie  in  frischer  Luft  sich  viel  bewegten,  mit  Fetten, 
mit  Nervösen.  Er  ist  kein  Freund  von  der  Zulassung  der  physikalischen 
Heilmethoden  in  Nervenanstalten,  und  er  will  der  Arbeit,  der  Erziehung  und 
Abhärtung  in  freier  Luft  mehr  Raum  geben  als  der  Behandlung  mit  Wasser. 
Gymnastik  usw.  Auch  bei  Degenerierten  sind  nach  seiner  Ansicht  klima- 
tische Kuren,  unterstützt  von  wohldosierten  Muskelübungen  von  groBem 
Nutzen.  Er  fuhrt  die  so  verbreitete  funktionelle  Schwäche  des  Herzens  anf 
Verweichlichung  und  Entartung  zurück,  welche  durch  die  falsche  Erziehung 
der  Kinder,  durch  das  Vorwiegen  der  geistigen  über  die  körperliche  Arbeit 
begünstigt  wird.  Wenn  er  sagt:  „Einem  wirklich  gesunden  kräftigen  Herzen 
kann  die  Influenza  nichts  anhaben",  so  ist  das  in  dieser  allgemeinen  Form 
ein  etwas  gewagter  Ausspruch.  Auch  noch  bei  vielen  anderen  Krankheiten 
hält  er  eine  starke  körperliche  Arbeitsleistung  für  sehr  angebracht. 

In  seinem  492  Seiten  starken  Buche  spricht  Lossen  (72)  sich  aus 
über  Art,  Wirkung  und  Anwendung  der  physikalischen  Heilmethoden  in  der 
Ernst  Ludwig -Heilanstalt  in  Darmstadt.  Er  gibt  größtenteils  die  be- 
kannten Kenntnisse  auf  diesem  Gebiet  in  gewandter  Form  wieder,  fugt  aber 
eine  Menge  eigenen  Beobachtungsmaterials  bei.  Das  ganze  hat  die  Form 
eines  kritischen  Sammelreferates,  welches  eine  große  ßelesenheit  und  Er- 
fahrung beweist.  Überall  sind  ausfuhrliche  Literaturangaben  gemacht,  überall 
wird  auch  durch  Abbildungen  das  Gesagte  besonders  erläutert. 

Nach  einer  sehr  gut  dargestellten  Abhandlung- über  die  Ursachen  und 
die  Art  der  Bekämpfung  des  Kurpfuschertums,  bespricht  Lossen  der  Reihe 
nach  Bewegungs-  und  Übungstherapie,  besonders  die  Massage,  Gymnastik, 
Orthopädie,  dann  die  Thermotherapie,  Phototherapie,  inkl.  Radium,  Röntgen- 
und  Finsentherapie,  die  verschiedenen  Arten  der  Elektrotherapie,  Inhalations- 
und Pneumotherapie  und  medikamentöse  Bäder.  Den  Schluß  bildet  ein 
Artikel  über  die  Nachbehandlung  von  Unfallverletzten.  Die  Anwendung 
aller  dieser  physikalischen  Heilmethoden  bei  Erkrankung  des  Nervensystems 
ist  dabei  genügend  erörtert,  und  es  sind  die  neuesten  Forschungen  dabei 
berücksichtigt. 

Aus  dem  Buche  geht  hervor,  daß  die  Ernst  Ludwig  -  Heilanstalt  ein 
vorzüt^'lich  eingerichtetes  Institut  ist,  und  daß  der  Arzt  die  physikalischen 
Heilm('thoden  beherrscht. 

Ohne  auf  die  Differenzialdiagnostik  der  verschiedenen  Erscheinungs- 
formen der  Hyperazidität  näher  einzugehen,  gibt  Albu  (1)  beherzigenswerte 


Heilmethoden  bei  Nervenkrankheiten.  307 

fiatschläge  in  Bezug  auf  die  allgemeine  Behandlung  derselben,  indem  er 
Bis  Typus  die  hauptsächlichste  Form,  nämlich  die  nervöse  Übersäuerung 
nimmt  Mit  Recht  macht  er  darauf  aufmerksam,  daß  keineswegs  die  im 
Augenblick  so  wohltätig  erscheinende  Eiweißkost  auf  die  Dauer  das  Leiden 
günstig  beeinflußt, ..sondern  daß  eher  eine  vegetabilische  Kost  imstande  ist, 
die  Neigung  zur  Übersäuerung  allmählich  zu  vermindern.  Allerdings  muß 
man  dabei  sehr  sorgiältig  vorgehen  in  Bezug  auf  Auswahl  und  Zubereitung 
der  Cerealien,  der  Gemüse,  des  Obstes,  auf  Vermeidung  von  blähenden, 
schwer  verdaulichen  Speisen.  Von  Eiweißstoffen  sind  die  vegetabilischen 
neben  mäßiger  Fleischkost  zu  bevorzugen.  Von  Fetten  werden  besonders 
beste  reine  Butter,  Sahne,  Eäer  und  eventuell  löffelweise  Ol  empfohlen. 
Dabei  soll  man  häufig  kleine  Mahlzeiten  geben,  besonders  auch*  spät  abends 
und  früh  morgens.  Magenausspülungen  sind  zur  Erzielung  von  Nachtruhe, 
besonders  spät  abends  vorgenommen,  nützlich.  Hinterher  kann  man  mit 
Vorteil  ein  Alkali  dem  Magen  einverleiben.  Innerlich  ist  für  viele  Fälle 
ein  Pulver  von  Belladonna,  Bismuth,  Magnesia,  Natrium  bicarbonicum  nützlich. 

Die  Therapie  der  verschiedenen  Arten  der  Hypersekretion  des  Magens 
moB  besonders  das  Grundleiden  berücksichtigen,  und  muß  unter  Vermeidung 
Ton  zuviel  Flüssigkeit  sich  au  ähnliche  Prinzipien  halten  wie  bei  der  Hyper- 
acidität.  Die  Schrift  kann  als  kurze,  recht  brauchbare  Anleitung  zur  Be- 
handlung dieser  Krankheit  dienen. 

Winternitz  (108)  bekämpft  die  jetzt  so  häufig  schablonenhafte  und 
in  ihrer  Ausführung  nicht  zweckmäßige  Art  der  Mastkur.  Schon  in  einer 
früheren  aus  dem  Jahre  1870  stammenden  Arbeit  hat  er  der  auch  jetzt 
geäußerten  Ansicht  Ausdruck  gegeben,  daß  die  Funktions-  und  Regenerations- 
energie der  Zellen  eine  um  so  größere  ist,  jemehr  sie,  natürlich  bis  zu 
einem  gewissen  Grade,  im  Hungerzustande  sich  befinden.  Es  kann  deshalb 
zweckmäßig  sein,  vor  Einleitung  einer  Mastkur  eine  Unterernährung  künstlich 
herbei  zu  führen,  wie  das  durch  einseitige  Kost,  z.  B.  Milchdiät  geschieht. 
Andererseits  sind  bei  genügendem  Ernährungszustand  Mastkuren  zu, ver- 
werfen; überhaupt  ist  bei  jedem  Einzelfall  von  Einleitung  einer  Über- 
ernährung genau  zu  überlegen,  ob  ein  wirkliches  Bedürfnis  zu  einer  Mästung 
besteht.  Körperliche  Bewegung  und  physikalische  Heilmittel  können  vor 
Verwertung  des  gegebenen  überschüssigen  Nahrungsmaterials  von  bedeutendem 
Nntzen  sein. 

Laehr  (61)  empfiehlt  den  jetzt  schon  bestehenden  oder  neu  entstehenden 
Volksheilstätten  für  unbemittelte  Nervenkranke  Arbeitsstätten  anzugliedern. 
Dieselben,  räumlich  und  wirtschaftlich  vollständig  von  den  Volksheilstätten 
getrennt  gedacht,  sollen  den  aus  der  Volksheilstätte  entlassenen,  aber  noch 
üicht  in  Bezug  auf  Arbeitsfähigkeit  und  Selbstvertrauen  für  das  erwerbs- 
tätige Leben  reifen  Patienten  die  Möglichkeit  bieten,  an  einem  Ort,  wo  ihren 
Kräften,  Veranlagungen  und  Neigungen  entsprechend  gegen  mäßige  Be- 
xahlnng  eine  Arbeit  angewiesen  wird,  den  Übergang  zu  einer  späteren  be- 
ruflichen Tätigkeit  zu  finden.  Die  Arbeitsstätte  soll..also  eine  Durchgangs- 
statte  von  der  Heilstätte  ins  Leben  sein.  Arztliche  Überwachung  ist  in  der 
Arbeitsstätte  nicht  vorhanden.  Die  Lebensweise  soll  auch  dort  einfach  und 
streng  geordnet  sein.  Besonders  gut  eignen  sich  für  Betrieb  einer  Arbeits- 
stätte Gärtnerei,  Landwirtschaft  und  Tischlerei.  Von  dieser  Arbeitsstätte 
ÄU8  sind  dann  auch  die  Arbeitgeber  eher  geneigt,  gut  empfohlene  und  be- 
währte, wenn  auch  noch  berücksichtigungsbedürftige  Arbeiter  zu  entnehmen. 
Die  Arbeitsstätte  des  Haus  Schönow  ist  der  Birkenhof,  etwa  1  Stunde  von 
der  Heilstätte  entfernt.  Sie  kann  zunächst  16  männliche  Kranke  aufnehmen, 
welche  unter  der  Leitung  eines  Gärtners  arbeiten. 


808     Hydrotherapie,  Balneotherapie  und  verwandte  Heilmethoden  bei  Nervenkrankheiten, 

Ebstein  (23)  sucht  das  moderne  Bäderwesen  durch  seine  Empfehlung 
einer  energischeren  körperlichen  Schulung  des  ganzen  Organismus  des  Krankea 
während  der  Kurzeit  einer  Reform  zuzuführen.  Er  macht  zur  Durchfiihrang 
von  täglichen  hydrotherapeutischen  Prozeduren  in  Verbindung  mit  Gymnastik 
den  Vorschlag,  daß  Duschepavillons  umgeben  von  Luft-  und  Sonnenbädern 
eingerichtet  werden,  daß  ferner  durch  öffentlichen  Unterricht  in  der  Gymnastik, 
der  den  ganzen  Tag  währt,  jedem  zu  jeder  Zeit  Gelegenheit  geboten  wird, 
dieselbe  auszuüben.  Die  ganze  Einrichtung  soll  einfach  und  bilUg  sein, 
sodaß  sie  jedem  zugänglich  sind.  Als  normale  Diät  während  der  Euneit 
empfiehlt  er  warm  die  vorübergehende  vegetarische  Kost,  welche  für  die 
erdrückende  Mehrheit  der  Kurgäste  die  zweckmäßigste  Ernährongsweise 
bilden  würde. 

Fisch  (32)  gibt  einen  historischen  Überblick  der  medikamentösen, 
balneotherapeutischen  und  mechanotherapeutischen  Herztherapie- 

Vinay  (102)  empfiehlt  die  Behandlung  mit  horizontaler  Ruhelage 
besonders  bei  den  mit  Depressionszuständen  einhergehenden  Psychoneuroseo. 
Die  Ruhelage,  eventuell  im  Bett,  kann  noch  mit  anderen  therapeutischen 
Maßnahmen  verbunden  werden;  vor  allem  aber  ist  außer  der  körperhchen 
absoluten  Ruhe  eine  Überernährung  und  Isolierung  unter  Vermeidung  von 
Besuchen,  Lesen  von  Briefen  und  Zeitungen,  also  ein  Abschluß  von  der 
Außenwelt,  notwendig.  (Bendix,) 

Jessen  (53)  möchte,  daß  das  Hochgebirge  zur  Behandlung  nervöser 
Störungen  viel  mehr  als  bisher  benutzt  wird,  und  daß  das  unter  den  Hoch- 
gebirgskurorten  besonders  geeignete  Daves  berücksichtigt  wird,  wobei  weder 
ungeeignete  psychische  Eindrücke  noch  eine  Infektionsgefahr  durch  die  in 
Daves  weilenden  Lungenkranken  zu  fürchten  sind.  {Bendis.) 

Lazarus  (66)  zeigt  in  seiner  Zusammenstellung  bezüglich  der  An- 
wendung physikalischer  Heilmethoden  in  der  I.  medizinischen  Klinik  und 
Poliklinik  die  große  praktische  Bedeutung,  welche  diesen  Heilfaktoren  bei 
der  Behandlung  innerer  und  Nervenkrankheiten  zukommt.  L.  plädiert  aber 
dafür,  die  Physeotherapie  nicht  einseitig,  sondern  im  Verein  mit  anderen 
Heilverfahren,  den  phamiako  -  dynamischen,  diätetischen  und  psychischen* 
zur  Anwendung  zu  bringen.  (Bendix,) 

Schläpfer  (92  a)  fand  bei  Prüfung  des  modifizierten  Mü  Her  sehen  elektro- 
magnetischen Apparates  (Verbindung  mit  sekundärem  Sinusoidalstrom  und 
mechanischer  Vibration,  zugleich  Wärmeeinwirkung)  auf  seine  Brauchbarkeit, 
ein  theoretisch  interessantes  Phänomen:  schon  Armin  Müller  hatte  ge- 
funden, daß,  wenn  der  Körper  gleichzeitig  dem  Elektromagnetismus,  dem 
sekundären  Sinusoidalstrom  und  der  Vibration  ausgesetzt  wird,  daß  dann  das 
faradokutane  Gefühl  bedeutend  herabgesetzt  wird.  Schläpfer  prüfte  dies 
„Faradovibrationsphänomen"  an  mehreren  Fällen  nach  und  fand  es  bestätigt; 
beim  Suchen  nach  der  Ursache  dieses  Phänomens  kam  er  zu  dem  Schluß, 
daß  es  abhängt  von  dem  gegenseitigen  Größenverhältnis  der  faradiscben 
und  der  vibratorischen  Einwirkung;  das  magnetische  Wechselfeld  hat  keinen 
Einfluß  auf  das  Phänomen.  Simultane  Vibration  ruft  eine  Dissoziation  der 
physiologischen  Wirkung  des  faradischen  Stromes  hervor,  in  dem  Sinne,  daß 
die  sensorische  Reaktion  vermindert,  die  motorische  aber  nicht  beeinträchtigt 
wird.     Bei  galvanischer  Reizung  findet  eine  solche  Dissoziation  nicht  statt 

(G.  Flatau,) 


Elektrodiagnostik  and  Elektrotherapie.  309 

Elektrodiagnostik  nnil  Elektrotherapie. 

Referent:  Dr.  G.  Flatau-Berlin. 

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Elektrodiagnostik  und  Elektrotherapie.  gXX 

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par  le  courant  ondulatoire.     ibidem.     VII.     328 — 846. 

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I.  Mitteilung.     Riforma  med.  anno  XXI. 
141b.  Dieselben.  La  cura  della  rabia  coi  raggi  del  Radio.    II.  Mitt.    Riforma  med.   anno 

XXI.     num.  30. 
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di   azione.     Rendiconti  della  R.   Accad.   dei   Liucei.     Vol.  XIV.     2.   Sem.     serie  5. 

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Luzenberger  (75)   gibt   im  Heft  4   der  zwangslosen  Abhandlungen 
aus  dem  Gebiete  der  Elektrotherapie  und  Hadiologie  zunächst  eine  historische 


814  Elektrodiagnostik  und  Elektrotherapie. 

Übersicht,  aus  der  hervorgeht,  daß  die  statische  Elektrizität  schon  in  früheren 
Jahrhunderten  bekannt  war  und  sich  allmählich  eine  dauernde  Stellung  in 
der  Elektrotherapie  errungen  hat.  Die  Literatur  ist  recht  reichhaltig,  zeigt 
aber,  daß  eine  vollkommene  Einigkeit  über  die  Wirkungsweise  und  den  Wert 
der  Franklinisation  in  der  Elektrotherapie  noch  nicht  besteht.  Die  An- 
wendung geschieht  durch  Maschinen  nach  Whimshurst,  Hirschmann 
u.  a.  m.  Das  Franklinsche  Bad,  die  Spitzenelektroden,  die  Mortonströme 
sind  beliebte  Anwendungsweisen.  Behandelt  wurden :  Stoffwechselerkrankungen, 
Neurosen.     L.  glaubt  nicht,  daß  es  sich  um  Suggestionswirkung  handelt. 

Scherk  (118)  macht  Angaben  über  Heilerfolge  bei  Neurasthenikem 
mit  der  elektromagnetischen  Therapie,  ohne  wesentlich  Neues  zu  bringen. 

Rockwell  (110)  zählt  zunächst  die  Formen  der  in  der  Therapie 
gebräuchlichen  Elektrizität  auf.  Eine  besondere  Rolle  spielen  die  Ströme 
mit  hoher  Frequenz  und  Spannung.  Daß  diese  noch  nicht  zu  voller  An- 
erkennung gelangt  sind,  liegt  an  der  ungenügenden  Kenntnis  der  Arzte,  die 
sie  verwenden.  Falsche  Anwendung  kann,  wie  an  einem  Beispiele  gezeigt 
wird,  zu  körperlichen  Schädigungen  führen.  Dagegen  gelang  es,  in  3  Fällen 
von  Pseudohypertrophia  musculor.  mit  Lähmung  erhebliche  Besserung  zu 
erzielen  durch  Verwendung  des  Funkens  selbst  bei  direkter  bipolarer  Methode. 
Die  Erklärung  liegt  in  der  Substanz  der  Ernährung  durch  Beeinfiußung  der 
Vasomotoren.  Die  Verwendung  des  galvanischen  Stromes  von  großer  Inten- 
sität zur  Beseitigung  entzündlicher  Exsudate  wird  noch  zu  sehr  vernachlässigt. 

Nach  Besprechung  der  Fortschritte,  welche  uns  die  Elektrolyse  und 
die  Röntgenstrahlen  gebracht,  wendet  sich  Jones  (59)  zu  weitern  Anwendungen 
der  Röntgenstrahlen  in  therapeutischer  Beziehung  und  setzt  die  therapeutische 
Anwendung  elektrolytischer  Vorgänge  auseinander.  Den  Neurologen  inter- 
essieren diese  Dinge  kaum. 

Rice  (106)  schreibt  der  statischen  Elektrizität  eine  besondere  Tiefen- 
wirkung zu,  während  die  elektrolytische  Wirkung  geringer  ist  als  beim  gal- 
vanischen. Der  statische  Strom  ähnelt  den  physiologischen  Strömen  des 
Körpers  und  kann  das  gestörte  Gleichgewicht  bessern.  Funktionelle  Er- 
krankungen sind  das  eigentliche  Gebiet;  bei  richtiger  Anwendung  ist  die 
Wirkung  nicht  lediglich  suggestiv;  die  Anwendungsformen  sind  mannigfaltig, 
so  ist  der  Funke  ein  mächtiges  Stimulans  für  die  Gewebe.  Eine  besondere 
Wirkung  kommt  dem  Mortonstrom  zu.  Verf.  sah  gute  Erfolge  bei  Leberleiden, 
chronischer  Obstipation.  Morton  selbst  hält  den  Funken  der  statischen 
Maschine  für  ein  Specifikum  bei  akuter  Neuritis. 

SomervUle  (122)  gibt  einige  Erfahrungen  über  die  Dauer  der  mit 
Hochfrequenzströmen  erreichten  Heileffekte:  Darunter  waren  4  Fälle  von 
Ischias,  die  nach  erfolgter  Heilung  noch  1 — 2  Jahre  beobachtet  werden 
konnten  und  rezidivfrei  blieben.  Ahnlich  verlief  ein  Fall  von  Interkostal- 
neuralgie. Gute  Dauererfolge  fanden  sich  ferner  bei  Hämorrhoiden.  Auch 
Kopfschmerz,  Schlaflosigkeit,  Asthma  wurden  dauernd  geheilt.  An  Schrift- 
proben wird  der  gute  Einfluß  auf  choreiforme  Zuckungen  gezeigt. 

Delherm  (35)  hält  die  Elektrizität,  wenn  richtig  angewendet,  für  ein 
mächtiges  Agens  in  der  Behandlung  der  Hysterie.  Er  bezeichnet  die  Wirkung 
als  Reedukation  und  gibt  genau  das  Verfahren  für  die  einzelnen  hysterischen 
Symptome  an.  Dabei  kommt  es  auch  auf  geschickte  Benutzung  psychischer 
Momente  an.  Z.  B.  soll  man  bei  Behandlung  hysterischer  Lähmungen  bei 
der  elektrischen  Reizung  einzelner  Muskelgruppen  die  Kranken  veranlassen, 
aktive  Bewegung  der  eben  gereizten  Gruppe  zu  versuchen,  dadurch  wird  die 
Möglichkeit  der  Bewegung  dem  Kranken  demonstriert.  Bei  Anästhesien 
hysterischer   Natur  wird    der   faradische  Pinsel    zur   Erzeugung   erst  einer 


Elektrodiagnostik  und  Elektrotherapie.  815 

kleinen  fühlenden  Stelle  benutzt,  dann  Ton  da  aus  weitere  Zonen  angeregt. 
Es  ist  nicht  möglich,  hier  auf  alle  Einzelheiten  einzugehen.  Nur  die  Be- 
handlung des  hysterischen  Erbrechens  und  der  Dysphagie  soll  noch  erwähnt 
werden.  Bei  ersteren  wird  der  Patient  yeranlaßt,  zu  essen  und  dann,  wenn 
die  Brechneigung  sich  einstellt,  sofort  ein  galvanischer  Strom  durch  die 
Halsgegend  geschickt,  der  einen  Verschluß  durch  den  Glossopharyngeus  ver- 
ursacht Die  Dysphagie  wird  in  hartnäckigen  Fällen  mit  einer  olivenförmigen, 
in  den  Oesophagus  eingeführten  Anode  behandelt. 

Kreß  (66)  arbeitet  bei  seinen  elektromagnetischen  Versuchen  mit  dem 
System  Trüb:  Obgleich  es  ihm  nicht  an  Erfolgen  fehlt,  vennißt  er  doch 
Aufklärung  der  Fragen,  ob  diese  Erfolge  auf  Suggestion  beruhen  oder  physi- 
kaUsch  begründet  sind.  Trotz  aller  Befunde  anderer  Autoren,  hält  er  diese 
Frage  noch  nicht  für  endgültig  entschieden.  Seine  eigenen  Versuche  scheinen 
für  suggestive  Eänwirkung  zu  sprechen. 

Axmanil  (3)  erwähnt  Versuche  aus  dem  Laboratorium  Curies;  dieser 
fand,  daß  Infusorien  unter  Wirkung  des  wechselnden  Elektromagnetismus  ihre 
Schnelligkeit  veränderten,  die  Vermehrung  der  Infusorien  ist  eingeschränkt, 
ihr  Protoplasma  verändert,  einzelne  sterben  ab.  Ferner  weist  Axmann  auf 
das  Flimmerskotom  hin,  daß  sich  nur  beim  Einschalten  des  Stromes  einstellt 
und  trotz  des  fortwährenden  Wechsels  nicht  andauert.  Eine  Erklärung  ist 
noch  nicht  gefunden. 

Die  Bewegung,  resp.  die  Wirbelbildung  scheint  das  Wesentliche  zu 
sein;  bringt  man  eine  Quecksilberbogeulampe  in  den  Strahlenbereich  des 
elektromagnetischen  Wechselfeldes,  so  macht  der  Lichtbogen  schon  in  ^/^  m 
Entfernung  alle  Schwingungen  mit. 

Azmaiin  (4)  beschreibt  einen  von  der  Firma  Reiniger,  Gebbert  und 
Schall  konstruierten  sehr  vereinfachten  Bheostaten,  der  bis  5000  Ohm  leisten 
kann;  er  besteht  im  wesentlichen  aus  feinem  oxydierten  Draht,  der  in  sehr 
zahlreichen  Windungen  um  eine  Isolatorwalze  gewickelt  ist;  die  Einschaltung 
geschieht  durch  einen  Schleifkontakt,  der  auf  der  Bolle  in  der  Längsachse 
verschiebbar  ist.  Für  Widerstände  bis  100  000  Ohm  ist  der  Apparat  in 
gleicher  Einfachheit  mit  geringen  Veränderungen  konstruiert. 

Sommerville  (123)  behandelte  nervöse  Schlaflosigkeit  mit  Hoch- 
frequenzströmen; er  lagerte  seine  Patienten  auf  dem  Kondensorsopha  und 
benutzte  bei  Frauen  200—700  MA.,  bei  Männern  400— 880  MA.  allmählich 
steigend.  Üble  Folgen  sah  er  nie,  wohl  aber  gute  Wirkung.  Bisweilen 
schaltete  er  den  Arm  des  Behandelnden  ein  und  übte  eine  gewisse  Massage 
zugleich  mit  der  Stromwirkung.     Die  Erfolge  waren  gut. 

Sommer  (127)  berichtet  über  die  Kongreßverhandlungen  auf  dem 
I.  Berliner  Böntgenkongreß.     Ohne  neurologisches  Interesse. 

Kreflt  (67)  berichtet  über  die  therapeutische  Wirkung  der  Müller- 
und Trüb  sehen  Apparate  und  legt  besonderen  Wert  auf  die  schmerzstillende 
Wirkung  desselben.  Im  übrigen  handelt  es  sich  um  schon  bekannte,  in 
diesem  Jahrbuch  mehrfach  referierte  Dinge. 

Krahn  (66)  polemisiert  gegen  Winternitz  (siehe  das  entsprechende 
Referat),  der  einen  einfachen  Ersatz  des  Sehne  eschen  Vierzellenbades  an- 
gegeben hatte.  Der  Ersatz  sei  durchaus  nicht  dem  Vierzellenbade  gleich- 
wertig, sicher  nicht  demselben  überlegen. 

Colombo  (30)  stellte  Versuche  an,  um  die  Wirkung, des  wechselnden 
magnetischen  Feldes  zu  prüfen.  Nach  einem  historischen  Überblick  kommt 
er  auf  die  Beobachtungen  Conrad  Müllers,  welcher  meinte,  daß  die  von 
den  bisherigen  Beobachtern  festgestellten  negativen  Resultate  nur  dem 
stehenden  magnetischen  Felde  zukommen,  während  das  wechselnde  Kraftfeld 


^16  Elektrodiagnostik  und  Elektrotherapie. 

deutliche  therapeutische  Wirkungen  auslöse.  Eulenburg,  Frankenhäaser 
u.  a.  folgen  ihm  darin.  Colombo  bediente  sich  des  Ton  Müller  angegebenen 
Apparates  und  prüft  zuerst  die  physikalischen  Wirkungen  des  wechselnden 
Kraftfeldes  auf  photographische  Platten  und  den  leuchtenden  Calcium  sulfid- 
schinn;  bezüglich  beider  waren  die  Resultate  negativ.  Von  biologischen 
Einwirkungen  des  wechselnden  magnetischen  Feldes  fand  er  zunächst  eine 
Vermehrung  der  Bewegung  im  Infusorienaufguß,  die  sofort  aufhörte,  wenn 
der  Strom  ausgeschaltet  wurde;  eine  Ein\sarkung  auf  Froscheier,  Seidenwurm» 
eier  fand  er  nicht,  ebensowenig  auf  die  weitere  Entwicklung  der  Seiden- 
würmer, sodaß  also  auch  in  biologischer  Beziehung  die  Ergebnisse  im  wesent- 
lichen negativ  sind. 

Sommerville  (124)  behandelte  einen  Fall  schwerer  Hysterie  mit 
Magendarmsymptomen.  Die  Schmerzen  waren  so  erheblich,  daß  eine  Laparo- 
tomie gemacht  wurde;  man  hatte  an  Magenperforation  durch  ülcera  gedacht, 
fand  aber  Gallenkonkremente.  Die  Entfernung  brachte  nur  vorübergehende 
Erleichterung.  Heilung,  und  zwar  dauernde,  brachte  erst  die  Behandlung 
mit  Hochfrequenzströmen,  dabei  schwanden  auch  die  hämorrhoidalen  Er- 
scheinungen. 

Sommerville  (126)  macht  Mitteilung  über  einen  Fall  von  Kreuz- 
schmerzen bei  einer  45  jährigen  Frau,  den  er  nach  sechs-  bis  siebenmaliger 
Anwendung  von  Hoclifrequenzströmen  dauernd  heilte.  (Bendlr.) 

Sticker  (129)  bespricht  die  Wirkungen  der  elektrischen  Anwendungen, 
Galvanisation,  Faradisation,  Kaustik,  Kataphorese,  Arsonvalisation  usw.  Er 
gibt  wohl  physiologische  Wirkungen  zu,  wenn  diese  auch  nicht  überall  völlig 
geklärt  sind,  in  der  großen  Mehrzahl  der  Fälle  ist  die  Heilwirkung  jedoch 
nur  durch  Suggestion  zu  erklären. 

Dem  Kundigen  bieten  die  Ausführungen  Stickers  nichts  Neues. 

Morton  (89)  gibt  in  Fortsetzung  früherer  Vorträge  eine  Besprechnng 
der  Wirkungen  des  galvanischen  Stromes. 

Potts  (102)  schiebt  die  Mißerfolge  der  elektrischen  Behandlung  hemi- 
plegischer  Kontrakturen  auf  die  falsche  Methodik.  Er  empfiehlt:  Man  setze 
die  Anode  auf  die  motorischen  Punkte  der  kontrahierten  Muskeln,  die 
Kathode  auf  einen  indifferenten  Punkt,  steigere  den  Strom  ganz  allmählich 
bis  1 — 10  MA.  auf  5  Minuten,  lasse  ihn  allmählich  auf  O.  zurückgehen,  so 
werden  reizende  Stromerkrankungen  vermieden.  Danach  werden  die  schlaffen 
und  schwachen  Antagonisten  mit  einem  faradischen  Strom,  der  eben  eine 
Kontraktion  auslöst,  etwa  zwölfmal  gereizt. 

Robinowitsch  (109)  experimentierte  mit  Strömen  niederer  Spannung 
mit  Leducs  Unterbrecher,  der  so  angeordnet  ist,  daß  der  Strom  Vto  ^^^ 
Zeit  durch  den  Körper  geht.  Für  ein  kräftiges  Kaninchen  stellt  14  Volt 
einen  tödlichen  Strom  dar  (Kathode  an  der  Stirn,  Anode  am  Abdomen),  der 
Verlust  des  Bewußtseins  tritt  sofort  ein,  letzteres  schon  bei  5  Volt,  in  der 
Form  des  elektrischen  Schlafes.  Ödeme  und  Verletzungen  der  Haut  treten 
nicht  ein. 

Die  Versuche  wurden  gemacht,  um  festzustellen,  ob  die  in  Amerika 
übliche  Methode  der  Elektrokution  (Todesstrafe  durch  Elektrizität)  den  An- 
forderungen der  Humanität  entspricht.  Die  von  der  Verfasserin  angewandte 
Methode  würde  beim  Menschen  bei  150  bis  200  Volt  genügen,  um  sofort 
Bewußtlosigkeit  und  Herz-  und  Atemstillstand  zu  erzeugen.  Die  übliche 
Methode  gewährleistet  das  nicht,   wie   aus  angefügten  Berichten  hervorgeht. 

Von  Interesse  sind  vielleicht  noch  Autopsie-Berichte  von  Elektro- 
kutierten;  danach  bestanden  in  einem  Falle  starke  und  tiefe  Verbr«nnungen. 
In  anderen  Blasenbildungen. 


Elektrodiagnostik  und  Elektrotherapie.  S17 

Blois  (14)  gibt  eine  Übersicht  über  die  gebräuchlichen  Behandlangs- 
artea  der  Ischias  und  bespricht  alsdann  seine  Methode,  die  in  Anwendung 
voQ  Morton  sehen  Strömen  und  statischen  Bädern  besteht.  Er  hat  in  80^0 
der  Fälle  Heilung  bezw.  Aufhören  der  Scbmerzanfälle  gesehen;  er  empfiehlt 
tägliche  Sitzungen. 

Webb  (145)  empfiehlt  Mortonströme  als  therapeutisches  Agens  zu 
häufigerer  Anwendung,  sie  sollen  lokale  und  allgemeine  Wirkungen  haben, 
eine  „Massage'^  der  Gewerbe,  eine  Verminderung  der  Arterienspannung. 

Besondere  Anwendung  sollen  die  Mortonströme  bei  Entzündungen  des 
Bückenmarkes  und  der  Meningen  finden,  dann  bei  Neuralgien,  Kopfschmerz, 
Kearasthenie.     Sie  sollen  namentlich  als  Tonikum  gute  Dienste  leisten. 

Marshall  (79)  wies  durch  Experimente,  deren  Anordnung  genau  be- 
schrieben wird,  nach,  daß  mit  den  Strömen,  die  therapeutisch  zur  Anwendung 
gelangen  können,  keine  Peristaltik  des  Alagens  und  Darms  erzielt  wird. 
Scheinbar  Ton  anderen  Autoren  gesehene  Magenbewegungen  erklärt  er  als 
solche,  die  durch  das  Herabrücken  des  Zwerchfells  unter  dem  elektrischen 
Strome  erzielt  werden.  Die  Meinung  Meltzers,  als  sei  die  Schleimhaut  des 
Magens  ein  Nichtleiter,  der  den  Eintritt  des  Stromes  verhindert,  ist  durch 
andere  Experimente  des  Verfassers   als  nicht  zu  Recht  bestehend  erwiesen. 

Zani6tOW8ki(154)  hat  sich  zu  der  Frage  der  Kondensatorenentladung 
bereits  mehrfach  geäußert.  Ohne  über  die  Theorie  derselben  und  die  in 
Betracht  kommende  Formel  sich  weiter  auszusprechen,  will  er  darauf  hin- 
weisen, daß  die  Kondenz- Entladung  auch  für  Sensibilitätsuntersuchungen 
äußerst  brauchbar  ist.  Nach  seinen  Untersuchungen  gibt  die  Untersuchung 
gleichmäßige  und  konstante  Resultate  der  Reizschwelle.  Die  therapeutische 
Seite  wird  nur  kurz  gestreift  und  auf  spätere  Arbeiten  verwiesen. 

ESrdÖS  (41)  verwendet  eine  beliebige  elektrische  Stromleitung  zu  ärzt- 
Kchen  Zwecken  ohne  Rheostaten,  indem  die  eine  Zuleitungsschnur  einer 
Glühlampe  an  einer  Stelle  unterbrochen  und  daran  die  primäre  Rolle  eines 
Induktionsapparates  eingeschaltet  wird.  Brennt  die  Lampe,  kreist  auch 
Strom  im  Induktionsapparate;  die  Spannung  des  Stromes  kann  durch  die 
Lichtstärke  der  eingeschalteten  Lampe  reguliert  werden,  und  beträgt  bei  10, 
16,  25  resp.  32  Kerzenkraft  je  4,  6,  10  resp.  15  Volt.  Die  ähnliche  Ein- 
richtung kann  auch  zur  Galvanisation  verwendet  werden,  selbst  bei  Wechsel- 
strömen; denn  die  physiologische  Wirkung  des  Letzteren  ist  im  Endresultate 
jener  des  Gleichstromes  analog  (?).  (Hudovemig,) 

Nach  den  Versuchen,  die  von  Tizzoni  und  Bongiovanni  (141a, 
141b,  141c)  angestellt  worden  sind,  scheint  das  Radium  einen  großen  Einfluß 
anszuüben,  um  sowohl  in  vitro  als  auch  im  Organismus  das  Virus  der  Rabies 
zu  neutralisieren.  Das  in  vitro  den  Ausstrahlungen  ausgesetzte  Virus  ^v^rd 
nicht  nur  unschädlich  gemacht,  sondern  es  nimmt  auch  immunisierende 
Eigenschaften  an.  Es  muß  zu  diesem  Zwecke  4—6 — 36  Stunden  den 
Strahlen  ausgesetzt  gewesen  sein.  Die  Autoren  gehen  meist  so  vor,  daß  sie 
die  Strahlen  eine  bestimmte  Zeit  lang  durch  das  Auge  des  Versuchstieres 
eindringen  lassen;  flieser  Modus  erweist  sich  wirksamer  als  Bestrahlung  der 
Wirbelsäule  oder  des  Schädels;  die  Wirkung  bleibt  dabei  dieselbe,  ob  nun 
das  Gift  in  das  Auge  gebracht  ist  oder  unter  die  Dura  oder  in  den  Ischia- 
dikus  injiziert  worden  ist.  Bei  Anwendung  einer  energischen  Bestrahlung 
(mit  sehr  wirksamer  Substanz  oder  nach  wiederholter  stundenlanger  Be- 
strahlung, wobei  keine  ungünstigen  Wirkungen  beobachtet  werden  konnten)  — 
die  Details  müssen  im  Original  nachgelesen  werden  —  konnten  selbst  Tiere 
noch  gerettet  werden,  bei  denen  zwischen  Infektion  und  Beginn  der  Behand- 
lung bereits  96  Stunden  verflossen  waren,  und  die  bereits  manifeste  Erschei- 

Jahieabericht  f.  Neurologie  and  Psychiatrie  ioo5.  52 


81 S  Massage,  Heilgymnastik,  Übungstherapie,  Sport,  Orthopädie. 

Illingen  der  Tollwut  zeigten.  Wenn  die  Erkrankung  bereits  Vs  ^^^  Ges&mt- 
dauer  bestanden  hatte,  war  eine  Heilung  noch  möglich.  —  In  der  dritten 
Mitteilung  werden  noch  genaue  Angaben  gemacht  über  die  in  Wirksamkeit 
tretenden  Teile  der  Ausstrahlungen:  die  ß-8trahlen  scheinen  die  wirksamst«!), 
die  T-Strahlen  die  unwirksamsten  zu  sein ;  es  wird  durch  Versuche  analpiert, 
welcher  Teil  des  Zentralnervensysteraes  und  in  welcher  Ausdehnung  derselbe 
in  Mitleidenschaft  gezogen  sein  kann  bis  zu  dem  Augenblicke,  in  dem  eine 
Bestrahlung  noch  wirksam  sein  kann.  Schließlich  wird  der  Minimalweit 
an  Badiumseinheiten  ausgemessen,  die  notwendig  sind,  um  eine  Heilung  zu 
ermöglichen.  Bei  den  Versuchen,  die  der  Feststellung  dieser  Frage  dienten, 
konnten  die  Autoren  beobachten,  daß  je  nach  der  angewandten  Bestrahlung 
das  Gehini  eine  größere  oder  kleinere  induzierte  Radioaktivität  erlangte,  die 
wieder  auf  eine  photographische  Platte  projiziert  und  zur  Darstellung  gebracht 
werden  konnte.  Die  Verfasser  berechnen  die  bei  Heilungsversuchen  an 
Menschen  anzuwendende  Menge  auf  6  000000  Radiumeinheiten. 

(Merzbacher,) 


Hassage,  Heilgymnastik,  Obongstherapie,  Sport,  Orthopädie. 

Referent:  Dr.  G.  Fiat  au- Berlin. 

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Massage,  Heilgymnastik,  Übungstherapie,  Sport,  Orthopädie.  819 

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22.  Derselbe,  La  reeducation   des   fonctions   de  nutrition  chez  les  tabetiques.     ler  Congr. 
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Schweizer  Aerzte,  No.  18,  p.  578. 

Bericht  v.  VietinghoflTs  (58)  über  das  erste  Betriebsjahr  seiner 
mechanotherapeutischen  Anstalt  im  Kur-  und  Seebade  Pernau ;  auch  Nerren- 
kranke  verschiedenster  Art,  Neurasthenie,  Hysterie  fanden  Aufnahme.  Ein 
Fall  von  progressiver  Muskelatrophie  wurde  nach  vier  Wochen  gebessert 
entlassen  (?). 

Zabludowski  (66)  setzt  Anwendung  und  Technik  der  Massage  aus- 
einander; allgemeine  Erörterungen  ohne  neurologisches  Interesse. 

Laquer  (34)  sieht  in  der  Vibrationsmassage  eine  wesentliche  Be- 
reicherung der  Therapie  nervöser  Erkrankungen.  Er  beschreibt  den  Apparat 
„Tremolo"  für  elektrischen  und  Handbetrieb,  der  zugleich  auch  den  Gebrauch 
des  Pingers  gestattet,  wenn  man  das  rotierende  Gehäuse  mit  der  Haud 
erfaßt  und  mit  dem  Finger  die  Erschütterung  auf  den  Körper  übertragt. 
Er  behandelt  Ischias,  Lumbago,  Neuralgien  aller  Art,  auch  nervöse  Herz- 
störungen, schließlich  auch  Neurasthenie,  Hysterie,  Hypochondrie  und  ist  mit 
den  Erfolgen  zufrieden.  Bei  Allgemein-Neurosen  sah  er  Nutzen  von  der 
Vibration  der  Wirbelsäule  ohne  direkte  Berührung  der  Knochen  zu  beiden 
Seiten  entlang.  Besonders  ergibt  sich  eine  beruhigende  Wirkung  bei  nervösen 
Zuständen. 

Mnmford  (40)  entwickelt  den  Begriff  der  zerebralen  kindlichen 
Lähmung;  sodann  weist  er  auf  die  Entwicklung  der  willkürlichen  Bewegungen 
beim  Kinde  hin  und  extrahiert  daraus  sein  System  bei  der  Behandlung  kindlicher 
Lähmungen.  Ein  geeigneter  Lehrer  oder  Masseur  beaufsichtigt  und  leitet 
die  Übungen  der  Kinder.  Die  Übungen  wurden  12 — 14mal  am  Tage  vor- 
genommen und  dauerten  nur  wenige  Minuten.  Massage  wurde  daneben 
angewendet.  Hat  man  ein  genügendes  Resultat  an  den  unteren  Extremitäten 
erreicht,  so  beginnt  man  an  den  oberen  Extremitäten. 

Champtassin  (11)  betont  zunächst  die  Wichtigkeit  des  Muskel- 
systems für  Atmung,  Zirkulation,  Sauerstoffumsatz.  Die  Therapie  muß  dessen 
eingedenk  sein  und  soll  sich  nicht  auf  Massage,  Elektrizität^  passive  Be- 
wegungen beschränken.  Die  aktive  Muskelkontraktion,  die  willkürliche 
Bewegung  wurden  als  therapeutisches  Agens  noch  zu  wenig  gewürdigt    Die 


Massage,  Heilgymnastik,  ÜbungsÜierapie,  Sport,  Orthopädie.  321 

Massage  uad  die  passive  Bewegung  können  keine  wirkliche  Hypertrophie 
des  Muskels  herbeiführen,  das  ist  lediglich  eine  Punktion  der  aktiven  Be- 
wegung mit  Einschaltung  von  Widerstand;  es  kommt  dabei  nicht  allein  auf 
die  Quantität  der  geleisteten  Arbeit  an,  sondern  auch  auf  die  Qualität,  die 
Steigerung  der  Widerstände.  Die  ungenügende  Verbrennungsarbeit  in  den 
Muskeln  Fettleibiger,  Arthritiker  wird  nur  durch  aktive  Muskelarbeit  gesteigert. 

Die  aktive  (Willenstätigkeit)  Anspannung  der  Muskeln  ist  also  der 
notwendige  Faktor  für  die  chemischen  und  physikalischen  Prozesse  der 
Muskeln.  Für  die  Behandlung  mit  aktiven  Bewegungen  mit  Widerständen 
eignen  sich  alle  Formen  von  Muskelatrophie  nach  Operationen,  Neuritis 
infolge  von  Frakturen,  nach  Luxation,  Hydrarthros.  Lehrreich  ist  ein  Beispiel 
von  Atrophie  des  Quadriceps  nach  traumatischem  Hydrarthros. 

Bei  jener  Ellasse,  die  Verf.  als  verlangsamte  Ernährung  bezeichnet, 
Arthritiker,  Fettleibige,  Gichtiker,  zeigt  sich  der  Erfolg  in  der  vermehrten 
Sauerstoffausscheidung,  Verminderung  der  Harnsäure  usw.  Bei  Hemiplegikem, 
dann  bei  ataktisch  Zitternden  handelt  es  sich  um  Wiedereinübung  mit  will- 
kürlichen Kontraktionen.  Für  alle  Zwecke  genügt  meist  ein  ganz  einfacher 
Apparat,  der  im  wesentlichen  ein  über  eine  Bolle  laufendes  Seil  darstellt, 
dessen  eines  Ende  ein  Gewicht,  dessen  anderes  einen  Handgriff  trägt. 

Seaver  (53)  bespricht  u.  a.  auch  die  Einwirkung  der  Massage  auf 
das  Nervensystem.  Hier  dient  sie  als  Entlastungsmittel.  Der  Kranke  wird 
von  dem  Sitz  der  Beschwerden  abgelenkt,  zugleich  wird  der  Blutstrom  von 
dem  Sitz  der  Schmerzen  abgelenkt.  Gewisse  Bewegungen  bringen  die  gleiche 
Wirkung  hervor  durch  Errregung  der  Vasodilatatoren.  Die  Massage  bei 
Neuralgien  bewirkt  eine  Beeinflussung  der  Ernährung  des  Nerven.  Drücken 
des  Nerven  wirkt  ähnlich  wie  die  Extension.  Bei  der  Dehnung  des  Ischia- 
dikus  in  der  Art,  daß  der  Oberschenkel  stark  zum  Bumpf  gebeugt  und 
dann  das  Bein  bis  zur  Grenze  des  Erträglichen  gestreckt  wird,  wird  ein 
guter  Effekt  erzielt.  Bei  starker  Schmerzhaftigkeit  kann  eine  starke  An- 
ästhesierung vorausgeschickt  werden. 

Wullenweber  (65)  gibt  eine  Zusammenstellung  der  von  Cornelius 
in  seinen  Arbeiten  niedergelegten  Ansichten  über  die  Beziehungen  von 
Xervendruckpunkten  zu  schmerzhaften  Nervenleiden  und  ihre  Behandlung 
durch  Massage. 

Wenn  auch  die  Ansichten  von  Cornelius  noch  viel  Hypothetisches 
enthalten,  so  stimmen  sie  doch  zum  Teil  mit  den  Erfahrungen  von  He  ad, 
Xaegeli,  Valleix  überein  und  haben  sich  in  praktischer  Beziehung  als 
brauchbar  erwiesen  und  der  Massagebehandlung,  die  nur  durch  den  Arzt 
aufigeführt  werden  soll,  neue  Gesichtspunkte  gegeben.  Die  Behandlung  kann 
nur  mit  der  Hand  ausgeführt  werden. 

Beerwald  (4)  hat  in  einem  handlichen  Büchlein,  das  schon  in  dritter 
Auflage  erscheint,  alle  Übungen  mit  Text  und  Bildern  zusammengestellt,  die 
zur  Erhaltung  der  Gesundheit  dienen  können,  sei  es  für  den  Kopfarbeiter, 
dem  es  an  Bewegung  mangelt,  sei  es  für  den  Handwerker,  den  einseitige 
körperliche  Beschäftigung  vor  der  Zeit  stumpf  und  ungelenk  macht.,.  Außer 
Freiübungen  werden  Geräte,  nämlich  Stab  und  Keule,  bei  den  Übungen 
verwandt.  Herr  Brauer,  Lehrer  im  Allgem.  Turnverein  zu  Leipzig,  hat 
den  Verf.  durch  seine  Erfahrung  unterstützt. 

Lichtenstein  (36)  weist  auf  die  mit  dem  Trüb  sehen  Elektro- 
magneten erzielten  Erfolge  und  gibt  an,  daß,  wenn  man  Körperstellen  mit 
geeigneten  „Magnetoden"  montiert  —  mit  Stoß"  überzogene  Eisenblechplatten 
—  und  auf  diese  die  Kraft  des  Elektromagneten  überträgt,  eine  angenehme 


822  Massage,  Heilgymnastik,  Übungstherapie,  Sport,  Orthopädie. 

Vibrationsempfindung   daselbst   entsteht;    auch   die   therapeutischen  Erfolge 
waren  gut. 

Contet  (13)  glaubt,  daß  dem  Worte  nach  Gymnastik  nicht  das  gleiche 
bedeutet,  wie  zur  altgriechischen  Zeit;  reeducatio,  ein  Begriff,  der  den 
Grundlagen  der  medizinischen  Gymnastik  eigen  ist,  hat  eine  gewisse  Ver- 
breitung gefunden.  War  es  in  Griechenland  die  Sorge  für  Schönheit  und 
Harmonie,  die  den  Zweck  der  Gymnastik  bildete,  so  war  es  in  Rom  die 
Sorge  für  Geschicklichkeit  und  Kraft  für  kriegerische  Betätigung.  Die 
christliche  Epoche  ließ  alle  Sorge  für  den  Körper  in  Hintergrund  treten  bis 
in  der  neuen  Zeit  die  Rückkehr  zur  Natur,  die  körperliche  Erziehung  wieder 
in  den  Vordergrund  treten  läßt  und  schließlich  Schweden  (Ling)  den  Weg 
der  Gymnastik  vorzeichnet,  Grundsätze  und  Indikationen  feststellt.  Contet 
setzt  weiterhin  den  Begriff  der  Widerstandsgymnastik  auseinander.  Der 
Fortschritt  scheint  hauptsächlich  in  einer  Koordination  der  elementaren 
Bewegungsakte  und  ihrer  Anpassung  bez.  Ausdehnung,  Kraft  und  Zweck 
für  die  einzelnen  Gelegenheiten  zu  bestehen.  Zugleich  liegt  darin  eine  Übung 
des  Nervensystems;  damit  ist  ihre  Anwendung  präzisiert.  Für  chronische 
Zustände:  Hysterie-Neurasthenie,  Tic;  für  körperlich-geistig  Zurückgebliebene, 
für  Lähmungen  verschiedenen  Ursprunges,  für  Ataxie,  Kreislauf  und  Atem- 
störungen, schließlich  auf  sensorischem  Gebiet. 

Comelins'  (15)  Ausfiihrungen  sind  nur  zu  verstehen,  wenn  man 
seine  früheren  Arbeiten  über  Nervendruckpunkte  kennt.  Nach  ihm  sind 
neuralgische  Beschwerden  immer  auf  Ausstrahlungen  von  erkrankten  Nerven- 
knoten zurückzuführen,  deren  Lage  durch  die  Untersuchung  festgestellt 
werden  muß;  die  Heilung  erfolgt  durch  Massage,  die  zur  Beseitigung  von 
Narben  und  Verdickungen,  zur  Befreiung  des  Knotenpunkts  führt..  Die 
Massage  geschieht  nach  besonderen  Vorschriften  und  ist  lediglich  von  Ärztin 
anzuführen. 

Enlenbnrg  (18)  beschreibt  den  Autogymnasten  Georg  Müllers, 
über  den  hier  bereits  referiert  ist,  ferner  einen  Zimmerturnapparat  nach 
Kemperdink,  Teuton  genannt.  Dieser  Apparat  besteht  im  wesentlichen 
aus  übersponnenen  Gummizügen,  die  über  Holzrollen  laufen  und  als  Ruder-, 
Stemm-  und  Zugapparat  zu  gebrauchen  sind.  Auch  über  den  Handvibratious- 
apparat  „Venivici"  ist  im  Jahrbuch  schon  berichtet  (vgl.  1904). 

Kranß  (32)  rät  zur  Beobachtung  folgender  Regeln  bei  der  Gymnastik: 

1.  Übe  .mit  geringer  Belastung,  steigere  diese  allmählich,  besser  noch, 
steigere  die  Übungen  bei  gleichbleibendem  Widerstand. 

2.  Übe  systematisch  und  harmonisch  alle  Muskelgruppen,  besonders  die 
im  täglichen  Leben  vernachlässigten,  z.  B.  die  Rumpfmuskeln. 

3.  Übe  rhythmisch  mit  zweckmäßiger  Abwechslung,  oder  mit  Rahe- 
pausen, höre  auf,  ehe  jöliiges  Ermüden  und  Versagen  eintritt. 

4.  Beginne  jede  Übung  aus  der  Ruhe  ganz  langsam  und  mit  dem  stetig 
wachsenden  Gefühl  der  Anspannung  und  beendige  sie  ebenso  mit  dem  stetig 
wachsenden  Gefühl  der  Wiederabspannung. 

Wolf  (64)  findet,  daß  das  mechanische  Heilverfahren  bei  den  Neu- 
ralgien noch  zu  wenig  Beachtung  findet,  das  liegt  zum  Teil  darin,  daß 
falsche  Anwendung  und  daher  Mißerfolge  sie  in  Mißkredit  bringen.  Die 
rheumatischen  Formen  sind  das  eigentliche  Feld  der  Massagebehandlung. 
Reibung  und  Erschütterung  der  Nerven,  dazu  leichte  Knetung  der  Mnskeln 
haben  häufig  sofortigen  Erfolg.  Aus  6  Fällen  zieht  Verf.  folgende  Schlüsse: 
es  sollen  vor  allem  die  Schmerzpunkte  behandelt  werden;  außer  den  be- 
kannten Schmerzpunkten  gibt  es  noch  eine  Reihe  anderer,  die  dem  Verlaufe 
dor  nn.  glutaei    entsprechen.     Eine  Behandlung   nicht  schmerzhafter  Stellen 


Massage,  Heilgymnastik,  Übungstherapie,  Sport,  Orthopädie.  823 

ist  zwecklos.  Ein  Mißerfolg  trotz  vorsichtiger  Massage,  resp.  Steigerung  der 
Schmerzen  läßt  auf  eine  andere  als  rheumatische  Ischias  schließen.  Beferent 
hält  den  Schluß  für  recht  anfechtbar. 

FÜrbringer  (26)  ist  ein  besonderer  Anhänger  des  Eadfahrens  als 
Heilfaktor  bei  der  Behandlung  der  Neurasthenie,  namentlich  für  die  chro- 
nischen Formen,  die  den  Kranken  eher  als  einen  Erholungsbedürftigen,  als 
als  Kranken  erscheinen  lassen.  Zwei  Grundstörungen  sind  es,  für  die  die 
Cyclotherapie  kurative  Aufgaben  zu  erfüllen  hat,  nämlich  die  krankhaften 
Samenverluste  und  die  Impotenz.  Sie  wirkt  einmal  als  allgemeines  Mittel 
gegen  die  Neurasthenie  überhaupt,  dann  im  speziellen  durch  Entlastung  des 
GehirnSy  durch  Erweckung  gehobener  Stimmung,  durch  erfolgreiche  körper- 
liche Tätigkeit,  durch  Erzeugung  einer  aus  Stärkungsgefuhl  und  angenehmer 
Empfindung  zusammengesetzter  Euphorie.  Bedingung  ist  natürlich  ein  plan- 
mäßig abgestuftes  Training.  Die  krankhaften  Samenverluste  müssen  von 
Fall  zu  Fall  beurteilt  werden,  die  Ableitung  durch  Muskelarbeit  der  Beine 
ist  günstig;  von  wesentlichem  Einfluß  ist  die  richtige,  reizvermeidende  Kon- 
struktion des  Sattels.  Der  verordnende  Arzt  soll  natürlich  den  Badsport 
praktisch  kennen.  Aus  diesen  Gesichtspunkten  betrachtet,  verdient  die  Cyclo- 
therapie in  manchen  Fällen  ihren  Platz  neben  anderen  Maßnahmen  zur 
Heilung  der  sexuellen  Neurasthenie. 

Flatau  (24)  setzt  die  Wichtigkeit  der  Mechanotherapie  bei  funk- 
tionellen Nervenleiden  als  bekannt  voraus  und  bespricht  die  einschlägigen 
zahlreichen  Apparate.  Der  von  G.  Müller  erfundene  Autogymnast  stellt 
ein  neues  Prinzip  dar,  insofern  er  eine  leicht  ^und  gut  dosierbare  Wider- 
standsgymnastik ermöglicht  und  zugleich  den  Übenden  von  der  Umgebung 
unabhängig  macht  Der  Apparat  bedarf  keiner  Befestigung  an  der  Wand 
oder  am  Boden.  Auch  Übungen  in  freier  Luft,  im  Luftbade  sind  möglich. 
Für  manche   Formen    sind   Verbindungen   mit   Atemgymnastik  vorgesehen. 

Schütze  (52)  betont  zunächst  die  Wichtigkeit  der  Massage  und  der 
Vibrationsmassage  für  den  Arzt.  Er  ist  der  Meinung,  daß  die  Ausübung 
derselben  nur  dem  Arzte  zusteht.  Für  die  Ausübung  ist  die  Hand  das 
beste  Instrument,  doch  ist  gerade  die  Erschütterungsmassage  schwer  zu  er- 
lernen, und  die  Bewegungen  werden  von  der  Maschine  gleichmäßiger  ge- 
leistet. Erleichtert  wird  die  Anwendung  durch  den  leicht  handlichen  und 
transportablen  von  Daniels  erfundenen  Apparat,  dessen  Beschreibung  der 
Leser  hn  vorigen  Bande  des  Jahresberichtes  findet.  Ref.  kann  sich  mit  der 
Empfehlung  des  Apparates  nur  soweit  einverstanden  erklären,  als  er  einen 
Notbehelf  darstellt.  Die  Vibration,  die  durch  einen  Motor  geleistet  wird, 
kann  dieser  Handapparat  nicht  ersetzen. 

Zangger  (67)  empfiehlt  auf  Grund  theoretischer  Erwägungen  und 
praktischer  Erfolge  Massage  des  Blasenschließmuskels  und  besclireibt  einige 
Fälle,  bei  denen  diese  Methode  gute  Erfolge  zeitigte,  während  alle  andern 
versagten. 

Faxire  (19)  gibt  allgemeine  Erörterungen  ohne  neurologisches  Interesse. 

MÜUer  (39)  beschreibt  den  von  ihm  erfundenen  Apparat  für  Gym- 
nastik im  Zimmer  und  in  freier  Luft.  Bezüglich  der  Beschreibung  des 
Apparates  und  Benutzung  desselben,  soweit  er  neurologisch  interessiert,  ver- 
weise ich  auf  das  Auto -Referat  meiner  Arbeit  in  diesem  Abschnitte  des 
Jahrbuches  (s.  o.). 

Norström  (42)  sucht  nachzuweisen,  daß  chronische  Myositis  ent- 
weder aus  akut  rheumatischen  Ursachen  entsteht  oder  gleich  von  vornherein 
als  langsam  chronisch  verlaufendes  Leiden  auftritt.  Das  Leiden  ist  sehr 
verbreitet.     Seine  Beseitigung   kann   am   ehesten   durch  Massage  geschehen, 


324  Massage,  Heilgymnastik,  Übungstherapie,  Sport,  Orthopädie. 

besonders  die  der  Muskelschwielen,  die  sich  im  Verlaufe  bilden.  Ablagerungen 
im  Muskel  sollen  durch  Massagemanipulationen,  unter  denen  Friktionen, 
Petrissage  und  Knetungen  mit  dem  Daumen  bevorzugt  werden,  beseitigt 
werden. 

Sachs  (47)  definiert  im  Anschluß  an  Brissaud,  Meige  und  Feindel 
die  Tics  als  ungewollte  koordinierte  Bewegung,  die  einem  Zweck  entspricht, 
aber  durch  ihre  stetige  Wiederholung  und  infolge  übermäßigen  Auftretens 
zu  einer  krankhaften  wird,  dazu  kommt  noch  der  abnorme  psychische  Zu- 
stand, der  sich  verschieden  äußern  kann. 

Zur  Heilung  dieser  hartnäckigen  Zustände  bedarf  es  einer  Kombina- 
tion von  übenden  und  erziehlichen  Maßnahmen.  Unterdrückung  von  Be- 
wegungen und  Erzielung  geordneter  gewollter  Bewegungen.  JPür  dieses  Ziel 
werden  genaue  Vorschriften  in  Anlehnung  an  die  oben  zitierten  Autoren 
gegeben. 

Witthauer  (63)  bespricht  in  seinem  Lehrbuch  die  physiologischen 
Grundlagen  und  die  Anwendungsformen  der  Vibrationsmassage.  Von  den 
praktischen  Anwendungen  derselben  interessiert  hier  nur  das  Kapitel  der 
Nervenkrankheiten.  Die  Vibration  soll  stimulierend  auf  die  Ernährung  der 
behandelten  Teile  wirken.  Vibration  des  Kopfes  wirkt  gut  bei  Insomnie, 
bei  Paralysis  agitans  mäßigt  sich  das  Zittern  und  die  Regidität.  Empfohlen 
wird  der  vibrierende  Helm  (Gilles  de  la  Tourette)  zur  Behandlung  der 
Schlaflosigkeit,  nach  Ewer  auch  bei  Migräne,  hier  soll  der  Anfall  durch 
Vibration  unterdrückt  werden.  Bei  Myalgien,  myalgischem  Kopfschmen, 
hysterischen  Lähmungen,  Globus  hystericus.  Dankbar  ist  die  Behandlung  der 
Neuralgien,  der  Quintusneuralgie,  der  Interkostalneuralgien,  der  Ischias,  der 
Coccygodynie. 

Lasarew  (35)  erzielte  mit  Hilfe  der  Übungstherapie,  welche  einer- 
seits bezweckte,  zielbewußte  Bewegungen  auszuführen,  und  andererseits 
abnorme  Bewegungen  zu  hemmen,  bei  einem  Falle  von  Paralysis  agitans 
gute  Erfolge.  Es  handelte  sich  um  einen  43  jährigen  Beamten,  dessen  Gang 
stark  spastisch-ataktisch  war,  und  der  sehr  ausgeprägte  Symptome  der  Para- 
lysis agitans  darbot.  Bei  der  Behandlung  kamen  dreierlei  Bewegimgen  zur 
Anwendung:  passive,  aktive  und  aktiv-passive.  Die  passiven  Bewegungen 
werden  in  der  Richtung  ausgeführt,  die  der  bestehenden  Steifigkeit  entgegen- 
wirkte. Um  der  Rigidität  der  Interphalangealgelenke  entgegenzuwirken, 
rollte  der  Kranke  eine  dem  Frenkelschen  Kugelapparat  ähnliche  Kugel 
zwischen  den  Händen. 

Unter  aktiv-passiven  Bewegungen  versteht  L.  solche,  bei  denen  neben 
den  vom  Kranken  auf  Kommando  ausgeführten  Bewegungen  von  einer 
anderen  Person  bestimmte  Bewegungen  mit  der  Extremität  des  Patienten 
vorgenommen  werden.  (Bendix.) 

Sachs  (48)  empfiehlt  die  mechanische  Behandlung  der  Keuralgien 
durch  Massage  der  Schmerz-  und  Druckpunkte  des  erkrankten  Nerven- 
gebietes. Es  müsse  sorgfältig  nach  Schmerz-  und  Druckpunkten  gesucht 
werden  und  außerdem  die  Massage-  mit  einer  Bewegungstherapie  kombiniert 
werden.  (Bertdix,) 

Schläpfer  (51)  hat  die  Wirkung  des  Mtillersohen  Faradovibration^ 
apparates  geprüft  und  das  sogenannte  Faradovibrationsphänomen  zu  deuten 
versucht.  Er  fand,  daß  das  Faradovibrationsphänomen  von  dem  gegen- 
seitigen Größenverhältnis  der  faradischen  und  der  vibratorischen  Einwirkung 
abhängt.  Therapeutisch  wirkungslos  hält  er  den  Apparat  bei  peripherischen 
Nervenerkrankungen    und    hypokinetischen    Zuständen    der    Skelettmuskeln. 


Organotherapie.  3S5 

Dagegen  wäre  er  vielleicht  wirksam  bei  den  funktionellen  Hyperkinesen  und 
bei  Myalgien ;  vielleicht  auch  bei  faradischer  Beeinflussung  von  Eingeweiden^ 
wo  es  darauf  ankommt,  motorische  Wirkungen  in  der  Tiefe  auszuüben 
nnter  Umgehung  des  lästigen  Faradisationsgefühls.  (Bendix,) 


Organotherapie. 

Referent:   Dr.  Georges  Dreyfus- Heidelberg. 

1.  Acosta.  E.,  £1  suero  aDtialcohoiico.   Crön.  med.-quir.  de  la  Habana.  XXXI.  247 — 249. 

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Angers.    XII.    142-148. 

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Diphtheria  Antitoxin.     Medical  Becord.     Vol.  t>7,  No.  10,  p.  361. 

122   Walsh,  L  I.,  Graves  Disease  and  Parathyroid  Therapy.     Amer.  Medicine.     31ay. 

123.  Wiesner,  Anton,  Neue  Heilsera.  Pharmakol.  u.  therap.  Rundschau.  No.  23.  Bei- 
blatt zur  Wiener  klin.  Rundschau.     No.  46. 

124.  Wolff,  Alfred,  Ueber  das  Heufieber  in  klinischer,  ätiologischer  und  therapeutischer 
Beziehung.     Senator.  Festschrift. 

125.  Derselbe,  Ueber  das  Heufieber  und  über  die  Wirksamkeit  des  Heufieberserums. 
Berliner  klin.  W^ochenschrift.     No.  21. 

126.  Wolff,  A.  L,  Diphtheria  Antitoxin  in  Cerebrospinal  Meningitis.   Amer.  Medicine.   May. 

127.  Wright,  H.,  Successful  Application  of  Preventive  Measures  against  Beri-Beri.  Journal 
of  Tropical  Medicine.    July  15. 

Tetanus-Antitoxin. 

Collins  (27)  berichtet  über  einen  genesenen  schweren  Fall  von  Tetanus, 
den  er  mit  Antitoxin,  Chloral  und  Curare  behandelte.  Die  Inkubationszeit 
betrug  12  Tage.  3  Tage  lang,  sofort  nach  Beginn  manifester  Erscheinungen, 
wurde  Tetanusantitoxin  (10 — 30  ccm)  subkutan  einverleibt.  Nachdem  trotz- 
dem heftige  Krämpfe  aufgetreten  waren,  wurden  nach  2tägiger  Pause  während 
der  17  folgenden  Tage  hohe  Dosen  von  Chloral,  und  Vi» — 1  gran  Curare 
im  ganzen  täglich,  subkutan  gegeben.  C.  glaubt  zwar  nicht,  daß  Curare  anti- 
toxische Wirkung  habe,  ist  aber  überzeugt,  daß  es  die  Häufigkeit  und  Stärke 
der  Tetanuskrämpfe  beeinflußt. 

Clairmont  (26)  berichtet  über  einen  Fall  von  Tetanus,  bei  dem 
nach  6tägiger  Inkubation  unter  Fieber  und  Schweiß  Tetanus  einsetzte,  nach- 
dem schon  48  Stunden  nach  der  Infektion  lokale  Entzündungserscheinungen 
Inzisionen  nötig  gemacht  hatten.  Auffallend  war  der  Beginn  an  der  ver- 
letzten Extremität  als  lokaler  Tetanus,  der  sich  aber  rasch  über  den  Stamm 
ausbreitete.  Nach  der  kurzen  Inkubation  und  der  raschen  Entwicklung  des 
Krankheitsbildes  war  die  Prognose  eine  durchaus  ungünstige.  Die  Therapie 
mußte  in  diesem  Falle  zwei  Bedingungen  gerecht  werden:  der  Behandlung 
des  Tetanus  und  der  Behandlung  der  Begleitinfektion.  Der  Herd  der  Toxin- 
produktion  mußte  im  vorliegenden  Fall  durch  Amputation  entfernt  werden. 
Die  Tetanusinfektion  wurde  mit  endoneuraler  und  subkutaner  Tetanus- 
antitoxininjektion bekämpft:  An  der  infizierten  oberen  Extremität  wurden 
die  großen  Nervenstämme  freipräpariert  und  in  dieselben  Antitoxin  injiziert. 
Ebenso  wurde  in  das  umliegende  Gewebe  Antitoxin  eingespritzt.  An  den 
folgenden  Tagen  wurden  noch  subkutane  Injektionen  gegeben.  Nach  zirka 
9  Tagen  traten  an  Intensität  jedoch  konstant  abnehmende  tetanische  Krämpfe 
auf.     Der  Patient  genas  völlig. 


Ö30  Organotherapie. 

Rogers  (95)  gelang  es,  bei  7  Fällen  von  Tetanus  durch  endoneurale 
und  subdurale  Injektionen  von  Tetanusantitoxinserum  4  Fälle  zu  heilen.  Es 
muß  jedoch  betont  werden,  daß  zwei  von  den  drei  gestorbenen  Patienten 
sehr  schwere  Fälle  mit  ausgedehnten  Weichteilverletzungen  waren. 

In  dem  von  Mornac  (76)  publizierten  Fall  von  Tetanus  ist  die 
Inkubationszeit  unbekannt.  Zwei  Tage  nach  Beginn  der  offensichtlichen 
Vergiftung  durch  die  Tetanusbazillen  erfolgte  bei  gleichzeitiger  Zufuhr  von 
Chloral  (8 — 12  gran  per  rectum)  anfänglich  eine  subkutane  Injektions- 
behandlung von  10 — 20  ccm  Antitoxin.  Nach  2tägiger  derartiger  Behand- 
lung wurden  täglich  bis  40  ccm  Serum  subdural  injiziert.  Trotzdem  ging 
der  Kranke  am  5.  Krankheitstage  zu  Grunde. 

Küster  (60)  fußt  auf  den  Anschauungen  von  Meyer  und  Ramson 
über  den  Tetanus:  Nach  ihrer  Anschauung  geschieht  der  Gifttransport  von 
der  Peripherie  zum  Zentrum  ausschließlich  durch  den  Achsenzylinder  der 
peripheren  Nerven.  Die  Inkubationszeit  beim  Tetanus  wird  größtenteils 
durch  die  intraneurale  Giftwanderung  bis  zu  den  giftempfindlichen  Bücken- 
markszentren verbraucht.  Der  örtliche  Starrkrampf  ist  der  Ausdruck  oder 
die  Folge  des  abnorm  verstärkten,  alle  intrazentralen  Henunungen  über- 
windenden Muskeltonus  an  dem  befallenen  Gliede.  Die  gefährdeten 
Rückenmarkszentren  können  durch  Sperrung  der  zuführenden 
Nerven  mit  Antitoxin  vor  dem  Tetanusgift  geschützt  werden.  — 
Auf  dieser  Anschauung  basiert  die  Therapie.  Bei  K.s  Fall  handelte  es 
sich  um  einen  ausgesprochenen  Fall  von  örtlichem  Tetanus  des  rechten  Arms, 
veranlaßt  durch  eine  Verwundung  und  Infektion  mit  Tetauusbouillonkultur. 
Die  Inkubationszeit  dauerte  6  Tage.  Dann  begannen  Schmerzen  im  ganzen 
Körper.  Am  7.  Tage  Muskelspannungen  im  Arm  und  am  Hals.  Mehrere 
subkutane  Antitoxineinspritzungen  blieben  erfolglos.  Am  8.  Tage  ausge- 
sprochene Muskelstarre  an  Arm,  Nacken  und  Hals.  Beginnende  Starre  in 
den  Kaumuskeln  und  Schluckbeschwerden.  Die  am  Beginne  des  8.  Tage« 
vorgenommenen  Antitoxiuinjektionen  in  die  freipräparierten  Nervenstämme 
des  Armes  bis  zu  den  Nervenwurzeln  heran  brachten  innerhalb  weniger 
Stunden  eine  vollständige  Änderung  des  Krankheitsbildes,  insbesondere  der 
schmerzhaften  Muskelstarre  hervor.  Die  Heilung  erfolgte  nach  länger 
dauernder,  sehr  schmerzhafter  Myositis  schließlich  ganz  vollkommen.  — 
Nach  K.S  Ansicht  handelt  es  sich  also  bei  traumatischem  Tetanus,  wo  ja 
wohl  stets  die  Eingangspforte  bekannt  ist,  darum,  den  erkrankten  Nerven 
möglichst  zentral  aufzusuchen  und  direkt  in  den  Nerven  das  Antitoxin  einzu- 
spritzen. Damit  wird  dem  stets  von  der  Infektionspforte  langsam  nach- 
fließenden Tetanusgifte  wirksamer  Widerpart  geboten  und  dasselbe  gebunden. 
Bei  der  subkutanen  Anwendung  des  Antitoxins  wird  noch  immer  eine  Mor- 
talität von  72,9  7^  (früher  88  7^)  beobachtet 

Flesch  (39)  teilt  8  Fälle  von  Tetanus  neonatorum  mit,  von  denen  5 
trotz  der  Antitoxinbehandlung  (100  A.E.)  starben.  Die  Prognose  des 
Tetanus  des  späteren  Kindesalters  bezeichnet  er  als  sehr  gut,  bei  weitem 
besser  als  den  der  Erwachsenen.  Von  7  mitgeteilten  Fällen  starb  einer 
(14,28  7o  Mortalität),  während  vor  der  Serumära  von  insgesamt  8  Fällen 
3  geheilt,  3  gestorben  und  2  unverändert  entlassen  wurden.  Das  Antitoxin 
wurde  stets  subkutan  gegeben.  Bei  der  Statistik,  meint  F.,  muß  insbesondere 
auf  die  Schwere  des  Falles,  ob  Tetanus  traumaticus,  puerperalis,  infantium, 
neonatorum  usw.  vorliegt,  ferner  auf  die  Inkubationsdauer  und  den  Zeit- 
punkt der  Applikation  des  Serums  geachtet  werden.  Dann  erst  lassen  sich 
die  verschiedenen  Statistiken  vergleichen. 


Organotherapie.  831 

Nach  Miron  (73)  gehen  in  Bukarest  alljährlich  zirka  230  Neu- 
geborene, die  Ton  der  Nabelschnurwunde  aus  infiziert  werden,  an  Tetanus 
zu  Grunde.  Die  Tetanusbazilleu  wurden  in  Kulturen  und  durch  den  Tier- 
Tersach  nachgewiesen  und  stammen  entweder  Ton  unsauberem  Messer,  mit 
dem  die  Nabelschnur  durchtrennt  wird,  oder  von  dem  yerwendeteu  Bind- 
faden. —  Von  drei  mit  subkutanen  Antitoxininjektionen  behandelten  Neu- 
geborenen erlagen  zwei  dem  Tetanus. 

In  den  zwei  Fällen,  die  Atkinson  Stoney  (107)  mit  Antitetanus- 
toxin  behandelte,  kamen  beim  ersten  Fall  die  Krämpfe  erst  17  Tage  nach 
der  Infektion.  Die  Temperatur  stieg  sehr  rasch  an,  die  Krämpfe  häuften 
sich  und  trotz  subkutaner  und  subduraler  Injektion  von  Serum  einen  Tag 
nach  Beginn  der  Spasmen,  starb  der  Patient  am  zweiten  Tage  der  Behand- 
lung. Auch  im  zweiten  Falle  war  die  Inkubationszeit  eine  lange  —  zirka 
18  Tage  — ,  es  trat  jedoch  überhaupt  nur  ein  Krampfanfall  auf,  und  unter 
Antitoxinbehandlung  (je  10  ccm  subkutan  an  4  Tagen)  genas  der  Patient 
wieder.  —  Mit  Recht  zieht  Verf.  den  Schluß,  daß  wohl  die  Schwere  der 
Infektion  bestimmender  für  den  Ausgang  war,  als  die  Serumbehandlung. 

Storrs  (108)  referiert  über  einen  Fall  Ton  Tetanus,  der  90  Stunden 
nach  der  Infektion  begann  und  sofort  in  seine  Behandlung  kam.  Er  injizierte 
sofort  je  10  ccm  Antitoxinserum  in  die  rechte  und  linke  2.  Frontalwindung 
nnd  gleichzeitig  10  ccm  subkutan.  Unter  Chloralbehandlung  und  subkutaner 
Injektion  von  50  ccm  Serum  am  folgenden  und  ebensoviel  am  nächstfolgenden 
Tage  war  der  Patient  in  weiteren  14  Tagen  genesen,  nachdem  nach  der  letzten 
Injektion  am  3.  Behandlungstage  keine  Krämpfe  mehr  aufgetreten  waren. 

In  dem  Fall  von  traumatischem  Tetanus,  den  Heiman  (49)  mit  Anti- 
toxin behandelte,  dauerte  die  Inkubationszeit  11  Tage.  Drei  Tage  nach 
Beginn  der  Nackensteifigkeit  und  des  Trismus  wurde  mit  den  Antitoxininjektionen 
begonnen.  In  8  Tagen  wurden  drei  subdurale  Injektionen  von  je  20  ccm 
und  8  subkutane  von  ebenfalls  je  20  ccm  gegeben.  Anfänglich  waren  die 
Krämpfe  und  die  Spasmen  sehr  stark,  allmählich  besserte  sich  der  Zustand 
des  Patienten  noch  im  Verlaufe  der  Serumbehandlung,  und  6  Wochen  nach 
der  Aufnahme  wurde  er  geheilt  entlassen.  Der  Autor  ist  vorsichtig  genug, 
die  Genesung  nicht  allein  der  Serumbehandlung  zuzuschreiben. 

Orünberger's  (46)  schwerer  Fall  von  Tetanus  traumaticus  wurde, 
da  die  subdurale  Injektion  von  Antitoxin  wegen  heftiger  Reflexkrämpfe  un- 
möglich war,  mit  11  subkutanen  Injektionen  von  je  100  Antitoxineinheiten 
des  Behringschen  Antitoxins  während  19  Tagen  behandelt  Daneben 
wurde  innerlich  bis  zu  12  g  Urethan  gegeben.  Außerdem  wurde  Patient 
zur  Beruhigung  in  ein  Isolierzimmer  gelegt,  in  welchem  vermittelst  blauer 
Fensterscheiben  ein  gedämpftes  blaues  Licht  erzeugt  wurde.  Die  Beruliigung 
und  das  subjektive  Wohlbefinden  der  vorher  äußerst  unruhigen  und  auf- 
geregten Kranken  war  eine  sehr  deutliche.     Patientin  wurde  geheilt. 

Dionis  du  Sejour  (35)  berichtet  über  eine  64  jährige  Frau,  die  nach 
einer  komplizierten  Fraktur  eines  Beines  prophylaktische  Tetanus-Antitoxin 
erhielt  und  22  Tage  später  Erscheinungen  von  Dysphagie  tetanischen 
Charakters  bekam.  Verf.  glaubt,  daß  es  notwendig  gewesen  wäre,  die  In- 
jektionen öfters  zu  wiederholen,  um  diesen  üblen  Zufall  zu  verhüten. 

(Bendir,) 

Cook  (28)  berichtet  über  einen  Fall  von  traumatischem  Tetanus  eines 
15jährigen  Burschen,  der  mit  Hilfe  von  80  ccm.  Tetanus-Antitoxin  geheilt 
wurde.  (Bendix,) 

Babek  (90)  behandelte  2  Fälle  von  Tetanus  mit  Serum,  einmal  mit 
negativem,  einmal  mit  positivem  Resultat.     Im  ersten  Fall  handelte  es  sich 


332  Organotherapie 


/♦ 


um  ein  5 V2  jähriges  Mädchen,  welches  sich  vor  2  Wochen  eine  Verletzung 
am  Knie  zuzog.  Nach  10  Tagen  erste  Tetanussymptome.  Injektion  toh 
30  ccm  des  Antitetanusserums  (Pasteur).  Tod.  Im  zweiten  Fall  fiel  der 
9  jährige  Knabe  auf  den  Fußboden  und  verietzte  sich  an  der  Stirn.  Tetanus- 
symptome nach  4  Tagen.  Injektion  Yon  30  ccm  Serum.  Dann  lujektioneü 
nach  1,  nach  2  und  5  Tagen.  Zunächst  noch  Anfälle,  dann  allmählich 
Besserung  und  Heilung.  (Edward  Flatau,) 

Eklampslebebandlung. 

Vassalle  (117)  beobachtete  bei  einer  Hündin,  die  eine  partielle 
Parathyreoidektomie  durchgemacht  hatte,  jedesmal  gegen  Ende  der  Schwanger- 
schaft oder  zu  Beginn  der  Säugung  ihrer  Jungen  epileptiforme  Anfälle  und 
Konvulsionen,  die  denen  eklamptischer  überaus  ähnlich  waren.  Von  der 
Idee  nun  ausgehend,  daß  die  Eklampsie  eine  Folge  der  Insuffizienz  der 
glandula  parathyreoidea  sei,  haben  er,  resp.  seine  Schüler,  nachdem  er  eineo 
Extrakt  aus  Nebenschilddrüsen  hergestellt  hatte  (Parathyreoidin  oder  Para- 
thyreoantitoxin),  Eklamptischen  120  Tropfen  dieses  Extraktes  pro  die  oder 
ungefähr  ebensoviel  intramuskulär  mit  dem  Erfolg  gegeben,  daß  alle  3  Fälle  von 
Eklampsie,  die  so  behandelt  wurden,  alsbald  keine  Krämpfe  mehr  bekamen, 
und  schnell  genasen.  —  Auf  Grund  dieser  Erfahrungen  glaubt  er,  behaupten 
zu  dürfen,  daß  bei  Graviden,  die  an  Eklampsie  erkranken,  eine  latente 
funktionelle  Insuffizienz  der  Nebenschilddrüsen  entweder  dadurch  besteht, 
daß  überhaupt  ein  oder  zwei  dieser  Drüsen  von  Geburt  an  fehlen,  oder  da- 
durch, daß  djie  Nebenschilddrüse  nicht  alle  giftigen  mütterlichen  und  fötalen 
Stoffwechselprodukte  zu  neutralisieren  vermag. 

Ebenso  fand  er,  daß  bei  einem  klassischen  Fall  von  Tetanie  und  bei 
2  unter  3  entsprechend  behandelten  Epileptikern  sein  Parathyreoidin  kurati? 
resp.  erheblich  bessernd  wirkte,  und  glaubt  daher,  daß  ebensowohl  diese 
Krankheiten  als  manche  Psychosen  durch  Stoffwechselanomalien  der  Neben- 
schilddrüsen ursächlich  bedingt  seien.  Entsprechende  Versuche  können  hier 
die  experimentelle  Entscheidung  bringen. 

Morbus  Basedowii.   (Antitbyreoidln.) 

Alexander  (2)  teilt  3  Basedowfälle  mit,  die  mit  Antithyreoidinserum 
behandelt  worden  sind.  Die  Dosis  schwankte  zwischen  1  und  15  g  im  Tage, 
doch  sah  Verf.  selbst  bei  15  g  p.  d.  keine  üblen  Nebenwirkungen  auftreten. 

Die  Gesamtmenge  des  verabreichten  Serums  schwankt  zwischen  43  and 
105  g.  Zu  kleine  Mengen  waren  von  keinem  dauernden  Nutzen.  Nach  dem 
Aussetzen  des  Serums  kamen  meist  die  Symptome  wieder.  Nach  A.'s  Meinung 
ist  es  zweckmäßig,  event.  mehrfache  Kuren  mit  Serum  (aber  nie  über  40  g 
Gesamtmenge  bei  der  einzelnen  Kur)  mit  kurzem  Intervall  vorzunehmen, 
damit  niemals  eine  Intoxikation  durch  die  zugeführten  Giftstoffe  eintrete. 
(Cf.  den  Fall  von  Dürig.) 

Bei  den  drei  Patienten,  die  teilweise  schon  lange  erfolglos  mit  diversen 
Mitteln  behandelt  worden  waren,  trat  jedesmal  sehr  bald  nach  Einleitung  der 
Kur  eine  sichtliche  Wirkung  des  Serums  zu  Tage.  Die  subjektive  Besserung 
war  stets  am  eklatantesten,  das  Gewicht  nahm  zu,  der  Schlaf  wurde  besser. 
In  den  3  Fällen  wurde  die  Schilddrüse  unter  der  Wirkung  des  Serums 
w^eicher  und  kleiner.  In  2  Fällen  verschwand  der  Exophthalmus  völlig,  in 
dem  einen  Fall  wurde  er  erheblich  gebessert.  Auch  der  Tremor  und  die 
neiTöseu  Beschwerden  wurden  günstig  beeinflußt.  Die  Pulsfrequenz  war 
stets   auffallend   wenig  verändert.     Trotzdem   bei   2   Fällen   myokarditische 


Organotherapie.  333 

Veränderungeo  bestandeD,  koonte  keiue  nachteilige  Herzwirkuüg  konstatiert 
werden.  Die  Fälle  selbst  sind  nur  kurze  Zeit  —  höchstens  5  Monate  — 
im  ganzen  beobachtet 

Hallion  (47)  verwendet  nicht  das  Serum  thyreoidektomierter  Tiere, 
sondern  das  mit  Glycerin  versetzte  Blut:  „h^matoethyroidine^.  Er  meint, 
daß  das  Blut,  zumal  es  noch  die  weißen  Blutkörperchen,  die  vielleicht  Träger 
bestimmter  Stoffe  sind,  enthalte,  wirksamer  sei,  als  bloß  das  Serum.  H.  ver- 
abreicht 1 — 2  Kaffeelöffel,  verdünnt  mit  etwas  Wasser,  am  Tage  vor  der 
Mahlzeit.  Ohne  Fälle  anzuführen,  erklärt  er,  daß  so  viele  eklatante  Erfolge 
mit  diesem  Blut  erzielt  werden,  daß  an  der  Wirksamkeit  desselben  nicht 
gezweifelt  werden  kann. 

Ralenburg  (38)  verfährt  mit  der  Darreichung  des  Serums  so,  daß 
er  in  zweitägigen  Intervallen,  jedesmal  um  5  Tropfen  steigend,  von  3x10 
bis  3x30  Tropfen  pro  die  gibt.  Vom  11.  Tage  geht  er  in  entsprechender 
Weise  wieder  mit  der  Dosis  herunter.  Nach  dem  Verbrauch  von  50  ccm 
macht  er  eine  achttägige  Pause  und  gibt  dann  das  Serum  in  kleineren  Dosen, 
3mal  täglich  10 — 20  Tropfen,  von  neuem.  Mehr  als  500  ccm  insgesamt 
wurden  nie  verbraucht.  Nach  Eulenburgs  Meinung  ist  der  Wert  der 
Senuntherapie  ein  begrenzter,  und  nur  ein  symptomatischer  und  palliativer.  Von 
7  mitgeteilten  Fällen  zeigte  sich  bei  den  meisten,  aber  keineswegs  immer, 
eine  subjektive  Besserung  und  ein  Kleinerwerden  der  Struma.  Eine  Patientin 
bekam  im  Verlauf  der  Kur  eine  schwere  Herzarythmie.  Ein  Fall  blieb  ganz 
nnbeeinflußt  Außer  der  Struma  wurden  keine  typischen  Basedowsymp- 
tome gebessert.  So  kommt  es,  daß  Eulenburg  der  Serumtherapie  ziemlich 
skeptisch  gegenübersteht  und  ihr  nicht  den  gleichen  Rang  mit  anderen  internen 
Behandlungsmethoden  zuerkennen  will.  Auch  er  fand  keine  dauernde 
Beeinflussung  der  Symptome  infolge  der  Serumkur. 

Hempel  (50)  beobachtete  einen  Fall,  den  er  mit  spezifischen  Serum 
behandelte.  Er  gab  jeden  dritten  Tag  5  g,  später  jeden  zweiten  Tag  5  g 
Serum.  Schon  nach  kurzer  Zeit  war  eine  subjektive  Besserung  zu  kon- 
statieren. Der  Exophthalmus  ging  zurück,  die  Struma  wurde  weicher  und 
kleiner.  Die  Pulszahl  sank,  um  allerdings  nach  Aussetzen  des  Serums  wieder 
zu  steigen,  die  Struma  blieb  jedoch  auch  nach  Monaten  noch  weicher  und 
kleiner.  Nach  4  Monaten  war  das  subjektive  Befinden  immer  noch  ein 
zafriedensteilendes. 

Indemans  (66)  machte  mit  hohen  Serumdosen,  5 — 9  ccm  pro  die, 
schlechte  Erfahrungen,  da  sich  bei  seinem  Basedowfall  alle  Symptome  bei 
diesen  hohen  Dosen  erheblich  verschlimmerten.  Nachdem  er  die  Dosen  auf 
0,75 — 1,5  ccm  pro  die  reduziert  hatte,  konnte  er  nach  wenigen  Wochen  einen 
Rostigen  Einfluß  auf  Exophthalmus,  Struma,  die  Augensymptome,  den  Puls 
und  das  Allgemeinbefinden  konstatieren. 

Schäler  (99)  versuchte  das  Serum  erst  subkutan  einzuverleiben, 
mußte  aber  wegen  der  örtlichen  Beizerscheinungen  und  der  damit  verbundenen 
Schmerzen  von  diesem  Wege  Abstand  nehmen. 

In  den  5  von  ihm  mit  Serum  behandelten  Fällen  konnte  er  einen 
glänzenden  Erfolg  verzeichnen.  Er  gab  2raal  täglich  10 — 45  Tropfen  in 
langsam  steigender  Dosis.  Bald  nach  dem  Beginn  der  Serumtherapie  stellte 
sich  der  Erfolg  (im  ganzen  wurden  50 — 100  g  gegeben)  ein,  dabei  waren 
es  meist  ziemUch  schwere,  früher  mit  anderen  Mitteln  erfolglos  behandelte 
Fälle.  Fast  überall  schwand  oder  verminderte  sich  die  Struma,  ebenso  der 
Exophthalmus,  der  Tremor  und  die  Tachykardie.  Das  Allgemeinbefinden 
hob  sich  während  des  Verlaufs  der  Serumkur  ganz  wesentlich,  ebenso  wie 
das  Gewicht.     Der  Puls  wurde  weniger  frequent  und  regelmäßig.    In  allen 

Jahresbericht  f.  Neurologie  und  Psychiatrie  1906.  53 


Q34      *  Organotherapie. 

Fällen  konnte  Schüler  zum  mindesten  eine  weitgehende  Besserung,  mehr- 
mals eine  „völlige  Heilung**  konstatieren.  Verfolgt  hat  Schüler  seine  Fälle 
leider  nicht,  sodaß  über  eventuelle  Rezidive  nichts  ausgesagt  werden  kann. 
Unangenehme  Nebenerscheinungen  wurden  nie  beobachtet. 

Lomer  (65)  gab  einer  geisteskranken  an  typischem  Basedow  leidenden 
Patientin  8x0,6  ccm  Serum,  täglich  um  3x0,6  ccm  steigend,  bis  die  Höchst- 
gabe  von  3x4  ccm  erreicht  war.  Er  ging  dann  langsam  mit  der  Dosis 
herunter.  Der  Erfolg  erstreckte  sich  auf  eine  Verminderung  der  Pulszahl. 
Günstig  beeinflußt  wurden  Tremor  und  Exophthalmus.  Die  Struma  blieb 
unverändert.  Nach  dem  Aussetzen  des  Serums  waren  bald  die  Symptome 
in  ihrer  früheren  Intensität  wieder  da. 

DÜrig  (36)  berichtet  über  einen  schweren  Fall  von  Basedow.  Er 
gab  durchschnittlich  3x40  Tropfen  pro  die.  Solauge  diese  Dosis  täglich 
gegeben  wurde,  war  eine  Wirkung  auf  die  Pulsfrequenz  und  das  Allgemein- 
befinden nicht  zu  verkennen.  Die  Basedowsymptome  verschlimmerten  sich 
jedoch  jedesmal  wieder  nach  dem  Aussetzen  des  Serums.  Bei  dieser  Medi- 
kation kamen  jedoch  wiederholt,  trotz  der  oft  eklatant  guten  Wirkung  bei 
großen  Serumdosen,  zwar  nicht  bedeutende,, aber  unangenehme  Zufälle,  heftige 
Kopf-  und  Kreuzschmerzen,  Mattigkeit,  Übelkeit,  innere  Unruhe  und  Äugst 
hinzu,  die  das  subjektive  Befinden  sehr  störten.  Ein  halbes  Jahr  nach  der 
zirka  6  Monate  dauernden  Medikation  ist  die  Patientin  als  „fast  geheilt** 
zu  betrachten. 

Breton  (16)  berichtet  von  einem  sehr  günstigen  Erfolg,  den  er  bei 
Pleuritis  haemorrhagica  dextra  einer  69jährigen  an  Morbus  Bafiedowü  leidenden 
Frau  mit  dem  Blutserum  entkropfter  Tiere  erzielte.  Die  SerumbehaDdlang 
führte  nicht  nur  zur  Resorption  des  Exsudates,  sondern  auch  zur  Heilung 
der  lästigen  Basedowsymptome.  (Bmdix,) 

Morre  (76)  hat  zwei  Fälle  von  typischem  Morbus  Basedowii  mit 
Antithyreoidin  „Möbius"  erfolgreich  behandelt.  Nach  dem  Gebrauch  ?od 
70 — 80  ccm  in  Tagedosen  von  5  ccm  war  ein  vollständiges  Schwinden  der 
Struma  und  des  Exophthalmus  zu  konstatieren  in  Verbindung  mit  fast  voU- 
ständigem  subjektivem  Wohlbefinden.  (Beitdix.) 

Torday  (116)  versuchte  Bodagen  in  drei  Fällen  Basedowscher 
Krankheit.  Fall  1  ziemlich  vorgeschritten  und  mit  AorteninsufBzienz  und 
Arteriosklerose  kompliziert,  endete  in  8  Wochen  letal,  ohne  Beeinflussung 
der  nervösen  Symptome  zu  zeigen.  Im  2.  Falle  vorübergehende  Besserung 
in  der  subjektiven  Sphäre.  Im  3.  Falle  entschiedene  Besserung  sowohl 
subjektiv  als  auch  objektiv  (Verminderung  der  Herztätigkeit,  Abnahme  des 
Exophthalmus  und  Struma)  bei  einer  bis  zu  80  g  steigenden  Tagesdosis, 
welche  Besserung  auch  nach  Hinweglassen  des  Bodagen  anhielt 

(Hudoveniig,) 

Hndovernig  (56)  betont  die  günstigen  Erfolge  jener  Organotherapie 
der  Basedowschen  Krankheit,  welche  auf  die  Möbiussche  Hyperthyreoi- 
dismus-Theorie  begründet  ist.  Der  Einfachheit  halber  hat  H.  das  Milch- 
pulver (Rodagen)  angewendet,  in  der  Tagesdosis  von  4—6  g,  mit  späterer 
sukzessiver  Verminderung  der  Dosis.  Vier  eigene  Beobachtungen  mit  Aus- 
gang in  Heilung,  wovon  zwei  unkomplizierte  Fälle,  und  je  einer  kompliziert 
mit  Hysterie  und  mit  schwerem  Herzfehler;  in  letzteren  FäUen  ebenfalls 
Heilung  der  Basedowschen  Krankheit,  bei  Weiterbestand  der  kompli- 
zierenden Krankheit.  H.  hebt  namentlich  die  günstige  Beeinflußung  der 
subjektiven  Symptome  hervor,  neben  welchen  Rückgang  von  Herzfrequenz, 
Struma  und  Exophthalmus   zur   Normalen  nachweisbar  waren;  die  auf  der 


Organotherapie.  335 

Hyperthyreoidismus-Theorie  basierende  Organotherapie   der  Basedowschen 
Krankheit  bildet  eine  hervorragende  Bereicherung  des  Arzneischatzes. 

(Hudovemig.) 

Lobenstine  (64)  hat  mit  Schilddrüsenextrakt  Versuche  an  elf  Eklamp- 
tischen  und  sechs  Fällen  von  drohender  Eklampsie  angestellt.  Er  konnte 
Qoch  zu  keinem  endgültigen  Resultat  gelangen  und  schiebt  nur  in  einem 
Falle  Ton  Eklampsie  die  Besserung  auf  die  Schilddrüsen-Medikation.  Auf 
Grund  seiner  Beobachtungen  konnte  er  feststellen,  daß  der  Schilddrüsenextrakt 
'  die  Spannung  des  Pulses  bei  Eklampsie  herabsetzt  und  in  auffallender 
Weise  die  Diurese  und  Kataphorese  steigert;  jedoch  ist  es  notwendig, 
große  Dosen  des  Mittels  anzuwenden.  Schließlieh  rät  L.  zur  Vorsicht  beim 
Gebrauch  des  Schilddrüsenextraktes,  besonders  wegen  der  leichten  Schädigung 
des  Herzmuskels  und  bei  asthenischen  Eklampsiefällen.  (Bendix.) 

Boerma  (12)  gab  einer  hochschwangeren  Dame,  deren  Schilddrüse 
koDtinuierlich  angeschwollen  war,  1  g  Antithjreoidinserum,  p.  d.  in  3  Dosen, 
während  6  Wochen.  Nach  einigen  Wochen  war  die  anfänglich  harte  Drüse 
bedeutend  weicher  geworden  und  hatte  ganz  erheblich  an  Umfang  abgenommen. 
Nebenwirkungen  des  Serums  wurden  nicht  beobachtet. 

Thienger  (112)  berichtet  über  4  Fälle,  die  er  mit  Mob  ins  Anti- 
thyreoidin  behandelt  hat  Er  gab  jedesmal,  meist  im  Abstand  von  1 — 2 
Tagen,  5  com  Serum  in  Wein.  Beim  ersten  Fall  wurde  keine  Besserung 
erzielt.  Bei  dem  zweiten  und  dritten  Fall  besserte  sich  vor  allen  Dingen 
das  Allgemeinbefinden,  dagegen  blieben  die  Struma,  Konsistenz  und  yasku- 
ULre  Erscheinungen  an  derselben  unverändert,  ebenso  der  Exophthalmus. 
Der  vierte  beschriebene  Fall  war  ein  akut,  nach  Art  einer  Infektionskrank- 
heit einsetzender  Basedow,  der  im  Verlauf  von  wenigen  Tagen  alle  Folgen 
der  deletären  Wirkung  des  Basedowstoffwechselgiftes  zeigte.  Mit  der  Serum- 
behandlung koinzidierte  die  subjektive  Besserung,  die  Struma  wurde  auf- 
fallend kleiner;  der  Halsumfang  nahm  in  einem  Monat  3  cm  ab.  Die 
Pulszahl  schwankte  zwar  im  Laufe  der  Behandlung,  wurde  aber  nicht  sehr 
wesentlich  beeinflußt.  Bei  allen  4  Fällen  war  die  Zeit  der  spezifischen 
Therapie  und  der  Beobachtung  eine  recht  kurze. 

Slatineano  (104)  griff  die  Arbeiten  von  Milton,  Portes  und  Mun- 
kowski  über  die  spezifische  Wirkung  des  thyreotoxischen  Serums  wieder 
auf.  Er  injizierte  Ziegen  ausgewaschenen  Schilddrüsensaft  von  Hunden. 
Es  wurden  bis  zu  zwölf  Injektionen  auf  einmal  gegeben,  indem  die  Zahl  der 
Injektionen  mit  einwöchentlicher  Pause  stieg. 

Er  kam  zu  folgenden  Resultaten: 

1.  Die  Allgemeinerscheinungen:  Erbrechen,  Tetanie,  Hämoglobinurie, 
Tenesmus  rectalis,  Ikterus,  sind  die  Folge  der  hämolytischen  Eigenschaft 
dieses  Serums  und  finden  sich  bei  jedem  hämolytischen  Serum. 

2.  Bisher  wurden  mit  dem  thyreotoxischen  Serum  nur  Läsionen  des 
Epithels  verursacht,  indem  die  Zelle  der  Thyreoidea  mehr  oder  minder  ver- 
ändert wurde.     Niemals  kam  es  zu  chronischen  sklerotischen  Prozessen. 

3.  Die  Veränderung  der  Epithelien  variiert  sehr  nach  der  Stärke  der 
Serumdosen.  Schwache  Dosen  reizen  die  Epithelzellen,  entsprechend  hohe 
Dosen  verursachen  Nekrose  derselben.  Der  subkutane  Weg  ist  vorzuziehen, 
wenn  man  Keizerscheinungen  an  den  Zellen  veranlassen  will. 

4.  Nach  schwachen  Injektionen  (5 — 10  ccm  subkutan)  erfolgt  eine  sehr 
starke  Produktion  kolloider  Substanz,  welche  die  einzelnen  Bläschen  aus- 
dehnt. Gleichzeitig  werden  die  Epithelzellen  kleiner,  die  auf  den  Basalteil, 
welcher  den  Kern  enthält,  beschränkt  werden.  Die  Zylinderzelle  wird  flach. 
Der  Kern  wird  nicht  verändert. 

5B* 


836  Organotherapie. 

5.  Bei  starken  intravenösen  Injektionen  findet  eine  partielle  Desquama- 
tion des  Drüsenepithels  statt.  Das  Protoplasma  verschwindet  und  der  Kern 
färbt  sich  intensiv  mit  basischen  Anilinfarben.  Diese  Epithelnekrose  wird 
an  manchen  Stellen  von  einer  Zerstörung  der  Basalmembran  der  Bläschen 
begleitet,  die  dann  miteinander  kommunizieren. 

6.  Injiziert  man  das  Serum  direkt  in  die  Carotis,  so  beobachtet  man 
eine  sofortige  Nekrose  in  den  entsprechenden  Lappen  der  Thyreoidea,  Die 
Struktur  der  Drüse  kann  nicht  verkannt  werden.  Die  einzelnen  Bläschen 
kommunizieren  weit  miteinander;  die  kolloide  Substanz  ist  gänzlich  ver- 
schwunden und  das  desquamierte  Epithel  bildet  einen  Haufen  von  regellos 
zerstreuten  Kernen.  Der  größte  Teil  dieser  Kerne  hat  seine  Affinität  für 
basische  Anilinfarben  völlig  verloren.  Er  färbt  sich  intensiv  mit  Eosin.  Es 
handelt  sich  hier  um  eine  eosinophile  Veränderung,  die  mit  der  im  inneren 
der  Phagocyten  vergleichbar  ist;  es  handelt  sich  hier  um  eine  extracelluläre 
Verdauung.  Andere  Kerne,  welche  nicht  eosinophil  geworden  sind,  zeigen 
das  Bild  der  Chromatolyse,  die  aus  der  Vereinigung  der  chromatischen 
Substanz  in  große  Flocken  resultiert  und  sich  intensiv  mit  basischen  Farben 
färben.  Schließlich  verschwindet  diese  Substanz  völlig.  Der  Kern  erscheint 
dann  als  große  leere  Blase. 

7.  In  dem  entgegengesetzten  Schilddrüsenlappen,  der  weniger  Serum 
erhielt,  findet  man  ein  völliges  Verschwinden  der  kolloiden  Substanz  und 
gleichzeitig  eine  Quellung  der  Epithelzellen,  die  so  angeschwollen  sind, 
daß  sie  sich  im  Zentrum  des  Bläschens  berühren,  so  daß  ein  Lumen  nicht 
mehr  existiert.  Vielleicht  sind  diese  hypertrophischen  Zellen  durch  das 
verschwundene  und  eventuell  von  ihnen  resorbierte  Kolloid  so  angeschwollen. 

GÖllner  (44)  berichtet  über  einen  ganz  außerordentlichen  Erfolg,  den 
er  in  einem  Falle  von  Kretinismus  mit  Schilddrüsenbehandlung  erzielte. 
Die  elfjährige  Patientin  war  geistig  vollständig  zurückgeblieben,  konnte  weder 
lesen  noch  schreiben.  Ihre  Bewegungen  waren  träge,  die  Weichteile  des 
Gesichts  schlaflE  und  dick.  Nach  dem  Gebrauch  von  Jodothyrintabletten 
k  0,3  g  besserten  sich  nicht  nur  die  vorhandenen  Störungen  an  den  Knochen, 
sondern  auch  die  geistige  Entwicklung  machte  überraschende  Fortschritte; 
sie  wurde  munter,  gesprächig  und  gab  klare,  richtige  Antworten. 

(Bendix.) 

Kendle  (68)  berichtet  über  einen  neunjährigen  weiblichen  Kretin  mit 
frühzeitiger  Pubertätsentwicklung.  Die  Brüste  des  Kindes  waren  vollständig 
entwickelt  mit  starken,  prominenten  Brustwarzen.  In  den  Achselhöhlen 
starke  Haarentwicklung.  Menstruation  seit  dem  fünften  Jahre  in  Intervallen 
von  drei  bis  vier  Monaten.  Dauer  der  sehr  profusen  Menstruation  bis  zu 
fünf  Tagen.  Pubes  gut  entwickelt.  Unter  Schilddrüsenbehandlung  tritt 
Besserung  der  geistigen  und  körperlichen  Störungen  ein  und  Wiederkehr 
des  kindlichen  Habitus.  (Bendix,) 

Sill  (103)  teilt  in  Kürze  16  Krankengeschichten  von  sporadischem 
Kretinismus  mit.  Auch  in  seinen  Fällen  trat  die  Krankheit  mit  Vorliebe 
beim  weiblichen  Geschlechte  auf.  In  den  meisten  Fällen  hatte  die  Be- 
handlung mit  Schilddrüsenextrakt  eine  Besserung  zur  Folge.         (Bmdir.) 

Den  Hauptteil  der  Arbeit  Chidichimo's  (23)  nimmt  ein  Autoreferat 
Vassales  ein  über  die  günstigen  Erfahrungen  bei  Anwendung  von  Para- 
thyroidinpräparaten  in  Fällen  von  Eclampsia  gravidarum.  Auf  Grund  experi- 
menteller Versuche  will  Verfasser  beobachtet  haben,  daß  Hündinnen  nach 
teilweiser  Entfernung  der  Nebenschilddrüsen  sich  von  den  ursprünglich  auf- 
tretenden Erscheinungen  (fibrilläre  Zuckungen,  Krämpfe,  Tetanie,  psychische 
Störungen  usw.)  erholten,    um   dann   während   der  Gestation    oder  während 


Organotherapi  e.  337 

des  Geburts-  oder  Säugungsgescbäftes  von  neuem  stürmische  Erscfaeinungen 
zu  zeigen.  Verabreichung  von  Nebenschilddrüsenpräparaten  coupierte  die 
Anfälle  wieder.  Auf  Grund  seiner  experimentellen  Erfahrungen  versucht 
Verfasser  die  Anschauung  zu  vertreten,  daß  die  Eclampsia  gravidarum  durch 
insuffiziente  Nebenschilddrüsentätigkeit  ausgelöst  wird.  Die  bis  jetzt  als 
Ursache  der  Eklampsie  aufgezählten  Schädigungen  sind  als  reine  schwächende 
Momente  zu  betrachten,  die  hinzutreten,  um  bei  einer  au  und  für  sich  un- 
genügenden Parathyreoideatätigkeit  den  Ausbruch  der  Zeichen  der  mangelhaften 
Funktion  auszulösen.  Die  praktischen  Erfahrungen  am  Menschen,  über  die 
Vassale  verfügt,  sind  noch  recht  dürftig  (3  Fälle,  diese  mit  eklatantem 
Erfolge  nach  Angaben  Vassales).  In  der  vorliegenden  Arbeit  nun  hat 
Chidichimo  den  Einfluß  des  Parathyreoideaextraktes  auf  den  Uterus  experi- 
mentell geprüft.  Derselbe  scheint  Häufigkeit,  Intensität  und  Dauer  der 
Eontraktionen  des  Uterus,  wie  überhaupt  der  glatten  Muskeln  (im  Magen 
und  Darm  bedeutend  herabzusetzen,  vielleicht  auch  den  Tonus  der  Gefäße 
zu  beeinflussen.  Subkutane  Injektionen  erweisen  sich  wirksamer  als  Dar- 
reichung per  os.  (Mei^zbacher,) 

Myxödem. 

In  einer  außerordentlich  ausführlichen  Krankengeschichte  teilt  Sasaki 
(97)  einen  Fall  von  Myxödem  mit,  den  er  erfolgreich  mit  Thyreoidin  be- 
handelte. Es  handelte  sich  um  ein  acht  Jahre  bestehendes  schweres 
Myxödem.  Bei  dem  50jährigen  Manne  waren  Ödeme  aufgetreten,  so  daß 
der  Exitus  bevorzustehen  schien,  als  mit  der  Thyreoidinbehandlung  be- 
gonnen wurde.  Durchschnittlich  wurden  0,5  g  Thyreoidin  gegeben,  da 
kleinere  Dosen  keinen  Erfolg  hatten.  Durch  Stoffwechseluntersuchungeu 
wurde  festgestellt,  daß  die  Gesamtstickstoffausscheidung  sich  nach  Thyreoidin- 
zufuhr  plötzlich  fast  auf  das  zehnfache  steigerte,  während  die  Eiweißaus- 
schei'dung  herabgesetzt  wurde.  Nach  zehnwöchentlicher  Behandlung  war 
der  früher  apathische,  stumpfsinnige  Patient  wieder  psychisch  annähernd 
normal.  Nach  25  tägigem  Aussetzen  des  Thyreoidins  rezidivierten  die  alten 
Myxödemsymptome,  so  daß  von  neuem  eine  Thyreoidinkur  eingeleitet  werden 
mußte.    Von  einer  Dauerheilung  kann  also  in  diesem  Falle  keine  Rede  sein. 

Christiani  (24)  teilt  ausführlich  einen  Fall  von  künstlich  erzeugtem 
Myxödem  mit,  das  durch  eine  notwendig  gewordene  völlige  Exstirpation 
der  Schilddrüse  entstanden  war.  Nur  durch  zirka  30  Tropfen  p.  d.  von 
Schilddrüsenextrakt  konnten  die  Erscheinungen  des  Myxödems  notdürftig 
hintangehalten  werden.  Nach  Implantation  von  kleinen  Schilddrüsenstückchen, 
die  von  einer  an  einer  gutartigen  Hypertrophie  der  Schilddrüse  leidenden 
Patientin  gewonnen  waren,  besserte  sich  der  Zustand,  und  die  Patientin  konnte 
mit  der  Tropfenzahl  zurückgehen,  aber  noch  nicht  völlig  aufhören.  Nach 
abermaliger  Implantation  von  menschlichen  leicht  hypertrophischen  Schild- 
drüsenstückchen, die  jedesmal  gut  einheilten  und  offenbar  auch  die  Funktion 
der  gesunden  Schilddrüse  übernahmen,  konnte  mit  der  Zuführung  von 
Schilddrüsenextrakt  oder  -tabletten  ganz  aufgehört  werden.  Die  Erschei- 
nungen der  Myxödems  waren  so  sehr  zurückgegangen,  daß  die  betr.  Patientin 
sich  verheiraten  konnte. 

Sklerodermie. 

Schwerdt  (100)  geht  von  der  theoretischen  Erv\^ägung  aus,  daß  es 
«ich  bei  der  Sklerodermie  um  eine  Krankheit  handle,  bei  welcher  ein  in- 
testinales Toxin  in  die  Chylusgefäße  gelange  und  bei  dem  Ausfall  der 
Funktion   der  Mesenterialdrüsen   oder  auch  nach  Umgehung  dieser  Drüsen 


g38  Org^anotherapie. 

unverändert  sich  dem  Blut  beimenge.  Diese  Beimengung  könnte  auf  zwei 
Wegen  erfolgen,  entweder  dem  normalen  durch  den  Ductus  thoracicus,  oder 
durch  eine  von  Schwerdt  supponierte  Collateralbahn,  in  den  subkutanen 
Lymphgefäßen  am  Rumpf  entlang  durch  den  Truncus  lymphaticus  dexter. 
Bei  Eintritt  dieses  Weges  erscheint  es  -Verf.  denkbar,  daß  die  zerstreuten, 
regellosen  Herde  der  zirkumskripten  Sklerodermie  sich  entwickelten;  und  die 
Vorliebe  dieser  Form  für  die  obere  Körperhälfte  würde  damit  eine  plausible 
Erklärung  finden.  Seh.  berichtet  dann  kurz  über  einen  Fall  von  zirkum- 
skripter Sklerodermie,  der  im  Verlauf  einer  Behandlung  mit  einer  eigens 
präparierten  Mesenterialdrüsentablette  sich  wesentlich  besserte.  Der  Autor 
wagt  mit  Recht  aus  diesem  einen  Fall  noch  keine  Schlüsse  zu  ziehen, 
sondern  will  nur  zur  Nachprüfung  anregen. 

Meningitis  cerebrospinalis. 

Nachdem  Hirsch  (52)  mehrere  schwere  Scharlachfälle  bei  frühzeitig 
angewendeten  Diphtherieheilserum-Injektionen  günstig  ausgehen  sah,  versuchte 
er  dasselbe  Mittel  bei  mehreren  Fällen  von  Genickstarre.  In  einem  schweren 
Falle,  als  H.  das  Serum  sehr  früh  anwendete,  wirkte  es  anscheinend  sehr 
gut,  in  einem  zweiten  Falle,  bei  dem  das  Serum  später  angewandt  wurde,, 
starb  der  Patient.  Zwei  auf  Genickstarre  sehr  verdächtige  Fälle  genasen 
bei  der  Serumbehandlung.  Theoretisch  und  bakteriologisch  ist  die  Wirksam- 
keit des  Diphtherieserums  bei  Genickstarre  nicht  begründet. 

Hnber  (54)  empfiehlt  bei  Cerebrospinalmeningitis  subdurale  Injektionen 
von  Diphtherieheilserum  (1600 — 2000  A.  E.),  nachdem  einige  Kubikzentimeter 
Cerebrospinalflüssigkeit  abgelassen  worden  sind.  Er  basiert  auf  der  bakterio- 
logisch festgestellten  Tatsache,  daß  der  Diphtheriebazillus  und  der  Meningo- 
kokkus Antagonisten  seien  und  Kulturen  des  letzteren  durch  Diphtherie- 
heilserum abgetötet  würden.  Mit  seiner  Methode  will  er  gute  Erfolge  ge- 
sehen haben.     Fälle  werden  nicht  zitiert. 

Waitzf eider  (121)  rühmt  die  günstigen  Resultate,  die  er  bei  der 
Behandlung  der  Genickstarre  mit  dem  Diphtherieheilserum  erzielte.  Von  17 
innerhalb  fünf  Wochen  von  ihm  beobachteten  Fällen  heilten  5  vollständig, 
3  starben,  von  den  übrigen  9  Fällen  zeigten  4  bereits  bedeutende  Besserung. 

(Bendijs.) 

Peabody  (84)  begründet  die  von  ihm  ausgeführte  Behandlung  der 
epidemischen  Genickstarre  mit  dem  Diphtherieserum  durch  die  Erfahrung, 
daß  zwischen  dem  Kleb s-Loe ff  1er sehen  Bazillus  und  den  Meningokokken 
ein  Antagonismus  besteht.  Es  wurden  22  Fälle  von  Genickstarre  mit  Diph- 
therieserum behandelt,  nachdem  bei  ihnen  die  Lumbalpunktion  ausgeführt 
war.  Das  Diphtherieserum  wurde  bei  4  Patienten  subkutan,  bei  7  sowohl 
subkutan  als  auch  intraspinal,  bei  11  nur  intraspinal,  in  Dosen  von  1200 
bis  15  000  Einheiten  angewandt. 

Es  gingen  11  Patienten  zu  Grunde;  von  den  übrigen  11  Kranken  ge- 
nasen 4,  5  weitere  Fälle  waren  noch  in  Behandlung  unter  schweren  Er- 
scheinungen, und  2  Fälle  waren  hoffnungslos.  Es  heilten  demnach  von  den 
Fällen  gegen  9  Prozent.  (Bendix.) 

Heufleber. 

Nachdem  Wolff  (124)  eine  ausführliche  klinische  und  ätiologische 
Würdigung  des  Heufiebers  und  dessen  Geschichte  bringt,  bespricht  er  in 
kritischer  Weise  die  bakteriologischen  Eigenschaften  des  Heufieberserums. 
Schließlich  werden  zwei  erfolgreich  mit  dem  Dunbarschen  Serum  (PoUantin) 


Organotherapie.  g39 

sowohl,  als  mit  Weichardts  Graminol  behandelte  Fälle  asgefuhrt.  Die 
betr.  Patienten  wurden  zwar  von  ihren  Beschwerden  nicht  Yöllig  befreit, 
doch  konnten  diese  ganz  erheblich  gemildert  werden.  Der  Autor  kommt 
za  folgenden  Schlüssen: 

1.  Wir  haben  im  Pollantin  und  Graminol  (Graminin)  Präparate, 
welche  beim  Heufieberkranken  die  Wirkung  des  PoUenendotoxins  abzu- 
schwächen vermögen. 

2.  Diese  Abschwächung  erfolgt  gegenüber  PoUenendotoxin  während 
und  außerhalb  der  eigentlichen  Heufieberzeit. 

3.  Die  Wirkung  ist  eine  günstigere,  wenn  die  Präparate  vor  dem  Ein- 
dringen des  PoUenendotoxins  prophylaktisch  zur  Anwendung  gelangen. 

4.  Die  Wirkung  der  Sera  ist  nicht  etwa  mit  der  eines  Antitoxischen 
in  Parallele  zu  setzen.  Eine  befriedigende  theoretische  Erklärung  der 
Wirkung  des  Serums  fehlt  zur  Zeit  noch. 

ToUwDt. 

Bernstein  (10)  bespricht  in  seinem  kritischen  Referate  die  statistischen 
Ergebnisse  der  nach  Pasteur  behandelten  rabiesverdächtigen  Personen 
and  die  verschiedenen  Gesichtspunkte  der  Behandlungsmethode. 

Remlinger  (91)  beschäftigt  sich  mit  den  während  der  Pasteurschen 
Tollwutbehandlung  auftretenden  Lähmungen,  die  anfangs  das  besorgniserregende 
Bild  der  Myelitis  darbieten  aber  essentieller  Natur  sind  und  wieder  voll- 
ständig heilen.  R.  resümiert  die  in  der  Literatur  bekannten  Fälle  und 
glaubt,  daß  weder  Alter,  Geschlecht  oder  das  Temperament  des  Gebissenen 
Yon  Bedeutung  sei,  noch  das  rabische  Toxin  oder  das  Heilserum,  sondern 
daß  es  sich  um  eine  Idiosynkrasie  handle.  (Bendix.) 

Psychosen  (Gebirnsabstanz). 

Alter  (4)  erörtert  zunächst  in  ausführlicher  Weise  die  theoretischen 
Erwägungen,  die  ihn  veranlaßten,  auf  Grund  der  Erfolge  beim  Tierexperiment 
Infusionen  mit  Gehirnsubstanz  bei  Geisteskranken  vorzunehmen.  Verfasser 
berichtet  dann  über  einige  Fälle  aus  der  Gruppe  der  „neurotoxischen 
Psychosen",  die  er  mit  Gehirnsubstanzinfusionen  behandelte.  Gesundheit- 
liche Schädigungen  kamen  nicht  vor.  Nur  solche  Kranke  wurden  aus- 
gewählt, bei  denen  noch  anhaltende  und  weitgehende  Besserung  erhofft 
werden  konnte.  Es  wurde,  aber  keineswegs  immer  erfolgreicli,  versucht,  die 
oft  günstig  auf  die  Psyche  wirkenden  Temperatursteigeningen,  die  schon 
allein  durch  den  Reiz  der  Infusion  erzeugt  werden,  durch  Pyramiden  zu 
bekämpfen,  sodaß  aUein  der  Effekt  der  Gehirninfusion  zu  Tage  treten  sollte. 
-  Anscheinend  schlössen  sich  an  die  acht  publizierten  Fälle  (Paralyse, 
Dementia  praecox,  manisch-depressives  Irresein)  vorteilhafte  Zustandsände- 
rnngen  an. 

Allgemeines. 

Farascandolo  (83)  behauptet,  daß  in  den  Organen  Verbrannter  ein 
bestimmtes  Gift  existiere;  er  habe  mit  gutem  Erfolge  die  „Auswaschung" 
des  Blutes  bei  Verbrennungen  versucht.  Er  gibt  an,  es  sei  ihm  gelungen, 
flande  gegen  das  Verbrennungsgift  zu  immunisieren  und  ein  Heilserum 
herzustellen.  Er  kommt  nach  ausgedehnten  Versuchen  zu  folgenden  Schluß- 
folgerungen : 

1.  In  den  Organen  Verbrannter  bildet  sich  ein  dem  Schlangengift 
ziemlich    nahestehender    Körper    (Verbrennungscytotoxin),     der    auch    den 


S40  Chirurgfiflche  BehandluDg  der  Nervenkrankheiten. 

Toxinen  im  allgemeinen  teils  durch  seine  chemischen  Eigenschaften,  teils 
durch  seine  Wirkung  auf  den  Organismus  verwandt  ist. 

2.  Mit  diesem  G-ifte  kann  man  Tiere  immunisieren;  das  Serum  dieser 
so  behandelten  Tiere  besitzt  Heilwirkung. 

Im  übrigen  bringt  P.  ein  ausgedehntes  Referat  über  190  Publikationen 
über  Toxin,  Antitoxin  usw. 

Floersheim  (40)  hat  beobachtet;  daß  Adrenalinchlorid  imstande  ist, 
drohende  Apoplexien  zu  yerhindern  und  glaubt,  in  sechs  derartigen  Fällen 
durch  interne  Anwendung  Ton  Adrenalin  den  apoplektischen  Insult  verhütet 
zu  haben.  (Beiidix.) 

Tarchanoff,  Foehl,  A.  und  Alfred  (109)  kommen  auf  Grund  ihrer 
Laboratoriumsversuche,  der  Tierversuche  und  der  klinischen  Beobachtangen 
mit  Sperminum-Poehl  zu  dem  Schlüsse,  daß  es  die  Oxydationsvorgänge 
im  Körper  günstig  beeinflußt  und  den  Körper  entgiftet 

Die  Spermintherapie  könne  auch  durch  andere  Faktoren,  welche  die 
Oxydationsvorgäuge  im  Organismus  fördern,  ersetzt  werden,  wie  durch 
Sauerstofftherapie,  Aufenthalt  in  guter  Luft,  rationelle  Hydrotherapie,  Massage, 
Sport.  (Bendix,) 


Ghirorgische  Behandlung  der  Nerrenkrankheiten. 

Referenten:  Dr.  F.  Davidsohn,  Dr.  Karplus,  und 
Dr.  Albrecht-Berlin. 

1.  Aaroo,  C.  D.,  Why  Surgical  Fixation  of  a  Movable  Kidney  will  not  Relieve  Dys- 
peptic  and  Nervous  Symptoms.    Amer.  Medicine.  Vol.  X,  No.  6,  Auguat  5,  p.  231—2^. 

2.  Abadie,  Gh.,  De  la  Sympathectomie  dans  le  Glaucome.  XVDl*  Congr.  de  l'Asso- 
ciation  de  Chirurgie.     Paris.     2. — 7.  Oct. 

3.  Derselbe  et  Ouneo,  Traitement  du  blepharospasme  grave  par  l'anastomose  spioo- 
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r 


ChirufgiMhe  Behandlung  der  Nervenkrankheiten.  84g 

in  Hydroeephalos,  £maciation,  and  a  Comatose  Condition  which  had  Laated  for  three 
Weeks,  During  which  he  had  not  Recognised  his  Mother,  and  hat  Bequired  Nasal 
Feeding.  Trephiaing:  Drainage  of  Lateral  Ventricle  by  Rubber  Tube  into  Sub- 
araehaoid  Spaee  for  Twenty-two  Uays;  Cerebral  Hernia  Subsequently  Protected  by 
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350  Chirurgische  Behandlung  der  Nerrenkrankheiten. 

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51 1.  Zimmermann,  Komplizirte  Kompressionsfraktur  der  rechten  Stirnbeinhälfte.   Wiener 
klin.  Wochenschr.    p.  50.    (SUmngsbericht.) 

512.  Zarra,  Nicola,  lotervento  sul  cranio  per  lesione  traumatica.    Bolletino  delle  cliniche. 
No.  9,  p.  397. 

513.  Ziem,  G..  Quelques  mots  contre  la  ponetion  lombaire.    Arch.  intemat.  de  Laryngol. 
XX.   p.  755. 

5U.  Ziveri,  A..   Alcuoe  osservazioni  sul  liquido  cefalorachideo.    Rendic.  d.  Ass.  med.- 
chir.  di  Parma.    VI.    55. 

AUismsIus.   (Chirurgie  des  gesamten  NenreDsystems.) 

Ctuhing  (98)  weist  in  der  Vorrede  darauf  hin,  daß  die  alten  Wege 
der  Behandlung  der  neurologischen  Affektionen,  namentlich  mit  Bezug  auf 
die  interne  Therapie  sehr  oft  nicht  zum  Ziele  führen.  Er  will  hier  nicht 
reden  ?on  bekannten  und  anerkannten  Methoden,  wie  sie  die  Chirurgie  uns 
bietet,  z.  B.  in  der  Entleerung  zerebraler  Abszesse,  der  Unterbindung  eines 
zerrissenen  Meningealgefaßes,  der  Erleichterung  des  spinalen  Druckes,  sondern 
auf  die  Möglichkeit  hinweisen,  in  gewissen  Krankheiten  chirurgische  Hilfe 
zu  bieten,  welche  sonst  keine  Aussicht  auf  Heilung  gewähren.  Im  ersten 
Abschnitt:  das  Gehirn  und  seine  Häute  legt  er  ein  besonderes  Gewicht  auf 
die  Ausfuhrung  palliatiTer  Operationen  in  Fällen,  in  denen  man  an  den  Sitz 
mancher  Neubildungen  nicht  herankommen  oder  die  Lokalisation  des  Herdes 
beim  Stande  unserer  heutigen  Kenntnis  nicht  eruiert  werden  kann.  Die 
Symptomentrias,  tiefliegender  Kopfschmerz,  Erbrechen,  Stauungspapille  mit 
konsekutivem  Verlust  des  Sehyermögens,  welche  die  Anzeichen  von  vermehrter 
Spannung  und  gestörtem  Blutumlauf  in  der  Schädelkapsel  bedeuten,  kann 
scboell  und  vollständig  in  der  Mehrheit  der  Fälle  durch  die  „Dekompression" 
«ner  palliativen  Kraniotomie  beseitigt  werden.  Auf  diese  Weise  können 
Patienten  Monate  und  Jahre  lang  sich  unter  Erhaltung  des  Augenlichtes 
des  besten  Wohlbefindens  erfreuen.  Die  Furcht  vor  dem  Operationsraum, 
welche  viele  Ärzte  mit  ihren  Patienten  teilen,  führt  sehr  oft  zur  medika- 
mentösen Therapie  in  der  Hoffnung,  daß  vielleicht  ein  Tumor  syphilitischen 
Ursprungs  sei.  Gleichwohl  lehrt  die  Erfahrung,  daß  gerade  luetische  Tumoren 
trotz  antiluetischer  Behandlung  keine  Tendenz  zur  Heilung  zeigen,  während 
nicbt  luetische  Neubildung  sehr  oft  bei  derselben  Therapie  eine  scheinbare 
Demission  zeigen,  wodurch  sie  zu  falschen  diagnostischen  Schlüssen  verleiten. 
Eiae  Palliativtrepanation  ist  nicht  schwierig,  sie  erfordert  trotzdem  nicht 
wenig  Überlegung    und    operative    Geschicklichkeit.      Wird    sie    allein    zu 


ß58  Chirurgische  Behandlung  der  Nervenkrankheiten. 

„Dekompres8ion8"zwecken  ausgeführt,  so  muß  der  Ort  der  Trepanation  sorg- 
fältig gewählt  werden,  denn  die  Hernie,  welche  notwendigerweise  resultiert 
und  als  „Sicherheitsventil"  wirken  soll,  yernichtet  zweifellos  jede  Punktion 
in  der  vorfallenden  Hirnpartie.  Ein  relativ  großes  Knochenstück  muß  ent- 
fernt werden,  die  Dura  soll  geöffnet  bleiben  oder  gänzlich  entfernt  werden. 
Gewissenhafte  Nachbehandlung  ist  selbstverständlich,  um  die  unangenehmste 
aller  Komplikationen,  den  fungus  cerebri,  zu  vermeiden.  Eine  besondere 
Art  der  dekompressiven  Operation  ist  intermuskular,  bisweilen  doppelseitig 
durch  die  Temporalregion  durchgeführt  unter  Wegnahme  der  squamösen 
Partie  des  Schläfenbeines  und  Verschluß  des  Muskels  und  seiner  Fascie 
über  dem  entblößten  Gehirn. 

Intrakranielle  Blutungen,  namentlich  wenn  es  sich  um  die  extradurale 
Form  von  umschriebenem  Blutaustritt,  welche  gewöhnlich  infolge  von  Zer- 
reißung eines  Astes  der  Meningealarterie  auftritt,  handelt,  werden  anerkannter- 
maßen schon  längst  durch  chirurgische  Intervention  behandelt.  Hämorrhagien 
anderen  Ursprungs,  z.  B.  diffuse  subdurale,  die  wohl  mit  Basalfrakturen  ver- 
gesellschaftet  sind,  die  Hämorrhagie  der  Neugeborenen,  arterielle  bei  Er- 
wachsenen in  die  Substanz  des  Gehirns,  werden  heutzutage  —  wenn  auch 
noch  nicht  oft  genug  —  ebenfalls  von  der  Chirurgie  in  Angriff  genonunen. 
Sehr  viele  intrakranielle  Blutungen  ereignen  sich  bei  Kindern  während  der 
Geburt.  Und  wenn  auch  infolge  des  leichter  auseinander  weichenden  Schädels 
die  Folgen  derselben  nicht  sehr  in  die  Erscheinung  treten,  so  bringt  doch 
die  kommende  Zeit  die  unangenehmsten  Überraschungen.  Lähmungen,  Blind- 
heit, epileptische  Anfälle  usw.  sind  oft  das  Los  solcher  scheinbar  gesund 
geborenen  Kinder.  Apoplexien,  wenn  operiert,  zeigten  allerdings  zunächst 
Besserungen,  führten  jedoch  zum  Exitus.  Ebenso  die  epidemische  Form  der 
Meningitis.  Hierbei  mag  vielleicht  schon  die  Eröffnung  der  Meningen  analog 
wie  bei  der  tuberkulösen  Peritonitis  zu. einem  Erfolge  führen. 

Der  Autor  verwendet  zur  Narkose  Äther.  Zur  Blutstillung  Toumiqnets. 
Auch  die  Lagerung  der  Kranken  ist  von  Bedeutung.  Bei  der  Ausführung 
der  Operation  ist  sorgfaltige  Blutstillung  von  größerer  Bedeutung  als  Schnellig- 
keit in  der  Technik.  — 

Das  Rückenmark.  Hier  sind  die  chirurgischen  Eingriffe  nicht 
so  kompliziert,  verlangen  jedoch  auch  eingehende  Kenntnis  der  neu- 
rologischen Anatomie.  Meistens  handelt  es  sich  um  gutartige  Neubildungen, 
welche  von  den  Meningen  ausgehen,  leicht  zu  entfernen  sind  und  dem- 
nach eine  gute  Prognose  für  die  volle  AViederherstellung  der  Funktion 
im  Rückenmark  bieten.  Die  Indikationen  für  chirurgische  Eingriffe  bei 
traumatischen  Spinalfällen  sind  sehr  diskutabel.  Der  Autor  teilt  solche 
Fälle  in  3  Gruppen  ein:  1.  Fälle,  in  denen  chirurgische  Intervention  con- 
traincliziert  ist,  weil  sie  mehr  schadet  als  nützt  (traumatische  Hämatomyelie), 
2.  Fälle  von  «Frakturendislokation,  wobei  zwar  ein  Schaden  getan,  aber  aller- 
meist ein  Nutzen  nicht  gestiftet  wird,  3.  Fälle  von  teilweiser  Schädigung  des 
Rückenmarkstranges,  welche  mit  Symptomen  eines  durch  einen  Fremdkörper 
erzeugten  Druckes  vergesellschaftet  sind.  Hier  ist  zweifellos  ein  chirurgischer 
Eingriff  von  großem  Nutzen.  Langdauernde  Fälle,  welche  die  Zeichen  einer 
Querschnittszerstörung  bieten,  sollen  nicht  mehr  operiert  werden.  Es  läßt 
sich  aber  noch  viel  auf  rein  palliativem  Wege  erreichen.  Wichtig  ist  die 
Sorge  um  die  Blase.  — 

Die  peripheren  Nerven.  Die  Lehre,  daß  jede  Nervenfaser  den 
Auswuchs  einer  einzigen  Zelle  darstellt  und  beide  zusammen  die  Einheit 
des  Nerven  bilden  (His),  wurde  im  allgemeinen  als  gültig  akzeptiert 
Neuerliche  Untersuchungen  haben  jedoch  gezeigt,  daß  die  Fasern  nicht  von 


Chirurgische  BehaDdlong  der  Nervenkrankheiten.  359 

Zentralnervenzellen  ausgehen,  soDdem  unabhängig  in  der  Peripherie  von  Zell- 
ketten entstehen,  welche  schließlich  die  Schwannsche  Scheide  darstellen 
und  erst  in  zweiter  Linie  sich  mit  der  zentralen  Nervenzelle  verbinden. 
Auch  scheinen  chemotaktische  Eigenschaften  der  Nervenfibrillen  resp.  des 
umgebenden  Gewebes  eine  bedeutsame  Rolle  für  die  Wiedervereinigung 
durchschnittener  Fasern  zu  spielen.  Eine  rationelle  Nervenchirurgie  verfangt 
unter  allen  Umständen  ein  möglichst  genaues  Aneinanderpassen  getrennter 
Nervenfasern,  Vermeidung  von  Blutcoagulationen  und  Nekrosenpunkten,  damit 
schließlich  die  supponierte  Chemotaxis  eine  tadellose  Nervenvereinigung 
herbeiführen  kann.  Die  Möglichkeit  der  Nervanastomosierung  endet  nicht 
mit  dem  Verpflanzen  von  gleichartigen  Nerven  auf  gleichartige,  sondern  es 
können  anch  Nervenfasern  verschiedener  Funktion  miteinander  verbunden 
werden.  Hier  öffnet  sich  ein  Ausblick  auf  die  Behandlung  gewisser  neuro- 
pathischer  Zustände,  welche  früher  nicht  beeinflußt  werden  konnten  (Bulbär-> 
paralyse,  Hebung  des  Muskeltonus  eines  gelähmten  Pharynx).       (Alhrecht) 

Marion  (285)  betont  in  seinem  Vorwort,  daß  die  Chirurgie  des  Nerven- 
systems allerdings  noch  zuriickstehe  gegenüber  der  der  übrigen  Eingeweide, 
daß  aber  der  Mangel  genauer  Diagnosen,  die  große  Bedeutung  aller  einzelnen 
nervösen  Gebilde  und  der  Mangel  an  Übung  infolge  geringen  Materials  wohl 
die  Hauptursachen  dieser  Erscheinung  seien.  An  der  Hand  ganz  hervor- 
ragend klarer  Abbildungen  beschreibt  er  die  chirurgischen  Eingriffe  sowie 
die  Verletzungen  und  Erkrankungen  des  Schädels  und  Gehiras,  die  zu  Ein- 
griffen berechtigen,  ebenso  bearbeitet  er  Wirbelsäule  und  Rückenmark  und 
die  peripheren  Nerven,  Von  Interesse  sind  besonders  die  Kapitel  über 
traumatische  Epilepsie  und  Hirntumoren. 

Bezüglich  der  traumatischen  Epilepsie  gibt  M.  an,  daß  die  operativen 
Resultate  meistens  günstige  sind;  die  Anfalle  hören  sofort  auf  oder  werden 
zunächst  schwächer  und  von  kürzerer  Dauer,  um  nach  einigen  Tagen  aufzu- 
hören; bei  Mißerfolgen  muß  man  event.  an  einer  anderen  Stelle  die  Läsion 
suchen  und  dann  dort  operieren,  oft  verhilft  erst  eine  zweite  oder  gar  dritte 
Operation  zu  einem  Dauererfolg.  Daneben  muß  natürlich  Brom  und  Bella- 
donna angewandt  werden. 

Die  Hirntumoren  betreffend,  bestreitet  M.  die  optimistischen  Resultate 
anderer  Autoren;  er  nennt  die  operativen  Erfolge  nur  mittelmäßig;  Schuld 
daran  trügen  auch  die  internen  Kliniker,  welche  sich  zu  selten  zu  einer 
Probetrepanation  entschlössen,  die  auch  nicht  gefährlicher  sei  als  eine  Probe- 
laparotomie; wenig  mehr  als  7^0  der  Tumoren  eignen  sich  nach  Sitz  und 
Größe  für  die  Operation;  leider  sei  im  übrigen  auch  nach  der  Tumor- 
entfernung noch  vieles  für  den  Kranken  zu  befürchten  (Narbenbildung  usw.). 

Bemerkenswert  erscheint  die  Freimütigkeit,  mit  welcher  M.  bei  Wirbel- 
saulentuberkulose der  Kinder  die  Ernährung  mit  rohem  geschabten  Pferde- 
fleisch, das  frei  von  Taenien  und  Tuberkulose  sei,  empfiehlt.       (Davichohn.) 

SeMdelfrakturen.  Scbädeldefekte,  Scbadeltrepanatlon,  traumatische 
Schadelverletzungen,  SchSdel-Schussverletzungen,  Gesichtsverletzung. 

Den  Gerichtsarzt  interessieren,  wie  Hoppe  (212)  ausführt,  Schädel- 
brüche besonders  in  diagnostischer  Beziehung;  aus  den  Schädelbrüchen  an 
der  Leiche  soll  er  die  Todesart  bestimmen,  ob  Verbrechen,  Unfall  oder 
natürhche  Todesart  vorliegt;  bei  den  Schädelbrüchen  des  Lebenden  muß  er 
die  Beschränkung  der  Erwerbsfähigkeit  abschätzen. 

Es  handelte  sich  im  vorliegenden  Falle  von  Croce  (94)  um  einen 
17jährigen   Pferdeknecht,    der    durch    einen    Pferdehufschlag    eine    schwere 


ggO  Chirurgische  Behandlung  der  Xerrenkraiikheiien. 

komplizierte  Schädelfraktur  au  der  Stirn  erlitt  Nach  der  Operation  pro* 
labierteu  nekrotiflche  Massen  beider  Stimhirne.  Wie  die  Sektion  des  a& 
Meningitis  verstorbenen  Patienten  erwies,  erstreckte  sich  der  Stimhiradefekt 
rechts  auf  den  unteren  Teil  der  ersten  und  zweiten  Stirnwindung,  links  auf 
den  unteren  Teil  der  ersten  und  zweiten  und  die  Spitze  der  dritten,  und 
zwar  nur  auf  ihre  Vorder-,  nicht  auf  ihre  Unterflächen,  die  intakt  warsD. 
Der  rechte  Defekt  war  2^1^  cm  hoch,  2^/^  cm  breit,  der  linke  2Vt  cm  hoch, 
4  cm  breit  Die  neurologische  Untersuchung  des  Patienten  hatte  in  Bezug 
auf  Ataxie,  Sprache  und  Keflexe  nichts  abnormes  ergeben,  bis  auf  Unfähig* 
keit  sich  aufzurichten,  zu  sitzen  oder  zu  stehen.  Außerdem  ließ  Pattieat 
fast  regelmäßig  Urin  und  Kot  unter  sich.  Die  psychiatrische  Analyse  bot 
ebenfalls  wenig  Auffälliges.  Das  Bewußtsein  war  nicht  gestört,  der  Patient 
erkannte  seine  Umgebung,  die  Intelligenz  war  intakt,  er  rechnete  gut,  konnte 
auf  Befragen  des  Greistlichen  Katechismussprtiche  aufsagen  usw.  Der 
Charakter  bot  keine  Veränderung,  er  war  gutmutig,  teilnahmsToli  und  scham- 
haft Nur  die  Stimmung  war  im  Gegensatz  zur  Schwere  der  Krankheit 
auffällig  heiter.     Patient  pfiff,  sang  und  sprach  viel.  (Karpln$,) 

Cantas  (65)  teilt  einen  Fall  von  Schußverletzung  des  Gehirns  mit^ 
der  Tom  chirurgischen  Standpunkte  aus  interessant  ist  und  die  Frage  nach 
der  Funktion  einzelner  Gehirnteile  zu  beleuchten  imstande  ist.  Es  handelte 
sich  um  einen  24jährigen  Soldaten,  der  acht  Jahre  vorher  im  Jahre  1897 
im  griechisch-türkischen  Kriege  einen  Schuß  1  cm  oberhalb  der  Mitte  der 
rechten  Augenbraue  erhielt  mit  einer  Ausgangsöffnung  der  Kugel  1  cm 
oberhalb  und  hinter  dem  oberen  Rande  des  rechten  Ohres.  Tiefes  ComA 
war  nach  der  Verletzung  eingetroffen,  und  es  wurde  die  Trepanation  aus- 
geführt und  zur  Entfernung  der  Geschoßtrümmer  geschritten;  trotzdem  der 
Soldat  etwa  75  g  Gehirnsubstanz  durch  die  Zerstörung  in  der  rechten  fronto- 
temporalen  Gegend  des  Gehirns  verloren  hatte,  so  war  weder  ein  motorischer, 
sensitiver  oder  psychischer  Defekt  eingetreten.  Erst  drei  Jahre  nach  der 
Verletzung  begann  der  Patient  über  leichten  Schwindel,  der  noch  vorhanden 
ist  und  besonders  nach  Anstrengungen  eintritt,  zu  klagen  und  in  der  letzten 
Zeit  über  Kopfschmerz,  Schlaflosigkeit,  Herzklopfen  und  leichte  Gedächtnis- 
abnahme. C.  hebt  deshalb  hervor,  daß  trotz  größerer  Verletzungen  im 
Frontal-  und  Temporallappen  jede  motorische,  sensible,  psychische  und 
Gehörsstörung  fehlen  kann.  Der  Fall  scheint  auch  dafür  zu  sprechen,  da& 
der  linke  Temporallappen  besondere  Beziehungen  zur  Gehörssphäre  hat 
und  selbst  der  Verlust  großer  Mengen  von  Cerebrospinaiffüssigkeit  ohne 
Bedeutung  ist.  Eine  ausgiebige  Drainage  von  Gehimwunden  sei  sehr 
empfehlenswert.  (Bendix.) 

Schilderung  Horel's  (315)  dreier  durch  sofortige  Trepanation  ge- 
heilter Brüche  des  Schädelgewölbes.  Der  eine  Fall  betraf  einen  Maurer, 
der  durch  einen  auf  seinen  Kopf  gefallenen  großen  Stein  einen  Schädel- 
bruch in  der  linken  Scheitelbeingegend  mit  Einsenkung  eines  5  Frankstück 
großen  Knochenstücks  davontrug. 

Beim  zweiten  Fall  handelt  es  sich  um  eine  Schußverletzung  aus 
nächster  Nähe.  Die  EintrittsöflEhung  des  Projektils  war  in  der  rechten 
Schläfengegend.  Eine  Austrittsöffnung  w^ax  nicht  vorhanden.  Es  bestand 
eine  Monoplegie  des  rechten  Armes. 

Im  dritten  Fall  bestand  in  der  rechten  P^irietalgegend  eine  weit 
klaffende,  ca.  7  cm  lange  Wunde  infolge  Schlags  mit  einer  mit  Wasser 
gefüllten  Zinkkanne.  Von  Zeit  zu  Zeit  traten  Krämpfe  zunächst  im  Unken 
Bein,  dann  in  sämtlichen  vier  Extremitäten  auf. 

Verfasser  resümiert  sich  dafür,  daß  die  sofortige  Trepanation  geboten  ist: 


(Jhirargische  Behandlang  der  Nervenkrankheiten.  g^l 

1.  Bei  sämtlichen  Frakturen  infolge  Schußverletzungen, 

9.  In  allen  Fällen  mit  Lokalisationssymptomen, 

3.  In  allen  Fällen  mit  Einsenkung  des  Knochens  auch  bei  Fehlen  Ton 
Lokahsaticmssymptomen.  (Karplus.) 

Mrocskowski  (321)  beschreibt  einen  Fall  Ton  Fraktur  des  Schläfen- 
beins mit  nachfolgenden  Kompressionserseheinungen  seitens  des  Gehirns. 
Der  17jährige  Knabe  wurde  von  einem  Pferde  in  der  G-egend  des  linken 
Schläfenbeins  stark  Terletzt  Bewußtlosigkeit  kurze  Zeit  nach  dem  erlittenen 
Trauma^  dann  kehrte  das  BewaBtsein  zurnck,  und  man  merkt  zunächst 
keinerlei  Symptome.  Im  Laufe  der  vier  folgenden  Tage  trat  allmählich 
Sprachstörung  und  dann  TöUige  motorische  und  sensorisehe  Aphasie,  Som- 
nolenz  ein.  Temperatur  normal.  Operation.  Entfernung  ron  Knochen- 
splittern. Gleich  nach  dieser  Operation  wurde  der  allgemeine  Zustand 
besser,  und  an  demselben  Abend  nach  der  Operation  yerstand  Patient  alles 
und  sprach  sogar  einige  Worte.    Allmähliche  Besserung  und  völlige  Heilung. 

(Edward  Flatan.) 

Die  Arbeit  Stieda's  (445)  behandelt  die  Streitfrage  der  Chirurgen,  ob 
trauDMitisehe  Schädeldefekte  gedeckt  werden  sollen  oder  nicht.  Während 
Kocher  auf  dem  Standpunkt  steht,  daß  nicht  die  Eröffnung,  sondern  viel- 
mehr der  Verschluß  der  Schädelhöhle  schädlich  sei,  und  dabei  besonders  auf 
die  Erfolge  der  Schädelöffiaung  bei  der  Epilepsie  verweist,  tritt  S.  für  die 
osteoplastische  Deckung  Ytm  Schädeldefehten  ein,  indem  er  seine  Ansicht 
auf  das  reiche  Material  der  v.Bramannschen  Klinik  in  Halle  stützt,  die 
mit  ihrem  Verfahren  sehr  günstige  Resultate  aufzuweisen  hat.  In  einem 
der  angeführten  Fälle  war  infolge  eines  bestehenden  Schädeldefekts  Epi- 
lepsie aufgetreten.     Sie  heilte  nach  dessen  osteoplastischer  Deckung. 

(Karpitts,) 

Geheilte  Sckädelverletzungen  machen  häufig  noch  nach  Jahren  die 
größten  Besehwerden,  Kop£3chmei*zen,  Schwindel,  Augenfiimmem  und  trau- 
matische Epilepsie.  Die  nachfolgende  Trepanation  unter  Zurücklassung  eines 
Sehädeldefekts  ist  um  so  zweckmäßiger  und  verspricht  nach  Anseht  des 
Verfiigsers  um  so  größeren  Erfolg,  je  früher  sie  gemacht  wird,  unter  den 
Tier  von  €k>r6S  (1^5)  angeführten,  in  der  Angererscheh  Klinik  operierten 
Palten  ist  einer  gestorben,  einer  wenig  gebessert,  ein  FaU  günstig  beeinflußt, 
einer,  bei  dem  epilepdforme  Anfälle  aufgetreten  waren,  geheilt.  (Kerrplus, 

Eine  sehr  fl^Bige  Zusammenstellung  Pbillpps  (354)  der  notwendigen 
Maßnahmen  bei  den  verscMedenen  Arten  der  Schädel^chußverletrangen  unter 
Berücfcsiehtigung  der  gesamten  Literatur  dieses  Gebiets.  Am  Schluß  der 
Arb«t  befinden  sich  27  Krankengeschichten  zur  Illustration  des  vorher 
Gesagten.  (Karplus,) 

Die  vier  himchirurgischen  Fälle  von  Raiwlmg  (382)  betrafen  einen 
39jährigen  Mann  mit  rechtsseitigem  Himabszeß  infolge  von  orbitaler  Peri- 
ostitis, der  geheilt  wurde.  Femer  eine  alte  Schädelfraktur  eines  48jährigen 
Mannes  mit  AbszeSbildung  im  linken  Temporallappen,    Trepanation.    Heilung. 

Der  dritte  Fall  betraf  einen  16jährigen  jungen  Mann,  der  nach  einem 
Schlag  oberhalb  des  rechten  Ohres  bewußtlos  geworden  war.  Die  Trepa- 
nation stellte  eine  Schädeldepression  fest  und  führte  zur  Heilung.  Bei  dem 
vierten  Patienten  lag  eine  Depressionsfraktur  des  linken  os  frontale  vor,  bei 
der  ee  gelang,  durch  Elevation  der  frakturierten  Partie  Heilung  zu  eraielen. 

(BefidLr,) 

Karewski  (2«9)  fand  bei  einem  an  chronischer  Ohreiterung  leidenden 
17  jahrigen  jungen  Mann  eine  perisinuöse  Eiterung  und  Sinus- Jugularisthrom- 
bose,  welehe  die  Fteilegung  dieses  Blutleiters   erforderten.     Es  mußte  ein 


862  Chirurgische  Behandlung  der  Xervenkrankheiten. 

ungewöhnlich  großes  Schädelsttick  entfernt  werden  nnd  aus  dem  Sinus  zer- 
fallene Blutgerinnsel  sowie  die  thrombosierte  Vena  jugularis  exstirpiert  werden. 
Der  große  Schädeldefekt  wurde  durch  Bildung  eines  MüUer-Königschen 
Lappens  plastisch  verschlossen.     Heilung.  (Bendix.) 

Poissonnier  (362)  erörtert  die  Symptome  der  Orbitalfrakturen;  meist 
ist  der  Patient  komatös,  zeigt  subkonjunktivale  Ecchymosen,  Rinorrhoe,  Augen- 
muskellähmungen, Amaurose  und  sensible  Störungen.  Abduzensparese  spricht 
meist  bestimmt  für  Fraktur  des  Felsenbeins,  die  sich  aber  in  die  Orbita 
nicht  fortzusetzen  braucht.  Auch  pulsierender  Exophthalmus  ist  nicht  immer 
die  Folge  einer  Orbitalfraktur.  Vor  allem  aber  ist  Amaurose  mit  Lähmung 
des  Okulomotorius,  Trochlearis  und  der  beiden  oberen  Aste  des  Trigeminus 
für  die  das  Foramen  opticum  und  die  Orbitalwand  beteiligende  Fraktur 
charakteristisch.  (Bendix.) 

Chevrier  (78)  teilt  die  Symptomatologie  der  Felsenbeinfrakturen 
mit  und  unterscheidet  drei  Formen;  die  komatöse,  einfache  und  gemischte 
Form,  je  nachdem  Bewußtlosigkeit  sofort  oder  erst  später  durch  intrakranielles 
Hämatom  eingetreten  ist.  Störungen  des  Gehörs  und  Facialisparese  sind 
die  auffälligsten  Folgeerscheinungen  der  Felsenbeinbrücke.  (Bendix,) 

SeldowitSCh  (424)  hat  unter  den  durch  japanische  Geschosse  Ver- 
wundeten 21  Fälle  von  Schädelschüssen  beobachtet  5  Fälle  dayon  starben 
in  den  ersten  6 — 12  Stunden.  7  Fälle  konnten  wegen  der  geringen  Störungen 
expektativ  behandelt  werden.  8  Fälle  wurden  operiert  Letal  verliefen  fast 
stets  die  nicht  penetrierenden  Verletzungen,,  während  die  Fälle  mit  durch- 
gehender Verletzung  des  Gehirns  und  Schädels  größtenteils  günstig  heilten. 
Die  Verletzungen  mit  Gewehrkugeln  waren  weniger  schwer  als  die  durch 
Artillerie-Schrapnell-Geschosse.  (Bendix.) 

55 — 37  %  aller  von  E[rogiU8  (245)  beobachteten  Friedensschußver- 
letzungen waren  Schädelschüsse,  namentlich  bei  Selbtsmordversuchen.  Die 
penetrierenden  Schädelschüsse  waren  nach  der  Dignität  der  verletzten  Gehirn- 
teile von  schweren  Folgen  begleitet,  jedoch  fanden  sich  Fälle,  bei  denen 
trotz  des  Ausflusses  von  Gehirnbrei  aus  dem  Schußkanal  Heilung  ohne 
Störung  der  sensiblen  oder  motorischen  Funktionen  eintrat  Von  schweren 
Folgen  begleitet  war  die  Verletzung  der  Art.  meningea  media  und  der  Seh- 
nerven mit  folgender  Erblindung.  (Bendix,j 

Schmolling  (418)  teilt  einen  Fall  von  traumatischer  Verletzung  der 
Art  meningea  media  mit  bei  subkutanem  Schädelbruch.  Heilung  durch 
schnelle,  unter  aseptischen  Kautelen  ausgeführte  Aufmeißelung  des  Schädels, 
sofortige  Ausräumung  des  Blutergusses  und  Unterbindung  der  verletzten 
mittleren  Hirnhautarterie.  (Bendix,) 

Leedham-Oreene  (256)  berichtet  über  zwei  Fälle  von  größeren 
traumatischen  Schädeldefekten,  die  er  erfolgreich  nach  der  König-Müller- 
schen  Methode  zum  Verschluß  gebracht  hat.  (Bendix.) 

Jalland  (222)  beobachtete  einen  21  Jahre  alten  Mann,  der  eine 
komplizierte  Schädelfraktur  in  der  linken  regio  frontalis  erlitten  hatte. 
8  Tage  nach  der  Trepanation  Odem  des  linken  Auges  und  nach  weiteren 
zwei  Tagen  Kopftetanus  (Masseteren,  Kaumuskeln).  Heilung  unter  Chloral- 
gebrauch. (Bendix.) 

Hedges  (205)  erzielte  durch  Operation  eine  auffallende  Besserung 
der  Geistestätigkeit  bei  einem  achtjährigen  Knaben,  der  eine  Impressions- 
Schädelfraktur  erlitten  hatte.  Der  Knabe  hatte  im  4.  Jahre  eine  Schädel- 
fraktur mit  Impression  der  verletzten  Stelle  erlitten  und  war  seitdem  in- 
tellektuell verändert  und  geistig  sehr  beschränkt  Er  war  sehr  reizbar,  heftig, 
suchte  sich  fremdes  Eigentum  anzueigen  und  bediente  sich  unpassender  Redens- 


Chirurgische  Behandlung  der  Nervenkrankheiten.  353 

arten.  Es  fand  sich  eine  etwa  1  cm  lange  und  V4  cm  tiefe  Impression  in 
der  Mittellinie  des  Schädels  an  der  Sagittalnaht,  nahe  der  regio  prefrontalis. 
Der  Erfolg  der  Trepanation  dieser  Schädeldepressiou  war  eine  auffallende 
Besserung  der  moraUschen  and  intellektuellen  Fähigkeiten  des  Knaben. 

(BendLr.) 

Cnshing  (99)  hat  bei  vier  Neugeborenen  mit  intra  partum  spontan 
oder  durch  Forceps  entstandenen  intrakraniellen  Blutungen^  welche  Krämpfe^ 
Coma  und  Paresen  zufolge  hatten,  die  Trepanation  ausgeführt.  Zwei  Fälle 
wurden  erfolgreich  operiert  und  heilten,  ohne  irgend  welche  Ausfallser- 
scheinungen zu  hinterlassen.  Der  Eingriff  wird  von  Neugeborenen  sehr  gut 
vertragen.  (Bendix.) 

Panting  (343)  teilt  einen  Fall  von  komplizierter  Schädelfraktur  bei 
einem  achtjährigen  Knaben  mit,  der  von  einem  Wagen  überfahren  worden 
war.  Er  hatte  eine  komplizierte  Fraktur  mit  Impression  am  rechten  Os 
parietale  im  Verlaufe  des  sutura  coronalis  und  eine  zweite  vertikale  Fraktur 
etwas  weiter  nach  hinten.  Trepanation,  gute  Heilung.  Aber  Abduzen sparese 
und  Optikusatrophie  als  Folge  eiuer  gleichzeitigen  Fraktur  der  rechten 
Orbita,  (Bendix,) 

Hathaway  (191)  teilt  einen  Fall  von  Orbitalfraktur  bei  einem 
25  jährigen  Manne  mit,  der  sich  das  rechte  Auge  verletzt  hatte  und  auf  dem 
rechten  Auge  vollständig  erblindet  war.  Optikusatrophie  infolge  Verletzung 
des  Nerven  im  foramen  opticum.  (Bendix,) 

Crispin  (93)  behandelte  einen  Araber,  der  eine  schwere  komplizierte 
Schädelfraktur  (Schwerthieb)  mit  flernia  cerebri  erlitten  hatte.  Die  Wunde 
war  6  V«  cm  lang,  auf  dem  linken  Os  parietale,  parallel  der  sutura  transversaliä. 
Bewußtlosigkeit,  Ausfluß  von  Cerebrospinalflüssigkeit.  Somnolenz  25  Tage 
lang.    Heilung  ohne  jede  Störung  von  Seiten  der  Intelligenz  oder  Motilität. 

(Bendix,) 

Euminel  (247)  hat  bei  einem  33  jährigen  Manne,  der  ein  Kopftrauma 
erlitten  hatte  nach  Schädelbasisfraktur,  woran  sich  schwere  meningitische 
Erscheinungen  anschlössen  durch  doppelseitige  Trepanation  Heilung  erzielt. 
Die  Lumbalpunktion  hatte  Eiteranwesenheit  ergeben,  also  das  Bestehen 
einer  eitrigen  Meningitis  bestätigt.  K.  zweifelt  nicht,  daß  bei  der  diflfusen 
eitrigen  Meningitis  die  Heilungen  zwar  Ausnahmen  sind,  aber  es  dennoch 
möglich  ist,  durch  breite  Eröffnung  der  Schädeldecke  auch  in  schweren  Fällen 
Heilung  zu  erzielen,  wo  sonst  jede  Hoffnung  aufgegeben  werden  müßte. 

(Bendix.) 

Hinsberg  (201)  hält  die  von  ihm  und  anderen  ausgesprochene  Ansicht, 
daß  eine  diffuse  Meningitis  als  Kontraindikation  für  jeden  operativen  Eingriff' 
angesehen  werden  müsse,  heute  für  nicht  mehr  haltbar.  Er  ist  der  Meinung, 
daß  auf  Grund  der  von  ihm  behandelten  Fälle  die  Drainage  nach  Inzision 
der  Dura  den  chirurgischen  Grundsätzen  mehr  entspricht,  als  die  Lumbal- 
punktion, welche  doch  nur  vorübergehende  Besserungen  erzielt.     (Bendij\) 

Hirschel  (203)  teilt  einen  Fall  von  Trepanation  bei  Meningitis  im 
Anschluß  an  Kopferysipel  mit.  Es  handelte  sich  um  einen  17  jährigen 
Gymnasiasten,  der  nach  Kontusion  des  linken  Auges  ein  Erysipel  des  (Jesichts 
bekam,  das  zu  einer  Meningitis  führte.  Die  Sektion  ergab  eine  ausgedehnte 
Trombose  des  Sinus  longitudinaliä  sup.,  besonders  der  pialen  und  zerebralen 
Venen  der  linken  Hemisphäre  und  zwar  über  den  hinteren  Stirn-  und  Scheitel- 
lappen. (Bendix.) 

Anka  (ll)  hat  bei  seinen  Beobachtungen  über  die  Geschoßwirkung 
des  Mannlicher  Gewehres  gefunden,  daß  die  Nervenverletzuugen  an  Zahl 
nüt  der  Verbesserung  der  Waffe  zugenonmien  haben.    In  Südafrika  sah  man 


364  Chirurgische  BehaDdlnng  der  Nerreukrankheiten. 

Nerven,  die  schlitzförmig  durchbohrt  waren.  Bisweilen  ist  die  NeryeDsubstaDz 
zu  Brei  verrieben,  ohne  daß  die  Nervenscheide  makroskopisch  nachweisbare 
Veränderungen  aufweist.  (Bendix.) 

Marsh  (287)  berichtet  über  einen  25jährigen  Farmer,  der  einen 
Revolverschuß  in  die  Gegend  des  linken  unteren  Skapularwinkels  bekam  und 
danach  Gürtelgefühl  und  Parese  der  Beine  verspürte  mit  heftigen  Scbnerzen 
der  unteren  Thoraxgegend.  Blase  und  Mastdarm  gelähmt.  Leichte  Bessernng 
der  Beine,  besonders  rechts.  Linke  Pupille  weiter  als  rechts.  Hypästbesie 
an  den  Beinen,  besonders  rechts.  Analgesie  an  der  Außenseite  des  recbtea 
Beins.  Beiderseits  fnßklonus,  lebhafte  Patellarreilexe.  Plantarreflex  fehlt; 
Gang  spastisch.  Operation:  Entfernung  des  7.  8.  und  9.  Dorsalfortsatzes. 
Kugel  nicht  zu  finden,  aber  der  Schußkanal  und  eine  Impression  am  hiot^reQ 
Bogen  des  achten  Wirbels,  die  auf  das  Rückenmark  drückte.  EDtfernang 
derselben.  Resultat:  Besserung  respektire  Heilung  aller  AusfallserscheinaDgeB 
motorischer  und  sensibler  Art.  (Benüx,) 

Wohl  die  schwerste  je  beobachtete  Verletzung  (bestehend  in  AbreiBmig 
des  ganzen  Unterkiefers,  der  Weichteile  beider  Wangen,  der  Nasenknorpd 
bis  hinauf  zur  Stirn)  wurde  von  Kaposi  (227)  zur  Heilung  gebracht,  die 
fehlenden  Teile  durch  eine  Kautschukmaske  ersetzt.  (Damd»ohn,) 

Cbfnirgle  der  Wlrbelsüals,  Lamlnektomie.   Skollossnbebandlnni. 

Unter  Lamlnektomie  versteht  man,  wie  Sultan  (^8)  ausführt,  die 
Resektion  mehrerer  Wirbelbogen  zwecks  Beseitigung  einer  Rückenmarks- 
kompression durch  Sequester  spondyliöscher  Wirbelkörper,  töberkulo« 
Abszesse,  durch  Verengerung  des  Spinalkanals  infolgB  der  zusammea- 
gesunkenen  und  nach  hinten  gedrängten  Wirbelkörper.  Die  Operation 
konunt  in  Frage,  wenn  infolge  Rückeumarkskompression  Paraplegien  mit 
Rektum-  oder  Blasenlähmnngen  eingetreten  sind.  Yerf.  weist  don  günstigen 
Einfluß  der  Operation  an  Krankengeschichten  nach,  die  von  in  der  Leipziger 
Universitätsklinik  operierten  Patienten  stammem.  Es  handelte  ^ch  da  am 
Patienten,  die  infolge  von  Paraplegien  und  Blasenlähmung  bereits  3  Jahre 
bettlägerig  waren  und  kurz  nach  der  Operation  ihre  Besehwerden  fast  icSa% 
und  dauernd  verloren.  Erschwert  wird  die  Indikationssteliung  zur  OperatioD 
durch  das  Fehlen  eines  Kriteriums,  ob  es  sich  nur  um  Kompressions- 
erscheinungen des  Marks  handelt  oder  irreparable  Lähmungen  desselben 
vorliegen.  In  letzterem  Fall  ist  eine  Operation  selbstverständlich  überflüssig. 
Weitere  Bedingungen  der  Operation  sind,  daß  dev  tnberkiriöse  Prozeß  im 
wesentlichen  abgelaufen  ist  und  der  Patient  das  20.  Lebensjahr  nicht  weseB^ 
lieh  überschritten  hat.  (Karpba,) 

Tooth  (460)  macht  auf  die  großen  Fortschritte  aufmerkscim,  welche 
die  Diagnostik  der  Rückenmarksverletzung  mit  Hilfe  der  Bestimmnag  der 
Segmentären  Gefühlsstörungen  erreicht  hat  Tooth  gibt  eine  sehemiUJBdie 
Darstellung  der  einzelnen  Segmentzonen  aus  der  Cervikal-,  Dorsal-,  Lumbal- 
und  Sakralgegend  des  Rückenmarks  und  fügt  daran  eine  größere  Zahl  (19) 
von  klinischen  Fällen,  an  denen  er  mit  Hilfe  von  schematiacben  Zeich- 
nungen und  an  der  Hand  der  Krankengeschichten  den  Sitz  der  versehiedetei 
Rückenmarkserkrankung  erläutert.  In  der  Mehrzahl  der  Fälle  handelte  es 
sich  um  Tumoren,  Cysten  und  Wirbelerkrankungen,  deren  Lage  aus  den 
Segmentären  Gefühlsstörungen  bestimmt  werden  konnte  und  zu  erfolgreicher 
Beseitigung  der  Spinalaffektionen  führte.  (Bendis.) 

Kurze,  zusammenfassende  Darstellung  Vnlpiua  (484)  über  die  Behaad- 
lungsmethoden  der  Skoliose  in  den  verschiedenen  Stadien.    Verf.  betont  die 


Cbirurg^ische  Behandlung  der  J^erTenkraDkheiten.  355 

große  Aufgabe,  die  dem  praktischen  Arzt  bei  der  Prophylaxe  und  der  Früh- 
diagnose der  Skoliose  zufällt.     Neues  wird  nicht  gebracht.  (Kaiylus,) 

Cbilrwrglschs  Bshandlnng  Yon  Krankbsitsn  des  Gsblrns. 
Tofflorsn.  Lass  csrsbrf. 

Eine  Zusammenstellung  Krause's  (244)  sämtlicher  Indikationen  für 
die  chirurgischen  Eingriffe  am  Gehirn.  Hervorgehoben  sei  hier  die  Forderung 
des  Verf.,  in  Fällen  kortikaler  Epilepsie,  bei  denen  die  Trepanation  keine 
pathologischen  Veränderungen  in  der  Zentralregion  zeigt,  durch  Faradi- 
sierung  und  zwar  einpolige  Reizung,  diejenigen  Foci  an  der  Hirnrinde  zu 
bestimmen,  die  das  Zentrum  für  die  Zuckungen  sind,  die  im  epileptischen 
Anfall  zuerst  auftreten.  So  war  es  ihm  möglich,  einen  Anhaltspunkt  für 
die  Exzision  bestimmter  Hirnteile  zu  gewinnen.     Einzelheiten  siehe  Original. 

(Karplmr) 

Axenfeld  (16)  weist  auf  den  großen  Fortschritt  der  von  Krönlein 
inaugurierten  Operationsmethode  hin,  die  die  Erhaltung  des  Auges  ermöglicht, 
während  früher  bei  allen  retrobulbären  Operationen  die  Enukleation  des 
Augapfels  erforderlich  war. 

Verf.  fuhrt  u.  a.  einen  Fall  an,  wo  er  die  Diagnose  auf  Sehnerven- 
tumor gestellt  hatte.  Die  Operation  nach  Krön  lein  ergab  einen  den  Optikus 
umlagernden  Echinococcus  und  besserte  die  Sehschärfe,  die  fast  erloschen 
war,  auf  Vio-  (Karplus,) 

Vorkastner  (480)  macht  auf  die  mannigfachen  Schwierigkeiten  der 
Diagnose  eines  Tumors  der  motorischen  Region  und  die  damit  gegebene 
Schwierigkeit  der  Indikationsstellung  zur  Operation  aufinerksam.  Bei  dem 
heutigen  Stande  unseres  Wissens  käme  doch  in  den  meisten  Fällen  die  Er- 
öffnung des  Schädels  zum  Zweck  der  Entfernung  eines  Tumors  der  Zentral- 
windungen nicht  über  das  Niveau  einer  Explorationstrepanation  hinaus. 

(Bendix,) 

Alexander  (6)  hofft,  daß  mit  der  Verfeinerung  der  Diagnostik  der 
Labyrintherkrankungen  sich  auch  die  Indikationsstelluug  der  Eröffnung  des 
intraduralen  Raumes  verbessern  wird  und  durch  rechtzeitiges  Operieren  und 
Terbesserte  Methoden  viele  Fälle  von  otogener  Meningitis  werden  geheilt 
werden  können.  (Bindia.) 

Borchardt  (41)  ist  es  gelungen,  durch  seine  ausgezeichnete  Technik 
der  Operationsmethode  Tumoren  des  Kleinhirnbrückenwinkels  vollständig  zu 
entfernen.  B.  ertiält  nach  Entfernung  nicht  nur  der  Hinterhauptsschuppe, 
sondern  auch  eines  großen  Teiles  des  Felsenbeines,  nach  Durchschneiduug 
des  Sinus  einen  sehr  guten  Überblick  bis  zum  Pons,  ohne  vom  Kleinhirn 
etwas  resezieren  zu  müssen.  (Bendix,) 

Bibrowicz  (30)  bringt  in  seiner  Arbeit  Beiträge  zur  Klinik  und 
Chirurgie  des  Hirnabszesses  und  teilt  12  von  ihm  operierte  Fälle  mit.  Die 
Abszesse  hatten  ihren  Sitz  im  Stirnlappen,  im  Scheitellappen,  Schläfenlappen 
und  im  Occipitallappen.  Die  meisten  von  ihm  beobachteten  Fälle  von  extra- 
und  intrazerebralen  Abszessen  verliefen  letal.  (Benduv,) 

Weintraat  (4Ö6)  haben  die  Hirnpunktionen  zu  diagnostischen  und 
therapeutischen  Zwecken  gute  Dienste  geleistet.  Er  hat  das  Verfahren  in 
Tier  Fällen  angewandt,  nachdem  er  mit  dem  Drillbohrer  eine  kleine  Öffnung 
in  dem  Schädel  machte.  Namentlich  bei  Flüssigkeitsansammlung  in  den 
Ventrikeln  (Hydrocephalus)  soll  sich  das  Befinden  der  Kranken  gebessert 
haben.  (Bendix,) 

Jahiesbericht  f.  Nenrologie  und  Psychiatrie  1905.  &^ 


366  Chirurgische  Behandlung  der  Nervenkrankheiten. 

Voss  (481)  teilt  einen  Fall  von  gummöser  Geschwulst  des  Stirnhirns 
mit,  der  mit  der  Dura  verlötet  war  und  ohne  jedes  Symptom  von  Seiten 
des  Gehirns  blieb.  Es  wurde  ein  nekrotisches  Knochenstück  entfernt  and 
das  Gummi  aus  der  Hirnsubstanz  entfernt,  ohne  alle  sichtbaren  Ausfalls- 
erscheinungen. Bei  einer  anderen  Patientin  schwanden  nacfa  Entfernung 
von  luetischen  Sequestern  die  schweren  zerebralen  Symptome:  Schwindel, 
Sprachstörungen,  psychische  Störungen.  (Bendix,) 

Stransky  (447)  steht  auf  einem  vermittelnden  Standpunkt  zwischen 
denen,  die  überhaupt  bei  Lues  nicht  operieren  wollen  und  den  leicht  zur 
Operation  geneigten  Autoren.  Er  hält  Lues  jedenfalls  nicht  für  eine  Kontra- 
indikation  gegen  eine  Operation,  falls  die  sonstigen  Tumorerscheinungen 
irgendwie  bedrohliche  sind.  (Davidiokn,) 

Cbimrgiscbs  Bsbandlimg  der  ROckenmarkskrankbeltsiL   Tabes  dorsilis. 

Kurze  Empfehlung  SchÜSSler's  (420)  der  vom  Verf.  mit  Erfolg 
geübten  blutigen  Nervendehnnng  bei  inzipienter  Tabes.  Den  günstigen  Einflofi 
dieser  Methode  auf  den  tabischen  Prozeß  führt  Schüssler  auf  die  Hyper- 
ämisierung  der  peripheren  Nervenenden  zurück,  die  bei  der  Tabes  zunächst 
erkranken  und  stets  neuritische  Veränderungen  aufweisen.  Gefährlich  ist 
diese  Behandlungsart  nicht.  Unter  82  blutigen  Nervendehnungen  an  44 
Patienten  verlor  Verf.  nur  einen  an  Embolie  der  Lungenarterie. 

(Karpbis,) 

Bei  einer  Patientin  mit  spastischer  Lähmung  des  linken  Beines,  die 
sowohl  beim  Stehen  als  in  der  Ruhelage  Kontrakturen  in  den  Hüft-  und 
Kniegelenken  aufwies,  und  bei  der  Schl6e  (415)  die  Wahrscheinlichkeits- 
diagnose Meningomyelitis  luetica  im  unteren  Teil  des  Brustmarkes  stellte, 
erzielte  derselbe  durch  Extension  in  Narkose  und  nachfolgender  Behandlung 
mit  Hessingkorsett  und  Kopfstütze  funktionell  gute  Resultate.  Es  wird 
allerdings  die  Möglichkeit  zugegeben,  daß  ein  spondylitischer  Prozeß  den 
Symptomen  zu  Grunde  liegt.  (Karplus.) 

Schilling  (414)  teilt  einen  Fall  von  schwerer  spondylitischer  Para- 
plegie  bei  einem  19  jährigen  Manne  mit,  die  spontan  unter  Anwendung  der 
Rauchfuss sehen  Schwebe  heilte.  Gang  spastisch-ataktisch,  Romberg,  leb- 
hafte Kniephänomene.  Später  vollständige  Paraplegie  der  Beine,  Sensi- 
bilität zeigt  tiefe  Störungen  für  alle  Qualitäten,  auch  Lagegefühl,  Fußklonus. 
Babinski.  Es  kann  also  eine  schwere  spondylitische  Paraplegie  spontan 
komplett  heilen,  wie  es  der  beschriebene  Fall,  der  innerhalb  27«  Jahren 
vollständig  heilte,  beweist.  Als  Ursache  konnte  eine  tuberkulöse  Spondy- 
litis des  5.  Brustwirbels,  der  stärker  prominierte,  gefunden  werden.  (BaidU,) 

Auerbach  und  Brodnitz  (14)  haben  bei  einer  22jährigen  Patientin 
einen  großen,  intraduralen  Tumor  des  Cervikalmarkes  mit  Erfolg  exstirpiert* 
Im  Beginn  heftige  Schmerzen  im  Nacken  rechts  und  im  rechten  Arm.  Ab- 
magerung des  Arms  und  Taubheitsgefühl.  Links  dieselben  Beschwerden, 
aber  geringer.  Rechte  Pupille  enger  als  linke,  Hypästhesie  für  alle  Quali- 
täten an  der  Ulnarseite  des  rechten  Arms  bis  zum  Ellenbogen,  links  ebenso, 
aber  geringer.  Es  wurde  die  zweizeitige  Laminektomie  ausgeführt  in  der 
Höhe  des  IIL — VU.  Halswirbels  und  ein  Tumor  von  6^3  cm  Länge  und 
14  cm  Dicke  entfernt.  Auffallend  schneller,  nahezu  völliger  Rückgang  der 
Lähmung  und  Atrophie.  Die  Ungleichheit  der  Pupillen  rührte  von  dem 
Druck  des  Tumors  auf  das  Centrum  cilio-spinale  her.  (Bendij.) 


Chirurgische  Behandlung  der  Nervenkrankheiten.  ggj 

lirreitransplaBtatlon  bei  PoUofflysUtls  anterior.  Sebnentransplantation. 

Spiller  und  Frazier  (437):  Die  akute  anteriore  Poliomyelitis  wird 
allgemein  als  eine  Entzündung  der  grauen  Substanz  der  Vorderhörner  an- 
gesehen. Je  nach  der  Ausdehnung  der  Zerstörung  oder  Affektion  der  dort 
gelegenen  Zellen  tritt  eine  vollständige  oder  teilweise  Lähmung  der  zu- 
gehörigen Muskulatur  ein.  Eine  Gesundung  der  kranken  Zelle  Mhrt  meist 
ein  entsprechendes  Funktionieren  der  zugehörigen  Muskulatur  wieder  herbei. 
Es  gibt  aber  auch  Muskeln,  welche  überhaupt  nicht  wieder  ihre  Bewegungs- 
fähigkeit erlangen.  Arzneiliche  Behandlung,  Massage  und  Elektrizität  haben 
hierbei  gar  keinen  Nutzen,  doch  gestatten  einzelne  Fälle  ein  chirurgisches 
Eingreifen,  welches  oft  von  Erfolg  gekrönt  ist.  Die  Operation  ist  etwa  nach 
6  Monaten  nach  Eintritt  der  Lähmung  vorzunehmen,  da  um  diese  Zeit  mit 
relativer  Sicherheit  anzunehmen  ist,  daß  ein  Wiedergewinnen  der  kontrak- 
tilen Fähigkeit  des  Muskels  ausgeschlossen  ist,  wiewohl  immerhin  noch  später 
spontane  Funktionserwerbung  desselben  eintreten  kann.  Fälle,  in  denen  es 
sich  um  ein  Glied  in  seiner  Totalität  oder  um  den  größeren  Teil  eines 
Gliedes  handelt,  eignen  sich  nicht  für  eine  chirurgische  Intervention.  In 
Betracht  kommen  nur  solche  Fälle,  in  denen  einzelne  Muskeln  gelähmt  sind. 
So  wurde  z.  B.  ein  Kind,  welches  infolge  einer  Poliomyelitis  anterior  an 
einer  Lahmung  des  musculus  tibialis  anterior  bei  zweijähriger  Dauer  der 
Krankkeit  litt,  auf  chirurgischem  Wege  der  Besserung  zugeführt.  Vielleicht 
kann  man  sogar  von  einer  völligen  Heilung  sprechen,  da  das  Kind  einen 
Tollständig  normalen  Gang  hat  und  die  Innenseite  des  Fußes  fast  mit  nor- 
maler Kraft  aufheben  kann.  Ein  zweiter  Fall  zeigt  weniger  günstige  Resultate. 
Es  handelt  sich  um  eine  Paralyse  in  der  peronealen  Muskelgruppe.  Die 
Methode  der  Nerventransplantation,  wie  sie  die  obigen  Autoren  angeben, 
imterscheidet  sich  von  der  von  Peckham  1900  angegebenen  dadurch,  daß 
der  letztere  gesunde  Fasern  durchschneidet  und  sie  mit  degenerierten  ver- 
bindet, während  die  ersteren  nur  gesunde  Nervenfibrillen  in  die  gelähmten 
Muskelpartien  einpflanzen.  (Albieclu,) 

Ynlpius  (486)  gibt  eine  sehr  kurze,  klare  Übersicht  über  die  Methoden, 
die  der  operativen  orthopädischen  Chirurgie  bei  der  Behandlung  der  spinalen 
Kinderlähmung  zu  Gebote  stehen.  Neben  der  Tenotomie,  Sehnentrans- 
plantion,  Arthrodese  usw.  werden  in  letzter  Zeit  noch  Tenodese  und  Nerven- 
implantation versucht.  Über  den  Wert  der  beiden  letzten  Methoden  steht 
ein  zuverlässiges  Urteil  noch  aus.  (Karplus,) 

Der  Titel  besagt  den  Inhalt  Es  werden  in  kurzem  von  Müller  (323) 
die  chimrgischen  Behandlungsmethoden  der  verschiedenen  Folgezustände  der 
Kinderlähmung  mit  ihren  mechanisch-physiologischen  Grundlagen  erörtert. 

(Karplus,) 

Hackenbrnch  (179)  berichtet  von  33  Fällen  mit  spinaler  Peroneus- 
lähmung, die  mit  Nervenpfropfung  (und  zwar  eines  gesunden  zentralen  Faser- 
lappens in  eine  Schlitzwnnde  des  gelähmten  Nerven)  behandelt  wurden:  in 
einem  Falle  mit  sehr  gutem  Resultat.  (Davidsohn,) 

Oppenheim  (340)  weist  in  der  kurzen  Mitteilung  darauf  hin,  daß  von 
den  Orthopäden  die  positiven  Erfolge  ihrer  Operationen  bei  Lähmungs- 
zttstanden  der  Extremitäten  zu  stark  betont  werden,  daß  aber  vor  allem 
häufig  ganz  zwecklose  Eingriffe  gemacht  werden  an  Extremitäten,  die  eine 
totale  Lähmung  sämtlicher  Muskeln  aufweisen.  In  wie  leichtfertiger  Weise 
selbst  von  hervorragenden  orthopädischen  Chirurgen  bisweilen  vorgegangen 
wird,  zeigt  er  an  drei  Fällen,  wo  bei  einer  progressiven  Muskelatrophie  (neu- 
rotische Form),  bei  einer  Poliomyelitis  anterior  chronica   mit   deutlich  fort- 


ggg  Chirurgische  Behandlung  der  Nervenkrankheiten. 

schreitenden  Charakter  und  einem  Wirbeltumor,  der  KompressionserscheinuDgen 
machte,  Sehnentransplantationen  vorgenommen  worden  waren.       (Karplus.) 

Doberauer  (113)  gibt  als  Vorbedingung  für  die  Ausführung  der 
Sehnentransplantationen  bei  Lähmungen  einen  irreparablen,  definitiven  Zu- 
stand an,  der  spontan  keine  Heilung  oder  Besserung  verspricht.  Erst  lange 
nach  Ablauf  der  zentralen  nervösen  Erkrankung  und  nachdem  trotz  elek- 
trischer und  anderweitiger  Übungstherapie  die  Heilung  keine  Fortschritte 
macht,  dürfe  zum  chirurgischen  Eingriff  geschritten  werden.  (Bendix.) 

Lombalpanktion. 

Beobachtet  man  nach  Devraigne  (Hl)  nach  der  diagnostischen 
Punktion  eine  Besserung,  so  gelingt  es  meistens  durch  wiederholte  Punktion 
Heilung  herbeizuführen,  bei  meningealen  Blutungen  der  Neugeborenen. 

Die  Lumbalpunktion  hat  nach  Ley  (269)  sicheren  Heilwert  bei  Hydro- 
cephalus  und  Meningitis;  da  sie  eine  harmlose  Methode  darstellt,  kann  man 
sie  ferner  versuchen  bei  Chorea,  Eklampsie,  Incontinentia  urinae  usw. 

Buck  (58)  behandelt  die  Entstehung,  die  physikalischen  und  chemischen 
Eigenschaften  der  Cerebrospinalflüssigkeit,  sodann  ihre  diagnostische  und 
therapeutische  Bedeutung.  Therapeutisch  wirkt  die  Lumbalpunktion  durch 
Entlastung  der  nervösen  Zentren  von  übermäßigem  Druck  und  durch  Ab- 
leitung toxischer  Substanzen,  besonders  bei  Meningitisformen.  Der  Psychiatrie 
leistet  sie  geringe  Dienste.  Die  Punktion  mit  nachfolgender  Injektion  ist 
noch  im  Stadium  der  Versuche,  scheint  aber  für  die  Zukunft  große  Bedeutung 
zu  haben.  (Davidsohn,) 

Die  Arbeit  Rehm's  (383)  stammt  aus  der  psychiatrischen  Klinik  zu 
München.  Bei  91  Punktionen  an  Geisteskranken  fand  der  Verfasser,  daß  die 
Untersuchung  der  Cerebrospinalflüssigkeit  auf  Lymphocyten  (Cytodiagnose) 
für  die  Diagnose  wertvoll  sei.  Positiver  Befund,  i  h.  Vermehrung  der 
Lymphocyten  spricht  für  Hirnlues  resp.  progressive  Paralyse.  Negativer 
Befund  schließt  Lues  resp.  Paralyse  aus. 

In  differentialdiagnostisch  schwierigen  Fällen  ist  nach  dieser  Richtung, 
wie  der  Verf.  meint,  die  Lumbalpunktion  von  entscheidender  Bedeutung. 
Die  Methode  muß  noch  durch  Zählung  der  Lymphocyten  und  feinere  Unter- 
scheidung der  in  der  Cerebrospinalflüssigkeit  vorkommenden  Zellen  weiter 
ausgebaut  werden.  (Karplus)» 

Das  Thema  ist  von  Quincke  (374)  mit  großer  Klarheit  dargestellt. 
Alles  Wissenswerte  über  die  Cerebrospinalflüssigkeit  in  chemischer,  physika- 
lischer, bakteriologischer  und  mikroskopischer  Hinsicht  ist  kurz  zusammen- 
gefaßt, der  diagnostische  und  therapeutische  Wert  der  Lumbalpunktion  für  die 
verschiedenen  in  Betracht  kommenden  Affektionen  eingehend  erörtert  Auch 
bei  Erkrankungen  des  Zentralnervensystems,  wie  Tabes,  progressiver  Para- 
lyse, Hirntumoren  und  bei  Psychosen  (Demenz  u.  a.  m.)  hat  die  Lumbal- 
punktion durch  gesteigerten  Druck  der  Cerebrospinalflüssigkeit  und  Ver- 
mehrung der  in  ihr  beflndlichen  Lymphocyten  bestehende  meningeale  Reiz- 
erscheinungen erkennen  lassen,  die  ohne  Lumbalpunktion  der  Beobacbtung 
entgangen  sind  und  entgehen.  Einzelheiten  müssen  im  Original  nachgelesen 
werden.  (Karpbis.) 

Alezander  (8)  wendet  sich  gegen  den  von  Sondermann  gemachten 
Vorschlag  (Nr.  25  derselben  Zeitschrift),  bei  akuter  Meningitis  die  Punktion»- 
kanüle  mehrere  Tage  liegen  zu  lassen,  um  öftere  Punktionen  zu  vermeiden. 
A.  hält  das  Verfahren  für  gefahrlich  wegen  der  Infektionsgefahr  und  der 
Gefahr  des  Abbrechens  der  Nadel.     Die  gewöhnliche  Punktion  könne  viel- 


Chirurgische  Behandlung  der  Nervenkrankheiten.  QßQ 

mehr  mit  Leichtigkeit  öfter  wiederholt  werden.  Die  Möglichkeit,  den 
Duralsack,  wie  Sonder  mann  vorschlägt,  mit  Kochsalzlösung  in  wirksamer 
Weise  auszuspülen,  hält  A.  für  ausgeschlossen,  derartige  Versuche  aber  nach 
experimentellen  Erfahrungen  für  gefährlich.  (Autweferat.) 

Carridre  (67)  teilt  acht  Fälle  nervöser  Urämie  mit,  bei  denen  er 
die  Lumbalpunktion  therapeutisch  angewandt  hat.  Hiervon  waren  bei  vier 
die  Ergebnisse  durchaus  negativ;  von  den  übrigen  wurde  einer  gebessert, 
aber  der  weiteren  Beobachtung  entzogen,  die  drei  anderen  wurden  geheilt 
entlassen.  C.  ist  der  Überzeugung,  daß  die  Cerebrospinalflüssigkeit  bei  den 
Patienten  mit  nervöser  Urämie  hypertoxisch  ist.  Die  Ätiologie  ist  aber 
noch  unklar;  es  gibt  Fälle,  bei  denen  ein  Gehimödem  die  Ursache  ist, 
andererseits  liegt  öfters  eine  Kompression  vor  infolge  der  zu  großen  Spannung 
der  Cerebrospinalflüssigkeit,  und  endlich  ist  fraglos  häufig  die  Hypertoxizität 
der  f^üssigkeit  verantwortlich  zu  machen.  Die  Lumbalpunktion  kann  in 
allen  Fällen  nützlich  sein,  um  die  Spannung  der  Cerebrospinalflüssigkeit 
herabzusetzen,  oder  um  die  ödematöse  Exsudation  zu  entfernen  oder  die 
hypertoxische,  die  Zellen  der  Hirnrinde  irritierende  Flüssigkeit  auszuscheiden. 

(Bendix,) 

Tobler  (458)  hält  die  Lumbalpunktion  therapeutisch  bei  einer  Reihe 
von  im  kindlichen  Alter  auftretenden  Erkrankungen  des  Gehirns  und  Rücken- 
marks für  berechtigt.  Üble  Zufälle  hat  er  nicht  beobachtet.  Mit  der 
Lmnbalpnnktion  wurden  von  ihm  Fälle  von  Meningismus,  eitriger  und  seröser 
Meningitis  behandelt.  Auch  bei  epidemischer  Genickstarre  erzielte  er  thera- 
peutische und  palliative  Erfolge.  Besonders  aber  bei  chronischem  Hydro- 
cephalus  hat  er  in  15  Fällen  Lumbalpunktionen  ausgeführt.  Bei  sekundärem 
Hydrocephalus  nach  Meningitis  erzielte  er  einige  Erfolge.  Auch  in  einem 
Falle  von  postmeningitischer  Idiotie  hat  T.   die  Lumbalpunktion  versucht. 

(Bmdix,) 

Voss  (482)  führt  Fälle  von  Heilungen  der  otogenen  eitrigen  Meningitis 
an.  Für  die  Richtigkeit  der  Diagnose  sprach  meist  der  Befund  der  Cerebro- 
spinalflüssigkeit, welche  unter  erhöhtem  Druck  stand  und  Eiter  enthielt.  In 
einem  Falle  enthielt  der  getrübte  Liquor  überwiegend  mononukleäre  Leuko- 
cyten.  (Bertdia;,) 

Gmnert  (175)  hebt  die  Wichtigkeit  der  Lumbalpunktion  für  die 
Ohrenheilkunde  hervor.  Bei  für  das  Vorhandensein  einer  infektiösen  Hirn- 
sinusthrombose, eines  Extraduralabszesses  oder  eines  Hirnabszesses  sprechen- 
den klinischen  Symptomen,  die  auf  die  Möglichkeit  einer  schon  bestehenden 
diffusen  eitrigen  Meningitis  rechnen  lassen,  ist  die  Lumbalpunktion  angezeigt. 
Ist  der  dabei  gewonnene  Liquor  makroskopisch  von  normaler  kristallklarer 
Beschaffenheit,  dann  besteht  keine  Meningitis  und  ist  trotz  noch  so  bedroh- 
licher Zerebralerscheinungen  die  Hoffnung  vorhanden,  operativ  mit  Erfolg 
einzugreifen.  (Bendix.) 

Epldurale  Injektionen,  Spinalanalgesie. 

Eine  begeisterte  Empfehlung  Preund's  (143)  der  Anwendung  der 
Rückenmarksanästhesie  mittels  Stovain  Suprarenin  bei  sämtlichen  in  der 
Gynäkologie  in  Betracht  kommenden  Operationen  der  Leibeshöhle.  Injiziert 
wurden  1,5  ccm  der  Billonschen  Mischung  (enthaltend  pro  ccm  0,00013 
Borate  de  Suprarenine  und  0,04  Stovaine  und  0,0011  Chlonire  de  Sodiiim). 
Die  ünempfindlichkeit  erstreckte  sich  von  den  Zehen  bis  zur  Mamilla,  trat 
4—5  Minuten  nach  der  Injektion  ein  und  hielt  1^2  Stunden  an.  Die  Neben- 
wirkungen waren  unerheblich,  jedenfalls  geringer   als  bei  Allgemeinnarkose. 

(Karphis,) 


870  Chirurgische  Behandlang  der  Nervenkrankheiten. 

Die  Lumbalanästhesie  erspart  nach  Müller  (324)  der  Kreißenden  in 
der  Anstreibungsperiode  den  Wehenschmerz  und  gestattet  schmerzlose  Vor- 
nahme von  Extraktion,  Wendung,  Zange-Plazentarlösung,  Dammnaht  be- 
sonders in  klinischer  Behandlung,  für  allgemeine  Praxis  ist  die  Narkose  ein- 
facher; ebenso  ist  die  Lumbalanästhesie  erfolgreich  bei  allen  gynäkologischen 
Eingriffen,  bei  denen  das  Peritoneum  nicht  eröffnet  wird.  Ob  Adrenalin- 
kokain oder  Tropakokain  vorzuziehen  ist,  läßt  sich  noch  nicht  sicher  ent- 
scheiden. (Davidsolui.) 

An  der  Hand  von  100  Fällen  kommt  Colombani  (88)  zu  folgenden 
Schlüssen.  Die  Normaldosis  ist  8,5  cg.  Die  Methode  soll  nur  angewandt 
werden,  wo  Lokalanästhesie  nicht  ausreicht.  Die  Gefährlichkeit  der  Methode 
ist  erst  an  größerem  Material  sicher  zu  beweisen.  Weder  hohes  Alter  noch 
Schwäche  kontraindizieren  sie;  sie  ist  anwendbar  bei  allen  schmerzhaften 
Eingriffen  an  der  unteren  Hälfte  des  Körpers,  wofern  sie  nicht  länger  als 
1^/2  Stunden  dauern.  (DavicUohn.) 

Hirsch  (202)  empfiehlt  die  von  Cathelin  eingeführten  epiduralen 
Injektionen,  welche  durch  den  Hiatus  sacralis  in  den  untersten  Teil  des 
Wirbelkanals  gemacht  werden.  Letzterer  ist  durch  den  tastenden  Finger 
leicht  zu  finden,  oder  kann  durch  den  Kreuzungspunkt  jener  zwei  Linien 
leicht  gefunden  werden,  welche  die  Spinae  post.  sup.  mit  der  Tuberositas 
ossis  ischii  verbinden.  Injektionsflüssigkeit  0,2  ^o  Kochsalzlösung  mit  etwas 
Kokain.  Die  Injektion  muß  langsam  erfolgen,  kann  auch  an  ambulanten 
Kranken  vorgenommen  werden;  die  Asepsis  braucht  nicht  übertrieben  zu 
werden.  Die  Einspritzung  ist  nicht  schmerzhaft;  in  17  %  der  Fälle  leichte 
unangenehme  Sensationen;  eine  stete  Folge  ist  ein  Wärmegefuhl  in  den 
Genitalien;  die  cystoskopische  Untersuchung  ergab  bedeutende  Hyperämie, 
namentlich  im  Trigonum  vesicale.  Verfasser  berichtet  über  günstige  Erfolge, 
welche  er  in  27  Fällen  von  Enuresis  und  drei  Fällen  von  „reizbarer  Blase- 
erreicht hat.  Bei  70  7o  war  der  Erfolg  schon  nach  der  ersten  Injektion 
nachweisbar,  doch  empfiehlt  H.  mindestens  drei  Injektionen  in  Pausen  von 
1 — 2 — 3  Tagen.  Injektionsflüssigkeit  bei  Erwachsenen  10  ccm,  dann 
sukzessive  bis  20  ccm  ansteigend.  Der  Erfolg  bleibt  aus,  wenn  das  Leiden 
veraltet  oder  Patient  schon  verschiedene  Behandlungen  durchgemacht  hat 
Verfasser  erklärt  den  Erfolg  mit  der  bewirkten  Hyperämie  der  Blase,  wodurch 
die  Empfindlichkeit  des  Blasenhalses  gesteigert  wird,  weshalb  der  Reiz  mehr 
zur  Geltung  kommt,  so  daß  derselbe  den  Patienten  aus  dem  Schlafe  erweckt. 
Das  Aufhören  der  Enuresis  nocturna  wieder  befreit  den  Patienten  von  der 
Furcht  des  Nässens  in  der  Nacht,  wodurch  die  psychisch  bedingte  Pollakurie 
während  des  Tages  aufhört.  (Hudavernig,) 

Bier  (32)  empfiehlt  bei  Operationen  unterhalb  der  Beckenschaufeln, 
besonders  bei  Individuen,  für  die  die  Allgemeinnarkose  erhebliche  Gefahren 
besitzt,  die  Rückenraarksanästhesie  mittels  Stovain-  und  Paranephrin-  resp. 
Suprarenin-Zusatz. 

Durch  die  Kombination  dieser  beiden  Mittel  hat  die  Rückenmarks- 
anästhesie ihre  Gefahren  fast  völlig  verloren,  unter  102  Fällen  so  erzeugter 
Rückenmarksanästhesie  sah  Bier  auch  nicht  einen  gefährlichen  Zufall,  acht 
leichte  Begleiterscheinungen,  einmal  einen  leichten  Kollaps,  7  mal  Erbrechen, 
10  erheblichere  Nachwirkungen,  die  in  heftigen  Kopfschmerzen  und  Er- 
brechen bestanden  und  bis  zu  zwei  Tagen  anhielten.  Im  allgemeinen  waren 
die  Nachwirkungen  erheblich  geringer  als  bei  der  Allgemeinnarkose. 

Ein  Übelstand  der  Methode  ist,  daß  sie  bisweilen  versagt.  Die  Zahl 
der  Mißerfolge  dürfte  sich  aber  bei  Vermeidung  aller  technischen  Fehler  und 
bei  hinreichender  Erfahrung  nicht  über  2^8  %  belaufen. 


Chirurgisclie  Behandlung  der  Nervenkrankheiten.  871 

Außer  auf  das  oben  angeführte  Gebiet  möchte  Bier  die  Anwendung 
der  Rückeumarksanästhesie  noch  auf  die  Tierheilkunde,  die  Physiologie  und 
die  Kriegschinirgie  ausgedehnt  wissen. 

Im  letzten  Falle  kommen  als  besondere  Vorteile  der  Methode  in 
Betracht,  die  Möglichkeit  mit  geringer  Assistenz  zu  operieren  und  die 
Leichtigkeit,  große  Mengen  eines  leicht  sterilisierbaren  und  unveränderlichen 
Anästhetikums  transportieren  zu  können.  (Karplus.) 

Hnssel  (404)  hält  die  Spinalanalgesie  für  ein  anssichtsvolles  Mittel 
gegen  Tetanus  und  Strychninvergiftung.  R.  nimmt  an,  daß  Strychnin- 
krämpfe  einzig  infolge  von  Reizung  des  Rückenmarks  auftreten.  Nach 
Durchschneidung  der  hinteren  Stränge  treten  sie  nicht  auf.  Kokainisation 
oder  Eukainisation  des  Rückenmarks  ersetzt  physiologisch  die  Durch- 
schneidung der  Hinterstränge.  Auch  tetanische  Krämpfe  entstehen  aus  der- 
selben Ursache  und  auf  demselben  Wege.  Ein  von  ihm  mit  Spinalanalgesie 
behandelter  Tetanusfall  ergab  ein  gutes  Resultat  Deshalb  empfiehlt  er  die 
Spinalanalgesie  bei  Tetanus-  und  Strychninkrämpfen.  (Bendix,) 

Mit  Spinalanalgesie,  und  zwar  unter  Anwendung  von  Tropakokain  in 
Spinalflüssigkeit  gelöst,  hat  Völker  (478)  40  Fälle  operativ  behandelt.  Er 
fand  die  Spinalanalgesie  sehr  gut  brauchbar  bei  allen  Danmioperationen, 
den  äußeren  Genitalien  und  deren  Umgebung,  der  Scheide  und  für 
Operationen  am  Uterus,  bei  denen  das  Peritoneum  nicht  eröffnet  wird.  Die 
Wirkungen  sind  unsicherer  bei  Operationen  am  Peritoneum.  Für  Laparo- 
tomien eignet  sich  die  Spinalanalgesie  im  allgemeinen  nicht  Bei  Hernien- 
operationen  läßt  die  Methode  oft  im  Stich.  (Bendix.) 

Knrzwelly  (248)  hat  bei  53  Fällen  die  Medullaranästhesie  zur  An- 
wendung gebracht  und  sich  der  nach  Brauns  Angaben  hergestellten  Kokain- 
Suprarenintabletten  bedient,  die  je  0,01  Kokain  und  0,0001  Suprarenin  ent- 
halten. 

Nachwirkungen  traten  nur  fünfmal  auf,  sonst  gelang  die  Injektion  fast 
immer.  Es  handelte  sich  um  15  weibliche  und  38  männliche  Personen  mit 
chirurgischen  Leiden  des  Unterkörpers.  Die  volle  Höhe  erreichte  die  An- 
ästhesie gewöhnlich  erst  nach  zehn  Minuten  und  hielt  mindestens  eine 
Stunde  an.     Gefährliche  Zufalle  hat  K.  nie  gesehen.  (Bendia.) 

Nensebaner  (331)  fand,  daß  die  Spinalanalgesie  sehr  wertroU  bei 
Operationen  am  Rektum  ist,  da  nach  der  Injektion  der  Anus  ganz  weit 
klafft  und  man  ohne  weiteres  den  unteren  Abschnitt  des  Rektums  be- 
sichtigen kann.  (Bendix.) 

Puster's  (151)  Erfahrungen  über  Spinalanalgesie  sind  folgende:  JDie 
Spinalanalgesie  als  solche  erwies  sich,  Tropakokain  als  Injektions-,  Cerebro- 
spinalflüssigkeit  als  Lösungsmittel,  sowie  die  notwendigen  aseptischen 
Eautelen  vorausgesetzt,  stets  als  ein  quoad  vitam  gefahrloser  Eingriff.  Sie 
erwies  sich  für  alle  jene,  im  Mittel  zirka  eine  Stunde  dauernden  operativen 
Eingriffe,  welche  an  den  von  Nabelhöhe  nach  abwärts  gelegenen  Körper- 
teilen vorzunehmen  sind,  als  ein  größtenteils  gut  brauchbares  Anästhetikum. 
Die  Vorteile  gegenüber  der  Inhalationsnarkose  bestehen  in  der  Gefahrlosig- 
keit, und  darin,  daß  die  Begleiterscheinungen  intra-  und  post  operationem 
meistens  geringer  sind,  als  bei  der  Narkose,  Bis  auf  einen  Fall  traten 
keine  Folgeerscheinungen  auf.  Eine  Inhalationsnarkose  nach  Spinal- 
analgesierung  ist  fast  immer  leichter,  als  sonst  die  Narkose  wäre. 
Kontraindiziert  ist  die  Spinalanalgesie  im  Alter  unter  zehn  Jahren  und  bei 
akut  entzündlichen  eitrigen  Prozessen.  (Bendix,) 

Eendirdjy  und  Burgaud  (232)  haben  140  neue  Fälle  von  Rachi- 
Stovainisation    zusammengestellt    und    keinen    Mißerfolg    gesehen.       Die 


372  Chirurgische  Behandlung  der  Nervenkrankheiten. 

Maximaldosis   für  die   Operation   betrug  0,04—0,06   g.     Bei  kleinen  Ein- 
griffen am  Damin,  so  bei  Zirkumzision  genügten  sogar  oft  0,03  g. 

(Bendix.) 

Tuffler  (465)  bat  bisher  mit  Stovain  80  Operationen  ausgeführt,  und 
zwar  an  den  unteren  Extremitäten,  am  Perineum,  Rektum,  Anus,  Skrotum, 
Testikel,  Blase,  Uterus,  Hernien  und  an  einigen  Fällen  von  Appendizitis. 
£s  hat  die  Rückenmarksanästhesie  bei  den  übrigen  Bauchoperationen  auf- 
gegeben und  für  das  Stovain  dieselben  Indikationen  wie  für  das  Kokain 
gestellt.  (Bendut.) 

Freindeberger  (369)  hat  346  Rückenmarksanästhesien  ausgeführt. 
P.  benutzte  meist  Tropakokain,  wobei  die  Dosis  von  0,06  überschritten 
wurde,  ohne  üble  Folgen  hervorzurufen.  Nur  funfinal  wurde  Eukain  an- 
gewandt. Es  gelangten  in  der  Inguinal-  und  Unterbauchgegend  174  Ein- 
griffe zur  Ausführung;  bei  163  freien  Hernien  war  137  mal  komplette.  11  mal 
oberflächliche  und  10  mal  keine  Wirkung.  Bei  10  inkarzerierten  Hernien 
und  1  Sectio  alta  komplette  Wirkung.  In  der  Dammgegend  wurde  59  mal 
operiert  mit  fast  stets  kompletter  Wirkung.  An  den  unteren  Extremitäten 
war  die  komplette  Wirkung  etwas  weniger  konstant,  als  bei  den  in  der 
Dammgegend  ausgeführten  Eingriffen.  (Bendir.) 

Köder  (238)  hält  die  Lumbalanästhesie  für  ein  glänzendes  chirur- 
gisches Hilfsmittel  besonders  in  kleinen  Spitälern,  wenn  es  gelänge,  ein  dem 
Kokain  ebenbürtiges,  aber  uugiftiges  Surrogat  zu  finden.  (Bendix,) 

Ritter  V.  Karas  (228)  berichtet  über  seine  mit  Tropakokain- 
Anästhesie  des  Rückenmarks  erzielten  Resultate.  Er  sah  nie  irgendwelche 
Nebenwirkungen  während  der  Operation,  trotzdem  er  Dosen  von  0,06  bis 
0,10  g  benutzte.  Er  übte  seine  Methode  an  22  Fällen  aus,  die  im  Alter 
von  23  Jahren  standen,  bis  auf  einen  64jährigen  Mann.  Es  wurden  in 
Lumbalanästhesie  operiert:  5  mal  Bassinische  Radikaloperation  des  Leisten- 
bruches, 1  mal  Operation  bei  Samenaderbruch,  Hodenkastration  (Tuberkulose) 
und  Appendizitis.  3  mal  Faqueliuisierung  von  Hämorrhoidalknoten,  je 
1  mal  tuberkulöse  Periproktitis,  Resektion  des  Kreuzbeins,  tuberkulöser  flüft- 
abszeß,  Phlegmone  am  Oberschenkel,  Meißelung  am  schlecht  geheilten  Unter- 
schenkel, Schußwunde  mit  Phlegmone,  Amputation  des  Unterschenkels, 
Pirogoffsche  Amputation,  Resektion  der  Prostata.  (Bmdix.) 

Tilman  (456)  glaubt,  daß  wir  in  der  Lumbalanästhesie  durch  Ein- 
führung des  Stovains  eine  wesentliche  Bereicherung  unserer  Anästhesierungs- 
technik  sehen  müssen,  die  in  allen  Fällen,  wo  es  sich  um  Operationen  bis 
zum  Nabel  handelt,  indiziert  ist,  wenn  irgend  ein  Anlaß  die  Narkose  ver- 
bietet. Auch  bei  den  Fällen  von  Ischias,  bei  denen  jede  Therapie  ver- 
geblich ist,  und  bei  denen  die  unblutige  Dehnung  des  Nerven  wegen  der 
großen  Schmerzhaftigkeit  nicht  möglich  ist,  sollte  eine  Stovaininjektion  ver- 
sucht werden,  um  während  der  gewöhnlich  vier  Tage  dauernden  Schnien- 
losigkeit  die  Dehnung  vorzunehmen,  (Bendix.) 

Sonnenburg  (432)  hat  an  57  Fällen  seine  Beobachtungen  über 
Stovain-Anästhesie  des  Rückenmarks  gemacht  und  glaubt,  daß  die  Rücken- 
marksanästhesie eine  Umwälzung  in  der  Frage  der  Narkose  hervorrufen 
wird.  S.  glaubt,  daß  durch  ein  planmäßiges,  vorsichtiges  Vorgehen  die  An- 
ästhesie nicht  allein  für  die  unteren  Extremitäten  und  die  Bauchhöhle  durch 
das  Stovain  erlangt  werden  wird,  sondern  daß  auch  die  oberen  Extremitäten 
dem  Einfluß  dieses  Anästhetikums  bei  der  Lumbalpunktion  unterliegen 
werden.  Es  wurde  im  Durchschnitt  0,05  Stovain  gebraucht  Dauer  der 
Narkose  im  Durchschnitt  Vj^  Stunden.  (Bmdix,) 


Chirurgische  Behandlung  der  Nervenkrankheiten.  g73 

Cbirorgle  der  perlpberlseben  NMryen. 

Die  Arbeit  van  Lier's  (271)  zerfällt  iu  einen  chirurgischen  und 
physiologischen  Teil  und  wurde  veranlaßt  durch  eine  Operation  einer  eine 
Medianusparalyse  verursachenden  Narbengeschwulst  an  einem  Oberarm  eines 
Patienten  der  Amsterdamer  chirurgischen  Klinik.  Durch  Längsinzisionen 
iu  die  Narbemnassen,  welche  den  Nerven  komprimierten,  Herauspräparierung 
des  von  Bindegewebe  durchwachsenen  Nerven  und  Verlagerung  desselben 
in  einen  intakten  Bindegewebsspalt  gelang  es,  den  Nerven  faradisch  und 
galvanisch  wieder  erregbar  zu  machen  und  die  motorische  Funktion  der  von 
UuD  versorgten  Muskeln,  die  vorher  Entartungsreaktion  zeigten,  zur  Norm 
zurückzuführen. 

In  der  Besprechung  der  Theorien,  die  diesen  Heilungsvorgang  erklären 
wollen,  kommt  der  Verfasser  zu  dem  Schluß,  daß  durch  den  Druck  auf  den 
Nerven  das  Axoplasma  fortgedrückt  wird,  der  Nerv  seine  Leitfähigkeit  ver- 
liert und  dieselbe  erst  wiedergewinnen  kann  und  wiedergewinnt,  wenn  durch 
Aufhebung  des  Druckes  durch  Inzisionen  des  umschnürenden  Bindegewebes 
das  Axoplasma  wieder  zurückströmen  kann. 

Zu  dieser  Ansicht  wurde  der  Verfasser  durch  seine  physiologischen 
Untersuchungen  gebracht.  Er  experimentierte  an  dem  Ischiadikus  von  Rana 
temporaria,  dessen  Halsmark  er  durchschnitt.  Die  Kompression  des  Nerven 
übte  er  mit  fließendem  Wasser  oder  Quecksilber  aus.  Er  beobachtete  nun 
die  Einwirkung  des  Drucks  auf  die  latente  ßeizdauer  des  Nerven,  die  Be- 
ziehungen zwischen  Hubhöhe  und  Dauer  der  Druckwirkung  und  die  Zeit 
der  Wiederherstellung  nach  verschwundener  Leituugsfähigkeit.  Der  kom- 
primierte TeU^  der  Nerven  wurde  zwecks  mikrosl^opischer  Untersuchung 
herausgeschnitten,  unter  fortdauerndem  Dnick  10  Minuten  in  Pormalinlösung 
fixiert  und  darauf  nochmals  nach  Aufhebung  des  Druckes  10  Minuten  in 
derselben  Lösung  gehärtet.  Die  mikroskopische  Untersuchung  zeigte  u.  a. 
als  Wesentlichstes,  daß  das  Axoplasma,  das  den  Achsenzylinder  umgibt, 
fortgedrückt  war  und  dem  Myelin,  in  das  es  hineingepreßt  war,  ein  körniges, 
radiär  gestreiftes  Aussehen  gab.     Einzelheiten  sind  im  Original  nachzulesen. 

(Karplus.) 

Bardesco  (22)  erzielte  bei  einem  33  jährigen  Arbeiter,  welcher  an 
schmerzhafter  Gangrän  des  linken  Fußes  litt,  durch  die  Resektion  der  Nervi 
peronei  und  Tibialis  in  der  Kniekehle  ein  Nachlassen  der  Schmerzen  und 
Demarkation  der  gangränösen  Teile.  B.  schlägt  vor,  in  geeigneten  Fällen 
entweder  die  Resektion  der  Nerven  oder  die  Neurotomie  mit  nachfolgender 
Naht  auszuführen.  (Bendix.j 

LÖmiqnist  (276)  traf  im  russisch-japanischen  Kriege  recht  häufig 
verschiedenartige  Läsionen  der  peripheren  Nerven,  besonders  im  Plexus 
brachialis,  N.  ulnaris  und  Plexus  sacralis.  In  2  Fällen  lag  das  Bild  einer 
reinen  Neuritis  vor  nach  einer  Schußverletzung.  Verletzungen  des  Rücken- 
markes führten  meist  zu  dauernden  Lähmungen.  Kontusionen  des  Rücken- 
marks waren  eine  große  Seltenheit.  Die  meisten  Fälle  verliefen  tödlich. 
Ebenso  waren  auch  die  Gehirnschüsse  von  schwerer  Beschaffenheit  und 
meist  letal  verlaufend.  (Bendix.) 

Cutler  (101)  möchte  nicht,  daß  die  Exzision  des  oberen  sympathi- 
schen Halsganglions  bei  einfachem  Glaukom  in  Mißkredit  kommt,  und  teilt 
Fälle  mit,  bei  denen  die-  Operation  befriedigende  funktionelle  Resultate  er- 
zielt hat.  Die  Exzision  soll  bessere  Erfolge  aufzuweisen  haben,  als  die 
Iridektomie.  (Bendix.) 


374  Ghirurgische  Behandlung  der  Nervenkrankheiten. 

Als  transitorische  Ellumpfüße  bezeichnet  Saxl  (411)  diejenigen  schlaffen 
Bein-  und  Faßlähmungen,  bei  denen  die  Wadenmuskulatur  mehr  oder  weniger 
gut  erhalten  und  die  Musculi  peronei  ziemlich  kräftig  sind,  dagegen  der 
Tibialis  anticus  ganz  oder  teilweise  gelähmt  ist  und  der  Extensor  digitalis 
communis  und  der  Extensor  hallucis  paretisch  sein  können.  In  unbelastetem 
Zustande  steht  der  Fuß  in  Spitzfußstellung  (besonders  bei  Poliomyelitis). 
Beim  Sitzen  aber  steht  der  Fuß  in  Hohlspitzfußstellung  und  abduziert  (pro- 
natorische Wirkung  der  Peronei).  Der  paralytische  Klumpfuß  kann  durch 
geeignete  orthopädische  Mittel  yerhütet  werden,  der  ausgebildete  SpitzM 
ist  durch  Redressement  und  nach  Kräftigung  der  Muskulatur  eventuell  durch 
Transplantation  zu  beseitigen.  (Bendix.) 

Rosenkranz  (395)  beschreibt  einen  Fall  Ton  angeborenen  Kontrak- 
turen der  Extremitäten  bei  einem  10  jährigen  Knaben.  Beide  Arme  sind 
sehr  schwach  und  kürzer  als  normal,  der  linke  ist  noch  schwächer  als  der 
rechte,  besonders  die  Schultermuskulatur.  Die  Hände  sind  mäßig  gebeugt 
und  in  geringer  Ulnarflexion,  die  rechte  in  Mittelstellung  zwischen  Pronation 
und  Supination.  Jede  elektrische  Erregbarkeit  an  den  vom  N.  radialis  ver- 
sorgten Muskeln  fehlt.  Biceps  ist  erregbar,  hintere  Portion  des  Deltoideus 
schwächer  erregbar,  als  die  vordere.  Die  Annahme  einer  Rückenmarfa- 
affektion  scheint  in  diesem  Falle  sehr  berechtigt  zu  sein.  In  vielen  Fällen 
kongenitaler  Kontrakturen  scheint  aber  die  Entstehung  nicht  neurogen  zu 
sein,  sondern  rein  mechanischer  Natur.  (Bendix.) 

Wölfler  (506)  hat  erfolgreich  die  Naht  des  Nervus  hypoglossus  aus- 
geführt Es  handelte  sich  in  dem  Falle  um  eine  Lähmung  der  rechten 
Zungenhälfte,  die  durch  die  Nerven  naht  fast  völlig  geheilt  wurde.  Auch  die 
faradische  und  galvanische  EiTegbarkeit  des  Nerven  war  fast  ganz  normal. 

(Bmdix.) 

Voltz  (479)  teilt  zwei  Fälle  von  traumatischen  Lähmungen  mit,  welche 
durch  die  paraneurotische  Naht  der  verletzten  Nerven  mit  Vorteil  behandelt 
wurden.  Zur  Einbettung  der  Nerven  wurden  Gelatineröhren  benutzt,  die 
Verf.  in  2  7o  Formalinlösung  erhärten  und  in  verschiedener  Größe  anfertigen 
läßt.  (Bendix:) 

Spitzys  (438)  Versuche  der  Nervenplastik  beziehen  sich  hauptsächlich 
auf  die  Technik  der. bisher  gebräuchlichen  Methoden.  Er  bediente  sich  mit 
Vorliebe  der  Hunde,  die  ihm  die  besten  Resultate  lieferten.  Er  erzielte 
durch  Vemähung  des  durchschnittenen  N.  Peroneus  mit  dem  N.  tibialis 
funktionell  günstige  Resultate;  auch  anatomisch-histologisch  war  das  Ergebnis 
gut.  Sp.  bediente  sich,  was  die  Technik  der  Einpflanzung  selbst  betrifil, 
der  Fixierung  des  zu  implantierenden  Nerventeiles  in  einen  Längsschlitz  des 
bahiigebenden  Nerven.  '  (Bendix.) 

Gluck  (160)  hat  die  greflFe  nerveuse  erfolgreich  bei  einem  12jähiigen 
Knaben  mit  Facialisparalyse  ausgeführt.  Es  wurde  der  Nervus  facialis  am 
Foramen  stylomastoideum  oder  in  der  Gegend  der  Glandula  parotis  aof- 
gesucht.  Um  den  Accessorius  zu  finden,  wird  dicht  hinter  dem  Ansatxe 
des  Ohrläppchens  ein  Schnitt  am  vorderen  Rande  des  Kopfnickers  ausgeführt 
und  der  Nervus  accessorius  an  der  Stelle,  wo  er  in  den  Muskelbauch  eintritt, 
bloßgelegt.  Die  Verbindung  des  N.  accessorius  mit  dem  N.  facialis  erzielte 
ein  gutes  funktionelles  Resultat,  und  der  Patient  wurde  angehalten,  vor  dem 
Spiegel  koordinierte  mimische  Bewegungen  auszuführen,  respektive  einzuüben. 

(Bendix) 


Chirurgische  Behandlung  der  Nervenkrankheiten.  375 

CUmrglsebe  Bshandlimg  der  Myopathien,  Halsmaskelkrampfe. 

lahmimgeii. 

Flatau  (133)  rät  zur  KombinatdoD  orthopädischer,  gymoastischer  und 
psychischer  MaßaahmeD.     (Hypnose.) 

Eine  karze  Skizze  Hoffa's  (208)  der  im  Titel  genannten  Materie. 

(Karplus,) 

Duval  (120)  gibt  eine  Methode  an,  die  flügelfönnig,  infoige  Lähmung 
des  M.  Rhomboideus  und  M.  serratus  iongus  abstehenden  Scapulae  an  den 
Torax  zu  fixieren  und  ihre  normale  Bewegungsfähigkeit  zu  erhalten.  Er 
sucht  die  Scapula  mit  den  Rippen  zu  vereinigen  und  einen  fibrösen,  kurzen 
aber  soliden  Kallus  zu  erzielen,  der  die  Beweglichkeit  der  Scapula  erhält. 
Außerdem  transplantiert  er  an  den  Angulus  superior  internus  die  langen 
Kückenmuskeln,  um  die  normale  Lage  der  Scapula  zu  erhalten.     (Bendia,) 

Strnmektomle. 

Interessanter  kasuistischer  Beitrag  ReicheFs  (385)  über  auftretende 
Stömngen  nach  Kropfoperation.  Trotz  Zurücklassens  hühnereigroßer 
Schilddrüsenreste  traten  in  zwei  Fällen  von  Strumektomie  Tetanie  und 
Xachexia  strumipriva  auf,  die  sich  durch  Thyreoidingaben  oder  spontan 
erst  nach  Anwachsen  des  zurückgebliebenen  Kropfrestes  wieder  besserten. 
In  dem  einen  Fall  besserte  sich  die  Kachexie,  obgleich  das  Klropfrezidiv 
carcinomatöser  Natur  war.  (Kaiplm.) 

CUnirgisclie  Beliandlimo  von  Neurosen;  Epilepsie,  Eklampsie, 
Moriras  Basedowll. 

An  der  Hand  mehrerer  beweisender  Fälle  legt  Hermkes  (198)  dar,  daß 
die  chirurgische  Behandlung  der  Psychosen  und  Neurosen  möglichst  ein- 
geschränkt werden  muß,  daß  man  möglichst  die  Heilung  der  Psychose 
abwarten  und  überhaupt  nur  dringliche  Operationen  vornehmen  soll;  die 
Einleitung  der  künstlichen  Entbindung  bei  Schwangerschaftsneurosen  und 
Psychosen  ist  in  manchen,  durchaus  aber  nicht  in  allen  Fällen  geboten. 

(Davidsohn,) 

Nach  kurzer  Besprechung  der  verschiedenen  Theorien  der  genuinen 
Epilepsie  wendet  sich  Friedrich  (146)  zur  Erörterung  der  Gründe,  die 
Kocher  veranlaßten,  auf  chirurgischem  Wege  die  Epilepsie  zu  beeinflussen. 
Kocher  fand  im  epileptischen  Anfall  den  intrakraniellen  Druck  gesteigert 
und  sah  diese  Drucksteigerung  als  die  Ursache  des  Anfalles  an.  Kocher 
glaubt  nun  durch  Anlegung  eines  größeren  Ventils  mittels  Trepanation 
und  Ekzision  eines  größeren  Stückes  der  Dura  mater  über  der  hinteren  Por- 
tion der  rechtsseitigen  Stimwindungeu  und  längerer  Drainage  der  Seiten- 
veutrikel  die  intrakraniellen  Druckverhältnisse  regulieren  und  die  Anfälle 
beeinflussen  zu  können. 

Verfasser  bekämpft  die  Kochersche  Theorie  und  zeigt  an  der  Hand 
seiner  chirurgisch  behandelten  Fälle,  daß  die  Drucksteigerung  im  Anfall 
nur  Symptom  ist  und  keine  den  Anfall  auslösende  Rolle  spielt.  Trotzdem 
ist  die  Anlegung  von  großen  Schädellücken  mit  Extirpation  der  Dura  mater 
bisweüen  von  günstigem  Erfolge  selbst  bei  den  schwersten  alten  Fällen  von 
sogenannter  genuiner  Epilepsie.  Man  muß  sich  vorstellen,  daß,  da  die  dem 
Anfalle  zu  Grunde  liegenden  Prozesse  sich  wahrscheinlich  in  der  Hirnrinde 
abspielen,  durch  Anlegung  von  Schädellücken  die  Hirnrinde  günstig  beein- 
flußt werden  kann. 


g76  Chirurgische  Behandlung  der  Nervenkrankheiten. 

Für  das  günstige  Resultat  der  chirurgischen  Operation  ist  nach 
Friedrichs  Erfahrung  der  Ort  der  Trepanation  von  ausschlaggebender  Be- 
deutung. Durch  sorgfältige  Aufnahme  von  Anamnesen,  die  sich  besonders 
auf  Erinnerung  erlittener  früherer  Traumen  erstreckten,  .und  sorgfältige 
Untersuchung  der  Kopfhaut  der  Kranken,  ist  er  zu  der  Überzeugung  ge- 
kommen, daß  zahlreiche  Fälle  „genuiner  Epilepsie"  traumatischen  Ursprungs 
sind.  Er  möchte  den  BegrifE  „genuine  Epilepsie^  ausgemerzt  wissen  und 
spricht  von  Epilepsie  sicher  traumatischen,  unsicher  traumatischen  und  un- 
wahrscheinlich traumatischen  Ursprungs.  Häufig  entsprechen  die  Symptome 
der  Aura  der  Gegend  des  erlittenen  Schädeltraumas.  In  diesen  Fällen 
legt  er  die  Schädellücke  an  diesen  Ort  an.  Nur  wo  kein  Schädeltrauma 
nachweisbar  ist,  und  dadurch  kein  Hinweis  auf  eine  bestimmte  Gehirnstelle 
gegeben  ist,  legt  er  die  Lücke  am  Orte  der  Wahl,  d.  h.  über  dem  hinteren 
Umfang  der  rechtsseitigen  Stirnwinduug  wie  Kocher  an.  Unter  elf  Fällen 
alter  sogenannter  genuiner  Epilepsie,  die  zum  großen  Teil  mit  schweren 
Geistesstörungen  kompliziert  waren,  gelang  es  ihm,  in  zwei  Fällen  Besserung, 
in  einem  Fall  Heilung  zu  erzielen.  Die  Beobachtung  der  operierten  Fälle 
reicht  4—6  Jahre  zurück.  (Karpia».) 

Wilson  (502)  teilt  neun  Fälle  von  puerperaler  Eklampsie  mit,  welche 
glücklich  verliefen.  Er  führt  die  Resultate  darauf  zurück,  daß  sofort  beim 
Eintreten  von  Konvulsionen  die  Puerpera  tief  chloroformiert  und  das  Kind 
entwickelt  wurde.  In  allen  Fällen  hörten  mit  der  Entbindung  die  eklamp- 
tischen  Krämpfe  auf.  (Bendix,) 

Beck  (25)  empfiehlt  neben  allgemeiner  Therapie  eine  energische 
Röntgenbehandlung,  während  in  schweren  Fällen  die  halbseitige  Schild- 
drüsenexstirpation  der  Röntgenbehandlung  vorausgehen  soll;  in  den  aller- 
schwersten  Fällen  soll  sogar  die  Röntgenbehandlung  das  primäre  sein.  Er 
schildert  einen  schweren  Fall  von  Morbus  Basedowii,  bei  dem  die  Exzision 
der  SchilddrüsenhäLfte  mit  nachfolgender  Röntgenbehandlung  in  ca.  sechs 
Monaten  zur  Heilung  führte,  sodaß  auch  die  zurückgebliebene  Schilddrüsen- 
hälfte  verschwand,  ebenso  der  Exophthalmus  und  die  Tachykardie.  Warnen 
muß  man  aber  wohl  davor,  es,  wie  Beck  vorschreibt,  zu  einer  Röntgen- 
dermatitis  dritten  (!)  Grades  kommen  zu  lassen.  (Davidsohn,) 

Lessing  (265)  tritt  für  die  chirurgische  Behandlung  der  Basedow- 
schen Krankheit  ein,  die  häufig,  wie  er  an  einigen  in  der  Chinirgischen  Klinik 
der  königlichen  Charit^  behandelten  Fällen  nachzuweisen  sucht,  an  Heilung 
grenzende  Erfolge  aufzuweisen  hat,  selbst  bei  Personen,  die  vorher  jahrelang 
intern  behandelt  worden  waren.  Die  Operation  soll  frühzeitig  vorgenommen 
werden,  bevor  das  Herz  stark  gelitten  hat.  (Karjdus,) 

Die  Arbeit  Priedheim's  (144)  stammt  aus  der  chirurgischen  Ab- 
teilung des  Krankenhauses  Hamburg-Eppendorf.  Von  20  operierten  Basedow- 
fällen sind  70  ^/^^  der  Fälle  geheilt.  Der  jüngste  Heilerfolg  dauert  4  Jahre, 
der  älteste  15  V«  Jahre  an.  26  7o  der  Fälle  sind  gebessert,  versprechen 
aber  bei  einer  Nachoperation  zum  Teil  auch  Heilerfolge.  1  Fall  starb.  Die 
Mortalität  beträgt  demnach  5  ^L,  während  die  allgemeine  Mortalität  des 
Leidens  auf  12  %  berechnet  wird.  (Karpbis.) 

Kayser  (231)  tritt  für  den  vaginalen  Kaiserschnitt  bei  Eklampsie  ein, 
um  eine  rasche  Entbindung  zu  erzielen.  Der  vaginale  Kaiserschnitt  sei  allen 
anderen  forcierten  Entbindungsmethoden  vorzuziehen.  (Bendis*) 

Mainzer  (282)  hat  sich  bei  zwei  Fällen  von  Eklampsie  überzeug»» 
können,   daß   der  vaginale  Kaiserschnitt  auch  bei  völlig  virginal  erhaltener 


Therapie  der  Krankheiten  des  Gehirns,  Rückeniuarks  und  der  peripherischen  Nerven.  Q'JJ 

Portio  eine  außerordentlich  leichte  und  gefahrlose  Operation  darstellt.     M. 
hat  beide  Fälle  von  Eklampsie  durch  den  vaginalen  Kaiserschnitt  gerettet. 

(Bendix.) 

Bei  einem  12  Jahre  alten  und  einem  10  jährigen  an  Wundstarrkrampf 
leidenden  Knaben  hat  Neugebauer  (330)  Duralinfusionen  mit  Behringschem 
Tetanasheilserum  erfolgreich  angewandt.  Es  trat  keinerlei  Beizung  des 
Gehirns  oder  Eückenmarks  ein  und  trotz  der  großen,  rasch  aufeinander 
folgenden  Einspritzungen  fehlte  jegliches  Zeichen  von  Kopfschmerzen,  Brech- 
reiz oder  Lokalstörung.  (Bendix,) 

Riedel  (389)  macht  auf  die  Fälle  von  geistiger  Schwäche  (Imbezillität) 
aufmerksam,  bei  denen  chirurgische  Leiden  einen  abnormen  Verlauf  nehmen. 
So  heilte  bei  einem  22  jährigen  Mann  eine  Oberschenkelfraktur  trotz  Knochen- 
naht nicht.  Bei  einem  anderen  Imbezillen  war  Anschwellung  der  Fuß-  und 
Kniegelenke  (Hydrops  genu)  beobachtet  worden  nach  einem  ganz  geringen 
Trauma.  Bei  diesem  Fall  scheint  aber  Syringomyelie  vorzuliegen  und  kein 
mit  der  geistigen  Schwäche  in  Beziehung  stehendes  körperliches  Leiden. 

(Beiidix,) 

Wagner  V.  Jauregg  (488)  spricht  über  die  Indikationen  zur  Unter- 
brechung der  Schwangerschaft  vom  psychiatrischen  oder  neurologischen  Stand- 
punkte. In  Erwägung  gezogen  kann  die  Unterbrechung  der  Schwangerschaft 
werden  bei  eintretenden  Psychosen,  bei  Chorea  gravidarum^  bei  Hysterie 
und  EpUepsie.  VV.  weist  darauf  hin,  daß  seiner  Meinung  nach,  die  be- 
rechtigten neurologischen  und  psychiatrischen  Indikationen  zur  Einleitung 
des  Abortes  sehr  selten  sind.         ^^  (Bendia.) 

HBXkdek  (192)  gibt  einen  Überblick  über  die  im  Anschluß  an  meist 
geringe  chirurgische  Erkrankungen  sich  anschließenden  Beschwerden  nervöser 
und  anderer  Art  und  über  die  Momente,  welche  das  Vorliegen  einer  Simu- 
lation oder  starker  Übertreibung  wahrscheinlich  machen.  (Bendix,) 

Holz  (209)  glaubt  auf  Grund  zweier  Fälle  folgende  Schlüsse  ziehen 
zu  können:  Exophtiialmus,  wenn  er  nicht  eine  mechanische  Protrusio  bulbi 
ist,  rechtfertigt  auch  als  einziges  Symptom  die  Diagnose  des  Morbus  Basedowii. 
—  Morbus  Basedowii  ist  eine  Vergiftung  des  Zentralnenrensystems  durch 
abnorme  innere  Sekretion.  —  Sie  kann  auch,  ebenso  Epilepsie  und  Chorea, 
durch  adenoide  Vegetationen  hervorgerufen  werden.  —  Durch  Entfernung 
Ton  adenoiden  Vegetationen  kann  Morbus  Basedowii,  Chorea  und  Epilepsie 
geheilt  werden.  (Bendir,) 


Therapie  der  Kraikhelten  des  Gehirns,  RackeDmarl[S  und  der 
peripherischen  Nenren. 

Referent:  Dr.  M.  El  och -Berlin. 

1.  AbbS,  B.,  £zophthalmic  Goitre  Beduced  by  Badium.  Arch.  Koentg.  Ray.  London. 
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2.  Albu,  A.,  lieber  Ma^^enkrämpfe,  ihre  pathognomonische  Bedeutung  und  Behandlung. 
Zeitschrift  für  ärstl.  Fortbildung.     1.  Jahrg.     1904.     p.  345. 

2a.  Allaeys,  H.,   Nevralgie   faciale   rebelle  guerie  par  injection  d'alcool  k  ßO^.     Bev. 
trimest.  Suisse  d'ont.    Zürich  u.  Genäve.    XV.     293—296. 

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4.  Alt,  Konrad,  Die  Bekämpfung  des  Status  epilepticus.   Münch.  Medizin.  Wochenschr. 
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g78  Therapie  der  Krankheiten  des  Gehirns, 

5.  Anonym,  E.  v.  S..  Ueber  die  Rohe  des  Gemütes  bei  Kranken.  Zeitschrift  for 
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27.  Derselbe,  Importance  de  la  Psychotherapie  dans  le  traitement  des  impulsions  sexuelles, 
ibidem.    Vol.  XX,  p.  138.    (Sltmngiberleht.) 

28.  Derselbe,  Le  begaiement  graphique  et  son  traitement  psychologique.  Rev.  de  Thypnot 
et  psychol.  physiol.  Paris.     1904—5,  XIX.     143—146. 

29.  Derselbe,  L'onanisme  mental  et  son  traitement  psychotherapique.  ibidem.  XIX. 
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30.  Derselbe,  La  suggestibilite  des  alcoholiques.     ibidem.    XIX.    255. 

31.  Bernheim,  Suggestion  et  persuasion.  Rev.  med.  de  TEst.  Nancy.  XXXV'IL  193; 
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32.  Bianchi,  A.,  L'ectotherapic  cerebrale.  Rev.  de  Thypnot.  et  psychol.  physiol.  XX 
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33.  Bieling,  Ueber  die  Notwendigkeit,  den  Alkohol  in  ärztlich  geleiteten  Heilanstalten 
in  die  Apotheke  zu  verbannen  und  über  die  Durchführbarkeit  dieser  MassregeL 
Zeitschrift  f.  Krankenpflege.     Okt.     p.  369. 

34.  Bienfait,  A.,  Traitement  des  nevroses.     Gaz.  med.  Beige.     1904 — 5.     XVII.   3—5. 

35.  Blanchon,  H.,  De  l'antalgol  dans  l'insomnie.  Corresp.  med.  Paris.  X.  No.  243. 
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38.  Boas,  J.,  Diagnose  und  Therapie  der  nervösen  Magendarmerkrankungen.  Deutsche 
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Bückenmarks  und  der  peripherischen  Nerven.  g79 

B9.  Bökelmann,  lieber  die  Wirkung  des  Bromipins  bei  durch  Brom  erzeugten  Haut- 
affektionen Epileptischer.    Aerztliche  Kundschan.    Ko.  27.     p.  1. 

40.  Bonjour,  Peut-on  provoquer  l'accouchement  par  la  Suggestion  hypnotique?  Revue 
medicale  de  la  Suisse  Romande.     No.  11.     p.  744. 

41.  Bonn  et,  M.  Oeraud,  Traite  pratique  d'hypnotisme  et  de  Suggestion  therapeutiques. 
Frocedes  d'hypnotisation  simples,  rapides,  inoffensifs.  A  l'usage  des  medecins,  phar- 
maciens,  professeurs,  instituteurs  et  des  gens  du  monde.  Pr^face  par  Charles  Cotar. 
Paris.    J.  Rousset. 

42.  Born,  O.  H.,  Nervöse  und  Schwachbegabte  Kinder.  Praktische  Ratschläge  und 
neoe  Mittel  zur  Beseitigung  geistiger  und  körperlicher  Fehler  der  Kinder.  Leipzig. 
F.  W.  Gloeckner. 

43.  Bonche,  G.,  Le  traitement  des  epileptiques  en  eolonie.  Joum.  med.  de  Bmx.  X. 
698—702. 

44.  Bourneville,  Recherches  cliniques  et  therapeutiques  sur  l'epilepsie,  l'hysterie  et 
Tidiotie.     Compt.  rend.  du  service  des  enfants  idiots  de  Bicetre  pendant  l'annee  1903. 

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390  Therapi«  der  Krankheiten  dei  CMiros, 

$99.  Zypkin,  S.  M.,  Zar  Befaandlang  interstitieller  Erkrankongen.  Falle  von  Tab« 
dorsalis  mit  Myelitis  chronica  mit  Keratin  behandelt.  Wiener  klin.  Woeheoichrift 
No.  32,  p.  848. 

Morbus  Basedowll  Cliorsa. 

Ri viere  (304)  hat  bei  einer  gewissen  Reihe  Ton  Fällen  von  Chorea 
minor  Versuche  mit  Ergotin,  kombiniert  mit  kleinsten  Stiychnindosen,  gemacht 
und  bei  etwa  der  Hälfte  der  Fälle  den  Eindruck  eines  sehr  günstigen 
Einflusses  gewonnen,  ohne  die  Schwierigkeiten  zu  verkennen,  die  sich  einer 
objektiven  Beurteilung  des  Heilwertes  von  Medikamenten  bei  der  Behandlung 
der  Chorea  entgegenstellen.  In  jüngster  Zeit  hat  er  besonders  gute  Erfolge 
mit  einer  Kombination  von  Ergotin  mit  Fowlerscher  Lösung  gesehen. 

Eine  Übersicht  über  die  gebräuchlichen  Methoden  der  Behandlung  der 
Chorea  minor  gibt  Grenet  (146).  Dieselbe  enthält  nichts  neues,  bemerkt 
sei  nur,  daß  Verf.  das  Antipyrin  in  der  Behandlung  des  Veitstanzes  dem 
Arsenik  fast  gleichwertig  an  die  Seite  stellt.  Die  hohen  Dosen  des  Arsens, 
wie  sie  von  Comby  u.  a.  empfohlen  worden  sind,  perhorresziert  Verf.  mit 
Recht. 

Mit  Aspirin  hat  Gtormonig  (139)  in  3  Fällen  von  Chorea,  darunter 
einem  von  Chorea  gravidarum,  überraschend  schnell  Heilung  erzielt,  einmal 
nach  10  Tagen  und  zweimal  nach  3  Wochen.  Die  Dosierung  betrug  dreimal 
täglich  0,5 — 1,0,  in  dem  Fall  von  Chorea  gravidarum  stieg  Verf.  bis  zu 
5  g  pro  die.  Verf.  ließ  nach  3 — 5  Tagen  eine  Pause  von  3  Tagen  in  der 
Medikation  eintreten.  Ref.  will  nicht  verhehlen,  daß  Dosen  von  8  g  pro 
die  wenigstens  bei  Kindern  nur  mit  Vorsicht  gegeben  werden  sollten,  er 
selbst  hat  —  allerdings  bei  einem  fiebernden  KJude  —  schon  nach  1,5  g 
pro  die  einen  schweren  Kollaps  beobachtet. 

Dreyfas  (106)  gibt  ein  kritisches  Referat  über  die  Therapie  der 
Basedowschen  Krankheit  in  den  letzten  Jahren.  Die  Arbeit  bringt  zwar 
keine  eigenen  Erfahrungen  und  Beobachtungen,  ist  aber  wertvoll  durch  die 
Vollständigkeit  des  verarbeiteten  Materials;  das  Literaturverzeichnis  enthält 
117   Nummern. 

Bei  einer  Diskussion  der  Chicagoer  neurologischen  Gesellschaft  über 
Morbus  Basedowii  empfiehlt  Barker  (16)  Ruhe  und  Isolierung  neben 
systematischer  Psychotherapie  sowie  Behandlung  mit  Antithyreoidin.  Falb 
hiermit  Erfolg  nicht  erzielt  wird,  soll  operiert  werden,  doch .  nicht,  wenn 
bereits  Cachexie  oder  merkliche  Herzschwäche  eingetreten  ist.  Über  günstige 
Erfolge  mit  der  Serumtherapie  berichten  bei  der  gleichen  Gelegenheit  Sidney 
Kuh  und  Mix. 

Epilepsie,  Eklampsie. 

Wherry  (383)  betrachtet  als  Vorbedingung  für  eine  erfolgreiche 
Behandlung  der  Epilepsie:  eingehendes  Studium  jedes  Einzelfalles,  Anpassung 
der  verordneten  Medikamente  an  die  individuellen  Verhältnisse,  persönliche 
Überwachung  und  Individualisierung  der  Diät,  völligen  Wechsel  der  Umgebung. 
Diese  Bedingungen  gestatten  weder  eine  Behandlung  im  Hause  noch  in 
großen  Anstalten  und  erfordern  jahrelange  Behandlung  und  Geduld.  Nur 
in  kleinen  Anstalten  sind  diese  Bedingungen  durchführbar.  Verf.  glaubt  aber, 
daß  der  Prozentsatz  der  Heilungen  bei  Erfüllung  derselben  wesentlich  erhöht 
werden  könne,  besonders  wenn  die  Aufnahme  in  einem  frühen  Stadium  des 
Leidens  erfolgt.  Mit  der  Anschauung,  daß  wir  bei  der  Behandlung  der 
Epilepsie   noch  in  den  Kinderschuhen  stecken,   dürfte  Verf.   aber  zweifellos 


ftäckenmarks  and  dor  peripheriachea  Nerven.  Q^l 

im  Recht  sein,   ebenso  mit  der  Eorderung  einer  starken   Yennehrung  von 
Spezialiieilaastalten  für  Epileptiker. 

Bosanoff  (313)  bat  eine  Reihe  Ton  Diätversuchen  unter  allen  Kautelen 
an  Epileptikern  angestellt,  aus  denen  herrorgeht,  daß  eine  gemischte  Diät 
keinen  anderen  Effekt  auf  den  Verlauf  der  Epilepsie  ausübt,  als  eine  rein 
?egetarische,  die  entsprecheoden  Mengen  von  Fäanseneiweiß  enthaltende 
Diät,  daß  also  der  ausschließliche  Gebrauch  Ton  Vegetabilien  bei  der  Epilepsie 
pj^t  indiziert  ist.  Dagegen  ergab  sich,  daß  sowohl  ein  Übermaß  als  auch 
eiti  aasgesprocbeaes  Minus  an  Proteiden  in  der  Nahrung  einen  ungünstigen 
Eiofluß  auf  die  Zahl  der  Anfälle  ausübt.  Am  ungünstigsten  gestaltet  sich 
der  Verlauf  der  Krankheit  bei  einem  Übermaß  won  Eiweißaufnahme  und 
mangelnder  Kohlehydratnahruug;  alsdann  nimmt  die  Zahl  der  Anfalle  erheb- 
lich zu,  und  der  Pat.  erleidet  physisch  wie  psychisch  erhebliche  Schädigungen. 
Die  praktische  Folgerung  aus  den  Versuchen  besteht  darin,  den  Epileptikern 
soviel  Kohlehydrate  und  Fette  zu  geben,  als  sie  irgend  zu  assimilieren  ver- 
mögen, Eiweiß  dagegen  nicht  mehr,  als  zur  Erhaltung  des  Stickstoffgleich- 
gewichts erforderlich  ist,  aber  auch  nicht  weniger. 

J.  und  R.  Voisin  (371)  kommen  bezüglich  der  Diät  bei  der  Epilepsie 
auf  Grund  klinischer  Erfahrungen  zu  dem  Schluß,  daß  das  ausschließlich 
aus  Milch  und  Vegetabilien  bestehende  Diätregime  auf  einer  zu  weiten  Aus- 
dehnang  einer  pathogenetischen  Theorie  dieser  Neurose  beruht,  nämlich 
der  der  Autointoxikation  und  auf  einer  wahrscheinlich  irrigen  Auffassung 
der  Stoffwechselvorgänge  bei  der  Fleischverdauung.  Genuß  von  Fleisch  und 
stickstoffhaltiger  Nahrung,  welcher  Art  auch  immer,  ist,  vorausgesetzt,  daß 
er  sich  in  mäßigen  Grenzen  hält,  nicht  imstande,  die  Zahl  der  Anfälle  zu 
Yermehren.  Es  genügt,  daß  der  Epileptiker  neben  der  Bromtherapie  den 
Regeln  einer  guten  Ernähningshygiene  nachkommt  und  Verdauungsstörungen 
meidet. 

Bökelmann  (39)  urteilt  folgendermaßen  über  Bromipin:  1.  Bromipin 
ist  angezeigt  bei  allen  durch  Bromsalz  erzeugten  Hautaffektionen,  da  sein 
Gebrauch  keinerlei  Störung  der  Haut  hervorruft.  Durch  Bromsalze  ver- 
ursachte schwere  Hautaffektionen  verschwinden  nach  Bromipinanwenduug 
verhältnismäßig  rasch  und  vollständig.  2.  Wird  die  orale  und  rektale  Appli- 
kation nicht  vertragen,  so  kann  die  Verwendung  von  Emulsion  von  Nutzen 
sein.  Auch  Kapseln  und  Tabletten  sind  empfehlenswert.  3.  Als  Antispas- 
modikum  reiht  es  sich  den  Bromsalzen  ebenbürtig  an  und  ist  denselben  in 
manchen  Fällen  überlegen.  4  Nebenwirkungen  auf  das  Zentralnervensystem 
(Depression)  können  bei  größeren  Quantitäten  eintreten,  werden  aber  durch 
individualisierte  Dosen  vermieden.  Sprunghafte  Steigerungen  sind  tunlichst 
zu  vermeiden. 

Ehreke  (113)  hat  in  Uchtspriuge  Versuche  mit  Bromeigon  und  Pepto- 
ßromeigon  an  Epileptikern  angestellt,  die  ergeben  haben,  daß  die  genannten 
Mittel  in  denselben  Dosen  wie  die  Bromsalze,  nicht  imstande  sind,  die 
Erampfanfälle  in  sichtbarer  Weise  zu  beeinflussen.  In  einigen  Fällen 
erwiesen  sie  sich  nützlich  durch  Ausbleiben  der  sonst  bei  Brommedikation 
sich  zeigenden  Nebenerscheinungen,  ohne  daß  aber  das  Auftreten  von 
Bromakne  und  Bromismus  absolut  bei  ihnen  ausgeschlossen  ist.  Vielleicht 
empfehlen  sich  weitere  Versuche  mit  höherer  Dosierung. 

Fickler  (124)  hat  von  einigen  neuerdings  empfohlenen  Methoden  zur 
Behandlung  der  Epilepsie  die  Cenische  Serum therapie,  das  Opocerebrin 
(Poehl)  und  das  Lithiumkarbonat  (Krainsky)  einer  Prüfung  unterzogen, 
die  für  die  beiden  ersten  Methoden  völlig  negativ  ausfiel  und  für  die  letzte 
als  B«sultat  ergab,  daß  zwar  die  Anfälle  an  Zahl  wesentlich  zurückgingen; 


392  Therapie  der  Krankheiten  des  Gehirns, 

dafür  trat  aber  eine  erhebliche  Verschlechterung  auf  psychischem  Gebiet 
ein;  alle  psychisch-motorischen  Vorgänge  waren  hochgradig  verlangsamt, 
schließlich  trat  Sopor  ein,  in  dem  ein  Patient  nach  3  wöchentlicher  Verab- 
reichung des  Mittels  (3  mal  tägl.  1,0)  an  Pneumonie  zu  Grunde  ging.  Nach 
diesen  Erfahrungen  sah  Verf.  von  weiterer  Prüfung  der  Methode  ab. 

In  den  Bromsalzen  sieht  Verf.  auch  kein  Heilmittel  der  Epilepsie, 
sondern  nur  ein  die  Erregbarkeit  der  Hirnrinde  herabsetzendes  und  dadurch 
die  Zahl  der  Anfälle  verminderndes  Medikament,  an  das  aber  sehr  schnell 
Gewöhnung  eintritt.  Verf.  empfiehlt  das  Brom  nur  periodisch  zu  verab- 
reichen. Das  wesentliche  bei  der  Behandlung  der  Epilepsie  ist  Regelung 
von  Diät  und  Lebensweise  und  Fernhaltung  aller  physischen  und  psychi- 
schen Reize. 

G^llns  (138)  hat  bei  drei  Epileptikern  die  Cenische  Serumtherapie 
versucht,  ohne  dabei  irgendwelche  nennenswerte  Erfolge  zu  erzielen.  Die 
Patienten  hatten  seit  längerer  Zeit  (7  Monate  bis  2  Jahre)  Brom  nicht 
erhalten.  Weder  die  Zahl  der  Anfälle  noch  das  psychische  Verhalten 
erfuhren  eine  Änderung,  nur  das  Körpergewicht  stieg  nicht  unerheblich  an. 
Auch  eine  in  der  letzten  Zeit  der  Therapie  durchgeführte  Kombination  mit 
Bromdarreichung  war  erfolglos. 

Spratling  (349)  ist  auf  Grund  langjähriger,  umfassender  Erfahnmgen 
zu  der  Überzeugung  gekommen,  daß  bei  der  Behandlung  der  Epilepsie  im 
allgemeinen  viel  zu  hohe  Dosen  Brom  verordnet  werden  und  daß  der  Wert 
der  Bromtherapie  überhaupt  ein  sehr  begrenzter  ist.  Er  geht  so  weit,  zu  be- 
haupten, daß  er  bisher  noch  keinen  Fall  von  Epilepsie  gesehen  hat,  der  durch 
Brom  allein  zur  Heilung  gekommen  wäre.  In  seiner  Anstalt  ist  die  durch- 
schnittliche Bromdosis  pro  Tag  nicht  höher  als  0,9  g.  Er  ist  der  Meinung, 
daß  bei  einer  Mehrzahl  der  Epileptiker  die  schweren  psychischen  Alterationen 
im  Sinne  der  Demenz  Folge  übergroßer  Bromdosen  sind,  die  außerdem 
schwere  Nachteile  für  den  GesamtstoflFwechsel,  das  Nervensystem  und  die 
Zirkulation  im  Gefolge  haben.  Der  Hauptnachdnick  bei  der  Behandlung 
der  Epilepsie  ist  nicht  auf  eine  schematisierende  Bromtherapie,  sondern  aüi 
die  Ergründung  der  individuellen  Verhältnisse  des  einzelnen  Patienten  zu  legen. 

Nach  Alt  (4)  kommt  der  Vorbeugung  des  Status  epilepticus  oder,  wie 
er  ihn  zu  nennen  vorzieht,  des  epileptischen  Daueranfalles  eine  mindestens 
so  große  Bedeutung  zu,  wie  der  Behandlung  desselben.  Der  systematischen 
Prophylaxe,  wie  Verf.  sie  in  Uchtspringe  anwendet,  schreibt  er  auch  die 
Abnahme  der  Häufigkeit  des  Status  epilepticus  daselbst  zu.  Dahin  gehört 
sorgfältige  Regelung  der  Ernährung,  Vermeidung  von  Kotstauung  und  -Zer- 
setzung und  dadurch  bedingter  Intoxikation,  völlige  Abstinenz  von  Alkohol, 
Venueidung  aller  Erregungen,  sexueller  Exzesse,  Einwirkung  strahlender 
Sonnenhitze.  Auch  plötzliche  völlige  Entziehung  von  Brom  löst  bisweilen 
Status  epil.  aus.  Auch  die  bei  Epilepsie  nicht  selten  indizierte  systematische 
Jodbehandlung  ruft  bisweilen  Daueranfälle  hervor.  Für  die  Behandlung 
empfiehlt  Verf.  in  erster  Linie  hohe  Darmeingießungen,  unbedingte  Ruhe 
im  Krankenraum  unter  Fernhaltung  aller  äußeren  Reize.  Von  den  rektal 
anzuwendenden  Medikamenten  kommen  Brom,  Chloral,  Amylenhydrat,  Dor- 
miol,  Opium,  ferner  die  Chloroformnarkose  in  Betracht.  Von  Chloral  em- 
pfiehlt Verf.  nicht  mehr  als  4  g  im  ganzen  zu  geben,  unbedenklich  ist  es 
überhaupt  nur  bei  kräftigem  Puls.  Amylenhydrat  wird  in  Dosen  von  3—6  g 
in  100  ccm  Wasser  gelöst  gegeben  und  dieselbe  Dosis  nach  1 — 2  Standen 
wiederholt.  Ähnlich  und  in  gleichen  Gaben  wirkt  Dormiol.  Bei  schwachem 
Puls  wird  dem  Einlauf  Tinctura  Strophanti  (10—15  Tropfen)  zugesetzt.  Bei 
sehr  schweren  Fällen  wird  kombinatorisch  Chloroformnarkose  eingeleitet,  die 


Rückenmarks  und  der  peripherischen  Nerven.  393 

mit  SauerstojBSnhalationen  verbunden  wird.  Bei  sehr  hohen  Temperaturen 
empfehlen  sich  protrahierte  kühle  Bäder  resp.  Übergießungen,  bei  sehr  yoU- 
blütigen  Patienten  Blutentziehungen  und  mit  oder  ohne  diese  rektale  Koch- 
salzinfusionen.  Die  gleiche  Therapie  wie  beim  Status  epilepticus  empfiehlt 
Verf.  bei  der  Eklampsia  infantum  et  gravidarum,  sowie  bei  manchen  Formen 
des  paralytischen  Anfalles. 

Kinberg  (181)  faßt  seine  Erfahrungen  mit  der  Toulouse-Richet- 
schen  Methode,  die  er  bei  30  Patienten  versucht  hat,  folgendermaßen  zu- 
sammen: 1.  Die  Behandlung  verringert  die  Zahl  und  die  Intensität  der 
Anfälle  erheblich  und  scheint  den  Status  epilepticus  zu  verhindern.  2.  Sie 
übt  oft  einen  wohltätigen  Einfluß  auf  das  psychische  Verhalten  aus  und 
Terhindert  Dämmerzustände  und  Delirien.  3.  Sie  ruft  bisweilen  Intoxikations- 
erscheinungen hervor,  die  wahrscheinlich  auf  Eechnung  des  NaCl-Mangels 
zu  setzen  sind. 

Kontraindiziert  ist  die  Methode  bei  Herzaffektionen,  Nephritis,  Em- 
physem u.  dgl.,  sowie  Fettsucht.  Kontinuierliche  Gewichtsabnahme  während 
der  Behandlung  ist  ein  Signum  mali  ominis  und  erfordert  Abbrechen 
derselben. 

Tnmer  (366)  hat  8  Fälle  von  Epilepsie  dem  Toulouse -Eich  et  sehen 
Verfahren  der  Kochsalzentziehung  unterworfen  und  dabei  in  5  Fällen  eine 
Abnahme  der  Anfälle  beobachtet,  die  bei  3  Patienten  auch  noch  3  Monate 
nach  dem  Aussetzen  der  Diät  zu  konstatieren  war;  bei  1  Patient  war  aller- 
dings ein  Jahr  vorher  ohne  jede  Behandlung  zu  derselben  Zeit  auch  eine 
Verringerung  der  Anfälle  eingetreten.  In  3  Fällen  war  eine  Vermehrung 
der  Anfälle  von  Petit  mal  zu  konstatieren.  Eine  sehr  erhebliche  Besserung 
der  psychischen  Veränderungen  war  nicht  zu  konstatieren.  Das  Körper- 
gewicht nahm  bei  4  Patienten  zu,  blieb  bei  2  stationär  und  sank  bei  den 
übrigen  beiden.  Der  Hauptnachteil  der  Kur,  von  der  schlagende  Erfolge 
Verf.  im  ganzen  nicht  gesehen  hat,  liegt  in  ihrer  Monotonie. 

Ein  warmer  Befürworter  der  Toulouse-Richetschen  Methode  der 
Epilepsiebehandlung  ist  Lambranzi  (189).  Nach  seinen  sehr  sorgfältig 
durchgeführten  Beobachtungen  schließt  er,  daß  dieselbe  in  der  großen  Mehr- 
zahl aller  Fälle  eine  erhebliche  Verringerung  der  Zahl  und  der  Intensität 
der  Anfälle,  bisweilen  sogar  ihr  völliges  Verschwinden  bewirkt.  Die  Wirkung 
hält  gewöhnlich  während  der  Dauer  der  Behandlung  an,  eine  gewisse  Besserung 
überdauert  dieselbe  manchmal,  aber  selten.  Auch  die  psychischen  Alterationen 
der  Epileptiker  werden  durch  die  Behandlung  günstig  beeinflußt.  Selbst 
erheblich  zeitliche  Ausdehnung  der  Kur  (Verf.  hat  sie  bis  über  3  Monate 
lang  angewandt),  verursacht  keine  nennenswerte  Störung  des  Stoffwechsels. 
Sie  kann  mit  gleicher  Wirksamkeit  mehrfach  wiederholt  werden;  ihre  Unter- 
brechung geschieht  am  besten  allmählich,  nicht  plötzlich. 

Die  Erfahrungen,  die  Mirallie  (244)  in  den  letzten  Jahren  mit  der 
Toulouse-Richetschen  Methode  gemacht  hat,  sind  im  Vergleich  zu  denen 
der  ersten  Zeit  entschieden  besser  geworden;  besonders  in  der  Privatpraxis 
hat  Verf.  eine  Reihe  sehr  guter  Erfolge  erzielt,  von  denen  er  einige  mit- 
teilt Seine  Beobachtungen  drängen  ihn  zu  dem  Schluß,  daß  der  Kochsalz- 
mangel  die  Nervenzellen  empfänglicher  für  die  Bromwirkung  machte  anderer- 
seits aber  allen  erregenden  Momenten  gegenüber  empfindlich.  Es  handelt 
sich  also  bei  der  Ausführung  des  Na  Ci-f reien  Regimes  noch  mehr  als  sonst 
bei  der  Epilepsie  darum,  alle  erregenden  Momente,  vor  allen  aber  jeden 
Alkohol  von  den  Kranken  fernzuhalten.  Verf.  verfährt  jetzt  meist  so,  daß 
er  monatelang  die  Patienten  unter  NaCl-freien  Regime  hält,  um  dann  wieder 
eine  Periode  mäßigen  Salzzusatzes  zur  Nahrung  zu  gestatten.     Verf.  hält  das 


Q94  Therapie  der  Kr&nkheiten  des  Gehirns, 

Priozip  des  Verfahrens  für  äußerst  wertToU  bei  der  Behandhing  der  Epilepsie; 
man  kann  dabei  mit  viel  kleineren  Bromdosen  viel  bessere  Erfolge  erzieieO) 
als  sonst  mit  hohen.  Bei  manchen  Epileptikern  besteht  ausgesproehener 
Salzhnnger;  hier  sind  die  Erfolge  des  Regimes,  dessen  Gelingen  dureh  eine 
absolute  Milchdiät  in  solchen  Fällen  wesentlich  erleichtert  wird,  anscheinend 
besonders  günstige. 

Renninger  (297)  konnte  sich  bei  seinen  Fällen  nicht  roa  einer 
spezifischen  Beeinflussung  der  genuinen  Epilepsie  durch  aufsteigende  Dosen 
▼on  Lithium  carbonicnm  (bis  1,5  pro  die)  überzeugen,  (AtOonferat.) 

Zirkelbaoh  (397)  hat  die  von  Bälint  empfohlene  Bromopanbehand- 
lung  an  einer  Anzahl  ambulant  behandelter  Fälle  der  U.  medizinischen 
Klinik  zu  Budapest  erprobt.  Verf.  ließ  die  Kranken  täglich  2 — 3  Bromo- 
panbrötchen,  deren  jedes  1,0  Bromnatriimi  enthält,  nehmen,  daneben  eine 
vorwiegend  Milch  und  pflanzliche  Nährstoffe  enthaltende  Nahrung,  wenig 
Fleisch  und  möglichst  wenig  Salz.  G-ewöhnliches  Brot  wurde  ganz  nnter- 
sagt.  Die  Versuche  betrafen  7  Fälle.  Verf.  nahm  wahr,  da£  das  Bromopan 
die  Epilepsie  schon  nach  lOtägigem  Gebrauch  günstig  beeinflußt  und  je  länger 
verabreicht,  desto  mehr  guten  Erfolg  verspricht.  Die  AnfäUe  wurden  an  Zahl 
und  Intensität  verringert,  blieben  bei  längerer  Darreichung  bisweilen  auch 
ganz  aus.  Auch  die  Psyche  der  Kranken  wurde  günstig  beeinflußt,  in  einem 
Falle  wurde  Bromakne  beobachtet,  sonst  aber  wurden  Stoffwechselstörungen 
oder  sonstige  unangenehme  Nebenwirkungen  nicht  beobachtet.  Im  ganzen  hat 
Verf.  den  Eindruck,  daß  die  Wirkung  der  Methode  längere  Zeit  hindarch 
anhält,  als  die  aller  anderen  Arten  der  Therapie  der  Epilepsie^ 

Mtiskens  (860)   verfügt  über   eine  ausgedehnte   Erfahrung  mit  der 
Methode  der  Hypochlorisation  bei  der  Bromtherapie  der  Epilepsie.    Er  hat 
im  ganzen  etwa  180  Patienten,  darunter  zirka  40   inveterierte  Anstaltsfälle, 
damit  behandelt.     Bezüglich  des  Wertes  der  Methode  nimmt  er  eine  mittlere 
Stellung  ein.     Es  scheint,  als  wenn  dieselbe  einen   intensiveren   Einfluß  aof 
die  gewünschte  Wirkung  des  Broms  auf  den  Ejrankheitsprozeß   als  auf  die 
Akneentstehung  hat.     Die  Dosen  des  vom  Verf.  gegebenen  Broms  übersteigen 
selten  4 — 5  g;   führen  solche   nicht  zum  Zweck,   dann  ist  erfahrungsgemäß 
von  höheren   auch  nichts   zu   erwarten.    Männer  vertragen  die  Behandlung 
besser  als  Frauen  und  zeigen  sich  meist  derselben  auch  weniger  abgeneigt.       i 
Das  Alter  hat  nur  geringen  Einfluß;   andererseits  sind  relativ  firische  Fälle       | 
besser  beeinflußbar.    Petit  mal  und  psychische  Äquivalente  sind  weniger  leicht 
zu  beeinflussen,  als  Krampfanfälle.    Zeichen,  daß  die  Diät  schlecht  vertragen 
wird,   sind  Schwindel,  Schwäche   der  Beine,   Sprachstörungen,  Konstipation       f 
und  Diarrhöe,  Gedächtnisschwäche,  udeme,  besonders  im  Gesicht.    Besonders       j 
lästig  ist  häu%  ein   unangenehmer  Geruch  der  Exspirationsluft,   der  sich       ] 
aber  durch  sorgfältige  Mundpflege  vermeiden  läßt.    Die  unangenehmste,  sich 
oft  schon  nach  wenigen  Tagen  einstellende  Nebenerscheinung  ist  eine  hart-       i 
nackige   Trigeminusneuralgie,   zu   der   besonders  Individuen  mit  Zahnkaries 
disponiert  sind.     In  manchen  alten  Fällen,  besonders  bei  jüngeren  Individuen, 
macht  sich   eine  größere  Reizbarkeit  bemerkbar,   andererseits  nicht  selten 
auch  eine  Besserung  des  psychischen  Verhaltens  (vermehrte  Arbeitslust). 

Vielfach  wurde  eine  gewisse  Schlafsucht  konstatiert.  Eine  Kontra- 
indikation der  Methode  bilden  nur  Herzkrankheiten,  besonders  Herzmuskel- 
affektionen. Sonstige  Kontraindikationen  bestehen  nicht,  wenn  man  sich  darauf  | 
beschränkt,  die  Therapie  methodisch  nur  klinisch  durchzuführen.  In  den 
ersten  Wochen  tritt  deutliche  Gewichtszunahme  auf,  die  aber  später  meist 
einer  Abnahme  Platz  macht,  die  wohl  häufig  Folge  einer  oft  schnell  auf- 
tretenden Appetitlosigkeit  ist. 


j 


Hückenmarks  und  der  peripheraehen  Nerren.  895 

Nirgends  mehr  als  bei  dieser  Methode  ist  sorgfiUtigstes  Individualisiereii 
notwendig,  die  Toleranz  gegen  die  Diät  ist  eben  eine  sehr  wechselnde.  Auf 
weitere  interessante  Einzelheiten  der  Arbeit  kanli  hier  nicht  eingegangen 
werden;  besQglich  derselben  sei  aaf  das  Original  verwiesen. 

Voisill  nnd  Krauts  (374)  haben  an  einer  Anzahl  von  epileptischen 
nd  nichtepileptischen  Ejtndern  längere  Zeit  hindurch  soi^ältige  Wägungen 
bei  kochsalzfreier  und  kochsalzhaltiger  Nahrnng  in  wechselnden  Perioden 
iBgestellt.  Das  wesentlichste  Ergebnis  war,  daß  bei  kochsalzarmer  Nahrung 
sich  in  einer  ersten  Yersuchsperiode  fast  allgemein  eine  Abnahme  des 
Körpergewichts  einstellte^  die  aber  die  Neigung  hatte,  allmählich  geringer 
ni  werden,  und  daß  bei  einer  zweiten  Periode  diese  Neigung  zur  Abmagerung 
sich  weniger  stark  bemerkbar  machte.  In  den  eingeschobenen  Perioden  mit 
kochsalzhaltiger  Nahrung  trat  fast  allgemein  G-ewichtszunahme  ein.  Die 
praktische  Folgerung  hieraus  ist,  daß,  wenn  bei  länger  dauernder  Kochsalz- 
ctttziehnng  dauernd  eine  Abnahme  des  Körpergewichts  zu  konstatieren  ist^ 
diese  ein  Zeichen  der  Unterernährung  darstellt,  die  ein  Abbrechen  der  Kur 
isittelst  Koehsalzentziehung  erheischt» 

In  aosführlicher  Weise  bespricht  Müller  (257)  die  Technik  der 
Flechsigschen  Kur,  in  der  er  die  wertvollste  Methode  der  Behandlung  der 
Epilepsie  sieht.  Vorbedingung  für  ihre  Anwendung  ist  gesunde,  körperliche 
Konstitution,  Intaktsein  oder  nur  geringe  Beeinträchtigung  der  Intelligenz 
imd  nicht  zu  langes  Bestehen  der  Krankheit.  Am  meisten  geeignet  sind 
Kinder.  Die  Behandlung  geschieht  am  besten  im  Krankenhaus,  doch  kann 
bei  ausreichender  Pflege  und  sorgfältiger  ärztlicher  Überwachung  die  Kur 
wenigstens  zu  einem  großen  Teil  auch  im  Hause  absolviert  werden. 

Strümpell  (354  a)  äußert  in  seinen  Bemerkungen  über  die  Behandlung 
der  Epilepsie  einige  Bedenken  gegen  die  zu  ausgedehnte  Brombehandlung 
und  glaubt,  daß  die  symptomatischen  Erfolge  des  Mittels  oft  überschätzt, 
seine  schädlichen  Nebenwirkungen  dagegen  oft  unterschätzt  werden.  St.  rät, 
lieh  anfangs  auf  die  allgemeinen  Diätvorschriften  zu  beschränken  nnd  den 
Verlauf  der  Elrankheit  erst  abzuwarten.  In  den  Fällen  mit  seltenen,  alle 
2— S  Monate  auftretenden  Anfällen  sei  Brom  nicht  indiziert.  Verfasser 
glaubt,  daß  viele  der  dauernden  Störungen  der  Geistestätigkeit  auf  Brom- 
iBtoxikation  beruhen.  Er  schlägt  Belladonna  und  Zincum  oxydatum  vor, 
ebenso  Baldrianpräparate.  (Bendix.) 

Die  Auswahl  der  für  die  Flechsigsche  Opium-Brombehandlung  ge- 
eigneten Fälle  von  Epilepsie  hat  sich  nach  Kellner  (179)  auf  diejenigen 
Kranken  zu  erstrecken,  deren  körperliche  Konstitution  nicht  zu  schwach  ist, 
imd  solche,  deren  Intellekt  nicht  erheblich  geschädigt  ist.  Bei  derartig  aus- 
gewählten Fällen  erzielt  man  Erfolge,  wie  sonst  mit  keiner  anderen  Methode 
der  Epilepsiebehandlung.  Verf.  hat  in  den  letzten  8  Jahren  60  Patienten 
nach  Flechsig  behandelt.  25  %  der  Fälle  vertrugen  Opiimi  nicht,  so  daß 
die  Kur  abgebrochen  werden  mußte,  34  7o  zeigten  eine  Besserung,  die  der 
nur  durch  Brom  erzielten  nicht  überlegen  war.  Bei  12  ®/„  trat  eine  der 
Heilung  sehr  nahestehende  Besserung  ein,  indem  entweder  die  Krampfanfälle 
sehr  selten  wurden  oder  statt  ihrer  nur  Schwindelanfälle  auftraten.  Bei  den 
letzten  29  %  blieben  die  Anfälle  gänzlich  fort,  und  zwar  für  drei  und  mehr 
Jahre,  so  daß  die  Patienten  wohl  als  geheilt  angesehen  werden  dürfen, 
seweit  man  bei  der  Epilepsie  überhaupt  von  Heilung  sprechen  darf.  Ver- 
fasser gibt  neben  dem  Opium  Salzsäure  und  nach  Bedarf  Carlsbader  Salz, 
außerdem  nach  Temperatur  und  Dauer  sorgfältig  dosierte  Bäder;  Diät, 
körperliche  Bewegung  werden  genau  reguliert,  das  Körpergewicht  zweimal 
wöchentlich  festgestellt. 


396  Therapie  der  Krankheiten  des  Gehirns, 

Briand  uad  Halberstadt  (52)  urteilen  sehr  günstig  über  die 
Bechterewsche  Methode  der  Behandlung  der  Epilepsie  mittelst  Adonis 
yernalis,  kombiniert  mit  Bromsaizen.  Sie  haben  niemals  eine  unangenehme 
Einwirkung  auf  den  Allgemeinzustand  der  Kranken  feststellen  können,  haben 
aber  eine  Besserung  in  dem  Krankheitszustande  selbst  in  Fällen  konstatiert, 
in  denen  Brom  allein  wenig  oder  gar  nicht  wirksam  war,  in  einigen  Fällen 
sogar  der  Heilung  gleichkommende  Besserung;  Verfasser  führen  einige  Beob- 
achtungen sehr  bemerkenswerter  Erfolge  an,  ohne  zu  verhehlen,  daß  auch 
diese  Therapie  gelegentlich  versagt. 

Bei  der  Behandlung  der  Eklampsie  warnt  Müller  (258)  vor  allem 
davor,  in  jedem  PaU  die  Narkose  einzuleiten.  Nach  ihm  ist  nur  in  sehr 
seltenen  Fällen  die  Einleitung  einer  Narkose  angezeigt,  und  dann  soll  nicht 
mit  Chloroform,  sondern  stets  nur  mit  Äther  narkotisiert  werden.  Ebenso 
verwirft  er  Chloralhydrat,  Morphin  und  andere  Narkotika.  Nach  den 
geltenden  Theorieen  kommt  es  darauf  an,  den  mütterlichen  Organismus  zn 
entgiften.  Bei  tiefem  Kollaps  und  Apnoe  ist  künstliche  Respiration  einzu- 
leiten, gelegentlich  ist  von  der  Yenaesektion  Gebrauch  zu  machen,  als  be- 
sonders wirksam  sind  Kochsalzinfusionen  anzusehen,  femer  alle  Mittel  an- 
zuwenden, die  geeignet  sind,  die  Diurese  anzuregen.  In  erster  Linie  handelt 
es  sich  aber  um  die  Entleerung  des  Uterus,  die  so  bald  als  möglich  in  die 
Wege  zu  leiten  ist.  Verfasser  gibt  von  den  hierfür  vorgeschlagenen  Ver- 
fahren für  die  Mehrzahl  der  Fälle  dem  Dührssen sehen  Verfahren  den  Vorzug. 
Er  betont  aber  ausdrücklich,  daß  die  Behandlung  der  Eklampsie  nicht 
schematisiert  werden  darf,  vielmehr  das  therapeutische  Vorgehen  in  jedem 
einzelnen  Falle  dem  objektiven  Befunde  anzupassen  ist. 

In  einer  kurzen  Notiz  macht  Knapp  (184)  im  Anschluß  an  die 
Müllersche  Arbeit  nochmals  auf  die  schon  früher  von  ihm  empfohlene  An- 
wendung von  Magenausspülungeu  bei  der  Eklampsie  aufmerksam. 

Ein  Zeichen,  wie  wenig  geklärt  noch  die  Ansichten  über  die  Behand- 
lung der  Eklampsie  und  wie  diametral  einander  entgegengesetzt  dieselben 
oft  sind,  zeigt  gegenüber  der  eben  besprochenen  Müllerschen  Arbeit  das 
Referat  von  Boxall  (45),  der  von  allen  den  von  Müller  verpönten  Mitteln, 
wie  Chloroformnarkose,  Chloral,  Morphin  usw.  gegebenen  Fällen  reichlich 
Gebrauch  macht.  Seine  Ansichten  über  Prophylaxe  mit  Therapie  der 
Eklampsie  enthalten  im  übrigen  nichts  wesentlich  neues.  An  seinen  Vortrag, 
der  in  der  Sektion  für  Geburtshilfe  und  Gynäkologie  der  British  medical 
Association  gehalten  wurde,  knüpfte  sich  eine  ausgedehnte  Diskussion,  aus 
der  hervorgeht,  daß  die  ausgedehnte  Anwendung  des  Morphins  und  des 
Chloroforms  zahlreiche  Anhänger  unter  den  englischen  Geburtshelfern  hat, 
eine  nicht  geringe  Anzahl  von  diesen  aber  Gegner  der  Einleitung  der 
forcierten  künstlichen  Entbindung  sind. 

Frei  (132)  berichtet  über  einen  sehr  schweren  Fall  von  Eklampsia 
gravidarum  bei  einer  Ipara;  18  Anfälle  waren  bereits  voraufgegangen,  die 
Patientin  tief  komatös,  Temp.  40,4,  Puls  unregelmäßig,  schwach  160.  Ver£ 
leitete  die  künstliche  Frühgeburt  durch  unblutige  Dilatation  ein.  Die  Ent- 
bindung erfolgt  spontan  29  Stunden  nach  Einleitung  der  Frühgeburt.  Pat. 
genas.  Verf.  macht  auf  die  Schwierigkeiten  aufmerksam,  die  in  derPnuris 
sich  dem  aktivereu  Verfahren  von  Dührssen  u.  a.  entgegenstellen,  zumal 
die  Ansichten  über  deren  Vorteile  noch  keineswegs  übereinstimmend  seien 
und  betont,  daß  in  jedem  Fall  eine  individualisierende  Behandlung  am 
Platze  sei. 

