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Full text of "Jahresbericht der Naturhistorischen Gesellschaft zu Hannover"

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Kibrarn of the Museum 


OF 


COMPARATIVE ZOÖLOGY, 


AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS, 


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No. #6 7 


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RR Yello 18 78- Le, 1ER. 


Siehenundzwanziester und achtnndzwanziesier 


Jahresbericht | 


der 


Naturhistorischen Gesellschaft 


zu 


HANNOVER 


für die Geschäftsjahre 1376— 1878. 


| HANNOVER. 
| In Commission der Hahn’schen Buchhandlung. 


4878. 


N 


Siehenundzwanziester und achtundzwanziester 


Jahresbericht 


der 


Naturhistorischen Gesellschaft 


zu 


HANNOVER 


für die Geschäftsjahte 1876— 1878. 


HANNOVER. 
In Commission der Hahn’schen Buchhandlung. 


1878. 


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Siebenundzwanzigster und achtundzwanzigster 


Jahresbericht 


der 


Naturhistorischen Gesellschaft zu Hannover 


für die Geschäftsjahre 1876 und 1877. 


Ihe Folge des Umstandes, dass zwei Vorstandsmitglieder 
durch Zeitmangel ausser Stande waren, die von ihnen ver- 
sprochenen wissenschaftlichen Beilagen für unsern Jahres- 
bericht zur rechten Zeit fertig zu stellen, wurde die Heraus- 
gabe von Tage zu Tage und schliesslich so weit verzögert, 
dass es angemessen erschien, die Jahresberichte für 1876 
und 1877 vereint herauszugeben. Freilich waren auch die 
Vorstandsmitglieder seit vorigem Herbst, wo die Neubauten 
unsres Museums fertig geworden waren und Gelegenheit 
boten eine vollständige Neuordnung eintreten zu lassen, 
ganz ungewöhnlich in Anspruch genommen. Die neue Auf- 
stellung, welche ermöglicht hat, eine Menge interessanter 
Gegenstände jetzt allgemein sichtbar zu machen, welche 
früher nur den Platz verengten, die mit einem Schlage die 
Sammlungen fast doppelt so reich erscheinen lässt, als 
vorher, hat den Vorstandsmitgliedern viel Zeit und viel 
Arbeit gekostet; doch ist es selbstverständlich noch nicht 
möglich gewesen alle Sammlungen auch im Innern voll- 
ständig zu ordnen; einzelne Sammlungen mit ihren viele 
Tausende zählenden Exemplaren werden noch längere Zeit 
die ordnende Hand bedürfen. Diese so rasche Vollendung 
1 


4 


der Aufstellung ist durch einen Extrazuschuss von Seiten 
der Provinzialstände zur Anschaffung der nöthigen Schränke 
allein möglich geworden. 


Wenn so auf der einen Seite die Vervollständigung 
und Vergrösserung der Sammlungen einen immer günstigern 
Verlauf nehmen und durch Ankauf und reichliche Geschenke 
kräftig daran gearbeitet wird unser Museum immer sehens- 
werther, immer mehr zu einer Zierde der Stadt zu machen, 
sind leider die innern Verhältnisse unserer Gesellschaft 
noch nicht so völlig zufriedenstellend. Ueber den Umstand, 
dass die Zahl der Mitglieder für eine so grosse und so 
wohlhabende Stadt, wie Hannover, noch immer verhältniss- 
mässig sehr unbedeutend ist, haben wir in frühren Jahres- 
berichten schon vielfach klagen müssen. Doch auch die 
Theilnahme der Mitglieder an den Versammlungen der 
Gesellschaft ist verhältnissmässig gering. An den Winter- 
versammlungen, in denen wöchentlich Vorträge gehalten oder 
naturwissenschaftliche Gegenstände besprochen werden, be- 
theiligt sich der weitgrössere Theil der Vereinsmitglieder 
gar nicht, obschon die Neigung Vorträge anzuhören in 
unserer Stadt in sichtbarem Wachsthum steht. Die Sommer- 
excursionen sind in den beiden letzten Jahren durch Un- 
sunst der Witterung, sowohl in Betreff der Zahl als der 
Betheiligung benachtheiligt. 


Im Personalbestande der naturhistorischen Gesellschaft 
sind im Laufe des Geschäftsjahres 1876 — 1877 folgende Ver- 
änderungen eingetreten. Durch den Tod haben wir verloren 
Herrn Director Westendarp; durch Wegzug die Herren: 
Stadtsyndikus Albrecht, Rentier Theodor Plate, Berg- 
rath Schuster; durch Kündigung die Herren: Kaufmann 
Biermann, ÖOber-Rossarzt Bördt, Kaufmann Clodius, 
Berghandlungs-Director Wedekind, Fabrikant Well- 
hausen und Rentier Wolde. 


Neu eingetreten sind die Herren: Dr. med. Block, 
Friedrich Egestorff, Generalmajor z. D. v. Erhardt, 
Kaufmann Jeschar, dGeneral-Agent Kleinschmidt, 


5 


Seminarlehrer Plügge in Wunstorf, Berg-Ingenieur Reck, 
Seminarlehrer Renner, Seminarlehrer Vollmer in Wunstorf, 
Lehrer Th. Wille an der höheren Töchterschule und Kauf- 
mann Woeckener in Lauenstein. 


Im Personalbestande der naturhistorischen Gesellschaft 
sind im Laufe des Geschäftsjahres 1877—1878 folgende Ver- 
änderungen eingetreten. Durch den Tod haben wir ver- 
loren die Herren: Commerzrath und Senator Brande, 
Maurermeister Kunze, Geheime Kriegsrath Niemeyer, 
Lehrer Rabe und General-Lieutenant Schultz; durch 
Wegzug die Herren: Friedrich Egestorff, Ingenieur 
Eichhorn und Regierungsrath Pochhammer; durch 
Kündigung die Herren: Maurermeister Brauns, Fabrikant 
Deicke, Premier-Lieutenant von Hippel, Buchhändler 
Krüger, Kaufmann Mansfeld, Lehrer Schaffner, 
Oberarzt Dr. Schöning und Oberst Steineshof. 


Neu eingetreten sind die Herren: Kaufmann Acke- 
mann, Forstmeister Erk, Apotheker Grünhagen, Haupt- 
mann von Hinüber, Lehrer Martens, Eisenbahn- 
Abtheilungs-Baumeister Seeliger, Kaufmann Trobitius 
und Hofrath Wüst. 


In den beiden letzten Vereinsjahren wurden folgende 
Vorträge gehalten: 

1876. 26. Oct. Generalversammlung. Oberlehrer Mejer: 
Ueber das Ziel des naturhistorischen Unterrichts. 

2. Nov. Amtsrath Struckmann: Ueber einige zoolo- 
sische Gegenstände. 

9. Nov. Chemiker Stromeyer: Ueber die Vertilgung 
der Phylloxera. 

16. Nov. Professor Ulrich: Ueber den Achat. 

23. Nov. Professor v. Quintus-Icilius: Ueber Batho- 
meter. 

30. Nov. Medicinalrath Dr. Hahn: Ueber das Abfallen 
der Blätter. 


7. Dec. Dr. Pape: Himmel und Erde. 


6 


14. Dec. Professor Begemann: Meteorologischer 
Bericht über das verflossene Jahr. 

21. Dec. Professor v. Quintus-lIcilius: Ueber die Be- 
wegungen der Erde. 

1877. 4. Jan. Oberlehrer Mejer: Ueber die geschicht- 
liche Entwickelung des Copernikanischen Welt- 
systems. 

11. Jan. Chemiker Stromeyer: Ueber Anwendung 
von Metallen zu chemischen Gefässen. 

Öberlehrer Mejer: Demonstration verschiedener 
Infusorienerden und der Diamanterde von Süd- 
Afrika. 

18. Jan. Medicinalrath Dr. Hahn: Ueber Verbindung 
der Naturwissenschaften mit der alten und 
neuen Cultur. 

25. Jan. Medicinalrath Dr. Hahn: Bericht über die 
Thätigkeit des Vereins gegen das Moorbrennen. 

1. Febr. Professor v. Quintus-Icilius: Verschiedene 
physicalische Demonstrationen mit Erläuterungen. 

8. Febr. Dr. Pape: Ueber die Kreuzottern. 

15. Febr. Professor Begemann: Ueber den Einfluss 
des Lichts auf die Pflanzen. 

22. Febr. Postdirecttor Pralle: Einige oologische 
Seltenheiten. 

1. März. Professor Dr. Hess: Ueber die Wasserkäfer. 

8. März. Chemiker A. Stromeyer: Ueber die Metal- 
lurgik der Alten. 

15. März. Professor Ulrich: Geschichte der Minera- 
logie. 

1. November. Generalversammlung. Oberlehrer Mejer: 
Statistische Bemerkungen zu der Flora von 
Hannover. 

8. Nev. Amtsrath Struckmann: Ueber einen inter- 
essanten Fund bearbeiteter Steine auf der 
Halbinsel Jasmund, 


15. Nov. Demonstration einiger ausländischen 
Früchte und Blumen. 

Kleinere Mittheilungen aus den Gebieten 
der Chemie und der Physik. 

22. Nov. Medicinalrath Hahn: Ueber den Einfluss 
des Lichts auf das Wachsthum der Pflanzen. 
29. Nov. Professor Begemann: Ueber Steine und 

Concremente im thierischen Körper. 

6. Dec. Postdirector Pralle: Ueber die Seebohm’sche 
"Sammlung. 

Professor v. Quintus-lcilius über das Telephon. 

13. Dec. Dr. Skalweit: Ueber die Fortschritte 
auf dem Gebiete der Weinanalyse. 

20. Dec. Dr. F. Fischer: Ueber die bei der Ver- 
brennung entwickelten Gase. 

1878. 5. Jan. Amtsrath Struckmann: Demonstration 
eines vorweltlichen Hirschgeweihes. 

Postdirector Pralle: Die Kultur, Hauptfeind der 
Vogelwelt. 

10. Jan. Medicinalrath Hahn: Ueber die Kletter- 
pflanzen. 

17. Jan. Oberlehrer Mejer: Ueber Keimung und 
Fortpflanzung der Kryptogamen. 

24. Jan. Professor Begemann: Meteorologischer 
Bericht über das Jahr 1877; über Boden- 
temperatur. 

31. Jan. Postdireetor Pralle: Ueber die Auffindung 
ganzer Mammuththiere. 

7. Februar. Chemiker Stromeyer: Ueber die Ge- 
winnung des Nickels. 

14. Febr. Postdirector Pralle: Ueber die Vogel- 
schutzfrage. 

21. Febr. Diretor Niemeyer: Die aussterbenden 
Thiere der nördlichen Erdhälfte. I. Theil. 

28. Febr. Postdirector Pralle: Ueber dieSeeschlangen. 

7. März. Amtsrath Struckmann: Ueber die Schmidt’- 
sche Mammuthexpedition nach Sibirien. 


14. März. Director Niemeyer: Fortsetzung des Vortrages 
vom 21. Februar. ; % 
21. März. Professor Begemann: Ueber einige Dip- 
terengruppen. Be, 
28. März. Postdirector Pralle: Ueber Kuckukseier. 
4. April. Blindenlehrer Martens: Ueber die Sinnes- 
thätigkeit der Blinden. - 


Extract 


aus der 


Rechnung der Naturhistorischen Gesellschaft 


de 1. October 187°/,. 


Einnahme: 


#1, Gassenbestand am 1. October 1876 - .» » =... ne. 
2) Zinsen von den Beiträgen der beständigen Mitglieder . 


3) Jahresbeiträge der Mitglieder pro 1. October 187°/, 


4) Zuschuss vom Landesdirectorium. . ..... 2... ı 


5) Einnahme vom Lesezirkel .. ... .. 2. n..... 


Summa . . 


Ausgabe: 


Pakokalutiethes ". 4.020. una 7» ma ne En Rn 2 en 
a Eartdie’ Bibliothek; 2... 2. Mel ze 


3) Druck- und Büreaukosten . „u. 2... 2.2. 


4) Remuneration des Custos und Vergütung des ohne 
5) Ausgaben durch die Vorträge veranlasst ....... 


10 


Extract 


aus der 


Rechnung der Naturhistorischen Gesellschaft 


de 1. October 187° /,. 


Einnahme: i 
1) Zinsen von den Beiträgen der beständigen Mitglieder... 36 
Alldahresbeitrage der -Mitslieder. ... 7 Zn nn 1374 
3) Zuschuss vom Landesdirectorium. . .. .- 2... 0... 225 
A Einnahme. vom Lesezirkel.. Tu. ae 66 
Summa 1701 
Ausgabe: 

M. 
I). Verschuss,. aus voriger Rechnung . „ se... „oe we 6 
2), kokalmiethe ur. a SE er 997 
8), Bar. die ‚Bibliothek 2947.22... 2:2 en ee 507 
4)-Druck- und’Boreaukosten = 3... Bugs = ee net her 266 

5) Remuneration für den Custos und Vergütung für den 
Hohndiener@mann nn tar 2) See aa Et re 147 
6) Ausgaben durch die Vorträge veranlasst .. .»...... 42 


Summa .. 2.211967 


Bleibt Vorschuss . . . . 266 


VERZEICHnISS DER Nırstieper 


am 1. October 1877. 


Ehrenmitglieder. 


Herr Staatsminister, Ober-Hofmar- 

schall, Dr.vonMalortie, Exc. 

„ Consul Nanne in San Jose, 
Costa Rica. 

„ Consul Marwedel, Hobbarton 
Tasmanien. 

„ Prof. Hofrath 
Göttingen. 

„ Prof. Frhr.Sartoriusv.Wal- 
tershausen in Göttingen. 

„  Consul A. Kaufmann in Mel- 
bourne, jetzt in Hannover. 

„ Erblandmarschall Graf von 
Münster, Exc., in Derneburg. 

„ Dr. @ von Holle in Eckerde 
bei Hannover. 

»„ (Geheime Obermedicinalrath Dr. 
Wöhler in Göttingen. 

„ Dr. Speier in Fulda. 

„ Dr. Tellkampf in New-York. 

„ Baron v. Müller in Melbourne. 

„» Prof. Dr. Prestel in Emden. 

„  Oberpostmeister Pralle, jetzt 
in Hannover. 

„» Prof. Dr. Buchenau in Bremen. 

„ Dr. Hampe in Helmstädt. 

„  Oberberghauptm. v. d. Decken 
in Bonn. 


’ 


Grisebach in 


Beständige Mitglieder. 


„ Senator a. D. Hildebrand. 

„ Ober - Kammerherr Freiherr 
Knigge, Exc. 

„ Geh. Kriegsrath Oldekop. 


Herr Senator a. D. Roese in Hassen- 
rode. 
„  Obereommerzrath 


Wien. 


Sımon im 


Mitglieder. 
die Herren: 
Albers, Senator. 
v. Alten, Geheimer Rath, Excellenz. 
Andree, Apotheker in Münder. 
Angerstein, Commerzrath. 
Aschoff, Lehrer am Lyceum I. 


Bade, Apotheker. 
v. Bar, Geheimer Rath, Excellenz. 
Baumgart, Apotheker. 
Begemann, Professor a. d. Thier- 
arzneischule. 
Benecke, Ph. Ferd., Fabrikant. 
v. Bennigsen, Graf, Geh. Rath, Exc. 
v. Bennigsen, Landesdirector. 
Berend, Jos., Hoflieferant. 
Bergmann, Geheimer Rath, Exec. 
Bergmann, Obergerichtsrath. 
Bergmann, Apotheker. 
Berthold, Dr. med., Generalarzt. 
Block, Dr. med., Arzt u. Augenarzt. 
Blumenthal, Commerzrath. 
Boedeker, Üonsistorial - Director. 
Börgemann, Kaufmann. 
Bokelberg, Wegbaurath. 
Bossart, Regierungsrath. 
Brande, Commerzrath, Senator. 
Brandes, Dr. med., Ober -Medi- 
cinalrath. 
Brandes, Apotheker, 


Brauns, Senator. 

Brauns, Joh. G. E., Maurermeister. 

Brehmer, Münzmedailleur. 

Brinekmann, Oberstlieutenanta.D. 

Brink, Dachdeckermeister. 

Brücher, Dr. med. et vet., Re- 
giments-Pferdearzt a. D. 

Brüel, Geh. Finanzrath a. D. 

Brügmann, Reg.- und Landes- 
ökonomie - Rath. 

v. Bülow, Senator. 


Burghard, Dr. med., Medicinalrath. 


Cohen, Dr. med., Medicinalrath. 

Coppel, S., Rentier. 

Culemann, Senator. 

Culemann, Carl. 

Culemann, Landes - Oekonomie- 
Commissair a. D. 


Deicke, A., Fabrikant. 

Delius, Regierungsrath. 

Denecke, Hauptagent u. Inspector. 

Dieckhoff, Lehrer an der Stadt- 
töchterschule I. 

Dommes, Obergerichtsrath a. D. 

Dommes, Dr. med., Obermedicinal- 
rath. 

Droop, Kaufmann. 

Durlach, Geh.-Regierungsrath. 


Ebell, Geometer. 

Eberlein, Apotheker. 
Ebhard, H, Fabrikant. 
Eckermann, Landschaftsmaler. 
Eichhorn, Ingenieur. 
Eichwede, Commerzrath. 
Egestorff, Friedr. 

Erblich, Hofgartenmeister. 

v. Erhardt, Generalmajor z. D. 
Eyl, Dr. med., Medicinalrath. 


Fiedeler, Rittergutsbesitzer. 

Fischer, Dr. ph., Lehrer an der 
höheren Bürgerschule 1. 

Flügge, Dr, med., Sanitätsrath, 


N: 


Frensdorff, Commerzrath. 
Friesland, Apotheker. 


Gause, Lehrer. a. d. Bürgerschule II. 
Gehrs, Lehrer am Lyceum I. 
Gerber, Dr. med., Sanitätsrath. 
Giere, Photograph. 

Giller, Obersteuerrath. 

Glitz, Rechnungsrath. 

v. Goldbeck, Regierungsrath. 
Grosswendt, Ober-Rossarzt. 
Grote, Ober-Commissair a. D. 
Günther, Professor, Medicinalrath. 


de Ha&ön, Dr. ph., Fabrikant. 

Hagen, Baurath. 

Hahn, Dr. med., Medicinalrath. 

Hanstein, Carl, Rentier. 

Harms, Dr. med. vet., Hauptlehrer. 

Hartmann, Geh.-Legationsrathz.D. 

Hartmann, Dr. ph., Fabrikant. 

Hausmann, Obermarstalls-Thier- 
arzt. 

Heise, Ober-Justizrath. 

Hemmerde, L., Grossist, 

Hess, Dr. ph., Professor an der 
polyt. Schule. 

Hesse, Hof-Kleidermacher. 

Hildebrand, jun., Apotheker. 

v.Hinüber, Ober-Amtsrichter a.D. 

v.Hippel, Premier-Lieutenanta.D. 

Hoffmann, Aug., Kaufmann. 

Hornemann, Senator. 

v. d. Horst, Senator a. D., Notar. 

Hübener, Dr. med., Ober-Stabs- 
und Regimentsarzt. 

Hüpeden, Dr. med., Medicinalrath. 

Hundoegger, Dr. med., Sanitäts- 
rath. 

Hunte, Zeughaus-Verwalter a. D. 


Imelmann, L., Hoflieferant. 


Jänecke, Commerzrath, Hofbuch- 
drucker, 


15 


Jeschar, Kaufmann. 
Jugler, Amts-Assessor a. D. 


Kahle, L., Lehrer a. d. höheren 
: Bürgerschule. 
Karmarsch, Dr. ph., Geh. Re- 
gierungsrath. 
Kasten, Hotelbesitzer. 
Keese, Eisenb.- Betriebs-Secretair. 
Kern, Oberamtmann in Riechenberg. 
Kirchhoff, Dr. med., Medicinalrath. 
Kıus, Rentier. 
Kleinschmidt, General-Agent. 
Knyphausen, Carl, Grafzu Inn- u. 
Knyphausen-Lütetsburg, Ed- 
zard Graf zu Inn- u., Land- 
rath und Kammerherr. 
Köhler, Louis, Kaufmann. 
Köllner, Dr. med., Medicinalrath. 
Kohlrausch, Dr. ph., Lehrer am 
Kaiser-Wilhelms-Gymnasıum. 
Korff, Dr. med., Ober-Stabsarzt. 
Kraul, Weinhändler. 
Kraut, Dr. ph., Professor. 
Krische, Fabrikant. 
Krüger, Buchhändler. 
Kuckuck, Director des zool.Gartens. 
Kühnemann, Regierungsrath. 
Kugelmann, Dr. med., Frauenarzt. 
Kunze, Maurermeister. 


Lameyer, Hof-Goldschmidt und 
Juwelier. 

Lampe, Dr. med., Sanıtätsrath. 

Landsberg, Mechaniker. 

Lang, Steuer-Assessor a. D. 

Lankow, Particulier, 

Laves, Historienmaler. 

Leonhart, Generalmajor a. D. 

Lessing, Dr. med., prakt. Arzt. 

Lettgau, Obergerichtsrath. 

Lücke, Buchhalter und Cassırer. 

Lüders, Justizrath. 

Lustig, Dr. met. vet., Lehrer an 
der Thierarzneischule. 


Mackensen, Rentier. 

Mansfeld, Kaufmann. 

