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HARVARD UNIVERSITY
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LIBRARY
OF THE
Museum of Comparative Zoology
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N er ahresbericht
Westfälischen „Provinzial-Vereins für Wisscuschaft ad Kunst
a ahre 1920/21 und 19 921/22. e.
t vom Vo Be des Vereins. Pal Seine
C ion i. R. Dr. S. P. Widmann.
ee 28. Juni 1921 fand die durch $ 46 der Vereinssatzungen vorge-
hriebene Gener alversammlung statt. Der Vorsitzende, Herr Präsident
Landesfinanzamts Dr. Schmedding erstattete Bericht. Der Einnahme '
Be von 22171,23 Mk. stand die Ausgabe von 13702,92 Mk. gegen-
über, es blieb also für das Rechnungsjahr 1921 ein Ueberschuß von 8468,31 Mk.
2 Die Rechnungen wurden von der mit ihrer Prüfung betrauten Kommission
fü r richtig befunden und dem Schatzmeister Eutlastung erteilt. Der vom
"Vorsitzenden unterbreitete Voranschlag für 1921 mit 16000 Mk. in Einnahme
und Ausgabe wurde genchmigt.
Den verstorbenen Vorstandsmitgliedern Herrn Oberpräsidialrat Kirchner
Ba: ‘Herrn Geheimen Baurat Schmedding wurden warme Worte .des Ge-
Sn BeEar,
en TB =. Mk. zahlt. in Erh« FR besonderer Eintritisgelder von den
liedern bei den Vorträgen sull Abstand genommen werden.
- Bei der Wahl des Vorstandes wurden a:
1 en des & ereins:
Sp v. Siudt, an Bee lsnsttieken a. D. Berlin.
® EPrinz. Dr. vux Ratibor und Corvey, Durchlaucht, Münster.
| führender Ausschuß des Vereins-Vorstandes:
- Vorsitzender: Geheimer. Studienrat Dr. Widmann.
* tallvertretender Vorsitzender: Ober-Präsidialrat Weber.
- Generalsekretär Universitäts-Professor Dr. Daenell. z
£ Stellvertretender Generalsekretär: Landesrat Kayser.
a Rendant: Baudesbänkdirektoz Reus c Er
as kesmiianion re die Wahl: an Stelle des Herrn Präsidenten
Beundire ‚Heır ‚Geheimrat Dr. 8. e ea und an Stelle des
‚Schriftenaustausch. des Vereins wur > in der alten Weise Sorten
Er A 1
2
Die Tätigkeit des neuen Generalsekretärs Dr. Daenell war leider nur
kurz, da ihn am 17. Dezember 1921 nach jäher Erkrankung der Tod unserm
Vereine, der hiesigen Universität und der Wissenschaft entriß. Sein Hin-
scheiden war für uns besonders schmerzlich, da er eine große Erfahrung im
Gebiete der wissenschaftlichen Vorträge besaß und durch seine vielfachen
Beziehungen zu der Gelehrtenwelt stets geeignete Redner für die Vortrags-
abende zu gewinnen wülste. In der am 3. Februar 1922 abgehaltenen Vor-
standssitzung gedachte der Vorsitzende des Hingeschiedenen mit schmerzlich
bewegten Worten. An Stelle des Herrn Professors Dr. Daenell wurde
darauf Herr Professor Dr. Paul Kluckhohn zum Generalsekretär gewählt.
Da Herr Landesrat Kayser wegen Krankheit sein Amt als stellvertretender
Generalsekretär niederlegte, übernahm dieses nunmehr gemäß der auf ihn
gefallenen Wahl Herr Dr. Reichling.
In derselben Sitzung erinnerte der Vorsitzende daran, daß der Verein in
diesem Jahre am 28. Januar die Feier seines fünfzigjährigen Bestehens
hätte begehen können. Im Hinblick auf die Not der Zeit"habe man auf eine
solche verzichtet. Das Gedenken an die Gründung des Vereins fand jedoch
darin seinen Ausdruck, daß das einzige noch lebende Mitglied der Begründer,
der Herr Geheime Regierungs- und Oberschulrat a. D. Dr. Adolf Hechelmann
(geb. 22. Mai 1837), 1872 Direktor der Sektion für Geschichte und Altertums- ı
kunde (Abteilung Münster) zum Ehrenmitglied ernannt wurde. Die gleiche
Ehre erkannte der Vorstand dem Herrn Präsidenten des Landesfinanzamts
Dr. Schmedding zu als ein Zeichen des Dankes für seine dem Vereine seit
dreißig Jahren als Generalsekretär und Vorsitzender gewidmete hingebende
Tätigkeit.
Möge es dem Vereine vergönnt sein, nach einem weiteren Vierteljahr- #
hundert das Fest seines 75jährigen Bestehens unter glücklicheren Verhält- A
nissen zu feiern, als sie heute unserem Vaterland beschieden sind.
Vorträge im Winter 1920/21. u
Montag, 13. Dezember 1920 Prof. Dr. Schwering-Münster. Zum 200. Ge-
burtstage Justus Mösers. [14. Dezember 1920.] u
Montag, 10. Januar 1921 Prof. Dr. Mecking-Münster. Ueber Indien. Mit
Lichtbildern. Tr n
Montag, 7. Februar 1921 Sanitätsrat Dr. med. Keining-Soest. Ueber ver- I
meidbare Krankheiten. |
Montag, 21. Februar 1921 Prof. Dr. Bühler-Münster. Ueber Polizeistaat und
Rechtsstaat.
Montag, 7. März 1921 Geheimrat Prof. Dr. Jacob-Kiel. Ueber den echten I
orientalischen Teppich, seinen künstlerischen Wert und seine Geschichte. |]
| Vorträge im Winter 1921/22. a
Montag, 24. Oktober 1921 Prof. W. Stahlberg-Berlin. Die Nationalitäten [I
. in den von Deutschland abgetretenen Gebieten. Mit Lichtbildern. 1
Montag, 21. November 1921 Prof. Dr. Thomsen-Münster. Die Katastrophen |
der Kulturvölker und wie ihnen zu begegnen. |
3 ä
2 ER 5. Dezember 1921 Prof. Dr. Otto Hofim ann-Münster. Aus Germaniens
LE E Urzeit. >
|
| Montag, 9. Januar 1922 Geheimrat Prof. Dr. Rachfahl- Freiburg Br. Der
—. Don Carlos.
| Montag, 13. Febrı
Dr 1922. Schriftsteller M. Mayrhofr, Regensburg. Spanien,
Lang ? p
1922. Privatdozent Dr. d’ Ester-Münster. Der Kampf um
modernen Journalisten. Mit Lichtbildern.
träge finden abends 81/2 Uhr im Auditorium Maximum der Uni-
at statt.
Nachtrag.
I In der Generalversammlung vom 6. Juli 1922 wurde beschlossen, wegen
| der . fortwährend zunehmerden Preissteigerung (für Papier, Druck, Porto,
II Saalmiete und sonstige durch die Vorträge erwachsenen sah den Jahres-
beitrag auf 20 Mark zu erhöhen.
Wir bitten daher unsere geehrten Mitglieder um Nachzhlaug: von 14 %
| für das laufende Jahr 1922.
| -*.Um die hohen Kosten für die Vorträge zu verringern, ist eine Vereinbarung
u mit dem Ausschuß der „Hochschulkurse“, die der verstorbene Herr Prof.
Daenell ins Leben rief, getroffen worden. Danach trägt der Provinzialverein
zu den Kosten der vier Vortragsfolgen' (zu je vier Vorträgen) insgesamt
| 2000 NM bei, wogegen unsere Mitglieder für je einen Vortragskursus den er-
| mäßigten Preis von 10 M gegen IPFREORE ihrer a a er zahlen.
@ | Auge 1922.
Dr. Widmann.
ei
4
—_—
Jahresbericht
der mathematisch-physikalisch- chemischen Sektion
für die Jahre 1919 und 1920.
Von Professor Dr. Poelmann.
Vorstand:
. Kaßner, Geh. Regierungsrat, o. Prof. an der Universität, Vörsitzenaee 5
ei Püning, Geheimer Studienrat, Stellvertreter. |
Dr. Poelmann, Professor, Studienrat a. d. Städt. Oberrealschule, Schriftwart.
Korte, Bine Schatzmeister.
Dr. Breitfeld, Professor an der Baugewerkschule, Bücherwart.
‘In der ersten Sitzung vom 30. Januar 1919 führte Professor Plassmann
über Farbenwahrnehmung und Farbenbestimmung am Himmel
folgendes aus.
Da das beobachtete oder photographierte Spektrum die vollkommenste |
Analyse des Eindruckes darstellt, den wir mit dem Wort Farbe zu bezeichnen #
pflegen, so möchte es scheinen, als sei durch das Aufkommen der Spektroskopie #
und Spektrographie die schlichte Beobachtung der Sternfarben überflüssig MP
geworden. Es ist aber zu bedenken, daß die genaue Beobachtung der Spektra
doch nur bei hinreichend hellen Sternen möglich ist; bei den schwächeren
muß man sich zuerst auf summarische Abbildung mit dem Objektivprisma
beschränken, um endlich auch hierauf verzichten zu müssen. Da indessen
die helleren Sterne auch nach dem Farbeneindrucke geordnet werden können,
den sie dem unbefangenen Auge machen, so wird man die Schlüsse, die man
bei diesen aus der Lage der Spektrallinien gezogen hat, mit gehöriger Vor- #
sicht auf die schwächeren Gestirne übertragen dürfen. |
Bedeutet die Zusammenziehung des ganzen Spektrums in eine einzige
Farbenqualität schon keine Erleichterung der Forschertätigkeit, so tritt bei
den Fixsternen eine Reihe erschwerender Umstände hinzu; nämlich erstens die
Punktform, dann das mit ihr zusammenhängende Funkeln, weiter die
Unmöglichkeit, bei der Beobachtung selbst Vergleichsobjekte heranzuziehen;
endlich das Phänomen von Purkinje oder die Verschiebung des physiologischen
Maximums nach der brechbareren Seite beim Schwächerwerden der Licht- Fl
eindrücke, sowie das mit diesem verwandte, am besten nach Goethe zu be-
nennende Phänomen der Vertiefung der Farbe mit abnehmender Lichtstärke. U
Während bei den Planetenoberflächen, man braucht nur an Mars und
Jupiter zu denken, eine ziemlich reiehe Musterkarte von Farben vorliegt,
scheinen sich die Farben der Fixsterne für die visuelle Betrachtung ohne
spektrale Zerlegung in eine einzige Reihe einzuordnen, der offenbar entwick-
lungsgeschichtlicher Wert zukommt, während sie andererseits auch die als
)
Absorption und Extinction bezeichneten Vorgänge wiedergibt, mögen sich
> solche in der Atmosphäre des Gestirns” oder in unserer eigenen abspielen.
% Eine solche Skala stellte im vorigen Jahrhundert Julius Schmidt auf, wie folgt:
0 = rein weiß
elblic h weiß (weiß überwiegt)
reißgelb (halb und halb)
— dunkelgelb (gelb überwiegt)
6 = rötlich gelb (gelb überwiegt)
7 = orange (halb und halb)
8 = gelblich rot (rot überwiegt)
9 = rot mit schacher Spur von gelb
10 = rein rot.
Die Skala ist später mehrfach modifiziert worden. Die von J. @. Hagen
- gegebene Form läßt die Farbenreihe als gemischte, d.h. aus einem Kreisbogen
und zwei angesetzten radialen Stücken bestehende Linie durch den Farben-
- kreisel laufen. Ihre Stufen sind zwölf, nämlich mit den der englischen Sprache
entlehnten. Abkürzungen:
—1 = BW = bläulich weiß =
0 eV Hr reiß
+1 = YW = gelblich weiß
2 = WY = weißlich gelb
rei Gelb
= 0Y = orange gelb
= gelblich orange
=:0 == grange
= RO = rötlich orange
8 = OR = orange rötlich
Ben 8..=:B = Tl
E, | -1M = SR = düster rot.
E Zwischen die Spektroskopie und Spektrographie einerseits, die schlichte
: ‚Farbenbeobachtung andererseits hat sich-nun neuerdings ein drittes Verfahren
eingeschoben, das zu weit schwächeren Sternen fortschreiten kann als die
spektrale Zerlegung, aber nicht so weit, wie die Beobachtung der Farben am
B: 'ernrohr; nämlich die Aktinometrie. Die aktinische Wirkung des
Sternes auf die. Plafte setzt sich in ähnlicher Weise aus den Wirkungen der
ein zelnen Spektralgebiete zusammen, wie die Wirkung auf das Auge; und wie
BE - Er die Lichtstärke photometrisch, können wir dort die Größe und Schwärze
" nach längerer Belichtung entstandenen Sternscheiben messen. Hier zeigt
‚ nun eine Verschiedenheit, indem Sterne, wo das minder brechbare Ge-
‚stark entwickelt ist, visuell, andere photographisch wirksamer sind. Der
erschied zwischen der photographischen und der visuellen Helligkeit heißt
rbenindex oder Farbentönung. Da die bekannte Einteilung in
6
Größenklassen für die schwächeren Sterne größere Zahlen setzt, so ergibt sich N
leicht, daß der Index mit zunehmender Röte wächst. u
Im Jahre 1914 hat Wirtz drei Sternkataloge verglichen, nämlich die #
Potsdamer photometrische Durchmusterung, die Göttinger Aktinometrie und
das Krügersche Verzeichnis farbiger Sterne. Die in diesen drei Verzeichnissen #
stehenden Zahlen sind jeweils das Ergebnis einer Mittelbildung, und der #
Fehler der Aktinometrie beträgt 0,034 Größenklassen, entsprechend 1,077 oder #
1:0,9281. Der mittlere Fehler der Arügerschen Farbenzahlen beträgt 0°%,4, wo #
c die Schmidtsche Farbenstufe ist. Die Beziehung zwischen der Schmidtschen |
Zahl C und dem Farbenindex / war nicht leicht zu finden. Die Krügerschen '
Zahlen mußten zunächst für Farbenvertiefung vorläufig verbessert werden.
Es wurde dann zur Auffindung des mathematischen Zusammenhanges zwischen #
C und 7 zuerst die eine, dann die andere Zahl als unabhängig veränderlich #
aufgefaßt, worauf die aus beiden Vergleichungen hervorgehende Correlation #
zu einer mittleren Formel ausgestaltet wurde, die dann endlich zu einer ge- #
naueren Bestimmung des Farbenvertiefungswertes zu dienen hatte. Die #
Schlußformel lautet:
C = 3°,68+2°,42J—0°,226J?; oder
J = 5m 35—2m,21 V 9, 18-0, 904 C
°- Hier ist m die Größenklasse. Der Verlauf der Zahlen zeigt, daß das
zweite Glied der zweiten Formel negativ zu nehmen ist. Für J=0 wird
C=3,68; d. h. für Sterne, die visuell ebenso hell sind wie photographisch, #
was eine Art Gleichgewicht zwischen den Spektralgebieten voraussetzt, hält #
sich für Krügers Auge der Eindruck zwischen dem Hellgelb und Reingelb
der Skala von Schmidt. Für C=0 wird J=—1,35; das ist also der Index für #
rein weiße Sterne. Die Sonne scheint zwischeu diesen und den reingelben zu
stehen. Die Formeln gelten genau für ein mittleres Helligkeitsgebiet, nämlich |
für die Sterngröße 6,00. Im übrigen muß, wie sich ergab, für jede Größen-
klasse um 0°20 reduziert werden. Ein Stern von der Größenklasse 6,4
z. B., denı Krüger die Farbe C=4,59 gäbe, müßte wirklich mit 4,59—
0,4.0,2=4,51 in die Formel eingehen. Die drei Konstanten der Formel sind‘
nur mit folgenden mittleren Fehlern behaftet: +0, 13; +0, 17; +0, 074. ©
Zu einem und demselben Werte von C gehört, wie sich oe ergab, im: |
Milchstraßengebiete ein größerer Index als nach der Formel zu erwarten, was)
bei der großen Sicherheit, womit der Index bekannt ist, weder auf das von.
Pickering entdeckte Ueberwiegen der weißen und blauen Sterne in der Milch-M
straße, noch auf die Kapteyn aufgefundene Tatsache zurückzuführen ist, daßff
Sterne desselben Spektraltypus in der Milchstraße aktinischer wirken alsf$
außerhalb deren. Die Erscheinung ist rein subjektiv in dem Sinne zu deuten,
daß in der Milchstraße der Beobachter die Farben unterschätzt, so daß ihm
ein Stern hier weißer vorkommt, als er ihm anderwärts erschiene. Der Fehler:
geht bis auf ein oder zwei Zehntel der Größenklasse im Index. Die Erschei-
nung erinnert an ähnliche Fehler beim Beobachten der veränderlichen Sterne. |
Die Frage, ob und in welchem Umfange das Altertum Sternfarben
beobachtet habe, wurde früher fast rein negativ beantwortet. In dem Haupt-J
Fr ee en —
-7
‚werke des Ptolemaeus, dem Almagest, sind die sechs Sterne « Tauri, « Bootis,
« Orionis, « Scorpü, ß Geminorum, « Canis majoris als rötlich bezeichnet.
Während die fünf ersten auch heute noch als rot gelten, ist der letzte,
Sirius, ein so ausgesprochener Vertreter des Typus der blauen oder weißen
Sterne, daß man sich scho lange gefragt hat, wie Pfolemaeus zu seiner An-
gabe Be der .. von der Entwicklungsgeschichte der Sterne
sung Norman Lockyer wieder zu Ehren gekommen,
ro e Stadium zweimal durchläuft, zuerst beim Heißer-
em Erreichen des ersten Spektraltypus, dann in bekannter
h nac Be Da jedoch nicht wohl anznnehmen ist, daß sich der
rang in der kurzen Zeit von noch nicht zweitausend Jahren voll-
oe habe, erklärte man den Text des Piolemaeus für verderbt und ver-
dächtigte ebenso die nämliche Angabe bei Seneca. Noch im Jahre 1917 hat
sich Holetschek in Wien dieser von Schiaparelli und Schjellerup aufgestellten
x Behauptung angeschlossen. Der Vortragende hat seit Jahren betont, daß die
starken roten Blitze, die Sirius beim Funkeln zu schleudern pflegt, und zwar
r nicht nur in Deutschland, sondern auch über dem Mittelmeere, wo nach seiner
i Beobachtung ’die Sterne manchmal sehr stark funkeln, recht wohl die Auf-
. fassung der Alten bewirkt haben können. Dem tritt nun Fr. Boll zu Heidel-
berg in mehreren Veröffentlichungen bei, indem er gleichzeitig als philolo-
gischer Fachmann betont, daß von einer Entstellung des Textes bei Ptolemaeus
und ‚Seneca nicht geredet werden könne. Außerdem hat er in einer anderen
Schrift des Ptolemaeus, der Tetrabiblos, sowie bei sonstigen Autoren noch für
eine große Anzahl von Sternen Farbenschätzungen gefunden, die sich in
_ — merkwürdiger Weise unter andern Angaben verstecken. : Wenn nämlich ein
_ — Fixstern rot erscheint, wird er mit dem Mars verglichen; ja noch mehr, es
wird ihm in astrologisch-alehymistischem Sinne die Mischung und damit die
- Wirkungsweise des Mars zugeschrieben. Weiße Sterne werden mit. Venus,
gelbe mit Jupiter usw. verglichen, ja, flächenhaften Objekten, wie Nebelflecken
und für das freie Auge unauflösbaren Sternhaufen wird die Natur der Sonne
- oder des Mondes zugeschrieben. Es ist Bol geglückt, durch Vergleichung
_ mit den Farbenangaben von Osthof’ in Köln, sowie, was besonders wertvoll
- erscheint, mit den ohne Fernrohr auf hoher See gemachten Farbenschätzungen
des deutschen Kapitäns Möller, festzustellen,‘ daß die Angaben der‘ Alten hier
gar nicht einmal so roh sind, wie man (denken möchte; namentlich, "wo sie
- für denselben Fixstern zwei Planeten, etwa den Mars und den‘ Jupiter, zur
Vergleichung heranziehen, sagen ihre in Zahlen umgerechneten ‘Angaben
- Ahnliches aus, wie die modernen. : Das: Verfahren geht, wie so manches, auf
» die Babylonier zurück und ist von den.:Griechen nur übernommen worden.
© Das subjektive Element in der. Farbenbeobachtung. tritt besonders’ stark
bei Meteoren hervor, wo die Plötzlichkeit und kurze Dauer der Erschei-
_ nung schon die übrigen Wahrnehmungen, : welche die Bahn, die Helligkeit
- und die Schweifbildung: betreffen, sehr zu: beeinflussen pflegt. A. Wegener
hat als häufig festgestellt, daß ein größeres Meteor zuerst als mehr oder
| "weniger farblose Sternschnuppe erscheint, dann beim Eindringen in die: Wasser-
8
—
stoff-Sphäre unter merklichen Anschwellen der Lichtfülle grün, weiter in Vor
Stickstoff-Sphäre unter abermaligem Aufleuchten rot wird, um zuletzt am
Hemmungspunkte zu erlöschen. In dem schwachen ersten Stadium leuchtet
nur das Objekt selber, in den späteren ist es die mitgerissene Lufthülle, die
ihr Spektrum zur Geltung bringt. In dem großen Verzeichnisse von Heis
konnte der Vortragende mehrere ähnliche Fälle feststellen. Er erinnerte ferner
an die Zahlen, die er im Jahre 1886 im Warendorfer Gymnasial- Programm
gegeben hat. Hiernach kommt die blaue Farbe z. B. bei Julius Sehmidt als
Meteorfarbe überhaupt nicht vor; bei Heis ist sie in 29% aller Fälle von
einfarbigen Meteoren beobachtet worden, wobei noch auffällt, daß fast der
dritte Teil dieser blauen Meteore als schnell bezeichnet ist, während Ge- ;
schwindigkeitsangaben bei Heis im Ganzen nicht gerade häufig sind. Die
mittleren Bahnlängen der blauen Meteore sind dagegen bei Heis geringer als & =:
die für jede andere Farbe zu errechnenden; der Prozentsatz der geschweiften °
Meteore ist bei den blauen gleichfalls am geringsten, und an Helligkeit
übertreffen sie nur die gelben ein wenig, während sie erheblich lichtschwächer
als die grünen und selbst als die roten sind. Aus all diesem folgt, daß wir
es bei den von Heis als blau angegebenen Meteoren weniger mit einer ge-
ringeren wahren Bahnlänge, als mit einem großen Abstande von uns zu tun
haben. Die große Geschwindigkeit hat dann eine objektive Ursache, nämlich
die noch unaufgebrauchte große kosmische Geschwindigkeit in der großen
. Höhe, und eine subjektive, nämlich die irrtümliche Annahme, daß zu einer
durchlaufenen kurzen Strecke eine kurze Zeit gehören werde. Derselbe Irr-
tum läßt z. B. auch die Bewegnng des Sekundenzeigers auf der Taschenuhr
zu schnell, auf der Pendeluhr zu langsam erscheinen. 7
Sitzung vom 27. Februar 1919. | z
Geheimrat Dr.’ Kaßner sprach über Zusammensetzung und Nährwert
von Nahrungsmitteln und zeigte, daß es nicht bloß auf den Betrag an den
wesentlichen Bestandteilen wie Eiweiß, Fett, Kohlehydrate und Miuers ein
ankomme, sondern auch auf die Menge und die Beschaffenheit der Zellfaser.