Wilson  (387)  hält  protrahierte  Chloroformnarkose  für  das  beste  Mittel 
bei  der  Behandlung  der  Eklampsie,  vorausgesetzt,   daß  nicht  zu  lange  Zeit 


Rückenmarka  und  der  peripherischen  Nerven.  897 

zwischen  dem  ersten  Anfall  nnd  der  Einleitung  der  Narkose  vergangen  ist. 
Er  rät,  die  Narkose  bis  zur  Beendigung  der  Geburt  fortzusetzen;  letztere 
wird  durch  mauuelle  Erweiterung  des  Cervix  in  voller  Narkose  eingeleitet. 
5  80  behandelte  Fälle  kamen  zur  Heilung,  während  von  4  anders  be- 
handelten 2  starben. 

Tstanos. 

Cole  (79)  berichtet  über  einen  Fall  von  traumatischem  Tetanus  nach 
einer  Schußwunde  der  Hand  bei  einem  12jährigen  Knaben,  der  7  Tage 
nach  der  Verletzung  mit  vollentwickeltem  Tetanus  eingeliefert  wurde.  Der 
Fall  verlief  tödlich.  Die  Behandlung  bestand  in  Lumbalpunktion  und 
meaingealer  Injektion  von  Tetanusantitoxin,  durch  wiederholte  subkutane 
Antitoxineinspritzung  und  Anwendung  von  Narkoticis,  Sauerstoffinhalationen 
usw.  Die  Wendung  zum  schlechteren  trat  ein  nach  der  zweiten  Lumbal- 
punktion und  intraduralen  Injektion  von  Antitoxin. 

Rogier  und  Gnenot  (308)  empfehlen  zur  Behandlung  des  Tetanus 
intramuskuläre  Injektionen  von  Chloralhydrat  in  Dosen  von  2,0,  nach  Bedarf 
zu  wiederholen;  ferner  bei  sehr  schweren  Fällen  und  drohender  Asphyxie 
Inhalationen  von  Sauerstoff;  als  Beleg  ihrer  Empfehlung  teilen  sie  3  Fälle 
mit,  von  denen  die  beiden  ersten  mit  Chloralinjektionen  behandelt  wurden, 
während  bei  dem  dritten  die  0-Inhalationen  die  drohende  Asphyxie  prompt 
beseitigten.  Alle  drei  kamen  zur  Heilung.  Es  wird  natürlich  nicht  selten 
zweckmäßig  sein,  beide  Methoden  zu  kombinieren. 

Maberly  (215)  berichtet  über  einen  Fall  von  Tetanus  nichttrauma- 
tischer Herkunft,  der  ausschließlich  mit  Chloralhydrat  behandelt  zur  Heilung 
kam.  Die  Dosen,  mit  denen  Pat.  behandelt  wurde,  waren  außerordentlich 
heroische:  3,6  g  vierstündlich,  so  daß  Patient  zuerst  in  11  Stunden  14,4  g 
erhielt. 

Auch  für  die  Behandlung  des  Tetanus  empfiehlt  M6ier  (236)  auf 
Grund  interessanter,  in  ihren  Details  im  Original  nachzulesenden  Tier- 
versuche die  Behandlung  mittelst  subkutaner  Injektionen  von  Brompräpa- 
raten, von  denen  das  Bromokoll  für  diesen  Zweck  vor  allen  anderen  den 
Vorzug  verdient. 

HeuralglsB. 

Gill  (141)  berichtet  über  3  nach  dem  Vorgange  von  Aldrich  von 
ihm  mit  Rizinusöl  und  Injektionen  von  Strychnin  behandelte  Fälle  von 
Trigeminusneuralgie,  die  sämtlich  günstig  beeinflußt  wurden. 

V.  Novak  (269)  will  auf  eine  vor  Jahren  ihm  zur  Kenntnis  ge- 
kommene Empfehlung  eines  französischen  Autors  hin  bei  Trigeminusneuralgie 
sehr  gute  Erfolge  mit  Einblasung  von  pulverisiertem  Kochsalz  in  die  Nasen- 
höhle der  betr.  Seite  erzielt  haben.  Wenn  es  ihm  auch  nicht  gelungen  ist, 
alle  Krankheitsfälle  damit  zur  Heilung  zu  bringen,  so  wurde  doch  der  akute 
Schmerzparoxysmus  stets  unterbrochen.  Ob  es  sich  hierbei  wohl  immer  um 
echte  Trigeminusneuralgie  gehandelt  haben  mag? 

Ostwalt  (274)  bedient  sich  zur  Behandlung  derTrigeminusneuralgien 
tiefer  Injektionen  von  Kokain-  oder  Stovainalkohol  in  die  Austrittstellen 
der  Trigeminusäste  aus  der  Schädelhöhle.  Bisweilen  sind  mehrere  Injektionen 
nötig,  auch  rezidivieren  die  Neuralgien  gelegentlich  und  bedürfen  dann  er- 
neuter Injektionsbehandlung.  Raymond  hat  14  Kranke  teils  in  der  Sal- 
petri^re,  teils  in  der  Privatpraxis  nach  dieser  Methode  behandelt.  Alle  sind 
entweder  geheilt  oder  w^enigstens  erheblich  gebessert. 

Jahresbericht  f.  Neurologie  und  Psychiatrie  1905.  ^^ 


398  Therapie  der  Krankheiten  des  Gehirns, 

In  einem  zweiten  Aufsatz  bespricht  Ostwalt  (273)  die  Technik  dieser 
Injektionen.  Er  teilt  mit,  daß  er  bisher  mehr  als  250  tiefe  Einspritzungen 
gemacht  habe,  ohne  je  irgend  eine  Komplikation  erlebt  zu  haben.  Bei 
etwa  ^/g  der  Kranken  trat  nach  etwa  4 — 5  Monaten  ein  gewöhnlich  leichteres 
Rezidiv  ein,  das  durch  1  —  2  Injektionen  schnell  zu  beseitigen  war.  Verf. 
hat  auch  bei  anderen  Neuralgien  (Ischias,  Cruralis  u.  a.)  sehr  gute  Erfolge 
mit  dem  Verfahren  erzielt,  ebenso  auch  beim  Tic  convulsif.  Die  Dosis  be- 
trug 1,0—1,5  80  7o  Alkohol  unter  Zusatz   von   0,01  Kokain    oder  Stovain. 

Harbnm  (155)  empfiehlt  im  akuten  Stadium  der  Ischias  und 
der  Neuralgie  des  Plexus  brachialis  Ruhe,  eine  Kombination  von  Aspirin, 
Phenacetin,  Chinin,  salic.  und  Kodein  event.  Morphininjektionen,  im  snb- 
akuten  und  chronischen  Stadium  vornehmlich  physikalische  Heilmethoden, 
Bäder,  Dusche,  Massage   und  Elektrizität  in   ihren   verschiedenen  Formen. 

Eine  detaillierte  Besprechung  der  Diagnose  und  Therapie  der  Ischias 
liefert  Leszinsky  (205).     Neues  enthält  die  Arbeit  nicht. 

Aus  der  Abhandlung  von  Carron  de  la  Carriere  (69)  über  die 
Therapie  der  Migräne  ist  bemerkenswert  die  Empfehlung  des  Extractum 
Caunabis  indicae,  das  Verf.  gewissermaßen  als  ein  prophylaktisches  Specificum 
erprobt  hat  und  warm  empfiehlt.  Er  empfiehlt  kleine  Dosen  (allabendlich 
0,015  resp.  0,03)  in  Pillenform  zu  nehmen  und  zwar  zuerst  ein  ganzes  Jahr 
hindurch,  später  mit  mehr  oder  minder  großen  Pausen  immer  einen  Monat 
lang,  besonders  in  den  Zeiten,  wo  der  betr.  Patient  eine  besondere  Dispo- 
sition für  den  hemikranischen  Anfall  besitzt.  Daß  außerdem  für  den  Verf. 
wie  für  eine  große  Zahl  seiner  Landsleute,  alle  an  Migräne  leidenden  Arthri- 
tiker  sind  und  dementsprechender  Diät  und  Lebensweise,  sowie  der  betr. 
Trinkkuren  bedürfen,  sei  nur  nebenbei  erwähnt.  Sonstige  veranlassende 
organische  AflFektionen  müssen  oft  erst  mühsam  aufgesucht  und  entsprechend 
behandelt  werden.  Warm  empfiehlt  Verf.  noch  den  Gebrauch  täglicher 
warmer  Duschen. 

SpitzmÜUer  (347)  hat  bei  einer  32  jährigen,  an  hartnäckiger  Trige- 
minus-Neuralgie  leidenden  Dame,  welche  erfolglos  mit  allen  möglichen  Nar- 
koticis  behandelt  worden  war,  mit  Injektionen  von  Kokain  einen  an  Heilung 
grenzenden  Erfolg  erzielt.  Er  machte  in  die  einzelnen  Aste  des  Trigeminus 
etwa  14  Tage  lang  Einspritzungen  einer  halben  Spritze  von  Cocain,  mur.  0,3, 
Aqu.  destill.  20,0,  Suprarenin  gtt.  VI.  Die  Schmerzanfälle  hörten  momentan 
auf  und  kehrten  nach  einiger  Zeit  überhaupt  nicht  mehr  wieder,  sodaß  die 
Patientin  bisher  ß^j^  Monate  schmerzfrei  geblieben  ist.  (Bendix.) 

Organlscbe  Hervenkrankbeitsn. 

Bei  gelegentlich  von  Selbstversuchen  nach  Einnahme  von  0,09  g 
Strychnin.  nitricum  auftretenden  deutlichen  Erscheinungen  von  Str}xhnin- 
Vergiftung  (Erhöhung  der  Reflexerregbarkeit,  Kinnbackenkrampf,  Zähne- 
knirschen, allgemeines  Zittern),  machte  sich  Meier  (235)  eine  intravenöse 
Injektion  von  10  ccm  einer  lO^o  Bromocolllösung,  die  nach  16  Minuten  ein 
Verschwinden  aller  Reizerscheinungen  bewirkte.  Zurückbleibende  lähmungs- 
artige  Schwäche  der  Extremitäten  verschwand  nach  Einnehmen  von  Vials 
Wein  nach  zirka  einer  Stunde.  Verf.  empfiehlt  auf  Grund  dieser  Selbst- 
beobachtung zur  Bekämpfung  der  Strychninvergiftung  intravenöse  und  sub- 
kutane Injektionen  von  Bromocoll. 

Sliwinski  (342)  berichtet  über  einen  Fall  von  Morphinvergiftung  bei 
einem  einjährigen  Kinde,  das  irrtümlich  0,02  Morphin  erhalten  hatte  und 
alle  Zeichen    einer   schweren   Morphin  Vergiftung  darbot.     Von  einer  Magen- 


Rückenmarks  und  der  peripherischen  Nerven.  899 

ausspülung  sah  Verf.,  da  über  6  Stunden  nach  Einnehmen  des  Pulvers  ver- 
gangen waren,  ab  und  injizierte  0,003  Atropin.  sulfur.  Der  Fall  kam  zur 
fleilang. 

Anstaltsbehandlung  für  längere  Zeit,  auch  noch  Monate  nach  der  Ent- 
ziehung andauernd,  schnelle  Entziehung  und  Erziehung  zur  Abstinenz  sind 
die  Prinzipien,  die  nach  Colla  (81)  heutzutage  als  die  wichtigsten  bei  der 
Behandlung  des  Alkoholismus  angesehen  werden  müssen.  Mit  diesen  drei 
Faktoren  allein  kommt  man  in  allen  Fällen  aus,  wobei  natürlich  eine  sorg- 
faltige Behandlung  der  Begleiterscheinungen  nicht  vernachlässigt  werden 
darf.  Auch  das  Delirium  wird  nach  seinen  Erfahrungen  am  besten  ohne 
Alkohol  behandelt.  Zur  Nachbehandlung  nach  erzielter  Abstinenz  eignen 
sich  physikalische  Methoden,  zur  moralischen  Beeinflussung  neben  den  all- 
gemein gültigen  psychiatrischen  Regeln  Beschäftigungstherapie  gelegentlich 
auch  die  Hypnose.  Bei  der  Entlassung  der  Kranken  ist  möglichst  der 
Beitritt  zu  einer  Abstinentenvereinignng  zu  erzielen.  Selbstverständlich  hat 
in  Nervenheilstätten  überhaupt,  besonders  aber  in  Alkoholikeranstalten  all- 
gemein völlige  Abstinenz  zu  herrschen.  Verfasser  schließt  seine  lesenswerte 
Abhandlung  mit  der  Mahnung  an  die  Allgemeinheit  der  Arzte,  die  hohe 
kulturelle  Bedeutung  der  Enthaltsamkeitsbewegung  zu  würdigen,  gleichwie 
der  einzelne  sich  persönlich  zu  ihr  stellen  mag. 

Franpa  (130)  behandelt  die  epidemische  Cerebrospinalmeningitis 
durch  eventuell  wiederholte  Lumbalpunktionen  mit  nachfolgenden  Injektionen 
von  l^/o  Lysollösung  (je  nach  dem  Alter  12 — 18  ccm  bei  Erwachsenen,  3 
bis  9  ccm  bei  Kindern.  Bei  der  Lumbalpunktion  werden  25 — 50  ccm 
Flüssigkeit  entleert.  Handelt  es  sich  um  dicken  Eiter  in  der  Arachnoidal- 
höhle,  so  geht  der  Lysoleinspritzung  eine  Auswaschung  mit  physiologischer 
Kochsalzlösung  vorauf.  Die  Vorteile  der  Behandlung  bestehen  nach  Verf.  in 
Xichtauftreten  von  Rückfällen,  Abkürzung  der  Krankheitsdauer,  raschem 
Verschwinden  der  Diplokokken,  Fehlen  gröberer  trophischer  und  Ernährungs- 
störungen bei  den  Kranken  und  seltener  auftretenden  residualen  Lähmungs- 
zuständen.  Die  Mortalität  der  so  behandelten  Fälle  betrug  nur  29,3% 
gegenüber  63%  und  66%  anders  behandelter.  Dabei  handelte  es  sich  um 
eine  sehr  schwere  Epidemie.  Einbezogen  in  die  Statistik  sind  nur  bak- 
teriologisch sichere  Fälle. 

Kallmeyer  (178)  rät  bei  der  Behandlung  der  epidemischen  Genick- 
starre von  Quecksilbereinreibungen,  Anwendung  von  antifebrilen  Mitteln  und 
Venaesektion  ab ;  auch  Narkotika  sind  möglichst  zu  meiden.  Anfangs  gebe 
man  Calomel,  später  nur  Clysmata.  So  früh  wie  möglich  gebe  man  Arsen 
innerlich,  besser  subkutan,  in  steigenden  Dosen,  ferner  warme  Bäder  mit  lauen 
Übergießungen.  Zur  Erhaltung  der  Herztätigkeit  sind  Kampherinjektionen 
anzuraten  und  besonderes  Gewicht  auf  die  Ernährung  der  Kranken  zu  legen. 

Seibert  (331)  empfiehlt  zur  Behandlung  der  akuten  Cerebrospinal- 
meningitis die  rektale  Applikation  großer  Dosen  von  Natrium  salicylicum. 
Er  verabfolgt  pro  Dosis  0,9  bis  zu  lOmal  in  12  Stunden,  um  diese  Dosis 
nach  12stündiger  Pause  eventl.  mehrfach  zu  wiederholen,  oder  bei  eintretender 
Besserung  zu  verringern.  Die  Behandlung  wird  je  nach  Bedarf  wochen-, 
auch  monatelang  fortgesetzt,  um  auch  eventl.  zurückbleibende  Lähmungs- 
erscheinungen noch  therapeutisch  zu  beeinflussen.'  Von  5  Fällen,  die  V'erf. 
mitteilt,  sind  4  völlig  geheilt,  der  5.,  der  in  desolatem  Zustande  mit  Taub- 
heit, Lähmungserscheinungen  4  Monate  nach  abgelaufener  Fieberperiode  zur 
Behandlung  kam,  wurde  wesentlich  gebessert.  Irgendw^elche  Nachteile  hat 
Verf.  von  der  Therapie  nicht  gesehen. 

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900  Therapie  der  Kraakheiten  des  Gehirns, 

Menschig  (240)  hat  5  Fälle  von  epidemischer  Genickstarre  mit 
Pilokarpin  behandelt.  Es  handelte  sich  um  Kinder  von  4 — 0  Jahren;  er 
verabreichte  von  einer  Lösung  von  0,03 — 0,04  auf  200,0  1 — 3  stündlich 
einen  Kinderlöffel,  bis  Schweiß  ausbrach,  wartete  dann,  bis  der  Pat.  wieder 
trocken  wurde  und  ließ  erst  dann  das  Medikament  wieder  geben.  Mehr  als 
eine  Flasche  hat  er  nie  .verordnet.  Die  Fälle,  die  sämtlich  bis  auf  einen 
sehr  schwer  waren,  wurden  außerdem  noch  symptomatisch  mit  Antipyrin, 
Packungen  usw.  behandelt  und  heilten  völlig  aus;  nur  in  einem  blieb  eine 
leichte  Augenmuskellähmung  zurück.  Die  Lumbalpunktion  wurde  therapeutisch 
nur  in  einem  Fall  angewandt.  Die  Wirkung  der  Pilokarpins  sieht  Verf. 
hauptsächlich  in  der  Herabsetzung  des  Oehirndrucks.  Kollapserscheinnngen 
nach  Anwendung  des  Mittels  hat  Verf.  nicht  beobachtet. 

Lenhartz  (202)  hat  in  den  letzten  Jahren  immer  mehr  die  Über- 
zeugung gewonnen,  daß  man  durch  regelmäßig  und  häufig  wiederholte  Lumbal- 
punktionen den  Krankheitsprozeß  bei  der  epidemischen  Genickstarre  ent- 
schieden günstig  beeinflussen  kann.  Er  teilt  ausführlich  5  zum  Teil  selir 
schwere  Fälle  mit,  die  mit  wiederholten  (gelegentlich  an  einem  Tage  zweimal, 
und  bis  zu  15  und  mehr  Punktionen  während  des  ganzen  V^erlaufes)  Punk- 
tionen behandelt  und  sämtlich  völlig  geheilt  wurden.  Der  Erfolg  war  viel- 
fach auch  in  symptomatischer  Beziehung  (Kopfschmerz,  Benommenheit)  ein 
unmittelbarer;  üble  Nebenerscheinungen  hat  Verf.  nie  beobachtet. 

Hnhemann  (319)  empfiehlt  auf  Grund  eines  selbstbeobachteten, 
günstig  verlaufenen,  schweren  Falles  von  epidemischer  Genickstarre  und 
gestützt  auf  theoretische  Erwägung,  den  Gebrauch  von  jodsaurem  Natrium 
entweder  subkutan  oder  per  os  verabreicht. 

Mendel  (238)  gibt  eine  kurze  aber  erschöpfende  Übersicht  über  die 
Maßnahmen  der  ersten  Hilfe  beim  apoplektischen  und  epileptischen  Anfall. 
Nach  einleitenden  diagnostischen  Bemerkungen  betont  er  vor  allem  die 
Bedeutung  der  Vermeidung  aller  überflüssigen  körperlichen  Bewegung  des 
von  einem  Schlaganfall  Betroffenen,  bespricht  die  Art  der  Lagerung  und  des 
Transportes,  die  Indikation  zum  Aderlaß  und  die  aus  dem  Verhalten  des 
Pulses  sonst  sich  ergebenden  Maßnahmen.  Die  Bekämpfung  der  Unruhe 
des  Kranken  geschieht  am  besten  durch  Morphin.  Ernährung  und  Stuhl- 
entleerung sind  mit  großer  Vorsicht  einzuleiten. 

Beim  epileptischen  Anfall  ist  das  wichtigste  die  Lagerung  des  Kranken 
und  der  Schutz  desselben  vor  Verletzungen.  Bei  langdauemden  Anfallen 
und  Erstickungsgefahr  empfiehlt  sich,  falls  Amyluitritinhalationen  unwirksam 
sind,  Narkose  eventl.  kombiniert  mit  Morp^i^™?  l^®™  Status  epilepticus 
Chloral-  oder  Amylenhydratclysmen,  kalte  Übergießungen  im  warmen  Bade, 
subkutane  Duboisininjektionen. 

BÜrkner  (63)  empfiehlt  bei  Behandlung  der  Hyperämie  des  Ohr- 
labyrinthes neben  Regelung  der  Diät  und  Verdauung,  Vermeidung  aller 
erregenden  Getränke,  bei  starkem  Ohrensausen  und  Schwindel  Derivantien 
in  der  Umgebung  des  Ohres,  Vorsicht  bei  Bewegungen.  Bei  Anämie  des 
Labyrinthes  kommt  es  auf  Hebung  und  Tonsierung  des  Kräftezustandes  an. 
Hämorrhagien  sind  nach  den  Grundsätzen  der  Hyperämie  zu  behandeln. 
Bei  Entzündungsprozessen  (als  Folge  von  Otitis  oder  Meningitis)  empfiehlt 
er  im  Beginn  Eisblase  und  zeitig  Jodpräparate;  vom  Pilocarpin  erwartet  er 
nicht  viel  Nutzen.  Handelt  es  sich  um  Lues,  so  ist  selbstverständlich  eine 
spezifische  Therapie  angezeigt.  Beim  akuten  Meniöreschen  Anfall  ist 
Bettruhe,  Applikation  von  Kälte,  in  schweren  PäUen  Blutentziehung  und 
Anwendung  von  Derivantien  angezeigt.  Vom  Chinin  hält  Verf.  nicht  viel, 
zioht   vielmehr  Brom-   und  Jodkali  vor.     Bisweilen   scheint  Pilocarpin  von 


Rückenmarks  und  der  peripherischen  Nerven.  901 

Nutzen  zu  sein.  Von  Badekuren  konunen  Kissingen,  Aachen  und  Karlsbad 
in  Frage,  Kaltwasserkuren  und  Dampfbäder  sind  zu  meiden,  wichtig  ist  die 
R^elung  der  Verdauung.  Bei  komplizierender  Mittelohraflfektion  empfiehlt 
sich  der  Tubenkatheterismus,  dagegen  nicht  das  Politzersche  Verfahren. 
Bei  neurasthenischem  Ohrensausen  ist  Fernhalten  von  geistiger  Arbeit, 
Alkohol  und  Tabak  anzuraten,  gelegentlich  Tubenkatheterismus,  Pueumo- 
massage  und  vorsichtige  Anwendung  des  galvanischen  Stromes  angezeigt. 
Viele  Patienten  haben  Erleichterung  durch  Aufenthalt  im  Höhenklima.  Bei 
Otalgieen  rein  nervösen  bezw.  hysterischen  Ursprunges  empfiehlt  Verf.  neben 
Berücksichtigung  des  Allgemeinzustandes  Anwendung  von  Antineuralgicis, 
örtlich  vorsichtige  Einträufelungen  von  Atropin,  Karbolsäure  mit  Menthol 
und  Kokain,  Anästhesin. 

Aronheim  (9)  teilt  einen  interessanten  Fall  von  peripherischer  Me- 
dianuslähmung mit,  der  sich  bei  einem  Pat.  nach  einer  tiefen  Schnittverletzung 
der  Hohlhand,  durch  die  der  Arcus  volaris  sublimis  durchschnitten  war, 
nach  Heilung  der  Wunde  durch  Narbendruck  entwickelt  hatte.  Es  gelang 
Verf.,  durch  Injektionen  von  Thiosinamin  die  Neuritis  zum  Schwinden  zu 
bringen,  wie  Verf.  wohl  mit  Recht  annimmt,  durch  Erweichung  des  die 
palmaren  Äste  des  Medianus  komprimierenden  Narbengewebes. 

Unter  Lumbago  der  Pferde  versteht  man  nach  Raebiger  (289)  eine 
Erkrankung,  die  plötzlich  mit  Lähmungserscheinungeu  der  Hinterextremitäten, 
Schweißausbruch,  Fieber,  Umfallen,  Rötung  der  sichtbaren  Schleimhäute, 
blutroter  bis  chokoladenbrauner  Haruverfärbung  einsetzt  und  häufig  tödlich 
verläuft.  Die  bisher  dagegen  angewandten  Mittel  waren  mehr  oder  minder 
wirkungslos.  Gute  Erfolge  sah  Verf.  von  dem  „Lumbagin"  bezeichneten 
Mittel,  über  dessen  Zusammensetzung  die  Publikation  leider  nichts  enthält. 
Seine  Erfolge  werden  von  anderen  Autoren  in  demselben  Blatt  bestätigt. 

45  jährige  Patientin  von  Jakunin  und  Schepelewitsch  (175)  bekam 
im  Laufe  von  2V2  Monaten  täglich  10  Tabl.  Keratini  puri  non  pepsino 
parati  (0,5  in  tabl.).  Bedeutende  Besserung  der  Schmerzen,  Ataxie,  Blasen- 
störungen; Sensibilität  an  den  Füßen  und  Muskelgefühl  sind  zur  Norm 
wiedergekehrt.  (Krön.) 

Bmmpt  und  Wurtz  (59)  haben  die  Angaben  Laverans  über  die 
Heilbarkeit  der  Schlafkrankheit  mittelst  Arsen  und  Trypanrot  an  Affen 
nachgeprüft  und  gelangen  zu  etwas  anderen  Resultaten,  Sie  halten  die 
Laveransche  Behandlungsweise  nur  dann  für  wirksam,  wenn  das  Trypa- 
nosomengift  von  schwacher  Virulenz  war.  (Bendia:,) 

Roqne  und  Comelonp  (312)  haben  vier  Fälle  von  zerebraler 
Syphilis  mit  verscliiedenartigen  Manifestationen  mit  Injektionen  von  Hermo- 
phenyl  in  großen  Dosen  behandelt.  Sie  injizierten  innerhalb  von  6  Wochen 
1,52  Hermophenyl,  etwa  0,60  ctgr  Hg.  entsprechend.  Unangenehme  Zufälle, 
bis  auf  etwas  Schmerzhaftigkeit,  traten  nicht  ein.  Niemals  wurde  Albumi- 
nurie beobachtet.  Der  Erfolg  war  bei  drei  von  ihren  Fällen  ein  sehr  guter, 
und  die  Verf.  empfehlen  das  Hennophenyl,  welches  dem  Hg.  gegenüber 
noch  den  Vorzug  hat,  daß  niemals  eine  Stomatitis  von  ihm  hervorgerufen 
wurde.  (BmdLr,) 

Zjrpkin  (399)  hat  Keratin  bei  interstitiellen  Erkrankungen,  besonders 
bei  Myelitis  chronica  und  Tabes  dorsalis  angewandt.  Das  Keratin  ist  eine 
Proteinsubstanz,  die  zur  Gruppe  der  Albuminoide  gehört.  Z.  glaubt  die 
Besserungen,  die  er  während  der  Keratinmedikation  bei  Myelitis  und  Tabes 
wahrnahm,  auf  die  Einwirkung  dieses  Mittels  zurückführen  zu  können;   das 


902  Therapie  der  Krankheiten  des  Gehirns, 

Keratin  soll  bei  chronischen  interstitiellen  Wucherungen  derart  wirken,  daß 
es  das  Glutin  bindet  und  dadurch  die  Kesorption  des  neugebildeten  ßiade- 
gewebes  befördert.  (Betidix.) 

Allgemeines,  Prophylaxe  und  Bebandlung  der  Hysterlep  HeorastlieDle  nil 

verwandter  Zustande. 

Von  dem  Buche  von  Dnbois  (107)  liegt  dem  Ref.  die  Schlußliefening 
vor.  Dem  im  vor.  Jahrgang  des  Jahresberichts  über  dieses  Buches  Gesagten 
ist  kaum  etwas  hinzuzufügen.  Wir  finden  die  gleichen  Vorzüge  des  Werkes 
in  Sprache  und  Inhalt  auch  hier  wieder,  letzteren  besonders  reizvoll  durch 
die  Fülle  mitgeteilter  Eigenbeobachtungen  und  die  vielen  Ausblicke  auf 
weitere  Gebiete  der  praktischen  Medizin. 

Besonders  das  letzte  Kapitel  des  Buches,  in  dem  V^erf.  gleichsam  eine 
Zukunftsbetrachtuüg  über  die  Stellung,  die  der  Psychotherapie  auch  auf 
anderen  Gebieten  als  dem  der  Psychoneurosen  zuzuweisen  sein  wird,  wird 
mit  vielem  Interesse  gelesen  werden.  Das  Buch  kann  nicht  nur  Nerven- 
ärzten warm  empfohlen  werden,  auch  der  allgemeine  Praktiker,  der  ja  auch 
täglich  und  stündlich  mit  „Neurosen"  zu  tun  hat,  kann  mancherlei  Winke 
und  wertvolle  Ratschläge  für  sein  ärztliches  Tun  und  Handeln  daraus  ent- 
nehmen. 

Die  Arbeit  Bemheiin's  (31)  ist  eine  interessante  Auseinandersetzung 
mit  Dubois,  der  in  seinem  schon  im  vorigen  Jahrgange  dieses  Jahresberichts 
besprocheneu  Buche  sich  energisch  gegen  den  Begriff  der  Suggestion  Jils 
therapeutischen  Agens  und  ilire  Anwendung  in  der  Medizin  gewandt  und 
dafür  die  Methode  der  logischen  Überzeugung  des  Pat.  als  die  würdigste 
Art  der  Behandlung  der  Psychoneurosen  bezeichnet  hatte.  Bernheim  führt 
mit  Geschick  den  Nachweis,  daß  diese  Methode  tatsächlich  auch  nichts 
anderes  darstelle  als  eine  Art  der  Suggestion,  von  der  Dubois  übrigens, 
wie  er  ihm  beweist,  selbst  gelegentlich  Gebrauch  mache.  Die  interessante 
Arbeit,  in  der  Bernheim  sich  des  weiteren  über  die  Methoden  seiner  Be- 
handlung mittelst  Suggestion  ausläßt  und  sich  gegen  mißverständliche  Auf- 
fassungen seiner  Methoden  wendet,  kann  nur  warm  zum  Originalstudium 
empfohlen  werden. 

In  einer  sehr  beachtenswerten  Arbeit  unterzieht  SoUier  (345)  die 
verschiedeneu  Methoden  der  Psychotherapie  einer  eingehenden  Kritik,  die 
stellenweise  den  Charakter  einer  lebhaften  Polemik  gegen  die  einseitige 
Propagation  bestimmter  Methoden  und  Richtungen  annimmt  Er  betont,  daß 
niemals  eine  einzelne  Methode  das  Recht  hat,  als  Panacee  gegen  alle  mög- 
lichen Neurosen  und  Psychoneurosen  angesehen  zu  werden;  weder  die  hyp- 
notische Suggestion  allein,  noch  das  sogenannte  Traitement  moral,  die  direkte 
wie  indirekte  Suggestionstherapie,  noch  die  von  Dubois  inaugurierte  Methode 
der  „Persuasion",  gegen  deren  einseitige  Übertreibung  er  unter  Anführung 
einzelner  die  Schädlichkeit  einer  solchen  illustrierender  Fälle  er  sich  ganz 
besonders  scharf  wendet,  noch  Isolierung,  Mastkur  usw.  können  kritiklos 
und  schematisierend  angewandt  werden;  stets  bedarf  es  eines  sorgfältig 
individualisierenden  Eklektizismus,  um  im  Einzelfall  den  richtigen  thera- 
peutischen Weg  zu  gehen.  Wie  eine  jede  Therapie,  so  ist  auch  die  Psycho- 
therapie keine  Wesenseinheit,  kein  geschlossenes  Ganzes,  sondern  sie  begreift 
eine  Reihe  von  mehr  oder  minder  methodischen  Maßnahmen  in  sich,  die 
jede  je  nach  Lage  des  Falles  und  dem  künstlerischen  Geschick  des  Antes 
ihre  Verwendung  finden  können  und  mit  größtem  Vorteile  eine  Verbindung  mit 
anderen  therapeutischen  Faktoren,  besonders  physikalischen  und  diätetischen. 


Bückenmarks  und  der  peripherischen  Ner\''en.  903 

wie  Verf.  besonders  Dubois  gegenüber  scharf  betont,  einzugehen  haben.  Verf. 
sieht  vor  allen  Dingen  noch  immer  in  der  Isolierung,  der  Euhe  und  der 
Mastkur  und  der  methodischen  „R6edukation"  sehr  wertvolle  therapeutische 
Maßnahmen.  Besonders  wohltuend  manchen  philosophisch-psychologischen 
medizinischen  Spekulationen  gegenüber  berührt  die  Mahnung  des  Verf.,  daß 
der  sicherste  Boden,  auf  dem  das  medizinische  Denken  sich  bewegen  kann, 
stets  der  der  Anatomie,  der  Physiologie  und  der  Klinik  ist,  den  wir  be- 
sonders, wenn  es  sich  um  die  Therapie  handelt,  niemals  yerlassen  sollen,  um 
uns  in  die  Nebelhaftigkeit  der  Philosophie  und  die  Feinheiten  der  Psycho- 
logie zu  begeben. 

Der  Aufsatz  von  Bleuler  (36)  ist  im  wesentlichen  eine  warme 
Empfehlung  des  hier  (und  auch  schon  im  vorigen  Jahrg.)  besprochenen 
Buches  von  Dubois,  von  dem  Verf.,  wenn  er  auch  das  Buch  in  mancher 
Beziehung  einseitig  findet  und  in  manchen  Punkten  von  ihni.  abweicht,  doch 
betont,  daß  es  das  geeignetste  Werk  ist,  um  dem  Arzt  die  Überzeugung  bei- 
zubringen, daß  die  Behandlung  der  funktionellen  Neurosen,  die  in  ihrem 
wahren  Wesen  schließlich  doch  nichts  als  Psychosen  sind,  nur  eine  psychische 
sein  kann.  Bleuler  betont  aber  im  Gegensatz  zu  Dubois,  der  nur  mit 
den  Waffen  der  Logik  kämpfen  will,  die  Bedeutung  der  Suggestion  eventuell 
der  hypnotischen  für  die  Behandlung  der  Neurosen. 

Freud  (133)  beschäftigt  sich  in  einem  sehr  lesenswerten  Aufsatze  mit 
seinem  Lieblingsthema,  der  Rathartscheu  oder  analytischen  Methode  der 
Ps}xhotherapie,  der  er  bekanntermaßen  vor  allen  anderen  psychotherapeutischen 
Methoden  den  Vorzug  gibt;  er  setzt  den  tiefgreifenden  Unterschied,  der 
zwischen  ihr  und  der  Suggestionstherapie  besteht,  auseinander  und  hebt  die 
Schwierigkeit  seiner  Methode  und  die  für  einen  Erfolg  unbedingt  notwendige 
lange  Dauer  derselben  hervor.  Aussichtslos  ist  seine  Methode  bei  Patienten, 
die  nicht  einen  gewissen  Bildungsgrad  und  einen  einigermaßen  verläßlichen 
Charakter  besitzen,  ferner  bei  Individuen  mit  neuropathischer  Degeneration. 
Auch  Psychosen  sind  für  die  Psychoanalyse  ungeeignet,  ebenso  Pat.,  deren 
Lebensalter  eine  Psychoanalyse  sowie  eine  Beeinflussung  der  Psyche  zu  sehr 
erschweren  würde,  d.  h.  also,  wenn  dieselben  zirka  50  Jahre  erreicht  haben. 
Ebenso  erscheint  es  unzweckmäßig,  zu  dieser  Methode  zu  greifen,  wenn  es 
sich  um  schnelle  ßeseitiguug  drohender  Erscheinungen  handelt.  Einen 
Schaden  von  der  Methode  hat  Verf.  bei  objektiver  Betrachtung  nie  gesehen. 
Die  Ausführungen  des  Verf.  über  die  psychologische  Basis  seiner  Therapie, 
speziell  seine  Anschauungen  über  die  Bedeutung  der  sexualen  Ätiologie  der 
Psychoneurosen  sind  unserem  Leserkreis  hinreichend  bekannt,  so  daß  ein 
Eingehen  auf  die  diesbezüglichen  Einzelheiten  sich  erübrigt. 

Müller  (259)  faßt  den  seiner  Methode  zur  Erzielung  psychischer 
Ruhezustände  bei  Erschöpfungsneurosen  zu  Grunde  liegenden  Gedankengang 
folgendermaßen  zusanmien: 

Die  psychischen  Punktionsstörungen  beruhen  auf  einer  Störung  des 
normalen  Gedankenablaufes,  welcher  Störung  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  eine 
abnorme  Einmischung  des  Gefühlselementes  zu  Grunde  liegt.  Die  abnorme 
Intensität  des  Gefühlselementes  beniht  auf  einer  zentralen  Schwäche,  die  in 
ihrer  Intensität  alle  Stufen  darbieten  kann,  von  der  leichten  Disposition  des 
nervös  Belasteten  bis  zu  den  schweren  Reiz-  und  Erschöpfungszuständen  der 
Psychosen.  Die  andauernden  Gefühlswirkungen  bedingen  das  Andauern  der 
psychischen  Anomalie.  Durch  ilire  abnorme  Intensität  bilden  sie  Hemmungen 
fiir  die  normalen  psychischen  Funktionen.  Als  psychische  Behandlungs- 
möglichkeiten kennen  wir  die  Aufklärung  des  Patienten  über  das  Wesen 
seiner  Störung  und   die  Anregung   zu  Willenshandlnngen.     Dies   sind    die 


904  Therapie  der  Krankheiten  des  Gehirns, 

Hauptmittel  psychischer  Behandlung,  wie  sie  von  Prof.  Dubois  in  seinem 
Buch  über  die  Psychoneurosen  und  ihre  psychische  Behandlung  in  vorbild- 
licher Weise  geschildert  sind.  Je  intensiver  aber  die  Gefühlsreizong  ist, 
meist  entsprechend  der  vorhandenen  zentralen  Reizung  resp.  Erschöpfung 
desto  größeren  Schwierigkeiten  begegnet  die  Behandlung.  Als  dritte  mög- 
liche Einwirkung  haben  wir  die  Ablenkung.  Sie  tritt  dadurch  ein,  daß  ein 
stärkerer  Eindruck  den  vorhergehenden  Bewußtseinsinhalt  verdrängt.  Dies 
ist  das  eigentliche  Wesen  der  Suggestivwirkungen.  Die  systematische  Kon- 
zentration auf  Buheempfindungen  bedeutet  eine  besondere  Form  der  Ab- 
lenkung und  hat  für  die  Erholung  des  erschöpften  Zentralorgans  bestimmte 
Vorteile.  Die  Methode  ist  nur  anzuwenden,  wo  ein  bestimmter  Grad  von 
Ablenkbarkeit  vorhanden  ist,  und  wo  noch  so  viel  Urteilsfähigkeit  besteht, 
daß  der  Kranke  das  Vorgehen  begreift.  Im  allgemeinen  aber  dürfte  der 
Ablenkung  in  ihren  verschiedenen  zur  Anwendung  kommenden  Formen  eine 
größere  Bedeutung  zuzuschreiben  sein,  als  vielerorts  angenommen  wird. 

Savidge  (324)  gibt  zum  Teil  ähnliche  Lehren  wie  Müller,  ausgehend 
von  interessanten  psychologischen  Betrachtungen. 

Hoppe  (165)  gibt  in  einem  lesenswerten  populären  Vortrag  die  Grund- 
sätze, die  vom  Standpunkt  der  Hygiene  des  Nervensystems  für  die  Erzielmng 
in  Haus,  Schule  und  Kindergarten  maßgebend  sind.  Der  Aufsatz  enthäk 
zwar  nichts  neues,  ist  aber  wegen  des  großen  literarischen  Materials,  das  er 
berücksichtigt  und  der  Wärme  und  Klarheit  der  Darstellung  recht  lesenswert. 

Die  lesenswerten  Ausführungen  Geissler's  (137)  gipfeln  in  dem  Satze, 
daß  wir  bei  der  Behandlung  der  funktionellen  Neurosen  das  Gute  nehmen 
sollen,  wo  wir  es  finden.  In  diesem  Sinne  ist  auch  die  ArbeitsÜierapie  als 
eine  überaus  wertvolle  Bereicherung  unseres  therapeutischen  Arsenals  an- 
zusehen, die  zweifellos  vielfach  erheblichen  Nutzen  schafft.  Aber  es  geht 
mit  ihr  wie  mit  allen  therapeutischen  Methoden;  in  einem  Fall  wahrhaft 
Wunder  wirkend,  versagt  sie  im  nächsten  völlig;  war  sind  auch  vorläufig 
weit  entfernt  von  der  Möglichkeit,  exakte  Indikationen  für  ihre  Anwendung 
zu  stellen.  Eine  besondere  Schwierigkeit  erwächst  aus  der  Verschiedenheit 
der  beruflichen  und  gesellschaftlichen  Stellung  der  Patienten,  dem  Gegensatz 
zwischen  Kopf-  und  Handarbeitern  und  dergl.  Es  können  deswegen  z.  B. 
die  Erfolge  in  Haus  Schönow,  wo  es  sich  vielfach  um  Kranke  aus  dem 
Milieu  der  Handarbeiter  handelt,  nicht  ohne  weiteres  auf  andere  Sanatorien 
übertragen  werden,  deren  Krankenmaterial  ein  ganz  anderes  ist.  Verf. 
plaidiert  dafür,  unter  sorgfältiger  Stellung  der  Indikation  die  Arbeitstherapie 
als  gleichberechtigten  Faktor  der  Behandlung  mit  heranzuziehen,  daneben 
aber  die  anderen  erprobten  Heilmethoden  nicht  zu  vernachlässigen,  vor  allem 
einer  zielbewußten  persönlichen  Beeinflussung  die  ihr  gebührende  Stellung 
einzuräumen. 

Veragnth  (368)  sieht  in  der  Arbeitstherapie  ein  sehr  wesentliche« 
Moment  psychischer  Therapie  überhaupt,  dessen  Bedeutung  im  wesentlichen 
in  der  derivierenden  psychischen  Wirkung  der  Arbeit  liegt.  Verfasser  unter- 
zieht die  verschiedenen  Formen  der  in  therapeutischer  Beziehung  in  Betracht 
kommenden  Arbeit  unter  gleichzeitiger  Betonung  der  wechselnden  Indikation  und 
Erläuterung  durch  Krankengeschichten  eigener  Beobachtung  einer  Besprechung. 
Nicht  zu  unterschätzen  sind  die  bisweilen  einer  rationellen  Arbeitstherapie  im 
Wege  stehenden  räumlichen  und  zeitlichen  Schwierigkeiten.  Erstere  werden 
in  einem  Sanatorium  meist  überwunden  werden  können,  letztere  liegen  meist 
besonders  in  der  zu  kurz  bemessenen  Kurdauer.  Nicht  leicht  ist  auch  die 
Frage  der  Beschaffung  geeigneter  Hilfskräfte  zu  lösen.  Bei  der  Auswahl 
der  Pat.   sind   zunächst   organische   Kontraindikationen   zu  berücksichtigen, 


Eückenmarks  und  der  peripherischen  Nerven.  9Q5 

ebenso  bei  funktionellen  Neurosen  schwere  Erschöpfungszustände.  Am  ge- 
eignetsten sind  Fälle  von  sog.  Überarbeitung,  Erschöpfungen  infolge  ein- 
seitiger Berufstätigkeit  Doch  ist  auch  hier  die  Indikation  und  die  Wahl 
der  Beschäftigung  mit  Sorgfalt  zu  treflfeu.  Mäßig  sind  die  Erfolge  bei 
Hypochondern  und  schlecht  meist  bei  Imbezillen.  Wichtig  ist  eine  sorg- 
faltige Dosierung  der  Arbeit. 

Biedel  (301)  wendet  sich  gegen  die  öffentliche  Schaustellung  von 
Experimenten  aus  dem  Gebiete  der  Wachsuggestion,  die  nach  seinen 
persönlichen  Erfahrungen  nichts  anderes  als  eine  Form  der  Hypnose  dar- 
stellt Verf.  geht  aber  noch  weiter,  indem  er  sich  als  Gegner  auch  der 
therapeutischen  Bestrebungen  auf  dem  Gebiete  der  hypnotischen  und  der 
Wachsuggestion  bekennt. 

Bonjonr  (40)  hat  bei  fünf  schwangeren  Erauen  Versuche  gemacht, 
durch  methodische  und  wiederholte  hypnotische  Suggestion  den  Termin  der 
Entbindung  zu  bestimmen.  Es  ist  ihm  viermal  gelungen,  den  Eintritt  der 
Entbindung  an  einem  bestimmten  Tage  erfolgreich  zu  suggerieren.  Es  bedarf 
allerdings  nach  seinen  Ausführungen  dazu  der  Herbeiführung  des  lethar- 
gischen Stadiums  der  Hypnose.  Ref.  erscheint  es  zweifelhaft,  ob  der  durch 
die  Hypnose  erreichte  Vorteil  einer  Bestimmung  des  Gebärtermins  nicht 
durch  die  etwaigen  Gefahren  einer  wiederholten  hypnotischen  Behandlung 
während  der  Gravidität  mehr  als  aufgewogen  wird.  Bei  der  durch  die 
Schwangerschaft  schon  überreichlich  geschaffenen  Disposition  für  nervöse 
Zustände  ist  doch  eine  wiederholt  ohne  zwingende  Indikation  vorgenommene 
Hypnose  sicher  nichts  gleichgültiges,  so  daß  nach  Ansicht  des  Ref.  gegen 
derartige  Experimente  nicht  energisch  genug  Einspruch  erhoben  werden  kann, 

Smith  (343)  bespricht  in  einem  lesenswerten  Aufsatz  die  Psychologie 
und  Pathologie  des  Schlafes  und  die  Behandlung  der  letzteren.  Wesentlich 
neues  bringt  der  Verf.  nicht,  bemerkt  sei  nur,  daß  ihm  Veronal  sich  auch 
bei  leichteren  Erregungszuständen  und  bei  Melancholie  bewährt  hat. 

Domblüth  (104)  gibt  einen  kurzen  Abriß  der  Behandlung  der 
Schlaflosigkeit  bei  Neurasthenie.  Neben  der  üblichen  Verordnung  von 
«weckmäßigen  physikalischen,  diätetischen  und  medikamentösen  Mitteln  em- 
pfiehlt er  eine  verständige  Psychotherapie,  gegen  die  Vorstellung  des  Nicht- 
einschlafenkönnens als  besonders  wirksam  die  hypnotische  Suggestion. 

Von  den  neuen  Gesichtspunkten,  die  die  Arbeit  von  Meyer  (242) 
zur  Verhütung  der  Schlaflosigkeit  in  ihrem  Titel  verheißt,  kann  Ref.  zu 
seinem  Bedauern  leider  nicht  viel  entdecken;  trotzdem  kann  der  kleine 
Aufsatz  als  ein  brauchbarer  Abriß  über  die  Hygiene  des  Schlafes  angesehen 
werden.  Ref.  begreift  nur  nicht  recht  die  Antipathie  des  Verf.  gegen  das 
Schlafen  bei  offenem  Fenster,  besonders,  bei  der  warmen  Jahreszeit.  Eef. 
hat  grade  durch  die  Anordnung,  bei  geöffnetem  Fenster  zu  schlafen,  bei 
nervöser  Schlaflosigkeit  sehr  gute  Wirkungen  erzielt,  vorausgesetzt,  daß 
das  Schlafzimmer  einigermaßen  ruhig  gelegen  ist. 

Eine  Diskussion  über  Behandlung  der  Schlaflosigkeit  und  von  Schmerzen 
wurde  von  Branton  (195)  eingeleitet.  Seine  Ausführungen,  sowie  die  der 
Diskussionsredner  enthalten  trotz  ihrer  Ausführlichkeit  nichts  neues. 

Von  besonderem  Interesse  ist  die  Arbeit  von  MoU  (248).  Es  handelt 
sich  um  ein  5^«  Jahre  altes,  bisher  gesundes  und  gut  entwickeltes  Kind, 
das  mit  einer  schweren  Hysterie  und  den  Zeichen  schwerer  chronischer 
Verdauungsstörungen  und  starker  Absonderung  von  Kalkphosphaten  im 
Harn  aufgenommen  wurde.  Der  somatische  und  psychische  Zustand  ver- 
schümmerte  sich  zunächst  erheblich,  es  traten  anhaltende  Schlaflosigkeit, 
hystero-epileptische  Anfälle,  Unruhe,  hochgradige  Abmagerung  auf,  mehrfach 


906  Therapie  der  Krankheiten  des  Gehirns, 

wurde  anscheinend  alimentär  Albuminurie  und  Glykosurie  konstatiert,  Fu- 
runkel und  Panaritien  traten  gehäuft  auf,  das  Gewicht  nahm  konstant  ab. 
Veränderung  der  Kost  auf  Kosten  kalkreicher  Nährmittel  (besonders  Milch 
und  Eier)  führt  ziemlich  schnell  eine  Besserung  aller  Krankheitssymptome 
herbei,  die  aber  nach  Überführung  auf  gewöhnliche  Diät  wieder  rezidivieren, 
um  bei  kalkarmer  Nahrung  wieder  zu  verschwinden.  Ein  erneuter  Übergang 
zur  gewöhnlichen  Kost  zunächst  mit  fetter  Milch  (Rahm)  gelingt  jetzt  und 
führt  auch  nach  Einfügung  gewöhnlicher  Vollmilch  und  anderer  Speisen 
nicht  wieder  zum  Rezidiv.  Pat.  wurde  geheilt  entlassen.  Die  Mitteilung 
des  symptomatologisch  vielfach  dunklen  Falles  und  seine  therapeutische 
Beeinflussung  sind  von  großem  Interesse. 

Der  Aufsatz  von  Barnes  (18)  über  die  verschiedenen  Formen  und 
die  Behandlung  der  Enuresis  nocturna  enthält  nichts  neues. 

Braun  (61)  hat  bei  funktioneller  Impotenz  neben  entsprechender 
Allgemeinbehandlung  glänzende  Erfolge  mit  Muiracithin  (anfangs  3,  später 
4—5  Pillen  pro  Tag)  gesehen  und  berichtet,  über  9  mit  vollem  Erfolge 
behandelte  Fälle.  Hoffentlich  haben  andere  Arzte  und  ihre  Patienten  die 
gleichen  glücklichen  Erfolge  wie  Verf. 

Eine  sehr  lesenswerte  Abhandlung  veröffentlicht  Levy  (207)  über  die 
somatische  und  psychische  Therapie  der  Spermatorrhoe.  Auf  die  letztere 
besonders  legt  er  entscheidendes  Gewicht,  ohne  die  erstere  zu  vernach- 
lässigen. Die  Grundsätze,  von  denen  er  sich  leiten  läßt,  sind  im  wesent- 
lichen bekannt,  verdienen  aber  wegen  der  Ausführlichkeit  und  Klarheit,  mit 
der  sie  und  die  aus  ihnen  hergeleiteten  therapeutischen  Indikationen  be- 
sprochen werden,  wohl  Beachtung  zu  finden. 

Wieder  einmal  ein  neues  Baldrianpräparat  wird  von  Flesch  (126) 
empfohlen.  Valofin,  von  der  ehem.  Fabrik  Helfenberg  hergestellt,  soll  sämt- 
liche wirksamen  Stoffe  der  Baldrianwurzel,  durch  Destillation  gewonnen,  in 
flüssiger  Form  enthalten.  Seine  Wirkung  war  gut  bei  einer  Reihe  von  Fällen 
an  Neurasthenie  und  Hysterie,  auch  solchen  mit  Erscheinungen  von  Seiten 
dos  Mageudarmkanals  und  vasomotorischen  Störungen. 

Silber  und  Brann  (336)  empfehlen  Liquor  Ferro-Mangani  saccharati 
und  peptonati  bei  chlorotischen  Zuständen  und  funktionellen  Neurosen. 

Gutzmann  (150)  stellt  in  einem  ausführlichen  Referat  in  gi'oßen 
Zügen  die  Fortschritte  dar,  die  in  der  Erkenntnis  und  Behandlung  der 
einzelnen  Sprachstörungen  gemacht  sind.  Die  Arbeit  bringt  für  den  mit 
der  einschlägigen  Literatur  und  den  auf  dem  Gebiete  der  Sprachstörungen 
herrschenden  Bestrebungen  einigermaßen  vertrauten  Leser  kaum  neues, 
kann  aber  vor  allem  dem  Praktiker  als  orientierender  Überblick  warm  em- 
pfohlen werden.  Der  Wunsch  des  Verf.,  das  Gebiet  der  Sprachstörungen 
bei  deren  großer  sozialer  Bedeutung  durch  klinischen  oder  poliklinischen 
Unterricht  dem  angehenden  ärztlichen  Praktiker  vertrauter  zu  machen,  verdient 
durchaus  Beachtung. 

In  einem  zweiten  Aufsatz  bespricht  Gutzmann  (149)  die  Pathogenese 
und  Therapie  der  spastischen  Stimmstörungen.  Er  zeigt,  daß  dieselben  in 
erster  Linie  Störungen  der  normalen  Respiration  und  daran  anschließend 
der  Stimmbildung  sind,  woraus  sich  als  selbstverständliche  Folge  die  Therapie 
im  wesentlichen  als  eine  Übungsbehandlung  der  Atmung  und  der  Stimm- 
bildung ergibt.  Einzelheiten  der  lesenswerten  Arbeit  sind  im  Original  nach- 
zulesen. 

Singer  (337)  veröffentlicht  einen  Bericht  über  das  Material  der  Gutz- 
mann sehen  Sprachheilanstalt  vom  Jahre  1904,  der  wesentliche  therapeutische 
Gesichtspunkte  indessen  nicht  berücksichtigt. 


Rückenmarks  und  der  peripherischen  Xerven.  907 

Lannois  und  FeniUade  (194)  berichten  über  eine  sehr  interessante 
Beobachtung  Ton  Mutismus  bei  einem  mit  Wandertrieb  behafteten  Degene- 
rierten, der  seit  16  Monaten  bestand  und  bisher  allen  therapeutischen  Be- 
einflussungen getrotzt  hatte.  Die  Heilung  gelang  prompt  mittelst  Suggestion 
in  leichter  Chloräthylnarkose;  ebenso  prompt  gelang  es  einige  Wochen 
später,  bei  dem  Pat.  halluzinatorische  Verwirrtheit,  durch  Brotpillen  und 
die  Ankündigung,  eventl.  wieder  zur  Narkose  zu  greifen,  zu  beseitigen.  Ref. 
begreift  nur  nicht,  warum  die  VerflE.  sich  bei  dem  geschilderten  Fall,  dessen 
Diagnose  sie  offen  lassen,  nicht  zu  der  einer  Hysterie   entschließen  können. 

Toff  (360)  hat  Bornyval  in  23  Fällen  von  Herzklopfen  und  nervösem 
Herzschmerz  versucht  und  durchweg  gute  Erfolge  von  demselben  gesehen. 
Er  sieht  im  Bornyval  das  beste  symptomatische  Mittel  zur  Bekämpfung 
nervöser  Herzbeschwerden,  betont  selbstverständlich,  daß  die  Bekämpfung 
des  Grundleidens  je  nach  Lage  des  Falles  zu  erfolgen  habe. 

Borchard  (61)  empfiehlt  Pyrenol  bei  nervösen  Herzstörungen  im 
Grefolge  neurasthenischer  oder  hysterischer  Zustände  im  Klimakterium  und 
bei  toxischen  Affektionen  (Nikotin,  Alkohol,  Gicht).  Die  Dosierung  beträgt 
2—6  Tabletten  ä  0,5  täglich. 

Zur  Behandlung  der  Herzneurosen  ist  nach  Rumpf  (320)  nichts  von 
solcher  Bedeutung,  wie  die  sorgfältigste  Erhebung  der  Anamnese,  da  nur 
hierdurch  häufig  die  Ätiologie  eruiert  und  gleichzeitig  damit  der  Weg  zur 
Behandlung  gewiesen  wird,  die  in  erster  Linie  ätiologisch  zu  verfahren  hat. 
Hier  kommen  in  Betracht  die  Herzneurosen  infolge  chronischer  Intoxikationen 
(Tabak,  Alkohol),  gichtische  Prozesse,  ferner  Störungen  von  Seiten  des 
Magendarmkanals,  der  Sexualsphäre.  Hier  wirkt  häufig  schon  die  Elimini- 
sierung  der  bekannt  gewordenen  Schädlichkeiten  heilend.  Die  übrigen  Heil- 
faktoren werden  vom  Verf.  in  üblicher  Weise  besprochen,  ohne  daß  wesent- 
lich neues  beigebracht  wird.  Besondere  Berücksichtigung  verdienen  die 
durch  Wanderherz  oder  allzu  bewegliches  Herz  bedingten  Störungen,  die 
häufig  infolge  der  Abmagerung  Fettleibiger,  aber  auch  aus  unbekannten 
Gründen  auftreten  und  meist  bei  Hebung  des  Ernährungszustandes  gebessert 
werden.  Die  durch  Überanstrengung  oder  Traumen  hervorgerufenen  Herz- 
neurosen erfordern  lange  Ruhekuren  unter  Zuhilfenahme  physikalischer  Heil- 
methoden, sorgfältiger  Ernährung  usw.  In  allen  Fällen  von  Herzneurose 
bedarf  es  neben  vielfältiger  symptomatischer  Behandlung  der  sorgfältigsten 
Regelung  der  gesamten  Lebensweise  unter  steter  Berücksichtigung  der 
individuellen  Momente. 

Kreibich  (186)  empfiehlt  zur  Herabsetzung  der  zentralen  Reflexerreg- 
barkeit bei  vasomotorischen  Neurosen  der  verschiedensten  Art  Arsen  und 
zwar  entweder  innerlich  oder  subkutan  oder  beide  Arten  der  Verabreichung 
kombiniert  (innerlich  die  ersten  Tage  von  einer  Lösung  von  Sol.  Fowl.  mit 
Aq.  menth.  pip.  zu  gleichen  Teilen  3  mal  täglich  5,  dann  3  mal  täglich 
10  Tropfen,  subkutan  jeden  zweiten  Tag  0,02  Natrium  arsenicosum). 

Entsprechend  seinem  Charakter  als  Fortbildungsvortrag  bringt  der 
Aufsatz  von  Boas  (38)  über  Diagnose  und  Therapie  der  nervösen  Magen- 
dannerkrankungen kaum  etwas  neues.  Er  betont  eindringlich  die  Bedeutung 
des  persönlichen  Einflusses  des  Arztes,  der  hier  von  weit  größerem  Wert 
ist,  als  die  Wahl  der  therapeutischen  Methode.  Für  die  übergroße  Mehrzahl 
der  einschlägigen  Fälle  empfiehlt  sich  die  Behandlung  in  kleineren  Sanatorien 
unter  Zuhilfenahme  einer  einsichtig  angeordneten  Ernährungstherapie  und 
der  Anwendung  physikalischer  Heilfaktoren.  Bisweilen  empfehlen  sich  Hoch- 
gebirgs-  und  Seelirftkuren  oder  längere  Seereisen.  Die  Hauptsch^\ierigkeit 
für  die  Erzielung  von  Dauererfolgen   liegt  in  der  wirksamen  Beeinflussung 


908  Psychologie. 

der  Kranken  nach  ihrer  Rückkehr  in  das  gewohnte  Milieu.  Von  lokalen 
Prozeduren  und  Trinkkuren  rät  Verf.,  nur  sparsamen  Gebrauch  zu  machen, 
auch  Medikamente  sollen  nur  in  bescheidenem  Maße  yerordnet  werden,  da 
sie  nur  symptomatischen  Wert  besitzen,  das  Hauptgewicht  der  Behandlung 
der  in  Bede  stehenden  Affektionen  auf  Temunftgemäße  allgemein-hygieDische 
Lebensweise  zu  legen  ist. 

Zur  Behandlung  der  nervösen  Magenstörungen  (Atonien  mit  mehr 
oder  minder  ausgesprochener  Dilatation,  Gastralgien)  empfiehlt  Stein  (363), 
besonders  wenn  Anorexie  mit  Völle  und  Druckgefühl  nach  dem  Essen 
besteht,  Magenspülungen  mit  lauem  Wasser  oder  schwacher  Argentumlösnng 
(1:3000).  Nebenher  geht  eine  hydriatische  und  elektrische  Behandlung  und 
Darreichung  von  geeigneten  Medikamenten,  sowie  Begelung  der  Diät.  Bei 
nervöser  Gastralgie  empfiehlt  Verf.  Überernährung.  Auch  bei  nervöser 
Bulimie  haben  Verf.  Magenspülungen  gute  Dienste  geleistet. 

Lengefeld  (201  a)  empfiehlt  zur  lokalen  Behandlung  der  Hjperidrosis 
ein  neues  Aluminiumacetat-Fräparat,  das  Lenicet,  das  als  SO  bezw.  bO% 
Puder  aufgestreut,  sehr  schnell  austrocknend  und  desodorisierend  wirkt. 

Meier  (237)  hat  durch  zahlreiche  Versuche  an  Fröschen,  Mäusen  und 
Katten  festgestellt,  daß  Bromsalze,  besonders  Bromocoll,  die  durch  StrychDia 
bewirkte  gesteigerte  Erregbarkeit  der  vasomotorischen  Zentren  aufheben. 

Bromocoll  scheint  demnach  die  Wirkung  des  Strychnins  nnd,  wie 
andere  Versuche  zeigten,  auch  des  Curarins  herabzusetzen  oder  zu  unter- 
drücken. Es  würde  zu  untersuchen  sein,  ob  auch  die  Wirkung  des  Pfeü- 
giftes  der  Wilden  gleichfalls  durch  Bromocoll  entgiftet  wird.        (Bendia.) 

Porot  (285)  teilt  vier  Fälle  von  Tickkrankheit  mit,  bei  denen  er  mit 
der  Bewegungs-  oder  Wiederherstellungs-Therapie  der  normalen  Muskel- 
funktion gute  Besultate  erzielte.  Der  Zweck  der  Methode  ist,  nicht  allein 
auf  die  abnorme  Funktion  des  Muskels  einzuwirken,  sondern  die  hemmende 
und  regulierende  Hirutätigkeit  wieder  wach  zu  rufen  und  auszubilden.  Die 
Patienten  werden  angewiesen,  die  abnormen  Muskelbewegungen  zu  unter- 
drücken und  bestimmte  Bewegungen  systematisch  zu  üben.  Um  Erfolg  zu 
erreichen,  bedarf  es  nicht  nur  der  Ausdauer  des  Behandelnden,  sondern 
auch  des  guten  Willens  und  der  Einsicht  des  Kranken  und  seiner  Umgebung. 

(Bendir,) 


Psychologie. 

Referent:  Professor  Dr.  Weygan dt- Würzburg-. 

1.  Ach,  Narziss,  Ueber  die  Willenstätigkeit  und  das  Denken.  Eine  experimenteUe 
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Psychologie.  909 

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910  Psychologie. 

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49.  Bogdanoff,  T.,  Experimentelle  Untersuchungen  der  Merkfähigkeit  bei  Gesunden 
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396.  Swoboda,  Hermann,  Studien  zur  Grundlegung  der  Psychologie.  I.  Psychologie 
und  Leben.  11.  Assoziationen  und  Perioden.  UI.  Leib  und  Seele.  Leipzig -Wien. 
Franz  Deuticke. 

397.  Derselbe,  Verstehen  und  Begreifen.  Eine  psychologische  Untersuchung.  Viertel- 
jahrsschr.  f.  wissenschaftl.  Philos.  u.  Soziol.     27  (2)  131—188,  (3)  241—295. 

398.  Takaschima,  H.,  lieber  die  ersten  'Gedächtnismerkmale  im  Leben.  Neurologie. 
Band  IV  (japanisch). 

399.  Tardieu,  E.,  La  haine;  etude  psychologique.     Rev.  phil.     LX.     624 — 625. 

400.  Taylor,  A.  E.,  Mind  and  Body  in  Recent  Psychology.    Mind.    N.  S.  13,  p.  476—508. 

401.  Taylor.  Clifton  O.,  Ueber  das  Verhalten  von  Worten  und  Sätzen.  Zeitschrift  für 
Psychologie  u.  Physiol.  d.  Sinnesorgane.     Bd.  40,  fl.  4,  p.  225. 

402.  Tavlor,  W.  H.,  Science  and  the  Soul.  Old  Dominio  Journ.  of  Med.  and  Surg. 
IV!     18(5—224. 

403.  Terman,  Lewis  M.,  A  Studv  in  Precocitv  and  Prematuration.  The  American  Jonmal 
of  Psycholog}'.     Vol.  XII,  No.  2,  p.  145. 

404.  Teubern,  v.,  Erinnerungstreue  in  der  Aussage.  Allgem.  Zeitschr.  für  Psychiatrie. 
Bd.  62,  p.  213.    (Sitzungsbericht.) 

405.  Thalbitzer,  S.,  Ueber  den  anatomischen  und  physiologischen  Ursprung  des  Gefühls. 
Hospitaltidende.     Kopenhagen.     1904.     Xo.  50. 

406.  Thatcher,  H.  W.,  Un  cas  de  telepathie  inconsciente.     Ann.  d.  Sc.  ps>xh.   XV.   364. 
4Q7.  Thauzifes.  A.,  L'orientation  du  pigeon-voyageur.    Ann.  de  med.  vet.   LIV.   205—215. 

408.  Derselbe,  A  propos  d'une  theorie  sur  l'orientation  du  pigeon  vovageur.  Revue  scientif. 
5.  s.    IV.    270-274. 

409.  Thomas,  Northcote  Whitridge,  Tought  Transference :  a  Gritical  and  Historical 
Review  of  the  Evidence  for  Telepathv:  with  a  Record  of  New  Experiments.  1902—1903. 
X.  Y.     Dodge  Publ.  Co. 

410.  Thomas,  W.  I.,  The  Pro\ince  of  Social  Psvchology.  Psvchological  Bulletin.  I.  (2.) 
392—393.     1904. 

411.  Thorndike,  E.  L.,  An  Introduction  to  the  Theorj'  of  Mental  and  Social  Measure- 
ments.     Xew  York.     The  Science  Presse.     1904.     p.  212. 

412.  Titchener,  E.  B.,  The  Problems  of  Experimental  Psvchology*.  The  Americtn 
Journal  of  Psycholog.     Vol.  XVI,  p.  208. 

413.  Toulouse.  N.,  Vaschide.  X.  et  Pieron,  H.,  Technique  de  psychologie  expcrimentale 
vcxanien  des  sujets).     Paris.     1904.     Octave  Doin. 

413a.  Tröltsch,  Ueber  die  Religionswissenschaft. 

414.  Türkheim,  J.,  Zur  Psychologie  des  Geistes.     Leipzig.     C.  G.  Naumann. 


Psychologie.  921 

415.  Urban,  F.  31.,  The  Application  of  Calculus  to  Mental  Phenomena.  Journ.  Philos. 
Psychol.    Laocaster.    Pa.  and  N.  Y.     II.     16—18. 

416.  Valle,  G.  della,  La  psicogenesi  della  conscienza.  Saggio  di  una  teoria  generale 
deirevolazione.     Milano. 

417.  Vanev,  Mesure  du  degre  d'instraction  des  elfeves  en  calcal.  L'Ajinee  psychologique. 
Tome  XI. 

418.  Vaschide,  N.,  La  courbe  du  travail  intellectuel  d'apr^s  Kraepelin  et  son  ecole. 
Kevue  de  Psychiatrie.    Tome  IX,  p.  188. 

419.  Derselbe,  Recherches  experimentales  sur  les  hallucinations  telepathiques.  Bull,  de  la 
Soc.  des  Sciences  de  Bucarest.     11.    (5/6.)    524 — 584. 

420.  Derselbe  et  Vurpas,  Cl.,  Essai  sur  la  psychologie  de  l'impulsion  sexuelle.  Journal 
de  Neurologie.    No.  3.  p.  41. 

421.  Vigouroux,  A.  et  Juquelier,  P.,  La  contagion  mentale.  Paris.  Octave  Doin. 
Biblioth^que  internat.  de  Psychologie  experim. 

422.  Vincente  Coronado.  T.,  Psicologia  de  los  simuladores.  Gron.  med.-quir.  de  la 
Habana.    XXI.     134—154. 

423.  Vogt,  K.,  Die  psychophysiologische  Erklärung  der  Sehnen transplantation.  Archiv 
für  die  gesamte  Psychologie.     Bd.  V,  p.  405. 

424.  Volck,  Otto,  Der  Fall  Weininger.  Eine  prinzipielle  Untersuchung.  Psychiatrisch- 
neurologische  Wochenschrift.     VI.  Jahrg.,  No.  51,  p.  511. 

425.  Wade,  W.,  Beobachtungen  an  Taubblinden.     Eos.     Wien.     I.     153-157. 

426.  Wallaschek,  Rieh.,  Psychologie  und  Pathologie  der  Vorstellung.  Beiträge  zur 
Grundlegung  der  Aesthetik.     Leipzig.     Barth. 

427.  Waller,  A.  D.  Uebersetzt  von  P.  E.  und  K.  du  Bois-Keymond,  Die  Kennzeichen 
des  Lebens  vom  Standpunkte  elektrischer  Untersuchung.     Berlin. 

428.  Waller.  E.,  Une  aventure  romanesque  de  vision  dans  le  cristal.  Ann.  des  sc.  psvchol. 
Paris.     XV.     133-142. 

429.  Warcollier.  R.,  Un  reve  premonitoire.     ibidem.     XV.    243. 

430.  Ward,  James.  The  Present  Problems  of  General  Psychologe'.  Philosopical  Review. 
13  (6),  603—621.     1904. 

430a.  Warren,  Bibliographischer  Index  über  die  Literatur  der  Psychologie  und  ihre 
Grenzgebiete  von   1904.     The  Psychological  Review. 

431.  Watt.  Henr^'  L.  Experimentelle  Beiträge  zu  einer  Theorie  des  Denkens.  Archiv  für 
die  gesamte  Psychologie.     Bd.  TV,  p.  289. 

432.  Weber,  Ernst.  Kritisches  und  Eigenes  über  das  Weinen  bei  Gemütsbewegung. 
Centralbl.  für  Xervenheilkunde.     X.  F.     Bd.  XVI.  p.  613. 

433.  Weddingen,  Goethe  als  Begründer  des  modernen  psychologischen  Romans.  Zeit- 
schrift f.  Pädagog.  Psychologie,  Pathol.  und  Hygiene,    p.  305.    (Sitzungsbericht.) 

434.  Weinrich,   Dora.    Kindheitseindrücke,     ibidem.     6.  Jahrg.,  H.  4.     (1904.) 

435.  Wentscher.  M.,  Zur  Kritik  des  psychophysischen  Parallelismus.  Im  Anschluss  an 
L.  Busses  ^Geist  und  Körper,  Seele  und  Leib".  Zeitschr.  f.  Phil.  u.  phil.  Kr.  124  (2). 
154—172. 

436.  Wertheimer,  Max.  Experimentelle  Untersuchungen  zur  Tatbestandsdiagnostik. 
Archiv  für  die  gesamte  Psychologie.     Bd.  VI,  p.  59. 

437.  Weygandt,  Wilhelm,  Experimentelle  Beiträge  zur  Psychologie  des  Schlafes.  Zeit- 
schrift f.  Psychol.  und  Physiol.  d.  Sinnesorgane.     Bd.  39.  p.  1. 

438.  Derselbe,  Beitrag  zur  Lehre  von  den  psychischen  Epidemien.    Halle  a.,S.    Carl  3Iarliol<l. 
438a.  Derselbe,  Zur  psychologischen  Tatbestandsdiagnostik.   3Ionatsschr.  f.  Kriminalpsych(>l. 

o.  Straf rechtsreform.    II.    435. 

439.  Wijk,  H.,  Karin:  etude  experimentale  sur  les  phenomenes  de  frappement  spontane. 
Ann.  d.  Sc.  psychol.     Paris.     XV.     517—550. 

440.  Wilson,  A..  How  our  Senses  Deceive  us.     Scient.  Am.    N.  Y.    LX.    24934  —  24936. 

441.  Derselbe,   Un   cas   de   personnalite   multiple.     Ann.  d.  Sc.  psychol.     XV.     143 — 160. 

442.  Wood.  T.  Outterson,  3Iedico-Psychological  Association  of  Great  Britain  and  Ircland ; 
Presidental  Address.     The  Journal  of  Mental  Science.     Vol.  LI,  p.  643. 

443.  Wright,  W.  R.,  Some  Effects  of  Incentives  on  Work  and  Fatigue.  Psvchol.  Rev. 
XIII.     23—34. 

444.  Wulffen,  Zur  Kriminalpsvchologie  des  Kindes.  3lonatsschrift  für  Kriminalpsvchologie. 
Bd.  IL  p.  172. 

445.  Wandt,  Wilh.,  Grundriss  der  Psychologie.     Leipzig.     Eugelmann. 

446.  Yourievitsch,  Xomination  d'une  commission  pour  l'elaboration  d'un  plan  general 
de  ps)'chologie  animale.     Bull,  de  l'Inst.  gen.  psychol.     Paris.     V.     43—50. 

447.  Zavadskij.  A.  V.,  Die  russische  Literatur  und  Experimentalforschung  zur  Psychologie 
der  Aussage.  Bericht  und  Eigenbericht.  Beiträge  zur  Psychologie  der  Aussage. 
Bd.  II,  p.  81. 


922  Psychologie. 

I.  Allgeflielnes. 

Hirschlaff  (164a)  bringt  io  einem  besonderen  Heft  der  Zeitschrift 
für  Psychologie  und  Physiologie  der  Sinnesorgane  eine  Zodainmenstellung 
über  die  Bibliographie  der  psycho-phyaiologischen  Literatur  des  Jahres  1903. 
Abgesehen  davon,  daß  der  Wert  dieser  Übersicht  schon  reduziert  wird  durch 
das  verspätete  Erscheinen,  indem  eben  erst  die  Publikationen  aus  dem 
zweitvorhergehenden  Jahre  aufgezählt  wurden,  muB  auch  darauf  hingewiesen 
werden,  daß  bei  dem  heutigen  Umfange  der  psycho-physiologischen  Literatur 
in  einem  kurzen  Hefte  nichts  Ausreichendes  über  die  Produktion  eines  Jahres 
gegeben  werden  kann.  Tatsächlich  ist  das  Verzeichnis  auch  recht  lückenhafL 
Es  wäre  durchaus  zeitgemäß,  wenn  in  Deutschland  ein  Jahresbericht  über 
die  Erscheinungen  der  psychologischen  Literatur,  analog  dem  vorliegenden 
neurologisch-psychiatrischen  Jahresberichte,  endhch  herausgegeben  ^ürde. 

Warren  (430a)  bringt  als  starkes  Sonderheft  der  Zeitschrift  The 
Psycological  Review  einen  bibliographischen  index  über  die  Literatur  der 
Psychologie  und  ihre  Grenzgebiete  von  1904.  Wenn  hier  auf  diese  Er- 
scheinung verwiesen  wird,  so  geschieht  es  nur  um  deswillen,  weil  sie  als 
Vorbild  auch  für  die  deutsche  Literatur  benutzt  werden  können.  Grerade 
für  die  psychiatrisch -neurologischen  Leser,  die  meist  nur  einzelnen  Aus- 
schnitten der  psychologischen  Literatur  ihr  Augenmerk  zuwenden,  würde 
(.'\ne  möglichst  lückenlose  Zusammenstellung  von  Arbeitstiteln  nach  einer 
übersichtlichen  Gruppierung  willkommener  und  verwendbarer  sein,  als  eine 
notgedrungenerweise  recht  lückenhafte  Zusammenstellung  mit  kurzer  Inhalts- 
angabe, wie  sie  im  Rahmen  dieses  Jahresberichts  üblich  ist. 

Mach  (241)  behandelt  eine  Fülle  von  Problemen,  die  jeden  natur- 
wissenschaftlich Denkenden  fesseln  müssen.  Es  seien  unter  den  mannig- 
fachen einzelnen  Aufsätzen  hervorgehoben  die  über  Gedächtnis,  Reproduktion 
und  Assoziation,  über  ReHex,  Instinkt,  Wille  und  Ich,  über  die  Entwicklung 
der  Individualität,  über  Erkenntnis  und  Irrtum,  über  Empfindung,  An- 
schauung und  Phantasie,  über  Anpassung  der  Gedanken  au  die  Tatsachen 
und  aneinander,  über  Gedankenexperimente,  über  das  psychische  Experiment 
und  seine  Leitmotive,  über  Ähnlichkeit  und  Analogie  als  Leitmotive  der 
Forschung,  über  die  Hypothese,  das  Problem,  die  Voraussetzungen  der 
Forschung,  über  Ziel  und  Maß,  Zeit  und  Raum,  Sinn  und  Wert  der  Natur- 
gesetze. Aus  diesen  wesentlichen  Programmpunkten  läßt  sich  bereits  eine 
Ahnung  des  ungemein  reichen  Lihaltes  gewinnen,  den  uns  Mach  in  seiner 
klaren  originellen  Denkweise  und  packenden  Sprache  darbietet.  Auch  wer 
nicht  dem  M achschen  Positivismus  in  seinen  letzten  Konsequenzen  folgen 
mag,  kann  außerordentlich  viel  Anregung  gewinnen;  ja  es  dürften  sich  unter 
den  Psychiatern  viele  finden,  denen  Machs  Psychologie  und  Philosophie 
gerade  um  ihrer  antimetaphysischen  Tendenz  willen  besonders  sympathisch  ist 

Möbius  (273)  bringt  in  seinem  „Greuzland"  eine  Reihe  von  Aufsätzen, 
die  geradezu  als  die  denkbar  beste  Einführung  in  erkenntnistheoretischea 
und  überhaupt  philosophisches  Denken  bezeichnet  werden  können. 

Hohlfeld  und  Wünsche  (207)  haben  die  bereits  1848  herausge- 
gebenen Vorlesungen  über  psychische  Antliropologie  von  Karl  Christian 
Krause  einer  neuen  Durchsicht  und  Herausgabe  unterzogen.  Das  Buch 
hat  mit  seinem  etwas  spekulativen  Standpunkt  vorwiegend  historisches 
Interesse. 

Tröltsch  (413  a)  arbeitet  Gedanken  früherer  religionsphilosophischer 
Sclitiften  weiter  aus.  Der  ausgezeichnete  moderne  Heidelberger  Theologe 
diskutiert   über   die    Religionswissenschaft    in    einer  Weise,    die    auch   dem 


Psychologie.  923 

Naturforscher  eine  StelluDguahme  ermöglicht.  Die  Keligionswisseascfaaft^  zu 
(leren  Beurteilung  die  Psychologie  in  weitem  Umfang  herangezogen  wird, 
soll  keineswegs  die  Religion  aufheben,  sondern  ihre  Basis  festigen. 

Titchener  (412)  erörtert  in  programmatischer  Form  die  Probleme 
der  experimentellen  Psychologie. 

Chaparede  (74)  bringt  einen  Essay  über  die  Berechtigung  der  ver- 
gleichenden Psychologie. 

James  (175)  spricht  dem  landiäutigen  Begriff  des  Bewußtseins  die 
Existenzberechtigung  ah.  Als  grundlegend  gilt  ihm  die  Erfahrung  des 
Wiedererkeunens. 

Lipps  (229)  gibt  in  der  wesentlich  erweiterten  zweiten  Auflage  seiner 
psychologischen  Studien  eine  Reihe  von  Erörterungen,  die  sich  auf  drei 
wesentliche  Kapitel  der  theoretischen  Psychologie  beziehen:  Zunächst  be- 
spricht er  den  Raum  der  Gesichtswahrnehmung,  darauf  das  Wesen  der 
musikalischen  Konsonanz  und  Dissonanz  und  schließlich  das  psychische 
Belativitätsgesetz  und  das  Web  ersehe  Gesetz,  jeweils  unter  eingehender 
kritischer  Würdigung  der  von  anderen  Autoren  hinsichtlich  der  einzelnen 
Fragen  aufgestellten  Tlieorien. 

Lipps  (232)  bringt  ferner  als  erstes  Heft  eines  ersten  Bandes  Psycho- 
logischer Untersuchnn^ren  eine  Studio  über  „Bewußtsein  und  Gegenstand-*, 
ausgehend  von  dem  Satz,  daß  die  Bewußtseins  -  Erlebnisse  der  Gegenstand 
der  Psychologie  sind.  Bei  dem  Empfinden  stehen  das  Ich  und  das  Be- 
wußtseinserlebnis, etwa  das  empfundtMie  Blau,  durch  das  das  Ich  berührt 
wird,  außereinander,  während  beim  Gefühl,  etwa  der  Lust,  das  darin  Erlebte 
selbst  eine  Bestimmtheit  oiler  Dasei usweise  des  Ich  ist.  Das  Erlebte  fällt 
hier  in  das  erlebende  Ich  hinein,  das  Erleben  und  das  Erlebte  fällt  im  Ich 
zusammen.  Die  Studie  wendet  sich  dem  Erlebten  und  den  Gegenständen, 
der  Wahrnehmung  und  Vorstellung,  der  inneren  Wahrnehmung  und  dem 
Urteil  zu.  Daß  etwas  Tatsache  ist,  bedeutet,  daß  eine  Forderung  der 
Gegenstände  besteht  und  sich  behauptet;  Tatsächlichkeit  besagt:  Sachliches 
oder  objektives  Gefordertsein.  Alle  kategorischen  Verstandesurteile  sind 
Urteile,  die  in  gültiger  Weise  Wirklichkeit  oder  das  Bestehen  eines  Wirk- 
lichkeitszusammenhangs  anerkennen,  in  denen  das  Recht  eines  Gegenstandes 
anerkannt  wird,  gedacht  zu  werden,  und  fernerhin  das  Recht  eines  Gegen- 
standes, in  den  Zusammenhang  dessen,  was  gleich  ihm  ein  Recht  hat,  ge- 
dacht zu  werden,  in  bestimmter  Weise  hineingedacht  zu  werden.  An  die 
erkenntnis  -  theoretischen  Auseinandersetzungen  knüpfen  sich  Ausführungen 
über  die  qualitativen  Urteile,  über  Streben  und  Tätigkeit  und  den  Zusammen- 
hang des  Bewußtseinserlebens.  Das  Buch,  dessen  Darstellung,  wie  aus  den 
mitgeteilten  Proben  schon  hervorgeht,  den  psychiatrischen  Lesern  keine 
leichte  Aufgabe  stellt,  führt  zu  den  Schlußerwägungen:  Diejenige  Tätigkeit, 
in  der  ich  bewußt  motiviert  werde,  durch  mich,  das  heißt  durch  das  Ideal 
der  absoluten  Selbstbetätigung,  dessen  Verwirklichung  das  mir,  dem  indivi- 
duellen Ich,  transzendente  reine  Vernunft-Ich  erfordert,  das  ist  die  Tätig- 
keit, in  welcher  das  Erlebnis  dieses  unbedingten  oder  absoluten  Zweckes 
zum  unbedingten  oder  absoluten  Motiv  geworden  ist. 

Wandt  (445)  hat  nunmehr  von  seinem  monumentalen  Werke  über 
die  Völkerpsychologie,  dessen  starker,  zweibändiger  erster  Teil,  die  Psycho- 
logie der  Sprache,  bereits  in  zweiter  Auflage  vorliegt,  auch  den  zweiten  Teil 
erscheinen  lassen,  der  die  Psychologie  des  Mythus  und  der  Religion  enthält. 
Wenn  auch  die  Leser  des  Jahresl)erichts  nur  zum  geringsten  Teil  spezielles 
Interesse  fiir  diesen  Zweig  der  Psychologie  haben  werden,    so   sei  doch  an 


924  Psychologie. 

dieser   Stelle    auf   das   bedeutsame   Werk    hingewiesen,    dem    die  Literatur 
bisher  nichts  auch  nur  entfernt  Ahnliches  an  die  Seite  zu  stellen  hat. 

Mohr  (276)  belegt  durch  eine  Reihe  von  Beispielen  Abnormer,  daß 
eine  andere  Auffassung  als  die  der  psychischen  Kausalität  nicht  aulrecht 
zu  erhalten  ist,  daß  das  subjektive  Freiheitsgefühl  keineswegs  die  objektive 
Freiheit  zu  beweisen  vermag,  und  daß  das  gesamte  Freiheitsbewußtsein  eine 
Illusion  ist,  die  sich  aus  dem  Kausalzusammenhang  des  psychischen  Geschehens 
ergibt  wie  alle  anderen  Gebilde.  Schwerlich  wird  von  psychiatrischer  Seite 
jemand  diesen  bereits  eingebürgerten  Anschauungen  etwas  entgegenhalten, 
aber  nicht  unangebracht  ist  es  doch,  daß  diese  Sätze  auch  einmal  vor  einem 
mit  Juristen  durchsetzten  Leserkreise  dargelegt  werden. 

Hielscher  (162)  stellt  die  ältere  griechische  Philosophie  von  einem 
neuen  Gesichtspunkte  aus  dar.  Er  betrachtet  nämlich  die  Weisen  des  5. 
und  6.  vorchristlichen  Jahrhunderts  nicht  nur  als  die  Vorläufer  der  klassischen 
griechischen  Philosophie,  sondern  er  erblickt  in  ihrer  Geistestätigkeit  den 
Abschluß  einer  vielhundertjährigen  Kulturarbeit.  Völkerpsychologisch  unter- 
sucht er  Inder,  Babylonier,  Ägypter  und  findet,  daß  alle  diese  Völker  auf 
einer  bestimmten  Kulturhöhe  auch  zu  philosophischen  Ergebnissen  gelangen, 
die  man  fortan  nicht  mehr  als  rein  griechische  Geisteserzeugnisse  wird 
bezeichnen  können.  Die  so  gefundene  Tatsache  veranlaßt  den  Verfasser,  die 
weitere  Frage  aufzuweisen,  ob  nicht  die  Entwicklung  eines  jeden  denkenden 
Menschen  gerade  auf  die  Probleme  führt,  die  sich  anfanglich  zum  mindesten 
sämtliche  Kulturvölker  vorgelegt  haben.  In  diesem  Falle  liefert  die  Beob- 
achtung des  Entwicklungsganges  unserer  Denkfähigkeit  eine  Kontrolle  für 
die  Problemstellungen  jener  alten  Weisen.  Zu  der  völkerpsychologischen 
Untersuchung  mußte  also  ergänzend  eine  individualpsychologische  hinzu- 
treten. Nach  der  Begründung  dieser  Methode  werden  nach  ihr  die  Philo- 
sophen von  Thaies  bis  zu  Heraklit  einschließlich  dargestellt.  Dabei  hat 
sich  eine  ganze  Reihe  von  Erläuterungen  zu  bisher  schwer  verständlichen 
Fragmenten  ergeben ;  die  völkerpsychologischen  Vergleiche  haben  manches 
Rätsel  zu  lösen  vermocht.  (AutoreferaL) 

IL  Sinnespsychologie. 

Pedersen  (308)  hat  an  Schulkindern  Versuche  zur  experimentaleu 
Prüfung  der  visuellen  und  akustischen  Erinnerungsbilder  angestellt.  Aus 
einem  englischen  Lexikon  wurden  500  Wörter  von  je  7  Buchstaben  aus- 
gewählt, die  den  Kindern  ganz  unbekannt  waren.  An  jedem  Tage  wurden 
den  Kindern  15  Wörter  nach  einander  5 — 10  Sekunden  lang  exponiert. 
Die  Ergebnisse  lieferten  ein  annäherndes  Maß  für  die  Tüchtigkeit  der  Kinder 
im  Unterricht,  ferner  auch  einige  Auskunft  über  ihre  Fähigkeit,,^  die  Auf- 
merksamkeit zu  konzentrieren,  die  ja  einer  außerordentlichen  Übung  und 
Entwicklung  zugänglich  ist.  Vergleichung  mit  den  Zensuren  ergab,  daß  die 
Visuellen  in  Orthographie  und  Zeichnen  besser  sind,  die  Akustischen  in 
der  Geschichte. 

Lemaitre  (220)  fügt  seineu  früheren  Beobachtungen  über  die  inner*^ 
Sprache  oder  die  Anschauungstypen  von  Kindern  18  neue  hinzu.  Es  scheint, 
daß  bei  Kindern  von  13 — 14  Jahren  die  verschiedensten  Typen  vorkommen, 
verbal-visuell,  symbolisch-visuell,  auditiv- visuell,  visuell-motorisch,  verbal- 
auditiv,  verbal-motorisch.  Ja  diese  Typen  erw^ecken  geradezu  einen  kom- 
plizierteren Eindruck  als  bei  Erwachsenen,  bei  denen  die  Vorherrschaft 
ein(»s  Zentrums  über    die    anderen   sukzessive   an   Boden   gewinnt.     Er  bat 


Psychologie.  925 

weiterhin  an  3  Klassen  mit  zusammen  90  Schülern  von  13 — 14  Jahren  Beob- 
achtungen angestellt. 

Andrews  (11)  bringt  die  Erörterung  und  Aufstellung  eines  Versuchs- 
planes zur  Feststellung  der  persönlichen  Eigenschaften  auf  akustischem 
Gebiete,  vor  allem  hinsichtlich  der  allgemeinen  Hörfähigkeit  und  der  musi- 
kalischen Fähigkeiten. 

Schaefer  und  Mahner  (366)  untersuchten,  wie  sich  taubstumme, 
Winde  und  normale  Kinder  in  bezug  auf  vergleichende  Schätzung  gehobener 
Gewichte  zu- einander  verhalten.  Je  4  taubstumme,  blinde  und  normalsiunige 
Kinder  von  8 — 14  Jahren  wurden  herangezogen.  Die  Ertaubung  war 
zwischen  dem  2.  und  9.  Jahre,  die  Erblindung  mit  5  und  9  Jahren  bezw. 
gleich  nach  der  Geburt  erfolgt. 

Es  ergab  sich,  daß  mehr  richtige  Fälle  auftraten,  wenn  das  leichtere 
Gewicht  zuerst  gehoben  wird,  als  wenn  das  schwerere  zuerst  gehoben  wird. 
Die  4  Taubstummen  sind  den  4  Blinden  und  diese  wieder  den  4  Normal- 
sinnigen  in  Bezug  auf  der  Menge  der  richtigen  Fälle  sehr  deutlich  überlegen. 
Das  Urteil  der  Taubstummen  zeigt  geringere  Schwankungen  als  das  der 
Blinden  und  Normalen. 

Alexander  und  Barany  (3)  stellten  Versuche  an  über  die  Beurteilung 
der  Richtunp;  von  auf  der  Stirn  vorgezeichneten  Linien  (Taktikers uche)  bei 
geradem  Kopf  und  bei  Kopfneigung,  dann  Taktilversuche  bei  Körperneigung 
und  Kopfkörperneigung,  dabei  auch  sogenannte  Leuchtlinienversuche,  indem 
der  Versuchsperson  in  einem  Dunkelraum  eine  leuchtende  Linie  gezeigt 
wurde,  deren  Richtung  sie  zu  beurteilen  hatte.  Ferner  wurde  die  Senkrechte 
im  Räume  bei  aufrechtem  Kopf  und  Körper  sowie  bei  Körperneigung  optisch 
bestimmt.  Weiterhin  wurden  Winkelgrößen  optisch  geschätzt,  sodann  die 
scheinbare  Kopflage,  die  Kopfneigung,  die  Kopf körp erläge  und  Kopfkörper- 
neigung. Schließlich  wurden  sogenannte  Nachfahrversuche  angestellt,  indem 
bei  geradem  oder  gedrehtem  Kopf  auf  der  Stirn  der  Versuchsperson  bei 
geschlossenen  Augen  Striche  gezogen  wurden,  worauf  die  Versuchsperson 
zunächst  die  Lage  des  Striches  beurteilen  und  dann  ihn  auf  der  Stirue  nach- 
fahren mußte. 

Wie  bei  der  Bestimmung  jeder  vorgestellten  Linie  ergab  sich  auch  bei 
der  Bestimmung  der  Senkrechten  im  Räume  ein  unsicheres  Feld,  dessen 
Größe  von  der  Zahl  der  Versuche  abhängt,  wahrscheinlich  aber  auch  je 
nach  der  Merkfähigkeit  der  Versuchsperson  variiert.  Die  Versuche,  zu 
denen  Taubstumme  sowohl  wie  Normale  herangezogen  waren,  ergaben  in 
dieser  Hinsicht  keinen  Unterschied.  Wichtig  ist  bei  diesen  Versuchen  das 
Auftragen  des  geschätzten  Kopf-  resp.  Kopfkörperneigungswinkels  von  der 
scheinbaren  Kopf- resp.  Kopfkörperlage  aus.  Vorstellungsbildende  Empfindungen 
des  Statolitheuapparats  ließen  sich  niclit  nachweisen. 

in.  GedSchtnis,  Assoziation. 

Heilbronner  (löö)  legt  bei  seinen  Auffassungs-  und  Gedäclitnis- 
studien  den  Nachdruck  darauf,  die  Zahl  der  zu  übersehenden  Partialeindrücke 
möglichst  zu  veningern.  Er  fertigte  zunächst  einfachste  Zeichnungen,  die 
zum  Teil  noch  vieldeutiger  Art  waren  und  erst  allmählich  durch  Hiuzufüguug 
charakteristischer  Einzelheiten  eindeutig  wurden. 

Bei  verschiedenen  psychisch- abnormen  Zuständen  wurde  die  Methode 
augewandt,  die  sich  ausgezeiclinet  am  Krankenbett  und  selbst  am  Dauerbad 
verwenden  läßt. 


926  Psychologie. 

Ephrussi  (106)  stellte  in  dem  Göttinger  psychologischen  Laboratorium 
ausgedehnte  Versuche  über  die  Ökonomik  des  Lernens  an,  indem  er  sinnlose 
Silbenreihen,  dann  Wortpaare,  die  aus  einer  russischen  und  der  dazu 
gehörigen  deutsclien  Vokabel  bestanden,  ferner  Reihen,  deren  Paare  aus 
einem  zweisilbigen  Wort  und  einer  dreistelligen  Zahl  gebildet  waren,  späterbin 
auch  das  Trefferverfahren  in  Anwendung  brachte.  Die  nächsten  Resultate 
waren  die:  Bei  der  Einprägung  von  sinnlosen  Silben  ist  das  Lesen  mit 
gehäuften  Wiederholungen  im  allgemeinen  beträchtlich  ökonomischer  als  das 
Lesen  im  ganzen;  bei  der  Einprägung  von  Zahlen  oder  von  Wort-  und 
Zuhlenpaaren  führt  eher  das  Lesen  im  ganzen  zu  besseren  Ergebnissen. 
Weiterhin  ließ  sich  feststellen,  daß  die  Herstellung  von  Assoziationen 
zwischen  den  Gliedern  eines  einzuprägenden  Lernstoffes  besonders  nur  dann 
beginnt,  wenn  dieser  Stoff  einen  bestimmten  Geläufigkeitsgrad  erreicht  hat. 
Um  so  ökonomischer  ist  die  Memoriermethode,  eine  je  geringere  Zahl  von 
Wiederholungen  auf  die  Herstellung  der  zur  Assoziationsbildung  nötigen 
Geläufigkeit  verwendet  wird.  Bei  ganz  besonders  geläufigen  Stoffen  wird 
der  Wert  der  Lernverfahrensweisen  durch  andere  Faktoren  bestimmt. 

Alexander-Schäfer  (4)  bezeichnet  als  Tusch  den  Zustand,  in  den 
das  ZentralneiTensystem  durch  heftige  sensorische  Reize  versetzt  wird.  Es 
wurde  z.  B.,  während  die  Versuchspersonen  Metronomschläge  zählen  mußten, 
in  üben-aschender  Weise  eine  Platzpatrone  abgefeuert;  trotz  der  heftigen 
Zuckung  fand  sich  dann  keine  Gedächtnisstörung  bei  Erwachsenen,  wohl 
aber  bei  Kindern,  deren  Zählen  für  einige  Minuten  gestört  wurde;  jedoch 
trat  auch  hier  bald  eine  Gewöhnung  ein.  Bei  anderen  Versuchen  hatte  die 
Person  durch  einen  Spalt  Earbenstreifen  am  Kymographion  zu  visieren  und 
ihre  Reihenfolge  auswendig  zu  lernen,  wobei  sie  durch  den  Schuß  erschreckt 
wurde.  3  Personen  wurden  nicht  gestört,  7  konnten  die  Farbe  im  gehörigen 
Moment  nicht  angeben;  alle  zeigten  beim  Schuß  Zusammenfahren.  Das 
primäre  Gedächtnisbild  wurde  unter  Einfluß  von  Tuschreizen  stets  ungünstig 
beeinflußt. 

Janet  (176)  erörtert  das  psychische  Phänomen  des  Eindruckes,  als 
habe  man  etwas  schon  einmal  gesehen,  unter  Hinw^eis  auf  die  Notwendigkeit 
sorgfältiger  Beobachtung  gegenüber  vorschneller  Hypothesenbildung. 

Leroy  (223)  untersucht  das  Problem  der  inneren  Sprache  vor  alh*m 
mit  Rücksicht  auf  verschiedene  Auffassungs-  und  Gedächtnistypen. 

Duprat  (96)  liefert  durch  eine  Reihe  von  Beispielen  kurze  Beiträgt* 
zur  Frage  des  Traumgedächtnisses,  insbesondere  des  Gedächtnisses  bei  Kinder- 
t  räumen. 

Pick  (313)  bringt  unter  Anlehnung  an  einen  klinischen  Fall  eine 
Auseinandersetzung  über  das  Vergessen  bei  Irren,  wobei  er  die  Bedeutung' 
<]es  affektiven  Faktors  den  übrigen  Faktoren  der  Vorstellungsassoziation  und 
Rückerinnerung  an  die  Seite  stellt. 

Janet  (177)  behandelt  in  seiner  Arbeit  ein  häufig  aufti*etendes  psy- 
cliisches  Symptom,  das  bei  Hysterischen  durch  Gemütsbewegung  hervor- 
gerufen wird.  Ein  23jähriges  Jlädchen,  welches  durch  den  Tod  seiner  Mutter 
sehr  ergriffen  war,  bot  folgende  Zeichen:  1.  Halluzinatorische,  dehrante 
Krisen,  in  denen  sie  alle  Phasen  der  Krankheit  ihrer  Mutter  aufs  genaueste 
(»rzählt.  2.  Nach  der  Krise  erinnert  sie  sich  außer  ihres  Anfalles  noch  alles 
dessen,  was  sie  über  die  Krankheit  ihrer  Mutter  gesagt  hatte  und  bietei 
eine  vollständige  Amnesie  der  ganzen  Kraukheitszeit  ihrer  Mutter  dar.  Auf 
hypnotischem  Wege  wurde  das  Erinnerungsvermögen  für  jene  Vorgänge 
wieder  wachgenifen  und  das  Verschwinden  der  Halluzinationen  erreicht. 
Über   den  Mechanismus   dieser  Erscheinungen   äußert   sich   J.   in   folgender 


Psychologie.  927 

Weise:  Durch  plötzliche  Gemütsbewegungen,  denen  sich  schwache  Organismen 
nicht  anpassen  können,  entstehe  eine  psychische  Insuffizenz,  welche  eine 
Herabsetzung  der  höheren  Geistesfunktionen  und  ein  stärkeres  Hervortreten 
der  untergeordneten,  mehr  oder  weniger  automatischen  Funktionen  zur  Folge 
habe.  (Bendix,) 

Wenn  man  nach  Jung  (194)  beim  Assoziationsexperiment  nach  erfolgter 
Aufnahme  von  der  Versuchsperson  sich  noch  einmal  angeben  läßt,  was  sie 
auf  die  einzelnen  Reizworte  reagiert  hat,  so  versagt  an  gewissen  Stellen  die 
Erinnerung.  Diese  Stellen  sind  in  der  Regel  keine  gleichgültigen,  sondern 
es  handelt  sich  um  durch  Komplexe  konstellierte  Assoziationen. 
(Über  den  Begriff  ».Komplex**  vergl.  Dignost.  Assoz.Stud.  Beitrag  I.  Journal 
Psych,  u.  Neurol.  1904ff.)  Der  Reproduktionsversuch  liefert  also 
Indizien  zur  Auffindung  der  Komplexe,  sog.  Komplexmerkmale.  Warum 
gerade  bei  den  kritischen  Stellen  oder  den  unmittelbar  darauf  folgenden  die 
Erinnerung  versagt,  ist  nach  Freud  sehen  Prinzipien  zu  erklären.  Jeder 
Komplex  unterliegt  einer  gewissen  Verdrängung,  welche  ])esonders  die  unlust- 
betonten Komplexe  trifft.  Infolge  der  Verdrängung  läßt  sich  der  Komplex 
schwerer  reproduzieren  als  das  übrige  psychische  Material,     (Autoreferat.) 

Gnicciardi  (148a)  bedient  sich  einer  einfachen  Anordnung,  um  das 
Gedächtnis  für  gehörte  und  gelesene  Worte  eineraeits,  dargestellte  und  reell 
gesehene  Gegenstände  andereiseits  mit  einander  zu  vergleichen.  Er  zieht 
in  den  Rahmen  seiner  Betrachtung  Geschlechts-,  Alters-  und  Bildungs- 
unterschiede. Die  gewonnenen  Resultate  lassen  sich  in  wenigen  Worten 
nicht  wiedergeben.  (Merzhacher.) 

IV.  Gesicht  und  Psycbomotilität. 

Goldscheider  (134)  spricht  in  geistvoller  Weise  über  die  Stimmung. 
Man  wird  seine  Ausführungen  gerne  lesen,  auch  wenn  man  Einzelnes  weder 
für  neu  noch  für  einwandfrei  ansieht,  so  seine  Hypothese:  Die  gehobene 
Stimmung  hat  ein  physiologisches  Korrelat,  bestehend  in  einem  Zustand 
gesteigerter  Anregung  und  Bahnung,  unterdrückter  Hemmungen  auf  das 
motorische  und  vasomotorische  System  irradiierender  Erregungen, 

Kelchner  (196)  veranstaltete  in  Meumanns  Laboratorium  eingehende 
Untersuchungen  über  die  Abhängigkeit  der  Puls-  und  Atemveränderung  vom 
Reiz  und  vom  Gefühl.  Der  enp:e  Zusammenhang  zu  den  Modifikationen  der 
Pulsfrequenz  und  denen  des  Gefühls  w^ar  deutlich.  Es  wurde  auch  bei 
Uolustversachen  konstatiert,  daß  die  Modifikationen  früher  eintreten  als  die- 
jenigen des  Gefühls,  im  Gegensatz  zu  Lehmanns  Ergebnissen. 

Parker  (302)  hat  die  motorischen  Erscheinungen  in  der  Cliorea 
graphisch  registriert.  Seine  Kurven  dienen  in  der  Tat  gut  zur  Veranschau- 
lichung der  eigenartigen  Koordinationsstörung.  Mehr  Erfolge  würden  sieh 
wohl  noch  erzielen  lassen  durch  die  3-dimensionale  Analyse  mittels  des 
Sommerschen  Zitter-Apparates. 

Stefan!  und  Ugolotti  (385  a)  haben  die  Wirkung  des  Pilokarpiii.s 
und  Atropins  auf  die  Pupille  und  die  Wirkung  des  Atropins  auf  Vagus  und 
Herz  graphisch  am  Neugeborenen  und  Erwachsenen  dargestellt.  Aus  den 
gewcmiienen  Resultaten  ziehen  die  Autoren  weite,  für  Physiolo^^ie,  Pharmn- 
kt)locjie  und  Biologie  Geltung  habench»  Schlüsse  über  Ge>YÜhnun;r  und  An- 
passung einzelner  nervöser  Organe  an  die  AVirkung  spezifischer  Gifte.  Die 
sehr  in  extenso  wiedergegebenen  Resultate  der  Untersuchungen  können  hier 
nur  andeutungsweise  wiedeigegeben  werden. 

Die  Anpassung  erfolgt  in  den  Organen  selbst,  die  in  spezifischer  Weise 
auf  das  Gift   reagieren.     Die  Fähigkeit   der  Anpassung  variiert   stark  nach 


928  Psychologie. 

dem  Alter  des  Individuums.  Die  Fähigkeit  der  Anpassung  kann  durch  das 
Auftreten  von  Ermüdungserscheinungen  gestört  werden.  Die  ErmüduDgs- 
kurve  zeichnet  sich  durch  besondere  Merkmale  aus.  Dem  Stadium  der  An- 
passung geht  ein  Vorbereituugsstadium  voraus,  das  wieder  auf  der  Kurve 
charakt.  Merkmale  trägt,  die  es  von  der  Vergiftungs-  und  Aupassungskurre 
unterscheidet  (besondere  Oszillationen).  Die  jugendliche  Zelle  reagiert  auf 
Gift  anders  als  die  erwachsene;  in  der  älteren  Zelle  verlängert  sich  die 
Latenzzeit,  verkürzt  sich  der  auf-  und  absteigende  Schenkel  der  Wirkungs- 
kurve. Um  die  Dauer  der  Wirkung  beim  Neugeborenen  dem  des  Er- 
wachsenen gleichzubringen,  muß  eine  zehnmal  größere  Dosis  in  Anwendung 
kommen,  und  um  die  gleiche  Latenzzeit  zu  erzielen,  bedarf  es  beim  Neu- 
geborenen einer  tausendmal  kleineren  Dosis.  Die  erwachsene  Zelle  ist 
sensibler  als  die  jugendliche  oder  in  übertragenem  Sinne  hat  ein  feineres 
Unterscheidungsvermögen  als  die  jugendliche,  die  erwachsene  wird  auch  für 
längere  Zeit  vom  Reize  affiziert.  (Merzbadier.) 

Guicciardi  (148  b)  zählt  in  seiner  langen  Reihe  die  75  «mental 
tests"  auf  (mit  Angabe  der  zur  Verwendung  kommenden  Methoden  und 
Apparate),  die  in  der  Klinik  von  Tamburini  (Reggio-Emilia)  zur  An- 
wendung kommen.  In  dieser  Weise  soll  möglichst  erschöpfend  und  einheit- 
lich der  psychische  Besitzstand  eines  zu  untersuchenden  Individuums 
(juantitativ  wie  qualitativ  aufgenommen  werden,  (Merzlmcher.) 

V.  Bewusstsein.   Aufmerksamkeit.    Geistige  Arbeit. 

Seashore  (368)  bringt  kritische  Bemerkungen  gegenüber  den  Be- 
mühungen von  Bertil  Hammer,  die  experimentell  vielfach  festgestelhen 
Aufmerksamkeitsschwankungen  in  das  Bereich  der  physiologischen  Vorgänge 
zu  verweisen,  beziehungsweise  sie  durch  Fehlerquellen  am  Reize  zu  erklären. 

Peters  (311)  untersuchte  Aufmerksamkeit  und  Zeitverschiebung  in 
der  Auffassung  disparater  Sinnesreize  in  der  Weise,  daß  er  eine  um  eine 
Vertikalachse  drehbare  Holzscheibe  anwandte,  die  bei  jeder  Umdrehung  eine 
Quecksilberkuppe  durch  Kontakt  schleifte,  wodurch  ein  Strom  geschlossen 
und  ein  als  Schallreiz  dienender  Offnungsfunke  hervorgemfen  wurde.  Ein 
2  mm  breiter,  radiär  gerichteter  Spalt  der  Drehscheibe  ging  bei  jeder  Um- 
drehung an  einer  16  kerzigen  Glühlampe  vorbei,  deren  Licht  in  diesem 
Moment  in  das  Auge  des  Beobachters  geworfen  wurde.  Je  nach  Anbringen 
der  Kontakte  konnte  das  Licht  und  der  Schallreiz  gleichzeitig  ausgelöst 
werden,  oder  der  eine  früher,  der  andere  später  auftreten.  Nach  einigen 
A'orversuchen,  bei  denen  der  Versuchsperson  ein  passives  Verhalten  angeraten 
war,  wurde  verlangt,  daß  die  Aufmerksamkeit  sich  auf  einen  der  beiden 
Eindrücke,  zunächst  den  akustischen,  bei  späteren  Versuchen  den  optischen 
konzentrieren  solle.  Von  den  Ergebnissen  sei  noch  besonders  erwähnt,  daß 
die  Verbindung  zwischen  dem  zentral  bedingten  Aufmerksamkeit^zustand  und 
bestimmten  Muskelaktionen,  die  sensorisclie  Affekte  bringen,  so  innig  ist, 
daß  die  Ausschaltung  der  letzteren  die  erstere  in  ihrer  Wirkung  beeiu- 
trächtigt. 

Bäräay  (22)  stellte  mittels  eines  Apparates  Versuche  derart  an,  daß 
auf  die  Stirn  der  Versuchsperson  in  beliebiger  Richtung  Striche  gezogen 
werden  sollten,  die  nach  ihrer  Richtung  zu  registrieren  waren.  Dazu  war 
an  dem  einen  Ende  einer  Metallachse  eine  Metallplatte  mit  einem  Spalt 
angebracht,  in  dem  ein  Stift  verschiebbar  war.  An  dem  anderen  Ende  der 
Achse  war  ein  mit  dem  Stab  parallel  gestellter  Zeiger  befestigt,  welcher  auf 


Psychologie.  929 

einem  Papiertransporteur  bei  jeder  beliebigen  Stellung  des  Spaltes  die 
Richtung  des  Spaltes  und  damit  auch  des  Striches  auf  der  Stirue  anzeigte. 

Die  taktile  Bestimmung  des  Senkrechten  im  Räume  erfolgte  keineswegs 
scharf.  Selten  nur  ist  die  Merkfahigkeit  einer  Person  groß  genug,  daß 
wenigstens  eine  Zeitlang  bei  mehreren  Hin-  und  Rückwegen  dieselbe  Em- 
pfinduDg  als  vertikal  bezeichnet  wird.  Verschieden  sind  die  Ergebnisse,  je 
nachdem  die  Aufmerksamkeit  auf  das  an  den  aufeinanderfolgenden  Em- 
pfindungen Gleichbleibende  oder  auf  das  an  den  Empfindungen  sich  Ändernde 
gerichtet  ist     Ein  Ermüdungseinfluß  ist  nicht  zu  erkennen. 

Jewell  (181)  liefert  eine  gedrängte  Studie  über  die  Psychologie  der 
Träume  auf  Grund  eines  Materials  von  2000  Träumen,  die  ihm  auf  Grund 
von  ausgesandten  Fragebogen  durch  800  Personen  mitgeteilt  wurden.  Gerade 
für  einen  psychologischen  Vorgang,  wie  dem  Traum,  der  sich  so  jeder 
Kontrolle  entzieht,  und  dessen  brauchbare  Wiedergabe  einen  erheblichen 
Grad  von  Selbstbeobachtung  voraussetzt,  sind  derartige  Massenenqueten  als 
eine  möglichst  ungeeignete  Methode  zu  bezeichnen. 

Vaschide  (418)  erörtert  die  Kurve  geistiger  Arbeit,  wie  sie  sich  nach 
den  Forschungen  von  Kraepelin  und  seiner  Schüler  darbietet.  Die  in  der 
Sammhing  „Psychologische  Arbeiten"  niedergelegten  Untersuchungen  werden 
darch  die  verdienstlichen  Bemühungen  dieses  und  anderer  französischer 
Autoren  im  Ausland  bald  bekannter  sein  als  bei  uns. 

Chaparede  (73)  versucht  in  geistvoller  Weise  eine  biologische  Theorie 
des  Schlafes  zu  geben.  Er  stellt  den  Schlaf  unter  dem  Gesichtspunkt  des 
Instinktes  dar,  nicht  als  einen  Ausdruck  der  Erschöpfung,  sondern  als  einen 
Reflex,  der  der  Erschöpfung  vorbeugt. 

Weygandt  (437)  stellte  ausgedehnte  Versuche  über  die  erholende 
Wirkung  der  einzelnen  Schlafabschnitte  in  der  Weise  an,  daß  eine  halb- 
stündige fortlaufende  geistige  Arbeit,  wie  das  Addieren  einstelliger  Zahlen 
oder  das  Auswendiglernen  zwölfstelliger  Zahlengruppen,  zunächst  vor  dem 
Einschlafen  geleistet  wurde,  dann  eine  gewisse  Zeit  von  %  Stunde,  1  Stunde, 
2  Stunden  usw.  bis  zu  6  Stunden  geschlafen  wurde,  darauf  wieder  7«  Stunde 
gearbeitet,  dann  weiter  geschlafen  und  schließlich  nach  dem  Erwachen  zur 
Kontrolle  noch  einmal  ^'^  Stunde  fortlaufend  gearbeitet  wurde.  Aus  den 
durch  Diagramme  veranschaulichten  Versuchsergebnissen  geht  hervor,  daß 
fiir  die  Ausführung  leichter,  wohl  eingeübter  geistiger  Arbeiten  wie  das 
Addieren,  eine  kurze  Schlafperiode  ausreicht,  um  die  abendliche  Ermüdung 
auf  die  Arbeitszeit  von  einer  halben  Stunde  völlig  zu  verdecken,  für  die 
viel  anstrengendere,  einen  Merkakt  verlangende  Arbeit  des  Auswendiglernens 
hingegen  ist  eine  weit  längere  Erholung  durch  den  Schlaf  notwendig,  ehe 
nach  abendlicher  Ermüdung  wieder  eine  erhebliche  Steigerung  der  Leistungs- 
fähigkeit eintritt.  V«  Stunde  hat  für  diese  Tätigkeit  nur  geringe  erholende 
Wirkung,  1  bis  4  Stunden  wirken  immer  günstiger,  aber  selbst  nach  6  und 
6 stündiger  Schlafzeit  ist  die  Leistungsfähigkeit  noch  nicht  soweit  wieder 
hergestellt,  daß  nicht  durch  eine  weitere  Sclilafperiode  von  1  bis  2  Stunden 
noch  eine  Steigerung  eintreten  könnte.  Hier  hat  also  jede  Stunde  des 
Schlafes,  auch  die  nach  den  Weckschwellenversuchen  von  Kohlschütter 
u.  a.  so  bedeutungslos  erscheinenden  letzten  Abschnitte,  doch  noch  ihre 
volle  Bedeutung.  Für  schwierige  geistige  Arbeiten  ist  somit  die  erholende 
Wirkung  des  Schlafes  der  Schlafdauer  im  ganzen  proportional. 

Ploumoy  (115  a)  schließt  an  die  ausführliche  Beschreibung  eines 
Traumes,  dessen  Prophezeiung  sich  verwirklicht  haben  soll,  eine  Warnung 
vor  übertriebenem  Skeptizismus. 

Jahresbericht  f.  Neurologie  und  Psychiatrie  i905.  59 


930  Psychologie.  | 

Gibson  (126)  betont  u.  a.  die  große  Bedeutung  unterbewußter  Sinnes- 
empfindungen, vor  allem  Reaktionen  des  AUgemeinsinns  für  die  Traum- 
vorstellungen,  so  daß  wir  geradezu  von  prognostischen  Träumen  sprechen 
können. 

Miller  (272)  bringt  eine  Reihe  von  Tatsachen  der  schöpferischen 
Phantasie,  vor  allem  dichterische  Leistungen  aus  Träumen  und  hypnagogi- 
schen  Zuständen. 

Giessler  (128)  sucht  in  etwas  konstruktiver  Weise  folgende  Einzel- 
punkte darzustellen: 

1.  Das  Wiedergewinnen  der  dem  Ich  bekannten  Inhalte  als  Grund- 
tendenz der  träumenden  Seele. 

2.  Verdichtung,  Verbildlichung  und  Endophasie  als  spezielles  Mittel 
der  Vermehrung  der  psychischen  Energie. 

3.  Das  Regulierungsgefühl  im  Denkorgau  als  Kern  des  ganzen  Gefühls. 

4.  Einfügung  des  als  Ich  Empfundenen  in  eine  Situation  bezw.  Kon- 
struktion des  Traumtriebs. 

5.  Der  immaterielle  und  formelle  Inhalt  des  Traum-Ichs. 

6.  Das  Unterbewußte  und  Traumbewußte  als  Stufen  der  Wiedergewin- 
nung des  Ichs. 

7.  Das  Überindividuelle  im  Traume. 

8.  Kritische  Beleuchtung  der  Bemerkungen  Ziehens  über  die  Auf- 
fassung des  Ich  durch  Avenarius  und  Schuppe. 

Bernheim  (34a),  diese  Hauptstütze  der  Hypnose  als  einer  wissen- 
schaftlichen Methode,  bespricht  die  auch  bei  uns  noch  nicht  hinreichend 
beachtete  Unterscheidung  zwischen  Suggestion  und  Überredung. 

VI.  Psychologie  komplexer  nnd  abnormer  Zustande. 

V.  Rhoden  (344^  bespricht  in  geistvoller  Weise  Schillers  Be- 
ziehungen zur  Kriminalpsychologie.  Beim  Willen  des  Menschen  gibt  es  keine 
Gesetzlosigkeit,  doch  kann  der  Mensch  durch  psychische  Kultur  Verstand 
und  sinnliche  Kräfte  ausbilden.  Nicht  die  einzelnen  Handlungen  sind  zu- 
sammenhanglos und  willkürlich,  vielmehr  ist  Willensfreiheit  nach  Schiller 
nur  als  sittlicher  Habitus  zu  verstehen.  Anregende  Gesichtspunkte  ergeben 
sich  bei  der  Besprechung  von  Schillers  Begriff  der  Schuld. 

Bischoff  (45a)    hat   auf   Anregung   Wollenbergs    Untersuchungen 
angestellt   mit   der    praktischen   Perspektive,    ob    etwa    die   Aussage   einer 
Menstruierenden  vor  Gericht   einer  besonderen  Bewertung  bedürftig  ist.  —       i 
Eine  Versuchsreihe  berücksichtigte  die  kritische  Zeit  selbst,   die   zweite  die       { 
intermenstruelle  Zeit.     Es  wurde  die  akustische  Wortmethode  angewandt  in       | 
der  Weise,    daß   auf  je  100  einsilbige  Reizworte  assoziiert   werden   mußte. 
Als  Versuchspersonen  dienten  12  Pflegerinnen  im  Alter  von  19 — 32  Jahren. 
Es  wurden   im   ganzen   2400  Keaktionen   gewonnen.     Zur  qualitativen  Be- 
gistrierung  wurde  ein  Schema  angewandt,   das   nach   dem  von  Aschaffen - 
bürg  vorgeschlagenen  vereinfacht  worden  war:    1.  sinngemäß  richtig  aufge- 
faßte Assoziation,  2.  Wortreminiszenzen,  3.  Wortergänzungen,  4.  Klangasso- 
ziationen. 

Ein  gleichmäßiger,  irgendwie  erheblicher  Einfluß  des  physiologischen 
Vorgangs  ließ  sich  bei  den  akustischen  Wortassoziationen  nicht  feststellen, 
vor  allem  keine  Neigung  zu  der  Abnahme  sinngemäß  aufgefaßter  Reizwörter 
und  der  Zunahme  von  Klangassoziationen,  während  eine  geringe  Alkohol- 
gabo  von  100  ccm  Bordeauxwein  bei  denselben  Versuchspersonen  deutlich 
die  sinngemäßen  Assoziationen  verminderte,  die  Klangassoziaiionen  vermehrte. 


Psychologie.  93  j 

Vogt  (423)  hat  Betrachtungen  hinsichtlich  einer  psychophysiologischen 
Erklärung  der  Sehnentransplantatiou  angestellt  und  fand,  daß  der  kortikale 
Lernakt  nach  einer  solchen  Operation  denselben  psychophysiologischen  Ge- 
setzen folgt,  die  auch  für  andere  Lerntätigkeit  gelten. 

Franz  (118a)  an  dem  Mc.  Lean  Hospital  in  Waverley  (Massachussetts) 
hat  die  abnormen  Reaktionszeiten  in  einem  Falle  von  manisch-depressiver 
Depression  näher  untersucht.  Das  Resultat  war  nicht  recht  eindeutig,  im 
ganzen  wird  allerdings  langsam  geantwortet,  aber  die  einfachen  Antworten 
Ja  oder  Nein  werden  häufig  recht  schnell  gegeben.  Augenscheinlich  spielen 
auch  somatische  Anomalien  dabei  eine  Rolle. 

Lemaitre  (220)  schildert  3  Fälle  von  jungen  Leuten,  die  sich  in  der 
zweiten  Hälfte  des  Jahres  1904  zu  Genf  entleibt  haben.  Alle  Selbstmörder 
wiesen  ausgesprochen  psychopathische  Züge  verschiedenster  Art  auf,  Hysterie, 
Paramnesie,  audition  coloree  usw. 

Kuhlmaim  (210)  hat  ausgedehnte  experimental-psychologische  Ver- 
suche bei  Geistesschwachen  angestellt,  und  zwar  in  3  Fällen  von  Imbezilität 
auf  der  Basis  des  Mongolismus  und  in  6  Fällen  von  Debilität. 

Schnyder  (362  a)  hat  die  verschiedensten  psychopathischen  Persönlich- 
keiten auf  ihre  Suggestibilität  untersucht.  Gerade  die  Suggestibilät  beim 
scheinbaren  Elektrisieren  ist  geeignet,  dem  Beobachter  wertvolles  Material 
för  die  Kenntnis  der  Verlegenheit  des  BetreflFenden  zu  bringen. 

Binet-Sangle  (43)  bespricht  in  gewandter  Vortragsform  die  Psycho- 
logie der  Entarteten. 

Binet-Sangle  (44)  bringt  eine  neue,  7.  Serie  mit  5  Beobachtungen 
eigenartiger  religiöser  Naturen  aus  der  französischen  Geschichte. 

Vaschide  und  Vnrpas  (^20)  bieten  einen  Aufsatz  über  die  Be- 
ziehungen zwischen  motorischen  Impulsen  und  dem  sexuellen  Akte  unter 
Heranziehung  von  Beispielen  aus  der  Psychopathologie. 

Weygandt  (438)  hat  an  der  Hand  von  2  Beobachtungsgruppen  das 
Wesen  der  psychopathischen  Übertragung  auf  verschiedene  Persönlichkeiten 
erläutert.  Hinsichtlich  der  Induktion  kommen  als  Psychosen  des  sekundär 
Erkrankten  in  Betracht  außer  Hysterie  und  Paranoia  auch  noch  paranoische 
Demenz,  sowie  auch  wohl  vereinzelt  Depressionsformen.  —  Die  Arbeit 
kommt  zu  dem  Schluß,  daß  Geisteskranke  auf  völlig  geistig  Gesunde  außer- 
ordentlich selten  krankmachend  wirken,  während  bei  einem  disponierten  In- 
diYidaum  sehr  wohl  beim  Umgang  mit  einer  primär  erkrankten  Person  eine 
Psychose  der  erwähnten  Art  ausgelöst  werden  kann.  Weniger  praktisch 
bedeutend  ist  die  Einwirkung  von  Geisteskranken  auf  andere  bereits  Geistes- 
kranke, doch  kommt  sie  häufiger  vor,  als  gewöhnlich  angegeben  wird.  Aber 
auch  rüstige  Personen  können  durch  Geisteskranke  wenigstens  soweit  be- 
einflußt werden,  daß  sie  einzelne  psychopathische  Züge  annehmen,  wahuartig 
eingekleidete  Vorstellungen,  einseitig  vorherrschende  Affekte,  selbst  Sinnes- 
täuschungen und  auch  manche  Handlungsweise  im  Sinne  des  primär  Er- 
krankten. 

Pieron  (317)  bietet  eine  XTbersicht  über  die  Anwendung  der  Psycho- 
logie in  der  Schule  und  Pädagogik;  während  in  Frankreich  noch  wenig  auf 
diesem  Gebiete  geleistet  wird,  gewinnt  das  Spezialfach  an  Boden  in  Belgien, 
Nord-  und  Südamerika,  sowie  in  Deutschland.  Der  Verfasser  richtet  einen 
lebhaften  Apell  an  seine  Landsleute  zur  Betätigung  der  wissenschaftlichen 
Mission  des  Lehrers. 

Erichsen  (107)  nennt  sein  Buch  ,,An  der  Grenze  des  übersinn- 
lichen". Es  liegt  jedenfalls  weit  jenseits  der  Grenze  des  Wissenschaftlichen, 
Der  Autor  gibt  Erfahrungen  zum  besten,   die  er  auf  langjährigen  Tourneen 

59* 


932  Psychologie. 

bei  sog.  Experimentalabenden  gemacht  haben  will.  Eiuen  Weg  zum  Erfolg 
verspricht  er  zu  zeigen,  indem  er  in  feuilletonistischer  Weise,  nach  einer 
mit  physiologischen  Redensarten  ausstaffierten  Plauderei  über  Seele  und 
Selbst  usw.  die  Hypnose  und  Suggestion  empfiehlt.  Wenn  wir  von  seineu 
vielen  in  Fettdruck  gesetzten  Ratschlägen  nur  die  zwei  hervorheben  „Lernen 
Sie  die  Macht  des  Blickes",  und  dann  „Stellen  Sie  die  Telepathie  in  Ihren 
Dienst",  so  haben  wir  zur  Charakterisierung  des  Opus  genug  gesagt. 

Ferman  (lila)  bespricht  die  Frühreife  in  ihren  mannigfachen  Be- 
ziehungen, besonders  zur  Kriminalität,  Religiosität,  Nervosität  und  zur  sexu- 
ellen Sphäre. 

Schuyten  (367  a)  liefert  eine  kritische  Besprechung  der  Methoden 
zur  Messung  der  Ermüdung  der  Schüler,  insbesondere  des  Buchstaben- 
kopierens, der  Dynamometrie  und  der  Asthesiometrie,  unter  Beifügung  von 
Versuchsbeispielen.  Bei  unzweckmäßiger  Handhabung  läßt  sich  mit  allen 
Methoden  das  Gegenteil  von  dem  beweisen,  was  sie  beweisen  sollen.  Am 
brauchbarsten  scheint  ihm  noch  die  ästhesiometrische  Methode;  Referent 
möchte  sich  keineswegs  unbedingt  diesem  Urteil  anschließen. 

Senet  (372)  betont,  daß  die  Furcht  der  Kinder  vor  der  Nacht  und 
dem  Dunkeln  meist  eine  Begleiterscheinung  allgemeiner  nervöser  Ängstlich- 
keit ist.  Die  Bekämpfung  der  Phobie  geschieht  am  besten,  indem  man  die 
zu  Grunde  liegenden  nervösen  Befürchtungen  feststellt  und  zu  beseitigen  sucht 

Degallier  (87)  ist  Lehrerin  au  einer  Missionsstation  am  Kongo  und 
hatte  Gelegenheit,  sich  in  die  Psychologie  eines  Negerstammes  zu  vertiefen. 
Interessant  sind  ihre  kurzen  Bemerkungen  über  Lesen,  Schreiben,  eine  Art 
Spiegelschrift,  Zeichnen,  Gesichts-  und  Farbensinn,  Gedächtnis,  Ausdrucks- 
bewegungen, Spiele,  moralische  Begriffe  und  Gemütseigenschaften. 

GheorgOV  (124)  hat  eingehende  Untersuchungen  über  die  ersten  An- 
fänge des  sprachlichen  Ausdrucks  für  das  Selbstbewußtsein  bei  Kindern  an- 
gestellt. Nach  eingehender  kritischer  Würdigung  der  einschlägigen  Literatur 
aus  der  Kinderpsychologie  betonte  er,  daß  in  der  Regel  die  Anwendung  des 
Possessivpronomens  später  erfolgt  als  die  des  Personalpronomens. 

Lutz  (239  a)  schildert  die  Mannheimer  Sonderklassen  nach  Eni- 
stehung,  Einrichtung  und  Erfolg.  Es  handelt  sich  um  das  sogen.  System 
Sickinger,  wonach  nicht  nur  für  schwachbefähigte  Kinder  der  Volksschule 
Hilfsklassen,  sondern  noch  eine  Zwischenstufe  eingerichtet  wird,  in  der  die 
leicht  Zurückgebliebenen,  sei  es  durch  Debilität,  durch  körperliche  Krankheit 
durch  äußere  Umstände,  wie  Ortswechsel,  in  sogen.  Wiederholungsklassen 
einen  Sonderunterricht  erhalten,  in  dem  sie  mit  allen  Hilfsmitteln  der  Päda- 
gogik gefördert  werden. 

Hirschlaff  (163)  hat  den  vielfach  demonstrierten  Schimpansen  Konsul 
untersucht  und  berichtet  darüber  an  zwei  Stellen.  Er  beschreibt  ihn 
-«omatisch,  bespricht  die  gut  ausgebildeten  Sinnesfunktionen  und  schildert  das 
allgemeine  Verhalten.  Das  Tier  ahmt  gerne  und  leicht  nach,  doch  ist  es 
darin  sehr  von  der  Stimmung  abhängig  und  bedarf,  wenn  es  sich  darum 
handelt,  ihm  eine  neue  Leistung  beizubringen,  außerordentlich  langer  und 
täglich  fortgesetzter  Übung.  Doch  auch  spontan  verrichtet  der  AflFe  eine 
Reihe  von  Handlungen,  so  sucht  er  zur  Nacht  Gegenstände  in  den  Taschen 
desjenigen,  der  sich  mit  ihm  abgibt,  entkorkt  eine  Flasche  usw.  Er  veritigt 
über  eine  nicht  sehr  reich  nuancierte  Gebärdensprache  und  reagiert  vor 
allem  auf  die  demonstrative  und  deskriptive  Gebärde,  das  Haiiptmomenu 
auf  dem  seine  ganze  Erziehung  beruht.  Ferner  sind  auch  elementare  Sach- 
vorstellungen zuzugeben,  aber  auch  auf  akustische  Eindriicke  reagiert  er 
fast   stets   recht   korrekt,   auf  Rufe  wie   come,  go,   give   me  the  band  nsw. 


Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und  Diagnose  der  Geisteskrankheiten.     933 

Einfachere  Befehle  werden  auch  ohne  Unterstützung  durch  begleitende  Ge- 
bärden befolgt.     Von  Zahlenverständnis  ist  natürlich  keine  Rede. 

Pieron  (318)  gewinnt  der  Betrachtung  spielender  Robben  eine 
interessante  Seite  ab. 

Pieron  (316)  beobachtete  ferner  einen  ilund,  dessen  Benehmen  seiner 
Ansicht  nach  die  Annahme  zuläßt,  daß  sich  bei  dem  Tier  ein  abstrahierendes 
Denken  abspielt.  Nachdem  es  mehrfach  Geld  bekommen  und  damit  zur 
Erlangung  von  Brötchen  und  Fleisch  bei  Bäcker  und  Metzger  gesandt  wurde, 
versuchte  es  später  durch  Bellen  wieder  die  Sous  zu  erlangen. 

Ein  junger  Mann,  der  im  Verdachte  eines  Golddiebstahles  steht,  gegen 
den  aber  keine  weiteren  Beweise  vorliegen,  wie  Jnng  (193)  berichtet,  wird 
durch  das  Assoziationsexperiment  (Nachweisung  eines  Diebstahlskomplexes) 
der  Tat  überführt,  worauf  er  gesteht.  Der  Fall  wird  ausführlich  besprochen 
in  der  Schweiz.  Zeitschrift  für  Straf  recht  1906  und  in  den  Juristisch« 
Psychiatrischen  Grenzfragen  1906.  (Antoreferat) 

Colucci  (77)  bringt  Vorschläge  zu  einer  individuellen  Erziehung  der 
Insassen  ron  Zwangserziehungsanstalten.  Dieselben  müssen  zunächst  nach 
ihren  besonderen  Eigenschaften  und  je  nach  dem  Charakter  ihrer  krank- 
haften Veranlagung  in  bestimmte  Kategorien  eingeteilt  werden,  als  Ein- 
teilungsprinzip muß-  vor  allem  die  geringere  oder  stärkere  Fähigkeit,  sich 
sozialen  Verhältnissen  anzupassen,  gelten.  Vorausgegangene  Untersuchung 
in  einer  ad  hoc  zu  errichtenden,  von  psychiatrisch  vorgebildeten  Ärzten  und 
Pädagogen  geleiteten  Beobachtungsstation  muß  die  Zuteilung  der  Korrigenden 
bestimmen  und  einen  von  pädagogisch-psychologischen  Gesichtspunkten  aus- 
gehenden Erziehungsplan  entwerfen.  (Merzhacher,) 


Allgemeine  Ätiologie,  Spiptomatologie  Dnd  Diagnose  der 
Geisteskrankbeiten. 

Referent:  Dr.  Arndt -Wannsee- Berlin. 

1.  Achard  et  Ramend,  L.,  Potomanie  chez  un  enfaut.  Gaz.  des  hopitaux.  p.  667. 
(Sitzungsbericht.) 

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(Sltznngsberleht.) 

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Gior.  di  psichiat.  clin.  e  tecn.  manic.     XXX III.     19 — 56, 

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934  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

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33.  Derselbe,  Ueber  die  Bedeutung  der  Aufmerksamkeit  für  Lokalisation  und  Eot- 
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34.  Derselbe,  Ueber  den  Wahn  der  hypnotischen  Verzauberung.  Obosrenje  psichiatrü. 
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35.  Derselbe,  „Zwangsmäßige"  automatische  Bewegungen  und  Schreiben  als  Symptom 
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Diagnose  der  Geisteskrankheiten.  935 

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48.  Dieselben,  Methodes  nouvelles  poar  le  diagnostic  da  niveau  intellectuel  des  anormaux. 
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Nervenheilkunde.     N.  F     Bd.  XVI,  p.  573. 

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gearbeitete Auflage.     Leipzig.     Johann  Anibr.  Barth. 

242a.  Derselbe,  Lectures  on  clinical  psychiatry.  Authorized  Translation  from  the  2.  German 
Ed.     Kevised  and  Edited  by  Thomas  Johnstone.     2.  ed.     N.  Y.    W.  Wood  &  Co, 

243.  Krafft-Ebing,  R.  von,  Text-book  of  Insanity;  Based  on  Clinical  Observations. 
For  Practitioner  and  Students  of  Medicine.  Authorized  Transi.  from  the  last  Germaa 
Ed.  by  Charles  Gilbert  Chaddock.  Which  an  Introduction  by  Frederick  Petersen. 
Philad.     1904.     F.  A.  Davis  &  Co. 

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248.  Lapinsky.  Michel,  Einiges  über  die  Psychosen  im  Anschluss  an  Augenoperationen. 
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255.  Derselbe,  1.  Les  convictions  hypocondriaques  dans  la  folie  de  la  persecution.  2.  Pre- 
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Arch.  de  Nearol.    Vol.  XX,  p.  184—185.    (Siliongsberioht.) 

256.  Derselbe,  Remarques  sur  les  delires  du  „parasitifärisme"  appuyees  sur  cinq  observations 
iDcdites.    ibidem.    XX,  p.  185.    (Sltsangsberieht) 

257.  Leupoldt,  C.  v.,  Zur  klinischen  Bewertung  pathologischer  Wanderzustände.  Allgem. 
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259.  Derselbe,  Kleine  Hilfsmittel  bei  der  Untersuchung  von  Gehirnkranken.  Deutsche 
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261.  Lomer,  Georg,  Zur  Kenntnis  des  Farbensehens.  Allgem.  Zeitschrift  für  Psvchiatrie. 
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262.  Derselbe,  Das  Verhältnis  der  Involutionspsvchosen  zur  juvenilen  Demenz,  ibidem. 
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263.  Derselbe,  Wahn  und  Persönlichkeit.   Centralblatt  für  Nervenheilkunde.  Bd.  XVI,  p.  209. 

264.  Derselbe,  Beobachtungen  über  farbiges  Hören  (auditio  colorata).  Archiv  f.  Psychiatrie. 
Bd.  40.  p.  593. 

265.  Derselbe,  Ein  Beitrag  zur  Lehre  von  der  Vererbung  erworbener  Eigenschaften. 
Neurologisches  Centralblatt.     No.  6,  p.  261. 

266.  Derselbe,  Einige  Wurzeln  der  Wahnbildung  im  Alltagsleben.  Psychiatr.-neurol. 
Wochenschr.     VIT.  Jahrgang.     No.  36,  p.  349. 

267.  Derselbe,  Schlaf  und  Geisteskrankheit,     ibidem.     VII.  Jahrgang.     No.  1,  p.  7. 

268.  Derselbe,  Die  Erblichkeit  der  Geisteskrankheiten.  Polit.-anthrop.  Revue.  Leipzig. 
III.    698—703. 

269.  Derselbe,  Jesus  Christus  vom  Standpunkte  des  Psychiaters.  Eine  kritische  Studie  für 
Fachleute  und  gebildete  Laien.     Bamberg.     Verlag  und  Druck  der  Handelsdruckerei. 

270.  Lundborg,  Hermann,  Eiue  Hypothese  betreffend  die  Natur  des  katatonischen 
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273.  Derselbe,  Morison  Lectures.  —  Lecture  IV.  Variation  in  Relation  to  the  Origin  of 
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274.  Derselbe,  Morison  Lectures.  —  Lecture  V.  The  Distribution  of  Insanity.  ibidem. 
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275.  Derselbe,  Causes  and  Treatment  of  Insanity.     The  Journal  of  Mental  Science.     July. 

276.  Derselbe,  Causes  and  Distribution  of  Insanitv.  Rev.  of  Neurol.  and  Psychiatry.  II. 
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278.  Mannheimer,  Deux  cas  de  doute  obsedant  d'origine  scolaire.  Congrts  d'Hygiene 
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Riv.  sperim.  di  Freniatria.     Vol.  31,  p.  185.     (Sitzungsbericht.) 

280.  Marandon  de  Montyel,  E.,  Prodisposition  et  causes  directes  en  etiologie  mentale. 
Revue  de  Psychiatrie  et  de  Psychologie  exper.     Bd.  IX,  j).  115. 

*M.  Marchand,  L.,  De  la  Degenerescence  mentale.  Revue  de  Psvchiatrie.  Vol.  IX. 
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282.  Derselbe,  Du  role  etiologique  de  la  Syphilis  dans  les  Psychoses.  ibidem.  Vol.  IX, 
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283.  Derselbe,  Des  Meningites  ä  evolution  insidieuse  comme  cause  d'alieuation  mentale. 
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(PL  LI).     Nouvelle  Iconographie  de  la  Salp»}triere.     p.  471. 


942  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

286.  Marie  et  Viollet,  Un  cas  de  delire  chronique  avec  predominance  d'idees  de  negation. 
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287.  Marino,  0.,  Contributo  alla  conoscenza  di  psicosi  consecutive  a  disturbi  sensuriÄli 
e  delle  funzioni  digestive.     Progresso  med.     IV.     8 — 10. 

288.  Marix,  Amnesie  passag^re  avec  conservation  apparente  de  l'integrite  psychique  con- 
secutive a  un  traumatisme  cerebral.     Rev.  med.  de  l'est.     XXXVII.     149. 

289.  Marro,  G.,  Sopra  un  caso  di  timo  persistente  in  un  alienato  di  52  anni.  Gior.  d. 
r.  Accad.  di  med.  di  Torino.     4.  s.    XI.    725—730. 

290.  Derselbe,  La  Psichiatria  nell'  educazione.  Riv.  sperim.  di  Preniatria.  Vol.  31,  p.  331. 
(Sitzangsberieht.) 

291.  Matagrin,  Louis,  Delires  somatiques  et  psycho-nevroses  (leur  proportion  relative 
parmi  les  malades  internes  d'office).     Th^se  de  Lyon. 

292.  Matousek,  I..  Un  cas  de  folie  gemellaife  chez  les  deux  fr^res  epileptiques.  Revue 
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293.  Mercier,  Chas.,  Kinds  of  Insanity.     The  Journal  of  Mental  Science.    Vol.  LI,  p.  70. 

294.  Meunier,  Raymond,  Remarks  on  three  Cases  of  Morbid  Lving.  The  Journal  of 
Mental  Pathology.     Vol.  VI,  No.  5,  p.  140. 

295.  Meyer,  Adolf,  The  Role  of  Habit  DisOrganisation  in  the  Essential  Deteriorattons 
(Dementia  Praecox)  and  the  Relation  of  the  Deterioration  Process  in  the  Hysterical, 
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(Sitzungsbericht.) 

296.  Meyers.  Campbell,  Neurolog)'  and  the  Prevention  of  Insanity  in  the  Poor.  Canadian 
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297.  Derselbe,  The  Prevention  of  Insanity.     ibidem.     XVIII.     997—302. 

298.  Michel,  Rudolf,  Geisteskrankheiten  in  der  Armee.     Der  Militärarzt.     No.  4, 

299.  Mills,  C.  K.,  Some  Forms  of  Insanitv  Due  to  Alcohol,  Especiallv  in  their  Medicolegal 
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Nerven-  und  Geisteskranken.    Münch.  Mediz.  Wochenschr.    p.  1954.    (Sitzungsbericht.) 

413.  Sotiriades,  Athen,  La  lyssophobie.     Le  Progrfes  medical.     No.  49,  p.  891. 

414.  Souques  et  Poisot,  Origine  peripherique  des  hallucinations  des  amputes.  Archives 
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415.  Span  ton,  W.  D.,  An  Address  on  Ergophobia.  The  British  Medical  Journal.  I, 
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416.  Specht.  Psychosen  bei  Kindern.  Münch.  Mediz.  Wochenschr.  p.  337.  (Sitzungs- 
berieht) 

417.  Stadelmann,  Heinrich,  Geisteskrankheit  und  Naturwissenschaft.  Aerztliche  Rund- 
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418.  Derselbe,  Geisteskrankheit  und  Sitte,     ibidem.     No.  36. 

419.  Derselbe,  Geisteskrankheit  und  Genialität,     ibidem.     No.  37. 

420.  Derselbe,  Geisteskrankheit  und  Schicksal,     ibidem,     p.  435. 

Jahresbericht  f.  Neurologie  u.  Psychiatrie  1905.  ^0 


946  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

421.  Derselbe.  Das  Wesen  der  Psychose.    Monatsschrift   für  Psychiatrie  und  Neurologie. 

Bd.  XVII,  Ergänzungsheft,  p.  92. 
429.  Derselbe,  Das  Wesen   der  Psychose  auf  Grundlage  moderner  naturwissenschaftlicher 

Anschauung.     Heft  V.    Die  Paranoia.     Heft  YI.    Die  Epilepsie.      Manchen.  Verlag 

d.  Aerztlichen  Hundschan  (Otto  Gmelin). 
428.  Derselbe,  Das  W^esen  der  Psychose  auf  Grundlage  modemer  naturwissenschafUieher 

Anschauungen.     Heft  IV.    Die  Katatonie,     ibidem. 

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453.  Vaschide,  N.,  Quelques  faits  sur  la  reviviscence  mentale  a  la  suite  des  acces  de 
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(Sltzungsberieht.) 


Diagnose  der  GeisteskranklieiteD.  947 

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462.  Wanke,  Georff,  Psychiatrie  und  Pädagogik.  Grenzfragen  des  Nerven-  und  Seelen- 
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463.  Warda.  Wolfgang,  Zur  Geschichte  und  Kritik  der  sogenannten  psychischen  Zwangs- 
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464.  Weatherly,  Lionel  A.,  The  Natural  Oharacteristies  and  Temperaments  of  our 
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466.  Derselbe,  Die  Pathogenese  und  pathologische  Anatomie  der  Psychosen.  Ergebn.  d. 
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(Sitensgsberieht.) 

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must  be  Established  upon  Evidences  of  Disease  and  not  Inferred  from  the  Action 
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473.  Williams,  Charles,  A  Short  Essay  on  Insanity;  Showing  the  Importance  of  the 
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474.  Wise,  P.  M.,  The  Relation  of  Insanitv  to  Tuberculosis.  Med.  Leg.  Journ.  N.  Y. 
XXIII.    86—93. 

475.  Wolfs  kehl,  Henry,  Auffassungs-  und  Merkstörungen  bei  manischen  Kranken. 
Inaug.-Diss.  München. 

476.  Wood,  T.  0.,  Incipient  Insanity.     Med.  Brief.     XXXIII.     687-690. 

477.  Woodruff,  C.  E,,  Oomplexions  of  the  Insane.    New  York  Medical  Journal.    Dec.  23. 

478.  Wwedenski,  J.,  Zur  Kasuistik  seltener  Formen  vorübergehender  Wahnzustände. 
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479.  Ziehen,  Th.,  Psychiatrie  und  Nervenkrankheiten.  Berlin,  ürban  &  Schwarzenberg. 
Ergänzungshefte  zur  Medizinischen  Klinik.     Heft.  5. 

480.  Derselbe,  Psychiatrie  und  Nervenkrankheiten,     ibidem.     Ergänzungsheft  13. 

481.  Derselbe,  Zur  Lehre  von  der  psAchopathischen  Constitution.  Charite-Annalen.  XXIX. 
p.  279-300. 

482.  Derselbe.  Psychische  Begleitsymptome  der  Himsyphilis.  Deutsche  Medizin.  Wochen- 
schrift.    Vereinsbeilage.    No.  11.    p.  441.     (Sitiungsberieht.) 

Acbard  und  Bamond  (l)  teilen  folgenden  Fall  mit:  6%jäliriger 
Knabe,  beide  Eltern  Trinker,  fiel  seit  zwei  Jahren  durch  Polydipsie  und 
Polyurie  auf;  bei  Beginn  der  Erscheinungen  bestand  Ascites,  der  nach  einer 
Punktion  heilte.     Die  Untersuchung  ergab  normalen  Befund  von  Seiten  des 

60* 


948  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

Nervensystems  und  der  inneren  Organe.  Der  Knabe  trank  täglich  5^/,  bis 
9V4  Liter  Flüssigkeit,  die  er  nahm,  wo  er  sie  fand,  auch  wenn  sie  wider- 
lichster Art  war  (Schmutz wasser,  eigener  Urin).  Die  Urinentleerung  erfolgte 
sehr  häufig,  etwa  viertelstündlich ;  die  Urinmenge  betrug  5 — 7  Liter  pro  Tag. 
Die  Hautfarbe  war  frisch  und  rosig,  die  Haut  war  durchaus  nicht  trocken, 
der  Körper  nicht  abgezehrt,  kurz  es  bestanden  nicht  die  Erscheinungen, 
welche  gewöhnlich  bei  Polydipsie  und  Polyurie  vorhanden  sind.  Der  Knabe 
war  intelligent,  aber  lügnerisch,  liebte  es,  Gegenstand  der  allgemeinen  Auf- 
merksamkeit zu  sein,  prahlte  mit  seiner  Fähigkeit,  enorme  Mengen  trinken 
zu  können;  er  zeigte  eine  exzessive  Furcht  vor  bestimmten  Dingen,  besonders 
vor  Uniformen,  Messern  und  Streichhölzern.  Plötzliche  Beschränkung  der 
Flüssigkeitszufuhr  auf  P/«  Liter  pro  Tag  wurde  gut  vertragen  und  einmal 
10  Tage,  ein  zweites  Mal  27«  Monate  ohne  jeden  Schaden  oder  subjektive 
Beschwerden  fortgeführt.  Die  Urinausscheidung  verminderte  sich  entsprechend; 
also  war  die  Polydipsie  nicht  eine  Folge  der  Polyurie.  Nach  Ansicht  der 
Verfasser  handelte  es  sich  in  diesem  Falle  wesentlich  um  eine  psychische 
Störung,  für  die  der  Knabe  durch  seine  hereditäre  Belastung  und  seine 
geistige  Degeneration  (Hang  zur  Lüge,  zum  Prahlen,  krankhafte  Furcht 
usw.)  prädisponiert  war.  Die  psychische  Störung  bestand  in  einer  Sucht 
nach  Getränken  und  wird  von  den  Verfassern,  da  der  Name  „Dipsomanie" 
bereits  für  ein  anderes  Leiden  gebraucht  wird,  als  „Potomanie"  (ttoto^  = 
Getränk)  bezeichnet. 

Freud  hat  in  seiner  „Psychopathologie  des  Alltagslebens^  unter 
anderem  die  Tatsache  aufgedeckt,  daß  auch  eine  „gedankenlos  hingeworfene^ 
Zahl  sich  als  determiniert  erweist.  Adler  (2)  ist  in  der  Lage,  das  Beweis- 
material für  Freuds  Behauptung  durch  3  Analysen  zu  vermehren.  Li  zwei 
Fällen  handelt  es  sich  um  vollkommen  gesunde  Personen,  die  selbständig, 
ohne  jegliche  Methode,  anknüpfend  an  eine  selbstgewählte  Zahl  ihre  Auto- 
aualysen  durchgeführt  haben,  im  dritten  um  eine  hysterische  Angstneurose 
mit  einer  Zahlenphobie.  Alle  3  Analysen  werden  ausführlich  mitgeteilt,  und 
Verf.  hebt  im  Anschluß  daran  hervor,  daß  bei  Prüfung  der  Analysen  sich 
kaum  ein  Punkt  ergeben  dürfte,  der  nicht  den  Eindruck  des  Zwingenden, 
dos  durch  Zusammenhänge  aller  Art  Bestimmten  an  sich  trüge:  Jeder  Ein- 
fall der  Analyse,  vor  allem  aber  die  gewählte  Zahl  wird  von  mehreren 
psychischen  Kräften,  die  zumeist  gut  faßbar  sind,  getragen.  „Die  Uber- 
determination  der  Zahlenvorstellung,  ob  sie  nun  scheinbar  frei  gewählt  wird 
oder  sich  als  pathologisch  und  fixiert  erweist,  ist  demnach  nicht  zu  leugnen." 
„Die  Determination  der  auftauchenden  Zahl  geschieht  aus  dem  Unbewußten 
unter  fortwährendem  oft  bewußtem  Abweichen  gegenüber  den  Widerständen.*^ 
„Es  lassen  sich  aus  allen  drei  Analysen  die  großen  Anteile  des  Bewußten. 
TJnverdrängten  an  der  Zahlenbildung  mit  Leichtigkeit  nachweisen,  die  auf 
die  unbewußt  treibende  Kraft  (unterdrückter  Wunsch,  verdrängte  Regungen), 
den  eigentlichen  Träger  des  Zahleneinfalls,  modifizierend  einwirken  und  ihm 
eine  äußerliche,  logische  Repräsentation  verleihen." 

Angiolella  (12)  bringt  die  Krankengeschichte  eines  Mannes,  der  im 
Anschluß  an  ein  erlittenes  Trauma  lebhafte  Verfolgungsideen,  Größenideen 
und  recht  lebhafte  Halluzinationen  hat.  Nach  einigen  Remissionen  im 
Krankheitsverlaufe  beherrschen  zuletzt  die  Halluzinationen  das  Krankheits- 
bild. Der  Patient  stirbt  an  einer  interkurrenten  Krankheit,  so  daß  über 
den  klinischen  Ausgang  der  Erkrankung  nichts  ausgesagt  werden  kann.  Bei 
der  Sektion  ergibt  sich  eine  Knochendepression  und  eine  Lnpression  in  der 
Gehirnsubstanz  in  der  Gegend  der  unteren  rechten  Schläfewindung,  in  der 
Nähe  des  ram.  post.  Fissurae  Sylvii.  —  Diesen  Befund  nützt  Verf.  aus.  um 


Diagnose  der  Geisteskrankheiten.  949 

1.  das  ZnstandekommeQ  der  Halluzinationen  an  demselben  im  Sinne  der 
physiologischen  Theorie  über  das  Zustandekommen  der  Halluzinationen  sowie 
sie  von  Tanzi  aufgestellt  worden  ist  (cfr.  Ref.  in  diesem  Jahresbericht  1905) 
zu  interpretieren;  2.  um  in  dem  Falle  eine  neue  Stütze  zu  finden  für  die 
von  Bianchi  aufgestellte  Gruppe  der  „frenosi  sensorie"  etwa  (Halluzina- 
torisches Irresein"),  bei  denen  die  Psychose  mit  Einsetzen  von  Halluzinationen 
beginnt,  bei  denen  Halluzinationen  im  Vordergrunde  des  Krankheitsbildes 
stehen  und  bei  denen  der  weitere  psychische  Verfall  in  genetischen  Zu- 
sammenhang mit  dem  Auftreten  der  Halluzinationen  gebracht  werden  soll  (!). 

( Merzbachei\) 

In  einem  anonym  (15)  erschienenen  Artikel  wird  die  Schrift  „Über 
die  Feststellung  regelwidriger  Geisteszustände  bei  Heerespflichtigen  und 
Heeresangehörigen"  (Berlin,  1905,  Verlag  von  August  Hirschwald)  einer 
Besprechung  unterzogen.  Sie  enthält  ein  über  diesen  Gegenstand  auf  Er- 
suchen der  preußischen  HeeresverwaUl^f^g  erstattetes  Referat  des  Wissenschaft- 
lichen Senats  bei  der  Kaiser  Wilhelms-Äkademie  für  das  ärztliche  ßildungs- 
wesen.  Die  Referenten,  Generalarzt  Dr.  Stricker  und  Prof.  Dr.  Ziehen, 
haben  die  für  die  frühzeitige  Erkennung  von  Geisteskrankheit  oder  Geistes- 
schwäche beim  Heeresergänzungsgeschäft,  bei  der  Einstellungsuntersuchung 
und  während  der  Dienstzeit  in  Betracht  kommenden  Gesichtspunkte  kurz 
und  klar  zusammengestellt.  Verf.  hebt  aus  den  Referaten  einige  Einzel- 
heiten hervor,  so  die  Anweisungen  betr.  Ermittelungen  über  frühere  Geistes- 
krankheit usw.  von  Heerespflichtigen,  über  die  psychische  Untersuchung  der 
Rekruten  durch  den  Truppenarzt,  die  psychiatrische  Ausbildung  der  Militär- 
ärzte, über  Geisteskrankheit  und  Selbstmorde  in  der  Armee  usw.  usw. 

Anton's  (16)  Aufsatz  beschäftigt  sich  mit  den  psychiatrischen  Leit- 
gedanken Theodor  Meynerts  anläßlich  des  Erscheinens  seiner  gesammelten 
Gedichte  (Wien,  Braumüller,  1905).  A.  hebt  hervor,  daß  Meynert  bei 
seinem  Bestreben  nach  Erkenntnis  des  Zusammenhanges  der  psychischen 
Leistungen  mit  der  Gehirntätigkeit  stets  die  ganze  Organfunktion  in  Betracht 
gezogen  und  die  Beziehungen  der  kortikalen  und  subkortikalen  Gehirnteile 
ständig  ins  Auge  gefaßt  hat.  Sein  Überblick  über  den  Bau  des  ganzen 
Gehirns  bewahrte  ihn  vor  der  kritiklosen  Lokalisation  psychischer  Leistungen. 

(Bendia,) 

Arndt  (20)  geht  in  seinem  Aufsatz  auf  die  allgemeinen  Bedingungen 
und  Beziehungen  des  Krankheitsbewußtseins  bei  Psychosen  ein.  Die  Annahme, 
daß  bei  erhaltenem  Krankheitsbewußtsein  keine  Geisteskrankheit  vorliege, 
sei  nicht  stichhaltig,  doch  könne  die  wiederkehrende  Krankheitseinsicht  unter 
Umständen  ein  Zeichen  eingetretener  Heilung  sein.  Die  Bedingung  für  das 
Zustandekommen  des  Krankheitsbewußtseins  ist  erstens,  daß  dem  Individuum 
durch  eigenartige  Gefühle  und  Empfindungen  diese  Veränderung  überhaupt 
zum  Bewußtsein  kommt,  und  zweitens,  daß  diese  Elemente,  welche  das 
Material  liefern  könnten,  nun  auch  richtig  verarbeitet  werden.  Ferner  ist 
häufig  noch  ein  Moment  erforderlich,  welches  selbst  bei  völlig  intakter 
rrteilsfähigkeit  das  Krankheitsbewußtsein  zuweilen  erst  ermöglicht,  nämlich 
Erfahrung.  (Bemliv,) 

Bassi  (28a)  hat  bei  2  Hengsten,  die  in  progredient  zunehmender  Weise 
bösartiger  wurden  und  schließlich  deshalb  getötet  werden  mußten,  weit- 
gehende Schädelasymmetrien  finden  können.  In  dem  einen  Fall  schien  auch 
die  eine  Gehirnhälfte  „komprimiert"  und  bedeutend  reduziert  im  Verhältnis 
zur  anderen.  (Merzbacher,) 

Bangll  (29)  bespricht  auf  Grund  von  47  selbst  beobachteten  Fällen 
die  Verwirrtheitszustände   (confusional   insanity),    welche    als    Begleit-    oder 


950  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

FoIgeerscheiDongen  toxischer  Einwirkungen  (Sepsis,  Fieber,  Alkohol,  Puer- 
perium und  Laktation)  auftreten,  mit  Ausnahme  der  zu  gut  begrenzten 
Krankheitsbildern  (Dementia  paralytica  und  Dementia  praecox)  gehörenden. 
Als  gemeinsame  Erscheinungen  wurden  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  gefunden: 
a)  psychische:  Sinnloses  Widerstreben,  Verwirrtheit,  Fehlen  eines  ausgeprägten 
Affekts,  Ratlosigkeit;  b)  körperliche:  Leukocytose,  Vorhandensein  ron  Indoxjl 
im  Hani,  yasomotorische  Hautveränderungen  und  andere  Symptome,  je  nadi 
der  spezifischen  Ursache.  Die  Konstanz  der  Symptome  berechtigt  dazu, 
diese  Fälle  zu  einer  gut  charakterisierten  klinischen  Einheit  zusammen- 
zufassen. Leukocytose  spricht  dafür,  daß  es  sich  um  Toxämie  handelt,  das 
Vorhandensein  von  Indoxyl  im  Harn  läßt  an  eine  Autointoxikation  vom 
Intestinaltraktus  denken.  Verf.  sucht  in  Kürze  den  Nachweis  zu  führen, 
daß  die  Toxämie,  bezw.  die  für  dieselbe  sprechenden  Symptome,  nicht  Polgen 
der  psychischen.  Erkrankung  wären,  sondern  daß  letztere  als  Folgewiricung 
der  Toxämie  anzusehen  sei.  Von  den  47  Fällen  sind  a)  8  als  direkte 
toxische  Psychosen  anzusehen;  6  von  diesen  waren  hereditär  mit  Geistes- 
krankheit  belastet,  die  beiden  anderen  hatten  Alkoholismus  in  der  Aszendenz 
und  zeigten  Stigmata  degenerationis;  b)  34  Fälle  sind  als  indirekte  toxische 
Geistesstörungen  zu  bezeichnen;  bei  ihnen  wirken  die  Toxine  wahrscheinUch 
durch  Autointoxikation;  29  von  diesen  waren  erblich  belastet  oder  hatten 
Stigmata;  c)  5  Fälle  sind  auf  Syphilis  zurückzuführen,  2  von  ihnen  waren 
erblich  belastet.  Verf.  schließt:  die  47  Fälle  sind  toxischer  Genese;  in  der 
Mehrzahl  der  Fälle  wirken  die  Toxine  auf  ein  hereditär  prädisponierte« 
Nervensystem,  und  zwar  auf  dreierlei  Weise:  a)  direkt  durch  die  Blut-  oder 
Lymph-Kanäle,  b)  mehr  indirekt,  wahrscheinlich  durch  Autointoxikation, 
c)  noch  mittelbarer,  indem  Nervenveränderungen  Folgen  arterieller  Ver- 
ändeningen  sind. 

Bayerl  (30)  teilt  einen  Fall  von  Geistesstörung  bei  einem  wiederbelebten 
Erhängten  mit:  Ein  22jähriger  Raubmörder,  der  erblich  nicht  belastet  und  geistig 
stets  gesund  gewesen  war,  machte  nach  seiner  Verhaftung  einen  Strangnlations- 
versuch.  Derselbe  mißglückte,  und  es  trat  ein  heftiger  Tobsuchtszustand 
von  mehrstündiger  Dauer  ein;  während  desselben  war  das  Bewußtsein  völlig 
aufgehoben.  Es  folgte  ein  Stadium  von  Benommenheit,  die  anfangs  voll- 
kommen war  und  im  Laufe  der  nächsten  Tage  allmählich  abnahm.  Am  2. 
und  3.  Tage  nach  dem  Suicidversuche  bestanden  Verwirrtheit  und  Unruhe, 
am  4.  war  der  Mann  ruhig  und  orientiert,  doch  hatte  er  keinerlei  Erinnerung 
für  den  Selbstmordversuch  und  den  Tobsuchtsanfall.  Nach  14  Tagen  bestand 
diese  Amnesie  noch  fort,  während  sonst  keine  Störungen  mehr  vorhanden  warea 

Bechterew  (dl)  bespricht  einige  Fälle  von  Zwangsvorstellungen,  bei 
denen  es  sich  um  die  Furcht  handelte,  daß  der  Patient  wegen  angeblicher 
Vergehen  von  andern  fixiert  würde.  In  dem  einen  Falle  handelte  es  sich 
um  einen  21jährigen  jungen  Mann,  Neurastlieniker,  der  auf  der  Straß« 
fremdem  Blicke  ausweichen  mußte  und  deswegen  bunte  Brillen  trug.  In 
dem  andern  Falle  war  es  ein  Student  der  Medizin,  der  aus  einer  belasteten 
Familie  stammte  und  an  Masturbation  in  heftigem  Grade  gelitten  hatte. 
Derselbe  konnte  niemandem  in  die  Augen  sehen,  da  er  zu  fürchten  glaubte, 
daß  man  sein  Leiden  erkennen  könne.  Je  stärker  das  Leiden  der  Mastur- 
bation war,  desto  intensiver  war  auch  diese  Zwangsvorstellung.  Somatisch 
war  nichts  pathologisches  zu  finden. 

Therapeutiscli  sind,  außer  Psychotherapie,  Bäder,  Duschen,  Bromtalze, 
in  Verbindung  mit  Herztonicis  und  Codein  angewendet  worden.  Hypnose 
führte  bedeutende  Besserung  der  Zwangsvorstellungen  herbei.     (Roz^nraad,) 


Diagnose  der  Geisteskriuikheiten.  95  X 

V.  Bechterew  (33)  beschreibt  als  eioe  besondere  Form  der  Phobie 
die  krankhafte  Angst  von  professionellem  Charakter,  die  nur  bei  Personen 
eines  bestimmten  Berufes  anftritt  und  mit  den  Besonderheiten  der  betreffenden 
Berafstäägkeit  auf  das  innigste  zusammenhängt.  Hierher  gehört  z.  B.  die 
Angst  der  Lehrer  vor  dem  Erscheinen  in  der  Klasse,  die  Angst  von  Be- 
amten Yor  dem  Unterzeichnen  ron  Dokumenten,  von  Geistlichen  vor  dem 
Tragen  der  Sakramente  usw.  B.  hat  mehrere  Fälle  dieser  „Angst  des 
Sakramenttragens^  bei  Priestern  beobachtet  und  teilt  einen  derselben  mit. 
Irgend  welche  Abweichungen  von  der  Ätiologie,  Symptomatologie,  Prognose 
und  Therapie  der  übrigen  Phobien  bieten  diese  „professionellen^  nicht  dar. 

V.  Bechterew  (33)  bespricht  in  einem  Vortrage  die  Bedeutung  der 
Aufmerksamkeit  ftir  die  Lokalisation  und  Entwicklung  yon  Halluzinationen. 
Die  Lokalisierung  der  Gehörstäuschungen  wird  bekanntlich  in  hohem  Maße 
durch  objektive  Gehörseindrücke  beeinflußt:  Die  Kranken  glauben  im 
Glockengetön,  im  Tröpfeln  des  Wassers  usw.  Stimmen  zu  hören.  Bei  hallu- 
zinierenden Trinkern  konnte  v.  B.  die  Lokalisation  der  Halluzinationen 
willkürlich  rerändern,  indem  er  die  Aufmerksamkeit  der  Kranken  auf  das 
Geräusch  eines  Induktionsapparates  lenkte;  sie  hörten  die  Stimmen  dann 
Ton  jedem  beliebigen  Orte  aus,  an  den  man  den  Apparat  gestellt  hatte. 
Eine  Kranke,  die  seit  10  Jahren  an  Gehörstäuschungen  litt,  konnte 
die  Halluzinationen  künstUch  hervorrufen,  indem  sie  irgend  eine  Körper- 
stelle mit  der  Hand  berührte  oder  strich;  sie  hörte  dann  ihre  Halluzina- 
tionen in  dem  berührten  Körperteil,  doch  mußte  sie  ihre  Aufmerksamkeit 
auf  denselben  lenken ;  übrigens  hörte  sie  auch  Stimmen  yon  jedem  beliebigen 
Punkt  des  Raumes  her,  auf  den  ihre  Aufmerksamkeit  gerichtet  wurde.  Um 
die  Abhängigkeit  der  Lokalisierung  der  Halluzinationen  von  unwillkürlicher 
Hinlenkung  der  Aufmerksamkeit  näher  zu  prüfen,  stellte  v.  B.  Versuche  an 
hypnotisierten  Personen  an.  Denselben  wurden  Gehörstäuschungen  suggeriert, 
und  sie  hörten  dieselben  von  dem  Punkte  her,  auf  den  man  ihre  Auf- 
merksamkeit gelenkt  hatte;  durch  Wechsel  der  Stellung  eines  in  Tätigkeit 
befindlichen  Induktionsapparates  konnten  die  Halluzinationen  je  nach  der 
Lage  dieser  SchaUquelle  beliebig  lokalisiert  werden.  Analoge  Resultate  er- 
gaben sich  auch  für  Gesichts-  und  taktile  Halluzinationen.  In  ähnlicher 
Weise  erklärt  sich  auch  die  Lokalisierung  von  Sinnestäuschungen  im  eigenen 
Körperinnern  durch  Hinlenkung  der  Aufmerksamkeit  des  Halluzinanten  auf 
die  betreffende  Körpergegend;  z.  B.  werden  Stimmen  aus  dem  Bauche  ge- 
hört bei  Affektionen  desselben,  durch  welche  die  Aufmerksamkeit  unwillkür- 
lich auf  den  Bauch  und  die  dort  vorhandenen  krankhaften  Empfindungen 
gelenkt  wird.  Unwillkürliche  Hinlenkung  der  Aufmerksamkeit  erklärt  auch, 
weshalb  mitunter  pathologische  Affektzustände  und  Gemeingefühle  auf 
Gegenden  bezogen  werden,  in  denen  ihre  Lokalisation  deutlich  abnorm 
ist  („Angst  in  der  Blase,  Übelkeit  im  linken  Bein");  sie  erklärt  ferner  den 
Übergang  von  Halluzinationen  in  Illusionen  und  den  umgekehrten  Fall. 
Die  Aufmerksamkeit  ist  auch  unter  normalen  Verhältnissen  imstande,  innere 
BUder  dort  zu  erregen,  wo  solche  in  Wirklichkeit  nicht  vorhanden  sind, 
d.  h.  sie  kann  wirkliche  Illusionen  hervorrufen. 

Boldt's  (52)  Arbeit  stellt  den  Inhalt  eines  Vortrages  dar,  über  den 
an  dieser  Stelle  (s.  diesen  Jahresbericht  für  1904,  S,  973)  nach  einem 
Sitzungsbericht  schon  referiert  worden  ist. 

BoltOQ  (53)  ist  ein  Anhänger  der  alten  englischen  Theorie,  daß 
Psychosen  in  „Amentia^^  und  „Dementia"  einzuteilen  seien.  Unter  ersterem 
versteht    er   mangelhafte    Entwicklung,    unter    letzterem    Degeneration    der 


952  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

Nervenbahnen  nach  psychischem  Zerfall.  —  Er  erläutert  dies  an  einer  Reihe 
von  Krankengeschichten. 

Von  Wert  sind  mehr  die  Veränderungen,  die  er  am  Nervensystem 
pathologisch-anatomisch  gefunden  hat.  Danach  sei  einfache  Senilität  nicht 
notwendigerweise  mit  Degeneration  der  Zerebralgefäße  verbunden. 

Bei  einem  Gehirn,  das  psychisch  affiziert  sei,  verursache  die  Degene- 
ration der  zerebralen  Gefäße  schnellen  Zerfall  der  Nervensubstanz. 

(Üozettraad.) 

Paul  Boncour  und  Philippe  (334)  heben  hervor,  daß  unter  den 
Schülern,  welche  die  Erscheinung  von  geistiger  Ermüdung  darbieten,  zwischen 
denen  durch  geistige  Überanstrengung  ermüdeten  und  denen  zu  unterscheiden 
ist,  deren  Ermüdung  eine  kongenitale  ist,  die  vor  jeder  Anstrengung  auftritt. 
Letztere  sind  abnorme  Menschen  nicht  allein  hinsichtlich  ihrer  geistigen^ 
sondern  oft  auch  bezüglich  ihrer  körperlichen  Konstitution.  (Bendix) 

Bond  (56)  ist  der  Meinung,  daß  die  gewöhnlich  angewandte  Methode, 
Schwankungen  des  Körpergewichts  durch  Angabe  der  absoluten  Gewichtszu- 
oder  -abnähme  auszudrücken,  unzureichend  sei.  Er  empfiehlt,  statt  dessen 
die  Gewichtsveränderungeu  unter  Beziehung  auf  das  Gewicht  bei  der  Auf- 
nahme in  Prozentzahlen  anzugeben.  Es  sei  von  großer  Wichtigkeit,  das 
Körpergewicht  der  Geisteskranken  fortlaufend  und  regelmäßig  zu  bestimmen 
und  die  Ergebnisse  tabellarisch  aufzuzeichnen.  Am  besten  würde  für  jeden 
Kranken  bei  der  Aufnahme  eine  Gewichtstabelle  angelegt,  für  die  B.  ein 
Schema  angibt.  Er  spricht  die  Hoffnung  aus,  daß  durch  derartige  systema- 
tische Wägungen  sich  Fingerzeige  für  die  Behandlung  und  auch  die  Klassi- 
fizierung der  Psychosen  ergeben  würden;  allerdings  sei  hierzu  das  Zusanunen- 
arbeiten  mehrerer  Psychiater  nach  derselben  Methode  erforderlich,  da  nur 
aus  großen  Zahlen  sich  ein  brauchbares  Ergebnis  erwarten  lasse. 

Bachholz  (69)  liefert  in  dieser  Arbeit  Beiträge  zur  Kenntnis  der 
Geistesstörungen  bei  Arteriosklerose  und  ihrer  Beziehungen  zu  den  psychi- 
schen Erkrankungen  des  Seniums.  Er  berichtet  zunächst  über  den  klinischen 
Befund  und  Verlauf  von  5  Krankheitsfällen  und  teilt  ausführlich  die  Ergeb- 
nisse der  mikroskopischen  Untersuchung  des  Zentralnervensystems  dieser 
Fälle  mit.  Es  handelte  sich  um  mannigfaltige  und  z.  T.  sogar  sehr  ver- 
schiedenartige Krankheitsbilder,  und  auch  die  Ergebnisse  der  anatomischen 
Untersuchung  wichen  vielfach  voneinander  ab.  Doch  war  allen  Fällen  ge- 
meinsam, daß  es  schließlich  zu  einer,  in  den  einzelneu  Fällen  allerdings 
verschiedenartig  gefärbten  Demenz  kam,  und  daß  ihnen  allen  eine  im  all- 
gemeinen gleichartige  Erkrankung  der  Hirngefäße,  nämlich  Arteriosklerose, 
mit  allerdings  verschiedenartigen  sekundären  Prozessen  zu  Grunde  lag.  Verf. 
gibt  eine  sorgfältige  Analyse  der  klinischen  Erscheinungen  und  des  ana- 
tomischen Befundes  seiner  Fälle,  auf  deren  Einzelheiten  hier  nicht  einge- 
gangen werden  kann.  Die  Krankheitsbilder  ähnelten  teils  der  Paralyse,  teils 
der  senilen  Demenz,  einige  waren  ganz  eigenartig.  Der  krankhafte  Prozeß 
war  bald  im  Rückenmark,  bald  im  Hirnstamm,  bald  im  Gehirn  selbst  in 
besonderer  Stärke  zur  Entwicklung  gekommen,  und  zwar  das  eine  Mal  mehr 
die  weiße  Substanz,  das  andere  Mal  besonders  die  Rinde  ergreifend.  Histo- 
logisch handelte  es  sich,  abgesehen  von  den  typischen  Erweichungsherden 
und  Blutungen,  gleichfalls  um  recht  verschiedenartige  Befunde;  Rein  sklero- 
tische Prozesse,  wie  die  von  Sander  beschriebenen  Rückenmarksverände- 
rungen, die  senile  Rindenverödung  und  die  perivaskuläre  Gliose  Alzheimers, 
femer  die  Encephalitis  subcorticalis  chronica  Binswangers  mit  ihren  Ver- 
heerungen innerhalb  des  Markweißes,  die  den  Erweichungsprozessen  zuzu- 
rechnenden Veränderungen   und    eigenartige   Höhlenbildungen    in   der  Im- 


Diagnose  der  Geisteskrankheiten.  953 

gebung  der  Gefäße,  schließlich  die  durch  den  Druck  der  erweiterten  und 
yerdickten  Gefäße  und  Aneurysmen  direkt  bedingten  Schädigungen,  sowie 
die  durch  die  kleinen  Blutungen  gesetzten  Schädlichkeiten.  Hierzu  kommen 
noch  die  allgemeine  Ernährungsstörung  infolge  der  Arteriosklerose,  die  mit 
letzterer  in  Verbindung  stehende  Erkrankung  der  großen  Organe,  besonders 
der  Nieren,  die  durch  diese  Erkrankungen  bedingten  Veränderungen  im 
Stoffwechsel  und  schließlich  die  durch  die  Sklerose  der  Himarterien  be- 
dingten Störungen  der  Blutzirkulation  innerhalb  des  Zentralnervensystems. 
In  den  meisten  derartigen  Krankheitsfällen  sind  eine  ganze  Reihe  von  patho- 
logischen Prozessen  vorhanden,  so  daß  es  unter  den  zahlreichen,  auf  dem 
Boden  der  Arteriosklerose  beruhenden  Gehimerkrankungen  niur  eine  be- 
schränkte Zahl  einfacher,  typischer  Krankheitsbilder  gibt,  während  zumeist 
neben  einer  Reihe  für  die  eine  oder  die  andere  Gruppe  dieser  Erkran- 
kungen charakteristischer  Symptome  noch  andere  Krankheitserscheinungen 
zu  beobachten  sind.  In  allen  5  Fällen  fehlten  aphasische  Störungen  und 
Bulhärerscheinungen ;  letztere  waren  dagegen  in  einem  anderen  Falle  vor-, 
banden,  den  Verf.  mitteilt.  Ein  auffallend  schneller  Wechsel  in  der  Inten- 
sität der  Krankheitserscheinungen  war  in  den  Fällen  zwar  zu  konstatieren, 
doch  fand  sich  dieses  Symptom  viel  ausgeprägter  in  2  weiteren  Fällen,  über 
die  Verf.  noch  berichtet;  in  einem  von  ihnen  wurden  oft  Schwankungen  in 
der  Ausdehnung  der  Gesichtsfelder  konstatiert,  ohne  daß  sonstige  auffallende 
Erscheinungen  von  selten  des  Zentralnervensystems  vorhanden  waren. 

Bni^ess  (73)  weist  auf  die  Zunahme  von  Psychosen  in  Kanada  hin. 
Diese  Zunahme  ist  die  Folge  der  starken  europäischen  Einwanderung  in  die 
westlichen  Staaten  der  englischen  Kolonie.  Im  Jahre  1901  waren  dort  16  600, 
=  3,125  auf  Tausend  der  Bevölkerung,  oder  auf  319  Bewohner  ein  Kranker 
bei  einer  Einwohnerzahl  von  5  Millionen.  Die  größte  Zahl  hat  die  Provinz 
Ontario  und  Quebek.  Im  Jahre  1891  waren  13  000  bei  einer  Bevölkerung  von 
4,7  Millionen.  Mithin  ist  die  Zahl  der  Geisteskranken  im  Laufe  der  zehn 
Jahre  im  Verhältnis  von  25^0?  ^^^  Bevölkerung  nur  im  Verhältnis  von 
13  "/o  gewachsen. 

Burgess  schiebt  diese  Zunahme  auf  den  wachsenden  Wohlstand,  die 
Aufregungen  des  sich  mehr  und  mehr  ,,amerikanisierenden"  Lebens,  be- 
sonders aber  auf  die  Heredität.  Er  will  einen  Kreuzzug  predigen 
gegen  das  Heiraten  zweier  Menschen,  die  geistig  nicht  normal  sind.  Die 
öffentliche  Meinung  solle  durch  Vorlesungen  instruiert  werden.  Besonders 
aber  sollten  die  Einwanderungsgesetze  verschärft  werden.  Denn  besonders 
in  England  liebe  die  Verwaltung  es,  ungeeignete  Elemente  in  die  Kolonien 
zu  senden;  ein  Zwischendecksbillet  sei  ja  auch  billiger  als  ein  lebensläng- 
licher Unterhalt  in  einer  Anstalt,  den  die  Gemeinde  bezahlen  müßte.  Er 
weist  auch  darauf  hin,  daß  die  anderen  Lebensbedingungen  und  erhöhten 
Anforderungen  an  Geist  und  Körper  bei  einem  Einwanderer  in  unkultivierte 
Gegenden  leicht  zu  einer  Psychose  führe. 

Burgess  verlangt  daher  eine  Vermehrung  der  Heilanstalten,  nach 
modernen  Prinzipien  eingerichtet.  (liozenraad.) 

CabittO  (78)  hält  die  Bezeichnung  „kommuniziertes  oder  induziertes 
Irresein"  für  eine  inexakte.  Es  handelt  sich  in  den  Fällen,  bei  denen 
Terschiedene  Mitglieder  ein  und  derselben  Familie  an  einer  ähnlichen  Wahn- 
idee oder  an  ein  und  derselben  Psychose  gleichzeitig  erkranken,  entweder 
Tim  den  Ausbruch  einer  Psychose  auf  Grund  ein  und  derselben  gleichmäßig 
bestehenden  Prädisposition,  auf  Grund  ein  und  derselben  Entwicklungs- 
richtung der  ganzen  psychischen  Persönlichkeit,  auf  die  zu  gleicher  Zeit 
dieselbe   auslösende  Ursache    einzuwirken  Gelegenheit  hat,   oder  es   handelt 


964  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

sich  darum,  daß  die  eine  Person  ihre  wahubaft  gefärbten  Ideen  Yoniber- 
gehend  auf  eine  zweite  Person  übertragen  kann;  letztere  übernimmt  in  einem 
Zustand  abnormer  Leichtgläubigkeit  dieselben  und  Terarbeitet  sie  in  dem* 
selben  Sinne,  wie  sie  dieselben  von  der  ersten  —  wirklich  erkrankten  — 
Person  übernommen  hat.  Bei  der  zweiten  Person  aber  im  Gegensatz  zu 
der  ersten  sind  die  Wahnideen  einer  Korrektur  zugänglich,  sobald  die  zweite 
Person  Ton  der  ersten  getrennt  wird.  Es  handelt  sich  also  in  diesem  Falle 
nicht  um  den  Ausbruch  einer  richtigen  Psychose.  Für  beide  Formen  dei 
fälschlich  sogenannten  induzierten  Irreseins  bringt  Verf.  zwei  recht  markante 
Beispiele.  Im  ersten  Falle  bandelt  es  sich  um  den  fast  gleichzeitigen  Aus- 
bruch eines  klassischen  Depreasionszustandes  bei  einer  Frau,  ihrer  Schwester 
und  ihrem  Sohne  —  es  lag  erhebliche  erbliche  Belastung  vor.  Im  zweiten 
Fall  entwickelten  sich  systematisierte  Verfolgungsideen  bei  einem  Manne, 
die  dann  von  dessen  Bruder  angenommen  und  in  gleichem  Sinne  yerarbeitet 
werden.  Bei  dem  zuerst  affizierten  Individuum  schreitet  der  Prozeß  weiter, 
während  bei  dem  zweiten  Korrektur  sich  einstellt.  Der  Zweite  scheint  an 
und  für  sich  ein  leichtgläubiges,  intellektuell  minderwertiges  Individuum  ge* 
wesen  zu  sein.  (Alertbcucli^r.) 

Chapin,  Meredith,  Bichardson  und  McLead  (83)  erstatten 
den  Bericht  der  Kommission,  welche  von  der  Association  of  Superintendent» 
aud  Trustees  of  State  and  Incorporated  Hospitals  of  Pennsylvania  ein- 
gesetzt war,  um  Vorschläge  für  eine  einheitliche  Klassifikation  der  Geistes« 
Störungen  zu  machen.  Sie  kommen  zu  dem  Ergebnis,  daß  es  aus  praktischen 
Gründen  zweckmäßig  sei,  für  die  Aufnahmeanzeigeh  an  die  staatliche  Auf- 
sichtsbehörde die  eingebürgerte  Einteilung  in  Melancholie,  Manie,  Dementia, 
Paresis,  toxisches  Irresein,  Imbecillität  und  Epilepsie  beizubehalten. 

Chase  (84)  behandelt  in  seinem  Vortrage  die  Wahnideen  und  kommt 
zu  folgenden  Ergebnissen:  1.  Eine  Wahnidee  entspringt  primär  mehr  einer 
Veränderung  der  vitalen  Gefühle,  als  einer  Störung  der  intellektuellen  Geistes- 
tätigkeiten. 2.  Die  Wahnideen  können  hauptsächlich  eingeteilt  werden  in 
solche,  die  auf  einem  Gefühl  von  Überlegenheit,  und  solche,  die  auf  einem 
Gefühl  des  Nichtgenügens  beruhen;  dazu  kommt  noch  eine  beschrankte 
Zahl  mit  krankhafter  Veränderung  des  Ichs.  Die  Wahnideen  des  Nicht- 
genügens (Depression  usw.)  überwiegen  bei  weitem.  3.  Die  Wahnideen  ent- 
stehen ganz  allmählich  aus  einer  Störung  der  vitalen  Gefühle;  die  definitive 
Form  der  falschen  Vorstellung,  welche  nachher  erscheint,  resultiert  aus  dem 
Erklärungsversuch  des  Krauken.  4.  Die  genuinen  Wahnideen  der  Geistes- 
kranken sind  an  Zahl  sehr  beschränkt:  die  aus  ihnen  erwachsenden  falschen 
Vorstellungen  sind  sehr  zahlreich.  5.  Im  Gegensatz  zu  den  Lehrbüchern 
sind  die  Wahnideen  in  der  Regel  nicht  veränderlich  und  wechselnd;  nur 
die  Art,  wie  sie  zum  Ausdruck  kommen,  wechselt 

Cole  (91)  berichtet  über  einen  Fall  von  Korsakowscher  Psychose 
mit  sensorischer  Aphasie.  (Rozeuraad.) 

Cotton  (95)  schreibt  über  geistige  Störungen  in  einem  „local  prison"; 
ein  solches  enthält  Untersuchungsgefangene  und  die  zu  weniger  als  2  Jahren 
Gefängnis  Verurteilten,  während  die  mit  3  oder  mehr  Jahren  „penal  servi- 
tude'*  Bestraften  in  das  „convict  prison"  kommen;  auch  diese  letzteren 
befinden  sich  vor  und  kurze  Zeit  nach  der  Verurteilung  im  „local  prisoo". 
Die  psychiatrische  Beurteilung  der  Gefängnisinsassen  bietet  Schwierigkeiten, 
1.  wegen  der  meist  felilenden  Anamnese  usw.,  2.  wegen  der  ünaufricbtigkeit 
der  Gefangenen,  3.  weil  Folgewirkungen  des  Alkoholgenusses  meist  das  Bild 
trüben ;  aus  letzterem  Grunde  darf  man  in  der  Regel  erst  eine  Woche  nach 
der  Einlieferung  ein  Urteil  über  den  Geisteszustand  abgeben.     Verf.  sondert 


DuigQOBe  der  GeUteskrankheiten.  955 

die  Gefaogeuen  des  „local  prifloa^  zu  Bristol  nach  ihrem  peychischeu  Ver* 
halten  in  4  Gruppen:  1.  Gesunde  FerBonen,  die  geistig  den  Durchschnitts« 
wert  überragen;  es  sind  zumeist  Gewohnheitsverbrecher.  Simulation  und 
fingierte  SelJMtmordversuche  sind  häufig.  Echte  Geistesstörung  kommt  selten 
Yor,  öfters  „gaol-dotty",  ein  Symptomenkomplex,  der  sich  durch  Appetit- 
losigkeit, Unlust  zur  Arbeit,  GewichtsTerminderung,  schlechten  Schlaf, 
Palpitationen,  krankhafte  Befürchtungen,  allgemeine  Nervosität  äußert  und 
bei  ärztlicher  Behandlung  in  wenigen  Tagen  verschwindet.  9.  Die  zweite 
Gruppe  umfaßt  die  Alkoliolisten ;  hierzu  gehörten  90%  der  Männer  und 
noch  mehr  von  den  Frauen  des  ,,Bnstol  prison";  akute  postalkoholische 
Geistesstörung  und  Delirium  tremens  sind  häufig.  3.  Personen,  die  geistig 
und  körperlich  unter  dem  Durchschnitte  sind;  sie  sind  mehr  asozial,  als 
antisozial  und  werden  meist  von  anderen  Verbrechern  benutzt;  es  handelt 
sich  um  Schwachsinnige,  Verblödete,  Alkoholdemente  usw.  4.  Offenbar 
Geisteskranke,  die  auf  Grund  der  Psychose  Verbrechen  begangen  haben. 
Verf.  gibt  alsdann  eine  Schilderung  der  Maßnahmen,  die  getroffen  werden 
können,  wenn  ein  Gefangener  in  Geisteskrankheit  verfallen  ist. 

Cowie  und  Inch  (97)  haben  an  dem  Michigan  Asylum  for  the  Insane 
in  Kalamazoo  eine  Nachprüfung  der  Arbeit  von  Noordens  (Archiv  für 
Psychiatrie  und  Nerveiikrankh.  XX!!  1887)  angestellt  und  sind  dabei  zu 
folgenden  Resultaten  gekommen: 

1.  Bei  Psychosen  (Melancholie)  ist  Hyperazidität  in  71,4  7o  ^^^  ^^ 
Fällen  zu  beobachten  gewesen  (v.  Noorden).  In  81,8  ^^  bei  22  Fällen 
(Cowie  and  Inch).    Frauen  und  Männer  werden  in  gleicherweise  betroffen. 

2.  Die  Hyperazidität  ist  eine  wirkliche  Hyperchlorhydria.  —  Gesamt- 
azidität war  ebenfalls  erhöht. 

3.  Der  abnorme  Zufluß  von  HCl  ist  nur  ein  mäßiger,  konstanter,  und 
besitzt  erhöhte  Vordauungskraft. 

4.  Die  erhöhte  Sekretion  beruht  auf  einer  Neurosis  resp.  Psychosis, 
nicht  auf  einer  Veränderung  der  Drüsen.  Diese  Behauptung  fände  Be- 
stätigung durch  das  Vorhandensein  eiuer  schleimigen  Degeneration  in  den 
Drüsen  und  in  der  Mucosa. 

5.  Obwohl  psychisch  Kranke  häufig  an  Gastro-Intestinalbeschwerden 
litteu,  so  müsse  doch  auf  einer  genauen  chemischen  Untersuchung  des  Magen- 
inhalts wegen  der  Gefahr  eines  Ulcus  oder  Carciuoms  bestanden  werden, 
resp.  der  Beseitigung  einer  chronischen  Gastritis.  (Kozenraad,) 

TäVL  den  körperlichen  Begleiterscheinungen  der  Angstzustände  gehört 
auch  die  sexuelle  (genitale)  Erregung.  Und  zwar  tritt  dieselbe  nicht  nur 
bei  den  neurotischen  Angstzuständen  auf,  wie  das  ja  vielfach  beschrieben 
worden  ist,  sondern  auch  bei  denen,  die  als  Begleiterscheinungen  oder  im 
Verlaufe  von  Psychosen  vorkommen.  Cullerre  (101)  beobachtete  dies 
Phänomen  1.  bei  depressiven  Psychosen  auf  neurasthenischer  Grundlage, 
2.  bei  Alienes  (melancolie  des)  gemisseurs,  3.  bei  der  polymorphen  Geistes- 
«törung  der  Degenerierten.  Er  teilt  von  der  ersten  und  zweiten  Gruppe 
je  2,  von  der  dritten  3  charakteristische  Krankheitsfälle  mit;  bei  letzteren 
traten  im  Verlaufe  der  Psychose  Angstzustände  auf,  und  gleichzeitig  setzte 
eine  hochgradige  sexuelle  Erregung  mit  andauerndem  Drang  zur  Mastur- 
bation ein.  Alle  Kranken  waren  erblich  belastet.  In  allen  Fällen  spielte 
die  sexuelle  Erregung  keine  primäre  kausale  Rolle,  sondern  sie  war  stets 
sekundärer  Natur:  immer  ging  die  Angst  der  sexuellen  Erregung  voraus. 
Oft  rief  die  genitale  Erregung  erotische  Ideen  hervor,  aber  der  umgekehrte 
Fall  wurde  nie  beobachtet.  Auffallend  und  bemerkenswert  ist  die  Kombi- 
nation von  Angst   und   sexueller  Erregung,   zweier  Phänomene,   von   denen 


956  Allgemeine  Ätiologie.  Symptomatologie  und 

mau  annehmen  sollte,  daß  sie  einander  ausschließen.  Verf.  gibt  eine  patho- 
genetische Erklärung  für  dieses  Syndrom,  ohne  indes  selbst  viel  Gewicht 
auf  dieselbe  zu  legen. 

Dainaye  (104)  berichtet  über  zwei  Schwestern,  die  beide  an  Zoophobie 
und  Verfolgungsideen  litten.  Der  Vater  war  im  Übermaße  skrupelhaft  ge- 
wesen, die  Mutter  hatte  immer  große  Furcht  vor  Insekten  gehabt,  in  der 
mütterlichen  Familie  waren  mehrfach  Psychosen  vorgekommen.  Beide 
Schwestern  sind  unverheiratet  und  haben  seit  dem  Tode  der  Eltern  immer 
zusammengelebt.  Die  jüngere,  48  Jahre  alt,  war  von  Kindheit  an  sehr 
furchtsam,  hatte  tikartige  Zuckungen  im  Gesicht;  seit  dem  15.  Lebensjahre 
Furcht  vor  Ohrwürmern,  die  ihr  ins  Gehirn  kriechen  könnten,  später  vor 
Wanzen,  Schweinen,  Mikroben,  Bandwürmern  usw.,  die  ihr  allerhand  Krank- 
heiten verursachen  könnten.  In  letzter  Zeit  Beziehungs-  und  Beein- 
trächtigungsideen  desselben  Inhalts  wie  die  der  älteren  Schwester;  war  ebenso 
wie  diese  dauernd  untröstlich  über  den  vor  33  Jahren  erfolgten  Tod  des 
Vaters.  Somatisch  außer  gesteigerten  Sehnenreflexen  nichts  besonderes; 
Intelligenz  ein  wenig  unter  dem  Durchschnitt.  Die  ältere  Schwester,  62  Jahre 
alt,  hatte  mit  32  Jahren  Typhus  gehabt,  war  sonst  gesund  gewesen.  Er- 
heblicher Grad  von  Geistesschwäche:  fühlt  sich  von  der  Portiersfrau,  den 
Wärterinnen  usw.  beeinträchtigt.  Keine  eigentliche  Furcht  vor  Tieren,  wie 
die  Schwester,  ist  aber  von  der  Gefährlichkeit  derselben  überzeugt  und  hilft 
der  Schwester  bei  deren  Jagden  auf  diese  Tierchen.  Beide  Schwestern  haben 
sich  gegenseitig  psychisch  infiziert.  Die  jüngere  hat  ihre  zoophobischen  Zwangs- 
vorstellungen auf  die  ältere  übertragen,  während  diese  die  jüngere  mit  ihrem 
Mißtrauen  und  ihren  Beeinträchtigimgsideen  angesteckt  hat. 

Bei  der  34jährigen  Patientin  von  Deny  und  CamUS  (114)  trat  nach 
Aufregungen  ein  Zustand  von  Ängstlichkeit  auf,  der  sich  inZwangsvorsteUungen, 
Klagen  und  Unruhe  äußerte.  An  diesen  Angstzustand  schließt  sich  eine 
längere  delirante  Periode  an,  die  sich  anfangs  in  Form  von  hypochondrischen 
Negationsideen  offenbarte,  später  in  Vorstellungen  von  körperlicher  Ver- 
wandlung. Die  Kranke  glaubte  in  einen  Hund  verwandelt  zu  sein,  in  einen 
Stier  oder  Mann;  alle  Körperteile  sind  bei  ihr  angeblich  verwandelt,  ver- 
größert. Sie  erkennt  sich  nicht  wieder,  ist  über  ihre  Verhandlung  unglück- 
lich und  bedauert  ihre  frühere  Persönlichkeit.  Nach  und  nach  breitet  sich 
das  Gefühl,  verändert  zu  sein,  auch  auf  das  moralische  Gebiet  aus;  sie  sei 
keine  Frau,  wie  die  anderen,  sie  sei  ein  außergewöhnliches  Wesen,  ein  in- 
karniertes  Mysterium.  Der  Angstzustand  steigert  sich  je  nach  der  Lebhaftig- 
keit der  deliranten  Vorstellungen.  Zu  diesen  Störungen  der  inneren  Wahr- 
nehmung gesellen  sich  solche  der  äußeren;  die  Menschen  und  Gegenstände 
erscheinen  ihr  verändert,  anders  als  früher.  Ihre  Familie  bringt  sie  mit 
der  himmlischen  in  Verbindung,  ihr  Mann  sei  Jesus  Christ,  ihre  Mutter  die 
Jungfrau  Maria.  Menschen  und  Objekte  verwandeln  sich  in  ihren  Augen, 
je  nach  der  Art  der  ihnen  anhaftenden  Attribute.  Sie  selbst  ist,  trotz  der 
Größenideen,  stets  ängstlich,  furchtet  verbrannt,  geköpft,  lebendig  begraben 
zu  werden.  Sie  sei  eine  unselige  Frau,  die  Geißel  der  Menschheit.  Sie 
glaubt,  sehr  alt  zu  sein.  Nach  5 — 6  Monaten  ließ  die  Angst  und  Unruhe 
nach,  aber  ohne  daß  sie  sich  ihrer  Persönlichkeit  bewußt  wurde.      (Befidix.) 

Deronbaix  (115)  gibt  eine  Schilderung  eines  im  melancholischen 
und  eines  im  katatonischen  Stupor  befindlichen  Kranken  und  weist  an  der 
Hand  dieser  beiden  Fälle  auf  die  charakteristischen  Eigentümlichkeiten  und 
die  prinzipiellen  Unterschiede  dieser  beiden,  äußerlich  so  sehr  ähnlichen, 
Zustände  hin.  Im  melancholischen  Stupor  handele  es  sich  um  eine  Hemmung, 
im  katatonischen  um  eine  Sperrung  des  Willens. 


Diagnose  der  Geisteskrankheiten.  957 

Dewey  (119)  gibt  Auseinandersetzungen  über  die  Grenzen  zwischen 
Neurosen  und  Psychosen  und  schließt  sich  der  Meinung  Danas  an,  daß  die 
Mehrzahl  der  sogenannten  Neurosen,  nämiich  die  Neurasthenie,  Hysterie, 
Hypochondrie,  die  verschiedenen  Phobien  und  Zwangsvorstellungen,  eigentlich 
zu  den  Psychosen  gehörten. 

Diller  (124)  weist  auf  die  unsichere  Begrenzung  des  Begriffs  ,,insanity^ 
hin;  es  sei  oft  schwer  zu  entscheiden  und  würde  auch  von  den  verschiedenen 
Psychiatern  ganz  verschieden  beurteilt,  ob  „insanity"  vorliege  oder  nicht, 
und  zu  welcher  Form  der  in  Frage  stehende  Fall  gehöre.  Am  besten  sei 
es,  die  Bezeichnung  „insanity^  überhaupt  fallen  zu  lassen  und  statt  dessen 
den  Ausdruck  „psychosis'^  für  alle  abnormen  geistigen  Erscheinungen  zu  ge- 
brauchen. Er  tritt  ferner  ein  für  die  Errichtung  von  Abteilungen  zur  Be- 
handlung von  psychisch  Kranken  im  Anschluß  an  die  allgemeinen  Kranken- 
häuser, da  vielfach  geistige  Störungen  nur  Erscheinungen  eines  körperlichen 
Leidens  wären  und  so  die  Kenntnis  der  Psychosen  voraussichtlich  sehr  ge- 
fordert werden  würde. 

Dobrschansky  (126)  berichtet  über  einen  Fall,  in  dem  Seekrank- 
heit eine  ätiologische  Holle  bei  der  Entstehung  einer  akuten  Geistesstörung 
spielte.  Es  handelte  sich  um  eine  durch  Sorgen  und  eine  längere  stürmische 
Seefahrt  herabgekommene  Frau,  bei  der  sich  nach  Ablauf  eines  heftigen 
Anfalles  von  Seekrankheit  das  klinisch  wohl  charakterisierte  Krankheitsbild 
einer  akuten  halluzinatorischen  Verwirrtheit  entwickelte,  die  ganz  allmählich 
im  Verlaufe  von  etwa  vier  Monaten  zur  Heilung  kam. 

Easterbrook  (136)  gibt  eine  Übersicht  über  die  Bestimmungen  zur 
Aufnahme  Geisteskranker  in  England  und  die  Hegeln,  nach  denen  Statistiken 
bearbeitet  werden  sollen.  (Rozenraad,) 

Elliott  (137)  bespricht  in  einem  Vortrage,  den  er  vor  der  Heusselaer 
Medizinischen  Gesellschaft  gehalten  hat,  die  Begriffe  Illusionen  und 
Halluzinationen  in  allgemeiner  Art.  (Rozenraad,) 

Dr.  Ford  Hobertson  hat  die  Behauptung  aufgestellt,  daß  ein  Mikro- 
organismus der  Diphtheriegruppe,  möglicherweise,  der  Klebs-Loefflersche 
Bazillus  selbst,  eine  wichtige  Rolle  spiele  in  der  Ätiologie  einer  großen  Heihe 
von  Psychosen,  besonders  in  der  Ätiologie  der  allgemeinen  Paralyse.  Durch 
Syphilis  oder  auch  andere  Krankheiten  werde  die  Widerstandskraft  des 
Organismus  so  geschwächt,  daß  er  einen  günstigen  Boden  für  die  verheerende 
Wirkung  des  Diphtheriebazillus  abgebe;  dieser  Bazillus  werde  bei  Paralytikern 
stets  gefunden  und  erzeuge  das  charakteristische  Bild  der  Krankheit.  Man 
könne  ihn  auch  bei  anderen  Psychosen  nachweisen;  in  diesen  Fällen  habe 
sich  keine  Paralyse  entwickelt,  da  der  Organismus  nicht  vorher  durch 
Syphilis  usw.  geschwächt  gewesen  wäre.  Um  die  Richtigkeit  dieser  Theorie 
zu  prüfen,  untersuchten  JSyre  und  Flashman  (142)  die  Rachenorgane 
einer  großen  Anzahl  von  Geisteskranken  (138  Fälle),  besonders  von  Para- 
lytikern, sowie  Flüssigkeiten  und  Gewebsteile  von  33  Paralytiker-Leichen 
auf  das  Vorkommen  von  diphtlieroiden  Bazillen.  Eine  Durchsicht  der 
Literatur  aus  den  letzten  10  Jahren  er^ab,  daß  der  Diphtheriebazillus  nach 
den  Beobachtungen  von  8  Autoren  im  Durchschnitt  sich  fand  bei  7  "/o  der 
gesunden  Bevölkerung  und  bei  33  7o  der  „contacts"  (mit  Diphtheriekranken 
in  Berührung  gewesenen  Personen);  demgegenüber  hatte  Robertson  die 
Anwesenheit  des  Diphtheriebazillus  bei  86^0  von  20  untersuchten  Paralytikern 
festgestellt.  Die  Verfasser  beschreiben  ausführlich  die  Technik  ihres  Ver- 
fahrens bei  der  Entnahme  des  Untersuchungsmaterials,  die  angewandten 
Färbe-  und  bakteriologischen  Methoden  usw.  Von  Leichenteilen  wurden 
untersucht  Cerebrospinalflüssigkeit,  Partikelchen  aus  dem  Pharynx,  Herzblut, 


958  Aligemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

Galle,  Abschabungen  von  der  Schleimhaut  der  Bronchien  und  des  Darmes. 
Unter  den  138  untersuchten  Fällen  waren  60  Paralytiker  und  78  andere 
Geisteskranke;  im  ganzen  wurde  24 mal  ein  diphtheroider  Bazillus  gefunden^ 
und  zwar  siebenmal  der  Bacillus  diphtheriae^  14  mal  der  B.  Hoffmanni.  ämal 
der  B.  xerosis  und  einmal  ein  anderer.  Die  Verfasser  geben  die  einzelnen 
Ergebnisse  ihrer  Versuche  in  Form  zahlreicher  Tabellen  und  kommen  auf 
Grund  derselben  zu  folgenden  Schlüssen:  1.  Der  Prozentsatz  des  Vorkommens 
aller  „diphtheroiden"  Mikroorganismen  in  den  Rachenorganen  der  Geistes- 
kranken (17,3  "/o)  ist  nicht  größer  als  der  bei  der  gesunden  Bevölkerung 
außerhalb  einer  Anstalt  gefundenen  (18,6  %).  2.  Der  Prozentsatz  des  Vor- 
kommens des  genuinen  Diphtheriebazillus  (5,07  ^j^)  in  den  Rachenorganen 
der  Geisteskranken  ist  noch  kleiner  und  entspricht  etwa  den  6,9  ^j^,  die  bei 
der  gesunden  Bevölkerung  gefunden  werden.  3.  Der  B.  diphtheriae  wird  in 
den  Rachenorganen  der  Paralytiker  nicht  häufiger  (5  ^o)  angetroffen  als  in 
denen  der  anderen  Geisteskranken  (5,1  7^).  4.  Die  2^hl  der  post  mortem 
untersuchten  Paralytiker  ist  zu  klein,  um  bestimmte  Schlußfolgerungen  zu 
gestatten;  bemerkenswert  ist,  daß  der  B.  diphtheriae  in  keinem  der  unter- 
suchten Fälle  isoliert  werden  konnte.  5.  Die  Mehrzahl  der  aas  den  Eachcn- 
organen  der  Geisteskranken  isolierten  Diphtheriebazillen  erwies  sich  als 
von  geringer  Virulenz  und  Toxizität  und  glich  so  den  Typen,  die  ge- 
legentlich bei  Gesunden  gefunden  werden.  6.  Demnach  besteht  kein  kausaler 
Zusammenhang  zwischen  dem  Bacillus  diphtheriae  und  der  allgemeinen 
Paralyse. 

Fanser's  (145)  Arbeit  gibt  den  Inhalt  eines  Vortrages  wieder,  über 
den  nach  einem  Sitzungsberichte  an  dieser  Stelle  (s.  d.  Jahresbericht  für 
1904,  S.  987)  bereits  referiert  wurde. 

Fanser  (146)  hebt  zu  Beginn  seines  Vortrags  die  Bedeutung  der 
wissenschaftlichen  Psychologie  als  einer  grundlegenden  und  erklärenden 
Wissenschaft  für  die  Psychiatrie  hervor;  die  dominierende  Stellung,  die 
manche  Forscher  der  normalen  und  pathologischen  Anatomie  und  anderen 
naturwissenschaftlichen  Hilfswissenschaften  für  die  Erklärung  der  normalen 
und  krankhaften  psychischen  Vorgänge  einzuräumen  geneigt  sind^  werden 
alle  diejenigen  auf  die  Dauer  nicht  für  haltbar  ansehen  können,  die  die 
wissenschtiftliche  Psychologie  als  eine  selbständige,  ihren  eigenen  Ge- 
setzen folgende,  von  metaphysischen  Voraussetzungen  und  Be- 
dürfnissen unabhängige  Erfahrungswissenschaft  auffassen. 

Zum  psychologischen  Verständnis  des  vorliegenden  pathologisohen 
Symptoms  beschäftigt  sich  der  Vortragende  zunächst  mit  der  normalen 
Psychologie  der  rhythmischen  Vorstellungen,  Gefühle  und  Bewegungsantriebe. 

Im  Anschluß  an  Wundt  werden  die  zahlreichen  und  weitverbreiteten 
—  nicht  nur  beim  Menschen  vorkommenden  —  rhythmischen  Automatismen 
besprochen,  die  —  phylogenetisch  als  Mechanisierungen  ursprünglicher 
Willenshandlungen  aufzufassen  —  den  belebten  Wesen  fertig  zu  Gebote 
stehen,  um  entweder  als  reine  Automatismen,  ohne  Bewußtseinskomponenten 
(z.  B.  Herzbewegungen)  oder  im  Dienste  von  Willens-,  insbesondere 
Triebhandlungen  in  Tätigkeit  zu  treten. 

Aber  nicht  bloß  die  Anlage  zum  einfachen  „Rhythmisieren**,  sondern 
auch  die  zum  ,,Taktieren'',  „Akzentuieren",  ^Betonen"  finden*  wir  in 
unserem  gesamten  psychophysischen  Organismus  vorgebildet.  Auch  dieee 
komplizierteren  Automatismen  werden  vom  Standpunkt  der  generellen  Ent- 
wicklung aus  als  mechanisieuse  Willenshandlungen  aufzufassen  sein,  als 
Niederschläge  des  natürlichen  Aufundabwogens  der  Aufmerksamkeit: 


Diagnose  der  Geisteskrankheiten.  959 

die  stärkere  Betonung  entspricht  dem  Moment  der   stärkeren  Aufmerksam- 
keit, die  schwächere  Betonung  dem  Nachlassen  der  Aufmerksamkeit. 

Die  einstufige  Art  des  von  selbst  sich  einstellenden  —  zunächst  sub- 
jektiven —  Taktierens  (%  Takt)  läßt  sich  mit  Hilfe  eines  der  gebräuch- 
lichen Taktierapparate  (Metronom!)  ohne  Mühe  nachweisen. 

Sobald  uns  durch  Vermittlung  von  Muskelzusammenziehungen  ein  Ein- 
fluß auf  den  äußeren  Vorgang  eingeräumt  wird,  wird  die  subjektive  Be- 
tonung zur  objektiven.  Nacheinander  werden  die  verschiedenen  Stufen 
objektiv  -  rhythmischer  Betonung  durchgesprochen:  als  1.  der  natürliche 
Gang  und  der  Marsch;  als  2.  die  rhythmisch  ausgeführte  entweder 
gemeinsame  (z.  B.  gemeinschaftliches  Heben  und  £mporziehen  schwerer 
Lasten,  Dreschen)  oder  mehr  individuelle  (z.  B.  Schmieden)  mechanische 
Arbeit;  als  3.  der  Tanz. 

Zu  diesen  objektiv -rhythmischen  und  rhythmisch*  akzentuierenden  Be- 
wegungsformen gehören  auch  die  rhythmischen  Lautbildungen  der 
Sprache,  die  uns  hier  zu  beschäftigen  haben.  Wenn  die  natürliche  Nei- 
gung zum  rhythmischen  Akzentuieren  und  Betonen  gerade  beim  natürlichen 
Sprechen  für  gewöhnlich  noch  am  wenigsten  stark  in  die  Erscheinung  zu 
treten  pflegt,  so  hat  dies  seinen  Grund  darin,  daß  der  besonnene  und  ge- 
sunde Mensch  eben  aus  Zweckmäßigkeitsgründen  beim  Sprechen  nicht  nach 
dem  Rhythmus,  sondern  dem  Sinn  und  dem  ganzen  Zusammenhang  gemäß 
betont;  seine  aktiven  Aufmerksamkeits-  und  Willensvorgänge  befreien  ihn 
hier  von  dem  sonst  auf  die  Taktierung  gerichteten,  biologisch  —  zweck- 
mäßigen (kleinste  Muskelarbeit,  geringste  aktive  Tätigkeit  des  Willens  und 
der  Aufmerksamkeit)  Zwang  der  sinnlichen  Antriebe. 

So  bedeutet  die  rhythmische  Betonung  als  pathologisches 
Symptom  nichts  anderes  als  ein  Zurücktreten  der  aktiven  Auf- 
merksamkeits- und  Willensvorgänge  hinter  den  sinnlichen  An- 
trieben. 

Auf  diese  Weise  erklärt  es  sich,  warum  wir  dieses  Symptom  haupt- 
sächlich bei  solchen  Geisteskrankheiten  vorfinden,  bei  denen  die  Aufmerksam- 
keits- und  Willensvorgänge  gestört  sind,  so  insbesondere  bei  den  katatoni- 
schen und  ähnlichen  Verblödungsprozessen.  Das  Symptom  der  rhythmischen 
Betonung  ist  hier  lediglich  ein  Spezialfall  der  durch  das  Zurücktreten  der 
aktiven  Aufmerksamkeits-  und  Willensvorgäuge  bewirkten  allgemeinen  Un- 
fähigkeit, auftauchende  Antriebe  zu  unterdrücken,  und  ist  dem  Symptom 
der  Stereotypie,  des  Negativismus  der  Befehlsautomatie,  der  „Manieren'* 
pathogenetisch  und  klinisch  gleichwertig. 

Der  Vortragende  betont  zum  Schluß  nochmals  die  Forderung,  die  nor- 
malen oder  krankhaften  psychischen  Zustände  zunächst  innerhalb  ihres 
eigensten  Zusammenhangs,  als  Teilglieder  größerer  psychischer  Zusammen- 
hänge zu  betrachten  und  zu  analysieren;  sowohl  die  Fragestellung  an  die 
Anatomie  und  die  übrigen  naturwissenschaftlichen  Hilfsdisziplinen,  wie  die 
Aufschlüsse  von  dieser  Seite  werden  dann  ganz  andere  werden,  als  unter 
Zuhilfenahme  einer  naiv-metaphysischen  Psychologie,  sei  es  materialistischer, 
sei  es  spiritualistischer  Art,  wie  sie  heute  noch  vielfach  der  Erklärung  der 
psychischen  Vorgänge  zu  Grunde  gelegt  wird.  (Autoreferat) 

Seinen  Ausführungen  legt  Fanser  (147)  die  Anschauungen  der 
Apperzeptionspsychologie  Wundts  zu  Grunde  und  überträgt  sie  auf  das 
durch  Zwangsvorstellungen  krankhaft  veränderte  Seelenleben.  Er  beschreibt 
zunächst  die  Zwangsvorstellung  als  eine  auf  assoziativem  Wege  entstandene 
Vorstellung,  die  eine  Art  Fremdkörper  im  Bewußtsein  bildet  und  begleitet; 
ist  von  einem   mehr    oder  weniger   starken   Unlustgefühle   oft  peinigenden 


960  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

Charakters,   von   einem  Gefülil   der  Spannung   und  von  Angst.     F.  gelangt 
zu  folgenden  Schlußfolgerungen: 

1.  Die  psychologische  Grundlage  der  Zwangsvorstellungen  (wie  der 
„Nervosität"  überhaupt)  liegt  im  Vorgang  der  Apperzeption  und  besteht  in 
einer  Verschiebung  derselben  zu  Gunsten  der  passiven  Form,  in  einer  „In- 
suffizienz der  aktiven  Apperzeption". 

2.  Durch  diese  Insuffizienz  der  aktiven  Apperzeption  wird  die  Bildung 
rein  assoziativer,  den  Bedürfnissen  des  Selbstbewußtseins  nicht  entsprechender, 
absurder  Vorstellungen  begünstigt. 

3.  Die  bei  auch  von  Haus  aus  gefühlsarmen  Vorstellungen  auftretenden 
Gefühle  des  Peinigenden,  Quälenden  stammen  aus  dem  Vorstellungsverlauf 
selbst  und  sind  in  erster  Linie  „intellektuelle  Gefühle"  und  zwar  ent- 
sprechend dem  mühsamen  Ringen  der  geschwächten  aktiven  Apperzeption 
hauptsächlich  solche  ,. oszillierenden"  Charakters  (Zweifel,  Unsicherheit, 
Skrupel,  Bedenken  usw.  auf  „intellektuellem",  d.  h.  logischem,  ethischem, 
religiösem  Gebiete);  ferner  das  Gefühl  des  „Erleidens",  des  „Fremdseins", 
„Spannungsgefühle";  aus  diesen  Partialgefühlen  setzt  sich  das  Totalgefiihl 
„Zwangsvorstellungsangst"  zusammen. 

4.  Der  Affekt  wird  wiederum  zur  Ursache  der  abnorm  starken  Fixierung 
der  absurden  Vorstellung,  ihres  Haftens  und  —  unter  Mithilfe  der  „Übung'* 
—  ihrer  leichten  Wiederkehr;  das  durch  letzteres  Moment  erzeugte  ängst- 
liche Erwartungsgefühl  erzeugt  die  „Phobo-Phobie". 

5.  Der  Unterschied  zwischen  „Zwangsvorstellungen"  und  den  sog. 
,,Phobieen"  i.  e.  S.  reduziert  sich  psychologisch  in  der  Hauptsache  auf  den 
Unterschied  zwischen  inneren  und  äußeren  Willenshandlungen;  mancherlei 
andere  klinische  Nuancen  lassen  sich  auf  Unterschiede  der  grammatikalischen 
Form,  des  assoziativen  Bandes  u.  a.  zurückfüliren. 

6.  Der  Ausgang  des  Vorganges  ist  entweder  Erstarkung  der  aktiren 
Apperzeption:  Genesung,  oder  weitere  Abnahme  derselben  bis  zum  völligen 
Erlöschen:  Übergang  in  Wahnidee  (oder  Sinnestäuschung);  ob  der  eine  oder 
andere  Fall  eintritt,  wird  durch  klinische  Verhältnisse  bestimmt 

7.  Die  bei  Zwangsvorstellungen  auftretenden  „Schutzhandlungen"  sind 
normal  motivierte  äußere  Willenshandlungen,  die  nach  ihrer  Entstehungs- 
weise nicht  von  den  sonstigen  Arten  von  äußeren  Willenshandlungen  Ab- 
weichendes haben. 

8.  „Zwangshandlungen"  in  der  eigentlichen  Bedeutung,  d.  h.  im  Sinn 
der  Zwangsvorstellung  und  mit  dem  Gefühl  des  Zwangs,  treten  bei  voll- 
sinnigen Personen  höchstens  auf  der  Höhe  des  Angstaffektes  (Annäherung 
an  Psychosen)  oder  als  Handlungen  von  verhältnismäßiger  Geringfügigkeit 
(Annäherung  an  Schutzhandlungen),  auf.  (\awraUkL) 

Pere  (149)  teilt  folgenden  Fall  mit:  Eine  29  Jahre  alte  Frau,  der^n 
Vater  Gichtiker  war  und  die  sonst  keine  erbliche  Belastung  hatte,  auch  bis 
auf  einen  Migräneanfall  im  14.  Lebensjahre  stets  gesund  gewesen  war. 
bekam  im  Anschluß  an  einen  psychischen  Shock  Menstruationsbeschwerdeu 
und  verfiel  dann  in  einen  Zustand  steigender  Apathie  und  Verwirrtheit 
Die  Menses  blieben  aus,  und  man  konstatierte  Schwangerschaft,  in  deren 
weiterem  Verlauf  die  geistige  Störung  nach  mehr  als  halbjähriger  Dauer 
vollkommen  verschwand.  Die  Geburt  des  Kindes  erfolgte  erst  am  Ende 
des  zehnten  Schwangerschaftsmonats,  —  der  Zeitpunkt  der  Befruchtung  ließ 
sich  genau  bestimmen,  da  die  Kranke  ihrer  Psychose  wegen  die  Häuslich- 
keit verlassen  hatte,  —  während  drei  vorhergegangene  Schwangerschaften 
genau  je  '9  Monate  gedauert  hatten.  Fere  weist  auf  dieses  Zusammentreffen 
von  Geistesstörung  und  Verlängerung  der  Schwangerschaftsdauer  hin. 


Diagnose  der  Geisteskrankheiten.  9g  X 

Vor  mehr  als  20  Jahrea  hat  Fero  (150)  kurz  uacheinander  hei  zwei 
Fällen  eine  merkwürdige  Erscheinung  heobachtet.  1.  28jährige,  erblich 
belastete  Hysterica  bot  zahlreiche  hysterische  Symptome  dar  und  litt  an 
Migräneanfällen.  Während  eines  schweren  Migräneanfalls  zeigte  sich  rund 
um  den  Kopf  herum  eine  Lichtausstrahlung  in  einer  Ausdehnung  von  20  cm, 
orangefarbig,  nach  der  Peripherie  zu  abnehmend.  Dieselbe  Erscheinung 
beobachtete  man  an  den  beiden  Händen.  Die  gewöhnlich  bleiche  und  matte 
Haut  hatte  einen  orangefarbenen  Teint,  der  etwas  tiefer  war  als  der  der 
Sirahlenkronen;  er  war  einige  Augenblicke  vor  dem  Erscheinen  der  letzteren 
aufgetreten.  Die  Lichtausstrahlungen  dauerten  4  Stunden  und  verschwanden 
mit  dem  Erbrechen,  das,  wie  gewöhnlich,  den  Migräneanfall  beendete.  Die 
Erscheinung  yrurde  nur  ein  einziges  Mal  beobachtet,  ebenso  auch  in  dem 
zweiten  Falle.  2.  25jährige  Frau  seit  13  Jahren  Migräneanfalle.  In  einem 
schweren  Migräneanfall  traten  eine  Hautfarbung  und  Strahlenkronen  um 
Kopf  und  Hände  ganz  ähnlich  wie  in  Fall  1  auf;  die  Aureolen  waren 
nicht  sehr  groß,  aber  heller  und  schärfer  ausgeprägt  und  verschwanden  nach 
einigen  Minuten.  F6r6  hat  dann  nie  wieder,  weder  bei  Migräneanfällen, 
noch  bei  anderen  nervösen  Zuständen,  diese  Erscheinung  beobachten  können, 
bis  er  von  dem  folgenden  Falle  Kenntnis  erhielt  3.  Eine  Frau  aus  gesunder 
Familie,  die  selbst  immer  gesund  gewesen  war  und  erwachsene  Kinder  hatte, 
litt  nach  Aufregungen  und  Sorgen  seit  '/^  Jahren  an  Akroparäethesie  der 
Finger  und  Zehen  aller  vier  Extremitäten,  verbunden  mit  Unfähigkeit,  die 
Rnger  zu  feineren  Manipulationen  zu  gebrauchen.  Die  Störung  trat  nur 
nachts  oder  am  frühen  Morgen  auf  und  verschwand  bei  natürlicher  und 
künstlicher  Beleuchtung,  sowie  bei  Reibung  und  Applikation  von  Wärme. 
Später  traten  nachts  oft  subjektive  Gehörs-  und  Gesichtsempfindungen,  sowie 
allerlei  Qemütserregungen  auf,  durch  die  die  Kranke  in  große  Angst  geriet. 
In  diesen  Angstznständeu  beobachtete  der  Ehemann  der  Kranken,  daJB  ein 
Strahlenkranz  von  20—25  cm  Breite  den  Kopf  seiner  Frau  umgab;  er 
erschien  plötzlich  mit  dem  Auftreten  der  Angst  und  verschwand  allmählich 
mit  ihrem  langsamen  Aufhören;  der  Anfall  dauerte  nicht  länger  als  74  Stunde, 
die  Haut  erschien  dabei  blaß  und  gelblich  gefärbt.  Seit  einem  Monat  haben  sich 
die  nervösen  Beschwerden  erheblich  gesteigert,  die  Angstanfälle  treten  auch 
bei  Tage  auf,  sind  aber  niemals  von  Lichterscheinungen  begleitet.  Die 
beschriebenen  Lichterscheinungen  scheinen  ebenso  wie  die  Migräne  und  die 
Angst  AU  vasomotorische  Störungen  geknüpft  zu  sein.  F6re  weist  darauf 
hin,  daß  die  subjektive  Wahrnehmung  des  Beobachter  bei  derartigen 
Erscheinungen  eine  Rolle  spiele,  und  hofft,  daß  die  neueren  Forschungeu 
über  die  Radioaktivität  vielleicht  einiges  Licht  über  diese  seltenen  und  merk- 
würdigen Beobachtungen  verbreiten  würden. 

FitSgerald  (154)  bespricht  das  psychische  Verhalten  bezw.  die 
psychischen  Anomalien  der  Tuberkulösen.  Tuberkulose  komme  bei  Geistes- 
kranken häufig  vor,  doch  sei  sie  in  der  Regel  nicht  die  Ursache  der  Geistes- 
krankheit, sondern  deren  Folge;  seltener  könne  sie  auch  ätiologisch  von 
Bedeutung  sein.  La  den  Anfangsstadien  der  Tuberkulose  fehlen  spezifische 
psychische  Veränderungen  fast  gänzlich.  Auch  der  Optimismus  finde  sich 
nicht  in  den  ersten  Stadien  des  Leidens,  in  denen  vielmehr  oft  Pessimismus 
vorherrsche;  später  allerdings  wären  die  Kranken  meist  optimistisch.  Die 
Tuberkulösen  wären  leicht  beeinflußbar,  dies  sei  von  großer  Bedeutung  für 
die  Behandlung  (Suggestion  usw.).  Im  zweiten  und  dritten  Stadium  der 
Krankheit  finden  sich  häufiger  psychische  Veränderungen,  besonders  bei 
Misch-Infektion;  es  sei  deshalb  nicht  angängig,  die  zerebrale  Intoxikation 
auf  das  Konto  des  Tuberkelbazillus  allein  zu  setzen.     Man  beobachte  jähen, 

Jahresbericht  f.  Neurologie  und  Psychiatrie  1906.  61 


962  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  uod 

unbegründeten  Stimmungswechsel,  Verlust  der  Energie  und  Selbstkontrolle, 
Abnahme  der  geistigen  Leistungsfähigkeit;  als  Ursachen  für  diese  Erschei- 
nungen kommen  Anämie,  Fieber,  allgemeine  Schwäche,  vasomotorische 
Störungen  im  Gehirn,  Ödem  desselben  und  Toxämie  in  Frage.  In  den 
früheren  Stadien  finden  sich  meist  Formen  von  Melancholie,  später  mehr 
Manie.  Die  Melancholie  sei  oft  eine  natürliche  Folge  der  Krankheit,  der 
geringen  Aussicht  auf  Heilung  usw.;  Suicid  sei  nicht  selten.  Erbliche 
Belastung  wirke  prädisponierend.  Der  geistige  Zustand  der  Tuberkulösen 
sei  von  größter  Bedeutung  für  die  körperlichen  Krankheitserscheinungen, 
da  er  diese  in  hohem  Maße  beeinflusse.  Deshalb  sei  eine  verständige,  ein- 
gehende, individuelle,  psychische  Behandlung  von  größter  Wichtigkeit,  und 
der  Arzt  müsse  hierauf  ebensoviel  Wert  legen,  wie  auf  die  anderen  thera- 
peutischen Maßnahmen. 

Nach  einem  an  dieser  Stelle  (s.  diesen  Jahresbericht  füi*  1904  S.  987) 
bereits  referierten  Vortrage  berichtet  Poerster  (155)  hier  über  den  Gesamt- 
eindruck, den  er  im  Winter  1903/04  während  eines  halbjährigen  Aufenthaltes 
von  der  Psychiatrie  und  Irreufürsorge  in  Paris  empfangen  hat.  Er  schildert 
kurz  die  verschiedenen  Kliniken  für  Psychiatrie  und  Neurologie,  die  An- 
stalten und  ihre  Leiter  in  und  bei  Paris,  die  Organisierung  des  ärztlichen 
Dienstes  und  Arzte -Ersatzes,  den  allgemeinen  Stand  der  wissenschaftlichen 
Psychiatrie  in  Prankreich  usw. 

Fröndenberg  (161)  referiert  aus  der  Gazette  medicale  de  Paris 
über  eine  eingehende  Besprechung,  welche  in  der  Pariser  Gesellschaft  für 
Hypnologie  und  Psychologie  über  „die  Schläferin  von  Thenelles"  stattfand. 
Es  handelt  sich  um  eine  erblich  belastete  und  prädisponierte  Person,  die 
infolge  einer  sehr  heftigen  Gemütserschütterung  in  einen  schlafartigen  Zustand 
verfiel  und  20  Jahre  in  demselben  verblieb.  Sie  war  ganz  unempfindlich, 
hatte  zu  Beginn  und  vor  dem  Ende  des  Stupor-Zustandes  heftige  Krampf- 
anfälle. Zeitweilig  traten  Odem  des  Gesichts  und  Ikterus  auf.  Es  bestand 
hochgradiger  Negativismus  und  Nahrungsverweigerung;  die  Nahrung  wurde 
ihr  durch  den  Mastdarm  zugeführt  Im  Jahre  1903  traten  tuberkulöse 
Abszesse  an  Arm  und  Fuß  auf,  und  am  22.  Mai  1903  erwachte  sie  ans 
ihrem  20jährigen  Dauerschiafe,  um  schon  nach  6  Tagen  an  Tuberkulose  zu 
sterben.  In  diesen  wenigen  Tagen  vor  dem  Tode  konstatierte  man,  daß  die 
Erinnerung  an  die  letzte  Zeit  vor  dem  Beginn  des  Stupor-Zustandes  ver- 
mindert war  und  für  die  Ereignisse  während  dieses  Zustandes  völlig  fehlte, 
daß  auch  kein  Bewußtsein  von  dem  Vorhandensein  dieser  Erinnerungslücke 
bestand,  sodaß  sie  die  Gegenwart  unmittelbar  an  die  Zeit  vor  dem  Schlaf- 
zustand anreihte.  Die  Intelligenz  erwies  sich  als  gut.  An  diese  von  Dr. 
Farez  gegebenen  Ausführungen  schloß  sich  eine  längere  Diskussion. 

Friedman]!  (162)  bringt  eine  kritische  Besprechung  von  Janets 
Werk:  les  obsessions  et  la  psychasthenie.  Es  empfiehlt  sich  nach  F.,  den 
Ausdruck  der  Psychasthenie  beizubehalten,  zwar  nicht  im  Sinne  einer  be- 
stimmten Krankheitsgattung,  wohl  aber  um  die  gemeinsame  Grundlage  aUer 
Zwangszustände,  die  ünzugänghchkeit  der  regulativen  psychischen  Kräfte 
mit  einem  kurzen  Ausdrucke  zu  bezeichnen.  Was  die  Zwangszustände  an- 
betrifft, so  sind  sie  klinisch  am  häufigsten  bei  der  gewöhnlichen  „psychischen 
Neurasthenie"  zu  finden;  die  ganz  schweren  aber  beruhen  auf  einer  ange- 
borenen degenerativen  Anlage  und  sind  als  spezifische  „Zwangsideenkrank- 
heit" anzusprechen.  Aber  auch  bei  der  Neurastlienie  tritt  das  Zwangs- 
symptom um  so  leichter  hervor,  je  stärker  die  hereditär  erworbene  Schwäche 
der  regulativen  geistigen  Kräfte  in  der  Person  sich  ausprägt.       (Bmdijt.) 


Diagnose  der  Geisteskrankheiten.  963 

Garnier  und  Dromard  (166)  teilen  einen  Fall  von  ^romantischer 
Utoidentifikation"  mit.  Die  Kranke  glaubte  sich  in  einer  anderen  Person 
riederzuerkennen.  Es  handelt  sich  um  ein  ca.  30  Jahre  altes  Fräulein, 
eren  Vater  ein  „schwacher  Geist",  deren  Mutter  furchtsam  und  übertrieben 
romm  gewesen  war,  und  die  selbst  träumerisch,  unentschlossen,  furchtsam, 
twas  melancholisch  und  in  hohem  Grade  beeinflußbar  war.  Eines  Tages 
IS  sie  einen  Roman  und  glaubte  zunächst  eine  Ähnlichkeit,  dann  eine 
oilkommene  Identität  zwischen  der  Hauptperson  desselben  und  sich  selbst 
is  in  die  kleinsten  Einzelheiten  zu  erkennen.  Sie  ging  noch  weiter  und 
ielt  die  anderen  Personen  des  Bomans  für  identisch  mit  denen  ihrer  Um- 
ebung.  Hieran  kombinierte  sie  dann  ein  ganzes  Wahnsystem.  Sie  glaubte, 
aß  der  Verfasser  des  Romans  sich  die  genaue  Kenntnis  ihrer  Persönlich- 
eit  durch  einen  Herrn,  mit  dem  sie  verkehrt  hatte,  verschafft,  daß  eine 
ir  bekannte  Frau  auch  die  Hand  dabei  im  Spiele  gehabt  habe  usw.  Weiterhin 
aten  Gehörstäuschungen  und  verschiedene  Beeinträchtigungsideen  auf,  sie 
ersuchte  schließlich  die  oben  erwähnte  Frau  zu  töten  und  kam  deshalb  in 
ie  Anstalt.  Die  falschen  Identifikationen  finden  nach  den  Verff.  ihren 
chtigen  Platz  unter  den  Erscheinungen  der  krankhaft  gesteigerten  Suggesti- 
LÜtät.  Auf  dem  Boden  derselben  ist  in  dem  mitgeteilten  Falle  eine  Psychose 
it  Verfolgungsideen  entstanden;  dieselbe  unterscheidet  sich  aber  durchaus 
)n  der  der  chronisch  Verrückten  und  trägt  alle  Merkmale  der  Degenerierten. 

Gaupp  (167)  behandelt  in  diesem  Vortrage  die  Depressionszustände 
is  höheren  Lebensalters.  Er  hat  die  Krankheitsgeschichten  der  in  der  Zeit 
)m  April  1892  bis  zum  April  1902  in  die  Heidelberger  psychiatrische 
linik  aufgenommenen  Kranken  mit  depressiver  Psychose,  die  bei  ihrer 
•sten  Aufnahme  in  die  Klinik  das  46.  Lebensjahr  zurückgelegt  hatten,  einer 
ritischeu  Durchsicht  unterzogen  und  gibt  die  Resultate  dieser  „Inventar- 
ifhahme".  Es  liegen  den  Untersuchungen  300  zum  Teil  selbst  beobachtete 
epressionszustände  und  femer  51  rein  oder  vorwiegend  manische  Erregungen 
i  Grunde.  Verfasser  weist  einleitend  auf  die  Fehlerquellen  seiner  Methode 
id  gewisse  Mängel  seines  Materials  hin  und  gibt  dann  zunächst  eine 
atistische  Übersicht  über  das  Vorkommen  der  verschiedenen  manischen  und 
?pres8iven  Erkrankungen  bei  beiden  Geschlechtern:  Die  einfache  und  die 
modische  Manie  war  bei  Männern  erheblich  häufiger,  das  manisch- 
^pressive  Lresein  mit  gleicher  Entwicklung  beider  Phasen  fand  sich  bei 
aden  Geschlechtern  gleich  oft,  die  vorw^iegend  oder  ausschließlich 
jpressiven  Formen  hatten  besonders  Frauen  befallen.  Verfasser  gibt  dann 
ne  kurze  Charakteristik  der  verschiedenen  Formen  und  Verlaufsarten,  auf 
3ren  Einzelheiten  hier  nicht  eingegangen  werden  kann.  Er  betont  zum 
ßhlusse,  daß  er  durchaus  nicht  alle  von  ihm  herausgefundenen  Gruppen 
üd  Untergruppen  für  wirklich  selbständige  Krankheiten  ansehe,  sondern  nur 
jigen  möchte,  nach  welcher  Richtung  hin  sich  das  klinische  Studium  der 
epressionszustände  bewegen  müsse.  Das  benutzte  Krankenmaterial  ist  das- 
ilbe,  dem  auch  die  im  Kraepelinschen  Lehrbuch  vertretenen  An- 
:hauungen  basieren. 

Goodall  (173)  teilt  fünf  tödlich  verlaufene  Fälle  von  akuter  Geistes- 
örung  einschließlich  des  Sektionsbefundes  mit.  Er  bezeichnet  die  Fälle 
Is  „akutes  Delirium"  oder  „akute  deliriöse  Manie".  Vier  Kranke  standen 
Q  Alter  von  40 — 50  Jahren,  der  fünfte  war  21  Jahre  alt.  Die  Krankheits- 
auer betrug  10,  11,  20  Tage,  Vj^  und  2  Monate.  Die  hauptsächlichsten 
linischeu  Erscheinungen  waren  tiefe  Bewußtseinsstörung,  große  motorische 
Unruhe  und  schneller  Kräfteverfall.  In  drei  Fällen  fehlten  makroskopisch 
ichtbare   Veränderungen   des   Gehirns,  in  den    beiden  anderen   fanden  sich 

61* 


954  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

aasgesprochene  Hyperämie  des  Gehirns  und  der  Meningen,  sowie  abnorme 
Weichheit  des  ersteren.  In  zwei  Fällen  wurde  die  firkrankung  auf  eine 
kurz  Yorber  überstandene  Influenza,  in  zwei  anderen  auf  eine  starke  religiöse 
Erregung  zurückgeführt.  Verf.  neigt  der  Annahme  einer  Autointoxikation 
als  Ursache  des  akuten  Deliriums  zu.  Therapeutisch  wären  Kochsalz- 
infusionen zu  versuchen. 

Gottgetren  (175)  teilt  einen  Fall  Ton  Geistesstörung  bei  einem 
10jährigen  Knaben  mit.  Derselbe  stammt  ron  einer  nervösen  Mutter  und 
zog  sich  zu  Beginn  des  8.  Lebensjahres  durch  Sturz  von  der  Treppe  eine 
Gehirnerschütterung  zu;  V«  Stunde  bewußtlos,  delirierte  einige  Wochen, 
dann  Gedächtnisschwäche,  blieb  in  der  Schule  zurück,  öfters  unartig.  All- 
mähliche Entwicklung  einer  Geistesstörung,  die  2^«  Jahre  nach  dem  Unfall 
ganz  ausgesprochen  war ;  der  Knabe  machte  allerlei  Dmnmheiten,  hatte  zeit- 
weilig Erregungszustände  von  2 — 6stündiger  Dauer  mit  Angst-  und  Ver- 
folgungsideen, starrte  zu  anderen  Zeiten  lange  vor  sich  hin.  Keinerlei 
epileptische  usw\  Anfälle.  In  der  Anstalt  4%  Monate  lang,  zeigte  Halla- 
zinationen  des  Gesichts,  Gehörs  und  Gemeingefühls,  konfabulierte;  keine 
Störungen  der  Intelligenz  und  des  Gedächtnisses.  Vollkommene  Heilung. 
Verf.  zitiert  kurz  die  bisher  mitgeteilten  Fälle  von  Psychosen  im  Kindesalter. 

Während  einerseits  postoperative  Psychosen  im  allgemeinen  nicht  gerade 
selten,  andererseits  schon  viele  Tausende  von  WarzenfortsatzoperationeD  aos- 
gefiihrt  sind,  liegen  doch  nur  sehr  spärliche  Mitteilungen  über  Geistes- 
störungen nach  Aufmeißelungen  des  Proc.  mastoideus  vor.  Grossmaim  (1B2) 
konnte  nur  4  derartige  Fälle  aus  der  Literatur  zusammenstellen,  die  von 
Tuffier,  F.  Pluder  (2  Beobachtungen)  und  Piffl  publiziert,  nach  Gross- 
manns Dafürhalten  aber  durchaus  nicht  einwandsfrei  sind.  Er  selbst  konnte 
in  der  Berliner  Kgl.  Universitäts-Ohrenklinik  (Prof.  Lucae)  einen  wirklich 
reinen  Fall  von  Psychose  nach  Aufmeißelung  des  Warzenfortsatzes  beobachten; 
es  handelte  sich  um  ein  Delirium  hallucinatorium  (Kollaps-,  Inanitions-, 
Rekonvaleszenz-Delirium)  bei  einem  18jährigen,  erblich  nicht  belasteten 
Mädchen.  In  3  anderen  in  der  Klinik  beobachteten  Fällen  traten  nach  der 
Operation  Depressionszustände  (Hypochondrie,  Melancholie)  auf;  die  Kranken 
boten  das  Bild  der  sekundären  traumatischen  Psychosen  (Mendel),  nämlich 
Kopfschmerz,  Empfindlichkeit  gegen  Lieht  und  Geräusch,  Schlaflosigkeit  und 
Schwindel,  Angstgefühl  mit  Phobien,  Hoffnungslosigkeit,  Suicidalgedankeo, 
völlige  Energielosigkeit  dar;  alle  drei  Kranken  endeten  durch  Selbst- 
mord! Verfasser  erörtert  dann  das  Vorkommen  von  Geistesstörungen  nach 
Operation  von  Großhirnabszessen  und  teilt  zwei  einschlägige  Beobachtungen 
mit  Er  kommt  zu  dem  Ergebnis,  daß  psychische  Störungen  nach  Aof- 
meißelungen  des  Warzenfortsatzes  nur  scheinbar  so  selten  wären,  wie  ihr 
Vorkommen  in  der  Literatur  erwarten  lasse.  Sie  wären  vielmehr  ebenso 
häufig  wie  die  Psychosen  nach  anderen  Operationen  und  ständen  selbst  den 
Geistesstörungen  nach  gynäkologischen  und  Katarakt-Operationen  wenig  nach, 
vorausgesetzt,  daß  ein  gleichartiges  Material  (Großstadt!)  zum  Vergleich 
herangezogen  werde.  Ihr  Frequenzverhältnis  sei  im  Durchschnitt:  1  Psychose 
auf  500  Aufmeißelungen.  Ebenso  wie  für  die  gynäkologischen  Operationen 
und  Kataraktextraktionen  ließen  sich  auch  für  die  Psychosen  nach  Auf- 
meißelung des  Warzenfortsatzes  besonders  wirksame  prädisponierende  Momente 
eruieren:  1.  Die  Erschöpfung  des  Gesamtorganismus  durch  den  Eiteronp- 
prozeß.  2.  Die  Autointoxikation.  3.  Die  Meißelerschüttemng,  das  Ver- 
hämmern  des  Schädels.  Verfasser  verweist  auf  die  bekannten  Koch- 
Fi lehn  eschen  Versuche  und  berichtet  über  eigene  Beobachtungen,  die  er 
bei  einer  großen  Keihe  von  Aufmeißelungen  des  Warzenfortsatzes  über  den 


Diagnoae  der  Geisteskrankheiten.  9^5 

JänflaB  der  Meißelschläge  auf  Puls  und  Atmung  angestellt  hat  Es  ergab 
ich  bei  diesen,  daß  bei  Warzenfortsätzen  mit  dicker  und  harter  Kortikalis^ 
esonders  also  bei  Osteosklerose,  die  Meißelerschütterung  ein  Kleiner-  oder 
clmellerwerdeu  des  Pulses,  also  ein  Sinken  des  Blutdruckes,  bewirkte;  von 
em  Moment  an,  in  dem  Dura  oder  Sinuswand  freigelegt  wurde,  konnte 
eine  Beeinflussung  des  Pulses  durch  die  Meißelschläge  konstatiert  werden; 
espirationsschwankungen  waren  nicht  nachzuweisen:  Die  Aufmeißelnng  des 
^arzenfortsat^es  ist  ein  Sehädeltrauma,  und  daß  die  Meißelerschütterung 
18  wirksamste  ätiologische  Moment  der  Psychose  ist,  geht  daraus  hervor, 
iß  Ton  4  Psychosen  3  das  typische  Bild  des  sekundären  traumatischen 
Teseins  darboten.  Auch  können  4.  die  Nachbehandlung  und  femer  5.  eine 
irz  Tor  der  Operation  vorgenommene  Lumbalpunktion  (Fall  I.  des  Verf.) 
e  Disposition  zur  psychischen  Erkrahkung  steigern.  Die  einfache  Eröffnung 
?s  Antrum  und  die  Totalaufmeißelung  ergaben  den  gleichen  Prozentsatz 
etoperativer  Psychosen;  die  Haupterschütterung  des  Kopfes  wird  demnach 
)hl  bei  dem  Durchmeißeln  einer  sehr  harten  und  stark  entwickelten  Korti- 
tlis  erzeugt.  Prophylaktisch  ist  deshalb  der  Gebrauch  der  Meißel  möglichst 
izuschränken,  eine  Lumbalpunktion  kurz  vor  der  Operation  nur  bei  strengster 
dikatiou  vorzunehmen.  Das  Auftreten  hypochondrisch-melancholischer  Ver- 
mmung  nach  einer  Warzenfqrtsatzoperation  ist  ein  alarmierendes  Symptom 
id  fordert  zu  strengster  Überwachung  auf,  da  stets  die  Gefahr  des 
icids  droht. 

Auf  Anregung  Kraepelins  hat  Hackl  (187)  Untersuchungen  über 
s  Anwachsen  der  Geisteskranken  in  Deutschland  angestellt.  Es  wird 
br  häufig  die  Ansicht  geäußert,  daß  die  Zahl  der  Geisteskranken  in  starker 
inahme  begriffen  sei.  Demgegenüber  ist  darauf  hinzuweisen,  daß  wir  keine 
auchbare  Statistik  über  das  Anwachsen  der  Geisteskranken  in  Deutschland 
sitzen.     Ob  in  den  letzten  Jahrzehnten  eine  Zunahme  der  Geisteskranken 

Deutschland  stattgefunden  hat  oder  nicht,  wird  von  den  verschiedenen 
itoren  auf  Grund  Ärer  persönlichen  Erfahrungen  oder  allgemeiner  Schluß- 
geningen in  ganz  verschiedenem  Sinne  angegeben,  und  in  ganz  ähnlicher 
eise  besteht  eine  Divergenz  der  Meinungen  über  diese  Frage  auch  in 
deren  Ländern.  Verf.  hat  sich  zur  Orientierung  über  den  Stand  des 
renwesens  in  Deutschland  mit  einer  Rundfrage  an  die  Direktionen  samt- 
her  Lrenanstalten  gewandt  und  gibt  zunächst  das  Urteil  einiger  Pach- 
inner  über  das  Anwachsen  der  Geisteskranken  wieder,  aus  denen  hervor- 
ht,  daß  die  Anstalten  überall  überfüllt  sind.  Hieraus  schließen  die  einen 
f  ein  stärkeres  Anwachsen  der  Geisteskranken  überhaupt,  während  die 
deren  nur  eine  Vermehrung  des  Andranges  zu  den  Anstalten  folgern  bei 

übrigen  gleichbleibendem  Stand  der  Geisteskranken.  Kraepelin  ist  der 
^inung,  daß  wesentlich  die  sich  überall  wiederholende  Steigerung  des  Ver- 
rgnngsbedürfnisses  die  Ursache  für  die  T'berfüllung  der  Anstalten  sei, 
hrend  die  Ursachen  des  Irreseins  im  letzten  Jahrzehnt  nicht  in  dem  Maße 
^nommen  hätten,  um  das  Anwachsen  der  Geisteskranken  erklären  zu 
nnen.  Zur  Feststellung  des  Anwachsens  der  Geisteskranken  kann  man 
ttächst  die  Irrenanstaltsstatistiken  verwenden.  Verf.  hat  die  hierfür  nötigen 
Menunterlagen  gesammelt  und  tabellarisch  zusammengestellt.  Doch  kann 
in  aus  den  Statistiken  der  Irrenanstalten  keinen  Schluß  ziehen,  auf  das 
iwachsen  der  Geisteskranken  im  Lande  überhaupt;  denn  nur  ein  Teil 
r  Geisteskranken,   und  jetzt   ein    anderer  Prozentsatz   als  vor  30  Jahren, 

in  Anstalten  untergebracht,  und  ferner  wächst  der  Anstaltsbestand  weniger 
rch  die  Zunahme  der  Neuerkrankten  als  durch  die  Anhäufung  der  chroni- 
ben  Fälle.     Verf.  hat  dann  für  die  einzelnen  Bundesstaaten  die  Mittelzahl 


966  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

des  jährlichen   Zuwachses   yoü  Geisteskranken  berechnet;  für  Deutschland 
beläuft  sie   sich  auf  4400  Köpfe.     Am  sichersten  ließe  sich  ein  Aufschluß 
über  das  Anwachsen  der  G-eisteskranken  nach  den  Yolkszählungsergebnissen 
gewinnen,   doch  hat  in  Deutschland  bisher  nur  bei  einer  Volkszählung  im 
Jahre   1871    eine    gleichzeitige    Zählung    der   Irr-   und  Blödsinnigen  statt- 
gefunden;   damals    trafen    auf   10  000    Personen    22,77    Geisteskranke.     In 
Preußen  und  Sachsen  dagegen  sind  bei  den  Volkszählungen  wiederholt  die 
Geisteskranken  gezählt  worden:  In  beiden  Staaten  ist  die  Zahl  der  Geistes- 
kranken angewachsen,  und  zwar  in  Preußen  über  die  Zunahme  der  BcTÖlkerang 
hinaus,  während  letzteres  in  Sachsen  nicht  der  Fall  war.     Für  die  übrigen 
Bundesstaaten  liegen  keine  entsprechenden  Zählungen  vor.     Vergleicht  man 
die    Zahlen    der   in    Anstalten    untergebrachten   Geisteskranken  in 
Deutschland  nach  den  Volkszählungen  von  1886 — 1898,  so  ergibt  sich,  daß 
die  Zahl  der  Geisteskranken  anwächst  über  die  Zunahme  der  Bevölkerung 
hinaus.     Doch  sind  ja  diese  Zahlen  keine  absolut  einwandfreien  Belege  für 
das  Anwachsen  der  Geisteskranken  überhaupt.    Unsere  bisherige  Irrenstatistik 
in   Deutschland  ist  unzulänglich,    um   dieses   beurteilen   zu   können.     Verf. 
fordert    deshalb    mit    Recht,    daß    im    Reiche    regelmäßige    Irrenzählungen 
gelegentlich   der  Volkszählungen   vorgenommen   würden.     Er  gibt   weiterhin 
einen  kurzen  Überblik  über  die  geschichtliche  Entwicklung  des  Irrenwesens, 
besonders   in   den   deutschen  Bundesstaaten,   und  teilt  dann  ein  auf  Grund 
der  vorhandenen  Angaben  und  einer  von  ihm  veranstalteten  Rundfrage  auf- 
gestelltes Verzeichnis  aller  öffentlichen  und  privaten  Anstalten  Deutschlands 
mit,  in  denen  zur  Zeit  Geisteskranke  untergebracht  werden.     Als  Kranken- 
bestand  ist  der  vom   1.  Dezember  1903   eingetragen   (S.  47 — 82).     Es  be- 
standen  damals   395    Anstalten   mit   108000   Kranken.     Der   gegenwärtige 
Stand  der  Irrenversorgung  genügt  noch  nicht  den  tatsächlichen  Bedürfnissen. 
Nach  Kraepelin  ist  als  Minimum  ein  Anstaltsplatz  auf  500  Einwohner  zu 
fordern.     Außer  der  weiteren  Errichtung  von  Anstalten  ist  vor  allem  nötig 
eine  einheitliche  gesetzliche  Regelung  des  Irrenwesens,  ein  deutsches  Irren- 
gesetz.    Ferner  ist  wichtig  der  Ausbau  der  Fürsorge  für  die  Imbezillen  und 
Idioten,  für   die  Epileptiker   und  für  die  geisteskranken  Verbrecher.     Verf. 
bespricht  kurz  die  für  diese  drei  Aufgaben  in  Betracht  kommenden  Gesichts- 
punkte und  gibt  dann  noch  einen  Überblick  über  die  allgemeine  Prophylaxe 
der   Geisteskrankheiten   unter   besonderer   Berücksichtigung   der   hauptsäch- 
lichsten   ursächlichen    Faktoren    derselben,    der    erblichen    Belastung,    des 
Alkoholismus,  der  Syphilis  und  der  nervösen  Erschöpfung.    Die  wesentlichsten 
erforderlichen  Maßnahmen  zur  Bekämpfung  dieser  Faktoren  sind  anschaulich 
dargestellt. 

Auf  die  Gedichte  von  Theodor  Meynert  (erschienen  bei  Wilhelm 
Braumüller,  Wien,  Leipzig  1905)  weist  Hartmann  (188)  in  einem  wann 
empfundenen  kleinen  Aufsatz  hin.  Der  große  Psychiater  hatte  nie  eine  Ver- 
öffentlichung dieser  Gedichte  angestrebt,  sondern  er  schuf  sie  nur  für  sich 
selbst  als  ein  Genußmittel,  in  dem  der  in  seiner  wissenschaftlichen  Forschung 
so  ganz  aufgehende  Mann  Abwechselung  und  Erregung  einer  sympathischen 
Stimmung  —  nach  Karl  Lange  die  beiden  Komponenten  des  Kunst- 
genusses —  suchte  und  fand.  Hartmann  gibt  einzelne  markante  Proben 
aus  der  Gedichtsammlung  und  zeigt,  wie  auch  in  allem  wissenschaftüchen 
Schaffen  Meynerts  eine  hohe  künstlerische  Veranlagung  zu  Tage  tritu  Er 
war  ein  bildender  Künstler  in  seiner  wissenschaftlich-schöpferischen  Tätig- 
keit und  prägte  auch  die  Gedanken  seiner  Mußestunden  in  künstlerischem 
Gewände. 

Hanshalter  (189)  berichtet  über  eine  Psychose   bei  einem  Knaben, 


Diagaose  der  Geisteskrankheiten.  QQf 

die  sich  im  Anschluß  an  eine  akate  Affektion,  wahrscheinlich  eine  Meningitis, 
entwickelt  hatte  und  sich  klinisch  in  nichts  Ton  gewissen  Formen  von 
Einderpsychose  unterschied,  die  im  Gefolge  einiger  Infektionskrankheiten 
auftreten  können:  10 jähriges  Waisenkind;  über  die  Eltern  ist  nichts  bekannt; 
war  stets  gesund  und  geistig  gut  entwickelt  Erkrankte  plötzlich  mit 
Krampfanfällen  und  meningitischen  Symptomen,  die  einige  Tage  andauerten; 
es  traten  dann  Delirien  und  heftige  motorische  Erregung  auf,  die  zunächst 
mit  den  Konvulsionen  und  zeitweilig  auftretendem  Koma  abwechselten.  Als 
der  Knabe  14  Tage  nach  dem  Beginn  der  Erkrankung  in  die  Klinik  auf- 
genommen wurde,  waren  keine  Symptome  Yon  Meningitis  mehr  vorhanden. 
Das  Krankheitsbild  manifestierte  sich  durch  ängstlichen  Stupor,  Verwirrtheit, 
kataleptische  und  automatische  Erscheinungen;  nach  einigen  Tagen  besserte 
sich  der  Zustand,  und  6  Wochen  nach  dem  Beginn  der  Erkrankung  trat 
vöUige  Heilung  ein.  Es  bestanden  außerdem  den  aphasischen  ähnliche 
Sprach-  und  Schriftstörungen,  und  zwar  ganz  entsprechend  der  Tiefe  der 
geistigen  Störungen,  als  deren  Folgen  sie  zu  betrachten  sind.  Die  Ver- 
bindung von  psychischen  und  Sprachstörungen  bildet  ein  Krankheitsbild,  das 
für  die  postinfektiöse  Psychose  typisch  ist,  aber  in  der  Kindheit  selten 
beobachtet  wird.  Die  beschriebene  Psychose  ist  als  Folge  der  Toxico-Infektion 
des  Zentralnervensystems  zu  betrachten. 

Heilbronner  (191)  geht  bei  seinen  Betrachtungen  über  die  Be- 
einfluBung  einer  Psychose  durch  das  ätiologische  Moment  von  der  Korsa- 
kow sehen  Psychose  aus.  Auf  Grund  seiner  Beobachtungen  kann  er  sich 
nicht  der  Ansicht  Kraepelins  anschließen,  welcher  sich  dahin  ausspricht, 
daß  Krankheitsbilder  mit  unzweideutig  verschiedenen  Ursachen  nicht  wesens- 
gleich sein  können,  auch  wenn  die  Zustandsbilder  zeitweise  nicht  klar  aus- 
einander zu  halten  sind.  Vielmehr  gelangt  er  zu  derselben  Meinung  wie 
Bonhoeffer,  daß  das  Zustandsbild  als  solches  keine  grundsätzlichen 
Differenzen  erkennen  läßt,  oder  daß  zum  Mindesten  ihre  Erkennung  bisher 
noch  nicht  möglich  ist.  Heilbronners  Untersuchungen  ergaben  nun 
folgendes:  Die  chronisch  entwickelte  und  progressiv  verlaufende  Form  des 
Korsakow  findet  sich  nur  auf  dem  Boden  des  Senium;  dagegen  finden  sich 
ebensowohl  bei  Alkoholikern  wie  bei  Senilen  akut  entwickelte  Formen,  die 
wenigstens,  was  die  Art  der  Symptome  angeht,  lange  Zeit  stationär  bleiben, 
anderseits  bei  beiden  akut  entwickelte  Formen,  die  einer  weitgehenden  Rück- 
bildung und  mehr  oder  weniger  vollständigen  Heilung  fähig  sind.  Analoge 
Verhältnisse  .bietet  die  traumatische  Form  der  Korsakowschen  Psychose 
dar,  die  der  Ätiologie  nach  nur  akut  auftreten  kann.  Umgekehrt  ergaben 
sich  sowohl  beim  Potator,  wie  beim  Senilen  und  beim  Traumatiker  dieselben 
Zweifel,  ob  man  gelegentlich  von  einem  protrahierten  Delir  oder  von  einem 
rasch  verlaufenden  Korsakow  sprechen  soll. 

Weitere  Analogieen  zwischen  Alkoholisten  und  Senilen  bilden  die 
abendlichen  Delirien  resp.  Zustände  von  Desorientiertheit,  die  zuweilen  die 
Einleitung  eines  Korsakowschen  Zustandes  bilden  können, ferner  Depressions- 
zustände,  sowie  der  sogenannte  Eifersuchtswahn.  Auf  engere  Beziehungen 
zwischen  den  oben  genannten  ätiologischen  Momenten  weist  auch  der  Um- 
stand hin,  daß  Alkoholiker  und  Senile  das  Hauptkontingent  zu  den  Sittlich- 
keitsverbrechern stellen,  und  daß  unter  den  posttraumatischen  Ziiständen 
eine  Art  ethischer  Degeneration  vorkommt,  die  eine  ausgesprochene  Ähnlich- 
keit mit  der  Entartung  der  Trinker  hat.  Heilbronner  möchte  nicht  seine 
Betrachtungen  zum  Ausgangspunkt  von  Einteilungszwecken  machen,  glaubt 
aber,  daß  Gruppenbildungen,  wie  er  sie  in  der  vorliegenden  Arbeit  versucht 
hat,  sich  vielleicht  ganz  förderiich  erweisen.  (Natcratzki.) 


968  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

Heilbronner's  (I91a)  Arbeit  enthält  eine  Reihe  von  interessanten 
Erörterungen  zur  Frage  der  motorischen  Asymbolie  (Apraxie).  Sie  beruhen 
auf  den  von  Liepmann  und  A.  Pick  mitgeteilten  Krankheitsföllen  und 
knüpfen  an  die  Auseinandersetzungen  und  Anschauuugen  dieser  Autoren 
an.  Verf.  geht  von  Meynerts  Auffassung  der  motorischen  Asymbolie  aus 
und  beschäftigt  sich  dann  hauptsächlich  mit  den  klinischen  Befunden  in 
Liepmanna  bekanntem  Fall  von  einseitiger  Apraxie,  in  deren  Auffassung 
er  im  wesentlichen  mit  Liepmann  übereinstimmt.  Von  den  zahlreichen 
für  dieses  ganze  Gebiet  und  darüber  hinaus  wichtigen  Ausführungen  können 
im  Rahmen  eines  Referates  nur  einzelne  wiedergegeben  werden :  das  Haften- 
bleiben oder  die  einzelne  durch  Haftenbleiben  bedingte  Reaktion  ist  ebenso 
wie  andere  Fehlreaktionen  aufzufassen.  Theoretisch  kann  die  Scheidung 
der  Leitungsasymbolien  von  der  Liepmann  sehen  motorischen  Apraxie  nicht 
streng  durchgeführt  werden.  Gemeinsam  ist  beiden  die  Intaktheit  der  sen- 
sorischen Seite  und  des  Sensomotoriums ;  der  Unterschied  zwischen  beiden 
ist  ein  gradueller,  abhängig  von  dem  Grade  der  Störung  in  den  Verbindungs- 
bahnen zwischen  den  rein  sensorischen  Abschnitten  und  dem  Sensomotonum; 
je  vollständiger  und  je  ausschließlicher  diese  Verbindung  unterbrochen  ist^ 
desto  reiner  wird  sich  das  von  Liepmann  gezeichnete  Bild  darstellen.  Im 
allgemeinen  bestätigt  sich  auch  für  die  asymbolischen  Störungen  die  bei  den 
verschiedenen  Formen  der  Aphasie  gemachte  Erfahrung.  Je  näher  die 
Störung  den  motorischen  Gegenden  rückt,  desto  mehr  überwiegt,  bei  einiger- 
maßen gleicher  Intensität  der  Schädigung,  die  Störung  im  Gefüge  des  mo- 
torischen Effektes,  bis  dieser  zuletzt  auch  in  seinen  Elementen  geschädigt 
wird;  je  weiter  die  Schädigung  an  das  sensorische  Ende  rückt,  desto  mehr 
überwiegt  gegenüber  der  eigentlichen  Bewegungsschädigung  die  Bewegungs- 
verwechslung. Dem  Sensomotorium  kommt  auf  die  Auswahl  der  aus- 
zuführenden Bewegung  ebensowenig  ein  Einfluß  zu  als  dem  Brocaschen 
Zentrum  auf  die  Wortwahl.  Eine  Ausnahme  von  der  Regel  bilden  die 
„Eigenleistungen'',  sofern  sie  im  Einzelfalle  tatsächlich  als  solche  ablaufen; 
sie  werden  erst  dann  gestört,  wenn  das  Sensomotorium  selbst  affiziert  wird; 
dagegen  werden  sie  in  demselben  Maße  wie  alle  anderen  gestört  werden, 
wenn  sie  abschnittweise  auf  gewißennaßen  exogene  Bewegungen  hin  ab- 
laufen sollen.  Heilbronner  stellt  dann  folgendes  Schema  der  asymbolischen 
Symptomengruppen  auf:  I.  Kortikale  Apraxie  (=  kortikale  motorische 
Asymbolie),  charakterisiert  durch  die  Schädigung  der  Eigenleistungen  des 
Sensomotoriums  und  das  Überwiegen  der  parakinetischen  Erscheinungen  bei 
allen  Bewegungsformen.  Sie  dürfte  der  theoretisch  konzipierten  motorischen 
Asymbolie  Meynerts  entsprechen.  11.  Transkortikale  Apraxie  (transkorti- 
kale motorische  Asymbolie),  charakterisiert  durch  die  Intaktheit  der  Eigen- 
leistungen des  Sensomotoriums;  komplizierte  Willkürbewegungen  gelingen 
überhaupt  nicht,  statt  dieser  erfolgen  vertrackte  Bewegungen  (Parakinesen). 
Sie  wird  repräsentiert  durch  Liepmanns  Kranken.  I.  und  11.  können 
einseitig  und  auch  eventuell  durch  Läsion  einer  Hemisphäre  (bei  II.  und 
Balkenläsion)  bedingt  vorkommen.  III.  Leitungsasymbolien,  bieten  die  ver- 
schiedenartigsten Bilder,  sind  charakterisiert  durch  die  zahlreichen  geord- 
neten Bew^egungsverwechslungen,  häufig  im  Sinne  des  Haftenbleibens. 
Parakinetische  Erscheinungen  sind  spärlich  oder  fehlen  ganz.  Hierher  ge- 
hört die  übergroße  Mehrzahl  aller  bisher  beschriebenen  Fälle.  IV.  Agnosie 
(=  sensorische  Asymbolie),  die  Summe  von  Seelenblindheit,  Seelentaubheit 
usw.;  die  Bewegungsstörungen  (Verwechslungen)  können  als  sekundär  be- 
trachtet werden.  IIL  und  IV.  setzen  doppelseitige  Schädigungen  voraus. 
Heilbronner  betont  dann  ausdrücklich,  daß  diese  Gruppierung  nicht  etwa 


Diagnose  der  Geisteskrankheiten.  9^9 

abgeschlossene  und  differentialdiagnostisch  von  einander  zu  scheidende 
Krankheitsbilder  im  Auge  habe,  sondern  daß  es  sich  praktisch  wohl 
immer  um  Übergangs-  und  Mischformen  handeln  werde.  Verf.  erörtert 
femer  noch  die  Beziehungen  der  asymbolischen  Erscheinungen  zu  den 
Störnngen  der  Aufmerksamkeit,  das  Verhalten  der  Patienten  außerhalb  des 
eigeDtlichen  Krankenexamens,  die  Frage,  warum  der  Asymbolisehe  yerhält- 
nismäßig  selten  zu  korrigieren  versucht,  femer,  wie  weit  man  bei  den 
Kranken  wirklich  von  erhaltenen  Zielvorstellungen  sprechen  kann  usw.  Den 
Schluß  bilden  Betrachtungen  über  den  Nutzen,  den  man  aus  der  Vergleichung 
des  anatomischen  und  klinischen  Befundes  in  Asymbolie-Fällen  zurzeit  er- 
warten darf. 

Zur  Bereicherung  eines  geeigneten  Materials  für  die  Beurteilung  der 
Korsakowschen  Psychose  traumatischer  Genese  teilt  Heilbronner  (192) 
rier  Krankheitsgeschichten  von  Fällen  dieser  Art  mit  und  weist  gleichzeitig 
Mif  mancherlei  Besonderheiten  in  den  einzelnen  Symptomen  hin.  Gewisse 
ätöniDgen  der  Merkfähigkeit  schienen  ihm  der  retrograden  Amnesie  nach 
Kopflraumen  näher  zu  stehen  als  der  traumatischen  Amnesie.  Sehr  aus- 
gesprochen war  in  den  geschilderten  Fällen  die  zeitliche  Desorientierung, 
während  die  örtliche  Orientierung  in  geringerem  Grade  gestört  erschien. 
Personenverkennungen  kamen  sehr  reichlich  vor.  Vervollständigt  wurden 
lie  Krankheitsbilder  durch  die  Konfabulationen.  Eine  besondere  Form  der- 
lelben,  die  „transitivistische  Erinnerungsfälschung",  sah  H.  unter  seinen 
fallen  zweimal.  Im  Hinblick  auf  das  Verhältnis  der  Konfabulationen  zum 
3efekt  der  Merkfilhigkeit  hebt  H.  hervor,  daß  ein  Erinneningsdefekt  im 
ingeren  Sinne  nicht  oder  wenigstens  nicht  mehr  zu  bestehen  braucht,  und  daß 
rotzdem  Konfabulationen  zustande  kommen  können.  Möglicherweise  komme 
liesen  auch  ein  gewisser  Wert  für  die  Klassifikation  der  postkommotionellen 
Störungen  zu.  Eine  Urteilsschwäche  war  deutlich  vorhanden.  Das  äußere 
iT^erhalten  war  geordnet;  die  Erinnerungen  aus  früherer  Zeit  waren  erhalten. 
)ie  Entwicklung  des  Korsakowschen  Komplexes  erfolgte  in  den  Fällen 
on  H.  im  Anschluß  an  eine  initial  aufgetretene  delirante  Unruhe. 

Für  den  Zusammenhang  der  Psychose  mit  dem  Trauma  spricht  die 
eitliche  Aufeinanderfolge.  Für  das  Zustandekommen  des  Korsakowschen 
justandes  ist  die  Allgemeinschädigung  des  Gehirns  von  Bedeutung,  ferner 
ine  individuelle  Disposition.  Der  erblichen  Belastung  mißt  H.  keine 
wesentliche  Rolle  bei.  Der  Korsakowschen  Psychose  kommt  im  alige- 
neinen  keine  allzugünstige  Prognose  zu.  Bei  den  traumatischen  Formen 
cheint  nach  H.  allerdings  eine  Genesung  insofern  wenigstens  möglich,  als 
eine  merkbaren  Defektsymptome  übrigzubleiben  brauchen.  Ob  eine  restlose 
leilung  möglich  ist,  läßt  sich  aber  gegenwärtig  nicht  mit  Sicherheit  angeben. 

(Naxcrcitzki,) 

Heilbronner  (193)  teilt  die  Krankheitsgeschichte  eines  Falles  von 
klamptischer  Psychose  mit,  unter  ganz  ausführlicher  Wiedergabe  der 
iinischen  Befunde  und  der  zahlreichen  bei  der  Kranken  vorgenommenen  psycho- 
•athologischen  Prüfungen.  Dieselben  ergaben  eine  Reihe  von  Einzelheiten,  deren 
Bedeutung  für  verschiedene  Fragen  der  allgemeinen  Psychopathologie  Heil- 
bronner, gewissermaßen  als  Fortsetzung  seiner  Abhandlung  „Über  epi- 
eptische  Manie  nebst  Bemerkungen  über  die  Ideenflucht'*,  eingehend  und 
ibersichtlich  erörtert.  Auf  motorischem  Gebiete  zeigte  die  Kranke  die  sehr 
eltene  Kombination  von  isoliertem  Kededrang  und  Akinese  der  übrigen 
^örpermuskulatur.  Der  Rededrang  war  formal  charakterisiert  durch  sein 
angsames  Tempo,  den  sehr  geringen  Stimmaufwand  und  die  Monotonie  des 
Tonfalls;  inhaltlich  durch  das  Haftenbleiben,  die  Ablenkbarkeit  (Wernickes 


970  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

Hypermetamorphose)  und  ideenflüchtige  Elemente,  weiche  sich  mannigfaltig 
kombinierten.  Bezüglich  des  Haftenbieibens  war  vielfach  zu  konstatieren, 
daß  nicht  nur  die  motorische  Reaktion  haftete,  sondern  ganze  assoziative 
und  sehr  komplizierte  Komplexe.  Auch  auf  sensorischem  Gebiete  war  die 
Erscheinung  des  Haftenbleibens  vorhanden.  Von  Wichtigkeit  gegenüber  den 
Angaben  und  der  Theorie  v.  SöMers  ist  die  Tatsache,  daß  die  perseve- 
rierenden  Vorstellungen  ganz  diskontinuierlich  nach  Tagen  wieder  in  Er- 
scheinung traten,  sich  also  über  lange  Zeiträume  erstreckten.  Die  sehr  selt- 
same Kombination  zweier  sich  scheinbar  ausschließender  Erscheinungen,  wie 
Haftenbleiben  und  Ablenkbarkeit,  rief  eine  ßeihe  von  Folgeerscheinungen 
hervor,  so  das  scheinbar  aktive  Interesse,  das  die  Patientin  den  Eindrücken 
entgegenbrachte.  Bei  der  Besprechung  der  ideenflüchtigen  Erscheinungen 
beschäftigt  sich  Heilbronne r  auch  mit  Liepmanns  Arbeit  über  Ideenflucht 
(s.  d.  Jahresbericht  f.  1904,  S.  1003)  und  dessen  Kritik  seiner  eigenen 
Definition.  Er  erkennt  Liepmanns  Kritik  als  berechtigt  an,  glaubte 
aber,  daß  dessen  Begriffsbestimmung  ebenfalls  lückenhaft  sei,  daß  überhaupt 
eine  allen  Fällen  gerecht  werdende  Definition  kaum  möglich  sei.  Liep- 
mann  gebe  keine  Definition  der  Ideenflucht,  sondern  eine  theoretische 
Erklärung  ihres  Wesens  und  ihrer  Entstehung  bei  der  Manie,  in  der  er 
übrigens  nur  wenig  von  ihm  abweiche.  Ideenflucht  im  weiteren  Sinne,  vor 
allem  Klangassoziationen,  wurden  bei  der  KJranken  gänzlich  vermißt;  die 
Ideenrtucht  trat  gegenüber  der  Ablenkbarkeit  ganz  in  den  Hintergrund. 
Der  Anschauung  Liepmanns,  daß  Ideenflucht  und  Ablenkbarkeit  der  Aus- 
fluß derselben  elementaren  Störung,  der  Unbeständigkeit  der  Aufmerksamkeit 
wären,  kann  Heilbronner  sich  nicht  anschließen,  da  nach  der  klinischen 
Erfahrung  für  das  Auftreten  jeder  dieser  beiden  Erscheinungen  gesonderte 
Momente  von  Bedeutung  sein  müßten.  Die  Fixierbarkeit  ist  eine  Teil- 
erscheinung der  Aufmerksamkeit;  sie  ist  nichts  für  die  einzelne  Psychose 
im  einzelneu  Augenblick  Feststehendes,  sondern  sie  ist  abhängig  von  dem 
Inhalt  der  Frage  resp.  den  daraus  erwachsenden  Anforderungen.  Ab- 
lenkbarkeit und  Fixierbarkeit  sind  durchaus  nicht  zwei  gegensätzliche 
Momente,  sondern  beide  Erscheinungen  haben  nahe  Verwandtschaft  mit 
einandor.  Verf.  bespricht  dann  des  weiteren  die  Feststellungen  über  die 
Auffassung  optischer  Eindrücke,  die  Orientierung,  den  alten  geistigen  Besita- 
stand,  die  Affekte,  Halluzinationen,  Merkfähigkeit,  Anmesie,  —  für  die 
letzten  3 — 4  Wochen  vor  der  Entbindung  bestand  ein  schwerer  Erinnerungi- 
defekt  —  Konfabulation  usw.  In  der  Zusammenfassung  betont  Heil- 
bronner, daß  es  sich  um  eine  eklamptische  Psychose  gehandelt  habe,  daß 
nach  dem  klinischen  Verlaufe  das  septische  Fieber  ohne  Einfluß  gewesen 
sei,  daß  nach  Eklampsie  verschiedenartige  Psychosen,  insbesondere  von 
Bonhoeffer,  Sander  und  Aishausen  beschrieben  worden  wären,  und  daß 
eine  nahe  Verwandtschaft  der  eklamptischen  mit  den  epileptischen  Psychosen 
bestünde  (retrograde  Amnesie  usw.).  Als  elementare  Symptome  in  dem 
mitgeteilten  Falle  haben  nach  Heilbronner  zu  gelten:  Die  Dissoziation 
(Assoziationsstörung),  der  Rededrang  und  die  Ablenkbarkeit.  Angst  und 
Halluzinationen  spielen  nur  eine  untergeordnete  Rolle,  das  Haftenbleiben 
und  die  Ideenflucht  sind  aus  den  Zerfallserscheinungen  abzuleiten. 