Mejer, Oberlehrer am Lyceum 1. 

Menke, Lehrer a.d. Bürgerschule I]. 

Mensching, Dr.med.,Medicinalrath. 

Mertens, Dr. ph., Director der 
Stadttöchterschule. 

Meyer, Dr. ph., Oberlehrer an der 
Realschule 1. 

Meyer, H., Lehrer. 

Meyer, L., Senator. 

Meyer, Ferd., Fabrikant. 

Meyer, Moritz, G.. Fabrikant. 

v. Michaelis, General a. D., Exec. 

Mirow, Kaufmann. 

Moeller, Postdirector. 

Molthan, Ober-Hofbaurath. 

Mühlenpfordt, Ingenieur. 

Müller, Generallieutenant a.D., Exc. 

Müller, Dr. med., Medicinalrath. 

Müller, Schatzrath. 

Müller, Louis, Hof-Knopfmacher 
und Posamentier. 

v. Münchhausen, Staatsminister 
aD Bxe. 


Niehaus, L., Lehrer a. d. höheren 
Töchterschule. 
Niemeyer, Geh. Kriegsrath a.D. 
Niemeyer, General-Agent. 
Nieper, Dr., Landdrost a. D. 
Nöldeke, Ober-Appellationsrath in 
Celle. 
Nölke, Ed., Fabrikant. 
Nordmann, Maurermeister. 


Oberdieck, Dr.med., Sanıtätsrath. 

Oehlrich, Dr. med., Sanıtätsrath. 

Oesterley, Dr.ph., Professor, Hof- 
maler. 

Oppenheimer, Louis,Pferdehändler. 

OÖstermeyer, Stadtsyndicus. 

Öttmer, Dr., Professor, in Braun- 
schweig. 


14 


Pape, Dr. ph., Lehrer. 

Plügge, Seminarlehrer inWunstorf. 
Pochhammer, Regierungsrath. 
Preuss, Marstalls-Commissair. 
Preuss, Berghandlungs-Registr.a.D. 
Prohmann, Rentier. 


v. Quintus-Icilius, Dr. ph., Pro- 
fessor. 


Rabe, Lehrer a.d. Bürgerschule Il. 

Rasch, Stadtdirector. 

Rathkamp, Apotheker. 

Raydt, Dr. ph., Oberlehrer an der 
Realschule I]. 

Reck, Berg-Ingenieur. 

v. Reden, Ober-Jägermeister, Exc. 

Renner, Seminarlehrer. 

Retschy, Bergeommissair in Lehrte. 

Retschy, Apotheker in Lehrte. 

Riemschneider, Buchdruckereibes. 

Robby, Carl. 

Rocholl, Kaufmann. 

Roddewig, Haupt - Steueramts- 
assistent a. D. 

Röbber, Dr. ph., Öberlehrer a. d. 
Realschule 1. 

Röhrs, Commerzrath. 

Römer, Director. 

Rühlmann, Dr. ph., Professor. 

Rümpler, Commerzrath. 

Rüst, Dr. med., Arzt in Eicklingen. 

Rump, Kaufmann. 

Rust, Dr. med., prakt. Arzt. 


Salfeld, Apotheker. 

Sauerhering, Kloster - Kammer- 
Director. 

Schaffner, Lehrer. 

Schläger, Dr. ph., Senator. 

Schmager, Senator a. D. 

Schmorl, Buchhändler. 

Schöning, Dr. med., Oberarzta.D. 

Sehomer, Geh. Ober - Finanzrath 
in Berlin. 


Schottelius, Kaufmann. 
Schultz, Generallieutenant a. D., 
Exc. 
Schultz, C., Weinhändler. 
Schultz, O., Weinhändler. 
Schulze, Th., Buchhändler. 
Schwarz, C., Fabrikant. 
v.Seebach, Professor in Göttingen. 
v. Seefeld, Buchhändler. 
v.Sehlen, Eisenbahn-Bauinspector. 
Sertürner, Apotheker in Hameln. 
Simon, Alex., Banquier. 
Sprengel, Gutsbesitzer. 
v. Steinberg, Geheimer Rath, Exec. 
Steineshoff, Oberst a. D. 
Stromeyer, Bergeommissair. 
Stromeyer, Rentier. 
Struckmann, Amtsrath. 
Struckmann, Obergerichtsassessor 
in Berlin. 
Telgamann, Kaufmann. 
Ulrich, Professor a. d. Polyt. Schule. 


Vogeler, C., Rentier. 
Vogelsang, Dr. med., Sanitätsrath. 
Vollmer, Seminarlehrer ınW unstorf. 


Weber, G. C. Ernst, Rentier. 

Wedemeyer, Pastor emer. 

Wendland, Hofgärtner. 

Wesselhoefft, Major a. D. 

Wilhelm, Apotheker. 

Wille, Th., Lehrer an der höheren 

 Töchterschule. 

Witte, Regierungsrath. 

Woeckener, Kaufmann in Lauen- 
stein. 

Wrede, Amtshauptmann in 
Bockenem. 

Wülbern, O., Senator. 

Wunder, Maler und Photograph. 


V. 


Zangemeister, Gutsbesitzer. 


15 


Zugang zur Bibliothek. 


A. Geschenke hoher Behörden. 


Vom Department of the Interior zu Washington D. C.: 

Report of the Commissioner of Agriculture for the year 1875. 
Washington 1876. 8. 

Monthly Reports of the Department of Agriculture for the 
year 1875. Washington 1876. 8. 

— do. — for the year 1876. Washington 1877. 8. 

Bulletin of the U. S. Entomological Commission. Nr. 1. 2. 
Washington 1877. 8. ' 

First, second and third annual Reports of the U. S. geolog. 
Survey of the territories for the years 1867, 1868 u. 1869 
under the Department of the Interior. Washington 1873. 8. 

Preliminary Report of the U. 8. geolog. Survey of Wyoming 
etc. by F. V. Hayden. Washington 1871. 8. 

Preliminary Report of the U. S. geolog. Survey of Montana 
etc. beeing a fifth annual report of progress by F. V. Hayden. 
Washington 1872. 8. 

Supplement to the 5öth annual report of the U. S. geolog. 
Survey of the territories, containing Report on fossil Flora 
by Leo Lesquereux. 8. 

„U. S. geolog. Survey of Montana, Idaho, Wyoming and, Utah. 
6th annual Report of the U. S. geolog. Survey of the 
territories etc. by F. V. Hayden. Washington 1873. 8. 

Report of U. S. geolog. Survey of the territories, containing 
Contributions of the extinct vertebrate Fauna of the 
Western territories by Joseph Leidy. Washington 1873. 4. 


Miscellaneous publications Nr. 1. Lists of Elevations etc. by 
Henry Gannett. 4th edit. Washington 1877. 8. 

do. Nr. 2. Meteorological observations 1872 in Utah ete. 
by Henry Gannett. Washington 1873. 8. 

do. Nr. 7. Ethnography and Philolcgy of the Hidatsa In- 
dians by Washinst. Matthews. Washington 1877. 8. 

U. S. geolog. Survey of Colorado. — Annual Report of the 
U. S. geolog. and geograph. Survey of the territories etc. 
by F. V. Hayden. Washington 1874. 8. 

Annual Report of the U. S. geolog. and geograph. Survey 
of the territories, embracing Colorado etc. beeing a Report 
of progress of the explorations for the year 1874 by 
F. V. Hayden. Washington 1876. 8. 

Report’ ef the U! S. "geolog. "Survey. ’etc. " Vol Wrege 
Washington 1876. 4. 

Catalogue of the publications of the U. S. geolog. Survey 
of the territories by F. V. Hayden. Washington 1874. — 
do. 2th Edition. Washinston 1877. 8. 


B. Geschenke von Privaten. 


Von der löbl. Hahn’schen Buchhandlung: 


Leunis, Synopsis der 3 Naturreiche. 2. Th. Botanik. 
(Schlussband.) 8. 


Johannes Leunis nach seinem Leben und Wirken etc. 

von K. L. Grube. Hannover 1876. 8. 
Von der königl. norweg. Universität zu Christiania: 

Sparre Schneider, Enumeratio insector. norwegie. 
Fasc. III u. IV. Christiania 1876—77. 8. 

Lie, Müller & Sars, Archiv for Mathematik & 
Naturvidenskab. Bd. I. Heft 1—4. Christiania 1876. 8. 

Guldberg & Mohn, Etudes sur les mouvements de 
l’atmosphere. 1. partie. Christiania 1876. 4. 

C. de Seue, Windrosen des südlichen Norwegens. 
Christiania 1876. 4. 


7 


ll Hefte naturwissenschaftliche Aufsätze von Sars, 
Collett, Boeck & Schneider (Separat-Abdrücke aus: 
Christiania Videnskaps Forhandlinger for 1871—75). 8. 

Carte zoo-geographique, contenant une liste complete 
de tous les animaux vertebres de Norvege, par Robert 
Collett. Christiania 1875. 4 Blätter gr. Fol. 

Von den Verfassern: 

Select Plants for industrial Culture or Naturalisation 
in Victoria etc. by Baron Ferd. v. Mueller. Victoria 
1876. 8. 

Bibliotheca historico-naturalis von Dr. Metzger. 26. 
Jahrgang. Januar—December. 2 Hefte. 8. 


C. Durch Schriftentausch. 


24. Bericht des naturhistorischen Vereins in Augsburg. 
Tat. ‚78. 

Separatabdruck aus dem XVII. Jahresberichte des natur- 
historischen Vereins in Augsburg: Dr. Walser, Tri- 
chopteris bavarica. 8. 

4. Jahresbericht des Annaberg-Buchholzer Vereins für 
Naturkunde. Annaberg 1876. 8. 

Mittheilungen des naturwissenschaftl. Vereins in Aussig. 
Aussig 1877. 8. 

11. Bericht der naturforschenden Gesellschaft zu Bamberg. 
1875—76. Bamberg 1876. 8. 

Verhandlungen der polytechnischen Gesellschaft zu Berlin. 
April -December 1876. Januar—März 1877. 8. 

Verhandlungen des botanischen Vereins für die Provinz 
Brandenburg. Jahrgang XVII. Berlin 1876. 8. 

Abhandlungen des naturwissenschaftl. Vereins zu Bremen. 
Bd. 5. Heft 2. und 12. Jahresbericht. Bremen 1877. 8. 

Mittheilungen der k. k. Mährisch - Schlesischen Gesellschaft 
zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landes- 
kunde in Brünn. 56. Jahrgang 1876. 4. 


[0 


180° 
Verhandlungen des naturforschenden Vereins in Brünn. 
Bd.-XIV:. 4875, Brünn. 1876. 8. 


Naturhistorische Hefte (Termeszetrajzi füzetek). Vierteljahr- 
schrift für Zoologie, Botanik, Mineralogie und Geologie, 
herausgegeben vom Ungarischen National- Museum in 
Buda-Pest. Heft 1—4. Buda-Pest 1877. gr. 8. 


Jahresbericht der Königl. Landwirthschafts-Gesellschaft zu 
Celle für das Jahr 1875. 8. 


— desgl. — für das Jahr 1876. 8. 


Protokolle der Sitzungen des Central-Ausschusses der Königl. 
Landwirthschafts - Gesellschaft zu Celle. Heft 46. elle 
1S17...8. 


Journal für Landwirthschaft, im Auftrage der Königl. Land- 
wirthschafts-Gesellschaft herausgegeben von den Professoren 
Henneberg, Drechsler etc. Jahrg. XXIV. Heft 4. 
Jahrg. XXV. Heft 1, 2. Göttingen 1876—77. 8. 


Societe nationale des Sciences naturelles de Cherbourg: 
Compte-rendu de la seance 30. Dec. 1876 & l’occasion 
du 25. anniversaire de la fondation. Cherbourg 1877. 8. 


Schriften der naturforschenden Gesellschaft in Danzig. 
Neue .Folge. Bd. IV. Heft 1. Danzig 1376. gr. & 
Notizblatt des Vereins für Erdkunde zu Darmstadt etc. 
III. Folge. Heft XV. Nr. 169—180. Darmstadt 1876. 8. 
Sitzungsberichte der Dorpater Naturforscher - Gesellschaft. 

4. Bd. "Heft’22 1875. Dorpat 876.78 

Archiv für die Naturkunde Liv-, Esth- und Kurlands. 
2. Serie. 7. Bd. Lieferung 3. Dorpat 1876. 1. Serie. 7. 
Bd. Lieferung 5. Dorpat 1877. 1. Serie. 8. Bd. Heft 1 
u. 2. Dorpat'1876. gr. 8. 

Jahresbericht der Gesellschaft für Natur- und Heilkunde in 
Dresden. September 1876 bis August 1877. Dresden 
1702,28, 

Proceedings of the Dublin University Biological association. 
Vol. I. Session 1874—75. Nr. 2. 8. 


11) 

62. Jahresbericht der naturforschenden Gesellschaft in Em- 
den. 1876. Emden 1877. 8. 

Jahresbericht des physikal. Vereins zu Frankfurt a.M. 
f. d. Rechnungsjahr 1875—76. Frankfurt a. M. 1877. 8. 

Berichte über die Verhandlungen der naturforschenden Ge- 
sellschaft zu Freiburg i. B. Bd. VII. Heft 1. Frei- 
burs, 1..:B.111877: 

Meteorolog.-phänolog. Beobachtungen der Fuldaer Gegend, 
sesammelt vom Verein für Naturkunde 1876. Fulda 1877. 8. 

16. Bericht der Oberhessischen Gesellschaft für Natur- 
und Heilkunde. Giessen 1877. 8. 

Nachrichten der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften 
und der G. A. Universität zu Göttingen. Jahrg. 1876. 
Nr. 16—23. Jahrg. 1877. Nr. 1-19. 8. 

Ferner: 21 Inaugural-Dissertationen vom Jahre 1876 und 
Festrede zur akadem. Preisvertheilung am 14. Juni 1876, 
gehalten von Prof. ©. Wachsmuth. 8. 


Abhandlungen aus dem Gebiete der Naturwissenschaften, 
herausgegeben vom naturwissenschaftl. Verein zu Ham- 
burg-Altona. VI. 2.3. Hamburg 1876 und Uebersicht 
ST 7a. \2 

Deutsche Seewarte. 1876 Januar—Septbr. 1877 Januar — 
Mai. Hamburs. 8. 

Verhandlungen des naturhist.-medicin. Vereins zu Heidel- 
berg. Neue Folge. Bd. I. Heft 4 u. 5. Bd. II. Heft 1. 
Heidelberg 1876—77. 8. 

Bollettino del R. Comitato geologico d’Italia. Vol. 7. 1876. 
Roma 1876. 8. 

Sitzungsberichte der naturwissenschaftlichen Gesellschaft 
Isis in Dresden. Jahrg. 1376 Juli—Dechr. Jahrg. 1877 
Januar— Juni. 8. 

Jahrbuch des naturhist. Landes- Museums von Kärnten. 
12. Heft. Klagenfurt 1876. 8. 

Neues Lausitzisches Magazin, herausgegeben von Prof. 
Dr. E. E. Struve. 52. Band. 2. Heft. 53. Band. 1. Heft. 
Görlitz 1876—77. 8. 

g* 


20 


Vierter Bericht des Museums für Völkerkunde in Leipzig. 
1876.08. 


Sitzungsberichte der naturforsch. Gesellschaft zu Leipzig. 
Jahre. AI HIE IV. Nr..1. 1.189793 77.0 58. 


33. u. 34. Bericht des Museums Francisco-CGarolinum. 
Linz 1875—76. 8. 

Leopoldina, Heft XII. Nr. 21--24. Heft XIII. Nr. 1—18. 
1876—77. Dresden. 4. 

Lotos, Zeitschrift für Naturwissenschaften, herausgegeben 
vom naturhist. Verein Lotos in Prag. 26. Jahrg. 1876. 8. 


Recueil des m&moires et des travaux publies par la societe 
botanique du Grand-Duche de Luxembourg. Nr. I. II. 
1875—76. Luxembourg 1877. 8. 

6. Jahresbericht des naturwissenschaftl. Vereins zu Magsde- 
burg. Magdeburg 1876. 8. 

Abhandlungen des naturwissenschaftl. Vereins zu Magde- 
burg. Heft 7. Magdeburg 1876. 8. 

Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in 
Mecklenburg. 30. Jahrg. Neubrandenburg 1876. 8. 


Bulletin de la societe imperiale des naturalistes de Moscou. 
Annee 1876 Nr. 2—4. Annee 1877 Nr. 1. 8. 

Sitzungsberichte der mathemat.-physikal. Classe der kg. b. 
Akademie der Wissenschaften zu München. 1876 Heft 
1.911. 71877 HeitI & 

Bulletin de la societ& des sciences naturelles de Neuchatel. 
Tome X. 3. cahier. Neuchatel 1876. 8. 

3. Jahresbericht des naturwissenschaftlichen Vereins zu 
Osnabrück... 187475. Osnabrück 1877. 8. 

Atti della Societa Toscana di Scienze naturali in Pisa. 
Vol. II: Hase: 2 Bısa, 1876. Jans, 

Sitzungsberichte der k. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften 
in Prag. Jahrg. 1876. Prag 1877. 8. 

Jahresbericht der k. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften 
in-Prag. Jahrg. 1876. Prag 1876. 8. 


21 


Abhandlungen der mathemat.-naturwissenschaftl. Classe der 
k. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften vom Jahre 
1875—76. VI. Folge. 8. Bd. Prag 1877. 4. 

Correspondenzblatt des zoologisch-mineralogischen Vereins 
in Regensburg. 30. Jahrg. Regensburg 1876. 8. 

Verhandlungen des naturhistorischen Vereins der preuss. 
Rheinlande u. Westphalens. 32. Jahrg. 2. Hälfte. 
ö3.. Jahrg. 1. Hälfte. Bonn’ 1876. ©. 

Festschrift zur General-Versammlung des naturhistorischen 
Vereins der preuss. Rheinlande und Westphalens. 
Münster 1877. 8. 

Schriften des naturwissenschaftl. Vereins für Schleswig- 
Holstein. De 24Heft.7Kjel;4877.- 1.82.28. 

Bericht über die Senkenbergische naturforschende Ge- 
sellschaft. 1875—76. Frankfurt a. M. 1877. 8. 

Verhandlungen und Mittheilungen des Siebenbürgischen 
Vereins für Naturwissenschaften zu Hermannstadt. Jahrg. 
XXVH. Hermannstadt 1877. 8. 

Mittheilungen des naturwissenschaftl. Vereins für Steier- 
mark. Jahrgang 1876. Graz 1876. 8. 

Mittheilungen des Vereins der Aerzte in Steiermark. 
XII. Vereinsjahr. Theil 1. 2. 1875—76. Graz 1877. 8. 

Zeitschrift des Ferdinandeum für Tirol und Vorarlberg. 
3. Folge. Heft 20. Innsbruck 1876. 8. 

Bollettino de la Societa adriatica di Scienze naturali in 
Trieste. Annata I. Nr. 1-3. Annata III. Nr. 1. 8. 

Bulletin de la societe Vaudoise des Sciences naturelles. 
25. Serie. Vol. XIV. Nr. 76—78. Lausanne 1876—77. 8. 

Atti del reale istituto Veneto etc. Tom. II. Ser. 5. Disp. 
8—10. Tom. Ill. Ser. 5. Disp. 1-3. Venezia 1875—77. 8. 

Transactions and Proceedings of the Royal Society of Vic- 
toria. Vol. XII. Melbourne 1876. 8. 

Verhandlungen der k. k. geolog. Reichsanstalt. 1876 Nr. 11 
bis 71877 Nr. 1 bis "Wien: & 

Schriften des Vereins zur Verbreitung naturwissenschaftlicher 
Kenntnisse in Wien. 17. Bd. Jahrg. 1876-77. 8. 


22 


Jahresbericht des Lesevereins der deutschen Studenten 
Wiens über das 5. Vereinsjahr 1875—76. Wien 1876. 8. 

Berichte des naturwissenschaftlichen Vereins an der k. k. 
Hochschule in Wien. Wien 1877. 8. 

Verhandlungen der k. k. zoolog.-botanischen Gesellschaft in 
Wien. "Jahre 1876., Bd. XX4. Wien 1877.28: 

Sitzungsbericht der physikal.-medicinischen Gesellschaft zu 
Würzburg für das Gesellschaftsjahr 1876. 8. 

Jahresbericht des Vereins für Naturkunde in Zwickau. 
1876. Zwickau 1877. 8. 

Der Zoologische Garten, Zeitschrift für Beobachtung, 
Pflege und Zucht der Thiere, herausgegeben von Dr. 
FE Noll. RVM. Jahre: 1876:  Heit 712, RVlE 
Jahrg. 1877. Nr. 1—3. Frankfurt a. M. 8. 

Smithsonian Report for 1875. Washington 1876. 8. 

Report of Explorations in 1873 of the Colorado of the 
West etc. by Prof. J. W. Powell. Washington 1874. 8. 

Essay on the Velocity of light, by M. Delaunay of the 
institute of France, translated for the Smithsonian Insti- 
tution ete. 8. 

Bulletin ofthe Essex Institute. Vol. VIL VIII. 1875—76. 
Salem, Mass. 8. 

Memoirs of the American Association for the advancement 
of Science I. Salem, Mass. 1875. 4. 

Proceedings of the American Association for the advancement 
of Science. 24. meeting. Aug. 1875. Salem, Mass. 1876. 8. 

