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Full text of "Jahresbericht des königlichen Gymnasiums zu Marienwerder für das Schuljahr ..."

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HARVARD UNIVERSITY 



LIBRARY OF THE 

GERMAN DEPARTMENT 

BOUGHT FROM THE 

BARTHOLD SCHLESINGER 
BEQUEST 



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^HU- 



Jaliresbericlit 



des 




für das Schuljahr 1889|90. 



Inhalt: 

1) Eine wissenschaftliche Abhandlung. 2) Schulnachrichten* 

Beides von dem Direktor Dr. Broeks. 



Marienwerder, 1890. 

Druck der R. Kanter 'flehen Hofl>uclidniekerei« 



1890. Progr. Nro. 37. 



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I • 



Die sapphische Strofe und ihr Fortleben 

im lateinischen Kirchenliede des Mittelalters 

und in der neueren deutschen Dichtung. 



Von 



Dr. Enül Brocks. 



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Unter den lyrischen Formen, die Horaz den Griechen entlehnte» giebt es eine, welche sich seit- 
dem eines fast ununterbrochenen Fortlebens durch alle Jahrhunderte bis auf unsere Tage erfreut hat, 
die sappMsche Strofe. Während des ganzen Mittelalters und darüber hinaus bis gegen das Ende des 
16. Jahrhunderts ist dieses Mass mit Vorliebe in lateinischen geistlichen Hymnen angewendet worden, 
aus der lateinischen Hynmenpoesie ging es, wenn auch wesentlich verändeii;, in das deutsche Kirchen- 
lied über, und endlich in neuerer Zeit haben es Elopstock und Platen neben anderen antiken Formen 
auch in die weltliche Dichtung wieder eingeführt. Dies Fortleben der sapphischen Strofe durch die 
Jahrhunderte zu verfolgen, die Umgestaltungen, welche sie erfahren hat, und deren Gründe aufzuweisen, 
soll im folgenden meine Aufgabe sein. Ich hoffe damit einen Beitrag zu liefern zu einer Geschichte 
der antiken lyrischen Formen in der deutschen Dichtung, die bisher noch nicht geschrieben ist,') 
obwohl sie nicht nur unsere Kenntnis von den Einflüssen der antiken Poesie auf die deutsche Sprache 
und Dichtung erweitem und vertiefen, sondern auch manchen lehrreichen Aufschluss über das Wesen 
der verschiedenen Formen und manchen interessanten Einblick in die geistige Werkstätte der Dichter 
gewähren würde. 

Lieder in der sapphischen Strofe wurden zuerst von den Aeoliem Alcaeus und Sappho gedichtet; 
wer aber von ihnen die Strofe erfunden hat, ist ungewiss. Der Name scheint auf Sappho hinzudeuten. 
Doch bezeichnet Marius Victorinus ausdrücklich den Alcaeus als ihren Erfinder, und ein anderer 
antiker Metriker, Hephästio, lässt es wenigstens zweifelhaft, ob sie von ihm oder von der Sappho 
herrühre. Wie dem auch sei, es war jedenfalls treffend, von den beiden schönsten Formen der aeolischen 
Lyrik die kräftige, schwungvolle alcaeische Strofe nach dem feurigen Kriegs- und Bevolutionshelden, 
die zarte, innige sapphische nach seiner ebenso gemüt- wie geistvollen Zeitgenossin zu benennen. 

Von den sapphischen Oden des Alcaeus sind nur drei kurze Bruchstiacke auf uns gekommen; 
einige Verse aus einem Hymnus auf Hermes: 

^üjAOc ujAvr^v, Tov xopotpai^ sv autai; 
Motta -/svvaTO Kpovi^ot jAr/sua. 

Die schone Ode des Horaz, worin Hermes als Forderer und Wohlthäter der Menschheit gefeiert 
wird (Carm. I. 10), soll eine Nachbildung dieses Hymnus sein. — 
Ferner eine Strofe aus einem Skolion: 

'AXX' d[vT|T(i> jxiv Trepl täte oEpauiv 
xao ^k •/EuaTci) jiupov iöu xat tu> 

Auf denn, legt uns duftende Blumenkränze 
Aus der Dille Blüten um Hals und Nacken; 
Auf den Busen träufle herab der Myrrhe 

Kostliche Salbe. — (Kock.) 

und der vereinzelte Vers: 

at $£ •/' ajXfAt Z§u? TsXsJT) vor^jxa. 

So wenig umfangreich diese Bruchstücke sind, so lassen sie doch erkennen, wie verschiedenartig 



*) Das Buch von Oholevius „Geschichte der deutschen PoeBie nach ihren antiken Elementen** konnte seiner 
ganzen Anlage nach die formelle »Seite der bepproeheneu Dichtungen nur obenhin berühren. 

1* 



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— 4 — 



Inhalt war, den diese Fornoi aufnehmen konnte. Sie schien in gleicher Weise für 
mer Andacht geeignet, wie für die Wiedergabe der behaglichen Stimmung, welche 
eim Beginn eines heiteren Festmahls erfüllt. 
) Schema ist folgendes: 



<^ — 7 



nften Silbe findet sich überall ein Verseinschuitt, d. h. es tritt jedesmal an dieser 

I ein; ob dies zufällig oder beabsichtigt ist, wie später bei Horaz, lässt sich bei 

l der Verse nicht entecheiden. 

ho hat uns ein glücklicher Zufall eine Ode vollständig erhalten. Dionysius von 

( im 23. Kapitel seiner Schrift De compositione verborum als ein Meisterstück in 

nmut der Bede mit. 

de ist ein Gebet, gerichtet an Aphrodite. Sappho pflegte in ihrem den Musen 

len Kreis junger Mädchen zu versammeln, um sie in der Musik und in der Dicht- 

m. Für eine ihrer Schülerinnen scheint sie eine besonders herzliche Zuneigung 

a, ohne sie jedoch erwidert zu sehen. Da flehte die Dichterin, welche wie später 

besten aller Pädagogen sehen mochte, in inbrünstigem Gebet zu der Göttin, ihr 

DU Mädchens zuzuwenden, damit sie es um so leichter und nachhaltiger für ihre 

me. 

Ode hierher nebst der Nachbildung von Emanuel Geibel, letztere mit einigen durch 

iffassung bedingten Voränderungen: 

IlüixiXoi>pov', af)o(vaT W^pootta, 
rar Aioc, ooXoirXoxe, XtJjojAai je 
jJiVj |jl' a!jai3t jjltJt' (Jvtaui öafiva, 
7:«5Tvia, öujJLOv • 

dXXot Tuiö' iXd', ariroxa xaTepwTa 
Ta; ßftac au^toc dltowa 7:r,X'j». 
exXuec, itaxpo^ ht 8o|jlov Xirowa 
•;^pu5tov TjXdec 

apft' uiroCeoSaua • xaXoi 8s <y' dt^ov 
coxse; (TTpoudot TTspt 7«; jAeXaiva? 
TTüXva SiveuvTe» irrsp' ar' mpavco atfte- 

pOC OIOL (ie33(0. 

•tl<}/a 0* i;txovTO • ti> $', d» {xocxatpot, 
fxetoiajatj' dii)avdtTco rpodoiTrcp, 
^pe', orct OTjSre 7rsrovt)a xotri 
OTjüTfi xaXr^iJLi, 

xorc' efjLtp fxaXtJta d£X<o y^ve^Dai 
pLaiv(^X7 Üüji.if)« Ti'va ^rjüTfi lleiOco 
fjLai«; a7T)v i^ jav ^tXoraTa, xi; »*, a> 
^'air^*, dtöixr^ei; 

xal 7Äp a? «peoYet, xa/ewc Öicujsi, 
at <5i dwpa fti?) öexex, iXXa $u>9ei, 
a? ol [jl9) cptXet, ra'/ecoc ^iX>^|jei 
Xfoux ideXoi7a« 

lXl)e fxoi xal vüv, /aXeirav 61 Xu<jov 
ix fjieptfAvav, 037a 6e fxoi TsXejaai 
Oufio^ {{jieppei, T^Xedov <7i> 6' auia 



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Die du thronst auf Blumen, o schaumgebor'ne 
Tochter Zeuß\ Trug spinnende, hör' mich rufen, 
Lass in Liebesnöten mein Herz, o Göttin, 
Nimmer verschmachten! 

Sondern huldvoll neige dich mir, wenn jemals 
Du mein Flehn willföhrigen Ohrs vernommen, 
Wenn du je, zur Hülfe bereit, des Vaters 
Halle verlassen. 

Baschen Flugs auf goldenem Wagen zog dich 
Durch die Luft dein Taubengespann, und abwärts 
Floss von ihm der Fittiche Schatten dunkelnd 
üeber den Erdgrund. 

So dem Blitz gleich, stiegst du herab und fragtest, 
Serge, mit unsterblichem Antlitz lächelnd: 
»Welch' ein Gram verzehrt dir das Herz, warum doch 
Riefst du mich, Sappho? 

Was beklemmt mit sehnlicher Pein so sturmisch 
Dir die Brust? Wen soll ich ins Netz dir schmeicheln? 
Welchem Liebling schmelzen den Sinn? Wer wagt es 
Deiner zu spotten? 

Flieht sie: wohl, so soll sie dich bald verfolgen, 
Wehrt sie stolz der Gabe, so soll sie geben, 
Spottet sie der Liebe: sie soll sie fühlen, 
Wie sie auch streite.* 

Komm denn, komm auch heute den Gram zu lösen! 
Was so heiss mein Busen ersehnt, o lass es 
Mich empfahn. Holdselige, sei du selbst mir 
Bundesgenossin! 

Die Sprache des Gedichtes ist von einem ganz wunderbaren Wohllaut, den keine Uebersetzung 
auch nur annähernd wiedergiebt. Die Worte verwandeln sich im Munde des sie laut Lesenden 
in Musik, und man fühlt sich unwillkürlich veranlasst, den Gründen eines solchen Wohllautes 
nachzuforschen. Er beruht meines Erachtens vor allem auf der grossen Fülle hell- und volltönender 
Vokale und Diphthonge, die fast in jeder Zeile erklingen, wobei freilich der aeolische Dialekt der 
Dichterin zur Hülfe kam, der z. B. für das dumpfe r^ des Ionischen meist das helle a einsetzt. 
Ausserdem aber hat Sappho mit grosser Kunst alle irgend hartklingenden Konsonantenverbindungen 
vermieden. Wo zwei Konsonanten zusammentreffen, sind es fast immer zwei Liquidae oder eine 
Liquida oder j mit einer Muta oder 77. Nur dreimal — in --cir/. ot-i und ^ia'r^' — stehen 2 Mutae 
nebeneinander. Auch auf das Metrum ist die grösste Sorgfalt verwendet. Da von den vier Versen der 
Strofe die drei ersten, was die Versfüsse oder Takte anlangt, völlig gleich gebaut sind, so würde eine an 
bestimmter Stelle wiederkehrende Caesur den Rhythmus des Ganzen gar zu einförmig gestalten. Daher er- 
strebte die Dichterin eine möglichst grosse Abwechselung in der Stellung der Verseinscbnitte, wie denn z. B. 
in der zweiten Strofe der erste Vers den auflfälligsten Einschnitt hinter der vierten, der zweite nach 
der fünften, der dritte nach der dritten Silbe hat. In keiner Strofe findet sich in allen drei sapphischen 
Versen an der gleichen Stelle ein Einschnitt. So wird trotz der Einfachheit des Metrums doch eine 
grosse Mannigfaltigkeit in dem rhythmischen Gang der einzelnen Verse erreicht, die aufs glücklichste 
das lebhaft bewegte Innere der Dichterin wiederspiegelt. 

Ein zweites nicht vollständiges Gedicht ist uns in der Schrift über das Erhabene überliefert, 
die gewöhnlich dem Longinns zugeschrieben wird. Es ist ein poetischer Glückwunsch an eine Freundin 
zur Verlobung oder Hochzeit: 



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— 6 — 

e(A}xev ü>vY)p, offTic ivavTto? toi 

iCavei, xal icXaviov dcou <^coveu- 

aaz uraxouei 

xal 7eXat(7ac tftep^ev, t6 (lot {xav 

WC 7dp eutöov ßpo)(eu)c »s, ^cüva; 
OüSIv It' efxfif 

aXXot xa|i jxiv YXcuffaa ?a7e, Xeirxov o' 
auTixa '/p((> irup uiraSedp6{i.axev, 
oi:i:aT€jffi o' ou8iv opTjji.', iripp^^i.- 
ßeijt ^' axouau 

a öe jx' ?opo)c xax"^eeTai, Tp«5jJioc oi 
::aaav aYpei, yXo>poTepa 6i Tioiac 
e[jL|i.i, T£^^'öfxrJV 6' ^Xt70) ^^A^VJr^i 
9aivO]xat aXXa. 

aXXa iTotv ToXfxaiov 

Gleich den Göttern selig erscheint der Mann mir, 
Dem dir Aug' in Auge zu schauen vergönnt ist, 
Der an deiner Seite der ti*auten Stimme 
Lieblichen Wohllaut 

Schlürfen, deinem reizenden Lachen lauschen 
Darf; das macht im Busen das Herz mir beben. 
Denn sobald mein Auge dich schaut, versagt mir 
Jeder Gedanke; 

Gleich ist mir die Zunge gelähmt, und heisse 
Piebei'glut durchbrauset die vollen Adern; 
Vor den Augen dunkelt der Tag; ein Sausen 
Dröhnt in den Ohren; 

Kalter Schweiss entrieselt der Haut; ein Frösteln 
Schüttelt mir die Glieder; es welkt der Wange 
Frischer Schmelz dahin wie das Gras. . . . 

(Kock.) 

atmet eine Glut der Leidenschaft, die in einem Fi-eundschaftsverhältnis zwischen 
h[ann. Man darf jedoch nicht vergessen, dass unter der heissen Sonne des Südens 
Schäften eine ganz andere Stärke erreichen als unter unserem Himmel, ^wo zu 
jeder glühende Seufzer einfriert*, und dass von allen Griechen grade die Aeolier 
äidenschaftlichste Temperament besassen. 

m Gedichte geben die wechselnden Verseinschnitte die leidenschaftliche Erregtheit 
emfites vortrefflich wieder: 

<l>atv£Tai |xoi xr,voc > Tjoc i)£Oiaiv 

sjApiev «uvr^p, I ojTt^ svavTio; toi 

t^aveu I xat r^koLairr^ aou ^cdveü- 

7ac u7:axo'j6i. 

ist noch, dass in dieser Ode zweimal, in der ersten einmal der dritte Vers der 
lussvers, dem Adonius, durch Wortgemeinsamkeit eng verbunden ist — die Metrik 
I — , und dass in beiden Oden mehrfach der Gedanke mit dem Ende der Strofe 
ist, sondern in die nächste hinübertritt. 

;en hierher gehörenden Gedichten der Sappho sind nur Bruchstücke erhalten, einige 
en Teil nur aus wenigen Wörtern bestehend. 



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Vier davon mögen ihres charakteristischen Inhalts wegen hier mitgeteilt werden: 

icrcepsc fxiv d[|jL^l xdtXav ffeXavvav 
Stp dliroxpüirrotJi ^aevvov eföoc, 
oiiTcoTa rXi^dotda |iaXt<yTa XafXTnr) 

. dpYupta. 

Vor Selenes lieblichem Licht erblassen 
Bald der Stenüein funkelnde Lichtgestalten, 
Wenn im Vollmond silbernen Schein sie ansgiesst 

üeber die Lande. (Kock.) 

aji.^1 8s ^ü'/pov xsAdtdei 8t' uodiov 

X(T>(jLa xatappsT. 

Längs des Wassers säuselt aus Pfirsichblütep 
Kühlung her; das Bauschen der Blätter träufelt 

Schlummer hernieder. (Eock.) 

Beide Bruchstücke legen Zeugnis ab von dem tiefen Naturgeffthl d^ Dichterin. Das erste 
atmet den holden Frieden einer lieblichen Mondnacht, das zweite schildert anmutig die Traulichkeit 
eines abgeschiedenen Plätzchens am schattigen Ufer eines Baches. Es erinnert an die bekannten 
Verse in der zweiten Epode des Horaz: 

Libet jacere modo sub antiqua ilice, 

modo in tenaci gramine. 
Labuntur altis Interim ripis aquae, 

queruntur in silvis aves, 
frondesque Ijmphis obstrepunt manantibus, 

Somnos quod invitet leves. 

Zwei andere Bruchstücke entstammen Liedern, welche bestiount waren die Freuden, edler 6e* 
selligkeit zu erhöhen: 

Tov o' eTTiTrXaJovTe; apioi ^epoiev 
xai ]xsXsofovatc< 

Schmerz und Sorgen trage der Winde Brausen 

ferne von hinnen. (Kock.) 

Auch diese Stelle hat Horaz vorgeschwebt, als er sein Lied an Lamia dichtete (carm. L 26.): 

Musis amicus tristitiam et metus 
tradam protervis in mare Creticum 
portare ventis. — 

iXJIs Kurpi 
ypua(aiJtv iv xuXtxejjtv ißpo); 
jüpLjji£ji.i7|X£vov daXtatJi vsxxap 
oivoyosuja. 

. . . . Komm, Kypris, 

Schenk uns selbst zum fröhlichen Götterschmause 

Nektar ein in goldenen Festpokalen, 

Mutter der Freude. (Kock.) 

Hier wird die Liebesgöttin aufgefordert, in Person zu erscheinen und den Festgenossen den 
Freudetrank zu kredenzen, ähnlich wie in Schillers »Dithyrambe* die Göttin der Jugend, Hebe, dem 
Dichter die Schale darreichen soll. 

Aus dem bisher Vorgetragenen wird sich unschwer das Wesen und die ästhetische Bedeutung 
der sapphischen Strofe ersohliessen lassen. Die schlichte Einfachheit ihres Baues — die drei ersten 
Verse sind ganz gleich gestaltet und der vierte wiederholt nur ihre rhythmischen Motive, den Daktylus 



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eit, der weibliche Abschluss sämtlicher 
igaog und Schluss der drei ersten Verse 
ing des Rhythmus — regelmässig schliesst 
der Hebung an — einen leichten, ge- 
jren Lebens und abwechselnder, charakter- 
ruhigen Gang der Trochäen im Anfang 
ann wieder den gemessenen Trochäen am 
mg der Verseinschnitte den rhythmischen 
IT Darstellung der bewegten Leidenschaft 
insinnigen Schrift »Alkaeos und Sappho**, 
erregte, aber in das Unabänderliche sich 
-t ^er Gottheit in den Grenzen ehrfurchts- 
^allende, aber durch edlen Sinn gebändigte 
rechte Mass sei für die Freuden heiteren, 
ses und für die sinnige Betrachtung der 

lu: ein Gedicht in diesem Masse, dio Ode 



ro;, 



iipor 



i 



r Ares', 
(göttin, 
hohen 

chicksal 
Serrschaft, 
tsten Reiche 

lenkst du 
Armes 
ädt' und Volker 



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— 9 — 

Selbst die mächtige Zeit, die alles ändert, 
Alles waukend macht und das Leben hierher, 
Dorthin wandelt, sie gab du: ohne Wandlung 
Glückliche Siege. 

Denn vor allen Völkern gebierst, o Edle, 
Du dir Männer, berähmte, tapfre Erieger: 
Wie der Ceres Saaten, entspriessen, Rom, dir 

Heldengeschlechter. (Herder.) 