Heilbronner's  (194)  Versuche  bezwecken,  die  für  das  Zustande- 
kommen des  Haftenbleibens  maßgebenden  Faktoren  aufzuklären.  Die  Ab- 
sicht bei  den  Reaktionsversuchen  ist,  festzustellen,  welche  zweite  Vorstellung 
durch  eine  geweckte  erste  zunächst  hervorgerufen  wird,  oder  wenigstens, 
welche  unter  den  hervorgerufenen  so  stark  ist,  daß  es  zu  entsprechender 
sprachlicher  Reaktion  kommt.     Er  bediente  sich  hierzu  zweier  Reihen  von 


Diagnose  der  Geisteskrankheiten .  97 X 

Beizworten,  deren  erste  nur  Bezeichnungen  der  geläufigsten  Dinge  des  täg- 
lichen Gebrauches  oder  der  täglichen  Anschauung  enthält,  während  die  zw^eite 
im  wesentlichen  aus  Abstrakten  besteht.  Bisher  ergab  sich,  daß  w^eder  bei 
Epileptikern  (im  Habituatzustand),  noch  bei  Hebephrenen,  noch  bei  Para- 
lytikern und  Imbezillen  im  fortlaufenden  Assoziationsversuche  Haftenbleiben 
eine  wesentliche  Rolle  spielt.  Als  Resultat  seiner  Versuche  bei  Psychosen 
ergibt  sich,  daß  die  geringste  Wahrscheinlichkeit,  Haftenbleiben  zu  erzielen, 
besteht,  wenn  man  den  Kranken  einfache  Gegenstände  in  natura  oder  in 
voll  ausgeführten  Abbildungen  benennen  läßt;  sie  wird  größer,  wenn  man 
statt  dieser  schematische  Bilder  gibt,  und  zwar  umso  mehr,  je  dürftiger 
dieses  Schema  gehalten  ist.  Die  Aufgabe,  fortlaufende  Reihen  zu  assoziieren, 
führt  zu  Wiederholungen  von  solcher  Häufigkeit,  daß  von  Haftenbleiben  ge- 
sprochen werden  könnte,  nur  in  ganz  wenigen  Fällen.  Die  sicherste  Methode, 
um  Haftenbleiben  auszulösen,  stellt  die  Assoziation  auf  Reizw^orte  dar:  dabei 
vollzieht  sich  ein  allmählicher  Übergang  von  zunächst  noch  sinnesentsprechen- 
def  Wiederverwendung  schon  gebrauchter  Assoziationsworte  zu  sinnlosen 
Haftenreaktionen;  die  Wiederholungen  überhaupt,  ganz  besonders  aber  die 
sinnlosen,  treten  früher  auf  bei  abstraktem  Reizwort  als  bei  konkretem. 
Erfahrungen  am  Asymbolischen  machen  es  wahrscheinlich,  daß  analoge  Ver- 
hältnisse auch  bezüglich  des  Hafteubleibens  auf  nicht  sprachlichem  Gebiete 
vorliegen.  Das  Verhältnis  der  einfachen  Wiederholung  des  Reizwortes  zum 
Haftenbleiben  bedarf  noch  genauerer  Untersuchung. 

Was  das  Verhältnis  des  Hafteubleibens  zur  Verbigeration  anbe trifft, 
so  ergeben  die  Untersuchungen  H.s,  daß  Verbigeration  generell  bei  den- 
selben Psychosen  am  häufigsten  vorkommt,  bei  denen  auch  das  Haften- 
bleiben vorwiegend  beobaclitet  wird.  Man  kann  weiter  im  Einzelfalle  \^er- 
bigeration  und  Haftenbleiben  nebeneinander  beobachten.  Man  kann  endlich 
feststellen,  daß  die  gleiche  Vorstellung  innerhalb  kurzer  Zeit  bald  persevera- 
torisch  wiederkehrt,  bald  als  wesentlicher  Inhalt  der  Verbigeration  auftritt. 

(Bendia.) 

Hoche  (201)  gibt  in  einem  klinischen  Vortrage  eine  kurze  und  klare 
Darstellung  der  heute  herrschenden  Anschauungen  und  der  in  Zukunft  er- 
forderlichen Untersuchungen  über  die  Bedeutung  der  erblichen  Belastung 
für  die  Entstehung  von  Geisteskrankheiten.  Er  weist  darauf  hin,  daß  die 
hereditäre  Belastung  heute  schon  bei  den  Laien,  wenn  es  sich  z.  B.  um  die 
Frage  einer  Heirat  handele,  eine  große  Rolle  spiele;  dasselbe  sei  auch  in 
der  forensischen  Praxis  der  Fall,  trotzdem  der  Nachweis  des  Vorkommens 
von  Nerven-  und  Geisteskrankheiten  in  der  Aszendenz  an  sich  für  die  Be- 
urteilung eines  Individuums  so  lange  ganz  irrelevant  sei,  als  sich  die  Be- 
lastung nicht  in  dem  Betreffenden  selbst  nachweisbar  ausp^eprägt  finde. 
Denn  wenn  auch  bei  etwa  der  Hälfte  der  Fälle  von  geistiger  Erkrankung 
sich  eine  erbliche  Belastung  nachweisen  läßt,  so  spricht  doch  das  Vor- 
handensein derselben  bei  einer  gesunden  Person  ^nur  für  eine  größere  oder 
geringere  Wahrscheinlichkeit  des  lijrkrankens.  Über  die  Gesetzmäßigkeiten 
in  der  Vererbungsfrage  wissen  wir  noch  sehr  wenig,  und  dieses  Wenige  sind 
meist  subjektive  Eindrücke:  Wir  stehen  erst  am  Anfange  der  notwendigen 
Untersuchungen.  Eine  sehr  wesentliche  Fehlerquelle  für  alle  statistischen 
Untersuchungen  über  nervöse  Belastung  ist  die  Tatsache,  daß,  wie  aus  Zu- 
sammenstellungen Fourniers  hervorgeht,  eine  ausgedehnte  Übereinstimmung 
zwischen  den  Zeichen  erblicher  Syphilis  und  denen  der  nervösen  Entartung 
besteht.  Auch  sonst  haben  die  bisherigen  statistischen  Ermittelungen  zahl- 
reiche Mängel,  da  sie  vielfach  die  Arten  der  Belastung  nicht  genau  aus- 
einanderhalten, die  Belastung  nicht  für  die  verschiedenen  Formen  geistiger 


972  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

Erkrankung  gesondert  untersuchen,  usw.  Überhaupt  wird  nicht  auf  dem 
Wege  der  Massen-,  sondern  nur  auf  dem  der  Individual  -  Statistik  etwas 
Brauchbares  zu  erreichen  sein.  Vor  allem  muß  man  die  bisher  übliche 
Methode  der  Erblichkeitsstatistik  verlassen  und  statt  der  Prüfung  de« 
Stammbaums  (deszendierende  Richtung)  Ahnentafeln  anlegen  (aszendierende 
Richtung).  Solche  Ahnentafeln  sind  in  größerem  Umfange  auch  für  Ge- 
sunde aufzustellen,  und  erst  ein  Vergleich  derselben  mit  den  bei  endogenen 
Psychosen  gewonnenen  kann  brauchbare  Unterlagen  für  die  Beurteilung  der 
erblichen  Belastung  liefern.  In  zweiter  Reihe  ist  die  belastende  Wirkung 
der  einzelnen  Anomalien  je  nach  ihrer  Eigenart  zu  untersuchen.  Beide 
Aufgaben  erfordern  viel  Zeit  und  Mühe;  am  besten  würde  sich  das  Kranken- 
material der  großen  Privat-Sanatorien  und  -Irrenanstalten  fiir  derartige  Nach- 
forschungen eignen. 

Hodgson  (203)  berichtet  über  einen  Fall  von  Geistesstörung 
bei  Extrauterin-Schwangerschaft.  Eine  23  Jahre  alte  Frau,  die  von  einer 
nervösen  Mutter  stammte  und  selbst  an  hysterischen  Zufällen  litt,  bekam 
während  einer  beginnenden  Schwangerschaft  eine  Psychose,  die  sich  durch 
Verwirrtheit  und  Gesichtstäuschungen  äußerte.  Man  konstatierte  Extrauterin- 
Gravidität  und  entfernte  die  in  der  rechten  Tube  zur  Entwicklung  ge- 
kommene Frucht  per  laparotomiam.  Es  blieben  aber  weiterhin  geistige 
Störungen  bestehen;  die  Kranke  war  sehr  unruhig,  sprach  viel,  riß  sich  die 
Kleider  vom  Leibe,  wollte  sich  aus  dem  Fenster  stürzen.  Nach  2  Wochen 
trat  eine  Abnahme  der  Erregung,  nach  einer  weiteren  Woche  völlige 
Heilung  ein. 

Hoppe  (206)  hat  gegen  500  Geisteskranke  und  Epileptiker  auf  das 
Vorkommen  von  Aceton  untersucht,  das  bei  verschiedenen  Krankheits- 
zuständen,  wie  Fieber,  Diabetes,  Carcinom,  Digestionsstörungen,  Inanition 
u.  a.  gefunden  wird.  Unter  325  Epileptikern  wurde  Aceton  bei  8,6®/^^  der 
Kranken  nachgewiesen;  häufiger  noch  fand  es  sich  bei  Kranken  mit  akuten 
Psychosen,  von  55  bei  34 ^o»  Böi  38  Idioten  und  8  Choreatikem  fehlte  es 
gänzlich.  Aceton  tritt  auch  nach  Gebrauch  von  Chloralhydrat  auf.  Sein 
Vorkommen  ist  für  den  Psychiater  insofern  von  großer  Bedeutung,  als  es 
für  ein  bedenkliches  Anzeichen  anzusehen  ist.  Dafür  spricht,  daß  Aceton 
bei  Epileptikern  meist  im  Status  epilepticus  und  bei  anhaltenden  Verwirrt- 
heitszuständen auftritt,  bei  Paralytikern  meist  zur  Zeit  der  paralytischen 
Anfälle,  bei  den  anderen  Psychosen  im  Stadium  starker  Gemütsdepression 
oder  hochgradiger  Erregung.  Der  Nachweis  von  Aceton  geschah  mittelst 
der  vom  Verf.  genauer  beschriebenen  Stock-Fröhnerschen  Reaktion.  Die 
Annahme  aus  neuerer  Zeit,  daß  Aceton  ein  Spaltungsprodukt  der  Fette  sei, 
ist  nach  H.  nicht  sicher  erwiesen.  Das  Erscheinen  größerer  Acetonmengen 
im  Harn  zeigt  an,  daß  der  allgemeine  Ernährungszustand  des  Körpers  unter 
unzweckmäßiger  Nahrung  zu  leiden  anfängt,  und  zwar  im  besonderen  unter 
mangelnder  Kohlehydratzufuhr.  Dieser  Umstand  führte  in  therapeutischer 
Hinsicht  dazu,  daß  man  zur  Bekämpfung  solcher  Zustände  Haferkuren  oder 
die  Anwendung  von  Monosachariden  empfahl,  oder  wo  die  Annahme  einer 
Säurevergiftung  möglich  war,  die  Darreichung  von  Natr.  bicarb.  in  größerer 
Dosis,  falls  nötig,  auch  subkutan.  (NawratzkL) 

Howard  (211)  teilt  die  Krankengeschichten  von  vier  den  Gelehrten- 
kreisen angehörigen  Männern  mit,  welche  an  Depressionszuständen  ver- 
schiedener Art  litten.  Für  das  Zustandekommen  der  psychischen  Störungen 
macht  H.  einerseits  eine  gewisse  Disposition  und  dann  den  Gelehrtenberaf 
respektive  geistige  Überarbeitung  verantwortlich.  (Benäts.) 


Diflkgnose  der  QeisteskranklieiteD.  973 

Hübner  (212)  teilt  die  Ergebnisse  weiterer  Untersuchungen  mit,  die 
er  über  das  Verhalten  der  psychischen  und  sensiblen  Pupillarreaktion  bei 
Geisteskranken  angestellt  hat.  Nach  Bumkes  und  Verfassers  eigenen 
früheren  FeststeUungen  fehlten  die  psychische  und  sensible  Reaktion  bei 
69*^0  ("öte''  33  Fällen  Bumkes)  bezw.  75%  (unter  51  Fällen  des  Ver- 
fassers) aller  an  Dementia  praecox  Leidenden.  Verf.  erwähnt  zunächst,  daß 
nur  bei  drei  geistesgesunden  Frauen  im  Alter  von  48 — 56  Jahren  mit 
normaler  Lichtreaktion  die  Reaktionen  nicht  gefunden  werden  konnten, 
während  sie  bei  den  81  anderen  untersuchten  Gesunden  regelmäßig  nach- 
weisbar waren.  Nur  in  14,3  %  ^^^  ^^  ^^^  untersuchten  Fälle  der  Dementia 
praecox -Gruppe  waren  die  sensible  und  psychische  Reaktion  vorhanden, 
während  sie  bei  60,7  7o  beide  fehlten;  bei  dem  Rest  waren  sie  fragUch,  oder 
es  fehlte  nur  eine.  Es  ist  differentialdiagnostisch  von  Bedeutung,  daß  bei 
allen  anderen  funktionellen  Psychosen,  wenigstens  bei  jugendlichen  Personen, 
beide  Reaktionen  stets  vorbanden  sind.  Eine  Ausnahme  bilden  besonders 
die  Idioten  und  Imbezillen.  Unter  22  derartigen,  neuerdings  untersuchten 
Fällen  waren  beide  Reaktionen  nur  bei  12  Knuoken  nachweisbar,  sie  fehlten 
bei  vier  und  waren  bei  vier  anderen  fraglich;  die  sensible  Reaktion  allein 
war  bei  den  zwei  übrigen  vorhanden.  Immerhin  fehlten  also  die  beiden 
Reaktionen  bei  diesen  Krsmken  viel  seltener  als  bei  den  an  Dementia  praecox 
Leidenden.  Zwei  anfangs  als  Hysterien  angesprochene  Fälle,  bei  denen  die 
Reaktionen  nicht  nachweisbar  waren,  erwiesen  sich  später  als  Hebephrenieu. 
Bei  zwei  Frauen  mit  klinisch  unklarer  Psychose,  die  aber  höchstwahrschein- 
lich keine  Dementia  praecox  war,  fehlten  beide  Reaktionen.  Bei  keinem 
der  früher  untersuchten  Kranken  mit  fehlenden  Reaktionen  konnte  ein  Wieder- 
auftreten  derselben  im  Laufe  der  weiteren  Beobachtung  festgestellt  werden. 

Hyslop  (213)  bespricht  den  Einfluß  von  Beruf  und  Umgebung  auf 
die  Entstehung  von  Geisteskrankheit.  Er  weist  auf  Grund  der  Statistik 
darauf  hin,  daß  in  England  die  Zahl  der  in  der  Landwirtschaft  beschäftigten 
Personen  immer  mehr  aboehme,  die  der  Industriearbeiter  immer  mehr  wachse. 
Allgemein  mache  sich  ein  Zug  der  Bevölkerung  vom  platten  Land  in  die 
Städte  geltend,  und  in  diesen  wären  bekanntlich  zahlreichere  Momente  für 
die  Entwicklung  von  Geisteskrankheiten  vorhanden  als  auf  dem  Lande.  Die 
Zahl  der  geisteskranken  Frauen  sei  größer  als  die  der  Männer.  Verf.  sieht 
die  Gründe  hierfür  darin,  daß  die  Mädchen  jetzt,  besonders  in  den  Puber- 
tätsjahren, zu  sehr  überanstrengt  würden,  und  daß  vor  allem  ein  großer  Teil 
der  Frauen  dem  ihnen  von  der  Natur  bestimmten  Wirkungskreise  in  der 
Häuslichkeit  sich  entziehe  und  durch  Ausübung  von  Berufen,  die  früher  den 
Männern  vorbehalten  waren  und  auch  vorbehalten  bleiben  sollten,  sich 
mannigfachen  Schädlichkeiten  aussetze.  Verf.  wendet  sich  ziemlich  energisch 
gegen  die  moderne  Frauenemanzipation,  gegen  die  Ernährung  der  Säuglinge 
mit  künstlichen  Mitteln  statt  durch  die  naturgemäße  Ernährung  mit  Mutter- 
milch usw.  und  betont  zum  Schluß  die  große  Bedeutung  moralischer  Prin- 
zipien bezw.  religiöser  Überzeugungen  und  Betätigungen  für  die  Stärkung 
des  Geistes  und  die  Prophylaxe  und  Therapie  von  psychischen  Anomalien 
und  Geisteskrankheiten.  An  der  auf  den  Vortrag  folgenden  Diskussion 
beteihgten  sich  Robert  Jones,  W.Lloyd  Andriezen,  A.  T.  Schofield, 
Johnstone,  Morrison,  Fletcher  Beacli  und  James  Stewart,  die 
verschiedenen  Anschauungen  des  Vortragenden  entgegentraten. 

Janet  (217)  bespricht  in  diesem  Vortrage,  den  er  1905  beim  Kongreß 
of  arts  and  Science  in  St.  Louis  hielt,  in  großen  Zügen  die  psychischen 
Erkrankungen  der  menschlichen  Seele. 

Elingehender  ist  das  Kapitel  über  Zwangsvorstellungen,  Folie  du  doute, 


974  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

besprochen,    sowie   die  Veränderungen    der  Affekte  der  Freude   in  Trauer. 
Jan  et  weist  auf  gewisse  Autoren:  Dumas  hin  (La  Tristesse  et  la  joie.). 

(Rozenraad.) 

Janet  (218)  bespricht  in  diesem  Vortrage,  den  er  auf  seiner  Reise  in 
Amerika  vor  der  Neurologischen  Gesellschaft  in  Boston  gehalten  hat,  die 
Ätiologie  der  Zwangsvorstellungen.  Er  weist  darauf  hin,  daß  dieselben  im 
Gegensatz  zu  wirklichen  Psychosen  sehr  stürmisch  anfangen.  Motorische 
Störungen  kommen  nicht  vor.  Eher  ist  eine  Steigerung  der  motorischen 
Organe  zu  bemerken.  Analgesien  und  Parästhesien  sind  relativ  häufig. 
Die  Patienten  kommen  niemals  dazu,  etwas  zu  beenden,  da  ihre  Ideen  sie 
stören.  Sie  denken  meistens  an  die  Vergangenheit,  ohne  in  der  Gegenwart 
leben  zu  können.  (Rozeta-aad,) 

Zur  Erklärung  der  Halluzination  sind  bisher  drei  Theorien  aufgestellt 
worden:  Die  Theorie  der  primären  Erregung  eines  Erinnerungsbildzentrums 
mit  assoziativer  Verbreitung  des  pathologischen  Reizes,  eine  zweite  Theorie 
der  sekundären,  rückläufigen  Erregung  des  Organgefühlzentrums  und  eine 
dritte,  die  der  Sejunktion  oder  Einschränkung  (Ausschaltung)  der  Assoziation 
in  der  Umgebung  des  primären  Herdes  der  Reizung  des  halluzinierten  Er- 
inneniugsbildes.  Diesen  Theorien  fügt  Jendrassik  (220)  eine  vierte,  die 
Suggestionstheorie,  hinzu.  Er  möchte  zunächst  die  Halluzinationen,  die  bei 
akuten  Psychosen  auftreten,  und  denen  die  Traumbilder  sehr  nahe  stehen, 
von  den  stabilen,  fest  assoziierten  Halluzinationen  der  Paranoia  unterschieden 
wissen.  Für  die  ersteren  läßt  er  die  Erklärung  gelten,  daß  sie  durch  einen 
diffusen  Reiz,  der  die  Zentren  der  Erinnerungsbilder  angreift,  verursacht 
sind.  Zur  Begründung  seiner  eigenen  Theorie  geht  J.  von  dem  Gesichts- 
punkte aus,  daß  zwischen  der  Paranoia  und  der  Neurasthenie  keine  strengen 
Grenzen  existieren.  Zwischen  den  Zwangsgedanken,  welche  den  eigenen  Leib 
betreffen,  und  welche  sich  auf  äußere  Geschehnisse  beziehen,  bestehe  kein 
wesentlicher  Unterschied.  Alle  diese  Zwangsideen  (Wahn)  und  Halluzinationen 
sind  Suggestionen  in  dazu  veranlagtem  Nervensystem.  Befinden  sich  die  in- 
suffizient  gewordenen  Assoziationen  auf  sensorischem  Gebiete,  so  habe  der 
Kranke  Halluzinationen,  seien  sie  im  motorischen  Lager  der  Wortbilder  ent- 
standen, so  habe  er  einen  Wahn. 

Nach  J.  ist  also  die  Ursache  des  Wahns,  der  Halluzination,  nicht  ein 
lokalisierter  krankhafter  Reiz,  sondern  eine  Idee,  die  sich  auf  vorbereitetem 
Boden  festsetzt. 

Auch  die  klinischen  Charaktere  der  Halluzination  und  des  Wahns,  Tide 
der  assoziative  Charakter,  die  Verbindung  mit  Unlustgefühlen,  die  Seltenheit 
optischer  Halluzinationen,  die  Übertragbarkeit  und  Stabilität  würden  sich 
zwanglos  aus  dieser  Theorie  ableiten  lassen.  (Nawratzki.) 

Jesierski  (221)  teilt  drei  Fälle  von  akuter  vorübergehender  Geistes- 
störung bei  Kindern  nach  Scharlach  mit,  die  im  Laufe  einer  Scharlach- 
epidemie des  Jahres  1905  in  der  medizinischen  Klinik  in  Zürich  zur  Beob- 
achtung kamen.  Die  Kinder  waren  erblich  nicht  belastet  —  nur  die  Mutter 
eines  Kindes  war  eine  Trinkerin  — ,  standen  im  Alter  von  7,  3^/J  und 
5  Jahren  und  erkrankten  im  Rekonvaleszenzstadium  des  Scharlach  an  einer 
akuten  Psychose.  Im  ersten  Falle  bestand  ein  Zustand  von  Apathie  und 
Stupor,  der  nach  vier  Wochen  völlig  verschwand.  Im  zweiten  Falle  dauerte 
die  Störung  nur  vier  Tage  lang;  es  handelte  sich  ebenfalls  um  einen  Stupor- 
artigen  Symptomenkomplex  mit  Verminderung  der  allgemeinen  motorischen 
und  der  sprachlichen  Äußerungen,  Kot-Schmieren  und  -Essen  usw.  Der 
dritte  Knabe  war  ziemlich  erregt,  schmierte  mit  Kot,  entblößte  seine  Geni- 
talien, attackierte  kleine  Mädchen,  war  euphorisch;  nach  drei  Wochen  ver- 


Diagnose  der  Geisteskrankheiten.  975 

cliwaüden  die  meisten  Symptome,  doch  traten  später  Reizbarkeit,  Stimmungs- 
rechsel  und  Gedächtnisschwäche  auf.  Alle  drei  Fälle  sind  den  „infektiösen 
ichwächezuständen"  Kraepelins  zuzurechnen.  Sie  waren  die  einzigen  unter 
80  Scharlachfällen  der  Klinik  und  betrafen  nur  Knaben;  letzterer  Befund 
teht  mit  den  Beobachtungen  anderer  Autoren  im  Einklang.  Im  ganzen  sind 
isher  nur  etwa  20  Fälle  von  Psychosen  nach  Scharlach  bei  Kindern  be- 
chrieben  worden,  und  von  diesen  entfallen  nur  5,  wie  die  drei  mitgeteilten, 
nf  das  Rekonvaleszenzstadium. 

In  den  europäischen  und  in  den  amerikanischen  Irrenanstalten  beträgt 
ach  Jones  (224)  die  jährliche  Sterblichkeitsziffer  8 — 12  ®/^j.  Das  Durch- 
chnittsalter  von  2000  männlichen  Kranken  betrug  42  Jahre,  und  die  Zeit- 
auer  bis  zu  ihrem  Tode  wird,  auf  statistischem  Material  beruhend,  auf 
4  .Jahre  berechnet,  d.  h.,  daß  das  Alter  66  Jahre  bei  ihrem  Tode  betragen 
Fürde.  Jedoch  beträgt  das  Durchschnittsalter  beim  Tode  von  721  Männern 
ur  50  Jahre.  Von  je  100  Personen,  die  zum  ersten  Mal  von  einer  Geistes- 
rankheit  befallen  w^erden,  werden  30  wieder  ganz  gesund,  20  erholen  sich 
är  eine  Zeit,  werden  dann  aber  wieder  krank  und  sterben  geisteskrank. 
Vährend  11  Jahre  von  1893 — 1903  waren  12000  Kranke,  die  sich  wieder 
rholten,  und  von  diesen  erholten  sich  26  %  während  der  ersten  3  Monate, 
8  %  vom  3. — 6.  Monat  und  27  ^j^^  zwischen  dem  6.  und  12.  Monat.  Diese 
iahlen  beweisen,  daß  eine  vernachlässigte  Behandlung  im  Beginn  die  Prognose 
af  Besserung  sehr  verschlechtert.  Die  Prognose  hängt  aber  auch  von 
ußeren  Umständen  ab,  z.  B.  Alkohol,  Blei,  unmoralischem  Leben,  sowie 
Clend.  In  Betreff  der  Tuberkulose  hat  Jones  aus  den  Statistiken  der 
jondoner  Anstalten  festgestellt,  daß  20  7o  ^®r  Männer  in  den  Anstalten 
neder  geheilt  werden.  Bei  Sektionen  fanden  sich  21  %  Tuberkulose  bei 
len  Männern  und  27  %  bei  den  Frauen.  Besonders  Fälle  von  Dementia 
)raecox  scheinen  sich  mit  Tuberkulose  zu  vergesellschaften.  Jones  glaubt, 
laß  eine  herabgesetzte  Widerstandskraft  des  Körpers  nicht  nur  zur  Tuber- 
ralose,  sondern  auch  zu  Geisteskrankheiten  disponiere.  Er  zieht  sogar  den 
iückschluß,  daß  die  Neigung  zur  Schwindsucht  zu  Geisteskrankheiten  ^or- 
Dereite. 

Phthisis  beim  Vater  und  Neurasthenie  bei  der  Mutter  sind  die  besten 
S'orbedingungen  für  geistig  degenerierte  Kinder.  Bei  jungen  Leuten  kann 
illerdings  eine  Besserung  eintreten.  Bei  den  jungen  Mädchen  bis  zu 
Ib  Jahren  ist  die  Zahl  der  Geisteskrankheiten  größer  als  bei  den  jungen 
Uännem.  In  England  beträgt  die  Zahl  der  Epileptiker  9  ^o-  I^^i  ^^r 
akuten  Melancholie  ist  das  Verhältnis  der  Reichen  zu  den  Armen  30  zu  23. 
Das  Lebensalter  hauptsächlich  zwischen  25 — 34  Jahren,  das  Lebensalter  der 
größten  geistigen  Entwicklung.  In  der  Anstalt  zu  Claybury  w^urdeu  sogar 
246  Melancholische  und  153  Maniakalische  eingeliefert. 

Die  Tendenz  der  Natur  ist  jedenfalls,  einen  normalen  Ausgleich  zu 
schaffen:  Die  Kinder  von  sehr  großen  Eltern  sind  weniger  groß  und  diejenigen 
▼on  kleinen  Eltern  ein  bißchen  größer;  auch  sind  manchmal  die  Kinder  von 
einem  geisteskranken  Vater  und  sogar,  wenn  die  Mutter  auch  geisteskrank 
ist,  nicht  nur  nicht  gesund,  sondern  geistig  begabt.  (Rozenraad.) 

Jnliusbnrger  (226)  geht  im  Anschluß  an  ein  viel  besprochenes  Er- 
eignis der  neuesten  Zeit  der  Frage  nach,  ob  es  ein  pathologisches  Plagiat 
gebe.  Ein  bekannter  Theaterkritiker  war  tiberführt  worden,  in  einer  seiner 
Besprechungen  nicht  nur  die  Gedanken,  sondern  auch  die  Ausdrucksform 
ans  der  Kritik  eines  anderen  Schriftstellers  entnommen  und  nur  mit  kleinen 
Änderungen  versehen  zu  haben.  Man  beschuldigte  ihn  allgemein  des  be- 
wußten Diebstahls  geistigen  Eigentums,  während  er  sich  bemühte,  das  Vor* 


^76  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

kommnis  mit  seiner  abaormen,  geradezu  erstauulichen  Gedächtniskraft  za 
entschuldigen,  mit  dem  Hinzufügen,  daß  er  sich  infolge  von  geistiger  Über- 
anstrengung in  einem  Zustande  der  Überreizung  befunden  habe.  Verfasser 
weist  nun  derauf  hin,  daß  Helen  Keller  in  der  „Geschichte  meines  Lebens^ 
ein  ganz  analoges  Erlebnis  schildert,  daß  sie  als  12jähriges  Mädchen  eine 
kleine  Geschichte  geschrieben  habe,  die  in  Inhalt  und  Form  fast  yollkommen 
mit  einer  andern  übereinstimmte,  die  ihr  früher  vorgelesen  worden  war,  ohne 
daß  sie  die  geringste  Erinnerung  daran  und  das  geringste  Bewußtsein  daron 
gehabt  hätte,  daß  die  Ton  ihr  geschriebene  Geschichte  nicht  ihr  eigenes 
geistiges  Produkt  war.  Sie  hatte  also  ein  unbewußtes  Plagiat  begangen,  und 
Juliusburger  trägt  deshalb  kein  Bedenken,  das  Vorkommen  eines  patho- 
logischen Plagiats  anzuerkennen.  Zu  seiner  Erklärung  nimmt  er  eine 
Sejuuktionsstörung  in  der  Gefdhlssphäre  an. 

Das  Auftreten  Yon  psychischen  Störungen  bei  Himgeschwülsten  in  zirka 
60  ^Iq  der  Fälle  hat  schon  mehrere  Autoren  veranlaßt,  in  dieser  Verbindung 
mehr  als  ein  zufälliges  Nebeneinander  zu  sehen  und  den  inneren  Zusammen- 
hang zu  erforschen.  Schuster  beschritt  den  Weg  der  statistischen  Zu- 
sammenstellung, fand  aber  nur  wenig  brauchbares  Material  trotz  der  großen 
Zahl  der  hierher  gehörigen  Mitteilungen.  Zur  Vermehrung  eines  besser  ver- 
wertbaren Materials  teilt  Kern  (228)  drei  gut  beobachtete  Fälle  dieser  Art 
mit.  Im  ersten  Fall,  der  bei  der  Sektion  einen  linksseitigen  otogenen  Klein- 
iürnabszeß  ergab,  kam  das  psychische  Krankheitsbild  der  Katatonie  am 
nächsten:  Im  Beginn  gemütliche  Depression,  dann  plötzlicher  Erregungs- 
zustand; im  weiteren  Verlauf  impulsive  Handlungen,  stereotype  und  affektlose 
Klagen,  läppisches  Wesen,  Katalepsie  und  Mutazismus  und  Nahrungsver- 
weigerung. Kraepelins  Hypothese  der  Selbstvergiftung  des  Organismus 
als  Ursache  der  Katatonie  bringen  den  Verfasser  auf  die  Vermutung,  daB 
die  toxischen  Produkte  des  Hirnabszesses  die  psychischen  Veränderungen 
hervorgerufen  haben  könnten. 

Der  zweite  Fall,  bei  welchem  ein  großer  Tumor  des  linken  Schläfen- 
lappens und  der  linken  Stammganglien  gefunden  wurde,  bot  neben  den  Herd- 
wirkungen noch  das  Krankheitsbild  der  Melancholie  dar.  Das  Auftreten  der 
Psychose  möchte  Verfasser  auf  die  Wirkung  des  Hirudrucks  zurückführen. 

Im  dritten  Falle  erkrankte  ein  hereditär  belasteter  Mann  zweimal  mit 
einem  Intervall  von  12  Jahren  unter  dem  Bilde  des  halluzinatorischen  Wahn- 
sinns. In  der  zweiten  Attacke  erfolgte  der  Tod.  Bei  der  Sektion  fand  man 
ein  kleines  Sarkom  in  der  Marksubstanz  des  rechten  Vorderhirns  und  einen 
großen  Bluterguß  im  rechten  Seitenveiitrikel.  Die  Kleinheit  der  Geschwulst 
in  Verbindung  mit  dem  Auftreten  der  Herdsymptome  erst  kurz  vor  dem 
Tode  gibt  dem  Verfasser  Grund  zu  der  Annahme,  daß  in  diesem  Falle  die 
Himgeschwulst  nur  eine  Gelegenheitsursache  für  den  zweiten  Ausbruch  einer 
psychischen  Erkrankung  bildete.  Der  Forderung,  Anhaltspunkte  für  die 
Diagnose  eines  Hirntumors  schon  allein  aus  den  psychischen  Symptomen 
zu  verschaffen,  sei  es  aus  einer  eigenartigen  Verlangsamung  des  Vorstellungs- 
ablaufes, sei  es  aus  einer  bestimmten  Art  von  Intelligenzdefekten,  kann  K. 
auch  mit  seinen  Fällen  nicht  gerecht  werden.  Die  psychischen  Symptome 
ließen  sich  niemals  in  eine  Beziehung  zum  Sitz  des  Krankeitsherdes  bringen. 
Vielmehr  muß  K.  betonen,  daß  erst  das  Auftreten  der  auch  sonst  bekannten 
Drucksymptome,  wie  intensiver  Kopfschmerz,  Erbrechen,  Schwindel-  oder 
Krampfanfälle,  den  Verdacht  auf  Tumor  zu  erwecken  geeignet  sind. 

(Sattraizki) 

Kern  (229)  bespricht  in  einem  kleinen  Aufsatz  Schillers  Beziehungen 
zur  Psychiatrie.     Der  Dichter  hat  sich  in  z^ei  seiner  medizinischen  Arbeiten 


Diagnose  der  Geisteskrankheiten.  977 

roblemen  beschäftigt,  die  der  Psychiatrie  nahe  liegen,  nämlich  in  der 
>sophie  der  Physiologie"  und  in  „Zusammenhang  der  tierischen  und  der 
^en  Natur  des  Menschen".  Verfasser  gibt  eine  Inhaltsangabe  und 
se  dieser  beiden  Arbeiten,  berichtet  über  die  Rapporte,  die  Schiller 
einen  psychisch  erkrankten  Zögling  zu  erstatten  hatte,  und  weist 
Blioh  darauf  hin,  daß  der  Dichter  in  seinen  Dramen  psychopathologische 
Lktere  Yermeidet  und  krankhafte  Züge,  soweit  sie  vorkommen,  nicht  im 
linischen  Sinne,  sondern  entsprechend  der  Volksmeinung  verwertet.  So 
die,  historisch  psychopathischen  Persönlichkeiten  des  Don  Carlos  und 
uo^rau  von  Orleans  von  ihm  nicht  „psychiatrisch"  dargestellt  worden. 
^^err  (230)  teilt  einen  Fall  von  außerordentlicher  Herzhypertrophie 
bei  dem  schwere  geistige  Störangen  depressiver  Art  mit  dem  Herzleiden 
rangen.  Es  handelte  sich  um  einen  52  jährigen  Grobschmied,  der  etwa 
L&lbes  Jahr  nach  dem  Beginne  des  Herzleidens  an  einer  drei  Monate 
mden  Melancholie  erkrankt  war  und  einige  Zeit  darauf  von  neuem 
ere  psychische  Störungen  bekam.  (Bendix,) 

Kieman  (232)  bespricht  den  Wert,  den  Geisteskrankheiten  bei  wilden 
erschaften,  bei  religiösem  Fanatismus  einnehmen;  er  weist  auf  die  Gefahr 
i^^elche  die  zahllosen  Sekten  in  Amerika  in  sexueller  Hinsicht  für  die 
len  haben;  wie  häufig  die  religiöse  Erregung  manische  Erregung  aus- 
"Wer  die  Puritanische  Hypokrität,  besonders  in  den  östlichen  Staaten 
len  gelernt  hat,  muß  Kiernan  in  seinem  Wunsche,  daß  demselben  Ein- 
getan werden  sollte,  nur  Recht  geben.  (Rozenraad,) 
Klinoke  (234)  weist  darauf  hin,  daß  Shakespeare,  Rousseau,  Zola, 
the,  G.  Hauptmann  von  psychiatrischer  Seite  geprüft  wurden,  und  daß 
lologische  Züge  bei  Rousseau,  Schopenhauer,  Goethe  und  Nietzsche  nach- 
lesen worden  sind.  Obwohl  die  Psychiater  sich  wenig  Dank  bei  den 
ildeten  erwerben  durch  solche  Untersuchungen,  so  will  K.  „durch  den 
weis  auf  die  Erscheinungen  der  Entartung  Beruhigung  in  weitere  Kreise 
en'*.  —  E.  T.  A.  Hoffmann  hat  bekanntlich  in  seinen  Romanen  mit 
•liebe  Imbezille,  Verbrecher,  Epileptiker  usw.  als  Figuren  verwandt.  Er 
st  bot  körperliche  und  geistige  Degenerationszeichen  dar  und  litt  an 
issen  Zwangsvorstellungen.  Letztere  spiegeln  sich  in  seinen  Werken 
Bister  Martin-*,  „Meister  Wacht"  wieder.  Erschöpfende  fieberhafte  Krank- 
l^en  und  deren  Einfluß  auf  das  Gedächtnis  sind  in  ^Doge  und  Dogaressa" 
1  Ausdruck  gebracht.  K.  bezieht  sich  auf  Landbergs  Dissertation  über 
fEmann,  daß  eine  grüblerische  Anlage,  wie  bei  Hoffmann,  zur  Paranoia 
iren  könne. 

Jedenfalls  nimmt  K.  ihn  in  Schutz  gegen  den  Vorwurf,  daß  er  ein 
inker  gewesen  sei.  Vielmehr  sei  er  „gerade  durch  die  Einwirkungen  des 
kohols  zu  Beobachtungen  geführt  worden,  die  den  Vergleich  selbst  mit 
n  neuesten  Studien  darüber  nicht  zu  scheuen  brauchen".     (Rozenraad,) 

Bei  dem  von  Elnapp  (235)  geschilderten  Kanken  unterscheidet  sich 
Ä  Krankheitsbild  von  dem  spezifisch  maniakalischen  Symptomenkomplex 
irch  zwei  Erscheinungen:  Durch  die  örtliche  Desorientierung  und  durch 
Qe  Verkennung  der  Umgebung,  die  nach  den  Befunden  weder  durch  Be- 
aßtseinstrübung,  noch  durch  Scherzen,  noch  durch  Größenideen,  noch 
irch  flüchtige  Beobachtung  zu  erklären  ist.  K.  möchte  diese  durch  allo- 
jychische  Desorientierung  komplizierte  Manie  von  den  typischen  Manieen 
ögrenzen  und  ihr  den  Namen  allopsychische  Manie  beilegen.  Als  Ursache 
IT  die  allopsychischen  Beimengungen  zur  typischen  Manie  hat  Wernicke 
ükoholmißbrauch  annehmen  zu  müssen  geglaubt.  Auch  in  seinem  Falle 
onnte  K.  feststellen,   daß  der  sonst  nüchterne  Patient  kurz  vor  seiner  Er- 

Jahiesberieht  f.  Neurologie  und  Psychiatrie  1905.  B2 


978  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

krankung  sehr  stark  getrunken  hatte.  Trotz  dieser  wahrscheinlichen  Ätiologie 
hat  aber  das  in  dem  geschilderten  Falle  vorhandene  Krankheitsbild  nichts 
mit  der  sogenannten  Alkoholmanie  zu  tun;  diese  entspricht  ihrem  Yerlauf 
nach  vielmehr  dem,  was  andere  Autoren  als  Mania  gravis  bezeichnet  haben. 

(Nawratzki) 

Kornfeld  (239)  teilt  ein  von  ihm  im  Strafverfahren  abgegebenes  Gut- 
achten über  den  Geisteszustand  einer  Taubstummen  mit.  Die  26jährige, 
erblich  nicht  belastete  Person  hatte  sich  in  der  Taubstummenschule  eine 
Reihe  von  Kenntnissen  angeeignet,  war  aber  nach  dem  Zeugnis  des  Direktors 
gering  begabt  und  eine  schwache  Schülerin  gewesen.  Später  hatte  sie  nicliis 
gearbeitet,  sich  dem  Trünke  und  der  gewerbsmäßigen  Unzucht  ergeben,  war 
häufig  bestraft  worden.  Sie  hatte  in  ziemlich  sinnloser  Weise  zwei  Kinder 
entführt  und  war  deshalb  angeklagt.  K.  kommt  in  seinem  Gutachten  zu 
dem  Ergebnisse,  daß  weder  die  Voraussetzungen  des  §  51,  noch  die  des 
§  58  Str.-G.-B.  („Ein  Taubstummer,  welcher  die  zur  Erkenntnis  der  Straf- 
barkeit einer  von  ihm  begangenen  Handlung  erforderliche  Einsicht  nicht 
besaß,  ist  freizusprechen.")  vorlägen,  doch  sei  die  Angeschuldigte  wegen  ihres 
explosiven  Charakters,  ihrer  perversen  Neigungen  und  ihrer  angeborenen 
geistigen  Schwäche  „eine  minderwertige  Person".     Sie  wurde  verurteilt. 

Kraepelin  (241)  weist  in  diesem  Vortrage  auf  einige  der  wichtigsten 
Fragen  hin,  welche  die  klinische  Psychiatrie  in  der  nächsten  Zeit  zu  lösen 
habe.  Er  führt  aus,  daß  die  Lehre  von  den  Geisteskrankheiten  seit  längerer 
Zeit,  seit  man  wieder  angefangen  habe,  sich  mehr  mit  klinischen  Fragen  zu 
beschäftigen,  sich  in  einem  Zustande  größter  Unsicherheit  befinde.  Auf 
allen  Gebieten,  selbst  bei  anscheinend  seit  langem  genau  gekannten  Krank- 
heitsformen, tauchten  Schwierigkeiten  und  Zweifel  auf,  und  die  Zahl  der 
diagnostisch  unklaren  Fälle  nähme  immer  mehr  zu.  Doch  wären  gerade 
diese  Fälle  besonders  wichtig,  und  an  ihre  Erkenntnis  knüpfe  sich  der  weitere 
Fortschritt  der  Wissenschaft:  Man  solle  in  jedem  unklaren  Falle  eine  vor- 
läufige Diagnose  mit  den  Gründen  für  und  wider  stellen,  dann  werde  man 
aus  dem  weiteren  Verlaufe  lernen  können,  worin  man  geirrt  und  worin  man 
das  Richtige  getroffen  habe,  und  werde  schließlich  auch  allgemein  zu  einer 
Scheidung  des  Zutreffenden  und  Wesentlichen  vom  Falschen  und  Unwesent- 
lichen gelangen.  Kraepelin  hebt  dann  einige  Fragen  hervor,  die  als 
nächste  Ziele  der  klinisch-psychiatrischen  Arbeit  dienen  könnten.  Besonders 
wichtig  sei  die  weitere  Verfolgung  der  zunächst  als  Amentia  aufgefaßten 
Fälle  über  Jahre  und  Jahrzehnte  hinaus.  Vor  allem  erfordere  aber  die 
Frage  der  Dementia  praecox  ein  eingehendes  klinisches  Studium.  Hier 
empfehle  es  sich,  die  verschieden9,rtigen  Endzustände  der  unter  der  Bezeich- 
nung Dementia  praecox  zusammengefaßten,  offenbar  differenten  Krankheits- 
zustände  nach  Möglichkeit  in  Gruppen  zu  zerlegen  und  zu  untersuchen,  wie 
weit  gleichen  Endzuständen  auch  eine  Übereinstimmung  im  früheren  Ver- 
laufe und  Krankheitsbilde  entspreche,  und  ferner,  ob  es  möglich  sei,  aus 
diesen  oder  jenen  Zeichen  die  spezielle  Eigenart  des  Endzustandes  vorher- 
zusagen. Erst  wenn  es  auf  Grund  einer  größeren  Reihe  von  Erfahrungen 
gelungen  sei,  im  einzelnen  Falle  aus  dem  Endzustande  die  frühere  Ent- 
wicklung richtig  zu  erschließen  und  im  Beginne  der  Krankheit  das  spätere 
Schicksal  vorauszusehen,  könne  man  sicher  sein,  eine  natürliche  Krankheits- 
gruppe gefunden  zu  haben.  Auch  auf  dem  Gebiete  der  Alkoholpsychosen, 
der  Paralyse  (stationäre  Fälle!),  der  psychischen  Erkrankungen  des  höheren 
Lebensalters,  der  Paranoia,  des  manisch-depressiven  Irreseins,  der  Epilepsie 
und  Hysterie  sind  zahlreiche,  wichtige  Fragen  zu  entscheiden,  die  Kraepelin 
kurz  berührt.     Er  hebt   dann   zum  Schlüsse   hervor,   daß   der   Schwerpunkt 


Diagnose  der  Geisteskrankheiten.  979 

lie  nächste  Entwicklung  der  klinischen  Psychiatrie  vor  allem  in  den 
anstalten  liegen  müsse,  da  in  ihnen  die  Möglichkeit  einer  jähre-  und 
elintelangen  Verfolgung  der  einzelnen  Krankheitsfälle  gegeben  sei,  ohne 
le  sich  die  klinischen  Hauptfragen  nach  Verlauf  und  Ausgang  der 
:eii  Geistesstörungen  nicht  beantworten  ließen.  Die  Kliniken  dagegen 
n  die  Aufgabe,  neue  Anregungen  und  Untersuchungsmethoden  zu  geben, 
dauernder,  enger  Arbeitsgemeinschaft  von  Klinik  und  Anstalt  könne 
.    eine  klinische  Psychiatrie  erstehen. 

Eranss  (244)  gibt  hierin  —  dem  Zyklus  von  Vorträgen  für  ärztliche 
5  —  eine  Reihe  von  diagnostischen  und  therapeutischen  Hilfsmitteln  bei 
Lnderung  des  Luftwechsels  (Bergkrankheit,  Benutzung  von  Taucher- 
cen),  Sonnenstich,  Erfrieren,  Verletzung  mittels  elektrischer  Entladungen, 
^ftungen  durch  Gifte  und  fieberhaft  infektiösen  Erkrankungen. 

Den  Neurologen  interessieren  die  Erscheinungen  des  Hitzschlages 
Blinwirkung  der  Sonne  bei  bedecktem  Himmel  — ,  wobei  es  zu  eine'r 
erämie  der  Meningen,  zu  serösen  Ausschwitzungen  kommt.  Bei  der 
reren  Form,  „bei  welcher  Krämpfe  und  Lähmung  der  Sensibilität  und 
exe  besonders  hervortreten",  werden  maniakalische  Anfälle  mit  Er- 
►pfnngspsychosen  beobachtet. 

Die  Form  des  Deliriums  bei  Typhus  ist  bekannt,  bei  Malaria  in  den 
pen  werden  heftige  Präkordialmelancholie  oder  trän si torische  Manie 
bachtet. 

Dysth}Tnia  neuralgica    transitoria,    „gestörtes   Selbstbewußtsein    durch 
itale,    epi-  und   hypogastrische   Neuralgien   bei  weiblichen  Individuen  in 
Pubertät  im  Anschluß   an  Menstruationsphasen,  bei   Chorea,   Hysterie, 
lancholie",  ist  wohl  als  eine  beginnende  Psychose  aufzufassen. 

Die  therapeutischen  Hilfsmittel  sind  die  üblichen  der  Innern  Medizin. 

(Rozenraad.) 

Indem  er  als  Beispiele  allgemein  anerkannte  Arbeiten  von  Kraepelin, 
eben,  ßinswanger  wählt,  weist  Kroüthal  (245)  eingehend  nach,  daß 
moderne  Psychiatrie  mit  sehr  vielen  metaphysischen  Begriffen  arbeitet. 
die  dürfen  in  einer  Disziplin,  die  sich  naturwissenschaftlich  nennt,  keinen 
itz  haben,  weil  sie  nicht  durch  naturwissenschaftliche  Methoden,  durch 
ineswahmehmung,  sondern  auf  spekulativem  Wege  entstehen.  Weil  die 
ycliiatrie  viele  derartige  Begriffe  verwendet,  gestatten  sich  Laien  in 
idizinischen  Dingen  vielfach  Urteile  über  Geisteskranke.  Von  Metaphysik 
rstehen  Theologen,  Philosophen  eben  mehr  als  Mediziner.  Die  Möglich- 
it,  metaphysische  Anschauungen  naturwissenschaftlich  zu  beweisen,  ver- 
sacht die  vielen  und  tiefen  Differenzen  zwischen  den  Psychiatern. 

Die  Psychiatrie  kann  ohne  metaphysische  Begriffe  auskommen  und 
ine  Naturwissenschaft  sein,  wenn  sie  davon  absieht,  die  Empfindung  be- 
achten oder  gar  untersuchen  zu  wollen.  Die  Empfindung  ist  mit  uatur- 
issenschaftlichen  Mitteln  nicht  untersuchbar  und  niemals  untersucht  worden. 
Ue  Empfindungsbegriffe  gehören  ins  Reich  der  Metaphysik.  Was  von  den 
sycho- Physiologen  als  Empfindung  angeblich  untersucht  wurde,  waren 
Reflexe  oder  Leitungszustände.  Mit  naturwissenschaftlichen  Mitteln  können 
ur  naturwissenschaftliche  Dinge  geprüft  werden.  Die  Begriffe  Gedächtnis, 
)enken,  Wille  lassen  sich  naturwissenschaftlich  auffassen.  Kronthal  gibt 
lir  dieselben  eingehend  begründete  Definitionen.  Läßt  man  bei  jeder  Sinnes- 
rfahrung  unzugängliche  Empfindung  aus  dem  Seelenbegriff  fort,  so  bleibt 
liese  als  Summe  der  Reflexe  übrig,  wird  zum  naturwissenschaftlichen  Begriff. 

62* 


980  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

In  einem  kurzen  Schlußwort  zeigt  Verf.,  daß  diese  rein  naturwissenschaftliche 
Definition  von  der  Seele  auch  hohen  ethischen  Anforderungen  gerecht  wird. 

(Auioreferat,) 

Während  im  allgemeinen  die  Prognose  der  senilen  Melancholien  als 
minder  günstig  bezeichnet  wird  als  jene  der  früheren  Lebensalter,  konnte 
Langer  (247)  auch  bei  diesen  eine  günstige  Prognose  nachweisen.  Kasuisti- 
sche Mitteilung  von  sechs  Fällen  (Alter  der  Pat:  56,  65,  67,  62,  52  und 
67  Jahre,  alle  weiblichen  Geschlechtes),  von  welchen  drei  vollkommen  geheilt, 
drei  nahe  der  vollkommenen  Heilung  entlassen  wurden.  Erfolgt  bei  der 
senilen  melancholischen  Depression  auch  nicht  immer  Heilung,  so  stet^  eine 
derselben  fast  gleichkommende  Besserung.  (Hudoveniig.) 

Lapinski  (248)  berichtet  über  einen  Fall  von  Psychose  im  Anschluß 
an  eine  Augenoperation.  Es  handelte  sich  um  einen  60jährigen  Mann  mit 
Hornhautgeschwür,  der  das  Bild  der  halluzinatorischen  Verwirrtheit  darbot 
L.  ist  der  Meinung,  daß  die  Psychosen  nach  Augenoperationen  nichts  spezi- 
fisches darstellen  und  zur  Kategorie  der  Psychosen  gehören,  die  bei  Greisen 
mit  ausgesprochener  Arteriosklerose  entstehen.  (Bendix,) 

Laurent  (249)  hebt  die  hohe  Bedeutung  physiognomischer  und 
mimischer  Beobachtungen  an  Geisteskranken  für  den  Psychiater  hervor  und 
empfiehlt  als  besonders  nützlich  die  photographische  Aufnahme  der  charakte- 
ristischen physiognomischen  Erscheinungen  bei  den  Kranken.       (Bendia.) 

Lemoine  und  Page  (253)  teilen  einen  Fall  von  Doronmanie,  d.  h. 
von  krankhaftem  Trieb,  Geschenke  zu  machen,  mit.  Es  handelt  sich  um 
eine  degenerierte,  hysterische,  30  Jahre  alte  Dame.  Sie  war  erblich  stark 
belastet  und  hatte  im  3.  Lebensjahre  Konvulsionen  gehabt.  Mit  16  Jahren 
empfand  sie  ein  zwangsartiges  Bedürfnis,  einer  Freundin  Geschenke  zu  machen, 
tat  dies  dann  auch  anderen  Personen  gegenüber.  Mehrfach  Suicidversuche 
und  nervöse  Erscheinungen.  Mit  18  Jahren  verheiratet,  führte  zunächst  ein 
glückliches  Familienleben.  Im  24.  Lebensjahre  Steigerung  ihrer  nervösen 
Beschwerden  und  Zunahme  der  Schenkmanie.  Empfand  den  Antrieb, 
verschiedenen  Herren,  für  die  sie  aber  nicht  die  mindeste  sexuelle  Zuneigung 
hatte,  Geschenke  zu  machen,  geriet  dadurch  ihrem  Gatten  gegenüber  in  die 
übelste  Situation,  mußte  sich  schließlich  von  ihm  trennen.  Daß  es  sich  um 
einen  krankhaften  Zwangstrieb  handelte,  ging  auch  daraus  hervor,  daß,  wie 
bei  allen  ähnlichen  Affektionen,  Angst  vor  der  Ausführung  der  HandUmg 
und  Erleichterung  nach  derselben  bestand.  Ln  übrigen  bot  die  Ejranke 
zahlreiche  hysterische  Symptome  und  Zufälle  dar. 

V.  Leupoldt  (257)  beschreibt  eine  besondere  Art  krankhafter  Wander- 
zustände, die  er  in  drei  Fällen  zu  beobachten  Gelegenheit  hatte.  Die  Zu- 
stände unterscliieden  sich  von  dem  Wandertrieb  im  gewöhnlichen  Sinne 
durch  eine  nachweislich  gut  erhaltene  Auffassung  und  Merkfähigkeit  für 
äußere  Vorgänge,  während  die  Tatsache  der  Wanderung  zur  Annahme  einer 
schweren  Bewußtseinsveränderung  nötigte.  In  dem  einen  Falle  erwuchs  der 
Wanderanfall  auf  einem  degenerierten  Boden  und  war  als  Ausfluß  und 
Steigerung  eines  psychogenen  Charakters  anzusehen.  Im  andern  Falle  konnte 
er  aus  dem  massenhaften  Ansturm  von  Halluzinationen  hergeleitet  werden. 
Es  handelte  sich  um  einen  Fall  von  primärer  Demenz.  Im  dritten  FaU^ 
machte  das  depressive  Moment  das  eigentliche  Wesen  der  vorliegenden 
Psychose  aus.  Jedesmal  ließ  sich  aber  die  Be^nißtseinsstörung,  welche  für 
die  pathologischen  Wanderungen  angenommen  werden  mußte,  also  auch  der 
Dämmerungszustand  im  engeren  Sinne  in  die  Elemente  der  Grundkrankheit 
auflösen.  (NafcraUki) 


Diagnose  der  Geisteskrankheiten.  9g  1 

nor    (262)  bespricht  das  Verhältnis  der  InvolutioDspsychosen  zur 
IDemenz.    Es  war  ihm  aufgefallen,  daß  bei  zahlreichen  chronischen 
»rungen   des  reiferen  Alters,  speziell  bei  klimakterischen  und  Invo- 
chosen,    eine  Reihe  von  Symptomen  vorkommen,  welche  sonst  der 
praecox    eigen  sind.     Er   stellte   deshalb   die   einschlägigen  Fälle, 
ach   dem   36.  Lebensjahre  erkrankten  und  nicht  erst  als  ausgebildete 
imenz  zur  Beobachtung  gelangten,  zusammen.    Es  waren  28  Frauen 
r    von    37 — 68  Jahren.     Nur  8  von   ihnen   (28,5  "/j^)   waren   erblich 
während  bei  juveniler  Demenz  in  90,86  %  aller  Fälle  eine  erbliche 
g  sich  hatte  nachweisen  lassen:  Je  stärker  also  der  hereditäre  Faktor 
i    nm    so    früherem  Alter   setzt  die   geistige   Erkrankung   ein.     Bei 
i    waren     sexuell    betonte    Erlebnisse    oder    mit    den    Genitalien    in 
enhang  stehende  Eieignisse  (Verlassenwerden  durch  Verlobten  oder 
Menopause)    auslösende    Faktoren    der    Krankheit.     In    12  Fällen 
im  Beginne  des  Leidens  Selbstmordideen  geäußert  (6)  bezw.  Selbst- 
•suche    gemacht   (6).     In    20  Fällen   (71,4%)   zeigte    sich    eine    ge- 
3    sexuelle   Erregbarkeit   (Halluzinationen   und  Wahnideen   sexuellen 
ohscöne  Reden  usw.),  während  in  den  8  übrigen  Fällen  auffallend 
eine  Verblödung  eintrat.     Eine  mehr  oder  minder  starke  Abnahme 
elligenz  war  in  allen  Fällen  zu   konstatieren,    ganz   analog  den  Ver- 
den,   welche   in   den    Endzuständen   der  Dementia   praecox    gefunden 
.     Doch  auch  weiterhin  Ueßen  sich  zahlreiche  Ähnlichkeiten   mit  der 
aannten  Krankheitsgruppe  feststellen:  Es  bestanden  zeitweilige  Absti- 
u  10  Fällen,  negativistisch-mutazistische  Züge  in   11  Fällen;  Verbige- 
Stereotypien   sind    lOmal,    plötzlich    erfolgte    verkehrte    Handlungen 
notiert.     Das  starke  Hervortreten  der  geschlechtlichen  Äußeningen, 
die  der  Dementia  praecox  so  überaus  ähnliche  Symptomatologie  Ver- 
den Verfasser    dazu,    „überhaupt    das    gesamte    Krankheitsbild    der 
itionsprozesse   auf  gleiche   oder  ähnliche  organisch  bedingte  Ursachen 
ie  Jugendpsychose  zurückzuführen,    d.  h.   am    ehesten   auf  eine   durch 
und  Umstände  modifizierte,   pathologisch  veränderte  innere  Sekretion 
Jeschlechtsdrüsen. " 

Liepmann  (258)  hat  in  seiner  Monographie  „Über  Störungen  des 
lelns  bei  Gehirnkranken"  den  Versuch  unternommen,  „die  prinzipiellen 
en,  welche  uns  bei  Betreten  des  Gebietes  der  gestörten  Handlung  auf- 
jn,  in  Angriff  zu  nehmen".  Die  Fehlreaktionen,  welche  sich  oft  er- 
u,  wenn  L.  seiner  Gewohnheit  gemäß  jeden  Gehirnkranken  vor  eine 
le  kleiner  Aufgaben  stellte,  erwiesen  sich  bei  geeigneter  Prüfung  als  sehr 
chiedener  Herkunft.  Ihr  Studium  und  das  ihrer  Beziehungen  zu  der 
orischen  Apraxie  und  den  agnostischen  Störungen  bildet  die  Grundlage 
.er  Arbeit;  sie  basiert  ferner  auf  Picks  ..Studien  über  motorische 
raxie  und  ihr  nahestehende  Erscheinungen"  und  nicht  zum  mindesten  auf 
Verfassers  eigenen,  in  seiner  epochemachenden  Abhandlung  über  das 
ankheitsbild  der  Apraxie,  mitgeteilten  Beobachtungen  und  Überlegungen, 
'en  Fortfühniug  und  eingehendere  Begründung  hier  vollzogen  wird.  In 
r  Einleitung  gibt  Liepmann  eine  Übersicht  über  diejenigen  Beiträge, 
Iche  seit  dem  Erscheinen  seines  Falles  von  einseitiger  Apraxie  von 
deren  Autoreu  (A.  Pick,  Abraham,  Bonhoeffer,  Strohmeyer, 
erzog,  Marcuse)  über  Störungen  des  Handelns  geliefert  worden  sind, 
id  erörtert  die  Begriffe  ..motorische  Apraxie"  und  „Agnosie"  (besser  als 
iensorische  Apraxie").  Weiterhin  führt  er  Beispiele  für  die  verschiedenen 
arietäten  gestörten  Handelns  an,  wie  sie  bisher  außer  in  seinem  Falle  be- 
onders  in  den  von  Pick  beschriebenen  Krankheitsfällen  konstatiert  werden 


982  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

konnten  und  gibt  eine  sorgfaltige  und  klare  Analyse  derselben.  Charakte- 
ristisch für  die  von  Pick  mitgeteilten  Fehlhandlungen  ist  es,  daß  ihnen 
immer  Störungen  in  der  ideatorischen  Vorbereitung  der  Handlung  zu  Grande 
lagen,  welche  „Ausdruck  des  allgemeinen  Bewußtseinszustandes  des  Indi- 
viduums sind,  immer  ein  von  der  Norm  abweichender  Vorstellungsverianf, 
welche  nun  je  nachdem  als  Störung  des  Gedächtnisses,  der  Aufmerksamkeit, 
der  assoziativen  Zusammenhänge,  der  allgemeinen  Bewußtseinsenergie  auf- 
gefaßt werden".  Diesen  Störungen  stellt  er  dann  die  gegenüber,  welche  sein 
Fall  von  einseitiger  Apraxie  darbot;  dieselbe  war,  im  Gegensatz  zu  Picks 
Fehlhandlungen,  dadurch  gekennzeichnet,  daß  sie  in  dem  Teil  des  Prozesses 
der  Willenshandlung  gelegen  war,  der  in  der  Umsetzung  einer  Zielvorstellung 
auf  das  Motorium  bestimmter  Glieder  besteht.  In  den  folgenden  Kapiteln 
gibt  Liepmann  dann,  von  dem  Wernickeschen  Schema  ausgehend,  eine 
Analyse  der  Handlung  und  sucht  die  Stelle  zu  bestimmen,  welche  die 
Störungen  der  Pick  sehen  Kranken  und  seines  Kranken  in  dem  Vorgang 
der  Handlung  einnehmen.  Es  ist  im  Rahmen  eines  Referates  nicht  möglich^ 
den  Gang  dieser  Ausführungen  wiederzugeben,  die  wie  immer  klar  und 
präzis  sind  und  alle  möglichen  Einwände  in  Rücksicht  ziehen,  sondern  wir 
müssen  uns  darauf  beschränken,  die  hauptsächlichsten  Ergebnisse  hier  mit- 
zuteilen: ,,Sobald  Fehlreaktionen  sich  darauf  zurückführen  lassen,  daß  der 
Entwurf  der  Bewegung,  die  Bewegungsformel  (die  in  der  Vorstellung  anti- 
zipierten Teilakte  der  Bewegung)  falsch  ist,  daß  also  infolge  von  Aufmerk- 
samkeits-  oder  Gedächtnis-  oder  sonstigen  Störungen  die  Besonderung  der 
Hauptzielvorstellung  in  die  Zwischenziel  Vorstellungen  fehlerhaft  vor  sich  ge- 
gangen ist,  die  Bewegung  also  nur  getreulich  die  Irrwege  der  Zwischenziel- 
vorstellungeu  mitmacht,  liegt  ideatorische  Apraxie  vor.  Sind  aber  die 
Bewegungsteile  inkongruent  zu  den  Zwischenzielvorstellungen,  liegt  eine 
Spaltung  innerhalb  des  normalerweise  als  Ganzes  schwingenden  Komplexes: 
Zielvorstellung  und  Innervation  vor,  ist  dadurch  die  Bewegung  als  Ganzes 
abgetrennt  von  dem  Vorstellungsleben  als  Ganzes,  so  haben  wir  motorische 
Apraxie."  Fehlreaktionen  können  sich  ergeben  aus:  1.  Agnosie  (Seelen- 
blindlieit,  Seelentaubheit,  Seelentastlosigkeit  bezw.  deren  Summierung- 
Asymbolie  Wernickes  [sensorische  Apraxie,  sensorische  As^mbolie 
Meynerts]).  2.  Ideatorischer  Apraxie.  3.  Motorischer  oder  innervatorischer 
Apraxie.  Die  ideatorische  Apraxie  steht  der  Agnosie  viel  näher  als  der 
motorischen  Apraxie.  Bei  der  ideatorischen  Apraxie  sind  Ideation  und  Bewegung 
miteinder  im  Einklang,  die  Bewegung  geht  fehl  gemäß  dem  gesamten  ideatorischen 
vorbereitenden  Prozeß;  die  motorische  Ausfiüirung  harmoniert  mit  der  Weg- 
bestiramung,  die  Wegbestimmung  als  Ganzes  ist  falsch.  Bei  der  motorischen 
Apraxie  dagegen  ist  von  dem  regelrechten  Gesamtprozeß  gerade  nur  das  zur 
Bewegung  führende  Glied  respektive  die  Bewegung  allein  abgespalten;  nur 
der  ist  motorisch  apraktisch,  bei  dem  einer  bestimmten  eindeutig  festgelegten 
Teilzielvorstellung  die  Innervation  nicht  adäquat  ist,  bei  dem  also  eine  Ent- 
gleisung zwischen  dem  im  Detail  festgelegten  Ziel  des  Wollens  und  Inner- 
vation eintritt,  kurz  bei  dem  einer  richtigen  Wegbestimmung  eine  fehlerhafte 
Ausführung  gegenübersteht.  Für  die  Differentialdiagnose  zwischen  ideatorischer 
und  motorischer  Apraxie  kommen  folgende  Punkte  in  Betracht:  Für  das 
Vorliegen  von  motorischer  Apraxie  sprechen  die  folgenden  Momente:  1.  Die 
Störung  betriflft  bestimmte  Gliedmaßen.  2.  Schon  die  einfachsten  Bewegungen 
sind  betroffen.  3.  Schon  das  Nachmachen  ist  gestört.  4.  Es  treten  Be- 
wegungsaggregate auf,  die  überhaupt  nicht  bekannten  Zweckbewegungen 
gleichen:  amorphe  Bewegungen.  Bei  der  ideatorischen  Apraxie  läßt  sich 
gewöhnlich  das  psychologische  Band  zwischen  Norm-  und  Ersatz-Bewegung 


Diagnose  der  Geisteskrankheiten.  933 

emer  wird  sich  die  Störung  der  Aufmerksamkeit  oder  des  Ge- 
s,  vrelcho  die  Regelwidrigkeiten  beim  Handeln  bedingen,  bei  ge- 
•rlifting  aucii  bei  andern  psychischen  Verrichtungen  verraten.  Po- 
gedrückt:  Dem  Motorisch- Apraktischen  gehorchen  gewisse  Glieder 
aa  Xdeatorisch-Apraktischen  fehlen  die  geistigen  Vorbedingungen 
lorrekte  Tollziehung  der  Handlung,  aber  die  Glieder  gehorchen. 
3res  Kapitel  ist  dem  Begriff  der  Perseveration  gewidmet.  Unter 
hören  drei  verschiedene  Tatbestände:  1.  Ohne  äußeren  Anlaß  mehr- 
ederholuDg  desselben  Innervationskomplexes :  Wenn  jemand  dasselbe 
».  fortgesetzt  vorbringt,  dieselbe  Bewegung  unablässig  wiederholt. 
T^iederholnng  tritt  nur  dann  ein,  wenn  etwas  Neues  intendiert  wird 
lelle  Perseveration).  3.  Es  können  Kranke  in  einer  Stellung,  zu 
eine  Handlung  geführt  hat,  „verharren";  es  handelt  sich  hier  um 
seyeration  im  strengsten  und  eigentlichen  Sinne,  hier  verharrt  die 
ion  selbst  (tonische  Perseveration  gegenüber  den  beiden  anderen, 
nan  als  klonische  bezeichnen  könnte).     Bei  der  intentioneilen  Perse- 

persistiert  oft  ein  Begriff,  eine  Vorstellung,  die  ihrerseits  assoziativ 
ite  Bewegungen  auslöst;  diese  bei  Gehirnkranken  gewöhnlichste  Form 
irseveration  scheint  ganz  vorwiegend  bei  Herden  im  hinteren 
des  Gehirns,  bei  Hinterhaupts-  und  Schläfenlappenherden,  eventuell 
ei  liinten  gelegenen  Scheitellappenherden  vorzukommen.  Sie  ist  als 
5atorische  Störung  anzusehen:  Infolge  einer  im  Gebiet  der  sensorischen 
eitung  der  Bewegung  vorhandenen  Unwegsamkeit  wird  eine  vorher 
etene  Ideation  überwertig.  Die  seltene  tonische  Perseveration  muß 
jrsistieren  eines  Erregungszustandes  im  Motorium  selbst  aufgefaßt 
1.  Ein  w^eiteres  Kapitel  ist  der  Ataxie  und  ihrer  Abgrenzung  von  der 
ie  gewidmet.  Für  die  praktische  Unterscheidung  gilt  folgendes:  Hat 
ler  gestörten  Bewegung  die  Genauigkeit,  Sicherheit  der  Gliedführung, 
raftabmessung  gelitten,  dann  ist  es  Ataxie;  sieht  es  so  aus,  als  ob  der 
:e  ganz  etwas  anderes  intendierte,  dann  ist  es  Apraxie.  Betrachtungen 
die  Lokalisation  der  Apraxie  und  über  den  „Verlust  der  gliedkinetischen 
eilungen"  bilden  den  Inhalt  der  folgenden  Kapitel,  denen  sich  dann 
chluBübersicht  anfugt.  In  dieser  zählt  Liepmann  als  Ursachen  ge- 
ju  Handelns  bei  Hirnkrankheit,  in  der  Reihenfolge  vom  Reiz  zur  Be- 
ag  geordnet,  die  folgenden  auf:  1.  Ausfall  von  optischer  (Rindenblind- 

oder  akustischer  (Rindentaubheit)  oder  taktiler  Empfindung  (Rinden- 
induiigslosigkeit).  2.  Ausfall  von  kinästhetischen  Empfindungen  und 
)rechenden,  nicht  zum  Bewußtsein  kommenden  zentripetalen  Erregungen: 
de.  3.  Agnosien  (3  a.  Ideatorische  Agnosie).  4.  Ideatorische  Apraxie, 
lotorische  Apraxie.  6.  Verlust  der  kinästhetischen  Vorstellung-Seelen- 
aung.  7.  Lähmung  respektive  Parese.  Die  Perseveration  wäre  je  nach- 
i  unter  4.  unterzubringen  oder  8.  als  selbständige  Quelle  gestörten 
idelns  aufzuführen.  Die  prinzipiellen  Unterschiede  zwischen  ideatorischer 
i  motorischer  Apraxie  sind  zum  Schluß  noch  einmal  kurz  und  scharf  zu- 
imengefaßt. 

Liepmann  (269)  hat  in  diesem  kleinen  Aufsatz  eine  Reihe  von 
mstgriffen,  die  bei  der  Untersuchung  von  Gehirnkranken  wertvoll  und 
Mg  sind!,  systematisch  zusammengestellt.  Mit  der  ihm  eigenen  Klarheit 
d  Schärfe  des  Ausdrucks,  unter  Beibringung  treffender  Beispiele  und 
agabe  zweckentsprechender  Untersuchungsmethoden  zeigt  Verf.,  wie  man 
z\  über  zahlreiche  Fragen  Aufschluß  verschaffen  kann.  Ob  Sprachtaubheit 
ler  Bewußtseinstrübung,  Demenz  usw.  vorliegt,  ob  bei  einem  motorisch 
iphasischen,  der  zugleich  apraktisch  ist,  das  Sprachverstäudnis  gestört  oder 


984  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

erhalten  ist,  ob  bei  einem  Kranken,  der  nicht  lesen  oder  Gegenstände  nicht 
erkennen  kann,  Alexie  bezw.  Seelenblindheit  oder  Störungen  des  Seh- 
vermögens vorliegen,  zur  Entscheidung  dieser  wichtigen  und  oft  überaus 
schwierigen  Fragen  gibt  L.  praktische  Winke.  Die  verschiedenen  Methoden, 
um  Hemianopie  festzustellen,  das  Verfahren  bei  Farbsinnprüfungen,  die 
Fehlerquellen,  die  sich  aus  dem  Symptom  des  Haftenbleibens  (Perseveration) 
auf  sprachlichem  Gebiete,  wie  beim  Handeln  ergeben,  die  zahlreichen  mittels 
des  Hautsinnes  zustande  kommenden  Identifikationen  werden  anschaulich 
geschildert.  Zum  Schluß  bespricht  Verf.  die  Prüfung  auf  Apraxie,  die  bei 
Aphasischen  meist  unter  Umgehung  der  Sprache  vorgenommen  werden  muß; 
er  zählt  die  Feststellungen  auf,  welche  bei  nicht  worttauben  Patienten  ge- 
macht werden  müssen,  und  weist  darauf  hin,  daß  der  Verlust  der  intransi- 
tiven Bewegungen  von  Bedeutung  ist  für  die  Differentialdiagnose  zwischen 
Apraxie  und  Agnosie:  Der  Agnostische,  der  Objekte  nicht  erkennt  (der 
Seelenblinde  und  Tastgelähmte)  wird  verkehrte  transitive,  aber  richtige 
intransitive  Bewegungen  machen,  der  Apraktische  wird  bei  schwerstem 
Grade  beide  Arten  der  Bewegung  verfehlen,  bei  leichterem  Grade  gewöhn- 
lich vorwiegend  die  intransitiven  (Ausdrucksbewegungen  und  Markieren  von 
Zweckbewegungen).  Eine  wichtige  Ergänzung  aller  dieser  Untersuchungen 
bildet  die  Beobachtung  des  spontanen  Verhaltens  der  Kranken.  L.  ver- 
weist noch  auf  seine  neueren,  später  zu  veröffentlichenden  Untersuchungen, 
nach  denen  ein  großer  Teil  der  durch  kortikalen  Herd  rechtsseitig  Ge- 
lähmten, besonders  solche,  die  gleichzeitig  aphasisch  sind,  leichtere  oder 
schwerere  Grade  von  Apraxie  auch  in  der  linken  Hand  haben,  woraus 
hervorzugehen  scheine,  daß  die,  linke  Hemisphäre  nicht  nur  im  Sprechen, 
sondern  auch  im  Handeln  das  Übergewicht  habe. 

Die  in  der  Literatur  vorhandenen  Angaben  über  subjektive  Farben- 
erscheinuDgen  sind  nach  Loiner  (261)  praktisch  in  zwei  große  Gruppen 
zu  scheiden.  Zur  ersten  gehören  alle  die  Fälle  von  Farbhalluzinatiouen, 
bei  welchen  die  verursachende  spezifische  Noxe  bekannt  ist,  nämlich  solche 
a)  nach  Anwendung  chemischer  Stoffe  (Medikamente  und  Gifte),  b)  nach 
Kopftrauma,  c)  nach  Anwendung  des  elektrischen  Stromes  und  Druck- 
wirkung, d)  bei  Glaukom.  Zur  zweiten  Gruppe  sind  alle  Fälle  zu  zählen, 
bei  denen  die  spezifische  Noxe  unbekannt  oder  so  gut  wie  unbekannt  ist, 
nämlich  die  Farbhalluzinationen  a)  bei  Infektionskrankheiten,  b)  bei  Neu- 
rosen (Epilepsie!)  und  c)  bei  Psychosen.  Im  Anschluß  an  diese  Zusammen- 
stellung teilt  Verf.  ausführlich  einen  selbstbeobachteten  Fall  von  Grünsehen 
bei  einer  21  Jahre  alten,  an  Dementia  praecox  leidenden  Kranken  mit  und 
versucht  eine  Erklärung  für  die  Erscheinung  dieses  Farbensehens  zu  geben. 

Lomer  (263)  führt  folgendes  aus:  Da  das  Pathologische  nur  eine 
Steigerung  des  Physiologischen  ist,  so  müssen  sich  auch  die  Wahnvorstellungen 
bereits  in  physiologischen  Betätigungen  auffinden  lassen.  Jeder  Reiz  der 
Außenwelt  wird  von  den  verschiedenen  Individuen  verschieden  aufgefaßt, 
doch  schwankt  diese  Verschiedenheit  der  durch  den  Reiz  bei  jedem  Indi- 
viduum gesetzten  chemischen  Veränderungen  in  der  Regel  in  bestimmten 
„physiologischen"  Grenzen.  Auf  dieser  Ähnlichkeit  der  chemischen  Konsti- 
tution beruht  die  Möglichkeit,  gewisse  gemeinsame  Begrifi'e  zu  haben,  ohne 
die  eine  Verständigung  der  Menschen  untereinander  nicht  möglich  wäre. 
Die  Verschiedenheit  der  Reizauffassung  und  Reizumsetzung  ist  die  chemisch 
bedingte  Ursache  aller  Empfiudungs-  und  Handlnngsunterschiede.  Wie  die 
Außenwelt,  so  schickt  auch  der  Körper  selbst  ins  Zentralorgan  ununter- 
brochen Reize,  welche  gleichfalls  ursprünglich  durch  Stoffwechselvorgänge 
bedingt   sein   müssen;   die  durch  sie  im   Gehirn   gesetzten   dauernden  Ver- 


Diagnose  der  Geisteskrankheiten.  9g 5 

t  bilden  in  ihrer  Gesamtheit  den  Kern  des  Persönlichkeitsbewnßt- 
sselbe  ist  umso  energischer  ausgeprägt,  je  energischer  die  zentri- 
3ize  bezw.  die  ihnen  zu  Grande  liegenden  Stoffwechselvorgänge 
einzelnen  Individuen  wird  auch  ohne  entsprechend  vermehrte 
5  der  Stoffumsatz  vermehrt  sein,  ihr  Eigen-Bewußtsein  ist  an  sich 
asgeprägt  als  dasjenige  anderer;  es  muß  deshalb  auch  von  ihnen 
iwelt  anders  perzipiert  werden  als  von  anderen,  weil  die  Außen- 
im  Körper  zum  größten  Teil  dieselben  Bahnen  durchlaufen,  wie 
am  eigenen  Körper  stammenden,  mit  denen  sie  im  Zentralorgan  in 
ewohnheitsmäßige  Dauerbeziehungen  treten.  „Die  Auffassung  der 
t  ist  von  denselben  Bedingungen  abhängig,  wie  die  im  Selbst- 
a  sich  ausdrückende  Auffassung  des  Ichs,  nämlich  von  Stoffwechsel- 
i.  ^Wenn  das  Ich  verändert  ist,  müssen  auch  die  Außendinge  ver- 
scheinen."  Am  stärksten  ist  das  Ich  bei  der  Paranoia  verändert, 
:  handelt  es  sich  stets  um  eine  stärkere  Betonung  der  Eigen- 
hkeit. 

mer  (264)  berichtet  über  eine  Familie,  bei  der  durch  vier  Gene- 
hindurch  von  Jugend  an  die  Erscheinung  des  Farbenhörens,  d.  i. 
reten  subjektiver  Farbenerscheinungen  bei  der  Wahrnehmung  von 
Qängen  und  Geräuschen  verschiedener  Art,  bestand:  1.  Urgroßvater, 
lutter,  3.  sämtliche  Kinder  derselben.  Lomer  gibt  den  Status  des 
Sohnes,  der  sowohl  Vokale   als   auch   Konsonanten   koloriert  hörte 

Klänge  der  verschiedenen  Instrumente  mit  Farben  in  Beziehung 
ind  macht  ferner  Mitteilungen  über  4.  die  drei  Kinder  desselben, 
tUch  Vokale  mit  Farben  assoziierten.  Über  die  Deutung  und  Auf- 
des  Farbenhörens  herrscht  noch  keine  übereinstimmende  Klarheit, 
bt  kurz  die  Anschauungen  der  verschiedenen  Autoren  wieder  und 
sonders  der  Auffassung  entgegen,  daß  es  sich  meist  um  eine  bloße 
ion  oder  Autosuggestion  handle;  das  Bild  würde  dann  nicht  ein  so 
tes,  sich  selbst  gleichbleibendes  sein.  Sämtliche  Fälle  des  Verfassers 
musikalische  Begabung,  was  nach  ihm  vielleicht  für  einen  vorwiegend 
jhen  Gedächtnistypus  derselben  spricht.  Er  sucht  dann  eine  Er- 
;  für  die  Tatsache  zu  finden,  daß  bestimmte  Vokale  offenbar  vorzugs- 
ron  ganz  bestimmten  Farben  begleitet  werden,  z.  B.  der  Vokal  „a''  von 
mpfindung  „rot",  und  kommt  zu  dem  Ergebnis,  daß  zwischen  den 
igungszahlen  der  Vokale  und  den  Schwingungszahlen  der  einzelnen 
1  bestimmte  noch  näher  aufzuklärende  Beziehungen  bestehen  müßten, 

durch  den  besonderen  Bau  der  feinsten  Hirnelemente  bedingt  wären. 
Irscheiüung  des  farbigen  Hörens  sieht  Verf.  nicht  als  etwas  Patho- 
les  an;  er  faßt  sie  als  accidentelles  Syndrom  einer  gewissen  Intelligenz- 
,uf,  das  in  Einzelfällen  eine  Begleiterscheinung  des  Niederganges  sein  könne. 
Lomer  (265)  teilt  einen  Fall  mit,  aus  dem  sich  die  Möglichkeit  einer 
bang  individuell  erworbener  Eigenschaften  ergibt.  Ein  79  jähr.  Mann 
in  der  Jugend  durch  Fall  aus  großer  Höhe  eine  Stirnverletzung  an 
Saargrenze  erütten.  Nach  Heilung  der  Wunde  trat  an  der  Stelle 
jfarbung  der  entsprechenden  Haarpartie  ein;  sonst  keinerlei  Folgen, 
Alkoholmißbrauch  usw.  Aus  seiner  nach  dem  Sturz  geschlossenen 
mit  einer  gesunden  Frau  gingen  7  Kinder  hervor,  von  denen  2  längst 
lind,  während  von  den  6  lebenden  die  3  ältesten  Töchter  von  Geburt 
jinen  Büschel  weißer  Haare  an  genau  derselben  Stelle  der  Stirn  wie 
Vater  haben.  Eine  von  ihnen  ist  außerdem  taubstumm,  während  die 
ite  stets  an  Kopfschmerzen  litt  und  9  Kinder  hat,  von  denen  die  5 
sten  mit  Abnormitäten  behaftet  sind:   4  sind  taubstumm  und  haben  das 


986  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

weiße  Haarbüschel  au  der  oben  genaDuten  Stelle,  die  fünfte  hat  es  nicht 
und  ist  schwerhörig;  drei  von  ihnen  haben  weiße  Flecke  au  Stirn  und 
Beinen.  Verfasser  nimmt  eineu  ätiologischen  Zusammenhang  von  Trauma 
und  Haarverfärbung  an  und  hält  den  Beweis  für  erbracht,  daß  die  intra 
vitam  erworbene  Eigentümlichkeit  auf  die  Nachkommen  vererbt  wurde.  Das 
Wesen  der  Haarverfärbung  sieht  er  in  einem  veränderten  Verhalten  der 
Blut-  und  Lymphzirkulation,  welches  zuerst  durch  den  psychischen  Shok 
des  mit  dem  Fall  verbundenen  Schreckes  ausgelöst  worden  sei.  MögUch  sei 
es  auch,  daß  die  Taubstummheit  mit  der  Haarverfärbung  in  irgend  einem 
Zusammenhange  stehe. 

Lomer  (266)  bespricht  einige  Wurzeln  der  Wahnbildung  im  Alltags- 
leben. Er  hat  in  einer  früheren  Arbeit  zu  zeigen  versucht,  daß  der  spezifisch- 
paranoische Vorgang  in  einem  Übermächtigwerden  bestimmter  Vorstellungs- 
komplexe bestehe,  welche  alle  anderen  in  ihren  Bann  zögen  und  so  „die 
ganze  geistige  Persönlichkeit,  einschließlich  aller  Logik  und  Intelligenz,  za 
ihrem  Dienste  zwängen^^  Auch  die  Entstehung  der  Liebesempfindung  glaubte 
Verfasser  in  ähnlicher  Weise  erklären  und  sie  als  eine  Art  von  „physio- 
logischer Paranoia"  auffassen  zu  können.  Er  ist  der  Meinung,  daß  es  im 
täglichen  Leben  eine  ganze  Anzahl  von  paranoischen  und  paranoiden  Vor- 
gängen gebe,  die  man  nur  wegen  ihrer  Bedeutungslosigkeit  oder  auch  kultu- 
rellen Nützlichkeit  nicht  als  solche  ansehe.  Hierher  gehöre  z.  B.  das  Kecht, 
welches  sich  ein  Stammgast  auf  seinen  Platz  im  Wirtshause  erworben  zu 
haben  glaube;  nur  die  gewohnheitsmäßige  Wiederkehr  der  gleichen  auf  ihn 
bezüglichen  Assoziationen  habe  das  wahuhafte  Gefühl  eines  Rechtes  erzeugt 
Je  stärker  und  häufiger  der  einwirkende  Gewohnheitsreiz  sei,  umso  inniger 
verschmelze  in  unserer  Vorstellung  das  Reizobjekt  mit  unserem  Selbst,  umso 
intensiver  werde  es  in  der  Lage  sein,  auch  unser  Handeln  zu  beeinflussen. 
Die  verschiedenen  Individuen  sind  natürlich  vorwiegend  für  ganz  verschiedene 
Reizgruppen  empfindlich  bezw.  empfänglich.  Die  Wiederholung  immer  der- 
selben Vorstellungen  wird  z.  B.  bei  der  Erziehung  angewandt;  es  werden 
gewisse  Vorstellungen  künstlich  fixiert,  d.  h.  überwertig  gemacht,  so  die 
Moralbegriffe  usw.  Eine  Überimpfung  ganzer  Vorstellungsketten  durch  die 
Suggestivkraft  starker  Persönlichkeiten  ruft  die  großen  fanatisch-religiösen 
und  anderen  Massenbewegungen  hervor.  Das  Physiologische  scheidet  sich 
vom  Pathologischen  nur  durch  den  völlig  relativen  Begriff  der  Schädlichkeit 
oder  Nützlichkeit.  „Der  Paranoiker,  der  sich  für  eine  überlegene  Persön- 
lichkeit hält,  ohne  es  zu  sein,  setzt  sich  nicht  nur  zu  seinem  sozialen  Milieu 
in  Gegensatz,  sondern  auch  zu  den  Forderungen  seines  eigenen  individuellen 
Lebens ;  er  ist  daher  offenbar  pathologisch.''  Hat  er  jedoch  zufallig  die 
Macht,  um  seine  Ideen  anderen  zu  suggerieren  und  durchzusetzen,  so  wird 
man  ihn  umso  weniger  für  pathologisch  halten,  je  nützlicher  für  die  Mensch- 
heit sich  irgend  eine  seiner  Vorstellungen  oder  Handlungen  erwiesen  hat 
Erst  die  Weiterentwicklung  des  Geschaffenen  lehrt  vielfach,  was  wirklich 
pathologisch  und  was  physiologisch  war:  „Lnmer  noch  ist  es  der  Erfolg, 
der  Recht  gibt,  und  in  den  Worten  „sozial"  und  „antisozial"  drückt  sich 
Kern  und  Sinn  der  Paranoialehre  am  ungeschminktesten  aus." 

Lomer  (267)  gibt  hier  zunächst  theoretische  Auseinandersetzungen 
über  den  Schlaf  und  über  die  Beziehungen  von  Reiz  und  Psyche.  Dann 
verweist  er  auf  die  schon  so  häufig  hervorgehobenen  Ähnlichkeiten  zwischen 
den  Erscheinungen  des  Traumes  und  den  Geisteskrankheiten.  Die  Mehrzahl 
der  psychotischen  wie  der  traumhaften  Zustände  ließen  sich  zwanglos  als 
Ausfall  gewisser  verschieden  qualifizierter  Vorstellungselemente  auffassen. 
Ganz    besonders    treffe    dies    zu    für  die  verschiedenen  Verblödungsformen: 


Diagnose  der  Geisteskrankheiten.  997 

iv  mehr  zentrale  Elemente  „schlafen  ein",  die  Demenz  ist  ein  immer 
s  Einschlafen  bei  offenen  Augen."  Der  Schlaf  sei  ein  periodisch 
kehrender  Erscheinungskomplex^  der  in  dem  kosmisch  bedingten  Wechsel 
SLg  und  Nacht  seine  Ursache  habe.  Diese  Angepaßtheit  des  Schlafes 
imische  Perioden  lasse  sich  nun  in  analoger  Weise  auch  bei  den 
skrankheiten  erkennen.  Nicht  nur  im  zirkulären  und  periodischen 
in,  sondern  auch  bei  der  Mehrzahl  aller  anderen  Psychosen  zeige  sich 
naner  Prüfung  deutlich  eine  Tendenz  zu  rhythmischen  Schwankungen. 
rliand  sei  es  noch  völlig  dunkel,  welchen  kosmischen  Einflüssen  dieser 
Qgang  der  Psychosen  angepaßt  sei.  Zur  Beantwortung  dieser  Frage 
ce  es  noch  sehr  zahlreicher,  eingehender  Untersuchungen  an  normalen 
sycho-pathologischen  Zuständen,  am  besten  mittels  der  exakten  Kurveu- 
b\ing  (P.  Näckes  Kurven-Psychiatrie),  über  Blutdruck,  Atmung,  Er- 
ng,  Gedächtnis,  Auffassungsfähigkeit,  Assoziationstätigkeit  usw.  usw. 
eh  mit  synchronen  Tabellen  über  thermometrische  und  barometrische 
iiiknngen  u.  dgl. 

Isomer  (269)  hat  unter  dem  Pseudonym  de  Loosten  eine  interessante 
3h  e  Studie  über  das  Leben  Jesu  verfaßt.  Derartige  Studien  sind  schon 
r  gemacht  worden  und  sind  sozusagen  ein  Gemeingut  des  Gebildeten 
rden;  in  dem  Roman  „Hilligenlei^  von  G.  Erenssen  wird  Jesus  auch 
isionär  geschildert. 

Liomer  hat  in  wissenschaftlicher  Weise  die  hereditäre  Belastung  Jesus 
[Stellen  gesucht:  ^Christus  war  unehelicher  Geburt,  Sohn  eines  griechisch- 
^chen  Soldaten  Panthera.  Die  Mutter  Jesu  war  blutsverwandt  mit 
nnes  dem  Täufer,  der  von  vielen  seiner  Zeitgenossen  als  geisteskrank 
sehen  wurde.  So  kann  die  Möglichkeit  eines  erblichen  Eünflusses  dieser 
'andtschaft  auf  Jesu  Geistesbeschaffenheit  nicht  bestritten  werden". 

L.  verwertet  die  „geradezu  paranoische  Gedankenrichtung  im  damaligen 
3I"  als  einen  Nährboden  für  die  melancholische  Disposition  von  Jesu 
5ti.  Die  Trauer,  daß  der  Bund  Jahoes  mit  seinem  Volke  Jsrael  ge- 
hen sei,  der  Glaube  an  die  Sündhaftigkeit  böten  das  typische  klinische 

der  melancholischen  Erkrankung.  L.  vertritt  allerdings  die  eigenartige 
icht,  daß  die  Eroberung  Judäas  durch  die  Römer  zu  einem  „Nerven- 
:^    des  Volkes  geführt  habe. 

Die  Offenbarungen  Christi  seien  Visionen  gewesen,  das  „Sichauftun" 
Himmels  ist  wohl  als  eine  Lichterscheinung  zu  betrachten.     Es  handelt 

dabei  um  Halluzinationen  auf  optischem  und  akustischem  Gebiete, 
istus  zeige  häufig  Spuren  von  ethischem  Defekt,  so  seinen  Eltern  gegen- 
:  im  Tempel;  seinem  Jünger,  der  seinen  Vater  begraben  wolle,  zu  dem 
lage:  „Folge  Du  mir  und  laß  die  Toten  ihre  Toten  begraben."  Familien- 
i  sei  ilun  abgegangen ;  über  die  Ehe  habe  er  gesprochen  :  „Wer  ein  Weib 
ieht,  ihrer  zu  begehren,  der  hat  schon  mit  ihr  die  Ehe  gebrochen  in 
lem  Herzen." 
Patriotismus  ging  ihm  ebenfalls  ab,  denn  er  verkehrte  mit  den  Zöllnern, 

Freunden  des  römischen  Imperators ;  für  das  Staatswesen  habe  er  gleich- 
s  keinen  Sinn  gehabt,  erachtete  er  sich  doch  „als  Sohn  des  Königs  Jalioe 

steuerfrei."  Kunstsinn  ging  ihm  ab:  „Als  ein  Jünger  den  prachtvollen 
apel  za  Jerusalem  pries,  weiß  er  nur  von  dessen  baldigem  Untergange 
reden." 

Die  Lomersche  Schlußfolgerung  hieraus,  daß  in  diesen  Zügen  sich 
r  Abkömmling  niederer  Lebenssphären  offenbare,  in  denen  das  Ringen 
IS  tägliche  Brot  die  gröbsten  Formen  anzunehmen  pflege,  scheint  uns  doch 
^^t  ganz  richtig,  zu  sein.     Könnte  man  doch  gerade   an  einer  Zalil  jetzt 


988  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  and 

lebender  bedeutender  Maler  und  Künstler  nachweisen,  daß  sie  in  ärmlichen 
Lebensverhältnissen  groß  geworden  sind.  Auch  Jesus  als  Agitator  gegen 
den  Reichtum,  aus  dem  Gleichnis  vom  reichen  Manne  und  armen  Lazarus 
herzuleiten,  scheint  uns  etwas  weit  hergeholt. 

Mir  ist  dieses  Gleichnis  stets  so  erschienen,  als  ob  Christus  gerade 
hierin  Sozialethiker  w^ar;  verwirft  er  doch  nur  den  Reichtum,  der  nutzlos 
da  läge  und  nur  zu  Prassereien  verwendet  würde,  und  will  er  dem  Bedrängten 
helfen. 

Daß  Jesus  sexuell  refraktär  war,  scheint  richtig  zu  sein;  ob  er  zwar 
£unuch  war,  wie  L.  aus  dem  aufgefundenen  Egypterevangelium  herzuleiten 
sucht,  ist  schwer  festzustellen. 

Judas  wäre  zum  Verräter  geworden,  da  er  ein  nüchterner  Kopf  war 
—  der  einzige,  der  einen  klaren  Kopf  behalten  hatte  —  und  auf  die  Dauer 
keinen  Gefallen  an  dem  pekuniär  unproduktiven  Leben  Jesu  fand. 

Lnmerhin  sagt  doch  Jesus,  Matthäus  25,  27,  wie  er  vom  Pfiinde 
spricht:  „So  solltest  Du  mein  Geld  zu  den  Wechslern  getan  haben,  und 
wenn  ich  gekommen  wäre,  hätte  ich  das  Meine  zu  mir  genommen  mit 
Wucher."  Und  wieder:  „Denn  wer  da  hat,  dem  wird  gegeben  werden  und 
wird  die  Fülle  haben,  wer  aber  nicht  hat,  dem  wird  auch,  das  er  hat, 
genommen  w^erden." 

Könnte  die  kapitalistische  Weltanschauung  besser  ausgedrückt  werden? 
Ohne  die  L oh m ersehen  Anschauungen  „en  bloc"  adoptieren  zu  können, 
glauben  wir,  daß  dieselben  Berechtigung  verdienen,  wie  er  sie  im  Schlußwort 
zusammengefaßt  hat:  „Sein  Selbstbewußtsein  steigerte  sich  in  langsamer 
Entwicklung  bis  zu  einem  fixierten  Wahnsystem,  dessen  Einzelheiten  durch 
die  intensive  religiöse  Richtung  der  Zeit  und  seine  einseitige  Beschäftigung 
mit  den  Schriften  des  alten  Testaments  bestimmt  waren." 

Seine  psychischen  Affektionen  waren  Halluzinationen.  Wer  sich  ihm 
um  seiner  Religionsauffassung  willen  anschloß,  den  zwang  Jesus,  auch 
zugleich  seine  wahnhaften  Vorstellungen  zu  adoptieren,  was  ihm  auch  fast 
durchweg  gelang,  da  dieselben  eine  brennende  Erwartung  der  Zeit  zu  ver- 
körpern schienen. 

Sein  endlicher  Untergang  wurde  durch  den  unvermeidlichen  Zusammen- 
stoß zwischen  Wahn  und  Wirklichkeit  herbeigeführt  und  durch  die  Rück- 
sichtslosigkeit beschleunigt,  mit  welcher  er  seine  Ansprüche  verfocht. 

(Mozenraad.) 

In  Anlehnung  an  die  von  ihm  aufgestellte  Hypothese,  daß  die  Tetanie, 
Myoklonie  und  Myotonie  zusammengehörig  und  als  Autointoxikationskrank- 
heiten aufzufassen  wären,  hervorgenifen  durch  eine  mehr  oder  weniger  hoch- 
gradige Insuffizienz  der  Glandulae  parathyreoideae,  tritt  Lundborg  (270) 
jetzt  dafür  ein,  daß  auch  der  katatonische  Symptomenkomplex  zu  derselben 
Krankheitsgruppe  gehöre.  Er  verweist  auf  die  Anschauung  Kraepelins, 
daß  die  Dementia  praecox  durch  eine  „Selbstvergiftung"  entstehe,  und  stützt 
sich  auf  die  experimentellen  Untersuchungen  von  Blum,  der  durch  Thyreo- 
ektomie,  und  von  Berger,  welcher  durch  Injektion  des  Serums  Katatonie- 
Kranker  (s.  diesen  Jahresbericht  f.  1904  S.  976)  bei  Hunden  katatonie- 
artige  Erscheinungen  hervorrufen  konnte. 

Macpherson  (271)  führt  die  Dementia  praecox,  progressive  Paralyse, 
Puerperalpsychosen,  Alkohol-  und  Fieberdelirien  auf  Toxine  des  Organismus 
zurück.  Der  Beweis  hierfür  werde  durch  das  Fieber  und  die  Leuko- 
cytosis  erbracht.  Letztere  könne  20  000  Leukocyten  pro  com  betragen,  ein 
Zeichen,  daß  der  Organismus  sich  gegen  die  eindringenden  Toxine  schützen 
wolle.     In  der  Ätiologie  der  Dementia  praecox  schließt  Verfasser  sich  der 


^  Diagnose  der  Geisteskrankheiten.  9 39 

eandelizes  an,  daß  unvollkommene  Funktion  der  Parathyroid- 
:^h  organische  Störungen  herrorrufen  könne.  Denn  aus  der  Ent- 
ir  Drüsen  bei  Hunden  entstände  geistige  Störung,  die  sich  durch 
Lud  Depression  kund  gebe.  Zeitweilig  große  Unruhe,  verbunden 
hlen  der  Furcht  und  mit  Halluzinationen.  Dann  Somnolenz, 
Iditat,  K^atalepsie,  Exitus.  Die  Erscheinungen  seien  besonders  heftig 
a   Tieren. 

hrend  bei  Myxödem   es  ganz   feststehe,  daß  es  sich  um  mangelnde 
se,  die  angeboren  sei,  handelt,  wissen  wir  nichts  über  akquirierte  In- 
der Thyreoidea. 

Glandiila  parathyreoidea  wie  das  Knochenmark  hätten  vermutlich 
£iiifliiB  auf  Erkrankungen  der  Psyche.  (Rozenraad.) 

icpliersoil  (272)  gibt  einen  kurzen  historischen  Überblick  über  die 
ing  der  Irrenfursorge  in  Schottland,  schildert  deren  gegenwärtigen 
und  hebt  als  wesentlichste  Errungenschaften  der  neuesten  Zeit 
L.  das  Bestreben,  jede  Art  von  Isolierung  bei  Tage  sowohl,  wie  bei 
u  venneiden;  2.  die  ausgedehnte  Verwendung  weiblichen  Pflege- 
3  auf  den  .Männer- Abteilungen,  besonders  auf  den  Siechenstationen ; 
ächtliche  Überwachung  der  unruhigen,  lärmenden,  schmutzigen  und 
agssüchtigen  Kranken;  4.  die  Bettbehandlung  akuter  Psychosen  in 
teilungen;  5.  das  Landhaus-Bausystem  der  Anstalten,  bei  dem  eine 
Ton  im  Landhausstyl  erbauten  Häusern  um  ein  zentral  gelegenes 
ihaus  gruppiert  sind. 

Lacpliersoil  (274)  bedauert,  daß  Forschungsreisende  uns  so  wenig 
isteskrankheiten  bei  wilden  Völkerschaften  berichten.  Er  weist  auf  die 
anten  Elrgebnisse  einer  diesbezüglichen  Studienreise  von  Dr.  Felkin 
Weißen  Nil.  Letzterer  habe  festgestellt,  daß  die  schwarze  Be- 
ng  andere  Formen  von  geistiger  Erkrankung  biete,  wie  sie  uns  in 
,  bekannt  seien:  die  Manie  dauere  nur  ein  bis  zwei  Tage,  der  Patient 
in  solcher  Periode  in  Ketten  gelegt.  Idiotie  und  Suicid  seien  sehr 
Emin  Pascha  habe  ähnliches  beobachtet,  und  würden  die  Kranken 
gewisse  Tränke  beruhigt. 

^m  Gegensatz  hierzu  stehen  die  Beobachtungen,  die  an  den  Einwohnern 
isiens  gemacht  worden  sind.  Dort  werden  Geisteskranke  als  von  einer 
hen  Macht  erleuchtete  Wesen  angesehen. 

Diese  Beobachtungen  stimmen  überein  mit  denen,  die  Kraepelin 
einer  Studienreise  nach  Java  gemacht  hat.  Dort  sei  Paralyse,  trotz 
er  syphilitischer  Infektion,  selten;  „Latah**  unter  den  Malayen  häufig. 
)TQ  sei  eine  Form  der  Hysterie. 

Macpherson  bespricht  dann  die  Verbreitung  von  Geisteskrankheit  in 
tland.  Es  waren  dort  15899  Kranke  =  3.59  auf  je  Tausend  der  Be- 
rung.  Dies  im  Jalire  1901.  —  Seit  1868  ist  die  Zahl  der  Kranken 
173X>  jedoch  die  Bevölkerung  nur  um  42%  gestiegen.  Immerhin 
it  M.  nicht,  daß  Geisteskrankheiten  sich  vermehrt  hätten;  lediglich  daß 
tranken  genauer  registriert  würden.  ..  (Rozenmad,) 

Macpherson  (275)  polemisiert  dagegen,  daß  die  Ätiologie  der  Paralyse 
Lues  sei:  Die  Zahl  der  Paralytiker  stehe  gar  nicht  im  Verhältnis  zur 
i  der  Infizierten.  Bei  akuten  Geisteskrankheiten  entstehen  folgende 
likalische  Symptome:  Leukocytosis,  erhöhte  Temperatur,  Insomnia, 
iingen  der  Verdauung  und  des  Stoffwechsels  —  Steigerung  des  Blut- 
:ks  bei  Manischen. 

In  der  Behandlung  will  M.  die  Grundsätze  befolgt  mssen,  die  an 
tscheu  Universitätskliniken  üblich  sind. 


990  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  uncL 

Die  einzige  Stadt  im  Vereinigten  Königreich,  die  eine  modern  ein- 
gerichtete Irrenanstalt  habe,  sei  Glasgow.  Dort  sei  für  50  Kranke  Platz. 
Die  öffentliche  Meinung  sollte  aufgeklärt  werden,  damit  mehr  solcher  An- 
stalten gebaut  würden.  (Rozenraad.) 

Marchand  (281)  erörtert  den  Begriff  „Psychische  Degeneration**. 
Er  referiert  zunächst  die  Anschauungen  Morels  und  Magnans  und  weist 
dann  darauf  hin,  daß  bei  der  Anwendung  dieses  Begriffs  sich  in  der  Praxis 
mancherlei  Schwierigkeiten  ergeben.  Es  liege  dies  daran,  daß  man  die  Be- 
griffe „degeneriert"  und  „anormal"  nicht  auseinanderhalte  (Rabaud);  jeder 
Degenerierte  sei  ein  Anormaler,  aber  nicht  jeder  Anormale  sei  ein  Dege- 
nerierter. Ein  Idiot  mit  einer  zerebralen  Affektion  sei  ein  Degenerierter, 
dagegen  ein  Idiot  mit  einer  einfachen  Verminderung  der  Hirnsubstanz  ein 
Anormaler;  es  gebe  also  degenerierte  und  anormale  Idioten.  Nach  Rabaud 
muß  man  bei  den  kongenitalen  Zuständen  unterscheiden  zwischen  den  Anor- 
malen, die  scharf  charakterisiert  sind  durch  die  völlige  Unversehrtheit  ihrer 
Gewebe,  und  den  Kranken,  welche  allein  die  Degenerierten  sind:  ,bei  der 
Anomalie  sind  die  Gewebe  einfach  durch  einen  Mangel  oder  ein  Übermaß 
modifiziert,  während  bei  der  Degeneration  sich  die  Entwicklung  vollkommeo 
von  der  gewöhnlichen  Form  unterscheidet.  Gewöhnlich  nimmt  man  drei 
Kennzeichen  dafür  an,  daß  ein  Individuum  ein  Degenerierter  ist:  erbliehe 
Belastung,  körperliche  und  psychische  Stigmata.  Nach  Marchand  spielt 
die  Heredität  bei  der  psychischen  Degeneration  keine  so  große  Rolle  wie 
in  der  Ätiologie  der  Psychosen;  manche  körperliche  Stigmata  der  Degene- 
ration sind  Anomalien  und  kein  Beweis  für  geistige  Degeneration,  auch 
viele  psychische  Stigmata  finden  sich  bei  dem  Anormalen,  der  kein  Degene- 
rierter ist.  Verf.  schließt:  Die  Gruppe  der  Degenerierten  vereinigt  zu  riel 
verschiedene  Typen,  und  das  kommt  daher,  weil  die  Autoren  dem  Tnter- 
schied  zwischen  einem  Degenerierten  und  einem  Anormalen  nicht  genügend 
Rechnung  getragen  haben;  unter  den  Idioten  gibt  es  Degenerierte  und 
Anormale,  die  meisten  sind  beides  zugleich;  die  Desequilibr^s  und  die 
Genies  sind  meistens  Anormale,  ohne  Degenerierte  zu  sein,  und  wenn  sie 
letzteres  sind,  so  sind  sie  es  immer  nur  in  sehr  geringem  Maße. 

Marchand  (282)  behandelt  die  Bedeutung  der  Syphilis  für  dieEnt- 
st;ehung  von  Psychosen  und  geht  speziell  der  Frage  nach,  ob  es  eine  syphi- 
litische Geistesstörung  gebe.  Er  hat  aus  der  Literatur  23  Fälle  zusammen- 
gestellt, in  denen  die  Syphilis  als  einziger  ätiologischer  Faktor  wirksam  ge- 
wesen zu  sein  schien ;  doch  war  auch  unter  diesen  bei  7  Fällen  eine  sichere, 
bei  7  eine  zweifelhafte  erbliche  Belastung  vorhanden.  Verf.  konmit  auf 
Grund  seiner  Untersuchungen  und  Erwägungen  zu  folgenden  Schlüssen:  Die 
Syphilis  kann  durch  ihr  Toxin  bei  prädisponieri;en  Individuen  Psychosen  in 
die  Erscheinung  inifen.  Diese  Entstehungsweise  von  Geistesstörungen  ist 
selten.  Die  geistige  Erkrankung  tritt  fast  immer  in  den  der  Infektion  fol- 
genden Monaten  auf.  Spezifische  Hautveränderungen  sind  häufig  neben  den 
psychischen  Störungen  vorhanden.  Jede  Syphilis,  sowohl  die  gutartige,  wie 
die  maligne,  kann  mit  Geistesstörung  kompliziert  sein.  Die  häufigsten 
|)sychischen  Störungen  sind  Melancholie,  Manie,  halluzinatorisches  Irresein 
und  Stupor.  Sie  gehen  fast  immer  in  Heilung  aus.  Die  spezifische  Be- 
handlung soll  nach  zahlreichen  Autoren  die  Dauer  der  Psychosen  abkürzen. 
Die  Syphilis  kann  auch  geistige  Störungen  (Melancholie,  Suicid)  auslösen 
durch  den  hypochondrischen  Seelenzustand,  den  sie  bei  dem  Sypliilitischen 
hervorruft. 

Margain  (285)  gibt  auf  Grund  der  Arbeiten  von  Constans,  Chiara. 
Kuhn   und   Tissot    eine    zusammenfassende    Schilderung    der    psychischen 


Diagnose  der  Geisteskrankheiten.  991 

dämonopathischen)  Epidemie,  welche  in  den  Jahren  1861 — 1865  in 
geherrscht  hat,  unter  besonderer  Berücksichtigung  der  psychologischen 
lugsmoniente.  Es  handelte  sich  um  einen  Besessenheitswahn  auf 
her  Basis,  welcher  zur  Zeit  seiner  größten  Ausdehnung  150  Per- 
rgriffen  hatte.  Diese  glaubten  sich  vom  Teufel  besessen,  stießen 
ichungen  und  Gotteslästerungen  aus  und  geberdeten  sich  in  ihren 
i  wie  Rasende.  Erst  durch  energische,  unter  ärztlicher  Leitung  ge- 
Maßnahmen der  Behörden  gelang  es,  die  Epidemie  zum  Ver- 
en  zu  bringen.  Nur  ein  Teil  der  Individuen  litt  an  konstitutioneller 
s,  die  übrigen  waren  nur  psychisch  infiziert  worden  und  hatten  eine 
ntelle"  Hysterie  mit  Besessenheitsideen  gehabt.  Verf.  gibt  ein  an- 
ihes  Bild  des  lokalen  Milieus,  in  welchem  die  Epidemie  entstand, 
larakteristik  der  besonders  beteiligten  Persönlichkeiten  usw. 
lercior  (293)  hält  die  vom  „Statistischen  Komitee"  entworfene  Ein- 

der  Nervenkrankheiten  für  nicht  genau  genug  und  möchte  eine  mehr 
erte    und  das  Wesen  der  Psychose  kennzeichnende  Bezeichnung  gut- 

(Bendix.) 
VEeiinier  (294)  teilt  drei  Fälle  von   pathologischem  Lügen   mit,   die 

Schülerinnen  einer  höheren  Pariser  Mädchenschule  beobachtet«.  Die 
lafte  Natur  der  Lüge  dokumentierte  sich  dadurch,  daß  die  Kinder 
)eden,  in  einem  Falle  ohne  irgendwie  genügenden,  Zweck  ungeheuer- 
unwahre  Geschichten  erzählten:  der  Vater  sei  erblindet,  die  Mutter 
sterben  usw.     Verf.  weist  darauf  hin,    wie    wichtig    es    sei,    derartige 

nicht  nur,  wie  gewöhnlich,  vom  pädagogischen  und  moralischen, 
rn  auch  vom  psychologischen  Standpunkte  aus  zu  betrachten,  und  zwar 
lücksicht  auf  ihre  Beziehungen  zu  systematisierten  Wahnvorstellungen. 
In   diesen   beiden,   zum  Teil  gleichlautenden  Arbeiten   tritt  Meyers 

297)  dafür  ein,  daß  in  den  allgemeinen  Krankenhäusern  Kanadas 
idere  Abteilungen  für  die  Behandlung  Geisteskranker  errichtet  würden, 
de  z.  B.  schon  seit  Jahrzehnten  in  Deutschland  vielfach  existierten, 
ührt  aus,  daß  es  im  allgemeinen  ebensoviel  Geisteskranke  außerhalb  der 
alten  als  innerhalb  derselben  gebe;  es  wären  das  zumeist  die  Grenzfälle 
jhen  geistiger  Gesundheit  und  Psychose,  Fälle  von  beginnender  Psychose, 
.Neurasthenie  bezeichnet,  usw.  Diese  Fälle  hätten  jetzt  meist  nicht  die 
faltige  und  sachgemäße  Behandlung,  deren  sie  dringend  bedürftig  wären ; 
1  die  praktischen  Arzte,  von  denen  diese  Kranken  behandelt  würden, 
3n  psychiatrisch  sehr  wenig  geschult,  da  sie  auf  der  Universität  nur 
ig  Zeit  und  Gelegenheit  hätten,  Psychiatrie  zu  studieren  und  insbesondere 
irtige  Grenzfälle  zu  sehen.  Diesem  Mangel  könne  durch  die  Errichtung 
Sonderabteilungen  für  Geisteskranke  in  den  allgemeinen  Krankenhäusern 
;eholfen  werden.  Durch  diese  Maßnahme  würde  nach  Ansicht  des  Ver- 
sers: 1.  Die  Zahl  der  offiziell  Geisteskranken  verringert  werden;  man 
ine  diese  Kranken  ohne  ein  Attest  aufnehmen,  und  ein  großer  Prozentsatz 
1  ihnen  werde  als  geheilt  wieder  entlassen  werden,  ohne  daß  ihm,  wie 
iher  bei  der  Aufnahme  in  eine  Irrenanstalt,  der  Stempel  des  ,.insane" 
fgedriickt  worden  wäre;  durch  diese  Einrichtung  würden  auch  die  Irren- 
stalten sehr  entlastet  werden.  2.  Es  würde  ein  besserer  klinischer  ünter- 
;ht  für  die  Medizin  Studierenden  möglich  sein,  die  so  ganz  bequem  diese 
rankheit  kennen  lernen  könnten  wie  in  einer  danebeiigelegenen  Abteilung 
e  Krankheiten  der  Lunge  oder  des  Herzens.  3.  Der  ganze  Ärztestand 
iirde  besser  psychiatrisch  ausgebildet  werden  und  Verständnis  für  psychia- 
rische  Wünsche  und  Forderungen  zeigen.  4.  Man  könne  das  Pflegepersonal 
1  den  allgemeinen   Krankenhäusern    mit    der   Behandlung   Geisteskranker 


992  Allgemeiae  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

vertraut  machen.  5.  Da  man  die  Kranken  ohne  Attest  aufnehmen  könne, 
würde  die  Voreingenommenheit  der  Kranken  und  Angehörigen  gegen  die 
Anstalt  fortfallen,  die  Kranken  würden  verhältnismäßig  früher  als  bisher  in 
Krankenhausbehandlung  kommen,  wodurch  die  Heilungsmöglichkeit  erheblich 
gesteigert  würde;  auch  die  Vonirteile  gegen  die  eigentlichen  Irtenanstaltett 
würden  so  allmählich  schwinden.  6.  Durch  die  früher  einsetzende  Behand- 
lung würde  die  Zahl  der  Selbstmorde  verringert  werden.  Jedenfalls  würde 
durch  diese  ganze  Einrichtung  viel  zur  Verhütung  und  Heilung  der  Geistes- 
krankheiten beigetragen  werden,  und  den  Vorteil  davon  habe  der  Staat,  der 
die  Kosten  für  die  Unterhaltung  der  mittellosen  Geisteskranken  tragen  müsse. 

Michel  (298)  gibt  auf  Grund  amtlicher  Erhebungen  einen  kurzen 
Bericht  über  das  Vorkommen  von  Psychosen  in  der  österreichisch-ungari- 
schen Armee  während  der  Jahre  1899 — 1903.  In  diesem  fünfjährigen  Zeit- 
räume gelangten  zur  Beobachtung  ihres  Geisteszustandes  3388  Mann,  von 
denen  sich  2181  als  tatsächlich  geisteskrank  erwiesen;  907 mal  handelte  es 
sich  um  gerichtliche  Fälle.  Bemerkenswert  ist,  daß  die  Zahl  sowohl  der 
zur  Beobachtung  gekommenen,  wie  der  wirklich  geisteskranken  und  der 
forensischen  Fälle  mit  jedem  Jahre  stetig  gewachsen  ist;  insbesondere  haben 
die  letzteren  sich  in  den  fünf  Jahren  auf  mehr  als  das  Doppelte  vermehrt 
Entsprechend  der  Statistik  der  Irrenanstalten  zeigt  sich  also  auch  beim 
Militär  eine  bedeutende  Zunahme  der  Psychosen,  doch  sind  dieselben  im 
allgemeinen  beim  Militär  seltener  als  bei  der  Zivilbevölkerung  (0,8:3,0  pro 
Mille).  Nach  dem  Material  der  Beobachtungsabteilung  des  Wiener  I.  Gami- 
sonspitales,  welches  etwa  ^4  ^^^^^  öI^ö^^  zusammengestellten  Fälle  umfaßt, 
kamen  auf  100  Beobachtungsfälle  36  Offiziere  usw.  und  64  von  der  Mann- 
schaft, auf  100  tatsächlich  Geisteskranke  39  Offiziere  usw.  und  61  von  der 
Mannschaft.  Aus  einer  Übersicht,  die  Verf.  über  die  Verteilung  der  FäUe 
auf  die  einzelnen  Krankheitsgruppen  gibt,  geht  hervor,  daß  am  häufigsten 
zur  Beobachtung  gelajigten:  Die  Paralyse  (nach  Du  ms  „die  häufigste  Krank- 
heit der  Berufssoldaten")  mit  100  Fällen,  die  angeborenen  Geistesstörungen 
(Imbezille,  moralisch  Minderwertige,  Konträrsexuelle)  mit  99,  Alkoholismua 
mit  60  und  Dementia  praecox  mit  58  Fällen. 

Mittenzweig  (302)  sucht  die  Frage  zu  entscheiden,  ob  auf  Grund 
eines  zu  bestimmenden  niedrigen  Himgewichtes  das  Vorhandensein  einer 
geistigen  Erkrankung  im  Leben  bei  dem  betreffenden  Individuum  sicher- 
zustellen ist.  M.  ist  der  Ansicht,  daß  bei  einem  männlichen  Individunm 
ohne  Rücksicht  auf  das  Alter  eine  geistige  Erkrankung  im  Leben  mit 
Wahrscheinlichkeit  anzunehmen  ist,  wenn  das  Gehirn  ein  Gewicht  unter 
1000  g  hat.  Als  etwaige  Ejrankheitsform  kommt  eine  Dementia  paralytica, 
eine  Dementia  senilis  oder  eine  organische  Psychose  (falls  das  Individuum 
über  60  Jahre  alt  war)  in  Betracht.  Handelt  es  sich  von  vornherein  um 
das  Gehirn  eines  Geisteskranken,  so  ist,  falls  das  Gehirn  ein  Gewicht  unter 
1100  g  bei  einem  Alter  unter  60  Jahren  resp.  ein  Gewicht  unter  1150  g  bei 
einem  Alter  unter  60  J  ahren  hat,  das  Vorliegen  einer  funktionellen  Psychose 
mit  Wahrscheinlichkeit  auszuschließen.  Handelt  es  sich  um  das  Gehirn 
einer  Frau,  so  ist  zu  erwägen,  ob  die  Verstorbene  ein  Alter  über  oder  unter 
60  Jahre  erreicht  hat.  Bei  einem  Alter  unter  60  Jahren  muß  eine  geistige 
Erkrankung  im  Leben  als  ziemlich  sicher  angenommen  werden,  wenn  das 
Hirngewicht  unter  1000  g  liegt.  Als  Kranklieitsform  kommt  eine  Dementia 
paralytica  oder  eine  organische  Psychose  in  Betracht.  Bei  einem  Alter  von 
über  60  Jahren  ist  die  Annahme  einer  Psychose  im  Leben  bei  einem  Gehirne 
unter  950  g  gesichert.  Es  kann  sich  in  diesem  Falle  um  eine  Dementia 
senilis  oder  um  eine  organische  Psychose  gehandelt  haben.  (Bendir,) 


Diagnose  der  Geisteskrankheiten.  993 

Mönkemöller  (304)  gibt  eine  interessante  Darstellung  des  Zustandes, 
m  sich  die  deutsche  Psychiatrie  im  Beginne  des  19.  Jahrhunderts 
I.  Die  damals  herrschenden,  uns  natürlich  jetzt  recht  seltsam  an- 
den  Vorstellungen  über  Wesen  und  Ursachen  der  Geistesstörungen, 
lassifikation  derselben,  die  mannigfachen  therapeutischen  Bestrebungen 
raaligen  Irrenärzte  usw.  werden  an  der  Hand  der  Literatur  und  unter 
ang  zahlreicher  Beispiele  anschaulich  geschildert. 
n  einem  längeren  Vortrag  nimmt  Morselli  (307)  Stellung  gegen  die 
)ungen,  welche  einer  Scheidung  von  Neurologie  und  Psychiatrie  dienen, 
lüht  sich,  an  einzelnen  Beispielen  zu  zeigen,  wie  der  ganze  historische 
ein  Konvergieren  dieser  beiden  Disziplinen  zu  einander  anzeigt,  und 
t  dem  Fortschreiten  unseres  Wissens  das  Ineinandergreifen  von  Neu- 
ond  Psychiatrie  immer  stärker  sich  akzentuiert;  Betrachtungen,  die 
die  moderne  Auffassung  der  Hysterie  und  Neurasthenie  anschließen, 
onders  instruktiv  zur  Illustration  der  innigen  Amalgamierung,  die  die 
gie  mit  der  Psychiatrie  erfährt,  wenn  es  gilt,  das  Krankheitsbild  zu 
],  das  Wesen  des  ganzen  Prozesses  zu  verstehen,  therapeutisch  die 
it  zu  beeinflussen.  Gerade  diese  Erkrankungen  waren  es  auch,  die 
it  als  zur  ausschließlichen  Domäne  des  Neurologen  gehörig  betrachtet 

(Merzhacher,) 
itepilepsie  im  Verlaufe  chronischer  Psychosen  ist  überaus  selten. 
(310)  teilt  die  Krankheitsgeschichte  von  13  derartigen  Fällen  mit. 
elt  sich  bis  auf  ein  oder  zwei  Ausnahmen  nur  um  solche  Beob- 
a,  bei  denen  erstens  alkoholische  Psychose  ausgeschlossen  ist,  die 
gser  Spätepilepsie  nicht  gar  zu  selten  auftritt,  und  bei  denen  ferner 
chronische  Psychosen  nicht  vorlagen,  bei  denen  in  der  Jugend,  in 
Ttät  oder  im  akuten  Stadium  des  Irreseins  Krämpfe  auftraten. 
)mmt  auf  Grund  seines,  des  bisher  größten  veröffentlichten,  Materials 
Ergebnis,  daß  die  Spätepilepsie  bei  chronischen  Psychosen  jetzt  ein 
Qtlich  seltenes  Ereignis  sei  und  vorwiegend  in  der  Gruppe  der 
praecox  auftrete.  Die  epileptischen  Anfälle  erfolgten  meist  nachts, 
ereinzelt,  zuerst  in  den  meisten  Fällen  6 — 15  Jahre  nach  Beginn 
iltsbehandlung;  gewöhnlich  waren  es  schwere  resp.  mit  leichten 
selten  waren  sie  gehäuft,  selten  auch  mit  Schwindel  abwechselnd, 
^alle  betrugen  oft  ein  bis  mehrere  Jahre:  mehrmals  wurde  über- 
ein einziger  Anfall  beobachtet.  Eine  Schädigung  der  Psyche, 
?  Ausbildung  eines  y, epileptischen  Charakters"  durch  die  Krämpfe 
ht  sichergestellt  werden.  Die  Anfälle  ähnelten  denen  der  gemeinen 
besonders  denen  der  sonstigen  Spätepilepsie.  Es  erscheint  dem 
richtigsten,   in   der  Spätepilepsie   nur   ein  Symptom   des  Irrsinns 

ser  (311)  behandelt  in  einem  Vortrage  die  Fragen,  ob  und  in- 
r  individuelle  Charakter  in  und  während  einer  Geisteskrankheit 
9be  oder  sich  verändert  zeige,  und  ferner,  ob  und  inwieweit  die 
ilage,  die  individuelle  Artung,  die  Persönlichkeit  von  Einfluß  und 
sei  für  die  Entwicklung  und  Gestaltung  von  Psychosen,  er  unter- 
anpt  die  Beziehungen  zwischen  Individualität  und  Psychose.  Er 
i  von  vornherein  gegen  alle  Bestrebungen,  welche  für  die  Frage 
ehungen  eine  einheitliche  und  allgemeingültige  Lösung  suchen 
tritt  nachdrücklich  der  Lehre  Tilings  entgegen,  daß  die  Ent- 
Psychosen, insbesondere  der  sogenannten  funktionellen  Psychosen, 
mperament  und  der  Charakteranlage,  kurz  aus  der  Individualität 
3nen     heraus   begründet  und    erklärt  werden   können.     Die   An- 

t  f.  Kenrologiie  und  Psychiatrie  1906.  63 


994  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

schauung,    daß   die   Psychologie  im   stände   sein   könnte,    von   sich  aus  die 
Kenntnis    psychiatrischer    Krankheitsprozesse    zu    vermitteln,    daß   also  die 
klinische  Psychiatrie   nur   ein  Anhang   der  Psychologie   sein  müsse,  beruhe 
auf  einem  fundamentalen  Irrtum,  vor  allem,  weil  die  spezielle  Eigenart  des 
Psychischen  es  nicht  gestatte,  im  voraus  zu  ermessen,  welche  psychologischen 
Tatbestände  durch  eine  Abänderung  normaler  Reize  zu  stände  kämen.    Ohne 
die    Bedeutung    zu    verkennen,    welche    die    zahlreichen    Bestrebungen   zur 
Schaffung     einer     wissenschaftlichen    Individualpsychologie     hätten,    betont 
N  ei  SS  er   doch,    daß    die   Individualpsychologie  für   die  Psychiatrie  nur  als 
Hilfsdisziplin    von   Nutzen   sein   könne:    Zur   Ermittelung   der  Beziehungea 
zwischen  Individualität  und  Psychose   muß   mau   die  einzelnen  Krankheits- 
formen  gesondert  betrachten.      Dabei   bleibt   die   Frage   der   fererbten  oder 
erworbenen  Veranlagung,    die    rein    physische   Beziehung    der    persönlichen 
Artung   zu  dem  Auftreten  bestimmter  Erkrankungen  ganz  aus  dem  Spiele. 
Es  bleiben  infolgedessen  auch  die  Degenerierten  hier  außer  Betracht.    Nur 
die  psychologischen  Beziehungen  der  normalen  zur  erkrankten  Persönlichkeit 
stehen  hier  zur  Erörterung.     Es  liegt  ohne  weiteres  auf  der  Hand,  daß  bei 
allen  akuten,  sowie  bei  allen  organischen,  bezw.  überhaupt  mit  destruktiver 
Tendenz  einhergehenden,  zu  einem  bleibenden  Defekt  fuhrenden,  Psychosen 
eine  Beeinflussung  der  Individualität  durch  den  Krankheitsprozeß  stattfindet 
Auch   bei   den   Affektpsychosen,    der   Melancholie   und    der  Manie,   ist  die 
Persönlichkeit  völlig  verändert,  und  die  Tatsache,   daß  dieselben  Individuen 
durchaus  nicht  selten  im  Verlaufe  ihres  Lebens  an  diesen  beiden  in  ihrem 
Gepräge  so  gegensätzlichen  Erkrankungen  zu  leiden  pflegen,  daß  diese  sich 
mit   einer  Mischung   der  Symptome   ineinander  verpflechten  oder  aber,  daß 
sie   in   einem    regelmäßigen   Turnus   einander   ablösen   können,    beweist  am 
schlagendsten  das  Irrige  der  Anschauung,   daß  aus  dem  Temperament  und 
dem    Charakter    einer    Persönlichkeit    heraus    die    speziellen    Krankheits- 
erscheinungen abgeleitet  werden  können.     Neisser  analysiert  zum   Schluß 
die   Beziehungen   der  Individualität  zur  Psychose  bei  den  als  Paranoia  zu- 
sammengefaßten Erkrankungsformen  und  kommt  zu  dem  Ergebnis,  daß  die 
Individualität    in    den    verschiedenen    Fällen    und  Formen   in  verschiedener 
Weise  verändert  wurde,  und  daß  auch  der  persönlichen  Artung  für  die  Ent- 
wicklung und  Ausgestaltung  der  Krankheit  keine  gleiche  Bedeutung  zukonune. 
Jedenfalls  bleibe  der  individuelle  Charakter  bei  den  Paranoischen  trotz  weit* 
gehendster    Verfälschung    des   Bewußtseinsinhaltes    besser   gewahrt   als  bei 
den  Melancholischen  oder  Mauischen  auf  der  Höhe  der  Erkrankung.    Ver£ 
hebt  dann  zusammenfassend  hervor,  daß  es  Ziel  und  Gegenstand  der  Individual- 
psychologie  sei,   die  Unterschiede   der  Individualitäten   aufzudecken  und  ru 
studieren,  während  es  Aufgabe  des  Psychiaters  sei,  das  an  den  erkrankten 
Individuen   typisch   Übereinstimmende    zu   erkennen.      Individualpsychologie 
und  Psychiatrie  bedürfen  einander,  können  aber  einander  niclit  ersetzen. 

Neisser  (312)  weist  darauf  hin,  daß  den  Erinnerungsfälschungen, 
welche  spontan  und  mit  phantastischer  Ausgestaltung  bei  gewissen  funktio- 
nellen Psychosen  aufzutreten  pflegen  und  im  Vordergrunde  des  Krankheits- 
bildes stehen  (Paranoesis  confabulans,  von  Kraepelin  zur  Dementia  para- 
noides gerechnet),  klinisch  und  pathogenetisch  eine  besondere  Stellung  an- 
zuweisen sei.  Denn  es  könne  sowohl  eine  Bewußtseinstrübung,  wie  auch 
eine  besondere  Schwäche  der  Kritik,  welche  beiden  Paktoren  nach  Kraepelin 
und  Pick  bei  dem  Zustandekommen  des  Phänomens  \(drksam  sind,  fehlen. 
Neisser  glaubt,  daß  die  Erinnerungsfälschungen  als  selbständiges  Reiz- 
symptom auftreten  könnten.  Klinisch  ergebe  sich  dies  daraus,  daß  das 
Auftreten  und  die  Entwicklung  des  Symptoms  in  geeigneten  Fällen  zeitlich 


Diagnose  der  Geisteskrankheiten.  995 

umgrenzt  und  deutlich  verfolgt  werden  könne.  Völlig  beweisend  aber  für 
die  Selbständigkeit  und  den  Charakter  als  Reizsymptom  sei  die  Tatsache, 
daß  es  gelegentlich  gradezu  anfallsweise  auftrete.  Verf.  hat  dies  zweimal 
beobachtet  und  teilt  einen  dieser  Fälle  mit.  Bemerkenswert  sei  es  auch, 
daß  einzelne  derartige  Kranke  eine  unmittelbare  Wahrnehmung  von  dieser 
Abnormität  (akutes  übermächtiges  Zuströmen  von  Erinnerungen)  besäßen. 

Nemnann  (313)  gibt  ein  Referat  über  die  Veröffentlichungen  der 
Aledizinalabteilung  des  preußischen  Kriegsministeriums  hinsichtlich  der  Frage 
über  den  Anteil  des  Heeresdienstes  an  dem  Zustandekommen  von  Psychosen 
respektive  über  seinen  Einfluß  auf  Psychosen  und  ihre  Form;  ferner  auch 
über  die  militärische  Kriminalpsychologie.  In  der  Veröffentlichung  des 
Kriegsministeriums  wird  eingehend  darauf  hingewiesen,  auf  welche  Weise 
die  Einstellung  Schwachsinniger,  Epileptischer  und  früher  Geisteskranker 
verhütet  werden  kann,  und  zwar  soll  auf  die  Zeugnisse  der  Angehörigen, 
der  Hausärzte  und  Lehrer  respektive  Gemeindevorsteher  Wert  gelegt  werden. 
Bei  den  eingestellten  Rekruten  sollen  alle  psychisch  verdächtigen  Leute  von 
psychiatrisch  erfahrenen  Ärzten  untersucht  werden.  Aus  einer  Statistik 
geht  hervor,  daß  bei  der  Diensteinstellung  folgende  Psychosen  beobachtet 
wurden:  Imbezillität,  epileptischer  Schwachsinn,  Dementia  praecox  seu  hebe- 
phrenica.  Diese  Zustände  können  oft  erst  nach  der  Einstellung  erkannt 
werden,  ebenso  die  Hysterie.  In  den  Veröffentlichungen  wird  noch  besonders 
darauf  hingewiesen,  daß  totale  Simulation  äußerst  selten  ist  und  Simulations- 
Yerdächtige  von  Psychiatern  zu  untersuchen  sind.  Die  Veröffentlichung 
bezweckt,  durch  rechtzeitige  Erkennung  Geisteskranke,  Minderwertige  und 
Geistesschwache  vom  Heeresdienst  fern  zu  halten.  {Bmdix.) 

Niclioll  und  Boberts  (314)  berichten  über  einen  Fall  von  Herzruptur 
bei  einer  Geisteskranken.  Eine  77  Jahre  alte  Frau,  die  sich  seit  6  Jahren 
wegen  seniler  Demenz  in  der  Anstalt  befand  und  keinerlei  subjektive  oder 
objektive  Krankheitserscheinungen  von  Seiten  des  Herzens  dargeboten  hatte, 
fiel  eines  Tages  nieder  und  starb  nach  wenigen  Minuten.  Die  Sektion  ergab 
ein  Haematoma  durae  matris,  Arachnitis  chronica  fibrosa,  Atheromatose  der 
Himgefäße,  femer  einen  Riß  in  der  Vordei*wand  des  linken  Ventrikels,  durch 
den  sich  Blut  in  den  Herzbeutel  ergossen  hatte.  Das  Herzfleisch  war  hoch- 
gradig fettig  degeneriert,  der  vordere  absteigende  Ast  der  Coronararterie 
dnrch  einen,  bereits  bindegewebig  organisierten  Thrombus  völlig  verschlossen. 

Obregia  und  Antonin  (323)  haben  an  den  Schädeln  der  Sammlung 
in  Obregias  Abteilung  diese  wenig  bekannten  Tubercula  studiert.  Sie 
ändern  die  Bezeichnung  Le  Doubles  als  Tubercula  exoccipitobasilares  in 
den  Namen  von  Tubercula  endoccipitobasilares  um.  Die  erstere  Bezeichnung 
ist  unzutreffend,  weil  der  intrakranielle  Charakter  der  Tubercula,  die  vor 
den  foramina  condyloidea  und  an  dem  Vereinigungspunkt  der  basalen  Apo- 
physe  mit  dem  übrigen  Teil  des  os  occipitale  liegen,  nicht  durch  sie  an- 
gedeutet wird.  Nur  Bianchi  und  Tamasia  haben  sie  bisher  bei  den  Geistes- 
kranken studiert  und  sie  häufiger  beobachtet,  als  den  normalen  Befund. 

Obregia  und  Antoniu  fanden  sie  elf  mal  und  nur  wenig  entwickelt 
an  160  Schädeln  der  Sammlung  der  Medizinischen  Fakultät.  Dem  gegen- 
über war  sie  unter  30*0  Schädeln  von  Geisteskranken  21 5  mal  (71,6 7oj 
nämlich  140  mal  gut  und  beiderseits  entwickelt  (40,66  7o)- 

In  12,33%  waren  die  Tubercula  wenig  deutlich,  symmetrisch  und 
ungleich.  An  20  Schädeln  (6,66%)  wurde  nur  ein  Tuberculum  gefunden; 
in  5%  sahen  die  Autoren  außerdem  an  der  internen  Fläche  dieser  Höcker 
eine  noch  nicht  beschriebene,  von  ihnen  als  Tuberculum  endoccipito-basilare 
accessorium  genannte  Erhabenheit.      Die   Autoren    halten    die    endoccipito- 

63» 


996  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

basilaren   Höcker  für  Rudimente   der   oberen  Gelenkflächen   des  Occipital- 
wirbels.  (BendLr.) 

Peixoto  (335)  beschreibt  eine  Reihe  von  interessanten  Fällen  des 
manisch-depressiven  Irreseins,  die  im  Hospital  zu  Rio  de  Janeiro,  Brasilien, 
zur  Beobachtung  kamen.  —  Es  kamen  innerhalb  von  10  Jahren  6200 
Geisteskranke  zur  Beobachtung,  von  den  413  an  obiger  Affektion  litten, 
d.  h.  6,6%  waren  manisch-depressiv  (Kraepelin  gibt  einen  Prozentsatz 
von  15%  an).  Aus  der  Statistik  Peixotos  ist  sogar  zu  ersehen,  daS 
prozentualisch  seit  1901  eine  Abnahme  stattfand.  Die  Zahl  erhöht  sich 
bei  Kranken  über  40  Jaliren,  und  ist  häufiger  bei  Männern.  Die  in  Brasilien 
lebenden  Weißen  waren  am  häufigsten  betroffen,  28  auf  100,  am  seltensten 
die  Neger,  19  auf  100. 

Die  Arbeit  ist  ein  interessanter  Beitrag  zur  Erkenntnis  manischer 
Zustände  in  den  Tropen. 

Die  Behandlung  weicht  nicht  von  der  in  Europa  üblichen  ab. 

(Rozmraad.) 

PfersdorfF  (341)  teilt  drei  Fälle  mit,  deren  wesentliches  khnisches 
Merkmal  die  periodische  Wiederkehr  einer  halluzinatorischen  Erregung 
sämmtlicher  Sinnesgebiete,  verbunden  mit  dem  Wahn  der  körperlichen  Be- 
einflussung war.  Es  bestanden  gleichzeitig  Reizerscheinungen  auf  akustischem, 
optischem  und  taktilem  Sinnesgebiet,  die  mehrere  geraeinsame,  sie  von 
anderen  Sinnestäuschungen  unterscheidende  Merkmale  darboten.  Besonders 
zahlreich  waren  elementare  Sinnestäuschungen  vorhanden,  daneben  auch 
Halluzinationen,  welche  die  sinnlichen  Merkmale  konkreter  Erfahrungen 
reproduzierten.  Diese  Sinnestäuschungen  wurden  von  den  Kranken  nicht 
mit  peripheren  Sinneswahroehmungen  identifiziert;  sie  empfanden  die  Hallu- 
zinationen als  getrennte  Reizvorgänge  in  den  einzelnen  Sinnesorganen.  Die 
Ursache  hierfür  ist  nach  dem  Verf.  darin  zu  suchen,  daß  die  assoziative 
Verknüpfung  der  Erinnerungsbilder  der  verschiedenen  Sinuesgebiete  unter- 
brochen war;  ein  halluzinatorischer  Vorgang  könne  sich  aber  nur  dann  mit 
der  sinnlichen  Wahrnehmung  decken,  wenn  mehrere  Sinnesgebiete  gleich- 
zeitig und  gleichsinnig  erregt  wären,  oder  wenn  der  Reizzustand  des  einen 
Sinnesgebietes  imstande  sei,  die  durch  die  sinnliche  Erfahrung  assoziativ 
verknüpften  Erinnerungsbilder  der  anderen  Sinnesgebiete  zu  wecken.  Das 
gleichzeitig  in  allen  Fällen  vorhandene  Symptom  des  öedankenlautwerdens 
betrachtet  Verf.  in  Anlehnung  an  Kraepelin  und  andere  lediglich  als  eine 
Leistung  der  im  Reizzustand  befindlichen  Wortklangstätte.  Er  gibt  eine 
genaue  Analyse  des  Krankheitsbildes  und  betont  besonders,  daß  der  Inhalt 
der  Sinnestäuschungen  keine  Affektschwankungen  auslöste,  da  er  wegen  der 
Dissoziation  als  spezifischer  halluzinatorischer  Vorgang,  der  auf  einem  Sinnw- 
gebiet  sich  abspielte,  empfunden  und  nicht  mit  der  sinnlichen  Erfahrung 
identifiziert  wurde.  Nur  die  elementaren  Sinnestäuschungen  w^urden  von  dem 
Kranken  nach  außen  projiziert  und  als  durch  physikalische  Apparate  ver- 
mittelt angesehen.  Hiermit  erschöpfte  sich  die  Wahnbildung,  sie  zeigte 
keinerlei  Neigung  zu  irgend  einer  Systematisieruug  und  war  völlig  an  den 
halluzinatorischen  Reizvorgang  gebunden.  Verf.  rechnet  die  Fälle  zur 
Dementia  praecox  und  teilt  anhangsweise  noch  einen  Fall  mit,  bei  dem 
dasselbe  Zustandsbild  der  halluzinatorischen  Erregung  der  Sinnesgebiete 
verbunden  mit  dem  Wahn  der  körperlichen  Beeinflussung  sich  auf  dem 
Boden  der  Alkoholintoxikation  entwickelte,  ohne  daß  es  zur  Ausbildung 
eines  richtigen  Wahnsystems  kam. 

PfersdorfF  (341a)  teilt  3  Fälle  von  Mischzuständen  des  manisch- 
depressiven Irreseins   mit,   welche   neben   ausgeprägter  Hemmung  des  Vor- 


Diagnose  der  Geisteskrankheiten.  997 

stellungsablaufes  und  des  Affekts  eine  eigenartige  motorische  Erregung 
zeigten.  Yerf.  gibt  eine  Analyse  dieser  Symptome.  Die  motorische  Er- 
regung konnte,  wenn  sie  in  geringer  Intensität  vorhanden  war,  als  „Unruhe" 
bezeichnet  werden ;  bei  stärkerer  Erregung  wurden  von  den  Händen  kompli- 
ziertere, eingeübte  Handlungen  ausgeführt,  die  zuerst  durch  ihre  Monotonie 
den  Eindruck  katatonischer  Stereotypien  erweckten,  sich  aber  von  diesen 
dadurch  unterschieden,  daß  sie  beeinflußbar  waren.  Verf.  sucht  darzulegen, 
daß  die  motorische  Erregung  in  diesen  Fällen  einen  selbständigen  Reiz- 
Torgang  darstellte,  daß  sie  nicht  „nach  Art  der  Ausdrucks-  und  Verlegenheits- 
bewegungen als  unwillkürliche  Entladung  innerer  Spannungszustände"  zu 
betrachten  war.  Die  in  den  Fällen  vorhandenen  motorischen  Reiz- 
erscheinungen können  nach  dem  Verf.  als  Bewegungen  bezeichnet  werden^ 
die  beim  Gesunden  automatisch  zu  erfolgen  pflegen.  In  manchen  Fällen 
ließ  die  motorische  Unruhe  in  demselben  Zeitpunkt  nach  wie  die  Hemmung 
des  Affekts  und  des  Vorstellungsablaufes,  woraus  man  vielleicht  auf  eine 
Korrelation  dieser  Symptome  schließen  könne. 

Pick  (345)  teilt  sechs  Fälle  von  Psychosen  mit,  bei  denen  der  so- 
genannte Transitivismus  (Wernicke)  sich  in  besonderer  Weise  bemerkbar 
machte;  die  Kranken  gaben  an,  daß  nicht  sie,  sondern  ihre  Umgebung 
geisteskrank  sei.  P.  glaubt  im  Gegensatz  zu  Wernicke,  der  vor  allem  die 
intellektuelle  Basis  des  Transitivismus  betont,  daß  auch  noch  ein  Gefühls- 
faktor dabei  eine  ßoUe  spielt,  nämlich  die  neuerdings  in  der  Psychologie 
viel  betonte  „Einfühlung''.  (Bendix,) 

Pick  (346)  teilt  einen  Fall  von  Psychose  bei  Lues  cerebri  respektive 
Tabes  mit,  die  dadurch  bemerkenswert  ist,  daß  der  42  jährige,  absolut  amau- 
rotische Kranke  Lichterscheinungen  in  den  Augen  in  Gestalt  von  Kugeln 
und  Fäden  hat,  die  einen  Wirbel  aufführen.  Bei  einem  anderen  paraphasi- 
schen  Kranken  traten  durch  äußere  Reize  Gehörshalluzinationen  im  rechten 
Ohr  auf.  Durch  die  Erschütterung  beim  Fahren  in  einem  Wagen  kamen 
bei  ihm  durch  den  Reiz  auf  das  pathologisch  veränderte  akustische  Wort- 
zentrum paraphasische  Gehörshalluzinationen  zu  stände.  (Bendix.) 

Pighini  (349)  hat  den  Puls  einer  größeren  Zahl  von  Dementia 
praecox-Kranken  mit  dem  Sphygmographen  untersucht.  Er  fand  daß  1.  die 
Pulskurve  niedriger  ist  als  bei  gesunden  Menschen; 

2.  daß  die  Elastizitätsschwankungen  besonders  stark  hervortreten; 

3.  daß  die  reflektorische  Pulswelle  (sekundäre  Elevation)  auf  ein 
Minimum  reduziert  ist;  alles  Zeichen,  die  auf  eine  vermehrte  Spannung  der 
Gefäßwände  hindeuten,  Analoga  in  Erhöhung  des  Tonus  auf  anderen  Ge- 
bieten (erhöhter  Muskeltonus,  Akzentuierung  der  neuro-muskulären  Reaktion, 
idiomuskulärer  Wulst,  Erhöhung  der  Patellarsehnenreflexe,  Veränderungen  im 
Gebiete  der  Vasomotoren)  finden  sich  auch  sonst,  speziell  Störungen  in  der 
Punktion  des  vasomotorischen  Systemes  (Ödeme,  Cyanose). 

Im  zweiten  Teile  seiner  Arbeit  bespricht  P.  seine  Erfahmngen  über 
den  Einfluß  von  Darreichung  von  Nebenschilddrüsenpräparaten  an  Dementia 
praecox-Kranke.  Er  will  Besserung  des  Allgemeinzustandes  beobachtet  haben, 
ferner  spezielle  günstige  Beeinflußung  des  Pulses  und  des  Stoffwechsels.  Die 
Versuche  konnten  an  einer  nur  geringen  Anzahl  von  Kranken  ausgeführt 
werden,  so  daß  bis  jetzt   noch   kein   definitives   Urteil   getällt  werden   kann. 

(Merzhacher,) 

Podesta  (351)  stellte  fest,  daß  dem  Marinedienst  auf  die  Auslösung 
und  Entstehung  seelischer  Erkrankungen  bei  den  jüngeren  Mannschaften 
and  in  der  frühesten  Dienstzeit  ein  besonders  ungünstiger  Einfluß  nicht  zu- 
zuschreiben ist.     In  späteren  Jahren  ändert  sich  aber  das  Verhältnis  gegen- 


998  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

über  der  Armee,  iosofern  als  mit  den  Jalirea  seelische  Erkrankangen  zq- 
nehmen  und  vornehmlich  ältere  Mannschaften  heimsuchen.  Es  ist  dies  wohl 
auf  gewisse  Eigentümlichkeiten  des  Marinedienstes  zurückzuführen,  nament- 
lieh  der  längere  Aufenthalt  au  Bord  und  in  ausländischen  Gewässern.  Es 
beruht  dies  auf  den  ungünstigen  und  ungewohnten  Verhältnissen  des  KUnuis, 
der  Körperpflege,  der  engen  Unterkunft,  der  eintönigen  Ernährung  und 
mangelnden  Erholung.  Die  Einflüsse  der  Tropenhitze  und  der  in  Heii- 
und  Maschinenräumen  erzeugen  oft  Hitzschlag  und  sich  anschließende 
Psychosen.  Ursächlich  wirken  oft  noch  mit  Unglücksfälle,  Tropenkrankheiten, 
wie  Malaria,  Ruhr,  Syphilis,  Alkohohergiftungen.  In  den  ersten  Jahren 
beider  Wehrgattungen  kommen  häufig  verschiedene  Schwachsinnsformen  vor, 
denen  sich  akute  Depressionen  und  Exaltationszustände  anschließen,  doch 
gelangen  die  ersteren  bei  der  Marine  bedeutend  seltener  und  die  letzteren 
meist  erst  viel  später  zum  Ausbruch  als  bei  der  Armee.  In  der  späteren 
Zeit  treten  bei  der  Armee  die  Paralysen,  die  Formen  des  epileptischen 
Irreseins,  die  Paranoia  und  die  Manie  mehr  in  den  Vordergrund,  weisen 
aber  durchschnittlich  eine  geringere  Häufigkeit  auf  als  bei  der  Marine,  wo 
vor  allem  die  Paranoia,  die  Paralyse  und  das  alkoholische  Irresein  stark 
vertreten  sind.  (Beiidix,) 

Pollitz  (352)  sucht  die  Frage  nach  dem  Einfluß  der  Einzelhaft  auf 
die  Entstehung  von  Geisteskrankheiten  durch  seine  Beobachtungen  au  64 
Krauken  zu  klären.  Von  diesen  waren  9  Gefangene  innerhalb  3  MonateD 
nach  Beginn  des  Strafvollzuges  erkrankt,  8  Gefangene  innerhalb  3 — 6  Monaten, 
15  Gefangene  innerhalb  6 — 12  Monaten.  Es  zeigte  sich  aber,  daß  sich  unter 
den  früh,  innerhalb  von  3  Monaten  Erkrankten  fast  nur  Hebephrene,  Epi- 
leptiker, Schwachsinnige  und  zwei  Paralytiker  befanden.  Nur  bei  8  bis  9 
der  sämtlichen  Fälle  konnte  Auftreten,  Verlauf  und  Form  der  Krankheit 
mit  dem  Strafvollzuge  und  der  Einzelhaft  in  Konnex  gebracht  werden.  P. 
hält  es  für  sehr  verfehlt,  bei  den  psychisch  gefährdeten  Gefangenen  den 
Gefahren,  die  ihrem  labilen  Geisteszustände  von  der  Einzelhaft  drohen,  durch 
die  Deportation  in  tropische  Gegenden  begegnen  zu  wollen,  da  in  tropischen 
Gegenden   bekanntlich   neuropathische  Individuen   besonders  gefährdet  sind. 

(Bendu.) 

Potts  (355)  untersuchte  200  geistesschwache  Kinder  verschiedener 
Birminghamer  Schulen  von  ätiologischen  Gesichtspunkten  aus.  Er  unter- 
scheidet zwei  Gruppen,  1.  solche,  deren  Eltern  normal  waren,  als  „DeviatioDS 
from  the  Normal"  =  ö^o»  2.  solche,  deren  Eltern  geisteskrank  bezw.  schwach- 
sinnig oder  körperlich  degeneriert  waren,  als  „Degenerative";  zu  dieser 
Gruppe  gehörten  alle  übrigen  Kinder.  Er  gibt  eine  Klassifikation  der 
,. Degenerative";  bei  40**/^  derselben  war  Geistesschwäche  oder  Geisteskrank- 
heit der  Eltern  vorhanden,  bei  den  übrigen  kamen  meist  mehrere  ätiologische 
Faktoren  in  Betracht.  Unter  diesen  standen  Phthise  (30%)  und  Alkoholismus 
(30%)  in  der  Aszendenz  obenan;  es  wurden  femer  gefunden  Traumen  der 
Eltern,  uneheliche  Geburt,  Störungen  bei  der  Geburt,  Anw^endung  der  Zange, 
hohes  Alter  und  Blutsverwandtschaft  der  Eltern,  Nervenkrankheiten,  Sjphilis, 
Krebs  usw.  usw.  derselben. 

Punton  (356)  benutzt  einen  Fall  von  Mysophobie  (Furcht  von 
anderen  Personen  beschmutzt  zu  werden  und  andere  zu  beschmutzen;  infolge- 
dessen fortwährend  Zwang,  sich  und  alle  mit  ihr  in  Berührung  kommenden 
oder  gekommeneu  Gegenstände  zu  waschen),  den  er  ausführlich  mitteilt,  um 
darauf  hinzuweisen,  daß  derartige  Psychoneurosen  von  den  praktischen 
Ärzten  immer  noch  zu  wenig  gekannt  und  in  ihrer  Bedeutung  nicht  ge- 
nügend  gewürdigt  würden.     Er    schließt    sich    der   Meinung   Deweys  und 


Diagnose  der  Geisteskrankheiten.  999 

Danas  an,  daß  alle  diese  sogenannten  Neurosen  eigentlich  Psychosen  wären, 
und  betont,  daß  die  Heilbarkeit  dieser  Zustände  wesentlich  von  einer  recht- 
zeitig einsetzenden,  zweckmäßigen  Behandlung  abhänge,  da  die  Prognose  um 
so  schlechter  sei,  je  länger  der  Zustand  schon  bestehe. 

Ponton  (367)  weist  darauf  hin,  daß  die  praktischen  Ärzte  im  all- 
gemeinen nicht  in  dem  Maße,  wie  es  notwendig  sei,  darüber  orientiert  wären, 
wie  innige  Beziehungen  zwischen  den  zahlreichen  sogenannten  Psjcho- 
neurosen  und  den  echten  Psychosen  beständen.  Häufig  vermöge  der  Arzt 
Psychosen,  und  besonders  Anfangsstadien  derselben,  nicht  als  solche  zu  er- 
kennen, er  halte  sie  für  Neurasthenie,  Hysterie  usw.  Zur  Bezeichnung  dieser 
Psychoneurosen,  die  man  gewöhnlich  nicht  zu  den  Geistesstörungen  rechne, 
trotzdem  kein  prinzipieller  Unterschied  zwischen  beiden  bestehe,  schlägt  Verf. 
den  Namen  „Psychosomatasthenia"  vor.  Er  analysiert  die  verschiedenen 
psychopathischen  Symptome  dieser  Krankheitsgruppe,  referiert  u.  a.  Regis 
und  Balls  Klassifikation  der  Zwangsvorstellungen,  Phobien  usw.  und  kommt 
zu  folgenden  Schlüssen:  1.  die  Psychoneurosen  („Psychosomatasthenia")  sind 
Vorläufer  der  Geistesstörungen,  der  Unterschied  zwischen  beiden  ist  nur  ein 
gradweiser.  2.  Die  Grundlagen  beider  sind  dieselben,  nämlich  eine  krank- 
hafte Verminderung  der  normalen  Hemmungstätigkeit  der  höheren  psychischen 
Funktionen  mit  folgenden  nutritiven  cellulären  geistigen  und  physischen 
Defekten,  welche  die  Willenskraft  ernstlich  bedrohen,  Urteil  und  Intellekt 
schwächen  und  die  Gefühlsqualitäten  in  allen  Intensitätsgraden  steigern  oder 
rermindem.  3.  Ihre  Ursachen  sind  ähnlich,  beide  sind  kongenital  und  er- 
worben, während  Heredität,  die  schädigenden  Einflüsse  des  Lebens  und 
toxische  Einwirkungen  die  hauptsächlichsten  ätiologischen  Faktoren  bei  beiden 
sind.  4.  Abgesehen  von  den  reinen  physischen  klinischen  Symptomen  be- 
herrschen die  psychopathischen  Erscheinungen  das  Krankheitsbild,  sie  be- 
stimmen die  Prognose  und  erheischen  meist  eine  schleunige  Behandlung. 
5.  Im  Beginne  sind  sie  der  Heilung  in  hohem  Maße  zugängig,  aber  wenn 
sie  vernachlässigt  werden,  werden  die  krankhaften  Vorstellungen  usw.  fixiert 
und  dauernd  und  trotzen  allen  therapeutischen  Bemühungen. 

Raschkow  (358)  berichtet  über  die  Kombination  von  Psychose  und  Haut- 
krankheit bei  einer  44jährigen  Modistin,  die  lange  an  Migräne  gelitten  hatte, 
aber  geistig  stets  gesund  gewesen  war.  Sie  erkrankte  an  einer  akuten  Psychos^ 
die  sich  wesentlich  durch  Sinnestäuschungen  und  Wahnideen  persekutorischen 
Charakters,  sowie  durch  Angst  und  Verworrenheit  manifestierte  und  nach 
einer  Dauer  von  etwa  */^  Jahren  vollkommen  heilte  (Amentia  Meynerts). 
Der  Verlauf  war  ein  remittierender,  es  wechselten  wiederholt  Zustände 
heftigster  Erregung  mit  solchen  relativer  Ruhe  ab,  und  ziemlich  regelmäßig 
traten  mit  dem  Beginne  der  Beruhigung  Eruptionen  von  Acne  rosacea  auf, 
die  immer  stärker  werdend  mit  dem  Einsetzen  der  Erregung  wieder  abzu- 
blassen anfingen  imd  auf  dem  Höhepunkt  der  Exzitation  fast  ganz  ver- 
schwanden. Dies  wiederholte  sich  mehrmals  in  derselben  Weise,  und  aus 
diesem  Verhalten,  sowie  aus  der  Tatsache,  daß  die  Kranke  früher  keine 
Akne  gehabt  hatte,  auch  andere  ätiologische  Momente  (Arzneien)  für  dieselbe 
nicht  vorhanden  waren,  schließt  Verfasser,  daß  innere  Beziehungen  zwischen 
der  Psychose  und  der  Akne,  welch  letzten»  übrigens  auch  völlig  zur  Heilung 
kam,  vorlagen;  vielleicht  wären  beide  als  Folgewirkungen'  einer  toxischen 
Schädigung  aufzufassen. 

An  der  Hand  mehrerer  Fälle  sucht  Reichardt  (365)  nachzuweisen, 
daß  der  tödliche  Verlauf  mancher  funktioneller  Psychosen  niclit  immer  durch 
die  üblichen  Ursachen:  Tobsucht,  Erschöpfung  oder  Nahrungsmangel  bedingt 
wird,  vielmehr  lassen  sich  diese  Todesursachen,  die  nur  in  einem  indirekten 


1000  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

Zusammenhang  mit  dem  der  Psychose  zu  Grunde  liegenden  Krankheitsprozeß 
stehen,  in  jenen  Fällen  mit  einiger  Sicherheit  ausschließen,  und  man  wird 
zu  der  Annahme  gedrängt,  daß  der  den  funktionellen  Psychosen  zu  Grunde 
liegende  Gtehirnprozeß  für  sich  allein  das  Leben  zu  gefährden  imstande  ist 
und  die  Erklärung  für  einen  sonst  mehr  oder  weniger  rätselhaften  Tod 
bildet. 

In  der  einen  Reihe  von  Kranken,  die  R.  genauer  schildert,  handelte 
es  sich  um  funktionelle  Störungen,  die  teils  der  Manie,  teils  dem  Delirium 
acutum  oder  der  Katatonie  zu  entsprechen  schienen.  Bei  ihnen  ließ  sich 
der  Eintritt  des  Todes  nicht  durch  die  oben  angegebenen  äußeren  Gründe 
zwanglos  erklären;  indes  erbrachte  die  Sektion  auch  nicht  den  positiven 
Beweis  dafür,  daß  der  der  Psychose  zu  Grunde  liegende  fliruprozeß  für  sich 
allein  den  Tod  herbeigeführt  hatte.  Diesen  Beweis  aber  glaubt  Verfasser 
in  einer  zweiten  Gruppe  von  Fällen  gefunden  zu  haben.  Diese  Kranken 
boten  das  klinische  Bild  der  Katatonie  dar.  Ihr  Tod  erfolgte  unter  den 
Symptomen  einer  organischen  Hirnkrankheit.  Bei  der  Sektion  fand  sich 
aber  keine  Herderkrankung  oder  eine  andere  diffuse  histologische  Verändening, 
vielmehr  sprach  der  Befund  für  eine  Hirnschwellung.  R.  glaubt  nun,  die 
Hirnschw-eUung  in  direkte  kausale  Beziehung  zui*  endogenen  Psychose  bringen 
zu  müssen.  Er  möchte  in  ihr  den  exzessiv  gesteigerten  Ausdnick  einer 
krankhaften  Reaktion  des  ganzen  Hirns  auf  die  der  funktionellen  Psychose 
zu  Grunde  liegenden  pathologischen  Vorgänge  sehen  und  glaubt  darin  den 
direkten  Zusammenhang  zwischen  Psychose  und  tödlichem  Ausgang  gefunden 
zu  haben.  (Xatcratzk-i.) 

Auf  Grund  mehrjähriger  Erfahrungen  und  Gewichtsmessungen  an  der 
psychiatrischen  Klinik  gibt  Reuter  (367)  folgende  Daten:  Ein  ständiger 
Zusammenhang  zwischen  den  Schwankungen  des  Körpergewichtes  und  den 
derzeit  angenommenen  klinischen  Krankheitsformen  besteht  nicht,  immerhin 
aber  lassen  sich  gewisse  gemeinsame  Züge  nachweisen.  Lebhaftere  Schwan- 
kungen kommen  bei  den  akuten  Psychosen  vor,  ebenso  bei  akuten  Phasen 
chronischer  Psychosen.  Die  Letzteren  weisen  im  allgemeinen  nur  im  Anfaugs- 
stadium  nennenswerte  Schwankungen  auf,  später  stabilisiert  sich  das  Körper- 
gewicht. Depressive  Zustandsbilder  sind  meist,  selbst  bei  guter  Ernährung 
mit  Gewichtsabnahme  verbunden,  ebenso  auch  massenhafte  Halluzinationen, 
*wenn  solche  deprimierend  wirken.  Hebung  des  Gewichtes  bei  gleichzeitiger 
psychischer  Aufhellung  spricht  für  beginnende  Heilung;  bessert  sich  aber 
der  psychische  Zustand  nicht,  so  ist  Verblödung  zu  erwarten.  Motorische 
Unruhe  ist  meist  mit  Gewichtsabnahme  verbunden  (Verfasser  zitiert  einen 
Fall  von  Graviditätspsychose,  wo  trotz  motorischer  Unruhe  bedeutende  Ge- 
wichtszunahme erfolgte).  Bei  der  Manie  ist  im  Beginne  meist  eine  Gewichts- 
abnahme, später  stete  Zunahme;  rapide  Abnahme  tritt  ein,  wenn  der  manische 
Kranke  isoliert  wird.  Auch  bei  der  Melancholie  kommt  anfänglich  Abnahme, 
dann  Stabilität  des  verminderten  Gewichtes,  schließlich  Gewichtszunahme  vor. 
Ahnliches  Verhalten  bei  der  Amentia,  sowie  bei  der  Dementia  praecox,  doch 
ist  die  Gewichtsabnahme  der  Letzteren  eine  rapide.  Vorläufer  katatonischer 
Erregungen  ist  oft  eine  Gewichtsabnahme.  Bei  der  epileptischen  Psychose 
ist  während  der  Anstaltsbehandlung  gewöhnlich  eine  langsame  Zunahme  nach- 
weisbar, doch  sind  Krampfanfälle  meist  mit  einer  vorübergehenden  Gewichts- 
abnahme verbunden.  Verschiedenartiges  Verhalten  bei  der  progressiven 
Paralyse:  In  foudroyanten  Fällen  rapide  Gewichtsabnahme;  bei  den  protra- 
hierten Fällen  anfängliche  Schwankungen,  dann  Zunahme,  ante  mortem  wieder 
Abnahme  des  Gewichtes;  die  paralytischen  Anfälle  gehen  mit  Gewichts- 
abnahme einher,  doch  gleicht  sich  diese  rasch  aus;  die  Remission  wird  durch 


Diagnose  der  Geisteskrankheiten.  1001 

Stete  Gewichtszunahme  eingeleitet,  der  Rückfall  erfolgt  gewöhnlich  in  Ver- 
bindung mit  Abnahme.  Mit  Gewichtszunahme  yerbundene  Remissionen 
kommen  auch  bei  der  senilen  Demenz  vor.  (Hudovernig,) 

Unter  dem  Titel  der  auf  toxischer  Basis  beruhenden  geistigen  Ver- 
wirrtheit (confusion  mental)  beschreibt  Regis  (362)  ein  bisher  noch  wenig 
bekanntes  Krankheitsbild.  Er  unterscheidet  zwischen  der  typischen  Geistes- 
verwirrtheit,  der  akuten  Form  und  der  chronischeu  Geistesverwirrtheit  oder 
Dementia  praecox  und  deren  Variationen.  (Bendix.) 

Dem  ersten  Bericht  (vom  Jahre  1899)  aus  der  psychiatrischen  Klinik 
der  Universität  Würzburg  läßt  Rieger  (370)  jetzt  den  zweiten  folgen,  der 
ebenso  wie  jener  hauptsächlich  für  die  Mitglieder  des  Vereins  zum  Austausch 
der  Anstaltsbericbte  bestimmt  ist.  Man  geht  aber  durchaus  fehl,  wenn  man 
in  diesem  Schriftchen,  wie  zumeist  in  den  Jahresberichten  der  anderen 
Irrenanstalten,  wesentlich  Zahlenangaben  über  die  Krankenbewegung,  die 
finanziellen  Ergebnisse  der  Landwirtschaft  usw.,  zu  finden  vermutet.  Viel- 
mehr hat  Rieger  diese  beiden  Berichte  dazu  benutzt  und  will  es  auch  mit 
etwa  später  erscheinenden  tun,  um  aus  dem  reichen  Urkundenmaterial  des 
Würzburger  Juliusspitals  Beiträge  zur  Geschichte  der  Psychiatrie  in  Würzburg 
zu  liefern.  Die  mit  vier  Abbildungen  ausgestattete  Schrift  handelt  im  ersten 
Abschnitt  von  den  räumlichen  Verhältnissen,  unter  welchen  in  den  ersten 
Jahrhunderten  des  Julius-Spitals  die  Geisteskranken  verpflegt  worden  sind. 
Es  geht  aus  den  Urkunden  hervor,  daß  um  das  Jahr  1600  im  allgemeinen 
keine  eigenen  Räume  für  die  zahlreichen  Geisteskranken  bestanden  haben, 
welche  damals  schon  aufgenommen  wurden,  sondern  daß  diese  durchaus 
gemischt  mit  anderen  Kranken  verpflegt  worden  sind  und  daß  ferner  nur 
ausnahmsweise  Isolierungen  vorgenommen  wurden,  während  die  große 
Mehrzahl  der  Geisteskranken  sich  nicht  in  den  als  „Kerker  der  Wahn- 
sinnigen, die  in  Ketten  lagen'*  oder  als  „Gefängnis  der  Angefochtenen" 
bezeichneten  Isolierräumen  befanden.  Rieger  teUt  dann  eine  aus  dem 
Jahre  1600  ca.  stammende  „Instruktion"  für  die  „Wärterin  der  Angefochtenen" 
mit,  die  ihrem  ganzen  Wesen  nach  so  gehalten  ist,  daß  man  sie  heute  noch 
brauchen  könnte.  Er  bringt  aus  den  erhalten  gebliebenen  Krankenver- 
zeichnissen Belege  für  die  Zahl  und  Art  der  Isolierungen,  Entweichungen 
und  Selbstmorde  und  weist  darauf  hin,  daß  man  damals  und  auch  später 
(urkundlicher  Erlaß  v.  Jahre  1779)  weit  davon  entfernt  war,  die  Geistes- 
kranken einfach  einzusperren,  daß  man  auch  von  der  ungünstigen  Wirkung 
der  Isolierungen  eine  vollkommene  richtige  Vorstellung  hatte.  Rieger 
benutzt  die  Gelegenheit,  hervorzuheben,  daß  das  Wort  „Narrenhaus-*  früher 
sowohl  zur  Bezeichnis  eines  Gefängnisses  wie  eines  Irrenhauses  gebraucht 
wurde,  und  gibt  ferner  eine  Erklärung  für  die  Herkunft  der  Redensart  „Er 
ist  aus  dem  Häuschen"  (Petites-maisons,  Ort  für  die  Irrenversorgung  in 
Paris).  Im  zweiten  Abschnitt  behandelt  Verf.  den  „therapeutischen  Opti- 
mismus der  frühesten  Zeiten".  In  seiner  aus  dem  Buche  über  die  Kastration 
her  bekannten,  etwas  derben  und  drastischen,  geradezu  erquickenden  Schreib- 
weise, mit  der  ihm  eigenen  Offenheit,  Gründlichkeit  und  einer  aus  jedem 
Wort  und  Satz  hervortretenden  inneren  Überzeugung  zieht  Rieger  Paral- 
lelen zwischen  dem  therapeutischen  Optimismus  der  damaligen  und  jetzigen 
Irrenärzte,  zwischen  den  damaligen  und  jetzigen  Heilungen  und  Heilmitteln; 
er  referiert  die  therapeutischen  Anschauungen  des  Basler  Professors  der 
Medizin  Felix  Plater  fl536 — 1614)  in  Bezug  auf  die  Geisteskrankheiten 
und  wendet  sich  auf  Grund  des  Studiums  dieser  Lehren  und  der  aus  der- 
selben Zeit  stammenden  Würzburger  Urkunden  mit  großem  Nachdruck  gegen 
die  fast  allgemein  verbreitete  Anschauung,  daß  man  in  früheren  Jahrhunderten 


1002  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

die  Objekte  der  Psychiatrie  gar  nicht  als  Kranke  angesehen  habe.  Beißende 
Bemerkungen  über  den  medizinischen  Aberglauben  im  allgemeinen,  über  den 
modernen  f  uror  therapeuticus  mit  der  von  Jahr  zu  Jahr  wachsenden  Menge 
neuer  Medikamente  usw.  („modernisierte  Dreck -Apotheke"),  illustrative 
Belege  für  den  modernen  furor  operatorius  actions  (nur  Arzte)  und  passions 
(der  Hypochonder,  Paranoiker  usw.)  sind  in  diesem  Abschnitte  enthalten, 
an  dessen  Schluß  der  Verf.  sagt,  daß  es  ihn,  je  älter  er  werde,  immer  am 
meisten  interessiere,  zu  sehen,  wie  die  Wirklichkeit  fortwährend  von  den 
Ärzten  gefälscht  und  verzerrt  werde.  Bemerkenswert  sind  noch  zwei  von 
Rieger  vertretene  Anschauungen,  nämlich  1.  daß  die  Zahlenverhältnisse 
der  geisteskranken  Bevölkerung  überhaupt  sich  im  Laufe  der  Jahrhunderte 
nicht  geändert  hätten,  und  2.  daß  innerhalb  der  geisteskranken  Bevölkerung 
selbst  die  Verteilung  der  verschiedenen  Krankheitsformen  und  Zustände  im 
Laufe  der  Jahrhunderte  gleichfalls  die  gleiche  geblieben  sei;  was  von  der 
Natur  abhänge,  habe  sich  auf  dem  Gebiete  der  Psychiatrie  nicht  geändert, 
die  großen  tatsächlich  erfolgten  Veränderungen  hingen  nur  ab  von  den  Ver- 
änderungen der  menschlichen  Auffassung  in  theoretischer  und  praktischer 
Hinsicht;  in  theoretischer,  indem  man  vieles  anders  nenne  als  früher,  in 
praktischer,  indem  man  anders  damit  umgehe.  Die  Lektüre  dieses  Büchleins, 
das  unter  einem  so  anspruchslosen  Titel  so  viele  wichtige  Fragen  allgemeiner 
Natur  behandelt,  kann  nicht  eindringlich  genug  empfohlen  werden. 

Rodenwaldt  (373)  hat  in  einer  früheren  Arbeit  (s.  diesen  Jahres- 
bericht für  1904,  S.  1019)  über  Kenntnisprüfungen  bei  Gesunden  berichtet, 
die  er  in  der  Absicht  angestellt  hat,  auf  diese  Weise  einen  brauchbaren 
Maßstab  für  Defektprüfungen  bei  Geisteskranken  zu  suchen.  Bei  diesen 
Prüfungen  ergab  sich,  daß  ausnahmslos  Defekte  mit  Mangel  und  Intelligenz, 
])0sitive  Kenntnisse  mit  Intelligenz  der  Versuchspersonen  verknüpft  waren. 
Verf.  wirft  deshalb  die  Frage  auf,  ob  man  aus  Wissensdefekten  Schlüsse 
auf  die  Intelligenz  zu  ziehen  berechtigt  sei,  und  gibt  in  dieser  Abhandlung 
eine  Analyse  der  Intelligenzprüfung,  für  die  er  folgendes  Schema  aufstellt: 

A.  Prüfung  des  Vermögens,  Vorstellungen  zu  erwerben. 

I.  Der  Bedingungen  des  Erkennens, 

a)  körperliche  Untersuchung  der  Sinnesorgane; 

b)  Aufmerksamkeit  (1.  abgelenkte  [geteilte],  2.  spontane  [unwill- 
kürliche], 3.  angespannte); 

c)  Merkfahigkeit; 

n.  Des  reinen  Erkennens  selbst. 

B.  Prüfung   des   Vorstellungsschatzes   (Kenntnisprüfung)   und    Prüfung   der 
Erkenntnis  des  Sinnes  und  Grundes  der  Vorstellungen. 

1.  a)  Lineare    Prüfungen    durch    Aufzählungen     (ABC,    Wochentage, 

Monate,  Jahreszeiten,  Zahlenreihen  [höhere  über  300,  gerade  und 
ungerade],  militärische  Vorgesetzte); 

b)  planimetrische  Prüfungen  (Horizont  der  örtlichen,  religiösen, 
sozialen,  geographischen  und  historischen  Orientierung); 

c)  stereometrische  Prüfung  (der  geistigen  Kapazität),  1.  Schulkinder: 
Pensum  einer  Klasse  vor  und  nach  Absolvierung  eines  neuen 
Pensums ; 

2.  Einschränkung  der  Kapazität  bei  a)  Gefangenen,  b)  lange  bett- 
lägerigen Krauken,  c)  Reservisten, 

3.  Erweiterung  der  Kapazität  bei  Soldaten;  Prüfung  am  Anfang  und 
Ende  der  Dienstzeit. 

4.  Notwendige  Inkiibationsdauer  und  Intensität  aktueller  Geschehnisse. 


Diagnose  der  Geisteskrankheiten.  L003 


IL  Der  Erkenntnis  des  Sinnes  der  Vorstellnngen. 


a)  Definitionen 

b)  Unterscheidungen 


a)  konkreter  Begriffe, 

b)  abstrakter  Begriffe. 


in.  Der  Erkenntnis  des  Grundes  der  Vorstellungen.  Einfache  Fragen 
(und  Weiterfragen). 

C.  Prüfung  der  Wirksamkeit  des  Intellekts  mit  Hilfe  der  vorhandenen 
Begriffe. 

1.  Bückwärtsherzählungen  (Wochentage,  Monate,  militärische  Vor- 
gesetzte, ABC). 

2.  Eingekleidete  Rechenaufgaben  (nach  vorherigem  Feststellen  des 
Bechenvermögens)  aus  den  vier  Spezies. 

3.  Aufsuchen  von  Gleichklängen  (Reimen). 

Verf.  gibt  Erläuterungen  zu  diesem  Schema  und  hebt  hervor,  daß  nur 
aus  großen  Versuchsreihen  bei  gleichartigem  Menscheuraaterial,  wie  er  sie 
bei  seinen  Kenntnisprüfungen  ausgeführt  hat,  sich  brauchbare  Anhaltspunkte 
för  die  Intelligenzprüfung  des  einzelnen  Individuums  ergeben  könnten. 

Rodenwaldt's  (374)  Arbeit  stellt  zugleich  seine  Inaugural-Disser- 
tation  dar  und  ist  an  dieser  Stelle  bereits  referiert  worden  (s.  Bericht  über 
das  Jahr  1904,  Bd.  VIII,  S.  1019). 

Rorie  (380)  bespricht  die  Geisteskrankheiten  des  Greisenalters,  und 
unterscheidet  drei  Formen.  Erstens  Fälle,  bei  denen  keine  Demenz  ist, 
Fälle,  bei  denen  Demenz  mit  Psychosen  vergesellschaftet  ist,  und  endlich 
solche,  bei  denen  organische  Gehirnerkrankungen  sind. 

Geisteskrankheiten  des  klimakterischen  Alters  sind  keine  eigentlichen 
Erkrankungen,  nur  Teilerscheinungen  meistens  der  Melancholie  resp.  Manie. 
Die  Frauen  stellen  hierzu  das  größte  Kontingent. 

Rorie  stellt  die  Prognose  als  günstig  hin,  zirka  52  7o  der  Frauen 
genesen,  zirka  31  ^1^  der  Männer.  Die  Frauen  genesen  überhaupt  schneller 
als  die  Männer.  (Rozenraad,) 

Rosenfeld  (381)  hebt  hervor,  daß  die  Art,  wie  der  gesamte  geistige 
Besitzstand  bei  den  zur  Verblödung  führenden  Psychosen  zu  Grunde  geht, 
sich  durch  das  Auftreten  sogenannter  Partialdefekte  charakterisiert.  Die 
Art  und  Gruppierung  dieser  Partialdefekte  in  den  Endzuständen  dieser 
Psychosen  bedingt  die  mannigfachen  Formen  der  Demenz.  R.  berichtet 
über  vier  Fälle  katatonischer  Demenz,  bei  denen  die  Fähigkeit  verloren 
gegangen  ist,  Gegenstände  durch  Berühren  zu  erkennen.  Alle  vier  Fälle 
zeigen  primäre  Störungen  der  psycho-motorischen  Inuervationsverhältnisse. 
Sie  haben  trotz  ihrer  sonstigen  Verschiedenheiten,  und  abgesehen  von  der 
in  allen  Fällen  bestehenden  Demenz,  gemeinsame  Züge.  Im  Fall  I  bestand 
eine  fortwährende,  einförmige,  an  choreatische  Bewegungen  erinnernde  Un- 
ruhe des  ganzen  Körpers  und  der  Extremitäten,  ruckartiges  Hin-  und  Her- 
fahren mit  den  oberen  Extremitäten,  ohne  Störung  der  Hantierung,  kata- 
tonische Schrift-  und  Sprachstörung.  Im  zweiten  Falle  fanden  sich  einförmige, 
unmotivierte  Bewegungen  der  Arme  und  des  ganzen  Rumpfes,  besonders  der 
Handmuskeln,  katatonische  Schrift-  und  Sprachstörung.  Im  Fall  III  trat 
zunächst  ein  katatonischer  Stupor  auf,  dann  bestanden  Haltungsstereotypien, 
Spannungen,  Kontrakturen  und  einseitige  Reflexsteigerungen  mit  funktioneller 
Parese.  Im  Fall  IV  fanden  sich  tremorartige  Bewegungen  aller  Körper- 
muskeln, an  Intentionszittern  erinnernd,  Unfähigkeit  zu  gehen,  katatonische 
Sprachstörung  und  zahlreiche  Bewegungsstereotypien.  (BeiidLc.) 

Rosenfeld  (382)  beschäftigt  sich  mit  den  Herdsymptomen  bei  den 
zur  Verblödung  führenden  Psychosen.  Bei  den  Psychosen,  die  zu  einer 
mehr  oder  weniger  hochgradigen  Störung  führen,  können  Reiz-  und  Ausfalls- 


X004  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

Symptome  auf  sensorischem  und  motorischem  Gebiet  auftreten,  die  als  solche 
nicht  gerade  für  den  vorliegenden  Krankheitstypus  charakteristisch  sind,  aber 
dennoch  derart  dominieren,  daß  dadurch  diagnostische  Schwierigkeiten  ent- 
stehen. Fall  I  zeigte  als  erstes  Symptom  einer  beginnenden  Demenz  eine 
hochgradige  Störung  des  Benennungsvermögens,  daneben  asymbolische  Symp- 
tome. Fall  n  bot  als  erstes  Zeichen  einer  beginnenden  senilen  Demenz 
eine  Störung  des  Sehvermögens,  die  als  apperzeptive  oder  Seelenblindheit 
zu  bezeichnen  ist.  Im  Fall  III  von  Demenz  bei  Epilepsie  fanden  sich 
Asymbolie  für  mehrere  Gegenstände,  hochgradige  Störungen  des  Benennungs- 
vermögens, paraphasische  Symptome  bei  erhaltenem  spontanen  Sprechen, 
Echolalie.  Fall  IV,  V,  VI  zeigten  Störungen,  die  teils  als  taktile  Asym- 
bolie teils  als  Stereoagnosie  zu  deuten  sind.  In  den  Fällen  VII,  VIII  und 
IX,  die  zum  Krankheitsbilde  der  Katatonie  zu  rechnen  sind,  kam  es  zu 
schlaffer  und  spastischer  Hemiplegie  mit  einzelnen  Symptomen  von  seiten 
der  Reflexe,  wie  sie  bei  organischen  Himerkrankungen  zu  finden  sind, 
anfallsweise  auftretendem  Sprachverlust  mit  rechtsseitigen  starken  athetoiden 
Bewegungen,  zentraler  Facialislähmung  und  Schrifterschwerung  bei  rechts- 
seitiger Hemiparese.  (Bendir.) 

Rouge  (386)  beschäftigt  sich  mit  den  im  Rekonvaleszenzstadium  des 
Typhus  auftretenden  psychischen  Störungen  deliranter  Natur.  Die  Delirien 
können  die  meisten  Formen  der  geistigen  Störungen  darbieten:  die  Manie, 
Halluzinationen,  Störungen  des  Gedächtnisses  und  zuletzt  Hypomanie  (geistige 
Schwäche  mit  geistiger  Verwirrtheit).  R.  teilt  die  geistigen  Störungen  nach 
Typhus  in  zwei  Gruppen  ein,  in  die  eigentlich  deUranten,  die  von  kurzer 
Dauer  sind,  günstig  verlaufen  und  bei  mittelschweren  Tj-phusfällen  auftreten. 
Die  zweite  Gruppe  umfaßt  alle  Formen  geistiger  Störung,  speziell  aber  die 
geistige  Verwirrtheit  und  die  Manie.  Sie  treten  im  Anschluß  an  schwere 
Typhen  auf  und  haben,  wie  die  Psychosen  im  allgemeinen,  eine  längere 
Dauer  und  weniger  gute  Prognose.  Sie  können  einen  chronischen  Verlauf 
nehmen  und  unheilbar  sein.  (Bendix,) 

Savage  (398)  rät,  aus  der  Gruppe  der  sogenannten  funktionellen 
Psychosen  diejenigen  psychischen  Erkrankungen  auszuscheiden,  welche  von 
Ernährungsstörungen  des  Zentralnervensystems,  temporärer  Natur  abhängig 
sind  oder  durch  ungünstige  äußere  Verhältnisse  bedingt  werden. 

(Bendix.J 

Savage  (399)  bespricht  in  diesem  Vortrage  zunächst  das  Jugend- 
irresein (Dementia  praecox,  postponed  idiocy).  Er  hebt  die  ätiologische 
Bedeutung  der  Heredität  hervor,  betont  die  Rolle  der  Pubertät,  weist  auf 
den  ursächlichen  Einfluß  der  geistigen  und  körperlichen  Überanstrengung 
hin  usw.;  die  Masturbation  könne  sowohl  Ursache  als  auch  Symptom  der 
Krankheit  sein.  Eine  beachtenswerte  Früherscheinung  sei  die  Abneigung 
gegen  die  Eltern.  Verfasser  schildert  die  verschiedenen  klinischen  Formen 
der  Psychose,  hebt  die  Neigung  zu  Hyperreligiosität  und  Mystizismus  bei 
der  einen,  das  Vorwiegen  hypochondrischer  Ideen  bei  einer  anderen  Er- 
scheinungsfonn  hervor  usw.  Die  Halluzinationen  wären  denen  der  senilen 
Geistesstörungen  oft  ähnlich.  Dauernde  Heilung  beobachtete  Savage  bei 
30  %  der  Fälle.  Er  bespricht  dann  kurz  die  geistigen  Störungen  des  Greisen- 
alters, schildert  ihre  Symptomenbilder  und  weist  unter  anderem  darauf  hin, 
daß  oft  die  Krankheitserscheinungen  nur  eine  Aggravation  und  Verzerrung 
schon  bestehender  normaler  Charaktereigenschaften  wären.  Die  Prognose 
sei  oft  sehr  gut;  es  käme  in  vielen  Fällen  zu  völliger  Heilung,  in  anderen 
nur  zu  einer  partiellen.  Die  Gedächtnisdefekte  des  Seniums  wäre»  den  in- 
folge chronischen  Alkoholmißbrauchs  entstandenen  sehr  ähnlich. 


Diagnose  der  Geisteskrankheiten.  1005 

Wie  alljährlich  ist  auch  zu  dem  diesjährigen  62.  Bande  der  Allgemeinen 
Zeitschrift  für  Psychiatrie  und  psychisch-gerichtlichen  Medizin  ein  Literatur- 
heft erschienen.  Es  enthält  den  von  Schuchardt  (403)  redigierten  Bericht 
üher  die  psychiatrische  Literatur  im  Jahre  1904.  Die  Anordnung  und  die 
Referenten  sind  dieselben  geblieben  wie  im  Vorjahre,  doch  ist  der  Bericht, 
wie  die  Redaktion  am  Schlüsse  bemerkt^  lückenhaft  geblieben;  es  fehlen 
2  große  Abschnitte,  und  die  Seitenzahl  beträgt  nur  187  gegen  321  Seiten 
des  Berichts  für  1903.  Die  notwendigen  Ergänzungen  sollen  in  den  folgenden 
Bericht  mit  aufgenommen  werden. 

Schwab  (406)  teilt  einen  Fall  mit,  der  die  Bedeutung  des  von 
Jan  et  aufgestellten  Kjankheitsbegriffes  „Psychasthenia"  illustrieren  soll. 
Unter  dieser  Bezeichnung  hat  Jan  et  eine  Gruppe  von  funktionellen  Nerven- 
leiden zusammengefaßt,  die  sonst  meist  der  Hysterie,  Neurasthenie,  dem 
Irresein  der  Degenerierten  usw.  zugerechnet  werden;  es  sind  dies  vor  allem 
die  Zwangs-  und  Angstzustände,  die  Phobien,  die  Zweifelsucht,  die  Be- 
rühningsfurcht  usw.  Der  Fall  betrifft  einen  43  Jahre  alten  Arzt,  den  Verf. 
seit  6  Jahren  beobachtet  hat.  Er  war  erblich  sehr  stark  belastet,  gut  be- 
anlagt, hatte  ein  sehr  ausgeprägtes  Pflichtgefühl,  war  aber  nicht  imstande, 
das,  was  er  für  richtig  erkannt  hatte,  auszuführen.  Im  Dezember  1895  er- 
krankte er  an  Influenza  und  brach  danach  völlig  zusammen.  Auf  den  Rat 
seines  Arztes  machte  er  allerlei  Übungen,  um  so  einer  Willenslähmung  zu 
entgehen,  welche  nach  der  Erklärung  des  Arztes  die  Ursache  seiner  ständig 
wachsenden  Unfähigkeit,  sich  zu  bewegen,  war.  Diese  Erklärung  bildet  den 
Kern  einer  sich  bei  dem  Kranken  im  Laufe  der  Zeit  mehr  und  mehr 
fbtierenden  Vorstellung.  Ganz  allmählich  verlor  er  die  Herrschaft  über 
seine  Extremitäten,  lag  schließlich  im  Bett  oder  saß  auf  einem  Kranken- 
stuhl, unfähig,  irgend  ein  Glied  zu  rühren.  Dieser  Zustand  dauerte  mehrere 
Jahre,  bis  Patient  1899  in  die  Behandlung  des  Verfassers  kam:  Es  be- 
standen totale  Paraplegie  aller  vier  Extremitäten,  Inaktivitätsatrophie  der 
gesamten  willkürlichen  Muskulatur,  allerlei  Parästhesien ;  sonst  normaler  Be- 
fund. Im  Laufe  der  Beobachtung  traten  allerlei  Symptome  auf,  die  mehr 
oder  weniger  lange  Zeit  dauerten,  so  Lähmung  aller  äußeren  Augenmuskeln, 
spastischer  Kaumuskelkrampf,  doppelseitige  Ptosis,  Schlucklähmung,  auto- 
matische, den  ataktischen  ähnliche  Bewegungen  in  den  Armen,  weniger  in 
den  Beinen;  keinerlei  Störungen  der  Intelligenz  usw.  Patient  ist  nicht  im 
Zweifel  darüber,  daß  er  die  Fähigkeit  besitzt,  seine  Muskeln  zu  bewegen, 
aufzustehen,  zu  gehen  usw.,  wenn  es  nötig  ist.  Aber  er  will  das  Wenige, 
was  ihm  von  Willenskraft  noch  geblieben  ist,  nicht  nutzlos  verschwenden, 
will  den  gegenwärtigen  Zustand  nicht  wieder  mit  einem  anderen  vertauschen, 
der  den  alten  Kampf  gegen  Zweifel  und  Ungewißheit  wieder  envecken 
würde.  Der  charakteristische  Unterschied  zwischen  dem  psycliischen  Zu- 
stand dieses  Patienten  und  dem  eines  hysterischen  ist,  daß  dieser  Kranke 
stets  ein  volles  Bewußtsein  seines  Zustandes,  ein  volles  Verständnis  für  seine 
Krankheitserscheinungen  hatte,  während  diese  bei  hysterischen  meist  unter- 
bewußt sind.  Der  mitgeteilte  Fall  kann  als  typisch  für  die  Psychasthenie 
gelten,  deren  wesentlichste  Charakteristika  nach  Jan  et  Zweifel,  Unschlüssig- 
keit und  ein  Gefühl  von  Unfähigkeit  sind. 

Sciamanna  (406  a)  hat  zwei  Makaken,  die  er  zuerst  monatelang  beob- 
achten konnte,  beiderseits  Teile  aus  dem  Stirnlappen  entfernt.  Nach  der 
Operation  schienen  die  Tiere  weder  intellektuell  noch  rein  somatisch  irgend 
welche  Ausfallserscheinungen  darzubieten.  Der  Verfasser  zieht  aus  dem 
Resultate  dieser  Versuche  den  Schluß,  daß  die  Stirnlappen,  nicht  als  der 
alleinige  Sitz  der  Intelligenz  betrachtet  werden  können;  die  Äußerungen  der 


1006  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

Intelligenz  können  nur  durch  das  Zusammenwirken  sämtlicher  Gehimteile 
in  die  Erscheinung  treten.  Die  Störungen,  die  nach  partiellen  Verlusten 
beobachtet  werden,  müssen  eher  auf  die  Unterbrechung  eines  harmouischen 
Ziisammenarbeitens  zurückgeführt  werden  als  auf  die  Annahme,  daß  diese 
engbegrenzten  Hirngegenden  der  Sitz  der  intellektuellen  Funktionen  seien. 
—  Den  Versuchen  S.  gegenüber  muß  bemerkt  werden,  daß  die  nachträglich 
erfolgte  Sektion  der  Tiere  zeigte,  daß  die  Stirnlappen  nur  in  recht  geringer 
Ausdehnung  entfernt  worden  waren.  (Merzbavhtn\) 

Sotiriades  (413)  gibt  einen  Bericht  über  einige  Fälle  von  Hunds- 
wut, von  denen  einer  ein  Geisteskranker.  (Fozmmad.) 

Spanton  (415)  weist  auf  eine  sich  aus  der  Workmeiis  Compensa- 
tion-Act  (Arbeiter-Unfallgesetz)  ergebende  Kalamität  hin,  die  dringend  der 
Abhilfe  bedürfe.  Wenn  ein  Arbeiter  jetzt  einen  Unfallschaden  erlitten 
habe,  der  ihn  zur  Arbeit  in  seiner  Profession  unfähig  mache,  so  fiele  er  in 
der  Regel  dauernd  den  zur  Rentenzahlung  Verpflichteten  zur  Last,  da  keine 
gesetzliche  Handhabe  bestehe,  um  ihn  zur  Annahme  einer  anderen  Be- 
schäftigung zu  veranlassen,  und  er  selbst  dies  gewöhnlich  nicht  tue,  da  er 
ja  eine  Rente  erhalte  und  an  dem  Müßiggange  bald  einen  solchen  Geschmack 
finde,  daß  er  schließlich  überhaupt  nicht  mehr  arbeiten  könne.  Er  käme 
so  in  einen  Zustand,  den  S.  als  „Ergophobie"  zu  bezeichnen  vorschlägt. 
Dieser  Übelstand  könne  nur  dadurch  beseitigt  werden,  daß  gesetzlich  be- 
stimmt würde,  daß,  wenn  für  einen  Verletzten  eine  Arbeit  gefunden  sei,  die 
er  nach  ärzlichem  Dafürhalten  verrichten  könne,  die  Rentenzahlung  zu 
sistieren  sei.  Bedauerlich  sei  es,  daß  die  gerichtlichen  Instanzen  sich  meist 
auf  die  Seite  der  Arbeiter  stellten  und  zu  deren  Gunsten  entschieden,  auch 
wenn  die  medizinischen  Sachverständigen  ein  entgegengesetztes  Gutachten 
abgegeben  hätten. 

Die  vier  Abhandlungen  Stadelmanil's  (417 — 420)  analysieren  die 
Stellung  des  Geistoskranken  dem  Kosmos,  dem  Nebenmenschen  und  sich 
selbst  gegenüber.  Sie  verlangen  auf  Grund  des  Gedankens,  daß  das 
menschliche  psychische  Geschehen  den  nämlichen  Notwendigkeiten  unterliegt, 
wie  das  Geschehen  in  der  Natur  überhaupt,  den  vollen  Anschluß  der 
Psychiatrie  an  die  Naturwissenschaften.  „Auf  dem  Arbeitsfelde  der  Natur- 
wissenschaften liegt  auch  dasjenige  der  Psychiatrie  '*  „über  die  Entfernung 
des  Psychotischen  aus  der  Gesamtheit  zu  urteilen  und  ihm  eine  andere 
Stellung  anzuweisen,  ist  Sache  der  naturwissenschaftlichen  Psychiatrie." 
..Ein  methodisches  Suchen  der  Gesetze  des  allgemeinen  Naturgeschehens  in 
dem  speziellen  Falle  menschlicher  V'orgänge  wird  der  Ausgangspunkt  sein 
müssen  für  eine  Biologie  der  Psychose  und  des  Genies."  „Eine  Psychiatrie 
auf  dem  Boden  der  Naturwissenschaften  ist  berufen,  das  schwere  Schicksal 
abzuwenden,  von  dem  der  Geisteskranke  heimgesucht  wird.  Konstitution 
und  äußere  Vorgänge  beim  Erleben  hinsichtlich  ihrer  gegenseitigen  Reaktions- 
möglichkeit auf  ein  richtiges  Verhältnis  abzustimmen,  ist  die  vornehme  Auf- 
gabe einer  naturwissenschaftlichen  Psychiatrie."  (Aiäoreferat.) 

Stadelmann  (421)  weist  in  dieser  Arbeit,  welche  einen  vor  der 
XXIX.  Wanderversammlung  der  Südwestdeutschen  Neurologen  gehaltenen 
Vortrag  darstellt,  auf  die  Wichtigkeit  hin,  die  physikalischen  und  chemischen 
Methoden,  welche  mit  so  großem  Erfolge  in  anderen  Disziplinen  angewendet 
worden  sind,  auch  auf  die  Psychiatrie  anzuwenden.  „Dem  Menschen  in 
seinen  Lebensvorgängen  andere  Notwendigkeiten  zuzuerkennen,  als  die  von 
den  Naturwissenschaften  gefundenen,  besteht  keinerlei  Veranlassung.  Der 
Lichtstrahl,  wie  die  Luftwelle  würde  im  Gehirn  den  nämlichen  Bewegungs- 
vorgang auslösen.     S.  ist  Anhänger  der  Theorie,  daß  die  psychischen  Reize 


Diagnose  der  Geisteskrankheiten.  1007 

der  Zelle  elektrische  seien.  Die  durch  chemisch-physikalische  Prozesse  er- 
folgten HemmuDgen  in  der  Zelle  würden  an  die  Peripherie  der  Großhirn- 
rinde und  in  die  Muskulatur  verlegt,  und  so  entstünden  psychotische  Zustände. 

(RozeiiraaiL) 

Stadelmann  (423)  schreibt:  Der  Katatonie  liegt,  wie  jeder  nicht 
symptomatischen  Psychose  die  Kontrastanlage  zu  Grunde.  Ursache  der 
Katatonie  ist  eine  Enttäuschung;  es  stellt  deshalb  die  Katatonie  in  ihrem 
Verlaufe  eine  psychologische  Einheit  dar.  Die  verschiedenen  Stadien  der 
Katatonie:  Verwirrtheit,  Melancholie,  Manie,  Blödsein  entsprechen  den  Folgen 
einer  Enttäuschung,  die  analoger  normaler  Weise  Verdutztsein,  Ärger  und 
Unmut,  befreiendes  Lachen  und  Gleichgültigkeit  sind.  Je  nach  individueller 
Anlage,  Erlebnis  und  der  Möglichkeit  einer  Restitutio  ad  integrum  ergibt  die 
typische  Kontrastanlage  das  klinische  Bild  der  Dementia  praecox,  der 
klassischen  Katatonie,  der  Ämentia,  des  depressiv -manischen  Irreseins. 
Katatonische  Symptome  bei  anderen  Psychosen  sprechen  nur  für  die  Tat- 
sache des  gemeinsamen  Grundes  (Kontrastanlage)  aller  genuinen  Psychosen. 

(AutoreferaL) 

Um  Stimmungen  und  dergleichen  (Organfühlsvorgänge)  mit  einem 
sprachlichen  Ausdrucke  zu  bezeichnen,  ist  nach  Stadelmann  (422)  als 
Symbol  ein  äußeres  Objekt  notwendig.  Wird  die  Assoziierung  bei  einem 
Organ fühlsvorgang  mit  einem  äußern  Objekte  eine  vollständige,  dann  ent- 
steht eine  Verschmelzung  von  Subjekt  und  Objekt;  das  Resultat  dieser 
symbolisierenden  Assoziierung  ist  der  Wahn.  Die  physikalische  Analyse  von 
Subjekt  und  Objekt  stellt  diese  beiden  nicht  in  Gegensatz.  Ob  Größenwahn 
oder  Verfolgungswahn  entsteht,  die  als  die  Grundformen  der  Wahnkrankheit 
zu  betrachten  sind,  hängt  davon  ab,  ob  ein  räumliches  oder  zeitliches  Welt- 
bild sich  symbolisierend  zum  Wahne  verbindet.  Mit  der  Möglichkeit  der 
Änderung  der  Pühlslage,  für  die  ein  Wahn  gilt,  ist  die  Möglichkeit  des 
Vergehens  des  Wahnes  und  umgekehrt  des  ßückfälligwerdens  gegeben.  Der 
Paranoetische  ist  im  Wahn  objektiviert  von  der  äußern  Welt.  Alle  Symptome 
der  Paranoia  sind  die  Folge  des  paranoetischen  Typus  der  Kontrastanlage, 
der  selbst  wieder  individuell  verschiedene  Intensitätsgrade  zeigt. 

Es  verläuft  bei  der  Epilepsie  in  gedrängter  Foi-m  gewissermaßen,  was 
bei  andern  Psychosen  lange  Zeit  in  Anspruch  nimmt:  ein  primärer  disso- 
ziierter  Fühlsvorgang  führt  nach  seinem  Ablaufe  zur  Verblödung.  Von  dieser 
Verblödung  nach  der  Ableitung  (Anfall)  erholt  sich  der  Epileptische  relativ 
rasch  wieder.  Dem  Anfalle  gehen  Jahre  lang  Friihsymptome  voraus.  Die 
^moralische  Minderwertigkeit"  ist  ein  Äquivalent  für  andere  psychotische 
Erscheinungen:  dies  beweist  auch  der  Harnbefund.  Epileptische  zeigen  vor 
dem  Ausbruch  eines  Anfalles  oder  vor  dem  Auftreten  „moralisch  minder- 
wertiger'^ Äußerungen  den  nämlichen  Harnbefund  hiusichtUch  des  Abnehmens, 
des  Verschwindens  und  des  Wiederauftretens  von  Harnsäure  im  Harn. 
Beim  Abnehmen  der  Harnsäure  im  Harn  ist  in  diesem  Falle  anzunehmen, 
daß  nicht  die  Harnsäure  als  solche  im  Körper  zurückgehalten  ist,  sondern 
die  sie  zusammensetzenden  Elementengruppen,  die  der  elektrischen  Pola- 
risation dienen. 

Dem  Genie  liegt  die  Kontrastanlage  zu  Grunde.  Während  bei  dem 
Psychotischen  die  Dissoziationsenergien  („Negativitätswellen")  direkt  zur  Ab- 
leitung kommen,  hat  der  Geniale  die  Möglichkeit,  dieselben  zu  assoziieren 
und  so  aus  dem  Erinnern  an  das  Erleben  des  eigenen  Ich  zu  schaffen. 

Alle  Psychosen  in  ihrem  einheitlichen  Verlaufe,  sowie  die  psychotischen 
Symptome  sind  von  der  Norm  quantitativ  unterschiedene  Dissoziierungen 
und  deren  weitere   Folgen.     Die   psychologische   Dissoziation  ist   der   Aus- 


1008  Allgemeine  Ätiologie.  Symptomatologie  und 

druck    einer   elektrischen    Polarisation.     Psychotische    Symptome    sind    alle 
wesensgleich;  ihr  Unterschied  ist  ein  formaler. 

Die  naturwissenschaftlich-analytische  Betrachtung  der  Psychosen  findet 
in  allen  Psychosen  den  einheitlichen  Wesenszug,  mag  er  sich  „geistig"  oder 
„körperlich"  äußern.  Aus  der  Analyse  der  Psychosen  en\'ächst  die  Synthese: 
Die  Psychose.  (Auioreferat.) 

Stakemann  (424)  teilt  folgenden  Fall  mit:  Eine  16jährige  geistes- 
schwache Epileptica  hatte  sich  bei  masturbatorischen  Manipulationen  eine 
11  cm  lange  Haarnadel  in  die  Blase  praktiziert.  Die  Kranke  erschien  eine 
Reihe  von  Tagen  sehr  elend,  ohne  daß  zunächst  ein  Grund  dafür  gefunden 
werden  konnte.  Erst  als  durch  eine  andere  Kranke  der  Verdacht  darauf 
gelenkt  worden  war,  wurde  der  Fremdkörper  in  der  Blase  entdeckt  und  in 
der  Narkose  per  urethram  entfernt. 

Der  alljährlich  erscheinende  Sanitätsbericht  über  die  preußische  Armee 
ergibt,  wie  Stier  (425)  ausführt,  daß,  im  Gegensatze  zu  der  von  Jahr  zu 
Jahr  stetig  abnehmenden  Gesamtziffer  der  Erkrankungen,  die  Zahl  der  Er- 
krankungen des  Nervensystems  von  1881 — 1902  konstant  gewachsen  ist, 
nämlich  von  3,9 7oo  gradatim  auf  ö,?^^^^.  Der  Anteil  der  einzelnen  Gruppen 
von  Nervenleiden  an  dieser  Zunahme  ist  ein  ungleichmäßiger:  Wälirend  die 
organischen  Erkrankungen  abgenommen  haben,  erfuhren  die  Geisteskrank- 
heiten, und  ganz  besonders  die  Hysterie  und  Neurasthenie,  eine  starke  Zu- 
nahme derait,  daß  sich  die  Zahl  der  Zugänge  von  Geisteskrankheit  in  den 
letzten  5  Jahren  um  50  7o?  ^i©  von  Hysterie  und  Neurasthenie  sogar  um 
100^0  erhöht  hat.  Die  gleiche  Erscheinung  ist  auch  in  der  bayrischen 
Armee  zu  konstatieren,  findet  sich  aber  in  ähnlicher  Weise  auch  bei  den 
Armeen  der  übrigen  außerdeutschen  Staaten  und  ist  demnach  wohl  durch 
Gründe  allgemeiner  Natur  bedingt.  Doch  ist  diese  Zunahme  der  Geistes- 
krankheiten z.  T.  nur  eine  scheinbare  und  dadurch  verursacht,  daß  sowohl 
unsere  Kenntnisse  von  den  Psychosen,  wie  auch  der  Begriff  der  Geistes- 
krankheit jetzt  erweitert  sind.  In  letzterer  Beziehung  kommen  vor  allem  die 
geistig  minderwertigen  Personen  in  Betracht.  Auch  die  Zunahme  der  Er- 
krankungslälle  von  Neurasthenie.,  und  Hysterie  ist  zum  großen  Teil  nur 
scheinbar;  sie  ist  vor  allem  auf  Änderungen  des  Rapportschemas,  ferner  auf 
die  im  Laufe  der  Jahre  erfolgte  Änderung  der  Krankheitsauffassung  zurück- 
zuführen, indem  jetzt  viele  früher  als  organisch  angesehene  Affektionen  als 
funktionell  richtig  diagnostiziert  werden.  Die  Kenntnis  der  Neurasthenie 
und  Hysterie  ist  jetzt  mehr  als  früher  Allgemeingut  der  Militärärzte  geworden. 
Ferner  sind  früher  zahlreiche  Fälle  von  Hysterie  unter  die  Erkrankungen 
des  Kehlkopfs  (hysterische  Aphonie),  des  Magens,  Auges,  Ohres  usw.  rubri- 
ziert worden.  Nach  dem  Sanitätsbericht  ist  die  Zahl  der  Fälle  von  Nerven- 
krankheiten und  besonders  von  Geisteskrankheiten  im  Verhältnis  zu  der 
Gesamtheit  aller  übrigen  Erkrankungsfälle  nicht  sehr  groß.  Doch  befindet 
sich  ein  großer  Teil  der  hierhergehörigen  Fälle  unter  anderen  Rubriken, 
z.  B.  sehr  viele  Geisteskranke  unter  der  Rubrik  der  ..zur  Beobachtung"  auf- 
genommeneu Fälle  des  Kapportschemas;  es  sind  dies  gerade  die  zweifelhaften 
und  Übergangsfälle.  Auch  unter  den  wegen  ,.nervöser  Störung  der  Herz- 
tätigkeit** aufgenommenen  befinden  sich  viele  Nervenkranke,  und  im  Gefolge 
zahlreicher  organischer  und  infektiöser  Erkrankungen  kommen  nervöse 
Störungen  vor,  die  unter  anderen  Rubriken  des  Rapportschemas  aufgezählt 
sind.  Jedenfalls  ist  also  die  absolute  Zahl  derjenigen  Fälle,  welche  vom 
Militärarzte  eine  genaue  Kenntnis  der  Neurologie  und  Psychiatrie  erfordern, 
viel  größer  als  es  nach  dem  Sanitätsbericht  scheint.  Aber  wenn  auch  trotz- 
dem diese  Zahl  noch  gering  ist  im  Vergleich  zu  der  anderer  Erkrankungen, 


Diagnose  der  Geisteskrankheiten.  1009 

80  liegt  die  Bedeatuog  der  Nerven-  und  Geisteskrankheiten  darin,  daß  sie 
meist  eine  schwere  und  dauernde  Gesundheitsschädigung,  Dienstunbrauch- 
barkeit  und  völlige  Erwerbsunfähigkeit  des  Betroffenen  herbeiführen,  die 
wirtschaftliche  Lage  und  soziale  Stellung  seiner  Familie  schädigen,  die 
Leistungsfähigkeit  des  Heeres  im  Kriege  uud  den  guten  Geist  der  Truppe 
im  Frieden  außerordentlich  gefährden  können.  Der  Verlust,  den  die  Armee 
alljährlich  durch  die  nervösen  Krankheiten  erleidet,  übertrifft  den  Verlust 
durch  Augen-  oder  Ohreukrankheiten  erheblich.  Nach  dem  Sanitätsbericht 
sind  im  letzten  Jahre  von  allen  Zugängen  wegen  nervöser  Krankheiten  6 2^0 
nicht  wieder  dienstfähig  geworden;  sie  bildeten  79,3 %<,  aller  als  dienst- 
unbrauchbar, invalide  und  durch  den  Tod  abgegangenen;  von  ihnen  waren 
22,6  7oft  geisteskrank.  „Immer  weiter  gehende  Ausbildung  aller  und  spezia- 
listische Durchbildung  einzelner  Sanitätsoffiziere  in  diesem  Fache  dürfte  also 
im  Interesse  der  Annee  ein  ebenso  berechtigter  Wunsch  sein  wie  die  Zu- 
sammenfassung der  an  diesen  Krankheiten  Leidenden  zu  besonderen  Ab- 
teilungen an  großen  Lazaretten.^ 

Stoddart  (426)  unterscheidet  2  Arten  von  Erregungen.  Nach  seiner 
Ansicht  kommt  eine  Erregung  aus  einer  Summe  von  Gefühlen  zu  stände. 
Die  Komponenten  sind  meistens  unfreiwilliger  Art.  Die  Nervenbahnen,  auf 
denen  diese  unfreiwilligen  Gefühle  zu  stände  kommen,  sind  diejenigen  des 
primitiven  Nervensystems.  Mit  Hilfe  des  Pletliysmographen,  des  Sphygmo- 
graphen,  des  Pneumographen,  des  Dynamometer  und  des  Automatographen 
werden  die  Gefühle  graphisch  registriert  Dieselben  kommen  zu  stände 
durch  die  Tätigkeit  gewisser  Muskeln  und  gewisser  Drüsen,  der  Schweiß-, 
Tränen-  und  anderer  Drüsen.  Durch  die  Tätigkeit  der  unwillkürlichen 
Muskeln  entstehen  Änderungen  im  Blutkreislauf,  Änderungen  des  Pulses, 
Röte  und  Blässe  der  Haut.  Äußere  Einflüsse  sind  ebenfalls  von  Bedeutung, 
z.  B.  in  einem  Theater,  wenn  dann  die  Zuschauer,  wenn  sie  erregt  werden, 
plötzlich  eine  unfreiwillige  Bewegung  machen,  z.  B.  sich  aufrichten,  tief 
Atmen  holen  oder  dergleichen. 

Bei  den  Erregungszuständen  angenehmer  Art  besteht  eine  Vermehrung 
des  Muskeltonus,  eine  Vermehrung  der  Pulszahl  mit  Dilatation  der  kleinen 
Arterien  und  eine  Vermehrung  der  Atemzüge.  Bei  Erregungszuständen  un- 
angenehmer Art  treten  die  Muskeln  des  Gesichtes  häufig  in  Aktion.  Z.  B., 
kommt  eine  Kontraktion  des  Musculus  levator  labii  superioris  als  ein  Aus- 
druck des  Mißfallens  zu  stände.  Das  Vorzeigen  des  Eckzahnes  ist  eine  ererbte 
Willensäußerung  zu  beißen.  Das  Zittern  der  Augen  bei  Verdachtsmomenten 
ist  der  Ausdruck  des  Gefühls  einer  herannahenden  Gefahr.  Das  seitliche 
Nicken  des  Kopfes  in  Momenten  der  Mißstimmung,  ein  Ausdruck  des  Gefühls 
aus  der  Kindheit  die  Mutterbrust  zu  verweigern.  Das  Nicken  nach  vorne 
zu,  der  Ausdruck  die  Mutterbrust  anzunehmen.  —  Die  Gegend  des  Thalamus 
opticus  spielt  die  größte  Rolle  in  der  Entwicklung  der  reflektorischen  Er- 
regung. Hat  ein  Kranker  eine  Läsion  des  einen  Thalamus  opticus  z.  B., 
des  rechten,  und  man  erzählt  ihm  einen  Scherz,  so  lacht  er  nur  mit  der- 
selben rechten  Seite.  Bei  Läsionen  in  der  Gegend  des  Sülcus  Rolandi  lacht 
der  Patient  auf  beiden  Seiten.  Aber  ein  gemachtes  Lächeln  kommt  nur 
auf  der  rechten  Seite  zu  stände,  da  die  linke  Seite  paralysiert  ist. 

Bei  der  Pathologie  der  Gefühle  weist  Stoddart  darauf  hin,  daß  bei 
Imbezillen  ein  ganz  unbedeutendes  Wort  einen  Wein-  oder  Lachanfall  aus- 
lösen kann.  Bei  Paranoikern  und  Halluziuanten  ist  die  Häufigkeit  von 
Erregungszuständen  merkwüi-dig.  Stoddart  schließt  sich  der  Ansicht  au, 
daß  bei  der  Manie  die  Neurone  reizende  Substanzen  oder  Toxine  enthalten, 
daß  infolgedessen   die  Neurone   sich   in  einem  dauernden  Stadium   der  Er- 

Jahresberioht  f.  Nearologie  und  Psychiatrie  1905.  Ö4 


1010  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

regung  befinden.  Bei  den  Erregungszuständen  der  Paranoiker  und  Hallu- 
zinanten  ist  es  mehr  die  große  Anzahl  der  eingebildeten  Eindrücke,  welche 
diese  Zustände  auslöst.  Der  Weinkrampf  kommt  zu  stände,  weil  Patient 
glaubt,  etwas  erfahren  zu  haben,  was  diesen  Ausdruck  der  Trauer  bewirkt. 
Bei  der  Melancholie  fehlen  die  Gefühle.  Die  Patienten  haben  keine  Em- 
pfindungen der  Lust,  wenn  sie  z.  B.  an  ihr  Haus  und  ihre  Familie  denken. 

(üozenraaiL) 

Storch  (428)  gibt  in  seiner  Arbeit  über  Ideenflucht  eine  psycho- 
logische Analyse  dieser  psychischen  Erscheinung.  Er  führt  am  Schlüsse 
seiner  Arbeit  aus,  daß  wir  uns  das  Bewußtsein  als  eine  in  der  Fläche  aus- 
gebreitete Masse  denken  können.  Ein  Teil  der  Erinnerungskörper  möge  in 
ihm  gelegen  sein,  ein  anderer  Teil,  sowie  alle  subkortikalen  Ganglienansamm- 
lungen  denkt  er  sich  an  einer  darunter  gelegenen  Fläche,  die  aber  mit  dem 
Bewußtseinsorgan  in  doppelsinnig  leitender  Verbindung  steht.  Ein  Teil  der 
unteren  Fläche  gerate  in  Erregung  und  erzeuge  in  der  oberen  einen 
Bewußtseinskreis,  eine  gewisse  Vorstellung.  Nun  aber  höre  der  Reiz  für  das 
Bewnißtseinsorgan  auf;  damit  beginnen  Veränderungen  im  Bewußtseinskreise, 
wir  denken.  Anders  als  beim  geordneten  Denken,  ist  es  bei  der  Ideenflucht. 
Hier  reizt  eine  Erregung  der  unteren  Fläche  das  Bewußtseinsorgan.  Wieder 
haben  wir  eine  Vorstellung.  Aus  inneren  Ursachen  beginnen  sich  die  Ver- 
änderungen des  Bewußtseinskreises  zu  entwickeln.  Aber  die  Energie  dieses 
Prozesses  ist  gering;  aus  irgend  einer  Ursache  tritt  eine  Erregung  der  unteren 
Fläche  in  Wirksamkeit  und  bewirkt  eine  Störung  des  Gleichgewichts  im 
Bewußtseinsorgan,  deren  Ablauf  von  neuem  gestört  werden  kann.  Ja  es 
kann  vorkommen,  daß  die  auf  einen  Beiz  erfolgenden  Veränderungen  der 
unteren  Fläche  ihrerseits  die  Bewegung  des  Bewußtseinsorgans  beherrschen. 
Das  ist  der  Vorgang  bei  der  Ideentiucht.  (Bendix.) 

Stransky  (430)  gibt  in  diesem  kleinen  Aufsatze  kurz  die  wesent- 
lichsten Gesichtspunkte  seiner  im  Journal  für  Psychologie  und  Neurologie 
Bd.  IV  S.  158  veröffentlichten  umfangreichen  Arbeit  „Zur  Lehre  von  der 
Amentia'*  wieder. 

In  einer  umfangreichen  Arbeit  liefert  Stransky  „(430)  Beiträge  zur 
Lehre  von  der  Amentia.  Er  gibt  einen  historischen  Überblick  über  die 
Entwicklung  dieses  Krankheitsbegriffes,  schildert  seine  Aufstellung  durch 
Meyuert  und  präzisiert  den  Standpunkt,  welchen  die  einzelnen  Psychiater 
diesem  von  Meynert  formulierten  Krankheitstypus  gegenüber  eingenommen 
haben  und  zur  Zeit  einnehmen.  Er  weist  darauf  hin,  daß  die  Amentia  jetzt 
von  zahlreichen  Autoren  entweder  gar  nicht  anerkannt  oder  daß  ihr  doch 
nur  ein  verschwindend  kleines  Gebiet  eingeräumt  würde.  Alsdann  legt  er 
seinen  eigenen  Standpunkt  dar,  analysiert  auf  Grund  eigener  Erfahrungen 
das  Meynertsche  Krankheitsbild  und  kommt  zu  folgendem  Ergebnis:  Es 
gibt  eine  Keihe  von  Psychosen,  die  sämtlich  dadurch  gekennzeichnet  sind, 
daß  sich  akut  oder  subakut  eine  eigenartige  Störung  des  Verstandes-  und 
Affekt-Lebens  entwickelt,  die  Verf.  als  inkoordinatorische  bezeichnet,  ohne 
daß  aber  in  dem  früher  von  ihm  beschriebenen  Sinne  „intrapsychische  In- 
koordination  oder  Ataxie"  bestünde.  Meist  mit,  seltener  ohne  Sinnes- 
täuschungen entwickelt  sich  bei  den  Kranken  auf  Grund  dieser  Störungen 
ein  eigentümliches,  von  den  verschiedensten  Autoren,  trotz  sonst  weitgehender 
Auffassungsverschiedenheiten,  als  „verwirrt"  gekennzeichnetes  psychisches 
Verhalten.  Nach  wechselvollem,  äußerlich  verschieden  gefärbte  Bilder  in 
sich  schließendem,  verschieden  langem  Verlaufe  fuhren  die  weitaus  meisten 
Fälle  zu  psychischer  Genesung  mit  oder  ohne  „nervöse"  Besiduen;  in  einigen 
Fällen  entwickelt  sich  nach  langer  Dauer  ein  dem  katatonischen  sehr  ahn- 


Diagnose  der  (Teisteskrankheiten.  1011 

lieber  und  wohl  auch  verwandter  psychischer  Schwächezustand,  ohne  daß 
dieser  etwa  wie  bei  der  Dementia  praecox  bereits  im  luitialstadium  vorhanden 
wäre;  ein  weiterer  kleiner  Bruchteil  der  Fälle  geht  in  einem  als  „clironische 
Ämentia'*  zu  bezeichnenden  Zustand  aus,  für  den  Verf.  2  charakteristische 
Beispiele  in  extenso  mitteilt.  Endlich  können  die  Fälle  auch  tödlich  ver- 
laufen. Stransky  faßt  diese  Gruppe  von  Fällen  zu  einer  seiner  Ansicht 
nach  klinisch  hinreichend  als  solche  charakterisierten  Einheit  zusammen, 
für  die  er  den  Namen  „Amentia"  am  zutreffendsten  findet.  Meynert  und 
seine  Nachfolger  hätten  diesen  Begriff  vielfach  zu  weit  gefaßt,  doch  sei  die 
Amentia  auch  nicht  grade  eine  psychiatrische  Seltenheit.  In  einem  Zeitraum 
von  2^2  Jahren  konnte  Stransky  an  der  I.  psychiatrischen  Klinik  in  Wien 
27  einwandsfreie  Fälle  beobachten,  von  denen  26  zur  Heilung  kamen  und 
nach  seinen  weiteren  Ermittelungen  auch  bis  zur  Zeit  der  Abfassung  seiner 
Arbeit  geheilt  geblieben  waren  (2  waren  wiedererkrankt,  seither  aber  geheilt 
worden).  Verf.  hebt  alsdann  die  differentialdiagnostischen  Gesichtspunkte 
hervor,  welche  für  die  Abgrenzung  der  Amentia  von  anderen  Psychosen, 
insbesondere  des  Kraepelinschen  Systems,  in  Betracht  kommen,  und  weist 
weiter  darauf  hin,  daß  man  die  Amentia  —  besser  spreche  man  wohl  von 
einer  Amentia-Gruppe  —  im  allgemeinsten  Sinne  als  eine  ausgesprochen 
toxämische  Erkrankung  auffassen  müsse  (s.  auch  diesen  Jahresbericht  für 
1904,  S.  1030).  Die  Krankheitsgeschichten  der  27  Fälle  (und  eines  zweifel- 
haften) und  ein  Literaturverzeichnis  von  154  Nummern  sind  der  Arbeit 
beigefügt. 

Stransky 's  (431)  Erwiderung  auf  Lewandowskys  Ausführungen 
„über  Sprach  Verwirrtheit"  sucht  dessen  Einwände  gegen  die  Art  seiner 
experimentellen  Forschungen  an  Versuchspersonen  zu  entkräftigen.  Trotz 
aller  subjektiven  Verschiedenheiten  zwischen  den  Versuchspersonen  sei  eine 
Übereinstimmung  in  den  wesentlichsten  formalen  Eigenschaften  des  „zwang- 
losen Drauflosredens "  nicht  zu  verkennen.  (Bendix.) 

Taty  und  Chanmier  (439)  publizieren  zehn  Krankheitsgeschichten, 
in  denen  sie  den  Nachweis  zu  führen  bestrebt  sind,  daß  hypochondrischen 
Zuständen  somatische  Leiden  zu  Grunde  lägen.  Eine  Besserung  entstünde 
nicht,  vielmehr  führten  diese  Vorstellungen  häufig  zum  Suizid.     (Hozmraad.) 

Tetzner  (441)  teilt  einen  Fall  von  typischer  Katatonie  mit,  bei  dem 
durch  gehäufte  Krampfanfälle  der  Tod  herbeigeführt  wurde.  Eine  28jährige, 
verheiratete  Fabrikarbeiterin,  die  erblich  mit  Geisteskrankheit  belastet,  aber 
bis  auf  eine  überstandene  Lungenentzündung  immer  gesund  gewesen  war, 
erkrankte  mit  Beeinträchtigungs-  und  Verfolgungsideen.  Bei  der  Aufnahme 
in  die  Klinik  Angst,  Halluzinationen,  Nahrungsverweigeiaing;  nach  einigen 
Monaten:  Negativismus,  Mutazismus,  Grimmassieren,  Infantilismus,  Verbige- 
ration,  Manieren,  Kpprophagie;  später:  erhebliche  psychische  Schwäche, 
motorische  Unruhe,  triebartige  Handlungen,  Sprachverwirrtheit,  Stereotypien, 
ßizarrerien.  Danebenreden,  Schnauzkrampf,  sexuelle  Erregung;  Wechsel 
zwischen  Stupor  und  Erregung.  Orientierung  und  Gedächtnis  während  der 
ganzen  Krankheit  erhalten.  3V2  Jahre  etwa  nach  dem  Beginn  der  Er- 
krankung traten  plötzlich  epileptische  Anfälle  typischer  Art  auf,  und  zwar 
120  in  24  Stunden;  Temperatursteigerung  bis  40,2**;  am  folgenden  Tage 
71  Anfälle;  Exitus  54  Stunden  nach  dem  Beginn  des  Status  epilepticus. 
Die  Obduktion  ergab  außer  einer  Pneumonie  beider  Unterlappen  nur  eine 
diffuse  schwache  Trübung  und  ein  leichtes  Ödem  der  Pia  über  allen 
Windungen.  Verf.  schließt  die  Annahme  einer  progressiven  Paralyse,  einer 
genuinen  Epilepsie,  eines  urämischen  Comas,  einer  Spätepilepsie  und  Syphilis- 
epilepsie aus  und  faßt  die  Krämpfe  als  katatone  Anfälle  auf,  die  wohl  durch 

64* 


j[012  Allgemeine  Ätiologie,  Symptoipatologie  und 

dasselbe  Agens  bedingt  wären,  welches  bei  der  katatonen  Gehirnverändening 
eine  Rolle  spiele. 

Timpano  (443)  teilt  folgenden  Fall  von  Phobie  mit:  Eine  33  Jahre 
alte  Frau  konnte  seit  13  Jahren  weder  Bücher  noch  Briefe  lesen,  weil  sie 
bei  jedem  Versuche,  dies  zu  tun,  von  der  Furcht  befallen  wurde,  Erbrechen 
zu  bekommen  und  krank  zu  werden;  dies  war  ihr  früher  tatsächlich  einmal 
passiert.  Sie  war  erblich  nicht  belastet  und  sonst  völlig  gesund.  Verfasser 
referiert  einen  dem  seinigen  ähnlichen  Fall  von  Battistelli,  in  welchem 
der  52  Jahre  alte  Kranke  seit  ebenfalls  13  Jahren  Furcht  hatte,  Briefe  zu 
öffnen  und  zu  lesen,  nachdem  er  nach  dem  Verluste  seines  großen  Vermögens 
fortwährend  Briefe  seiner  Gläubiger  erhalten  hatte;  auch  er  war  sonst  voll- 
kommen gesund,  T.  unterscheidet  drei  Formen  von  Phobie,  die  neurastheni- 
sche,  die  psychasthenische  und  die  ausschließlich  degenerative  Form.  Er 
gibt  eine  kurze  Charakteristik  derselben  und  rechnet  Battistellis  nnd 
seinen  Fall  zur  degenerativen  Phobie,  trotz  Abwesenheit  aller  Stigmata 
degenerationis.     Die  Prognose  sei  zweifelhaft. 

Tomasini  (444)  konstatiert  zunächst  eine  progressive  Zunahme  der 
Fälle  von  Geisteskrankheiten  in  der  italienischen  Armee.  Die  Selbstmord- 
statistik gibt  der  Häufigkeit  auch  einen  beredten  Ausdruck:  unter  1000  Todes- 
fällen sind  ungefähr  100  auf  Selbstmord  zurückzuführen.  Dadurch,  daß  die 
hysterischen  und  epileptischen  Geistesstörungen  aus  der  Reihe  der  Psychosen 
ausgeschieden  sind,  erfähii;  die  Statistik  der  Geisteskrankheiten  eine  wesent- 
liche Verschiebung,  ebenso  durch  den  Umstand,  daß  die  Erkrankung  der 
Offiziere  der  Heeresstatistik  nicht  zugeteilt  zu  werden  pflegt;  immerhin  ist 
die  Steigerung  der  Erkrankungen  eine  recht  erhebliche,  eine  stärkere  im 
Verhältnis  zur  Zunahme  in  der  übrigen  Bevölkerung.  Während  noch  im 
Jahre  1895  0,3  ^Iq  der  Erkrankungen  Geisteskrankheiten  betrifft,  stieg  der 
Prozentsatz  in  den  letzten  Jahren  auf  0,74.  Zum  Schlüsse  führt  T,  an- 
schließend au  Erfahrungen,  die  im  russisch-japanischen  Kriege  gewonnen 
werden  konnten,  die  Ursachen  eiuer  Vermehrung  der  Psychosen  zu  Kiiegs- 
zeiten  au  und  schlägt  die  Gründung  von  fachmännisch  geleiteten  Irren- 
Feldlazaretten  vor.  (Mei'zbaclier,) 

Toulouse  und  Damaye  (446)  haben  in  dieser  interessanten  Ab- 
handlung auf  den  Wert  der  Erziehung,  neben  der  Heredität  als  ätiologisches 
Moment  bei  Psychosen  hingewiesen.  Häufig  ergäbe  die  Anamnese,  daß 
erst  infolge  einer  fehlerhaften  Erziehung  nervöse  Erscheinungen  zum  Aus- 
bruch gekommen  seien.  Die  Erziehung  werde  bedingt  durch  die  Umgebung. 
Das  Moment  der  Heredität  werde  im  allgemeinen  übertrieben.  Die  Amerikaner 
z.  B.  hätten  aus  der  Summe  der  Faktoren,  die  sie  aus  Europa  entnommen 
hätten,  ein  neues  gebildet,  und  zweifelsohne  hätten  sie  es  verstanden,  Unter- 
nehmungsgeist, Arbeitsfreudigkeit,  Unabhängigkeit  im  Denken  mit  ernster 
Arbeit  zu  vereinen. 

Ebenso  hätten  die  Japaner  Beweise  von  Tüchtigkeit  gezeigt  und  eine 
Anpassungsfähigkeit  an  die  europäische  Zivilisation,  ohne  daß  die  Heredität 
in  Frage  kommen  könne.  An  einer  Reihe  von  Kraukengeschichten  zeigen 
die  Verf.,  wie  sich  nervöse  Beschwerden  lediglich  durch  die  Umgebung  ent- 
wickelt hätten.  Bei  Knaben  durch  den  Aufenthalt  in  Internaten  und  An- 
stalten. Bekanntlich  prädisponieren  in  Frankreich  diese  Momente  auch  me 
wo  anders  dazu,  da  die  Schulen  meist  Internate  sind.  Sexuelle  Laster 
entwickelten  sich  dort  früh. 

Das  soziale  und  l)erufliche  Milieu  beeinflusse  die  Form  des  psychischen 
Deliriums.    Der  Bauer  deliriere  anders  wie  der  Gelehrte.   Wer  an  „Beelzebub* 


Diagnose  der  Geisteskrankheiten.  1013 

glaube^  gäbe  demselben  einen  breiten  Raum  in  seinen  Vorstellungen.  Gre- 
schichtliche  Perioden  hätten  ebenfalls  Einfluß.  So  hätten  sich  zur  Zeit  der 
ßestauration  riele  Leute  in  Frankreich  verfolgt  geglaubt.  Zu  Kriegszeiten 
pflegen  die  Größenideen,  wie  Kaiser,  General  usw.  sich  zu  häufen. 

Die  hysterischen  Erscheinungen  verschlimmem  sich  bei  häufiger  Unter- 
suchung seitens  des  Arztes. 

„Die  Erziehung  könne  in  prophylaktischer  Hinsicht  sehr  viel  tun,  und 
die  Arzte  soUten  dies  Gebiet  in  der  sozialen  Fürsorge  mehr  und  mehr 
berücksichtigen.  (Rozenraad.) 

Urqnhart  (450)  gibt  ein  Schema  für  eine  möglichst  eingehende  und 
übersichtliche  Klassifikation  der  psychiatrischen  Literatur  für  Bibliotheks- 
zwecke nach  Deweys  Dezimalsystem;  dieselbe  erwies  sich  bei  der  Anf- 
stellung  einer  Bibliothek  von  etwa  1500  Büchern  als  recht  praktisch. 

Urqnhart  (451)  gibt  Zusammenstellungen  über  das  Vorkommen 
erblicher  Belastung  mit  Geisteskrankheiten  usw.  bei  Geisteskranken.  Bei 
Patienten  der  Privatabteilung  fand  er  erbliche  Belastung  in  46  %  der  Fälle. 
An  einer  Beihe  von  Familienstammbäumen  zeigt  er  den  Einfluß  der  Belastung 
auf  die  Deszendenz.  Von  886  während  der  Jahre  1880—1904  in  das 
James  Murray's  Royal  asylum  aufgenommenen  Kranken  (471  Männern  und 
415  Frauen)  waren  mit  Geisteskrankheit,  Exzentrizität,  Neurosen,  Paralyse 
oder  Alkoholismus  belastet  =  623,  nur  mit  Geisteskrankheit  =  394  (44,4%), 
und  zwar  201  Männer  (42,6%)  und  193  Frauen  (46,5%),  nur  mit  Exzen- 
trizität und  Neurosen  =  229  (25,8%),  und  zwar  130  Männer  (27,6%)  und 
99  Frauen  (23,8%).  Bei  den  623  erblich  belasteten  Geisteskranken  fand 
sich  in  der  Verwandtschaft:  Geisteskrankheit  702 mal,  Exzentrizität  und  Neu- 
rosen 240  mal,  Paralyse  191,  Alkoholismus  169,  Tuberkulose  259  und  Krebs 
70mal.  39  Paralytische  hatten  in  ihrer.  Verwandtschaft  14mal  Geistes- 
krankheit, Exzentrizität  4,  Neurosen  12,  Paralysen  10  und  Alkoholismus 
7  mal.  Von  145  Alkoholisten  waren  mit  Geisteskrankheit  belastet  =  38,6%, 
mit  Exzentrizität  und  Neurosen  =  5,5  %  und  mit  Alkoholismus  =  24,1  %, 
während  bei  den  übrigbleibenden  31,7  %  sich  keine  Belastung  nachweisen  ließ. 

An  der  Hand  von  drei  selbstbeobachteten  Fällen  weist  Vaschide  (453) 
darauf  hin,  daß  geistige  Störungen  durch  interkurrentes  Fieber  vennindert 
oder  gebessert  werden  könnten,  um  mit  dem  Abfall  der  Temperatur  wieder 
den  früheren  Grad  zu  erreichen.  1.  45  Jahre  alte  Kranke,  an  „manischer 
Erregung"  leidend,  sprach  immer  dieselben  Worte,  zeigte  einen  ängstlichen 
Gesichtsausdruck,  reagierte  nicht  auf  äußere  Beize;  während  einer  fieber- 
haften (39 — 40  ®)  Grippe  bot  sie  ein  Töllig  anderes  Verhalten  dar,  sie  zeigte 
Interesse,  gab  yerständig  Antwort,  verbigerierte  nicht  usw.,  verfiel  aber  nach 
dem  Rückgang  des  Fiebers  wieder  in  den  früheren  Zustand  zurück.  2.  26- 
jäbrige  Frau,  schwere  Melancholie,  seit  ca.  zwei  Jahren  vollkommen  teil- 
namslos,  sprach  nicht  usw.  Während  einer  Influenza  mit  hohem  Fieber 
redete  sie  plötzlich,  zeigte  Interesse  für  ihre  Familie  usw.,  um  nach  dem 
Abfall  der  Temperatur  im  Verlauf  von  10  Tagen  wieder  in  vollkommenen 
melancholischen  Stupor  zn  versinken.  3.  43jähriger  Mann,  alter  Morphinist, 
litt  an  religiösen  Wahnvorstellungen;  diese  verminderten  sich  während  einer 
Pneumonie,  traten  aber  nach  Ablauf  derselben  wieder  um  so  stärker  hervor. 

vanVlenten  (458)  berichtet  über  einen  Kranken  mit  Korsakowscher 
Psychose,  der  eine  funktionell  bedingte,  vollständige  optische  Asymbolie  für 
körperliche  Gegenstände  hatte,  während  er  flächenhafte  Dinge  richtig  er- 
kannte und  benannte.  Ein  50  Jahre  alter  Arbeiter  bekam  nach  einer  Kopf- 
verletzung Verwirrtheitszustände,  Intoleranz  gegen  Alkohol  und,  wie  sich 
später    aus   den   Erzählungen   der  Angehörigen   ergab,    Erscheinungen   von 


1014  Allgemeine  Ätiologie,  Symptomatologie  und 

optischer  Asymbolie.  Ein  Jahr  nach  dem  Unfall  in  die  Irrenanstalt  Dali- 
dorf aufgenommen,  machte  er  hier  zunächst  ein  achttägiges  Delirium  durch 
und  bot  dann  folgendes  Bild  dar,  das  sich  im  Laufe  eines  Jahres  nicht  wesentlich 
änderte:  Es  bestand  der  Korsakowsche  Symptomenkomplex,  nämlich  ein 
starker  Merkfähigkeitsdefekt  und  Konfabulationen  neben  MuskelatrophieD, 
geringer  Augenmuskellähmung  und  Druckempfindlichkeit  der  Nerven.  Ferner 
konnte  der  Kranke  Gegenstände  mit  Hilfe  des  Gesichtssinnes  nicht  er- 
kennen, während  er  sie  sofort  mit  Namen  bezeichnete,  wenn  er  sie  durch 
den  Tastsinn,  durch  Gehör,  Geruch  oder  Geschmack  aufnehmen  konnte,  und 
zwar  beschränkte  sich  diese  optische  Asymbolie  nur  auf  körperliche  Gegen- 
stände, während  er  Bilder  auch  durch  den  Gesichtssinn  erkannte  und 
ziemlich  klein  gedruckte  Buchstaben  und  Zahlen  richtig  lesen  konnte.  Gegen 
die  funktionelle  Natur  dieses  asymbolischen  Zustandes  sprach,  daß  er  sich 
unverändert  erhielt  und  den  verschiedenartigsten  Suggestionen  gegenüber  zu- 
nächst standliaft  blieb.  Eine  organische  Grundlage  der  Asymbolie  erschien 
unwahrscheinlich,  weil  Hemianopsie,  sprachliche  Störungen,  Lese-  und  Schreib- 
störungen, sowie  die  Erscheinungen  des  Haftenbleibens  fehlten.  Auch  war 
sehr  auffallend  der  scharfe  Unterschied  zwischen  dem  Erkennen  flächenhaft«r 
und  körperlicher  Dinge,  die  Reinheit  des  Bildes,  das  vollkommene  Erhalten- 
sein des  optischen  Gedächtnisses,  die  erhaltene  Fähigkeit,  sich  in  ßäumen 
zu  orientieren,  sowie  auch  Farben  richtig  zu  erkennen  und  zu  benennen. 
Schließlich  bestand  Hemianästhesie  und  konzentrische  Gesichtsfeldein- 
schränkung. Acht  Wochen  nach  der  Aufnahme  gelang  es  durch  Suggestion, 
den  Kranken  zum  Erkennen  von  körperlichen  Gegenständen  durch  den  Ge- 
sichtssinn zu  bringen  und  damit  die  Annahme  einer  organischen  Grundlage 
der  Asymbolie  zurückzuweisen.  Verfasser  schließt:  1.  Optische  Asymbofie 
kann  auch  rein  funktionell  sein.  2.  Die  bei  der  Korsako  w sehen  Psychose 
vorkommenden  asymbolischen  Erscheinungen  können  das  Ergebnis  funk- 
tioneller Störungen  sein. 

Warda  (463)  kommt  in  seinem  Beitrage  zur  Geschichte  nnd  Kritik 
der  sogenannten  psychischen  Zwangszustände  zu  dem  Schluß,  daß  man  auf 
die  Verwendung  des  Begriffes  der  psychischen  Zwangszustände  im  Sinne 
eines  Komplexes  zusammengehöriger  Krankheitszustände  verzichten  solle. 
W.  hält  alle  bisherigen  Formulierungen  des  Begriffes  Zwangsvorstellung  bis 
auf  die  Freud  sehe  Definition  für  gänzlich  unzureichend.  Innerhalb  des 
großen  unter  jenen  Namen  gesammelten  kasuistischen  Materials  der  Literatur 
seien  klinisch  abgrenzbare  Krankheitszustände  zu  unterscheiden.  Die  ge- 
schichtliche Entwicklung  spreche  dafür,  daß  der  Name  Zwangsvorstellung 
für  jene  enger  umschriebene  Krankheit  zu  reservieren  ist,  für  die  er  bisher 
vorzugsweise  von  Freud  angewandt  worden  ist,  nämlich  für  die  obsedierenden 
Vorstellungen  der  Zwangsneurose.  Der  Begriff  der  Zwangshandlung  sei  für 
gewisse  Handlungen  eines  Menschen  anwendbar,  aber  dürfe  in  der  Psychiatrie 
nie  wieder  konstruiert  werden,  ohne  einen  Rückschritt  zur  Monomanielehre 
zu  machen.  (BettdU.) 

Weatherly  (464)  bespricht  die  charakteristischen  Eigenschaften  der 
vier  Temperamente,  wie  sie  schon  von  Hippocrates  eingeteilt  worden 
sind,  und  welchen  Einfluß  in  Anfangsstadien  der  Psychosen  die  Berück- 
sichtigung des  Temperamentes  habe.  (Rozenraad.) 

Weber  (465)  behandelt  in  diesem  Vortrage  die  posttraumatischen 
Psychosen  und  kommt  nach  Mitteilung  einer  Reihe  von  Krankheitsföllen  zu 
folgenden  Ergebnissen:  Der  Begriff  einer  posttranmatischen  Psychose  als 
eines  ätiologisch,  in  Symptomen  und  Verlauf  einheitlichen  und  fest  bestimmten 
Krankheitsbildes  ist  streng  wissenschaftlich  nicht  aufrecht  zu  erhalten.  Doch 


DiagDoae  der  Geisteskrankheiten.  1015 

zeigt  die  praktische  Erfahrung,  daß  für  eine  Reihe  von  nach  Trauma  sich 
entwickelnden  Geistesstörungen,  auch  wenn  die  Zeichen  einer  groben  Herd- 
erkrankung des  Gehirns  fehlen,  ein  engerer  ursächlicher  Zusammenhang 
zwischen  Trauma  und  Psychose  angenommen  werden  darf.  Von  organischen 
Psychosen  kommen  hier  besonders  die  bald  nach  dem  Trauma  eintretenden 
und  foudroyant  verlaufenden  Paralysen  in  Betracht.  Bei  funktionellen 
Psychosen,  die  im  übrigen  verschiedenen  Krankheitsgruppen  angehören 
können,  ist  ein  ursächlicher  Zusammenhang  mit  dem  vorangegangeneu 
Trauma  namentlich  dann  anzunehmen,  wenn  sie  neben  den  ihnen  sonst 
eigenen  Symptomen  die  Erscheinungen  der  Depression  und  Angst,  der 
assoziativen  und  motorischen  Hemmung  oder  der  katatonen  Bewegungs- 
störungen aufweisen.  Die  Psychose  muß  entweder  bald  nach  dem  Trauma 
eintreten  oder  durch  eine  Prodroraalzeit,  in  der  das  psycliische  Verhalten 
des  Betroffenen  schon  verändert  ist,  mit  ihm  zusammenhängen.  Häufig  ent- 
wickeln sich  diese  posttraumatischen  Psyehosen  auf  dem  Boden  einer  durch 
Belastung  oder  frühere  Erkrankung  herabgesetzten  Widerstandsfähigkeit. 
Fälle  dieser  Art  erregen  oft  den  Verdacht  der  Simulation,  der  ebenso  ^de 
starke  Übertreibung  häufig  nur  schwer  auszuschließen  ist.  Unter  10  Fällen 
rein  funktioneller  Psychosen,  die  in  den  letzten  beiden  Jahren  an  der 
Göttinger  psychiatrischen  Klinik  im  engen  Anschluß  an  ein  Trauma  beob- 
achtet wurden,  gehörten  6  dem  oben  geschilderten  Typus  an. 

Wende  (467a)  gibt  in  Form  eines  motivierten  Gutachtens  einen  Beitrag 
zur  Kasuistik  der  Geistesstörungen  im  Sekundärstadium  der  erworbenen 
Syphilis:  Ein  Student  der  Rechte  hatte  eine  ganze  Anzahl  von  plumpen  Be- 
tiügereien  und  Unterschlagungen  begangen,  indem  er  wertvolle  Schmuck- 
sachen gegen  Wechsel  kaufte  und  größere  Geldsummen  entlieh  unter  der 
Vorspiegelung,  daß  ihm  in  kurzem  ein  großes  Vermögen  zufallen  würde  und 
dergleichen.  Er  war  erblich  stark  mit  Geisteskrankheiten  belastet,  hatte  zehn 
Jahre  vorher  nach  einem  Trauma  capitis  eine  schwere  Hirnhautentzündung 
durchgemacht,  war  stets  fleißig  und  ordentlich  gewesen,  hatte  sich  bei  den 
A'orbereitungen  für  das  Abiturientenexamen  (als  Extraneus)  geistig  sehr  über- 
anstrengt. 17^  Jahre  vor  Begehung  der  Delikte  hatte  er  sich  sypliilitisch 
infiziert,  war  nur  lokal  behandelt  worden  und  zeigte  bald  zunächst  zahlreiche 
nervöse,  sich  immer  mehr  steigernde  Erscheinungen,  nach  einem  Jahre  auch 
psychische  Störungen:  Aufgeregtes,  unsicheres  Wesen,  machte  verworrene 
Angaben,  zeigte  unmotivierte  Stimmuugsanomalien,  war  gegen  früher  gänzlich 
in  seinem  Verhalten  verändert;  er  wurde  menschenscheu,  trieb  sich  umher, 
ergab  sich  periodisch  übermäßigem  Alkoholgenuß,  wurde  interesselos  für  seine 
Familie,  arbeitete  nichts,  äußerte  sonderbare  Ideen;  plötzlicher  StiramuDgs- 
wechsel,  Wutausbrüche,  verübte  Handlungen,  von  denen  er  nachher  nichts 
wußte.  In  diese  Zeit  fallen  die  strafbaren  Delikte,  von  denen  aber  damals 
weder  die  Familie  etwas  wußte,  noch  der  behandelnde  Arzt,  auf  dessen  Ver- 
anlassung er  in  eine  Irrenanstalt  aufgenommen  wurde.  Hier  besserte  sich 
sein  Zustand  ganz  erheblich,  er  wurde  nach  einem  halben  Jahre  entlassen 
und  nahm  seine  juristischen  Studien  wieder  auf.  Zwei  Jahre  später  gab 
Verfasser,  der  ihn  auf  Veranlassung  des  Gerichts  zu  beobachten  hatte,  ein 
Gutachten  über  seinen  Geisteszustand  ab.  Zur  Zeit  der  Beobachtung  be- 
standen somatische  und  psychische  Erscheinungen  von  zerebraler  Neurasthenie, 
doch  erschien  der  Angeklagte  völlig  zurechnungsfähig.  Dagegen  bestand  zur 
Zeit  der  Begehung  der  oben  mitgeteilten  strafbaren  Handlungen,  für  die  der 
Angeklagte  übrigens  keine,  beziehungsweise  nur  eine  sehr  lückenhafte,  Er- 
innerung hatte,  unzweifelhaft  eine  Geistesstörung  akuter  Natur,  die  nach  dem 
Verfasser  wesentlich   auf  die   Syphilis   zurückgeführt   werden   mußte.      Für 


1016  Idiotie,  Imbezillität,  Kretinismus. 

letzteres  sprach:  1.  Das  Auftreten  der  Symptome  sehr  bald  oach  der  In- 
fektion. 2.  Die  stark  im  Vordergrund  stehende  geistige  Schwäche,  die  von 
allen  Autoren  als  Charakteristikum  des  luetischen  Charakters  der  Psychose 
angesehen  wird.  Der  Angeklagte  zeigte  aber  bei  der  Begehung  der  straf- 
baren Handlungen  eine  ausgesprochene  Willens*  und  ürteilsschwäche,  er  war 
meist  das  gefügige  beinahe  willenlose  Werkzeug  in  den  Händen  seiner  „Be- 
kannten". Es  waren  demnach  die  Voraussetzungen  des  §  Bl  Str.-G.-B.  ge- 
geben. 

Von  Wernicke's  (468)  Grundriß  der  Psychiatrie  in  klinischen  Vor- 
lesungen (Leipzig,  1900)  liegen  hier  vier  weitere  Vorlesungen  (siehe  diesen 
Jahresbericht  Band  VIII  Seite  1035),  nämlich  die  33.,  84,  36.  und  36.,  in 
englischer  Übersetzung  von  Dr.  W.  Alfred  Mc  Oorn  vor. 

Westphal  (470)  teilt  einen  Fall  von  Psychose  mit,  in  welchem  das 
Symptom  der  identifizierenden  Erinnerungstäuschung  etwa  ly«  Jahre  lang 
allein  das  Krankheitsbild  beherrschte.  Ein  27 jähriger  Arbeiter,  Potator, 
bot  nach  einem  Trauma  capitis  neben  allgemeinen  nervösen  Beschwerden  die 
Erscheinung  dar,  daß  er  alle  gegenwärtigen  Eindrücke  und  Situationen  schon 
einmal  ganz  in  derselben  Weise  durchlebt  zu  haben  glaubte.  Alles,  was  er 
sah,  hörte,  las,  kam  ihm  völlig  bekannt  vor;  er  glaubte,  schon  fünfmal  in 
der  Anstalt  gewesen  und  immer  von  denselben  Ärzten  behandelt  worden  tu 
sein,  alle  Kranken  erschienen  ihm  als  alte  Bekannte  usw.  Hierzu  gesellte 
sich  dann  die  Vorstellung,  daß  er  oft  schon  vorher  wisse,  was  sich  ereignen 
werde,  und  weiterhin  die  Annahme,  er  sei  vielleicht  schon  einmal  auf  der 
Welt  gewesen  und  habe  eine  Seelenwanderung  durchgemacht.  Später  traten 
noch  sehr  lebhafte  Qehörs-  und  vereinzelte  Gesichts-Täuschungen  auf,  und 
das  Krankheitsbild  entsprach  am  meisten  dem  halluzinatorischen  Wahnsinn 
der  Trinker. 

Die  „Medizinische  Klinik",  Wochenschrift  für  praktische  Arzte,  redigiert 
von  Dr.  Kurt  Brandenburg  in  Berlin  (Verlag  von  Urban  &  Schwarzen- 
berg,  Berlin)  läßt  allmonatlich  ein  Ergänzungsheft  in  Stärke  von  zwei  Druck- 
bogen in  Buchformat  erscheinen,  in  welchem  ein  Überblick  über  die 
wichtigsten  neueren  Arbeiten  eines  medizinischen  Sonderfaches  gegeben  wird. 
Die  Hefte  5  und  13  des  I.  Jahrganges  (1906)  sind  von  Ziehen  (479,  480) 
herausgegeben  und  behandeln  die  wesentlichsten  Neuerscheinungen  auf  dem 
Gebiete  der  Psychiatrie  und  der  Nervenkrankheiten.  Die  von  R.  Sinn, 
Henneberg,  Seiffer,  Weygandt,  Vorkastner  und  anderen  gelieferten 
Referate  sind  übersichtlich  gruppiert. 

Ziehen  (481)  unterzieht  seiner  Besprechung  die  weniger  bekannten 
Formen  von  psychopathischen  Konstitutionen  und  deren  Symptome  und  ent- 
wirft ein  Bild  dieser  Konstitutionen  in  symptomatischer,  ätiologischer  und 
diagnostischer  Hinsicht.  Z.s  Beobachtungen  über  Affektstimmungen  bei 
psychopathischen  Konstitutionen  führen  den  Nachweis,  daß  sie  bei  keiner 
psychopathischen  Konstitution  fehlen  und  bei  den  verschiedenen  psycho- 
pathischen Konstitutionen  in  ähnlicher  Weise  wiederkehren  und  nur  gani 
spezifisch  nuancierte  Affektstörungen  vorzugsweise  bei  bestimmten  psycho- 
pathischen Konstitutionen  sich  finden.  (Bendix.) 


Idiotie,  IfflbBziilität  Rretlnismas. 

Referent:  Medizinalrat  Dr.  W.  Koenig-Wittenau. 

1.  Alberti,  A.,  Un  coso  di  idiozia  mongoloide.     Gior.  di  psichiat.  clin.  e  tecn.  manic 
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B.  Aadenino,  £.,   L'eliminazione  del  bleu  di  metilene  per  via  renale  nei  frenastenici. 

Archivio  di  Psichiatria.   Vol.  XXVI,  fasc.  6,  p.  667. 
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19.  Burr,  Martin  W.,  The  Feeble-Minded  Child.     The  Alienist  and  Nenrol.  Vol.  XXVI. 

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roeningo-enccphalite ;  arret  simple  de  developpement;  sclerose  atrophique;  micro- 
cephalie;  pseudoporencephalie  oilaterale  et  symetrique;  pseudoporencephalie  uni- 
laterale; meningo-encephalite  chronique  avec  atrophie  de  l'hemispnfere  gauche.  Echo 
med.  du  nord.    IX.    590—698. 

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Selbstverlag.    1904.  .. 

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Idiotie,  Imbezillität,  Kretinismus.  1019 

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•)  .  . 

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Kakels,  Sara,  Bin  Fall  von  gummöser  Schädelsyphilis  bei  einem  2^'« jährigen 
hen  Knaben.     New  Yorker  Mediz.  Monatsschr.    p.  531.    (Sitzungsbericht.) 
J.  C,  Presentation  of  a  Case  of  Cretinism.    Podiatrics.   N.  Y.   XVII.  434 — 436. 
indt,  W.,    Leicht  abnorme  Kinder.     Sammlung  zwangl.  Abhandl.  a.  d.  Geb.  d. 
-   und  Geisteskrankh.    Bd.  VI,  H.  1.    Halle  a  S.    Carl  Marhold. 
»e,   Idiotie  und  Schwachsinn  im  Kindesiilter.     Mediz.  Klinik.    No.  10,  p.  225. 
e,  Die  geistige  Minderwertigkeit  im  schulpflichtigen  Alter.    Münchener  Mediz. 
ischr.    p.  1171.    (Sitzungsbericht.) 

e.    Über  Idiotie.    Neurol.  Centralbl.   p.  471.    (Sitzungsbericht.) 
e.    Über  Mongolismus,     ibidem,    p.  684.    (Sitzungsbericht.) 


1020  Idiotie,  Imbezillität,  Eretinismos. 

103.  Derselbe,  Gruppenteilong  der  Idiotie.     Sltiungsker.  d.  Phvs.  med.  Ges.  sa  Wiiriborg. 
No.  2,  p.  29. 

lOä.  White,  K  G.,    Note  on  two  Interesting  Gases  of  Imbecillity  with  £pilepsy.    Tbe 
Lancet."  11.    p.  951. 

104.  Yoshikawa,  J.,  Ein  Fall  von  Idiotie  mit  Erweichungsherd  in  den  Zentralganglien 
des  Gehirns.     Monatsschr.  f.  Psych,  u.  NearoL    Bd.  XVITT,  Ergänzungsh..  p.  282. 

ImbecilUtas. 

White  (103)  beschreibt  zvei  Fälle  Ton  epileptischer  Imbezillität, 
deren  Interesse  in  den  bei  der  Sektion  gefundenen  GehimveränderangeD 
beruht. 

Weygandt  (97)  versteht  unter  „abnormen  Kindern"  alle«,  was  yon 
der  Norm,  Ton  der  Durchschnittsbreite  abweicht,  und  betont,  daß  dieses 
große  Gebiet,  wie  er  es  auffaßt,  auch  besonders  das  Interesse  des  Psychiaters 
herausfordert.  Der  Psychiater  muß  zum  Verständnis  schwerer  Defekt- 
zustände stets  die  leichtesten  Formen  bis  zum  Übergang  in  die  Norm  be- 
rücksichtigen. 

Verfasser  faßt  seine  eingehenden  Erörterungen  in  folgende  Leitsätze 
zusammen: 

1.  Neben  den  Idioten  und  Imbezillen  gibt  es  eine  große  Menge  von 
Kindern,  die  wegen  psychisch  abnormen  Verhaltens  besonderer  ärztlicher 
Berücksichtigung  bedürfen.  Die  ätiologische  Grundlage  ist  verschieden,  es 
handelt  sich: 

a)  um  vorübergehende  Schädigungen  exogener  Art,  durch  körperliche 
Krankheiten  und  durch  ungünstiges  Milieu; 

b)  um  die  Formes  frustes  mancher  Formen  von  Idiotie  und  Imbe- 
zillität; 

c)  um  Entwicklungshemmung  auf  Grund  von  konstitutionellen  Leiden; 

d)  um  die  leicht  epileptischen,  die  hysterischen  und  die  neurasthenisdL 
veranlagten  Kinder; 

e)  um  die  zu  schweren  Psychosen  disponierten  und  von  Kindheit  an 
auifälligen  Individuen. 

.  Vielfach   läßt   sich  eine  Kombination  mehrerer  ursächlicher  Momente 
feststellen. 

2.  Symptomatologisch  können  die  allerverschiedensten  psychischen 
Funktionen  einzeln  oder  kombiniert  betroffen  sein,  oft  genug  läßt  sich  die 
Störung  bis  zu  den  einfachen  psychischen  Gebilden  verfolgen. 

Rein  nervöse  Begleiterscheinungen  sind  häufig,  ebenso  anderweitige 
organische  Mängel. 

3.  Als  Hauptgruppen  lassen  sich  klinisch-psychologisch  folgende  auf- 
stellen : 

a)  leicht  epileptische  Kinder; 

b)  hysterisch  veranlagte  Kinder; 

c)  neurasthenisch  veranlagte  Kinder; 

d)  intellektuell  und  affektiv  minderwertige  Kinder,  die  Debilen  im 
engeren  Sinne; 

e)  intellektuell  und  apperzeptiv  schwache  Kinder  bei  vorherrschendem 
Gefühlsleben,  die  phantastischen,  reizbaren  und  haltlosen; 

f)  intellektuell  und  apperzeptiv  entwickelte,  aber  gefuhlsstampfe 
Kinder,  die  moralisch  defekten. 

4.  Therapeutisch  empfiehlt  sich  für  erheblich  Schwachsinnige  die  Hilfe- 
schule, für  intellektuell  leicht  abnorme  Kinder  das  Wiederholungsklassen- 
system,  für  sittlich  Verwahrloste  und  Defekte  die  Fürsorgeerziehung  unter 


Idiotie,  Imbezillität,  KrdtinismuB.  1021 

er  Beratung,   während   epileptische  Kinder  je   nach  Art  ihres  Zu- 
differenziert zu  behandeln  sind. 

1  seinem  Vortrage  über  leicht  abnorme  Kinder  beschäftigt  sich 
st  (92)  in  erster  Linie  mit  den  leicht  geistesschwachen  zurück- 
iDen,  noch  bildungsfähigen  Kindern,  femer  mit  einer  Anzahl  yon 
cungen,  die  den  Neurosen  und  den  Neuropsychosen  Erwachsener 
len,  respektive  mit  diesen  identisch  sind.  Th.  geht  besonders  auf 
Hiebe  Neurasthenie  und  Hysterie  mit  ihren  vielgestaltigen  Erscheinun- 
[  auf  die  Chorea,  die  in  den  meisten  Fällen  mit  geistigen  Störungen 
iht,  ein.  Th.  empfiehlt  die  ausgiebige  Anstellung  von  psychiatrisch 
chologisch  gebildeten  Schulärzten  auch  auf  dem  Lande,  von  denen 
elmäßige  Kontrolle  auch  mit  Rücksicht  auf  die  Zeichen  der  Nervosität 
I;  werden  muß.  Ferner  ist  er  für  die  Errichtung  von  Heilstätten  mit 
igsanstalt  für  nervöse  und  geisteskranke  Kinder,  am  besten  als  Unter- 
;en  an  bestehende  Irrenanstalten  angeschlossen.  (Bendix.) 

.n  der  Kolk  und  Jansens  (46)  beobachteten  einen  merkwürdigen 
einseitiger  Ausbildung  des  Gedächtnisses  bei  einem  niedrigstehenden 
m.  Der  35  jährige  Mann  soll  bis  zum  3.  Lebensjahre  normal  ent- 
gewesen  und  nach  einem  Kopftrauma  geistesschwach  geworden  sein, 
aber  auf,  daß  er  ein  besonderes  Interesse  für  Gebuitstage  und 
-tage  zeigte.  Patient  kann  nicht  lesen,  nur  große  Zififern  liest  er. 
len  der  Tage  und  Monate  kann  er  nicht  hersagen.  Dagegen  kann 
ialender  des  Jahres  1904  auswendig;  er  weiß  jeden  auf  das  dazu 
Datum  fallenden  Wochentag.  In  derselben  Weise  kennt  er  das 
3  und  1905.  Ebenso  weiß  er  die  Geburtstage  und  die  Lebensalter 
liehen  Personen,  soweit  sie  auf  dem  Kalender  angegeben  sind.  Auch 
ön  seiner  Anstaltsgenossen,  der  Wärter  und  Arzte  kennt  er  und 
sn  Geburtstag  und  ihr  Alter.  Über  das  Entstehen  und  die  Herkunft 
iseitigen  Kenntnisse  gelang  es  nicht,  sich  eine  genügende  Erklärung 
laffen.  (Uendix.) 

Erzielung  einwandsfreier  Vergleichsresultate  sind  nach  Schlesinger 
1er  Ausführung  der  Asthesiometrie  eine  Reihe  von  Einzelheiten  zu 
die  nicht  unwichtig  scheinen.    Das  wichtigste  ist  es  wohl,  daß  die 
Sitzung  nicht  zu  lange  dauert.    Um  sie  nicht  selbst  zum  Ausfluß  einer 
gswirkung  zu  machen,  wie  auch  um  den  den  Tastsinn  verfeinernden 
er  Übung  möglichst  auszuschließen,  soll  der  Zirkel  verhältnismäßig 
tereinander  aufgesetzt  werden.     Mit  einer  3-,    höchstens  4  maligen 
ng  des  Schwellenwertes  innerhalb  etwa  4  Minuten  muß   man  sich 
Hingegen  ist   eine  mindestens  5  malige  Prüfung  des  Schwellen- 
verschiedenen Tagen  nötig. 
5  Gegenüberstellung  der  Schwellenwerte  vor  Beginn  und  am  Ende 
ittagsunterrichts,   um   8   und   um  11  Uhr,    führte   bei   normalen 
Ikindem  zu  folgendem  Ergebnis: 

lin  Drittel  von  ihnen  zeigt  keine  oder  nur  eine  ganz  unwesentliche 

des  Schwellenwertes,  also  keine  Ermüdung  im  Sinne  der  ästhesio- 

Prüfungen.     Es   sind    diese  Kinder   ihren  Leistungen   nach    fast 

08  mittelmäßige  Durchschnittsschüler,   nur  ausnahmsweise  bessere 

ast  ebensoviele  Schüler  weisen  am  Ende  des  Vormittagsunterrichts 

je  ßrhöhung  des  Schwellenwertes,  also  eine  wenn  auch  nur  leichte 

auf.    Von  diesen  gehört  die  Hälfte  zu  den  Durchschnittsschülern, 

n  verteilen  sich  gleichmäßig  auf  die  besten,  wie  die  schlechtesten 


1022  Idiotie,  Imbezillität,  Kretinismus. 

3.  Ein  letztes  Drittel  der  Schüler  verhält  sich  aber  hiervon  durchaus 
verschieden  und  verdient  unsere  besondere  Beachtung.  Von  ihnen  zeigt  die 
Hälfte,  also  im  ganzen  etwa  ein  Sechstel,  um  11  Uhr  eine  starke 
und  sehr  starke  Erhöhung  des  Schwellenwertes  gegenüber  der 
Morgenprüfung;  sie  lassen  also  eine  deutliche  Ermüdung  erkenneu. 
Diese  Beobachtung  stimmt  aber  sehr  gut  mit  ihrer  Charakterisierung  seitens 
der  Lehrer  überein.  Es  handelt  sich  ausnahmsweise  um  gute,  fast  regel- 
mäßig um  relativ  mäßig  veranlagte  Schüler,  die  sich  aber  viele  Mühe 
geben,  fleißig  arbeiten,  aufmerksam  dem  Unterricht  folgen,  oder,  wo  dies 
nicht  zutrifft,  handelt  es  sich  um  Schüler,  die  zu  Früharbeit  angehalten 
werden;  vor  dem  Unterricht,  von  6 — 7  oder  ^'38,  müssen  sie  regelmäßig 
Milch,  Brötchen  oder  Zeitungen  austragen,  Marktgänge  machen  und  anderes 
mehr.  Bemerkenswerterweise  kommen  letztere  vielfach  mit  einem  niederen, 
unter  dem  Durchschnittsmittel  gelegenen  Schwellenwert  zur  Schule,  ermüden 
dann  aber  rasch  und  stark.  Schulkinder  mit  solchen  Ermüdungskurven,  wie 
sie  sich  ja  in  den  höheren  Lehranstalten  häufig,  hier,  in  der  Elementarschule, 
aber  nur  ausnahmsweise  vorfinden,  Schüler,  die  ihr  Arbeitsoptimum  schon  in 
der  ersten  Stunde  einbüßen  und  weiterhin  eine  sehr  starke  Herabminderung 
des  Arbeitswertes  erkennen  lassen,  verdienen  sowohl  seitens  der  Lehrer,  wie 
seitens  des  Schularztes  besondere  Berücksichtigung. 

4.  Eine  diesen  Beobachtungen  genau  entgegengesetzte  Kurve  weist 
schließlich  ein  letztes  Sechstel  der  Fälle  auf,  nämlich  eine  starke  und  sehr  starke 
Erhöhung  der  Tastempfindlichkeit  im  Verlaufe  des  Vormittagsunterrichts, 
also  eine  fortschreitende  Erholung. 

Verfasser  gelangt  zu  folgenden  Schlüssen: 

1.  Die  Asthesiometrie  ist  brauchbar  zur  Messung  geistiger  Ermüdung, 
wenn  auch  eine  mathematisch  genaue  Formulierung  der  Wechselbeziehungen 
zwischen  letzterer  und  der  Größe  der  Raumschwelle  nicht  möglich  ist. 

2.  Bei  Anstellung  der  Prüfungen  ist  namentlich  möglichste  Gleich- 
artigkeit der  äußeren  Versuchsbedinguugen,  eine  möglichst  kurze  Dauer  der 
einzelnen  Prüfungen,  ein  möglichst  gleichmäßiger  und  geringer  Druck  beim 
Aufsetzen  der  nicht  zu  spitzen  Zirkelbranchen  zu  erstreben.  Mit  dem  spitzen 
Tasterzirkel  erhält  man  in  der  Hälfte  der  Fälle  niederere  Raumschwellen 
als  mit  dem  kugelförmig  abgeschliffenen. 

3.  Von  den  70  debilen  Kindern  der  Hilfsschule  im  Alter  von  8  bis 
12  Jahren  waren  16  =  23  %,  fast  ausnahmslos  jüngere  Schüler,  infolge 
mangelhafter  Begriffsbildung  zu  den  Untersuchungen  unfähig.  Bei  den 
übrigen  lag,  im  Durchschnitt  aus  allen  Versuchsreihen,  der  Schwellenwert 
bei  21  mm,  gegenüber  19  mm  bei  gleichaltrigen  normalen  Volksschulkindern, 
die  aber  ausnahmslos  für  diese  Untersuchungen  beiahigt  waren. 

4.  Je  höher  die  Schwellenwerte  gelegen  sind,  um  so  breiter  ist  die 
Sphäre  der  unsicheren  Antworten;  bei  den  eben  angefiilirten 
16  Kindern  war  diese  sehr  breit.  Während  bei  normalen  Kindern  im  Ver- 
lauf ein  und  derselben  Prüfung  nicht  selten  eine  Verfeinerung  des  Tastsinns 
eintritt,  durch  Übungszuwachs,  machen  sich  bei  den  schwachbegabtea 
Kindern  sehr  bald  Zeichen  subjektiver  Ermüdung,  Unsicherheit,  Ver- 
wirrung, bemerkbar. 

5.  Von  den  normalen  Volksschulkindern  wies  im  Laufe  des  Vor- 
mittagsunterrichts ein  Drittel  keine  Änderung  des  Schwellenwertes  auf,  ein 
weiteres  Drittel  eine  geringe  Erhöhung  desselben,  eine  Sechstel  eine  starke 
Erhöhung,  also  eine  Ermüdung  (meist  mäßig  veranlagte,  aber  aufmerksame 
Schüler,   oder  solche,   die   zu  Früharbeit  außerhalb   der  Schule  angehalten 


Idiotie,  Imbezillität,  Kretinismus.  1023 

nn  letztes    Sechstel    zeigte   fortschreitende   Erholung   (meist   sehr 

Schüler). 

[n   der  Hilfsschule   ist  die  Zahl   der  Kinder,    bei  denen   es   im 

I  Vormittags  zu  einer  stärkeren  Ermüdung  kommt^  viel  kleiner;  um 

wächst,   gegenüber  ..den   normalen  Schülern,   die  Zahl   derer,    die 

dieser  Zeit  keine   Änderung  des  Schwellenwertes   oder    eine   Er- 

5  desselben  aufweisen. 

auffallend  ist  die  Häufigkeit   eines    hohen  Schwellenwertes 

;en,   vor  Beginn   des  Unterrichts,   ferner   die   Seltenheit   einer 

^swirkung     während     der     zweistündigen     Mittagspause, 

die  verhältnismäßige  Häufigkeit,  in  der  während  des  Nach- 
die  Ermüdung  wächst,  trotz  des  anregenden  Handfertigkeits- 
3  an  demselben  u.  a. 

^fortschreitende  Ermüdungen  kommen  namentlich  bei  den  relativ 
a.gten  Schulkindern  zur  Beobachtung,  Erholungserscheinungen, 
1  bei  den  stärker  schwachsinnigen.  Es  spricht  aber  manches  dafür, 
He  ästhesiometrisch  nachweisbare  Ermüdung  vielfach  weniger  der 
;  verantwortlich  zu  machen  ist  als  andere  Momente,  und  daß  der 
einzelne  Kind  charakteristische  Ermüdungs-  und  Erholungstypus 
;er  Reihe  in  dessen  Individualität  und  krankhaft  veranlagten  Natur 

ist. 

Tür  die  Praxis  ergibt  sich  aus  den  Versuchen,  daß  eine  Uber- 
ler  schwachbefahigten  Schulkinder  nicht  besteht,  und  auch  gegen 
[littagsunterricht,  speziell  gegen  den  zur  Heilung  des  Schwachsinns 
;en  Handfertigkeitsunterricht  am  Nachmittag,  dürfte  sich  kaum 
renden  lassen. 

Vielleicht  wäre  der  Beginn  des  dreistündigen  Morgeiiunterrichts 
uszuschieben;  vor  allem  aber  sollte  die  zweistündige  Mittagspause 

Uhr,    um  eine  Stunde  verlängert  werden,   um  den  Nachmittags- 

bis  jetzt  von  1 — 3  Uhr,  aus  der  Periode  der  Verdauung  hinaus- 
—  Schließlich  verdient  die  verhältnismäßig  sehr  früh  auftretende 
Ermüdung  Berüchsichtigung  bei  der  Unterweisung  der  schwach 

Kinder. 

Sanctis  (77  a)  macht  den  Versuch,  rein  klinisch  verschiedene 
es  Schwachsinnes  voneinander  zu  trennen.  Quantitative  Unter- 
merkmale sollen  nicht  maßgebend  sein,  sondern  qualitative.  Er 
chst  folgende  Typen  auf,  die  er  durch  besondere  Merkmale  von- 
i  unterscheiden  versucht:  den  idiotischen,  imbezillen,  heboidophrenen, 
n  und  endlich  den  infantilen  Typus.  Diese  verschiedenen  Schwach- 
n  haben  nur  symptomatischen  Wert  und  sollen  nicht  dazu  dienen, 

Krankheitsformen  voneinander  trennen  zu  lassen.  —  Er  bemüht 
i  einen  Maßstab  zu  finden,  um  die  verschiedenen  Grade  des 
anes,    ganz   abgesehen   von   ihren   Formen,    objektiv   darzustellen. 

Zwecke  hat  er  sich  ein  Verfahren  ausgedacht,  das  geeignet  er- 
i  den  verschiedenen  Formen  eine  einfache  Intelligenzprüfung  zu- 
Die  Details  des  Verfahrens,  das  unserer  Ansicht  nach  nur  der 
lg  recht  einfacher  Urteile  dienen  kann,  können  hier  nicht  wieder- 
erden.  (Merzbacher,) 

Lter  (76)  schildert  6  Fälle  von  akuter  halluzinatorischer  Geistes- 
ei  Imbezillen,  während  und  nach  welcher  der  imbezille  Charakter 
bar  blieben.  In  jedem  Falle  war  im  Sinne  Kraepelins  eine 
itsursache  nachweisbar:  einmal  die  erste  Menstruation,  zweimal 
mation,  dabei  einmal  auch  Schreck,  in  einem  Falle  Autointoxikation 


1024  Idiotie,  Imbesillität,  Kretioismu«. 

bei  Darmkatarrh,  einmal  Erschöpfung,  und  bei  einem  Kranken  zu  wiede^ 
holten  Malen  besonderer  Alkoholmißbrauch.  Bei  dem  Alkoholiker  kam  es 
zu  Zwangszuständen  mit  Angstgefühlen.  Bei  den  fünf  weiblichen  Kranken 
fast  immer  hysterischer  Charakter  der  Geistesstörung,  bei  einer  derselben 
auch  G an sersches  Symptom.  Im  Gegensatze  zu  Krafft-Ebing  betont  B. 
die  auffallend  rasche  Lösung  der  psychotischen  Symptome,  ferner  hebt  S. 
hervor,  daß  die  auf  imbeziller  Grundlage  entstandenen  Psychosen  bloS 
rudimentäre  Bilder  der  gewöhnlichen  psychiatrischen  Zustandsbilder  dar- 
stellten. (Hudoveniig.) 

Wehrlin  (94)  fand  als  eine  der  auffallendsten  Eigentümlichkeiten 
der  imbezilleu  Reaktion,  gegenüber  der  normalen,  daß  die  Schwachsinnigen 
selten  nur  mit  einem  Worte  reagieren,  sondern  mehrere  Worte  oder  Sätze 
machten.  Die  Imbezillen  zeigen  dieselben  Phänomene,  wie  die  ungebildeten, 
indem  sie  mehr  Assoziationen  reproduzieren  als  Gebildete.  Als  haupt- 
sächlichstes Merkmal  der  schwachsinnigen  Reaktionen  fand  er  die  De- 
fin^tionstendenz,  welche  in  vielerlei  Gestalt  zum  Ausdruck  gelangt;  die 
tautologische  Yerdeutlichkeit,  die  Auseinandersetzung  (Gefängnis:  „Besteht 
aus  Zellen,  wo  man  unnütze  Leute  einsperrt '^-j  Jahr:  zwölf  Monate).  Die 
Überordnung  (Katze:  Haustier.  Baum:  Sache.  Holz:  Brennmaterial).  Die 
Bestimmung  von  Ort,  Zeit,  Mittel,  Zweck,  Herkunft  (Buch:  zum  Lesen). 
Die  Angabe  der  Haupteigeuschaft  oder  -Tätigkeit.  (Blau:  Himmel, 
^hwimmen:  der  Eisch  schwimmt.)  Das  Beispiel.  Vater:  der  hat  mich 
einmal  die  Treppe  hinuntergeworfen.  (Bendüe,) 

Idiotie. 

Yoshikawa  (104)  berichtet  über  einen  Fall  schwerer  Idiotie  und 
seiner  Entstehung  an  der  Hand  von  ihm  erhobener  Befunde. 

Der  Fall  zeigte  Intelligenzdefekt,  Sprachstörung,  Strabismus  convergeo» 
4ind  eine  Abnormität  des  Ganges.  —  Der  Zustand  psychischer  Zurück- 
gebliebenheit  ist  auf  die  Veränderung  der  Hirnrinde  zurückzufahren,  die 
mit  der  von  Hammerschmidt  beschriebenen  identisch  ist. 