Archives of Science of the Orleans County Society of 
natural Sciences. Vol. I. Nr. VII. IX. Apr. - Juli 1874. 
Newport, Orleans County, Vermont. 8. 

Annals of the Lyceum of natural history of Newyork. 
Vol. X. Nr. 12—14. October 1873 bis Februar 1874. 8. 
Vol. XI. Nr. 1—8. Juli 1874 bis Februar 1876. 8. 

Proceedings of the Lyceum of natural history in the City 
of Newyork. 2. Serie. Nr. 1—4. Januar 1873 bis Juni 
1874. Newyork 1873—74. 8. 

Proceedings of the Academy of natural Sciences of Phila- 
delphia... 1875 Bart: I. U. IH: 1876 Part EL. m 2 


23 


Annual Report of the trustees of the Museum of compara- 
tive Zoology at the Harward College in Cambridge 
etc. for 1876. Boston 1877. 8. 

Memoirs of the Boston Society of natural history. Vol. II. 
Part. IV. Number II—-V. Boston 1875—77. 4. 

Proceedings of the Boston Society of natural history. 

Vol. XVI. Part. II. IV. December 1874 bis April 1875. 
Vol. XVIH. Part. I. II. III. IV. Mai 1875 bis Januar 1876. 
Boston 1876—77. 8. 

Occasional Papers of the Boston Society of natural history. 
Ir Boston 1875. 8. 

Bulletin of the Buffalo Society of natural Sciences. Vol. 
II... Nr.-2, 3. 4.7 Butalo@18916—- 77. 8: 

The present condition of the earths interior by G. F. Kitt- 
redge. Buffalo 1876. 8. 

Transactions of the Connecticut Academy of arts and 
Sciences. Vol. III. Part. I. Newhaven 1876. 8. 

Proceedings ofthe Davenport Academy of natural Sciences. 
Vol. I. 1867—76. Davenport, Jowa 1876. 8. 

The Transactions of the Academy of Science of St. Louis. 
Noleil Nr23. St. Louis 1876. 28. 


D. Durch Ankauf. 
Fortgesetzt wurden: 

Bronn, Classen und Ordnungen des Thierreiches. 
Troschel’s Archiv für Naturgeschichte. 
Leonhard & Geinitz, Neues Jahrbuch für Mineralogie. 
Pfeiffer, Dr. L., Monographia Heliceorum viventium. 
Monatsbericht der -k. preuss. Akademie der Wissenschaften 

zu Berlin. 
Journal für Ornithologie. 
Botanische Zeitung, redigirt von A. de Bary & G. Kraus. 
Malakozoologische Blätter, herausgegeben von Pfeiffer und 

Kobelt. 
Gaea. 
Globus. 


24 


Tabellarische Uebersicht 


der 
Wärmemittel, Regenmengen nebst der relativen Feuchtigkeit 
und den Windrichtungen in den Jahren 1875, 1876 und 1877, 
als Anschluss ähnlicher Mittheilungen in den früheren 
Jahresberichten 
von Prof. e Eee 


Monatsmittel 1875 | Windeschkun 
Da [Mittlere Regen Feuch- | H | 
Monat a Cubik- SD 1: 148 
zollen | centen, N | OS | W NO) SO SWNW 
December —0,62 | 280,5 | 86 | 202, 98 6\16 20, 26 
Januar 2,74 | 208,5 |279 | 2| ı|l4 zo| 2 1olzol 
Februar |—-2,1i | 81,5 | 8i | 1616| 5| 3134| 6.19 
März 1,32 | 126,0 | 8 |5| 6|8| 8) —|26) 7133 
April 6,28| 845 | 63 |7 | 4| 2|14| 5| 8| 3|47 
Mai 11,04 | 221,5 | 67 |\2| ıl4 117 2 81/19/40 
Juni 14,10, 9401,53]|2.02 | 301, Au 2 kr 4 1817 23 
Juli 15,26 |6595:| 68 |6| 4| ı |16Jır 24 gjea 
August 15,34 | 361,5 | 66 l3| 6| 2|26| 3| 9.21.23 
Septbr. *| 11,53 295,0 74 ı| 33°.3| 812) Er) 200 8 
October 568. | 35807 88 | misels 13\:2|36 2276 
November 2,76 | 469,0 90 | 3 10/6 2 6|25|21/ 10 


Mittlere ee — 6, ‚98 R. 


Die höchste war am 17. August = 27°; 
„niedrieste,„ „25. März; = 9880 
Regenmenge — 3606,5 Cubikzoll auf den [_|Fuss. 
Regenhöhe — 25,04 Zoll: 
Vertheilung auf die Jahreszeiten: 
Wärme: Regen: 
Winter, sooo .R. 570,5 Cubikzoll. 
Krouhlinot 621707, 432,0 E 
Sommer — 14,90° „ 1482,0 N 


Herbst = =..6669 , 1122;0 


25 


Monatsmittel 1876 | Windrichtung 


Mittlere Regen Feuch- 

Monat \tenze| 1, |üBtet ER 
R. Zollen centen | N/|O|S|W |NO]SO SW 

December, 0,81 | 224 | 93 ı-| 7| 3[12 8,10|27 
Januar |—-0,80 | 78 ge er ra2e| 
Februar 2,54.111353 86 — aut 13.) 25 =2.10/ 81190 
März | 4051433 | 84 | 2| 41—|23 9|23 
April 7,07 | 1955| 75 | 4| 5| 4|13 16 | 23 
Mai 7,83. 210,510 274 Izı Dana Fo ern 
Juni 13,58: 272.5 | 73 Itolrı —| 2| 4!19|14 
Juli 14,70 | 254,0 | 76 | ea 2123 
August 14,70 | 2555 | 70 | ı| 9| 2 14, 3\21| 18 
Septbr. 10,68 | 547 | 82 I 2] 6 2\36| — 2 127 
October 9,67 | 194 | 86 ı 7| 4| 6 ne 28|24 
November| 2,93 | 329,5 | 96 | s| 7| 9| 6| 3|24|20 

| | | 


Mittlere Jahrestemperatur —= 7,330 R. 
Die höchste war am 25. August = 25,3; 
„. miedrieste „ = 10. Jamuarı= — 13,00. 
Regenmenge 3345 Cubikzoll auf den [JFuss. 
Regenhöhe 23,23 Zoll. 
Vertheilung auf die Jahreszeiten: 


Wärme: Regen: 
Wiinten 2120,85 0 Ri 655,0 Cubikzoll. 
Eruhlmo—-, \6,310 , 839,0 5 
Bommer 114,320 , 781,0 & 


Herbste = 87,769 , 1070,0 


Monatsmittel 1877 | Windrichtung 
Mittlere) Regen Feuch-| N Bi 
Maneı N "| Cubik- “. IM) I 
R. | Zollen | centen || N | O| 8 | W |NO|SO/SWINW 
December| 2,54 | 3575 | 89 |—|5[/3;5 a | 26|130| 9 
Januar | 3,55 13955 | 86 | 7 3| 5| 8] 9 15 |42| 16 
Februar 3,38 | 572,5 | 90 7\—| 4|ı2|—| 1[20/40 
März 2,60 | 261,5 | 85 |1o! ı| 4 g| A 21!34 
April 574 164,0 “74 | 3 | 3|11 | 5 Ir 25/16/16 
Mai 8,62 276,0 | 68 | 8 3| 2 4) 18 16 14 28 
Juni 15,18 | 205,0 | 68 | 4| 2] 110 13 8 17135 
Juli 1451 | 2590 | 75 | ı[—| 3125| —| 5[27[33 
August ie je 126 10|28|27 
Septbr. 9,82 | 2505 75 | 2 7| 7\13|46 
October | 7,35 332,5. 79% 175 1) 2 emo 3, 8|22|34 
November! 6,36 | 220,0 | 67 Ri 4|1o = 3|58|15 
Mittlere ahresbenperainen 2 7,87 OR; 

Die höchste war am 24. Juli = 25,0°; 

„niedrigste „ „ 21. Decbr. 1876 = — 12,80 


3711,5 Cubikzoll auf den [_|Fuss. 


Regen: 
1325,5 QCubikzoll. 


601,5 
981,5 


Regenmenge — 
Regenhöhe — 25,07 Zoll. 
Vertheilung auf die Jahreszeiten: 
Wärme: 
Minter 2 316 R. 
Eruühling” 75,650 . 
Sommer — 14,81 „ 
Herbstr 7 7,540 


803,0 


ER] 


Bb 


” 


27 


NacHrraG ZUM VERZEICHNISSE 
der 


bei Hannover und im Umkreise von etwa einer Meile vorkommenden 
Schmetterlinge 
von ©. T. Grlitz. 


Rhopalocera. 
VII. Satyridae. 


21. Coenonympha. Hb. 


64a. (406.) Tiphon Rott. (Davus F.) Ein Exemplar ım Juli 
auf dem Laher Moore gefangen. 


Heterocera. 


B. Bombyees. 


II. Lithosidae. HS. 
42. Nudaria. Stph. 


111a. (676.) Senex Hb. Im Juli mehrere Exemplare auf dem 
Laher Moore gefangen. 


©. Noctuae. 


119. .‚Caradzına. 0. 
345a. (1568.) Taraxaci Hb. (Blanda S. V.) Raupe im Früh- 
jahr an niederen Pflanzen einzeln, den Falter im Juli erzogen. 


28 


144. Plusia. O. 
407a. (1764.) Moneta F. Einige Raupen in Gärten im Juni 
auf Aconıtum gefunden und den Falter im August erzogen. 


163a. Herminıa. Latr. 


440a. (2019.) Cribrumalis Hb. Im Juni 3 Exemplare auf 
einer Wiese hinter Misburg gefangen. 


1664. Tholomiges. Ld. 


445a. (2043.) Turfosalis Wk. Im Juli ein Stück auf dem 
Laher Moore gefangen. 


D. Geometrae. 


185. Eugonia. Hb. 
496a. (2261.) Fuscantaria Hw. Einige Exemplare im August 
aus unbeachteten Spannerraupen erzogen. 


222. Cidarıa. Tr. 
585a. (2603.) Firmata Hb. Einige Exemplare im August in 
der Eilenriede zwischen Nadelholz gefangen. 


224. Eupithecia. 
532a. (2760.) Togata Hb. Vom weiland Lehrer Krösmann 
2 Stück in der Eilenriede im Juli an Tannen gefangen. 


E. Pyralidina. 
I. Pyralididae. 


13. Orobena. Gn. 


36a. (241.) Frumentalis L. Ein Stück im Juli im Misburger 
Wartesaale gefangen. 


F. Tortricina. 


40. "TNeras- 


118a. (674.) Aspersana Hb. Als Raupe häufig im Juli auf 
Tormentilla erecta. Wickler im August auf der breiten 
Wiese vor Misburg. 


29 
53. Kor ep ho lite Tr. 
280a. (1180a.) aberratio Aurantiana Kollar. Im Anfang 
August einige Exemplare auf einer Schlehenhecke in Mis- 
burg gefunden. 


56. Phthoroblastis. Ld. 


286a. (1191.) Costipunetana Hw. Im Mai einige Stück in der 
Eilenriede an Eichenstämmen gefunden. 


(64. Tineina. 


VII. Hyponomentidae. 


86. Anevresthra. ‚Hb. 


419a. (1594.) Glaneinella Z. Im Juli ein Stück an einem 
Erlenstamme in der Eilenriede gefunden. 


XI. Gelechidae. 


1082. Ptocheuusa. Hein. 


534a. (2015.) Osseella Stt. Im August ein Stück in der 
Glocksee an einer Hecke gefangen. 


XIV. Coleophoridae. 


138. Coleophora. 2. 


614a. (2380.) Milvipennis Z. Als Raupe nicht selten im 
Mai und Juni erwachsen an Birken gefunden und den 
Falter im Juli erzogen. 


XIV. Elachistidae. 


157. Elachasta.. Stt. 
718a. (2813.) Argentella Cl. (Cygnipennella Hb.) Im Mai 


einige Stück auf einer Wiese gefangen. 


l. Pterophorina. 


1724. Oedematophorus. Wallgr. 
869a. (3165.) Lithodactylus Fr. Anfang August einige 
Exemplare auf einer Waldwiese bei Misburg an Inula ge- 
fangen. 


ar BR 


Nachtrag zu der vom Verfasser 1875 heraus- 
segebenen Flora von Hannover. 


Eingefügt sind die vom Prof. Dr. Buchenau in der 
Umgebung von Rehburg und die vom Ober - Appellations- 
Rath Nöldeke in unserm Florengebiet gemachten Beobach- 
tungen, die im südwestlichen Theile unseres Gebiets vom 
Öberlehrer Banning in Minden gefundenen Rubus und 
einige durch Herrn Hofrath Grisebach in Göttingen nach- 
träglich mir gegebenen Notizen über Ehrhard’sche Pflanzen- 
standorte. Die neuen Arten, mit Ausnahme der Rubus, sind 
sesperrt gedruckt. 


Batrachium aquatile E. Mey. An der Celler Chaussee, im 
Warmbücher Moore gefüllt. 

B. confusum Godr. Nach Beobachtungen des Herrn Ober- 
Appell.-Raths Nöldeke bei Lehrte. 

Ranunculus polyanthemos L. Sehr niedrige Form auf der 
Hünenburg im Süntel. 

Helleborus viridis L. Viel ın der Gegend von Elze nach 
Ehrhard. 

Aconitum Lycoctonum L. Häufig ım Bokmer Holze. 

Nymphaea alba L. Bannsee bei Schneeren (Buchenau). 

Corydalis solida Smith. Ehrhards. Standort am Hülfersbere. 

Arabis Hallerı L. An der Innerste bei Gr. Förste nach Ehrhard. 

Cardamine impatiens L. Burgberg am Deister (Ehrhard). 

Ö. hirsuta L. Auf dem Cölnischen Felde (Ehrhard). 

Lepidium ruderale L. Am Lindener Bahnhof eingebürgert. 

Hutchinsia petraea R. Br. Am Iberge im Süntel. 

Drosera anglica Huds. Im Mardorfer Moore (Ober-Appell.-Rath 
Nöldeke). 

Elatine Hydropiper L. Bei Engesen (Ehrhard). Am Stein- 
huder Meere. 


al 


E. hexandra D.C. Am Steinhuder Meere. (E. Alsinastrum L, 
ist zu streichen.) 
Malva moschata L. Zwischen Sachsenhagen und Wölpinghausen 
(Buchenan). 
Acer dasycarpum Ehrh. Vielfach angepflanzt. 
Cytisus capitatus Jacq. Zwischen Bad und Stadt Rehburg 
verwildert (Buchenau). 
Spiraea Filipendula L. Ehrh. Standort: der Dänenberg. Wo? 
Rubus-Arten im Süd-Westen des Florengebiets nach dem 
Mindener Programm von 1874, herausgegeben vom Ober- 
lehrer Banning: 
plicatus W. 
sulcatus Vest. 
rhamnifolius W. 
carpinifollus L. W. 
vulgaris « viridis W. 
pubescens W. 
Schleicheri W. 
infestus W. 
vestitus W. 
vulgaris umbrosus W. 
argenteus W. 
pallidus W. 
velutinus W. 
rudis W. 
Bellardi W. 
dumetorum W. 
Rosa pimpinellifolia D. ©. Burgberg bei Lauenstein. 
Cotoneaster vulgaris Lindl. Ith im Amte Lauenstein (Ehrhard). 
Circaea alpina L. Rehburger Berge (Buchenan). 
Ceratophyllum submersum L. Alte Leine dem Georgengarten 
gegenüber. 
Corrigiola litoralis L. Bei der Ziegelei hinter Kleefeld inter- 
mittierend. 
Sedum album L. Am Stadtwall von Hannover (Ehrhard). 
S. boloniense Loisl. Bergkirchen (Buchenau). 
Cicuta virosa L. Bothfelder Moor (Ehrhard.) 


32 

Falcarıa Rivini Host. Bei Himmelsthür (Ehrhard). 

Sambucus Ebulus L. Hotteln bei Algermissen (Ehrhard). 

Symphoricarpus racemosus Michx. An der Fischerstrasse 
und bei der Limmer Kunst verwildert. 

Galium tricorne With. Am Kronsberge beständig. 

Inula salieina L. Bei Misburg (Nöldeke). 

Pulicaria vulgaris Gärtn. Mardorf (Buchenau), Schneeren 
(Nöldeke). 

Chrysanthemum corymbosum L. Osterberg zwischen Hildesheim 
und Nordstemmen (Ehrhard). 

Cirsium palustre X oleraceum Naeg. Zwischen Bischofshol und 
Döhrener Thurm jenseits der Eilenriede reichlich. 

Centaurea Jacea L. b. decipiens Rchb. 1 Exemplar an der 
Hildesheimer Chaussee bei Döhren. 

C. Scabiosa L. Ohne Stralblüthen bei Wülferode. 

Ciehorium Intybus L. Roth im Korn bei Misburg. 

Taraxacum erythropermum Wilms. Hünenburg im Süntel. 

Crepis paludosa Mnck. Bei Rehburg (Buchenau), Bokmer Holz. 

Hieracium praealtum Vill. Var. ce. H.Bauhini. Lüdersser 
Berg. 

H. cymosum L. Münder, Schulenburger Holz (Ehrhard). 

H. laevigatum Willd. b. tridentatum Fr. Rehburger Berge 
(Buchenau). 

Campanula latifolia L. Nach Ehrh. bei Hotterten ? 

C. persicifolia L. Bokmer Holz. 

C. cervicaria L. Schulenburger Holz (Ehrhard). 

Vaceinium uliginosum L. Sehr spärlich und klein im Fuhren- 
kamp hinter Hamholz. 

Pirola chlorantha Sw. Rehburger Berge (Buchenau). 

Solanum nigrum L. Mit fast weissfilzigen Stengeln und Blättern, 
aber schwarzen Beeren, niedrige Pflanzen. Auf feuchtem 
Lehmboden jenseits der Döhrener Brücke. 

Verbascum phlomoides L. An der Garkenburg. 

V. Blattaria L. Bei Ronneberg hospitierend (Apoth. Brandes). 

Digitalis purpurea L. Rehburger Berge (Buchenanu). 

Linaria Elatine Mill. Rehburger Berge (Buchenau), beim Thier- 


garten. 


33 


L. arvensis Desf. Bei Selze. 

Melampyrum cristatum L. Rehburger Berge, Mönchehagen 
(Buchenau). 

Lathraea Squamaria L. Misburg, Ahltener Holz (Nöldeke). 

Mentha austriaca Jacq. Nach Ehrhard in Lemmie. 

Salvia pratensis L. Heuersen (sic!) bei Nordstemmen (Ehrhard). 

Calamintha Acinos Clairv. Bei Selze. 

Nepeta Cataria L. Am Weissenstein bei Wülfinghausen. 

Stachys alpma L. In einer Hecke dicht beim Bahndamm in 
Herrenhausen. 

Leonufus Cardiaca L. Davenstedt, Havelse, Selze. 

Seutellaria minor L. Mastbruch, südöstlich von Rehburg 
(Buchenan). 

Teucrium Scordium L. Seckbruch bei Misburg. 

Littorella lacustris L. Im N. und NO. des Steinhuder Meeres 
(Buchenau). 

Parietaria officinalis L. An der Haarstrasse +. An der Pfahl- 
strasse. 

Castanea vesca Gärtn. Am Saupark angepflanzt. 

Elodea canadensis Rich. Im Georgengarten ausgepflanzt. 

Scheuchzeria palustris L. Ohlhagener Moor bei Mardorf 
(Nöldeke). 

Potamogeton rufescens Schrad. Loccum (Buchenau), Seckbruch. 

P. pusillus L. Loccum (Buchenau). 

P. pectinatus L. Im Steinhuder Meere, steril (Buchenau). 

Sparganium minimum Fr. Bei Winzlar (Buchenau). 

Calla palustris L. Mardorf (Nöldeke). 

Acorus Calamus L. Steinhuder Meer (Buchenau). 

Örchis maculata L. var. comosa (nicht maseula) Münder. 

Epipactis palustris Crntz, Bei Rehburg (Buchenau). 

Neottia Nidus avis Rich. Bei Misburg. 

Anthericum ramosum L. Vom Lehrer Dieckhoff an der 
bezeichneten Stelle — am Wege vom Warmbücher Moor 
nach dem Steuerndieb —- wieder aufgefunden. 

Gagea spathavea Schult. Rehburg (Buchenau). 

Allıum carinatum L. Steinberg bei Hildesheim, Neustädter Aue 
(nach Ehrhard). 


34 


Colchiecum auctumnale L. Ist 1877 u. 78 wieder an der alten 
Leine hinter dem Georgengarten erschienen und ist auch 
auf den Wiesen zwischen Kirchröder Thurm und Kirchrode 
gefunden. Höchst auffällig ist, dass in wenigen Exemplaren 
die Pflanze auch auf den Wiesen rechts von der Üeller 
Chaussee, ja nach dem Bericht des Herrn Lehrer Jünger 
sogar auf einem Moore hinter Vahrenwald aufgenommen 
ist. Uebrigens ist auch in der Umgebung von Eldagsen 
dies Jahr auf einer Wiese, die nie vorher diese Giftpflanze 
getragen hat, so lange die Menschen sich erinnern, Colchi- 
cum erschienen. Die Constatierung dieses Vorkommens ist 
deshalb von so grossem Interesse, weil Colchicum nebst 
Viscum auf das auffälligste ihre Nordgrenze bei Hannover 
erreichen. 