Bemhardy tadelt an dem Gedicht den Mangel an individuellen Zügen, das üeberwiegen der 
Ehetorik und die glatte, klingende Phrase — alles Kennzeichen, welche die Nachahmerin verraten. 
Aehnlich verhält es sich auch mit der Form, Welch ein frisch pulsierendes Leben, welche charakter- 
volle Abwechselung der Bewegung in den Versen derSappho, und hier welche Monotonie und Starrheit! 
Gleich die erste Strofe hat überall die Caesur nach der fünften Silbe, und die beiden ersten Verse 
sind in ihrer zweiten Hälfte völlig gleich gebaut: i>07aTr^p "Apr^oc — oat^pwv ava^ja. Das Gedicht 
kennt in den sapphischen Versen überhaupt nur den Abschluss mit zwei- oder dreisilbigen Wörtern, 
und der erwähnte Ausgang auf 2 dreisilbige Wörter kehrt noch dreimal wieder (v. 9. 10. 18.). Jn 
sämtlichen erhaltenen Versen der Sappho findet er sich nicht häufiger als dreimal, davon zweimal in, 
derselben Strofe, wo die Wiederholung beabsichtigt ist: 

xal "/ap al 960781, TOL'/iin^ diio^ei, 

Auch darin weicht Melinno von Sappho ab, dass sie die Synaphie nicht zulässt und mit jeder 
Strofe auch den Sinn abschliesst. Der Gedanke wird bei ihr eben recht wesentlich durch die Form 
bestimmt, während er bei ihrer grossen Vorgängerin frei und uneingeschränkt herrscht und keine Ein- 
engung und Fesselung durch die Form duldet. 

In die römische Poesie ist die sapphische Strofe durch Catull eingeführt. Sie scheint jedoch 
seinem stürmisch-leidenschaftlichen Naturell nur wenig zugesagt zu haben, da er sich ihrer, wenn 
man von dem kurzen Fragment o*tuw, ^atulU, uti wofe^tuw «>t absieht, nur zweimal bedient hat. 
.Das 51. Gedicht, eines seiner firühesten, ist eine fast wörtliche üebersetzung der oben mitgeteilten 
Ode der Sappho «paivsTat fxot xrjvoc Tjo« dsoutv. Es enthält das erste Eingeständnis seiner Liebe zu 
Clodia, die er in sinniger Huldigung nach eben jener Dichterin, mit deren Versen er seine Liebe be- 
kennt, Lesbia nannte. Später kehrt er nur noch einmal zu diesem Metrum zurück in dem 11. Ge- 
dichte, worin er sich feierlich von der einst so geliebten, nachdem sie ihn schnöde betrogen, lossagt. 
Es ist gewissermassen die Palinodie des 51. Gedichtes, und daraus erklärt sich die Wahl des Metrums, 
das sonst wenig zu der bitteren Ironie und dem Hohne, welche das Gedicht erfällen, zu passen scheint 

Was die Behandlung des Metrums betrifft, so schliesst sich GatuU enge an Sappho an, nur 
dass er auch nicht von ferne ihre Formvollendung erreicht. Die Caesur tritt meistens hinter der 
fünften oder der sechsten Silbe ein, in drei Fällen (XI. 6. 7. ü.) an anderer Stelle. Als zweiter 
Fuss des sapphischen Verses erscheint dreimal (XI. 6. 15. LI. b. 1.) der Trochäus, in den übrigen 
27 Versen der Spondeus. Da Catull den Spondeus nicht absichtlich anstrebte, so ersieht man daraus, 
wie sehr dieser Fuss an dieser Stelle der lateinischen Sprache natürlich war, und dass Horaz ihn nicht 
ohne guten Grund zur Norm erhob. Auch Catull bindet bisweilen das Ende einer Beihe durch Wort- 
brechung oder Verschleifung mit dem Anfang der folgenden; ebenso lässt er mehrfach den Gedanken 
aus einer Strofe in die andere übertreten. 

Ich komme nunmehr zu Horaz, der für alle späteren römischen Dichter und auch für die meisten 
Hymnendichter des Mittelalters vorbildlich gewesen ist. Nächst dem alcäischen Masse braucht er das 
sapphische am häufigsten: 26 mal in 104 Gedichten. Das umfangreichste ist der Säkularfestgesang, 
ein Hymnus an die Lichtgottheiten Apollo und Diana, gedichtet zu der im Jahre 17 v. Chr. von 
Augustus veranstalteten Säkularfeier. Nicht wenige von den anderen Oden sind gleichfalls Hymnen 
und Gebetsanrufungen. So der schon erwähnte Lobgesang auf Merkur als Förderer und Wohlthäter 
der Menschheit (I. 10.); femer I. 30. ein ujxvoc xXtjtix«^? an Venus und HI. 18. ein Gebet an Faunus. 
Im Eingange von IV. 6. flehlt der Dichter zu Apollo, ihm bei der Abfassung des Säkulargesanges 
beizustehen und der daunischen Camene Ehre zu wahren. In III. 11. bittet er Merkur und die 

2 



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— 10 — 

Laute, ihm ein Lied einzugeben, um das Herz der spröden Lyde zu rühren. L 32. ist an seine 
Laute gerichtet; es schliesst mit dem Wunsche, dass sie ihm stets hold sein möchte, so oft er ge- 
ziemend sie rufe. IIL 22.: der Dichter weiht eine sein Landhaus beschattende Pinie der Diana 
und verspricht ihr jährliche Opfer. — Andere dieser Oden enthalten Lehren der Lebensweisheit: 
IL 10. preist die goldene Mittelstrasse, IL 2. führt den stoischen Satz aus, dass nur der Weise 
reich sei, und II. 16., dass das wahre Olück in der Buhe des Gemütes bestehe. — 11. 6. ist 
aus einer melancholischen Stimmung hervorgegangen: der Dichter sehnt sich aus den Stürmen 
des Lebens in einen Hafen der Buhe, um dort in den Armen eines treu ergebenen Freundes zu sterben. 
Das Schlussgedicht des ersten Buches (I. 38.) stellt des Dichters anspruchsloses, aber glückliches 
Stillleben dar. Einen ähnlichen Oeist atmen auch I. 20. „Einladung an Mäcen*, III. 8. «Zum ersten 
März* und der Schluss von III. 14. «Auf die Bückkehr des Augustus". — Man erkennt aus dieser 
Inhaltsübersicht, wie überall der ernste und feierliche Charakter des Masses gewahrt ist. Nur einige 
wenige Lieder scheinen damit im Widerspruch zu stehen: II. 4. ist ein recht übermütiges Spott- 
gedicht auf einen Freund, der in den Fesseln einer Sklavin schmachtet; II. 8. «Liebeszauber* enthält 
«eine im Ton gelinder Verzweiflung vorgebrachte Hage über so viel Untreue bei so viel Schönheit*. 
Hier hat Horaz absichtlich eine dem Inhalt widersprechende Form gewählt, um durch den Kontrast 
die humoristische Wirkung, die er erstrebte, noch zu erhöhen. In diese Klasse rechne ich auch 
I. 22., das berühmte inU(^tt ^itat, gerichtet an den Busenfreund des Dichters, den Schalk und 
Spötter Aristius Fuscus. Dass dies Gedicht scherzhaft zu nehmen ist, geht vor allem aus der üeber- 
treibung in der fünften Strofe hervor. — Nur in einer einzigen Ode scheint mir die Wahl des sapphischen 
Masses verfehlt, in der 25ten des ersten Buches. Dieses bissige Spottgedicht auf eine halb verblühte 
Schönheit würde sich besser in dem Gewände archilochischer Jamben ausnehmen. Es dürfte ein 
Jugendversuch des Dichters sein, also einer Zeit entstammen, wo er noch nicht zur klaren Einsicht 
in das Wesen der verschiedenen lyrischen Formen durchgedrungen war. 

In der Behandlung der metrischen Form zeigt sich Horaz als Neuerer. Schon oben ist erwähnt, 
dass er im zweiten Fusse des sapphischen Verses stets den Spqndeua eintreten lässt. Dies entsprach 
durchaus dem grossen Spondeenreichtum des Lateinischen und war überdies geeignet, den ernsten 
Charakter der Form noch zu erhöhen. Eine zweite Neuerung dagegen hat seinen Versen nicht zum 
Vorteil gereicht, nämlich das Gesetz, wonach — wenigstens in den drei ersten Büchern — die Caesur 
fast ausnahmslos hinter der fünften Silbe eintritt. Eine feststehende Caesur an dieser Stelle scheint 
durchaus gegen die ursprüngliche Anlage des Verses zu Verstössen, der vielmehr, wenn schon einmal 
eine bestimmte Gliederung eintreten soll, einen Einschnitt nach der vierten Silbe verlangt: 

iroixiX^dpov* I d&avat* 'Acppoötta. 

Durch den Einschnitt nach der Arsis des Daktylus wird der sanfte und gleichmässige Fluss des 
Verses empfindlich gestört. Nach dem feierlich gravitätischen Eingang: - ^^ - - -, worin unter 
vier Längen nur eine einzige Kürze erscheint, beginnt der zweite Teil des Verses mit einem Pyrrhichius, 
um nach diesem höchst leidenschaftlichen Anlauf nur noch wenige kurze Schritte zu thun und dann 
zu stocken. Das Ganze erhält dadurch den Charakter des Widerspruchsvollen und ünstäten; die 
Unruhe und Hast des Schlusses steht in gar zu schroffem Gegensatz zu der Buhe und dem Ernst 
des Einganges, und man wird dem Urteil Herders in der Nachschrift zur Terpsichore, dass 
diesOT Einschnitt der sapphischen Strofe Fülle (?) und Würde verleihe, unmöglich beistinunen können. 
Uebrigens ist Horaz selbst bei reiferer Einsicht von diesem Gesetz zurückgekommen: er lässt in den 
Gedichten des vierten Buches und im Säkulargesange neben der Caesur nach der fünften Silbe auch 
häufig die nach der sechsten zu. 

Was aber ist es gewesen, das Horaz zu dieser Neuerung veranlasst hat? Nach Bossbach und 
Westphal, denen Christ beipflichtet, war es das Bestreben, den sapphischen Vers nach dem Vorbilde 
des daktylischen Hexameters zu bauen: 



^ ^>^ »■ -v. ^ v^V «■ v^ ^ v^ 



Es leuchtet nicht ein, wie Horaz, der sonst so feinsinnig die verschiedenen Gattungen aus- 
einanderhielt, die Gesetze des epischen Hexameters ohne weiteres auf die melische Strofe übertragen 
konnte. So schön dieser kraftvolle Anfang der zweiten Vershälfke für den heroischen Hexameter passt, 
80 wenig eignet er sich für den gemessenen Gang der sapphischen Strofe. Ich glaube, dass der 



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— 11 — 



Gnmd dieser Neuenmg ein anderer war. üntersucbt man nämlich den metrischen Bau der ersten 

Hälfte der horazischen Verse genauer, so findet man, dass nur folgende Formen zugelassen sind: 

1. - ^ - i - - grandim's misft; 

2. - ^ I ire dejectüm; 



3 

4. - - ! - 



iam satfs terrfs; 
nota quae sed^s; 



5. - 1 ^ ; aut in umbrosfs; 

6. - ^ - 1 - I - niaö, dum se; 

7. - i ^ et superjectö; 

8. - U ^ I et minäx, quod sie; 

9. « I ^ I -. I qui mare et terräs. 

Am häufigsten konunt die erste Form vor: fasst '/s aller Verse ist so gebaut; demnächst sind 
die unter 2 — 4 angeführten Eingänge die beliebtesten; seltener finden sich die Formen 5 — 9; sie 
machen noch nicht einmal den vierten Teil sämtlicher Verse aus. Gänzlich verpönt sind bei Horaz 
folgende Eingänge, obwohl sie doch ausnahmslos in den wenigen erhaltenen Versen des Alcaeus und 
der Sappho sich nachweisen lassen: 

- ^ — I « deputatur cum (Sebastian Brant); 

ypuatatatv h \ xuXixecrjtv apptoc (Sappho); 

-. I v^ — I . mors inanis me (Joachim Camerarius); 

dXX'.avi^Tfi) fxev I repl xaic öepataiv (Alcaeus); 

- ^1 I - Dira linguis et (Nicolaus Seinecker); 

^^ujAOc üjAVT^v, T^v xopu^ai; Iv auTatc (AlcaOUS); 

« w I « ; -. I - nie si fas est (CatuU); 

IXds jjioi xai vuv (Sappho). 

Auf den ersten Blick erkennt man aus dieser Zusammenstellung, dass in den horazischen Versen 
überall ein Widerstreit zwischen dem Versiktus und dem Wortaccent stattfindet, während in den 
nachher angeführten lateinischen Versen dies nicht der Fall ist. Es war also eines der vornehmsten 
rhythmischen Gesetze des antiken Versbaues, nämlich das eines massigen Widerspiels zwischen Wort- 
uad Versaccent, wodurch Horaz zu dieser Gestaltung des sapphischen Verses veranlasst wurde. Bei 
den der lateinischen Sprache eigentümlichen Betonungsverhältnissen konnte dies im sapphischen Verse 
eben durch jene Gaesur am leichtesten erreicht werden. Ein Einschnitt nach der vierten oder der 
siebenten Silbe hätte zu leicht Verse herbeigeführt, worin ein solcher Widerstreit nicht stattfand, wie 
man aus folgenden Beispielen^ die ich lateinischen Hynmen des Mittelalters entnehme, ersehen wird: 

Vota tandem { reddite | flda summo; 
magnus alto | nomine j celsi honoris; 
regna crebro | crescere, | sed superbos; 
es malorum; { jadice | te peribit; 
praestitisti; | quam mihi | mole magna; 
veritatis { nomine | quod feratur; 
dura linguis | et nimis | alta jactant. 

Auch wenn die Gaesur hinter der sechsten Silbe eintritt, sind solche Verse nicht zi\ vermeiden 
und finden sich selbst bei Horaz in den Oden des vierten Buches und im Säkulargesang: 

fata donavere bonique divi. Od, IV. 2. 38; 

pinus aut impulsa cupressus Euro, Od, IV. 6. 10; 

dives et lasciva tenetque grata. Od. IV. 11. 23; 

lenis, Ilithyia, tuere matres. G, S. 14; 

priscus et neglecta redire "^irtus. 0. S. 58; 

audet, apparetque beata pleno. C. S. 59; 

augur et fulgenti decorus arcu. C. S. 61. 
Dies also war der Grund, weshalb Horaz in den drei ersten Büchern die Gaesur fast ausnahmslos nach 
der fünften Silbe eintreten liess. — Schliesslich sei bemerkt, dass auch in den horazischen Oden bisweilen 
die Synaphie und sehr häufig das Herübertreten des Gedankens aus einer Strofe in die andere stattfindet. 

2» 



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— 12 — 

imischen Dichtem, welche dieees Mass anwandten, nenne ich Seneca') (f 65), 
lerTragödie Agamemno*), Statins 'j (t^ö), Ausonins (t390), Prudentius (f um 4 10), 
(t um 500), Venantius Fortunatus (f 600) und Eugenius Toletanus (f 657)*). 
mdeln sie alle in den Fusstapfen des Horaz, nur dass sie von der Synaphie 
und die Caesur fast ausnahmslos nach der fünften Silbe eintreten lassen*), 
i letzten Zeitalter der lateinischen Litteratur der sapphischen Strofe beigelegt 
ten des Sidonius hervor, die er einem verstorbenen Freund, dem Bhetor und 
aft Epist. VIII. 11: In lyricis Flaccum secutus, nunc ferebatur in iambicis 
is gravis, nunc in alcaico flexuosus, nunc in sapphico inflatus. Venantius 
e lyrische Anlage war^, wagte doch nur einmal, sich in einer sapphischen 
shtete sie auf das Verlangen Gregors von Tours, des Geschichtsschreibers der 
li darin einer solchen Aufgabe nicht gewachsen lib. IX. c. 7.: 

exigens nuper nova me movere 
metra, quae Sappho cecinit decenter. 



cur mihi iniungis lyricas melodas, 
voce qui rauca modo vix susurro. 
eloqui chordis mea dextra nescit 
poUice dulci. 

mannten Dichter waren Christen, und der bedeutendste unter ihnen, Frü- 
he Strofe auch schon in geistlichen Gedichten angewendet, in einer Hymne 
junium) und in einem Gedicht auf die achtzehn Märtyrer Saragossas. Beide 
iemals in den kirchlichen Gebrauch übergegangen, selbst nicht auszugsweise, 
neu des Prudentius der Fall ist. Die ältesten uns erhaltenen kirchlichen 
Masse rühren von Gregor dem Grossen her (f 604), dem Begründer des 
gen Eirchengesanges, der nach ihm der gregorianische genannt wird. Bei 
e antike Bildung ist die Annahme ausgeschlossen, dass er zuerst das Metrum 
Q schon vor ihm derartige Hymnen in kirchlichem Gebrauch gewesen sein, 
i. Wie sehr übrigens das Mass grade für diesen Zweck geeignet war, geht 
harakteristik hervor. Einer der späteren Hymnendichter, Jodocus Glichtoveus, 
schönste von allen: er giebt einen durchaus formlosen Hymnus zuerst in 
r und Wart dann fort: rursus eandem sententiam in modulationem sapphicam, 
icis frequentier Sit et caeteris suavior, digessi. 

men Gregors teile ich aus Philipp Wackemagels grossem Werke »das deutsche 
;en Zeit bis zu Anfang des XVII. Jahrhunderts' hier mit, Bd. I. S. 75: 

minica post pentecostem usque ad kalendas Octobris ad laudes. 

Ecce iam noctis tenuatur umbra, 
lucis aurora rutilans coruscat, 
nisibus totis rogitemus omnes 
cunctipotentem, 

Ut deus noster miseratus omnem 
pellat angorem, tribuat salutem, 
donet et nobis pietate patris 
regna polorum. 

33; V. 877—880. 

u geuannten Dichteru fiaden sich aapphische Strofen noch bei Sulpicias Lapercus, 
Phocas, Sedulius Scotus, Theodulf, Alcuin, Walahfrid Strabo, Wandalbertug Prüm. 

e metrica poetarum Latin. S. 95. 
Verse, die eine Aasnahme bilden, hat Lucian Müller S. 205 angeführt : Anson. 

modam quietia und Loxoriu? 306,8: dignus inter grammaticoa vocari. 

[lichte der christlichen lat. Litteratur Bd. 1 S. 511. Von Venantius Fortunatus 

rmnen her: Pauge lingua gloriosi, Crux fidelis, Yexilla regis prodeunt. 



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— 13 — 

Morgenlied. 

Sieh, die Nacht lässt schon ihre Schatten bleichen. 
Während rötlich schimmert des Lichtes Aufgang. 
Jetzt mit Inbronst lasset den allgewaltigen 
Vater uns anflehn, 

Dass er uns barmherzig die Seelenunmh' 

(}anz verscheuch* und himmlischen Frieden sende. 

Und den Tag zurüste, wo seinen Heiligen 

Diene der Erdkreis. (Fortlage.) 

Ist die Ueberlieferung richtig, so fände sich in Vers 2 ein Verstoss gegen die Prosodie: aurori. 
Man hätte dann schon in diesem Gedichte den verlängernden Einfluss des Versiktus anzunehmen, der 
später immer mehr sich geltend macht. Sonst sind die Strofen ganz nach dem horazisch^ Muster 
gebaut. An zweiter Stelle steht der Spondeus, die Caesur ist stets nach der fünften Silbe. Es gilt 
dies überhaupt für alle späteren kirchlichen Hymnen bis in die Benaissancezeit hinein; erst dann 
finden sich Abweichungen hinsichtlich der Caesur.') 

Die nächste von Philipp Wackemagel mitgeteilte Hymne rührt aus dem siebenten Jahrhundert 
her: No. 123. S. 84: De ecdesiae dedicatione. 

Es finden sich darin folgende Verse: 

V. 2. patris aetemi genitus ob ore; 
V. 3. supplicum vota pariter ac hymnum; 
V. 5. cerne quod puro deus in honore; 
V. 6. plebs tua supplex resonet in aula; 
V. 23. Corpora linquens fugit in remotas; 
V. 33. quaesumus ergo, deus, ut sereno; 
V. 42. conspicis aulam, tribuat perenne. 

Hier sind überall kurze Silben durch die Arsis verlängert; auch sonstige Verstösse gegen die 
Prosodie kommen vor, z. B. v. 31: non tötris laedit piceus tenebris. 