Letztere vermag wie z. B. in den Kleber- oder Kleieschichten der Getreideni
körner die Verdaulichkeit der vegetabilischen Nahrungsmittel erheblich zu
beeinträchtigen. Auch gewisse Imponderabilien, wie Geschmacksstoffe und die,
sogenannten Vitamine sind als wichtige Faktoren für die Ausnützung” und.
Bekömmlichkeit der Nahrungsmittel mehr und mehr erkannt.
Dann BREneh Ingenieur Schulz über elektrische Edelgas une 1:
Sitzung vom 27. März. E
Herr Geheimrat Kaßner behandelte auf Grund einer Arbeit von Ivar
Bank über Lipämie den Fettgehalt des Blutes, sowie den an Cholesterit 1.
. Cholesterin-Estern und Phosphatiden. Entsprechende Zahlen aus der Unter-
‘suchung von menschlichem und tierischem Blut werden mitgeteilt. Hieran
schloß sich eine lebhafte Diskussion, in welcher auch die Frage des Abbaues’
vou Körpersubstanz zu Fett (fettige Degeneration), ferner auch die der Ent-
stehung von tierischem Fett aus Kohlehydraten zur Sprache kam. Gewisse
Mi Er =
Bw
j durch Fettmangel oder ungenügende Fettbildung beim: Menschen hervorge-
rufene Krankheiten wurden dabei erwähnt.
Am 6. Juni machte u Sektion ihren Frühjahrsausflug nach Wollbeck.
tzung vom 23. Oktober 1919.
Geheimrat n or macht der Sektion Mitteilung von einem Besuch
einer S pe Ri sr Zeche Lothringen bei Herne. Die Fabrik ver-
arbeite au IR Detersäure, Unter Einwirkung eines Platinkontaktes
Igt b. lie Vereinigung von Ammoniak u. Sauerstoff nach der Gleichung:
A 2NH3+50=-3H0+2N0.
Di e Vereinigung geschieht in einem eisernen Turm, der im Innern eine
03 its enthält. Am oberen Ende der Kontaktröhre befindet sich der
‚ Platinkontakt. Die Gase streichen im 'Turm in die Höhe, treten von oben
‚ durch den Platinkontakt in die innere Röhre. Die Temperatur des Platin-
| kontaktes erhält sich selbst auf 800%. Die Stickoxyd enthaltenden Gase werden
‚mit Luft gemischt in Koks-Berieselungstürme geleitet. Die Umsetzung er-
a folgt dort nach den Gleichungen: NO+0O=N O2
2N02+H20=HNO2+HNÖO3
” | 3HNO2= HNOs + H20 +2NO.
Pas Wasser wird vermittels Pumpen nach dem Priucip des Gegenstroms
hintereinander durch die einzelnen Berieselungstürme geschickt. Die Centri-
, fugalpumpen (sog. Mammutpumpen) werden aus sehr zähem und harten Krupp-
Den schen Nickelchromstahl gefertigt. '
Das Ammoniakgas wird aus dem Ammoniakwasser der Kokereien durch
€ Behten Kalk in Freiheit gesetzt.
Herr Dr. Nettesheim ergänzte die Mitteilungen des Vorredners: ins-
esondere durch Darlegung der Verwendung von Ammonnitrat in der er
5 stofftechnik..
e: FERRE Sitzung vom 20. November.
BR - Herr Geheimrat Kaßner hielt einen Vortrag über das System Calcium-
ii Ferrieyankali. Um Caleiumplumbat zu erhalten wird Calciumearbonat
Be Paioıyi und Luft geglüht: 2CaC03+PbO + Luft (4N + 0)
= 2002 + Ca2Pb 04.
Mit t Soda erhält man aus dem Calciumplumbat einen braunen Niederschlag
e on Caleiumcarbonat und Bleisuperoxyd, Natronlauge geht in Lösung und
kann als Nebenprodukt aus der Lösung gewonnen werden
| Ca2 PbO:+2Na2 C03 +2H20 = [2CaC03 + PbO2] +4Na OH.
Der braune Niederschlag wird mit Ferrocyankali gemischt und Kohlensäure
» eingeleitet, dadurch geht Ferrieyankali und Kaliumkarbonat in Lösung, ein
‚8 elblicher Schlamm von Bleioxyd und Calciumcarbonat fällt aus. Beim Ein-
Fr dampfen der Lösung kristallisiert zuerst Ferrieyankali aus, erst später Kali- .
Eitarge 2 CaCO3 + Pb O2 +2 Fe Cys Kı + 3 = 2 Ks Fe Cys + K2 003
2
>
1
Ms
10
Ferricyankali herstellt. Geheimrat Kaßner zeigte ein Präparat von Ca2 Pb O4,
das sehr häufig zur Gewinnung von Ferricyankali benutzt war.
Ferrieyankali repräsentiert nun Sauerstoff. Wenn man Ferricyankali mit
Kalilauge mischt, wird Sauerstoff für Oxidationszwecke verfügbar. 2Ks3FeCys
+2 KOH = 2Kı Fe Cys +0 + H20. Mit dieser Lösung kann man auf ver- #
schiedenen Gebieten Oxydationsvorgänge einleiten. Ebenso kann man die
Lösung an Bleichzwecken benutzen. Geheimrat Kaßner zeigte ein Stück Lein-
weind vor, das er auf diese Weise gebleicht hatte. Ferner setzte er die al- #
kalische Lösung des Ferricyanids zu Wasserstoffsuperoxyd und wies den frei #
werdenden Sauerstoff nach. Ds
2 FeCysKs + 2 KOH + H202 = 2 KıFeCys + 02 +2 H20. |
Das Ferrocyankali wird nach obiger Methode wieder in Ferrieyankali '
zurückverwandelt.
Herr Ingenieur Schulz berichtete über ein in der elektrotechnischen Zeit-
schrift veröffentlichtes Meßverfahren, mit dessen Hilfe beliebig starke Gleich- #
ströme auf weite Entfernungen mit dünnen Meßleitungen gemessen werden #
können. Die Messung geschieht unter Benutzung von Wechselstrom mittels |
stromwandlerähnlichen Apparaten. |
Herr Schulz, Assistent am Astronomischen Institut, erläuterte die Ein-
richtung der Lautverstärker bei der drahtlosen Telegraphie.
Sitzung vom 19. Dezember 1919.
Prof. Dr. Poelmann hielt einen Vortrag über die natürlichen geolo- #
gischen Bedingungen der Heilquellenbezirke des westf. lippi-
schen Berglandes. Zunächst gab er eine kurze stratigraphische Übersicht |
über die in Betracht kommendeu Formationen. Alsdann wurden die Bedin-
gungen der Quellen untersucht an Hand der von Beyschlag aufgestellten drei E |
Punkte: ;
1) Vorhandensein reichlicher Zerklüftung und Zertrümmerung der Erd- #
rinde, so daß den Tageswassern Zutritt zu dem lösungsfähigen Ge- #
stein geboten wird.
2) Vorhandensein lösungsfähigen Gesteins. |
3) Vermischen der entstandenen Lösungen mit den gasförmigen vul- |
kanischen Produkten bes. der Kohlensäure.
Bei Erörterung von Punkt 1 wurde festgestellt, daß entlang bestimmter #
Linien, der geologischen Axen, eine weitgehende Zerklüftung der Erdrinde '&
stattgefunden hat. Die Geologischen Axen erweisen sich gleichzeitig als #
Quellienien. Die lösungsfähigen Salze werden dem Zechstein zugeschrieben,
wenn auch nicht geleugnet werden kann, daß in vielen Gegenden Deutsch-
lands Muschel-Kalk, Keuper und Buntsandstein Salzlager enthalten. Auch 9
Bedingung 3 ist in dem beschriebenen Gebiete gegeben. Eine rege. vulkani- Ä
sche Tätigkeit entfällt in die Mioecänzeit, in der die vielen Basaltdurchbrüche
des niederhessischen Gebietes entstanden. Als dem Bereich der Osningachse
angehörend wird der Basaltgang des Hüssenberges bei Eissen erkannt. I 5
Bereich der Driburg Berlebecker-Achse befindet sich der Basaltgang von #
Sandebeck. Daß die Kohlensäure mehr in der Peripherie des vulkanischen |
11
t zu verwundern, da beim Durch-
jelle 4 Tepe eintritt. In der
r »cken. Die Kohlensäure erhält
feine bes. von Si am her.
| Gebiets als in diesem selbst auftritt, ist nich
_ bruch des Magmas bis zur Erdoberfläche
Peripherie bleibt das Magma in „de
| sich längere Zeit und erfüllt die ı um,
| Im Bereich der Dribu:
| reich der Osningack ji nV
| Belle un« ıbe er gabelförmigen ine Rene: ran
RR f, Vlotho, )e nhausen ı Salzuflen. Der Fortsetzung der Driburger Achse
restfälische e Kreidetafel gehören womöglich die Quellen von Lipp-
ge, Halle und Rothenfelde an.
Mara Arerichtete Geheimrat Kaßner über Vorgänge bei der Vergärung
7° des Zuckers zu Alkohol, nach einer neueren Theorie soll als erstes Zwischen-
produkt Methylglyoxal entstehen, etwa nach der Gleichung:
CsH1206 = 2 H2O + 2 CHSCOC <o (oder CHECOHC< 0)
= Dieses Methylglyoxal oder Brenzhaubensäurealdehyd setzt sich mit Wasser
) 5 zu Glycerin und ren um.
1” CH» = COHC < ) + HOH + Ha = CH>OHCHOHCHEOH (Glycerin)
1 CH2CoHc < H + 0= CHsCOCOOH (Bronztraubensäure)
I No
LE Die Brenztraubensäure wird durch ein Enzym, die Carbosylase i in (O2
I und Aldehyd zerlegt.
CHsCOCOOH = (02 + CH N)
ı® Hier tritt also die bei der Gärung entstehende Kohlensäure auf. Der
"5 Aldehyd wird zu Alkohol reduziert, der frei werdende Sauerstoff führt wieder
. Belyoxal in Brenztraubensäure über.
CHs« oO + Ha — CHsCHsOH
CHsCOCOOH + 0 = CHsC0C00H
E Der Beweis für diese Theorie ist. gelungen durch en des Aldehyds
I im der Maische mittels Natriumsulfits:
Na /80sNa
na 5 + H|OH|= Na0H + Home
| r_ Die Natronlauge wird durch die Kohlensäure gebunden. Unter dieser
E besonderen Art der Vergärung wird viel Glycerin gewonnen.
I Prof. Breitfeld demonstriert eine mit Quecksilber gefüllte evakuierte Röhre,
DD die beim Schütteln infolge auftretender Reibungselektrizität lebhaft leuchtet.
2 Oberingenieur Förster macht Mitteilung über den Callenbergschen Apparat
‚zur Fesstellung verschiedener Gase in der Luft. Zum Schluß gab Geheimrat
' Püning noch ‚eine populäre Darstellung der Theorie der Fehlerausgleichung
E mit Hilfe der kleinsten Quadrate,
12
Sitzung vom 21. Februar 1920.
Geheimrat Prof. Kaßner gedachte zu Beginn der Sitzung des ar
Mitgliedes Bernhard Theissing, des langjährigen, verdienstvollen Kassen- Ü
wartes der Sektion, dem er einen warmen Nachruf widmete. Bei der Ge-
legenheit erwähnte er auch die Verdienste seines früher verstorbenen Bruders,
des ehemaligen Stadtrats Theissing, insbesondere seine Idee der künstli- #
chen Zuführung von Flußwasser zum Wasserversorgungsgebiet der Stadt auf
der Geist, um das fehlende Grundwasser zu ergänzen, eine Idee, die wir heute .
uicht nur auf der „hohen Ward“ verwirklicht sehen, sondern die in sehr.
vielen Städten, so in Frankfurt a. M., verschiedenen Städten. des Ruhrgebietes, :
Anklang und Nachahmung gefunden hat, eine Idee, um derentwillen dieser ver-
diente Sohn Münsters in seiner eigenen Vaterstadt mancherlei Anfeindung
ausgesetzt war. Im Anschluß daran machte Oberingenieur Förster inter- #
essante Mitteilungen über die Verstopfung der oberen Sandschichten durch #
die Trübe des versinkenden Wassers, während sich gezeigt hat, daß eine
schützen.!e Humusdecke eine Verstopfung verhindert.
Prof. Poelmann berichtete über eine Arbeit der Forscher Curtius und R
Franzen in Heidelberg über den «-#-Hexylenaldehyd, der allgemein in den #
assimilierenden Blättern der Pflanzen verbreitet ist und dem die Forscher eine #
wichtige Rolle als Zwischenprodukt bei der Bildung anderer zum Leben der #
Pflanzen notwendiger Körper zuschreiben. Von besonderem Interesse ist die. j
von den Verfassern aufgestellte Hypothese, wonach der «-ß-Hesylenaldehyd B
bei der Bildung der Fette aus Kohlehydraten eine Rolle spielt.
Herr Ingenieur Sehulz berichtet über eine Abhandlung von Dr. Joh. Haoil
dicke „über die Größe des Fallwinkels“, welche eine lebhafte Diskussion über; j
das: Höksol der Sohwrarkr Kt zur Folge hatte. ı
Geheimrat Prof. Kafner macht der Sektion einige kleine Mitteilungen
über Dur-Aluminium,. einer Legierung von Kupfer und Aluminium (CuAle);; ı
wenn die Legierung auf 5200 C erhitzt und dann in siedendem Wasser abge-
schreckt wird, wird sie so hart wie Stahl; um Gegenstände aus Dur-Aluminium
in der Praxis zu härten, werden dieselben 5 Tage lang auf 100° C erwärmt.
Alsdann machte Geheimrat Kaßner noch Mitteilungen über Materialien zur)
Herstellung von Pyrometerschutzrohren. Vernickelte Stahlrohre werden von
schmelzendem Cyankali nicht angegriffen. In Bädern von schmelzendem) h
Messing oder Bronce verwendet man Röhren von Eisenchrom.” Weiter sind N
beliebte Materialien Sillimanit, das sich auch in der Grundmasse des Porzellans 1 h
findet (Al2Os, SiO2), Magnesium-Aluminat = Spinell, gesinterte Magnesia, Car- |
borund; letzterer ist bes. geeignet, weil er die Wärme achtmal besser leitet
als Chamotte und drei bis viermal besser als Ale03. Aus Beryllium (6 5i02. fi
3 BcO. AleOs) gewinnt man BeO, das säurebeständiger ist als MgO.
Sitzung vom 23. April 1920.
Herr Dr. Nettesheim sprach über Gewebe-Ersatzstoffe. Im ersten Teil des ] |
er
3 h
Vortrages wurden die pflanzlichen Fasern besprochen und zwar direkt ver- R
spinnbare wie Baumwolle, Als Streckungsmittel kommen in Betracht Haare!
13
‘von -Päppel: Wollweide, Distel, Wollgras, Epilobium und Alpengras. Fasern,
die erst von Nebenstoffen befreit werden müssen, liefern Flachs, Hanf, „Jute
und auch Brennessel. Fasern von Hopfen, Ginster, Steinkleearten, Binsen ete..
| Ze
(& h aben sich nur teilweise bei _ Dann besprach Vortragender die Verar-
2
beitung des Holzes Von tie chen Fasern kommen Wolle und Seide in Be-
|t acht. Zum. wurden die » verschiedenen Arten der Kunstseidegewin-
113 nung g : owür ig gt = DH Er KL I €
ecke: ch über drahtlose Telegraphie. Der Inhalt des
ft zunächst Herzsche Versuche, weiterhin 1) Erste Anord-
fü ahtlose Telegraphie von Marconi, Reichweite einige km. 2) Zur
Am 1g ; größerer Reichweite wird die Energie der Funkenentladung durch
Einschalten eines Kondensators verstärkt 3) Um Energieverlust zu vermeiden
|u nd die Abstimmungsschärfe zu erhöhen, ist es außerordentlich wichtig mit
|‘ ingedämpften Wellen zu arbeiten. Ein großer Fortschritt zur Erreichung
| dieses Zieles ist das System der tönenden Löschfunken, das mit schwach ge-
i dämpften Wellen arbeitet. Die Schwingungen werden durch sog. Stoßer-
N E regung erzeugt, gleichzeitig ist die Frequenz der Wellen so beschaffen, daß
ein musikalischer Ton entsteht. 4) System zur Erzeugung vollkommen unge-
‚| dämpfter Wellen a) Lichtbogensender b) Hochfrequenzwechselstrommaschine
c) Kathodensender.
- Am 21. Mai fand der Frühjahrsausflug der Sektion nach Albersloh
‚statt. Unter der liebenswürdigen Führung des Herrn Pfarrers Spee fand eine
b sung der dortigen Kirche statt, deren ältester romanischer Teil etwa
aus dem Jahre 1000 stammt, während der gotische Hauptbau um 1260 in
Se sehr geschickter Weise nes häder wurde. ‘ Die sehr bemerkenswerte Para-
Be tensamnlang mit künstlerisch schönen Exemplaren verdient besonders her-
Btgehoben zu werden.
Sitzung vom 20. Oktober 1920.
Geheimrat Prof. Dr. Kußner behandelte das Stickstoffproblem. Kurz
If wurden zuerst die bekannten Verfahren von Haber-Bosch, Birkeland und Eyde
sowie von Frank und Caro gestreift. Dann ging Redner eingehend auf das neueste
4 Verfahren ein, insbesondere auf die fabrikmäßige Durchführung der Bindung
| von atmosphärischen Stickstoff über Cyanid von Ingenieur 'Thorssel in Goten-
| burg (Zeitschrift für angew. Chemie 1920). Es läßt sich eine Bindung des
ckstoffs nach den Gleichungen: BaCO3 +4C +2N = Ba (CN)e + 3C0O und
2C0O3 +40 +2 N = 2NaCN +3C0O erzielen, wobei in unserem Falle die
he gaktion praktisch bis zur Bildung einer Verbindung BaO.Ba(CN)2 verläuft.
| ‚Abgesehen von der Temperatur, die ca 960—1060° C bei Anwendung von Baryt
in und ‚ca 860—900° C bei der von Natron beträgt, und abgesehen vom Druck,
ingt die Ausbeute davon ab, daß ein beträchtlicher Überschuß von reinem
kstoff benützt wird. Dieser Stickstoff wird in der Fabrik der Stickstoffindustrie
Fr \.-G. zu Gotenburg durch abwechselnde Oxydation und Reduktion von mit
Yatron (Soda) aktiviertem Eisenschwamm hergestellt. Reduktion tritt mit
Is
|
\
|
we co
hi Kohlenoxyd ‚ein, wenn das Verhältnis CO + C03 bei 621% C größer ist als
nr
14
0,57, Oxydation dagegen, wenn das Verhältnis kleiner ist. Die Zerlegung des
gebildeten. Cyanids, also die Ammoniakgewinnung, erfolgt im wesentlichen
nach folgender Gleichung: BaO.Ba(CN)2 + 5 H30 = 2 NH3 + (HCOO)2eBa +
Ba(OH)2 bezw.2NaCN + 4H20 = 2 NH3 + 2 HCOONa oder im Gesamtresultat,
wenn man die Zersetzung des Formiats in Na2COs bezw. BaCO3 und CO und
H2 berücksichtigt: BaO . Ba(CN) + 5H20 = 2NH3 + BaCO3 + Ba(OH)2 +
CO + H2 bezw. 2NaCN +4H20 = 2 NH3 + Na2CO3 + CO + He. Diese Spal-
tung erfolgt bei einer Temperatur unter 600° C, damit das NH3 nicht zer-
setzt wird, zweckmäßig unter Anwendung von Druck. Es liegt also die Oya-
nidbildung einige hundert Grad höher als seine Zersetzung.
Sitzung vom 29. November 1920.
Geheimrat Dr. Kaßner berichtete über die elektromotorische Wirk-
samkeit von Kohlenoxyd, welches nach K. A. Hoffmann zur Darstellung
eines Brennstoffelementes zur Gewinnung von Elektrieität aus Kohle bezw.
kohlenoxydhaltigen Gasen gedacht ist. Während der sehr angeregten Dis-
kussion kam man auch auf den Energiegehalt radioaktiver Elemente sowie den
atomistischen Aufbau der Elemente überhaupt zu sprechen. Herr Oberingenieur
Förster machte Mitteilung über das Bestreben, die Energie der Kohle besser '
auszunutzen. In Hannover fand kürzlich eine Tagung von Heizfachleuten statt,
auf der beschlossen wurde, an möglichst vielen Orten Heizämter u. Heiz-
beratungstellen zu bilden. Außer den bisher schon üblichen Methoden ist '#
man darauf gekommen, principiell andere Wege zu beschreiten. Setzt mandie #
Kohlenenergie in mechanische Energie um, so lassen sich im allgemeinen nur
10% der Energie in solche umsetzen, die übrigen 90 gehen verloren. Nun
könnte man einerseits einen Teil dieser 90% als „Abwärme“ für Heizungs-
zwecke noch nutzbar machen. Besser würde in Zukunft das umgekehrte Ver-
fahren angewandt. Es müßte der Weg beschritten werden, überall, wo Wärme
als solche verbraucht wird, eine Maschine vorzuschalten z. B. bei Dampf- '#
heizungsanlagen. Ohne merkliche Beeinträchtigung würden diese einen Ver-
lust von 109° Energie ertragen können. Man würde es also jetzt sozusagen
mit einer „Abenergie“ zu tun haben. Geheimrat Dr. Püning machte darauf
aufmerksam, daß man in Toskana die Hitze von Fumarolen zur Erzeugung.
mechanischer Energie ausbeute.
nun in ganne
Sitzung vom 22. Dezember 1920.