Junceus ranarıus Perr. u. Long. Nicht häufig bei den 
Salınen. 

Carex pulicaris L. Bei Rehburg und Winzlar (Buchenan). 

C. caespitosa L. Am Rande des Warmbücher Moores nach dem 
Ahltener Holze zu. 

C. flava L. Bei Rehburg (Buchenau). 

Aira caespitosa var. pallida Koch. Mardorf, Hagenburg (Buchenan). 

Avena hybrida Peterm. Hinter dem Lindener Berge, auf dem 
Kronsberge nicht selten. 

Festuca myurus Ehrh. Bei Bückeburg (Buchenau). 

Festuca sciuroides Rth. Bei List und Benthe nach Ehrhard. 
Bei Rehburg und Bergkirchen (Buchenan). 

Festuca elatior X Lolium italieum. Diesen interessanten 
Bastard, der, soviel ich weiss, noch nicht beschrieben ist, 
fand ich auf einem Rain vor einer Hecke zwischen Havelse 
und Marienwerder im Juli 1877 an einer Stelle, von der 
offenbar kurz zuvor eine Parthie Gras abgeschnitten war, 
leider nur in einem Halme. Das elegantere Aussehen 
und die lang begrannten Spelzen stellen die Pflanze ebenso 
gegen Festuca loliacea, wie sich Lolium italicum zu L. perenne 
verhält. 

Bromus arvensis L. Erwuchs auf der vom Lindener Berge zur 
Ausfüllung des Stadtgrabenrestes der Contre-Escarpe gegen- 


35 


über herabgebrachten Erde ın grosser Menge. Es ist dies 
um so interessanter, als auf dem Lindener Berge die Pflanze 
schon seit langer Zeit nicht mehr vorkommt. 

Lolium perenne X italicum. Verbreitet sich immer mehr, 
und ist überall mit Sicherheit da zu erwarten, wo beide 
Stammpflanzen nebeneinander vorkommen. 

Taxus baccata L. An der Paschenburg 2 alte grosse Bäume. 

Abies alba Mill. Marienwerder, Deister. 

Equisetum silvaticum L. Hinter Bischofshol. 

Lycopodium Selago L. Zwischen Berghohl und Wölpinghausen 

* (Buchenan). 

L. annotinum L. Zwischen dem Cöllnischen Felde und Wen- 
nigsen (Ehrhard). 

Ophioglossum vulgatum L. Auf dem Kohlenberg bei Lauenstein. 

Polypodium cristatum Rth. Am Nordrand des Ahltener Waldes, 
bei Lahe. 


L. Mejer. 


3* 


36 


Ueber den Einfluss der geognostischen For- 
mation auf den landschaftlichen Charakter 
der Gegend. 


Ein Vortrag vom Amtsrath (6, Struckmann zu Hannover. 


Selbst oberflächlichen Beobachtern wird bereits gelegent- 
lich die Verschiedenheit der Landschaft im Norden und im 
Süden unserer Stadt Hannover aufgefallen sein. Im Norden 
sehen wir eine weite sandige Ebene vor uns, von mageren 
(Getreidefeldern, öden Haiden und düsteren Kieferwaldungen 
bedeckt, vielfach unterbrochen von Sümpfen und Torfmooren ; 
im Süden dagegen erfreut sich unser Auge an lachenden 
Fluren, einer freundlichen und fruchtbaren Hügellandschaft 
und an schön bewaldeten Bergen. 

Der Unterschied im Charakter der Landschaft wird 
kaum Jemandem entgangen sein; und dennoch werden viel- 
leicht viele sich über die eigentliche wissenschaftliche Ur- 
sache dieser Verschiedenheit im Charakter der Gegend keine 
völlige Rechenschaft zu geben vermögen. Möge es mir daher 
gestattet sein, auf diesen Gegenstand die Aufmerksamkeit 
zu lenken. 

Der landschaftliche Charakter der Gegend wird vor- 
zugsweise beeinflusst einmal durch die Beschaffenheit und 
Zusammensetzung des Bodens und sodann durch die Bildung 
und Gestaltung der Erdoberfläche. 

Denn von der Beschaffenheit des Bodens, d.h. ein- 
mal seiner chemischen Zusammensetzung und sodann seinen 
mechanischen Gemengtheilen, hängt wesentlich das Gedeihen 
der verschiedenen Pflanzen ab; welcher Einfluss aber die 
Pflanzendecke auf die äussere Erscheinung des Landes, der 
Gegend, ausübt, ist wohl allen hinreichend aus der Erfah- 
rung bekannt. 


37 

Die Pflanzen bedürfen des Bodens einmal zu ihrer Er- 
nährung, indem derselbe die ihnen unentbehrliche mine- 
ralische Nahrung an Kalk, Alkalien, Phosphorsäure etc. 
liefert. Einzelne Gewächse sind in dieser Beziehung sehr 
genügsam und begnügen sich mit dem dürftigsten Sandboden ; 
andere aber gedeihen nur, wenn ihnen gewisse mineralische 
Bestandtheile in genügender Menge zu Gebote stehen; z. B. 
hat die Buche nur da fröhliches Gedeihen, wo der Boden 
senügende Mengen von Kalk enhält. 

Abgesehen von dem Gehalte an den erforderlichen mine- 
ralischen Nahrungsmitteln, muss der Boden jedoch auch 
eine derartige mechanische Beschaffenheit besitzen, dass der- 
selbe den Ansprüchen der verschiedenen Pflanzen genügt; 
in der That aber sind die Ansprüche in dieser Art sehr 
verschiedene. Auf dem Hochmoore gedeihen verhältniss- 
mässig nur wenige Pflanzen, namentlich aber nicht die 
baumartigen Gewächse, weil in der losen schwammigen Masse 
die Wurzeln keinen genügenden Halt finden; auch den losen 
Sand der Dünen müssen die meisten Pflanzen meiden, weil 
nur wenige befähigt sind, dort festen Fuss zu fassen. Die 
Kiefer erreicht nur dort einen stattlichen Wuchs, wo ihre 
Pfahlwurzeln tief in den Boden, in den Untergrund ein- 
dringen können, auf Felsboden verkümmert dieselbe; die 
Fichte und die Edeltanne dagegen lieben den Gebirgsboden. 
Der Roggen liefert selbst auf leichtem Sandboden noch er- 
trägliche Ernten, während der Weizen durchaus lehmige 
Gemengtheile und einen festeren Boden bedarf. 

Der Charakter der Landschaft wird aber nicht allein 
durch den Charakter der Vegetation, also indirect durch die 
Zusammensetzung und Beschaffenheit des Bodens bedingt, 
sondern in gleichem Maasse auch durch die Form, durch 
die Bildung der Erd-Oberfläche. Eine vollständig ebene 
Gegend, so fruchtbar dieselbe auch sein mag, behält immer 
eine gewisse Eintönigkeit; wir freuen uns zwar über die 
üppigen Gefilde; jedoch fehlt die eigenthümlich freudige 
Anregung, die eine liebliche Hügellandschaft, ein wildes 
Waldgebirge oder das schneebedeckte Hochgebirge in ver- 


38 


schiedener Art auf unser für äussere Eindrücke empfindliches 
Gemüth ausübt. Wie anders wirkt der Anblick einer lang- 
gestreckten einförmigen Bergkette mit sanft gerundeten 
Gipfeln auf uns, als ein zerrissenes Gebirge mit kühn gen 
Himmel ragenden Felsspitzen und tiefen Schluchten und 
Abgründen; wie malerisch ist der Effect einzelner aus der 
Ebene emporsteigender isolirter Basaltkegel; wie leicht er- 
müdet das Auge dagegen, wenn es über eine einförmige 
Hochebene, auf welcher hervorragende Punkte keinen Ruhe- 
punkt gewähren, hinwegschweift. Wie verschieden ist der 
Eindruck unserer grossen Deutschen Ströme, wenn wir sie 
in ihrem Unterlaufe im weitem Thale langsam dahin strömen 
sehen, oder wenn wir sie in ihrer Wiege als schäumende 
Gebirgsgewässer in tief eingeschnittenen Felsthälern wahr- 
nehmen! Die geologische Beschaffenheit der Erdoberfläche 
übt also einen ganz hervorragenden Einfluss auf den land- 
schaftlichen Charakter der Gegend aus. Fast jede einzelne 
geognostische Formation besitzt in dieser Beziehung“ ihre 
Eigenthümlichkeit. 

Jedoch ist es nicht allein das Alter und die Zusammen- 
setzung der Gesteins-Schichten, durch welche die Bildung 
der Erdoberfläche bedingt ist, sondern eine wesentliche Rolle 
ist auch dem Aufbau, der architektonischen Anord- 
nung der Schichten beizumessen. 

Die normale Lage aller auf dem Grunde des Ur-Meeres 
abgesetzten Niederschläge und der daraus hervorgegangenen 
Gebirgsschichten ist ursprünglich die horizontale oder 
schwach geneigte; würde dieser ursprüngliche Zustand be- 
wahrt sein, so würde eine derartiges Schichtensystem am 
besten mit den Blättern eines Buches zu vergleichen sein. 
In den seltensten Fällen aber ist dieser ursprüngliche Zu- 
stand bestehen geblieben; vielmehr haben während des un- 
endlich langen Zeitraums, welcher seit der Bildung der 
verschiedenen Formationen verflossen ist, in Folge der Re- 
action des Erdinnern auf die Oberfläche, in Folge des Durch- 
bruchs der feuer-flüssigen Massen durch die erstarrte Erd- 
kruste und die darauf abgelagerten Sedimente, oder auch 


39 


in Folge der Abkühlung und der daraus hervorgegangenen 
Zusammenziehung der Erdkruste allein, zahlreiche Schich- 
tenstörungen Statt gefunden. Theilweise ist durch seit- 
liche Pressung nur eine einfache Aufrichtung der Schichten 
erfolgt; in anderen Fällen hat durch die gewaltigen Kräfte 
des Innern eine förmliche Biegung und Faltung der Schichten 
Statt gefunden, gleich wenn man einen Bogen Papier zer- 
knittert, oder es ist selbst durch heftige vulkanische Thätig- 
keiten eine förmliche Zerspaltung und Zertrümmerung des 
Schichtenbau’s bewirkt worden. 

‚Diese gewaltsamen Einwirkungen des Erdinnern auf die 
Obertläche unseres Planeten spiegeln sich in dem jetzigen 
unebenen Zustande wieder; die Hügel, Bergketten und Ge- 
birgsstöcke, die Schluchten und Thäler, die Vertheilung der 
Continente und die tiefen Depressionen, in welchen sich das 
Meereswasser angesammelt hat, sind als die Folgen dieser 
Schichtenstörungen anzusehen. 

Im Einzelnen sind die Wirkungen dieser von Innen 
treibenden Kräfte natürlich ausserordentlich verschieden ge- 
wesen, je nach dem Widerstande, den die einzelnen Gebirgs- 
schichten zu leisten vermochten; ein seitlicher Druck äussert 
sich auf losen Sand in anderer Weise, als auf sandige 
Schichten, welche durch thonige oder kalkige Bindemittel 
fest verkittet sind; thonige Schichten besitzen eine gewisse 
Biegsamkeit und Elastieität und weichen dem Druck in 
anderer Art aus, als spröde Kalksteine; erstere werden viel- 
leicht gefaltet und zur Seite gebogen, letztere zerspalten und 
zertrümmert. Die wildesten und zerrissensten Felsparthien 
finden wir daher in den Kalkgebirgen. 

Es sind also sehr mannigfaltige Ursachen, welche auf 
die Zusammensetzung, Bildung und Gestaltung unserer Erd- 
oberfläche eingewirkt haben und dadurch den Charakter der 
Landschaft bedingen. Ich werde im Folgenden versuchen, 
dieses an einigen Beispielen eingehender zu schildern. 

l. Das Hochmoor. 

Der Boden des Hochmoors besteht aus Torf, einer 

geologischen Bildung der jüngsten Zeit, die unter günstigen 


40 


Verhältnissen noch jetzt fortschreitet. Torf bildet sich auch 
heut zu Tage aus unvollkommen verwesten Pflanzen; er ist 
das Product eines unvollständigen Verbrennungs - Processes, 
einer sogenannten Verkohlung der Pflanzen. Es hat diese 
Bildung für die Geologie dadurch eine hohe Bedeutung, weil 
die Steinkohlen- und Braunkohlen-Lager einer älteren Periode 
unter ähnlichen Verhältnissen entstanden sein müssen. Torf 
entsteht aus verschiedenen Pflanzen, namentlich den s. g. 
Torfmoosen, Haidekräutern, Cyperaceen ete., da wo undurch- 
lassender Untergrund und stagnirende Nässe vorhanden sind, 
namentlich in muldenförmigen Vertiefungen des Bodens. 
Unter solchen Verhältnissen bildet sich eine Vegetation von 
Moosen und sauren Gräsern, deren unvollständig verfaulte 
Reste sich allmälig auf dem Grunde des Sumpfes anhäufen 
und den Boden desselben erhöhen; in dieser Weise wird die 
Mulde allmälig ausgefüllt und der blanke Wasserspiegel 
verdrängt; auf der schwammigen Masse bildet sich eine 
neue Vegetation; namentlich erscheinen die Haidekräuter 
und vermehren die Menge des Torfs durch ihre absterbenden 
holzigen Massen. 

Der wesentlichste Charakter des Hochmoors besteht 
darin, dass dasselbe vorzugsweise aus organischen Stoffen 
aufgebaut ist; während die mineralischen Bestandtheile nur 
in unbedeutenden Mengen vorhanden sind. Dadurch bildet 
das Moor, der Torfboden einen geeigneten Standort nur für 
wenige Pflanzen, selbst wenn der Boden oben scheinbar 
trocken geworden ist; denn unterhalb der trocknen Decke 
besteht das Torfmoor meist aus einer feuchten schwammigen 
Masse, in welcher die Pflanzenwurzeln keinen festen Stand 
haben. Auf den eigentlichen Hochmooren fehlt daher der 
Baumwuchs vollständig; das Auge erblickt Nichts als weite 
öde Haideflächen, zwischen denen der kahle schwarze Torf- 
boden an vielen Stellen hindurch blickt. Die weiten Hoch- 
moore, welche sich an der Grenze von Holland und der 
Provinz Hannover hinziehen, gewähren einen wahrhaft trost- 
losen Anblick und das Bild einer vollständigen Einöde. 
Kein Pfad, kein gebahnter Weg führt hindurch; es giebt 


41 


Punkte in diesen Hochmooren, auf denen der einsame 
Wanderer, soweit der Horizont reicht, Nichts als Haide und 
Torfboden um sich erblickt, ähnlich wie der Schiffer auf 
hohem Meere nur Wasser und Himmel um sich sieht. Auf 
stundenweiten Entfernungen steht kein Baum, kein Strauch, 
keine Hütte; der Mensch steht ganz verlassen in diesen 
Einöden. 

So habe ich diese Landesstriche noch vor einer Reihe 
von ‚Jahren kennen gelernt; und trotzdem bergen dieselben 
grosse noch ungehobene Schätze in ihren unerschöpflichen 
Vorräthen an Brennmaterial.e. In neuerer Zeit hat unsere 
Regierung diesen fast menschenleeren Gebieten und den 
einzelnen in ihnen belegenen unendlich armseligen Moor- 
colonien ihre besondere Aufmerksamkeit zugewandt; es wird 
eifrig an einem Netze schiffbarer Canäle gearbeitet, durch 
welche der Boden trocken gelegt und der unendliche Reich- 
thum an Torf allmälig nutzbar gemacht werden wird. 

Unseren späteren Nachkommen wird es nicht mehr ver- 
gönnt sein, in unserer Provinz ein Gebiet so vollständiger 
Oede aufzusuchen, wie uns dasselbe noch jetzt das Innere 
des Bourtanger Moores zu bieten vermag. 

2. Die Marschlandschaft. 

Wie unendlich verschieden ist dagegen das Bild einer 
Marschlandschaft. Auch der Boden der Marsch gehört 
den jüngsten geologischen Bildungen, dem Alluvium an; 
derselbe besteht aber nicht aus den schwammigen torfigen 
Gebilden, sondern aus einem reichen Lehm- und Thonboden, 
welcher die zur Ernäherung der Pflanzen erforderlichen 
Nahrungsbestandtheile in einem glücklichen Gemenge mine- 
ralischer und organischer Stoffe besitzt. Die Marschen sind 
das Product unserer grossen Ströme; seit Jahrhunderten 
führen diese aus den Gebirgen und aus den Hügelland- 
schaften des Innern den durch den Finfluss von Frost, 
Schnee und Regengüssen und durch die Verwitterung ge- 
lockerten Boden in zahlreichen Wasseradern dem Meere zu; 
die schweren Bestandtheile, Kies und Gerölle, werden in dem 
oberen Laufe der Flüsse abgelagert; die feineren Bestand- 


42 


theile der Humusdecke werden durch die Fluthen dem Tief- 
lande zugeführt und hier, wo das Gefälle der Ströme und 
Flüsse bereits minder bedeutend ist, in den Thälern, nament- 
lich bei Gelegenheit der grossen Winter- und Frühjahrs- 
fluthen, abgelagert; sie bilden die Grundlage eines ausser- 
ordentlich fruchtbaren Acker- und Wiesenbodens. Auch die 
Marsch bietet meist ebene baumlose Flächen, jedoch bei 
Weitem nicht in der Ausdehnung als die Hochmoore; vielmehr 
sind in der Regel nur die Ränder der grösseren Flüsse und 
Ströme, oft nicht einmal in der ganzen Ausdehnung des 
Thals, damit umsäumt. Auch erblicken wir keine öde 
Haidetlächen, sondern wallende Getreidefelder und üppig 
grünende Wiesen und Weiden, auf denen zahlreiche Vieh- 
heerden reichliche Nahrung finden. 

Der Anblick des Stromes wird uns häufig durch weit 
ausgedehnte Deiche entzogen, welche bestimmt sind, die 
Ackerländereien vor unzeitigen Fluthen zu schützen. Reiche 
Dörfer und einzelne Höfe sind im ganzen Umkreise um 
so mehr sichtbar, da dieselben meist, um Schutz vor den 
grossen Winterfluthen zu finden, auf erhöhten Punkten er- 
richtet sind. 

3. Die Diluvial-Landschaft. 

Weder ein Bild der unendlichen traurigen Oede wie 
das Hochmoor, noch das Bild des Reichthums wie die Marsch, 
bieten die weiten sandigen Steppen, welche den grössten 
Raum unserer norddeutschen Tiefebene und in unserer Pro- 
vinz Hannover namentlich die nördlichen Theile der Land- 
drostei Hannover und die Landdrostei Lüneburg bedecken. 
Die Grundlage dieser grossen Gebiete besteht meistens aus 
dem diluvialen Sande in mehr oder weniger günstiger 
Mischung mit lehmigen Bestandtheilen. Die weit ausge- 
dehnte norddeutsche Tiefebene bildete einst den Boden des 
Diluvialmeeres, welches die damaligen Küsten Europas um- 
spülte und welches allmälig in Folge Hebung der Conti- 
nente zurückgetreten ist. Es sind grösstentheils lose sandige 
Massen, welche in Folge Zerstörung älterer Formationen auf 
dem Grunde dieses Meeres abgelagert wurden; aus ihrer 


43 

Zusammensetzung, namentlich aus den beigemengten gröberen 
Bestandtheilen, den Geschieben und aus den s. g. erratischen 
Blöcken, lässt sich ihr Ursprung mit grosser Sicherheit aus 
östlichen und nördlichen Gegenden ableiten. In gewissen 
Schichten des Diluviums finden sich zahlreiche abgerundete 
Geschiebe plutonischer Gebirgsarten, welche noch jetzt im 
südlichen Schweden anstehend gefunden werden; seltener 
finden sich Kalksteine mit silurischen Versteinerungen, die 
ihr ursprüngliches Lager in den russischen Ostsee-Provinzen 
vermuthen lassen. Ausserordentlich häufig in dem Diluvial- 
sande “unserer Gegenden sind lose Feuersteine derselben 
Beschaffenheit und mit denselben Versteinerungen, wie wir 
dieselben noch jetzt in der weissen Kreide von Rügen und 
einiger dänischer Inseln finden. Wahrscheinlich war ein 
grosser Theil der Oberfläche des jetzigen nördlichen Deutsch- 
lands, bevor es zur Diluvialzeit wieder vom Meere bedeckt 
wurde, aus Kreideschichten gebildet, welche durch die Dilu- 
vialfluthen zerstört wurden. 

Der grösste Theil unseres norddeutschen Tieflandes ist 
jetzt von sandigen Schichten bedeckt, welche nur eine dürf- 
tige Vegetation tragen; weite Flächen namentlich im Lüne- 
burgschen sind ausschliesslich mit dem gewöhnlichen Haide- 
kraute bekleidet, welche den genügsamen Haidschnucken, 
Schafen und zahlreichen Bienenschwärmen geeignete Nahrung 
bieten. Grosse Einsamkeit herrscht auch auf diesen im 
Innern des Lüneburgschen nicht seltenen ausgedehnten 
Haiden; auf stundenweiten Entfernungen findet sich oft 
weder Baum noch Strauch, noch eine menschliche Wohnung. 
Indessen sind auch diese grossen Haidflächen nicht ohne 
landschaftlichen Reiz, wenn im Monate August die Haide 
mit vielen Millionen von rothen Blüthen bedeckt ist. 