Sehr beliebt während des ganzen Mittelalters war ein Gedicht auf Johannes den Täufer, das 
dem Longobarden Paulus Diaconus, dem berühmten Zeitgenossen Karls des Grossen, beigelegt wurde, 
und dessen erster Vers also lautet: 

Ut queant laxis resonare fibris 
mira gestorum famuli tuorum, 

solve polluti labii reatum, 

Sancte Joannes. 

Dieser Hymnus ist nicht nur litteraturhistorisch merkwürdig, weil er von allen im sapphischen 
Masse verfassten zuerst in das Deutsche übertragen wurde, worüber später noch gesprochen werden 
soll, sondern er ist auch für die Musikgeschichte von Wichtigkeit. Guido von Arezzo nannte nach 
den Anfangssilben der ersten sechs Halbverse die sechs Töne seines Hexachords ut, re, mi, fa, sol, la, 
welche Notennamen bekanntlich noch jetzt in Italien und Frankreich gebräuchlich sind. Auffallend 
ist ferner, dass der Beim sich schon mehrfach darin bemerkbar macht, z. B. gleich in den beiden 
ersten Versen. Die zweite Strofe ist bis auf den Adonius ganz durchgereimt. 

Die Hymnen der nächsten Jahrhunderte bis zum elften bieten nichts Bemerkenswertes. Die 
Quantität ist im Grossen und Ganzen berücksichtigt, nur wird häufig — auch in den Liedern des 
Bhabanus Mamnis — durch die Kraft des Iktus eine kurze Silbe verlängert. Endlich im 12. Jahrhundert 
iritt eine neue Form der sapphischen Strofe ein. Von da an kommen fast ausschliesslich nur Hymnen 
vor, in denen keine Bücksicht mehr auf die Quantität genommen wird, sondern das massgebende 
rhythmische Prinzip der Wortaccent ist. Als Beispiel für diese Form diene der Hymnus eines Un- 
bekannten mit der Ueberschrift «in quadragesima' bei Ph. Wackemagel I. 240. S. 149: 



') Den Trochaeas im zweiten Foss statt des Spondeus kann ich bisher nar in einem einzigen Verse nach' 
weisen, in dem Hymnus de angelis des Erasmus von Rotterdam v. 14: eminus sedens quoties ademtas. 



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— 14 — 

Aures ad nostras deitatis preces, 
deas, iaclina pietate sola, 
supplicum Vota suscipe, precamur, 
famuli tui. 

Respice clemens solio de sanctOt 
vultu sereno lampades illustra, 
lumine tuo tenebras depeile 
pectore nostro. 

Crimina laxa pietate multa, 
absolve sordes, vincula dirumpe^ 
parce peccatis, releva iacentes 
dextera tua. 

Te sine tetro mergimur profunde^ 
labimur alta sceleris snb onda, 
bracbio tuo trabamur ad astra 
sidera caeli. 

Christe, lax yera, bonitas et vita 
gaudiom mnndi, pietas immensa, 
qui nos a morte roseo salvasti 
sanguine tuo: 

Insere tuum petimus amorem 
mentibus nostris, fidei et funde 
lumen aetemum, charitatis äuge 
dilectionem. 

Tu nobis dona fontem lachrymarunif 
ieiuniorem fortia ministra 
pectora, camis vicia retunde 
framea tua 

Frocul a nobis perfidus absistat 
Sathan, ta (?) vis viribus confractus, ') 
sanctus assistat Spiritus, a tua 
sede dimissus. 

Gloria deo sit aeterno patri, 

sit tibi semper, genitoris nate, 

cum quo aequalis spiritus per cuncta 
saecula regnat. 
Hand, dass in Gedichten dieser Art der Rhythmus sich recht wesentlich ver- 
d in den Versen der Sappho und des Horaz die 1., 3., 5., 8., 10. Silbe den 
I ww ^ w ^ .., liegt hier der Ton auf der 1., 4., 6., 8., 10., oder seltener 
10. Silbe. Das Schema ist also folgendes: 

a) -^ — j.^\j.^j.^j.^ oder seltener 

b) -^-j:-|j:«^-^ -.«) 

a) crimina laxa pietate multa 

b) absolve sordes, vincula dirumpe. 

sapphischen Strofe ist seitdem in der lateinischen Hymnenpoesie" l)is zum 
klassischen Studien fast allein üblich gewesen; sie ist aus dieser in das 
übergegangen und hat sich in letzterem bis in die neueste Zeit erhalten, 
nmt damit fast ganz die Rhythmisierung überein, welche die horazische Ode- 
»kannten Komposition Flemmings gefunden hat: 

ßiseeD: Satlianaa, tuis viribus confractus. 

aa bezeichnet der Strich (— ) die einzelnen Silben des Verses. 



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— 15 — 

J J J I J J I J j J j IJ j 
int^er yitae scelerisque porus 

J j JU JIJ.^J JIJ J 

non eget Mauris jacolis neque arcu, — 

Ich neige zu der Annahme, dass auch die älteren metrischen Hymnen schon frühe nach einer 
Melodie gesungen wurden, die eben diesen Bhjthmus hatte. Hierauf scheint dw Beim hin- 
zudeuten, der, wie oben bemerkt, schon mehrfach in dem Hynmus ut <^cm«: <a»i* auflritt: Bei der 
Betonung mfra gestörum, fämulf tuörum musste er viel leichter ins Ohr fallen, als bei der folgenden: 
mira g&torüm, fämull tuörum. (YergL noch y. 23: cui latex haustum, sociata pastum mella 
locustis.) — Daraus erklärt es sich denn wohl auch, dass man spätestens schon zur Zeit des Guido 
von Arezzo, wie aus seiner Benennung der musikalischen Töne hervorgeht, die vierzeilige Strofe in 
eine siebenzeilige auflöste.*) 

Bisweilen findet sich übrigens in der zweiten Yershälfte eine von der oben angegebenen ab* 
weichende Betonung, indem nicht die 6., 8., 10., sondern die 7. und 10. den Accent haben. Be- 
sonders häufig kommt dies in dem von Philipp Wackerni^el unter No. 201—207 S. 131 ff. mit- 
geteilten Hymnus de conceptione beatae Mariae virginis vor, z. B.: 

201. 5: aetemi verbi concipies matrem; 

202. 1: terminum noctis aetemus aurora; 
10: sterilis parit, miratur natura; 

203. 1: salutem mundo tribuere volens. 

Auch das oben angeführte Gedicht in quadragesima bietet ein Beispiel dieser Betonung: 

Bracchio tuo trahamus ad astra. 

Aus dem 14. Jahrhundert teile ich 2 Verse der Hymne Sabbato ad vesperas mit, weil hier der 
Reim ganz durchgeführt ist, auch im Adonius: Ph. Wackemagel I. 270. S. 169: 

Pater sancte, mitis atque pie, 
Jesu Christe, fili venerande, 
Paracliteque Spiritus o alme, 
deus aeterno. 

Trinitas sancta unitasque firma, 
deitas vera, bonitas immensa, 
lux angelorum, salus orphanorum 
spesque cunctorum. 

Noch andere Beimstellungen haben die Hymnen de S. Amato und de S. Severe aus mir im- 
bekannter Zeit in Daniels thesaurus hymnologicus Bd. I S. 821 und 322: 

• Festum insigne, praesulis Amati 
eolimus digne, sanctae Trinitati 
solvere vote sui^imus in tota 
devotione. 

Hie deo gratus damit honeste, 

corde beatus, actione teste: 

pauperum vera mansit mente pura 

dilectione. u. s. w. 

Hier ist bemerkenswert, dass auch die adonischen Verse sich reimen. — und: 

Iste confessor nobis intercessor, 
coelitus datus, columba monstratus 
sie et sacratus praesul hie beatus 

Sanctus Severus. 



S. Pk. Wackemagel I. 8. 87. Anm. 



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— 16 — 

Hie quondam vare mnliebri more 

novit carpere lanam et texere, 

hie monocordum plus quam decacordom 

tangere suevit. u. s. w. 

Der 6. Vers bat die barbarischen Betonungen carpere und texere; im 18. Vers reimt 
spemere mit adbaerere. 

Als im 15. ond 16. Jahrhundert das Studium der klassischen Litteratur wieder aufblühte, be-* 
gann auch in der Behandlung der sapphischen Strofe eine neue Epoche. Die rhythmischen Hymnen 
yerschwanden, um den metrischen wieder Platz zu machen. Im allgemeinen kann man unter den 
Dichtem dieser Periode zwei Sichtungen unterscheiden. Der grössere Teil von ihnen schliesst sich 
an Horaz an. Dazu gehören Aeneas Silvius, der spätere Pabst Pius II., Jacobus Montanus, Jodocus 
ClichtoTeuSf der eine Anzahl rhythmischer Hymnen in metrische umsetzte, Jacob Meyer, Zacharias 
Terrerius, Eobanus Hessus, Philipp Melanchthon, Urbanus Regius, Georgius Thymus (Georg Klee), 
Hermann Bonn, Beinhard Lorichius, Georg Fabricius, Ludwig Helmbold, Georg Buchanan und die 
Dichter des Breyiarium Bomanum. Andere behandeln die Strofe freier nach dem Vorbild^ der Sappho. 
Unter diesen ist vor allem Erasmus von Rotterdam zu nennen. In seinem Hymnus de angelis finden 
sich Verse wie folgende: 

Densior, quam Cecropiis in hortis; 
Angelorum praesidio nocendi. 

In der elften Strofe tritt der Haupteinschnitt in jedem sapphischen Verse an einer anderen 
Stelle ein: 

Haec pios custodia { primo ab ortu 
excipit I nee luce pius relinquit: 
semper hac freti | nihili furentem 
ducimus hostem. 

Ihm folgte Nicolaus Seinecker in seiner metrischen Bearbeitung der Psalmen von 1573. Aus 
der üebersetzung des fänften Psalms (Wackemagel I. 581. S. 327) führe ich an: 

y. 13. ante te consistere magna spirans; 

V. 25. deus duc iustitia patema; 

V. 34, veritatis nomine quod feratur; 

V. 53. quilibet sie gaudia viva volvat. 

Die üebersetzui^ des 76. Psalms teile ich ganz mit, weil sie sich vielfach im Ausdruck an 
die horazische Ode I. 2. *aw ^atu Utth anlehnt. Wackemagel I. 582. S. 327: 

lam satls terra deus in celebri 
esse ludaea solet, Israeli 
magnus alto nomine celsi honoris, 
summa potestas. 

Terruit gentes habitans in aula 
pacis augusta Solymisque sanctis 
ad Sionis, castra locans et arces, 
nobile templum. 

Terrnlt gentes minuens sagittas, 
frangit arcus, proelia, scuta et enses, 
tu deus magnus superansque montes 
atque tyrannos. 

Vfdimus praedis violenter actis 
regna crebro crescere, sed superbos 
Tidimas rursus spoliari opimae 
robore praedae. 



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ifT'-' 



- 17 - 

Tidimus somni requie profondi 
obrui magnis opibos tmnentes, 
robur atque amittere saepe magna 
bella moventes. 

Increpas quando deos Isradis, 
mox equi, currus eqoitesque diri 
opprimuntur pervalido sopore 
suntque cadaver. 

Nulla vis contra dominum valebit, 
sed manus lassas domino loquente 
qnifique deponit; domino forente 
cnncta tremiscnnt. 

Tu dens teorrore reples tyrannos, 
qnis suo stans robore permanebit? 
qnis tibi irato, deos o, reeistet? 
omnia vincis. 

Quando caelis iudicium tremendum 

audiunt terrae patefactum in orbe« 

mox pavent iramque tuam videndo 

cuncta sUescunt. 

Quando surgit iudicium daturus, 
ut iuvet terris inopes in imis, 
hie amat dici pater atqae tutor 
fonsque salutis. 

Quando oontra te validi et potentes 
Saeviunt, semper tua laus renidetf 
et fremunt quando magis, omnibus tu 
forüor unus. 

Vota tandem reddite fida summo, 
qui tenet partes scelus expiandi, 

vester et semper dominus deusque 
estque manetque. 

Qui deum circa bona multa habetis, 
dona nunc afferte hilares tonanti, 
spiritum qui prineipibus superbis 
protinus aufert. 

Hie deus sedat tumidos et alto 
corde spirantes animumque lassat, 
inter et terrae proceres potentes 
rex manet ille. 
Trotz dieser Tielen wörtlichen Entlehnungen aus Horaz zeigt doch eine grQssere Anzahl von 
Versen (v. 3., 10., 14., 19., 23., 30., 33., 37., 45., 51.) einen von der horazischen Weise völlig 
abweichenden Bau.^ 



') Uebrigens scheint grade die genannte Ode des Horaz die Gemüter in jener Zeit lebhaft beschäftigt zn 
haben; denn in dem Hymnus des Stigelios: Precatio ad deum patrem in tempestate falminnm (Wackemagel 
No. 486 L S. 286) lesen wir folgenden Vers : 

Tidimus Salam (die Saale) trepide retortis 
mra sorbentem vlolenter nndis 
Tldimns fosco semintpta telo 
tegmina lambi. 
Andere Anklänge an Horaz finden sich in dem Hymnus des Joachim Camerarius de sancto Lanrentio 
Wackemagel No. 675 I. S. 828): 



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- 18 - 

Auch Sebastian Brant in dem Bosarium ex floribus vitae passionisque domini nostri Jesu 
Christi und Jobannes Stigelius binden sich nicht an die horazischen Gesetze; ersterer hat z. B. die 
Strofe (Wackernagel S. 228.): 

Praeterit qnisqois, stetit eminos vel, 
sea proeul, ludibria conserebat 
in Jesom, blasphemia nnlla derat 
in cruce fiio. 

Bei denjenigen Dichtern, welche im Bau ihrer Strofen Horaz folgen, steht die Caesur fast 
immer nach der fünften, nur ganz vereinzelt — z. B. bei Eobanus Hessus, Ferrerins, Fabricius — 
nach der sechsten Silbe. 

Ich koomie nunmehr zu der Verwendung der sapphischen Strofe im deutschen Kirchenlied. 
Die Annahme liegt nahe, dass die ältesten derartigen Gedichte üeberkagungen lateinischer Hymnen in 
diesem Masse waren. Und so verhält es sich in der That. Der erste namhafte geistliche Dichter, welcher 
den Schatz der vorhandenen deutschen Kirchenlieder durch üebersetzungen aus dem Lateinischen zu 
vermehren systematisch bemüht war, der Mönch von Salzburg, den die Handschriften bald Hermann, 
bald Johannes^) nennen, hat auch schon einen sapphischen Hymnus verdeutscht, nämlich das oben 
genannte ur c^ueant; €axi^. Natürlich gab er seiner Uebersetzung nicht den Bhyüimus der metrischen 
Hynmen, sondern den der damals allein üblichen rhythmischen. Die drei ersten Strofen dieses Ge- 
dichtes, des ältesten Beispiels einer Nachbildung der sapphischen Strofe im Deutschen, gebe ich hier 
wieder. (Wackemagel II. 559. S. 426.): 

Das hell auf klymmen 
deiner diener stymmen, 
czerklengken suuder 
deine werch, dein wunder, 
vermailet lebsen 
salb aus gnaden kebsen, 
sannde Johannes. 

Ain fronpot kam ho 
oben von olimpo, 
mit spähen fünden 
dein gepurd cze künden, 
nar nam, amt, leben 
er bedäwtet eben 
dein werden vater. 

So hoher märe 
ward er czweifelbäre, 
pald er darumme 
ward der red ein stumme, 
dach dein gepurde 
nwr herwider fürte 
orgel der stymme 

Die Strofe ist als eine siebenzeilige behandelt, die Beimstellung: aa bb cc d. 



Quem nee Instantis facies tjranni 
nee minae saevl potuere regia 

in fide sancta stabil! manentem 
frangere mente. — 
und in dem Liede Sebastian Brants de natali christianismo (Wackeroagel I. 382. S. 230.): 

Qui maris terraeqne hominnin ac deonun 
tempera^ laicatqne datas habenas, 
quo nihil nudiu generatnr^ ipso 
nascitar orbi. 
>) 8. Scherer, Geschichte der deutschen Litteratur S. 281. — Wilhelm Wackernagel, Geschichte der deutschen 
Lltteratur^ S. 341 u. 465. — Goedeke, Grundriss zur Geschichte der deutschen Dichtung I. S. 90. 



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— )9 — 

Etwa anderthalb Jahrbonderte jünger, aber nm vieles unbeholfener ist eine Yerdentschnng im 
Sigmundsluster Hymnarins von 1524. Ph. Wackem. II. 1375. S. 1120: 

Das mügn mit anff gelöster eng erkhlingen 
dein diener all wunder deiner geschiebten, 
Less auff der unraynigen lebbsen schulden, 
hej'lger Johannes. 

Allgemein beliebt war ein lateinischer Osterhymnus aus dem 11. Jahrhundert (Phil. Wacker- 
nagel I. 178. S. 114.), dessen beide ersten Strofen folgenden Wortlaut haben: 

Vita sanctorum, decus angelorum, 
vita cunctorum pariter piorum, 
Christo, qui mortis moriens ministrum 
exsuperasti. 

Tu tuo laetos famulos trophaeo 
nunc in his serva placidis diebus, 
in quibus sacrnm celebratur omnem 
pascha per orbem. 

Ich teile sechs Verdeutschungen dieser Verse mit, zugleich als Proben der mannigfachen Formen, 
welche die Strofe bei den deutschen geistlichen Dichtern angenommen hat. 

Die älteste findet sich im Siegmundsluster Hymnarius. Ph. Wackem. II. 1367. S. 1116: 

Christe, der heiling lebm und zier der Engin, 
auch aller weit leben, dartzu der grechten, 
der du absterbend ewiges tods herren 
hast überwunden. 

Du deine diener umb dein urstend frolich 
yetz in den tagen got behalt so höflich, 
in den begangen wird durch dy weit samptlich 
österliche zeit 

Die üebersetzung ist wie alle dieses Liederbuches von grosser Unbeholfenheit und nicht fre 
von Missverständnissen. Auch begegnen, da sie sich eng an den lateinischen Text anschliesst, völlig 
undeutsche Wendungen: fzoU<k z B. ist Accusativ und bezieht sich auf diener; in den ta^en f> 
Uöflick übersetzt: in his placidis diebus. — Die Strofe ist als eine vierzeilige aufgefasst; die Beime 
sind sehr roh; ihre Stellung a a a b. Begelmässig findet sich ein Verseinschnitt nach der fünften 
Silbe mit Ausnahme des zweiten Verses der ersten Strofe, der also wohl nach der Absicht des Ver- 
fassers so lauten sollte: 

auch aller weit lebm, dartzu der gerechten. 

Eine zweite Verdeutschung oder vielmehr Ueberarbeitung wird im Salmingerschen Gesangbuch 
von 1537 dem Wiedertäufer Thomas Münzer zugeschrieben. Ph. Wackem. III. 504 S. 443: 

Der heyigen leben thut stets nach got streben, 

und alle auszerwelten hye auflf erden ^ 

Solu Christ gleich werden, drumb ist er gestorben 
yhn solchs zurwerben. 

Christ von hymel, eraew uns von ynnen 
in dysen heyigen österlichen tagen 
gar zu entsagen aller werlde freuden 
emstlich zu meyden. 

Die Strofe scheint vierzeilig zu sein, s. die zweite Zeile; doch findet sich Binnenreim. Die 
Beimstellung ist in den beiden ersten Strofen: aa b cc dd; in den späteren Strofen ist ein bestimmtes 
Gesetz nicht durchgeführt. 

Eine dritte üebersetzung rührt von Ludwig Helmbold her, dem wir schon als Dichter lateinischer 

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— 20 — 

Hymnen begegneten. Sie findet sich zuerst in seinen «geistlichen Liedern, den gottseligen Christen 
zngerichf 1575 (1572 ?). Ph. Wackem. IV. 918. S. 640: 

Christe, das leben 
aller Ootseligen, 
der Engel Erone, 
der Gleabigen Wonne 
bistn, durch dein Blut 
hastu die Sund und tod 
gantz überwunden. 