Was  den  Erweichungsherd  im  Nucleus  lentiformis  bezw.  excubitus  an- 
betrifft, so  sind  solche  Fälle  von  vielen  Autoren  mit  verschiedenen  Symptomen 
veröffentlicht  worden.  Einerseits  zeigten  sie  choreatische  Bewegungen  mit 
oder  ohne  Hemiplegie,  verbunden  mit  vasomotorischen  Störungen,  oder 
Muskelsteifigkeit  mit  Hemiplegie,  andererseits  aber  fehlten  auch  Er* 
scheinungen,  die  auf  eine  Herderkrankung  hinwiesen.  Man  nimmt  an,  daß 
die  obigen  Symptome  nicht  von  der  Zerstörung  der  betreffenden  Ganglien, 
sondern  von  einer  gleichzeitig  aufgetretenen  Einwirkung  auf  benachbarte 
Faserzüge  herrühren.  Der  vorliegende  Fall  ist  ein  weiterer  Beweis  für  dieae 
Annahme.  Der  vorhandene  Hydrocephalus  erscheint  als  die  Folge  de» 
^urch  den  Erweichungsprozeß  auf  das  Ventrikelependym  ausgeübten  Beizee. 

Die  Sprachstörung  ist  zuräckzuführen  auf  die  Entwicklungshemmung 
des  Sprachzentrums,  weil  sowohl  der  Nervus  facialis  als  auch  der  n.  hypo- 
glossus  und  acusticus  intakt  waren. 

Die  Abnormität  des  Ganges  kann  durch  die  Verkleinerung  der  Pyrs- 
midenbahu  erklärt  werden. 

Bei  einem  halbseitig  gelähmten  Idioten  fand  Koppen  (48)  einseitige 
Atrophie  der  rechten  Hemisphäre.  Auf  den  Schnitten  zeigte  sich  dis 
Marklager  als  gänzlich  geschwunden,  besonders  im  hinteren  Teil  der 
Hemisphäre.  Nur  die  langen  Bahnen  hoben  sich  als  wohlerhalten  und  g»t 
gefärbt   aus   dem   degenerierten   Hemisphärenmark   hervor.     Die  Rinde  er- 


Idiotie,  Imbezillität,  Kretinismus.  1026 

berall  schmal,  zeigte  aber  nur  an  wenigen  Stellen  Herde  mit  grob- 
;in  Glianetz   und  Vermehrung  und  Verdickung   des  Kapillarnetzes. 

war  der  mittlere  Teil  der  Rinde  etwas  aufgelockert.  An  die 
:ige  Hemisphären  -  Atrophie  hatte  sich  eine  Atrophie  des  rechten 
ruber,  des  linken  Bindearms  und  der  linken  kleineren  Hemisphäre 
)88en.  Verf.  glaubt  den  Befund  dadurch  erklären  zu  können,  daß 
mt,  es  habe  sich  hier  um  eine  vorübergehende  Zirkulationsstörung 
b,  die  primär  die  Rinde  durch  einen  vorübergehenden  Verschluß 
3n  und  langen  Kortikalgefaße  geschädigt  hat. 
Anschluß  daran  wird  noch  ein  anderer  Fall  beschrieben:  Bei  einer 
nit  rechtsseitiger  Hemiplegie  fand  sich  eine  Verkleinerung  der 
»misphäre  vorwiegend  im  Stirnlappen.     Die  Hemisphäre  zeigt  keine 

nur  eine  allgemeine  Verkleinerung  der  Substanz.  In  der  Hirn- 
ren die  Tangentialfasern  abnorm  tief  gelagert.  Wahrscheinlich 
s  sich  in  diesem  Fall  um  eine  primäre  Erkrankung  der  Basal- 
speziell  des  Corpus  striatum,  denn  hier  fand  sich  ein  abnormes 
von  Nervenfasernetzen  an  einer  Stelle,  wo  Nervenfasern  sonst 
lieh  sind.  Diese  Irregularität  der  Nervenfasern  ist  wahrscheinlich 
ichen  eines  abgelaufenen  ausgeheilten  pathologischen  Prozesses. 

(Autoreferat.) 
►erti  (1)   beschreibt   einen   8  jährigen  Idioten   mit  Mongolen typus 
ite  italienische  Arbeit  über  diesen  Typus.  —  Hereditäre  Belastung 
iesem  Falle,   der  Knabe   hat  4  vollkommen  normale  Geschwister. 

(Merebacßier.) 
ZOWa  (31)  hat  das  Material  von  fünf   kretinischen  Schilddrüsen 
Schilddrüsen  von  angeborenem  Idiotismus,  ferner  eine  Schilddrüse 

Mikrocephalen  zum  Gegenstande  seiner  Untersuchungen  gemacht 
öhr  tiefgreifende  atrophische  und  hypertrophische  Störungen  an 
Idrüsengewebe;  er  konnte  an  den  Drüsenläppchen  solche  mit  noch 
,  aber  atrophischen  Bläschen,  Läppchen  mit  zusammen'gefiossenen 
und  Felder  mit  zusammengeflossenen  Bläschen  unterscheiden. 
id  fehlte  in  den  meisten  Bläschen,  die  Läppchen  und  Bläschen 
bei  noch  erhaltenen  Bläschen  —  klein,  das  Stroma  verbreitert, 
3I  im  höchsten  Grade  degeneriert,  ebenso  die  Kerne.  In  dem 
3n  Schilddrüsengewebe  waren  „Arterieuknospen'*  in  überreichem 
anden.  (Bendix.) 

rgandt    (98)    macht     auf    die    Wichtigkeit     der     ätiologischen 

bei  der  Idiotie  aufmerksam,  da  mehr  als  ein  Drittel.,  der  Fälle 
heiten  der  ersten  Lebensjahre  zurückzuführen  ist.  Ätiologisch 
diesen  Fällen  die  tliyreogenen  zu  trennen,  deren  Typus  der 
!  Kretinismus  darstellt.  Ahnlich  ist  diesem  der  sporadische 
s,  der  in  Alpenländern  vorkommt  und  als  myxödematöse  Idiotie 
7on  den  leichteren  Fällen  erwecken  das  ärztliche  Interesse  die- 
e  nur  einen  mäßigen  Grad  von  geistiger  Abnormität  aufweisen 
jt  sind,  in  den  neuerlich  eingerichteten  Hilfsklassen  oder  Hilfs- 
ierrichtet  und  soweit  gebracht  zu  werden,  daß  sie  zu  erwerbs- 
nschen  gemacht  wurden.  (Bendix.) 

inem  Idioten,  der  seit  dem  6.  bis  8.  Lebensmonate  an  Konvul- 
ten  hatte  und  öfter  an  Zornausbrüclien  litt,  fand  Raymond 
eiderseitige,  symmetrische  Pseudocyste,  die  den  größten  Teil  der 
ppen  zerstört  hatte.  Diese  ist  von  einer  hellen  Flüssigkeit  älin- 
jrebrospinalfiüssigkeit  angefüllt.  Beide  Hemisphären  erschienen 
et.     Die  Wand    der  Cyste    bestand   aus   einem   lamellösen  Ge- 

it  f.  Neurologie  und  Psychiatrie  1906.  ^^ 


1026  Idiotie,  Imbezillität,  Kretinismus. 

webe,  welches  die  Struktur  des  Gebisses  nicht  erkennen  ließ  und  unmerk- 
lich in  die  Gehirnwindungen  überging.  R.  ist  der  Ansicht,  daß  es  sich 
um  eine  kongenitale  Pseudoporencephalie  handelt,  zumal  das  Kind  mit  einem 
Klumpfuß  zur  Welt  kam.  (Bendix.) 

Ein  weiterer  von  Raymond  (75)  beschriebener  Fall  betrifft  ein 
zweijähriges  Mädchen  mit  einem  dem  vorigen  Falle  sehr  ähnlichem  Be- 
funde. Ausgesprochene  Idiotie,  Unfähigkeit  zu  Gehen  und  zu  Spreeben, 
Unreinlichkeit.  Untere  Extremitäten  in  Flexionskontraktur.  Balanzierende 
Kopfbewegungen.  In  beiden  Hemisphären,  aber  unsymmetrisch  fanden  sich 
starke  Zerstörungen;  rechts  fehlt  der  Lubus  temporalis  gänzlich  und  ein 
sklerotischer  Herd  ersetzt  die  untere  Parietalwindung.  Der  vordere  Teil 
des  Lobus  frontalis  ist  zerstört,  der  Lobus  insulae  und  orbitalis  sind  ver- 
unstaltet. Links  sind  die  Zerstörungen  noch  ausgedehnter;  der  Lobus 
temporalis  fehlt  vollständig,  im  Lobus  occipitalis  liegt  ein  atrophischer  skle- 
rotischer Herd.  Der  Lobus  parietalis  ist  in  seinen  unteren  Windungen 
stark  verändert,  vom  Lobus  frontalis  ist  nur  der  hintere  Abschnitt  einiger 
Windungen  erhalten.  Von  der  Außenfläche  der  Hemisphäre  fuhrt  eine 
Öffnung  in  den  Seitenventrikel  hinein.  Es  handelt  sich  nach  M.  auch 
hier  um  keine  echte,  sondern  nur  um  Pseudoporencephalie.         (Bendix.) 

Familiäre  amaurotische  Idiotie. 

Zusamenfassender  Bericht  Schaffer's  (81)  der  pathohistologischen 
Untersuchungen  über  sieben  Fälle  von  Sachsscher  amaurotischer  Idiotie. 
Mit  Bielschowskys  Fibrillenmethode  wurde  die  Schwellung  des  Zellleibes 
und  der  Dendriten  nachgewiesen;  diese  kann  an  letzteren  sehr  oft  auffallend 
große,  lokale  Auftreibungen,  die  sogenannte  cystische  Degeneration 
(Schaffers)  hervorrufen.  Die  Veränderungen  der  Neurofibrillen  konnte 
Seh.  erst  dann  richtig  deuten,  nachdem  er  sich  auf  Grund  eigener  Unter- 
suchungen davon  überzeugte,  daß  die  Fibrillen  normaliter  teils  ein  um  den 
Zellkern  dichteres  polygonales  Innenretikulum,  teils  ein  Außenretikulum 
um  den  Zellleib  herum  bilden;  letzteres  regionär  different  gebaut  (teils 
pseudofibrillär,  teils  polygonal-maschig)  besteht  aus  derberen  Trabekeln, 
welche  mit  dem  feinfädigen  Innennetz  im  kontinuierlichen  Zusammenhang 
stehen.  Seh.  konnte  fremde  Axonenden  mit  dem  Außennetz  (=  Golginetz) 
zusammenschmelzen  sehen.  In  den  Sachsschen  Fällen  erleiden  die  Maschen 
des  Innennetzes  eine  starke  Blähung;  die  Maschenpunkte  werden  derber, 
gekörnt;  später  schwinden  die  verbindenden  Trabekeln,  so  daß  allein  die 
hypertrophischen  Knotenpunkte  übrig  bleiben;  schließlich  zerfallen  letztere 
in  kleinere  Körner,  so  daß  der  Zellleib  eingestäubt  erscheint.  Charakteristisch 
ist,  daß  das  Golginetz  der  Nervenzellen  auch  dann  noch  intakt  erscheint, 
wo  das  Innennetz  bereits  ganz  zerfallen  ist.  Verfasser  erblickt  in  der  Zu- 
nahme der  Interfibrillärsubstanz  (=  Schwellung)  die  hervorstechendste  Er- 
scheinung der  Pathohistologie  der  Sachsschen  Idiotie,  und  nachdem  diese 
Erkrankung  den  Typus  einer  primär-parenchymatösen  Nervenzelldegeneration 
darstellt,  so  scheint  die  pathologische  Veränderung  der  Inte^rfibrillärsubstanz 
auf  die  hohe  physiologische  Bedeutung  letzterer  hinzuweisen.  An  die  Stelle 
der  zugrundegegangenen  Nervenzellen  treten  hypertrophische  Gliazellen.  — 
Mit  Nissls  Färbung  sah  Verfasser  eine  hochgradige  Chromolyse  in  der 
gesamten  zentralen  grauen  Substanz  (übereinstimmend  mit  Sachs  und 
Spillers  Untersuchungen).  Bemerkenswert  ist  es,  daß  die  Tigroidsubstani 
eine  raschere  Dekomposition  erfährt  als  das  Fibrillenwerk.  —  Mit  der 
Weigert  sehen  Markscheidenfärbung  ließ  sich  im  ganzen  Hirn  (Hemisphären, 


Idiotie,  Imbezillität,  Kretinismus.  1027 

hirn,  Mittelhirn,  Rhombencephalon)  eine  ausgebreitete  Rarefizierung 
cfasern  konstatieren.  Pyramiden  immer  marklos.  Interessantes 
i  an  der  Hirnrinde:  Hier  erscheinen  die  degenerierten  Nervenzellen 
Hämatoxylin  blaugefärbten  Körnchen  besetzt  zu  sein,  so  daß  man 
Weigert -Präparate  die  Rindenzellschichtung  durch  die  entarteten 
len  in  klarster  Weise  angedeutet  findet.  Ebenso  markieren  sich 
erierten  Nervenzellen  des  Sehhügels,  des  inneren  Kniehöckers  usw. 
Blich  weist  Verfasser  darauf  hin,  daß  grob-makroskopische  Ver- 
m  respektive  Entwicklungsfehler,  Bildungshemmungen  an  den 
en  Gehirnen  nicht,  oder  wenn  schon,  dann  in  belangloser  Form, 
n.  Angesichts  letzterer  Tatsache,  sowie  jener,  daß  die  Nerven- 
kung  die  denkbar  größte  Ausbreitung  aufweist,  somit  letztere  das 
ade  Moment  darstellt,  nimmt  Verfasser  an,  daß  in  Fällen  von 
3r  amaurotischer  Idiotie  das  Zentralnervensystem  in  seinen  nerven- 
Ilementen  minderwertig  sei  und  letztere  durch  allzurasche  Ab- 
les  nicht  lebensfähigen  Protoplasmas   die  denkbar  ausgedehnteste 

erleiden.     Zu  diesem  Sinne  ist  die  fragliche  Krankheit  ein  Para- 

Edingers  Aufbrauchkrankheiten,  für  welche  Auffassung  noch 
arität  des  Leidens  spricht.  ( Autor ef erat.) 

Slffer  (80)  macht  darauf  aufmerksam,  daß  die  inzipient  veränderten 
en  ein  schönes  Golginetz  aufweisen.  Bei  dem  Anschwellen  der 
ärsubstanz  wird  das  Maschenwerk  der  Fibrillen  des  intracellulären 
j    auseinandergedrängt,    wobei    dessen    Knotenpunkte    auch    an- 

Später  verschwinden  die  Verbindungsfäden,  und  es  bleiben  die 
jen  Knotenpunkte  als  Körnchen  zurück.  In  diesem  Stadium  be- 
1  der  Kern  sich  zu  verändern;  erst  tingiert  sich  dieser,  dann 
er  ein,  wird  zackig.  Das  Golginetz  wird  erst  ergriffen,  wenn  das 
ilum  ganz  zerfallen  ist.     Ein  Vergleich   mit  den  Nisslpräparaten 

der  Zerfall  der  TigroidschoUen  schon  weit  vorgeschritten  sein 
end  an  den  Neurofibrillen  erst  beginnende  Alterationen  erkennbar 
ürde  sich  daraus  erklären  lassen,  warum  Nervenzellen  mit  hoch- 
'igrolyse    in   ihrer   Funktion   noch   nicht   wesentlich   gestört   sein 

(Obersteiner,) 
cnway   und   Bnchanan    (86)   berichten    ausführlich    über    den 
ön  Befund  und  den   von  Mc  Kee   in  demselben  Hefte   und  hier 
Falle  von  amaurotischer  Idiotie.     Das  Kind  starb  an  Pneumonie, 
,te  alt. 

3eiiind  bestätigt  die  Ansicht  von  Holden,  daß  die  hauptsächlichen 
Igen  in  den  Augen  die  Degeneration  der  retinalen  Ganglienzellen 
ärvenstroma  der  Optici  sind.  Der  weiße  Fleck  im  Fundus  wird 
ich  bedingt  durch  die  geschwollenen  und  degenerierten  Ganglien- 
3he  hier  in  besonders  großer  Anzahl  vorhanden  sind,  und  nicht 
n. 

er  (89)  berichtet  über  einen  sehr  eingehend  anatomisch  unter- 
1  von  familiärer,  amaurotischer  Idiotie  mit  Bezugnahme  auf  seine 
efunde  und  die  Literaturen. 

flfer  (79)  kommt  auf  Grund  seiner  gründlichen  Untersuchungen 
3r   Auffassung  bezüglich    der   Pathogenese    der  Sachschen   Er- 

Was  zunächst  den  anatomischen  Befund  anbetrifft,  so  ist  der 
e  Umstand  der,  daß  die  Nervenzellen  des  gesamten  Zentral- 
oas  leiden.  Die  Erkrankung  dokumentiert  sich  in  der  Ver- 
ier  Neurofibriellen  wie  der  Tigroidsubstanz.  Die  Blutgefäße 
ganzen  Zentralnervensystem  ein  vollkommen  normales  Bild. 

65* 


X028  Idiotie,  Imbezillität,  Kretinismus. 

Der  primär  erkrankte  Teil  der  Neurone  ißt  der  Zellkörper;  die  in 
demBelben  verlaufenden  Fibrillen  sind  schon  hochgradig  erkrankt,  wenn  die 
Fortsätze  noch  eine  normale  Fibrillenstruktur  aufweisen.  Ferner  ist  auf- 
fallig. daß  dem  Entartungsprozeß  einzelne  Züge  von  Neurofibrillen  wider- 
stehen können,  die  sich  alsdann  im  degenerierten  Protoplasma  als  erhaltene 
Fibrillenzüge  darstellen. 

Ein  drittes  hervortretendes  Charakteristikum  ist  die  Schwellung  der 
Zellkörper  bezw.  der  Dendriten. 

Der  primär  erkrankte  Bestandteil  ist  somit  das  Hyaloplasma,  welchem 
sich  später  die  Neurofibrillen  anschließen.  Der  Umstand,  daß  die  Sachs- 
schen  Gehirne  keine  grob- anatomische  Abweichung  zeigen,  femer  die  klinische 
Tatsache,  daß  die  manifeste  Erkrankung  nach  einem  mehr  minder  langem 
Spatium  von  relativer  Gesundheit  auftritt,  deutet  darauf  hin,  daß  die  Sache- 
sche Erkrankung  ein  ab  ovo  nichtkrankes  Zentralnervensystem  befallt. 
Noch  der  Umstand,  daß  nach  einer  gewissen  Zeit  ein  progressiver  Verblödungs- 
prozeß eintritt  und  vorläufig  dessen  Teilerscheinung  die  Optikusatrophie 
ist,  zusammengefaßt  mit  der  generellen  primären  Nervenzelldegeneration, 
welche  als  solche  das  pathologisch  -  histologische  Substrat  für  die  Idiotie 
abgibt,  läßt  logischerweise  die  Annahme  machen,  daß  in  den  Fällen  von 
Sachsscher  Idiotie  das  gesamte  Zentralnervensystem  (selbstverstäudhch 
in  seinen  nervenzelligen  Elementen)  derart  abnorm  und  extrem  achwach 
veranlagt  ist,  daß  es  die  mit  der  Funktion  einhergehenden  physiologisehen 
Abnützungen  nicht  zu  ersetzen  vermag;  die  ungemein  schwach  veranlagten 
Nervenzellen  erschöpfen  sehr  bald  und  unterliegen  einem  progressiven  Ent- 
artungsprozesse, welcher  zum  Untergang  der  Ganglienzellen  mit  daranf- 
folgender  Gliahyperplasie  führt. 

Der  springende  Punkt  dürfte  die  primäre  Nervenzellerkrankung  sein, 
welche  als  solche  schon  den  Gedanken  einer  Zellabnützung  rechtfertigt. 
Dadurch,  daß  diese  Abnützung  auf  sämtliche  Nervenzellen  sich  erstreckt, 
wird  die  Verblödung  leicht  begreiflich.  Die  Erkrankung  der  Pyramiden- 
bahn ist  gleichfalls  aus  der  generellen  Rindendegeneration  erklärlich,  welche 
infolge  ihrer  wahllosen  Ausbreitung  auch  die  Zentral  Windungen  betrifft. 
Die  Erblindung  im  Verlauf  der  Sachsschen  Krankheit  ist  Verfasser 
geneigt,  gleichfalls  auf  einen  kortikalen  Ursprung  zurückzuleiten  und  als 
eine  Seeleublindheit  aufzufassen.  In  dieser  Ansicht  bestärkt  Seh.  jene  Fälle 
von  Sachs  scher  Idiotie,  welche  ganz  normale  Sehnerven  und  subkortikale 
Optikuszentren  aufwiesen. 

Alles  zusammengefaßt  ist  Seh.  geneigt,  die  Sachs  sehe  amaurotische 
familiäre  Idiotie  in  jene  Grupe  von  Edinger's  Aufbrauclikrankheiten  zu 
reihen,  welche  durch  die  subnormale  Veranlagung  —  wodurch  auf  die  Dauer 
die  normale  Funktion  unerträglich  wird  —  entstehen.  Nur  erblickt  er  in 
der  Sachsschen  Kranklieit  keine  Mischform  der  Auf  brauch  krankheiten  — 
„direkter  Defekt  und  allmälilicher  Aufbrauch  eines  zu  schwach  angelegten 
Apparates"  (Edinger).  —  da  nach  seinen  bisherigen  Erfahrungen  der 
direkte  Defekt  gar  keine  oder,  infolge  seiner  Seltenheit  und  Belanglosigkeit« 
eine  ganz  untergeordnete  ßolle  spielt.  Siciierlich  repräsentiert  aber 
die  Sachssche  Krankheit  ein  klassisches  Beispiel  der  Edinger- 
schen  Aufbrauclikrankheiten. 

Vogt  (93)  bespriclit  in  dem  ersten  Teile  seiner  interessanten  Arbeit 
die  Tay-Sachssche  Form  der  familiären  amaurotischen  Idiotie,  im  zweiten 
Abschnitt  die  Fälle  von  Higier,  Freund  usw.  (familiäre  zerebrale  Diplegie) 
und  Fälle  von  der  Heil-  und  Pflegeanstalt  in  Langenhagen,  letztere  klinisch 
z.T.  zwischen  beiden  Gruppen  stehend;  es  ergibt  sich  dabei  eine  prinzipielle 


Idiotie,  Imbezillität,  Kretinismus.  1029 

tschaft  der  Krankheitsbilder.  In  einer  später  zu  veröffentlichenden 
verspricht   V.   eine   Mitteilung   der  pathologisch  -  anatomischen   Er- 

seiner  Untersuchungen.  Die  Fälle  von  „familiärer  zentraler 
sind  solche,  die  mit  Blindheit  und  progressiver  Demenz  einhergehen 
;im  Säuglingsalter,  sondern  in  späteren  jugendlichen  Jahren  einsetzen, 
t  Fälle  zeichnen  sich  durch  eine  weitgebende  Übereinstimmung  aus. 
ahin  gesunde  Kind  (gewöhnlich  mehrere  in  einer  Familie,  scheinbar 
ondere  Rassedisposition)  erkrankt  meist  während  des  schulpflich- 
bers,  also  im  Alter  von  G — 14  Jahren.  Die  Kinder  derselben 
erkrankten,  zuweilen  im  gleichen  Lebensjahre.  Der  Beginn  ist  ein 
ber,  das  erste  Symptom  ist  meist  Abnahme  der  Sehkraft,  kann 
1  Abnahme  der  geistigen  Regsamkeit  oder  motorischen  Scliwäche 
ie  Abnahme  der  Sehkraft  führt  im  Verlaufe  von  Monaten  zu 
Brblindung.  Ophthalmoskopische  Atrophie  der  Papille.  Die 
Untwicklung  steht  still  und  geht  zurück  bis  zum  völligen  Blödsinn, 
id  in  Hand  geht  in  den  meisten  Fällen  damit  eine  Abnahme  der 
m  Funktionen,  die  mit  kompletter  Lähmung  endet,  bald  schlaff, 
tisch;  sie  gehen  schließlich  zu  Grunde. 

reichungen  dieses  Krankheitsbildes  stellen  sich  nur  als  Modifikation 
itypus  heraus. 

Mehrzahl  der  Familie  ist  belastet.  Auch  bei  Geschwistern  finden 
schwere  Mißbildungen  oder  Neigung  zu  meist  tödlicher  Erkrankung 
jrvensystems  im  frühen  Lebensalter. 

^ditäre  Lues  konnte  V.  in  seinen  Fällen  in  keiner  der  Familien 
heit  annehmen.     (Ref.  hat  darauf  hingewiesen,  daß  es  jugendliche 

gibt,  die  mit  Lähmungen  der  Extremitäten  einhergehen,  sog. 
^formen  zwischen  zerebraler  Kinderlähmung  und  juveniler  Paralyse. 

daß  hereditäre  Lues  nicht  nachgewiesen  werden  konnte,  sind  die 

V.  doch  sehr  verdächtig.) 

ler  beschreibt  V.  einige  Fälle,  in  welchen  die  Gehstöruug  in  das 
ptische  Neuron  verlegt  werden  mußte.  Die  Übereinstimmung  der 
Sac haschen  Form  und  der  Fälle,  der  später  erkrankten,  ist  in 
sntlichen  Punkten  eine  vollständige.  Alle  charakteristischen 
finden  sich  in  beiden  Gruppen. 
Krankheit  ist  für  beide  Formen  exquisit  familiär, 
weniger  charakteristisch,  aber  gelegentlich  zu  beobachten  sind  zu 

Bulbäre  Symptome,  Papillenanomalien,  Augenmuskelstörungen, 
.tiou,  Muskelatrophie  und  Gehörstörungen. 

gänge  nach  Alter  und  Verlaufsart  zwischen  der  Sachs  scheu 
id  der  anderen  existieren. 

Prädisposition  der  jüdischen  Rasse  für  die  zweite  Gruppe  scheint 
auden  zu  sein.  Der  charakteristische  Makulabefund  der  ersten 
x\t  in  der  zweiten. 

trennenden  Momente  sind  nur  Modifikationen  eines  einheitlichen 
ie  Fälle  beider  Gruppen  sind  Repräsentanten  einer  gemeinsamen 
in  Kraukheitspruppe. 

dcht  kann  man  die  Gruppe  2  als  juvenile  Form  der  infantilen 
s)  gegenüberstellen. 

on  Spielmeyer  (88)  beobachteten  Fälle  familiärer  amaurotischer 
en  mit  der  Sachsschen  Krankheit  anatomisch  und  klinisch  nichts 
>en.  In  einem  neuerlich  anatomisch  untersuchten  Falle  fand  sich 
im  früheren  makroskopisch  nichts,  hingegen  mikroskopisch  Auf- 
ir  Ganglienzellen  durch  Einlagerung  einer  körnigen,   hie  und  da 


1030  Idiotie,  Imbezillität,  Kretinismus. 

pigmenthaltigen  Masse.  Weniger  bedeutungsvoll  sind  die  Veränderungen 
an  den  anderen  Elementen  des  Gehirns.  (Obersteiner.) 

Calabreso  (20)  beschreibt  das  Krankheitsbild,  das  vier  Geschwister- 
kinder im  Alter  von  9,  8,  7  und  5  Jahren  bieten.  Das  Symptomenbild  ist 
bei  allen  das  gleiche,  nur  bei  den  jüngeren  Kindern  weniger  stark  aus- 
geprägt als  bei  den  älteren.  Es  äußert  sich  in  spastischen  Kontrakturen 
sämtlicher  Muskeln  —  ohne  Lähmungen,  in  Steigerung  der  Reflexe,  im 
Babinskischen  Zeichen,  Strabismus  und  hochgradiger  Idiotie.  C.  faßt  diesen 
Zustand  unter  der  Bezeichnung  des  Littleschen  Symptomenkomplexes  zu- 
sammen, indem  er  die  Littlesche  Krankheit  nicht  als. eine  klinische  Ein- 
heit anerkennt.  —  In  der  Familienanamnese  spielt  der  Alkoholismus  eine 
große  Rolle,  von  syphilitischer  Infektion  bei  den  Eltern  ist  nichts  bekannt 
Die  Geburt  der  Kinder  erfolgte  ohne  ärztliche  Nachhilfe.  —  Verf.  vertritt 
die  Ansicht,  es  handle  sich  hier  um  eine  familiäre  zerebrale  Entwicklungs- 
hemmung, die  weiterhin  —  sekundär  —  die  Pyramidenbahnen  in  Mitleiden- 
schaft gezogen  hat.  (Merzbaditr,) 

McKee  (59)  beschreibt  einen  Fall  von  familiärer  amaurotischer 
Idiotie.     Der  mikroskopische  Befand  steht  noch  aus. 

Eliasberg  (26)  beschreibt  einen  typischen  Fall  von  amaurotischer 
familiärer  Idiotie. 

Bnchanan  (16)  macht  darauf  aufmerksam,  daß  der  diagnostisch 
wichtige  Befund  im  Augenhintergrunde  die  Macula  betriflft,  welche  nicht 
das  gewöhnliche  rötliche  Aussehen  hat,  sondern  eine  weiße  Zone  bildet, 
welche  die  Fovea  umgibt.  Die  Papillen  sehen  weiß-opak  aus;  alle  feineren 
Gefäße  sind  verschwunden.  Die  Arterien  sind  sehr  eng.  Das  die  Papille 
umgebende  Pigment  tritt  auffallend  stark  hervor. 

Die  Pupillen  reagieren  gewöhnlich  träge.  Bezüglich  der  Pathologie 
schließt  sich  R.  denjenigen  an,  welche  einen  degenerativen  Prozeß  annehmen. 
Die  Ätiologie  ist  noch  dunkel.  B.  zitiert  auch  einen  Fall  von  Clairborne, 
welcher  nicht  von  jüdischer  Abkunft  war. 

Lngaro  (52)  bringt  eine  durch  zahlreiche  gute  Abbildungen  illustrierte 
Studie  zum  sporadischen  Kretinismus.  Die  Krankengeschichten  von  sechs 
Fällen,  die  er  selbst  zu  beobachten  und  zu  behandeln  Gelegenheit  hatte, 
sind  der  Publikation  beigegeben.  Besondere  Aufmerksamkeit  wird  der 
Differentialdiagnose  zwischen  sporadischen  und  endemischen  Formen  ge- 
schenkt; eine  Unterscheidung  hält  L.  für  möglich.  Von  der  spezifischen 
Schilddrüsenbehandlung  erwartet  der  Autor  gute  Erfolge.      (Merzbacher.) 

Dementia.    Juvenile  Terl)IOdung. 

Ausführliche  klinische  und  autoptische  Befunde  eines  Falles  von 
Dementia  epileptica  von  Bourneville  (12). 

Fnlirinanii  (29)  hat  es  sich  zur  Aufgabe  gestellt,  einige  Psychosen, 
die  zu  der  Gruppe  der  Dementia  praecox  paranoides  gehören,  näher  zu 
untersuchen  und  deren  klinische  Sonderstellung  zu  beweisen.  Es  werden 
drei  Fälle  genauer  beschrieben. 

Es  handelt  sich  um  drei  junge  Leute,  die  in  fast  gleichem  Alter  er- 
krankten. Die  Väter  waren  Trinker.  Bei  allen  entwickelt  sich  akut  eine 
Psychose,  die  zur  Verblödung  tiihrt.  Das  Initialstadium  läßt  sich  im  ersten 
Falle  in  vielen  Punkten  mit  einem  Delirium  tremens  potatorum  in  Parallele 
setzen;  bei  den  anderen  findet  sich  eine  weitgehende  Übereinstimmung  mit 
einer  akuten  Halluzinose  der  Trinker.  Verf.  nimmt  an,  daß  der  Alkoho- 
lismus  der  Väter  es   gewesen   sei,   der  verursachte,   daß  die  Psychose  der 


Idiotie,  Imbezillität,  Kretinismus.  1031 

3e8onderes  alkoholisches  Gepräge   bekam.     Mit  dieser  Annahme 

ein  Schritt  vorwärts  getan  in   der  Analyse  und  der  Bewertung 

r  Verblödungsprozesse,    und   es   würde  jetzt   die   Aufgabe   sein, 

Psychosen  von  Juvenilen  mit  gleicher,  ausgeprägter  hereditärer 

zu    untersuchen,    d.    1j.    die    Psychosen    der    Nachkommen,,  von 

enan    auf  ihre  Symptomatologie  und  deren  zu  erwartende  Über- 

g  mit  den  akuten  Zuständen  von  Alkoholintoxikation  zu  studieren. 

kann  sich  nicht  entschließen,  dieses  Krankheitsbild  als  Dementia 

bezeichnen;   es   fehlen,   sagt  er,  die  Manieren,  die  Stereotypie, 

londrischen  Wahnideen,    die    ganzen    katatonischen    Symptome. 

akute   Beginn   und  Verlauf  stehen   im  Gegensatz   zu   der  meist 

oft    in  Remissionen   verlaufenden   Dementia  praecox;    er  nennt 

5  Psychose:  Akute  juvenile  Verblödung. 

em  einen  Fall  beobachtete  Verf.  übrigens  ein  eigentümliches 
welches  er  als  „Pachydermia  facialis"  bezeichnet;  das  Gesicht 
tisen  aus,  es  hat  einen  besonderen  wächsernen  Glanz:  die  feinere 
g  verschwindet  mehr  und  mehr,  nur  die  Stirn-  und  Nasenmund- 
heinen  grob  und  tief  eingegraben.  Wenn  Pat.  die  Augen  schließt, 
Gesicht  wie  eine  Totenmaske  aus. 


Infantilismus. 

ar  (36)  erwähnt  unter  andern  Entwicklungsstörungen  auch  die 
nsystems.  Leider  fehlt  hier  meistens  die  anatomisclie  Grundlage, 
jind  darauf  angewiesen,  aus  funktionellen  Regelwidrigkeiten  auf 
annte  Veränderungen  in  dem  Bau  der  Nervenzentren  zu  schließen, 
^keit  der  Neurasthenie,  aber  auch  schwerer  Neurosen,  der  Chorea, 

Hysterie  bei  zurückgebliebenen  Personen  ist  bekannt.  Auch 
oße  Ungleichheiten  in  der  Ausbildung  der  psychischen  Begabungen 

sein,  sodaß  der  eine  oder  andere  sich  beträchtlich  über  das 
ebt,  während  die  übrigen  unter  diesem  stehen. 

Kretinismus. 

olz  (84)  faßt  seine  in  mühsamer  Arbeit,  die  im  Original  ein- 
rerden  muß,  gewonnenen  Resultate  über  den  Stoffwechsel  Kretiner 
ier  Schilddrüsen  futterung  zusammen  wie  folgt: 

menfassung  der  Resultate  der  Stoffwechselversuche  an 

Kretinen  bei  Schilddrüsenbehandlung, 
j  kurze  Übersicht   meiner  gewonnenen  Resultate   über  den  Stoff- 
[retiner   während    der  Schilddrüsenfütterung   ergibt  folgende  Tat- 

Diurese  der  Kretinen  wird  durch  Schilddrüsenfiitterung  gesteigert, 
stoffausfuhr  ist  nicht  wesentlich  erhöht,  es  erfolgt  keine  bedeuten- 
jißeinschmelzung,  das  Körpergewicht  sinkt  aber,  sodaß  der  Gewichts- 
jm  Zerfall  stickstofffreier  Substanzen  zuzuschreiben  ist,  wie  auch  der 
3  Kohlenstoffverlust  anzeigt.  Die  Kretinen  verhalten  sich  speziell  im 
Stoffwechsel  unter  Schilddrüsendarreichung  somit  anscheinend  anders 
rlyxöderakranken,  eher  ähnlich  wie  die  an  Morb.  Basedow  leiden- 
viduen.  Trotzdem  besteht  bezüglich  des  Stickstoffstoffwechsels 
kein  prinzipieller  Gegensatz  zwischen  Myxödem  und  Kretinismus, 
man  könnte  schließen,  daß  der  Kretinismus  schon  hinter  dem  Myx- 


1032  Idiotie,  Imbezillität,  Kretimsmus. 

ödem  liegt.  Das  geht  auch  daraus  hervor,  daß  der  älteste  Kretine  sich 
am  unähnlichsten  dem  Myxödem  gegenüber  verhält.  Die  Harnstoffaos- 
scheidung  wird  nur  wenig  beeinflußt.  Die  Harnsäureausfuhr  steigt  beim 
Greise,  sinkt  bei  den  jüngeren  Kretinen,  um  jedoch  auch  bei  diesen  spater 
anzusteigen.  Die  Kreatininelimination  ist  beim  Greise  erhöht,  bei  den 
jüngeren  Individuen  erniedrigt.  Die  Xanthinbasen  werden  vermehrt  aus- 
geschieden, während  die  Ammoniakwerte  im  Harne  sinken.  Der  Phosphor- 
säurestoffwechsel wird  durch  Schilddrüsendarreichung  nicht  wesentlich  alteriert, 
eher  ist  eine  Retention  der  Phosphorsäure  anzunehmen.  Die  Erdalkalien- 
ausscheidung verringert  sich,  besonders  der  Kalk  nimmt  im  Harne  bis  auf 
einen  Bruchteil  ab,  steigt  jedoch  in  den  Fäces.  Chlor  und  Schwefelsaare 
werden  im  Körper  während  der  Thyreoideaperiode  zurückgehalten.  Das 
Chlor  verhält  sich  somit  entgegengesetzt,  wie  beim  Gesunden,  M.  Basedow- 
und  Myxödemkranken.  Eine  enorme  Steigerung  der  Azidität  des  Harns, 
besonders  bei  den  jüngeren  Kretinen,  ist  bei  Schilddrüsenfütterung  zu 
beobachten. 

Von  großer  Wichtigkeit  wäre  noch  die  Beantwortung  der  Frage,  ob 
andere  Drüsen  des  tierischen  Organismus  sich  ähnlich  in  ihrer  Beziehung 
auf  den  Stoffwechsel  verhalten  wie  die  Schilddrüse. 

Ein  übereinstimmender  Einfluß  der  Thyreoidea  und  ihrer  Präparate 
im  Vergleiche  zu  anderen  Drüsen  mit  innerer  Sekretion  auf  den  Stoff- 
wechsel besteht  nach  den  angeführten  Versuchen  nicht. 

Sheffield  (85)  weist  darauf  hin,  daß  Kretinismus,  Rachitis  und 
Achondroplasie  eng  miteinander  verwandte  Zustände  sind,  und  atypische 
Formen  derselben  werden  vielfach  miteinander  verwechselt.  Sh.  erläutert 
diese  Behauptungen  an  einschlägigen  Beobachtungen. 

Bei  dem  von  Bayon  (6)  benutzten  Material  aus  der  Würzburger 
Klinik  schwankte  das  Alter  der  in  Frage  kommenden  Individuen  zväschen 
17  und  92  Jahren.  Als  Färbemethoden  wurden  hauptsächlich  Bioudi- 
Ehrlich-Heidenhains  Dreifarhengemisch,  Sudan  III  und  Heideuhains 
Eisenhämatoxylin  angewandt.  Auf  Grund  dieser  Untersuchungen  konnten 
in  der  Hypophysis  eines  25  jährigen  Kretins  folgende  Abweichungen  von  der 
Norm  gefunden  werden: 

Die  Zahl  der  chromophilen  Zellen  (acidophil  gekörnten)  ist  bedeutend 
größer,  als  es  bei  einem  so  jugendlichen  Individuum  zu  erwarten  wäre.  Das 
Colloid  ist  vermehrt,  einzelne  Cysten  haben  einen  Durchmesser  von  über 
500  [1,  ihre  Wand  ist  durch  eine  einfache  Lage  von  flachgedruckten  Zellen 
gebildet,  die  in  ihrem  Verhalten  zum  Teil  an  die  Wand  von  erweiterten 
Schilddrüsen follikeln  erinnern,  da  das  Protoplasma  sehr  schmal  ist,  aber  der 
Kern  noch  gut  erhalten.  Die  bindegewebigen  Septa  sind  entschieden  dicker, 
als  es  sonst  der  Fall  ist.  Die  Bindegewebsbalken  sind  gänzlich  frei  von 
Drüsenelementen  und  scheinen  teilweise  verdichtet  zu  sein.  Zeichen  von 
regressiver  Metamorphose  oder  Colloidumwandlung  der  Zellen  sind  keine  zu 
entdecken,  nur  zuweilen  begegnet  man  im  Stroma  winzigen  Kügelchen,  welche 
nach  Erdheim  als  Fettkörnchen  zu  betrachten  sind,  die  auch  nach  der 
Extraktion  einen  Kest  zurücklassen.  Vor  allem  fehlen  die  hochgradigen, 
zweifellosen  atrophischen  Veränderungen,  die  von  Ponfick  in  seineu 
Myxödemhypophysen  beschrieben  worden  sind. 

Was  die  Epiphysis  anbelangt,  so  wurde  auch  hier  versucht,  sich  eine 
einwandsfreie  ununterbrochene  Beihe  von  Kontrollpräparaten  zu  beschaffen. 
Dies  gelang  jedoch  nicht,  denn  bei  der  überwiegenden  Mehrzahl  der  Indi- 
viduen war  bereits  ein  zu  starker  Grad  von  „sandiger"  Entartung  vorbanden. 
Die  Epiphysis  von  Ferdinand  Stock  war  relativ   frei  von  Sand,  enthielt 


Funktionelle  Psychosen.  1033 

I  ganz  kleine   Körner,   die  stark   basophil   waren.     Die   Septa 
1  einzelnen  Follikeln  waren  relativ  sehr  spärlich,  sämtliche  Zellen 
leicht  und  deutlich.     Auch  hier  war  somit  ein  an  puerile  Ver- 
onemdes  Bild  dargeboten. 

bü  und  Femsini  (20  a),  die  ausgedehnte  Studien  an  Kretinen 
cht  haben,  beschrieben  hier  zunächst  alle  die  sogenannten  De- 
jichen,  die  sie  an  ihrem  Materiale  auffinden  konnten,  so  die  Farbe  von 
is,  die  Eigentümlichkeiten  von  Augen,  Haare,  Bartwuchs,  der 
Kopf-  und  Gesichtsschädel,  der  Nase,  Ohren,  des  Bauapparates^ 
3r  Zähne,  endlich  der  primären  und  sekundären  Geschlechts- 
Auf  zwei  großen  Tafeln  vergleichen  sie  die  Häufigkeit  der 
►egenerationszeichen"  bei  Geisteskranken,  psychisch  abnormen 
[1  Individuen.  Die  Verwertung  dieser  Zeichen  bei  den  Kretinen 
I  große  Schwierigkeit,  daß  hier  gerade  durch  den  spezifischen, 
m  Prozeß  eine  große  Reihe  jener  sogenannten  Degenerations- 
-eben  können  —  die  „Degenerationszeichen"  sind  gerade  hier 
isch  (Haut  und  ihre  Adnexe,  Zähne,  Knochenveränderungen); 
^eil  bleibt  nur  verwertbar.  Es  zeigt  sich  ferner,  daß  bei  den 
wie  bei  den  akquiriei-ten  Formen  die  Häufigkeit  des  Vorkommens 
ationszeichen"  eine  gleich  große  ist.  Der  Satz,  daß  der  Kretine 
sten  Stufe  der  Degeneration  stehe,  erscheint  den  Autoren  nach 
uchungen  nicht  zu  Recht  zu  bestehen.  (M(Tzbacher.) 


Fanktionelle  Psychosen. 

renten:  Direktor  Dr.  Clemens  Neisser-Bunzlau 
und  Oberarzt  Dr.  Ziertmann-Bunzlau. 

k.,    Osscnrationi    statisüche    e    clinicbe    sulla    frenosi    maniaco-depressiva. 
psichiatr.  e  tecn.  manicom.     Anno  XXXIII,  fasc.  I — II,  p.  10. 
*.  de,  Melancolia  e  psicosi  d'involuzione.    Boll.  d.  Casa  di  Salute  Flenrent. 
QU.     1-8. 

abellen  und  Curven  aus  einer  experimentell-psychologischen  Arbeit  über 
i-depressive  Irresein.  Centralbl.  für  Nervenheilk.  p.  75.  (Sitzungsbericht.) 
P.,  Cholemie  et  melancholie.  Archives  de  Neurologie.  Vol.  XX,  p.  97,  356. 
A.  del,  Melancolia  alucinatoria  aguda.    Arch.  de  psiquiat.  y  criminol.    IV. 

[)inaa  J.,  Involution  Melancholia.  New  York  State  Journal  of  3Iedicine.  Jan. 
rles  L.,  A  Discussion  on  the  Classification  of  the  3Ielancholias.  The  Journal 
and  Ment.  Disease,    p.  112.     (Sitzungsbericht.) 

J.  etGauckler,  E..  Contribntion  ä  l'etude  des  localisations  motrices  dans 
pini^re.  —  Un  cas  d'heraiplogie  spinale  a  topographie  radiculaire  dans 
luperieur  avec  anesthesie  croisce  et  consecutif  a  une  hcmatomyelie  spontanee. 
ologique.  No.  6,  p.  313.  cf.  Kapitel:  Minor. 
,  N.,  Le  Paranoisrae  metaparalytique.  Those  de  Bucarest. 
,  B.,  Locura  comunicada  entre  dos  hermanas.  Arch.  de  psiquiatria  y 
V.     100-114.  ; 

C,    Demenza  precoce   paranoide   (Diagnosi   diflferenziale    dalla  Paranoia), 
nmentale  di  Freniatria.     Vol.  XXX,  fusc.  4,  p.  87H. 

1 ,  M.,  Beiträge  zur  Lehre  von  der  Paranoia.    31onatsschrift  für  Psychiatrie. 
,  Heft  5,  p.  467. 
idrich.    Zur   Lehre    von    der    periodischen    Manie.     Allgem.   Zeitschr.   für 

Band  62,  p.  387. 
Lieber  periodische  Paranoia  und  die  Entstehung  der  paranoischen  Wahn- 
liv  für  Psychiatrie  und  Nervenkrankheiten.    Band  40,  Heft  1,  p.  19. 


1034  Funktionelle  Psychosen. 

15.  Givens,  A.  J.,  Manie-depressive  Insanity.     Med.  Century.     XIII.     821 — 324. 

16.  Jones,  Robert,  Functional  Insanity.    The  Practitioner.    Vol.  LXXIY.    No.  5,  p.  615. 

17.  Juliusburger,  Otto,  Ueber  Pseudo-Melancholie.     Monatsschr.  f.  Psychiatrie  u.  Neu- 
rologie.    Bd.  XVU,  No.  1,  p.  72. 

18   Derselbe.  Zur  Symptomatologie  der  Melancholie,     ibidem.     Heft  5,  p.  389. 

19.  Kuniek,  Waldemar,  Zur  Lehre  der  Paranoia  chronica.    (V^erfolgungswahn  und  Tötung 
des  vermeintlichen  Verfolgers.)     Inaug.  Diss.     Kiel. 

20.  Lipschitz,   Rudolf,   Zur   Aetiologie   der  Melancholie.     Monatsschr.  f.  Psychiatrie  u. 
Neurologie.     Band  XVIII,  Heft  3,  p.  193. 

21.  Lomer,   Georg,    Beziehungen   zwischen  Paranoia   und  Liebesempfindung.     Neurolog. 
Centralblatt.     No.  20,  p.  944. 

22.  Lucero,    A.    L.,    Sobre    um    caso    de    locura    sistematizada   progressiva.      ArcL  de 
psiquiatr.  y  criminal.     IX,  43—56. 

23.  Mahaim,  Gas  de  catatonie.     Revue  med.  de  la  Suisse  Romande.    p.  507.    (Sitzungs- 
bericht.) 

24.  Meyer,  E.,  Ueber  psychische  lufection  (induciertes  Irresein).  Berliner  klin. Wochenschr. 
No.  22,  p.  H69. 

25.  MönkemöUer,   Zur  Lehre   von   der  periodischen  Paranoia.     AUgem.  Zeitschrift  ffir 
Psychiatrie.     Band  62,  p.  538. 

26.  3Ioravcsik,    Ernst    Emil,    Ueber    Katatonie.      Orvosi    Hetilap.      No.    27.     Beilage. 
Psychiatrie  und  Neurologie. 

27.  Morcira,  J.  e  Peixoto,  A.,  A  paranoia  e  os  Syndromes  paranoides.     Arch.  brasil 
de  psychiat      I.     5—33. 

28.  Musmeci,   N.,    Un   caso   di   melancolia  a  forma  depressiva  in   scguito  ad  Influenza. 
Practica  d.  med.  Napoli.     1904—5.    V.    65;  103. 

29.  Norman,  Conolly,  Modern  Witchcraft;  a  Study  of  a  Phase  of  Paranoia.    The  Journal 
of  Mental  Science.     Vol.  LI,  p.  116. 

30.  Peixoto,  A  loucura  maniaca-depressiva.     Arch.  brasil   de  psychiatr.    I.     33 — 4H. 

31.  Pfersdorff,    Karl,     Die    motorischen    Erregungen    im     manisch-depressiven    Miseh- 
zustand.     Centralblatt  für  Nervenheilkunde.     N.  F.  Bd.  XVI,  p.  169.   (cf.  Kap.  Arndt.) 

82.  Putnam,  James  W.,  Paranoia  as  it  relates  to  Homicide.    Buffalo  Med.  Journal    Febr. 

33.  Rad,  V.,    Kasuistischer  Beitrag  zur  Lehre  vom   induzierten  Irresein.     Münch.  Medii. 
Wochenschr.    p.  577.     (Sitzungsbericht.) 

34.  Raimanu,  Emil,  Ueber  induziertes  Irresein.    Wiener  klinische  Wochenschrift.   No.  8, 
p.  186. 

34a.Rocha,  F.  da,   Sobre   a   psychose  maniaco- depressiva.     Arch.  brasial  de  psichiat    I. 
279-288. 

35.  Roxo,  Paranoia.     Gaz.  clin.  S.-Paulo.     III.     398 — 406. 

36.  Ruck  er,  S.  T.,  Melancholia.     South  Pract.     XXVII.     375—381. 

37.  Sanderson,  H.  E.,  Acute  Delirium.     California  State  Journ.  of  Medicine.    April. 

38.  Sanz.   Femändez,    Paranoia    persecutoria.     Rev.   de   med.   y   cirufg.   pract.     Madrid. 
LXVIL     69—72. 

39.  Seh.,  De  diagnose  der  melancholie.     Geneesk.  Courant.     LIX.     372 — 374. 

40.  Schmidt,  Präparate  von  einer  46jährigen  epileptischen  Paranoica.    Neurol.  ZentralbL 
p.  614.     (Sitzungsbericht.) 

41.  Schott,   A.,    Beitrag   zur   Lehre    von    der    katatonischen   Verrücktheit.     Allgemeine 
Zeitschrift  für  Psychiatrie.     Band  62,  p.  257. 

42.  Siefert,  Ein  Beitrag  zur  Paranoiafrage.     Arch.  f.  Psychiatrie.     Bd.  39,  p.  783. 

43.  Sioli,  Begutachtung  eines  Falles  von  periodischer  Geistesstörung  in  Invalidenrenten- 
Sachen.     Aerztl.  Sachverst.  Zeitung.     No.  3,  p.  47. 

44.  Sole,  Jose  Grau,  Un   cas   de  folie  infantile,  guerison.     Revista  frenopatica  espanola. 
fevr.     p.  48. 

45.  Specht,  G.,  Chronische  Manie  und  Paranoia.    Centralblatt  für  Nervenheilk.  u.  Psychi- 
atrie.    N.  F.  Bd.  16,  p.  590. 

46.  Stransky,  Zur  Lehre  von  den  combinierten  Psychosen.    Neurolog.  CentralbL    p.  970. 
(Sitzungsbericht.) 

47.  Thalbitzer,    S.,    Melancholie    und   Depression.      Allgem.    Zeitschr.    für   Psvchiatrie. 
Band  62,  p.  775.' 

48.  Vorkastn er,  Willy,  Ueber  pseudomelancholische  Zustände.    Monatsschr.  f.  Psychiatrie 
u.  Neurol.     Bd.  XVII,  H.  2,  p.  133. 

49.  AVherry,  J.  W.,  Is  Delusional  Insanity  Due  to  Disease  of  the  Brain.    Alienist  and 
Neurologist.     Febr. 

Thalbitzer  (47)   lehnt  in  einer  „Melancholie   und  Depression- 
betitelten kleinen  Abhandlung  die  selbständige  Stellung,  welche  Kraepelin 


Funktionelle  Psychosen.  1035 

holie"  des  Rückbildungsalters  gegenüber  dem  manisch-depres- 
n  anweist,  ab,  da  weder  die  Ätiologie  noch  die  klinische  Symp- 
iiese  Gegenüberstellung  rechtfertige.  Allenfalls  könne  eine  kleine 
fiückbildungspsychosen  als  selbständige  Form  herausgegriffen 
r  diese  passe  dann  aber  nicht  die  Bezeichnung  „Melancholie", 
pressiver  Wahnsinn".  In  der  Begründung  verweist  der  Autor 
f  ein  vorläufig  nur  in  dänischer  Sprache  erschienenes  Buch  über 
I- depressive  Psychose". 

hitz  (20)  hat  auf  Anregung  von  Ziehen  alle  Fälle  von  Melan- 
in den  Jahren  1890 — 1904  in  der  Berliner  psychiatrischen 
Beobachtung  kamen,  zusammengestellt,  um  über  die  ätiologisch 
[omente  Aufschluß  zu  erhalten.  Es  ist  dabei  der  Begriff  der 
in  dem  Sinne  aufgefaßt  worden,  wie  ihn  Ziehen  in  seinem 
)r  Psychiatrie  darlegt.  Unter  29  969  Aufnahmen  fanden  sich 
Melancholien  =  1.2  %,  nach  dem  Geschlecht  geordnet,  unter  den 
5%,  unter  den  Frauen  2,89%.  Zum  ersten  Mal  erkrankt  waren 
^  und  unter  diesen  210  =  78,1%  Frauen,  gegen  59  =  21,9% 
LS  Maximum  der  Häufigkeit  wurde  bei  den  Frauen  gegen  Mitte 
Jahre  erreicht;  von  allen  in  diese  Zeit  fallenden  Melancholien 
die  Hälfte  nur  ganz  kurze  Zeit  nach  Eintritt  der  Menopause 
IS  einige  Monate  bis  1  Jahr,  ein  Umstand,  der  es  fast  zur 
lacht,  daß  es  sich  um  eine  durch  die  Involution  bedingte  Er- 
Disposition handelt.  27,6  "o  Frauen  waren  ledig,  62,4%  ver- 
%  verwitwet.  Belastende  Momente  verschiedener  Art  waren 
),o%  nachweisbar;  die  Melancholiker  der  zweiten  Hälfte  des 
luiums  wiesen  am  häufigsten  erbliche  Belastung  auf.  Angeborenes 
lies  Temperament  war  in  48  Fällen  =  17,8%,  das  Gegenteil  in 
:7,4%  aufgefallen;  bei  20  Fällen  =  7,4%  bestand  deutlicher 
Schwachsinn.  Überanstrengung  und  Erschöpfung  kam  bei 
,  Gemütsbewegungen,  darunter  in  erster  Linie  seelische  Er- 
folge trauriger  Ereignisse  in  der  Familie  (75  Fälle  =  27,9%), 
3,8%,  Schreck  nur  bei  3  Fällen  in  Betracht.  Von  infektiösen 
n,  die  eine  wesentliche  Rolle  bei  der  Entstehung  der  Psychose 
n,  fand  sich  Influenza  in  5  Fällen  =  1,9  ?o;  im  übrigen  schienen 
im  ganzen  nur  eine  geringe  Bedeutung  zu  haben.  In  3  Fällen 
edowsche  Krankheit  seit  einem  oder  mehreren  Jahren.  Schwere 
i,  die  mehrere  Jahre  vorhergegangen  w^aren  oder  in  der  Jugend 
fanden  sich  7  mal  erwähnt.  Bei  5  weiteren  Melancholikern  lag 
ng  nur  kurze  Zeit  zurück,  sodaß  eine  direkte  Beziehung  nicht 
m  schien.  Potatorium  lag  bei  2  Frauen  =  1  ^o  und  7  Männern 
3r;  derartige  Melancholien  waren  meist  ausgezeichnet  durch 
^stafl^ekte.  7  =  3,3  %  aller  weiblichen  erstmaligen  Melancholien 
angerschaftsmelancholien,  6  =  2,9  °o  Wochenbettsmelancholien, 
j  Verf.  18  Hysteromelancholien  =  6,3  ^o,  darunter  2  Männer,  und 
mische  Melancholien  =  9,7%,  die  bei  Männern  ungleich  häufiger 
ei  Frauen  (23,7:5,7%);  relativ  oft  fand  sich  bei  ihnen  Mastur- 
:iologisches  Moment. 

69  Fällen  von  erstmaliger  Erkrankung  stehen  82  gegenüber,  bei 
ier  mehrere  Anfälle  vorausgegangen  waren,  darunter  58  rezidi- 
l  24  periodische  Formen.  Bei  den  Re/.idivmelancholien  betrafen 
en.     Erbliche   Belastung  fand   sich  28mal  =  48,3%,   besonders 

sckliche  Wortbildung!   (Ref.) 


1036  Funktionelle  Psychosen. 

oft  gehäufte  sehwere  Heredität.  Nicht  immer  war  eine  Grelegenheitsursache 
nachweisbar;  manchmal  war  es  erstaunlich  zu  sehen,  wie  aus  ganz  nichtige! 
Veranlassung  das  Rezidiv  ausbrach,  während  im  Intervall  selbst  schwere 
Schicksalsschläge,  wie  der  Verlust  von  mehreren  Kindern,  überwunden  wurden, 
ohne  Spuren  zu  hinterlassen.  Von  den  24  periodischen  Melanchohen  ent- 
fallen 22  =  91,7%  auf  Frauen,  nur  2  =  8,3%  auf  Männer.  ErbUche,  oft 
sehr  schwere  Belastung  bestand  in  13  Fällen  ==  54,2  %.  Traumen  schienen 
gar  keine  Rolle  zu  spielen.  In  einem  Falle  zog  die  periodisch  Melancholische 
im  Intervall  sich  eine  schwere  Basisfraktui*  zu,  ohne  daß  sich  daran  eine 
neue  Attacke  schloß.  Es  traten  zwar  Symptome  traumatischer  Neurasthenie 
auf,  die  Melancholie  jedoch  stellte  sich  erst  nach»  Ablauf  des  gewöhnlichen 
Intervalls  ein.  Unverkennbar  war  in  3  Fällen  =  13,6%  ein  direkter  Zn- 
sammenhaug  mit  dem  Fortpflanzungsgeschäft,  Schwangerschaft  und  Wochen- 
bett. Auch  bei  der  periodischen  Melancholie  fiel,  und  zwar  in  verstärktem 
Maße,  auf,  daß  in  der  Zeit  zwischen  den  Anfällen  selbst  durch  starke  Ge- 
mütserschütterungen gelegentlich  keine  neue  Attacke  ausgelöst  wurde. 

Cololian  (4)  hat  an  70  Fällen,  von  denen  er  10  ausführlicher  mit- 
teilt, die  Beziehungen  der  Melancholie  zur  Cholämie  studiert  und  kommt 
zu  dem  Ergebnis,  daß  die  Leber  in  der  Pathogenese  der  Melancholie  eine 
hervorragende  Rolle  spielt,  insofern  als  die  Gallenaffektionen  und  die  einfache 
familiäre  Cholämie  einen  ursächlichen  Zusammenhang  mit  der  Melancholie 
haben.  Jedoch  steht  die  Intensität  der  Cholämie  nicht  in  direktem  Ver- 
hältnis zu  der  der  Melancholie;  während  bei  sehr  leichter  Cholämie  sich 
schwere  Stuporzustände  fanden,  wurden  bei  leichten  Depressionszuständen 
sehr  intensive  Cholämien  beobachtet.  Ausschlaggebend  ist  die  neuropathische 
Disposition  des  Individuums;  Prädisponierte  und  Degeneres  zeigen  nur  geringe 
Widerstandsfähigkeit  gegen  die  toxische  Wirkung  des  Bilirubins.  Bei  den- 
jenigen Fällen,  welche  in  Heilung  übergingen,  schwanden  zuerst  die  Leber- 
symptome; die  Cholämie  ging  zurück,  das  Ürobilin  verschwand  allmählich 
und  die  Gremelinsche  Reaktion  nahm  an  Intensität  ab,  bevor  irgend  ein 
psychisches  Symptom  die  Heilung  ahnen  ließ.  Zum  Schluß  weißt  C.  auf 
den  für  die  Therapie  günstigen  Umstand  hin,  daß  die  allgemein  übliche 
Behandlung  der  Melancholie  —  Bettbehandluug  und  von  diätetischen  Maß- 
nahmen hauptsächlich  Milchdiät  —  auch  das  geeignetste  Verfahren  zur 
Heilung  der  Cholämie  darstellt. 

„Zur  Symptomatologie  der  Melancholie"  bringt  Jnliusblirger 
(18)  einen  höchst  interessanten  kasuistischen  Beitrag.  Dasjenige  Syraptom, 
um  dessentwillen  der  Fall  mitgeteilt  wird,  ist  eine  Zweiteilung  des  Ich- 
bewußtseins der  Patientin,  aus  deren  eingehend  beschriebenen  Äußerungen 
folgende  Sätze  mitgeteilt  seien:  „In  der  Mitte  hier  (die  Kranke  zeigt  auf 
die  untere  Hälfte  des  Stemum)  fühle  ich  mein  Ich,  von  da  geht  ein  Druck 
aus,  von  da  kommen  auch  die  Gedanken.  Hier  kommt  etwas  her,  das 
befreit  werden  möchte,  als  wenn  es  hier  eingekerkert  wäre,  es  drängt  von 
hier,  das  ist  eben  mein  Ich;  ich  habe  zwei  Ich;  das  eine  ist  mehr  solci 
ein  negatives,  das  habe  ich,  wenn  ich  ganz  still  liege;  eins  sitzt  im  Kopfe, 
eins  sitzt  hier;  das  negative  sitzt  im  Kopfe,  das  andere  sitzt  hier  drinnen. 
Das  eine  beobachtet  immer  alles  und  hört  alles,  ist  nicht  so  persönlich,  ist 
wie  eine  dritte  Person;  das  andere  will  selber  leben,  möchte  'raus  aus  mir, 
sitzt  hier  unten  in  der  Brust;  das  eine  Ich  hat  keine  Gedanken,  hört  bloß? 
nimmt  nur  auf,  was  es  von  anderen  hört,  das  andere  drängt  so  Vauf,  wiU 
leben  ..." 

Die  Analyse  des  Symptoms  glaubt  Juliusburger  dahin  geben  zu 
müssen,  daß  die  normale  innige  Verknüpfung  und  funktionelle  Einheit  des 


Funktionelle  Psychosen.  1037 

ad  des  sekundären  Ichs,   des   Organgefühls   (Somatopsyche)   und 

Denk-  und  Wahrnehmungsvorgänge  durch  die  krankhafte  Störung 
Die  näheren  Ausführungen  hierüber  vertragen  eine  gekürzte 
>  nicht;  es  sei  deshalb  auf  das  Original  verwiesen, 
seh  ist  leider  über  den  Fall  aus  der  Mitteilung  kein  Urteil  zu 
?s  wird  weder  das  Alter  der  Patientin  angegeben  noch  die  sonstige 
Jogie,  welche  erst  die  Bezeichnung  Melancholie  rechtfertigen 
Lr  die  theoretische  Analyse  gewisser  psychotischer  Elementar- 
en wird  der  Fall,  dessen  ausführliche  Veröffentlichung  sehr 
ert  wäre,  einen  großen  Wert  behalten,  auch  wenn  man  die 
m  Bemerkungen  des  Autors  nicht  für  durchgreifend  erachtet 
L8blll^er(17)  teilt  unter  der  Bezeichnung  Pseudo-Melancholie 
kheitsfall  einer  erblich  stark  belasteten  30jährigen  Dame  mit, 
Igemeinen  melancholische  Störung  damit  einsetzte,   daß   sie   sich 

Male",  wie  sie  selbst  angab,  die  Angehörigen,  die  Wohnung,  den 
cht  mehr  vorstellen,  nicht  „vor  das  geistige  Auge  führen"  konnte; 
:onnte  sie  seit  dieser  Zeit  „die  Gegenstände,  die  das  Auge  wahr- 
er Erinnerung  nicht  mehr  vorstellen",  ebensowenig  den  Geschmack 
sdenen  Speisen,  sie  merkte  angeblich  nicht  wie  die  Zeit  ent- 
leichzeitig  bestand  Schlaflosigkeit,  das  Gefühl  gemütlichen  Ah- 
ns und  ein  außerordentliches  Gefühl  von  Denkerschwerung, 
mgsstörungen  blieb  sie  frei,  nur  gibt  sie  an,  eine  Zeit  lang  nicht 
laben  sprechen  zu  können  und  einmal  auf  Geheiß  die  Zunge 
)racht  zu  haben.  Im  späteren  Verlaufe  traten  Entschlußunfähig- 
ksgefühl,  Selbstvorwürfe,  auch  Selbstmordgedanken  in  den  Vorder- 
Störung  bestand,  wenngleich  mit  erheblichen  Inten sitätsch wankungen 

von  Jahren  hindurch,  ist  aber  von  Juliusburger  nur  etwa 
obachtet  worden,  der  spätere  Verlauf  ist  nicht  bekannt.  Die  ob- 
ersuchung    konnte    eine    Verlangsamung    bezw.    Hemmung    des 

Geschehens  nicht  konstatieren  ebensowenig  wie  eine  Störung  der 

onen. 

sburger  nimmt  eine  primäre  Störung  der  sogenannten  Organ- 

;  auf  diese  somatopsy chische  Afunktion  bezw.  Paraf  unktion 

)  gesamten  Krankheitserscheinungen  zurückzuführen  und  reiht  den 

bekannten    Forste rschen    Falle    von    „elementarer    allgemeiner 

lose"  an.     Mit  Rücksicht  auf  das  klinische  Gesamtbild  und  seine 

mit  der  echten  Melancholie  wählt  er  die  Bezeichnung  Pseudo- 
ie. 

astner  (48)  bespricht  unter  dem  Namen:  Pseudomelancho- 
itände  die  mannigfaltigen  Krankheitsbilder,  bei  welchen  melan- 
irtete  Symptomkomplexe  zur  Beobachtung  gelangen.  Zunächst 
erinnert,  daß  Versündigungswahnideen  bei  der  Paralyse,  bei  der 
i  Degenerierten,  Debilen,  bei  toxischen  Psychosen,  bei  Hysterischeu 
ileptikern  sich  finden  und  auf  die  verschiedene  Färbung  hin- 
Blche  das  Symptom  im  Rahmen  dieser  Krankheitsprozesse  auf- 
mn  bespricht  er  diejenige  Verla ufsfonn  von  Psychosen,  welche 
ung  einer  sekundären  Paranoia  geführt  hat.  In  der  Regel 
!ch  hier  um  pseudomelancholische  Zustände;  doch  behauptet  er, 
llos"  auch  Fälle  einer  Melancholie  einer  Paranoia  vorausgehen, 
n  zur  Illustration  angeführten  Krankengeschichte  scheint  er  aber 
t —  eine  zwingende  Beweiskraft  selbst  nicht  zuzuschreiben.  Verf. 
m  diejenigen  Fälle,  wo  im  Verlaufe  einer  akuten  oder  chronischen 
sehen   Paranoia  interkurrent  primäre  Verlangsamung  des   Vor- 


1038  Funktionelle  Psychosen. 

Stellungsablaufs,  primäre  Depression  oder  Angst,  also  dem  Krankheitsbilde 
der  Melancholie  zugehörige  Symptome  auftreten.  Wenn  diese  melancholischen 
Symptome,  was  in  anderen  von  Ziehen  zuerst  beschriebenen  Fällen  zu  beob- 
achten ist,  dem  Bilde  der  akuten  halluzinatorischen  Paranoia  nicht  inter- 
kurrent, sondern  dauernd  und  von  Anfang  an  beigemischt  sind,  so  ist  die 
Diflferentialdiagnose  gegenüber  der  echten  Melancholie  vor  allem  aus  dem 
frühzeitigen  Auftreten  von  Halluzinationen  und  insbesondere  auch  aus  dem 
Umstände  zu  stellen,  daß  neben  den  durch  den  depressiven  Vorstellungs- 
inhalt  vermittelten  Halluzinationen  auch  unvermittelte  gleichgültigen  oder  gar 
heiteren  Inhalts  auftreten.  Drei  Krankengeschichten  folgen  zur  näheren 
Kennzeichnung.  Endlich  kommt  Vorkastner  auf  diejenigen  Fälle  zu 
sprechen,  wo  ein  melancholisches  Stadium  auf  ein  halluzinatorisch- 
paranoisches  folgt,  Fälle  wie  sie  von  Gluszezewski  in  seiner  Inaug.- 
Diss.  (Marburg  1902)  beschrieben  sind,  wofür  4  Beispiele  mitgeteilt  werden. 
Die  Fälle  bieten  folgendes  Gemeinsame:  Akutes  oder  subakutes  Einsetzen 
einer  Psychose  mit  Halluzinationen,  primären  oder  halluzinatorischen  Wahn- 
ideen event.  Inkohärenz;  nach  verschieden  langer  Dauer  Nachlassen  oder 
gänzliches  Verschwinden  dieser  Symptome,  Auftreten  von  Selbstanklagen  und 
Versündigungsideen  unter  den  Begleiterscheinungen  der  Hemmung,  Angst 
und  Depression,  Übergang  dieses  Stadiums  in  Heilung.  Während  Glusze- 
zewski  die  Fälle  klinisch  als'solche  von  echter  Melancholie  mit  einem  hallu- 
zinatorischen Initialstadium  betrachtet,  möchte  Vorkastner  lieber  von  einer 
halluzinatorischen  Paranoia  mit  einem  pseiidomelancholischen 
Nachstadium  sprechen.  Für  die  Erklärung  des  Auftretens  eines  solchen 
pseudomelancholischen  Nachstudiums  kommen  nach  ihm  in  erster  Linie 
individualpsychologische  Momente  in  Betracht.  Die  Ausführungen  hier- 
über sowie  die  anschließenden  theoretischen  Erwägungen  sind  im  Original 
nachzulesen. 

Specht  (45)  weist  auf  die  chronische  Manie  als  eine,  wie  er  sagt, 
durchaus  nicht  seltene  Krankheitsform  hin,  der  eine  selbständige  noso- 
logische Bedeutung  zukommt,  die  aber  bisher  von  den  meisten  Autoren 
nicht  als  solche  gewürdigt  werde.  Sie  gehört  der  Gruppe  der  konstitutioneUen 
Psychopathien  zu  und  tritt  in  der  Regel  mit  der  Ausreifung  der  PersönUch- 
keit  in  die  Erscheinung.  Der  Kern  wird  von  einer  manischen  Verstimmung 
gebildet,  meist  in  der  hypomanischen,  nörgelnden  bezw.  vernünftelnden  Form; 
die  chronische  Verlaufs  weise  aber  erzeugt,  wie  Koch  schon  angedeutet 
hat,  eine  Deckschicht  von  sekundären  Symptomen,  die  der  Erkennung  des 
ursprünglichen  Zustaudes  gewisse  Schwierigkeiten  bereiten  kann.  Zuweilen 
wird  die  Diagnose  durch  chronischen  Alkoholismus  irre  geleitet,  auch  epilep- 
tisches Irresein  und  Dementia  paranoides  sind  schon  diagnostiziert  worden. 
Die  Mehrzahl  der  Fälle  aber  werden  fälschlich  der  chronischen  Paranoia 
zugezählt.  Die  chronisch  gereizte  und  expansive  Stimmungsrichtung  läßt 
einen  Niederschlag  pathologischer  Feindschaften  einerseits  und  Renom- 
mistereien andererseits  entstehen,  „die,  weil  das  produzierende  Agens  sich 
nicht  erschöpft,  allmählich  das  täuschende  Aussehen  paranoischer  Wahn- 
bildung annehmen  kann".  Eine  eindringendere  Analyse  der  symptomato- 
logischen  Eigenart  und  die  Berücksichtigung  der  klinischen  Vorgeschichte 
und  des  klinischen  Verlaufs  sollten  vor  dieser  wissenschaftlich  wie  praktisch 
namentlich  auch  forensisch  keineswegs  belanglosen  Verkennung  schützen. 
Die  Beibringung  kasuistischer  Beläge  behält  sich  Specht  für  eine  weitere 
Arbeit  vor. 

Oeist  (13)  bringt  einen  interessanten  kasuistischen  Beitrag  „zur  Lehre 
von   der  periodischen   Manie".     Es  handelt    sich   um  einen   53jährigen 


Funktionelle  Psychosen.  1039 

elchem  von  seinem  15.  Lebensjahre  ab  Anfälle  von  Erregung 
ind,  nachdem  eine  mit  Fieber  einhergeliende  in  ihrem  "Wesen 
bekannte,  aber  sicher  das  Gehirn  beteiligende  Erkrankung  ein 
'orangegangen  war  (Insolation?).  Die  Anfälle  waren  durch  jähe 
6  und  blinde  Zerstörungssucht  ausgezeichnet,  trugen  im  ganzen 
rent-manischen  Charakter,  doch  waren  meist  stürmische  Selbst- 
j  eingeschaltet.  Das  Auffällige  ist,  daß  jeder  der  größeren 
ersten  bis  zum  letzten  sich  aus  einer  Serie  kleinerer  Anfälle 
zteu,  welche  durch  mehrtägige  freie  Intermissionen  unterbrochen 
selben  werden  näher  beschrieben;  ob  aber  während  derselben 
aerweiterung  und  —  Labilität  bestand  —  ein  Symptom,  auf 
sser  hingewiesen  hat  —  ist  leider  nicht  angegeben  worden.) 
rt  an  die  von  Pilcz  und  Neisser  betonte  Beziehung  periodischer 
^en  zu  Gehirnaffektionen,  die  in  der  Jugend  aufgetreten  sind, 
nicht  für  ausgeschlossen,  daß  dem  erwähnten  vorausgegangenen 
Leiden  eine  ätiologische  Bedeutung  auch  in  seinem  Falle  zu- 
sei. (Die  von  den  genannten  Autoren  in  demselben  Sinne  ver- 
oplexien  möchte  Geist  anders  beurteilt  wissen;  es  handle  sich 
iner  Meinung  wohl  stets  um  eine  fortschreitende  arteriosklerotische 
I  Daß  den  periodischen  Erkrankungen  mit  serienweisen  Anfällen 
günstige  Prognose  zukommt,  was  Pilcz  behauptet,  wird  auch 
orliegenden  Fall  insofern  bestätigt,  als  die  Intelligenz  trotz  der 
kheitsdauer  sich  nicht  gestört  zeigt  und  als  die  freien  Zwischen- 
r  länger  geworden  sind  (bis  zu  9^j^  Jahren  Dauer;  allerdings 
e  Anfälle  selbst  immer  länger  geworden. 

Qtscheidung   der   Frage   über   den   Eintritt   dauernder  .Erwerbs- 
weiche   bei    Geisteskrankheiten,     namenthch    aber    in    Fällen 
Dr    Geistesstörung,    bei   der  Ausfüllung    der    Invaliditäts- 
1   oft  große  Schwierigkeiten  macht,   wird  von  Sioli  (43)    durch 
ines  Falles  einer  praktischen  Klärung  zugeführt.     S.  führt  ein 
leichsversicherungsamtes  (vom  3.  Oktober  1904)  an,  welches  zur 
dienen   kann.      Es    darf    die    dauernde    Invalidität    nicht   vom 
periodischen    Psychose    an    gerechnet    werden,    sondern    rück- 
st von  dem  Zeitpunkte  ab,  von  welchem  ab  längere  zusammen- 
jiten  nicht  mehr  vorgekommen  sind,  in  denen  die  Erwerbsfähig- 
er ^/g  der  normalen  erhoben  hat. 

r  Hand  von  drei  gut  beobachteten  Fällen,  welche  verschiedene 
lanisch-depressiver  Mischzustände  im  Kraepelin- 
ichen  Sinne  darboten,  weist  Pfersdorff  (31)  auf  die  selb- 
hologische  Dignität  der  dabei  zu  beobachtenden  motorischen 
Vorgänge  hin.  Während  die  motorischen  Äußerungen  in  den 
Q  Fällen  des  manisch-depressiven  Irreseins  vorwiegend  der  Inter- 
)S  Bewußtseinsinhaltes  dienen,  ist  die  Konstellation  der  Symp- 
i  Mischzuständen  vorzugsweise  geeignet,  eine  distinkte  Erregung 
ruppen  von  Bewegungsvorstellungen  zu  Tage  treten  zu  lassen. 
mUchkeit  dieser  Konstellationen  sucht  Verf.  eingehend  zu  analy- 
e  feinen  Ausführungen  Pfersdorffs  würden  an  Vertiefung  noch 
aben,  wenn  er  die  meisterhaften  klinischen  Beschreibungen  der 
n  Bewegungsvorgänge,  welche  wir  Wernicke  verdanken,  nicht 
ignoriert  hätte!    Ref.) 

rti  (1)  begibt  sich   auf  die   Suche   nach   positiven   allgemeinen 

die  all  den  Formen  zukommen,   die  nach  Kraepelin  in  den 

3  manisch-depressiven  Irreseins  gehören.    Bis  jetzt,  so  glaubt  er, 


1040  Funktionelle  Psychosen. 

besitzen  wir  noch  kein  richtiges  klinisches  Symptom,  das  nns  erlanben 
könnte,  den  einzelnen  Anfall  mit  Sicherheit  zu  charakterisieren  und  in  die 
allgemeine  Gruppe  des  manisch-depressiven  Irreseins  mit  Bestimmtheit  zu 
verlegen.  —  In  dieser  Mitteilung  untersucht  er  an  der  Hand  von  293  sicheren 
Fällen,  die  in  diese  Krankheitsgruppe  gehören,  den  Einfluß  der  Vererbnpg 
auf  Beginn,  Schwere,  Häufigkeit  der  Anfälle,  ferner  die  Häufigkeit  der 
einzelnen  Formen,  in  denen  die  Erkrankung  in  die  Erscheinung  treten  kann; 
schließlich  wendet  er  sein  Augenmerk  den  einzelnen  äußeren  Ursachen  zu,  die 
den  Ausbruch  des  Anfalles  in  den  einzelnen  Fällen  veranlaßt  zu  haben 
scheinen.  Erbliche  Belastung  liegt  in  80%  der  Fälle  vor,  bei  denen  nur 
zwei  Anfälle  beobachtet  wurden,  in  84%  der  Fälle,  bei  denen  mehr  als 
zwei  Anfälle  zur  Beobachtung  kamen.  (Die  Fälle  mit  nur  einem  beob- 
achteten Anfalle  schließt  der  Autor  von  seiner  Statistik  aus.)  In  36  bezw. 
45  %  der  Fälle  handelt  es  sich  um  direkte  psychopathische  Vererbung.  Die 
Schwere  der  Anfälle  steht  mit  der  Schwere  der  Vererbung  in  direktem  Ver- 
hältnis. Das  Alter,  in  dem  der  erste  Anfall  zur  Beobachtung  kommt,  ist 
beim  Mann  und  der  Frau  verschieden,  indem  beim  Manne  etwas  frühzeitiger 
der  erste  Anfall  zum  Ausbruch  kommen  soll  als  bei  der  Frau.  Das  Durch- 
schnittsalter soll  zwischen  21  und  30  Jahren  liegen.  Die  Mischzustände 
werden  als  die  häufigst  in  die  Erscheinung  tretenden  Formen  der  Psychose 
angetroffen,  und  je  schwerer  die  ganze  Erkrankung  ist,  desto  häufiger  sollen 
die  Mischzustände  vor  den  Erregungszuständen  und  den  Depressionen  prä- 
valieren.  —  Der  zweite  und  der. folgende  Anfall  scheint  längere  Zeit  anzu- 
halten als  der  vorangehende.  Äußere  veranlassende  Ursachen  finden  sich 
relativ  recht  häufig,  dieselben  scheinen  den  ersten  Anfall  ganz  besonders 
gern  auszulösen,  während  dieselben  als  Ursache  der  folgenden  meist  ver- 
mißt zu  werden  pflegen.  (Merzbacher.) 

Gierlich  (14)  bringt  drei  sehr  interessante  und  wichtige  Kranken- 
geschichten von  Fällen  periodischer  Paranoia,  welche  ihm  zugleich  zu 
Betrachtungen  über  die  Entstehung  der  paranoischen  Wahnideen  im 
allgemeinen  einen  Anlaß  bieten.  In  allen  drei  Fällen  handelte  es  sich  \\m 
erblich  belastete  Individuen,  bei  welchen  auf  der  Höhe  des  Lebens  unter 
dem  Einflüsse  allgemeiner  und  speziell  das  Nervensystem  schwächender 
Momente,  nachdem  2 — 3  Monate  lang  neurasthenische  Symptome 
von  intensiver  Stärke  die  Patienten  beherrscht  haben  und  (was  vom  Verf. 
vielleicht  nicht  genügend  gewürdigt  wird;  Ref.)  Verdauungsstörungen  voran- 
gegangen sind,  „unvermittelt  ohne  melancholische  oder  maniakalische  Gefülils- 
störungen  systematisierte  Wahnideen  auftreten,  die  sich  als  Beziehungs-, 
Verfolgnngs-  resp.  Eifersuchtswalm  dokumentieren."  „Der  Kranke  steht 
völlig  unter  dem  Eindruck  der  Wahnideen,  so  daß  Stimmung  und  Handeln 
ganz  durch  dieselben  bedingt  wird.  Erstere  äußert  sich  in  einer  großen 
Gereiztheit  und  Zornmütigkeit,  sobald  der  leiseste  Versuch  gemacht  wird, 
den  Wahnideen  entgegenzutreten.  Im  übrigen  sind  die  Patienten  in  diesen 
Anfällen  bei  vollkommen  klarem  Sensorium,  über  Person,  Zeit,  Ort  bestens 
orientiert.  Die  Wahnideen  hielten  sich  mehrere  Wochen  hindurch  in  voller 
Stärke,  dann  lenkten  die  Kranken  ein,  und  relativ  schnell  innerhalb  2 — i 
Tagen  kam  es  zu  voller  Krankheitseinsicht  mit  Rückgang  des  Zornaffekts 
und  ohne  reaktive  Gefühlsanomalien.  Die  Anfälle  waren  von  einer  starken 
Gewichtsabnahme  begleitet.  Die  Wiederkehr  der  Anfälle  war  durch  ge- 
eignete Maßnahmen,  die  einer  Schwächung  der  Patienten  zu  einer  bestimmten 
Jahreszeit  vorbeugten,  zu  verhüten  oder  doch  in  ihrer  Intensität  sehr  zü 
mildern.  Bezüglich  der  Pathogenese  der  paranoischen  Wahnideen  sucht  G. 
dann  an  der  Hand  von  noch  weiteren  instruktiven  Beispielen  nachzuweisen. 


Fanktioiielle  Psychosen.  1041 

lie  intellektnelle  Störung,  noch  die  affektive  für  sich  allein  zur 
les  psychopathologischen  Herganges  ausreichen,  daß  vielmehr 
on  beiderlei  Art  zusammenwirken  müssen. 

liemöller  (25)  berichtet  über  einen  Fall  von  periodischer 
bei  welchem  bisher  innerhalb  von  12  Jahren  11  Anfälle  von  Ver- 
1  fast  völlig  gleicher  Art  aufgetreten  sind,  von  denen  nur  der 
3nbar  infolge   von   voraufgegangenem  Alkoholmißbrauch   —  mit 

symptomatischer  Sonderzüge  ausgestattet  war.  Mönkemöller 
nd  auseinander,  daß  der  Fall  als  periodische  Paranoia  bezeichnet 
se.  Er  streift  dabei  alle  Einwände,  welche  von  den  Autoren 
ing  dieser  Krankheitsform  gemacht  worden  sind.     Anamnestisch 

erblich  nicht  belasteten  Patienten  hervorzuheben:  Mit  6  Jahren 
indung",  bei  welcher  er  über  14  Tage  bettlägerig  war  und  heftig 
Seitdem  häufige  Kopfschmerzen,  Intoleranz  gegen  Alkohol  und 
•fters  lebhafte  Träume  mit  Übelbefinden  am  folgenden  Morgen."" 
n  20  Jahren  trat  der  erste  Anfall  auf.  Die  Anfalle  entwickelten 
il  in  jähem  Anstieg,  fielen  aber  nur  allmählich  zur  Norm  ab. 
ör  Einzelheiten,  unter  denen  noch  manches  Besondersartige  sich 
Luf  das  Original  verwiesen.  Mönkemöller  erörtert  die  Frage, 
über  Jugend  erlittenen  „Gehirnentzündung"  im  Sinne  von  Pilcz 
ische  Bedeutung  beizumessen  sei.  Er  hat  das  Osnabrücker 
i  Rücksicht  auf  die  Ätiologie  der  periodischen  Psychosen  einer 
unterworfen.  Von  56  unzweifelhaft  periodischen  Psychosen  — 
i  und  27  Frauen  — ,  von  denen  32  an  periodischer  Manie 
und  15  Frauen),  10  an  periodischer  Melancholie  (2  Männer 
en),  11  an  zirkulärem  Irresein  (8  Männer  und  3  Frauen),  2  an 

Amentia  (je  1  Mann  und  1  Frau  und  1  Mann)  an  periodischer 
;en,  fanden  sich  27 mal  hereditäre  Belastung  und  13mal  schwerere 
nen.  Von  20  Fällen  liegen  Sektionsbefunde  vor,  von  denen  6 
iterial  für  die  Pilczsche  Theorie  zu  liefern  geeignet  sind.  Die 
i  von  Mönkemöller  in  einer  tabellarischen  Übersicht  zusammen- 
'   welche   spätere   Bearbeiter    der  Frage   zurückzugreifen   haben 

kt  (41)  teilt  zwei  in  ihrer  Entwicklung  durch  Jahre  genau 
Fälle  als  zur  „katatonischen  Verrücktheit"  gehörig,  mit, 
Bemeinsame  haben,  daß  sich  die  ausgeprägte  Psychose  aus  einem 
nden  Vorstadium  herausentwickelte,  in  welchem  die  Kranken 
Magnose  Neurasthenie  betrachtet  und  behandelt  wurden.  Es 
pressant,  an  der  Hand  der  Krankengeschichten  zu  verfolgen,  wie 
lie  nervösen,  anfänglich  geordneten  und  ihrer  Beschaffenheit  nach 
ers  auflFalligen  Beschwerden  einen  immer  mehr  seltsamen,  bizarren, 
n  Charakter  annahmen  und  das  Verhalten  der  Patienten  immer 
nwilliger  und  negativistischer  wurde.  Bei  dem  zweiten  Falle  ist 
ang  im  Anschluß  an  einen  Unfall  beachtenswert,  der  erste  Fall 
mptomatischer  Hinsicht  eine  Zeit  lang  eine  eigentümliche  Ver- 
hebephren  -  geschraubter    Redeweise    mit    seltsamen    Wortneu- 

it  knüpft  an  die  Mitteilung  der  Krankengeschichten  allgemeine 
en  über  die  nosologische  Bedeutung  der  sogen.  Hypochondrie 
iber  die  Frage,  inwieweit  die  nachmaligen  psychotischen  Symptome 
T  individuellen  Disposition  kenntlich  sein  möchten. 
Itnann  (12)  hat  seine  bekannten  und  bedeutsamen  Uuter- 
iber  die  psychologische  Grundlage  der  paranoischen  Wahnbildung 

it  f.  Neurologie  and  Psychiatrie  1906.  66 


1042  Funktionelle  Ptychosen. 

wieder  aufgenommen  und  handelt  in  dem  Torliegenden  ersten  Beitrage  „über 
milde  Paranoiaformen^*.  Er  führt  als  besonders  paradigmatisch  zunächst 
in  voller  Ausführlichkeit  3  Krankengeschichten  vor  als  Muster  endogener, 
d.  h.  aus  den  Eigentümlichkeiten  der  betroffenen  Persönlichkeit  ableitbaren 
Wahnbildung.  Es  handelt  sich  dui'chweg  um  von  Haus  aus  krankhaft 
disponierte  Persönlichkeiten,  welche  unter  der  gemütserregenden  Einwirkung 
eines  bestimmten  Erlebnisses  mit  Wahnideen  vom  Charakter  der  Verfolgung 
erkranken  und  nach  etwa  2—3  Jahren  durch  Nachlassen  des  Affektes  — 
allerdings  ohne  volle  Korrektur  ihrer  Wahnkonceptionen  —  genesen.  Das 
an  sich  zur  Erregung  von  Unruhe  und  Mißtrauen  geeignete  Erlebnis  stellt 
aber  nicht  nur  die  Ursache  der  Wahnbiidung  dar,  sondern  bleibt  auch 
während  der  ganzen  Erkrankung  das  einzige  Objekt  der  Ideenkette.  Die 
Fälle  reihen  sich  den  Wernickeschen  Fällen  von  überwertiger  Idee  und 
dem  Querulantenwahn  an.  Halluzinationen  fehlten  in  allen  Fällen  oder 
spielten  doch  nur  eine  ganz  untergeordnete  Rolle.  Friedmann  schließt 
aus  seinen  Fällen,  daß  die  endogene  Paranoia  heilbar  bleibt,  „solange  die 
Erkrankung  den  Charakter  der  direkten  Reaktion  auf  eine  bestimmte  äußere 
Ursache  beibehält".  Gegenüber  diesen  Formen  stellt  Friedmann  die  exo- 
genen Wahnbildungen,  wie  sie  z.  B.  auf  dem  Boden  der  periodischen 
manisch-depressiven  Psychosen  zustande  kommen.  Das  Grundelement  der 
Verfolgung  beruht  hier  nach  ihm  nicht  auf  einer  logischen  Idee,  sondern 
auf  einem  treibenden  Gefühle.  Bei  den  endogenen  paranoischen  Wahn- 
bildungen steht  die  logische  Denkarbeit  im  Vordergrunde,  und  der  Beziehungs- 
wahn bestätigt  nur  die  Gedanken.  Bei  allen  exogenen  Formen  hingegen 
kommen  die  Wahnvorstellungen  impulsiv  und  unvermittelt,  und  die 
logische  Reflexion  nimmt  nur  oberflächlich  an  der  Weiterentwicklung  teU. 
Endlich  gibt  es  noch  eine  dritte  mildeste  Art  der  Erkrankung,  welche 
schließlich  ohne  sichtbare  Grenzen  in  einfache  exzentrische  oder  afiektire 
Charakterbildungen  übergeht.  Diesen  soll  der  Beziehungswahn  fehlen. 
Dadurch  unterscheidet  sich  die  Gruppe,  deren  bekanntester  Typus  der  Eifer- 
suchtswahn sei,  von  der  eigentlichen  Paranoia  und  schließt  sich  mehr  dem 
hypochondrischen  Denken  und  dem  Erfinderwahn  an. 

Aus  dem  Mitgeteilten  möge  die  Wichtigkeit  des  Studiums  der  Original- 
arbeit hervorleuchten.  Bei  der  Schwierigkeit  des  Gegenstandes  dürfte  eine 
gekürzte  Wiedergabe  den  Gedankengang  des  Verfassers  nicht  ganz  richtig 
spiegeln. 

Siefert  (42)  teilt  einen  in  der  Hitzigschen  Klinik  beobachteten  Fall 
von  chronischer  Paranoia  mit,  welcher  durch  seine  Entwicklung  bemerkens- 
wert ist.  Ein  erblich  nicht  belasteter  und  in  keiner  Weise  psychopatfaiseh 
konstituierter  Mann,  der  aber  eine  luetische  Erkrankung  durchgemacht  hat, 
erkrankt  nach  einem  kurzen  Prodromalstadium  allgemeiner  Verstimmung  an 
einer  in  ihrer  Intensität  mehrfach  schwankenden  hypochondrischen  Psychose. 
Nach  mindestens  viermonatlichem  Bestände  dieses  hypochondrischen  Bildes 
bildeten  sich  ziemlich  rasch  unter  gleichzeitigem  Einsetzen  einer  motorischen 
Unruhe  ausgesprochene  Kleinheits-  und  Versündigungsideeu  aus,  denen  sich 
bald  Elemente  eines  ängstlichen  Beachtungswahns  hinzugesellten.  Acht 
Wochen  später  setzte  dann  „mit  elementarer  Macht  ein  schwerer  wahnsinns- 
artiger  Zustand  ein;  anfangs  bewegt  sich  dabei  alles  noch  in  den  melancho- 
lischen Vorstellungskreisen,  bis  auf  einmal  mit  einer  erstaunlichen  Unver- 
mitteltheit das  melancholische  Element  zurücktritt  und  einer  Masse  schwerster 
Verfolgungsideen  Platz  macht."  Innerhalb  weniger  Tage  trat  Beruhigung 
ein,  zugleich  aber  lag  ein  weitschichtiges  System  von  expansiven  Größen- 
ideen zu  Tage,   welches   seither  in  Jahren   einen  immer  ungebeuerlicheieii 


FunktioDelle  Psychosen.  1043 

ihren  hat  Der  Fall,  welcher  diagnostisch  lange  Zeit  verkannt 
,  regt  S.  zu  einer  Reihe  klinischer  Betrachtungen  von  prinzipieller 
an,    bezüglich   deren   auf  das   Original   verwiesen   werden    mufi. 

erscheint  ihm  der  Fall  geeignet,   die  nur  aus  der  anatomisch- 
hen    bezw.  lokalisatorischen   Betrachtungsweise   heraus   verstand- 
»dienz  des  paranoischen  Prozesses  darzutun  und  die  Künstlichkeit 
ne  einer  sekundären  Paranoia  zu  erweisen. 
nem    geistreichen    kleinen    Essai    sucht    Lomer    (21)    die    Be- 

zwischen  Paranoia  und  Liebesempfindung  auf.  Er  defi- 
sem  Zwecke  die  Paranoia  als  „ein  Übennächtigwerden  bezw.  -sein 
^rstellungskomplexe,  deren  Übergewicht  am  Ende  so  groß  wird, 
h  die  Kräfte  des  logischen  Denkens  dienstbar  machen  und  da- 
lirer  Wertigkeit  herabdrücken".  In  ähnlicher  Weise  steht  der 
nter  dem  Banne  eines  Zwangstriebes,  welcher  sein  ganzes  Tun 
bestimmt.  L.  versucht  die  Analogie  im  einzelnen  durchzuführen, 
bei  der  klinischen  Symptomatologie  der  Paranoia  gerecht  würde, 
ings  nicht  zugestanden  werden.  Es  kommt  ihm  auch  mehr  auf 
pologischen  Hinweis  an,  daß  die  Natur,  um  ihren  höheren  Zweck 
n,  sich  unter  Umständen  nicht  scheut,  Mittel  anzuwenden,  deren 
unser  Verständnis  die  Breite  des  „Normalen"  beträchtlich  über- 
Q  diesem  Sinne  könne  der  Liebeszustand  als  eine  „physiologische 
bezeichnet  werden. 

man  (29^  teilt  zwei  Fälle  von  Paranoia  mit,  welche  sich  durch 
erheit  der  Halluzinationen  auszeichneten,  bei  denen  der  Glaube, 
sein,  die  Hauptrolle  spielte.  ^  (Bendix.) 

er  (24)  beschäftigt  sich  in  einem  „Über  psychische  Infektion 
es  Irresein)"  überschriebenen  Aufsatze  zunächst  mit  der  Frage, 
gungen  affektiver  Störungen,  speziell  der  Melancholie,  für  die 
L  eingetreten  ist,  als  vorkommend  anzunehmen  sind.  Er  möchte 
len,  sowohl  auf  Grund  der  tatsächlichen  Erfahrung,  als  auch  auf 
oretischer  Erwägungen.  Die  Durchsicht  der  Literatur  hat  ihm 
daß  eigentlich  alle  induzierten  Psychosen  der  typischen  Paranoia 
aranoiden  Form  der  Dementia  praecox  Kraepelins  angehören", 
täglichen  Leben  nachdrucksvoll  und  überzeugend  vorgetragene 
sind,  die  Verbreitung  finden  und  „ansteckend"  wirken,  so  sehen 
iaß  von  den  Erscheinungen  krankhafter  Geistestätigkeit  vorzüglich 
veränderte  und  lebhaft  betonte  Vorstellungen  als  wirksamste 
i  Krankheitsstoffes  sich  erweisen."  M.  nimmt  auch  an,  daß  bei 
ragung  der  Paranoia  der  Mitbeteiligung  der  Affekte  eine  große 
mmt,  aber  nur  in  dem  Sinne,  daß  sie  den  Boden  vorbereiten,  auf 
ann  die  Wahnideen  zur  Entwicklung  kommen.  Nach  diesen  mehr 
n  Betrachtungen  wirft  M.  die  Frage  auf,  ob  die  induzierte  Psychose 
rie  gewöhnlich  angenommen  werde,  derjenigen  völlig  gleichen  müsse, 
•  Induktion  geführt  hat,  und  speziell,  ob  eine  typische  Paranoia 
dusche  Infektion  eine  paranoide  Psychose  vom  Typus  der  Dementia 
rzeugen  könne.  Nach  Ansicht  von  M.  kommt  letzteres  in  der  Tat 
ils  Beweis  teilt  er  die  Krankengeschichten  eines  Schwesternpaares 
eichen  er  dies  Sachverhältnis  verwirklicht  gefunden  haben  will. 
Zürich  der  klinischen  Einzelheiten  auf  das  Original  verwiesen 
aß,  möchte  Ref.  doch  seine  Bedenken  gegen  die  Bezeichnung  der 
en  Psychose  als  einer  typischen  Paranoia  nicht  zurückhalten. 

der  Schönfeldtschen  Definition  des  induzierten  Irreseins 
l,  wonach   nicht   nur    ein    kausaler    Zusammenhang    zwischen    der 

66* 


X044  Funktionelle  Psychosen. 

späteren  psychischen  Erkrankung  und  der  ersten,  sondern  auch  ein  Über- 
tragenwerden  der  infizierenden  Psychose  ihrem  Inhalt  nach  verlangt  wird, 
unterscheidet  Raimann  (34)  zwei  verschiedene  Übertragungsmöglichkeiten: 
die  zweite  Psychose  wird  entweder  durch  den  Denkprozeß  vermittelt,  bewußt 
übernommen  oder  un-  resp.  halbbewußt.  Bei  der  ersten  Übertragungsart, 
die  in  der  Literatur  vorwiegend  berücksichtigt  zu  sein  scheint,  hält  er  an 
Stelle  der  sonst  üblichen,  aber  nicht  streng  durchführbaren  Trennung  in 
eine  folie  imposee  und  eine  folie  communiquee  die  Aufstellung  zweier 
Gruppen  für  gerechtfertigt,  je  nachdem  B.  zwar  alle  Täuschungen  und 
Wahnideen  von  A.  anerkennt,  selbst  aber  nichts  hinzutut  und  nach^  der 
räumlichen  Separation  in  kürzester  Frist  korrigiert,  oder  ob  B.  das  über- 
nommene selbständig  weiterbaut,  unheilbar  psychotisch  erkrankt,  wenn  A. 
diesen  Charakter  trug.  Die  Erfahrungen  über  die  Art,  wie  ein  geistes- 
krankes Individuum  seine  Umgebung  beeinflußt,  lehren,  daß  hier  eine  fließende 
B-eihe  besteht,  daß  man  aus  der  Norm,  aus  täglich  zu  beobachtenden  Vor- 
kommnissen allmählich  in  die  Pathologie  gerät.  An  zahlreichen  Beispielen 
wird  dies  im  einzelnen  ausgeführt.  Im  zweiten  Teil  der  Arbeit  macht  R. 
nachdiücklich  auf  die  Rolle  der  Hysterie  aufmerksam  und  betont  die 
Empfänglichkeit  der  Hysterischen  für  psychische  Infektion;  sie  nehmen 
Krankheitsbilder  aus  der  Umgebung  auf  und  kopieren  dieselben.  Hier  hegt 
nur  mehr  zum  geringeren  Teil  die  bewußte,  wenn  man  so  sagen  darf,  logische, 
vielmehr  die  unterbewußte,  die  imitatorische  Übertragung  vor,  welche  eine 
ganz  eigene  Stellung  beanspruchen  darf.  Allerdings  ist  der  Gegensatz  nicht 
so  scharf,  als  Verf.  es  aus  prinzipiellen  Gründen  darstellt.  Bis  zu  einem 
gewissen  Grade  erliegt  auch  ein  induzierter  Paranoiker  der  Suggestion, 
während  andererseits  die  Hysterie  auch  psychogen  entsteht.  Gemeinsam  ist 
beiden  Formen  die  Mithilfe  von  AfiFekten  oder  mindestens  von  lebhaften 
Gefühlen,  vor  allem  religiöser  Motive,  welche  die  bedeutendste  Infektiosität 
bedingen. 

Wherry  (49)  erörtert  die  Frage  der  Einteilung  der  Geistes- 
krankheiten und  stellt  zwei  große  Gruppen  auf:  die  erste  umfaßt  alle 
geistigen  Störungen,  die  auf  einer  Erkrankung  des  Gehirns  beruhen,  und  zu 
denen  er  die  Imbezillität,  die  allgemeine  Paralyse  und  die  verschiedeneu 
Formen  der  Demenz  rechnet.  Die  zweite  Gruppe  begreift  alle  übrigen 
Geistesstörungen  in  sich,  die  \V.  unter  dem  Namen  „delusional  insanity" 
zusammenfaßt.  Unter  Heranziehung  klinischer,  pathologischer,  psychologischer 
und  physiologischer  Gesichtspunkte  sucht  er  in  längeren,  zur  AViedergabe 
im  Referat  nicht  geeigneten  Auseinandersetzungen  den  Nachweis  zu  führen, 
daß  bei  allen  Psychosen  seiner  zweiten  Gruppe  eine  Erkrankung  des  Gehiras 
nicht  besteht,  daß  sie  vielmehr  lediglich  die  psychischen  Äußerungen 
einer  körperlichen  Störung  außerhalb  des  Gehirns  sind,  die  in  der 
Regel  nicht  nur  ein  Organ,  sondern  ein  System  von  Organen  betrifift.  Sie 
beruhen  „auf  einem  abnoiinen  Gefühlston,  der  aus  Sensationen  des  Organ- 
lebens entspringt'^  —  Eine  solche  Einteilung  der  Geisteskranklieiten  recht- 
fertigt sich  nach  Ansicht  des  Verf.  auch  praktisch  mit  Rücksicht  auf  Pro- 
gnose und  Therapie.  Alle  Kjankheitsformen  der  ersten  Gruppe  sind  unheil- 
bar und  können  durch  keine  bekannte  therapeutische  Methode  beeinflußt 
werden,  die  der  zweiten  Gruppe  sind  zum  größeren  Teil  heilbar;  die  Behand- 
lung hat  sich  gegen  die  zu  Grunde  liegenden  köi-perlichen  Störungen  zu 
richten,  und  hier  kommt  der  gesamte  moderne  therapeutische  Apparat  in 
Frage.  Unsere  Irrenanstaltsstatistiken,  so  schließt  Verf.,  würden  erfreulicher 
aussehen,  wenn  sie  mit  mehr  Sorgfalt  nach  den  von  ihm  vorgeschlagenen 
Prinzipien  aufgestellt  würden. 


Fanktionelle  Psychosen.  1045 

Clr'VCSik  (26)  betont  jene  Umwälzung,  welche  Sie  Einfügung  des 
len  Symptomenkomplexes  in  den  Rahmen  der  Kraepelinschen 
praecox  hervorgerufen  hat.  Obwohl  sich  aus  den  unter  verschiedenen 
^en  vorkommenden  Symptomenkomplexen  eine  neue,  vollkommen 
)  Krankheitsform  zu  entwickehi  beginnt,  so  w^erden  deren  ätio- 
symptomatologische  und  prognostische  Eigenschaft  durch  die 
3L     praecox"    keineswegs    gedeckt.      Die    gegenwärtige    Form    der 

praecox  kann  von  keiner  langen  Lebensdauer  sein,   und   muß    an 

noch  manche  Abänderung  getroiFen  werden.  Eine  glücklichere 
.g  würde  jedenfalls  zur  Zusammenfassung  der  Symptome  beitragen. 
instimmuDg  mit  Bernstein  würde  auch  M.  eine  geringe  Würdigung 
ienste   Kraepelins   darin    erblicken,  wenn    die   derzeit   noch  nicht 

nmschriebene  .Krankheitsform  „Kraepelinsche  Krankheit"  benannt 
7iirde. 

ch  den  Erfahrungen  M.'s  werden  einzelne,  seltene  Krankheitsfälle 
'endsten  als  katatonische  Geistesstörung  belegt.  Auch  die  Gegner 
3Strebang,  welche  die  Katatonie  als  selbständige  Krankheitsform 
et,  und  unter  diesen  Kraepelin  selbst,  bedienen  sich  oft  der  Be- 
g   „Katatonie",  worunter  sie  eine  charakteristische  Eigenschaft  ver- 

Die  Diskreditierung  der  Selbständigkeit  dieser  Krankheitsform  wurde 
roh  nicht  genaue  Wahl  und  Bezeichnung  der  Fälle,  teils  dadurch 
iht,  daß  einzelne  katatonische  Erscheinungen  bei  verschiedenen 
jhen  Erkrankungen  (Melancholie,  Manie,  halluzinatorische  Verwirrt- 
sterische  und  epileptische  Geistesstörung,  Paranoia,  progressive  Para- 
Bv.)  vorkommen  können.  Nach  der  Erfahrung  M.'s  gibt  es  eine  Krank- 
m,  welche  mit  einem  verschieden  langen,  meist  jedoch  kurzen,  akut 
nenden  und  verschieden  (melancholisch,  manisch,  stuporös,  paranoid) 
Buden  Initialstadium  beginnt,  in  deren  weiterem  Verlaufe  Sinnes- 
ingen ständig,  oder  wenigstens  häufig  vorkommen,  ohne  aber  zu 
atisierten  Wahnbildungen  zu  fuhren ;  von  diesen  unabhängig  weist  diese 
5che  Erkrankung  in  ihrer  Intensität  schwankende  und  verschieden 
te  motorische  Erscheinungen,  Veränderungen  des  Muskeltonus  auf, 
',  stets  die  leitende  Rolle  führen  und  von  dem  Inhalte  des  psychischen 
iS,  sowie  den  Schwankungen  der  gemütlichen  Sphäre  unabhängig  sind, 
B  der  psychische  und  motorische  Reizzustand  nicht  konsekutive,  sondern 
inierte  Erscheinungen  bilden.  Charakteristisch  ist  überdies  das  epi- 
5he  Auftauchen  und  Schwinden  der  einzelnen  Phasen  der  psychischen 
notorischen  Erscheinungen,  der  kaleidoskopartige  Wechsel,  sowie  die 
mg  zu  einer  Fixierung  einzelner  Zustände,  die  Suggestibilität,  Ver- 
rungen  der  Mimik  und  traumartige  Zustände  des  Bewußtseins. 

Dem  gegenüber  sind  die  bei  anderen  psychischen  Erkrankungen  auf- 
nden  katatonischen  Erscheinungen  sekundärer  Natur,  meist  durch  Sinnes- 
jhungeD  oder  Wahnbildungen  bedingt,  erscheinen  als  nicht  charakteristische 
ptome  der  Psychose  episodenhaft  und  zeigen,  wenn  stabilisiert,  eine 
erung  derselben  Form.  Nicht  die  Stabilität  irgend  einer  Form  der 
uBverändening  ist  das  Charakteristische  bei  der  Katatonie,  sondern  die 
te  Veränderung  der  verschiedenen  Nuancen  bei  einer  gewissen  Neigung 
vorübergehender  Fixiening.  Die  bei  der  Katatonie  vorkommenden 
lischen  oder  melancholischen  Zustandsbilder  sind  nicht  identisch  mit  der 
iren  Melancholie  oder  Manie;  sie  unterscheiden  sich  durch  den  raschen 
ichsel  der  Symptome,  durch  deren  bruchstückartiges  Auftreten,  durch  das 
tweise  Auftreten  von  Halluzinationen  und  Illusionen  und  das  Einschieben 
D  Ruheperioden.     Im  manischen  Zustandsbilde  fehlt  das  heitere  Moment, 


1046  Psychosen  und  Neurosen. 

die  Erregungszustände  zeigen  ein  explosives  Auftreten.  Auch  der  paranoia- 
axtige  Zustand  unterscheidet  sich  von  der  wahren  Paranoia  durch  die 
Mannigfaltigkeit  der  Sinnestäuschungen  und  Wahnbilder,  durch  das  Fehlen 
der  Systematisierung  und  durch  den  explosionsartigen  Charakter  der  Er- 
scheinungen. Dazwischen  treten  häufig  auf  die  katatonischen  motorischen 
und  psychischen  Erscheinungen,  femer  Energiemangel,  Indifferenz,  wobei  die 
Perzeption  keine  tieferen  Störungen  aufweist. 

Bei  der  wahren  Katatonie  kommen  nebst  den  erwähnten  charakteristischen 
Momenten  noch  in  Betracht  verschiedene  psychische  und  somatische  Er- 
scheinungen :  manische,  depressive,  stuporöse  Zustände,  vorübergehende 
Sinnestäuschungen,  Störungen  des  Bewußtseins,  Schwankungen  der  Pupillen- 
weite, Veränderungen  der  Reflexe  und  mechanischen  Muskelerregbarkeit, 
epileptiforme  Anfälle,  CoUapszustände,  Sensibilitätsstönmgen,  verschiedene 
vasomotorische  Störungen  usw.  Bei  seinen  Kranken  konnte  M.  in  allen 
Fällen  eine  Herabsetzung  der  elektrischen  Erregbarkeit,  mit  langsamen, 
trägen  Zuckungen  nachweisen.  Interessante  Daten  erhielt  Moravcsik  auf 
Grund  mehrjähriger  Beobachtungen  bezüglich  Temperatur  und  Pulsfrequenz. 
Temperatur  und  Puls  weisen  sehr  bedeutende,  meist  täglich 
wechselnde  Schwankungen  auf.  Die  Temperatur  war  meist  eine 
niedrigere,  und  die  Pulsfrequenz  stand  in  keinem  Verhältnisse  zu  derselben, 
indem  bei  niederer  Temperatur  oft  hohe  Pulszahl  oder  umgekehrt  gefunden 
wurde.  Die  Beobachtungen  M.'s  bezüglich  Körpergewicht  sind  überein- 
stimmend mit  den  Befunden  Kraepelins.  Bei  Nahrungsverweigerung  war 
eine  rapide  Gewichtsabnahme  natürlich,  aber  unter  normalen  Verhältnissen 
war  das  Körpergewicht  auch  großen  Schwankungen  unterworfen  und  wies 
nur  dann  eine  Steigerung  und  Stabilisierung  auf,  wenn  die  Heilung  oder 
Verblödung  eintrat.  Die  wahre  Katatonie  kommt  selten  vor.  In  4  Jahren 
beobachtete  M.  42  Kranke  mit  katatonischen  Erscheinungen,  darunter  wahre 
Kranke  bloß  in  10  Fällen.  Die  Dauer  erstreckt  sich  auf  Monate  und  Jahre 
und  endet  selten  mit  einer  defektuösen  Heilung,  meist  mit  Verblödung. 
Positive  Anzeichen  zur  Voraussage  der  Prognose  gibt  es  nicht.  Von  schlechter 
Prognose  sind :  langsame  Entwicklung  der  Symptome,  langes  Bestehen  einzelner 
Stereotypien,  Maniriertheit,  Neigung  zu  unmotivierten  Lachanfallen,  hart- 
näckig bestehende  motorische  und  psychische  Dissoziation,  Neigung  zur 
rapiden  Gewichtszunahme,  wenn  diese  nicht  parallel  ist  mit  einer  psychischen 
Aufhellung.  Unerwartete  psychische  Klärungen  lassen  Remissionen  als  wah^ 
scheinlich  erscheinen.  Nach  erfolgter  Verblödung  werden  die  bunten  motorischen 
Erscheinungen  farblos,  monoton  oder  verschwinden  gänzlich.  Heilung  konnte 
M.  bloß  dann  beobachten,  wenn  die  Tonusveränderungen  hauptsächlich  nach 
einer  Richtung  ausgeprägt  waren  und  dabei  Stereotypien,  gekünstelte  Atti- 
tüden und  Maniriertheit  fehlten. 

Die  pathologisch  anatomischen  Befunde  geben  derzeit  keine  Erklärung 
der  Erscheinungen,  ebenso  schwer  ist  es,  in  den  Mechanismus  derselben 
Einblick  zu  gewinnen.  M.  explorierte  diesbezüglich  seine  Kranken  häafig, 
namentlich  in  den  freieren  Phasen,  konnte  aber  von  keinem  eine  Motivierung 
seines  Verhaltens  (Maniriertheit,  Mutacismus)  erhalten.  (Hudovemig,) 


Psychosen  nnd  Neurosen. 

Referent:  Dr.  S.  Bendix-Berlin. 

1.  Achard,  Choree  et  catatonie.     Arch.  de  Neurol.    Vol.  XX,  p.  54.    (Sltznngsberlelit) 

2.  Bombarda,  M.,  Loucura  hysterica;  fratricidio.     Med.  contemp.    2.  s.     YII.    215. 


Psychosen  and  Nearosen.  1047 

ß.,     The   Intanity  Oecurring  in  Epilepsy.     Med.  Times.     N.Y.     ICYTTITr 

1.,     Cootributo    allo    stadio    della   psicosi    nearastenica.      Pisani,    Palermo. 

-71. 

etanie  mit  Psychose.     Neurolog^.  Centralbl.     p.  781.     (SitSttngsberleht.) 

3,  £.,  Zur  Kasuistik  des  epileptischen  Irreseins.   Centralbl.  Hir  Nerven heilk. 

ur  Kenotnis  epileptischer  Psychosen.    !Neurol.  Centralbl.    p.  685.   (Sltsunfft- 

von  hysterischem  Irresein.   Manch.  Mediz.  Wochenschr.   p.  576.   (Sitzuiigs- 

lich,    Intelligenzprüfungen    bei    epileptischem    Schwachsinn.      Lnaug.-Diss. 

Zar  Lehr©  vom  hysterischen  Irresein.    Archiv  för  Psychiatrie  und  Nerven* 

i.     Band  4ü.    Heft  1.    p.  171. 

jur  Symptomatologie  des  epileptischen  Irreseins,  insbesondere  über  die  Be- 

zwischen  Aphasie  und  Perseveration,     ibidem.     Band  41.     H.  1. 

,    Pseudo-confusioo    mentale    hvsterique.      Rev.    de    l'hvpnot.    et   psychol. 

»ans.     XIX.    815. 

^olie  hytteriqne.     Rer.  de  Thypnot.  et  psychol.    XX.     189. 

L.«    Zur  Differentialdiagnose  der  choreatischen  Geistesstörang.     Münohener 

V'ochenschrift.     No.  10.     p.  454. 

W.  M.  H.,  Chorea  insaniens.    Journ.  Roy.  Army  Med.  Corps.   V.   272—274. 

..  H.,    Mental  Disease  with  Exophthalmic   Goitre.     The  Journal  of  3Iental 

Vol.  LI,  p.  128. 

l ,  Fall  von  Psychose  und  Nearose.     Allg.  Zeitschr.  für  Psychiatrie.  Bd.  63. 

SltsungtbMlcht) 

ke  (10)  bemängelt  die  von  Raimann  in  seiner  bekannten 
e  durchgeführte  Einteilung  der  verschiedenen  Formen  des  hyste- 
eseins  nnd  hält,  gestützt  auf  140  Krankengeschichten,  eine 
Q  einfache  und  zusammengesetzte  Geistesstörungen  der  Hysteriker 
ster.  In  beiden  Formen  des  hysterischen  Irreseins  dürfen  aber 
sehen    Momente    keine    zufällige    Komplikation    bilden,    sondern 

direkte  Ausflüsse  des  hysterischen  Krankheitsprozesses  sich  dar- 
l  es  muß  sich  um  rein  funktionelle  Prozesse  handeln,  die  an  sich 
fektzustand  herbeiführen.  Die  einfachen  hysterischen  Geistes* 
tragen  durchaus  das  Gepräge  eines  Paroxysmus;  sie  sind  meist 
iger  Dauer  und  zum  Teil  auch  von  geringer  Intensität.  Hierher 
1  sind  Affektzustände,  die  sich  als  extremere  Grade  hysterischer 
ng,  als  richtige  Angst-  und  Depressionszustände,  Wutausbrüche 
e  Erregungen  offenbaren.     Dabei  kann  man  den  Raptus  hystericus 

und  Depressionszustände  bezeichnen,  die  mehr  anfallsweise  auf- 
1  ihrem  Verlaufe  treten  bisweilen  nächtliche,  halluzinatorische 
auf,  meist  im  Anschluß  an  schreckhafte  Traumbilder,  die  mit 
?m  Delirium  verwechselt  werden  könnten,  aber  nie  zu  einer  Ver- 
ler Umgebung  und  Personen  führen.  Bisweilen  schlägt  die  hyste- 
Igst  in  Wut  um  und  kann  zum  Furor  hystericus  werden.  Von 
n  Manien  unterscheiden  sich  die  maniakalischen  Exaltationen  der 
len  durch  das  Hervortreten  von  kindisch-läppischen  Erscheinungen 

Die  hysterischen  AflFektstörungen  haben  gioße  Neigung,  zu  zeit- 
rübuDgen  des  Bewußtseins  und  Halluzinationen,  wodurch  sie  einen 

Charakter  gewinnen.  Vielfach  spielen  allerlei  hypochondrische 
3gen  hierbei  eine  Rolle,  ebenso  Zwangsvorstellungen.     Zu  den  auf^ 

Manifestationen  dieser  Gruppe  des  hysterischen  Irreseins  gehört 
)  Wachträumen,  welches  sich  bis  zum  Somnambulismus  und  zur 
Dg  einer  zweiten  Persönlichkeit  steigern  kann.  Aus  diesem  Doppel- 
in kann  ein  hysterischer  Stupor  hervorgehen  mit  lethargischen  Zu- 


1048  Psychosen  und  Neurosen. 

ständen.  Häufig  ist  der  hysterische  Stupor  mit  deliriösen  Erscheinungen 
verbunden,  welche  eine  depressive  oder  ekstatische  Färbung  annehmen 
können.  Von  den  typischen  Delirien  läßt  sich  noch  die  stürmischer  ver- 
laufende akute  halluzinatorische  Verwirrtheit  der  Hysterischen  abtrennen. 
Bei  den  zusammengesetzten  Geistesstörungen  der  Hysterischen  unterscheidet 
R.  die  depressive  Form,  ferner  die  paranoische  und  endlich  die  maniakaiisch- 
stuporöse  Form  und  erläutert  seine  Auseinandersetzungen  durch 'ausführ- 
liche Krankengeschichten. 

Raecke  (11)  erörtert  an  der  Hand  von  vier  Krankengeschichten  be- 
sonders die  Frage,  ob  wirklich,  wie  Bernstein  lehrt,  die  epileptische  Per- 
severation nur  ein  Ausfluß  der  Aphasie  ist,  und  ob  auf  Grund  der  Sprach- 
stömng  und  Perseveration,  ohne  jede  Kenntnis  epileptischer  Antezedentien 
die  Diagnose  am  Krankenbette  auf  Epilepsie  zu  stellen  ist.  Als  Resultat 
seiner  Betrachtungen  ergibt  sich,  daß  Aphasie  und  Perseveration  keineswegs 
in  engem  ursächlichen  Verhältnis  zu  einander  stehen,  und  daß  man  nicht 
aus  dem  Nachweis  dieser  auf  das  Vorhandensein  jener  mit  Sicherheit 
schließen  darf.  Die  amnestische  Aphasie  spielt  in  der  Symptomatologie  d^ 
epileptischen  Irreseins  eine  große  Rolle,  sie  ist  aber  keine  absolut  regel- 
mäßige Erscheinung.  Sie  ruft  zwar  den  Verdacht  auf  eine  epileptische 
Grundlage  der  Psychose  hervor,  kann  aber  allein  die  Diagnose  nicht  sichern, 
sondern  es  bedarf  trotzdem  noch  des  Nachweises  epileptischer  Antezedentien. 
Hinsichtlich  der  somatischen  Erscheinungen  seiner  Kranken  fand  R.  bei 
Fall  I  die  Pupillen  im  postparoxysmellen  Verwirrtheitszustände  different 
und  von  träger  Reaktion,  später  wieder  normal.  Im  Fall  II  ließ  sich  Licht- 
starre  nachweisen,  die  zuerst  einen  Tag,  bei  der  zweiten  Aufnahme  bis  zu 
drei  Tagen  anhielt.  Der  Patient  bot  lallende  Sprache,  taumelnden  Gang, 
ausfahrende  Armbewegungen.  Im  Falle  11  und  Fall  IV  wurde  der 
Babinskische  Zehenreflex  konstatiert  als  häufige  und  praktisch  wichtige 
Erscheinung  nach  voraufgegangenen  Krampfanfällen.  Die  Sehnenreflexe 
waren  öfter  gesteigert.  Patientin  II  hatte  bei  ihrer  zweiten  Aufnahme 
deutlichen  Patellar-  und  Fußklonus.  R.  nimmt  an,  daß  diese  somatischen 
Störungen  direkte  Folgen  der  voraufgegangenen  Krampfanfälle  darstellen 
und  mit  der  Psychose  nichts  zu  tun  hatten. 

Steen  (16)  teilt  drei  Fälle  von  Geisteskrankheit  bei  Morbus  Basedowii 
mit.  Es  handelte  sich  um  weibliche  Personen  mit  Symptomen  von  Melancholia 
hallucinatoria. 

St.  hält  auf  Grund  seiner  Erfahrungen  für  die  hauptsächlichsten  Merk- 
male Basedowsche  Geistesstörungen  Zustände  von  Melancholie  mit  Hallu- 
zinationen. Meist  treten  die  psychischen  Störungen  akut  auf.  Heilung  tritt 
sehr  häufig  ein,  auch  in  anscheinend  hoffnungslosen  Fällen.  Gewöhnlich 
geht  der  Besserung  eine  Gewichtszunahme  voraus.  Suprarenal-Extrakt  übt 
oft  einen  günstigen  Einfluß  auf  die  Kranken  aus. 

Ruppel  (14)  beschäftigt  sich  mit  der  rein  psychiatrischen  Seite  der  chorea- 
tischen  Störungen  und  tritt  der  von  Wollenberg  gegebenen  Einteilung  der 
psychischen  Störungen  bei  Chorea  bei.  Danach  äußert  sich  die  Sydenhanasche 
Chorea  („infektiöse"  Chorea)  auf  geistigem  Gebiete  in  gemütlicher  Uber- 
erregbarkeit  und  Stimmungsanomalien,  seltener  in  Zuständen  von  vorüber- 
gehender deliriöser  Verworrenheit  oder  etwas  langsamer  ablaufender  psychischer 
Hemmung.  Die  für  die  Huntingtonsche  Chorea  („degenerative"  Chorea) 
charakteristische  Geistesstörung  liegt  auf  intellektuellem  Gebiete.  Sie  zeigt 
sich  zunächst  in  einer  Abnahme  des  Gedächtnisses,  weiterhin  in  progressivem 
Schwachsinn,   der   schließlich    in    tiefsten    Blödsinn   ausgehen   kann.     Nicht 


j 


lotoxikations-  and  Infektions-Psychoseii.  1049 

rwickelt  sich  auch  ein  schwachsinniger  Verfolgungs-  und  Üher- 
wahn,  sodaß  das  Krankheitsbild  einer  Paranoia  hervorgerufen  wird, 
slegenheit,  einen  Fall  zu  beobachten,  der  wegen  seines  nicht  gewöhn- 
aufs  von  differentialdiagnostischem  Interesse  ist.  Es  handelte  sich  um 
ihrigen  Mann,  der  aus  einer  belasteten  Familie  stammte;  Vater 
rea,  zwei  Schwestern  sind  nervös.  Er  machte  im  dritten  Lebensjahre 
nyelitis  ant.  durch.  Seit  einem  Jähe  wurden  bei  ihm  eigentümliche 
m  beim  Sprechen  wahrgenommen,  und  die  Sprachstörungen  nahmen 

daß  er  keinen  Satz  im  Zusammenhang  sprechen  konnte.  Der 
ie   taumelnd,  sodaß   er  den  Eindruck  eines  Betrunkenen  machte. 

war  ein  funktionelles  Schwanken  im  Verhalten  des  rechten  Knie- 
1.  Einige  Zeit  nach  der  Erkrankung  traten  Sinnestäuschungen 
Charakter  sich  anfangs  völlig  veränderte,  schließlich  aber  konstant 
9  Halluzinationen  setzten  stürmisch  auf  dem  Gebiete  des  Gesichts-, 
18  und  des  Gemeingefühls  ein.  In  dieser  ganz  akuten  Form  er- 
ie  an  ein  Delir,  aber  es  fehlte  zu  einem  solchen  das  wichtige 
)r  Verwirrtheit.  Ganz  im  Gegenteil  nahm  Patient  in  symptomatisch- 
er Weise  zu  seinen  Halluzinationen  Stellung  und  suchte  sie  zu 
Der  Verlauf  der  Wahnideen  wich  aber  von  dem  der  paranoischen 
öllig  ab,  da  der  Patient  seine  Annahme,  daß  ihm  die  behandelnden 
3s  zufügten,  bald  fallen  ließ  und  die  Halluzinationen  abblaßten 
:;her  wurden.  Die  Wahnbildung  blieb  ganz  aus,  und  Patient  faßte 
men  als  Vorspiegelungen  seines  kranken  Nervensystems  auf.  Das 
jbild  konnte  als  Huntingtonsche  Chorea  gedeutet  werden,  für 
I  Alter  des  Patienten  bei  Ausbnich  der  Krankheit  und  der  weitere 
»rächen.  Es  stellte  sich  eine  eigentümliche  Art  von  Demenz  ein, 
'rediente  Abnahme  der  Merkfähigkeit  ausgezeichnet,  im  Gegensatz 
ist  nicht  gestörten  Intelligenz. 

regensatz  hierzu  steht  ein  kurz  mitgeteilter  Fall  von  Sydenhamscher 
i  einem  22  jährigen  Mädchen,  bei  dem  das  Bewußtsein  der  Irrealität 
sinungeh  trotz  der  Lebhaftigkeit  der  Halluzinationen  von  Anfang 
..  Auch  bei  diesem  Falle  waren  deutliche  Zeichen  einer  Intelligenz- 
5u  beobachten,  was  gegen  die  scharfe  Trennung  beider  Formen  der 
len  Geistesstörungen  zu  sprechen  scheint. 


Intoxikations^  and  Infektlons^Psychosen. 

Referent:  Prof.  Dr.  A.  Cr  am  er -Göttingen. 

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für  Nervenheilk.    p.  74.    (Sitzungsbericht.) 

99.  Sims,  F.  R.,  Anatomie  Findings  in  Korsakoffs  Symptomkomplex.  Journal  of  Nervous 
and  Mental  Disease.    March.    Vol.  32.    p.  160. 

100.  Soukhanoff,  Serge,  Dclire  alcoolique  continu  ou  hallucinose  Continus  dans 
Talcoolisme  chronique.     Journal  de  Neurologie.    No.  14.    p.  261. 

101.  Derselbe,  Zur  Kasuistik  der  Fälle  von  Korsakowscher  Psychose  mit  protahiertem 
Verlaufe.     Wratschebnaja  Gazeta.    1904,    No.  43. 

102.  Squar,  Willy,  Beitrag  zur  Psyche  nach  Kohlenoxydvergiftung.   Inaug.  Diss.   Leipsig. 

103.  Stephenson,  Frank,  Toxemia  and  Infections  as  Causes  of  Insanity.  Baffalo  Med. 
Journ.     Jan.     p.  362. 

104.  Stransky,  Erwin,  Zur  Lehre  vom  Korsakoffschen  Symptomenkomplex  (zugleich  ein 
Beitrag  zum  Kapitel  ,,Tabes  und  Psychose").  Jahrbücher  für  Psvchiatrie  u.  Neuro- 
logie.    Band  26.    p.  422. 

105.  Subra  de  Salafa,  Auto-intoxications  et  psychoses  menstruelles.    Thfeae  de  Bordeaux. 

106.  Tegtmeyer,  fl.,  Korsakowsche  Psychose  mit  weitgehender  Besserung  der  schweren 
polyneuritischen  Erscheinungen.    Allgem.  Zeitschrift  für  Psychiatrie.    Band  62.   p.  737. 

107.  Thous,  Manuel,  El  coma  diabetico.     El  Siglo  Medico.    p.  732. 

108.  Toporkoff,  N.,  Cocainismus  und  Cocainomanie.  Korsakoffsches  Journal  f.  Psych, 
und  Neurologie.    1904.    H.  5. 

109.  Townsend,  Arthur  A.  D.,  Mental  Depression  and  Melancholia  considered  in  regard 
to  Auto-iütoxication,  with  special  Reference  to  the  presence  of  Indoxyl  in  the  Urine 
and  its  Clinical  Significance;  Essay  for  which  was  awarded  the  Bronze  Medal  ofth 


IntoxikatioDB-  und  Infektions-Psychosen.  1053 

sholog^ical  Association,  1904.    The  Journal   of  Mental  Science.    Vol.  LL 

de,    La    persona   humana  ante  el  critico  legal:  los  signos  de  humanidad 
de  los  monstruos.     Arch.  de  psiquiatr.  y  cnminol.    IV.    448 — 463. 

nrich,     Ueber    die    Wirkung    des    Alkohols    auf   die    Veränderungen    der 

ktion.      Berl.  klin.  Wochenschr.    No.  12. 

L>.  £.,    Auto-toxemia    as    a    Cause   of   Insanity.     X.  Albany  Med.  Herald. 

,  Gaston,    Beitrag   zur   Lehre  von   der  Korsakoffsehen  Psychose   mit  be- 

erücksichtigung  der  pathologischen  Anatomie.    Bin  weiterer  Fall.     Archiv 

itrie.     Bd.  39.    p.  627. 

Henry  S.,  and  Springer,  Harold  L.,   Uremia  with  Pericarditis :   Clinical 

.ogic  Reports.    New  York  Med.  Journal.    March.  4. 

[J.   A.,    Gase  of  Hydrophobia.     Journal  Missouri  State  Med.  Assoc.  March. 

on.  E.  O.,    Alcoholism    and    its    Relation    to    Insanity    and    the    Proper 

f  Treatment.     Charlotte  3Ied.  Joum.    XXVII.    300—303. 

•issey,   Der  Intelligenzdefekt   bei   chronischem    Alkoholismus.    Inaug.  Diss. 

I.  Intoxikationspsychosen. 

a)    Alkoholismus. 

itteilungen  von  Hasche-Kl^nder  (48)  bringen  zwar  nichts 
leueSy  sind  aber  dadarch  bemerkenswert  und  für  den  Forscher 
keity  daß  sie  sich  auf  ein  sehr  großes  Material  stützen.  Im 
elt  es  sich  um  372  Fälle  von  Delirium  tremens,  welche  inner- 
hreu  beobachtet  worden  sind.  Bemerkenswert  ist,  daß  in  einem 
dieser  Fälle  das  Delirium  erst  nach  vier  bis  fünftägiger  Ab- 
Ausbruch kam.  In  172  dieser  Fälle  fand  sich  Eiweiß  im  Urin, 
r  bei  zwanzig  chronische  Nephritis  konstatiert  werden  konnte, 
sich  Zucker  im  Urin.  Der  Gefrierpunkt  des  Blutes  und  des 
licht  verändert.  Bakterien  fanden  sich  nicht  im  Blut. 
lard  (b8)  macht  darauf  aufmerksam,  daß  man  bei  Alkohol- 
.uch  zu  einer  Zeit,  wo  die  Halluzinationen  spontan  ganz  zurück- 
bungsweise  verschwunden  zu  sein  scheinen,  wo  ferner  die  Kranken 
nd  und  nur  der  Tremor  den  Verdacht  auf  alkoholische  Zustände 
lalluzinationen  leicht  hervorrufen  kann,  wenn  man  dem  Kranken 
beziehungsweise  Sonnenlicht  ein  leeres  weißes  Blatt  Papier  in 
:ibt  und  ihn  ohne  weitere  suggestive  Fragen  auflfordert,  zu  er- 
er  sieht.  Alsdann  erklären  die  ruhigen  und  besonnenen  Kranken, 
das  Papier  nach  den  verschiedensten  Seiten  drehen  oder  gegen 
lalten,  auf  dem  leeren  weißen  Papier  die  heterogensten  Dinge  zu 
werden  oft  nicht  müde,  stundenlang  darüber  zu  berichten.  Vier 
ide  Beobachtungen  werden  mitgeteilt.  Auch  gibt  der  Autor  an, 
eser  Versuch  bisher  nicht  mißlungen  ist. 

den  Mitteilungen  von  Gudden  (44)  geht  hervor,  daß  auch,  ohne 
)8  getrunken  wird,  bei  so  gut  wie  ausschließlichem  Biergenuß 
latorischer  Wahnsinn,  wie  er  von  Bonhoeffer  und  Kraepelin 
1  worden  ist,  entstehen  kann.  In  den  beiden  von  G.  mitgeteilten 
delt  es  sich  um  disponierte  Individuen,  bei  denen  im  Beginn  der 
g  Zustände  auftreten,  welche  in  gewisser  Weise  an  das  Delirium 
•innem.  Es  bestand  vermehrte  Unruhe,  Angst,  Tremor  und 
ind  der  erste  Kranke  sah  zuerst  zu  Hause  kleine  Teufelchen  über 
springen,  während  der  zweite,  wie  ein  Delirant,  die  Vorwürfe, 
über  einen  Uhrendiebstahl  hörte,  zu  einem  von  Handwerksburschen 
eten  Komplott  sporadisch  verarbeitete.  In  keinem  der  Fälle  kam 
im  systematisierten  Wahnsinusystem,   auch  nicht  zu  tieferen  Be- 


1064  intoxikatioDs-  oad  lofektions-Fsychosen. 

wußtseiDSstöniDgen.  Der  Inhalt  der  SiDDestäuschuDgen  und  WahnvorstellungeD 
blieb   mit  wenigen  Abweichungen   ein   sehr  unangenehmer  und  ängstlicher. 

Sonkhanoff  (100)  führt  aus,  daß  die  psychischen  Störungen  bei  den 
Alkoholisten  eine  verschiedenartige  Pathogenese  haben.  Er  unterscheidet 
spezielle  alkoholische  Psychosen,  ferner  psychische  Störungen  im  Verlauf 
des  chronischen  Alkoholismus,  welche  durch  andere  Ursachen  hervorgerufen 
werden,  und  schließlich  drittens  psychische  Störungen,  welche  auf  dem 
Boden  einer  degenerativen  Veranlagung  entstehen,  und  bei  deren  Zustande- 
kommen der  Alkohol  lediglich  die  Rolle  des  Agent  provocateur  spielt.  Zu 
der  ersten  Gruppe  rechnet  er  insbesondere  das  Delirium  tremens  und  die 
chronische  alkoholische  Halluzinose  und  ferner  die  Charakterdegeueration 
der  Trinker,  zur  zweiten  Gruppe  die  Korsakowsche  Psychose,  zur  dritten 
die  alkoholische  Melancholie,  die  akute  Verwirrung,  die  chronische  alkoholische 
Paranoia  usw.  Schließlich  beschreibt  S.  die  chronische  alkoholische 
Halluzinose. 

Bonlioeffer  (12)  bringt  uns  in  kurzer,  knapper  Form  alles  Wesent- 
liche, was  die  modernen  Forschungen  über  die  verschiedenartigen  Gruppen 
und  Formen  der  alkoholischen  Seolenstörungen  geschaffen  haben.  Wir 
empfehlen  den  Artikel  sehr  für  die,  die  sich  rasch  und  kurz  einen  Überblick 
über  diese  Verhältnisse  verschaffen  wollen. 

Raecke  (82)  stellt  in  exakten  Untersuchungen,  die  sich  auf  5  an»- 
führliche  Krankengeschichten  stützen,  fest,  daß  eine  chronische  Alkohol" 
Paranoia  existiert.  Dieselbe  entwickelt  sich  auf  dem  Boden  des  chronischen 
Alkoholismus  entweder  primär  oder  im  direkten  Anschluß  an  Delirium 
tremens  oder  im  Anschluß  an  akuten  halluzinatorischen  Wahnsinn.  Dieee 
chronische  Alkoholparanoia  unterscheidet  sich  klinisch  von  der  klassischen 
Verrücktheit  lediglich  durch  einzelne  unwesentliche  Züge,  die  auf  den  zn 
Grunde  liegenden  Alkoholismus  zurückzuführen  sind.  Die  Prognose  ist 
infaust  auch  bei  völliger  Abstinenz,  eigentliche  Verblödung  tritt  nicht  ein. 
Diese  Krankheit  ist  streng  abzutrennen  von  den  transitorischen  paranoiden 
Erregungen,  welche  durch  gehäufte  Trinkexzesse  gelegentlich  ausgelöst 
werden  und  bei  Alkoholentziehung  bald-  wieder  ablaufen,  ferner  von  den 
terminalen  Schwächezuständen  im  Sinne  Kraepelins,  welche  nach  Delirium 
tremens  oder  nach  akutem  halluzinatorischen  Wahnsinn  zurückbleiben  und 
keiner  Fortentwicklung  mehr  fähig  sind. 

Zum  Gegenstand  seiner  Untersuchung  macht  Lorenz!  (63)  die  Selbst- 
morde und  Selbstmordversuche  der  Alkoholisten;  speziell  richtet  er  seine 
Aufmerksamkeit  der  Frage  zu  nach  den  Beziehungen  des  Alkoholismus 
zum  Selbstmord  überhaupt  und  zur  Psychologie  des  Selbstmordes.  Ab 
Beobachtungsmaterial  dienen  ihm  die  Kranken  mit  alkoholistischen  Psychosen, 
die  im  Jahre  1898—1903  in  der  Klinik  zu  Padua  zur  Aufnahme  und 
Beobachtung  kamen.  Tentamen  suic.  finden  sich  in  16  7o  ^^^  Alkoholisten, 
während  bei  den  übrigen  Geisteskranken  nur  in  S^/o  der  Fälle.  Erbliche 
alkoholistische  Belastung  findet  sich  häufig  bei  den  Alkoholisten,  die  Selbst- 
mord begehen  oder  einen  solchen  versuchen.  Vom  klinischen  Gesichtsponkt 
aus  konnten  einige  Oharacteristica  der  Attentate  auf  das  eigene  Leben  fest- 
gestellt werden;  das  Essentielle  scheint  darin  zu  bestehen,  dafi  es  sich 
zumeist  um  ganz  triebartige  Gewalttätigkeiten  handelt;  in  vielen  Fällen 
besteht  Bewußtlosigkeit  während  der  Ausführung  der  Handlungen.  Dieses 
Merkmal  bedingtauch  die  Eigenart  der  Ausführung ;  sie  ist  nicht  raffiniert, 
die  Kranken  bedienen  sich  des  erst  besten,  gerade  sich  gebenden  Hil&- 
mittels;  der  Versuch  ist  oft  sehr  unvollkommen,  manchmal  geradeau  kindlich 
zu  nennen«  (AUrxbaAer.) 


Intoxikation«-  and  Infektions-Fsyehosen.  1065 

In  allen  Fällen,  wo  es  schwer  hält,  über  die  Art  eines  Bausches  ins 
klare  zu  kommen,  und  namentlich,  wenn  es  wichtig  ist,  pathologische 
Momente  nachzuweisen,  muß  ein  Moment,  daß  auf  ein  pathologisches  Ver- 
halten des  betr.  Menschen  hinweist,  von  Wichtigkeit  sein.  Vogt  (111)  hat 
im  Anschluß  an  die  Untersuchungen  von  t.  Gudden  und  des  Referenten 
eine  Reihe  Yon  namentlich  schwachsinnigen  Individuen  auf  das  Verhalten 
der  Pupillenreaktion  unter  dem  Einfluß  des  Alkohols  untersucht  und  konnte 
nachweisen,  daß  bei  einem  nicht  geringen  Prozentsatz  (zwei)  dieser  Individuen 
der  Alkohol  zu  einer  trägen  Reaktion  der  Pupillen,  ja  zu  Lichtstarre  führen 
konnte. 

Scjhröder  (94)  beschäftigt  sich  mit  den  chronischen  Alkoholdelirien^ 
die  er  in  zwei  Gruppen  einteilt;  die  eine  wird  wegen  des  Bestehens  geistiger 
Schwäche  bei  gleichzeitigem  Vorhandensein  nervöser  Lähmungserscheinungen 
mit  der  progressiven  Paralyse  in  Verbindung  gebracht,  die  andere  wegen 
des  Vorherrschens  von  Wahnideen  der  Paranoia  bezw.  den  paranoiden  Er- 
krankungen angereiht.  Bezüglich  der  Alkoholparalysen  unterscheidet  Seh* 
die  echten  Paralysen  bei  Trinkern,  Pseudoparalysen  auf  alkoholischer  Basis 
kompliziert  mit  starker  Arteriosklerose  oder  mit  Epilepsie  und  die  nicht 
alkoholisch  bedingten  Psychosen,  die  mit  Tiiinksucht  kompliziert  sind;  ein 
Teil  der  als  Alkoholparalyse  imponierenden  Fälle  sind  schließlich  als  der 
Korsakowschen  Krankheit  zugehörig  zu  erachten. 

Für  die  chronischen  alkoholischen  Paralysen  mit  paranoischem  Gepräge 
führt  Verf.  10  selbstbeobachtete  Fälle  an  und  deutet  auf  die  Schwierigkeiten 
hin,  die  sich  zur  Zeit  noch  der  Deutung  chronischer  Psychosen  als  alkoholisch 
bedingter  entgegenstellen.  Er  hat  mehrfach  bei  schweren  Schnapssäufem 
mit  Zügen  des  Korsakowschen  Symptomenkomplexes  ganz  phantastische 
Wahnbildungen  und  Konfabulationen  gesehen.  Zum  Schluß  resümiert  Verf. 
seine  Ansicht  dahin:  Die  Frage,  ob  es  chronische  Psychosen  gibt,  die  aus- 
schließlich durch  Alkoholmißbrauch  entstehen,  kann  auf  Grund  der  bisher 
vorhandenen  Literatur  nicht  mit  Sicherheit  bejaht  werden.  Als  begünstigender^ 
audlösender  Faktor  wird  der  chronische  Alkoholismus  nicht  selten  heran- 
gezogen werden  können.  Die  Korsakowsche  Psychose  gehört  wahrscheinlich 
nicht  zu  den  chronischen  Psychosen  im  engeren  Sinne;  sie  stellt  vielmehr, 
wie  man  zur  Zeit  annehmen  muß,  einen  residuären,  nicht  progredienten 
Zustand  dar  nach  einer  akuten  groben  Schädigung  des  Gehirns.     (Bendix,) 

Korsakowsche  Psychose. 

Sims  (99)  hat  zwei  gut  beobachtete  Fälle  von  Korsakow  scher 
Psychose  pathologisch-anatomisch  untersucht.  Im  ersten  Fall  fand  er  leichte 
Arteriosklerose,  hypostatische  Pneumonie,  fettige  Infiltration  der  Leber, 
akute  Degeneration  einzelner  der  peripheren  Nerven,  Veränderungen  der 
Vorderhomzellen  und  der  Clarkeschen  Säulen  des  Rückenmarks  und  einzelner 
Kerne  der  Himnerven;  außerdem  bestand:  Degeneration  in  den  Hinter- 
strängen und  den  direkten  cerebellaren  Bündeln  und  eine  leichte  Erkrankung 
der  Hirnrindenzellen.  Im  zweiten  Fall  fand  sich  eine  allgemeine  Arterio- 
sklerose namentlich  der  Aorta  und  der  Himarterien,  fettige  Degeneration 
des  Herzens,  der  Leber  und  der  Nieren,  akute  Bronchitis,  akute  Degene- 
ration in  den  peripheren  Nerven  der  unteren  Extremitäten  und  der  Yagi^ 
Erkrankung  der  Vorderhomzellen  und  der  Clarkeschen  Säulen  des  Rücken- 
marks sowie  einiger  Kerne  des  Gehii*ns  und  der  Pelzschen  Hirnrinden- 
seilen^  Gefaßverftnderungen  im  Rückenmark  und  in  der  Hirnrinde  mit  reich- 
Ucben  mikroskopisch  nachweisbaren   Blutungen    durch  das    ganze   Gehirn,. 


1056  Intoxikations-  und  Infektions-Psychosen. 

Akute  Degeneration  der  kortikalen  Strahlungen  und  der  motorischen  imd 
sensorischen  Systeme  des  Rückenmarks. 

Ein  Fall  von  Tabes,  bei  welchem  der  Korsakowsche  Symptoraen- 
komplex  sich  entwickelte,  gibt  Stransky  (104)  Veranlassung,  unter  Berück- 
sichtigung eines  großen  Teiles  der  neueren  Literatur  auf  die  Frage  der 
Bedeutung  des  Korsakowschen  Symptoraenkomplexes  einzugehen.  Er 
stellt  sich  im  wesentlichen  auf  den  Standpunkt  Kraepelins  und  nimmt  als 
wahrscheinlich  an,  daß  dieser  amnestische  Symptomenkomplex  keine  eigent- 
liche Krankheitseinheit  darstellt,  sondern,  ähnlich  wie  der  paranoische 
Symptomenkomplex,  in  verschiedene  Krankheitszustände  zerfällt. 

Der  erste  von  Boedeker  (10)  mitgeteilte  Fall  verdient  außergewöhn- 
liches Interesse,  weil  es  sich  um  eine  ausgesprochene  Polioencephalitis 
superior  haemorrhagica  in  Verbindung  mit  dem  nach  jeder  Richtung  hin 
deutlich  markierten  Korsakowschen  Symptomenkomplex  handelt  und  trotz 
der  schweren  Erscheinungen  der  Fall  doch  zur  Genesung  kam.  Die  Ge- 
nesung war  so  vollständig,  daß  der  Patient,  ein  Universitätsprofessor,  be- 
reits im  Semester  darauf  mit  Erfolg  seinen  Beruf,  seine  Arbeiten  und  Vor- 
lesungen wieder  aufnehmen  konnte.  Der  zweite  Fall  betrifft  einen  exquisit 
typisch  verlaufenden  Fall  von  Korsakowscher  Psychose,  der  sich  im 
wesentlichen  nicht  von  anderen  mitgeteilten  unterscheidet. 

Knapp  (55)  bespricht  in  sehr  eingehender  Weise  an  der  Hand  von 
acht  sehr  genau  beobachteten  Fällen  die  einzelnen  Formen  und  psychischen 
Erscheinungen  des  Korsakowschen  Symptomenkomplexes.  Besonders 
interessant  erscheint  uns  der  Abschnitt,  der  von  zerebralen  Herd- 
«rscheinuugen  handelt,  und  weiter  der,  der  die  polyneuritischen  Anfälle  be- 
schreibt. Eingehend  werden  auch  die  verschiedenen  Komplikationen,  die 
verschiedenen  Ätiologien  und  die  Differentialdiagnose  dieses  Symptomen- 
komplexes besprochen. 

Die  Dissertation  von  Wehmng  (113)  ist  dadurch  interessant,  daß 
er  im  ganzen  34  pathologisch  -  anatomische  Untersuchungen  bei  der 
Korsakowschen  Psychose  tabellarisch  übersichtlich  zusammenstellt.  In 
keinem  der  in  der  Tabelle  zusammengestellten  Fälle  erwiesen  sich  die  peri- 
pheren Nerven  bei  mikroskopischer  Untersuchung  intakt;  es  fand  sich  das 
Bild  der  periaxialen  segmentären  Neuritis  oder  der  parenchymatösen  Neu- 
ritis schlechthin.  Im  Rückenmark  bestanden  mehr  zirkumskripte  De^ene- 
rationsherde.  Vorzugsweise  waren  die  Hinterstränge  befallen,  besonders  der 
Gol Ische  Strang,  am  zweithäufigsten  die  Pyramidenseitenstränge.  Zu  einem 
totalen  Fasernschwund  in  der  betreffenden  Region  kam  es  indessen  nie. 
Wo  nach  March  die  eintretenden  Wurzeln  untersucht  wurden,  zeigte  sich, 
daß  mit  Vorliebe  die  Hinterwurzeln,  in  geringerem  Grade  auch  die  vorderen 
dem  Degenerationsprozeß  anheimgefallen  waren.  In  der  Mehrzahl  der  Fälle 
waren  die  Ganglien  der  Vorderhörner  und  auch  die  IntervertebralgangUen 
verändert.  Am  Gehirn  wurde  in  einzelnen  Fällen  eine  Erkrankung  der 
Pelz  sehen  Pyramidenzellen  festgestellt.  Ferner  fand  sich  eine  Erkrankung 
des  tangentialen  Fasernetzes.  In  dem  vom  Verf.  untersuchten  Fall  wurde 
eine  parenchymatöse  Neuritis,  Degeneration  der  G  oll  sehen  Stränge,  der 
vorderen  und  namentlich  der  hinteren  Wurzeln  des  Rückenmarks  und  Er- 
krankung der  Vorderhörner  des  Lumbaimarks  festgestellt.  In  der  Hirn- 
rinde bestand  beträchtlicher  Schwund  des  supraradiären  A8soziation8fa8e^ 
netzes. 

Tegtmeyer  (106)  teilt  einen  Fall  von  echter  Korsakowscher  Psychose 
eines  44  jährigen  Mannes  mit,  welcher  längere  Zeit  beobachtet  wurde,  und 
dessen  Verlauf  zeigte,   daß  selbst  in   sehr  schweren  Fällen  die  neuritischen 


IntoxikatioD»-  und  Infektion^-Psychosen.  1057  V 

8töniDgen   einer  sehr  weitgehenden,   die  psTchiscl>en  wenigstens  einer  teil- 
weisen Besserung  fähig  sind.  (Bendiss,) 

b)   Morphium. 

Bei  Morphinismus  macht  sich  nach  Crothers  (24)  zunächst  ein 
Verlust  des  DiflferenzierungsTerraögens  für  Recht  und  Unrecht  und  ein 
Mangel  an  Gefühl  für  Ethik  und  Verantwortlichkeit  geltend.  In  zweiter 
Linie  kann  es  zo  direkten  Störungen  kommen.  In  dritter  Linie  können 
die  sprachlichen  Zentren  betroffen  werden  mit  einer  Art  ron  Veränderung 
in  der  Ausdrucksweise  und  dem  Gebrauch  von  Worten.  In  vierter  Linie 
kann  es  endlich  zu  einer  ausgesprochen  schweren  psychischen  Veränderung 
kommen,  welche  die  Persönlichkeit  gänzlich  verändert. 

Bliand  undTissot  (15)  betonen  ausdrücklich,  daß  der  Morphinismus 
fast  ausschließlich  nur  auf  disponiertem  degenerativen  Boden  vorkommt. 
Sie  schildern  ausführlich  eine  derartige  Familie,  bei  welcher  der  Morphi- 
nismus von  Kopf  zu  Kopf  verbreitet  wurde,  und  bei  der  sich  die  einzelnen 
Familienmitglieder  gegenseitig  mehr  zum  Abusus  des  Morphins  anspornten. 

c)   Kodein,   Kokain. 

Fels  (77)  beschreibt  ausführlich  eine  sehr  interessante  Kranken- 
geechicbte,  aus  der  hervorgeht,  daß  das  Kodein  doch  nicht  so  ungefährlich 
ist,  wie  man  anzunehmen  bisher  geneigt  war.  Es  handelt  sich  um  einen 
psycfaopathisch  belasteten,  von  Hause  aus  eigentümlichen,  an  konstitutioneller 
Schwermut  leidenden  Degenere,  der,  nachdem  ein  Selbstmordversuch  miß- 
glückt ist^  nach  Betäubungsmitteln  sucht  und  zuerst  das  Kodein  in  die 
üaiid  bekommt.  Mit  kleineren  Dosen  beginnend,  treibt  ihn  auf  der  einen 
Seite  die  Erleichterung  und  das  Wohlbehagen,  das  ihm  das  Mittel  ver* 
schafft,  auf  der  anderen  Seite  die  schnelle  Gewöhnung  zu  immer  höheren 
Mengen.  Beim  Versuch,  das  Mittel  auszusetzen,  tritt  vermehrte  Unruhe, 
Verstimmung,  Reizbarkeit,  Energielosigkeit  und  heftiges  Verlangen  nach 
dem  Mittel  ein.  Schließlich  reichen  auch  die  sehr  hohen  Gaben  nicht  mehr 
aus,  und  er  greift  zu  anderen  Opiaten  und  auch  zu  Kokain,  um  Erleich- 
terung zu  bekommen.  Auf  diese  Weise  „opfert  er  dem  Gifte  nicht  nur 
seinen  Körper,  sondern  auch  sein  ganzes  Vermögen  in  der  Höhe  von 
10000  Mark." 

Zum  Kokainismus  rechnet  Toporkoff  (108)  die  Fälle,  wo  Schmerzen 
die  Kokaingewöhnung  bewirkt  hatten,  bei  der  Kokainomanie  wird  das 
Kokain  als  Rauschmittel  angewandt.  Zwei  vom  Verf.  angeführte  Fälle 
illustrieren  beide  Kategorien.  T.  ist  ein  Gegner  der  plötzlichen  Entziehungs- 
kur. Kokainomanie  ist  im  Gegensatz  zum  Kokainismus  prognostisch  un- 
gtnstig  und  erfordert  Anstaltsbehandlung.  Die  Empfindung  der  Kranken, 
als  ob  Fremdkörper  unter  der  Haut  säßen,  faßt  Verf.  als  Illusionen  des 
AUgemeingefühls  auf.  (Krön,) 

d)   Kohlenoxydgas. 

In  einer  sehr  ausgedehnten,  außerordentlich  gründlich  exakten  und 
fleißigen  Arbeit,  welche  aus  der  Ziehenschen  Klinik  hervorgegangen  ist, 
studiert  Sibelins  (97)  unter  Berücksichtigung  des  gesamten  literarischen 
Materials  und  auf  Grund  eigener  Beobachtungen  der  psychischen  Störungen 
nach  Koblenoxydgasvergiftung.  Die  Arbeit  ist  außerordentlich  reich  an  sehr 
wichtigen   Bemerkungen    und    Detailuntersuchungen.      Wir    können    darauf 

JaltTtsbericht  f.  Nearologie  und  Psychiatrie  1906.  67 


1058  Intoxikations-  und  Inf ektioos -Psychosen. 

leider  nicht  eingehen  und  möchten  nur  erwähnen,  daß  S.  darauf  aufinerksam 
macht,  daß  möglicherweise  ein  Unterschied  besteht  zwischen  den  Psychosen 
nach  reinen  Kohlenoxydgasvergiftungen,  welche  selten  sind,  und  den  Psychosen 
nach  Vergiftungen  mit  gemischten  Gasen  (z.  B.  Leuchtgas).  Die  beobachteten 
Psychosen  zerfallen: 

1.  in  schwere,  nicht  regressiv  verlaufende  Formen;  dieselben  können 
ohne  Intervall  direkt  nach  Intoxikation  einsetzen  oder  nach  einem  Intervall, 
sie  können  schwere  oder  leichtere  Grade  zeigen  und  auch  zum  Tode  führen; 

2.  in  regressiv  verlaufende  Psychosen,  welche  meist  nach  einem  Inter- 
vall einsetzen,  und 

3.  in  psychische  Störungen,  die  den  Grad  einer  ausgeprägten  Psychose 
nicht  erreichen,  psychopathische  Konstitutionen  von  längerer  und  kürzerer 
Dauer,  Fälle  mit  überwiegend  isolierter  Gedächtnisstörung,  retro-  resp.  retro- 
anterograde  Amnesien  höchstens  mit  Spuren  von  trauriger  Verstimmung 
und  Apathie.  Das  hereditäre  Moment  scheint  bei  diesen  psychischen 
Störungen  mehr  zurückzutreten. 

e)  Allgemeines. 

Savage  (92)  gibt  in  kurzen  Worten  eine  Übersicht  über  die  Gifte, 
nach  deren  Aufnahme  in  den  menschlichen  Körper  wir  Geistesstörungen 
entstehen  zu  sehen  pflegen.  Er  weist  kurz  auf  die  Bedeutung  hin,  welche 
der  chronische  Gebrauch,  die  Disposition  für  das  Auftreten  von  Geistes- 
störungen nach  Vergiftungen  im  allgemeinen  haben,  und  teilt  die  hier  in 
Frage  kommenden  Gifte  ein  in  solche,  die  dem  Körper  mehr  oder  weniger 
vorsätzlich  zugeführt  werden  (Alkohol,  Morphin),  in  eine  andere  Gruppe, 
welche  die  Gifte  der  Infektionskrankheiten  in  sich  begreift,  und  eine  dritte, 
welche  die  im  Körper  selbst  entstehenden  Gifte  (Autointoxikation)  enthält. 
Er  beschreibt  kurz  die  bekannten  Folgeerscheinungen  des  Alkohol-,  Morphin-, 
Kokainmißbrauches,  die  Exzitationsstadien  nach  Duboisin,  Haschisch 
und  die  geistigen  Störungen  nach  Paraldehydgenuß,  Co- Vergiftung  und 
Jodoformgebrauch,  unter  den  Infektionskrankheiten  nimmt  die  Influenza 
einen  besonders  wichtigen  Platz  ein. 

IL  Autolntoxikations-  und  Infektionspsycbosen. 

a)   Autointoxikation. 

Towiisend.(109)  teilt  die  Resultate  seiner  an  18  Melancholischen 
gemachten  Urinuntersuchungen  mit.  Er  vermutet,  daß  die  Toxämie,  ak 
deren  klinische  Zeichen  er  übelriechenden  Atem,  belegte  Zunge,  Nahrungs- 
verweigerung, Obstipation,  übelriechende  Stühle,  Blutarmut,  profuse, 
charakteristisch  riechende  Schweißabsonderung  und  Kopfschmerz  ansieht, 
mit  solchen  Toxinen  in  Verbindung  zu  bringen  sei,  die  im  Darm  entständen. 
Dabei  läßt  er  vorläufig  noch  die  Frage  unentschieden,  ob  die  Toxämie  die 
Ursache  oder  eine  Folge  der  gleichzeitig  bestehenden  Geisteskrankheit  sei. 
Jedenfalls  ergaben  seine  Untersuchungen,  daß  in  vielen  derartigen  Fällen 
die  Indikanausscheidung,  welche  auf  Fäulnisprozesse  im  Darm  hinweist, 
außerordentlich  vermehrt  war.  Bei  längerer  Beobachtung  der  Kranken  und 
steter  Kontrolle  des  Indikangehaltes  ihres  Urins  ergaben  sich  dann  folgende 
Resultate:  Bei  depressiven  Erkrankungen  ist  die  Indikanausscheidung  stark 
vermehrt,  und  die  Kranken  haben  die  klinischen  Zeichen  der  Toxämie.  Bei 
der   Folie    circulaire   pflegt   während    der    depressiven   und   während    der 


InfeozikatioDs-  and  Infektions-Psychosen.  1059  V 

manischen  Phase  Indikan  in  größerer  Menge  im  Urin  enthalten  zu  sein. 
Je  schwerer  die  Psychose,  desto  größer,  ist  die  Menge  des  abgesonderten 
Indikans,  und  desto  ausgeprägter  sind  die  Symptome  der  Toxämie.  Ge- 
sundeten die  Kranken,  so  hielt  die  Abnahme  der  Indikanmenge  mit  der 
Wiederherstellung  gleichen  Schritt.  T.  empfiehlt  deshalb  auch  möglichst 
eiweißarme  Diät  zu  yerordnen,  womöglich  reine  Milchdiät  zu  geben,  da 
hierbei  die  Fäulnisprodukte  am  geringsten  seien. 

Leszynsky  (62)  weist  auf  die  verhältnismäßige  Häufigkeit  psychischer 
Störungen  bei  Arteriosklerose  und  Schrumpfniere  hin  und  macht  namentlich 
darauf  aufmerksam,  daß  man  eine  oft  dabei  vorkommende  Symptomengruppe: 
Kopfschmerz,  Schwindel,  Erbrechen  und  Veränderungen  am  Augenhinter- 
grunde  leicht  mit  den  Erscheinungen  des  Hirntumors  und  der  basalen 
Meningitis  verwechseln  kann. 

b)   Infektionspsychosen. 

Edsall  (34)  hat  eine  Reihe  von  solchen  Fällen  zusammengestellt,  in 
denen  posttyphös  Geistesstörungen  bei  Kindern  aufgetreten  sind.  Da  die 
Angaben  der  Irrenärzte  und  der  Praktiker  über  die  Häufigkeit  und  die 
Prognose  der  Geistesstörungen  bei  Typhus  sehr  auseinandergehen,  hat  er 
versucht,  aus  der  Literatur  eine  gleiche  Anzahl  von  solchen  Kranken- 
geschichten, welche  von  Psychiatern  und  solchen,  die  von  inneren  Medizinern 
veröffentlicht  sind,  auszuwählen,  um  ein  möglichst  eindeutiges  Bild  zu  be- 
kommen. Von  den  69  Fällen  heilte  die  Psychose  in  62,3  ®/^,  ungeheilt 
blieben  33,33  7p,  es  starben  4,34  X- 

Die  Einteilung  nach  Krankheitsformen  ist  nicht  so,  daß  man  Schlüsse 
daraus  ziehen  könnte,  die  Heredität  scheint  keinen  besonderen  Einfluß  auf 
das  Auftreten  von  Geistesstörungen  nach  Typhus  und  deren  Verlauf  zu 
haben.  Von  den  Erkrankten  waren  39  Knaben,  25  Mädchen;  14 mal  traten 
die  geistigen  Störungen  im  Alter  von  2%  bis  5  Jahren,  26  mal  im  Alter 
von  5  bis  10  Jahren  auf,  und  27  Kinder  standen  zwischen  dem  11.  bis 
15.  Lebensjahre. 

Rauschke  (84)  bespricht  die  Begleitdelirien  nach  der  Ziehenschen 
Klassifikation:  1.  Infektions-  oder  Fieberdelirien.  2.  Intoxikationsdelirien. 
3.   Deferveszenz-  oder  Kollapsdelirien  und  schließlich  4.  Inanitionsdelirien. 

Für  die  erste  Gruppe  stellen  das  Hauptkontingent  die  akuten  Exan- 
theme. Bei  diesen  scheiot  die  erbliche  Prädisposition  eine  verhältnismäßig 
geringe  Rolle  zu  spielen.  Bei  diesen  Delirien  stehen  Sinnestäuschungen  und 
Störungen  des  Assoziationszusammenhanges  im  Vordergrimde  und  bei  starker 
Häufung  Neigung  zu  Inkohärenz  und  Unorientiertheit.  Dem  Inhalt  der 
Sinnestäuschungen  entsprechen  die  Affekte;  es  überwiegen  solche  der  Angst 
und  des  Zornes. 

Die  toxischen  Delirien  findet  man  bei  Kompensationsstörungen  des 
Herzens,  bei  Nierenerkrankungen,  bei  Leberkrankheiten  und  bei  Diabetes. 
In  ihrem  Verlauf  können  die  Sinnestäuschungen  zu  Gunsten  von  Hemraungs- 
und  Ausfallserscheinungen  mehr  in  den  Hintergrund  treten.  Die  Zahl  der 
diabetischen  Delirien  ist  nicht  sehr  groß.  Häufig  scheinen  die  Delirien  bei 
Leberkrankheiten.  Die  Begleitdelirien  bei  Nierenerkrankungen  und  Kompen- 
sationsstörungen des  Herzens  mit  Auftreten  von  Albuminurie  will  Verfasser 
der  großen  Gruppe  der  urämischen  Delirien  zurechnen,  weil  es  sich  um  eine 
Intoxikation  des  Blutes  mit  Hambestandteilen  handelt.  Häufig  sind  hier 
die  Delirien  die  Vorläufer  eines  verderblichen  Oomas,  in  anderen  Fällen  ein 
Äquivalent  für  das  Coma. 

67* 


1060  intoxikations-  and  Infektions-Psychosen. 

Die  Deferveszenz-  oder  Eollapsdelirien  sind  ihrer  Pathogenese  nach 
Doch  nicht  Yollatändig  aufgeklärt.  Nach  Ziehen  ist  die  Temperaturver- 
änderung  selbst  von  geringerer  Bedeutung  als  die  mit  der  Krise  verbundene 
Herzschwäche.  Auch  die  plötzliche  Veränderung  der  Blutzusammensetzung 
kommt  in  Betracht,  und  entschieden  spielen  auch  endogene  Momente  (erb- 
liche Belastung)  eine  Rolle.  Verwandt  mit  diesen  Delirien  sind  diejenigen 
nach  schweren  Blutverlusten,  langdauemdem  Hunger,  langer  Flüssigkeits- 
einbuße  usw.  Im  Vordergrunde  des  Krankheitsbildes  stehen  Halluzinationen, 
Beschleunigung  des  Vorstelluiigsablaufes  und  gesteigerter  Bewegnngsdr&ng 
und  demgemäß  eine  gewisse  Neigung  zu  Hypothymie;  die  Wirklichkeit  wird 
traumartig  umgestaltet     Entsprechende  Fälle  werden  mitgeteilt. 

Die  letzte  Gruppe  umfaßt  alle  Delirien,  welche  ihre  Entstehung  einer 
den  Körper  chronisch  erschöpfenden  Ursache  verdanken:  Fortlaufender 
Nahrungsverweigerung,  Kachexie  bei  sehr  schwächenden  Krankheiten,  wie 
Krebs,  Tuberkulose,  Malaria,  chronische  Eiterung.  Auch  hier  werden  ent- 
sprechende Fälle  mitgeteilt. 

Nach  den  literarischen  Studien  von  Frenkel  (41)  sind  die  Psychosen 
nach  Erysipel  außerordentlich  selten  und  treten  fast  ausschließlich  bei 
Kopferysipel  auf.  Der  Verf.  ist  geneigt,  den  letzteren  Umstand  weniger 
auf  toxische  Verhältnisse  als  auf  traumatische  Einwirkungen  zuräckzufÜbren. 
Er  teilt  dann  im  ganzen  4  Fälle  von  Erysipelpsychose  mit,  welche  auf  der 
Klinik  Ziehens  sehr  genau  beobachtet  sind.  In  den  4  Fällen  spielt  die 
Disposition  zu  psychischen  Erkrankungen  ätiologisch  eine  geringere  Rolle; 
immerhin  hat  aber  der  eine  Fall  bereits  bei  einem  Erysipel  vor  10  Jahren 
psychische  Störungen  gezeigt,  und  in  einem  zweiten  Fall  haben  bereits 
früher  Gresichtstäuscliungen  bestanden.  Auch  der  Alkoholmißbrauch  spielt 
entschieden  ätiologisch  beim  Zustandekommen  der  Erysipelpsychosen  eine  Rolle. 
Das  Intervall  zwischen  Erysipel  und  Psychose  betrug  in  den  Fällen,  wo 
sich  das  genauer  feststellen  ließ,  zwischen  4,  8  und  11  Tagen.  Die  Daner 
war  ebenfalls  sehr  verschieden.  Abgesehen  von  sehr  kurzen  deliranten  Zu- 
ständen schwankte  die  Dauer  zwischen  14  Tagen  und  einigen  Monaten:  die 
längerdauernden  Psychosen  scheinen  aber  seltener  zu  sein.  Für  das  Gros 
der  Fälle  nimmt  Frenkel  die  Diagnose  „Erschöpfungspsychose"  in  An- 
spruch, die  sich  unter  die  große  Gruppe  der  akuten  halluzinatorischen 
Paranoia  oder  Amentia  einordnen  läßt. 

Wir  glauben,  daß  Picqne  (79)  die  Bedeutung  seines  chirurgischen 
Eingreifens  bei  den  14  Fällen^  die  er  beobachtet  hat,  überschätzt;  denn 
ein  derartiges  Resultat  wird  auch  ohne  diese  Eingriffe  erzielt  werden  können. 
Es  fand  sich  nämlich  bei  6  dieser  14  Fälle  eine  Heilung,  bei  3  Besserung 
und  bei  6  kein  Erfolg. 

Regia  (86)  gibt  eine  tibersichtliche  Zusammenstellung  der  Psychosen 
bei  akuten  Infektionskrankheiten.  Es  können  die  Psychosen  auftreten  im 
Beginn  zur  Zeit  des  höchsten  Fiebers,  in  der  Deferveszenz  und  in  der  Re- 
konvaleszenz. Die  Psychosen,  welche  während  des  Fieberzustandes  aus- 
brechen, sind  alle  ausgezeichnet  durch  ein  traumhaftes  balluzinatorisclies 
Stadium  —  dasselbe  wird  eingehend  und  citarakteristisch  beschrieben  — , 
während  in  dem  postfebrilen  Stadium  und  in  der  Rekonvaleszenz  aus- 
brechende Psychosen  mehr  asthenische  Formen  von  Verwirrung  darstellen. 
Aber  auch  Formen,  welche  an  die  progr.  Paralyse  sehr  erinnern,  ja  ton 
dem  Autor  mit  der  Paralyse  identifiziert  werden,  entwickeln  sich  bei  akuten 
Infektionskrankheiten.  Pathologisch -anatomisch  findet  sich  Meningoence- 
phalitis,  welche  —  nach  unserer  Überzeugung  zu  Unrecht  —  vom  Autor 
mit  dem  Befunde  bei  der  progr.  Paralyse  identifiziert  wird.     Im  allgeffleioeo 


Intoxikations-  und  lafekttoos-Psychosen.  1061 

liaben  diese  Psychosen  eine  gute  Prognose.  Besonders  genau  werden  die 
Influenzapsjchosen  abgehandelt,  ohne  daß  allerdings  für  unsere  deutschen 
Forscher  besonders  neue  Details  gebracht  werden.  Dasselbe  gilt  auch  von 
den  Mitteilungen  über  Pneumonie-Pfiychosen. 

van  Brero  (14)  gibt  eine  kurze  Übersicht  über  die  Nerven-  und 
Geisteskrankheiten,  welche  in  ^en  Tropen  vorkommen.  Es  interessiert  uns 
hier  besonders  die  Beschreibung  des  Latah,  Amok  und  Schamanismus. 
Während  der  Schamanismus  mehr  psychogenen  Ursprungs  erscheint,  spielen 
beim  Amoklaufen  Alkoholismus,  Vergiftungen  im  allgemeinen  und  kalorische 
Schädlichkeiten  ätiologisch  eine  Bolle.  Genau  scheint  aber  die  Frage  nach 
dem  Beriebt  des  Autors  noch  nicht  aufgeklärt.  Das  Latah  ist  eine 
funktionell  paroxysinatisch  auftretende  und  meist  von  Schreckaffekt  ein- 
geleitete Nervenkrankheit,  bei  welcher  auf  imperativem  Wege  und  zwar 
gegen  den  Willen  und  trotz  lebhaften  Unlustgefuhls  des  Kranken  Be* 
wegungen,  Laute  und  Handlungen  zur  Ausfuhrung  gebracht  werden.  Meist 
handelt  es  sich  um  hereditär  belastete  Individuen.  Die  Krankheit  selbst 
zeigt  häufig  hysterische  Färbungen  und  eine  gewisse  Ähnlichkeit  mit  der 
Maladie  des  tics  von  Gilles  de  la  Tourette.  Unter  der  Ätiologie  der 
Geisteskrankheiten  erwähnt  Verf.  die  Malaria,  den  Alkohol  und  das  Opium, 
betont  aber  dabei,  daß  der  Gebrauch  von  Cannabis  Indica,  namentlich  in 
Ägypten  häufig  angewandt,  zu  psychischen  Störungen  Veranlassung  gibt. 
Es  kommt  zu  transitorischen  Intoxikationen,  zu  Delirien  akuter  Haschisch- 
manie, chronischer  Haschischmanie  und  einer  Haschischdemenz. 

Im  ganzen  wurden  nach  Maas  (65)  acht  Personen  im  vei*flossenen 
Jahr  im  Regierungsbezirk  Kassel  von  wutkranken  Hunden  gebissen.  Die 
erste  Patientin,  ein  sechsjähriges  bis  dahin  gesundes  und  kräftiges  Mädchen, 
war  drei  Wochen  vor  der  Aufnahme  von  einem  anspringenden  Hunde  ins 
rechte  obere  Augenlid  gebissen  worden;  die  Wunde  wurde  nicht  weiter  be- 
achtet. Zwei  Tage  vor  der  Aufnahme  erkrankte  das  Kind  an  Krämpfen, 
Zittern  in  den  Armen  und  Verdrehen  der  Augen.  Allmählich  kam  große 
Unruhe,  besonders  nachts,  hinzu.  Das  Kind  wollte  aus  dem  Bett,  schrie 
und  sang,  alsdann  wurde  es  bewußtlos  und  erbrach  häufig,  es  stellte  sich 
Kieferklemmen  ein,  die  Temperatur  stieg  auf  39,5.  Objektiv  war  bei  der 
in  tiefem  Koma  aufgenommenen  Patientin  wenig  festzustellen.  Die  Lumbal- 
punktion ergab  bei  mikroskopischer  Untersuchung  der  Flüssigkeit  einen 
negativen  Befund.  Unter  mehrfachen  Krampfanfällen  starb  die  Kranke 
schon  nach  eintägiger  Krankenhausbehandlung.  Nach  Ansicht  des  Autors 
sprach  gegen  Tetanus  die  tiefe  Benommenheit,  die  klonischen  Zuckungen 
in  den  Armen,  der  reiche  Speichelfluß.  Die  genauere  Durchforschung  des 
Zentralnervensystems  ließ  im  Rückenmark  eine  zellige  Infiltration  besonders 
in  der  grauen  Substanz  um  die  motorischen  Ganglienzellen  und  eine  In- 
filtration um  den  Zentralkanal  erkennen.  In  der  grauen  Substanz  des  Rücken- 
marks fanden  sich  verschiedenartige  Formen  von  Nervendegenerationen. 
Auch  in  der  MeduUa  oblongata  waren  die  Gefäße  stark  injiziert  und  von 
lebhaften  Zellinfiltrationen  umgeben;  auch  fanden  sich  in  den  Kernen  der 
Medulla  oblongata  Nervenzellendegenerationen.  Die  Brücke  und  die  Basal- 
ganglien  zeigten  im  wesentlichen  nur  Zellinfiltration,  während  im  Ganglion 
Gasseri  und  im  Ganglion  coeliacum  verschiedene  Arten  von  Nervenzellen- 
degeneration sich  fanden.  Der  Befund  stimmt  ziemlich  überein  mit  dem 
von  Schaffer  erhobenen,  wenn  er  auch  nicht,  wie  Verf.  hervorhebt,  als 
charakteristisch  für  die  Lyssa  gelten  kann.  Einen  charakteristischen  In- 
fektionsträger konnte  Autor  nicht  auffinden,  z.  B.  auch  nicht  die  Negri- 
schen  Protozoen. 


X062  Organische  Psychosen. 

Luzzäni  (64)  hat  behufs  Feststellung  der  Wutkrankheit  bei  einer 
Gesamtzahl  von  179  Fällen  die  Untersuchung  auf  Negrische  Parasiten  an- 
gestellt und  namentlich  dem  Ammonshom  und  dem  Kleinhirn  besondere 
Aufmerksamkeit  geschenkt.  L.  konnte  feststellen,  daß  der  Befund  der  endo- 
zellulären  Formen  des  Negri sehen  Protozoons  in  dem  Nervensystem  von 
Tieren    mit    Sicherheit   für    das  Vorhandensein   von  Wutkrankheit  spricht. 

(Bendix.) 

Schattenstein  (93)  gelangt  auf  Grund  seiner  Untersuchungen  zu 
dem  Schluß,  daß  die  akute  epileptiforme  Urämie  sehr  häufig  durch  Steigerung 
des  Druckes  auf  das  Gehirn  hervorgerufen  wird.  Die  Lumbalpunktion  sei 
demnach  die  beste  Intervention  bei  der  epileptischen  Urämie  oder  ein 
energischer  Aderlaß.  Die  Hirnerscheinungen  werden  bei  der  enterogenen 
Autointoxikatiou  augenscheinlich  durch  Vergiftung  der  Himelemente  durch 
toxische  Substanzen  bedingt;  aus  diesem  Grunde  sei  hier  der  Aderlaß  nicht 
am  Platze,  sondern  Kochsalziufusionen  zweckmäßiger.  (Bendix,) 


Organische  Psychosen. 

Referent:  Professor  Dr.  Mendel -Berlin 
(mit  Hilfe  von  Dr.  Kurt  Mendel). 

1.  Abadie,  J.  et  Grenier  de  Garde nal,   Paralysie  generale  ayant  appara  apr^s  ane 
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2.  Aiello,   S.,  La  tossicita  dei  sangue  nei  dement!  precoci.     Gazz.  med.  sicil.    VIU. 
289;  313. 

3.  Albrecht,  Zur  Symptomatologie  der  Dementia  praecox.     Allgemeine  Zeitschrift  far 
Psychiatrie  und  psychisch-gerichtliche  Medizin.     Bd.  62,  p.  659. 

4.  Alquier,    Paralysie  generale   et  syphilis.     Bull,  et  mem.  de  la  Soc  anatomique  de 
Paris.    Yol.  Vn/p.  325. 

5.  Alzheimer,  Progressive  Paralyse  and  endarteriitische  Himlues.    Centralbl.  f.  Nerven- 
heilkunde,   p.  443.    (Sitzungsbericht.) 

6.  Ashley,  M.  C.,  Dementia  praecox.    N.  Am.  Joum.  Homoeop.    N.  Y.   LUI.   313—331. 

7.  Audenino,   E.,   Paralisi  generale  progressiva  e  cretinismo.     Archivio  di  Psichiatria. 
Vol.  XXVI,  p.  338. 

8.  Baird,  Harvey,  Statistical  Observations  on  General  Paralysis.     The  Journal  of  Mental 
Science.     Vol.  51,  p.  581. 

9.  Ballet,  G.,  La  demence  precoce.     Rev.  gen.  de  clin.  et  de  therap.    XIX.    180—182, 

10.  Derselbe  et  Laignel-Lavastine,  Lesions  des  neurofibrilles  dans  la  paralysie  generale 
(presentation  de  coupes).     Annales  med.-psychol.    p.  275.     (Sltzungsberleht.) 

11.  Billington,  W.  and  Barnes,  A.  Stanley,  Oharcots  Disease  ot  the  Ankle  in  a  Oase 
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12.  Blin,  Georges,  lia  demence  precoce.  Manifestations  oculaires.  Conaiderations  sur 
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13.  Boidard,  Sur  la  demence  precoce.  Considerations  cliniques  et  pronostiques  avec 
observations  personnelles.     Thfese  de  Paris. 

14.  Bonhomme,  Auguste,  Contribution  k  l'etude  des  troubles  du  caract^re  chez  les 
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15.  Brower,  Daniel  R.,  Some  Observations  on  Dementia  praecox  (Adolescent  Insanity). 
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18.  Derselbe,  Hypertrophie  et  lesions  (tumeur)  du  ganglion  sympathique  cervical  superieur 
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Organische  Psychosen.  1063 

19.  Barzio,   F.,   Stadi   clinici   ed   anatomo-patologici   sulla   paralisi   generale   giovanile. 

Ann.  di  freniatria.     Torino.     XV.     33 — 40. 
iK).  Derselbe,  Bicerche   dell'anatomia  patologica  della  demenza  precoce.     Riv.  sperim.  di 

Freniatria.     Vol.  31,  p.  195.    (Sllinngsberieht) 

21.  Gampana,  E.,  Reperto  perivasale  in  caso  di  paralisi  progressiva  in  bambino;  la 
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22.  Cestan,  R.  et  Combeleran,  Un  cas  de  paralysie  generale  juvenile.  Tribüne,  med. 
2.  8.    VU.    223—226. 

23.  Chagnon,  E.-P.,  Contribution  k  l'etude  de  Totiologie  de  la  paralysie  generale  pro- 
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2^.  Ghardon  et  Raviart,  De  la  longue  duree  de  certains  cas  de  paralysie  generale; 
des  remissions  qui  sarviennent  dans  cette  maladie;  ä  propos  d'un  cas  personnel. 
Echo  med.  du  Nord.     Lille.     IV.     229—235. 

25.  Christian,  Syphilis  et  paralysie  generale.     Le  Progr^s  medical.     No.  17,  p.  2B1. 

26.  Giergier,  La  ponction  lombaire  chez  les  paralytiques  generanx,  sa  valeur  clinique, 
pronostiqne,  therapeutique,  medico-legale.     Thfese  de  Paris. 

27.  Coulonjou,  Quelques  rcflexions  sur  l'etiologie  de  la  paralysie  generale  dans  le 
Departement  de  TOrne.     Journal  de  Neurologie.     No.  2,  p.  29. 

28.  Crisafulli,  £.,  Sui  fenomeni  catatonici  in  alcune  forme  di  demenza  precoce  di 
Kraepelin.     II  Morgagni.     No.  8,  p.  477. 

29.  D'A,  V.  (V.),  Sifilide  e  paralisi  generale.  Boll.  d.  mal.  ven.  sif.  e  d.  pelle.  Roma.  VI. 
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30.  Damaye,  Henri,  Arrachement  de  l'arcade  alveolaire  superieure  chez  une  paralytique 
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31.  Derselbe,  Tentative  homicide  commise  par  une  paralytique  generale  avec  tendances 
melancholiques.     ibidem.     T.  IX,  p.  200. 

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Organische  Psychosen.  1067 

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(Sitzangsberieht.) 


1068  Orjfftnwche  Psychoaen. 

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et  mem.  de  la  Soc.  anat.  de  Paris.     Vol.  VIT,  p.  412. 

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185.  Vogt,  H.  und  Franck,  0.»  lieber  jugendliche  Paralyse,  Deutsche  medizin. Wochen- 
schrift.    No.  20.    p.  786. 

186.  Vogt,  R.,  Psykiatriens  hovedtraek:  VII.  Dementia  praecox  (s.  primaria).  NorsL 
Magazin  for  Laegevid.    No.  9.     p.  969. 

187.  Vurpas,  Gl.,  L'etiologie  de  la  paralysie  generale  d'apr^s  les  discussions  de  TAcademie 
de  Medecine  et  les  nouvelles  recherches  sur  la  syphilis  experimentale.  Heyue  de 
Psychiatrie.     Vol.  IX,  p.  309. 

188.  Wenden  bürg.  Psychische  Erkrankung  und  organische  flirnerkrankung  bei  einem 
Individuum  ohne  sonstige  nachweisbare  Symptome  von  Paralyse.  Neurolog.  CentralbL 
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189.  Westphal,  Ueber  die  Differentialdiagnose  der  Dementia  paralytica  und  Lues  cerebri. 
Allgem.  Zeitschr.  f.  Psychiatrie.     Band  62.     p.  867.     (Sitzungsbericht.) 

190.  Derselbe,  Zwei  Fälle  von  Elephantiasis  bei  Dementia  praecox.  Vereinsbeil,  der 
Deutsch,  mediz.  AVochenschr.     p.  612.     (Sitzungsbericht.) 

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193.  Woltär,  Oskar,  Beitrag  zur  Kasuistik  der  Paralysis  progressiva  im  Kindesalter. 
Prager  mediz.  Wochenschrift.     No.  39.     p.  538. 

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innere  Med.  u.  Kinderh.  in  Wien.    IV.     No.  8.    p.  124. 

I.  Progressive  Paralyse. 

a)  Ätiologie, 

Vurpas  (187)  spricht  sich  für  den  ZusammenhaDg  zwischen  Paralyse 
und  SyphiUs  aus.  Vielleicht  wird  man  in  der  Zukunft  diesen  Zusammen- 
hang durch  Auffinden  des  Syphilis-Mikroben  (Schaudinn)  beweisen  können 
oder  aber  durch  die  Folgen  des  Überiaipfens  des  SyphUisvirus  auf  Tiere^ 
welch  letzteres  aber  kaum  zur  Entscheidung  der  Frage  ^hren  kann,  da  wahr- 
scheinlich Tiere  an  Paralyse  oder  Tabes  nie  erkranken  werden. 

Martial  (116)  kommt  zu  folgenden  Schlüssen:  die  Hauptursachen  der 
progressiven  Paralyse  sind  1.  die  Überanstrengung  und  die  Heredität  oder 
die  Zivilisation  und  2.  die  Syphilis  und  vielleicht  andere  Infektionen  sowie 
Alkohol  und  professionelle  Intoxikationen. 

Die  beste  Prophylaxe  ist  die  Verbesserung  unserer  modernen  Lebens- 
weise, die  Rückkehr  zu  einem  ruhigeren,  normaleren,  friedlicheren  Leben,  eine 
„zerebrale  Hygiene". 

Während  die  meisten  französichen  Irrenanstalten  durchschnittlich 
10—15%  und  bis  30  7^  Paralytiker  zählen,  fand  Coulonjou  (27)  im  Asile 
de  r  Orne  unter  580  Kranken  nur  11  Paralytiker  =2  7o-  Trotzdem  ist 
Syphilis  und  Alkoholismus  in  dem  betreffenden  Departement  sehr  verbreitet. 
Verf.  fuhrt  die  Seltenheit  der  Paralyse  auf  den  Mangel  an  Zivilisation  nnd 
an  das  Gehirn  überlastenden  Momenten  zurück.  In  der  Diskussion  erklärt 
Regis,  daß  Paralyse  selten  sein  kann  trotz  Häufigkeit  Yon  Lues  und  AI- 


Organische  Ptychoseu.  1069 

koholismua;  daß  aber  das  Gegenteil  (häufige  Paralyse  bei  selten  vorkommender 
Syphilis)  nirgends  festgestellt  ist.  Auch  .die  übrigen  Redner  sprechen  sich 
fiir  die  Wichtigkeit  der  Syphilis  in  der  Ätiologie  der  Paralyse  aus. 

1.  Aus  seiner  Statistik  folgert  Fournier  (63),  daß  die  progressive 
Paralyse  in  den  zwei  ersten  Jahren  nach  stattgehabter  syphilitischer  Infektion 
nicht  vorkommt;  sie  setzt  frühestens  im  Verlaufe  des  3.  Jahres  ein,  ist  sehr 
selten  bis  zum  6.,  am  häufigsten  zwischen  dem  6.  und  12.  Jahre  und  zeigt 
ihr  Maximum  im  10.  Jahre  nach  der  Infektion.  Viel  seltener  wird  sie  dann 
vom  13.  bis  20.  Jahr  nach  der  Infektion  und  stellt  jenseits  des  20.  Jahres 
nur  noch  eine  sehr  seltene  Ausnahme  dar.  Dem  gegenüber  tritt  die  Hirn- 
syphilis vom  1.  Jahre  der  Infektion  an  in  Szene  und  erreicht  ihr  Maximum 
bereits  im  3.  Jahre. 

2.  Ätiologie  der  Paralyse:  beständige  Ursache:  Syphilis.  Fast  beständige 
Ursache:  ungenügende  antisyphilitische  Kur.  Prädisponierende  Ursachen: 
Überanstrengung,  Aufregungen,  Alkoholismus,  sexuelle  Exzesse,  Heredität 
(letztere  nur  in  zwei  von  112  Fällen).  Betreffs  der  Art  der  Syphilis  fand 
F.,  daß  besonders  die  gutartigen,  leichten  Syphilisinfektionen  von  Paralyse 
gefolgt  werden.  Bei  243  Fällen  von  bösartiger  Lues,  die  er  behandelte,  hat 
er  späterhin  nicht  eine  einzige  Paralyse  feststellen  können.  Den  Grund, 
daß  gerade  nach  benigner  Syphilis  die  Paralyse  häufig  auftritt,  sucht  F.  nicht 
darin,  daß  erstere  zu  der  Gehirnerweichung  prädisponiere,  sondern  vielmehr  in  der 
unvollkommenen  Behandlung,  welch  letztere  wohl  genügte,  die  Krankheit  in  gut- 
artiger Form  in  ihrer  zweiten  Periode  zu  erhalten,  nicht  aber,  um  die  Tertiärer- 
scheinungen zu  verbannen,  überhaupt  fand  F.  in  95^0  der  Fälle  von 
Paralyse  eine  ungenügende  Behandlung  der  Syphilis,  eine  richtig  ernste 
Therapie  war  nur  in  ö^o  seiner  Fälle  angewandt  worden.  Daher  der  Rat: 
behandle  gut  die  Syphilis  und  die  Zahl  der  Paralysen  wird  abnehmen!  Ist 
die  Paralyse  erst  da,  so  hilft  aber  in  keiner  Weise  das  Quecksilber,  in  welcher 
Form  man  es  auch  anwenden  mag! 

3.  Wie  ist  nun  die  Syphilis  am  besten  zu  behandeln?  Anwort:  nach 
folgendem  Schema:  im  Beginn  energische  antiluetische  Kur,  welche  während 
der  ersten  beiden  Jahre  methodisch  fortgesetzt  wird,  und  zwar  in  Form  einer 
Reihe  von  energischen  Hg- Kuren;  dann  2  Jahre  lang  Pause  (keinerlei  Kur); 
ungefähr  im  5.  Jahre  eine  zweite  Behandlungsperiode  von  der  Dauer  eines 
Jahres;  dann  wiederum  Pause  bis  etwa  zum  7.  oder  8.  Jahre;  darauf  wiederum 
ein  Jahr  lang  dauernde  Behandlung. 

4.  Neben  den  Quecksilberkuren  ist  anzuempfehlen:,  Vermeidung  von 
Exzessen  in  baccho  et  venere,  von  geistigen  und  körperlichen  Überanstrengungen, 
von  seelischen  Erregungen;  Aufenthalt  auf  dem  Lande,  häufiges  Ausspannen 
von  der  Arbeit;  Hydrotherapie.  Dem  Jod  schreibt  F.  keinen  großen 
Wert  zu. 

5.  Die  Syphilis  ist  nach  F.  hauptsächlich  ein  Gift  für  das  Nerven- 
system; nach  der  Haut  ist  das  Gehirn  dasjenige  Organ,  welches  am  häufigsten 
von  der  Syphilis  angegriffen  wird. 

Je  länger  Raymond  (63)  in  der  Praxis  steht,  desto  mehr  ist  er 
überzeugt  von  dem  Zusammenhang  zwischen  Paralyse  und  Syphilis.  Bezüglich 
der  Zeit  des  Auftretens  der  Paralyse  nach  stattgehabter  Infektion,  der  Ohnmacht 
der  spezifischen  Kur  gegen  die  Paralyse,  der  Meinung,  daß  Paralyse  besonders 
nach  gutartiger  Syphilis  sich  zeigt,  und  bezüglich  der  Behandlung  der  Lues 
stimmt  Raymond  dem  Vorredner  völlig  bei.  Der  Heredität  schreibt  er 
aber  eine  größere  Rolle  in  der  Ätiologie  der  Paralyse  zu  als  Fournier: 
Die  Syphilis  wirkt  auf  ein  von  Hause  aus  invalides  Gehirn.  „Gelingt  es 
uns,**  so  schließt  Raymond,  „die  Syphilis  und  den  Alkoholismus  zu  unter- 


1070  Organische  Psychosen. 

drücken ;  so  würden  wir  gleichzeitig  die  größte  Zahl  der  Nervenkrankheiten, 
insbesondere  die  Paralyse  und  Tabes,  unterdrücken,  und  die  Neurologen 
wären  gezwungen,  ein  anderes  Spezialfach  zu  ergreifen." 

In  der  Diskussion  führt  Joffroy  aus,  daß  die  Syphilis  nicht  die  direkte 
Ursache  der  progressiven  Paralyse  ist,  daß  letztere  nicht  eine  „Affektion  von 
syphilitischer  Natur"  darstellt,  daß  die  Hg-  Behandlung  weder  vor  Paralyse 
schützt  noch  bei  ausgebrochener  Paralyse  wirkt,  ja  bei  Paralytikern  sogar 
nicht  ungefährlich  ist.  In  Afrika,  wo  Syphilis  äußerst  häufig,  ist  Paralyse 
sehr  selten. 

Letzteres  gibt  Raymond  zu,  er  zieht  aber  daraus  nur  den  Schluß,  daß 
die  Syphilis  allein  noch  nicht  Paralyse  erzeugt,  sondern  daß  sie  einen 
günstigen  Boden  (Heredität!)  vorfinden  muß,  sie  bringt  den  Stein  ins  Rollen. 
Die  pathologische  Anatomie  zeigt,  daß  oft  neben  den  Erscheinungen  der 
Paralyse  rein  syphilitische  Läsionen  bestehen,  ebenso  aber  auch  die  Klinik, 
dasselbe  gilt  für  die  Tabes. 

Hallopeau  schließt  sich  im  allgemeinen  Raymond  und  Fournier 
an,  er  möchte  aber  die  spezifische  Behandlung  im  3.  und  4.  Jahre  nicht 
unterbrochen  wissen,  sondern  empfiehlt  eine  4  Jahre  währende  Anfangs- 
behandluug. 

Lancereaux  spricht  sich  gegen  jeden  Zusammenhang  zwischen  Paralyse 
und  Syphilis  aus.  Die  Statistik  sei  trügerisch.  Die  pathologische  Anatomie 
spricht  gegen  die  syphilitische  Ätiologie,  ebenso  die  Ohnmacht  der  spezifischen 
Therapie,  die  Seltenheit  der  Paralyse  in  Ländern,  wo  Syphilis  häufig  ist. 

Raymond  antwortet,  daß  bei  Geistlichen  Paralyse  selten  ist  und,  kommt 
sie  vor,  so  war  Syphilis  nachgewiesen.  An  Gehirnen  von  Paralytikern  sieht 
man  oft  alle  möglichen  Übergänge  von  rein  syphilitischen  Läsionen  zu  typisch 
paralytischen. 

Motet  meint,  daß  die  Paralyse  sich  auf  den  vaskulären  Störungen 
aufbaut,  welche  die  Syphilis  schafft. 

Cornil:  Es  existiert  keine  anotomische  Ähnlichkeit  zwischen  Paralyse 
und  syphilitischen  Neubildungen;  dennoch  spielt  die  Syphilis  eine  gleiche 
Rolle  in  der  Ätiologie  der  Paralyse  wie  Aufregungen,  Überanstrengung, 
Alkokol  und  Heredität. 

Fournier  stellt  die  Punkte  zusammen,  welche  für  den  Zusammenhang 
zwischen  Paralyse  und  Syphilis  sprechen,  und  zwar  sind  dies:  1.  Häufigkeit 
der  Syphilis  in  der  Anamnese  der  Paralytiker  (die  Statistiken  ergeben 
50 — 94°/o);  2.  Häufigkeit  der  Syphilitiker,  welche  Paralyse  bekommen; 
3.  Seltenheit  der  Paralyse  bei  Frauen;  4.  relative  Seltenheit  der  Paralyse 
auf  dem  Lande,  bei  der  Geistlichkeit  und  in  den  Ständen,  wo  die  SyphUis 
am  wenigsten  verbreitet  ist;  5.  viel  bedeutendere  Häufigkeit  der  Syphilis  in 
der  Anamnese  bei  Paralytikern  als  bei  den  anderen  Geisteskranken;  6.  ge- 
wöhnliches Zusammentreffen  von  Paralyse  und  Tabes,  deren  syphilitische 
Herkunft  nicht  mehr  bestritten  wird  (?  Ref.);  7.  Vorkommen  der  juvenilen 
Paralyse  auf  hereditär-syphilitischer  Basis. 

Bezüglich  des  Nutzens  der  Hg-Kur  als  Prophylaxe  gegen  Paralyse 
verteidigt  F.  seinen  vorher  angegebenen  Standpunkt.  Er  erwähnt  ferner  die 
konjugale  und  die  familiäre  Paralyse,  die  Fälle,  wo  in  derselben  Familie  zwei 
Individuen  Syphilis  akquirieren,  von  denen  das  eine  an  Tabes,  das  andere 
an  Paralyse  erkrankt,  und  diejenigen  Fälle,  wo  die  Syphilis  aus  der  gleichen 
Quelle  stammt  und  später  bei  diesen  Syphilitikern  Tabes  bezw.  Paralyse 
auftritt  (Brosius'  6  Glasbläser!).  Die  Deszendenz  der  Paralytiker  gleicht 
vollkommen  derjenigen  der  Syphilitiker.  Das  Argyll-Robertsonsche Zeichen, 


Organische  Psychoaen.  1071 

welches  —  nach  Babinski  —  ein  pathognomonisches  Merkmal  erworbener 
oder  hereditärer  Syphilis  darstellt,  ist  für  gewöhnlich  bei  Paralyse  vorhanden. 
Alles  in  allem,  Klinik  und  pathologische  Anatomie  führen  Fournier 
zu  folgendem  Schluß-.DieprogressiveParalyse  gehört  zu  den  parasyphi- 
litischen Erkrankungen,  sie  stellt,  nach  der  Tabes,  eine  der  gewöhn- 
lichsten und  eine  der  schwersten  Nachkrankheiten  der  Syphilis  dar, 

Marchand  (111)  sucht  die  Frage  nach  der  Ätiologie  der  progressiven 
Paralyse,  respektive  nach  der  Bedeutung  der  Syphilis  für  diese  Krankheit 
nicht  mit  Hilfe  der  Statistik  oder  klinischer  Daten,  noch  auf  Grund  der 
pathologisch-anatomischen  Befunde  oder  experimentell  zu  lösen,  sondern  aus 
den  Ergebnissen  aller  dieser  Untersuchungsmethoden  und  den  sich  gegen- 
seitig ergänzenden  Befunden  ein  endgültiges  Urteil  zu  fällen. 

M.  stellt  fest,  daß  ätiologisch,  klinisch  und  pathologisch-anatomisch 
übereinstimmend  die  Lues  sich  als  ein  mächtiger  Faktor  der  progressiven 
Paralyse  erweist.  Pathologisch- anatomisch  darf  für  die  Mehrzahl  der  Fälle 
die  syphilitische  Natur  der  Paralyse  behauptet  werden;  nur  müßte  man  die 
Fälle  von  diffuser  Meningoencephalitis  anderen  Ursprungs  (Alkohol)  von  ihr 
trennen.  (Bendir.) 

Die  beiden  Ehegatten,  welche  MÖnkemÖUer  (1^4)  beschreibt,  er- 
krankten ziemlich  gleichzeitig  an  Paralyse.  Da  die  Frau  aus  erster  Ehe 
gesunde  Kinder  hatte,  in  der  zweiten  aber  vier  Totgeburten  durchmachte 
und  das  5.  Kind  nach  11  wöchentlichem  Leben  wahrscheinlich  an  Lues  verlor^ 
so  ist  anzunehmen,  daß  sie  die  überstandene  Lues  (leichte  Alopecia,  bohnen- 
große weißlich  glatte  unregelmäßige  Narbe  über  der  rechten  Skapula)  von 
ihrem  zweiten  Gatten,  der  ein  liederliches  Leben  führte,  akquiriert  hat.  Auch 
dieser  wies  die  Zeichen  überstandener  Lues  auf.  Der  Verlauf  der  Paralyse 
war  bei  der  Frau  rascher.  Weitere  ätiologische  Faktoren  als  die  Lues  fallen 
für  beide  Ehegatten  aus. 

Verf.  weist  auf  die  Bedeutung  der  Erkrankung  des  ersten  Ehegatten 
in  der  Stellung  der  Prognose  und  Diagnose  bei  dem  später  erkrankenden 
Gatten  hin.  Bei  der  Unklarheit  der  ersten  Stadien  der  Paralyse  sollte  die 
Krankheit  des  ersten  ein  ernstes  Memento  in  der  Stellung  der  Prognose 
und  Diagnose  des  zweiten  sein.  Dies  gilt  besonders  für  forensische  Fälle. 
Die  beiden  Fälle  zeigen  die  Bedeutung  der  konjugalen  Erkrankungen  für  die 
Lösung  der  Frage  nach  dem  ätiologischen  Einfluß  der  Syphilis  auf  die  Ent- 
stehung der  Paralyse. 

SipÖCZ  (168)  berichtet  über  drei  Fälle  konjugaler  Paralyse  und  einen 
Paralytiker,  dessen  Frau  an  Tabes  litt.  Lues  in  den  drei  ersten  Fällen  un- 
zweifelhaft nachweisbar,  im  vierten  sehr  wahrscheinlich,  da  die  Gattin  Puella 
publica  war.  Keine  verläßlichen  Angaben  bezüglich  Heredität.  Geistige 
Surmenage  konnte  in  allen  Fällen  in  Betracht  kommen.  (Hudovemig.) 

Garnier  und  Santenoise  (65)  verlassen  mehr  und  mehr  den  früheren 
ablehnenden  Standpunkt  in  der  Paralyse-Syphilisfrage.  Auch  Cullerre, 
welcher  diesen  Zusammenhang  noch  vor  14  Jahren  bekämpfte,  tritt  in  einer 
neueren  Publikation  für  denselben  ein.  Der  vorliegende  Fall  bietet  nun 
durch  die  Vollständigkeit  und  Klarheit  in  der  Ätiologie  einen  weiteren  wert- 
vollen Beitrag  zur  Entscheidung  der  strittigen  Frage.  Es  handelt  sich  um 
zwei  Gatten,  die  im  übrigen  sowohl  außerhalb  wie  innerhalb  der  nur  2  Jahre 
dauernden  Ehe  unter  sehr  verschiedenen  Lebensverhältnissen  standen.  Bei 
beiden  war  syphilitische  Infektion  früher  sicher'nachge wiesen,  bei  dem  Mann  12, 
der  Frau  10  Jahre  vor  den  ersten  sicheren  Anzeichen  der  Paralyse.  Beide 
waren  erblich  belastet,  der  Vater  des  Gatten,  sowie  die  Mutter  der  Gattin 


1072  Organische  Psychosen. 

waren  an  Demenzständen  im  gleichen  Asyl  wie  die  Kinder  verpflegt  worden; 
ein  Vetter  mütterlicherseits  der  Gattin  litt  an  progressiver  Paralyse. 

Die  Verff.  weisen  namentlich  anf  das  Zusammentreffen  dieser  beiden 
Momente  erbliche  Belastung  und  Syphilis  als  ätiologi^h  wichtig  hin. 

Goldberger  (74)  berichtet  über  neun  in  der  Budapester  psychiatrischen 
Klinik  zur  Beobachtung  gelangte  Fälle  familiärer  Dementia  paralytiea 
(konsanguine  Paralyse),  deren  Krankengeschichten  er  ausführlich  mitteilt. 
In  den  9  Monaten  des  Jahres  1905  wurden  in  der  psychiatrischen  Klinik 
insgesamt  132  Fälle  progressiver  Paralyse  aufgenommen,  bei  wehren  in 
36,3  ^/^  hereditäre  Belastung  im  allgemeinen,  in  12,1  ^/f,  Belastung  in  dem 
Sinne,  daß  in  der  Antecedenz  Psychosen  vorkamen,  und  in  6  %  i^  ^^ 
Familie  vorgekommene  Paralyse  nachweisbar  waren.  In  einem  Falle  waren 
Vater  und  Sohn,  in  fünf  Fällen  Geschwister,  und  einmal  Oheim  und  Neffe 
an  progressiver  JParalyse  erkrankt.  In  diesen  9  Fällen  konnte  Verf.  bloß 
zweimal  in  der  Anamnese  Lues  nachweisen,  einmal  Alkoholismus,  und  mehr- 
mals betonten  die  Angehörigen  das  kümmerliche  Leben  als  ürsapbe  der 
psychischen  Erkrankung.  Verf.  kommt  zu  dem  Schlüsse,  daß  in  der  Ätiologie 
der  Dementia  paralytiea  der  hereditären  Belastung  eine  größere  Rolle  2a- 
erkanut  werden  muß,  als  man  bisher  geneigt  war  anzunehmen,  doch  ist  die  He- 
redität allein  ebenso  ungenügend,  um  progressive  Paralyse  hervorzurufen,  als 
die  anderen  ätiologischen  Momente;  Lues  ist  immerhin  einer  der  häufigsten 
ätiologischen  Faktoren.  {Hudocemig.) 

Meyer  (122)  hält  es  für  sehr  unwahrscheinlich,  daß  ein  Trauma  allein 
die  Ursache  der  Paralyse  bilden  könne,  doch  könne  man  sich  vorstellen, 
daß  durch  das  Trauma  eine  Schwächung  des  Gehirns  hervorgerufen  und 
so  der  günstige  Boden  für  die  Entstehung  der  Paralyse  geschaffen  werde, 
oder  daß  eine  schon  in  Entwicklung  begriffene,  aber  noch  latente  Paralyse 
durch  das  Trauma  zu  schnellerem  Hervortreten  und  ungünstigem  Verlauf 
gebracht  werde. 

Das  Trauma  muß  aber  erheblicher  sein,  mit  einer  Kopfverletzung  und 
allgemeiner  Körpererschütterung  einhergegangen  sein.  Der  Zwischenraum 
zwischen  Trauma  und  Paralyse  dürfe  nicht  zu  kurz,  aber  auch  nicht  zu  lang 
sein.  Schließlich  müßte  der  Nachweis  gebracht  sein,  daß  der  Verletzte  vor 
dem  Unfall  völlig  frei  war  von  psychischen  oder  nervösen  Erscheinungen. 

Jedenfalls  ist  in  der  Frage  der  traumatischen  Paralysis  progressiva 
höchste  Vorsicht  am  Platze. 

Gieseler  (70)  veröffentlicht  zunächst  2  Paralysefälle,  in  denen  er  zu 
dem  Schlüsse  kommt,  daß  die  Paralyse  als  Folge  des  stattgehabten  Unfalls 
aufzufassen  ist.  Vor  dem  Trauma  waren  weder  psychische  noch  nervöse 
Abweichungen  vorhanden,  in  etwa  3  Jahren  nach  dem  Unfall  trat  in  beiden 
Fällen  der  Exitus  ein.  Die  Verletzungen  waren  nicht  leicht.  Ln  Unfall  war 
jedenfalls  die  auslösende  Ursache  für  die  Paralyse  zu  erblicken,  sei  es  daß 
diese  noch  latent  war,  sei  es  daß  sie,  in  der  Entwicklung  begriffen,  durch 
die  Verletzung  zu  schnellerem  Hervortreten  gebracht  wurde. 

Im  3.  Fall  wurde  ein  psychisches  Trauma  angeschuldigt,  die  Paralyse 
hervorgerufen  zu  haben  (Erregung  bei  der  Strandung  des  Schiffes,  auf  dem 
Pat.  Verwalter  war).  Vor  der  seelischen  Erschütterung  waren  jedoch  schon 
Zeichen  der  beginnenden  Paralyse  vorhanden;  die  Paralyse  stand  demnach 
nicht  in  ursächlicher  Beziehung  zum  psychischen  Trauma. 

In  Fall  4  wurde  gleichfalls  der  Zusammenhang  zwichen  Traunaa  nnd 
Paralyse  abgelehnt,  und  zwar  weil  die  Verletzung  nicht  den  Kopf  getroffen 
hatte  und  auch  der  Beweis  für  eine  allgemeine  Erschütterung  des  Nerven- 
systems felilt. 


OrguuBche  Fayehos^u.  1073 

Fall  5:  schon  vor  dem  Trauma  psychische  Störungen,  beginnende 
Paralyse.  Auch  war  Unfall  unerheblich.  Es  bestand  zudem  chronischer 
Aikohoimißbraudi. 

Fall:  6  Das  Trauma  war  Folge  der  Paralyse  (Kopfverletzung  im 
Schwindelanfall). 

In  keinem  der  Fälle  wurde  ananmestisch  syphilitisch«  Infektion  zu- 
gegeben; verdächtig  war  in  Fall  3  die  kinderlose  £he,  in  Fall  2  die  große 
Zahl  der  Todesfälle  der  Kinder  in  frühester  Jugend. 

Es  ist  wenig  wahrscheinlich,  daß  ein  selbst  sehr  erhebliches  Trauma 
die  alleinige  Ursache  sein  kann,  doch  kann  eine  Verletzung  die  Entstehung  der 
Paralyse  so  sehr  fördern,  daß  das  Leiden  als  Folge  des  Unfalls  anzusprechen 
ist.    Das  Trauma  sdiafift  den  Locus  minoris  resistentiae. 

Nur  dann  können  wir  einen  ursächlichen  Zusammenhang  zwischen 
Par&lyse  und  Unfall  annnehmen,  wenn  trotz  genauester  Nachforschungen  keinerlei 
Zeichen,  die  auf  Paralyse  hinweisen,  in  der  Zeit  vor  dem  Trauma  nachweisbar 
eind;  wenn  das  Trauma  mit  einer  erheblichen  Kopfverletzung  oder  Allgemein- 
erschüttemng  eisfaerging,  und  wenn  endlich  weder  eine  allzu  kurze  noch 
allzu  lange  Zeit  zwischen  Trauma  und  Paralyse  verstrichen  ist. 

Steiner  (174)  hat  seine  Erfahrungen  über  progressive  Paralyse  an 
der  Hand  von  93  Krankengeschichten  und  21  Sektionsprotokollen  gesammelt. 
Von  den  73  Männern  waren  60  (also  82,2  7o)  veiheiratet,  von  den  20  Frauen 
waren  15  (also  757«)  verheiratet.  Das  Erkrankungsalter  schwankte  bei  den 
männlichen  Paralytikern  zwischen  30  und  60  Jahren,  bei  den  weiblichen 
Kranken  zwischen  29  und  70  Jahren.  Syphilis  fand  er  bei  den  Männern 
in  54,8%,  bei  den  Frauen  in  3b  \.  (Bendix.) 

Christiail  (25)  ist  ein  entschiedener  Gegner  der  Syphilistheorie  der 
progressiven  Paralyse  und  glaubt,  daß  die  Furcht  vor  den  Folgen  der  Lues 
schwere  Neurosen  oft  zur  Folge  habe.  (Bmdix.) 

b)  Pathologische  Anatomie. 

Meyer  (121)  wandte  seine  Aufmerksamkeit  der  Frage  zu,  ob  die 
PlasmazeUeninfiltrate  pathognomonisch  für  die  paralytische  Hirnrindenerkran- 
kung sind,  musterte  seine  Präparate  von  69  Fällen  in  diesem  Sinne  durch 
und  fand  folgendes: 

Von  18  Paralyse-Fällen  ergaben  17  typische  Pia-Rindeninfiltrate  im 
Sinne  Nissls  und  Alzheimers.  Im  18.  Falle,  der  eine  typische  Paralyse 
war  und  sehr  schnell  letal  verlief,  fanden  sich  starke  Plasmazelleninfiltiate 
in  der  Pia  und  zwar  zunächst  der  Hirnrinde,  daneben  viel  Lymphocyten  in 
Haufen;  Hirnrinde  frei;  am  Hirn  und  Bückenmark  sichere  syphilitische 
Veränderungen,  so  ein  kleines  Gummi  in  der  Pia  spinalis. 

Unter  den  51  anderen  Fällen  wiesen  12  von  Dementia  senilis,  1  von 
arteriosklerotischer  Himerkrankung,  11  von  Autointoxikationspsychose  bezw. 
Delirium  acutum,  1  von  Collapsdelirium,  2  von  Inanitionsdelirium,  1  von 
puerperaler  Sepsis  mit  Fieberdelirien  sowie  2  von  nicht  geisteskranken 
Tuberkulösen  durchaus  negatives  Resultat  auf.  Ebensowenig  fanden  sich 
Plasmazellen  in  8  Delirium-tremens-Fällen,  bei  4  Katatonien,  2  Melancholien, 
2  Hysterien,  1  Epilepsie,  2  zweifelhaften  FäUen  (wahrscheinlich  Dementia 
praecox). 

Die  paralytische  Pia-Rindenerkrankung  ist  demnach  dui'ch  adventitielle 
Plasmaz^Ilen-Infiltrate  ausgezeichnet,  die  der  Ausdruck  einer  Entzündung 
(Nissl)  sind.     Sie  sind  eine  sehr  wichtige  und  leicht  erkennbare  Stütze  der 

Jahresbericht  f.  Neurologie  und  Psychiatrie  1905.  68 


1074  Organische  Psychosen. 

Diagnose  „Paralyse",  zumal  Plasmazellen-  und  auch  Lymphocyten-  Infiltrate 
in  der  Pia  und  Hirnrinde  anderer  Geisteskranker  fehlen. 

Kinichi  Naka  (127)  hat  seine  Beobachtungen  über  Rückenmarks- 
befande  bei  progressiver  Paralyse  und  ihre  Bedeutung  für  das  Zustande- 
kommen der  reflektorischen  Pupillenstarre  an  43  Rückenmarken  von  pro- 
gressiver Paralyse  angestellt.  Unter  diesen  Rückenmarken  fand  sich  einmal 
isolierte  Seitenstrangerkrankung,  6  Mal  isolierte  Hinterstrangerkrankung  und 
35  Mal  kombinierte  Erkrankung  des  Seiten-  und  Hinterstranges.  Nur  in 
einem  Falle  war  das  Rückenmark  ganz  intakt.  23  Mal  bestand  beider- 
seitige totale  Lichtstarre,  26  Mal  gesteigerte  Kniereflexe  beiderseits,  13  Mal 
fehlende  Kniereflexe  beiderseits,  2  Mal  waren  sie  normal,  2  Mal  ungleich 
stark.  N.  sucht  nachzuweisen,  daß  die  Hinterstränge  resp.  die  Zwischenzone 
des  oberen  Halsmarks  keine  Beziehung  zur  Lichtstarre  hat.  Zwischen  der 
Stärke  der  Zwischenzonendegeneration  und  der  Störung  der  Pupillenreaktion 
besteht  kein  Verhältnis.  Es  sei  aber  nicht  ausgeschlossen,  daß  an  irgend 
einer  Stelle  mit  unseren  Methoden  nicht  nachweisbare  vereinzelte  Fasern 
verlaufen,  welche  die  Pupillenreaktion  regieren.  Alle  Veränderungen,  welche 
man  bisher  im  Halsmark  sah  und  zur  Pupillenstarre  in  Beziehung  brachte, 
haben  nichts  mit  solchen  hypothetischen  Fasern  zu  tun.  (üencUx.) 

c)  Symptomatologie. 

Paris  (134)  zieht  eine  Parallele  zwischen  der  primären  Verwirrtheit 
(confasion  mentale  primitive)  und  der  progressiven  Paralyse  und  findet  eine 
starke  Ähnlichkeit  zwischen  beiden  Krankheiten  heraus,  auch  bezüglich  der 
Ätiologie  und  des  Verlaufs.  Sie  unterscheiden  sich  nur  dadurch,  daß  der  Paraly- 
tiker syphilitisch  infiziert  war,  der  Verwirrte  nicht.  Individuen,  welche  den  Ur- 
sachen der  Verwirrtheit  (Kummer,  Exzesse,  Elend,  Influenza,  Typhus,  Trauma 
usw.)  ausgesetzt  sind,  werden  Paralytiker,  wenn  sie  Syphilis  hatten,  und  primär 
Verwirrte,  wenn  dies  nicht  der  Fall  war.  Die  Paralyse  erscheint  als  die 
schwere  Form  der  primären  Verwirrtheit  des  syphilitisch  Infizierten,  und  man 
wird  unterscheiden:  1.  heilbare  Verwirrtheit,  2.  chronisch  werdende  Verwirrtheit, 
3.  Verwirrtheit  mit  paralytischen  Störungen. 

Die  notwendige  prädisponierende  Ursache  der  Paralyse  ist  also  die 
Syphilis,  letztere  ist  aber  nicht  die  eigentliche  bestimmende  Ursache  der 
Paralyse,  diese  fällt  zusammen  mit  der  Ursache  der  Verwirrtheit,  ebenso 
muß  die  bei  beiden  Afi'ektionen  anzuwendende  Therapie  die  gleiche  sein: 
frühzeitige  Behandlung,  stetige  ärztliche  Beobachtung,  möglichste  Buhe,  Ver- 
minderung der  Intoxikationsgelegenheiten  (Diät,  Sorge  für  regelmäßige  Ver- 
dauung usw.). 

Hnilt  (80)  folgert  aus  dem  klinischen  Studium  von  60  Paralyse-Fällen 
folgendes: 

Landwirte  sind  am  wenigsten,  Mechaniker  am  meisten  befallen.  Verhältnis 
der  Verheirateten  zu  den  Ledigen  =  2:1.  In  75%  fand  sich  Tremor  im 
Facialisgebiet,  in  80  %  psychische  Störungen.  Das  Leiden  wächst  an  Häufig- 
keit des  Auftretens  mit  den  Jahren  an  und  erreicht  sein  Maximum  um 
45  Jahre,  um  dann  ebenso  abzufallen.  Die  meisten  Fälle  stehen  zwischen 
dem  35.  und  45.  Lebensjahre.  Der  jüngste  Paralytiker  war  21  Jahre  alt, 
es  war  eine  Taboparalyse;  der  älteste  war  65  Jahre  mit  starken  psychischen 
Störungen,  Halluzinationen  usw. 

In  der  Hälfte  der  Fälle  waren  die  Kniereflexe  gesteigert  Meist  bestand 
Argyll-Robertson.  76,8  ^o  boten  Tremor  der  Gesichtsmuskulatur.  56  ®/^  zeigten 
typische  paralytische  Sprachstörung,  60  %  Gedächtnisschwäche,  59,3  7o  gaben 


Organische  Psychosen.  1075 

Syphilis  zu.  Zwischen  Beginn  der  Paralyse  und  der  syphilitischen  Infektion 
lagen  5 — 18  Jahre,  meist  betnig  der  Zwischenzeitraum  etwa  15  Jahre. 

Baird  (8)  untersuchte  ein  großes  Material  von  Paralytikern  nach  der 
pathologischen  und  klinischen  Seite  hin  und  fand  pathologisch-anatomisch 
1.  subdurale  Membranneubildung  und*  Verwachsung  in  V^  ^l^^r  Fälle,  2.  Ad- 
häsionen der  Pia  mit  der  Hirnrinde,  die  ohne  Substanzverluste  nicht  zu 
lösen  waren  in  40  7,,,  •^'  Ependymgranulationen  im  4.  Ventrikel  in  solcher 
Konstanz,  daß  dieses  Symptom  als  wichtigstes  Differentialdiagnostikum  ange- 
sehen werden  kann.  Klinischerseits  hatte  Verf.  folgende  Ergebnisse:  1.  Das 
Alter  der  aufgenommenen  Paralysen  beträgt  im  Durchschnitt  40  Jahre.  2.  Die 
ungefähre  Lebensdauer  etwa  14  Monate.  3.  Die  Krankheit  tritt  bei  Ver- 
heirateten relativ  häufiger  auf  als  bei  Ledigen.  4.  Das  männliche  Geschlecht 
ist  weitaus  am  stärksten  beteiligt.  5.  Von  den  Erkrankten  sind  etwa  80  ®/„ 
Kopfarbeiter.  6.  Euphorie  findet  sich  besonders  bei  Männern,  aber  sie  ist 
nicht  so  häufig,  wie  man  gewöhnlich  annimmt.  7.  Melancholie,  Sinnes- 
täuschungen, Verfolgungs-  und  Selbstmordideen  sind  ziemlich  häufig.  8.  Etwa 
80  7o  litten  an  körperlichen  Begleitssymptomen,  wie  Augen-  und  Sprach- 
störungen,  Lähmungen,   abnormen  Reflexen   und  Störungen   der  Sensibilität. 

Ingegnieros  (82)  teilt  den  paralytischen  Symptomkomplex  in  folgende 
klinische  Formen: 

1.  Akzidenteller  paralytischer  Symptomenkomplex;  er  kann  durch  jegliche 
Intoxikation  hervorgerufen  werden,  sofern  sie  hauptsächlich  bestimmte  Hirn- 
teile schädigt  (häufig  bei  Alkoholisten  und  Bleiarbeitern).  Der  Beginn  ist 
plötzlich,  der  Verlauf  gutartig.  Fortschaffen  des  Giftes  führt  zu  schneller  Ge- 
nesung. Es  findet  sich  nur  eine  einfache  akute  Zellvergiftung  ohne  entzündliche 
oder  degenerative  Vorgänge. 

2.  Nicht  progredienter,  heilbarer  paralytischer  Symptomenkomplex,  der 
hervorgerufen  wird  durch  bestimmte  Lokalisationen  seitens  der  Sj'philis,  des 
Alkohols,  des  Blei,  des  Diabetes,  der  Gicht  und  wahrscheinlich  anderer 
Gifte,  welche  solche  „Pseudo- Paralysen"  herbeiführen.  Durch  ätiologische 
Behandlung  sind  die  toxischen  und  entzündlichen  Läsionen  reparabel. 

3.  Der  bekannte  klassiche  Symptomenkomplex  der  progessiven  Paralyse: 
progredienter,  zur  paralytischen  Demenz  führender  Verlauf,  Erfolglosigkeit 
der  Therapie,  definitive,  nicht  heilbare  Degenerationen. 

Westphal  (189)  zeigt  an  zwei  des  Näheren  mitgeteilten  Beobachtungen, 
daß  sich  auf  syphilitischer  Basis  ungemein  langsam  verlaufende  Psychosen 
entwickeln  können,  die  im  wesentlichen  das  Bild  chronischer  manischer  bezw. 
hypomanischer  Erregung  darbieten  und  ausgezeichnet  sind  durch  das  andauernde 
Bestehen  einer  gehobenen  Stimmung  mit  massenhaften  unzusammenhängenden 
Überschätzungs-  und  Größenideen.  Eine  schwere  Demenz  scheint  selbst 
nach  sehr  langer  Krankheitsdauer  nicht  einzutreten,  wenn  auch  die  Urteils- 
kraft zweifellos  leidet  und  ein  gewisser  Grad  von  geistiger  Schwäche  nicht 
zu  verkennen  ist.  Gedächtnis  und  Merkfälügkeit  bleiben  in  auffallend  guter 
Weise  erhalten.  Neben  den  psychischen  Störungen  bestehen  körperliche 
Symptome,  die  auf  eine  Hinterstrang-  oder  Seitenstrangerkrankung  hinweisen. 
Die  auffallende  Einförmigkeit  und  Konstanz  der  Symptome  auf  geistigem 
wie  körperlichem  Gebiete  unterscheiden  die  Fälle  des  Verf.  von  der  Mehrzahl 
der  Fälle  der  Lues  cerebrospinalis,  andrerseits  sind  sie  von  der  progressiv^en 
Paralyse,  die  als  Zustandsbild  den  angeführten  Beobachtungen  oft  außer- 
ordentlich ähnelt,  wohl  zu  trennen,  was  bezüglich  der  Prognose  und  Therapie 
von  Wichtigkeit  ist. 

In  der  Würzburger  psychiatrischen  Klinik  sind  im  Laufe  der  letzten 
20  Jahre  unter  vielen  Hunderten  von  Paralytikern  nur  3  Kranke  mit  Spontan- 
es* 


j[076  Organiaehe  Psychoseo. 

frakturen  beobachtet  worden.  Eckel  (51)  teilt  die  betreffenden  Kranken- 
geschichten mit.  Er  sieht  die  Spontanfrakturen  und  sonstigen  krankhaften 
Störungen  in  den  Knochen  bei  Paralyse  als  direkte  Folge  geschädigter 
Funktionen  des  Bückenniarkes  an,  faßt  also  die  Knocheubrüchi^eit  direkt 
als  trophische,  unmittelbar  von  der  Hiru-Rückeumarkskrankheit  abhängige 
Störung  auf. 

Ein  29  Jahre  alter  Mann,  der  viel  Alkohol  genossen  hatte,  wird  in  die 
Klinik  zu  Moskau  aufgenommen.  Seit  Vs  J^^  Gedächtnisschwäche,  dann 
leichte  Erregbarkeit,  Schreibstöning,  Intelligenzschwäche.  Über  8yphilifl 
wird  nichts  berichtet.  Objektiv:  Pupillen  mittelweit,  reagieren,  Silbenstolpem, 
Schreibstörung,  Bewegungsdrang,  Weint  viel,  Gedächtnis  schwach,  Patellar- 
reflexe  vorhanden.  Die  Erregung  nimmt  alimählich  stark  zu.  Soukhanoff 
(171)  stellt  die  Diagnose:  progressive  Paralyse  (?  ?  Bef.),  die  Erregung  läBt 
nach,  die  Intelligenz  bleibt  stark  herabgesetzt,  ebenso  das  Urteilfirennögen, 
die  Sprache  bleibt  stolpernd.  167«  Jahr  später:  Intelligenzschwäche,  leichte 
Ptosis  rechts,  deutliche  Sprach-  und  Schreibstörung,  linke  Pupille  >  rechts. 
Rechter  Partellarrefiex  schwach,  linker  fehlend.  Verf.  hält  es  für  xnöglieb, 
daß  sich  in  dem  Organismus  Antitoxine  gebildet  haben,  welche  den  gewöhnlichen, 
progredienten,  durch  Toxine  bedingten  Prozeß  der  Paralyse  zum  Stillstand 
brachten. 

Seiffer  (165)  veröffentlicht  die  Krankengeschichte  eines  37jälirigen 
Opernsängers.  Er  schließt  mit  Sicherheit  das  Bestehen  einer  progressiveD 
Paralyse  aus.  Wahrscheinlich  hatte  Pat.  vor  5  Jahren  eine  leichte  meningitieche 
Erkrankung  durchgemacht,  die  bei  dem  hereditär  Disponierten  zu  mehrfachen 
protralüerten  Stimmungsanomalien,  zu  Schwindel-  und  Ohnmachtsanfällen, 
zu  einem  schweren  akuten  halluzinatorischen  Err^ungszustande  und  zu 
Störungen  in  der  Pupillen-  und  Zungeninnervation  geführt  hat.  Zu  der  hereditären 
Disposition  kam  eine  auf  syphilitischem  Wege  erworbene  Disposition  ftr 
psychische  Erkrankungen.  Auf  dieser  Grundlage  erwuchs  dann  infolge  eines 
leichten  Anstoßes  (Gemütserregung)  eine  akute  Psychose,  welehe  in  wenigen 
Tagen  wieder  heilte,  ehe  die  eingeleitete  spezifische  Behandlung  überhaapt 
wirksam  sein  konnte.  Es  handelt  sich  demnach  um  eine  einfadhe  Psychose 
bei  einem  früher  Syphilitischen. 

Graham  (76)  beschreibt  einen  Paralysefall  mit  syphilitischer  Meninjjo- 
myelitis  (genauer  Sektionsbericht).  Die  Itückenmarksaffektion  war  wahr- 
scheinlich das  Primäre,  erst  später  wurde  das  Gehirn  ergriffen-  Der  Fall 
war  früher  als  multiple  Sklerose  diagnostizieit  worden. 

Holden  (79)  kommt  zu  dem  Schlüsse,  daß  als  Frühsymptom  der 
progressiven  Paralyse  am  konstantesten  das  Fehlen  des  seüsorisdhen  Reflexes 
ist,  in  der  Hälfte  der  Fälle  ist  eine  unregelmäßige  Form,  in  fast  der  Hälfte 
Ungleichheit  der  Pupillen  vorhanden,  in  mehr  als  der  Hälfte  sind  die  Pupillen 
abiioiin  eng,  in  \'^  der  Fälle  fehlt  die  Lichtreaktion,  in  einem  anderen  Fünftel 
ist  die  Lichtreaktion  träge  und  in  einer  kleinen  Anzahl  dieser  Fälle  mit 
veränderter  Lichtreaktion  besteht  auch  eine  träge  Reaktion  auf  Konvergenz. 
Im  mittleren  Alter  sind  Fehlen  des  sensorischen  Reflexes,  lliosis  und  Irre- 
gularität der  Pupillen  von  großer  diagnostischer  Wichtigkeit;  das  Argyll- 
Robertsonsche  Zeichen  hat  in  jeglichem  Alter  bedeutenden  diagnostischen  Wert 

Harandon  de  Montyel  (109)  prüfte  bei  140  Paralytikern  den  Licht- 
reflex  der  Pupille  in  den  yerschiedenen  Stadien  der  Paralyse.  Seine  Schluß' 
folgerungeu  sind  im  Original  nachzulesen. 

Leri  (lOl)  fand,  daß  bei  der  Paralyse  mit  ausgesprochener  Geistes- 
störung Amaurose  selten,  leichtere  Sehstörungen  häufiger  vorkommen,  während 
vor  Ausbrucli  der  eigentlichen  psycliischen  Erscheinungen  audb  erstere  nichts 


Organische  Pgychosen.  1077 

Rares  sind.  Bei  Tabes  rerbindet  sich  letztere  gewöhnlich  mit  leichteren 
Hinterstrangssjmptomen  und  etabliert  sich  gewöhnlich  zeitlich  vor  den  meisten 
übrigen  Symptomen;  in  diesen  Fällen  von  Tabes  beständen  aber  sehr  häufig 
auch  leichte,  an  die  initial-paralytischen  gemahnende  psychische  Störungen. 
Tabes,  Paralyse  und  tabische  Amaurose  stellen  nichts  dar  als  drei  verschiedene 
Lokalisationen  ein  und  desselben,  wahrscheinlich  schlechtweg  tertiär  syphilitischen 
Prozesses  dar,  die  isoliert  und  mit  einander  aufzutreten  vermögen;  anatomisch 
seien  tabische  und  paralytische  Optikusatrophie  identisch  (sekundäre  Atrophie 
auf  Grund  meningitischer  und  interstitiell-neuritischer  Läsionen,  ausgehend  von 
Oefäßveränderungen.) 

Bei  dem  Paralytiker  Ganpp's  (66)  fand  sich  linksseitiger  Hippus  bei 
Reflextaubheit  der  Pupille  und  linksseitige  nystagmusartige  Zuckungen  im 
Moment  des  Pixierens  bei  sonst  normaler  Augenbeweglichkeit  und  bei  erhaltenem 
Sehvermögen.  Das  rechte  Auge  erwies  sich  völlig  normal;  die  Störung  war 
also  streng  einseitig.  G.  sieht  diese  Pupillen anomalie  als  ein  ungewöhnliches 
Symptom  der  Paralyse  an,  wahrscheinlich  ist  sie  die  Folge  einer  kortikalen 
LäsioD,  eine  genauere  Lokalisation  erscheint  zur  Zeit  nicht  möglich. 

Marchand  und  Olivier  (112)  berichten  über  einen  Taboparalytiker, 
welcher  an  den  Tagen  vor  seinem  Exitus  eine  fortschreitende  lytische  Ab- 
nahme der  Körpertemperatur  darbot.  Nieren  und  Leber  wurden  bei  der 
Sektion  normal  gefunden,  es  zeigten  sich  die  gewöhnlichen  Läsionen  der 
progressiven  Paralyse.  Verff.  sehen  die  Hypothermie  (bis  zu  29**)  als  eine 
solche  nervöser  Natur  an,  zumal  sich  Brust-  und  Bauchorgane  normal  erwiesen. 
Puls  lange  Zeit  96,  eine  Stunde  vor  dem  Tode  68;  2  Stunden  vor  dem  Tode 
24  Atemzüge  in  der  Minute.  Eine  Stunde  vor  dem  Tode  schwand  die  bis 
dahin  deutliche  Pupillendiflferenz. 

Damaye  (30)  berichtet  über  eine  Paralytika,  die  bereits  seit  längerer 
Zeit  die  Gewohnheit  hat,  mit  Gewalt  ihre  Betttücher  zu  zerbeißen,  und  die 
eines  Tages  beim  Kauen  eines  Apfels  sich  ein  großes  Stück  aus  dem  Ober- 
kiefer herausbiß.   Paralytiker  können  für  andere  und  für  sich  gefährlich  werden. 

Marie  und  Pelletier  (114)  bringen  3  Beobachtungen,  in  denen  ein 
Mal  perforant  der  progressiven  Paralyse  voranging,  in  denen  die  Besserung 
des  ilal  perforant  auch  von  einem  erheblichen  Kemissionszustand  bezüglich 
der  somatischen  und  psychischen  Symptome  gefolgt  war. 

Verff.  erwähnen  dann  die  3  Theorien  über  das  Mal  perforant  bei 
Paralyse:  die  periphere,  die  zentrale  und  diejenige  von  der  allgemeinen 
abnormen  Zusammensetzung  des  Blutes  bezw.  die  septische  oder  toxische 
infektiöse. 

VigonrotlX  (182)  führt  aus,  daß  Paralytiker  infolge  Veränderung 
ihres  ganzen  Nervensystems,  insbesondere  der  vasomotorischen  Funktion 
desselben,  zu  Dekubitus  besonders  disponiert  sind.  Druck,  lokale  Infektion, 
Furunkel,  die  bei  anderen  Kranken  ohne  Bedeutung  sind,  führen  bei  Para- 
lytikern oft  zu  schweren  Geschwüren.  Durch  Hygiene  und  peinliche  Pflege  der 
Haut  kann  man  das  Auftreten  von  Dekubitus  verhindern.  Andererseits 
treten  aber  bei  Paralyse  Geschwüre  als  Folge  von  zerebralen,  medullären 
oder  nenritischen  Läsionen  auf  und  können  alsdann  kaum  vermieden  werden. 
Diese  Läsionen  wirken  auf  die  Vasomotoren  der  Haut;  Kongestionen  und 
lokalisierte  Anämie  scheinen  die  Hauptursache  der  Gangrän  abzugeben,  Dnick 
und  Mazeration  sind  nur  Nebenursachen.  In  diesen  Fällen  kann  man  dem 
Arzt  oder  dem  Pflegepersonal  keine  Vorwürfe  wegen  des  Auftretens  einer 
Gangrän  machen. 


1078  Organische  Psychosen. 

Billington  und  Barnes  (11)  beschreiben  den  Fall  eines  37  jährigen 
Paralytikers  mit  Aithropathia  genu.  Sonstige  Erscheinungen  von  Tabes, 
multipler  Neuritis  oder  Syringomyelie  fehlten.     Lues  war  zugegeben. 

Fischer  (62)  bezeichnet  die  Neurasthenie  als  eine  meist  psychogene 
und  chronische  Erkankung  des  Nervensystems,  welche  durch  eine  Verminderung 
der  geistigen  Arbeitsfähigkeit,  ohne  psychische  Defekte  gekennzeichnet  ist. 
Die  Neurasthenie  bildet  somit  mit  ihren  wohlumschriebenen  Symptomen 
eine  nosologische  Einheit,  welche  mit  anderen  Erkrankungen  des  Nerven- 
systems nicht  verwechselt  werden  kann.  Das  Anfangsstadiimi  der  progressiven 
Paralyse  kann  der  Neurasthenie  wohl  ähnlich  sein,  doch  sprechen  die  Aus- 
falls- und  Lähmungserscheinungen  gegen,  mangelnde  Sinnestäuschungen, 
Phobien  und  Zwangserscheinungen  für  die  Annahme  der  Neurasthenie. 
Die  Neurasthenie  ist  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  heilbar,  und  kann  nie  in 
progressive  Paralyse  übergehen.  Findet  ein  scheinbarer  Übergang  statt, 
so  ist  dies  nicht  der  Neurasthenie,  sondern  jener  Krankheitsform  zuzuschreiben, 
welche  die  progressive  Paralyse  hervorzurufen  pflegt.  (Hudovemig,) 

Dräseke  (43)  gibt  im  Anschluß  an  6  in  der  Literatur  veröflfentlichte 
Fälle  die  Krankengeschichten  von  4  eigenen  Beobachtungen  wieder.  Alle 
10  Kranke  zeigen  ein  auffallend  gleichartiges  klinisches  Bild,  welch'  letzteres 
sich  vornehmlich  in  folgenden  Erscheinungen  kennzeichnet;  akutes  Einsetzen 
schwerster  Krankheitserscheinungen  (Somnolenz,  ünorientiertheit,  halluzina- 
torische Erregungszustände,  heftigste  Reizerscheinungen  wie  Schütteltremor 
und  choreatische  Bewegungen,  welche  mit  unverminderter  Heftigkeit  bis  zum 
endgültigen  Kräfteverfall  andauern),  rapider  geistiger  Verfall.  Pathologisch- 
anatomisch sind  diese  Fälle  zum  Teil  nur  makroskopisch  untersucht,  vier 
von  ihnen  dagegen  zeigen  auch  mikroskopisch  ein  übereinstimmendes  Bild: 
überall  im  Zentralnervensystem  waren  Residuen  früher  erfolgter  Blutungen 
in  Gestalt  von  amorphem  und  kristallinischem  Blutpigmeut  oder  auch  in 
Form  von  gelben  kleinen  Pigmentkörnern  nachzuweisen.  D.  rechnet  die 
erwähnten  Fälle  zu  der  hämorrhagischen  Form  der  chronischen  progressiven 
Paralyse  (nach  Binswanger).  Trotz  des  überaus  schweren  Krankheitsbildes 
sind  Remissionen  von  kürzerer  oder  längerer  Dauer  möglich;  bei  der  Re- 
mission bleibt  die  geistige  Einbuße  bestehen.  Mit  jedem  neuen  Schub,  der 
fast  alle  Symptome  in  ihrer  Gesamtheit  wieder  hervortreten  läßt,  ist  ein 
weiterer  geistiger  Rückgang  verbunden.  So  kann  diese  hämorrhagische  Form 
der  Paralyse  Monate,  ja  Jahre  lang  dauern.  Der  Tod  erfolgt  durch  irgend 
eine  interkurrente  Krankheit. 

Das  Auftreten  von  choreatischen  Bewegungen  im  Verein  mit  anderen 
schweren  Symptomen  im  dritten  Dezennium  und  später  muß  an  eine  progressive 
Paralyse,  und  zwar  an  deren  hämorrhagische  Form,  denken  lassen. 

Damaye  (31)  berichtet  über  eine  an  progressiver  Paralyse  leidende 
Frau,  welche  Depressionszustände  hatte  und  an  einer  anderen  Kranken  einen 
Mordversuch  machte.  Verf.  weist  darauf  hin,  wie.,  gefährlich  Paralytiker 
werden  können  und  wie  sie  deshalb  stets  sorgfältiger  Überwachung   bedürfen. 

Ingegnieros  (81)  bespricht  an  der  Hand  eines  eigenen  Falles  die 
mehrfach  in  der  Literatur  beschriebenen  Formen  einer  paralyseähnlichen  Er- 
krankung beim  Diabetes.  Die  Fassung,  die  er  dem  Begriff  der  Paralyse 
gibt,  lehnt  sich  ziemlich  eng  an  die  Aufstellungen  von  Klippel  an.  Demgemäß 
kennt  er  eine  akzidentelle  Form  der  Paralyse  auf  diabetischer  Grundlage  auf 
Grund  akuter  und  eine  heilbare  diabetische  „Pseudoparalyse"  auf  Grund 
chronischer  diabetischer  Intoxikation,  welch  letztere  bei  nicht  entsprechender 
kausaler  Therapie  in  eine  progrediente  Form  überzugehen  vermag.  Die 
Existenz  der  diabetischen  Pseudoparalyse  erscheine  klinisch  sichergestellt 


Organische  Psychosen.  1079 

Klippel  (92)  vermag  in  dem  geläufigen  Krankheitsbilde  der  progressiven 
Paralyse  eine  klinische  Einheit  nicht  zu  erblicken;  für  ihn  handelt  es  sich 
da  nur  um  einen  Symptomenkomplex  von  verschiedenartigster  Pathogenese 
und  verschiedenartigster  anatomischer  Ursache.  „  ...  es  gibt  einen  para- 
lytischen Symptomeuklomplex  (Syndrome  paraly  tique),  nicht  aber  eine  progressive 
Paralyse  (paralysie  gfen6rale)  im  Sinne  einer  ausschließlich  auf  die  gleiche 
pathogenetische  Ursache  zurückführbaren  klinischen  Einheit."  Diese  von 
ihm  seit  langem  verfochtene  Anschauung  versucht  er  durch  den  Hinweis 
auf  die  durch  Tuberkulose  verursachten  psychischen  Krankheitsbilder  zu 
stützen,  die  nach  seiner  Überzeugung  unter  den  mannigfachsten  Bedingungen 
paralytische  Färbung  annehmen  können.  In  dem  Falle,  den  Verf.  in  der 
vorliegenden  Arbeit  mitteilt,  handelt  es  sich  um  einen  33  jährigen  Mann, 
dessen  Kxankheitsgeschichte  freilich  nur  in  Umrissen  produziert  wird,  der 
jedoch  nach  dem  Zeugnisse  psychiatrischer  Autoritäten  (Magnan,  Pavet  u.  a.) 
intra  vitam  das  Bild  der  progressiven  Paralyse  dargeboten  hätte.  Die  Krankheit 
bestand  etwa  3  Jahre.  Das  Obduktionsergebnis  bestand,  kurz  zusammen- 
gefaßt, in  der  Auffindung  verkäster  Tuberkel  in  der  Brücke,  dem  Kleinhirn, 
dem  Sehhügel  und  der  Spitze  des  Schläfenlappens,  in  dem  Nachweis  einer 
tuberkulösen  Meningoencephalitis  in  der  Nachbarschaft  der  erwähnten  Tumoren, 
und  endlich  in  diffusen  Zell-  und  Gefaßalterationen  offenbar  toxisch-infektiöser 
Genese  in  der  übrigen  Hirnrinde,  in  der  sonst  ebensowenig  wie  in  den 
Meningen  irgendwelche  pathologische  Veränderungen  zu  finden  gewesen  wären. 
Es  bestand  eine  ausgedehnte  alte  Lungen-  und  Mediastinaltuberkulose. 

Raymond  (145)  berichtet  über  folgende  2  Fälle: 

1.  32 jähriger  Mann.  Im  Alter  von  27  Jahren  Syphilis  mit  Sekundär- 
erscheinungen. April  1905  leichte  Ermüdbarkeit,  Gedächtnisschwäche,  Sprach- 
störung. Objektiv:  Roraberg,  Dysarthrie,  intellektuelle  Schwäche,  Indifferenz, 
ürteilsschwäche,  motorische  Unruhe.  Keinerlei  Augensymptome.  Lebhafte 
Patellarretiexe.  Wegen  Fehlens  der  Augensymptome,  von  Kopfschmerzen, 
wegen  des  Verlaufs  des  Leiden  und  der  Erfolglosigkeit  der  antisyphilitischen 
Kur  schließt  Verf.  die  Diagnose  Hirnsyphilis  aus  und  meint,  daß  es  sich  um 
eine  progressive  Paralyse  handelt. 

2.  16  jähriger  Jüngling.  Vater  blind,  zeigt  Gehstörungen  (wahrscheinlich 
Tabiker).  3  Geschwister  gesund.  Fat.  lernte  schlecht  in  der  Schule,  sonst 
bis  15.  Jahr  normal.  Dann  Sehvermögen  schlechter,  Abnahme  der  Auf- 
merksamkeit, schlechteres  Gehen.  Objektiv:  hochgradige  Demenz,  starke 
Gedächtnisschwäche,  Indolenz,  Sprach-,  Lese-  und  Schreibstörung,  unsicherer 
Gang,  starke  Pupillendifferenz,  absolute  Pupillenstarre,  Lymphocytose  der 
Spinalflüssigkeit.     Diagnose:  Paralysis  progressiva. 

Verf.  spricht  sich  für  die  Hauptrolle  der  Syphilis  in  der  Ätiologie  der 
progressiven  Paralyse  aus  und  bespricht,  Alzheimer  folgend,  die  pathologische 
Anatomie  des  Leidens. 

Oiachetti  (68)  hat  bei  23  Paralytikern,  die  in  einem  vorgeschrittenen 
Stadium  der  Krankheit  sich  befanden,  mit  einfachen  Mitteln  die  verschiedenen 
Sinnesqualitäten  geprüft.  Er  fand,  was  die  Sensibilität  betrifft,  die  Schmerz- 
empfindlichkeit fast  konstant  alteriert,  meist  vermindert,  einigemal  ganz  auf- 
gehoben, in  der  geringeren  Anzahl  der  Fälle  gesteigert.  Die  Tastempfindung 
erfährt  eine  geringe  Herabsetzung,  die  jedoch  in  keinem  Verhältnis  steht 
zur  gefundeneu  Herabsetzung  der  Schmerzempfindung.  Wärmesensibilität 
und  stereognostischer  Sinn  erweisen  sich  nur  selten  verändert,  ebensowenig 
findet  man  eine  Herabsetzung  des  Geruchs-,  Geschmacks-,  Gehörssinns. 
Das  Gesichtsfeld  erscheint  für  die  verschiedenen  Farbeuqualitäten  verschieden 
stark  eingeengt  zu  sein,  dies  aber  mit  großer  Konstanz.     (Jedoch  konnten 


X080  Organische  Psychosen. 

nur  9  Fälle  für  diese  ÜDterswchungen  herangezogen  werden.)  Muskel-  und 
Gleichgewichtssinn  wiesen  unwesentliche  Veränderungen  auf.  Der  Verf.  maebt 
darauf  aufmerksam^  daß  ein  genaues  Studium  der  pathologisch-anatoraiscben 
Veränderungen  des  Gehirns  und  vor  allem  des  Rückenmarks  am  besten 
geeignet  erscheint,  unsere  noch  recht  spärlichen  Kenntnisse  auf  diesem  Gebiete 
zu  erweitern.  (Merzbacher.) 

Pierre  Roy  und  Dnpony  (157)  haben  einen  an  progressiver  Paralyse 
leidenden  44  jährigen  Mann  beobachtet,  dessen  Gedächtnisstörungen  nicht,  wie 
gewöhnlich,  langsam  und  allmählich  auftraten,  sondern  sich  plötzlich  nach 
einem  paralytischen  Anfall  einstellten  und  auf  die  letzten  12  Jahre  seines 
Lebens  beschränkten.  Er  lebte  als  Kutscher  in  Paris  und  glaubte  nun  noch 
Schlächter  in  Brunoy  zu  sein.  —  Geschieden  und  zum  zweiten  Male  ver- 
heiratet, will  er  nun  seine  zweite  Frau  für  die  erste  halten  und  deren  Kinder 
für  diejenigen  seiner  ersten  Frau.  —  Seit  zwölf  Jahren  Waise,  jannnert  er 
über  seine  alten  Eltern  und  schreibt  ihnen  einen  Brief  toU  von  kindlicher 
Zärtlichkeit.  (Bemiim.) 

Pere  (60)  macht  Mitteilung  yon  einem  43  jährigen  Paralytiker,  der 
nach  einem  neurasthenischen  Vorstadium  an  den  typischen  Symptomen  der 
Paralyse  erkrankte.  Gleichzeitig  entwickelte  sich  Impotenz  und  Atrophie 
beider  Hoden.  Am  auffälligsten  war,  daß  mit  der  Hodenatrophie  eine  Volumen- 
zunahme  der  Schilddrüse  stattfand  derart,  daß  schließlich  die  Schilddrüse 
aus  zwei  symmetrischen  Teilen  von  Mandarinengröße  bestand.      (Bendix.) 

Lannois  und  Jambon  (100)  teilen  einen  Fall  von  progressiver  Paralyse 
eines  36  jährigen  Mannes  mit,  der  einige  Besonderheiten  darbietet.  Es  trat 
nämlich  im  Anschluß  an  eine  vorsichtig  ausgeführte  Lumbalpunktion,  bei 
der  sich  anfangs  ganz  klare,  später  aber  eine  blutige  Flüssigkeit  entleerte, 
ein  kollapsartiger  Zustand  mit  nachfolgenden  epileptiformen  Anfallen  and 
Hemiplegie  ein.  Der  Patient  ging  zu  Grunde,  und  es  wurde  eine  ausgedehnte 
Thrombose  des  rechten  Sinus  longitudinalis  superior  gefunden,  außerdem  aber 
eine  spezifische  Endaortitis  mit  gelatineartigen  Flecken,  trotzdem  der  Patient 
niemals  an  Syphilis  gelitten  haben  wollte.  (Bendix.) 

Simon  (167)  teilt  einen  Fall  von  progressiver  Paralyse  bei  einem 
43jährigen  Manne  mit,  der  erblich  schwer  belastet  war  und  an  Alkoholismus 
und  Lues  litt.  Mütterlicherseits  lag  Alkoholismus  vor,  der  Vater  hatte 
Suizid  begangen.  Er  selbst  litt  seit  seinem  15.  Jahre  an  Epilepsie,  hatte 
im  21.  Jahre  Lues.  Im  35.  Jahre  erkrankte  er  au  Alkoholdelirien  mit 
nachfolgenden  melancholischen  Erscheinungen  und  Suizidversuchen.  Seit 
einem  Jahre  stellten  sich  bei  ihm  die  charakteristischen  Anzeichen  der 
progressiven  Paralyse  ein.  S.  hebt  hervor,  daß  bei  dem  Kranken  die  here- 
ditäre Veranlagnng  für  die  Epilepsie,  der  Alkoholismus  für  die  Delirien 
und  die  Lues  für  die  progressive  Paralyse   verantwortlich   zu  machen   sind. 

(Bend^x.) 

Die  Besonderheit  des  Falles  von  Apraxie  bei  progressiver  Paralyse, 
den  Lewacdowsky  (102)  mitteilt,  liegt  in  der  außerordentlichen  Ein- 
schränkung der  motorischen  Fähigkeiten.  Der  Kranke  verfügte  nur  noch 
im  wesentlichen  über  drei  Bewegungsformen  des  linken  Armes,  die  Be- 
wegung hinter  das  Ohr,  die  Bewegung  zum  Mund  und  die  Reibbewegung 
auf  dem  Kopf.  Der  Fall  betraf  einen  36 jährigen  Tagelöhner,  der  stupurös 
war,  rechter  Arm  in  kontrakturähnlicher  Stellung,  im  rechten  Bein  leichte 
Spasmen.  Absolute  motorische  Aphasie^  kann  nichts  hervorbringen  außer 
unartikulierten  Lauten.  Wahrscheinlich  auch  sensorisch  aphasisch-sprachtaub. 
Auffallend  ist  die  Haltung  der  linken  Hand  hinter  dem  Ohr,  wie  bei 
Schwerhörigen.     Stauungspapille   und   frische  Blutungen,   die  im  Laufe  der 


Organische  Psychosen.  1081 

Beobachtung  noch  zunahmen.  Die  Sektion  ergab  eine  typische  progressive 
Paralyse.  Auffallend  war  außer  der  Apraxie  die  bei  progressiver  Paralyse 
wenig  beobachtete  Stauungspapille.  (Bettdia.) 

Für  die  ünfallpraxis  wichtig  ist  ein  von  ReiBhold  (150)  mitgeteilter 
Fall  von  Dementia  paralytica  nach  Unfall.  Erblich  nicht  belasteter  Fuhr- 
mann erlitt  Unfall,  wobei  er  auf  das  Gesäß  fiel.  Schmerz  am  Kreuz- 
bein, in  den  Beineu,  Urindrang.  Ungleiche,  träge  reagierende  Pupillen. 
Verschlimmerung  bis  zur  Arbeitsunfähigkeit,  Abnahme  der  Sehkraft,  Zittern 
in  den  Armen,  Schwindel.  Später  reflektorische  Pupillenstarre,  Kopfschmerz, 
Unruhe  der  Gesichtsmuskeln  beim  Sprechen.  Sprache  undeutlich.  Weiter- 
hin Gedächtnisabnahme,  Erregtheit,  Eifersuchtsideen  und  Sinnestäuschungen, 
Anfall  von  Bewußtlosigkeit,  später  epileptische  Anfälle,  Augenmuskellähmung. 
Im  weiteren  Verlauf  treten  die  psychopathischen  Störungen  immer  mehr 
hervor ;  Unorientiertheit,  Verwirrtheitszustände,  Sinnestäuschungen,  In- 
kontinenz der  Blase  und  des  Mastdarms.     Exitus. 

Die  Autopsie  und  mikroskopische  Untersuchung  bestätigten  die  Diagnose 
der  Dementia  paralytica. 

Lues  und  Alkoholismus  kamen  ätiologisch  nicht  in  Frage.  Ob  die 
nachgewiesene  Arteriosklerose  als  Folge  des  Unfalls  aufzufassen  ist  und  den 
Ausgang  der  progressiven  Paralyse  gebildet  hat,   ist   nicht  zu    entscheiden. 

(Bendia,) 
Es  handelt  sich  in  einem  Gutachten  Kornfeld's  (95)  über  einen 
42iäbrigen  Arbeiter,  der  nach  einem  Unfall  an  einer  mit  Geistesschwäche 
einhergehenden  Geisteskrankheit  zu  Grunde  ging,  die  im  wesentlichen  der 
progressiven  Paralyse^  glich.  K.  hält  den  Zusammenhang  der  Paralyse  mit 
dem  erlittenen  Unfall  für  sehr  wahrscheinlich  und  die  Annahme  einer 
selbständigen,  auf  chronischem  Alkoholismus  beruhenden  Paralyse  für  nicht 
begründet.  (BendUß,) 

Feilchenfeld  (59)  hat  17  Fälle  von  progressiver  Paralyse  zusammen- 
gestellt, welche  den  Beweis  liefern,  daß  schon  frühzeitig  an  der  Schrift 
Zeichen  der  beginnenden  Paralyse  zu  beobachten  sind.  Es  sei  auf  die 
zittrigen,  unsicher  ungleichmäßigen,  bald  über,  bald  unter  der  Linie, 
ineinandergeschricbenen  Zeichen  zu  achten,  ferner  auf  das  Fehlen  und  die 
selbständige  Veränderung  von  Buchstaben.  (Bendits.) 

d)  Juvenile  Form. 

Vogt  und  Franck  (185)  bereichern  die  Kasuistik  durch  einen  typischen 
Fall,  der  einen  a  priori  schwachsinnigen  (imbecillen)  Knaben  betraf.  Die 
kindliche  Paralyse  kennzeichnet  sich  durch  gewisse  Eigentümlichkeiten,  und 
zwar  durch  langsamen  Verlauf,  Hervortreten  motorischer  Reiz-  und  Ausfalls- 
erscheinungen und  die  Seltenheit  und  geringe  Intensität  der  Größenvorstellungen. 
In  seltenen  Fällen,  so  in  der  Beobachtung  der  Autoren,  treten  Größenideen 
besonders  hervor. 

Bei  dem  Mädchen  aus  der  Klientel  Zappert's  (195)  entwickelte  sich 
seit  dem  fünften  Lebensjahre  eine  rasch  zunehmende  Demenz,  derart,  daß 
das  Kind  nur  noch  lallend  spricht,  kein  Interesse  an  ihrer  Umgebung  hat 
und  unfähig  ist,  ihr  gegebene  Aufträge  auszuführen.  Ungleiche,  starre  Pupillen 
zusammen  mit  der  rasch  fortschreitenden  Demenz  sprechen  für  die  Diagnose 
einer  progressiven  Paralyse.  Der  Vater  leugnet  Lues;  doch  sind  vier  Ge- 
schwister sehr  frühzeitig  gestorben.  (Bendix,) 

Woltar  (193)  teilt  einen  Fall  von  progressiver  Paralyse  im  Kindes- 
alter mit     Idjähriger  Knabe,  Vater  leidet  an  Tbc.  pulm.,  Mutter  an  Dementia 


1082  Organische  Psychosen. 

paralytica.  Bis  zum  6.  Jahre  normal  entwickelt.  In  der  Schule  dauernd 
fortschreitende  Abnahme  der  Intelligenz,  lernt  nur  schwer  schreiben  und 
rechnen.  Mußte  im  12.  Jahre  in  die  Idiotenanstalt  aufgenommen  werden. 
Minimale  Reaktion  der  Pupillen,  Gang  unsicher,  Sprache  schlecht,  schwer 
verständlich.  Später  epileptiforme  Anfälle,  reflektorische  Pupillenstarre, 
Gang  spastisch,  sehr  starke  Patella rreflexe,  Babinski  beiderseits.  Die 
Autopsie  bestätigte  die  Diagnose  der  progressiven  Paralyse.  (Bendix.) 

e)  Prognose. 

Bei  Paralyse-Fällen  mit  stärkeren  Remissionen  ist  nach  Margain  (113) 
selten  syphilitische  Infektion  nachweisbar,  diese  Remissionen  treten  auch 
unabhängig  von  jeder  antisyphilitischen  Behandlung  auf.  Verf.  führt  16  solcher 
Pälle  aus  der  Literatur  zusammen  und  erwähnt  kurz  2  eigene  Beobachtungen. 
Jedenfalls  erscheint  die  Syphilis  nicht  als  alleinige  Ursache  der  Paralyse; 
es  gibt  entschieden  Paralysen  toxischen  Ursprungs,  die  regressiv  sind  und 
von  den  syphilitischen  progressiven  Paralysen  getrennt  werden  müssen. 

II.  Dementia  praecox. 

Klippel  und  Lhermitte  (93)  berichten  in  ihrer  für  ein  kurzes  Referat 
ungeeigneten  Arbeit  über  die  pathologische  Anatomie  und  Pathogenese  der 
verschiedenen  Arten  von  Demenz  (Dementia  praecox,  progressive  Paralyse, 
Dementia  alcoholica,  Demenz  nach  zerebralen  Herdläsionen,  Dementia  senilis). 
10  Fälle  von  verschiedenartiger  Demenz  mit  genauem  Sektionsbefund  werden 
mitgeteilt. 

Der  als  Einleitung  der  in  der  Amerikanischen  neurologischen  Ver- 
einigung im  September  1904  stattgehabten  Diskussion  über  Dementia  praecox 
gehaltene  Vortrag  von  Sachs  (159)  bemüht  sich,  eine  Abgrenzung  des  dia- 
gnostischen Begriffes  der  genannten  Krankheitsbilder  jugendlicher  Psychosen  zu 
geben,  die  an  sich  dem  Zustandsbilde,  das  von  Kraepelin  u.  a.  gezeichnet 
worden  ist,  entsprechen,  tatsächlich  nicht  zur  Demenz  führen,  sondern  zur  Heilung, 
bezw.  zu  der  Heilung  nahekommenden  stationären  Stadien  kommen;  dieselben 
rechtfertigen  nicht  die  Diagnose  der  Dementia  praecox.  Wenn  auch  zahlreiche 
Fälle  besonders  in  belastenden  Familien  dem  Bilde  der  Dementia  praecox 
entsprechen,  so  vergehen  doch  selbst  bei  solchen  bisweilen  lange  Jahre,  bevor 
es  zu  bemerkenswertem  Schwachsinn  kommt  Die  Diagnose  sollte  daher 
für  solche  Fälle  reserviert  bleiben,  bei  denen  es  schon  frühzeitig  zu  erkennbarem 
Schwachsinn  kommt.  Verf.  neigt  mehr  dazu,  auch  beim  Jugendirresein  in 
der  Diagnose  sich  an  das  Feststellen  altbekannter  Zustandsbilder  zu  halten, 
als  nur  der  Tatsache  zu  Liebe,  daß  es  sich  um  jugendlich  Erkrankte  handelt, 
ganz  verschiedene  Typen  unter  einen  Krankheitsbegriff  unterzuordnen. 

Johnstone  (87)  gibt  ein  Referat  über  die  Kraepelinsche  Dementia 
praecox. 

Dercnm  (36)  zeigt,  wie  es  zwischen  den  einzelnen  Formen  der  pementia 
praecox  —  Hebephrenie,  Katatonie,  Dementia  paranoides  —  Übergänge 
gibt,  und  wie  demnach  diese  Gruppen  nicht  scharf  von  einander  abgetrennt 
werden  können. 

Brower  (15)  bespricht  kurz  Ätiologie,  Symptomatologie,  Diagnose, 
Prognose  und  Behandlung  der  Dementia  praecox. 

Evensen  (57)  bringt  in  seinem  Buch  den  ersten  Teil  seiner  Unter- 
suchungen über  die  Geisteskrankheiten  des  jugendlichen  Alters.  Der  nächste 
Band   soll  sich  mit  dem  manisch-depressiven  Irresein  befassen.    Verf.  hat 


Organische  Psychosen.  1083 

182  an  Dementia  praecox  erkrankte  männliche  Individuen  verwertet  im 
Alter  von  14 — 26  Jahren.  Im  allgemeinen  folgt  Verf.  Kahlbaum  und 
Kr  a  e  p  e  li  n.  Eine  besondere  Abteilung  als  „Dementia  paranoides"  zu  bezeichnen, 
sieht  er  keinen  Grund,  es  genügen  die  Unterabteilungen  „Hebephrenie"  und 
„Katatonie". 

Verf.  bespricht  des  näheren  die  Symptomatologie  der  Dementia  praecox 
und  betrachtet  ausführlich  die  historische  Entwicklung  des  Begriffes  der 
K-rankheit,  Dififerentialdiagnostisch  kommen  Zwangsirresein,  moralischer 
Schwachsinn,  Epilepsie,  chronischer  Alkoholismus,  Hypochondrie,  progressive 
Paralyse,  Hysterie,  manisch-depressives  Irresein  in  Betracht. 

In  757,,  der  Fälle  besteht  in  Verf.'s  Statistik  Erblichkeit.  In  5% 
Trunksucht  des  Vater.  Körperliche  Degenerationszeichen  fanden  sich  in 
57%  der  erblich  belasteten,  in  54%  der  nicht  belasteten  Fälle.  71,3^0 
zeigten  mittelmäßige  Begabung  als  Kinder,  22  "/^^  waren  schlecht  veranlagt, 
6,7  %  standen  über  dem  Durchschnitt.  Ein  Zusammenhang  zwischen  Dementia 
praecox  und  Phthise  läßt  sich  nicht  feststellen,  wenn  auch  viele  Katatoniker 
an  Lungentuberkulose  sterben. 

Meist  beginnt  das  Leiden  nach  dem  Einsetzen  der  Pubertät,  eine  zweite 
Höhe  weist  die  Erkrankungsziffer  noch  im  24.  und  25.  Lebensjahre  auf,  dann 
tritt  mehr  die  katatone  und  paranoide  Form  auf. 

Von  den  verschiedenen  Theorien  der  Autoren  scheint  die  einer  Intoxikation 
am  meisten  für  sich  zu  haben.  Bei  2,7  ^o  trat  das  Leiden  im  Anschluß 
an  eine  Kopfverletzung  auf,  12,6  ^b  waren  dem  Trünke  ergeben.  In  3,9% 
fanden  sich  Gemütseindrücke.  Tabakmißbrauch  wird  oft  angegeben.  Etwas 
Sicheres  über  die  Ätiologie  wissen  wir  nicht. 

Prognose:  Größenideen  und  hypochondrische  Vorstellungen  sind  kein 
schlechtes  Zeichen.  Unruhe  ist  weniger  ominös  als  Gleichgültigkeit  und 
Stumpfheit.  Prognostisch  ungünstig  sind  Negativismus,  Stereotypie,  automatische 
Bewegungen,  impulsive  Handlungen  außerhalb  des  Stupors  und  stärkere 
Beteiligung  der  Gefühlssphäre. 

Hecht  (77)  bespricht  ausführlich  die  Frage  der  Dementia  praecox, 
indem  er  hauptsächlich  Kraepeliu  und  seiner  Einteilung  in  Hebephrenie, 
Katatonie  uud  Dementia  paranoides  folgt. 

McConaghey  (119)  fand  eine  große  Anzahl  von  Fällen,  welche  in 
dieKraepelinschen  Gruppen:  Hebephrenie,  Katatonie,  Dementia  paranoides 
nicht  hineinpaßten.  Er  schlägt  vor,  das  jugendliche  Irresein  einzuteilen  in 
1.  einfache,  2.  halluzinatorische,  3.  katatonische  Form  und  beschreibt  diese 
einzelnen  Formen.  Er  fand  Heilung  in  58,1  7„  der  Fälle  (gegen  21  ^^  bei 
Kraepelin).  Die  meisten  starben  an  Komplikationen  seitens  der  Lunge, 
besonders  Phthise.  Die  Prognose  ist  am  günstigsten  in  der  einfachen,  am 
ungünstigsten  in  der  katatonischen  Form. 

Pathologisch-anatomisch  wurde  nichts  Charakteristisches  gefunden. 

Die  Organotherapie  oder  Serunitherapie  blieben  ohne  Erfolg.  Kräftige, 
einfache  Kost,  Übungen  in  frischer  Luft,  Sorge  für  guten  Stuhlgang  sind 
die  besten  Heilmittel. 

Parant  (133)  kommt  zu  folgenden  Schlüssen:  Es  gibt  zweifellos 
abnorme  Geisteszustände,  die,  hauptsächlich  bei  jungen  I^euten  auftretend,  in 
Demenz  übergehen.  Diese  Zustände  kann  man  mit  dem  Namen  „Dementia 
praecox"  belegen,  man  könnte  sie  aber  ebenso  gut  „schnelle  Demenz"  bezeichnen. 

Nichts  beweist,  daß  die  Demenz  das  Primäre  ist;  die  Delirien,  die  die 
Krankheit  einleiten,  können  entweder  erst  spät  in  Demenz  übergehen  oder  einer 
völligen  Heilung  zugeführt  werden,  sie  sind  das  Wesentliche  des  Leidens. 
Fälle,  in  denen  sie  schnell  in  Demenz  übergehen,  weisen  im  übrigen  keine 


X0g4  Organische  Psychosen. 

charakteristischen  Merkmale  auf,  die  ans  ihnen  eine  besondere  Gruppe,  eine 
Krankheitßeinheit  zu  schaffen  gestatten  würden*  Weder  Symptomatologie 
noch  pathologische  Anatomie  rechtfertigen  die  Aufstellung  der  Krankheits- 
gruppe Dementia  praecox.  Unter  dieser  Flagge  segelt  eine  Reihe  rer- 
schiedenartigster  Krankheiten.  Durch  diese  neue  Benennung  hat  die 
Psychiatrie  keinen  Fortschritt  erfahren,  sondern  Schaden  gelitten. 

Stransky  (175)  skizziert  das  Krankheitsbild  der  Dementia  praecox 
ihrer  praktischen  Bedeutung  nach.  Er  unterscheidet  mit  Kraepelin  die 
hebephrene,  katatone  und  paranoide  Form,  bespricht  in  ausführlicher  Weise 
die  Symptomatologie  des  Leidens  in  psychischer  und  somatischer  Beziehung 
(unter  den  somatischen  Symptomen  erwähnt  er  besonders  die  epileptiformen 
Anfälle,  choreiforme  und  ticartige  Zuckungen,  Steigerung  der  Sehnenreflexe, 
flyp-  und  Analgesie,  Störungen  der  Speichel-  und  Schweißsekretion,  yaso- 
mo torische  und  Menstruationsstöruugen),  geht  dann  zur  pathologischen 
Anatomie  und  Ätiologie  (Autointoxikation)  über.  Als  dififerentialdiagnostisch 
in  Betracht  kommend,  erwähnt  er  die  Imbezillität,  Idoral  insanity,  Amentia, 
Manie,  Melancholie,  Hypochondrie,  Hysterie,  Neurasthenie,  epileptische 
Dämmerzustände,  chronische  Intoxikationen,  progressive  Paralyse  und  „formes 
frustes"  des  Myxödems« 

Therapeutisch  sind  zu  erwähnen :  sorgsame  Überwachung,  gute  Ernährung, 
Aufenthalt  im  Freien,  eTt.  Bettbehandlung,  Packungen,  Dauerbad,  Hyoscin 
und  Moi'phium. 

Marandon  de  Montyel  (110)  hatte  in  einem  Artikel  in  der 
Gazette  des  höpitaux  sich  lebhaft  gegen  die  Dementia  praecox  Kraepelins 
gewandt.  Seine  Ausführungen  gipfelten  in  dem  Satze,  die  Dementia 
praecox  sei  „ni  demence,  nie  precoce^.  G-egen  seine  Darlegungen, 
die  auch  die  Stellungen  der  französischen  Psychiater  überhaupt  zu  der 
Dementia  praecox  beleuchten,  wendet  sich  Mongeri.  Er  führt  entgegen 
Marandon  de  Montyels  Behauptungen  aus,  daß  doch  die  MehrBahl  der 
Dementia  praecox-Fälle  in  Verblödung  ausgingen,  daß  ferner  die  meisten 
Erkrankungen  in  jugendlichen  Jahren  tatsächlich  einsetzen.  Auch  entspreche 
die  Dementia  praecox  keineswegs  dem  degenerativen  Irresinn  Magnans, 
weil  die  Geistesstörungen  auf  degenerativer  Basis  gerade  meist  nicht  in 
Demenz  ausgingen,  und  weil  anderseits  bei  den  an  Dementia  praecox  Er- 
krankten in  der  Regel  eine  degenerative  Grundlage  fehle. 

Wenn  Marandon  de  Montyel  die  Möglichkeit  einer  präzisen  Definition 
der  Dementia  praecox  vermisse,  so  glaube  er,  daß  wenige  Worte  dazu  ausreichten. 
Es  sei  eine  anhaltende  geistige  Schwäche  von  mehr  weniger  Vollständigkeit, 
begleitet,  besonders  im  Beginn,  von  anderen  psychischen  Veränderungen 
(Halluzinationen,  Wahnvorstellungen  usw.),  und  die  sich  bei  jugendlichen 
Individuen  entwickle. 

Schott  (1B3)  fand  in  seinen  Fällen  von  Dementia  praecox  folgendes: 

In  52®/o  erbliche  Belastung;  die  direkte  Belastung  überwiegt  um  mehr 
als  die  Hälfte  über  die  indirekte.  Potus  des  Vaters  bezw.  Großvaters  väter- 
licherseits in  20  7o  der  Fälle,  Schädeltrauma  in  16  %,  neuropathische  Kon- 
stitution gleichfalls  in  16  7o-  Ii^  ^^^/o  eigentümliche  Charakteranlage.  28% 
hatten  in  der  Schule  schwer  gelernt,  40  ^/^  galten  als  gute  bis  sehr  gute 
Schüler.     28^0  waren  stets  still  und  verschlossen. 

Das  Initialstadium  der  Dementia  praecox  ist  sehr  verschieden  an  Läoge 
und  Verlauf. 

Charakterveränderungen,  unmotivierter  Bewegungsdrang,  Versagen  in  den 
praktischen  Fragen  des  Berufes  und  des  Lebens  sind  häufig  bei  Dementia 
praecox.     Ein  nicht  unerheblicher  Bruchteil  der  Verbrecher  rekrutiert  »ch 


Organische  Psychos«n.  1065 

AUS  der  Dementia  praecox,  besonders  kommen  vor  Bettel,  Landstreicherei, 
Körperrerletzung,  Zuhältertum,  Exhibitioni^nus.  Brandstiftung,  Eahnenflucht. 

Zuweilen  beginnt  die  Psychose  ganz  plötzlich  und  überraschend. 

Therapie :  nicht  zu  lange  Zeit  währende  Bettbehandlung,  individualisierende 
Behandlung,  Erziehung  zur  Arbeit. 

Seh.  erkennt  die  Dementia  praecox  als  besonderes  Krankheitsbild  an 
und  legt  ihm  besonders  eine  Bedeutung  für  die  Stellung  der  Prognose  bei. 

Marandon  de  Montyel  (108)  polemisiert  gegen  Kraepelin  und 
Deny,  welche  die  Paranoia  in  das  Krankheitsbild  der  Dementia  praecox 
hineingezogen  haben.  Er  will  der  deutschen  Psychiatrie  ihre  Dementia  praecox 
lassen,  möchte  aber  der  französischen  Schule  die  von  ihr  entdeckte  Paranoia 
unversehrt  erhalten  wissen.  Frankreich  mufi  im  Kampf  gegen  die  Irrenärzte 
jenseits  des  Bheins  die  von  Morel,  Las^gue,  Foville  und  Magnan  ge- 
schaffene und  klargestellte  Paranoia,  die  den  klinischen  Tatsachen  yollauf 
entspricht,  energisch  verteidigen.  (!!) 

Pfendorff  (139)  bringt  6  Fälle  von  Dementia  praecox,  bei  denen 
die  depressive  Stimmung  das  wesentliche  Symptom  des  Zustandsbildes  dar- 
stellte* 

Bezüglich  der  Art  der  Depression  ergeben  diese  Fälle  (im  Vergleich 
zu  der  Depression  des  maniseb-depressiven  Irreseins)  folgendes: 

1.  Die  Stärke  des  Affekts  ist  nicht  exzessiv.  Die  Affektäußerung  ist  leicht 
zu  unterbrechen,  zeigt  jedoch  in  ihrem  Abiauf  keine  Intensitätsschwankungen. 