Unter den Bäumen ist die Kiefer charakteristisch für 
die sandigen Theile unserer diluvialen Ebene; weite Flächen 
sind von ihr eingenommen und jährlich werden neue, bisher 
nur mit Haidekraut bestandene Gebiete in Folge der eifrigen 
Bemühungen unserer Forstleute von ihr erobert. 

Da wo die landwirthschaftliche Cultur sich des mageren 


BR 


Bodens unserer norddeutschen Ebene bemächtigt hat, finden 
wir hauptsächlich Roggen, Kartoffeln und die Lupine auf 
den sandigen Feldern. 

Aber nicht überall sind aus dem Diluvialmeere nur san- 
dige Schichten abgesetzt; auch fruchtbare Bodenmischungen 
finden sich in der norddeutschen Ebene. Da wo der Sand 
mit Lehm und kalkigen Bestandtheilen gemengt ist, wird 
die melancholische Kiefer durch die frisch grünende Buche 
ersetzt; auch wächst die Eiche nirgends schöner als auf 
diesem durchlassenden gemischten Diluvialboden. 

Der Boden der norddeutschen Tiefebene ist keineswegs 
überall flach und eben, wie aus dem Namen gefolgert wer- 
den könnte. Im Gegentheil ist ein hügeliger, wellenförmiger 
Charakter der Landschaft vorherrschend, und durch die 
ganze Ebene zieht sich ein breiter, erhöhter Sandrücken 
etwa in der Mitte hindurch. Im Lüneburgschen bildet der 
Sand in der Gegend von Unterlues und am s. g. Breitenhees 
sogar förmliche kleine Gebirge. Im Kreise Karthaus in 
Westpreussen erreichen die Sand- und Lehmberge eine Höhe 
von 1000 Fuss. Diese wellenförmigen Haidelandschaften 
bieten oft sogar einen hohen Reiz in Folge der grossen 
Lieblichkeit der Gegend, namentlich in den Haidethälern, 
wo an den Ufern der kleinen Bäche sich üppig grünende 
Wiesen hinziehen, während die Ränder von sorgsam bear- 
beiteten Feldern oder von gemischtem Laubwalde begrenzt 
werden. 

In den östlichen Gegenden unseres Vaterlandes, nament- 
lich in Pommern, Mecklenburg und Westpreusen wird der 
Reiz der Landschaft durch zahlreiche Landseen sehr ge- 
hoben; bei der wellenförmigen Bildung der Oberfläche sind 
die zahlreichen muldenförmigen Vertiefungen des Bodens, 
denen ein beständiger Abfluss fehlt, vielfach von kleineren 
und grösseren Wasserflächen, Landseen, bedeckt, die der 
Landschaft häufig eine grosse Lieblichkeit, ja malerischen 
Reiz verleihen. Ausserdem aber ist in diesen östlichen 
Provinzen der reine Sand im Diluvialboden nicht so vor- 
herrschend, als bei uns; vielmehr werden grosse Strecken 


45 

Landes von einem kalkreichen Lehmmergel bedeckt, der 
sich durch eine erhebliche Fruchtbarkeit auszeichnet. In der 
hügeligen Umgegend von Danzig gedeihen auf demselben 
die prachtvollsten Buchenwaldungen, denen das bekannte 
Kloster Oliva nicht zum geringsten Theile seine Berühmtheit 
verdankt; die Küsten der Ostsee fallen vielfach in schroffen 
Lehmwänden zur See ab. 

Endlich muss ich noch auf eine Eigenthümlichkeit der 
Diluviallandschaft aufmerksam machen, die freilich in Folge 
der fortschreitenden Cultur immermehr verschwindet. Es 
sind die grossen erratischen Blöcke oder die s. g. nordischen 
Findlinge, welche auf unserer norddeutschen Ebene zerstreut 
liegen, und sich an einzelnen Stellen sogar in grosser Anzahl 
angehäuft haben. In den letzten 30 Jahren sind dieselben 
allerdings an den meisten Orten verschwunden, weil ihnen 
zu baulichen Zwecken oder zu Herstellungen von Pflaster- 
steinen stark nachgestellt ist. Unseren Vorfahren dienten 
diese erratischen Blöcke vielfach zu ihrem heidnischen Reli- 
sionscultus; sie häuften dieselben auf den Gräbern ihrer 
Todten zu hohen Steinhügeln an oder bildeten aus denselben 
die Steinkisten, in denen die Leichen, sei es im verbrannten 
oder unverbrannten Zustande, beigesetzt wurden; andere 
Steine wiederum dienten ihnen bei ihren Thier- und Men- 
schenopfern, und noch jetzt sind auf einzelnen wohl erhal- 
tenen derartigen Opfersteinen die flachen Vertiefungen zu 
erblicken, in welche das Opfer beim Abschlachten gelegt 
wurde, sowie die in den Stein eingemeisselten Rinnen, 
durch welche das Blut abfloss. Auch diese Denkmäler der 
heidnischen Vorzeit sind leider in der ersten Hälfte dieses 
Jahrhunderts vielfach der fortschreitenden landwirthschaft- 
lichen Cultur oder der Habsucht zum Opfer gefallen und 
zerstört worden; erst in neuerer Zeit hat sich ihnen ein 
sehr lebhaftes wissenschaftliches Interesse zugewandt, und 
sowohl Regierung als Vereine bestreben sich, die wenigen 
noch vorhandenen Denkmäler sorgsam zu conserviren. — 

Die Tertiärformation ist in unseren Gegenden wenig 


46 


verbreitet und ist ihr Einfluss auf den Charakter der Land- 
schaft daher von keiner Erheblichkeit. 

Die Kreideformation bedeckt im nördlichen Deutsch- 
land dagegen einen grossen Raum, und zwar sind es bald 
kalkige, bald sandige, bald thonige Schichten, aus denen 
dieselbe zusammengesetzt wird. In den nördlichen Theilen 
unserer Provinz ist die Kreide grösstentheils von einer mehr 
oder minder starken Diluvialdecke bedeckt; nur an einzelnen 
Stellen tritt dieselbe unmittelbar an die Oberfläche; wie 
z. B. bei Lüneburg, wo die obere Kreide zur Fabrikation 
von Mörtel und Cement in erheblichen Mengen ausgebeutet 
wird. 

Nördlich unserer Stadt sind die unteren thonigen 
Schichten der Kreide, meistens von einer dünnen diluvialen 
Sandschicht bedeckt, auf dem ganzen Kaume zwischen Engel- 
bostel und Mellendorf weit verbreitet; sie bilden dort die 
Unterlage eines schönen Ackerbodens und liefern ausserdem 
zahlreichen Ziegeleien das Material. Südlich der Stadt ge- 
hört der Gehrdener Berg, östlich davon der Kronsberg der 
oberen Kreide an; ausserdem ist die ganze Thalmulde zwi- 
schen dem nördlichen Fusse des Deisters und dem Stemmer- 
berge von unteren Kreideschichten bedeckt. — Der Hauptzug 
des Teutoburger Waldes wird wesentlich aus den sandigen 
Schichten der unteren Kreide, dem s. g. Hilssandsteine zu- 
sammengesetzt; ihm gehören auch die malerischen Exter- 
steine bei Horn an. 

Ferner ist ein grosser Theil der nördlichen Vorgebirge 
des Harzgebirges aus den Schichten der Kreideformation 
zusammengesetzt; die ganze Hügelgegend zwischen Lieben- 
burg und Vienenburg gehört derselben vorzugsweise an; der 
eigenthümlich geformte und in schroffen Wänden aufsteigende 
Sudmerberg bei Goslar mit dem malerischen Wartthurm 
auf der höchsten Spitze besteht aus kalkigen und mergeligen 
Gesteinen der jüngeren Kreide. 

Der Regenstein bei Blankenburg, die zerrissenen Fels- 
wände”der s. g. Teufelsmauer zwischen Blankenburg und 


47 
Timmenrode sind aus einem Sandsteine der oberen Kreide- 
formation zusammengesetzt. 

Ebenso gehören die berühmten Felsparthien der säch- 
sischen Schweiz dem s. g. Quadersandsteine der Kreidefor- 
mation an. 

Wir ersehen daraus, dass diese geognostische Formation 
aus so vielen verschiedenen Gesteinsarten zusammengesetzt 
ist, dass es allerdings schwer fallen dürfte, daraus einen 
gemeinschaftlichen Charakter abzuleiten. Und doch dürfte 
sich der Ausdruck 

r 4. „Kreidelandschaft“ 
rechtfertigen, wenn wir denselben auf ein einzelnes Glied 
der oberen Kreideformation, auf die eigentliche Weisse 
Kreide beschränken. Denn in der That die weissen Kreide- 
felsen der südlichen Küste von England, die herrlichen 
Kreideufer der Insel Rügen, die ich beide Gelegenheit hatte, 
zu besuchen, gewähren ein so charakteristisches, zugleich 
grossartiges und liebliches Bild, dass es mir vergönnt sein 
möge, einige Augenblicke dabei zu verweilen und zwar 
speciell bei der Insel Rügen, die unser Interesse am meisten 
verdient. An jener Nordmarke Deutschlands erhebt sich 
nochmals die Kreideformation aus dem Diluvium zu der 
ansehnlichen Höhe von 400 bis 500 Fuss. Die Hauptinsel 
Rügen, die sich in dem Rugard bei Bergen, auf dem das 
Denkmal für Moritz Arndt errichtet ist, bis zur Höhe von 
340 Fuss erhebt, ist wesentlich nur aus lehmigen und san- 
digen Schichten des Diluviums zusammengesetzt und bietet 
abgesehen von den herrlichen Blicken über die Ostsee, die 
man von allen höheren Punkten geniesst, und abgesehen von 
dem schönen Parke bei Putbus und den malerischen Wald- 
parthien beim Jagdschlosse in der Granitz, nur wenige 
sehenswerthe Landschaften; vielmehr ist das Innere der 
Insel ziemlich eben und von ausgedehnten Getreidefeldern 
in ermüdender Einförmigkeit bedeckt. Anders ist es dagegen 
mit der nordöstlich belegenen und mit der Hauptinsel nur 
durch die schmale sandige Landzunge der „schmalen Haide“ 
verbundenen Halbinsel Jasmund, die einen Besuch des Natur- 


48 
freundes vor Allem verdient. Fast der ganze Boden dieser 
Halbinsel besteht aus der eigentlichen lockeren, leicht 
abfärbenden, daher zum Schreiben besonders geeigneten 
Weissen Kreide, die als charakteristischen Bestandtheil 
zahlreiche Knollen eines dunkel gefärbten Feuersteins ent- 
hält. Auch im Inneren der Halbinsel ist die Kreide durch 
zahlreiche in Folge ihrer blendend weissen Farbe weithin 
sichtbare Steinbrüche erschlossen, in welchen das Material 
für die vielen Kreideschlemmereien gewonnen wird; sowohl 
die rohe, als die geschlemmte Kreide findet vielfache An- 
wendung in der Industrie und bildet einen bedeutenden 
Handelsartikel Jasmunds. 

Auf diesem Kreideboden gedeiht die Buche in besonderer 
Ueppiskeit; der ganze Östliche und nordöstliche Theil der 
Halbinsel zwischen den Seebadeorten Sassnitz und Lohme ist 
von dem herrlichsten Buchenwalde, der Stubbenitz, in meilen- 
weiter Ausdehnung bedeckt. Derselbe erstreckt sich bis 
unmittelbar an die Küste, an der die meisten Kreideufer in 
senkrechten Wänden zur See abstürzen. Die Kreidefelsen 
sind vielfach zerklüftet und steigen bald als derbe Fels- 
massen, bald als spitze Nadeln, bald wie Orgelpfeifen un- 
mittelbar aus dem Meere empor; zwischen ihrem Fusse und 
dem wogenden Meere bleibt oft kaum ein schmaler Raum 
für den Wanderer. Die ansehnlichste Höhe erreichen diese 
blendend weissen Felsmassen an der Stubbenkammer, wo 
der massige Königstuhl sich in schroffen Wänden 409 Fuss 
aus dem Meere erhebt. Im Sommer bei Sonnenschein hat 
die Ostsee meist eine schöne blaue Farbe; die Felsen selbst 
strahlen im blendendsten Weiss, und auf ihnen erhebt sich 
der Buchenwald im saftigsten Grün. Es geniesst der Be- 
sucher hier cin so eigenthümliches und liebliches Landschafts- 
bild, wie es sonst an keiner Stelle in Deutschland gefunden 
wird. Es lohnt in der That die weite Reise durch die san- 
digen Ebenen der Mark und Pommerns, um diese Kreide- 
landschaft zu geniessen. 

Die nördlichste Halbinsel Rügens, die fruchtbare Halb- 
insel Wittow, welche mit Jasmund nur durch die schmale, 


49 


fast ganz aus Dünensand bestehende Landzunge, die 
Schabe, verbunden ist, bietet nicht die landschaftlichen 
Reize wie Jasmund; denn auf ihr ist die weisse Kreide fast 
überall durch eine dicke Decke diluvialen Lehms bedeckt, 
welche die Unterlage eines äusserst fruchtbaren Ackerbodens 
bildet. Nur an der nördlichsten Spitze, vor nicht langer 
Zeit noch der nördlichsten Spitze Deutschlands, am Vor- 
gebirge Arcona, tritt nochmals die weisse Kreide an die 
Oberfläche und stürzt in etwas über 100 Fuss hohen Wänden 
steil zum’ Meere ab; da jedoch der Wald fehlt, so erreicht 
die äan und für sich interessante Landschaft bei Weitem 
nicht den eigenthümlichen Reiz der Küsten von Jasmund. 

Von der Höhe des Leuchtthurms am Cap Arcona erblickt 
man in meilenweiter Entfernung namentlich bei hellem 
Sonnenschein die blendenden Kreidefelsen der dänischen 
Insel Moen, die an landschaftlicher Schönheit sowohl, als 
an naturhistorischem Interesse mit der Insel Rügen soll ver- 
glichen werden können. 

5. Die Jura-Landschaft. 

Endlich will ich mir noch gestatten, auf eine geognosti- 
sche Formation aufmerksam zu machen, die ganz vorzugsweise 
auf den landschaftlichen Charakter der Gegend bestimmend 
einwirkt. Es ist dies die obere Juraformation, die 
wesentlich aus kalkigen Schichten zusammengesetzt wird. 
Auch in der unmittelbaren Umgegend unserer Stadt Hannover 
ist dieselbe verbreitet und in Beziehung auf die fossile Fauna 
sogar classisch entwickelt. Weniger treten in unserer un- 
mittelbaren Nähe dagegen die petrographischen und gleich- 
sam architektonischen Eigenthümlichkeiten hervor. Denn 
während bei uns der obere oder weisse Jura —- wahrschein- 
lich wesentlich in Folge der mangelhaft entwickelten festeren 
Dolomitschichten — im Lindener Berge, im Tönjes - Berge, 
in den Höhenzügen bei Limmer und Ahlem nur sanfte Hügel- 
ketten bildet, entwickelt diese Formation an den meisten 
übrigen Orten eine ganz entschiedene Neigung zur Fels- 
bildung, in der Art, dass sogar das Wort Jura zugleich einen 
geographischen und einen geologischen Begriff in sich 

4 


50 
schliesst. Wir kennen einen schweizerischen und franzö- 
sischen Jura, unter welchem Namen man in der Regel das 
Juragebirge der westlichen Schweiz und der angrenzenden 
französischen Gebietstheile versteht, wir sprechen von einem 
schwäbischen Jura oder der Schwäbischen Alp, von einem 
fränkischen Jura oder der s. g. Fränkischen Schweiz in 
Oberfranken; in allen diesen Gegenden trägt das Juragebirge 
einen durchaus ähnlichen Charakter, indem der Kamm des 
Gebirges meist von zerissenen Felsen gekrönt ist. Dasselbe 
lässt sich im Allgemeinen auch, wenn man von der unmittel- 
baren Nähe der Stadt Hannover absieht, von unserem Han- 
noverschen Jura behaupten; wir brauchen unsern Blick nur 
nach dem s. g. Kleinen Deister oder Saupark bei Springe, 
nach dem Ihtgebirge bei Lauenstein, nach dem Salter bei 
der Station Freden an der Hannoverschen Südbahn, nach 
den rechtsseitigen Wesergebirgen zwischen Hessen-Oldendorf 
und der Porta zu richten, um überall dasselbe zu beobachten; 
bei allen diesen Bergzügen ist der felsgekrönte Kamm des 
Gebirges, aus schwer verwitterbaren harten Dolomiten und 
Kalksteinen bestehend, schon von Weitem sichtbar. Nichts 
ist charakteristischer als eine Jura-Landschaft; die schönsten 
Gebirge unseres Vaterlandes verdanken der Juraformation 
ihre Hauptzierde, die malerischen Felsengruppen. Welch 
einen grossartigen Anblick gewährt der Hohenstein bei 
Hessen-Oldendorf mit seinen zerissenen schroffen Fels- 
wänden! Wie viele aus unserer Mitte werden sich schon 
an dem Anblick der malerischen Felsen der Paschenburg 
und der Luden’er Klippe bei Rinteln erfreut haben! Wer 
erinnert sich nicht mit Vergnügen eines Ausfluges nach 
den vielen Felsparthien der Lauensteiner Berge oder nach 
dem zerklüfteten Kahnstein bei Salzhemmendorf. Viele von 
uns werden auch schon die s. g. Landgrafenküche am kleinen 
Deister besucht haben und dem schönen Gebirge eine dank- 
bare Erinnerung bewahren. Und es sind nicht allein die 
schönen Felsformen, die uns erfreuen, sondern auch die 
üppige Vegetation dieser Jurakalk-Berge; die Buche gedeiht 
dort mit seltener Frische, der Felsboden ist mit den sel- 


51 
tensten Pflanzen bedeckt. Auch dem Schmetterlings-Sammler 
bietet sich hier reiche Ausbeute; denn in Folge der reichen 
Flora bietet sich auch den Insecten der verschiedensten Art 
reiche Nahrung. 

Und wenden wir uns weiter nach Süden, so ist allen 
Freunden einer schönen Natur ein Besuch der Fränkischen 
Schweiz dringend zu empfehlen; das tief eingeschnittene 
Thal der wasserreichen Wisent zwischen Streitberg, Muggen- 
dorf und Pottenstein bietet so mannigfaltige Schönheiten in 
seinen wunderbar zerrissenen felsigen Thalwänden, von denen 
die Ruinen alter Ritterburgen vielfach hinabschauen, dass 
gewiss Niemanden der Besuch gereuen wird. Dabei sind 
die Felswände ausserordentlich reich an den schönsten Tropf- 
steinhöhlen, die ausserdem eine Fülle der Reste von jetzt 
ausgestorbenen grossen Säugethieren der Diluvialperiode 
enthalten. 

Gehen wir weiter nach Schwaben, so muss es auffallen, 
dass diese herrliche Gegend verhältnissmässig so selten von 
uns Norddeutschen besucht wird. Denn es bietet sich ın 
den dortigen Jurabergen eine wahrhafte Fülle von gross- 
artigen Naturschönheiten. Wer den eigenthümlich lieblichen 
und überaus malerischen Blick von der Höhe der St. Johanner 
Steige zwischen Urach und Reutlingen über die Bergkegel 
der schwäbischen Alp und in die reichen Thäler jemals 
genossen hat, dem wird die Erinnerung daran niemals 
schwinden. 

Ueberaus reiche Schönheiten bietet auch der Schweizer 
Jura; der Weissenstein bei Solothurn thürmt sich aus Fels- 
massen zusammen, die sich an Grossartigkeit mit den 
schönsten Parthien des Berner Oberlandes wohl zu messen 
vermögen. Wohin wir uns auch wenden, fast überall ist mit 
der oberen Juraformation eine reiche Gebirgslandschaft ver- 
knüpft; je mehr wir uns dem Studium derselben widmen, 
je reicher wird die Ausbeute für unseren Geist und für 
unser Gemüth. 

In ähnlicher Weise würden sich noch manche andere 
geologische Landschaftsbilder schildern lassen; ich will nur 


4* 


hervorheben, wie ausserordentlich der landschaftliche Cha- 
rakter der Gegend durch die eigenthümlichen Bergformen — 
meist mehr oder minder regelmässige Kegelberge — sei es 
thätiger oder erloschener Vulcane beeinflusst wird, und er- 
innere ich in dieser Beziehung an die vulcanischen 
Landschaften der Eifel und Auvergne. 

Nicht minder charakteristisch erscheint die Gletscher- 
oder Moränen-Landschaft der Hochgebirge, in der uns 
sehr allmälig wirkende aber dennoch grossartige geologische 
Veränderungen vor Augen geführt werden. 

Und welchen Reiz endlich gewährt eine Dünen-Land- 
schaft am Strande des Meeres, wenn der weisse Sand, 
vom Winde beständig bewegt, sich zu hohen Sandgebirgen 
in ewig wechselnden Formen aufthürmt! 

Kein Studium ist so geeignet, als das der Geologie, den 
Genuss am Reisen zu erhöhen; jeder Spaziergang wird da- 
durch verschönert, und sei es in der einförmigsten Gegend. 
Denn überall in der Ebene und im Gebirge, am Strande 
des Meeres und auf den schneebedeckten Gipfeln der Alpen, 
in der öden Steppe und in der fruchtbaren Marsch, überall 
treten uns die geologischen Wirkungen entgegen sei es in 
grossartigen Erscheinung, sei es in langsam, aber stetig 
wirkenden Kräften ! 