Qib, das wir, deine 
christliche gemeine, 
uns des siegs frewen, 
fiied haben und ruhen 
zu diesen tagen, 
da wir aus genaden 
recht Ostern haben. 

Siebenzeiiig; Beimstellung: aa bb cc d. 

len Qebrauch der römisch-katholischen Kirche wurde das Lied ins Deutsche fiber- 
em. y. 1362. S. 1100 aus dem Leisetrittsohen Gesangbuch von 1584: 

Christ, der Engeln zier und lehn der heiligen, 
ja auch das leben aller Gottfurchtigen, 
der du des tods knecht mit deim Todt und sterben 
hast fiberwunden: 

Wölst deine Knecht, so fro sein von deinem sieg, 
itzt in diesen freudtagen bewam stetig, 
weil nu wirdt das Osterfest auff yantz erdreich 
begangen herrlich. 

'ergl. Strofe 2 Vers 2 und 3; es reimen sich alle 4 Verse; in Strofe 2 Vers 3 hat 
ich erdrich geheissen. 

terbach in seiner cithara Christiana 1585 (Ibersetzt die beiden ersten Strofen also 
105. S. 74): 

Ein zier und leben 
aller Engel eben 
und die mit preisen 
heilig sich beweisen, 
Christ, durch dein wunden 
der den tod hie unden 
hast überwunden: 

Halt durch dein siegen 
und herrlich obligen 
frewdig ohn klagen 
in den letzten tegen 
dein knecht von oben 
durch die weit ohn toben, 
welch dich stets loben. 

Siebenzeiiig; Beimstellung aa bb ccc. 
siebener Gesangbuch von 1598 findet sich folgende Uebersetzung (Ph. Wackemagel 



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— 21 — 

Cbriste, der Engel zier, der du das leben 
den heiligen and frommen hast gegeben, 
das du den Stifter des tods und der Sfinden 
hast überwunden: 

Deines triumphs sich freut unser gemüte, 
dmmb uns die frewdenreiche tag behüte, 
an den die Ostern fein begangen werden 
auff gantser erden. 

Vierzeilig; Beimstellung a a b b. 
Viel gesungen wurde in der Beformationszeit das tiefempfundene Lied: 

Aufer immensam, deus, aufer iram 
et cruentatum cohibe flagellum, 
nee scelus nostrum properes ad aequam 
pendere lancem. 

Si luant iustam mala nostra poenam, 
quis potest saevas tolerare piagas? 
cum nee ultricem spaciosa ferret 
machina virgam. 

Parce sed nostris miserando culpis 
ins pari clemens pietate miscens, 
cui manet semper proprium maligne 
parcere mundo. 

Cur super vermes luteos furorem 
sumis, magni fabricator orbis? 
quid sumus, quam fex putris, umbra, pulvis, 
glebaque terrae? 

Nos parentales maculant reatus, 
et caro meutern trahit imbeoillam: 
ergo tarn sortem fragilem benigne 
iuspice vultu. 

Da crucem, clavos, scuticam, coronam, 
lanceam, funes, rigidamque mortem, 
« inter bratam moderare dextram 

et mala nostra. 

Non opus summi pereat magistri 
nee sinas cassam fore passionem 
corde, sed manans lavet omne crimen 
sauguis et unda. 

Hoc ratum quo sit facias, precamur, 
Omnibus nobis, residens olympo 
qui, deus, semper dominaris orbi 
trinus et unus. 

Auch dieser Hymnus, der wahrscheinlich von dem Goslarer Schulrektor Oeorg Thymus herrührt 
und von Melanchthon verbessert wurde, ist mehrfach verdeutscht worden. So von Gkorg Vetter im 
<Jesangbuoh der böhmisch-mährischen Brüder von 1566. Ph. Wackem. IV. 635 S. 462: 



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— 22 — 

Las, Herr, vom zürnen 
über UD8 elenden! 
las ab vom grimmen, 
wolst dich zu uns wenJen, 
dein gnad mitteilen, 
von dein scbarpffen pfeilen 
die wunden heilen. 

Siebenzeilig; Beimstellung ab ab ccc. 

aigus Peristerus im Geistlichen Antidotura, Berlin 1583. Philipp Wacker- 

Wend ab deinen Zorn, lieber Herr, mit gnaden, 
und lass nicht wüten deine blutge Bute, 
rieht uns nicht streng nach unsem Missetaten, 
sondern nach gute. 

e 5. 3: und eröffiien lassen sein hertz und Seiten; Beimstellung ab ab. 

Setzung bietet das Eislebener Gesangbuch von 1598. Philipp Wackemagel 

Wende von uns ab deinen Zorn, o Herre. 
lindre die Buten, die uns treffen sehre. 
Straffe nicht nach deinem gericht die schulde, 
durch deine hulde. 

Yierzeilig; Beimstellung: aa bb. 

;er Gesangbuch von 1612 (Ph. Wackern. V. 709 S 455) ist die erste Strofe 

Herr, von uns nim 
dein zorn und grim, 
Lass deine ruthen 
uns nit gar ertödten, 
straff nicht nach schulde, 
sondern hab gedulte 
nach Vaters hulde. 

Siebenzeilig; Beimstellung: aa bb ccc. 
* Gesangbuch in meinem Besitze lautet die erste Strofe folgendermassen: 

Herr lass ab vom Zorne, lass ab vom Straffen, 
Wend von uns ab dein blutig Buth und Waffen, 
thu so genau nicht unser Schulden wägen, 
sondern vergeben. 

Vierzeilig; Beimstellung: aa bb. 

auch eine niederdeutsche Üebertragung dieses Gedichtes in den »Geistliken; 
Magdeburg 1559. Ph. Wackern. IV. 1582 S. 1106: 

Sy gnedich, o Herr, 

sb*aff uns nicht, ach, so sehr, 

vor dyne rode 

gnedich uns behöde, 

uns nicht woldst richten, 

Herr, na dynem rechten, 

sundem na gnaden. 

Siebenzeilig; Beimstellung: aa bb cc d. 



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— 23 — 

Das älteste Beispiel einer selbständigen deutschen Dichtung in dieser Form ist der bei Philipp 
Wackemagel IL 1104 S. 890 mitgeteilte Lobgesang von der heyligen Maria Magdalena. Unter dem 
Liede steht in der Handschrift die Jahreszahl 1500. 

Hoffnung der gnaden hebt mir auff meyn Herczen 
zu dir, meyn Schöpfer, du trost al meyn smerzen, 
so ich betrachte fi^yhayt aller sünder, 
dye nach dir ryngen. 

Edle Maria, schone Magdalena, 
frey dich der eeren, das du byst ayn sponsa 
Gottes und prynnest also klar in lyebe, 
der Sünder spyegel. 

Jugent und freymut und des adels hochfart, 
reychtumb und leybzyr und auch alle weltfart 
Hastu geprauchet, dar umb bistu gnante 
ayn sündigs weybe. 

• Wo sich gesamet hatten alle laster, 

so noch vill reycher hat dy gnad gewarchet, 
und byst geloffen eylund zw dem prunnen, 
der wescht dy Sünden. 

Jhesus der guettyg hat dich nit verschmähet, 
er was deyn vorsprech, den du hast geächttet, 
Lyeblich er auffham, was du im beweysest 

mit klag der zäher. u. s. w. 

Im Ganzen 11 Strofen. Die Beimstellung ist aa bb, nach der fünften Silbe ist stets ein Einschnitt« 

Es folgt denn der Zeit nach ein Gedicht des Ulmer geistlichen Chorherm Martin Myllius aus 
4em Jahr 1517. Ph. Wackem. IL 1338 S. 1103: Die christenliche verkundung von Gabriele Ertz- 
engel, zu singen unter dem thon ut queant laxis: 

Nachdem den menschen Cherubin mit schaden 
auszjagt von firod dess Paiadysz, beladen 
mit schwerer sünd, das er da solt beklagen 
und sünd bewainen, 

Do wurd gemainlich gut und bösz verloren, 
es kem dann gott, von rainer magt geboren, 
die er von ewigkait hat auszerkoren, 

mScht unnsz verainen. u. s. w. noch 5 Verse. 

Vierzeilig; Reimstellung: a a a b; ausserdem reimen sich je zwei aufeinander folgende adonische 
Verse. 

Derselbe Martin Myllius hat übrigens auch eine der asklepiadeischen Strofenformen nachgeahmt, 
nämlich diejenige, welche aus drei kleineren asklepiadeischen Versen und einem Pherekrateus besteht. 
Es ist dies das älteste mir bekannte Beispiel einer Nachbildung dieser antiken Strofenform in deutscher 
Sprache. Das betreffende Gedicht steht bei Ph. Wackemagel IL 1340 S. 1104: «Jesus gat an 
.ölberg, zu singen unter Melodey des Hynmi sanctorum meritis*. Myllius hat diesen lateinischen 
fiymnus als einen rhythmischen aufgefasst und seine Verse in folgender Weise gelesen: 

Sanctorum mdritfs fnclita gaüdiä 
pangämus söcif, g^taque förtiä, 
nam glfscit änimüs prömere cäntibüs 
victörum g^nus Optimum. 

Ebenso sind denn auch seine Verse zu betonen: 



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— 24 — 

Er sprach: «mein s^el betriebt das bitter starben mein, 
das dann von ^wer lieb nähet und kümpt darefn; 
setzt hfe bey dfssem biet G^thseman^ gemein: 
ich gäiig zu bitten also bald.' 

Es war ein Irrtooit wenn man früher diese Verse .als die ältesten deutschen Alexandriner ansah. 
;eren Dichtem, welche sich der sapphischen Strofe in selbständigen Qedichten bedienten, 
Birk, der zuerst die nachher so häufig auf die Bflhne gebrachte Oesohichte der 
ttisch bearbeitete. Yon ihm erschien 1539 in Augsburg: ,Beel. Ain herrliche Tragedi 
iytterey ausz dem Propheten Daniel.* Darin finden sich sieben Chorgesänge «wie ein 
ingen*. Eines dieser Lieder giebt einen Abschnitt aus dem 113. Psalm wieder; sein 
tet: 

Der Haiden Gtötter 

sind nur Werck der henden, 

sy sind nur götzen, 

stend dort an den wenden, 

Silber und golde « 

hond die ]£dden holde 

das hat kain leben. 

also siebenzeilig; Reimstellung a b c b d d e. 

rer, ebenfalls siebenzeiliger, beginnt: 

Wir send allaine 

lieben Gott vertrawen 

von hertzen raine, 

auff kain geschöpff nit bawen; 

Gott gebt sein ehre 

kainem andren mehre, 

er ist der Herre. 

Beimstellung: ab ab c c c. 

r Sixt Birk hatte Johannes Eolross in sein Schauspiel .von fQnfferley betrachtungen 
zuor Buoss reytzende* (Basel 1532) «tüdtsche Saphica' eingefSgt, die sich aber in 
L denen Sixt Birks nicht unterscheiden. Die Anregung dazu, in ibre Schauspiele Chor- 
phischem Masse einzuflechten, mögen diese Dichter in den lYagodien Senecas gefunden 

führten Beispiele zeigen zur Genüge, wie mannigfaltig die Formen sind, welche die 
ßhische Strofe in der älteren deutschen geistlichen Dichtung angenommen hat. 

in aller Kürze übersichtlich zusanmien, so finden sich, wenn die Strofe als eine 
landelt wird, folgende Beimgruppierungen: 1. a a a a, 2. a a a b, 3. ^a a b b, 
. a a a b, ausserdem reimen sich je zwei auf einander folgende Adonien; wenn sie 

folgende: l.aabbccd, 2. aabccdd, 3. aabbccc, 4. ababccc, 
d e. 
od jedoch keineswegs alle Variationen schon erschöpft; es mag jedoch nur dies eine 

werden, dass der Adonius bisweilen als Kehrreim behandelt ist, z. B. in dem Liede 
imagel IV. 239 S. 168 kehren am Schluss jeder Strofe die Worte wieder: Lobet 
endaselbst 517 S. 364: lieber Yater; 808 S. 594 je dreimal: bittet alle. Erhör' 
arm' dich Herre und Danket dem Herren; Schluss: Amen, o Herre. 

im 17. Jahrhundert gedichteten Liedern ist am bekanntesten Jobann Heermanns: 
esu, was hast du verbrochen?' Es hat die Beimstellung a a b b; die Caesur steht 
der fünften, nicht selten aber auch* nach der vierten Silbe z. B. in allen Versen der 



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— 25 — 

Der Fromme stirbt, { der recht und richtig wandelt, 
Der Böse lebt, | der wider Qott misshandelt. 
Der Mensch verwirkt | den Tod und ist entgangen, 
Gott wird gefangen. 

nnd gleich in der ersten Strofe: 

Was ist die Schuld? | In was für Missethaten — . 

Fast alle späteren Dichter, welche die Strofe anwendeten, haben diese Form beibehalten, so noch 
Geliert und J. A Gramer. Der letztere lässt noch andere Gaesuren zu und erzielt auf diese Weise 
oft eine recht ausdrucksvolle Abwechselung in dem rhythmischen Gange seiner Verse, z. B, in dem 
Liede: Wo ich auch bin, will ich dem Herrn vertrauen. V. 4—6: 

Zum Sturme spricht er: „Buh'!* und ruft der Stille: 
,Konmi wieder I*" Allgewaltig ist sein Wille. 
Der Sturm gehorcht; die Wogen sinken nieder 
Und rahen wieder. 

Wer taumelnd niedersank und angstvoll klagte, 
Den Abgrund offen sah und schon verzagte, 
Frohlocket laut, erfreut durch Gottes Segen 
Dem Land entgegen ^ 

Sinkt an dem friedevollen Ufer nieder, 
Und ruft: , Frohlockt mit mir dem Herrn, ihr Brüder! 
Ja, er ist Herr des Meers. Gott ist der Better 
In Sturm und Wetter!" 

Es war keine Verbesserung der Form, wenn Geliert bisweilen auch Lieder dichtete, in denen 
durchweg die Caesur nach der vierten Silbe eintritt, z. B : 

Herr! stärke mich dein Leiden zu bedenken, 
Mich in das Meer der Liebe zu versenken. 
Die dich beweg, von aller Schuld des Bösen 
Uns zu erlösen. 

Eine von der Heermannschen abweichende Form kann ich nur in einem Liede des Matthäus 
Appelles von Löwenstem nachweisen: 

Christa, du Beystand deiner Creutz-Gemeine, 
Eile mit HülfT und Bettung uns erscheine, 
Steure den Feinden, ihre Blut-Gerichte 
Mache zu nichte. 

Hier ist das metrische Schema: 






im w ^ ^^ im w 

mm y^ ^ ^ m^ <^ 
>« V> .. V^ .. W 



Wenn ich nunmehr zur neueren deutschen Dichtung übergehe, scheint es mir zwekmässig, mit 
Johann Heinrich Voss zu beginnen, dessen Horazübersetzung Flaten und durch diesen die meisten späteren 
Dichter beeinflusst hat. 

Als Voss den Horaz übersetzte, hatte er den Höhepunkt seines Schaffens bereits überschritten. 
Der letzte glückliche Wurf war die Verdeutschung von Vergils Georgica, die er im Jahre 1800 voll- 
endete; in den späteren Uebersetzungen artete seine vorlun so feinsinnige Technik in Manier und 
Handwerk aus. Immer mehr machte sich das Bestreben geltend, das Original in allen einzelnen 
Wörtern und Wendungen, in der Wortstellung und im Satzbau auf das genaueste wiederzugeben; aber 
grade diese peinliche Bemühung allen Einzelheiten gerecht zu werden, war sehr häufig die Ursache, 
dass er den Ton des Ganzen völlig verfehlte. Bei Horaz redet jede Ode ihre eigene Sprache: bald 

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— 26 — 

ist sie ernst und voll Würde, bald neckisch und ausgelassen, bald kräftig, feurig und schwungvoll, 
bald von grosser Zartheit und Milde. Nicht selten auch beruht die Schönheit einer Stelle weniger 
in dem sprachlichen Ausdruck, als in dem eigentumlichen Tonfall und der Klangfarbe der Worte. 
In der Vossschen üebersetzung sind alle diese feineren unterschiede verwischt. Ob von der hehren 
Muse Melpomene, oder der holdlächelnden Lalage und der schüchternen Ghloe die Bede ist, oder von 
dem vir justus et constans, den keine Macht der Welt in seinem felsenfesten Sinn zu erschüttern 
dieselben groben Pinselstiiche angewendet: 

Wen Melpomene du einmal 
Sahst mit gütigem Aug', als er geboren ward. 

Nicht wird solchen der Isthmuskampf 
Durch Fausttugend (!) erhöh'n; nicht in Olympias 

Bennbahn trägt ihn ein Sturmgespann (!) 
Als Obsieger; auch nie führet in delischem 

Lorbeerkranz den Eroberer, 
Weil er malmte (!) den Trotz schwindelnder (!) Konige 

Glanzvoll zum Kapitol Triumph. 

Setze mich, wo weit in erstarrten Feldern 
Keinen Baum anatmet die Sommerfriscbung, 
Wo die Welt mit Nebelgedünst ein harter 
Jupiter lastet; 

3etze nahe zum Gleise des Sonneuwagens 
Mich in Glutlaud (!) hin, das Bewohner weigert: 
Meine Wenn' ist Lalage, hold im Lächeln, 
Hold im Gespräch mir (!). 

Doch ich stürme ja nicht als ein Qätulerleu, 

Als ein Tiger in Wut, dir ein Zermalmer (!) nach. 

nicht ewig der Mutter, 

Du schon Jünglingen reif, gefolgt! (!) 

Wer, GutewS wollend, männlich beharrt im Sinn, 
Kein Bürgeraufruhr Böses verlangender, 
Kein grimmes Drohn im Herrscherantlitz 

Bückt (!) ihm den felsigen Mut noch Auster, 
Des Macht die Abgrund' Adrias wild empört. 

chstäblichen und pünktlichen Wiedergabe des Einzelnen ist oft das denkbar 

Non civium ardor prava jubentium — 

Kein Bürgeraufruhr Böses verlangender — 

Sit ut vir viro latius ordinet 
arbusta sulcis — 

Sei, dass ein Mann wo räumiger ordene 
Weinbäum' in Aeckern — . 

, 8: Hie dies anno redeunte festus 

corticem adstrictum pico dimovebit 
amphorae fumum bibere institutae 
consule Tullo. 

Dieser Tag, im kehrenden Jahr gefeiert, 
Soll den Kork samt bindendem Pech entheben 
Einem Krug, der trinken den Bauch gelernt hat 
Unter dem Tullus. 



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— 27 — 

L 24: Multis ille bonis flebilis occidit, 
nulli flebilior quam tibi, Vergili. 

Vielen Redlichen ach! sank er beweint hinab, 
Doch beweinter denn dir keinem, Vergilius. 

IV. 4: Sed diu 

lateque victrices catervae, 
consiliis juvenis revictae, 
sensere. 

Doch die lang' 
Und weit umher siegreichen Schaaren, 
Wieder durch Jünglingsrat besieget, 
Empfanden. 

Bei so peinlicher Bemühung das Original überall aufs genaueste wiederzugeben, könnte es auf- 
fallen, dass Voss in der sapphischen Strofe zwar den Spondeus an zweiter Stelle beibehalten hat^ 
dagegen hinsichtlich der Caesur seine eigenen Wege gegangen ist. Gleioh in dem ersten Gedicht — 
Oden I. 2. — haben von 39 Versen nur 9 den horazischen Einschnitt; daneben findet sich 19 mal 
ein Einschnitt nach der sechsten, 8 mal ein solcher nach der dritten, verbunden mit einem zweiten 
nach der achten beziehungsweise neunten Silbe, 3 mal ein Einschnitt nach der vierten Silbe. Man 
wird aber von vornherein annehmen, dass Voss hier garnicht anders konnte, dass es die deutsche 
Sprache selbst war, die ihn zu dieser Abweichung von seinem Original zwang. Und so ist es in der 
That; es ist im Deutschen geradezu unmöglich, streng an der horazischen Form festzuhalten. Vor 
allem das Zusammentreffen dreier Längen mit der Betonung -^ - -^ vor der Caesur widerspricht durchaus 
unseren Betonungsgesetzen. Mit einem oder zwei einsilbigen Wörtern zu schliessen ist misslich, weil 
dann die Caesur in vielen Fällen hinter die vierte oder die dritte Silbe aufirücken würde, z. B. 
in den Versen: 

Keinen Mordstahl | hab' ich für dich und keine 

Bande, Geliebter. — (Geibel.) 