2.  Die  Wahnideen  und  Sinnestäuschungen  sind  inhaltlich  von  den  im 
manisch-depressiven  Irresein  vorkommenden  nicht  verschieden.  Sie  zeigen 
jedoch  in  ihrem  klinischen  Auftreten  eine  bestimmte  Gruppierung;  sie  treten 
nicht  vereinzelt,  sondern  nach  Gruppen  mit  gemeinschaftlicher  Affektbetonung 
in  Erscheinung.  Dies  trifft,  im  Gegensatz  zum  manisch-depressiven  Misch- 
zttstaade,  nicht  zu  bei  den  intestinalen  Wahnideen,  die  hier  einzelne  Orgaoe 
betreffen,  im  Mischzustand  meist  Körpersegmente.  Trotz  der  Affektschwäche 
ist  die  depressive  Eigenbeziehung  stark  entwickelt.  Es  finden  sich 
Schwankungen  der  inteUektuelien  Leistungen,  die  nicht  auf  motorischer 
Hemmung  beruhen. 

3.  Wenn  auch  sämtliche  Symptome  nur  bei  bestehender  Depression 
produziert  werden,  so  stellt  doch  der  wechselnde  Turnus  ihres  Auftretens 
eine  selbständige  Beizerscheinung  dar,  denen  keine  Affektschwankungen 
entsprechen. 

4.  Der  bereits  bestehende  Defekt  äußert  sich  in  der  Urteilsschwäche. 
In  der  llehrzabl  der  Fälle  stellt  die  Depression  nicht  den  ersten  Anfall 

der  Krankheit  dar. 

Verf.  geht  dann  des  näheren  auf  die  Bemissionen  bei  der  Dementia 
praecox  ein.  In  demselben  zeigen  sich  die  Zustandsbilder  der  gemütlichen 
Verblödung  in  allen  ihren  Abstufungen. 

Nach  der  Stufe  der  Affektschwäche  selbst  unterscheidet  Verf.  2  Arten 
von  Bemissionen: 

1.  Die  Affektlage  ist  labil;  exzessive  Affektäußerungen,  meist  monoton 
depressiv,  erfolgen  auf  geringe  Beize.  Es  treten  häufig  spontane  Depressionen 
von  kurzer  Dauer  auf. 

2.  Es  besteht  Indifferenz  der  Affektlage  bei  erhaltenem  Interesse  für 
die  AUtagsbescbäftigung.  Der  Kranke  ist  stärkerer  Affektregungen  verlustig 
gegangen.     Es  fehlen  jegliche  periodische  Erscheinungen. 

Dromard  (45)  teilt  die  Stereotypieen  bei  Dementia  praecox  ein  in: 
akinetische  oder  Haltungsstereotypieen  und  parakinetische  oder  Bewegungs- 
stereotypieen.     Von  ersteren  unterscheidet  er  totale  und  partielle  (Nahrungs- 


1086  Organische  Psychosen. 

Verweigerung,  Miitismus),  von  letzteren  Stereotypieen  der  Sprache,  der  Schrift, 
der  Mimik,  des  Ganges  und  die  komplizierten  beim  Handeln.  Verf.  bespricht 
des  näheren  diese  einzelnen  Formen,  insbesondere  auch  ihre  Häufigkeit,  ihren 
diagnostischen  und  prognostischen  Wert. 

Dromard  (44)  kommt  zu  folgenden  Schlüssen :  Nahrungsverweigerung 
und  Mutismus  können  bei  der  Dementia  praecox  hervorgerufen  werden 

1.  durch  eine  bewußte  und  willkürliche  Aktivität  (z.  B.  infolge  einer 
Wahnidee), 

2.  durch  eine  sekundäre  automatische  Aktivität  (Stereotypie), 

3.  durch  eine  primäre  automatische  Aktivität  (Negativismus), 

4.  durch  das  Fehlen  von  Aktivität  (Stupor  oder  Demenz). 

Aus  der  Ursache,  die  zu  Nahrungsverweigerung  oder  Mutismus  fuhrt, 
wird  man  airf  die  Psychologie  und  Prognose  des  entsprechenden  Falles  schließen 
können. 

Kaiser  (89)  berichtet  über  folgenden  Fall: 

Erblich  belastete,  bis  zum  22.  Lebensjahre  gesunde  Patientin  erkrankt 
plötzlich  an  depressiver  Geistesstörung  mit  Nahrungsverweigerung.  Nach  einigen 
Monaten  katatonischer  Stupor.  Dann  2  Jahre  lang  manischer  Erregungs- 
zustand mit  motorischer  Unruhe,  Zerstörungssucht  und  Vorbeireden.  Unter 
allmählicher  Beruhigung  tritt  darauf  ein  progressiver  Schwachsinn  auf. 
Schließlich  bestanden  ihre  Äußerungen  nur  noch  in  Schreien  und  Heulen, 
sie  war  zeitweise  sehr  gefräßig,  zu  anderen  Zeiten  verweigerte  sie  die  Nahrung, 
gleichzeitig  häufiger  Erbrechen  und  Parese  beider  Beine.  Seit  1902  Anfälle 
von  Bewußtlosigkeit  und  Jacksonscher  Epilepsie  mit  Zuckungen  in  der 
rechten  Körperhälfte.  Keine  Stauungspapille.  Lähmung  des  rechten  Armes 
mit  tonischer  Muskelstarre. 

Autopsie:  Gliomatose  der  rechten  Hemisphäre  mit  Blutungen  und 
Erweichungsherden.     Pachy-   und  Leptomeningitis   der  ganzen   Konvexitäu 

Verf.  meint,  daß  bei  der  schon  bestehenden  Disposition  zur  Erkrankung 
an  Dementia  praecox  durch  den  Tumor  der  Anstoß  zum  Ausbruch  der 
Geistesstörung  gegeben  wurde.  Das  langsame  Wachstum  der  Geschwulst 
erklärt  das  späte  Auftreten  körperlicher  Symptome.  Da  letztere  rechtsseitig 
lokalisiert  sind,  muß  auch  die  linke  Hemisphäre  in  Mitleidenschaft  gezogen 
worden  sein. 

Schott  (164)  gibt  die  Krankheitsgeschichten  von  6  Mördern  wieder, 
die  zur  Zeit  ihrer  Aburteilung  dem  medizinischen  Sachverständigen  keinerlei 
Anhaltungspunkte  zur  Annahme  einer  bestehenden  geistigen  Minderwertigkeit 
oder  einer  Geisteskrankheit  boten.  Trotzdem  wurde  bei  allen  6  Verbrechern 
im  Verlaufe  der  Strafverbüßung  eine  Dementia  praecox  manifest 

Verf.  kommt  nun  bei  genauer  Prüfung  dieser  Fälle  zu  der  Ansicht, 
daß  sich  wenigstens  bei  4  dieser  5  Mörder  schon  zur  Zeit  ihres  Verbrechens 
ein  psychopathisches  Moment  zur  Diagnose  der  bevorstehenden  Dementia 
praecox  hätte  finden  lassen.  Insbesondere  ist  dabei  auf  die  von  Kraepelin 
zuerst  hervorgehobene  Charakterverändenmg  als  Vorboten  der  Geistesstörung 
zu  achten.  Teils  die  auffallenden  Umschläge  von  Gemütsstimmungen,  teils 
die  Steigerung  vorhandener  Absonderlichkeiten,  oder  auch  Mangel  an  Ziel- 
bewußtsein, Konzentrationsvermögen,  Stumpfheit  des  Gemüts,  Gedankenarmut 
und  ähnliche  Charakterveränderungen  sind  wichtige  Momente  in  den  Initial- 
Stadien  der  Dementia  praecox. 

Lomer  (104)  hat  sich  zur  Aufgabe  gestellt,  dem  Wesen  und  der  ver- 
mutlichen Ursache  des  Leidens  an  der  Hand  des  umfangreichen  Materials 
der  Frauenabteilung  der  Proviuzial-Irrenanstalt  Neustadt-Holstein  nachzu- 
forschen.    Von    den    365    weiblichen  Insassen  litten   86,  d.  h.   23,6  v.  H. 


Organische  Psychosen.  1087 

an  Dementia  praecox.  In  Bezug  auf  hereditäre  Belastung  stehen  die  paranoiden 
Frauen  mit  95,7  %  «^  höchsten,  die  katatonischen  mit  85,6  %  am  tiefsten. 
Eine  Kombination  von  Geisteskrankheit  und  Alkoholismus  der  Eltern  scheint 
mehr  zu  katatoner,  eine  solche  von  Geisteskrankheit  und  Neurasthenie  mehr 
zu  hebephrener  Erkrankung  der  Nachkommenschaft  zu  disponieren.  Bei 
einseitiger  Belastung  liegen  die  Verhältnisse  möglicherweise  so,  daß  bei  größerer 
spezifisch  psychopathischer  Vererbungskraft  des  Vaters  vorwiegend  der 
katatonische,  bei  solcher  der  Mutter  der  hebephrenische  Symptomenkomplex 
sich  herausbildet. 

Ein  großer  Prozentsatz  der  Kranken  hat  bereits  vor  dem  Eintreten 
der  Psychose  Anzeichen  von  somatischer  Erkrankung  oder  psychischer  Ab- 
normität. 

Bei  der  Entstehung  der  Dementia  praecox  sowohl,  als  auch  was  den 
weiteren  Verlauf  derselben  betrifft,  tritt  das  sexuelle  Element  in  ganz  ungeahntem 
Maße  in  den  Vordergrund.  Kein  Erkrankungsfall  trat  vor  der  Pubertät 
auf.  35  von  den  86  Fällen  erkrankten  im  Anschluß  an  sexuelle  Vorgänge 
oder  psychische  mit  der  Sexualsphäre  in  Beziehung  stehende  Erlebnisse. 
Bei  69  Kranken  waren  die  Menses  von  mehr  weniger  heftigen  Aufregungs- 
zuständen  begleitet;  fast  alle  Kranken  litten  auch  an  außermenstruellen 
regelmäßig  wiederkehrenden  Erregungszuständen,  die  mit  Übergang  ins  Klimak- 
terium an  Stärke  und  Zahl  abnahmen.  48,8  7o  ließen  einen  mehr  oder 
weniger  gesteigerten  Geschlechtstrieb  erkennen  und  sexuelle  oder  sexuell  betonte 
Sinnestäuschungen,  besonders  auf  akustischem  Gebiete,  traten  besonders  bei 
der  Katatonikergruppe  hervor. 

Diese  Beziehungen  des  Krankheitsbildes  zur  Sexualsphäre  scheinen  dem 
Verf.  nicht  zufällige  zu  sein,  sondern  darin  begründet,  daß  bei  der  Dementia 
praecox  eine  pathologische  Veränderung  der  inneren  Sekretion  der  Ovarien 
besteht;  mögUchei-weise  eine  Hypersekretion  mit  nachfolgender  Minder- 
sekretion, wofüi'  die  mit  eintretender  Verblödung  oft  zunehmende  Fett- 
leibigkeit der  Kranken  spricht.  Bei  der  fundameutellen  Bedeutung  der  normalen 
inneren  Sekretion  für  die  Entwicklung  von  Geist  und  Körper  in  der  Pubertäts- 
zeit muß  ein  abnormes  Verhalten  dieser  Funktion  auch  auf  die  Psyche  in 
anderer  Weise  gestaltend  einwirken,  als  unter  gewöhnlichen  Umständen. 

Als  Konsequenz  dieser  Anschauung  ergibt  sich  die  Möglichkeit  der 
Heilung  oder  weitgehenden  Besserung  der  Dementia  praecox  durch  möglichst 
frühzeitige  doppelseitige  Kastration,  wie  sie  seiner  Zeit  schon  von  Goodell 
bei  den  menstruellen  Psychosen  mit  Erfolg  versucht  worden  ist. 

Decsi  (34)  erblickt  in  der  klinischen  Zusammenfassung  der  Dementia 
praecox,  Hebephrenie,  Katatonie  und  paranoiden  Demenz  nicht  bloß  einen 
wesentlichen  Fortschritt  der  psychiatrischen  Forschung,  sondern  eine  besondere 
prognostische  Wichtigkeit  und  eine  Annäherung  zur  richtigen  klinischen 
Wertung  der  Psychosen.  Die  Dementia  praecox  kann  derzeit  bloß  ein 
klinischer  Begriff  sein ;  vom  ätiologischen  und  anatomischen  Standpunkte  steht 
dieser  Begriff'  noch  weit  von  seiner  endgültigen  Lösung.         (Hudovernig.) 

Mondio  (123)  teilt  die  Krankengeschichten  von  6  Fällen  von  Dementia 
praecox-Kranken  mit,  bei  denen  er  Gelegenheit  hatte,  das  Gehirn  einer 
anatomischen  Untersuchung  zu  unterziehen.  An  allen  diesen  Gehirnen  be- 
schreibt er  eine  Anzahl  von  Asymmetrien  in  der  Gestaltung  der  Windungen 
und  der  Formation,  die  für  ihn  als  Zeichen  einer  starken  Degeneration,  eines 
atavistischen  Typus  angesprochen  werden.  Bei  der  mikroskopischen  Unter- 
suchung will  er  sehr  starke  Veränderungen  der  Ganglienzellen  beobachtet 
haben  und  zwar  gerade  solche,  wie  sie  von  anderen  Autoren  bei  den  ver- 
schiedensten Vergiftungen  und  bei  Idioten  gefunden  worden  sind,  d.  h.  mit 


2088  Orgamache  FsychoseQ. 

anderen  Worten,  er  hat  bei  seinen  Untersuchungea  alle  möglichen  VeräoderungeD 
gesehen.  Diese  Vielseitigkeit  der  Veränderungen  spricht  unserer  Ansicht 
nach  redit  deutlich  gegen  die  Verwertbarkeit  der  erhobenen  Befunde.  Wer 
bei  der  Anwendung  der  Kisslschen  Methode  sich  der  Fixierung  in  Sublimat 
bedient,  wie  es  der  Verf.  zu  tun  pflegt,  vermag  kaum  ein  wandsfreie  Präparate 
ZM  erhalten.  Neben  der  sogenannten  Nissischen  Methode  wurde  noch  die 
Oolgische  Methode  in  Anwendung  gebracht,  die  für  histo-pathologische  Unter- 
suchungen doch  noch  zu  unsichere  Resultate  zu  geben  pflegt.  Schließlich 
hat  der  Autor  noch  26  Fälle  zusammengestellt,  aus  denen  er  nur  unbedeutende 
Schlüsse  zu  ziehen  im  stände  ist.  Die  Häufigkeit  der  degenerativeu  hereditären 
Belastung  fällt  ihm  auf,  ferner  die  Tatsache,  daß  die  allermeisten  der  Kranken 
von  jeher  schlecht  oder  wenig  begabt  waren.  So  meint  er  denn,  den  Sdünß 
ziehen  zu  können:  die  Dementia  praecox  ist  eine  degenerative  Krankheit, 
die  ein  von  Haus  aus  geschwächtes  Gehirn  trifft  und  zwar  in  ^ner  Ent- 
wicklungsperiode, in  der  besonders  hohe  Anforderungen  an  das  Gehirn  ge- 
stellt werden.  (Merzbadur,) 

Die  Arbeit  Burzio's  (20)  enthält  11  Sektionsprotokolle  ohne  Mitteilung 
des  mikroskopischen  Befundes  und  der  Krankengeschichten.     (Merzbadier.) 

Sandri  (161a)  hat  bei  40  Dementia  praecox-Kranken  das  Blut  anf 
das  Verhältnis  der  einzelnen  Elemente  zueinander  untersucht.  Die  absolute 
Zahil  an  und  für  sich  scheint  nicht  wesentlich  verändert  zu  sein;  dagegen 
scheint  für  alle  Formen  der  Dementia  praecox-Gruppe  eine  leichte  Steigerung 
der  absoluten  Zahl  der  weißen  Blutkörperchen  sich  einzustellen.  Die  ver- 
schiedenen Formen  der  weißen  Blutkörperchen  wieder  erfahren  quantitativ 
eine  Verschiebung  bei  den  verschiedenen  Gruppen  dieser  Erkrankung:  bei 
der  Katatonie  nämlich  tritt  eine  erhebliche  Vermehrung  der  mononukleären 
Elemente  ein,  während  die  polynukleären  Elemente  im  Gegensatz  zurHebephrenie 
eine  Verminderung  erfahren.  Die  quantitative  Verschiebung  der  Eiemeote 
zueinander  tritt  schon  sehr  bald  nach  Be^nn  der  Erkrankung  zu  Tage  und 
ist  bei  den  frischen  Formen  ebenso  deutlich  nachweisbar  wie  bei  den  chronischen. 
Besonders  lehrreich  war  für  den  Autor  ein  Fall,  der  zunächst  unter  dem 
Bilde  der  Hebephrenie  verlief  und  auch  die  entsprechende  cytologische  Formel 
zeigte  und  dann  plötzlich  typisch  katatonische  Symptomenkomplexe  aufwies. 
Mit  dem  Einsetzen  derselben  nahm  auch  die  Zahl  der  mononukleären 
Elemente  zu,  während  die  polynukleären  eine  deutliche  Abnahme  aufwiesen. 
Die  Veränderungen  in  der  Zusammensetzung  des  Blutes  führt  der  Autor 
auf  eine  wahrscheinlich  vorhandene  Intoxikation  zurück.  (Merzbadur,) 

Bei  einem  jungen  Mädchen,  das  in  einem  Depressionszustand,  der 
physiologisch  bedingt  sein  könnte,  aus  dem  Fenster  sich  stürzte  und  mne 
schwere  Kopfverletzung  davon  ting,  sah  d'Ormea  (130  a)  eine  klassische 
Dementia  praecox  sich  entwickeln.  Nach  Ansicht  des  Verf.  kann  weder  im 
speziellen  Fall,  noch  überhaupt  im  allgemeinen  bei  der  ganzen  Natur  des 
pathologisch-anatomischen  Prozesses  und  angesichts  der  mutmaßlichen  Ursachen 
der  Dementia  praecox  das  Trauma  in  genetischen  Zusammenhang  mit  dieser 
Psychose  gebracht  werden;  das  Trauma  kann  höchstens  als  eine  auslösende 
Ursache  in  Betracht  kommen.  (Nach  Ansicht  des  Eef.  geschah  der  Suirid- 
versuch  bei  einer  Patientin,  die  bereits  manifeste  Symptome  der  Erkrankung 
zeigte.)  (Merzbacher.) 

Masoin  (117)  beobachtete  unter  65  an  Dementia  praecox  leidenden 
Patienten  fünfmal  epileptiforme  Anfälle.  Bei  dem  ersten  von  ihm  kurz 
beschriebenen  Fall  traten  aligemeine  Konvulsionen  auf,  im  zweiten  Falle 
waren  tonisch-klonische  Anfälle  von  kurzer  Dauer  beobachtet  worden.  Der 
dritte  Fall  zeichnete  sich  durch  häufige  Krisen  von  kürzerer  Dauer  aus.    Das 


Organische  Psychosec.  1089 

Bewußtsein  war  stets  erhalten.  Auch  im  vierten  Falle  war  das  Bewußtsein 
nicht  gestört  während  des  typisch  epileptischen  Anfalles.  Erst  später  trat 
auch  Bewußtlosigkeit  auf.  Im  fünften  Falle  lagen  ganz  zweifellose  epileptische 
Attacken  vor.  (ßmdix.) 

Stransky  (176)  führt  folgendes  aus:  Die  im  vorgeschrittenen  Alter 
auftretenden  Verblödungspsychosen  lassen  sich  nicht  restlos  in  die  zur  Zeit 
Geltung  habenden  Gruppen  einreihen.  Es  bleibt  eine  kleine  Zahl  „atypischer" 
Fälle  da  und  dort  zurück,  die  meist  faute  de  mieux  als  Appendix  der 
symptomatologisch  relativ  nächstverwandten  Krankheitsgruppe  geführt  zu 
werden  pflegen.  Verf.  versucht,  einige  Fälle  solcher  Art  unter  der  an  sich 
unpräjudizierlichen  provisorischen  Bezeichnung  „Dementia  tardiva"  zusammen- 
zufassen. Meist  erinnern  diese  durchgehends  im  reifen  Alter  einsetzenden 
Psychosen  im  Beginn  oder  in  späteren  Phasen  passager  an  eine  Hallucinose, 
um  sich  aber  alsbald  von  diesem  Bilde  immer  mehr  zu  entfernen.  Es  kam 
im  weiteren  Verfolge  zur  Bildung  verschiedenartiger,  nicht  sehr  koordinierter 
Wahnelemente,  während  manche  Züge  andeutungsweise  an  katatone  Zustands- 
bilder  anklangen.  Verf.  sucht  zu  zeigen,  daß  eine  einfache  Subsumption 
unter  die  Dementia  praecox  kaum  viel  mehr  Berechtigung  haben  dürfte,  als 
etwa  unter  die  Paranoia-Gruppe.  Auch  mit  der  Dementia  paranoides  erscheint 
ihm  eine  Identifizierung  nicht  recht  indiziert.  Den  Ausgang  dieser  Erkrankung 
bildet  ein  mehr  minder  erheblicher,  doch  mit  dem  katatonischen  seiner  Er- 
scheinungsform nach  nicht  identischer  psychischer  Schwächezustand. 

Einen  Kasus  alkoholischer  Genese  will  Verf.  aus  diesem  Grunde  nicht 
direkt  mithineinbeziehen.  Zwei  Beobachtungen  von  Katatonie  mit  Beginn 
im  reifen  Lebensalter  werden  als  Vergleichsfäile  mitgeteilt. 

Dupre  (49)  teilt  einen  Fall  von  chronischem  „Puerilismus"  bei  einer 
80  jährigen,  an  seniler  Demenz  leidenden  Frau  mit.  Diese  zeigte  nach  einem 
transitorischen  linksseitigen  Schlaganfall  die  Zeichen  seniler  Demenz  und 
begann  plötzlich  die  Manieren,  den  Ton  und  die  Sprache  eines  kleinen  Mädchens 
anzunehmen.  Bat  sich  Puppen  aus  und  benahm  sich  während  einiger  Monate 
wie  ein  Kind,  bis  sie  in  völlige  Verblödung  verfiel.  (Bendia.) 

Postowsky  (142  a)  fand  in  seinen  beiden  Fällen  Bewußtseinstrübung, 
Defekte  des  Intellekts,  Gedächtnisschwäche  für  die  Gegenwart  und  jüngste 
Vergangenheit,  Alteration  des  Gefühlslebens,  wechselvollen  Verlauf,  konko- 
mittierende  nervöse  Erscheinungen,  Kopfschmerzen,  epileptoide  Anfälle, 
inkomplette  Hautanalgesie,  Syphiliseruptionen  auf  dem  Körper.  P.  grenzt 
eine  stuporöse  Form  der  syphilitischen  Demenz  ab.  Die  syphilitischen 
Psychosen  nehmen  eine  besondere  Stellung  in  der  Klassifikation  der  Psychosen 
ein.  (Krön,) 

Die  Grundlage  der  Untersuchungen  Albrecht's  (3)  über  die  Dementia 
praecox  bildet  das  Krankenmaterial  der  Anstalt  Treptow  a.  K.  Unter  den 
innerhalb  von  4  Jahren  aufgenommenen  693  Kranken  waren  202  Fälle  von 
Dementia  praecox.  A.  rubriziert  seine  Fälle  unter  drei  Formen,  welche  ein 
bestimmtes  Krankheitsbild  darbieten.  Zur  hehephreuiscben  Form  rechnet  er 
diejenigen  Fälle,  bei  denen  im  Vordergrund  des  Krankheitsbildes  dauernd 
eine  geistige  Schwäche  mehr  oder  minder  hohen  Grades  steht:  Sinnes- 
täaschungen,  Wahnideen  und  katatone  Symptome  traten  wohl  vorübergehend 
auf,  nahmen  aber  niemals  ein  das  Krankheitsbild  beherrendes  Gepräge  an 
und  traten  namentlich  in  den  Endzuständen  fast  ganz  zurück.  —  Unter  den 
katatonen  Formen  versteht  er  solche  Zustände  von  in  Schwachsinn  aus- 
gehenden Stupor  oder  Erregung,  die  Negativismus,  Impulsivität,  Verschroben- 
heiten und  Manirieren,  Stereotypien,  Suggestibilität,  Katalepsie,  echoartige  Zu- 
stände  deutlich   und   dauernd   auch  in  den  Endzuständen  darboten.  —  Die 

Jahresbericht  f.  Neurologie  u.  Psychiatrie  1906.  69 


1090  Krimmelle  Anthropologie. 

Dementia  paranoides  weist  neben  den  Erscheinungen  einer  rasch  mch  ent- 
wickelnden psychischen  Schwäche  unter  Erhaltung  der  Besonnenheit,  Wahn- 
ideern  und  meist  auch  Sinnestäuschntigen  als  hervorstechendes  Krankbeits- 
Symptom  auf.  A.  fand  nur  2^0  (4  Fälle)  Heilungen  und  17%  (32)  Heilungen 
mit  Defekt.  (Bendix.) 


Krimuslle  Antluropologie. 

Referent:  Dr.  Max  Kötscher-Hubertusburg. 

1.  All«n,  Dndley  P.,  Gase  of  flermaphrodlte.     Annais  of  Siirgery.     Dez.,  p.  901. 
'2.  Andreotti,  Alfredo,  La  forma  psichica  del  Reato.     Saggio  di  Morfologia  gioridicA 
del  Reato.     Casal  maggiore.     G.  Graaato.     1904. 

3.  Angiolella,  Öaetano,  lieber  die  biologische  Entstehung  des  Verbrechens.  Honats- 
schrift  f.  Kriminalpsychol.  2.  Jahrg.,  p.  241  und  11  Manicomio.  Anno  XXI.  No.  2, 
p.  219. 

4.  Anonym,  Affaire  Rachel  Qaltie.  (L'empoisonneuse  de  Saint-Clar.)  Archives  d' An- 
thropologie criminelle.     T.  XX,  No.  134,  p.  81. 

5.  Antheaume  et  Parrot,  Un  cas  dUnversion  se^nelle.  Annales  medico-psychol. 
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Med.  and  Surg.  Joum.     IV,  186—188. 

7.  Attentats  ä  la  pudeur  sur  deux  soeurs  agees  de  17  et  de  10  ans.  3Ied.  inf.  Par. 
495—498. 

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9.  Audiffrent,  Des  maladies  de  l'activite.  Archives  d'Anthropol.  crim.  Tome  XX, 
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10.  Auzimour,  Sobriete  et  resistance  des  Arabes.     Thöse  de  Montpellier. 

11.  Bassi,  Roberto,  Di  due  stalloni  di  indole  maligna  e  lunatica  con  asimmetria  crania 
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lla.Baudouin,  Marcel,  Trois  cas  d'albinisme  partiel.  Bull,  et  mem.  de  la  Soc.  d'Antrop. 
de  Paris.     5.  S.  T.  VII,  No.  5—6,  p.  459. 

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13.  Derselbe,  Eine  14jährige  Brandlegerin.     ibidem.     Band  21,  p.  269. 

14.  Beling,  Ernst,  Die  Lehre  vom  Verbrechen.     Tübingen.     J.  C.  B.  Mohr. 

15.  Bellanger,  A.,  Les  theories  modernes  de  la  criminalite.  Quin^aine.  Paris.  XIII. 
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16.  Belli tii,  Giulio,  Onanista  precoce  e  psicopatico  sessuale  con  fenomeni  di  telepatia. 
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20.  Berillon,  La  Simulation  envisagce  comme  fait  de  parasitisme  social.  Archires  de 
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21.  Bertz,  Eduard,  AValt  "Whitman.  Jahrbuch  für  sexuelle  Zwischenstufen.  VII.  Jahrg. 
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Kriminel]e  Antfaropologre.  1091 

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30.  Derselbe,  Steatopigia  in  Prostitute,     ibidem.     Vol.  26,  p.  257. 

31.  Derselbe,  La  larghezza  della  bocca  nei  normali  e  nei  criminali.  ibidem.  Vol.  XXVI, 
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32.  Bloch,  Iwan,  Die   Perversen.     Moderne  Streitfragen.     No.  6.     Berlin.     Pan -Verlag. 
32a.Blocher.   £.,  Der   Absinth   in   der   Schweiz.     Internat.  Monafcssohr.   z.  Erforsch,  d. 

Alkoholismus.     Basel.     XV.     353—359. 

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34.  Derselbe,  Imbecilidade  e  crime,     ibidem.     No.  II  p.  86. 

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39.  Derselbe,  Acto  criminoso  d'une  allucinado.     ibidem.     No.  40,  p.  818. 

40.  Derselbe,  Os  doidos  na  Penitenciaria.     ibidem.     No.  43,  p.  341;  No.  44  p.  347. 

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43.  Bon  nette,  Deux  tentatives  de  suicide  ou  de  mutilation  par  coups  de  feu  Lebel  k 
bout  portant.     Caducee.     V.     2H1. 

44.  Booth,  D.  S.,  Erotomania.  Gase  of  Exhibitionism.  A  Medico-legal  Study.  Alienist. 
and  Neurologist.     February. 

45.  Boxich,  G.  L.,  Contributo  allo  studio  morfologico-clinico  e  antropologico  dei  delin- 
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48.  Braune,  Fall  von  konträrer  Sexualempfindung.  Gutachten.  Vierteljahrsschrift  für 
gerichtliche  Medizin.     Bd.  XXIX,  Supplementheft,  p.  82. 

49.  Büttner,  Georg,  Moralisch  schwachsinnige  Kinder.  Zeitschrift  für  die  Behandlung 
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50.  Calon,  Eugene  C,  La  mafia.     Notas  sobre  la  criminalidad  en  Sicilia.     Madrid. 

51.  Coccard,  Roguet  et  Jagot,  lucendres  volontaires.  Arch.  med.  d'Angers.  IX. 
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52.  Codeluppi,  V.,  Peculato  e  falsi  di  un  uranista.  Scuola  positiva.  Roma.  2.  s.  III. 
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53.  Corned,  P.,  Microtie  congenitale  du  pavillon  de  l'oreille  droite  avec  imperforation 
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54.  Crothers,  T.  D.,  Should  Inebriates  be  Punished  for  Crime  by  Death?  The  Journal 
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58.  Davis,  J.  L.,  Suicide;  with  Some  Illustrative  Cases.  3[ed.  Exam.  and  Pract.  N.-Y. 
XV.     840—842. 

59.  Debove,  Ambroise  Pare.  (12  lettres  ornees,  5  fig.,  4  planches.)  Nouvelle  Icono- 
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60.  Decorse,  J..  Le  tatouage,  les  mutilations  ethniques  et  la  parure  chez  les  populations 
du  Soudan.     Anthropologie.     XVI.     129—147. 

61.  Decroly,  0.,  Contribution  a  l'otude  de  l'arrieration  mentale,  les  frontiferes  anthro- 
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62.  Delie,  Relations  entre  le  nez  et  les  organes  genito-urinaires.  Revue  hebd.  de  Laryugol. 
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69* 


1092  Kriminelle  Anthropologie. 

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de  Paris.     6.  S.  T.  VIL  No.  5—6.  p.  379. 
68.  DochoWf  F.,  Ueber  kriminalstatistische  Einzeluntersuchungen.    Monatsschr.  f.  Krimi- 

nalpsychol.    I.  Jahrg.,  p.  643.     (Spreehsaal.) 

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65.  Donath,  Julius,  Zur  Psychopathologie  der  sexuellen  Perversionen.  Archiv  fär 
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66.  Dromard  et  Levassort,  Deux  cas  de  perversion  instioctive  avec  precocite  sexuelle 
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67.  Drucker,  W.,  Ueber  den  Antialkoholismus.     Budapesti  Orvosi  üjsag.     No.  37 — 40. 
67a.Derselbe,  Nochmals  über  den  Antialkoholismus.     ibidem. 

68.  Drucker,  Viktor,  Noch  einmal  über  den  Antialkoholismus.  Budapesti  Orvosi  Ujsay. 
No.  40. 

69.  Dubois-Desaulle,  G.,  Etüde  sur  la  bestialite  au  point  de  vue  historique,  medical 
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70.  Dumas,  G.,  Un  cas  de  fetichisme  et  d'automasochisme  associes.  Journ.  de  psychol. 
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71.  Eccles,  W.  Max  A.,  Alcohol  as  a  Factor  in  the  Individual  and  the  Race.  Brit. 
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72.  Ehmer,  R.,  Ein  Motiv  für  Brandbriefe.     Arch.  f.  Krim.-Anthrop.     XX.    86. 

73.  Eller,  Fritz,  Ein  Vorlagebuch  für  Tätowierungen.  Archiv  für  Kriminalanthropologie. 
Band  19,  p.  60. 

74.  EUis,  Havelock,  Erotic  Symbolism.     Medecine.     October. 

75.  Evans,  T.  H.,  The  Epileptic  Criminal;  with  Report  of  Two  Gases.  Medical  Record. 
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76.  Fabian!,  P.,  Per  Gorvo  Raffaelo  accusato  di  omicidio  volontario.  N.  scuola  med. 
napol.     XXI,  fasc.  2,  1—8. 

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Band  21,  p.  278. 

78.  Fere,  Gh.,  Note  sur  une  anomalie  de  l'instinct  sexuel:  Gerontophilie.  Journal  de 
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79.  Derselbe,  Gontribution  k  l'etude  des  anomalies  de  developpement  des  aponevroses 
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80.  Derselbe,  Note  sur  une  anomalie  de  l'instinct  sexuel;  ergophilie.  Beige  med.  Brux. 
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81.  Derselbe,  Gontribution  k  la  pathologie  de  la  masturbation.  Annales  des  maiadies 
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82.  Derselbe,  Quelques  mots  sur  l'onanisme.     ibidem.     XXTTT.     621 — 628. 

83.  Derselbe,  Les  empreintes  digitales  dans  plusieurs  groupes  des  psychopathes.  Joumil 
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84.  Derselbe,  La  Gastration  contre  l'inversion  sexuelle.    Revue  de  Ghirurgie.    No.  3,  p.  293. 

85.  Derselbe  et  Perrin,  J.,  Note  sur  des  anomalies  des  doigts  et  en  particulier  du  petit 
doigt  valgus.     ibidem.     No.  1,  p.  66. 

86.  Fischer,  W.,  Kriminalprozesse  aller  Zeiten.  5.  u.  6.  Band:  Mord-  und  Lustmord- 
prozesse.  Räuber-  und  audere  Prozesse.  Weibliche  Straßenräuber.  Berühmte  Justiz- 
morde und  Zauberprozesse.  Interessante  Gattenmörderinnen.  Attcnlatsprozesse  gegen 
Priester  und  andere.     Heilbronn  a.  N.     Gtto  Weber. 

87.  Forel,  August,  Die  sexuelle  Frage.  Eine  naturwissenschaftliche,  psychologische, 
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89.  Freud,  Slegm.,  Drei  Abhandlungen  zur  Sexualtheorie.  Leipzig  u.  Wien.  Franz  Deut  icke. 

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neurol.  Section  des  Budapester  Aerzte Vereins.   13.   XH.   (Ungariscii.)  (Sltzangsberieht) 

92.  Friedlaender,  Benedict,  Entwurf  zu  einer  reizphysiologischen  Analyse  der  erotischen 
Anziehung  unter  Zugrundelegung  vorwiegend  homosexuellen  Materials.  Jahrbuch  fär 
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93.  Derselbe,  Schadet  die  soziale  Freigabe  des  homosexuellen  Verkehrs  der  kriegerischeü 
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94.  Friedmann,  Ueber  einen  Fall  von  Exhibitionismus  (nicht  über  nichtepileptisches 
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95.  Friedrich,  Fall  von  Hermaphroditismus  femininus  extemus.  Vereinsbeil.  derDeutach. 
Mediz.  Wochenschr.    p.  562.    (Sitzungsbericht.) 


Kriminelle  Anthropologie.  1093 

96.  Galippe,  V.,  L'heredite  des  stigmates  de  deg^nerescence  et  les  familles  souTeraines. 
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99.  Gaapp,  E.,  Ueber  den  Selbstmord.    Aerztliche  Rundschaa.     No.  11. 

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103.  Giglioli,  Enrico  H.,  Lo  Scudo  pubico  e  TAstnccio  penico  degli  indigeni  del  Sud 
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117.  Hansemann,  D.  von.  Der  Aberglaube  in  der  Medizin  und  seine  Gefahr  für  Gesund- 
heit und  Leben.     Leipzig-Berlin.    B.  G.  Teubner. 

118.  Harms,  Bernhard,  Zur  Statistik  der  Unehelichkeitserscheinung.  München.  Buch- 
druckerei der  „Allgem.  Ztg.'^. 

119.  Hatch,  H.,  Crime  and  Criminals,  and  what  Shall  be  Done  with  the  Latter.  The 
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120.  Hellwig,  Albert,  Mystische  Ceremonien  beim  Meineid.  Gerichtssaal.  Bd.  LXVI, 
p.  1-27. 

121.  Derselbe,  Einiges  über  den  grumus  merdae  der  Einbrecher.  Monatsschr.  f.  Kriminal- 
psychol. u.  Strafrechtsreform.    I.    p.  257. 

122.  Derselbe,   Eine  Gedächtnistäuschung.     Arch.  f.  Kriminalanthrop.    Bd.  17,  p.  197. 

123.  Derselbe,    Ein  moderner  Hexenprozess.     ibidem.    Bd.  19,  p.  279. 

124.  Derselbe,  Diebstahl  aus  Aberglauben,     ibidem.    Bd.  19,  p.  286. 

125.  Derselbe,  Moderne  Zauberbücher  und  ihre  Bedeutung  für  den  Kriminalisten,  ibidem. 
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126.  Herz,  Hugo,  Die  Verbrecherbewegung  in  Osterreich  in  den  letzten  30  Jahren  in 
ihrem  Zusammenhange  mit  wirtschaftlichen  Verhältnissen.  Monatsschr.  f.  Kriminal- 
psychol.   2.  Jahrg.,  H.  5,  p.  278, 

127.  Derselbe,  Die  Kriminalität  des  Weibes  nach  den  Ergebnissen  der  neueren  öster- 
reichischen Statistik.     Arch.  f.  Kriminalanthrop.  u.  KriminaUstik.    Bd.  18,  H.  4.  p.  285. 

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1094  ICfiminelle  Anthropologiev 

die  Mariensche  genannt  VerhiLadelt  im  Amt  Schömngen  (Bmaoschweig)  1656.    Zeit- 
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von  Hans  Ostwald.     Berlin-Leipzig.    H.  Seemanns  Nachf. 

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131.  Hoegel,  Die  deutsche  Rückfallstatistik.     Arch.  f.  Kriminalanthrop.    Bd.  19,  p.  170. 

132.  Derselbe,  Zur  Reform  der  Freiheitsstrafen.  Monatsschr.  f.  Eximinalpsycbol.  u.  Str^> 
rechtsref.    2.  Jahrg.,  p.  35ö. 

133.  Ho  ff  er,  Em  Notzuchtversuch  mit  grausamer  Misshandlung  des  Opfers.  Arch.  t 
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zum  Besten  der  Schutzfürsorge  herausgegeben.  Ein  Beitrag  zur  Kriminalpsychologie. 
Stuttgart.   Max  Kielmann. 

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140.  Derselbe,  Deutschlands  Stromertum.  Aus  den  Papieren  eines  Sträflings  mitgeteUt. 
ibidem.    Bd.  18,  p.  169. 

141.  Derselbe,  Tätowierungen  von  150  Verbrechern  mit  Personalangaben,  ibidem.  Bd.  18, 
H.  2  u.  3,  p.  141  und  Bd.  21,  p.  116. 

142.  Derselbe,  Hinter  Kerkermauern.  Autobiographien  und  Selbstbekenntnisse,  Auf- 
sätze und  Gedichte  von  Verbrechern.  Ein  Beitrag  zur  Kriminalpsychologiei 
Gesammelt  und  zum  Besten  des  Fürsorgewesens  herausgegeben.  Einbeglettung  von 
Hans  Gross,     ibidem.    Bd.  19,  p.  1. 

143.  Jakobsohn,  L.,   Sexuelle  Abstinenz.     Russkij  Wratsch.    üo.  18. 

144.  Jähling,  Johannes,  Titel  und  Vorrede  zu  L  Von  der  falschen  Betler  buberey.  Mit 
einer  Vorrede  Martini  Luther.  Und  binden  an  eia  Rotwelsch  Vocabularius,  daraus 
man  die  wörter  so  yn  diesem  büchlein  gebraucht,  verstehen  kan.  Wittenberg  MDXXVUL 
Arch.  f.  Kriminalanthrop.    Bd.  17,  p.  333. 

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149.  Derselbe,   Alcoholism  in  Relation  to  National  Vitality.     ibidem.    UI.    p.  639. 

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152.  Kiefer,  0.,  Piatos  Stellung  zur  Homosexualität.  Jahrbuch  für  sexuelle  Zwischen- 
stufen.   VII.  Jahrg.,  p.  107. 

153.  Kiernan,  D.  R.,  Does  the  Policy  on  the  Victim  of  an  Insane  Homicide  Beneficiary 
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KriiiÜAeUe  Anthropologte.  109^ 

kommea   begiiffeaea  raoralisch    T^rniichlässigten   Kinder.     OrYosi   Hetil^.    No.  4(6>, 

Beilage:  Psychiatrie  und  Neurologie. 
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Wiesbaden.   J.  F.  Bergmann. 
16B.  Kraus,  Friedrich  S.,   Anthropophyteia.     Jahrbücher  für  foUdoristische  Erhebungen 

und  Forschungen  zur  Eotwickelungsgeschichie  der  gescblechiUchen  Moral.    Leipzig. 

Deutsche  Verlagsaktiengesellschaft. 

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191.  Mac  Donald,  W.  A.,  Man  and  abnormal  Man,  Including  a  Study  of  Ghildren,  in 
Gonnection  with  bills  to  establish  laboratories  under  federal  and  state  governements 
for  the  Study  of  the  Griminal,  Pauper  and  the  Defective  Classes,  with  Bibliographies. 
Wash.  Govern.  Printing  Office. 

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195   Martin,  E.,  Brandstiftung  aus  Heimweh.     Arch.  f.  Kriminalanthrop.    Bd.  XX,  p.  144. 

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ibidem.    Heft  4. 

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207.  Derselbe,  Das  Rothenkircher  Eisenbahnunglück  und  der  Alkohol,     ibidem,     p.  37. 
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XXVI.  Band.  (N.  F.  VI.  Band.)  Heft  VII.  Abt.  f.  Path.  Anatomie  und  verw.  Diszipünen. 
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213.  Mochi,  Aldodrandino,  Sui  rapporti  tra  lo  sviluppo  intellettuale  e  la  morfologia 
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e  la  Etnologia.     Bd.  34,  p.  83. 

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215.  Derselbe,  Sexuelle  Zwischenstufen.  Zeitschrift  für  ärztliche  Fortbildung.  1.  Jahrg. 
1904.    p.  706. 

216.  Mondio,  Giiglielmo,  L'infanticida  —  Contributo  anatomo-patologico.  II  Manicomio. 
Anno  XXI,  p.  29. 

217.  Montessori,  Maria,  Sul  caratteri  antropometrici  inrelazione  alle  gerarchie  intellettuali 
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pologia e  la  Etnologia.     Bd.  34,  p.  243. 

218.  Morel,  Jules,  Situation  de  TAlcoolisme  en  Belgique.  Congr,  nat.  beige  contr.  l'Alcoo- 
lisme.    Li6ge. 

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220.  Näcke,  P.,  Einiges  Neueste  aus  der  fremdländischen  Litteratur  zur  ünterbringnngs- 
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neurolog.  Wochenschr.     VI.  Jahrg.     No.  46,  p.  453. 

221.  Derselbe,  Der  Traum  als  feinstes  Reagens  für  die  Art  des  sexuellen  Empfindens. 
Monatsschrift  für  Kriminalpsychologie.     2.  Jahrg.     p.  500. 

222.  Derselbe,  Die  Gatten-,  Eltern-,  Kindes-  und  Geschwisterliebe.  Ein  Beitrag  zar  Um- 
wertung resp.  Revision  gewisser  moralischer  Werte.  Archiv  f.  Kriminalanthropologie. 
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223.  Derselbe,  Castration  in  gewissen  Fällen  von  Geisteskrankheit  Psychiatr.-nenrolog. 
W'ochenschrift.     VU.  Jahrg.     No.  29.  p.  269. 

224.  Derselbe,  Kleinere  Mitteilungen:  Merkwürdiger  Selbstmord  eines  geistig  Gesunden.  — 
Kastration  gegen  Homosexualität.  —  Jacques  Inaudi,  der  phänomenaJe  Gedächtnis- 
künstler. —  Merkwürdiger  Fall  von  reflektoidem  Handeln.  —  Weiteres  über  das 
Schicksal  der  kanadischen  Duchoborzen.  —  Höhen  und  Tiefen  der  homosexuellen 
Welt.  —  Ueber  moralischen  Schwachsinn  bei  Tieren.  —  Die  Familienähnlichkeit  am 


Kriminelle  Anthropologie.  1097 

Windungstypus  des  Gehirns.  —  Der  Mordversuch  eines  Nachtwandlers.  —  Starke 
Elementar-Halluzinationen  im  Traume.  Archiv,  für  Kriminal- Anthropologie.  Bd.  18, 
H.  4,  p.  351—870. 

225.  Derselbe,  Merkwürdiger  Prozess.     ibidem.     XX.     174. 

226.  Derselbe,  Rekord  im  Selbstmord,     ibidem.    XX.     175. 

227.  Derselbe,  Eigentümliche  Annoncen  (mit  sexual-pathologischem  Hintergrunde),  ibidem. 
XX.     p.  177. 

228.  Derselbe,  Defakation  nach  Angst  und  Schrecken,     ibidem.     XX.     183. 

229.  Derselbe,  Kleinere  Mitteilungen,     ibidem.     Bd.  20,  p.  368. 

230.  Derselbe,  Le  Monde  homo-sexuel  de  Paris.  Archives  d* Anthropologie  criminelle* 
Yol.  XX,  No,  ?35,  p.  182. 

231.  Derselbe,   Quelques   details  sur  les  homo-sezuels  de  Paris,     ibidem.     T.  XX,  p.  441. 

232.  Derselbe,  Quelques  details  sur  les  homo-sexuels  de  Paris.     Note  supplementaire. 

233.  Derselbe,  Ein  Beitrag  zur  Pathogenese  des  Naevus  vascularis.  Neurolog.  Centralblatt. 
No.  20.  p.  930. 

234.  Derselbe,  Der  Traum  als  feinstes  Reagens  für  die  Art  des  sexuellen  Empfindens. 
Monatsschrift  für  Kriminalpsychologie.     Nov.  und  Jan.     1906. 

235.  Naegeli  und  Akerblom,  H.,  Willkür  und  Nachlässigkeit  bei  der  Benutzung 
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236.  Nassau,  Robert  Kamill,  Fetichism  in  West  Africa.  Forty  Years  Observation  in 
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237.  Netter,  Mention  de  l'alcoolisme  et  de  la  svphilis  sur  les  feuilles  de  dec^s.  Bull,  de 
l'Academie  de  Medecine.     T.  LIV,  p.  384. 

238.  Neubauer,  Anton,  Fall  eines  besonders  weit  Efifeminierten.  Archiv  für  Kriminal- 
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239.  Neugebauer,  Franz  von,  Zusammenstellung  der  Literatur  über  Hermaphroditismus 
beim  Menschen.     Jahrbuch  für  sexuelle  Zwischenstufen.     VII.  Jahrg.     p.  471. 

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241.  Numa  Praetorius,  Die  Bibliographie  der  Homosexualität  für  das  Jahr  1904. 
Jahrbuch  f.  sexuelle  Zwischenstufen.     Bd.  II.  p.  671 — 940. 

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(Sitznngsberieht.) 

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254.  Peanazza,  Giuseppe,  Lavori  in  plastica  e  disegni  spontanei  di  alcune  fanciulli 
deficienti.     Arch.  di  Psichiatria.    Vol.  26.    fasc.   1 — 2.    p.  107. 

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1098  Kriminella  Anthropologie. 

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Schlesische  Zeitung. 

265  a.  Weiker,  Ergänzungen  hierzu,     ibidem. 

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270.  Reichel,  Hans,  Renommcige  als  Meineidsmotiv.  Archiv  für  Krimi nalanthrop.  o. 
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Menschenfreunde.    Dresden.     E.  Piersons  Verlag. 

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272.  Reusz,  F.  v.,  AUcoholismua  und  Aer/te.     Budapesti  Orvosi  ujsag.    No.  37—40. 

273.  Reverdin,  Auguste,  Absence  congenitale  presque  compl^te  des  organes  genitaux 
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275.  Rigot,  Ernest,   L'enfance  coupable  et  les  Comites  de.  Defence  des  Enfants  traduiti 

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Si76.  Rius  y  Matas.,  J.,  Antropologia  criminal.     Rev.  frenopat.  espan.     III.    35—41. 

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278.  Rodriguez,  F.,  Influencia  del  estado  civil  sobre  el  suicidio.  Arch.  de  psiqoiat  y 
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279.  Rohden,  G.  von,  J.  H.  Wichern  und  der  Besaerungszweck  der  Strafe.  Monatsachr. 
f.  Krimi nalpsychol.  u.  Strafrechtsreform.     2.  Jahrg.     p.  389. 

280.  Derselbe.  3Iissstände  des  Strafvollzuges.  ZeitschriK  für  Sozial  Wissenschaft.  Band  YIL 
Heft  10. 

281.  Derselbe,  Zur  Vagabundenfrage,    ibidem.     VIII.     549—567. 

282.  Römer,  L.  S.  A.  M.  v.,  Die  erbliche  Belastung  des  Zentralnervenayatema  bei  üraniem, 
geistig  Gesunden  und  Geisteskranken.  Jahrbuch  f.  sexuelle  Zwischenstufen.  VIL  Jahxg. 
p.  67. 

283.  Rosalowski,  Eine  cotmenaohte  Mutter.    Der  Pitaval  der  Gegenwart.    Bd.  H.  fi.  3. 

284.  Röscher,  Handbuch  der  Daktyloskopie.     Leipzig.     Hirschfeld. 

285.  Rosen feld,  Georg,  Alkohol  und  Geschlechtsleben.  Zeitschr.  für  Bekämpfang  der 
Geschlechtskrankh.     Band  LH.    p.  321. 

286.  Rosenthal,  0.,  Alkoholismus  und  Prostitution.  Zwei  Vorträge.  Berlin.  Ang. 
Hirschwald. 

287.  Rossi,  Pasquale,  Dell'  attenzione  coUettiva  e  sociale.  II  Manicomio.  Auno  XXL 
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288.  Rothamel,  Soziale  Leistungsfähigkeit  gemeingefährlicher  Geisteskranker.  Monatsschr. 
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289.  Roumagnac,  Carlos,  Los  criminal  es  in  Mexico.     Mexico. 

290.  Royo  Villanova,  R.,  La  locura  de  Don  Quijote.  Clin.  mod.  Zaragosa.  1901 
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291.  Roztocil,  Lad.,  Strafsache  gegen  Wenzel  Vräek  und  Kompl.  wegen  Verbrechen  der 
Münzverfälschung,  Diebstahls  usw.  Gutachten  über  die  bei  dem  Einbrüche  in  die 
Kirche  zu  St.  Klemens  in  Prag-Bubna  auf  dem  Tabernakeldeckel  daselbst  von  dem 
Täter  hinterlassenen  Finger-  und  Handapuren.  Archiv  för  Kriminal-Anthropologie. 
Bd.  19.     H.  4.     p.  333. 

292.  Rüling,  Anna,  Welches  Interesse  hat  die  Frauenbewegung  an  der  Losung  des 
homosexuellen  Problems?    Jahrbuch  für  sexuelle  Zwischenstufen.    VIL  Jabi^.  p- 129- 

293.  Sohaffer,  Carl,  Bemerkungen  über  die  Entartung  vom  forensiach-paychiatrisoheD 
Standpunkt.     Pester  31edizin.-Chirurgische  Presae.    No.  19. 

^93 a.  Shbankow,  D.,  Körperatrafen  nach  ihrer  Abschafifung.  Praktitacheaki  Wrataeh. 
No.  41—43. 


KcimineU«  Anthffopolog^.(».  1099 

2J^-b.  SchechraiBzew.  K.,  Zur  Frage  der  Übermüdung  der  Eiseotbahaaogestellteo* 
Praktitscheski  Wratsch.     No.  3. 

^94  Sehne ikert,  Haas,  Krunioalcbaffakterologiache  StudieD.  1.  Der  Neugierige  und 
sein  Wert  als  Zeuge.     Archiv  für  Kriminal-Anihropol.     Bd,  19.     p.  175. 

296.  Derselbe,  Kleinere  Mitteilungen,     ibidem.     Bd.  19.     p.  362. 

^96.  Schouten,  Q  J.,  Die  vermeintliche  Päderastie  de«  Keformatocs  Jeau  Calvin.  Jahr- 
buch für  sexuelle  Zwischenstufen.     VU   Jahrg.     p.  259. 

^7.  Scbultze,  0.,  Ueber  Albinismus  und  Mikrophthalmie.  Münohen^r  Medizin.  Wochen- 
schrift,   p.  2445^    (31tsuBg^l>«Hcht.) 

298.  Schwarz,  Josef,  Staat  contra  Alkoholismas.  Pester  Mediz.-Chir.  Presse.  No.  41, 
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S99.  Serge,  Paul,  La  vice  et  Tamour.  Etüde  medKale,  philosophiquj&  et  sociale  des  per- 
versions  du  sens  genital.    Paris. 

300.  Shufcldt,  R.  W..  The  medico- legal  Considerationa  of  Perverts  and  Inverts.  Pacific 
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301.  Siefert,  Ernst,  Ueber  die  unverbesserlichen  Gewohnheitsv-erbreoher  und  die  Mittel 
der  Fürsorge  zu  Ihrer  Bekämpfung.  Juristisch-psychiatr.  Grenziragen.  Zwangloae 
Abhaadi     Band  HI.    Heft  5.    HaUe  a.  S.     C.  Marhold. 

302.  Smith,  A.  L.,  Higher  Education  of  Wom^n  and  Hace  Suieide.  Pop,  Se.  Month. 
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303.  So  1  der,  Friedrich  v.,  Die  Bedeutung  der  Homosezualität  nach  öeterreichischem 
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304.  Sommer,  B.,  Psychiatrische  Uotersuchuugen  eines  Falles  von  Mord  und  Selbstmord 
mit  Studien  über  Familien.?eschichte  und  Erblichkeit.  Klinik;  für  psychische  und 
nervöse  Krankheiten.    Heft  l.     Halle  a.  S.     C.  Marhold. 

305.  Stadelmann,  H.^  Geisteskrankheit  und  Naturwissenschaft,  Geisteskrankheit  und 
Sitte,  Geisteskrankheit  und  Genialität,  Geisteskrankheit  und  Schicksal.  München. 
Otto  Gmelin. 

306.  Stegmanh,  Ueber  Alkoholismus  und  Delikte  wider  die  Sittlichkeit.  Allg.  Zeitschr. 
t.  Psychiatrie.     Band  62,  p.  412.    (Sitoongsberieht.) 

307.  Sten,  Jan.,  Der  Geschworene.     Wiener  Mediz.  Blätter.     No.  6,  p.  77. 

308.  Stolper.  P.,  Ueber  zwitterhafte  Menschen.  Eine  Bitte  um  Mitteilung  einschlagiger 
Erfahrungen.     Aerztl.  Sachverst.  Zeitung.     No.  1,  p.  7. 

309.  SurbLed,  L'amour.     L'amour  malade.     Paris.     A.  Maloine. 

310.  Terän,  J.  M.,  Naturaleza  del  lenguaje.    Arch.  de  psiquiat.  y  crimin.    TV.    415 — 428. 

311.  Thivol,  Criminalite  juvenile.     Thäse  de  Lyon. 

311a.  T ho de>  Henry,  Böcklin  und  Thoma.  Acht  Vorträge  über  neudeutsche  Malere;. 
Heidelberg.     Carl  Winter. 

312.  Thompson,  Helen  Bradford.  Uebers.  v.  J.  E.  Kötscher.  Vergleichende  Psycho- 
logie der  Geschlechter.  Experimentelle  Untersuchungen  dar  normalen  Geistes- 
fähigkeiten  bei  Mann  und  Weib.     W^ürzburg.     A.  Stubers  Verlag. 

313.  Thomsen,  Andreas,  Grundrias  des  Deutschen  Verbrechensbekämpfungsrechtes.  BerliQ. 
Struppe  u.  Winkler. 

-$14,  Tirelli,  V.,   Autopsia   giudiziaria  in   caso  di  omicidio  per  arma  da  fuoco.     Ann.  di 

freniat.     Torino.     XV.     134—145. 
315.  Toulouse,  Les  conflits  interexuels  et  sociaux.     Paris.     Charpentier. 
315a.  Trouessart,  E.-L.,   L'accouplement  avec  les  auimaux.     Chron.  med.     Paris.     XII. 

786-788. 
S16.   Tuekey,  C.  L.,  Hypnotism  and  Crime.     St.  Louis  Med.  Review.     LH.     6—9. 
317.  Tuke*  John  Batty  and  Howden,  Charles  R.  A.,  The  Relations  of  the  Insanities  to 

Crinvinal    Responsability    and     Civil    Capacity.     The    Edinbourgh   Medical   Journal. 

Febr.    p.   183. 
SIS.  Unger,    Ernst,    Beiträge    zur    Lehre    vom    Hermaphroditismus.     Berliner    klinische 

Wochenschr.     No.  17,  p.  499. 
-S19.  Derselbe,  Ein  Gutachten  über  den  Geisteszustand  des  angeblichen  Jesuitenmissionars 

Kichard.     Archiv  für  Kriniinalanthropol.     Band  20. 
320.  Derselbe,  Pathologische  Schwindler  im  geistlichen  Gewände.     Seelsorger.     Jahrgang 

1905.     Paderborn  bei  Schöningb. 
Äl.    V^asohide  et  Draghicesco,  La  pedagogie  experi mentale  fran^mise.    Revue  d'hygifene 

et  de  med.  inf.     111.     p.  241;  438;  56ö— 590. 
302.   Vieille,  Etat  mental  de  Beethoven.     Thfese  de  Lyon. 

323,  Vi  1  Hot,  Jean  de,  La  flagellation  a  iravers  le  monde.     Paris.     Carrington. 

324.  VioUet,  Marcel,  Deux  cas  de  perversion  sexuelle  causee  par  des  diffonnites  acquises 
des  organes  gcnitaux.     Ann.  niedico-psychol.     p.  117.     (Sitzungsbericht.) 

326.  Vorobieff,  V.  V.,  The  Degenerate  Kar.  Anatomo-Anthropological  Sketch.  The 
Jouraal  of  Mental  Pathology,     Vol.  VII.     No.  2,  p.  57. 


XI 00  firiminelle  Anthropologie. 

326.  Vries  Feyens,  G.  L.  de,  La  delinquente  juvenile.  Arch.  d'Anthrop.  crim.  T.  XU, 
p.  922. 

327.  Warda,  Wolf  gang,  Anthropologisches  über  Goethes  äusseres  Ohr.  Arch.  f.  Anthropol. 
N.  F.     Bd.  3.    H.  2.     p.  147—150.     1904. 

328.  Weikal,  W.  F.,  A  Gase  of  Self-Castration.    Elect.  Med.  Joum.    LXV.    488. 
328a.  Weiss,  W.,  Erziehung  und  Schale  im  Kampf  gegen  den  Alkoholismus.     Ztschr.  f. 

Schulgesundheitspflege.     XVIJI.     838—843. 

329.  Weygandt,  W.,  Psychiatrische  Begutachtung  bei  Vergehen  und  Verbrechen  im  Amt 
eines  degenerativ-homosexuellen  Alkoholisten.  Archiv  f.  Kriminalanthrop.  Bd.  17. 
p.  221. 

330.  Wilmanns,  Karl,  Das  Landstreichertum,  seine  Abhilfe  und  Bekämpfung.  Monatsschr. 
f.  Kriminalpsychol.     Bd.  I.    p.  605. 

331.  Wirz,  Casper,  Die  Uranier  vor  Kirche  und  Schrift.  Zweite  gänzlich  umgearbeitete 
Auflage.     Leipzig.     Max  Spohr. 

332.  Worobjow,  W.,  üeber  die  Grundlagen  unserer  Vorstellungen  vom  ,. degenerierten"* 
Ohr.     Centralbl.  für  Nervenheilk.    p.  685.    (Sltzungsberieht.) 

333.  Wulffen,  Erich,  Die  Kriminalität  der  Jugendlichen.    Die  Jugendfürsorge.    Heft  7—9. 

334.  Wyman,  Hai  C.,  The  Kelation  of  the  Defective  to  the  Gommunity.  Interstat«  Med. 
Journal.     Vol.  XH.     May.     p.  402. 

335.  Young,  J.  W.,  Race  Suicide.     Journ.  of  the  Mississippi  Med.  Assoc.     June. 

336.  Yvert,  L'identification  par  les  empreintes  digitales  palmaires.  La  dactyloscopie. 
Th^se  de  Lyon. 

337.  Zaleski,  Ladislav,  Una  banda  dl  Sacrileghi  professionali.  Archivio  di  psichiatria. 
Vol.  XLVL    fasc.  6,  p.  585. 

338.  Zangger,  Heinr.,  über  einen  Fall  von  Pseudohermaphroditismus  masculinus  exteinus 
in  pathologisch- anatomischer,  psychologischer  und  forensischer  Hinsicht.  Schweizerische 
Zeitschrift  für  Strafrecht,     p.  303. 

339.  Ziehen,  Ueber  Selbstmordversuche.  Vereinsbeil.  d.  Deutsch.  Med.  W^ochenschrift 
p.  1370. 

340.  Zuccarelli,  A.,  Istituzioni  di  Antropologia  criminale  illustrate.  —  Parte  prima: 
Caratteri  di  conformazione  dei  delinquenti.     1900—1904. 

1.  Allgemeines.   Vererbung.   Degeneration.  Verbrechen.  Soziologie. 

Petersen's  (267)  Buch  dürfte  wohl  von  den  modernen  Schriften,  die 
sich  mit  der  Willensfreiheit  beschäftigen,  das  reichhaltigste  und  tiefgründigste 
sein.  Eine  Unmenge  Material,  historisches,  philosophisches  und  juristisches 
ist  mit  zwingender  Logik  verarbeitet,  daß  man  glauben  sollte,  jeder 
logisch  Denkende,  der  den  modernen  Determinismus  noch  nicht  überzeugt 
in  sich  aufgenommen  habe,  müsse  durch  dieses  Buch  unbedingt  zu  ihm 
bekehrt  werden.  Leider  ist  die  menschliche  Logik,  wie  alles  Menschliche, 
nie  im  idealen  ßeinextrakt  vorhanden;  Voreingenommenheiten,  Gemütslagen 
und  Postulate  sind  Beimengungen,  die  die  schönste  Logik  verderben  können. 
Diesen  Menschlichkeiten  scheint  mir  gerade  aus  Liebe  zur  Verteidigung 
seines  logischen  Determinismus  auch  der  eminent  logische  Verfasser  doch 
noch  in  dem  für  die  kriminelle  Anthropologie  wichtigsten  Kapitel  „Der 
Determinismus  und  das  Strafrecht**  verfallen  zu  sein.  Hier  möchte  er  es  allen 
Strafrechtstheoretikem  recht  machen,  und  es  erscheinen  da  zuguterletzt  noch 
zwei  Seelen  in  seiner  Brust.  Einmal  meint  er,  der  Determinismus  werde 
Einfluß  auf  die  strafrechtliche  Auffassung  haben,  denn  tout  comprendre  e'est 
tout  pardonner;  und  trotzdem  hält  er  auch  die  Sühnetheorie  aufrecht,  und 
es  spielt  bei  ihm  dabei  eine  ganz  außerhalb  der  Logik  liegende  Rücksicht, 
nämlich  „das  zur  Zeit  bestehende  Rechtsbewnßtsein  des  Volkes",  eine  große 
Rolle.  Verf.  machte  sich  lustig  darüber,  daß  man  mit  der  noch  nicht  be- 
lehrten öflFentlichen  Meinung  eigentlich  an  die  Umdrehung  der  Sonne  um  die 
Erde  glauben  müsse,  und  hier  im  Strafrecht  konzediert  er  der  anbelehrt«n 
öffentlichen  Meinung  sogar  noch  das  atavistische  Rachegefühl,  auf  das  ja 
jede  Vergeltungsstrafe  beruht.  Dem  Determinismus  gegenüber  kann  die  Ein- 
wirkung  auf  den    Verbrecher   nur   von   einem   berechtigten    Gesichtspunkt 


Kriminelle  Anthropologie.  1101 

angeschaut  werden,  und  dieser  heißt:  Schaffung  von  Gegenmotiven. 
Auch  die  Strafe  kann  nur  begründet  werden  als  Gegenmotiv,  wie  ich  es 
auch  im  Anschluß  an  Gross  in  meiner  Arbeit:  „über  das  Bewußtsein"  usw. 
ausgeführt  habe.  Petersen  hebt  ja  extra  hervor,  daß  die  allmählich  ent- 
standene (relative)  Willensfreiheit  bei  den  einzelnen  Menschen  nicht  denselben 
Grad  hat,  daraus  folgt  doch,  daß  ein  festes  Strafmaß  diesen  Gradunter- 
schieden unmöglich  gerecht  werden  kann.  Daher  fordert  allerdings  der 
Determinismus  eine  ganz  andere  allgemeine  Behandlung  der  Rechtsbrecher, 
wie  sie  heute  besteht.  In  diesem  Gefühl  liegt  wohl  auch  der  menschliche 
Grund,  daß  viele  kluge  Menschen  sich  streuben,  die  Logik  als  logisch  an- 
zuerkennen. 

Kötscher  (162)  sagt  in  dem  Schlußwort  seiner  Schrift:  „das  jedoch, 
was  mir  besonders  am  Herzen  liegt,  glaube  ich  auch  schon  im  vorliegenden 
Teile  meiner  Arbeit  zum  genügenden  Ausdruck  gebracht  zu  haben,  nämlich 
die  Tatsache,  daß  wahre  Gerechtigkeit  nur  aus  einer  naturwissenschaftlichen 
Betrachtung  der  Dinge  und  Menschen  entspringen  kann.  Wir  gelangen  zu 
einer  wahrhaft  bewußten  Sittlichkeit  erst  dann,  wenn  nicht  Gedanken  an 
Rache  und  Sühne  und  ungerechte  Voreingenommenheit  den  Bringern  der 
Unlust  gegenüber  uns  beherrschen,  sondern  wenn  wir  uns  einem  leidenschafts- 
losen Erforschen  von  Ursache  und  Wirkung  anheimgeben,  das  uns  die 
Gebundenheit  offenbart  von  allem,  was  geschieht,  —  seine  Abhängigkeit 
von  Faktoren,  denen  wir  mit  unserem  Haß  und  unserem  Abscheu  für  Böses 
und  Widerliches  in  plumper  Weise  entgegenzutreten  so  häufig  uns  verführen 
lassen,  statt  das  wir,  wie  es  Tolstoi  mit  den  Evangelien  betont,  nicht  nur 
siebenmal,  sondern  siebeuzig  mal  siebenmal  vergeben  dem  Bruder,  der  an 
uns  sündigt."  —  Naturwissenschaftliche  Erkenntnis  als  Grundlage  einer 
höheren  Sittlichkeit  zu  fördern,  ist  die  Aufgabe,  die  sich  Verfasser  gestellt, 
und  in  diesem  Sinne  behandelt  er  in  seiner  Schrift  folgende  Kapitel:  1.  Kapitel: 
Über  das  Bewußtsein  im  allgemeinen,  seine  Wertung  vom  Standpunkte  des 
modernen  Determinismus  und  seine  Rolle  in  forensischer  Beziehung.  2.  Kapitel: 
Die  psychologischen  Elemente  des  Bewußtseins.  Bewußtsein  und  Selbst- 
bewußtsein. 3.  Kapitel:  Der  Automatismus.  4.  Kapitel:  Allgemeine  Sympto- 
matologie der  Bewußtseinsstörungen.  Störung  der  Erinnerung.  Konfabulation 
und  Pseudologia  phantastica.  Bewußtseinsanomalien  und  Zeugenaussagen. 
5.  Kapitel:  Das  Bewußtsein  der  geistig  Minderwertigen  und  Moral-Insanen. 
Die  forensische  Wertung  und  Behandlung  dieser  degenerierten  Defekt- 
menschen. 6.  Kapitel:  Die  Affekte  und  ihre  Wirkung  auf  das  Bewußtsein. 
7.  Kapitel:  Die  Suggestion.  Ihr  Einfluß  auf  das  Bewußtsein  des  Einzelnen 
und  der  Masse.  Ekstatiker  und  Stigmatisierte.  8.  Kapitel:  Schlaf  und 
Traumbewußtsein.  Träume  der  Psychopathen  und  Verbrecher.  Das  Schlaf- 
wandeln. Die  Schlaftrunkenheit.  10.  Kapitel:  Hysterischer  Somnambulismus. 
Die  Dissoziation  des  Bewußtseins  bis  zur  sog.  Spaltung  der  Persönlichkeit. 
11.  Kapitel:  Spiritismus,  Mediumismus  und  Trancezustände.  12.  Kapitel:  Die 
sog.  okkulten  Leistungen  des  Bewußtseins.  Genialität.  13.  Kapitel:  Dämmer- 
zustände. Ideenflucht,  Hemmung,  Insuffizienz,  Inkohärenz.  Stuporzustände. 
14.  Kapitel:  Die  Delirien,  insbesondere  auf  alkoholischer,  epileptischer  und 
hysterischer  Basis.  Der  Alkoholrausch  und  seine  forensische  Bewertung.  Angst- 
liche und  manische  Tobsucht.  15.  Kapitel:  Die  Betäubung.  Ohnmacht  und 
Scheintot.  Die  Narkose  und  ihre  forensische  Bedeutung.  16.  Kapitel:  Tod 
und  Sterben.  Der  Bewußtseinszustand  des  Sterbenden  und  seine  forensische 
Bedeutung.  Testamentarische  Willeuserklärungen.  17.  Kapitel:  Schlußwort; 
darin  erklärt  sich  Verf.  auf  Grund  seiner  determinischen  Anschauungen  für 
die  Verlegung  der  Bestimmung  der  Strafdauer  bei  minderwertigen  und  ver- 


1102  KTimineUe  Anthropologie. 

bteoheriscken  Naturen  i&  die  'Zeit  des  Strafvollzugs  ohne  Bifidong  von  deren 
Länge  und  für  die  nur  versuchsweise  Beurlaubung  der  gebessert  Erscheinenden. 
An  etwas  kleinem  Materiale  und  bezüglich  der  roin  psychischen  Fähig- 
kelten auf  der  sehr  subjektiven  Methode  der  Fragebogen  beruhend,  versucht 
Thompson  (312)  eine  Vergleichuug  der  normalen  geistigen  Fähigkeiten 
von  Mann  und  Frau  zu  geben.  Sie  gelangt  zü  folgenden  Resultaten:  die 
motorischen  Fähigkeiten  in  fast  allen  ihren  Vaiiationen  ist  bei  den  Männern 
besser  entwickelt  als  bei  den  Frauen.  An  Kraft,  Schnelligkeit  der  Be- 
wegung und  in  der  Zeit  bis  zur  Ermüdung  sind  die  Männer  entschieden  den 
Frauen  überlegen.  Bezüglich  der  Präzision  der  Bewegung  haben  sie  eben- 
falls einen  .kleinen  Vorsprung.  Diese  4  Arten  der  Überlegenheit  sind  wahr- 
scheinlich Äußerungen  ein  und  derselben  Tatsache,  nämlich  der  größeren 
Muskelstärke  der  Männer.  Im  Bilden  einer  neuen  Koordination  sind  die 
Frauen  den  Männern  voraus.  Diejenige  Art  der  manuellen  Gewandtheit, 
die  in  der  Fähigkeit  besteht,  sehr  feine  und  minutiös  krontrollierte  Be- 
wegungen auszuführen,  scheint  beim  Manne  etwas  größer  zu  sein,  diejenige 
aber,  deren  Wesen  darin  besteht,  Bewegungen  auf  plötzlich  gegebene  Reize 
hin  schnellstens  zu  koordinieren,  ist  zweifellos  bei  den  Frauen  größer.  Auf 
sensibelm  Gebiet  fand  Verfasser  folgendes:  die  Frauen  haben  tiefer  gelegene 
Erkennungsschwellen  für  den  Abstand  zweier  Punkte  auf  der  Haut,  für  den 
Tastsinn,  für  süßen,  salzigen,  sauern  und  bittern  Geschmack,  für  Geruch, 
für  Farben  und  für  Schmerzempfindung  durch  Druck.  Bezüglich  der  oberen 
und  unteren  Tonhöhe  besteht  kein  Unterschied  zwischen  Mann  und  "Weib. 
Bezüglich  der  Wahrnehmung  des  Lichtes  haben  die  Männer  tiefere  Schwellen. 
Unterscheidungsvermögen:  Die  Frauen  haben  ein  feineres  Unterscheidungs- 
vermögen für  Töne  und  Farben;  für  Temperatur,  Gerüche  imd  passiven 
Druck  ist  es  bei  Mann  und  Weib  gleich.  Die  Männer  haben  ein  feineres 
Unterscheidungsvermögen  für  gehobene  Gewichte,  für  süßen,  sauem  und 
bittern  Geschmack,  für  graue  Schattierungen,  wahrscheinlich  auch  für  Haut- 
flächen und  für  gesehene  Flächen.  Die  Anzahl  der  Fälle,  wo  der  Vorzug 
auf  selten  der  Frau  liegt,  ist  größer  als  die,  wo  er  auf  seiton  des  Mannes 
ist.  Im  großen  ganzen  sind  die  Schwellenwerte  beim  Weibe  tiefere.  Das 
Unterscheidungsvermögen  ist  im  allgemeinen  beim  Manne  besser.  Diejenigen 
sensorischen  Urteile,  bei  denen  Bewegungsempfindung  mit  ins  Spiel  kommt, 
wie  bei  der  Unterscheidung  gehobener  Gewichte  und  der  Gesichtslinien  und 
Flächen,  sind  beim  Manne  etwas  besser.  Alle  diese  Unterschiede  sind  in- 
dessen nur  gering.  Was  die  geistigen  Fähigkeiten  betrifft,  so  sind  die 
Frauen  an  Gedächtniskraft  und  wahrscheinlich  auch  im  assoziativen  Denken 
deh  Männern  entschieden  überlegen.  Anscheinend  ist  aber  die  männliche 
Urteilskraft  größer  als  die  weibliche.  Bezüglich  des  allgemeinen  Wissens 
und  der  geistigen  Interessen  besteht  kein  [^nterachied,  der  ffir  das  eine  oder 
das  andere  Geschlecht  charakteristisch  wäre.  Die  Daten  über  das  Gefühls- 
leben weisen  darauf  hin,  daß  wenn  überhaupt  ein  auf  das  Geschlecht  zurück- 
zuführender Unterschied  im  Grade  des  Beherrschtwerdens  von  Gemüts- 
bewegungen besteht,  dieser  nur  sehr  gering  ist.  Das  Geselligkeitsgefühl  ist 
beim  Manne,  das  religiöse  beim  Weibe  das  ausgesprochenere.  Auf  Grund 
ihrer  Studie  kommt  die  Verfasserin  nun  zu  dem  Glauben,  daß  die  psycho- 
logischen Geschlechtsunterschiede  weder  von  einem  Unterschied  der  Durch- 
schnittsfähigkeit, noch  von  einem  Unterschied  im  Typus  der  geistigen  Varia- 
bilität abzuhängen  scheinen,  sondern  zum  großen  Teil  von  den  verschiedenen 
gesellschaftlichen  Einflüssen,  die  von  frühester  Kindheit  an  bis  in  das  reifere 
Alter  hinein  auf  das  Individuum  eingewirkt  haben.  Die  Frage  über  die 
fernere  Entwicklung  des  intellektuellen  Lebens  der  Frau  sei  eher  eine  soldie 


Kriminelle  Anthropologfie.  11  OS 

sozialer  Notwendigkeiten  und  Ideale  als  der  angeborenen  charakteHstischen 
Eigenschaften  des  Geschlechts.  —  Diese  Anschuldigung  des  bisherigen  Milieus 
der  Frau  ah  Grund  für  ihre  geistige  Inferiorität  dürfte  aber  ebenso  einseitig 
sein,  wie  das  andere  Extrem,  jede  normale,  nicht  virile  Frau  für  angeboren 
schwachsinnig  zu  halten. 

Nach  Näcke  (222)  ist  alles  Ethische  ond  Moralische,  ebenso  auch 
das  Gewissen,  als  ein  sekundäres  Gebilde  in  der  Menschheitsentwicklung 
aufzufassen.  Die  moralischen  Eigenschaften  seien  nicht  angeboren,  wohl 
aber  die  Richtung  zu  gut  oder  bös,  und  zwar  sei  sie  so  determinierend,  daß 
eine  stark  ausgeprägte  positive  oder  negative  Biehtung  des  Charakters  durch 
das  Milieu  später  nicht  oder  nur  unwesentlich  abgeändert  werden  könne. 
Auch  die  Gatten-,  Eltern-,  Kindes-  und  Geschwisterliebe  bis  zur  Freund- 
schaft und  Nächstenliebe  seien  ausnahmslos  aus  der  sexuellen  Liebe  hervor- 
gegangen, ebenso  wie  die  davon  abgeleiteten  sosaalen  Gefühle,  die  Kunst 
und  Ästhetik,  zum  Teil  auch  die  Religion.  Die  Mutterliebe  hat  die  Natur 
dem  Weibe  als  Instinkt  mitgegeben.  Die  Vaterliebe  jedoch  hat  sich  erst 
allmählich  entwickelt,  sie  erscheint  weniger  als  Instinkt,  wie  als  eine  ver- 
geistigte Eigentumsliebe.  Jünger  als  die  Mutter-,  wahrscheinlich  aber  phylo- 
genetisch älter  als  die  Vaterliebe  und  gleichfalls  nicht  oder  nur  sehr  wenig 
auf  Instinkt  beruhend,  ist  die  Liebe  des  Kindes  zur  Mutter.  Phylogenetisch 
am  spätesten  hat  sieh  wohl  die  Gattenliebe  entwickelt,  die  anfangs  nur  eine 
reine  Geschlechtsbefriedigung  war.  Sie  ist  ein  veredelter  Instinkt.  Dagegen 
ist  die  Freundschaft  sicher  ein  sehr  altes  Gebilde.  Das  wirkliche  Fehlen 
der  Gefühle  der  Liebe  wird  man  als  einen  bedeutenden  moralischen  Defekt 
bezeichnen  müssen,  und  es  wird  den  Träger  in  ein  pathologisches  Licht 
rücken.  Andererseits  hegt  es  noch  in  der  Breite  des  Normalen,  daß  wenn 
zwischen  einem  der  Eltern  und  dem  Kinde  die  Gefühlsweisen  auseinander- 
gehen, dann  keine  Seelenharmonie  zustande  kommt  und  gegenseitige  Kälte 
eintritt.  Das  Blut  an  sich  spricht  eben  im  ganzen  viel  weniger  mit,  als 
im  allgemeinen  angenommen  wird.  So  kann  die  Vei'wandtschaftsliebe  alle 
Grade  durchlaufen,  unter  Umständen  sich  in  Gleichgültigkeit,  sogar  Haß 
verwandeln,  ohne  daß  ohne  weiteres  von  moralischem  Defekt  die  Rede  sein 
muß.  Verlangen  wollen,  daß  unter  allen  Umständen  Eltern-,  Kinder-  und 
Geschwisterliebe  sich  betätigt,  hält  der  Verf.  deshalb  für  unmöglich  und 
sogar  für  unbillig. 

An  der  Hand  der  Bevölkerungsstatistik  einzelner  Kulturländer  kritisiert 
RobinovitCh  (277)  die  moderne  Phrase  vom  Rassenselbstmord.  Verf.  ist 
natürlich  auch  davon  überzeugt,  daß  eine  genügende  Reproduktion  neuer 
Individuen  für  jede  Nation  notwendig  ist,  die  ihre  numerische  Kraft  unter  den 
Völkern  behaupten  will.  In  welch  übertriebener  Weise  aber  die  Behauptung 
von  der  Unzulänglichkeit  der  Volksverraehrung  heute  hinausgeschrien  wird, 
und  die  Gründe,  die  für  die  Minderreproduktion  angegeben  werden,  erscheinen 
ihr  geradezu  lächerlich.  Da  beschuldigt  man  für  die  amerikanische  Union 
z.  B.  das  zunehmende  Frauenstudium  als  Ursache  für  die  abnehmende  Anzahl 
der  Geburten.  Gewiß  heiraten  die  studierten  Frauen  seltener,  besonders 
auch  später,  als  die  nichtstudierten.  Andererseits  gebaren  die  verheirateten 
akademisch  gebildeten  Frauen  in  den  gleichen  Ehejahren  wie  die  der  anderen 
sogar  eine  etwas  größere  Anzahl  Kinder,  und  bestand  in  der  Sterblichkeit 
ihrer  Kinder  kein  Unterschied  mit  der  übrigen  Bevölkerung.  Auch  liefern 
z.  B.  die  englischen  studierten  Frauen  einen  höheren  Prozentsatz  Kinder 
männlichen  Geschlechts  als  die  nichtstudierten.  Es  ist  also  nichts  mit  der 
Behauptung,  daß  die  gebildete,  sich  selbst  erhaltende  Frau  doppelt  dadurch 
den  „Rassenselbstmord^^  begünstige,  daß  sie,  da  sie  ledig  bleiben  kckine,  dem 


1104  Kriminelle  Anthropologie. 

Manne  den  Verdienst  entziehe,  um  doch  endlich  infolge  ihrer  Inferiorität 
dem  Manne  gegenüber  zu  unterliegen.  Andere  beschuldigen  die  große 
Kindersterblichkeit  bei  der  armen  Bevölkerung  als  Quelle  des  Bassenselbst- 
mords,  wieder  andere  die  Zunahme  strafbarer  künstlicher  Aborte,  sogar  die 
Zunahme  hygienischer  Kenntnisse  in  der  Bevölkerung  ist  angeschuldigt 
worden.  In  England  hat  die  Presse  schon  Polygamie  als  letztes  Rettungs- 
mittel  Yorgeschlagen.  Welch  widersprechende  Ursachen  für  den  Rückgang 
der  Geburtsziffer  angegeben  werden,  zeigt  folgende  kleine  unvollständige 
Zusammenstellung:  1.  Die  bessere  Bildung  des  Weibes,  2.  Maugel  au  Bildung 
des  Weibes,  3.  Armut  mit  ihrer  hohen  Sterblichkeit  als  Folge,  4.  Reichtum 
mit  seiner  Kinderzahlbeschränkung,  5.  beschränkte  Mittel  bei  Nachahmung 
standesgemäßen  Lebens,  6.  Unkenntnis  der  Frau  in  medizinischen  Dingen, 
7.  Kenntnis  davon  aus  Büchern  und  hygienischen  Schulunterricht,  8.  Unlust 
der  Frau  zur  Ehe,  9.  Unlust  des  Mannes  zur  Ehe  u.  a.  m.  Auch  bei  den 
Naturvölkern  besteht  übrigens  der  Trieb,  die  Nachkommenschaft  zu  verringern. 
Eben  überall  herrscht  die  Sorge,  nicht  zu  viel  Kinder  in  die  Welt  zu  setzen. 
Die  Natur  ist  der  eigentliche  regulierende  Faktor,  sie  will  keine  Uberfüllung, 
Unterernährung  und  ihre  schlimmen  Folgen.  Daher  ist  die  Bevölkernngs- 
zunahme  eine  wellenförmige  und  geht  zurück,  wenn  das  Maximum  der 
«rnährungsfähigen  Bevölkerung  erreicht  ist.  In  solchen  Perioden  ertönt 
dann  der  Schrei  vom  Rasseoselbstmord  besonders  laut.  Was  nützt  aber  eine 
hohe  Geburtsziffer,  wenn  die  Qualität  darunter  leidet?  Die  Selbsterhaltung 
geht  vor  und  Einschränkung  der  Nachkommenschaft  wird  oft  Pflicht 
Natürlich  ist  der  Fötusmord  unter  allen  Umständen  zu  verwerfen.  Leider 
heiraten  gerade  die  Schwachsinnigen  sehr  leichtsinnig  und  sind  besonders 
fruchtbar.  Die  Degenerierten  haben  eben  einen  starken  Reproduktionsinstinkt 
Gesetze  werden  da  wenig  helfen,  weil  es  moralisch  Imbezille  in  den  höchsten 
Stellungen  gibt  Nur  eine  in  Zukunft  zunehmende  Einsicht  und  Intelligenz 
wird  den  genetischen  Trieb  regeln  können.  Eine  Uöherzüchtung  des  Menschen 
muß  das  Ideal  sein. 

Quinke    (265)    gibt  zu,    daß    die    drei  großen    deutschen  Arbeiter- 
versicherungsgesetze viele  Mißstände  beseitigt,  viel  Hilfe  gebracht  und  viel 
Übel  verhütet  haben.    Man  müsse  sich  aber  ebensogut  wie  über  die  erreichten 
Ziele    über   gewisse    ungewollte    Nebenwirkungen    Rechenschaft   geben,   die 
vielleicht  daher  kämen,  daß  man  den  Arzt  bei  Erlaß  des  Gesetzes  überhaupt 
nicht  befragt  habe  und  nicht  in  Betracht  gezogen  habe,  was  denn  der  ärztliche 
Gutachter  eigentlich  leisten  könne.     Eine  völlig  objektive  Begutachtung  von 
Arbeits-  und  Leistungsfähigkeit   habe  ihre  Grenzen   an  der  ganzen  Persön- 
lichkeit des  Verletzten.     Während  vor  der  Unfallsgesetzgebung  der  Verletzte 
nur  das  Interesse  hatte,  gesund  und  arbeitsfähig  zu  werden,  so  ist  das  jetzt 
wohl   auch    noch   bei   den  meisten   der  Fall.     Bei   einer  ganzen  Reihe   von 
Leuten   sei. .aber  eine   reine  Unfallriecherei  großgezogen   worden,   und  eine 
übergroße   Ängstlichkeit    bis   zu    ausgesprochener   Hypochondrie    habe  sich 
mancher  Krankgewesenen  bemächtigt     Ja  sogar  die  allgemeine  Anschauung 
über  den  Unfall   uud  seine  Folgen   habe  sich  gänzlich   verändert     „Früher 
auf  sich  selbst  angewiesen  und  nur  die  Gesundung  als  Ziel  im  Auge,  denkt 
jetzt  jeder  Verletzte  sofort  auch  an  die  Hilfe,  auf  die  er  eventuell  Anspruch 
hat;  das  schwächt  seine  Selbständigkeit  und  Energie,  das  demoralisiert.     So 
wirkt   das   Unfallgesetz   umgekehrt   wie   die   allgemeine    Wehrpflicht"     Die 
Versicherungsgesetze    züchteten   außer    den   erwähnten   Unfallshypochondem 
aucli  mehr    oder  weniger    sich   selbst  und   andere    betrügende   Simulanten. 
Befindensstörungen    werden    überschätzt   und    die    Erhebung    unbegründeter 
Ansprüche  befördert    Die  Gefahr  besteht,   das  Selbständigkeitsgefühl  und 


Kriminelle  Anthropologe.  1105 

den  Charakter  zu  schwächen.  Beim  Arzt  haben  die  sozialen  Gesetze  mehr 
das  technische  Können  als  seine  Persönlichkeit  in  den  Vordergrund  gerückt, 
womit  die  Wertschätzung  der  Arzte  im  allgemeinen  sank.  Bei  der  geringen 
Kassenhonorierung  arbeitet  der  Arzt  „billig  und  schlecht'^*  Der  Zudrang 
zum  ärztlichen  Beruf  schwoll  nach  der  Versicherungsgesetzgebung  enorm, 
damit  die  gegenseitige  Unterbietung  und  endlich  der  Zusammenschluß  zur 
Selbsthilfe  und  wirtschaftlichen  Kämpfen  mit  ihren  unerfreulichen  Neben- 
erscheinungen. Bei  den  subjektiven  Verschiedenheiten  im  Urteil  bestände 
auch  bei  den  begutachtenden  Ärzten  die  Gefahr  der  Verweichlichung  der 
Anschauungen  und  damit  der  Charakterverderbnis.  Aus  allen  diesen  Gründen 
sei  es  nicht  ratsam,  die  Versicherungsgesetze  auf  weitere  Kreise  auszudehnen. 
Welker  (265a)  ergänzt  die  Erfahrungen  Quinkes  bezüglich  der 
Versicherungsgesetzgebung  aus  seinen  praktischen  Erfahrungen  im  Volks- 
Sanatorium.  Während  die  NichtVersicherten  sich  härter  anfassen  und  oft 
zu  spät  zur  Anstaltsbehandlung  kommen,  sind  bei  den  Versichertenzugängen 
manchmal  Krankheitssymptome  kaum  zu  finden,  und  es  besteht  bei  ihnen 
die  Neigung,  jeder  subjektiven  Beschwerde  nachzugeben.  Der  Unfallkranke 
kennt  nur  ein  Ziel:  „möglichst  hohe  Rente ^'.  Bei  sämtlichen  Kranken  steht 
also  nach  dem  natürlichen  Gesetz  der  Selbsterhaltung  die  Arbeitswilligkeit 
in  direkter  Proportion  zu  den  wirtschaftlichen  Aussichten,  welche  ihnen  die 
Arbeitsunfähigkeit  eröffnet.  Wie  oft  wird  nach  der  Gesundung  „Schonung" 
beantragt,  weil  die  Entlassenen  noch  ohne  Arbeitsverdienst  sind.  Daß  die  Kran- 
kenkasse keine  Versicherung  für  Arbeitslosigkeit  ist,  dafür  haben  die  meisten 
Krankenkassenmitglieder  kein  Verständnis.  Für  den  Arzt  ist  nichts  undank- 
barer, als  Rentengutachten  abzugeben,  denn:  „Arbeitsfähigkeit  und  Arbeits- 
willigkeit sind  inkommensurabel". 

(Wo  viel  Licht  ist,  ist  auch  viel  Schatten.  Deswegen  wird  man  das 
Licht  nicht  missen  wollen.  Wohl  sind  unsere  Versicherungsgesetze  ver- 
besserungsfähig, sie  aber  deswegen  nicht  noch  auf  weitere  bedürftige  Kreise 
auszudehnen,  dieser  Schluß  ist  absolut  nicht  zwingend  und  nicht  sozial  und 
auch  nicht  ärztlich  gedacht.     Der  Ref.) 

Die  zu  begrüßende  Schrift  von  Hansemann's  (117)  ist  entstanden 
aus  6  Vorträgen,  die  er  im  Winter  1904  in  Berlin  auf  Veranlassung  des 
Vereins  für  volkstümliche  Kurse  von  Berliner  Hochschullehrern  gehalten 
hat.  Volkstümlich  ist  nun  Inhalt  und  Stil  des  Büchleins  im  besten  Sinne. 
Im  Zwecke,  Laien  zu  belehren  und  aufzuklären,  liegt  es,  daß  alles  positiv 
ausgesprochen  wird,  darunter  auch  manches,  was  noch  lange  nicht  über  jede 
wissenschaftliche  Kontroverse  hinaus  ist.  Doch  das  gehört  nicht  vor  eine 
Versammmlnng  von  Laien.  Der  Aberglaube  z.  B.,  daß  die  Hysterie  mit 
dem  Geschlechtsleben  der  Frauen  zusammenhänge,  da  die  Krankheit  vorzugs- 
weise von  Veränderungen  an  den  Geschlechtsorganen  ausgeht  (S.  70),  sollte 
eigentlich  längst  als  überwunden  gelten;  dennoch  hängt  ihm  der  Verfasser 
an.  Von  Hansemann  behandelt  nach  einer  allgemeinen  Einleitung  über 
Aberglauben  und  seine  Entstehung,  in  der  er  auch  die  Definition  des  Aber- 
glaubens bespricht,  die  lautet:  Aberglaube  ist  der  Glaube  an  übernatürliche 
Folgen  natürlicher  Dinge  oder  an  übernatürliche  Ursachen  natürlicher  Er- 
eignisse, —  den  Aberglauben  bei  der  Geburt,  dann  bei  den  Geschlechtskrank- 
heiten, bei  Geisteskrankheiten,  d(^n  Aberglauben  in  der  Heilkunst  und  endlich, 
last  not  least:  Aberglauben  und  Kurpfuscherei.  Die  Darstellung  der  Psycho- 
logie des  Publikums,  wodurch  es  sich  zu  Kurpfuschern  und  Quacksalbern 
hingedrängt  fühlt,  und  so  die  Hc^ilung  seiner  Krankheiten  nicht  nur  ver- 
zögert, sondern  manchmal  gänzlich  vereitelt,  ist  von  Hansemann  besonders 
treffefnd   gelangen.     Bezüglich   der   geringen  naturwissenschaftlichen  Bildung 

Jahresbericht  f.  Neurologie  und  Psychiatrie  1906.  70 


1106  Kriminelle  Anthropologie. 

UDd  Urteilskraft  so  vieler  hochgestellten  Beamten,  Militärs  usw.,  die  auf  ihrem 
Gebiete  kluge  Menschen  sein  können,  trifft  er  den  Nagel  auf  den  Kopf. 
Sehr  gefallen  hat  mir  der  geistreich  paradoxe  Satz:  „  ...  ich  möchte  es  als 
ganz  ernst  gemeinten  Vorschlag  aussprechen,  daß  alle  diejenigen,  die  später 
Theologen,  Philologen,  Historiker,  Juristen  usw.  werden  wollen,  ganz  be- 
sonders einer  naturwissenschaftlichen  Vorbildung  bedürfen,  während  diejenigen, 
die  später  in  einen  naturwissenschaftlichen  Beruf  hineingehen,  eine  huma- 
nistische Schule  besuchen  sollten.  Nichts  kann  für  den  Menschen  nützlicher 
sein,  als  wenn  er  seine  Spezialausbildung  auf  der  Basis  einer  möglichst 
breiten  Gesamtbildung  aufbaut."  Die  weiteste  Verbreitung  dieses  guten, 
billigen  Büchleins  ist  nur  dringend  zu  wünschen. 

Die  christliche  Lehre  von  der  Sündhaftigkeit  des  Fleisches  erzeugte 
im  Mittelalter  durch  das  Peinigen  und  Kasteien  des  Körpers  als  dem  Werk- 
zeug fleischlicher  Gelüste  öfter  einen  allgemeinen  "Wahn,  wie  er  sich  u.  a. 
in  den  Umzügen  der  Flagellanten  äußerte.  Nach  Oettinger  (243)  gewann 
dieser  Wahn  an  Ausbreitung  durch  ansteckendes  Beispiel,  durch  anfängUches 
Anfeuern  und  nicht  zuletzt  durch  das  Bestreben,  unlautere  persönliche  Zwecke 
auf  heuchlerischem  Wege  zu  erreichen.  Dabei  führte  gerade  das  übertriebene 
Fliehen  des  Körpers  zu  diesem  wieder  zurück.  ,.Sind  doch  Schmerz  sowohl 
wie  Freude  nur  potenzierte  körperliche  Gefühle."  Ottinger  gibt  einen 
interessanten  kurzen  Abriß  der  Geschichte  des  Flagellantismus,  der  in  ver- 
schiedenen Jahrhunderten  den  Umfang  einer  geistigen  Seuche  annahm.  Er 
schildert  dabei,  wie  das  rücksichtslose,  bis  an  die  äußersten  Grenzen  ge- 
steigerte Unterdrücken  der  physischen  Bedürfnisse,  das  Quälen  und  Martern 
des  Körpers  mit  einem  Male  in  das  Gegenteil  umschlug.  Die  Demut  machte 
dem  Übermut,  die  Selbstkasteiung  dem  schrankenlosen  Sichhingeben  an  alle 
Leidenschaften  Platz;  aus  den  frommen  Büßern  wurden  wilde  Wüsthnge. 
Sadistische  und  masochis tische  Individuen  spielten  unter  religiösem  Deck- 
mantel eine  große  Rolle.  Die  kirchliche  Vormundschaft  wurde  von  den 
Flagellantenscharen  abzuschütteln  versucht,  und  deshalb  haben  Häser  und 
Meyer  Merian  in  den  Flagellanten  Vorläufer  der  Beformation  sehen  wollen. 
„Bei  näherer  Betrachtung  zeigt  sich  aber,  daß  dieser  Wahn  umsoweuiger 
Anspruch  darauf  erheben  kann,  als  Symptom  einer  edleren  Bewegung  an- 
gesehen zu  werden,  als  er  eben  im  religiösen  Fanatismus  seine  Wurzeln 
hatte." 

Unter  den  zahllosen  Hexenprozessen,  welche  das  Mittelalter  im  Gefolge 
hatte,  ist  der,  den  Günther  (113)  an  der  Hand  der  erhaltenen  Akten  er- 
zählt, einer  von  denen,  die  das  weitgehendste  Interesse  beanspruchen.  Ist 
doch  die  der  Hexerei  Angeklagte  die  Mutter  eines  der  größten  deutschen 
Gelehrten  und  edelsten  Menschen  aller  Zeiten,  des  Astronomen  Johannes 
Kepler.  Nur  seine  aufopfernde  Sohnesliebe  und  seine  glühende  Beredsam- 
keit bewahrte  die  alte  Mutter  vor  dem  Feuertode.  Günther  sagt:  „Ein 
Bild  des  Kampfes  vorurteilsfreier  Männer  mit  dem  zügellosesten  Fanatismus 
des  Hexenglaubens  entrollt  sich  in  dieser  Tragödie  mittelalterlicher  R«chts- 
kunde  vor  unsern  Augen  und  gewährt  uns  einen  tiefen  Einblick  in  den 
Geist  einer  trüben  Vergangenheit.^  Auch  kulturhistorisch  ist  dieser  Prozeß 
lehrreich.  „Er  spielt  tief  eingreifend  in  ein  bürgerliches  Menschenleben,  in 
einer  Zeitepoche,  da  Pseudo Wissenschaft,  Alchemie  und  Astrologie  ihr  Un- 
wesen trieben,  wo  die  Verfolgung  von  Zauberern  und  Unholdinnen  weit 
und  breit  bei  den  Theologen  und  Rechtskundigen  für  ein  Gott  angenehmes 
und  dem  Staate  nützliches  Werk  gehalten  wurde  und  zwar  in  einem  Lande, 
wo  man  sich  um  lutherisch -kalvinistische  Meinungsverschiedenheiten  blutig 
stritt,    und  wo   dennoch   der    krasseste   Wunderglaube    die    tollsten    Blüten 


Kriminelle  Anthropologie.  1107 

zeitigte."  So  schrieb  auch  der  edle  Freund  Keplers,  Besold  an  diesen: 
„Und  in  der  Tat,  mein  verehrter  Jugendfreund,  möchte  ich  lieber  ein  Mit- 
glied der  heiligen  Mutterkirche  sein,  deren  uralte  Bräuche  schon  wegen  ihres 
Alters  ehrwürdig  sind,  als  mitten  unter  diesen  zankenden,  haarspaltenden 
Protestanten  stehen,  die,  wie  bissige  Hunde  wegen  eines  Knochens,  sich 
gegenseitig  ankläffen  wegen  eines  Buchstabens  in  der  Lutherschen  Bibel- 
übersetzung. Ist  das  die  Beinigung  des  Christentums,  die  Verbesserung  der 
Religion,  von  der  man  uns  so  pomphaft  vorgesprochen?  O  mein  Freund, 
mein  Bruder,  der  Friede  wohnt  in  meinem  Herzen  nicht,  der  Glaube,  in 
dem  man  mich  erzogen,  scheint  mir  ein  altes,  schales  Formenwesen;  usw. 
Wie  tief  damals  der  Aberglaube  aber  wurzelte,  kann  man  daraus  ersehen, 
daß  selbst  einer  der  aufgeklärtesten,  hellsehendsten,  freimütigsten  Männer, 
der  so  viele  Irrtümer,  die  er  antraf,  mutig  angriff  und  zerstörte  und  auch 
in  diesem  Fülle  die  Grausamkeit  und  Unvernunft  des  Verfahrens  gegen 
Zauberei  ohne  Bückhalt  mit  den  stärksten  Farben  schilderte,  daß  Kepler 
selbst  den  Zauberglaubeu  an  sich  nicht  im  mindesten  angriff,  ja  sogar 
die  Existenz  der  Hexen  und  der  übernatürlichen  Krankheiten  ausdrücklich 
anerkennt,  obgleich  er  wohl  fühlen  mochte,  daß  hierdurch  die  Stärke  der 
Verteidigung  seiner  Mutter  zumeist  verloren  ging.  Trotzdem  hat  das  ganze 
Auftreten  Keplers  den  Anstoß  gegeben,  daß  Herzog  Eberhard  von  Württem- 
berg durch  ein  Edikt  reformierend  und  mildernd  in  das  ganze  damalige 
Gerichtsverfahren  eingriff.  Kepler  hat  also  auch  noch  das  Verdienst,  den 
Hexenprozessen  einen  tödlichen  Stoß  gegeben  zu  haben,  auch  darin  ein 
Wohltäter  der  Menschheit. 

Stadelmann  (306)  hat  das  Geschick,  alte  Wahrheiten  mit  neu- 
erscheinenden Worten  aufzutischen.  Es  ist  klar,  daß  ein  Auflösen  aller 
biologischen  und  psychologischen  Erscheinungen  in  physikalisch-chemische 
Vorgänge  den  menschlichen  Erkenntnistrieb  am  bestmöglichsten  befriedigen 
würde.  Deshalb  ist  dieses  Auflösen  auch  das  beständige  Streben  unserer 
modernen  naturwissenschaftlichen  Zeit  gewesen,  und  es  ist  sehr  billig,  diese 
Forderung  mit  Emphase  wie  ein  neues  Postulat  auch  für  die  Psychiatrie 
aufzustellen  und  über  die  physiologische  Psychologie  als  Paralleltlieorie  und 
über  die  allzuenge  anatomische  Basis  der  Psychiatrie  absprechend  zu  reden. 
Der  Haken  ist  eben  der,  daß  wir  noch  weit  entfernt  davon  sind,  psychische 
und  psychopathologische  Erscheinungen  in  physikalisch-chemische  Vorgänge 
zerlegen  zu  können,  und  diesem  Ideal  bringt  uns  auch  Stadelmann  nicht 
näher,  selbst  wenn  er  mit  dem  Begriff  der  elektrischen  Polarisation  arbeitet, 
ein  modernes  Wort  aus  der  Physik,  angewandt  für  etwas,  was  man  doch  nicht 
begreifen,  geschweige  denn  nach  der  exakten  Methode  der  Naturwissenschaft 
etwa  gar  in  unserem  Denkorgan  nachweisen  könnte.  Es  gibt  eben  Verfasser,  die 
befriedigt  sind,  unserer  alten  Unwissenheit  den  Mantel  der  gerade  modernsten 
physikalischen  Schlagworte  umzuhängen,  und  sie  glauben  damit  auf  die  in  stillem 
Gelehrten fleiß  gesammelten  symptomatischen  Kenntnisse  pfeifen  zu  dürfen. 
Wie  wenig  objektiv  trotz  seiner  Naturwissenschaftlichkeit  Verfasser  denkt, 
zeigt  er  dadurch,  daß  er  geistesgesund  oder  geisteskrank  eine  Sache  der 
„Wertung"  sein  läßt  und  gar  noch  einer  so  vagen  Sache  wie  der  „Sitte" 
gegenüber!  Die  „Selbstvergiftung"  durch  das  Überhandnehmen  des  „polari- 
sierten Stromes"  schafft  diese  unnormalen  Wertungen  beim  Geisteskranken 
und  —  beim  Genie,  letzteres  hat  nur  noch  als  Plus  die  Möglichkeit  der 
Modifizierung  dieser  Energien.  Nun  weiß  man  doch  endlich,  was  Genie  ist! 
Zum  Schluß  wird  noch  der  altbekannte  Satz  breitgetreten,  daß  die  Natur- 
wissenschaft nur  Notwendigkeiten  kennt.  Alles  das  ist  in  einem  schwulstigen 
Deutsch  geschrieben,  das  den  Eindruck  der  Tiefe  machen  soll. 

70* 


1108  Kriminelle  Anthropologie. 

Martius  (197)  gibt  in  seinem  geistvollen  Vortrage  seiner  Überzeugnug 
dahin  Ausdruck,  daß  auch  die  größte  spezialärztliche  Erfahrung  künftig  so 
wenig  wie  heute  wird  angeben  können,  unter  welchen  beherrschbaren  Be- 
dingungen eine  krankhafte  Anlage  —  denn  nur  eine  solche,  nicht  die  Krank- 
heit selbst  werde  vererbt  —  auf  die  Nachkommenschaft  übertragen  werden 
muß,  beziehungsweise  nicht  kann,  und  zwar  aus  dem  einfachen  Gmnde, 
weil  die  Annahme  von  der  Möglichkeit  derartig  spezialisierter  Vererbnngs- 
gesetze  in  den  jetzt  feststehenden  biologischen  Grundprinzipien  der  Ver- 
erbung keinerlei  Stütze  findet.  Deshalb  müsse  er  die  weitgehenden  rasse- 
hygienischen Forderungen,  wie  sie  heute  beliebt  werden,  ablehnen.  Die 
Biologie  versteht  unter  „vererbt**  nur  solche  Eigenschaften  oder  deren 
materielle  Substrate,  die  als  Anlagen  im  Keimplasma  der  elterlichen  Ge- 
schlechtszellen enthalten  waren.  Die  ganze  Erbmasse  des  neuen  Individuums 
steckt  also  materiell  und  virtuell  in  den  beiden  nach  dem  Kopulationsakte 
miteinander  verschmelzenden  Geschlechtszellen.  Alles  was  noch  später  hinzu- 
kommt, entsteht  durch  Einflüsse  äußerer  Art,  die  auf  den  wachsenden 
Embryo  einwirken  und  sich  von  den  normalen  und  pathologischen  Reizen 
des  extrauterinen  Lebens  im  Wesen  nicht  unterscheiden.  Angeboren  ist 
also  alles,  was  bereits  zur  Zeit  der  Geburt  in  und  an  dem  Individuum  vor- 
handen ist.  Ererbt  kann  nur  etwas  sein,  was  durch  die  KeimstofiFe  dem 
Nachkommen  zu  teil  wurde.  Nach  diesen  Grundbegriffen  gibt  es  also  über- 
haupt keine  hereditären  Krankheiten;  denn  nicht  der  Prozeß,  den  wir 
Krankheit  nennen,  wird  übertragen,  sondern  nur  die  Anlage  dazu.  Können 
nun  individuell  erworbene  Krankheitsanlagen  erblich  auf  die  Deszendenz 
weiter  übertragen  werden?  Handelt  es  sich  nun  bei  der  Aszendenz  um 
eine  Krankheit,  die  selbst  auf  konstitutioneller  ererbter  Grundlage  sich  ent- 
wickelte, so  ist  es  nach  der  Lehre  von  der  Kontinuität  des  Keimplasmas 
selbstverständlich,  daß  die  Anlage  zu  derselben  Krankheit  auch  weiter  ver- 
erbt werden  kann.  Verfasser  verneint  aber  die  Frage,  ob  in  der  Krankheits- 
entstehung bei  dem  artfestge wordenen,  d.  h.  historischen  Menschen  die  Ter- 
erbbarkeit  erworbener  krankhafter  Eigenschaften  eine  nennenswerte  oder 
überhaupt  nachweisbare  Rolle  spielt.  Beschränkt  man  den  Begriff  ^erworben** 
auf  die  Zellen  des  Soma,  so  gilt  ohne  Einschränkung  der  Satz,  daß  er- 
worbene Eigenschaften  nicht  vererbt  werden.  Anders  ist  es,  wenn  es  sich 
um  exogene  Schädlichkeiten  handelt,  die  ihrer  Natur  nach  geeignet  sind, 
ebenso  wie  das  Soma  auch  das  Keimplasma  direkt  zu  schädigen,  wie  z.  B. 
der  im  Übermaß  genossene  Alkohol.  Von  dieser  Erfahrung  aus  wird  das 
Standesamt  der  Zukunft  gar  keine  Schwierigkeit  darin  finden,  ungeheilten 
Syphilitikern  und  unheilbaren  Säufern,  vielleicht  auch  manifest  Tuberkulösen 
den  Ehekonseus  zu  verweigern.  Außerdem  gibt  es  allerdings  auch  bei  einer 
einmal  erreichten  Stufe  der  generellen  Ent\vicklung  noch  eine  individuelle 
Variabilität;  diese  wird  gewährleistet  durch  die  .,  Keimes  Variation",  das  ist 
die  Neukombination  der  einzelnen  Bestandteile  der  Vererbungssabstanzen 
(der  Determinanten)  durch  den  r^in  embryologischen  Vorgang  der  Kern- 
verschmelzung beider  Geschlechtszellen  nach  vorausgegangener  Ausscheidung 
je  einer  Hälfte  der  Vererbungsmasse,  also  durch  Beduktionsteilung  und 
Amphimixis.  Inwieweit  im  Einzelfalle  diese  Keimesvariation  statthat,  kann 
man  nicht  voraussehen.  Die  Kombinationen  der  Vererbungselemente  sind 
willkürlich  durchaus  nicht  beherrschbar.  Deshalb  läßt  sich  nur  allgemein 
sagen,  je  besser  die  Gosamtkonstitution  der  Eltern,  desto  größer  die  Aus- 
sicht auf  gute  Nachkommenschaft!  Für  die  Ausmerznng  der  ganz  Untaug- 
lichen sorgt  schon  der  Kampf  ums  Dasein.  Alles  in  allem  lehrt  uns  die 
Biologie  einen  gesunden,  tatkräftigen  Optimismus. 


Kriminelle  Anthropologfie.  1109 

Der  sog.  entartete  Delinqueut  war  und  ist  für  den  forensisch  tätigen 
Psychiater  ein  heikles  Problem,  sagt  Schaffer  (293).  Denn  die  Degeneration 
als  klinisches  Bild  entbehrt  der  schärferen  Konturen.  Forensisch  sind  zwei 
Möglichkeiten  zu  unterscheiden:  der  Entartete  begeht  eine  strafbare  Hand- 
lung 1.  als  Degenerierter  unter  eigenen  physiologischen  oder  2.  unter  patho- 
logischen Verhältnissen,  wie  unter  den  schädigenden  Einflüssen  großer  Affekte, 
des  Alkohols  und  überhaupt  toxisclier  Stoffe.  Der  Entartete  zeigt  als  auf- 
fallendstes Symptom  eine  ethische  Defektuosität,  die  ihn  zu  einem  wahrhaftigen 
Typus  des  antisozialen  Wesens  macht.  Aber  strafbare  Handlungen,  welche 
in  nicht  geistesgestörtem  oder  die  Möglichkeit  der  Überlegung  nicht  aus- 
schließendem Zustande  von  ihm  begangen  wurden,  schließen  die  Zurechnungs- 
fähigkeit keineswegs  aus.  Ja  Schaffer  ist  der  Meinung,  daß  die  härtere 
Bestrafung  solcher  Entarteten,  ».sofero  auf  diesem  Wege  noch  eine  Besserung 
zu  erwarten  ist**,  geradezu  ein  Gebot  der  Notwendigkeit  sei.  Dabei  gibt  er 
aber  selbst  zu,  daß  trotz  allem  der  Entartete  häufig  rückfällig  wird.  Dann 
ist  auch  Verfasser  für  eine  längere  Detention  des  Degenerierten  in  Detentions- 
anstalten,  die  eine  Mittelstellung  zwischen  Irrenanstalt  und  Strafhaus  ein- 
nehmen. Der  Entartete  hat  nun  eine  psychopathische  Disposition,  die  ihn 
besonders  zu  krankhaften  Affektausbrüchen  neigen  läßt.  In  solchen  Fällen 
findet  Verfasser  den  Nachweis  der  hochgradig  verminderten  Zurechnungs- 
fähigkeit für  gerechtfertigt.  Schaff  er  berichtet  über  einen  hierher  gehörigen 
Fall.  Ein  auch  körperlich  schwacher,  durch  Familiennot  erschöpfter  20jähriger 
Degenerierter  schoß  auf  den  Chef  seines  Vaters,  von  dem  er  sich  höhnisch 
augelächelt  glaubte.  Es  bestand  beim  Inkulpaten  nachher  völlige  Amnesie 
für  die  Zeit  seiner  Tat.  Er  wurde  als  ein  anämischer,  degenerierter  Mensch 
begutachtet,  der  zu  Gemütsausbrüchen  disponiert  sei,  und  der  seine  Tat  in 
großem  Affekt  vollzog.  Daher  sei  er  bei  Ausübung  der  Tat  in  seiner 
Willensbestimmung  wesentlich  eingescljränkt  gewesen. 

Näcke  (233)  weist  auf  das  häufige  Vorkommen  von  angeborenen 
Naevi  vasculares  bei  psychopathischen  Individuen  hin.  N.  teilt  einen  Fall 
von  sehr  ausgebreitetem  Naevus  vascularis  des  Gesichts  bei  einem  50jährigen 
Geisteskranken  mit,  der  von  Geburt  an  schwachsinnig  war  und  eine  Reihe 
anderer  Entartungszeichen  aufwies.  Der  Kranke  hatte  10  Jahre  vorher  einen 
Erregungszustand  durchgemacht  und  seine  letzte  Erkrankung,  die  in  der 
Form  einer  akuten  Verworrenheit  auftrat,  nach  einem  ziemlich  schweren 
Trauma  akquiriert.  (Bendix.) 

Frey  (91)  demonstriert  eine  17jährige  Puella  publica  (Eltern  Alko- 
holisten, Schwestern  auch  Puellae  publicae),  bei  welcher  folgende  Degonerations- 
zeichen  bestehen:  Asymmetrie  der  Schädelknochen,  WachstunisdifFerenz  der 
Augenbrauen,  angewachsene  Ohrläppchen,  Herz  rechts  gelagert,  Leber  links, 
Milz  rechts,  Magenfundus  rechts,  Pylorus  links,  fehlende  Behaarung  der 
Achselhöhlen:  Gesichtsfeld  rechts  eingeengt,  links  erweitert,  Inversion  des 
Farbensehens,  Tremor  der  Hände,  fehlende  Bauchdeckenreflexe,  die  übrigen 
Reflexe  gesteigert,  Sensibilität  und  übrige  Sinnesorgane  normal;  außerdem 
Charakter-  und  psychische  Defekte.  Vortragender  betrachtet  diese  inneren 
uud  äußeren  Degenerationsstigmen  als  familiär  und  nimmt  zwischen  ihnen 
einen  Kausalnexus  an.  (Ihidoveimig,) 

Pere  (83)  hat  interessante  Beobachtungen  über  die  Fingerabdrücke 
bei  Psychopathen  angestellt  und  sehr  auffallende  Varietäten  bezüglich  der 
Form  der  Linien  gefunden.  Er  unterschied  fünf  Gnippen:  die  senil  De- 
menten, die  Imbezillen,  Epileptiker,  Paranoiker  und  Paralytiker.  Im  all- 
gemeinen fand  er  die  größten  Abweichungen  der  Zeichnung  der  Fingerlinien 
am   Zeigefinger,    am    seltensten    am    kleinen   Finger.      Die   Dementen    und 


1110  Kriminelle  Anthropologie. 

Paralytiker  wiesen  weniger  Varietäten  auf,  als  die  anderen  Gruppen.  Auch 
fanden  sich  bei  Epileptikern  und  Imbezillen  besonders  häufig  ungleichmäßige 
Zeichnung  der  Fingerlinien  an  den  einander  entsprechenden  Fingern  beider 
Hände.  (Bendix.) 

Wyman  (334)  sagt:  eine  geistig  defekte  Person  ist  eine  solche,  die 
ihre  Geisteskräfte  nicht  so  entwickeln  konnte  wie  ein  Durchschnittskind. 
Die  Ursache  ist  wahrscheinlich  die  Beziehung  gewisser  Hirnzellen  zum  Blut, 
dessen  Güte  wieder  von  der  Ernährung  und  Atmung  abhängig  ist.  Seine 
Wirkung  auf  die  Hirnzellen  hat  als  Produkt  den  Gedanken.  Dazu  kommt 
der  Zustand  der  Hirnzellen  selbst  und  die  Beziehungen  eines  solchen  Indi- 
viduums zur  Umgebung.  Auch  der  Defekte  ist  ein  Teil  der  Gemeinschaft 
und  hat  seine  Beziehungen  zu  ihr.  Einen  absoluten  Maßstab  des  Vergleichs 
von  Defekten  und  Normalen  gibt  es  leider  nicht.  Eine  Klassifikation  ist 
die  nach  der  Sprache.  Eine  Skala  geht  vom  Normalen,  der  j-ichtig  spricht 
und  versteht,  bis  herab  zu  den  Verständnislosen  und  Sprachunfähigen.  Sozial 
am  wichtigsten  sind  aber  gerade  die  leicht  geschwächten,  besonders  die,  wo 
nur  die  moralischen  Fähigkeiten  fehlen.  Hierher  gehören  viele  Verbrecher. 
Die  heutige  Justiz  behandelt  diese  Defekten  völlig  unzweckmäßig.  Solche 
Leute  müssen  dauernd  verwahrt  werden,  denn  sie  gefährden  ständig  die  so- 
zialen Beziehungen.  In  den  Vereinigten  Staaten  von  Amerika  befinden  sich 
mindestens  150  000  solcher  Defekter,  von  denen  nur  zirka  8000  in  den  ver- 
schiedensten Anstalten  untergebracht  sind.  Andere  werden  in  der  Familie 
mit  aufgezogen  und  absorbieren  da  die  ganze  Kraft  der  Eltern  auf  Kosten 
von  anderen  Geschwistern.  Der  Staat  hat  die  Pflicht,  die  Familie  von 
solchen  Individuen  zu  entlasten.  Merkt  die  Mutter  die  leichteren  Grade 
von  Imbezillität  nicht,  so  wird  sie  der  Lehrer  bemerken  und  sie  darauf  auf- 
merksam machen  können.  In  vielen  größeren  Städten  bestehen  jetzt  Schulen 
für  Schwachsinnige.  Schon  jede  Stadt  von  25  000  Einwohnern  sollte  solche 
besitzen.  —  Beruht  der  Schwachsinn  auf  Zufällen  bei  der  Geburt,  auf  Ver- 
letzungen in  der  Kindheit  oder  auf  Infektionen  der  Hirnzellen,  in  diesen  Fällen 
dürfte  künftig  die  Chirurgie  noch  mehr  helfen  können,  als  heute.  Meist  aber 
beruht  die  Imbezillität  auf  Erblichkeit,  und  da  gibt  es  wenig  zu  hoffen.  Die 
Defekten  sind  so  alt  wie  die  Menschheit.  Im  Mittelalter  betrachtete  man 
sie  als  Kinder  Gottes,  und  die  Geschichte  ist  voll  von  weisen  Aussprüchen 
von  Narren.  —  Der  Staat  Michigan  hat  bisher  am  meisten  Versuche  gemacht, 
die  Beziehung  der  geistig  Defekten  zur  Allgemeinheit  zu  regeln.  Das 
Institut  von  Lapeer  sorgt  für  eine  große  Anzahl  solcher,  und  es  bestehen 
Pläne  für  eine  so  große  Erweiterung  des  Institutes,  daß  fast  alle  Defekten 
des  Staates  dort  untergebracht  werden  können. 

VorobieflF  (325)  hat  eigene  vergleichende  Untersuchungen  über  das 
Vorkommen  von  Anomalien  des  äußeren  Ohres  bei  gesunden  und  geistes- 
kranken Nordrussen  gemacht  und  diese  Untersuchungen  in  einer  Monographie: 
Das  äußere  Ohr  des  Menschen,  Moskau,  1901  veröffentlicht.  In  vorliegender 
Skizze  gibt  er  nach  einer  Kritik  früherer  Arbeiten  über  diesen  Gegenstand 
noch  einmal  zusammenfassend  an  der  Hand  von  Tabellen  die  Resultate 
seiner  Arbeit. 

Er  untersuchte  326  Arbeiter  aus  Moskauer  Fabriken,  100  Fabrik- 
arbeiterinnen, 80  Knaben  und  80  Mädchen  zwischen  6  Monaten  und  16  Jahren 
und  100  Geisteskranke.  Sie  alle  stammten  aus  der  bäurischen  Bevölkerung 
und  alle  aus  demselben  Departement,  daneben  untersuchte  er  noch  75  Kal- 
mücken. Er  hielt  sich  dabei  an  das  Schwalbesche  Schema.  Vorobieff 
fand,  daß  die  Ausbildung  der  menschlichen  Ohrmuschel  abhängig  ist  vom 
Lebensalter;   und    zwar    ändert    sich  mit   dem  Alter  nicht   nur  die   Größe, 


EjimiDelle  Anthropologie.  Uli 

sondern  auch  die  Form  der  Ohrmuschel  in  der  Weise,  daß  eine  ausgesprochene 
Tendenz  zu  einer  Reduktion  der  bei  Kindern  am  meisten  vorhandenen 
embryonalen  Form  der  Ohrmuschel  besteht.  Es  gibt  positive  Rassenvaria- 
tionen  des  Ohres.  Auch  die  soziale  und  ökonomische  Verschiedenheit  der 
Menschen  hat  Einfluß  auf  die  Ohrformen.  Weder  die  Ohrmaße  noch  die 
Verschiedenheit  der  nach  Schwalbe  als  Stigmata  angesehenen  abweichenden 
Ohrabschnitte  zeigen  eine  irgendwie  in  Betracht  kommende  Differenz 
zwischen  Normalen,  Verbrechern  und  Geisteskranken.  Eine  normale  Ohr- 
muschel wiesen  auch  von  gesunden  Leuten  nur  23,5^0  auf»  von  Geistes- 
kranken 22,0 ®/rt.  Die  von  der  Norm  abweichenden  Ohren  sind  meist  als 
embryonal  zurückgeblieben  anzusehen,  sind  deshalb  aber  noch  lange  nicht 
der  Ausdruck  einer  allgemeinen  Entwicklungshemmung.  Denn  das  äußere 
Ohr  ist  überhaupt  ein  funktionell  unwichtiges,  rudimentäres  Organ  und  beim 
Menschen  einem  beständigen  Reduktionsprozeß  anheimfallend.  Daher  kann 
man  solche  verschiedenen  Stadien  der  Rückbildung  nicht  als  Stigmata 
degenerationis  ansehen.  Anders  ist  es  bei  Bestehen  wirklicher  atypischer 
Züge  wie  Fissuren  und  Colobomata  der  Ohrläppchen,  Tuberkula  und  Warzen, 
das  Fehlen  der  Olirmuschel  oder  Einkerbungen  in  Helix  oder  Antihelix. 
Mit  solchen  Atypien  waren  nur  9%  als  normal  geltender  Russen  behaftet, 
dagegen  22  7o  unter  den  geisteskranken  Russen.  Diese  wirklichen  Degenera- 
tionszeichen sind  aber  eben  atypisch  und  lassen  sich  nicht  generalisieren. 

Nach  der  Statistik  hängt,  wie  Gaupp  (99)  nachweist,  die  Häufigkeit 
des  Selbstmordes  ab  von  der  Rasse  und  der  Stammeseigentümlichkeit,  von 
der  Jahreszeit  und  von  der  Kulturhöhe  (Gebildete  töten  sich  häufiger  als 
Ungebildete)  und  endlich  vom  Lebensalter  (Pubertät  und  Senilität).  Der  Selbst- 
mord ist  seltener  bei  Verehelichten,  die  für  eine  Familie  zu  sorgen  haben, 
seltener  auch  in  politisch  erregten  Zeiten  und  bei  stärkerer  Herrschaft  kirch- 
licher Dogmen,  dagegen  häufiger  wieder  in  Zeiten  wirtschaftlicher  Krisen. 
Heute  ist  der  Selbstmord  in  Europa  in  der  Regel  eine  Handlung  des 
Egoismus.  Sehr  häufig,  wenn  auch  prozentualisch  nicht  genau  bestimmbar, 
ist  die  Tat  durch  eine  ausgesprochene  Geisteskrankheit  bedingt.  Erblichkeit 
und  Nachahmungstrieb  erklären,  daß  der  Selbstmord  öfter  in  bestimmten 
Familien,  die  zu  Geisteskrankheiten  neigen,  immer  wieder  in  Erscheinung 
tritt.  Auch  die  Geistesstörung  ist  aber  nicht  imstande,  den  Stammesunter- 
schied, der  auf  die  Neigung  zum  Selbstmord  von  Einfluß  ist,  völlig  zu  ver- 
wischen. Ein  anderer  wichtiger  Faktor  ist  die  Trunk-,  die  Morphium-  und 
Kokainsucht.  Auch  Spielverluste  und  unheilbare  körperliche  Leiden  führen 
öfter  zum  Suicidium.  Aber  auch  die  nichtgeisteskranken  Selbstmörder,  die 
anscheinend  durch  physiologische  Gründe  zum  Selbstmord  getrieben  werden, 
gehören  fast  alle  zu  den  „Entarteten".  Ein  übermäßiger  Individualismus 
der  gebildeten  Elemente,  eine  pessimistische  Blasiertheit,  die  für  eine  geistige 
Isolierung  von  Bedeutung  ist,  verstärken  die  Neigung  zur  Negierung  des 
Lebens.  Dagegen  schützt  soziale  Gemeinschaft  imd  Interessensolidarität  vor 
dem  Selbstmord.  Das  Gefühl  der  sozialen  Verpflichtung  muß  also  besonders 
gepflegt  werden  gegenüber  einer  heute  in  Zunalime  begriffenen  pessimistischen 
Weltflucht.  Alles  in  allem  ist  der  Selbstmord  ein  soziales,  biologisches  und 
psychologisches  Problem.  Er  vollzieht  sich  nach  gewissen  unabänderlichen 
Gesetzen.  Deswegen  müssen  wir  uns  hüten  zu  verurteilen,  ehe  wir  recht 
begonnen  haben,  den  Zusammenhang  zu  verstehen. 

An  der  Hand  von  vier  Fällen  eigener  Beobachtung  kommt  Muralt 
(219)  zu  folgendem  Ergebnis  über  die  Psychologie  bezw.  Psychopathologie 
der  Bluttaten,  bei  denen  ein  Familienhaupt  seine  Angehörigen  tötet  und  an 
sich  selbst  Hand  anlegt;  solche  Bluttaten  sind  psychologisch  nicht  als  Mord, 


1112  Kriminelle  Anthropologie. 

kombiniert  mit  Selbstmord,    aufzufassen,   sie  haben  vielmehr  die  Bedeutung 
eines  komplizierten  Selbstmordes. 

'  Der  Täter  bringt  seine  Familie  aus  altruistischen  Motiven  um,  er  will 
sie,  gerade  wie  sich  selbst,  durch  den  Tod  vor  weiterem  Elend  schützen. 
Eür  den  verheirateten  Selbstmörder  erscheint  der  Entschluß  mit  den  Seinigen 
zu  sterben,  nicht  wesentlich  stärkerer  Motive  zu  bedürfen,  als  der  Entschluß^ 
sich  allein  umzubringen  und  die  anderen  im  Unglück  zurückzulassen. 

Die  Psychologie  dieser  Tat  ist  daher  die  gleiche  wie  diejenige  de» 
Selbstmordes  überhaupt,  und  die  Tat  findet  auch  in  ihrem  Auftreten  weit- 
gehende Analogien  beim  einfachen  Selbstmord.  Sie  kommt  sowohl  bei 
Greisteskrankeu,  wie  bei  geistig  Gesunden,  wahrscheinlich  aber  besonders 
häufig  bei  psychopathisch  Minderwertigen  vor,  und  ihr  Hauptmotiv  beim 
Nichtgeisteskranken  sind  Kummer  und  Sorgen.  Bleibt  der  Täter  am  Leben, 
so  sollte  er,  insofern  er  nicht  unzurechnungsfähig  ist,  strafrechtlich  anders 
qualifiziert  werden,  als  der  gemeine  Mörder. 

Der  Arbeit  Piloz  (259)  liegt  ein  Material  von  1671  Fällen  zu  Grunde, 
die  im  Wiener  k.  k.  ger.  mediz.  Institute   zur  Obduktion  gekommen  waren. 

Die  Ergebnisse  bringen  zunächst  eine  Bestätigung  gewisser  Beobachtungen 
anderer  großer  Selbstmordstatistiken,  so  z.  B.  zeigen  sie  das  Uberwiegea 
männlicher  Individuen  (1245  Männer,  426  Weiber),  die  gesteigerte  Disposition 
zum  Suizid  in  gewissen  Monaten  (Mai,  «hini),  das  Verhalten  der  Altersstufen, 
Beziehungen  zwischen  Todesart  und  Geschlecht  usw. 

Bemerkenswert  vom  Standpunkte  einer  vergleichenden  Hassenpsychologie^ 
auf  welche  Verf.  überhaupt  detaillierend  eingeht,  ist,  daß  im  Verhältnisse 
zu  der  entsprechenden  Prozentzahl,  bezogen  auf  die  Gesamtbevölkemng,  die 
Anzahl  der  jüdischen  Selbstmörder  recht  gering  ist  (4,9^/^  gegenüber  8,86 '*^j 
Juden  in  Wien).  Aber  auch  bei  den  Geisteskranken  (der  1.  psychiatrischen 
Klinik  in  Wien)  kamen  Selbstmordversuche  nur  in  8^/^  bezw.  9 — 12%  der 
jüdischen  Patienten  vor,  während  die  entsprechenden  Zahlen  für  die  nicht* 
jüdischen  Pfleglinge  16%  (Männer)  und  18  7o  (Weiber)  waren. 

Von  größerem  psychopathologischen  Interesse  ist  auch  folgendes:  In 
19,92  ^/jj  bestand  Gravidität,  und  davon  fiel  die  überwiegende  Mehrheit  in 
die  erste  Hälfte  der  Schwangorschaft.  Verf.  betont  übrigens,  daß  die  Ziffern 
für  die  graviden  Selbstmörderinnen  beträchtlich  höher  wären,  wenn  nicht 
mit  Rücksicht  auf  den  Verdacht  eines  absichtlichen  Abortusversuches  die 
meisten  der  Phosphorvergiftun^en  bei  Schwangeren  hätten  ausgeschlossen 
werden  müssen. 

25,11%  befanden  sich  in  prämenstruellem  Zustande,  10,9  in  statu 
menstruali.     In  21,7  ^o  bestanden  Genitalerkrankungen. 

Unter  möglichster  Berücksichtigung  der  einschlägigen  Literatur  erörtert 
Verfasser  außerdem  einige  aifdere  Fragen  der  Selbstmordstatistiken  und  der 
Beziehungen  zwischen  Psychose  und  Suizid.  (Auloreferat.) 

Placzek  (^60)  beschreibt  in  seiner  Arbeit  die  besonderen  Merkmale^ 
die  die  Ausübung  der  Musik  auf  Saiteninstrumenten  einerseits  bei  Dilettanten^ 
andererseits  bei  Berufsmusikern  hinterlassen,  und  beleuchtet  die  Frage,  in- 
wieweit diese  Zeichen  zu  einer  eventuellen  Identitätsfeststellung  tauglieh 
sind.  Er  bedient  sich  dabei  vorwiegend  der  daktyloskopischen  Methode, 
die,  wie  mau  an  den  beigegebeneu  Abbildungen  sieht,  recht  instruktive 
Bilder  liefert.  Alle  gefundenen  Veränderungen  stellt  er  am  Ende  der  Arbeil 
noch  einmal  übersichtlich  zusammen.  Bezüglich  der  forenischen  Bedeutung 
der  aufgefundenen  Merkmale  kommt  er  zu  dem  Schlüsse,  daß  sie  unmöglich 
hoch  eingeschätzt  werden  könnten.  Ihr  Nichtvorhandensein  bei  Lebenden 
und  Toten  spreche  keineswegs  gegen  den  Musikerberuf.    Trotz  ausgedehnter 


Kriminelle  Anthropologie.  H13 

Berufstätigkeit  brauchten  sie  sich  gar  nicht  zu  entwickeln  oder  könnten^ 
nachdem  sie  eine  Zeit  lang  bestanden,  wieder  weitgehend  verschwunden  sein. 
Doch  selbst  wenn  sie  nachweisbar  wären,  sei  große  Vorsicht  in  ihrer  Be- 
urteilung geboten.  Nie  würde  er  soweit  gehen,  wie  ein  anderer  Autor  über 
diese«  Kapitel,  Fischer,  der  gestützt  auf  diese  Zeichen  „jedem  auf  "den 
Kopf  zusagen  könne,  welches  Instrument  er  spielt."  Dazu  seien  vor  allen 
Dingen  die  Zeichen  der  Hautveränderungen,  von  denen  Fischer  allein 
spricht,  nicht  eindeutig  genug.  Bei  Leichen  dürfte  sich  ihr  Wert  noch  weit 
mehr  schmälern.  Wertvoller  dagegen  und  schon  eher  zu  einem  Wahr- 
scheinlichkeitsschluß berechtigend,  dürften  die  Veränderungen  der  Finger- 
fonnen  sowie  Knochenverdickungen  sein. 

Herz  (126)  bespricht  die  Verbrecheusstatistik  der  letzten  3  Dezennien 
in  Österreich  und  konstatiert  dabei  folgendes:  1.  Die  schweren  Verbrechen 
gegen  das  Leben  und  Eigentum  nehmen  ständig  ab,  während  die  leichteren 
Formen  der  Delikte  (Übertretungen)  nicht  nur  absolut,  sondern  auch  relativ 
zunehmen.  Die  Kriminalität  verliert  ihre  Litensität  und  ge\vinnt  an  Exten- 
sität. 2,  Ln  verbrecherischen  Handeln  selbst  beginnt  allmählich  die  List 
jene  £olle  zu  übernehmen,  die  früher  die  Gewalt  spielte  (Betrug  nimmt  zu, 
Diebstahl  ab).  3.  Im  gegenseitigen  Verhältnisse  der  beiden  großen  Delikts- 
gruppen der  Verbrechen  gegen  die  Person  und  der  Verbrechen  gegen  das 
Vermögen  ist  'eine  starke  Abnahme  der  Eigentumsdelikte  unter  gleichzeitig 
starker  Zunahme  der  Körperverletzungen  zu  konstatieren. 

Von  dem  Gesichtspunkte  der  Verschiedenheit  der  Beweggründe  scheidet 
Herz  die  Verbrechen  in  zwei  Hauptgruppen:  1.  Verbrechen  aus  Eigennutz, 
2.  Verbrechen  aus  Leidenschaft. 

Zur  ersten  Gruppe  gehören  besonders  die  Verbrechen  gegen  das  Ver- 
mögen. Bei  ihnen  läßt  sich  deutlich  eine  Abhängigkeit  von  den  jeweiligen 
Lehensmittelpreisen  erkennen.  Aber  die  Lebensmittelpreise  wirken  nicht  in 
gleicher  Weise  auf  die  gesamte  Vermögenskriminalität  zurück.  Die  atavisti- 
schen Kriminalitätsformen,  die  sich  zumeist  in  roher  Ausnützung  einer 
gebotenen  Gelegenheit  und  Gewalttätigkeit  äußern,  Diebstahl  und  Baub^ 
stehen  in  einem  unmittelbaren  Abhängigkeitsverhältnisse  von  den  Lebens- 
mittelpreisen. Die  den  modernen  Verhältnissen  besser  angepaßten  Delikte, 
welche  in  ihrer  Absicht  ebenso  verderbt,  aber  in  den  Mitteln  zivilisierter 
sind,  die  an  Stelle  der  Gewaltmaßregeln  Lüge  und  Fälschung  setzen,  über- 
winden dieses  primitive  Abhängigkeitsverhältnis  von  den  Lebensmittelpreisen 
und  suchen  auf  dem  komplizierten  Markte  modernen  Wirtschaftslebens 
Gelegenheit  zur  Betätigung. 

Zur  Gruppe  der  Leidenschaftsverbrechen  gehören  a)  Delikte  gegen  die 
Person,  b)  gegen  die  Sittlichkeit  und  c)  gegen  die  Organisation  (Staat). 
Die.  vergleichende  Statistik  zeigt,  daß  die  materielle  Lage,  wenn  sie  auch 
Verbrechen  der  bezeichneten  Art  im  einzelnen  erzeugt,  nicht  geeignet  ist^ 
der  Bewegung  der  totalen  Nichtvermögenskriminalität  ihre  Direktive  zu 
geben.  Das  ständige  Anwachsen  der  Zahl  dieser  Verbrechen  hat  wohl  seinen 
Grund  in  der  durch  die  große  Entwicklung  der  Industrie  hervorgerufenen 
Konzentration  der  verschiedenen  Menschenmassen  verschiedener  Nationalität 
und  Kulturniveaus  in  den  Städten  und  Industriezentren;  die  Anhäufung 
kräftiger  Männer  in  engen  Bäumen  mußten  naturgemäß  die  Gelegenheit  zur 
Beleidigung,  Körperverletzung,  Mißhandlung  vergrößern.  Diese  Vermehrung 
der  Reibuugsflächen  und  die  vermehrte  Gelegenheit  zum  Besuch  der  überall 
emporschießenden  öffentlichen  Lokale  mußte  die  Streitsucht  und  die  kriminelle 
Reiabarkeit  der  angehäuften  Masse  erhöhen.  Die  neusten  Untersuchungen 
haben  ferner  zu  dem  traurigen  Resultate  geführt,  daß  gerade  der  Erhöhung 


1114  Kriminelle  Anthropologie. 

des  Einkommens  der  Arbeiter  überall  eine  noch  stärkere  Erhöhung  der 
Ausgaben  für  den  Alkohol  gefolgt  ist.  Die  hauptsächlichen  Delikte  der 
Trunkenen  sind  aber  schwere  Körperverletzungen  und  Beschimpfungen^  so- 
dann Verbrechen  gegen  den  Staat.  Die  Konzentration  durch  die  Wander- 
bewegung nach  den  Industriezentren  ist  eine  unzweifelhaft  wirtschafüiche 
Bewegung,  der  Zug  zur  Nahrungserleichterung,  der  Zug  nach  dem  besseren 
Brot.  Somit  beeinflussen  wirtschaftliche  Motive,  wenn  auch  nur  indirekt  die 
Verbrechen  aus  Leidenschaft,  auch  der  Sittlichkeitsverbrechen,  deren  Anzahl 
konstant  steigt.  Bei  allen  diesen  Affektverbrechen  spielen  biologische  Fak- 
toren eine  große,  ja  fast  überwiegende  Rolle.  Verbrechertum  und  geistige 
Störung  sind  zwei  Pflanzen,  die  aus  demselben  Boden  ihre  Nahrung  sangen, 
aus  dem  Boden  körperlicher  und  geistiger  Degeneration.  Ihnen  gegenüber 
kommen  die  sozialen  Verhältnisse  häufig  nur  als  auslösendes  Moment  in 
Betracht.  Die  zu  konstatierende  auffallende  Zunahme  der  Verbrechen  gegen 
die  Person,  Sittlichkeit  und  Staat  läßt  im  Zusammenhange  mit  zunehmenden 
minderwertigen  Anlagen,  schweren  Störungen  des  Nervengleichgewichtes, 
darauf  schließen,  daß  die  kriminelle  Reizbarkeit  in  bezug  auf  die  erwähnten 
Delikte,  bei  denen  die  große  Bedeutung  des  biologischen  Momentes  konstatiert 
wurde,  zugenommen  hat.  Vermehren  einerseits  Erhöhung  der  Lebensmittel- 
preise und  wirtschaftliche  Krisen  die  Verbrechen  gegen  das  Eigentum,  so 
zeigt  sich  die  Kehrseite  subjektiver  und  objektiver  Nahrungserleichterung  in 
der  Neigung  zum  Alkoholismus,  der  insbesondere  im  Zusammenhange  mit 
der  Entfaltung  städtischen  Lebens  und  industrieller  Konzentration  zu  einer 
wahren  Kalamität  wird.  Die  Reibungsmöglichkeiten,  welche  durch  solche 
Menschenansammlungen  notwendigerweise  an  sich  vermehrt  werden,  werden 
durch  den  Alkoholgeuuß  in  jeder  Beziehung  gefördert,  wobei  auch  noch  in 
Betracht  gezogen  werden  muß,  daß  die  schweren  Formen  des  Daseinskampfes, 
die  Nervosität  und  Hast,  die  alle  Berufsschichten  durchdringt  und  durch- 
setzt, jene  gewisse  kriminelle  Reizbarkeit  erhöht.  Das  österreichische  Straf- 
gesetzbuch entspricht  nun  in  keiner  Weise  mehr  den  Formen  des  modernen 
Lebens.  Deshalb  gibt  es  auch  heute  in  Österreich  kaum  ein  sehnlicheres 
Streben  als  nach  einer  Reform  des  Strafrechtes! 

Nach  Herz  (127)  ist  normalerweise  die  Frau  durch  ihre  Rolle  im 
Geschlechtsleben  gebundener  als  der  Mann  und  ihre  Betätigung  im  Erwerbs- 
leben nur  als  eine  subsidiäre  anzusehen.  Infolgedessen  ist  auch  die  Zahl 
der  Verbrechen  der  Weiber  immer  bedeutend  geringer  gewesen  als  die  der 
Männer.  Nach  Colajanni  würde  aber  das  Weib,  wenn  es  unter  den 
gleichen  sozialen  Verhältnissen  wie  der  Mann  leben  müßte,  wohl  eine  gleiche 
Deliktsfrequenz  aufzuweisen  haben  wie  der  Mann.  Nach  der  neueren  öster- 
reichischen Statistik  zeigt  es  sich,  daß,  abgesehen  von  Kindesmord,  dessen 
Verübung  nur  durch  Personen  weiblichen  Geschlechts  erfolgen  kann.  Frurht- 
abtreibung  und  Kindesweglegung  die  stärkste  Beteiligung  der  Frauen  zeigen. 
Als  nächstes  Verbrechen  kommt  das  des  Mordes  in  Betracht,  wobei  wieder 
Angriffe  gegen  das  Kindesleben,  aber  auch  der  Gattenmord  ausschlaggebend 
sind.  Es  folgen  dann  in  abnehmenden  Prozenten  Betrug  und  Meineid,  dann 
Diebstahl,  Verleumdung,  Brandlegung  und  zuletzt  öffentliche  Gewalttätigkeit 
gegen  obrigkeitliche  Personen.  Mehr  der  Charakter  der  Feigheit  und  der 
Unaufrichtigkeit,  als  der  der  Brutalität  ist  für  die  weibliche  Eximinalität 
bestimmend.  Erfreulich  ist,  daß  in  Österreich  und  Deutschland  die  Zahl 
der  weiblichen  Verurteilten  nicht  nur  erheblich  geringer  ist,  als  die  der 
Männer,  sondern  auch  ständig  abnimmt.  Diese  Abnahme  ist  zu  konstatieren, 
trotzdem  es  feststeht,  daß  bereits  die  größere  Hälfte  aller  Personen  weib- 
lichen Geschlechts  einen  bestimmten  Erwerb  ausüben,  und  die  Erwerbstätig- 


Kriminelle  Anthropologie.  1116 

keit  der  Frau  noch  beständig  zunimmt.  Die  ungünstigen  Folgen  zeigen  sich 
eben  auf  einem  anderen  Gebiet.  Das  erwerbstätige  Weib  wird  in  ihrer 
Fürsorge  für  die  heranwachsende  Jugend  beeinträchtigt,  die  Kinder  werden 
verwahrlost,  und  so  erklärt  sich  die  Zunahme  des  jugeudlichen  Verbrecher- 
tums. Während  in  der  Landwirtschaft  mit  ihrer  meist  geringeren  Kultur 
sich  beide  Geschlechter  beinahe  gleichmäßig  an  Verbrechen  beteiligen,  ist 
die  weibliche  Beteiligung  in  den  Gruppen  der  Industrie,  dem  Gewerbe,  der 
Dienstboten  u.  ä.  viel  geringer.  Es  erklärt  sich  das  wohl  aus  der  physischen 
Schwäche  des  Weibes.  Daß  aber  auch  trotz  gleicher  Notlagen  auch  die 
Diebstahlsbeteiligung  der  Frau  eine  viel  geringere  ist,  will  man  mit  der  durch 
die  geringere  Leistungsfähigkeit  gegebene  größere  Bedürfnislosigkeit  der  Frau 
erklären  und  weiterhin  durch  das  Befriedigen  des  kriminellen  Hanges  der 
Frau  in  der  Prostitution.  Lombroso  und  seine  Schüler  halten  sie  ja  direkt 
für  die  weibliche  Erscheinungsform  der  Kriminalität.  Herz  meint,  vom  sub- 
jektiven Standpunkt  stelle  sich  die  Prostitution  als  eine  der  gefährlichsten 
Formen  der  Arbeitsscheu  dar,  welche  alle  charakteristischen  Merkmale  des 
Deliktes  trägt:  Bedürfsbefriedigung  durch  arbeitsloses  Ausbeuten  fremder 
wirtschaftlicher  Verhältnisse  bei  vorhandener  Arbeitsfähigkeit.  Aber  auch 
ein  Überschlag  über  die  Anzahl  der  vorhandenen  Prostituierten  mit  schätzungs- 
weiser Einrechnung  der  nicht  kontrollierten  ergiebt  immer  noch  als  Resultat, 
daß  die  Zahl  der  verurteilten  Frauen  zusammen  mit  der  Zahl  der  Prosti- 
tuierten immerhin  nicht  einmal  die  Hälfte  der  männlichen  Delinquenten  aus- 
macht. So  muß  man  annehmen,  daß  weibliche  Individuen  viel  seltener  unter 
dem  unwiderstehlichen  Zwange  der  unmittelbaren  Not  zur  Prostitution  greifen, 
als  der  männliche  Arbeiter  zum  Betteln  und  Vagieren.  Es  herrscht  eben 
fast  immer  Nachfrage  nach  der  Arbeit  junger,  kräftiger  Weiber  (Dienst- 
botennot!) Die  Prostitution  Minderjähriger  sollte  als  Verwahrlosung  ange- 
sehen und  demgemäß  behandelt  werden.  Der  Ertrag  männlicher  Arbeit 
müßte  so  gesteigert  werden,  daß  die  Frau  dem  Hause  und  der  Familie 
wiedergegeben  würde,  denn  am  ehesten  bringt  Isoliertheit  und  Verlassenheit 
das  Weib  auf  kriminielle  Bahnen. 

Mit  warmem  Herzen,  aber  in  etwas  sehr  kühnen  Bildern  —  er  hält  z.  B. 
Verbrechen  und  Geisteskrankheit  nicht  nur  für  unvermeidliche  „Stoffwechsel- 
produkte" der  Menschheit,  sondern  teilt  ihnen  sogar  eine  „Mission"  mit, 
vergleicht  sie  mit  dem  „Kot"  als  Düngemittel  und  spricht  in  diesem  Sinn 
von  dem  „kotentsprossenen  Werden"  jeden  Ährenfeldes,  von  dem  wir  unsere 
Volksnahrung  ziehen,  —  tritt  Wulffen  (333)  für  eine  grundsätzlich  andere 
Behandlung  der  jugendlichen  Kriminellen  ein,  als  wie  sie  heute  gehandhabt 
wird.  Die  absoluten  Zahlen  der  Verurteilten  steigen  bei  den  Jugendlichen 
in  weit  größerem  Maße  als  bei  den  Erwachsenen.  Die  Zahl  der  Rückfälligen 
ist  ^  eine  außerordentlich  hohe,  verhältnismäßig  auch  bei  den  Jugendlichen. 
Die  Anwendung  staatlicher  Strafgewalt  gegenüber  den  Jugendlichen  und  den 
Kindern  ist  heute  eine  ausgedehnte.  Je  öfter  aber  derselbe  Mensch  bestraft 
wird,  und  in  je  früheren  Lebensaltern  seine  Strafe  fällt,  desto  größer  ist  die 
Gefahr,  daß  die  Wirksamkeit  der  Strafe  zeitig  an  ihm  verloren  geht.  Des- 
halb gebietet  die  Staatsklugheit,  Kinder  und  Jugendliche  ausgiebiger  als 
bisher  mit  Verurteilung  und  Straf  verbüßung  zu  verschonen,  an  deren  Stelle 
andere,  erzieherische  Maßnahmen  zu  treten  hätten.     Anzustreben  sei: 

1.  Die  Hinaufrückung  des  strafmündigen  Alters  vom  vollendeten 
12.  auf  das  vollendete  14.  Lebensjahr. 

2.  Die  Einschränkung  der  gesetzlichen  Verpflichtung  der  Anklage- 
behörde, gegen  Jugendliche  wegen  Geringfügigkeiten  einzuschreiten. 


llj^g  Kriminelle  Anthropologie. 

3.  WeitgeheDde  Zubilligung  des  sogenannten  bedingten  Strafaufschubs 
für  Jugendliche. 

4.  Beim  Straf  Vollzüge  Trennung  des  vorbestraften  Jugendlichen  von 
den  erstmalig  Verurteilten. 

5.  Bewahrung  der  aus  der  Strafanstalt  entlassenen  Jugendlichen  vor 
dem  Rückfalle  durch  Fürsorge,  Unterstützung  und  Arbeitsnachweis. 

6.  Zwangserziehung  der  moralisch  und  kriminell  gefährdeten  Minder- 
jährigen. 

Verfasser  bespricht  diese  Forderungen  im  einzelnen  und  kommt  za 
dem  Schluß,  daß  für  die  Zukunft  Erziehung  und  Fürsorge  die  Losungsworte 
seien,  welche  die  künftige  strafrechtliche  Behandlung  der  Jugendlichen  zu 
beherrschen  habe.  Die  gerichtliche  Mitwirkung  werde  dann  besonders  beim 
Vormundschaftsrichter  liegen.  In  der  Erziehung  habe  die  sogenannte 
„Herzensbildung**  eine  viel  größere  Rolle  zu  spielen  als  heute. 

Pennazza  (254)  hat  in  einer  Erziehungsanstalt  für  schwachsinnige 
Kinder  den  Zöglingen  Material  zum  Modellieren  überlassen  und  außerdem 
Gelegenheit  zum  Zeichnen  gegeben.  Es  stellte  sich  heraus,  daß  diese  Kiuder 
künstlerisch  sehr  wenig  produktiv  sich  erwiesen,  so  daß  einige  wenige,  all- 
gemeiner interessierende  Schlußfolgerungen  aus  den  Produktionen  gewonnen 
werden  konnten.  AuflFallend  war  die  Tendenz  zur  Reproduktion  obseöner 
Szenen,  die  nach  Ansicht  des  Autors  weit  größer  sein  soll  als  bei  normalen 
Schulkindern  (nach  Ansicht  und  Beobachtung  des  Referenten  ist  jedoch 
auch  bei  unseren  Schulkindern  dieselbe  eine  recht  überraschend  große).  Bei 
den  Epileptikern  soll  die  Neigung  zu  religiösen  Sujets  auch  hier  bereits  zur 
Geltung  kommen.  (Mtrzbacher.) 

Dieser  Aufsatz  von  einem  Stromer  und  Verbrecher  über  das  Stromer- 
tum  ist  ebenso  bewundernswert  wie  die  anderen  von  Jäger  (140)  mitgeteilten 
„Papiere  eines  Verbrechers",  bewundernswert  nicht  nur  durch  die  Kenntnis 
über  sein  Metier,   die  der  Schreiber  als  Mitglied  des  Stromertums  natürlich 
ans  erster  Hand  besitzt,  sondern  vor  allem  auch  durch  die  treffende  Kritik 
über  sich  und  seine  Znnftgenosseu.     Hier  scheint  eine  Art  deutscher  Gorki 
der  Literatur  verloren  gegangen  zu  sein.     Sind  seine  anthropologischen  Be- 
merkungen naturgemäß  laienhaft,  so  sind  seine  psychologischen  um  so  besser 
und  wertvoller.     Das  heutige  Stromertum  hat  Form  und  Ausgangspunkt  aus 
dem    vormärzlichen    Zunftwesen    genommen,     so    führt    er    aus,     und    die 
germanische    werktätige   Nächstenliebe,    wie    sie   besonders    in    katholischen 
Ländern   als  religiöse  Notwendigkeit  gilt,   hat  es  großgezogen  und  nährt  es 
blindsentimental  und  werkfromm  noch  immer.     Die  Bäuerin  sucht  sich  durch 
Almosen  an  den  Stromer  „eine  Stufe  in  den  Himmel"  zu  bauen,  und  jeder 
Bauer  macht   den  Stromer  auf  den  herankommenden  Gendarmen  aufmerk- 
sam;  kurz  man  hegt  und  pflegt   oft  geradezu  den  Stromer  und  erzieht  sich 
so  selber  den  „Parasitismus".     Während  der  echte  „Handwerksbursche" 
in  letzter  Linie  doch  den  Zweck  des  Arbeitssuchens  nie  aus  dem  Auge  ver- 
liert und    nur  in  höchster  Not   die  organisierte,    noch   seltener   die  private 
Wohltätigkeit   in  Anspruch  nimmt,   ist   der  Halbstromer   der  „fechtende*" 
Geselle,  ein  Sanguiniker,  völlig  energielos,  fröhlich,  mit  trockenem  Brot  zu- 
frieden, von  Zeit  zu  Zeit  auf  2 — 6  Wochen  in  Arbeit  stehend  und  deshalb 
nie    ein  Zwangsarbeitshaus   sehend,   trotzdem   bei   ihm   die    Redlichkeit  auf 
Kosten    eines  Triebes   nach   falscher,   möglichst  hoher  persönlicher  Freiheit 
in  die  Brüche  gegangen  ist.     Von  solchen  „sieht  man  stets  zwei  Exemplare 
auf   einmal".      Der  Vollblutstromer  ist  der.  „Arbeitsscheue",   der  meist 
Zwangsarbeits-,    vielleicht    gar   Zuchthaus    gesehen    hat,    häufig    „verfehltes 
Genie",  großsprecherisch,  zumeist  von  an  sich  sehr  harmlosem  Betrug  lebend, 


Kriminelle  Anthropologfie.  1117 

lachender  Philosoph,  zuweilen  mit  „Damen**  in  seinem  Gefolge.  Zu  ihnen 
gehört  auch  das  „parasitische  Ahasvertum"  der  „armen  Juden".  Mit 
Schlauheit  und  instinktiver  Menschenkenntnis  ausgestattet,  heuchelt  der 
„Elitestromer"  Geftihlstiefe,  z.  B.  Verständnis  für  Mnttergltick  der  an- 
gebettelten Bäuerin  gegenüber,  alles  aber  nur,  um  möglichst  viel  für  seinen 
Magen  herauszuschlagen,  der  sein  Herr  und  Gott  ist.  Ist  der  befriedigt, 
dann  —  „Siesta  gepflogen".  Zum  ernsten  Verbrecher  wird  der  Stromer 
meist  nicht,  denn  er  ist  „die  verkörperte  Feigheit  selbst".  Oft  sieht  man 
einen  alten  Vagabunden  mit  einem  jugendlichen  Bürschchen  einsammeln,  der 
Alte  ist  dann  der  Sklave  des  Jungen.  „Sodomitische  Sünde"  hält  sie  2ni- 
saromen.  Die  Sprache  des  Stromers,  Rotwelsch,  enthält  keinen  einzigen  er- 
habenen Begriff.  Der  Herbergsvater  verhält  sich  zum  Stromer  wie  der 
Diebeshehler  zum  Dieb.  Helfen  kann  nur  eine  andere  Ansicht  über  den 
Wanderbrauch:  Fechten  bei  rüstiger  Manneskraft  muß  als  ehrlos  gelten. 

Nach  von  Rohden  (281)  haben  die  auf  freiwilliger  Unterstützung 
beruhenden  Arbeiterkolonien,  wie  sie  von  Bodelschwingh  angeregt  und 
zuerst  gegründet  hat,  mit  größtem  Segen  gearbeitet,  haben  unzählige  arbeitslos- 
gewordene oder  schiffbrüchige  Existenzen  von  der  Landstraße  weggeholt  und 
wieder  an  produktive  Arbeit  gewöhnt,  aber  den  an  ihre  Begründung  ge- 
knüpften Erwartungen  haben  sie  doch  nicht  entsprochen.  Sie  konnten  einem 
so  großen  sozialen  Notstand  wie  der  verschuldeten  und  unverschuldeten 
Arbeitslosigkeit  gegenüber  mit  ihren  privaten  Mitteln  nicht  genügen.  Wenn 
nicht  ein  ganzes  System  von  solchen  Arbeitsnachweis-  und  Arbeitsplatz- 
stationen netzartig  über  das  ganze  Land  verbreitet  wird,  so  wird  die  Land- 
streicherplage nur  auf  die  davon  freien  Landstriche  abgelenkt,  ohne  an  sich 
abzunehmen.  Eine  allgemeine  Durchführung  solcher  Maßnahmen  ist  aber 
nur  möglich,  wenn  die  Sache  staatlich  obligatorisch  gemacht  wird.  Davon 
hat  sich  aber  der  Staat  bisher  stets  gedrückt.  Das  Ziel  muß  sein,  dem 
Arbeitswilligen  zu  helfen,  damit  die  Arbeitsscheuen  um  so  schärfer  gefaßt 
werden  können.  Drei  Gründe,  die  sich  natürlich  teilweise  mischen,  treiben 
Wanderburschen  auf  die  Landstraße,  1.  der  unausrottbare  deutsche  Wander- 
und Bildungsdrang,  2.  der  Arbeitsmangel  und  3.  die  Arbeitsscheu.  Durch 
längeres  Walzen  wird  sehr  oft  das  ethische  Empfinden  abgestumpft,  und  die 
Wanderer  sinken  zu  Stromern  herab.  Es  gibt  aber  neben  den  nur  leicht- 
sinnigen sozusagen  geborene  Vagabunden,  die  typischen  Tagediebe  und 
Trunkenbolde.  Überhaupt  sind  unter  den  Stromern  besonders  viel  minder- 
wertige Elemente,  zahllose  sog.  halbe  Kräfte,  Widerstandsunfähige,  Imbezille, 
Halbinvalide.  Viele  zeigen  Verblödungsprozesse,  Epilepsie,  Trunksucht  usw. 
Gerade  diesen  Minderwertigen  zu  helfen,  macht  die  Sache  so  furchtbar 
schwierig.  Auch  hier  spielen  also  biologische  Tatsachen  eine  große  Rolle. 
Deshalb  ist  es  auch  hier  so,  wie  bei  den  Verbrechern.  Beide  stehen  zweifellos 
mit  der  Arbeitslosigkeit,  der  Not  in  Zusammenhang,  aber  nicht  in  einem 
zwingend  ursächlichen.  Unser  gegenw^ärtiger  Eechtszustand  ist  zur  Bekämpfung 
des  Vagabundentums  völlig  unzulänglich.  Gesetzlich  zur  vorläufigen  Unter- 
stützung verpflichtet  ist  der  Ortsarmenverband,  in  dessen  Bezirk  sich  gerade 
der  Hilfsbedürftige  befindet.  Von  diesem  bekommt  der  ortsfremde  Bedürftige 
aber  keine  oder  eine  absolut  unzureichende  Unterstützung,  die  ihn  zum 
Betteln  zwingt.  Man  sucht  ihn  möglichst  rasch  und  kostenlos  loszuwerden. 
Die  Kosten  für  Unterstützung  ortsfremder  Wanderer  müßten  also  auf  größere, 
leistungsfähige  Verbände  übertragen  werden,  z.  B.  den  betr.  Landarmen- 
rerband.  Li  gewissen  Abständen  müßton  sich  Unterstützungsstellen  befinden, 
an  welche  jeder  ortsfremde  Bedürftige  einfach  zu  weisen  wäre.  Hier  ließe 
»ich  eine  scharfe  Kontrolle  durchführen,  welche  das  Gesindel  der  Bestrafung 


1118  Kriminelle  Anthropologie. 

zuführt,  für  den  wirklich  Bedürftigen  aber  nachhaltig  sorgt,  womöglich  durch 
Beschaffung  von  Arbeit,  event.  durch  Zuführung  an  eine  von  jedem  Ver- 
bände einzurichtenden  Zentralstelle,  die  den  Wanderer  solange  nutzbringend 
beschäftigt,  bis  ihm  dauernd  Arbeit  nachgewiesen  werden  kann.  Bisher  sind 
diese  schönen  Pläne  an  der  Kostenfrage  gescheitert,  aber  nur  eine  gesetz- 
liche Regelung  kann  helfen.  Die  heutige  Arbeiterkolonie  hat  sich  zwar  gut 
erhalten  und  dehnt  sich,  namentlich  für  die  katholische  Bevölkerung  des 
Westens  immer  noch  weiter  aus,  den  Erwartungen  hat  sie  aber  nicht  voll 
entsprochen.  Statt  eine  Unterkunft  für  vollwertige  Arbeiter  bei  erzwungener 
Arbeitslosigkeit  zu  sein,  ist  sie  schon  von  vornherein  viel  mehr  von  schon 
heruntergekommenen  Wanderern,  namentlich  Trinkern,  die  anderwärts  keine 
Arbeit  mehr  fanden,  benutzt  worden.  Es  hat  sich  tatsächlich  ein  Kolonie- 
bummlertum  herausgebildet.  Bis  60%  gehen  aus  der  Kolonie  wieder  ohne 
feste  Stellung  auf  die  Walze,  bleiben  also  Vagabunden.  Die  Kolonie  ist 
der  passende  Aufenthaltsort  für  die  sehr  breite  Mittelschicht  der  Schwachen 
und  Mindei-wertigen  geworden.  Nur  wenn  langdauernde  Aufnahme  solcher 
Personen  ermöglicht  werden  kann,  hat  es  für  diese  dem  Kampf  ums  Dasein 
nicht  Gewachsenen  seinen  guten  Zweck.  Was  die  Bestrafung  auch  des  Not- 
bettelus  betrifft,  so  ist  sie  nötig,  um  nicht  wieder  den  Gewohnheitsbettel 
großzuziehen.  §  361  StGB.  Nr.  5  ist  reformbedürftig;  schon  früher  müßte 
rechtzeitige  Entmündigung  und  angemessene  Heilbehandlung  von  Gewohnheits- 
trinkern in  solchen  Fällen  eintreten.  §  361  Abs.  7  ist  dahin  zu  ergänzen, 
daß  wer  erklärt,  öffentliche  Armenpflege  in  Anspruch  nehmen  zu  wollen,  an 
die  Folgen  dieser  Erklärung  für  eine  bestimmte  Zeit  insofern  gebunden 
bleibt,  daß  er  sich  den  Anordnungen  der  Armenbehörde  zu  unterwerfen  hat. 
§  361  Abs.  8  ist  entbehrlich  dem  Gesindel  gegenüber,  dem  Notleidenden 
gegenüber  zu  hart.  §  361  Abs.  10  ist  teils  zu  hart,  z.  B.  gegen  den  Vater, 
der  seinem  verbummelten  Kind  nichts  geben  will,  teils  zu  milde,  dem 
Bummler,  der  seine  Familie  hungern  läßt,  gebührt  Arbeitshaus.  Prozessual  ist 
genaue  Berücksichtigung  der  Lage  des  Einzelfalles  erforderlich. 

Hoegel  (132)  ist  nicht  angekränkelt  von  den  neueren  Erkennt- 
nissen der  Psychopathologie.  Während  ein  anderer  tüchtiger  österreichischer 
Kriminalist,  Herz,  gerade  die  „biologische  Wurzel"  der  Leidenschafts- 
verbrecheu  hervorhebt,  kümmert  sich  Hoegel  um  diese  Seite  der  Sache 
wenig.  Für  ihn  als  Praktiker  kommt  mehr  die  große  Masse  der  Ver- 
urteilten in  Betracht,  von  der  er  nicht  ganz  mit  Unrecht  meint,  daß  es 
sich  dabei  nicht  um  die  Verbrecher  im  engeren  Sinne,  „von  denen  in  ge- 
lehrten Abhandlungen  die  Rede  ist",  handle.  Straffälligkeit  und  Verbrecher- 
tum seien  Dinge,  die  man  auseinander  halten  müsse.  Das  ist  unstreitig 
wahr,  aber  da  das  Verbrechertum  sicher  der  größere  Krebsschaden  unserer 
Kultur  ist,  dürfte  es  nicht  angebracht  sein,  die  Männer,  die  hier  zu  erkennen 
und  zu  heilen  versuchen,  so  von  oben  herab  anzusehen,  wie  es  Hoegel 
offenbar  tut.  Hoegel  hat  nun  für  die  Straffälligen  fast  jeder  Art  ein  All- 
heilmittel bereit,  die  einzige  radikale  Lösung,  wie  er  es  nennt  —  Einzel- 
haft für  die  abzukürzenden  Freiheitsstrafen.  Dabei  meint  er,  Untersuchungs- 
richter und  Strafrichter  lerne  den  Verbrechern  viel  besser  kennen  als  wie 
die  Strafvollzugsbeamten.  Überhaupt  bedürfe  es,  um  Verbrecher  zu  durch- 
schauen, nur  der  Lebenserfahrung,  des  gesunden  Menschenverstandes, 
vorurteilsloser  Beurteilung  der  Verhältnisse  und  Lust  und  Liebe  zum  Beruf. 
(Bei  solchen  Ansichten  fragt  man  sich,  wozu  man  dann  eigentlich  noch 
psychiatrische  Sachverständige  braucht,  und  warum  man  z.  B.  forensisch- 
psychiatrische  Vereinigungen  gründet?  —  Der  sog.  gesunde,  d.  h.  so  häufig 
der  vom  wahren  Wesen  der  Dinge  keine  Ahnung  habende  Menschenverstand, 


Kriminelle  Anthropologie.  1119 

was  hat  der  nicht  alles  schon  auf  dem  Kerbholz!  In  den  Lügen,  und  wie 
sogar  Verfasser  selbst  sagt,  „unsinnigsten"  Ausflüchten  und  Beschönigungen 
der  Täter,  in  ihrer  Pseudologik,  die  sie  zu  ganz  „sonderbaren  Vorstellungen 
von  Recht  und  Unrecht  führt"  und  sie  zu  Querulanten  macht,  sieht  Ho egel 
nur  „eine  solche  Stufe  sittlicher  Verkommenheit",  daß  für  diese  Menschen 
der  Begriff  Wahrheit  ausgeschaltet  ist,  während  doch  für  den  geschulten 
Wissenden  die  Minderwertigkeit  gerade  derartiger  Leute  auf  der  Hand  liegt. 
D.  Ref.)  Nach  solchen  Ausfällen  bespricht  Verf.  die  einzelnen  Reform  vorschlage 
nun  etwas  sachlicher.  Er  vertritt  zuerst  energisch  die  Einengung  des  Gebietes 
der  Freiheitsstrafen.  Nicht  jede  Ordnungswidrigkeit  müsse  gestraft  werden. 
Selbst  bei  manchen  Rechtsverletzungen  genüge  es,  nur  zivilrechtlichen  oder 
verwaltungsrechtlichen  Schutz  zu  gewähren.  Für  die  große  Klasse  der 
Straffälligen,  die  Hoegel  allein  im  Auge  hat,  hat  er  recht,  wenn  er  sagt: 
„Ich  bin  ein  entschiedener  Gegner  längerer  Freiheitsstrafen,  wenn  man  sich 
sagen  muß,  daß  die  Tat  einer  solchen  Sühne  nicht  bedarf,  andererseits  klar 
liegt,  daß  man  den  Verurteilten  wirtschaftlich,  physisch  und  psychisch  durch 
eine  längere  Anhaltung  schädigt,  ohne  dem  Gemeinwesen  zu  nützen",  dabei 
würde  zielbewußte  Durchführung  der  Einzelhaft  eine  bedeutende  Kürzung 
der  Strafdauer  ermöglichen  und  der  Strafzweck  geradezu  gefördert  werden* 
Die  langzeitige  Freiheitsstrafe  gehöre  für  die  schwersten  Rechtsbrüche  und 
gegen  die  gemeingefährlichen  Verbrecher,  an  denen  nichts  mehr  zu  retten 
ist.  Von  der  Ausdehnung  des  Gebietes  der  Geldstrafe  hält  Hoegel  nicht 
viel,  obwohl  er  nicht  dagegen  wäre,  wenn  von  dieser  Strafe  ein  ausgiebiger 
Gebrauch  gemacht  würde.  Sie  versage  aber  gegenüber  Wohlhabeaden,  denn 
bei  mechanischer  Umrechnung  auf  bestimmte  Einkommensstufen  würden 
Straftat  und  Geldsumme  oft  in  keinem  Verhältnis  mehr  stehen.  Dann 
bestehe  die  Gefahr  der  Überwälzung  der  Geldstrafe  auf  andere,  und  endlich 
müßte  bei  Uneinbringlichkeit  doch  wieder  die  Freiheitsstrafe  eintreten.  Am 
besten  sei  es,  wenn  der  Richter  innerhalb  eines  gewissen  Umfanges  die 
Möglichkeit  hätte,  von  einer  Strafe,  aber  ohne  besondere  Bedingungssetzungy 
abzusehen  —  besonders  gegenüber  Jugendlichen.  Bedingte  Verurteilung 
oder  Begnadigung  verwirft  er,  diese  wirke  nach  der  Statistik  nicht  als 
Spezialprävention,  im  Sinne  der  Generalprävention  sei  sie  sogar  bedenklich. 
Die  Deportation  ist  1.  zu  kostspielig,  und  2.  hat  sie  stets  zu  empörendsten 
Zuständen  in  den  Kolonien  geführt.  Der  Hausarrest  scheitert  an  der  Un- 
möglichkeit einer  wirksamen  Übei-wachung.  Die  in  der  Hauptsache  allein 
übrigbleibende  Freiheitsstrafe  müsse  bestehen  in  Zuchthausstrafe  für  ehrlose, 
gemeingefährliche  und  anscheinend  nicht  besserungsfähige  Verbrecher,  in 
Haftstrafe,  wenn  die  Tat  keinen  Makel  an  der  Ehre  nach  sich  zu  ziehen 
geeignet  ist,  und  in  Gefängnisstrafe,  wenn  die  Tat  einen  Makel  an  sich 
trägt,  eine  Besserung  aber  noch  in  Betracht  kommen  kann.  Der  Gesetz- 
geber muß  dem  Richter  eine  größere  Auswahl  der  Strafmittel  in  Auswahl 
stellen  und  besonders  auch  auf  Festsetzung  von  Höchstmaßen  verzichten. 
Das  richterliche  Ermessen  wäre  nur  einzuschränken  durch  Aufnahme  von 
„Grundsätzen"  ins  Strafgesetz,  nach  welchen  die  Strafe  anzumessen  sei,  viel- 
leicht durch  Teilung  der  Tatbestände  nach  typischen  Merkmalen  und  Straf- 
zumessungsgründen.  Die  sog.  unbestimmte  Strafe  tut  Verfasser  wieder  sehr 
von  oben  herab  ab,  besonders  weil  angeblich  dadurch  der  Schutz  der  Frei- 
heit beeinträchtigt  würde,  und  weil  das  Gefängnis  ein  ungeeigneter  Ort  für 
psychologische  Werturteile  bleibe  (?).  Allerdings  widerspricht  sich  Hoegel 
gleich  selbst,  indem  er  anerkennen  muß,  daß  die  bedingte  Entlassung  (oder 
versuchsweise  Beurlaubung  d.  Ref.)  diese  Gefahren  „wesentlich  einengen" 
würden.     Mit  Recht  warnt  er  dabei  vor  jedem  Übereifer  in  der  Überwachung 


2  120  Kriminelle  Anthropologie. 

bedingt  Entlassener.  BetreflFa  des  Strafvollzugs  spricht  er  sich  für  die  Mög- 
lichkeit von  Strafverschärfungen  aus,  die  allerdings  keine  „Marter  oder 
Qual**  vorstellen  sollen  (?).  Energisch  wendet  er  sich  gegen  die  verrohende 
Prügelstrafe.  Sein  ceterum  censeo  ist  „Einzelhaft,  soweit  sie  ohne  Schaden 
für  die  körperliche  und  geistige  Gesundheit  vollzogen  werden  kann**.  (Das 
ist  eben  die  schwierige  Frage,  d.  Ref.)  Gemeinschaftshaft  verdirbt  die  noch 
nicht  Verdorbenen  völlig*  Bei  langzeitigen  Strafen  muß  wenigstens  nächi- 
liche  Einzellung  festgehalten  werden.  Besonders  Jugendliche,  um  sie  zu 
schützen,  und  sog.  Minderwertige,  um  vor  ihnen  zu  schützen,  müssen  mög- 
lichst der  Zellenhaft  überwiesen  werden.  Besondere  Anstalten  für  Minder- 
wertige hält  H.  für  ein  Unding!!  Arbeiten  im  Freien  können  auch  von  den 
Zellen  aus  vorgenommen  werden.  Das  Schweigegebot  bei  Tage  ist  „wertlos, 
undurchführbar  und  gegen  die  menschliche  Natur".  Das  Überwiegen  des 
militärischen  Geistes  in  den  Gefängnissen  ist  von  Übel.  Die  leitenden  Stellen 
müssen  vorwiegend  aus  dem  Stande  der  Richter  und  Staatsanwälte  besetzt 
werden,  die  Kenntnis  des  Verbrechers,  welche  der  Kriminalist  in  solche 
Stellung  mitbringen  würde,  würde  sich  u.  a.  in  einer  wesentlichen  Ein- 
schränkung der  Disziplinarstrafen  zeigen.  Das  Strafanstaltswesen  als  ganzes 
gehört  der  Justizverwaltung,  der  gesamte  Strafvollzug  den  Staatsanwaltschaften. 
Von  der  großen  Reichtagsdebatte  über  Mißstände  des  Strafvollzuges 
am  13.  Mai  1905  ausgehend,  gibt  von  Rohden  (280)  zu^  daß  Fehler  and 
Mißgriffe  im  Strafvollzug  vorkommen,  daß  auch  Gefängnisvorsteher  und  -ärzte 
fatalen  Irrtümern  verfallen  können,  er  bestreitet  aber,  daß  solche  mensch- 
lichen Schwächen  hier  mehr  vorhanden  wären  als  in  anderen  Ressorts«  etwa 
im  Eisenbahnwesen.  Diese  hätten  nur  den  großen  Vorzug,  im  hellen  Lichte 
der  Öffentlichkeit  zu  stehen.  Aber  auch  in  den  Gefängnissen  und  Zucht- 
häusern würde  nichts  getrieben,  was  das  Licht  der  Öffentlichkeit  zu  scheuen 
hätte.  Verfasser  erkennt  das  Wahre  in  den  Lehren  der  modernen  deutschen 
Kriminalistenschule  unter  v.  Liszt  freimütig  an,  meint  aber^  daß  die  praktische 
Umsetzung  dieser  Lehren  bei  dem  einmal  bestehenden  moralischen  Gefühle 
des  Volkes  noch  lange  Zeit  auf  sich  warten  lassen  werde.  Dennoch  müsse 
man  zugeben,  daß  wirkliche  Mißstände  insofern  beständen^  daß  unter  den 
Verbrechern  tatsächlich  sehr  viele  Kranke,  psychisch  nicht  normale  Menschen 
sich  befinden.  Diese  Tatsache  würde  aber  von  der  Strafvollzugsbehörde 
nicht  etwa  verkannt.  Der  Mißstand  liege  darin,  daß  unsere  praktische 
Strafjustiz  noch  nicht  vollkommen  genug  funktioniere,  um  von  vornherein 
die  strafvoUzugsnnfähigen  Verbrecher  von  den  strafvollzugsfähigen  zu  sondern, 
und  sodann  darin,  daß  es  auch  im  Gefängnis  selbst  sogar  einem  recht  ge- 
übten Arzteauge  nicht  immer  leicht  fiele,  den  wirklich  Kranken  bestimmt 
von  dem  Simulanten  zu  unterscheiden.  Die  Disziplinarstrafen  hält  Verfasser 
für  nötig,  weil  das  Verbrechen  nicht  nur  ein  Produkt  der  sozialen  Verhät- 
nisse  sei.  Es  gebe  nur  allzuviele  von  Grund  auf  „Böse",  allzuviel 
Schwache,  Minderwertige,  sozial  Untüchtige,  für  die  man  diese  Strafen  nicht 
entbehren  könne  (?).  Jedenfalls,  meint  v.  Rhoden,  sei  die  im  Reichstag 
vertretene  Idee  der  Erziehung  und  Besserung  der  Gefangenen  schon  fast 
veraltet.  Aus  besagten  biologischen  Gründen  hätten  alle  diesbezüglichen 
Versuche  nicht  zu  den  gewünschten  Erfolgen  geführt  Bezüglich  der 
wachsenden  Rückfall- Kriminalität  müsse  jedenfalls  der  in  solcher  Allgemein«» 
heit  und  Bestimmtheit  ausgesprochene  Satz,  daß  die  Rückfälligkeit  die  not* 
wendige  Folge  des  heutigen  Strafvollzugs  sei,  als  unbewiesen  und  un- 
beweisbar entschieden  abgelehnt  werden.  Die  Arbeitsmethoden  in  den  An- 
stalten werden  nicht  mit  Unrecht  als  eintönig  und  abstumpfend  bemaagett. 
Wie   aber  bessere  Arbeit  schaffen,    ohne   mit  der  freien  Arbeit  zu  koiw 


ErimiBelle  Anthropologie.  1121 

karrieren?  Die  Deportation  scheitert  an  den  unerschwinglichen  Kosten. 
Unser  Freiheitsstrafensystem  ist  nicht  das  Ideal  der  Verbrechensbekämpfung, 
es  hat  sich  nicht  bewährt.  Auch  die  Einzelhaft  hat  den  Erwartungen  nicht 
entsprochen,  die  Kückfallskriminalität  ist  durch  ihre  Einführung  nicht  ver- 
mindert. Viele  Verbrecher  stumpft  sie  geistig  ab  und  macht  sie  sozial  un- 
tächtig.  Wert  hat  sie  nur  dadurch,  daß  für  ernstlich  Besserungswillige  die 
Möglichkeit  besteht,  sie  der  moralischen  Ansteckung  zu  entziehen.  Mehr 
als  die  Zeilen  als  Erziehungsmittel  müßten  aber  in  den  Anstalten  die  voll- 
kommenen Erzieher  schalten  und  walten.  Rhode n  beklagt  ferner  die  be- 
stehende Inkongruenz  zwischen  StraQustiz  und  Strafvollzug.  Er  glaubt,  daß, 
wenn  der  Besserungszweck  der  Strafe  das  Ideal  sei,  76^0  der  Freiheits- 
strafen als  kurzzeitige  ihren  Zweck  völlig  oder  fast  völlig  verfehlten.  Zu 
kurze  Strafen  von  Tagen  bis  Monaten  stumpften  nur  das  Ehrgefühl  ab,  zu 
lange  Freiheitsstrafen  machten  die  sozial  schon  an  sich  wenig  Tüchtigen 
noch  untüchtiger.  „Zustands"-  oder  Gewohnheitsverbrecher  dürften  nach 
Verbüßung  ihrer  Strafe  überhaupt  nicht  wieder  auf  die  Gesellschaft  los- 
gelassen werden.  Hier  seien  der  Strafe  nachfolgende  Sicherheitsmaßregeln 
etwa  durch  Errichtung  obligatorischer  Arbeiterkolonien  nötig.  Mit  den 
Freiheitsstrafen  müsse  ein  bedeutend  vorsichtigerer  und  sparsamerer  Ge- 
brauch gemacht  werden.  Rh.  empfiehlt  deshalb  das  System  des  Straf- 
aufschubs und  der  bedingten  Begnadigimg  und  endlich  der  vorläufigen  Ent- 
lassung. Untersuchungsgefangener  und  Jugendlicher  seien  von  auderen  streng 
zu  sondern.  Minderwertige  gehörten  in  besondere  Anstalten.  Der  Dualismus 
in  der  Gefängnisleitung  in  Preußen  müsse  aufhören.  Die  Anstalten  dürften 
nicht  größer  als  für  600  Gefangene  sein,  denn  nur  beim  Massenbetrieb 
können  häufiger  beklagenswerte  Irrtümer  und  Ausschreitungen  vorkommen. 
Aus  dem  anscheinenden  Fiasko  der  Freiheitsstrafe  wollen  neuerdings 
ernste  Juristen  schließen,  daß  dem  Besserungszweck  der  Strafe  überhaupt 
jedes  Recht  abzusprechen  sei.  So  will  z.  B.  Oberlandpsgerichtsrat  Schmölder 
deshalb  nicht  Erziehung,  sondern  Zufügung  von  Übeln  als  maßgebende 
Norm  für  den  Strafvollzug  anerkannt  und  durchgeführt  wissen.  Demgegen- 
über macht  von  Rohden  (279)  auf  den  jüngst  erschienenen  4.  Band  der 
gesammelten  Schriften  von  J.  H.  Wichern:  zur  Geföngnisref orm ;  Reden, 
Denkschriften  und  Gutachten  über  das  Gefängniswesen,  speziell  die  Durch- 
führung der  Einzelhaft  in  Preußen,  Hamburg,  Verlag  der  Agentur  des 
rauhen  Hauses  1905,  aufmerksam,  weil  gerade  auf  das  amtliche  Wirken 
Wicherns  der  moderne,  erziehende  Strafvollzug  zurückgeht.  Wichern, 
der  Begründer  der  „Innern  Mission"  in  Deutschland  und  des  bekannten 
„Rauhen  Hauses"  in  Hamburg  huldigte  einer  wohldurchdachten  Prävention, 
einer  Verbrechensprophylaxe.  Er  war  es,  der  1857  in  das  Ministerium  des 
Innern  nach  Berlin  berufen,  das  neue  Moabiter  Zellengefängnis  und  mit  ihm 
die  Einzelhaft  vorbildlich  inaugurierte.  Wicherns  Dienstauftrag  war  die 
Reorganisation  des  Gefängniswesens  nach  dem  „pensy Ivanischen  System". 
Dieses  quäkerhafte  System  mit  seiner  schematischen  Einzelabsperrung  zum 
Zweck  von  Bußübungen  und  religiöser  Wiedererweckung  durch  Gebet  und 
Kasteiung  hat  Wichern  nun  sozusagen  ins  Deutsche  übertragen.  Er  verwahrte 
sich  entschieden  dagegen,  als  solle  durch  sein  Eiuzelzellensystem  der  Ge- 
fangene in  einseitig  methodischer  Weise  religiös-sittlich  bearbeitet,  künstlich 
„gebessert"  werden.  Er  wollte  den  Strafvollzug  nur  so  gestalten,  daß  die 
Gefahr  weiteren  sittlichen  Verderbnisses  möglichst  hintangehalten  wird. 
Das  kann  aber  nach  Wicherns  Meinung  nur  durch  die  Einzelhaft  geschehen. 
T-Aber  die  beste  bauUch-äußerliche  Absperrung  durch  die  Zelle  genügt  nicht 
zur  Aufhebung  des   unsittlichen  Verkehrs;   eine   völlige  Vereinsamung  wäre 

Jahresberioht  f.  Neurologie  und  Psychiatrie  i»06.  71 


1122  Kriminelle  Anthropologie. 

eine  durch  nichts  zu  rechtfertigende  Strafverschärf ung,  wodurch  die  physisch- 
payclüsche  Gesundheit  des  Sträflings  auf  Spiel  gesetzt  würde.  Vielmehr 
muß  der  Staat,  wenn  er  einmal  die  Freiheitsstrafe  in  solch  ausgedehntem 
Umfange  anwendet,  auch  dafür  sorgen,  daß  der  Sträfling  aus  einer  unsitt- 
lichen Gemeinschaft  in  eine  sittliche  versetzt  werde.  Und  diese  Einflüsse, 
die  dem  Inhaftierten  sein  Bestes,  sein  Gewissen  nicht  gefährden,  nicht  „aus- 
brennen" helfen,  kann  der  Staat  nicht  yon  sich  aus  kraft  seiner  richtenden 
und  strafenden  Gewalt  an  den  Bestraften  heranbringen  (?),  dazu  muß  er 
Diener  der  Kirche  oder  der  christlichen  Gemeinde  und  die  von  der  in  ihr 
lebendigen  Liebestätigkeit  ihm  dargebotenen  persönlichen  Kräfte  in  Anspruch 
nehmen."  Für  Wichern  bedeutete  also  die  Strafzeit  nicht  die  Besserung 
an  sich,  denn  er  wußte,  daß  zur  Erziehung  Freiheit,  sich  zu  bewähren,  ge- 
hört, wohl  aber  die  Anbahnung  einer  Besserung,  eine  Vorbereitung,  die 
allerdings  in  der  Luft  schweben  bleibt^  wenn  ihre  Fortsetzung  nach  der 
Strafzeit  nicht  gesichert  ist.  Deshalb  wurde  von  ihm  das  Entlassenen- 
Fürsorgewesen,  das  ebenfalls  die  Aufgabe  kirchlicher  Organe  und  charita- 
tiver  Vereine  sei,  besonders  ausgebildet  und  dadurch  das  Hineinwachsen 
des  Rechtsbrechers  in  eine  sittliche  Gemeinschaft  begünstigt 

Eine  ausgezeichnete  Schrift,  die  Schrift  Thomsen's  (313)  mit  dem 
allerdings  etwas  schwulstigen  Titel: ,  „Grundriß  des  deutschen  Verbrechens- 
bekämpfungsrechtes".  Es  wirkt  ordentlich  humoristisch,  nachgewiesen  zu 
sehen,  daß,  während  die  klassische  und  die  neudeutsche  Kriminalistenschule 
noch  in  hartem  Kampfe  ihre  Theorien  gegeneinander  anreiten  lassen,  die 
Praxis  schon  längst  über  diese  Theorien  entschieden  hat  zu  Gunsten  des 
einzig  Vernünftigen,  zu  Gunsten  einer  Bekämpfung  der  Verbrechen  mit  allen 
Mitteln,  die  zu  diesem  Zwecke  geeignet  sein  könnten,  kurz,  daß  wir  tat- 
sächlich nicht  nur  ein  Strafgesetz,  sondern  ein  Gesetz  zur  Bekämpfung  der 
Verbrechen  heute  allerdings  in  sehr  verbesserungsbedürftiger  Weise  schon 
haben.  Besonders  schön  zeigt  Thomson  die  vordringende  Tendenz  nicht 
der  Vergeltung,  sondern  der  Bekämpfung  schlechthin  in  den  nach  Erscheinen 
des  deutschen  Strafgesetzbuches  gegebenen  sog.  Nebengesetzen.  Aber  auch 
im  Strafgesetzbuch  selbst  findet  sich  schon  eine  große  Anzahl  von  Maß- 
regeln, die  zweifellos  keinen  anderen  Zweck  haben  als  den  der  Verbrechens- 
bekämpfung, nicht  der  Vergeltung,  so  z.  B.  der  Arbeitszwang,  die  Polizei- 
aufsicht, die  Ausweisung,  überhaupt  sämtliche  sogen.  Nebenstrafen,  dann  die 
Einziehung  und  Unbrauchbarmachung  von  Verbrechensmittebi,  Erlaß  der 
Strafe  bei  „freiwilligen  Rücktritt  und  tätiger  Reue**,  Unterbringung  von 
jugendlichen  Personen  in  eine  Familie,  Erziehungs-  oder  Besserungsanstalt, 
die  Unfähigkeitserkläruug  zur  Beschäftigung  im  Eisenbahn-  und  Telegraphen- 
dienst u.  a.  m.  Es  besteht  nach  alledem  zweifellos  die  Tendenz,  dem  Ver- 
brechen schlechthin  entgegenzutreten  mit  eingreifenden  Bestimmungen  auf 
dem  Gebiete  des  Strafrechts,  zugleich  aber  auch  des  bürgerlichen  Rechts. 
Dieser  zu  begrüßenden  Tendenz  gibt  Thomsen  dahin  eine  allgemeine  Form, 
daß  er  zu  einer  auf  dem  Gebiete  des  Strafrechts  und  des  bürgerlichen 
Rechts  frei  sich  bewegenden  Verbrechensbekämpfung  übergeht;  er  schafft 
damit  zum  ersten  Male  bewußt  einen  neuen  Zweig  der  Rechtswissenschaft 
und  bereitet  das  ideale  „Gesetzbuch  zur  Bekämpfung  der  Verbrechen"  vor 
und  bringt  ferner  die  „Kriminalpolitik",  d.  h.  die  Wissenschaft  von  der  auf 
gesetzgeberischem  oder  sonstigem  Wege  erreichbaren  bestmöglichen  Ver- 
brechensbekämpfung zur  gebührenden  Anerkennung.  Glück  auf  zu  diesem 
Wege,  dem  die  Zukunft  gehört  I 

Näcke  (220)  bespricht  in  seinem  Artikel  die  Arbeiten  von  Wüst: 
Die   sichernden   Maßnahmen   im   Entwurf  zu   einem   schweizerischen   Straf- 


Kriminelle  Anthropologie.  1123 

gesetzbuche,  Zürich,  Alb.  Müller  1905;  ferner:  Schermerz:  Het  rapport 
yan  de  staatscommlssie  in  Zake  de  verzorging  van  gevaarlijke  en  schade- 
lijke  Krankzinnigen,  overdruct  uit  het  Nederl.  Tijdschrift  voor  Geneeskunde 
1904,  Deel  II  Nr.  20  und  endlich:  Tanoi,  Malatte  mentali,  Milano  1905. 
Im  Anschluß  an  eine  Diskussion  über  die  Wichtigkeit  und  Zu- 
lässigkeit  der  Kastration  in  gewissen  Fällen  von  Geisteskrankheit  auf  der 
36.  Jahresversammlung  der  schweizerischen  Irrenärzte  1905,  in  der  sich 
zum  Schlüsse  die  Versammlung  ohne  Widerspruch  für  die  Sterilisierung 
von  Geisteskranken  und  die  gesetzliche  Regelung  dieser  Materie  aussprach, 
macht  Näcke  (223)  darauf  aufinerksam,  daß  er  in  Deutschland  wohl  der 
Elrste  gewesen  sei,  der  energisch  und  unter,  genauer  Darlegung  der  Ver- 
hältnisse für  diese  Sache  plädiert  habe.  Es  müsse  ein  Schutzmittel  für  die 
Angehörigen  und  für  die  Gesellschaft  geben  vor  einer  Fortpflanzung  gewisser 
minderwertiger  und  geisteskranker  Individuen.  Nicht  gesetzliche  Eheverbote 
könnten  da  nützen,  sondern  nur  ein  Zwangsmittel  wie  die  Sterilisation.  Zwar 
brauchten  sich  die  Rassehygieniker  vorläufig  nicht  vor  einer  zunehmenden 
Entarttmg  zu  ängstigen,  denn  noch  reinigte  sich  der  Volkskörper  glücklicher- 
weise von  selbst,  aber  fest  stehe  doch,  daß  die  Fortpflanzung  minderwertiger 
Elemente  viel  Unglück  in  die  Familie  bringe  und  dem  Staat  viel  Geld  koste. 
Auch  bei  den  angeborenen  resp.  firüh  auftretenden  Entartungszuständen  würde 
aber  eine  Kastration  vor  vollendetem  Wachstum  gefährlich  sein,  weil  sie 
den  Charakter  ungünstig  beeinflußt.  Man  würde  also  besonders  degenerierte, 
mit  starker  libido  behaftete  gemeingefährliche  Elemente  etwa  bis  nach  zurück- 
gelegtem 25.  Lebensjahre  einsperren  müssen  und  dann  erst  kastrieren.  In 
zweiter  Linie  käme  die  Kastration  bei  auf  degenerativem  Boden  entstandenen 
chronischen  Psychosen  in  Frage;  die  akuten  Psychosen  fielen  dagegen  noch 
aus  der  Indikationsstellung,  „da  man  solche  nicht  zu  weit  stecken  soll,  will 
man  nicht  die  gute  Sache  an  sich  geiährden".  Bei  den  Männern  wäre  die 
Vasektomie  zu  empfehlen,  bei  den  Frauen  vielleicht  die  Ausschälung  des 
Uterus,  jedenfalls  würde  man  die  weiblichen  Keimdrüsen  möglichst  zu  schonen 
haben.  Das  Recht  des  Staates  für  eine  solche  Operation  hält  Näcke  für 
gerade  so  gegeben,  wie  es  heute  schon  eine  staatliche  Impfpflicht  gibt,  und 
wie  man  heute  schon  Verbrecher,  Irrsinnige,  Lepröse  usw.  zum  allgemeinen 
Besten  einsperrt.  Allerdings  würde  Erlaubnis  des  Kranken  resp.  seines 
Vormundes  und  vor  allem  seitens  des  Richters  Voraussetzung  sein  müssen. 
Im  konkreten  Falle  zu  entscheiden,  würde  vielleicht  die  Aufgabe  eines 
Kollegiums  von  Sachverständigen  sein. 

LaQUer  (166)  hat  das  klassische  Land  der  Temperenz,  die  Vereinigton 
Staaten  von  Nordamerika  im  Sommer  1904  selbst  besucht  und  berichtet  in 
interessanter  Weise  von  seinen  Erfahrungen  und  Eindrücken,  die  er  dort 
bezüglich  der  Alkoholfrage  erhalten  hat.  Es  fällt  dabei  manch  hübsches 
Streiflicht  auf  den  Charakter  des  Nordamerikanertums  überhaupt.  Laquer 
meint,  wir  in  Deutschland  könnten  von  diesem  tatkräftigen  Volke  vor  allem 
die  Einigkeit  lernen.  Entgegengesetzt  wie  bei  uns  tritt  dort  der  praktische 
werktägige  Kampf  gegen  den  Alkohol  gegenüber  theoretischen  Betrachtungen 
weit  in  den  Vordergrund.  Prohibition  und  Lokaloption  hält  Verf.  im  Kampf 
gegen  den  Alkohol  nicht  für  so  besonders  wirksam,  besonders  die  Prohibition 
führe  nur  zu  einer  sittenverderbenden  Heuchelei  und  werde  geradezu  zu 
einer  Schule  für  Umgehung  der  Gesetze  im  allgemeinen.  Die  amerikanische 
Schankgesetzgebung  könne  also  nur  steuertechnisch  als  Vorbild  dienen,  „der 
Alkohol  muß  höhere  Steuern  tragen".  Auch  in  Deutschland  müsse  die  Be- 
dürfnisfrage  schärfer  angepackt  werden,  und  Konzessionen  an  gemeinnützige 
Gesellschaften  würden  wie   in  der  Schweiz,   in  Schweden  und  England  dem 

71* 


1124  Kriminelle  Anthropologie. 

Trinkzwange  mit  Erfolg  entgegenarbeiten  können.  Vorbildlich  sei  Nord- 
amerika aacb  bezüglich  der  Trinksitten,  es  muß  auch  bei  uns  ein  Kenn- 
zeicheu  des  Gentleman  werden,  dem  Bausche  sein  Leben  lang  fem  zu 
bleiben.  Wie  in  Amerika,  allerdings  nicht  so  schematisch  und  einseitig  wie 
dort,  wird  es  sich  dringend  empfehlen,  in  allen  Schulen  Unterricht  über  die 
Gefahren  und  Wirkungen  des  Alkohols  zu  erteilen.  Am  höchsten  stellt 
Laquer  die  Arbeit  des  sogenannten  „Fünfziger-Ausschusses^,  der  seit  zehn 
Jahren  drüben  ausschließlich  zur  Erforschung  der  Alkoholfrage  besteht 
Dieser  Ausschuß  setzt  sich  aus  den  ersten  führenden  Männern  zusammen. 
Er  will  ohne  jede  Voreingenommenheit  an  das  Studium  der  Tatsachen 
herangehen  und  hat  zu  diesem  Zwecke  vier  Unterausschüsse  gebildet,  einen 
ärztlich-physiologischen,  einen  wirtschaftspolitischen,  einen  gesetzgeberischen 
und  einen  sittlich-kulturellen.  Seine  Zusammensetzung  und  sein  Wirken 
entsprechen  also  etwa  dem  des  deutschen  Vereins  gegen  Mißbrauch  geistiger 
Getränke.  Solche  Volkswohlfahrtskommissionen  sind  auch  in  Deutschland 
notwendig.  Sie  möchten  in  Anlehnung  an  das  Kultusministerium  oder  an 
das  Staatsministerium  baldigst  errichtet  werden.  Diese  Kommissionen  sollten 
dann  mit  der  Alkoholfrage  zuerst  anfangen. 

Anknüpfend  an  die  Schrift  Laquers  über  Trunksucht  und  Temperenz 
in  den  Vereinigten  Staaten,  schildert  Meinert  (203)  den  Segen  des 
amerikanischen  zweigeschlechtlichen  Unterrichts,  der  die  Bildung  und  damit 
die  Hochachtung  der  Frauen  hebt  und  sie  reif  macht,  neben  ihrer  meist 
musterhaften  Hauswirtschaft  auch  noch  eine  große  Summe  sozialer  Arbeit 
zu  leisten.  Besonders  große  Erfolge  haben  die  nordamerikanischen  Frauen 
als  Kämpferinnen  gegen  den  Alkohol.  DijB  Frauen  dort  spielen  als  Er- 
zieherinnen und  Lehrerinnen  eine  ganz  hervorragende  Rolle,  und  das  ganze 
in  ungezählte  Veranstaltungen  verschiedenster  Art  zerfallende  Erziehungs- 
werk ist  mit  Temperenz  durchtränkt.  Der  Haupterfolg  der  großen  National 
W Omans  Temperance  Union  besteht  in  dem  Durchsetzen  des  vielgepriesenen 
und  vielgeschmähten  Antialkohol-Unterricht  in  den  amerikanischen  Schulen. 
Unter  dem  Vorsitz  von  Mrs.  Hunt  werden  die  Schulbücher  u.  a.  daraufhin 
revidiert,  ob  auch  immer  genügend  der  Charakter  des  Alkohols  als  Gift 
hervorgehoben  ist.  Den  Nährwert  des  Alkohols  darin  zu  diskutieren,  wird 
völlig  vermieden.  Daher  der  Sturmlauf  gegen  Mrs.  Hunt  wegen  der  durch 
sie  nicht  genügend  gewährten  Wissenschaftlichkeit.  Ihr  Hauptgegner  ist  der 
Wissenschaftler  Atwater,  der  aber  auch  den  Alkohol  in  der  Praxis  als 
Gift  betrachtet  und  ihn  „injurious"  nennt  Das  Beispiel,  das  die  meist  frei- 
willig abstinente  Lehrerschaft  Nordamerikas  bietet,  ist  von  wesentlichem  Ein- 
fluß auf  seine  industrielle  Größe.  Amerikanische  Unternehmer  schrecken 
nicht  davor  zurück,  sich  auf  dem  Wege  des  wirtschaftlichen  Zwanges  die 
totale  Enthaltsamkeit  ihrer  Angestellten  zu  Gunsten  einer  größeren  Intensität 
des  Betriebes  zu  sichern.  Unter  den  amerikanischen  Arbeitern  herrscht 
überhaupt  eine  größere  Nüchternheit,  wie  bei  denen  anderer  Länder.  Dieser 
verdanken  die  Vereinigten  Staaten  in  der  Hauptsache  die  Siege  ihrer  Waren 
auf  dem  Weltmarkt  trotz  höherer  Arbeitslöhne.  Deshalb  würde  auch  eine 
Abschwächung  des  Antialkoholunterrichts  in  Professor  Atwaters  Sinne 
nicht  nur  eine  physische  und  moralische,  sondern  auch  eine  wirtschaftliche 
Schwächung  der  Nation  bedeuten. 

Der  Deutsche  Verein  gegen  den  Mißbrauch  geistiger  Getränke  hatte 
sich  bekanntlich  an  alle  ordentlichen  Professoren  der  Physiologie,  der  Patho- 
logie, der  inneren  Medizin,  der  Psychiatrie,  der  Pharmakologie  und  der 
Hygiene  an  den  Hochschulen  des  Deutschen  Reiches  gewandt,  um  durch 
Einholung  deren  Meinung  über  den  Wert  der  Mäßigkeit  oder  Enthaltsam- 


Kriminelle  Anthropologie.  1125 

keit  bezüglich  des  Alkohols  diese  Frage  einer  Lösung  näher  zu  bringen. 
Durch  diese  und  eine  große  Anzahl  anderer  sich  schroff  widersprechender 
Gutachten  medizinischer  Autoritäten  ersten  Ranges  hatte  die  „deutsche 
medizinische  Wissenschaft"  dokumentiert,  daß  zur  Zeit  in  der  Alkoholfrage 
Ton  ihr  noch  kein  entscheidendes  Wort  gesprochen  werden  dürfe,  weil  die 
Ansichten  noch  nicht  genügend  gereift  seien.  In  Professor  Hüppe  aus 
Prag  erreichte  dann  der  „Abstinentenhaß"  seine  höchste  Blüte,  so  daß  sogar 
Professor  Grube  in  einem  offenen  Brief  sein  Bedauern  über  dessen  Auf- 
treten aussprach.  Immer  wieder  war  die  Behauptung  vom  Nährwert  des 
Alkohols  Ton  verwirrendem  Einfluß.  Nach  Meinert  (204)  war  aber  schon 
die  Annahme,  daß  es  sich  bei  den  an  den  Versuchspersonen  nachweißbaren 
Ernährungseffekten  um  physiologische  handle,  eine  willkürliche.  Das  ständige 
Massenexperiment,  welchem  sich  die  Gewohnheitstrinker  unbeabsichtigt 
unterwerfen,  lehrt  im  Gegenteil,  daß  die  Alkoholmast  eine  pathologische 
Erscheinung  ist,  eine  Anbildung  von  Fett  und  Eiweiß  am  unrechten  Ort 
(z.  B.  „Bierherz").  „So  sehen  wir,  daß  die  Wissenschaft  anstatt,  wie  man 
wohl  zu  erwarten  berechtigt  wäre,  der  Bewegung  gegen  den  Alkohol  ge- 
schlossen Beistand  zu  leisten,  neuerdings  mannigfach  mit  oder  ohne  Absicht 
ihr  entgegenarbeitete."  „Alle  die  gelehrten  Arzte,  durch  deren  autoritative 
Zeugnisse  das  im  Schwinden  begriffene  Vertrauen  zu  Freund  Alkohol  wieder 
neugestärkt  wurde,  bekennen  sich  ausdrücklich  zum  Standpunkt  der  „Mäßig- 
keit"; und  doch  wurden  sie  mit  ihrer  „Mäßigkeit"  zu  Verführern."  Auch 
die  Mäßigkeitsvereinler  haben  nicht  die  Aufgabe,  etwas  zu  Gunsten  des 
Alkohols  vorzubringen,  am  allerwenigsten  aber  die  Abstinenten  für  ihre 
Gegner  zu  halten. 

Der  Zusammenhang  des  Rothenkirchner  Eisenbahnunglücks  mit  dem 
in  den  Stunden  vorher  vom  Lokomotivführer  Lohse  konsumierten  Alkohol 
dürfte  so  gut  wie  erwiesen  sein.  Meinert  (207)  macht  nun  noch  psycho- 
logisch äußerst  interessante  Mitteilungen  über  Aussagen  von  Angeklagten 
und  Zeugen,  wie  sie  in  der  Hauptverhandlung  zum  Vorschein  kamen. 
Merkwürdige  Widersprüche  und  ganz  sichtbares  Zusammenhalten  von  Freunden 
eines  guten  Trunkes  gaben  ihnen  ein  charakteristisches  Gepräge.  Meinert 
faßt  seine  Eindrücke  von  dieser  Verhandlung  so  zusammen:  „Wieviel  von 
allen  diesen  merkwürdigen  Aussagen  auf  die  verworrenen  Erinnerungsbilder 
alkoholisiert  gewesener  oder  chronisch  alkoholisierter  Gehirne,  wieviel  auf 
die  bekannte  Neigung  der  Trinker  zur  Lüge  und  wieviel  endlich  auf  eine 
wohl  nicht  ganz  von  der  Hand  zuweisende  Verabredung  unter  den  „Gemüt- 
lichen" und  Lohses  sonstigen  Freunden  (in  einem  ihm  günstigen  und  mög- 
lichst übereinstimmenden  Sinne  auszusagen)  kam,  läßt  sich  natürlich  nicht 
feststellen.  Die  ganze  Verhandlung  bewies  wieder  einmal,  wie  schwierig 
unter  Umständen  für  Behörden  und  Richter  Vorkommnisse  festzustellen  sind, 
bei  welchen  der  Alkohol  sein  Wesen  getrieben  hat." 

Meinert..  (205)  meint,  die  merkwürdige  öffentliche  Stellungnahme 
hervorragender  Ärzte  und  angesehener  Universitätsprofessoren  gegen  die  Ent- 
haltsamkeitsbewegung sei  eine  spezifisch  deutsche  Erscheinung.  Agent  provo- 
cateur sei  ein  Herr  Arthur  Kirchhoff,  Redakteur  ..der  Wochenschrift  „Das 
Leben",  der  sich  scheinbar  harmlos  an  deutsche  Arzte  mit  Anfragen  über 
die  Wirkung  des  Alkohols  heran  mache,  um  die  ihm  passenden  im  Interesse 
des  Alkoholkapitals  zu  verwerten,  denn  sein  Unternehmen  ist  mit  Subvention 
der  Brauer  errichtet.  Natürlich  geht  es  dabei  gegen  die  „Enthaltsamkeit". 
Diese  zu  bekämpfen  warnen  die  dem  Vorstande  des  Dresdner  Bezirksvereins 
gegen  den  Mißbrauch  geistiger  Getränke  angehörenden  Arzte.  Nicht  über 
das  Maß  von  Alkohol,  das  gesundheitsschädlich  sei  oder  nicht,  gelte   es   zu 


XI 26  Kriminelle  Anthropologie. 

Streiten,  sondern  Wege  zu  finden,  um  die  Volkskrankheit  „Alkoholismus** 
möglichst  nachhaltig  zu  bekämpfen,  das  täten  aber  auch  die  Abstinenten,  des- 
halb mit  ihnen,  nicht  gegen  sie.  Woodhead  in  England  sieht  im  Alkohol 
die  Hauptursache  der  Entartung.  Besonders,  seitdem  auch  die  Frauen  zu 
trinken  angefangen,  mache  diese  große  Fortschritte.  1.  würden  immer  mehr 
Kinder  mit  defektem  Nervensystem  geboren,  2.  litte  die  Fruchtbarkeit  der 
Frauen.  Auch  der  berühmte  Blinddarmoperateur  König  Eduards  Sir 
Frederick  Treves  hat  sich  öffentlich  gegen  den  Alkohol  ausgesprochen, 
er  nannte  ihn  schlankweg  ein  Gift.  Bezüglich  des  Antialkoholunterrichts, 
ist  die  Lehrbuchfrage,  die  in  Amerika  durch  Miß  Hunt  und  ihren  Anhang 
im  radikalen  Sinne  (Alkohol  ist  Gift!)  gelöst  ist,  derzeit  in  England  noch 
ebenso  wie  in  Deutschland  im  Stadium  unfruchtbarer  Diskussion. 

Alle  Tropenkenner  betonen,  daß  der  Alkoholgenuß  in  den  Tropen  nur 
ein  mäßiger  sein  darf.  Nach  Emiu  Pascha  bestehen  die  vielverschrienen 
Gefahren  des  Tropeuklimas  eigentlich  nur  im  Alkoholismus.  Nach  Meinert 
(206)  fallen  diesem  gerade  die  Deutschen  im  Ausland  am  allerersten  anheim. 
„Unsere  jungen  Kolonisten  versumpfen  häufig  schon  auf  der  Ausreise."* 
Deutschtum  und  Trinken  seien  leider  allenthalben  unzertrennliche  Begrifie. 
Die  deutschen  studentischen  Trinksitten  sind  kein  unwichtiges  Band  für  den 
Tropenalkoholismus.  Die  hochentwickelte  Gastfreundschaft  in  unseren 
Kolonien  übt  häufig  einen  Zwang  zum  Trinken  aus.  Extraklubs  werden 
gegründet,  in  denen  nach  deutscher  Art  gezecht  wird.  Auch  unsere  Schutz- 
truppe ist  vom  Alkoholismus  angesteckt.  Überall  in  den  heißen  Ländern 
.nehmen  die  Psychosen  der  Europäer  zu,  in  den  französischen  Kolonien  die 
folie  morale  tropicale,  in  den  deutschen  der  „Tropenkoller".  Pathologische 
Impulsivität  und  krankhaft  tiefgesunkene  Ethik  sind  seine  Hauptsymptome, 
und  der  Alkoholismus  ist  das  oberste  ätiologische  Moment.  Dazu  kommt^ 
daß  schon  in  Europa  moralisch  minderwertige  havarierte  Individuen  als 
letzten  Anker  den  Tropendienst  ergreifen.  Die  Hauptursache  des  Koicoial- 
alkoholismus  ist  der  Mangel  au  ernster  Beschäftigung,  die  Langeweile.  In 
der  Arbeit  liegt  das  Heil.  Also  fort  mit  den  Kolonial-Sinekuren.  Die 
Kolonien  sind  nur  haltbar,  wenn  alle  nach  tropischen  und  subtropischen 
Ländern  berufenen  Beamten  und  Truppen  zur  Enthaltsamkeit  Ton  Alkohol 
yerpflichtet  werden. 

Nach  einer  Schilderung  des  bekannten  Vorganges  der  Befruchtung  des 
Eies  durch  die  Samenzelle,  der  Kernteilung,  der  Beschaffenheit  des  Chro- 
matins,  von  der  sowohl  die  vererbten  Eigenschaften  wie  die  konstitutionelle 
Gesundheit  zunächst  abhängen,  der  Vererbungsvorgänge  usw.  hebt  Porel  (88) 
hervor,  daß  der  Mensch  leider  infolge  verschiedentlicher  Vorurteile  und 
Aberglauben  danach  trachte,  „die  Produkte  der  schlechtesten  Keime  zu 
konservieren  und  die  der  besten  totschießen  zu  lassen  oder  zur  Sterihtät  zu 
verurteilen".  Dazu  käme  die  ganz  absurde  menschliche  Zuchtwahl  und 
endlich  eine  direkte  Verschlechterung  der  Keime  unserer  Nachkommen,  die 
ein  jeder  in  sich  trage,  —  um  eine  zunehmende  Entartung  unserer  Basse  herbei- 
zuführen. Von  allen  Protoplasmagiften,  die  die  Keimzellen  direkt  verdürben, 
sei  nun  der  Alkohol  das  allergefährlichste.  Hier  kann  nur  ein  Mittel  radikal 
helfen,  die  vollständige  Verbannung  des  Alkohols  als  Genußmittel.  Wie 
gesagt  wirkt  der  Alkohol  a)  durch  Vergiftung  der  Keime,  —  dadurch  siecht 
unsere  ganze  arische  Rasse  geradezu  mehr  oder  weniger  an  chronischem 
Alkoholismus,  —  b)  durch  die  Vergiftung  des  Individuums.  Die  Einwirkung 
der  Alkoholvergiftung  auf  das  Geschlechtsleben  des  Individuums  ist  ein 
ganz  enormer.  Shakespeare  schrieb  treffend:  „der  Trunk  befördert 
Buhlerei  und  dämpft  sie  zugleich.    Er  befördert  das  Verlangen  und  erschwert 


Kriminelle  Anthropologie.  1127 

das  Tun.^  Die  Folgen  der  Alkoholwirknng  sind  in  sexueller  Beziehung: 
große  Vermehrung  der  venerischen  Infektionen,  Verführung  beider  Geschlechter 
zu  den  schmutzigsten  und  unzweckmäßigsten  sexuellen  Verbindungen,  Er- 
zeugung minderwertiger  Nachkommen,  alle  möglichen  Roheiten  beim  Ge- 
schlechtsakt oder  infoige  desselben,  großer  Vorschub  der  Prostitutionsgewohn- 
heiten, Steigerung  der  Zahl  der  sexuellen  Verbrechen  in  Verbindung  mit  den 
tierischsten  Eifersuchtsszenen,  endlich  mit  allen  diesen  Dingen  verbunden, 
Lockerung  der  Familienbande.  Viele  Fälle  von  sexuellen  Perversionen  würden 
direkt  durch  den  Bausch  erzeugt  oder  kämen  nur  während  desselben  zu- 
stande. Für  unsere  Rassen  haben  die  erwähnten  Verhältnisse  zur  Folge: 
eine  Vermindenmg  der  Zahl  der  Geburten  und  dadurch  der  Nachkommen- 
schaft, eine  Herabsetzung  der  allgemeinen  Leistungsfähigkeit  der  Individuen 
und  c)  eine  Entartung  der  Rasse  durch  die  Keimschädigung.  „Mit  unseren 
Trinksitten,  unserer  Verweichlichung,  unserem  Luxus  und  übertriebenen 
Komfort,  unserer  Entartung  überhaupt  gehen  wir  einer  sicheren  Vernichtung 
langsam  entgegen."  Alte  Kulturrassen,  die  nur  infolge  von  Stagnation  zurück- 
geblieben sind,  erwachen,  so  besonders  die  Mongolen.  Das  nüchterne  Japan 
hat  vor  kurzem  dem  trinkenden  Rußland  eine  Lektion  erteilt.  Werden  nicht 
alle  Kräfte  unserer  Staaten  dahin  verwandt,  das  ganze  Volk  in  Nüchternheit 
sowie  in  der  geistigen  und  körperlichen  Arbeit  zu  erziehen,  um  so  wieder 
eine  widerstandsfähige  Rasse  aufzubauen,  so  werden  wir  unterliegen.  Von 
den  Japanern  könnten  wir  in  dieser  Beziehung  viel  lernen,  vielleicht  soviel 
und  mehr,  als  sie  von  uns  gelernt  haben,  von  den  Islamiten  sollten  wir  das 
Trinkverbot  annehmen.  Dann  dürften  wir  noch  mit  einem  gewissen  Opti- 
mismus in  die  Zukunft  schauen  können! 

Rosenfeld  (285)  setzt  auseinander,  wie  der  Alkohol  durch  Betäubung 
sehr  schnell  gewisse  Hemmungen  überwinde,  die  im  nüchterneu  Leben 
manchen  davon  abhalten  würden,  sich  der  Prostitution  in  die  Arme  zu  werfen. 
Der  Alkohol  vermindere  die  Widerstandskraft  beim  Jüngling  und  beim  Er- 
fahrenen dem  Trieb  gegenüber,  illegitimen  Geschlechtsverkehr  aufzusuchen, 
und  vermehre  auf  diese  Weise  die-  Ansteckungsgelegenheiten.  Die  Alkohol- 
wirkung verstärke  die  Infektionsgefahr  bei  der  Beiwohnung  sowohl  durch 
unzweckmäßig  ausgeführten,  als  auch  den  verlängerten  Akt  und  zugleich 
durch  die  Vernachlässigung  aller  Vorsichtsmaßregeln  seitens  des  Berauschten. 
Der  Alkoholismus  erleichtert  ferner  die  Verführung  der  Jungfrauen  und 
leiste  so  der  Prostitution  Vorschub.  Der  chronische  Alkoholismus  bewirke 
auch  das  Auftreten  einer  schweren  Form  von  Syphilis  und  femer  von  sonst 
seltenen  Spätfolgen  der  Syphilis,  Paralyse,  Rückenmarksschwindsucht,  Aneu- 
rysma der  Körperschlagader.  Endlich  habe  der  Alkoholismus  einen  schwer 
schädigenden  Einfluß  auf  die  Gesundheit  der  Deszendenz.  Totgeburten, 
Mißgeburten,  verminderte  Intelligenz  und  Verblödung  seien  häufig  Folgen 
des  Alkoholismus.  Äußerste  Mäßigkeit  im  Alkoholgeuuß,  am  besten  aber 
die  völlige  Abstinenz  vom  Alkohol  sei  das  erste  Mittel  zur  Bekämpfung  der 
Geschlechtskrankheiten.  Besonders  wertvoll  sei  auch  die  Alkoholabstinenz 
als  eine  bedeutende  ethische  Schulung,  als  eine  Schulung  der  Enthaltsamkeit 
überhaupt. 

Nach  einer  Belehrung  über  die  schlimmen  Folgen  des  Alkoholismus 
überhaupt  kommt  Rosenthal  (286)  darauf  zu  sprechen,  wie  häufig  bei 
jungen  Leuten  gerade  die  erste  Bekanntschaft  mit  der  Prostitution  unter 
dem  Einfluß  des  Alkohols  gemacht  worden  ist,  wie  sich  überhaupt  der 
Alkohol  bei  Männern  und  Frauen  als  der  vorzüglichste  Helfershelfer  zur 
Unsittlichkeit  bewährt.     Verfasser  betont   dann,  wie   die  Prostitution    trotz 


1128  Kriminelle  Anthropologie. 

der  drakonischsten  Strafen  niemals  auszurotten  gewesen  ist.  Neben  den 
guten  Eigenschaften  würden  die  Geschöpfe  dieser  Erde  stets  Träger  yod 
Leidenschaften  und  Lastern  sein,  und  man  könne  es  fest  aussprechen,  daß, 
solange  nicht  andere,  höher  entwickelte  Wesen  vorhanden  sind,  die  üd- 
moralität  so  wenig  von  dieser  Erde  verschwinden  würde,  wie  der  Mord,  der 
Diebstahl  oder  die  Krankheit.  Die  Prostitution  regelt  sich  nicht  nach  dem 
Gesetz  von  Angebot  und  Nachfrage.  In  der  Prostitution  sei  nur  die 
Korruption  eines  unvenneintlichen  Naturtriebes  gegeben,  eines  Bedürfnisses 
nach  Verbindung.  Als  Arzt  müsse  es  Verfasser  aussprechen,  daß  die  Keusch- 
heit oft  nur  eine  Sache  des  Temperaments  ist,  und  daß  die  Enthaltsamkeit 
die  Gesundheit  unter  Umständen  auf  das  ernsteste  geßihrden  kann.  Mit 
Neisser  gelange  er  zu  dem  Resultat,  daß  nicht  nur  der  auf  die  Fort- 
pflanzung bedachte  Geschlechtsverkehr  eine  Berechtigung  hat;  „denn  solange 
die  Folgen,  die  daraus  entstehen,  von  beiden  Teilen  getragen  werden,  so 
lange  eine  Schädigung  eines  Dritten  nicht  erfolgt,  kann  er  nicht  als  etwas 
Verwerfliches  angesehen  werden,  der  so  vielen  großen  Geistern  im  Laufe 
der  Zeit  die  Quelle  des  irdischen  Glücks  und  die  Ursache  und  Anregung 
zu  begeistertem,  wirkungsvollstem  Schaffen  geworden  ist."  Daß  gleiches  Recht 
für  beide  Geschlechter  in  sexueller  Beziehung  zur  Geltung  kommen  könnte, 
hält  Verfasser  nicht  für  möglich,  „da  die  physiologischen  Verhältnisse  beim 
Mann  und  bei  der  Frau  doch  ganz  verschiedener  Art  sind".  Eher  als  die 
Männer  die  Enthaltsamkeit  lernten,  würden  dann  die  Frauen  das  Recht  des 
Geschlechtsverkehrs  vor  der  Ehe  auch  für  sich  in  Anspruch  nehmen! 
Wälirend  das  prostuierte,  das  ist  das  sich  gegen  Entgeld  hingebende  Weib, 
mit  dem  Verkauf  ihres  Körpers  meist  ihr  ganzes  Leben  ausfülle,  schließe 
der  Mann,  der  zu  einer  Prostuierten  geht,  —  im  aligemeinen  gesprochen  — 
nur  auf  kurze  Augenblicke  einen  Handel  ab,  ohne  sonst  auf  eine  moraUsch 
tiefere  Stufe  zu  sinken  und  in  der  überwiegenden  Mehrzahl  ein  Leben 
voller  Ernst  und  Arbeit  zu  führen.  Da  der  Geschlechtstrieb  physiologisch 
sei,  könne  man  auch  das  Akquirieren  einer  Geschlechtskrankheit  weder  als 
ein  Zeichen  von  Laster  noch  als  eine  verdiente  Strafe  ansehen,  sondern  nur 
als  ein  Unglück.  Der  Alkoholismus  nun  sei  ein  wesentlicher  Faktor  der 
Prostitution,  ohne  daß  man  sagen  könne,  ohne  Alkohol  gebe  es  keine  Pro- 
stitution und  keine  Geschlechtskrankheiten. 

Wie  der  Alkoholismus  zur  Prostitution,  so  fülire  die  Prostitution 
wieder  zum  Alkoholismus.  Die  Prostituierten  gebrauchen  die  Alkohol- 
umnebelung  als  Betäubungsmittel  ihrem  schmachvollen  Leben  gegenüber. 
Die  Bordelle,  die  hygienisch  kaum  etwas  nützten,  da  sie  keineswegs  Einfluß 
hätten  auf  die  Ausbreitung  der  geheimen  Prostitution,  besonders  in  den 
großen  Städten,  seien  nicht  nur  Tempel  der  Venus,  sondern  auch  des  Bacchus. 
Durch  den  Verkauf  von  meist  verfälschten  Alkoholicis  werde  der  Bordelwirt  am 
ehesten  reich.  Ferner  seien  in  den  Animierkneipen  die  Kellnerinnen  geradezu 
auf  den  Massenkonsum  von  Alkohol  angewiesen,  ähnlich  wie  manche  schlecht- 
bezahlte Schauspielerinnen  auf  die  Prostitution.  Die  schmählichste  Frucht 
von  Prostitution  und  Alkoholismus  sei  aber  das  Zuhältertum,  aus  dem  sich 
Tagediebe,  Spieler,  Verbrecher  und  Mörder  rekrutierten.  Alkohol  zusammen 
mit  moralischen  und  perversen  Ausschreitungen  vermehren  femer  die  Zahl 
der  geistigen  Erkrankungen.  Besonders  nehme  die  progressive  Paralyse  bei 
den  Männern  und  den  Prostituierten  immer  mehr  zu  auf  dem  Boden  des 
Alkoholismus,  der  Syphilis,  der  modernen  VielgeschäftUchkeit  und  des 
hastigen  Wettbewerbes  mit  Überarbeitung  des  Gehirns  in  der  heutigen 
Gesellschaft.  Die  Geschlechtskrankheiten  sind  furchtbar  verbreitet.  Nach 
Blaschko   würden   in    einer  Großstadt  wie   Berlin   von   den  Männern,  die 


Kriminelle  Anthropologie.  1129 

Über  30  Jahre  alt  in  die  Ehe  treten,  jeder  2  mal  Gonorrhöe  gehabt  haben 
und  jeder  4.  und  5.  syphilitisch  sein. 

Die  Gonorrhöe  schädigt  besonders  das  weibliche  Geschlecht  und  macht 
die  Ehen  häufig  steril.  Der  Alkohol  macht  nun  die  Männer  in  ihrer  Aus- 
wahl und  in  ihren  hygienischen  Maßnahmen  besonders  unvorsichtig.  Der 
angesteckte  Alkoholiker  achtet  auch  weniger  auf  seinen  Körper;  deshalb 
sieht  man  gerade  bei  solchen  oft  besonders  schwere  und  vernachlässigte 
Formen  der  Geschlechtskrankheiten.  Die  ungewöhnliche  Intensität,  Ex- 
tensität und  Dauer  aller  Erscheinungen  der  Syphilis  bei  einem  Befallenen 
ist  gewöhnlich  das  Siegel  des  Alkoholismus,  ebenso  oft  eine  heftigere  und 
frühzeitigere  Erkrankung  des  Zentralnervensystems.  Deshalb  zuforderst 
gegen  den  Alkohol!  Andererseits  nicht  den  Mut  verlieren!  Die  Geschlechts- 
krankheiten sind  heilbar!  Zu  erstreben  ist  eine  Assanierung  der  Prostitution, 
Aufklärung  der  Jugend  und  Einrichtung  von  spezialistischen  Kranken- 
abteilungen, in  denen  jedem  Kranken  unentgeltliche  Aufnahme  gewährt 
wird,  wie  es  die  verdienstvolle  deutsche  und  die  Internationale  Gesellschaft 
zur  Bekämpfung  der  Geschlechtskrankheiten  propagiert.' 

Schwarz  (298),  der  auf  dem  Boden  der  totalen  Alkoholabstinenz 
steht,  kann  trotz  so  vieler  Versicherungen  des  Wohlwollens  staatlicher  Be- 
hörden den  Bestrebungen  der  Alkoholgegner  gegenüber  nicht  recht  an  den 
Ernst  des  Staates  glauben,  den  Alkoholkonsum  wirkUch  einschränken  zu 
wollen.  Der  Staat  mit  seinen  bedeutenden  Machtmitteln,  mit  seinem 
kolossalen  Beamtenheer,  seiner  schwer  in  die  Wagschale  fallenden  Autorität 
müßte  sonst  schon  vielmehr  in  dieser  Beziehung  erreicht  haben.  Aber  von 
wirklich  durchgreifendem  staatlichem  Vorgehen  findet  man  keine  Spur. 
„Nein.  Der  Staat  hat  bisher  außer  den  höchst  platonischen  Zustimmungs- 
kundgebungen nichts  getan  und  wird  auch  in  Zukunft  schwerlich  etwas 
anderes  tun.  Ich  habe  noch  nie  gehört,  daß  der  Staat  gerade  die  Henne 
abschlachten  ließe,  welche  die  goldenen  Eier  legt.  Und  die  Steuer  auf 
alkoholhaltige  Getränke  ist  die  goldene  Eier  legende  Henne.  Ist  überhaupt 
anzunehmen,  daß  der  Staat  auf  eine  jährlich  viele  Millionen  eintragende 
Steuer  verzichten  wird?^  Die  Besteuerung  des  Alkohols  hat  nur  den  einen 
Zweck,  dem  Staate  ein  größeres  Einkommen  zu  sichern,  dabei  soll  die 
Spiritusindustrie  von  den  Leiden  der  Überproduktion  befreit  werden,  und 
als  weiteres  Ziel  schwebt  der  Gesetzgebung  die  Entwicklung  der  land- 
wirtschaftlichen Industrie  vor.  Professor  Gruber  sagt  darüber:  „Große 
und  mächtige  Gesellschaftsklassen  haben  bedeutende  Kapitalien  iu  Spiritus- 
brennereien investiert,  ein  großer  Teil  des  Landbaues  dient  der  Branntwein- 
produktion, die  Existenz  von  Tausenden  von  Branntweinschänkern  hängt 
daran,  daß  das  Gift  der  Bevölkerung  in  ungeschwächtem  Strome  eingeflößt 
wird.  Alle  diese  Kreise  würden  ihren  ganzen  Einfluß  dagegen  aufbieten, 
wenn  es  mit  der  Einschränkung  des  Verbrauches  ernst  würde.  Die  Gefahr, 
daß  auch  die  Staatsverwaltung  als  Teilnehmer  am  Gewinne  wenig  Eifer 
zeigen  könnte,  wurde  schon  angedeutet."  Man  kann  eben  nicht  zu  gleicher 
Zeit  die  ethischen  Ziele,  die  Volksgesundheit  anstreben,  wenn  man  anderer- 
seits alles  tut,  um  möglichst  viel  Profit  aus  der  Schnaps  -  Bier -W  ein - 
Produktion  herauszupressen.  Den  Kampf  gegen  den  Alkohol  hat  heute  also 
jeder  einzelne  zu  führen.  Die  endgültige  Vernichtung  des  völkermordenden 
Alkoholismus  erwartet  Verfasser  aber  von  der  organisierten  Arbeiterschaft 
durch  ihre  große  Einwirkung  auf  die  Volksmasse.  Daß  die  richtige  Er- 
kenntnis von  der  „zufriedenmachenden",  benebelnden  Alkoholwirkung  unter 
den  Arbeitern  schon  zu  erwachen  beginnt,  beweist  eine  auf  dem  vorjährigen 
Parteitag  der   deutschen  Sozialdemokratie   angenommene,  gegen   den  Alko- 


2130  Kriminelle  Anthropologie. 

holismus  gerichtete  Resolation,  beweist  auch  die  fruchtbare  Antialkohol- 
propaganda  des  belgischen  sozialdemokratischeu  Führers  Vandervelde,  der 
die  markigen  Worte  geprägt  hat:  „Die  allein  werden  würdig  sein,  die  Welt 
zu  regieren,  die  gelernt  haben,  sich  selbst  zu  beherrschen." 

Hellwig  (122)  bringt  einen  kleinen  Beitrag  zur  Psychologie  der  Aus- 
sage. Er  schildert,  wie  er  an  sich  selbst  die  Erfahrung  gemacht  hat,  daß 
er  felsenfest  von  der  in  seiner  Gegenwart  stattgehabten  Vernehmung  eines 
Zeugen  überzeugt  war,  während  er  in  Wirklichkeit  die  entsprechenden  Aus- 
sagen nur  aus  den  vor  ca.  2  Wochen  studierten  Akten  kannte.  Er  als 
kritisch  erzogener  Manu  würde  trotz  seiner  festen  Überzeugung  eine  even- 
tuelle Aussage  hierüber  nur  in  der  Überzeugungsform  getan  haben.  „Denkt 
man  nun  aber  an  das  Durchschnittsniveau  der  Zeugen,  so  wird  man  zu- 
gestehen müssen,  daß  insbesondere  bei  lebhaften,  phantasiereichen  Personen 
ein  solcher  Irrtum  vorkommen  kann,  ohne  daß  der  Zeuge  an  die  Möglichkeit 
eines  Irrtums  denkt,  ja,  vermöge  seiner  ganzen  Veranlagung  auch  nur  denken 
kann."  Das  Delikt  des  fahrlässigen  Falscheides  wird  infolge  der  fehlenden 
psychologischen  Vorbildung  der  großen  Mehrzahl  unserer  Richter  oft  geradezu 
„fabelhaft  fahrlässig  als  vorhanden  angenommen".  Hoflfentlich  werde  dieses 
Delikt  in  das  künftige  deutsche  Strafgesetzbuch  überhaupt  nicht  wieder  auf- 
genommen. 

In  dem  Aufsatz:  „Zur  Verhütung  von  Meineiden"  schlägt  Hellwig 
vor,  systematisch  Bemerkungen  über  das  Gebahren  von  Schwörenden  zu 
sammeln,  da  dadurch  vielleicht  gewisse  abergläubische  Gebräuche,  die  die 
Folgen  des  Meineides  abwehren  sollen,  aufgedeckt  werden  könnten.  Solche 
Gebräuche,  die  sich  vor  allem  in  gewissen  Arm-  und  Handstellungen  beim 
Schwören  ausdrücken,  seien  bei  verschiedenen  Volksgruppen  verschieden. 
Die  Kenntnis  dieser  abergläubischen  Handlungen  werde  gewiß  den  Richter 
öfter  in  den  Stand  setzen,  einen  eventuellen  Meineid  zu  verhüten. 

Eine  weitere  Mitteilung  Hellwigs  zeigt  an  dem  Beispiel  zweier  sich 
entgegenstehenden  Aussagen  von  Frauen  über  den  Eigentümer  eines  gestohlenen 
Hemdes,  das  beide  an  einem  charakteristischen  geflickten  Riß  wiedererkennen 
wollten  —  keine  von  ihnen  hatte  ein  Interesse  daran,  falsch  auszusagen  und 
falsch  zu  schwören  — ,  daß  eine  von  beiden  sich  gutgläubig  geirrt  haben 
muß.  Wie  vorsichtig  muß  also  der  Richter  bei  Bewertung  einer  Zeugen- 
aussage sein! 

Es  war  vorauszusehen,  daß  der  unglückselige  Weininger  nicht  trotz, 
sondern  gerade  wegen  seiner  pathologischen  Persönlichkeit  suggestiv,  ja  fast 
hypnotisch  auf  eine  ganze  Schar  von  Anhängern  wirken  würde.  Im  Märchen 
verlockt  ja  gerade  das  Irrlicht  den  wundersüchtigen  Wanderer  in  dunkles 
Gestrüpp  und  tiefen  Sumpf.  Man  kann  es  bedauern,  muß  sich  aber  eben 
mit  der  oft  so  verderblichen  Suggestivkraft  abnormer  Geister  auf  mystische 
Gemüter  als  eine  unabänderliche  Tatsache  abfinden.  Auch  Lnoka  (1B6) 
ist  so  ein  Bewunderer  des  Irrlichts  Weininger,  wenn  er  auch  nicht  zu  den 
ganz  blinden  gehört.  In  seinem  Kommentar  zu  Weiningers  Büchern  spricht 
er  wohl  in  höchsten  Superlativen  von  seinem  Freund  als  „Regenerator  einer 
großen  idealistischen  Weltanschauung",  ja  sogar  von  dem  „unsterblichen 
Gehalt"  in  Weiningers  Werken;  trotzdem  gesteht  er,  wenn  auch  nicht  gern, 
zu,  daß  Weninger  seine  sexuellen  Typen  M.  (Mann)  und  W.  (Weib),  die  er 
als  Grundlage  für  den  Schwall  seiner  unausgegorenen  Gedanken  benutzt, 
erst  selbst  „konstruiert"  hat;  und  selbst  einem  Lucka  hat  es  Meininger 
nicht  hinlänglich  einleuchtend  gemacht,  daß  dem  Typus  M.  auch  wirklich 
alle  die  guten  Qualitäten,  dem  Typus  W.  die  schlechten  beizulegen  seien. 
Es   sei    ,,zu  mindest  willkürlich,   wenn  nicht  falsch,   das  auf  die  wirklichen 


Kriminelle  Anthropologie.  1131 

Männer  und  Frauen  zu  übertragen,  was  seine  Typen  konstituieren  sollen". 
Damit  fallt  aber  das  ganze  phantastische  Kartenhaus  der  Weiningerschen 
Weltanschauung  zusammen.  Statt  das  einzugestehen,  meint  Lucka  naiv: 
.,Hat  Weininger  Fehler  gemacht,  so  müssen  sie  eben  verbessert  werden**. 
Auf  80  schwachen  Füßen  steht  also  auch  diese  relativ  objektive  Verteidigung 
Weiningers!  Der  Verf.  hätte  sich  also  ja  nicht  den  Hochmut  Weiningers, 
der  alle  nicht  extremen  Dualisten  für  Dummköpfe  erklärt,  zu  eigen  machen 
sollen!  Teilt  Lucka  uns  doch  selbst  den  schon  aas  der  Selbstentlcibung 
Weiningers  zu  schließenden  philosophischen  Bankrott  seines  Schützlings 
noch  ausdrücklich  mit,  indem  er  dessen  letzte  Gedanken  also  schildert:  „Es 
gibt  kein  Ich,  es  gibt  keine  Seele*'.  —  also  der  krasseste  Widerspruch  zu 
seinem  M.-Prinzip.  Aber  auch  „nicht  eine  Minute  in  seinem  Leben"  war 
Weininger  „geistesgestört",  das  könne  auch  der  Laie  (!)  feststellen.  Was 
war  es  also  dann  mit  Weiningers  Philosophie?!  Daß  aber  die  Möbiusschen 
Widersprüche  noch  von  Lucka  festgenagelt  werden,  hat  mich  gefreut.  Die 
Sünden  der  (geistigen)  Väter  rächen  sich  an  ihnen  und  ihren  Kindern. 

Laurent  (168)  teilt  seine  in  den  Gefängnissen  und  Irrenhäusern  von 
Indien  und  Birma  gesammelten  Erfahrungen  in  einer  leider  etwas  stark 
dilettantenhaften  Weise  mit.  Besonders  Merkwürdiges  hat  er  kaum  beob- 
achtet. Im  allgemeinen  finden  sich  nur  recht  wenig  Schwerverbrecher  als 
Insassen  der  wie  es  scheint  recht  gut  gehaltenen  Gefangnisse.  Uns  über- 
raschen die  drakonischen  englischen  Gesetze,  die  den  Nationaleigentümlich- 
keiten der  Eingeborenen  gar  keine  Beachtung  zu  schenken  scheinen.  Das 
gilt  ganz  besonders  bei  Bestrafung  wegen  Kuppelei;  es  wird  eben  hier  nicht 
mit  der  Tatsache  gerechnet,  daß  die  Stellung  des  Weibes  eine  ganz  andere 
ist  als  im  englischen  Mutterlande  selbst.  Mord,  schwerer  Diebstahl,  Haus- 
friedensbruch, gegen  Europäer  gerichtete  Verbrechen  sind  bei  der  natürlichen 
Zaghaftigkeit  und  Ängstlichkeit  des  Hindu  recht  seltene  ßeate.  Anders  bei 
den  Birmanern,  die  eine  weit  größere  Aktivität  zur  Schau  zu  tragen  pflegen. 
Affektverbrecher  findet  man  noch  am  zahlreichsten  unter  den  Mohammedanern, 
die  eben  durch  den  Islam  eine  selbständigere  Lebensbetätigung  erhalten 
haben.     Die  Zahl  der  kriminell  gewordenen  Frauen  ist  sehr  gering. 

Das  Kapitel  über  die  Geisteskrankheiten  ist  noch  dürftiger  ausgefallen. 
Bei  den  Hindus  soll  man  nur  relativ  wenige  erregte  Kranke  finden  im 
Gegensatz  zu  den  Birmanern.  Der  Unterschied  wird  vom  Autor  durch  die 
Verschiedenheit  im  Inhalt  und  in  der  Form  der  religiösen  Vorstellungen 
begründet.  Alkoholismus  kommt  nicht  vor,  über  postsyphilitische  Erkrankungen 
erfahren  wir  nichts.  (Merzbacher,) 

Wenn  man  auch  zugeben  muß,  daß  die  Absicht,  die  Znccarelli  (340) 
bewegte,  als  er  sich  zur  Herausgabe  der  vorliegenden  Untersuchungen  ent- 
schloß, eine  recht  gute  sein  mochte,  so  erscheint  doch  die  Realisierung  dieses 
Unternehmens  als  eine  recht  eigentümliche.  Wir  können  uns  des  Eindruckes 
nicht  erwehren,  daß  hier  Eitelkeit  und  Reklamesucht  sich  paarten  mit  dem 
Wunsche,  recht  fleißige  und  emsig  betriebene  Erfahrungen  an  das  Publikum 
zu  bringen.  Die  ernste  Einleitung,  der  ein  Vorwort  von  Benedikt  und 
Morselli  vorausgeht,  hätte  Besseres  erwarten  lassen.  In  dieser  Einleitung 
bekennt  sich  Zuccarelli  als  Anhänger  der  positivistischen  Schule,  umgrenzt 
das  Feld,  das  der  Kriminal-Anthropologie  unter  den  übrigen  Wissenschaften 
zukonunt,  bespracht  die  zahlreichen  Beziehungen  zu  anderen  Hilfswissen- 
schaften, betont  die  Notwendigkeit  eines  systematisch  betriebenen  Studiums 
der  Kriminal-Anthropologie  und  präzisiert  den  eigenen  Standpunkt  in  der 
Auffassung  des  Verbrechers  als  eines  degenerierten  und  durch  besondere 
Kennzeichen   ausgezeichneten    Individuums.     In    dem   Bestreben,    diese   be- 


X132  ErimiDelle  Anthropologie. 

sonderen  Kennzeichen  zu  demonstrieren,  beginnt  nun  der  Verf.,  eine  Unmenge 
von  Anomalien  aufzuzählen,  zunächst  im  Skelette  des  Verbrechers.  Wenn 
nun  mit  derselben  Gründlichkeit  die  übrigen  Körperteile  zur  Sprache  kommen 
sollen,  so  ist  das  Ende  im  Erscheinen  der  Hefte  nicht  abzusehen ;  wenn  aber 
der  Autor  fortfährt,  die  Aufzählung  in  der  bis  jetzt  geübten  Weise  fort- 
zusetzen, so  gibt  er  uns  nur  lediglich  ein  fleißig  zusammengestelltes  Ver- 
zeichnis aller  möglichen  anatomischen  Anomalien,  die  sich  eben  auch  an 
Menschen  finden  können,  die  Verbrecher  sind;  diese  Möglichkeit  wird  wohl 
niemand  abgestritten  haben.  Den  Beweis  aber,  daß  alle  die  Zeichen  mit 
besonderer  Häufigkeit  gerade  bei  Verbrechern  vorkommen  und  die  Bedeutung 
dieser  Signale  bleibt  uns  der  Autor  bis  jetzt  schuldig.  Die  Umschlageseiten 
der  Hefte  sind  ausgefüllt  mit  günstigen  Kezensionen-  über  das  unternehmen, 
mit  Entschuldigungsschreiben  über  Verspätung  im  Erscheinen  der  Hefte, 
über  Abonnementserleichteruugen  und  ähnliche  Dinge,  die  recht  unangenehm 
auf  uns  wirken  müssen.  Der  kasuistische  Beitrag  enthält  mangelhafte 
Elrankengeschichten,  die  beigefügten  Abbildungen  sind  recht  dürftig  und  zum 
Teil  recht  tendenziös.  (Merzbacher,) 

Ortiz  (246)  bespricht  in  einer  kleinen  Mitteilung  die  Kriminalität  der 
Neger  auf  Kuba.  Es  steht  ihm  nur  dürftiges  statistisches  Material  zur  Ver- 
fügung. Sicher  kann  jedoch  die  Präponderanz  des  Verbrechens  bei  den 
Schwarzen  im  Gegensatz  zu  den  Weißen  festgestellt  werden.  Unter  den 
Mischlingen  finden  sich  mehr  Verbrecher  als  unter  den  Negern;  unter 
letzteren  kamen  früher  Verbrechen  unter  den  freien  Negern  mehr  vor  als 
unter  den  Sklaven.  Schwere  Delikte  sind  bei  den  Schwarzen  zahlreicher 
als  bei  Mischlingen  und  Weißen. 

Einen  besonderen  Verbrechertypus  stellt  der  schwarze  Zauberer  dar, 
der  vor  Raub  und  Mord  nicht  zurückscheut.  Er  handelt  aber  häufig  bona 
fide,  auf  Grund  des  althergestammten  Aberglaubens  und  Beminiszenzen 
aus  dem  Götzendienst.  Hier  haben  wir  zwar  sozial  einen  „delinquente  nato^ 
vor  uns,  der  aber  nicht  durch  „Atavismus"  wieder  zum  Verbrecher  wird, 
sondern  durch  ein  Stehenbleiben  auf  seiner  primitiven  Kultur;  er  ist  eben 
in  eine  fortgeschrittene  Kultur  hineinversetzt  worden,  ohne  persönlich  mit 
derselben  weitergewandert  zu  sein.  {Merzbaeher.) 

De  Blasio  (28)  hat  an  4000  Neapolitanern  und  zwar  an  je  1000 
männlichen  und  weiblichen  normalen  Individuen  und  Verbrechern  die  Form  des 
äußeren  Ohres  beobachtet  und  in  18  Figuren  wiedergegeben.  Er  kommt  zu  dem 
Schlüsse,  daß  bei  den  degenerierten  Individuen  abnorme  Formen  weit  häufiger 
sind  als  bei  den  normalen,  und  wieder  bei  den  Frauen  häufiger  als  bei  den 
Männern.  Die  Abnormität  der  Ohrmuschel  nimmt  die  verschiedenartigste 
Form  an.  (Merzbaeker,) 

Lombroso  (185  a)  glaubt  einen  internationalen  Dieb  als  Simulanten 
entlarvt  zu  haben.  Die  Gründe,  die  ihn  zu  dieser  Annahme  berechtigen 
könnten,  erscheinen  uns  durchaus  nicht  stichhaltig.  Es  handelt  sich  um  ein 
Individuum,  das  bereits  früher  zwei  Monate  im  Irrenhaus  gewesen  ist  und 
zuletzt  überall  herumgereist  war.  Zur  Zeit  spricht  er  nicht  mit  seinen  Ge- 
nossen, ist  abweisend,  abstiniert,  reagiert  auf  starke  schmerzerzeugende  Reize 
scheinbar  nicht,  produziert  Größenideen.  Auf  der  anderen  Seite  spricht 
er  äußerst  gewandt,  wenn  angeregt  in  fremden  Sprachen.  Lombroso  meint 
nun,  daß  ein  Mensch,  der  eine  „akute  Demenz*'  zeigt,  nicht  im  stände  sein 
sollte,  fremde  Sprachen  in  der  Weise  zu  beherrschen,  wie  es  hier  geschieht, 
da  gerade  die  zuletzt  erworbenen  Kenntnisse  verloren  gehen  müßten,  und 
daß  ferner  ein  so  sprachbefähigter  Mensch  nicht  außer  stände  sein  dürfte, 
das  Dynamometer  zu  hantieren  und  sich  das  Gesichtsfeld  prüfen  zu  lassen, 


Kifiminelle  Anthropologie.  1133 

was  bei  diesem  Individuum  der  Fall  war.     Wir  sind  UDfähig,  einer  solchen 
Argumentation  zn  folgen!  (Merzbacher.) 

2.  Belsteskranke  Verbrecher.   Psychisch  Minderwertige. 

Unter  den  1846  männlichen  Verbrechern,  welche  Geill  (101)  als  Arzt 
der  Kopenhagener  Untersuchungsgefängnisse  in  den  Jahren  1898 — 1901 
systematisch  untersuchte,  waren  116  wegen  Sittlichkeitsverbrechen  verurteilt. 
Davon  waren  84  zwischen  20  und  40  Jahre  alt,  darunter  6,  darüber  26. 
Im  ganzen  waren  von  den  116  Personen  97  einmal,  10  zweimal,  6  dreimal, 
1  fünfmal,  1  siebenmal  und  1  achtmal  wegen  Sittlichkeitsverbrechen  bestraft. 
Von  10  Exhibitionisten  wurden  später  1  zweimal,  1  viermal  und  2  sechsmal 
wegen  Ezhibition  bestraft. 

Verfasser  gibt  dann  die  Körperhöhe  und  die  Kopfmaße  der  betreffenden 
Verbrecher.  Von  allen  1845  Verbrechern  waren  9,21  7o  unehelich  geboren, 
von  den  116  Sittlichkeitsverbrechern  14,66  ^L,  Alkoholismus  in  der 
Aszendenz  fand  Geill  für  die  Sittlichkeitsverbrecher  36,61  %,  Geistes- 
und Nervenkrankheiten  18,68  %,  oder  wenn  man  die  zweite  Generation  mit- 
nimmt^ 20,66  7o,  Tuberkulose  18,68  \  und  Krebs  8,41  7<,.  Nun  war  es 
aber  öfter  so,  daß  ein  Verbrecher  zwei  von  diesen  Krankheitsarten  in  seiner 
Abstammung  hatte  (siehe  die  Tabelle  in  der  Originalarbeit).  Die  116  Ver- 
brecher hatten  öfter  ein  oder  mehrere  Brüder  oder  Schwestern,  die  trunk- 
süchtig, geisteskrank  oder  schwach  oder  nervenkrank  waren.  24,14  ^j^  der 
116  waren  psychisch  minderwertig,  nämlich  4  imbezill,  4  epileptisch, 
1  hysterisch,  11  neurasthenisch,  4  einfach  psychisch  degeneriert  und  4  leicht 
dement  60  %  von  den  28  psychisch  Minderwertigen  waren  chronische 
Alkoholisten.  Degenerationszeichen  und  körperliche,  darunter  auch  venerische 
Krankheiten  waren  reichlich  bei  den  116  vertreten  (Verfasser  gibt  auch  hier 
Prozentzahlen).  Zur  Zeit  des  ersten  Sittlichkeitsverbrechens  waren  67  = 
49,14  7o  trunksüchtig.  38  von  diesen  waren  im  Augenblick  der  Tat  be- 
rauscht. Aber  auch  19  (16,38  %)  von  den  69  nicht  Trunksüchtigen  waren 
im  Augenblick  der  Tat  berauscht.  Im  ganzen  mußte  also  der  Alkohol  bei 
76  (65,62  \)  als  mitwirkende  oder  hervorrufende  Ursache  des  Sittlichkeits- 
verbrechens angegeben  werden.  Bei  den  19  Verbrechern,  die  sich  an  Er- 
wachsenen vergriffen,  hatte  der  Alkohol  sogar  bei  18,  also  bei  94,73  \  mit- 
gewirkt. Man  sieht  hieraus,  welche  gewaltige  Rolle  der  Alkohol  auch  bei 
der  Provokation  der  Sittlichkeitsverbrechen  spielt. 

Evans  (75)  macht  darauf  aufmerksam,  daß  gerade  bei  Epileptikern 
Grenzzustände  zwischen  normalem  und  anormalem  Bewußtsein  vorkommen, 
die  es  besonders  für  den  Laien  sehr  schwierig  machen  können,  die  Taten 
der  Epileptischen  forensisch  richtig  zu  bewerten.  Er  teilt  als  Beispiel  dafür 
den  Fall  eines  24  jährigen  Latinoamerikaners  aus  Jamaika  mit,  der  einige 
Wochen  nach  seiner  Verheiratung  den  Wächter  eines  Klubs,  mit  dem  er 
in  Wortwechsel  kam,  mit  einem  Feuerhaken  niederschlug.  Er  wurde  zum 
Galgen  verurteilt,  das  Urteil  dann  aber  nicht  vollstreckt,  da  sich  heraus- 
stellte, daß  man  es  mit  einem  schwer  belasteten  Epileptiker  zu  tun  hatte 
und  dadurch  eine  ihm  erst  nicht  geglaubte  Erinnemngslosigkeit  für  seine 
Tat  sehr  wahrscheinlich  wurde.  Man  sieht  hier,  wie  ungerecht  eine  mit 
Schnellzugsgeschwindigkeit  erfolgte  Verurteilung  der  Tat  ohne  genaue  Unter- 
suchung der  Persönlichkeit  des  Mörders  sein  kann. 

Ein  zweiter  Fall,  der  die  Oberflächlichkeit  der  Rechtsprechung  illu- 
strieren soll,  ist  der  der  Miß  X.  y.,  28  Jahre  alt,  die  im  Sommer  1903 
ihren  Geliebten   in  einem  Anfall  von  Eifersucht  zu  töten  versuchte.     Auch 


1134  Kriminelle  Anthropologie. 

sie  stellte  nach  Meinung  des  Verfassers  einen  Grenzfall  des  epileptischen 
Typus  dar.  Sie  stach  ihren  Verlobten  ins  Herz  und  nur  eine  fast  wunder- 
bare Operation,  die  Naht  des  Myokardiums,  rettete  ihn  vom  Tode  und  sie 
von  der  Verurteilung  zum  Tode.  Der  Erfolg  der  Operation  entschied  also 
auch  über  ihr  Leben.  Wie  ungerecht!  Nach  der  Genesung  ihres  Opfers 
fand  sie  seine  Verzeihung  und  beide  heirateten  sich. 

Verfasser  zieht  aus  seinen  Fällen  folgende  Schlüsse: 

1.  Ein  Verbrechen  liegt  nur  vor,  wo  die  Fähigkeit  zu  wollen  oder 
nicht  zu  wollen  ungetrübt  erhalten  ist. 

2.  Es  gibt  keine  einem  Verbrechen  wirklich  angemessene  Strafe.  Das 
Verbrechen  ist  möglichst  durch  Prophylaxe  zu  verhindern. 

3.  Die  Opfer  von  Epileptischen  sollten  Schadenersatz  von  der  All- 
gemeinheit und  von  denen,  die  die  Epileptiker  zu  bewahren  haben,  zu  fordern 
berechtigt  sein. 

4.  Man  sollte  Beservationen  für  Degenerierte  und  Moral-Insane  ein- 
richten, wo  diese  richtig  behandelt  und  nützlich  beschäftigt  werden  könnten. 

6.  Man  sollte  die  Verheiratung  von  Neuropathen  gesetzlich  regulieren, 
um  möglichst  eine  belastete  Nachkommenschaft  zu  verhindern. 

6.  Allen  Epileptikern  muß  man  stete  mißtrauen.  Viele  Sonderlinge 
und  falsche  Reformer  sind  Epileptiker  mit  Äquivalenten.  Solche  Leute  mit 
verschleierten  epileptischen  Zuständen  sind  gefahrlicher  als  die  mit  Haupt- 
formen der  Epilepsie  behafteten. 

P.,  über  den  Glos  (105)  berichtet,  ist  wegen  Verbrechens  der 
öffentlichen  Gewalttätigkeit,  Sach-  und  Körperbeschädigung  wiederholt  und 
empfindlich  abgestraft.  Er  zeigt  das  typische  Bild  eines  erblich  belasteten, 
moralisch  und  intellektuell  schwachsinnigen  chronischen  AlkohoUsten,  der 
stets  ein  unstetes,  von  Raufereien  ausgefülltes  Leben  geführt  hat.  Seine 
gewalttätigen  Handlungen  beging  er  nach  dem  Gutachten  der  Irrenärzte 
meist  im  pathologischen  Rauschzustande.  Auch  delirium-tremensartige  Zu- 
stände wurden  bei  ihm  beobachtet.  Wiederholt  wurde  deshalb  das  Straf- 
verfahren gegen  ihn  eingestellt.  Wiederholt  befand  er  sich  auch  eine  Zeit 
lang  in  Irrenanstalten,  unter  Kuratel  war  er  ebenfalls  einige  Zeit  gebracht 
worden.  Aber  bei  der  zwangsweisen  Abstinenz  anscheinend  geheilt,  ent- 
fielen allemal  die  Gründe,  ihn  länger  interniert  zu  halten,  ja  sogar  die 
Kuratel  wurde  wieder  aufgehoben.  So  immer  wieder  zum  Trünke  zugelassen 
und  auf  die  Menschheit  losgelassen,  konnte  er  straflos  immer  von  neuem 
seine  Roheitsverbrechen  begehen,  eine  traurige  Illustration  unserer  heutigen 
Behandlung  gemeingefährlicher  Subjekte. 

Die  vom  Strafanstaltspfarrer  Jäger  (139)  veröffentlichten  Papiere  eines 
Verbrechers  K.  G.  sind  einfach  phänomenal.  Man  begreift  kaum,  wie  es 
möglich  war,  daß  ein  nur  39  Jahre  alt  Gewordener,  in  der  Volksschule  und 
dann  nur  noch  einige  Monate  in  der  Lateinklasse  Vorgebildeter,  dann  der 
Landstreicheroi  Anheimgefallener  und  zusammen  6  Jahre  im  Zuchthaus, 
3  Jahre  im  Gefängnis  und  1  Jahr  4  Monate  im  Arbeitehaus  interniert 
Gewesener  imstande  war,  einen  solchen  Reichtum  an  Kenntnissen,  besonders 
in  der  Literatur,  sich  anzueignen  und  solche  Gedanken  zu  produzieren,  wie 
sie  diese  Papiere  bieten.  Zwar  fehlt  diesen  Äußerungen  öfter  naturgemäß 
das  objektive  und  logische  Fundament,  dafür  ist  aber  gerade  das  Subjektive 
der  Angaben  über  sich  selbst  und  die  umgebende  Welt  von  einem  kaum 
überschätzbaren  psychologischen  Wert.  Allerdings  darf  man  nicht  vergessen, 
daß  man  es  hier  sicher  mit  einem  Ausnahmemenschen  zu  tun  hat,  und  muß 
sich  hüten,  die  Darstellung  des  K.  G.  auch  flir  die  Mehrzahl  der  übrigeo 
Gewohnheiteverbrecher  zu  verallgemeinern.    Auch  ist  ein  Posieren  in  seinen 


Eriminelle  Anthropologie.  1135 

Au&eichnuDgen,  besonders  in  den  mitgeteilten  Briefen,  nicht  zu  verkennen. 
Natürlich  entschuldigt  er  sein  Verkommensein  mit  dem  ,.milieu",  daß  ihn 
Yon  Jugend  an  umgeben.  Er  vergißt,  daß  unendlich  viel  Menschenkinder 
in  ebensolchem,  ja  noch  schlechterem  Milieu,  wie  er  seines  schildert,  auf- 
gewachsen sind  und  doch  keine  Stromer  oder  gar  Verbrecher  wurden,  daß 
also  ein  nicht  genug  zu  bewunderndes  großes  Maß  von  Redlichkeit  und 
ßechtsgefühl  auch  bei  der  großen  Masse  der  Armen  schon  in  der  Anlage 
da  sein  muß,  da  man  sich  sonst  nicht.. würde  vor  Verbrechen  und  Revo- 
lutionen retten  können.  Wie  oft  legen  Ärmste  in  höchster  Not  lieber  Hand 
an  sich  selbst,  als  daß  sie  sich  an  dem  aufreizend  kontrastierenden  Luxus 
der  verhältnismäßig  geringen  Zahl  der  Bemittelten  vergriffen !  Also  mit  dem 
Miheu  allein  ist  es  trotz  des  K.  G.  nichts.  Es  muß  noch  der  entsprechende 
Charakter  dazukommen,  und  der  ist  trotz  allen  Raisonnements  K.  G.'s  an- 
geboren. Gewiß  gibt  es  Individuen,  wo  die  Neigung  des  Charakters  zum 
Guten  oder  Schlimmen  gerade  im  labilen  Gleichgewicht  steht,  und  hier  kann 
gütige  Hilfe  und  Erziehung  noch  den  Ausschlag  zum  Guten  geben.  Viel- 
leicht war  K.  G.  ein  solcher  Charakter,  ich  sage  nui-  „vielleicht",  weil  ein 
solcher  Charakter  in  seinen  tiefsten  Herzensergüssen  wahr  sein  wird.  Bei 
K.  G.  scheint  mir  aber  die  wahre  Selbsterkenntnis  öfter  zu  Gunsten  einer 
eitlen  Pose  zurückzutreten.  Er  kokettiert  zu  viel  mit  seiner  Verstandes- 
philosophie und  mit  seinem  Mangel  an  Sentimentalität.  Da  es  aber  sicher 
Menschen  mit  dem  geschilderten  labilen  Charakter  gibt,  bleiben  seine  er- 
schütternden Anklagen  gegen  die  engherzige  Gesellschaft,  die  den  zum  ersten 
Male  verbrecherisch  Gewordenen  von  da  an  selbstgerecht  immer  wieder  ins 
Elend  zurückstößt,  nur  allzuwahr.  „Die  Strafe  entsühnt  nicht,  sondern  ver- 
fehmt",  ruft  K.  G.  aus.  Wie  mancher  Strafentlassene  sage:  „Wir  sollten 
nochmal  einen  guten  Zug  tun  wollen,  die  man  uns  ostentativ  nebenausstellt?  — 
Daß  wir  Narren  wären!"  —  „Deshalb  weg  mit  dem  bestehenden  Ausnahme- 
zustand gegen  entlassene  Sträflinge,  der  ja  auch  unmoralisch  und  unchristlich 
ist!"    In  diesen  Ruf  stimmen  wir  von  Herzen  mit  ihm  ein. 

An  der  Hand  eines  wirklichen  Vorkommnisses  bespricht  Kiemail  (153) 
die  Frage,  ob  eine  Lebensversicherungspolize  auch  an  den  Mörder  des  Ver- 
sicherten, zu  dessen  Gunsten  sie  lautet,  ausgezahlt  werden  muß  oder  nicht, 
wenn  der  Mord  die  Tat  eines  Geisteskranken  war.  Ein  gewisser  Paul  Holtz 
hatte  im  Verfolgungswahn  seinen  Vater  getötet.  Holtz  war  erblich  belastet 
und  bot  eine  Mischung  von  Hebephrenie  mit  einem  unvollkommenen  Wahn- 
system und  mit  unregelmäßig  und  selten  auftretenden  epileptischen  Zuständen. 
Er  kam  ins  Irrenhaus.  Der  Richter  Josse  Holdom,  als  sein  Vermögeus- 
verwalter,  verlangte  die  Auszahlung  der  auf  H.  lautenden  Polize  von  2000 
Dollars.  Die  Gesellschaft  verweigerte  die  Auszahlung.  Richterlich  wurde 
aber  dem  Holtz  das  Geld  zugesprochen.  Das  Appellgericht  sprach  es  ihm 
wieder  ab.  Der  oberste  Gerichtshof  jedoch  entschied  wieder  für  Holtz,  da 
er  die  Tat  ja  in  unzurechnungsfähigem  Zustand  begangen  hätte.  Der  Ver- 
treter der  Gesellschaft  berief  sich  darauf,  daß  zivilrechtlich  ein  Geisteskranker 
geradeso  gestellt  sei  wie  ein  Normaler.  Die  öffentliche  Meinung  sei  sicher 
dagegen,  daß  ein  Wahnsinniger  durch  seine  eigene  wahnsinnige  Tat  profitiere. 
—  Ein  Normaler  würde  natürlich  das  Recht  auf  die  Polize  durch  seine  ver- 
brecherische Tat  verlieren.  Bei  Geisteskranken  geht  die  allgemeine  Lehre 
dahin,  daß  sie  wohl  nicht  kriminell  verantwortlich  sind,  wohl  aber  ver- 
antwortlich für  angerichteten  Schaden  nach  dem  Grundsatz,  daß  wenn  ein 
Schaden  auf  zwei  gleich  unschuldige  Personen  fällt,  er  von  dem  getragen 
werden  muß,  der  ihn  verursacht  hat.  Das  hat  aber  nichts  mit  der  Frage 
bezüglich   der  Haftbarkeit   einer  Versicherungsgesellschaft    zu   tun.     Fehlen 


1X36  Kriminelle  ADthropologie. 

besondere  Abmachungen  für  solche  Fälle,  so  hat  sie  eben,  wie  es  ja  aach 
bei  der  Feuerversicherung  schon  öfter  entschieden  wurde,  gegen  Zahlung 
der  Versicherungsbeträge  jedes  Risiko  übernommen.  Die  Gesellschaft  ist 
also  nicht  eine  von  den  beiden  unschuldig  geschädigten.  Sie  hat,  sobald 
sie  nicht  vorsätzlich  geschädigt  wurde,  zu  zahlen  ihrem  Kontrakt  gemäß. 
Ist  doch  sogar  Entziehung  des  Eigentums  wegen  Verbrechens  unbekaunt. 
Auch  das  Erbrecht  wird  durch  Ermordung  der  Erblasser  nicht  beeinträchtigte 
Gegen  solche  Fälle  können  sich  die  Versicherungsgesellschaften  nur  durch 
kontraktliche  Sonderbestinmiungen  sicher  stellen. 

Kornfeld  (161)  berichtet:  am  2.  November  1904  wurde  der  Polizei 
in  Z.  telephonisch  angezeigt,  daß  eine  Frau  vormittags  ein  Kind  ins  B.er 
Wasser  geworfen  habe.  Zwei  in  der  Nähe  beschäftigte  Handlangerinnen 
wollten  es  gesehen  haben.  Ein  Knabe,  der  das  ins  Wasser  geworfene  Paket 
mit  herausfischte,  behauptete,  aus  der  umhüllenden  Schürze  habe  ein  Kinder- 
kopf, der  ihm  aber  wieder  ins  Wasser  gerutscht  sei,  hervorgeragt.  Es  stellte 
sich  heraus,  daß  eine  Frau  L.  eine  weiß  und  blaugefärbte  Schürze  ins  Wasser 
geworfen  hatte,  um  so  auf  Rat  einer  polnischen  Bettlerin  ihre  Nervosität 
loszuwerden.  Ein  Kind  hatte  sie  seit  9  Jahren  nicht  geboren.  Die  den 
besseren  Ständen  angehörende  Frau  hatte  also  nach  dem  vielfach  in  dortiger 
Gegend  bestehenden  Aberglauben  gehandelt,  daß  nämlich  jemand,  der  sein 
Leiden  loswerden  will,  eine  Schürze  am  Tage  Allerseelen  ins  fließende 
Wasser  werfen  muß.    Die  Untersuchung  wurde  niedergeschlagen. 

Ledenig  (171)  fuhrt  drastisch  ror  Augen,  welche  Wirkung  auf  präde- 
stinierte Menschen  Veröffentlichungen  von  Straffällen  haben  können.  Es 
handelt  sich  um  eine  Reihe  in  relativ  kurzer  Zeit  hintereinander  erfolgter 
Verbrechen  der  Münzverfälschungen,  die  dadurch  in  Zusammenhang  standen, 
daß  die  Münzverbrecher  aussagten,  sie  seien  durch  die  Zeitungsberichte  über 
die  allemal  vorhergehenden  Fälle  erst  darauf  gekommen,  es  auch  einmal  zu 
versuchen,  falsche  Münzen  zu  machen.  (Und  das  nennt  man  Abschreckungs- 
wirkung der  Strafen!    D.  B«f.) 

Ein  „auffallend  wenig  anstelliges^'  16jähriges  Dienstmädchen,  so  berichte 
Bercio  (19),  das  alles  Gedruckte  mit  Heißhunger  verschlang,  verliebte  sich 
unglücklich  in  einen  Gelbgießei^esellen.  Im  Sonuner  1904  wurde  sie  eines 
Tages  vermißt.  Auf  dem  Küchentisch  fand  man  ein  Heft  mit  von  ihr  selbst 
verfaßten,  teilweise  nicht  ganz  ungeschickten  Gedichten,  alle  melancholischen 
Charakters,  darunter  auch  eins:  „Die  Selbstmörderin".  Eine  Notiz  besagte: 
„Suchet  mich  nicht,  denn  nur  der  Tod  kann  mir  den  ersehnten  Frieden 
wiedergeben.  Ins  Wasser.  E.  Seh."  Sofort  vmrde  der  nahe  Teich  durch- 
sucht. Plötzlich  gegen  Mittag  wurde  die  E.  Seh.,  nur  mit  Hemd  und  Unterrock 
bekleidet,  von  einer  Bekannten,  die  sie  in  einer  ganz  anderen  Richtung 
auf  der  Chaussee  getroffen,  zurückgebracht.  Die  Seh.  erklärte,  ihr  fehle 
jegliche  Erinnerung  an  die  Vorgänge  der  Nacht,  an  ihre  Eintragungen  ins 
Gedichtheft  usw.  bis  zu  der  Zeit,  wo  das  andere  Mädchen  sie  angesprochen. 
Daß  sie  früher  an  Schlafwandel  gelitten,  ist  von  keiner  Seite  bemerkt  worden. 
(Vielleicht  Hysterie?    D.  Ref.) 

Im  Dezember  1903  und  Januar  1904  geschahen,  wie  Ledenig  (172) 
berichtet,  zwei  anfangs  ganz  unerklärliche  Attentate  gegen  zwei  geachtete 
Einwohner  des  Ortes  Unterauersbach.  Ein  unbekannter  feuerte  nachts 
Revolverschüsse  auf  sie  ab  und  verletzt  im  zweiten  Falle  den  Besitzerssohn 
Florian  Seh.  schwer  am  Hinterkopf.  Als  Täter  wurde  endlich  Anton  F. 
dem  Gericht  eingeliefert,  obgleich  ein  psychologisches  Motiv  für  seine  Taten 
nicht  gefunden  werden  konnte.  Nach  langen  Dissimulieren  des  F.  wurde 
endlich  von  den  Gerichtsärzten  festgestellt,  daß  F.  an  heftigen  Verfoignngs- 


Kriminelle  Anthropologie.  1137 

wahn  litt  Er  sagte  aus,  daß  ihm  beständig  fremde  Gedanken  aufgedrängt 
worden  seien,  auch  habe  er  yerhöhnende  Stimmen  gehört.  Es  bestehe  ein 
Komplott  gegen  ihn ;  die  L.schen  Eheleute  and  dann  der  Florian  Seh.  hätten 
ihn  von  ferne  beeinflußt,  und  um  sich  Ruhe  zu  schaffen,  habe  er  auf  sie 
geschossen.  Als  chronisch  geistesgestört  und  gemeingefährlich  erkannt, 
wurde  das  Strafverfahren  gegen  ihn  eingestellt  und  er  der  Irrenanstalt 
Feldhof  übergeben,  in  der  er  wohl  dauernd  bleiben  wird,  da  sich  sein  Wahn- 
system immer  mehr  verdichtet. 

Knaner  (158)  berichtet  über  einen  46jährigen  Bauern  A.  G.,  der 
anscheinend  mit  Überlegung  am  25.  April  1902  seinen  77jährigen  Vater, 
der  ihn  in  seinem  Müßiggange  nicht  mehr  unterstütze,  mit  dem  Revolver 
niederschoß.  Der  A.  Gr.  hatte  offenbar  schon  1895  an  Verfolgungswahn 
gelitten.  Seit  dem  1900  erfolgten  Tode  seiner  Frau  zeigte  er  ein  scheues 
grübelndes  Wesen,  vernachlässigte  sein  Anwesen,  fühlte  sich  beeinträchtigt, 
glaubte,  zu  verarmen  und  ergab  sich  religiöser  Lektüre  und  Spintisiererei. 
Die  Tat  habe  er  vollbringen  müssen,  weil  es  ihm  gewesen,  als  hätte  der 
Teufel  seinen  Vater  im  Genick.  Er  habe  vorher  um  einen  schmerzlosen 
Tod  seines  Vaters  gebetet,  auch  ein  Sterbekreuz  für  ihn  mitgenommen,  er 
habe  nur  Gottes  Willen  erfüllt.  Weil  es  an  einer  richtigen  Systematisierung 
der  Wahnbildung  fehlte,  erklärten  die  Sachverständigen  den  A.  G.  als  nicht 
geistesgestört  im  Sinne  des  §  51  StGB.,  sondern  nur  als  von  nervös- 
psychischer  Konstitution.  Auffallend  war  dabei  die  völlige  Reuelosigkeit  des 
A.  G.  Er  wurde  zu  lebenslänglicher  Zuchtiiausstrafe  verurteilt,  starb  aber 
bald  an  Darmkatarrh.  (Sollte  es  sich  hier  nicht  schon  um  eine  beginnende 
präsenile  Demenz  gehandelt  haben?    D.  Ref.) 

Martin  (195)  erzählt  den  Fall  des  16jährigen  aus  wohlhabender 
Familie  stammenden  Dienstmädchens  G.,  das  in  relativer  kurzer  Zeit  fünf 
mal  sich  des  Vergehens  der  Brandstiftung  schuldig  machte.  Sie  erklärte, 
sie  sei  hierzu  veranlaßt  worden  durch  die  Sehnsucht  und  das  Heimweh  nach 
ihrem  Vater.  Das  psychiatrische  Gutachten  sprach  sich  dahin  aus,  daß  die 
G.  in  einer  durch  das  Heimweh  verursachten  Zwangslage,  welche  sich  ins- 
besondere bei  den  in  der  Entwicklung  befindlichen  Mädchen  mit  besonderer 
Gewalt  äußert,  befunden  habe  und  daher  zur  Zeit  der  Handlungen  ihre 
freie  Willensbestimmung  ausgeschlossen  war.  Diesem  Gutachten  schloß  sich 
der  Landgerichtsrat  an,  worauf  Freisprechung  erfolgte. 