53 


Geognostische Studien am östlichen Deister 


vom 


Amtsrath C. Struckmann in Hannover. 


(Hierzu 2 Karten-Skizzen.) 


Im 21. Jahresberichte der naturhistorischen Gesellschaft 
zu ‚Hannover ist von mir ein geognostischer Spaziergang in 
der näheren Umgegend von Hannover geschildert worden; 
schon damals stellte ich im Aussicht, meine Schilderungen 
auch auf das Deistergebirge auszudehnen; jedoch ist es mir 
erst in jüngster Zeit gelungen, mir diejenige genaue Lokal- 
kunde anzueignen, welche zur Ausführung eines derartigen 
Versuchs durchaus erforderlich ist. Ich bin bei dieser 
Gelegenheit belehrt worden, dass der Deister ein näheres 
geologisches Studium reichlich belohnt, und ist bei mir die 
Lust erwacht, denselben mit der Zeit zum Gegenstande einer 
grösseren monographischen Arbeit zu machen. 

Zu diesem Zwecke ist jedoch eine sehr specielle Er- 
forschung des ganzen Gebirges erforderlich, und da ich 
meine bezüglichen Vorstudien mit dem östlichen Deister 
begonnen habe, se bitte ich mich auf einigen dieser Wande- 
rungen zu begleiten. 

Mit dem Namen „Deister“ wird der wohlbewaldete 
durchschnittlich etwa nur 5 km breite Gebirgszug südlich 
und südwestlich von Hannover bezeichnet, der sich in der 
Richtung von Ostsüdost nach Westnordwest zwischen den 
Ortschaften Bennigsen und Völksen einerseits und den Ort- 
schaften Gross-Nenndorf und Rodenberg andererseits in 
einer Längenausdehnung von etwa 23 km erstreckt. Als die 
natürliche westliche Fortsetzung des Deisters sind die Bücke- 
berge zwischen Rodenberg und Bückeburg, bezw. Minden, 
und als die südöstliche Fortsetzung der Saupark, Nesselberg 
und Osterwald zwischen Springe, Eldagsen und Osterwald 


54 


anzusehen und zwar um so mehr, da dieselben eine gleiche 
geognostische Zusammensetzung besitzen. 

Die verticale Erhebung des Deisters über dem Meeres- 
spiegel beträgt durchschnittlich zwischen 280 bis 350 m, und 
werden als die höchsten Punkte: Nordmanns-Thurm, Hohe 
Warte, Höfeler und Bielstein bezeichnet; sowohl nach Osten, 
als nach Westen verflacht sich der Gebirgszug allmälig, so 
dass z. B. die Passhöhe der Chaussee am Steinkruge nur 
mehr 138 m und die Erhebung der letzten westlichen Aus- 
läufer am oberen Ende des Nenndorfer Curgartens nur mehr 
66 m beträgt. 

Der Gebirgszug des Deisters ist ausschliesslich aus den 
(sesteinen der Jura- und der Wealdenformation zusammen- 
setzt, während sich am nördlichen Fusse überall die untere 
Kreideformation darüber lagert. Der Richtung des Gebirges 
entsprechend streichen die Schichten im Grossen und Ganzen 
und mit wenigen Ausnahmen von Osten nach Westen, 
während das Einfallen derselben fast durchweg ein nörd- 
liches ist. Am östlichen Deister ist die Schichtenfolge am 
vollständigsten entwickelt; die Thalsohle bei Springe wird 
von Liasschichten gebildet; darüber folgt der braune Jura, 
dessen obere Etagen, bestehend aus dem Cornbrash und 
den Ornatenthonen, im Fortschreiten nach Norden fast bis 
zur Höhe der alten hannoverschen Strasse am Speckenbrinke 
heranreichen. Der braune Jura wird von der gesammten 
Schichtenfolge des oberen Jura überlagert; der Serpulit 
bildet sodann den Uebergang zum Wealden. Der Kamm 
des Gebirges und der grösste Theil des nördlichen Abhanges 
wird an den meisten Orten von den mächtigen Schichten des 
Hastings - Sandsteines gebildet; am nördlichen Fusse werden 
endlich die schieferigen Gesteine des Wälderthons von dem 
zähen blauen Thone der unteren Kreide (Hilsthon) überlagert. 
Eine Verschiebung der regelmässigen Schichtenfolge hat 
am Bielsteine stattgefunden, indem hier von dem südlichen 
Ausläufer des Deisters, dem steilen Ebersberge, her in einem 
Streichen von Süden nach Norden die Schichten der oberen 
Juraformation keilförmig bis zum Kamm des Gebirges, ja 


55 
darüber hinaus bis zum nördlichen Abhange desselben vor- 
dringen. Es ist dieses das merkwürdige Vorkommen am 
Speckenbrinke, mit welchem Namen gewöhnlich der nördliche 
Abfall des Bielsteins zwischen Springe am südlichen Fusse und 
Argestorf am nördlichen Fusse des Gebirges bezeichnet wird. 

Die Gesteine der genannten Formationen am Deister, 
oder deren mineralogische Einschlüsse finden zum Theil eine 
ausgedehnte technische Verwendung; beziehungsweise geben 
dieselben zu einem lebhaften Bergbau- und Steinbruchs- 
betriebe Veranlassung. 

‚ Der Eisenkalk des braunen Jura (Cornbrash) liefert 
z. B. am Speckenbrinke ein ziemlich hartes Chausseebau- 
Material; der Korallenoolith des oberen Jura wird nament- 
lich bei Völksen in zahlreichen Steinbrüchen für die dortigen 
Kalkstein-Brennereien (Kalköfen) ausgebeutet, indem ein 
ausgezeichneter Mörtel daraus gewonnen wird; von der Station 
Eldagsen aus wird der gebrannte Kalk in grossen Quantitäten 
nach auswärts versandt. Die Virgula-Schichten (oberer 
Kimmeridge) werden namentlich am westlichen Deister als 
Wegbau-Material benutzt. Die unteren Purbeckschichten 
(Münder -Mergel) enthalten Gyps- und Steinsalzstöcke, und 
entspringen in denselben die Soolquellen, welche in den 
allerdings nicht bedeutenden Salinen bei Münder und Roden- 
berg versotten werden. 

Der kieselig-sandige, sehr harte und in ziemlich regel- 
mässigen Bänken abgesonderte Kalkstein der oberen Pur- 
beckschichten (oder des s. g. Serpulits) wird bei Völksen 
in verschiedenen Steinbrüchen zu einem sehr brauchbaren 
Pflastersteine bearbeitet. Der darüber lagernde 150—180 m 
mächtige Wealden-Sandstein (Deister- oder Hastings-Sandstein) 
liefert auf der ganzen Erstreckung des Deisters ein aus- 
gezeichnetes Baumaterial in zahlreichen Tagebrüchen; 
ausserdem aber sind in demselben zwischen dunkelgefärbten 
sandigen Thonschiefern verschiedene 0,5 —0,6 m mächtige, mehr 
oder weniger abbauwürdige Steinkohlenflötze eingebettet, 
welche auf dem ganzen Gebirgszuge durch vielfache Schacht- 
und Stollen-Anlagen bergmännisch ausgebeutet werden. Ab- 


A 29 


gesehen von einigen kleineren Gruben sind als die bedeu- 
tendsten Anlagen zu erwähnen: die Freiherrlich Knigge’schen 
Bergwerke bei Bredenbeck und Egestorf, die fiscalischen und 
klösterlichen Werke bei Egestorf, Barsinghausen und Hohen- 
bostel und endlich die Gruben der Bantorfer Gewerkschaft 
am westlichen Deister. Können sich die Deisterkohlen in 
Bezug auf Reinheit und Heizkraft auch nicht mit den west- 
fälischen Kohlen des alten Steinkohlengebirges messen, so 
ist der darauf betriebene Bergbau dennoch von erheblicher 
Bedeutung; die Kohlen sind zur Kesselheizung sehr wohl, 
zum Kalkbrennen sogar vorzüglich geeignet; zahlreiche Fa- 
milien finden als Bergleute lohnenden Erwerb. 

Endlich liefern die blauen fetten Thone der unteren 
Kreide (Hilsthon und Gault) verschiedenen Ziegeleien am 
nördlichen Fusse des Deisters, namentlich bei Hohenbostel 
und Nenndorf ein geeignetes Material zur Ziegelfabrikation. 

Der grösste Theil des Gebirges zeichnet sich durch 
schöne Bewaldung aus; der nördliche Fuss auf dem Gebiete 
des Wälderthons 'hat grösstentheils Eichen- und gemischten 
Laubwald; der nördliche, sanft abfallende Abhang bis zum 
Kamm des Gebirgszuges, also das Gebiet des Sandsteins, 
scheint in älterer Zeit ebenfalls vorzugsweise mit Laubwald, 
namentlich der Buche, bestanden gewesen zu sein; jedoch 
ist der Standort für die Buche kein günstiger, weil der 
Boden mager und kalkarm ist; in neuerer Zeit wird dieselbe 
daher immer mehr auf diesem sandigen Terrain von der 
Fichte verdrängt, die in ausgedehnten, namentlich jüngeren 
Beständen vorhanden ist. Ein desto schöneres Gedeihen 
hat die Buche auf dem Gebiete des oberen Jura, auf dem 
kalkreichen, steil abfallenden südlichen Abhange des Gebirges. 
In der That wird an wenigen anderen Orten ein schönerer 
Buchenwald gefunden, als am Südhange des Bielsteins unter- 
halb der steilen Felsen, oder als an den Samkeköpfen in 
der Springer Stadtforst, oder endlich als in den ausgedehnten 
fiscalischen Forsten am Cölnischen Felde. Die Buche wächst 
auf diesem kalkreichen und zugleich tiefgründigen Boden 
mit einer ausserordentlichen Ueppigkeit; die einzelnen Stämme 


57 


zeichnen sich durch hohen und schlanken Wuchs und durch 
die glatte Rinde in der Art aus, dass es selbst dem Laien 
auffallen muss. 

Der Deister lockt nicht allein den Geologen zu Studien 
an; auch der Laie, falls derselbe ein Freund der schönen 
Natur und für landschaftliche Schönheit empfänglich ist, 
wird auf seinen Wanderungen reichliche Befriedigung finden. 

Meine specielleren geologischen Untersuchungen haben 
sich bisher auf den östlichen Deister beschränkt, d. h. auf 
denjenigen Theil des Gebirges, welches sich von Völksen 
in westnordwestlicher Richtung bis zum Fahrenbrink und 
Cölnischen Felde erstreckt. Es ist dieses jedenfalls der 
interessanteste und in geologischer Beziehung complicirteste 
Theil des Deisters, weil hier die sämmtlichen Glieder der 
oberen Juraformation bis zum Wealdensandstein in ausge- 
zeichneter Weise entwickelt sind. Weniger gut ist hier zur 
Zeit freilich der Wälderthon und der Hils zu beobachten; 
in dieser Beziehung geben die neueren Stollen - Anlagen bei 
Egestorf bessere Auskunft; auch bieten dort die Thonschiefer 
im Hangenden und Liegenden der Kohlenflötze eine bessere 
Ausbeute an fossilen Wealden - Pflanzen. i 

Zum geologischen Studium des östlichen Deisters sind 
nach meinen bisherigen Beobachtungen vorzugsweise 3 Punkte 
beziehungsweise 3 Gebirgsprofile geeignet und zwar: 

1) das Profil von Völksen; 

2) das Profil am Bielstein bezw. Speckenbrink; 

3) das Profil im Thale des Samkebaches nordnordwestlich 
von Springe zwischen Bielstein und Cölnischfeld. 

Ich werde die einzelnen Profile im Folgenden näher 
betrachten. 

I. Das Profil von Völksen. 

Dasselbe ist in einzelnen Theilen bereits früher von 
mir beschrieben worden uud zwar die untersten Schichten 
des oberen Jura in meinem Aufsatze über die Fauna des 
unteren Korallenooliths von Völksen in Band 29 der Zeit- 
schrift der deutschen geologischen Gesellschaft Seite 534 ff. 
und ausserdem mehr im Allgemeinen und ohne Berücksich- 


58 

tigung mancher Einzelheiten in meinem Buche über den 
oberen Jura der Umgegend von Hannover (Hahn’sche Buch- 
handlung, 1878). Seitdem sind indessen noch einzelne neue 
Beobachtungen hinzugekommen, und dürfte es ausserdem 
nicht ohne Interesse sein, das gesammte Profil im Zusam- 
menhange zu beschreiben. Ich werde dabei das Bekannte 
in möglichster Kürze, neuere Beobachtungen ausführlicher 

behandeln. 

Das Dorf Völksen selbst steht auf den obersten Schich- 
ten des braunen Jura, welche indessen durch eine ziemlich 
mächtige diluviale Sandschicht verdeckt und augenblicklich 
nicht zu beobachten sind. In früheren Jahren sind die 
Örnatenthone mit Ammonites Lamberti und Ammonites ornatus 
durch Brunnen- Anlagen und Bohrversuche aufgeschlossen 
gewesen (Heinrich Credner, über die Gliederung der oberen 
Juraformation und der Wealdenbildung im nordwestlichen 
Deutschland. Prag 1863. Seite 44). Die darüber folgenden 
Schichten bis zum Wealden-Sandsteine sind dagegen auf 
einem kleinen Terrain in den verschiedenen Steinbrüchen 
westlich und nördlich vom Dorfe Völksen fast ohne Unter- 
brechung von mir verfolgt worden: 

1. Kalkig-sandiges, grösstentheils dolomitisches, 
auf der frischen Bruchfläche graues, zum Theil dunkel 
geflammtes, an der Luft gelblich werdendes, zu unterst 
in dickeren Bänken abgelagertes und oben theilweise 
oolithisch werdendes und dünn geschichtetes Gestein 
mit wenigen Versteinerungen. Jedoch sind beobachtet: 
Belemnites hastatus, Ammonites cordatus, Thracia 
pinguis, Avicula Münsteri, Pholadomya paucicosta, 
Terebretula Galliennei und Collyrites bicordata. Es 
kann demnach keinem Zweifel unterliegen, dass wir 
hier die Oxford- oder Hersumer Schichten vor uns 
haben. Beobachtungspunkte: Flebbe’scher Steinbruch. 
Mächtigkeit der Schichten, so weit unter der Alluvial- 
Bedeckung zu,beebachten. ...r 9: „ran. 3,00 m 

2a. Darüber lagert eine förmliche Korallenbank, 
bestehend aus auswärts gelblichen, inwendig grauen, 


“U 00°8 
uoyyoryag - PxopxQ "I 


-Syoeur ur IT sıq g‘g 
ypfoouspfeaoyy d9199uN :'qg pun '»Z 


59 


grösstentheils dichten oder krystallinischen, fast aus- 
schliesslich aus Korallenstöcken gebildeten, seltener 
oolithischen, in dünnen Schichten abgelagerten und 
durch einzelne dunkel gefärbte Mergellagen von einander 
getrennten Kalkbänken, ausserordentlich reich an Ver- 
steinerungen. Ich verweise in Bezug auf diese auf die 
in meinen oben citirten Schriften gegebenen ausführlichen 
Verzeichnisse, und will ich nur, abgesehen von den 
zahlreichen Korallenarter, als besonders wichtige und 
interessante Petrefacten hervorheben: 

Apiocrinus rosaceus, Cidaris florigemma, Cidaris 


"elegans, Glypticus hieroglyphicus, Terebratula coarctata, 


Terebratula pectunculus, Terebratula bicaniculata, Tere- 
bratula humeralis, Terebratulina substriata, Rhyn- 
chonella strioplicata, Rhynchonella sparsicosta, Ostrea 
rastellaris, Pecten vitreus, Pecten vimineus, Pecten Buchii, 
Pecten subspinosus, Cerithium Struckmanni, Serpula 
spiralis. 

Beobachtungspunkte: am schönsten im 
Flebbe’schen Steinbruche, auch im Zieseniss’schen 
Steinbruche, beide westlich vom Dorfe Völksen; 
auch im Kuhlmann’schen Steinbruche nördlich 
vom Dorfe, alle in derselben Streichungslinie. 
Mächtigkeit der Schichten . ...... 3,50—4,00 m 

2b. Groboolithische, dunkelgraue, an der Luft 
leicht zerfallende, in 30—40 cm dicken Bän- 
ken abgelagerte Kalksteine mit Cidaris flori- 
gemma, Echinobrissus scutatus, Ostrea dilatata, 
Pecten subfibrosus, Pecten vitreus, Gervillia 
aviculoides, Sowerbya sp., Pleuromya elongata, 
Chemnitzia Heddingtonensis, Ammonites pli- 
catilis etc. 

Beobachtungspunkte: in den ad 2a. ge- 
nannten Steinbrüchen. 

Mächtigkeit der Schichten. .. . . . 5,00—7,00 m 

3. Unten feinoolithische, hellgraue oder 
gelblich-weisse, harte Kalkstein-Bänke (”—8 m 


a 
yy1[oouo]jetoyy A9a9q0) 


.o 


60 


mächtig) mit wenigen Versteinerungen, darunter 
Cidaris tlorigemma, Echinobrissus planatus, 
Exogyra reniformis und Rhynchonella pinguis; 
nach oben hin (jedoch nicht an allen Orten, 
namentlich aber im Kuhlmann’schen Steinbruche 
zu beobachten) erhält das eine hellgraue, fast 
weisse Färbung annehmende Gestein eine grob- 
oolithische, thonige, fast mergelige, leicht zer- 
fallende Beschaffenheit, und werden zahlreiche, 
sehr harte Knollen abgeriebener Korallen aus 
den Gattungen Thamnastraea, Cladophyllia und 
Stylina darunter gefunden (2—3 m mächtig). 
Diese lockeren oberen Schichten enthalten un- 
zählige Exemplare der Stacheln von Cidaris 
florigemma, untermengt mit Stacheln von Hemi- 
cidaris intermedia; ausserdem Rhynchonella 
pinguis (häufig), Astarte plana, Trigonia hybrida 
und Pecten varians. 

Beobachtungspunkte: in sämmtlichen bisher 
genannten Steinbrüchen bei Völksen. 


Mächtigkeit der Schichten . .. . . . 7—11,00 m 


4. Im Kuhlmann’schen Steinbruche folgen 
4m grau-blaue und grünliche, mergelige Thon- 
schichten ohne Versteinerungen und darüber 
gelbliche, dünn geschichtete, dichte Kalkstein- 
bänke (bis zu 3 m zu beobachten), in welchen 
ebenfalls bislang keine Versteinerungen gefunden 
wurden. 

Auch im Flebbe’schen Steinbruche ist die 
versteinerungsleere Thonschicht zu beobachten. 
Besseren Aufschluss gewährt der Zieseniss’sche 
Steinbruch; hier ist die Thonschicht nur 0,8 m 
mächtig und enthält Ostrea multiformis. Da- 
rüber lagern dichte oder feinoolithische, meist 
wulstige und in unregelmässigen Bänken ab- 
gelagerte und durch einzelne Mergelschichten 
getrennte, hellgrau gefärbte Kalksteine. Die- 


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"U9SOLMISTIBU Fyoru AOySIg 
: UOFTOTLOSPURTFLOT 


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[d10wypo9qang 9asyuf) '9 


61. 

selben sind freilich ebenfalls arm an Versteine- 
rungen; jedoch gelang es mir Cyprina Brong- 
niasti und Pygurus jurensis nachzuweisen (3m 
mächtig). Diese Schichten dürften dem unteren 
Kimmeridge entsprechen. Darüber sind 
noch von aussen gelblich, auf der frischen 
Bruchtläche dunkelgrau, theilweise auch weisslich 
gefärbte, theils, namentlich unten, in dünnen 
Platten, theils in dicken Bänken abgesonderte 
Kalksteine in einer gesammten Mächtigkeit 
son 3m zu beobachten, welche Cyrena rugosa 
in zahlreichen Steinkernen, ausserdem Ostrea 
multiformis, Exogyra Bruntrutana und eine 
kleine Gervillia enthalten. Die höheren Schich- 
ten sind von der Ackerkrume bedeckt. Mit 
grosser Wahrscheinlichkeit entsprechen die zu- 
letzt erwähnten Gesteine den höheren Kimme- 
ridge-Schichten; jedoch ist bei den mangel- 
haften Aufschlüssen eine nähere Gliederung 
zur Zeit unthunlich. 

Mächtigkeit der beobachteteten Kimmeridge- 
Boniehten Kara  y5 E ANIEN A 6— 7,00 m 

5. Es hat mir bisher nicht gelingen wollen, 
die Portlandschichten bei Völksen nach- 
zuweisen, weil der Raum, welchen dieselben 
voraussichtlich einnehmen, von Ackerfeldern 
bedeckt ist, welche auch nicht den geringsten 
Aufschluss gewähren. Die zunächst höheren 
Schichten dagegen, der Purbeck, sind nament- 
lich in der höheren kalkigen Zone, dem Ser- 
pulit, in den nördlich vom Dorfe Völksen 
hart an der neuen Deisterstrasse belegenen 
Steinbrüchen ganz ausgezeichnet zu beobachten. 