Süssen Festschmaus | hatt' ich gelobt dem Liber. — (Voss.) 

Und vielleicht, | was dir sie versagt, wird mir die 

Stunde gewähren. — (Geibel.) 

Ach, wer wird, | und ob er zur fernsten Fremde 

Schweifte, sich selbst los. — (Geibel.) 

wird niemand die Caesur hinter ,hab'", bezw. ,hatt'*, »dir*, »ob** annehmen, sondern hinter 
»Mordstahl*, »Festschmaus*, »vielleicht* und »wird*. — Es bleibt also nur übrig, vor die Caesur 
ein zwei- oder ein dreisilbiges Wort einzusetzen. Im ersten Fall wird ein steigender Spondeus ver- 
langt - -^, im zweiten ein Molossus -^ - •^. Steigende Spondeen besitzt aber die deuteche Sprache 
nur in sehr geringer Anzahl und zwar nur in Zusammensetzungen wie: jahraus, jahrein, 
bergauf, stromab, wädein, Nordost, Südwest, Hansnarr. Molossische Wörter vollends von der ver- 
langten Betonung -^ - -^ giebt es im Deutschen genau genommen garnicht; denn man betont nicht: 
Höchzeitsf^t, sehnsuchtsvoll, so dass die erste und dritte Silbe die gleiche Geltung haben, sondern 
Höchzeitsföst, sehnsuchtsvoll, d. h. der stärkere Ton ruht auf der ersten. 

Auch der zweite Teil des Verses bietet, wenn man an der Caesur nach der fünften Silbe fest- 
hält, wegen des anapästischen Einganges im Deutschen unüberwindliche Schwierigkeiten. An Wörtern, 
welche als Anapäste gelten können, oder mit einem Anapäst beginnen, ist die deutsche Sprache 
überaus arm. Sieht man sich in den berühmten anapästischen Dimetern und Tetrametem Platens in 
der verhängnisvollen Gabel oder im romantischen Oedipus nach solchen Wörtern um, so findet man 
in der weii^us überwiegenden Mehrzahl der Fälle Fremdwörter wie: alabastern, labyrinthisch, anapästisch, 
beduinisch, babylonisch, rabulistisch, kritisieren, noachidisch, kapetingisch, Kapitel, Papagei, Ganymed, 
Holofemes, und nur wenige deutsche wie: übertrefft, unversehrt, unersättlich, wiederballt, ingeheim 
(insgeheim wäre nach Platenscher Auffassung ein Ereticus), aneinander. Es ist, wie man leicht 

erkennt, nur eine ganz beschränkte Zahl von Zusanunensetzungen, die hier Anwendung finden können. 

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— 28 — 

Auch haben viele dieser Worter nur dann ein entschieden anapästisches Gepräge, wenn sie mitten 
unter anderen Anapästen oder in jambisch*anapästischen Versen stehen, wo der energische Gang des 
Hhythmus ihren Anfangssilben eine beschleunigtere Aussprache verleiht. Nach einem trochäischen 
Eingang aber wird man ihnen unwillkürlich trochäischen Rhythmus geben: alabastern, läbyrinthisch, 
aneinander. Dasselbe wird der Fall sein, wenn zwei einsilbige Wörter oder ein einsilbiges und ein 
mehrsilbiges den Eingang der zweiten Vershälfte bilden. Jeder Deutsche, der nicht mit dem Bau 
der sapphischen Strofe vertraut ist, wird folgende Verse Vossens nicht lesen, wie es der Rhythmus 
der sapphischen Strofe erfordert: 

W^nn von dort unhold mich die Parze scheidet. 
Zum Gala^susström, der umhüellte Schafe 
Träenkt, entwäll' ich dann, und der Flur des Spirter- 
hflden PhaWnthus — , 

jr Weise: 

Wönn von d6rt unhold mfch die Parze scheidet, 
Zum Galaesusström, dir umhüellte Schafe 
Tra^nkt, entwäir ich dann, und der Flur des Spärter- 
h^lden PhaUnthus. 

der sonst so formstrenge, hat solche Verse: 

Nichts besitzt dein Freund, 6 geliebter Jüngling. — 

Was ein Herz darbeut und ein H^rz erwidert. — 

Wo zu Reif einfriert an der Lippe jeder 
Glühende Seufzer. 

IS aber, der nicht mit zwingender Gewalt sich dem Ohre aufdrängt, kann als ge- 
ehen werden. 

\ Gründe, welche Voss veranlasst haben, von einer feststehenden Caesur nach der 
eben. Ihm sind hierin alle übrigen üebersetzer des Horaz, soweit ich sie kenne, 
ime eines einzigen, des Freiherrn F. 0. von Nordenflycht, dessen Verdeutschung 
en 1866 erschien. Er sieht in der horazischen Caesur eine besondere Schönheit 
und hat sie überall grundsätzlich angestrebt. Was ist die Folge? Die Mehrzahl 

einen rein trochäischen Gang, ohne Ausnahme diejenigen, deren zweite Hälfte mit 

Wort beginnt: 

Floh doch neulich mich im Sabiner Walde, 
Als ich sorglos sang meines Herzens Liebe, 
Mich zu weit verlor ohne Wehr und Waffe, 
Furchtsam ein Wolf mich. 

id der vierte Vers können gar nicht anders als trochäisch gemessen werden, und 
e sapphische Strofe mehr. 

'oss aus gutem Grunde von dem regelmässigen Gebrauch der horazischen Caesur 
e doch leider noch immer viel zu häufig angewendet. Hierauf beruht es haupt- 
seiner Uebersetzungen so hölzern, ungelenk und maniriert erscheinen. Vor allem 
alschen Betonungen hierauf zurückzufuhren, z. B. gleich in der oben genannten Ode : 

Er zur Räch' aufführ; 
Und der Maur', gaullös. — 

oder I. 10: durch des Worts Weisheit; — 

oder IV. 2: dich befrei'n zehn Farren und zehn der Kühe, 
mich ein zart Stierkälb, (!) — 

oder C. S.: zagt der Med' angstvoll. — 

Lsrühn I. 10; aufhielt^ aushob, hinwarf I. 12; einschiöss I. 20; aufha^rst I. 22; 



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— 29 — 

Bparsäm, wehklagst L 25; einhüellt, ausgör II. 2; aufwuchs IL 4; grenzlöSi aufwa^rts, Mann- 
ßüm IV. 2. u. V, a. 

Diese Caesnr zwang ihn femer zu so harten Elisionen wie: 

Begulus, ihr Scaur'. I. 12; 

Was die Pfanne 
Voll des Weihrauchs mein\ HI. 8; 

Länger als neun Jahr'. IV. 11; 

Welche durch drei Tag'. 0. S.; 

Er fürwahr nicht hätt'. IV. 6; 

Ihr, der Jungfrau'n Blut. IV. 6; 

Qrasser Meerscheusar. IIL 27; 

Atreus Sohn auch brannt'. IL 4. u. a. 

Sie war endlich die Ursache so wunderlich plumper Zusammensetzungen wie: Barbar- 
weib in. 27, Sonnaufgang IIL 8, Brautwehklag' IV. 2, gaullos I. 2. 

Schon 50 Jahre vor Voss hatte Klopstock die Unmöglichkeit, die horazische Form in aller 
Strenge nachzuahmen, eingesehen. Er verwarf aber nicht bloss die regelmässige Caesur nach der 
fünften Silbe und den Spondeus im zweiten Fusse, sondern nahm, wohl in dem Bestreben der Strofe 
mehr Abwechselung zu geben, noch eine andere recht einschneidende Veränderung mit ihr vor. Er 
liess nämlich den Daktylus in den drei grösseren Versen seinen Platz wechseln, so zwar, dass er im 
ersten Verse an erster, im zweiten an zweiter, im dritten an dritter Stelle erscheint. Das metrische 
Schema der Strofe ist also folgendes: 



^ V^ .. V^V^ .. «>/ M «^ •« V^ 
.. V^ _ ^.^ >- ^''V m^ yy mm, \J 



Als Beispiel für diese Form der sapphischen Strofe mag das Gedicht «die todte Glarissa' *) aus 
dem Jahre 1751 dienen: 

Blume, du stehst verpflanzet, wo du blähest, 
Wert in dieser Beschattung nicht zu wachsen, 
Wert schnell wegzublühen, der Blumen Edens 
Bessre Gespielin! 

Lüfte wie diese, so die Erd' umatmen. 
Sind, die leiseren selbst, dir rauhe Weste. 
Doch ein Sturmwind wird (o er kommt! entflieh du, 
Eh' er daherrauscht) 

Grausam, indem du nun am hellsten glänzest, 
Dich hinstürzen; allein auch hingestürzet. 
Wirst du schön sein, werden wir dich bewundem, 
Aber durch Thränen! 

Beizend noch stets, noch immer liebenswürdig. 
Lag Clarissa, da sie uns weggeblüht war 
Und noch stille Böte die hingesunkne 
Wange bedeckte; 

Freudiger war entronnen ihre Seele, 
War zu Seelen gekommen, welch' ihr glichen, 
Schönen, ihr verwandten, geliebten Seelen, 
Die sie empfingen, 

^) Heldin des gleichnamigeD, damals viel gelesenen Bichardsonschen Romans. 

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— 30 — 

Dass in dem Himmel sanft die liedervollen, 
Proben Hügel umher zugleich ertönten: 
.Ruhe dir und Kronen des Siegs, o Seele, 
Weil du so schön warst!" — 

So triumphierten, die es würdig waren. 
Komm und lass wie ein Fest die Stund' uns, Cidli,') 
Da sie fliehend uns ihr erhabenes Bild liess, 
Einsamer feiern! 

Sammle Cypressen, dass des Trauerlaubes 
Kränz' ich winde, du dann auf diese Kränze 
Mitgeweinte Thränen zur ernsten Feier 
Schwesterlich weinest! 

Dass durch diese Veränderung der eigentümliche Charakter der Strofe ganz aufgehoben wird, 
namentlich aber ihre schlichte Einfachheit und ihr schönes Ebenmass verloren geht, liegt auf der 
Hand. In dieser Erkenntnis hat denn auch Klopstock die Form nur selten angewandt in seiner 
besseren Zeit bis 1773 nur einmal in dem kurzen Gedicht , Furcht der Geliebten* (1753). Erst in 
späteren Jahren, als er gegen die Form gleichgiltiger wurde, hat er sich dieser Strofe wieder bedient 
in den Gedichten: Mein Wäldchen (1778), Die Vorwandelten (1782), kn Giacomo Zigno (1783), Die 
deutsche Bibel (1784), Der Genügsame (1796), Die Unschuldigen (1800). 

Ein einziges Mal in dem wunderlichen Gedicht „Der Geschmack **, dessen verschiedene Teile in 
verschiedenen Metren abgefasst sind, hat er eine Strofe in horazischer Weise gebildet. Sie ist ihm 
völlig mislungen, weil sie auch in rein trochäischem Bhythmus gelesen werden kann: 

Töte denn, Geschmack, für der Esse Lanzen') 
Auch die Sängerin, die entzückte Lerche! 
Süssre Labung ist, der bemoosten Böse 
Düfte zu atmen. 

Dass von den Dichtem des Hainbundes sich mehrere mit Vorliebe der Klopstockischen Form 
der sapphischen Strofe bedienten, wird bei ihrer Begeisterung für Klopstock nicht aufiTallen. So findet 
sich diese Form mehrfach bei Hölty und dem Grafen Christian Stolberg; sein Bruder Friedrich hat 
sie sogar 23 mal angewendet. Daneben haben Hölty und Christian von Stolberg je ein Gedicht, worin 
der Daktylus überall an dritter Stelle erscheint. Das Hölty sehe Gedicht, überschrieben „An einen 
Blumengarten*, teile ich hier mit: 

Sehnsuchtsthränen rinnen dir oft, die süssen 
Sehnsuchtsthränen später Erinnerung, werte 
Scene meiner gold'nen Knabenfrenden, 
Liebster der Gärten! 

Deiner Beete blitzende Wechselfarben, 
Wo sich Buttervögel im Thau besahen, 
und auf Süberrosen das Bild des schönen 
Frührots sich malte; 

Deine Blütenlauben, wo Nachtigallen 
Maienlieder flöteten, kleine Bienen 
Ihr Entzücken summeten, stehn mir immer, 
Immer vor Augen. 

Immer, immer schau ich die werten Plätze, 
Wo du mit mir wandeltest, teurer Vater, 
Wo dein Mund, dein redlicher Mund, der Tugend 
Schöne mich lehrte. 



•) Meta Moller, die spätere Gattin Klopstocks. 
^) d. h. Bratspiesse. 



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— 31 — 

Und die Ej:äutervasen, wo Juliane 
Durch die tausendfarbigen Frühlingsblumen 
Hüpfte, sanft beschimmert vom Abendgolde, 
Zephyrlich hüpfte. 

Welch' ein Wonnelächeln um ihre Wangen 
Schwebte! Noch im Eden der Toten Gottes 
Will ich deiner, lächelndes Mädchen, deiner, 
Qarten, gedenken. 

Bemerkenswert ist hier, dass niemals eine Caesur nach der fünften Silbe zugelassen ist. Das- 
selbe gilt von dem Gedichte Christian von Stolbergs: «An meinen Bruder. Eingeschrieben in einen 
ihm gegebenen Anakreon**. Friedrich von Stolberg hat einmal in einem seiner frühesten Gedichte 
die sapphische Strofe so gestaltet, dass der Daktylus stets an erster Stelle erscheint: 

Derr Irrwisch. 

Spiele nur immer, gaukelnder Betrüger! 
Spiele nur immer deine losen Tänze, 
Flüchtiges Dunstkind, das des Wandrers Füsse 
Brünstig heranlockt: 

Spröde dann fliehet, endlich ins Yerdei*ben 
Reizet! Ich kenne diese Mädchenränke, 
Lernte sie air aus deinen blauen Augen, 
Flatternde Nais.*) 

Eine andere Variation der Strofe findet sich bei Matthisson in dem bekannten Gedichte Adelaide: 

Einsam wandelt dein Freund im Frühlingsgarten, 
Mild vom lieblichen Zauberlicht umflossen. 
Das durch wankende Blütenzweige zittert: 
Adelaide! 

In der spiegelnden Flut, im Schnee der Alpen, 
In des sinkenden Tages Goldgewölken, 
Im Gefilde der Sterne strahlt dein Bildnis, 
Adelaide! 

Abendlüftchen im zarten Laube flüstern, 
Silberglöckchen des Mais im Grase säuseln, 
Wellen rauschen und Nachtigallen flöten: 
Adelaide! 

Ernst, Wunder! entblüht auf meinem Grabe, 
Eine Blume der Asche meines Herzens, 
Deutlich schimmert auf jedem Purpurblättchen: 
Adelaide! 

Hier erscheint also der Daktylus immer im zweiten Fusse. Dasselbe Mass haben die Gedichte: 
Genuss der Gegenwart, Phantasie, Vauduse und Tibur. — In Klopstockischer Manier sind gedichtet: 
Lauras Quelle, Sehnsucht, Der Eutinersee, Der Schmetterling, Die Grazien, Die Nachtigall, Psyche. 
Zwei Gedichte haben die ursprüngliche Form: Die Schatten und Blume des Andenkens. Das erstere 
mag hier seineu Platz flnden, weil es nach meiner Meinung den leichten und sanften Fluss der 
sapphischen Strofe viel besser wiedergiebt als die vielgepriesenen Oden Platens: 



1) In dieser Form hat Götz eiüige sapphische Oden des „polüischen Horaz" Sarbiewsky übersetzt sowie 
von Horaz selbst Ode I. 38. s. Lehnerdt: Die deutsche Dichtung des 17. und 18. Jahrhunderts in ihren Be- 
ziehuDgen zu Horaz. S. 19. 



I 



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— 32 — 

Freunde, deren Orüfte sich schon bemoosten! 
Wenn der Vollmond über dem Walde d&mmert, 
Schweben eure Schatten empoi: vom stillen 
Ufer der Lethe. 

Seid mir, ünvergessliche, froh gesegnet! 
Du vor allen, welcher im Buch der Menschheit 
Mir der Hieroglyphen so viel gedeutet. 
Redlicher Bonnet! 

Längst verschlürft im Strudel der Brandung wäre 
Wohl mein Fahrzeug, oder am Biff zerschmettert. 
Hättet ihr nicht, Genien gleich, im Stuime 
Schirmend gewaltet. 

Wiedersehn der Liebenden! Wo der Heimat 
Goldene Sterne leuchten, o du der armen 
Psyche, die gebunden im Grabthal schmachtet. 
Heiligste Sehnsucht! 

Hölderlin, der die alcäische und die dritte asklepiadeische Strofe mit Meisterschaft behandelt, 
bewegt sich in der sapphischen recht ungeschickt. Er hat sich nur einmal darin versucht, in dem 
Gedicht: ,ünter den Alpen gesungen''. Das Schema der Strofe ist das Elopstockische, nur erscheint 
der Daktylus im dritten Verse erst an der vierten Stelle, eine Aenderung, die dem Verse einen wenig 
geßQIigen, matten Gang giebt: 

Heilige Unschuld, du der Menschen und der 
Götter liebste Vertrauteste! Du magst im 
Hause oder draussen ihnen zu Füssen 

Sitzen, den Alten, 
Immer zufriedner Weisheit voll. ... — 

Lenau hat in zwei Gedichten die eigentliche sapphische Strofe, ohne jedoch den schönen Fluss 
Höltys und Matthissons zu erreichen. Daneben hat er viermal die Elopstockische Form gebraucht, am 
schönsten in dem Gedicht: 

Am Grabe Höltys. 

Hölty! Dein Freund, der Frühling ist gekommen! 
EHagend irrt er im Haine, dich zu finden; 
Doch umsonst! sein klagender Ruf verhallt in 
Einsamen Schatten! 

Nimmer entgegen tönen ihm die Lieder 
Deiner zärtlichen, schönen Seele, nimmer 
Freust des ersten Veilchens du dich, des 
Taubengegirres! 

Ach, an den Hügel sinkt er deines Grabes 
Und umarmet ihn sehnsuchtsvoll: «Mein Sänger 
Tot!* so klagt sein flüsternder Hauch dahin durch 
Säuselnde Blumen. 

Die Strofen der übrigen Dichter, die in Klopstocks oder Matthissons Weise dichteten, bieten 
nichts Bemerkenswertes; ich gehe deshalb sofort zu Platen über, nach dessen Vorbild viele der 
späteren ihre Strofen gebaut haben. 

Auch Platen bildete anfänglich die sapphische Strofe in Klopstocks Weise. Wenigstens findet 
sich in seinem Tagebuche unter dem 1. Mai 1824 der folgende Vers: 



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— 33 — • 

üeber die Wasser kam ein Hauch wie Nebel, 
Blüten wimmelten auf belebten Zweigen, 
Mir entgegen wehte vom Sonnenaufgang 
Heilige Kühlung. 