In  über  ein  Dutzend  Brandstiftungen,  die  enormen  materiellen  Schaden 
anrichteten,  leider  aber  auch  großen  sittlichen  durch  Verurteilung  eines  Un- 
schuldigen, auf  den  der  Täter  den  Verdacht  zu  lenken  gewußt  hatte,  darin 
besteht  das  unheilvolle  Werk  eines  an  chronischer  halluzinatorischer  Ver- 
rücktheit mit  unverkennbarem  Schwachsinn  leidenden,  namens  Reiger,  über 
den  Mehl  (202)  berichtet.  Offensichtlich  unter  dem  Einfluß  von  Alkohol 
und  von  gemütlichen  Erregungen  wird  bei  R.  ein  mächtiger  Trieb  zur  Brand- 
stiftung ausgelöst,  ein  Trieb,  der  ohne  normalen  vorausgehenden  Wahlakt  in 
die  Tat  umgesetzt  wird.  In  allen  Fällen  der  Brandstiftungen  Reigers  kann 
als  nachgewiesen  gelten,  daß  er  am  Abend  vor  Ausbruch  des  Brandes 
betrunken  oder  angetrunken  war.  Trotz  völligen  Fehlens  normaler  Motive 
bei  diesem  Brandstifter  dachte  lange  Zeit  kein  Mensch  an  pathologische 
Ursachen.  Aus  der  Irrenanstalt  wurde  er  mit  Rücksicht  auf  eine  anscheinende 
Remission  in  der  Krankheitsentwicklung  wieder  seüner  Freiheit  zurückgegeben. 
Natürlich  benützt  er  das,  um  abermals  Brandstiftung  zu  treiben  und  Unschuldige 
ins  Unglück  zu  stürzen.  „Welch  unsägliches  Elend,  welche  enormen  wirt- 
schaftlichen Schäden  wären  verhütet  worden,  wenn  Reiger,  nachdem  er  ein- 
mal als  unheilbarer,  gemeingefährlicher  Geisteskranker   erkannt  war,   sicher 

Jahresbericht  f.  Neurologie  und  Psychiatrie  1905.  72 


1138  Kriminelle  Anthropologie. 

und  dauernd  verwahrt  geblieben  wäre!"  Daß  er  nicht  rechtzeitig  in  die 
Irrenanstalt  zurückkommt,  daran  war  auch  die  Heimatgemeinde,  die.  die 
Kosten  der  Unterbringung  K's  teilweise  tragen  mußte,  schuld.  Damit  zeigt 
auch  dieser  Fall,  wie  notwendig  es  ist,  die  Unschädlichmachung  gemein- 
gefährlicher Geisteskranker  in  die  Hände  der  mit  der  Bekämpfung  des  Ver- 
brechertums berufsmäßig  befaßten,  von  Psychiatern  beratenen  Strafjustiz- 
behörden (Staatsanwaltschaften  und  Gericht)  zu  legen,  und  nicht  in  die  der 
Polizeibehörden. 

Katharina  Friederike  Dorothea  Köster  geborene  Böhling  hatte,  wie 
Rosalowski  (283)  berichtet,  schon  vor  ihrer  Verheiratung  mit  dem 
Arbeiter  Köster  von  diesem  einen  Sohn  und  eine  Tochter.  Als  nach  der 
Verheiratung  die  wirtschaftliche  Lage  der  Kösterschen  Eheleute  eine  miß- 
liche wurde,  beschloß  sie,  den  ihr  schon  lange  widerwärtigen,  damals  zehn 
Jahre  alten,  übrigens  gutartigen  Sohn  zu  beseitigen  (die  jüngere  Tochter  wurde 
von  den  Eltern  der  Frau  erzogen).  Sie  nahm  den  Jungen  am  9.  November 
1877  mit  nach  Hamburg  und  stieß  ihn  von  der  den  Kammerkanal  über- 
spannenden Brücke  ins  Wasser.  Erst  durch  eine  Abbildung  in  der  Presse 
wurde  die  aufgefundene  Leiche  des-  Knaben  rekognosziert,  —  ein  damals 
noch  ungewöhnlicher  Fall,  daß  die  weiteren  Bevölkerungskreise  durch  die 
Presse  zur  Mitarbeit  in  einer  kriminellen  Sache  herangezogen  wurde.  Vor 
Gericht  machte  die  Köster  die  verschiedenartigsten  Angaben  über  die  Aus- 
führung des  Verbrechens.  Doch  stellte  sich  als  fast  sicher  heraus,  daß  sie 
die  Tat  allein  verübt  hatte.  Trotzdem  behauptete  eine  Arbeiterin  Spangen- 
berg, sie  habe  zwei  Mithelfer  der  K.  verfolgt  und  mit  ihnen  gekämpft,  —  bis 
sie  endlich  eingestand,  sie  sei  gar  nicht  dabei  gewesen,  sie  habe  sich  nur 
wichtig  machen  wollen,  —  wieder  ein  Beispiel,  wie  vorsichtig  Zeugen- 
aussagen zu  bew^erten  sind.  Bei  der  Verhandlung  benahm  sich  die  Köster 
stupid  und  völlig  gleichgültig,  auch  als  das  Schwurgerichtsurteil,  die  Todes- 
strafe, verkündet  wurde.  Dennoch  machte  sie  bald  darauf  einen  Selbstmord- 
versuch, gewann  ihre  Ruhe  aber  schnell  wieder,  und  nunmehr  ließ  ihr  Schlaf 
und  Appetit  nichts  zu  wünschen  übrig.  Arztliche  Sachverständige  stellten 
dann  fest,  daß  die  K.  eine  schwachsinnige  Person  sei,  und  daß  dieser 
Schwachsinn  nach  ihrer  difiFormen  Schädelbildung  als  ein  angeborener  an- 
gesehen werden  müsse.  Nun  erst  auf  ein  Gnadengesuch  des  Verteidigers 
hin  wurde  die  Todesstrafe  in  lebenslängliches  Zuchthaus  umgewandelt.  Im 
Zuchthaus  führte  sich  die  K.  gut  und  arbeitete  fleißig.  Eines  Morgens  fand 
man  sie  an  ihrem  Taschentuch  hängend.  Wiederbelebungsversuche  waren 
von  Erfolg.  1880  zeigte  sie  Anfälle  von  Schwermut.  Am  29.  Mai  1880 
war  es  ihr  endlich  gelungen,  sich  auf  dem  Wäscheboden  an  einem  Handtuch 
zu  erhängen.  (Also  ein  durch  und  durch  psychopathisches  Geschöpf  wäre 
hier  beinahe  geköpft  worden!  Sicher  keine  Ruhmestat  unserer  heutigen  Justiz!) 

Kürz  (165)  zeigt  an  der  Hand  von  über  1100  Fällen  von  Körper- 
verletzung seines  Gerichtsarztbezirks,  daß  Ort  und  Zeit  der  Roheitsdelikte 
in  weitaus  den  meisten  Fällen  auf  deren  ursächlichen  Zusammenhang  mit 
Alkoholmißbrauch  schließen  lassen.  Auf  Grund  seiner  Erfahrungen  als  Arzt 
und  Beamter  hält  er  beide,  Alkoholmißbrauch  und  Roheitsdelikte,  nur  für 
die  pathologischen  Symptome  einer  tieferliegenden  Grundkrankheit,  deren 
Ursache  neben  andere  soziale  Paktoren  vor  allem  die  mangelhafte  Erziehnsg 
in  Schule  und  Haus  ist.  Wirkliche  gründliche  Abhilfe  kann  nur  unter 
gleichzeitiger  sozialer  (wirtschaftlicher  und  hygienischer)  Reform  eine  völlige 
Umgestaltung  unseres  ganzen  Erziehungswesens  bringen.  Die  Volksschule 
soll  nicht  nur  dem  Unterricht  dienen,  sondern  in  möglichst  engem  Anschluß 
an   das   Elternhaus   zu   einer  Volkserziehungsanstalt  ausgebaut  werden 


Kriminelle  Anthropologie.  1139 

und  ihre  Disziplin  und  Arbeit  auch  noch  unter  vernünftiger  Abstufung  auf 
die  Jugendlichen  bis  zum  Eintritt  ins  Heer  ausdehnen.  Wo  das  Eltern- 
haus versagt,  soll  —  nicht  erst  kurativ,  sondern  prohibitiv  —  die  Fürsorge- 
erziehung eintreten.  Hiervon  verspricht  sich  Verf.  eine  weit  erfolgreichere 
Bekämpfung  von  Roheit  und  Alkoholismus  als  von  ausschließlicher  Bestrafung 
und  direkten  Maßregeln  gegen  den  Alkohol.  {Autoreferat) 

Der  Eid  ist,  wie  Hellwig  (120)  ausführt,  seinem  Ursprung  nach 
mystischer  Natur.  Bei  den  Naturvölkern  und  den  tieferen  Schichten  der 
Kulturvölker  wird  er  gehalten  aus  Furcht  vor  göttlicher  Strafe.  Um  diese 
abzuwenden,  ist  man  in  den  verschiedensten  Ländern  auf  eine  Reihe  mysti- 
scher Gegenmittel  gekommen,  bei  deren  Anwendung  man  vor  der  göttlichen 
Strafe  gesichert  zu  sein  glaubt.  Die  von  Gross  (Handbuch  für  Unter- 
suchungsrichter) und  Löwenstimm  (Eid  und  Zeugnispflicht  nach  den  An- 
sichten des  Volkes)  gesammelten  Materialien  werden  durch  zahlreiche  weitere, 
aus  volkskundlichen  und  ethnologischen  Werken  sowie  aus  persönlichen  Mit- 
teilungen geschöpfte,  ergänzt,  systematisch  geordnet  und  zu  erklären  versucht. 
Im  Schlußkapitel  wird  auf  die  vielfacli  noch  nicht  genügend  beachtete  Be- 
deutung hingewiesen,  welche  die  Kenntnis  dieser  Gebräuche  für  den  prak- 
tischen Juristen  hat,  was  Verf.  auch  schon  in  seiner  Skizze  „Zur  Verhütung 
von  Meineiden"  („Archiv  für  Kriminalanthropologie",  XVIL,  1904  p.  199f.) 
getan  hatte.     Eine  größere  Nachtragsabhandlung  soll  folgen.  (Autoreferat) 

Der  Diebstahl  aus  abergläubischen  Motiven  ist  nach  Hellwig  (124) 
durchaus  nicht  so  selten,  wie  Löwenstimm  („Aberglaube  und  Strafrecht") 
annimmt.  Es  werden  eine  ganze  Anzahl  hierher  gehöriger  neuer  Materialien 
aus  den  verschiedensten  Ländern  aus  volkskundlichen  Schriften  zusammen- 
gestellt.    Diese  Sammlung  soll  im  nächsten  Band  fortgesetzt  werden. 

Auf  Grund  der  Gerichtsakten  wird  einer  der  auch  im  zwanzigsten 
Jahrhundert  leider  nicht  seltenen  Fällen,  wo  der  Hexenglaube  zu  Beleidi- 
gungen und  Körperverletzungen  führt,  ausführlich  geschildert  und  psycho- 
logisch analysiert.  (Antoreferat) 

Die  Verbrecher  verrichten  nach  Hellwig  (121)  oft  am  Tatort  ihre 
Notdurft,  weil  sie  glauben,  danu  nicht  entdeckt  zu  werden.  Daher  volkstüm- 
liche Ausdrücke  wie  „Wächter",  „Nachtwächter",  „Posten"  usw.  lür  mensch- 
liche Exkremente.  Dieser  Brauch  wird,  fast  nur  auf  Grund  persönlicher 
Mitteilungen  für  die  verschiedensten  Teile  von  Deutschland,  der  Schweiz, 
Österreich,  Italien,  Holland  nachgewiesen.  Die  Materialien  sollen  noch 
sehr  vervollständigt  werden.  (Aiäoreferat) 

„Zauberbücher"  spielen,  wie  Hellwig  (125)  ausführt,  noch  heutzutage 
des  öftern  vor  Gericht  eine  Rolle.  Eins  der  verbreitetsten,  „Das  sechste 
und  siebente  Buch  Moses",  wird  kurz  analysiert  und  die  für  kriminellen 
Aberglauben  bedeutsamsten  Stellen  exzerpiert.  In  einem  weiteren  Artikel 
soll  auf  die  Verbreitung  und  den  schädlichen  Einfluß  solcher  Zauberbücher 
noch  näher  eingegangen  werden.  (Autoreferat.) 

Zwei  Arbeiten  XJnger's  (319,  320),  für  weitere  Kreise  bestimmt,  die 
dem  dicksten  Schwindel,  sofern  er  nur  mit  der  nötigen  Schlauheit  auch  von 
Geisteskranken  inszeniert  wird,  Glauben  entgegenbringen  und  so  ein  un- 
stetes Wanderleben  durch  Jahrzehnte  hindurch  unterstützen  und  möglich 
machen,  wie  es  hier  an  klassischen  Beispielen  vorgeführt  wird. 

( Autor  ef erat.) 

Biancone  und  Majano  (23)  geben  eine  interessante  Kranken- 
geschichte eines  20  jährigen  Mannes,  der  in  einem  Zustand  von  Doppelt- 
bewußtsein einen  Mord  begeht,  dann  in  einen  richtigen  hysterischen  Dämmer- 
zustand gerät,  der  mehrere  Monate  anhält.     In  diesem  Dämmerzustande  kann 

72* 


1140  Kriminelle  Anthropologie. 

die  Erinnerung  an  die  Vorgänge,  welche  den  YorbereitungeD  zum  Morde 
(Verschaffung  der  Waffe,  Ablauern  des  Gregners)  und  der  Ausführung  des 
Mordes  gelten,  mit  äußerst  plastischer  Deutlichkeit  nur  in  der  Hypnose 
wieder  reproduziert  werden.  Nach  Tier  Monaten  yerschwindet  der  Dämmer- 
zustand, und  es  zeigt  sich  an  dem  Kranken  eine  absolute  Oedächtnisiücke, 
die  bis  zu  jenen  Tagen  reicht,  in  denen  die  Vorbereitungen  Eum  Morde  ge- 
troffen worden  sind.  Dem  Eintritt  in  den  Zustand  „von  Spaltung  der  Per- 
sönlichkeit" gehen  allerlei  Vorgänge  voraus,  die  einen  psychischen  Erregungs* 
zustand  des  Kranken  bedingten.  (Merzbadi^.) 

In  seiner  umfangreichen  Studie  bringt  Moildio  (216)  die  Beobachtung, 
die  er  speziell  am  Schädel  und  am  Gehirn  (wie  auch  an  den  übrigen  Or- 
ganen) von  56  Kindesmörderinneu  sammeln  konnte.  Den  66  Fällen  sind 
kurze  klinische  Beobachtungen  zugefügt.  Die  Befunde,  die  sich  auf  here- 
ditäre Belastung,  Stand,  Entwicklung  der  Intelligenz,  des  Affektes,  der 
moralischen  Gefühle,  auf  die  begegneten  somatischen  Anomalien  beziehen, 
sind  auf  drei  Tafeln  übersichtlich  zusammengestellt.  Mondio  findet  eine 
solche  Menge  von  Degenerationszeichen  auf  allen  Gebieten  bei  fast  sämt- 
lichen beobachteten  Frauen,  daß  er  hier  den  Typus  des  degenerierten,  ge- 
borenen Verbrechers  wiederzufinden  glaubt.  Der  Satz:  die  Frau  befinde  sich 
während  des  Geburtsaktes  in  einem  abnormen  geistigen  Zustande,  der  sie 
vermindert  zurechnungsfähig  macht,  enthält  nach  Ansicht  der  Verfassers 
starke  Übertreibungen.  (Merzbarher,) 

In  einer  meisterhaften  Skizze  schildert  Sten  (307)  die  Psychologie 
eines  zum  Tode  verurteilten  Verbrechers  und  die  unsagbar  zerrüttende  und 
verderbliche  Wirkung,  die  das  Fällen  eines  Todesurteils  und  vor  allem  den 
Anblick  der  Strafvollstreckung  auf  die  dabei  beteiligten  Mitmenschen  hat 
^Das  ist  das  Hängen",  ruft  er  aus;  „die  Welt  glaubt  einen  Leichnam  mehr 
bekommen  zu  haben  und  doch  hat  sie  den  Tod  unter  die  Leute  gesäet 
Um  einen  Verbrecher  zu  strafen,  schuf  sie  zehn,  hundert  kleinere"!  — 
Und  ferner:  „ich  muß  jede  meiner  Handlungen  fürchten,  weil  sie  gerecht 
sein  kann,  ich  weiß  aber  jetzt,  daß  die  Gerechtigkeit  ein  größeres  Verbrechen 
ist  als  der  Mord.  Wie  werde  ich  leben"?  .  .  .  Wahrlich  ein  Kultur-  und 
Seelenbild  mit  Tolstoischer  Kraft  und  Tolstoischem  Pathos  hingestellt,  das 
mit  seinen  grellen  Farben,  die  das  Gemüt  erschüttern,  mehr  wirkt  als  aehn 
logische  Abhandlungen  über  den  Wert  der  Todesstrafe  mit  ihrem  Dafür 
und  Dawider! 

3.  Sexnelle  PervsrsitSten  nebst  Homoseioalität. 

Das  wundervolle  Buch  Porers  (87)  ist  zu  reichhaltig,  um  hier  ein- 
gehend besprochen  werden  zu  können.  Naturforscher,  Ar2t,  Philosoph  und 
Ethiker  sind  in  der  Person. des  Autors  in  harmonischster  Weise  vereinigt, 
80  daß  Foreis  Werk,  das  Werk  eines  im  besten  Sinne  modernen  und  freien 
Menschen,  erfüllt  ist  von  großen,  der  heutigen  Wirklichkeit  weit  voraus- 
eilenden Perspektiven.  Er  predigt  Eutwicklungsethik  und  sieht  die  höchste 
Aufgabe  in  der  Hinaufentwicklung  des  Menscjien  durch  die  Regelung  der 
menschlichen  Zeugung  im  Sinne  eines  Aufsteigens  der  menschlichen  Basse. 
Mutig  kämpft  er  zu  diesem  Zwecke  gegen  die  einseitige,  so  oft  das  Höhere 
unterdrückende  Macht  des  Kapitals  und  für  die  Befreiung  der  P^rau  aus 
ihrer  heutigen  Rechtlosigkeit.  Forel  ist  der  hoffnungserfüllte  Pionier  einer 
besseren  Zukunft,  ein  Optimist,  der  wohl  manchmal  für  die  menschliche 
Natur,  wie  sie  nun  einmal  gegeben  ist,  unerfüllbare  Forderungen  aufstellen 
mag,  der  uns  aber  doch  den  Mut  gibt,  zu  hoffen  und  zu  glauben,  daß  einst 


Kriminelle  Anthropologie.  1141 

eine  höher  entwickelte  und  bessere  Menschheit  die  Erde  bevölkern  werde, 
frei  Tou  den  quälenden  Fesseln  des  Aherglanbens,  frei  von  den  heute  noch 
gerade  die  Besten  unterdrückenden  Vorurteilen  und  frei  von  veralteten  grau- 
samen Dogmen.  Es  ist  eine  Freude,  zu  wissen,  daß  dieses  Buch,  vielleicht 
zuerst  meist  aus  Trieb  zur  Sensation,  aus  sexueller  Neugier,  von  tausenden 
Händen  ergriffen  wird.  In  manch  einem  wird  dann  doch  beim  Lesen  ein 
leuchtender  Strahl  von  wahrem  Wissen  in  die  dunkle  Nacht  seiner  Unwissen- 
heit und  seiner  Vorurteile  in  sexuellen  Dingen  fallen.  Und  gerade  die 
sexuellen  Fragen,  an  deren  bessere  Lösung  die  Zukunft  der  Menschheit  zum 
großen  Teile  hängt,  bedürfen  der  Eriiellung  am  meisten,  weil  bei  ihnen 
falsche  Prüderie,  irregeleitete  Phantasie  und  vage  Gefühlsduselei  hier  noch 
ihr  geradezu  mittelalterliches  Wesen  treiben.  Welches  Elend  hat  nicht  un- 
befriedigte oder  an  falscher  Quelle  (z.  B.  auch  der  Bibel)  sich  vollsaugende 
sexuelle  Neugier,  die  an  sich  ein  ganz  normaler  Trieb  des  Menschen  ist, 
angerichtet  infolge  ihres  Anheimfallens  an  schmutzige,  lüsterne  oder  quälend 
mystische  Lektüre!  Poreis  Buch  ist  ein  reiner  Born,  aus  dem  die  be- 
rechtigte sexuelle  Neugier  ihren  Durst  wahrhaft  stillen  kann.  Es  ist  das 
Werk,  das  uns  bisher  auf  diesem  Gebiet  fehlte.  Leider  sind  immer  noch 
XU  viele  technische  und  fremdsprachige  Ausdrücke  darin,  die  das  Lesen  des 
Buches  besonders  den  Frauen  noch  zu  schwer  macht. 

Moll  (214)  bespricht  in  seiner  klaren  Weise  die  beiden  Komponenten 
des  normalen  Geschlechtstriebes,  die  er  zuerst  in  wissenschaftlicher  Weise 
auseinander  gehalten  hat,  den  Detumeszeustrieb,  der  in  seiner  reinsten 
Form  lediglich  aus  Organempfindungen  hervorgeht  und,  wie  es  scheint,  bei 
Manu  und  Weib  schon  allein  durch  den  Druck  indifferenten  Schleims  hervor- 
gerufen wird  und  in  dem  Drang  besteht,  die  drückenden  Massen  heraus- 
zubefördern,  und  den  Kontraktaktionstrieb  (von  contractare  =  geschlecht- 
lich berühren,  aber  auch  =  sich  geistig  mit  etwas  beschäftigen),  den  Trieb 
zu  allgemeiner  körperlicher  Berühnmg  und,  in  seiner  höchsten  Form,  zum 
seelischen  Ineinanderfließen  der  Geschlechter.  Verf.  will  natürlich  diese 
einzelnen  Komponenten  nicht  als  von  einander  unabhängig  aufgefaßt  haben. 
Gewöhnlich  seien  sie  innerlich  miteinander  verknüpft.  Andererseits  will  er 
aber  auch  nicht  etwa  nur  zwei  Phasen  des  Geschlechtstriebes  damit  dar- 
stellen,  wie  Havelock  Ellis  es  fälschlicher  Weise  anzunehmen  scheine, 
der  deshalb  für  „Kontraktaktionstrieb  den  Ausdruck  Tumeszenztrieb  vor- 
schlägt, weil  in  den  Liebesspielen  und  Liebeskämpfen  der  höheren  Tiere 
und  der  Menschen  zunächst  das  psychische  Element  vorwiege  und  dabei 
•tets  eine  Anschwellung  des  ganzen  psychischen  und  sexuellen  Empfindens 
stattfinde,  dem  nachher  die  Abschwellung  folge.  Moll  sagt,  seine  Analyse 
sei  schon  deshalb  keine  Einteilung  in  Phasen,  weil  erstens  jeder  der  beiden 
Komponenten  fehlen  könne,  zweitens  bald  die  eine,  bald  die  andere  Kom- 
ponente im  konkreten  Falle  zuerst  auftrete,  drittens  die  beiden  Komponenten 
auch  gleichzeitig  miteinander  verlaufen  könnten.  Höchstens  wäre  jede  der 
beiden  Komponenten  für  sich  in  Phasen  zu  zerlegen,  in  eine  Zunahme  der 
Spannung  und  in  die  Lösung  derselben.  Die  romantische  „Primanerliebe" 
in  der  Pubertät  bestehe  öfter  im  Kontraktaktionstrieb  allein,  ebendasselbe 
sei  häufig  beim  Weibe  überhaupt  der  Fall,  auch  da  fehle  dann  der  Detumes- 
zenztrieb,  während  die  Neigung  zur  Umarmung  des  Mannes  und  auch  Interesse 
für  ihn  vorhanden  sei.  Dies  erscheine  dann  als  Frigidität  oder  gar  als 
sexuelle  Anästhesie  des  Weibes,  weil  trotz  bestehenden  Triebes  zum  anderen 
Geschlecht  ein  solches  Weib  beim  Koitus  nichts  empfindet,  oder  dieser  ihm 
direkt  sniwider  ist.  Auch  die  sexuellen  Perversionen  liegen  nach  Moll  auf 
dem  Gebiete  des  Kontraktaktionstriebes,   indem  dieser  nach  einem  falschen 


1142  Kriminelle  Anthropolog^ie. 

Objekt  strebt.  Jede  der  beiden  Komponenten  des  Geschlechtstriebes  kann 
nun  wieder  peripher  oder  zentral  (psychisch)  geweckt  werden.  Das  originäre 
Vorhandensein  der  Keimdrüsen  ist  aber  eine  Vorbedingung  für  die  Ent- 
wicklung jeder  Komponente.  Doch  sind,  wie  gesagt,  nicht  deren  spezifische 
Sekrete  (Samenflüssigkeit)  etwa  das  wirksame  Element,  sondern  rein  indifferente 
Sekrete  vermögen  hier  anscheinend  als  Reiz  zu  wirken.  Moll  glaubt  auch 
nicht  wie  Jastrowitz  an  eine  toxische  Wirkung  beim  Zurückhalten  des 
Samens  oder  der  Drüsensekrete  des  Weibes,  durch  die  die  nervösen  Er- 
scheinungen bei  sexueller  Abstinenz  hervorgerufen  werden  sollen.  Denn 
häufig  fänden  in  diesen  Fällen  Pollutionen  statt,  ohne  daß  doch  dadurch 
die  Abstinenzerscheinungen  verschwänden,  ungünstig  für  die  Nerven  wirke 
wohl  allein  schon  die  fortgesetzte  geistige  Anspannung,  die  „Überlastung  der 
Psyche"  bei  mit  überstarkem  Geschlechtstrieb  behafteten  abstinenten  Menschen. 
Deshalb  biete  die  sexuelle  Abstinenz  überhaupt  nur  in  seltenen  Fällen 
schädliche  Folgen  dar.  In  forensischer  Beziehung  hält  Verf.  seine  Analyse 
insofern  für  wichtig,  w^eil  man  eine  in  das  Gebiet  des  Kontraktaktionstriebs 
fallende  Handlung  auch  dann  noch  wird  als  sexuell  nachweisen  können,  wenn 
eine  Detumeszenz  nicht  stattgefunden  hat. 

Ellis  (74)  sieht  das  Wesen  des  erotischen  Symbolismus  darin,  daß 
die  Aufmerksamkeit  des  Liebhabers  abgelenkt  wird  vom  Brennpunkt  der 
sexuellen  Anziehung  auf  irgend  ein  Objekt  oder  einen  Prozeß,  welcher  an 
der  Peripherie  oder  sogar  ganz  außerhalb  dieses  Brennpunktes  liegt.  Da- 
durch kann  Tumeszenz  oder  sogar  Detumeszenz  bewirkt  werden  durch 
Objekte,  die  mit  der  Konjugation  an  sich  nichts  zu  tun  haben.  Die  sexuelle 
Selektion  wird  durch  vier  oder  fünf  Faktoren  der  Schönheit  hervorgerufen. 
Davon  ist  ein  Faktor  der  persönliche  Geschmack.  Der  erotische  Symbo- 
lismus ist  eine  spezielle  Entwicklung  dieses  Faktors,  geht  aber  nicht  etwa 
in  ihm  auf.  Beim  erotischen  Symbolismus  kann  die  Dissoziation  vom  Ganzen 
und  die  Konzentration  auf  ein  einzelnes  Objekt  soweit  gehen,  daß  Tiere 
oder  leblose  Sachen  die  ganze  Inbrunst  absorbieren.  Es  kommt  dann  zum 
erotischen  Fetischismus.  Das  Symbolisieren  ist  eine  allgemeine  menschliche 
Neigung  und  besteht  darin,  einen  physischen  Prozeß  an  die  Stelle  eines 
psychischen  zu  setzen  oder  einen  Teil  als  Ausdruck  des  Ganzen  anzuerkennen. 
Keime  davon  findet  man  schon  bei  Tieren.  Aber  erst  die  Phantasiefähigkeit 
und  die  Intelligenz  des  Menschen  ist  imstande,  den  Symbolismus  auszubilden, 
denn  dieser  setzt  eine  große  Aktivität  der  höheren  Hirnzentren  voraus. 
Der  Urmensch  konzentrierte  seine  Aufmerksamkeit  auf  die  trivialsten  Züge 
des  anderen  Geschlechts.  Weiterhin  sah  der  Mensch  schon  in  der  Natur 
überall  sexuelle  Symbole;  so  wurde  die  Sprache  voll  von  metapherischen 
Geschlechtssymbolen.  Besonders  sind  es  agrikole  Ausdrücke,  die  schon  in 
den  ältesten  Sprachen  vorherrschen.  Diese  Metapheranwendung  hat  sich 
vor  allen  in  der  Sprache  der  Dichter  immer  mehr  verfeinert.  Der  erotische 
Symbolismus  entsteht  aus  dem  Gefühl  unter-  oder  unbewußt  entweder  plötz- 
lich durch  den  Chok  einer  Jugenderfahrung  oder  allmählich  durch  das 
Brüten  über  eine  Sache,  die  mit  der  geliebten  Person  zusammenhängt.  Oft 
liegt  sein  Keim  in  einer  sexuellen  Hyperästhesie.  Alles  wird  dann  zum 
Symbol  des  Koitus  und  führt  zu  sexueller  Emotion.  Es  entsteht  geradezu 
ein  Hunger  nach  sexuellen  Symbolen.  Die  unmöglichsten  Dinge  werden 
dann  zum  Fetisch,  ja  es  gibt  sogar  einen  negativen  Fetischismus,  wo  die 
Abwesenheit  eines  bestimmten  Charakters  gesucht  wird.  So  hatte  ein  ver- 
heirateter Mann  auf  Grund  einer  früheren  Liebe  Neigung  zu  Frauen,  denen 
ein  Bein  amputiert  war,  er  schrieb  sich  mit  vielen  und  schaffte  ihnen  künst- 
liche Beine  an.     In   solchen   extremen  Manifestationen   wird  der  in   seinem 


Kriminelle  Anthropologie.  1143 

Wesen  normale  sexuelle  Symbolismus  anormal.  Abwesend  ist  er  eigentlich 
nur  in  der  gröbsten  Form  der  sexuellen  Begierde,  während  das  sexuelle 
Gefühl  bei  den  Sensitiven  sich  gerade  im  Symbolismus  kristallisiert.  Auch 
der  oft  sonderbarste  sexuelle  Reliquienkult,  für  den  Verfasser  interessante 
Beispiele  gibt,  ist  normal,  anormal  wird  der  Symbolismus  erst  dann,  wenn 
der  Teil  für  den  Besitz  des  Ganzen  völlig  genügt. 

Nach  der  Art  der  Objekte  kann  man  den  erotischen  Symbolismus  in 
drei  Gruppen  einteilen  und  zwar:  1.  er  erstreckt  sich  auf  Teile  des  Körpers, 
davon  a)  normalerweise:  auf  sekundäre  Geschlechtsmerkmale,  b)  anormaler- 
weise: auf  Häßliches  und  Widernatürliches  (Liebe  zu  Kindern,  Greisen, 
Nekrophilie,   Liebe   zu   Tieren);    2.   auf  tote   Objekte,    a)  Kleidungsstücke, 

b)  unpersönliche  Gegenstände  (z.  B.  Pygmaleonismus  =  Statuenliebe);  3.  auf 
gewisse  Handlungen  und  Stellungen,  a)  aktiv:  Prügelausteilen,  Grausamkeit, 
Exhibitionismus,   b)  passiv:  sich  schlagen  lassen,  Grausamkeit  erleiden  u.  ä., 

c)  mixoskopisch :  Zusehen  von  Schaukeln,  Klettern,  Schwingen,  Urinieren 
oder  vom  Koitus  der  Tiere. 

Auch  das  Puppenspiel  gehört  zum  sexuellen  Symbolismus  im  w^eiteren 
Sinne.  Alle  diese  Gruppen  können  sich  mischen.  Auch  Unschönes  kann 
zum  Brennpunkt  für  die  Aufmerksamkeit  und  idealisiert  werden.  So  werden 
Defekte  zu  erotischen  Symbolen;  auch  das  ist  in  gewissen  Grenzen  normal. 
Erotischer  Symbolismus  tritt  vorwiegend  auf  in  der  Kindheit  und  der  Pu- 
bertät, ehe  die  sexuellen  Instinkte  ihren  richtigen  Weg  gefunden  haben,  aus 
entsprechenden  Gründen  auch  bei  Greisen.  Öfter  ist  das  Hätscheln  von 
Kindern  ein  Symbolismus  und  Ersatz  bei  nicht  betätigten  Trieb.  Überhaupt 
führt  die  Unterdrückung  natürlicher  erotischer  Impulse  häufig  zu  Symbolismen. 
Erst  wenn  dieser  Symbolismus  den  natürlichen  Trieb  völlig  verdrängt  und 
ersetzt,  ist  er  als  krankhaft  anzusehen. 

Fere  (78)  hat  einen  jungen  Mann  beobachtet,  der  eine  unüberwindliche 
Abneigung  zu  gleichaltrigen  oder  jungen  Frauen  überhaupt  besitzt  und  der 
den  Koitus  nur  mit  alten  Frauen  auszuführen  imstande  ist,  die  wieder  ganz 
besondere  somatische  Zeichen  an  sich  tragen  müssen.  Der  betreffende  junge 
Mann  führt  diese  Anomalie  des  Geschlechtslebens  auf  ein  an  und  für  sich 
harmloses  Jugenderlebnis  selbst  zurück  mit  einer  alten  Dame,  wobei  es  zu 
einer  sexuellen  Erregung  der  ersten  gekommen  ist.  Weder  auf  somatischem 
noch  auf  psychischem  Gebiete  konnten  sonst  an  dem  betreflFenden  Individuum 
irgend  welche  Degenerationszeichen  entdeckt  werden.  (Merzbacher,) 

Friedländer  (92)  glaubt  wunder  was  gewonnen  zu  haben  für  das 
Verständnis  der  gegenseitigen  sexuellen  Anziehung,  wenn  er  sie  möglichst 
auf  „Tropismen",  wie  sie  in  der  Pflanzenwelt  eine  so  große  Rollo  spielen, 
zurückführen  zu  können  vermeint.  Wohl  hat  er  recht,  wenn  er  sagt,  daß 
die  Erotik  auch  beim  Menschen  weit  weniger  im  Intellekt  als  in  den  ver- 
borgenen Tiefen  der  physiologischen  Konstitution  wurzelt,  Anziehung  und 
Abstoßung,  Wahlverwandtschaft,  Tropismeu,  das  sind  aber  alles  nur  be- 
schreibende Namen  dafür,  die  uns  doch  nicht  in  das  Wesen  der  Sache  ein- 
dringen lassen.  Dazu  kommt  beim  Menschen  noch  ein  mächtiger  ideologischer 
Überbau,  der  die  physiologische  Konstitution  denn  doch  etwas  komplizierter 
verdeckt  wie  bei  den  Ameisen  und  Schmetterlingen,  in  deren  Biologie  sicher 
die  Chemotaxis  eine  große  Rolle  spielt.  Ich  finde  also,  daß  mit  der 
Tropismentheorie  recht  herzlich  wenig  gewonnen  ist  und  sie  weit  davon  ent- 
fernt ist,  wie  Friedländer  hochtrabend  glauben  machen  will,  auch  für  die 
höheren  Wirbeltiere  der  „Zentrentheorie"  den  Garaus  zu  machen.  Dennoch 
muß  anerkannt  werden,  daß  eine  Materialsammlung  darüber,  auf  welchen 
Eindrücken  die  Anziehung,  welche  gewisse  Personen  des  das  Individuum  an- 


XI 44  Kriminelle  Anthropologie. 

ziehenden  Geschlechts  ausübt,  beruht,  psychologisch  äußerst  interessant  und 
wichtig  ist.  Auf  diesbezügliche  Fragebogen,  die  nach  Sinnesqualitäten  ein- 
geteilt ihre  Fragen  stellten,  erhielt  Verfasser  104  Ton  ihm  verwertete  Ant- 
worten, leider  yon  sehr  einseitigem  Materiale,  da  88  allein  von  HomosexnelleQ 
und  Bisexuellen  stammten.  Und  diese  Antworten  zeigen  eine  ganz  unglaub- 
liche Mannigfaltigkeit  und  Verschiedenheit  der  Angaben.  Dennoch  kommt 
der  Verfasser  zu  einer  etwas  modifizierten  „Jäger sehen"  Theorie  und  zwar: 
„Vorwiegende  Nasentiere,  wie  die  meisten  Säugetiere,  sind  auch  in  der  Erotik 
überwiegend  chemotaktisch  reizbar,  während  bei  vorwiegenden  Augenüeren, 
wie  den  Menschen,  neben  die  Chemotaxis  der  Morphotropismus  (Auziehonga- 
kraft  durch  die  sichtbare  körperliche  und  fühlbare  Form)  tritt,  um  in  vieleD 
Fällen  ersteren  an  Bedeutung  zu  übertreffen."  Es  ist  das  eine  alte  Weis- 
heit, daß  der  Mensch  sexuell  besonders  durch  die  Schönheit  des  Partners 
erregt  wird,  und  auf  Grund  dieser  Entdeckung  glaubt  sich  Friedländer 
allerhand  Ausfälle  auf  die  veraltete  zünftige  Wissenschaft  gestatten  au 
sollen.     Das  Urteil  kann  man  ruhig  den  Lesern  überlassen. 

Näcke  (221)  geht  davon  aus,  daß  auch  im  Traume  alles  ebenso  wie 
im  Wachen  determiniert  sei.  Im  Traume  trete  das  sekundäre  (anerzogene) 
Ich  zurück  gegen  das  primäre  angeborene  egoistische  Ich.  Kiobt  der  ein- 
zelne Traum,  wohl  aber  eine  Reihe  von  gleichmäßigen  Träumen  eines  Individuums 
habe  deshalb  für  das  primäre  Ich  eine  besondere  oharakterologiscbe  Be- 
deutung und  wäre  also  auch  in  der  Verbrecherpsychologie  von  gewissem 
Werte.  Nicht  weniger  wichtig  als  flir  die  Charakterologie,  ja  viel  ein- 
deutiger und  sicherer  sei  aber  die  Bedeutung  des  Traumes  für  das  sexuelle 
Empfinden.  Hier  spiegeln  sich  nicht  nur  die  Richtung  der  Sexualität  im 
groben,  sondern  in  allen  feinen  Details  mit  untrüglicher  Sicherheit  Aber 
auch  hier  besage  ein  einzelner  Traum  allein  noch  nichts,  weil  es  auch 
Kontrastträume  gebe.  Jeder  libidinöse  Traum  stelle  nichts  anderes  dar,  als 
einen  sexuellen  Akt.  Gerade  die  Träume  könnten  uns  untrüglich  eine  ab- 
norme Geschlechtsrichtung  enthüllen,  und  man  erkenne  an  von  Jugend  an 
in  gleicher  Richtung  sich  immer  wiederholenden  sexuellen  Träumen  häufig^ 
das  Angeborensein  von  einer  oder  der  anderen  Perversität.  N.  erläutert 
das  an  einem  von  Fere  mitgeteilten  Fall  einer  Frau,  die  geschlechtlichen 
Genuß  im  Wachen  und  im  Traum  nur  beim  Vorstellen  von  Personen  (männ- 
lichen und  weiblichen)  mit  gewandten  Bewegungen  hatte,  nachdem  sie  im 
Alter  von  4  Jahren  beim  Anblick  eines  gleichaltrigen  mit  3  Bällen  jong- 
lierenden Mädchens  eine  Art  sexuelle  Exstase  erlebt  hatte.  So  träumt  auch 
der  von  Jugend  auf  homosexuelle  nur  homosexuell,  nie  anders,  der  die 
Bisexuelle  natürlich  träumt  hetero-  und  homosexuell,  vielleicht  in  periodischem 
Wechsel.  Auf  Grund  von  Serienträumen  könne  man  sicher  entscheiden,  ob 
es  sich  in  concreto  um  eine  Perversion  oder  Perversität  handelt  Natürlich 
muß  der  über  seine  Träume  Berichtende  vertrauenswürdig  sein  (!).  Es  habe 
die  sichere  Diagnose  der  sexuellen  Abnormitäten  sowohl  prognostischen  und 
therapeutischen,  wie  auch  einen  gewissen  forensen  Wert.  Bei  einem  durch 
Hirschfeld  mitgeteilten  Fall  einer  zwitterhaften  Person,  deren  über- 
wiegendes Geschlecht  dieser  für  unbestimmbar  erklärt,  entscheidet  sich  N. 
für  die  Weiblichkeit  derselben,  weil  ihre  Träume  sexuell  auf  Männer  gerichtet 
waren.  In  einem  Nachtrag  zu  seiner  Arbeit  bespricht  Verfasser  den  in 
einem  Aufsatz  von  Meyer  erwähnten  Fall  eines  Brauers,  der  sich  selbst 
fälschlicherweise  wegen  Sodomie  anzeigte.  Hier  bestände  eine  Art  Bisexua- 
lität,  indem  neben  vorherrschender  normaler  Libido  nooh  eine  starke  Dis- 
position zur  Sodomie  vorhanden  sei. 

Es  ist  hochinteressant,  die  Meinung  des  erfahrenen  Münchener  Nerven- 


Kriminelle  Anthropologie.  1145 

arztes  Loeweufeld  (IBl)  über  eine  ärztlich,  sittlich  und  sozial  so  ein- 
schneidende  Frage^  wie  die  bezüglich  der  sexuellen  Abstinenz  zusammen- 
gefaßt in  einem  klaren  Vortrag  vor  sich  liegen  zu  sehen.  Allerdings  be- 
schräokt  er  sich  mit  Rücksicht  auf  seine  persönlichen  Erfahruugeu  in  diesen 
Darlegungen  auf  die  Betrachtung  der  sexuellen  Abstinenz  bei  Männern  der 
gebildeten  Stände;  diese  können  erst  meist  im  Alter  vqu  30—32  Jahren  an 
eine  Verehelichung  denken.  Es  ist  also  noch,  wenn  man  die  volle 
Geschlechtsreife  des  Mannes  vom  18.  Jahre  an  als  gegeben  rechnen  kann, 
ein  Zeitraum  von  12  bis  14  Jahren  vorhanden,  in  dem  trotz  mehr  oder 
weniger  starken  bestehenden  Sexualtrieb,  eine  Befriedigung  durch  ehelichen 
Verkehr  nicht  stattfinden  kann.  Der  naturhche  Trieb  bewirkt,  daß  Männer 
in  dieser  Lebensperiode,  die  abstinent  bleiben,  weit  in  der  Minderzahl  sind. 
Von  diesen  Abstinenten  muß  man  noch  die  abscheiden,  die  sich  der  Onanie 
in  erheblichem  Maße  ergeben.  Die  völlig  Abstinenten  teilt  I^.  in  4  Gruppen : 
1.  in  solche,  welche  keinen  manifesten  gesundheitlichen  Nachteil  erfahren. 
Bei  diesen  ist  der  Sexualtrieb  meist  sehr  gering,  es  sind  meist  Männer  von 
nüchterner,  in  ihrer  Berufstätigkeit  ganz  und  gar  aufgehender  Lebensweise. 
Eine  2.  Gruppe  bilden  solche,  bei  denen  die  Abstinenz  Molesten  nach  sich 
zieht,  gewöhnlich  leichtere  transitorische  nervöse  und  psychische  Störungen, 
zumeist  sexuelle  Hyperästhesie  (sexuelle  Gedanken,  allgemeine  Erregtheit, 
Pollutionen,  lästige  Gefühle  an  Hoden,  Damm  usw.);  —  eine  3.  Gruppe, 
solche,  die  unter  der  Abstinenz  in  ausgesprochene  Kiankheitszustände  ver- 
fallen, in  zerebrasthenische  und  myelasthenische  Zustände  mit  Kopf- 
beschwerden, Depression,  Angst,  Zwangsempfindungen,  z.  T.  vom  Charakter 
der  Phobien  und  Halluzinationen,  wogegen  ausgesprochene  Psychosen  sehr 
seltene  Vorkommnisse  sind.  In  diesen  Fällen  liegt  in  der  Kegel  eine  Kon- 
stitutionaunomalie  vor,  die  angeborene  oder  erworbene  neuro-psychopathische 
Disposition.  Hier  können  die  kortikalen  Zentren  der  sexuellen  Funktionen 
übererregbar  sein,  oder  das  Quantum  eines  wahrscheinlich  von  den  Keim- 
drüsen gelieferten  „libidogenen"  Stoffes  ist  vermehrt,  und  die  Resorption 
dieser  libidogenen  Substanz  bewirkt  eine  Art  Autointoxikation.  Gewöhnlich 
wirkt  das  Übermaß  von  libidinöser  Erregung  indirekt  schädigend  durch  die 
Anstrengung,  die  die  auf  die  Überwindung  der  Sinnlichkeit  gerichteten 
Kämpfe  erfordert;  es  entsteht  so  eine  intellektuelle  emotionelle  Erschöpfung 
des  Gehirns  meist  depressiver  Form  öfter  begleitet  von  Funktions- 
störungen des  Herzens.  Andererseits  wird  die  Abstinenz  viele  Jahre  ohne 
Benachteiligung  der  Potenz  ertragen.  Eine  4.  Gruppe  der  Abstinenten  be- 
steht aus  solchen,  bei  welchen  die  sexuelle  Triebrichtung  durch  die  Ab- 
stinenz beeinflußt  wird.  Da  muß  man  aber  auch  sagen,  daß  die  Abstinenz 
allein  bei  sexuell  normal  Veranlagten  nie  zur  Entwicklung  homosexueller 
Neigungen  führt.  Meist  handelt  es  sich  hier  um  schon  von  Anfang  an  mit 
psychosexualem  Zwittertum  behaftete  Abnorme.  Ob  ferner  die  Abstinenz 
durch  Schmälerung  des  Lebensgenusses  einen  inbetracht  kommenden  Faktor 
für  das  leibliche  Wohlbefinden  bilde,  beantwortet  L.  dahin,  daß  er  nicht 
glauben  könne,  daß  die  Abstinenz  mit  Notwendigkeit  einen  wenn  auch 
nur  latenten  gesundheitschädlichen  Einfluß  äußert.  Bei  entsprechender 
Lebensweise  sei  sie  sicher  wenigstens  bis  zum  24.  oder  25.  Lebensjahre  der 
allgemeinen  Gesundheit  eher  förderlich  als  nachteilig.  Wohl  wird  die  sexuelle 
Abstinenz  im  allgemeinen  nicht  leicht  durchführbar  sein,  doch  stellt  sie  auch 
nicht  jene  schwere  gesundheitsgefährliche  Bürde  dar,  als  welche  sie  oft  ge- 
schildert wird.  Bekannt  ist  die  Kassenverschiedenheit  in  der  Stärke  und 
Äußerung  des  Sexualtriebes.  Vielleicht  erklärt  die  zunehmende  Rassen- 
mischung  die  Verschiedenheiten  des  Sexualtriebes   bei  den  Individuen  eines 


1146  Kjiminelle  Anthropologie. 

Bevölkerungskreises.  Jedenfalls  ist  aber  die  Empfehlung  der  Abstinenz  von 
großer  praktischer  Bedeutung  als  Mittel  zur  Verhütung  von  Geschlechts- 
krankheiten. Deshalb  muß  sie  für  Unverheiratete  als  „pium  desiderium", 
als  ein  Ideal,  aufgestellt  werden.  Eine  Hygiene  des  Sexuallebens  des  Ein- 
zelnen (Sport,  Hingabe  an  den  Beruf,  frugale  Ernährung,  Einschränkang 
des  Alkoholgenusses,  Vermeiden  pornographischer  Lektüre  und  Schau- 
steilungen) kann  hier  viel  helfen.  Entgegen  Markuse  findet  es  L.  für  sehr 
bedenklich,  als  Heilmittel  den  illegitimen  Geschlechtsverkehr  anzuraten.  Die 
Leiden  durch  die  Enthaltsamkeit  seien  im  allgemeinen  nicht  so  groß,  daß 
man  die  Abstinenz  nicht  stets  empfehlen  sollte  gegenüber  der  trotz  aller 
Prophylaktika  stets  möglichen  Gefahr  der  Infektion  besonders  mit  Syphilis. 
Diesen  Gefahren  gegenüber  sei  die  sexuelle  Abstinenz  der  Unverheirateten 
immer  noch  das  kleinere  Übel. 

Liest  man  die  von  Lewitt  (179)  herausgegebene  aktuelle  Sammlang 
der  Ansichten  verschiedener  moderner  Neurologen,  Psychiater  und  Gynäko- 
logen über  die  Frage  der  geschlechtlichen  Enthaltsamkeit  und  ihre  Folgen  in 
Bezug  auf  die  Gesundheit,  so  kann  man  konstatieren,  daß  die  Mehrheit  dieser 
Arzte  darin  einig  ist,  daß  beim  gesunden,  normalen  Menschen  die  sexuelle 
Abstinenz  nicht  wesentlich  schädlich  wirkt,  so  daß  bei  der  Wahl  zwischen 
Abstinenz  und  Benützung  der  Prostitution  sicher  erstere  das  viel  kleinere 
Übel  darstellt  als  letztere  mit  ihren  großen  Gefahren  der  geschlechtlichen 
Ansteckung.  Die  Mehrzahl  der  Autoren  glaubt  auch  annelimen  zu  sollen, 
daß  der  reine  Geschlechtstrieb  beim  Weibe,  besonders  solange  er  noch  nicht 
durch  eine  Kohabitation  geweckt  worden  ist,  gewöhnlich  geringer  ist,  als  der 
beim  Manne,  so  daß  für  das  Weib  etwaige  schädliche  Folgen  der  Abstinenz 
noch  weniger  zu  befürchten  seien,  als  beim  Manne.  Schädlich  könne  die 
Abstinenz  allerdings  wirken  bei  Neuro-  und  Psychopathen.  Diese  hätten 
öfter  durch  geübte  Enthaltsamkeit  zu  leiden,  und  ihr  Zustand  steigert  sich 
manchmal  bis  zur  sexuellen  Neurasthenie.  Starken  Geschlechtstrieb  an  sich 
schon  als  Zeichen  einer  Neuropathie  ansehen  zu  wollen,  wie  es  einige 
Schriftsteller  tun,  dürfte  aber  nach  Meinung  des  Referenten  allzuweit  gehen. 
Denn  in  letzter  Linie  verdanken  wir  diesem  Triebe  ein  gut  Teil  Poesie,  ja 
Kunst  überhaupt.  —  Wie  soll  sich  der  über  derartige  Fragen  konsultierte 
Arzt  praktisch  verhalten?  Lewitt  schließt  sich  in  Beantwortung  dieser 
Frage  mit  Recht  dem  Professor  Stintzing  an:  „Der  befragte  Arzt  wird  in 
solchen  Fällen,  wenn  nicht  die  Möglichkeit  einer  Heirat  vor  der  Türe  steht, 
in  einen  Widerstreit  der  Pflichten  gebracht.  Auf  der  einen  Seite  steht  die 
Forderung  der  Gesundheit,  auf  der  anderen  die  Verantwortung  in  moralischer 
und  mit  Rücksicht  auf  die  Gefahren  der  Infektion  in  physischer  Beziehung. 
Hier  bleibt  nur  der  Ausweg,  dem  Patienten  die  Sachlage  klar  zu  machen 
und  ihm  die  Entscheidung  nach  seinem  eigenen  Gewissen  und  Wunsche  zu 
überlassen." 

Nach  der  Statistik  nehmen  die  sexuellen  Verbrechen  zu.  Gerade  des- 
halb, meint  Booth  (44)  ist  es  nötig  die  Perversionen  genau  zu  studieren, 
um  ein  richtiges  forensisches  Urteil  über  die  Sexualdelikte  zu  erlangen. 
Hier  kann  besonders  der  Mediziner  den  Juristen  belehren  und  aufklären. 
Es  ist  nicht  die  verbrecherische  Tat,  sondern  die  ganze  Persönlichkeit  des 
Täters  in  Betracht  zu  ziehen. 

Die  sexuelle  Perversion  kann  ererbt  oder  erworben  sein.  Die  erworbene 
muß,  um  pathologisch  zu  sein,  auf  einem  neuropathischen  oder  psycbo- 
pathischen  Allgemeinzustand  beruhen.  Erotomanie  ist  eine  generelle  Be- 
zeichnung für  Zwangstriebe  sexueller  Natur  verbunden  mit  neuropathischen 
oder  psychopatliischen  Zuständen,  die  direkt  von  den  psychischen  Hirnzentren 


Kriminelle  Anthropologie.  1147 

ausgehen,  während  Satyriasis  und  Nymphomanie,  die  Bezeichnung  für  ab- 
norm gesteigerte  sexuelle  Begierde  beim  Mann  und  bei  der  Frau,  in  den 
mehr  peripherischen  Neuronen  beginnen  und  auf  Veränderung  der  sexualen 
psychomotorischen  Sphäre  beruhen. 

Erotomanie  ist  eine  Perversion,  die  impulsive  Handlungen  hervorruft, 
die  nicht  notwendigerweise  der  sexuellen  Befriedigung  dienen  und  zum 
Orgasmus  führen,  sondern  sogar  mit  Frigität  und  Flaczitität  des  männlichen 
Organs  einhergehen  kann,  also  eine  rein  psychische  Form  von  krankhafter 
Liebe,  —  eine  Psychose,  während  Satyriasis  und  Nymphomanie  als  motorische 
Impulse  zu  den  Neurosen  gehören. 

Exhibitionismus  ist  ein  unwiderstehlicher  sexuell  perverser  Zwang,  sich 
öffentlich  zu  entblößen,  gewöhnlich  an  einem  ganz  bestimmten  Ort  und  zu 
einer  gewissen  Stunde.  Nur  Männer  tun  das  und  verfolgen  auf  diese  Art 
Frauen,  ohne  doch  je  aggressiv  zu  werden.  Die  Albernheiten  solchen  Be- 
nehmens deutet  auf  eine  intellektuelle  oder  moralische  Schwäche  des  Ex- 
hibitionisten, die  die  kräftige  Männlichkeit  desselben  in  Frage  stellt,  oder 
auf  eine  vorübergehende  Bewußtseinsstörung.  Meist  beruht  der  Exhibitionis- 
mus auf  erworbenen  Zuständen  von  geistiger  Schwäche,  infolge  deren  das 
Bewußtsein  getrübt  ist. 

Ein  Fall  illustriert  das.  Ein  mehrfach  vorbestrafter  Mensch  hatte 
unter  immer  wieder  ähnlichen  Umständen  an  selbem  Ort  und  zur  selben 
Zeit  mehrere  Wochen  laug  exhibitioniert  trotz  aller  Gefahr,  verhaftet  zu 
werden.  Beginn  des  Anfalls  eine  „Welle",  die  nach  seinem  Kopfe  steigt, 
danach  Leere  im  Kopf,  er  weiß  nicht,  wo  er  ist,  weiß  nichts  von  dem 
Zustand  seiner  Genitalien,  hat  keinen  sexuellen  Drang  dabei  und  keine  Eja- 
kulation, noch  Befriedigung.  Der  Mann  bietet  deutliche  Zeichen  eines  all- 
gemeinen neuropathischen  Zustandes,  z.  B.  schläft  er  schlecht  und  ist  nachts 
öfter  somnambul.  Der  Exhibitionismus  trat  bei  ihm  nach  angestrengter,  auch 
die  Nacht  hindurch  fortgesetzter  Arbeit  auf.  Nachdem  man  den  Mann  erst 
für  verantwortlich  gehalten  hatte,  wurde  er  nach  Sachverständigenausspruch 
für  unzurechnungsfähig  erklärt. 

Nach  Kisch  (156)  ist  die  hereditäre,  in  sehr  jugendlichem  Alter  schon 
zum  Ausdrucke  gelangte  Fettsucht  ein  ganz  eigentümlicher  nutritiver  Aus- 
druck von  Degeneration.  Von  solchen  lipomatösen  männlichen  Individuen 
^eigt  eine  Anzahl  die  Degenerationssymptome  des  Feminismus.  Außer 
anderen  von  K.  aufgezählten  Zeichen  des  Feminismus  ist  oft  bei  solchen 
Leuten  ein  nur  minimaler  Penis,  oder  einer,  der  im  Fett  verschwindet,  vor- 
handen. Dabei  sind  die  Hoden  verkleinert,  oder  es  besteht  Kryptorchismus. 
Der  Geschlechtstrieb  aber  ist  zumeist  normal  entwickelt  und  heterosexuell. 
Dennoch  leidet  durch  das  Zurückgebliebensein  des  Genitales  die  Potentia 
«oeundi  und  damit  die  Potentia  generandi,  was  auf  den  Lipomatösen  oft 
äußerst  deprimierend  wirkt.  Die  geistigen  Fähigkeiten  sind  gewöhnlich  ganz 
normal.  Nicht  selten  sind  weitere  Degenerationszeichen  vorhanden,  wie  ab- 
norm großes  Längenwachstum,  Gigantismus  oder  Deformation  der  vergrößerten 
Ohrmuschel,  degenerierte  Form  der  Kiefer,  abnorme  Entwicklung  der 
Zähne.  Die  Femininen  sind  unter  den  hochgradig  lipomatösen  Männern 
nach  K.  mit  ungefähr  10  Prozent  der  Gesamtfälle  vertreten,  von  den  mit 
angeborener  oder  in  früher  Jugend  erworbener  Lipomatose  behafteten  machen 
die  Femininen  aber  77'*/„  aus,  von  denen  mit  später  zur  Entwicklung  ge- 
kommener hereditärer  Fettleibigkeit  aber  nur  6^/^,.  Dagegen  war  unter  100 
Fällen  erworbener  Lipomatosis  nicht  ein  einziger  Fall  von  Feminismus  vor- 
handen,  ein  Zeichen,    daß    nur  die   hereditäre,   in   früher  Jugend   zur  Ent- 


1148  Kriminelle  Anthropologie. 

wickluDg  gelangte  Fettsucht  eio  bemerkenswertes  Merkmal  hereditärer 
Degeneration  bedeutet. 

„Die  im  Interesse  der  Homosexualen  von  Laien,  Juristen  und  Ärzten 
vielfach  unterstützte  Petition  um  Aufhebung  des  §  175  des  Strafgesetzbuche» 
nimmt  die  zwittrige  Anlage  des  Menschen  als  gegeben  an,  ob  indes  mit 
Recht,  steht  m.  E.  nach  dahin,"  sagt  Stolper  (308).  Diese  Frage  endgültig 
zu  kläi-en,  hält  St  mit  Rücksicht  auf  die  Reform  des  Strafgesetzbuchea 
und  auf  die  Sachverständigentätigkeit  vor  Gericht  für  äußerst  wichtig.  Er 
bittet  daher  dringend  alle  Ärzte  um  Mitteilung  einschlägiger  Erfahningen. 
Er  selbst  teilt  drei  Fälle  eigener  Beobachtung  ausgesprochenen  Habitus 
femininus  beim  Manne  mit.  Fall  1  wurde  über  etwaige  homosexuale 
Neigungen  nicht  befragt,  er  lebte  in  kinderloser  Ehe  und  behauptete,  trotz 
auffallend  unentwickelter  Genitale  Potentia  coeundi  zu  haben.  Fall  11  und 
III  wollen  stets  heterosexuell  empfunden  haben.  Nr.  3  hatte  sich  aber  über 
Untreue  seiner  Ehefrau  zu  beklagen.  Wie  er  wehmütig  vermutet,  sind  die 
drei  während  seiner  12jährigen  Ehe  von  seiner  Frau  geborenen  Kinder 
nicht  von  ihm. 

Verfasser  meint,  mit  Recht  habe  das  deutsche  Bürgerliche  Gesetzbuch 
den  Begriff  „Zwitter"  fallen  lassen,  damit  seien  jedoch  diejenigen  Individuen, 
die  mehr  oder  weniger  berechtigte  Zweifel  über  ihre  Geschlechtszugehörig- 
keit zulassen,  keineswegs  aus  der  Welt  geschafft. 

Anschließend  an  einen  selbstbeobachteten  Fall  von  akzessorischen 
Nebennieren  an  den  Nebenhoden  eines  reifen,  neugeborenen  Knaben,  unter- 
zieht Meixner  (208)  die  bekannten  Fälle  von  Hermaphroditismus  verus 
einer  eingehenderen  Kritik,  weil  er  überzeugt  ist,  daß  besonders  der  von 
Heppner  mitgeteilte  Fall  von  Hermaphroditismus  verus  bilateralis,  den 
noch  die  neuesten  Autoren  als  unwiderlegt,  wenn  auch  bezweifelt  anführen, 
ein  ähnlicher  Fall  wie  sein  eigener  gewesen  ist,  daß  es  sich  auch  hier  um 
akzessorische  Nebennieren  und  nicht  um  Hoden  neben  sonst  weiblichen 
Geschlechtsteilen  gehandelt  habe.  Dieselbe  Bewandtnis  habe  es  auch  wohl 
mit  den  überzähligen  Geschlechtsdrüsen,  von  denen  mehrere  Autoren  sagen, 
daß  sie  im  mikroskopischen  Bilde  eigentlich  nicht  wie  Hoden  aussähen. 
Unter  der  Kritik  Meixners  schrumpfen  die  Fälle,  die  bisher  als  Herma- 
phroditismus verus  bilateralis  oder  unilateralis  beschrieben  worden  sind,  sehr 
zusammen;  so  auch  die  Fälle  von  Hermaphroditismus  verus  lateralis,  und  nur 
ganz  wenige,  wie  etwa  der  von  Schmor  1  und  der  Fall  Obolonskys,  sind 
fast  einwandfrei.  Doch  sind  letztere  Fälle  ziemlich  wesenlos  gegenüber  der 
Frage,  ob  es  möglich  ist,  daß  auf  einer  Körperseite  zwei  verschiedenartige 
Geschlechtsdrüsen  sich  entwickeln.  In  zwei  Fällen  ist  nun  ein  Ovotesds  in 
geradezu  einwandfreier  Weise  nachgewiesen  worden.  Es  ist  der  Fall  Simons 
und  der  Salens,  dem  sich  wahrscheinlich  noch  der  Fall  von  Blacker  und 
Lawrence  anschließt.  Diese  Fälle  können  nicht  anders  als  zu  Gunsten 
der  bisexuellen  Anlage  der  Keimdrüse  des  Menschen  gedeutet  werden.  Die 
Autoren,  die  für  eine  doppelgeschlechtliche  Anlage  der  Keimdrüse  eintreten, 
lassen  die  beiden  Anteile  in  zwei  übereinandergelegenen  Schichten  entstehen. 
Die  EifoUikel,  zum  mindesten  die  Eizellen,  werden  ganz  allgemein  vom 
Keimepithel  abgeleitet,  über  die  Herkunft  der  Samenkanälchen  aber  gehen 
die  Meinungen  weit  auseinander.  Janosik  leitet  das  ganze  Hodenepithel 
von  den  Sexualsträngen  ab.  Er  meint:  „Käme  alles  bei  Säugetieren  (in* 
klusive  Menschen)  und  Hühnchen  (vielleicht  für  die  Vögel  überhaupt  gültig) 
zur  vollen  Ausbildung,  so  würde  daraus  eine  hermaphroditische  Drüse  reaiü- 
tieren,  welche  im  Innern  den  Hoden  und  an  seiner  Oberfläche  den  Eierstock 
zeigen   würde,   wie  ja   solche  Verhältnisse   bei   niederen  Tieren   beschrieben 


Kriminelle  Anthropologie.  1149 

sind."  Wo  ist  dann  die  Grenze  zwischen  einfach  hyperplaatischen  oder 
hjpoplastischen  oder  hermaphroditischen  Zuständen  zu  ziehen?,  fragt  Meixner. 

Bei  der  Beobachtung  eines  Falles  von  Pseudohermaphroditismus 
masculinus  extemus  drängte  sich  Zangger  (338)  die  Frage  auf.  ob  sich  der 
naturwissenschafUiche  Standpunkt  und  die  medizinische  Benennung  mit  dem 
deckt,  was  juristisch  und  sozial  das  Beste  für  das  Individuum  und  die  (re- 
sellschaft  wäre,  ob  nicht  vielleicht  in  speziellen  seltenen  Fällen  der  natur- 
wissenschaftliche Gesichtspunkt  dem  praktischen  nachzustellen  ist.  Eine 
30jährige  Arbeiterin  mit  allen  physischen  Kriterien  der  Weibhohkeit  bis 
hinauf  zu  der  blind  endenden  Vagina,  mit  völlig  weiblicher  Psyche,  ja  mit 
sexuellem  Verlangen  nach  dem  Manne,  das  sich  auch  in  sexuellen  Träumen 
äußert,  hat  seit  ihrem  17.  Jahre  in  beiden  Leistengegenden  kleine,  etwas 
empfindlich  werdende  Geschwülste  bemerkt,  die^  als  sie  endlich  wegen  allzu- 
großer  Beschwerden  operati?  entfernt  wurden,  sich  sofort  als  Testikel  er- 
wiesen. Es  zeigt  sich  also  auch  hier  wieder,  daß  der  Geschlechtstrieb  nicht 
in  jedem  Falle  der  Drüse  entspricht.  Soll  nun  diese  Person,  die  sicher  von 
der  Funktion  ihrer  Geschlechtsdrüsen  frei  ist,  die  völlig  weiblich  fühlt,  von 
allen  bisher  auch  als  Weib  anerkannt  war,  und  die  auch  nur  weibliche  Ge- 
schlechtsfunktionen ausüben  könnte,  gesetzlich  als  Mann  deklariert  werden? 
denn  medizinisch^wissenschaftlich  ist  dieses  Wesen  männlich,  weil  die  Ge- 
schlechtsdrüsen männlich'  sind.  Juristisch  müßte  es  dem  begutachtenden 
Arzt  in  diesem  Falle  und  auch  prinzipiell  gestattet  sein,  aus  dem  Zusammen- 
halten der  Einzelbefunde  das  funktionell  geschlechtslose  Mädchen  in  dem 
Stande  zu  belassen,  in  welchem  es  sich  am  wohlsten  fühlt,  und  bei  der 
Frage  nach  dem  „überwiegenden  Geschlecht",  das,  was  in  der  Zukunft  eine 
Bolle  spielt,  die  Beziehungnn  zu  den  Mitmenschen,  als  (mit-)entscheidend 
zu  berücksichtigen,  überhaupt  müßte  auch  das  freie  Ermessen  des  Richters 
bei  der  Würdigung  eines  Sachverständigen  wenigstens  soweit  eingeschränkt 
sein,  daß  bei  Meinungsverschiedenheiten  zwischen  Richter  und  Sachver- 
ständigen (in  bezug  auf  die  rechtlichen  Konsequenzen  des  Sachverständigen- 
Befundes)  dem  Sachverständigen  das  Recht,  eine  Oberexpertise  zu  verlangen, 
zustehe. 

Mit  EUis  führt  Donath  (65)  die  Wurzel  der  sexuellen  Perversion, 
wie  sie  sich  im  Sadismus  und  Masochismus  beim  Menschen  zeigt,  auf 
Äußerungen  der  tierischen  Werbung  zurück,  wo  Vergewaltigung  durch  das 
Männchen  und  wirkliche  oder  geheuchelte  Furcht  seitens  des  Weibchens  die 
Hauptrolle  spiele.  Die  damit  einhergehende  heftige  Erregung  sei  sehr  ver- 
wandt einerseits  mit  dem  sthenischen  Affekt  des  Zornes,  andererseits  mit 
dem  asthenischen  Gefühl  des  Schmerzes  und  der  Angst.  Zorn  und  Angst 
seien  durch  den  Kampf  ums  Dasein  die  Grundaffekte  des  animalischen 
Lebens.  Die  Werbung  des  männlichen  Tieres  ist  im  wesentlichen  eine  Zur- 
schaustellung von  Kampflust,  auf  Seite  des  Weibchens  dagegen  geschickte 
Darstellung  furchterfiillter  Stimmungen.  Auch  beim  menschlichen  Sadismus 
und  Masochismus  sei  der  Schmerz  das  Wesentliche,  dessen  allgemein 
emotionelle  und  dadurch  auch  sexuell  erregende  Wirkung  gesucht  wird. 
Daher  sei  auch  der  von  Schrenk-Notzing  eingeführte  Ausdnick  Algolagnie, 
mit  dem  er  beide  besagten  Perversionen  zusammenfaßt,  sehr  passend. 
Psychisch  minderwertige  und  abnorme  Personen,  eventuell  Kinder  und  Greise 
bedienten  sich  algolagnistischer  Praktiken,  um  ihrer  schwachen  Geschlechts- 
funktion  eü  Hilfe  zu  kommen.  Donath  schildert  des  weiteren  das  Sexual- 
leben eines  23  jährigen,  ledigen  Schauspielers,  in  dessen  Seitenverwandtschaft 
Irrsinn  vorgekommen,  und  bei  dem  im  10.  Lebenjahre  gelegentlich  des  An- 
blicks  einer  Züchtigung   ein   unbekanntes   dunkles   Gefühl  woUlüstiger  Er- 


1150  Kriminelle  Anthropologie. 

regung  entstand.  Der  Anblick  der  zuschlagenden  robusten,  bocbgeschiirzten 
Bäuerin  ist  dann  seit  dem  Erwachen  seines  Geschlechtstriebes  nicht  mehr 
aus  seiner  Phantasie  gewichen.  Stets  siebt  er  sich  an  Stelle  des  geprügelten 
Knaben,  er,  der,  wie  er  sich  zur  größeren  Erniedrigung  zusammenphantasiert, 
von  Bauern  gefangen  genommen  und  der  Bäuerin  ausgeliefert  wurde.  Es 
handelt  sich  also  um  ideellen  Masochismus  oder  passive  Algolagnie.  unter 
der  Herrschaft  dieser  quälenden  unbezwingbaren  perversen  Vorstellungen 
hatte  er  Ejakulationen,  die  ihm  aber  keine  Befriedigung  und  Erlösung  von 
den  Ideen  brachten,  ein  Zeichen  des  pathologischen  Charakters  seiner  Per- 
version. Schon  eine  vierwöchentliche  Kraukenhausbehandlung  mit  geeigneter 
psychischer  Beeinflussung  vermochte  trotzdem  eine  Besserung  in  seinem  Zu- 
stande herbeizufuhren. 

Holterbach  (134)  wurde  zu  einer  an  ihren  Genitalien  stark  verletzten 
Kuh  gerufen,  die  acht  Tage  vorher  zum  Stier  geführt  worden  war  und  seit 
dieser  Zeit  stark  kränkelte.  Es  wurde  Septikämie  festgestellt  infolge  per- 
forierender Scheiden  Verletzungen,  welche  bis  in  die  Niere  vorgedrungen  sind. 
Ist  nun  anzunehmen,  daß  durch  den  Penis  eines  Bullen  eine  derartige,  bis 
in  die  Niere  reichende  Verletzung  herbeigeführt  werden  kann?  Oder  liegt 
vielleicht  ein  Verbrechen  oder  die  sadistische  Tat  eines  Irrsinnigen-  vor, 
eines  sexuell  perversen  Menschen,  der  mit  Hilfe  eines  Stockes  oder  der- 
gleichen diese  Verletzung  herbeiführte?  Mit  Fürbringer,  der  in  dem  Werk 
„Krankheiten  und  Ehe^*  von  der  großen  und  unheilvollen  Gewaltwirkung  des 
Membnim  virile  in  seinem  erigierten  Zustand  bei  ungestümen  Impetus  spricht, 
das  nachweislich  zu  schweren  Verletzungen  der  weiblichen  Genitalien,  ja  zur 
Zerreißung  der  Vagina  geführt  hat,  glaubt  H.,  annehmen  zu  dürfen,  daß  bei 
fehlerhafter  Körperstellung  bei  der  Kohabitation,  übergroßem  Penis  und  un- 
gestümem Koitus  Scheidenzerreißungen  leichter  möglich  sind,  als  man 
gemeinhin  vermeint.  Auch  sollte  es  ihn  bei  der  großen  Länge  des  erigierten 
Bullenpenis  nicht  wundern,  wenn  dieser  bis  zu  der  Niere  vordringen  könnte. 
Über  das  gesamte  Unternehmen  der  Jahrbücher  für  sexuellen  Zwischen- 
stufen habe  ich  mich  schon  im  vorjährigen  Jahresbericht  offen  ausgesprochen. 
Ich  kann  auch  für  den  VII.  Jahrgang  des  Jahrbuches  nur  dasselbe  wieder- 
holen. (Referate  der  Hauptartikel  siehe  unter  den  Namen  der  einzelnen 
Verfasser.)  Im  ganzen  vertieft  auch  dieser  Jahrgang  nicht  die  Sache,  um 
die  es  sich  hier  handelt,  sondern  gibt  ihr  nur  eine  größere  Breite.  Ein 
Tiefereindringen  in  das  Problem  versucht  eigentlich  nur  von  Römer  in 
seiner  Arbeit  über  die  erbliche  Belastung  des  Zentralnervensystems  bei 
„üraniern".  Statt  des  diesmal  schweigenden,  meist  hochwissenschaftlichen 
Dr.  Hirschfeld  (130)  machen  sich  Autoren  breit,  wie  von  Levetzow.  der 
eine  Fanatikerin  als  „Repräsentant-Mensch"  verherrlicht  und  so  nebenbei 
die  Irrenärzte  verdächtigt  (Seite  322  unten),  Anna  Rüling,  die  die  Frauen- 
bewegung als  unter  Führung  homosexueller  Frauen  stehende  Bewegung  dis- 
kreditiert, und  vor  allem  Benedikt  Friedländer,  der  den  „Edeluranier"  an- 
schwärmt als  sozialen  Übermenschen,  einen  Homunkulus,  den  er  sich  gegen 
jede  Naturwissenschaft  zur  höheren  Ehre  des  homosexualen  Triebes  kon- 
struiert. Es  ist  schade,  daß  der  Herausgeber  der  Jahrbücher  zu  alledem 
schweigt  und  damit  diese  Übertreibungen .  zu  billigen  scheint.  Im  Interesse 
der  Sache  dürfte  es  gut  sein,  wenn  er  gleich  im  Anschluß  an  solche  Ent- 
gleisungen auch  seine  geschätzte  Meinung  äußern  wollte,  damit  derartige 
Behauptungen  nicht  den  wirklich  auf  objektiver  Basis  stehenden  Vertretern 
einer  durchaus  berechtigten  Reformbestrebung  mit  in  die  Schuhe  geschoben 
werden.  Die  Kinderschuhe  müßte  sich  die  Bewegung  nach  sechs  Jahren 
doch  wirklich  ausgetreten  haben! 


Kriminelle  Anthropologie.  1151 

Am  interessantesten  war  mir  diesmal  eigentlich  der  Jahresbericht  des 
zweiten  Bandes  mit  seiner  wörtlichen  Wiedergabe  der  über  die  Homo- 
sexualität handelnden  Seichstagsverhandlung.  Es  dürfte  keinem  objektiv 
Denkenden  fraglich  sein,  wer  in  dem  Rededuell  Thiele-Thaler  die  besseren 
Gründe  auf  seiner  Seite  hatte!  Diese  besseren  Gründe  haben  zum  großen 
Teil  die  guten  Arbeiten  des  Jahrbuches  geliefert,  und  deswegen  begrüße  ich 
auch  diesmal  wieder  sein  Erscheinen. 

Römer  (282)  hat  die  Aszendenz  des  üraniers  im  Vergleich  zu  der 
des  Durchschnittsmenschen  studiert.    Er  kommt  dabei  zu  folgenden  Schlüssen: 

1.  daß  der  üranismus  in  einem  Minimum  von  2^©  iiöd  in  einem 
Maximum  von  33"/^  vorkommt; 

2.  daß  der  Uranismus  mindestens  in  35"/^  der  Fälle  familiär  vorkommt; 

3.  daß  der  Typus  der  urnischen  Familie  im  Vergleich  zu  dem  anderer 
Familien  sich  darin  dokumentiert,  daß  die  Unterscheidung  der  Geschlechter 
mehr  nach  der  Richtung  des  Geschlechtstriebes  als  nach  den  Genitalien  zu 
geschehen  hat; 

4.  daß  der  Altersunterschied  zwischen  den  Eltern  meist  viel  größer  isty 
als  bei  den  anderen  Familien; 

6.  daß  aber  in  den  uranischen  Familien  die  allgemeine  Belastung  nicht 
größer  ist  als  in  anderen; 

6.  daß  bei  den  uranischen  Familien  Carcinom  viel  häufiger  als  Tuber- 
kulose, was  in  den  anderen  Familien  gerade  umgekehrt  der  Fall  ist; 

7.  daß  die  Möglichkeit  für  die  Entwicklung  eines  Uraniers  in  dafür 
disponierten  Familien  größer  wird,  wenn  der  Zeitpunkt  der  Erzeugung  des 
Kindes  dem  absoluten  oder  relativen  Ende  der  Produktivität  der  Eltern 
näher  rückt; 

8.  daß  ein  solches  Kind  in  der  übergroßen  Mehrzahl  der  Fälle  schon 
von  frühester  Jugend  ab  Eigenschaften  und  Eigentümlichkeiten  zeigt,  welche 
in  größerer  Übereinstimmung  mit  einem  Individuum  des  anderen  Geschlechts 
stehen  würden; 

9.  daß  die  Entwicklung  eines  Uraniers  jeder  anderen  Entwicklungs- 
anomalie, welche  zur  Bildung  von  Varietäten  führt,  gleichgeachtet  werden  muß ; 

10.  daß  in  Übereinstimmung  damit  keine  Zufälligkeiten  oder  Umstände, 
welche  es  auch  sein  mögen,  fähig  sind,  eine  Person  in  der  Entwicklung  nach 
der  Geburt  zu  einem  wirklichen  Uranier  zu  machen,  es  sei  denn,  daß  die 
angeborene  Prädisposition  da  war,  und  dieselben  also  nur  als  auslösende 
Momente  aufgefaßt  werden  können  und  müssen,  nie  aber  als  Ursache.  Die 
uranische  Familie  stellt  aber  kein  in  Degeneration,  sondern  vielmehr  ein  in 
Regeneration  begriffenes  Geschlecht  dar. 

Vielleicht  ist  also  die  uranische  Familie  ein  Teil  der  Menschheit,  der, 
evolutionistisch  gesprochen,  in  Mutation  begriffen  ist,  worin  die  Uranier 
selber  einen  oft  vielleicht  schon  blühenden,  aber  immer  doch,  wenn  sie 
wenigstens  ihrer  Natur  nach  leben,  absterbenden  Zweig  darstellen.  Sicher 
ist  aber,  daß  der  Uranier  lediglich  als  Varietät  aufzufassen  ist. 

So  fehlt  er  denn  auch  diesmal  im  Jahrbuch  für  sexuelle  Zwischenstufen 
leider  nicht,  der  homosexuelle  Übermensch,  dessen  regelmäßige  Präsentation 
uns  wahrlich  an  der  Objektivität  der  ganzen  Betrachtungsweise  der  Homo- 
sexuellen zweifeln  lassen  könnte.  Diesmal  heißt  er  der  „Supervirile"  und 
Eatte  (147)  ist  es,  der  ihn  frei  nach  G.  Jäger  heraufbeschwört.  Natürlich 
erklimmen  solche  Supervirilen,  da  sie  nach  Jäger  „stets  in  Männergesell- 
schaft leben  und  Männer  sich  ihnen  zu  Füßen  legen,  häufig  die  höchsten 
Stufen  geistiger  Entwicklung,  sozialer  Stellung  und  männlichen  Könnens"- 
Natürlich    befinden    sich   unter   diesen   homosexuellen    gerade    wieder    „die: 


1162  Kriminelle  Anthropologie. 

hervorragendsten  Namen  der  Menschheitsgeschichte*.  Und  diese  Blüten  der 
Menschheit  setzt  das  Strafgesetzbuch  des  Deutschen  Reiches  auf  die  Pro- 
fikriptionsliste,  denn  sie  lieben  keine  Weiber!  Solcher  Übermensch  nämlich 
trä^  verhältnismäßig  mehr  Weibliches  in  sich  als  der  heterosexuelle  Mann, 
und  darum  bedarf  er  zur  dauernden  Ergänzung  seiner  Natur  natürlich  keines 
Weibes,  sondern  einer  (mehr  femininen)  homosexuellen  männlichen  Person. 
Ein  solcher  Superviriler  ist  nun  nicht  Vollmann  oder  Vollweib,  sondern 
„Vollmensch",  ein  Typus  Mensch,  wie  er  „in  dieser  Vollkommenheit  auch 
auf  heterosexuellem  Gebiet  schwerlich  anzutreffen  ist**,  weil  bei  letzterem 
der  weibliche  Einschlag  zu  gering  ist.  Bei  vielen  Größen  der  Menschheit 
läßt  sich  nur  deshalb  der  Nachweis  der  homosexuellen  Veranlagung  schwer 
erbringen,  „weil  sie  gelieimhielten,  was  die  Durchschnittsmasse  in  der  Welt 
verpönte".  Natürlich  wird  auch  die  Gestalt  eines  Jesus  zu  einem  „Voll- 
menschen" Katt escher  Art  zurechtgestutzt.  So  ein  viriler  Homosexueller, 
ein  „Vollmensch",  macht  sich  nun  gern  an  die  Jugend,  und  selbst  wenn 
er  den  jugendlichen  Liebling  küssen  sollte,  ja  wenn  er  mit  ihm  sexuelle  Akte 
ausüben  sollte,  sei  das  denn  soviel  schlimmer,  fragt  Katte  naiv,  als  wenn 
der  jüngere  sich  der  einsamen  Onanie  ergibt?  —  O  wenn  man  es  doch 
endlich  unterließe,  in  dieser  Weise  der  verfochtenen  Sache  zu  schaden! 
Homosexualität  und  das  Verstehen  und  Nachempfinden  der  weiblichen  Psyche 
durch  unsere  Großen  ist  denn  doch  etwas  total  verschiedenes.  Beides  zu 
vermengen  ist  ein  unwissenschaftliches  Kartenkunststück,  und  damit  wird 
nur  das  Gegenteil  des  Gewollten  erreicht. 

Sehr  viele  der  im  mssisch-japanischen  Krieg  eine  Rolle  spielenden 
großen  Kriegshelden  der  Japaner  stammen  aus  dem  Süden  des  Reiches  und 
vier  davon  sogar  aus  der  Provinz  Satzuma.  Die  hervorragendsten  soldatischen 
Retter  des  Reiches  der  aufgehenden  Sonne,  stammen  •also  daher,  „wo  die 
Päderastie  von  alten  Zeiten  ganz  besonders  verbreitet  ist".  Was  liegt  für 
Friedlaender  (93)  näher,  als  nun  schleunigst  einen  kausalen  Zusammen* 
hang  zwischen  der  sozialen  Anerkennung  mannmännlicher  Liebesbündnisse 
und  der  erfolgreichen  Pflege  männlicher  Tüchtigkeit  anzunehmen!  Jedenfalls, 
meint  er,  seien  diese  Tatsachen  geeignet,  den  Einwand,  daß  die  soziale  Frei- 
gabe des  homosexuellen  Verkehrs  der  kriegerischen  Tüchtigkeit  der  Rasse 
schade,  vollständig  zu  entkräften,  und  ihre  Anerkennung  nach  hellenischem 
Vorbilde  anzubahnen.  In  einer  Anmerkung  gibt  er  seinem  Lieblings- 
gedanken Ausdruck,  daß  bei  Verpönung  des  homosexuellen  Verkehrs  der 
Männer  der  soziale  Zusammenhang  der  Mitglieder  des  führenden  Geschlechts 
gelockert  werde  und  dadurch  wieder  der  relative  Einfluß  des  weiblichen 
Elements  (mit  einer  ausgedehnten  Priesterherrschaft  als  Folge)  steige.  Vor 
letzterem  hat  Verfasser  heillose  Angst  und  glaubt,  daß  Männerliebe  ein 
Gegengewicht  dafür  bieten  könne,  er  vergißt  aber  ganz,  daß  diese  Männer- 
liebe eben  nur  einer  gottseidank  relativ  kleinen  Minderheit,  den  Homo- 
sexuellen sympathisch  ist.  Normalmänner  wollen  von  einer  irai6epa(JT(a 
ebensowenig  etwas  wissen,  wie  Friedländer  selbst  wahrscheinlich  etwas 
von  der  Liebe  einer  Frau.  Die  Verständnislosigkeit  den  Gefühlen  der 
anderen  gegenüber  ist  eben  nicht  nur  auf  der  heterosexuellen  Seite  zu  finden, 
sondern  auch  auf  der  der  alles  verstehenden  Edeluranier. 

Ich  weiß  nicht,  ob  man  der  Frauenbewegung  einen  Gefallen  damit  tut, 
wenn  man  wie  Rüling  (292)  behauptet,  daß  gerade  die  homosexuellen 
Frauen  ihre  geborenen  Führerinnen  wären.  Man  diskreditiert  damit  eine 
Menschheitsfrage,  wie  es  für  mich  die  Befreiung  der  Frau  ist,  zu  einem 
Kampftummelplatz  einer  relativ  kleinen  Minderheit  von  Menschen.  Man 
unterstützt  dadurch  den  Aberglauben,  als  sei  die  Frau  an  sich  ein  minder- 


Kriminelle  Anthropologie.  11Q3 

Geschöpf,  das  vielleicht  der  erstrebten  Freiheit  gar  nicht  so  bedürfe, 
nicht  ein  geistiger  Zwitter  mit  männlichen  Anlagen  sei.  Es  muß 
)t  eiomal  dem  Mischmasch  ein  Ende  gemacht  werden,  der  darin 
1  man  geistige  Eigenschaften,  die  vorwiegend  bei  dem  einen  Geschlecht 
60,  wepQ  man  sie  auch  bei  dem  oder  jenen  des  anderen  Geschlechts 
ich  weou  diese  Eigenschaften  mit  den  sexuellen  Trieben  gar  nichts 
aben,  gleich  als  auf  Homosexualität  weisend  bezeichnet  Man  ver- 
ins  Uferlose,  Spekulative,  wenn  man  bei  der  Homosexualität  mehr 
r  den  sexuellen  Trieb  als  Nebensache,  ja  wohl  als  gar  nicht  not- 
«rstellea  will.  Dieser  sexuelle  Trieb  allein  ist  für  mich  das  einzige 
gebende  Charakteristikum;  hie  ßhodiis,  faic  salta.  Es  geht  doch 
lede  energische,  stolze,  Gerechtigkeit  heischende  Frau  als  männlich, 
ruinde  neigend  anzusehen.  Ich  glaube  den  Beifall  vieler  in  der 
iregung  eine  Rolle  spielender  Frauen  zu  finden,  wenn  ich  sage, 
»da  sojche  Ansichten  über  sie  verbitten  würden.  Abgesehen  von 
meiner  Meinung  falschen  Voraussetzungen  der  Anna  B.üling  hat 
Recht,  weiin  sie  von  einer  zweckmäßigen  Erziehung,  sowie  von 
sten  Bildungsmöglichkeit  der  männlichen  und  weiblichen  Jugend 
igen  Vortßil  für  Männer,  Frauen  und  auch  für  die  Homosexuellen 
„die  Männer  erhalten  denkende  und  verstehende  Lebensgefährtinnen, 
D  erlangen  allmählich  eine  würdigere  und  rechtlich  angesehenere 
ad  die  Umindea  können  sich  frei  den  ihnen   zusageji^den  Berufen 

ren  arg  moralischen  Philologen  hat  von  jeher  der  große  Piaton 
nait  seinem  „Gastmalü"  und  seinem  „Phädrus"  große  Pein  gemacht, 
sich  dadurch  in  seiner  Anerkennung  des  Piaton  als  eines  philo- 
und  sittlichen  Genies  gestört  und  gibt  deshalb  der  von  ihm 
i  iratSepaorfa  ein  möglichst  unverfängliches  Ansehen.  Deshalb  ist 
>  Ansichten  des  großen  Griechen  auch  einmal  von  einem  Mann 
P  (162),  der  frei  ist  von  den  Scheuklappen  der  Durchschnitts- 
dargelegt zu  sehen.  Dabei  ergibt  sich,  daß  der  jüngere  Platon 
nJicben  Form  der  TraiSepaaria  auch  nur  bedingungsweise  zustimmen 
ennoch  billigt  Platon  das  sinnliche  Element,  soweit  es  nur  in 
in  und  „Zusammenliegen"  besteht,  in  seinem  „Phädrus"  selbst 
irbesten,  weisesten  Menschen;  das  Reinsexuale  hält  er  auch  noch 
rerzeihlichen  Fehler  der  „Vielen",  ja  auch  diesen  sagt  er  nach 
ein  Leben  im  Lichte"  zu,  „denn  auch  sie  haben  geliebt."  Der 
iton,  der  in  den  „Gesetzen"  überhaupt  die  sinnliche  Lust  als 
aftes  verwirft,  bezeichnet  demgemäß  auch  die  Liebe  zum  gleichen 
als  irctpa  ^^oiv,  als  unnatürlich.  Jedenfalls  hat  der  noch  nicht 
soph  den  gleichgeschlechtlichen  Sexualtrieb  in  seiner  relativen 
^  anerkannt  und  ihn  in  seiner  schönsten  Veredelung  vor  Augen 

itan  (^96)  widerlegt  in  dieser  Arbeit  mit  aller  Bestimmtheit 
Jigung^,  Calvin  habe  ,.Pedikation-*  getrieben  und  weist  nach, 
eschuldigung  als  eine  boshafte  und  absichtliche  Verleumdung 
isionellen  Gegner  zu  betrachten  ist. 

5h,  unserem  Goethe  war  nichts  Menschliches  fremd.  Sein  Genie 
das  spielend  im  voraus  bewältigt,  was  die  nächsten  Jahrhunderte 
Torscherarbeit  allmählich  zu  bewältigen  suchten.  AVie  hat  er 
m  Grespräch  der  erst  jetzt  nach  und  nach  anerkannten  Natür- 
Homosexualität  epigrammatisch  Ausdruck  gegeben,  wenn  er 
^nabenliebe  sei  so  alt  wie  die  Menschheit,  und  man  könne  daher 

r.  Neurologe  u.  Psychiatrie  1905.  '3 


XX  54  Krimiaelle  Anthropologie. 

sagen,  sie  liege  in  der  Natur,  ob  sie  gleich  gegen  die  Natur  sei.     (Mitgeteilt 
von  Brandt  (46).) 

Auch  V.  LevetZOW  (178)  arbeitet  leider  mit  der  völlig  in  der  Luft 
stehenden,  einseitigen  Phrase,  da!ß  der  „ganze  Mensch",  der  „Repräsentant- 
Mensch"  vielleicht  Mann  und  Weib  zugleich  sein  müsse,  um  von  allen  an 
sich  zu  haben.  Für  einen  solchen  „Repräsentant-Menschen"  hält  er  die 
Louise  Michel,  die  Fanatikeriu  des  Anarchismus  und  der  Revolution;  er 
weist  bei  ihr  unstreitig  eine  Masse  virile  Züge  auf,  körperliche  Stigmata, 
männliches  Gehaben  und  männliche  Interessen,  vor  allem  aber  eine  sich 
durch  ihr  ganzes  Leben  ziehende  erotische  Abneigung  gegen  den  Mann,  dem 
gegenüber  sie  sich  nur  als  Kamerad  fühlt,  und  andererseits  eine  große  Liebe- 
bedürftigkeit dem  Weibe  gegenüber,  so  daß  sie  bis  zu  ihrem  Tode  immer 
eine  heißgeliebte  Freundin  haben  mußte,  mit  der  sie  in  Freud  und  Leid 
zusammenlebte,  in  den  letzten  20  Jahren  mit  Charlotte  Vauwelle.  Sie  ist 
also  sicher  als  Virago  anzusehen.  Aber  nun  wird  aus  ihr  gleich  das  Idol 
der  Homosexuellen  gemacht,  der  „Edeluranier",  der,  da  er  von  der  Art- 
erhaltung durch  Kindererzeugung  ausgeschlossen,  sich  als  soziales  Wesen 
destomehr  gedrungen  fühlt,  verpflichtet,  mit  seiner  großen,  umfassenden  Liebe 
der  Menschheit  zu  dienen,  ihr  an  Stelle  von  Kindern  soziale  Arbeit,  große 
Ideen  zu  schenken.  Und  das  Resultat?  Eine  Fanatikerin  fast  pathologischen 
Charakters,  eine  Furie  der  Revolution.  Ist  das  der  „Repräsentant-Mensch"? 
Nach  meinem  Geschmack  wenigstens  nicht.  Dennoch  stimme  ich  mit  dem 
Verfasser  darin  überein,  daß  sie  ein  Ausnahmemensch  war,  daß  sie  subjektiv 
nur  aus  den  höchsten,  reinsten,  edelsten,  uneigennützigsten  Motiven  heraus 
gehandelt  hat,  daß  sie  eine  Märtyrerin  des  Menschheitsgedankens  geworden 
ist,  wie  sie  diesen  verstand ;  doch  behaupte  ich,  daß  dieses  Verstehen  wahrhch 
nicht  ein  solches  gewesen  ist,  wie  ich  es  für  einen  harmonischen  Repräsentant- 
Mensch  würdig  halte. 

Bertz  (21)  gibt  ein  gutes  Charakterbild  von  Walt  Whitmann,  der 
„wohl  merkwürdigsten,  aber  auch  problematischsten  Gestalt  des  amerikanischen 
Schrifttums"  —  ein  Charakterbild,  gleichweit  entfernt  von  blinder  Verhimme- 
lung,  die  ihm  eine  Verehrung  als  eine  Art  zweiter  Christus  angedeihen  üeß  — , 
wie  von  gehässiger  Unterschätzung,  die  in  Whitmann  sogar  einen  Vagabunden, 
ein  moralisches  Scheusal,  ja  einen  Verrückten  erkennen  wollte.  Bertz  sieht 
in  ihm  einen  genialen  Menschen,  der  sich  gerade  infolge  seiner  GeniaUtät 
auf  dem  Grenzgebiet  geistiger  Gesundheit  bewege,  keinen  Normalmensehen, 
und  zwar  besonders  nicht  in  dem,  was  die  Grundlage  des  Charakters  und 
jeder  individuellen  Geisteseigentümlichkeit  sei,  in  seiner  seelischen  Geschlechts- 
natur; „er  war  ein  ausgeprägter  Typus  des  Homosexuellen",  ein  „Edel- 
Uranier".  Vielleicht  hat  Whitmann  nie  „unerlaubte"  Beziehungen  zu  jungen 
Leuten  unterhalten.  Aber  nicht  auf  bestinamte  Akte  komme  es  an  bei  Fest- 
stellung der  Homosexualität,  sondern  auf  die  Geftihlsweise,  die  psychische 
Sexualität.  Und  diese  psychische  Sexualität  findet  bei  ihm  ihren  Ausdruck 
in  einer  glühenden  Kameradschaft,  ja  leidenschaftlichen  Liebe  von  Mann  zu 
Mann,  die  besonders  in  dem  Cyklus  der  „Kalamus"-Lieder  geradezu  sinn- 
liche Gestalt  annimmt.  Trotz  späterer  Ableugnung  Whitmanns  selbst  kann 
man  das  Evangelium  der  Kameradenliebe,  wie  es  immer  wieder  in  den  „Gras- 
halmen" gesungen  wird,  nicht  nur  als  Predigt  der  allgemeinen  Menschen- 
liebe auffassen,  sondern  nur  als  Ausfluß  einer  umischen  Gefühlsweise,  „wie 
sie  niemals  stärker,  wahrer  und  naiver  zum  Ausdruck  gelangte".  Whitmann 
zeigte  auch  sonst  weibliche  Eigenschaften,  er  war  eitel  äußerlich  und  innerlich 
und  von  fast  wahnsinniger  Überhebung.  Eine  Vorherrschaft  des  Gefühls 
wie  beim  Weibe  erklärt  seine  ungeheure  Subjektivität  und  seinen  Mystizisinns, 


Kriminelle  Anthropologie.  1155 

wollte  die  Rolle  Jesu  im  modernen  Leben  spielen.     Um  ein  Weib  machte 

sich  nie  Gedanken;  ^seine  Anlage  war  anders",  sagt  sein  intimster  Freund 
iter  Doyle.  Deshalb  blieb  W.  auch  unverheiratet.  Umgekehrt  trieb  es 
1  zu  ungezwungenem  Verkehre  mit  den  Männern  des  Volkes,  er  fraterui- 
rte  mit  „kraftvollen",  ungebildeten  Leuten,  mit  Naturburschen  aller  Art, 
t  Arbeitern,  Athleten,  Omnibuskutschern,   Matrosen,  Landstreichern  u.  ä. 

seinen  Gedichten  sind  Stellen  wie:  „Entschlossen,  heute  keine  anderen 
jder  zu  singen,  als  solche  von  männlicher  Neigung";  oder  er  jubelt:  „Denn 
•  eine,  den  ich  am  meisten  liebe,  lag  schlafend  neben  mir  unter  derselben 
cke  in  der  kühlen  Nacht."  Trotzdem  W.  offenbar  als  Homosexueller 
ygamisch  veranlagt  war,  hatte  er  doch  langjährige  Beziehungen  zu  Peter 
yle,  einem  ausgesprochenen  Urning.  Denn  wenn  er  auch  zweifellos  viele 
)ninge  geliebt  ha^  so  konnte  ihn  doch  nur  ein  Urning  wirklich  wieder 
)en.  So  beruht  denn  das  ganze  Evangelium  W.'s,  das  eine  leidenschaft- 
le  Kameradenliebe  predigt,  auf  einer  ganz  einseitigen  Veranlagung  der 
che  des  Dichters  und  auf  der  falschen  Voraussetzung,  daß  diese  Anlage 
i  allgemein  menschliche  sei.  Damit  bekommt  auch  die  Allgemeingültigkeit 
ler  Lehre  den  tödlichen  Stoß,  und  so  interessant  W.  uns  als  Dichter  und 
isch  bleibt,  als  Prophet  gehört  er  zu  den  falschen  Propheten. 

Daß  auch  Zola,  obgleich  er  in  seineu  naturalistischen  Romauen,  in 
en  er  sonst  doch  rücksichtslos  den  Vorhang  vor  fast  allen  sexuellen  Vor- 
nan und  Irrgängen  herabriß,  allein  die  Frage  der  Homosexualität  nicht 
bearbeiten  wagte,  dennoch  auch  für  diesen  Teil  der  Menschheit  tief  em- 
id  und  die  ganze  Wichtigkeit  und  Tragik  dieser  Frage  völlig  begriff, 
t  der  von  Benlwitz  (22)  veröffentlichte  Brief  Zolas  an  den  franzö- 
leu  Arzt  Dr.  Laupts. 

Wie  groß  muß  das  schier  unausrottbar  erscheinende  Vorurteil,  das  die 
Qosexuellen  verfehmt  und  so  oft  in  Schande  und  Tod  hetzt,  sein,  ruft 
Herausgeber  des  Briefes  aus,  wenn  ein  Zola,  der  unermüdliche  Kämpfer 
Wahrheit  und  Gerechtigkeit,  es  nach  seinem  eigenen  Geständnis  nicht 
gt",  dem  homosexuellen  Problem  näher  zu  treten!  Ich  glaube  aber 
dem  Briefe  noch  einen  anderen  Grund  des  Beiseitelassens  der  Homo- 
aütät  herauslesen  zu  können.  Dieser  Stoff  lag  dem  Schriftsteller  der 
ihtbarkeit  und  dem  Apostel  der  Volks  Vermehrung  offenbar  nicht.  Er 
ttleidet  die  Homosexuellen  wohl  und  meint,  daß  nichts  tragischer 
als  ihre  Triebrichtung,  für  die  sie  nichts  könnten,  und  für  die  sie  auch 
ch  nicht  bestraft  werden  könnten,  aber  er  hebt  besonders  hervor,  daß 
(den  Invertierten  für  einen  Zerstörer  der  Familie,  der  Nation  und  der 
jchheit  ansieht.  „Mann  und  Weib  sind  sicherlich  nur  deswegen  hie- 
3n,  um  Kinder  zu  zeugen,  und  sie  töten  das  Leben  an  dem  Tage,  wo 
licht  mehr  das  tun,  was  notwendig  ist,  um  solche  zu  zeugen."  Bei 
i  Naturalismus  gibt  es  kaum  einen  größereu  Idealisten  als  Zola,  den 
iger  und  Verherrlicher  einer  blühenden  Zukunftsmenschheit.  Zu  einer 
rteilung  der  seinen  Idealen  widersprechenden  Homosexualität  könnte  er 
Gerechtigkeitsgefühl   nicht   kommen,    zu    einer   Anerkennung   derselben 

erst  recht  nicht.     Und  so  mag  er  sich  wohl  stets  gescheut  haben,  diesen 

zu  berühren. 

Eine    lange  Zeit  verschollene   und   vergriffene  Schrift   aus   dem  Jahre 

von  einem  anonymen  Verfasser,  hinter  dem  sich  der  Schriftsteller 
I.  Kertbeny  verbirgt,  wird  hier  wieder  durch  Leonhardt  (176) 
veröffentlicht,  eine  Schrift,  die  in  der  Tat  eine  Fülle  von  Gesichts- 
ten  zur  Beiuteilung  des  homosexuellen  Problems  enthält,  die  heute  noch 
lo  beachtenswert  sind  wie  vor  36  Jahren.     In  der  Form  einer  offenen, 

73* 


X156  Kriminelle  Anthropologie. 

fachwissenschaftlichen  Zuschrift  an  den  damaligen  preußischen  Staats-  und 
Justizminister  Dr.  Leonhardt  gibt  K.  erst  einige,, allgemeine  ßetrachtungea 
über  den  fortschreitenden  Rechtsstaat  und  die  Überwindung  des  Feudal- 
Btaates  zum  besten.  Gerade  in  den  Sexualitätsfragen  der  Gesellschaft  sei 
das  Prinzip  des  Rechtsstaates,  der  sich  in  innere  Verhältnisse  der  Indivi- 
duen nicht  zu  mischen  habe,  noch  nicht  so  durchgedrungen,  wie  es  sollte. 
Der  Massenprostitution,  wie  sie  die  menschlichen  Triebe  und  soziale  Ver- 
hältnisse (späte  Heiratsmöglichkeit)  geschaffen,  gegenüber  verhalte  sidi  die 
Gesetzgebung  längst  passiv,  streng  nur  die  Wahrung  der  Rechte  anderer  in 
Buhe  haltend  und  nur  bei  deren  Verletzung  zur  Sühne  bereit  Dieses 
Prinzip  solle  aber  nun  auf  einmal  beim  gleichgeschlechtlichen  Verkehr  keine 
Geltung  haben.  Außer  bei  der  Prostitution  siiche  sich  nun  der  durch  die 
sozialen  Verhältnisse  in  seinen  natürlichen  Äußerungen  lahmgelegte  Gre- 
schlechtstrieb  einen  Ausweg  in  der  ungeheuer  verbreiteten  Onanie,  deren 
Folgen  der  Verfasser  allerdings  in  ganz  übertriebener  Weise  schildert.  Er 
meint,  die  Onanieseuche  bedrohe  die  Menschheit  mit  beinahe  völligem  Aus- 
sterben, und  im  Vergleich  zu  dieser  lasterhaften  Manie  sei  die  ärgste 
sogen,  natürliche  und  widernatürliche  Unzucht  direkt  noch  eine  physische, 
ja  sogar  moralische  Rettung.  Und  diese  Onanie,  die  oft  einem  ^^langsameu, 
doch  sicheren  Selbstmord"  gleichzustellen  sei,  sei  nicht  verboten.  Den  bloß 
durch  bestimmte  Persönlichkeiten,  nicht  durch  die  Phantasie  erregbare  an- 
geborenen Homosexuellen  dränge  es  aber  eben  zur  gegenseitigen  Mann- 
stupration,  einsame  Onanie  helfe  ihm  nicht.  Und  wie  nahe  liege  gerade 
beim  hier  in  Betracht  kommenden  Delikt  die  Möglichkeit,  daß  die  im  GesetK- 
sinne  wirklich  Schuldigen  entwischen!  Gegenüber  der  weiten  Verbreitung 
der  Homosexualität  seien  die  Verurteilungen  wegen  dieses  Delikts  geradezu 
lächerlich  gering,  also  sei  entweder  die  Handhabung  des  §  143  in  der 
Praxis  unendlich  milder  als  in  der  Theorie,  oder  die  strafgerichtliche  Ver- 
folgung stehe  in  keinerlei  auch  nur  annähemdem  Verhältnisse  zu  den  durch 
sie  strafbedrohten  Handlungen.  Aus  alledem  ergebe  sich,  daß  sowohl  Theorie 
wie  Praxis  gegen  eine  Bestrafung  der  sogen,  widernatürlichen  Unzucht 
sprächen,  soweit  sie  nicht  die  Rechte  anderer  beeinträchtige.  Man  müsse 
also  das  Strafgesetzbuch  von  dem  Makel  dieses  Unrechts  befreien. 

Das  österreichische  Strafgesetz  qualifiziert  in  seinem  §  129  b  den  ge- 
schlechtlichen Verkehr  mit  Personen  des  gleichen  Geschlechts  als  Verbreclien 
und  bedroht  ihn  mit  Strafe  des  schweren  Kerkers  in  der  Dauer  von  1  bis 
6  Jahren,  v.  Sölder  (303)  erörtert  nun  rein  vom  Standpunkt  des  gel- 
tenden Rechts  aus,  ob  Homosexuelle  für  Delikte  nach  §  129  StG.  exknlpiert 
werden  können.  Dies  fällt  de  lege  lata  allein  mit  der  Frage  zusammen,  ob 
sich  einer  der  im  Gesetze  aufgezählten  SchuldausschließungFgründe  geltend 
machen  lasse.  Verfasser  kommt  zu  folgenden  Schlüssen:  Die  Homosexualität 
ist  keine  Geistesstörung  im  Sinne  des  §  2  a,  b  und  c  des  Strafgesetzbuchs 
(Beraubung  des  Vernunftgebrauches,  abwechselnde  Sinnenveirückung  und 
SinnenverwiiTung).  Der  Homosexuelle  ist,  insofern  nicht  außer  der  Per- 
version des  sexuellen  Empfindens  noch  andere  krankhafte  Momente  wirksam 
sind,  zur  Ausübung  eines  geschlechtlichen  Verkehrs  nicht  stärker  gedrängt 
wie  der  Normalsexuelle.  Wenn  die  Ausübung  des  geschlechtlichen  Verkehrs 
beim  Normalen  nicht  unter  einem  «.unwiderstehlichen  Zwang"  erfolgt  (§  2g 
StG.),  so  kann  ein  solcher  auch  für  den  geschlechtlichen  Verkehr  des 
Homosexuellen  generell  nicht  in  Anspruch  genommen  werden.  Besondere 
Verhältnisse,  die  einerseits  die  Intensität  des  Geschlechtstriebes,  andererseits 
die  allgemeine  psychische  Widerstandsfähigkeit  des  Individuums  zur  Zeit 
der  Tat  betreifen,   können    den  Antrieb  zum  geschlechtliefaen  Verkehr  beim 


Kriminelle  Anthropologie.  1157 

xuellen  —  ebenso  wie  beim  Heterosexaellen  —  zu  einem  zwingenden 
Ob  hierdurch  ein  „unwiderstehlicher  Zwang"  im  Sinne  des  §  2g 
^eben  ist,  hängt  von  der  Auslegung  dieser  Bestimmung  ab;  die  in 
zten  Jahren  rom  obersten  Gerichtshof  angenommene  Auslegung 
eine  solche  Anwendung  aus,  scheint  aber  in  der  hier  in  Betracht 
den  Kichtung  irrig  zu  sein. 

äcke  (230)  fühlt  sich  veranlaßt,  gegen  die  Auslassungen  des  Raffa- 
die  Pariser  Homosexuellen  in  Schutz  zu  nehmen.  Es  sei  falsch, 
md  einiger  am  unrechten  Orte  gesammelter  Erfahrungen  verallge- 
d  ein  düsteres  Bild  vom  Pariser  Homosexuellen  zu  entwerfen  und 
md  dieses  Bildes  einen  unterschied  zum  Niveau  des  Berliner  Homo- 
n  konstruieren  zu  wollen.  N.  spricht  die  Vermutung  aus,  daß  der 
hied  zwischen  Berlin  und  Paris  in  dieser  Beziehung  kein  wesentlicher 
irfte.  Im  übrigen  Teil  seines  kurzen  Aufsatzes  ergeht  sich  N.  in 
inerkennenden  Äußerungen  über  die  Tätigkeit  des  „humanitären 
jhaftlichen  Komitees"  zu  Berlin  aus  und  schließt  seine  Sympathie- 
3ung  mit  dem  Wunsche  ab,  es  möge  sich  in  Paris  eine  ähnliche 
gung  konstituieren.  N.  erblickt  in  diesem  Komitee  einen  Kultur- 
ron ungeahnter  Bedeutung.  (Merzbaclitr,) 
1  der  zweiten  kleinen  Arbeit  veröffentlicht  Näcke  (231)  einen  Brief 
»hochgestellten"  und  erfahrenen  Homosexuellen  aus  Paris,  der  an- 
durch  die  zuerst  mitgeteilte  Arbeit  ihm  in  seiner  Vermutung  über 
alogie  der  Berliner  und  Pariser  Verhältnisse  beizustimmen  scheint, 
em  Briefe  erhält  man  ganz  genaue  Angaben,  wann,  wo  und  wie  sich 
gesinnte  in  Paris  treffen  können.  Allerdings  scheint  es  in  Paris  in- 
schwieriger zu  sein,  als  Lokale  mit  exklusiv  homosexuellem  Publikum 
orhanden  sind.  Es  ist  recht  interessant  zu  erfahren,  daß  auch  in 
eich,  wo  es  keinen  §  175  gibt,  die  Gefahr  der  Erpressung,  wenn  auch 
3schwächtem  Maße,  ebenfalls  sein  beunruhigendes  Wesen  treibt.  Zum 
neuerdings  eine  Apotheose  des  humanitären  wissenschaftlichen  Komitees 
'lin  1  (Merzbacher.) 

)ie  Arbeit   von  Hospital  (135)   enthält   nur   einige   ganz   allgemein 
)ne  Reflexionen  über  die  Exhibitionisten.     Sie  bringt  nichts  wesentlich 
als  kasuistischer  Beitrag  erscheint  das  Gebotene  recht  dürftig. 

(Merzhacher,) 

3ellini  (16)  teilt  die  Krankengeschichte  eines  12jährigen  Knaben 
er  bereits  im  9.  Monat  äußerst  lebhaft  zu  onanieren  begann.  Er  ist 
i  sehr  schwer  belastet,  seine  Vorfahren  zeichnen  sich  speziell  durch 
3cht  abnorme  vita  8exualis..aus.  In  den  späteren  Jahren  war  er  sehr 
istisch  veranlagt  in  den  Äußerungen  seines  Sexuallebens,  onanierte 
iel,  verführte  andere  zur  Onanie,  schrieb  einem  10jährigen  Mädchen 
selbst  im  Alter  von  12  Jahren!  —  glühende  Liebesbriefe,  in  denen 
ch  Drohungen  gegen  etwaige  Rivalen  ausstieß.  Er  soll  2  mal  tele- 
che  Phänomene  (!)  geäußert  haben.  Zeichen  manifester  psychischer 
)sie  sind  vorhanden.  —  Solche  Fälle  degenerierter  Psychopathen  sind 
mmene  Demonstrationen  für  die  lombrosianische  Schule,  um  den  postu- 
1  Zusammenhang  zwischen  Epilepsie  und   den  „Degeneres"    darzutun. 

(Mei'zhacher,) 

Fere  (81)  berichtet  über  einen  12jährigen  Knaben,  der  plötzlich  im 
daß  an  einen  onanistischen  Akt  in  einen  Zustand  von  Verworrenheit 
tupor  verfiel,  der  gegen  sechs  Tage  anhielt.  Nach  einer  längereu  Bett- 
trat vollständige  Wiederherstellung  ein.  (Bendia.) 


1158  Gerichtliche  Psychiatrie. 

Pere  (82)  hebt  in  seiner  Abhandlung  über  den  Onanismus  hervor, 
daß  durch  ihn  die  sexuellen  Triebe  unterdrückt  werden  und  PeiTersitäten 
entstehen  können. 

Manche  Individuen  erleiden  durch  die  Masturbation  an  ihrer  Gesund- 
heit keinen  Schaden,  andere  hingegen  erleiden  Einbuße  ihrer  InteUigenz  nnd 
hinsichtlich  ihres  psychischen  Verhaltens.  Onanisten  leiden  besonders  an 
Depressionszuständen.  (Bendur.) 

Braune  (48)  berichtet  über  einen  Fall  von  konträrer  Sexualempfindung 
bei  einem  Artillerieoffizier,  der  sich  von  den  auf  Posten  stehenden  Soldaten 
die  Geschlechtsteile  zeigen  ließ.  Der  Augeschuldigte  hatte  längere  Zeit 
Onanie  getrieben,  schon  als  Knabe  große  Zuneigung  zu  anderen  Knaben 
gezeigt  und  später  sich  noch  mehr  zum  männlichen  Geschlecht  hingezogen 
gefühlt.  Er  wurde  auf  Grund  ärztlicher  Gutachten  verurteilt  und  erst  nach 
seiner  zweiten  Berufung  und  nach  einer  Beobachtung  im  Irrenhause  frei- 
gesprochen. B.  wurde  als  schwer  neurasthenisch  erkannt,  der  infolge  erb- 
licher Belastung  an  konträrer  Sexualempfinduug  leidet  und  sich  bei  Be- 
gehung der  Tat  in  einem  Zustande  krankhafter  Störung  seiner  Geistestätig- 
keit befunden  hat.  (Bendia,) 


ßsrlGlitUclis  Psychiatrie. 

Referent:   Prof.  Dr.  A.  Cramer-Götting-en. 

1.  Alt,  Konrad,  Die  Reichstajfsdebatte  betreffend  Geistesschwache  in  der  Armee.  Psych.- 
neurol.  Wochenschr.    VII.  Jahrg.,  No.  1.  p.  5. 

2.  Anonym,  Rapports  medico-legaux  concernant  son  altesse  royale  madame  la  prin- 
cesse  Louise  de  Saxe-Oobourg  et  Gotha,  Nee  princesse  royale  de  Belgique.  Arch. 
d'Anthropol.  crim.   Vol.  XX,  p.  464. 

8.  Anonym,  Material  zu  §  15Ö9  B.G.B.    Psych.-neurol.  Wochenschr.  VII.  Jahrg.,  p.  187. 

4.  Araki,  Ueber  die  straf-  und  civilrechtlichen  Beziehungen  der  Psychosen.  Neuro- 
logia.   Bd.  IV.   (Japanisch.)    (Sitzungsberieht.) 

5.  Archambault,  Paul,  L'affaire  de  l'asile  des  alienes  de  Tours  au  point  de  Yue 
medico-lpgale.     Ann.  medico-psychol.    Jan.-Fevr.    p.  58. 

6.  Aschaffen  bürg,  Zeugnis-  und  Eidesfähigkeit  Geisteskranker.  AUgem.  Zeitschr.  f. 
Psych.    Bd.  62,  p.  875.   (Sitzungsberieht.) 

7.  Atkinson.  S.  B.,  Medico-legal  relations  of  Intemperance.  Med.  Press  and  Circ 
n.  8.    LXXiX.    375. 

8.  Balogh,  Eugen,  Die  Bedeutung  der  Geisteskrankheit  und  der  Geistesschwäche  vom 
Standpunkte  der  strafrechtlichen  Zurechnungsfähigkeit  aus  betrachtet.  Gyogyaszat. 
No.  23. 

9.  Barcia-Caballero,  J.,  Los  perseguidos.  Rev.  espec.  med.  Madrid.  1904w  VII- 
465—476. 

10.  Bary,  A.,  Über  verminderte  Zurechnungsfähigkeit,    Wiener  Klinik.    No.  12. 

11.  Bauer,  Richard,  Ein  Fall  angeblicher  Kleptomanie.  Archiv  für  Kriminalanthropol. 
Bd.  18,  p.  14. 

12.  Becker,  Carl,   Eine  Quaerulantin.     Friedreichs  Blätter  f.  gerichtl.  Medizin,    p,  354. 
18.  Derselbe,    Aerztliche    Gutachten    bezüglich   Wiederaufhebung    einer    Entmündigung. 

Zeitschr.  f.  Medizinalbeamte.    No.  11,  p.  337. 

14.  Derselbe,  Zusammenstellung  des  Ergebnisses  der  Verhandlungen  gegen  gemindert 
Zurechnungsfähige  vor  der  VI.  Strafkammer  und  dem  Schwurgericht  des  4.  Quartals 
beim  Königlichen  Landgericht  Dresden  im  Jahre  1900.  Allgem.  Zeitschr.  f.  Psych. 
Bd.  62,  p.  205.   (Sitzungsberieht.) 

15.  Bellini,  G.,  Frenastenico  accusato  di  associazione  a  delinquere  e  simulatore  di 
pazzia.     Annali  di  Freniatria.   Torino.  XV.    45—51. 

16.  Biancone,  G.,  Sopra  un  caso  di  epilessia  con  pazzia  morale.  Giorn.  dl  med.  leg. 
Pavia.    1904.    X.    162;  193. 

17.  Bienfait,  A.,  Simulation  de  Timpotence  musculaire.    Gaz.  med.  beige.  XVIII.   114. 


Gerichtliche  Psychiatrie.  1169 

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i    des    wegen  Diebstahls   in   Untersuchungshaft   befindlicheu,    18^1   in   St.   ge- 
il ledigen  M.  L.     Allgem.  Zeitschr.  f.  Psych.    Bd.  62,  p.  124;  285. 
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L,  Edouard,  Du  placement  des  alienes  criminels  en  Suisse.  Ann.  medico-psychol. 
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1160  Gerichtliche  Psychiatrie. 

51.  Finckh,  J.,  Ueber  einen  forensisch  interessanten  Fall  hochg^radigen  SchwachsinnSr 
nebst  Bemerkangen  zur  Prüfung  der  Intelligenz.  Priedreichs  Blätter  för  gerichtliche 
Medizin.    März/ April,    p.  81. 

62.  Fischer,  Jakob,  Die  geschlechtlichen  Per  Versionen  vof  Gericht.  Gyogy^zat.  Ko.  44. 
1904. 

53.  Folsom,  A  Medico-Legal  Study  of  Some  Noted  Criminal  Cases.  The  Joarn.  of 
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54.  Font  heim,  Zweifelhafte  Geschäftsfähigkeit.  Neurolog.  Gentralbl.  p.  540.  (SilSttiig»- 
börlcht.) 

55.  Frese,  Die  Prinzessin  Luise  von  Sachsen-Koburg  und  Gotha,  eeb.  Prinzessin  yoa 
Belgrien.     Eine  forensisch-psychiatrische  Studie.     Halle  a/S.    Carl  Jlarhold. 

56.  Ganser.  Fälle  von  Körperverletzung  durch  Geisteskranke.  AUg.  Zeitschr.  f.  Psych. 
Bd.  62,  p.  222.    (Sitzungsbericht.) 

57.  Derselbe.  Fall  von  verminderter  Zurechnungsfähigkeit,  ibidem.  Bd.  Q2^  p.  407. 
(SltzuUgsberleht.) 

58.  Derselbe,  Fall  eines  schwachsinnigen  Brandstifters,  ibidem.  Bd.  62,  p.  420.  (Sltiliilg»- 
berlcht.) 

59.  Gero,  Alexander,  Ueber  die  beschränkte  Zurechnungsfähigkeit.    Gyögy&swit.   No.  10. 

60.  Gerstenberg,  Material  zu  §  1569  B.G.B.  (No.  18).  Psychiatr.-neurol.  Wochenschr. 
VII.  Jahrg.,  No.  IH,  p.  125. 

61.  Gimbal,   Les  incendiaires.     Annales  medico-psychologiques.    iL.    p.  353. 

62.  Giucciardi,  L'applicazioni  del  „mental  tests^  nella  clinica  psichiatrica  e  nella  pra> 
tica  medieo-legale.     Riv.  sperim.  di  Fren.   Vol.  31,  p.  410. 

63.  Goto,  S.,   Bin  Fall  von  Querulant.     Neurologia.    Bd.  IV,  H.  2.    (Japanisch.) 

64.  Grasset,  J.,  Le  probl^me  physiopathologique  de  la  responsabilite.  Joarn.  de  psychol, 
norm,  et  pathol.    11.    97—114. 

65.  Grassl,  Die  Trunksucht  als  Entmündigungsgrund.  Friedreiehs  Blätter  f.  gerichtl. 
3Iedizin.    p.  259. 

66.  Gross,  Adolf,  Ein  Fall  von  mehrfacher  Simulation  geistiger  Stötnng.  Def  Pitaval 
der  Gegenwart,    p.  198. 

67.  Derselbe,  Kasuistischer  Beitrag  zur  klinischen  und  forensischen  Beurteilung  des 
Pseudo-Querulantenwahns.  Vierteljahrsschrift  für  gerichtliche  Medizin.  Bd.  XXIX,. 
Supplementheft,  p.  107. 

68.  Gudden,  Hans,  Die  physiologische  und  pathologische  Schlaftrunkenheit.  Arch.  f. 
Psych,  u.  Nervenkränkh.    Bd.  40,  p.  989. 

69.  Günther,  Carl,  Die  Zurechnung  im  Straf  recht  und  die  gesetzliche  Berücksichtigung 
der  geistig  Minderwertige^.  11.  vermehrte  und  verbesserte  Auflage.  Berlin  u.  Leipzig. 
Georg  Wattenbach. 

70.  Gutachten:  Nachweisung  derjenigen  Personen,  welche  in  den  Jahren  1901  bis  ein- 
schliesslich 1903  auf  Grund  des  §  81  der  Strafprozessordnung  und  des  §  656  der 
Zivilprozessordnung  infolge  Anordnung  des  Gerichtes  zur  Vorbereitung  eines  Gut- 
achtens über  den  Geisteszustand  in  öffentlichen  und  Privatanstalten  beobachtet 
worden  sind.     Allgem.  Zeitschr.  f.  Psych.    Bd.  62,  p.  123. 

71.  Hajos,  Ludwig,  Die  Freiheit  der  Meinungsäusserung  des  Irrenarztes.  Orvosok  Lapja. 
1904.    No.  43. 

72.  Hartmann,  Fritz,  Andichtung  von  Kindesmord.  (Forensisch-psychiatrisches  Gut- 
achten) Ein  Beitrag  zur  Psvchopathologie  der  Aussage.  Arch.  f.  Kriminalanthrop. 
Bd.  21,  p.  49. 

73.  Heilbronner,  K.,  Die  strafrechtliche  Begutachtung  der  Trinker.  Samml.  zWangl. 
Abh.  a.  d.  Geb.  d  Nerven-  u.  Geisteskrahkh.    Bd.  V,  H.  6  8.    Halle  a/S.    Carl  Marhold. 

74.  Heimberger,  Strassmann,  Hoffmann,  Aschaffenburg,  Gerichtsär^tliche 
Wünsche  mit  Rücksicht  auf  die  bevorstehende  Neubearbeitung  der  Strafgeseisgebang 
für  das  Deutsche  Keich.     Berlin.    H.  Kornfeld. 

75.  Hes,  B.,    ßerechting  van  jeugdige  Deliquenten.     Groningen.    Noordhoff. 

76.  Kill,  J.  L.,  Should  tbe  Plea  of  Insanity  Shield  the  Culprit  in  the  Gommission  of 
Crime?     The  Medical  Sentinel.    March. 

77.  Hoppe,  Fritz,  Gutachten  über  die  Zeugnisfahigkeit  eines  Schwachsinnigen.  Psych.- 
Neurol.  Wochenschr.    Jahrg.  VII,  No.  15,  p.  145. 

78.  Horstmann,  Über  jugendliche  Lügnerinnen.  (Mit  zwei  Fällen  aus  der  Ptovinzial- 
Irrenanstalt  zu  Treptow  a.  Bega.)     Aerztl.  Sachverstand. -Ztg.    No.  20,  p.  412. 

79.  Jacomy,  De  l'alienation  mentale  comme  cause  de  divorce.  Rev.de  mM.  leg.  XIL 
185-192. 

80.  Jage  mann,  E.  von,  Mediziner  und  Juristen  gegenüber  den  Fragen  aus  der  fcwrensi- 
sehen  Psychologie.  Monatsschr.  f.  Krirainalpsychol.  u.  Strafrechtsreform.  2.  Jahrg.» 
p.  337. 


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^oenig,  W.  J.,  Die  sogenannten  „Minderwertigen"  im  Lichte  des  Plötzenseer  Pfo- 
jsses.    Deutsche  Mediz.  Wochenschr.    No.  25,  p.  99f>. 
ohne,  Jugendgerichte.     Deutsche  Juristen-Ztg.    No.  12,  p.  579. 
ompe,  Karl,  Idiotismus  nnd  Imbecillität  in  strafrechtlicher  Beziehung.    Friedreichs 
lätter  f.  gerichtl.  Medizin,    p.  44. 

öppeft,  M.,  lieber  einen  reinen  Fall  Ton  überwertiger  Idee  und  über  seine  foren^ 
sehe  Bedeutung.     Charite-Annalen.    XXIX.    p.  301 — 312. 
erselbe,  Über  Simulation.     Zeitschr.  f.  ärztl.  Fortbildung.    II.  Jahrg.,  p.  173. 
ornfeld,  Hermann,    Geisteszustand   Taubstummer.     Aussetzen   eines   neugeborenem 
indes  mit  folgendem  Tod.     (Nach  den  Akten.)     Allgem.  Zeitschr.  f.  Psych.    Bd.  62, 
864. 

»rselbe,  Zum  Strafgesetzbuch  §  176.  Arch.  f.  Psych,  u.  Nervenkrankh.  Bd.  39,  H.  3, 
1194. 

ötscher,  Einiges  über  anormale  Bewusstseinszustände  und  Psychopathologie  der 
issage  im  Anschlnss  au  ein  militärgerichtlicherseits  eingeholtes  Gutachten.  AUg. 
itschr.  f.  Psych.    Bd.  62,  p.  421. 

rauss  und  Teichmann,  Die  Berechtigung  der  Vernichtung  des  kindlichen  Lebens 
t  Rücksicht  auf  Geisteskrankheit  der  Mutter.  Centralbl.  f.  Nervenheilk.  p.  513. 
izangsberieht.) 

'euser  und   Schanz,    Die   Stellung   der   Geisteskranken    in    Strafgesetzbuch    und 
•afprozess.    Centralbl.  f.  Nervenheilk.   p.  511.    (Sitzungsbericht.) 
■iegsmann,   N.  Hennann  Hartwig,    Wahnverbrechen    und    untauglicher   Versuch, 
ber  die  Begriffe  und  deren  Unterscheidung.     Breslau.    1904.    Franck  und  Weigert, 
iffner.  K.j    Zwei  Fälle  von   Pseudologia  phantastica.     Arch.  hohem,  de  med.  clin, 

I.  p.i. 

nowski,  von,   Zur  Frage  der  Versorgung  geisteskranker  Verbrecher.     Psychiatr.- 

irol.  Wochenschr.   VI.  Jahrg.,  No.  43,  p.  421. 

tzinski,  Arnold,    Zur  Frage   der   Zeugnisfähigkeit   bei  Psychosen.     Inaug.-Diss. 

iburg  i/B. 

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ren.    IL    30 — 16. 

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nomico.     Manicomio.    XXI.    156 — 172. 

ppmann,   F.,    ßegrifif,   Bedeutung   und   Wirkung    geistiger    Minderwertigkeit    bei 

ifgefangenen.     Blätter  für  Gefängniskunde. 

-selbe,    Die  Sittlichkeitsverbrecher.     Eine  kriminalpsychologische  Studie.     Viertel» 

•sschr.  f.  gerichtl.  Medizin  u.  öffentl.  Sanitätswesen.    3.  F.    Bd.  XXIX,  H.  2,  p.  277. 

X.    p.  34. 

selbe,    Der  Fall   Berger   und   die   ärztlichen  Sachverständigen.     Aerztliche  Sach- 

itändigen-Zeitung.     p.  5. 

selbe,  Alkoholismus  und  Ehescheidung,     ibidem.     No.  1,  p.  19. 

3elbe,  Ueber  Straf vollzugunfähigkeit.     ibidem.     No.  10,  p.  383. 

ipeldt,  von,  Nachweis  der  Simulation  von  Taubstummheit  durch  Schreckwirkung 
akustische  Heize.     Klinik  für  psychische  und  nervöse  Krankheiten.     Heft  I. 

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;holo|?en.     Archiv  für  Kriminalanthrop.     Bd.  20,  p.  68. 

zt,    von.   Die  Behandlung   der   vermindert  Zurechnungsfähigen.     Centralblatt  für 

renheilkunde.     p.  907.     (Sitannglberieht.) 

ising-,  £m8t,  Das  Geständnis  in  Strafsachen.  Jurist. -psvch.  Grenzfragen.  Zwang- 
Abhandlungen.     Bd.  III,  H.  1—3. 

ibrosOy    Oesare,    La   perizia    psichiatrico-legale   coi   metodi   per   efeguiria  e    la 

istica    penale    classificata    antropologicamente.      Con    Taggiunta    di    un    glossario 

tropologia  criminale  per  C.  Leggiardi-Laura.     Torino.     Frat.  Bocca.     658  p. 

elbe,  Simulazione  in  un  ladro  internazionale.  Archivio  di  Psichiatria.  Vol.  XXVI, 
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lerlin.     22.  Juni. 

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114.  Marguli  es,  Alexander,  Ueber  Sei  bstan  klagen  bei  Paranoia.  Archiv  für  Kriminal- 
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115.  Marie  et  Pelletier,  Madeleine,  La  folie,  cas  de  divorce.   Med.  mod.    XVI.   393—395. 

116.  Markovac,  Karl,  Disposition  der  Epileptiker  zur  Autosuggestion.  Archiv  für 
Kriminalanthrop.     Bd.  21,  p.  89. 

117.  Markus,  Desider,  Verfahren  bei  Verhängung  und  Aufhebung  des  Kuratells  Geistes- 
kranker.   Neurolog.  Ceutralblatt.    p.  181.    (Sitzungsbericht) 

118.  Martin  eck,  Die  Geistesstörungen  infolge  von  Kopftrauma  in  gerichtlich-medizinischer 
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119.  Material  zu  §  1569  B.G.  Urteil  des  Oberlandesgerichts  Königsberg  in  Sachen  W. 
contra  W.  vom  13  11.  05.    Psychiatr.-neurol.  Wochenschr.    V 11.  Jahrg.    Xo.  89,  p.  353. 

120.  Mc  Gully,  O.I.,  The  Doctor  and  theCriminal.    Maritime  Med.  News.   XVll.    41—53. 

121.  Mendel,  E.,  Zur  Revision  des  §  51  des  Strafgesetzbuches.  Neurolog.  Centralblatt. 
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122.  Meyer,  E.,  Aas  der  Begutachtung  Marine- Angehöriger.  Archiv  für  Psychiatrie  und 
Nervenkrankheiten.     Bd.  39,  p.  726. 

123.  Derselbe,  Selbstanzeigen  Geisteskranker,     ibidem.     Bd.  40,  p.  875. 

124.  Mills,  C.  K.,  Forms  of  Inebriety  due  to  Alcohol,  Especially  in  their  Medicolegal 
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125.  Mittermaier  und  Sommer,  Die  Reform  des  Verfahrens  im  Strafprozess.  Die 
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Bd.  n,  H.  6.  Vereinigung  für  gerichtl.  Psychologie  und  Psychiatrie  im  Großherzog- 
tum Hessen.    Herausgegeben  von  A.  Dannemann.     Halle  a./S.     Carl  Marhold. 

126.  Moeli,  C.,  Ueber  die  zur  strafrechtlichen  Behandlung  zurechnungsfähiger  Minder- 
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127.  MönkemöUer,  Die  akuten  Gefängnispsychosen  und  ihre  praktische  Bedeutung. 
Monatsschrift  für  Kriminalpsychologie.     Bd.  1,  H.  11,  p.  681. 

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Wochenschr.     No.  27—28. 

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und  ärztlichen  Standpunkte.     Orvosi  Hetilap.     1904.     No.  46. 

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132.  Morel,  Jules,  Die  psychologische  Beschaffenheit  der  rückTälligen  Verbrecher.  Monats- 
schrift für  Kriminalpsychologie  und  Strafrechtsreform,     p.  219. 

133.  Morita,  S.,  Ein  psychiatrisches  Gutachten;  Physiologische  Altersschwäche  und 
Neurasthenie.    Auflösung  der  Entmündigung.    Neurologia.    Bd.  ITT,  H.  10.  (japanisch.) 

134.  Morselli,  Enrico,  Linda  o  TuUio  Murri.     Studio  psicologico  e  psychiatrico.    Genova. 

135.  Nerlich,  Simulation  von  Schmerzanfällen  bei  einem  Morphinisten.  Ein  Gutachten. 
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No.  3,  p.  48. 

137.  Obern  dorfer,  S.  und  Steinharter,  S.,  Die  posthypnotischen  Aufträge  in  ihrer 
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137a.  Pactet,  La  folie  dans  les  prisons.  Creation  d'un  service  de  m^dicine  mentale. 
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139.  Parisot,  P.,  Des  faux  temoignages  des  vieillards.  Rev.  med.  de  Test  Nancy. 
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140.  Pellizzi,  G.  B.,  Statti  episodici  psicopatici  simulatorii  in  un  pazzo  morale.  Ann. 
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141.  Penta,  Pasquale,  La  simulazione  della  pazzia.  3.  ed.  con  aggiunte.  Prefazione  di 
Leonardo  Bianchi.     Napoli.     F.  Perella. 

142.  Peön  del  Valle.  1.,  Los  alcoholicos  crönicos  y  nuestro  cödigo  penal.  Gac.  m^d. 
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143.  Pessler,  Paul,  Zur  Feststellung  des  Geisteszustandes  der  Beschuldigten  im  Straf- 
verfahren (§  51  R.-Str.-G.-B.,  8  81  Str.-Pr.-O.).  Kriminalpsychiatrische  Plauderei 
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Gerichtliche  Psychiatrie.  1163 

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Ichs.  Hofbuchhandlung. 

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nyneri,  F.  y  Rodriguez  Ecay,  A.,  Incapacidad  mental  por  demencia  paralitica 

origen  alcoholico;  informe  medico-legal.     Crön.  med.-quir.  de  la  Habaua.     XXXI. 
—53. 

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tiiger*'    oder    „geistig    Minderwertiger*',    und    der   sogenannten    gemeingefährlichen 
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1X54  Gerichtliche  Ptychiatrie. 

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181.  Derselbe,  Die  kriminellen  Geisteskranken.  Ein  Beitrag  zur  G^chichte  der  Irrenrechtt- 
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188.  Voss,  H.,  Beiträge  zur  Kasuistik  der  Simulation  und  Dissimulation  von  Geistes- 
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190.  Weber,  L.  W.,  Chronische  Paranoiker  in  verwaltungs-,  straf-  und  zivilrechtlicher 
Beziehung.     Allgemeine  Zeitschrift  für  Psychiatrie.     Bd.  62,  p.  1. 

191.  Derselbe,  Ein  interessanter  EntmündigungsFall.  ibidem.  Band  62.  p.  402.  (Sitzungs- 
bericht.) 

191  ft.  Weber,  C.  W.  und  Stolper,  Die  Beaufsichtigung  der  Geisteskranken  außerhalb 
der  Anstalten.  S.  A.  aus  den  Orig.  Ber.  der  4.  Hauptvers,  des  Deutschen  Medizinal- 
beamtenvereins. 

192.  Weh m er,  E.,  Praktische  Erfahrungen  bei  Entmündigung  Trunksüchtiger.  Aerztl. 
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19B.  Weir,  James,  Responsability.     Medical  Eecord.    Vol.  67.    p.  816.    (SltxungslMrtebt) 

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Psychiatrie.    Bd.  62.     p.  208.    (Sitzungsberieht) 

195.  W^hery,  W.  P.,  The  Medico-Legal  Aspect  of  Insanity.  Fort  Wayne  Med.  Jonm. 
Mag.     XXV.     219-225. 

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197.  Williams,  A.  P.,  Medico-legal  Aspects  of  Epilepsy.  Pacific  Coast  Joum.  Uomoeop. 
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198.  Wo  11  e n  berg,  R.,  Die  forensisch-psychiatrische  Bedeutung  des  MenstruationsvorgHnges. 
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199.  Woodruff,  C  £..  Normal  Malay  and  the  Criminal  Responsability  of  Insane  Malays. 
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200.  Wulffen,  Strafzumessung  der  Gerichte  vom  psychologischen  und  psychiatrisdien 
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201.  Derselbe,  Mord  oder  Totschlag;  verminderte  Zurechnungsfähigkeit  Arch.  f.  Krimin«!* 
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Gerichtliche  Psychiatrie.  1165 

Wyler,  Karcus«  Die  rechtliche  Basis  der  staatlichen  Irrenf^rsorge.    Psychiatrisch- 
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Derselbe,  Die  rechtlichen  Hauptformen  der  Irrenfürsorge,     ibidem.     VIE.  Jahrgang. 
No.  83--34. 

I.  ZnrechnnngsfShIgkelt  und  damit  zusammeDhangende  Fragen. 

Moeli  (iV6)  steht  auf  folgendem  Standpunkt: 

1.  Grundsätzlich  ist  die  allgemeine  Berücksichtigung  psychischer  Mängel 
r  Schwächen  auch  bei  als  zurechnungsfähig  Betrachteten  beim  Urteil 
beim  Strafvollzug  erforderlich.  Die  Ausgestaltung  der  Sonderbestimmungen 
Jugendliche  in  mehrfacher  Richtung  ist  an  erster  Stelle  geeignet,  diesen 
^ck  zu  erfüllen.  Immer  muß  eine  sorgfältige  Begutachtung  der  Einzel- 
)  behufs  Auslese  Geisteskranker  stattfinden. 

2.  Nicht  nur  die  individuelle  Berücksicl^tigung  im  gewöhnlichen  Straf- 
zug, sondern  auch  die  Möglichkeit  der  Überführung  in  eine  Abteilung 
gemilderten  Strafvollzug  ist  allgemein  bei  diesen  Personen  anzustreben. 

Einrichtung  derartiger  Abteilungen  an  Strafanstalten   bietet   Vorzüge 
Verwendung  von  auch  nach  dem  Strafvollzug  bestimmten  Anstalten. 

3.  In  welcher  Weise  die  richterliche  Tätigkeit  bei  Zulassung  des 
britts  in  eine  Abteilung  für  gemilderten  Strafvollzug  bei  Überweisung 
3ewahran8talten  nach  Verbüßung  oder  bei  Abkürzung  der  Strafe  oder 

sonstigen  Aufsichtsmaßregeln,   deren  Zeitbestimmung,  Aufhebung  usw. 
3gelt  wird,   unterliegt  ebensowenig   medizinischer   Beurteilung,    wie   die 
ge,  ob  auch  gegen  verurteilte  Gemeingefährliche  ohne  psychische  Schwächea 
Mängel  „Sicherungsmaßregeln"  getroffen  werden  müssen. 

4.  Gemeingefährliche  der  besprochenen  Art  bieten  nur  in  der  Minder- 
der  Fälle  Aussicht  auf  erfolgreiche  Behandlung  in  Krankenanstalten, 
sichernden  Verwahrung  nach  der  Strafverbüßung  bis  zum  Wegfall  der 

oeingefährlichkeit  können  die  Anstalten  für  Nerven*  und  Geisteskranke 
emein  nicht  kerangezogen  werden. 

5.  Zweckmäßig  insbesondere  auch  für  Beschäftigung  im)  Freien  eiu- 
cbtete  Bewabranstalten  mit  gradweiser  Abstufung  des  Verschlusses  und 
Freiheitsbeschränkung  bieten  für  anders  nicht  genügend  zu  beaufsichtigende 
einge&hrliche  Zurechnungsfähige  mit  psychischen  Mängeln  oder  Schwächen, 

beste  Form  sichernder  Versorgung  nach  der  Strafverbüßung. 
sollten  durch  räumliche  Trennung  von  den  Strafanstalten  und  durch 
tritt  Verurteilter  nur  aus  den  letztgenannten  den  Unterschied  zwischen 
ife  und  sichernder  Verwahrung  zutage  treten  lassen. 

Podestä  hat  kürzlich  darauf  hingewiesen,  daß  in  der  Marine  Geistes- 
ikheiteu  etwas  häufiger  vorkommen  als  im  Heere,  und  daß  sie  verhältnis- 
ig mehr  in  den  späteren  Jahren  des  Dienstes  vorkommen  als  im  Anfang. 
jrer  (122)  teilt  zwanzig  Beobachtungen,  welche  zur  Begutachtung  gekommen 
,  mit  und  knüpft  daran  einige  bemerkenswerte  Vorschläge.     Wir  können 

nur  zustimmen,  wenn  er  betont,  daß  es  sehr  wichtig  wäre,  wenn  den 
tärbehörden  über  solche  Individuen,  die  besonders  mangelhafte  Schuli- 
nng  aufzuweisen  haben,  speziell  nur  Hilfsschulen  für  schwach  befähigte 
der  besuchen  konnten.  Mitteilungen  über  deren  Gesamtverhalten  und 
tige  Entwicklung  auf  amtlichem  Wege  zugingen,  am  besten  nach  Abschluß 
Schulzeit,  kurz  ehe  dieselben  das  militärpflichtige  Alter  erreichen.  Diese 
Sregel  würde  es  ermöglichen,  die  Militärverwaltung  von  den  Geisteskranken 
'iori  zu  befreien,  und  es  würde  auch  den  Geistesscliwachen  das  Martyrium 
Dienstversuches  mit  untauglichen  Mitteln  erspart.  Auch  zur  rechtzeitigen 
gnose  der  Formen  von   Seelenstörung  ist   die  Kenntnis   des   Vorlebens 


116(5  Gerichtliche  Psychiatrie. 

wichtig  und  deshalb  besonders  gerade  für  die  Militäryerwaltung  erwünscht. 
Ebendahin  gehören  auch  die  häufigen  Bestrafungen  wegen  gleichartiger 
Delikte.  Es  wäre  wichtig,  daß  in  allen  derartigen  Fällen  sofort  dem  Arzt 
Mitteilung  gemacht  würde.  In  Betracht  kommt  ferner  auch  eine  Orientierung 
der  Offiziere  durch  entsprechende  Vorträge.  Durch  die  Maßnahmen  ist  nun 
nicht  etwa  zu  befürchten,  daß  sich  die  Zahl  der  Beobachtungen  ins  Un- 
gemessene steigern  und  die  Neigung,  Geisteskrankheit  vorzutäuschen,  geweckt 
würde.  Im  Gegenteil,  es  kann  für  Marine  und  Heer  nur  von  außerordentlicher 
Wichtigkeit  sein,  wenn  der  Truppenteil  rechtzeitig  von  psychisch  unzu- 
verlässigen Elementen  gereinigt  wird,  damit  nicht  im  Ernstfall  durch  Ver- 
sagen derselben  unabsehbare  Folgen  entstehen. 

Wollenberg  (198)  hat  sich  sehr  eingehend  und  auch  auf  Grund 
exakter,  weit  ausgedehnter  Versuche  mit  der  Frage  der  forensisch-psychiatrischen 
Bedeutung  des  Menstruationsvorganges  beschäftigt.  Er  weist  zunächst  darauf 
hin,  daß  die  Menstruation  einer  gewissen  Wellenbewegung  im  Leben  des 
Weibes  Ausdruck  gibt,  und  daß  namentlich  bei  Prädisponierten  die  menstruelle 
Periode  zu  nervösen  Zuständen  und  auch  direkt  zu  psychischen  Störungen 
Veranlassung  geben  kann.  Dabei  ist  aber  im  Auge  zu  behalten,  daß  es 
robuste,  kräftige  Frauen  und  Mädchen  namentlich  vom  Lande  gibt,  welche 
durch  die  Menstruation  in  keiner  Weise  tangiert  werden.  Interessant  ist 
die  vom  Kieler  pathologischen  Anatomen  Heller  gemachte  Feststellung, 
daß  von  300  durch  Selbstmord  zu  Grunde  gegangenen  weiblichen  Individuen 
sich  40®/o  in  der  Menstruation  befanden.  Wollenberg  ist  entschieden  mit 
Recht  der  Ansicht,  daß  im  allgemeinen,  vielleicht  namentlich  auch  von  seilen 
der  Verteidigung,  bei  Angeklagten  in  foro  die  Bedeutung  der  Menstruation 
zu  stark  bewertet  wird,  und  betont,  daß  es  immer  auf  den  speziellen  Fall 
ankommt.  Durch  Recherchen  bei  einigen  größeren  Ferasprechämtern  konnte 
Wollenberg  feststellen,  daß  von  450  bis  500  Damen  täglich  2  bis  4  un- 
päßlich waren,  und  daß  diese  Unpäßlichkeit  in  der  Menstruation  entsprechenden 
Intervallen  wiederkehrte.  Es  zeigt  sich  also  hier,  daß  auch  im  Beruf  ein 
nicht  geringer  Prozentsatz  infolge  der  menstruellen  Beschwerden  versagt. 
Auch  bei  dem  weiblichen  Personal  der  Klinik  Wollenbergs  fanden  sich 
irgendwelche  Anomalien  vor  der  Menstruation.  Um  sich  über  diese  Tätigkeit, 
über  die  während  der  Menstruation  geraachten  Wahrnehmungen  Zeugnis 
abzulegen,  zu  orientieren,  hat  Wollenberg,  sehr  interessante  Versuche  an- 
gestellt, hat  aber  nicht  feststellen  können,  daß  eine  wirkliche  Beeinträchtigung 
durch  den  Menstruationsvorgang  in  dieser  Richtung  im  allgemeinen  beim 
weiblichen  Geschlecht  stattfindet. 

FoUigkeit  (145)  schließt  sich  betreffs  der  Reform  der  strafrechtlichen 
Behandlung  jugendlicher  und  geistig  minderwertiger  Personen  den  Beschlüssen 
des  deutschen  Juristentages  von  1904  an;  er  betont,  daß  dieselben  volle 
Unterstützung  verdienen.  Zur  wirksamen  Bekämpfung  der  Verwahrlosung 
und  der  Kriminalität  der  Jugendlichen  ist  jedoch  der  Erlaß  eines  Reichs- 
erziehungsgesetzes notwendig,  worin  die  staatliche  Überwachung  der  Erziehung 
aller  Minderjährigen  in  ihren  Grundzügen  neu  geregelt  wird.  In  diesem 
Gesetze  ist  der  Überwachung  der  sittlichen  Erziehung  und  der  Berücksichtigung 
der  psychischen  Eigenschaften  der  Jugendlichen  besondere  Aufmerksamkeit 
zu  schenken.  Die  vom  Staate  kraft  der  Obervormundschaftsrechte  ausgeübte 
Fürsorge  und  Aufsichtstätigkeit,  die  jetzt  wesentlich  nur  den  Charakter  einer 
Repressive  gegen  den  Mißbrauch  der  elterlichen  Gewalt  und  gegen  schuld- 
hafte Gefährdung  des  Kindes  durch  den  Inhaber  der  Gewalt  trägt,  müßte 
im  Sinne  einer  regelmäßigen,  organisierten  und  präventiven  Überwachung 
ausgestaltet  werden.     Der  aufsichtsführenden  Behörde  müßte  in  der  Eün- 


Gerichtliche  Psychiatrie.  1167 

itung  einer  Berufsvormundschaft  ein  Organ  beigegeben  werden,   das  ihr 
praktischen  Durchführung  der  Aufsicht  dient  und  als  Zentralberatungs- 
Auskunftsstelle  den  Eltern  in  der  Erziehung  minder  veranlagter  oder 
irteter  Kinder  zur  Seite  steht. 

Häufig  gerät  der  praktische  Arzt  in  Verlegenheit,  wenn  er  strafrechtliche 
idlungen,  welche  in  einer  Beziehung  zum  Alkohol  stehen,  begutachten 
.  Wir  verweisen  an  dieser  Stelle  nur  auf  eine  sehr  handliche  Monographie 
Heilbronner  (73)  über  „die  strafrechtliche  Begutachtung  der  Trinker". 

Die  Mitteilungen  Leppmanns  (101)  interessieren  uns  hier  nur  in- 
eit,  als  sie  sich  mit  der  Frage  des  Lustmordes  beschäftigen.  Leppmann 
*t  aus,  daß  Lusttötungen  in  der  Regel  Augenblickshandlungen  sind,  und 
zur  Annahme  einer  Tötung  aus  wollüstigen  Motiven  nicht  zugleich  die 
lahme  einer  geistigen  Verkehrtheit  und  Unfreiheit  notwendig  sei.  Ein 
[  derartiger  Morde  seien  keine  eigentlichen  Lustmorde,  d.  h.  keine  Tötungen, 
denen  in  der  Tötung  selbst  ein  Motiv  zur  Erregung  von  Wollust  liege, 
könnte  vorkommen,  daß  die  Tötung  aus  anderen  Motiven,  z.  B.  aus  Rache, 
tfiude  und  eine  Verletzung  der  Geschlechtsteile  vorgenommen  werde,  um 
ch  Vortäuschung  eines  Lustmotives  den  Verdacht  in  andere  Wege  zu 
ten.  Ferner  könne  die  Tötung  auf  eine  aus  normalen  geschlechtlichen 
iven  unternommene  Gewalthandlung  folgen,  um  die  Gefahr  der  Entdeckung 
beseitigen.  In  diesem  Fall  kämen  Entschluß  und  Ausführung  in  der 
^el  zeitlich  eng  zusammen.  Endlich  könne  die  Tötung  mit  dem  Versuch 
)T  geschlechtlichen  Betätigung  gleichzeitig  einhergehen,  indem  Gewalt- 
dlungen  zunächst  darauf  abzielten,  den  Widerstand  des  Opfers  zu  brechen, 
.  der  Erfolg  entweder  über  die  gewollte  Absicht  hinausgehe  oder  die 
en  der  Geschlechtsbegierde  einhergehende  Furcht  vor  Entdeckung  die 
nralthandluug  im  Moment  der  Ausführung  bis  zur  Absicht,  zu  töten,  steigere, 
r  in  der  Minderzahl  von  Fällen  begehen  Personen  Lustverbrechen,  deren 
chlechtliche  Reize  auf  die  eine  enge  Bahn  zusammengedrängt  sind,  daß 
in  der  Verübung  todbringender  Grausamkeit  ein  Wollustgefühl  empfinden, 
rade  bei  diesen  echten  und  reinen  Lustmorden  geht  nicht  immer,  wie 
n  anzunehmen  geneigt  ist,  mit  der  Tötung  eine  Verstümmelung  der 
ächlechtsteile,  der  äußeren  und  inneren,  einher,  sondern  es  handelt  sich 
Erwürgung  oder  um  Beifügung  starkblutender  Wunden  namentlich  am 
Ise.  Andere  sogenannte  Lustmörder  beginnen  eine  Geschlechtshandlung 
i  dem  Vorsatz  normaler  Geschlechtsbetätigung,  erst  im  Verlauf  der  Aus- 
rung  tritt  die  Grausamkeit  als  weiterer  Wollustkitzel  hinzu. 

MönkemÖUer  (V28)  macht  eine  Reihe  vom  Standpunkt  des  Psychiaters 
tier  gerechtfertigter  Bemerkungen  gegen  die  zum  Teil  laien-psychiatrischen 
merkungen,  welche  im  Plötzensee-Prozeß  zum  Vortrag  kamen,  und  geht 
)ei  unter  den  bekannten  Gesichtspunkten  besonders  auf  die  Behandlung 
•  Grenzzustände  in  den  Gefängnissen  ein.  Seine  Bemerkungen  wären 
Ueicht  noch  von  größerem  Wert  gewesen,  wenn  er  nicht  zu  blumenreich 
iprochen  hätte. 

Eoeiüg  (83)  macht  mit  Recht  darauf  aufmerksam,  daß  im  Publikum 
mer  nur  von  den  Fällen  die  Rede  ist,  welche  nach  der  Entlassung  aus 
'  Anstalt  draußen  nicht  ganz  gut  geraten,  daff  aber  von  dem  Gros  der 
Ue,  welche  sich  nach  der  Entlassung  wieder  eine  neue  Lebensexistenz 
lafFen,  im  Publikum  nie  gesprochen  wird. 

Cramer  (36)  führt  den  Nachweis,  daß  die  Gemeingefahrlichkeit  der 
listeskranken  entschieden  überschätzt  wird,  und  daß  ein  nicht  geringer 
fl  der  gemeingefährlichen  Handlungen  der  Geisteskranken  vermieden  werden 
an,  wenn  für  rechtzeitige  Anstaltsaufnahme  der  Geisteskranken  dadurch 


11(58  Gerichtliche  Psychiatrie. 

gesorgt  wird,  daß  das  Publikum  immer  mehr  aufgeklärt  und  das  Aufnahme- 
verfahren  nach  Möglichkeit  erleichtert  wird  und  fsrner  die  Kranken  außerhalb 
•der  Anstalten  in  sachgemäßer  Weise  überwacht  werden,  daß  die  Gemein- 
gefährlichkeit  eines  Geisteskranken  sich  auch  wieder  verlieren  kann  und 
daß  er  dann  selbstverständlich  entlassen  werden  muß,  daß  es  aber  das  gute 
Kecht  des  Staates  bleibt,  zum  Schutze  des  Publikums  gewisse  Vorsiditfi- 
maßregelu  zu  treffen,  z.  B.  die  vorherige  Anmeldung  an  die  Ortspolizeibehörde, 
daß  aber  darüber,  ob  ein  Kranker  entlassen  werden  kann,  nur  sein  Zustand 
und  nicht  das,  was  er  begangen  hat,  entscheidet,  und  daß  das  Urteil  also 
nur  beim  Arzt  liegen  kann,  daß  schließlich  die  scharfe  Betonung  der 
Gemeingeßlhrlichkeit  der  Geisteskranken  in  der  neueren  Zeit  auf  Grund 
der  verschiedensten  Vorurteile  entsteht  und  nur  zum  Schaden  unserer  Kranken 
und  Anstalten  weiter  verbreitet  wird, 

Dannemann  (41j  verlangt  Einrichtung  von  neuartigen  Asylen  fSr 
intellektuell  und  ethisch  minderwertige  und  unsozial  veranlagte  Elemente, 
ferner  eine  bessere  Fürsorge  für  akut  aufsichtsbedürftig  werdende  Kranke 
-speziell  in  den  Yerkehrszentren,  weiter  Gründung  von  Pflegerschulen  und 
Hebung  des  Interesses  für  das  Irrenwesen  im  allgemeinen  nebst  energischer 
Popularisierung  der  Kenntnis  von  Geistesstörungen  und  schließlich  Einrichtung 
von  Polikliniken  und  Gründung  von  Hilfsvereinen. 

Der  praktische  Arzt  ist  sehr  häufig  damit  nicht  bekannt,  wann  die 
Zeit  gekommen  ist,  daß  ein  Geisteskranker  in  eine  Anstalt  zu  bringen  ist; 
«r  weiß  auch  häufig  nicht,  unter  welchen  Verhältnissen  ein  Geisteskranker 
außerhalb  der  Anstalt  leben  kann.  Wir  verweisen  zur  Orientierung  in  vor- 
kommenden Fällen  auf  die  eingehenden  Referate  von  Weber  und  Btolper 
{191  a)  über  „die  Beaufsichtigung  der  Geisteskranken  außerhalb  der  An- 
stalten^. Gerade  mit  der  genauen  Kenntnis  und  Beachtung  dieser  Verhältnisse 
wird  auch  die  sogenannte  Gemeingefähriichkeit  der  Geisteskranken  vermieden. 

Die  juristischen  Konsentatoren  des  BGB.  weichen  nach  Grassl  (65) 
in  der  Begriffserklärung  für  Trunksucht  nicht  unerheblich  von  einander  ab. 
Sich  anlehnend  an  Kraepeli»,  definiert  Verf.  die  „Trunksucht^  als  den 
durch  übermäßigen  Alkoholgenuß  herbeigeführten  (chronischen)  Zustand, 
in  dem  die  Geistestätigkeit  in  erkennbarer  Weise  beeinflußt  ist.  Die  Be» 
einflußung  ist  erfahrungsgemäß  stets  eine  Depravation. 

Der  Nachweis  der  „Trunksucht^  ist  eine  rein  medizinisdhe  Aufgabe. 
Sie  genügt  aber  nicht  zur  Entmündigung.  Sie  muß  auch  die  im  Gesetze 
vorgesehenen  Folgen  bereits  zu  Tage  treten  lassen:  Geschäftsunfähigkeit 
in  eigener  Sache,  drohender  Notstand  und  Gemeinge&hrlichkeit.  —  Die  Un- 
fähigkeit „seine  Angelegenheiten  zu  besorgen"  ist  in  schwierigen  Fälloi 
Sachverständigen  zu  überlassen,  welche  der  gleichen  Beschäftigung  angehören 
wie  der  Trunksüchtige.  Der  Zusammenhang  zwischen  Geschäftsunfähigkeit 
und  Trunksucht  ist  aber  wieder  vom  Arzte  zu  liefern.  (AutareferoL) 

Im  Anschluß  an  die  geplante  Novelle  des  ungarischen  bürgerlichen 
Gesetzbuches  bespricht  Balogh  (8)  die  Frage  der  Geisteskrankheit  und 
Geistesschwäche  vom  juristischen  Standpunkte  und  bemerkt,  daß  das  unga- 
rische Strafrecht  auf  der  Basis  des  Indeterminismus  stehend  im  §  76  als 
Gründe  der  aufgehobenen  Zurechnungsfälügkeit  solche  Störungen  des  geistigen 
Lebens  bezeichnet,  wegen  welcher  der  Straffällige  die  Fähigkeit  der  freien 
Willensäußerung  nicht  besitzt;  hierher  gehören  demnach  sämtliche  Formen 
der  Geisteskrankheit,  der  pathologische  Schwachsinn  und  solche  Nerven- 
krankheiten, welche  das  geistige  Leben  beeinflussen.  Der  Begriff  der  partieUen 
Zurechnungsfähigkeit  wird  als  unrichtig  bezeichnet,  hingegen  sollen  m  der 
Novelle   Dispositionen    über   die    beschränkte  Zureehnunga&higkeit  anf^ 


Gerichtliche  Psychiatrie.  1169 

nmen  werden,  umsomehr,  da  in  der  ungarischen  Strafprozeßordnung  der 
[ff  derselben  aufgenommen  erscheint.  Der  Richter  hat  die  Zurechnungs- 
heit  frei  zu  entscheiden,  ohne  Rücksicht  auf  das  ärztliche  Gutachten, 
ilb  die  Mitwirkung  von  psychiatrisch  gänzlich  ungebildeten  Geschworenen 
öurteilung  solcher  Fragen  unzulässig  wäre.  (Uudovemig.) 

Gero  (59)  betont  den  Widerspruch,  daß  der  §  76  des  ungarischen 
gesetzbuches  die  verminderte  Zurechnungsfahigkeit  nicht  kennt,  während 
i  der  Strafprozeßordnung  den  eventuellen  Nachweis  einer  solchen  fordert 
Begriff  der  verminderten  Zurechnungsfahigkeit  wäre  somit  in  das  unga- 
3  Strafgesetzbuch  aufzunehmen.  Die  Feststellung  einer  solchen  soll  nicht 
Hrafverminderung  involvieren,  sondern  die  Unterbringung  der  Straffälligen 
Le  für  ihre  Behandlung  geeignete  Anstalt  bezwecken.  In  diese  Kategorie 
1  Fälle  von  Neurasthenia  gravis,  Imbezillität,  Hysterie,  Epilepsie,  ein 
der  Entarteten  usw.  einzubeziehen.  Bei  solchen  Individuen  kann  selbst 
Anerkennung  mildernder  Umstände  eine  Freiheitsstrafe  doch  nur  den 
ikter  einer  Bestrafung  tragen,  was  bei  empfindlichen  Gemütern  nie  von 
imer  Wirkung  sein  kann.  (Hudovemig.) 

Salgö  (155),  selbst  ein  Korreferent  des  Kongresses,  findet,  daß  sich  der 
internationale  Kongreß  für  Gefangniswesen  bei  Beurteilung  der 
3:  „Sind  für  vermindert  zurechnungsfähige  Personen  und  Trunksüchtige 
3  Anstalten  nötig  ?^  bloß  vom  Standpunkte  des  Kongresses  leiten  ließ, 
denjenigen  des  Arztes  und  der  Gesellschaft  zu  berücksichtigen.  Von 
)enannten  Individuen  hielt  nämlich  der  Kongreß  nur  jene  vor  Augen, 
e  mit  dem  Strafgesetze  bereits  in  Konflikt  geraten  sind,  während  der 
diese  ohne  Rücksicht  auf  eventuell  begangene  Straftat  vor  Augen 
die  Gesellschaft  aber  ein  Interesse  daran  hat,  daß  dem  Delikte  nach 
ichkeit  vorgebeugt  werde,  daß  somit  derartige  Wesen  vor  anderen  ge- 
zt  werden.  Die  Abnormität  solcher  Individuen  besteht  aber  auch  vor, 
ohne  Yerübung  eines  Deliktes,  und  sie  können  auch  dann  für  die 
ite  Umgebung  schädlich  sein.  Es  muß  somit  schon  dann  Vorsorge 
Sen  werden,  sobald  ihr  abnormer  Zustand  erkannt  wird.  Diese  Vorsorge 
Verf.  in  der  Entmündigung  gegeben.  Die  Entmündigung  aber  ist  gerade 
m  Begriff  der  Geisteskrankheit  oder  Geistesschwäche  gebunden,  welcher 
weis  aber  bei  den  in  Frage  stehenden  Individuen  oft  mit  großer 
ierigkeit  verbunden  ist;  unter  solchen  Umständen  ist  eine  richtige  Lösung 
■"rage  nur  durch  eine  gründliche,  der  Psychiatrie  Rechnung  tragende 
rung  der  bestehenden  Rechtsnormen  zu  erwarten.  (Hudovei-nig.) 

Tafelrichter  Markus  (117)  schließt  sich  jener  psychiatrischen  An- 
an,  daß  es  keine  partielle  Geisteskrankheit  gibt,  weshalb  die  im  Unga- 
rn Gesetzbuche  vorgesehene  Unterscheidung  von  „Geisteskrankheit" 
,, Schwachsinn"  durch  einen  einheitlichen  Ausdruck  zu  ersetzen  wären, 
^lich  Geschäftsfähigkeit  stehe  dem  Richter  bloß  die  Beurteilung  dessen 
b  der  Betreffende  trotz  seiner  Geisteskrankheit  zur  Versehung  s,finer 
genheiten  befähigt  ist.  M.  betont  folgende  Wünsche:  Leiter  und  Arzte 
rrenanstalten  mögen  mit  dem  Charakter  von  Amtspersonen  bekleidet 
m;  unter  Vormundschaft  stehende  Individuen,  wenn  sie  im  Sinne  des 
;zes  bezüglich  Eheschließung  geschäftsfähig  sind,  sollen  nur  bei  einstimmig 
igem  Zeugnisse  zweier  amtlicher  Sachverständiger  die  Ehe  schließen 
m;  steht  ein  Gatte  wegen  Geisteskrankheit  wenigstens  drei  Jahre  unter 
lundschaft,  soll  der  Ehegenosse  die  Aufliebung  der  Ehe  verlangen  können; 
ßlich  wäre  eine  entsprechende  Aufklärung  des  Publikums  über  den 
ikter  der  Irrenanstalten  erwünscht.  (Hudovemig.) 

reiberioht  f.  Neurologie  u.  Psychiatrie  i»06.  74 


1170  G«rrchtiiohe  Psychiatrie. 

Nach  der  Ansicht  •Scbaffer's  (167)  ist  bei  der  forensischen  Beurteüu]^ 
der  Degeneration  (Moral  in^anity)  zu  unterscheiden^  ob  die  Straftat  in 
normalen,  quasi  physiologischen  Zustande  der  Degeneration  begangen  wurde^ 
in  welchem  Falle  —  bei  ausschlie&barer  G^stesstöruixg  —  volle  Verant- 
wortlichkeit besteht,  wobei  eine  möglichst  harte  Strafe  gerade  deshalb  ange* 
zeigt  erscheint,  weil  «olche  von  heilsamem  Einflüsse  sein  kann;  falls  jedoch 
die  Straftat  in  einem  abnormen  Reaktionszustande,  welcher  durch  die  krank* 
hafte  Impulsivität  bedingt  ist,  begangen  wurde,  so  besteht  bedeutend  verminderte 
Zurechnungsfähigkeit,  und  bei  tatsächlicher  vorübergehender  Geistesstörung 
ist  die  Zurechnungsfähigkeit  aufgehoben.  ( Hudottmig.) 

Kompe  (85)  verbreitet  sich  eingehend  üher  die  strafrechtliche  Be- 
ziehung des  Idiotismus  und  der  Imbezillität.  In  seinem  Schlußkapitel  hebt 
er  besonders  die  bei  Imbezillen  häufig  auftretenden  Störungen  des  Geschlechts- 
triebes hervor,  welche  die  vita  sexualis  dieser  Minderwertigen  beeiDflussen 
und  sie  zu  Perversitäten  verleiten.  K.  möchte  die  mit  dem  Strafgesetz  ia 
Konflikt  geratenen  Imbezillen  in  Asyle  auf  dem  Laude  unterbringen  und  z« 
leichter  Arbeit  anhalten,  wie  es  für  gewisse  geisteskranke  Verbrecher  in 
Vorschlag  gebracht  worden  ist.  (Benäix,) 

Zu  den  Ausführungen  Komlfeld's  (88)  zu  dem  §  176  Strafgesetz- 
buch veranlaßte  ihn  eine  Strafsache,  in  der  er  ein  Gutachten  abzugehen 
hatte,  auf  Grund  dessen  die  Verfolgtitig  des  Angeschuldigten  seitens  des 
Gerichts  eingestellt  wurde.  Es  handelte  sich  ufli  eine  ^Sjährige  schwach- 
sinnige Person,  die  nie  etwas  Widersinniges  oder  VeiTücktes  getan  hatte, 
aber  unselbständig,  vergeßlich  war  und  an  Mangel  der  geläufigsten  ßegriSe 
litt.  Der  Angeschuldigte  hatte  diese  schw^acfhsinnige  Pei-son  zum  Beischlaf 
genötigt  und  war  deshalb  nach  dem  Worttaut  'des  §  176  angeklagt.  K.  höh 
in  seinem  Gutachten  hervor,  daß  das  Mädchen  zwar  schwachsinnig,  aber 
nicht  in  einer  dem  Laien  leicht  erkenntlichen  Weise  geisteskrank  sei.  V(m 
einer  Willenlosigkeit  oder  Bewußtlosigkeit  zur  Zett  der  inkrimierten  Hand- 
lungen könne  keine  Bede  sein  und  der  Täter  brauche  nicht  das  Verständnis 
gehabt  zu  haben,  daß  er  sich  durch  den  Mißbrauch  der  geizig  schwachen, 
albernen  Person  des  so  schweren  Verbrechens  des  Mißbrauches  einer  Geistes- 
kranken im  Sinne  des  §  176  schuldig  mache.  {Bendix,) 

Kornfeld  (87)  kommt  in  einem  Gutachten  über  eine  Taubstumme, 
die  ihr  Kind  ausgesetzt  und  dessen  Tod  dadurch  herbeigeführt  hatte,  zu 
dem  urteil,  daß  die  Taubstumme  bei  dem  Mangel  an  moralischen,  religiösen 
und  intellektuellen  Vorstellungen  nicht  die  ESnsicht  in  die  Strafbarkeit  ihrer 
Handlung  besaß.  (Bendix.) 

Leppmann  (99)  formuliert  den  Begriff  der  Strafvollzugsunfähigkeit 
infolge  geistiger  Gebrechen  bei  der  gegenwärtigen  Rechtslage  und  den  gegen- 
wärtig bestehenden  Einrichtungen  für  Irre  wie  für  Gefangene  diircJi  die 
beiden  Sätze:  1.  Strafvollzugsunfähig  ist  derjenige,  welcher  infolge  krank- 
hafter Störung  der  Geistestätigkeit  die  Ordnung  der  Strafanstalt  dauernd 
und  erheblich  stört.  2.  StrafvoUzugsönfähig  ist  derjenige,  weicher  infolge 
krankhafter  Störung  der  Geistestätigkeit  kein  Verständnis  für  seine  Strafe 
und  deren  Vollstreckung  besitzt.  (Bendix.) 

Nerlioh  (136)  berichtet  über  einen  Choreatisohen,  der  wegen  Sit4Jich- 
keitsverbrechen  bestraft  und  im  Gefängnis  in  eine  schnell  in  Schwachsinn 
übergehende  Geisteskrankheit  verfallen  war.  N.  widerspricht  der  von  psychia- 
trischer Seite  geäußerten  Ansicht,  <laß  es  sich  um  angeborenen  Schwach- 
sinn mit  Chorea  handelt,  da  der  Mann  bis  zu  seiner  Verurteilung  gesaud 
gewesen  war  und  seiner  Militärpflicht  genügt  hatte.  Zu  einer  S«vjsioD  seines 
Strafprozesses  läge  deshalb  kein  Grund  vor.  {Bendix,) 


Gerichtlidie  Psychifttri«.  1171 

Plaosek's  (144)  experimentelle  Untersachungen  über  die  Zeugen- 
aussagen SchwachsioBiger  hatten  das  Ergebnis,  daß  das  Erinnerungsvermögen 
Schwachsinniger  im  aligemeinen  nicht  mit  verlängertem  Zeitabstand  ieidet» 
sondern  sich  sogar  teilweise  auffällig  verbessert.  Schwachsinnige  scheinen 
im  auffallenden  Gegensätze  zu  Gesunden  schwerer  durch  Suggestionsfragen 
beeinflußbar  zu  sein.  Dagegen  haften  Su^estionen  bei  Schwachsinnigen 
viel  leichter,  was  in  foro  von  ganz  besonderer  Bedeutung  werden  kann. 

(Bendim.) 

Strassmann  (175)  möchte,  daß  die  endgültige  Verfügung  über  das 
Schicksal  der  wegen  Geisteskrankheit  Freigesprochenen,  über  die  Dauer  ihrer 
Verwahrung  in  der  Anstalt  und  über  die-  Entlassuug  nicht  dem  Strafrichter 
zuweisen.  Er  hält  die  Überweisung  der  weiteren  Bestimmung  über  das 
Schicksal  des  Freigesprochenen  an  den  Entmündigungsrichter  für  die  glück- 
lichste Lösung  dieser  Frage.  (Ben^.) 

Wehmer  (192)  hält  die  neueren  Bestimmungen  über  die  Entmün- 
digung Trunksüchtiger,  wie  sie  das  „Bürgerliche  Gesetzbuch"  vorschreibt, 
für  einen  dankenswerten  Fortschritt.  Denn  sie  ermöglicht  wenigstens  eine 
Entmündigung  in  solchen  Fällen,  in  denen  der  Kranke  trotz  des  ärztlichen 
Gutachtens  vom  Siebter  nicht  wegen  „Geisteskrankheit"  entmündigt  wurde, 
während  er  sich  zur  Entmündigung  wegen  „Trunksucht"  bereit  fand.  W. 
hat  seine  Beobachtungen  an  32  wegen  Trunksucht  vom  Herbst  1901  bis 
Ende  1904  im  Landespolizeibezirke  entmündigten  Personen  gemacht  Die 
jüngste  Person  war  36  Jahre,  die  älteste  76  Jahre.  Verheiratet  waren  davon 
29.  Unter  den  wegen  Trunksucht  entmündigten  Personen  befanden  sich  10, 
die  wohl  korrekter  wegen  „Geistesschwäche'*  zu  entmündigen  gewesen  wären. 

(Bendix.) 

Wulffen  (201)  berichtet  über  eine  Dienstmagd,  die  ihr  neugeborenes 
Kind  ins  Wasser  warf  und  wegen  Totschlages  angeklagt  war.  Auf  Grund 
des  Gutachtens  ihres  Lehrers  und  des  ärztlichen  Sachverständigen  wurde 
verminderte  Zurechnungsfähigkeit  angenommen  und  wegen  Totschlages  auf 
3  Jahre  6  Monate  Gefängnis  erkannt.  (Bendix.) 

n.   Geistsskranke  Verbrecher  und  deren  Unterbringung. 

Borel  (22)  empfiehlt,  gesonderte  Asyle  für  die  sogenannten  ver- 
brecherischen Geisteskranken  zu  errichten  und  sie  nicht  in  Zusammenhang 
mit  den  Zuchthäusern  oder  Gefängnissen  zu  bringen.  Er  schätzt  die  Zahl 
dieser  Kranken  nicht  sehr  hoch  und  glaubt,  daß  für  die  Schweiz  am  besten 
eine  internationale  Anstalt  errichtet  würde.  Ev  wünscht  in  dieser  Anstalt 
untergebracht: 

1.  diejenigen  Geisteskranken,  welche  schwere  Delikte  begangen  haben ; 

2.  die  Geisteskranken,  welche  zwar  noch  kein  Delikt  begangen  haben, 
bei  denen  man  aber  bei  ihrem  Charakter  etwas  Derartiges  erwarten  muß; 

3.  diejenigen,  welche,  wegen  eines  schweren  Deliktes  verurteilt,  geistes- 
krank geworden  sind;  und 

4.  die  Individuen  mit  zweifelhaftem  Geisteszustand,  denen  man  ein 
schweres  Verbrechen  zutrauen  kann. 

Wir  sind  mit  dieser  Klassifikation  nicht  ganz  einverstanden,  sondern 
glauben,  daß  für  die  Aufnahme  in  eine  derartige  Sonderanstalt  —  abgesehen 
von  dem  gestörten  Geisteszustände  —  lediglich  der  antisoziale  Instinkt 
maßgebend  sein  kann  und  nicht,  das,  was  der  BetreiFende  begangen  hat 
Borel  sieht  dabei  vor,  daß  die  Überführung  in  diese  Spezialanstal t  sowohl 
vom  Gefängnis  als  von  der  Irrenanstalt  geschehen  kann. 

74* 


1172  Gerich tliche  Psychiatrie. 

Morel  (132)  hält  es  im  Interesse  der  sozialen  Gesundheit  für  not- 
wendig, daß  die  Behörden  alle  geistig  zurückgebliebenen  Kinder  über- 
wachen und  auch  diejenigen,  die  in  einer  verdorbenen  Umgebung  leben,  um 
rechtzeitig  Sorge  tragen  zu  können,  sie  der  Obhut  der  Eltern  zu  entziehen 
und  in  einer  gesunden  und  anständigen  Umgebung  unterzubringen.  Geistig 
zurückgebliebene  oder  entartete  junge  Leute,  die  infolge  der  Unregelmäßig- 
keit oder  Sonderbarkeit  ihrer  Aufführung  die  Aufmerksamkeit  der  Behörden 
auf  sich  gezogen  haben,  müssen  medizinisch-psychologisch  untersucht  werden. 
Das  Ergebnis  dieser  Untersuchung  ist  den  Yerwaltungs-  und  event.  auch 
den  Gerichtsbehörden  zu  übersenden.  Wo  es  erforderlich  erscheint,  werden 
diese  Minderwertigen  in  ihrem  eigenen  wie  im  Interesse  der  Gesellschaft 
einem  medizinisch -pädagogischen  Institute  anvertraut.  Diese  müssen  mit 
allen  Einrichtungen  versehen  sein,  damit  die  unzweifelhaft  psychisch  Ent- 
arteten bei  geeigneter  Erziehung  brauchbare  Mitglieder  der  menschlichen 
Gesellschaft  werden  können.  Auch  Eltern,  welche  sich  über  die  eigen- 
tümliche Entwicklung  ihrer  Kinder  nach  dieser  Richtung  hin  Sorge  machen, 
haben  das  Recht,  zu  verlangen,  daß  diese  Kinder  in  einem  entsprechenden 
medizinisch-pädagogischen  Institute  oder  in  einer  besonderen  Anstalt  unter- 
gebracht werden,  solange  das  notwendig  erscheint.  Eine  Entlassung  ist 
nur  möglich,  wenn  der  Arzt  sie  für  zulässig  erklärt.  Beim  Entarteten  ist 
der  Gedanke  einer  Sühne  nicht  am  Platze,  er  muß  ersetzt  werden  durch 
das  Bestreben,  Besserung  zu  schaffen;  denn  die  Frage  nach  der  Verant- 
wortlichkeit und  Zurechnungsfähigkeit  ist  zwecklos.  Sie  müssen  der  Für- 
sorge der  Verwaltungsbehörden  auf  unbestimmte  Zeit,  bis  sie  sich  gebessert 
haben,  anvertraut  werden. 

Engelken  (49)  schildert  die  Verhältnisse  in  Broadmoor  in  dem 
bekannten  Asyl  für  geisteskranke  Verbrecher.  In  dieser  Anstalt  finden 
Aufnahme ; 

1.  verbrecherische  Geisteskranke,  d.  h. 

a)  solche,  welche  zur  Zeit  der  Begehung  der  strafbaren  Handlung 
geisteskrank  waren  und  auf  Grund  der  Geisteskrankheit  freigesprochen 
wurden  oder  welche  als  schuldig,  aber  geisteskrank  befunden  wurden; 

b)  solche,  welche  vor  oder  nach  der  Hauptverhandlung  als  geistes- 
krank befunden  wurden; 

c)  solche,  welche  schwere  Verbrechen  begingen,  während  sie  schon  als 
geisteskrank  erklärt  waren,  z.  B.  schon  als  geisteskrank  in  eine  Anstalt 
aufgenommen  waren. 

Alle  werden  durch  Gerichtsbeschluß  für  unbestimmte  Zeit  in  der 
Anstalt  untergebracht; 

2.  Die  geisteskranken  Verbrecher,  d.  h.  solche  Menschen,  welche 
wegen  Verbrechen  oder  Vergehen  verurteilt  sind  und  während  der  Straf- 
verbüßung  als  geisteskrank  erkannt  werden. 

Entlassen  können  die  Insassen  von  Broadmoor  werden: 

1.  die  verbrecherischen  Geisteskranken,  wenn  sie  gebessert  sind  oder 
sich  als  harmlos  erweisen;  sie  werden  alsdann  ihren  Eltern  oder  Freunden 
oder  einer  zuständigen  Irrenanstalt  überwiesen,  oder  sie  werden  ohne  Ein- 
schränkung, wenn  sie  völlig  geheilt  sind,  entlassen; 

2.  die  geisteskranken  Verbrecher  kommen,  wenn  sie  vor  Ablauf  der 
Strafzeit  geheilt  sind,  wieder  ins  Gefängnis  zurück,  wenn  sie  nach  Ablauf 
ihrer  Strafzeit  noch  geisteskrank  sind,  als  geisteskrank  in  eine  zuständige 
Irrenanstalt. 


Gerichtliche  Psychiatrie.  1173 

Eine  interessante  historische  Studie,  die  bis  zu  den  Fragen,  welche 
die  neueste  Zeit  bewegen,  hinaufreicht,  bringt  uns  Türkei  (181)  in  einer 
Besprechung  der  Irrenrechts- und  Straf rechtsre form  in  Österreich  1850 — 1904. 

Ungewitter  (185)  berichtet:  Der  im  Jahre  1877  geborene  Söldner 
Ludwig  Kräh  hatte  sich  vor  2  Jahren  verheiratet;  er  besaß  ein  Heirats- 
gut von  2000  M.,  seine  Frau  hatte  ein  Anwesen.  Die  Frau  und  der 
Schwiegervater  merkten  bald,  daß  Kräh  nicht  ganz  richtig  sei;  sie  ließen 
ihm  kein  Geld,  er  durfte  bei  der  Bewirtschaftung  seines  Anwesens  nichts 
darein  reden.  Über  diese  Behandlung  wurde  Kräh  unwillig  und  faßte  den 
Entschluß,  der  Sache  gewaltsam  ein  Ende  zu  machen.  Er  steckte  am 
30.  Januar  1905  eine  brennende  Stearinkerze  im  Stadel  in  ein  Bündel  Stroh, 
um  das  Anwesen  wegzubrennen.  Der  Schwiegervater  bemerkte  aber  zu- 
fällig das  Licht  und  entfernte  noch  rechtzeitig  die  Kerze.  Es  wurde  gegen 
Kräh  wegen  Brandstiftungsversuchs  Haftbefehl  erlassen  und  die  Vorunter- 
suchung eröffnet,  sodann  wurde  er  vor  das  Schwurgericht  gestellt.  Kräh 
gab  die  Handlung  zu,  beschuldigte  aber  seinen  Schwiegervater  der  An- 
stiftung. Weder  dem  Untersuchungsrichter  noch  einem  anderen  mit  der 
Sache  befaßten  Beamten  waren  bisher  Bedenken  über  die  Zurechnungs- 
fahigkeit  des  Kräh  gekommen.  Erst  der  Verteidiger  beantragte  die  Zu- 
ziehung des  Gerichtsarztes,  der  die  Unterbringung  des  Kräh  in  eine  Irren- 
anstalt beantragte.  Nach  dem  Gutachten  des  Sachverständigen  beträgt  der 
Schädelumfang  des  Kräh  nur  52  cm,  Intelligenz  und  Gedächtnis  zeigen 
tiefgehende  Defekte;  das  Maß  der  erworbenen  Schul-  und  allgemeinen 
Kenntnisse  ist  ein  derartig  geringes,  daß  man  ihre  Summe  gleich  0  be- 
zeichnen kann;  er  leidet  an  angeborenem  Schwachsinn. 

Kräh  wurde  neuerdings  vor  das  Schwurgericht  gestellt  und  frei- 
gesprochen.    (Schwurgericht  Straßburg  am  7.  VII.  05.)  (Autoreferat.) 

Die  31jährige,  von  Schaffer  (158)  begutachtete  erblich  oelastete 
Frau  wurde  ungerechterweise  eine  Diebin  genannt  und  von  ihrem  Manne 
deshalb  insultiert,  was  eine  derartige  Aufregung  bei  der  auch  sonst  hyste- 
rische Zeichen  aufweisenden  Frau  hervorrief,  daß  sie  ihre  Kinder  zu  ver- 
giften trachtete,  und  den  Leiden  derselben  apathisch  zusah.  S.  nimmt  bei 
der  Frau  einen  hysterischen  Dämmerzustand  an,  welcher  die  Zurechnungs- 
fähigkeit ausschließt.  (Hudovemig.) 

III.   Slmnlation. 

Siemerling  (170)  bringt  in  aller  Kürze  alles  Wesentliche,  was  zur 
Beurteilung  der  Frage  der  Simulation  wichtig  ist.  Er  betont,  daß,  wie 
bekannt,  Simulation  und  Geisteskrankheit  sich  nicht  ausschließen,  daß  der 
Simulant  gewöhnlich  übertreibt^  und  daß  gewöhnlich  das  Krankheitsbild,  das 
•simuliert  werden  soll,  nicht  genau  der  Wirklichkeit  entspricht.  Die  Formen, 
die  am  häufigsten  vorkommen,  sind:  Blödsinnszustände,  leichte  Depression, 
paranoische  Zustände  und  Erinnerungsdefekte.  Die  wenigsten  Simulanten 
sind  imstande,  ein  theoretisch  konstruiertes  Symptomenbild  zu  simulieren; 
meist  kopieren  sie  Gesehenes.  Das  bloße  Geständnis  der  Simulation  ist 
nicht  ausreichend,  um  darauf  die  Diagnose  „Simulation"  zu  stützen.  Ein 
nützliches  Vorgehen,  um  Simulation  zu  erkennen,  sind:  hydriatische  Proze- 
duren, Anwendung  des  elektrischen  Stromes  und  ein  Verfahren,  um  dem 
Simulanten  bestimmte  Symptome  zu  suggerieren. 

.  Morean  (131)  hat  sich  sehr  eingehend  mit  der  Frage  der  Simulation 
von  psychischen  oder  nervösen  Störungen  bei  Kindern  beschäftigt  und  vor 
allem  auch  Literaturstudien  vorgenommen.  Er  hebt  hervor,  daß  Simulation 
von  Geistesstörung  bei  Kindern  sehr  selten  ist,  während  nervöse  Störung, 


]^|74  Gerichtliche  Psychiatrie. 

Epüepsie,  Hysterie,  Chorea  von  Kindern  häufig  Yorgetäuadit  werden.  Die 
Ursachen,  welche  die  Kinder  zur  Simulation  fuhren,  sind  verschieden:  ent* 
weder  streben  die  Kinder  danach,  mit  dieser  Simulation  einen  bestimmten 
Zweck  zu  erreichen,  oder  sie  tun  es  aus  reinem  Vergnügen,  um  die  Auf- 
merksamkeit auf  sich  zu  lenken,  oder  aus  Nachahmungstrieb.  Moreau 
teilt  eine  Reibe  entsprechender  Beispiele  aus  der  Literatur  und  aus  eigener 
Beobachtung  mit  und  betont  auch,  daß  bereits  eine  Emulation  zu  zweien 
beobachtet  worden  ist. 

Es  bandelt  sich  um  einen  sehr  raffinierten  Kriminellen,  welchen 
Nerlich  (135)  zu  begutachten  hatte,  und  welchem  es  bisher  immer  gelungen 
war,  durch  ausgesprochene  Simulation  von  Schmerzanfallen  sich  nicht  nur 
Injektion  von  Morphium,  sondern  auch  ein  besseres  Leben  in  Zuchthäusern 
und  Gefängnissen  zu  erwerben.  Es  ist  schwer,  ein  exaktes  Urteil  lediglich 
nach  den  Mitteilungen  eines  G-utachteus  über  einen  derartigen  Fall  zu  er> 
langen.  Wir  machen  nur  mit  allem  Vorbehalt  die  Bemerkung,  daß  es 
stellenweise  den  Eindruck  macht,  als  ob  die  Möglichkeit  der  Annahme 
einer  Pseudologia  phantastica  nicht  ganz  von  der  Hand  zu  weisen  seL  Im 
übrigen  aber  können  wir  dem  Autor  nur  zustimmen,  daß  der  Mann,  als 
er  ihn  begutachtet  hat,  entschieden  strafvollzugsfähig  war. 

Es  wird  von  Koppen  (87)  im  allgemeinen  der  Begriff  der  Simu- 
lation  nach  unserer  heutigen  Auffassung  geschildert  und  ganz  besonders 
darauf  hingewiesen,  wie  sehr  die  Simulation  im  normalen  Seelenlebra 
begründet  ist  und  ein  notwendiges  Mittel  im  Kampf  um  das  Dasein 
darstellt.  Sie  spielt  daher  auch,  wie  gezeigt  wird,  eine  große  Bolle  in  A&ä 
Fällen,  wo  ein  Kampf  um  die  Beute  erfolgen  muß  und  in  den  Fällen,  wo 
eine  Person  plötzlich  in  eine  gerichtliche  Untersuchung  verwickelt  wird. 

(AiUcr^ercU,) 

Raimann  (148)  erörtert"  die  Schwierigkeiten  bei  der  Begutachtung 
der  Simulation  von  Geisteskrankheiten.  Die  Aufdeckung  der  Simulation 
allein  genüge  nicht,  denn  es  simulieren  Geisteskranke  aus  wahrhaften  Gründen, 
es  simulieren  Hysterische,  Schwachsinnige,  aber  auch  Neuropathen,  degene- 
rierte, Menschen,  die  als  normal,  speziell  in  foro  criminaU  als  zurechnungs- 
fähig zu  gelten  haben,  und  gerade  diese  sind  praktisch  am  wichtigsten. 

(Bendijc.) 

Voss  (188)  bringt  einen  kasuistischen  Beitrag  zur  Simulation  und 
Dissimulation  von  Geisteskrankheit.  Es  handelte  sich  um  einen  24jährigen 
Mann,  der  wegen  Diebstahls  auf  einem  Schiff  inhaftiert  wurde  und  angab, 
nichts  von  dem  ganzen  Vorgange  zu  wissen.  Er  hatte  schon  von  frühester 
Jugend  an  den  Hang  zum  Stehlen,  war  frech  und  verlogen.  Aus  seinen 
Briefeu  an  seine  Angehörigen  ging  hervor,  daß  er  an  Paranoia  litt 

(Bendix.) 

lY.  BQrierllclies  Gesetzbach. 

Leppmann  (102)  betont  mit  Recht,  daß  es  ein  Mangel  unserer 
Ehescheidungsgesetzo  in  unserem  neuen  Bürgerlichen  Gesetzbudhe  ist,  daß 
es  keine  Rücksicht  nimmt  auf  die  völlig  zerrütteten  Familienverhältnisse, 
welche  dadurch  entstehen,  daß  ein  Ehegatte  der  chronischen  Trunksucht 
verfällt.  Er  betont  allerdings  auch  die  Schwierigkeiten,  hier  eine  gesetx- 
geberische  Norm  zu  finden,  und  macht  zum  Schluß  auch  einen  Vorschlag 
für  einen  neuen  entsprechenden  Paragraphen,  den  er  aber  noch  nicht  als 
definitiv  hingestellt  wissen  will. 

Strassmann  (174)  teilt  die  sehr  interessante  Tatsache  mit  unter 
ausführlicher  Schilderung  des  betr.  Falles,   daß  die  Ehe  eines  chronischen 


Geriditliehe  Psychiatrie.  1178 

AtkoliolisteB  auf  6ru»d  seines  Outachtens  als  niebtig  gescbieden  wurde 
entsprechend  dem  §  133^  BGB.;  das  G-utachten  erklärte,  daß  schon  bei  Ein- 
geliuDg  der  Ehe  die  degeoerative  Veranlagung  die  Trunksucht  erwarten  ließ. 

Y.  Kasuistik  and  einzelne  ForiMU. 

Die  Affiire  in  der  Irrenanstalt  in  Tours  besteht  darin,  daß  ein  seit 
zwei  Tagen  aufgenommener  kräftiger  Paralytiker,  dem  mit  Gewalt  die 
Zwaagsjacke  angelegt  werden  sollte,  bei  der  dabei  entstehenden  Balgerei 
plötzlich  yerscbied.  Während  Archambanlt  (5)  keinerlei  Zeichen  einer 
äußeren  Gewalttätigkeit  feststellen  konnte,  wurden  von  der  Gerichtskommission 
bei  der  21  Tage  später  erfolgten  Exhumierung  ausgesprochene  Zeichen  einer 
äußeren  Gewalttätigkeit  festgestellt.  Oerichtlioh-medizinisch  wird  diese 
eigentümliche  Differenz  in  den  beiden  Seotionsbefandeu  dadurch  aufgeklärt, 
daß  derartige  kurz  vor  oder  im  Moment  des  Todes  einsetzende  Traumata 
in  der  Regel  erst  einige  Tage  später  deutlich  zum  Ausdruck  kommen. 
Interessant  ist  diese  Affäre  aus  Tours  dadurch,  daß  sie  zeigt,  daß  eben  die 
freie  Behandlung  noch  lange  nicht  überall  durchgeführt  ist,  und  das  steht 
«eher  fest,  daß,  wenn  in  der  Anstalt  des  Herrn  Arobambault  jeder  Zwang 
vermieden  worden  wäre,  auch  die  Affäre  von  Tours  nicht  existieren  würde. 

Die  Beobachtung  von  Horchen  (130)  verdient  wegen  der  unge- 
wöhnlich langen  Dauer  besonderes  Interesse.  Der  Patient  stammt  aus  einer 
Familie,  in  der  mehrfach  Epilepsie  vorgekommen  ist.  Als  Kind  erlitt  er 
eine  schwere  Schädelverletzung,  später  klagte  er  viel  über  Kopfschmerzen 
und  war  intolerant  gegen  Alkohol.  Die  Militärzeit  wurde  ohne  Störungen 
überstanden.  Erst  im  22.  Lebensjahre  traten  im  Anschluß  an  eine  Ver- 
Stimmung  eigentümliche  Bewußtseinsstörungen  auf,  die  eine  vollständige 
Amnesie  hinterließen  und  die,  sich  öfter  wiederholend,  von  längerer  Dauer 
wurden.  Zunächst  dauerten  sie  von  2  bis  14  Tage,  1901  scheint  ein 
wirklicher  epileptischer  Insult  bestanden  zu  haben.  Alsdann  traten  neue 
Anfalle  von  Bewußtseinsstörung  auf  über  2  bis  3  Monate,  die  mit  völliger 
Amnesie  verbunden  waren  und  sich  dadurch  auszeichneten,  daß  Patient  in 
diesem  Zustand  eine  ganze  Kette  von  Betrügereien  und  Diebereien  aus- 
führte, indem  er  von  einem  Orte  zum  anderen  wanderte.  Eine  zweite 
Attacke  setzte  ein  halbes  Jahr  später  ein  und  dauerte  drei  Monate.  Auch 
hier  war  wieder  diese  poriomanische  Attacke  von  umfangreichen  Schwinde« 
leien  und  Betrügereien  begleitet.  Nach  Beendigung  des  Anfalles  war  er 
wieder  der  alte,  ein  fleißiger,  solider  Arbeiter,  der  nichts  Auffälliges  bot. 
Im  Anschluß  an  diese  Beobachtung  stellt  Verf.  die  interessanteren  und  be- 
kannteren der  bisher  beobachteten  Fälle  zusammen. 

Leppmann  (100)  stellt  90  Fälle  von  Sittlichkeitsverbrechen  zu- 
sammen und  schickt  denselben  eine  genaue  psychologische  Analyse  voraus. 
Wir  möchten^  besonders  darauf  aufmerksam  machen,  daß  er  zu  dem  Resultat 
kommt,  daß  bei  diesen  Sittlichkeitsverbrechern  die  in  den  pathologischen 
Abweichungen  ihrer  Psyche  gelegenen  Momente  als  Verbrechensursachen 
für  die  Sittlichkeitsdelikte  eine  besonders  wichtige  Rolle  spielen.  Mit  Recht 
betont  Verf.,  daß  unsere  Strafrechtspflege  dieser  Tatsache  nicht  ausreichend 
gerecht  werde.  Daß  angeboren  ein  Drang  zum  Sittlichkeitsverbrecheii 
besteht,  hat  Leppmann  an  seinem  großen  Material  nicht  nachweisen  können; 
er  hebt  hervor,  daß  in  der  Regel  Zufillligkeiten  und  soziale  Verhältnisse 
mitbestimmend,  ja  oft  ausschlaggebend  für  die  Entstehung  der  Sittlichkeits* 
verbreohen  sind.  Besonders  betont  er  auch  die  Bedeutung  des  Alkohols 
beim  Zustandekommen  der  Sittlichkeitsverbreehen.    Auch   stellt  er  genau 


1176  Gerichtliclie  Psychiatrie. 

die    Terschiedenen    Arten    der   Minderwertigkeit   und   der    geschlechtlichen 
Anomalien,  welche  zum  Sittlichkeitsverbrechen  führen,  zusammen. 

Die  sehr  interessante  Beobachtung  Hartmaiins  (72)  wird  einer 
genauen  psychologischen  Analyse  nach  unseren  neuesten  Anschauungen 
unterworfen.  Der  Verf.  weist  schließlich  nach,  daß  bei  diesem  Fall  die 
normale  Auffassungsfähigkeit,  die  normale  Merkfähigkeit  und  das  Repro- 
duktionsvermögen gelitten  hatte,  und  daß  beim  Zustandekommen  dieser 
falschen  Aussage  namentlich  eine  ungewöhnliche  affektive  Erregbarkeit  eine 
größere  Rolle  spielte.  Auf  Grund  von  allerlei  krankhaften  Eigenbeziehungen 
hat  sich  schließlich  ein  phantastisches  Wahnsystem,  das  unkorrigierbar  war, 
entwickelt. 

Die  beiden  Fälle,  welche  Horstmann  (78)  bespricht,  betreffen  jugend- 
liche Brandstifterinnen.  Verf.  kam  nicht  zu  der  Erkenntnis,  daß  der  §  51 
StGB,  vorliege,  sondern  nahm  nur  eine  gewisse  Minderwertigkeit  an;  die 
beiden  Fälle  nähern  sich  der  Pseudologia  phantastica.  Horstmann  führt 
mit  Recht  aus,  daß  man  bei  dem  jugendlichen  Alter  der  beiden  Brand- 
stifterinnen sich  klar  darüber  sein  muß,  daß  schon  von  Hause  aus  bei  der 
jugendlichen  Phantasie  eine  Lust  zu  fabulieren  besteht,  und  daß  darin  noch 
nicht  eine  krankhafte  Erscheinung  erblickt  werden  kann.  Außerdem  muß 
man  in  Betracht  ziehen  die  psychische  Labilität,  welche  infolge  der  bevor- 
stehenden Geschlechtsreife  ohnehin  vorhanden  ist.  Es  wird  also  auf  diese 
Weise  die  Lügenhaftigkeit  von  Mädchen  im  präpubischen  Stadium  auch 
aus  physiologischen  Gründen  verständlich. 

Meyer  (123)  bringt  vier  genaue  Beobachtungen:  1.  einen  Paranoiker 
betreffend,  der  sich  des  Verkehrs  mit  seiner  Schwester  bezichtigte,  2.  einen 
Jugend  irreseienden,  der  sich  beim  Amtsgericht  des  Diebstahls  anklagte, 
3.  eine  Hysterische  mit  Pseudologia  phantastica,  die  sich  der  KindestötuDg 
beschuldigte,  und  4.  einen  Potator,  der  sich  der  Sodomie  bezichtigte.  Verf. 
betont,  daß  Selbstanzeigen  bei  der  Melancholie  vorkommen,  namentlich  aber 
auf  der  degenerativen  Basis  bei  angeborenem  Schwachsinn,  bei  Pseudologia 
phantastica,  bei  paranoischen  Hysterischen  und  Alkoholisten.  Auch  hebt 
er  hervor,  daß,  wie  bekannt,  natürlich  der  Nachweis  der  krankhaften  Ursache 
der  Anzeige  noch  nichts  für  die  Richtigkeit  oder  Unrichtigkeit  der  Angabe 
beweist. 

Finckh  (51)  berichtet  über  einen  sehr  interessanten  Fall,  einen 
16jährigen  schwachsinnigen  Menschen  betreffend,  der  von  jeher  sich  durch 
eine  große  Grausamkeit  gegen  Tiere  und  Kinder  auszeichnete,  schließlich 
auch  einen  vierjährigen  Jungen  ohne  weitere  Veranlassung  auf  die  grau- 
samste Weise  ermordete.  Das  Gutachten  ist  sehr  sorgfölti^  abgefaßt  und 
berücksichtigt  die  in  Betracht  kommende  Literatur.  Im  zweiten  Teil  seiner 
Mitteilung  geht  Verf.  auf  die  verscliiedenen  Arten  von  Intelligenzprüfung  ein 
und  macht  zum  Schluß  praktische  Vorschläge,  um  diese  Intelligenzprüfung 
noch  weiter  zu  unterstützen  dadurch,  daß  man  sich  bestimmte  einfache 
Sprichwörter,  von  denen  er  eine  größere  Reihe  mitteilt,  von  dem  Be- 
treffenden erklären  oder  bei  Gegenüberstellung  ähnlicher  Sprichwörter 
differenzieren  läßt. 

Dem  im  Falle  Bauer  (11)  in  Betracht  kommenden  Angeklagten 
werden  nicht  weniger  als  68  Diebstähle  zur  Last  gelegt,  welche  er  vom 
Jahre  1889  bis  zum  Winter  1900/01  begangen  hat.  Die  Gegenstände, 
welche  er  gestohlen  hat,  stellen  die  heterogensten  Dinge  dar,  aber  immer 
Gebrauchsgegenstände,  die  ihm  in  seiner  Wirtschaft  von  Nutzen  sein 
konnten.  Der  Täter  wurde  nun  sehr  verschieden  beurteilt.  Der  Verf.  selbst 
kam,  nachdem  ein  Gutachten  erklärt  hatte,  daß  der  Angeklagte  imter  dem 


Gerichtliche  Psychiatrie.  1177 

Einfluß  eines'  Zwangszustandes  gestanden  habe,  zu  der  Überzeugung,  daß 
überhaupt  keinerlei  krankhafte  Erscheinungen  nachweisbar  seien.  Das 
Fakultätsgutachten  schloß  sich  im  großen  und  ganzen  diesem  Gutachten 
an,  erklärte  aber,  daß  doch  eiue  gewisse  geistige  Inferiorität  bestanden 
habe.  Daß  ein  Zwaugszustand  nicht  vorgelegen  hat,  mag  schon  daraus 
hervorgehen,  daß  der  Angeklagte,  als  er  endlich  ertappt  wurde,  erklärte: 
„es  sei  gut,  daß  nun  mit  der  Sache  ein  Ende  sei;  denn  sonst  würde  er 
noch  immer  weiter  gestohlen  haben". 

Felke  (50)  teilt  eine  sehr  interessante  Beobachtung  mit,  welche 
forensisch  zunächst  zu  einer  falschen  Anklage  Veranlassung  gab.  Es  er- 
klärte nämlich  ein  Mann  mit  aller  Bestimmtheit,  von  einem  bestimmten 
anderen  überfallen,  schwer  mißhandelt  und  beraubt  zu  sein,  obschon 
schließlich  nachgewiesen  werden  konnte,  daß  zwei  ganz  andere  diesen 
Überfall  und  Raub  veranlaßt  hatten.  Felke  nimmt  an,  daß  diese ,  iso- 
lierte Erinnerungstäuschung  dadurch  zustande  gekommen  ist,  daß  der  Über- 
fallene vor  dem  Unfälle  Alkohol  in  reichlicher  Menge  zu  sich  genommen 
hatte,  und  daß  das  bei  dem  Unfall  zunächst  erlittene  Kopftrauma  eine 
schwere  Bewußtseinsstörung  sofort  herbeigeführt  hat.  Charakteristisch  ist 
die  partielle  Erinnerung  an  den  geschehenen  Vorfall. 

Die  von  Becker  (12)  mitgeteilte  Beobachtung  ist  deswegen  inter- 
essant, weil  die  Patientin,  welche  durchaus  alle  charakteristischen  Zeichen 
des  Querulantenwahnsinns  aufwies,  wie  wir  sie  beim  männlichen  Geschlecht 
finden,  auch  im  Äußeren  einen  männlichen  Habitus  zur  Schau  trug. 

Koppen  (86)  kritisiert  die  Art  und  Weise,  wie  Wernicke  den 
Begrifif  „überwertige  Idee",  der  an  und  für  sich  eine  sehr  wertvolle  Be- 
zeiclmung  darstellt,  zu  sehr  verallgemeinert  hat.  Er  möchte  den  Begriff 
nur  auf  solche  Ideen  beschränkt  wissen,  welche  an  und  für  sich  nichts 
Krankhaftes  an  sich  tragen,  durchaus  vernünftig  und  annehmbar  sind  und 
nur  durch  die  große  Gewalt,  die  sie  auf  die  Persönlichkeit  ausüben,  charak- 
teristisch werden.  Diese  Ideen  können  mit  der  eigenen  Person  zusammen- 
hängen oder  gar  nichts  mit  der  eigenen  Person  zunächst  zu  tun  haben. 
Es  kann  die  überwertige  Idee  zum  Ausgangspunkt  und  Kristallisations« 
punkt  eines  Wahnsystems  werden,  an  und  für  sich  ist  sie  nur  ein  psycho-r 
pathologisches  Symptom,  welches  aber  nicht  genügt,  den  Nachweis  einer 
Geisteskrankheit  zu  erbringen.  Wernicke  hat  als  Beispiele  für  über- 
wertige Ideen  teils  solche  Fälle  in  seinen  Publikationen  angeführt,  welche 
überwertige  Ideen  im  strengen  Sinne  zeigten,  teils  aber  auch  Fälle,  bei 
denen  die  von  ihm  sogenannte  überwertige  Idee  den  Stempel  einer  krank- 
liaften  Idee  an  sich  trägt.  —  Das  Beispiel,  welches  nun  K.  selbst  gibt,  ist 
folgendes:  Ein  Schuhmacher  M.,  der  sich  sehr  viel  mit  der  Lektüre  von 
Tolstoi  und  Berta  von  Suttner  beschäftigt  und  die  Vorträge  von  Rednern 
gehört  hatte,  die  für  den  Völkerfrieden  sprachen,  hatte  sich  für  diese  Ideen 
so  begeistert,  daß  er  sich  weigerte,  eine  militärische  Übung  mitzumachen, 
weil  er  „auf  Grund  der  Menschlichkeit"  keinen  töten  dürfe,  den  Nächsten 
lieben  müsse  und  abrüsten  wolle.  Der  Mann  wurde  dann  zur  Beobachtung 
in  die  Charite  geschickt.  Das  Gutachten  konnte  nur  dahin  abgegeben 
werden,  daß  M.  wohl  ein  Mensch  mit  überwertiger  Idee  sei,  daß  aber  keine 
Geisteskrankheit  vorliege.  Es  fanden  sich  bei  ihm  keinerlei  Verfolgungs- 
oder Größenideen.  M.  schwelgte  nicht  in  einem  besonderen  Martyrium, 
glaubte  nicht,  etwas  Besonderes^  mit  seinem  Verhalten  zu  erreichen,  sondern 
wollte  nur  das  tun,  was  seine  Überzeugung  erforderte.  M.  wurde  bestraft^ 
und  als  er  dann  später,  1902,  wieder  zu  einer  Übung  einberufen  wurde, 
weigerte    er    sich    von    neuem,    dieselbe   mitzumachen.     Es   kam   zu  einer 


1178  Gerichtliehe  Psychiatrie. 

aweiten  Begutachtung,  die  genau  zu  demselben  Resultat  führte  wie  die 
erste.  Auch  jetzt  fehlten  Verfolgungs-  und  Übersehätzungsideen.  Obwohl 
M.  natürlich  vielfach  verspottet  wurde,  war  er  dabei  nicht  zur  Bilduog 
eines  Verfolgungswahns  gekommen.  Bemerkenswert  ist,  daß  M.  beim  zweiten 
Male  auch  zugestand,  er  würde  seiner  Militärpflicht  auch  genügen,  wenn  er 
aufgefordert  würde^  sich  als  Arbeitssoldat  zu  beschäftigen,  und  einräumte, 
daß  er  nicht  so  handeln  könne  wie  jetzt,  wenn  er  Frau  und  Kinder  hätte. 

(AiUorefei-at.) 

Für  eine  Zusammenarbeit  der  beiden  Berufsgattungen  sei  nach 
V.  Jagemann  (80)  zunächst  eine  Überschau  des  Arbeitsfeldes  und  der 
Methoden  nötig;  vorwiegend  auf  dem  Gebiet  der  Kriminalistik  wurde  sie 
versucht,  Zivil-  und  Prozeßrecht  andern  vorbehaltend. 

Die  forensische  Psychologie  im  Strafrecht  habe  zunächst,  seit  1830 
etwa,  zu  einiger  Differenzierung  der  Person  nach  ihren  Eigenschafben  geführt, 
doch  ohne,  daß  die  Willensfreiheit  tiefer  gehenden  Anfechtungen  ausgesetzt 
gewesen  »ei.  Ein  Umschwung  sei  Anfangs  der  70er  Jahre  durch  das  Ein- 
dringen der  Lehre  Lombrosos  vom  Delinquente  nato  erfolgt,  doch  hätten 
die  deutschen  Mediziner,  nachdem  eine  Periode  übertriebenen  Suchens  nach 
Psychosen  überwunden,  sich  auf  Grund  exakter  Forschungen  vorwiegend 
davon  abgewandt;  auch  die  Lehre,  daß  ethische  Defekte  für  sich  allein 
eine  Geisteskrankheit  darstellten  (Moral  insanity),  sei  nicht  wieder  auf- 
gegeben. 

Geblieben  sei  dagegen  als  Resultat  die  Erkenntnis,  daß  das  Ver- 
brechertum massenweise  somatisch  degeneriert  sei,  und  die  Hinlenkung  der 
Strafrechtsanffässung  von  dem  zuvor  fast  allein  gepflegten  objektiven  Moment 
(Bestrafung  des  Verbrechens)  auch  auf  das  subjektive  (Bestrafung  des 
Verbrechers),  woran  eine  Reihe  von  Konsequenzen  hingen,  insbesondere 
das  Studium  des  Verbrechers,  die  andere  Schätzung  des  Gefängniswesens, 
der  Psychiatrie.  Es  sei  eine  Bildungsnotwendigkeit  für  den  Juristen, 
psychoforensische  Kenntnis  zu  haben. 

Aber  Aufgabe  und  Schranken  seien  für  die  zwei  Berufe  verschieden. 
Die  Führung  der  Forschung  auf  diesem  Gebiet  gebühre  dem  Mediziner, 
und  letztere  sei  schrankenlos.  Der  Jurist  sei  Fragsteller  und  Nutznießer 
der  Resultate,  Skeptiker  gegenüber  bloßen  Forschungsphasen. 

In  der  forensischen  Praxis  könne  nur  die  Anwendung  der  lex  lata, 
auch  für  den  nicht  mit  ihr  einverstandenen  Arzt,  stattfinden,  und  müsse  der 
Jurist  medizinische  Abweichungen  von  ihr  zurückweisen.  Die  lex  ferenda 
dagegen  sei  beiden  Teilen  ein  Feld  gleichmäßigen  Ringens  und  Fort- 
schreitens, der  Jurist  habe  dabei  mit  dem  gesunden  Eklekticismus  der 
Staatskunst  die  überzeugenden  Forschungsergebnisse  für  das  öffentliche  Wohl 
im  großen  nutzbar  zu  machen. 

Anliegend  die  Forschungsmethoden,  zunächst  nach  der  Seite  der 
Mittel,  beleuchtet  der  Vortrag  die  Licht-  und  Schattenseiten  der  Statistik 
und  der  Individualpsychologie,  —  sodann  in  Hinsicht  des  Forschungszwecks, 
das  moderne  Hervortreten  der  Aufsehließung  des  psychosomatischen  Appa- 
rats, mit  besonderer  Würdigung  der  Psychologie  der  Aussage. 

Sodann  wird  der  psychologische  Gesichtspunkt  mit  den  praktischen 
Reformzielen  der  Kriminalistik  in  Verbindung  gesetzt  (Revision  des  Straf- 
und  Prozeßrechts),  dabei  aber  der  Verwertbarkeit  medizinischer  Anschau- 
ungen die  Grenze  des  praktisch  Möglichen  und  Nützlichen  entgegengestellt, 
insbesondere  gegen  die  Abschaffung  des  Strafmaßes  (Kraepelin),  gegen  die 
Umwandlung  des  Strafrechts  in  ein  Heilrecht  und  gegen  die  Zerstörung 
des  Schuldbewußtseins  Stellung  genommen  und  als  eine  Hauptfrucht  psycho- 


Gericktliehe  Payoktatrie.  1179 

logischer  Yertiefang  die  Prävalierung  de»  Erziebnng^edankens  oiebt  UoB 
für  das  Strafwesen,  sondern  auch  für  die  PräTentiom  (vgl.  Zwangserziehung, 
Kampf  gegen  die  Trunksucht)  bezeichnet. 

Eüne  Reibe  eiugeflochtener  Erfahrungen  aus  der  legislativen  und  ad- 
ministratiTon  Praxis  begleitet  diese  Leitsatze  bis  zu  dem  zusammenfassenden 
Schln&worte,  als  gemeinsames  Ziel  zu  proklamieren,  dafi  der  ethisch  nicht 
Verantwortliche  vor  der  Yermengung  mit  dem  Schuldigen  geschützt,  da- 
gegen Staat  und  Geselkcbaft  im  Kampf  gegen  die  Schädlinge  des  gemeinen 
Wohls  mit  einem  guten  medizinischen  Heft,  zugleich  aber  mit  einer  starken 
joristischen  Klinge  ausgestattet  sein  mögen.  (Autoreferat.) 

Scbaffer  (159)  teilt  die  normalen  Affekte  in  zwei  Phasen:  1.  die  dem 
seelischen  Insulte  folgende  reäektoriscbe  oder  impulsive  Phase,  2.  die  darauf- 
folgende assoziative  Phase,  in  welcher  die  Paralysierung  der  primären  Ent- 
scUüsse  assoziativ  erfolgt.  Bei  pathologischen  Individuen  bildet  sich  bloB 
die  erste  Phase  aus,  und  zwar  dem  Grade  der  Degeneration  entsprechend 
in  rerschiedener  Weise:  a)  bei  den  leichtesten  Gradea  kommt  es  zu  einer 
Einengung  des  Bewußtseins,  ohne  qualitative  Veränderung  desselben;  b)  bei 
schwereren  Graden  kommt  es  zu  einer  Verstärkung  dieses  Zustandes  mit  lücken- 
hafter oder  summarischer  Reproduktion;  c)  bei  den  alterschwersten  Graden 
kommt  es  zu  einer  hochgradigen  Einengung  des  Bewußtseins,  mit  Amnesie 
und  Automatismus.  Bei  allen  diesen  abnormen  ßewußtseinszuständen  hat 
die  auf  psychische  Einfiiisse  sich  verändernde  kortikale  Innervation  großen 
Einfluß.  Das  Rindenzentrum  kommt  als  vasomotorisches  Zentrum  bei  dem 
psychischen  Insult  in  einen  Reizzustand,  und  dies  bedeutet  eine  arterielle 
Anämie  für  die  Hirnrinde,  welche  wieder  das  physiologisch  wichtigste  Corro- 
hurium  des  Bewußtseinszustandes  ist.  Das  vasomotorische  Zentrum  Degene- 
Tierter  kann  als  bedeutend  reizbarer  betrachtet  werden,  wodurch  die  erhöhte 
Reaktion  bei  jedem  Reize  erklärlich  ist,  was  in  stärkerer  kortikaler  Anämie 
zum  Ausdrucke  gelangt.  Seh.  bezeichnet  die  Zurechnungsfahigkeit  sub  a) 
als  beschränkt,  sub  b)  als  nahe  der  Unzurechnungsfähigkeit,  jene  sub  c)  als 
vollkommen  mangelnd,  und  rechnet  hierher  die  hysterischen  und  epileptischen 
'Dämmerzustände.  (Hudovermif,) 

Es  handelt  sich  in  dem  von  Plehn  (144  a)  mitgeteilten  Fall  1.  um 
ein  epileptisches  Äquivalent  in  Gestalt  von  Dämmerzustand.  Der 
junge  Kaufmann  wurde  bewußtlos  in  einer  Berliner  Straße  aufgefunden  und 
von  der  Polizei  im  Urbankrankenhause  eingeliefert.  Als  er  am  folgenden 
Tage  zu  sich  kam,  ließ  sich  erfahren,  daß  der  Patient  vor  4  Tagen  aus 
Stettin  abgereist  ist,  wo  er  seine  Familie  hat  und  als  Kaufmann  in  Stellung 
ist.  Er  weißt  nur,  daß  er  einen  Zug  auf  dem  Bahnhof  stebn  sah  und  ab- 
reißte.  Weshalb?  Wohin?  Vermag  er  nicht  zu  sagen.  —  Er  ist  dann 
4  Tage  und  4  Nächte  durch  die  Straßen  von  Berlin  geirrt,  hat  auch  gegessen 
und  gelegentlich  ein  Glas  Bier  getrunken,  weiß  aber  nicht,  wo  und  unter 
welchen  umständen.  —  Während  seines  traumhaften  Zustandes  erblickte 
er  wiederholt  seinen  (kaufmännischen)  Chef,  mit  dem  er  auf  gespanntem 
Fuße  steht  —  Schon  vor  einem  Jahre  machte  er  eine  Reise  unter  ähn- 
liehen Umständen  nach  Breslau. 

2.  Die  45  jährige  Frau  K.  litt  vor  6  Monaten  an  syphilitischen  Haut- 
eruptionen, welche  nach  ihrer  BeschaflEenheit  auf  eine  etwa  S— -4  Jahre  zu- 
rückliegende Infektion  deuteten.  Zurzeit  bestand  fast  komplette  Lähmung 
heider  Beine  und  Parese  der  Arme,  besonders  im  Radialisgebiet.  Ferner 
Kribbeln  und  Taubheitsgefühl  in  Armen  und  Beinen,  sowie  starke  Atrophie 
der  Beinmuskulatur;  Fehlen  der  Reflexe  usw.  Endlich  hochgradige  Kurz- 
atmigkeit und  Erbrechen  als  Ausdruck  der  Beteiligung  von  Vagus,  Phrenikus 


1180  Gerichtliche  Psychiatrie. 

und  Sympathikus  an  der  multiplen  Neuritis.  Im  Krankenhaus,  wohin  die 
Pat.  überführt  wurde,  traten  in  nächster  Zeit  noch  psychische  Störungen 
mit  Illusionen  und  Halluzinationen  hinzu,  ohne  daß  die  Zeichen  einer  Herd- 
erkrankung im  Hirn  sich  hätten  nachweisen  lassen.  Also  das  Bild  der 
Korsakoffschen  Psychose  der  Polyneuritiker.  unter  wiederholter,  ener- 
gischer Hg-spritzkur  fast  vollkommene  Heilung.  (AutoreferaL) 

Oberndorf  er  und  Steinharter  (137)  versuchen  die  Bedeutung  der 
Posthypnose  in  medizinischer  und  juristischer  Hinsicht  klar  zu  stellen  und 
kommen  zu  folgenden  Ergebnissen:  Es  gebe  zwar  posthypnotische  Aufträge, 
doch  sei  es  unwahrscheinlich,  daß  sie  juristisch  eine  Rolle  spielen.  Der 
Versuch,  ein  Verbrechen  in  Posthypnose  ausführen  zu  lassen,  sei  kaum  denkbar. 
Der  in  Posthypnose  Handelnde  sei  kein  willenloses  Werkzeug  und  strafbar. 
Meist  sei  es  die  Hysterie,  auf  deren  Boden  die  Posthypnose  gedeihe.  In 
zivilrechtlicher  Beziehung  sei  die  Hypnose  und  Posthypnose  von  verschwinden- 
der Bedeutung.  (limdix.) 

Die  neueren  Experimente  zur  Psychologie  der  Aussage  haben  gezeigt, 
daß  im  allgemeinen  Auffassungs-,  Merk-  und  Reproduktions-Vermögen  jedes 
Menschen  so  funktionieren,  daß  das  schließliche  Resultat,  die  Aussage,  io 
erheblichem  Maße  von  der  objektiven  Wahrheit  abweicht  Auf  Grund  der 
in  neuester  Zeit  besonders  durch  Experimente  aufgeklärten  Theorie  der 
Aussage-Psychologie  stellt  Lipmann  (106)  folgende  Forderungen  auf. 
1.  Bei  der  Vernehmung  von  Zeugen  siud  Fragen  tunlichst  zu  vermeiden. 
Eventuelle  Fragen  sind  mit  in  das  Protokoll  aufzunehmen.  2.  Suggesti?- 
fragen  sind  völlig  zu  vermeiden.  3.  Die  Fahrlässigkeit  bei  der  falschen 
Aussage  soll  nicht  strafbegründend  sein.  4.  Die  suggestive  Wirkung  der 
durch  die  Presse  gebrachten  Berichte  ist  zu  beseitigen,  zum  mindesten  bei 
der  Wertung  der  Aussagen  zu  berücksichtigen.  5.  Eine  Rekognition  kann 
nur  dann  als  gültig  erkannt  werden,  wenn  der  Zeuge  den  vermutlichen  Täter 
aus  einer  Reihe  womöglich  ihm  etwas  ähnelnder  Personen,  bezw.  ein  Porträt 
aus  einer  Reihe  solcher  Porträts  heraus  wiedererkennt.  6.  Auf  die  Aus- 
sagen geisteskranker  und  geistesschwacher  Personen  sowie  von  Kindern 
allein  hin  darf  keine  Verurteilung  erfolgen.  7.  Zeugen,  die  Aussagen  von 
entscheidender  Wichtigkeit  machen,  besonders  wenn  letztere  von  den  Aus- 
sagen anderer  Zeugen  in  wesentlichen  Punkten  abweichen,  sind  von  psycho- 
logisch geschulten  Sachverständigen  auf  ihre  Glaubwürdigkeit  zu  untersuchen. 
8.  Der  Richter  muß  mehr  als  bisher  kriminalpsychologisch  vorgebildet  sein. 

(Bendix.) 

Bischoff  (18)  führt  in  einem  Gutachten  über  einen  vielfach  vor- 
bestraften Menschen,  der  objektiv  reflektorische  Pupillenstarre  aufwies  und 
als  Dementia  paralytica  imponierte,  aus,  daß  Inkulpat  zwar  auf  Grund  alter 
Gehirnrückenmarkserkrankung  an  tabesartigen,  nervösen  Störungen  leide, 
aber  nicht  geisteskrank  sei.  B.  glaubt,  daß  auch  hier  Simulation  vorliege 
und  der  Gebrauch  der  Vernunft  zur  Zeit  des  Deliktes  nicht  aufgehoben  war. 

(Benäx.) 

Oross  (67)  teilt  ein  Gutachten  über  einen  Fall  von  Pseudo-Quäru- 
lantenwahn  mit.  Es  handelte  sich  um  einen  schwer  psychopathischen  Mann, 
der  seit  Jahren  als  nicht  voll  zurechnungsfähig  zu  erachten  war,  dessen 
psychische  Alteration  aber  keine  so  schwere  war,  daß  die  freie  Willens- 
bestimmung zur  Zeit  der  Begehung  der  strafbaren  Handlungen  völlig  aus- 
geschlossen war.  Er  war  belastet,  zeigte  eine  Reihe  nervöser  Störungen, 
war  sehr  reizbar  und  litt  an  einer  starken  Selbstüberschätzung.  Er  hatte 
eine  der  Norm  nicht  entsprechende  Rechtsauffassung,  die  ihm  in  Widerspruch 
mit  der  Rechtsauffassung  der  Richter  und  Zeugen  brachte.     Er  bewies  bei 


Gerichtliche  Psychiatrie.  1181 

der  Geltendmachung  seines  vermeintlichen  Rechtes  eine  unglaubliche  Hart- 
näckigkeit und  Leidenschaftlichkeit  und  hielt  sich  nicht  an  den  Rechtsweg 
und  das  rechtsgültig  entscheidende  Urteil.  (Bendia,) 

Ouddens  (68)  Schlußsätze  zu  seiner  Abhandlung  über  die  physio- 
logische und  pathologische  Schlaftrunkenheit  lauten:  Das  hervorragendste 
Zeichen  der  Schlaftrunkenheit  ist  eine  Verschiebung  in  der  Wiederkehr  der 
Besonnenheit  und  der  Aktionsfähigkeit.  —  Die  Ausbildung  der  Schlaftrunken- 
heit wird  sehr  häufig  begünstigt  durch  die  Schwäche  oder  das  Fehlen  von 
bestimmten  Eindrücken  vor  dem  Einschlafen,  welche  für  die  rasche  Wieder- 
kehr der  Besonnenheit  bei  dem  Erwachen  von  Bedeutung  sind.  In  gleicher 
Weise  begünstigend  wirkt  das  längere  Vorhandensein  von  ängstlichen  Affekten 
vor  dem  Einschlafen.  Für  das  Denken  und  Handeln  der  Schlaftrunkenen 
spielt  das  normalerweise  schon  mit  vorzeitigem  Erwachen  verknüpfte  Unlust- 
gefühl  eine  Rolle.  Die  pathologische  Schlaftrunkenheit  erstreckt  sich  bei 
gewissen  Komplikationen  (unsanfte  Behandlung  oder  Trauma  des  Schlaf- 
trunkenen) nicht  selten  über  einen  längeren  Zeitraum.  Die  alkoholische 
Schlaftrunkenheit  geht  deshalb  oft  in  einen  pathologischen  Rauschzustand 
über.  (Bendia,) 

Margnlies  (114)  teilt  die  Krankengeschichten  einiger  Fälle  von 
Selbstanklagen  bei  Paranoia  mit,  als  Folgen  paranoischer  Wahnbilduug, 
wobei  die  Kranken  nicht  nur  an  die  Realität  der  Verfolgungen,  sondern 
auch  an  die  Realität  ihres  Inhaltes  glaubten.  Es  handelte  sich  im  ersten 
Falle  um  einen  Mann,  der  sich  selbst  als  Brandstifter  anschuldigte,  offenbar 
aber  an  Paranoia  litt  und  unter  dem  Eindruck  seiner  Wahnvorstellungen 
sich  für  den  Täter  hielt.  An  melancholischen  Symptomen  hatte  er  nie 
gelitten. 

In  einem  anderen  Falle  entwickelt«  sich  bei  einem  32jährigen  Bürsten« 
bindergehilfen,  der  von  Haus  aus  intellektuell  minderwertig  veranlagt  und 
durch  ein  Ohrenleiden  (Schwerhörigkeit)  zum  Mißtrauen  neigte,  eine  akute 
Psychose  mit  ausgesprochener  paranoischer  Wahnbildung.  Als  der  Kranke 
für  seine  Arbeit  ReiBwurzeln  aussuchen  will,  bemerkt  er  auf  einem  Packete 
einen  Stein  und  glaubt,  daß  man  ihn  für  einen  Dieb  hält.  Bald  aber  be- 
ginnt er  sich  selbst  des  Diebstahls  anzuklagen. 

Fall  8  betrifft  einen  66  jährigen  Parkwächter,  dem  wegen  Phlegmone 
der  rechte  Vorderarm  amputiert  wurde,  und  der  längere  Zeit  Verfolgungs- 
ideen äußerte.  Als  ein  unaufgeklärter  Doppelmord  passiert  war,  glaubt  er, 
daß  man  ihn  beobachte  und  schließlich,  daß  er  den  Mord  begangen,  aber 
es  vergessen  habe.  Er  erhebt  gegen  sich  selbst  Anklage,  das  kleine  Mädchen 
vergewaltigt  und  getötet  zu  haben.  (Bmdix,) 

Markovac  (116)  teilt  einen  Fall  von  Selbstbeschuldigung  bei  einem 
epileptischen  Bäckergehilfen  mit,  der  angab,  bei  einem  an  einem  Postillon 
verübten  Morde  mitbeteiligt  gewesen  zu  sein,  nach  Angaben  seines  Meisters 
und  der  angeblichen  Missetäter  aber  gar  nicht  das  Haus  verlassen  hatte. 
Später  gab  er  zu,  sich  nur  den  ganzen  Vorgang  eingebildet  zu  haben  und 
infolge  der  Epilepsie  öfters  geistig  verwirrt  zu  sein.  (Bendxx,) 

Reichel  (152)  macht  auf  die  Tatsache  aufmerksam,  daß  Prostituierte 
in  foro  ihren  Zuhälter  zu  entlasten  suchen,  aus  Eifersucht  aber  häufig  zu 
Belastungszeugen  werden.  (Beudix,) 

Sieber  (169)  teilt  einen  an  sich  selbst  beobachteten  Fall  von  Schlaf- 
trunkenheit mit  S.  hatte  eines  Nachts,  nachdem  er  vorher  durch  eine 
Spukgeschichte  (nächtliche  Störung  durch  Klingeln  und  Lärm  vor  seiner 
Tür)  sich  aufgeregt  hatte,  in  der  Schlaftrunkenheit  seine  neben  ihm  schlafende 


1182  Therapie  der  Geisteskrankikeiten,  AosUltswesen,  Wärterfrage  etc. 

Fma  fest  am  Ann  gepackt  uuter  lauten  Ausrufen  in  dem  Glauben,  deo 
Täter  erwischt  zu  haben,  und  war  erst  nach  einiger  Zeit  wieder  zur  klarea 
Kinsicht  gekommen.  (Bendix,) 

Weber  (190)  berichtet  über  zwei  Fälle  Ton  chronischer  Paranoia 
hinsichtlich  der  Anstaltspflegebedürftigkeit,  Entlassung,  Geschäftsfähigkeit, 
Entmündigung  und  zivil-  und  stra^esetzlichen  Verantwortlichkeit  d^ 
Kranken.  Der  eine  der  Fälle  hatte  insofern  ein  Interesse^  weil  er  trotz 
seiner  schweren  Paranoia  und  teilweise  unter  dem  Einfluß  einzelner  Symptome 
derselben  jahrelang  ein  lukratives  Geschäft  als  medizinischer  Kurfusdier 
getrieben  hatte.  Der  andere  war,  als  interessantes  Pendant  dazu,  in  gleicher 
Weise  auf  kirchlichem  Gebiet  gewissermaßen  als  Eurfuscher  tätig.  Da  in 
beiden  Fällen  trotz  des  langen  Bestehens  der  Krankheit  eine  mehr  als  ge- 
wöhnliche Leistungsfähigkeit  trotz  lebhafter  Sinnestäuschungen  in  dem  einen 
und  hartnäckiger  Wahnideen  in  dem  anderen  Falle  erhalten  blieb,  so  konnte 
ohne  weiteres  die  zivil-  und  strafrechtliche  Zurechnungsfähigkeit  nicht  aus- 
geschlossen werden,  und  ebenso  genügt  die  Tatsache,  daß  einzelne  verhälttti«- 
mäßig  unbedeutende  gemeingefährliche  Handlungen  begangen  wurden,  nicht 
zu  einer  dauernden  Internierung  in  einer  Anstalt.  (Bendix.) 


Therapie  der  fieisteskraiklieitei,  Anstaltswesen,  Wärterfrage  etc. 

Referent:  Dr.  B.  Ascher-Berlin, 

1.  Ab  bot,  E.  Stanley,  A  ßeception-Observation  in  Boston.  The  Joorn.  of  Nenr.  and 
Mental  Disease.    Vol.  32,  p.  881.    (SHzwissImrIelit) 

2.  Alexander,  H.  de  M.,  A  Note  on  Veronal  as  a  Hypnotic  and  Sedative  in  M«ntsl 
Affections.     The  Journ.  of  Mental  Science.    Vol.  LI,  p.  137. 

3.  Algeri,  Kelazione  sul  manicomio  di  Quarto  al  Marc.  Riv.  sperim.  di  Fren.  Vol.  31, 
p.  423.   (Sifsnagsbertefat.) 

4.  Alt,  Konrad,  Die  Wiener  üeilversuche  an  Paralytikern.  Psych.-N«arol.  Wochensckr. 
Vll.  Jahrg.,  No.  2,  p.  13. 

5.  Derselbe,  Nochmals  mein  Standpunkt  in  Frage  der  höchstzulässigen  AnstaltsgrÖsse. 
Gentralbl.  f.  Nervenheilk.    No.  131,  p.  84. 

6.  Aratarit,  Contribntion  a  Tetude  dii  bromdiethylacetamide  (neuronal);  son  »ctioü 
hypnotique  et  sedative  chez  les  alienes.     Tlitee  de  Paris. 

7.  Arthur,  D.  H.,  Gawanda  State  Homeopatkic  Uospatal  for  the  losane.  N.  Ain.J<Hira. 
Hoemoeop.  N.  Y.    LIII.    77—83. 

8.  Ayer,  Some  Facts  Regarding  the  Early  Care  of  the  Insane  in  Massachusetts,  with 
Special  Reference  to  the  Boaton  Alshous«.  Tlie  Jo-urn.  of  Nerv,  and  Mental  Disease. 
Vol.  32,  p.  532.    (Sitzungsberieht.) 

9.  Ballet,  Gilbert,  Le  service  des  delirants  de  l'Hotel-Dieu.  La  Presse  medicale. 
No.  56,  p.  441. 

10.  Barcia  Caballero,  J.,  Un  caso  di  mania  curado  por  interferencia.  Rev.  espec. 
med.   Vm.    131-133. 

11.  Barr,  M.  W.,  lastitutions  for  Mental  Defectives.  Charlotte  M.  Journ.  XXVil. 
223—226. 

12.  Bayerthal,  Jahresbericht  über  die  schulärztliche  Tätigkeit  an  den  Hilfsklassen  der 
städtischen  Volksschule  in  Worms  (Schuljahr  1904/05). 

13.  Behrendt,  PauU  Die  Anstalten  der  Inneren  Mission  (die  ^Bodelsdiwiagacben  An- 
stalten") zu  Bethel  bei  Bielefeld.     Archiv  für  soziale  Medizin.    Bd.  II,  p.  10. 

14.  Belletrud,  Le  regime  de  la  vie  normale  ä  Fhopital  des  raaladles  mentales  do  Var. 
Revue  de  Psychiatrie.   Vol.  IX,  p.  237. 

15.  Derselbe  et  Mercier,  Quelques  r^flexions  sur  le  recratement  des  infirmiers  dans  les 
asiles,  sur  la  joumee  de  huit  heures  et  sur  Porganisation  des  retraites.  Ann.  med.- 
psychol.    Juli/Aug.    p.  49. 

16.  Belmondo,  E.,  Piroblemi  ni^nti  di  tecniea  znanicomiale.  Riv.  sperim.  di  Fren. 
Vol.  31,  p.  S54.   (Sitzungsbericht) 


Therapie  der  Oeisteskraokkeiten,  AcMtaitsweaeo,  Wärterfrage  ete.  1183 

17.  Bericht  über  die  im  Königreich  Württemberg  bestehenden  Staats-  und  PriTat- 
anstalten  für  Geisteskranke,  Schwachsinnige  und  Epileptische  auf  das  Jahr  1905. 
Stuttgart. 

18.  Berlin g,  R.  £.,  The  Use  of  Hyoscine  hydrobromate  in  the  Treatment  of  the  Mor- 
phine Habit,  with  Report  of  Gase«.     California  State  Journ.  of  Med.    III.    211, 

19.  Berti  Hon  et  Pamart,  Le  traitement  psychomecanique  de  la  kleptomanie.  Arch. 
de  Keurol.   p.  378.    (Sltuingsberieht.) 

tO,  Binswanger,  Otto,    Grundzflge  zur  Behandlung  der  Geisteskrankheiten.     Deutsche 

Mediz,  Wocheuschr.    No.  10,  p.  369. 
!^1.  Derselbe,   Die  Nervenabteilung  der  psychiatrischen  Klinik  in  Jena.     Kor.-Bl.  d.  allg. 

ärztl.  Ver.  V.  Thüringen.    XXXIV.    302-311. 
29.  Blanchini,   M.  L.,    Kicerche   cliniche   sul   bornyval  come  sedativo  e  ipnotico  nelle 

malattie  mentali  e  nervöse.     Riforma  med.    XXI.    714 — 7l7. 

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85.  Brigham,  J.,    Libraries  in  the  State  Institution.     BulL  Jowa  Inst.    VU.    826 — 349. 
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48.  Comby,  J.,  Maladie  de  Maurice  Raynaud  chez  Tenfant     Arch.  de  med.  des  enfants. 

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49.  Coulonjou,  E.,  Personel  medical  des  Asilee  d'alienes.  Arch.  de  Neurol.  Vol.  XIX^ 
p.  110. 


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in  Göttingen.  Unter  besonderer  Berücksichtigung  des  Sanatoriums  „Rasemühle^. 
Klin.  Jahrbuch.    Bd.  XIV,  H.  1,  p.  1. 

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berichten erstattet.     Psych.-neurol.  Wochenschr.    VI.  Jahrg.,  No.  41,  p.  397. 

61.  Denkschrift,  betreffend  die  besonderen  Verhältnisse  und  Bedürfnisse  für  Idioten 
und  Epileptische  im  Rahmen  der  Irrengesetsgebung,  überreicht  von  der  Vereinigung 
deutscher  Anstalten  für  Epileptische.     Idstein.    1904. 

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67.  Dewitz,  Otto  v.,  Beiträge  zur  Hilfsschulirage.    Inaug.-Diss.   Freibarg  i/B. 

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wünschenswert?     AUgem.  Zeitschr.  f.  Psych.    Bd.  62,  p.  372. 

69.  Doutrebente,  Psychose  aigue,  embarras  gastrique,  alitement,  purgatifs  salins,  gueri- 
son  rapide.     Ann.  med.-chir.  du  Gentre.    No.  12,  p.  241. 

70.  Drastich,  B.,  Leitfaden  des  Verfahrens  bei  Geisteskrankheiten  und  zweifelhaften 
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73.  Edel,  Max,  Sind  Aerzte  als  Inhaber  von  Privatkrankenanstalten  verpflichtet,  ihre 
Firma  ins  Handelsregister  eintragen  zu  lassen?  AUgem.  Zeitschr.  f.  Psych.  Bd.  62, 
p.  456.   (Sitaungsberieht.) 

74.  Engelskjön,  Nieuwe  geneeswijze  van  chronisch  morphinisme.  G^neesk.  Conrant 
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79.  Fere,  Gh.,   Le  traitement  des  alienes  dans  les  f amilies.     Paris.    F.  Alcan.    IIL  Aufl- 

80.  Ferrari,  La  organizzazione  degli  istitnti  per  deficienti.  Riv.  sperim.  di  Freniatris. 
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Carl  Marhold. 
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rechten  Stimhirn.    Verh.  des  Chirurg.-Congr.  Berlin. 
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Wiener  klin.  Wochenschr.    No.  10,  p.  253. 

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HO.  Derselbe.  Psychiatrisch-pädagogische  Behandlung  bei  Jugendpsychosen.  Neurol. 
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121.  Hüf  1er,  Emil,  Die  städtische  Nervenheilanstalt  zu  Chemnitz  nebst  einigen  Bemerkungen 
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Nebst  einigen  Bemerkungen  über  Dioninsubstitution.  Wiener  klin.  Wochenschrift. 
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242.  Schenk,  P.,  Bekämpfung  des  Alkoholisraus  und  medizinische  Wissenschaft.  Hygien. 
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256.  Sigel,  Julius,  Beitrag  zur  Frage  der  Spätgenesung  von  Psychosen.  Allgem.  Zeitschr. 
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266.  Derselbe,  Die  Familieupflege  in  Mauer-Oehling.     ibidem.     VI.  Jahrg.     p.  206. 

267.  Derselbe,  Die  Dauernachtwache,     ibidem.     No.  38,  p.  349. 

268.  Stein,  Philipp,  Behandlung  der  Erregungszustände  Geisteskranker.  Orvosi  HetUap. 
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Therapie  der  Geisteskrankheiten,  Anstaltswesen,  Wärterfrage  etc.  1191 

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278.  Tavernari,  La  composizione  della  dlaria  dei  ricoverati  nel  manicoml  e  suUe  yaluta- 
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289.  Wahrend orff,  Rudolf,  Bauliche  Entwickelung  der  Pflegeabteilung  der  Iltener 
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295.  Weygandt,  Ueber  die  Schwachsinnigenfürsorge  in  Oesterreich,  Deutschland,  Frank- 
reich, und  England.     Neurol.  Centralblatt.     p.  9H9.     (Sitzungsbericht.) 

296.  Wiehl,  E.,  Ueber  Beruhigungsmittel  bei  Geisteskrankheiten.  Die  Bett-,  Wach- 
abteilungs-  und  Bäderbehandlung.  3Iedicin.  Corresp.-Blatt  des  Württemb.  ärztlichen 
Landesver.     Bd.  LXXV,  No.  50,  p.  997. 

296a.  Witte,  M.  E.,  As  to  SurgeiT  for  the  Relief  of  the  Insane  Conditions.  Bull.  Jowa 
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297.  Würth,  Ueber  Trichophytie  und  andere  Nebenwirkungen  der  Dauerbäder.  Psjxhiatr.- 
neurologische  Wochenschrift.     VIT.  Jahrgang.     No.  31,  p.  289. 

298.  Derselbe,  Welche  Einrichtungen  erfordert  bei  dem  heutigen  Stande  unserer  therapeuti- 
schen Bestrebungen  die  Irrenanstalt?     AUgem.  Zeitschr.  f.  Psychiatrie.    Bd.  62,  p.  79. 

299.  Younger,  B.  G.,  On  the  Menagement  of  Insanity  in  Private  Practice,  with  Some 
Hints  as  to  Prognosis.     3Ied.  Brief.     St.  Louis.     X'XXIII.     11—17. 

300.  Zangger,  T.,  Die  Lage  unserer  Geisteskranken.  Schweiz.  Bl.  f.  Gesundheitspflege. 
Zürich.     1904.     XIX.     97,  109. 

301.  Ziehen,  Th.,  Die  Behandlung  akuter  Erregungszustände  und  Delirien  bei  Geistes- 
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302.  Zuzak,  Hugo,  Die  Anstaltspflege  der  Irren  im  Heere.  Der  ^lilitärarzt.  No.  15,  17,  18. 
(zu  Wien.  Med.  Wochenschr.     No.  38.) 


1192  Therapie  der  Geisteskrankheiten,  Anstaltswesen,  Wäfterfrage  ete. 

IrrenpflegB  Im  allgemBiBBn. 

Schwabe  (249)  nennt  drei  Wege,  auf  welchen  dem  Kreisarzt,  dem 
die  dauernde  Fürsorge  für  Geisteskranke,  Epileptische  und  Idioten  zur 
Pflicht  gemacht  ist,  die  AuMndung  dieser  Kranken  gelingen  kann,  1.  durch 
seine  persönliche  Berührung  mit  den  Kreisinsassen,  2.  durch  die  Informa- 
tionen durch  die  staatlichen  und  kommunalen  Behörden,  3.  durch  gemein- 
sames Arbeiten  mit  den  leitenden  Ärzten  an  den  zuständigen  öffentlichen 
und  privaten  Anstalten.  Die  Ausübung  der  Fürsorge  soll  eventuell  eine 
eingreifende  sein  und  zur  Überweisung  in  eine  Anstalt  führen.  Es  soll  der 
Kranke  überwacht  werden  ,und  eventuell  schwererer  Erkrankung  labiler 
Personen  durch  rechtzeitige  Übernahme  in  ärztliche  Behandlung  vorgebeugt 
werden.  Der  Beschaffenheit  der  für  die  vorläufige  Internierung  geßLbrlicher 
Geisteskranker  dienenden  Lokalitäten  muß  ein  wachsames  Auge  gewidmet 
werden.  Die  Bevision  der  Pflegestellen  ist  ferner  Sache  des  Kreisarztes. 
Die  Ziele  der  Irrenhilfsvereine  hat  er  zu  unterstützen.  Schließlich  umgrenzt 
Verf.  den  Begriff  der  Gemeingefährlichkeit  dahin,  daß  diese  vorliegt,  wenn 
Gesundheit  und  Leben  der  engeren  und  weiteren  Umgebung,  die  Sittlich- 
keit der  Familie  und  der  Öffentlichkeit  gefährdet  oder  die  öffentliche  Buhe, 
Ordnung  und  Sicherheit  in  dem  Maße  gestört  wird,  daß  andauernd  Polizei- 
gewahrsam notwendig  wird,  oder  wenn  auf  Grund  verbrecherischer  Neigungen 
nachweislich  Leben,  Gesundheit  und  materielles  Gut  der  Mitmenschen  ge- 
schädigt wird,  endlich  wenn  in  Bezug  auf  die  eigene  Person  Neigung  zu 
Selbstbeschädigung  vorliegt. 

Meyer  (180)  berichtet  über  die  Fürsorge  für  die  Geisteskranken  in 
England  und  Schottland,  welche  er  auf  einer  sechswöchentlichen  Studien- 
reise kennen  gelernt  hat.  In  beiden  Ländern  wirken  als  Zentralbehörden 
die  Commissioners  in  lunacy,  welchen  die  Aufsicht  über  die  öffentlichen 
Anstalten  und  die  sachkundige  Kontrolle  über  die  Kranken  in  den  Privat- 
anstalten, vor  allem  aber  in  den  Armenhäusern  und  in  der  Privatpflege  zu- 
steht. Da  zurzeit  die  Aufnahmeformalitäten  sehr  umständlich  und  rigoros 
sind,  steht  jetzt  die  Frage  einer  zweckmäßigen  Behandlung  der  beginnenden 
resp.  kurz  vorübergehenden  Geistesstörungen  auf  der  Tagesordnung,  und 
gehen  die  Wünsche  jetzt  auf  Einrichtung  besonderer  Aufnahmeabteilungen 
an  allgemeinen  Krankenhäusern. 

Bei  den  neueren  Anstalten  tritt  die  Tendenz  zum  Villenstil  hervor. 
An  einzelnen  Anstalten  bestehen  eigene  Sanatorien  für  Tuberkulöse.  In 
einigen  Anstalten  sind  2000-3000  Insassen;  die  Zahl  der  Arzte  ist  viel- 
fach zu  gering.  Die  innere  Einrichtung  der  Anstalten  ist  verhältnismäßig 
reich  ausgestattet,  sodaß  sie  meist  einen  heimischen  Eindruck  macht.  Nir- 
gends fehlen  Spielplätze.  Isolierräume  sind  meist  in  großer  Zahl  vorhanden; 
zum  Teil  sind  sie  mit  dickem  Gummipolster  versehen  und  zum  Verdunkeln 
eingerichtet.  Die  Anwendung  von  Dauerbädern  wurde  nicht  beobachtet^ 
von  der  Bettbehandlung  wird  wenig  Gebrauch  gemacht.  Dem  Pflegepersonal 
wird  große  Beachtung  und  Sorge  gewidmet.  Die  Familienpflege,  das 
Boarding-out-System  ist  bekanntlich  in  Schottland  besonders  ausgebildet 
Der  sechste  Teil  sämtlicher  Geisteskranker  Schottlands  befindet  sich  in 
Familienpflege.  Verf.  hat  zwei  Dörfer,  Inverness  und  Gastmore  bei  Glasgow 
besucht,  wo  eine  große  Zahl  von  Pfleglingen  untergebracht  ist.  Er  hat  den 
vorzüglichsten  Eindruck  von  denselben  gewonnen. 

Bleuler  (23)  betrachtet  die  Anstaltsbehandlung  der  präcociter  De- 
menten als  ein  Übel,  das  sich  während  der  akuten  Schübe  und  bei  allzu 
argem  chronischen  antisozialen  Verhalten  nicht  vermeiden  läßt     Die  Schäd- 


Therapie  der  Geisteskrankheiten,  AnstaltsweseD,  Wärterfrage  etc.  1193 

lichkeit  ist  darin  zu  sehen,  daß  gerade  diese  Kranken  durch  die  Repression 
gereizt  und  yerschlimmert  werden.  Nun  wird  frischen  Fällen  im  allgemeinen 
draußen  ein  größeres  Interesse  entgegengebracht,  und  es  ist  leicht  möglich^ 
den  Angehörigen  oder  den  Gemeinden  frische  Fälle  zu  übergeben,  sobald 
sie  sich  nur  halbwegs  geordnet  aufführen.  Daher  ist  Verf.  für  frühe  Ent- 
lassung der  Katatoniker,  sobald  nur  jemand  die  Mühe  der  Besorgung  und 
der  Verantwortung  übernehmen  will. 

Die  Heilungszahl  sieht  Verf.  nicht  als  Maßstab  für  die  Güte  der 
Anstalt  an;  diese  hängt  vielmehr  von  den  Aufnahmeverhältnissen  ab.  Für 
die  Verblödungspsychosen  hält  B.  die  Anstalt  im  großen  und  ganzen  für 
schädlich;  daher  sofortige  Entlassung  notwendig,  sobald  dieses  manchmal 
notwendige  Übel  vermieden  werden  kann. 

Die  organisierte  Privatptiege  einzuführen  ist  Verf.  bisher  noch  nicht 
gelungen.  Durch  eine  rationelle  Prophylaxe  ist  weiter  eine  Entlastung  der 
Anstalten  zu  erzielen;  es  kommt  in  erster  Linie  Bekämpfung  des  Alkohol- 
genusses in  Betracht,  ferner  die  Möglichkeit,  die  Degenerierten  von  der 
KindererzeuguDg  abzuhalten. 

Binswanger  (20)  hat  in  besonderer  Berücksichtigung  der  haus- 
ärztlichen Praxis  einige  prinzipielle  Fragen  über  die  Behandlung  beginnen- 
der Psychosen  entwickelt.  Bei  den  initialen  Stimmungsanomalien  und 
intellektuellen  Ermüdungssymptomen,  welche  nicht  selten  Anfange  einer 
Hebephrenie,  einer  Amentia,  einer  Paranoia  oder  einer  Paralyse  ankündigen, 
ist  Bettruhe  und  die  Anwendung  hydriatischer  Behandlungsmethoden  in- 
diziert. Bei  krankhafter  Apathie,  verbunden  mit  primären  Denkhemmungen, 
ist  zum  Unterschied  von  der  melancholischen  Depression  keine  Opium- 
behandlung, sondern  eine  anregende  Therapie  mit  Massage,  Gymnastik  und 
Faradisation  am  Platze.  Melancholien  mit  Selbstmordtendenz  gehören  sofort 
in  die  Anstalt^behandlung.  Schwachsinnige  Paralytiker  soll  man  nur  dann 
in  Familienpflege  behalten,  wenn  die  Entmündigung  ausgesprochen  ist 

Jeanselme  (128)  berichtet  über  die  Irrenpflege  in  den  europäischen 
Kolonien  Ostasiens.  In  Java  wird  der  Geisteskranke  nicht  als  Besessener, 
sondern  als  Kranker  angesehen.  Ist  er  harmlos,  bekommt  er  eine  Scbelle 
um  den  Hals  zur  leichteren  Überwachung  und  eine  Kette  um  die  Füße, 
damit  er  nicht  fortläuft  Die  aggressiven  Kranken  werden  während  des 
Agitationsstadiums  in  einen  luftigen  Käfig  gebracht,  der  so  eng  ist,  daß  er 
dem  Kranken  nicht  viel  Raum  zur  Bewegung  läßt  In  Bangkok,  der  Haupt- 
stadt Siams,  ist  eine  Irrenanstalt  mit  etwa  100  Deliranten,  von  denen 
manche  an  Beriberi  erkrankt  sind.  Vor  der  Einlieferung  in  die  Anstalt 
werden  die  Kranken  einem  siamesischen  Arzt  vorgestellt  Auch  in  B-angoon, 
der  Hauptstadt  von  Englisch-Birma,  befindet  sich  eine  sauber  gehaltene 
Irrenanstalt.  Die  meisten  Kranken  befinden  »sich  in  Holzpavillons;  für  die 
unruhigen  sind  festgemauerte  Zellen  vorhanden.  Für  die  verbrecherischen 
Geisteskranken  ist  ein  besonderer  Pavillon  reserviert  die  europäischen 
Geisteskranken  haben  wieder  eigene  Abteilungen.  Die  Anstalt  in  Singapor© 
ist  vom  Verf.  selber  besucht  worden.  Die  ruhigen  haben  luftige  Aufenthalts- 
räurae  und  große,  gegen  die  Sonne  geschützte  Höfe  zum  Spazierengehen; 
die  Unruhigen  sind  in  Zellen  isoliert.  Beriberi  tritt  häufig  auf;  die  von 
dieser  Krankheit  Behafteten  kommen  in  eine  Spezialaustalt,  um  die  Weiter- 
verbreitung zu  verhüten.  In  Buitenzorg,  unweit  Batavia,  der  Hauptstadt 
von  Java,  befindet  sich  die  größte  Anstalt  von  Niederländisch-Indien.  Sie 
hat  500—600  Kranke,  von  denen  die  Hälfte  Europäer  und  besonders  in- 
folge Alkoholmißbrauchs  erkrankte  Soldaten  sind.  Es  herrscht  in  der  Anstalt 
das  No-restraint-Prinzip.    Die  Insassen  sind  zumeist  beschäftigt 


1194:  Therapie  der  Geisteskrankheiten,  Anstaltswesen,  Wärterfrage  etc. 

Mangels  einer  Statistik  läßt  sich  nur  sagen,  daß  die  Geisteskranken 
nicht  selten  in  der  gelben  Rasse  vorkommen;  Inspirierte  und  Unverwundbare 
sind  häufig.  Bei  den  Malayen  ist  das  Amoklaufen  bekannt.  Bei  den  Mal- 
gassen kommt  das  Tarantellalaufen  vor.  Allgemeine  Paralyse  wird  dagegen 
nicht  bei  den  Eingeborenen  beobachtet.  Auch  Alkoholismus  kam  kaum  bei 
diesen  in  Betracht.  Dagegen  sind  als  Ursachen  anzuführen  das  Kauen  der 
Früchte  von  Datura  stramonium  und  das  Rauchen  von  indischem  Hanf. 

Meige  und  Rudler  (171)  bringen  einige  Daten  über  zwei  Heilige, 
welche  sich  mit  der  Heilung  Geisteskranker  beschäftigten.  Saint  Menoux 
war  ein  Priester,  welcher  im  7.  Jahrhundert  in  Irland  geboren  wurde  und 
in  Mailly-sur-Rone  (Bourbon)  starb.  Viele  Heilungen  und  Wunder  wurden 
ihm  zugeschrieben.  Noch  jetzt  wird  sein  Grab  aufgesucht.  In  der  Kirche 
befindet  sich  der  Sarkophag;  in  einer  Wand  desselben  befindet  sich  ein 
Loch ;  bei  Migräne  und  bei  Geistesstörung  steckt  der  Kranke  den  Kopf  in 
dieses  Loch  und  spricht  ein  Gebet.  Der  zweite  Heilige  ist  der  Bischof 
von  Rennes,  Dizier.  Auch  dieser  lebte  im  7.  Jahrhundert.  Noch  im  Sterben 
heilte  er  seinen  Diakon  Regenfroid  von  einer  Kopfwunde.  An  das  Grab- 
mal dieses  Heiligen  eilten  bald  die  Geisteskranken  der  umliegenden  Pro- 
vinzen; es  wurde  eine  methodische  Behandlung  mit  Prozessionen,  Gebeten 
und  Exkursionen  eingerichtet.  Interessant  ist,  daß  sich  bei  dieser  Gelegen- 
heit der  erste  Versuch  einer  familialen  Pflege  Geisteskranker  konstatieren  läßt. 

Starlinger  (265)  weist,  wie  bereits  im  Jahre  1900,  auf  die  Reform- 
bedürftigkeit der  Anstaltsberichte  hin,  da  diese  nicht  mehr  dem  hohen 
Stande  des  Austaltswesens  entsprechen.  Es  ist  eine  einheitliche  Größe  des 
Formats  wünschenswert  und  in  Bezug  auf  den  Inhalt  eine  größere  Über- 
einstimmung anzubahnen.  Bis  zur  Erreichung  dieses  Zieles  wünscht  Verf. 
die  eine  oder  andere  praktische  Anstaltsangelegenheit,  die  von  einem  kom- 
petenten Forum  zu  bestimmen  ist,  gemeinsam  eingehender  behandelt. 

Schott  (244)  wünscht  bei  der  Neuordnung  der  Aufnahme  Verhältnisse 
der  württembergischen  Anstalten  die  territoriale  Abgrenzung,  welche  gegen- 
über der  Teilung  in  Heil-  und  Pflegeanstalten  mannigfache  Vorteile  bietet 
Einmal  ist  der  Verkehr  mit  den  Angehörigen  erleichtert,  die  Wiederaufnahme 
von  neuem  erkrankter  Personen  in  die  frühere  Anstalt  erleichtert  sich.  Die 
wissenschaftliche  Ausbeute  wird  eine  größere,  indem  durch  die  Kenntnis 
eines  eng  umgrenzten  Bezirks  manche  Fragen  der  Erblichkeitsforschung,  der 
Lehre  von  der  Entartung,  der  Kriminalität  usw.  leichter  in  Angriff  genommen 
werden  können.  Dabei  ist  für  die  Arzte  der  Wechsel  des  Materials  wichtig, 
damit  nicht  durch  Beobachtung  von  nur  abgelaufenen  Psychosen  das  Arbeits- 
feld eingeengt  wird.  Als  Belegziffer  hält  Verf.  die  Zahl  von  600—700 
Plätzen  für  das  richtigste,  wobei  etwa  200  auf  die  Siechenabteilungen  zu 
rechnen  sind. 

Drastich  (70)  hat  im  Anschluß  an  den  im  vorjährigen  Jahresbericht 
besprochenen  ersten  Teil  einen  zweiten  veröffentlicht,  in  welchem  die 
wichtigsten  beim  Militär  vorkommenden  Formen  von  Geistesstörungen  und 
psychopathischen  Zuständen  mit  besonderer  Betonung  ihrer  forensischen 
Seite  besprochen  werden.  Mit  Rücksicht  auf  die  praktischen  Bedürfnisse 
werden  die  einschlägigen  Paragraphen  des  Militär -Strafgesetzes  und  der 
Militärstrafprozeßordnuug  wiedergegeben.  Es  wird  auf  die  Bedeutung  hin- 
gewiesen, welche  die  beabsichtigte  Schaffung  von  Zentralstellen  für  forensisch- 
psychiatrische Beobachtungen  hat,  die  jedes  am  Sitze  eines  Korps-Kommandos 
befindliche  Grarnisonspital  erhalten  soll.  Grundsätzlich  sollten  einer  solchen 
Zentralstelle  die  kranken  Arrestanten,  Epileptiker  und  sonstigen  Nerven- 
kranken  überwiesen   werden.     Auch   der   häufig  wiederholte   Wunsch,    daß 


Therapie  der  Geisteskrankbeiten,  Anstaltswesen,  Wärterfrage  etc.  1195 

bereits  in  den  Assentlisten  Angaben  über  das  Vorkommen  von  Geistes- 
störungen, Nervenkrankheiten  usw.  in  der  Familie  der  Stellungspflichtigeu 
gemacht  werden,  vird  vom  Verf.  wieder  aufgenommen.  Mit  Rücksicht  auf 
den  vorliegenden  Zweck  bespricht  Verf.  die  beim  Militär  ganz  besonders 
häufig  zu  beobachtenden  Greistesstörungen  ausführlicher;  für  die  verschiedenen 
Formen   der  geistigen  Erkrankungen  werden  Beispiele   aus  der  reichen  Er-  \ 

fahrung  des  Verfassers  mitgeteilt.  | 

Starlinger  (264)  weist  auf  die  Bedeutung  hin,  welche  der  Arzt  auch  | 

an    den    Irrenpflegeanstalteii    hat,    wie    er    erfinderisch    sein    muß,    um    die  j 

Kranken  je  nach  ihrer  Art  zu  beschäftigen.  Zu  Unrecht  wird  die  Tätig- 
keit an  den  Irrenpflegeanstalten  als  minderwertig  angesehen.  Prinzipiell 
spricht  sich  Verf.  indes  für  eine  Zusammengehörigkeit  der  Heil-  und  Pflege- 
anstalt aus. 

Sigel  (256)  teilt  drei  Fälle  von  Spätgenesung  von  Geisteskranken  mit, 
der  erste  betraf  eine  41jährige  Patientin,  welche  an  Manie  erkrankt  war 
und  nach  acht  Jahren  zur  Genesung  kam.  Sie  zeigte  (seit  der  Entlassung 
sind  bereits  wieder  mehr  als  4^2  Jahre  vergangen)  vollkommene  Krank- 
heitseinsicht und  war  im  stände,  einen  großen  Haushalt  zu  leiten  und  ihren 
Kindern  eine  treffliche  Mutter  zu  sein.  Im  zweiten  Falle  handelte  es  sich 
um  ein  28  Jahre  altes  lediges  Dienstmädchen,  welches  an  halluzinatorischer 
Störung  mit  periodischem  Verlauf  erkrankt  war.  .  Nach  vierjähriger  Krank- 
heitsdauer trat  vollkommene  Genesung  ein.  Der  dritte  Fall  betraf  eine 
22jährige  Frau,  welche  an  einer  hysterischen  Seelenstörung  erkrankte,  die 
mit  wiederholten  Selbstmordversuchen,  Beeinträchtigungsideen  und  starken 
Erregungszuständen  kompliziert  war.  Hier  trat  nach  neunjähriger  Krank- 
beitsdauer  Heilung  ein. 

Es  gelingt  bisher  nicht,  einzelne  häufiger  wiederkehrende  Symptome 
und  Stigmata  als  prognostisch  wichtig  in  Bezug  auf  die  Spätheilung  hervor- 
zuheben. Bei  der  Wichtigkeit  aber,  insbesondere  mit  Rücksicht  auf  den 
§  1569  des  BGB.,  empfielilt  es  sich,  alle  einschlägigen  Fälle  zu  veröffent- 
lichen. 

Christian  (46)  wendet  sich  dagegen,  die  französische  Psychiatrie  als 
rückständig  zu  bezeichnen,  weil  sie  sich  nicht  die  Neuerungen  der  aus- 
ländischen —  deutschen,  schottischen  und  englichen  —  Psychiatrie  zu  eigen 
gemacht  habe.  Die  Behandlung  durch  Dauerbäder  sowie  die  Bettbehandlung 
sei  gerade  mit  dem  Prinzip  der  möglichst  freien  Behandlung  nicht  vereinbar. 
An  sich  sei  die  Behandlung  durch  Bäder  und  durch  Bettruhe  nichts  neues 
und  fände  sie,  wenn  auch  nicht  in  dem  in  den  ausländischen  Anstalten  be- 
liebten Maße  Anwendung.  Auch  für  die  koloniale  Verpflegung  kann  sich 
Verfasser  nicht  in  der  jetzt  so  unmäßigen  Weise  begeistern.  Wenn  die 
Kolonie  Dun  im  .Jahre  1902  bei  931  Kranken  2  Selbstmorde,  61  Ent- 
weichungen, 180  Änderungen  der  Pflegestellen,  52  Zurückversetzungen  von 
Kranken  in  geschlossene  Anstalten,  140  Unterbringungen  in  Siechenhäusern 
hatte,  so  daß  etwa  46  "/^,  besondere  Vorkommnisse  zu  verzeichnen  sind,  so 
muß  dies  doch  den  Enthusiasmus  herabsetzen.  Im  Anschluß  an  Anstalten 
will  Verfasser  Kolonien  gelten  lassen,  da  einige  gut  funktionierten;  aber  die 
Anstalt  durch  eine  Kolonie  zu  ersetzen,  hält  er  für  eine  unglückliche  Idee. 
Auch  das  absolute  Alkoholverbot  w^ird  vom  Verfasser  geraißbilligt.  Es  fehle 
doch  der  Beweis,  daß  der  Wein  in  den  geringen  Tagesdosen,  wie  er  in  den 
Anstalten  gegeben  werde,  Schaden  anrichte.  Zum  Schluß  verwahrt  sich 
Verfasser  dagegen,  nun  etwa  ein  Feind  des  Fortschrittes  zu  sein.  Das 
Gegenteil   sei  der  Fall,   aber  der  Fortschritt  habe  doch  nicht  darin   zu  be- 


1196  Therapie  der  GeiateBkrankheiten,  AnsUltsweseo,  Wärterfrage  etc. 

stehen,  mit  der  Yergangenbeit  Tabula  rasa  zu  machen.  Die  französische 
Psychiatrie  kann  den  Vergleich  mit  allen  Ländern  der  Welt  ertragen! 

Das  Zahlenmaterial,  das  Grunau  (98)  seinen  Ausführungen  zu  Grande 
legt,  entstammt  den  Veröffentlichungen  des  Königl.  preußischen  statistischen 
Amts  über  die  Irrenanstalten.  Bekanntlich  werden  dem  statistischen  Bureaa 
aus  allen  preußischen  Irrenanstalten  seit  1875  alljährlich  Zählkarten  zuge* 
schickt,  welche  über  jeden  einzelneu  Kranken  eine  Eeihe  verschiedener  An- 
gaben enthalten.  Das  hier  niedergelegte  Material  ist  merkwürdigerweise 
bisher  wenig  von  den  Irrenärzten  beachtet  worden ;  Verfasser  hat  sich  sicher- 
lich ein  Verdienst  erworben,  daß  er  die  mühsame  Arbeit,  das  Zahlenmaterial 
nach  einigen  Richtungen  hin  zu  sichten,  unternommen  hat  Die  gewaltige 
Ausdehnung,  welche  die  Irrenanstalten  in  Preußen  von  1875  bis  1900  ge- 
nommen hat,  zeigen  die  folgenden  Zahlen:  Im  Jahre  1875  bestanden  118 
Anstalten  (46  öffentliche  und  72  private)  mit  18761  Verpflegungsfallen,  im 
Jahre  1900  248  Anstalten  (104  öffentliche  und  144  private)  mit  76342  Ver- 
pflegüngsfällen.  Im  Jahre  1875  kam  in  Preußen  1  Verpflegungsfall  auf 
1386  Seelen,  im  Jahre  1900  1  auf  452  Seelen.  Die  meisten  Fälle  fallen 
unter  die  Rubrik  der  einfachen  Seelenstörung,  unter  welcher  Krankheitsform 
alle  Arten  von  Geistesstörung,  mit  Ausnahme  von  Paralyse,  Psychose  mit 
Epilepsie,  von  Idiotie  und  Delirium  potatorum  zusammengefaßt  werden;  die 
geringste  Anzahl  stellt  das  Delirium  potatorum.  Unter  den  einzelnen  Pro- 
vinzen finden  sich  große  Verschiedenheiten  in  Bezug  auf  die  Zahl  der  ver- 
pflegten Fälle;  obwohl  Provinz  Posen  bis  vor  wenigen  Jahren  mehr  Ein- 
wohner hatte  als  Berlin,  betrug  die  Zahl  für  Berlin  138417,  fiir  Posen 
26  622.  Die  Paralytiker  sind  in  den  einzelnen  Provinzen  sehr  ungleich  ver- 
treten; die  größte  Zahl  weist  Berlin  auf,  die  wenigsten  Westfalen  (15,9*/^ 
zu  3,9  ^Iq).  Eine  derartige  Berechnung  der  Alkoholdelirianten  anzustellen* 
ist  nicht  angängig,  da  in  Berlin  das  Gros  derselben  in  die  Charite  kommt 
und  mitgezählt  wird,  in  Westfalen  bei  dem  Mangel  städtischer  Irrenanstalten 
diese  in  allgemeinen  Krankenhäusern  untergebracht  werden  und  daher  nicht 
in  die  Irrenstatistik  aufgenommen  werden. 

Belehrend  ist  die  Statistik,  welche  das  Delirium  tremens  betrifft.  Es 
ergibt  sich  zahlenmäßig,  daß  die  Sterblichkeit  an  dieser  Krankheit  erheblich 
in  den  letzten  Jahren  zurückgegangen  ist  Verfasser  bringt  diese  Tatsache 
mit  der  Änderung  in  der  Behandlung  in  Zusammenhang:"  früher  Narkotica 
und  Tobzelle,  jetzt  bessere  Ernährung  und  Dauerbad,  beziehungsweise  Bett- 
ruhe. Die  prozentualen  Sätze  für  gewaltsame  Todesarten  bleiben  noch  unter 
dem  allgemeinen  Durchschnitte,  wie  er  sich  für  die  ganze  Bevölkerung  von 
Preußen  berechnet  ergibt,  zurück. 

Dies  nur  ein  kleiner  Teil  der  Resultate,  welche  Verfasser  aus  dem 
großen  Zahlenmaterial,  das  in  18  Tabellen  geordnet  wiedergegeben  wird,  ge* 
Wonnen  hat. 

In  beredter  und  scharfer  Weise  wendet  sich  Belmondo  (16)  gegen 
die  noch  heutzutage  reichlich  in  Italien  angewandten  Zwangsmittel  bei  der 
Irrenfürsorge.  Er  gibt  zu  erkennen,  daß  mehr  Bequemlichkeit  und  Verharren 
in  alten  Gewohnheiten  die  unhaltbaren  Zustände  zeitige.  Die  einzelnen 
Gründe,  die  gegen  einen  liberal  durchgeführten  non-restraint  gewöhnlich 
vorgebracht  werden,  werden  einzeln  durchgesprochen  und  mit  Hinweis  auf 
das  Ausland,  besonders  auf  Deutschland,  als  nicht  stichhaltig  zurückgewiesen. 
Der  große  physiologische  wie  moralische  Unterschied,  der  zwischen  phyri- 
kalischer  und  chemischer  Zwangsjacke  besteht,  wird  dargetan.  Schließlich 
wird  Front  gemacht  gegen  die  Korridorsysteme  der  modernen  Anstalten  wid 
gegen   einige  Regierungs vorschlage,  die  besondere,    den   Irrenanstalten  nur 


Therapie  der  Gebteskrankheiten,  Anstaltswesen,  Wärterfrage  etc.  1197 

aoßerlich  angegliederte  Beobachtungsstationen  für  geisteskranke  Verbrecher 
in  Aussicht  nehmen.  In  der  lebhaften,  sich  entwickelnden  Diskussion 
stimmen  alle  Redner  Belmondo  zu,  so  daß  man  den  Eindruck  gewinnt,  daß 
sein  Vortrag  wohl  geeignet  war,  mit  dem  alten  Konservativismus  aufzuräumen. 

(Merzbacher,) 

De  Paoli  (202)  macht  auf  die  Unzuträglichkeiten  aufmerksam,  welche 
die  Anwesenheit  von  Individuen  mit  sogen,  „moral-insanity"  in  den  Irren- 
liiüisern  mit  sich  bringt  Dieselben  stören  in  hohem  Maße  den  Frieden  und 
die  Ordnung  im  Irrenanstaltsleben.  Ihre  Verbringung  in  besondere,  anders 
geartete  Institute  (Verbrecher-Irrenanstalten,  Kolonien  usw.)  wird  in  Er- 
wägung gezogen.  (Merzbacher.) 

Die  2.  Sektion  des  in  Budapest  abgehaltenen  VII.  internationalen 
Kongresses  für  das  Sträilingswesen  hat  sich  am  7.  September  mit  der 
Diskussion  der  folgenden  Frage  befast:  „Ist  ein  Bedürfnis  vorhanden  zur 
Erriditung  spezieller  Strafanstalten  a)  für  Personen  mit  beschränkter  Hand- 
lungsfähigkeit, b)  fiir  unverbesserliche  Alkoholisten?  Wenn  ja,  auf  welcher 
Gruadlage  ist  die  Errichtung  solcher  Anstalten  vorzunehmen?" 