Prof. Dr. Poelmann hielt einen Vortrag über die Entstehung der
Porzellanerde. Er gab zunächst einen historischen Überblick über die
Entwickelung der Ansichten über dieses Problem. Die eine Richtung, welche
die Ursache der Kaolinisierung ausschließlich in vulkanischen Gasexhalationen '
sucht, in sogenannten pneumatolytischen Prozessen, gipfelt in einer Arbeit Mi
Röslers vom Jahre 1902. Diese Abhandlung rief eine Reihe von Arbeiten
insbesondere von Stremme, Barnitzke, Selle, Wüst u. a. über die wichtigsten
deutschen und böhmischen Kaolinlagerstätten hervor. Die Autoren kommen
übereinstimmend zu dem Resultat, daß der Vorgang der Kaolinisierung ein
ent en enge
nenn in ech
en
15
jesonders gearteter Verwitterungs-Prozeß sei. Nachdem Redner den heutigen
(Stand des Verwitterungs-Problems auseinandergesetzt, kommt er zu dem
Schluß, daß der Kaolinisierugsproze Ran einheitlicher ist, daß tatsächlich
bei ne Reihe von Vorkom insbesondere solche, welche mit Zinnerzen,
Graphitlagern u.S. w. ve nüpft n , ‚.pneumatolytischen Prozessen ihre Ent-
| stehung verdank .n, daß 1 d Een deutschen und böhmischen Lager
[durch eine bes. ; Veri Be eelasr die Rohhumus- oder Sulverwitterung
} len ind. Di ser Verwitterungsprozeß spielte sich im Frühtertiär ab,
eile Deutschlands bei reichlichen Niederschlagsmengen und hoher
von großen Waldmooren bedeckt war, die das Material für aus-
e Braunkohlenlager lieferten. In der Tat finden wir eine große Anzahl
ron Kaolinlagerstätten der „präoligocänen Landoberfläche“ mit Braunkohlen-
lagern verknüpft. Ferner ist noch hervorzuheben, daß in der Zone des berg-
rischen Gesteins durch kohlensäurehaltige Gewässer ebenfalls eine Eapbak
m erung stattfinden kann.
Im Anschluß an den Vortrag wurde lebhaft über die Säuerung der Böden
da durch sogenannte „Humussäuren“ diskutiert. Geheimrat Kaßner konnte über,
|Sänerung Mitteilung machen, die durch übermäßige Düngung mit Chlorkali
p nd Ammonsulfat hervorgerufen wird.
9,
ah
Jahresbericht für 1920/21.
Nestfä ilischer Verein für Vogelschutz, Geflügel- und
Singvögelzucht zu Münster i. W.
(Westfälischer Zoologischer Garten.)
| Wie seine Vorgänger brachte auch das verflossene Geschäftsjahr erhöhte
Einnahmen und leider auch in größerem Maße erhöhte Ausgaben. Die Ein-
nahme an Tageskarten betrug nach Abzug der Unkosten für Musik, Lustbar-
Hkeitssteuer usw. 124 584,85 Mk. gegen 81 158,11 im Vorjahre, also 43 426,74 Mk.-
2 mehr; ; für Dauerkarten wurden eingenommen 80 571,50 Mk. gegen 17 992 Mk.
| a Vorjahre, also 12 579,50 Mk. mehr.
Den Garten besuchten 130 250 zahlende Personen gegen 131441 im Vor-
E. also 1191 Personen weniger; die Zahl der Konzertbesucher betrug
is 725, im Vorjahre 23080, also 20 645 mehr.
Sämtliche Ausgabeposten zeigen gegen das Vorjahr eine sehr bedeutende
sigerung, so daß wir von unserem Hypothekenguthaben weitere 40 000 Mk.
fnehmen und in dieses neue Bechatrgpbg einen Fehlbetrag von 16 967,67 Mk.
j/kinübernehmen mußten.
Größere Ausgaben wurden verursacht durch Erneuerung des Daches des
enhofsaales und durch Instandsetzung der Wirtschaftsräume daselbst,
r durch Ausbesserungen und Anstrich der Gitter um die Teiche, sowie
ed lachung eines Käfigs für junge Löwen.
i
Während des Jahres fanden 75 Konzerte statt, die stets sehr gut be-
sucht waren.
Der Tierbestand erfuhr einigen Zuwachs durch Erwerbung von 1 Lama,
ı Vikuna, 2 Bisons, 2 Mähnenschafen, 1 Hirschkänguruh, 4 Maskenschweinen ©
usw. Gezüchtet wurden 2 Löwen, 2 Wölfe, 1 Mähnenschaf, 5 Maskensehweine "4
und 7 Rostenten. | |
Der Verlust war unbedeutend; er betrug 43/4 %/o des Inventurwertes. a
An Zuwendungen erhielten wir von dem Barmer Bankverein, der
Diskontogesellschaft, der Dresdner Bank, der Münsterischen Bank, dem
Westfälischen Bankverein, der Westfälischen Zentralgenossenschaft je 100 Mk., °
von Herrn Carl Dligens 200 Mk. und, was ganz erfreulich zu vermerken ist,
von der Klasse Va des evangelischen Lyzeums 21 Mk.; außerdem gewährte
uns die Stadt Münster wiederum einen Zuschuß von 5000 Mk. Letzterer 4
16
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wurde durch Beschluß der Stadtverordnetenversammlung für das kommende=f
Jahr in hochherziger Weise. auf 20000 Mk. erhöht.
Stelle die angenehme Pflicht allen Gabenspendern und namentlich den®=
Städtischen Behörden unseren herzlichsten Dank auszusprechen.
Wir erfüllen an dieser |
Um den erhöhten Ansprüchen an unsere Geldmittel gerecht zu werden 1 |
setzten wir die Eintrittspreise vom 1. November ab auf 1,50 Mk. und vom
1. April ds. Js. auf 2,00 Mk. fest.
zu erhöhen.
Vortrag
Tageskarten .
Dauerkarten .
Zuschüsse
Geschenke
Pacht und Miete .
Tiere
Verlag .
Verschiedenes .
Darlehn
Rücklage .
Fehlbetrag
Einnahmen:
1919/20 1920/21
661,83 Mk. _
97402,5 „ 165 228,35
17992, — ,„ 30 571,50
25000, > 5 000,--
ee: = Si
AU ETESEN 31 594, —
AR 12 754,50
2062,60 „ 3 929,09
7026,05 „ 796,45
139 000,— „ 40 000,—
0 =
8050,19 , 16 967,67
Mk. 307 662,56 Mk.
320 516,22
Außerdem beschloß die außerordentliche
Generalversammlung vom 11. Januar die Mitgliederbeiträge auf 10,00 Mk. 7
Dementsprechend wurden für Familienkarten (giltig für Frau F
und Kinder) 15 Mk., für Zusatz-, Besuchs- und Semesterkarten 5 Mk. erhoben,
Auf diese‘ Weise hoffen wir im kommenden Jahre unsere Einnahmen 'und
Ausgaben in Einklang zu bringen und die Schwierigkeiten der jetzigen Zeit
überdauern zu können. |
Mk.
”
”
„
”
»
»
”
”
»
n
”
we
Voranschlag
1921/22
— Mk
240 000,— ,„
40 000,— 5
20 000,— „
600, —
35 000,—
30 000,—
4.000...
400, — To
170 000,
540 000,— Mk
Y 17
I Ausgaben:
3 1919/20
’< Vorschuß \ — Mk.
- Gehälter und Löhne . . . 21939,58 „
Wasser » ER 635,86 „
Heizung 14759,— ,„
1184,82 „
l; ge N 5 — »
haltung. . 19 993,82 „
-Mobilar und Geräte 1570,— ,
Biere... ., 524,— ,
‚ Steuern, wor usw. 8243,88 „
| Zinsen und each 2748319 „
| Futter : 48 926,05 „
| Konzerte Er 16 244,44 ,„:
Ä ea 3 1; 1095,— ,„
Pacht . } - 529,— „
Verschiedenes 157 387,08 „
h | 320 516,22 Mk.
Im Kassenverkehr betrug
die Einnahme
1920/21
8050,19 Mk.
45 541,64
1 880,34
25 209,15
3 434,95
6 211,60
39 151,01
4. 862,—
1 572,40
12 180,95
34 545,14
79 357,85
40 643,50
1 914,40
398,—
2 709,44
n
n
n
”
”
”
»
n
”
„
Voranschlag
1921/22
16 967,67 Mk.
60 000,—
2.000,—
25 000,—
4.000,—
150 000, —
40 000,—
50 000,—
14 200,—
35 000,—
80 000,—
60 000,—-
2 000,—
660, —
172,33
S S 3 S S S S n 3 S |
3 S S
307 662,56 Mk. 540 000,— Mk.
. 522 115,68 Mk.
. 52011419 „
.....2001,49"Mk.
13 340,84 Mk.
15 342,33 Mk.
32 310,— Mk.
16 967,67 Mk.
N die Ausgabe
= ‘mithin Kassenbestand .
. Guthaben am 31. 3. 1921 .
5 |
PH" Kreditorenkonto
er mithin Vorschuß .
I.
2 — > ee ——
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18
49. Jahresbericht
der Zoologischen Sektion für 1920/21.
Vom Direktor der Sektion Dr. Hermann Reichling.
Vorstandsmitglieder:
I. In Münster ansässige: >
en Dr. H., Direktor des Westf. Prov.-Museums für Naturkunde, | |
u Direktor. .
Schmidt, Dr. R., Universitätsprofessor, Sektions-Sekretär.
Borggreve, H., Apotheker, Sektions-Bibliothekar.
Koch „ER; Harte Sektions-Rendant.
Koenen, O., Magistrats-Assessor.
Schlau t mann, Dr. J., Medizinalrat, Kreisarzt.
Stempell, Dr. W., o. ö. Professor der Zoologie.
2. Auswärtige Beiräte: Br
Adolph, Dr. E., Professor in Elberfeld.
Hornschuh, Proiseshr in Dortmund.
Kolbe, H. J., Professor, Kustos am Staatl. Zool. Museum in Berlin.
Meyer, FE. Pirakkör des Realgymnasiums in Oberhausen.
Schuster, F., Regierungs- und Geheimer Forstrat in Bromberg. - 4 |
Thienem \ n N, Dr. A., Direktor der Hydrobiologischen Anstalt der Koieoril 1
Wilhelm-Besellschaft | in Plön und o. ö. Professor an der Universität Kiel. f
“2
Rechnungeabiace
der Kasse der Zoologischen Sektion für das Jahr 1920/21.
Einnahmen: | a
Bestand aus dem Vorjahre‘ . :....-.»'. „0. ea ee a . }
Beiträge der Mitglieder =
a). hiesige“; 0... er 00 u
b) auswärtige... ...07 Sun ne
Erlös aus Druckschriften. . -.-... ...%.,.0.. 20 Se br
Zusammen . 2 2... ..182121 Mk. #
Ausgaben: Be
Drucksachen (Regensberg) . . . » . 2 2 u. 020 30. 226,00 Mk
An Porto, Bestellgeld usw... - .. 2... ... „u. . 20 2 Tab
Zusammen . 350,55 Mk. #
Summe der Einnahmen . . . . . . 1821,21 Mk. |
Summe der Ausgaben . . . . 2.”,0%. 2350,53 25
Bleibt Bestand: . . . . 1470, 66 Mk.
Münster i. W., den 31. März 1921.
Rudolf Koch.
me. | Bee
E Bericht über das Vereinsjahr 1920/21.
Trotz aller Ungunst der Zeit entwickelte sich im abgelaufenen Geschäfts-
E jahre eine rege Vereinstätigkeit, wie die von der Sektion abgehaltenen Ver-
Be ttungen und außerdem'die z zahlreichen Zuschriften auswärtiger Mitglieder
bewiesen. Im Laufe des 6 seschäftsjahres fanden 8 wissenschaftliche Sitzungen
£ ‚statt, in ie 1 größere Vorträge, z. T. auch von auswärtigen Mitgliedern,
Den Herren Referenten sei auch an dieser Stelle für ihre
je Ferbinftichst gedankt. An den Sektionsabenden wurden
ßerdem viele ‚ kleinere Mitteilungen geboten, deren interessante Einzelheiten
m vC vorliege snden Jahresberichte wegen Platzmangels leider übergangen werden
sten. Die Sektion tagte wie früher gemeinschaftlich mit der Botanischen
am letzten Freitag des Monats im Sitzungssaale des Prov. Museums (Zool.
R Garten). Am 19. August d. J. vereinigten sich die Mitglieder beider Sektionen
zu einer gemeinsamen Exkursion zwecks Besichtigung des Naturschutzge-
| _ ländes „ Gelmer Heide“ b. Münster. Die eingelaufenen Zuschriften auswärtiger
Eiitglieder, die hauptsächlich Sonderbeobachtungen der westfälischen Fauna
- betreffen, wurden an den jeweiligen Sitzungsabenden bekannt gegeben. Es
ist dem Unterzeichneten eine angenehme Pflicht, den Herren Einsendern
| hier ebenfalls den Dank der Sektion auszusprechen.
Infolge der weiter erheblich gestiegenen Unkosten mußte der Jahres-
beitrag, um wenigstens die allernotwendigsten Ausgaben bestreiten zu können,
- von 3.auf 10 Mk. erhöht werden (Beschluß der Sitzung v. 26. November 1920).
Auch die Drucklegung vorliegenden Jahresberichtes verursachte so erhebliche
Kosten, daß sich der Vorstand dem Prov. Verein gegenüber bereit erklärte,
hierfür einen Zuschuß von 1000 Mk. aus der Sektionskasse beizusteuern. Die
e ‚geringen zur Verfügung stehenden Mittel machten es der Sektion unmöglich,
s Abonnement der bisher gehaltenen Zeitschriften aufrecht zu erhalten.
naher entschloß sich der Unterzeichnete, die wichtigeren Zeitschriften teils
a uf Kosten des Prov. Museums, teils aus eigenen Mitteln, weiterzuhalten. Es
B kommen folgende Zeitschriften in Frage:
1. Zoologischer Anzeiger.
2. Biologisches Zentralblatt.
3. Zeitschrift für wissenschaftliche Insektenbiologie.
4. Naturwissenschaftliche Wochenschrift.
5. Blätter für Aquarien- und Terrarienkunde.
6
7
8
. Journal für Ornithologie.
5
& ? . Ornithologische Monatsberichte.
- . Ornithologische Monatsschrift.
gr 9. Blätter für Naturschutz und Heimatpflege.
10. Kosmos.
11. Deutsche Jägerzeitung, Ausgabe B.
E- 12. Wild und Hund, Ausgabe B.
i Die Mitgliederzahl, die bereits im Vorjahre von 110 auf 127 angewachsen
war, nahm erfreulicherweise weiter zu. Die Gesamtzahl "betrug am Schlusse
des Geschäftsjahres 146 Mitglieder. Als neue Mitglieder wurden ae
20 | | 7
w
kai RE
Bürgermeister Göpfert, Frl. M. Krevert, Dr. med. Kuhlmann, Apotheker |
P. Nettesheim, Architekt B. Nordhoff, Sanitätsrat Dr. Ostrop, Fabrikbesitzer
Cl. Werres (sämtlich aus Münster); Mittelschullehrer Buschhaus-Berleburg,
Steuerbeamter Gerbault-Ahaus, Forstmeister von Harling-Minden, Amtmann
Hoegg-Borghorst, Dr. med. et phil. Jungklaus-Bielefeld-Gadderbaum, Stu- Bi
dienrat Dr. H. Klose-Berlin-Wilmersdorf, Förster E._ Löns-Seeste, Sanitäts-
rat Dr. Mues-Dülmen, Pater Gilbert-Rahm-Maria-Laach, Dr. med. Sehlbach- a
Rinteln, Horskyerwälter E. Utermöhl-Haus Habbel b. Herscheid. ıf#
Ein vollständiges Mitgliederverzeichnis konnte ebenfalls wegen Raum-
mangels nicht beigefügt werden. Bedauerlicherweise hat die Sektion den |
Verlust von 3 Mitgliedern (Graf Otto von und zu Westerholt und Gysenberg- a
Sythen b. Haltern, Studienrat Hemkendreis-Dorsten, Apotheker Hemmerling-
Bigge) zu beklagen. Die Sektion wird den Verstorbenen ein ehrendes An-
denken bewahren. / BE:
Für die Bibliothek der Sektion (Bibliothek des Prov. Museums) gingen
eine stattliche Zahl Separata und viele Zeitschriften in- und ausländischer
naturwissenschaftlicher Gesellschaften und Vereine ein, die mit dem Provinzial-
Verein in Schriftenaustausch stehen. Ein genaues Inhaltsverzeichnis So
Interessenten zur Verfügung.
Möge der vorliegende Jahresbericht dazu beitragen, das Interesse für die
Bestrebungen der Zoologischen Sektion weiter zu fördern! 5 4
Münster, den 31. März 1921.
Dr. Hermann Reichling.
Wissenschaftliche Sitzungen.
Aus den Sitzungberichten sei folgendes hervorgehoben:
Sitzung am 30. April 1920.
Anwesend 27 Mitglieder und 4 Gäste.
1. Dr. H. Reichling-Münster sprach über z. Zt. starkes Auftreten
der Hausratte, EpimysrattusL, in Veeleni.W. Auffallender-
weise hat sich die Au, die bekanntlich in ‚den meisten Gegenden Nordwest-
deutschlands seit mehr als 200 Jahren von der Wanderratte, E. norwegicus
Erxl., verdrängt ist, an einzelnen Stellen Nordwestdeutschlands, wenn auch in
beschränkter Anzahl, zu halten vermocht. In der neuesten Zeit scheint sie
ihr Verbreitungsgebiet sogar stellenweise wieder auszudehnen, wie in Veelen
i. W., wo sie bereits zur Plage geworden ist und den Geflügelhöfen durch
Abwürgen von Küken Schaden zufügt. Vortragender erläuterte auch das
abweichende biologische Verhalten beider Rattenarten und demonstrierte
einige vom Forstmeister Scheffer-Boichorst-Veelen kürzlich dem Prov. Musedi
eingelieferte Belegstücke in verschiedenen Altersstadien. 4
- 2. Prof. Dr. R. Sehmidt-Münster behandelte die Odonaten de
Umgebung von Münster, wobei ihm ausgezeichnetes Material seine
eigenen Sammlung Zur Verfügung stand. Redner gab zunächst einen ni
meinen Überblick über diese hochinteressante Gruppe und ging dann des
er
näheren auf die einzelnen westfälischen Arten ein. Er brachte auch Er-
_ gänzungen zu den 51 Arten, die in den Verzeichnissen H. Kolbes im 6. 9.
und 14. Jahresber. d. Zool. Sektion (für 1877, 80 u. 85) aufgeführt werden.
E Die landschaftlichen erhältnisse unserer Provinz haben sich seitdem erheb-
„ j r für Flora und Fauna gleich verderblichen Weise ge-
nsee in der Gelmer Heide, sonst eine der ergiebigsten
gend, wo man bequem die Hälfte aller hier vorkommen-
mer engen konnte, ist neuerdings in der traurigsten Weise
wo den und hat denn auch im letzten Jahre so gut wie keine
lien be Auch sonst ist manche Niederung des Münsterlandes
2 elschreitenden Kultur zum Opfer gefallen. Immerhin gelang es Schmidt,
außer den von Kolbe genannten Spezies einige für Münster bisher nicht nach-
gewiesene resp. seltenere Arten festzustellen. Seiner Anordnung der Genera
folgend, erwähnte der Vortragende zunächst die. seltene Leucorrhinia pecto-
_ _ ralis Charp., die Juni 1914 an den Tümpel nördlich der „Liebesinsel* (Coerde
Heide) und Mai-Juni 1918 zahlreich am Teiche des hiesigen Bot. Gartens be-
_ obachtet wurde. Die für die Umgebung Münsters bisher noch nicht ange-
gebene Leucorrhinia caudalis Charp. war am 13. V. und 16. VII. 1912 in
beiden Geschlechtern am „Huronensee“ und wurde seitdem nicht mehr be-
' obachtet; Sympetrum scoticum war Ende August bei Haus Havichhorst b.
$Sudmühle sehr zahlreich, einzelne Stücke am 1. VII. 1914 am „Heiligen Meer“
bei Hopsten und am 4. VIII. 1914 an der „Liebesinsel“. Das von Kolbe als
nicht selten angegebene Orthetrum cancellatum L. war besonders häufig am
„Huronensee“ 1914 und noch mehr Juli 1916 bei der Deitmer’schen Ziegelei
fÜoerde Heide). Die für das Münsterland bisher unbekannte Somatochlora
& flavo-maculata Vanderl. fand Schmidt zum ersten Male am 10. Juli 1912 bei
. Haus Havichhorst, dann ebendort zahlreich um dieselbe Zeit 1915, einzelne
- Stücke auch an der „Liebesinsel* (Coerde Heide). Aeschna rufescens Vanderl.
„wurde von 1914—17 beim Rittergut Nevinghof b. Münster beobachtet, 1918
in überraschender Menge auf dem Teiche des Bot. Gartens zu Münster;
} Eu mphus pulchellus Sel., nach Kolbe einmal an der Werse am 2. Juni 1881
gefangen, erbeutete Schmidt am 1. VI. und 4. VII. 1912 mehrfach bei Sta-
® -pelskotten, später am „Huronensee*, am Hessenweg und bei Nevinghof; der
seltene Lestes barbarıs F. wurde am 29. August 1912 in 1 @ auf sonniger
u aräche bei Haus Havichhorst gefangen. — Als späteste Flugzeiten hat
Schmidt notiert: 29. X. 1913 für Aeschna cyaneas Latr. (Münster, Melcher-
straße) und 4. XI. 1913 für Sympetrum vulgatum L. (oder striolatum Charp. ?)
_ (Coerde "Heide b. Münster, 1 @). Die Gesamtzahl der von Schmidt bisher bei
; Münster beobachteten Odonaten stellte sich auf 54. In Kolbes letzter Auf-
' zählung mit 51 Spezies ist Cordulia aenia L. ausgelassen und in Schmidts
‚ Verzeichnis, das 52,enthält, fehlen Cordulegaster annulatus Latr. und Ophio
f u serpentinus Charp.