In den zwölf sapphischen Oden dagegen, welche er in die zweite Auflage seiner Gedichte auf- 
nahm — die älteste ist aus dem Jahre 1826 — , folgt er ganz dem Beispiel Vossens. Wie dies^ 
hat er sich den Spondeus im zweiten Fuss zum unverbrüchlichen Gesetz gemacht und zwar in der 
strengsten Form. Am liebsten wählt er zweisilbige aus 2 Stammsilben zusanmiengesetzte Worter 
wie: Denkstein, Oelbaum, Vorwelt, huldreich, nur selten Wörter wie: Jüngling, Freundschaft, Von 
einsilbigen Wörteni sind verpönt der Artikel, während die gleichlautenden Formen des Eelativs zu- 
gelassen werden; ausgeschlossen sind femer die Präpositionen in, im, von, mit, zu, an, bis; während 
durch, auf, aus als lange Silben gelten. Sonach treffen auch bei ihm in der ersten Vershälfte stets 
drei Längen zusammen. Das ist auch für einen so formvollendeten Dichter wie Platen verhängnisvoll 
geworden; denn es findet sich infolge dessen auch nicht eine einzige Ode, in der nicht mehrere sprach- 
widrige Betonungen unangeaehm ins Ohr fallen. So wenn die Caesur nach der fünften Silbe eintritt 
und ein zweisilbiges Wort vorausgeht: 

Od. III. ferne der kalten Heimat, 

Wo zu Reif einfriert an der Lippe jeder 
Glühende Seufzer; 

Od. XVJ. Nie an Wuchs, Antlftz und Gestalt erblickt' ich 
Diese Vollendung; 

Od. XXVni. Griechenlands Freiheft und die Siege Busslands; 

Od. XX. Ach es stand damals in der Jahre schönstem 
Mai der Held; 

ferner: aufdräng (UI.), bergtfef (XII.), darbeut (XVI.), toUküehn (XX), Freundschaft (XXVIH.), 
dankbar (XXVII.), rückwaörts (XXXVIII.) u. v. a. Desgleichen wenn die Caesur hinler der sechsten 
Silbe einfaritt und ein dreisilbiges Wort vorausgeht: 

Od. III. Oeder Denkstein, ruhig und ernst beschaust du 
Trümmer bloss, Grabhüegel; 

Od. XVI. Alter Zeit Eindrtiecke bestürmen neu mich; 

so femer; Denkmale (XXIIL), ausdtUde (III.), Salzwöge (XII.), huldvöUe (XVI.). glorreichsten, Herbst- 
n^bel, siegreichen, Brautbötte, Beichsäpfd (XX.), Milchsträssen (XXVIL) u. v. a., oder ein viersilbiges: 
hinrüderten, weichsändiger, ehrwüerdige (XII.), wollüestige (XVI.) u. v. a. 

Bei Horaz schliesst der sapphische Vers in den überwiegend meisten Fällen mit einer Länge. 
Es scheint dies keineswegs beabsichtigt zu sein, sondern bei dem Beichtum der lateinischen Sprache 
an langen Silben ergab sich ein solcher Schluss von selbst. Voss und noch mehr Platen ahmen auch 
dies nach. So tritt zu dem schwerwiegenden Molossus in der ersten Vershälfte sehr oft noch ein 
Spondeus am Ende des Verses hinzu. Dies verleiht den Platenschen Versen vielfach einen überaus 
schwerfälligen, ungefügen Gang. Platen übersah, dass deutsche Spondeen und Molossen viel mehr 
ins Gewicht fallen, ab lateinische. Wörter wie: Denkstein, FeldscUacht, Festschmaus, schwermuts- 
voll, Zwangherrschaft, wiegen unvergleichlich schwerer als: terris, sacras, gentes, mutata, intersis, 
einmal weil sie mehrere Stcunmsilben enthalten, dann wegen der grösseren Anhäufung von Konsonanten 
in ihnen. Besonders ungelenk erscheinen die Verse, wenn beide Spondeen mit einem einsilbigen 
Worte schliessen z. B. Ode III.: 

Bom jedoch, kaum neigte dem Untergang 8ich% 
Als das Saatkorn neuer Gewalt gesät ward; 
Denn es schuf hier jener Apostelfürst zum 
Throne den Altar. — 



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— 34 — 

Ode XII.: Die im Kahn sonst schaukelge wiegt umschifft wlr^ 
Als begrfisst wir jenes zerstörte zwar, doeh 
Stets in Lenzglut schimmerade 
Bajae. — 

Ode XVI.: Wehe mir, mir^ welcher ein einzig mal dich 

Durfte seh'n! Nie leuchtet ein Wiedersehen uns! 
Deiner Spur nachforscht ich das grosse Born durch, 
Ewig erfolglos. — 

OrlA YYin.: Sympathie zwar einiget uns und lässt uns 

Kand in Hand gehn; aber es zweit der Pfad sich; 
Denn zu sehr darch eigene Lose schied uns 
Beide das Schicksal. 

u dieser Beziehung ein feineres Ohr. Wenn man von den Fällen absieht, in denen 
sswort durch Synaloephe mit dem vorhergehenden in eines verschmolzen wird, hat 
rsschluss nur achtmal, darunter dreimal in einem Ausruf: o plebs IIL 14., o 
\8 heu ly. 6.; in den übrigen F&llen schliesst er mit so wenig ins (jewicht fallenden 
m. 11., est m. 27., jam I. 25., qui C. S., hac (IV. 11. ex hac). So hat 
indruck einer kurz vor dem Versende eintretenden schroffen Unterbrechung des 
^i Platen. Dass gleichzeitig auch der erste Spondeus des Verses mit einem ein- 
^t, kommt bei Horaz nii^ends vor. 

ache ich noch auf die vielen zusammengesetzten Wörter aufmerksam, welche in 
en oft zwei, ja drei hintereinander begegnen. Meistens sind es Epitheta omantia 
l, mordsprühend, zartblühend, weitherrschend, schönbusig, hochzinnig, tiefschattig, 
nwuchsdrohend, steilabfallend; 

Ode III.: stimme 

Deinen bergstromähnlichen, echoreichen 

Starken Gesang an. — 

3de XII.: Hinter dir lass jene von tausendstimm'gen 
Kaufgeschrei lauthallende^ hochgetttrmte 

Strasse Toledo! — 

stantiva wie: Goldsteigbügel, Heidengrabstein u. a. 

: der Gebrauch solcher Zusammensetzungen in den sapphischen Oden Stil geworden, 
ß Ode an Jakob Burkhardt mit dem Verse: 

Doch der inhaltschwere Gedanke wiegt sich 
Gern, der Ernst tiefsinniger Weltbetrachtung 
Auf der langansrollenden^ tongeschwellten 

Woge des Rhythmus. 

t in dem Gedichte «Weltleben und Einsamkeit* folgenden Vers: 

Herzerquickung^ lieblichen Lehensanreiz 

Sucht ich oft, ins Menschengewühl mich stürzend; 
Doch das glfickssportastende Fühlhorn musst* ich 
Inuner zurückziehen. 

jr Ode: »An Platen": 

Bat erteilt er, helfenden, wie des Lastschiffs 
Edler Sielbau wogenzerteilend hinträgt 
Einem kriegsnotleidenden Meereseiland 

NÄrenden Vorrat. 



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— 35 — 

Komm, wo Findar einst zum beschneiten Aetna 
Bingsumdanipft klomm. 

Strachwitz: Thränen, herzbluttriefende^ giesse stromweis, 

Dichteraug'. — 

Oem der Lieb' aufkeimende Frühlingsbildung 
Malt' ich und perlwerfender Kelche Goldgrund. — 

Auf der Voi'zeit sagenbegr&ntem Blachfeld. 

Solche prunkvollen Beiworter und Zusanmaensetzungen sind durchaus unlyrisch und passen am 
wenigsten zu dem schlichten und innigen Charakter der sapphischen Strofe. Bei Horaz wird man sie 
vergebens suchen, und wo sie sich bei der Sappho finden: irotxtXo^pov', dil^avaT' 'A<pp6oiTa, :raT Aioc 
SoXoirXoxe — aiö' i^ta yj^D^oTzi^^ayf^ *A<pp66iTa — (ipr^coc p-'a ^poffoireötXoc Auioc — erscheinen sie als Bei- 
namen von Göttern. In den sapphischen Oden der Deutsdien entbehren sie jeder inneren Begründung 
tmd sind lediglich durch die Trochäenscheu Vossens und Platens hineingekommen. 

Alles in allem genonmaen, scheint mir Flaten in der sapphischen Ode weniger glücklich gewesen 
zu sein als in den anderen antiken Yersmassen. Auch fragt es sich, ob üb^all die Wahl grade 
dieser Form gerechtfertigt war, z. B. in der 30. Ode, die einen Ausbruch des Vesuv schildert, und 
in der 38. — «Kassandra* — , worin er seinem glühenden Bussenhass Ausdruck verleiht. 

Von den Nachfolgern Platens kommen hauptsächlich Geibel und Hamerling in Betracht. Ersterer 
bedient sich der sapphischen Strofe in eigenen Gedichten nur zweimal, in den Oden: „An Jakob 
Burkharde und «Lebensstimmung*. Da das erste Gedicht eine geistvolle Beantwortung der Frage 
enthält, ob und wann in der deutschen Dichtung die antiken Masse noch anzuwenden seien, so will 
ich es hier ganz mitteilen: 

Soll denn ganz zuwachsen der Pfad, den Elopstock 
Einst gebahnt, den, griechische Schönheit selig, 
Hölderlin, und tönenden Schritts der ernste 
Platen gewandelt? 

Wohl mit Fug einheimischer Formen Beichtum 
Hat die Kunst aufs neue beseelt, und machtvoll, 
Sein Gesetz vom Munde des Volks empfangend, 
Strömt der Gesang ihr. 

Aber dankbar ihren Erweckem, sei sie 
Vorigen Kampfspiels gerne gedenk und lasse. 
Den sie einst helltönig verschoss, den Pfeil nicht 
Besten im Köcher. 

Schön im Beim hinströmt das Gefühl; die Tonkunst 
Freut sich sein, ihn wählt die beglückte Liebe, 
Die im sanft antwortenden Hall ihr eignes 
Liebliches BUd ahnt; 

Doch der inhaltschwere Gedanke wiegt sich 
Gern, der Ernst tiefsinniger Weltbetrachtung 
Auf der langausrollenden, tongeschwellten 
Woge de« Rhythmus. 

Wie man sieht, ist das Metrum ganz in der Platenschen Weise behandelt, nur ist Geibel be- 
züglich der letzten Silbe des Spondeus nicht so skrupulös wie sein Vorgänger. In seinem 
«klassischen Liederbuch' hat Geibel später eine grössere Anzahl horazischer Oden übersetzt, darunter 
acht im sapphischen Masse. Hier ist er mehrmals von der strengen Form des Horaz abgewichen, 
wie denn z. B. in der üebersetzung des Syndazvnn c^Hi^^i» viermal der Trochäus sich findet, zwei- 
mal hintereinander in der sechsten Strofe: 

Oder Götter feiert und Göttersöbne, 

Wie vor ihrem rächenden Arm Centaiu*en 

Hier ins Blut hinsanken. . . . 

5* 



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— 36 — 

Wenn aber in der Ode an Aristius Fuscus der Hydaspes , seinen Flutschwall wälzt "^ und der 
Wolf, der vor Horaz floh, ein «Gebirgswolf* heisst, wenn femer das schlichte: 

quäle portentum neque militaris 
Daunias latis alit aesculetis — 

wiedergegeben wird durch: 

Solch Gethüm, wie's nimmer des kri^gewohnten 
Daunierlands Steineichengeklüft beherbei^ — 

■desgleichen IV. 11.: tuque testudo resonare Septem 

callida nervis — 

durch: und du wohllautmächtige siebenseitig 
Tönende Leyer — , 

so erkennt man auch hier noch die Nachwirkung von Voss und Platen. 

Hamerling in seiner Gedichtsammlung «Sinnen und Minnen" lässt noch häufiger als Platen in 
den Oden des ^klassischen Liederbuchs* den Trochäus zu, sehr zum Vorteil für seine Verse, die oft 
einen leichten und geftUigen Fluss haben. Als ein Beispiel seiner Behandlung der Strofe mag das 
folgende Gedicht dienen: 

Sehnsucht nach dem Norden. 

Holde Südlandsrose, wir rein im Meer auch 
Sich dein Purpur spiegelt, wie süssen Duft streut, 
Deutschen Eichwalds Brausen, es klingt doch lockend 
Immer im Ohr mir! 

Nach dem Bhein hin sehnt sich das Herz mir oftmals, 
Wo sich WaldgrüQ spiegelt in reiner Stromflut, 
und die Sage flüstert um weinumkränzte 
Sonnige Berghöh'n! 

Wann, ach, wann wohl werd' ich den Fels der Lurlei 
Schaun im Mondlicht, wandeln im Harz, im Schwarzwald, 
Fromm den Stätten nah'n, wo des deutschen Geistes 
Helden gewandelt? 

Still am Südmeer wandr' ich und streue spielend 
Meiner Rhythmen Kranz in die gold'ne Flut hin. 
Die von Blüteninseln herüber weiche 
Wogen heranrollt. 

Birgt auch oft südländische Pracht der Heimat 
Bild mir, ewig taucht es empor und immer 
Geht mir sehnend wieder das echte, volle, 
Deutsche Gemüt auf! 

Sehr übel ist die Nachahmung Platens für den Grafen Strachwitz ausgeschlagen in den Gedichten 
«Ein böser Stern'' und „Sehnsucht nach Milde*". Letzteres lautet: 

Gern wohl träaft' ich einst mit gelinderem Wohllaut 
Uebers Herz euch hin den geklärten Sangatrom, 
Gern in süssaufatmende Träume rauscht' ich 
Säuselnde Schwermut. 

Gern der Lieb' aufkeimende Frühlingsbildung 
Malt' ich und perlwerfender Kelche Goldgrund, 
Doch es reisst von süssem Gesang und Bild mich 
Wildere Lust fort. 



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— 37 — 

üebers Scheerenriflf, das ob Norwegs Meerstrand 
Dnnkelstimig in das Oewog' hineintrotzt, 
Beug ich mich und neide der wucht'gen Schaumflut 
Markigen Sturmtakt. 

Auf der Vorzeit sagenberühmten Blachfeld, 
Wie des Eriegsmanns, der nach dem Hufechlag hinhorcht, 
Liegt mein Ohr und höret ergrimmter Stahlsehlacht 
Heldengewaltschritt. 

Männer will ich, Zorn und granitner Thaitkraft 
Bergsturzgleichen Schwung, und, ein andrer Kadmus, 
Möcht' ich sä'n zwieträchtigen Zahn des Lindwurms, 
Frevelnd aus Kampflust. 

Wann verhallt der Ruf der behelmten Ehrsucht, 
Wann erklingt die Harfe der Schlacht von Eros 
Sammt'nem Pingerdruck und erfüllt das Herz mit 
Silbernem Echo? 

Strachwitz scheint den Spondeus am Ausgang der Verse für wesentlich gehalten zu haben und 
schliesst sie daher fast ausnahmslos mit Zusammensetzungen, die aus zwei Stammsilben bestehen, 
oder mit zwei einsilbigen Wörtern. Ja, dies genügte ihm noch nicht; auch der vorangehende Trochäus 
hat zweimal dem Spondeus weichen müssen (V. 9 und 14), einmal auch am Anfang des Verses (18). 
Das ist nicht mehr der fast weiblich schüchterne^ trotz aller leidenschaftlichen Erregung gemessene 
Gang der Muse der Sappho, das ist plumper, dröhnender, cyklopenhafter , Gewaltschritt*, und das 
Ganze wirkt wie eine Karikatur der griechischen Form. 

Was schliesslich die gereimten Strofen Gottschalls anlangt, so können sie schon deshalb nicht 
als gelungen gelten, weil jeder Unbefangene, abgesehen natürlich von dem Adonius, ihnen rein 
trochäischen Ehythmus geben wird. 

Hier im stillen Thal { an der B^rgeshälde, 
Frfedlich rfngs umkra^nzt | vom verschwiegenen Walde, 
W6 das Schilf im T^ich, | w^nn der Abend du&tert, 
Tra^umerisch flüstert. — 

Diese Verse wird jeder so lesen, wie es durch die Accente angedeutet ist. 



-•-♦--^ 



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Jahresbericht 



omiSuMnd den Zeitraum von Ostern 1889 bis Ostern 1890. 



1. Uebersicht über die einzelnen Lehrgegenstände. 







a. 


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im. 














I 


IIa 


IIb 


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IV 


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VI 


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Stunden 


1. Rellglonsletire .... 


2 
3 


2 


2 

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7 
2 
3 
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2^ 


2 


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7 

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2 


2 

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2 


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3 


19 


2. Deutsch 


2 

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7 
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3 
4 
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2 


2 

'9' 


2 
9 


2 

9 


2 


3 


22 


3. Latein 


8 


9 


9 


87 


4. Griechisch .... 


6 
2 
*3 
4 

2 

32 
2 


7 
2 
3 
3 
2 


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7 


— 


3 
4 
2 


— 


48 


5. Französisch 


2 
3 


2 


5 


3 
4 
2 

2 
2 ' 
2 
30^ 


23 


6. Geschichte und Geographie 


3 
3 
2 


4 

4 

"2" 


31 


7. Rechnen und Mathematik 

8. Naturbeschreibung . . 

9. Physik 


3 
2 


36 

14^ 
6 


10. Schreiben 


2 


2 
2 
2 
32 


4 


11. Zeichnen 


6 


12. Singen 


2 

3'2 1 32 
2 


2 






8 


Summe 


32 


32 

1 — 


32 


32 


32 




13. Hebräisch (fakultativ) . . 


— 


4 


J4. Englisch (fakultativ) . . 


2 


. 


2 


15. Zeichnen (fakultativ) . . 




2 


2 


__ 


4 


16. Turnen 




1 




1 




1 


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1 





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— 40 — 
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Erste Klasse 
Abt. I. Abt. 11. 


Zweite 
Klasse. 


Summe 

der 
Stunden. 


1. Eeligionslehre 


4 


2 


2 


4 










l 


l 


11 




2. Deutsch und AnschauuDgsanterricht, 
in der 2. Klasse: Schreib-Leseonterricht. 


4 
5 


4 


23 


3. Rechnen 


5 


4 


14 


4. Geographie 


] 


l 


— 


1 


5. Schreiben 


4 


(s. 2.) 


4 


6. Singen 


1 


— 


1 


7. Turnen 


1 


1 


2 


Summe: 


22 


18 





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Summe 

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Stunden 




17 + 2 St. 
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Illbjbiszu 
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^ 2 1 

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+ 3 <ä 2 




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— 43 — 



3, Lehrpensen. 

Der ünterricbtsplan des abgelaufenen Schuljahrs war von dem der zunächst vorhergehenden 
nicht wesentlich versohieden. Es wird daher an Stelle eines ausführlichen Berichtes über die durch- 
genommenen Pensen ein blosser. Lektürebericht genügen. 

Es wurde gelesen und erläutert: 

1. In Prima: Im Deutschen: Schiller, Wallenstein und Ueber naive und sentimentale 
Dichtung, letzteres auszugsweise; Goethe, Tasso, Achilleis und einige lyrische Gedichte; Shakespeare, 
Hamlet (privatim) und Kleist, Prinz von Homburg (privatim) 

Aufsätze: 

1) Charakteristik der Gtötter in der Achilleis. — 2a) »Sein Lager nur erkläret sein Verbrechen*. — 
2b) Gedankengang und Disposition des Prologs zu Wallensteins Lager. — 3) üeber die Vorteile der Eisen- 
bannen. — 4) Die älteste Ueschichte des deutschen Ritterordens, (fiassenarbeit.) — 5) Zwei Bilder. — 6) Mit 
welchen Gründen sucht die Gräfin Terzky Wallenstein zum Abfall vom Kaiser zu bewegen. — 7a) Die Bankett- 
ßcene und ihre Folgen. — 7b) Entzwei* und gebiete! tüchtig Wort. Verein* und leite! bessrer Hort — 8) Wie 
entsteht der Konflikt in Goethe's „Tasso?* (Klassenarbeit.) — 9) Es bildet ein Talent sich in der Stille, sich ein 
Charakter in dem Strom der Welt. — 10) Die beiden Leonoren. 

Im Lateiniscben: Cicero, de officiis üb. I.; Tacitus, Germania; Horaz, Carm. Auswahl aus 
lib. I. n. II. und einige Episteln und Satiren. 