Korapporteur,  üniversitätsprofesspr  Dr.  Moravcsik  (186)  resümiert 
in  einem  vorgelegten  Berichte  die  bezüglich  dieser  Frage  eingelaufenen  Gut- 
achten uad  konstatiert,  daß  von  zehn  Gutachten  neun  (und  zwar  Crothers, 
Sekretär  der  amerikanischen  Gesellschaft  zum  Studium  des  Alkohols  und 
anderer  nai^otisdier  Mittel,  Dr.  Curti,  Direktor  der  Strafanstalt  in  Regens- 
dorf, Feuilloley,  General-Anwalt  bei  dem  Pariser  Kassationshofe,  Dr.  med. 
Forel,  ehem.  Professor  der  Psychiatrie  an  der  Universität  Zürich,  Dr. 
Emest  Friedemann -Budapest,  Jules  Heyfitz,  zugeteilt  dem  Justiz- 
ministerium in  St  Petersburg,  Dr.  J.  Salg6,  gew.  Irrenanstalts-Oberarzt  in 
ßndapest,  Dr.  med.  Paul  Win ge-Christiania  und  Prof.  Dr.  E.  E.  Moravcsik- 
Budapest)  in  bejidienden  Sinne  gehalten  waren,  und  bloß  Vincensini 
(directeur  de  la  maison  centrale  et  de  la  circonscription  de  Montpellier)  hält 
die  Errichtung  spezieller  Anstalten  für  überflüssig,  wobei  er  betont,  daß  auch 
im  Rahmen  der  bestehenden  Detentionsanstalten  eine  solche  Separation  der 
Verurteilten  durchführbar  sei,  welche  ihren  individuellen  Eigenschaften  ent- 
spricht Nach  einer  Darlegung  des  Inhaltes  der  einzelnen  Gutachten  führt 
Moravcsik  aus,  daß  zwischen  normalem  und  krankhaftem  psychischen  Zu- 
stande, zwischen  voller  Zurechnungsfähigkeit  und  Unzurechnungsfähigkeit, 
viele  Uebergäuge  existieren,  und  daß  es  Individuen  gibt,  welche  infolge  einer 
angeborenen  oder  erworbenen  organischen  oder  geistigen  Abnormität  gerade 
nicht  als  Geisteskranke  zu  bezeichnen  sind,  aber  gegenüber  dem  Denken 
und  moralischen  Fühlen  normaler  Individuen  Defekte,  verminderte  Wider- 
standsfähigkeit, aufweisen  und  eine  spezielle  strafrechtliche  und  bürgerliche 
Beurteilung  erheischen;  aus  diesen  Gründen  müssen  die  derzeit  bestehenden 
Verfügungen  der  Strafgesetze  bezüglich  der  Frage  der  Zurechnungsfähigkeit 
als  ungenügend  bezeichnet  werden.  Soll  die  Rechtspflege  ihren  idealen 
Aufgaben  entsprechen,  so  müssen  auch  diese  intermediären  Zustände  berück- 
sichtigt werden,  und  eine  stets  zunehmende  Anzahl  juridischer  und  medi- 
zinischer Fachmänner  spricht  sich  für  die  Notwendigkeit  aus,  daß  die  ver- 
minderte Zurechnungsfähigkeit  in  die  Strafgesetze  aufgenommen  werde.  Die 
theoretische  Diskussion  und  die  praktische  Lösung  jener  Fragen,  welche  mit 
der  verminderten  Zurechnungsfahigkeit  zusammenhängen,  bildet  einen  erfreu- 
lichen Beweis,  daß  die  in  unserem  Jahrhundert  vorherrschende  naturwissen- 
schaftliche Richtung  auch  auf  die  Rechtspflege  ihren  Einfluß  ausübt  und  ist 
gleichzeitig  der  Vorläufer  einer  gesünderen,  gerechteren  und  zweckent- 
sprechenderen Auffassung,  welche  nicht  bloß  bei  Feststellung  der  Zurechnungs- 


1198  Therapie  der  Geisteskrankheiten,  Anstaltswesen,  Wärterfrage  etc. 

fahigkeit,  sondern  auch  bei  Ausmaß  und  Durchführung  der  Strafe  die  geistigen 
und  organischen  Qualitäten  des  Straffälligen  einer  besonderen  Berücksichtigung 
teilhaftig  werden  läßt.  Zweck  der  strafenden  Gerechtigkeit  ist  nicht  bloß 
die  Abschreckung,  die  Vergeltung  und  Wahrung  der  sozialen  Sicherheit, 
sondern  auch  die  zielbewußte  Erziehung,  Besserung  und,  wenn  möglich,  anch 
die  Heilung  derjenigen,  welche  mit  der  gesellschaftlichen  Ordnung  in  Konflikte 
geraten,  und  schließlich  trachtet  sie,  den  strafbaren  Handlungen  und  der 
Entwicklung  Straffälliger  vorzubeugen.  Vortragender  betont,  daß  bei  der 
Fürsorge  um  derartige,  oft  schon  organisch  stigmatisierte  und  geistig  minder- 
wertige Individuen  nicht  die  Strafe  das  wesentliche  ist,  sondern  eine  der- 
artige Wahrung  der  Gesellschaft,  welche  dem  organisch  und  psychisch 
abnormen  Zustande  solcher  Individuen  am  besten  entspricht.  Bei  diesen 
würde  die  Unterbringung  in  spezielle  Anstalten  auch  jener  milderen  Strafe 
entsprechen,  welche  durch  die  verminderte  Zurechnungsfähigkeit  bedingt 
erscheint.  Das  Interesse  der  sozialen  Sicherheit  wäre  dadurch  gewahrt,  daß 
solche  straffällige  Individuen  solange  in  der  Spezialanstalt  zurückzuhalten 
wären,  bis  nicht  genügende  Garantien  für  das  Aufhören  ihrer  Gemein- 
gefährlichkeit geboten  sind.  Die  inveterierten  und  dabei  zu  Verübung  straf- 
barer Handlungen  neigenden  Trinker  sind  den  Individuen  mit  verminderter 
Zurechnungsfähigkeit  wohl  in  mancher  Beziehung  gleichwertig;  da  jedoch 
bei  solchen  die  Alkoholentziehuug  das  eine  Hauptziel  bildet,  und  weil  ihre 
individuellen  Eigenschaften  in  mancher  Beziehung  abweichende  sind,  so 
wären  die  Trinker  in  gesonderten  Anstalten  unterzubringen.  Die  über- 
wiegende Mehrzahl  der  eingangs  erwähnten  Rapporteure  bezeichnet  es  als 
notwendig,  daß  über  die  verminderte  Zurechnungsfähigkeit  und  Unterbringung 
derartiger  Individuen  SpezialVerfügungen  in  die  Strafgesetze  aufgenommen 
werden;  Feuilloley,  Generalanwalt  bei  dem  Pariser  Kassationshofe,  sagt 
diesbezüglich:  „II  est  donc  necessaire  que  le  legislateur,  s'inspirant  de  Tidee 
de  justice,  consacre,  en  l'inscrivant  dans  la  loi,  le  principe  de  la  respon- 
sabilite  restreinte  et  de  Tattenuation  des  peines." 

Am  Schlüsse  seines  Berichtes  proponiert  Moravcsik,  der  Kongreß 
möge  aussprechen,  daß  die  Errichtung  von  speziellen  Anstalten  für  Indi- 
viduen mit  verminderter  Zurechnungsfähigkeit  und  für  inveterierte  Trinker 
notwendig  ist.  Die  allgemeinen  Gesichtspunkte  wären  am  besten  so  fest- 
zustellen, wie  dies  Feuilloley  darlegte,  daß  nämlich  die  Anstalten  nicht 
den  Charakter  von  Strafanstalten  besitzen,  immerhin  aber  die  Disziplin  in 
denselben  strenger  sei,  als  in  den  gewöhnlichen  Irrenanstalten.  Die  Anstalten 
sollen  unter  der  Leitung  eines  gewiegten  Psychiaters  stehen,  oder  soll  einem 
solchen  zumindest  bedeutender  Einfluß  gewährt  werden.  Die  Beamten  einer 
solchen  Anstalt  sollen  eine  besondere  Ausbildung  genießen.  Um  einer  An- 
häufung schwerer  disziplinierbarer  Elemente  vorzubeugen,  mögen  die  Anstalten 
keinen  zu  großen  Fassungsraum  haben  und  Gelegenheit  bieten  zu  einer 
möglichst  ausgedehnten  Individualisierung  und  zur  Durchfuhrung  ökonomischer 
und  gewerblicher  Arbeiten.  Die  untergebrachten  Individuen  sollen  einer 
moralischen  und  geistigen  Unterweisung  und  im  Notfalle  einer  fachgemäßen 
ärztlichen  Behandlung  teilhaftig  werden.  Die  Anstalten  sollen  dem  Staate 
unterstehen.  Die  Unterbringung  muß  auf  Grund  eines  richterlichen  Urteiles 
erfolgen,  und  die  Dauer  der  Unterbringung  soll  unabhängig  von  der  Art  der 
strafbaren  Handlung  sich  auf  die  Zeit  der  bestehenden  Gemeingefahrlichkeit 
erstrecken. 

Nachdem  Salgö,  Colin,   Feuilloley,  Chauvin,  Pactet,  Skouses 
und  Forel  zur  Sache  gesprochen  haben,  hat  die  Sektion  den  Vorschlag  M/s 


Therapie  der  Geisteskrankheiten,  Anstaltswesen,  Wärterfrage  etc.  1199 

mit  geringen  Modifikationen  angenommen.     Beschlußweise  hat  sich  auch  der 
Kongreß  für  denselben  ausgesprochen.  (Hndovernig.) 

Das  Buch  Tanzi's  (277a)  umfaßt  die  allgemeine  wie  die  spezielle 
Psychiatrie  auf  764  Seiten  zusammen.  Der  erste  Teil  ist  der  allgemeinen 
Psychiatrie  im  weitesten  Sinne  gewidmet,  indem  er  über  die  Elemente  der 
psychischen  Prozesse,  über  ihre  Störungen,  über  den  anatomischen  und  ana- 
tomisch-pathologischen Substrate  derselben,  über  die  Ursachen  der  Geistes- 
störungen und  der  Klassifikation  der  Geisteskrankheiten  einzelne  Abschnitte 
bringt.  Der  Autor  stellt  nicht  nur  referierend  die  Ansichten  anderer  zu- 
sammen: da  er  selbst  auf  den  verschiedensten  Gebieten,  teils  persönlich, 
teils  mit  Hilfe  seiner  Schüler  in  dem  reich  ausgestattetem  florentiner  Labora- 
torium vielseitig  tätig  sein  konnte,  so  steht  ihm  eine  reiche  persönliche  Er- 
fahrung zur  Verfügung,  die  ihm  eine  Kritik,  wie  die  Einflechtung  eigner 
origineller  Ideen  gestattet  —  Eine  ganz  besondere  Beachtung  gebührt  seinem 
Kapitel  über  die  Halluzinationen,  die  in  ähnlicher  Ausführlichkeit  wohl  sonst 
nirgends  Besprechung  gefunden  haben.  Die  Theorien,  die  er  hier  entwickelt^ 
haben  in  einem  Keferate  in  vorigem  Jahresbericht  bereits  Beachtung  ge- 
funden, und  es  sei  hier  darauf  hingewiesen.  —  Der  Klassifikation  der 
Psychosen  sind  fast  20  Seiten  gewidmet.  Er  macht  zunächst  aufmerksam 
auf  die  Schwierigkeiten,  die  der  VV^ahl  eines  Einteilungsprinzipes  sich  gegen- 
überstellen, auf  die  teils  didaktischen,  teils  theoretischen,  teils  praktischen 
Gründe,  welche  den  Versuch  einer  Einteilung  erforderlich  machen.  Die  nun 
folgende  Aufzählung  der  verschiedensten  in  diesem  Sinne  unternommenen 
Versuche,  die  in  dem  Augenblick  einsetzen,  in  dem  die  Psychiatrie  Gegen- 
stand wissenschaftlicher  Forschung  wurde,  illustriert  beredt  die  entgegen- 
tretenden Schwierigkeiten  und  gibt  ein  treffendes  Bild  ab  der  wissenschaft- 
lichen Entwicklung  unserer  Anschauungen  über  das  Wesen  und  die  intime 
Natur  der  Geisteskrankheiten.  Tanzi  selbst  entschließt  sich  zu  einer  Ein- 
teilung, deren  Ausgangspunkt  die  Ursachen  der  Erkrankungen  selbst  sind. 
Er  unterscheidet  Erkrankungen  infolge  rein  akzidenteller,  äußerer  Ursachen. 
Ihnen  schließen  sich  in  einer  Gruppe  die  Erkrankungen  an,  deren  Ursachen 
in  Intoxikationen  und  Autointoxikationen  zu  suchen  sind  —  die  Amentia 
wird  dieser  Gnippe  auch  zugezählt.  Es  folgen  die  Encephalopathien  a)  der 
Kinder,  b)  der  Erwachsenen  (Tumoren,  Kopftraumen,  Lues  cerebri,  post- 
apoplektische  und  senile  Demenz).  Als  4.  Gruppe  kommen  die  „affektiven 
Psychosen",  die  seiner  Ansicht  nach  einen  Übergang  bilden  zu  den  rein 
konstitutionellen  Erkrankungen.  Äußere  Ursachen  gesellen  sich  hier  zu  einer 
„manischen  resp.  zu  einer  melancholischen  Diathese".  Sie  haben  mit  den  nun 
folgenden  rein  degenerativen  oder  konstitutionellen  Erkrankungen  nichts  zu 
tun,  da  sie  gesunde  Individuen  treffen  und  nach  ihrem  Ablauf  wieder  gesunde 
Individuen  hinterlassen.  —  Es  folgen  die  konstitutionellen  Neuropsychosen 
(Neurasthenie,  Hysterie,  Epilepsie),  die  Dementia  praecox  als  eine  Erkrankung, 
die  degenerierte,  psychisch  minderwertige  Individuen  trifft.  Den  Schluß 
bilden  die  psychischen  Anomalien,  Entgleisungen,  Entwicklungsanomalien, 
Degenerierten.  In  diese  Gruppe  vereinigt  begegnen  wir  den  sexuellen 
Perrersionen,  dem  moralischen  Irresein,  der  Paranoia,  dem  angeborenen 
Schwachsinn.  —  In  diesem  von  Tanzi  entworfenen  Einteilungsversuch  ist 
es  unschwer  zu  erkennen,  wie  die  zur  Einteilung  herangezogenen  Ursachen 
fortschreitend  immer  weniger  akzidentell  und  immer  mehr  konstitutionell  und 
intimer  werden.  Die  individuelle  Konstitution  gewinnt  in  den  folgenden 
Gruppen  immer  größeren  Wert  und  bestimmt  immer  mehr  die  Natur  der 
Erkrankung,  bis  am  Schlüsse  der  B.eihe  jene  Formen  stehen,  die  in  klinischem 
Sinne  nicht  mehr  als  eigentliche  Erkrankungen,  sondern  als  eine  angeborene 


1200  Therapie  der  Geisteskrankheiten,  Anstaitswesen,  Wärterfragfe  etc. 

Mißfonn,  Aberration  vom  Normalen,  als  ein  durch  die  ganze  Konstitution 
bedingter  Defekt  bezeichnet  werden  muß.  Tanzi  glaubt,  daß  bei  diesem 
Einteilungsmodus  sich  die  Krankheiten  ohne  Zuhilfenahme  dialektischer 
Kunstgriffe  aneinanderreihen  und  in  einer  Folge,  bei  der  Schwere  der  Er- 
krankung und  Verlauf  derselben  einigermaßen  im  Verhältnis  steht  zu  der 
auslösenden  Ursache,  die  eben  diese  Reihenfolge  bestimmt  hat.  —  Es  ist 
hier  nicht  der  Ort,  das  Einteilungsprinzip  Tanzis  einer  Kritik  zu  unterziehen. 
Man  kann  nur  kurz  darauf  hinweisen,  daß  schließlich  Tanzi  bei  seinen  Zu- 
sammenfassungen zum  Teil  sich  leiten  lassen  muß  Ton  Einteilungsprinzipien 
und  Zusammenfassungen  anderer,  die  wieder  nach  einem  ganz  anderen 
Gesichtspunkte  zur  Aufstellung  der  betreffenden  Gruppen  kamen.  Aus  dieser 
Konstatierung  geht  hervor,  daß  das  von  T.  adoptierte  Prinzip  keine  einheit^ 
liehe  reinliche  Einreihung  zuläßt.  Wenn  er  z.  B.  seiner  6.  Gruppe  die 
Dementia  praecox  zurechnet  und  in  diesem  Begriffe  verschiedene  psychische 
Erkrankungen  unterbringt,  so  hat  er  eben  verschiedene  Erkrankungen  als 
2usa,mmengehörig  zusammengefaßt,  die  auf  Grund  eines  anderen  Einteiluogs- 
prinzipes  als  des  seinigen  von  anderen  Autoren  bereits  zu  einer  Form 
gruppiert  worden  waren. 

Leider  können  wir  hier  nicht  eine  eingehende  Wiedergabe  des 
speziellen  Teiles  folgen  lassen.  Wir  wollen  nur  auf  einige  Kapitel  hin- 
weisen, in  denen  Tanzi  besonders  ihm  eigene  Ideen  entwickelt.  So  ver- 
dient das  Kapitel  über  infantile  Cerebropathien  Beachtung.  Die  Idiotie 
wird  hier  miteinbezogen  und  in  prinzipiellen  Gegensatz  zur  Imbezillität  ge- 
bracht. Lediglich  einen  quantitativen  Unterschied  zwischen  beiden  Formen 
zu  setzen,  hält  T.  für  imzulässig,  sie  seien  qualitativ  von  einander  verschieden, 
ganz  besonders  durch  das  anatomische  Substrat.  Die  Idiotie  in  gewöhn- 
lichem Sinne  —  und  dieser  Name  muß  nach  den  Anschauungen  T.'s  zum 
mindesten  durch  den  Begriff  der  akquirierten  Idiotie  ersetzt  werden  — 
trifft  entweder  intrauterin  oder  postuterin  ein  normal  angelegtes  Gehirn,  das 
zu  normalen  Punktionen  eigentlich  prädestiniert  war,  während  es  bei  den 
Imbezillen  sich  um  ein  Gehirn  handelt,  das  von  vornherein  konstitutionell, 
krankhaft  verändert,  abnorm  gewesen  ist.  Tanzi  macht  den  —  freilich 
etwas  erkünstelten  —  Versuch,  auch  klinisch  die  Idiotie  von  der  Imbezillität 
abzutrennen,  ohne  sich  auf  das  Vorhandensein  lediglich  quantitativer  unter- 
schiede berufen  zu  müssen.  Mit  den  Ansichten  Kraepelins  über  das 
manisch-depressive  Irresein  erklärt  sich  Tanzi  nicht  einverstanden;  ftr  ihn 
gibt  es  eine  selbständige  Manie  und  eine  selbständige  Melancholie  (besser 
gesagt  Depression,  in  der  die  Melancholie  Kraepelins  auch  aufgeht)  und 
drittens  das  zirkuläre  Irresein,  in  dem  beides,  Erregung  und  Depression, 
mit  einander  alternieren  können.  Der  Zusammenhang  zwischen  Manie  und 
Depression  sei  zwar  ein  enger  und  verwische  den  Antagonismus  beider  Er- 
krankungsformen, er  genüge  immerhin  aber  nicht,  die  Selbständigkeit  zweier 
Erkrankungen  aus  der  Welt  zu  schaffen,  von  denen  j^de  für  sich  so  ver- 
schieden sei,  und  die  erfahrungsgemäß  so  häufig  bei  ein  und  derselben  Person 
in  ihren  beiden  Ausdrucksformen  nie  zum  Ausbruch  kämen.  Der  manische 
Anfall  unterscheide  sich  vom  melancholischen  auch  noch  dadurch,  daß  er  in 
weit  ausgeprägterem  Maße  auf  eine  konstitutionelle  Disposition  zuriickzufuhen 
sei  als  der  depressive,  daher  seine  größere  Neigung  zu  Rezidiven,  daher  seine 
geringere  Abhängigkeit  von  auslösenden  Ursachen.  Den  MiBzuständen  wird 
bei  der  Schilderung  des  Krankheitsbildes  nicht  die  nötige  Aufmeitsamkcit 
geschenkt.  In  der  Dementia  praecox-Prage  nimmt  Tanzi  einen  ähnlichen 
Standpunkt  wie  Kraepelin  ein.  Dem  unerfahrenen  Leser  freilich  muß  es 
so  scheinen,  als  ob  das  Kjankheitsbild  hier  eine  klare  Umgrenzung  erfahren 


Therapie  der  G^eisteskrankheiten,  Anstaltswesen,  Wärterfrage  etc.  1201 

habe;  auf  die  vielen  Schwierigkeiten  in  differentialdiagnostischer  Hinsicht 
geht  Tanzi  vielleicht  aus  didaktischen  Gründen  nicht  ein.  Der  Ausgang 
in  Heilung  wird  zugegeben,  wenn  auch  in  sehr  seltenen  Fällen. 

Das  23.  Kapitel,  das  von  der  „immoralitä  costituzionale"  handelt, 
ist  offenbar  mit  ganz  besonderer  Liebe  ausgearbeitet.  Hat  hier  doch  Tanzi 
Oelegenheit,  als  Psychiater  den  Theoremen  der  italienischen  kriminal-anthro- 
pologischen  Schule  zu  begegnen.  Er  erkennt  an,  was  Lombroso  Gutes  ge- 
schaffen hat,  verwirft  den  fanatischen  Übereifer  und  die  beliebte  Praxis,  die 
darin  besteht,  den  Richter  mit  Zahlen  und  Maßen  zu  düpieren  und  so  der 
ganzen  Richtung  den  Mantel  der  positiven  Wissenschaft  umzuhängen.  Die 
Analogiestellung  des  Verbrechens  zur  Epilepsie  verwirft  Tanzi  als  eine  klinisch 
vollkommen  unhaltbare  ganz,  die  Schlußfolgerungen,  die  die  Lombrosianer 
aus  den  Lehren  ihres  Meisters  zu  ziehen  suchen,  bekämpft  er.  Das  genannte 
Kapitel  ist  weitfassender,  als  es  dem  Titel  nach  erscheint:  kriminal-anthro- 
pologische  Betrachtungen,  die  Behandlung  der  vermindert  Zurechnungsfähigen 
findet  w^eitgehende  Beachtung  neben  rein  klinischen  Studien,  die  dem  Delinquente 
nato  wie  dem  impulsiven  Irresein  und  den  psychopatischen  Persönlichkeiten 
im  weitesten  Sinne  gelten.  Recht  originelle  Anschauungen  entwickelt  Tanzi 
in  seinem  Kapitel  „Paranoia".  Die  Begriffsbestimmung  dieser  Krankheit 
umschreibt  er  in  ähnlicher  Weise  wie  Kraepelin;  er  ist  weit  entfernt,  zu 
versuchen,  sie  rein  symptomatisch  abzugrenzen.  Die  paranoischen  Wahnideen 
spielten  im  Kjrankheitsbild  nur  eine  Nebenrolle;  das  Essentielle  bestehe  darin, 
daß  sich  die  Paranoia  bei  einem  Individuum  entwickle,  das  an  und  für  sich 
auf  Grund  einer  besonderen  Entwicklungsauomalie  paranoisch  veranlagt  sei. 
Das  paranoische  Wahnsystem  ist  somit  nach  Tanzi  kein  Symptom,  es  ist  eine 
Art  zu  denken,  eine  Weltanschauung,  die  von  falschen  Voraussetzungen  ausgeht, 
die  in  einer  eigenartigen  geistigen  Struktur  wurzelt,  in  der  paranoischen  Kon- 
stitution, sie  ist  das  phantastische  Produkt  eines  egozentrischen  aber  geordneten 
Geistes,  „der  sich  hemmungslos  dem  Mystizismus  seiner  Urväter  hingibt". 
Diese  Auffassung  erscheint  freilich  zunächst  recht  paradox,  sie  rückt  jedoch 
dem  Verständnis  weit  näher,  wenn  man  den  mit  geschickter  und  anregender 
Dialektik  wiedergegebenen  Anschauungen  folgt,  die  den  Zweck  verfolgen, 
den  engen  Beziehungen  nachzugehen,  die  zwischen  dem  Inhalt  paranoischer 
Wahnsysteme  bestehen  und  dem  Hoffen,  Fürchten  und  Glauben,  dem  wir 
als  Ausdruck  alter  mystischer  Anschauungen  naiver  Welt-  und  Naturbetrach- 
tung eines  primitiven  Kulturlebens  sowohl  in  der  Geschichte  unseres  Geistes- 
lebens als  dem  der  noch  bestehenden  Naturvölker  begegnen. 

Mit  dem  Schlußkapitel,  das  der  Irrenfürsorge  gewidmet  ist,  fügt  Tanzi 
seinem  groß  angelegten  Buche  ein  Kapitel  bei,  das  in  unseren  Lehrbüchern 
vermißt  wird. 

Mit  großer  Sicherheit  ist  der  Reichtum  unsereres  positiven  Wissens  in 
diesem  Buche  wiedergegeben;  auf  der  anderen  Seite  sind  die  Streitfragen, 
die  einer  Lösung  noch  harren,  offen  aufgeworfen,  bestehende  Lücken  sind 
mit  geistreichen  Hypothesen  überbrückt,  die  die  persönliche  Stellungsnahme 
des  Autors  zu  den  Fragen  bezeichnen  und  zur  Kritik  und  somit  zum  Kampfe 
herausfordern.  Auf  diese  Weise  bringt  das  Buch  dem  Lernenden  reiches 
Material  zur  Ausbildung  und  dem  bereits  Wissenden  eine  Menge  von  An- 
regung. 

139  Figuren  sind  ergänzend  dem  Texte  beigefügt.  Die  Beigabe  guter 
Krankengeschichten  in  ausgedehnterem  Maße,  als  es  tatsäclilich  geschehen 
ist,  wäre  erwünscht  gewesen.  (Merzbacher.) 

Jaliresberiolit  f.  Neurologie  u.  Psychiatrie  1906.  76 


1202  Therapie  der  Geisteskrankheiten,  Anstaltswesen,  Wärterfragie  etc. 

Anstaltswesei. 

Marie  (löl)  gibt  einige  Notizen  über  die  Brüsseler  Irrenklinik  Saint- 
Jean,  welche,  seit  1860  bestehend,  unter  der  Leitung  des  Professor  Boeck 
steht.  Zur  Aufnahme  ist  ein  ärztliches  Attest  und  polizeiliche  Requisition 
notwendig.  Nach  einigen  Tagen  findet  dann  noch  eine  Untersuchung  durch 
einen  Arzt  des  Gesundheits-Bureaus  statt.  Die  Kranken  können  bei  akuten 
Fällen  bis  zur  Heilung  in  der  Klinik  bleiben;  andernfalls  kommen  sie  in 
die  größeren  Irrenanstalten.  Der  Klinik  ist  noch  eine  Poliklinik  augegliedert. 
Besonders  fielen  hier  dem  Verf.  Fälle  von  Dementia  praecox  und  die  grofte 
Zahl  von  schwachsinnigen  und  zuiückgebliebenen  Kindern  auf. 

Serieux  (252)  schlägt  für  die  verschiedenen  Kategorien  verbrecherischer 
Geisteskranker  zwei  Arten  von  Anstalten  für  Frankreich  vor:  1.  eine  Zeutral- 
oder  4  Spezialanstalten  im  Anschluß  an  Strafanstalten,  die  in  der  Nähe  von 
Universitätsstädten  gelegen  sind,  zur  Aufnahme  von  Sträflingen,  welche  im 
Laufe  der  Strafzeit  geisteskrank  geworden  sind;  2.  drei  Sicherheitsasyle  für 
verbrecherische  Geisteskranke.  Hierher  sollen  auch  die  nicht  geheilten 
geisteskranken  Verbrecher  kommen,  welche  bei  Ablauf  der  Strafzeit  nicht 
geheilt  sind  und  als  gemeingefährlich  erkannt  werden,  geborene  Verbrecher, 
alte  Alkoholisten,  endlich  Angeklagte  zur  Untersuchung,  ob  Geisteskrankheit 
oder  Simulation  vorliegt.  Es  wird  von  einer  solchen  Einrichtung  besserer 
Schutz  fiir  die  Gesellschaft,  für  die  gewöhnlichen  Geisteskranken  Befreiung 
von  fragwürdigen  Elementen,  für  die  Departementsanstalten  Entfernung  von 
an  Gefängnisse  erinnernde  Einrichtungen  und  für  die  verbrecherischen 
Geisteskranken  eine  bessere  Einteilung  nach  der  Art  ihrer  Krankheit  er- 
wartet. 

CuUerre  (54)  gibt  einen  Bericht  über  die  Irrenverpflegung  im  Staate 
Newyork  nach  den  Mitteilungen  der  staatlichen  Kommission  für  die  Irren- 
pflege. Diese  Behörde  hat  folgendes  ßeformprogramm:  1.  Gründung  von 
Sonderpavillons  zur  Behandlung  akuter  Fälle  in  allen  staatlichen  Irren- 
anstalten; 2.  Erbauung  von  Sonderhospitälern  für  psychopathisch  Kranke 
in  der  Hauptstadt;  3.  Einrichtung  von  geeigneten  Lokalitäten  für  akut  Er- 
krankte in  den  allgemeinen  Krankenhäusern;  4.  Einrichtung  ländlicher  Kolo- 
nien für  akut  und  chronisch  Kranke  zum  Ersatz  alter  Anstalten;  5.  Hebung 
des  Wärterstandes;  6.  Einführung  psychiatrischen  Unterrichts;  7.  Gründung 
von  Rekonvaleszentenhäusern;  8.  Einfiihrung  der  Familienpflege.  Es  handelt 
sich  dabei  um  24000  Verpflegungsfälle;  die  jährliche  Aufnahmezahl  beläuft 
sich  auf  4500. 

Grünau  (99)  weist  auf  einige  Fehler  in  der  amtlichen  Statistik  hin. 
Insbesondere  wünscht  er  die  „nicht  Geisteskranken"  gänzlich  ausgeschaltet 
Bei  diesen  könnte  besser  erörtert  werden,  aus  welchen  Veranlassungen  die 
,,nicht  Geisteskranken"  Insassen  der  Anstalt  geworden  sind.  Daß  die  „nicht 
Geisteskranken"  in  etwa  ^/g  der  Fälle  als  geheilt  entlassen  werden,  gibt 
eine  starke  Verfälschung  der  psychiatrischen  Resultate. 

Hoppe  (117)  hält  die  weibliche  Pflege  bei  männlichen  Geisteskranken 
im  allgemeinen  nicht  für  empfehlenswert,  wenn  man  mit  der  männlichen 
Person  auskommen  kann.  Wo  dagegen  die  Wärter  andauernd  wenig  be- 
friedigen, ihr  Ersatz  schwierig  ist  und  zur  Abhilfe  sich  nur  palliative  Mittel 
bieten,  scheint  ihm  der  Übergang  zur  weiblichen  Pflege  wert,  ernstlich  ins 
Auge  gefaßt  zu  werden.  (BendRx,) 

Wahrendorff  (289)  teilt  die  Neuanlagen  der  Iltener  Privatanstalt 
mit,  welche  jetzt  Raum  für  100  Kranke  I.  Klasse  und  600  männliche 
Kranke  III.  Verpflegungsklasse  bietet. 


Therspie  der  GkisteskrankJieiteD,  Anstaltsweaen,  Wärlerfnge  etc.  1203 

Starlinger  (263)  weist  anf  die  Fortschritte  hin,  welche  die  Inen- 
pflege  in  den  letzten  25  Jahren  gemacht  hat.  Er  hält  es  für  wünschenswert, 
daß  noch  mehr  Nachdmck  anf  die  Beschäftigung  der  Kranken  gelegt  wird 
und  zu  den  Bäamen  für  die  E^anken  noch  ein  Industrietagraum  hinzu- 
kommt Femer  ist  auf  das  Lehr-  und  Erziehungswesen  das  größte  Ge^^icht 
za  legen. 

Ballet  (^)  berichtet  über  die  neue  Einrichtung  von  gesonderten  ßäumen 
für  Delirauten  an  seinem  Krankenhaus  Hötel-Dieu.  In  den  27^  Monaten, 
welche  seitdem  vergangen  waren,  waren  bereits  60  Männer  und  28  Frauen 
aufgenommen,  und  es  waren  die  Vorteile,  welche  durch  die  Schaffung  dieser 
Sonderräume  erzielt  werden  sollten,  bereits  eklatant.  Es  wurde  für  die 
Kranken  vermieden,  sie  sofort  in  die  Irrenanstalten  mit  dem  umständlicheren 
Aofnahmeverfahreu  zu  schicken,  anderseits  war  auch  eine  genügende  Vor- 
sorge getroffen,  daß  die  übrigen  Kranken  durch  die  Deliranten  nicht 
belästigt  wurden.  Es  sind  zwei  Säle  mit  je  7  Betten  eingerichtet;  auf  der 
Männerabteiluug  sind  zwei  Wärter  und  eine  Wärterin  am  Tage,  ebensoviel 
des  Nachts,  auf  der  Frauenabteilung  sind  zwei  Wärterinnen  und  ein  Wärter. 

Mills  (183)  weist  darauf  hin,  daß  sich  in  Irland  viele  Geisteskranke 
in  den  Arbeitshäusern  befinden.  Er  stellt  die  Forderung  auf,  daß  die  staat- 
lichen Irrenbehörden  ihr  Interesse  dieser  Tatsache  zuwenden  und  für  die 
Unterbringung  der  Geisteskranken  in  Irrenanstalten  Sorge  tragen. 

Meyers  (181)  tritt  für  die  Gründung  von  Stadtkliniken  ein,  wie  sie 
seit  langer  Zeit  in  Deutschland  und  andern  Ländern  bestehen;  auch  einige 
amerikanische  Staaten  haben  bereits  Abteilungen  für  Nervenkranke  und  Irre 
in  den  großen  Hospitälern.  Es  ist  nicht  allein  der  Nutzen,  welchen  die 
Arzte  und  die  Studierenden  durch  diese  Gelegenheit  haben,  auch  die  Geistes- 
krankheiten genügend  kennen  zu  lernen,  sondern  auch  die  nicht  zu  unter- 
schätzenden Vorteile,  welchen  die  Kranken  durch  diese  Einrichtungen  ge- 
winnen, daß  der  Verf.  veranlaßt  wird,  auf  die  Gründung  solcher  besonderer 
Bäume  zur  Heilung  und  Pflege  Geisteskranker  zu  drängen,  die  im  Anschluß 
an  die  großen  Hospitäler  einzurichten  sind.  Erleichterte  Aufnahme  und 
frühzeitige  Behandlung  befördern  erfahrungsgemäß  die  schnellere  Gesundung 
solcher  Kranken. 

Boyle  (33)  tritt  energisch  für  die  Einrichtung  von  Volks-Sanatorien 
auch  in  England  ein,  wie  solche  bereits  in  Deutschland  (Haus  Schönow  und 
Rasenmühle)  sowie  in  Schottland  existieren.  Das  im  Laufe  des  Jahres  er- 
öffnete kleine  Sanatorium  mit   12  Betten  genügt   den  Anfordemngen    nicht. 

Morel  (189)  stellt  die  Fortschritte  zusammen,  welche  die  Irrenpflege 
in  den  letzten  Jahren  in  den  meisten  Kulturländern  aufweist.  Diesen  Fort- 
schritten gegenüber  ist  Belgien  weit  zurückgeblieben,  weshalb  Verf.  energisch 
für  eine  Reorganisation  eintritt 

Würth  (298)  weist  auf  die  besonderen  Einrichtungen  hin,  welche  einer 
Irrenanstalt  zu  Gebote  stehen  müssen.  Verfasser  nennt  in  erster  Linie  die 
Bettbehandlung,  dann  die  Dauerbäder,  ferner  Zellen,  welche  bald  als  offene 
Einzelzimmer,  bald  zu  übei*wachter  Isolierung  verwendet  werden  können;  des 
weiteren  ist  auf  gute  Ventilation  bei  geringem  Komfort  im  Wachsaal  Obacht 
zu  geben.  Zum  Schluß  erwähnt  Verfasser  die  Einrichtungen,  welche  für  die 
verschiedenartigen  Beschäftigungen  der  Kranken  notwendig  sind. 

Colin  (47)  berichtet  über  eine  neue  Einrichtung,  welche  in  Paris 
zwecks  Erreichung  einer  Stelle  als  Assistenzarzt  getroffen  werden  soll.  Die 
Bewerber  haben  ein  besonderes  Examen  abzulegen  und  zwar  insbesondere 
über  Klinik,  Pathologie  und  Therapie  der  Geisteskrankheiten.  Bei  späteren 
V^akanzen  sind  die  Chefärzte  aus   der  Reihe   der  Assistenzärzte   zu  wählen. 

76* 


1204  Therapie  der  Geisteskrankheiten,  Anstaltswesen,  Wärterfrage  etc. 

Conlonjou  (49)  weist  im  Anschluß  an  eine  Rundfrage  Bournevilles 
über  die  Verhätnisse  des  ärztlichen  Personals  an  den  Irrenanstalten  auf  die 
wenig  beneidenswerte  Lage  der  jüngeren  Anstaltsärzte  hin,  denen  durch  die 
Chefärzte  nicht  genügend  Gelegenheit  zu  selbständiger  Tätigkeit  gegebeD 
wird.  Nach  einer  alten  Ministerialverordnung  hat  der  Anstaltsdirektor  für 
alles  in  der  Anstalt  die  Verantwortlichkeit.  Bei  der  physischen  Unmöglich- 
keit, nur  ärztlich  die  große  Zahl  von  Kranken  zu  versorgen,  entbehren  die 
Kranken  ärztlicher  Behandlung,  da  die  untergeordneten  Arzte  nicht  diese 
selbständig  leiten  dürfen.  Verfasser  geht  sogar  so  weit,  unter  diesen  Um- 
ständen die  ganze  in  den  Anstalten  zugebrachte  Zeit  als  Assistenzarzt  als 
eine  verlorene  anzusehen.  Er  weist  dagegen  auf  die  viel  günstiger  liegenden 
Verhältnisse  in  Deutschland  hin  und  glaubt,  daß  die  bei  uns  erzielten 
günstigeren  Erfolge  zum  Teil  durch  die  emsige  Mitarbeit  sämtlicher  an  den 
Anstalten  tätigen  Arzte  begründet  sind.  Verfasser  hoflft,  daß  Bournevilles 
Umfrage  zu  einer  Aufhebung  der  veralteten  Ministerialverfügung  führe. 

Belletrud  (14)  gibt  ein  ausführliches  Bild  über  das  Leben  der 
Kranken  in  der  von  ihm  geleiteten  Anstalt  Pierrefeu;  das  Bestreben  ist 
darauf  gerichtet,  die  Kranken  in  der  Anstalt  möglichst  in  den  ihnen  lieb 
gewordenen  Gewohnheiten,  ihren  Beschäftigungen  zu  lassen  und  ihnen  die 
weitgehendsten  Freiheiten  zu  gewähren.  Die  Zimmer  sind  reichlich  ge- 
schmückt; in  den  Gärten  sind  viele  Blumenbeete  angelegt.  Spiele  aller  Art 
Tageszeitungen,  Bücher  stehen  den  Kranken  zur  Verfügimg.  iVeier  Aus- 
gang wird  häufig  gewährt.  Die  Kleidung  können  sich  die  Kranken  aus 
einer  größereu  Auswahl  selber  aussuchen.  Sie  können  über  Geld  verfügen 
und  ihre  Briefe  in  einer  in  der  Anstalt  befindlichen  Post  selber  abgeben, 
wie  sie  auch  Briefe  empfangen  dürfen,  ohne  daß  sie  zuvor  eröffnet  werden. 
Auch  zur  Prüfung  der  Lieferungen  für  die  Anstalt  sind  Kranke  ausgewählt, 
indem  sie  den  dazu  vorhandenen  Kommissionen  angehören.  Theater-  und 
Konzertvorstellungen  finden  häufig  in  der  Anstalt  statt.  Sogar  ein  eigenes 
Blatt,  das  von  den  Kranken  redigiert  wird,  erscheint  in  der  Anstalt 

Kahlbaum  (134)  bringt  zur  Feier  des  fünfzigjährigen  Jubiläums  der 
im  In-  und  Ausland  bekannten  Privatnervenheilanstalt  zu  Görlitz  einige 
Notizen  über  dieselbe.  Sie  hat  jetzt  für  140  Kranke  Platz;  bei  einem 
Durchschnittsbestande  von  110  Kranken  im  Jahre  1902  waren  160  Auf- 
nahmen, von  denen  etwa  24  ^Iq  Ausländer  betrafen.  Die  Zahl  der  An- 
gestellten beläuft  sich  auf  119.  Dazu  kommen  noch  11  Lehrer  und 
Lehrerinnen,  welche  den  Kranken  innerhalb  der  Anstalt  Unterricht  erteilen. 
Ganz  besonders  wird  des  ärztlichen  Pädagogiums  gedacht,  welches  von  Karl 
Ludwig  Kahlb'aum  gegründet  worden  ist. 

Heß  (109)  bringt  zum  gleichen  Thema  insbesondere  einige  an  Karl 
Ludwig  Kahlbaum,  welcher  die  Anstalt  32  Jahre  geleitet  hat,  erinnernde 
Worte;  seine  Verdienste  um  die  Psychiatrie  werden  in  Kürze  gewürdigt. 
Trotz  umfangreicher  Vorbereitung  hat  K.  eine  ausführliche  Darstellung  seiner 
Psyclüatrie  nicht  gegeben,  sondern  nur  einzelne  Abschnitte  daraus  bearbeitet 
uiid  veröffentlicht.  Als  dann  später  Kraepelin  auf  ihn  zurückging,  hat  er 
sich  mit  der  Kraepelinschen  Kichtung  nicht  mehr  so  befreundet,  wie  mau 
hätte  erwarten  mögen.  Die  Vereinigung  seiner  Katatonie,  seiner  Hebe- 
phrenie  und  seiner  Heboidophrenie   zur  Dementia  praecox  billigte   er  nicht. 

HÜfler  (121)  gibt  einige  Erläuterungen  über  die  neu  erbaute 
städtische  Irrenanstalt  in  Chemnitz.  Mit  Rücksicht  auf  die  Anschauungen 
des  Publikums  wird  sie  als  Nervenheilanstalt  bezeichnet  Die  Anstalt  wurde 
im  April  1905  mit  67  Kranken  bezogen,  sie  enthält  für  120  Kranke  Kaum. 
Bei   dem  Wachstum    der   Stadt   Chemnitz    wird    an    den  Neubau  weiterer 


Therapie  der  Geisteskrankheiten,  Anstaltswesen,  Wärterfrage  etc.  1205 

Pavillons  sowie  an  die  Einrichtung  der  Familienpflege  gedacht.  Die  Ein- 
richtungen der  Anstalt  entsprechen  vollkommen  den  Anforderungen,  welche 
die  moderne  Irrenpflege  nicht  nur  in  Bezug  auf  Hygiene  und  Pflege,  sondern 
auch  in  Bezug  auf  Komfort  der  Kranken  stellt.  Die  Anstalt  entbehrt  der 
Gitter  und  hoher  Mauern ;  die  Fassaden  erinnern,  soweit  die  sehr  gelungenen 
Illustrationen  es  erkennen  lassen,  in  keiner  Weise  an  geschlossene  Anstalten 
mit  vergitterten  Fenstern  usw. 

Verfasser  weist  zum  Schluß  auf  die  Notwendigkeit  hin,  daß  auch  die 
andern  mittelgroßen  Städte  Deutschlands  an  die  Neuerrichtung  von  Irren- 
anstalten gehen.  In  Bezug  auf  die  vorübergehende  Verwahrang  von  Geistes- 
kranken bis  zur  Aufnahme  in  größeren  Anstalten  bestehen  noch  in  manchen 
Städten  arge  Mißstände. 

Starlinger  (267)  hat  au  90  Anstalten  eine  Rundfrage  über  Dauer- 
nachtwachen gerichtet  und  hat  die  erhaltenen  Antworten  (68  waren  nur  von 
den  86  eingelaufenen  Antworten  verwertbar)  in  vorliegendem  Bericht  zu- 
sammengestellt, Anstalten  ohne  Nachtwachen  gibt  es  danach  nicht;  es  gibt 
mehr  ganznächtige  Wachen  als  halbnächtige.  In  etwa  30  Anstalten  hat 
dasselbe  Personal  durch  längere  Zeit  nur  Nachtwache.  Die  Kontrolle  wird 
durch  Kontrollapparate  sowie  durch  Oberpflegepersonen  und  Arzte  ausgeübt. 
Für  den  Nachtdienst  sind  fast  überall  Zulagen  vorgesehen.  Die  Dauer- 
nachtwache ist  stets  vom  Tagesdienst  befreit.  Im  allgemeinen  wird  der 
Dauernachtwache  von  den  Anstaltsleitern  der  Vorzug  gegeben. 

In  Mauer  Öhling  wurde  am  1.  Januar  1905  Dauernachtwache  ein- 
geführt. Monatlich  wird  gewechselt.  Das  Personal  ist  mit  der  Einführung 
zufrieden  und  hat  an  köi-perlichem  Befinden  bisher  nicht  gelitten.  Der 
Verfasser  spricht  sich  über  die  Erfolge  der  Dauernachtwache  auch  in  Bezug 
auf  die  Pflege  der  Kranken  in  seiner  Anstalt  sehr  lobend  aus. 

Alt  (5)  erörtert  nochmals  seinen  bereits  früher  ausgesprochenen  Standpunkt 
in  der  Frage  der  höchst  zulässigen  Anstaltsgröße.  Er  wünscht  in  Überein- 
stimmung mit  anderen  bekannten  Anstaltsdirektoren,  daß  er  für  die  zweck- 
mäßigste Belegstärke  500 — 600  hält,  eine  solche  von  800  sei  noch  zulässig, 
falls  gleich  bei  der  ersten  Anlage  für  die  notwendigwerdende  Dezentralisation 
gesorgt  werde.  Unter  der  Verwaltungsüberlastung  des  Direktors  leiden  die 
Kranken,  welche  er  nicht  einmal  den  Namen,  geschweige  ihren  Sonderheiten 
nach  kennen  kann.  Auch  der  psychiatrische  Nachwuchs  leidet,  wenn  die 
Aussichten  auf  eine  selbständige  Stellung  als  Direktor  zu  gering  werden. 

Medikamentöse  Behandlung  und  anderes. 

Hoche  (112)  hält  die  Einleitung  des  Aborts  bei  unstillbarem  Erbrechen 
und  bei  Chorea  gravidarum  ebenso  bei  Epilepsie,  falls  die  ^'ermehrung  der 
Aufälle  zur  Verblödung  zu  führen  droht,  wie  die  meisten  Autoren  für  indiziert. 
Bei  geisteskranken  Frauen  kann  von  einem  heilenden  Einfluß  durch  die  Unter- 
brechung der  Schwangerschaft  oder  von  einer  direkten  Gefahr  durch  die 
Fortdauer  der  Psychosen  keine  Rede  sein.  Schwierig  ist  die  Entscheidung 
beim  Auftreten  von  Depressionszuständen  während  der  Schwangerschaft;  es 
sind  im  einzelnen  Fall  Erwägungen  mancherlei  Art  zu  machen,  z.  B.  bei 
periodisch  oder  zirkulär  auftretender  Melancholie  ist  von  einer  Aboiteinleitung 
abzusehen.  Als  nicht  gerechtfertigt  hält  ferner  Verfasser  den  Abort,  um  der 
Befürchtung  gerecht  zu  werden,  daß  eine  erbliche  üble  Beeinflußung  des 
künftigen  Kindes  statthaben  könnte,  da  die  Kenntnis  von  den  gesetzmäßigen 
Vorgängen  der  Vererbung  viel  zu  gering  ist  und  die  Erfahrung  lehrt,  daß  auch 


1206  Therapie  der  Geisteskrankheiten,  Anataltsweseii,  Wärierfrage  etc. 

bei  sddwerer  erblicher  Belastung  einzelne  yoUkonmien  gesunde  NachkonmieD 
erzeugt  werden  können. 

PiIC2  (215)  berichtet  über  den  Decursus  niorbi  einer  Anzahl  voi 
paralytischen  Geisteskranken,  welche  in  den  Jahren  1900  ui>d  1901  naok 
einer  von  y.  Wagner  angegebeneu  Methode  behandelt  worden  waren.  Die 
Behandlung  bestand  in  Injektionen  von  steigenden  Mengen  TuberkaliDum 
Kochii.  Es  wurde  mit  0,01  des  Mittels  begonnen  und  allmählich  bis  zur 
Maximaldosis  von  0,1  gestiegen.  Es  wurden  69  Fälle  derartig  behandelt 
(56  Männer  uu4  13  Weiber).  66  Fälle  konnten  in  ihrem  weitereu  Schicksal 
beobachtet  werden,  und  diese  wurden  nun  mit  dem  Verlauf  von  66  andern 
nicht  behandelten  paralytisch  Kranken  verglichen.  Wenn  auch  kein  eijuiger 
Fall  unter  den  Injizierten  sich  befand,  der  nicht  durch  eine  erkleckliche 
Anzabl  kasuistischer  Beiträge  von  Spontanheilungen  oder  weitestgehendster 
spontaner  Remissionen  oder  endlicli  abnorm  langer  Dauer  übertroffen  wurde, 
so  machte  sich  doch  im  Vergleiche  zu  einer  entsprechenden  Anzahl  nicht 
l)ehandelter,  sonst  unter  denselben  äußeren  Bedingungen  verpflegten  Patienten 
ein  Einfluß  bemerkbar,  der  sich  nicht  bloß  bezüglich  der  Dauer  des  para- 
lytischen Prozesses,  sondern  auch  bezüglich  der  Stillstände  und  Besserungen 
zeigte.  Verf.  läßt  es  zum  Schluß  dahingestellt,  ob  das  Tuberkulinum  Kochü 
das  geeigneteste  Präparat  ist,  um  das  erwünschte  künstliche  Fieber  zu  erzeugen. 

Privat  de  Portunie  (220)  teilt  zwei  Fälle  mit,  in  deren  erstem 
von  einer  halluzinierenden  melancholischen  Kranken  ein  Zahnersatzstück  ver- 
schluckt worden  jst.  Die  Radiographie  ermöglichte  genau  die  Lage  des 
Fremdkörpers  im  Ösophagus  nachzuweisen  und  durch  Ösophagotomie  wurde  der 
Fremdkörper  entfernt.  Im  zweiten  Fall  wurde  von  einer  paralytischen 
Kranken  ein  Selbstmordversuch  durch  Verschlingen  eines  großen  eckigen 
Steines  gemacht.  Der  Stein  war  nicht  im  Ösophagus  nachzuweisen,  so  daß 
die  Gastrotomie  in  Aussicht  genommen  wurde.  Am  dritten  Tage  wurde  der 
Stein  indes  bei  einem  Hustenstoß  ausgeworfen.  —  Unglücksfälle  werden 
häuflg  angerichtet  durch  Verschlucken  von  Kiiochenstücken.  Kompliziert 
werden  die  Vorfälle  bei  Geisteskranken  dadurch,  daß  genaue  Auskunft  nicht 
zu  erlangen  ist.  Genaueste  Aufmerksamkeit  ist  daher  auf  die  Mahlzeiten 
der  Geisteskranken  zu  richten. 

Springthorpe  (260)  weist  auf  die  Wichtigkeit  psychischer  Beeinflußong 
der  Kranken  hin  und  erinnert  an  die  Erfolge,  welche  die  Kurpfuscher  da- 
durch zuweilen  erreichen. 

Mendel  (174)  bespricht  zunächst  die  Prophylaxe,  indem  er  insbesondere 
auf  die  Gefahr  hinweist,  welche  die  Eingehung  einer  Ehe  bei  Bestehen  er- 
heblicher erblicher  Belastung  bedeutet  Ganz  zu  verwerfen  ist,  daß  eine 
tatsächlich  geisteskranke  Person  heiratet.  Handelt  es  sich  um  eine  geistes- 
krank gewesene  Person,  so  ist  zu  erwägen,  welchen  Ursachen  die  Geistes- 
krankheit zuzuschreiben  ist,  und  inwieweit  die  erblichen  Verbältnisse  und  die 
Form  der  überstandenen  Krankheit  eine  größere  oder  geringere  Wahrscheinlich- 
keit der  Wiederkehr  der  Psychose  in  sich  schließt.  Bei  Bestehen  einer 
Geisteskrankheit  ist  die  erste  Frage,  welche  sich  der  Arzt  vorzulegen  hat, 
ob  die  Krankheit  im  Hause  behandelt  werden  kann,  oder  ob  sich  Anstalts- 
aufenthalt vernotwendigt.  Letzteres  ist  bei  Tobsucht,  Neigung  zu  Selbst- 
mord, Nahrungsverweigerung  der  Fall;  femer  bei  der  Gefahr,  daß  der  Kranke 
sich  oder  andere  infolge  seiner  krankhaften  Vorstellungen  schädigt.  Bei  dar 
Behandlung  der  Psychose  ist  auf  die  Organe  der  Brust-  und  Bauchhöhle 
sorgfältige  Rücksicht  zu  nehmen.  Die  Entfernung  des  weiblichen  Sexual- 
apparats  durch  Operation  als  Heilmittel  der  Psychose  ist  zu  verwerfen;  sie 
ist   dann  vorzunehmen,   wenn  sie   durch  die  ihpkranrkung  «des    betreffenden 


Therapie  der  Geisteskrankheiten,  Anstaltsweseo,  Wärterfrage  etc.  1207 

Organs  erfordert  wird.  In  symptomatischer  Hinsicht  kommen  bei  Angst 
und  Unruhe  außer  den  Medikamenten  Bettruhe^  feuchte  Einwicklungen,  pro- 
trahierte Bäder  in  Betracht,  bei  Schlaflosigkeit  Bäder,  Anziehen  von  nassen 
Strümpfen,  nasses  Handtuch  auf  den  Leib,  Schlafmittel.  Bei  Nahrungs- 
verweigerung empfiehlt  Verf.  stets  auf  den  Nachttisch  Milch  oder  Bouillon, 
Oakes  oder  Semmeln  zu  legen,  da  solche  Kranke  zuweilen  unbeachtet  essen. 
Bei  absoluter  Abstinenz  kann  man  3 — 4  Tage  warten,  bevor  man  zur 
Schlundsonde  greift.  Gegen  Selbstmord  schützt  nur  dauernde  Überwachung, 
gegen  Dekubitus  sorgfältige  Reinlichkeit,  Wasserkissen.  Die  Entlassung  aus 
der  Anstalt  soll  erst  geschehen,  wenn  der  Kranke  gesund  ist,  oder  in  dem 
Falle  ßer  eingetretenen  Unheilbarkeit  die  Momente  weggefallen  sind,  welche 
eine  Überwachung  oder  Pflege  in  der  Anstalt  notwendig  erscheinen  ließen. 
Nur  in  seltenen  Fällen,  besonders  bei  der  Melancholie  ist  der  Drang,  nach 
Haas  zu  kommen,  so  stark,  daß  er  die  Bedenken  gegen  eine  etwaige  Ent- 
lassung zurückdrängen  kann;  hier  tritt  dann  zu  Hause  zuweilen  schnelle 
Heilung  ein. 

Higier  (Hl)  hat  mit  Hjoscin  bei  Paralysis  agitans  dauernd  gute 
Erfolge  erzielt.  Auch  bei  Chorea  wirkte  Hyoscin  in  drei  schweren  Fällen 
derart,  daß  im  Laufe  einer  Woche  ein  ziemlich  erträglicher  Zustand  eintrat. 
Während  bei  Alkoholismus  chronicus  und  Dipsomanie  das  Hyoscin  kein 
erwähnenswertes  ßesultat  zeitigte,  wurden  beim  Morphinismus  vereinzelte 
dauernde  Erfolge  erreicht.  Das  Mittel  wurde  kombiniert  mit  Strychnin  oder 
Coffein  3  mal  täglich  subkutan  injiziert.  In  Fällen  periodischer  Manie  sowie 
manisch-depressiven  Irreseins  wollte  Verfasser  durch  Hyoscin  prophylaktisch 
wirken,  jedoch  war  der  Versuch  erfolglos.  Als  Beruhiguügsmittel  bewährte 
es  sich  jedoch  bei  maniakalischer  Exaltation.  Koutraindiziert  ist  das  Hyoscin 
bei  jungen  Kindern  und  bei  Erkrankungen  des  Herz-  und  des  Gesäßsystems. 

DietZ  (68)  hat  unter  472  Kranken  190  mal  Beziehungen  zum  Alkohol 
festgestellt.  Von  den  282  überbleibenden  Kranken  ist  eine  große  Zahl 
nämlich  130  schwer  verblödet,  152  bleiben,  welche  ruhig  Alkohol  erhalten 
könnten.  Als  nun  Abstinenz  und  passender  Geträukeersatz  eingeführt  wurde, 
waren  41  Kranke  darüber  erregt,  unter  diesen  16  Alkoholisten,  3  Idioten 
und  1  Dementer,  nach  Verlauf  einiger  Monate  waren  nur  noch  21  Kranke 
unzufrieden;  so  daß  kaum  57o  die  Zahl  der  mit  einem  gewissen  Rechte 
beschwerdeführenden  Kranken  beträgt.  Verf.  kommt  zu  dem  Schluß,  daß 
der  Verzicht  auf  Alkohol  als  Genußmittel  im  Interesse  der  Kranken,  die 
einer  Erziehung  zur  alkoholabstinenten  .Lebensweise  bedürfen,  dringend  not- 
wendig ist.  Die  Irrenanstalt  und  ihre  Arzte  haben  die  Pflicht,  gegen  den 
Alkoholmißbrauch  Front  zu  machen,  der  die  Kraft  des  Volkes  untergräbt  und 
einen  großen  Teil  der  Irrenanstaltsinsassen  unmittelbar  oder  mittelbar  liefert. 

Sadger  (239)  geht  davon  aus,  daß  den  Irrenärzten  die  hydriatische 
Schulung  fehlt.  Er  gibt  daher  Anleitungen  zur  Behandlung  von  verschiedenen 
Psychosen,  welche  sich  in  Kürze  nicht  referieren  lassen. 

Dent  (62)  schildert  die  guten  Erfolge,  welche  er  mit  hydropathischer 
Behandlung  in  drei  Fällen  erzielt  hat.  Die  Fälle  betrafen  ein  ISjähriges 
Mädchen  mit  akuter  Melancholie,  eine  20jährige  Frau,  welclie  im  Wochen- 
bett an  akuter  Melancholie  mit  Stupor  erkrankt  war  und  eine  30jährige 
Frau  mit  akuter  Manie. 

Pick  (210)  spricht  sich  im  Gegensatz  zu  der  noch  selir  vei'breiteten 
Ansicht,  daß  eine  Unterbrechung  der  Schwangerschaft  behufs  Heilung  von 
Psychosen  unstatthaft  sei,  für  die  Berechtigung  derselben  aus^.  Als  beweis- 
kräftig wird  der  Fall  einer  40jährigen  Frau  angeführt,  welche  wieder 
öchwanger  geworden,   der   bevorstehenden   Entbindung  mit    Schrecken    ent- 


1208  Therapie  der  Geisteskrankheiten,  Anstaltswesen,  Wärterfrage  etc. 

gegeDsah.  Sie  wurde  vollstäDdig  schlaflos,  aß  nicht  und  stand  so  TollkommeQ 
unter  dem  Einflüsse  der  überwertigen  Idee,  bei  der  Entbindung  sterben  zu 
müssen,  daß  es  allmählich  zu  einer  kaum  unterbrochenen  ängstlich  agitierten 
Unruhe  kam;  ferner  bestand  die  Angst,  durch  die  regelrechte  Geburt  geistes- 
krank zu  werden,  die  sich  darauf  stützt,  daß  ein  Bruder  unheilbar  geistes- 
krank war.  Vier  Wochen  wurde  abgewartet;  da  sich  der  Zustand  der  Frau 
weiter  verschlechterte,  w^urde  nunmehr  die  Schwangerschaft  unterbrochen, 
und  binnen  kurzem  hatte  die  Frau  sich  vollkommen  erholt 

Auch  Jolly  und  Ziehen  stehen  nicht  auf  dem  negierenden  Stand- 
punkte; im  einzelnen  Falle  aber  ist  hier  nur  die  Erfahrung  anzuerkenneo, 
und  ist  die  Entscheidung  mit  allen  Kautelen  zu  umgeben. 

Haberda  (lOl)  hält  die  Unterbrechung  der  Gravidität  bei  Neurosen 
und  Psychosen  nur  dann  für  erlaubt,  wenn  eine  Gefährdung  der  Mutter 
durch  die  Gravidität  bedingt  ist  und  der  Abort  als  Heilmittel  für  die  Mutter 
gelten  kann.  (BemlLe.) 

Auch  Gross  (97)  hält  die  Einleitung  des  Abortus  oder  der  Früh- 
geburt bei  Vorliegen  einer  Neurose  oder  Psychose  für  erlaubt,  wenn  durch 
den  Eingriff  eine  der  Mutter  drohende  Gefahr  abgewendet  werden  kann. 
Die  Einwilligung  der  zu  Operierenden  ist  dabei  einzuholen.  (Bmdix.) 

Serienx  und  Mignot  (253)  teilen  ihre  mit  Yeronal  gemachten  Er- 
fahrungen mit.  Es  zeigte  bei  Melancholikern  und  agitierten  Dementen  eine 
gute  hypnotische  Wirkung  und  verschaffte  schon  nach  durchschnitthch  1  bis 
2  Stunden  einen  langen  und  fortgesetzten  Schlaf.  Gewöhnung  an  dies  Mittel 
trat  nicht  ein.  Es  wurde  mit  einer  Dosis  von  0,3  g  begonnen  und  allmählich 
die  Dosis  vergrößert,  indes  nie  über  1  g.  Es  wurde  während  des  Tages  ein 
Nachlaß  der  Angst  bez.  der  Unruhe  beobachtet.  Schwach  war  die  Wirkung 
bei  Paralytikern.,,  Nachteilige  Wirkungen  auf  das  Befinden  der  Kranken, 
Auftreten  von  Übelsein  und  Schwindel  wurden  nicht  beobachtet.  Selbst 
Greise  und  Herzkranke  ertrugen  das  Mittel  gut.  Nur  ein  einziger  Fall  zeigte 
Intoleranz  gegen  Yeronal,  indem  bei  einer  halluzinierenden  stuporösen  Patientin 
eine  Eubeola  auftrat,  welche  erst  nach  14  Tagen  wieder  verschwand. 

Alexander  (2)  teilt  seine  mit  Veronal  bei  einem  großen  Material 
von  Geisteskranken  erzielten  Resultate  mit.  Er  hat  mit  Veronal  sehr  be- 
friedigende Erfolge  erzielt,  besonders  bei  den  Zuständen  von  Schlaflosigkeit 
der  akuten  Melancholie.  Auch  bei  den  Erregungszuständen  der  akuten 
Manie,  des  Delirium  tremens  und  der  progressiven  Paralyse  war  er  mit  dem 
Mittel  sehr  zufrieden.  Bei  der  Ruhelosigkeit  der  senilen  Manie  wirkte  Veronal 
besser  als  Sulfonal.     Der  einzige  IJ beistand  sei  der  etwas  hohe  Preis. 

(BendLt.) 

Nach  Bonrilhet  (29)  ist  das  Veronal  in  Dosen  von  30—80  cg  ein 
gutes  Schlafmittel  bei  Schlaflosigkeit  ohne  Erregungszustände.  Beruhigend 
wirkt  es  bei  der  leichten  Unruhe  Melancholischer,  erregter  Manischer  und  an 
Dementia  praecox  Leidender  in  Einzelgaben  von  50 — 80  cg.  Bei  stärkeren 
Erregungszuständen  der  Paralytiker  und  Manischen  ist  es  selbst  in  Dosen  von 
IV2 — 2  g  wirkungslos.  Nach  langem  Gebrauch  treten  oft  Gesundheits- 
störungen auf,  aber  ungefährlicher  Art.  Es  ist  ratsam,  das  Mittel  nicht 
lange  hinter  einander  zu  geben,  um  Gewöhnung  zu  vermeiden.     (Bendis,) 

Kertner  (146)  gibt  hinsichtlich  der  Anwendung  der  Lumbalpunktion 
in  der  allgemeinen  psychiatrischen  Praxis  den  Rat,  sie  trote  ihres  un- 
bestreitbaren diflFerential  diagnostischen  Wertes  nur  selten  anzuführen  und 
sie    auf   die   Fälle    zu    beschränken,    wo    trotz    längerer  Beobachtung  eine 


Therapie  der  Geisteskrankheiten,  Anstaltswesen,  Wärterfrage  etc.  1209^ 

DiflPerentialdiagnose,  besonders  gegenüber  der  Paralyse  nicht  gestellt  werden 
kann  oder  wo  äußere  Verhältnisse  zu  einer  raschen  Entschließung  drängen» 

(Bendix,) 
McHardy  (15ö)  berichtet  über  zwei  Fälle  von  allgemeiner  Paralyse^ 
in  denen  mit  der  Darreichung  von  Urotropin  eine  wesentliche  Besserung  auch 
der  schweren  geistigen  Störung  beobachtet  wurde.  Bei  Anzeichen  einer  Ver- 
schlimmerung verhinderte  die  Steif:;erung  der  Dose  dieselbe.  Die  Tagesdose 
stieg  bis  zu  15  gran  pro  Tag.  (Die  Enttäuschung  wird  leider  dem  Verf.  nicht 
erspart  bleiben!     Eef.) 

Die  Wirkungsweise  des  Isopral  wird  von  Tambroni  und  Maggiotto 
(275)  an  45  Kranken,  die  verschiedenen  Krankheitsgruppen  angehören,  ge- 
prüft. Bei  stärksten  Erregungen  werden  bis  zu  2,5  g  gegeben,  bei  einfacher 
Schlaflosigkeit  sind  0,75  g  genügend.  Darreichung  des  Mittels  in  Form  von 
Tabletten  erweist  sich  wirksamer  als  solche  in  Form  von  Lösungen.  Ge- 
wöhnung sah  man  eintreten;  unangenehme  Nebenwirkungen  wurden  nicht 
beobachtet,  bei  Herzkranken  erscheint  allerdings  einige  Vorsicht  am  Platze. 
—  24  Tagesversuche  wurden  angestellt,  um  auch  die  Wirkung  auf  Herz 
und  Atmung  prüfen  und  graphisch  darstellen  zu  können.         (Merzbacher,) 

In  der  Behandlung  der  Erregungszustände  Geisteskranker  betont  Stein 
(268)  den  Unterschied  zwischen  Einzelzimmer  und  Zelle;  so  heilsam  erstere 
sind,  so  schädlich  und  darum  zu  vermeiden  sind  die  Zellen.  —  Unter  den 
chemisch  wirkenden  Beruhigungsmitteln  besitzen  wir  keines,  welches  unter 
allen  Umständen  verläßlich  wirkt,  und  der  Nutzen  wird  derselben  durch 
ihre  Nachteile  oft  paralysiert;  immerhin  sind  die  chemisch  wirkenden  Be- 
ruhigungsmittel nicht  gänzlich  entbehrlich.  —  Den  modernen  Bestrebungen 
der  Irrenbehandlung  entspricht  die  physikalisch-diätetische  Richtung.  Be- 
sonders betont  S.  die  Vorteile  der  Bettbehandlung,  welche  bei  allen  akuten 
Psychosen,  ohne  Rücksicht  auf  die  eventuell  bestehende  Unruhe,  ferner  bei 
den  Erregungszuständen  chronisch  Geisteskranker  anzuwenden  ist.  Die 
„Bettsucht"  kann  leicht  veimieden  werden;  hiebei  legt  8.  großes  Gewicht 
auf  die  Ernährung  und  plädiert,  wenn  diese  mangelhaft,  für  je  frühere 
Anwendung  der  Magensonde.  —  Feuchtwarme  Einwicklungen  sind  das  einzige 
Beruhigungsmittel,  welches  bei  Erregungszuständen  jeder  Art  Wirkung  erzielt^ 
besonders  bei  katatonischen  und  hysterischen  Erregungen  und  bei  Angst- 
zuständen. Kontraindiziert  sind  sie  bloß  bei  Arteriosklerose  und  Zirkulations- 
inkompensationen;  zu  verwerfen  ist  die  Einwickluug  als  Zwangsmittel.  — 
Als  wirksamstes  Beruhigungsmittel  aller  hochgradigen  Erregungen  bezeichnet 
Verf.  die  protrahierten  lauen  Bäder,  besonders  bei  Maniakalischen,  unruhigen 
Paralytikern,  beim  Delirium  tremens.  Geringere  Wirkung  bei  Katatonie 
und  Epilepsie.  Vorteilhafte  Wirkung  bei  zerstörungssüchtigen,  unbeholfenen 
und  unreinen  Kranken.  —  Unter  den  psychotherapeutischen  Faktoren  betont 
S.  das  Anstaltsmilieu,  die  Beschäftigung,  namentlich  die  Slöydarbeiten» 
Eine  gründliche  Reform  der  Pflegerfrage  wird  als  höchst  wünschenswert 
bezeichnet  (Hudovemig.) 

Picqne  (211)  ist  der  Ansicht,  daß  die  einfache  Nierenektopie  bei 
Hysterischen  durch  gewöhnliche  therapeutische  Agentien  zu  behandeln  ist,, 
und  daß  die  Operation  wie  auch  bei  Neurasthenischen  zu  geistigen  Störungen 
unter  dem  Bilde  einer  postoperativeu  Psychose  führen  kann.  Besteht  aber 
eine  Psychose,  so  kann  der  Eingriff  in  gewissen  bestimmten  Formen  die 
Heilung  herbeiführen,  wie  es  Verf.  bei  einer  Kranken  beobachtet  hat,  bei 
welcher  die  Schmerzen  der  Wanderniere  infolge  besonderer  Prädisposition 
zu  einer  Melancholie  mit  Selbstmordversuch  geführt  hatten. 


1210  Therapie  der  Oeiateskrankheiten,  AuataKswesen,  Wärterfrage  etc. 

Bolton  (25)  berichtet  über  eineo  Fall,  in  welchem  es  sich  um  men 
45  jährigen  i^uartalssäufer  handelt.  Dieser  wurde  ohne  AostaltsbehaDdljOu^ 
mit  regelmäßigeu  Injektionen  von  einer  Lösung  von  Strychnin  und  Atropin 
behandelt.  Daneben  wurde  die  Diät  geregelt  und  Ghinarindenmixtur  Yer- 
orduet.     Der  Erfolg  war  ein  günstiger. 

Wagner  (286)  hat  in  einer  Beihe  von  Fällen  von  MorphinisniQ«, 
Kokainismus  und  chronischem  Alkoholismus  Hyoscin  zur  Anwendung  ge- 
bracht. Es  werden  einzelne  Fälle  ausführlich  berichtet.  Verfasser  hält  die 
Behandlungsmethode  des  Morphinismus  durch  flyoscin  für  gefahrlos,  indes 
sei  dauernde  Beobachtung  notwendig,  und  der  eigentlichen  Behandlung  habe 
eine  Zeit  der  ßuhe  und  Pflege  zu  folgen.  Für  die  Patienten  sei  die  Behand- 
lung durch  Hyoscin,  welchem  Atropin  beizufügen  sei,  ohne  besondere  Be- 
schwerden. Bei  Alkoholismus  sind  die  Resultate  zweifelhaft,  ein  zeitweiliges 
Aufhören  des  Verlangens  nach  Alkohol  wurde  beobachtet 

Weifenbach  (293)  hat  seine  Erfahrungen,  welche  er  mit  dem  Neuronal 
(Bromdiäthylacetamid)  bei  einer  großen  Zahl  geisteskranker  Männer,  und 
zwar  in  4  Fällen  von  Idiotie,  3  von  Paralyse,  4  von  seniler  Hirnatrophie, 
1  von  Idiotie  mit  Epilepsie,  2  von  Epilepsie,  3  von  manisch-depressivem 
Irresein,  18  von  Dementia  praecox,  9  von  Katatonie  und  5  von  Dementia 
paranoides,  sowie  in  einer  Anzahl  von  Fällen  mit  einfacher  Schlaflosigkeit 
gemacht  hat,  veröffentlicht.  Es  erwies  sich  bei  Dosen  von  1,0 — 2,0  g  als 
ein  recht  brauchbares  Hypnotikum  bei  einfacher  Schlaflosigkeit  und  bei 
Erregungszuständen  Geisteskranker;  auch  als  Sedativum  tat  es  in  Tages- 
dosen von  dreimal  0,5  bis  dreimal  1,5  g  im  allgemeinen  gute  Dienste.  Ein 
Nachteil  lag  in  der  raschen  Angewöhnung  und  in  der  allmählichen  Abnahme 
seiner  narkotischen  Kraft.  Von  toxischen  und  unangenehmen  Nebenwirkungen 
ist  das  Mittel,  nicht  frei,  sie  verschwinden  jedoch  nach  Aussetzen  des  Mittels 
in  kürzester  Zeit  Der  Geschmack  ist  nicht  gut,  würde  aber  der  Einbürge- 
rung des  Medikaments  nicht  hinderlich  sein.  Hinsichtlich  seiner  narkotischen 
Kraft  steht  es  nicht  höher  als  gtwa  Trional  und  Veronal. 

Jones  (131)  gibt  einen  Überblick  über  die  Anwendung  der  meisten 
gebräuchlichen  Narkotika  und  Sedativa  bei  Geisteskrankheiten.  Bei  akuten 
Fällen  empfiehlt  Verf.  als  Hauptpunkte  der  Behandlung  Isolierung  in  einem 
ruhigen  Zimmer,  Zwangsernäbrung,  Herabsetzung  des  Fiebers  durch  Bäder- 
behandluug,  Sorge  für  Schlaf,  Erhaltung  der  Kräfte. 

Pressey  (219)  vergleicht  die  Behandlungsmethoden  des  Morphinismus 
und  spricht  sich  für  die  allmähliche  Entziehung  des  Morphiums  aus.  Er- 
brechen und  Diarrhoen  treten  dabei  nicht  auf,  ferner  kommen  Hulluzinationen 
nicht  zur  Beobachtung.  Rückfälle  sind  bei  der  plötzlichen  Entziehung 
häufiger,  und  die  Genesung  zieht  sich  länger  hin,  während  bei  der  langsamen 
Entziehung  bereits  wesentliche  Erholung  eingetreten  ist,  wenn  der  letzte  Rest 
Morphium  entzogen  wird. 

Friedrich  (85)  demonstriert  den  Kranken,  bei  welchem  er  vor  4% 
Jahren  durch  Extirpation  eines  großen  Tumors  im  rechten  Stimhirn  (nach 
mikroskopischer  Kontrolle  durch  Marchaud:  Fibrosarkom)  eine  damals  seit 
über  einem  JaJire  bestehende  schwere  Dementia  paralytica-ähnliche  Psychose 
unmittelbar  zur  Heilung  zu  bringen  vermockte,  und  deren  Träger  seit  der 
Operation  bis  zum  heutigen  Tage  vollkommen  gesund  geblieben  ist. 

Es  ist  derselbe  Kranke,  dessen  Krankengeschichtendetails  gelegenüieh 
der  Naturforscherversammlung  in  Karlsbad,  wobei  der  Kranke  von  F.  erst- 
malig demonstriert  wurde,  wiedergegeben  und  in  der  Deutschen  Zeitschrift 
für  Chirurgie  von  F.  unter  den  „Mitteilungen  zur  Hirnpatbologie,  insbesondw^ 
zur  Pathologie  des  Stirnhirns^  (Band  67),  eingehend  mitgeteüt  wordea  emi- 


Theraine  der  Geisieakrankheitea,  Anstaltsweseo,  Wärterfrage  etc.  1211 

Der  Tumor  hatte  seinerzeit  Mitte  und  hinteren  Umfang  der  ersten  beiden 
StimwinduDgen  rechterseits  umfaßt,  zu  einer  ErweichuBg  dieser  Himabschnitte 
^fuhrt  Die  Operation  hatte  die  Austrepanierung  eines  110  qcm  großen 
Schädelabsehnittes  notwendig  gemacht,  um  den  ungefäJir  125  qcm  großen 
Tumor  zu  entfernen.  Der  jetzt  in  «inem  großen  Beruf  stehende  Mann  hatte 
im  Anschluß  an  die  Operation  die  volle  Arbeitsfähigkeit  wiedergewonnen, 
«ukI  die  damals  gestörte  Intelligenz  hat  sieh  yollständig  wieder   hergestellt. 

(Autoreferat.) 

Bebandlimo  durcb  BSder.  Arbeltsüieraple. 

Erlenmayer  (75)  hat  in  seiner  rühmlichst  bekannten  Privatanstalt, 
um  die  Behandlung  durch  Dauerbäder  in  geeigneten  Fällen  zur  Anwendung 
bringen  zu  können,  zwei  besondere  Villen  erbaut.  Eine  Schwierigkeit  dieser 
Behandlungsmethode  lag  von  vornherein  darin,  in  einer  Privatanstalt  Patienten, 
welche  ihr  Einzelzimmer  nach  dem  Willen  der  Aufnahme  Beantragenden 
haben  sollten,  zusammenzubringen.  Diese  Schwierigkeiten  erwiesen  sich  in 
der  Praxis  als  leicht  überwindbar,  so  daß  Verf.  die  gleichgünstigen  Er- 
fahrungen über  diese  Behandlungsmethode  macdien  konnte,  wie  sie  aus  den 
öffentlichen  Anstalten  berichtet  werden. 

Tomaschny  (282)  hat  die  neuesten  Anstalten  Deutschlands  und 
Österreichs  besucht  und  insbesondere  die  Einrichtungen  für  Dauerbäder 
«mem  hesonderen  Studium  unterzogen.  Der  Baderaum  hat  nach  den  dabei 
^sammelten  Erfahrungen  in  nächster  Nähe  des  Wachsaals  zu  liegen.  Warmes 
Wasser  muß  ununterbrochen  Tag  und  Nacht  zur  Verfügung  stehen.  Eine 
Heizung  des  Fußbodens  im  Baderaum,  welcher  am  zweckmäßigsten  in 
Terrazzo  oder  Fliesen  ausgeführt  wird,  ist  erwünscht.  Ausreichend  erscheint 
dem  Verf.  eine  Anzahl  von  Wannen  im  Verhältnis  von  1 : 5  zur  Zahl  der 
Kranken  im  Wachsaal.  Für  die  Kranken  soll  ein  Offnen  und  Schließen 
-der  Hähne  unmöglich  sein.  Daß  im  Baderaum  ein  Klosett,  Wasch  Vorrichtung 
und  ein  Bubebett  vorhanden  ist,  ist  wünschenswert  zu  empfehlen.  Zwischen- 
wände zur  Trennung  der  einzelnen  Badewannen  erscheinen  entbehrlich;  es 
dürften  in  einzelnen  Fällen  1  oder  2  halbhohe  bewegliche  Wände  genügen. 
Ganz  verwirft  Verf.  fest  angebrachte  Decken,  durch  die  der  Kranke  in  seiner 
Bewegungsfreiheit  beschränkt  wird. 

Broadbent  (86)  empfiehlt  bei  Delirium  tremens,  selbst  wenn  eine 
Komplikation  mit  Pneumonie  oder  Albuminurie  besteht,  die  Anwendung 
von  Übergießungen  mit  Eiswasser.  Der  Kranke  kommt  in  Schlaf  und 
nach  dem  Erwachen  ist  das  Zittern  geschwunden,  und  der  vorher  flackernde 
Puls  hat  wieder  genügende  Fülle. 

Würth  (297)  hat  bereits  früher  auf  das  Auftreten  von  Ohnmächten 
Tind  Collapsen  nach  der  Anwendung  prolongierter  Bäder  hingewiesen.  Er 
hat  bei  ca.  15000  Bädern  3  Todesfälle  in  unmittelbarem  Anschluß  an  Dauer- 
bäder erlebt;  bei  diesen  war  der  Zusammenhang  zwischen  Bad  und  Exitus 
nicht  ganz  zweifellos,  weil  bei  hochgradiger  Erregung  Herz-  und  Gefäß- 
erkrankungen bestanden,  so  daß  auch  diese  an  sich  die  Veranlassung  des 
plötzlichen  Todes  gewesen  sein  konnten.  Häufiger  waren  Klagen  über  un- 
angenehme Erscheinungen  seitens  der  Haut.  Es  wird  erwähnt  die  Beschwerde 
einzelner  Kranker  über  quälendes  Brennen  der  Handflächen  und  Fußsohlen. 
Auch  Dekubitus  wurde  beobachtet;  ferner  Conjunctivitiden.  Chronische 
Mittelohrkatarrhe  verschlimmerten  sich  in  mehreren  Fällen.  Bedenklicher 
«nd  die  Wirkungen  bei  vorhandener  Furunkulose;  indem  bei  der  un- 
vernMidlichen  Entleerung   des  Furunkeleiters  in   das  Badewasser,    die  Ent- 


1212  Therapie  der  Geisteskrankheiten,  Anstaltswesen,  Wärterfrage  etc. 

Wicklung  allgemeiner  Furunkulose  begünstigt  wurde.  Folgenschwerer  sind 
die  Störungen  geworden,  die  infolge  Infektion  mit  dem  TrichophytoDpilz  in 
ungefähr  150  Fällen  beobachtet  worden.  Auch  von  dem  Personal  erkrankten 
einige  an  dem  Vorderarm,  eine  an  der  Nasenwurzel.  Alle  Maßnahmen  der 
Prophylaxe  erwiesen  sich  als  vergeblich. 

Neue  Beschäftigungsarten  für  chron.  Psychotische  beschreibt  Schiller 
(243),  die  im  Asyl  Wil  seit  5 — 10  Jahren  zur  Anwendung  gelangt:  Her- 
stellung von  1.  Papierdüten,  2.  Lederteppiche  aus  Lederabfällen,  3.  Wichse- 
schachteln. 1  einfachste,  z.  T.  aus  Verrichtungen  rein  mechanischer  Natur 
bestehend,  erfordert  aber  trotzdem,  wenn  keine  Fehler  gemacht  werden  sollen, 
angespannte  Aufmerksamkeit.  —  Zu  No.  2  Stanzmesser  und  Hammer,  Stanz- 
maschine und  Draht  erforderlich.  —  Die  3.  Beschäftigungsart  die  reich- 
haltigste: Sägen,  Hobeln  der  Schindeln  zu  Decken  und  Böden,  Ausstanzen, 
Sortieren,  Hobeln  der  Späne  für  Seitenwände,  Anleimen  an  Boden  und 
Deckel  mittelst  Käsleim  und  Klammern  bietet  physisch  und  psychisch  Stärkeren 
und  Schwächeren  reiche  Arbeitsgelegenheit.  —  Die  Erfahrungen  sind  seit  ihrer 
Einführung  sehr  günstige,  besonders  auf  der  Männerseite  und  bei  solchen, 
die  bei  der  Landwirtschaft  nicht  beschäftigt  werden  können.  Besonders 
wohltätig  ist  der  Einfluß  auf  kriminelle  Fälle.  —  Drei  Fälle  akuter  Art: 
1.  Landwirt,  44  J.,  Influenza  mit  Delirien,  lautes  Sprechen  und  Toben. 
Nach  6  tag.  Aufenthalt  in  die  Arbeitsabteilung  versetzt,  beschäftigt  sich  gern 
mit  3;  14  Tage  nach  Aufnahme,  Versetzung  in  Überwachungsabteilung,  nach 
6wöch.  Anstalts-Aufenthalt  geheilt  von  Ämentia  entlassen.  2.  Jüngling, 
16  J.,  erblich  stark  belastet,  hebephrenische  Tobsucht,  Verbigeration,  Hampel- 
mannsbewegungen. Nach  10  Tagen  Versuch  der  Arbeitstherapie  mit  Strecken 
der  Bändchen;  während  6  Wochen  steigende  Arbeitslust,  nach  3Vj  Monaten 
Plazierung  auf  dem  Lande.  3.  Verheirateter  Sticker,  35  J.,  (Vater  Potator, 
Tod  durch  Suicid,  Schwester  schwermütig)  Selbstmordversuch  durch  Erhängen, 
infolgedessen  weder  zeitlich  noch  örtlich  orientiert;  Arbeit  No.  3,  nach  1% 
Monaten  geheilt  quoad  Anfall  von  depressivem  Irrsinn  entlassen.  —  Die 
Arbeitstherapie  hat  vom  Januar  1905  bis  Mai  inkl.  —  82  Aufnahmen  —  auf 
der  Männerabteilung  von  29  akuten  Fällen  19  mal  mit  durchschlagendem 
Erfolg,  bei  44  chronischen  Fällen  18  mal  mit  bestem,  10  mal  mit  be- 
friedigendem und  19  mal  (ganz  verblödete  Fälle  von  Dementia  sen.  congen. 
praecox)  mit  geringem  Erfolg  angewandt  werden  können.  Bei  den  Fraoen 
—  92  Aufnahmen  in  den  5  Monaten  —  in  33  akuten  Fällen  25  mal  mit 
durchschlagendem,  4  mal  mit  befriedigendem  Erfolg,  in  33  chronischen 
Fällen  10  mit  bestem,  7  mit  befriedigendem,  16  mit  teilweisem  Erfolg.  — 
Die  Arbeitstherapie  entspricht  dem  Bedürfnis  der  menschlichen  Natur.  Die 
in  Frage  kommenden  Instrumente  und  Maschinen  bergen  nicht  größere  Ge- 
fahr in  sich,  wie  entsprechende  Betriebe  draußen,  natürlich  bei  steter  Über- 
wachung. Eine  Anzahl  Kranker  als  Handwerker  in  ihrem  Berufe  in  Isolier- 
werkstätten beschäftigt.  Arbeitstherapie  der  Bettbehandlung  bei  den  meisten 
Fällen  überlegen;  1904  die  Zahl  der  arbeitenden  Männer  im  Asyl  Wil  auf 
77  7o7  <Jer  arbeitenden  Frauen  auf  70%  gestiegen.  Bettbehandlung  nur  in 
7%  der  Fälle  nötig.  Die  Arbeitstherapie  ist  an  die  Spitze  unserer  Be- 
handlungsmethode zu  stellen,  da  sie  in  der  größten  Mehrzahl  von  akuten, 
als  auch  von  chronischen  Psychosen  mit  bestem  Erfolg  anwendbar  ist. 

(Auioreferat,) 

Prophylaxe  der  Gelsteskrankbeiten. 

Schule  (246)  hat  einen  in  der  Versammlung  der  Deutschen  Irren- 
ärzte gehaltenen  Vortrag  erweitert  veröflFeutlicht  und  diese  Arbeit  dem  Ge- 


Therapie  der  Geisteskrankheiten,  Anstaltswesen,  Wärterfrage  etc.  1213 

faeimen  Rat  Hegar,  dem  hochverdienten  Vorkämpfer  auf  dem  Gebiete 
sozialer  Hygiene,  zugeeignet.  Verfasser  hat  ein  Schema  ausgearbeitet,  nach 
welchem  die  statistischen  Arbeiten  auzulegen  wären.  Diese  haben  außer 
dem  diagnostischen  Befunde  Angaben  über  die  Heredität  in  direkter 
Aszendenz  bis  zu  den  Großeltern,  über  Geisteskrankheiten  bei  Geschwistern 
und  Seitenlinien,  sowie  bei  Verheirateten  anch  über  die  Erblichkeitsverhält- 
nisse des  anderen  Gatten,  sowie  den  Geisteszustand  der  Nachkommen  zu 
enthalten.  In  dem  anfgestcllten  Schema  gibt  Verfasser  eingehende  Be- 
merkungen und  Erläuterungen.  Die  Ergebnisse  aus  20  Stammbäumen- 
periodischer  respektive  zirkulärer  Psychose  werden  in  einem  weiteren  Kapitel 
mitgeteilt.  Direkte  Belastung  fand  sich  36  mal,  und  zwar  vom  Vater  14  mal, 
vom  Großvater  13  mal,  von  der  Mutter  7  mal,  von  der  Großmutter  5  mal  und 
von  beiden  Seiten  10  mal.  Es  überwiegt  demnach  erheblich  die  Belastung 
von  väterlicher  Seite.  Auch  bei  den  Seitenlinien  überwiegt  die  väterliche 
Seite  im  Verhältnis  9:7.  13  mal  sind  die  Geschwister  erkrankt,  und  zwar 
kommt  bei  diesen  relativ  häufig  dieselbe  zirkuläre  Psychose  vor.  In  der 
Hauptlinie  finden  sich  dagegen  40  %  andere  Psychosen.  Die  Erkrankung 
beginnt  meist  in  jugendlichem  Alter.  Es  ergibt  sich  ferner,  daß  beim  Zu- 
sammenkommen zweier  kranker  Gatten  die  Aussicht  für  schwere  Erkrankung 
der  Kinder  groß  ist;  in  einem  der  Ehepaare  sind  die  Kinder  teils  idiotisch, 
teils  epileptisch.  Eine  natürliche  Korrektur  ist  durch  große  Neigung  zum 
Erlöschen  des  Stammes  vorhanden. 

Prophylaktisch  schlägt  Verfasser  die  Mithilfe  des  Staates  vor.  Als 
Jahresreife  zum  Eingehen  eines  Ehebündnisses  ist  für  den  Mann  das  Alter 
von  23 — 25  Jahren,  für  das  Mädchen  das  Alter  von  18  Jahren  festzusetzen. 
Femer  sind  Gesundheitsatteste  zu  erstatten,  in  welchen  auf  Mahnung, 
Warnung  und  Verbot  begutachtet  wird.  Bei  Personen  mit  häufig 
rezidivierender  Psychopathie  hat  die  fürsorgliche  Entmündigung  Anwendung 
zu  finden. 

Zum  Schluß  werden  die  Schemata  der  20  Stammbäume  wiedergegeben. 

Tnberknlose  In  Anstalten. 

Marie  (162)  legt  zahlenmäßig  dar,  wie  in  den  Irrenanstalten  die 
Tuberkulose  mehr  Opfer  erfordert  als  in  der  freien  Bevölkerung,  und  wie 
dies  Verhältnis  in  den  meisten  Ländern  besteht.  In  Amerika  und  Groß- 
britannien sind  bereits  Asil-Sanatorien  eingerichtet  worden.  Verfasser  be- 
schreibt ein  solches,  das  im  Anschluß  an  die  Anstalt  Gartloch  eingerichtet 
ist.  Auch  in  Villejuif  sind  bereits  Vorrichtungen  getroffen,  um  Tuberkulöse 
von  den  anderen  Kranken  zu  trennen  und  zu  behandeln.  Regelmäßige  Ge- 
wichtsfeststellungen und  die  sonstigen  Untersuchungen  werden  angestellt,  um 
die  Tuberkulösen  rechtzeitig  zu  ermitteln.  Prophylaktisch  ist  durch  früh- 
zeitige Isolierung,  Verhütung  von  Überfüllung  und  sonstige  hygienische 
Maßregeln  zu  wirken. 

Menzies  (176)  begründet  die  von  ihm  vorgeschlagenen  Schutzmittel 
gegen  die  Verbreitung  der  Tuberkulose  in  den  Anstalten  durch  die  Ansicht, 
daß  besonders  Lungentuberkulose  vielen  Geisteskranken  zu  Grunde  liegt. 
Deshalb  sei  es  notwendig,  auf  die  Frühsymptome  der  Phthise  zu  achten  und 
mit  allen  modernen,  physikalischen  und  diätetischen  Mitteln  das  Übel  zu 
bekämpfen.  (Bendix.) 

FOrsorgeerzlehnng. 

Elumker  (140)  hält  das  richterliche  Verfahren  für  die  Erziehungs- 
zwecke  als  durchaus  ungeeignet,   und   dies  noch   mehr  infolge   des  häufigen 


1214  Therapie  der  Geisieskrankheitei],  Anstaltswesen^  Warterfrage  etc. 

Wechsels  der  Dezernenten  im  Yonnuudschaftsgerieht  und  durch  die  yöUige 
Zusammenhanglosigkeit  der  übergeordneten  Gerichte.  Die  ILicfatig;keit  dieser 
Auffassung  beweist  Verfasser  durch  zwei  Einzelfälle;  die  Akten  ergaben  ein 
▼iel  schlimmeres  Bild  über  die  sittliche  Verwahrlosung;  e»  genügte  aber  die 
Unterbringung  in  geeigneter  Familie,  daß  keine  Klage  mehr  über  die  Kinder 
geführt  wurde.  Im  anderen  Falle  kam  es  infolge  des  Wechsels  der  Vor- 
mundschaftsriehter  erst  nach  langer  Zeit  zur  Anordnung  der  Fürsorge- 
erziehung, das  Landgericht  hob  aber  diese  Anordnung,  deren  Notwendigkeit 
zweifellos  war,  wieder  auf. 

Energisch  tritt  Verfasser  ferner  dafür  ein,  daß  die  privaten  Fürsorge- 
vereine  nur  dann  Kinder  aufnehmen,  wenn  die  elterliche  Gewalt  aberkannt 
ist,  damit  die  Eltern  das  der  Schule  entwachsene  Kind  nicht  wieder  zurück- 
nehmen können  und  dadurch  schnell  alles,  was  vorher  gut  gemacht  ist, 
wieder  verderben  kann. 

Familienpflege. 

Norman  (194)  weist  auf  die  bedeutenden  Erfolge  der  Familienpflege 
in  allen  Ländern  hin  und  hält  die  Einführung  derselben  in  Irland  für  er- 
strebenswert. Er  befürchtet  hier  aber  große  Schwierigkeiten,  einmal  die 
vis  inertiae,  dann  die  Opposition  der  lokalen  Behörden  aus  Unkenntnis  der 
Vorteile  dieses  Systems,  insbesondere  aber  die  Gleichgültigkeit  der  Be- 
völkerung für  die  Interessen  der  Geisteskranken. 

Holnb  (114)  hat  einen  leicht  -faßlichen  Leitfaden  über  die  Familien- 
pflege geschrieben,  in  welchem  die  Pfleger  in  Kürze  über  ihre  Pflichten 
gegen  ihre  Pfleglinge  unterrichtet  werden.  Als  Anhang  ist  noch  das 
Wichtigste  über  erste  Hilfeleistung  bei  plötzlichen  Unglücksfällen  mitgeteilt. 

TrinlierfOrsorge. 

Kielholz  (137)  hat  ron  den  940  Patienten  der  Züricher  Pflegeanstalt 
Rheinau  alle  diejenigen  einer  genaueren  Betrachtung  unterzogen,  welche 
unter  der  Diagnose  irgend  einer  Form  des  chronischen  Alkoholmißbrauchs 
in  die  Anstalt  eingeliefert  worden  waren.  Es  kamen  41  Fälle  in  Betracht, 
deren  Kraukheitsgeschichten  wiedergegeben  werden.  Nur  8  Fälle  imter 
diesen  waren  als  reiner  chronischer  Alkoholismus  aufzufassen.  In  2  Fällen 
bestand  Komplikation  mit  Paralyse,  in  3  Fällen  mit  manisch-depressiver 
Erkrankung,  in  14  Fällen  mit  Dementia  praecox,  in  1  Fall  mit  präsenilem 
Beeinträchtigungswahn,  in  5  Fällen  mit  Imbezillität,  in  7  Fällen  mit  Psycho- 
pathie; in  3  Fällen  bestand  eine  doppelte  Komplikation,  nämlich  einmal 
Imbezillität  und  manisch-depressives  Irresein,  einmal  Imbezillität  und  Dementia 
praecox,  einmal  Psychopathie  und  Paralyse.  Zur  Prognosenstellung  sind  die 
beiden  vom  Verf.  auf  Grund  seines  Materials  gewonnenen  Sätze  wichtig: 

1.  Eine  der  Hauptursachen  der  Unheilbarkeit  des  Alkoholismus  ist  die 
Komplikation  desselben  mit  einer  Psychose  oder  mangelhaften  Veranlagung. 

2.  Die  Hauptursachen  der  Unheilbarkeit  bei  nicht  komplizierten  Formen 
von  chronischem  Alkoholismus  sind  schwere  körperliche  Gebrechen  und  vor- 
gerücktes Alter. 

MorpiilDismus. 

Teschemacher  (279)  teilt  einen  Fall  von  Morphiumentziehung  mit 
bei  einer  im  73.  Lebensjahr  befindlichen  Patientin,  welche  seit  mehr  als 
40  Jahren  bis  zu  4  g  Morphium  innerlich  (nicht  subkutan)  genommen  hatte. 
Die  Entziehungskur  wurde   ohne  Wissen   der  Patientin   im  ElnTerständaia 


Therapie  der  Geisteskrankheiten,  Anstaltswesen,  Wärterfrage  etc.  1215 

mit  dem  Apotheker  und  in  Verbindung  mit  einer  der  Patientin  ergebenen 
und  energischen  Gesellschafterin  durchgeführt.  Die  Kur  dauerte  fast  ein 
volles  Jahr. 

Schelmpfing  (^41)  teilt  einige  Beobachtungen  mit,  bei  denen,  ent- 
gegen den  bei  den  betreffenden  Fällen  gemachten  Voraussetzungen,  gerade 
die  Entziefanng  des  Morphiums  schmerzstillend  und  beruhigend  wirkte  und 
dadurch  auf  den  Allgemeinzustand  dieser  Schwerkranken  den  günstigsten 
Einfluß  hatte.  Seh.  möchte  diese  Erscheinung  als  konträre  Morphinwirkung 
auffassen,  welche  als  Abstinenz-,  resp.  Intoleranzerscheinung  zu  deuten  sei* 
Zum  Schluß  macht  er  auf  die  ausgezeichnete  Wirkung  der  Dioninsubstitution 
bei  Morphinismus  aufmerksam.  (Bendia',) 

IdfotsnfOrsorge. 

stritter  (273)  hat  einen  Nachtrag  zu  der  im  Jahre  1901  heraus- 
gegebenen statistischen  Zusammensetzung  der  Anstalten  für  Schwachbegabte 
Kinder  usw.  gebracht,  welcher  Mitteilungen  über  neu  errichtete  oder  früher 
nicht  berücksichtigte  Anstalten  in  Deutschland,  in  der  Schweiz  und  in 
Österreich-Ungarn  enthält.  In  Deutschland  gibt  es  zur  Zeit  mehr  als  100 
Anstalten  mit  etwa  23000  Pfleglingen,  deren  Dienste  sich  ca.  5000  Personen 
widmen.     Der  Nachtrag  selber  enthält  Notizen  über  76  Anstalten. 

Legel  (149)  hält  die  jetzt  bestehenden  ünterrichtsanstalten,  wie  sie 
für  schwachbefähigte  Kinder  ausreichten,  nicht  mehr  für  genügend,  da  das 
Material  sich  jetzt  zumeist  aus  schwachsinnigen  Kindern  zusammensetzt. 
Es  machen  sich  Erziehungsstätten  notwendig,  die  das  schwachsinnige  Kind 
in  seiner  geistigen  und  körperlichen  Entwicklung  planmäßig  heben  und  ihm 
bis  über  das  schulpflichtige  Alter  hinaus  einen  festen  Rückhalt  bieten.  Der- 
artige Anstalten  sind  in  jeder  größeren  Stadt  und  in  jedem  Kreise  einzu- 
richten; die  Leitung  unterliegt  einem  Pädagogen,  der  Anstaltsarzt  muß 
psychiatrische  Ausbildung  haben. 

Klnge  (138)  berichtet  über  die  Erfahrungen  bei  der  Behandlung 
psychisch  defekter  und  abnormer  Eürsorgezöglinge.  Seit  dem  Jahre  1901 
wurden  in  den  Potsdamer  Prorinzialan stalten  48  Fürsorgezöglinge,  und  zwar 
in  der  Idiotenanstalt  29  und  in  der  Anstalt  für  Epileptische  19  behandelt 
Meist  walteten  bei  diesen  sozial  absolut  unzulängliche  und  oft  genug  ganz 
verkommene  Lebensverhältnisse  ob.  Beweggründe  zur  Anordnung  der  Für- 
sorgeerziehung waren  meist  Diebstahl  und  Raub,  dann  Vergehen  gegen  die 
Sittlichkeit,  sodann  Roheitsvergehen.  Die  größte  Zahl  der  Zöglinge  kam 
aus  Erziehungsanstalten,  Magdalenenstiften,  Rettungs-  und  Korrigenden- 
häusern.  Bei  den  Pfleglingen  in  der  Idiotenanstalt  lag  vielfach  Rachitis, 
Skrophulose  und  ererbte  Syphilis  vor.  Spuren  erhaltener  körperlicher  Züch- 
tigungen wiesen  viele  auf.  Unter  den  Pfleglingen  war  eine  Gruppe  abzu- 
sondern, welche  leidenschaftliches  Gefühlsleben  zeigten  und  zu  impulsiven 
und  zwangsartigen  Handlungen  neigten.  Sie  fehlten  beständig  gegen  Ruhe 
und  Ordnung  und  boten  in  der  Behandlung  die  größten  Schwierigkeiten. 
Als  disziplinarisches  Mittel  kommt,  nachdem  Separierungen  sich  zwecklos 
erwiesen,  jetzt  nur  noch  Verordnung  von  Bettruhe  in  Betracht,  Als  bestes 
Behandlungsmittel  bewies  sich  geregelte  Beschäftigung.  Es  stellte  sich 
jedoch  der  Wunsch  heraus,  mit  Rücksicht  auf  die  besseren  Elemente,  die 
unverbesserlichen  Elemente  einer  besonderen  Abteilung  mit  strengerer  Zucht 
zu  überweisen.  Bei  den  epileptischen  Fürsorgezöglingen  handelte  es  sich 
^m  ähnliche  Verhältnisse.  Bemerkenswert  waren  besonders  sechs  Mädchen, 
die  aus   dem  Magdalenenstifb   zugeführt  waren.     Sie  waren  in   schlechtem 


1216  Therapie  der  Geisteskrankheiten,  Anstaltswesen,  Wärterfrage  etc. 

ErDähruDgszustand  und  machten  einen  verstockten  heuchlerischen  Eindruck. 
Die  mit  ihnen  im  Stift  angestellten  pietistischen  Prozeduren  hatten  zu 
hysterischen  Anfällen  geführt,  welche  in  der  Anstalt  nicht  mehr  beobachtet 
wurden.  Es  tritt  aus  diesem  Vorfall  die  Notwendigkeit  ärztlicher  und  nicht 
pädagogischer  Versorgung  des  kranken  Bandes  hervor. 

Bourneville  (30)  bringt  eine  Statistik  der  in  den  französischen 
Irrenanstalten  untergebrachten  idiotischen  und  epileptischen  Kinder  und  des 
Unterrichts  derselben.  Es  waren  am  31.  Dezember  1903  1206  derartige 
Kinder  im  Alter  von  2  bis  18  Jahren  in  den  Anstalten.  Nur  in  w^enigen 
Anstalten  wurde  methodischer  Unterricht  erteilt,  und  über  diese  Anstalten 
wird  im  einzelnen  berichtet;  es  sind  St.-Yon,  Roche  sur  Yon,  Clermont  und 
Sainte-Gemmes.  Daß  diese  Einrichtungen  dem  Bedürfnisse  nicht  genügen, 
ergibt  sich  daraus,  daß  im  Seinedepartement  allein  1070  zurückgebliebene 
Kinder  unterrichtet  werden,  d.  h.  auf  10000  Einwohner  kommen  3,03  Fälle. 
Verf.  fordert,  daß  die  Allgemeinheit  sich  für  die  Schöpfung  neuer  derartiger 
Schulen  in  den  Departements  interessiere. 

Oehler  (196)  fordert,  daß  die  Hilfsschule  als  selbständige  Anstalt 
anzuerkennen  sei,  indem  diese  Schule  einen  Organismus  für  sich  bilde.  Die 
ihr  überwiesenen  Kinder  und  an  ihr  tätigen  Lehrer  sind  von  anderen  Schul- 
verbänden zu  lösen.  Die  Leitung  soll  ein  an  der  Schule  beschäftigter 
Lehrer  haben,  und  die  Klassen  sind  in  einem  besonderen,  geeigneten  Ge- 
bäude unterzubringen.  In  Gotha  ist  dies  Ziel  bereits  zum  Teil  erreicht,  in- 
dem dort  die  Hilfsschule  Ostern  1901  von  der  Bezirksschule  getrennt  wurde 
und  ein  Lehrer  mit  der  Führung  der  Geschäfte  betraut  wurde.  Es  besteht 
das  Lehrerkollegium  aus  fünf  Lehrkräften,  während  die  Schülerzahl  auf  101 
sich  beläuft.  Auch  im  Interesse  der  Lehrer  fordert  Verf.  die  Selbständig- 
keit der  Hilfsschule,  indem  diese  sowohl  in  Hinsicht  auf  die  Eigenart  des 
Unterrichts  als  auch  auf  das  in  ihre  Tätigkeit  zu  setzende  außerordentliche 
Vertrauen  eine  besondere  Stellung  einnehmen  müssen.  Es  würde  dies  auch 
zur  Hebung  des  äußeren  Ansehens  der  Anstalt  führen. 

Fischer  (83)  plädiert  dafür,  daß  der  Heileinfluß  der  geschlossenen 
Anstalten  durch  die  Entfernung  nicht  dorthin  gehöriger  Elemente  gehoben 
werde.  Aus  diesem  Gioinde  wären  einerseits  verbrecherische  Irre,  resp. 
irre  Verbrecher,  andererseits  aber  die  Imbezillen  aus  den  Irrenanstalten  zu 
entfernen.  Für  Erstere  ist  in  Ungarn  bereits  durch  eine  Spezialanstalt 
gesorgt;  für  die  Imbezillen  wären  wohl  die  Spezialanstalten  des  Auslandes 
•das  Geeigneteste,  doch  ist  dies  derzeit  nicht  durchfuhrbar,  weshalb  F.  für 
die  unruhigen  Imbezillen  die  Unterbringung  in  jener  Anstalt  proponiert, 
welche  für  die  geisteskranken  Verbrecher  bestimmt  ist,  wobei  für  eine 
speziale  Behandlung  zu  sorgen  wäre.  Für  die  ruhigen  Imbezillen  proponiert 
F.  einen  besonderen  Pavillon  im  Anschlüsse  an  die  zu  errichtende  Kolonial- 
anstalt, welcher  unter  psychiatrischer  Leitung,  bei  entsprechender  pädago- 
gischer Mitwirkung  zu  stehen  hätte.  Schließlich  spricht  sich  F.  für  eine 
bedingungsweise  Entlassung  der  Imbezillen  aus.  (Ihidovemig.) 

Pflegepersonal. 

Stakemann  (262)  hat  für  das  Anstaltspflegepersonal  eine  Dienst- 
auweisung geschrieben,  welche  in  leicht  verständlicher  Weise  das  Personal 
über  seine  Pflichten  und  seine  Tätigkeit  instnüert. 

Fuhrmann  (87)  berichtet  über  seine  Tätigkeit  in  Bezug  auf  die 
Fortbildung  des  Wartepersonals.  Er  legt  ganz  besonderen  Wert  darauf,  sein 
Personal  in  der  Lippeschen  Anstalt  Lindeuhaus  in  den  elementaren  Unter- 


Therapie  der  Geisteskrankheiten,  Anstaltswesen,  Wärterfrage  etc.  1217 

richtsgegenständen,  in  Geschichte  und  Geographie  fortzubilden  und  gibt 
seiner  Freude  über  die  erreichten  Erfolge  sowie  über  das  Interesse,  welches 
er  dadurch  für  die  Sorge  um  die  eigene  Fortbildung  bei  seinem  Personal 
geweckt  hat,  Ausdruck. 

Hoppe  (116)  sieht  den  Kern  der  Wärterfrage  mit  Erlenmejer 
darin,  „die  Wärterei  zu  einem  sozialen  Stande,  mit  allen  Zutaten  eines 
solchen",  zu  erheben.  Ehrgefühl  und  Standesbewußtseiu  sind  notwendige 
Eigenschaften  eines  guten  Personals,  d.  h.  eines  Berufspersouals.  Die  gegen 
ein  solches,  namentlich  von  Ludwig,  vorgebrachten  Einwände  werden  ein- 
gehend erörtert.  Die  Degeneration  des  älteren  Personals  läßt  sich  vermeiden, 
wenn  mau  sein  Augenmerk  auf  von  vornherein  gut  qualifizierte  Anwärter 
richtet;  diese  aber  werden  die  Anstalten  nur  dann  göwinnen,  wenn  ein  Lohn 
gezahlt  wird,  der  es  mit  dem  in  der  Industrie  üblichen  aufnehmen  kann,  und 
der  den  Pfleger  in  Stand  setzt,  nach  wenigen  Jahren  ?u  heiraten.  Die 
üblichen  Gehaltszulagen  sind  so  zu  bemessen,  daß  sie  dem  Pfleger  auch 
wirklich  als  solche  zu  Bewußtsein  kommen.  Im  Dienste  selbst  kommt  es 
darauf  an,  dem  Pfleger  Distanzgefühl, beizubringen;  die  enge  Berührung  des 
Personals  mit  den  Kranken  ist  ein  Übel,  wenn  auch  ein  notwendiges,  und 
soll  sich  auf  das  dienstlich  gebotene  Maß  beschränken;  nur  so  lernt  der 
Wärter  sich  als  der  verständnisvolle  Gehilfe  des  Arztes  fühlen.  Man  schaffe 
seiner  Stellung  die  nötige  Sicherheit  in  sich  selbst,  d.  h.  mache  ihn  zum 
Beamten,  gebe  ihm  Gelegenheit,  „ein  wirkliches  Familienleben  zu  führen** 
(Alt),  richte  Pflegezimmer  und  eigene  Bespeisung  ein.  Auch  der  theoretische 
Unterricht  dient  weniger  der  Ausbildung,  als  der  Hebung  des  Standea- 
bewußtseins.  Schließlich  wird  im  Anschluß  an  Scholz  die  Organisation  des 
Personals  zu  einer  Pflegerschaft  empfohlen.  Die  letzten  Abschnitte  be- 
schäftigen sich  mjt  dem  weiblichen  Personal  und  mit  der  Aufsicht  und 
Anleitung  durcii  Arzte  und  Oberwärter.  (Autoreferat.) 

Boll^trud  und  Kercier  (16)  machen,  um  eine  allgemeine  Ver- 
besserung des  Wartepersonals  zu  erreichen,  den  Vorschlag,  in  den  Anstalts- 
dienst den  achtstündigen  Arbeitstag  einzuführen.  Sie  berechnen  die  Ver- 
mehrupg  des  Personals,  welches  jetzt  bei  der  Anstalt  Pierrefeu  sich  auf  80 
beläuft,  auf  93  Köpfe.  Die  Kosten  pro  anno  würden  ein  Mehr  von 
48  000  Fr.  ausmachen.  Ferner  sollen  für  die  Verheirateten  eigene  Häuser 
außerhalb  des  Anstaltsterrains  erbaut  werden;  jedes  Haus  soll  außer  Küche 
drei  Zimmer  enthaltep.  Durch  den  Generalrat  von  Var  ist  dieses  Projekt 
bereits  beschlossen.  Endlich  sind,  um  die  Zukunft  des  Personals  sicher  zu 
stellen,  Alterskassen  zu  gründen. 

MigUOt  (IB2)  gibt  das  Material  eines  ungenannten  Arztes  wieder, 
welcher  seine  Beobachtungen  über  psychische  Erkrankungen  an  einer  Anstalt 
gemacht  hat,  an  welcher  etwa  325  Personen  (Wärter,  Wärterinnen,  Ange- 
stellte, Arzte  und  Familien)  sich  aufhielten.  IJs  erkrankten  innerhalb 
4  Jahren  von  diesen  12.  Es  bedeutet  dies  eine  hohe  psychische  Morbidität. 
Im  Seine-Departement  kam  im  Jahre  1900  eine  Ansti^ltsaufnahme  auf  776 
Einwohner;  würde  man  die  obigen  12  Fälle  nach  der  Austaltsbedürftigkeit 
gruppiert  haben,  so  bliebe  immer  noch  eine  Verhältuiszahl  von  1:^16. 

Verfasser  sieht  weniger  die  Ursache  in  der  sogenannten  psychischen 
Kontagion  als  in  der  Tatsache,  daß  Degenerierte  und  Verwandte  von  An- 
staltskranken Stellung  an  Irrenanstalten  sich  zu  verschafl'eu  suchen.  Ferner 
wird  der  hohe  Prozentsatz  dadurch  bedingt,  daß  den  Irrenärzten  ^uch  leichte 
Fälle  von  Psychosen  nicht  entgehen,  während  solche  von  den  Ärzten  mit 
allgemeiner  Praxis  vernachlässigt  werden. 

Jahi'esbericht  f.  Neurologie  n.  Psychiatrie  I90ö.  77 


1218  Ergänzungsreferate . 

Ergänznngsreferate 

zum  Kapitel:  Anatomie  des  Nervensystems 
von  Dr.  L.  Jacobsohn-Berlin. 

(Die  Literatur- Angaben  befinden  sich  im  Verzeichnis  zum  Haupt-Kapitel:  Anatomie.) 

Bielschowsky  (41)   gibt   zunächst   ein   kurzes  historisches  fieferat 
über  den  feineren    histologischen  Bau  des  Zentralnervensystems  und  über 
die  Theorien  der  Verknüpfung  der  Elemente  desselben,  wobei  die  Besprechung 
der  sog.  Neurontheorie  und  der  Einwände,  die  in  den  letzten  Jahren  gegen 
dieselbe  erhoben  worden  sind,   den  breitesten  Raum  einnimmt.     Au    diese, 
dem  Neurologen  bekan*nten  Dinge,   schließt  der  Autor  alsdann  Mitteilungen 
der  Ergebnisse  an,  welche  er  auf  der  Grundlage  seiner  eigenen  und  der  Kamon 
y  Cajalschen   Methode   gewonnen   hat.     Die  eigene  Methode  lieferte   dem 
Autor  bei  Wirbellosen  nur  unvollständige  Bilder,  so  daß  er  nicht  imstande 
war,   die  Ansichten  Apathys  einer  Nachprüfung  zu  unterziehen.     Bessere 
Resultate  lieferte  das  Verfahren  bei  den  Vertebraten.     Der  Autor  bestätigt 
für  die   Mehrzahl  der  Zelltypen  Bethes  Beschreibung  von  dem  isolierten 
Verlauf  der  intracellulären  Fibrillen.     Die  Gesetzmäßigkeit  des  VorkommcDS 
intracellulärer  Netze,  wie  sie  Cajal  annimmt,  kann  der  Autor  nicht  bestätigen; 
Netze  kommen  nur  in  einzelnen  Zelltypen  vor.     Ferner  sprechen  die  nach 
B's.  Methode  gewonnenen  Bilder  entschieden  für  das  Vorhandensein  differenter 
perifibrillärer  Substanzen  im  Achsenzylinder,  von  denen  nur  eine  mit  ganz 
bestimmten  tinktoriellen  Eigenschaften  in  den  Ranvierschen  Schnürringen 
aufhört.     Sowohl  in   der  motorischen  Endplatte,  als  auch  in  den  sensiblen 
Endorganen  endigt  der  Achsenzylinder  in  einem  netzartigen  Gebilde.     Die 
Fibrillen  erscheinen  auch   hier   niemals   nackt,   sondern   sind  stets   in   eine 
Blasenmasse   eingebettet,   welche   mit    der   marklosen  Axonstrecke  .in  gani 
demselben  kontinuierlichen  Zusammenhange  steht  wie  die  Fibrillen.    Ahnliche 
Befunde  wie  an  der  Peripherie  lassen  sich  auch  an  den  zentralen  Endigungen 
der  Nervenfasern  konstatieren.    Derartige  Endigungen  macheu  sich  am  klarsten 
an  solchen  Stellen  bemerkbar,  wo  die  sog.  Endknöpfe  auf  einer  Gauglienzeile 
und  ihren  Dendriten   liegen.     Der  Autor  bezweifelt   die  Annahme  Cajals, 
nach   welcher  diese  Knöpfe   das   definitive   Ende   der   betreffenden  Fasern 
bilden  und  die  Oberfläche  der  Zelle  lediglich  berühren.     An  guten,  nach 
seiner  Methode  gefärbten  Präparaten   könne  man  erkennen,  daß  auch  die 
Endknöpfe  eine  tibrilläre  netzartige  Struktur  besitzen,  imd  daß  die  Knopf- 
fibriUen    in    das  Zellinnere   eindringen,    und    genau    so,    wie    die  fibrillären 
Formationen  am  Ende  der  peripherischen  Fasern,  in  eine  kontinuierlich  mit 
der  perifibrillären  Axonsubstanz  zusammenhängende  Plasmamasse  eingebettet 
sind,  lagern  die  zentralen  Knopffibrillen  in  einer  plasmatischen  Grundsubstanz, 
welche  mikroskopisch  von  der  oberflächlichen  Plasmaschicht  der  zugehörigen 
Ganglienzelle  nicht  zu  trennen  ist.     Da,  wo  die  Endknöpfe  in  größerer  Zahl 
einer  Zelloberfläche  zustreben,  zeigen  sie  nicht  selten  eine  echte,  durch  anasto- 
mosierende   Fibrillen    bedingte    netzige   Verbindung    untereinander.     Dieses 
Netz  ist  event.  identisch  dem  pericellulären  Netze  von  Golgi.     Aus  diesen 
Befunden  schließt  der  Autor  folgendes :  Innerhalb  eines  Neurons  bilden  bei 
den  Vertebraten  sowohl  die  Fibrillen  als  auch  die  plasmatische  Substanz  ein 
Kontinuum,    und    nirgends    überschreiten    die    Fibrillen    die    Grenzen    der 
plasmeitischen  Substanz.     Es  ist  deshalb  aus  dem  histologischen  Bilde  kein 
sicherer  Beweis  dafür  zu  entnehmen,  daß  die  Fibrillen  den  einzigen  leitenden 
Bestandteil  innerhalb  der  Zellen  und  Nervenfasern  bilden.     Das  histologische 
Substrat  kann  mit  demselben  Rechte  für  die  Leydig-Nansensche  Ansicht 


Ergänzungsreferate.  1219 

ios  Feld  geführt  werden,  daß  eine  homogene  flüssige  Grundsubstanz  (Hyalo- 
plasma) das  Leitende  im  Nervensystem  ist,  und  daß  den  fibrillären  Strukturen 
lediglich  die  Bedeutung  eines  Stützgerüstes  innewohnt.  Durch  die  Endknöpfe 
ist  die  Frage  der  Verbindung  von  Fasern  und  Zelle  im  Sinne  der  alten 
Neuronlehre  gelöst,  gleichviel  ob  man  mit  Cajal  an  dem  Bestehen  eines 
bloßen  Kontaktes  festhält  oder  mit  Held,  Wolff  und  dem  Autor  die  Existenz 
fibrillärer  und  plasmatischer  Substanzbrücken  zwischen  den  Neuronen  annimmt. 
Mit  dem  Nachweis  dieser  Brücken  fällt  lediglich  die  Kontakttheorie.  Auch 
der  Nachweis  der  pericellulären  Netze  tangiert  die  Neuronlehre  nicht.  Er 
spricht  aber  gegen  das  Gesetz  der  dynamischen  Polarisation  von  Cajal;  denn 
nach  des  Autors  Meinung  wäre  der  Apparat  sinnlos,  wenn  die  Leitungsrichtung 
in  den  Zellen  immer  nur  eine  cellulifugale  wäre.  Die  Bilder  deuten  vielmehr 
darauf  hin,  daß  die  Beizübertragung  von  einer  Faser  durch  das  Netz  auf 
eine  andere  oder  mehrere  andere  in  das  Netz  eintretende  Fasern  stattfinden  kann, 
und  nicht  nur  auf  die  eingeschlossene  Zelle  und  deren  Neuriten.  Für  die 
Funktion  bedeutet  demnach  das  Vorhandensein  der  Terminalnetze  eine  un- 
geheure Vervielfältigung  des  Leitungsweges,  Der  Baum,  welchen  Dendriten 
und  Nervenfasern  auch  in  den  zellarmen  Gebieten  der  Binde  einnehmen,  ist 
so  beträchtlich,  daß  der  Zwang,  auf  eine  besondere,  von  der  Zelle  emanzipierte 
Substanz  rekurrieren  zu  müssen  (Nissls  Hypothese)  nicht  besteht.  Der 
Autor  schließt  seine  Abhandlung  mit  folgenden  Sätzen:  „In  jedem  Falle  glaube 
ich,  sagen  zu  dürfen,  daß  die  im  Bindengrau  vorhandenen  bekannten  Zellen 
und  Zellenfortsätze  (Dendriten  und  Axone)  genügen,  um  den  Baum  auszu- 
füllen, und  daß  ein  zwingender  Gnmd  für  die  Annahme  besonders  beschaffener, 
von  der  Zelle  emanzipierter  nervöser  Strukturen  nicht  existiert.  Es  besteht 
demnach  für  die  Wirbeltiere  der  Fundamentalsatz  der  Neuronenlehre  immer 
zu  Becht,  daß  es  im  Nervensystem  keine  andere  nervöse  Substanz  gibt  als 
Ganglienzellen  und  Ganglienzellausläufer. 

Campbell  (70)  hat  die  Hirnrinde  des  Menschen  und  vieler  Tiere  in 
normalem  Zustande  und  bei  pathologischen  Veränderungen  des  Gehirns 
untersucht  und  baut  auf  den  Ergebnissen  dieser  Forschungen  die  Lokalisation 
der  einzelnen  Begionen  der  Hirnrinde  auf.  Er  geht  davon  aus,  daß  das 
menschliche  Gehirn  zwei  Arten  von  Zentren  beherberge;  1.  solche,  welche 
die  „primary"  und  2.  solche,  welche  die  „higher  evolutionary"  Funktionen 
beherrschen.  Die  ersteren  sind  allen  Tieren  gemeinsam  und  Lebensbedingung, 
die  Zentren  für  Bewegung  und  Empfindung,  die  letzteren  stehen  jenen  kom- 
plizierten psychischen  Funktionen  vor,  durch  deren  Besitz  der  Mensch  sich 
über  alle  anderen  Lebewesen  erhebt.  Die  motorische  Begion  ist  histologisch 
hauptsächlich  charakterisiert  durch  die  Betzschen  Biesen zellen  und  ist  be- 
schränkt auf  den  Gyrus  centralis  anterior.  Bei  Serieiischnitten  durch  Gehirne 
von  Fällen  von  amyotrophischer  Lateralsklerose  fanden  sich  tiefgreifende 
Veränderungen  im  wesentlichen  in  einem  Untergang  der  Betzschen  Zellen 
bestehend.  In  7  Fällen  von  Individuen,  welche  die  eine  oder  andere  Ex- 
tremität verloren  hatten,  fanden  sich  bei  der  Untersuchung  gleichfalls  Ver- 
änderungen in  den  Biesenzellen  (Beaction  a  distance  nach  Marin  es  co). 
Dieses  motorische  Feld  von  Sherrington  und  Grünbaum  steht  der  Aus- 
führung der  isinfachen  primären  oder  automatischen  Bewegungen  vor.  Dafür 
spricht  die  histologische  Tatsache,  daß  die  Menge  der  Biesenzellen  im  Bein- 
zentrum beim  Menschen  viel  gnißer  ist,  als  im  Armzentrum,  wälirend  sie 
bei  den  Vierfüßlern  in  beiden  Zentren  annähernd  gleich  zu  sein  scheint. 
Die  feineren,  höher  entwickelten  Bewegungen  hätten  ihren  Sitz  in  einem 
nach  vorn  unmittelbar  angrenzenden  Gebiet,  dem  intermediären  präzentralen 
Felde.     Dasselbe  umfaßt  zwei  außerordentlich  wichtige  Zentren  feinster  Be- 

77* 


^220  ErgänzuQgsreferate. 

weguugeu;  das  Brocasche  SprachzeDtrum  und  das  cheirokmästhetische 
Schreibzentrum.  Die  vordere  Grenze  dieses  intermediären  präzentralen 
Feldes  fällt  zusammen  mit  der  des  alten  motorischen  Felden  von  Ferrier, 
Beevor,  Horsley  u.  a.  Der  übrige  Stirnlappen  zerfällt  ohne  scharfe  Grenze 
in  ein  „frontales**  und  in  ein  „präfrontales"  Feld.  •  Gegen  das  letztere  zu 
sollen  Fasern  und  Zellen  schrittweise  an  Zahl  und  Volumen  abnehmen. 
Der  Gyrus  postcentralis  ist  der  Sitz  der  Fühlsphäre.  In  drei  Fällen  von 
Tabes  will  der  Autor  tiefgreifende  Zellveränderungen  gefunden  haben,  die 
nur  auf  diesen  Gyrus  beschränkt  waren.  Auch  diese  Fühlspbäre  teilt  der 
Autor  wieder  in  das  vordere  postzentrale  Feld  (welche  die  einfachen  Kom- 
ponenten des  Gefühls,  der  Temperatur  und  der  Schmerzempfindung  vermittelt 
und  in  das  hintere,  „intermediäre  postzentrale  Feld"*  mit  den  höheren  Zentren, 
Lokalisation,  Lage,  Muskelgefühl  usw.  Zwischen  diesem  sensorischen  und 
dem  Sehfeld  bleibt  noch  ein  größeres  Bindengebiet,  dessen  Bolle  noch  un- 
bestimmt ist.  Die  Tatsache,  daß  dieses  parieto-temporale  Feld  eingeschaltet 
ist  zwischen  Füblsphäre,  Sehsphäre,  Hör-  und  Geruchszentrum  scheint  ihn^ 
darauf  hinzudeuten,  daß  dieses  Feld  der  weiteren  Verarbeitung  und  Inter- 
pretation der  primär  durch  die  verschiedenen  sensorischen  Felder  empfangenen 
Eindrücke  dient.  Der  Satz  Hitzigs,  daß  in  der  Tierreihe  der  Intellekt  in 
gleichem  Schritt  mit  dem  Frontallappen  wachse,  gilt  ebenso  für  den  Parietal- 
läppen.  Auch  die  Sehsphäre  zerfällt  in  ein  visuo-sensorisches  (Calcarina- 
gegend)  und  ein  visuo-psychisches  (darüber  und  darunter  gelegen),  die  Hör- 
sphäre in  ein  audito-sensorisches  (Gyri  transversales  Heschl.)  und  in  ein 
audito-psychisches  Feld  (konvexe  Fläche  des  Schläfenlappens).  Die  histo- 
logische Untersuchung  des  gesamten  Lohns  limbicus  (Broca)  weist  darauf 
hin,  daß  der  sogen.  Lohns  pyriformis  das  Hauptrindenzentrum  für  den 
Geruchssinn  darstellt.  Dagegen  läßt  sich  über  die  physiologische  Bedeutung 
der  Gebiete  an  der  Fissura  Hippooampi  und  des  Cornu  Ammonis  nichts 
sicheres  sagen.     (Nach  Befernten  aus  dem  Neurol.  Centalblatt.) 

CappA^relli  (73)  schildert  den  histologischen  Bau  der  markhaltigen 
Nervenfasern,  aus  denen  es  ihm  gelungen  ist,  mit  einer  eigenen  Methode 
das  Mark  herauszuziehen.  £s  ergab  sich,  daß  ein  Beticulum  im  Myelin 
nicht  existiert,  daß  dieses  Netz  also  eine  Pseudostruktur  ist,  welche  durch 
Wirkung  der  Beagentien  auf  das  Myelin  erzeugt  wird.  Das  Myelin  ist  von 
keiner  besonderen  Hülle  begrenzt;  nach  außen  zu,  wo  es  in  Berührung  mit 
dem  Neurilemm  kommt,  ist  es  dichter,  in  der  Nähe  des  Achsenzylinders 
dagegen  wird  es  weniger  dicht.  Der  Achsenzylinder  liegt  im  zentralen  Teile 
der  Nervenfaser  vermittels  Häuteben,  welche  denselben  umgeben,  fixiert. 
Diese  Häutchen  erreichen  die  innere  Seite  des  Neurilemms,  wobei  sie  die 
Bichtung  und  Form  der  Lantermannschen  Segmente  zeigen.  Sie  haben 
die  Aufgabe,  das  Myelin  zu  begrenzen  und  den  Achsenzylinder  in  der  Mitt<e 
der  Nervenfaser  unwandelbar  festzuhalten.  Der  Achsenzylinder  selbst  hat 
einen  komplizierten  Bau.  Er  scheint  zunächst  aus  einem  hohlen,  stark-^ 
waudigen,  homogenen  Zylinder  gebildet  zu  sein.  Dieser  Zylinder  zeigt  in 
der  Höhe  der  Banvierschen  Einschnürung  die  bikonische  AnschweUung 
und  das  Aussehen  eines  keratinigen  Gewebes.  Es  scheint  ferner,  als  ob 
der  Zylinder  eine  Flüssigkeit  enthalte,  in  welcher  erst  eine  feine  Achsenfaser, 
welche  ununterbrochen  durch  die  Banviersohe  Einschnürung  geht,  ein« 
getaucht  liegt.  Diese  Achsenfaser  ist  frei  nach  innen  verschiebbar,  so  daß 
der  Zylinder  eine  echte  periaxiale  Scheide  darstellt.  Der  Autor  glaubt, 
daß  die  Flüssigkeit,  in  welcher  die  Achsenfaser  innerhalb  des  Zylinders 
liegt,  die  für  sie  bestimmte  Ernährungsflüssigkeit  darstellt,  welche  ihr  nicht 
durch  die  Banvi ersehe  Einschnürupg,  sondern- überall  durch  die  vorher  er- 


Ergänzungsreferate.  1221 

vähnten  Häute  zugeht.  Ferner  meint  der  Autor,  daß  das  Myelin  nicht  als 
Isolatormasse  dient,  sondern  als  Mittel  für  den  Stoffwechsel  de«  Neuriten; 
seine  Leistung  ist  ähnlich  derjenigen,  welche  allen  Mischungen  Ton  Fett  und 
albuminoiden  Substanzen  zukommt. 

Das  Trommelfell  erhält  nach  Untersuchungen  ron  Deineka  (95) 
seine  sensiblen  Nerven  Tom  N.  auricolo-temporalis  und  vom  N.  Jacobsonii. 
Beide  bilden  bei  ihrer  Verästelung  im  Trommelfell  mehrere  Nervengeflechte ; 
und  zwar  ein  Gmodgeflecht  und  zwei  oberflächlich  unter  dem  Plattenepithel 
gelegene  Geflechte.  Dazu  kommen  noch  Verästelungen  markloser  Nerven- 
fasern des  Sympathikus.  Die  Nervenendapparate  des  Trommelfells  teilt  D. 
ihrer  Lage  nach  in  4  Abteilungen,  in  1.  Subepitheliale  Endapparate  der 
äußeren  Fläche;  2.  Subepitheliale  Endapparate  der  inneren  Fläche;  3.  End- 
apparate des  mittleren  Teils  der  Bindegewebsschicht;  4.  Endapparate  des 
Sehnenrings. 

Ooldstein's  (169)  ungemein  fleißige  und  gediegene  Arbeit  über  das 
Gehirn  der  Knochenfische  kann  hier  nicht  im  einzelneu  referiert  werden, 
da  die  Fülle  der  beschriebenen  Einzelheiten  eine  zu  große  ist.  Es  kann 
nur  jeder,  der  sich  eingehend  mit  der  äußeren  und  inneren  Gestaltung  des 
Gehirns  der  Knochenfische,  mit  den  Kernen  der  einzelnen  Abschnitte,  mit 
den  Faserverbindungen  der  Geliirnteile  untereinander  und  mit  dem  Rücken- 
marke vertraut  machen  will,  auf  diese  bedeutsame  Arbeit  aufmerksam  gemacht 
werden.  Der  Untersuchung  lag  eine  Fülle  von  Material  zu  Gninde,  und 
dieses  wurde  nach  jeder  Richtung  hin  mit  den  brauchbarsten  und  neuesten 
Methoden  untersucht.  Zur  Darstellung  der  Formverhältnisse  des  Gehirns 
wurde  auch  die  Dohrnsche  Platten-Modelliermethode  verwendet.  Zahlreiche 
Abbildungen  illustrieren  den  Text  auf  das  Beste. 

Flechsig  (130)  resümiert  und  erweitert  zugleich  seine  Lehre  von 
der  myelpgenetischen  Gliederung  der  Hirnrinde.  Er  gibt  eine  nochmalige 
genauere  Übersicht  von  der  Reihenfolge  der  sich  mit  Mark  bekleidenden 
36  Rindenfeldern.  Der  ümmarkungsprozeß  der  Rinde  beginnt  ca.  4  Monate 
vor  der  Geburt  und  ist  wenigstens  der  Hauptsache  nach  4  Monaten  nach  der 
Geburt  abgeschlossen.  In  mindestens  22  Etappen  erreicht  der  Prozeß  die  Stufe, 
welche  die  normale  rechtzeitig  geborene  Frucht  kennzeichnet.  Die  bis  zur  dieser 
Reife  in  die  Markumhüllung  eingetretenen  Rindenabschnitte  werden  als  Pri- 
mordialgebiete  den  später  markreifenden  Intermediär-  und  Terminalgebieten 
gegenübergestellt.  Die  Abgrenzung  der  36  Felder  ist  immer  noch  eine  ' 
provisorische;  sie  kann  sich  mit  weiterer  Forschung  noch  etwas  modifizieren. 
Die  ersten  Faserzüge,  welche  sich  entwickeln  (Primärsysteme),  sind  in 
sämtlichen  Primordialgebieten  Radiärfasern.  Die  subkortikalen  Zentren, 
mit  denen  diese  Felder  in  Verbindung  stehen,  sind  der  Bulbus  olf.,  der  innere 
und  äußere  Kniehöcker  und  der  Thalamus  opticus  bezw.  Globus  pallidus. 
Diese  Fasern  kommen  also  von  exogenen  Zentren,  sie  leiten  also  corticopetal. 
Die  entsprechenden  Felder  nennt  F.  „Primäre  Sinnessphären".  An  zweiter 
Stelle  entwickeln  sich  zentrifugale  Bahnen  (Pyramidenbahn)  und  an  dritter 
Stelle  erst  Balkenfasern  und  noch  später  fibrae  horizontales  der  grauen  Rinde 
und  fib^ae  arcuatae,  weit  später  mit  entfernten  Rindenbezirken  in  Beziehung 
stehende  Assoziationssysteme.  Das  von  F.  aufgestellte  Gesetz,  daß  sich  in 
der  Rinde  die  motorischen  Bahnen  nach  den  sensiblen  Leitungen  entwickeln, 
gilt  (trotz  Anfechtung  von  Vogt  und  v.  Monakow)  für  jedes  myelogenetische 
Feld  im  einzelnen.  Bei  Vergleich  verschiedener  Felder  ergibt  sich  aber, 
daß  z.  B.  die  motorische  Pyramidenbahn  vor  der  (sensiblen)  Hör-  und  Seh- 
strahlung sich  entwickelt.  Von  den  postmaturen,  d.  h.  nach  der  Geburt  sich 
mit  Mark  umkleidenden  Feldern  zeigen  noch  drei  eine  ähnliche  Entwicklung 


1222  Ergänzungsreferate. 

wie  die  Primordialgebiete ;  F.  bezeichnet  sie  als  zweite  Gruppe  der  Primordial- 
gebiete.  In  allen  übrigen  späteren  Rindenfeldern  sind  es  uni-  oder  bilaterale 
Assoziationssysteme,  welche  an  erster  Stelle  markhaltig  werden.  Diese  Felder 
legen  sich  an  schon  vorher  entwickelte  an,  sie  sind  innig  durch  fibrae  arcuatae 
mit  ersteren  verbunden.  F.  nennt  sie  Randzonen.  Die  letzten  drei  sich 
anlegenden  Felder  nennt  F.  Zentralgebiete,  weil  sie  sich  zwischen  eine 
größere  Zahl  Randzonen  einschieben  und  zu  vielen  der  letzteren  nahe  Be- 
ziehungen erkennen  lassen.  Alle  primären  Sinnessphären  haben  eine  besondere 
Bauart  der  Rinde  in  Bezug  auf  Anordnung  der  Ganglinzellen  und  Nerren- 
fasern.  Die  Struktur  der  Hirnrinde  spiegelt  auch  noch  am  Erwachsenen 
die  myelogenetischen  Rindeufelder  so  deutlich  wieder,  daß  von  einem  Aus- 
gleich der  Unterschiede,  welche  im  frühesten  Kindesalter  vorhanden  sind, 
nicht  die  Rede  sein  kann. 

Flechsig  kritisiert  dann  vornehmlich  die  Ergebnisse  sekundärer  De- 
generation, welche  sich  auf  den  Zusammenhang  der  Rindengebiete  mit 
anderen  Hirn  teilen  beziehen.    Die  Wichtigsten  seiner  Ansichten  sind  folgende: 

Die  Pyramidenbahn  geht  beim  Menschen  ganz  überwiegend  aus  der 
vorderen  Zentralwijpidung  hervor,  und  zwar  degeneriert  sie  in  der  Hauptsache 
nur  bei  Zerstörungen  im  Bereiche  des  mittleren  und  oberen  Drittels,  sowie 
des  Lobulus  paracentralis.  Ein  kortikaler  Ursprung  der  Pyramidenbahn  vom 
Fuße  der  Stirnwindungen  oder  von  der  hinteren  Zentralwindung  ist  nicht 
bewiesen.  Die  Pyramidenbahu  nimmt  im  Hirnschenkelfuß  nur  dessen  drittes 
Viertel  (von  innen  gerechnet)  ein.  Die  cortico-bulbären  und  cortico-poutiiien 
Bahnen  der  Zentralwindungen  liegen  nach  innen  von  der  Pyramidenbahn. 
Sie  führen  Fasern  für  die  motorischen  Kerne  des  V.  VII.  X.  und  XII. 
Paares. 

Flechsig  hält  die  Ansicht  v.  Monakows,  daß  die  Schleife  (und  dadurch 
die  Hintersträuge  usw.)  durch  die  ventrolateralen  Thalamuskerae  mit  dem 
Gyrus  supramarginalis  und  angularis  in  Verbindung  stehen,  für  unrichtig. 
Die  Schleife  stehe  nur  mit  der  hinteren  Zentralwindung  und  Teilen  der 
vorderen  in  Verbindung.  Der  größte  Teil  der  Hauptschleife  erfährt  eine 
Unterbrechung  im  Thalamus ;  es  kämen  aber  nicht  nur  ventrale  Zellgruppen 
in  Betracht,  sondern  auch  laterale,  sowie  der  Zentralkern.  Hintere  Zentral- 
^indung  und  Parietalwindungen  bilden  weder  genetisch,  noch  anatomisch, 
noch  funktionell  eine  zusammengehörige  einheitliche  Rindonzone. 

Die  Sehstrahlung  besteht  aus  verschiedenen  Fasersystemen  und  zwar 
von  innen  gerechnet  nächst  der  Balken  schiebt,  die  meist  feinfaserige  innere 
sagittale  Schicht  (sekundäre  Sehstrahlung  Flechsig)  und  die  dickfaserige 
äußere  sagittale  Schicht  (fasciculus  longitudinalis  inferior  Burdach,  primäre 
Sehstrahlung  Flechsig).  Die  primäre  Sehstrahlung  degeneriert  rindenwärts, 
die  sekundäre  Selistrahlung  thalamuswärts.  Die  primäre  Sehstrahlung,  welche 
in  das  Gebiet  des  Vicq  d'Azyr sehen  Streifens  übergeht,  stellt  die  eigentliche 
sensible  Leitung  der  Sehsphäre  dar.  Sie  geht  aus  dem  äußeren  Kniehöcker 
(Fall  Hen Sehens)  und  dem  lateralen  hinteren  Teil  des  Pulvinar  hervor. 
Die  absteigende  sekundäre  Degeneration  der  Sehstrahlung  setzt  sich  auf  die 
medialen  inneren  Teile  des  Pulvinar  und  den  vorderen  Vierhügel  fort  (Experi- 
mente von  Horsley  und  Beevor,  welche  nach  Ekstiipation  des  Gebietes  des 
Geun arischen  Streifens  beiMacacus  eine  Bahn  nach  den  vorderen  Vierhügek 
verfolgen  konnten,  und  Reizuugsversuche  von  Sherrington  und  Grünbaum 
beim  Gorilla,  nach  welchen  die  elektrische  Reizung  lediglich  des  Gebiets  des 
Vicq  d'Azyr sehen  Streifens  vom  Hinterhauptshirn  aus  Augenbewegimgen 
auslost).  Danach  besitzt  die  Region  des  Vicq  d'Azyrschen  Streifens  und 
allem  Anschein  ausschließlich  dieser  Teil  des  Occipitallappens  ein  konjugiertes 


Ergänzungsreferate.  1223 

Strangpaar  optischer  und  motorischer  Leitungen  (wie  die  Rolandosche  Zone 
in  Pyramidenbahn  und  Schleifenschicht). 

Was  die  Aufschlüsse  über  die  Bahnen  des  Schläfenlappens  betrifft,  so 
handelt  es  sich  der  Hauptsache  nach  um  den  Ursprung  und  Verlauf  des  sog. 
Türk sehen  Bündels  uiid  seiner  Beziehungen  zur  Hörstrahlung.  Das  Türksche 
Bündel  spaltet  sich  nach  Untersuchungen  Flechsigs  unmittelbar  nach  seinem 
Eintritt  in  die  innere  Kapsel  in  mehrere  Abteilungen.  Die  innersten  (der 
Pyramidenbahn  anliegenden)  Faserbündel  steigen  in  der  inneren  Kapsel 
senkrecht  empor,  gelangen  bis  zum  oberen  Rand  des  Sehhügels,  ziehen  hier 
nach  außen  und  treten  in  die  obersten  Abschnitte  der  temporalen  Querwindung 
ein.  Die  äußere  Abteilung  des  Türkschen  Bündels  verläßt  schon  tief  unten 
die  innere  Kapsel  und  verschmilzt  zunächst  mit  den  ventralen  Abschnitten 
der  Sehstrahlung;  mit  dieser  tritt  sie  gegenüber  der  Mitte  der  zweiten  und 
dritten  Temporalwindung  in  den  Schläfenlappen.  Beide  Abteilungen  des 
Türkschen  Bündels  können  isoliert  degenerieren.  Die  innere  Abteilung 
degeneriert  bei  Herden,  welche  die  temporale  Querwindung  hinten  oben  zer- 
stören, d.  h.  in  der  Regel  bei  Herden,  welche  vom  Scheitellappen  her  in  die 
Fossa  Sylvii  hineinragen.  Die  äußere  Partie  des  Türkschen  Bündels 
degeneriert  bei  Herden  im  Schläfenlappen  umso  vollständiger,  je  mehr  der 
primäre  Herd  der  Mitte  des  Schläfenlappens  sich  nähert  und  hier  in  der 
Tiefe  bis  zur  Sehstrahlung  reicht,  da  eben  hier  in  der  Sehstrahlung  die 
Stabkranzbündel  der  äußeren  vorderen  Abschnitte  der  temporalen  Querwindung 
verlaufen.  Bei  Herden,  welche  die  gesamte  Querwindung  zerstören,  ein- 
schließlich des  mittleren  Teiles  der  ersten  Schläfenwindung  entartet  das  ge- 
samte Türksche  Bündel.  Hieraus  ist  zu  schließen,  daß  die  Rindenbezirke, 
deren  Zerstörung  sekundäre  Degeneration  des  Türkschen  Bündels  im  Gefolge 
hat,  sich  in  der  Hauptsache  decken  mit  der  Hörsphäre.  Die  Hörstrahlung, 
der  innere  Kniehöcker  und  die  Türkschen  Bündel  degenerieren  in  der 
Regel  gleichzeitig.  Auch  die  Hörstrahlung  verläuft  vom  inneren  Kniehöcker 
in  zwei  Abteilungen  ähnlich  denjenigen  des  Türkschen  Bündels.  Hör- 
strahlung  und  Türksches  Bündel  stellen  also  ein  konjugiertes  Strangpaar 
dar,  welches  zusammengehört  wie  die  vorderen  und  hinteren  Wurzeln,  wie 
Schleife  und  Pyramidenbahn  usw. 

Bei  Zerstörung  des  Gyrus  hippocampi  degeneriert  außer  der  vorderen 
Kommissur  besonders  regelmäßig  der  Fornix  inferior  in  seinen  corticofugalen 
bis  zum  Corpus  mammillare  verfolgbaren  Bündeln. 

Der  vordere  Sehhügelstiel,  welcher  nach  Ansicht  Dejerines  und 
V.  Monakows  u.  a.  mit  dem  Stirnhirn  ausgiebige  Beziehungen  haben  soll, 
ist  eine  zusammengesetzte  Bildung;  lediglich  die  mittleren  Bündel  der  vorderen 
Abteilung  der  inneren  Kapsel  kommen  in  Betracht.  Dieselben  dringen  im 
Stirnlappen  gegen  den  Pol  vor,  treten  aber  nicht  in  die  Rinde  des  Poles, 
sondern  beschreiben  eine  Kurve  und  gelangen  zum  Teil  in  das  Cingulum, 
zum  größeren  Teil  in  die  frontale  Abteilung  der  Zentralzone.  Die  dorsalen 
und  ventralen  Faserzüge  der  vorderen  Abteilung  der  inneren  Kapsel  stehen 
teils  zur  vorderen  Zentralwindung,  teils  zur  Riechsphäre  in  Verbindung. 

Daß  der  Gyrus  angularis  einen  Stabkranz  hat,  ist  durch  keinen 
Fall  auch  nur  annäherungsweise  bewiesen. 

Aus  dem  Vorstehenden  erhellt  nach  Ansicht  Flechsigs,  daß  es  vor- 
läufig ganz  unmöglich  ist,  auf  Grund  der  sekundären  Degenerationen  die 
Großhirnrinde  rationell  einzuteilen.  Für  kein  einziges  kortikales  Fasersystem, 
die  Pyramidenbahn  nicht  ausgenommen,  ist  der  kortikale  Ursprungs-  und 
Ausbreitungsbezirk  einwandfrei  umgrenzt  worden.  Es  ist  lediglich  eine 
Legende,  sagt  er,  wenn  in  der  neueren  Literatur  vielfach  die  Behauptung 


1224  Ergänzungsreferate. 

wiederkehrt,  durch  die  sekundären  Degenerationen  sei  exakt  erwiesen,  daS 
die  Großhirnrinde  an  allen  Orten  mit  einem  Stabkranz  ausgestattet  sei. 
Auch  die  Behauptung,  für  jeden  Sehhügelkern  sei  das  zugehörige  ßinden- 
feld  exakt  festgestellt,  und  es  sei  so  die  Verbindung  der  ganzen  Rinde  mit 
dem  Thalamus  nachgewiesen,  ist,  was  den  Menschen  anlangt,  nur  ein  Lapsus. 
Wissenschaftlich  festgestellt  sind  vorläufig  nur  Beziehungen  des  Thalamus 
zu  den  primären  Sinnessphären,  was  darüber  hinausgeht,  ist  unsicher.  Auch 
die  Pathologie  bestätigt  oder  weist  für  sich  allein  darauf  hin,  daß  jede 
primäre  Sintiessphäre  mit  einem  doppelten  Projektionssystem  ausgestattet  ist, 

a)  mit  einer  oder  mehreren  corticopetalen  Sinnesleitungen, 

b)  mit  einer  corticofugalen  bezw.  motorischen  Bahn. 

Stets  gehören  je  eine  corticofugale  und  corticopetale  Leitung  zusammen; 
sie  bilden  „konjugierte  Leitungen"  oder  „Strangpaare"  (Flechsig). 

Die  Frage,  ob  jede  einzelne  Sinnessphäre  mit  allen  Rindenfeldem 
oder  der  Mehrzahl  derselben  durch  Fibrae  arcuatae  und  lange  Assoziations- 
systeme direkt  verbunden  ist,  oder  ob  jede  einzelne  Sinnessphäre  mit 
mehreren  oder  allen  anderen  primären  Sinnessphären  direkt  kommuniziert, 
wird  verneint. 

Head,  Henry,  In  conjunction  with  W.  H.  K.  Rivers  and  James  Sherren.     The  uffe- 
rent  nervoas  system  from  a  new  aspect.     Brain.     Summer. 

Head  stellte  Sensibilitätsprüfungen  an  sich  selbst  an,  nachdem 
er  sich  den  Hautast  des  N.  radialis  hatte  durchtrennen  und  nach  geraumer 
Zeit  wieder  vernähen  lassen.  Nach  den  erhaltenen  Resultaten  kommt  er 
zu  dem  Schluß,  daß  der  sensible  Mechanismus  peripherischer  Nerven  aus 
drei  Faktoren  besteht: 

L  Tiefe  Sensibilität;  sie  tritt  in  Erscheinung  beim  Drucke  und  bei 
Bewegungen.  Es  entsteht  hier  bei  Schmerz,  bei  Ausübung  eines  starken 
Druckes  oder  bei  Qelenkverletzung.  Die  sensiblen  Fasern  der  tiefen  Sensi- 
bilität laufen  hauptsächlich  mit  den  motorischen  Fasern  und  werden  nicht 
zerstört  bei  Läsion  der  Hautnerven. 

IL  Protopathische  Sensibilität;  siewird  wahrgenommen  bei  schmerz- 
haften Hautreizen  und  bei  extremen  Graden  von  Hitze  und  Kälte.  Sie 
gehören  einem  großen  Reflexsystem  an  und  haben  eine  weit  sich  ausbreitende 
Wirkung,  ohne  daß  dabei  eine  genauere  Lokalisation  möglich  ist 

III.  Epikritische  Sensibilität.  Durch  letztere  ist  es  möglich,  genau 
zu  lokalisieren,  exakt  zwei  berührte  Punkte  zu  unterscheiden  und  feinere 
Temperaturgrade  zu  empfinden. 

Die  Sensibilität  der  Eingeweide  entspricht  hauptsächlich  der  proto- 
pathischen. Auch  hier  werden  nur  extreme  Grade  von  warm  und  kalt  wahr- 
genommen, und  das  Lokalisationsvermögen  ist  ein  äußerst  geringes. 

Die  anderen  der  oben  genannten  Qualitäten  sind  an  den  Eingeweiden 
nur  schwach  vertreten.  Immerhin  besizt  der  ganze  Körper  an  einer  Außen- 
und  Innenfläche  diese  drei  verschiedenen  sensiblen  Fasern.  Das  protopathische 
System  der  Haut  gehört  zu  dem  gleichen  sympathischen  System,  welches 
auch  die  Eingeweide  versorgt.  Die  Bewegungssensibilität  der  Intestina  ist 
an  die  Pacinischen  Endorgane  gebunden.  Ein  ähnliches  Fasersystem  läuft 
mit  den  motorischen  Nerven.  Das  Zentralnervensystem  ist  der  Sammel- 
punkt dieser  Qualitäten.  Hier  werden  die  zulaufenden  Impulse  so  geordnet 
und  verteilt,  wie  in  einem  Zeitungsbureau  die  verschiedenen  Schilderungen 
eines  Ereignisses,  die  per  Telegraph,  Telephon  usw.  anlangen. 

Held  (184)  untersuchte  mittelst  der  R  y  Cajalschen  Fibrillenmethode 
den  Trapezkern,  vorderen  Akustikuskem,  Kleinhirn  und  Retina  von  Kaninchen, 
Katze  und  Menschen  (Retina).     Er  kommt  zu  folgendeti  Resultaten:  Weder 


Ergänzungsreferate.  1225 

an  der  inneren  Grenee  einer  Sinneszelle  zu  ihrer  bipolaren  Ganglienzellen 
noch  an  dem  zentralen  Umfang  des  letzteren  Zellelementes  und  dem  cellulären 
Beginn  einer  zentralen  Leitungsbahn,  der  an  der  Stelle,  welche  die  gleiche 
Angliedening  einer  zentralen  Ganglienzelle  an  eine  zweite  vermittelt,  existiert 
der  einfache  Modus  eines  bloßen  Nerven kontaktes.  Als  besondere  Struktur- 
teile dieser  nervösen  Zellen  erscheinen  Fibrillen.  Der  Durchtritt  der 
Fibrillen  geschieht  mittelst  Nervenendfiiße,  welche  in  ihrer  allgemeinen  proto- 
plasmatischen Substanz  zierliche  Fibrillennetze  enthalten.  Von  ihnen  zweigen 
sich  dann  erst  radiäre  Verbindungsfibrillen  ab,  die  mit  den  Fibrillengittern 
eines  weiteren  Zellelementes  sich  vereinigen,  wobei  sie  die  breitere  oder 
schmälere  protoplasmatische  Brücke  zwischen  den  einzelnen  Abschnitten 
einer  Neuritenendfläche  und  der  betreflfenden  Ganglienzellenoberfläche  passieren. 
Diese  Befunde  weichen  von  der  Be theschen  in  2  Punkten  ab.  Nach 
Bethe  finden  erst  in  den  sogenannten  Golginetzen  der  grauen  Substanz 
die  bis  dahin  ganz  isoliert  von  einander  laufenden  Fibrillen  der  Ganglien- 
zellen und  ihrer  Fortsätze  ihre  morphologische  und  funktionelle  Vereinigung 
zu  einem  Gitter.  Nach  Held  laufen  die  einzelnen  Fibrillen  schon  Innerhalb 
der  Region  des  Ganglieuzellkörpers  nicht  einfach  neben  oder  übereinander^ 
sie  sind  hier  vielmehr  zu  mehr  oder  weniger  engen  Gittern  verbunden. 
Solche  Gitterbildungen  kommen  außerdem  auch  streckenweise  in  Ahn 
Dendriten  vor,  besonders  an  ihren  Gabelstellen.  Ferner  sind  nicht  die 
Golginetze  diejenigen  Einrichtungen  der  grauen  Substanz,  welche  erst  die 
umfangreichere  Vereinigung  verschiedenzelliger  Systeme  von  Fibrillengittern 
herbeiführen.  Es  gehen  direkt  die  Fibrillengitter  einer  Ganglienzelle  an 
zahlreichen  Stellen  ihrer  Oberfläche  in  die  zirkumskripten  Gitter  über,  welche 
durch  das  System  ihrer  nervösen  Endfüße  ihr  aufgelagert  sind  und  mit  den 
Fibrillennetzen  zahlreicher  anderen  Ganglienzellen  auf  dem  Wege  ihrer 
Achsenzylinderfortsätze  zusammenhängen. 

Imhof  (192)  hat  das  Lumbaimark  vieler  Vogelarten  auf  das  ein- 
gehendste makroskopisch  wie  histologisch  untersucht  und  auch  die  Ent- 
wicklung desselben  auf  das  eingehendste  studiert.  Die  Resultate  faßt  er 
folgendermaßen  zusammen.  Das  Rückenmark  der  Vögel  zeichnet  sich  durch 
besondere  Eigentümlichkeiten  von  dem  Marke  der  Säuger  aus  a)  durch  den 
Lumbaiwulst,  b)  durch  die  Hoffm an n sehen  Großkerne,  c)  durch  den  Mangel 
einer  Cauda  equina.  Die  Intumescentia  lumbalis  bedeutet  keine  Ver- 
mehrung des  Rückenmarkes.  Die  Vergrößerung  der  Querschnittsfläche  des 
Lumbalmarkes  beruht  einzig  auf  der  mächtigen  Ausbildung  des  Lumbai- 
wulstes selbst,  nicht  aber  auf  einer  Volum vermehnmg  der  grauen  Substanz. 
Der  Lumbaiwulst  (dorsaler  Gliawulst,  Sinus  rhomboidalis)  liegt  immer 
präsakral  in  der  sog.  Lendenanschwellung  und  im  Gebiet  der  Ischiadikus- 
wurzeln.  Die  Hoffm  an  n  sehen  Großkerne  (lobi  accessorii)  finden  sich  in 
segmentaler  Anordnung  im  Lumbalmarke.  Sie  sind  stets  den  motorischen 
Wurzeln  derjenigen  Spinalnerven  unmittelbar  vorgelagert,  die  sich  an  der 
Bildung  des  Beckengeflechtes  beteiligen.  Eine  der  Cauda  equina  der  Säuger 
entsprechende  Bildung  fehlt  den  Vögeln.  In  histologischer  Beziehung  ist 
das  Lumbalwulstgewebe  ein  allgemeines  protoplasmatisches  Reticulum,  dessen 
Elemente  in  syncytialor  A^erbindung  sind.  Die  Protoplasmabalken  werden 
durch  freiendigende  Gliefasern  verstärkt.  Die  versilberten  Lumbalwulst- 
zellen,  die  Ischiocyten,  besitzen  wenige  vorwiegend  horizontal  verlaufende 
derbe  Fortsätze,  die  stets  mit  den  Gefäßen  verbunden  sind  (perivaskuläre 
Asterosa).  Die  Stützsubstanz  der  übrigen  Rückenmarksgebiete  ist  vor- 
wiegend asterös.  Pilös,  zuweilen  stark  flächenhaft  ausgebreitet,  sind  die 
Elemente  der  Membr.  limitantes.     Wenig  strahlige  Elemente,  nur  als  Stütze 


1226  Ei'gänzungsreferate. 

der  Kapillaren  funktionierend,  sind  die  Ischiocyten.  An  diese  schließen  sich 
die  vielstrahligen  perivaskulären  Asterocyten  der  Lateralzonen.  Durch  all- 
mähliches Loslösen  der  Fortsätze  von  den  Gefäßen  gehen,  durch  Zwischen- 
stufen verbunden,  aus  den  eben  genannten  Elementen  die  multiradiären 
Kurz-  und  Langstrahler,  die  Träger  der  Glangienzellensubstanz  hervor.  Die 
Entwicklung  des  Rückenmarks  ist  ein  Prozeß,  der  nicht  kontinuierlich, 
sondern  sprungweise  verläuft.  In  der  ersten  Etappe  (bis  zum  5.  Tage) 
wird  das  pilöse  Stützgerüst  angelegt  und  durch  fortgesetzte  ventrikuläre 
Proliferation  der  Keimzellen  die  Neuroblasten  erzeugt.  In  der  zweiten  Etappe 
(bis  zum  8.  Tage)  wandern  die  Neuroblasten  ventrolateralwärts  aus,  und 
das  Piloaagerüst  hat  seine  typische  Ausbildung  erreicht.  In  der  dritten 
Etappe  (bis  13.  Tage)  wandern  aus  der  Innenzone  die  Spongioblasten 
ventrolateralwärts  aus.  Die  Dendritenbildung  der  Neuroblasten  hat  inzwischen 
ihr  Ende  erreicht.  Aus  der  Pilosa  wird  nach  und  nach  das  Ependym  und 
Perendym.  In  der  letzten  Etappe  wandeln  sich  die  zahlreichen  Spongio- 
blasten in  Asterocyten  um.  Die  Stützsubstanz  erlangt  somit  ihre  definitive 
Gestaltung  viel  später  als  die  Glangienzellensubstanz.  Erst  mit  dem  9.  Be- 
brütungstage  beginnt  sich  die  Dorsomedianzone  allmählich  in  den  Lumbai- 
wulst umzuwandeln.  Die  Hof fmannschen  Großkeme  werden  ungefähr 
ain  6.  Tage  von  der  Mantelzone  abgespalten.  Das  Entstehen  des  Sinus 
rhomboidaUs  führt  der  Autor  auf  eine  Zugwirkung  der  sensiblen,  aus  den 
Dorsalsträngen  dieses  Gebietes  entspringenden  Wurzeln  des  Ischiadikus 
zurück.  Zum  Schluß  weist  der  Autor  auf  die  Haltlosigkeit  der  Annahme 
hin,  daß  der  Lumbaiwulst  der  Vögel  ein  Erbstück  des  Dinosaurier- 
vorfahren  wäre. 

Schnitze  (378)  untersuchte  bei  Amphibienlarven  die  Nerven  der  Haut 
mit  einem  eigenen  Verfahren.  Er  kommt  zu  dem  Schluß,  daß  die  embryo- 
nale, marklose  sensible  Faser  nichts  anderes  ist,  als  eine  Vielheit  von  Zellen 
oder  ein  aus  typischen  Neuroblasten  hervorgehendes  Syncytium,  das  nicht 
etwa  durch  sekundäre  Verschmelzung  von  ZeUeu,  sondern  durch  kontinuier- 
liche Erhaltung  intercellulärer  Verbindungen  nach  vorausgegangener  mito- 
tischer Kernteilung  entsteht.  Die  morphologische  Kontinuität  der  Bausteine 
ist  dem  peripheren  Nervensystem  angeboren.  Diese  Bausteine  werden 
peripher,  ebenso  wie  zentral,  als  Neuroblasten  zu  bezeichnen  sein.  Besondere 
markbildende  Zellen,  welche  sich  frei  ausgewachsenen  Fasern  sekundär  auf- 
lagern und  diese  umscheideu,  sog.  Schwannsche  Zellen,  gibt  es  nicht. 

Die  Neuronentheorie,  welche  das  Hauptgewicht  auf  die  Einheit  der 
Nervenzelle  und  der  peripheren  Faser  bis  zu  deren  Ende  legt,  ist  mit  dem 
multicellulären  oder  syncytialen  Aufbau  der  peripheren  Nervenfaser,  sowie 
mit  dem  Vorhandensein  der  peripheren  Neuroblastennetze  und  Nervenzellen- 
netze unvereinbar.  Die  Theorie  des  Auswachsens  der  Faser  vom  Zentrum 
nach  der  Peripherie  wird  durch  keine  einwandsfreie  Beobachtung  gestützt, 
vielmehr  ergibt  sich,  daß  die  Nervenfasern  an  Ort  und  Stelle  aus  in  loco 
gebildeten  Zellen  hervorgehen. 

Wie  nach  und  nach  alle  Spezialdisziplinen  der  Medizin  mit  Kom- 
pendien gesegnet  werden,  in  welchen  den  Studierenden  das  für  die  Praxis 
Notwendigste  in  möglichst  anschaulicher  und  leicht  faßbarer  Form  (beinahe 
Eezeptforni)  dargestellt  wird,  so  besitzt  auch  schon  die  Neurologie  einzelne 
solcher  Bücher.  Auch  für  die  Anatomie  des  Gehirns  und  Bückenmarks 
ist  jetzt  ein  solches  von  Villiger  (434)  erschienen,  das,  obwohl  es  nicht 
als  Kompendium  bezeichnet  wird,  doch  dem  Inhalte  nach  als  solches  sich 
darbietet.  Der  Grundzug  des  Buches  ist  das  Schema,  und  zwar  nicht  nur 
für   den   verwickelten  Faserverlauf,   sondern   auch   zur  Darstellung  der  mit 


ErgänzQQgsreferate.  1227 

bloßem  Auge  sichtbaren  Oberflächenverhältnisse  des  Zentralorganes.  So 
sehr  auch  anerkannt  werden  muß,  daß  Verf.  sich  bemüht  hat,  durch  diese 
Darstellungsart  dem  Studierenden  schwer  durchsichtige  Gehirnparthien  klar 
zu  machen,  so  ist  diese  einseitige  Art  doch  auf  das  Entschiedenste  zu  miß- 
billigen, weil  sie  in  hohem  Maße  eine  wissenschaftliche  Bequemlichkeit 
großzieht,  die  zur  Oberflächlichkeit  führt,  da  sie  die  mühevolle  Selbstdurch- 
dringung eines  schwierigen  StoflFes  verhindert. 

Wreden  (468)  untersuchte  die  Dura  mater  spinalis  von  Katzen, 
Hunden  und  Pferden  mit  der  Ehrlichschen  Methylenblaumethode.  Von 
Interesse  ist,  daß  der  Autor  Spinalgahglienzellen  in  der  gesamten  Dura 
mater  spinalis  angetroflfen  hat,  .welche  im  Verlauf  der  auf  der  Dura  ge- 
lagerten Nervenstämmchen  und  Astchen  eingestreut  liegen. 

Ziehen  (471)  konnte  eine  Anzahl  von  Echidnaembryonen  von  ver- 
schiedenem Alter  untersuchen,  und  zwar  standen  dem  Autor  14  Serien  von 
verschiedenen  Entwicklungsstadien  zur  Verfügung.  Hiervon  werden  die  be- 
deutungsvollsten Schnitte  genau  beschrieben.  An  die  Darstellung  der  Ent- 
wicklung des  Rückenmarks  von  Echidna  schließt  sich  diejenige  des  Gehirns 
und  im  dritten  Abschnitt  folgt  ein  Vergleich  der  Gehirn-  und  Rückenmarks- 
entwicklung dieses  Tieres  mit  derjenigen  der  Marsupiaüer,  Insectivoren  und 
Rodentier  und  ferner  der  Sauropsiden,  speziell  der  Reptilien.  Als  Haupt- 
ergebnis stellte  sich  heraus,  daß  die  Entwicklung  des  Echidnagehims  die 
Zwischenstellung  der  Monotremen  zwischen  den  Sauriern  und  Insectivoren 
bestätigt.  Durch  67  Figuren  auf  12  Tafeln  wird  das  im  Text  Erläuterte 
ausgezeichnet  zur  Darstellung  gebraclit. 

Zuckerkandl  (475)  gibt  eine  genaue  Beschreibung  der  Furchen  und 
Windungen  der  Großhirnfläche  des  Cebiden.  Als  Material  standen  ihm  fünf 
Gehirne  und  zwar  je  eins  von  C.  fatuellus,  C.  gracilis  und  einer  nicht  näher 
zu  bestimmenden  Art  und  zwei  von  Cebus  capucinus  zur  Verfügung.  Cha- 
rakteristisch für  das  Gehirn  der  Cebiden  ist  nach  diesem  Autor:  1.  Die 
Kommunikation  der  Syl  vi  sehen  Spalte  mit  der  oberen  Schläfenfurche,  ver- 
anlaßt durch  eine  dem  Grade  nach  verschiedene  Verkümmerung  des  hinteren 
Endstückes  des  Gyrus  temporaUs  superior  bezw.  auch  des  vorderen , Schenkels 
des  Gyrus  suprsunarginalis.  2.  Das  Vorhandensein  einer  schrägen  Übergangs- 
windung,  die  in  typischen  Fällen  oberflächlich  liegt.  3.  Eine  operkulisierte 
innere  Uebergangswindung,  welche  vom  Tuberculum  praecunei  zur  Spitze  des 
Hinterhauptslappens  verläuft. 

Zuckerkandl  (474)  widmet  eine  sehr  eingehende  Studie  der  Unter- 
suchung über  die  AflFenspalte  und  das  Operculum  occipitale  des  menschlichen 
Gehirns.  Er  stellt  als  Grundsatz  auf,  daß  am  menschlichen  Gehirn  nur 
dann  von  einer  Affenspalte  die  Rede  sein  kann,  wenn  an  der  Hemisphären- 
oberfläche beide  Ränder  der  fraglichen  Furche  mit  jenen  der  Affenspalte 
am  Affengehirn  identisch  Sind.  Zur  Identität  einer,  Furche  mit  der  Affen- 
spalte am  Affengehirn  gehören  daher  Tieflage  der  Ubergangswindungen  und 
Gedecktsein  derselben  durch  das  Operculum  occipitale  bis  zur  Berührung 
desselben  mit  dem  primären  Scheitellappen,  beziehungsweise  nur  mit  dem 
Gyrus  angularis.  Z.  hält  deshalb  die  von  Elliot  Smith  urgierte  Identität 
zwischen  der  Affenspalte  des  Affengehirns  und  dem  Sulcus  liinatus  des 
Menschengehirns  für  falsch.  Bei  oberflächlicher  Lagerung  der  Ubergangs- 
windungen (vornelmilich  der  2.  und  3.)  muß  die  Affenspalte  teilweise  oder 
ganz  aufgelöst  sein.  Dies  trifft  für  die  Mehrzahl  der  menschlichen  Gehirne 
zu,  denn  nur  ausnahmsweise  ist  die  Reduktion  der  Übergangswindungen 
(zumeist  der  zweiten)  so  weit  gediehen,  daß  das  Operculum  occipitale  an 
den  Gyrus  angularis  anschließt.    Häutiger  ist  die  Persistenz  des  kaudal  von 


1228  Ergäiusungsref  erate. 

der  zweiten  ÜbergangswinduDg  gelegenen  Anteils  der  Affenspalte,  desgleichen 
das  operculumartige  Vortreten  des  hinteren  Randes  der  ehemaligen  Affen- 
spalte. Es  verschwindet  im  Laufe  der  progressiven  Gehirnentwicklung  die 
van  Z.  speziell  als  Affenspalte  bezeichnete  Formation,  d.  h.  die  an  der 
Gehirnoberfläche  quer  gelagerte,  den  Eingang  zur  Affenspalte  repräsentierende 
Furche;  ihr  margo  parietalis  läßt  sich,  von  Ausnahmen  abgesehen,  überhaupt 
nicht  mehr  erkennen,  ihr  margo  occipitalis  kann  in  einer  der  Form  nach 
variierenden  Gestalt  erhalten  sein.  Z.  schildert  nun  eingehend,  wie  in  der 
Beihe  der  Affen  die  allmähliche  Auflösung  der  Affenspalte  vor  sich  geht, 
und  schließt  daran  die  genauere  Beschreibung  des  Sulcus  occipitalis  trans- 
versus  und  der  ihn  begrenzenden  Windungen  und  femer  die  Variationen, 
in  dencD  das  Operculum  occipitale  am  menschlichen  Gehirn  sich  darbieten 
kann. 


Sachregister. 


Die  fett  gedruckten  Zahlen  bedeuten  Kapitelübersohnf^en. 


A. 

Abasia  senescentium^Be- 
aichungen  der  arterioskle- 
rotischen Hirnerkrankun- 
gen aur  506. 

Abasie-Astasie,  Behand- 
lung der  804. 

Aberglauben  in  der  Medi- 
zin 1105. 

--  Diebstahl  aus  1139. 

Abort,  künstlicher  bei  Neu- 
rosen und  Geisteskrank- 
heiten 1205,  1207,  1208. 

Abstinenz,  sexuelle  1145, 
1146. 

Abstrahierendes  Den- 
ke n  bei  einem  Hunde  939. 

Abszeß  531. 

Abziehbilder,  bleihaltige 
477. 

Aceton-Paraffin- 

Schnelleinbettung  3. 

Acetonurie  bei  Geistes- 
und  Nenrenkranken  978. 

Achillessehnenreflex 
327,  328. 

—  Verhalten  des  bei  Diph- 
therie 828,  483. 

Achondroplasie,  Differen- 
tialdiagnose zwischen  Kre- 
tinismus, Rachitis  und  1032. 

Achse  n  Zylinder,  perizellu- 
läre  Entstehung  des  31. 

—  Darstellung  des  8. 

—  Areale  der  im  Spinal- 
nerven ÖO. 

—  Pathologie  des  in  Tumoren 
und  Narben  des  Gehirns 
201. 

Achsenzylinderfortsatz, 
Ursprung  des  bei  den  zen- 
tralen Nervenzellen  37. 

Acusticusregidn,  Tumo- 
ren der  525,  hOO. 

Adaption,  Beziehung  der 
zur  Wahrnehmung  schwa- 
cher Farben  179. 

Adenoide  Vegetationen, 


Heilung  eines  Exophthal- 
mus und  von  Chorea  nach 
Entfernung  der  877. 

Adonis  vernalis  bei  Epi- 
lepsie 896. 

Adrenalin  840. 

—  Wirkung  des  auf  Pupille 
und  Augendruck  115. 

—  Arterienerkrankung  nach 
Injektion  von  476. 

—  Gehirnblutungen  nach  In- 
jektionen von  beim  Kanin- 
chen 235. 

Aerotherapie  793ff.,  797. 

Aesthesiometrische  Un- 
.  tersuchungen    bei 
Schwachbegabten      Schul- 
kindern 1021. 

Aetiolgie,  allgemeine  der 
Krankheiten  des  Nerven- 
systems 278. 

—  Allgemeine  der  Geistes- 
krankheiten 833. 

Affekte,  Einflufi  der  auf  die 
Magensafisekretion  77. 

—  Verhältnis  der  zu  den 
Sprachstörungen  859. 

—  gerichtsärztliohe  Bedeu-: 
tung  der  1179. 

Affenspalte  1227. 

Affollement  bulbaire 
562. 

Agrammatismus,  Behand- 
lung des  861. 

Agraphie,  hysterische  668. 

Akinesia  algera  671. 

Akkommodation,  Mecha- 
nismus der  177,  178. 

—  und  intraokularer  Druck 
382. 

—  Erbaltenbleiben  der  bei 
Ausfall  der  Lichtreaktion 
nach  Trauma  380. 

Akkommodationspare- 
se, latente  553. 

Akonitin  777. 

Akromegalie  722,  736ff. 

Akroparästhesien  722, 
746 


Aktionsstrom  ohne  Aktion 
166. 

—  der  Netzhautfasern,  entop- 
tische Wahrnehmung  des 
178. 

Aktinomykosis  im  Gehirn 
526. 

Akupunktur  780. 

Akustische  Erinne- 

rungsbilder 924. 

Albinotische  Tiere,  Ge- 
hörorgan von  277. 

Alexie  866. 

—  hysterische  668. 

—  Xiokalisation  der  365. 

Algesimeter  319. 

Alkalisalze,  Einfluß  neu- 
traler auf  die  Erregbarkeit 
und  Färbbarkeit  der  peri- 
pheren Nervenfasern  vom 
Erosch  163. 

Alkohol  und  Infektion  481. 

—  Wirkung  des  auf  die  Ver- 
änderung der  Pupillenreak- 
tion 890. 

—  Einfluß  des  auf  die 
Giftwirkung  des  Stn'chnin 
4»4. 

—  und  Psychose  967. 

—  Entziehung  des  als  Genuß- 
mittel bei  Geisteskranken 
1207. 

—  und  Verbrechen  1134. 

Alkohole,  Wirkung  ver- 
schiedener einwertiger  auf 
sensible  Nerven  u.  Nerven- 
endigungen 166. 

Alkoholfrage  477,  1125ff. 
Alkohol-Amblyopie  883. 
Alkohol-Neuritis  649. 
Alkoholismus  1058,  1054, 
1055. 

—  chronischer  und  Unfall 
766. 

—  Bewertung  des  Tremor  als 
Zeichen  des  809. 

—  und  Temperenz  in  den 
Vereinigten  Staaten  1123, 
1124. 


1230 


Sachregister. 


Alkoholismus  und  Ehe- 
scheidung 1174. 

—  Trunksucht  als  Entmün- 
digungsgrund  1168,   1171. 

—  strafrechtliche  Beurteilung 
der  Trinker  1167. 

—  Behandlung  des  899, 1210. 

—  Trinkerfürsorge  1214 
Allochirie,  sensorielle 

815. 
Allopsychische    Manien 

977. 
Amaurose  bei  Akromegalie 

737. 

—  hysterische  667. 

—  bei  j)rogre8siver  Paralyse 
und  Tabes  1076. 

Ambidexterie  87. 

Amblyopie,  hysterische, 
Verschwinden  der  bei  bin- 
okularem Sehen  666. 

—  toxische  nach  Influenza 
888. 

—  Thyreoidin-A.  379. 
Ameisensäure,     Wirkung 

der    auf    die    Muskulatur 

108,  160. 
Amentia  951,  1010. 
Ammoniak,    Wirkung    des 

auf  den  Nerven  166. 
Amnesie  926. 

—  plötzlich  auftretende  nach 
einem  paralytischen  Anfall 
1080. 

Amniotische  Furchen  u. 
Klumpfuß  642. 

Amok  1061. 

Amphioxus,  Hirn-  und 
Spinalganglien  des  28. 

Amputation,  Kücken- 

marksveränderungen nach 
A.  des  Unterschenkels  197. 

Amusie  366. 

Amyotrophische  Late- 
ralsklerose 391,  404. 

Analgesie  der  Druckpunkte 
74. 

Analgetische  AVirkung, 
Analyse  der  134. 

Anämie,  Veränderungen  des 
Neurofibrillennetzes  bei 
191. 

—  Rückenmarksverände- 
rungen bei  243. 

—  balneo-diätetische  Behand- 
lung der  793. 

—  perniziöse,  nervöse  Symp- 
tome bei  302. 

Anästhesie  bei  traumati- 
scher Hysterie  760. 

—  Einfluß  der  Kohlensäure- 
bäder auf  die  tabische  791. 

Anatomie      des      Nerven- 
systems 7,  1218ff. 
Anatomische  Unter- 


suchungsmethoden des 
Nervensystems  1. 

Anoncephalie  220,  223. 

Aneurysma  der  Hirngefäße 
505. 

Angina  pectoris,  Symp- 
tome bei  847. 

Angioma  arteriale  race- 
m  o  s  u  m  der  Schädel  decken, 
Behandlung  der  862. 

Angioma  racemosum  und 
serpentinum  des  Gehirns 
204,  226. 

Angioneurosen  722, 740  ff. 

—  Behandlung  der  907. 
Angst,  krankhafte  von  pro- 
fessionellem Charakter  951. 

Anuren,  Entwicklung  des 
Schwanzmarks  bei  den  147. 

Anurie,  reflektorische   350. 

Anilinvergiftung,  Poly- 
neuritis infolge  von  648. 

Ankylosierende  Wirbel- 
säulenversteifung 270. 

Anorexie,  hysterische  667. 

Anpassung  90,  927. 

Anstaltsberichte,  B/Oform 
der  1194. 

Anstaltswesen  1182, 
1202  ff. 

Anstrengungen,  Schwan- 
kungen der  Pulsfrequenz 
nach  körperlichen  385. 

Antagonistische  Nerven 
167. 

Anthropologie,  kriminelle 
1090. 

—  psychische  922. 
Antipyrinexanthem,  sel- 

tenl  Lokalisation  des  480. 

Antithyreoidin,  Behand- 
lung der  Basedowschen 
Krankheit  mit  832  ff. 

Antitoxinbildung  bei  ak- 
tiver Immunisierung  gegen 
Botulismus  108. 

Aorta  descendens,  Aneu- 
rysma der  mit  Erosion  der 
Wirbel  und  den  Erschei- 
nungen eines  Malum  Pottii 
585. 

Aphasie  355. 

—  amnestische  364. 

—  hysterische  667,  668. 

—  Beziehungen  zwischen  Per- 
severation und  1048. 

Apoplexie,  Verhalten  der 
Reflexe  nach  330. 

—  traumatische  Spät-A.  756, 
757. 

—  erste  Hilfe  beim  Schlag- 
anfall 900. 

App  e  n  d  i  c  i  t  i  s ,  Bauchreflexe 
bei  325. 

—  Neurasthenie  nach  670. 


Appendicitis,  Neuritis  im 

Gefolge  von  645. 
Apraxie  311,  365,  968. 

—  bei  progressiver  Paralyse 
1080. 

Arbeit,  Einfluß  vorangehen- 
der auf  die  Arbeit  anderer 
Muskelgruppen  162. 

—  geistige  929,  siehe  auch 
Geistige  Arbeit. 

Arbeitskuren  im  Hoch- 
gebirge 806. 

Arbeitstherapie  bei 
Geisteskranken  1212. 

—  bei  Nervenkranken  904. 

Architektonikdes  Zentral- 
nervensystems, Entwick- 
lungsstörungen der  212. 

Argentum  nitricum, 
therapeutische  Anwendung 
des  779. 

Arhythmie  des  Herzens  im 
Anschluß  an  akute  Peri- 
karditis 639. 

Armlähmung,  spinale  Kin- 
derlähmung in  Form  einer 
606. 

Armzentrum,  Folgezu- 
stände kleinster  Läsionen 
im  Bereiche  des  motori- 
schen 124. 

Arsen,  therapeutische  An- 
wendung des  778. 

Arsen-Polyneuritis    649, 

Arteria  basilaris,  Patho- 
logie der  505. 

—  syphilitische  Erkrankung 
der  208. 

Arteria  centralis  reti- 
nae, Embolie  der  389. 

Arteria  cerebralis  an- 
ter ior,  vergleichen  de  Ana- 
tomie der  25. 

Arteria  meningea  media, 
Verletzung  der  862. 

Arteria  vertebralis, 
Thrombose  der  589. 

Arterieller  Druck,  Ein- 
fluß des  Druckes  der  Dural- 
und  der  Labyrinthflussig- 
keit  auf  den  110. 

Arterienerkrankung 
nach       Adrenalininjektion 
476. 

Arteriosklerose  derHim- 
gefäße  505. 
i  —  als  Folge  der  Bleivergif- 
tung 475. 

—  Geistesstörungen  bei  952, 
1059.       • 

Arthritische  31uskel- 
atrophie  610,  619. 

Arthropathie,  nervöse  und 
chronischer  Bheumatismos 
422. 


Sachregister. 


1231 


Arthropathia  genu  bei 
einem  Paralytiker  1078. 

ArtikulatioDsstörung, 

..  eigenartige  365. 

Ärztepersonal  in  Irren- 
anstalten 1203,  1204. 

Aschematie  324. 

Aspergillusver  giftung, 
Erscheinungen    von    mul- 
tipler Sklerose  nach  experi- 
menteller 396. 

Aspirin  776. 

—  Behandlung  der  Chorea 
mit  890. 

Assoziation  927. 

—  bei  Imbezillen  und  Idioten 
1024. 

Assoziationsbewegun- 
gen, Paralyse  der  bei  Em- 
pyem   der   hinteren    Sieb- 
beinzellen 380. 

Assoziationssysteme, 
vergleichende  Anatomie  der 
45. 

Astasie-Abasie,  Heilung 
der  804. 

Asthenia  paroxysmalis 
566. 

Asthma,  hysterisches  nach 
Unfall  668,  759. 

Asymbolie  364,  365. 

—  motorische  311,  968. 
Ataxie,  sensorische  der  Au- 
genmuskeln 380. 

—  bei  Kindern  316. 

—  isolierte  eines  Armes  nach 
Trauma  422. 

—  Fried reichsohe  426. 

—  tuberkulöse  Meningitis  mit 
dem  Svmpt  omenkomplex 
der  498.' 

—  zerebellare  558. 

—  nach  Trauma  der  linken 
Stirnwindung  756. 

Ataxie  vestibulaire  346. 

Atemfrequenz,  Einfluß  des 
Vagus  auf  die  170. 

Ateminnervation,  zen- 
trale 130. 

Atemmuskeln,  Ataxie  der 
bei  Tabes  417. 

Atemzentrum  in  der  Groß- 
hirnrinde des  Hundes  129. 

Atherom,  Einfluß  der  -Ka- 
stration auf  die  Entstehung 
des  experimentellen  110. 

Äther  omatose,  Sehnerven- 
erkrankungen infolge  von 
389. 

Athetoide  Fingerbewe- 
gungen bei  Tabikern  417. 

Athetose  296. 

Athetose  double  546. 

Atlas,  Luxation  des  mit  Ab- 

•  brechen  des  Zahnfortsatzes 
des  Epistropheus  270. 


Atmung   und   Reizung    bei  I 
Tauben  96. 

—  Veränderungen  der  nach 
Einspritzung  von  Soda  ins 
Rückenmark  99. 

—  Einfluß  hydriatischer  Pro- 
zeduren auf  die  785. 

Atmungsorgane,  Symp- 
tome von  Seiten   der  347. 

—  Reflexepilepsie  bei  Er- 
krankungen der  oberen  698. 

Atropin,  Wirkung  des  auf 
die  spontanen  Bewegungen 
der  glatten  Muskeln  161. 

—  Wirkung  des  auf  die  ge- 
lähmte Iris  177. 

Atropinvergiftung  481. 

Atrophische  Hirnskle- 
rose 233. 

Audition  coloree  985.  ' 

Aufbrauchsk  rankheiten 
des  Nervensystems  296, 297. 

—  Theorie  der  Tabes  als  424. 
Aufmerksamkeit  928. 

—  Bedeutung  der  für  die 
Lokalisation  und  Entwick- 
lung von  Halluzinationen 
951. 

Aufrechterhaltung,  Fä- 
higkeit des  Menschen  zur 
91. 

Aufrechtsehen,  Theorien 
des  382. 

Auge,  Entwicklung  des  34. 

—  Symptome  von  selten  des 
342  0". 

—  Erscheinungen  von  selten 
der  bei  der  familiären 
amaurotischen  Idiotie  1030. 

—  Symptome  von  selten  der 
bei  progressiver  Paralyse 
1076. 

—  bei  Anencephalie  220. 

Augenbewegungen,  kor- 
tikale Lokalisation  des 
Zentrums  für  die  konju- 
gierten Seitwärtsbewegun- 
gen des  Auges  und  des 
Kopfes  133. 

Augenhintergrund,  Cya- 
nose  des  747. 

—  benignes  stationäres  tu- 
morartiges Gebilde  des  383. 

Augeumuskellähmungen 
550,  379. 

—  pathologische  Anatomie 
der  234. 

Augenmuskeln,  Beziehun- 
gen des  kortikalen  Sehfel- 
des zu  den  120. 

—  wahre  Hypertrophie  der 
äußeren  384. 

—  sensorische  Ataxie  der  bei 
einem  Tabiker  380,  416. 

—  isolierte  Verletzungen  der 
inneren  379. 


Augenmuskelrheuma- 
tismus 385. 

Augenoperationen,  Psy- 
chosen im  Anschluß  an  980. 

Augenspalte,  eine  dritte 
in  der  Kopfhaut  bei  Ence- 
phalocele  263. 

Augenstörungen,  Bezie- 
hungen der  zu  den  Nerven- 
krankheiten 870. 

—  bei  Genickstarre  450. 

—  bei  Myasthenia  gravis  566. 

—  bei  traumatischer  Neurose 
758. 

Aura  und  Globusgefühl  319. 

Aussage,  Psychologie  der 
1130. 

Außerembryonale  ner- 
vöse Elemente  63. 

Autoidentifikation,  ro- 
mantische 963. 

Auto  int oxikations Psy- 
chosen 1058. 

Automatische  Nerven 
167. 

Autoregeneration  der 
Nerven  199. 

Axialstrom,  Ursache  des 
am  Nerven  166. 


B. 

B abinski sehe  Klei nhirn- 
erkrankungodermultiple 
Sklerose  403. 

Babinskisches  Phäno- 
men 329. 

—  Inversion  des  bei  Pott- 
scher Paraplegie  587. 

Badekuren  und  Konstitu- 
tion 791. 

Baldrian  775,  776. 

Balken,  Fehlen  des  221, 
222. 

Balkengeschwtilste  523. 

Balneotherapie780,787ff. 

—  bei  Geisteskrankheiten 
1211. 

Basedowsche  Krankheit 
722,  730  ff. 

—  Geistesstörung  bei  1048. 

—  Myxödem  nach  734. 

—  gleichzeitiges  Bestehen 
von  Tabes  und  419. 

—  Behandlung  der  890. 

—  Organotherapie  bei  832  ff. 

—  Kombination  der  Exzi- 
sions-  und  Hoentgenthera- 
pie  bei  876. 

—  chirurgische  Behandlung 
der  876. 

Basisfraktur  mit  Sehner- 
venatrophie 390. 

Bathmotropher  Einfluß 
157. 

Bauch  decken  refl  exe  325. 


1232 


Sachregister. 


Bauchdeckeneflexe      bei 

Tabes  417. 
Bauchhöhle,    Einfluß    der 

Nerven   der   auf  die  Puls- 
frequenz bei  Peritonitis  171. 
Bauchmuskellähmung 

bei   Poliomyelitis    anterior 

acuta  608. 
Bauchmuskeln,      isolierte 

neuritische  Lähmungen  von 

639. 
Bauchmuskelsegment, 

Lokalisation    des    unteren 

577. 
Begleitdelirien  1069. 
Belastung,  Einfluß  derauf 

den  Kontraktionsakt  169. 
Beleuchtung,        Wirkung 

farbiger    auf    die    geistige 

Arbeit  97. 
Bellsches  Phänomen  636. 
Beri-Beri    476,    478,   480, 

481,  485. 
Beschäftigungsneuro- 
sen 720,  721. 
BeschäftiguQgs  Paresen 

646. 
Bewegungen  ,Koordination 

der  145. 

—  Zentren  der  118. 

—  Einfluß  einer  vorangehen- 
den geistigen  Vorstellung 
eiuer  auf  die  nachfolgendje 
ergographische  Arbeit  80, 
84. 

BewegungsgrößoB, 
Schätzung  ron  bei  Vorder- 
armbewegungen 181. 

Bewegungsnachbild  und 
Bewegungskontrast  180. 

Bewegungstherapie   822. 

Bewußtsein  923,  928. 

—  Anomalien  des  und  ihre 
forensische  Bedeutungl  LOl. 

Bewußtseinsstörungen 
und  Kollaps  979. 

Bewußtseinsiust and  Hy- 
sterischer 668. 

Bierdelirium  1063. 

Bifurkation  des  Nerven- 
fortsatzes der  Spinalgang- 
lienzelle  59. 

Binaurales  Hören,  Theo- 
rie des  174. 

Biotoxin  110. 

Blaulichtbehandlung 
des  Tetanus  831. 

Bleihaltige  Abziehbil- 
der 477. 

Bleivergiftung,  Verhalten 
der  roten  Blutkörperchen 
bei  475. 

—  Arteriosklerose  als  Folge 
der  475. 

—  Augcnmuskellähmung  in- 
folge chronischer  555. 


Blickbewegungen,  Ein- 
fluß der  auf  die  ergo- 
graphische Arbeit  81. 

Blicklähmung  342. 

Blickrichtung,  Einfluß  der 
auf  die  Gestalt  des  Him- 
melsgewölbes 178. 

Blindheit  s.  Amaurose. 

Blitz,    Verletzungen    durch 

762. 
Blut.    Untersuchungen    des 

bei  Akromegalie  737,  738. 

—  Verhalten  des  bei  Dementia 
praecox  1088. 

—  Veränderungen  des  bei 
Meningitis  500. 

—  Giftigkeit  des  bei  wut- 
kranken Tieren  111. 

—  Therapie  der  Anomalien 
des  906. 

Blutdruck  bei  Nerven-  und 
Geisteskrankheiten  335. 

—  bei  Epileptikern  698. 

—  und  Hysterie  671. 

—  Einfluß  des  auf  die  Größe 
der  Pupille  177. 

Blutdruckregulation  bei 
Rana  esculenta  170. 

Blutdrucksymptom  der 
zerebralen  Arteriosklerose 
505. 

Blutdrüsen,  Funktions- 
steigerung der  bei  Akro- 
megalie 738. 

Blut drüsen er krankun- 
gen, Beziehungen  der  zur 
Sklerodermie  746. 

Bluterbrechen,  hysteri- 
sches 663. 

Blutkörperchen,  rote,  Ver- 
halten der  bei  Bleivergif- 
tung 475. 

Blutkreislauf,  entoptisohe 
Wahrnehmung  des  eigenen 
997. 

Blutleere  im  Gehirn,  Wir- 
kung der  auf  die  durch  den 
faradischen  Strom  hervor- 
gerufenen epileptiformen 
Krämpfe  130. 

Blutserum,  vasokonstrik- 
torische  Wirkung  des  104. 

—  bei  Eklampsie  686. 

—  toxische  Stoffe  im  bei 
Epileptikern  105. 

—  Antitoxine  im  bei  Epi- 
leptikern 693. 

Blutungen    bei    Eklampsie 

686. 
Bornyval  775,  776. 

—  gegen  Herzklopfen  907. 
Botulismus  479. 

—  Antitoxinbildung  bei  ak- 
tiver Lnmunisierung  gegen 
108. 


Bouillon,  Einfluß  der  auf 
die  Arbeitsleistung  108. 

Brachialgie  752. 

Brachycephalie,  Ent- 
stehung der  durch  will- 
kürliche Beeinflussung  des 
kindlichen    Schädels    26«. 

Bradykardie  336. 

~  bei  Muskelatrophie  618. 

Brandstiftung  eines  Idio- 
ten 1173. 

—  aus  Heimweh  1137. 
Brenzkatechin,    Wirkung 

des  auf  die  Zirkulation  105. 

Brieftauben,  Orientieruug 
der  96. 

Brom.  Wirkung  des  bei  ge- 
steigerter Erregbarkeit  der 
vasomotorischen  Zentren 
908. 

—  Mißbrauch  des  in  der  Epi- 
lepsiebehandluDg  892. 

Bromeigon     bei    Epilepsie 

891. 
Bromipin  775. 

—  bei  durch  Bromsalz  er- 
zeugten Hautaffektionen 
der  Epileptiker  891. 

Bromlecithin  778. 
Bromocol  775. 
Bromopanbei  Epilepsie  894. 
BromvergiftuDg  484. 
Bronchitis,     metastatiscbe 

Gehimabszesse  bei  diffuser 

eitriger  543. 
Brown -Sequardsche 

Epilepsie  698. 
Brown-S^quardsche 

Lähmung    nach   Trauma 

577,  581. 
Brücke.  Erkrankungen  der 

659. 
Bvustmaskeldefekt,    an- 
geborener 618,  6SI1. 
Bulbärparalyse,       ssthe- 

niache  564  ff. 

—  chronische  563. 

Bulbärsymptome  306. 

Bulbus,  anatomische  Be- 
ziehungen zwischen  Klein- 
hirn und  61. 

Bulbus  arteriosus,  Gsog- 
lienzellea  des  beim  Sala- 
mander 168. 

Baibus  venae  jugularis, 
anormales  topographisches 
Verhalten  der  sur  Pauken- 
höhle 264. 

Bulbusatrophie,  Folgen 
der  für  die  zentrale  Sek- 
bahn  49. 


Caloarinagebiet,  sekui- 
däre  Degeneration  nach  Er- 
weichung im  828. 


Sachregister. 


1233 


Calvin,  die  vermeintliche 
Päderastie  des  1153. 

Canales  semieirculares, 
Physiologie  der  137,  174. 

Caries  des  Rückenmarks 
567,  573. 

—  der  Wirbelsäule  und  Sy- 
ringomyelie  592. 

Carnivoren,  Zellenban  des 
Großhirn«  bei  den  46. 

Carotis  interna, anormales 
topographisches  Verhalten 
der  zur  Paukenhöhle  264. 

Caudaequina,  Erkrankun- 
gen der  674,  582  ff. 

Cepbalaea  749. 

Cerebron  113. 

Cheyne-Stokessches  At- 
mnngsphänomen  347. 

Chinin,  Einfluß  desanfdas 
Tonuslabyrinth  107. 

Chinin- Amblyopie,  Eiur 
Wirkung  des  Koffeins  auf 
das  Gesichtsfeld  bei  368. 

Chirurgische  Behand- 
lung der  Kervenkrank- 
heitcn  840. 

Chloral,  Wirkung  des  auf 
das  Herz  und  das  Gefäß- 
system 160,  481. 

Chloralose  769. 

Chlorarme     Nahrung, 
Stoffwechselversuch       mit 
104.  111. 

Cholämie  und  Melancholie 
1036. 

Chole  Stearinkonkre- 
mente im  Gehirn  227. 

CholesteatomedesGehirna 
226, 

—  des  3Iittelohrs  als  Ursache 
intrakranieller  Erkrankun- 
gen 545. 

—  des  Schädels  264. 

—  der  Basis  cranii  524. 

—  der  hinteren  Schädelgrube 
530. 

Cholin,  Nachweis  des  in 
physiologischen  Flüssig- 
keiten 112. 

—  Nachweis  des  in  der  Ce- 
rebrospinalflüssigkeit  mit 
dem  Polarisations-Mikro- 
skop 106. 

—  Wirkung  des  auf  die  Tiere 
475. 

Chorea  700,  703ff. 

—  Huntingtonsche  707,  708. 

—  gravidarum  706,  709. 

—  Aphasie  im  Verlauf  der 
360. 

—  Sprachstörungen  bei  369. 

—  Differentialdiagnose  der 
choreatischen  Geistesstö- 
rung 1048. 


Chorea  und  progressive  Pa- 
ralyse 1078. 

—  in  forensischer  Beziehung 
1170. 

—  Behandlung  der  890. 

—  Heilung  der  nach  Ent- 
fernung der  adenoiden  Ve- 
getationen 877. 

Chorioidea,     kongenitales 

Fehlen  der  383. 
Chorioiditis  exsudativa, 

Erblindung  durch  bei  Ge- 
nickstarre 460. 
Chorioiditis       gummosa 

389. 
Christus  vom  Standpunkte 

des  Psychiaters  987. 
Claudication     intermit- 

tente  313,  314. 
Clavin  779. 
Colica  muco-membrano- 

s  a ,    plötzliche    Todesfalle 

bei  348. 
Coma  diabeticum,  Befund 

von  Acetessigsäure  in  der 

CerebrospinalHüssigkeit  bei 

304. 

—  epileptische  Anfälle  beim 
692. 

Conus  medullaris,  Er- 
krankungen des  674,  582, 
583. 

Corpus  restiforme,  Nu- 
cleus  superior  des  54. 

Corpus  trapeaoide,  Held- 
sche  Kelche  im  54. 

Cortisches  Organ,  Modell 
des  69. 

—  Schal Idmck  im  als  eigent- 
licher Gehörsreiz  174. 

Corynebacterium  pseu- 
dodiphthericum  als  Er- 
reger eines  Hirnabszesses 
544. 

Cystitis,  Landrysche  Para- 
lyse nach  chronischer  485. 

Cysticerken  des  Gehirns 
und  Kückenmarks  124,  525. 

—  des  Kleinhirns  559. 


Dämmerzustand  im  epi- 
leptischen Äquivalent  1179. 

Dämonopathie,  Epidemie 
einer  990. 

Darmbewegungen,  her- 
vorgerufen durch  den  elek- 
trischen Strom  817. 

—  vor  und  nach  der  Durch- 
schneidung der  Mesenterial- 
nerven 171. 

Dauerbad  in  der  Irren- 
anstalt 1211. 

Dauernachtwache  in 
Irrenanstalten  1205. 


Jahresbericht  f.  Neurologie  und  Psychiatrie  1905. 


Davos,  Behandlung  Ner- 
vöser in  808. 

Dekubitus  bei  progressiver 
Paralyse  1077. 

—  am  Os  sacrum  bei  einem 
nicht  bettlägerigen  Tabiker 
425. 

Degeneration  llOOff. 

—  physische  und  ihr  Ver- 
hältnis zu  den  Sprach- 
störungen 367. 

—  psychische  990. 

—  Psychopathologie  der  Ent- 
arteten 931. 

—  vom  forensisch-psychiatri- 
schen Standpunkt  1109, 
1170. 

—  im  Rückenmark  236 ff. 

—  sekundäre  nach  Verletzung 
der  ersten  Halswurzel  58. 

Deitersscher  Kern,  Er- 
scheinungen bei  Reizung 
des  846. 

Delirium  acutum  963. 

Delirium  tremens  1053. 

—  Eiswasserübergiefiungen 
bei  1211. 

pelphin,    Gehirnrinde    des 

44. 
Dementia  951,  1030. 

—  bei  Huntingtonscher 
Chorea  708,  709. 

Dementia  juvenilis,  Ver- 
hältnis der  Involutions- 
psychosen zur  981. 

Dementia  paralytica  s. 
Paralyse,  progressive. 

Dementia  praecox  997, 
1082  ff. 

—  Histopathologie  der  Hirn- 
rinde bei  191. 

Dementia  senilis,  Histo- 
pathologie der  Großhirn- 
rinde bei  188. 

Dementia  tardiva  1088. 

Denken,  Zentren  des  im 
Gehirn  118. 

Depression,  eine  Form  der 
in  der  Dementia  praecox 
1085. 

—  und  Melancholie  1034. 
Depressionszustände  des 

höheren  Lebensalters  963. 

Dermo  graphie,  Bedeutung 
der  für  die  Diagnose  funk- 
tioneller Neurosen  336. 

Dermographismus  bei 
einem  Ikterischen  355,  746. 

Deuteranoptisches  Au- 
ge, Peripheriewerte  des 
trichromatischen  und  d.  A. 
180. 

Deviation,  konjugierte  der 
Augen  und  des  Kopfes 
nach  Hemiplegie  bei  einem 
Blindgeborenen  333. 

78 


1234 


Sachregister. 


Diabetes  insipidus  und 
bitemporale  Hemianopsie 
386. 

Diabetes  mellitus  nach 
Trauma  761. 

—  Augenmuskellähmung  bei 
655. 

—  kombiniert  mit  Myxödem 
736. 

—  paralyseähnliche  Erkran- 
kung bei  1078. 

—  Störung  der  Vibrations- 
empfindung bei  820. 

Diagnostik,  allgemeine  der 
Krankheiten  des  Nerven- 
systems 278. 

—  allgemeine  der  Geistes- 
krankheiten 933. 

Diebstahl  aus  Aberglauben 
1139. 

Diencephalon,  Anatomie 
des  49. 

Dilatator  pupillae,  kon- 
genitales Fehlen   des  881. 

Dioninsubstitution  1215. 

Diphtherie,  Achilles- 

sehnenphänomen  bei   483. 

—  Lähmung  nach  482,  483. 

—  Formes  Trustes  der  diphth*. 
Paraplegie  474. 

Diphtheriebazillus,  ätio- 
logische Bedeutung  des  für 
die  Geisteskrankheiten  957. 

Diphtherieheilserum, 
Behandlung   der  epidemi- 
schen Genickstarre  mit  838. 

Diplegie,  choreatische  706. 

—  spastische  nach  Keuch- 
husten 482. 

Dissimulation  von  Geistes- 
krankheiten 1174. 
Dolichocephalie  262. 

—  Entstehung  der  durch 
willkürliche  Beeinflussung 
des  kindlichen  Schädels 
266. 

Dormiol  770,  772. 

—  Wirkung  des  auf  das  Herz 
und  das  Gefäßsystem  481. 

Doronmanie  980. 

Druckempfindung,  Stö- 
rung der  319. 

Drucklähmungen  640. 

Druckphosphen  887. 

Druckpunkte  74. 

DuodenalstenosebeiPott- 
scher  Krankheit  587. 

Dupuytrensche  Kon- 
traktur 721,  722, 

—  bei  Pellagra  482. 
Dura  niater,  Hämatom  der 

537. 

—  Psammom  der  unter  dem 
Bilde  der  zerebralen  Kin- 
derlähmung 550. 


Duralinfusion,  Behand- 
lung des  Tetanus  mit  877. 

Dysarthrische  Sprach- 
störung 359. 

Dysbasia      angiosclero- 

tica   intermittens    313, 

314. 
Dysenterie  toxin,Wirkung 

des  auf  das  Nervensystem 

107." 
Dysenterische  Leber-  u. 

Gehirnabszesse,   Anae- 

robieu  im  Eiter  von  543. 
Dysostose         cleidocra- 

nienne  hereditaire  264. 
Dyspepsie  als  Gehirn krank- 

heit  348. 

—  und  Neurasthenie  670. 
Dystrophia  musculorum 

progressiva  610,  615. 

—  bei  spinocerebellarer  He- 
redoataxie  301. 

—  Behandlung  der  mit  ak- 
tiven Bewegungen  820. 

£. 

Echinokokkus,  extra-  und 
intrakraniell  gelegener  526. 

Effektgröße  als  Funktion 
der  Keizgröfie  165. 

Ehescheidung,  Alkoholis- 
mus und  1174. 

Eifersucht  im  Zuhälterei- 
prozeß 1181. 

Eiuzelhaft  und  Geistes- 
störung 998. 

Eisen,  therapeutische  An- 
wendung des  778. 

Eklampsie  672,  688ff. 

—  Eklamptische  Psychose 
969. 

^  Behandlung  der  876,  896. 

—  Behandlung  der  mit  Para- 
thyreoidin  882,  836. 

—  Behandlun^der  mit  Schild- 
drüsenextrakt 835. 

Ektopische  Schwanger- 
schaft, kompliziert  mit 
Geistesstörung  972. 

Elektrische  Bäder  787ff. 

Elektrisches  Organ  von 
Torpedo  172. 

Elektrische   Reaktion, 
Veränderungen      der     bei 
Myelitis  transversa  571. 

Elek  tri  8  eher  Starkstrom, 
pathologische  Veränderun- 
gen durch  Einwirkung  des 
195. 

Elektrische  Strome,  Ver- 
letzungen durch   761,  762. 

Elektrodiagnostik  800. 

E 1  e  k  t  r  o  1  y  s  e ,  Metallimpräg- 
nation  desGewebes  mittels7. 


Elektromagnetische 
Therapie  815. 

Elektromotorische  Kräf- 
te, sind  die  Ganglienzellen 
des  Zentrahier^'ensystema 
Sitz  von?  76. 

Elektropathologie  166. 

Elektrotherapie  809. 

Elektrotonische  Ströme, 
Bedingungen  der  Entste- 
hung der  166. 

Elektrotonus,  Definition 
des  physiologischen  und 
physikalischen  166. 

Elephantiasis  teleangi- 
e  k  t  o  d  e  8  der  rechten  untern 
Extremität  und  Skrotal- 
hälfte  mit  hemiatrophischer 
Hypoplasie  der  rechten  Ge- 
sichtshälfte 749. 

Elternliebe  1103. 

Embolie  531. 

Encephalitis  502,  508ff. 

—  Verhalten  der  Ganglien- 
zellen bei  189. 

Encephalitis  syphilitica, 
disseminierte  434. 

Encephalocele  mit  einer 
dritten  Augenspalte  in  der 
Kopfhaut  268. 

Encephalocele  occipita- 
lis  mit  anatomischer  Unter- 
suchung des  Sehnerven  387. 

Encephalomalacie,  Ver- 
änderungen der  Neuroglia 
bei  202. 

Encephalomeningocele 
227. 

Endapparat  e,KegeneratioD 
der  motorischen  202. 

Endfüße,  Nerven-  39. 

Endnetz,  allgemeines  sen- 
sibler Xeuroblasten  bei 
Amphibienlarvcn  35. 

Endokarditis,  hervorgeru- 
fen durch  den  31icrococcas 
meningitidis  cerebrospinalis 
453. 

Endplatten,  motorische  bei 
den  Reptilien  67. 

Entartungsreaktion  bei 
ermüdeten  Nervenrouskel- 
präparaten  165. 

Entbindung,  Bestimmung 
des  Zeitpunkt«  der  durch 
hypnotische  Suggestion  905. 

Enteritis  membranacea 
348. 

Entfernungs  unterschie- 
d  e  «Wahrnehmung  und  Vor- 
stellung von  178. 

Entwicklung  des  Nerven- 
systems 28  ff. 

Entwicklungs Störungen 
im  Gehirn  212  ff. 


Sachregister. 


1236 


Enuresis  nocturna  849, 
350. 

—  Behandlung  der  906. 

—  Behandlung  der  funktio- 
nellen 823. 

Ependymgewebe,  Sklerose 
des  229. 

Epiconus  meduUaris, Er- 
krankungen des  674,  582. 

—  traumatische  Erkrankung 
des  757. 

Epidemien,  psychische  981 . 
Epidurale      Injektionen 

869  ff. 
Epilepsie  672,  688 ff.,  1007. 

—  Verhalten  der  Neurofibril- 
len bei  190. 

—  die  im  Blutserum  der  Epi- 
leptiker enthaltenen  toxi- 
schen Stoffe  105. 

—  Fehldiagnosen  in  operativ 
behandelten  Fällen  von  519. 

—  nach  Trauma  der  linken 
Stirnwindung  756. 

—  Auffassung  und  Bedeutung 
aphasischer  Störungen  bei 
859. 

—  epil.  Bewußtseinsverände- 
rungen von  ungewöhnlicher 
Dauer  und  forensischen  Fol- 
gen 1175. 

—  Dämmerzustand  im  epil. 
Aequivalent  1179. 

—  epileptiforme  Anfälle  im 
Verlaufe  der  Dementia 
praecox  1088. 

—  Imbezillität  mit  1020. 

—  epileptisches  Irresein  1048. 

—  Spät- Epilepsie  im  Verlauf 
chronischer  Psychosen  993. 

—  Kriminalität  bei  1133. 

—  Behandlung  der  890  ff. 

—  erste  Hilfe  beim  epilep- 
tischen Anfall  900. 

—  chirurgische  Behandlung 
der  Jacksonschen  695,  865. 

—  operative  Beeinflußbarkeit 
des  Gehirns  bei  875. 

—  Durchschneidung  des  Sym- 
pathikus bei  171. 

Epiphysis  bei  Kretinismus 
1032. 

Epistropheus,  Abbrechen 
des  Zahnfortsatzes  des  bei 
Atlasluxation  270. 

Epithelrosetten  in  der 
Pathogenese  des  Glioms 
216. 

Erblichkeit»  das  Problem 
der  mit  besonderer  Berück- 
sichtigung des  präembryo- 
nalen Lebens  74. 

—  Bedeutung  der  bei  Geistes- 
krankheiten 1013. 

■ —  erbliche  Belastung  bei 
Geisteskranken  971. 


Erbsche  Lähmung  648. 

Ergophobie  1006. 

Ergograpbische  Arbeit, 
Einfluß  verschiedener  Mo- 
mente auf  die  80,  81,  82, 
83. 

Erhängte,  Himveränderun- 
gen  bei  236. 

—  Geisteszustand  bei  wieder- 
belebten 950. 

Erhängungs  versuch,  psy- 
chogene Krampfanfälle 
nach  696. 

Erhaltung  der  Kraft  90. 

Erinnerungsbilder,  vi- 
suelle und  akustische  924. 

Erinnerungstäuschung, 
identifizierende  1016. 

—  solitäre  in  forensischer 
Beziehung  1177. 

Erkenntnis  und  Irrtum  922. 
Ermüdung      des     Muskels 
157  ff. 

—  Einfluß  der  auf  die  ergo- 
grapbische Arbeit  80. 

—  und  Schmerz  79. 
Ermüdungsmessungen 

bei  Schülern  932. 

—  bei  Schwachbegabten 
Schulkindern  1021. 

Ermüdungsphänomene 
821. 

Ermüdungstoxin  und 

dessen  Antitoxin  115. 

Ernährung  der  Nerven  168. 

Em  st- Ludwig-Heilan- 
stalt in  Darmstadt  806. 

Erotischer  Symbolismus 
1142. 

Erotomanie  1146. 

Erregbarkeit  172. 

Erregbarkeitsschwan- 
kungen   der  motorischen 
Gehirnzentren  134. 

Erregungen  1009. 

—  der  Muskeln  157. 

—  des  Nerven  163  ff. 
Erregungsvorgang       im 

Sehorgan  179. 

Erschöpfung  und  Erholung 
des  zentralen  Nerven- 
systems 131. 

Erschöpfungsneurosen, 
Erzielung  psychischer  Bu- 
hezustände  bei  903. 

Erweichungen  im  Gehirn 
228. 

Erysipel,  Psychosen  nach 
1060. 

Erythromelalgie722,745. 

Erziehung  und  Hygiene  des 
Nervensystems  904. 

Eumydrin  779. 

Examensnervosität  800. 

Exhibitionismus  1146, 
1157. 


Exophthalmus,  pulsieren- 
der 879,  382,  386. 

—  hochgradiger  bei  Schläfen- 
deformität 389. 

—  Heilung  des  nach  Ent- 
fernung der  adenoiden  Ve- 
getationen 877. 

Exostosen,  multiple  274, 
275. 

Extremität,  Lokalisation 
im  Kückenmark  für  moto- 
rische Nerven  der  vorderen 
und  hinteren  136,  140. 

—  kongenitale  Kontrakturen 
der  oberen  874. 

—  Lähmungen  der  Nerven 
der  oberen  640. 

—  Lähmungen  der  Nerven 
der  unteren  644,  645. 

Extremitätenlähmung, 
periodische  809,  311,  620. 


Facialis  siehe  Nervus  fa- 
cialis. 

Faisceau  en  crochet  51. 

Faisceau  residuaire  de 
la  bandelette  optique 
49. 

Familienmord  1111. 

Familienpflege  Geistes- 
kranker 1214. 

Faradisationsgefühl, 
Einfluß  der  Vibration  auf 
das  808,  824. 

Farbenblindheit  des  Netz- 
hautzentrums im  einen  und 
Violettblindheit  im  anderen 
Auge  386. 

Farbe  nempfindung, 
Theorie  der  180. 

—  Stäbchen  und  Zapfen  der 
Netzhaut  als  Vermittler  der 
178. 

Farbensehen  984,  985. 

Farbensinnstörung  im  er- 
haltenen Gesichtsfeld  bei 
Hemianopsie  377. 

—  im  Netzhautzentrum  bei 
retrobulbärer  Neuritis  384. 

Farbenverlust  der  Haut, 
erworbener  symmetrischer 
746. 

Färbetechnik  1. 

Farbige  Flecke  im  Ge- 
sichtsfelde, das  subjektive 
Sehen  der  882. 

Fasciculus    geniculo- 
calcarineus  45. 

Fasciculus  longitudi- 
nalis  inferior  46. 

Faserbündel,  zentrales  op- 
tisches 45. 

Felsenbeinfrakturen  862. 

—  indirekte  759. 

78* 


1236 


Sachregister. 


Feminismus  mäunlicher  li- 
pomatöser  Individuen  1147. 

Fe  ttgewebs  Wucherung, 
diffuse   symmetrische   354. 

Fettsucht,  toxische  475. 

Fibrae  arciformes  me- 
dullae  spinalis  58. 

Fibrilläre  Elemente, 
Differentialdiagnose  ner- 
vöser und  nicht  nervöser 
66. 

Fibrillenfärbung  186. 

Fieberhafte  Krankhei- 
ten, Besserung  geistiger 
Störungen  im  Verlauf  von 
1013. 

Filix-mas- Amaurosen, 
dauernde  bei  der  Wurmkur 
484. 

Fi nger,  Reaktionszeit  anden 
bei  einem  Klavierlehrer  80. 

—  elektromotorische  Wir- 
kungen der  97. 

—  Fähigkeit  der,  Reibungs- 
elektrizität hervorzurufen 
76. 

Fingerabdrücke  bei  Psy- 
chopathen 1109. 

Fingerbewegungen,  un- 
willkürliche bei  Tabikern 
422. 

Fingernägel,  Veränderun- 
gen an  den  bei  Polyneur 
ritis  acuta  648. 

Flagellanten,  Umzüge  der 
1106. 

Fleischmilchsäure  in  der 
ZerebralflüssigkeitEklamp- 
tischer  687. 

Flimmerskotom  387. 

Fötalismus  1031. 

Foramenoccipitalemag- 
num.  Varianten  am  Os 
occipitale  in  der  Umgebung 
des  260. 

Formensinn,  Physiologie 
des  180. 

Franklinsehe  Elektro- 
therapie 818. 

Frauenbewegung,  Inter- 
esse der  an  der  Lösung 
des  homosexuellen  Pro- 
blems 1152. 

Freiheitsstrafen,  Reform 
der  1118,  1121. 

Freiturnapparat  823. 

Friedreichsche  Ataxie 
426. 

Frosch,  Gehörsinn  des  176. 

Frühreife  in  ihren  Be- 
ziehungen zur  Kriminalität, 
Religiosität  und  Nervosität 
932. 

Fürsorgeerziehung  1213. 

Kiinikuläre  Mvelitis  598. 


Funktionelle  Psychosen 

1033. 
—  Todesfälle  bei  999. 
Fuß,  Beziehungen  der  Mus- 

kelsehnen  zu  den  Bändern 

am  162: 
Fußklonus,  Verhalten  des 

in  der  Narkose  32)7. 
FuBsohlenreflex  329. 


Gähnen  79. 

Gallenblase,  Innervatioii 
Äer  171. 

Galvanischer  Schwindel 
369. 

Ganglienzelle  s.  Nerven- 
zelle. 

Ganglion  cervicale  su- 
p  r  e  m  u  m .  Exzision  des  bei 
Glaukom  873. 

Ganglion  ciliare,  Bezie- 
hungen des  Trigeminns  zum 
177. 

Ganglion  sympathicum 
cervicale  supremum, 
Veränderungen  nach  £x- 
stirpation  des  197. 

Gangrän,   hysterisehe   662. 

>-  nach  Eklampsie  686. 

—  Nervenresektion   bei   873. 

—  symmetrische  744  siehe 
Raynaudsche  Krank- 
heit. 

Gattenliebe  1103. 

Gaumen,  sekretorische  Vor- 
gänge am  weichen  131. 

Gaumenlähmuug  638 

Gebärmutter,  latente  In- 
fektionen von  Seiten  der 
nach  Entbindungen  und 
ihre  Bedeutung  für  die 
Entstehung  von  Geistes- 
krankheiten 1060. 

Gebärmutterkrebs,  Hirn- 
metastasen bei  530. 

Geburt,  Facialis-  und  Hypo- 
glossusparese  nach  8pon- 
tan-G.  632. 

Geburtslähmnngen  640, 
644. 

Gedächtnis  925,  926. 

Gedächtnisbilder   und 
Sinnesempündungen  182. 

Gedächtnistäuschung 
1130. 

Gefäße,  pathologische  Ana- 
tomie der  203,  204. 

—  Teilnahme  der  kleinsten 
an  der  Reaktion  nach  ther- 
mischen Einflüssen  783. 

—  experimentelle  Beeinflus- 
sung des  Kontraktionszu- 
standes der  des  Schädel- 
innern  134. 


Gefäßerkrankungen,  Be- 
ziehungen der  zur  Sldero- 
derraie  746. 

Gefäßinnervation   der 
Hundepfote  25. 

Gefäßkrisen  340,  341. 

Gefäßzentrum,  Interferenz- 
versuche am  167. 

Gefangene,  OeistesstoniD- 
gen  bei  954. 

Gefühl  927. 

Gehen,  Beteiligung  der 
Kückenmuskeln  beim   162. 

Gehirn,  spezielle  Physiolo- 
gie des  118w 

— vasomotorische  Innervation 
des  durch  den  Sympathikus 
170,  171. 

—  Kalkgehalt  des  beim  Säug- 
ling 25. 

—  Gewieht  und  Maßveiiiäli- 
nisse  des  24. 

—  Verhältnis  der  Breite  der 
Aloleknlarschicht  des  zu 
den  übrigen  Teilen  bei  ve^ 
schiedenen  Tierklassen  24. 

—  Spezielle  pathologische 
Anatomie  des  204,  212ff. 

—  Mißbildungen  und  Ent- 
wieklungsstörungen  im  212. 

—  und  Sprache  359. 

—  Heilungsvorgänge  bei  Er- 
weichungen, Lichtangsbe- 
zirken  und  Cysten  des  194. 

Gehirnabszeß  540ff. 

—  Entwicklung  der  Abssefi- 
membran  bei  228. 

—  otogener  mit  Aphasie  361, 
364. 

—  mit  Seelenblindheit  und 
Alexie  365. 

—  Chirurgische  Behandlung 
des  865. 

Gehirnanämie,  epileptifor- 
me  Anfölle  nach  experi- 
menteller 700. 

Gehirnatrophie,  halbseiti- 
ge bei  einem  Idioten  mit 
zerebraler  Kinderlähmung 
1024. 

—  Aphasie,  Asymbohe  und 
Katatonie  bei  365. 

Gehirnblutungen  536ff. 

—  nach  Adrenalininjektionen 
235. 

—  Neugeborener,  chirurgi- 
sche Behandlung  der  863. 

Gehirncysten,  pathologi- 
sche Anatomie  der  223 ff. 

Gehirndruck,    EnUtehung 
des   bei   Himgeschwülsten 
und     andern     Himkrank- , 
heiten  302. 

Gehirn  er  schütterang757. 

—  Geistesstörung  imAnschluß 
an  969. 


Sachregister. 


1237 


Gehirngefäfie.  Volumen 
der  124. 

—  firkranktingen  der  502. 
GehirDgeschwülste  511. 

—  pathologische  Anatomie 
der  223  fif. 

—  Pathologie  des  Achsen- 
zylinders in  201. 

—  oder  Dementia  praecox 
1066. 

—  Differentialdiagnose  zwi- 
sehen  chronischem  Hydro- 
cephalus  und  906. 

—  Dauerheilung  einer  Psy- 
chose nach  fixstirpation 
eines  Tumors  im  rechten 
Stirnhirn  1210. 

Gehirngewicht,  Beziehun- 
gen zwischen  Körperlänge 
und  256. 

—  Verhältnis  des  zum  Kör- 
pergewicht bei  Vögeln  90. 

—  und  Geisteskrankheit  992. 
Gehirnhäute,    Lymphbah- 

nen  der  26. 

Gehirn  hau  tblutungen 
536. 

Gehirnkranke,  Hilfsmittel 
bei  der  Untersuchung  tou 
983. 

Gehirnkrankheiten,  orga- 
nische und  Alkoholdelirien 
1053. 

—  Herderkrankungen  und 
Psychose  976. 

—  Therapie  der  877. 

—  Chirurgische  Behandlung 
der  865. 

Gehirnkreislauf,  Mecha- 
nik des  124. 

Gehirnkompression  nach 
Schläfenbeinfraktur,  ge- 
heilter Fall  von  861. 

Gehirunarben,  Pathologie 
des  Achsonzylinders  in  201. 

Gehirnnerven,  Lähmungen 
der  632  ff. 

Gehirnpunktion  665. 

Gehirnreplantation    194. 

Gehirnrinde  und  psychische 
Funktion  1005. 

—  Histologische  Veränderun- 
gen der  bei  Epilepsie  697. 

—  Einfluß  der  auf  die  Ge- 
schlechtsorgane, die  Pro- 
stata und  die  Milchdrüse 
120. 

—  Einfluß  der  auf  die  Tränen-, 
Schweiß-  und  Hamabson- 
dernng  121. 

Gehirnschwellung   bei 
Himgeschwülsten  und  an- 
deren Hirnkrankheiten  302. 

Gehirnsinus,  pulsierende 
Varizen  an  der  Stirn  bei 
abnormem  306. 


Gehirnsklerose,  atrophi- 
sche 233. 

Gehirnstrang  entartung, 
verschiedene  Formen  der 
238. 

Gehirnsubstanz,  Infusio- 
nen mit  839. 

Gehirnsyphilis,  Differen- 
tialdiagnose zwischen  De- 
mentia paralytica  und  1075. 
1076. 

—  beh«ndelt  mit  Hermo- 
phenyl  901. 

—  operative  Behandlung  der 
866. 

Gehirnverletzung,    Be- 
handlung der  8ö0. 

Gehirnwindungen,  Varie- 
täten der  44. 

Gehörgang,  pathologische 
Anatomie  des  246. 

Gehörorgan  von  Tieren  mit 
kongenital  defektem  Seh- 
apparat 69. 

—  albinotischer    Tiere   277. 
Gehörsinn,  Physiologie  des 

173  ff. 

—  Versuch  zur  Verständigung 
bei  Fehlen  des  Gesichts- 
sinnes und  des  346. 

Geh  ör  BS  törun  gen,  funktio- 
nelle 344. 

Gehstörungen,  Bau  und 
Einrichtung  von  Käumen 
zur  Behandlung  der  603. 

Geisteskrankheiten,  all- 
gemeine Aetiologie,  Symp- 
tomatologie und  Diagnose 
der  933. 

—  und  Neurosen  1046. 

—  funktionelle  1035. 

—  organische  1063. 

—  im  Heere  und  in  der  Marine 
949,  992.  905,  997,  1006, 
1012,  1165. 

—  Veränderungen  der  Neuro- 
glia  unter  meningealen  Ver- 
dickungen bei  203. 

—  Zusammenhang  der  Apha- 
sie mit  368. 

—  und  Tabes  416. 

—  Therapie  der  1182. 

—  chirurgische  Behandlung 
von  875. 

Geisteskranke,  Beaufsich- 
tigung der  außerhalb,  der 
Anstalten  1168. 

Geisteskranke  Verbre- 
cher  1122,   1133ff.,  1171. 

Geistige  Arbeit  929. 

—  Beziehungen  zwischen 
Muskelarbeit  und  98. 

—  Wirkung  farbiger  Beleuch- 
tung auf  die  97. 

Geistige  Arbeitskraft  93. 


Geistige   Fähigkeiten, 
Entwicklung      der      beim 
Kinde  99. 

Geistig  Minderwertige 
1133  ff. 

Geistige  Vorgänge,  Be- 
ziehungen zwischen  materi- 
ellen und  78. 

Gelenksehwellungen, 
symmetrische  nervöse  747. 

Geienksensibilität,  Be- 
stimmung der  318. 

—  bei  Tabes  421. 
Gemeingefährlichkeit 

Geisteskranker  1167,  1168. 

Genialität  und  Geistes- 
krankheit 1006,  1107. 

Geometrisch- optische 
Täuschungen  181. 

GerichtlichePsychiatrie 
1168. 

Gerichtssaalberichte, 
Wirkung  von  1136. 

Gerontophilie  1143. 

Geruchssinn,  Physiologie 
des  182. 

Geschenkemachen,  krank* 
hafter  Trieb  zum  980. 

Geschlechter,  verglei- 
chende Psvchologie  der 
1102. 

Geschlechtliche  Erre- 
gung bei  Angstzuständen 
956. 

Geschlechtliche  Exzesse 
während  der  Schwanger- 
schaft, Einfluß  der  auf  die 
Nachkommenschaft  80. 

Geschlechtliche  Perver- 
sitäten 1140ff. 

Geschlechtsakt  und  moto* 
rische  Impulse  931. 

Geschlechtsleben  undAl- 
kohol  1126,  1127. 

Geschlechtsorgane,  Ein- 
fluß der  Gehirnrinde  auf 
die  120. 

—  Svmptonie  von  selten  der 
350  ff. 

—  weibliche,  Innervation  der 
62. 

—  weibliche,  Nervenendigun- 
gen in  den  äußeren  66. 

Geschlechtstrieb,  Ana- 
lyse des  1141. 

Geschniacksfasern  im  Ge- 
hirn der  Fische  55. 

Geschmacksknospen  des 
Larynx  66. 

Geschmackssinn,  Physio- 
logie des  172. 

—  Prüfung  des  324. 
Geschwisterliebe  1103. 
Geschworene  1140. 
Geschwülste  der  peripheri- 
schen Nerven  244,  246. 


1238 


Sachregister. 


Gesichtsausdruck  bei  Te- 
tanie 711. 

Gesichtsempfindungen, 
Dauer  der  180. 

Gesichtserscheinung, 
subjektive  178. 

Gesichtsmaske,  totale  Ab- 
reißung der  864. 

Gesichtssinn,  Physiologie 
des  177  ff. 

—  Versuch  zur  Verständigung 
bei  Fehlen  des  Gehörsinns 
und  des  846. 

Gesichtsskelett,  Bau  des 
in  seiner  Beziehung  zur 
Prognathie  258. 

Gifte,  Wirkung  von  auf  die 
ergographische  Arbeit  84. 

Gigantismus  722,  738. 

—  Blutuntersuchungen  bei 
738. 

Glauben,  Aufsätze  über 
Sachen  des  922. 

Glaukom,  Exzision  des 
Ganglion  cervicale  supre- 
mum  bei  873. 

Gliom  der  linken  Großhirn- 
hälfte 529. 

—  der  Nase  245. 

—  der  Nebennieren  245. 
Glioma  retinae,   £pithel- 

rosetten  in  der  Pathogenese 
der  216. 

—  Beziehungen  der  Netz- 
hautblutungen  zum  390. 

Globusgefühl     und    Aura 

319. 
Glottiserweiterer,     Läh- 
mung   der    im    frühesten 

Kindesalter  638. 
Glühlichtbäder  794. 
Glykose,     Fehlen     der    in 

der  Zerebrospiualflüssigkeit 

107. 
Glykosurie,     Kombination 

der  Tabes  mit  417. 
Goethes   Äußerung    über 

griechische  Liebe  1154. 
Gonorrhoe,  Chorea  bei  706. 

—  Myelitis  gon.  573. 

—  isolierte  Lähmung  des  N. 
musculo-cutaueus  nach  643. 

Grenzland  922. 

Grenzstrang,  sympathi- 
scher 64. 

Griechische  Philoso- 
phie, psychologische  Un- 
tersuchungen über  die  924. 

Großhirn,  gleichzeitige 
elektrische  Reizung  zweier 
Stellen  des  am  ungehemm- 
ten Hunde  119. 

Großhirnrinde,  Unter- 
suchungsmethoden der 
1221. 

—  Histopathologie  der  188. 


Grumus  merdae  der  Ein- 
brecher 1139. 
Gustometer  324. 


Hämatemesis  bei  organi- 
schen Nervenkrankheiten 
424. 

Hämatomyelie  574,  579, 
580. 

Hämatorrhachis  574. 

Hämorrhagie  531. 

Haftenbleiben  undStereo- 
typie  970. 

Halluzinationen  948,  951, 
974,  997. 

Halsanschwellung,  mo- 
torische Zellengruppen  der 
56. 

Halsmuskeln,  funktionelle 
Kontraktur  der  721. 

Halsmuskelkrämpfe,  Be- 
handlung der  875. 

Halsrippe  276. 

—  Skoliose  bei  273. 

Halssympathikus,  Läh- 
mungen im  Bereiche  des 
639,  640. 

Hals  wir  belsäulederWale, 
Form  und  Funktion  der 
269. 

Halswurzel,  sekundäre  De- 
generationen nach  Ver- 
letzung der  ersten  68. 

Handeln,  die  linke  Hemi- 
sphäre und  das  126. 

—  Störungen  des  bei  Geistes- 
kranken 981. 

Handflächenreflex  326, 

Hari  780. 

Harnabsonderung,  Ein- 
fluß der  Gehirnrinde  auf 
die  121. 

—  bei  der  Genickstarre  452. 
Harnblase,   Verhalten   der 

bei    traumatischer    Hemi- 
plegie 332. 

—  Fremdkörper  in  der  bei 
einer  geisteskranken  Epi- 
leptischen infolge  von  Ma- 
sturbation 1008. 

Harnorgane,  Symptome 
von  selten  der  349,  350. 

Haut,  der  fibrilläre  Bau  der 
Nervenendapparate  in  der 
67. 

—  des  Menschen  und  Elek- 
trizität 95. 

—  Symptome  von  selten  der 
353,  354. 

—  erworbener  symmetrischer 
Farbenverlust  der  746. 

—  trophische  Störungen  der 
bei  Hysterie  661,  662. 


Haut,  Veränderungen  der 
über  einer  Meningocele  269. 

—  diffuse  idiopathische  Atro- 
phie der  bei  Sklerodermie 
745. 

Hautgangrän,  akute  mul- 
tiple 747, 

Hautkrankheit,  Kombina- 
tion von  Psychose  und  999. 

Hautnerven,  Funktionen 
der  163. 

—  der  Fische,  Reizung  der 
durch  Licht  181. 

Hautreflexe,  diagnostische 
Bedeutung  der  329. 

—  Steigerung  der  auf  der 
paretischen  Seite  bei  orga- 
nischen  Hemiparesen  330. 

Hantrumpfmuskel  der 
Sängetiere  162. 

Headsche  Lehre  von  den 
Sensibilitätsstorungen,  Be- 
deutung der  für  die  Zahn- 
heilkunde  324. 

Hedonal,  Wirkung  des  auf 
das  Herz  und  das  Gefäß- 
system 481. 

Heilgymnastik  818. 

Heißluftapparate  793, 
794. 

Heißluftbäder  794,  795. 

Heimweh,  Brandstiftung 
aus  1137. 

Heiraten  von  früher  Gei- 
steskranken 1212. 

Heldsche  Kelche  im  Cor- 
pus trapezoide  54. 

Hemianästhesie  nach 

Hysterie  664. 

Hemianopsie  383. 

—  biteraporale  385,  388,  389. 

—  bitcmporale  bei  Akrome- 
galie  737. 

—  bi temporale  und  Diabetes 
insipidus  386. 

—  kortikale  nach  Trauma 
756. 

—  mit  Farbsinnstörung  im  er- 
haltenen Gesichtsfeld  377. 

— Helligkeitswahniehmungen 
auf  der  blinden  Seite  bei 
379. 

—  Gang  der  Kückbildung 
hemianopischer  Störungen 
nach  paralytischen  Anffil- 
len  385. 

Hemiataxie  bei  traumati- 
scher Hemiplegie  332. 

Hemiatrophia  cerebelli 
mit  Meningoencephalitis 
diffusa  bei  einem  Hunde 
229. 

Hemiatrophia  iaciei  747. 

Hemikraniosis  261. 

Hemiplegie  330ff. 

—  diphtherische  483. 


Sachregister. 


1239 


Hemiplegie,  spastische  in- 
fantile 548. 

—  Veränderungen  der  Neu- 
rofibrillen der  Pyramiden- 
sellen  bei  189,  191. 

—  Mikrographie  nach  366. 

—  balneologische  Behand- 
lung alter  792. 

Hemiplegis  che  Kontrak- 
tur 722. 

—  elektrische  Behandlung 
der  816. 

Hemispasmus       facialis 

721. 
Hemisphäre,  die  linke  und 

das  Handeln  126. 
Herdsymptome  bei  den  zur 

Verblödung  führenden  Psy- 
chosen 1004. 
Hereditäts.  Erblichkeit. 
Heredoataxie,    spinocere- 

bellare      mit     Dystrophia 

musculorum  801. 
Hermap  hroditismusll48. 
Herrn  opheuyl , Behandlung 

der  Gehirnsyphilis  mit  901. 
Heroin  774. 
Heroinomanie  774. 
Herpes  zoster  353. 

—  im  Wochenbett  bei  einer 
Eklamptischen  686. 

—  als  Komplikation  von 
Ischias  752. 

—  bei  Tabes  423. 

—  Hörstörungen  im  Verlaufe 
des  345. 

Herz,  Tätigkeit,  Lage  und 
Bewegung  des  169. 

—  Veränderungen  der  Gang- 
lienzellen des  bei  experi- 
mentellem Ikterus  190. 

Herzdilatation,  akute 336. 

Herzklopfen,  Behandlung 
des  mit  Bornyval  907. 

Herzlähmung  als  Unfall- 
folge 757. 

Herzleiden,  nervöse  338. 
339. 

—  nervöse  in  ihren  Bezie- 
hungen zur  Militärtauglich- 
keit 336. 

—  Zusammenhang  der  Base- 
dowschen Krankheit  mit 
731. 

—  bei  Friedreichscher  Ataxie 
429. 

—  Geistesstörungen  bei  977. 

—  hydroelektrische  Behand- 
lung der  funktionellen  789. 

Herzneurosen,  Behand- 
lung der  907. 

flerzruptur  bei  einer 
Geisteskranken  995. 

Herztätigkeit,  Beeinflus- 
sung der  168,  169. 


Herztherapie,  Geschichte 
der  808. 

Herztonus  159. 

Heufieber,  Ser umtherapie 
des  838. 

Hexenprozeß  1106. 

Hilfsschule  für  schwach- 
befähigte Kinder  1215, 
1216. 

Himmelsgewölbe,  Ein- 
fluß der  Blickrichtung  auf 
die  Gestalt  des  178. 

Hinken,  intermittierendes 
313,  314, 

Hinterhauptslappen, Tu- 
mor des  525. 

Hinterhirn,  Entwicklung 
des  beim  Schwein  28. 

Hinterstrangserkran- 
k  u  n  g  e  n ,     topographische 
Analyse  der  584. 

Histologie,  allgemeine  des 
Nervensystems  34  ff. 

Hippus,  einseitiger  bei  pro- 
gressiver Paralyse  1077. 

Hirn  ....  s.  Gehirn  .... 

Hochfrequenzströme, 
Heilwirkung  der  814,  815, 
816. 

Hochgebirge,  Behandlung 
Nervöser  im  808. 

Hoden,  Atrophie  der  zu- 
gleich mit  Schilddrnsen- 
hvpertrophie  bei  einem 
Paralytiker  1080. 

Hodensaft,  Wachstums- 
hemmung  nach  Einsprit- 
zung von  107. 

Hodenschmerz,  hysteri- 
scher 663. 

Hoffmann,  E.  T.  A.,  zur 
Würdigung  H.s  977. 

Höhenklima,  Wirkung  des 
801. 

H  ö  h  1  e  n  b  i  1  d  u  n  g  im  Gehirn, 
ausgedehnte  postmortale 
227. 

—  im  Kückenmark  240. 

—  im  Rückenmark  bei  Tabes 
417. 

Höhlen  grau,  das  zentrale 

bei  vollständiger  Atrophie 

des  Sehnerven  49. 
Homosexualität  1143ff. 
Horizontale     Ruhelage, 

Behandlung  mit  808. 
Hören,  Theorie  des  binau- 

ralen  174. 
Hörnerven,    pathologische 

Anatomie  des  246. 
Hörstörung,  doppelseitige 

zerebrale  mit  Aphasie  362. 
Hörstummheit,     geheilter 

Fall  von  367. 
Hüftlähmung,  hysterische 

mit  Skoliose  662. 


Hunger  91,  92,  93. 

Hydatidencysten  am 
Schädel  277. 

Hydrancephales  Zwil- 
lingspaar 229. 

Hydrocephalus  502,  506, 
507. 

—  Differentialdiagnose  zwi- 
schen chronischem  und 
Tumor  cerebri  306. 

Hydromeningocele     sa- 

cralis  267. 
Hydromyelie,     symptom- 

iose  240. 

—  bei  Tabes  417. 
Hydrotherapie  780,783  ff. 

—  bei  Psychosen  1207. 
Hyoscin  bei   Geisteskrank- 
heiten 1207,  1210. 

Hyperacidität  des  Magens, 
Behandlung  der  806. 

Hyperemesis  gravida- 
rum 688. 

Hyperidrosis,  Behandlung 
der  mit  Lenicet  908. 

Hypermnesie  für  Kalender- 
daten bei  einem  Imbezillen 
1021. 

Hypersialosis  psychica 
841. 

Hypertrophie,  kompensa- 
torische bei  zerebraler  Kin- 
derlähmung 549. 

Hypnose,  posthypnotische 
Aufträge  in  ihrer  psychia- 
trischen und  forensischen 
Bedeutung  1180. 

Bypochondrie  652,  671, 
1011. 

Hypophysis  siehe  Zirbel- 
drüse. 

Hypothermie  bei  progres- 
siver Paralyse  1077. 

Hysterie  652,  659ff. 

— "  nach  Trauma  759,  760. 

—  traumatische  unter  dem 
Bilde  der  Ophthalmoplegia 
externa  758. 

—  hysterisches  Irresein  1  047 

—  Prophylaxe  der  902  ff. 

—  elektrische  Behandlung  der 
814,  816. 

Hysterische   Sprachstö- 
rungen 367.  368. 
Hystero-Epilepsie  660. 


Jactatio  capitis  noctur- 
na 312. 

Jahreszeit,  Einfluß  der  auf 
die  Wärmeproduktion  des 
Muskels  159. 

Janets  Werk:  les  obsessions 
et  la  psychasthenie  962. 

Ich-Kontroverse  930. 


1240 


Sachregister. 


Ideenflucht  1010. 

Idiomuskuläre    Überer- 
regbarkeit ao7. 
Idiotenfürsorge  1215. 

Idiotie  1016,  1024  ff. 

—  familiäre  amaurotische 
1026  ff. 

—  Histopathologie  der  Gbroß- 
hirnrinde  bei  168. 

—  in  strafrechtlicher  Besie- 
hung  1170. 

Ikterus,  Veränderungen  der 
Gan^eazellen  des  Herzeni 
bei  experimentellem  190. 

—  Verhalten  der  Zerebro- 
■pinalflössigkeit  bei  experi- 
mentellem 108,  111. 

—  Dermographismus  bei  855, 
746. 

Imbesillität  1016,  1020ff. 

—  in  strafrechtlicher  Bezie- 
hung 1170. 

—  Beziehungen  der  zur  Taub- 
stummheit 869. 

—  bei  chirurgischen  Leiden 
877. 

Immobilisierung,  Einfluß 
vorangehender  aufdieei^go- 
graphische  Arbeit  62. 

Immunität  bei  Tetanus 862. 

Impotenz  als  Folge  von 
Nervenstörungen  beim 

3Ianne  852. 

—  Behandlung  der  funktio- 
nellen mit  Muiracithin  906. 

Imprägnations  verfahren 
Anwendung  neuer  3. 

I  n  a  n  i  t  i  o  n ,  Veränderungen 
des  Xeurofibrillennetzes  der 
Ganglienzellen  bei  191. 

Individualität  und  Psy- 
chose 998. 

Induziertesirresein  1043, 
1044. 

Infantilismus  1031. 

Infektionen,  durch  1.  be- 
dingte Erkrankungen  des 
Nervensystems  461. 

—  psychische  1043. 

—  Beziehungen  der  zur  Skle- 
rodermie 746. 

Infektionskrankheiten, 
Veränderungen    des    Sym- 
pathicus    abdominalis    bei 
197. 

Infektionspsychosen 
1049,  1059  ff. 

Influenza,  nervöse  Störun- 
gen bei  478. 

—  toxische  Amblyopie  nach 
388. 

—  Facialislähmung  nach  623. 

—  3Ieningismus  und  Pueri- 
lisraus  nach  663. 

—  Periostitiden   und  Myosi- 


tiden  im  Verlauf  einer  I.* 

Epidemie  622. 
Inkontinena     der     Faeces 

und  des  Urins  350. 
Inscriptiones   tendineae 

dermehrbäuehigen  Muskeln 

162. 
Insekten,  Gehör  der  177. 
Insektivoren,  Hirnbau  bei 

den  27. 
Intelligenz,    Bindenbreite 

des  Gehirns  als  wesentlicher 

Faktor  sur  Beurteilung  der 

47. 
Intelligenzprüfung  1002, 

1176. 
In  tentions  tremor  bei  Kin- 
dern 309. 

—  auf  die  rechte  obere  Ex- 
tremität beschränkt  308. 

Intentionszuckungen, 
eine    Neurose    unter    dem 
Bilde  tonischer  307. 

Interferenzversuche  am 
Gefäßzentrum  167. 

Intoxikationen,  durch  L 
bedingte  Erkrankungen  des 
Nervensystems  461. 

Intoxikationspsychosen 
1049,  1053  ff. 

Intramuskuläres  Gewe- 
be, Resorption  von  161. 

Intraokularer  Druck  und 
Akkommodation  382. 

Involutionspsychosen, 
Verhältnis  der  zur  juvenilen 
Demenz  981. 

Jod,  Ausscheidung  des  im 
Harn  und  ihre  Beziehung 
zum  Jodgehalt  und  zur 
Verkleinerung  der  Strumen 
109. 

—  Absorption  des  durch  Elek- 
trizität 111. 

Jodipin  775. 

Jonen,  Einfluß  von  auf  die 

rhythmische    Herztätigkeit 

168. 
Iris,  InneiTation  der  Stroma- 

zellen  der  66. 

—  Wirkung  des  Pilokarpin, 
Physostigmin  und  A tropin 
auf  die  gelähmte  177. 

Irrenpflege  1192ff. 
Irresein,  induziertes   1043, 
1044. 

—  kommuniziertes  und  in- 
duziertes 953. 

Irrtum  und  Erkenntnis  922. 
Ischaemie,  Sensibilitätsstö- 
ruug  bei  akuter  lokaler  323. 
Ischias  752. 

—  Behandlung  der  898. 

—  physikalische  Heilmetho- 
den* bei  802. 

—  Elektrotherapie  bei  817. 


Ischias,  mechanotherapeu- 
tische  Behandlung  der  822. 

Isocephalie  und  Degeue- 
ration  260. 

Isopral  770,  771. 

—  Wirkung  des  auf  das  Ben 
und  das  Gefäßsystem  481. 

—  bei  Geisteskrankheiten 
1209. 

Isthmus,  Struktur  des  Gsug- 
lion  des  50. 

Jugendfürsorge  und  Straf- 
rechtsreform 1166. 


K. 

Kachexie,  Riickenmarks- 
veränderungen  bei  243. 

Eammerostien,  Muskola- 
tur  der  169. 

Kammerspitze,  Ganglien- 
zellen der  beim  Salaman- 
der 168. 

Karnitin  108. 

Kastration,  Einfluß  der  auf 
die  Entstehung  des  experi- 
mentellen Atheroms  HO. 

—  Einfluß  der  auf  das  Ske- 
lettwachstum 112. 

—  in  gewissen  Fällen  von 
Geisteskrankheit  1123. 

Katarrhe  der  oberen  Luft- 
wege infolge  vasomotori- 
scher Parese  742. 

Katatonie  1045. 

—  Partialdefekte  bei  der 
1003. 

—  bei  Gehirn atrophie  365. 

—  katatonisches  Kraukheits- 
bild  bei  Hirnabszeß  540. 

—  Hypothese  über  die  Xatur 
des  katatonischen  Symp- 
tomenkomplexes 988. 

—  Tod  durch  gehäufte 
Kramp  fanfälle  bei  1011. 

Katatonischer  Stupor 
956. 

Katatonische  Verrückt- 
heit 1041. 

Katayamakrankheit,  pa- 
thologische Anatomie  der 
204. 

Kehlkopf,  Geschmacks- 
knospen  des  66. 

Keimblattschwäche,  Be- 
ziehungen der  angeborenen 
ektodermalen  zur  Entste- 
hung der  Tabes  411. 

Kelche,  Heldsche  im  Cor- 
pus trapezoide  54. 

Kephalopodenauge.Ans^ 
tomie  und  Physiologie  des 
179. 

Kephalopo den  nerven, 
Elektropathologie  der 
marklosen  166. 


Sachregister. 


1241 


KeratinbehandluDg    der 

Tabes     dorsalis     und    der 

Myelitis  chronica  901. 
Kern    und    Kemkörperchen  , 

der  Nervenzelle  36,  87.        | 
Kernigsehes     Symptom.  ' 

diagnostische      Bedeutung 

d«8  501. 
Kernschwund,     infantiler 

635. 
Keuchhusten,      spastische 

Diplegie  nach  482. 

—  Veronal  bei  774. 
Kinderlähmung,     spinale 

599  s.  Poliomyelitis. 
Kinderlähmung,       zere-  , 
brale  646. 

—  und  familiäre  amaurotische  , 
Idiotie  1030.  | 

—  mechanotherapeutische  I 
Behandlung  der  820.  ' 

Kinderliebe  1103. 
Kindesmord,    Andichtung 

von  1176. 
Kindesm  Order  in  nenll40. 
Kitzeln  62,  83. 
Kjn  780. 
Kleinhirn  127,  130,  134. 

—  pathologische  Physiologie 
des  122. 

—  anatomische  Beziehungen 
zwischen  Bulbus  und  51. 

—  Erkrankungen  des  556. 

—  Heterotopie  des  bei  einem 
Epileptiker  221. 

—  Entwicklungsstörungen  im 
bei  Spina  bifida  lumbo- 
sacralis  221* 

—  Folgen  partieller  Ver- 
letzungen des  129. 

Kleinhirnabszeß  542,  544. 

Kleinhirn- Brücken  Win- 
kel, Operation  der  Tumo- 
ren des  665. 

Kleinhirnrinde,  Entwick- 
lung der  Ganglienzellen 
der  beim  Schwein  29.  | 

—  Form  der  Nervenelemente  ♦ 
der  52,  53. 

Kleinhirnschenkel,  obere  | 
52.  I 

Kleinhirnsymptome  805.  { 
Kieinhirntumoren      557, 
558,  559. 

—  Differentialdiagnose  zwi- 
schen chronischem  Hydro - 
cephalus  und  507. 

Kleptomanie,    angebliche 

1176. 
Klon  US  im  Musculus  rectus 

abdominis     bei     Pottscher 

Krankheit  586. 
Klumpfuß  und  amniotische 

Furchen  642. 

—  transi torischer  paralyti- 
scher 874. 


Klumpkesche  Lähmung 
642. 

—  bei  Schnßverletzang  der 
Brust  Wirbelsäule  577. 

Kniegelenker  kr  ankung 
bei  einem  Paralytiker  1078. 

Knochen,  Entzündung  der 
271. 

—  regressive  Veränderungen 
der  bei  Akromegalie  737. 

Knochenfische,  Gehirn 
der  27,  1221. 

Knochenreflexe  der  un- 
teren Extremitäten  329. 

Knochen  Sensibilität, 
Untersuchung  der  mit  der 
Stimmgabelmethode  321. 

Knochensystem  in  seinen 
Beziehungen  zu  den  Krank- 
heiten des  NerN'ensvstems 
247. 

Kochsulzausscheid  nng 
bei  Epilepsie  691. 

Kochsalzentziehung  bei 
Epilepsie  893,  894,  895. 

Kodeinismus  1057. 

Koffein,  Einwirkung  des 
auf  das  Gesichtsfeld  bei 
Chinin-Amblyopie  388. 

Kohlen  oxyd  Vergiftung, 
Ernährungsstörungen  des 
Gehirns  und  der  Haut  nach 
479. 

—  Hypoglossuslähmung  nach 
483. 

—  psychische  Störungen  nach 
1057. 

Kohlensäurebäder    787, 
788. 

—  Einfluß  der  auf  die  Sen- 
sibilitätsstörungen bei  Ta- 
bes 425,  791. 

Kokain,  selektive  Einwir- 
kung des  auf  die  Nerven- 
faser 106. 

Kokain-Suprarenin,  Spl- 
nalanalgesie  mittels  871. 

Kokainismus  1057. 

—  chronischer  nach  Einver- 
leibung durch  die  Nase  480. 

Kokaiuomanic  1057. 

Kollaps  und  Bewußtseins- 
störungen 979. 

Kommissur  von  Gudden, 
Meynert  und  Ganser  49. 

Kompensationsbewe- 
gungen  bei   Gehirnaffek- 
tionen  307. 

Kondensatorenentla- 
dungen 817. 

Konfabulation  994. 

Kon  j  unkt  ivo-respirato- 
rischer  Reflex  122. 

Konstitution,  psychopathi- 
sche 1016. 

—  und  Badekuren  791. 


Kontraktions  vor  gang 

der  Muskeln  157  ff. 
Kontrakturen  721,  7^. 

—  kongenitale  der  oberen 
Extremitäten  874. 

—  bei  organischen  Nerven- 
erkrankungen 807. 

—  paralytische  an  der  untern 
Extremität  nach  spinaler 
Kinderlähmung  608. 

—  hysterische  nach  Unfall 
759, 

Konträre  Sexualempfin- 
dung 1158. 

Konvergenz,  Rolle  der  für 
das  binokulare  Sehen  178. 

Konvergenzkrämpfe  bei 
Tabes  416. 

Konvulsionen  699,  700. 

Kopfbewegungen,  korti- 
kale Lokalisation  des  Zen- 
trums für  die  konjugierten 
Seitwärtsbewegungen  des 
Auges  und  des  Kopfes  133. 

—  nächtliche  bei  Kindern 
812. 

—  rhythmische  pulsatorische 
bei  Basedowscher  Krank- 
heit 733. 

Kopfganglien,  Entwick- 
lung der  bei  den  Selachiern 
80. 

Kopf  tetanus  mit  doppelsei- 
tiger Facialislähmung  681. 

Kopftrauma  und  Dementia 
praecox  1088. 

—  infektiöse  Thrombose  der 
Gehirn  sin  US  nach  539. 

Kopfumfang,  Beziehungen 
des  zu  Körperlänge  und 
geistiger  Entwicklung  256. 

Körpergewicht,    Untersu- 
chung   des    in   Bezug    auf 
Geisteskrankheiten    9.52, 
1000. 

Körperlänge,  Beziehunf^on 
des  Kopfumfangs  zur  256. 

Körperliche  Beeinflus- 
sung. Wahn  der  996. 

Körperstellungen, 

Schwankungen  der  Puls- 
frequenz bei  verschiedenen 
335. 

Korsakowsche  Psychose 
1055,  1056. 

Koxalgie  bei  Hysterie  667. 

Kraft,  Erhaltung  der  90. 

Krämpfe,  Einfluß  der  Schild- 
drüsenexstirpation  auf  die 
durch  den  f  aradischenStrom 
hervorgerufeneu  bei  jungen 
Tieren  112. 

Kraniotopographie  256ff. 

Krankheitsanlage    und 
Vererbung  1108. 


1242 


Sachregister. 


Kraokheitsbe  wußtsein, 
Analyse  des  bei  Psychosen 
949. 

Krebs  des  Bumpfskeletts 
272. 

—  maltipler  metastatischer 
des  Zentralnor\''ensystems 
224. 

—  bulbäre  Symptome  bei 
Brustkrebs  56B. 

Krebsmetastase  im  Gehirn 

523,  530. 
Kretinismus   1016,    1031, 

1032. 

—  sporadischer  1030. 

—  Schilddrüsenbehandlung 
bei  836. 

Kreuzbein,  Verletzungen 
des  269. 

Kreuzschmerzen,  behan- 
delt mit  Hochfrequenz- 
strömen 816. 

Kriminelle  Anthropolo- 
gie 1090. 

Krisen,  gastrische  als  Aequi- 
valente  des  epileptischen 
Anfalls  694. 

Kroenleinsche  Opera- 
tion 865. 

Kropfmuskulatur   von 
Aplysia    depilans,    Physio- 
logie der  172. 

Kropfoperationen,  Kom- 
plikationen nach  875. 

Kubisagari  346. 

Kurare,  Reaktion  der  quer- 
gestreiften Muskeln  auf  165. 

Küstensanatorien  Frank- 
reichs 789. 


Labyrinth,  Funktionen  des 
173. 

—  traumatische  Erkrankun- 
gen des  758. 

—  Differentialdiagnose  zwi- 
schen Erkrankungen  des 
Akustikus  und  des  345, 
346. 

Labyrinthflüssigkeit, 
Einfluß    des    Druckes    der 
auf  den   arteriellen  Druck 
110. 

Lachkrämpfe,  Pathogenese 
der  303. 

Lähmungen  632ff. 

—  periodische  566. 

—  periodisch  auftretende  par- 
oxysmale 309,  310. 

—  schmerzhafte  der  Kinder 
309. 

—  bei  Tauchern  310. 

—  chirurgische  Therapie  und 
Nachbehandlung  traumati- 
scher 874,  875. 


Laminektomie  864. 
Landrysche  Paralyse  476, 
480,  481,  569,  604. 

—  nach  chronischer  Cystitis 
485. 

Längsbündel,  Ursprung 
des  prädorsalen  51. 

Latah  1061. 

Lateralsklerose,  amyo- 
trophische 391,  404. 

Lecithin  778. 

Lehrer,  geistige  Leistungs- 
fähigkeit und  Nervosität 
bei  299. 

Leber,  fibrilläre  Strukturen 
in  der  des  Frosches  66. 

Leichenveränderungen 
des     menschlichen     Auges 
377,  378. 

Leitungsaphasie  363. 

Lei  tun  gs  bahnen,  kombi- 
nierte Ausschaltung  zentri- 
petaler im  Rückenmark  142. 

Lendenwirbelsäule,  Ver- 
letzungen der  269. 

L  e  n  i  c  e  t  zur  Behandlung  der 
Hyperidrosis  908. 

Lenksamkeit  668. 

Lepra  im  Rückenmark  und 
den  peripheren  Nerven  238. 

—  Verhalten  der  Zerebro- 
spinalflüssigkeit  bei  477, 
478. 

Lepra  nervorum,  Kno- 
chenveränderungen bei  273. 

Leuchtsubstanz,  Auffas- 
sung der  als  lebendes  Proto- 
plasma 78,  86. 

Leukopathia  acquisita 
746. 

Licht,  absolute  Empfindlich- 
keit des  Auges  für  178. 

Lichtbäder  800. 

Lichterapfindung,  Theo- 
I       rie  der  180. 

—  subjektive  im  variablen 
I       magnetischen  Felde  178. 

i  Lichtreize,  Helligkeit  ein- 
maliger und  periodisch 
wiederkehrender  179. 

—  Erzeugung  kurzdauernder 
mit  Hilfe  des  Projektions- 
apparats 179. 

Lichtungsbezirke  im  Zen- 
tralnervensystem 233. 

Liebesempfindung,  Be- 
ziehungen zwischen  Para- 
noia und  1043. 

Linsen  kern,  Pseudomelia 
paraesthetica  als  Symptom 
einer  Affektion  im  Gebiet 
des  306. 

Liquor  cerebralis,  Rolle 
des  bei  der  Zirkulation  im 
Schädel  124. 

Lispeln  369. 


Lithium  carbonicum  bei 
Epilepsie  894. 

Littlesche  Krankheit  s. 
Kinderlähmung,  zere- 
brale. 

Lohtanninbäder,  elek- 
trische 790. 

Lokalisation  im  Gehirn 
1219. 

—  im  Rückenmark  136  ff. 
Luft,  Einwirkung  kühler  auf 

den  nackten  Menschen  795. 

Luftbäder  798,  799,  800. 

Lnftdruckschwankun- 
gen,  Beziehungen  der  zum 
Auftreten   von   Gehirnblu- 
tungen 537. 

Lügen,  pathologisches  991. 

Lumbagin  901. 

Lumbaimark  der  Vögel, 
Anatomie  und  Entwick- 
lungsgeschichte  des   1225. 

Lumbalpunktion  494,496, 
868,  869. 

—  in  der  Psychiatrie  1208. 
Lumbofemoralreflex328. 
Lungenbrand,  eitrige  Me- 
ningitis nach  495. 

Lungenvagus  169. 
Lustmord  1167. 
Lyssophobie  1006. 


Machnow,    der  Riese  738. 
Macula   lutea,   Farbe   der 

381. 
31  a gen,  Innervation  des  62. 

—  die  sympathischen  Gan- 
glien des  bei  Magenkrank- 
heiten 197. 

Magenausspülungen  bei 
Eklampsie  896. 

Magenbewegung,  Ent- 
stehung der  durch  den 
elektrischen  Strom  817. 

Magendarmstörungen 
bei  Nervenkrankheiten  348, 
349. 

—  Epilepsie  infolge  von  698. 
Mage  nerw  eitern  ng,  Teta- 
nie bei  711. 

Magengeschwür,  Erzeu- 
gung des  durch  Läsionen 
der  Magennerven  171. 

Magendarmkrankheiten, 
Diagnose  und  Therapie  der 
nervösen  907. 

—  Hydrotherapie  der  786. 

Magenkrebs  mit  Knochen- 
metastasen und  Stauungs- 
papille 890. 

Magenkrisen  bei  morphi- 
nistischen  Tabikem  417. 


Sachregister. 


1243 


Magenneryen,  Erzeugung 
des  Magengeschwürs  durch 
Läsionen  der  171. 

Magensaftsekretion, 
Einfluß  von  Affekten   auf 
die  77. 

Magenschmerz,  linksseiti- 
ger 752. 

Magentetanie  710,  712. 

Main  succulente  bei  ju- 
veniler Muskeldystrophie 
615. 

Makrogyrie,  die  der  M. 
analogen  Entwicklungsstö- 
rungen der  Retina  216. 

Mal  perforant  bei  pro- 
gressiver Paralyse  1077. 

Mal  perforant  buccal  et 
plantaire  bei  Tabes  415. 

Mai  sous-occipital  271, 
586. 

Maladie  des  Tics  717. 

Malaria,  nervöse  Störungen 
nach  477. 

—  Neuritis  der  Ischiadici 
nach  645. 

Maltosurie  nach  Trauma 
761. 

Malum  Potti  574,  586,  587. 

Malum  suboccipitale 
rheumaticum  271,  585. 

Manie  1038,  1039. 

Manien,  allopsychische  977. 

Manisch-depressives 
Irresein  996,  1039. 

Mannlicher  Gewehr,  Ge- 
schoßwirkung des  864. 

Manometer  zur  Druck- 
messung bei  Lumbalpunk- 
tion 305. 

Maretin  777,  778. 

Markscheiden  der  peri- 
pheren Nerven,  Darstellung 
der  41. 

—  Areale  der  im  Spinal- 
nerven 60. 

Markscheidenregenera- 
tion im  peripheren  Nerven 
200. 

Massage  818. 

—  Facialislähmung  infolge 
von  632. 

—  eitrige  Meningitis  nach 
495. 

Mastdarm,  spinale  Lokali- 
sation des  57. 

Mastdarmoperationen, 
Spinalanalgcsie  bei  871. 

Mastikatorische  Geräu- 
sche bei  Tabikern  422. 

Masturbation  351,  1157, 
1158. 

Materielle  Vorgänge,  Be- 
ziehungen zwischen  geisti- 
gen und  78. 


Medikamente,  Wirkung 
von  auf  die  ergographische 
Arbeit  84. 

Medikamentöse  Thera- 
pie der  Nervenkrankheiten 
767. 

—  der  Geisteskrankheiten 
1205  ff. 

Medulla  oblongata,  Nu- 
clei  areif ormes  und  akzes- 
sorische Nebenoliven  der 
55. 

—  Erkrankungen  der  659. 

—  topische  Diagnostik  der 
51. 

—  Erweichungsherde  in  der 
228. 

Meerwasser,  physiologi- 
sche Wirkung  des  789. 

Meineid,  mystische  Zere- 
monien beim  1139. 

Melancholie  1034ff. 

Melancholische  Depres- 
sionszust  an  de, Prognose 
der  im  senilen  Alter  auf- 
tretenden 980. 

31elancholischer  Stupor 
956. 

Menifereschor  Sympto- 
menkomplex 314,  346. 

—  Polyneuritis  cerebralis 
menieriformis  649. 

Meningismus,  hysterischer 
nach  Influenza  663. 

Meningitis,  fötale  als  Ur- 
sache der  Anencephalie  220. 

—  Psychose  im  Anschluß  an 
eine  966. 

Meningitis  basilaris 

posterior    und     Genick- 
starre 456,  457, 

—  Hydrocephalus  als  Folge 
der  507. 

Meningitis  carcinoma- 
tosa  493. 

Meningitis  cerebrospi- 
nalis epidemica  437. 

—  Abgrenzung  der  von  der 
sekundären  Sleningitis  496. 

—  Wirkung  des  Diphtherie- 
serums bei  838. 

—  Behandlung  der  899.  900. 

—  Lumbalpunktion  bei  868, 
869. 

Meningitis  cerebrospi- 
nalis epizootica  461. 

Meningitis  purulenta 
488,  494. 

—  operative  Behandlung  der 
863,  865. 

Meningitis  serosa.  Dia- 
gnostik der  515. 

Meningitis  syphilitica 
basilaris  mit  Tabes  su- 
perior  417. 


Meningitis  traumatica 
494. 

Meningitis  tuberculosa 
488.  498  ff. 

Meningitische  Keizung, 
Beziehungen  der  Syphilis 
znr  Lehre  von  der  437. 

Meningocele,  Veränderun- 
gen in  der  Haut  über  einer 
269. 

Meningococcus  intra- 
cellularis  447. 

—  als  Erreger  der  Endokar- 
ditis 453. 

—  Vorkommen  des  in  der 
Nasenhöhle  453,  455. 

Meningoencephalitis 
diffusa  mit  Hemiatrophia 
cerebelli  bei  einem  Hunde 
229. 

Meningoencephalitis 
serosa  nasalen  Ursprungs 
509. 

Meningokokkensepti- 
kaemie  455. 

Meningomyelitis  syphi- 
litica bei  progressiver  Pa- 
ralyse 1076. 

Menstruation,  Beeinflus- 
sung der  durch  zerebrale 
Herderkrankungen  351. 

—  forensisch  -  psychiatrische 
Bedeutung    der  930,  1166. 

Menstruationsbeginn, 
Phantoma    hystericum    im 
Anschluß  an  den  666. 

Meralgia  paraesthetica 
645. 

Meran  805. 

Merkdefekte  951. 

Mesencephalon,  Anatomie 
des  50. 

Mesenterialdrüse,  Be- 
handlung der  Sklerodermie 
mit  837. 

Mesenterialnerven, 
Darmbewegungen  vor  und 
nach  der  Durchschneidung 
der  171. 

Mesogliazellen  43. 

Metabolismus  und  AVir- 
kung  der  Nervenzelle  37. 

Metacarpophalangeal- 
reflex  328. 

Metallimprägnation  des 
Gewebes  mittels  Elektro- 
lyse 7. 

Metamorphose  des  Fro- 
sches, Beziehungen  des 
Nervensystems  zu  den  Ge- 
staltungsvorgängen der  75. 

Metaphysik  in  der  Psychia- 
trie 979. 

Metencephalou,  Anatomie 
des  50  ff. 

Meynerts  Gedichte  966. 


1244 


Sachregister« 


licynerts  psychiatrisciie 

Leitgedanken  949. 
31ichel,  Louise  1154. 
Migräne  749. 

—  und  Epilepsie  691. 

—  Behandlung  der  mit  Can- 
nabis  indiea  696. 

Mikrograpbie  866,  367. 

—  im  Anschloß  an  einen 
hemiplegischen  Anfall  8dl. 

Mikrogyrie  218,  219. 

—  die  der  M.  analogen  Ent- 
wicklungastÖrangen  der 
Ketina  216. 

Mikrokephalie  212,  218. 

—  künstliche  Erzeugung  von 
123. 

Milchdrüse,  EinHuß  der 
Gehirnrinde  auf  die  120. 

Mimik  Geisteskranker  980. 

Minderwertige,  geistig  M. 
1133  ff. 

Minderwertigkeit,  geisti- 
ge bei  Strafgefangenen 
1170. 

Miosis,  Entstehung  der  bei 
der  reflektorischen  Pupil- 
lenstarre 882. 

Mißbildungen  im  Gehirn 
212  ff. 

—  am  Knochensystem  263, 
264. 

—  des  Rückenmarks  240. 
Mitbewegungen  bei  sonst 

intaktem  Nervensystem  312. 

—  paradoxe  zwischen  Lid  und 
Auge  843. 

3Iitralin8uffizienz  beiTa- 
bes 425. 

Mitralstenose,  Rekurrens- 
lähmung  bei  688. 

Mittelhirnkrankheiten, 
topische  Diagnostik  der  302. 

Mongolentypus  bei  Idiotie 
1025. 

Mord  und  Dementia  praecox 
1086, 

Mordversuch  eines  Para- 
Mikers  1078. 

Morphinforschung  774. 

Morphinismus  1057. 

—  Simulation  von  Sohmerz- 
anfällcn  bei  einem  3iorphi- 
nisten  1174. 

—  Behandlung  des  1210. 

—  Morphiumentziehung  bei 
1214,  1215. 

Morphiumvergiftung, 
Behandlung  der  898. 

Morphologie  und  Physio- 
logie 79. 

Morvanscher    Symp- 
tomenkomplex 587. 

—  pathologische  Anatomie 
des   240, 

Motorische  Funktionen, 


spinale  Lokalisation  der 
139,  148. 

Motorische  Impulse  und 
sexueller  Akt  931. 

Motorische  Kerne  im 
Rückenmark  der  Wirbel- 
tiere 67. 

Moxenbehandlung  780. 

Muiracithin  bei  funktio- 
neller Impotenz  906. 

Multiple  Sklerose  891, 
s.  Sklerose,  multiple. 

Musculus  dilatator  pu- 
pillae, Anatomie  des  69. 

Musculus  extensor  qua- 
driceps  cruris,  doppel- 
seitige isolierte  Lähmung 
des  644. 

Musculus  levator  ani, 
Innervation  des  61. 

Musculus  rectus  abdo- 
min i  s ,  Kionus  im  bei  Pott- 
scher Krankheit  586. 

Musculus  rectus  infe- 
rior, angeborene  Parese 
des  552. 

Musculus  rectus  inter- 
nus, isolierte  Lähmung  des 
553. 

Musculus  obliquus  su- 
per ior,  isolierte  trauma- 
tische  Lähmung  des    554. 

Musculus  rhomboideus, 
Spasmus  des  717. 

—  isolierte  Lähmung  des  nach 
Operation  644. 

—  chirurgische  Behandlung 
der  Lähmung  des  875. 

Musculus  stapedius,  Ner- 
venendigungen im  66. 

Musculus  sternalis,  Zu- 
sammenhang des  mit  der 
Pars  abdominalis  des  M. 
pectoralis  major  und  mit 
dem  Achselbogen  162. 

Musculus  subscapularis, 
Schwielenbildung  im  622. 

Musculus  supinator  bre- 
vis,  Wirkung  des  bei  der 
Radialislähmung  642. 

Muskarinwirkung  169. 

Muskeln,  spezielle  Physio- 
logie der  147,  157  ff. 

—  Faserrichtung  der  mehr- 
bäuchigen  161,  162. 

—  Extraktivstoffe  der  108. 

—  Lähmung  der  unfreiwilli- 
gen 177. 

— quergestreifte,  Nervenendi- 
gungen in  den  67,  69. 

Muskelarbeit,  Beziehungen 
zwischen  geistiger  Arbeit 
und  98. 

Muskelatrophie,  arthri- 
tische  610,  619. 

—  neurotische  610,  617. 


Muskelatrophie,  progres- 
sive 610. 

—  spinale  610,  617. 

—  bei  Basedowscher  Krank- 
heit 734. 

—  mit  Myotonie  718. 
Muskelblutungen  624. 
Muskeldefekte  610,  618, 

681. 

Muskelfaser,  Veränderun- 
gen der  quergestreiften  bei 
Paralysis  agitans  488. 

Muskelhypertrophie 
610,  620. 

—  bei  toxischen  Polyneuri- 
tiden  648. 

Muskelinnervation,  zwei- 
fache 145. 

Muskelkontrakturen  bei 
Poliomyelitis  anterior  acuta 
608. 

Muskelkrämpfe,  lokali- 
sierte 718. 

Muskelsehnen  des  Fußes, 
Besiehungen  der  zu  den 
Bändern  162. 

Muskelsensibilität.  Prü- 
fung der  318. 

—  Bestimmung  und  Verände- 
rungen der  bei  Tabes  420, 
421. 

Muskelspannung  bei 

außergewöhnlicher  Muskel- 
beweglichkeit 162. 

Muskelströmung  160. 

Muskelton  160. 

Muskeltreppe  159. 

Muskelwärme  159. 

Muskelwogen  bei  Myelitis 
transversa  571. 

Mussetsches  Zeichen  bei 
Basedowscher  Krankheit 
733. 

M  u  t  i  8  m  u  s ,  hysterischer  368. 

—  hysterischer  nach  Unfall 
668,  759. 

—  bei  Dementia  praecox  1086. 

—  bei  einem  mit  Wandertrieb 
behafteten  Migranten  907. 

Myasthenia  gravis  564ff. 

Myatonie  610,  620. 

Myatonia  periodica  620. 

Myelencephalon,  Ana- 
tomie des  54,  56. 

Myelin  fasern,  Färbung  der 
6. 

Myelitis  567,  569. 

—  funikuläre  598. 
Myelitis  chronica,  Xera- 

tinbehandlung  der  901. 
Myelitis  gonorrhoica 

667,  573. 
Myelitis  transversa  570, 

571. 

—  multiple  Sklerose  unter 
dem  Bilde  der  408. 


Sachregfister. 


1245 


Myelomalacie  567,  579. 

Myoklonie  71tt. 

Myopathie,  Erscheinungen 
der  bei  spinaler  Kinder- 
lähmung 607. 

—  chirurgische  Behandlung 
der  875. 

3Iyositi8  610,  621fiF. 
Myositis  ossifioans  trau- 

inatica  623. 
Myositis        rhenmatica, 

3Iassagebehandlung       der 

82H. 
Myosthesiometer  420. 
Myotonie  718. 

—  partielle  unter  dem  Bilde 
einer  Besehäftigungsneu- 
rose  und  -lähmung  720. 

Mvsophobie  998. 
Myxödem    722,    784,    735, 
'736. 

—  Thyreoidinbehandlung  bei 
837. 

Mvxoneurosis  intesti- 
nalis 348. 


NabeK  Tiefstand  des  bei 
Th>Teoapia8ie  735. 

Nackenmuskelkontrak- 
tur,    doppelseitige    hyste- 
rische 663. 

Naevus  yascularis  bei 
psvchopathisehen  Indivi- 
duen 1109. 

Nägel,  V^eränderungen  an 
den  354. 

Narkose,  Verhalten  der  Re- 
flexe in  der  327. 

—  und  Wärmeleitung  99. 
Nase,  Gliom  der  845. 

—  Wechselbeziehungen  zwi- 
schen Geschlechtsapparat 
and  352. 

Nasenerkrankungen  als 
Ursache  von  Kopfschmerzen 
752. 

— Meningo- Encephalitis  sero- 
sa im  Anschluß  an  509. 

—  Sehstörungen  und  Erblin- 
dung infolge  von  385,  386. 

Nasensekret,   Vorkommen 

des  Meningokokkus  im  453, 

455. 
Naturwissenschaft      und 

Geisteskrankheit         1006, 

1107. 
Nebennieren,  Zellen  der  64. 

—  Funktionsstörungen  der 
bei  AUgeraeinerkrankun- 
gen,  Intoxikationen  und 
Infektionen  110. 

—  Gliom  der  245. 

—  Veränderungen  der  bei 
Akromegalie  740. 


Nebennieren,  Tuberkulose 
der  mit  Myxödem  735. 

Nebennierenextrakt, 
Einfluß  des  auf  Resorption 
und  Transsudation  111. 

—  Wirkung  des  auf  die  Zir- 
kulation 105. 

Nebenoliven,  akzessorische 
der  Medulla  oblongata  55. 

Negrische  Körperchen 
bei  der  Wutkrankheit  193. 

Nephritis,  Polyneuritis  bei 
648. 

—  psychische  Störungen  bei 
chronischer  1059. 

Nerven,  peripherische, 
Entwicklung  der  38. 

—  spezielle  Physiologie  der 
147. 

—  spezielle  pathologische 
Anatomie  der  204,  244  ff. 

—  Degeneration  und  Rege- 
neration der  198,  199,  200, 
201,  202. 

—  bei  Kretinismus  1032. 

—  Krankheiten  der  624. 

—  Therapie  der  Krankheiten 
der  877 

—  Chirurgie  der  873,  874. 
Nervendruckpankte  und 

Nervenmassage  821. 
Nervendigungen  65ff. 
Nervenfasern,   allgemeine 

Histologie  der  41  ff. 

—  feinere  Struktur  der  dop- 
pelt konturierten  1220. 

—  Zahl  der  im  Spinalnerven 
des  Frosches  61. 

—  Verteilung  der  motori- 
schen und  sensiblen  im  ge- 
mischten Nerven  60. 

—  molticelluläre  Entstehung 
der  peripheren  sensiblen  35. 

—  pathologische  Anatomie 
der  198  ff. 

Nervenkompression  873. 

Nervenleitung  165,  166. 

Nervenmassage  821,  822. 

Nervenpfropfung  bei  spi- 
naler Kinderlähmung  867. 

Nervenphysiologie,  all- 
gemeine 163  ff. 

—  spezielle  167  ff. 
Nervenplastik  874. 
Nervenreizung,    tripolare 

165. 

Nervenschleifen,  intra- 
sklerale  60. 

Nervensystem,  Entwick- 
lung des  28  ff. 

—  allgemeine  Histologie  des 
34ff 

—  peripherisches,  Anatomie 
des  59  ff. 

Nerventransplantation 


bei    Poliomvelitis  anterior 
867. 
Nervenzellen,    allgemeine 
Histologie  der  34  ff. 

—  Entwicklung   der  30,  31. 

—  pathologische  Anatomie 
der  186  ff. 

—  sind  die  tätigen  N.  des 
Zentralnervensystems  Sitz 
elektromotorischer  Kräfte? 
76. 