ı 8. Dr. Reichling demonstrierte einige bemerkenswerte neuere In-
| sektenfunde aus der Umgebung von Münster, u.a. Acan-
£ foeinus aedilis (März 1920, Coerde Heide); Hylobius pinastri (13. April 1920,
ca
-
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29 | Se
ebenda); Geotrupes thyphoeus (8. IV. 1920, Schießstäude, Coerde Heide); Oa- } ;
rabus nitens (März 1920, Coerde Heide); Carabus catenulatus (März 1919,
Kattmannskamp-Westbevern-Brock); Asilus crabroformis (September 1010, Er:
Schiffahrt); Tachina chrossa (Aug. 1919, Gelmer Heide). a
4.) Derselbe besprach die auffallend Znnahme der in
drossel, Turdus musicusbrehmi Zedl. innerhalb unseres a
gebietes. Im Schloßgarten, in der Promenade und in den städtischen Anlagen,
auch in vielen größeren Gärten Münsters ist die Art heuer vertreten. Allein
im Zool. Garten sind augenblicklich 4 Brutpaare zu verzeichnen, von denen
1 Paar sein Nest merkwürdigerweise in den Tannen eines engmaschigen
Käfigs am Hirschgatter errichtet hat und gerade seine Jungen füttert. Um
in das Innere zu gelangen, müssen die Altvögel jedesmal ihren Weg durch
eine schmale Lücke am Boden des Käfigs nehmen, jedenfalls ein nicht Az
tägliches Ereignis, daß ein freilebender Vogel sein Nest in einem von der
Außenwelt abgegrenzten Raum unterbringt. Ob die Art aber dauernd wie
die Schwarzdrossel, Turdus merula L., im Stadtgebiet ansässig werden wird,s
ist zweifelhaft. 4
5.) Derselbe berichtete über die Ergebnisse zweier kürzlich von ihre
ausgeführten Exkursionen zur Schwarzenrabener und Listruper
Fischreiherkolonie. Erfreulicherweise hat in beiden Siedlungen die
Zahl der Brutpaare zugenommen. In der Schwarzenrabener Kolonie bei Lipp-
stadt enthielten bereits am 11. IV. 1920 sämtliche Horste ca. 14 tägige Jung-
vögel. Die Zahl der besetzten Horste betrug hier 57 gegen 44 im Vorjahre.
In der Listruper Reiherkolonie (Hohe Eite) bei Leschede i. H. ist leider vor
einigen Wochen ein beträchtlicher Teil der Horstbäume niedergelegt. Trotz-
dem haben die Reiher ihre altgewohnte Siedlung nicht aufgegeben, dafür aber
eine Reihe neuer Horste aufgeführt. Besetzt waren 30 Horste gegen 26 in
den Jahren 1918 und 19. hu
Sitzung am 28. Mai 1922.
Anwesend 22 Mitglieder.
Vor Eintritt in die Tagesordnung gedachte der Vorsitzende des am 2.
unter Mörderhänden gefallenen Grafen Otto von und zu Werten
holt und Gysenberg, Haus Sythen b. Haltern, eines für die Beste
bungen beider Sektionen hochbegeisterten Mitgliedes. Sein letztes an den n
Vorsitzenden gerichtetes Schreiben, das von demselben verlesen wurde, bewäg
das vielseitige Interesse, welches Graf Westerholt der Erforschung der wes
fälischen Fauna entgegen brachte. Die Anwesenden erhoben sich a Vor =
storbenen zu Ehren von den Sitzen.
1.) Dr. Reichling sprach über die gegenwärtige Verbreitung
der Kreuzotter in Westfalen. Besonders häufig zeigte sie sie
neuerdings in den Mooren bei Veelen sowie im Amtsvenn an der holländischen
Grenze. Aus Veelen hatte Forstmeister Scheffer-Boichorst am 4. d. Mts
starkes 2 eingesandt, welches als Präparat „Kreuzotter beim Verschlingei
einer Waldmühlmaus“ vorgeführt wurde. Das betr. Stück war tags zuvo
- x E,
,; | 23
erschlagen, nachdem es der Jagdhündin des Forstmeisters einen nicht unge-
fährlichen Biß in die Oberlippe beigebracht hatte. Die Kreuzottern haben
sich in den letzten Jahren auf den Velener Mooren sehr stark vermehrt, da
_ wegen Ausbeutung derselben zu "Streuzwecken keine Moorbrände mehr statt-
finden, die früher die Ottern nicht hoehkommen ließen. In der sich anschlie-
ßenden Dieknuegeil teilte, Forstmeister Sehmelter-Münster einige interessante
tungen aus den Mooren der deutschen Ostseeprovinzen mit.
olbe legte ein vom Förster C. Epping-Meppen a. E. als Ge-
osenes Nest und Gelege der Misteldrossel, Tur-
1s vis L., vor, das am 25. IV. 1920 in den dortigen ausge-
Fin Arenberg’schen Kiefernforsten, den sog. Borker Tannen, gefunden
war. Im Anschluß hieran gab Dr. Reichling seine Beobachtungen über diese
Artim Münsterlande bekannt. Das Vorkommen im Meppener Gebiet konnte Vor-
tragender selbst am 16. Mai d. J. gelegentlich der Besteigung eines besetzten
Hühnerhabichthorstes im Forstdistrikt Esterfeld bestätigen. Auf dem sparrigen
- Horstrande lag neben anderen Beuteresten ein frisch geschlagener Jungvogal.
8.) Derselbe behandelte in ausführlichem Vortrage die Mattköpfige
- Grau-(Weiden-)Meise, Parus salicarius Brehm. Nach Darlegung der wichtigsten
= Merkmale, die diese schon von Brehm beschriebene, aber erst neuerdings durch
b> ©. Kleinschmidt wiederentdeckte Art von der Glanzköpfigen Grau-(Nonnen-)
u Meise, Parus palustris communis Bldst., unterscheidet, ging Redner dann auf
- das verschiedene biologische Verhalten beider Arten ein. Über die Verbreitung
2 von Parus salicarius in Westfalen, speziell im gebirgigen Teile, sind wir noch nicht
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genügend unterrichtet, doch ist sie im Münsterlande als Brutvogel keineswegs
- selten, zur Herbstzugzeit und im Winter sogar recht häufig. Jhr Brutvorkommen
_ ebenda beschränkt sich hauptsächlich auf ältere gemischte Waldbestände mit an-
| brüchigen Erlen und Birken, doch ist sie beispielsweise auch in unseren nord west-
Br fälischen Heiden (auch in der Coerde- und-Gelmer Heide b. Münster) Brutvogel.
‚Im gebirgigen Teile der Provinz (Teutoburger Wald, Wiehen Gebirge), insbe-
: sondere im Sauerland scheint die Art als Brutvogel jedenfalls nur spärlich ver-
E treten zn sein bezw. vielen Gegenden vollständig zu fehlen. Am 25. IV. 1920
fand Dr. Reichling im Forstdistrikt Kattmannskamp-Westbevern-Brock (Bez.
2 Münster) zwei frischgemeißelte besetzte Nisthöhlen, beide in morscher Birke,
B je 9 Eier enthaltend. Durchschnittsgewicht. der Eier 1,11 g. Durchschnitts-
maße 159,00 x 117,85 mm.
| - 4.) Assessor Koenen-Münster referierte nach eingesandten Beobach-.
& tungen des Landgerichtsrats Uffeln-Hamm über das diesjährige Auftreten des
Eichenwicklers, Tortrix viridana, in der Umgebung von Hamm.
Sitzung am 30. Juli 1920.
Anwesend 28 Mitglieder und 7 Gäste.
+) Dr. Reichling hielt einen Vortrag über die mo dernen Natur-
sc hutzbestrebungen. Redner ging aus von der in jüngster Zeit sich
im mer mehr und mehr bemerkbar machenden Umgestaltung unseres heimi-
se hen Landschaftsbildes, hervorgerufen durch die Kultureinflüsse der Gegen-
je
24
wart. Im Einzelnen wurden dann die verschiedenen Landschä@ftsformen— Wälder,
Gebirgszüge, Heiden, Moore, ursprüngliche Fluß- und Bachläufe, natürliche Ge-
wässer, Quellen — berücksichtigt, die unter den jüngsten Kultureinflüssen beson-
ders stark zu leiden hatten, desgl. diejenigen Pflanzen und Tiere, denen die uner-
bittlich fortschreitende Kultur ihre natürlichen Lebensbedingungen geraubt oder
doch so erschwert hat, daß ihr Weiterbestehen in Frage gestellt ist.” Zum Schutze |
unserer bedrängten heimischen Natur. wurden bereits in den 80er Jahren d.
v. Jh. verschiedene Anregungen laut. Doch vermochten sich dieselben erst
zu Anfang des 20. Jahrhunderts durchzusetzen, nachdem sich eine idealere
Naturauffassung durchgerungen hatte. Das größte Hemmnis, welches insbe-
sondere dem Schutze der sog. schädlichen Tiere entgegenstand, war hierbei —
den bisher eingenommenen Standpunkt des Utilitätsprinzips fallen zu lassen —
und nur solche Tiere unter unsere Obhut zu nehmen, die uns direkten Nutzen ein-
brächten oder wenigstens unseren Kulturinteressen _indifferent gegenüber
ständen. Erst nachdem man das ethische und ästhetische Moment mehr zu
würdigen gelernt hatte, nachdem man ferner zur Einsicht gelangt war, daß
auch die sog. schädlichen Tiere als Glieder des Naturganzen ihre Aufgabe
im harmonischen Getriebe der freien Natur zu,'erfüllen haben, vermochten
allmählich die von begeisterten Forschern angeregten Naturschutzbestrebungen
breiteren Boden zu fassen und das Interesse weiterer Kreise zu gewinnen.
Es entstand der Begriff „Naturdenkmal“, der nach moderner Auffassung alle
charakterischen Gebilde der heimischen Natur umfaßt," vornehmlich solche,
welche sich noch an ihrer ursprünglichen Stätte befinden, mag es sich um
Teile der Landschaft, Gestaltung des Erdbodens oder um Reste der Tier- und
Pflanzenwelt handeln. Mächtig in Gang gebracht wurden die Naturschutz-
bestrebungen ganz besonders durch die regsame Tätigkeit der 1906 gegründeten
„Staatlichen Stelle für Naturdenkmalpflege in Preußen“ (Vorsitzender Geh. Rat
Conwentz-Berlin-Schöneberg, Altes Bot. Museum); ferner durch die Bemühungen 4
der von dieser Stelle in den einzelnen Provinzen neuerrichteten,Provinzial-
Komitees sowie vieler naturwissenschaftlicher Vereine und Gesellschaften.
Großes Verdienst um die Ausbreitung des Naturschutzgedankens haben sich
ferner die größeren Heimat- Natur- und Vogelschutzvereine erworben. In
neuerer Zeit ist man auch in Deutschland nach dem großzügigen Vorbilde
der Amerikaner dazu übergegangen, größere und kleinere typische Land-
schaftsgebilde mit der gesamten ihr charakteristischen Tier- und Pflanzenwelt
"unter Schutz zu stellen. Derartige Gebiete, in denen jeder Natureingriff ruht
und die Natur in ihrer unberührten Schönheit“sich selbst überlassen bleibt,
sind als „Naturfreistätten® ‚erklärt. Dem Vogel- und Naturschutzverein
Münster e. V. ist es zu verdanken, daß auch unsere Provinz seit kurzem ein
Naturschutzgebiet besitzt, das zugleich als Musterstation. für, Vogelschutz
ausgebaut werden soll. Es ist das Naturschutzgelände „Gelmer Heide“ be
Münster, dessen Einrichtungen der Vortragende den Sektionsmitgliedern am
21. August d. J. vorzuführen versprach. Dringend zu wünschen wäre es, wenn
die Notwendigkeit der Erhaltung unserer heimischen Natur, vor allem auch die
Naturfreistättenfrage, weit mehr als es bis jetzt der Fall gewesen ist, in der
25
_ Öffentlichkeit behandelt und breiteste Volksschichten hierfür gewonnen würden.
Interesse ist sicher vorhanden, es muß nur geweckt werden. Am Schlusse
seiner Ausführungen legte Dr. Reichling der Versammlung eine Reihe von
ihm im Laufe der etzten Jahre angefertigter Originalaufnahmen besonders
a Yo
ERMaEerIsisc) Land Van Keule Wallhecken, Flußland-
cht der Zool. Sektion, p- 5, wonach iin. spini am 25. Anl 1912 in
» Nähe der Deitmer'schen Ziegelei in der Coerde Heide gefangen sein soll.
Er hat das fragliche Belegstück selbst gefunden und es, durch die außer-
ordentliche Größe getäuscht, für spini angesprochen; es ist aber pavonia (2)
wie das Sektionsmitglied Landgerichtsrat Büning alsbald festgestellt hat.
Vortragender berichtete ferner, daß er am 29. IV. 1920 an einem Baum in
der Steinfurterstraße hierselbst ein auffallend großes Exemplar von Zeucera
pyrini L. gefangen habe; Spannweite 71 mm. Ferner erwähnte er das Vor-
_ kommen von Trochilium apiforme Cl. an den Pappeln bei Sentrup (1 Ex. am
16. VIE; 1920) und erinnerte bei der Gelegenheit daran, daß die Benennung
apiformis bei Berge, Rebel, Uffeln usw. natürlich grammatisch falsch ist und
man statt pyrini besser pirini schreibt. Das Y gehört der späteren Latinität an.
5 3.) Dr. Reichling teilte seine Beobachtungen über die Verbreitung
eines neu zugewanderten Moorvogels, der Schwarz-
schwänzigen Uferschnepfe, Limosa limosa L. in Westfalen
‚ und. dem angrenzenden unteren Emslande mit. Ausführlich wird hierüber
ı noch in einer demnächst erscheinenden größeren Abhandlung berichtet werden.)
Verschiedene Aufuahmen aus nordwestfälischen Limosenbrutrevieren und zwei
Er neuangefertigte biologische Gruppen ergänzten die Ausführungen des Vor-
‚tragenden.
I: Sitzung am 24. September 1920.
a: Anwesend 23 Mitglieder u. 3 Gäste.
® 1.) Dr. Reichling erstattete Bericht über die am 19. August d. J. ver-
anstalteter Exkursion zum Naturschutzgelände „Gelmer
|; Heide“ bei Münster und schlug für Ende Oktober eine nochmalige Be-
® "sichtigung des Geländes und der dort bereits geschaffenen mustergültigen
| Anlagen vor.
2) Dr. W. Tupignie-Münster hielt einen Vortrag über die Hymen-
opteren Westfalens und zwar im Anschluß an die im Prov. Museum
‚ befindliche Vormann’sche Hymenopteren-Sammlung. Des näheren ging der
Redner auf die Ergebnisse einiger jüngerer westfälischer Sammler ein, die er
, dann mit dem Bestande der ‘Sammlungen des verstorbenen Sektionsmitgliedes
7
“ 4) Die Arbeit ist inzwischen erschienen: zur Verbreitung der Schwarz-
‚schwänzigen Uferschnepfe, Limosa limosa L. im nördlichen Westfalen und den
| angrenzenden Gebieten (Jahrbuch für Jagdkunde ee ee er 1922).
® Seiten mit 15 Originalaufnahmen des ee
26 a |
San. Rat. Dr. Vormann verglich. Es wurden dabei bezüglich der Arten und
zwar sowohl was Individuen- als auch Artenzahl betrifft z. T. bemerkenswerte
Abweichungen gegen früher festgestellt. Genauer besprochen und gleichzeitig E
demonstriert wurden die wichtigsten Arten folgender Familien: Apidae,
Vespidae, Pompilidae, "Tenthredinidae, Chrysididae und Sirieidae. Von biolo-
gischem Interesse sind aus der Familie der Apidae besonders die Gattungen
Dasypoda und Andrena. Die Arten der letzteren zeichnen sich durch große
Blütenstetigkeit aus. Zu erwähnen ist hier auch Apis lingustica, eine aus-
ländische Honigbiene, die vor etwa 40 Jahren aus Italien bei uns eingeführt
wurde, inzwischen jedoch wieder vollständig verschwunden ist. Stark zurück-
gegangen zu sein scheint im Münsterlande die Gattung Eucera. Dasselbe
gilt von verschiedenen Hummelarten, z.B. von Bombus silvatieum u.B.hypnorum.
Besonderes Interesse verdienen die Mimikry-Formen von Dipteren zu Bombus-
arten, z. B. Volucella bombylaus, die besonders zahlreich auf Rosaceen in der
Nähe von Nienberge gefunden wurde. Redner wies ferner darauf hin, daß
die Dipteren dieselben Schlupfwinkel, Erdlöcher usw. benutzen wie die von
ihnen copierten Hymenopterenarten. Verhältnismäßig sehr zahlreich vertreten
ist in Westfalen die Gattung Nomada, von der Dr. Tupignie verschiedene
Arten mit z. T. sehr großer Individuenzahl feststellte. Auffallend ist die Vor-
liebe dieser Gattung für Umbelliferen, besonders Anthriscus. Was die Wespen
betrifft, interessiert insbesondere das Vorkommen von Vespa saxonia und
Pollistes gallicus. Erstgenannte, teilweise solitär, teilweise stockbildend, °
wurde gefunden in den Baumbergen und in der Nähe von Brochterbeck. Von
den biologisch höchst interessanten Pompiliden ist Pompilius viaticus ziemlich
über die ganze Provinz verbreitet. Priocemis affınis wurde bisher nur.in den
Baumbergen (Stevertal) gefunden. Kurz besprochen wurden ferner die Gattungen
Cimbex, Arge, Dolorus, Macrophyla, Rhogogaster, Allantus und Tenthredo.
Von den Chrysididen sind allgemein in Westfalen verbreitet nur Chrysis ienita
und Ch. cyanea. Von den Sirieiden ist nur die größte deutsche Art, Sirex.
gigas, genauer bekannt. 2
3.) Dr. Reichling demonstrierte ein-von Landgerichtsrat Büning über“
wiesenes Nest des Teichrohrsängers,Acrocephalus strepe-
rus Vieill., das im Garten des Geschenkgebers in einem Schneebeerstrauche
erbaut und von den Brutvögeln verlassen war. Die Art brütet übrigens schon
seit langen Jahren an verschiedenen Stellen der Stadt (Gärten, Promenaden),
fernab vom Wasser. E
4.) Derselbe führte eine sehr interessante Farbenvarität von
Budytesflavus L. vor. Es betrifft ein am 4. 9.1920 in der Nähe von
Meppen a. E. erlegtes allen Männchen von vollständig blaßzitronengelber Ge-
samtfärbung (Vergl. 47. u. 48. Jahr. Ber. 1918/20, p. 14—16). Dr
5.) Von den am Sitzungsabende ausgestellten Präparaten verdienen I:
sondere ee Zwei as verfärbte Wine Bi
27
ag am 29. Oktober 1920.
send % Mitglieder und 3 Gäste.
a Be aoniat scabiei var. hominis,'die den im
» allgemein unter dem Namen „Krätze“ bekannten, von einem un-
trö glic ichen Jucken begleiteten Handschlag hervorruft. Der. Vortragende
es ünächst auf die verschiedenen Ursachen hin, welche nach seinen Be-
bachtungen und Erkundigungen“in den letzten Jahren zu einer geradezu
” epidemischen Ausbreitung dieser Volksplage geführt und worunter besonders
_ die Bewohner des platten Landes und der Industriestädte zu leiden gehabt
= haben. Es wurden darauf die Hauptmerkmale und biologischen Eigentümlich-
keiten dieses Parasiten eingehend beleuchtet. Wenn auch die Beobachtungs-
gabe früherer‘ Forscher bereits vor langen Zeiten die Natur der Krätzmilbe
-® richtig zu deuten wußte, und obgleich der Italiener Bonomo schon im Jahre
1682 die Tierchen richtig beschrieben und abgebildet hatte, so blieben doch
E. Jahrhunderte hindurch die auf Vorurteil und Unkenntnis beruhenden
4 wechselvollen Theorien über das Wesen der Krätze bestehen. Es ist höchst
auffällig, daß selbst Linn wiederholt erklärt hat, keinen Unterschied zwischen
der vermeintlichen Sarcoptide und der allbekannten Mehlmilbe, Tyroglyphus
_ _pharinae, erkennen zu können und noch in der letzten Auflage seiner „Systema
naturae 1766* an diesem Irrtum festhielt und daß sein Urteil selbst bei her-
. vorragenden Naturforschern und Ärzten als unumstößliches Dogma maßgebend
In seinen weiteren erg berührte der Vortragende auf Be:
E23
BI aussäugetiere. Während man früher zahlreiche Arten unterschied je nach
” u Br ‚Gestalt der Tiere in ihren Wirten, sind nach neueren Untersuchungen alle
| möglich ist. Die vermeintlichen Arten haben deköten den Wert von Vari ie-
täten. Auch eine Unterscheidung der Krätzmilbe des Menschen, Sarcoptes
ia a von der einer Anzahl Haussäugetiere, S. squamiferus, hat sich als
E nicht durchführbar erwiesen. Es is daher gg nur eine einzige Are,
r 0
nn
”E 9) Dr. Reichling sprach über die Mauser der rer Die
‚Ausführungen wurden erläutert an Hand verschiedener Präparate der Stock-
snte, Anas boschas L., darunter eines besonders angefertigten Schwingen-
, mauserpräparates. Wahmud die weiblichen Enten nur eine Hauptmauser im
August durchmachen, bestehen die männlichen Enten (Erpel) sämtlicher
‚Schwimm- und Tauchenten alljährlich eine Doppelmauser. Dementsprechend
28
ist auch das Sommer- und Wintergefieder der männlichen Stockenten ganz
auffallend verschieden. Ihr Pracht(Winter-)kleid tragen die Erpel von Anfang
bis Mitte Oktober bezw. Anfang November bis Mitte Mai, also ca. 6-7 Monate.
Das von diesem gänzlich abweichende, dagegen den Weibchen und ganz jungen
Männchen ähnliche Sommerkleid von Ende Juni (Anfang Juli) bis Mitte
Oktober, also ca. 4 Monate. Die Umfärbung zum Sommergefieder setzt bei
den Erpeln fast durchweg erst nach dem Ausschlüpfen der jungen Brut ein.
In dieser Zeit pflegen sich die mausernden Erpel zu größeren oder kleineren
Gesellschaften zusammen zu schlagen. Die vollständige Umfärbung zum
Sommergefieder ist spätestens Anfang Juli durchgefüht. Erst nachdem der
Erpel sein vollständiges Sommerkleid angelegt hat, tritt die Schwingenmauser
ein oder das „Abschlagen“, wie es in der Jägersprache heißt. Hierbei fallen
sämtliche Schwungfedern nebst den zugehörigen oberen Deckfedern (Tectrices
majores) fast plötzlich oder doch fast unmittelbar hintereinander aus, wodurch
die Vögel eine Zeitlang vollständig flugunfähig sind. Bis die neuen Schwingen
ausgewachsen sind, halten sich dann die hülflosen Tiere fast 4 Wochen lang
in den dichtesten Rolırbeständen grösserer Binnenseen versteckt. Bei den
Erpeln ist die Schwingenmauser durchweg in der zweiten Junihälfte beendet,
bei den Weibchen tritt sie etwas später ein, geht dafür aber schneller von
statten. ;
3.) Derselbe demonstrierte eine Schlingnatter, Coronella
austriaca Laur. Das Belegstück wurde am 16. September 1920 an der
Möhnetalsperre gefangen und von Forstsekretär Th. Höner-Körbecke b. Soest
eingesandt. e
Sitzung am 26. November 1920.
Anwesend 31 Mitglieder und 11 Gäste.