Aufsätze: 

la) Achilles et Hector inter se comparatL — Ib) Argumentum orationis a Cicerone pro imperio Cn. 
Pompei habitae exponitur. — 2) Ex Bomanis ei laudentur, qui pro salute publica morti se devoverunt. (Klassen- 
arbeit.) — 3) De argumento et consilio eins satirae Horatianae, quae vulgo inscribitur „homo importunus." — 
4) De Menelai et Alexandri certamine singulari. (Klassenarbeit.) — 5) Summum quemque virum fortunae in- 
constantiam expertum esse exemplis a Graecorum et Bomanorura memoria petitis demonstretur. — 6) Quibus 
virtutibus Homerus in sexto Iliadis libro Hectorem omaverit. — 7) Veteres Germani quibus virtutibus floruerint, 
quibus yitiis laboraverint. (Klassenarbeit.) — 8) Cur Gustavus Freytag Tacitum ipsum in Germania fuisse iudicaverit. 

Im Oriechischen: Sophodes, Oedipus Coloneus; Flato, Crito und der Schluss des Phaedo; 
Homer Dias I.— XIL mit Auswahl. — Im Französischen: Jules Sandeau, Mademoiselle de la 
Seiglike; Bacine, Andromaque; Chateaubriand, Itineraire de Paris ä Jerusalem. — Im Hebräischem 
Ausgewählte Psalmen und Stellen aus den historischen Büchern. 

2. In Ober-Secunda: Im Deutschen : Schillers kulturhistorische Gedichte; Goethe, 
Abschnitte aus Wahrheit und Dichtung (privatim); Lessing, Emilia Galotti und Wie die Alten den 
Tod gebildet; einige Oden Klopstocks und ausgewählte Stücke aus dem Nibelungenliede und der 
Gudrun; Shakespeare, Julius Caesar. 

Aufsatze: 

1) Die Exposition in der „Emilia Galotti*. — 2) Charakteristik des Grafen Appiani. — 3) Was 
treibt den Menschen in die Ferne? — 4) Beschreibung der Stadt Marienwerder. {Klassenaufsatz.) — 5) AVarum 
tötet Odoardo nicht den Prinzen, sondern seine Tochter? — 6a) Herbstbilder. — 6b) Inhalt und Würdigung des 
^eleusischen Festes**. — 7a) Inhalt des ersten Abschnittes der Lessingschen Untersuchung „Wie die Alten den 
Tod gebildet". — 7b) Eine vergleichende Betrachtung der beiden Goetheschen Gedichte »Der Erlkönig" und „Der 
Fischer". — 8) Der Uebergang des römischen Staates von der republikanischen zur monarchischen Staatsform. 
(Elassenaufsatz^ — 9) Die hauptsächlichsten Entwickelungsstufen der menschlichen Kultur nach Schillers , Spazier- 
gang". — 10) Friede ernährt; Unfriede verzehrt. (Chrie.) 

Im Lateinischen: Livius, lib. XX F. u. XXIT. (zum Teil); Cicero, pro Milone; Sallustius, de 
hello Jugurthino (privatim); Vergil, Aen. VlII. u. IX.; Georg. III.; Ovid, Auswahl aus den Fasten. 

Aufsätze: 

1) Haunibal Eomanis bellum, quod pater paraverat, intulit. — 2) De hello Romanis a Pyrrho illato. — 
3) Romanos altero Punico hello proeliis saepe victos vicisse. — 4) Quomodo Sulla imperinm occupaverit. 

Im Griechischen: Xenophon, Memorab. lib. I.; Herodot lib. VII. mit Auswahl; Homer, 
Odyssee XIII. — ^XX. — Im Französischen: Voltaire, Zaire; Thiers, Bonaparte en Egypte et en Syrie. — 
Im Hebräischen: Buch Euth und ausgewählte Stellen aus dem Pentateuch. 

InUüter-Secunda: Im Deutschen: ühland, Ludwig der Baier; Goethe, Hermann 
und Dorothea; Schiller, Wilhelm Teil und einige lyrische Gedichte. 

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— 44 — 

Aufsätze : 

1) Das Verhalten Ludwigs gegenüber der Aufforderung zur Bewerbung um die Königskrone. — 2) Welche 
Gründe bewogen Friedrich den Schönen bei Ampfing die Entscheidungsschlacht ^ zu wagen? — 3) Ein aid'res 
Antlitz, eh* sie geschehen, Ein anderes zeigt die vollbrachte That. (Chrie.) — 4) Gedankengang in Schillers Glocke. 

gllassenaufsatz.) — 5j Marienwerders Lage und Charakter. — 6) Welche Gesinnungen zeigen die Götter den 
enschen gegenüber im ersten Buche der Odyssee (v. 1 — 95). — 7) Vorfabel in Hermann und Dorothea. — 
8) Welche Folgen hatte derpeloponnesische Krieg für Athen? — 9) Worin fehlt Rudenz und wodurch söhnt er 
uns wieder mit sich aus? (Klassenaufsatz.) — 10) Inhalt und Gliederung der Rütliscene. 

Im Lateinischen: Cicero, in Catilinam IIL n. IV. und de amidtia; Livius lib. VI., privatim 
lib. VII. ; Vergil, Aen. lib. I. n. 11. — Im Griechischen: Xenophon, Anabasis lib. V. — VII.; Homer 
Odyss. L u. IV. — Im Französischen: Ercbnann — Chatrian, Histoire d'un conscrit de 1813. — Im 
Hebräischen; s. Ober-Seconda. 

In Ober-Tertia: Im Lateinischen: Caesar, de bell. Crall. lib. III. u. VII.; Ovid, 
Metamorph. Auswahl aus den Büchern VIII. — XIII. — Im Griechischen: Xenophon, Anahasis 
lib. I. XX. II. mit Auswahl. — Im Französischen: Voltaire, Histoire de Charles XII. 

Inünter-Tertia: Im Lateinischen: Caesar, de bell. Gall. lib. V. c. 24— c. 58 und 
lib. VI.; Ovid, Metam. Auswahl aus den Büchern I. — VI. — Im Französischen: Xavier de Maistre, 
Le l^eux de la cit^ d'Aoste 



Am Turnen nahmen im Sommer von 3H Schülern 282 teil; wegen Kränklichkeit oder 
körperlicher Gebrechen waren dispensiert 14 = 4,46 ^/^. Im Winter beteiligten sich ?on 300 Schülern 
282; wegen Kränklichkeit oder körperlicher Gebrechen waren dispensiert 14 = 4,66 "/o* 

Am fakultativen Zeichenunterricht nahmen im Sommer 66, im Winter 48 Schüler teil. 



4. Uebersicht der an der Anstalt eingeffthrten Lehr- und Lesebücher. 



Fach. 


Titel. 


Klasse. 


Religion. 
Deutsch. 

LatelDisch. 


Bibel 

Katechismus . . .... 

Gesangbuch 

Woike, Zweimal achtundvierzig biblische Historien 
Noack, Hilfsbuch für den evangelischen Religions- 
unterricht 

Novum testamentum Graece 
Hästers, Fibel für die Unterklassen der Volks- 
schule ....... 

Paulsiek, Deutsches I^esebuch für die Vorschulen 
höherer Lehranstalten 

Abt. I 

Abt. II ' 

Hopf und Paulsiek, Deutsches Lesebuch für 
Gymnasien u. s. w. 

Teil I Abt. I . . . . 

„ „ Abt. II ... 

„ „ Abt. III ... 

Teil II Abt. I ... 

Regeln und Wörterverzeichnis für die deutsche 

Rechtschreibung 

Texte der gelesenen Schriftsteller 
Ellendt-Seyffert, Lateinische Grammatik (minde- 
stens 19. Auflage) 


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Fach. 


Titel. 


Klasse. 


Lateinisch. 

Griechisch. 

Französisch. 

Englisch. 

Hebräisch. 
Geschichte. 

Geographie. 

Rechneu. 
Mathematik. 

Naturkunde. 
'^Singen. 


Ostermann, Latein, üebungsbueh u. Vocabularium 

Abt. I 

Abt. II 

Abt. III 

Weller, der kleine Herodot 

Süpfle, Aufgaben zu lateinischen Stilübungen 

Teil I 

Teil II 

Teil III 

Texte der gelesenen Schriftsteller 

Ein lateinisch-deutsches Wörterbuch . 

Ein deutsch-lateinisches Wörterbuch 

(Empfohlen werden die Wörterbücher von 
Georges und Heinichen). 
Herrmann, Griechische Schulgrammatik 
Spiess-Breiter, Üebungsbueh zum Uebersetzen aus 

dem Griechischen etc. . . . 
Wendt und Schnelle, Aufgabensammlung zum 

Uebersetzen ins Griechische . 
Texte der gelesenen Schriftsteller 
Ein griech.-deutsches Wörterbuch (empfohlen wird 

das von Benseier) 

Plötz, Elementarbuch der französischen Sprache 

Plötz, Schulgi'ammatik 

Texte der gelesenen Schriftsteller 
Ein französisch-deutsches und ein deutsch-fran- 
zösisches Wörterbuch .... 
Foelsing-Koch , Elementarbuch der englischen 

Sprache 

Deutschbein, Methodisches Irving-Macaulay-Lese- 

buch 

Gesenius, Grammatik 

Hebräische Bibel 

Ein Wörterbuch 

Jäger, Hilfsbuch für den ersten Unterricht In der 

alten Geschichte 

Eckertz, Hilfsbuch für den ersten Unterricht in 

der deutschen Geschichte 
Herbst, Historiches Hilfsbuch 
Daniel, Leitfaden für den Unterricht in der Geo- 
graphie 

Ein Schulatlas 

In den drei unteren Klassen wird verlangt: 
Debes, Schulatlas für die mittleren Unterrichtsstufen 
Kiepert, Atlas antlquus .... 
Boenme, Üebungsbueh im Rechnen 

Heft VII 

Heft Vm und IX . . . 
Kambly, Elementar-Mathematik 

Teil I, Arithmetik und Algebra 
Teil II, Planimetrie 
'I'eil III, Trigonometrie 
Teil IV, Stereometrie 
Schlömllch, Fünfstellige Logarithmentafeln 
Ball, Methodischer Leitfaden für den Unterricht 
in der Naturgeschichte. 

Botanik Heft I ... 
Zoologie Heft I . . . 
Botanik Heft II . . 
Zoologie Heft II . . . 
Mineralogie .... 
Jochmann, Grundriss der Experimentalphysik 
Danmi, Liederbuch für Schulen 
Kotzolt, Gesangschule für den Acapella-Gesang 
Kursus II-^IV 


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Aufgaben f&r die schriftliche Prüfang der Abiturienten. 
Michaelis 1889. 



!• Deutlich« 

Die Exposition im ersten Akt der «Piccolomini*. 

2. I^ateiiiiscli« 

Fortiinae inconstantiam saromum quemqae virum expertam esse exemplis ab antiqoitatis 
emonstretor. 

3« Cirieehiseli« 

ang einer Stelle aus Piatos Protagoras. (320 D. ^v 7ap iroxe /povoc — 321 B, 

4« Mathemalik« 

olumen eines Eugelsegments sei gleich V, seine Höbe gleich h. Die Kugel, welcher 
3hört, werde in einen Kegel ver?randelt, dessen Grundfläche gleich dem Orundkreise 
Wie gross ist der Mantel dieses Kegels? V = 21,333; h = 1,5972. — b) Von 
nnt man den Winkel a = 72"^ 15' 24'', das Verhältnis der ihn einschliessenden 
> : 3 und die Summe der drei Seiten s = 17; man berechne die Seiten und di^ 
— c) Es soll ein Dreieck konstruiert werden, von welchen gegeben sind hb, t«. und 

hy = 5. 

+ y') (i' + y") = 455. 



Ostern 1890. 

1« Deiiteeli« 

^olomini in seinem Verhältnis zu Octavio und zu Wallenstein. 

2s I^atetniseh. 

Feloponnesiaci causis. 

3. Grlechiseh. 

ung einer Stelle aus Flut, vita Periclis. (c. 7. — euöuc HoidQvr^). 

4« Mathematik« 

len Würfel ist ein Cylinder gelegt, dessen Grundkreise je drei in einer Ecke zu- 
Elächen in ihren Mittelpunkten berühren. Es sollen Oberfläche und Inhalt dieses 
werden. — b) Einen Kreis zu zeichnen, der durch die Spitze eines gegebenen 
n einbeschriebenen Kreis desselben rechtwinklig schneidet und die Grundfläche be- 
Dreieck zu berechnen aus a + b — c = 10,297, 7 = 110' 25' 34", r = 34,52 L 
}- y = 1 4- x y. 

+ y') = (1 + X) (1 + y) + 14. 



IS den Verfügungen der vorgesotzen Behörde. 

Für die Folge sind sämtliche Kandidaten, Hilfslehrer pp. gleich bei ihrem ersten 
1 ein Schulamt ohne Eücksicht auf ihre probeweise bezw. provisorische Beschäfti- 
' Stellung zu vereidigen. 



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— 47 — 

16. Mai. Der Herr Minister der geistlichen pp. Angelegenheiten verlangt von samtlichen 
höheren Schulen bis zum 1. Juli eine Uebersicht der in der Zeit vom 1. Mai 1879 bis zum 
1. Juli 1889 neu eingeführten Lehrbücher; desgleichen eine Uebersicht der in demselben 
Zeitraum abgeschafften Bücher, sofern sie in dem Verzeichnis aufgeführt sind^ welches im 
Centralblatt für die gesamte ünterrichtsverwaltung Jahi^ng 1888 Heft 1 abgedruckt ist. 

5. Juni. In Zukunft ist bei der Ausstellung der Zeugnisse über die Befähigung für den 
einjährig-freiwilligen Dienst das in der Deutschen Wehrordnung § 90 Nro. 4 vorgeschriebene 
neue Schema in Anwendung zu bringen. 

24. Juni. Die Anstaltsleiter werden angewiesen in den Zeiten der sommerlichen Hitze ihre 
ernsteste Fürsorge der Lüftung der Klassenräume zu widmen Die hierauf bezügliche Cirkular- 
Verfügung vom 18. Juni 1885 wird in Erinnerung gebracht. 

18. Juli Mitteilung einer Cirkular- Verfügung der Königlichen Regierung zu Düsseldorf vom 
31. Mai 1889, betreffend die Einrichtung von Heilkursen für stotternde Schulkinder, wo 
solche in grösserer Zahl vorhanden sind. 

20 August. Die Einfuhrung der Lehrbücher von Fölsing-Koch und Deutschbein für den 
englischen Unterricht wird genehmigt. 

24. October. „Bei auf Anordnung der vorgesetzten Dienstbehörde erfolgter Versetzung von 
Beamten und Militärs, welche ihre Söhne von der höheren Lehranstalt des bisherigen Wohn- 
orts an eine solche des neuen Wohnorts übersiedeln lassen, ist das Schulgeld an den be- 
treffenden staatlichen höheren Lehranstalten nur nach Verhältnis der Zeit, in welcher die 
Kinder die Schule besucht haben, nicht aber für das ganze Vierteljahr zu zahlen.* 

7. December. Die Direktion wird aufgefordert im Einvernehmen mit dem Lehrer-Kollegium 
2 bis 3 Themata für die im Jahre 1892 stattfindende Direktoren-Konferenz für die Provinzen 
Ost- und Westpreussen auszuwählen und dem Königlichen Provinzial-Schul-Kollegium einzu- 
senden. 

20. December. Junge Leute, welche bereits in das akademische Studium eingetreten waren, 
dürfen hinfort nicht mehr als Schüler oder Hospitanten eines Gymnasiums aufgenommen 
werden. Ausnahmen von dieser Regel sind in Universitätsstädten überhaupt nicht, anderswo 
nur unter vorgängiger ausdrücklicher Gutheissung des beireffenden Provinzial-Schul-KoUegiums 
zulässig. 

1890. 28. Januar. Die Dkektion soll gemäss des Ministerial-Erlasses vom 29. November 1889 
U. II. 7955 auf die Anlage eines kleinen Schulgartens bedacht sein und von dem Erfolge 
im nächsten Verwaltungsbericht Mitteilung machen. 



III. Zur Geschichte der Anstalt. 

Das abgelaufene Schuljahr begann am 25 April v. Js. und wird am 29. März d. Js. mit 
der Censur und der Bekanntmachung der Versetzungen enden. 

Die Hochflut von Schülern, welche nach der Auflösung des städtischen Realprogymnasiums 
in das Gymnasium eindrang, ist inzwischen allmählich aus den unteren Klassen in die oberen auf- 
gestiegen. Nachdem daher Ostern 1887 die Unter-Tertia in zwei nebengeordnete Abteilungen getrennt 
worden war, musste beim Beginn dieses Schuljahres die Ober-Tertia geteilt werden, während die 
beiden seit Ostern 1886 bestehenden Abteilungen der Quarta wieder vereinigt wurden. Es sind also 
auch in diesem Jahr die Schüler des Gymnasiums in 10 völlig getrennten Klassen unterrichtet worden. 

In Gemässheit eines Beschlusses der letzten in Danzig abgehaltenen Direktoren-Konferenz 
wurde nach den Sommerferien ein fakultativer ^lischer Unterricht für die Schüler der beiden obersten 
Klassen, zunächst in einer Abteilung, eingerichtet. Es nahmen daran aus. der Prima ,4, aus der 
Ober-Secunda 5, aus der Ünter-Secunda 15 Schüler teil. 



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— 48 — 

Die durch das Ableben des Professors Künzer erledigte erste Oberlehrerstelle wurde zu Ostern 
Herrn Professor Krause verliehen, in die von ihm bisher bekleidete Stelle aber Herr Oberlehrer 
von Schaewen vom Gymnasium zu Strasburg Wpr. berufen, der jedoch sein hiesiges Amt erst zu 
Michaelis antreten konnte. Derselbe berichtet über sein Vorleben wie folgt: Hermann v. Schaewen, 
evangelisch, Sohn eines Pfarrers, geboren den 29. Februar 1844 zu Eichholz, Kreis Heiligenbeil, be- 
suchte das Kneiphöfische Oymnasii^m zu Königsberg, wurde von demselben Michaelis 1863 mit dem 
Zeugnis der Keife entlassen und studierte 1863 — 1868 an der Königsberger Universität Mathematik 
und Physik. Nachdem er am 24. October 1868 das Examen pro facultate docendi bestanden, be- 
gann er Ostern 1869 seine praktische Thätigkeit an dem Gymnasium zu Kastonburg. Nach Ab- 
solvierung des Probejahres ebendaselbst zu Ostern 1871 als wissenschaftlicher Hilfslehrer definitiv 
angestellt, wurde er Michaelis 1872 zum siebenten, Neujahr 1874 zum 6. ordentlichen Lehrer be- 
fördert. Ostern 1876 als 4. Oberlehrer an das Gymnasium zu Strasburg Westpr. versetzt, rückte 
er Ostern 1882 in die dritte Oberlehrerstelle auf, die er bis zu seiner Berufung nach Marienwerder 
verwaltete. 

Beim Beginn des Schuljahrs schied Hen- Hensel nach dreijähriger erspriesslicher Thätigkeit 
von der Anstalt, da ihm eine Lehrerstelle am Progymnasium zu Neumark übertragen worden war. 
In seine Stelle trat Herr Karehnke. — Paul Karehnke ist am 23. September 1861 zu Deutsch-Krone 
geboren. Seine Vorbildung erhielt er auf dem Gymnasium seiner Vaterstadt und auf der Universität 
zu Königsberg, woselbst er von 1879 — 1884 klassische Philologie und Deutsch studierte. Nach einer 
zweijährigen Wirksamkeit an einer privaten Lehranstalt in Königsberg bestand er am 26. und 27. 
Februar 1886 das Examen pro facultate docendi. Von Ostern 1887 bis Michaelis 1888 war er zu- 
nächst als Probe-Kandidat, dann als freiwilliger Lehrer in Schwetz, von Neujahr bis Ostern 1889 
als Vertreter eines erkrankten Lehrers am Progymnasium zu Loebau beschäftigt. Ostern 1889 wurde 
er dann als wissenschaftlicher Hilfslehrer an das hiesige Gymnasium berufen. 