6. In den gedachten Steinbrüchen werden 
die sehr harten kieselig-sandigen Kalksteine 
des Serpulits zu Pflastersteinen bearbeitet. 
Dabei geht man bis auf eine 2—3 m mächtige, 


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:gugadaag A8po Yaaqang al "y 


62 


röthliche oder bläuliche Mergelthon - Schicht 


herab, 


welche zuweilen im Liegenden der 


nutzbaren Steine zu beobachten ist und wahr- 
scheinlich dem Purbeckmergel (Münder-Mergel) 
entspricht. 


{3 


Ueber dem vorgedachten Purbeckmergel 


folgen von unten nach oben: 


a. 


m. 


Fester ‚blauer Kalksten . „2... 20% 0,60 
b: -BlauerThonschieht 92 2.2.2: 0 EN 0,15 
Fester, feinoolithischer blauer Kalkstein 
mit sparsamen Pflanzenresten .. . .. 0,45 
Blauer schieferiger Thonmergel 0a 
Blauer fester Kalkstein . ....... 2,60 
Sandiger Mergelschiefer ........ 0,75 
Blauer Tester”Kalkstein .. 1... 2 2,30 
Thonige Mergelbank mit zwischenliegen- 
den plattenförmigen Kalksteinen. .... 1,15 
Blauer, sehr harter, kieseliger Kalkstein 0,90 , 
Blauer zaher Thon. . Ben ann 1415 
Feinoolithischer blauer Kalkstein, reich 
an Versteinerungen, namentlich verschie- 
denen Arten vonCyrena u. Oyclas, Corbula 
inflexa, Serpula coacervata etc. 1.108 
Gelblicher zaher Thon’ --..2..% 32 0,90 
Blauer, hellgelblicher oder gelblich-grauer, 
sehr harter, kieseliger Kalkstein mit ein- 
zelnen nieren- oder traubenförmigen kal- 
kigen Concretionen, mit Pflanzenresten 
und. Gyelas Arten 2 Re SR 2,30 
Sandiger, theilweise auch fester, kieseliger 
Mergelschiefer.  .. en JENI RenE 115 
Blauer fester Kalkstein 7... 22% % 0,85 


p- 


” 


(Gesammte Mächtigkeit des Serpulits 16,55 m. 

Die letzte Kalksteinbank wird, wie in den gedachten 
Steinbrüchen zu beobachten, unmittelbar vom Wealden- 
Sandstein überlagert. 


63 


Der Serpulit des nördlichen Deutschlands ist in 
Bezug auf seine fossilen Reste noch unvollständig 
durchforscht; ich lasse daher ein vollständiges Ver- 
zeichniss der bisher bei Völksen von mir beobachteten 
Serpulit - Versteinerungen folgen: 

I. Fossile Pflanzen. 

l. Unbestimmbare Reste von Coniferen. 2. Dioonites 
(Pterophyllum) Goeppertianus Miquel. Schenk, Wealden- 
Flora in Palaeontogr. Bd. 19. S. 235 t. 34. Fig. 3 u. 4. 
3. Sphenolepis Kurriana Schenk sp. Schenk l. c. S. 243. 
st. 37. Fig. 5—8 und t. 38 Fig. 1 u. 2. 

II. Fossile Thierreste. 

1. Modiola lithodomus Dkr. etK. 2. Ostrea (Exogyra) 
bulla Sow. sp. 3. Gervillia obtusa A. Rmr. 4. Gervillia 
arenaria A. Rmr. 5. Cyrena Mantelli Dkr. 6. Oyrena 
parvirostris A. Rmr. 7. Cyrena subtransversa A. Rmr. 
8. Cyrena lentiformis A. Rmr. 9. Cyrena subquadrata 
Sow. sp. 10. Cyclas parva Sow. 11. Cyclas Jugleri Dkr. 
12. Cyclas Brongniarti Dkr. et K. 13. Pisidium Pfeifferi 
Dkr. et K. 14. Corbula inflexa A. Rmr. sp. 15. Corbula 
sulcosa A. Rmr. sp. 16. Nerita Waldensis A. Rmr. 17. 
Littorinella Schusteri A. Rmr. 18. Littorinella elongata 
Sow.sp. 19. Littorinella Sussexiensis Sow. sp. 20. Melania 
harpaeformis Dkr. 21. Melania rugosa Dkr. 22. Serpula 
coacervata Blumenbach. 23. Hypodus polyprion Ag. (ein- 
zelner Zahn). 24. Pycnodus Mantelli Ag. (einzelne Zähne). 
25. Lepidotus sp. (Schuppen und einzelne Zähne). 

8. Der Serpulit wird im den Steinbrüchen bei 
Völksen unmittelbar vom Wealden- (Deister-) Sand- 
stein überlagert. Derselbe ist zwischen Völksen und 
dem Steinkruge (am nördlichen Abhange des Deisters) 
sowohl an der alten, als an der neuen Chaussee vielfach 
in grossen zur Gewinnung von Bausandsteinen dienenden 
Steinbrüchen zu beobachten, und besteht derselbe aus 
abwechselnden Schichten von dunkelgrauem Schiefer- 
thon, sandigen Mergelschiefern, stärkeren und schwä- 
cheren Kohlenflötzen und einem weissen, gelblichen 


64 


oder gelblich-grauen Sandstein, und zwar nach Heinrich 
Credner (Ueber die Gliederung der oberen Juraformation 
und der Wealdenbildung etc. Seite 48 ff.) in einer 
Mächtigkeit von 158—161 m. Credner theilt nach den 
Beobachtungen des Obersteigers Würz zu Bredenbeck 
an der citirten Stelle ein specielles Profil der Sandstein- 
gruppe mit, und ersehen wir daraus, dass ausser 
3 bauwürdigen Kohlenflötzen noch 12 unreine geringere 
Kohlenablagerungen zwischen den Sandsteinen und 
Schiefern eingebettet sind. 

Die in der Nachbarschaft von Völksen und am 
Steinkruge gewonnenen Kohlen sind fast durchweg 
sehr verunreinist und von geringer Qualität; auch 
wird der Bergbau daselbst zur Zeit nur ‚schwach 
betrieben. Fossile Pflanzen- und Thierreste sind hier ° 
im ganzen sparsam; im dieser Beziehung sind die 
Kohlengruben bei Egestorf am westlichen Deister weit 
ergiebiger; ich will an dieser Stelle daher von einer 
Aufzählung der Arten absehen. Einige Ausbeute ge- 
währt immerhin der Glückaufschacht 1,5 km nordwestlich 
von Völksen an der alten Deisterstrasse; hier gelingt 
es leicht an den Kohlenschiefer-Halden zierliche Abdrücke 
von kleinen Zweigen der Sphenolepis Kurriana Schenk 
aufzufinden; auch ist eine sehr zarte nur 12—15 mm 
srosse, noch unbeschriebene Unio-Art häufig, welche 
ich wegen ihrer ausserordentlich dünnen Schale Unio 
tenuissima nova sp. benannt habe. 

Die höheren Schichten der Wealdenformation und 
des Hils sind zwischen Völksen und dem Steinkruge zur 
Zeit nicht zu beobachten. Ich wende mich daher zur 
Beschreibung des zweiten, höchst interessanten Profils. 


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sursjspueg-uspfeoy Sop adduun) "8 


II. Das Profil am Bielstein bezw. Speckenbrink. 
Während die beschriebenen Schichten bei Völksen ein 
ganz regelmässiges Streichen der Schichten von OSO gegen 
WNW und ein Einfallen nach NNO zeigen, stellt sich das 
Profil am Bielstein weniger einfach dar. Ich habe bereits 


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65 


oben auf den südlichen Ausläufer des Deisters, den Ebers- 
berg bei Springe, aufmerksam gemacht, durch welchen eine 
directe Verbindung des Deisters mit dem Saupark - Gebirge 
oder dem kleinen Deister hergestellt wird. Zu gleicher Zeit 
hat aber diese Hebung zu einer Dislocation der Schichten 
des oberen Jura und zu einer Trennung der oberen Jura- 
schichten von Völksen und des Bielsteines Veranlassung 
gegeben. 

Vom Ebersberg streicht der mittlere und obere Jura 
zunächst in der Richtung von Süden nach Norden auf die 
Hauptkette des Deisters zu, sodann nimmt die Streichungs- 
linie nach dem Bielsteine zu die Richtung von Südwesten 
nach Nordosten an; anstatt aber sich in dieser östlichen 
Richtung bis Völksen fortzusetzen, werden die Juraschichten 
am östlichen Ende des Bielsteins fast nach Norden umge- 
bogen und dadurch keilförmig zwischen die Wealdenformation 
eingeschoben. Auf diese Weise sind die Juraschichten an 
dieser Stelle nicht allein bis zum Kamme des Gebirges 
gehoben, sondern sie dringen am Speckenbrink über den 
Rücken hinaus bis zum nördlichen Abhange des Deisters 
vor. Ich habe versucht, diese Verhältnisse auf den neben- 
stehenden beiden Skizzen bildlich darzustellen. (Siehe die 
beiden Karten.) 

Am Speckenbrink sehen wir daher unmittelbar neben 
dem Korallenoolith den Serpulit anstehen; ersterer streicht 
aber von Süden nach Norden mit einem Einfallen gegen 
Westen, letzterer dagegen zeigt fast die regelmässige Strei- 
chungslinie von OÖ nach W mit Einfallen der Schichten nach 
Norden, indem durch die keilförmig vorgeschobenen Schichten 
des braunen und des unteren weissen Jura die Richtung der 
Portland-, Purbeck- und Wealden-Schichten der Hauptkette 
nur eine geringe Verschiebung nach Norden erfahren haben. 

Abgesehen von diesen complicirteren Verhältnissen im 
Aufbau des Gebirges wird das Studium des Profils am 
Bielstein dadurch erschwert, dass nicht wie bei Völksen die 
Gebirgsschichten durch zahlreiche Steinbrüche aufgeschlossen 
sind. Am östlichen und nordöstlichen Bielstein (Specken- 


b) 


66 


brink) sind allerdings einige Steinkuhlen vorhanden; die- 
selben legen jedoch wesentlich nur den Cornbrash und den 
Korallenoolith bloss, während der Forscher im Uebrigen 
angewiesen ist, seine Beobachtungen mühsam an entblössten 
Felsen, einzelnen Hohlwegen, verlassenen Versuchsschachten, 
an den durch entwurzelte Bäume gerissenen Löchern etc. 
anzustellen. Den besten Aufschluss gewährt immerhin der 
von Erdreich ziemlich entblösste südwestliche steile Absturz 
des Bielsteines, der s. g. Bielsteins- Kopf, und die s. g. alte 
Hannoversche Strasse, welche von Springe durch den s. g. 
düsteren Keller am östlichen Bielstein her bis zum nörd- 
lichen Abhang des Gebirges (Speckenbrink) führt, und in 
deren Nähe verschiedene Steinkuhlen belegen sind. Nach 
meinen vielfachen an den verschiedenen Punkten vorgenom- 
menen Beobachtungen stellt sich die Aufeinanderfolge der 
Schichten zwischen Bielstein und Argestorf am nördlichen 
Fusse des Deisters in folgender Weise dar: 

1. Auf den äusseren Schichtenflächen meist gelb- 
lich oder bräunlich, inwendig hellgraugefärbte, grob- 
oolithische, theils plattenförmig, theils in stärkeren 
Bänken abgesonderte Kalksteine mit unzähligen, zum 
Theil sehr grossen Exemplaren von Avicula echinata 
Sow. (Monotis decussata Münster); ausserdem sind 
nicht selten Ostrea acuminata Sow. und Pecten spa- 
thulus A. Rmr. Es kanı nicht zweifelhaft sein, dass 
wir hier den Eisenkalk (Cornbrash) der oberen Ab- 
theilung des braunen Jura vor uns haben. 

Beobachtungspunkte: an dem chaussirten Forstwege 
von Springe nach dem Speckenbrink (alte Hannoversche 
Strasse). 

Mächtigkeit der Schichten, soweit aufgedeckt: 10,00 m 

2. An dem oben genannten Fahrwege sind 
unmittelbar über dem Cornbrash dunkelge- 
färbte, thonige Schiefer zu beobachten, in 
welchen ich bislang leider keine Spur von 
Versteinerungen habe auffinden können; jedoch 
dürfte es der Lagerung nach kaum zweifelhaft 


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:uop[oLyOg doumsaog] AOPo -PAOFXO) 


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67 


sein, dass hier die obersten Schichten des 
braunen Jura, der s. g. Kelloway-Gruppe (Or- 
natenthone und vielleicht auch Macrocephalen- 
Schichten) vorliegen, in welchen an anderen 
Orten namentlich Ammonites Lamberti, Am- 
monites ornatus etc. gefunden werden. 


Machtiekeitsetwa... : ea 2, 2.5,.20.22:80.00.1 
3. Unmittelbar über diesen Schieferthonen 
lagern an demselben Forstwege am östlichen 
Ende des Bielsteins Gesteine, welche wir un- 
‘bedingt den untersten Schichten des oberen 
Jura, den Oxford- oder Hersumer Schichten 
zuzählen dürfen. Es folgen: 

a. 14m kalkig-sandiges, aussen gelbliches, 
inwendig graues oder dunkelgeflammtes 
Gestein, von derselben Beschaffenheit, 
wie im Völkser Profile ad 1. beschrie- 
ben ist, mit Ammonites cordatus (sehr 
häufig), Belemnites hastatus, Ostrea dila- 
tata, Pecten subfibrosus, Pleurotomaria 
Münsteri ete.; 

b. 6m dunkelgefärbter Mergelschiefer, in 
denen bislang keine Versteinerungen 
beobachtet sind; 

c. 4m kalkig-sandige Schichten, wie ad a. 
und mit denselben Versteinerungen; 

d. 2,5 m dunkelgefärbter Mergelschiefer, 
wie ad b.; 

f. 5 m kalkig-sandige Schichten, wie ad a. 
u. c. und mit denselben Versteinerungen ; 
jedoch treten auch einzelne Korallen 
auf, namentlich Thamnastraea concinna 
Goldf. sp. 

Die gesammte Mächtiskeit dieser Schichten- 

folge beiraet demnach wa... ....0..3,.50m 


Beobachtungspunkt: Chaussirter Forstweg 
55 


"u 6G 
:ypJoOUHJJEIOY Aaaajuf) "qy pun ‘er 


68 


und einzelne Versuchslöcher am südlichen und 
östlichen Abhange des Bielsteins. 

Da die Hersumer Schichten bei Hannover 
zur Zeit sehr mangelhaft aufgeschlossen sind, 
so gebe ich ein vollständiges Verzeichniss der 
bislang am Bielstein in denselben beobachteten 
Versteinerungen: 

Thamnastraea concinna Goldf. sp. Echino- 

brissus scutatus Lam. sp. Rhynchonella sp. 

Exogyra lobata A. Rmr. Ostrea dilatata Sow. 

Pecten vitreus A. Rmr. Pecten subfibrosus 

d’Orb. Lima subantiquata A. Rmr. Pinna 

lineata A. Rmr. Avicula Münsteri Bronn. 

Arca rotundata A. Rmr. sp. Trigonia cla- 

vellata Sow. Lucina sp. Anisocardia globosa 

A. Rmr. sp. Thracia pinguis Ag. sp. Pho- 

ladomya canaliculata A. Rmr. Pholadomya 

hemicardia A. Rmr. Pleurotomaria Münsteri 

A. Rmr. Belemnites hastatus Montf. Ammo- 

nites cordatus Sow. 

4a. Aussen gelblich, inwendig dunkelgrau 
gefärbter, grösstentheils groboolithischer Kalk- 
stein mit vielen Korallen, namentlich Tham- 
nastraea concinna, Isastraea helianthoides und 
verschiedenen Montlivaultia-Arten. Die Koral- 
len liegen jedoch nicht so gehäuft, als in der 
gleichen Schicht (2a.) von Völksen; auch ist 
die Fauna eine ungleich ärmere. Nicht selten 
werden darin die Stacheln von Cidaris flori- 
gemma gefunden. 

Beobachtungspunkte: Kleine Steingruben 
und Versuchslöcher am südöstlichen Bielstein. 

Mächtigkeit der Schichten. ........ 

4b. In den unteren Schichten groboolithische 
und dunkelgraue, weiter oben feinkörnige und 
heller werdende, in dicken Bänken abgelagerte 
Kalksteine von genau derselben Beschaffenheit, 


4,00 m 


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: yTOOUOTTEAOY AOAOIO 


°G 
- 


69 


wie bei Völksen in der Schicht 2b. und mit 


. denselben Versteinerungen, namentlich Cidaris 


florigemma, Echinobrissus scutatus, Exogyra 
lobata, Ostrea dilatata, Pecten subfibrosus, 
Pecten vitreus, Lima laeviuscula, Gervillia avi- 
culoides, Sowerby sp., Corbicella ovalis A. Rmr. sp. 
Chemnitzia Heddingtonensis. Eigenthümlich dem 
Speckenbrink sind die vielen in dieser Schicht zer- 
streut vorkommenden Abdrücke und Steinkerne 
verschiedener Korallenarten, wenn dieselben 


‘auch weniger häufig sind, als in der Schicht 4a. 


Beobachtungspunkte: die beiden Stein- 
brüche am Speckenbrink und die steilen Fels- 
abstürze am südwestlichen Bielsteine (Biel- 
steinskopf). 

Mächtigkeit'der Schichten... .n... 2%... 

5. Theils dichter, theils feinoolithischer, 
fester, grau oder gelblich gefärbter Kalkstein 
mit vielen noch nicht näher untersuchten Ko- 
rallen, namentlich aus den Gattungen Tham- 
nastraea, Stylina und Cladophyllia; ausserdem 
mit zahlreichen Steinkernen von Cidaris flori- 
gemma, ferner mit Rhynchonella pinguis, Ceri- 
thium Struckmanni, der Schicht 3 im Profil 
von Völksen entsprechend. 

Beobachtungspunkte: nördlicher Steinbruch 
am Speckenbrinke und Bielsteinskopf. 

Mächtigkeit der Schichten . :...... 

6. An dem kahlen südlichen Abhange des 
Bielsteinkopfes ist die unmittelbare Ueberlage- 
rung der Schicht 5, welche unzweifelhaft dem 
oberen Korallenoolith entspricht, durch die 
Kimmeridge-Bildungen deutlich zu be- 
obachten; jedoch sind die Aufschlüsse, welche 
sich lediglich auf den entblössten Felsboden 
und auf einzelne Baumlöcher beschränken, 
so mangelhaft, dass es wiederholter Unter- 


21,00 m 


5,50 m 


w 0g'C[ 


:H95pıIıewwıy 


4 


70 


suchungen und grosser Aufmerksamkeit bedurft 
hat, um die einzelnen Etagen der Kimmeridge- 
Gruppe zu verfolgen. Versteinerungen sind 
freilich nicht selten, aber grösstentheils abge- 
rieben und schwer erkennbar. Ich betrachte 
die Untersuchung dieser Schichtengruppe daher 
nicht als abgeschlossen, hoffe vielmehr durch 
las Auffinden weiterer Versteinerungen später 
in den Stand gesetzt zu werden, meine bis- 
herigen unzureichenden Beobachtungen zu er- 
sänzen. Folgende Schichten scheinen mir dem 
Kimmeridge anzugehören: 

a. Es folgen unmittelbar über dem oberen 
Korallenoolith 6 m oolithische, theils 
fein-, theils grobkörnige Kalksteine von 
weisslicher oder hellgelblicher Farbe 
von ziemlich lockerer Beschaffenheit mit 
Östrea multiformis, Pecten concentricus, 
Cyprina Brongniarti, Perna subplana und 
zahlreichen Steinkernen bisher nicht 
näher bestimmbarer Nerineen. Die- 
selben entsprechen höchst wahrscheinlich 
dem unteren Kimmeridge. 

b. 3,50 m grauer oder weisslicher, dichter, 
theilweise bituminöser Kalkstein mit 
Terebratula subsella (häufig und in sehr 
srossen Exemplaren), Trichites Saussurei, 
Perna subplana und Nerinea tuberculosa, 
wahrscheinlich dem mittleren Kim- 
meridge entsprechend. 

c. 6 m dunkelgefärbter und bituminöser, 
theils oolithischer, theils dichter, ab- 
wechselnd mergeliger oder glasharter 
Kalkstein mit-Pecten concentricus Dkr. 
et K., Gervillia obtusa A. Rmr. (beide 
sehr häufig), Lucina plebeja Conte]., 
Trigonia Alina Contej., Anisocardia 


u SR 
veneriformis Loriol und Terebratula @f. 
Gagnebini Etallon (häufig). Vermuth- 
lich entsprechen diese Schichten dem 
oberen Kimmeridge; jedoch ist es 
immerhin möglich, dass dieselben bereits 
den Portland - Bildungen hinzugerechnet 
werden müssen; eine bestimmte Ent- 
scheidung darüber wird sich erst dann 
treffen lassen, wenn bessere Aufschlüsse 
vorliegen. 
Beobachtungspunkte: Südlicher Abhang des 
Bielsteins, namentlich am Bielsteins - Kopfe. 
Wahrscheinliche Mächtigkeit der gesammten 
Kimmeridge-Schichten. ... » - vr 15,50m 


Bemerkungen betreffend die Terebra- 
tula cf. Gagnebini Etallon. 