1.) Der Vorsitzende begründete die Notwendigkeit, den Jahresbeitrag
von 3 auf 10 Mark zu erhöhen. Der Vorschlag fand einstimmige Annahme.
2.) Dr. med. et phil. F. Jungklaus-Bielefeld-Gadderbaum, als Fach-
mann auf dem Gebiete der Kynologie rühmlichst. bekannt, hielt einen hoch-
interessanten Vortrag über Bracken und Brackenjagdenin West-
falenimZusammenhang mit derüoologischenSystematik
der Jagdhundrassen. Die alte Jagd (venatio), wie sie Jahrtausende
gehandhabt wurde und im späteren Mittelalter ihre höchste Blüte erreichte,
hat kaum nennenswerte Beziehungen zum modernen Jagdbetriebe. Da sie in
praktischer Beziehung der Gegenwart unbekannt ist, mußten auch deren
Versuche, sie wissenschaftlich zu ergründen, scheitern, sodaß es kaum eine
maßgebende Bearbeitung der Geschichte der Jagd gibt, wenigstens nicht in
der deutschen Literatur. Nur spärliche Überreste der alten Jagd, zu der
Reitjagd bezw. Parforce-Jagd, Brackenjagd, Windhetze und Beize bezw.
Falkenjagd gehören, ermöglichen überhaupt erst ein Verständnis der klassischen
Jagdliteratur. — Seltsamerweise hat sich gerade in einigen Tälern des süd-
lichen Wöstfalen (Sauerland, Siegerland) die Brackenjagd in unverfälschter
Weise erhalten, indem mit der Meute der tausendjährigen, altertümlich an-
_
Sg | | 99
‚mutenden Jagdhundrassen Gebirgstreibjagden abgehalten werden, die von den
e- traditionellen Jagdschreien (Weidgeschrei) und dem Blasen der uralten, weich
und wehmütig klingendgg " Hornrufe auf dem kupfernen „Halbmonde“ (vergl.
Gedichte. von Anette von Droste-Hülshoff) genannten Waldhörnern begleitet
werden. — Die eine mittelgroßen, zierlichen Bracken mit ihren bunten,
K Penchton da ou: a nd rem sanften, schmiegsamen Wesen stehen, nur im
E05 ze W er I ‚iebhaber, die teils alteingesessenen Familien angehören, die
an Ö äter hängen — so die Familie des früheren Bischofs von
sen \ Neffe, Chefarzt Dr. Schneider, bisher den Vorsitz im Brak-
führte, der sich seit 1896 den Schutz des altehrwürdigen, natur-
Mechen Denkmals der Brackenjagd zur Aufgabe macht — teils Kreisen
Enantlich akademischer Berufe, wie Ärzte, Juristen, Apotheker usw., die ihre
|] Befriedigung in der Pflege einer Jagdhundrasss und Jagdart finden, die einst
; einem ganzen Zeitalter das gesellschaftliche Gepräge gaben und dessen Poesie
(Nibelungen, Tristan, Titurell, Wigalois, Amelungen, Hadamar) und Kunst
| wie ein roter Faden durchziehen. Im exklusiven Kreise ihrer Herren werden
1 die edlen Hunde sorgsam und eifersüchtig gehütet; Hündinnen dürfen nie
| an Aussenstehende veräußert werden. — Die Brackenrasse (Canis segutius seu
| braecco) ist neben den ihr verwandten und ebenso alten Windhunden (Canis
| leporarius et porcavitius) sowie den etwas jüngeren Wachtelhunden (C. accepto-
] vitius) und Pudeln (C. aquaticus et pastoralis) die Ausgangsform aller modernen
1 Jagdhunde.
| 2 Sitzung am 28. Januar 1921.
# Anwesend 23 Mitglieder und 3 Gäste.
Nor Eintritt in die Tagesordnung erfüllte der Vorsitzende die traurige
# Pflicht, die Versammlung von dem Ableben der beiden Mitglieder Studienrat
_ Hemkendreis-Dorsten und Apotheker Hemmerling-Bigge in Kenntnis zu setzen.
' Zu Ehren der Verstorbenen erhoben sich die Anwesenden von ihren Plätzen
1) Dr. Reichling behandelte unter Vorführung entsprechenden Demon-
_ strationsmaterials eine Anzahl wichtiger Coleopteren-Funde des
4 Lipper Landes, die ihm kürzlich von dem rührigen Sektionsmitglied
# Dr. med. Köster-Blomberg (Lippe) mitgeteilt waren. Beachtenswert ist eben-
I da vor allem das Vorkommen. von: Cicindela germanica L. (15. VIII. 1920
in Menge am Bunerberg, darunter eine tiefschwarze ab. obscura F.); Carabus
irregularis Fbr. (10. u. 11. III. 1914, 5 Ex., Hirschsprung; 7. 11. u. 14. III. 1919,
5 12 Ex., Schweibusch, Steinbach; 17. u. 21. II. 1920., 2 Ex., Fischanger, Stein-
I ‚bach, alle Stücke nur in morschen Erlenstöcken, ei einziges frei laufend,
| I niemals im Sommer); Carabus arvensis Hbrst. (in allen Farbenvarietäten sehr
| häufig); Dromiolus nigriventris Thoms. (17. III. 1914., 1 Ex. unter Steinen bei
] Blomberg); Cymindis macularis Dej. (18. V. 1914., 2 Ex., Österholz-Senne);
ıf ‚Pterostichus cristatus Dufour. (13. IV. 1914, 1 Ex., Schweibusch, Wörth,
| 23. IV. u. 23. IV. 1919., mehrere Ex. in ERRE Holz; Steinbach; 20. V.,
N 531. VII. u. VID. 1920, Behrete Ex. unter Steinen, Hürn); Bembidium binmietateirn
| L (16. V. 1920, mehrere Ex, auf überschwemmter Wiese bei Blomberg); Amara
30
tibialis Payk. (1. VIII. u. 3. IX. 1919, mehrere Ex. unter abgeplaggtem Heide-
kraut, Senne); Amara silvicola Zim. (3. VIII. 1920, 1 Ex. Stapellage, Senne); |
Cychrus attenuatus F. (15. IV. 1914, 1 Ex. unter Rinde, Honede, Wörth;
9., 20. u. 22. VIII, 5. u. 22, IX. 1919, mehrere Ex. unter Rindenstücken,
Bunerberg; 21. II. 1920, Steinbach, Wörth, mehrere Ex. in faulendem Holze,
30. VII. 1920, 2 Ex. unter Holztsücken, Bunerberg); Oxymirus cursor L.
(29. V. 1920 in großer Anzahl auf dem Wörth); Bradycellus verbasci Dft.
(6., 7., 10. u. 20. VII. 1914, mehrere Ex. auf dem Hainberg).
2.) Derselbe demonstrierte eine Anzahl neuangefertigter Prä-
parate des Prov. Museums, u. a. 1 Gruppe Hausspitzmäuse, Crocidura
russulus Herm., Jg R ad. 13. VII. 1920, Münster (Geschenk v. Frl. M.
Krevert-Münster); 1 Polartaucher, Urinator arcticus L., 2 juv., 23. XI. 20,
Lippe-Seesten-Kanal bei Hamm (Geschenk v. stud. ©. Lex-Hamm); 1 hahnen-
fedrige Fasanenhenne, Phasianus colchicus L., 16. XI. 1920, Assen b. Lipporg
(Geschenk v. Graf O. Schmising-Tatenhausen i. W.).
Sitzung am 4. März 1921.
Anwesend 28 Mitglider u. 1 Gast.
1.) Dr. Reichling hielt einen Vortrag über’das Rackelwild (Mittel- 'T]
huhn, Tetrao medius L.), bekanntlich eine Kreuzung zwischen Auer- und I
Birkhuhn (Tetrao urogallus L."et T. tetrix L.). An Hand eines ausgezeich- ‘I
neten Demonstrationsmaterials, das vorzugsweise den im Prov. Museum unter-
gebrachten Fürstlich Salm-Salm’schen Sammlungen entnommen war, erläuterte #9
der Vortragende zunächst die für diesen Hybriden charakteristischen Kenn-
zeichen. Während die in den meisten Fällen mehr auerhahnähnlichen
Männchen durch Schnabelbildung und Schwanzform sowie insbesondere durch
den purpurvioletten Metallglanz der Kropf- und Brustfedern hinreichend
charakterisiert sind und schon in der ganzen Erscheinung ihren Bastard-
ursprung erkennen lassen, sind Rackelhennen weit schwieriger zu bestimmen |
und erst nach eingehenden Untersuchungen von den in Größe und Gefieder-
färbung oft sehr variirenden Auer- und Birkhennen zu unterscheiden. Ein
für das männliche wie weibliche Rackelhuhn typisches Kennzeichen stellt der
im halbausgebreiteten Zustande viereckig geformte, zu zweidrittel von den
Unterschwanzfedern bedeckte Schwanz (Stoß) dar. Beim Auerhuhn, T. uro-
gallus L., ist der Stoß stark abgerundet und wird von den Unterschwanz-
federn bedeckt, beim Birkhuhn zeigt derselbe einen deutlichen Einschnitt und
die Unterschwanzdecken ragen noch 1 cm über den Stoß hinaus. Beachtens-
wert ist die sehr individuelle Variation dieses Hybriden sowohl nach Größe
wie nach Färbung. So hat beispielsweise Falk unter 20. untersuchten Rackel-
hähnen keine zwei gleichen Stücke ausfindig machen können. Kronprinz '
Rudolf von Österreich fand sogar Abweichungen in den Skeletteilen. Rackel-
wild kommt überall dort vor, wo Auerwild und Birkwild zusammen lebt,
verhältnismäßig häufig in Schweden, Lappland, Livland und Nordsibirien, in
Deutschland (Erz- u. Riesengebirge, Thüringer Wald, Odenwald, Württem-
bergisches Allgäu, Bayrische Alpen) nur selten. In Westfalen wurden nach
Pa EEE EIER
31
A
Br
eingehenden Erkundigungen des Vortragenden im Laufe der letzten 20 Jahre
ir nur einige Hähne erbeutet. Rackelhennen sind dagegen für unsere Provinz
noch nicht bestätigt nie uch aus anderen Ländern in einwandfreien Stücken
ar ganz vereinzelt bekannt geworden. Wir wissen heute, daß das Rackel-
"huhn in zwei 0) sritt. Die erste und weit häufigere Form entsteht
dd rch Kre ahn mit Auerhenne (Tetrao tetrix L. x T. urogallus
L.), die z seltenere von Auerhahn mit Birkhenne (T. urogallus
en L.). Das Benehmen des Rackelhahnes zur Fortpflanzungszeit
‘ Hinsicht von Interesse. Da der hitzige und balzlustige Vogel
‚ eigenen Balzplatz hat, treibt er sich um diese Zeit bald hier, bald
| af den Balzplätzen der Auer- und Birkhähne herum, wo er besonders
& balzenden Birkhähne wütend bekämpft und vermöge seiner überlegenen
| ( größe und Kraft vertreibt. Sein Balzgesang stellt ein wunderliches Gemisch
on _Auer- und Birkhahnstrophe dar und endigt mit einem lauten, klanglosen
„Rackeln“, d. h. mit krächzenden und schnarchenden Tönen. Im Verlaufe
‚seiner Ausführungen zeigte der Vortragende einen Rackelhahn westfälischer
‚Herkunft, der von Amtsgerichtsrat Cohausz-Arnsberg am 27. April 1912 im
| Reviere Iseringhausen b. Drolshagen (Kr. Olpe) erlegt war. Das seltene und’
| interessante Belegstück fand allseitige Beachtung.
E 2.) Apotheker Borggreve-Münsterw behandelte die Leporiden-
frage. Schon seit längeren Jahren haben sich Fachleute und Laien mit
; Versuchen beschäftigt, Hasen und Kaninchen zu kreuzen, ohne daß es ge-
19 lin ngen wollte, wirklich einwandfreie und wissenschaftlich anerkannte Erfolge
zu erzielen. .Den verschiedenen Berichten erfolgreicher Züchter standen ab-
{ weisende Behauptungen hervorragender Fachleute gegenüber. Auch Herr
Borggreve hat sich mit derartigen Kreuzungsversuchen vergeblich beschäftigt.
Zu m Verständnis des Skelettaufbaues wurden Schädel von Hasen, wilden und
-zahmen Kaninchen, sowie eine Reihe Abbildungen herumgereicht und vom
| Vortragenden erläutert. Trotz aller vorhandenen Verschiedenheiten unterliegt
‚| es heute keinem Zweifel mehr, daß Kreuzungen dieser so nahe verwandten,
‚ber so verschieden gearteten Nager bestehen. So brachte der Jagdzoologe
G. Röhrig in den „Veröffentlichungen des Institutes für Jagdhunde*, Bd. 1,
| Heft 3, Neudamm 1912, eine interessante Arbeit über einen Hasen- und
„| Kaninchenbastard aus freier Wildbahn, welcher in Tangstedt (Bez. Hamburg)
örlegt war und nicht allein seiner äußeren Gestalt nach, sondern nach
|" Knochen- und Schädelbildung als wirkliche Kreuzung wissenschaftlich aner-
| kannt ist. Herr Röhrig hat die Messungen der besonders in Frage kom-
‚| menden Skeletteile genau durchgeführt. Der Bastard selbst befindet sich als
‚I wertvolles Belegstück im Zehlendorfer Jagdmuseum. Der Vortragende wies
darauf hin, daß es sich in dem besprochenen Falle nicht um eine Kreuzung
von Hasen und echtem Wildkaninchen, sondern um einen Nachkommen von
Hasen und verwildertem zahmen Kaninchen handelt. Auch im Hamburger
0 en Garten befanden sich im Jahre 1910 Leporiden aus der Zucht
| Be brikanten Spiegelberger-Fürth (Bayern), dessen erfolgreiche Weiterzucht
He 'r Edmund Eiffe-Hamburg übernommen hat. Von letztgenanntem Züchter
32
hat auch der hiesige Zool. Garten kürzlich ein Leporidenpärchen erworben.
Die beiden prächtig entwickelten Stücke führte Herr Borggreve ebenfalls der
Versammlung vor. Weiter haben die Prinzessin Hildegard von Bayern und
der Direktor des Zool. Gartens in Dresden, Professor Dr. Brandes, erfolgreiche,
in mehreren Generationen fruchtbare Leporidenzuchten betrieben. Soviel
steht fest, daß einwandfreie Kreuzungsprodukte von Hasen und Wildkaninchen
bisher nicht erzielt werden konnten. Die jungen Leporiden werden blind 9
und fast unbehaart gesetzt, ähneln herangewachsen sowohl in ihrem Äußeren.
wie auch ihrem ganzen Verhalten nach mehr dem Kaninchen und pflanzen-
sich mit diesen, auch mit Hasen und: untereinander, fruchtbar fort. Besondere '
wirtschaftliche Vorteile hat die Zucht von Leporiden bis jetzt noch nicht‘
gezeitigt.
te a er u — ar a
IT Le SE I a SE ee SO
47.—50. Jahresbericht der Botanischen Sektion |
für die Rechnungsjahre 1918/19, 1919/20, 1920/21 u. 1921/22.
Von Geschäftsführer der Sektion Otto Koenen. |
Bericht über die Vereinsjahre 1918/19 — 1921/22.
Der letzte Jahresbericht der Sektion erschien im Jahre 1918 und kam
vor Ausbruch der Revolution in die Hände der Mitglieder. Der Verlust des. 4
Krieges und der wirtschaftliche Niedergang Deutschlands war der Förderung ff}
der naturwissenschaftlichen Bestrebungen wenig günstig. Dazu kam, daß
das stärkste Bindeglied der Vereinsmitglieder, der Jahresbericht, bei den!
hohen Druck- und Papierpreisen mehrere Jahre nicht erschien und daß der
persönliche Verkehr der Mitglieder durch die Verteuerung des Portos und der
Bahnfahrt sehr erheblich erschwert wurde. |
Trotzdem ist das botanische Leben in der Provinz nicht erloschen. Die
Sitzungen der Sektion wurden im Jahre 1919 wieder aufgenommen; der rege k
Besuch zeugte von dem Interesse der einheimischen oder in der Nähe Münsters.
wohnenden Mitglieder, zahlreiche briefliche Zusendungen aus den verschie
densten Teilen des Vereinsgebietes gaben Kunde von der hier herrschenden; f
Tätigkeit.
Der Mitgliederbestand hielt sich in den vier Jahren etwa auf der gleichen
Höhe, trotzdem aus den Kreisen der älteren Mitglieder mehrere durch Tod!
ausschieden. Der Abdruck des Mitgliederverzeichnisses muß leider wegen
Raummangel unterbleiben.
Der Mitgliederbeitrag betrug anfangs 3 Mark; er wurde auf einem
Mindestbeitrag von 10 Mark erhöht, wobei der Erwartung Ausdruck gege i h
ben wurde, daß alle Mitglieder, die dazu in der Lage wären, einen höheren)
Beitrag bezahlten. u
Der Jahresbericht kann in diesem Jahre nur in beschränktem Umfange h
erscheinen. Zahlreiche wertvolle Beiträge und Mitteilungen müßen für eine#g|,
2; EFerhältnissen ein bedauerlicher Zwang, Je stärker die Gebefreudigkeit der
F - Mitglieder bei der Beitragszahlung ist, desto höhere Mittel stehen für Ver-
öffentlichungen demnächst zur Verfügung.
Münster, den 1.) eptember 1922.
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- z. =#;;
Ö. Koenen.
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Rear «
5, itteilungen aus den Sitzungen.
Sitzungen des Vereins wurden im Dezember 1919 nach fast fünf-
ariger Unterbrechung wieder aufgenommen. Sie blieben allerdings im
wesentlichen auf die Wintermonate beschränkt. Im folgenden läßt sich leider
nur ein kurzer Auszug auf den Vorträgen wiedergeben. Die wichtigeren
| foristischen und .pflanzengeographischen Mitteilungen sind besonders zu-
sammengestellt; auch sie können nur zum kleinsten Teile zum Abdruck
| gelangen.
Sitzung am 3. Dezemker 1919.
- Magistratsassessor Koenen, der Sekretär der Sektion, erstattete den
Jahresbericht über das Jahrfünft seit Kriegsbeginn und gedachte der ver-
storbenen Mitglieder, insbesondere des Direktors der Sektion, des Leiters des
- Provinzialmuseums Dr. H. Reeker. Aus dem Berichte ist besonders hervor-
zuheben, daß es der Sektion möglich war, die wissenschaftlichen Arbeiten
' auch während des Krieges fast ohne Einschränkung fortzuführen und den
_ Jahresbericht auch in den Kriegsjahren herauszugeben.
| Sitzung am 31. Januar 1920.
- Bei der stattgehabten Vorstandswahl wurde Professor der Botanik Dr.
| August Schulz in Halle a. $. zum Vorsitzenden, Magistratsassessor Koenen
zum geschäftsführenden Vorstandsmitglied gewählt. Als Beiräte wurden ge-
| wählt die Herren Forstrat Baumgarten, Univ.-Professor Dr. Benecke und
| I Assistent an der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Dr. Kotthoff, sämtlich
| ir n Münster, ferner Sanitätsrat Dr. Baruch in Paderborn, Professor Dr.
@ Bitter in Bremen, Medizinalrat Borgstette in Tecklenburg, Gymnasialpro-
I fessor Brockhausen in Rheine und Univ.-Professor Pr. Correns in Berlin.
Es wurde ferner beschloßen, anstatt der Sitzungen im Sommer botanische
I: Exkursionen in die nähere und weitere Umgebung Münsters zu unternehmen.
s Sitzung am 26. März 1920.
) | 7
Der Assistent an der Landwirtschaftlichen Versuchsstation, Dr. Kotthoff,
|: prach über den Kartoffelkrebs, eine Pilzkrankheit, die zum ertsen Male im .
‚ Jahre 1908 in Westfalen beobachtet wurde. Die Gefahr der Verschleppung
r Krankheit in gesundes Land ist besonders jetzt sehr en da bei der
land ‚eingeführten Kartoffeln die Krankheit sich weiter bei uns, auch in rein
” ndlichen Gegenden, ausbreitet. Es sind deshalb sämtliche zur Aussaat
3
; . er er HR a
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3 4 wie
kommenden Pflanzkartoffeln vorher gründlich zu untersuchen, sofern ma A
ihre Herkunft nicht genau kennt. Der Abfall von Kartoffeln, die auf krebs- |
verseuchten Feldern gewachsen sind, darf unter keinen Umständen verfüttert
oder auf den Mist geworfen werden, er ist zu verbrennen, da auch durch ihn
eine Verbreitung der Krankheit sehr leicht möglich ist. Die direkte | 4
kämpfung der Krankheit ist sehr schwer. Die Dauersporen des Pilzes halten } 5
sich im Boden bis zu zehn Jahren lebensfähig. Mit chemischen Mitteln läßt F
sich nicht viel erreichen. Mit Erfolg kann man nur der Krankheit Herr werden B |
' durch den Anbau krebsfester Kartoffelsorten. Es hat sich nämlich heraus-
gestellt, daß eine Reihe von Kartoffelsorten gegen den Krebs unempfindlich
ist. Worauf diese Eigenschaft zurückzuführen ist, ist bis jetzt noch nicht
bekannt. Als krebsfest haben sich in starkverseuchtem Lande in vieljährigen ez
Versuchen unter anderen Sorten Paulsens Juli und Richters Jubel erwiesen; F!
die Versuche hierüber werden weitergeführt. Fast alle übrigen bekannten h
Kartoffelsorten werden vom Kartoffelkrebs befallen. ri
Magistratsassessor Koenen hielt einen Vortrag über neuere Pflanzen- 1
funde aus dem nordöstlichen Teile westfälischen Gebietes. Unsere Kenntnis der | ı
Pflanzenwelt dieses Gebietes ist verhältnismäßig lückenhaft, erst. seit dena) |
lezten Jahren vor dem Kriege hat vor allem Kapellmeister Schwier-Han- # |
nover es unternommen, nicht nur die vorhandene Literatur sorgsam Ei ‚(
menzustellen, sondern auch durch eigene Forschung die vorhandenen Lücken A
zu schließen. Auch während des Krieges konnte er seine Tätigkeit — wenn #1
auch mit mancherlei Unterbrechungen — fortsetzen und eine Anzahl bemer- |
kenswerter Funde, vor allem aus dem von ihm besonders bearbeiteten Gebiete #3
der Weserkette, verzeichnen. Aus der Umgebung von Minden sandte Rech- # |
nungsrat Wenzel-Minden ein größeres Verzeichnis bemerkenswerter Arten # !
ein, das von langjähriger reger Tätigkeit zeugt. Aus verschiedensten Gegen- Br
den des nordöstlichen Gebietes, insbesondere aus der näheren und weiteren | il
Umgebung von Petershagen, teilte Taubstummenlehrer' Sewing, früher in% ı
Petershagen, jetzt in Soest, eine größere Zahl von Angaben mit. Die wich“ u
tigsten Funde aus den verschiedenen Zusammenstellungen gelangten in der Hi
Versammlung zur Besprechung, die Verzeichnisse selbst, die eine wesentliche?