Nervöses  Grau  und  Neu- 
ronenlehre  40. 

Nervus  abducens,  Läh- 
mung des  554. 

—  isolierte  traumatische  Läh- 
mung des  geheilt  durch 
Thiosinamininjektion    901. 

Nervus  accelerans  cor- 
dis  168. 

—  Beziehungen  zwischen  Va- 
gus und  167,  168. 

Nervus  accessorius,  Ana- 
stomose des  Facialis  mit 
dem  635. 

Nervus  acusticu»,  Diffe- 
rentialdiagnose .  zwischen 
Erkrankungen  des  Laby- 
rinths und  des  845,  346. 

—  syphilitische  Erkrankung 
des  435. 

Nervus  coeliacus  171. 
Nervus   facialis,    Lokali- 
sation im  Kern  des  51. 

—  Anastomose  des  Hypo- 
glossus  und  des  Accesso- 
rius  mit  dem  636. 

—  Lähmung  des  632 ff. 

—  Lähmung  des  bei  Kopf- 
tetanua  681. 

—  Bedeutung  des  Supraorbi- 
talreflexes  bei  Lähmung 
des  326. 

Nervus  hypoglossus,  Re- 
paration der  Neurofibrillen 
nach  Durchschneidung  des 
188. 

—  Lähmung  des  nach  Kohlen - 
Oxydvergiftung  483. 

—  Parese  des  nach  Spontan- 
geburt 632. 

—  Anastomose  des  Facialis 
mit  dem  635. 

—  Naht  des  874. 
Nervus  intermedius,  Ver- 
lauf des  60. 

Nervus  ischiadicus,  Ein- 
fluß der  Reizung  und  Deh- 
nung des  auf  das  Knochen- 
wachstum 170. 

—  Veränderungen  des  endo- 
cellularen  Netzes  nach  Aus- 
reißung des  189. 

—  Neuritis  des  nach  Malaria 
645. 


1246 


Sachregister. 


Nervus  musculocuta- 
n  e  u  s .  isolierte  Lähmung 
des   nach   Gonorrhoe   648. 

Nervus  medianus,  isolierte 
periphere  Lähmung  des  in- 
folge Narbendrucks,  geheilt 
durch  Thiosinamin  -  Injek- 
tionen 759. 

Nervus  mylohyoideus  6L 

Nervus  oculomotorius, 
Lähmung  des  553. 

Nervus  opticus  s.  Seh- 
nerv. 

Nervus  peroneus,  Begleit- 
erscheinung der  Parese  des 
644. 

Nervus  phrenicus,  Läh- 
mung des  643. 

Nervus  radialis,  Lähmung 
des  642. 

—  Lähmung  des  bei  Tabes 
419. 

—  Lagerung  des  bei  Ober- 
armbrüchen der  Diaphyse 
64L 

Nervus  recurrens,  Läh- 
mung des  688,  689. 

Nervus  suprascapularis, 
isolierte  Lähmung  des  bei 
einem  Tabiker  417. 

Nervus  trigeminus,  se- 
kundäre Bahnen  aus  dem 
frontalen  sensiblen  Kern 
des  50. 

—  Radix  mesencephalica  des 
51. 

—  Beziehungen  des  zur  Pu- 
pille und  zum  Ganglion  ci- 
liare 177. 

—  Nervenregeneration  nach 
Extraktion  von  Nerven  we- 
gen Neuralgie  des  202. 

—  Behandlung  der  Neuralgie 
des  897,  898. 

Nervus  vagus,  Ursprung 
des  55. 

—  sensible  und  motorische 
Kerne  des  54. 

—  Physiologie  des  167,  168, 
169,  170. 

—  Zusammenhang  abnormer 
Erscheinungen  im  Auge  mit 
Svmptomen  im  Gebiet«  des 
387. 

—  Vagusarythemie  des  Her- 
zens im  Anschluß  an  akute 
Perikarditis  639. 

Netzhaut,  Struktur  der  65. 

—  Physiologie  der  Bewe- 
gungsvorgänge in  der  178. 

—  elektromotorisches  Ver- 
halten der  bei  Warmblütern 
179. 

~  markhaltige  Nervenfasern 
der  384. 


Netzhaut,  Schwund  mark- 
haltiger  Nervenfasern  in  der 
bei  entzündlicher  Sehner- 
venatrophie 887. 

—  kongenitales  Fehlen  der 
883. 

—  die  der  Mikro-  und  Makro- 
gyrie  analogen  Entwick- 
lungsstörungen der  216. 

—  Cyanose  der  bei  Pulmonal- 
stenose  379. 

—  vollständige  Losreißung 
der  vom  Sehnerven  bei 
Bulbusverletzung  885. 

Netzhautblutungeu,  Be- 
ziehungen der  zum  Glioma 
retinae  390. 

Netzhautneuroglia,  Pig- 
mentierung und  Wucherung 
der  203,  246. 

Netzstruktur  in  der  Pig- 
mentregion der  Nervenzelle 
38. 

Neuralgien  749. 

—  Behandlung  der  897,  898. 

—  Mechanotherapie  bei  824. 
Neurasthenie    652,    669, 

670. 

—  und  Liitialstadium  der 
progressiven  Paralyse  1078. 

—  und  Trauma  759,  760. 

—  Prophylaxe  der  902  ff. 

—  balneologische  Behandlung 
der  793. 

—  physikalische  Therapie  der 
803. 

—  Zyklotherapie  der  sexuel- 
len 828. 

Neuritis  645 ff. 

—  und  Tetanus  682. 
Neuritis  apoplectica  647. 
Neuritis  optica,   zugleich 

mit  Facialislähmung  638. 

—  bei  Syringomyelie  691. 

—  forensischer  Fall  von  here- 
ditärer 882. 

Neuritis   retrobnlbaris 
bei  rezidivierendem  Empy- 
em der  Oberkieferhöhle  386. 

—  Farbensinnstörungen  im 
Netzhautzentrum   bei   884. 

Neuroblasten,  Endnetz 
sensibler  li;26. 

—  allgemeines  Endnetz  sen- 
sibler bei  Amphibienlarven 
35. 

Neuro-dynamische  The- 
rapeutik  805. 

Neurofibrilläre  Konti- 
nuität im  Zentralnerven- 
system 1224. 

Neurofibrillen,  Methoden 
der  Darstellung  der  38,  89. 

—  Imprägnationsmethode 
der  3. 

—  Entwicklung  der  80, 81 ,  32. 


Neurofibrillen,  patholo^ 
gische  Anatomie  der  187  ff. 

—  Verhalten  der  an  der  Peri- 
pherie 67. 

—  der  Netzhaut  65. 
Neurofibrillenlehre  4:0. 
Neurofibromatose,    mul- 
tiple 244,  245. 

—  multiple  primäre  Tumor- 
bildung der  Meningen  des 
Gehirns  und  Rückenmarks 
bei  224. 

Neuroglia,  Färbungder6,7. 

—  pathologische  Anatomie 
der  202,  203. 

Neurogliapräparate, 
Weigertsche,       Gründe 
mangelhafter     Haltbarkeit 
der  und  Wiederherstellung 
abgeblaßter  4. 

Neuronal  772. 

—  bei  Geisteskranken   1210. 
Neurontheorie  89ff. 

—  histologische  Seite  der 
1218. 

—  und  die  Nervenendappa- 
rate in  der  Haut  67. 

Neurosen  und  Psvchosen 
957,  1046. 

Nieren,  intrarenale  Span- 
nung als  Ursache  der  E- 
klampsie  688. 

Nierenektopie  und  Psy- 
chopathien 1209. 

Nierenstörungen   bei 
Schwangerschaft   und   Ge- 
burt 686. 

Nikotin,  Reaktion  der  quer- 
gestreiften Muskeln  auf  165. 

Nikotinvergiftung,  Au- 
genmuskellähmung infolge 
chronischer  555. 

Nissische    Zellfärbung 
192. 

Nitroglycerin,  therapeuti- 
sche Wirkung  des  779. 

Nuclei  areif  ormes  der  Me- 
dulla  oblongata  55. 

Nucleolus,    Widerstands- 
fähigkeit des  198. 

Nyktophobie  der  Kinder 
982. 

Nystagmus,   angeborener 
383. 

—  nach  Trauma  der  linken 
Stimwindung  756. 

—  einseitiger  880. 
Nystagmus-Mvoklonie* 

719. 


Oberarmbrüche  der  Dia- 
physe, Lagerung  des  ita- 
dialis  bei  641. 

Oberkieferhöhle,  Neuritis 


Sachregister. 


1247 


retrobnlbaris  bei  rezidivie- 
ren dem  £mpyem  der  386. 

Oberscheokel, kombinierte 
Flexion  des  0.  und  Rumpfes 
.  bei  Chorea  708. 

Ödem,  angioneorotisches 
740ff. 

—  histologische  Veränderun- 
gen der  peripherischen  Ner- 
venfasern bei  chronischem 
201. 

Ohr,  Mißbildung  des  mit 
scheinbarer  Facialisläh- 
mung  63d. 

—  Empfindlichkeit  des 
menschlichen  173. 

—  Symptome  von  Seiten  des 
844  fE. 

—  Form  des  bei  Normalen 
and   Geisteskranken    1132. 

—  Degenerationszeichen  am 
1110. 

—  ünfallverletznngen  des 
758,  759. 

Ohrgeräusche,  objektive 
verbunden  mit  Zuckungen 
der  Gaamenmuskulatur  345 . 

Ohrkrankheiten,  Kompli- 
kationen von  Seiten  des 
Auges  bei  381. 

—  Bedeutung  der  Lumbal- 
punktion bei  869. 

—  Behandlung  der  nervösen 
900. 

Ohrlabyrinth,  Syphilis  he- 
reditaria  tarda  beider  433. 

Ohr-Pupillenreflex    388. 

Ohrreflex,  vom  Trigeminus 
auslösbar,  beim  Kaninchen 
326. 

Olfaktometrie  347. 

Onychopathologie  354. 

Opercalum  occipitale 
1227. 

Ophthalmia  sympathica 
381. 

Ophthalmoplegia  exter- 
na, traumatische  Hysterie 
unter  dem  Bilde  der  758. 

Operation,  das  psychische 
Verhalten  des  Arztes  und 
Patienten  vor,  bei  und 
nach  der  300. 

Opium-Brombehand- 
lung der  Epilepsie  895. 

Opticus   s.  Sehnerv. 

Optische  Orientierung, 
Analogien  zwischen  der 
statischen  und  9^. 

Optische  Zentren  der 
Vögel  50. 

Orbita,  Frakturen  der  862, 
863. 

Organische  Psychosen 
1063. 

Organotherapie  826. 


Orientierung,     Analogien  1 
zwischen  der  optischen  und 
statischen  95.  ' 

—  Einfluß  der  auf  die  ergo- 
graphische  Arbeit  81. 

—  der  Brieftauben  96. 
Orthographie,  die  Reform 

der  und  die  Physiologie  86. 

Orthopädie  818. 

Os  occipitale,  Varianten 
am  259. 

Os  sacrum,  Artikulations- 
flächen an  der  Hinterseite 
des  268. 

Osteoakusie  und  ihre  Be- 
ziehungen zur  Vibrations- 
empfindung 321. 

Ostitis,  nicht  tuberkulöse 
der  Wirbelsäule  271. 

Otitis,  Epilepsie  bei  691. 

Otitis  media,  Encephalitis 
im  Anschluß  an  509. 

—  eitrige  Meningitis  nach 
495. 

Ovarien, A  n  t  agonism  us  zwi- 
schen den  Funktionen  der 
Schilddrüse  und  der   111. 


P. 

Pachymeningitis   488, 

493. 
Pachymeningitis    cervi- 

calis  syphilitica  435. 
Pachymeningitis   hae- 

morrhagica  mit  Hydro- 

cephalus  internus  507. 
Pagets  che  Krankheit  276. 

—  vorgetäuscht  durch  Ske- 
lettdeformitäten 276. 

Palmarreflex  328. 

Palpation,  methodische  der 
palpablen  Gebiete  des  nor- 
malen menschlichen  Kör- 
pers 296. 

Pankreas,  Verteilung  der 
Nervenfasern  im  63. 

—  Unabhängigkeit  des  vom 
Nervensystem  163. 

PanOphthalmie  mit  Oe- 
hirnabszcß  538. 

—  mit  Tetanus  682. 
Papageien,    Großhirn    der 

in  anatomischer  und  physio- 
logischer Beziehung  47,  125. 

Papillo-makuläres  Fa- 
serbündel, pathologische 
Anatomie  des  247. 

Paraffinplastik  einer  Sat- 
telnase, Amaurose  nach  384. 

Paralvse,  progressive 
1068ff. 

—  kongenitale  1071. 

—  juvenile  Form  der  1081, 
1086. 


Paralyse,  progressive, 
Histopathologie  der  Groß- 
hirnrinde bei  188,  191. 

—  Plasmazellen  der  Hirnrinde 
bei  203. 

—  Erhaltenbleiben  der  Neuro- 
fibrillen bei  188. 

—  Rückenmarksveränderun- 
gen bei  242,  243. 

—  als  Aufbrauchskrankheit 
296. 

—  Beziehung  der  zur  Queck- 
silberbehandlung der  Sy- 
philis 416. 

—  Besserungen  im  Verlauf 
der  1082. 

—  Beziehungen  zwischen  Ta- 
bes und  417. 

—  und  Sj-philis  428. 
Paralyse-      Tabes-      Sy- 

phils-Frage  432. 
Paralysis  agitans  486. 

—  Komplikation  von  Tabes 
mit  422. 

—  Erscheinungen  von  bei 
traumatischer  Neurose  760. 

— ,.  Besserung  der  durch 
Übungstherapie  824. 

Paramyoklonus  multi- 
plex 719. 

Paranoia  1007,  1038ff. 

—  Abgrenzung  der  chroni- 
schen Alkohol-P.  1054. 

Paraphasie  364. 
Paraphysis,     Entwicklung 

der  bei  Necturus  maculatus 

29. 
Paraplegie,    diphtherische 

482. 

—  Formes  frustes  der  diph- 
therischen 474. 

—  hysterische  667. 

—  der  Greise  myelopathischen 
Ursprungs  572. 

—  nach  Fraktur  des  I.,  II. 
und  m.  Dorsalwirbels  578. 

—  spastische  mit  Herderkran- 
kungen des  Rückenmarks 
ohne  sekundäre  Degene- 
rationen 571. 

—  Veränderungen  in  den 
Pyramidenzellen  der  Zen- 
tralwindungen bei  ange- 
borener spastischer  192. 

—  oder  Idiotie  1026. 
Parathyreoidea,  Funktion 

der  111,  115. 

—  Bedeutung  des  Funktions- 
ausfalls der  für  den  mensch- 
lichen Organismus  112. 

—  Störungen  nach  Entfernung 
der  bei  einer  Ziege  105. 

—Verhalten  der  bei  Basedow- 
scher Krankheit  732. 

—  Paralysis  agitans  als  Folge 


1248 


Sachregister. 


von  mangelhafter  Sekretion 
oder  Atrophie  der  488. 

Parathyreoidea,  Bezie- 
hungen der  zur  Tetanie 
711. 

Parathyreoidin,  Behand- 
lung der  Eklampsie  mit  832, 
836. 

Parathyreoiditis  tuber- 
culosa  mit  Konvulsionen 
699. 

Patellarreflexe,  Wieder- 
kehr der  bei  Tabes  415. 

Pathologische  Anatomie, 
allgemeine  der  Elemente 
des  Nervensystems  182. 

—  spezielle  des  Gehirns, 
Rückenmarks  and  der  peri- 
pherischen Nerven  204. 

Pellagra,  Veränderungen 
der  Nearofibrillen  bei  190. 

—  und  amyotrophische  Late- 
ralsklerose 405. 

—  mit  Dupuytrenscher  Kon- 
traktur 482. 

Pepto-Bromeigon  bei  Epi- 
lepsie 891. 

Perikarditis,  Vagusarhyth- 
mie des  Herzens  im  An- 
schluß an  akute  639. 

Perinealmuskeln,  spinale 
Lokalisation  der  57. 

Periodische  Geistesstö- 
rung 1039  ff. 

Periostitiden    im    Verlauf 
einer   Influenzaepidemie 
622. 

Peristaltische  Bewegun- 
gen, vergleichende  Physio- 
logie der  172. 

Peritheliom  des  Plexus 
chorioideus  des  linken  Sei- 
tenventrikels 225. 

Peritonitis,  Einfluß  der 
Nerven  der  Bauchhöhle  auf 
die  Pulsfrequenz  bei   171. 

Peronealer  Typus  der 
Muskel atrophie  618. 

Perseveration,  Beziehun- 
gen zwischen  Aphasie  und 
1048. 

Persönlichkeit  und  Wahn 
984. 

Perversitäten,    sexuelle 
1140  ff. 

Petromyzon,  Deutung  des 
Vorderhirns  bei  44. 

Pf  ählungs Verletzung  der 
Orbita,  geheilter  Tetanus 
681. 

Pferde,  Schädel-  und  Gehirn- 
veränderungen bei  bösarti-- 
gen  949. 

Pflegepersonal  in  Irren- 
anstalten 1216,  1217. 

Phantoma  hvstericum  im 


Auschluß  an  die  Menarche 
666. 

Phenacetinvergiftung, 
chronische  478. 

Phobie,  eine  seltene  Form 
von  1012. 

Phobie  du  regard  950. 

Phosphaturie,  Ernährungs- 
therapie der  mit  Ph.  ein- 
hergehenden  Neurosen  906. 

Phosphor -Eiweißmast 
der  Nervenzellen  779. 

Photoelektrische  Er- 
scheinungen im  Frosch- 
auge vor  und  nach  der 
Tetanisation  178. 

Phototaktische  Bewe- 
gungen 88. 

Phototherapie  798ff.,800. 

Phrenosin  113. 

Physikalische  Heilme- 
thoden 802. 

Physiognomie  Geistes- 
kranker 980. 

Physiologie,  allgemeine 
des  Nervensystems  70. 

—  spezielle  der  peripheri- 
schen Muskeln  und  Nerven 
147. 

—  spezielle  des  Gehirns  116, 

—  spezielle  des  Rückenmarks 
135. 

—  des  Stoffwechsels  101. 
Physostigmin,      Wirkung 

des  auf  die  gelähmte  Iris 
177. 

Pia  mater,  diffuse  Ge- 
schwulvtbilduDgen  der  524. 

Pigment  der  Nervenzellen 
36. 

Pilokarpin,  Wirkung  des 
auf  die  gelähmte  Iris  177. 

Plagiat,  pathologisches  975. 

Planta  pedis,  ein  neuer 
Reflex  der  328. 

Plasmazellen  der  Hirn- 
rinde bei  Paralyse  203. 

Piatos  Stellung  zur  Homo- 
sexualität 1153. 

Platysma,  einseitige  Läh- 
mung des  636. 

Pleura,  epileptiforme  An- 
fälle bei  Erkrankungen  der 
699. 

Pleuritis,  Ungleichheit  der 
PupiUen  bei  342. 

Pleuritis  haemorrhagica 

.  bei  Basedowscher  Krank- 
heit durch  Serumtherapie 
geheilt  834. 

Plexus  brachialiSyWurzel- 
erkrankung  des  vom  Cha- 
rakter einer  Infektionspoly- 
neuritis 644. 

—  Behandlung  der  Neuralgie 
des  898. 


Plexus  chorioideus,  Hi- 
stologie des  bei  den  Menin- 
gitiden  229. 

—  Auftreten  normaler  Pig- 
mente des  Blutserums  in 
der  Cerebrospinalflüssigkeit 
nach  Verlegung  des  108. 

—  Peritheliom  des  225. 
Plötzenseeprozeß  1167. 
Pneumatisation  desSchlä- 
fenbeins 259. 

Pnenmokokkeninfek- 
tion,     Lähmungen    nach 
experimenteller  482, 

Pneumokokkenmenin- 
gitis  496. 

Pneumothorax  mit  Rekur- 
renslähmung.  638. 

Polioencephalitis  502. 

Polioencephalitis  supe- 
rior  haemorrhagicamit 
Korsakowscher  Psvchose 
1056. 

Poliomyelitis  699. 

Poliomyelitis  anterior, 
Nerventransplantation  and 
Sehnentransplantation  bei 
867. 

Poliomyelitis  anterior 
acuta  u.  chronica  adul- 
torum 609. 

Poliomyelitis  anterior 
acuta  infantum  605ff. 

Polychloral  774. 

Polydipsie  947. 

Polygyrie  219. 

Polymyositis  acuta  hae- 
morrhagica 621,622. 

Polymyositis  heredo- 
syphilitica  622. 

Polyneuritis  645ff. 

—  der  Tuberkulösen,  Rucken- 
marksveränderungen  bei 
244. 

Polyneuritis    alcoholica 

649. 
Polyurie   bei    Genickstarre 

452. 
Porencephalie  229. 

—  Beziehungen  mikrogyri- 
scher  Verbildungen  an  der 
Großhimoberfläcke  zur  21 9. 

Poreneephalia  congeni- 
ta 510. 

Postikuslähmung  638. 

Postmortale  Reizbarkeit 
der  hemmenden  Nerfen- 
apparate  im  Herzen  169. 

Potenz,  Verhalten  der  bei 
Tabes  425. 

Priessnitzkuren,  verloren 
gegangene  786. 

Prognathie,  Beziehung  der 
zum  Bau  des  Gesichts- 
sk^letts  258. 


Sachregister. 


1249 


Progressive  Muskelatro- 
phie 610. 
Proponal  774. 
Prostata,MarkfaserDzur61. 

—  Einfloß  der  Gehirnrinde 
auf  die  120. 

Prostitution  und  Alkoho- 
lismus 1127. 

Protoplasmabewegung, 
Theorie  der  157. 

Psammom  596. 

—  der  Dura  mater  550. 
Pseudencephalie  220. 
Pseudoangina     pectoris 

bei  Epilepsie  691. 
Pseudobulbärparalyse 
566,  567. 

—  pathologische  Anatomie 
der  234. 

Pseudochromästhesie 

347. 
Pseudohermaphroditis- 

mus  masculinus  exter- 

nus  1149. 
Pseudologia  phanta- 

stica  1176. 
Pseudo -Melancholie 

1087. 
Pseudomelia  paraesthe- 

tica    als    Symptom    einer 

Affektion    im   Gebiet    des 

Linsenkems  306. 
Pseudo -Pagets  che 

Krankheit  275. 
Pseudoparalyse,     Parrot- 

sche  438. 

—  spastische  815. 
Pseudo  porencephalie 

oder  Idiotie  1026. 

—  unter  dem  Bilde  der  zere- 
bralen Kinderlähmung  550. 

Pseudo-Querulanten- 
wahn  1180. 

Pseudosklerose  282. 

Pseudosclerosis  multi- 
plex senescentium,  Be- 
ziehungen der  arteriosklero- 
tischen Hirnerkrankungen 
zur  505. 

Pseudotetanie  710. 

Pseudotumor  cerebri 521. 

Psychasthenie  1005. 

Psychiatrie,  gerichtliche 
1158. 

Psychische  Erregung, 
Entstehung  organischer 
Nervenkrankheiten  durch 
299. 

Psychologie  908. 

—  vergleichende  der  Ge- 
schlechter 1102. 

Psychomotilität  927. 

Psychoneurosen,  psychi- 
sche Behandlung  der  902. 

Psychopathische  Konsti- 
tution 1016. 


Psychotherapie  902,  908. 
Ptyalismus  341. 
Puerilismus  nach  Influenza 
663. 

—  bei  einer  an  seniler  Demenz 
leidenden  Frau  1089. 

Pulmonalstenose,  Cya- 
nose  der  Retina  bei   879. 

Pulmanaten,  Physiologie 
des  Nervensystems  bei  172. 

Puls,  Wirkung  des  Nerven- 
systems auf  den  339. 

Pulsfrequenz,  Schwankun- 
gen der  bei  verschiedenen 
Körperstellungen  und  nach 
körperlichen  Anstrengun- 
gen 335. 

Punktsubstanz,  „Nervöses 
Grau^  und  Neuronenlehre 
40. 

Pupillen,  psychische  und 
sensible  Reaktion  der  973. 

—  Messungen  der  Weite  der 
direkt  und  der  konsensuell 
reagierenden  377. 

—  Lichtreflex  der  bei  pro- 
gressiver Paralyse  1076. 

—  Einfluß  des  Blutdrucks  auf 
die  Größe  der  177. 

—  Vefhalten  der  nach  intra- 
okularer Optikusdurch- 
schneidung  377,  388. 

—  Beziehungen  des  Trige- 
minus  zur  177. 

Pupillenphänomen,  mor- 

tales  378, 
Pupillenreaktion342,844. 

—  -    bei     verschiedenfarbiger 

Belichtung  179. 

—  Synergie  der  Akkommo- 
dation und  der  178. 

—  Wirkung  des  Alkohols  auf 
die  Veränderung  der  390, 
1055. 

Pupillenreflexb  ahnen 
119,  126. 

Pupillenreflexzentren 
119. 

Pupillenstarre,  reflektori- 
sche, Zustandekommen  der 
bei  progressiver  Paralyse 
1074. 

—  Verhalten  des  Rücken- 
marks bei  417. 

—  Entstehung  der  Miosis  bei 
der  382. 

Purkiujesche  Zellen, 
Atrophie  der  197. 

Pylorospasmus,  Tetanie 
infolge  von  712. 

Pyramideubahn,  Lage  der 
für  die  Innervation  der 
unteren  Extremitäten  be- 
stimmten Fasern  der  57. 

—  Affektionen  der  598. 


/ahresbericht  f.  Neurologie  u.  Psychiatrie  i»06. 


Pyramide  ndegener^tion, 
primäre  239. 

Pyramidenfasern,  Ver- 
lagerung von  in  die  Hinter- 
stränge 59. 

Pyramidenzellen,  Ver- 
änderungen der  Neuro- 
fibrillen der  bei  Hemiplegie 
und  bei  Anämie  189,  191. 

Pyramidon  778. 

Pyrenol  bei  Herzneurosen 
907. 


Q. 

Quecksilberbehandlung 
der  Syphilis,  Tabes  und 
Paralyse  in  Beziehung  zur 
416. 

Quecksilberinjektionen, 
Methoden  der  779. 

Querulantenwahnsinn 
1177,  1180. 

QuinquaudschesZeichen 
817. 


Rachenerkrankung  bei 
Genickstarre  454. 

Rachenreflex  326. 

Llachitis,Differentionaldia- 
gnose  zwischen  Kretinis- 
mus, Achondroplasie  und 
1032. 

Radfahren,  Einfluß  des  auf 
das  Herz  804. 

Radium,  Wirkung  des  auf 
das  Tollwutgift  817. 

Radiumbestrahlung, 
Wirkung  der  auf  das  Zen- 
tralnervensystem 195. 

—  Einfluß  der  auf  Muskeln 
und  periphere  Nerven  201. 

Radix  mesencephalica 
trigemini  51. 

Radrennfahrer,  neurolo- 
gische Untersuchungen  an 
302. 

Rassenpsychologie  und 
Unfallheilkunde  765. 

Rauchfußsche  Schwebe 
bei  spondylitischen  Läh- 
mungen 866. 

Raynaudsche  Krankheit 
722,  744. 

Reaktionszeichen,  ab- 
norme bei  manisch-depres- 
sivem Irresein  931. 

Rechtshändigkeit  87. 

—  Ursachen  und  Folgen  der 
316. 

Rechts-  und  linksäugige 
Eindrücke,  Unterscheid- 
barkeit der  179. 

Reflexe  325 ff. 

79 


1250 


Sachregister. 


Reflexe,  konj  unkti vo-resp  i- 
ratorischer  122. 

—  Verhalten  der  nach  Apo- 
plexie 330. 

Keflexepilepsie  bei  Er- 
krankungen der  oberen  At- 
mungsorgane 698. 

Keflexzentren  des  Rük- 
kenmarks,  Erregbarkeit, 
Ermüdung  und  Erholung 
der  141. 

Kefraktionsanomalien, 
Korrektion   der  bei  Neur- 
asthenie 386. 

Regeneration,  autogene 
der  Nervenfasern  41. 

—  im  Rückenmark  236  fi. 
Regenwurm,     Zentralner- 
vensystem des  27. 

Regio  pterygoidea,     Va- 
riationen der  263. 
Reiz,  das  Wesen  des  180. 

—  Wirkung  auf  einander  fol- 
gender auf  die  ergographi- 
sche  Arbeit  84. 

Reizgrößo,  Effektgröße  als 

Funktion  der  165. 
Reizung  der  Muskeln  157. 

—  des  Nerven  163  ff. 
Rekognitionsmerkmale 

1112. 
Religionswissenschaft 

922. 
Religiöser     Fanatismus 

in  Amerika  977. 
Religiöse   Schwärmerei, 

Vatermord  aus  1137. 
Resorption   aus   den  Mus- 
keln 161. 
Retina  s.  Netzhaut. 
Rheostaten,  neue  815. 
Rheumatismus,       nervöse 

Erscheinungen  bei  akutem 

482. 

—  chronischer  und  nervöse 
Arthropathie  422. 

Rhinorrhüe,cerebrospinale 
mit  Netzhautveränderun- 
gen 388. 

Rhodannatrium  778. 

Rhythmische  Betonung 
bei  Geisteskrankheiten  958. 

Rhythmus,  Einfluß  desauf 
die  ergographische  Arbeit 
81,  82. 

Riechend  schmeckenl72. 

Riesenzellen  der  Hirnrinde 
44. 

Rindenbreite  als  wesent- 
licher Faktor  zur  Beur- 
teilung der  Entwicklung 
des  Gehirns  und  der  In- 
telligenz 47. 

Rodagen,  Behandlung  der 
Basedowschen  Krankheit 
mit  834. 


Roentgenbehandlung, 
Kombination   der  mit  der 
Schilddrüsenezstirpation 
bei  Morbus  Basedowii  876. 

Roentgenkongreß  815. 

Roentgenstrahlen,  Ver- 
änderungen der  Augen  und 
der  Gesichtsknochen  durch 
Einwirkung  der  114. 

Roheitsdelikte,  Prophy- 
laxe der  1138. 

Rotationsbewegungen 
77. 

Rotgrünblindheit  im  er- 
haltenen Gesichtsfeld  bei 
Hemianopsie  377. 

Rückenmark,  Anatomie 
des  56  ff. 

—  spezielle  Phvsiologie  des 
135. 

—  spezielle  pathologische 
Anatomie  des  204,  236  ff. 

—  Verhalten  des  bei  reflek- 
torischer Pupillenstarre 
417. 

—  Höhlenbildungen  im  bei 
Tabes  417. 

Rückenmarksanästhesie 
869  ff. 

Rü  ckenmarks  erschütte - 
rang  582. 

Rückenmarksgeschwül- 
ste  596. 
-    pathologische    Anatomie 
der  241,  242. 

Rückenmarkskrankhei- 
t  e  n ,    diagnostische    Früh- 
symptome bei  302. 

—  traumatische  674. 

—  Therapie  der  877. 

—  chirurgische  Behandlung 
der  866. 

Rückenmarkstuberkulo- 
s  e ,  Degeneration  der  Mark- 
substanz bei  241. 

—  Symptomatologie  der  242. 
Rückenmarksverlet- 

z  u  n  g ,  segmentäre  Gefühls- 
störung bei  864. 
Rückenmarks  wurzeln, 
Anatomie  und  Physiologie 
der  hinteren  138. 

Rückenmarkszentrum 
des  Schwanzes  bei  Erosch- 
larven,    Rückbildung    des 
Schwanzes  nach  Entfernen 
des  100. 

Rückenmuskeln,  Beteili- 
gung der  beim  Gehen  162. 

Russellsches  Bündel  51. 


S. 

Sadismus      oder     brutaler 
Sprungakt  1150. 


Saftkanälcheu,  Darstel- 
lung der  5. 

Sakraltumor,  angeborener - 
596,  597. 

Sakramenttragen,  Angst 
des  951. 

Salizylderivate,  schmerz- 
stillende Wirkung  der  776. 

Salze,  Einfluß  der  auf  den 
Ruhestrom  des  Frosch- 
muskels 160. 

Salzlösungen,  Zucken  der 
in  eingetauchten  Muskeln 
157. 

Salzzäure,  Nekrosen  her- 
vorgerufen durch  rohe  747. 

Samenleiter,  Kontraktüi- 
tät  and  Reizbarkeit  des 
172. 

Sarkom  des  Gehirns  533, 
524. 

—  Rundzellen-S.  des  Rücken- 
marks 597. 

Sarkomatöse  Infiltra- 
tion, diffuse  der  Pia  mater 
des  Rückenmarks  241. 

Sarkoplasma  und  Thom- 
sensche  Krankheit  719. 

Sauerstoffbäder,  Einfluß 
der  auf  Pulsfrequenz  and 
Gefäßtonus  787. 

Sauerstoffbedürfnis  des 
Zentralnervensystems  bei 
Seetieren  76. 

Säuglingsgehirn,  Kaik- 
gehalt  des  25. 

Scapulae  alatae  311. 

—  chirurgische  Behandlung 
der  875. 

Schädel,  Anatomie,  ver- 
gleichende Anatomie,  Ent- 
wicklungsgeschichte und 
Mechanik  des  256  ff. 

—  Mißbildungen  am  263. 
Schädelbrüche,    Behand- 
lung der  859,  860,  863. 

Schädelcholesteatome 
264. 

Schädeldefekt  und  Epi- 
lepsie 697. 

—  Verschluß  der  861,  862. 
Schädel-Fixator  4,  7. 
Schädelgrube,     hintere, 

Diagnostik  der  Tumoren 
der  517. 

Schädelkapazität,  Be- 
stimmung der  an  der  Leiche 
261. 

Schädelschuß  Verletzun- 
gen 861,  862. 

Schädeltraumen,  feinere 
Gehimveränderungen  nach 
196. 

—  Spätmeningitis  nach  494. 

—  Taubheit  für.  Sprache  und 
360. 


Sachregister. 


1251 


Schädeltraumen,  Behand- 
lung der  860  ff. 

Schamanismus  1061. 

Schamröte,  Ausdehnung 
der  81. 

Scharlach,  symmetrische 
Striae  bei  354. 

—  3Ieningitis  cerebrospinalis 
nach  498. 

—  transitorische  Geistes- 
störungen nach  974. 

Scharlachotitis,  Spontan- 
blutung infolge  von  Arro- 
sion  des  Sinus  transversus 
bei  539. 

Schicksal  und  Geistes- 
krankheit 1006,  1107. 

Schilddrüse,  Funktion  der 
115. 

—  Physiologie  der  106,  109. 

—  Jodgehalt  der  111. 

—  Bedeutung  des  Funktions- 
ausfalls der  für  den  mensch- 
lichen Organismus  112. 

—  Insuffizienz  der  483. 

—  bei  Kretinen  und  Idioten 
1025. 

—  Antagonismus  zwischen 
den  Funktionen  der  Ova- 
rien und  der  111. 

—  Veränderungen  der  bei 
Akromegalie  740. 

Schilddrüsenbehand- 
lung  832fif. 

Schilddrüsenexstirpa- 
tion,  Einfluß  der  auf  die 
durch  den  faradisehen 
Strom  hervorgerufenen 
Krämpfe  bei  jungen  Tieren 
112. 

—  die  Progenitur  Thyreo - 
priver  274. 

—  Tetanie  nach  712. 

,  Schilddrüsenhypertro- 
phie zugleich  mit  Hoden- 
atrophie  bei   einem  Para- 
lytiker 1080. 
Schiller    in    seinen    Bezie- 
hungen zur  Psychiatrie  976. 

—  und  die  Kriminalpsycho- 
logie 930. 

Schimpanse  Konsul  932. 

Schläfenbein,  Pneumati- 
sation des  259. 

Schläfenboinfraktur  mit 
Gehirnkompression,  geheil- 
ter Fall  von  861. 

Schläfenlappen,  Tumoren 
des  rechten  vorderen  529. 

Schläfe  nlappenabszeß 
541,  543,  544. 

Schläfenschüsse,  Ver- 
letzungen der  Sehorgane 
bei  386. 

^'.hläferin  von  Thenel- 
les  962. 


Schlaf,  Theorie  des  929. 

—  Störungen  des  kindlichen 
298. 

—  und  Geisteskrankheiten 
986. 

—  Tics  und  717. 

Schlaftrunkenheit,  phy- 
siologische und  pathologi- 
sche 1181. 

—  und  Myxödem  736. 

—  Heilbarkeit  der  mittels 
Arsen  und  Trypanrot  901. 

Schlaflähniung  des  Facia- 
lis 632. 

Schlaflosigkeit,  Behand- 
lung der  905. 

—  Behandlung  der  mit  Hoch- 
frequenzströmen 815. 

Schlafsucht  bei  Hirntumo- 
ren 520,  523. 

Schlafzustände,  hysteri- 
sche 662,  665. 

Schleimhäute,  trophische 
Störungen  der  bei  Hysterie 
661. 

Schlinger,  der  nervöse  Seh. 
seiner  Nahrung  349. 

Schmerz  und  Ermüdung 79. 

Schmerzempfindlich- 
keit, Feststellung  der  ku- 
tanen 85. 

Schmerzempfindung, 
Leitungsfasern  der  145. 

—  doppelte  74. 

—  Dissoziation  der  Tempe- 
raturempfindung und  der 
bei  Kückenmarksverletzung 
318. 

Schmerzlokalisa  tion, 
paradoxe  im  Rachen  325. 

Schmerzpunkte  74. 

Schmerzsinn  319. 

Sehn  ecken  gif  t,  Einwir- 
kung des  auf  das  Nerven- 
system 190. 

Schueckensohle,  loko- 
motorische  Wellen  der  172. 

Schrecklähmung  760. 

Schreibkrampf  zugleich 
mit  Akzessoriuskrampf  721. 

Schulkinder,  Nerven- 

krankheiten  der  297,  298. 

Schulte r gelenksv erren- 
kungen,  syringomy  eliti- 
sche 594. 

Schulter  gürtelmusku- 
latur,  Defekt  der  621. 

Schußverletzungen  bei- 
der Sehnerven  387. 

Schwachbefähigte  Kin- 
der, Hilfschuleu  für  1215, 
1216. 

Schwachsinn  1023,  1025. 

Seh  wann  sc  he  Zellen,  Exi- 
stenz der  43. 


Schwangerschaft,  Einfluß 
geschlechtlicher  Exzesse 
während  der  auf  die  Nach- 
kommenschaft 80. 

—  Einfluß  der  auf  Körper- 
gewicht und  Gewicht  des 
Zentralnervensystems  bei 
Hatten  24. 

—  verlängerte  Dauer  der  bei 
einer   Geisteskranken   960. 

—  Chorea  und  Eklampsie  in 
der  706. 

—  künstliche  Unterbrechung 
der  bei  Neurosen  und  Psy- 
chosen 1208. 

Schwangerschaftsläh- 
mungen  650. 

Schwangerschaftsunter- 
brechung, psychiatrische 
und  neurologische  Indi- 
kationen zur  877. 

Schwanz  bei  Froschlarven, 
Rückbildung  des  nach  Ent- 
fernung eines  Rücken- 
markszentrums 100. 

Schwefelquellen  der  Pyre- 
näen 788. 

Schwefel  Wasserstoff- 
vergiftung   als    Unfall- 
erkrankung 478. 

Schwerhörigkeit,  nervöse 
246. 

—  Hörjirüfung  und  anato- 
mischer Befund  bei  pro- 
gressiver 344. 

Schweißabsonderung, 
Einfluß  der  Gehirnrinde  auf 
die  121. 

Schwielenbildung  im 
31u8culus  subscapularis  622. 

Schwindel,  Genese  des  346. 

—  als  Krankheitssymptom 
304. 

—  galvanischer  369. 
Schwitzen,  paradoxes  beim 

Kinde  747. 
Seekrankheit  als  Ursache 
akuter  Geistesstörung  957. 

Seelenbliudheit  362. 

—  funktionelle  1013. 

—  Lokalisation  der  365. 

Segmentäre  Gefühlsstö- 
rung bei  Rückenmarksver- 
letzung 864. 

Seh  bahn,  Folgen  der  Bul- 
busatrophie  für  die  zen- 
trale 49. 

Sehen,  Theorie  des  korti- 
kalen 129. 

Sehfeld,  das  kortikale  und 
seine  Beziehungen  zu  den 
Augenmuskeln  120. 

—  der  Wettstreit  der  und 
seine  Bedeutung  für  das 
plastische  Sehen  178. 

79* 


1253 


Sachregister. 


Seh  hü  gel,  Physiologie  des 
134. 

—  sensible  und  motorische 
Rolle  des  121. 

Sehnenreflexe  145. 

—  diagnostische  Bedeutung 
der  329. 

—  Zusammenhang  zwischen 
Sensibilitätsstörungeu  und 
bei  Tabes  428. 

Sehnen transplan tation 
bei     spinaler     Kinderläh- 
mung 867. 

—  psychophysiologische  Er- 
klärung der  931. 

Sehnery,  Zentralgefäße  im 
bei  Karnivoren  389. 

—  Neuroglia  des  65. 

—  Darstellung  der  Neuroglia 
und  der  Achsenzylinder  im 
5. 

—  Verlauf  der  Makularfaaem 
im  869. 

—  Pigmentierung  des  384. 

—  Verhalten  der  Pupillen 
nach  intraokularer  Durch- 
schneidung des  377,  388. 

—  Tumoren  des  380. 

—  Gummigeschwulst  des  389. 

—  toxische  Entzündung  bei- 
der 383. 

—  Schußverletzungen  beider 
387. 

—  indirekte  Verletzungen  des 
380. 

Sehnervenatrophie  als 
Aufbrauchskrankheit  S96. 

—  das  zentrale  Höhlengrau 
bei  vollständiger  49. 

—  Schwund  markhaltiger 
Nervenfasern  in  der  Netz- 
haut bei  entzündlicher  887. 

—  nach  Basisfraktur  890. 

—  bei  Genickstarre  460. 
Sehne  rvenverletzuu  gen, 

direkte  386. 

Sehpurpur,  physiologische 
Bedeutung  des  179. 

Selbstanzeigen  Geistes- 
kranker 1176,  1181. 

Selbstbewußtsein  bei 
Rindern,  die  ersten  An- 
fänge des  sprachlichen  Aus- 
drucks für  das  932. 

Sei  bstmord931, 1111, 1112. 

—  bei  Alkoholisten  1054. 
Selbstmordkandidatin, 

eigenartige  geistige  Veran- 
lagung einer  1186. 

Selbstverletzung,  hyste- 
rische 664. 

Senium,  G  eisteskrankheiten 
des  1003. 

—  und  Psychose  967. 

—  Geistesstörung  im  in  Be- 


ziehung zur  Arteriosklerose 
952. 

Sensible  Reize,  Dauer  des 
Einflusses  der  auf  freiwil- 
lige Bewegungen  J81. 

Sensibilität,  Leitung  der 
im  Rückenmark  143. 

—  Entwicklung  der  in  Nar- 
ben 91. 

—  Verminderung  der  in  den 
Tibiae  bei  Pottscher  Para- 
plegie  587. 

—  primäre  bei  Siredon  pisci- 
formis und  Rana  tempo- 
raria  100. 

Sensibilitätsstörungen 
bei  Erkrankungen  des  Ner- 
vensystems 318  ff. 

—  bei  peripheren  Gesichts- 
lähmungen 634. 

—  bei  progressiver  Paralyse 
1079. 

—  Zusammenhang  zwischen 
Sehnenreflexen  und  bei 
Tabes  423. 

Sensorische  Fasern, Ver- 
lauf der  im  Rückenmark 
140. 

Sensorium  bei  der  otiti- 
schen Sinusthrombose  539. 

Serodiagnostik  des  Teta- 
nus 682. 

Sexuelle  Frage  lUOfP. 

Shokwirkung  bei  Schrot- 
schüssen 766. 

Sialorrhoe,  nervöse  667. 

Siebbeinzellen,  eitrige 
Meningitis  im  Anschluß  an 
eitrige  Entzündung  der  494. 

—  Empyem  der  hinteren  mit 
Paralyse  der  Assoziations- 
bewegungen und  bitempo- 
raler Gesichtsfeldeinengung 
380. 

Sigmatismus  369. 
Simulation  1170. 

—  von  Geisteskrankheiten 
1173,  1174,  1180. 

—  Entlarvung  von  387. 
Singultoskriseu  bei  Tabes 

419. 
Sinnesempfindungen 

und  Gedächtnisbilder  182. 
Sinneslinien,  Entwicklung 

der  bei  den  Selachiern  30. 
Sinnesorgane,     Anatomie 

der  65  ff. 

—  der  Begriff  „Sinnesorgan" 
in  der  Tier-  und  Pflanzen- 
weit 86. 

Sinnespsychologie  924, 
925. 

Sinnesphysiologie  172fi. 

Sinus  lateralis,  beidersei- 
tige Thrombophlebitis  des 
540.  I 


Sinus  Ion gitudinalis  su- 
per i  o  r ,  Thrombose  des 
538. 

—  Thrombophlebitis  des  bei 
einem  Paralytiker  1080 

Sinus  occipitalis,  Throm- 
bose des  540. 

Sin  US  sigmoideus, Throm- 
bose des  538. 

Sinus  transversus,  Spon- 
tanblutung infolge  von 
Arrosion  des  bei  Scharlach- 
otitis  539. 

Sinusthrombose  538ff. 

—  geheilte  otitische  861. 
Sitiophobie  bei  Dementia 

praecox  1086. 
Sitte  und   Geisteskrankheit 

1006,  1107. 
Sittlichkeits  Verbrecher 

1133,  1175. 
Situs  viseerum  inversus 

als  inneres  Degeneratious- 

zeichen  1109. 
Sitzen,    Arbeitsleistung  am 

Ergographen  beim  S.  und 

Stehen  82. 
Sklerodaktylie  746. 
Sklerodermie    722,    744, 

745. 

—  Behandlung  der  mit  Mes- 
enterialdrüse  837. 

Sklerose,  diffuse  232. 

—  besondere  Form  systema- 
tischer bei  einem  Tabiker 
425. 

Sklerose,  multiple  391, 
393ff. 

—  des  Epen  dringe  webes  229. 

—  Beziehungen  der  Encepha- 
litis non  suppurativa  zur 
508. 

—  kindliche,  vorgetäuscht 
durch  Syphilis  hereditaria 
434. 

Sklerosis    tuberosa    hy- 

pertrophica  231. 
Skoliose  273. 

—  bei  hysterischer  Hüftläh- 
mung 662. 

—  Behandlung  der  864. 
Skoliosis  ischiadica  752. 
Solenogastres,       Nerven- 
system der  Gattung  S.  28. 

Sonderklassen    fär 

Schwachbegabte  932. 
Sonnenbad  er,  Wirkung  der 

798,  799. 
Sonnenfinsternis,  Einfluß 

der  auf  die  ergographische 

Arbeit  81. 
Soziale   Gesetze,    Einfloß 

der  auf  den  Charakter  1104. 

1105. 
Soziologie  UOOff. 


Sachregister. 


1253 


Spannung,  Einfluß  der  auf 
die  einzelnen  Komponenten 
der  Erregbarkeit  des  Ske- 
lettmuskela  157. 

Spannungsveränderun- 
gen, Wirkung  der  auf  die 
isometrische  Zuckung  159. 

Spätapoplexie,  traumati- 
sche 757. 

Speichel  der  (Jephalopoden 
ein  Gift  für  das  Nerven- 
system der  Crustaceen  110. 

Speiseröhre,  Fremdkörper 
in  der  bei  Geisteskrank- 
heiten 1206. 

—  hystero  -  traumatischer 
Krampf  der  761. 

Speiseröhren- Speiche  1- 
reflex  141. 

Spermatorrhoe,  Behand- 
lung der  906. 

Spermin,  Wirkung  des  auf 
die  Zirkulation  105. 

Spermintherapie  840. 

Sphakocephalie  257. 

Sphinkter  en,  Verhalten 
der  bei  zerebraler  Kinder- 
lähmung 549. 

Sphincter  pupillae,  Läh- 
mung des  177. 

Spiegelschrift  369. 

Spina  bifida  267. 

Spina  bifida  lumb OS acra- 
1  i  s ,  Entwicklungsstörungen 
im  Kleinhirn  bei  221. 

Spinalanästhesie  869ff. 

Spinalganglien  59fif. 

—  Physiologie  der  417. 

—  Vakuolenbildung  in  den 
59. 

Spinalparalyse,  syphili- 
tische 434,  435,  598. 

—  Encephalomyelitishaemor- 
rhagica  disseminata  acuta 
unter  dem  Bilde  der  auf- 
steigenden 510. 

Spondylitische  Läh- 

mungen,    Laminektomie 
bei  864. 

—  Rauchfusssche  Schwebe 
bei  866. 

Spondylose  rhizomeli- 
que  271. 

Spontanfrakturen  bei  Pa- 
ralyse 1076. 

Sport  818. 

Sprache,  innere  926. 

—  Gehirn  und  182. 
Sprachstörungen  359fr. 

—  hysterische  668. 

—  und  ihre  Behandlung  906. 
Sprachverwirrtheit    359, 

1011. 
Springen,  Physiologie  des 
163. 


Sprung akt,  brutaler  oder 
Sadismus  1150. 

Stäbchen  und  Zapfen,  Funk- 
tion der  179. 

—  als  Vermittler  von  Farben- 
empfindungen 178. 

Stäbchenzellen,  Verände- 
rungen der  bei  Paralyse  189. 

Stammeln  368. 

Stapesankylose  mit  Be- 
teiligung des  Hörnerven 
246. 

Star,  Tetanie-St.  712. 

Starrheit  bei  Kindern  312. 

Statisches  Organ  von 
Tieren  mit  kongenital  de- 
fektem Sehapparat  69. 

Statische  Orientierung, 
Analogien  zwischen  der 
optischen  und  95. 

Statolithenapparat    925. 

Status  epilepticus,  Be- 
kämpfung des  892. 

Status  hemiepilepticus 
idiopathicus  690. 

Stauungspapille  377,382, 
387. 

—  Genese  einseitiger  343. 

—  bei  Magenkrebs  390. 

—  Rückbildung  der  bei  Hirn- 
tumor 522. 

Stehen,  Arbeitsleistung  am 
Ergographen  beim  Sitzen 
und  82. 

Stereotypie  und  Haften- 
bleiben 970. 

—  bei  der  Dementia  prae- 
cox 1085. 

S  timm  gab  elmetho  de,  Un- 
tersuchung der  Knochen- 
sensibilität mittels  der  321. 

Stimmstörungen,  spasti- 
sche und  ihre  Behandlung 
906. 

Stimmung  927. 

Stirnhirn,  Verletzung  des 
859. 

Stirnhöhlenempyem  mit 
subduralem  Abszeß  542. 

Stirnwinduug,    Heilung 
motorischer  Agraphie  nach 
Operation  eines  Tumors  der 
zweiten  360. 

Stoffwechsel,  Physiologie 
des  101. 

—  bei  Kretinen  1031. 
Stokes-Adamsscher 

Symptomenkomplex 
336,  337,  338. 
Stottern  als  Aura  des  epi- 
leptischen Anfalls  692. 

—  Prognose  und  Behandlung 
dos  368. 

S  t  o  V  ai  n ,    Spinalanalgesie 
mittels  871,  872. 


Strafrechtsreform  und 
Jugendfürsorge  1166. 

Strafvollzug,   Mißstände 
des  1120,  1121. 

Strahlenkranz,  Erschei- 
nung des  im  neuropathi- 
schen  Zustand  961. 

Strang-  und  Systemer- 
krankungen  698. 

Stratum  sagittale  occi- 
pitale  laterale  s.  ex- 
ternum  45. 

Striae,  symmetrische  bei 
Scharlach  354. 

Striae  patellares  341,353. 

Streckphänomen  308. 

Stromertum    Deutsch- 
lands 1116. 

Strümpellsches  Zehen- 
phänomen 331. 

Strychnin,  Wirkung  des 
auf  das  Kalt-  und  Warm- 
blüterherz 160. 

—  Einfluß  des  Alkohols  auf 
die  Giftwirkung  des  484. 

Strychninvergiftung480. 

—  Behandlung  der  898. 

—  Behandlung  der  mit  Spi- 
nalanalgesie 871. 

Stupor,  melancholischer  und 
katatonischer  956. 

Substantia  Rolandi,  fei- 
nerer Bau  der  57. 

Suggestibilität  psycho- 
pathischer Persönlichkeiten 
931. 

Suggestion  902. 

—  und  Überredung  930. 
Supinationsbehinde- 

rung,  angeborene  643. 
Suprarenin,   experimentell 

erzeugte       Veränderungen 

durch  106. 
Supraorbitalreflex  326. 
Symbolismus,    erotischer 

1142. 
Sympathikus,    Physiologie 

des  170,  171. 

—  Lähmungen  im  Bereiche 
des  Hals-S.  339,  640. 

Sympathicus  abdomina- 
lis, Veränderungen  am  bei 
Infektionskrankheiten   197. 

Sympathischer    Grenz- 
strang 64. 

Sympathisches  Nerven- 
system, Anatomie  des  63ff. 

—  Entwicklung  des  bei  der 
Kröte  32. 

Symptomatologie,  allge- 
meine der  Krankheiten  des 
Nervensystems  278. 

—  allgemeine  der  Geistes- 
krankheiten 933. 

Synaesthesien  347. 
Synergie  und  Tabes  420. 


1264 


Sachregister. 


Syphilis  des  Nervensystems 
430. 

—  Tumor  syph.  der  rechten 
mittleren  Schädelgrube  524. 

—  Syph.  Erkrankung  der 
Basilararterie  203. 

—  svph.  Spinalparalvse  598. 

—  und  Tabes  423,  425. 

—  Tabes  und  Paralyse  in 
Beziehung  zur  Quecksilber- 
behandlung der  416. 

—  syphilitische  Psychosen 
1089. 

—  Bedeutung  der  für  die 
Entstehung  der  Geistes- 
krankheiten 990. 

—  Seelenstörungen  im  Se- 
kundärstadium der  erwor- 
benen 1015. 

—  und  progressive  Paralyse 
423,  1068. 

Syphilis  k  virns  nerveux 
432. 

Syphilis  congenita,  20- 
jährige  Dauerbehandlung 
eines  Falles  von  424. 

Syphilis  hereditaria  tar- 
da 438,  434. 

Syringomyelie  587. 

Systemerkrankungen 
698. 

T. 

Tabes  dorsalis  405. 

—  als  Aufbrauchskraukheit 
296. 

—  im  Kindesalter  414,  420, 
424. 

—  pathologische  Anatomie 
der  amyotrophischeu    239. 

—  und  traumatische  Syringo- 
myelie 589. 

—  Einfluß  der  Kohlensäurc- 
bäder  auf  die  Anästhesie 
bei  425,  791. 

—  Keratinbehandlung  der 
901. 

—  Übungstherapie  bei   803. 

—  chirurgische  Behandlung 
der  866. 

Taboparalyse  im  Kindes- 
alter 414. 

Tachypnoe,  nervöse  347. 

Taktile  Keizo,  Bahnung 
und  Hemmung  der  Reak- 
tionen auf  durch  akustische 
Reize  177. 

Tastsinn,  Untersuchung  des 
319. 

Tatbestands  diagnostik, 
psychologische  933. 

Taube,  Ganglienzellen  im 
Zentralnervensystem  der  96. 

Taubheit,  Schädelverände- 
rungen bei  kongenitaler  276. 


Taubheit,  hysterische  659, 
660. 

—  für  Sprache  nach  Schädel- 
trauma 360. 

Taubstummheit  369. 

—  Geisteszustand  der  Taub- 
stummen 978,  1170. 

Taucher,  Lähmungserschei- 
nungen bei  310. 

Tee,  psychische  Wirkung  des 
484. 

Telegonie  94. 

Telencephalon,  Anatomie 
des  44  fi. 

Telephonistinnen,  hyste- 
rische Unfallerkrankungen 
bei  762,  763. 

Temperenz  in  den  Verei- 
nigten Staaten  1123. 

Temperatur,  Einfluß  der 
Schwankungen  der  auf  die 
Struktur  der  Nervenzelle 
186. 

—  und  Muskelermüdung  159. 

—  Einfluß  tiefer  auf  die  Leit- 
fähigkeit des  motorischen 
Froschnerven  165. 

—  Einfluß  der  auf  die  Wirk- 
samkeit des  Vagus  167, 168. 

Tem  p  erat  urempf  in  düng, 
Leitungsfasern  der  145. 

—  Dissoziation  der  Schmerz- 
empfindung   und    der    bei 
Rückenmarksverletzung 
318. 

Teratom,  intramedullares 
597. 

Tetanie  700,  7100^. 

Tetanisation,  photoelektri- 
sche Erscheinungen  im 
Froschauge  vor  und  nach 
der  178. 

Tetanische  Kontraktion 
des  Ilerzens  bei  elektrischer 
Reizung  169. 

Tetanus  672,  681  ff. 

—  Behandlung  des  897. 

—  Behandlung  des  mit  Dural- 
iufusion  877. 

—  Behandlung  des  mit  Spinal- 
analgesie 871. 

Tetanus  neonatorum  683. 

Tetanusantitoxin  829ff. 

Tetanusgift,  Transport  des 
zu  den  Rückenmarkszentren 
durch  die  Nervenfasern  113 

Theophyllin,  Krampfzu- 
stände nach  483. 

Therapie,  medikamentöse 
der  Nervenkrankheiten767. 

—  chirurgische  der  Nerven- 
krankheiten 840. 

—  der  Geisteskrankheiten 
1182. 

—  -medikamentöse  der  Geistes- 

krankheiten 1205  ff. 


Thermoasymmetrie  bul- 
bären  Ursprungs  561. 

Thermotherapie  793ff. 

Thomsensche  Krankheit 
719. 

Thoraxdeformation  nach 
akuter  Pleuritis  275. 

Thrombose  531. 

Thyreoidea  s.  Schild- 
drüse. 

Thyreoidinamblvopie 
379. 

Thyreotoxisches  Serum 
835. 

Tibiae,  Herabsetzung  der 
Sensibilität  in  den  bei 
Pottscher  Paraplegie    587. 

Tic  couvulsif  717. 

Tics,  Übungstherapie  bei 
824,  908. 

Tierpsychologie  933. 

Tod,  plötzlicher  bei  Tabikem 
418. 

Tollwut482,483, 1061,1062. 

—  histologische  Diagnose 
der  474. 

—  Negrische  Körperchen  bei 
der  193. 

—  Giftigkeit  des  Blutes  bei 
wutkranken  Tieren  111. 

—  Läsionen  des  Neurofibril- 
lennetzes  bei  experimentel- 
ler 190. 

—  Vererbbarkeit  der  479. 

—  Geisteskrankheit  bei  1006. 

—  Wirkung  des  Radiums  auf 
das  Gift  der  817. 

—  Serumtherapie  bei  839. 
Tollwutimpfungen      480, 

483,  484. 

—  Leukocytose  im  Verlauf 
der  481. 

Tonus  88,  98,  172. 

Tonusschwankungen  am 
isolierten  Kaninchenherzen 
bei  Veratrinvergiftung  168. 

Torpedo,  eine  Gesetzmäßig- 
keit im  Nervensystem  des 
60. 

Torticollis  hystericus 
665,  669. 

Totenstarre  161. 

Toxämie  bei  Schwangeren 
684. 

Tractus  opticus,  Encepha- 
litis des  508. 

Transitivismus  bei  Gei- 
steskranken 997. 

Tränenabsonderung,  Ein- 
fluß der  Gehirnrinde  auf 
die  121. 

Traum  929,  930. 

—  epileptische  Tr.  689. 

—  Psychologie  der  929. 

—  als  feinstes  Reagens   ffir 


Sachregister. 


1255 


die  Art  des  sexuellen  £m- 
pfindens  1144. 
Tr&uma  und  Nervenkrank- 
heiten 753. 

—  Lähmungen  des  Nervus 
facialis  nach  635. 

—  traumatische  Erkrankun- 
gen des  Rückenmarks  574. 

—  multiple  Sklerose  nach 
402,  404. 

—  und  Geisteskrankheiten 
967,  1014. 

—  Dementia  paralytica  nach 
1072,  1081,  1088. 

Traumatische  Neurose 
763,  764. 

—  und  Sprachstörung  367. 
Traumgedächtnis  926. 
Tremor,       hereditär -essen- 
tieller 308. 

—  Bewertung  des  als  Zeichen 
des  Alkohol ismus  309. 

Tremor  senilis  486. 

Trepanation  861. 

Trichophytie  nach  Dauer- 
bädern 1211. 

Trichromatisches  Auge, 
Peripheriewerte  des  deu- 
teranoptischen  und  t.  A.  180. 

Trigeniin  777. 

Trigeminus-Ohrreflex 
beim  Kaninchen  326. 

Trinkerfürsorge  1214. 

TripolareNervenreizung 
166. 

Trochanter  tertius  276. 

Trommelfell,  Nerven  des 
1221. 

Tropakokain,  lumbale 

Analgesie  mittels  870,  871. 

Tropen,  Nerven-  u.  Geistes- 
krankheiten in  den  1061. 

Trophische  Nerven,  Phy- 
siologie der  417. 

—  Beweis  für  die  Existenz 
der  167. 

Trophische  Störungen, 
Beziehungen  der  zu  den 
Sensibilitätsstörungen  bei 
Tabes  416. 

—  bei  Hirntumoren  519. 

—  bei  Hysterie  661. 
Trophische       Vorgänge, 

Beziehungen  des  Nerven- 
systems zu  den  85. 

Trophoneurosen  722,742, 
743. 

Trophospangium  der  Ner- 
venzellen von  Helix  36. 

Trunksucht  s.  Alkoholis- 
raus. 

Trypanrot,  Heilbarkeit  der 
Schlafkrankheit  mittels  Ar- 
sen und  T.  901. 

Tuber  eulaendooccipit  o- 


basilaria   an    den   Schä- 
deln Geisteskranker  995. 
T  u  b  e  r  k  u  1  o  s  e ,  histologische 
Veränderungen   der  Hirn- 
rinde bei  197. 

—  des  Gehirns  und  Klein- 
hirns 569. 

—  Solitär-T.  der  Rolando- 
schen  Gegend  524. 

—  der  Hypophysis  230. 

—  des  Rückenmarks  241,242. 

—  des  Os  sacrum  und  der 
Cauda  equina  583. 

—  Myelitis  durch  tuberkulöse 
Toxine  572. 

—  stärkerer  Bazillen-  und 
Giftgehalt  des  Pleuraexsu- 
dats im  Vergleich  zur  Gere- 
brospinalfiüssigkeit  bei  477. 

—  psychisches  Verhalten  bei 
961. 

—  in  Irrenanstalten  1213. 

—  progressive  Paralyse  bei 
1079. 

Turmschädel  265,  266. 
Turnen  im  Hause  821. 
Tuschreize,   Beeinflussung 

des    Gedächtnisses    durch 

926. 
Tympanalgegend  des 

Säugetierschädels  259. 
Typhus,  Bauchreflex  bei  325. 

—  Meningitis  bei  497. 

—  Delirien  im  Rekonvales- 
zenzstadium der  1004. 

—  Geistesstörungen  nach 
1059. 

U. 

Überfütterung,     epilepti- 
,.  sehe  Anfälle  nach  699. 
Überernährung  807. 
Übersinnliches,      Grenze 
..  des  931. 
Überwertige  Idee  1177. 

Übungstherapie  818. 

—  bei  Tabes  803. 
Ulcera    cutanea    bei    Hy- 
sterie 662. 

Unfall  8.  Trauma. 

Unorarische  Nationali- 
täten. Schädeldeforma- 
tionsverhältnisse bei  den 
260. 

Ungulaten,  Zellenbau  des 
Großhirns  bei  den  46. 

Unterarmreflex  327. 

Unterernährung  807. 

Unterschenkelamputa- 
t  i  o  n ,    Rückenmarks  Verän- 
derungen nach  197. 

Unterschrift  der  Pai'aly- 
tiker  1081. 

Untersuchungsmetho- 


den, anatomische  des  Ner- 
vensystems 1. 
Urämie      und      enterogenc 
Autointoxikation  1062. 

—  Untersuchung   der   Gere- 
brospinalflüssigkeit  bei  305. 

—  Lumbalpunktion  bei  ner- 
vöser 869. 

Urämische     Hemiplegie 

334. 
Urhydrie  303. 
Urodelen,       Nervensystem 

der  146. 
Urotropin,  Besserung  einer 

Paralyse  nach  Anwendung 

von  1209. 
Urteil  928. 
Urticaria    auf  angioneuro- 

tischer  Basis  742. 


Vagabundenfrage  1117. 

Vagus  s.  Nervus  vagns. 

Valofin  906. 

Vakuolenbildung  in  den 
Spinalganglien  59. 

Varizen,  pulsierende  an  der 
Stirn  bei  abnormem  Hirn- 
sinus 306. 

Vaskuläre  Trophik  der 
peripheren  Nerven  200. 

Vasodilatatoronreizung, 
Wirkung  der  171. 

Vasokonstriktoren,  ther- 
mische Reizung  der  170. 

Vasokonstriktorische 
Wirkung  des  Blutserums 
104. 

Vasomotorische  Symp- 
tome 335  ff. 

Vatermord  aus  religiöser 
Schwärmerei  1137. 

Ventrikel,  Epyem  des  unter 
dem  Bilde  eines  Hirntumors 
520. 

—  Tumor  des  dritten  525. 
Veratrinvorgiftung,    To- 

nuserkrankiuigen    am    iso- 
lierten      Kanin  chcnherzen 
bei  168. 
Verblödung,  juvenile  1030. 

—  Herdsyniptome   bei  1004. 
Verbrechen  llOOfiF. 

Verbrecher,  geisteskranke 
1122,  1133  £F.,  1171  ff. 

Verbrennung,  Immunisie- 
rung und  Serumtherapie 
bei  839. 

Verbrenn ungs wärme  der 
Körpergewebe,  Änderun- 
gen der  unter  dem  Einfluß 
des  Alters  161. 

Verdauung,  V^erhalten  der 
bei  Geisteskranken  955. 


1256 


Sachregister. 


Vererbung  erworbener  Ei- 
genschaften 985. 

—  und  Krankheitsanlage 
1108. 

Verfolgungswahn  956. 

Vergessen,  Psychologie  des 
bei  Geistes-  und  Nerven- 
kranken 926. 

Ver  kal  ku  ng  der  Hirngefaße 
204. 

Veronal  773,  774. 

—  bei  Geisteskrankheiten 
1208. 

Veronalismus  479. 
Verwandlungswahn  956. 
Verwirrtheit  949,  1001. 
Vestibuläre         Zentren, 

Bahnen  der  bei  der  Taube 

137. 
Vibration,  Einfluß  derauf 

das        Faradisationsgcfühl 

808,  824. 
Vibrationsempfindung, 

Störungen  der  320,  321. 

—  Beziehungen  der  Osteo- 
akusie  zur  321. 

Vibrationsmassage  820, 
823,  824. 

—  mittels  des  Trübschen 
Elektromagneten  821. 

Vierhügel,  Verbindungen 
des  50. 

Vierzellenbad,  Ersatz  des 
790,  815. 

Viferral  774. 

Violettblindheit  im  einen 
bei  totaler  Farbenblindheit 
des  Netzhautzentrum  im 
andern  Auge  386. 

Violettsehen  382. 

Visuelle  Erinnerungs- 
bilder 924. 

Viszerale  Vorgänge,  Be- 
ziehungen des  Nerven- 
systems zu  den  85. 

Viszeralganglion  von 
Anodonta  64. 

Vitiligo  746. 

—  bei  Rückenmarkstumor 
596. 

Volksheilstätten  für  Ner- 
venkranke 807. 

—  für  Nerven-  und  Geistes- 
kranke 1203. 

Vorderarmbewegungen, 
Schätzung  von  Bewegungs- 
größen bei  181. 

Vorderhörner,  Affektion 
der  bei  Tabes  414. 

Vorderhornzellen,  Ein- 
fluß der  transversalen 
Durchschneidung  des  Rük- 
kenmarks  auf  die  sekun- 
dären Veränderungen  der 
195,  196. 

Vormauer  45. 


W. 

Wachsuggestion  905. 
Wahn  und  Persönlichkeit 984. 
Wahnbil düng, Wurzeln  der 

im  Alltagsleben  986. 
Wahnideen   954,  974,  984. 

—  Entstehung  der  paranoi- 
schen 1040. 

Wahrnehmungen,  falsche 
Verletzter  765. 

—  eingebildete  des  Zeugen 
1136. 

Wallersches    Gesetz  202. 

Wandertrieb,  Mutismus  bei 
einem  mit  W.  behafteten 
Migranten  907. 

Wanderzustände,  patho- 
logische 980. 

Wärmeleitung  und  Nar- 
kose 99. 

Wärterfrage  1182. 

Warzenfortsatz,  Gefahr 
der  Hirnhautblutungen  bei 
Operationen  am  538. 

Wasserspinne,  Reaktion 
der  auf  Licht  181. 

Wechselstrom,  Verletzung 
durch  761. 

Wehenkrisen  bei  einer  Ta- 
bikerin  417. 

Weigertsche  Neuroglia- 
präparate,  Gründe  man- 
gelhafter Haltbarkeit  der 
und  Wiederherstellung  ab- 
geblaßter 4. 

We  i  n  i  n  g  e  r  s  Werk  und  Per- 
sönlichkeit  1130. 

Weinkrämpfe,  Pathogene- 
se der  303. 

Westphal-Strümpell- 
sche  Krankheit  232. 

Whitmann,  Walt  W.  1154. 

Willenaakt  118. 

Willensbewegung,  der 
zeitliche  Verlauf  der  78. 

Willensfreiheit  und  Psy- 
chopathologie 924. 

—  Moral,  Strafrecht  und 
1100. 

Winterschlaf  100. 
Wirbelgeschwülste  695. 
Wirbelsäule,     Erkrankun- 
gen der  267  ff. 

—  Affektion  der  bei  Tabes 
417. 

—  Chirurgie  der  864. 

Wirbelsäulen  Verstei- 
fung,  chronische  ankylo- 
sierende 270. 

Wochenbett,  Neuritis  pu- 
erperal ia  648. 

—  Tetanie  im  710. 
Wortblindheit  361,  362. 
Worttaubheit   mit  Blind- 
heit und  Hemiplegie  362. 


Y. 

Yohimbin  779. 


Zahleneinfälle,  Psycho- 
Analysen  von  948. 

Zahnbildung  in  entwick- 
lungsgeschichtlicher Be- 
ziehung 97. 

Zahnheilkunde  und  Ner- 
venkrankheiten 301. 

Zauberbücher,  moderne 
1139. 

Zehenphänomen,  Strüm- 
pellsches  331. 

Zehenreflex  327. 

Zeichensprache,  Verlust 
der  bei  einem  Taubstum- 
men nach  Schlaganfalleo 
365. 

Zentralnervensystem, 
Bau  des  beim  Affen  26. 

—  Sauerstoffbedürfnis  des 
bei  Seetiereu  76. 

Zerebrale  Kinderläh- 
mung 645. 

Zerebrospinalfliissig- 
keit,  Einfluß  des  Druckes 
der    auf    den     arteriellen 
Druck  110. 

—  cytodiagnostische  Unter- 
suchung der  304,  305,  306. 

—  die  „cellules  claires"  in 
pathologischer  115. 

—  Nachweis  des  Gholins  in 
der  mit  dem  Polarisations- 
Mikroskop  106. 

—  Fleischmilchsäure  in  der 
bei  Eklampsie  687. 

—  Fehlen  der  Glvkose  in  der 
107. 

—  Untersuchung  der  bei  epi- 
demischer Genickstarre  461. 

—  Verhalten  der  bei  experi- 
mentellem Ikterus  108, 111. 

—  Verhalten  der  bei  tuber- 
kulöser Meningitis  499, 500. 

—  Beziehungen  der  Syphilis 
zur  Lymphocytose  der  437. 

Zeugenaussagen 
Schwachsinniger  1171. 

Zeugenvernehmung,  Re- 
formvorschläge zur  1180. 

Zirbeldrüse,  Funktion  der 
124. 

—  Histologie  der  60. 

—  Beziehungen  der  zur  Akro- 
megaüe  739,  740. 

—  Beziehungen  der  zur  Base- 
dowschen Krankheit  734. 

—  bei  Kretinismus  1032. 

—  Tumoren  der  522. 

—  Hypophysengang- 
geschwülste  226. 

—  Tuberkulose  der  280. 


Sachregister. 


1257 


ZirkulfttioD,  Einfluß  von 
Bädern  auf  die  783. 

Zola  über  Homosexualität 
1156. 

Zoophobie  956. 

Zuckungshöhe  des  Mus- 
kels bei  wechselnder  Unter- 
stützung 158. 

—  .  Abhängigkeit  der  maxi- 
malen des  ausgeschnittenen 
Muskels  von  der  Lage  der 
Reizstelle  157. 


Zunge,  Atrophie  der  bei 
juveniler  Muskeldystrophie 
615. 

Zurechnungsfähigkeit 
1165flf. 

—  verminderte    1169,   1171. 

Zwangserzichungsan- 
st alten,   individuelle  Er- 
ziehung  der  Insassen   von 
933. 

Zwangsvorstellungen 
959,  974. 


Zwangszustände,  psychi- 
sche 1014. 

Zwischenkiefer,  Fehlen 
des  bei  einem  menschlichen 
Schädel  257. 

Zwischenstufen,  Jahrbuch 
für  sexuelle  1150. 

Zyklotherapie  der  sexuel- 
len Neurasthenie  823. 

Zytodiagnose  304,305,306. 


Namenregister. 


bezeichnet  Arbeiten,  welche  sich  im  Literatur -Verzeichnis  finden,  aber  nicht  referiert  sind. 


Aall  672*. 

Aaron  840*. 

A  b  a  d  i  e  405*,  41 7, 46 1  *,  700*, 

722*,  840*,  1062*. 
Abba  474. 
Abbe  877*. 

Abbot  247*,  457.  1182*. 
Abclsdorff  7*,  377. 
Abderhalden  461*. 
Abogado  461*. 
Abraham,  K.  877. 
Abrahamaon     556*,    567*, 

587*,  610,  1049*. 
Abrami  489*. 
Abrams  278*,  652*. 
Acchiote  559*. 
Ach  908*. 
Achard    437*,     652*,    947, 

1046*,  1049*. 
Achelis  165. 
Acker  204*. 
A  Costa  461*,  825*. 
Acquaderni  502*. 
Acuff  488*. 
Aczel  462*. 
Adachi  247*. 
Adam,  A.  7*. 
Adamkiewicz  118,  377. 
Adams  488*,  700* 
Adler  211*,  948. 
Adolphi  247*. 
Aeschbacher  101*. 
Agababow  1*. 
Agapow  511*. 
Agasse-Lafont  276. 
Agatston  488*. 
Aiello  1062*. 
Aievoli  278* 
Aikin  278*. 

Akerblom  1097*.  \ 

Alberici  933*.  ' 

Albert  768*.  i 

Alberti   672*,    933*,    1025, 

1039. 
Albös  937*. 
Albrand  377,  378. 
Alb  recht   368,    672*,    767*, 

1089. 


Albu  806,  877*. 
Alcock  169,  462*. 
Aldabalde  557*,  659* 
Alderton  840*. 
Alejandro     San     3Iartin 

840*. 
Alcssandri  524. 
Alessi  116*,  753*. 
Alexander,   A.    182*,   832. 
Alexander,  B.    204*,  370*, 

550*,  908*. 
Alexander,    G.     69,    204*, 

276,  624*,  865,  925. 
Alexander,  H.  1208. 
Alexander,  I.  840*. 
Alexander,  M.  I.  672*.        i 
Alexander,  W.  868. 
Alexander-Schäfer  908*, 

926. 
Alfaro  1049*. 
Alfewsky  54. 
Alger  1017*. 
Algeri  1182*. 
Algyogyi  559*. 
V.  Alimonda  809*. 
Aliotta  908*. 
Allaeys  877*. 
Allaire  624*. 
Allanic  652*. 
AUard  780*. 
Allaria  101*. 
Allbutt  877*. 
Allen    8*,    475,    556*,    598, 

652*,  687,  933*,  1090*. 
AUis  247. 
Allison  410*. 
Allounes  909*,  933*. 
Allvn  358*. 
Alm  ei  da  772*,  1049*. 
Alpago  Novelle  462*. 
Alpert  251*. 
Alquier  190,  204*.  565,  632, 

745,  1062*. 
Alrutz  74. 
Aisted  825*. 
Alt  370*    488*,    545,    624*, 

892,  1158*,  1182*,  1205. 
Alter  773,  839. 
Altmann  448,  840*.  i 


Alvaro    GuimarfCes    205*. 
Alves  de  Lima  278*. 
Alzheimer  933*,  1062*. 
Amaducci  278*. 
Amako  933*. 
Amaldi  462*. 
Amantini  406*. 
d'Amato  182*,  197. 
Ambard  104. 
Amberg  247*. 
Ambrosio  652*. 
Araenitzki  2^8* 
Ament  909*. 
Amerlinck  462*. 
Am  et  475. 
V.  Ammon  370*. 
Anda  825*. 
Anders  672*,  767*. 
Anderson  177,   278*,  437*, 

491* 
Andre  26. 
Andreotti  1090*. 
Andrews  925,  933*. 
Andriezen  74,  933*. 
Angelis  1033*. 
Angell  279*,  753*,  909*. 
Angelvin  652*. 
Angersbach  909*. 
Angheben  840*. 
Angier  180,  181,  462*. 
Angiolella934*,948,1090*. 
Anglade    202,    205*,    279*, 

355*,  370*,  391*,  5 11*,  567*, 

672*,  713*,  934*. 
Anka  863. 
Ansaldi  909*. 
Ansalonc  54. 
Antheaume  1090*. 
Anton  587*,  949. 
Antonelli  870*,  878*. 
An  ton  in  277,  355*,  995. 
Antonini  878*,  1164*. 
Antony  279*. 
Aparicio  531*. 
Apetz  370*. 
Appel  247*. 
Appleton  1090*. 
Aquilar  878*. 
Araki  984*,  1158* 


Nameoreglster. 


1259 


Arantes  Pereira  462*. 
Aratarit  1182*. 
Arbeit  1*. 
Archambault     45,      279*, 

1175. 
Arehibald  672*. 
Argelli^s  840*. 
Argentina  462*. 
Argiitinsky  735. 
Armand  722*. 
Armand-Delille  297,391*, 

722*. 
Arniour  753*. 
Armstrong  934*. 
Arndt  949. 
Arneill  462*. 
Arneth  713*,  909*. 
Arnheim  279*,  689. 
Arnold  909*. 
Arnolds  406*. 
Arnsperger  840*. 
Arnstein  538. 
Aronade  1049*. 
Aronheim  757,  901. 
Aronson  683. 
Arquembourg  462*. 
Arrighi  825*. 
Arruda  Sampaio  462*. 
Arthur  1182*. 
Arullani  406*. 
Asai  8*. 
A8chaffenburg909*,1158*, 

1160*. 
Aschoff  8*. 
Ascoli  531*. 
Ashby  298,  700. 
Ashdowne  247*. 
Asher  167. 
Ashley  1062*. 
Ashiey-Emile  878*. 
As  hm  e  ad  462*,  878*. 
Aslecki  462*. 
Asmus  370*. 
Assicot  1063*. 
Assinger  818*. 
Astwazaturow    567*,   698. 
Atchinson  462*. 
Atgier  247*. 
Athias  34,  59. 
Atkinson  1158*. 
Attilio  205*. 
Atwood  462*. 
Aubertin  462*,  474. 
Aubineau  383,  719,  755*. 
Auchc  549. 
Audan  809*. 
Audenino  1017*,  1062*, 

1090*. 
Audibert  310,  625*. 
Audiffrent  1049^  1090*. 
Auer  111,  161,  909\ 
Auerbach  8*,  302,  367,  860. 
Auf  der  Maur  571*. 
Auffret  722*,  840*. 
Aurand  550*. 
Ausset  426*,  610*. 


Austin  462*,  825*. 
Austregcsilo  700*. 
Autour  285*. 
Auziinour  1090*. 
Aveta  652*. 
Axenfeld  379,  865. 
Axhausen  681. 
Axisa  543. 
Axmann  652*,  815. 
Aver  1182*. 
Azema  559*,  934*. 
Azevedo  Sodro  279*,  406*, 

672*. 
Azoulay  8*. 
Azuma  488*. 


Bäärnhielm  841*. 

Babäk  75. 

Babbaux  849*. 

Babcock  247*,  878*. 

Babel  101*. 

Babini  722*. 

Babinski  279*,  297,  330, 
344,  379,  425,  548,  559*, 
561.  567*,  598,  610*,  624*, 
634,  645,  652*,  700*,  708, 
717,  721,  747,  753*. 

Bablcr  556*. 

Babonneix  474,  779. 

Bach  119,  177,  758. 

Bachmann  600*,  800. 

Bacon  495,  531*,  878*. 

Baculo  70*. 

Baduel  406*. 

Baer,  L.  119. 

Baginsky,  A.  652*. 

Buginsky,  B.  759. 

B.agliano  878*. 

Baglioni  70*,  76. 

Bahrdt  437*,  488*. 

Bailoy  461,  489*,  531*,  672*, 
841*. 

Bain  802. 

Bainbridge  171,  295*,  310. 

Baird  147*,  1075. 

Baker  587*. 

Bakhtiaroff  878* 

Balakian  624*. 

Balas  841*. 

Balassa  753*. 

Baldenweck  677*. 

Baldi  16*. 

Baldwin  279*.  406*,  749*. 
909*. 

Balfour  462*,  -190*. 

Balika  672*. 

Balint  624*. 

Bull  531*.  722*. 

Balhincc  848*. 

Ballot  279*,  563,  652*.  713*, 
722*,  740,  909^^,934.  1019*, 
1062*.   1203. 

Balügh  304,  1168. 

Baiser  1185'-'. 


Baltus  41. 

Balzer  462*. 

Bancel  481. 

B  an  Chi  8*,  54,  205*. 

Banchieri  462*. 

Bändel  247*. 

Bangs  279*. 

Bar  531*,  672*,  841*. 

Bäräny  279*,  925.  928. 

Barbier  789. 

Barbieri  8*,  101*. 

Barbour  489*,  599*. 

Barcia  (/aballero  934*, 

1158*,  1182*. 
Barcia  PMeizegui  672*. 
Barclay  818*. 
Bard  173,  379,  587. 
Bardeen  8*,  247*. 
Bardenheuer  841*. 
Bardesco  878. 
Barfurth  42. 
Bargain  934*. 
Bark  er  723*,  841*,  890. 
Barlatior  489*. 
Barlay  370*. 
Barnabo  8*. 
Barnard  713*. 
Barnbill  531*. 
B  a  r  n  e  s  241 .  462*.  489*,  878*, 

906,  969*,  1078. 
Barnhill  841*. 
Baroch  772. 
Baron  406*   462*. 
Baronio  723*. 
Barunis  65'2*. 
Barot  825*. 

Barr  502*.934*,  1017*,  1182*. 
Barrat  lÖl*. 

Barrett  434, 502*, 511  ♦,934*. 
Barrovecchio  320. 
Bart  462*. 
Bartel  224. 

Barth  147*,  632,  633,  878*. 
Bartholow  878*. 
Bärwald  909*. 
BarwoU  279*. 
Bary  934*,  1158*. 
Basch(»  8*. 
Baskin  818*. 
Basier  179. 
Bass  622. 
Bassenge  780*. 
Bassi  949,  1090*. 
Bassoe  462*. 
Bastianclli  624*,  749*. 
Bastogi  279*. 
Bath  8*. 
Batista  878^ 
Battaglia  182*. 
Battelli  104. 
Bat  ton  279*,  316. 371*,  550*, 

599'',  624^  672*,  723^,  909*. 
Baudot  574*,  809*. 
Baudouin  248*,  250*.  561* 

1090*. 
Baudron  567*. 


1260 


Namenregiflter. 


Baudry  370*. 
Baudiiv  624*. 
Bauer  417,  611*,  625*,  700*, 

723*,  1090*,   1176. 
Baugh  949. 
Baum  105. 
Baumann  500,  605. 
Baumeister  611*. 
Baumgarten  406*,  652*. 
Bäumler    511*,  625*,  753*. 
Bauschke  406*. 
Bayerl  950. 

Bayerthal  248*,  494, 1182*. 
Baylac  406*,  611*. 
Bayon  2,  3,  1032. 
ßeach  1017*. 
Bean  8* 

Beard  370*    652*. 
Beauchamp  8*. 
Beaochant  205*. 
Beaulieu  531*. 
Beaurieux  70*. 
Bechet  672*. 
V.Bechterew  120, 121,279*, 

306,    307,    328,    364.    420, 

611*,713*,  718,  909*,  934*, 

950,  951. 
Beck,  C.  841*,  876. 
Beck,  G.  161,  280*. 
Becker  1158*,  1177. 
Beckhard  263. 
Beckurts  767* 
Beddard  8*,  611*. 
Beddies  776. 
Beddoe  248*. 
Beduschi  248*. 
Beebe  462*. 
Beerwald  776,  821. 
Beevor  8*,  280*,  611*. 
Begouin  611*. 
V.  Behm  433. 
Behr  205*,  287*. 
Behrends  205*. 
Behrendt  1182*. 
B  ejarono  355*. 
Beintker  599*. 
Beitzke  122. 
Belardi  489* 
Belin  Sarmiento  909*. 
ßeliug  1090*. 
Belke  437*. 
Belkowski  744. 
Bell  462*,  556*,  909*   934*, 

1017*. 
Bellander  672*. 
Bellanger  1090*. 
Bellet  170,  248*,  312. 
Belletrud  1204,  1217. 
Bellin  491*. 
Bellini   878*,    1090*,    1157, 

1158*. 
Belloni  248*. 
Bellot  189,  191. 
Belmondo  1196, 
Belot  809*. 
Bclski  280*. 


Beitran  1050*. 

Benaki  430*. 

Benda,  C.  8*. 

Benderski  818*. 

Bendix  723*,  1090*. 

B  e  n  e  c  k  70*. 

Benedict    168,  280*,  462*, 

700*,  841*. 
Benenati  280*,  486*. 
Beni-Barde  670. 
Ben  nett  370*,  809*. 
Benöhr  371*. 
Benoit  280*.  780*,  809*. 
Benon  934*. 
Bentall  674*. 
Bentley  909*. 
Benton  462*. 
Bentz  672*. 
Berard  531*. 
Bercio  1136. 
Beresnitzki  878*. 
Bereatovisky  280*. 
Berg  462*,  700',  825*,  841*. 
Bergen  774,  778. 
Bergen  9*. 
Berger,  A.  280*,  402,  649. 

841*. 
Berger,  C.  379. 
Berger,  E.  371*,  934*. 
Berger,  H.  9*,  70*. 
Berger,  P.  625*,  713*. 
Berghinz  595*. 
V.  Bergmann  248*,  280*. 
Berillon  878*,  909*,  1090*. 
Berkeley  488. 
Berliner  9*. 
Berling  1183*. 
Berlit  371*. 
Bernabeo  574*. 
Bernand  574*,  611*. 
Bernard  430*. 
Bernardi  492*. 
V.  Bernd  244. 
Bernhard  625*. 
Bernhardt   417,   582,    641, 

643,  809*,  934*. 
Bern  heim   652*,  763*,  902, 

930. 
Bernstein,  158,  489*,  839, 

909*. 
Berry  462*,  489*. 
Bertarelli    193,   462*,  474. 
Berteis  723*. 
Berthelot  182. 
Bertier  280*. 
Bertillon  1183*. 
Bertin-Sans  177. 
Bertolotti  280*,  329,406*, 

562. 
Bertozzi  280*. 
Bertran  809*. 
Bertz  1154. 
Besley  672*. 
Bessmertny  167. 
Besson  749*. 


Besta    9*,    41,    182*,    396, 

462*,  463*,  464*,  707, 1017*. 
Bethe  9*,  70*,  76,  148*. 
Bettencourt  462*. 
Betti  672*. 
Beulwitz  1155. 
Beuschotan  531*. 
Bewley  594. 
Beyer  69,   277,    280*,    773. 

804. 
Beyne  168. 
Bia^i  248*,  280*. 
Bi  an  Chi  44,48,  625*,  878*, 

909*,  934*. 
Bianchou  652*. 
Biancone  511*,  934*,  1139, 

1158*. 
Biaute  934*. 
Bibrowicz  669,  865. 
Bickel  77,  122. 
Bickham  841*. 
Biddle  934*. 
Bidlot  749*. 
Bidon  559*,  652*. 
Biedermann  172. 
Biedrichson  653*. 
Bieling  878*. 
Bielschowsky  3,  188,  371*, 

1218. 
Bleu  219. 
Bienfait  653*,   753*,  780*. 

809*.  878*,  1158*. 
Bier  870. 

Biereno  de  Haan  909*. 
Bietti  183*. 
Bikeles  136,  137. 
Billard  170,  280*,  312,464*. 
Billaud  574*. 
Billings  437*,  463*,  475. 
Billington   1078. 
Binder  909*. 
Binet  70*,  910*,  934*,  935*, 

1017*,  1090*. 
Binet-Sangle  931. 
Bing  301.  321.  410*,  413. 
Binswanger    1091*,   1183*, 

1193. 
Biomatrics  9*. 
Biondi  625*. 
Birch-Hirschfeld  379. 
Birdt  489*. 
Birkenholz  406*. 
Birnbaum  935*,  1091*. 
Biros  1050*. 
Bischoff  930,  935,  1180. 
Bischofswerder  355*. 
Bispinck  672*. 
Bissauge  511*. 
Bittorf  240,  411,  574*,  646. 
Blaber  458. 
Black  248*. 
Blagoweschtschcnski 

371*. 
Blair  841*. 
Blake  280*,  723*. 
Blakeman  9*. 


Namenregister. 


1261 


Blanc  653*. 
Blanche-de-la-Koche 

653*. 
Blanchini  1183*. 
Blanchon  878*. 
Blanda  626*,  935*. 
Blank  841*. 
Blaschek  343,  531*. 
Blasi  782*. 

de  Blasio  1001*,  1132. 
Bleibtreu  364,  736,  772. 
Bleier  366. 
Blencke  408*,  600*. 
Bleuler   903,   910*,    1159*, 

1193. 
Bleyer  910*. 
Blin  206*,  1092. 
Blind  759,  766. 
Bliss  24S*,  597.  649. 
Bloch,  I.  1091*. 
Bloch,  L.  468*,  746. 
Bloch,   M.    161,   573,   749*, 

910*. 
Blocher  1091». 
Blois  817. 
Bloom  672*. 
Blum,  F.  878*. 
Blum,  L.  200*,  492*,  623. 
Blumenau  56,  183*. 
Blumenstock  2^8*. 
Blumenthal,  M.  263. 
Boas  907. 
Bochenek  9*. 
Boeckel  841*. 
Boedeker  1066. 
Boeder  780*. 
Boege  525. 
Boemans  935*. 
Boenninghaus  362. 
Boerma  835. 
Boettiger  563*. 
Bogdan  1153* 
Bogdanoff  909*,  910». 
Böger  271. 
Boggiano  355*. 
Böhmig  762. 
Bohn  77. 
Bohne  463*. 
Boidard  1062*. 
Boinet  810.  458,  574*,  625*. 
Boisseau  du  Kocher  809*. 
Boissonnas  706. 
Bokay  841*. 
Bökelmann  891. 
Bokenham  809*. 
Boldt  556*,  841*,  951. 
Bolduan  454. 
Bolk  9*. 
Bolognesi  211*. 
B ölten  280*. 
Bolton  951,  1210. 
Bombarda      935*,     1046*, 

1050*,  1091*.  1159*i  1183*. 
Bombes  de  Villieres  683. 
Bomby  767*. 
Bomugat  653*. 


Bonain  538. 
Boncourt  952. 
Bond  70*   809*,  952. 
Bonfigli  753». 
Bonger  1091». 
Bongiovanni    183*,    473*, 

813*,  817. 
Bonhöffer  205»,  935*,  1054, 

1091*. 
Bonhomme  1062*. 
Bonjour  905. 
Bonnamour  469*. 
Bonnefoy  809*. 
Bonn  es  210*,  737. 
Bonnet  841*,  879*,  910*, 

1187*. 
Bonnette  935*,  1091*. 
Bonney  22*. 
Bonniat  561*. 
B  o  n  n  i  e  r  1 16*,  280*,  803, 324, 

346,  910*. 
Bonniot  288*,  715*. 
Bonnus  721. 
Bonvicini  363. 
Boodin  910*. 
Boon  566. 
B 0 o th  280*,  531*,  723*, 825*, 

1146. 
Borchardt  511*,  530,611*, 

841*,  865. 
Borchert  9*,  60. 
Borel  463*,  1171,  1183*. 
Bormans  474. 
Born  879*. 

Bornait-Legueule  284*. 
Bornemann  371*. 
Bornstein  393,  416,  566. 
Borowikow  280*. 
Boruttau    116»,   148*,   163, 

166. 
Bösbauer  1183*. 
Bosch  511*. 
Boss  775. 
Boss  au  280*. 
Bossuet  841»,  843*. 
Botey  531*. 
Bottazzi  148». 
Botti  148*. 
Bottomley  841*. 
Boucard  910*. 
Bouchacourt  626*. 
Bouchaud   308,   362,   545*. 
Bouche  426*,  879*. 
Bouchet  463*. 
Boudet  574*. 
Boulanger  625*,  841*. 
Boulay  280*. 
Boulud  761. 

Bouman  148*,  723*,  935*. 
Bourdon  70*,  281*,  355*. 
Bourgeois  560*. 
Bourilhet  1208. 
Bournet  625*. 
Bourneville233,281*,463*, 

672*,    825*,    879*,    1017*, 

1030,  1183*,  1216. 


Bousquet  315,  672*. 

Boussenot  489*. 

Bouthelier  767*. 

Boutin  749*. 

Bouvier  531*,  841*. 

Bouygues  281*. 

Bowe  430*. 

Bowen  437*,  531*. 

Box  253*. 

Boxall  896. 

Boxich  1091*. 

Boyd  560*. 

Boye  470*. 

Boyle  1203. 

Bozzano  910*. 

Bozzi  841*. 

Bra  693. 

Brächet  9*. 

Brackebosch  248*. 

Bradford  248*,  842*. 

Bradley  28,  248*,  673*. 

Hradshaw  595. 

Brady  531*. 

Braillon  489*. 

Brainerd  463*. 

Bramwell  281*,  357*,  365, 

366,  391*,  463*,  511*,  531*, 

550*,  568*,  574*,  587*,  611*, 

693,  818*,  879*. 
Brand  eis  486*. 
Brandon  842*. 
Brandt  406*. 
Branson  825*. 
Brant  Paes  Lerne  511*. 
Brassary  1091*. 
Brassert  752. 
Bratz  694. 
Brauer  9*. 
Brault  205*,  244. 
Braun  281*,  519,  842*,  906, 

935*. 
Braune  1158. 
Braunschweig  379. 
Braunstein  723*,  778. 
Braus  33. 
Bravo  1159. 
Bregmann  248*,  281*,  406», 

423,  523,  560*. 
Breitmann  549,  910*. 
Brelet  937*. 
van  Brero  1061. 
Bresler   767*,  935*,   1159*, 

1183*. 
Breton  355*,489*,531*,834. 
Brettauer  673*. 
Brever  723*. 
Brew  281*. 
Breyre  625*. 
Briand  896,  1057. 
Brice  841*. 
Bridou  910*. 
Brieger  785,  786. 
Briggs  1050*. 
Brigham  1183*. 
Brinckmann  879*. 
Brings  776. 


1262 


Namenregister. 


Brink  673*. 
Brinkmann  809*,  818*. 
Briot  HO. 
Brissaud  248*,  281*,  551*, 

611*,  625*,  700*,  723*. 
Hrisson  879*. 
Bristow  842*. 
Britto  653*. 
Broadbent  1211. 
Broca489*,  653*,  753*,  809*, 

842*. 
Brechet  248*. 
Brock  32. 
Brockman  430*. 
Broden  463*. 
Brodmann  9*,  116*,  188. 
Hrodnitz  842*,  866. 
Broeekaert  205*.  625*. 
Broglio  426*,  545*,  588*. 
Brongniart  723*. 
Brook  842*. 
Brooks  437*,  505,  560*. 
Broschniowski  842*. 
Brouardel    767*,   1050*. 
Brower   486*,    574*,    598*, 

673*,     709,     809*,     879», 

935*,  1082,  1183*. 
Brown,  C.  H.  625*. 
Brown,  I.  E.  371*,  879*. 
Brown,  I.  M.  355*. 
Brown,  L.  1183*. 
Brown,  P.  K.  511*. 
Brown,  S.  600*,  673*,  693. 
Brown,    VV.  L.   489*,   551*, 

745. 
Browning   437*,   578,   579. 

879*. 
Brownrigg  511*,  935*. 
Bruandet  60. 
Brubaker  749*. 
Bruce  9*,   240,   502*,   568*, 

809*. 
Brück,  A.  842*. 
Brück,  0.  662. 
V.  Brücke   172,  179. 
Brückner  179. 
Brühl  205*,  246,  248*,  344, 

1062*. 
de  Bruin  545*,  701*. 
Bruine  Plooa  van  Amstel 

673*. 
Bruining  611*. 
Brumpt  463*,  825*,  901. 
Brunacci  10*. 
Brunei  510. 
Bruner  355*. 
Brunet  437*,  1185*. 
Bruni  10*.  135*. 
Brunn  er  910*.  1017* 
Bruno  776. 
Bruno n  463*. 
Bruns,  L.   205*,  391*,  527, 

565,  701*.  714*. 
Brunton  879*,  905. 
Brush  404,  692,  749*,  935*. 


Bryant    463*,     531*,     611*  I 

714*,  723*,  936*. 
Buch  319,  658*,  714*. 
Buchan  463*. 
Buchanan  714*,  1027,  1030. 
Buchholz  952. 
Buchwald  588*. 
Bück  673*. 
de    Bück    191,    203,    281*. 

391*,  567,  842*,  868,  935*. 

1062*. 
Buckiugham  438*. 
Buckman  566. 
Buerger  683. 
Bufarale  809*. 
Buffet-l)elmas205*,  511*. 
Bühler  165. 
BuisBon  1183*. 
Buist  653*. 
Bullard   205*,    673»,    842*, 

1017*. 
BuUock  842*. 
Bulson  371*. 
Bum  619. 

Bumke  9*,  58,  59,  935*. 
Bunch  353. 
Bunge  463*,  1159*. 
Buning  1159*. 
Bunzl  205*. 
Burch  809*,  818*. 
Burchard  907. 
Burckhardt  10*. 
Burford  879*. 
Burgaud  871. 
Burgdorf  430*. 
Burgess  953. 
Burgl  1159*. 
Bürker  159. 
Bürkner  900. 
Burnet  653*,711,9!0*,935* 

1017*,  1159*. 
Bums  730*. 
Burnwell  723*,  1159*. 
Burr  355*,  365,  566,  585, 

673*,  935*,  1017*. 
Burr  eil  574*. 
Burzio  1063*,  1088. 
Busch  701*,  780*. 
Buschan  70*. 
Bush  910*. 
Busi  281*,  489*. 
Büsing  463. 
Buss  790. 

Butler  430*,  663*;  879*. 
Butter  753*. 
Buttler  463*. 
Büttner  673*,  1091*. 
Buvat  667. 
Buxbaum  780*. 
Buxton  825*. 
Buy  1050*. 
Buy  IIa  463*. 
Buzzard  281*,  430*,  475, 

511*,  564,  611*,  625*. 
Bvers  687. 
Bykowski  10*. 


Byloff  463*. 
Bystrenine  170. 


Cabannes  663*,  714*. 

Cabaret  701*. 

Cabitto  935*.  953. 

Caboche  849*. 

Ca  de  749*. 

Cadwalader  475. 

Cagnetto  1*. 

Cahen  842*. 

yCajal  1*,  10*,  59, 199, 502*, 

910*. 
Cairns  723*. 

Calabrese  502*,  809*.  1030. 
Calderini  879*. 
Calkina  910*. 
Calmette  410*,  717. 
Ca  Ion  1091*. 
Calot  842*. 
Calvary  701*. 
Calwell  248*. 
Cambier  673*. 
Camerer  78,  1159*. 
Cameron  10*,  910*. 
Caminiti   183*. 
Camp  406*,  500. 
Campaua  545*,   549,   653*, 

723*,  1068*. 
Campbell,  A.  W.  205*, 

1219. 
Campbell,  C.  M.  1183*. 
Campbell,  H.  391*,  879*. 
Campbell,  W.  F.  842*. 
Campo  1159*. 
Camurri  463*. 
Camus  101*,  333,  549,  575*, 

654*,  956. 
Ca  n  dl  er  879*. 
Canfield  749*,  842». 
Cange  737. 
Cannes  1184*. 
Cannon  148*. 
Cantab  478. 
Cantas  860. 
Cantlie  842*. 
Cantü  723*. 
Capece  470*. 
Capelle  621. 
Capgras  935*. 
Capobianco  31,  101*,  879* 
Capparelli  42,  1220. 
Cappellani  653*,  842». 
Cappellettl  658* 
Capriati  611*,  809*. 
Caracciolo  10*. 
Caramano  653*. 
Caravaggi  489*. 
Carbone  753*. 
Carboneil  1050*. 
Cardamatis  489*. 
Cardoso  Fönte  714*. 
Carey  512*. 
Carles  531*,  653*. 


Namenregister. 


1263 


Carlgren  101*. 
Carlier  531*. 
Carlisle  1185*. 
Carlson  160,  165,  168. 
Garnes  809*. 
Carnot  101*,  475,  699. 
Carothers  673*. 
Carpenter  376*,  552. 
Carpentier  611*. 
Carr  556*. 
Carrel  545*. 
Carrier  1*,  1050*. 
Carrifere    305,    463*,    498, 

653*,  673*,  869. 
CarrondeIaCarri6re898. 
Cartaz  639. 
Carter  531*,  879*. 
Cartledge  514*,  842*. 
Gase  248*. 
Cassirer  302,  399,  402,  642, 

649,  673*. 
Gastagnari  511*. 
Gastellani  458. 
Castex  281*,  668*,  600*. 
Castiglioni  825*. 
Gastin  852*. 
Gastorina  489*. 
de  Gastro  281*. 
Gastroverde  825*,  842*. 
Gathala  749*. 
Gather  568*. 
Gathoire  625*. 
Gatola  395,  417,  420,  487, 

596*. 
Gattaneo  489*,  749*.  825*. 
Gatteil  910*. 
Gaudron  653*. 
Gaullery  1*. 
Gaussade  406*- 
Gautley  673*. 
Gauzard  560*. 
Gavaillon  205*. 
Gavalie  10*,  69,  148*,  172. 
Gavazzini  171. 
(^azalbou  463*. 
(yazeneuve  935*. 
Geccherelli  149*. 
Gecconi  149*,  281* 
Gelles  1183*. 
Geliier  568*. 
Geni    101*,   105,   396,  463*, 

464*,  600*,  693,  694,  1159*. 
Genter  880*. 
Geresoli  464*.  910*. 
Gerf  673*,  825*. 
Gerletti  10*,  186, 189, 1033. 
Gernezzi  842*. 
Gesarini  101*. 
Gestan     206*,     405.     511*, 

653^^,  1063*. 
Gevidalli  101*,  935*. 
Ghabot  910*. 
Ghaee  686. 

Ghaddock  281*,  327,910*. 
Ghagnon  1063*. 
Ghaillous  552. 


Ghaine  10*,  161,  162. 
Ghamberlain  910*. 
Ghambrelent  673*. 
Ghampeaux  70*,  653*. 
Ghamptassin  820*. 
Ghandezon  70*. 
Ghanning  281*,  1017*. 
Ghanoz  170. 
Gh-antre  248*. 
Ghapin  954. 
Ghappellier  1*. 
Ghaput  842*. 
GhardiQal371*,673*,1183*. 
Ghardon  673*,  1017*,  1019*. 

1063*. 
Gharles,  E.  673*,  701*,  885*. 
Gharles,  N.  673*,  842*. 
Gharon  880*. 
Gharpentier  809*,  1051*. 
Gharron  1183*. 
Gharteris  767*. 
Ghase  281*,  936*,  954. 
Ghassevant  101*. 
Ghatterjee  464*. 
Ghauffard  281*,  342,406*, 

452,  489*. 
Ghaumier  1011. 
Ghaussat  723*. 
Ghavanne  843*. 
Ghavigny  281*. 
Gheinisse  299. 
Gheney  489*. 
Gherefeddin  Bey  248*. 
Ghevallier  281*. 
Ghevrier  862. 
Ghevrotier  122. 
Ghiadini  438*,  464*. 
Ghiari  511*,  611*. 
Ghiarini  149*. 
Ghiarugi   10*. 
Ghichester  880*. 
Ghidichimo  135*,  836. 
Ghild  116*. 
Ghio  10*. 
cniipaiilt  843*. 
(^hiray  206*. 
(vhraielewska  536*. 
Ghochlowkin  438*. 
Ghocreaux  1183*. 
Ghollet  1183*. 
Gholmeley  511*. 
Ghotzen  936*. 
Ghretien  742. 
Ghristens  105. 
Christian  70*,   1073,  1195. 
Christiani  101*,    106,   887. 
Christiansen    486*,    600*, 

843*. 
Christiso n  880*.  936*. 
Chris ty  464*,  465*. 
Church  281*. 
Chvostek  710. 
Ciaccio  183*,  197. 
('iampolino  556*. 
Gieren  601*. 
(Jifuentes  843*. 


Gima  281*. 
Gimbal  936*,  1033*. 
Ginotti  625*. 
Gisneros  531*. 
Gitelli  714*. 
Gitron  106. 
Cizler  868. 
Glair  248*. 
Glairborne  489*. 
Glairmont  723*,  829. 
Glaisse  489*. 
Glapar6de282*,  318,  371*, 

910*,  923,  929. 
Glapham  406*. 
Clapits  489*. 
Glar  802. 
Clark,  L.  P.  245,  640,  714*, 

843*,  880*. 
Clarke,  H.  L.   673*,   810*. 
Clarke,    I.    M.    243,    464*, 

556*,  560*,  653*. 
Clarke,  R.  W.  14*,  58. 
Claude    206*,    891*,    464*, 

738. 
Claus  936*. 
Clegg  531*. 
Clemens  282*. 
Clement  327,  572,  880*. 
Clemin  910*. 
Clergier  1063*. 
Gleva  653*. 
Glopatt  282*,  607. 
duzet  164,  165. 
Coats  371*. 
Cocaign  248*. 
Coceard  1091*. 
Coclet  843*. 
Goddou  Ortiz  843*. 
Codeluppi  1091*,  1159*. 
Codet-Boisc  714*. 
Godman  843*. 
Coehn  101*. 
(^oenen  843*,  935*. 
Goffey  10*,  502*. 
Cogg'i   10*. 
Cohen     101*,     438*,     461*, 

673*,  825*. 
Cohn,  G.  371*. 
Cohn,  M.  406*,  438*. 
Cohn  T.  296,  611*. 
Cohnheim,  P.  348. 
Coignard  663*. 
Gole   497,   818*,   897*,   954. 
Colella  625*. 
Golem  an  489*. 
Colin  1203. 
Co  IIa  880*,  899. 
Colles  455. 
C olle t  211*, 248*, 355*, 615*, 

671,  880*. 
Collier  282*,  502*, 518, 673*, 

880*. 
C ollin,  R.    10*.    23*.    184*, 

192,  219. 
Collings  430*,  506. 


1364 


Namenregister. 


Coli  ins  371*,  460,  617,718, 

780,  748,  829,  880*,  1050*. 
Collomb  486*. 
Oollon  417. 
Cülolian  1036. 
Colombani  870. 
Colombo  815. 
Colon  248*. 
Colorni  674*. 
Coluccl  11*,  983. 
Colver  512*. 
Colwell  625*. 
Combe  282*,  674*. 
(vombeleran  611*. 
Com  bemale  880*. 
Comberlan  1063*. 
Comby  248*,  282*,  297, 611*, 

723*,  1017*,  1183*. 
Comessatti  464*. 
Comisso  843*. 
Compaired  502*. 
Compte  469*. 
Condulmer  653*. 
Conor  667. 
Cousiglio  653*,  936*. 
Contet  818*,  822. 
Cook  464*,  831,  843*. 
Cooksey  674*. 
Coolidge  714*. 
Coopmann  406*. 
Copp  674*. 
Coppez    355*,     554,     560*. 

758. 
Coquot  229. 
Corbet  911*. 
Cordero  653*. 
Coreleu  936*. 
Coriat  106. 
Coriveaud  355*. 
Corlett  282*. 
(^rned  1091*. 
Cornelius  822,  880*. 
Cornell  611*. 
Corneloup  901. 
Com  et  282*. 

Corning  714*,  911*.  936*. 
Coronat  371*. 
Coronedi  723*. 
Corsini  101*,  287*. 
Coryllos  206*. 
Cosmettatos 220,371*,  380. 
Costa  Ferreira  248*. 
Costil  880*. 
Cotte  464*,  749*. 
Cutter  723*. 
Cot  ton  954,  1017*. 
Cottral  701*. 
Couffon  936*. 
Coulonjou      1050*,      1068, 

1204. 
Councilman  438*,  459. 
Courcel  880*. 
Courjon  818*. 
Courmont  282*,  368,  464*. 
Cüurtade  149*,  809*,  810*. 


Courtaul  t  753*,  1159*. 
Courtellemont  372*,  406*, 

464*,  642. 
Courten  914*. 
Courtet  248*. 
Courtier  911*. 
Courtin  848*. 
Courtney  282*,  407*,  698*. 
Couteaud  577. 
Couvreur  122. 
Cova  674*. 
CoviUe  843*. 
Co  wie  955. 
Cox  531*,  574*,  693. 
Crafts'512*. 
Craig  911*. 
Crambade  653*. 
Cramer  A.   506,   703,  936*, 

1167,  1184*. 
Crane  810*. 
Creed  880*. 
Creel  880*. 
Cremer  149*. 
Cremieux  282*. 
Cresi  11*. 
Crevatin  11*. 
V.  Criegern  625*. 
Crile  761. 
Crinon  826*. 
Crisafulli  1063* 
Crispin  863. 
Crispolti  653*. 
Cristalli  674*. 
Cristiani  1184*, 
Cristoforetti  464*. 
Crittenden  464*. 
Croce  574*,  859. 
Crocq  282*,  430*,  611*,  653*, 

714*,  723*,  880*,  936*. 
Cr  oft  282*. 
Croner  424. 
Crooksbank  936*. 
Crossen  625*. 
Cr ot her 8  464*,  91 1»,  1050*, 

1057,  1091*,  1159*,  1184». 
Crouzon  360,  417,  756. 
Crozier  464*. 
Cruchet    282*,    489»,    606, 

611*,  634,  653*,  657»,  666, 

717,  826*,  942*. 
Crutcher  282*. 
Cryer  248*. 
Csillag  464*. 
Cueto  653*,  843*,  1038*. 
Cuille  828*. 

Culberston371*,531*,551*. 
Cullere  936*,  955,  1203. 
Cullum  1184*. 
Cumberbatch  489*. 
Cuneo  26,  267,  840*. 
Cunningham  582*. 
Cupler  496. 
Cuq  880*. 
Curcio  70*,  1060*    1091*, 

1159*. 
Curl  500,  728*. 


Currie  473*,  1033*. 
Curschmann  307,  818,  416, 

421, 438*,  592, 620, 646, 648, 

720,  723*,  737. 
Curtis  843*. 
Curtius  438*,  449. 
Cuscaden  674*. 
Cushing  843*.  857,  863. 
Cutler  873. 
Cutore  11*,  249*. 
Cutter  407*,  1184*. 
Cuyer  911*. 
Cuylltis  1184*. 
V.  Cyon  11*. 
Czarnecki  909*. 
Czerny  848*. 

D. 

Dabney  532*. 

Dabout  1159*. 

Daddi  149*,  708. 

Dagonet  188. 

D ahmen  489*. 

Dahl  936*. 

Daiche  1050*. 

Dale  171. 

DaU'Acqua  11*. 

Dallas  674*. 

Daily  626*. 

V.  Dalmady  778. 

Dalne  653*. 

Dalrymple  826*. 

van  Dam  626*. 

Damann  464*. 

Damaye   206*,   512*,   936*, 

946*  956, 1011, 1077, 1078. 
Damoglou  880*. 
Dana  282*,  556*,  674*,  880*, 

936*,  1033*,  1063*,  1184*. 
Dancourt  663*. 
Dangerfield  464*. 
Daniel  1091*. 
Daniels  749*. 
Danilewskv  123,  149*,  162, 

169,  178.  ' 
Danlos  626*. 
Dannemann  936*.  1159*, 

1168. 
Darcane  936*. 
Darcanne  1063*. 
Darcanne-MuroQx  1063*. 
Dargein  611*,  654*. 
Darier  464*. 
Darkschewitsch  648. 
Darnall  936*. 
Daubner  1091*. 
Dauchez  430*. 
Dauriac  911*. 
David  986*. 
Davidsohn  785. 
Davidson    111,  282*,  611*, 

674*.  826*. 
Davies  911*. 
Davis  11*,  206*,  460,  502*, 

684,  1091*. 


Namenregister. 


1265 


Dawson  149*. 
Day  532*. 
Dean  74^. 
Debaut-Moncir  llö*. 
Deb^ve  502*. 
Bebove   206*,  723*,  1091* 
Debray  285J*,  1184*. 
Decherd  371*,  880*. 
Decorge  911*,  1091*. 
Decroly  282*,  512*,  1091*. 
Decsi  936*,  1087. 
Dedjurin  723*. 
Degallier  932. 
Deganello  137. 
Degenkolb  1017*. 
Dehon  492*. 
Deiaco  464*. 
Dej ardin  843*. 
Dejerine   333,   371*,    407*, 

580, 61 1*,  626*,  674*,  1033*. 
Deineka  1221. 
Deiters  1184*. 
De  läge  149*. 
Delamare  11*. 
DeUnglade  626*. 
Delattre  880*. 
Delbet  843*. 
Delcourt  249*,  438*. 
Delcros  574*. 
Delearde  466*. 
Deleilo  206*. 
Delestre  1169*. 
Delfino  206*. 
Delfosse  656*. 
Delherm  810*,  814, 
Delie  464*,  1091*. 
Delille  723*. 
Delion  699. 
Delius  880*. 
Delmas  205*,  1159* 
Delmer  674*. 
Delneuyille  654* 
Delor  826*. 
Delsaux  532*,  848*. 
Delvoie  843*. 
Demaillasson  880*. 
Demargue  723*. 
Demelin  6*i6*,  880*. 
Demetriua  724*. 
Demonchy282*,880*,911*. 
Dench  532*,  543. 
Deniker  1092*. 
Deninger  249*. 
Denis  531*. 
Dennert  249*. 
Dent  1207. 
Deny  654*,  936*,  956,  1063*, 

1184*. 
Depage  843*. 
Derby  371*. 
Dercum  206*,  394,435,576*, 

654*,  756,  1082,  1184*. 
Dericq  1184*. 
Deroubaix  191,  281*,  619, 

842*,     936*,     956,    1063*, 

1184*. 


Dersilie  489*. 
Desaunais-Guermar- 

quer  937*. 
Descarpenties  407*,  575*, 

580,  844*. 
Deschampes  654*. 
DeschmaDn  844*. 
Descos  489*. 
Desgeorges  1017*. 
Desplata  512*. 
Desqueyroax  411*. 
Dessart  826*. 
Dessauer  856*. 
Dessoir  911*. 
Destarac  753*. 
Desteile  844*. 
Destot  149*. 

Determann   314,  424,  800. 
Determeyer  644. 
Detre  464*. 
Deutsch  369. 
Deutschländer  249*,  600*. 
Devaux  674*,  1063*,  1188*. 
Devay  532*,  674*. 
Deve  407*,  844*. 
Devraigne  868. 
Dewey  880*,  957. 
Dewitz  1184*. 
Deycke-Pascha  273. 
DhaTgalker  810*. 
Dias  de  Barros  937*. 
Dibailow  767*. 
Dickey  532*. 

Dide  281*,  355*,  937*,  1063*. 
Dide-Maurice  724*. 
Didrichson  430*. 
Diefendorf  937*. 
Diem  937*. 
Djemil  Pascha  844*. 
Dienst  683,  684. 
Diethelm  724*. 
Dietz  1207. 
Dieulafoy  555.  667. 
Digby  911*. 
Dignat  810*. 
Digue  49'^*,  659*. 
Diller  282*, 464*,  507,  654*, 

967. 
Dimmer  1*. 
Dinkler  196. 
Dion  937*. 

Dionis  du  Lejour  831. 
Dirmoser  688. 
Distaso  11*. 
Diterichs  654*. 
Dixon  11*,  106,  706. 
Dizaret  88ü*. 
Dmitrenko  438*,  844*. 
Dobbelmann  539. 
Dobbs  674*. 
Doberauer  868. 
Döblin  1050*. 
Dobrick  1063*. 
Dobrochotoff   407*,  420*. 
Dobrotworski  1159*. 
Dobrovici  415. 


Jahresbericht  f.  Neurologie  «.  Psychiatrie  1906. 


Dobrschansky  206*,  282* 

957. 
Dobson  282*. 
Dochow  1092*. 
Dogiel  67. 
Dohna  1159*. 
Dohrn  11*. 
Doleno  1092*. 
Dölger  660. 

Döllinger  da  Gra^o  464*. 
DöUken  1159*. 
Dolsa  6.54*. 

Donaggio  11*    188*,  189. 
Donaldson  60,  116*. 
Donath  106, 282*,  371*,  416, 

460,  464*,  476,  616,  684, 

674*,  1149. 
Donelan  455*. 
Doniselli  123. 
Donley  116*,  183*. 
Donovan  724*. 
Dontas  129. 
Dood  565. 

Dopter  107,  183*,  201,  454. 
Dor  107,  371*. 
Dorello  11*. 
Dorn  283*. 

Dornblüth  451,  749*,  905. 
Dörrien  724*. 
Dosi  881*. 

Dotschkow  744,  746. 
Dougherty  434. 
Douglas  464*,  724*. 
Douglas-Crawford  222. 
Doumer  724*,  810*. 
Doutrebente   206*    1060*, 

1063*,  1184*. 
Dowden  575*. 
Draghicesco  1099*. 
Drago  189. 
Draper  4H8*. 
Drapes  937*. 
Dräseke  11*,  116*,  283*, 

1078. 
Drastich  249*,  1194. 
Drein  749*. 
Drenkhahn  643. 
Dreshfeld  430*. 
Drew  911*,  1184*. 
Dreyer  724*. 
Dreyfoos  844*. 
Dreyfus,  G.  890. 
Dreyfuss,  ß.  107,  718*. 
Dreyfus-Rose  135*. 
Y.  Drigalski  444. 
Dromard  911*,  937*,  963, 

1085,  1086,  1092*. 
Drucbert  407*. 
Drucker  1092*. 
Drummond  568*. 
Drüner  249*. 
Duane  371*,  551*. 
Dube  749*. 
Dubocher  1063*, 
Dubois,  R.  70*,  78,  79,  902, 

917*. 

80 


1266 


Namenregister. 


Daboi«,  S.  780*. 
Dubois-DesauUe  109a^ 
Duboia-Havenith  724*. 
du      Bois-Reymond,     R.. 

149*,  151*,  168. 
D  u  b  o  8 107, 283*,  489*,  1068*. 
Dubossarsky  416. 
Dubourdieu   1184*. 
Dubrandy  937*. 
Dubray  911*. 
Dubreuil    160,   353,    987*. 
DubroTitch  417. 
Ducati  724*. 
Ducceschi  62,  149*. 
Duckworth  11*,  490*,  532*. 
Duooeur  Joly  724*. 
Ducros  787. 
Ducrot  108,  116*. 
Duel  532*,  844*. 
Dufils  206*. 
Dufour    206*,    464*,    818*, 

937*. 
Duggan  438*,  911*. 
Dake  674*. 
Du  Uz  662. 

Dumas    207*,    911*,    1092*. 
Duraat  1050*. 
Dumolard  426*. 
Dumore   355*,   870*,   613*. 
Dunlop  685,  1063*. 
Duoogier  664*. 
Dunton  674*. 
Dupont  464*,  654*,  1169*. 
Dupony  1050*,  1080. 
Duprat  926. 
Dupre  283*,  297,  333,  391*, 

549,  564,  575*,  987*,  1063*, 

1089,  1159*. 
Dupuy  11*,  664, 945*,  1050*. 
Dupuy-Dutemp8ll*,371*. 
Duque  Estrada  654*. 
Durand  844*. 
Üurant-Bonual  491*. 
Durante  11*,  41,  253*. 
Durbesson  844*. 
Dürck  476. 
Duret  612*,  844*. 
Durh  478. 
Dürig  834. 
Durlacher  228. 
Duroux    380,     532*,    534*, 

611*. 
Durquet  654*.  881*. 
Dürr  911*. 
Düttmann  844* 
Dutton  465*,  626*. 
Duval  844*,  875. 
Duvergey  844*. 
Duvivier  426*. 
Duyse  371*. 
Dyce  490*. 
Dyroff  911*. 
Dyvrande  701*. 


E. 


Eager  911* 


Earl  688*. 
Earps  826*. 
Easterbrook  957. 
Gastland  881*. 
Ebbinghaus  911*. 
Ebeling  391*. 
Eberhard  674*. 
Ebmeister  206*. 
Ebstein  808. 
Eccles  1092.* 
Eckel  1076. 
Edebohls  844*. 
Edel  1184*. 
Edenhofer  675*. 
Edenhuizen  710. 
Edes  881*. 
Edgell  911*. 
Bdgeworth  407*. 
Edinger  11*,  12*,  44,  296. 
Edgecombe  802. 
Edgridge-Green  180. 
Edmond  465*. 
Edsall  1059. 
Edson  753*. 

Edwards  407*,  674*,  1050*, 
Eggebrecht  451. 
Egger  346. 
Egli  937*. 
Egorow  810* 
Ehemann  407*. 
Ehmer  551*,  1092*. 
Ehreke  891. 
Ehrenfest  683,  881*. 
Ehret  283*. 
Ehrhardt  270. 
Ehrmann  724*. 
Eichhorst  495. 
Eichmann  674*. 
Eisath  1064*. 
T.  Eiseisberg  249*,  602*. 
Eisler  911*. 
Ekgren  787. 
Elfer  626*. 
Elias  12* 
Eliasberg  1030. 
Elkenbary  675*. 
Eller  1092*. 
Ellerbroek  257. 
Elliot  490*,  724*,  957. 
Ellis  674*,  911*.  1142. 
Ellwood  911*. 
Eisberg  635. 
Elsenhans  911*. 
Eiser  457. 
Eisner  459. 
Elting  844*. 
Emanuel  166. 
Emile  724*. 
Emile-Weil  477. 
Emirze  371*. 
Emmerich  407*. 
Emmet  249*,  781*. 
Emödi  283*,  352. 
Enculesco  1033*. 
Engel  506. 


Engelen    588*,    609.   626*, 

718,  753*,  844*,  881*. 
Engelhardt   149*. 
Engelken  937*,  1172. 
English  753*. 
Engstier  249*,  32M. 
Engzelius  502*. 
Enke  465». 
Enkelskjön   1184*. 
Ensor  490*,  724*. 
Ephrussi'92<). 
Epstein  691,  802. 
Ep-Paalman-Kip  465*. 
Erb  102*,  314,  418,  476. 
Erb  jun,  236. 
Erben  333. 
Erbes  12*. 

Erdheim  226.  264,  519. 
Erdös  817. 
Erhard  283*. 
Erichsen  931. 
Brikson  465*.  1064*. 
Erlanger  170. 
Erlenmeyer  1211. 
van  Ermengen  438*. 
Ernst  206*. 
Eschenbarg  844*. 
Eschweiler  724*. 
Eshner  674*. 
Esmonet  749*. 
d'Espine  490*. 
Bsposito    512*,   550.  611*^ 

626*,  937*. 
Esser  724*. 
Esteves  701*. 
Estrada  701*. 
Etchepare  937*,  1033*. 

1064*. 
Etcheverry  207*. 
Etienne  206*,  422,  746, 

1064*. 
Bulenburg  664,  674*   762^ 

792,  822,  833. 
Euler  772. 
Evans.  J.  J.  380. 
Evans,  N.  512*. 
Evans,  T.  H.  283*,  465*, 

1050*,  1133. 
Evans,  W.  288*. 
Eve  305. 

Evensen  911*,  1064*.  1082. 
Ewer  802. 
Ewing  598*,  674*. 
Exner  71*,  149*. 
Everich  256. 
Eykman  781*. 
Byre  957. 
Eysen  911*. 


Eabbri  465*. 
Fabiani  881*,  1092*. 
Fabinyi  203. 
Fackler  438*. 
Facompre  844*. 


Namenregister. 


1267 


Fagge  53a^ 

Faguet    356*,    674*,    713*, 

934*. 
Fairbanks  429. 
Faivre  701*,  761. 
Falcone  844*. 
Faldi  654*. 
Fall  283*. 
Famechou  937*. 
Fano  12*. 

Farez  714*,  844*,881*,  1184*. 
Farini  154*. 
Farrar  1*,  937*. 
Faure  71*,  417,  818*,  819*, 

823,  881*. 
Faure-Beaulieu    632*, 

546*. 
Fauser  958,  969. 
Favarger  283*. 
Favaro  12*. 

Favre  19*,  727*,  827*,  881*. 
Fawcett  12*,  249*. 
Faworski  661. 
Fedele  881*. 
Federmann  577. 
Federn  503*,  671. 
Fejer  372*. 
Feilchenfeld,     H.     37-^*, 

380,  416. 
Feilchenfeld,  L.  1081. 
Feiler,  F.  283*. 
Feiler,  K.  283*. 
Fein  626*. 
Feis  781*. 

Feisenberger  1092*. 
Feiss  249*. 
Felgenträger  844*. 
Felici  1184*. 
Felix  372*,  626*. 
Felke  1177. 
Fellner  787. 
Fells  674*. 
Fennel  937*. 
Fere  79,  80,  81,  82,  83,  84, 

108,    162,    181,    670,    689, 

911*,  938*,  960,  961,  1080, 

1092*,    1109,    1143,    1157, 

1158,  1184*. 
Ferenczi    429,    506,    654*, 

669,  711,  844*,  881*, 
Ferman  932. 
Fermi  465*. 
Fernandez  654*. 
Fernandez     de     Mendia 

881*. 
Fernandez  Fi^ueira  556*. 
Fernandez  Sanz426*,568*, 

611*,  626*. 
Feron  206*. 
Ferran  553,  826*. 
Ferrannini      391*,      688*, 

767*,  1064*. 
Ferrari    102*,    149*,    674*, 

912*,  1184*. 
Ferrarini  12*,  1033*. 
Ferrata  701*. 


Ferrati  12*. 

Ferr6  674*. 

Ferreri  249*. 

Ferrier  724*. 

Ferrio  696. 

Ferrüa  430*,  1184*. 

Feser  1017*. 

Fessler  641. 

Fetzner  696*. 

Feuerbach  169. 

Feuillade  881*,  907. 

Fichera  102*. 

Fickler  236,  891. 

Fjedstad  724*. 

Field  749*. 

Fielde  150*,  912*. 

Fiessinger  719. 

Finckh    288*,     696,     781*, 

938*,  1176. 
Findlay  512*. 
Finkeinburg  507. 
Finley  675*,  724*. 
Finocchiaro  12*,  698*. 
Fisac  938*. 
Fisch  793.  808. 
Fischel  257. 

Fischer,  B.  116*,  206*,  724*. 
Fischer,  E.  252*,  774. 
Fischer,  F.  K.  608. 
Fischer,  H.  710. 
Fischer,  J.    12*,  63,  465*, 

1078,  1160*,  1216. 
Fischer,  M.  1185*. 
Fischer,   O.    67,   124,    224, 

553. 
Fischer,  W.  1092*. 
Fischler  432,  654*. 
Fish  372*,  438*. 
Fisher  283*,  372*,  505,  612*, 

747*. 
Fitch  1047*. 
Fitzgerald  961. 
Fitzsimmons  881*. 
Flach  844*. 
Fl  ade  465*,  477. 
Flamini  283*. 
Flammarion  912*. 
Flashman  957. 
Fla  tau,   G.    522,   577,    706, 

760,  823,  875. 
Flechsig  1221. 
Fleig  160. 
Fleischer  636. 
Fleming  183*. 
Fiese h    372*,     512*.    576*, 

615,  626*,  714*,  830,  906. 
Fletcher  465*,  675*. 
de  Fleury  283*,  654*,  881*. 
Fiint  12*. 
Flocken  881*. 
Floersheim  840. 
Flood  675*,  881*. 
Florence  767*. 
Florian  735. 
Flournoy  929. 
Fluss  249*. 


Foa  532*. 
Focke  477. 
Foerster  771,  962. 
Folet  612*. 
Foley  283*,  465*. 
Follv  1050*. 
Folsom  1160*. 
Font  de  Boter  844*. 
Fontaine  283*. 
Fontana  85,  781*,  810*. 
Fontheim  1160*. 
Forbes  597. 
Fordyce  430*,  810*. 
Forel  40,  881*,  912*,  1126, 

1140. 
Forez  938*. 

Forgeot  16*,  262*,  465*. 
Forgue  753*,  844*. 
Forli  320,  326,  477. 
Fornaroli  283*  626*. 
Fornias  355*. 
Forns  y  Romans  12*. 
Forsmark  12*. 
Forster  012*. 
Förster,  0.  429,  512*,  654*, 

704,  802. 
Förster,  R.  660*. 
Forssman  108. 
Fortuer  466*. 
Fortsmann  612*. 
Fossataro  503*. 
Foster  283*,  457.  734,  844*. 
Foucart  116*. 
Foucher  749*,  a45*. 
Fournier  1069. 
Foveau     de    Oourmellea 

714*,  810*. 
Fowler  845*. 
Fox  12*.  372*. 
Foy  118*,  355*. 
Frachtmann  380. 
Fraenkel,  A.  697. 
Fraenkel,  E.  490*,  612*. 
Fraenkel,  M.  774. 
Fraenkel,  R.  938*. 
Fragnito  31,40,  189,938*. 
Franga  190,  462*,  899. 
Franceschi   60,  303,  512*, 

532*,  845*. 
Franceschini  430*. 
Franchon-Villeplee810*. 
Franck  1081. 

Frangois-Dainville  462% 
Francotte  767*. 
Francoz  264. 
Frank,  K.  595*,  623. 
Frank,  M.  566. 
Franke,  E.  465*,  612*. 
Franke,  M.  136,  639. 
Fränkel,  I.  85,  556*. 
Frankenburger  724*. 
Frankenhäuser  788. 
Frankl- Hochwart     204*, 

206*.   296,   314.  349,  712, 

714*.  719. 
Frankling  802. 

80* 


1268 


Namenregister. 


Franz  12*,  881*,  931,  938*. 
Franze  339,  789,  810*. 
Franziss  612*. 
Frassetto  249*. 
Fratini  407*.  512*. 
Frazier  566*,  558,  635,  724*, 

845*,  850*,  854*,  867. 
Freer  626*. 
Freese  171,  540. 
Frei  896. 

Freitas  810*,  825*. 
Fremont  544. 
French  675*. 
Frenkel  557.  803,  1060. 
Frenzel  93b*. 
Frese  1160*. 
Fressineau  284*. 
Freud  666,  903,  912*,  1092*. 
Freudenberg  774,  962. 
Freund  671,  869,  1092*. 
Frey  102*,  150*,  334,  372*, 

419,  544,  615,   639,   1109. 
Freydenfeldt  64. 
Fried  336. 
Friedberg  600*. 
Friedel  438*. 
Friedemann  258. 
Friedenthal  170. 
Friedenwald  465*. 
Friedheim  876. 
Friedländer,  B.  1143. 
Friedländer,  G.  407*. 
Friedländer,  J.  799. 
Friedlaender,     K.     284*, 

421,  819*,  1152. 
Friedmann  845*,  962, 1041, 

1092*. 
Friedrich  465*.  724*,  845*, 

875,  1092*,  1210. 
Frigyesi  709. 
Frischauer  638,  643. 
Fritz  12*. 
Fritzsche  1185*. 
Fröhlich,  A.  12*. 
Fröhlich,  F.  W.   157,  159. 
Frohmann  571. 
Fröhner  560*. 
Froin  477,  500. 
Froment  618. 
Fromme  249*. 
Froriep  12*,  34. 
Frothingham  465*. 
Froussard  664*. 
Fry  435,  523. 
Fuchs,  A.   207»   245,  284*, 

309,  812,  372*.  430*,  512*, 

522,  551*,  588*,  600»  612*, 

620,  654*,  701*,  714*,  724* 

1017» 
Fuchs,  E.  249*,  372*. 
Fuchs,  H.  12*,  249*. 
Fuhrmann  1030,  1216. 
Fulconis  284*. 
Puld  1185*. 
Füller  845*. 
Funaioli  1064*. 


Funck  465*. 

Färbringer  309,  478,  754*, 

823. 
Füret  845*. 
Furham  438*. 
Furn  249*. 
Fürnrohr  284*. 
Fürst,  G.  675*. 
Fürst,  L.    102*,   439*,   799. 
Fürstenheim  701*. 
Fürstner  845*. 
Furuta  724*. 
Fusari  13*,  249*. 
Füster  871. 
Futcher  701*. 
Füth  687. 


Gabourd  724*. 

Gabut  655*. 

Gage  13». 

Gagniere  177. 

Gah  655*. 

Gaines  675*. 

Galatti  309,  503*. 

Galbiati  465*. 

Galceran  626*,  853*. 

Galeotti  150*. 

Galezowski  372*,  407*. 

Galippe  250*,  1093* 

Galkhausen   1185*. 

Gallagher  655*. 

Gallerini  150*. 

Galli,  G.  465*. 

Galli,  V.  465* 

G  all  US  826*,  1093*. 

Galtier  1051*. 

Gamble  13*,  912*. 

Gandini  881*. 

Gandy  284*. 

Ganfini  13*. 

Gangi  13*. 

Ganser  938*,  1160*. 

Ganshinsky  284*. 

Gairagnani  1093*. 

Garbini  512*. 

Garcia  Fraguas  938* 

Garcia  Rijo  826*. 

Garcia  Roura  845*. 

Gardner  284*,  781*. 

Gareiso  612*. 

Garel  845*. 

Garipuy  554. 

Garnier  284*,    391*,    724*, 

963.  1071. 
Garr6  512*,  626*. 
Garrelon  170. 
Garrey  157. 
Garrod  701*. 
Garten  166. 
Gärtner  774. 
Gar  vi  n  675*. 
Gasne  293*. 
Gaspar  626*. 
Gasparini  197,  626*. 


Gasti  1097*. 

Gates  116* 

Gatha  117*. 

Gauche  503*. 

Gaucher    284*,    407*,   415. 

Gauckler   207*.  284*,  571, 

580,  600*,  725*,  1033*. 
Gaudier  675*, 
Gandler  844*. 
Gaulejac  677*. 
Gault  560*,  912*. 
Gaupp  258,  963,  1077.  Uli. 
G aussei  13*,  284*,  330,332, 

342,    355.  503*,   554.   587, 

612*,  627*,  655*. 
Gautherin  465*. 
Gauthier  355»,  ft45*. 
Gautrelet  108. 
Gavello  627». 
Gavina  465*. 
Gay  810*,  1093*. 
Geary  439*. 
Geay  391*. 
Gebecke  595*. 
Gehrin^  800*. 
van  Gebuchten  40,  51,  52, 

202. 
Geigel  124. 
Geiierstam  881*. 
Geiil  1133. 
Geiringer  466*. 
Geirsvold  600*. 
Gcissler  904. 
Geist  1038. 

Gelle  86,   284*,   369,   91a». 
Gellus  881*,  892. 
Gemelli  18*,  39,  50,  67. 
Gendre  6. 

Gendron  326,  380,  637. 
Gentes  61,  189, 
Gentile  1047*. 
Genuardi  13. 
Georgii  766. 
G^rand  655*. 
Gerard  13*,  466*. 
Gerber  509,  845*. 
Gerhardt  284*,  810*,  1017*, 

1093*. 
Ger  lach  938*. 
Gerling  912*. 
Germonig  890. 
Gero  1169. 
Geronzi  13*. 
Gerrard  466*,  478. 
Gerrier  882*. 
Gerstenberg  1160*. 
Gertz  178. 
Gesell  912*. 
Gessner  686,  750*,  846*. 
Getzova  1025. 
Geyser  810*. 
Gheorgov  932. 
Ghisellini  826*. 
Ghirlarducci  568*. 
Ghon  439*,  453. 
Giachetti  1064*,  1079. 


Namenregister. 


1269 


Giacchi  356*,  988* 
Gianasso  725*. 
Giani  624*. 

Gi an  nein    13*,  102*,  407*. 
Giannulli  420,  1064*. 
Giano  845*. 
Giard  912*. 
Gibson  347,  912*,  930. 
Gierlich  635,  1040. 
Giesbreoht  86. 
Gieseler  1072. 
Giessler  930. 
Gifford  845*. 
Giglioli  1093*. 
Gignier  490*. 
Guardini  656*. 
Gilbert  912*. 
Gilbert-Ballet  938*. 
Giljarowski  183*. 
Gill  897. 

Gillespie  13*,  612*,  1064*. 
Gillet  675*. 
Girabal  1051*,  1160*. 
Ginestous  372*,  654*. 
Ginueken  912*. 
Giovanetti  250*. 
Giovannozzi  250*. 
Giraldi  250* 
Girandoux  1064*. 
Girard  90. 
Giraud  1017*. 
Girandet  490*. 
Giroux  464* 
Giucciardi  912*,  116Ö*. 
Giaffrida-Ruggeri    250*, 

1093*. 
Givens  1034*. 
Gladstone  13*. 
Glascock  701*,  725*. 
Gläser  433. 
Gl  egg  380,  551*. 
Gliman  675*. 
Glorieux  284*,  356*,  391*, 

560*,     568*,     627*,     655*, 

754*. 
Gluck  874. 
Glück  532*. 
Glynn  520. 
Goddard  938*,  1064*. 
Godlee  846*. 
Godlewski  71*. 
Goebel  754* 
Goenaza  1185*. 
Goggia  28t*. 
Goidtsnoven  656*. 
Goinard  845*. 
Goldberg   221,  284*,  373*, 

655*. 
Goldberger  1072. 
Goldflam  418. 
Goldsbrough  879*. 
Goldscheid  912*. 
Goldscheider     315,    532*, 

568*,  791,  927. 
Goldschmidt  346.  512*. 
Goldsmith  912*. 


Goldstein,  K.  27,  122L 
Goldstein,    M.     111,    140, 

195,  482. 
Golla  284*,  688*. 
Golling  845*. 
Göllner  836. 
Golowin  372*. 
Gomez  Montane  938*. 
Gomot  882*. 

Gonzälez726*,  1064*,  1185*. 
Gonzalez  Uruena  431*. 
Goodall  963. 
Goodwin  464. 
van  den  Goot  845*. 
Göppert  448,  507. 
Gordinier  512*,  557. 
Gordon,  A.  285*,  394,466*, 

490*,  575*,  725*. 
Gordon,  H.  S.  286*. 
Gordon,  K.  -912*. 
Gordon.  W.  A.  781*. 
Gore  912*. 
Göres  861. 
Goris  845*. 
Gorkom  466*. 
Görl  810*. 
Gorochow  250*. 
Gotch  150*. 
Goto  938*,  1160*. 
Gottgetreu  938*. 
Gottschalk  710. 
Gottstein  439*,  846*,  848*. 
Gotuzzo  750*. 
Götz  646. 
Götzl  619,  846*. 
Gougerot  250*  490*,  656*. 
Gouin  675*. 

Gould  372*,  675*,  706, 750*. 
Gourod  452. 
Gowans  810*. 
Go wers  408*.  417,  524.  938*. 
Graanboom  714*,  1018*. 
Grabowski  912*. 
Gracieux  938*. 
Gradenigo  381,  538. 
Gradenwitz  150*. 
Gradle  725*. 
Graf  381. 
Gräfenberg  13*. 
V.  Grage  725*. 
Graham  356*.  912*,  1076. 
Gramegna  810*. 
Grand-Clement  380,  551*, 

754*. 
Grande  4.-U*,  725*. 
Grande  Rossi  751*. 
Granger  810*. 
Granier  568*. 
Granjux  285*,  938*. 
Gran't  846*. 

Grasset  117.  330,  372*.  391*. 
554,  667,  781*,  882*.  912*, 
1160*. 
Grassl  1168. 
Lo  Grasso  678*. 
Gratzinger  810*. 


Grau-Sole  938*. 
Graul  882*. 
Gravelotte  250*. 
Graves  655*,  938*,  1185*. 
Gravina  846*. 
Grawert  1093*. 
Grawitz  463,  478,  882*. 
Gray  250*,  466*. 
Grazzi  758. 
Greco  655*,  912*. 
Gredig  207*,  221. 
Greeff  846*. 
Green  388,  492*,  512*. 
Greene  150*,  725*. 
Greenless  1186*. 
Greenwood  372*. 
Greffulhe  471*. 
Gregorini  1093*. 
Greig  466*. 
Grenet  826*,  890. 
Grenier  de  Cardenal408*^ 

461*,  751*,  846*,  1062*. 
Gress  250*. 
Greysez  441*. 
Griffith,  M.  701*,  846*. 
Griggs  750*. 
Grijns  178. 

Grinker  207*,  285*.  391*, 
431*,  466*,  512*  560*,  725*, 
938*. 

Grinuelt  150*. 

Grisslich  102*. 

Grixoni  882*. 

Grober  665,  1093*. 

Grocco  655*. 

Groenouw  60. 

Grohmann  1093*. 

Grollet  884*. 

Groudone  675*. 

Grooss  912*. 

Gros,  E.  102*. 

Grosch  250*. 

Gross,  A.  1093*,  1160*.  1180, 
1185*. 

Gross,  J.  H.  372*. 

Gross,  H.  889*,  912*.  913*, 
1093*,  1208. 

Gross,  P.  306. 

Grosse  250*,  408*. 

Grossi  285*. 

Grossmann,  £.  402. 

Grossmann,  F.   494,   938*. 

Grossmann,  J.  102*.  655*, 
712. 

Grossmann,  K.  381. 

Grosz  1018*. 

Grub  er  355*,  356*. 

Grüder  846*. 

Gruening  532*. 

Grünau  938*,  1196,  1202. 

Grünbaum  623. 

Grünberger  304,  831. 

Gründling  810*. 

Grundmann  1093^ 

Grüner  562.  565. 

Grunert  551*.  869. 


1270 


Namenregister. 


Grüufeld  681. 
Grynfeltt  250*. 
Gubbin  1185*. 
Gudden  1058,  1181. 
Gudowitsch  285*. 
Guement  356*, 
Guenon  918*. 
Guenot  426*,  846*,  897. 
Guerive  410*. 
Guerriüi  117*,  124,  150. 
Guglielmi  675*. 
Guibert  71*. 
Guicciardi  927.  928. 
Guidi  326. 
Guignon  431*. 
Guikal  250*,  852*. 
Guilbaud  846*. 
Guillain    250*,   409*,    4*4, 

679,  601*,  627*,  630*,  642, 

645,  882*. 
Guilleminot  810*. 
Guillery  180. 
Guillois  913*. 
Guilloz  615*.  809*. 
Guilly  408*. 
Guischard  655*. 
Guisez  250*,  846*. 
Guisy  938*. 
Guizzetti  207*. 
Gule  witsch  108. 
GuUand  750*. 
Gulistrand  372*,  881. 
Gurapertz  627*,  754*,  913*. 
Gundermann  285*. 
Gundurow  466*. 
Gunn  372*,  575*. 
Günther  913*,  1098*,  1106, 

1160*. 
Gunzberg  819*,  1018*. 
Gurewitsch  52. 
Gushee  503*. 
Guszman  319,  422,  432. 
Gutbier  529. 
Gutbrod  686. 
Guth  285*. 
Guthrie    207*.    285*,   372*, 

426''.  r)03*%  545*. 
Gutjahr  714*. 
Gutkin  512*. 
Gutmann  545*,  552. 
Guttraann  532*. 
Gutzmann  150*,  285*.  359, 

360.  627*,  906. 


Haa^  757,  765,  939*. 
Haber  da  889*,  1208. 
Haberkant  989*. 
Haberlandt  86. 
Habert  675*. 
Hachet-Souplet  913*. 
Haekenbruch  867. 
Hackl  965. 
Hackländer  882*. 
Haenielinck   150*. 


Haenel  725*,  750*. 
Hagen  779. 
Hagen-Torn  372*. 
Haggard  227,  260*. 
Hagopoff  882*. 
Hahn  359,  765. 
Haibe  439*. 
Haines  71*,  913*. 
Hajös285*,655*,819*,  1093*, 

1160*. 
Haitz  372*. 
Haläsz  286*,  B03*. 
Halberstadt  896,  1051*. 
Halberstaedter  466*. 
Halbron  291*,  716*. 
Halff  582*. 
Hall  532*,  556*,  612*,  655*, 

846*,  882*,  1061*. 
Hallager  1051*. 
Haller  13*.   " 
Hallett  372*. 
Hallion  833. 
Hallipre  364. 
Hallopeau  250*. 
Halsted  741,  846*. 
Ham  546*,  1224. 
Haman  846*. 
Hamburger  71*,  882,  500, 

627*. 
Hamel  250*. 
Hamilton  466*,  725*,  767*, 

1093*. 
Hammer  556,  777,  804,913*, 

1093*. 
Hammerschlag   344,   369. 

676*,  846*. 
Hammond  714*. 
Hampel  675*. 
Hanau  439*. 
Hancock  675*. 
Handjian  846*. 
Handmann  13*. 
Hanke  382. 
Hanion  846*. 
Hansell  382. 

V.  Hansemann   207*,  1105, 
Hansen  913*,  1185*. 
Harburn  898. 
Härder  431*. 
Hardesty  14*,  56,  61. 
Hardin  439*. 
Hare  466*,  750*. 
Harland  285*. 
Harm  250*. 
Harman  87. 
Harms  1093*. 
Harnack  71*,  466*. 
Harpeter  846*. 
Harrar  683,  826*. 
Harries  810*. 
Harrington  846*. 
Harris,  J.  E.  347,  408*. 
Harris,  31.  L.    408*,    675*, 

701*. 
Harris,  T.    J.    532*    668*. 
Harris.  VV.,  725*,  846*. 


Harrison  846*. 
Harry  882*. 
Harte  846*. 
Hartenberg  655*. 
Hartje  600*. 
Hartley  846* 
Hartmann,    F.    40,    512*, 

966,  1176. 
Hart  mann,  G.  551*. 
Hartmann,  K.  6B5*. 
Hartoch  725*. 
Haryey  466*,  725*. 
Hasbrouck  767* 
Hasche-Klünder  1053. 
Hascovec  150*,  385. 
Haskell  373*,  726*. 
Hassin  285*,  501,  1185*. 
Hastings  260*,  489*,  582*, 

627*,  1185* 
Hatch  1093*. 
Hathaway  863. 
Hathcook  285*. 
Hatschek  169,  328.  802. 
Haudek  846*,  877. 
Hauffe  781*. 
Hang  644,  754*. 
Hauser  285*. 
Haushalter  184*,  192,207*, 

219,  966. 
Hausmann  466*. 
Haviland  1185*. 
Hawes  560*. 
Hawkes  627*. 
Hawthorne285*  891*,  424. 
Hay  150*,  380. 
Hays  882*. 
Hay  ward  675*. 
Hazen  873*. 
He  ad    168,  650,  701*,  714*, 

1224. 
Heanley  466*. 
Heath  28. 
Hebert  292*,  725*. 
Hebrant  627*. 
Hecht  391*.  439*  719, 1083. 
Hecht  d'Orsay  725*. 
Heckel  533*. 
Heddaeus  882. 
Hedges  862. 
Hedinger  503*. 
Hegar  1031. 
Heiberg  725*. 
Heidenhain  1*. 
Heikel  819*. 
Heilbronner  311,  334,  859. 

925,    967,    968,    969,    970, 

1167. 
Heilporn  725*. 
Heiraan  1018*. 
Heimann  544,  683,  831. 
Heimberger  1160*. 
Heine    14*,    178,   882,  460, 

533*,  623.       ' 
Heinrich  408*. 
Heitz  201.  425,  791. 
Held  32,  1224. 


Namenregnster. 


1271 


flelferich  725*. 
Heller,  L.  627*. 
Heller,  T.  367,  882*,  939*, 

1185*. 
HellmaDD  1064*. 
Hellpach  668,  939*. 
Hellwig  1130,  1139,  1185*. 
Helporn  441* 
Heiuian  250*. 
Hempel  833. 
Hempelmann  466*. 
Henderson  171,  408*,  698*, 

826*,  846*. 
Hendon  512*. 
Hendrix  207*    285*,   725* 
Henggeler  466*. 
Henke  3. 
Henneberg   1*,    14*,  518*, 

519,  598,  939*. 
Hennebert  285*,  846*. 
Henninger  356*,  1018*. 
Henrotay  675*. 
Henrotin  841*. 
Henry  408*,  882*. 
Henze  160. 
Hepburn  250*. 
Heraudt  846*. 
Herbert  588*. 
Herbinet  653*. 
Herbst  373*. 
Hercourt  513*. 
Herdmann  285*,  627*. 
Herford  537. 
Hering  151*,  168. 
Herman,  G.  596. 
Herman,  0.  165,  250*,  608. 
Her  na  es  595*. 
Hermkes  875. 
Herrera  Vegas  600*. 
Herrick  55,285*,551*,913*. 
Uerring  136*. 
Herrlin  913*. 
Herrman  612*,  1018*. 
Hersman  151*,  655*. 
Herter  740. 
Herubel  913*. 
Herz,  E.  666. 
Herz,  H.  1113.  1114. 
Herz,    M.    317,    750*,    783, 

785,  797. 
Herzfeld  509,  754*. 
Herzog  178,  H44. 
Hes  1160*. 
Hess    179,    247,    800,   486% 

513*,  1185%  1204. 
Heubner  447,  490*,  792. 
Heurot  754*. 
Heusner  847*. 
Heveroch  939*. 
Hevesi  847*. 
Hewitt  725*. 
Heydemann  286*. 
Heyn  725*,  913*. 
Hevser  1093*. 
Heywood  913*. 
Hicks  939*. 


Hielscher  924. 
Higier  1207. 
Hilbert  882.      ' 
Hildebrandt  286*,  466*. 
Hildesheini  456,  507. 
Hill  1160*. 
Hilzheimer  258. 
Himmelsbach  655*. 
Hinsberg  863. 
Hinsdale  408*,  578. 
Hirose  745. 
Hirsch,  A.  788. 
Hirsch,  D.  838. 
Hirsch,  K.  14*,  263,  731. 
Hirsch,  M.  870,  882*. 
Hirschel  863. 
Hirschfeld,  B.  644. 
Hirschfeld,   Magnus  466*, 

1094*.  1150. 
Hirschfeld,  Max  478. 
Hirschfelder  408*. 
Hirschl  725*,  1047*. 
Hirschlaff  882*.  915*,  922, 

932. 
Hirst  847*. 
Hirt  913*. 

Hirtz  408*,  420,  882*. 
Hitt  408*. 
Hitzig  759,  913*. 
Hnätek  621,  682. 
Hobhouse  401. 
Höber  160,  163. 
Hoch  609,  882*,  939*. 
Hoche  64,  286*,  939*,  971, 

1018*,  1205. 
Hochsinger  250*,  424,  622, 

714*. 
Ho  de  286*. 
Hodges  882*. 
Hodgson  972. 
Hodskins  675*,  847*. 
Hoegel  1094*.  1118. 
Hoehl  286*. 
Hoenck  627*,  655*. 
Hoennicke  250*,  731, 847*. 
V.  Hoessli  806. 
Ho e sslin  627*,  650,  763. 
Hoest  767*. 
Hofbauer  286*,  347. 
Hofer  495. 
Höfer  179. 
Hoffa  875. 
Höffding  913*. 
Ho  ff  er  1094*. 
Hoffmann,  H.  317,  466* 

675*,  1160*. 
Hoffmann,  R.  533*. 
Hofmann,  K.  B.  810*. 
Hoggins  939*. 
Hohlfeld  922. 
Hoisholt  709. 
Hoke  60. 

Holden  362,  1076. 
Holder  207*. 
Holdich-Leicester  675*. 
Holemans  714*. 


Hollander  14*. 
Hollands  913*. 
Holmboe  1018*,  1186*. 
Holmes  88,  181,  286*,  513*, 

612*,  913*. 
Hölscher  490*,  496,  754*. 
Holst  570. 
Holsti  486*. 
Holterbach  854,  685,  779, 

1150. 
Holtzapple  286*. 
Holub  1214. 
Holz  877. 
Holzknecht  802. 
Homburger  4,  726*,  788. 
Homen  508. 
Höniger  873*. 
Hoon  847*. 
Hoorweg  163. 
Hope  725*. 
Hoper  490*. 
Hopf  1186*. 
Hopkins  826*,  847*. 
Hoppe  352,  767*,  859,  882*, 

904,  939*,  972, 1160*  1202, 

1217. 
Hopper  490*. 
Horand  251*,  613*,  624. 

847*,  882*. 
Horch  939*. 
Hor5i£ka  455. 
Horie  251*. 
Home  286*. 
Hornemann  819*. 
Horrix  1186*. 
Horsley  14*,  53,  286*  326, 

466*,  847*. 
Horst  891*. 
Horstmann  1176. 
Horteloup  939*. 
Hospital  1157. 
Hotta  14*. 
Hougardy  735,  847*. 
Ho  US  e  431*    513*,  939* 
Ho  uze  913*. 
Howard,  W.  L.  286*,  701*, 

725*,  1051*,  1094*,  1186*. 
Howard,  W.  T.    353,    972. 
Ho  well  490*,  706,  1186*. 
Howland  627*. 
Hubbard  286*,  882*. 
Hubbell  373*. 
Hübener  251*. 
Huber  439*,  490*  838,  883*, 

913*. 
Hübner  973. 
Huchard  108,  719. 
Hudovernig  251*,  326,  419, 

422,    432,    633,    738,    834, 

1051*. 
Hudson-Arakuen  356*. 
Huet  632. 
Hüfler  1204. 
Hugelshofer  251*. 
Hughes     286*,    H48,    658*, 

675*,  768*,  883*,  1186*. 


1272 


Namenregiaier. 


Huguenin  304. 
Huismans  510,  726*,   746. 
Hulshoff  Pol  466*,  1186*. 
Hülst  1*. 
Humbert  60. 
Hummel  918*. 
Hummelsheim  666*. 
Humphry  732. 
Hunaut  883*. 
Hunt  286*,  814,  503*,  568*, 

575*,  627*,  656*,  735,  750*, 

883*,  1074. 
Hunter  190. 
Huntington  847*. 
Hurd  533*,  1051*. 
Hüssy  638. 
Hutchinson     251*,     612*, 

627*    714*,  750*,  847*. 
Hüter  230. 
Huygke  859. 
Hyde  915*. 
Hyslop  883*,  973. 

J. 

Jaboulay  675*,  726*,  847*. 
Jack  503*,  847* 
Jackson   373*,   533*,  913*. 
Jacobi,  A.  457,  675*. 
Jacobitz  442. 
Jacobsohn,    L.     58,     794, 

1094*. 
Jacoby,  A.  750*. 
Jacoby,  E.  195,  286*,  726*. 
Jacomy  1160*. 
Jacot  426*. 
Jacques  939*. 
Jacquet  801. 
Jacquin   206*,   370*,    511* 

513*,  567*,  672*,  713*. 
Jacquinet  538*. 
Jacquot  1186* 
Jäderholm  14*. 
Jagot  827*,  1091*. 
Jaeger   443,    1018*,   1094*, 

1116,  1134. 
Jaekel  251*. 

V.  Jagemann    1178,   1186*. 
Jähling  1094*. 
Jakowenko  989*. 
Jakunin  901. 
Jalaber  560*. 
J  all  and  862. 
Jambon  749*,  1080. 
J  ames  286*,  439*,  847*,  923. 
Jamin  286*   656*. 
Jaudot  595*. 
Jan  et   180,   914*,   926,  973, 

974. 
Jansen  676*. 
Jansens  1021. 
Janson  513*. 
Japelli  827*. 
Jap  ha  676*. 
Jardinfe  248*,  676*. 
Jaroschewski  568*. 


Jarvis  439*. 
Jassinowski  341. 
Jastrow  914*. 
Jastrowitz  1064*. 
J  au  mann  71*. 
Javal  71*. 
Jawein  43*. 
Jazuta  287*,  847*. 
Ibrahim  503*,  608. 
Idelsohn  286*. 
Jeanbrau  753*. 
Jeandin  281*. 
Jeandlize   103*,    112,   483. 
Jeannel  513*,  696. 
Jeanseime  250*,  358,  466*, 

478,  726*,  1193. 
Jebzina  431*. 
Jeffreys  1186*. 
Jelgersma  14*,  426*,  989*. 
Jelliffe  301,391  *,627*,  883*. 
Jellinek  195,  287*.  513*. 
Jemtel  503*. 

V.  J  endrassik  72*,  669, 974. 
Jenkins  251*,  726*. 
Jenks  810". 
Jennings  72*. 
Jensen  124. 
Jeremy  691. 
Jesierski  974. 
Jessen  287*,  808. 
Jewell  929. 
Jezdik  726*. 
Igersheimer  160. 
Jianu  151*. 
Jinkins  940*. 
Ikenuma  373*. 
Ilberg  1186*. 
Ilvento  568*. 
Imhof  1225. 
Impallomoni  655*. 
Impens  102*. 
Imura  1186*. 
Indemans  560*,  833. 
Infeld  310. 
Ingbert  466*. 
Ingegnieros     117*.     356*, 

665*,  1075,  1078,  1094*. 
Ingeirans  568*,  580,  665*, 

675*,  714*. 
Inouye  379. 
Joachim  151*,  287*. 
Joachimsthal  642,  847*. 
Joal  287*. 
Jobson  747. 
Jochmann  451. 
Jocqs  287*.  533*. 
Joffres  207* 
Joffroy  656%  1064*. 
Johansen  287*. 
Johansohn  1047*. 
I  Johnson  17*,  750*. 
.  Johnston  14*.  28,51,251*, 

829*,  914*. 
J  o  h  n  s  t  o  n  e  207*,  914*,  1082. 
Joire  72*,  914*. 
Jolly  115,  940*. 


Jona  287*. 

Jones  32,   184*,  S51*,  334. 

612*,  627*,  676*,  708,  726*. 

732,     810*,    975*,     1034*^ 

1186*.  1210. 
Jonnesco  712. 
Jordan  88,  172.  588*.  914*. 

940*. 
Jores  490*. 
Joske  466* 
Jossilewsky  385. 
JossB  588*. 

Joteyko  71*,  319.  754*. 
Jouou  575*. 
Jourdan  656*. 
Journeanlt  348. 
Irigari  490*. 
Irimesco  57,  135*. 
Irisawa  714*. 
Iscovesco  655*. 
Ishihara  169. 
Ischii  346. 
Ishikawa  286*,  300. 
Ishiwara  408*. 
Isserlin  913*. 
Ito  612*. 

Iturmenti  Casas  883*. 
Juda  1051*. 
Judd  914*. 
Juliusburger    975,     lO.^,, 

1037. 
Jung,  0.  G.  62,   914*.  927, 

983. 
Jung,  K.  914*. 
Juquelier  358*, 921*,  9fi.1*. 
Jurkiny  15*. 
Ivanoff  588*. 
Ivanyi  207*. 
Iwanow  754*,  »39*. 
Iwasaki  714* 


Kadowacki  1186*. 
Kaes  47. 
Kagi  1065*. 
Kahibaum  1204. 
Kahn  287*.  676*,  847"-. 
KaJer  533*,  1086. 
Kalberlah  445,  612*.  883*. 
Kaliseher,  O.  47, 125.  811*. 
Kallionzis  847*. 
Kallius  15* 
Kallmeyer  726*,  81*1*. 
Kallner  1018*. 
Kalmus  1094*. 
Kanunaka  612*. 
V.  Kampen  259. 
Kampherstein  382. 
Kampmann  207*.  57.5*. 
Kankarowitsch  726*. 
Kann  808. 
Kaposi  315,  864. 
V.  Karas  872. 
Karasawa  618*. 
Karczewski  640. 


Xamenregister. 


127$ 


Karewski  861. 

Karlin  261*. 

Karplus  1*,  15*. 

Karsch-Haak  1094*. 

Karzew  827*. 

Katolicky  251*. 

Katte  1151. 

Eattwinkel  229. 

Katz,  L.  698. 

Katz,  R.  366,  878* 

Katzenstein,  I.  117*,  161*. 

Kauffmann513*,646*,588*. 

Kaufmann  714*. 

Kaumheimer  583*. 

Kausch  761,  848*. 

Kay  503*. 

Kays  er  297*,  876. 

Kazzander  259. 

Keen  511*,  513*. 

Keene  509. 

Kehr  750*. 

Keiper  633* 

Keith  158. 

Kelchner  927. 

Keller  676*,  781*. 

Kellermann  781*. 

Kelling  90,  287* 

Kellner  207*,  251*,  895. 

Kellog  805.  811*.  940*. 

Kelly  883*. 

Kelynack       467*,       1094*, 

1161*. 
Kemp  349,  1186*. 
Kempen  467*. 
Kemper  337. 
Kemsies  914*. 
Kendig  513*. 
Kendirdju  871. 
Kendle  836. 
Kennedy  533*,  848*. 
Kent  919*. 
Kenyeres  1094*. 
Kermorgant  467*. 
Kern  336,  663.  976*. 
Kerr  356*,  940*,  977. 
Kerris  1186*. 
Kerry  726*. 
Kersten  588*. 
Ketchen  591. 
Ketly  560*. 
Key  es  1094*. 
Keys  er  207*,  251*,  287*. 
Klär  533*. 

Kiefer  628*,  1094*.  1153. 
Kielholz  1214. 
Kiernan  977,  1065*.  1094* 

1135,  1161*. 
Kiesow  152*,  914*. 
Kilburn  373*. 
Kilvington  202. 
Kinberg  893. 
King  560*,  709*,  726*,  914*. 
Kingman  356*. 
Kinhead  687. 
Kinsman  656*. 
Kintzel-Thumm  914*. 


Kjolseth  1094*. 
Kionka  768*,  775. 
Kipiani  72*    157. 
Kipp  373*. 
Kirby  1051*,  1065*. 
Kirchner  454. 
Kirkley  676*. 
Kirkowid  777. 
Kirkpatrick  1018*. 
Kisch  352,  782*,  1127 
Kitaj  628*. 
Klaer  391*,  533* 
Klar  760. 
Klatt  770,  778. 
Klau  737. 
Klausner  251*. 
Klaussner  300. 
Klawitter  467*. 
Kleber  883*. 
Klein,  Fr.  180. 
Kleist  363,  940* 
Klempner  26,  628*.  706. 
Klengel  287* 
Klien  356*. 
Klieneberger  773. 
Klinck  751. 
Klincke  977. 
Klinkhardt  30. 
Klipp  883*. 
Klipper  560*,  612*,  1079, 

1082. 
Klug  726*,  848*. 
Kluge  914*,  1186*,  1215. 
Klumker  1213. 
Knapp,  A.  490*,  513*,  529, 

533*,  632,  721,  977.   1066. 
Knapp,  H.  287*,  373*,  848*. 
Knapp,  L.  896. 
Knapp,  M.  J.  72*. 
Knapp,  P.  373*,  848*,  940*, 

1065*. 
Knauer  1094*,  1137. 
Knaut  157. 
Knerr  1051*. 
Knight  533*. 
Knochenstiern  490*. 
Knoedl  802. 
Knöpfelmacher 628*  726*, 

1018*. 
Knosp  346. 
Knott  715*. 
Knowlton  513*. 
Kob  447.  479,  848*. 
Koch,  H.  354. 
Koch,  R.  467*. 
Koch,  W.  102,  702*. 
Koch-Hesse  914*. 
Kocher  109,  940*. 
Kochmann  102*. 
Kochs  768*. 
Koda  4. 
Köder  872. 
Koelichen  467*. 
Koenig  1167. 
Koerber  331. 
Koetter  883*. 


Köhler,  F.  287*. 

Kohn,  A.  32. 

Kohn,  B.  676*. 

Köhne  1161*. 

Kohn  er  848*. 

Kohnstamm  51,  166,  914*. 

Kojima  726*. 

Kokisch  798. 

Kolbe  848*. 

Kolisch  560*. 

Kolischer  1094*. 

Kolk  940*,  1021. 

Kollarits522,665,669,7ir)*. 

Koller  383. 

Kölling  1018*. 

Kollmann  260. 

Kolmer  15*,  66,  67. 

Kolozs  494. 

Kolpin  15*,  228,  593. 

Komoto  378*. 

Kompe  1170. 

Konarski  490*. 

König  575*. 

Königsberger  509. 

Konrad  260,  523.  698. 1094% 

1186*. 
Konradi  479. 
Koobs  750*. 
Koontz  726*. 
Kopczynski  138,486^513*. 

581,  628*. 
Kopetzky  440*,  750*. 
Kopke  467*. 
Koplik  457. 

Koppen  46, 1024,1174,1177. 
Koppstein  287*. 
Körner  72*. 
Kornfeld,    H.    978,    168L 

1136,  1161*,  1170. 
Kornfeld  S.  940*. 
Korolkow  612*. 
Körte  726*. 
Kos  383. 
Kosaka  55,  l52^ 
Kosog  914*. 

Köster  414,417, 612*  1065*. 
Kötscher  1101,  1161* 
Kouindjv  720,  819*. 
Kracht  747*. 
Kraepelin  940*,  978.  1186*. 
Krafft-Ebing  940*. 
Kraft  811*. 
Krahn  815. 
Krall  848*. 
Kramell  676*. 
Kramer  628*.  848^\ 
Krantz  691,  895. 
Kraus     287%     551*.     726*, 

1051*,  1095*. 
Krause,  A.  251*. 
Krause,  F.  676*,  865.^14*. 
Krause,  P.  451. 
Krause,  R.  15*,  26. 
Krauss,  F.   373*.  822,  979. 
Kraus8,S.914*,1161M187*. 
Krauss,  W.  C.  575*. 


1274 


Namenregister. 


Krawany  27. 

Krebs  Ö6,  726*. 

Krefft  815. 

Krehl  287*,  486*,  575*. 

Kreibich  743,  907. 

Krenberger  1017*. 

Krepuska  533*. 

Kress  836,  479,771,778,816. 

Kretschmann  174. 

Kretz  490*. 

Kreuser  1161*,  1187*. 

Kriegsmann  1161*. 

Krimberg  108. 

Krogh  287*,  595*. 

Krogius  862. 

Krohne  298. 

Krome   162. 

Krou  301,  324,  525.  597. 

Kronecker  152*,  162.  168. 

Kronenberg  628*. 

Kroner  848*. 

Krönig  490*. 

Kronthal  72*,  915*.  979. 

Krückmann  203,  24«,  378*. 

V.  Krückner  513*. 

Krüger  251*. 

Krumbholz  356*,  479. 

Krätzner  588*. 

Kruyt  1187*. 

Kußera  742. 

Kuchenbauer  503*. 

Kudinzew  533*. 

Kuffner  1161*. 

Kugelberg  467*. 

Kuh  617,  827*. 

Kuhlmann  931. 

Kuhn  416,  726*. 

Kühn  373*,  467*. 

Kühnemann  700. 

Kühner  697. 

Kulesch  447. 

Kuliabko  168. 

Kulschenko  423. 

Kümmel  556*,  863. 

Kummer  845*,  1095*. 

Kundt  620. 

Kuuert  480. 

Kunick  1034. 

V.  Kunowski  1161*. 

V.  Kupfer  15*. 

Kupferschmidt  782*. 

Kürbitz  668,  696. 

Küre  R19*.  883*    1065*. 

Kuroiwa  656*. 

Kürz  1138. 

Kurzwellv  871. 

Kuscheff  417,  467*. 

Küss  490*. 

Küster  15*,  245,  830,  883*. 

Kusunioto  513*. 

Kutner288*,647, 848*,  1208. 

Kutzinski  1161*. 

Kyle  251*. 

L. 

Labevrie  271. 


Labhardt  688. 
Laborderie  288*. 
Labusqui^re  676*. 
Lacassagne  467*. 
Lache  1*,  16*,  87,  39,  193, 

915*. 
Lacombe  915*. 
Ladd  ]63.  373*. 
Laederich  342,  499,  538. 
Laehr  807. 
Laffon  491*. 

Lafforgue  458,  491*,  533*. 
Lafitte-Dupont  110,491*. 
Lafond  750*. 
Lagiewski  251*. 
Lagriffe  1187* 
Lagriffoul  491*. 
Lahm  an n  102*. 
Laho  152*. 
Lahy  72*,  181,  915*. 
Laignel -Lavastine     15*. 

64,    184*,   197,  207*,   242, 

288*,  560*,  726*.  740, 1062*, 

1065*. 
Lajone  568*. 
Laitiner  467*. 
Lalande  915*. 
Lalla  848*. 

Lallemand  754*,  940*. 
Lamari  715*. 
Lamb  1018*. 
Lamberger  795. 
Lambranzi  898,  1187. 
Lambr  ior  366*,  431*,  1065*. 
Lamorlette  811*. 
La  Motte  848* 
Lamy  162,  684,  715*. 
Lancereaux  467*,  702*. 
Landau,  A.  408*. 
Landauer  1159*,  1161*. 
Landerer  1051*. 
Landmann  383. 
Landmann  -Kalischer 

915*. 
Landois-Kosemann    72*. 
Landolfi  288*. 
Landolt  551*. 
Lang,  P.  16*. 
Langdon  207*,  288*,  572, 

633,  750*,  883*. 
de  Lange,  C.  288*. 
Lange,  F.  848*. 
Lange,  G.  676*. 
Lange,  J.  883*. 
Lange,  V.  349,  533*. 
Langelan  166. 
Langer  980. 
Langevin  883*. 
Langlet  656*. 
Langlev  117*,  152*,  1B5, 

167,  171. 
Langlois  170. 
Langsdorff  811*. 
Langstein  557,  735. 
Lannois  274,327,345,891*, 

429,  533*,   553,  573,  613*, 


617,  628*,  676*,  718,  747*. 

779,  883*,  907,  1080. 
Lanz  274,  712 
Lapage  1018*. 
La  Pegna  16*,  31. 
Lapersonne  715*,  737. 
Lapicque,  L.  90,  152*,  157, 

164. 
Lapicque.  Mme.  162*.  Ui4. 
Lapinskv  25,  198,  414,  9S0. 
La  Place  848*. 
Laplaigne  915". 
L aquer  778,  782*,  820. 

1096*,  1123. 
Laqueur  803. 
Larin  628*. 
Larionoff  656*. 
Larkin  768*. 
Larned  827*. 
de  Laroquette  404,  677*. 
Larougle  768*. 
Larroque  848*. 
Lamelle  439*,  715*. 
Lasarew  824. 
Lauder-Brunton  102*. 
Launav  614*,  666*. 
Launois  261*,  560*,  738. 
Laureat!  467*. 
Laurendeau  883*. 
Laurens  848*. 
Laurent  764*,  915*,  980. 

1095*,  1131. 
Lauret  de  Beiioc  782*. 
Laureys  676*. 
Laurie  491*. 
Lavaissi^re  940*. 
Lavalle  467*. 
Laveran  467*   883*. 
Lavrand  533*. 
Law  1096*. 
Lawford  560* 
Lazarews  424. 
Lazarus,  P.  139,  754*,  808. 
Lebar  288*. 
Lebeaupin  715*. 
Lebedew  701*. 
Le  Beuf  676*,  883*. 
Leborgue  1063*. 
Lebram  539. 
Lebret  724*. 
Lectne  848*. 
Lecha-Marzo  467*. 
Leche  27. 

Ledere  541,  564,  628» 
Leclezio  750*. 
Lecompte  288*. 
Le  Damany  91. 
Ledenig  1186. 
Ledoux  560*. 
Leduc  162*,  811*. 
Lee  152*,  159,  674*,  676*. 
Leedham-Greene  862. 
Leegard  615. 
Leenhardt  407*, 626*,  674*, 

756*. 
Leers  764. 


Namenregister. 


1275 


Lees  848*. 

Leffevre  1051* 

Lefmann  940*. 

Lefort  600* 

Legel  1215. 

Legendre    16*,     36,    184* 

883*.  1051*. 
Legg  849*. 
Legludic  1095* 
Legrand  543. 
Lehmann  883*,  915*. 
Lehmann-Nitsche  251. 
Lehndorff  251*,  600*. 
Lehnert  373*. 
Leicester  685. 
Leimbach  849*. 
Lejoune  464*,  572. 
Lelever  1095*. 
Lemaire  283*,  408*,  480. 
Lemaitre   440*,  915*,   924, 

931. 
Le  Marc  Hadouer  280*. 
Lemierre  491*  659* 
Lemoine  676*,  754*,  980. 
Lemon  533*. 
Lemosy  d'  Orel  467* 
Lener  1095*,  1161*. 
Lengefeld  908. 
Lenhartz  444,  900. 
Lenhossek  16*. 
Lenkei  798. 
Lenoble  383,  719. 
Lenormant  849*. 
Lentz  1187*. 
Lenz  383. 
Lenzi  726*. 
Lenzmann  467*. 
Leon  551*,  560*,  628*  656*, 

750*,  754*,  884*. 
Leonard  849*. 
Leonhardt  1155. 
Leonpacher  207*. 
Leontowitsch  1*. 
Lepinay  884*. 
L  e  p  i  n  e  408*,  467*,  618, 628*, 

676*,  761,  1051*. 
Leppmann      1095*,      1167, 

1170,  1174,  1175. 
Lequeux  841* 
Lequver  480,  588*. 
Lorda  91. 

Lerembourne  628*. 
Leri   49.   251*,   288*,   409*, 

426*,  595*,  1076. 
Lericke  253*,  849*. 
Lermovez  347,  491*. 
Leroui  207*,  533*,  628*. 
Leroy  207*.  467*,  656*.  915*, 

926,  941*,  1065*. 
Le  Roy  656*,  676*. 
Le  Roy  y  Oassä  676*. 
Le  Rütte  1187*. 
Lesage  849*. 
Lesbre  16*,  252*. 
Leschziner  454. 
Lesem  25. 


Leser  676*. 

Leßieur  207*,  282*,  827*. 

Lesne  702*. 

Lesniowski  849*. 

Lessing  876. 

Leszynski  513*,  898,  1059. 

Letessier  7. 

Letulle  491*. 

Leuba  915*. 

Lenbuscher  669. 

V.  Leupoldt  980.  1161*. 

Leuret  491*. 

Leyaditi  467*. 

Levassort  937*,  1092*. 

Leven  467*. 

Leyet  1050*. 

V.  Levetzow  1154. 

Levi,  B.  768*. 

Levi,  G.  16*,  36,  60. 

Levi,  L.   91,   92,   93,   288*, 

486*,  561*,  562, 628*,  715*. 

718,  719,  751. 
Levi-Bianchini  694.  827*. 
Levings  849*. 
Levinsohn,  G.  126. 
Levy,  L.  356*,  776. 
Levy,  P.  884*,  906. 
Lewandowsky     16*,     420, 

546,  562,  722,  1080. 
Lewin.  A.  491*. 
Lewin,  C.  726*. 
Lewin,  L.  468*. 
Lewin-Epstein  513*. 
Lewis  208*,  533*,  739. 
Lewitt  1136. 
Lewskowski  748. 
Lexer  849*. 
Ley  726*,  754*,  868. 
V.  Ley  den   442,   568*,   760, 

827*    849* 
L'Hermitte  572,  1082. 
Lhote  498. 
Libensky  347. 
Libotte    153*,    568*,   702*, 

726*,  750*,  782*. 
Lichtenstein  821. 
Lichtheim  337,   513*,  559. 
Lie  238. 

Liebermann  811*. 
Liebers  288*,  556*,  707. 
Liebmann  884*. 
Liebrecht  208*. 
Liedlaff  1018*. 
Liepe  1187*. 
Liepmann,    H.    126,    356*. 

941*,  981,  983. 
Liepmann,  W.    676*,    683, 

685. 
van  Lier  873. 
Liermberger  778. 
Lilienfeld  533*. 
Lilienthal  782*. 
Lindenau  1095*. 
Lindl  628*. 
Lindner  600*,  915*. 
Lindsav  754*. 


Lindström  491*. 
Lindt  870,  849*. 
Lingbeek  1187*. 
V.  Lingelsheim    442,    682. 
Linguerri  102*,  1065*. 
Liniger  759. 
Link  160,  288*. 
van  Lint  376*. 
Lipmann  915*.   1180. 
Lippmann  726*. 
Lipps  181,  915*,  923. 
Lipschitz  1035. 
Lissauer  252*. 
V.  Liszt  1161*. 
Littlewood  244. 
Livingstone  496. 
Livini  16*. 
Livon  HO,  686. 
Lloberas  Sellar6s  628*. 
Lloyd  681. 
Lobenhoffer  228. 
Lobenstine  677*.  686.  835. 
Löbl  468,  480. 
Lobsien  915*. 
Lob  US  288*. 
Lochte  236,  356*. 
Lockemann  687. 
Lockhart  247*. 
Locy  16*,  46. 
Lodato  171. 
Lodholz  117*  153*,  558. 
Loeb  16*,  72*,  726*. 
Loebel  782*.  787. 
Loeper  452. 
L'oeser  117*. 

Loewenfeld  93,  256,  1145. 
Loewenthal  288*. 
Loewi  171,  677*. 
L'oewy,  R.  371*. 
Lohmann  178,  373*. 
Lohrisch  480. 
Lohrmann  252*. 
Lohsing  915*,  1095*,  1161*. 
Loisel  94. 
Loison  849*. 
Lombard  849*. 
Lombroso      754*,      1095*, 

1132,  1161*. 
Lomer  834,   941,  981,  984, 

985,  986,  987,  1043,  1086. 
Lo  Monaco  13*,  16*. 
Londe  288*. 
London  38. 
Long  613*,  915*. 
Longheed  575*. 
Longo  16*. 
Longpretz  288*. 
Longridge  677*. 
Lönnquist  873. 
Loomis  779. 
Loop  827*. 
Looten  355*.  531*. 
Lop  468*. 
Loquerie  288*. 
Lora  884*. 
Lorand  72*,  468*,  736. 


1276 


Namenregister. 


Lorenz  616,  752,  849*. 
Lorenz!  1054. 
Loria  915*. 
Lortat  611*. 
Lortat-Jacob    HO,    715*, 

752. 
Löscher  551*. 
Lossen  692,  806. 
Löte  468*. 
Lotze  468*. 
Love  656*. 
Lövegren  604. 
Loveland  503*. 
Low  846*. 
Löwenfeldt  288*. 
Löwenstein  46.  1161*. 
Löwenthal  764. 
Lowinsky  915*. 
Löwy,  M.  331,  366,  505. 
Lubosch  16*. 
Luc  849*. 
Lucangeli  434. 
Lucero  1034*,  1161*. 
Luciani  127. 
Lucka  1130. 
Lücke  533*. 
Lücke  480. 
Luckett  827*. 
Lucksch  110. 
Liico  110,  556*. 
Ludloff  252*,  a69. 
Ludluml91,200,568*,628*. 
Luengo  656*. 
Lugaro  2*,  16*,  38,41, 184*, 

1030,  1095*. 
Lugiato  16*. 
Lahrs  16*. 
Lukas  915*. 
Luke  768*. 
Lund  849*. 
Lundborg  988. 
Lupu  468*. 
Lusini  884*. 
Lüthje  103*,  1095*. 
Lutz  932,  1187*. 
Lux  915*. 
Luzenberger     158*,     813, 

884*,  1187*. 
Luzzani  1062. 
Luzzato  884*. 
Lyle  373*. 
Lyon  811*. 

M. 

Maas,  K.  1061. 

Maas,    O.    365,    367,    391*, 

508,  «68. 
Maas,  P.  368. 
Maas,  Th.  772. 
Maberly  897. 
Mabina  1095*. 
Macansh  727*. 
31accabrunni  1187*. 
3Iac  Callum  111,  208*,  497, 

711,  734. 


Mac  Dermott  1187*. 
Macdonald       17*,       184*, 

1095*. 
Mach  922. 
Machado  884*. 
Mac  Hardy  1209. 
Machol  612*. 
Mäckel  440*. 
Macke nzie  i35*,  159,  732, 

849*. 
Mackey  559. 
Mackintosh  117*,  988. 
Macleod  761. 
Macnab  827*. 
Macnamara  288*,  468*. 
Mac  Nicholl  468* 
Macpherson  941*,  988, 989. 
Macri  197. 
Madden  468*,  879*. 
Maennel  1187*. 
31aerker  884*. 
Maes  724*,  884*. 
Maestre  915*. 
M  äff  ei  849*. 
Maffezzoli  468*. 
Maggi  252* 
Maggioto      1065*       1066*, 

1209. 
Magne  937*. 
Magneval  612*. 
Magni  72*. 
Magniaux  884*. 
Magnin  884*.  916*. 
Magnus  171,  827* 
Magro  53H*. 
Maguin  677*. 
Mahaim  38,  50,  1034*. 
Maker  459. 
Mahillon  754*. 
Mahner  925. 
Majano  934*    1139. 
Majewska  884*. 
Mailhouse  440*,  884*. 
MaiUet  916*. 
Mainzer  715*,   755*,   849*, 

876. 
Maiorfi  1162*. 
Maisonnave  107. 
Makuen  1018*. 
Malafosse  468*,  575*. 
V.  Malaise  412. 
Malatesta  190. 
Malerba  117*. 
Malherber  884*. 
Mall  17*. 
Malleree  1051*. 
Malloizel  289*,  504*.  568*. 
Mally  404. 
Malone  756*. 
Maltet  170. 
Mamlock  774. 
Mammen  941*. 
Manaceine  288*. 
Manasse.  P.  246,  491*. 
Manders  811*. 
Mnndoul  452. 


Manegold  464*. 
Mangold  17*,  67. 
Manlev  628*. 

Mann   17*,  364,  468*,  811*. 
Manuel  715*. 
Mannheimer  727*,  941*. 
Mannheimer- Gomm  es 

288*,  373*.  916*. 
Mannini  468*   941»,  1065*. 
Manouelian  17* 
Manouvrier  252*. 
Manschot  48«*. 
Mantegazza  915*. 
Mantel  677*. 
Manteufel  445. 
Mapes  727*. 
Marage  173. 
Maragliano  491*,  849*. 
Maramaldi  768*. 
Marandon     de     Montyel 

941*,    1065*,    1076,    1084, 

1085. 
Marassini  129. 
Marbe  179. 
Marburg    135*,    201.     302, 

392*. 
Marcarini  208*. 
Marcel  782*. 
Marchand,  L.  5.  203,  206*. 

208*,  229,  491*,  677*.  941*. 

990,    1018*,    1063*,    1071, 

1077. 
Marchesi  715*. 
Marchesini  916*. 
Marchetti  723*, 
de  Marchis  170. 
Marcinowski  288*.  884^ 

941*. 
Marcou  645. 
Marcus  619,  644. 
Marcase,  J.  468*,  481,  795. 
Marcuse,  M.  288*. 
Mare  1187*. 
Marek  72*. 
Maresch  193. 
Margain  990,  1082. 
Margolin  288*. 
Margulies  184*,  366,  408*, 

614*,  1181. 
Mariani  503*.  656*. 
Marie,  A.    111.    168*,  480, 

738.  768*,  849*,  942*.  1095*, 

1187*,  1202,  1213. 
Marie,   P.    49,    208*.    357*, 

J26*,  513*,  524,  «11%  756. 

1065*,  1077,  1162*. 
Marie,  R.  208*,  288*.  409*. 
Marie  fr^res  811*. 
Marikorszky  174. 
Marimö  811* 
Marina  72*.  1018*. 
Marinesco  36,  38,  186.  187. 

188,    196,    199,    319,    366. 

588*,  711. 
Marino  942*. 
Marion  859. 


Namenregister. 


1277 


Mariotti  252*,  850*. 
Marix  942*. 
Mark  245. 

Markovac  1162*,  1181. 
3Iarkus  440*,  1169. 
3Iarqufe8  811*. 
Marr  677*. 
Marro  17*,  942*,  1018*, 

1096*. 
Marquardt  1187*. 
Marsh  864. 
Marshall   103*    656»,  811*. 

817,  850*,  916*. 
Martial  1068. 
31  artin  468*. 
Martin,  C.  J.  470*. 
Martin,  B.   1137. 
MartiD,  F.  S.  677*. 
Martin,  G.  715*. 
Martin,  J.  T.  677*. 
Martin,  L.  916*. 
Martinl8türizl05l*,1187*. 
Martineau  542. 
Martineck  1162*. 
Martinet  777. 
Martinez  727*,  884*. 
Martinez  Vargas  612*. 
Martin  Gil  20-»*. 
Martini  455,  468*,  1187*. 
Martino  da  Silva  850*. 
Martinotti  17*. 

Martins  1096*. 

31artiu8  1108. 

Martv  916*. 

3Iarx  317. 

Alasing  297,  357*. 

Älasini  468*,  916*. 

31asland  850* 

3Ia80in  688,  1088. 

3Ias8abuan  332. 

Massalongo  782*. 

Massary  409*,  715*. 

Masseion  916*. 

Massier  534*,  677*. 

Masson  768*. 

3Iasurke  252*' 

Matagrin  942* 

Matas  769*. 

Mathes  683. 

Mathewson  373*. 

Mathiea  289*,  473*,  663, 
667,  670,  850*. 

3iatignon  275. 

Matozzi  Scafa  827*. 

Mattauschek  468*,  628*, 
1065*. 

Matthews  468*. 

Matu§ek  677*,  942*. 

Matuszewski  17*. 

Mauban  878*. 

Maublanc  850*. 

Manch  383,  384. 

Mauclaire  252*  750*,  850* 

Maugeret  233. 

Maupetit  110. 

Maurel  677*. 


Älaurice  656*,  677*. 

Mavrakis  129. 

Max  264. 

Maxweli  468*,  916*. 

May  208*. 

Mayana  Gacitüa  1096*. 

Mayendorf  129,  365. 

Älayer,  A.  727*,  850*. 

Mayer,  C.    17*,  111,  1096*. 

Mayer,  H.  491*. 

Mayer,  M.  468* 

Mayering  17*. 

Mayerweg  374*. 

Maygrier  676*. 

Mayon  2*,  208*,  374* 

Mayor  481. 

Mayou  513*. 

Mays  289*. 

Mazzeo  409*. 

Mc  Arthur  252*. 

Mc  Oarthy  252*,  300,  468*, 

503*,  1051*. 
Mc  Caskey  811*. 
Mc  Caw  494. 
Mc  Cav  513*,  523. 
Mc  Conaghey  1083. 
M  c  ()  o  n  n  e  1 1 360, 628*,  1066*. 
Mc  Cool  468*. 
Mc  Crae  503*. 
Mc  Cuen  491*. 
Mc  Cullagh  884*. 
Mc  Cully  1162* 
Mc  Donald  568*,  850*. 
Mc  Dougall  916*,  1187*. 
3Ic  Gahey  440*,  459. 
Mc  Gamble  916*. 
Mc  Garrahan  750*. 
Mc  Gibbon  750*. 
Mc  Gory  468*. 
Mc  Gowan  884*. 
Mc  Gregor  481. 
Mc  Guire  628*. 
Mc  Kee  1030. 
Mc  Kennan  1096*. 
Mc  Kernon  534*.  85Ö*. 
Mc  Kenzie  850*,  884*. 
Mc  Laughlin  698. 
Mc  Leod  964. 
Mc  Murphy  827*. 
Mc  Murrich  17*. 
Mc  Nees  884*. 
Mc  Niell  656*. 
Mc  Rae  1067*. 
Mc  Swain  1051*. 
M'Donald  240.      . 
Meacham  885*. 
Meachen  715*. 
Mead  850*,  916*. 
Meara  715*. 
Medea  2*,  289*,  337,  551«', 

559,  648. 
Medeiros  916*. 
Meehan  916*. 
Meeus  719,  1187*. 
Mehl  1137. 
Mehuert  368,  369,  885*. 


Meier,  G.  885*. 

Meier,  H.  775.  897,  898, 908. 

Meige  289*,  716*,  750*,  1194. 

Meignant  827*. 

Le  Meigneu  755*. 

Meigs  158. 

3Ieilhon  1187*. 

Meinert  1124,  1125,  1126. 

Meinicke  827*. 

Meinong  916*. 

de  Mois  253*. 

Meisl  91h*. 

Meisner  260. 

Meissner  1096*. 

Meixner  1148. 

Mekus  252*. 

Melia  2*. 

Melissinos  2*. 

Meli  1017*. 

Melius  17*. 

Meltzer  111,  161,  1188*. 

Melville  677*. 

M  e  n  d  e  1 ,  B.  357*,  900,  1 162*, 

1206. 
Mendel,  F.  491*. 
Mendel,  K.  163*,  426*,  426, 

432,  639. 
Mendelsohn  1188*. 
Mendelson  885*. 
Mendez  1051*. 
Mendl  649. 
Menegaux  916*. 
Meneghetti  11* 
Menetrier  468*,   668,   745. 
Menna  755*. 
Mennell  727*. 
Menschig  900. 
Mense  469*,  850*. 
Menzel  825. 
Menzies  534*,  1213. 
Mercante  1096*. 
Mercier   850*,   991,    1096*, 

1217. 
Meredith  954. 
Merimingas  850*. 
V.  Mering  774. 
Merk  469*. 
Merkel  17*,  469*. 
Merkl  916*. 
Merklen  782*,  1188*. 
Merlin  629*. 
Mermingas  695. 
Merril  1018*. 
Merrit  17*. 

Mertelsmann  1018*,  1188*. 
Merton  17*. 

Mery  289*,  297,  491*,  656*. 
Merzbacher  17*,  201,  289*, 

437. 
Mesnil  467*. 
Mesures  469*. 
Metclaf  17*. 
Mettler    289*,    392*,    409*, 

503*,  613*,  534*,  546*,  600*, 

656*,  727*,  885*,  1066*. 
Metz  2*. 


1278 


Namenregister. 


Meunier  916*,  »91. 

Meusy  1188*. 

Meyer,  A.  208*,  357*,  481, 

518*,  942*. 
Meyer,  B.  916*. 
Meyer,  C.  H.  L.  409*. 
Meyer,  E.  1043,  1072,  1073, 

1165,  1176,  1192. 
Meyer,  H.  177,  752. 
de  Meyer,  J.  72*,  682. 
Meyer,  L.  208*. 
Meyer,  M.  916*. 
Meyer,  0.  469*,  667,  1096*. 
Meyer,  P.  297,  905. 
Meyer,  R.  17*,  629*. 
Meyer,  V.  768*. 
Meyer,  \V.  827*. 
Meyerowitz  273. 
Meyers    469*,    629*,    656*, 

991,  1203. 
de  Micas  629*. 
Michael  252*,  677*. 
Michaelis  289*. 
Michailow  702*. 
Michel  992. 

V.  Michel  208*,   384,   677*. 
Michell  885*. 
Michels  850*. 
Michelsen  624. 
Michotte  59,  135*. 
Micke  850*. 
MiQsowicz  734. 
Mignon  613*. 
Mignot  473*,   945*,    1190*, 

1208,  1217. 
Miklas  1183*. 
Mildenberger  17*. 
Miles  289*. 

Milian  409*,  425,  478,  568*. 
Milko  850. 
Miller  409*,  750*,  811*,  850*, 

930. 
Millet  702*. 
Mills  185*,  357*,  362,392*, 

469*,  513*,  558,  561*,  702*, 

715*,     850*,     885*,     942*, 

1051*,  1162*,  1203. 
Milner  252*. 
Mine  357*. 
Minea  199. 
Mingazzini  17*,  117*,  271, 

289*,  428,  557,  755*. 
Mingus  850*. 
Minkema  173. 
Minkowski  639,  727*. 
Minor  635,  757,  850*. 
Minot  462*. 
Mintz  384. 
Mioni  112,  700. 
Miraille  326,  330,  537,  744, 

750*,  893. 
Miramont  404,  677*. 
Miranda  561*. 
Mircolo  289*. 
Miron  831. 
Mirtl  793. 


Mirto  546*,  656*. 
Misch  252*,  493. 
Mislawsky  170. 
Mitchell  252*,  634*,  942*, 

1188*. 
Mittelhäuser  755*. 
Mittenzweig  992. 
Mitsuno  491*. 
Mittermaier  1162*. 
Miura  481. 

Mix  727*.  ! 

Miyake  942*. 
Mizno  374*. 

M'  Kenzie  72*,  498.  : 

Mob  ins     72*,     252*,     916*,  i 

922,  1096*. 
Mo  Chi  252*,  1096*. 
Mocquin  520. 
3Iocquot  275. 
Modena    185*,    198,    646*, 

715*. 
Iffodigliano  916*. 
Moeli  49,  1165. 
Moffet  850*. 
Moffitt  727*. 
Mohr,  F.  361,  924. 
Mohr,  M.  374*. 
Moindrot  850*,  853* 
Moleen  6  0. 
Moll,     A.     5,     885*,    916*, 

1096*,  1141. 
Moll,  U  905. 
MoUaret  513*.  811*. 
Molle  917*. 
Moller  469*. 
Möller,  0.  917*. 
Möller,  P.  917*. 
Möller.  W.  18*. 
Monakow  536. 
Mo n Corvo  469*,  656*,  727*. 
Mondio  1087,  1140. 
Monery  111. 
Monestie  827*. 
Moufrin  677*. 
Mongeri  768*,  1051*,  1084, 

1188*. 
Mongour  111,  885*. 
MÖnkemöller    993,    1041, 

1071,  1162*,  1167. 
Monod  1066*. 
Monriquaud  755*. 
Monro  699,  1018*. 
Monroe  490*,  613*,  917*. 
Montagnini  768*. 
de  Montel  18*.  469*. 
Monteli  534*. 
Montesi  885*. 
Montessori  1096*. 
Montgoraery  917*. 
Montmerand  917*. 
Montuori  72*. 
Monturiol  534*. 
Monziols  107. 
Moody  289*. 
Moore     252*,     374*,    431*, 


491*,  649, 677*,  819*,  850*, 

942*. 
Moraes  491*. 
Moradi  18*. 
Moravcsik      1045.      1162*^ 

1197. 
Morawitz  403. 
Mörchen  1175, 
Moreau  252*,  411».  1173. 
Moreira  885*,  942*,  1034*, 

1188*. 
M  o re  1 81 1*.  850*,  860. 1 096*^ 

1172,  1203. 
Morelli  252*. 
Moren  357*,  727*. 
Moreno  18*. 
Morero  407*,  626*,  674*. 
Morestin  850*. 
Morgan  117*,  672*,  917*. 
Mori  289*,  677*. 
Moriarta  682. 
Moricbau-Beauchant 

511*. 
Morisset  885*. 
Morita  1162*. 
Moritz  289*.  727*. 
Morland  85Ö*. 
Mornac  656*,  830. 
Morre  834. 
Morris  741. 
Morrison  750*,  851*. 
Morrow  374*,  885*. 
Morse  819*. 
Morseil i   327,    469*,    561*, 

613*,  768*,  993,  1162*. 
Mort  629*. 
Morton    677*,     811*.     816, 

847*.  851*,  885*. 
Morton  Prince   140,  556*. 
Morvay  -161. 
Moschini  469*. 
Moser  491*. 
Moser  537,  678*. 
Mosher  1188*. 
Mosny  289*,  504*,  568* 
Mosse  744,  746. 
Mossier  702*. 
Mosso  72*. 
Motet  1066*. 
Mott  185*,  469*. 
Moty  252*. 
Mouchard  611*. 
Mougneau  411*. 
Moura  656*. 
Mourek  1051*. 
Mouret  851*. 
Mourniac  827*. 
Mourre  192. 
MoussoQS  942*. 
Montier  275,  472*,  551*. 
Moutot  409*. 

Moyer561*,727*,827*.942*. 
Mozovielles  727*. 
Mroczkowski  861. 
Müder  1018*. 
Muijs  1018*. 


Namenregister. 


1279- 


Muir  629*. 

Müller,  A.  178. 

3Iüller,  B.  777,  851*,  885*, 

895. 
3Iüller,  Ch.  664. 
3Iüller,  E.  iJ89*,   325,   332, 

351,  a96, 398,  599,  867,  896. 
Xüller.  F.  289*,  589. 
Müller,  G.  103*,  623,  823, 

917*. 
3Iüller,  H.  234,  750*. 
Müller,  J.  870. 
Müller,  L.  690,  851*. 
Müller,  M.  252*,  409*,  514*. 

903. 
Müller,  P.  851*, 
Müller,  K.  153*,  158. 
Muls  629*. 
Mamford  820. 
Munimery  851*. 
Muiiaron  827*,  1018*. 
Münch  66,  69. 
Mundy  252*. 
Munu  755*. 
Münz  er  185*,  738. 
Muralt  Uli. 
Muratet  471*.  535*. 
3Iurayama  289*. 
3Iurdoch  698. 
Murphy  252*. 
Murray  733. 
Museat  162. 
Muscel  656*. 
Müsch  813*. 
Muselli  290*. 
Muskat  252*. 
Muskens   135,    290*,   409*, 

486*,  575*,  885*,  894. 
3Iusmeci  1034*. 
.Müssen  629*. 
Musser  750*. 
Muybridge  72*. 
Mya  491*. 
Mygind  361. 
3Iylks  534*. 
Mynlieff  688. 
3Iyrdacz  469*. 


Näcke    993,    1096*,    1097*, 

1103,     1109,     1122,    1123, 

1144,  1157,  1188*. 
Nadjede  261. 
Nadosy  678*. 
Naegeli  469*,  1097*. 
Nagai  491* 
Nagazawa  561*. 
Nagel,  C.  S.  374* 
Nagel,  W.    172,   182,   252*, 

384. 
Nageotte  18*,  221,  239, 425. 
Nageotte-Wilbouche- 

witch  135*,  312. 
Nährich  18*. 
Naidu  885* 


Naka  555,  1074. 
Nakaizumi  2*. 
Nakayama  597. 
Nammack  426*. 
Napier  851*. 
Napier  Close  4»1*. 
Narbut  885*. 
Nardelli  208*. 
Nariman  727*. 
Nascimento  Gurgel  469*, 

534*,  561*,  657*. 
Nassau  1097*. 
Natier  750*. 
Natvig  750*. 
Naumann  290*. 
Naunyn  505. 
Nayrac  917*. 
Nebel  504*. 
Neble  657*. 
Neff  426*,  811*,  885*. 
Negri  469*. 

Negro  290*,  504*, 598*,  629*. 
Ne isser  265,  649,  697,  993, 

994,  1047*. 
Nelson  917*. 
Nerlich  708,  1170,  1174. 
Nery  1188*. 
Nespos  403. 
Nestor  Grehant  469*. 
Netter  1097*. 
Neu  514*,  686. 
Neubauer  1097*. 
Neubert  727*. 
Neuer  819*.- 
Neugebauer  267,  871,  877, 

1097*. 
Neumann,  A.  424,  792,885*. 
Neuraann,  H.  290*,  543. 
Neumann,  O.  995,  1188*. 
Neumann,  R.  O.  357*,  469*. 
Neumayer  2*. 
Neurath  602,  606,  678*. 
V.  Neusser  469*. 
Neustätter  95. 
Neutra  290*,  321. 
Neuville  917*. 
Newell  886*. 
Newton  290*,  917* 
Neyroz  1018*. 
Nicard  72*. 
Niceforo  253*. 
Nicholl  995. 
Nicholson  1051*. 
Nicod-Laplanche  755*. 
Nicola  18*. 
Nicolai  153*,  157,  165. 
Nicolas    409»     464*,    465*, 

469*,  470*,  481,  629*,  727*, 

827*, 
Nicolavici   1051*. 
Nicolet  811*. 
Nicoletti  290*. 
Nicoll  504*. 
Nicolle  469*. 
Nicolson  851*. 
Niederle  750*. 


Niedner  306,  469*. 

Niehans  851*. 

Nielsen  56. 

Nieny  851. 

V.  Niessl-Mayendorf  529. 

Nieto  208*. 

Nieweg  942*. 

Nikolaides  130. 

Nishino  590. 

Nissl  942*. 

Nissle  469*. 

Nitsche  942*. 

Noack  1047*. 

Nobecourt  253*. 

Nobl  354. 

Nobles  886*. 

Noce  886*. 

Nocht  469*. 

Nodin  511*. 

Noehte  757. 

Noel  290». 

Noever  629*,  657*,  727*. 

Nogier  811*. 

Nogueira  Lobo  657*. 

Nogufes  613*,  657*. 

Noica  616.     . 

Noir  1097*. 

Nolan  942*. 

Noltenius  491*. 

Nonne  208*,  253*,  481*  469*^ 

498  504*,  521,   558,   575*. 

598,  613»,  657*,  660,851*,. 

1066*. 
Noordenbos  253*. 
Norbury  290*,  886*,  942*^ 

1051*. 
Nordmann  727* 
Norero  889*. 
Norman  1043,  1214. 
Norris  18*. 
Norström  823. 
Northridge  851*. 
Northrup  290*,  811*. 
Nose  18*. 
Nouis  678*. 
Nouri  471*. 
Novaes  117*. 
Novak  633,  897,  1188* 
Nove- Josserand  613*. 
Novy  470*. 
Nowikoff  18*. 
Noyes  514*,  702*,  727*. 
Noyons  178. 
Nubiola  851*. 
Nuel  917*. 

Numa  Praetorius  1097*.. 
N  US  bäum  18*. 
Nussbaum  10*. 
Nutriiziano  481. 
Nutt  1097*. 


Oberndorfer  1180. 
Obersteiner  18*,  163,  195,. 
917*. 


1280 


Namenregister. 


Oberwarth  266. 
Obici  943*. 
Obraszow  943*. 
Obregia  735,  995. 
O'ßrien  1066*. 
O'Carroll  588*. 
O'Dnniel  851* 
Oddo  208*,  576*. 
Odier  18*,  202,  728*. 
Odiorne  851*. 
Ooconomakis  209*,  219. 
Oefele  349. 
Oehler  514*,  1216. 
Oehmke  690. 
Oeller  682. 
Oettiiiger  1106. 
Offergeid  530. 
Ogawa  384,  1097*. 
Ogg  504*. 
Ogilvie  409*,  751*. 
Ohl  557*. 
Ohm  638. 

Ohmann-Dumesnil  253*. 
Ohnacker  290*. 
Okada  167,  200,  201,  470*, 

780 
Oku  470*. 
Ol  ah  943*,  1066*. 
Olaso  Jordan  812* 
OHva  943*. 
Oliveira  Cesar  253*. 
Oliver  374*,  5H8* 
Olivier  208*,  1018*,  1050*, 

1077. 
Olivier.  Maurice  1051*. 
Ollive  755*. 
Olmer  30. 
Oltuszewski  867. 
O'Neill  812*. 
Onodi  385,  728*. 
Onorato  HO. 
Onuf  209*,  678*. 
van  Ordt  795,  827*. 
Oppenheim,  E.  290*. 
Oppenheim,   H.  486,  515, 

517,  867. 
Oppenheim.  R.  917*. 
Oreste  470*. 
Orlanaki  678*. 
Orlow  470*. 
Orlowski  1097*. 
d'Ormea    218,    886*,    948*, 

1066*,  1088,  1188*. 
Ormerod   426*,   481*,   499, 

561*,  569*,  598*. 
Orr  243,  569*. 
Ortali  728*. 
Ortiz  1132. 
Ortolani  657*. 
Osawa  917*. 
Osgood  886*. 
Ossipow  253*,  943*. 
Ostermaiin  1097*. 
Osterroht  702*. 
Ostheimer  350. 
Ostwalt886*,897, 898,1097*. 


Oswald  733. 

Ots  943*. 

Otsuba  886*. 

Otsuka  728*. 

V.  Öttinger  154*,  276. 

üttolenghi  1097*. 

Oulmont  nei*. 

Ouvrieu  886*. 

Ouvry  728*. 

Overdüyn  253*. 

Overton  160. 

Ovio  374*. 

Owens  851*. 

Oxner  18*, 

Oven  534*. 


Pacehioni  504*. 

Pactet  1162*. 

Paddock  209*. 

Paderi  678*. 

Padovan  917*. 

Pagani  886*. 

Pagano  117*,  130,  167. 

Page  980. 

Page  May  18*,  218. 

Pagel  1097*. 

Pagenstecher  617. 

Paget  917*. 

Paggani  917*. 

Pagliari209*. 

Pagniez551*,552,5d4,728*. 

Pailhasll88*.- 

Paiu  851*. 

Paine  482. 

Paisseau  253*. 

Pal  340. 

Paladine  111. 

Palau  290*. 

Palermo  874*. 

Pallard  541. 

Palm  er  534*,  546*. 

Pamart  886*,  1183*. 

Pandy  1188*. 

Panegrossi  431*,  755*. 

Panfilow  290*. 

Panichi  470*,  482. 

Panigazzi  470*. 

Pause  290*. 

Pausier  374*. 

Panting  863*. 

Paoli    948*,    1066*,    1188*, 

1197. 
Papadaki  223. 
Papillault  253*. 
Papillon  943*. 
Papinian     51,     117*,    190, 

417,  586. 
Paquet  431*,  492*. 
Paramore  223. 
Parant  768*,  1088. 
Parascandolo  258*,  889. 
Parham  657*. 
Parhon   51,   57,   111,   117*, 

135*,   140,  190,  195,  253*, 


261,  417,   482,   586,  657*, 

735 
Pari  117*,  141,  154*. 
Paris     943*,     1066*,     1074, 

1162*. 
Parisot  657*,  1097»,  1162», 
Parizeau  851*. 
Park  171,  440*,  470*. 
Parker  181,  702*,  927,  943*. 
Parkinson  557*. 
Parlavecchio  2^3*. 
Parodi  504*,  514*. 
Parot  569*,  1090*. 
Parry  290*. 

Parsons  253*,  504*.  1097*. 
Pascal  358*,  1068*. 
Passek  5. 
Pässler  409*,  728*. 
Passow  173,  851*. 
Patek  290*. 
Patel  534*,  629*. 
Paterson  357%  362,  542. 
Patoir  426*,  492*. 
Paton  374*.  943*. 
Patrick    290*,     514,    613*, 

629*,  717,  851*. 
Patry  374*. 
Pattantyüs  917*. 
Patterson  1051*. 
Patzschke  629*. 
Paukstat  374*,  385. 
Paul  374*,  385,  856*. 
Paul-Boncour  917*,  943*. 
Paulhan  917*. 
Paulson  470*. 
P  a  u  ly  409*,  492*,  678*,  1052*. 
Paunz  374*. 
Payiot  409*,  470. 
Pavy  492*. 
Pawel  2*,  1066*. 
Pawlowskaja  917*^ 
Pays  917*. 
Pazeller  819*,  851*. 
Peabody  838. 
Peachell  708, 
Pearce  751*. 
Pearl  18*,  24. 
Pearson,  K.  9*. 
Pease  812*. 
Pechin  374*. 
Peck  440*. 
Pedersen  924. 
Pce  18*. 
Peeters  657*,  886*,  1188*, 

1089*. 
Pegram  851*. 
Pehu  499,  624. 
Peiper  429. 
Peixoto    678*.    942*.    966, 

1084*,  1189*. 
Peli  253*,  943*. 
Pelicand  828*. 
Pellegrini  948*. 
Pelletier  849*,  917*,  948*, 

1018*,  1077,  1162*,  1187*. 


NameiuregiBter. 


1281 


Pelliaa  i  209*.  948*,  1018*, 

1019*,  1162*. 
Pelon  788. 
PeU  1057. 
Pemberton      263*,     290*, 

892*,  688*. 
Penafiel  1066* 
Pende  18*. 
Pennats  486*. 
Pennasza  678*,  1019«,  1116. 
Penniogs  470*. 
Pennington  828*. 
Pensa  63. 
Penta  1162*. 
Peon  del  Yalle  1162.*. 
Pepaire  696*. 
Peraire  851*. 
Perazaolo  317. 
Percival  651*. 
PeregrinoLeited'Aranjo 

629*. 
Pereira  702*. 
Peres  6. 

P^rez-Valdes  392*. 
Perez-Vento    557*,    629*. 
Pergola  828*. 
Peridier  1066*. 
Perignant  492*. 
Perna  18*. 
Pernot  290*. 
Peroncito  200. 
Perosino  470*. 
Perrero  209*,  409*. 
Perretifere  391*,  628*,  678*. 
Perrier  1097*. 
Perrin    409*,    492*.    702*, 

1064*,  1092*. 
Perrugia  290*. 
Pcrry  751*. 

Pershing  290*,  667*,  1097*. 
Perthes  202,  862*. 
Peru 81  ni  231,  428,  1033. 
Perwaschin  644. 
Petchik  606. 
Pessler  1162*. 
Peter,  L.  C.  209*,  667*. 
Peteri,  W.  692,  731,  917*, 

928. 

Petersen  268,  1100. 
Peterson  281*,  728*,  886*, 

1189*. 
Petges  629*. 
Petit  229,  290»,  614*,  610*. 

687,  768*,  812*,  1189*. 
Petitjean  469*. 
Petren  272,  290*,  943*. 
Petrie  470*. 
Petrovic  728*. 
Pettey  1062*. 
Petzalis  220. 
P§tzy-Popovics  18*. 
Pewnitzki  1189*. 
Pewsner-Neufeld  i8*. 
Peyton  862*. 
Pfahl  291*,  766*. 


Pfeifer  392*. 
Pfeiffer  862*. 
Pfersdorff  943*,  996,  1089, 

1066*,  1086. 
Pfingst  657*. 
Pfister  291*. 
Pflanz  470*. 
Pflücker  169. 
Phelps  367*. 
Phelps-Gage  18*. 
Philippe  657*,  943*- 
Philipps   440*,   492*,   861, 

886*,  1189*. 
Philippson  73*,  268*. 
Picarra  1097*. 
Piccinino  629*,  782*. 
Pichenot  852*. 
Pichler  385. 
Pick,  A.  366,  366,  867,  386, 

630,  918*,  926,  943*,  997, 

1207. 
Pick,  F.  209*. 
Pick,  G.  204. 
Pick,  L.  551* 
Pickardt  440*. 
Picket  678*. 

Pickett209*,409,504*,657*. 
Pickrell  828*. 
Picque   862*,   943*,    1052*, 

1060,  1189*,  1209. 
Piödallu  768* 
Pieraccini  470*. 
Pieralini  782*. 
Pierce  534*. 
Pieri  154*,  546*,  763*. 
Pieron  918*,  920*,  931,  933. 
Piery  702*. 
Pigeon  178. 

Pighini  30,  678»,  997, 1066*. 
Pihl  386. 

Pilcz  1019*,  1112,  1206. 
Pillement  534*. 
Pilliot  886*. 
Pilponl  19*. 
Piltz  318. 
Pinard  470*. 
Pineiero  918*. 
Pines  374*. 
Pinguet  263* 
Pini  629*,  768*. 
Pinkns,  F.  19*. 
Pinned  492*. 
Pinneo  440*. 
Pintaad-DesalUes  291*. 
Piper  179,  378,  386,  629*. 
Pirie  240,  668*. 
Pirone  19*,  409*   629*. 
Pirsche  728* 
Pisani  111. 
Pisarski  770. 
Pischel  409*. 
Pitassi  812*. 
Pitini  613*. 
Pitkin  912*. 
Pitres  657*   716*. 
Pitt  291*,  715*. 


JahresberiGht  f.  Neurologie  q.  Psychiatrie  1906. 


Pittard  253*. 

Pi  y  Suner  103*. 

Placzek  1112,  1171. 

Platou  600*. 

Plauchu  604*,  678*. 

Plaut  746,  780*. 

Plehn  2*,  392*,  943*  1062*, 

1179. 
Plenk  886. 
Plettner  728*. 
Plimmer  470*. 
Plumbe  862*. 
Pochon  1186*. 
Pocock  263*. 
Poczobut  682. 
Podelne  392*,  404. 
Podestii  997. 
Poehl  828*,  840. 
Poels  766*. 
Poensgen  561*. 
Pöhlmann  618*. 
Poirier  852*. 
Poisot  945*. 
Poisson  852*. 
Poisonnier  862. 
Pol  209*. 
Polack  179. 
Poledne  466*. 
Poli  291*. 
Polimanti  17*. 
Pollack  390,  728*. 
Pollak  209«,  886. 
PoUigkeit  1166. 
Pollitz  998. 
Pommer  263*. 
Poncet  263*,  613*,  629*. 
Poncin  812*. 
Ponfick  534*. 
Ponzo  19*. 
Poole  19*. 
Pooler  470*. 
Poor  482. 
Poots  1019*. 

Pope  514*,  812*,886*,  1189*. 
Popert  1189*. 
Popper  103. 
Poppi  492*. 
Porak  263*. 
Porosz  670,  1097*. 
Po  rot  429,  573,  618,  628*. 

908. 
Porter  117*,  469, 618*,  862*. 
Portes  374*. 
Porto  1163*. 

Posey  291*,  375*,  553,  944*. 
Possek  756. 
Posselt  682. 
Postowski  944*,  1089. 
Potherat  852*. 
Potjan  1189*. 
Potter  819*. 
Potts  209*   404,  470»,  680, 

816,  998. 
Poucel  852*. 
Pouchet  789. 
Poulard  375*. 

81 


1282 


Namenregister. 


Pouliquem  852*. 
PouUon  470*. 
Poulton  678*. 
Powarnin  918*. 
Poynton  458,  482. 
Praetorius  746. 
Praudi  618*,  702*. 
Prara  918*. 
Pratt  819*. 
Preindlsberger  872, 
Preiser  253* 
Preleitner  859*. 
Prenant  160. 
Preobraachensky         316, 

392*,  431*,  510,  526,  613*, 

627*. 
Pressey  1210. 
Prestschistenskaja  167. 
Prevost  112,  130,  700. 
Price  470*   «29». 
Prieur  470*. 
Primer  154*. 
PriDce  678*.  918*. 
Prineeteau  291*. 
Pringle  756*. 
Prins  1163*. 
Prior  728*. 
Prioux  375*. 
Prissmann  470*. 
Pritchard  667*,  812*. 
Prittie  Perry  736. 
Privat  de  Fortunie  1206. 
Proal  1098*. 
Probasco  470*. 
Probst  19*,  49,  769*. 
Profichet  291*. 
Prölls  773. 
Pron  657*,  1066*. 
Pronger  386. 
Proposito  470*. 
Propping  678*. 
Prout  629*,  640,  843*,  886*. 
Proutifere  492*. 
Pruszynski  108*. 
Puccioni  551*,  1098*. 
Puchberger  1066*. 
Punton  291*,  576*,  657*, 

998,  999. 
Pusateri  2*. 

Putnam  852*,  918*,  1034*. 
Putzer  886*. 


Q. 

uandt  918* 

uehery  852*. 
Queirel  685. 
Quellien  470*. 
Quensel  358*. 
Quenu  852»,  1189*. 
de  Quervain  470*. 
Qaesada  Homero  431*. 
Quest  25. 
QuiUain  728* 
Quincke  253*,  868,  1104. 
Quirsfeld  1189*. 


Quix  173. 
Quodbach  852*. 


I  Rabaud  220,  1098*. 

I  Kabek  831. 

I  Rabfere  862* 

I  RabiSo  Meira  278*. 

Rabitsch  375*. 
I  Rachminow492*,678*,7a8*. 

V.  Rad  898*.  431*,  539. 1034*. 

Radin  657*,  886*. 

Radi  95,  177. 

Radmann  449. 

Radner  1189*. 

Radzich  291*. 

Radzikowski  154. 

Raebiger  762,  901. 

Raecke   657*,    1047,    1048. 
1054. 

Raetber  166. 

Raffaeli  291*. 

Raffalovich  1098*. 

Rageot  918*. 

Rahn  470*. 

Raia  651*. 

Raimann   200,   769*,   1044, 
1052*,  1174. 

Raines  291*. 

Rainy  426*. 

Raitz  425. 

Rallidis  291*. 

Rambotis  886*. 

Ramond  477,  500,  947. 

Ramos  657*. 

Ramsay  678*. 

Ramström  19*. 

Ramus  534*. 

Randall  691,  1019*. 

Rane  852. 

Ranjard  291*. 

Ranke  209*. 

Rankin  546*,  782*. 

Ranney  886*. 

Ranschburg  918*,  1168*. 

Ransohoff  862*. 

Ransom  588*. 

Ranzi  209*,  253*,  852*. 

Raoult  534*,  862*. 

Raschkow  772,  999. 

Rasmussen  918*. 

Ratheri  248*,  625*,  700*. 

Rathony  291«. 

Rattner  852*. 

Raubitschek  229,  291*. 

Rauch  mann  431*. 

Rauchwerger  728*. 

Rauschke  423,  1059. 

Rautenberg  514*,  630*. 

Ravallec  291*. 

Raviart  426*,  678*,  1017*, 
1019*,  1063*. 

Ravizza  918*. 

Ravogli  4B3,  667*. 

Rawitz  253*. 


Rawling  861. 

Raymond,  A.  614*. 

Raymond,  F.  209*,  291*, 
334,  346,  392*,  405,  409*, 
427,  431*  482,  486*,  520, 
561*,  565,  579,  588*,  600*, 
618*,  630*,  632,  645,  657*, 
678*,  702*,  710,  715*,  716*, 
728*,  §86*.  »18*,  941*, 
1026,  1047*,  1052*,  1066*, 
1069,  1079. 

Raymond,  P.   944*,  1019*. 

Raynaud  828*. 

Rayneau  886*,  1189*. 

Rayneri  1162*. 

Razzaboni  185*. 

Reading  755*. 

Reali  630*. 

Reamer  751*. 

Keber  751*. 

Rebizzi  19*,  65,  232. 

Reboul  613*. 

Recamier  114. 

Reche  269. 

Redaelli  291*. 

Redikorzew  19*. 

Redlich  45,  291*,  330,  392*, 
524,  678*. 

Redslob  386. 

Reeb  685. 

Reed  254*,  886*. 

Reesor  657*. 

Regamey  918*. 

Regaud  19*. 

Regis  944*,  1001.  1052*. 
1060,  1067*,  1098*,  1189*. 

Regnault  254*,  918*. 

Reh  291*. 

Rehfisch  630*. 

Rehm  291*,  868. 

Reich  19*,  291*,  364,  1163*. 

Reichard  853*,  1053. 

Reichardt  261,  302,  999. 

Reiche  306,  608. 

Reichel  875,  1098*,  1181. 

Reicherts  2*. 

Reichhardt  417. 

Reichmann,  E.  886*. 

Reichmann,  M.  514*,  853*. 

Reichmann,  Y.  386. 

Reid  470*. 

Reik  630*,  863*. 

Reinburg  886*. 

Reinhold  1081. 

Reinieker  600*s 

Rejou  782*. 

Reis  538. 

Reiss  254*. 

Reissig  918* 

Reissner  1189*. 

Reitler  1098*. 

Reitzenstein  19*. 

Reko  352. 

Re^iak  688*,  722. 

Remlinger  470*,  471*,  488, 
839. 


Namenregister. 


1283 


Benaud  tf. 
Renault  291*,  716*. 
Kenaut  160,  702*. 
Heu  du  889*. 
Renner  471*. 
Rennie  886*. 
Renninger  894. 
Renon  291*,  425,  471* 
Rensi  918* 
Renterghem  886*. 
Rentoul  1098*. 
de  Renzi  282*. 
Respighi  292*. 
Rethi  lai,  688. 
Retiwow  887*. 
Retterer  254*. 
Retzius  19*,  40. 
Reuling  546*. 
Reasner  742. 
Reua  812*. 
V.  Reuss  387. 
V.  Reusz  19*,  241,  242. 

1098*. 
Reuter  492*,  576*,  769*,  778. 

944*,  1000,  1028. 
Reuther  918*. 
Reverdin  1098*. 
Revesz  1098*. 
Revilliod  581. 
Rey  108*,  855*. 
Reyer  292*. 
Reynaud  471*,  1067*. 
Reynolds  630*. 
Rheaume  576*. 
Rheim  812*. 
Rhein   422,  482,  504*,  570, 

588*. 
Rheinboldt  292*. 
Rheiner  433. 
V.  Rhodeo  930. 
Rhodes  1189*. 
Rhodius  169. 
Rhumbler  78* 
Ribeiro  do  Conto  887*. 
Ribot  944*. 
Ricci  154*. 

Ricciotti  Gozzini  944*. 
Rice  471*,  814. 
Richard  680*. 
Richards  534*,  538,  751*. 
Richardson  103*.  657*, 

812*,  954. 
Riebet  918*. 
Richmond  599. 
Riehen  103*,  112,  483. 
Richter  19*,  209*.  769*. 
Ricketts  828*. 
Ricou  209*. 
Ricquiet  466*. 
Ridewood  25-4*. 
Ridlon  576*. 
Riebel  853*. 

Riedel  588*,  752,  877.  905. 
Rief  fei  209*,  858*. 
Rieger  1001,  1189*. 
Rielfinder  292*. 


Riemann  918*. 

Ries  131. 

Riggs  678*,  887*. 

Rigot  1098*. 

Rigoulet  828*. 

Riklin  657*,  1189*. 

Riley  918*. 

Rille  728*. 

Rindfleisch  716*. 

Riory  812*. 

Ris  1189*. 

Rispal  569*,  828*. 

Rist  1067*. 

Rita  853*. 

Ritter  805. 

Rius  y  Matas  409*,    769*. 

853*,  944*    1098*. 
Riva  191,  483. 
Rivers  613*. 
Rivet  514*. 
Rvifere  782*,  887*,  890. 
Rivot  852*. 
Rizot  514*. 
Roaf  164*. 

Roasenda  557*,  728*. 
Robb  431*,  614*. 
Robbins  292*.  471*,  730. 
Robert  llSO*. 
Robertson  471*,  1067*. 
Robinowitsch  816,  1067*. 

1103. 
Robinson,  B.  19*,  20*,  838, 

441*,  887*. 
Robinson,  D.  M.  292*. 
Robinson,  J.  A.  534*. 
Robitschek  719. 
Rocaz  679*. 
Roch  177,  699. 
Rocha  1034*. 
Rochard  858*,  1052*. 
de  Rochas  944*. 
Roche  471*. 
Rochelt  805. 
Rocher  600*. 
Rochon  1189*. 
Rockliffe  375*. 
Rockwell  812*,  814. 
Rodebaugh  887*. 
Rodenwaldt     918*,     1002, 

1003. 
Roderer  678*. 
Rodriguez  431*,  1098*. 
Rodriguez  Ecay  1163*. 
Rodriguez  Mendez   716*, 

1163*. 
Rodriguez-Morini     944*, 

1067*. 
Rodriguez-Pinilla  576*. 
Roeder  887*. 
Roesing  614*. 
Roger  141,  292*,  471*. 
Rogers  830,  1189*. 
Rogier  897. 

Rogues  do  Fursac  299. 
Roguet  1091*. 


Rohde  20*,  160,  209*,  455*, 

944*,  1189*. 
V.  Rohden  1117,  1120,  1121. 
Rohland  918*. 
Röbler  20*. 
Rohm  er  209*. 
Roland  467. 
Rolleston  328,  48B. 
Romano  668*,  812*. 
Rombotis  887'"=. 
Romer  751*. 
Römer  1151. 
Romero  20*,  154*. 
Römheld  944*. 
Romm  270. 

Romme  441*,  658*,  887*. 
Rona  662. 

Roneali  200*,  1163*. 
Roncoroni    20*,    24,    697, 

812*,  944*. 
Rondani  512*. 
Rondot  311. 
Roorda  Smit  431*. 
Roosa  375*. 
Roque  668*,  901. 
Roques  292*. 
Roques  de  Fursac  944*. 
Rorie  944*. 
Rörig  262. 
Rosalowski  1188. 
Rosanoff  891. 
Röscher  1098*. 
Roschtschewski  471*. 
Rose  563.  938*. 
Rosenbach  292*,  387,  409*. 
Rosenberg  428,  638. 
Rosenberger  828*. 
Rosenfeld  358*,  508,  589, 

630*,  944*,  1003, 1004, 1127. 
Rosenhaupt  276. 
Rosenheim,  0.  112. 
Rosenkranz  874. 
Rosenstein  431*,  485. 
Rosenthal  376*,  471».  918*, 

1127. 
Rosenzweig  57. 
Roset  601*. 
Rossi.    A.    44,    676*,    630*, 

853*. 
Rossi,  B.  680*. 
Rossi,  J.  583,  586,  607. 
Rossi,  P.  918*,  1098«. 
Rossigneux  944*. 
Roth  63,  819*,  853*. 
Rothamel  1098*. 
Rother  1052*. 
Rothmann,  E.  155*. 
Rothmann.    M.    142,    143, 

210*,  329,  363. 
Rottenstein  683. 
Roubion  887*. 
Rouby  658*,  944*. 
Rouge  1004. 
Rouge t  471*,  514*. 
Roughton  542. 
Roumagnac  1098*. 

81* 


1284 


NamenregiBter. 


Kouse  96. 

Rousseau  911*. 

Eoasset  944*. 

Roussy    207*,     388,    871*, 

524,  671,  600*,  887*. 
Routier  868*. 
Rouville  858*. 
Roux,   J.    Chr.    201,    289*, 

663,  667,  670,  858*,  887*, 

1052*. 
Rowan  679*. 
Rowe  679*,  1189*. 
Rowell  668*. 
Rowlands  853*. 
Rows  243. 
Roxo  392,  728*,  887*,  946*, 

1034*,  1189*. 
Roy,    P.    251*,    358*,    425, 

658*,    738,    945*.     1067*, 

1080. 
Royer  658*. 
Roy  et     292*,     346,     492*, 

630,  945*. 
Royo     Villanova      292*, 

658*,    853*,   945*,   1098*. 
Royster  658*. 
Rozenraad  795. 
Rozsa  441*. 
Roztocil  1098*. 
Ruban-Ellissejewa  254*. 
Rubinato  62. 
Rubinow  471*.  668*. 
Racker  1034*. 
Rucko  945*. 
Rudaax  751*. 
Rudier  311,  1190,*  1194. 
Rudnen  658*. 
Rudnew  292*. 
Rudolf  887*. 
Ruet^  471*. 
Ruff  853*. 

Ruffini  20*,  67,  292*. 
Rugani  630*. 
Rüge,  G.  162. 
Ruheniann  900. 
Rühlmann  375*. 
Rüling  1152. 
Rumpel  254*. 
Rumpf  504*,  907. 
Runnels  755*. 
Rupp  757. 
Ruppel  1048. 
Ruppert  535. 
Rusi  601*,  751*. 
Rüssel  871,  1067*. 
Russell     292*,    410*,    537, 

614*,  645,  679*,  728*,  751*. 
Rutherford  658*. 
V.  Rutkowski  709. 
Rutter  945. 
Ruzic'ka  2*. 
Ryan  103*. 
Rybaküw  918* 
Rvnberg  73*,  136*. 


8. 

Saathoff  505. 

Sabareanu  110,  752. 

Sabbatani  630*. 

Sabin  20*. 

Sabine  909*. 

Sabrazös  7,  210*,  815,  410*, 

417,  422,  471*,  585*.  587, 

674*,  717,  787. 
Saceonaghi  471*. 
Saccone  658*. 
Sachs,  B.  292*,  875*.  410*, 

652*,  748*,  824,  858*,  1082. 
Sachs.  E.  824. 
Sachs,  H.  132,  859,  375*. 
Sachs,  W.  442. 
Sachsalber  387. 
Sacqnepee  1068*. 
Sadger  786,  1207. 
Sadokow  863* 
Sagasser  682. 
Sahli  138,  887*. 
Saigi  473*. 
Sailer  472*,  716*. 
Saillant455*,  1067*,  1068*. 
Saingery  210*. 
Sainton  292*,  492*. 
Sajous  472»,  728*. 
Sakaki    292*,    472*,    918*, 

919*,  945*. 
Sakorraphos  658*,  788. 
Sala  20*,  50,  812*. 
Salas   y  Vaca   601*,    668*, 

1067*.    . 

Saleeby  919*. 

Salerni  254*,  630*,  946*. 

Saletes  264*. 

Salgo  1163*,  1169,  1190*. 

Saligue  728*. 

Salles  292*,  630*. 

Salmon  73*,  784. 

Salomon  611*. 

Saltykow  194,  227. 

Salvator  887*. 

Salvendi  546*. 

Salvestroni  492*. 

Salvetat  887*. 

Samajo  679*. 

Sambalino  186. 

Sambon  472*. 

Samiac  569*,  828*. 

Sahchez  853*. 

de  Sanctis  484, 1019*,  1028. 

Sand  716* 

Sandborg  812*. 

Sander  945*. 

Sanderson  1084*. 

Sandmann  875*. 

Sandri  1088. 

Sandzen  819*. 

Sanford  919*. 

Sänger,  A.  23*,  387,  504*, 

514*,  535*,  557*,  863*. 
Sanna  Salaris  488,  614*. 


Sano  57,  143,  441*. 

Santenoise  1071. 

Santncei  375*. 

Sanz  561*,  614*,  680*,  10a4* 

Sanzo  7. 

Saradon  853*. 

V.    Sarbö    392*,    524,    561, 

688,  755». 
Sartini  919». 

Sarvonat  564,    676*    722». 
Sarzin  292*. 
Sasaki  887. 
Sato  514«. 
Sauerbeck  210*. 
Saundes  1019». 
Saupiqaet  658». 
Saavaire  292». 
Savage    20»,    945*      1004, 

1058. 
Savelli  755». 
Savidge  904. 
Savill  410»,  486». 
Savy  678». 
Sazinger  919». 
Sazl  808,  874. 
Sayre  576». 
Scaffidi  20». 
Scarano  546». 
Scarpa  155*. 
Scarpini    186»,    186»,    192, 

668*. 
Scavonetto  Materazzi 

186*. 
Schacherl  514». 
Schaefer,  G.  540. 
Schaefer,  K.  925. 
Schaffer  20»,  37,  322,323. 

1026,     1027,    1109,    1170, 

1178,  1179. 
Schäffer,  £.  582. 
Schäffer,  0.  350. 
Schaikewitsch  671,   945». 
Schanz  1161». 
Schapps  254». 
Schapringer  716». 
Schattenstein  1062. 
Schaaffler  819». 
Schdanow  812*. 
Schechminzew  1099». 
Scheiber  688». 
Scheimpflug  1216. 
Schein  254*. 

Schenck,  F.  155»,  165,  169. 
Schenk,  A.  254». 
Schenk,  P.  1163»,  1190». 
Schepelewitsch  901. 
Scherb    892»,    408,     410». 

492».  888*. 
Scherck  828*. 
Scherer  945*. 
Scherk  814,  1163». 
Schermers  945*,  1067». 
Sehen  662. 
Scheuermann  853». 
Schieffer  766. 
Schieffer.decker  20*. 


•NameDregister. 


1285 


SchjemiBg  954*. 
Schiffmann  198. 
Schiffone  20* 
Schikele  812*. 
Schiller  töO*    919*.   1212. 
Schilling  472*,  866. 
Schimamura  204,  535*. 
Schindler  410*. 
Schiner  1188*. 
Schiotz  292*. 
Schirman  292^ 
Schlagintweit  526. 
Schläpfer20^  648,808,824. 
Schlater  20*,  21*. 
Schlee  866. 
Schlegel  496. 
Schleich  919*. 
Schleissner  358*,  868. 
Schlesinger,  A.  749. 
Schlesinger,  E.  595*,  1021, 
Schlesinger,  H.  298*,  809. 

828,  488,  680*,  679*,  728* 
Schliep  788. 
Schliz  266. 
Schloffer  854*. 
Schlöss  1017*. 
Schlüter  887*. 
Schmähmann  1019*. 
Schmaltz  293*,  808. 
Schmarda  535*. 
Schmaus  288,  569*,  669. 
Schmeichler  887. 
Schmey  422. 
Schmidlechner  711. 
Schmidt,  A.  716*,  919*. 
Schmidt,  C.  887*. 
Schmidt,  E.  278,  802. 
Schmidt,  F.  887*. 
Schmidt,  K.  504*,  1034*. 
Schmiegelow  540,  864*. 
Schmitt  769. 
Schmiz  680*. 
Schmoll  358*. 
Schmolling  862. 
Schnabel  875*. 
Schnee  441*. 
Schneider,  G.  H.  96. 
Schneider,  K.C.  21*,  919*. 
Schneikert  1099*. 
Schnürer  484. 
Schnvder  931. 
Schofield  919*. 
Scholtens  472* 
Scholz,  A.  375*. 
Scholz,  W.  493,  1031. 
Schönebeck  254*. 
Schönemann  254*. 
Schönfeldt  030*,  728*. 
Schott  919*,  1041,  1084, 

1086,  1163*,  1194. 
Schottmüller  445. 
Schonten  1153,  1163*. 
Schrader  919*. 
Schrakamp  441*. 
Schreiber,  L.  301,  388. 


y.  Schrenck-Nortzing 

887*. 
Schröder,  O.  21*    108*, 

186*,  210*,  854*. 
Schröder,  P.  1055. 
Schryver  108* 
Schuberg  108*. 
Schuchardt  1005. 
Schuhl  210*. 
Schuldheis  1190*. 
Schule  945*,  1212. 
Schüler  833. 
Schüller    21*,    210*,   254*, 

844,  546*,  561*,  601*,  614*, 

702*. 
Schultheiss  254*. 
Schultz,  P.  166. 
Schultz-Zehden  348,375*, 

514*. 
Schnitze,  K  1163*. 
Schultze.  F.  576*,  596,  617, 

887*. 
Schnitze,  L.  604. 
Schul tze,   O.   35,   43,   166, 

200,     292*,     945*,     1099*, 


Schulz,  A.  585*. 
Schulz,  E.  736. 
Schulz,  F.  N.  170. 
Schulze,  E.  1190*. 
Schulze,  K.  772. 
Schulze,  M.  254*. 
Schulze,  U.  552*. 
Schumacher  61,  64. 
Schumann   580,  702*,  765. 
Schumkow  1190*. 
Schüpach  96. 
Schupbach  87. 
Schüssler  866. 
Schuster,  E.  254*. 
Schuster,  P.     358*,     576*, 

764. 
Schuster,  W.  919*. 
Schutt  472*. 
Schütz  716*. 
Schütze  472*,  823. 
Sohuyten  73*,  919*,  932. 
Schwab  297,  888, 410*,  492*, 

887*    1005. 
Schwab  ach  535*. 
Sehwabe  388.  1192. 
Schwalbach  376*,  504*. 
Schwalbe,  G.  254*. 
Schwartz  748*. 
Schwarz,  E.  746. 
Schwarz,  H.  683. 
Schwarz,  J.   1129. 
Schwarz,  0.  553. 
Schwarz,  S.  729*. 
de  Schweinitz  376*    558. 
Schwenk  1190*. 
Schwerdt  887. 
Sciamana  1005. 
Soipiades  679*. 
Soiuti  21*. 
Scott  37,  244,  755*. 


Searcy  1052*,  1163*.  , 

Seashore  919*,  928. 

Seayer  821. 

Sebileau  679*,  854*. 

Secheyron  854*. 

Secord  854*. 

Seele  554. 

Seelig  1052*. 

Seeligmüller  716*. 

Seely  820*. 

Seemann    155*,    159,    169, 

945*. 
Segal  919*. 
Seibert  899. 
Seidelmann  325. 
Seif  919*. 

Seifert  410*,  755*,  760,  776. 
Seiff  er  298*,  851, 892*,  511*, 

515*,  945*,  1076. 
Seiler  702*. 
Seiden  945*. 
Seldowitsch  862. 
Selenew  21*, 
Selenka  254*. 
Selka  770. 
Seilei  464*. 
Selman  679*. 
Selvatico-Estense  1190*. 
Semb  688. 
Semblinoff  515*. 
Sendrail  828*. 
Senechal  472*. 
Senet  919*,  932. 
Seppilli  472*. 
Serge  1099*. 
Sergent  465*,  472*. 
Sergi  21*,  161,  254*. 
Serieux  945*,   1190*,  1202, 

1208. 
Serr  559*,  820*. 
Sessous  376*. 
Severino  410*,  658*   729*, 

812*,  887*. 
Sevestre  465*. 
Sevin  467«. 
Seyffert  658*. 
Sfameni  66. 
Shands  576*. 
Sharp  376*,  546*. 
Shattock  782. 
Shaw  388,  729*  919*,  1163*. 
Shbankow  1098*. 
Sheffield  1032. 
Shekwaua  492*. 
Sheldon  812*. 
Shelly  919*. 
Sherer  376*. 
Sherlock  1190*. 
Shermann  680*. 
Sherren  650. 
Sherrington  161. 
Shields  431*,  1190*. 
Shipp  702*. 

Shirres  43,  640,  679*,  888*. 
Shively  729*. 
Shoemaker  376*,  769*. 


1986 


Namenreginter. 


Shufeldt  1099». 
Shumway  6BB,  1027. 
Shunda  253*. 
Shuttleworth  854*. 
Sibelius  584,  1057. 
Sicard  281*,  293*,  325, 472*, 

493*,  561*,  614*,  630*,  888*. 
Siccardi  614*,  715*. 
V.  Sichart  729*,  1163*. 
8 ick  622,  854*. 
Sicuriani  658*. 
Siding  2*. 
Sidis  919* 
Siebenraann  535*. 
Sieber  828*,  1181. 
Siefert  1042*,  1099*. 
Sieffert  658». 
Siegel  585,  854*,  919*. 
Siemerling  234,  588*.  716*, 

1052*,  1067*,  1173. 
Sievers  441*. 
Sigel  1195. 
Sikes  679*,  888*. 
Silber  906. 
Silberschmidt  492*. 
Silfast  388. 
Sill  836. 
SiUado  472*. 
Silva  Garcia  478*. 
Silvagni  492*. 
Silver  854*. 
Silvestri  472*. 
Silvestrini  588*. 
Silwinski  472*. 
Simmonds   204,  226,  492*. 
Simon   64,   210*,  313,  360, 

492*,    595*,    614*,    630*, 

934*,  935*,  1017*,  1080*. 
Simonini  275. 
Simpson,  I.  P.  679*. 
Simpson,  S.  186*. 
Simpson,  W.  K.  492*. 
Sims  1055. 
Sinclair  630*. 
Singer,  A.  451. 
Singer,  K.  906. 
Sinkler  648. 
Sioli  1039. 
Sjövall  21. 
Sipöcz  1071. 
Sirol  613*. 
Sissingh  1163*. 
Siven  178. 
Sizaret  888*,  1190*. 
Skelton  888*. 
Skoda  293*. 
SkorzyÄski   108*,  210*, 

716*. 
Skrobanski  679*. 
Skukowski  2*. 
Slanski  888*. 
Slatineano  835*. 
Sliwinski  898. 
Smedley  472*. 
Smith.  A.  H.  624,  729*, 

1099*. 


Smith,  B.  945*. 

Smith,  E.  631*,  679*. 

Smith,  G.  E.  21*,  254*,  504*. 

Smith,  H.  L.  293*. 

Smith,  R.  C.  729*. 

Smith,  S.  M.  492*. 

Smith,  W.  G.  679*,  905. 

Smithwick  410*. 

Smitmans  161. 

Snell  376*. 

Snethlage  155*. 

Snijders  293*.    . 

Snow  876*,  751*. 

Sobel  1067*. 

Sofer  472*. 

Sokolow  679*. 

V.  Sölder  1156. 

Sole  1034*. 

Soledade  472*. 

SoUs  1050*. 

Solis  888*. 

Solis-Cohen  828* 

S  o  11  i  e  r  658*,  774,  902,  919*. 

Solowjeff  812*. 

Solvay  73*. 

Soma  716*. 

Somers  751*. 

Sommer  97, 155*,^10*, 769*, 

794,  802,  815,  919*,  945*, 

1099*,  1162*,  1190*. 
Sommerville  812*,  814, 

815,  816. 
Sondaz  888*. 
Sondermann  854*. 
Sonnenburg  854*,  872. 
Soper  293*. 
Soprana  155*. 
Sorgente  441*,  504*. 
Sorokowikow  1067*. 
Sorriau  472*. 
Sosnowski  166. 
Sossinka  636. 
Sotiriadea  1006. 
Souberian  854*. 
Soukhanoff  1052*,  1054, 

1076. 
Soulie  21*. 
Souqnes  417,  486*,  561*, 

945*. 
Sourd  11*. 
Southhard  186*,  205*,  210*, 

227,  509,  1017*. 
Souza  Junio  210*. 
Souza  Velho  293*. 
Spadaro  631*. 
Spalding  679*. 
Spalitta  21*,  152*. 
Spanbock  lö4. 
Spann  769*. 
Spanton  1006. 
Sparmberg  679*. 
Spearman  136*,  658*,  919*. 
Specht  755*,  945*,  1038. 
Speer  456 

Spencer  210*,  631*,  854*. 
Spiegel  598*,  729*. 


Spieler  255*   729*. 
Spielmeyer  229,  410*,  41d, 

504*,  1019*,  1029*. 
Spill  441*. 
Spiller  145,  210*,  239,  808, 

342,  858*  410*,  472*,  486*, 

547, 553, 666, 588*,  592, 610, 

616,  620,  702*,  854*,  867. 

1027,  1047*. 
Spillmann  210*, 431*, 588*, 

614*. 
Spirtoff  97. 
Spitzer  1*,  118*. 
Spitzka  21*. 
Spitzmüller  898. 
Spitzy  854*,  874. 
Spooner  888*. 
Spornberger  1190*. 
Spragae  492*. 
Spratling   171,  679*,  680*, 

695,  699,  892. 
Springer  493*. 
Springthorpe  1206. 
Spurgin  472*. 
Squar  1052*. 
Sqnier  293*. 
Ssacharoff  492* 
Sserbinowski  680*. 
Stadelraann,H.  1006.1007, 

1107,  1190*. 
Staderini  21*. 
Stadivai  82S*. 
Staeps  919*. 
Staiger  21*. 
Staikoff  680*. 
Stainforth  7ö5*. 
Stakemann  1008,  1216. 
Standish  376*. 
Stapleton  716*. 
Starch  919*. 
Stark  854*. 
Starke  729*. 
Starlinger  1194, 1 195. 1203, 

1205. 
Starr  431*. 
Stauder  888*. 
Staurenghl  255^ 
Steche  621. 
Steele  910*. 
Steell  1067*. 
Steen  10'8. 
Stefani  73*,  15i**,  027. 
Stefanowska  754*. 
Stefanowski  293*. 
Steffens  660. 
Steffenson  716*. 
Stegmann  854*,888M099*. 
Steimann  21C*. 
Stein.  A.  632. 
Stein,  L.  731.  888*. 
Stein.  P.  1209. 
V.  Stein  2  3*,  855*. 
Steinberg  72&*. 
Steil. er    2-15,     2öö*,    596% 

716*,    755*,    855»,    1067*, 

1073*. 


Namenregister. 


1287 


Steinert    410*,     615,    623, 

680*. 
Steinharter  1179. 
Steinhaus  544. 
Steinitz,  B.  21*. 
Steinitz,  W.  22*. 
Stein  mann  576*. 
Stembo  419. 
Sten  1J40. 
Stengel  338,  472*. 
Stenger  174,  509,  758. 
Stenitzer  472*. 
Stephan,  P.  30,  920*. 
Stephens  Ä^5*. 
Stephenson  729*,  1052*. 
Stepp  an  293*. 
Sterling  240,  320,  1019*. 
Stern,  C.  920*. 
Stern,  E.  729*. 
Stern,  L.  920*. 
Stern,  R.  118*,  350. 
Stern,   W.   G.    255*,    729*, 

855*,  920*. 
Sternberg,  C.  2*,  504*. 
Sternberg,  K.  432*. 
Sternberg,  M.  392*. 
Sternberg,  W.  172,  324. 
Sterne  472*,  601*. 
Stertz  577,  596* 
Sterzi,  G.  22*. 
Stetson  920*. 
Stevens  47l*,  920*. 
Sterenson  813*. 
Stewart,  C.   W,  472*. 
Stewart,  D.  D.  155*T  472* 
Stewart,  E.  631*. 
Stewart,  G.  517,  567*. 
Stewart,  J.  1190*. 
Stewart,  P.  631*,  668*. 
Stewart,  R.  C.  1190*. 
Sticker  H16. 
Stieda  861,  920*. 
Stiefler  618. 
Stier  1008,  1164*. 
Stieren  293* 
Stigler  178. 
Still  717. 
Stimpson  634*. 
Stintziog  668,  759. 
Stirling  662*. 
Stock  3S9.  1019*. 
Stockard  4S4. 
Stooker  472*. 
Stockmayer  389*. 
Stockton  460,  1190*. 
Stoddard  293*,  946*,  1009. 
Stoeckel  210*. 
Stokes  855*. 
Stoll  ^66*,  472*. 
Stolper     766,    1128,    1168, 

1191*. 
Stolte  888*. 
Stölting  389. 
Stoltz  813*. 
Stöltzner  22*. 


Stolz  680*. 

Stone  360,  729*. 

Stoner  769*. 

Stoney  831. 

Stoops  920*. 

Stoosa  920*. 

Stoppato  504*. 

Storch  1010. 

Slorey  117*. 

Storga  948* 

Störring  920*. 

Storrs  831. 

Stossels  441*. 

Stölzner  1191*. 

Stout  536* 

Stransky    186*,   358^,   359, 

365,  376*,  392*,  866,  1010, 

1011,    1034*,   1066,  1067*, 

10S4,  1089. 
Strasburger  376*,  783. 
Strasser    256*,    361,    702*, 

736. 
Strassmann    1160*,    1171, 

117-1. 
Stratz  265*. 
Straub  104*,  169. 
Strans  696*. 
Strauss,  M.  623. 
Streeter  22*. 
Strehl  171. 
Streit  441*. 
Strelocke  769*. 
Stricker  376*. 
Strickland-Goodalll66*. 
Strisower  416,  729* 
Stritter  1215. 
Strobel  35S*. 
Stroebe  522. 
Ströhmberg  472*. 
Strohminger  293*. 
Strong  813*. 
Stroud  7. 
Stroux  765. 
Strube  441*. 
V.    Strümpell    428,    631*, 

576*,  677*,  598*,  76S*,  793, 

89''> 
Strumpf  920*. 
Studer  .376*. 
Stuelp  484. 
Stupin  783*. 
Sturmer  828*. 
S  turn  er  680*. 
Stursberg  336. 
de  Subira  -294*. 
Subra  de  Salafa  1062*. 
Suchanow  946*. 
Suchowa-Ossipowa  112. 
Sudnik  813*. 
Sugär  813*. 
Sujowski  410*. 
Sulli  104*. 
Sultan  864. 

Summons  473*,  492*,  668*. 
Sund  22*. 
Surbled  1099*. 


Surel  294*. 

Sutherland  165,  473*,  801*. 
Svenson  1191*. 
Swahlen  683. 
Swain  294*. 
Swan  557*. 

Swerjewa-Smekowa866*. 
Swift  680*.  920*. 
Swoboda  432*,  716*,  729*, 

920*. 
Syers  432*. 
Syme  368*. 
Symmers  22*. 
Symons  294*. 
Szabo  888* 
Szalardi  683. 
Szamoylenkü  166*. 
Szäntö  294*. 
Szenes  668*. 
Szentkirälyi  771. 
Szigeti  473*. 
Szily  180. 
Szymanowski  156*. 

T. 

V.  Tabora  729*. 
Tabusso  680*. 
Taendler  756*. 
Tagliani  22*,  186*. 
Taguet  118*,  486*,  561*. 
Takabatake  635*. 
Takaki  604*. 
Takaschima  920*. 
Takasu  29,  473*. 
Talbot  22*,  97,  1164*. 
Tamayo  473*. 
Tambroni  218.  1209. 
Tamburini     946*,     1164*, 

1191*. 
Tamura  946*. 
Tanasesco  11*,  22*. 
Tanca  492*. 
Tandler  276. 
Taniguchi  492*. 
Tanon  477. 
Tanton  24^. 
Tanzi  946*,  1199. 
Tapia  294*,  631*,  856*. 
Tarchan  off  828*,  840. 
Tarohetti  473*. 
Tardieu  920* 
Tarnowski  866*   946*. 
Tartschanimow  856*. 
Täte-  680*. 
Taty  1011. 
Taube  631*. 
Tauber  244. 
Tauer  820*. 
Tauszk  770. 
Tavernari  1191*. 
Tavers  473*. 
Tawara  22*. 
Taylor,   A.    S.    640,    843*, 

856*,  920*. 
Taylor,  C.  F.  658*,  920*. 


1288 


Namenregister. 


Taylor,   E.  W.  294*,  392*, 

946*. 
Taylor,  G.  22*,  376*. 
Taylor,  H.  537,  668*,  850*. 
Taylor,  J.  294*,  473*,  515 % 

Ö17,  561*,  664,  668*,  828*, 

888*. 
Taylor,  S.  J.    376*,    702*, 

729*,  761*. 
Taylor,  W.  J.  473*,  920*. 
Tchiriev  160. 
Teagarden  856*. 
Tedeschi  492*. 
Tegtmeier  828*,  1066. 
Tehitchkine  104*. 
Teichmann  1161*. 
Teillais  729*,  766*. 
Teissier  658*. 
Teixeira  658*. 
Teile  888*. 
Telling  244. 
Tello  22*. 
Tenchini  266*. 
Teran  1099*. 
Terman  920*. 
Ternuchi  473*. 
Terrien  410*,  659*,  1068*. 
Terwelp  376*. 
Teschemacher  1214. 
Tesaier  715*. 
Testevin  631*. 
Testi  405,  598*,  722,  743. 
Tetsner  663,  1011. 
V.  Teubern  920*. 
Teuliferes  714*. 
Thalbitxer  920*,  1034. 
Thanhoffer  37. 
Thanisch  544,  659. 
Thaon291*,434,  716*,  726* 

882*. 
Thatcher  920*. 
Thauzi^fl  920*. 
Theobald  376*. 
Theoktistoff  680. 
Theuveny  250*. 
Thevenot  282*,  294*. 
Thibault  29  r*,  358*. 
Thiele  134. 
Thielle  813*. 
Thienger  835. 
Thierfelder  113. 
Thimble  711. 
Third  729*. 
Thirion  432*,  53.5*. 
Thiroux  473» 
Thivol  1099*. 
Thode  1099*. 
Thoma  1021. 
Thomas,  A.   51,  211*,  306, 

410*,  756*,  888*. 
Thomas,  C.  J.  358*,  751*. 
Thomas,  J.  J.  631*. 
Thomas,  L.  K.  294*. 
Thomas,  N.  W.  920*. 
Thomas,  W.  J.  920*. 
Thomas-Andre  197. 


Thomayer  294*. 
Thompson,  A.  266* 
Thompson,  C.  C.  680*. 
Thompson,  H.  B.  1102. 
Thompson,  J.  680*. 
Thompson,  W.  H.  829*. 
Thomsen  294*,  946*,  1122. 
Thomson,  H.  C.  294*,  410*, 

426*,  631*. 
Thorel  492*,  493*. 
Thorlngton  591. 
Thornbill  680*. 
Thorndike  865*,  920*. 
Thous  ia')2*. 
Thrap-Mey  829*. 
Thresh  473*,  888*. 
Thonberg  319. 
Thnrston  613*   623. 
Tiberti  113. 
Tichow  266*. 
Tiegel  614*,  855*. 
Tiffon  829*. 
Tigerstedt  73*. 
Tilman  872. 
Tilney  579. 
Timochina  688*. 
Timpato  1012. 
Tippel  1191*. 
Tirelli  1099*,  1191*. 
Tisserand  887*. 
Tissie  78.3*. 
Tissier  631*. 
Tissot  866*,  1057. 
Titchener  423. 
Titi  813*. 
Titiag  10. 
Ti.xier    11.5,  306,  499,  636, 

667    680*. 
Tizzoni  473*,  813*,  817. 
Tobler  614*,  716*,  869. 
Tod  601*. 
Todd  466*. 
Toeplitz  535* 
Toff    07. 
Toldt  265*. 
Tomaschny  1211. 
Tomasczewski  775. 
Tomasini  680*,  1012, 1191*. 
Toms  946* 
Tonarelli  865*. 
Tonello  104*. 
Tooth  493*,  864. 
Toporkoff  1067. 
Torchi  256* 
Torday  441*,  854. 
Törok  262,  294»,  729*. 
Torri  22». 

Touchard  407»,  745. 
Touche  716». 
Tonfesco  379,  747. 
Toulouse  920»,  946»,  1012, 

1099». 
Tourgoutes  441». 
Tourigny  118». 
Tourneux  596. 
Toussaint  432». 


Tovo  256*,  865*. 
Townsend  1058. 
Traoy  813*. 
Train a  729». 
Tramonti  614». 
Tranqnilli  688». 
Trehet  604». 
Treitel  320,  369. 
Tr6moli6res  211»,  274. 
Trendelenbnrgl36»  255». 
Tretrop  888». 
Trevelyan417,  515»,  614*. 
Treves  166». 
Trevisanello  432^. 
Tribondean  114. 
Triboulet  473». 
Tribot  161. 
Tricomi-Allegra  22». 
Triepel  2». 
Trinci  22». 

Tripels-Dentzkof  820». 
Tripier  813*. 
Trivas  866». 
Troin  638. 
Trolard  45. 
Tröltsch  922. 
Trombert  294*. 
Trombetta  946*,  1164*. 
Trömmer.  68, 563, 588*, 616. 
Tromp  166». 
Trouessart  1099*. 
Trouilliear  843*. 
Trzecieski  145. 
Tschepourkowski  265» 
Tschermak  118*. 
Tschistjakow  376*. 
Tsuchiya  669*. 
Tsutsnmi  441*,  855*. 
Tnbben  703. 
Tabby  866*. 
Tucholske  732. 
Tuokett  186*. 
Tnckey  888*. 
Tuffier  865*,  872. 
Tuke  1099*,  1164*. 
Tüll  888*. 
Tulloch  466*. 
Turan  793. 
Turenne  888*. 
Türkei  1164*. 
Türkheim  920*. 
Turner,  A.  856*. 
Turner,  G.  A.  89,43,432*, 

478*,  680*. 
Turner,  H.  M.  1191*. 
Turner,  J.  478*,  680*. 
Turner,  W.  680*,  690,  898. 
Turney  615*. 
Turton  294*. 
Twitmyr  186*. 
Tyrrell  680». 
Tzuboi  569*. 


üchermann     868*,     473*,. 
586*,  540. 


Namenregister. 


1289 


Uchida  642. 
V.  üexküll  98. 
Uffenheimer  711. 
l'golotti    73*.    155*,   211*. 

549,  9'J7,  1164*. 
Uhart  631* 

Uhthoff  376*,  389.  441*. 
IJlbrich  680*. 
Ulimann  802. 
Ullrich  946*. 
Ungar  1164*. 
Unger,  E.  1099*,  1139. 
Unger,  L.  22*. 
Ungewitter  1173. 
Unverricht294*,589*,716*. 
Upshur  294*,  751*- 
Urbach  809.  622. 
Urban  921* 
Urbantschitsch  182. 
Urq  uhart  1013,  1191*. 
Uspenski  829*. 

V. 

V'accaro  441*. 

Vagüe  703*. 

Vaguez  493*. 

Vahlen  779. 

VrtldfesAnciano561*,589*. 

703*.  751*. 
Valentin  535*. 
Valentine  484,  729*. 
Valette  520, 
Vali  294*. 

Valle  557*.  659*.  921*. 
Vallette  211*. 
Valobra    255*,    329.    716*, 

742. 
Valtorta  473*. 
Vaney  921*. 
Vansteenberghe     441*, 

489*. 
Vanverts  729*. 
Vanj'sek  156*. 
Vanzetti  493*,  504*. 
Väradi  889*. 

Varels  de  la  Iglesia  23*. 
Varet  561*. 

Variot  255*,  W6*.  680*, 946*. 
V  a  s  c  h  i  d  e  98, 484, 920*,  92 1*. 

929,  931,  1013.  1099*. 
Vasoin  2*. 
Vassal  473*. 
Vassale  104*.  832. 
Veasev  376*.  389. 
Vecchi     L>3*.     156*.     211*; 

493*,  680*. 
della  Vedova  171. 
Vedrani  946*. 
Veit  211*,  411*,  680*. 
Velhagen  SSO. 
Velich  73*,  156*,  339. 
Velnielage  769*. 
Vennat  629*. 
Ventura  12*. 
Veraguth  342,  7^5,  904. 
Verb  eck  0.59*. 


Verdeaux  1191*. 
Verduzan  511*,  934*. 
V erger  751*.  829*. 
Vergnolle  946*. 
Vermes  Co. 
V^erneau  23*.  255*. 
Vernet  1068*. 
Versas  947*. 
zur  Verth  546*,  614*,  631*. 

855*. 
Vestea  47.3*. 
Vetrani  1164*. 
Veyga  lO'iS*,  1068*. 
Viala  829*. 
Viana  211*. 
Viasemskv  889*. 
Vieille  1099*. 
Vifes  23*. 

V.   Vietinghoff  820. 
Vigier  631*. 
Vigil  855*. 

Vignolo-Lutati  614*. 
Vigouroux  211*.  242,  358*. 

515,  671,S50*,  921*,  106S*. 

1077,  1164*. 
Vilain  515*. 
Vi  IUI  ob  OS  432*. 
Vilches   y  Gomez  783*. 
Villanueva  856*. 
Villard  .:4'.  856*. 
Villaret,     11.5,     264.    306. 

499,  536,  560*. 
Villemi n  2>5*. 
Vilhger  1226. 
Villimonte  750*. 
Villiot  1099*. 
Vinay  808. 
Vince  631*. 
Vincent,  E.  856*. 
Vincent,  S.  115,  417. 
Vincente- Co  ron  ad  o92l*. 
Vincenti  6S0*. 
Vincenzi  23*.  54. 
Vincenzo  756*. 
Vi  ölet  947*. 
Vi  oll  et    211*,    28S*,    768*. 

942*,   947*,    1065*,    1099*. 

1187*. 
Virenzoni  856* 
Vires  294*.  680* 
Vitali  23*,  255*. 
Vitek   328,  411*,  421,  583. 

668,  716*. 
Viton  631*,  659*. 
Vivenza  659*. 
Vi  Viani  947*. 
de  Vlaccos  856*. 
Vladär  744. 

van  Vleuten  358*,  1013. 
Voelcker  294*,  377*,  392*, 

657*,  843*,  871. 
Vogel  3=^0. 
Vogt,  H.  23*,  212,  222,  390, 

1028,  1055.  lOSl. 
Vogt,  K.  211*. 
Vogt  O.  2*,  23*. 


Vogt.  R.  931,  947*,  1C68*. 
Voisiu,  J.  492*,  680*,  691, 

703*.  8'^9,  «91,  895. 
Voisin,  R.  889*,  891. 
Volck  921*. 
Volhard  703*. 
Volpi-Ghirardini  61. 
Volpino473*. 
Voltz  874. 
Volz  23*. 
V^oorhoeve  f59*. 
Vorkastner     211*,     562*, 

680*,  685,  1037. 
Vorobieff  1110. 
Vortriede  913*. 
Voss,  E.  669*. 
Voss,  F.  i538,  .539,  866,  869. 
Voss,  (t.  703*. 
Voss.  H.  1174. 
Voss,  V.  493*,  535*. 
Vouzelle  829«. 
Vram  2;:6*. 
Vries  Feyens  1100*. 
de  Vries  Reilingh  787. 
de  Vriese  23*. 
Vuithier  631*. 
Vulpius  F56*,  864.  867. 
Vurpas  931,  1038. 

W. 

AVachs  828*. 
Waddington  856*. 
Wade  921*. 
Waele  2:>*,  5S9*. 
Wagemann  116i*. 
Wagner,  H.  Ö.  1210. 
V.  Wagner  703*. 
Wagner  v.   Jauregg   877, 

8Sf.*,  1191*. 
VVuhlborg  1191*. 
AVahrendorff  1202. 
Waijncop  411*. 
Wainwright  856*. 
AVaite  Iba*. 
AVaitz  889*. 
AVaitzfelder  838. 
Wakii  180*. 
Walcher  266. 
Walker  73*,  486,  569*,  889*, 

947*,  1096*. 
Walko  51.5*.  1191*. 
Wall  473*. 
AA'allaschek  921*. 
AVallbaum  762. 
Wallenberg  12*,  50,  296* 

631*. 
AValler,  A.  D.  178,  921*. 
AVallor,  E.  921*. 
AValling  783*. 
Wallmann  856*. 
AValloux  813*. 
Walravens  614*. 
Walsh  751*. 
Walter  820*. 
Walters  höfer  255*. 


1290 


Namenregister. 


Walther  947*. 

Wal  ton     377*,     519.     596*, 

618,  856*. 
Wandel  680*. 
Wanke  947*. 
Wann  er  360. 
Warcollier  92r^ 
Ward  597,  716*,  730*.  921* 
Warda  1014,  1100*. 
Warneboldt  162. 
Warner  99. 

Warren  29,  596*,  922, 1053*. 
Warrington  295*.  557*.585. 
V.  Wart  302, 392*,  659*,  716*. 
Wassermann  441*. 
Wassermeyer  770. 
Wassing  566. 
Watarase  379*. 
Watermann  390. 
Watkins  659. 
Watson  24,  473*. 
Watt  179,  681*,  921*. 
Wätzold  225. 
Waugh  889*. 
AVay  186*. 
Woatherly  1014. 
Woaver  474*. 
Webb  817,  889*. 
Webber  395,  615*,  681*. 
Weber,  A.   23*.   263,   504*, 

631*. 
Weber.  C.  W.   1168,  1191*. 
Weber,  E.  316,  730*,  921*. 
AVeber,  F.P.  256*,  341,  618. 
Weber,  J.  23*. 
Weber,  L.  W.   947*,    1014, 

1164*,  1182. 
Weber,  M.  730*. 
Weber,  R.  223,  228. 
Wechselmann  749. 
Weck  947*. 
AVecks  889*. 
Weddingen  921*. 
Wedekind  631*. 
Wederhake  776. 
Weeks  377*. 
AV^egscheider- Ziegler 

474*. 
Wehmer  1171. 
Wehrli  118*,  216,  890. 
Wehrlin  1024. 
Wehrung  1056. 
Wcichardt  115. 
Weichselbaum  446,  443. 
Weidenhammer  577*. 
Weidenhaupt  856*. 
Weidner  756*. 
Weifenbaoh  1210. 
AVeigner  60. 
AVeihrauch  474*. 
AA^eikal  1100*. 
AVeiker  1105. 
AVoil  813*,  856*. 
AVeiler  295*. 
AVeill  499. 
AVeill-Halle  659*. 


Weiller  61. 

Weinberg  23*,  44.  118*. 

AA^einberger  515*,  783*. 

AV'einrich  921*. 

AVeintraud  865. 

AVeir  1164*. 

Weir  Mitchell  856*. 

AA^e  i  s  e  n  b  u  r  g  210*,  295*,  307, 

382,  357*,  362,  474*.  535*, 

536*.   557*,   558,  563,  567, 

591,  659*,  716*,  848*. 
AVeiss,  G.   164. 
AVeiss,  J.  295*,  751*. 
AVeiss,  O.  166,  411*,  536*. 
Weiss.  R.  r43. 
Weiss.  AV.  1100*. 
Weist  681*. 
Weisz  752. 
Welch  677*. 
AA^eljaminow  659*. 
AVellmann  474*,  730*. 
AVells  345. 

AVelt-Kakels   256*,   1019*. 
AA'eltz  1164*. 
Wende  730*,  1015. 
Wendel  621. 
AVendenburg  615,  621, 

1068*. 
Wendriner  762,  915*. 
Wenig  295*. 
Weniger  1191*. 
AV^ennagcl  501. 
Wen ts eher  921*. 
AV'erner  377*. 
AVer  nicke  295*,   763.  947*, 

1016. 
Wertheimer  99,  163,  921*. 
We  r  t  heim-Salomonson 

156*.  164,  165,  411*,  631*. 
Wessely  115. 
AVest  256*,  295*,  493*,  889*, 

1019*. 
Westen  ho  elf  er  453,  454. 
Westphal    311,    647.    659*, 

703*.     758,    1016,    1047*, 

1068*.  1075. 
AVetterstrand  889* 
AVeygandt  104*,  921*,  929, 

931.    947*,    1019*,     1020, 

1025,  1068*,  1100*,  1191*. 
AA^eyl,  B.  447. 
Wevll  681* 
Weyrauch  707. 
Wharton  515*. 
Wheelock  493*. 
Wherry  890,  947*,  1044, 

1164*. 
Whitacker  813*. 
White,  C.  J.  730*. 
AVhite,  R.  G.  211*,  1020. 
White,  AV.  H.  295*, 310,327, 

631*,  659*,  813*,  1068*. 
AVhitehead  536*,  752. 
Whiteside  411*. 
Whitestone  536*. 
AVhiting  295*. 


Whitnev  756*. 

Wiatt  856*. 

Wicart  493*. 

Wichmann  299. 

Wickman  601. 

Widakowich  23*. 

AVidal  536*,  659*,  730^^. 

AVidenhorn  1164*. 

Wiechowski  134. 

Wieder  493*,   1053*. 

Wiehl  1191*. 

Wield  681*. 

AVien  813*. 

Wiener  515*,  552*.  8.^i(k- 

Wiesel  211*. 

Wiesinger  681*. 

AViesner  432*,  829*. 

Wigdortschik  29.5* 

Wiggers  104*. 

AVight  536*. 

AVijk  921*. 

AVi^lbrand  23». 

Wild  590. 

Wilder  23*. 

Wildermuth  295*. 

Wilev  474*. 

Wilh'elm  889*. 

AVilkes  1053*. 

Willard  857*. 

Willems  474*,  557*. 

William  820". 

AVil Harns  426»,  615»,  659». 

947*,  1164*. 
Williamson,   E.  O.    1053*. 
Williamson,    R.  T.     211*. 

238,   320,  411*,  525,   559, 

599    857*. 
Willson,  R.  N.  496,   501. 

857*. 
Wilmanns  1100*. 
Wilmart  23*. 
Wilson.  A.  S.  211».  8:>7\ 

896,  921*. 
Wilson,  F.AV.  515*. 
Wilson,  H.  A.  857*. 
Wilson,  J.C.  442»,  876. 
Wilson,  J.  G.  66. 
Wilson.  T.  M.  73». 
Wilson,  T.  P.  256*. 
W immer  2». 
Winckler  889*. 
Windle  256*. 
Wiudscheid  515»,  766. 

889*. 
Wingate  432*. 
Wing  681». 
Winkelhausen  211». 
Winkler  486*. 
AA^inokurow  557*. 
AVinter  295*.  474*,  596*. 
Winterberg  168. 
Winternitz.  H.  785,  790. 
Winternitz,  AV.  807. 
Winterstein  99. 
Wintrebert  73*,  100.  146. 

147,  159. 


Namenregister. 


1291 


Wirschubski  615*,  748. 
Wirth  377*. 
Wirz  1100*. 
Wise  947*. 
AV isselink  377'''. 
Witherle  504*. 
Witt  776. 
Witte  377*,  1191*. 
Wittenberg  256*. 
Witthauer  774.  824. 
Wittington  442*. 
Wittmaack  345,  346. 
Wlotzka  178. 
Wojatschek  295*. 
Wolf  8.2. 
Wolfenstan  889*. 
Wolff,  A.  730*.   829*,   838 
WolfF,  B.  681*. 
Woiff,  M.  24n  39,  66. 
WoU'fliügel  569*. 
Wolf  1er  874. 
Wolfskehl  947*. 
Wolf  stein  613*,  648. 
VVolkenstein  256*. 
Wollenberg  525.  671, 1166. 
Woltär  659*.  1081."  | 

Wolters  269.  ' 

Wood  377»,  921*.  947*.  | 

Woodburg  857*.  ' 

Woodruff  659*, 947*,  1164*.  ' 
Woods  681*,  756*. 
Woodwark  565. 
AVork  358*. 
Wormley  889*. 
Wormser  628*. 
Worobjow  1100*. 
Worthington  24*. 
Wrav  361,  889*. 
Wreden   1227. 
AVright    442*.    474*,    659*, 

813*.     829*,     889*,     921*,  | 

1068*. 
Wulf  1053*. 
Wulffcn  921*,  1115,  1164*,  1 

1171.  ' 

AVuUenweber  821. 
Wullstein  2.56*. 
Wundt  923. 
Wünsche  922. 
W  ü  r  d  e  m  a  n  n  536*. 
Würth  1203.  1211. 


Wurtz  901.      • 
Wwedenski  946*,  947*. 
Wvbauw  783*. 
Wvler  1165*. 
WVman  1110. 
Wynkoop  577*. 
AVysmann  631*. 

Y. 

Yagita  55,  152*. 
Yamagiva  485. 
Yamanouchi  485. 
Yerkes  176,  177. 
Yoshikawa   1024. 
Young,  A.  D.  889*. 
Young,  C.  E.  857*. 
Young,  I.  K.  631*. 
Young,  I.  W..  1100*. 
Younger  1191*. 
Yourievitsch  921*. 
Yumucopulo  582. 
Yvert  1100*. 


Z. 

Zaalberg  536*,  857*. 
Zabel  515*. 

Zabludowski  783*,  820. 
Zaborowski  256*. 
Zabriskie  197,  636,  751*. 
Zaccaria  474*. 
Zacharias  813*. 
Zade  390. 
Zahn  368. 
Zak  432*,  546*. 
Zalackas  104*. 
Zaleski  1100*. 
Zalewski  857*. 
Zalplaehta  253*. 
Zamboni  211*. 
Zancia  24*. 
Zancla  569*. 

Zangemeister  681*.  | 

Zangger  823,    1149,  1191*. 
Zanietowski  817. 
Zappeln  358*. 
Zappert  298.  312,  430,  434, 

698,  747,  1081. 
Zaquelmann  442*. 
Zarra  857*. 


Zavadskij  921*. 

Zbinden  889*. 

Zeitlin  5^9*. 

Zeitner  733. 

Zelionv  211*.    . 

Zelle  474*. 

Zeller  3. 

Zeltner  493*. 

Zenner    295*,     525,     596*, 

659*. 
Zentmaver  295*. 
Zeri  358\ 
Zernik  769.  889*. 
Zeroni  494. 
Zesas  313,  594,  716*. 
Ziegenweidt  411*. 
Ziegler  73*. 
Ziegra  256*. 
Ziehen     530,     947*,     1016, 

1100*,  1191*,  1227. 
Zieler  747. 
Ziem  857*. 
Ziemann  474*. 
Ziernke  474*. 
Zietschmann  24*. 
Zilgien  392*. 
Zillocchi  730*. 
Zimmermann,  B.  F.  296*. 

857*. 
Zim m erm  an  n,  C.  631  ♦,  789. 
Zimmern  813*. 
Zingerle  510. 
Zinn  712. 
Zinninger  296*. 
Zirkelbach  894. 
Ziveri  857*. 
Zondek  730*. 
Zoppelli  515. 
Zubizarreta  493*. 
Zuccala  350. 

Zuccarelli  256*,  276.  1131. 
Zucker  788. 
Zuckerkandl  1227. 
Zuelzer  751*,  889*. 
Zuntz.  N.  100. 
Zupnik  683. 
Zuzak  1191*. 
Zwaardemaker  172,  174. 
Zweifel  685. 
Zypkin  901. 


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