Gleichzeitig wurde der Schulamts-Kandidat Herr Stentzler zur Ableistung seines Probe-' 
Jahres dem Gymnasium zugewiesen. Paul Stentzler ist am 4. März 1860 zu Riesenburg 
geboren und hat seine Vorbildung auf dem Bealprogymnasium daselbst und auf dem Real- 
gymnasium zu St. Johann in Danzig erhalten. An letzterer Anstalt erwarb er sich das Zeugnis der 
Keife Ostern 1879. Dann studierte er mit längerer Unterbrechung zu Berlin und Greifswald heuere 
Sprachen und legte nach mehrjähriger Thätigkeit als Hauslehrer die Lehramtsprüfung zu Greifswald 
im März 1889 ab. 

Herr Schulamts-Kandidat Bube widmete auch während dieses Schuljahrs dem Gymnasium 
freiwillig seine Dienste. Dagegen verliess uns zu Michaelis Herr Frech, um eine ordentliche Lehrer- 
stelle an dem Königlichen Gymnasium in Strasburg Wpr. zu übernehmen. 

Vor empfindlicheren Störungen durch Erkrankung oder Beurlaubung von Lehrern ist der 
Unterricht diesmal bewahrt geblieben. Länger als eine Woche blieb nur Herr Schnitze wegen E^ank« 
heit der Schule fem, während der Zeit vom 7. bis zum 15. Januar. 

Von den Schülern erkrankte in den Weihnachtsferien eine grössere Anzahl an Influenza, doch 
fast ausnahmslos so leicht, dass sie nach Neujahr die Schule wieder besuchen konnten. Scharlach 
und Diphtheritis kamen nur ganz vereinzelt vor — je ein Fall im Gymnasium und em Fall von 
Scharlachfieber in der Vorschule. An Masern erkrankten von den Gymnasiasten 3, dag^en eine 
grössere Anzahl von den Vorschälern. 

Leider hat die Anstalt auch den Tod zweier lieber Schüler zu beklagen, der Sextaner Hoff^ 
meister und Zude; ersterer starb den 3. August v. Js. an der ünterleibsschwindsucht, letzterer den 
26. August V. Js. an der Lungenschwindsucht. 

Die vaterländischen Festtage wurden in der üblichen Weise begangen. Am Sedantage hielt 
Herr Dr. Denickef am Geburtstage Seiner Majestät des Kaisers und Königs Herr Zwerg die Festrede. 

Am 15. Juni, 18. October und 8. März fanden im Anschluss an die Morgenandacht Ge- 
dächtnisfeiern zu Ehren unserer grossen Toten statt. Die Ansprachen an die Schüler hielten an den 
genannten Tagen der Reihe nach die Herren Schneider, Braun und Schnitze. 



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— 49 — 

Am 8. Januar gab der Unterzeichnete bei der Morgenandacbt den Gefühlen des Schmerzes 
nnd der Trauer Ausdruck, welche wegen des am vorausgegangenen Tage erfolgten Hinscheidens der 
ersten deutschen Kaiserin die Herzen aller erfüllte. Auch am Beisetzungstage versammelten sich 
Lehrer und Schüler zu einer Trauerfeierlichkeit, bei der Herr Professor Krause das Leben und 
Wirken der hohen Verstorbenen in eingehenderem Vortrage darstellte. 

JVährend der Sommermonate fanden öfters Ausflüge einzelner Klassen in die Umgebung von 
Marienwerder statt. Am 1. September v. Js. unternahm Herr Meinecke mit den Vorturnern eine 
längere Turnfahrt nach Graudenz. 

Die mündlichen Entlassungsprüfungen worden am 26. August v. Js. und am 19. Februar 
d. Js. beidemal unter dem Vorsitze des Geheimen Eegierungs- und Provinzial-Schulrats Herrn Dr. 
Kruse abgehalten. 



IV. Statistischo Mitteilungen. 

1. Uebersicht über die Frequenz und deren Veränderung im Laufe 

des Schuljahrs. 



B.Torschule. 




1. Bestand am 1. Februar 1889. 
2a. Zugang bis zum Schluss des 

Schuljahres 1888/89. 

2b. Abgang bis zum Schluss des" 

Schuljahres 1888^90. j 14 

3a. Zugang durch Versetzung zu 

Ostern. j 8 

3b. Zugang durch Aufnahme zu 

Ostern. 

4. Frequenz am A nfang des SchuL-, 
Jahres J889/9a j 9^ 13 

5. Zugang im Sommerhalbjahr. j— | — 

6. Abgang im Sommerhalbjahr. 2 
7a. Zugang durch Versetzung zu 

Michaelis. I 2 

7b, Zugang durch Aufnahme zu 
Michaelis. 

8. Frequenz am Anfang des 
Winterhalbjahres. 

9. Zugang im Winterhalbjahr. 
lO. Abgang im Winterhalbjahr. 



11. Frequenz am 1. Februar 1890. 



9 9 19 

12. Durchschnittsalter am 1. Fe-I 2) ^ 

bruar 1890. 1 19,0l 19, 17,8 16,8; Ibfi 15,3 14,1 14,3! 13,9 



49 44 800 61 12 78 
12,1 1 10,1l! I 8,11 7,3 



vereinigt. 



^) Ostern 1889 wurde die Ober-Tertia in zwei Abteilungen getrennt, die beiden Quarten dagegen wieder 



^) 19,6 bedeutet 19 Jahre 6 INIonate. 



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Kl 

Der Abiturient Putter wurde von der mündlichen Prüfung befreit. 

Das Zeugnis für den einjährig-freiwilligen Militärdienst erhielten Ostern 1889 25, Michaelis 
2 Schüler, von denen 8 die Schule verliessen. 



V. Sammlungen von Lehrmitteln. 

1, Der Lehrerbibliothek gingen durch Ankauf die Portsetzungen folgender Werke und Zeitschriften 
zu: Altpreussische Monat'Sschrift von Beicke und Wiehert; allgemeine Biographie, heraus- 
gegeben durch die historische Commission bei der Eönigl. Akademie der Wissenschaften in 
München; Herders sämtliche Werke von Suphan; Mushacke, statistisches Jahi'buch der höheren 
Schulen; Oncken, allgemeine Geschichte in Einzeldarstellungen; Litterarisches Zentralblatt 
von Zamcke; Zentralblatt für die gesamt« Unterrichts Verwaltung; Zeitschrift für das Gjnmasial- 
wesen; Jahrbücher für Philologie und Pädagogik; Hermes, Zeitschrift für das klassische 
Altertum; Archiv für das Studium der neuem Sprachen; Poggendorfs Annalen nebst den 
Beiblättern; Theologische Studien und Kritiken von Eöstlin und Biehm; Deutsches Wörter- 
buch von Grimm; Deutsche Geschichte im neunzehnten Jahrhundert vonTreitschke; MüUer- 
Pouillet, Lehrbuch der Physik; Politische Correspondenz Friedrichs des Grossen; Verhandlungen 
der Direktoren-Versammlungen; Allgemeine Encyclopädie von Ersch und Gruber; Aus meinem 
Leben und aus meiner Zeit von Ernst II., Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha. 

Ausserdem folgende neue Werke: Grammatik des homerischen Dialekts von Vogrinz; Die 
griechischen Dialekte auf Grundlage von Ahrens Werk: de Graecae linguae dialecüs, darge- 
stellt von Meister; Dispositionen zu den Beden bei Thucydides, entworfen von Dr. Franz 
Müller; A history of greek sculpture by Murray; Dionysii Halicamacensis antiquitatum 
Bomanarum quae supersunt, recensuit Adolphus Eiessling; Ciceros Gatilinarische Beden von 
Bichter und Eberhard; Ciceros Beden g^en Catilina und für denDichta: Archias von Halm, 
besorgt von Laubmann; Ciceros Beden für Sex. Boscius aus Ameria und über das imperium 
des Cn. Pompeius, erUärt von Halm, besorgt von Laubmann; Ciceros Bede über das Im- 
perium des Cn. Pompeius von Bichter, besorgt von Eberhard; Hauptschwierigkeiten der lateini- 
schen Formenlehre von Carl Wagner; Materialien zu Extemporalien nach Caesars bellum 
gallicum'gVon Widmann; Lateinische Sohulgrammatik von Stegmann; Lateinische Schulgrammatik 
von Harre. — Das Nibelungenlied übersetzt von Frey tag; Dispositionen zu deutsehen Aufsätzen von 
Ziegler; Gedicht-Samnüung für Schulfeiern von Wehner; Pädagogische Vorträge über die 
Hebung der geistigen Thätigkeit durch den Unterricht von Willmann; Vorschule der Pädagogik 
Herbarts von Ufer; Die formalen Stufen des Unterrichts. Eine Einführung in das Studium 
der Herbart-Ziller-Stoyschen Pädagogik von Wiget; Baydt, Ein gesunder Geist in einem ge- 
sunden Körper. — Die Städte-Ordnung vom 30. Mai 1853 und die Verwaltunßjs-Beform- 
Gesetze für die Preussische Monarchie mit Ergänzungen von Oertel; Deutsche Wehrordnung 
und Heerordnung. — Dr. Karl Deutschbein, Methodisches Jrving-Macaulay Lesebuch; Fölsing- 
Koch, Lehrbuch der englischen Sprache. — Boiieau, art po^tique publik avec des notes par 
Geruzez. 

An Geschenken gingen der Bibliothek zu: Von dem Ministerium der Unterrichtsangelegen- 
heiten: Die Fortsetzungen der Zeitschriften von Koner, Grelle und Steinmeyer, des Bheini- 
schen Museums und der Monumenta Germaniae historica; die Organisation des Preussischen 
Landesvereins zur Pflege im Felde verwundeter Krieger, Festrede von Brinckmann. Von 
dem Königlichen Provinzial - Schul - Kollegium zu Danzig, Verhandlungen der Direktoren- 
versammlung Ost- und Westpreussens. Von Herrn von £ies in Boggenhausen: Das Buch 
der Natur von Schoedler; Meteorologische Untersuchungen von Dove; Friedrich I. von Paulig; 
Tagesfragen aus der Naturgeschichte von Giebel; Die Pflanze und ihr Leben von Schieiden; 
Die Zeichen der Zeit, Briefe von Bunsen; Gemeinnützige Naturgeschichte von Lenz; Ge- 
schichte der Schöpfung von Burmeister; des Publ. Virgilius Maro ländliche Gedichte über- 

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— 52 — 

setzt von Voss; Nattirbüder von Vogel; Politische Geschichte der neusten Zeit 1816 — 1868 
von W. Müller; Geschichte der Gegenwart, Das Jahr 1870 von W. Maller; Geschichte der 
amerikanischen Eevolution von Bancroft; Die Nachtmahlskinder von TegnÄ*; Friedrich der 
Grosse von Preuss; Urknndenbuch zu der Lebensgeschichte Friedrichs des Grossen von Preuss; 
Geographische Landschaftsbilder von Vogel; Gespräche Friedrichs des Grossen mit Henri de 
Catt; Lehrbuch der Geographie von Schacht; Wolgang Menzels Geschichte der Deutschen. — 
Von den Verfassern durch die Verlagsbuchhandlung; Johann Georg Hamanns von Königsberg 
Lehr- und Wanderjahre; Gotthold Ephraim Lessings Leben von Ciaassen. — Von Herrn 
Kegierungsrat Triebel: Mein Leben. Aufzeichnungen von Hoffmann von Fallersleben. 6 Bände. 
— Der Acquisitionskatalog schliesst mit Nr. 11533. 

2. Für die Schülerbibliothek wurden angeschafft: 0. Jäger, Weltgeschichte in 4 Bänden (Fort- 
Setzung); Duruy, Geschichte des römischen Kaiserreichs (Fortsetzung) 2 Exemplare; Gräbner, 
Kobinson Crusoe; EUendt, Katalog tür die Schülerbibliotheken; Wauer, Der Burggraf von 
Nürnberg; Kuntzenmüller, Kaiser Wilhelm IL; Keinitz, Festspiel. 

An Geschenken gingen der Bibliothek zu: Von Herrn von Kries: Archenholz, Geschichte 
des siebenjährigen Krieges; Würkert, Der Bau und die Bauleute der Reformation. 

Ausserdem wurde die Freibücher-Sammlung durch mehrere neue Schulbücher ergänzt. 

3. Für die physikalische Sammlung wurden angekauft: 1 Funkensprühapparat, 1 Knallgasapparat^ 
1 graduierte Glasröhre, l Glasschaale, 1 Retortenhalter, 1 Lustre für 4 Lampen, 1 Knall- 
gasexplosionsapparat, 1 Glaswännchen zu galvanischen Bädern, 1 dunkles Glas in Holzrahmeu, 
1 Contactlampe, 1 Kurbelumschalter. — Der Inventarisations-Katalog schliesst mit Nr. 255. 

4. Für die Naturalien-Sammlung wurden geschenkt: J) Ein Nest von Vespa Crabro von Herrn 
Plehn-Kopitkowo. — 2) Ein Exemplar von Psittacus undulatus vom Ober-Tertianer Goyke. -— 
3) Ein Seestem (Asteracanthion) vom Unter-Tertianer Krüger. — 4) Zwei Schädel (von 
Equus caballus und Bos taurus) vom Primaner August Rohrbeck. 

Der Katalog der zoologischen Sanunlung enthält 564, derjenige der mineralogischen 
459 Nummern. 

Für die sub 1, 2 und 4 aufgeführten Geschenke spreche ich namens der Anstalt den 
schuldigen Dank hiermit ergebenst aus. 



VI. Stiftungen und Unterstützungen von Schülern. 

Das Vermögen der Unterstützangskasse beträgt zur Zeit 10117,17 Mk., 442,84 Mk. mehr 
als beim Rechnungsabschluss vom 1. April 1889. An Unterstützungen wurden während des Rechnungs- 
jahres 1889/90 aus derselben an 4 Lehrerwitwen und 3 Waisen 485,76 Mk. gezahlt. 

Die im Etat der Anstalt zu Prämien für fleissige Schüler ausgeworfene Summe wurde an 
den Quintaner Schweiger, die Quartaner Hennig und Lenz und den Unter-Primaner Henschke verteilt. 

Ausserdem erhielten 10 Prozent der Gymnasiasten Freischule. 



VII. Bekanntmachungen. 

1) Die Ferien des Jahres 1890 sind wie folgt bestinmat: 



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— 53 — 

Zu Ostern: Scholschlass am 29. März, Schulan£Emg am 14. April; 
Zu Pfingsten: , , 23. Mai, , , 29. Mai; 

Im Sommer: , »5. Juli, , »4. August; 

Zu Michaelis: , , 27. September, , ^ 13. October; 

Zu Weihnachten: „ ,i 20. December, , »5. Januar 1891. 

2) Ein Ministerial-Erlass vom 14. Juli 1884 bestinmit folgendes: 

1. Zu den Krankheiten, welche vermöge ihrer Ansteckungsfähigkeit besondere Vorschriften 
für die Schule nötig machen, gehören: 

a) Cholera, Buhr, Masern, Botein, Scharlach, Diphtherie, Pocken, Flecktyphus und 
Bückfallsfieber; 

b) Unterleibstyphus, kontagiöse Augenentzündung, Erfttze und Keuchhusten, der, letztere 
so bald und so lange er krampfartig auftritt. 

2. Kinder, welche an einer in No. la oder b genannten ansteckenden Krankheit leiden, sind 
vom Besuch der Schule auszuschliessen. 

8. Das Gleiche gilt von den gesunden Kindern, wenn in dem Hausstande, welchem sie an- 
gehören, ein Fall der in No. 1 a genannten ansteckenden Krankheiten vorkommt; es 
müsste denn ärztlich bescheinigt sein, dass das Schulkind durch ausreichende Absonderung 
vor der Gefahr der Ansteckung geschützt ist. 

4. Kinder, welche gemäss No. 2 oder 3 vom Schulbesuch ausgeschlossen sind, dürfen zu 
demselben erst dann wieder zugelassen werden, wenn entweder die Gefahr der Ansteckung 
nach ärztlicher Bescheinigung für beseitigt anzusehen, oder die für den Verlauf der 
Krankheit erfahrungsmässig als Begel geltende Zeit abgelaufen ist. 

Als normale Krankheitsdauer gelten bei Scharlach und Pocken sechs Wochen, 
bei Masern und Bötein vier Wochen. 

5. Für die Beobachtui^ der unter No. 2—4 angegebenen Vorschriften ist der Vorsteher der 
Schule verantwortlich. 

3) Aus einem Ministerial-Erlass vom 17. October 1875: 

Die Schule ist darauf bedacht, durch die den Schülern aufgegebene häusliche Be- 
schäftigung den Erfolg des Unterrichts zu sichern und die Schüler zu selbstständiger Thätigkeit 
anzuleiten, aber nicht einen der körperlichen und geistigen Entwickelung nachteiligen Anspruch 
an die Zeitdauer der häuslichen Arbeit der Schüler zu machen. In beiden Hinsichten hat 
die Schule auf die Unterstützung des elterlichen Hauses zu rechnen. Es ist die Pflicht der 
Eltern und deren Stellvertreter, auf den regelmässigen häuslichen Fleiss und die verständige 
Zeiteinteilung ihrer Kinder selbst zu halten, aber es ist eben so sehr ihre Pflicht, wenn die 
Forderungen der Schule das zutri^liche 'Maas der häuslichen Arbeitszeit ihnen zu über- 
schreiten scheinen, davon Kenntnis zu geben. Die Eltern oder deren Stellvertreter werden 
ausdrücklich ersucht, in solchen Fällen dem Direktor oder dem Klassenordinarius persönlich 
oder schriftlich Mitteilung zu machen und wollen überzeugt sein, dass eine solche Mitteilung 
dem betreffenden Schüler in keiner Weise zum Nachteile gereicht, sondern nur zu eingehender 
und unbefangener üntersuohnng der Sache führt. Anonyme Zoschriften, die in solchen Fällen 
gelegentlich vorkonunen, erschweren die genaue Prüfung des Sachverhaltes und machen, wie 
sie der Ausdruck mangelnden Vertrauens sind, die für die Schule unerlässliche Verständigung 
mit dem elterlichen Hause unmöglich. 

4) Das neue Schuljahr beginnt Montag, den 14. April, 8 Uhr vormittags. Zur Aufiiahme und 
Prüfung neuer Schüler wird der Unterzeichnete am 11. und 12. April vormittags von 
9 — 12 Uhr in seinem Amtszimmer im Gymnasium bereit sein, und zwar findet die Aufnahme 
für die Vorschule am 11. April, die für das Gymnasium am 12. April statt. 

Die Aufnahme in die Sexta geschieht vorschriftsmässig in der Begel nicht vor dem voll- 
endeten neunten Lebensjahre. Als elementare Vorkenntnissse müssen dabei nachgewiesen werden: 



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Geläufigkeit im Lesen deutscher und lateinischer Druckschrift, Kenntnis der Bedeteile, leserliche und 
reinliche Handschrift, Fertigkeit Diktiertes ohne grobe Eehler nachzuschreiben, Sicherheit in den vier 
Grundrechnungsarten in ganzen Zahlen, Bekanntschaft mit den wichtigsten Geschichten des Alten 
und Neuen Testaments. — Das Normalalter för den Eintritt in die zweite Yorschulklasse ist das 
vollendete sechste Lebensjahr. 

Die aufzunehmenden Schüler haben einen Taufschein, einen Impf- bezw. Wiederimpfungsschein 
und, wenn sie schon eine andere Lehranstalt besucht haben, ein Abgangszeugnis vorzulegen. 

Marienwerder, den 9. März 1890. ; 






Dr. Brooks^ 

Gymnasial-Direktor. 



• » ♦ ^ 



Berichtigungen: 

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