Bereicherung unserer Kenntnis darstellen, werden demnächst zum Abdruck m
gelangen. n Fl
Sitzung am 30. April 1920. |
Magistratsassessor Koenen, der im Auftrage der volkskundlichen Kom- hr
mission für Westfalen die Bearbeitung der volkstümlichen Planzennamen ).
übernommen hat, sprach über die Namen der Pflanzen im Volksmunde. Die 1:
zahlreichen Bezeichnungen der. Pflanzen, die das Volk ihnen gab, werden ers Mn
dann verständlich, wenn man bedenkt, mit welch innigem Verständnis und];
aufmerksamem Interesse das Volk die umgebende Pflanzen- (und Tier-) Web#
beobachtete und ihre Geheimnisse ablauschte. Bald sind es augenfällige
Merkmale der Pflanzen, bald das Aussehen einzelner Pflanzenteile, die. dei
Anlaß zur Namengebung boten. Auch die Verwertung einzelner Arten
der Volksmedizin und die Bedeutung im Aberglauben waren von Einfluß
r
> 9
“, ”
N
35
manischen Götterlehre und in der altehrist-
gut ist schon verloren gegangen, manches
‚es umfassende und schnelle aber sorgfältige
ht mur die Pflanzennamen zu sammeln, sondern
Rätsel "ind Redensarten, ‚die von Pflanzen handeln,
pzelner Arten im Aberglauben, im Glauben des Volkes
landwirtschaftlichen Wetterregeln usw. 2
_ Manche Namen wurzeln in der rer
lichen Legende. Viel an alte
ist noch zu retten, und hi
- Arbeit zu tun. Dabei
auch die Spr
‚ ferner die H
ud YET ER ET FREUEN
VAL; ae
ap
Sitzung am 30. 4 uli 1920.
Be: als Florist des Münsterlandes. Werneckinck, am 19. Februar 1764
E auf Haus Vischering bei Lüdinghausen geboren, studierte in Göttingen Medi-
zin und Naturwissenschaften, ließ sich 1788 in Münster alg praktischer Arzt
_ nieder und war von 1794—1822 Professor der Naturgeschichte an der Uni-
‘ versität bezw. der Akademie zu Münster. Er war der erste, von dem wir
_ wissen, daß er im Münsterlande, insbesondere der Umgebung Münsters, bota-
_ nisiert hat. Von Werneckincks Veröffentlichungen sind uns ein „Verzeichnis
der in unserem Hochstifte wildwachsenden, eßbaren Pflanzen“ bekannt, in dem
Gemüse) oder zur Bereitung von Bier, Branntwein, Tee, saurer Milch usw.
zur Verwendung kommen, Ersatzmittel angibt, die vermahlen werden und als
x Zusatzmittel zur Brotbereitung dienen sollen. Genannt. seien in dieser Hinsicht
die Wurzeln der Quecke, die Zwiebeln der gelben Vogelmilch, Schößlinge der
; - Sumpfwurz, Blüten des Klees, Früchte bezw. Samen von Schwingel, Ampfer,
E ‘Vogelknöterich, Spörgel u. a. Nicht nur in unserer Zeit, auch zu damaligen
Zeiten muß es wenig genießbares Brot gegeben haben. In einer zweiten Ab-
_ handlung behandelt Werneckinck den „Garten für die deutsche Flora“. Seine
: weitgesteckten Pläne für die Umgestaltung des Botanischen Gartens wurden
Bi weder von ihm selbst, noch von anderen verwirklicht. Assessor Koenen konnte
, auch das Manuskript einer um 1800 entstandenen, unvollendet gebliebenen „Flora
, Monasteriensis“ vorlegen, sowie eine „Probe‘“ aus der Flora, ein großes Tafel-
e
B >
b
’ Magistratsassessor Een berichtete über eine von den Vereinsmitglie-
_ dern am 12. Juni 1920 nach Nienberge unternommene Exkursion, bei der ins-
besondere auf einer früher bereits bekannten Stelle Ophrys apifera in zahl-
_ reichen Exemplaren wieder festgestellt wurde. An der gleichen Örtlichkeit
E ‚sie jahrelang vorher vergeblich gesucht, ein Beweis für das starke
‚Sitzung am 24. September 1920.
Magistratsassessor Ko enen a einen weiteren Vortrag über Pflanzen-
= ınde hat er die ang der Kolkstämlichen Pflanzennamen übernommen.
3*
_ werk mit 100 Originalabbildungen von Pflanzen aus dem Münsterlande, die
Bei wissenschaftlich sehr genau sind und z.'T. als künstlerisch vollendet .
- Werneckinck neben zahlreiehen Pflanzenarten, die als Speise (insbesondere
\
Zunächst galt es, die schon vorliegenden Arbeiten auszuwerten und dann
Neues zusammenzutragen. Hierbei findet die. Kommission allmählich wert-
volle Unterstützung in den verschiedenen Teilen der Provinz, denn der Gedanke,
das zu erhalten, was an altem Sprachgut im Volke lebt, bricht sich immer
mehr Bahn. Bei der Sammlung handelt es sich nicht nur um die Pflanzen- $
namen allein, sondern auch um das Vorkommen der Namen in Sprichwörten -
und Redensarten, in Rätseln und ‚Wetterregeln, um die Verwendung |
Pflanzen im Aberglauben und als Heilmittel. Assessor Koenen konnte seine
Ausführungen erläutern an einer großen Anzahl von Beispielen aus dem
westlichen Münsterlande; diese werden in den Heimatblättern der Roten Erde
zum Abdruck gebracht.
‚.. ’Bitzung am 29. Oktober 1920.
Sanitätsrat Dr. Richter hielt einen längeren Vortrag über die Ergeb-
nisse der von den münsterischen Mitgliedern der Sektion veranstalteten Ex-
kursionen im Sommer 1920. Er besprach insbesondere das Vorkommen ver-
schiedener Kulturpflanzen und der mit diesen gemeinsam wachsenden Unkränieg j
a. ee RR STR SE mn
Sitzung am 28. Januar 1921. |
Sanitätsrat Dr. Richter bot eine Fortsetzung seines Vortrages über die
Ergebnisse der von den münsterischen Mitgliedern der Sektion ng er ie
Exkursionen im Sommer 1920. Er besprach zunächst die während des Som “
mers beobachteten Adventivpflanzen, die am Hafen, am Dort
Kanal und an verschiedenen Eisenbahnhaltestellen auf Schutthaufen und '
Getreidefeldern gefunden wurden. Sie stammen meist aus Süddeutschland, | |
aus Ungarn und aus Nordamerika. Eine Reihe der beobachteten Arten wurden 5
als „eingebürgert“ bezeichnet, etwa 2/5 als Hospitanten. Bei der anschließen- I:
den Ausprache erklärte Magistratsassessor Koenen, daß auch manche der
bereits als „eingebürgert“ festgestellten Pflanzenarten bei längerer Beobach- '
tung wieder verschwinden. Nur wenige Adventivpflanzen können sich dauernd .
in unserer Gegend halten. Voraussetzung ist, daß die Pflanzen auch in Yu 7 |
günstigen Jahren zur vollen Samenreife gelangen und auch unter wenige re
günstigen Verhältnissen eine Entwicklungsmöglichkeit finden. a
Sitzung am 4. März 1921.
Sanitätsrat Dr. Richter brachte seinen Exkursionsbericht zum Au
schluß und sprach über das Vorkommen der westfälischen Orchideen,
denen insbesondere das Kalkgebiet von Nienberge so außerordentlich rei ch
ist. Spirantes autumnalis, die schon seit etwa einem Jahrzehnt an zahlreichen
früher bekannten Standorten vergeblich gesucht worden ist, ist auch im -
gangenen Jahr nicht gefunden worden.
Sodann sprach der Assistent an der Landwirtschaftlichen Versuchsstaiil |
. Kotthoff, über das Beizen des Getreides. Es handelt sich einmal u m
eine Schutzmaßnahme gegen die durch Pilze verursachten Brandkrankheite en
des Getreides. Beim Steinbrand wird eine Beizung des Getreides mit Kupfer- |
vitriol vorgenommen, beim Flugbrand sind mit einem Wasserbade von 45
37
Grad, in dem das Getreide etwa 2 Stunden liegen bleiben muß, Erfolge er-
zielt worden, aller dings ein. schwieriges Verfahren, da eine niedrigere Temperatur
_ die Pilze .nicht tötet, eine Erhöhung des "angegebenen Wärmegrades eine
4 game des @etreides herbeiführt. Beim Steinbrand hat man auch mit
- Formalin Ve tellt, doch macht die Anwendung Schwierigkeiten.
; iedene ‚ die herumger eicht wurden, sind als wirksame Gegen-
den Handel gebracht. Andere Pilzkrankheiten sind die
nkh ‘der Gerste und der Stengelbrand des Roggens. Auch das
intern“ des Getreides wird durch einen Pilz, den Schneeschimmelpilz,
acht. Mit Quecksilberpräparaten und Formalin hat man ihre Bekämp-
& versucht. Ein Teerpräparat schützt vor Schaden durch die Saatkrähen.
Magistratsassessor Koenen demonstrierte einen kürzlich von Landgerichts-
rat Büning in Nienberge gesammelten merkwürdig gewachsenen Eschensproß
- (Fasziation) und sprach über die mutmaßliche Entstehung von Bildungen
dieser Art.
se. Sitzung am 29. April 1921.
- Magistratsassossor Koenen sprach an der Hand eines reichhaltigen, ihm
neuerdings zur Verfügung gestellten Materials über Pflanzennamen im Volks-
_ _munde des Münsterlandes.
Br; Sitzung am 24. Juni 1921.
Sanitätsrat Dr. Richter sprach über eine vor kurzem zum ersten Male
in Westfalen aufgefundene Orchidee, Aceras anthropophora, die vom Lehrer
Säger-Höxter auf dem Bielenberge bei Höxter am 26. Mai 1921 in
er Exemplaren entdeckt wurde. In der Literatur werden als Fundorte dieser
in Deutschland seltenen Orchidee nur das Rhein- und Moseltal aufgeführt.
| _ Früher wuchs sie auch in Thüringen, wo sie aber später nicht mehr nachge-
‚wiesen worden ist. ‘Ihr Hauptverbreitungsbezirk erstreckt sich über Süd-
= Europa und Nord-Afrika. Für die Flora Westfalens ist der Fund dieser
| Pflanze sehr interessant. Der Finder wird weitere Beobachtungen anstellen
FA und über das Auftreten dieser Seltenheit N a erstatten. Als
EN
PUTPIEENTAT
Sitzung am 28. Oktober 1921.
2% Magistratsassessor Koenen berichtete über die Tagung des Natur-
| ahistor ischen Vereins der preußischen Rheinlande und Westfalens und der
damit verbundenen Versammlung des Botannischen Vereins für Rheinland
| und Westfalen. Auf der Tagung des Naturhist. Vereins hielt Prof. Brock-
| hausen-Rheine einen Vortrag über die Moorfiora Westfalens; in der Ver-
|; sammlung des Botanischen, Vereins sprach u. a. Magistratsassessor Koenen
über die auf salzhaltigem Boden wachsenden Phanerogamen des Münsterlandes,
insbesondere der Umgebung von Rheine. Exkursionen führten die botanischen
| Teilnehmer zur _Saline Gottesgabe mit ihren Salzpflanzen, in die Stille Wöste
| mit den Ueberresten der ursprünglichen Sumpf- und Moorflora und zu den
Geester Fischteichen mit einer interessanten RE und Uferfiora.
38.
Sitzung am 24. Februar 1922. 5 ee:
In Uebereinstimmung mit der Zoologischen Sektion wird -beschloßen, die
wissenschaftlichen Sitzungen im Sommer ausfallen zu laßen und an deren 3 ®
Stelle Exkursionen in die nähere und weitere Umgebung Münsters zu ver-
anstalten.
Sanitätsrat Dr. Richter sprach über die Ergebnisse der Tätigkeit der. |
münsterischen Mitglieder der Botanischen Sektion im Sommer 1921. Auf
weiteren Exkursionen wurden besucht die Davert (Ulmus effusa wildwachsend)
der Vreden bei Iburg (mit zahlreich blühenden Corydalis im April), der
Silberberg bei Osnabrück (Alsine verna und Thlaspi alpestre), der Kuriker-
berg bei Hamm (Ophrys muscifera), Höxter mit seiner überaus reichen
Flora, wobei neue Fundstellen von Ophrys apifera und Gymnadenia albida
festgestellt wurden, der Süskenbruch bei Dülmen und die Rötekuhlen bei
Kattenvenne (Gratiola officinalis). .
Magistratsassessor Koenen sprach im Anschluß daran über das Yor-i
kommen bestimmter Pflanzenarten auf schwermetallhaltigem Boden, insbe- E u
sondere über das isolierte Vorkommen von Alsine verna und Thlaspi alpestre. °#
Sitzung am 31. März 1922.
Mae Koenen widmete dem verstorbenen Vorstandsmitgliede
der Botanischen Sektion, Prof. H. Brockhausen-Rheine, einen längeren,
warmempfundenen Nachruf, in dem er insbesondere Brockhausens Bedeutung 1
als Moosforscher würdigte. Etwa drei Jahrzehnte hindurch hat Brockhausen 73
sich mit den Moosen, hauptsächlich den Moosen Westfalens, beschäftigt und "#
seit etwa 1898 für sein Herbar gesammelt, das er der Botanischen Sektion °
testamentarisch vermachte.. Bei seinen bryologischen Studien fand Brock-
hausen Anschluß und Verkehr mit Fachgenossen, die ‚seine Arbeiten förderten
und die er durch Mitteilung seiner Entdeckungen unterstüzte. Nicht nur in
seinen Herbarien hat Brockhausen das Ergebnis seiner wissenschaftlichen
Sammlertätigkeit niedergelegt, seine unfangreichen Kataloge bieten neben
einem Verzeichnis seiner Sammlungen in zahlreichen morphologischen va
biologischen Bemerkungen wichtiges wissenschaftliches Material.
Dr. Kotthoff, der Assistent der Landwirtschaftlichen Versuchsstation,
. sprach über die Bedeutung des Pflanzenschutzes. Pflanzliche Schädlinge (Pilze)
schädigen alljährlich unsere Getreidekulturen um viele Millionen Goldmark.
Nur ein systematisches Studium der Pflanzenkrankheiten vermag hier Abhü 1 fe
zu schaffen. Schon in der Bibel finden wir Angaben über Pflanzenkrank
heiten, ohne das ihre Bedeutung erkannt wurde. Erst verhältnismäßig spät
verschaffte sich die Wissenschaft mit der Erfindung des: Miskroskopes in-
blick in Parasitismus und Biologie der pflanzlichen und tierischen Schädling ©.
Heute haben wir eine ausgedehnte Organisation von Pflanzenschutzstationen,
die als Forschungs- und Beobachtungsstellen eine wichtige Arbeit leisten,
deren jüngstes Glied die Anstalt für Pflanzenschutz in Münster ist.
Sanitätsrat Dr. Richter berichtete über einige in der letzten Zeit fes st-
gestellte seltenere Pflanzenarten Westfalens, u. a, über Viscum alham;
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In * I
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u on Otto Koenen-Münster.
erschienen zum letzten Male in dem 1917 heraus-
cht. Wenn auch in der Zwischenzeit manche Sektions-
w schaftliche Tätigkeit wesentlich einschränken mußten,
in Laufe der Jahre ein außerordentlich reichhaltiges Material-
die „ itteilungen“ gesammelt, das .nur zum geringen Teile im folgenden
Abdruck gelangen kann. Wir hoffen, daß der Druck wenigstens aller
bemerkenswerten Funde sich demnächst nachholen läßt.
En Das vorliegende Material wurde von den Herren Sanitätsrat Dr. M.
Baruch in Paderborn, Generalagent Joseph Koene in Münster, Taubstummen-
lehrer Hermann Sewing in Soest (früher in Petershagen), Univ.- Professor
Münster, in Getreidefeldern bei Große Jüdefeld in der
E Nähe ddr Nienberger Chaussee (Koene).
wi Delphinium consolida. Petershagen, Felder nördl. vom Hafen (Sewing, Schwier).
E: Aconitum Lycoctonum. Am hier zwischen Sendenhorst und Hoetmar
> (Koene).
2 en. Minden, eingeschleppt, unbeständig (Wenzel).
} - Alyssum calycinum. Petershagen, jenseits der Weser (Sewing).
‚ Helianthemum vulgare. Teutoburger Wald, zwischen Bielefeld und Werther
I @ewing). Be
Drosera rotundifolia und Dr. ee ie . Ketershagen, Heide nördl. von
. Eldagsen (Sewing)..
= x ypsophila muralis. Bahndamm zwischen ee und Honfänbire (Sewing).
Stellaria glauca. Düpe (Haller Heide), (Sewing, Schwier).
Hypericum elodes. An einem Tümpel in der Nahe des Bahnhofes Sprakel
® Er (westlich), zusammen mit Alisma ranunculoides (Koene).
Geranium sanguineum. Bei Leitmar an den Kalkklippen DIErUUN der Land-
straße spärlich (Schulz).
h _ Comarum palustre. Eldagsen (Sewing, Schwier).
22 Foren longifolium. In sehr ‘wenigen Exemplaren bei Leitmar an den
5. Kalkklippen oberhalb der Landstraße (Schulz).
= — Bei Lübbecke (Wenzel).
16 koin parviflora. Ovenstedt (Sewing, Schwier).
8 enecio vernalis. Minden, an Kanalböschungen eingeschleppt; scheint wieder
zu werschwinden, war 1917 sehr spärlich geworden (Wenzel).
‚ Cirsium oleraceum x palustre. Zwischen Porta und Lerbeck (Wenzel).
40
Jahresbericht des Historischen Vereins zu Münster 4
für 1920/1921.
Die Tätigkeit des Vereins, der rund 100 Mitglieder zählte, ee sich
in den gewohnten Bahnen. !
Den Vorstand bildeten nach den Wahlen in der Generalversammlung A
vom 15. Dezember 1920 die Herren
Univ.-Prof. Geh. Regierungsrat Dr. Spannagel, Vorsitzender.
Generalleutnant a. D. Grünert, stellvertretender Vorsitzender.
Univ.-Prof. (seit 1. Juli 1921 gleichzeitig Direktor des Staatsarchivs) Dr.
Schmitz-Kallenberg, Bibliothekar.
Präsident Dr. Dulheuer, Rendant..
Ausschußmitglieder:
Regierungspräsident a. D. Wirkl. Geh. Oberregierungsrat Dr. v. Gescher.
Gymnasialdirektor a. D. Geh. Studienrat Dr. Widmann.
Generalmajor a. D. Groos.
Vorträge wurden gehalten von den Herren
Prof. Spannagel über die Franzosenzeit in Berlin von 1807— 1809.
Prof. Karge über Armenien im Weltkrieg.
Regierungsrat Schultz über Friedrich Harkort.
Dr. Dehio über Schiller und den Staat.
Professor Schöne über B. G. Niebuhr als Gelehrten und Staatsmann. ei
Privatdozent Dr. Magon über Friedrichs des Großen Schrift über die "#9
deutsche Literatur. :
Am 18. Juni 1921 wurde zum ersten Male nach dem Kriege wieder das“ '
Stiftungsfest des Vereins gefeiert, wobei Herr Geheimrat Cauer und der 7
der Unterzeichnete zwei kurze, wissenschaftliche Vorträge hielten.
Spannagel.
Jahresbericht des Vereins
für Geschichte und Altertumskunde Westfalens
für 1919/20 und 1920/21.
A. Abteilung Münster.
Aus dem am 30. Juni 1920 abgelaufenen Geschäftsjahr 1919/20 ist an
erster Stelle der im Einvernehmen mit der Paderborner Abteilung vorgenommene’
Wechsel in der Person des Kurators zu erwähnen. Der zeitige Oberpräsident
von Westfalen, Herr Dr. Wuermeling übernahm im April 1920 dieses Amt,
während der bisherige Jnhaber, Se. Durchlaucht Dr. Kar Prinz von Ratibor
und Corvey, Oberpräsident a. D., zum Ehrenmitgliede ernannt wurde, 5
4
41
- Der Vorstand des Vereins blieb unverändert. In der Zahl der Mit-
glieder hielt die seit einigen Jahren festzustellende Vermehrung erfreulicher
Weise an. Gegenüber 17 Todesfällen und 8 freiwilligen Austritten standen
60 Neuaufnahmen, sodaß die Mitgliederzahl am Schlusse des Berichtsjahres
sich auf etwa 625 belief. Der Kreis der lebenslänglichen ee hat sich
auf 9 age
ersammlungen, die außer der Erledigung geschäftlicher Ange-
nd kleineren Mitteilungen immer einen größeren Vortrag brachten,
( eg gut besucht. In der 1. Versammlung am 23. Oktober 1919
h Arehivar Fr. v. Klocke über „Die Stuben von Soest und Münster in
a“ (der Vortrag erscheint demnächst erweitert in der Zeitschrift „West-
e falen®); in der 2. am 20. November der Vereinsdirektor Domkapitular Msgr.
Dr. Schwarz im Anschluß an den vorigjährigen Sommer-Ausflug „Über die
Geschichte von Stromberg“; in der 3. am 18. Dezember Professor” Dr. zur
Bonsen über einen aus Warendorf gebürtigen General Friedrichs des Großen
- (inzwischen gedruckt in den Warendorfer Blättern für Orts- und Heimats-
kunde 1920 und 1921); in der 4. Versammlung am 22. Januar 1920 Rechnungsrat
Eugen Müller unter Vorführung von Lichtbildern „Über die Adelshöfe in
_ Münster“ (ist in stark erweitertem Umfang im Münsterschen Anzeiger ge-
druckt und auch in Buchform erschienen); in der 5. Sitzung, die
gleichzeitig Generalversammlung war, die Rechnung für das Geschäftsjahr
1918/19 festsetzte und den Mitgliederbeitrag auf 10 Mk. für Einheimische, auf
8 Mk. für Auswärtige, auf 200 Mk. für lebenslängliche Mitgliedschaft er-
' höhte, außerdem auch mit einer Neuordnung der Vorstandswahl sich einver-
standen erklärte, sprach Geh. Reg.-Rat Oberschulrat Dr. Cramer „Über
ı älteste westfälische Flußnamen“ (veröffentlicht Zeitschr. Bd. 78 8.1 ff.)