In den ad 6 c. beschriebenen Schichten 
findet sich sehr häufig eine nur 12 mm grosse, 
in vielen Fällen noch kleinere Terebratel, welche 
die grösste Aehnlichkeit mit der Terebratula 
humeralis A. Rmr. hat, namentlich eine hoch- 
sewölbte Dorsalschale, eine flache Ventralschale, 
scharfe Ränder und einen ziemlich fünfseitigen 
Umriss besitzt; sie unterscheidet sich jedoch 
durch einen weniger stark übergebogenen und 
spitzeren Schnabel und ausserdem durch einen 
mehr gerundeten Stirnrand. Auch mit der 
süddeutschen Terebratula pentagonalis Bronn, 
welche flacher und gerundeter ist, möchte ich 
dieselbe nicht vereinigen; dagegen beschreibt 
Etallon in der Lethea Bruntrutana S. 284 
Taf. 41 Fig. 3 aus den Virgula-Schichten des 
Berner Jura eine Terebratula Gagnebini, welche 
mit der hiesigen Art bis auf die bei letzterer 
fehlenden starken Anwachsstreifen gut überein- 
stimmt. 


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7. Ueber den zuletzt beschriebenen Schichten 
folgen am westlichen Bielstein und zwar ziem- 
lich am Kamm des Berges in einer Mächtigkeit 
von 1,5 m dunkelgefärbte, harte und dichte, 
in dünnen Schichten abgelagerte Kalksteine, 
welche von den Schalen der Anomia jurensis 
A. Rmr. ganz erfüllt sind. Ausserdem habe 
ich nur bemerkt Corbula Mosensis Bnv., Thra- 
cia incerta Rmr.; eine unbestimmbare Ostrea 
und Modiola. 

Darüber lagern in einer Mächtigkeit von 
c. 2,5 m dunkelgefärbte, harte, plattenformig 
abgesonderte Kalksteine, in welchen ich bislang 
von Versteinerungen nur Ostrea multiformis 
und einen unbestimmbaren Pecten habe auf- 
finden können. 

Die gesammte Mächtigkeit der vorstehend 
erwähnten Schichten beträgt demnach . . . . 4,00m 


Der Lagerung nach ist kaum zu bezweifeln, dass 
dieselbenden Portlandbildungen angehören werden, 
obwohl sich dieses mit Sicherheit erst dann wird be- 
haupten lassen, nachdem bessere Aufschlüsse und 
namentlich eine grössere Reihe von Versteinerungen 
aufgefunden sein wird. Nach den leicht kennbaren 
Einbeckhäuser Plattenkalken mit Corbula inflexa habe 
ich mich bislang vergeblich am Bielstein umgesehen. 


8. Zwischen der vorigen und der gar nicht zu ver- 
kennenden folgenden Schicht (dem Serpulit) ist der 
Nordabfall des Bielsteins oder der Speckenbrink mit 
einem tiefgründigen, stark humosen Waldboden bedeckt, 
auf welchem man vergeblich selbst nach dem kleinsten 
Gesteinsstücke sucht. Dagegen ist der Boden sehr 
feucht und mit hohem, rohrartigem Grase bedeckt; 
daneben bemerkt man einzelne Vertiefungen, welche 
an kleine Erdfälle erinnern. Ich vermuthe, dass dieser 
Raum von den thonigen Mergeln des unteren Pur- 


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73 
becks, den sog. Mündermergeln ausgefüllt wird. Ihre 
Mächtigkeit scheint nur 4-—-6 m zu betragen. 

9. Am ganzen Nordabfall des Bielsteins, dem sog. 
Speckenbrink, bemerkt man in verschiedenen verlassenen 
Steingruben, alten Versuchslöchern und unter den 
Wurzeln umgestürzter Bäume die leicht erkennbaren 
oberen Purbeckschichten oder den Serpulit, 
bestehend aus wechsellagernden festen Kalksteinen 
und Mergelschichten. Der erstere ist namentlich am 
Speckenbrink fast ausschliesslich aus den kleinen, zu- 


. sammengehäuften Röhren der Serpula coacervata 


zusammengesetzt, wodurch das Gestein ein ganz eigen- 
thümliches, von dem Serpulit bei Völksen vollständig 
abweichendes Aussehen erhält. Andere thierische Reste 
sind selten; jedoch ist es mir gelungen namentlich in 
den Mergelschichten Corbula inflexa, Cyrena Mantelli, 
Cyrena parvirostris und einige Fischzähne namentlich 
von Pycnodus Mantelli und Hybodus polyprion nach- 
zuweisen. 

Die Mächtigkeit des Serpulits am Speckenbrink hat 
von mir nicht festgestellt werden können; jedoch scheint 
dieselbe erheblicher zu sein, als bei Völksen, mag daher 
immerhin 30—40 m betragen. 

10. Der Serpulit wird wiederum unmittelbar vom 
Wealden-Sandstein in grosser Mächtigkeit über- 
lagert; derselbe setzt fast den ganzen Nordabhang des 
Deisters zusammen, und wird im Bredenbecker Reviere 
unterhalb des Speckenbrinks ein erheblicher Bergbau 
auf Steinkohlen darin betrieben. Der Sandstein selbst 
ist auch hier arm an Versteinerungen und werden nur 
vereinzelte Pflanzenabdrücke und Steinkerne von Unio 
und Cyrena darin gefunden. Reicher sind die die 
Kohlenflötze umgebenden Schieferthone und Sand- 
schiefer, welche namentlich eine reiche Ausbeute an 
Pflanzenresten geliefert haben. Die vollständige Auf- 
zählung derselben will ich mir bis auf eine spätere 
Gelegenheit versparen und hier nur einige der häufigsten 


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74 


anführen: Sphenopteris Mantelli Brogn. Matonidium 
Goepperti Schenk. Hausmannia dichotoma Dkr. Anomo- 
zamites (Pterophyllum) Schaumburgense Dkr. sp. Spheno- 
lepis Kurriana Dkr. sp. Sphenolepis Sternbergiana Dkr. 
sp. Spirangium (Palaeobromelia) Jugleri Ettingsh. sp. 
Unter den Thierresten sind in diesen Schieferthonen 
am häufigsten: Unio subsinuatus Dkr. et K., Unio planus 
Rmr. und Cyrena tenuis Dkr. 


ll. Dem Wealden-Sandstein ist nahe dem Fusse 
des nördlichen Abhanges die Gruppe des Wealden- 
thons aufgelagert. Derselbe ist zur Zeit am östlichen 
Deister nirgends aufgeschlossen; durch die älteren 
Stollen- Anlagen bei Bredenbeck ist derselbe nach 
Credner (über die Gliederung der oberen Jurafor- 
mation etc. Seite 55) in einer Mächtigkeit von etwa 
16 m nachgewiesen, und besteht derselbe aus wechseln- 
den Lagern von Mergelschiefern, Schieferthonen und 
Kalksteinen. Versteinerungen, welche fast lediglich 
verschiedenen Cyrena- und Cyclas- Arten angehören, 
sind ausserordentlich häufig; jedoch entspricht es nicht 
dem Zweck dieser Arbeit, dieselben einzeln aufzuführen. 
Für den Sammler bietet in dieser Beziehung der westliche 
Deister zur Zeit reichere Ausbeute. 


12. Endlich wird überall am Nordfusse des Deisters 
der Wälderthon durch eine Meeresbildung, den in der 
Regel blau gefärbten und zähen Hilsthon mit Be- 
lemnites subquadratus A. Rmr., Ammonites noricus 
Schloth., Exogyra sinuata Sow. etc. überlagert, dem 
sich dann wiederum die Thone des unteren Gault 
mit Belemnites Brunsvicensis v. Stromb., Belemnites 
pistilliformis A. Rmr., Thracia Phillipsii Rmr., Meyeria 
ornata etc. anschliessen. 

Indessen sind diese Bildungen zur Zeit nur sehr 
unvollständig an einigen alten Bergwerkshalden zwischen 
Bredenbeck und Argestorf zu beobachten. 


[6) 


III. Das Profil im Samke-Thale oder am Samke - Kopfe 

bei Springe. 

Dieses Profil bietet in so fern noch einiges Interesse, 
als die Kimmeridgebildungen in etwas abweichender Art, als 
bei Völksen und am Bielstein entwickelt sind. 

Verfolgt man vom Bahnhofe zu Springe den westlich 
desselben in fast ganz gerader nördlicher Richtung neben 
dem begradigten \asserlaufe des kleinen Samkebaches auf 
das Deistergebirge zuführenden chaussirten Forstweg, so 
selangt man nach einer kleinen halben Stunde in den Wald, 
hier zweigt sich gleich linker Hand der steile Fussweg (der 
sog. Jägersteig) nach dem Cöllnischen Felde ab, während 
der breite Fahrweg neben dem Bache in der sich bald ver- 
engenden Thalschlucht weiter führt; die an beiden Seiten 
sehr steil ansteigenden Berggipfel werden mit dem Namen 
der Samke-Köpfe bezeichnet. Etwa 1 Kilometer im Walde 
thalaufwärts beginnt an der linken Seite eine Reihe von 
Steinbrüchen, in welchen der obere Jura vom unteren Ko- 
rallenoolith bis zum oberen Kimmeridge vortrefflich zu be- 
obachten ist. Die Oxford- (Hersumer) Schichten sind an 
einzelnen Stellen des Bachufers nur sehr unvollständig wahr- 
zunehmen; sodann folgen: 

1. Dunkelgefärbte, grobkörnig - oolithische, harte 
Kalksteine mit zahlreichen Versteinerungen, namentlich 
einzelnen zerstreuten Korallen, Cidaris florigemma, 
Ostrea dilatata, Pecten subfibrosus (häufig), Pecten 
vitreus, Gervillia aviculoides (sehr häufig), Hinnites 
spondyloides, Trigonia clavellata, Pholadomya decem- 
costata, Chemnitzia Heddingtonensis (sehr häufig, und 
mit Schale, an welcher noch die Farbenzeichnung zu 
erkennen ist), Cerithium Struckmanni (häufig), Ammo- 
nites plicatilis etc. Das Gestein hat eine ähnliche 
Beschaffenheit, wie die Schicht 2b im Profile von 
Völksen, und die Schicht 4b im Profile am Bielstein; 
auch kann es sowohl der Lagerung, als den Versteine- 
rungen nach nicht zweifelhaft sein, dass diese Schichten 
dem unteren Korallenoolith entsprechen. Ob 


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76 


über den Hersumer Schichten und unter diesen dunkelen 
Oolithen noch, wie an den anderen Orten, eine förm- 
liche Korallenbank lagert, habe ich bisher nicht nach- 
weisen können, da die tieferen mürber werdenden 
Schichten des Korallenooliths in den Steinbrüchen nicht 
ausgebeutet werden, weil dieselben kein geeignetes 
Strassenbau-Material liefern würden. Die beobachtete 
Mächtigkeit des dunkelgefärbten, oolithischen und ver- 
steinerungsreichen Kalksteines beträgt etwa 8—10,00 m 
2. Darüber folgen ganz ebenso, wie bei 
Völksen und am Bielstein (Schicht 3 resp. 5) 
hellgefärbte und feinkörnig- oolithische Kalk- 
steine in einer Mächtigkeit von circa... .. 800m 
Dieselben scheinen ganz ausserordentlich 
arm an Versteinerungen zu sein; denn bestimm- 
bare fossile Reste habe ich bislang nicht darin 
auffinden können. Jedoch werden dieselben 
der Lagerung nach dem oberen Korallen- 
oolith angehören. 

3. Es folgen sodann: 

a. 0,5 m graue, oolithische, mürbe Kalk- 
mergel, welche insofern von besonderem 
Interesse sind, als dieselben Terebratula 
humeralis, diese wichtige Leitmuschel 
des untersten Horizonts der unteren 
Kimmeridgebildungen (Astartien) 
enthalten. Dieses Fossil hat in den 
entsprechenden Schichten von mir bislang 
weder bei Völksen (wo Terebratula hu- 
meralis bereits in der Korallenbank des 
unteren Korallenooliths vorkommt) noch 
am Bielstein nachgewiesen werden können. 
Wahrscheinlich ist es, dass diese mürben 
Kalkmergelden versteinerungsleerenThon- 
schichten in den Steinbrüchen bei Völksen 
entsprechen und zwar um so mehr, da 
die folgende Schicht mit den Kalkbänken 


17 


mit Cyprina Brongniartiim Zieseniss’schen 
Steinbruche bei Völksen zu corespondiren 
scheint. 
b. 3m bläulich weisse und hellgraue, thonige, 
in der Luft leicht zerfallende Kalkmergel 
mit Ostrea multiformis (sehr häufig) 
und zahlreichen Steinkernen von Cyprina 
Brongniarti, Cyprina unculaeformis und 
Pholadomya multicostata. Ob dieser 
Mergel noch dem unteren Kimmeridge, 
oder bereits dem mittleren Kimmeridge 
(Pteroceras - Schichten) angehören, muss 
ich nach den bisherigen, nicht aus- 
reichenden Beobachtungen dahin gestellt 
sein lassen. 
ec. Darüber folgen, so weit zu beobachten, 
c. 4 m mächtige Schichten, welche ab- 
wechselnd aus mürbem Kalkmergel, 
plattenförmig abgesonderten grauen Kalk- 
steinen und dichten gelblichen Kalksteinen 
bestehen und welche Exogyra virgu- 
la in zahlreichen Exemplaren, ausserdem 
Corbula Mosensis ebenfalls häufig ent- 
halten. Dass in diesen Schichten der 
obere Kimmeridge vorliegt, dürfte 
kaum zweifelhaft sein. Bemerkungswerth 
ist, dass Exogyra virgula bisher weder 
bei Vülksen noch am Bielstein aufge- 
funden ist. 
Die gesammte Mächtigkeit.dieser Kimmeridge- 
Schichten beträgt demnach... . - 7,50 m 
Die höheren Juraschichten sind an dieser 
Stelle nicht zu beobachten, weil dieselben von 
einem alluvialen Kalktufflager bedeckt sind. 
Dasselbe wird zur Zeit vom Kaufmann F. Klussmann 
in Springe zu landwirthschaftlichen Zwecken ausgebeutet, 
weil sich der Tuffkalk wegen seines Reichthums an kohlen- 


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saurem Kalk und wegen seiner feinen Zertheilung zur Mer- 
gelung der Ackerfelder sehr wohl eignet. Geologisch ist 
das Kalklager interessant, weil dasselbe zahlreiche Abdrücke 
noch jetzt in unserer Gegend wachsender Pflanzen, nament- 
lich Blattabdrücke, und ausserdem einen grossen Reichthum 
von Schalen noch jetzt lebender Land- und Sumpfschnecken, 
namentlich aus den Gattungen Helix und Planorbis enthält. 
Ausserdem ist in der oberen Tuffschicht ein sehr sorgfältig 
bearbeiteter, durchbohrter Steinhammer, wenn ich nicht irre, 
von Granit aufgefunden; leider hat es mir nicht gelingen 
wollen, in den Besitz desselben zu gelangen, da der junge 
Mann, der denselben bei der Beaufsichtigung der Arbeiter 
aufgefunden, sich nicht entschliessen konnte, denselben ab- 
zugeben. In der das Tufflager bedeckenden Moorschicht ist 
ausserdem noch eine eiserne Lanzenspitze vorgekommen, 
welche jedoch einer jüngeren Zeit, wahrscheinlich dem 
frühen Mittelalter angehört. 

Herr Klussmann, von mir auf den wissenschaftlichen 
Werth derartiger Funde aufmerksam gemacht, wird Sorge 
tragen, dass etwaige zukünftige Fundstücke mir zur näheren 
Untersuchung zugehen. 

Das Kalktufflager hat von unten nach oben folgende 
Zusammensetzung: 

1. Unmittelbar auf den oberen Jura- (Kimmeridge-) Kalk 
lagert weisslicher und hellgelblicher Kalktuff und 
zwar grösstentheils in einer fein zertheilten, pulve- 
rigen Form, theils aber auch in härteren, steinartigen 
Massen, welche letztere namentlich die Pflanzen- und 
Blattabdrücke in überaus grosser Menge enthalten; 


die Mächtigkeit beträgt. ...... ... 2,0-3,00m 
2. Fein zertheilter Kalktuff, von Eisenoxyd 

gelblich oder röthlich gefärbt... .. ... . 1,5—2,00 „ 
3. Lederfarbiger, kalkhaltiger Süsswasserthon 

mit einzelnen Süsswasser-Schnecken . . . 0,5—1,00 „ 
4. Weisser, fein zertheilter Kalktuff mit 

Süsswasser-Schnecken. . . . 2... .. 152,00, 


19 


5,5—8,00m 
5. Bis an die Oberfläche thonhaltige Moor- 
schicht mit vielen halbvermoderten Pflan- 
zentheilen und zahllosen Gehäusen von 
Land- und Süsswasser - Schnecken von 
noch jetzt in unseren Gegenden lebenden 
INKLENDE IE RE SR A une 0,5—0,60 m 
Die gesammte Mächtigkeit dieser ungen —— 
Süsswasserbildung beträgt demnach. . . 6,00-8,60 m 


Das Tufflager hat sich in einer kleinen nur wenige 
Hectare grossen Mulde zwischen den beiden aus kalkigen 
Schichten bestehenden Samkeköpfen gebildet und zwar erst 
in neuerer Zeit, vielleicht beim Beginn unserer Zeitrechnung 
oder auch etwas später. Jedenfalls ist die Bildung sehr 
allmälig erfolgt, und haben wahrscheinlich Jahrhunderte 
dazu gehört. Ursprünglich wird ein kleiner See oder Weiher 
vorhanden gewesen sein, der von dem sehr kalkhaltigen 
Wasser des Samkebaches gespeist ist. Durch die Ver- 
dunstung und nicht minder durch den Vegetationsprocess 
der in dem Wasser wachsenden Pflanzen wurde letzteren 
ein Theil der Kohlensäure, des Lösungsmittels für den Kalk, 
entzogen; es bildeten sich daher allmälig feine kalkige Nie- 
derschläge; bei grösseren Fluthen wurde Schlamm und das 
Laub der in der Nachbarschaft wachsenden Bäume hinzu- 
geführt und der Boden des kleinen See’s nach und nach 
aufgehöht. Schliesslich entstand ein Sumpf, und wurden 
torfige und moorige Schichten abgelagert; der Samkebach 
hatte sich inzwischen in dem felsigen Boden ein tieferes 
Bett ausgegraben, und wurde dadurch schliesslich eine voll- 
ständige Entwässerung und Trockenlegung der Mulde herbei- 
geführt. Es sind dieses Vorgänge, die an anderen Orten 
noch in unserer jetzigen Zeit fortdauern. 

Werfen wir schliesslich noch einen kückblick auf die 
von mir beschriebenen 3 Jura-Profile, so wiederholt sich die 
von mir in meinem Buche über den oberen Jura der Um- 
gegend von Hannover Seite 166 bereits hervorgehobene That- 
sache, dass die Oxford-Schichten und der Korallenoolith an 


80 
den verschiedenen Orten eine sehr gleichmässige Entwicke- 
lung, namentlich auch in Bezug auf die fossile Fauna er- 
fahren haben, während andererseits der Kimmeridge selbst 
an nahe gelegenen Lokalitäten erhebliche Verschiedenheiten 
in der Zusammensetzung der Schichten sowohl, als in den 
von denselben eingeschlossenen Versteinerungen darbietet. 
Es hat bisher noch nicht gelingen wollen, die höheren 
Schichten des oberen Jura am Deister in einer so bestimmten 
Weise zu gliedern, wie dieses für die bekannten Lokalitäten 
in der näheren Umgebung der Stadt Hannover, für den 
oberen Jura am Lindener Berge und bei Ahlem, hat ge- 
schehen können. Jedoch zweifle ich nicht daran, dass 
fortgesetzte Studien auch für den östlichen Deister eine 
speciellere Gliederung der Kimmeridge- und Portland- 
bildungen kennen lernen werden. 


8 


Inhalt. 


Seite 

Personalbestand. Thätigkeit des Vereins ... 2.2.2.2... 3 

Bochnungs- Eixtrachz.. sense ee Eee 9 

Nerzeiehniss; der. Mitelieder. v0. 00 aan nmel 11 
Zugang zur Bibliothek. 

A. Geschenke ‚hoher, Behörden.» 2... ce. en na 15 

Bi (Geschenke, vonyErivaten: 4. „ee estelia. ars na 16 

02. Düreb,,Schrittentauseh. 0 Wa N 17 

DSDurchfAnkanı m es. a EN A ER 23 


Tabellarische Uebersicht der Wärmemittel, Regenmengen nebst der 
relativen Feuchtigkeit und den Windrichtungen in den 
Jahren 1875, 1876 und 1877 als Anschluss ähnlicher Mit- 
theilungen in den früheren Jahresberichten. Von Prof. 
BBogemann! .. 2. 20 ee een 24 
Nachtrag zum Verzeichnisse der bei Hannover und im Umkreise 
von etwa einer Meile vorkommenden Schmetterlinge von 
Cr BACHEZ Er Tone lee 27 
Nachtrag zur „Flora von Hannover‘ von Oberlehrer Dr. L. Mejer. 30 
Ueber den Einfluss der geognostischen Formation auf den land- 
schaftlichen Charakter der Gegend. Ein Vortrag vom 
Amtsrabh-C. Struckmannı 2 20 ee 36 
Geognostische Studien am östlichen Deister vom Amtsrath Struckmann 53 


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