= In der letzten (6.) Sitzung am 20. Mai 1920 behandelte, mit Zuhülfenahme
von Lichtbildern, Dr. Stieren „Die Vorgeschichte Westfalens bis zur römischen
_ Eisenzeit.“
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Der auch dieses Mal wiederum in jeder Beziehung wohlgelungene Sommer-
Ausflug fand unter großer Beteiligung in der Form ‚einer Kanalfahrt von
Münster nach Bevergern am 8. Juli statt. —
In dem Berichtsjahr ist von der Zeitschrift des Vereins der 77. Band
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In dem am 30. Juni 1921 beendigten Geschäftsjahr hatte der Verein den
Tod eines langjährigen allseitig verehrten, um den Verein hochverdienten
_ Mitgliedes zu beklagen, das zugleich dem Vorstande angehörte, nämlich des
- Intendantur- und Geh. Baurates Schmedding, der nach dem Fortgange des
‚, Herrn Prof. Dr. Koepp am 1. April 1916 als Vorsitzender der Altertums-
kommission in den Vorstand eingetreten war. Nach seinem unerwarteten
“ Ableben am 25. Januar 1921 wählte die Altertumskommission in außerordent-
licher Sitzung am 12. Mai 1921 zu ihrem Vorsitzenden den Geh. Reg.-Rat
a Pberschulrai Dr. Fr. Cramer, der in dieser Eigenschaft nunmehr Vorstands-
\ 2
42
mitglied ist. Im Übrigen blieb die Zusammensetzung des Vorstan ds dieselbe
wie in dem vorhergehenden Geschäftsjahr.
Die Zahl der Mitglieder hat sich wiederum in erfreulicher Weise ver-
mehrt: es erfolgten 115 Neuaufnahmen, ihnen gegenüber stehen etwa 15 Todes-
fälle und 10 Austrittserklärungen, sodaß am Schlusse des Berichtsjahres ein
Bestand von 715 Mitgliedern vorhanden war. Die Zahl der lebenslänglichen
Mitglieder ist auf 30 gestiegen.
Abweichend von dem bisherigen Gebrauch wurde die Vereinstätigkeit
dieses Mal eröffnet mit einem Herbstausflug, der am 14. Oktober 1920 unter großer
Beteiligung — auch besonders seitens der Damen — nach Wolbeck gemacht
wurde. Weiterhin fanden dann 4 Vereinsabende statt. In der 1. Versammlung
am 23. Dezember 1920 sprach der Vereinsdirektor Msgr. Dr. Schwarz „Über
den Haushalt eines münsterischen Domherrn zu Rom im 16. Jahrhundert“; z
in der 2. Versammlung, die wegen anderer Inanspruchnahme des gewöhnlichen
Versammlungsraums in der Ratsschänke ausnahmsweise in der Städtischen
Fortbildungsschule abgehalten wurde, am 3. Februar 1921 berichtete Stadt-
archivar Dr. Schulte über das Stadtarchiv Münster; in der 3. Versammlung
am 3. März behandelte Rechnungsrat Eug. Müller „Die Stadt-Münsterische
Schaubühne im neuen Komödienhause (1775—1779)*; die 4. Sitzung am 19. Juni,
die gleichzeitig Generalversammlung war und die Rechnung für das Etatsjahr
1919/20 genehmigte, brachte einen Vortrag des Prof. Dr. Schwering: „Über
Levin Schücking*.
Daß der am 7. Juli naeh Nordkirchen unternommene Sommerausflug
zu allgemeiner Befriedigung verlief, beweist wohl allein schon die Tatsache,
daß bei Gelegenheit desselben 18 Teilnehmer die lebenslängliche Mitglied-
schaft erwarben.
In dem Berichsjahr ist von der Zeitschrift des Vereins der 78. Band er-
schienen, von der Vierteljahrschrift „Westfalen“ das 1. Heft des 11. Jahr-
ganges und außerdem ein Sonderheft: P. I. Meier, Konrad von Soest.
Münster i. W., den 1. Juni 1922.
Prof. Dr. Schmitz-Kallenberg,
Schriftführer.
B. Abteilung Paderborn.
Die Mitgliederzahl betrug am Ende d. J. 1920 einschließlich der Mit-
glieder der Sonderabteilung Brilon 655. Das Protektorat über unseren Verein
übernahm der Herr Oberpräsident von Westfalen Wirklicher Geheimer Ober- Ei
regierungsrat Dr. Wuermeling in Münster.
Im Winter 1919/20 wurden folgende Vorträge gehalten: Den rate Vor-
trag hielt am 27. Jan. 1920 Herr Realschuldirektor Reismann: Reisebericht
zweier Franzosen über Westfalen aus den Jahren 1797 und 1807. Zu einem
schönen und genußreichen Abend gestaltete sich am 1. März 1920 der Vor-
43
trag des Religionslehrers Hatzfeld über das Paderborner Volkslied. —
; Professor Dr. Fuchs SOREORE seine Vorträge über Paderborner Kirchen fort.
Am 15. Agril 1920 rel üb, ) die Ausgrabungen der letzten Jahre in
3 und am Dome, die si ‘h zu! sil bei anderen Anlässen (Bau der Küsterei,
means Dom, ı rung des Bodenbelags der Krypta) ergaben,
zum Teil .& im "Trissenschaftlichen Interesse vorgenommen
worde are 0 ai 1920 setzte er seine Ausführungen über das Chor
i N ine Ausstattungen fort. An die fesselnden und gut be-
Vorträge schloß sich jeweils an einem der folgenden Re eine ge-
ne Besichtigung an.
! Die Mitglieder des Vereins nahmen besonderon Anteil an der Tagung
des Westfälischen Heimatbundes, die am 12. und 13. Dezember 1920 in
“4 Paderborn stattfand. Bei dieser Gelegenheit hielt Professor Dr. Fuchs
| E ‘einen Lichtbildervortrag über Paderborn als Kunststätte, ein lehrreicher Gang
durch die Kunstgeschichte einer tausendjährigen Stadt. Am 17. Januar 1921
sprach derselbe Redner über die Gaukirche im Lichte der Kunstgeschichte.
An den Vortrag schloß sich eine Besichtigung. Am 10. Febr. 1921 zeichnete
© Professor Dr. Tenckhoff ein Lebensbild des Bischofs Meinwerk, des be-
- deutendsten der Paderborner Kirchenfürsten, des eigentlichen Gründers des
- Hochstiftes. Am 2. März 1921 behandelte Herr Realschuldirektor Reismann
die Bartholomäus-Kapelle. Durch neue Beweise suchte er seine bekannte.
‚ Ansicht über den karolingischen Baucharakter der- Bartholomäus-Kapelle zu
stützen, insbesondere verwertete er den Bericht Gobelin Persons über die
E} _ Bartholomäuskapelle, dem er den Vorzug gegenüber den Nachrichten der
"Vita Meinwerci gab. Die anschließende Diskussion war sehr lebhaft. Außer
dem Architekten Paul Rammeiser beteiligten sich besonders die Pro-
2 fessoren Dr. Fuchs und Dr. Tenckhoff an der Aussprache. Am 22. März
i 921 gab der Vereinsdirektor Dr. Linneborn ein Lebensbild des am
4 17. November 1421 verstorbenen Geschichtsschreibers Gobelin Pexson, um so
diesen um die Geschichte des Landes und der Stadt Paderborn hochverdienten
Mann gebührend zu ehren. Am gleichen Abende besprach Professor
Dr. Fuchs eine Reihe kultur- und kunstgeschichtlicher Einzelheiten aus der
‚Paderborner Geschichte.
- Am Ende des Jahres 1921 betrug die Mitgliederzahl einschließlich der
3 itgliederzahl der Sonderabteilung Brilon 670.
2 Die Sammlungen wurden erweitert, soweit es unsere beschränkten Mittel
‚zuließen. Im Sommer 1921 machten viele Vereinsmitglieder einen sehr lehr-
reichen Ausflug nach dem früheren Benediktinerkloster Gehrden und nach
F Rheder. Am 5. und 6. September 1921 tagte in Brackel die Hauptversammlung
des Paderborner Altertumsvereins. Den Beginn machte am 5. September eine
‚geschlossene geschäftliche Versammlung um 10 Uhr vormittags im Rathaus-
Saale. Der Vereinsdirektor Prof. Dr. Linneborn eröffnete sie mit kurzen
"üßungsworten, worauf die notwendig gewordene, Neuwah] des Vorstandes
£ Sie hatte folgendes einstimmiges Ergebnis;
44
Zum geschäftsführenden Vorstand wurden gewählt:
Direktor: Prof. Dr. Linneborn, ‘
Stellvertreter: Pfarrer Dr. Wurm in Neuhaus,
Archivare: Archivrat Stolte und Pfarrer Meier in Wewer,
Bibliothekare: Religionslehrer Schröder u. Oberpostsekretär Gembris,
Konservatoren des Museums: Prof. Dr. Fuchs und Archiyrat Stoite.
Referenten für Prähistorie: Stadtbaurat Michels und Regierungsbau-
meister a. D. Hesse,
Schriftführer: Dr. med. Th. A. Kersting und Prof. Dr. Grobbel,
Rendant: Kaufmann A. Wameling.
In den erweiteren Vorstand wurden gewählt: Schulrat Freusberg,
Regierungs- und Forstrat Hüffer, Bankdirektor Loer, Prof. Dr. Müller,
Prof. Richter, Prof. Dr. Feaux de Lacroix in Arnsberg, Präses
D. Dr. Leineweber in Brilon, Dechant Hüttemann in Büren, Pfarrer
Diek in Pömbsen, Pfarrer Wurm in Brakel, Pfarrer Schellhasse in
Benninghausen, Rektor Dr. Gröteken in Fredeburg, Prof. Kork in Warburg.
11/2 Uhr war öffentliche Versammlung im Westfälischen Hofe. Vereins-
direktor Prof. Dr. Linneborn gedachte der früheren Generalversammlungen
in Brakel von 1865 und 1880, dankte der Stadtverwaltung und der Bürger-
schaft Brakels für den herzlichen Empfang, begrüßte alle Mitglieder und
Gäste, besonders den Protektor Prinz von Ratibor und Corvey und den
Direktor des Münsterschen Vereins Msgr. Domkapitular Dr. Schwarz. Von
dem am Besuch verhinderten Oberpräsidenten Dr. Wuermeling war ein
Schreiben eingelaufen, ferner ein solches vom Landrat Freiherrn v. Droste
des Kreises Höxter und vom Freiherın von Dalwigk, der auf wichtiges
Urkundenmaterial aufmerksam machte. Im Namen der Stadt Brakel begrüßte
die Versammlung Justizrat Temming. Danach gab der Vereinsdirektor eine
Übersicht über den Stand des Vereins. Er erinnerte an die vielen Opfer, die
der Krieg aus der Mitgliederschaft gefordert hat und an die zahlreichen
wissenschaftlichen Mitarbeiter, die seit der letzten Generalversammluug von
1913 mit dem Tode abgegangen sind, so der frühere Vereinsdirektor Prof. 3
Kuhlmann, Landgerichtsrat Geh. Justizrat von Detten, Geh. Baurat Biermann, #
Akademieprof. Dr. Tenckhoff, Realschuldirektor Reismann, Oberrentmeister #
Voermanek, Kaufmann Gustav Ullner. Trotz der riesigen Geldentwertung
ist der Vereinsbeitrag nur von 6 auf 12 Mark erhöht. Auf die Dauer kann
der Verein mit seinem Einkommen seine Veröffentlichungen ‚auch nicht im '$
bescheidensten Maße aufrecht erhalten. Es besteht aber die Hoffnung, daß 'F
der Provinzial-Landtag von Westfalen den alten Geschichtsverein der Provinz
nicht untergehen lassen, daß die Mitglieder ihm treu bleiben und neue hinzu- '
gewinnen werden. Die historische Kommission stellt einen weiteren Band des
bis 1300 reichenden Urkundenbuches für das Bistum Paderborn in Aussicht.
Prof. Schumacher-Höxter, für den Kreis Warburg Prof. Dr. Gottlob in’
Münster. Redner bittet die Städte, Kirchen und Privaten, besonders die l:
adeligen Höfe, ihre Archive der Kommission mit Vertrauen zu öffnen, Es ist
TEE en Arte
45.
- streng Sorge getragen, Indiskretionen unmöglich zu machen. Die Altertums-
kommission hat den Atlas der früh- und vorgeschichtlichen Altertümer fertig-
2 eine Die Arbeiten wer Ds enbieklich bei den Steinkastengräbern
chen E Tofe, an dem rund 50 Personen nkon, Für die Darbietungen
n Küche und Keller herrschte einstimmiges Lob und Anerkennung. Der
“ Nachmittag war einem Rundgang durch Brakel gewidmet, wobei Pfarrer
_ Wurm aus Brakel den kundigen Führer abgab und die klare Darstellung
über die örtliche Entwickelung und namentlich die mittelalterlichen .Ver-
hältnisse des anheimelnden Städtchens einschließlich des Landes zu bieten
_ wußte. Die Teilnehmer begaben sich sodann zu einer im Kreis-Sparkassen-
saale veranstalteten kleinen, aber anziehenden Altertumsausstellung; auch
_ machte Pfarrer Wurm den sachverständigen Erklärer, besonders der schönsten
- und wertvollsten Stücke. Am Abend fanden sich die auswärtigen Gäste und
eine erhebliche Anzal Damen und Herren aus Brakel wieder ein im West-
fälischen Hofe, Der Wissenschaft wurde ihr Recht durch einen ansprechenden
- Vortrag von Pfarrer Wurm-Brakel über das Heiliggeist-Hospital in
‚ Brakel (1250 bis. 1650).
| Der zweite Hanptversammiungstag gehörte der Besichtigung geschichtlich
- bemerkenswerter Stätten in der Umgegend von Brakel. Zu Wagen und zu
Fuß ging es zunächst zu dem prächtigen Renaissancebau der Hinnenburg,
- wo die Burgherrin Frau Gräfin von Bocholtz-Asseburg den Teilnehmern eine
gastfreundliche Aufnahme darbot. Unter ihrer Führung und in Begleitung
des Pfarrers Wurm-Brakel durchwanderten- die Teilnehmer die prächtigen
Räume mit ihren wertvollen Sammlungen. Dann ging die Fahrt weiter zur
Abbenburg, dem sagenumwobenen Habichtshofe aus Dreizehnlinden, von wo
Graf von Westphalendie Teiinehmer im Kraftwagen nach Vörden ge-
leitete. Dort hatte Freiherr von Haxthausen im Gasthofe Kropp ein
| _ warmes Frühstück bereitgestellt. Hieran schloß sich unter Führung des
"Freiherrn eine Besichtigung der Kunstgegenstände des Hauses Vörden, ins-
Ä besondere der wertvollen alten Gemälde, und dann unter Führ ung des Kaplans
| ölker- Vörden ein Rundgang durch die Ortskirche, deren Hauptschmuck
| der kunstvolle Renaissance-Hoehaltar ist. Am Spätnachmittag folgte die
1 Besichtigung des alten Benediktinerklosters Marienmünster. Dechant Jacobi
empfing und begrüßte die Gesellschaft"und knüpfte daran einen Vortrag über
J die nahezu 800jährige Geschichte der Kirche. Danach versammelten sich die
‚ Teilnehmer im Saale des Klosterkruges, wo Pfarradministrator Dr. Gott-
# hardt-Pömbsen eine Lebensskizze”eines hervorragenden Mitgliedes der von
# Haxthausensshen Familie zeichnete, nämlich des hochangesehenen Werner
j Moritz Maria von Haxthausen, geb. 17. Juli 1780.
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46
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Der Vereinsdirektor dankte dem Vortragenden für seine Darlegungen ee:
warf dann einen Rückblick auf den Verlauf der Hauptversammlung. Er
dankte weiterhin allen, die zu dem ausgezeichneten Verlaufe der Versammlung
beigetragen hatten.
Der Direktor der Münsterschen Abteilung, Domkapitular Msgr. Dr. ae ä
der als Gast der Tagung beigewohnt hatte, betonte, daß er mit Freude Kir ;
gekommen sei und die allerbesten Eindrücke von der Versanmlung mit heim-
nehmen werde; seine früheren Beziehungen zu Paderborn seien durch diesen
Besuch aufs neue befestigt worden. Stadtbaurat Michels forderte am Schluß
in einer launigen plattdeutschen Ansprache die Mitglieder des Vereins zur
praktischen Betätigung der Heimatliebe, zur Pflege unserer heimischen,
plattdeutschen Sprache und der guten alten Sitten und Gebräuche auf.
Mit einem kurzen Schlußwort des Vereinsdirektors endete die in allen
Teilen glänzend verlaufene Hauptversammlung, die den Teilnehmern neben $
so manchen geistigen und Kunstgenüssen auch so viele herrliche Naturge- I
nüsse beschert hat. 1
Die Wintervorträge 1921 eröffnete Herr Prof. Dr. Fuchs mit seinem
Vortrage über die Busdorferkirche am 5. Dezember 1921. Die Ausführungen 7
gestalteten sich um so lehrreicher, als sie noch Auseinandersetzungen in den
Tagesblättern hervorriefen. Am 19. Dezember teilten sich Herr Oberlehrer }
Fr. Schröder und Herr Oberpostsekretär Gembris in den Abend. Ersterer 4
gab eine von schönen Kulturbildern belebte Schilderung des Vitus-Kultus I
in seinen Beziehungen zu dem Kloster Corvey, letzterer ehrte in pietätvollen B |
und fesselnden Ausführungen das Andenken des Marktkirchpfarrers Anton I
Fechteler (} 1. 11. 1821), des Begründers der Paderborner Freischule °
Wir sagen allen denen, die für unsern Verein gearbeitet und ihm ihr”
Wohlwollen zugewandt haben, herzlichen Dank; Prof. Dr. Norbert Peters24
schenkte uns auch in diesem Jahre die Zeitschrift Mannus. Wir danken”
dem Provinzialausschusse von Westfalen für die regelmäßige Zuwendung von
1000,— Mk., dem hochwürdigsten Herrn Bischofe von Paderborn, der Stadt
Paderborn und dem Herrn Fabrikanten Robert Rhode in Nottuln, der uns
100,— Mk. schenkte. |
Paderborn, den 1. Januar 1922.
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Dr. med. A. Th. Kersting,
"Schriftführer.
Die Briloner Abteilung zählt 70 Mitglieder. Das Publikationsorgan, F
die „Heimat“ konnte 1921 wegen technischer Schwierigkeiten nur in &
Nummern erscheiuen. Seit Januar 1922 wird die „Heimat“ in zwanglosei
Nummern herausgegeben. Die Vereinsmitglieder und sonstige Freunde de;
Heimatsgeschichte werden um literarische Beiträge. freundlichst gebeten. Di
Bibliothek wurde durch einige Neuanschaffungen vergrößert. Herr Pro pst
Hagemann Niedermarsberg hat seine heimatgeschichtlichen Vorträge auc
in diesem Jahre fortgesetzt.
Brilon, im Mai 1922. |
Dr. Leineweber.
47 |
Jahresbericht des Musikvereins zu Münster i. W.
über das Konzertjahr 1920/21.
(stattet vom Schriftführer des Vereins.
7 ei des ie Konzertjahres war der Einzug
neue Köbzerbperiode mit dem besonders festlichen 1. Versinekonzerte würdig
_ eingeleitet. Zu dieser Feier wurde die vom 1. Vorsitzenden, Professor Hase,
warmherzig und liebevoll verfaßte Festschrift herausgegeben, die die Ent-
wicklung des Vereins darstellt und eine wertvolle Gabe für die kommenden
Geschlechter bildet. Wie berechtigt die Klagen über den Platzmangel im
Rathaussaal waren, der vielen Freunden der hohen Musik den Besuch der
Konzerte unmöglich machte, erhellt aus der außerordentlich starken Nach-
frage nach Stammsitzkarten, die sofort einsetzte, sodaß gleich im ersten
Konzertjahre in der Stadthalle die Zahl der Mitglieder auf 1318 stieg. Um
der neuen Zeit gerecht zu werden, wurden die Satzungen des Musikvereins
in einer veränderten Fassung in der vorgeschriebenen Generalversammlung
neu genehmigt, wonach es außer den Ehrenmitgliedern nur eine Art Mitglieder
- gibt und die früheren Familienkarten usw. in Wegfall gekommen sind.
| Der Vorstand setzte sich zu Beginn des Jahres aus folgenden Herren zu-
sammen:
- Studienrat Professor Hase, Vorsitzender.
__ Geheimer Kriegsrat Dr. jur. Siemon, stellvertretender Vorsitzender.
Landesrat Fels, Schriftführer. * | s
Bankdirektor Dortants, Kassenführer.
Generaldirektor, Geh. Regierungsrat Sommer.
Schulrat Dr. Kraß.
Stadtrat Helmus.
Prälat, Universitätsprofessor Dr. Mausbach.
Justizrat Salzmann.
-- Landeshauptmann Diekmann.
Universitätsprofessor, Geh. Regierungsrat Dr. Spannagel.
Verlagsbuchhändler Dr. Ed. Hüffer, Materialienverwalter.
- Im Laufe des Jahres’ traten die nachstehenden Veränderungen ein:
| Am 25. September 1920 wurde als neues Vorstandsmitglied der vom
Chore gewählte Obmann, Herr Regierungsobersekretär Köster, eingeführt.
wurde in Anerkennung seiner großen Verdienste um den Verein am 22. März
‚1921 einstimmig zum Ehrenmitgliede des Vorstandes ernannt. An seiner Stelle
@ wurde am 1. April 1921 Herr Kaufmann Heinr. Sax gewählt und damit der
48
Münsterschen Liedertafel in Würdigung ihrer alten freundschaftlichen Be-
ziehungen zum Musikverein ein Sitz im Vorstande zuerkannt.
Der 1. Vorsitzende, Herr Professor Hase, sah sich infolge angegriffener
Gesundheit zum allgemeinen Bedauern leider zur Niederlegung seines Amtes
gezwungen.
Es ziemt sich, auch an dieser Stelle dem Genannten den herzlichsten
Dank für sein pflichttreues, selbstloses Wirken auszusprechen. Seit Beginn
des Krieges 1914 hat er unter Hintansetzung seiner persönlichen Interessen
während der schwierigsten Zeitverhältnisse die Geschäfte des 1. Vorsitzenden -
musterhaft geführt, und ihm ist es zu verdanken, wenn der Verein trotz der
Ungunst der Kriegsjahre seine Aufgaben, sowie es nur möglich war, erfüllt
hat. Auch durch die schon oben erwähnte Festschrift aus seiner Feder hat
er sich ein bleibendes Verdienst gesichert; sein Name wird leuchtend in der
Geschichte des Musikvereins hervortreten. “
An seiner Stelle wurde am 1. April 1921 Herr Geh. Kriegsrat Dr. jur.
Siemon zum 1. Vorsitzenden gewählt. Am 13. April 1921 erfolgte die Wahl
des Herrn Universitätsprofessors, Geh. Regierungsrat Dr. Spannagel zum
stellvertretenden Vorsitzenden.
Am 3. August 1921 wurde Herr Landesrat Fels durch tückische Krank-
heit in voller Manneskraft jäh dahingerafft. Der Vorstand beklagt tief den '
Tod dieses verdienstvollen Mannes, der dem Verein große Dienste erwiesen '
hat und durch sein sonniges Gemüt sich allgemeiner Beliebtheit erfreute. An
seinem Grabe würdigte der 1. Vorsitzende die Verdienste des Genannten und
widmete ihm einen letzten Scheidegruß des Vorstandes. |
Am 17. September 1921 wählte der Vorstand Herrn . ROBUSTEN i
sekretär Köster zum Schriftführer des Vereins. Ä
In der vorgesehenen Weise veranstaltete der Verein 8 Konzerte und 4
Kammermusikabende. Das Cäcilienfest fand am 20. und 22. November 1920
. statt und brachte am 1. Abend das Haydn’sche Oratorium „Die Jahreszeiten“ |
Der 2. Abend war der Instrumentalkunst gewidmet, und daher hatte der Chor #
leider nur eine kleine Aufgabe zu erfüllen (Schlußchor der Faustsymphonie
von Liszt). Dafür entschädigte aber die Aufführung des Oratoriums „Marien-
leben“ am 5. März 1921. Dieses schwierige, an Sänger und Sängerinnen
außerordentliche Anforderungen stellende neue Werk von Othegraven gab
dem Chore reichliche Gelegenheit zur Entfaltung seines musikalischen Könnens.
Die Opfer- und Sangesfreudigkeit, die der beträchtlich gewachsene Chor all-
zeit betätigt hat, auch an dieser Stelle dankbar anzuerkennen wollen wir nicht | |
verabsäumen. |
In der ordentlichen Hauptversammlung am 10. Juli 1921 wurde ein aus-
führlicher Bericht erstattet über die Tätigkeit des Vereins und seine geldlichen
Verhältnisse. Da die durch 2 Vorstandsmitglieder geprüfte Jahresrechnung!
keinen Anlaß zu Beanstandungen gegeben hatte, wurde dem Herrn Kassen-
führer Entlastung erteilt und der gebührende Dank für seine Mühewaltung’#
ausgesprochen. Die 3 satzungsgemäß aus dem Vorstande ausscheidenden
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49
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Mitglieder, die Herren Geh. Kriegsrat Dr. jur. Siemon, Landesrat Fels
und Kaufmann Sax wurden ‚durch Zuruf wiedergewählt. Zu Rechnungs-
prüfern für das neue 2 r wählte Versammlung aus ihrer Mitte die Herren
Magistratsassessor Petermanı nd Rentner Alb. Franke.
Die satzungsmäl Ir vers: ammlung fand unter Leitung des Obmanns
am 6. Mai 921: d Cäcilia -Chorfest wurde am 27. November ge-
Ef eiert ı I nahm
hnis der im Konzertwinter 1920/21 aufgeführten Tonwerke.
I. Ouvertüren.
Beethoven, op. 124, „Zur Weihe des Hauses“.
Beethoven, Egmont.
Wagner, Vorspiel zu „Lohengrin“.
v. Schillings, Vorspiel „Ingwelde‘ II. Act.
Weber, Freischätz.
Schre k er, Vorspiel zu einem Drama.
v. Reznicak, Lustspielouvertüre.
Brahms, Akademische Festouvertüre.
Pfitzner, Christelflein, (op. 20)
Pfitzuer, Palestrina-Vorspiele.
v.Schillings, Symphonischer Prolog „König Ödipus“.
Il. Symphonien.
Beethoven, III E dur (Eroica).
Volbach, II H moll (op. 33).
Liszt, Faustsymphonie.
Brahms, II D dur.
‘ Brückner, VIE dur.
III. Sonstige Orchesterwerke.
R. Strauß, Suite aus „Bürger als Edelmann“.
Pfitzner, mus zu Kleist’'s „Käthchen von Heilbronn“.
IV. Konzerte für Satrnmare.
BR er, iszt, 1. Klavier-Konzert, E dur.
} 3 für Fayler und Orchester: Beethoven, G dur.
m. Rachmaninow, 2. Konzert, C moll.
Violine und Orchester: Joachim, Konzert in ungarischer Weise.
Mozart, A dur.
Cello und Orchester: Dworak, Konzert.
Cello und Klavier: Klengel, Scherzo.
Dworak, Rondo.
Chopin, "Nocturne in E dur.
50
V. Kammermusik.
Beethoven, F moll, op. 95 |
Cherubini, E dur Klingler Quartett.
Schubert, G dur |
Bach, E dur |
Brahms, A dur, op 100 Sonaten Eee
Beethoven, A dur, op 47
Volbach, Quintett in D moll, op. 36
Wolf, Italienische Serenade
Beethoven, Cis moll-Quartett, op. 131
VI. Werke für Chor, Soli und Orchester.
Haydn, Jahreszeiten.
v. Othegraven, Marienleben.
Wagner, Szenen aus „Die Meistersinger von Nürnberg“.
Liszt, Faustsymphonie.
VI. Sologesänge mit Klavierbegleitung.
Benedetto Marcello: Quella fiamma.
Salvator Rosa: Star vicino.
Caldara: Come raggio.
Durante: Danza fanciulla.
Sehumann: Heiß mich nicht reden.
Geisternähe. - ,
Wer machte dich so krank?
Alte Laute.
Aufträge.
Brahms: Sind es Schmerzen.
Ruhe, Süßliebchen. aus dem
Muß es eine Trennung geben, Magelonen Zul I:
Wie froh und frisch,
Schoeck: Nachruf.
Mit einem gemalten Band.
Ravenna.
Das bescheidene Wünschlein.
Der Hufschmied.
VIII. Sologesänge mit Orchesterbegleitung.
Pfitzner: Herr Oluf, op. 12.
Klage,
Der Trompeter,
Solisten.
Sopran: Fräulein Ohlhof, Berlin.
Frau E. Bruhn, Essen.
Tenor: Karl Schröder, Köln.
Ruge, Sondershausen.
} op. 95. :
Professor Dr. Volbach.
ei
He
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Wendling Quartett und - Me |
51
Klavier: Paul 8toye, Münster.
4, E
. Kauer, Stuttgart.
1 Erdmann, Berlin.
x Fiedler, Essen.
Dr. Kavics, Durigo.
‚Feuermann, Köln.
: Frau Ilona, Durigo.
Ka: Kase, Leipzig.
Schörr, Köln.
Bergmann, Essen.
- Dr. Rolf Liegniez, Frankfurt.
Violine: Frl. Hedwig Faßbender, Zürich.
..8trub,.Köln.
Alex Roenai Essen.
Streichquartett: Klingler-Quartett.
Wendling-Quartett.
Orgel: Huesgen, Münster.
Gastdirigent: Profesor Hans Pfitzner.
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Jahresbericht
cd des Historisch. Vereins für die Grafschaft Räschahere
Vereinsjahr 1920/21.
Von Professor Dr. Tümpel.
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| in otzdem der Beitrag auf mindestens 5 Mark erhöht werdep mußte, in er-
freulichem Wachstum begriffen (er hat die Mitgliederzahl 1000 streicht) und
\ Enreitet auch in seiner Arbeit rüstig fort. Die Ravensberger Blätter konnten
3 gewohnter Weise erscheinen, ebenso ein Jahresbericht mit wissenschaft-
lichen Abhandlungen. Das Bielefelder Urkundenbuch geht seiner Vollendung
entgegen. Außer den üblichen Vorträgen wurde — zum ersten Mal seit dem
Krieg — auch wieder ein Ausflug unternommen. Zeitweise mußte sich der
E orsitzende Professor Tümpel seines Gesundheitszustandes wegen durch
vn Professor Schrader vertreten lassen, doch konnte er den Vorsitz ‚wieder über-
nehmen. Ä
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52
Jahresbericht
der Westfälischen Kommission für Volkskunde“
für das Jahr 1920/21.
Die Sammelarbeit ist in der bisherigen Weise fortgeführt worden. Be-
sondere Sammelreisen konnten der hohen Kosten wegen nicht gemacht werden:
Die Vortragsreisen des Geschäftsführers ermöglichten die persönliche Werbung
von Mitarbeitern in der Provinz und den Nachbargebieten (Oldenburg, Ems-
land). Sammelaufrufe in der Presse hatten wenig Erfolg. Größere Beiträge
lieferten Herr Lehrer Pagendarm, Grundsteinheim, Herr Studienrat
Dr. Pickert, Attendorn, (97 Lieder mit Noten) Frl. Lehrerin Specker,
Haltern, (aus dem Emslande) Herr Lehrer Östendorf, Sevelten (Oldenburg).
Die Sammlung der abgeschriebenen Lieder und Reime, die auch an den
Verband deutscher Vereine für Volkskunde, Freiburg i. Br. gingen, umfaßt
jetzt etwa 2600 Blatt. Außer Liedern und Reimen gingen Einsendungen ein
über Aberglauben, Sitte und Brauch, Sagen, Wetterregeln, Hausinschriften,
Sprichwörter — keine Märchen. Dieses Material ist bis jetzt nur zum Teil
abgeschrieben.
Die Kommission beschloß in ihrer Sitzung |
1. daß eine von einer Schülerin des Herrn Univ.-Prof. Geh. Reg.-Rat Dr. Jostes
geschriebene Arbeit über Herkunft der Märchen im Jahresbericht des
Westf. Provinzial-Vereins für Wissenschaft und Kunst veröffentlicht B
werden soll, wenn Mittel dazu zur Verfügung stehen. }
2. Vom Prov. Landtage sind Mittel erbeten, für den Druck der Dialektkarte.
3. An das Prov. Schulkollegium und die Regierungen der Provinz ist ein Ge-
such gerichtet, daß bei einer Neuherausgabe der Lehr- und Lesebücher
bezgl. des volkskundlichen Teiles der Westf. Kommission für Volkskunde
mitbestimmender Einfluß gewährt werden möge. Das Prov. Schul- °
kollegium, die Regierungen zu Münster und Arnsberg sagten in diesem
Sinne zu, | e|
4. Als neues Mitglied der Kommission wurde Herr Privatdozent Dr. ae
Münster gewählt.
Karl Wagenfeld.
Stand und Ziele -
der Westfälischen Mundartenforschung.
Westfalen kann sich rühmen durch seine besonderen Mundartenverhält- i
nisse schon von je das Interesse auch weiterer Kreise der Deutschen Philo-
logie auf sich gelenkt zu haben. Schrieb doch schon Jacob Grimm in einem
Briefe an den Münsterischen Philologen und Schulmann Köne 1842: „Ich habe
mir nicht verhehlt, daß die westfälische Sprache mir unter allen deutschen
Mundarten die wichtigste und reichhaltigste erscheint.“ Besonders ihr
„Reichtum“ ist auch von neueren Forschern mündlich und schriftlich oftmals
Brrn. 58
_ anerkannt worden. Mehrere Jahrhunderte haben sich bereits um die Hebung
der westfälischen Sprachschätze bemüht.!) Im 18. Jh. setzte mit dem langsamen
- Erwachen des Niederdeutschen in der Literatur — wenigstens bei geistig
| führenden Männern — bald auch Begeisterung für Beobachtung und Samm-
- lung des Dieaen gutschen Wortmaterials ein. 1755 widmete J. ©. Strodtmann
sein mit. ktologia Osnabrugensis“ eingeleitetes „Idioticon Osna-
ange“ g de Professor Schütze, nachdem er auf Anregung von
sser des „Idioticon Hamburgense“ lange vergeblich auf
Bes dioticon Wöstphalicum® gedacht und andere, „die der Sprache
die“ waren, zu begeistern versucht hatte. Kritischer ist Strodtmanns
| Nachfolger, Johan Gilges Rosemann, genannt Klöntrup, der Osnabrücker
- Advokat zu Werke gegangen. Sein in den Jahren 1782—1824 gesammeltes
- Wortmaterial hat er in zwei starken Foliobänden handschriftlich hinterlassen.
| Strodtmann wie Klöntrup sprechen beide in ihren Vorreden den gleichen Ge-
| danken aus, vornehmlich den Rechtsgelehrten Deutschlands die niederdeutsche
| westfälische Sprache wieder näher bringen und ihnen die unbekannten west-
1 fälischen Rechtsausdrücke erklären zu wollen. Beide berücksichtigen deshalb
| auch die Sprache der Osnabrücker Urkunden. So in Nordwestfalen. Im
1 Süden fand lange vor Woeste die Wörterbuchfrage einen «begeisterten Anwalt
1° in dem Schwelmer Konrektor Holthaus. Vom Sauerland aus plante er be-
“ reits durch Fragebogen ganz Westfalen zu umspanneu. Zur Durchführung
\ ‚dieses Vorhabens ist es nicht gekommen. Holthaus’ handschriftlicher Nachlaß
# hat ebenso wie die damals noch ungedruckte, auf Dortmund und Umgegend
beschränkte Idiotismensammlung von H. Köppen dem Iserlohner Woeste zu
# seinem sog. „Wörterbuch der Westfälischen Mundart“ als Quelle gedient.
Es ist ein märkisch-sauerländisches „Ldioticon*, von Woeste handschriftlich
_ hinterlassen, vom Verein für niederdeutache Som örschung: 1882 veröffent-
| I licht. Auch in anderen Teilen des westfälischen Sprachgebietes sind während
3 des 18. und 19. Jh. durch private Bemühung kleinere Wortsammlungen ent-
- standen, erwähnt sei da besonders die der lippischen Idiotismen des Lehrers
| 5 Echterling (1859). Planlosigkeit, die diese älteren Wörterbuchunternehmen
# von vornherein zu einem Mißerfolge verurteilen mußte, ist auch das Merkmal
der älteren rein dialektologischen Arbeiten. Von dialektgeographischer An-
_ schauung findet sich da kaum eine Spur. F. C. Honkamp bringt in seiner
- Darstellung „Die Vokale’der westfälisch-nd. Mundart“ (1848 ff.) nicht einmal
_ eine Ortsangabe. Ähnliche dialektgeographische ‚Unklarheit haftet an der
| i Darstellung der ravensbergischen Mundart von H. Jellinghaus (1877) und an
: ö E der Arbeit über die lippische von Emma Hoffmann (1887). Diese vermeiden
® _ noch das Herkunftsgebiet ihrer Paradigmen näher zu umschreiben. Dagegen
E ") Bereits seit längerem hat die Geschäftsstelle des Westfälischen Wörter-
1] buches (Münster, Erphostr. 12 unten) die Veröffentlichung eines ausführlichen
e) Berichtes über den” Stand der westfälischen Mundartenforschung geplant.
X Manche Hindernisse haben sie hinaus Leen,. Jetzt ermöglicht es die Be-
reitwilligkeit des Provinzialvereins auf diesen Blättern die Oeffentlichkeit —
_ wenn auch in sehr bescheidenem Umfange — über den Stand der westfälischen
zu unterrichten,
54
hatte bereits 1853 Woeste in seiner Darstellung der „Vokale der nieder-
deutschen Mundart in den Kreisen Iserlohn und Altena“ einige genauere —
wenn auch für die heutigen Zwecke unzureichende — dialoKie RB EEE
Andeutungen gegeben. j |
Im letzten Viertel des vorigen Jh. gewinnt wie anderswo auch in West
falen die besondere ortsmundartliche Betrachtungsweise an Boden Die
neuen Lokalgrammatik war es eigentümlich die lebende Ortsmundait üı im
allgemeinen grämmatischen Schema darzustellen, ohne über ein rein syste-
matisierendes Interesse sich zu erheben. Die Sprachgeschichte trat hinter
der Sprachbeschreibung zurück. Typisch für diese Richtung sind trotz der
Heranziehung älterer Sprachperioden die Arbeit von W. Schulze über die
märkische Mundart von Sölde b. Aplerbeck (1878), die von *!) J. Kaumanı
‚über die Mundart der Stadt Münster (1884) und. die das Mittelmaß bereits
weit überragende Arbeit über die Soester Mundart (1886) von F. Holthausen.
Auch noch im ersten Jahrzehnt des 20. Jhs und etwas später ist diese Me-
thode auch in Westfalen nicht überwunden, wie die Arbeit über die märkische
Mundart von Curl von * H. Beisenherz (1907), die von * Fr. Schwagmeyer
über die ravensbergische Mundart von Hiddenhausen und- die von Niblett
über die Mundart won Osnabrück (1913) beweist.
Die Begründung einer planmäßig auszubauenden Dialektgeographie
Westfalens konnte erst angebahnt werden, als die ortsgrammatische und
ortslexikalische Methode ihre Sauren hie Erweiterung und historische
Vertiefung in der dialektologischen Erforschung größerer, historisch mehr
oder weniger einheitlicher Landesteile gefunden hatte. Man fragt jetzt nach
dem Zusammenhange der dialektgeographischen Verhältnisse mit der politi-
schen und Kulturgeschichte des westfälischen Landesteiles. Der Mundarten-
forscher mußte vom Phonetiker zum Historiker werden. Auf dem Wege zu 4
dieser Entwicklung stehen folgende Arbeiten: die von * J. Arens über die 4
Mundart im Kreise Olpe (1908), die von * H. Vehslage über die Mundart des
Kreises Bersenbrück (1908), die — auf leider „unzulänglichem“ Material be- I
ruhende — Arbeit von * J. Brand über das Hochstift Paderborn (1914), die 7
von * Th. Baader über die Grafschaft Tecklenburg und das Fürstentum Ösna-
brück (1913), die von Wix über den Kreis Wiedenbrück (1913 und 1921),
die von Martin über das Fürstentum Waldeck (1917), die Arbeit von * Eggert
über die Kreise Beckum und Soest (} 1921), die von * Herdemann über das
Westmünsterland (} 1921), die von * Birkenhauer über die Kreise Meschede
und Brilon (f 1921), schließlich die Zusammenfassende Arbeit über die Dia--
lektgeographie Nordwestfalens von Th. Baader (f 1920, Münstersche Habili- ı
tationsschrift). Die vier letztgenannten Arbeiten sind bereits auf Grund eines
vom Berichterstatter ausgearbeiteten Fragebogens von 615 Punkten entstanden.
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Der Fragebogen ist zu dem Ziele geschaffen, eine planmäßige Aufnahme
16th ine anne
!) * bedeutet vor den folgenden Autorennamen: Münstersche Disser-
tation; 7 vor der Jahreszahl bedeutet: noch ungedruckt, Auf» Tr '
Titelangabe wird aus Raummangel verzichtet, 53
59
- Westfalens von Ort zu Ort zu ermöglichen And so eine einigermaßen end-
gültige, wissenschaftlich zuverlässige Darstellung der westfälischen Sprach-
| verhältnisse durch Grammatik,-Sprachatlas und Wörterbuch zu sichern.!)
Eine ae angelegte arbeit zum Wörterbuch steckt in den gleich-
der Be n Schule heri vorgegangenen Darstellungen der Standes-und
sind u. a. zu nennen: * Berger, Handwerkersprache
* Bröcher, Die Sprache des Schmiedehandwerks
1907); a Flachsbau und Garnspinnerei (1911); *
andwirtschaftliche Fachausdrücke (1914); * Ellbracht, Sprache
htziehers (f 1916); * Meier, Gewerksausdrücke des Schlachters (1915);
athert, Brot- und Kuchennamen (1915); * Herkenhoff, Sprache des Töpfers
wsä: (} 1920); * Beestermüller, Landwirtschaftliche Ausdrücke (Kreis Lingen, });
| * " Die Sprache Veghes (7 1920); * Jürgensmann, Die Sprache des
| westfälischen Urkundenbuches (f 1920). — Eine wortgeographische Arbeit
7 _ liegt vor in * Schmelzer, Unterschiede im süderl. und siegerl. Wortschatz (1907).
I Mit der Bearbeitung einer Reihe anderer Stoffe ist begonnen worden,
| über deren Ergebnis mag der nächstjährige Wörterbuchbericht sprechen.
b Die systematische Verzettelungsarbeit ist vom Berichterstatter zu Anfang
| 1921 aufgenommen und bis Anfang Oktober 1921 eine Anzahl von 13000
| Zetteln bearbeitet worden.?2) Durch Aufrufe in Zeitungen und Zeitschriften
Di wird von Zeit zu Zeit die breite Öffentlichkeit immer wieder von neuem zur
‚| freiwilligen Mitarbeit aufgefordert. Eine Schar von Mitarbeitern konnte im
Bi Berichtsjahre soweit organisiert werden, daß dem Unternehmen bereits heute
„| in allen wichtigen Landesteilen Westfalens Mitarbeiter zur Verfügung stehen.
u Möge dieser Bericht auch den Zweck erfüllen, das Interesse weiterer
| Kreise für das Wörterbuchunternehmen zu wecken, das besonders noch’ mit
Geldnöten zu kämpfen hat. Möge vor allem auch die Zahl der Mitarbeiter
wachsen, die die westfälische Mundart zu schätzen wissen. „Unsere
Be Drache ist unsere Geschichte“ sagt Jacob Grimm. Das sei das Leitwort
| unserer Arbeit.
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Privatdozent Dr. Th. Baader.
1) Dieser rägebi en ist 1922 in der Corvey-Nr. der Heimatblätter der
) Roten Erde veröffentli order. Es wird gebeten, Fragebogen beim Bericht-
erstatter (Münster i. W. Erphöstr. 12) anzufordern.
»M 2) Heute, Anfang Oktober 1922, liegen rund 37000 Verzettelungen vor.
durch die historische Koran in Münster unterstützt Be |
Dr. Hiß, Prof. Dr. Wackernagel und Archiviar Dr. v. Klocke Sn ®
den einleitenden Text zu schreiben.
S Das letzte Jahrbuch 1919/20 ist ein Doppelheft und enthält:
1. Zur Geschichte der Soester Goldschmiedekunst von Stadtrat De Schwa
‚ Danzig.
3. Ein Soester Bild aus hole Zeit von demselben.
4. Aus Soester Annotationen des 17. Jahrhunderts (Nachrichten zur Goscit
und Familiengesehichte von Soest und der Börde) von Archivar v. K
5. Münzstudien zur Entwicklungs- und rn Soests von Dr. B
und Willi Piezen-Soest.
Das in Kürze erscheinende Jahrbuch 1921 wird unter anderem 9 Jan
Arbeiten bringen: |
1. Die Soester Börde von Dr. ten Doornkant-Koolman.
2. Alte Inschriften von Soester Häusern von Dr. Schwartz.
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